Wächter der Priesterin von VonArrcross (Der Treueeid) ================================================================================ Kapitel 1: 1322 N.E. -------------------- >> Legt man einen Eid ab, verpflichtet man sich diesen einzuhalten – ganz gleich was passieren mag. « Im Glauben mir dessen bewusst gab ich der Frau mit den blinden tiefblauen Augen den Eid, ihr beim erreichen ihrer Aufgabe zur Seite zu stehen. Sie zu begleiten und zu beschützen - vor und gegen alles und jeden. Und das obwohl ich weder verstand warum sie ihrem Vorhaben glaubte nachgehen zu müssen, noch dass eine Rückkehr in meinen Trupp mir für immer verwehrt bleiben würde. Es war unwichtig für mich. Sie alleine war das was ich wollte und das tat ich seit sie eines Nachts im Fahrar spurlos verschwunden war. Ich mochte Chemys Art. Die anderen im Fahrar hingegen ärgerten sie wegen ihrer stetig schwindenden Sehkraft. Irgendwann war sie einfach weg. Spurlos. Jahrelang betete ich das es ihr gut gehen würde. Und dann stand ich wider Erwarten vor ihr, während sie auf der Suche nach einem Begleiter war. Meine Beine trugen mich wie von selbst zu ihr hin kaum das ich sie zwischen all den anderen Charr gesehen hatte. Aus dem kleinen Mädchen war eine Frau geworden. Als wir sprachen war sie distanziert, wusste nicht ob ich noch immer der Selbe von damals war. Die Antwort gab ich ihr mit einem Stups auf die Nase, was sie damals schon nicht mochte. Und als sie mir ohne weiteres Zögern ihre Bitte vortrug willigte ich ohne zu Zögern ein. Es war egal, dass ich mich damit zum Gladium machte. Solange ich an ihrer Seite sein konnte war das in Ordnung. Chemy wollte die Wüste durchqueren. Die Kristallwüste. Ohne Ausrüstung. Ohne Waffen. So, so erklärte sie mir, verlange es der Ruf den sie vernahm. Sie müsse den Weg mit nichts außer ein bisschen Kleidung schaffen um ihre Reinheit und Willensstärke zu beweisen. Das ich sie für verrückt hielt nahm sie mit einem Lächeln entgegen. Immerhin war sie zur schwarzen Zitadelle gekommen um beim Tribun der Blut-Legion um einen Beschützer zu bitten. Er gab ihr niemanden zur Seite, also wartete sie in der Nähe der Trainingsgebiete. Auf mich. Ihre Sehkraft mochte Chemy verloren haben. Doch hatte sie gelernt auf anderem Wege zu 'sehen'. Sie konnte die Auren von Lebewesen als Lichter wahrnehmen. Form, Bewegung, Farbe und Helligkeit gaben ihr Auskunft über Vorhaben und Neigung ihres Gegenübers aus. Ihr Umfeld dagegen machte sie sich mit einer Klicksonar-Technik erkenntlich. Dabei schnalzte sie mit der Zunge um ein Echo auszulösen, welches sie mit den Ohren las. Es war nicht laut und auch nicht auffällig, wenn man nicht darauf achtete. Und dennoch war es ihr wichtig einen Begleiter zu haben. In der Wüste würde die Technik nicht so gut funktionieren und bei Feindkontakt wäre sie für eine Flucht zu langsam. Daher benötigte sie jemanden der ihr Begleitschutz gab. Beim verlassen der schwarzen Zitadelle sprachen wir kein Wort miteinander. Chemy konzentrierte sich auf den Weg und ich nahm mir die Zeit sie zu betrachten. Ich verbarg mein Interesse an ihr nicht. Ursprünglich wollte ich nur wissen, ob es ihr gut ging, doch nachdem ich sie als Frau sah, galt mein Interesse ihrer kompletten Person. Sagen tat ich es ihr aber nicht. Lieber genoss ich ihre Nähe stillschweigend. Wochen vergingen bevor wir die ersten Wüstendünen erreichten. Zahlreiche Kämpfe mit Menschen, wilden Kreaturen und Fanatikern