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Schatten der Magie

von

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Prolog

Es war ein normaler Tag auf den Straßen von Entenhausen. Die Sonne schien. Die Entenhausener gingen ihren täglichen Geschäften nach und die Kinder gingen zur Schule oder in den Kindergarten. Nur ich und ein paar andere Kinder, die weniger Glück im Leben hatten, befanden uns auf den Straßen und versuchten zu überleben.

Viele Menschen können gar nicht verstehen, warum wir auf der Straße lebten. Tja dafür gab es verschiedene Gründe. Manch einer hat seine Eltern verloren, wieder andere sind freiwillig aus zerrütteten Verhältnissen weggelaufen. Aber alle hatten eins gemeinsam. Wir alle machten früher oder später Bekanntschaft mit den Behörden. Sprich: Waisenhäuser. Und für ein jeden von uns, die auf der Straße lebten, waren dies die schlimmsten Erinnerungen überhaupt.

Bei mir ist es der Fall, dass ich an Familie nur noch meine Tante hatte. Von ihr habe ich auch das einzige materielle Erbstück, welches ich besitze. Zwei Ringe, die ich jeweils um die Mittelfinger beider Hände trug. Sie waren Silber und hatten ineinander verschlungene Linien. Diese Ringe bedeuteten mir alles und waren für mich das wichtigste und außerdem das einzige besondere an meinem Erscheinungsbild. Im Allgemeinen sah ich wie eine ganz normale 15-jährige Ente aus. Auch meine Kleidung war nichts Besonderes. Nur ein schwarzes T-Shirt und schwarz-weiße Sneaker. Das einzig besondere an mir war wohl, dass ich zur Gattung der Pekingenten gehörte, die hier in Entenhausen nicht so häufig vorkamen wie die normalen Enten.

Aber Schluss mit dem. Sicher wollt ihr erfahren, was meine Geschichte ist und was ich mit der weltberühmten Familie Duck zu tun habe.

Tja das alles fing an, als ich meine beste Freundin kennenlernte.

Lena.

Begegnung

Lena und ich waren beide Straßenkinder. Unsere erste Begegnung spielte in einer kleinen Gasse ab. Wir hatten zufällig den gleichen Bäcker ausgesucht, um uns etwas zu Essen zu besorgen. Obwohl er sich an einem so ungünstigen Standort befand, war er sehr beliebt bei der einfachen Bevölkerung. Natürlich verirrte sich niemals jemand von der höheren Ebene der Stadt zu diesem einfachen Bäcker.

Wir lungerten beide in der Gasse zur Hintertür herum und warteten auf die beste Gelegenheit um zuzuschlagen. Es dauerte zwar einen Moment, aber schnell merkte ich, dass die Ente mit der rosa Strähne im Haar und ich das gleiche Ziel hatten. Ihr Kleidungsstil war dem meinem nicht unähnlich. Sie trug ein mintfarbenes Hemd, mit einem schwarz-grauen Pullover darüber, der ihr bestimmt ein oder zwei Nummern zu groß war. Abgerundet wurde das Outfit mit grün-weißen Sneakern. Zu ihrer rosa Strähne trug sie noch lilanen Lidschatten.

Tja, zusammen erreicht man manchmal mehr, oder?

,,Ich starte ne Ablenkung und du holst dir so viel du kannst?'', wandte ich mich nach langem Warten an sie. Denn irgendwann mussten wir erkennen, dass sich immer einer in der Backstube befand und sich die perfekte Gelegenheit einfach nicht ergab. Die einzige Antwort die ich bekam war ein leichtes Grinsen und ein Nicken.

Schnell begab ich mich zum Vordereingang und begann mit meiner Show. Mit Schwung warf ich mich durch die Tür, stürzte auf den Boden und begann mich zu schütteln und wie am Spieß zu schreien. Ich musste ja schließlich die gesamte Aufmerksamkeit auf mich ziehen.

Dies gelang mir auch sehr schnell. Kaum das ich durch die Tür gestürzt war, drehten sich die Kunden erschrocken zu mir um. Auch die beiden Frauen hinter dem Tresen erschraken schrecklich. Zwei Männer von der Kundschaft stürzten sofort zu mir, um zu sehen, was mit mir los war. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie zwei andere Männer aus der Backstube gestürzt kamen, als sie mein Geschrei hörten. Vermutlich die beiden Bäcker. Während der eine sich sofort mit einem beherzten Sprung über dem Tresen schwang und ebenfalls zu mir lief, stürzte der andere sofort zum Telefon, welches sich auf einem kleinen extra Tresen befand. Vermutlich wollte er einen Krankenwagen rufen.

Bestimmt fünf Minuten zog ich meine Show ab, während die drei Männer neben mir knieten und mir gut zu redeten. Ein bisschen tat es mir leid, diese netten Menschen so hinters Licht zu führen, aber irgendwie musste man eben an Essen kommen, wenn man auf der Straße lebte. Man musste eben überleben.

Der Moment, in dem ich von draußen ganz schwach eine Sirene hören konnte, war mein Zeichen, dass ich verschwinden musste. Schnell sprang ich auf, richtete mich an die versammelten Menschen und sagte nur noch: ,,Viele Dank für die Hilfe.'' Und während mich alle nur perplex ansahen, rannte ich aus der Tür. Am Ende der Straße sah ich schon den Krankenwagen, welcher auf das Geschäft zukam. Hoffentlich wurde dieser nirgends wo anders gebraucht. Das würde ich mir nie verzeihen.

Schnell bog ich in die Gasse ab, in der ich mich von Lena getrennt hatte und lief bis zu deren Ende. Da am anderen Ende der Gasse der Vordereingang war, konnte sie ja nur in diese Richtung gelaufen sein. Kaum war ich aus der Gasse raus, sah ich gegenüber einen Spielplatz. Das perfekte Versteck. Kaum war ich auf dem Spielplatz angekommen, sah ich auch ein raketenförmiges Gerüst mit Rutsche, aus deren Öffnung mir dezent eine Hand wank. Schnell rannte ich darauf zu, kletterte die Rutsche hoch und ging in Deckung. Lena erwartete mich schon mit einem Grinsen.

,,Ganz schön dick aufgetragen.'' meinte sie mit einem Grinsen im Gesicht, kaum dass wir uns sicher waren, dass wir keine Verfolger hatten. ,,Hey, schließlich musste ich die gesamte Aufmerksamkeit auf mich lenken'', gab ich ebenso grinsend zurück. ,,Und dann noch 'Vielen Dank für die Hilfe'?'', ergänzte sie, wobei sie leicht lachen musste. ,,Das war eigentlich nur als Signal für dich gedacht, damit du verschwindest'', lachte ich ebenfalls. ,,Naja, funktionier hat es ja. Hier'', meinte sie nur noch und gab mir eine Tüte mit Brötchen, Croissants und sogar etwas süßem Gebäck. ,,Gute Ausbeute. Wir sollten öfter zusammen arbeiten'', sagte ich zur ihr, während ich mir eins der Croissants aus der Tüte schnappte. ,,Ich bin übrigens Marcel'', ergänzte ich noch. ,,Wäre vielleicht nicht verkehrt. Lena.''

Zusammen verbrachten wir gut zwei Stunden auf diesem Spielplatz, während wir aßen und uns unterhielten. Am Ende waren wir so satt, dass wir nicht mal alles geschafft hatten. Wir nahmen die Tüte mit dem Rest und machten einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Wir mussten nicht lange suchen, da begegneten wir zwei kleinen Kindern, vielleicht zehn oder elf. Da wir selbst Straßenkinder waren, wussten wir eben, wo man anderen Straßenkindern begegnete. Erst sahen sie uns erschrocken an, aber als wir ihnen die Tüte mit dem restlichen Gebäck zu warfen, blickten sie uns erst verblüfft entgegen. Kaum das sie realisierten, was sie da in Händen hielten, sahen sie uns kurz dankbar an und liefen dann weg, um sich das erhaltene Esse zu teilen. Wir lächelten uns kurz an und setzten unseren Weg dann fort.

Irgendwann kamen wir zu einem alten aufgegeben Freilufttheater und setzten uns auf die Stufen. Hier unterhielten wir uns bis in die Abendstunden und verstanden uns sehr Gut. Sie erzählte wenig über ihre Vergangenheit, aber das tat kaum jemand, der auf der Straße aufgewachsen war.

Von diesem Tag an trafen wir uns öfter und zogen die verschiedensten Aktionen durch. Irgendwann als wir mal wieder zusammen im Freilufttheater saßen und uns unterhielten, fragte Lena mich ob ich auch schon gehört hätte, dass Oma Knack am nächsten Tag auf dem Schrottplatz ihren Geburtstag feierte und ob wir uns das nicht mal ansehen wollten. Ich stimmte ihr zu und so verabredeten wir uns für den nächsten Tag, dass wir uns gegen Abend auf dem Schrottplatz trafen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welche Auswirkungen diese Entscheidung für unsere Zukunft haben würde.

Das Knack-Geburtstagsdesaster Teil 1

Die Sonne verschwand immer wieder hinter den Gebäuden, als ich durch die Stadt zog. In etwa ein oder zwei Stunden wollten Lena und ich uns auf der Knack-Geburtstagsparty treffen. Ich war schon sehr gespannt darauf, wie der Abend verlaufen würde.

Als ich mich auf den Weg zum Schrottplatz machte, kam ich am Meer vorbei. In einer gewissen Entfernung konnte man ein kleines Ruderboot erkennen, welches stetig den Abstand zum Strand vergrößerte. Es scheinen drei Personen an Bord zu sein. Ob es so eine gute Idee war, in der Dämmerung noch raus zu fahren? Schließlich konnte man so leicht die Orientierung verlieren. Naja, so was musste jeder für sich selbst entscheiden.

Es war schon dunkel und die Party im Gange, als ich auf dem Schrottplatz ankam. Ich glaube, so viele Panzerknacker auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen. Man sah die Original-Knacker und das in der Ecke waren die berüchtigten Grusel-Knacker. Und das waren nur wenige die ich erkannte. Ich suchte mir einen Beobachtungsplatz auf einem der Schrottberge und wartete auf Lena.

Gerade als ich sie endlich entdeckte, bemerkte ich, dass sie nicht alleine hier war. Sie war in Begleitung eines etwas jüngeren Mädchens in einem pinken Hemd, darüber ein blauer, ärmelloser Pullover und einem lila Rock dazu. Dazu hatte die kleine noch eine Pinke Schleife auf der rechten Seite ihres Kopfes. Wer war das?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Oma Knack ihren Wohnwagen verließ und lautstark ihre Enkel begrüßte. Ihr lautstark gerufenes ,,Meine Jungs!!'' wurde von den versammelten Panzerknacker mit lautem Jubel beantwortet. ,,Seht euch nur um. Uns gehört die Zukunft von Entenhausen. Es wärmt mein kaltes Hundeherz zu sehen, dass ihr euch alle hier versammelt habt. Als Familie. Die Original-Knacker, die Yankee-Knacker, die Déjà-vu-Knacker, die gemeinen Gossen-Knacker, die feinen Society-Knacker, die Longboard-Knacker, die Grusel-Knacker und die nerdigen Loser-Knacker. Was habt ihr alle gemeinsam? Ihr liebt eure Oma!'' Ihre Ansprache wurde vom Jubel der Panzerknackerfamilie unterstützt.

Nachdem Oma Knack ihre Ansprache beendet hatte, begannen alle Panzerknacker zusammen ein Geburtstagsständchen zu singen.

Da ich Lena und dieses andere Mädchen die ganze Zeit im Auge behalten hatte, konnte ich beobachten wie die Kleine Lena erst am Kragen packte und ihr dann etwas sagte. Anschließend griff sie nach ihrem Arm und zog Lena hinter sich her, wohl in der Absicht die Party so schnell wie möglich zu verlassen. Aber leider sah sie nicht nach vorne und lief direkt in einen der Original-Knacker. Ich konnte sehen, wie er ich umdrehte und irgendetwas zu ihr sagte, was ich auf die Entfernung aber nicht verstehen konnte. Aber Lenas skeptischen Blick nach zu urteilen, war es wohl nichts Gutes. Der Original-Knacker griff sich sofort die Kleine, wobei sie fast in seiner riesigen Pranke verschwand. Sofort kam der Kleine von den Original-Knackern, Karlchen hieß der glaube ich, und sagte irgendwas zu seinem Bruder. Dies wurde aber gleich von Oma Knacks Ausruf überschattet. ,,Das ist die Göre, die mich verknackt hat. Bringt sie sofort her!''

Die kleine hatte Oma Knack verknackt? Scheint taffer zu sein als sie aussieht. Aber das brachte natürlich in dieser Situation enorme Schwierigkeiten mit sich. Sofort wurde sie von dem Panzerknacker, der die Kleine immer noch festhielt, zu Oma Knack gebracht. Lena reagiert daraufhin schnell und tauchte mit der Geburtstagstorte, welche aus drei Schichten bestand und regelrecht in Zuckerguss getränkt war, hinter Oma Knack auf. Durch ein leichtes Tippen auf die Schulter, gewann sie Oma Knacks Aufmerksamkeit und klatschte ihr die Torte mit voller Wucht ins Gesicht, kaum dass sie sich umgedreht hatte. Mit einem Lachend rief sie ihrer neuen Freundin zu dass sie laufen sollte, wobei ich auch endlich ihren Namen erfuhr. Nikki also.

Lena sprang von der Bühne herunter, direkt auf den Kopf des Panzerknackers, welcher Nikki in seiner Gewalt hatte. Vor Schreck lies dieser sie los, was sie gleich nutzte und Lena hinterher hechtete, die schon ein paar Meter weiter war. Kaum das Oma Knack sich den Kuchen aus dem Gesicht gekratzt hatte, gab sie nur noch den Befehl, ,,Schnappt sie euch!'' Und schon waren ihnen alle Panzerknacker auf den Fersen.

Dies war auch für mich das Zeichen, ihnen zu folgen. Irgendwie musste ich ihnen helfen. Mit einem kurzen Pfiff machte ich mich Lena gegenüber bemerkbar und gab ihr so auch unbemerkt von den Panzerknacker ein Zeichen. Wir hatten schon so viele Dinger zusammen gedreht, dass wir irgendwann gelernt hatten uns nur mit ein oder zwei Pfiffen abzusprechen. Sofort rannte ich auch los ins Industrieviertel. Bei einem kleinen Lagerhaus, welches gar nicht so weit von dem Spielplatz entfernt war, auf dem wir unsere erste gemeinsame Beute vertilgt hatten, hielt ich an und stieg die Treppen aufs Dach hinauf. Ich begab mich an den Rand des Daches, wo eine rostige alte Feuerleiter angebracht war, die in einer schmalen kleinen Gasse endete. Unten konnte ich schon Lena und Nikki sehen, welche vom ganzen Laufen aus der Puste waren.

Kaum das ich Lena ein Zeichen geben wollte, schoss ein Müllwagen um die Ecke. Am Steuer die Original-Knacker. Selbst hier oben konnte ich das entsetzte, ,,Wir sind geliefert!'', von den beiden hören, als der Müllwagen auch schon wieder in Fahrt kam und sie die kleine Gasse entlang jagte. Zu unserem Glück war der Müllwagen zu breit für die Gasse und blieb auf halbem Wege stecken und versperrte für die Panzerknacker auch die Türen. Leider wurde den Mädchen dadurch auch der Fluchtweg abgeschnitten. Während die Panzerknacker den Müllwagen zurück setzten um aussteigen zu können, rannte ich die Feuerleiter herunter. Kaum das ich auf der untersten Plattform ankam, streckte Lena ihre Arme nach oben. Schließlich war ich nicht gerade leise die Treppe herunter gerannt, und sie wusste ja, dass ich hier auf sie warten wollte. Ich hörte noch, wie sie zu Nikki sagte, dass sie ebenfalls die Arme ausstrecken sollte, da ergriff ich schon Lenas Hand und zog sie zu mir auf die Plattform herauf. Keine Sekunde später, als sie sicher neben mir stand, griff ich noch mal ach unten und machte das gleiche mit Nikki. Ihren überraschten Blick beantwortete ich nur mit einem ,,Keine Fragen. Lasst uns erstmal verschwinden.'' Daraufhin rannten wir zu dritt die Feuerleiter wieder nach oben aufs Dach.

Oben angekommen verschnauften wir erstmal. Da die Feuerleiter immer noch hochgezogen war, würden die Panzerknacker es wohl schwer haben uns zu folgen. ,,Danke für die Rettung'', wandte sich Lena an mich, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war. ,,Irgendwas musste ich ja tun nach eurer Aktion auf dem Schrottplatz.'' gab ich nur mit einem Grinsen zurück. Ebenfalls Grinsend boxte sie mir daraufhin in die Schulter. An Nikki gewandt, erklärte sie: ,,Das ist Marcel. Mein bester Freund. Wir wollten uns eigentlich auf der Party treffen.'' ,,Hey ich bin Nikki. Ich danke ebenfalls für die Rettung'', strahlte sie mich gleich an. Also Energie hatte die Kleine. ,,Hab ich schon mitbekommen'', grinste ich nach ihrer Vorstellung.

Zusammen setzten wir uns auf eine der Klimaanlagen, welche überall auf den Dächern verteilt waren. ,,Was hat Oma Knack eigentlich gegen dich?'', wandte sich Lena mit der Frage an Nikki die mich auch am meisten interessierte. ,,Och, gar nichts. Sie wollte mich kidnappen, also hab ich sie in einer improvisierten Ballgrubenfalle gefangen.'' Also so eine Aussage hörte man auch nicht alle Tage. ,,Ok, wohin jetzt?'', erkundigte ich mich bei den Mädchen. ,,Da ist mein Haus. Wenn wir es bis dorthin schaffen, sind wir sicher'', sagte Nikki und zeigte dabei auf die Ducksche Villa. Darauf war nicht nur ich verblüfft. ,,Wow. Du kämpfst gegen fiese Gangsterbosse und wohnst in ner krassen Villa? Du bist was besonders oder Nikki?'' meinte Lena auf diese Enthüllung hin. Ich konnte ihr nur zustimmen.

