Typisch du! von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Ritter ohne Rüstung ------------------------------ Mittag. Reika hatte wie ein Stein geschlafen.Der Alkohol und das Schlafmittel hatten sie in eine Art Koma versetzt. Als sie dann aber doch aufwachte, blinzelte sie erst mal und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Erst mal ein leichter Gedanke, lag sie in ihrem Bett? Die Bettwäsche kannte sie nicht und auch der Geruch des Bettes, war nicht der Ihre. Sie richtete sich auf und fiel stöhnend wieder ins Kissen. Ihr Schädel fühlte sich an, als würde ein Rudel Presslufthammer darin eine Party feiern. Doch nun lag sie wenigstens nicht mehr auf der Seite, sondern auf dem Rücken. Einige Minuten vergingen und sie wartete, bis ihr Kopf kein Samba mehr tanzte. Dann drehte sie sich zur Seite und sah auf einen blauen Haarschopf. Und dann realisierte sie, neben wem sie lag! Ein spitzer Schrei ließ Daiki erschrocken hochfahren. Er sah mitten in zwei große, braune, Augen die ihn entsetzt anguckten. „Was brüllst du denn so?“, fragte er knurrend. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Reikas Kopf und sie ließ sich wieder ins Kissen fallen. „Oh Gott... oh Gott.“, stöhnte sie. „Na toll, diese Worte hätte ich lieber in einem anderen Kontext von einem Mädchen gehört.“ „Was tue ich hier? Wie komme ich hierher? Was ist passiert?“, fragte sie. „Bin ich die Auskunft,oder was? Es ist Sonntag, ich habe frei und will pennen!“ Er drehte sich wieder um aber wenn er gedacht hatte, dass er nun Ruhe hatte, hatte er sich gründlich getäuscht. Nach fünf Minuten ging es weiter. „Daiki... Daikiii... mir tut der Kopf so weh.“, jammerte sie. Er versuchte es zu ignorieren aber schon spürte er eine Hand auf seinem Arm und sie rüttelte sanft aber penetrant daran. „Daiki... biiitte!“ „Kopfschmerztabletten sind im Bad. Hol sie dir gefälligst selbst. Ich spiele garantiert nicht deinen Krankenpfleger.“ Sie stand auf und schlurfte ins Bad und das war auch gut so, denn zum Glück stand hier das Klo. Wenig später hörte Daiki so etwas wie: „Hnngg... uurgs... huuurr.“ Dann war es still und kurz darauf schlurfte Reika wieder zurück. „Na, erst mal schön gekotzt?“, fragte Daiki schadenfroh. „Ja, danke.“ Sie schlüpfte wieder zu ihm unter die Decke, war ja eh egal jetzt. Und weil sie ziemlich fror, rutschte sie dichter an ihn heran. „Willst du vorher nicht noch kuscheln?“, fragte er sarkastisch. „Schön durchatmen,mir ist nur kalt.“, nuschelte sie. Normalerweise wäre sie aufgesprungen, hätte ihre Sachen gepackt und fluchtartig das Haus verlassen aber ihr Zustand hinderte sie daran. Heute war Leck-mich-am-Arsch-Tag. „Willst du noch schlafen?“ „Nee, nun bin ich wach.“ „Kannst du mir dann - bitte - erzählen, was passiert ist?“ Er stützte sich auf seinen Arm. „Erst mal Fräulein, wenn du ein Kerl gewesen wärst, hätte ich dir meine Faust ins Gesicht gerammt. Du hast dein Versprechen gebrochen und dich in eine ziemlich gefährliche Situation gebracht. Nur weil Satsuki sich verplappert hat, konnte ich rechtzeitig eingreifen.“ „Ich weiß.“, hauchte sie kleinlaut. „Und nur ein paar Minuten später und der Typ hätte dich vergewaltigt.“ Reika versuchte sich zu erinnern und den Nebel aus ihren Gedanken zu verscheuchen aber es klappte nicht. „Es ist alles weg, ich kann mich an nichts davon erinnern.