The Birth Of The Druminator von Teteiusu77 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- The Birth Of The Druminator Hamburg, 2017: Es war Tobias Mertens Geburtstag. Er saß auf dem Sofa, vor ihm auf dem Tisch lag eine Tüte Chips und standen je eine Flasche Cola und eine Flasche Jack Daniels. Er schenkte sich eine Jacky-Cola ein, trank diese mit einem Zug aus und grübelte vor sich hin: „Schon komisch, dass niemand mit mir meinen Geburtstag feiern mag. Jeder hatte irgendeine Ausrede warum er nicht kommen konnte. Oder wollten sie nicht mir feiern?“ Er verstand gerade die Welt nicht mehr und versank in seinen Gedanken. „Ok, ich sehe zwar nicht so aus, wie ich es gerne hätte, und so stark, wie viele immer glauben, bin ich auch nicht. Und auch ein Frauentyp bin ich nicht unbedingt…“ Er schenkte sich noch eine Jacky-Cola ein. „Und die Sache mit dem Fitnesscenter… Täglich schufte ich mir ein bis zwei Stunden einen ab. Und? Was hat’s gebracht? Nix.“ In dieser Art grübelte er noch so einige Zeit vor sich hin. Schließlich stand er vom Sofa auf und begann nun im Wohnzimmer auf und ab zu tiegern. Dabei verfiel er in immer wüstere Grübeleien. Er fand sich plötzlich hässlich und unausstehlich. Und zu guter Letzt bezeichnete er sich sogar als Schwächling. „Ich brauch noch ‘nen Jacky…“ Er wollte sich gerade den Drink einschenken, da fiel sein Blick auf den Kalender. „Ach Scheiße!“, rief er und schmetterte das Glas auf den Fußboden. „Ich dreh noch durch!“ Er raufte sich die Haare und trabte Richtung Bad. „Vielleicht kann ich nach einer ausgiebigen Dusche ja wieder klar denken.“ Im Bad entkleidete er sich und stellte sich unter die Dusche. Er drehte das warme Wasser auf und lies es lange auf seinen Körper niederprasseln. „Ah, tut das gut.“, seufzte er. Nach einer halben Ewigkeit drehte er das Wasser wieder ab, stieg aus der Dusche, angelte sich sein Duschtuch und rubbelte sich trocken. Dann fiel sein Blick in den Spiegel. „Oh Gott!“, rief er aus. „Bin das ich?“ Ihm blickte ein Monster mit tiefen Augenringen und trüben Augen entgegen, an statt junger, fröhlicher Mann von Mitte zwanzig. „Oh je, oh je. Ich sehe ja furchtbar aus! Nie mehr so viel Jacky… Nie mehr so viel Trübsal blasen…“, murmelte er. „Weißt du was?“, sprach er, nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, zu seinem Spiegelbild. „Du gehst jetzt ins Bett und schläfst dich aus. Übermorgen fängt die Tournee an. Und da musst du schließlich fit sein. Was würden denn die anderen sagen, wenn sie dich so sehen würden…? Nein, das geht gar nicht. >Lord Of The Lost< können kein Monster hinter den Drums gebrauchen.“ Somit tapste er ins Schlafzimmer und ließ sich dort auf sein Bett fallen und fiel augenblicklich in einen tiefen, jedoch unruhigen, Schlaf. * * * * * * * * * Tobi war zusammen mit seinen Bandkollegen im Nightliner unterwegs. Da der Fahrer eine Pause brauchte, hielt der Bus an einer Raststätte an. Der Fahrer verließ die Fahrerkabine und ging nach hinten in den Bus. „Ich brauch ’ne Pause, Jungs.“, meinte er. Dabei tippte er Chris leicht an die Schulter. Dieser nickte nur mürrisch und brummte ein „Ist gut.“, jedoch ohne von der Tastatur seines Laptops aufzusehen. „Warum halten wir?“, fragte Pi, der die ganze Zeit über verträumt aus dem Fenster gesehen hatte. „Unser Fahrer braucht ’ne Pause.