Plötzlich hörten wir von weiter weg ein schabendes Geräusch. Als wir uns in diese Richtung drehten, konnten wir die Longboard-Knacker sehen, welche auf einem anderen Dach auf uns zukamen. Zum Glück war zwischen unserem Lagerhaus und ihrem bestimmt sechs Meter Platz, wodurch sie uns niemals erreichen konnten. Kaum das sie auf der anderen Seite stehen blieben, setzten sie sich in Pose und riefen uns laut ihren Namen entgegen. War das deren ernst? Nicht nur ich dachte so. Mit viel Sarkasmus in der Stimme rief Lena ihnen entgegen ,,Wow, ihr Jungs seid ja so extrem.'' Ich setzte noch gleich einen drauf und ergänzte ,,Was wollt ihr machen? Mit euren Bords hier rüber hüpfen?''

Da es als Spott gedacht war, rechneten wir niemals damit, dass sie plötzlich Anlauf nahmen und mit voller Geschwindigkeit auf den Abgrund zu fuhren. Kaum am Rande angekommen, sprangen sie ab und rissen ihre Arme auseinander, wodurch Gleitschirme enthüllt wurden, ähnlich wie bei Flughörnchen. ,,Vielleicht sollten wir sie nicht weiter reizen'', meinte Nikki, während die Longboard-Knacker auf uns zu geflogen kamen. Lena kam auf die glorreiche Idee, mit einem Tritt die Klimaanlage zu aktivieren. Dadurch entsandt ein Luftstrom nach oben, der die Longboard-Knacker erfasste und weit in den Himmel hinweg fegte.

Kaum dass wir diese Gefahr überwunden hatten, kamen auf der anderen Seite des Daches die Hände des ersten Panzerknackers zum Vorschein, die es wohl doch irgendwie geschafft hatten, die Feuerleiter zu erklimmen. Schnell öffnete ich eines der Dachfenster, welche sich auf unserem Dach befanden, und rief die Mädchen zu mir. Schnell kletterten wir alle drei durch und schlossen das Fenster wieder hinter uns. An einer langen Kette ließen wir uns dann in die verlassene Lagerhalle hinunter. Dort erwartete uns auch schon die nächste Bande dieser Vollidioten. Die waren ja echt überall. Zum Glück bemerkten die drei uns nicht. Beim näher hinsehen, entpuppte sich diese Gruppe als die nerdigen Loser-Knacker. Das waren wenigsten die dümmsten von allen. Während wir uns hinter einem Pfeiler in Deckung brachten, waren die drei auf ein kleines Funkgerät fixiert, aus dem man schwach die Stimme von Oma Knack hören konnte. ,,Hier spricht Oma Knack mit einem ganz besonderem Geburtstagswunsch. Holt mir die Gören bevor sie die Duck Villa erreichen. Das wäre das schönste Geschenk für eure Oma.'' Wow. Oma Knack zog wirklich alle Register um uns zu erwischen. Naja um die Mädchen zu erwischen. Von mir wusste sie schließlich noch nichts.

Während die Loser auf ihren ersten Erfolg hofften, berieten wir unser weiteres Vorgehen. ,,Sie blockieren den Ausgang. Plan A, wir suchen uns einfach einen anderen Ausgang.'', meinte Nikki, während sie die Loser beobachtete. Sie hatte kaum die Gelegenheit sich umzusehen das schaltete sich Lena ein. ,,Plan B, wer braucht einen Plan.'' und ging schnurgerade auf die Loser zu, während Nikki noch versuchte sie aufzuhalten. Ok sie hatte bestimmt eine Idee.

Lena ging offen auf die Loser zu und fing gleich mit einer Show an. ,,Ollah Ednuerf. Wie nöhcs euch in diesem Suahregal anzutreffen.'' Ah Rückwärts sprechen. Um das zu bemerken waren die Panzerknacker viel zu dumm. Man konnte den dreien sofort die Verwirrung ansehen. Einer der drei. Ein schlaksiger mit langen blonden Haaren, die seine Augen verdeckten, teilte mit seinen Finger seine Haare wie einen Vorhang und sah sie aus mädchenhaften Augen an. Das merkwürdigste an ihm war die Flasche, die an einem seiner Finger hing. ,,Ähm, wer bist du denn?'', wandte sich eben dieser merkwürdige Kerl an Lena. Sie fiel natürlich nicht aus ihrer Rolle. ,,Wer wir sind? Wir sind die Vogel-Knacker. Omas adoptierte Enkelkinder von der anderen Seite des Teichs.'' Na ob die uns das abkaufen. Ich meine irgendwo musste schließlich jede Blödheit ein Ende haben. Die drei waren auch sofort misstrauisch. ,,Hat Oma euch je von einem Teich erzählt?'', wandte sich der große korpulente an seine Brüder. Der kleine, der fast in seinem Pullover zu verschwinden drohte, meinte nur. ,, Ich glaube nicht, dass sie schwimmen kann.'' Der schlaksige ergänzte noch dazu: ,, Ich glaube nicht einmal, dass sie duscht. Da ist doch was faul.''

Also auf diese Information hätte ich gerne verzichten können. Lena, die merkte, dass die drei wohl doch nicht so blöd waren wie sie dachte, versuchte ihrer Geschichte mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. ,,Wir kommen aus einem fernen Land und sprechen eine egitsul Ehcarps.'' Ihre Versuche schienen die drei nicht zu überzeugen, sodass sie auf Lena zu kamen und ihr nichts weiter blieb als langsam rückwärts zu gehen.

Bevor alles eskalierte, verließ ich ebenfalls mein Versteck und stieg in die Show ein. Schließlich blieb uns nichts anderes übrig. ,,Anel, da bist du ja. Wir haben dich schon gesucht. Entschuldigt meine retsewchs. Sie ist ein bisschen, äh, mütsegnu'', wandte ich mich gleich an sie. Verwirrt über mein Erscheinen blieben die Panzerknacker stehen. Das nutzte Nikki um sich uns anzuschließen. ,,Anel Schwesterchen, da bist du ja.'' Kaum hatte sie dies ausgesprochen, wandte sie sich auch schon an die Loser. ,,Oh Danke Ednuerf. Meine Geschwister und ich werden unserer lieben Oma Knack ganz sicher von eurer gnädigen Gastfreundschaft berichten, die wir reih nerhafre nebah. Das ist Anel und ich bin äh Ikkin'', stellte sie sich und Lena vor und sah dann hilfesuchend zu mir. ,,Mein Name ist Lecram'', schloss ich mich gleich mit einer leichten Verbeugung an. Sofort verschwand der misstrauische Blick aus den Augen der Panzerknacher. ,,Sie redet merkwürdig. Ich traue ihr'', meinte der große bullige von ihnen. Der Blondschopf schloss sich ihm an. ,,Naja, sie gehören zur Familie. Warum sollten sie lügen?''

Zum Glück waren die drei solche Hohlbirnen. Die anderen Panzerknacker hätten uns dieses Schmierentheater wohl eher nicht abgekauft. Auch die Mädchen schienen erleichtert zu sein. Nikki spielte ihre Rolle auf jeden Fall gleich weiter. ,,Rabrednuw. Tja es war toll euch kennen zu lernen.'' Dabei zog sie uns beide etwas am Ärmel, als Zeichen ihr zu folgen. Wir umrundeten die Panzerknacker sodass wir den Ausgang im Rücken hatten. Lena beugte sich noch zum großen und nahm ihm, mit den Worten: ,, Ich emhen das'', das Funkgerät ab. Der Loser war zu verwirrt um mehr als ein einfaches Naja heraus zu bringen. Langsam gingen wir rückwärts in Richtung Ausgang, wobei ich noch auf Lenas Aktion ergänzte. ,,Als Andenken an unser überaus glückliches Zusammentreffen.'' Anschließend vollzog Nikki noch eine tiefe Verbeugung mit den Worten. ,,Riw nessüm sol.'' Daraufhin machte Lena eine Pirouette mit einer leicht ausfallenden Verbeugung, während ich mich mit einer schlichten Verbeugung Nikki anschloss. Auf unsere mehr als nur merkwürdige Verabschiedung, vollzogen die Loser ein paar komische Verrenkungen, wohl im Versuch es uns gleich zu tun. Und mit einem freundlichen ,,Tschüssi.'' von Nikki schlugen wir die Türen zu und rannten los.

Das Knack-Geburtstagsdesaster Teil 2

Wie es der Zufall so will, brachte unser Weg uns zu Lenas und meinem Spielplatz. Dort lachten wir uns kaputt und drehten eine Runde mit dem Kreisel. ,,Du hast die Komiker echt veralbert“, meinte Lena lachend zu Nikki. ,,Und wir haben das Funkgerät. Also können wir sie verfolgen',' ergänzte sie noch. ,,Wieso kannst du eigentlich so gut rückwärts sprechen?'', wandte ich mich grinsend an Nikki. ,,Ich wohne schon ewig in einer langweiligen großen Villa. Da kommt man auf allerhand Ideen, wenn man niemand zum Spielen hat. Versteht ihr?'', antwortete sie. Ja das konnten wir wohl beide gut verstehen. Auf jeden Fall das allein sein.

Während wir weiter zur alten Raketenrutsche gingen, erwiderte Lena: ,,Mit meiner Intelligenz, Marcels Einfallsreichtum und deiner seltsam spezifischen super Intelligenz könnten wir die Stadt beherrschen.'' Darauf musste ich grinsen. Denn wo sie Recht hatte, da hatte sie Recht. ,,tskned ud hcua, Ikkin?'' ,,Ja das denke ich auch liebe Anel“, war Nikkis schlichte Antwort.

Während wir uns weiter unterhielten und Spaß hatten, wechselten wir von einem Spielgerät zum nächsten. Wir waren gerade bei der Reifenschaukel, als Nikki erwähnte: ,,Wartet, bis die Jungs meinen neuen Namen hören.'' ,,Meinst du die Streber, die dich am Strand haben sitzen lassen?'', fragte Lena skeptisch. ,,Jay, die klingen spaßig'', schloss ich mich ihrem Sarkasmus an. Währenddessen gingen wir weiter zur Kletterstange. Lena kletterte hoch und lief über die Sprossen und Nikki hangelte sich unten entlang. Ich lief am Boden neben ihnen her. ,,Oh, nein nein nein. Es gab nur drei Plätze im Boot. Also habe ich sie fahren lassen. Ist alles Cool. Ist eine Familiensache.'' versuchte sie diese Jungs zu verteidigen. ,,Familie? Hä? Ist nicht so wirklich mein Ding“, erwiderte Lena daraufhin. „Meins auch nicht wirklich'', schloss ich mich ihr an. ,,Aber Familie ist doch das Beste. Man erlebt zusammen tolle Abenteuer, reißt Insiderwitze.'' versuchte sie uns zu überzeugen und lachte etwas. ,,Da gab es zum Beispiel diesen Spitznamen. Weil sie segeln waren und Track sie falsch geführt hat. Und deswegen nennen sie ihn Käpten verschollen'', erzählte sie weiter. Auf diese Geschichte sahen wir sie beide synchron erst mal skeptisch an. Sofort hörte sie auf zu lachen und erwiderte niedergeschlagen: ,,Ja ich kapiere es auch nicht.''

Als wir uns zur Wippe begaben, die Mädchen jeweils auf eine Seite und ich in der Mitte auf dem Brett balancierend, erzählte Nikki weiter. ,,Manchmal ist es so, als hätten sie ihre eigene Geheimsprache. Es ist nur...... Ich weiß auch nicht. Sie haben so viel zusammen erlebt.'' Sie sah dabei sehr traurig aus. ,,Jetzt haben wir auch was erlebt'', meinte Lena mit einem Lächeln, woraufhin ich sie ebenfalls angrinste. Sofort war ihre übliche Freude zurück, während wir uns auf der Wippe auf und ab bewegten.

Plötzlich hörten wir aus einem Gebüsch hinter Nikki ein Rascheln. Reflexartig sprang Nikki von der Wippe und begab sich in Kampfstellung. Wir, die wir dadurch in den Dreck flogen, rappelten uns schnell auf und stellten uns ebenfalls in Kampfstellung jeweils rechts und links neben sie. Aus dem Gebüsch sprangen drei Enten vielleicht in Nikkis Alter. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit, nur dass sie in verschiedenen Farben gekleidet waren. Der eine trug einen grünen Hoodie, der zweite ein rotes Hemd und einen Rucksack auf dem Rücken, der dritte nur ein schlichtes blaues T-Shirt. Ohne zu zögern stürzte sich Lena auf den im grünen Hoodie und wollte ihm gerade eine verpassen, als Nikki panisch rief: ,,Lena nicht! Das sind die Jungs von denen ich erzählt habe.'' Lena erwiderte darauf nur ein simples ,,Oh'' und lies den Jungen in Grün in den Dreck fallen. Sofort krabbelte er völlig traumatisiert zu seinen Brüdern und klammerte sich an die Beine des roten. Da hatte wohl jemand nicht so viel Mut. Währenddessen stellte Nikki uns die drei vor. ,,Lena, Marcel. Das sind Tick, Trick und Track.'' Während der Rote, Tick glaube ich, weiter Track tröstete, wandte sich der blaue Trick an Nikki. ,,Nikki, wir haben dich überall gesucht.''

Bevor Nikki darauf reagieren konnte, schaltete sich Lena ein. ,,Süß. Mit den ähnlichen Namen und der farbkodierten Kleidung. Ist das euer Ding? Ihr seid alle genau gleich, oder was?'' Ich konnte sehr gut ihren gehässigen Tonfall hören und musste darauf nur grinsen. Die Jungs hingegen wollten sich wohl verteidigen und antworteten völlig synchron. ,,Ha niemals. Wir sind alle einzigartig.'' Nachdem ein verwirrter Blick unter ihn getauscht wurde versuchten sie es gleich nochmal und sagten wieder synchron. ,, Ok das passiert eigentlich nie. Das ist wirklich seltsam. Na schön, hört auf zu reden. Rettungshubschraubernotplatzaufseherin. Ernsthaft?'' am Ende gipfelte es in einem Synchronen aufstöhnen, worauf Lena und ich die drei nur noch skeptisch ansahen.

Nachdem die drei sich beruhigt hatten, versuchten sie es erneut. Diesmal fing der Rote an. Das war glaube ich Tick. Zum Glück kann ich mir Namen leicht merken. ,,Ehrlich Nikki, wo hast du gesteckt? Wir waren ganz verrückt vor Sorge.'' Als Nikki versuchte sich zu rechtfertigen unterbrach Lena sie sofort. ,,Na klar doch. Ihr wart so in Sorge, dass ihr sie zurückgelassen habt und vier Stunden nicht aufgetaucht seid.'' Sofort versuchte Tick sich zu erklären. ,,Wir haben uns verfahren.'' Daraufhin meinte Trick nur mit tierischer Freude in der Stimme. ,,Dank des alten Käpten Verschollen.'' und deutete dabei auf Track. ,,Wieso schiebt ihr es eigentlich immer wieder auf mich? Das war nicht meine Schuld,'', erwiderte dieser sauer. Als Trick dann immer wieder diesen Spitznamen sang, stürzte sich Track auf ihn. Kaum das die beiden auf dem Boden lagen, mischte sich auch Tick ein und versuchte die beiden zu trennen. ,,Ja, sie wirken wie ein eingeschworenes Team'', meinte ich nur mit einem Kopfschütteln. Nikki versuchte gleich den Streit zu schlichten. ,,Alles gut Jungs. Wir haben bloß ein kleines Abenteuer erlebt.''

Plötzlich hörten wir ein durchdringendes und gruseliges Pfeifen. Passend dazu fing der Wind an zu heulen und die Straßenlaternen flackerten. ,,Was war das?'', kam es erschrocken von Tick. Sofort war der lächerliche Streit vergessen. Lena bedeutete ihnen schnell leise zu sein und gemeinsam liefen wir zur Raketenrutsche und kletterten hinein. Währenddessen hörten wir immer wieder ein leichtes pfeifen. Nachdem wir uns alle sechs dorthin zurückgezogen hatten, hörten wir Oma Knacks Stimme aus dem Funkgerät. ,,Oma an Grusel-Knacker. Die Bälger wurden in eurem Revier gesichtet. Es soll ihnen leid tun, dass sie auf meiner Party waren.'' ,,Grusel-Knacker? Die klingen ja so was von niedlich'', kam es voller Freude von Tick. Von draußen hörten wir dann nur noch ein verrücktes Lachen, welches über den gesamten Spielplatz hallte.

Als wir vorsichtig über das Geländer nach draußen schauten, sahen wir drei schattenhafte Gestalten über den Zaun kommen. Zwei von ihnen sprangen mit einem beherztem Sprung und der dritte war so riesig und hatte so lange Beine, dass er einfach über den Zaum stieg.

Beim näheren Hinsehen konnten wir sie besser erkennen. Es waren eindeutig die Grusel-Knacker, welche ich schon auf Oma Knacks Geburtstagsfeier sehen konnte. Der eine war in einen schwarzen Ganzkörperanzug gekleidet und ging auf allen Vieren. Sonst hatte er nur noch ein Büschel Haare in einem schmutzigen Grün auf dem Kopf. Er schnüffelte auf dem Boden herum. Wollte der etwa unsere Fährte aufnehmen? Der zweite, welchen ich erst als Riesen erkannt hatte, war in Wirklichkeit wohl sehr klein. Er erschien nur so groß, da er auf Stelzen ging, die bestimmt zwei Meter lang waren. Auch an den Händen trug er eine Art Stelzen mit klauenartigen Enden, die bis auf den Boden reichten. Dazu trug er eine rote Clownsjacke und eine Clownshose, die in dunkel- und hellblau gestreift war. Abgerundet wurde das mehr als nur verrückte Outfit durch einen Zylinder in dem gleichen schmutzigen Grün wie die Haare seines Bruders. Dieser Panzerknacker war der Verursacher des durchdringenden Pfeifen, während er sich unaufhörlich auf dem Spielplatz umsah. Der Dritte im Bunde war ein wahrer Koloss. Er trug eine schwarzes, ärmelloses Oberteil, welches einen roten Querstreifen am unteren Ende hatte. Sonst trug er eine kurze Hose, die in den Farben Schwarz und Grün gestreift waren. Seine Schuhe waren Rot und waren an den Zehenspitzen nach oben gebogen. An den Händen trug er schwarze Handschuhe welche das Outfit zusammen mit der Rot-Grünen Narrenkappe abrundeten. Auch hier waren die Grüntöne das gleiche schmutzige Grün, welches auch bei seinen Brüdern zu sehen war. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, stand er nur stumm und still da. Kaum das die drei in Erscheinung getreten waren, korrigierte Tick seine vorherige Aussage mit einem einfachen ,,Vergesst es.''

