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Ratatouille

von

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Hallo ihr Lieben. Schön, dass ihr euch hierher verirrt habt. Dies ist die erste Fanfiktion, die ich nach über 10 Jahren Pause wieder geschrieben habe. Mir gehören weder Mike noch Chester. Seid also bitte nett, ja? :)
 

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“Aua! Pass doch auf!” Unsanft wurde Mike aus seiner Konzentration gerissen. Eben noch hatte er versucht seine Aubergine zu schälen, im nächsten Moment hatte er sich mit dem Schälmesser in den Finger schnitten.

“Oh sorry..”, kam sofort die Entschuldigung von dem Rempler, die anhand des Tonfalls aber nicht wirklich als eine solche auszumachen war. “Was machst du da denn überhaupt?”, hatte der Andere dann auch noch die Frechheit zu fragen.
 

Auf die Frage hin, besah sich der junge Halbjapaner sein Gegenüber zum ersten Mal genauer. Er hatte ihn schon öfter im Kochkurs gesehen. Allerdings immer nur zu Beginn, wo er als letzter kam und am Ende, wo er als Erster ging. Jetzt, so von Nahem, fielen Mike erst die Tattoos auf, die die Arme des anderen zierten. Langsam wanderte sein Blick an den Armen nach oben. Dabei kam Mike nicht umhin, festzustellen wie schmal sein Gegenüber war. Am Gesicht des Anderen angekommen, bemerkte Mike, dass sich die Lippen bewegten. Scheinbar hatte er schon die ganze Zeit mit ihm geredet.
 

Viel interessanter, als was er zu sagen haben könnte, waren aber die Augen seines Gesprächspartners. Die Farbe erinnerte ihn an die Brownies, die sie in der letzten Woche gebacken hatten und bei denen er sich die Finger am Blech verbrannt hatte. Geschickt war er leider wirklich nicht.

Vielleicht war dies einer der Gründe, wieso sich seine Freundin Anna von ihm getrennt hatte, überlegte er. Seine Gedanken wurden dann aber von einer Hand unterbrochen, die vor seinem Gesicht wedelte. “Hörst du mir überhaupt zu?” Mit diesen Worten wurde Mike wieder ins Jetzt geholt.
 

“Du blutest ganz schön…”, redete sein Gegenüber weiter. “Ich hol mal was… Oh und Auberginen schält man nicht.”, fügte er noch grinsend hinzu, ehe er sich scheinbar auf die Suche nach Verbandsmaterial machte. Nun warf Mike auch einen vorsichtigen Blick auf seine Hand. Das Blut tropfte von seinem Finger auf den Boden. Scheinbar hatte er tiefer geschnitten, als er gemerkt hatte. Ihm wurde leicht schwarz vor Augen. Blut hatte er noch nie sehen können. Um sich abzulenken, versuchte er sich wieder auf die Worte des Kochlehrers zu konzentrieren. “Nehmen Sie die Tomaten und übergießen Sie sie mit heißem Wasser, damit sich die Haut löst.” Nun begannen auch bunte Sternchen vor seinen Augen zu tanzen.
 

Gerade als er merkte, dass er zu schwanken begann, stützen ihn zwei starke Arme. Benommen ließ er sich auf den Flur führen. “Wir gehen kurz an die Luft.”, höre Mike noch eine Stimme dumpf neben sich. Glücklicherweise war der Weg nach draußen nicht all zu weit. Direkt neben der Eingangstür der Schule standen ein paar Bänke, auf die der Schwarzhaarige dann auch bugsiert wurde. “Hinlegen und Beine hoch.”, wurde er dann auch schon streng angewiesen. Ohne groß nachzudenken, kam er der Aufforderung nach. Schlimmer konnte es dadurch ja nicht werden.

Nachdem er eine Weile mit geschlossenen Augen so da gelegen hatte, fühlte er sich schon etwas besser und konnte auch wieder klarer denken. Erstaunt stellte er fest, dass sein Finger recht fachkundig verbunden worden war und das dies scheinbar von dem Tätowierten gemacht worden war, der ihn auch nach draußen begleitet hatte.

Langsam und vorsichtig setzte Mike sich auf und schaute sich nach seinem Helfer um. Recht schnell hatte er ihn ausfindig gemacht, immerhin waren sie allein vor dem Gebäude. Er stand etwas abseits und rauchte.
 