“, entgegnete Chris. Pi nickte, und blickte wieder aus dem Fenster. Auch Class, der die ganze Zeit in ein Spiderman-Heft vertieft gewesen war, murrte: „Was ist denn nun los?“ „Hab’s doch schon mal gesagt: Unser Fahrer braucht ’ne Pause.“, grummelte Chris. „Ach so.“, entgegnete Class und widmete sich wieder seinem Comic. Gared hatte Kopfhörer auf den Ohren und vor sich sein Tablet auf den Knien liegen und guckte Videos. Doch auch er hatte bemerkt, dass der Bus angehalten hatte. Er nahm die Kopfhörer ab, guckte verdutzt aus dem Fenster und fragte: „Warum haben wir angehalten?“ Chris hob den Kopf, verdrehte genervt die Augen und murrte: „Jetzt sage ich es zum dritten Mal: Unser Fahrer braucht ’ne Pause.“ Auch Gared entgegnete nur knapp „Ach so“ und setzte sich seine Kopfhörer wieder auf. Nur Tobi sagte nichts. Er stand auf, schlüpfte aus dem Tourbus, um die Rast für eine Joggingrunde um den Rastplatz zu nützen. „Hm… Wenn ich schon mal draußen bin, dann kann ich auch gleich noch einen Toilettenstopp einlegen.“, dachte er sich. So trabte er Richtung Klohäuschen, bevor er seine Joggingrunde begann. Als er den Klogang und die Joggingrunde beendet hatte war der Bus jedoch nicht mehr da. „Na so was.“, murmelte Tobi. „Jetzt haben diese Honks mich doch glatt hier vergessen.“ Er zuckte verwirrt mit den Achseln. Was sollte er jetzt tun? Da fiel es ihm ein: „Klar, ich ruf die Jungs an.“ Er suchte in seinen Hosentaschen nach seinem Handy, fand es jedoch nicht. „Mist!“, seufzte er. „Das liegt im Tourbus. Was nun?“ Er setzte sich auf eine Bank und überlegte. „Hm. Geld hab‘ ich auch keines, denn der Geldbeutel liegt auch noch im Tourbus. … So werde ich wohl trampen müssen.“ Er nickte kurz zur Bestätigung seiner eigenen Worte, stand auf und trabte Richtung Straße. Oh je, das konnte heiter werden! Der Rastplatz lag ja mitten in der Prärie – so kam es ihm zumindest vor. Es war kein Auto weit und breit zu sehen. „Ok Tobi.“, sprach er zu sich selbst. „Dann wirst du wohl laufen müssen.“ Gesagt, getan: Er nahm die Beine in die Hand und spurtete los. Nach einiger Zeit verließen ihn jedoch seine Kräfte. Zudem begann sein Magen zu knurren und er verspürte Durst. Tobi blieb stehen, um zu verschnaufen. „Uff, ich kann nicht mehr.“ Er blickte sich um. Außer der Straße und endlosen Feldern gab es nichts. Er setzte sich verzweifelt ins Gras, um sich etwas auszuruhen. Es dauerte jedoch nicht lange, da sprang er wieder auf und begann erneut zu laufen. Er lief so schnell ihn seine Beine trugen. An einem großen Baum machte er jedoch Halt um erneut zu verschnaufen. Sein Magen knurrte immer noch. Was jedoch viel schlimmer war als das, war sein furchtbarer Durst. „So hole ich den Tourbus nie ein. Ich bin so fertig.“, murmele er völlig erschöpft. Tobi ließ sich am Baumstamm entlang zu Boden gleiten. „Huch!“, entfuhr es ihm. „Was ist das denn?“ Seine linke Hand hatte etwas berührt. Er griff danach und hielt ein glitzerndes Fläschchen in der Hand. Dieses enthielt eine klare Flüssigkeit. „Wasser.“, dachte Tobi. Ohne zu zögern entkorkte er das Fläschchen und trank es bis auf den letzten Tropfen leer. Danach steckte er das Fläschchen in seine Hosentasche und stand auf. „So, weiter geht’s dem Bus hinterher.“ Doch was war das? Kaum hatte er sich vom Boden erhoben wurde ihm ganz schwindelig. Zudem fuhren ihm Schauer durch den ganzen Körper, die sich anfühlten, als würde er von innen verbrennen. Er ließ sich zu Boden sinken, krallte die Hände in die Erde und schrie: „Aaaaaargh! Tut das weh!