Während die Grusel-Knacker auf der Suche nach uns über den Spielplatz streiften, entstand zwischen den Drillingen wieder ein Streit. Die ganze Zeit versuchten sie den jeweils anderen dazu zu bringen endlich nachzuschauen, ob die Luft rein wäre. Irgendwann unterbrachen sie ihren Streit, nur damit Trick uns die eine Frage stellen konnte, die für die drei jetzt wohl am wichtigsten war: ,,Warum sind die Panzerknacker überhaupt hinter euch her?'' ,,Weil wir ihrer Oma einen Geburtstagskuchen ins Gesicht gedrückt haben. Konzentrier dich Track'', tat Lena die Frage gleich ab. Na ja, sie war noch nie gut darin sich Namen auf die schnelle zu merken. ,,Tja, wir hatten so eine Art Mädels Abend,'', meinte Nikki daraufhin mit einer leicht nervösen Stimme. Skeptisch sahen die drei daraufhin zu mir. Ohne auch nur zu ihnen zu sehen, da ich gerade auf die Panzerknacker konzentriert war aber trotzdem ihre Blicke auf mir spürte, antwortete ich auf die unausgesprochene Frage. ,,Bin erst auf der Flucht zu ihnen gestoßen.''

Als wir wieder ein markerschütterndes Lachen hörten, konzentrierte sich die Drei endlich aufs Wesentliche. ,,Wir brauchen einen Plan'', stellte Tick das klar, was wir alle schon wussten. Schnell begannen die drei alle Gegenstände auf zu zählen, die sie dabei hatten. Aber kaum das sie bei drei leeren Bananenschalen angekommen waren, gerieten sie wieder in Streit. Echt mal. Konnten die drei auch was anderes als Streiten? Die waren ja komplett nutzlos. Anscheinend erkannte Lena dies auch. Sie gab mir einen klar zu deutenden Blick und zog Nikki am Ärmel die Leiter hinunter. Schnell folgte ich den beiden.

Kaum unten angekommen wandte sich Lena an Nikki. ,,Wir hauen ab.'' Wo ich nur zustimmend nickte. Nikki konnte wiederum nur ein einfaches ,,Was?'' heraus bringen, als Lena den Plan schon weiter sponn. ,,Lass die Boygroup der Köder sein, während wir uns davon schleichen.'' Das sie das vorhatte, dachte ich mir schon und war auch einverstanden mit dem Plan. Nikki hingegen schien das nicht. ,,Ich kann sie doch nicht hier lassen.'' ,,Ach, so wie sie dich allein am Strand gelassen haben?'', gab ich nur zurück, auch wenn es hart war. ,,Komm schon. Vertraust du uns nicht?'', versuchte Lena sie zu überzeugen. Sie schien kurz zu überlegen, wobei ich hoffte, dass sie mit uns kam. Irgendwie war mir die Kleine im Laufe des Abends ans Herz gewachsen. ,,Wartet ganz kurz hier'', meinte sie schließlich und kletterte wieder nach oben. Lena und ich sahen uns kurz an. Auch wenn uns die Sache nicht gefiel, warteten wir. Auch wenn sich Lena ein ,,Wenn’s sein muss.'' nicht verkneifen konnte. Wir hörten noch wie sie auf die Jungs einredete, als mir plötzlich von hinten der Mund zu gehalten wurde und mir die Arme auf den Rücken gepresst wurden. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass es Lena genauso erging. Hinter ihr konnte ich einen der Original-Knacker sehen. Wie hatten die uns gefunden? Ohne das wir etwas dagegen tun konnten, wurden wir weggeschleift.

Die Panzerknacker verfrachteten uns in ihren Müllwagen und fuhren los. ,,Na toll. Wir haben nur einen kleinen Moment nicht aufgepasst'', wandte ich mich an Lena. ''Ideen?'' ,,Ja eine habe ich'', meinte Lena zu mir. Aus ihrer Tasche holte sie einen Bleistift und ein Stück Papier heraus. Schnell schrieb sie eine Nachricht an Nikki darauf und steckte das Blatt Papier in eine Flasche, von den hier im Müllwagen genug herum lagen. Schnell erklärt sie mir noch ihren Plan. Sie hoffte, dass wir irgendwie ans Meer kommen und die Flasche dort ins Wasser werfen konnten. Da sie Nikki heute wohl auf diese Weise kennengelernt hatte, hoffte sie, dass sie beim Anblick der Flasche die richten Schlüsse ziehen würde.

Wie es der Zufall so wollte, brachten uns die Panzerknacker nicht nur ans Meer, sondern auch an einen unserer Lieblingsplätze. Das Freilichttheater. Sie zerrten uns aus dem Müllwagen und warfen sich uns über die Schulter. Ich warf Lena schnell einen Blick zu und wehrte mich dann so gut es ging. Auch wenn ich mir dadurch einen Schlag in den Magen einhandelte, funktionierte mein Plan, was mir ein leises Platschen verriet. Lena hatte den Moment der Ablenkung genutzt und die Flasche ins Meer geworfen. Die Panzerknacher hatten wohl genug von uns und fesselten uns an zwei Säulen am Ende der Bühne. War das nicht schon genug, mussten sie uns auch noch knebeln.

Nachdem ich mich so umgesehen hatte, konnte ich erkennen das mittlerweile, sämtliche Panzerknacker hier versammelt waren. Selbst die Grusel-Knacker, welche wir kurz vorher noch auf dem Spielplatz gesehen hatten. So wie es schien, hatten Nikki und die Jungs es tatsächlich geschafft ihnen zu entkommen. Dann blieb uns wohl nichts anderes als zu hoffen, dass sie unsere Nachricht erhielten. Während wir versuchten unsere Fesseln zu lösen, sah ich wie einer der Panzerknacker ins Funkgerät sprach. Das bedeutete, dass wohl auch Oma Knack bald hier sein würde. Einer der Society-Knacker kam auf uns zu und bat uns ein Glas Wasser an, welches ihm aber gleich von einem der Gossen-Knacker aus der Hand geschlagen wurde. Diese Typen waren echt unterschiedlich.

Plötzlich hörten wir ein Geräusch und als wir uns umsahen, erkannten wir Nikki und die Jungs, welche im Wasser standen und sich unter einem umgedrehten Boot versteckten. Gar nicht so dumm. Sofort kam Nikki her und nahm uns gleich die Knebel ab. Kaum das Lena ihren Knebel los war gab sie ihre Erleichterung zu. ,,Nikki, du bist echt gekommen.'' Während sie sich an Lenas Fesseln zu schaffen machte, meinte sie nur: ,, Als ob ich euch im Stich lasse. Wir sind die Vogel-Knacker.''

Doch leider stolperte sie nach hinten, als sie an Lenas Fesseln zerrte. Sofort gingen im ganzen Theater die Scheinwerfer an, wobei die meisten natürlich auf die Bühne gerichtet waren, wo wir uns befanden. Nachdem Nikki einen Schritt zur Seite ging, war zu sehen, dass sie wohl gegen die Hauptsicherung gestoßen war. Eigentlich ein Wunder, dass in diesem verlassenen Theater das Licht immer noch funktionierte. Auf jeden Fall bekamen wir so die Aufmerksamkeit aller Panzerknacker im Saal. Und kaum eine Minute später war Nikki an eine Säule neben uns gefesselt. ,,Ihr kleinen Gören habt uns heute Abend eine Menge Ärger bereitet. Aber das wird es wert sein, wenn Oma ihr Geburtstagsgeschenk sieht'', meinte Karlchen, während er eine große, rote Schleife um uns band. ,,Und ein bisschen Dekoration für ihre Geburtstagsparty haben wir auch schon besorgt'', schloss sich der große der Original-Knacker ihm an und holte die Drillinge hinter seinem Rücken hervor. Na toll. Wie hatten die sich denn erwischen lassen? Ich hörte noch wie Karlchen Oma Knack anfunkte, während sie wieder zu den anderen gingen. ,,Ernsthaft? Dein Rettungsplan war, dich blindlings und völlig wahnsinnig mitten in die gesamte Panzerknackerfamilie zu schmeißen?'', wandte sich Lena an Nikki. ,,Wie unterscheidet sich das von dem, was du auf dem Schrottplatz gemacht hast?'', pfefferte Nikki gleich zurück. ,,Auf dem Schrottplatz war sie aber nicht gefesselt Nikki'', schaltete ich mich auch ein. Angefressen murmelte Lena vor sich hin: ,,Jetzt weiß ich wieder, warum ich keine Familie will. Alles was sie tun ist-'' ,,Streiten?'' wurde sie sogleich von mir unterbrochen.

Sofort sah man bei uns allen die Erleuchtung. Während die Panzerknacker den Empfang von Oma Knack planten, sprachen wir uns schnell ab. Als Karlchen die anderen Panzerknacker fragte, ob sie noch Fragen hätten, war unser Einsatz. ,,Ja, ich hätte eine. Wer von euch darf uns eigentlich übergeben?'', stellte Lena die Frage, von der unser gesamter Plan abhing. Die Panzerknacker waren mehr als nur offensichtlich von dieser Frage verwirrt. Also setzte ich noch einen drauf: ,,Sie meint: Ihr könntet uns alle zusammen übergeben und den Ruhm gemeinsam einstreichen oder....'' dabei lies ich den Satz mit Absicht am Ende offen. Sofort meinte Karlchen, dass dieses Recht natürlich den Original-Knackern obliege. Dies stieß wie von uns geplant natürlich auf Unmut. Die Loser erwiderten sofort, dass sie auch mal anderen eine Chance geben sollten. Und so kam es, wie es kommen musste. Die Beleidigungen flogen nur so um sich und keine Sekunde später war durch eine Flasche, die einer der Loser versehentlich von sich warf, eine große Prügelei ausgebrochen. Zu unserem großen Glück landete einer der Panzerknacker auf der Nebelmaschine, wodurch die ganze Bühne in Nebel gehüllt wurde. Dies konnte unsere Flucht decken.

Während sich die Panzerknacker die Seele aus dem Leib prügelten, kletterte Nikki die Säule hoch an der sie gefesselt war. Da oben ein Stück herausgebrochen war, konnte sie sich so befreien und biss die Fesseln um ihre Handgelenke einfach durch. Schnell befreite sie uns von unseren Fesseln. Jetzt fehlten nur noch die Jungs, die selbst in der Massenprügelei immer noch von Kuno festgehalten wurden. Nikki sprang auf seine Schultern und nahm ihm die Sicht. Lena und ich schlossen uns sogleich an. Lena kauerte sich schnell hinter ihm und ich gab ihm noch einen ordentlichen Stoß in die Rippen, wodurch er über Lena stolperte und rittlings zu Boden ging. Tja wie hieß es so schön? Umso größer sie sind, desto tiefer fallen sie. Schnell sammelten wir die Jungs ein und rannten zum Boot. Auch wenn nicht genug Platz für sechs war, quetschten wir uns so gut es ging hinein und paddelten so schnell es ging davon.

Am Strand angekommen, verschnauften wir erst mal und machten uns dann auf den Weg um Nikki und die Jungs nach Hause zu bringen. Es begann schon zu dämmern, als wir an der Duck Villa ankamen, was hieß, dass wir uns wirklich die ganze Nacht um die Ohren geschlagen hatten. Vor dem Tor mussten wir uns dann von Nikki und den Jungs verabschieden. ,,Das war unglaublich. Wie ihr die Panzerknacker dazu gebracht habt zu streiten damit wir flüchten können'', strahlte Nikki uns an. ,,Na ja, du bist die Säule hoch geflitzt wie ein Profi'', gab Lena das Kompliment gleich zurück. ,,Ihr habt die Panzerknackerfamilie mit nur einer Frage gegeneinander aufgebracht'', rief Tick voller Begeisterung. Bei Track ging es sogar so weit, dass er uns als seine neuen Lieblinge bezeichnete. ,,Kein Ding darum geht's bei Eilimaf doch oder Ikkin?'' wandte sich Lena an Nikki und stieß sie dabei leicht in die Seite. ,,Oh ich wusste ihr würdet das Problem lösen retsewhcs Anel'', gab sie gleich zurück. Ah sie verfielen wieder ins Rückwärtssprechen. ,,Riw dnis tug thceruz nemmokeg'', erwiderte Lena. ,,Da gebe ich dir recht Anel'', kam es gleich von Nikki. Sofort legte ich die Arme um die Schultern der beiden und klinkte mich in das Gespräch ein. ,,Ja sind wir, aber das lag an einer Sache. rhi dies hcafnie eid netseb Sledäm.'' ,,Oh eknad Lecram'', wandte sich Nikki an mich. Danach verfielen wir nur noch ins Lachen. Auf die verwirrten Blicke der Drillinge entgegnete Nikki nur. ,,Man musste irgendwie dabei sein.''

Nachdem Nikki und die Jungs durch das Tor zur Duck Villa gegangen waren, verabschiedeten auch Lena und ich uns. Lena meinte zu mir, dass sie sich erst mal schlafen legen würde, um die Nacht nach zu holen. Keine Ahnung woran es lag. Vielleicht daran, dass ich sie so gut kannte oder einfach weil ich sie schon ein paar Mal dabei beobachtet hatte. Ich wusste, dass sie mich anlog. Und da Lena gerne die Angewohnheit hatte nicht über ihre Probleme zu reden, beschloss ich ihr zu folgen. Schließlich machte ich mir ein bisschen Sorgen.

Unser Weg führte uns am Ende zurück ins Freilichttheater. Die Panzerknacker schienen sich mittlerweile aus dem Staub gemacht zu haben. So war keine Entenseele hier. Während ich mich am Rand der Tribüne im Schatten hielt, beobachtete ich wie Lena unter ihrem Pullover den lilanen Anhänger hervor holte, welchen ich schon ein paar Mal bei ihr gesehen hatte. Langsam ging sie auf die Mitte der Bühne zu und begann plötzlich zu sprechen.
 

Großer Geist der Dunkelheit

zeig dich nun im Schattenkleid

deine Seele sich erhebe

aus dem Versteck ins Leben strebe
 

Mir blieb kurz der Atem stehen. Das war doch eine magische Beschwörungsformel. Kurz warf ich einen Seitenblick auf meine beiden Ringe, die sich wie immer um meine beiden Mittelfinger befanden. Schnell wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf Lena gelenkt, als ich sah wie sich ihr Schatten verdunkelte und verformte. So lange bis man darin die Umrisse einer Erwachsenen, weiblichen Ente erkennen konnte. Lena ging in die Knie und leise hörte ich sie sagen: ,,Tante Gundel? Ich bin dabei.'' Ich sah noch wie sich der Schnabel des Schattens zu einem bösartigen Lächeln verzog, da verschwand er auch schon wieder so schnell wie er erschienen war.

Lena beherrschte also Magie. Aber Magie hatte oft einen Preis. Schließlich trat ich aus dem Schatten und meinte lautstark: ,,Ok wobei sind WIR dabei?'' Wobei ich das ,,Wir'' mehr als nur deutlich betonte. Erschrocken wirbelte sie zu mir herum und sah mich mit großen Augen, in welchen man das Entsetzen sehen konnte, an. ,,Marcel? Äh.... W-Was machst du denn hier?'', versuchte sie die Unschuldige zu spielen. Aber dazu war sie viel zu überrumpelt. ,,Versuch es erst gar nicht. Ich habe alles, inklusive der magischen Formel, wie auch den Schatten, gesehen.'' nahm ich ihr gleich den Wind aus den Segeln. Man sah ihr sofort an, dass sie nicht wusste wie sie jetzt reagieren sollte. ,,Also? Wo sind WIR dabei?'' kam ich ihr etwas entgegen, wobei ich wieder die Betonung auf das ,,Wir'' legte. Im ersten Moment sah sie mich verwirrt an. ,,Was meinst du mit Wir?'', kam es auch gleich von ihr.

Ich ging auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Weißt du noch, was wir beschlossen haben, als wir uns kennenlernten? Das wir uns immer gegenseitig unterstützen und helfen. Selbst wenn der andere etwas dummes vor hat.'' ,,Aber-'', wollte sie widersprechen, wobei ich sie aber gleich unterbrach. ,,Kein aber. Ich werde dir helfen. Das einzige was ich verlange, ist die ganze Wahrheit.'' Panisch sah sie mir daraufhin entgegen. Was wohl so viel bedeutete, dass sie mir die Wahrheit auf keinen Fall erzählen wollte. Ich verstärkte etwas den Druck auf ihre Schulter und versuchte sie zu ermutigen. ,,Du kannst mir alles erzählen. Das weiß du doch.'' ,,Nein. Wenn du es weißt, wirst du mich verachten'', meinte sie und ich konnte schwören, dass ihre Stimme etwas weinerlich klang. ,,Ich werde dich niemals verachten und immer an deiner Seite bleiben. Was du mir jetzt erzählst, wird darauf überhaupt keine Auswirkung haben'', sprach ich zu ihr und sah ihr dabei direkt in die Augen.

Und das war der Moment, in dem ihr Widerstand brach. Sie erzählte mir alles. Das sie eigentlich nur der zum Leben erwachte Schatten von Gundel Gaukelei sei, welche selber im Glückskreuzer von Dagobert Duck eingesperrt war. Das Gaukelei sie im Grunde nur erschaffen hatte, um den Kreuzer zu stehlen, damit sie zur Sonnenfinsternis, die bald stattfinden sollte, ihr Gefängnis verlassen konnte. Auch erzählte sie mir, dass Gaukelei ihr im Gegensatz dazu, ihre Freiheit versprochen hatte. Noch dazu hatte sie ihr diesen magischen Anhänger gegeben, damit sie besser gegen Dagobert vorgehen konnte.