“Hey. Uhm...danke.”, brachte Mike leise heraus und hob den Finger, damit der Andere wusste, was er meinte. Es war ihm ziemlich unangenehm wegen so einer kleinen Sache fast ohnmächtig geworden zu sein.

“Ah, du bist also wieder unter uns.”, grinsend kam der Andere auf ihn zu, schnippte den Zigarettenstummel weg und ließ sich neben ihn auf die Bank fallen. “Du bist ganz schön ungeschickt, oder?”, fragte er. Da Mike dies als rhetorische Frage sah, verkniff er sich die Antwort. “Und hast du dich nicht auch schon öfter verbrannt?”

“Das war nur ein Mal! Und woher…”, hier wurde Mike unterbrochen. “Ach weißt du, ganz hinten bekommt man eine Menge mit. Ich bin übrigens Chester.”, stellte er sich noch immer grinsend vor und hielt Mike die Hand hin. “M...Mike.”, stellte sich dieser dann selbst vor und nahm die Hand. Das Grinsen seines Gegenüber verunsicherte ihn zusehends. Was war denn so lustig?
 

“Was macht der Finger M...Mike?”, zog Chester ihn dann auch gleich auf. Als Mike sein Lächeln sah, konnte er ihm da aber nicht mal böse sein. “Geht schon wieder. Und ohne dich wäre das auch gar nicht passiert.”, fiel es Mike dann auf einmal auf. Hätte Chester ihn nicht angerempelt wäre er mit dem Messer nicht abgerutscht und hätte sich nicht geschnitten. Schmollend und etwas vorwurfsvoll schaute er sein Gegenüber an.

“Naja, du hast versucht eine Aubergine zu schälen. Früher oder später wäre das sicher schief gegangen.”, hielt Chester aber sofort dagegen und damit war die Diskussion beendet. “Du hast den Kurs wirklich nötig, oder?”, wollte er auch gleich weiter wissen. Mike war sich nicht sicher, ob es ihn jetzt aufziehen wollte oder ob es eine ernst gemeinte Frage war. Ehe er etwas erwidern konnte, machte Chester ihm einen Vorschlag: “Friedensangebot: Da wir beide jetzt die Stunde verpasst haben, gebe ich dir Nachhilfe, ja? Deine Küche, deine Zutaten, mein Wissen, meine Getränke. Was meinst du?”
 

Etwas überrumpelt schaute Mike sein Gegenüber an. Hatte er sich quasi gerade selbst eingeladen? Mit einem Schulterzucken nickte er dann. Was hatte er schon zu verlieren? Chester wirkte nicht so, als würde er planen Mike hinterrücks zu ermorden und seine Wohnung auszuräumen. “Super!” Lächelnd sprang Chester von der Bank auf. “Ich hol dann mal unsere Sachen. Du bleibst am besten noch etwas sitzen… Die Stunde dürfte eh gleich rum sein. Und das Rezept bring ich auch gleich mit.” Und mit diesen Worten verschwand er im Inneren des Gebäudes.

Mike wollte ihm folgen und protestieren. Als er sich jedoch erhob, merkte er, dass ihm wieder leicht schwummrig wurde und so blieb er brav sitzen und wartete auf Chester.
 

Hinten an die Bank gelehnt, schloss er kurz die Augen. Er wusste nicht, wie lange es dauerte, bis der Andere wieder da war, vielleicht war er auch kurz weg gedämmert. “Wie fühlst du dich? Soll ich dir ein Taxi rufen?”, riss ihn eine Stimme wieder in die Realität zurück. Er musste ja wirklich elend aussehen, wenn Chester so besorgt war. “Es geht schon wieder. Wirklich. Außerdem sind es nur zwei Blocks von hier.”, beruhigte Mike seinen Helfer. Ganz zufrieden sah dieser mit der Aussage aber nicht aus und dieser Unzufriedenheit machte er auch gleich Luft. “Gut. Aber dann bringe ich dich wenigstens nach Hause.”, beharrte Chester in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Ergeben nickte Mike.
 