“ „Glaubst du mir etwa nicht?“, rief Daiki verärgert. „Doch doch, natürlich!“, versicherte Reika schnell. „Wir gehen zur Polizei und zeigen den Typen an.“ „Aber... wir können doch nichts beweisen.“ „Vielleicht doch.“ Daiki griff zum Nachttisch und zeigte Reika den Becher, den er mitgenommen hatte. „Das ist der Becher, der auf dem Tisch neben dem Bett stand, in dem er... in dem es passiert ist. Ein Rest ist noch drin und dort wird sicher Schlafmittel drin sein. Außerdem weiß ich, was ich gesehen habe und das werde ich erzählen. Und Fingerabdrücke werden auch drauf sein.“ „Können wir das nicht morgen machen? Ich kann heute nicht.“ „Oh doch, du wirst es können! Strafe muss sein! Vor allem für Okoshi, ich lasse nicht zu, dass er ungestraft davon kommt. Ich möchte gar nicht wissen, wie vielen Mädchen er das schon angetan hat, ohne das sie es wissen. Ich tue das nicht für dich, damit das mal klar ist! Ich bin sauer auf dich und werde es auch für heute bleiben. Also beweg deinen Hintern aus dem Bett und dann gehts los!“ Normalerweise hätte Reika ihm jetzt sonst was an den Kopf geworfen aber trotz ihrer Kopfschmerzen, wusste sie, dass er Recht hatte. Wortlos stand sie auf, zog sich an und versuchte, ihre sieben Sinne zusammen zu nehmen. Die Vernehmung bei der Polizei, die peinlichen Fragen und das was Daiki erzählte, waren nicht einfach. Der Becher mit der Restflüssigkeit blieb dort und nach einer Stunde plus einer Untersuchung durch eine Polizeibeamtin, war Reika erlöst. Die ganze Zeit drückte sie immer wieder unbewusst, Daikis Hand. Und trotz seiner Wut auf sie, erwiderte er den Druck. Draußen war es inzwischen recht windig geworden und Reika atmete tief durch, die frische Luft war Balsam für ihren Kopf. „Komm, wir gehen was essen.“, meinte Daiki. „Ich hab eigentlich keinen Hunger.“ „Und trotzdem wirst du was essen. Du brauchst eine Basis und Energie.“ Heute ließ Daiki nicht mit sich handeln und Reika wagte kein Wiederwort. Im Burger Paradise erwies sich Daiki dann doch als zugänglich und lud sie zum Essen ein. Und als sie vor ihrem Cheeseburger mit Pommes und Milchshake saß, spürte sie, dass sie doch etwas Hunger hatte. „Na also, essen kann nie schaden.“, meinte er und zwinkerte ihr zu. Danach trennten sich ihre Wege, Reika wollte einfach nur nach Hause, unter die Dusche und ins Bett.Ihre Mutter kam zum Glück erst spät von ihrer Reise zurück. „Danke für deine Hilfe und... alles andere.“, murmelte sie. „Bedank dich morgen bei mir, heute bin ich ja noch sauer.“ Doch ein kurzes zucken mit dem Mundwinkel und Reika wusste, das Schlimmste war überstanden. Doch alleine zu Hause, als die Nebel sich langsam lichteten, kamen auch die Erinnerungen zurück. Zwar nicht alle und auch nicht vollständig aber sie kamen. Und da merkte Reika erst, dass Daiki mit allem recht gehabt hatte. Die Situation hätte nicht brenzliger sein können, in einer fremden Wohnung, mit lauter besoffenen Leuten und einem Jungen, der Böses im Schilde führte und das Böse auch fast vollbracht hatte. Sie hielt ihr Gesicht in den warmen Wasserstrahl der Dusche, so als wollte sie alles Gewesene abwaschen und in den Ausguss spülen. Und man konnte perfekt seine Tränen verdecken und mit hinunter waschen. Da hatte sie ein einziges Mal den Weg der Tugend verlassen und dann lief sie gleich in eine