der Flamme hatten das Vorankommen erschwert. Doch im Vergleich mit dem was nun kommen würde, waren das Tests ob ich in der Lage war Chemy vor Gefahren zu bewahren. Ab dem Wüstensand begann Chemys Prüfung. Dafür entledigte sie sich ihrer Robe, welche sie bereits in der schwarzen Zitadelle trug. Darunter trug sie lediglich ein paar Stofffetzen, welche fast nur das nötigste bedeckten. Ich konnte nicht anders als ihren Körper anzustarren, während mein Unterkiefer schwer wie Eisen wurde. Minuten vergingen bis Chemy ihre Hand mit den Worten: „Genug gegafft, Lichtgestalt.“ unter meinen Kiefer schob und ihre blinden Augen auf mich richtete. In ihrer Stimme klang ein Schwank Belustigung und doch meinte sie es ernst. Sie wusste über meine Gefühle für sie Bescheid und sie vertraute weiterhin darauf, dass ich die richtige Wahl zum Bestehen ihrer Aufgabe war. Für sie riss ich mich zusammen und folgte ihr dicht auf den Fersen. Keine Ahnung woher sie wusste, wohin sie gehen musste. Es gab keinerlei Anhaltspunkte und für sie als Blinde gab es noch weniger. Die Kreaturen der Wüste waren anders als in Ascalon. Größer, gemeiner, tödlicher. Alle hielt ich von ihr fern, während sie unbeirrt weiter lief. Es war nicht so das sie es einfach so hinnahm. Waren meine Wunden zu groß, machte sie halt und kümmerte sich darum. Sie war keine Heilerin, aber sie teilte ihre Magie mit meiner. Verstärkte sie, so das ich auch schwere Verletzungen problemlos schließen konnte. Bei einem Angriff gab sie mir Macht und Widerstand. Wurde es für sie gefährlich schützte sie sich so lange bis ich da war. Dank ihrer Magie dauerte es nie länger als ein paar Minuten. Bis zu der einen Nacht. Ich weiß nicht wie lange wir bereits unterwegs waren, aber unser Proviant neigte sich dem Ende zu. Wir brauchten Nahrung, also machten wir Rast in einer verfallenen Hütte früherer Wüstenbewohner. Einen Tag wollten wir da bleiben und schauen, dass wir etwas erjagt bekamen. Noch in der Nacht zeigten sich düstere Kreaturen denen ich nicht gewachsen war. Schatten die einfach da waren und meine kurze Abwesenheit ausnutzten um Chemy an einen Ort zu befördern der Fern meines Wissens war. Ihr Hilferuf kam nicht rechtzeitig bei mir an. Die Hütte war leer als ich sie erreichte. Panik stieg in mir auf. Es gab nirgends Spuren. Ich war alleine. Gegen die aufsteigende Panik ankämpfend versuchte ich mich an das zu erinnern, was Chemy mir während der Reise beigebracht hatte. Sie wird geahnt haben, dass wir es nicht nur mit einfachen Tieren zu tun haben würden. Darum zeigte sie mir wie man unsichtbare Spuren aufspüren konnte. Es war nichts was man mit dem bloßen Auge sehen konnte. Man musste dafür seinen Geist auf hauchzarte Spuren von Magie konzentrieren. Feiner als ich es bis dahin kannte. Mir das Training in Erinnerung rufend schloss ich die Augen und versank in einen Trance ähnlichen Zustand. Ein leises Glimmen drang an meine Ohren und ich lenkte meine Sinne darauf. Es war dort wo ich Chemy zuletzt habe ruhen sehen. Restspuren von Magie. Dunkle Magie die mir meinen Schützling nahm. Wut stieg in mir auf. Mein Umfeld schwand als ich nach einem Verbindungsknoten in der Umgebung suchte. Mich umgab nur die Dunkelheit. Das Glimmen war das einzige was ich hörte. Bis von irgendwo ein anderer kaum hörbarer Klang meine Ohren erreichte. Mich dem Geräusch zuwenden sah ich einen winzigen hellen Punkt. Was ich hörte war der Klang ihrer Aura. Es war das erste