Zunächst schweigend, und in Chester's Fall rauchend, machten sich die Beiden auf den Weg. Langsam entwickelte sich dann aber doch ein Gespräch, in dem Mike erzählte, wie er zu dem Kochkurs gekommen war. Erst zögerlich, dann immer offener berichtet er von seiner Beziehung zu Anna und deren Ende. Chester erwies sich als ziemlich guter Zuhörer, was Mike das Erzählen noch einfacher machte.

Während seiner Beziehung hatte er sich nie um das Essen kümmern müssen und vor Anna hatte er auch nie allein gewohnt, so dass er nie in Verlegenheit gekommen war, kochen zu müssen. Schnell hatte er dann feststellen müssen, dass Lieferdienste auf dauer ziemlich teuer werden konnten und nur belegte Brote oder Nudeln und Reis waren auch keine dauerhafte Lösung. “So, jetzt weißt du, was ich hier mache. Was ist mit dir?”, fragte Mike zum Ende seiner Geschichte.
 

“Die Geschichte ist zu lang für einen Block.”, wich Chester der Frage aber aus und tatsächlich waren sie fast schon an Mikes Wohnung angekommen. Ihm entging jedoch nicht, wie sich Chesters Miene bei der Frage geändert hatte. Es schien also auch keine schöne Geschichte zu sein. “Vielleicht erzähle ich sie dir beim Kochen.”, lächelte er dann aber auch sofort schnell wieder, das Mike fast dachte, er hätte sich das Andere nur eingebildet. Da das Lächeln seine braunen Augen aber nicht ganz erreichte, wusste Mike, dass da mehr hinter steckte.
 

Kurze Zeit später waren sie dann auch schon an dem Wohnblock angekommen, in dem Mike seine Wohnung hatte. “Also dann bis...Freitag?”, fragte Mike unsicher und schaute sein Gegenüber fragend an. “Freitag klingt gut. Ich bin so gegen 20 Uhr da.”, stimmte Chester lächelnd zu und drückte Mike in eine kurze aber feste Umarmung. “Wo muss ich klingeln?”, wollte er dann noch wissen. Nachdem Mike es ihm gesagt hatte, machte sich Chester dann auch auf den Heimweg. Nicht jedoch, ohne sich noch einmal umzudrehen und Mike ein: “Versuch bis dahin alle Finger zu behalten.” Lächelnd und leicht den Kopf schüttelnd schaute Mike ihm nach. Der Freitag versprach interessant zu werden.
 

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Und damit wären wir dann auch am Ende von Teil 1. Der nächste Teil kommt dann in einer Woche.
 

Lasst mir gern ein Kommi da. Nächste Woche gibt es dann Ratatouille für alle.

Drei Tage später war Mikes Wohnung so sauber, wie seit der Trennung von Anna nicht mehr. Nicht nur, dass er das erste Mal überhaupt Staub gewischt hatte, nein, er hatte sogar das Bett frisch bezogen. Wieso genau, wusste er allerdings selbst nicht so genau. Als es dann gegen 20 Uhr an seiner Tür klingelte, war er gerade dabei die Zutaten wohl zum 10ten Mal zu überprüfen. Hatte er auch wirklich nichts vergessen?
 

Nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel, betätigte er den Summer und wartete an der Tür auf seinen Besucher. Wieso er so nervös war, wusste er selbst nicht. Aufhören am Saum seines weißen Shirts zu spielen, konnte er aber auch nicht. Lag es vielleicht einfach daran, dass Chester der Erste war, denn er seit der Trennung in seine Wohnung ließ? Ja, dass musste es sein. Sicher hatte es nichts mit diesen sanften braunen Augen zu tun, die ihm seit dem Kurs nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten. Diese Augen, die so anders waren als Annas, die ihn zuletzt immer nur enttäuscht angeschaut hatte.

Als sich plötzlich zwei Arme um ihn schlossen, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Nun hatte er schon an der Tür auf ihn gewartet und trotzdem nicht mitbekommen, wie er angekommen war.
 

“Wieso wohnst du bloß so weit oben?”, wollte Chester schnaufend wissen. Ein Grinsen hatte sich aber auch schon wieder auf seinem Gesicht breit gemacht. Mike fiel auf, wie gut sein Besucher eigentlich roch. Unter dem leichten Zigarettengeruch lag noch ein anderer, den Mike nicht recht einordnen konnte. Ehe er die Umarmung erwidern konnte, war sie auch schon wieder vorbei. Stattdessen nahm Chester Mikes Hände in seine und begutachtet sie kritisch. Im Gegensatz zu Mikes Händen waren die von Chester angenehm warm.