Beinahkatastrophe. Mit einem tiefen Seufzer ging sie ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Diese Woche konnte man getrost abhaken. Doch die nächste Woche fing auch nicht besser an. Montag war noch alles ruhig aber der Dienstag hatte es mal wieder in sich. Reika hatte Theaterprobe und es wurde mal wieder spät. Nachdem sie ihre letzten Schüler entlassen hatte, räumte sie noch auf, denn der Probenraum musste am nächsten Tag wieder piccobello aussehen. Schließlich konnte sie dann aber doch abschließen. Sie wollte gerade gehen, als plötzlich eine Stimme aus dem Halbschatten des Pfeilers kam. „Du hast mich also verpfiffen, Miststück?“ Erschrocken fuhr Reika herum und sah das Okoshi sich aus dem Schatten löste und auf sie zukam. „Selber Schuld! Was bist du auch so ein Arschloch!“, zischte sie. Blitzschnell hob er die Hand und traf hart ihre Wange. So heftig, dass Reika mit dem Rücken gegen die Wand krachte. Dann war er plötzlich ganz nah und packte sie am Hals. „Ich wandere vielleicht in den Knast aber vorher werde ich dir einige Erinnerungen an mich hinterlassen.“ Reika konnte sich nicht rühren und er drückte fester zu. Und dann ballte er seine Faust und wollte ihr ins Gesicht schlagen. Sie schloss die Augen und machte sich auf den Schmerz gefasst. Doch nichts geschah, stattdessen löste sich die Hand von seinem Hals und sie hörte einen Aufschrei. Sie öffnete die Augen. Daiki und der Rest des Basketball Teams hatten noch ein spätes Training absolviert. Jetzt hatte Daiki Okoshi am Kragen. „Du gehst mir langsam auf die Nerven, Drecksack! Reicht es nicht, dass du ihr ein Schlafmittel in den Drink schüttest und dich dann an ihr vergreifst? Du bist jämmerlich und widerlich, hoffentlich landest du im Knast. Die haben auf hübsche Jungs wie dich gewartet. Da hilft dir auch das Geld deines Vaters nichts.“ „Sollen wir uns um ihn kümmern?“, mischte sich nun Imayoshi ein. Auch Wakamatsu knackte vielsagend mit seinen Handknöcheln. „Mädchenschänder bekommen von uns eine ganz besondere Behandlung.“, grinste er böse. Doch dann holte Daiki aus und seine Faust traf Okoshi ins Gesicht, er ging stöhnend zu Boden. Daiki zog ihn grob hoch, damit er ihm in die Augen sehen musste. „Halt dich fern von ihr oder das nächste Mal werde ich dir höchstpersönlich das Gesicht zerschmettern!“ Dann ließ er ihn los und Okoshi machte das er weg kam, ehe ihn noch mehr Prügel einstecken musste. Satsuki hatte sich inzwischen um Reika gekümmert. „Gehts?“, fragte Daiki. „Ja, mir fehlt nichts.“ Die Gruppe löste sich auf, nur Daiki blieb bei Reika. Mit deren Fassung war es nun endgültig vorbei. Sie brach in Tränen aus. Er nahm sie bei den Schultern und ihr Kopf fiel gegen seine Brust. „Ich hatte solche Angst, ich dachte der bringt mich um.“, schluchzte sie. „Schon gut, der hat seine Lektion gelernt. Und dir fehlt nichts?“ „Nein, ich bin okay.“ „Komm, ich bring dich nach Hause.“ Draußen an der frischen Luft ging es Reika dann bald besser. Der Schreck saß aber noch in allen Knochen. Vor der Haustür wollte sich Daiki verabschieden. Doch ehe er zu Wort kam, schlang Reika die Arme um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund. „Danke, für alles!“, hauchte sie ihm danach ins Ohr. Dann lief sie ins Haus ohne sich nochmal umzudrehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)