“ Er kämpfte verzweifelt gegen die Gewalt, die seinen Körper zu beherrschen versuchte. Doch vergebens: Der Schmerz war stärker. Er verlor das Bewusstsein und sank erschöpft auf den Boden nieder. * * * * * * * * * „So, da bin ich wieder!“, rief der Bussfahrer. „Wenn wir weiterfahren können, dann gebt ein Zeichen.“ Chris hörte mit der Tipperei auf, hob den Kopf und meinte knapp „Ok.“ Zu seinen Bandkumpels gewandt: „Leute: Durchzählen.“ Class hörte kurz mit dem Comiclesen auf und fragte verdutzt: „Wieso denn durchzählen?“ „Nur so aus Spaß. Also: eins.“ „Zwei.“, entgegnete Class. Von Pi kam „Drei“. Gared hatte zwischenzeitlich seine Kopfhörer wieder abgenommen. „Was soll der Quatsch?“, fragte er entgeistert. „Komm schon, Gared!“ „Ok.“ Gared gab klein bei. „Vier“ „So, nun fehlt nur noch einer.“, meinte Chris. In dem Moment wurde ihm aus dem Kojenbereich ein „Fünf!“ entgegengerufen. Chris nickte und ging nach vorn zum Fahrer. „Alle da. Wir können fahren.“ „Gut.“, entgegnete der Fahrer, startete den Motor und fuhr los. Es verging einige Zeit des Schweigens – denn jeder ging seinen Beschäftigungen nach – bis Gared rief: „Tobi, komm doch mal, und guck dir das Video an. Das ist der Hammer!“ Er erhielt jedoch keine Antwort. „Tobi?“ Keine Antwort. Gared guckte sich fragend um und rief erneut: „Tobi?“ Auch Chris war verwundert. „Seltsam.“, dachte er, stand auf und ging in den hinteren Teil des Busses und rief ebenso nach Tobi. Prompt erhielt er eine Antwort, jedoch nicht von dem Gesuchten: „Tobi ist nicht hier.“ Chris fiel die Kinnlade herunter: „Bo! Was machst du denn hier?“ Angesprochener guckte recht unschuldig, kratze sich verlegen am Kopf und entgegnete: „Nun ja… Ich…“ Doch Bo kam gar nicht dazu sich zu erklären, denn Chris packte ihn am Kragen und schrie: „Zum Teufel mit dir! Kein Wunder, dass das Durchzählen gestimmt hat, wenn du an statt Tobi „fünf“ rufst!“ Er schüttelte den armen Bo so sehr, dass dieser mit dem Kopf gegen eine Koje krachte. „Aua! Na warte!“ Es riss sich von Chris los und schubste ihn in den Wohnbereich zurück, so dass Chris unsanft auf seinem Allerwertesten landete. „Heilige Scheiße! Was soll das? Sag mir lieber wo Tobi ist!“, fauchte Chris ihn an. „Such ihn doch selber!“, schnappte Bo, der sehr sauer auf Chris war, bekam er am Hinterkopf doch eine ordentliche Beule. Chris sprang wieder auf die Beine und packte den armen Bo erneut beim Kragen: „Wie bitte?“ Bo schubste Chris allerdings wieder heftig von sich. „Geh mich nicht so an!“ Class legte seinen Comic weg und sprang von seinem Sitz auf. „Schluss damit! Hört auf!“ Richtung Bo gewandt fuhr er fort: „A): Was machst Du hier? B): Wo ist Tobi?“ Bo entgegnete: „Was ich hier mache? Ich hab‘ blinder Passagier gespielt. Ich wollte euch am Ziel eurer Reise überraschen. Im Kofferraum, wo ich mich zuerst versteckt hatte, wurde es mir jedoch zu kalt. Also bin ich, als der Bus gehalten hat, rausgekrochen und hab mich dann bei den Kojen versteckt.“ „Du hast echt nur Quark im Kopf, Alter.“, meinte Pi kopfschüttelnd. Class nickte. Chris schnaubte. „Du hättest bleiben können wo der Pfeffer wächst! Was sollen LOTL bitteschön mit zwei Gitarristen, aber ohne Drummer? Wo zum Teufel ist Tobi?“ „Den habt ihr am Rastplatz vergessen.“, ließ Bo nun die Katze aus dem Sack. „Wie bitte?“ Chris platze nun fast vor Wut: „Sag mal, hast du sie noch alle? Und das sagst du erst jetzt?