“Alle Finger noch dran. Gut gemacht.”, wurde er dann lachend gelobt. “Willst du mich nicht mal rein bitten?”

Es dauerte einen Moment, bis Mike sich wieder gesammelt hatte, dann trat er jedoch beiseite und ließ seinen Besucher eintreten. “Klar.Komm rein.” Nachdem Chester aus den Schuhen geschlüpft war, führe Mike ihn in die Küche. “Also… da wären wir.” Unsicher, wie es jetzt weitergehen soll, schaute Mike den Brünetten an. Dieser legte darauf erstmal seinen Rucksack ab und begann auszupacken. Er förderte eine Flasche Rotwein und ein paar Flaschen Bier zu Tage. “Rotwein passt gut zu dem Essen.”, erklärte er. “Kühlschrank?”, wollte Chester dann mit einem Nicken auf die Bierflaschen wissen.
 

Froh, endlich auch wieder etwas tun zu können, nahm Mike die Flaschen und verstaute sie im Kühlschrank. Als er sich dann wieder zu Chester umwandte, bemerkte er, dass dieser sich in der offenen Wohnküche umsah. “Ganz schön ordentlich bei dir.”, bemerkte er staunend. “Du hast doch wohl nicht extra für mich aufgeräumt, oder?”

Ertappt schaute Mike ihn an. War das etwa so offensichtlich? “Ich bin Chaos gewohnt. Ist wohl so, wenn man als Mann allein wohnt…”, redete Chester aber weiter, ohne auf Mikes ertapptes Gesicht einzugehen.

Der letzte Satz ließ Mike aufhorchen. Wieso freute er sich zu hören, dass der Andere auch Single war?

“Was? Nein...das wäre doch albern.”, leugnete Mike seine Putzorgie. Lachend schüttelte Chester den Kopf, ließ das Thema damit aber auf sich beruhen.
 

“Na dann lass und mal loslegen, was?”, schlug er dann vor und holte einen zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche. “Weit bist du Dienstag ja nicht gekommen. Wir fangen einfach ganz vorn an.” Und damit war es beschlossen. Wie schon im Kurs war Mike konzentriert bei der Sache. Jedenfalls bis ihn ein Lachen aus dem Konzept brachte. “Das arme Gemüse… Lass mich dir helfen.” Und ehe Mike protestieren konnte, hatte sich Chester hinter ihn gestellt, die Arme um ihn gelegt und die Hände auf seinen platziert.

Erneut stellte Mike fest, wie gut sein Besucher roch. So langsam hatte sich nämlich der Zigarettenrauch verzogen. Er würde ihn nachher auf jeden Fall nach seinem Bodyspray fragen müssen.

“So. Und jetzt ganz langsam und mit Gefühl, ja?”, raunte Chester seinem Vordermann gegen den Hals, was bei ihm eine Gänsehaut am ganzen Körper auslöste. Zusammen verwandelten sie die Paprika, Zucchini, Zwiebeln und Auberginen in kleine Würfel.
 

“Na siehst du. War doch gar nicht so schwer, oder? Und die Finger sind auch noch alle heile.”, lachte der Brünette und löste sich von Mike. Ehe er es verhindern konnte, entfleuchte Mike ein leises unzufriedenes Brummen. Die Nähe hatte sich ungewöhnlich gut angefühlt. So nahe war ihm auch seit Monaten niemand mehr gekommen. Dem teils verwunderten, teils amüsierten Blick von Chester wich Mike mit rotem Kopf aus. “Ja…”, grummelte er nur leise in seinen 3-Tage-Bart. Um der Situation zu entkommen, schnappte sich Mike das Rezept und schaute nach, was als nächstes zu tun war.

“Hier steht, dass wir jetzt das Gemüse in Öl anbraten müssen.”, las er vor. Froh, etwas Abstand zwischen sie zu bringen, ging Mike zum Schrank um die Pfanne zu holen. Nachdem er Öl hineingegeben hatte, stellte er sie auf den Herd.
 