Während sie mir das alles erzählte, sackte sie immer weiter zusammen, bis sie ihre Geschichte beendete und nur noch wie ein Häufchen Elend neben mir saß. Ohne zu zögern nahm ich sie in den Arm um sie zu trösten, worauf sie mich überrascht ansah. Sie hatte wohl damit gerechnet, dass ich sofort aus ihrem Leben verschwinden würde, nachdem ich die ganze Wahrheit kannte. ,,Ok, wie ist der Plan?'', fragte ich sie daraufhin nur mit einem aufmunternden Lächeln. ,,D-Du verlässt mich nicht?'' Sie schien das überhaupt nicht verstehen zu können. ,,Warum sollte ich? Schließlich bist du nicht freiwillig so auf die Welt gekommen. Und du tust das alles ja nur, weil du endlich frei sein möchtest. Was ist daran verwerflich?'', meinte ich nur mit einem leichten Lächeln. Überglücklich umarmte sie mich und bedankte sich bestimmt an die zwanzig Mal bei mir, bis sie sich endlich beruhigt hatte.

Gerade als ich mich von ihr verabschieden wollte, hielt sie mich auf. ,,Du schläfst doch immer da, wo du gerade einen Platz findest, oder?'' ,,Äh ja. Macht doch jedes Straßenkind, oder?'', beantwortete ich ihre Frage. ,,Komm mal mit'', meinte sie und zog mich zu einer Ecke der Bühne. Dort übte sie etwas Druck auf den Boden aus, woraufhin sich eine versteckte Falltür öffnete. Überrascht sah ich zu Lena, welche aber schon die Leiter hinunter kletterte. Also folgte ich ihr einfach. Unten angekommen, kamen wir in einen kleinen Raum, den sich Lena etwas eingerichtet hatte. Rechts an der Wand stand ein Tisch mit einem Hocker. Darauf eine Skeletthand, die ein paar Kohlespieße zum Schreiben hielt. Weiter hinten in der Ecke hing noch ein Spiegel. Auf der linken Seite befanden sich ein Bett und ein kleiner Ablagetisch mit einer Laverlampe. An der Wand hingen Poster von ihrer Lieblingsband. Die hintere Wand des Zimmers war mit einem großen Vorhang zu gehangen. Rechts von uns in der Ecke der Wand mit der Tür stand noch ein kleiner Minnikühlschrank.

Sie ging zum Vorhang und zog ihn für einen Moment zur Seite. Zum Vorschein kam ein Bild, welches die Befreiung Gundels darstellte. Anschließend wandte sie sich mir zu. Ich glaube das war das erste Mal, dass ich sie nervös erlebte. ,,Also, da wir ja Pläne schmieden müssen und alles, wäre es vielleicht nicht verkehrt wenn du hier schläfst'', meinte sie etwas kleinlaut. ,,Natürlich würden wir dir auch noch ein Bett besorgen'', ergänzte sie schnell, als ihr auffiel, dass es ja nur ihr Bett als Schlafmöglichkeit gab. Grinsend stimmte ich ihr zu. Schließlich musste ich mir so auch nie mehr um einen Schlafplatz Sorgen machen.

Auch wenn es uns beiden ein bisschen unangenehm war, legten wir uns beide ins Bett, da wir erschöpft waren und es nur diesen einen Schlafplatz ab. Aber da wir beide sehr müde waren, schliefen wir relativ schnell ein.

Achtung vor den Erdfermianern!

Kaum eine Woche war vergangen seit ich von Lenas Geheimnis erfuhr. Gerade waren wir zusammen mit Nikki und den Jungs im Kino, um den neuen Horrorfilm zu sehen. Schließlich kamen wir über die vier am besten an Dagobert ran. Auch wenn es mir ein bisschen leid tat, sie so zu hintergehen.

Waren wir bei unserer Flucht vor den Panzerknacker noch auf uns allein gestellt, begleitete uns diesmal Nikkis Oma Frieda und Quack der Chauffeur/Pilot der Familie Duck. Nikkis Oma konnte man deutlich anmerken, dass es ihr gar nicht gefiel, dass Nikki sich mit uns angefreundet hatte. Ich schätze mal, dass waren die typischen Vorurteile gegenüber Straßenkindern. So was erlebte ich nicht zum ersten Mal.

Gerade verließen wir das Kino und unterhielten uns über den Film. Die Jungs waren mehr als nur begeistert von diesem Horrorfilm. Konnte ich gut verstehen. Bei den meisten Horrorfilmen musste man einen Erwachsenen dabei haben, damit sie einen überhaupt rein ließen. Wahrscheinlich war das einer der ersten Horrorfilme, die sie gesehen hatten. Lena und ich umgingen diese Regel ab und zu, indem wir uns hinein schlichen. Diesmal erfüllten wir zum ersten Mal die Bedingung der Begleitperson. Auch Nikki war vom Film begeistert und gab dies auch lautstark bekannt: ,,Huhu, richtig gut.'' ,,Oh wie der Chirurg versucht hat die Maulwurfkönigin zu halbieren, die sich dann vervielfacht hat und zu einer Millionen Maulfwurfbabys wurde'', schloss sich Lena der Begeisterung an und machte das Geräusch einer Kettensäge nach und tat so, als würde sie Nikki halbieren. Sie stieg natürlich sofort darauf ein und fing an zu schreien. Tja, Lena konnte einem guten und blutigen Horrorfilm eben nie widerstehen. Na ja, mir ging's ja genauso.

Während Nikki den Jungs hinterher ging, wurde Lena von Frieda am Arm gepackt und damit gehindert Nikki zu folgen. Sofort hielt ich ebenfalls an. ,,Du hast gesagt, es wäre ein Bildungsfilm. Für alle Altersklassen geeignet'', wurde sie auch gleich von Frieda angeklagt. ,,Äh, er warnt vor den Gefahren durch Maulwurfmonster. Und jeder kann eine Sicherheitslektion über Kettensägen vertragen'', zog sich Lena gekonnt aus der Affäre. Frieda verdrehte daraufhin nur die Augen, ließ es aber gut sein. Wir folgten anschließend Nikki.

Sie und die Jungs standen zusammen und unterhielten sich. Gerade als wir zur Gruppe stießen, beschwerte Track sich, der Film wäre langweilig gewesen weil das Drama, Herz und unnötige Spezialeffekte gefehlt hätten. Tick hingegen kritisierte den Film eher. ,,Selbst wenn es Maulwurfmonster gäbe, wieso sollten sie einen unter Dusche anfallen? Durch das Wasser hätten sie nicht genug Gripp für einen Angriff oberhalb vom Knie. Total unecht.'' Wie immer ein Besserwisser. Horrorfilme waren selten realistisch. ,,Was ist los mit euch Jungs? Es steht sogar auf dem Plakat. Basierend auf einem richtigen, echten Roman'', schaltete Nikki sich ein und zeigte auf das Plakat. Auch wenn ich das nicht wirklich glaubte, gab ich ihr Recht. Man sollte nie versuchen mit Logik an einen Horrorfilm ran zu gehen. Das würde einem nur den Spaß nehmen.

Tick zog daraufhin ein kleines rotes Buch unter seiner Kappe hervor und meinte dies wäre das einzige Buch dem er vertrauen würde. Er meinte, wenn es nicht im schlauen Buch des Fähnlein Fieselschweifs stehe, dann wäre es nicht echt. Nikki zählte daraufhin mehrere mystische Geschöpfe auf, die Tick nach einem kurzen Blick ins Buch verneinte. Darunter Wehrenten und Triklopen. Als Nikki die Erdfermianer erwähnte und Tick auch diese verneinte wollte Nikki dies nicht mehr akzeptieren. ,,Was? Erdfermianer, diese mystische, unterirdische Art, die direkt unter unsere Stadt lebt.'' Tick begann daraufhin nur zu lachen und meinte, sie solle sich nicht lächerlich machen. Daraufhin wurde selbst Nikki etwas aggressiv und warf ihm vor, er sei selbst lächerlich.

Lena und ich hatten die beiden bis zu diesem Moment beobachtet, während wir mit dem Rücken an der Wand lehnten. Aber als jetzt die Stimmung zu kippen drohte, ging Lena dazwischen. Sie legte beiden jeweils einen Arm um die Schulter, was leicht war, da wir beide einen halben Kopf größer waren, und meinte: ,,Kinder, kein Streit bitte. Das lässt sich doch ganz einfach klären. Wir machen uns selbst auf die Suche.'' Typisch Lena. Konnte keinem Abenteuer widerstehen und wenn es auch noch so klein war. Sie deutete auf den Zugang zur U-Bahn, welcher sich auf der anderen Straßenseite befand. Ich stimmte ihr mit einem Nicken zu, aber gerade, als wir uns aus dem Staub machen wollten, tauchte Frieda hinter uns auf und räusperte sich lautstark. Mist. die hatten wir vollkommen vergessen. Aber anscheinend hatten wir das Glück auf unserer Seite, denn gerade als sie etwas sagen wollte, wurde sie von lautem Geschrei unterbrochen. Da das eindeutig Quack war, lief sie zusammen mit Trick und Track hin um zu sehen was los war. Den Moment, in dem Frieda versuchte ihn zu beruhigen, nutzten wir und liefen rüber zur U-Bahn Station.

Kaum unten angekommen, meinte Tick, ob wir den anderen nicht Bescheid sagen sollten. Wir grinsten uns kurz an und flüsterten dann ganz leise, dass wir hier runter gingen und sie nicht auf uns warten sollten. Auch wenn die anderen das niemals gehört hatten, meinte Tick, dass es ihm jetzt besser gehen würde. Wir warteten darauf, dass die letzte U-Bahn abfuhr und kletterten dann zu den Schienen runter.

Als wir die Schienen entlang gingen, kamen wir irgendwann an eine Stelle, wo die Schienen nach links abbogen. Der weitere Weg geradeaus war mit einem Schild versperrt, auf dem stand, dass wegen Sanierungsarbeiten geschlossen wäre. Klar das uns diese Stelle am meisten interessierte. ,,Was wohl dahinter ist?',' fragte ich so in den Raum hinein. Nikki antwortete gleich, dass dies die alte Bahnstrecke 818 wäre, die wohl bekannt für Erdfermianersichtungen war. Tick ließ daraufhin wieder den Klugscheißer raushängen und wies auf die Beschriftung des Schildes hin. ,,Sie wollen das man das glaubt, natürlich'', widersprach Nikki ihm auch gleich. Komplett verwirrt fragte er. ,,Wer ist Sie?'' Aber Nikki ließ ihn einfach stehen.

Währenddessen versuchten Nikki und ich die Mauer weg zu schieben in dem wir uns mit dem Rücken dagegen drückten. Nachdem Nikki sich uns anschloss, begann es plötzlich laut zu Rumpeln und alles vibrierte. Sofort kam Tick zu uns und Lena und ich legten beschützend unsere Arme um zwei jüngeren. Keine Sekunde später öffnete sich ein kleiner Durchgang in der Wand und das Rumpeln hörte auf. Lena nahm ihr Handy und leuchtete mit der Taschenlampe durch den Durchgang. Anschließend drehte sie sich zu uns und meinte: ,,Wenn wir jetzt nicht weiter gehen, wären wir doof.'' und ging mit einem lauten ,,Hallo?'' in den Gang hinein. Ohne zu zögern, folgte ich ihr. Nikki und Tick würden schon nachkommen.

Wir gingen einen langen Gang entlang, bis wir zu einer Treppe kamen, die noch weiter nach unten führte. Hier warteten wir einen Moment bis die anderen zu uns aufschlossen. Nikki hatte ein kleines Buch in der Hand, aus dem sie Tick Fakten über die Erdfermianer vorlass. Nachdem sie die nächste Seite umgeschlagen hatte, fragte Tick sie nach einem Bild von einer Art Bonbon, welches sich in der oberen rechten Ecke der Seite befand. Sie meinte daraufhin nur, dass sie das erfunden hätte. Ich machte sie daraufhin auf ein Bild einer fliegenden Nikki in einem schillernden Kostüm aufmerksam. Sie wurde etwas verlegen und bat darum, dass wir uns auf die aufregenden Dinge konzentrierten. ,,Also sind diese merkwürdigen Erddinger für die Erschütterungen verantwortlich?'', erfüllte Lena ihren Wunsch auch gleich. Bevor sie antworten konnte, zog unser Besserwisser wieder sein Buch hervor und meinte. ,,Laut dem schlauen Buch entstehen Erdbeben durch sich verschiebende Tektonische Platte. WISSENSCHAFTLICH BEWIESEN! Kein Grund also noch darunter zu gehen. Das Buch weiß nämlich alles.'' So langsam ging er mir mit diesem dämlichen Buch auf die Nerven. Also nahm ich es ihm weg und warf es mit einem schlichten ,,Upps.'' die Treppe herunter. Nikki musste sich das Lachen verkneifen, während Lena zu ihm meinte: ,,Hat dein Buch das auch vorhergesehen?'' Etwas angefressen lief er die Treppe runter, um sich sein Buch wieder zu holen. Wir grinsten uns an und folgten ihm.

Am Fuße der Treppe war wieder eine Absperrung. Diesmal in Gestalt einer weiß-roten Absperrung aus Holz, wie man sie oft bei Straßensperrungen sah. Flink krochen wir drunter durch, wobei Tick auf der anderen Seite gleich sein heißgeliebtes Buch auf sammelte. ,,Oh ich kann's kaum erwarten einen echten Erdfermianer zu treffen. Versprochen, ich werde mich im Namen der Revolution opfern, Freunde'', kam es von Nikki, während wir uns umsahen. Lena stieg natürlich sofort drauf ein. ,,Oh ja, und wir können deine Angreifer aufspüren und werden dich rächen.'' und legte mir dabei eine Hand auf die Schulter. ,,Oh, das ist lieb'', meinte Nikki und sah uns mit so treuherzigen Augen an.

Plötzlich machte Nikki uns darauf aufmerksam, dass auf der anderen Seite des Tunnels tiefe Krallen Spuren in der Wand waren und lief auch sofort hinüber um sich das genauer anzusehen. ,‚Der Beweis, dass sie hier waren'', stellte sie fest und schaute zu Tick. Der aber schien ihre Worte gar nicht wahrgenommen zu haben. Stattdessen freute er sich, dass die Erschütterungen verschiedene Gesteinsformen freigelegt hätten. ,,Wieso sind die spannender als U-Bahn-Monster?'', stellte ich ihm die offensichtlichste Frage. ,,Weil die echt sind!'' Jetzt ging er mir echt auf die Nerven. So langsam schien auch Nikki genervt zu sein ,,Wie kannst du das so ab tun, bei all den Dingen die wir mit Onkel Dagobert erlebt haben?'' ,,Das meiste davon steht übrigens im schlauen Buch.'' Warte, was? Ich dachte, da steht nur das drin, was man wissenschaftlich bewiesen hat. Nikki schien darüber auch skeptisch zu sein. ,,Auch der kopflose Pferdemensch?'' ,,Es ist ein dickes Buch. Alles Neue füge ich selbst hinzu. Helft mir mit dem Schiefer. Ich brauche ihn für mein Geologie Abzeichen.'' Den Rest seiner Antwort hörten Lena und ich gar nicht mehr, da wir ihn einfach stehen ließen und weiter gingen. Nikki würde uns schon folgen. Spätestens wenn sie von ihm den Schnabel voll hatte. Ich meine: er behauptet dieses Buch wäre unfehlbar, aber hat alles Mystische, was er erlebt hat, selbst rein geschrieben? Das passte doch nicht zusammen.

Ein paar Meter weiter entdeckten wir eine verlassene U-Bahn. Das merkwürdige daran waren die seltsamen, runden Abdrücke in den Seiten der Waggons. Wir stemmten eine der Türen auf und sahen uns im Inneren um. Überall lag Müll herum und auch das ein oder andere Graffiti befand sich an den Innenwänden. Auf einem der Sitze lag ein alter schwarzer Filzstift. Sofort schnappte Lena ihn sich und begann etwas auf die Trennwand gleich neben der Tür zu schreiben. Nachdem sie ihr Werk vollendet hatte musste ich beim Durchlesen grinsen. ,,Verschwindet Oberflächenbewohner!'' Dann wollen wir doch mal sehen wie mutig der kleine Tick war. Wir schlossen die Tür wieder, durch die wir rein gekommen waren und machten uns bereit. Ich positionierte mich neben der Tür und Lena versteckte sich hinter der Trennwand auf die sie die Nachricht geschrieben hatte.

Wir nickten uns zu und dann entließ Lena einen kurzen Schrei, um anschließend hinter der Wand in Deckung zu gehen. Von draußen konnten wir hören wie Tick und Nikki angerannt kamen. Als sie nur noch ein paar Meter von unserem Waggon entfernt waren, stemmte ich die Tür von innen auf und ging dann schnell ebenfalls hinter der Trennwand in Deckung. Das hätten wir vorher ausprobieren sollen, denn hinter der Wand war eine der U-Bahn-Bänke. Am Ende lag Lena regelrecht auf der Bank und da ich mich mit dem in Deckung gehen beeilen musste lag ich am Ende halb auf ihr, wobei wir uns sehr nahe waren. Ein bisschen unangenehm war uns das schon. Das sah man auch Lena an, da sie einen leichten Rotschimmer auf den Wangen hatte. Na ja, ließ sich aber jetzt nicht mehr ändern.