“ „Ich wollte es dir ja sagen, aber du hast mich ja nicht reden lassen!“, brüllte Bo. „Ach, jetzt bin ich wieder schuld!“ Chris verpasste Bo eine schallende Ohrfeige. Dieser ließ sich das jedoch nicht gefallen und versetzte Chris einen Tritt. „Jetzt reicht es mir aber! Tauchst hier auf und machst Stress!“ Er war so außer sich, dass er dem armen Bo gleich noch einmal eine verpasste. Dieser erwiderte den Schlag. So ging das einige Minuten lang hin und her, bis es Class zu dumm wurde. Er packte Chris bei den Schultern, zerrte ihn von Bo weg und knurrte: „Schluss jetzt!“ Chris drehte sich wütend zu ihm um. „Halt die Klappe! Misch dich da nicht ein!“ Er schubste Class zurück auf seinen Sitz. Dabei landete er unglücklicherweise auf seinem Comic, so dass dieser nun total zerknittert war. „Hey! Spinnst du? Guck dir nun mal meinen Comic an! Total zerknittert! Das ist ‘ne Sonderausgabe! Na warte!“ Er sprang von seinem Sitz wieder hoch, ballte seine Hand zur Faust und – zack – verpasste Chris ein Veilchen. „Au! Du Vollarsch!“ Chris‘ Zornesfunke sprang nun auf Class über, und so bekam auch er so einige Hiebe ab. Es wurde gerauft, gebrüllt und geprügelt, dass es einer Actionszene aus einem Wild-West-Film gleichkam. Plötzlich hörte man aus der Fahrerkabine ein Rufen: „Hey Jungs! Was treibt ihr da hinten?“ Dieses Rufen ging jedoch in dem Tumult völlig unter. Noch nicht einmal als Gared und Pi entsetzt aufschrien „Wah! Was ist denn jetzt los?“ hörten die Raufbolde auf. Durch das Raufen und Toben geriet der Bus nämlich aus dem Gleichgewicht und begann bedenklich zu schwanken. * * * * * * * * * Es war bereits später Nachmittag und es begann zu dämmern, als Tobi erwachte. „Hm…“, murmelte er und öffnete seine Augen einen Spalt breit. „Wo bin ich?“ Doch es fiel ihm recht schnell wieder ein: „Ach ja, die Jungs haben mich am Rastplatz vergessen und ich wollte dem Bus hinterher!“ Erschrocken riss er nun seine Augen ganz auf und rappelte sich vom Boden hoch. „Mist! Es wird ja schon dunkel!“ Er machte schnell ein paar Lockerungsübungen, denn auf Grund dass er im Freien gelegen hatte, waren seine Arme und Beine etwas steif geworden. Dann spurtete er los. Er lief und lief und lief. Die Landschaft flog nur so an ihm vorüber. Dabei fiel ihm auf, dass er weder Hunger noch Durst verspürte, und müde schien er auch nicht zu werden. Dennoch stoppte er. „Komisch.“, dachte er. In dem Moment fiel ihm das Fläschchen mit der Flüssigkeit wieder ein. „Ob das davon kommt?“ Er atmete einmal kurz durch und setzte seinen Lauf fort. Er lief vorbei an Feldern, Wäldern und Wiesen. Er sprang durch Pfützen und über Leitplanken: Doch von dem Bus war weit und breit keine Spur. „Meine Güte.“, dachte er. „Die können doch nicht schon so weit gefahren sein? Oder doch?“ Er war bereits mehrere Kilometer gelaufen, zudem war es mittlerweile auch schon richtig dunkel geworden. „Huch, was ist das?“ Er hatte soeben in nicht allzu weiter Ferne etwas bemerkt. Langsam näherte er sich. Als er nahe genug an der Stelle dran war konnte er auch erkennen was er da aus der Ferne gesehen hatte: Es waren die roten Rücklichter von einem Bus. Tobi blieb stehen und seufzte erleichtert. „Da ist ja der Tourbus.“ Doch dann bemerkte er, dass irgendetwas nicht stimmte. „Oh mein Gott! Der Bus schwankt ja und kippt fast um! Nein! Meine Freunde…!