Während er wartete, dass das Öl heiß wurde und die Temperatur, wie er es im Kurs gelernt hatte, mit dem Holzlöffel prüfte, hörte er Chester am Kühlschrank rumoren. “Bier?”, fragte er ihn dann und dankbar nickte Mike. Vielleicht würde das seine Nerven etwas beruhigen. Nachdem sie angestoßen hatten, nahm Mike einen tiefen Schluck und schaute wieder nach dem Öl. Da es kleine Bläschen am Löffel warf, fragte er: “Es kann losgehen, oder?” Chester beugte sich kritisch über die Pfanne, nickte dann aber. “Ich passe auf das Gemüse auf. Setz du schon mal das Wasser für die Tomaten auf.”, wies er Mike dann an und nahm ihm den Holzlöffel aus der Hand. Dabei berührten sich ihre Finger leicht, was Mike leicht schaudern ließ. Gesagt, getan. Als das Wasser dann kurz später kochte, erklärte Chester seinem Schüler geduldig, wie man die Tomaten auf ein Sieb legt um sie dann mit dem heißen Wasser zu übergießen. “Und jetzt vorsichtig die Haut abziehen.”
 

Um ihm zu beweisen, dass er nicht so ungeschickt war, wie sein Gegenüber vermutete, machte Mike sich extra vorsichtig ans Werk. Zwei von drei Tomaten schaffte er problemlos und schon wollte er Chester stolz sein Werk präsentieren, als er leicht abgelenkt die letzte Tomate dann doch etwas zu fest anfasste und diese in seiner Hand platzte. Da er, entgegen dem eindringlichen Rat des Kochlehrers, keine Schürze trug, bekam er die Spritzer der platzenden Tomate voll ab. “Fuck!”, entfuhr es ihm halb erschrocken, halb genervt. Ebenfalls erschrocken wandte Chester sich um, musste dann aber lachen. Kurz hatte er befürchtet, dass sich Mike erneut in die Hand geschnitten hatte. Da er aber die Reste der Tomate in der Hand des Schwarzhaarigen sah, war er beruhigt. “Ist doch alles halb so schlimm. Zieh dich aus!”, wies er ihn noch immer grinsend an. “Ich kenne mich mit Flecken aus. Hast du Essig?”
 

Einen kurzen Moment überlegte Mike, ob er der Aufforderung einfach nicht nachkommen sollte, dann sagte er sich jedoch, dass er ja nichts an sich hatte, was der andere nicht schon an sich selbst gesehen hatte. Seit er Single war, hatte er vielleicht ein bisschen zugelegt, aber er war immernoch ziemlich gut in Form. Kurzentschlossen zog sich Mike das Shirt über den Kopf und drückte es Chester in die Hand. Oben ohne machte er sich dann auf die Suche nach Essig, den er dann auch unter der Spüle fand. Als er sich dann mit der Flasche wieder dem Anderen zuwandte, stellte er fest, dass dieser ihn doch recht unverhohlen musterte. Ertappt lächelte er und hatte sogar den Anstand etwas rot zu werden, was Mike zu dem Gedanken brachte, dass das doch irgendwie süß war. Schnell schüttelte er den Kopf. Andere Männer waren nicht süß.

“Ich...zieh mir mal was über.” Mit diesen Worten ergriff MIke die Flucht in sein Schlafzimmer. Dort ließ er sich auf sein Bett nieder und vergrub das Gesicht in den Händen.
 

Wie lange er dort so gesessen und nachgedacht hatte, wusste er nicht, doch irgendwann riss ihn ein Klopfen aus den Gedanken. “Es tut mir Leid…” Vorsichtig steckte Chester den Kopf ins Schlafzimmer. “Ich wollte nicht...Ach ich weiß auch nicht.” Etwas hilflos zuckte er mit den Schultern. “Also das Essen wäre fertig. Wollen wir essen und...reden?”, schlug er vorsichtig vor. Mike atmete noch einmal tief durch und nickte dann. Er schnappte sich dann ein neues Shirt und folgte dem Anderen, nun wieder ganz angezogen, zurück in die Wohnküche. Den Tisch hatte er schon gedeckt. Es standen dort zwei Teller mit ihrem selbstgemachten Ratatouille und zwei Gläser Wein. “Nein, mir tut es Leid. Nun hast du doch wieder alles allein gemacht…”, seufzte Mike schuldbewusst und ließ sich am Tisch nieder. Das Essen roch wirklich fantastisch, auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig aussah.
 