Von draußen hörten wir wie Tick und Nikki beim Öffnen der Tür erschrocken die Luft einzogen und kurz inne hielten. Aber kurz darauf hörten wir wieder Schritte, die sich unserem Waggon näherten. In dem Moment, in dem nichts mehr zu hören war, mussten sie wohl an der Tür angelangt sein und sondierten wahrscheinlich erstmal die Lage. In dem Augenblick als wir Nikkis erschrockenes ,,Erdfermianer!!'' hörten, kamen wir lachend aus unserem Versteck. Vergessen war die Peinlichkeit des vergangenen Moments. ,,Entschuldigt wir konnten nicht widerstehen'', meinte Lena, auch wenn sie immer noch etwas lachen musste. Während Tick mürrisch an uns vorbei ging, klatschte Nikki sich bei uns ab. Gerade als Tick sich über die ganze Moneysac Werbung beschwerte, wurde die Tür am anderen Ende des Waggons aufgetreten und eine große Gestalt betrat den Waggon. Da es kaum Licht hier unten gab, konnten wir nur Umrisse erkennen. Wir erschraken alle fürchterlich, worauf Tick sich einen Stein schnappte und nach der Gestalt warf. Behände wich die Gestalt aus, wodurch der Stein nutzlos gegen die Rückwand des Waggons knallte. Hinter der Gestalt vernahmen wir plötzlich eine uns sehr bekannte Stimme, die uns zurief, dass wir aufpassen sollen.

In dem Moment, in dem wir die Stimme als die von Track erkannten, trat die Gestalt ins Licht und entpuppte sich als Frieda. Keine Sekunde später erschienen auch Track, Trick und Quack. ,,Omi?'', fragte Nikki ganz verwirrt, wurde aber von Quack unterbrochen, der irgendwas von Maulwürfen schrie und hinter eine Trennwand sprang. Trick versuchte sofort beruhigend auf ihn ein zu reden. Wir sollten Quack wohl nie wieder mit in einen Horrorfilm nehmen. ,,Ich kann alles erklären'', versuchte Nikki bei ihrer Oma die Wogen zu glätten während wir auf die anderen zugingen. ,,Ihr steckt in großen Schwierigkeiten. Ich nehme an, das war eure Idee?'', richtete sie den letzten Satz nur an Lena und mich. Sofort stöhnte Lena auf. ,,Ja, beschuldigen sie die rätselhaften Rebellen, die nach ihren eigenen Regeln spielen.'' Ich hingegen begnügte mich mit einem Augenrollen. Das war wieder typisch. Wenn den Erwachsenen etwas nicht gefiel, dann waren immer die Straßenkinder schuld. Ich hasste diese Vorurteile. ,,Keine Widerworte. Euretwegen musste ich hier hinunter kommen und zwei weitere Kinder und einen Kindsmann in Gefahr bringen.'' Kaum das Frieda dies sagte, drehte Quack wieder am Rad, da er wohl dachte ein Kindsmann wäre auch ein Monster. Vielleicht sollte ich mich auch ins Gespräch einmischen. ,,Ich dachte ihr seid eine verrückte Abenteurerfamilie? Dann sollte das für euch doch ein Spaziergang sein.'' Dies schien Frieda wohl gar nicht zu gefallen. ,,Tja, für euch wird es keine Nachmittagsausflüge mehr geben. Das kann ich euch versichern.'' Gerade als Nikki uns vor ihrer Oma verteidigen wollte, gab es wieder ein Rumpeln und der ganze Waggon fing an zu wackeln.

Kaum war das Rumpeln vorbei, sah Frieda aus der Tür raus und stöhnte fast augenblicklich auf. ,,Ah hervorragend. Wir sitzen fest. Der einzige sichere Weg hier raus, ist mit dem Zug zu fahren. Quack gehen sie in die Fahrerkabine'', gab sie sofort Kommandos. Erst weigerte Quack sich und deutete auf Trick. ,,Auf keinen Fall Frieda. Ich lass sie nicht allein mit.... Ich meine ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich habe noch nie einen Zug zu Schrott gefahren.'' Ja, sehr beruhigend. Das schien auch Frieda zu denken und erwiderte nur. ,,Vielleicht können sie den Zug ja fahren, ohne dass am Ende nur noch Schrott übrig ist.'' Als sie darauf nur einen mehr als verwirrten Blick bekam, seufzte sie und meinte nur noch, er solle einfach sein Möglichstes versuchen.

Während Quack daraufhin mit Trick zur Fahrerkabine ging, gab Frieda weiter ihre Kommandos. ,,Ich gehe ans Ende des Zuges. Vielleicht kriege ich ihn frei. Ihr beiden.'' dabei deutete sie auf uns. ,,mitkommen. Ihr habt schon genug Ärger gemacht.'' In solchen Fällen merkte man wieder, wie gut Lena und ich uns kannten. Beinahe synchron salutierten wir und sagten ,,Zu Befehl.'' wobei Lena noch ein ,,herzallerliebste Herrin.'' hinterher schob. ,,Wir bleiben hier und halten nach Erdfermianer Ausschau. Es müsste Halbzeit bei den großen Spielen sein, also sollte es leichter sein sie zu sehen'', gab Nikki zurück. Diese Aussage schien Frieda mehr als nur zu verwirren. Es kam nur noch ein ,,Na schön. Also wartet hier.'' Danach bedeutete sie uns den Waggon zu verlassen und folgte uns. Kaum dass wir außer Hörweite waren, sagte sie zu uns: ,,Nachdem ihr uns hier heraus geholfen habt, seht ihr Nikki nie wieder.'' Anschließend marschierte sie zum Ende des Zuges. ,,Sie haben echt eine lustige Art um Hilfe zu bitten'', meinte Lena noch, bevor wir ihr folgten.

Wir gingen zum letzten Waggon, der nicht verschüttet war. Während Frieda versuchte den Bolzen aus der Verankerung zu ziehen, damit man den Waggon vom Rest abkoppeln konnte, lehnten Lena und ich uns an die Wand und spielten etwas mit unseren Handys. Diese hatten wir vor kurzen zwei Geschäftsmännern aus den Taschen gezogen. Auch wenn man mit ihnen nicht telefonieren oder schreiben konnte, da die Besitzer ihrer Verträge gekündigt hatten, reichten sie vollkommen um damit ein paar Spiele zu spielen. ,,Sieht richtig gut aus. Beeindruckend, nur weiter so'', gab Lena ab und zu mit viel Sarkasmus ein paar Kommentare. ,,Es würde deutlich schneller gehen, wenn ihr mit anpacken würdet'', meinte Frieda daraufhin anklagend. ,,Tja, umso eher wir ihnen helfen, umso eher werden wir unsere Freundin nie wieder sehen. Also...'', gab ich ihr zur Antwort. Lena setzte anschließend noch eins drauf: ,,Soll ich eins der vertrauenswürdigen Kinder zu Hilfe holen oder haben wir nicht die Erlaubnis mit ihnen zu reden?'' Das war wohl der Tropfen mit dem wir das Fass zum überlaufen brachten. ,,Zügel dein loses Mundwerk. Dieses Schlamassel ist nur eure Schuld. Wer hat dich nur erzogen? Ich rieche schlechten Einfluss gegen den Wind. Das sind gute Kinder mit einer rosigen Zukunft'', brach es aus Frieda heraus. Das war dann bei uns der letzte Tropfen. ,,Ja? Und was sind wir dann?'', schoss es aus Lena heraus. ,,Das weiß ich nicht'', war Friedas einzige Antwort.

Als Frieda anfing wie verrückt auf den Bolzen ein zu treten, wo jeder sehen konnte, dass das nichts bringen würde, stöhnte Lena kurz auf. ,,Wenn sie schon randalieren, dann bitte richtig.'' Mit diesen Worten sprang sie vom Waggon und ging zu einem der Schutthaufen und suchte kurz etwas. Diesen Moment nutzte ich um auch endlich mal meinem Unmut Platz zu machen. ,,Um ihre Frage zu beantworten: wir waren unser ganzes Leben auf uns allein gestellt. Niemand hat sich je die Mühe gemacht uns zu erziehen.'' Das hatte ihr die Sprache verschlagen. Bevor sie etwas darauf entgegnen konnte, kam Lena mit einer Brechstange zurück. Sofort hakte sie sie unter den Bolzen und versuchte ihn so heraus zu hebeln. Schnell ging ich zu ihr und half ihr, während Frieda uns nur verblüfft ansah.

Nachdem wir es zu dritt geschafft hatten, den Bolzen aus seiner Verankerung zu hebeln, und die Verriegelung sich dadurch löste, wandte sich Frieda an uns und meinte noch: ,,Vielleicht seid ihr ja doch zu etwas zu gebrauchen.'' Ja, danke auch. Was hatte sie denn bitte vorher gedacht? Lena fasste diesen Satz anscheinend genauso auf wie ich. ,,Übernehmen sie sich bloß nicht mit Komplimenten. Wir wollen nur helfen.'' Danach kletterte sie auf den Waggon, was ich ihr gleich tat. ,,Mir kommt dein fürchterliches Benehmen langsam zum Halse raus'', platzte Frieda erneut der Kragen.

Uns blieb keine Zeit zum Reagieren, denn in diesem Moment gingen die Lichter im ganzen Zug an und warfen Lenas Schatten direkt auf die Rückwand des abgekoppelten Waggons. Und genau in diesem Moment musste sich natürlich Gaukelei im Schatten zeigen. Schnell trat Lena ein paar Schritte zur Seite, sodass das Licht sie nicht mehr erfasste. Frieda, der diese Aktion etwas suspekt vorkam, wandte sich um und sah zum Glück nichts mehr. Sie hatte auch keine Zeit mehr Fragen zu stellen, denn auf einmal setzte sich der Zug in Bewegung und fuhr mit hoher Geschwindigkeit los. Durch den Schwung fiel Lena vom Waggon direkt in Friedas Arme. Sofort sprangen die beiden auf und rannten dem Zug hinterher, welcher immer schneller wurde. Ich hielt mich am Geländer fest und streckte meine Hand nach Lena aus. Ich schaffte es ihre Hand zu ergreifen und zog sie zu mir herauf, wobei ich schützend einen Arm um sie legte damit sie nicht wieder runter fiel. Währenddessen hatte auch Frieda es geschafft sich auf die Plattform am Ende des Waggons hoch zu ziehen. Gerade als wir dachten, wir wären sicher, schossen zwei rollende Gesteinsbrocken an uns vorbei weiter den Zug entlang.

Wie aus dem nichts legte der Zug plötzliche eine Vollbremsung ein und Entgleiste dadurch. Schnell legte ich wieder die Arme um Lena und hielt mich so gut es ging fest. Frieda kam ebenfalls zu uns und legte ihre Arme beschützend um uns beide. Trotzdem verloren wir den Halt und wurden vom Waggon geschleudert.

Ich hatte wohl für ein paar Sekunden das Bewusstsein verloren. Als ich wieder aufwachte, sah ich, dass Frieda unter einem Waggon eingeklemmt war. Sie schien nicht bei Bewusstsein zu sein. Nebenbei versuchte Lena den Waggon mit aller Kraft an zu heben. Schnell trat ich an ihre Seite um ihr zu helfen. ,,Ein Glück, dir geht es gut'', wandte sich Lena an mich. ,,Alles ok. Wie lange war ich weg?'' beruhigte ich sie. ,,Nicht lange. Nur ein paar Sekunden. Aber ich kriege das Ding einfach nicht hoch.'' ,,Das werden wir auch nicht aus eigener Kraft schaffen'', meinte ich. In diesem Moment erschien wieder Gaukelei in ihrem Schatten. Das ich von ihr wusste, war ihr mittlerweile klar, auch wenn es ihr nicht gefiel. ,,Lass sie zurück Lena. Sie wird dir nie vertrauen. Sie hält dich von ihnen fern. Wir sind besser dran, wenn du sie zurück lässt.'' Kurz sah Lena auf die am Boden liegende Frieda, da hörten wir von hinten aus dem Tunnel wieder das Rumpeln.

Ich konnte ihr deutlich ansehen, dass sie in diesem Moment einen Entschluss fasste. Unter ihrem Pullover holte sie den Anhänger von Gundel heraus und konzentrierte sich um die Magie zu beschwören. Ihr ganzer Körper, wie auch der Waggon leuchteten in einem blassen Rosa auf. Aber erst als wir wieder das Rumpeln hörten und auch Lenas Augen anfingen rosa zu leuchten, bewegte sich der Waggon nach oben. ,,Schaffst du das?'', wandte ich mich an sie, da ich wusste, dass jede Sekunde zählte. Sie antwortete nicht, aber ich sah wie der Waggon in der Luft anfing zu wackeln. Ich musste ihr helfen. Ich konzentrierte mich auf meine Ringe, welche begannen in einem blass grünen Licht zu leuchten. Ich konzentrierte die angesammelte Magie auf den Waggon und zusammen hielten wir ihn hoch. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie Gundels Schatten überrascht, wenn nicht sogar entsetzt die Augen aufriss. Tja ich steckte eben auch voller Überraschungen. Während wir den Waggon in der Luft hielten, zogen wir mit Magie Frieda unter ihm heraus. In diesem Moment stolperte Lena beim rückwärtsgehen über einen Stein und fiel hin. Da sie dadurch ihre Konzentration verlor und ich mit einem mal das gesamte Gewicht schultern musste, entglitt mir der Waggon. Sofort sprangen wir nach vorne und zogen Frieda mit letzter Kraft außer Reichweite, bevor der Waggon sie zerquetschte.

Ich sah Lena an, dass sie wohl viele Fragen an mich hatte aber das musste warten, da in diesem Moment Frieda wieder zu Bewusstsein kam. Überrascht sah sie erst nach hinten zum Waggon, wo sich der Staub des Aufpralls noch nicht gelegt hatte, und dann zu uns. ,,Ihr?'' ,,Ja wir. Gehen wir'', meinte Lena nur. Zusammen halfen wir ihr auf die Beine und schoben sie in die Richtung, wo wir die anderen vermuteten. Lena warf dabei immer wieder einen Blick über die Schulter.

Als wir weitergingen, sahen wir gerade noch wie Tick, Track und Nikki aus einem Waggon sprangen, bevor er vom Schutt zerquetscht wurde. Nikki rannte sofort auf uns zu und fiel ihrer Oma in die Arme. Ich konnte deutlich den schmerzgetränkten Blick von Lena sehen. Ich konnte ihr das nicht verübeln. Schließlich ging es mir nicht anders. Eine glückliche Familie zu sehen, war für jemanden ohne Familie eben schmerzhaft.

Kurz schüttelte sie den Kopf und wandte sich dann an die anderen. ,,Sind alle hier? Geht's allen gut?'' In dem Moment stießen auch Trick und Quack zu uns. Quack faselte wieder irgendwas von Maulwurfleuten. Dies wurde aber überschattet als Tick weiter hinten einen Lichtstrahl entdeckte und freudig darauf zu lief, in der Hoffnung es sei ein Weg nach draußen. Augenblicklich folgten wir ihm. Kurz bevor er den Lichtstrahl erreichte, fiel von der anderen Seite ein Felsbrocken herunter. Dieser richtete sich auf und wurde dadurch etwas länglicher. Von hinten schossen weitere Kugeln an uns vorbei und gesellten sich zu dem, der anscheinend ihr Anführer war. Der Anführer und seine Gefolgsleute hüpften ins Licht, wodurch wir erkannten, dass sie eigentlich ganz harmlos aussahen. Nikki meinte daraufhin nur. ,,Ich sag doch, es gibt sie.'' und Tick meinte, dass dies dann wohl der Prinz und die Rebellen wären. Er ging langsam auf die Gruppe zu, wobei er kurz innehielt, als er von weiter hinter uns die leise und besorgte Stimme von Frieda hörte. Sie und Quack standen immer noch bei den Waggons. Tick bedeutete ihr dass alles gut sei und ging weiter auf die Erdfermianer zu. Er und der Anführer trafen sich in der Mitte unter dem Lichtstrahl und legten kurz die Hände aneinander. Dann zogen sich beide wieder zurück.

Frieda meinte daraufhin, dass dies interessant gewesen wäre, aber wir immer noch hier raus mussten. Von dem Punkt her, wo die Erdfermianer waren, hörten wir plötzlich, dass uns allzu bekannte Rumpeln. Gemeinsam rollten sie los und stießen mit voller Kraft gegen die Wand, welcher der Wucht nicht stand hielt und einstürzte. Zum Vorschein kam ein Weg nach oben. Dann rollten sie weiter.

Tick wandte sich an Nikki und meinte, dass er ihr hätte glauben sollen. Als Nikki eine Rede begann, in der sie hervorhob, dass Tick sich seinen Ängsten gestellt hätte, unterbrach er sie, nachdem er in seinem Buch einen Eintrag gemacht hatte. ,,Und ich find’s grandios. Sie sind nicht mehr unbekannt. Sie existieren. Wissenschaftlich bewiesen. Das fühlt sich viel besser an.'' Typisch Tick eben. Zusammen gingen wir zum neu geschaffenen Ausgang. Als alle schon oben waren und nur noch Lena und ich unten waren, erschien wieder Gundel. ,,Wieso hast du die Haushälterin nicht zurück gelassen? Sie steht unseren Plänen im Weg.'' In diesem Moment hörten wir wie Frieda unsere Namen rief. Erschrocken drehten wir uns um, da wir dachten, sie hätte etwas gesehen. ,,Hört mal zu. Ich hab euch vielleicht etwas vorschnell verurteilt. Möchtet ihr mit uns in der Villa zusammen Pancakes essen?'' Lena fragte daraufhin: ,,Wenn sie Pancakes sagen, meinen sie dann die richtig echten Pancakes oder die einfachen, die man überall im Supermarkt kaufen kann?'' ,,Richtig, echte Pancakes'', war Friedas schlichte Antwort. Kurz sah sie zu mir, wobei ich ihr zu nickte und zusammen sagten wir. ,,Dann gerne.'' ,,Ihr seid jederzeit in der Villa willkommen'', meinte Frieda noch, bevor sie wieder nach oben kletterte.

Als Gundel wieder im Schatten auftauchte, meinte sie: ,,Deswegen. Man muss langfristig planen.'' Auch wenn ich wusste, dass sie viele Fragen wegen meiner Magie hatte, liefen wir den anderen hinterher um keinen Verdacht zu erregen. Das würde schließlich noch ein langes Gespräch werden.