Mal, dass ich Chemys Art zu sehen auf eine so große Distanz nutzte, aber ich musste darauf vertrauen das ich mich nicht irrte, als ich normal sehend und doch blind geradewegs in die Richtung rannte aus der ich sie zu hören glaubte. Das die Richtung stimmte zeigte sich daran, dass ich mit jedem weiteren Schritt mehr dieser Schattenkreaturen bekämpfen musste. Vor einer Höhle verlor ich jedoch ihre Spur. Dann schallte ein Schrei durch die Finsternis der Höhle und ich rannte rein. Die zahlreichen Schattenkreaturen drinnen ignorierend rannte ich so schnell es mir möglich war tiefer hinein. Gelegentlich kollidierte ich mit der Umgebung, hörte es Krachen und scheppern. Stolperte über Hindernisse am Boden oder stürzte mehr als einmal selbst zu Boden. Alles egal. Chemy brauchte meine Hilfe, dass konnte ich deutlich spüren. Dann war da ein Feuertornado tief unter meiner derzeitigen Höhe. Ich sprang in die Tiefe. Mitten in den Tornado hinein. Spürend wie meine Macht wuchs bündelte ich meine Magie zu einer mich umgebenden blauen Kugel, welche meine Landung abmildern sollte. Keinen Meter von Chemy entfernt landete ich und löste bei meiner Landung eine Wasserfontäne aus, die die gesamte Umgebung in Nässe tauchte. Das tosende Feuer vermochte es nicht zu löschen, doch war das auch Chemys Werk, welche mit zahlreichen Schrammen in der Sackgasse hockte und mit ihrer Magie die Schatten auf Abstand hielt. Durch den Kontakt mit dem Wasser begannen ihre Wunden bereits dampfend zu regenerieren. Dessen sicher nahm ich meine Pflicht auf und begab mich in den Kampf. Wieder verhalf mir Chemy zu ausreichend Macht und Ausdauer um die schiere Anzahl an Gegnern zu bewerkstelligen. Nachdem auch die letzte Schattenkreatur zurück in ihr Reich geschickt war, kümmerte ich mich um Chemy. Sie war bei dem Versuch zu fliehen in die Tiefe gestürzt und verstauchte sich dabei den Fuß. Eine noch geringe Blessur, wenn ich daran dachte wie tief mein Sprung hier runter war. Aber sie war eine Magierin. Irgendwas wird sie eingesetzt haben um schlimmeres zu verhindern. Wider Erwarten umarmte sie mich. Bedankend und bittend nicht nochmal mein Licht nicht sehen zu können. Es würde ihr Kraft und Zuversicht geben und mit meiner Liebe zu ihr gab ich ihr die Wärme, die sie über Jahre vermisst habe. Nochmal wollte sie das nicht. Ich erinnerte sie an meinen Schwur nicht von ihrer Seite zu weichen. Nachdem sie wieder gehen konnte sahen wir uns in der Höhle um. Mit Feuermagie ausgestattet konnten wir unser Glück im Unglück kaum fassen. Eine verlassene Menschenbasis tief unter der Erde und es gab hier sogar Proviant. Ebenfalls meinte Chemy, dass sie den Ruf nun besser vernehmen konnte. Ihm folgend passierten wir einen langen vermoderten Korridor der kein Ende zu nehmen schien. Er führte wieder an die Oberfläche und in der Ferne war ein Tempel der Menschen zu sehen. Chemys Ziel. Nach einem gefühlt endlosen Marsch erreichten wir den Tempel. Für einen Moment zweifelte ich an Chemys Verstand. Der Ort war beinahe vollständig zerstört, was also wollte sie hier finden? Im Inneren trafen wir auf einen fremden Charr. Er war gekleidet wie diese Menschen die zu ihren Göttern beteten. Mein Blick fiel auf Chemy. Sie schien verwirrt. Meinte, dass der Fremde nicht der war den sie erwartet habe. Nicht der der sie gerufen hatte. Zustimmend meinte der Fremde, dass auch er einer derer war die dem Ruf gefolgt waren. Der Tempel habe sich seiner angenommen und sie wäre umsonst her gekommen. Zumal sie die Anforderungen ihrer Prüfung gebrochen habe indem sie mich mitgenommen habe. Daran glaubte sie nicht, aber da sie den Ruf nicht mehr vernahm war das auch egal. Anbietend die Nacht im Tempel zu verbringen und Kraft für den Rückweg zu sammeln, führte der Fremde uns zu zwei Zimmern. „Getrennt?