Inkferno von Sas-_- (Vom Klecksen und Klotzen) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 – Held wider Willen ---------------------------------------- ~~~   When problems stack too tall to see, Just chip away and, day by day, You'll grow to live a life carefree.   ~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Bust 'n' Move Station“ ~   ~~~   Tarja sah an sich hinunter. Das, was sie da anhatte sah aus wie Kleidung für die Baustelle. Eine Warnweste in gelb mit Reflektorstreifen, schwarze Ohrenschützer mit blauen Lichtpunkten und schwarze Schuhe mit gelben Streifen. Coby sah sie entzückt an. Die beiden waren in dem Bretterverschlag nach unten in ein geheimes Labor gefahren, das schon wesentlich mehr nach Secret Agency aussah. Dort gab es Waffen aller Art, Ausrüstung und Bildschirme, auf denen die Umgebung zu sehen war, sowie ein kompliziertes Schaltpult, das Tarja nicht anfassen durfte. Dabei blinkten all die bunten Knöpfe so verführerisch … In diesem Labor hatte Coby ihr Freude strahlend den „Heldenanzug” überreicht. »Dieser Anzug schützt dich etwas besser vor den Kugeln der Oktarianer«, erklärte er ernst. Tarja knurrte. »Ich seh' total bescheuert aus!« Die beiden gingen wieder nach oben. Als Kuttelfisch sie sah, meinte er: »Sitzt wie angegossen. Nr. 1 und Nr. 2 sind ja schon rausgewachsen …« Tarjas Augenbraue zuckte empört. »Was?! Das ist secondhand?!« Kuttelfisch fuchtelte beschwichtigend mit seinem Gehstock herum, der eigentlich ein abgenutzter Klotzer war. Eine Sniperwaffe mit kurzer Distanz, aber schneller Aufladegeschwindigkeit. »Na ja, das mit der staatlichen Förderung ist so eine Sache …« »Sie kriegen vom Staat Geld?«, rief Tarja erstaunt. »Ja … Na ja … Äh … Nein. Wie auch immer! Und jetzt auf die Oktarianer mit Gebrüll! Ich zähle auf dich, aye!« »Wir müssen dich noch verkabeln«, erklärte Coby, in den Armen hielt er Mikros und winzige Kameras. Alles wurde an Tarja fesgebammelt. »Was tue ich hier eigentlich …?«, murmelte sie und fasste sich an den Kopf. Sie vermisste ihren Hoodie und den Mundschutz. »Neben dem großen Elektrowels gibt es ganz viele kleine. Die Oktarianer haben auch sie geklaut. Die müssen wir zurückholen und dazu müssen wir in feindliches Gebiet.« Coby betrachtete sein Werk, Mikros und Kameras hatte er gut versteckt, außer die GoPro, die saß schon sehr offensichtlich auf Tarjas Kopf. »Gut. Es wird gefährlich, aber du kannst das.« Tarja betrachtete den Heldenkleckser in ihrer Hand. Er sah irgendwie billig aus … »Das Ding verschießt wirklich scharfe Kugeln?!«, fragte sie mit Ehrfurcht in ihrer Stimme. Kuttelfisch und Coby nickten. Der Käpt'n kam verschwörerisch näher. »Du hast nicht unendlich Munition. Du musst gut zielen, 3. Aber Nr. 1 und 2 haben es auch geschafft. Das wird schon …« Coby sah Tarja aufmunternd an. »Schon als ich dich am Gleis stehen sah wusste ich einfach, dass du die Richtige bist!« Sie hatte keinen Schimmer, was sie dazu sagen sollte. Kindermärchen waren wahr sein, es gab Geheimagenten, sie hatte eine scharfe Waffe in der Hand, aus heiterem Himmel sollte sie eine Art Held werden … Im Moment kam Tarja sich vor, als wäre sie in eines ihrer Videogames gestolpert, die sie so abgöttisch liebte. »Ich hab nicht einen einzigen Revierkampf absolviert. Mein Schießtraining war billo …« Sie spürte, wie ihre dünnen Beine nachzugeben drohten. Das ging alles so unglaublich schnell, wie ihr 14 Geburtstag vor drei Wochen oder das erste Mal, als sie die Form wechseln konnte. Da hatte Tarja vor Aufregung sogar die „Formwechseltorte“ voll gekotzt. »Ich werde sowas von draufgehen!«, schrie sie und fiel auf die Knie. Coby ging neben ihr in die Hocke und umarmte sie. Entnervt ließ Tarja es zu. Wenigstens roch er gut. »Ich weiß, dass du es kannst. Du hast das Feuer in dir, wie die Inklinge vor 100 Jahren. Komm.« Er zog sie wieder auf die Füße und führte sie tiefer in den Okto-Distrikt. Tarja kannte diesen Ort. Aus Büchern und dem Fernsehen. Bekannt war er als die Badlands. Hier wuchs nichts, außer ein bisschen Unkraut, Bäume und Gestrüpp, denn es gab keinen fruchtbaren Boden. Hier war es felsig und trocken. Kleine Flüsse und Wasserfälle durchzogen die scharfkantige Landschaft, zerklüftet war es – Badlands eben. Der Okto-Distrikt. Angeblich lebten hier die Oktarianer im Untergrund, zumindest erzählte man das kleinen Inklingen, damit sie sich von diesem Ort fernhielten. So wurde es auch Tarja aufgetischt, obwohl sie kaum in Inkopolis war und die Badlands weit von ihr entfernt. Coby führte sie schweigend weiter durch die Einöde, die Sonne brannte weiterhin erbarmungslos vom Himmel, Tarja schwitzte furchtbar in den Klamotten. Sie hatte sich von ihrem Schock noch nicht allzu gut erholt und schlurfte gedankenverloren neben Coby her. Sie, eine Agentin mit einer echten Waffe. Mit der Lizenz zu töten … Wenn das ihr Cousin wüsste! Tarja hatte das Gefühl, den Kleckser nicht richtig halten zu können, so schwitzig waren ihre Hände. »Ich würd mich echt wohler fühlen, wenn ich ein paar Schießübungen machen könnte«, sagte sie und betrachtete unsicher die Waffe. Außerdem würde sie das gebührend von ihrem Gedankenkarussell ablenken. Coby winkte lässig ab. Trockene Erde knirschte unter seinen bunten Flipflops; abgesehen davon hörte man nur den Wind über die öde Landschaft streichen. Tarja sah sich frustriert um. Warum wollte ich als Kind unbedingt hierher? Es ist arschlangweilig! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)