Kapitel 5 - Das Ziel im Blick

Da wir wohl die komplette Nacht im Untergrund verbracht hatten, war es früher Morgen, als wir an der Duck Villa ankamen. Zusammen mit den anderen betraten Lena und ich zum ersten mal die Villa, in der der weltberühmte Dagobert Duck lebte. Die Ente, die unser Ziel war.

Gleich, als wir die Villa betraten, kamen wir in ein riesiges Foyer, an dessen Wänden unzählige Portraits hingen. Die Mitte des Raums wurde von einem großen Kamin eingenommen, der dem Raum eine wohlige Wärme verlieh. Vom Foyer gingen links und rechts jeweils zwei große Flügeltüren ab und am Ende des Raums wand sich eine enorme Treppe in die Höhe, welche sich am oberen Ende nach links und rechts teilte. In der Mitte der abzweigenden Treppen reichte ein riesiges Fenster bis in schwindelerregende Höhen. Hier lebte wahrlich die reichste Ente der Welt.

Während Frieda in die Küche ging, um die Pancakes zuzubereiten, gingen wir ins Esszimmer und setzten uns an den großen langen Tisch. Das Esszimmer war in einem schlichten Grau-Blau gehalten, mit ebenso großen Fenstern wie im Foyer. Die Fenster wurden abgerundet mit violetten Vorhängen und an der Wand dieses Raumes hing ein Gemälde, welches zwei ältere Enten zeigte. Die einzigen Möbelstücke waren der lange massive Eichentisch, an dessen Ende ein großer gepolsterter Stuhl stand und ein paar weitere schlichte Stühle die um den Tisch herum drapiert waren.

Wir unterhielten uns eine Zeit lang, wobei Quack halb am Schlafen war. Tja kleine Quacks sollten halt nicht die ganze Nacht durch machen. Lena und ich waren so was gewöhnt. Wie oft mussten wir die Nacht wach bleiben, weil man dann eben in vielen Vorhaben erfolgreicher war. Oder man war gezwungen nicht zu schlafen, sondern zu flüchten. Wenn ich da an die Nacht von Oma Knacks Geburtstagsfeier denke.

Irgendwann stieß auch Donald, der Onkel von den Jungs, zu uns. Auch wenn er ein netter Kerl war und uns freundlich behandelte, war er doch ein ziemlich komischer Vogel. Ich meine, wer trägt früh am Morgen schon einen Matrosenanzug? Dazu kam, dass seine Aussprache so undeutlich war, dass man vielleicht nur jedes zehnte Wort verstand.

Und dann passierte es. ,,Guten Morgen'', kam es von der Tür, die zum Foyer führte. Als wir uns zu der Stimme drehten, sahen wir IHN. Dagobert Duck. Die Ente, dem wir seinen kostbarsten Besitz stehlen mussten um im Austausch Lenas Freiheit zu erhalten. Während die anderen ihn begrüßten, sah ich kurz rüber zu Lena, welche mir den gleichen Blick zu warf. Dies war weder die richtige Zeit, noch der richtige Moment.

Herr Duck nahm auf dem großen gepolsterten Stuhl am Ende des Tisches Platz. Kaum hatte er den Blick auf seine Familie gerichtet, viel ihm wohl zum ersten Mal auf, dass zwei weitere Enten am Tisch saßen. ,,Oh, wer seid ihr beiden denn?'' Ich weiß nicht ob es Lena genauso ging wie mir, aber ich hatte einen Kloß im Hals und war nicht in der Lage zu antworten. Da sie genauso stumm blieb wie ich, schätzte ich mal, dass es der Fall war. Ein Glück wurden wir gerettet, da Nikki unsere Erstarrung gar nicht bemerkte und uns gleich vorstellte: ,,Das sind Lena und Marcel. Meine besten Freunde. Es stört dich doch nicht, dass sie hier sind, oder?'' Dabei sah Nikki ihn mit solchen Unschuldsaugen an, dass er wohl nichts dagegen gesagt hätte, selbst wenn es ihn gestört hätte. ,,Natürlich nicht. Ihr beiden seid hier immer herzlich willkommen'', wandte er sich schlussendlich an uns.

Uns wurde eine Antwort erspart, da in diesem Moment Frieda mit den Pancakes aus der Küche kam. Nachdem jeder von uns einen Pancake auf dem Teller hatte, begann das große Schlemmen. Kaum, dass ich den ersten Bissen in den Mund gesteckt hatte, hatte ich das Gefühl auf Wolke sieben zu schweben. Noch nie hatte ich so was gutes gegessen. Nach einem kurzen Seitenblick zu Lena, erkannte ich schnell, dass sie das gleiche erlebte wie ich. Für die, die jetzt meinten wir sollen mal nicht so übertreiben. Lena und ich hatten unser ganzes Leben keine liebevolle Familie gehabt und lebten seit jungen Jahren auf der Straße. Selbst die gekauften Pancakes waren für uns eine Seltenheit, geschweige denn von solchen mit viel Liebe gemachten Pancakes.

Ohne Pause aßen wir so viel von den Pancakes wie wir konnten. Erst hinterher bemerkten wir, dass alle anderen am Tisch uns überrascht musterten. Eigentlich verständlich. Bestimmt hatte niemand von ihnen je gesehen, wie sich jemand so über etwas so einfaches freute. ,,Es war sehr lecker, danke'', wandte ich mich an Frieda, um etwas die Aufmerksamkeit von uns wieder zu lenken. ,,Die besten Pancakes, die ich je gegessen habe'', schloss sich Lena meiner Aussage an. ,,Danke'', meinte Frieda mit einem leichten lächeln.

Herr Duck zog sich kurz darauf in sein Arbeitszimmer zurück, da er wie er meinte noch ein paar wichtige Telefonate tätigen musste. Das war auch für uns das Zeichen für den Aufbruch. Wir verabschiedeten uns von Nikki, den Jungs und auch von Frieda und Quack und verließen die Duck Villa.

Nachdem wir beim Freilufttheater ankamen, wusste ich, dass nun das kam, wovor ich mich die ganze Zeit etwas gefürchtet hatte. ,,Du besitzt also auch Magie. Woher? Und warum hast du mir das nicht erzählt?'', wandte Lena sich schlussendlich an mich. Ebenso konnte ich die Umrisse von Gundel in ihrem Schatten sehen. Natürlich war sie daran auch interessiert. Schließlich könnte ich so eine Gefahr für ihre Pläne sein. ,,Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich Angst hatte'', gestand ich mit einem tiefen Seufzer. ,,Nachdem ich von deiner Magie und deiner Geschichte gehört hatte, hatte ich Angst du würdest denken, dass deine Magie der einzige Grund wäre, dass ich weiter bei dir bleibe. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber ich konnte nichts gegen diese Angst tun'', brach es schlussendlich aus mir heraus. Hoffentlich konnte sie mir verzeihen.

Es passierte das, womit ich am wenigsten gerechnet hatte. Sie umarmte mich. Sollte sie nicht eigentlich sauer auf mich sein? ,,Ich verstehe dich. Schließlich hatte ich anfangs auch Angst, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest, nachdem ich dir die Wahrheit gesagt hatte. Und ich muss auch ehrlich zu geben. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn du mir sofort die Wahrheit gesagt hättest'', meinte sie und ergänzte noch: ,,Vielleicht war es wirklich das Beste.'' ,,Danke'', war meine schlichte Antwort. Und ich war ihr wirklich unheimlich dankbar für ihr Verständnis. ,,Aber jetzt würde es mich interessieren, woher hast du deine Magie?''

Die Frage war nicht leicht zu beantworten. ,,Na ja, da muss ich ein wenig ausholen'', begann ich zu erklären. ,,Zu der Zeit, wo Gundel noch frei war und nicht in einem Kreutzer eingesperrt,'' dabei warf ich eine vielsagenden Blick zu Lenas Schatten, in dem sich Gundel deutlich abzeichnete. ,,gab es vier mächtige Hexen. Zwei dunkle Hexen und zwei helle. Sie alle waren unheimlich mächtig und hielten sich gegenseitig im Gleichgewicht. Wie du dir denken kannst, war Gundel eine der dunklen Hexen.'' Ich merkte, dass sie gespannt an meinen Lippen hing, ein Zeichen dafür, dasa Gundel ihr diese Informationen vorenthalten hatte. Eben diese sah sehr skeptisch aus. Wahrscheinlich verstand sie nicht, was ich mit dieser Geschichte bezweckte. ,,Heute hört man kaum noch etwas über diese Hexen. Als Gundel vor 15 Jahren urplötzlich verschwand, gewannen die hellen Hexen die Oberhand, wodurch die letzte dunkle Hexe untertauchte. Kurz darauf verschwanden auch die hellen Hexen von der Bildfläche und hinterließen ein Land voller Frieden'', erzählte ich die Geschichte weiter. ,,Also war Gundels Verschwinden im Grunde der Untergang der dunklen Magie?'', unterbrach Lena mich das erste Mal. ,,Genau.'' ,,Aber was hat diese Geschichte mit dir zu tun?'', forderte sie mich auf weiter zu erzählen.

,,Nun ja, jede dieser vier Hexen hatte ein altes magisches Artefakt, welches schon sehr lange in den Familien weitergegeben wurde. Diese Artefakte waren so alt, dass nicht einmal die Hexen selbst wussten, woher sie ursprünglich kamen. Der Punkt ist, dass diese magischen Artefakte den Großteil ihrer Magie ausmachten. Je nach Besitzer passten sich die Artefakte an den Träger an. Das ist wohl auch der Grund, warum Gundel mein Artefakt nicht erkannt hat. Weiterhin konnte nur jemand dieses Artefakt benutzen, der das Blut der jeweiligen Familie in sich trug. Bei Gundel ist dieses Artefakt zum Beispiel das Amulett, welches du um den Hals trägst.'' Dabei deutete ich auf ihr Amulett. Sie schien so langsam zu verstehen. Und gleiches schien auch auf Gundel zuzutreffen. ,,Mein Artefakt sind die beiden Ringe'', meinte ich und hielt dabei meine Hände hoch und zeigt die beiden Ringe an meinen Mittelfingern. ,,Du kannst das Amulett nutzen, da du ja im Grunde aus einem Teil von Gundel entstanden bist. Bei mir ist dies der Fall, da die vorherige Besitzerin meine Tante war. Mona Menetekel, die andere dunkle Hexe.'' ,,Was? du bist der Neffe von Mona?'', brach es aus Gundel heraus, welche sich komplett als Lenas Schatten materialisierte. Mit einem schlichten Nicken bestätigte ich dies. ,,Ihr Artefakt ging an mich, da ich ihr einziger lebender Verwandter war, als sie starb'', erklärte ich weiter.

Damit war die Sache wohl für Gundel beendet, denn sie verschwand wieder in Lenas Schatten. Nachdem ich die Geschichte beendet hatte, gingen Lena und ich wieder nach unten in unser Zuhause. Dort angekommen, hielt ich Lena auf, die schon zu ihrem Bett gehen wollte. ,,Ich möchte dir noch etwas zeigen. Damit wirklich keine Geheimnisse mehr zwischen uns stehen.'' Ich ging zu meiner Tasche und holte ein kleines Buch heraus. ,,Es ist ein altes Buch mit sehr mächtigen Zaubersprüchen, Formeln und Flüchen.'' ,,Das ist gut. Mit solchen können wir unser Ziel bestimmt schnell erreichen'', meinte Lena gleich darauf. ,,Nein. Diese Sprüche sind zu mächtig. Bei so mächtiger Magie gilt ein altes Gesetz. Nämlich: Jeder Zauber hat seinen Preis. Das bedeutet so mächtiger der Zauber ist, so größer der Preis'', widersprach ich ihr. ,,Zum Beispiel gibt es einen Zauber mit dem man jemand aus dem Tod zurückholt. Der Preis ist das eigene Leben. Verstehst du? Keiner dieser Zauber in diesem Buch ist es wert den dazugehörigen Preis zu bezahlen'', machte ich deutlich. ,,Du hast recht. Diese Zauber sind viel zu gefährlich'', stimmte sie mir zu. Ein Glück schien Gundel gerade nicht auf uns zu achten. Sie hätte bestimmt anders entschieden.

Da wir beide mehr als nur geschafft waren, gingen wir letztendlich schlafen um am nächsten Tag in aller frische weiter zu machen.

Hai-Alarm!

Ein paar Tage waren vergangen und Lena wurde von Nikki zu einer Übernachtungsparty eingeladen. Auch wenn sie mich gerne dabei gehabt hätte, war sie sich nicht sicher, was Herr Duck und ihre Oma davon halten würden, wenn ein Junge mit auf einer Mädchen-Übernachtungsparty wäre. Lena musste den Plan also alleine durch ziehen. Von Gundel hatte sie einen Rubin bekommen, den sie irgendwie in Herrn Ducks Geldspeicher schmuggeln sollte. Laut ihr würde der dann nach dem Kreuzer Nummer eins suchen.

Als sich Lena auf den Weg zur Duck Villa machte, begleitete ich sie. Denn man kannte ja die Ducks oder? Bestimmt waren sie noch auf irgendeinem Abenteuer und kamen nicht pünktlich nach Hause. So müsste Lena dann nicht alleine auf sie warten.

Kaum bei der Villa angekommen, wurde meine Vermutung bestätigt, als uns die Tür von Donald geöffnet wurde und er uns sagte, dass die anderen noch nicht zurück sind. War doch klar, oder? Er führte uns ins Wohnzimmer, wo wir uns hinsetzten und warteten. Da Donald keine Anstalten machte zu gehen, war es uns nicht möglich uns ungestört zu unterhalten. Irgendwann, nach einer Zeit des Schweigens, sagte er zu uns etwas, was sich mit viel Fantasie nach ,,Sie sind bald zurück.'' anhörte. Gab es eigentlich irgendjemand, der ihn fehlerfrei verstand?

Meine Gedanken wurden von einem lauten Rumpeln außerhalb der Villa unterbrochen. ,,Das sind sie bestimmt schon'', meinte Lena und sah zu mir. Keine Sekunde später wurde die Tür aufgetreten und Herr Duck trat mit einer Menge Schätze in den Armen und einer Krone auf dem Zylinder ins Foyer. Donald, Lena und ich gingen sofort zu ihnen und hörten noch wie Herr Dagobert irgendetwas von Bohnen erzählte. Bei einem kurzen Blick an ihm vorbei nach draußen konnte man eine riesige Bohnenranke sehen, die auf dem Boden lag.

Kurz nach ihm kamen Tick und Trick, die eine Münze rein rollten, die noch einen Kopf größer als sie selbst war. Donald ging sofort zu ihnen, und zu dritt versuchten sie die Münze weg zu tragen. Aber das schien schwerer als gedacht. Da kam auch der dritte Drilling, der mal wieder versuchte etwas vom Schatz ab zu greifen. Aber Herr Duck vereitelte seinen Plan so gleich. ,,Netter Versuch Junge, aber du weißt wie es läuft. Das ganze Geld geht in den Speicher...'' ,,...und macht nicht die Familie reicher.'' ergänzte Track. Hatte den Spruch wohl schon öfter zu hören bekommen. Angefressen ging er zu Herr Duck, leerte seine Taschen und ging weiter in die Villa. Währenddessen rief Herr Duck nach Frieda.

Nikkis Oma kam auch sogleich mit einem Geldwagen und einem Staubsauger daher, worin Herr Duck augenblicklich die Schätze auf seinen Arm beförderte. Danach ging sie zu Donald und den Jungs und hob die Münze, an der sich die drei abmühten, mit einer Hand hoch. Dabei hob sie sogar noch Donald mit hoch, welcher sich aus Reflex an der Münze fest gehalten hatte. Kurz schüttelte sie ihn ab und verfrachtete die Münze zu den anderen Schätzen in den Wagen. Dabei hielt sie Herr Duck einen Vortrag. ,,Der Vorstand hat angerufen. Sie sagen, Ihre letzten Abenteuer hätten in Entenhausen teure Schäden verursacht.'' ,,Für die ich selbstverständlich immer zahle. Abenteuer führen zu Schätzen, Schätze helfen der Firma, die Firma hilft der Stadt durch wertsteigernde Investitionen in Treuhänderische Anteile'', verteidigte sich Herr Duck, während die Jungs und Donald nach oben gingen. ,,Ja, was ist daran nicht zu verstehen? Ein Fernsehinterview mit Roxan Federkiel wurde organisiert, um ihren Ruf zu verbessern'', stellte Frieda ihn vor vollendete Tatsachen. ,,Mein Ruf braucht keine Verbesserung. Sie reagieren über'', wollte Herr Duck sich weiter verteidigen, aber in diesem Moment rief Quack von draußen, dass die Bohnenranke das Waisenhaus verfehlt hätte. Resigniert gab er nach und schlurfte nach oben, wobei er eine Spur aus Goldmünzen hinterließ. Frieda schmiss den Staubsauger an und begann die Spur zu beseitigen.

Diesen Moment des unbeobachtet sein wollten wir nutzen um den Rubin von Gundel mit in den Wagen zu legen. Schließlich würde der Inhalt in den Geldspeicher gebracht werden. Aber der Moment dauerte nicht lange genug. Kurz bevor Lena den Rubin in den Wagen legen wollte, kam Nikki zur Tür rein und schob eine Statue vor sich her, die einen Entenkopf darstellte. Überglücklich rannte sie auf uns zu und schmiss sich uns in die Arme. Jeweils einen Arm um meinen und Lenas Hals. ,,Ja, ich steh nicht so auf Körperkontakt'', meinte Lena etwas angespannt. ,,Schließe ich mich an'', ergänzte ich. Nur in seltenen Ausnahmefällen. Zum Beispiel als Lena mir ihre Geschichte erzählt hatte und ich sie getröstet hatte.