Lächelnd winkte Chester ab und ließ sich dann auch, Mike gegenüber, nieder. “Dann mal auf einen schönen Abend und...dass es besser wird?”, schlug er als Trinkspruch vor. “Ja, darauf dass es besser wird.”, erwiderte Mike und nahm einen Schluck Wein. Dieser war wirklich gut, das musste er Chester lassen.

Schweigend begannen sie zu essen. Irgendwann durchbrach Chester aber die Stille. “Ich wollte dir nicht zu Nahe treten oder so.”, begann er vorsichtig. “Ich fand dich schon im Kurs interessant. Von hinten kann man wunderbar beobachten und… naja ich fand dich recht beobachtenswert.” Zum Ende hin sprach er eher zu seinem Teller als zu seinem Gegenüber. Nach einem großen Schluck Wein hob er wieder den Kopf und sprach weiter. “Was ich sagen wollte… Ich fand, nein finde dich nett und wollte dich kennenlernen. Deswegen war ich eigentlich auch vorn bei dir. Ich wollte mich vorstellen und nicht, dass du dir fast den Finger abschneidest.” Hier musste er leicht lachen, in das Mike einfach mit einfallen musste. “Wobei ich über das Ergebnis auch nicht klagen kann.”, schloss er entschuldigend.
 

“Also wenn du willst, dass ich jetzt gehe, kann ich das verstehen.” Bei diesen Worten schob Chester seinen Stuhl leicht zurück. Erschrocken blickte Mike ihn an. “Nein. Was? Wieso?”, fragte er verdattert. Irgendwie fühlte er sich geschmeichelt. “Ich wollte mich eigentlich auch mal bei dir vorstellen und dich kennen lernen…”, gestand er leise und wandte den Blick seinem sehr interessanten Teller zu. Die Worte kamen, ohne dass er groß darüber nachgedachte hatte, aber er wusste, dass es die Wahrheit war. Normalerweise würdigte er Männer keines zweiten Blickes, aber irgendwas an Chester war anders.

Nachdem die Geständnisse endlich raus waren, wurde die Stimmung wesentlich lockerer und sie reden während des Essen hauptsächlich noch über den Kurs und die andern Teilnehmer. Nach dem Essen machten sie es sich dann mit einem Bier auf der Couch bequem und begannen über alles mögliche zu reden. Dabei stellten sie fest, dass sie doch eine Menge gemeinsam hatten.
 

Je später der Abend wurde, desto dichter saßen sie beisammen. Dies fiel ihnen aber erst auf, als ihre Knie aneinander stießen. Unsicher, und von den Bieren leicht beschwipst, schaute Mike seinen Gegenüber an. Dieser nahm seinen Mut zusammen und legte eine warme Hand auf dessen Oberschenkel. Als dieser daraufhin nicht zurückwich oder andere Zeichen von Unbehagen zeigte, beugte Chester sich leicht vor und legte ganz vorsichtig die Lippen auf die des Schwarzhaarigen. Erstaunt riss Mike die Augen auf, bewegte sich aber nicht weg. Schnell hatte er sich aber wieder gefangen und legte die Hand auf die des Anderen, ehe er zögerlich begann den Kuss zu erwidern.

Es fühlte sich so anders an, als mit Anna. Anders aber schön.
 

Nach einiger Zeit lösten sie den leichten Kuss und schauten sich fast schüchtern an. “Ich hab sowas noch nie gemacht…”, raunte Mike. Als er dann merkte wie das klange, fügte er hinzu: ”Also geküsst schon, nur eben noch keinen anderen Mann...also…” Ehe er sich um Kopf und Kragen reden konnte, drückte Chester seine Lippen einfach wieder auf die von Mike. “Shh…”, machte er leise. “Schon okay.” Nach einem erneuten sanften Kuss, lösten sie sich wieder voneinander. “Solange es nicht das letzte Mal sein soll…”, ein fragender und leicht hoffnungsvoller Unterton schwang in Chester's Stimme mit.

Lächelnd schüttelte Mike den Kopf. “Nein, das können wir gern öfter machen.”
 

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