“ Ich gab Chemy ein Versprechen. Der Fremde jedoch sagte, dass dies in einem Tempel ein Tabu wäre und wir getrennt schlafen mussten. Mein Zimmer war weiter weg, ebenfalls ein Regelwerk des Tempels. Nur widerwillig lies ich sie alleine, aber etwas Privatsphäre verdiente sie. Also ging ich mich etwas umsehen, nachdem Chemy in ihr Zimmer gegangen und der Fremde ebenfalls nicht mehr zu sehen war. Ich traute ihm nicht über dem Weg, aber er gab mir keinen Anlass das zu äußern. Außerdem war sie erschöpft, da wollte ich sie nicht damit belasten. Eine Entscheidung die ich immer bereuen werde. Es dauerte nicht lange bis ich das erste Monstrum entdeckte. Eine von Kralkatorrik erschaffene kristalline Kreatur. Vermutlich mal ein Oger zu Lebzeiten. Chemy erzählte mir, dass man sie möglicherweise hier antreffen würde. Der Grund warum sie hier her kam, war der das sie den Platz des alten Priesters dieses Tempels einnehmen wollte. Aber der Ort war völlig zerstört, hier gab es nichts außer Schutt. Und warum wollte eine Charr die Position eines schwachen Menschen beziehen? Zu spät bemerkte ich, dass nicht nur ein Oger sich in meiner Nähe herum trieb. Verschlinger, Menschen, Sandhaie und andere vom Drachen verdorbene Kreaturen umgaben mich. Allerdings griffen sie mich nicht an, was schon seltsam genug war. Noch seltsamer war der Oger der vor mir zum stehen kam und mit einer Armbewegung den Gang hinter mir entlang zeigte. Von da war ich gekommen. Warum also sollte ich zurückkehren? Die Antwort fand ich unter den Monstern. Eine hagere Charr. Verdorben wie die anderen, aber ihr so ähnlich. Da verstand ich und rannte den Gang zurück. Geräusche eines Kampfes drangen an meine Ohren. Dort wo der Fremde hin verschwunden war. Eine verschlossene Tür verhinderte, dass ich weiter kam. Und das lies mich verzweifeln. Ihr Ruf nach mir war direkt dahinter und egal was ich versuchte um hinein zu kommen, wurde von der massiven Tür abgeblockt. Dann war es plötzlich still und die Tür öffnete sich. Was ich vorfand war ein so schon völlig zerstörter Raum, der durch den Einsatz verschiedenster Zauber nochmal zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen worden war. Und mitten drin aufgespießt von einem Speer Chemy. Vor ihr der Fremde grinsend auf sie herab schauend. Er erwartete von mir, dass ich nun ihm dienen würde, jetzt wo er meine „Herrin“ in die Nebel geschickt hatte. Nicht mal im Traum würde ich daran denken, also griff ich ihn an. Er nahm mir das, weswegen ich alles weggeworfen hatte. Und dafür sollte er bezahlen. Doch er war mir überlegen und anders als Chemy die mir Kraft gab, beraubte er mich dessen und stärkte sich selbst. Machtlos ergab ich mich. Ich schwor nicht ihm zu dienen, befolgte jedoch seine Anweisung Chemys Leichnam zu nehmen und ihm zu folgen. Ihr schlaffer Körper in meinen Armen nahm mir beinahe die Kraft zum atmen. Ich habe meinen Schwur gebrochen. Sie erneut im Stich gelassen und dadurch für immer verloren. Wohin auch immer er ging, es lag erhöht im hinteren Bereich des Tempels. Und irgendwie war mir als wären nicht nur er und ich hier. Etwas