Verlegen versuchte Nikki sich heraus zu reden, wobei sie uns noch einmal fest drückte und dann das Thema wechselte. ,,Aber wie kommt es eigentlich, dass du auch hier bist Marcel?'' ,,Ich habe nur Lena hier her begleitet, damit sie nicht alleine warten muss, falls ihr euch verspäten solltet'', erklärte ich meine Anwesenheit. ,,Achso. Eigentlich voll doof, dass du nicht dabei bist'', meinte sie etwas enttäuscht. In diesem Moment kam Herr Duck nochmal ins Foyer zurück, wohl in der Absicht ins Esszimmer zu gehen. Sofort fasste Nikki wohl einen Entschluss. ,,Herr Duck?'', rief sie und ergatterte so seine Aufmerksamkeit. Dabei sah sie ihn mit so unschuldigen Augen an, dass es wohl jedem schwer gefallen wäre, ihr etwas ab zu schlagen. ,,Darf Marcel vielleicht auch über Nacht bleiben?'' Erst stutzte er und schaute dann zu Lena und mir. Als er wieder zu Nikki sah, meinte er schlichtweg. ,,So lange ihr keinen Unsinn macht, habe ich nichts dagegen.'' Wow. Das war für Nikki anscheinend ein Kinderspiel.

Nachdem sie sich bei Herrn Duck bedankt hatte, lief sie wieder zu uns und sah uns voller Freude an. ,,Seid ihr aufgeregt wegen der Party? Wir putzen uns die Zähne, gehen pünktlich ins Bett, wachen mitten in der Nacht verwirrt auf und sagen 'Wo bin ich? Oh richtig. Bei der besten Pyjamaparty der Welt'.'' ,,Ah also ist das deine erste Pyjamaparty?'', kam es daraufhin von Lena. Merkte man so überhaupt nicht. Aufgeregt rief sie noch, dass sich der letzte oben zweimal die Zähne putzen müsste und rannte anschließend die Treppe hinauf. Lena legte schnell den Rubin zu den anderen Schätzen und gemeinsam liefen wir ihr hinterher.

In Nikkis Zimmer angekommen, kletterte sie gleich eine Leiter zu einem zweiten Raum hoch, wo sich das Bett und wenige andere Sachen befanden. ,,Wusstet ihr, dass es eine Bettlaken zu deck Weise gibt, die oft als Verhörtechnik verwendet wird?'', kam es gleich von Nikki, während sie einen Stoffhasen in ihrem Bett zu deckte. Lena warf mir kurz einen vielsagenden Blick zu und meinte dann. ,,Badezimmer?'' ,,Den Flur runter dann links'', kam auch gleich die Antwort. Da ich den Blick verstanden hatte fragte ich gleich darauf. ,,Gibt es noch ein zweites?'' ,,Ein Stock höher genau an der gleichen Stelle'', kam wieder prompt die Antwort. Schnell verließen Lena und ich das Zimmer und gingen zum Badezimmer auf diesem Stock. Bevor Lena die Tür öffnete, sahen wir uns um, ob auch niemand in der Nähe war. Dann gingen wir rein und schlossen die Tür hinter uns.

Lena wollte sich wohl besprechen, wie wir weiter vorgingen. Dies wurde aber von Gundel verhindert. Wie aus dem Nichts tauchte sie in Lenas Schatten auf und jagte uns damit einen heiden Schrecken ein. ,,Tante Gundel?'' Mit einem rachsüchtigen Lachen schmiedete sie Pläne. ,,Das Zuhause von Dagobert Duck ist nicht mehr sicher. Was machen wir zuerst?'' Lena ließ sich davon nicht beeindrucken und meinte schlicht: ,,Unser derzeitiger Plan umfasst Popcorn machen, einen Film gucken und dann will Nikki unbedingt, dass wir uns die Zähne putzen.'' Dabei holte sie eine Zahnbürste hervor. Diese Pläne schienen Gundel überhaupt nicht zu gefallen. ,,Dentalhygiene kann warten.'' Dabei versuchte sie Lena die Zahnbürste weg zu nehmen, was in ihrer Schattengestalt kaum möglich war. ,,Ich spüre wie meine Kraft wächst, so näher ich Dagoberts wertvollen Kreuzer Nummer eins komme. Hör dir das an'', meinte die alte Hexe und lachte dabei boshaft. ,,Das Amulett Ding ist schon im Speicher, also hängen wir einfach hier rum und warten, richtig?'', meinte Lena daraufhin nur schlicht. ,,Du wartest, während der Stein der Jäger nach dem Glückskreuzer sucht. Er wird den Kreuzer zu dir bringen, du bringst den Kreuzer zu mir und ich werde seine geheime und mysteriöse Kraft freisetzen. Und so direkt von seinem Zuhause aus zu schlagen um meine düstere Rache an Dagobert Duck zu nehmen'', posaunte Gundel ihren Plan heraus. ,,Aha, also hängen wir hier rum und warten, richtig?'', konnte ich es mir nicht nehmen ihr einen Seitenhieb zu verpassen. ,,Halt du dich da raus!'', giftete sie mich an und wandte sich dann wieder an Lena. ,,Und du, tu wenigstens so, als wäre dir unsere Jahrhunderte alte Blutfehde wichtig.'' ,,Du weißt, was mir wichtig ist.'' widersprach sie ihr sofort. Gundel stöhnte daraufhin. ,,Na schön. Auch egal. Tu es und ich erfülle dir den größten Wunsch deines düsteren Herzen. Außer du bist zu sehr damit beschäftigt, mit der Schleifen Liese ab zu hängen.'' Dabei machte sie mit den Fingern ein äußerst realistisches Bild von Nikki. ,,Entspann dich. Das ist nur gespielt'', versuchte Lena sie zu besänftigen. Dies schien aber genau das Gegenteil zu bewirken. ,,DIE MONDFINSTERNIS STEHT BALD BEVOR, DU KLEINER WELPE!!'' Dabei wurde ihr Schatten immer größer. Danach seufzte sie kurz auf und ergänzte noch: ,,Vertraue ihnen nicht Lena. Sie würden sich sofort gegen dich stellen, wenn sie wüssten, was du wirklich bist.'' Danach verschwand sie endlich wieder im Schatten und an der Wand blieben nur Lenas Umrisse zurück. Ich legte Lena kurz eine Hand auf die Schulter und gab ihr ein aufmunterndes Lächeln. Dankbar lächelte sie zurück.

Nachdem wir noch nacheinander auf Toilette gegangen waren, gingen wir zurück zu Nikkis Zimmer. Dort wurde unsere Aufmerksamkeit gleich von der Wand geweckt, auf der Nikki alles verewigte, was sie über die Duck Familie herausgefunden hatte. Kaum dass wir uns die Wand genauer angesehen hatten, kam Nikki die Leiter herunter geklettert und reichte uns beiden etwas, das wie selbst geflochten aussah. ,,Ich habe Freundschaftsarmbänder für uns gemacht.'' Dabei legte sie erst Lena und dann mir eins dieser Bänder um. Das von Nikki war pink-lila gestreift, das von Lena blau-lila und das von mir grün-lila. ,,Mmm, Danke schön. Was ist denn das für ein Brett?'', meinte Lena daraufhin und zeigte auf die Wand, auf der mehrere Bilder hingen, die alle mit Fäden miteinander verbunden waren.

,,Das sind alles Infos, die ich über die Familie Duck gesammelt habe. Der Stammbaum, wichtige Artikel, Lebenslange Feinde.'' Bei Feinden hingen Fotos von ein paar bekannten Gesichtern. Unter anderem Mac Moneysac, Oma Knack und der Weihnachtsmann? Den auf einer Feindesliste sieht man selten. Ganz unten war noch ein handgeschriebener Zettel, wo drauf stand ,,Dagobert hasst Magie!''. Als Lena, Nikki darauf aufmerksam machte, meinte sie. ,,Oh ja, aller Art. Flüche, Beschwörungen, Kartentricks. Er sagt, Magie wäre eine übernatürliche Abkürzung für harte Arbeit. Er erlaubt auch keinerlei Zauberbücher im Haus.'' Kurz schwieg sie doch dann: ,,Wollt ihr sehen, was ich rein geschmuggelt hab?''

Zusammen mit Nikki gingen wir wieder nach oben. Während Lena und ich uns neben das Bett setzten, kramte Nikki in einer Truhe und holte ein lilanes Pferdebuch hervor. Aber das war nur der Einband. Darunter versteckt war ein grünes Buch mit einem Entenschädel drauf. ,,Das Zauberbuch des Merlock. Ein uraltes Buch der Magie. Habt ihr euch manchmal gefragt, was für dunkle Mächte in den Schatten lauern und auf den richtigen Augenblick für einen Angriff warten?'' Das Thema ging hier ganz in die falsche Richtung. Das schien auch Lena zu bemerken. ,,Nein. Würde ich jetzt nicht so sagen.'' War nicht mal gelogen. Schließlich wussten wir ganz genau, was dort lauerte. ,,Uh wir sollten Zaubersprüche testen'', meinte Nikki daraufhin und schlug das Buch auf. Nicht gut. Mit unserer angeborenen Affinität für Magie könnte das extrem nach hinten los gehen. Vor allem, da in so einem Buch oft nur sehr mächtige Sprüche standen. Und schließlich hatte jeder mächtige Zauber seinen Preis. Ein bisschen zu schnell schlug Lena das Buch zu und verneinte Nikkis Idee. ,,Wie wäre es, wenn wir ein Spiel spielen?'', versuchte ich schnell das Thema zu wechseln. Schien auch zu klappen. ,,Laut eines Artikels über Pyjamapartys, den ich im Netz gelesen habe, ist das perfekte Spiel eine-'' Nikki wurde unterbrochen, als die Jungs unten in ihr Zimmer stürmten und laut riefen. ,,Kissenschlacht!''

Unser Glück, dass wir gerade oben waren. Die drei blieben verwirrt mitten im Zimmer stehen und wurden von unserem Gegenangriff vollkommen überrascht. Mit exakter Präzision wurde jeder Drilling von je einem Kissen nieder gestreckt. Anschließend sprangen wir die Leiter hinunter, wobei wir uns gleich wieder unsere Kissen und die der Jungs, die sie fallen gelassen hatten, schnappten und beförderten sie mit Karacho wieder aus dem Zimmer. Das ganze hatte nicht mal eine Minute gedauert. Tja, mit uns sollte man sich eben nicht anlegen.

Nach einer Zeit gingen wir dazu über, Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Leider nahm Nikki das Spiel etwas zu ernst, da sie auf die Frage ,,Was willst du unbedingt mal machen?'' eine ellenlange Liste schrieb und auch nach 20 Minuten noch nicht fertig war. Lena wurde es wohl auch zu viel, denn sie schnappte sich den Zettel, zerknüllte ihn und meinte. ,,Ok, das waren jetzt 20 Minuten. Ich zeig dir wie es geht. Wahrheit.'' ,,Ok, was ist dein tiefstes, dunkelstes Geheimnis?'' Oh Scheiße. ,,Äh, Pflicht?'', versuchte Lena schnell zurück zu rudern. Zu unserem Glück wurden wir unterbrochen, als Tick und Track ins Zimmer gestürzt kamen und irgendeine Art von Scharade aufführten, während sie abgehackte Laute von sich gaben. ,‚Trick wurde von einem magische Geldhai im Speicher gefressen'', rief Nikki plötzlich aus. Als wir sie alle vier nur etwas skeptisch und verwirrt ansahen, meinte sie: ,,Was? Scharade ist mein Ding.'' Mit einem leichten Kopfschütteln taten wir das ab und wandten unsere Aufmerksamkeit Track zu, der uns gerade erklärte was passiert war. ,,Er schwimmt einfach darin herum, frisst Geld und Kinder und Geld.'' War ihm das Geld wirklich wichtiger als sein eigener Bruder? ,,Wir müssen es auf jeden Fall Herrn Duck sagen'', meinte daraufhin Nikki. Reflexartig riefen Track, Lena und ich ganz laut: ,,Nein!'' Kurz sah Nikki verwirrt zu Lena und mir, wurde aber gleich wieder von Track abgelenkt. ,,Wir haben uns eventuell ohne Erlaubnis in den Geldspeicher geschlichen.'' ,,Das es schlimmer ist, wenn dein Bruder gefressen wurde, merkst du selber, oder?'', machte ihm Nikki daraufhin Vorwürfe. Lena sprang ihm bei. Schließlich durfte Herr Duck niemals davon erfahren. ,,Track hat Recht. Wenn wir Dagobert sagen, dass sie rein geschlichen sind, wird er sie eigenhändig an den Hai verfüttern.'' Gar nicht so abwegig. ,,Irgendetwas müssen wir aber doch tun'', meinte Tick. ,,Wir müssen das jetzt ganz alleine regeln, ok? Vertraust du mir nicht?'', erwiderte Lena und wandte sich beim letzten Satz an Nikki und zeigte ihr dabei das Freundschaftsarmband. ,,Na schön. Aber wenn es ein Monster gibt, müssen wir einen Weg finden sicher zu sein, während wir es suchen'', knickte Nikki zum Glück ein. ,,Ein Boot vielleicht?'', meinte Tick. ,,Aber wie bekommen wir ein Boot in den Geldspeicher?'' gab Track zu bedenken. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Quack im Pyjama stand vor uns. ,,Mein bester Freund Trick hat Schwierigkeiten. Ich kann das spüren.'' Da hatten wir unsere Antwort.

Kapitel 7 - Hai-Alarm! Teil 2

Zusammen mit Quack stiegen wir in einen Helikopter und machten uns bereit. Wir flogen über die Villa und befestigten Seile an Donalds Hausboot. Ihn selbst verfrachteten wir in einen Schwimmreifen und ließen ihn im Pool treiben. Quack hievte das Boot nach oben. Anschließend flogen wir wieder zurück. Oberhalb des Geldspeichers ließen wir per Funk das Dach auf gehen und Quack ließ das Boot in den Geldspeicher hinab. Zu guter Letzt, seilte Quack sich zu uns ins Hausboot ab. Dass der Helikopter daraufhin führerlos irgendwohin flog, war uns herzlich egal. Dumpf hörten wir noch einen Aufprall. Gelandet war er also.

,,Und was machen wir jetzt?'', kam es von Tick, nachdem wir alle im Geldspeicher waren. ,,Wir warten'', antwortete Quack ihm. Zusammen beobachteten wir das Geldmeer im Speicher. Ab und zu konnte man kleine Bewegungen sehen, aber jedes Mal wenn man genauer hinsah, war es auch schon wieder weg. Lena und ich gingen nach unten ins Hausboot. Denn wir konnten uns schon denken, auf wessen Mist der Geldhai gewachsen war. Dumpf konnten wir die anderen von oben reden hören. Kaum das wir unten waren, erschien auch schon Gundel in Lenas Schatten. ,,Haha, ich hätte nie im Leben daran gedacht, Dagoberts Familie an den Stein der Jäger zu verfüttern, bevor er seinen Niedergang eingeleitet hat. Gut gemacht Lena'', rief sie völlig euphorisch und lachte dabei hämisch. ,,Wenn du mir das nächste Mal ein Amulett gibst, dass sich in ein Monster verwandelt, wäre ich gerne vorgewarnt'', kam es anklagend von Lena. ,,Das Monster hat einen Namen. Erweise Henriette etwas Respekt'', meinte Gundel darauf. Henriette? Echt jetzt?

Plötzlich zog Gundel erschrocken die Luft ein. ,,Trägst du ein buntes, personalisiertes Armband?'', fragte sie Lena, als sie das Freundschaftsarmband von Nikki an ihrem Handgelenk entdeckte. ,,Ja ich ...... So bunt ist es nun auch wieder nicht'', meinte sie am Ende etwas mürrisch. Gundel fing daraufhin wieder an gehässig zu lachen. Wie ich dieses Lachen hasste. Es kam dabei nie was gutes raus. ,,Oh, meine süße, dumme, dumme, kleine Lena.'' Ihr ernst? Hatte sie Lena gerade mehr als einmal beleidigt? ,,Du bist die schlimmste Närrin von allen. Eine sentimentale Närrin. Du versuchst tatsächlich ihnen zu helfen'', ergänzte sie. Ok das war genug. Auch wenn ich wusste, dass Gundel mich nicht mochte und es ihr lieber wäre, ich würde mich aus diesen Gesprächen raus halten, mischte ich mich diesmal ein. ,,Nein, wir mussten etwas tun, um sie davon abzubringen Dagobert zu holen.'' ,,Und entschuldige, wenn wir nicht von deinem Geldhai gefressen werden wollen'', ergänzte Lena. Das schien Gundel richtig auf die Palme zu bringen. ,,Ich bezweifle die Ernsthaftigkeit deiner Entschuldigung. Jetzt raus und haltet sie hin, bis Henrietta an Masse zulegt.'' Das war das erste Mal, dass sie uns beiden einen Befehl gab. Es schien so, als würde sie sich so langsam damit abfinden, dass ich in ihre Pläne involviert war. Aber Moment? Was hatte sie gerade gesagt? ,,Warte sie wird noch größer?'' sprach Lena meine Gedanken aus. ,,Oh sie wird richtig, richtig groß und richtig, richtig wütend, bis sie den Kreuzer hat. Lass dich bis dahin einfach nur nicht fressen.'' Im letzten Satz merkte man ihr an, dass es sie überhaupt nicht stören würde, wenn sie mich auf diese Weise loswerden würde. So viel dazu, dass sie sich mit mir abfand. Zusammen gingen Lena und ich wieder hoch zu den anderen.

Oben waren Tick, Track und Nikki gerade in eine Diskussion vertieft. In dem Moment, wo wir hoch kamen, meinte Nikki, dass es nur ein Mittel gegen eine magische Kreatur gab. Dabei zog sie das grüne Zauberbuch aus ihrem Rucksack. Sofort schob Lena das Buch wieder in ihren Rucksack und verneinte Nikkis vorhaben. Tick faselte irgendwas aus seinem Buch, so wie immer wenn er nervös war. Er wurde unterbrochen, als Track uns darauf aufmerksam machte, dass der Hai zurück war. Und tatsächlich im Geldmeer kam eine riesige goldene Haiflosse auf das Boot zu und umkreiste es einmal. ,,Ich fahre einfach in ihn rein'', kam es von Quack, welcher sich im Steuerraum befand. ,,Nein, Trick ist da drin. Track Geldsäcke'', rief er, wobei er sich beim letzten Satz an seinen Bruder wandte. Er schnappte sich die Harpune am Bug des Schiffes, während Track das Seil eben dieser um einen der Geldsäcke band. Tick schoss die Harpune ab, welche gefolgt vom Geldsack ins Geldmeer flog. Anschließen band Track das Ende des Seiles am Boot.

