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Bleib wie du bist

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine neue Geschichte meiner Tendou-Story´s :) Nicht das ich denke, dass es jemand liest, aber ich schreibe sie trotzdem, denn sie sind in allererster Linie für mich um Dinge aufzuarbeiten ;) Falls sich doch jemand hierher verirrt hat: Viel Spaß beim Lesen! :* Komplett anzeigen

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Die Siegerehrung war vorbei und nachdem die Volleyballmannschaft von Shiratorizawa sich fertiggemacht hatte, verließen sie die Halle. Hinter ihnen konnten sie immer noch die Fans von Karasuno jubeln hören, was aber deutlich leiser wurde, als die Tür sich hinter ihnen schloss.

Keiner von ihnen hatte mit einer Niederlage gerechnet, umso größer war die Enttäuschung. Immer noch rollten große Tränen über Tsutomu´s Gesicht und Tendou Satori hatte eine Hand auf den Rücken des Jüngeren gelegt und schob ihn sanft vorwärts.
 

In der großen Halle warteten bereits eine Menge Fans und Schüler der Shiratorizawa. Es war mucksmäuschenstill und die Menge öffnete sich ein wenig, so dass die Sportler ungehindert hindurchgehen konnten. Plötzlich wurde die Stille von einem langsamen Klatschen einer Person unterbrochen. Nach und nach klatschten immer mehr von den Fans und nach kürzester Zeit wurden die Verlierer des Finales lautstark bejubelt. Keiner der Spieler hob den Blick, konnten sie ihren Fans momentan nicht in die Augen sehen, aber es tat gut zu wissen, dass die Leute immer noch hinter ihnen standen.

Auch in Tendou´s Hals bildete sich ein schmerzender Kloß, doch war der Rothaarige gut darin solche Gefühle zu unterdrücken. Zumindest nach außen hin. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und als sie aus dem Gebäude kamen wurden sie kurz von der untergehenden Sonne geblendet.
 

Langsam stiegen Einer nach dem Anderen in den Bus und Tendou setzte sich in die vorletzte Reihe ans Fenster. Er stützte seinen Arm ab und legte sein Kinn in seiner Handfläche ab und fixierte nichts Besonderes mit seinen Augen, als er ein Mädchen in der Schuluniform von Shiratorizawa aus dem Gebäude und in Richtung Bus rennen sah. Es war Michi Itô, seine beste Freundin, seit dem 2. Schuljahr in der Highscool. Sie blieb mit etwas Abstand zum abfahrenden Bus stehen und winkte ihrem Freund zu und formte dann mit ihren Händen ein Herz um ihm zu zeigen, dass es ihr leidtat, dass sie verloren hatten. Tendou winkte zurück und musste lächeln.

Tsutomu hatte sich neben ihn Gesetzt und schluchzte immer noch. „Na, na.“ Sagte der rothaarige Drittklässler, während er Goshiki´s Knie tätschelte. „Du bekommst deine Chance nächstes Jahr.“ Der Jüngere wischte sich mit dem Arm die Tränen aus dem Gesicht, atmete tief ein und nickte entschlossen.
 

Tendou sah wieder aus dem Fenster. Normalerweise war er bester Laune, wenn er mit seinem Team unterwegs war, auch wenn sie ein Spiel verloren, was ja nicht oft vorkam, genoss er die Zeit mit ihnen, jedoch hatte diese Heimfahrt einen bitteren Beigeschmack. Es war das letzte Mal, dass Tendou Satori mit dieser Mannschaft von einem Spiel nach Hause fahren würde. Es war auch das letzte Mal überhaupt, dass er ein offizielles Spiel gespielt hatte. Er wollte nicht sagen, dass er nie wieder Volleyballspielen würde, so rein zum Spaß, aber in einer Mannschaft würde er nicht mehr spielen. Allerdings war es auch ein guter Abschluss gewesen. Das Spiel gegen Karasuno´s Krähen war schon ein ziemlich episches Spiel gewesen. Doch hätte er gerne noch etwas länger gespielt.
 

Nachdem sie sich in der Sporthalle von Shiratorizawa versammelt hatten und sie eine kleine Nachbesprechung des Spiels hatten, wobei der Coach nicht so laut war wie die Schüler gedacht hätten, durften sie nach Hause gehen. Die 100 Aufschläge die sie hätten machen müssen konnten sie auch am nächsten Tag machen, hatte ihr Coach gesagt und war gegangen. Der Coach wusste, dass seine Mannschaft gut gespielt hatte und trotz ein paar Fehlern hätten sie es kaum besser machen können.