anderes war noch an diesem Ort. Keine verdorbene Kreatur, aber magischen Ursprungs. Und wie magisch es war. Es ließ mir das Nackenfell zu Berge stehen. Und irgendwie beruhigte mich dessen Präsenz. Einen großen Saal durchlaufend kamen wir vor einer Art erhöhten Thron zum stehen. Von da aus residierte wohl der ehemalige Priester. Der Thron war blutbefleckt und bei genauerem Hinsehen konnte ich vermutlich sogar in einer dunklen Ecke seinen ehemaligen Besitzer vor sich hin rotten sehen. Chemy sollte ich vor den Stufen ablegen. Das machte ich ohne sein Vorhaben zu hinterfragen. Brauchte ich auch gar nicht, er erzählte von sich aus, dass er sich ihre Magie am morgigen Tag einverleiben würde. Zu gerne wollte ich ihn erneut angreifen, doch war ich seltsamerweise dafür viel zu entspannt. Was auch immer noch in diesem Saal war, es zwang meinen Körper zur Ruhe. Also folgte ich ihm erneut, nur dieses Mal hinaus. Wo er mich mir selbst überließ. Er wusste, dass er nichts zu befürchten hatte. Mit einem Lachen sagte er mir, dass ich am nächsten Tag nicht zu spät kommen sollte, wenn ich Chemy ein letztes Mal sehen wollte und verschwand. Dieses Mal aber wich ich nicht von ihrer Seite. Ich wartete vor dem mittelgroßen Tor zum Saal. Stunde um Stunde verging ohne das ich mich rührte. Meine Liebe war tot, meinetwegen. Es musste einen Weg geben ihre Absorption zu verhindern. Sie hatte es nicht verdient auch noch ihres letzten bisschen Seins beraubt zu werden. Er durfte ihren Körper kein zweites Mal anrühren. Sie gehörte zumindest vernünftig bestattet. Nicht weiter geschändet. Am nächsten Morgen wartete ich bereits auf den sogenannten neuen Priester. Geschlafen hatte ich nicht, aber auch keine Lösung gegen sein Vorhaben gefunden. Ein letztes Mal werde ich ihn versuchen zu bekämpfen. Vermutlich wird es mich auch das Leben kosten, egal, ich besaß ohnehin nichts mehr wofür es länger zu leben lohnte. Aber ich musste meine Schuld Chemy gegenüber einlösen und es zumindest versuchen. Ich hatte es ihr geschworen. Das zufriedene Grinsen des Fremden war mir echt zu wider, aber ertrug ich es. Seufzend kniete ich vor ihm auf Befehl nieder und folgte ihm anschließend in den Saal. Was uns da drin jedoch erwartete war nicht von dieser Welt. Chemys Leichnam lag unberührt vor den Stufen, doch auf dem Thron saß eine transparente Charr die ihr zum Verwechseln ähnlich sah. Jedoch verströmte sie eine beängstigend dunkle Magie. Den Stab in der Hand schwenkend verteilte sie diese Magie im gesamten Saal und übersäte diesen vollständig mit lila Kristallen. Der Priester war nicht erfreut über ihr Erscheinen und wollte, dass ich ihn beschützte. Da war es an mir zu grinsen. Ich nahm Abstand von ihm und meinte, dass mein Eid durch seine Aktion vom Vortag nun einer Toten galt. Mit den Worten schritt ich zu Chemys toten Körper und hob ihn vom kalten Boden auf. Der Priester wollte mich angreifen, doch da mischte sich die andere Chemy ein und durchbohrte ihn gnadenlos mit den lila Kristallen. Die Stufen herab schreitend näherte sich die Gestalt dem Todgeweihten und materialisierte sich wenige Zentimeter vor ihm zu einer perfekten Kopie Chemys. Ein Schauer ging durch meinen Körper als sie mit ihrer Stimme zu sprechen begann und von der Magie des Priesters speiste. Windend und winselnd so gut es die Kristalle in seinem Körper zu ließen beteuerte er, dass er es nicht so gemeint habe. Die andere Chemy jedoch war gnadenlos und brachte