“ Ihn ergriff Panik. „Was soll ich tun? Der Bus darf auf gar keinen Fall umkippen!“ Seine Gedanken begannen zu rasen. „Beruhige dich, Tobi, beruhige dich!“, sprach er zu sich selbst. Er wiederholte das so lange, bis er sich tatsächlich etwas beruhigt hatte. Dann hatte er plötzlich die zündende Idee: Wenn der Trank aus dem Fläschchen ihn schon laufen ließ, ohne dass er Erschöpfung verspürte und auch seine Sehkraft verstärkte – er hatte sehr wohl bemerkt, dass es ihm beim Laufen in der Dunkelheit nicht schwer fiel Hindernissen frühzeitig auszuweichen – dann hatte ihm der Trank eventuell auch Bärenkräfte verliehen. Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden: Er musste seinen Plan in die Tat umsetzen. Von daher lief er nun wie der Blitz zu dem schwankenden, roten Monstrum. Er sprang mit einem Riesensatz neben den Bus – mittlerweile balancierte dieser nur noch auf zwei Rädern über die Straße – und warf sich mit aller Kraft gegen das Fahrzeug. Mit einem „Wumms!“ landeten die beiden, sich in der Luft befindlichen, Räder wieder auf dem Boden. Der Bus stand wieder auf allen vier Rädern. „Puh, das war knapp.“, seufzte Tobi. Er war sichtlich froh, dass er es geschafft hatte. Doch war er sich trotz allem bewusst, dass er das nur durch die Wirkung des Zaubertranks bewerkstelligen konnte. * * * * * * * * * Gared schrie „Wah! Was ist denn das?“ als der Bus immer stärker schwankte und er fast von seinem Sitz geschleudert wurde. „Verdammte Scheiße!“ „Waaah!“ „Aua!“ Durch das Schwanken flogen die Raufbolde, inklusive der ganzen Sachen die im Bus verstreut lagen – Tablets, Laptops, Kopfhörer, Comics, Handys – von einer zur anderen Seite des Busses. „Sagt mal, schwankt etwa der Bus?“, schrie Chris, den nun eine leichte Panik ergriff. „Ach! Merkst du das jetzt auch endlich?“, kreischte Gared, der sich krampfhaft an seinem Sitz festhielt. „Haltet euch fest!“, rief Class. Doch das war leichter gesagt als getan, denn der Bus schwankte mittlerweile so sehr, dass es fast schon einer Achterbahnfahrt glich. „Oh mein Gott! Ich will nicht sterben!“, jammerte Bo, und versuchte sich irgendwo festzuhalten. Doch kaum hatte Bo das gesagt gab es einen heftigen Ruck. Noch ein letztes Mal wurden die Raufbolde und sämtliche Gegenstände durcheinander gewirbelt. Dann war der Spuk vorbei. Nach einigen Minuten erkundigte sich Pi mit zitternder Stimme: „Freunde, geht es euch gut? Also, ich bin soweit ok.“ Chris raffte sich vom Boden hoch: „Oh Mann! Mir tut alles weh! Aber sonst bin ich ok.“ Bo krabbelte aus einer Ecke hervor und rappelte sich hoch. „Uhm. Mir tut auch alles weh!“ Auch Class beklagte sich, dass er tonnenweise blaue Flecken hatte. „Puh!“, seufzte Gared, der nun ebenfalls aus seiner Ecke krabbelte. „Das ist ja noch mal glimpflich ausgegangen.“ In diesem Moment polterte der Fahrer in den Insassenraum. Er wollte gerade zu Schimpfen beginnen, als Pi, der sich die ganze Zeit über noch krampfhaft am Türgriff festgehalten hatte, fragte: „Habt ihr das gehört?“ „Was?“ „Na, das Klopfen…“ „Nö.“ „Da war aber…“ Er brauchte seinen Satz gar nicht zu beenden, denn da ertönte das Klopfen erneut. "Da… Schon wieder… Ich sehe einfach mal nach wer da klopft.“ Pi tippte den Zahlencode ein und öffnete die Tür. Ihm fiel vor Staunen fast die Kinnlade herunter, als ein völlig erschöpfter Tobi vor ihm stand. „Tobi!