Die nächsten zwei Wochen würden die 3.Klässler noch am Training teilnehmen, aber nicht mehr so oft, weil dann die Abschlussprüfungen anstanden. Deshalb verschob der Coach das Essen, das für nach dem Spiel geplant war auf den Tag, an dem sie die 3.Klässler verabschiedeten. Er sah in den Augen seiner Schüler, dass sie allesamt völlig ausgepowert, müde und niedergeschlagen waren und er wollte ihnen für heute Ruhe gönnen.
 

Niedergeschlagen gingen die Sportler aus der Halle und langsam gingen einer nach dem Anderen nach Hause, hatten sie doch keine Lust noch etwas zu unternehmen.
 

Als Tendou zusammen mit Semi und Goshiki durch das Schultor gingen bemerkte er Ushijima, der etwas Abseits stand und wahrscheinlich darauf wartete abgeholt zu werden. Sein großer und muskulöser Körper wirkte viel kleiner als sonst. Aber nicht nur, weil es ein sehr anstrengendes Spiel war. Tendou entschuldigte sich bei seinen Freunden, die zusammen ein Stück in dieselbe Richtung gingen und ging dann auf Ushijima zu. „Wakatoshi-kun, lass den Kopf nicht hä…“ Tendou wollte gerade seine Hand tröstend auf Ushijima´s Schulter legen, doch stoppte er seine Bewegung, als ihn der Blick des Anderen traf. Ein Schatten hatten sich über die Augen von Shiratorizawa´s Ass gelegt, doch wie bei einem großen Raubvogel schienen seine grün-braunen Augen fast zu leuchten.

Nachdem sie sich einen Moment lang in die Augen gesehen hatten wandte Ushijima seinen Blick wieder ab und starrte wieder auf den Boden. Nebeneinanderstehend schwiegen die Beiden. Normalerweise wusste Tendou seine Kameraden aufzubauen, aber gerade jetzt, als Ushijima es dringend brauchte, vielen ihm keine Worte ein, die hätten helfen können. So legte er nun doch seine Hand auf die Schulter des Anderen und drückte sie sanft, bis ein Auto um die Ecke bog. Es war inzwischen schon dunkel und die Scheinwerfer blendeten die zwei Schüler.
 

Tendou klopfte noch einmal auf die Schulter seines Freundes. „So, ich wird dann mal ins Wohnheim gehen, wir sehen uns morgen.“ Dann machte er auf seinen Fersen kehrt und marschierte los. „Danke…“ hörte er hinter sich eine dunkle und etwas heißere Stimme sagen. Ohne sich umzudrehen ging Tendou weiter, aber hob seine Hand noch einmal zum Abschied. Er hörte wie eine Autotür zugeknallt wurde und das Auto abfuhr.

Der Rothaarige seuzfte, steckte seine Hände in die Jackentasche seiner Uniform und sah nach oben. Nun war er allein und es versuchte sich wieder ein dunkler Schleier über seine Gedanken zu legen, wie es oft vorkam, wenn ihn nichts ablenkte. Er hasste dieses Gefühl, doch konnte er es nicht verhindern. Es war als würde sich jemand auf seine Brust setzen und ihm die Luft zum Atmen nehmen. Er ballte seine Hände in der Jackentasche zu Fäusten um zu verhindern das diese anfingen zu zittern. Sein Herz fing an heftig gegen seinen Brustkorb zu schlagen und Tendou spürte jetzt schon, dass es ihm gleich wirklich schlecht gehen würde. Er holte ein paar Mal tief Luft und versuchte Ruhe zu bewahren.
 

„Satori-kuuuun!“ hörte er hinter sich eine nur allzu vertraute Stimme rufen. Er drehte sich in die Richtung aus der er gekommen war und sah Michi winkend auf ihn zulaufen. Seine Hände hatte er immer noch zu Fäusten geballt, doch er spürte, dass er sich etwas Entspannte. Er zwang sich dazu, zu lächeln. „Mi-chan! Was machst du denn hier?“ Völlig außer Atem musste sich das Mädchen erstmal an ihren Knien abstützen und es dauerte einen Moment, bis sie wieder anständig Luft bekam. Als sich wieder aufrichtete umarmte sie ihren Freund und weil er über 20cm größer war als sie, drückte sie ihr Gesicht in seine Brust.

Tendou ließ die Hände an den Seiten herunterhängen. Er wiederstand dem Drang sie auch zu umarmen. Der Rothaarige wollte nicht aufdringlich sein. Eine Zeit lang standen sie so da und Tendou konnte den warmen Atem seiner Freundin durch das Hemd auf seiner Brust spüren und bekam davon eine leichte Gänsehaut. Nach ein paar Minuten löste sich das Mädchen wieder von ihm, sie schämte sich ein wenig, denn die Umarmung hatte länger gedauert als sie eigentlich wollte.
 

Tendou sah sie mit leicht geneigtem Kopf und großen Augen an. „Das beantwortet meine Frage nicht.“ Das Mädchen sah ihm in die Augen.