mit einem Fingerschnippen sein Genick mit einem darin wachsenden Kristall zum brechen. Angst verspürte ich keine als sie sich auch mir zuwandte. Mit meiner Vermutung das sie Chemys sogenannter Ruf war, traf ich genau ins schwarze. Es handelte sich um den Geist des Tempels und eigentlich hätte der ehemalige Priester noch leben sollen. Der Fremde Charr hatte nicht gelogen, als er meinte dem Ruf gefolgt zu sein. Doch anstatt den Posten des Priesters zu übernehmen, tötete er ihn. Nur wenig später erreichten Chemy und ich den Tempel. Und ihr Tod war genauso wenig geplant wie der des Priesters. Doch dem Geist waren nicht die Mittel gegeben direkt einzuschreiten. Der Fremde hatte den Posten des Priesters übernommen und war damit kein Angriffsziel mehr. Leider gab es niemanden mehr der den Ruf hören und folgen konnte. Der Großteil der Pilger war auf dem Weg zum Tempel umgekommen. Nur der Fremde, Chemy und ich hatten die Prüfung geschafft. Ich war aber nur der Geleitschutz gewesen und damit nicht für den Posten des Drachenpriesters geeignet. Vergessene Hüter der Altdrachen, welche die Aktivitäten der ihnen zugeordneten Drachen beobachteten und zum Selbstschutz und dem des Tempels sich der Magie ihres Drachens bedienten. Sie waren nicht deren Lakaien, nur Beobachter. Bewahrer des Gleichgewichtes. In Chemy schlummerte eine Menge Macht, welcher der Geist sich zu leihen gedachte. Er wollte ihr Aussehen übernehmen um vorübergehend als Übermittler der Drachen dienen zu können. Der Tempel war uralt und ihm war egal, welche Rasse ihn beschützen würde. Hauptsache er hatte einen Beschützer, der die Geheimnisse der Drachen bewahren und in der Not einschreiten würde um deren Tötung zu verhindern. Natürlich nur mit meiner Zustimmung beteuerte der Geist. Ich willigte ein, denn dafür war Chemy schließlich hier her gekommen. Auch wenn sie nun tot war, so würde sie dennoch ihre Aufgabe übernehmen. Dankend beugte sich der Tempelgeist über Chemys Leichnam. Behutsam fuhr er mit den Händen Chemys über die tödliche Wunde und verschloss sie. Dann bat er mich ihm zu folgen, tief unter die Erde wo er Chemys Leichnam aufzubewahren gedachte. Nicht um sich in Ruhe ihrer Macht zu bedienen, eher dafür sie eines Tages zurück ins Leben zu holen. Meinen Ohren nicht trauend fragte ich nach wie er das meinte. Es wäre sein Dankeschön an uns beide, da unser Erscheinen und meine Entscheidung es ihm ermöglichten den Kristalldrachen Kralkatorrik auch weiterhin zu schützen. Nun verbrachte ich bereits viele Jahre an der Seite des Tempelgeistes, der das Aussehen Chemys angenommen hatte und so mit mir und gelegentlichen Besuchern kommunizierte. Ich schwor bis zu meinem Tod an Chemys Seite zu bleiben. Ihr eigener Tod war dabei nicht eingeplant gewesen, doch hielt ich Wort und half dem Tempelgeist die Aufgaben eines Drachenpriesters zu bewerkstelligen und dabei unerwünschte Gäste vom Tempel fern zu halten. Die Macht des Drachen war beängstigend und seit dem Tod Zaithans war sie noch beängstigender. Manchmal wurde es dem Tempelgeist zu viel und ich musste verhindern, dass er die Kontrolle über seine Macht verlor. Dabei jedes Mal in Chemys Gesicht zu sehen war für mich ein Ansporn. Irgendwann, so bat ich, würden die Tempel nicht mehr gebraucht und ich kann meine geliebte Chemy, die echte Chemy, endlich in die Arme schließen. Und dann würde ich für all ihr Leid Buße zeigen. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)