Ratatouille von Art3misia ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Drei Tage später war Mikes Wohnung so sauber, wie seit der Trennung von Anna nicht mehr. Nicht nur, dass er das erste Mal überhaupt Staub gewischt hatte, nein, er hatte sogar das Bett frisch bezogen. Wieso genau, wusste er allerdings selbst nicht so genau. Als es dann gegen 20 Uhr an seiner Tür klingelte, war er gerade dabei die Zutaten wohl zum 10ten Mal zu überprüfen. Hatte er auch wirklich nichts vergessen? Nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel, betätigte er den Summer und wartete an der Tür auf seinen Besucher. Wieso er so nervös war, wusste er selbst nicht. Aufhören am Saum seines weißen Shirts zu spielen, konnte er aber auch nicht. Lag es vielleicht einfach daran, dass Chester der Erste war, denn er seit der Trennung in seine Wohnung ließ? Ja, dass musste es sein. Sicher hatte es nichts mit diesen sanften braunen Augen zu tun, die ihm seit dem Kurs nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten. Diese Augen, die so anders waren als Annas, die ihn zuletzt immer nur enttäuscht angeschaut hatte. Als sich plötzlich zwei Arme um ihn schlossen, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Nun hatte er schon an der Tür auf ihn gewartet und trotzdem nicht mitbekommen, wie er angekommen war. “Wieso wohnst du bloß so weit oben?”, wollte Chester schnaufend wissen. Ein Grinsen hatte sich aber auch schon wieder auf seinem Gesicht breit gemacht. Mike fiel auf, wie gut sein Besucher eigentlich roch. Unter dem leichten Zigarettengeruch lag noch ein anderer, den Mike nicht recht einordnen konnte. Ehe er die Umarmung erwidern konnte, war sie auch schon wieder vorbei. Stattdessen nahm Chester Mikes Hände in seine und begutachtet sie kritisch. Im Gegensatz zu Mikes Händen waren die von Chester angenehm warm. “Alle Finger noch dran. Gut gemacht.”, wurde er dann lachend gelobt. “Willst du mich nicht mal rein bitten?” Es dauerte einen Moment, bis Mike sich wieder gesammelt hatte, dann trat er jedoch beiseite und ließ seinen Besucher eintreten. “Klar.Komm rein.” Nachdem Chester aus den Schuhen geschlüpft war, führe Mike ihn in die Küche. “Also… da wären wir.” Unsicher, wie es jetzt weitergehen soll, schaute Mike den Brünetten an. Dieser legte darauf erstmal seinen Rucksack ab und begann auszupacken. Er förderte eine Flasche Rotwein und ein paar Flaschen Bier zu Tage. “Rotwein passt gut zu dem Essen.”, erklärte er. “Kühlschrank?”, wollte Chester dann mit einem Nicken auf die Bierflaschen wissen. Froh, endlich auch wieder etwas tun zu können, nahm Mike die Flaschen und verstaute sie im Kühlschrank. Als er sich dann wieder zu Chester umwandte, bemerkte er, dass dieser sich in der offenen Wohnküche umsah. “Ganz schön ordentlich bei dir.”, bemerkte er staunend. “Du hast doch wohl nicht extra für mich aufgeräumt, oder?” Ertappt schaute Mike ihn an. War das etwa so offensichtlich? “Ich bin Chaos gewohnt. Ist wohl so, wenn man als Mann allein wohnt…”, redete Chester aber weiter, ohne auf Mikes ertapptes Gesicht einzugehen. Der letzte Satz ließ Mike aufhorchen. Wieso freute er sich zu hören, dass der Andere auch Single war? “Was? Nein...das wäre doch albern.”, leugnete Mike seine Putzorgie. Lachend schüttelte Chester den Kopf, ließ das Thema damit aber auf sich beruhen. “Na dann lass und mal loslegen, was?”, schlug er dann vor und holte einen zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche. “Weit bist du Dienstag ja nicht gekommen. Wir fangen einfach ganz vorn an.” Und damit war es beschlossen. Wie schon im Kurs war Mike konzentriert bei der Sache. Jedenfalls bis ihn ein Lachen aus dem Konzept brachte. “Das arme Gemüse… Lass mich dir helfen.” Und ehe Mike protestieren konnte, hatte sich Chester hinter ihn gestellt, die Arme um ihn gelegt und die Hände auf seinen platziert. Erneut stellte Mike fest, wie gut sein Besucher roch. So langsam hatte sich nämlich der Zigarettenrauch verzogen. Er würde ihn nachher auf jeden Fall nach seinem Bodyspray fragen müssen. “So. Und jetzt ganz langsam und mit Gefühl, ja?”, raunte Chester seinem Vordermann gegen den