Er war schon irgendwie ein komischer Kauz. Anfangs hatte man sie sogar davor gewarnt sich mit ihm anzufreunden. Schnell hatte Michi bemerkt, dass Tendou zwar etwas seltsam und anders war, aber auf keinen Fall gefährlich oder bösartig, so wie man es ihm unterstellt. Allerdings gab es in ihm auch noch eine andere Seite. Jedes Mal wenn er auf dem Volleyballfeld stand war er Selbstsicher, Stark und der sonst so sanfte Kerl konnte richtig provozierend werden. Aber er war ihr bester Freund und sie kannte ihn nur zu gut. Sie war die einzige Person, mit der Tendou über seine „dunklen Momente“ wie er sie nannte gesprochen hatte und einmal hatte sie einen solchen Moment sogar miterlebt. Damals hatte sie wirklich Angst um ihn. Deshalb war sie jetzt hier. Michi wusste, dass es sein letztes Spiel war und wollte sichergehen, dass es ihm gut geht.
 

Verlegen kratzte sie sich an der Nase. „Naja, ich kann dich doch an so einem Abend nicht alleine lassen.“ Tendou legte den Kopf auf die andere Seite und machte noch größere Augen, was wohl hieß er wüsste nicht, worum es ging. „Du weißt was ich meine, Blödmann!“ Michi boxte ihm in die Brust und Tendou rieb sich die Stelle völlig übertrieben, doch dann lachten sie Beide.
 

„Lass uns noch irgendwo hingehen!“ schlug das Mädchen vor. Tendou schien nicht begeistert zu sein und er ließ Kopf und Schultern hängen. „Mir tut alles weh, ich bin müde und habe noch nicht geduscht, ich stinke sicher wie ein alter Esel!“ Michi beugte sich zu ihm nach vorne und atmete tief durch die Nase ein. „Nein tust du nicht, du hast genug Deo benutzt.“ Sie lächelte ihn an. „Außerdem musste du doch nach so einem anstrengenden Spiel hunger haben, lass uns etwas essen gehen!“ „Ich hab keinen Hunger…“ „Und ich lasse dich jetzt nicht alleine!“ Er sah sie verdutzt an. „Du magst ja alle anderen um dich herum täuschen Tendou Satori, aber mich nicht. Ich sehe es in deinen Augen. Ich lasse dich jetzt nicht allein!“ Tendou seufzte. Er erinnerte sich daran, als Michi ihn damals hinter der Sporthalle gesehen hatte. Er wird nie vergessen, wie sie ihn angesehen hatte. Er hatte ihr solche Angst gemacht. Aber nicht, weil sie VOR ihm Angst hatte, sondern weil sie UM ihn Angst hatte. So etwas hatte er vorher noch nicht erlebt. Und es tat ihm schrecklich leid, dass sie das damals miterlebt hatte. „Na gut, lass uns was essen.“ Gab er sich geschlagen. „Aber ich möchte wirklich vorher duschen.“
 

Damit konnte Michi leben. Sie ging mit ihm zusammen zu dem Wohnheim, in dem viele Schüler der Shiratorizawa wohnten. Da viele Minderjährige dort wohnten, hatte jedes Stockwerk zwei Betreuer. Da Tendou zu den älteren Schülern gehörte, kannte er seine Betreuer kaum und sie ließen die Schüler meist in Frieden.

Tendou´s Zimmer war im 3. Stockwerk. In dem Stockwerk hatten die Zimmer zwar eigene Toiletten, aber keine Duschen, dazu mussten sie in die Gemeinschaftsdusche in dem Stockwerk gehen. Der Rothaarige brachte Michi in sein Zimmer und bat sie zu warten, er würde nicht lange brauchen.
 

Michi setzte sich auf sein Bett und sah sich um. Das Bett auf der anderen Seite des Zimmers war leer. Ansonsten befand sich nur noch ein Schreibtisch, ein Schrank und eine Mini-Küche in dem Raum. Ein paar Kleidungsstücke zusammen mit ein paar Ausgaben der Shonen Jump lagen auf dem Boden verstreut und ein Poster von einer Band mit dem Namen Babymetal (Michi kannte sie nicht) hing an der Wand. Ansonsten wirkte das Zimmer ziemlich leer.
 

Nach nicht einmal 10 Minuten war Tendou zurück, nur mit einer Boxershorts bekleidet, ein Handtuch über seinen Kopf gelegt und der Schuluniform unterm Arm. Für einen Moment verharrte Michi´s Blick auf dem fast nackten Körper des Rothaarigen. Unter seiner Kleidung wirkte er immer sehr dünn, was auch an seiner Größe lag, aber so konnte sie sehen, dass er eigentlich eine sehr gute Figur hatte. Schnell sah sie mit erröteten Wangen weg. Was dachte sie da nur?
 