“, rief er entsetzt. Angesprochener kletterte in den Bus und blieb erst einmal völlig entkräftet auf dem Boden liegen. „Wo kommt der denn auf einmal her?“, wollte der völlig fassungslose Fahrer wissen. Die Jungs ignorierten den Mann jedoch, denn die hatten nun Wichtigeres zu tun. „Tobi!“ Gared kniete sich neben ihn und tätschelte ihm die Wange. Tobi lächelte matt. „Mit euch macht man was mit, Jungs.“ Betreten sahen seine Freunde zu Boden und schwiegen einige Zeit. Pi fand als erster seine Sprache wieder: „Schön, dass du wieder da bist, Tobi. Doch: Wo warst du eigentlich?“ Tobi rappelte sich mühevoll vom Boden hoch, ließ sich jedoch gleich wieder auf einen Sitz fallen. Er schaute seine Freunde an und begann zu erzählen. Nachdem Tobi geendet hatte, herrschte erneutes Schweigen. „Spinner! Du bist getrampt, stimmt’s?“ Pi schaute Tobi ungläubig an. Dieser schüttelte den Kopf, stand auf und zog etwas aus seiner Hosentasche. „Hier! Der Beweis.“ Er reichte Pi ein kleines, glitzerndes Fläschchen. „Wow!“ Pi bekam große Augen. „Dann bist du ja nun tatsächlich ein Superheld!“, rief er aus, und die anderen jubelten im Chor: „Tobi, unser Druminator, hat uns gerettet!“ Der neu erkorene Superheld kratze sich verlegen am Kopf. „Ähm… Danke… Ich fühle mich geehrt… Aber… Sagt mal… Wieso hat der Bus eigentlich so geschwankt?“ Nun war es an Bo sich am Kopf zu kratzen. „Also…“, begann er. „Das war so.“ Er wurde jedoch von Gared unterbrochen. „Lass mich das lieber erzählen.“ Und so erzählte er Tobi was während der Fahrt im Bus vorgefallen war. Nachdem Gared seine Erzählung beendet hatte schüttelte Tobi fassungslos den Kopf: „Oh Himmel! Ich glaub’s ja nicht! Ich mag gar nicht dran denken, was passiert wäre, wenn ich A) das Fläschchen mit dem Zaubertrank nicht gefunden und B) den Bus nicht rechtzeitig erreicht hätte.“ Bei diesen Gedanken lief es allen eiskalt den Rücken runter. „Macht das nie wieder!“, ermahnte Tobi seine Freunde. „Ihr bedeutet mir sehr viel, und ich möchte euch nicht verlieren.“ Betretenes Schweigen trat ein, so fuhr Tobi fort: „Und der Druminator kann euch beim nächsten Mal eventuell nicht mehr so schnell zur Hilfe eilen. Meine Superkräfte sind nämlich dabei mich wieder zu verlassen.“ „Schade.“, entgegnete Gared und boxte Tobi freundschaftlich in den Oberarm. „Aber dennoch wirst du ab jetzt immer unser Superheld bleiben.“ Die anderen pflichteten ihm bei: „Hoch lebe der Druminator!“ Seine Freunde warfen sich nun auf Tobi und knuddelten ihn, dass ihm fast der Atem weg blieb. Während dessen bemerkte Tobi jedoch wie sein Körper erneut zu berennen begann und seine Superkräfte zurückkehrten. Er sagte jedoch keinen Ton, sondern ließ die Knuddelei weiterhin über sich ergehen. * * * * * * * * * Es war mitten in der Nacht, als Tobi aus seinem tiefem Schlaf hochschreckte. Er strampelte seine Bettdecke von sich und sprang aus dem Bett, tastete nach dem Lichtschalter und knipste das Licht an. Dann sah er sich um. Erleichtert stellte er fest, dass er sich in seinem Schlafzimmer befand und ließ sich zurück in die Kissen fallen. „Puh… Gott sei Dank. Es war alles nur ein Traum…“, seufzte er und sank wieder in einen tiefen Schlaf. Dass sich eine Kleinigkeit aus seinem Traum in naher Zukunft jedoch als Wahrheit herausstellen sollte, das ahnte er jetzt noch nicht. Er hatte das kleine glitzernde Fläschchen, das auf dem Nachttisch lag, nämlich noch nicht bemerkt. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)