Inkferno von Sas-_- (Vom Klecksen und Klotzen) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 – Das Versteck der Oktorekruten ---------------------------------------------------- ~~~   The fat and heavy locks hang low They frame your face above a base Of stumpy leg and pigeon toe.   ~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Spin Docto Station“ ~   ~~~   »Du wirst Schießübungen machen können, keine Sorge. Oktorekruten sind einfache Ziele«, erklärte Coby, während die Landschaft sich um die beiden herum weiter veränderte. Nun tauchten hin und wieder Ruinen von alten Gebäuden auf, Stahlskelette ragten krumm und schief in den stechend blauen Himmel. Werbetafeln wankten im Wind, sie waren mit neuen Postern beklebt worden, auf denen Oktopoden zu sehen waren. Vielarmig umarmten sie eine Kugel, die vermutlich die Erde darstellen sollte. Die Schrift konnte Tarja nicht lesen, sie erinnerte sich dunkel, dass es in der Schule hieß, die Oktarianer hätten eine andere Sprache gesprochen als die Inklinge. Tarja sah zu eine der Tafeln hinauf und fragte Coby: »Wer hat diese Plakate da angebracht?« »Die Oktarianer.« »Ernsthaft? Die sind voll kacke gemacht!« Er zuckte grinsend mit den Schultern. »Sie haben nicht viel Sinn für Ästhetik. Die Oktarianer sind pragmatisch.« Während sie weitergingen, betrachtete Tarja die zerstörten Gebäude, in denen kaum ein Fenster intakt war, bis ihr vor Überraschung die staubige Luft weg blieb. In nicht weiter Ferne standen einige dieser Betonklötze, die etwas neuer aussahen. Fenster waren eingesetzt worden und Mauern geflickt. Es gab zwar immer noch einen traurigen Anblick ab, aber das sah schon nach viel mehr aus als die Ruinen, die sie zuvor passiert hatten. Coby hielt Tarja am Arm zurück und zog sie mit sich hinter eine Werbetafel. »Unglaublich, Nr. 2 hatte recht!«, staunte er und kramte ein Fernglas aus dem Rucksack. »Kann ich auch so eins?«, wollte sie begierig wissen und deutete darauf. Coby verdrehte die Augen. »Kannst du auch anständig Inkisch?» »Ich kann dich verprügeln …« Wortlos reichte er Tarja das Fernglas. »Hier müssen Oktorekruten sein! Halt die Augen offen, Tarja!« »Mach ich!« »Du hältst das Fernglas verkehrt herum!« »Oh …« »Und?« Schweigend drückte sie sich das Fernglas auf die Augen und sah etwas, das sie Zeit ihres Lebens für ein Märchen gehalten hatte – oder zumindest für ausgestorben. Coby zappelte unruhig neben ihr herum. »Kannst du sie sehen?!« »Heiliger Saugnapf …«, murmelte sie und starrte fassungslos auf einen Oktorekruten, der auf einem kleinen, fahrenden Mobil vor dem Eingang des Gebäudes Wache schob. Tarja hatte sich die Rekruten immer viel schrecklicher vorstellt, als dieser nun aussah. Es war nur ein abgeschnittener, roter Tentakel, mit großen, grünen Augen, einem violetten Schmollmund und Stummelbeinchen. Eigentlich sieht er ganz lustig aus …, dachte Tarja überrascht. Das Ding, auf dem er sich vorwärtsbewegte, wirkte zusammengeklöppelt und unschön. Ein kleiner, fahrbarer Untersatz aus Metall, mit einem Joystick, den der Rekrut mit seinem einzigen Tentakel benutzen und so das Gerät steuern konnte. Vorne war eine Feuerwaffe angebracht. Die gelben Augen des Rekruten sahen sich emotionslos um, der Blick hatte etwas Leeres und Entrücktes an sich … Als sein Mobil an einem Stein hängen blieb kippte die Gerätschaft um und der Oktorekrut lag hilflos schreiend auf dem Boden – und da lag er dann eben. Tarja senkte das Fernglas und schaute Coby geschockt ins Gesicht. »Die sind ja dumm wie Toast!« Er kicherte und nickte eifrig. »Die Oktorekruten schon, die haben einfach nicht viel Hirn. Na ja, es sind abgeschnittene Tentakel. Keine Ahnung, wie genau die Oktarianer sie erschaffen, oder sich selbst – wie man es nimmt. Aber das ist unser Vorteil! Sie sind dümmer als Vollkorn und darum kannst du üben sie abzuballern. Aber Vorsicht! Das Teil, auf dem sie durch die Gegend fahren kann schießen! Fang dir bloß keine Kugel ein!«, warnte Coby sie eindringlich. Tarja nickte ernst und musterte ihn eingehend. »Sag mal, warum hast du eigentlich keinen Heldenanzug an?« »Äh … Es gibt nur noch einen …«, gestand er und sah unschuldig weg. Tarjas Augenbraue zuckte schon wieder. »Ist das nicht sehr gefährlich für dich?!« »Na ja, ich bin ja auch nicht Teil der Kampfeinheit", erklärte er, fand seine Contenance wieder und strich sich seinen Tentakel aus dem Gesicht. »Was?« Coby hob erschrocken die Hände. »Nicht so laut, du verrätst ja unsere Position!« Tarja schimpfte leiser weiter. »Ihr wollt mich verarschen! Ich soll alleine gegen diese Dinger antreten? Mit dem Teil?!« Nachdrücklich fuchtelte sie mit besagtem Heldenkleckser vor Cobys Nase herum. »Nr. 2 hat er immer gute Dienste geleistet!« »Hat?!« »Der Kleckser blockiert manchmal …« »Ihr könnt mich alle Mal am Ar... !« Er drückte Tarja eine Hand auf den Mund. »Hör zu, ich kann noch so viel Zielwasser trinken und üben, aber ich bin eine Null an der Waffe! Was meinst du denn, warum ich als Headhunter arbeite? Aber du kannst es schaffen!« Tarja schnaubte verächtlich und sah zu dem Oktorekruten hinüber, der sich schreiend auf dem Boden wand. Er fing sehr gut ein, was sie gerade fühlte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)