Hals, was bei ihm eine Gänsehaut am ganzen Körper auslöste. Zusammen verwandelten sie die Paprika, Zucchini, Zwiebeln und Auberginen in kleine Würfel. “Na siehst du. War doch gar nicht so schwer, oder? Und die Finger sind auch noch alle heile.”, lachte der Brünette und löste sich von Mike. Ehe er es verhindern konnte, entfleuchte Mike ein leises unzufriedenes Brummen. Die Nähe hatte sich ungewöhnlich gut angefühlt. So nahe war ihm auch seit Monaten niemand mehr gekommen. Dem teils verwunderten, teils amüsierten Blick von Chester wich Mike mit rotem Kopf aus. “Ja…”, grummelte er nur leise in seinen 3-Tage-Bart. Um der Situation zu entkommen, schnappte sich Mike das Rezept und schaute nach, was als nächstes zu tun war. “Hier steht, dass wir jetzt das Gemüse in Öl anbraten müssen.”, las er vor. Froh, etwas Abstand zwischen sie zu bringen, ging Mike zum Schrank um die Pfanne zu holen. Nachdem er Öl hineingegeben hatte, stellte er sie auf den Herd. Während er wartete, dass das Öl heiß wurde und die Temperatur, wie er es im Kurs gelernt hatte, mit dem Holzlöffel prüfte, hörte er Chester am Kühlschrank rumoren. “Bier?”, fragte er ihn dann und dankbar nickte Mike. Vielleicht würde das seine Nerven etwas beruhigen. Nachdem sie angestoßen hatten, nahm Mike einen tiefen Schluck und schaute wieder nach dem Öl. Da es kleine Bläschen am Löffel warf, fragte er: “Es kann losgehen, oder?” Chester beugte sich kritisch über die Pfanne, nickte dann aber. “Ich passe auf das Gemüse auf. Setz du schon mal das Wasser für die Tomaten auf.”, wies er Mike dann an und nahm ihm den Holzlöffel aus der Hand. Dabei berührten sich ihre Finger leicht, was Mike leicht schaudern ließ. Gesagt, getan. Als das Wasser dann kurz später kochte, erklärte Chester seinem Schüler geduldig, wie man die Tomaten auf ein Sieb legt um sie dann mit dem heißen Wasser zu übergießen. “Und jetzt vorsichtig die Haut abziehen.” Um ihm zu beweisen, dass er nicht so ungeschickt war, wie sein Gegenüber vermutete, machte Mike sich extra vorsichtig ans Werk. Zwei von drei Tomaten schaffte er problemlos und schon wollte er Chester stolz sein Werk präsentieren, als er leicht abgelenkt die letzte Tomate dann doch etwas zu fest anfasste und diese in seiner Hand platzte. Da er, entgegen dem eindringlichen Rat des Kochlehrers, keine Schürze trug, bekam er die Spritzer der platzenden Tomate voll ab. “Fuck!”, entfuhr es ihm halb erschrocken, halb genervt. Ebenfalls erschrocken wandte Chester sich um, musste dann aber lachen. Kurz hatte er befürchtet, dass sich Mike erneut in die Hand geschnitten hatte. Da er aber die Reste der Tomate in der Hand des Schwarzhaarigen sah, war er beruhigt. “Ist doch alles halb so schlimm. Zieh dich aus!”, wies er ihn noch immer grinsend an. “Ich kenne mich mit Flecken aus. Hast du Essig?” Einen kurzen Moment überlegte Mike, ob er der Aufforderung einfach nicht nachkommen sollte, dann sagte er sich jedoch, dass er ja nichts an sich hatte, was der andere nicht schon an sich selbst gesehen hatte. Seit er Single war, hatte er vielleicht ein bisschen zugelegt, aber er war immernoch ziemlich gut in Form. Kurzentschlossen zog sich Mike das Shirt über den Kopf und drückte es Chester in die Hand. Oben ohne machte er sich dann auf die Suche nach Essig, den er dann auch unter der Spüle fand. Als er sich dann mit der Flasche wieder dem Anderen zuwandte, stellte er fest, dass dieser ihn doch recht unverhohlen musterte. Ertappt lächelte er und hatte sogar den Anstand etwas rot zu werden, was Mike zu dem Gedanken brachte, dass das doch irgendwie süß war. Schnell schüttelte er den Kopf. Andere Männer waren nicht süß. “Ich...zieh mir mal was über.” Mit diesen Worten ergriff MIke die Flucht in sein Schlafzimmer. Dort ließ er sich auf sein Bett nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Wie lange er dort so gesessen und nachgedacht hatte, wusste er nicht, doch irgendwann riss ihn ein Klopfen aus den Gedanken. “Es tut mir Leid…” Vorsichtig steckte Chester den Kopf ins Schlafzimmer. “Ich wollte nicht...Ach ich weiß auch nicht.” Etwas hilflos zuckte er mit den Schultern. “Also das Essen wäre fertig. Wollen