Jetzt hieß es warten. Kurz darauf biss der Hai an und wir hatten ihn an der Schnur. Dachten wir zumindest. Der Hai war so stark, dass er Seil, dessen Ende sich um Ticks Fuß geschlungen hatte, vom Boot los riss und Tick sowie Track der versuchte seinen Bruder fest zu halten, in hohen Bogen von Bord riss. Kurz flogen die Jungs durch die Luft und wurden dann, vom in die Höhe gesprungene Geldhai aus der Luft geschnappt. Panisch rannten wir anderen zum Bug. Damit hatte der Hai alle Drillinge gefressen. Was nun?

Erstmal zogen wir drei uns nach unten ins Hausboot zurück. Dort blätterte Nikki wie wild in ihrem Zauberbuch, während Lena und ich überlegten, wie wir die Jungs aus dem Hai holten, ohne dass wir auf flogen. ,,Ich habe einen Schutzzauber gefunden. Wir brauchen ein Haufen Kräuter und einen Kessel. Äh schnappt euch das Kräuterregal und den Popcornsammeleimer'', rief Nikki plötzlich aus. ,,Äh ich weiß nicht Nikki. Es ist nicht gut, mit diesem Zauberzeug herum zu spielen'', versuchte ich sie von etwas dummen ab zu halten. Schließlich war ein Schutzzauber sehr hohe Magie. Da wollte ich lieber nicht den Preis wissen. Aber Nikki war viel zu motiviert. ,,Ah ich bin ziemlich sicher, dass ich das kann'', meinte sie und begann verschieden Kräuter in den Popcorneimer zu kippen. Dabei sagte sie einen sich reimenden Spruch auf.

Wir zogen uns in eine der Ecken zurück. ,,Ich hasse Magie'', meinte Lena mit einem Seufzer. Und das sah Gundel wohl als Zeichen uns wieder auf die Nerven zu gehen. ,,Halt deinen Mund. Magie ist doch unser Familiengeschäft.'' ,,Und umso mehr Magie wir hier nutzen, desto eher werden wir auch auffliegen'', schoss Lena zurück, wo ich ihr auch recht geben musste. ,,Wir brauchen keine Magie. Wir brauchen Köpfchen. Und so eine Art Haifangding. Und vielleicht einen Snack'', hörten wir Quack von oben, was uns veranlasste zu ihm rauf zu gehen. ,,Äh Quack'', machte Nikki auf die Wiederkehr des Hais aufmerksam. ,,Oh oh, Quack hat Hunger. Hunger auf Rache.'' ,,Hey Quack bitte,'', versuchte Lena ihn zu beruhigen. ,,Rache für Trick'', redete Quack einfach weiter, während er sich ans Steuer stellte. ,,Hey Quack!'' schrien wir ihn zu dritt an. Erst da schien er aus seiner Trance zu erwachen. ,,Also wie wär's, Crashkurs?'', wandte er sich an uns. Wir wiesen ihn an einfach los zu fahren.

Quack gab Gas und das Hausboot bretterte los durch das Geldmeer direkt auf den Hai zu. Der Hai reagierte sofort und ging ebenfalls auf Kollisionskurs. Während wir dem Hai immer näher kamen, sahen wir uns verunsichert hat, ob das wirklich so eine gute Idee war. ,,Ich komme Trick'', rief Quack kurz vorm Ziel. Im gleichen Moment fassten wir einen Entschluss und sprangen von Bord. Und das keine Sekunde zu früh. Denn kaum das wir im Geld landeten, wurde das Boot mitsamt Quack vom Geldhai verschlungen. Schnell brachten wir uns auf einem großen Haufen Geld in Sicherheit. ,,Das nächste Mal machen wir die Pyjamaparty bei mir zuhause'', wandte sich Lena genervt an Nikki. Bei uns? In unserem kleinen Zimmer unter dem Freilufttheater? Ich glaube die Aussage hatte sie nicht ganz durchdacht.

Während Nikki wieder mal in ihrem Zauberbuch stöberte, suchten Lena und ich nach dem Kreuzer. Vielleicht war er hier irgendwo. Wenn wir das hatten, was der Hai suchte, verschwand er vielleicht einfach wieder. Währenddessen grummelte Lena vor sich hin: ,,Lena tu was ich befehle. Lena such einen Kreuzer in einem Meer von Kreuzern. Lena werde nicht wütend, wenn mein Geldhai dich fressen will'', äffte sie Gundel nach und wurde bei jedem Satz wütender. Verübeln konnte ich es ihr nicht. Lenas Grummeln wurde von Nikki unterbrochen. ,, Ich habe etwas gefunden. Laut dem hier, kann man eine magische Kraft aufhalten in dem man ihre Machtquelle entfernt, oder sie mit einem stärkeren magischen Symbol schlägt. Wir können unsere Freundschaftsarmbänder benutzen, denn Freundschaft ist die größte Magie aller Zeiten.'' Nahm dieses Mädchen eigentlich irgendeine Art von Aufputschmittel? ,,Naja so funktioniert Magie nicht, aber der Hai besteht aus Münzen.'' wiegelte Lena ihren Vorschlag ab und sah dabei zu mir. Ich wusste sofort, worauf sie hinaus wollte. ,,Wenn wir also, vielleicht irgendeine Münze finden, die eine ganz besondere Bedeutung hat, dann können wir ihn wahrscheinlich aufhalten'', führte ich ihren Satz weiter. ,,Oh, wie Dagoberts Kreuzer Nummer eins?'', stieg Nikki auch sofort drauf ein. ,,Oh gibt es den?'', machte Lena einen auf unwissend. ,,Also, weißt du, wo er sein könnte?'' ,,Dagobert trägt ihn immer in seiner Tasche'', meinte Nikki freudestrahlend. Im Ernst jetzt? Das dämliche Ding war nicht einmal hier im Speicher? Lena schien genau so sauer über diese Information. ,,Was? Der blöde Kreuzer ist nicht mal hier drin? Wir müssen sofort zu Dagobert'', meinte sie angefressen und zog an Nikkis Hand um sie mit zu ziehen. Ich stand auf und folgte ihnen.

Aber Nikki schien andere Pläne zu haben. Sie griff nach meinem Arm und hielt uns so beide zurück. ,,Was tust du da?'', wollte Lena etwas verärgert wissen. ,,Mehr Magie als unsere Freundschaft brauchen wir nicht. Vertraut ihr mir nicht?'', meinte sie und hielt uns an den Händen fest. Sie drehte sich zum Geldhai, uns jeweils an einer Hand, sodass sie in unsere Mitte stand, und rezitierte einen Spruch aus dem Buch. ,,Ein Bann verbindet unsere Hände, so hat der böse Fluch ein Ende." Aber nichts geschah. ,,Nikki hör auf. Das funktioniert nicht!'', rief Lena. ,,Ihr müsst daran glauben. Nochmal mit Gefühl. Ein Bann verbindet unsere Hände, so hat der böse Fluch ein Ende.'' Nikki sprach die Formel immer weiter, während Lena begann in einem pinken Licht zu leuchten. Erschrocken sah ich zu ihr, bis ich bemerkte, dass auch ich begann in einem grünen Licht zu leuchten. Mist, unsere Magie reagierte auf die Formel. Als Nikki unsere Hände fester drückte, wurde unsere Magie plötzlich in ein leichtes Blau gefärbt.

Bevor noch etwas Schlimmes passieren konnte, rissen wir uns beide fast zeitgleich von Nikki los. ,,Du sentimentale Träumerin. Du weißt nicht, was du da machst. Du bringst uns erst recht in Gefahr!'', schrie Lena sie an. Nikki hatte keine Zeit darauf zu reagieren, denn in diesem Moment tauchte der Hai vor uns unter und sprengte den Geldberg auf dem wir standen regelrecht. Er hatte solchen Schwung drauf, dass er durch das riesige Fenster nach draußen sprang.

Schnell rannten wir nach draußen, wo der Geldhai, mittlerweile mit Beinen, Amok lief. Um ihn herum liefen mehrere Bürger von Entenhausen, die versuchten, das abfallende Geld auf zu sammeln. Waren die Lebensmüde? ,,Das Gute daran ist, dass er es jetzt auch auf andere abgesehen hat'', meinte Lena, wo ich ihr recht geben musste. ,,Wieso habt ihr unseren Zauber gebrochen? Ist unsere Freundschaft nicht magisch genug?'', ignorierte Nikki ihre Aussage vollkommen. Und jetzt? Die Wahrheit konnten wir ihr ja schlecht sagen. ,,Nikki...'', versuchte Lena etwas, wurde aber von einem lauten Hupen am anderen Ende der Brücke unterbrochen. Als wir uns zu dem Geräusch drehten, sahen wir die Limousine von Herrn Duck die Straße entlang brettern. Sie hielt kurz vor dem Geldhai und Herr Duck selbst stieg aus der Fahrerseite. Nicht verwunderlich. Quack wurde schließlich vom Geldhai gefressen und konnte ihn nicht fahren.

Sofort war er sich der kompletten Aufmerksamkeit des Hais sicher. Wahrscheinlich konnte das Ding den Kreuzer Nummer eins spüren, den Herr Duck laut Nikki ja immer bei sich hatte. ,,Da! Er muss hinter Dagoberts Kreuzer Nummer eins her sein'', machte ich auch die Mädchen darauf aufmerksam. ,,Wie kommst du darauf?'', kam es verwirrt von Nikki. Shit. ,,Äh... Ich weiß nicht. Aus einem Grund'', versuchte ich zu erklären. Zum Glück sprang Lena mir bei. ,,Keine Zeit zu denken. Wir müssen gehen!'', rief sie und sprintete los in Richtung Hai. Nikki und ich folgten ihr.

Während wir weiter auf ihn zu liefen, wurde der Hai weiterhin von Harpunen traktiert, die Boote vom Meer aus auf ihn schossen. Kaum das wir beim Hai ankamen, schien er Dagobert ins Visier genommen zu haben und machte ein merkwürdiges Geräusch mit seinem Maul. Keine Sekunde später wurde uns klar, was er damit bezweckte. Unter Dagoberts Hemd kam ein einzelner Kreuzer, welcher an einer Schnur um seinen Hals hing, hervor. Er schien von dem Hai magisch angezogen zu werden. Herr Duck wehrte sich zwar dagegen, konnte aber nicht verhindern, dass die Schnur über seinen Kopf rutschte und geradewegs ins Maul des Hais flog.

Damit schien Herr Duck jetzt so richtig sauer zu sein. Er krempelte sich die Ärmel hoch und rannte mit einem Kampfschrei und erhobenen Gehstock auf den Hai zu. Er sprang auf die Motorhaube eines Autos und ließ sich von ihr in die Luft katapultieren. Und wurde prompt vom Hai verschluckt. ,,Auweia, Herr Duck!'' rief Nikki und rannte auf den Geldhai zu. Gerade als Lena und ich ihr folgen wollten erschien Gundel mit einem rachsüchtigen Lachen in Lenas Schatten. Von unserer Position aus sahen wir, wie Nikki sich mit Hilfe eines Enterhakens auf den Rücken des Geldhaies schwang. Sie zog einen goldenen Morgenstern aus seiner Rückenflosse und traktierte ihn damit. Wütend drehte er sich um und da sahen wir ihn. Dagoberts Glückskreuzer hing zwischen den Zähnen des Monsters. ,,Der Kreuzer!'', riefen Gundel und Lena gleichzeitig. ,,Hier, hier kleiner'', versuchte Gundel den Hai zu sich zu lotsen. ,,Holt mir den Kreuzer und du bekommst alles was du je wolltest'', wandte sie sich danach an Lena. ,,Aber wie sollen wir ihn holen ohne lebendig gefressen zu werden?'', gab Lena zu bedenken. ,,Das macht ihr schon irgendwie'', war die einzige Antwort. Na toll.

In dem Moment hörten wir Nikki unsere Namen rufen und als wir uns um drehten, sahen wir den Geldhai der uns gerade verspeisen wollte. Ohne zu zögern sprang Nikki von seinem Rücken und stieß uns aus dem Weg. Wurde dabei aber selber gefressen. ,,Nikki nein!'' riefen wir erschrocken nach unserer Freundin. Der Hai gab uns keine Zeit zum Reagieren sondern verschlang uns sofort danach.

Wir purzelten einen langen Rachen aus Geld hinunter. Während Lena das Glück hatte auf der riesigen Münze zu landen, die ein Stück aus dem Rachen heraus lugte, konnte ich mich an einer Vertiefung etwa einen Meter unter ihr festhalten. Weiter oben an den Zähnen konnten wir den Kreuzer hängen sehen. ,,Lena, Marcel!'', rief uns Nikki, die sich nochmals drei Meter unter mir an die Kehle klammerte. "Wieso hast du uns gerettet? Ich dachte du bist sauer auf uns?'', rief Lena ihr entgegen. ,,Wir sind Freunde, du hübsches Dummerchen. Ist mir egal, was ihr getan habt.'' Dabei sah sie uns mit einem sanften Lächeln an.

Eine Erschütterung kam und Nikki rutschte ab. Kurz bevor auch ich mich nicht mehr halten konnte, lächelte ich Lena an und sagte zu ihr: ,,Hol dir den Kreuzer.'' Dann stürzte auch ich in die Tiefe. Von oben konnte ich hören, wie Lena den gleichen Spruch rezitierte, den auch Nikki im Speicher benutzte. Keine Sekunde später sah ich wie sie blau leuchtend auf mich zukam. Den Körper nach unten gerichtet, um mehr Geschwindigkeit zu haben. Sie packte meine Hand, wodurch das blaue leuchten auch auf mich überging. Gemeinsam fielen wir weiter in die Tiefen. Kurz bevor wir Nikki erreichen, flüsterte ich noch: ,,Dummkopf.'' Schließlich hatte Lena gerade die beste Chance auf ihre Freiheit aufgegeben.

Wir erreichten Nikki und ich griff nach ihrer Hand. Kaum das sich unsere Hände berührten, entfaltete die Magie ihre Kraft und sprengte den Hai regelrecht in Stücke. Wir, Herr Duck, Quack, die Jungs und auch das Boot landeten unsanft auf der Brücke, inmitten eines Geldregens. Lena hatte Nikki fest an sich gedrückt und drückte sich selbst mit ihr an meine Brust. Vor Erleichterung, legte ich nur noch die Arme um die beiden. Schnell konzentrierten wir uns noch, sodass das magische Leuchten verschwand, als auch schon Nikki zu sprechen begann, weswegen wir uns reflexartig los ließen. ,,Ich glaube, da steht jemand doch auf Umarmungen'', meinte sie mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Lena und ich sahen uns kurz an und sagten dann gleichzeitig mit einem Lächeln: ,,Sag es niemanden.'' Daraufhin fiel sie uns beiden um den Hals und drückte uns fest an sich. Wir erwiderten die Umarmung nur lächelnd. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie auch Quack seinem besten Freund Trick um den Hals fiel.

Kaum das die Gefahr vorbei war, kamen viele der Panzerknacker und anderer Ganoven, um das herum liegende Geld auf zu sammeln. Herr Duck, der gerade von der Presse in Beschlag genommen wurde, hatte keine andere Wahl als einfach zu zusehen, wie die Ganoven mit seinem Geld davon fuhren.

Kaum das die Ganoven und die Presse verschwunden waren, sah sich Herr Duck panisch um und war mehr als nur erleichtert, als er seinen Glückskreuzer an einem umgekippten Auto sah. Ich schätze mal für die Ganoven erschien so ein Kreuzer wertlos, weswegen sie ihn zurückgelassen hatten. Ein Glück wussten sie nicht, welche Bedeutung dieser Kreuzer für ihn hatte.
 


 

Am frühen Morgen waren Lena und ich wieder im Freilufttheater, wo uns Gundel Vorwürfe machte. ,,Der Kreuzer war für dich zum Greifen nah.'' ,,Nein. Dein irrer Hai hatte den Kreuzer im Schlund. Also entschuldige bitte, dass ich nicht aufgefressen werden wollte'', pfefferte Lena sofort zurück. ,,Du hättest das ganze eventuell überlebt. Aber dir waren deine ach so tollen Freunde wichtiger als deine eigene Familie'', nahm Gundel diesen Einwand nicht zur Kenntnis. ,,Dein Hai war total außer Kontrolle. Der Kreuzer bringt keinem von uns etwas, wenn ich tot bin. Ich hatte keine Wahl'', widersprach ihr Lena erneut. ,,Du hattest die Wahl und hast dich falsch entschieden. Du sollst doch nicht denken. Du sollst nur meine Befehle befolgen'', brauste die alte Hexe wieder auf. ,,Vielleicht habe ich es satt Befehle zu befolgen. Ich bin fertig.'' Damit hatte ich nicht gerechnet. Wollte sie wirklich ihre Freiheit aufgeben? Lena wollte einfach weg gehen, wurde aber von Gundel irgendwie daran gehindert. ,,Du kannst mich nicht loswerden. Ich bin die einzige, die dir geben kann, was du wirklich willst.'' Auch wenn sich Lena noch so anstrengte, konnte sie ihre Füße keinen Zentimeter bewegen, wodurch sie am Ende auf den Boden fiel. Sofort stieß ich mich von der Wand ab, an der ich bis zu diesem Moment gelehnt hatte und lief zu ihr.

In diesem Moment beugte sich Gundel über sie und sagte. ,,Der größte Wunsch deines dunklen Herzens. Deine Freiheit.'' Ich kniete mich neben sie und sah die alte Hexe mehr als nur finster an. Lena seufzte und nahm das Armband von Nikki ab und ließ es ins Wasser fallen. ,,Was immer du sagst, Tante Gundel.'' Ich nahm daraufhin ebenfalls das Armband ab und schmiss es ihrem hinterher. Zusammen sahen wir dabei zu, wie unsere Armbänder im Wasser versanken.



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