wir essen und...reden?”, schlug er vorsichtig vor. Mike atmete noch einmal tief durch und nickte dann. Er schnappte sich dann ein neues Shirt und folgte dem Anderen, nun wieder ganz angezogen, zurück in die Wohnküche. Den Tisch hatte er schon gedeckt. Es standen dort zwei Teller mit ihrem selbstgemachten Ratatouille und zwei Gläser Wein. “Nein, mir tut es Leid. Nun hast du doch wieder alles allein gemacht…”, seufzte Mike schuldbewusst und ließ sich am Tisch nieder. Das Essen roch wirklich fantastisch, auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig aussah. Lächelnd winkte Chester ab und ließ sich dann auch, Mike gegenüber, nieder. “Dann mal auf einen schönen Abend und...dass es besser wird?”, schlug er als Trinkspruch vor. “Ja, darauf dass es besser wird.”, erwiderte Mike und nahm einen Schluck Wein. Dieser war wirklich gut, das musste er Chester lassen. Schweigend begannen sie zu essen. Irgendwann durchbrach Chester aber die Stille. “Ich wollte dir nicht zu Nahe treten oder so.”, begann er vorsichtig. “Ich fand dich schon im Kurs interessant. Von hinten kann man wunderbar beobachten und… naja ich fand dich recht beobachtenswert.” Zum Ende hin sprach er eher zu seinem Teller als zu seinem Gegenüber. Nach einem großen Schluck Wein hob er wieder den Kopf und sprach weiter. “Was ich sagen wollte… Ich fand, nein finde dich nett und wollte dich kennenlernen. Deswegen war ich eigentlich auch vorn bei dir. Ich wollte mich vorstellen und nicht, dass du dir fast den Finger abschneidest.” Hier musste er leicht lachen, in das Mike einfach mit einfallen musste. “Wobei ich über das Ergebnis auch nicht klagen kann.”, schloss er entschuldigend. “Also wenn du willst, dass ich jetzt gehe, kann ich das verstehen.” Bei diesen Worten schob Chester seinen Stuhl leicht zurück. Erschrocken blickte Mike ihn an. “Nein. Was? Wieso?”, fragte er verdattert. Irgendwie fühlte er sich geschmeichelt. “Ich wollte mich eigentlich auch mal bei dir vorstellen und dich kennen lernen…”, gestand er leise und wandte den Blick seinem sehr interessanten Teller zu. Die Worte kamen, ohne dass er groß darüber nachgedachte hatte, aber er wusste, dass es die Wahrheit war. Normalerweise würdigte er Männer keines zweiten Blickes, aber irgendwas an Chester war anders. Nachdem die Geständnisse endlich raus waren, wurde die Stimmung wesentlich lockerer und sie reden während des Essen hauptsächlich noch über den Kurs und die andern Teilnehmer. Nach dem Essen machten sie es sich dann mit einem Bier auf der Couch bequem und begannen über alles mögliche zu reden. Dabei stellten sie fest, dass sie doch eine Menge gemeinsam hatten. Je später der Abend wurde, desto dichter saßen sie beisammen. Dies fiel ihnen aber erst auf, als ihre Knie aneinander stießen. Unsicher, und von den Bieren leicht beschwipst, schaute Mike seinen Gegenüber an. Dieser nahm seinen Mut zusammen und legte eine warme Hand auf dessen Oberschenkel. Als dieser daraufhin nicht zurückwich oder andere Zeichen von Unbehagen zeigte, beugte Chester sich leicht vor und legte ganz vorsichtig die Lippen auf die des Schwarzhaarigen. Erstaunt riss Mike die Augen auf, bewegte sich aber nicht weg. Schnell hatte er sich aber wieder gefangen und legte die Hand auf die des Anderen, ehe er zögerlich begann den Kuss zu erwidern. Es fühlte sich so anders an, als mit Anna. Anders aber schön. Nach einiger Zeit lösten sie den leichten Kuss und schauten sich fast schüchtern an. “Ich hab sowas noch nie gemacht…”, raunte Mike. Als er dann merkte wie das klange, fügte er hinzu: ”Also geküsst schon, nur eben noch keinen anderen Mann...also…” Ehe er sich um Kopf und Kragen reden konnte, drückte Chester seine Lippen einfach wieder auf die von Mike. “Shh…”, machte er leise. “Schon okay.” Nach einem erneuten sanften Kuss, lösten sie sich wieder voneinander. “Solange es nicht das letzte Mal sein soll…”, ein fragender und leicht hoffnungsvoller Unterton schwang in Chester's Stimme mit. Lächelnd schüttelte Mike den Kopf. “Nein, das können wir gern öfter machen.” ______________________________ENDE___________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)