Tendou warf die Schuluniform achtlos aufs Bett neben Michi und wühlte in seinem Schrank. Er zog sich eine weite, graue Stoffhose und ein fast noch weiteres schwarzes T-Shirt an. Nur noch die nackten Arme, die aus den Ärmeln des T-Shirts heraussahen deuteten an, dass er einen sehr muskulösen Körper hatte, ansonsten war er wieder gut unter den viel zu großen Kleidern versteckt.

Mit dem Handtuch wuschelte er noch einmal seine Haare trocken, diese waren jetzt völlig durcheinander. Ein kurzer Blick in den Spiegel. „Passt.“ Meinte der Rothaarige zu seinem Spiegelbild.
 

Michi schüttelte den Kopf und lachte. „Was gibt’s da zu lachen?“ „Nichts. Ich mag es, wenn deine Haare so aussehen.“ Tendou zuckte nur mit den Schultern.
 

Die Beiden gingen nach draußen und standen vor dem Wohnheim. Tendou steckte seine Hände in die Hosentasche. "Und? Wo willst du hin?" Michi überlegte. "Hmmm... da gibt es dieses kleine Lokal, da war ich mal mit meinen Freundinnen, da ist nie viel los, ist aber echt super." Der Rothaarige hob nur wieder mal die Schultern. "Von mir aus."
 

Während sie zu dem Lokal gingen, bemühte sich das Mädchen sehr, eine Unterhaltung am Laufen zu halten, doch Tendou wurde immer schweigsamer.

Das Lokal war nicht weit weg und es war wirklich nicht viel los. 'Gott sei Dank' dachte sich Michi. Sie wusste, dass Tendou nicht gerne unter vielen Leuten war, außer beim Volleyballspielen, dort genoss er es. Aber wenn sie etwas unternahmen kam es oft vor, dass sie von anderen Leuten schief angesehen wurden und Tendou merkte es immer, auch wenn er nicht direkt hinsah.

Die Zwei setzten sich in eine Ecke von der aus sie alles sehen konnten.
 

"Bestell dir was du willst, ich lade dich ein." meinte Michi während Tendou die Speisekarte studierte. Eigentlich hatte er die ersten Seiten sofort übersprungen und war schon bei den Süßspeisen. "Ich nehm das Schokoladeneis" sagte er immer noch hinter der Karte versteckt. Michi seufzte. "Solltest du nicht erst was richtiges Essen? Ich meine, das war heute ein wirklich anstrengender Tag." Tendou legte die Karte auf den Tisch und darauf legte er seine Stirn ab. "Und deshalb will ich Schokoladeneis..."

Zwecklos. Michi, seine Teamkameraden und der Coach hatten bereits Tendou´s Essgewohnheiten angesprochen, aber er aß nur, auf was er gerade Lust hatte. "Na gut, dann Schokoladeneis." gab das Mädchen nach und sie hörte wie Tendou, der sein Gesicht immer noch auf dem Tisch liegen hatte leise "Yes." sagen was sie zum Lächeln brachte.
 

Die Bedienung sah zwar etwas verwirrt aus, denn Tendou hob seinen Kopf auch nicht, nachdem sie die Bestellung aufnehmen wollte, aber Michi übernahm es, die Bestellung aufzugeben und die Bedienung war sehr freundlich.
 

Eine Zeitlang saßen sie schweigend da. Tendou mit dem Kopf auf dem Tisch und Michi, die ihn vorsichtig beobachtete.
 

"...ich dachte ich hätte noch etwas mehr Zeit..." Tendou sprach so leise das Michi ihn kaum verstand. "Wofür? Volleyball? Du kannst immer noch spielen, wenn du..." "Nein, das meinte ich nicht..." Tendou hob leicht seinen Kopf, sah Michi kurz in die Augen und dann sah er zur Seite. "Was meintest du?" fragte sie mit ruhiger Stimme. "Ich..." Tendou zögerte einen Moment und Michi merkte, dass seine Wangen sich röteten. "Ich dachte ich hätte mehr Zeit, bei ihm zu sein..." und wieder war Tendou so leise, dass Michi sich anstrengen musste, zu verstehen was er sagte. Daraufhin erinnerte sie sich an ein Gespräch, dass sie mit Tendou hatte. Eines der wenigen Gespräche, in denen er wirklich ehrlich war und ihr von sich selbst erzählt hatte.
 

Damals hatte Tendou mit ihr auf den Bus gewartet. Sie saßen zusammen auf einer Bank und niemand sonst in der Nähe gewesen.

Michi hatte ihm gestanden, dass sie auf einen Jungen stand, der in eine Parallelklasse ging, er aber keine Ahnung davon hatte und es sehr schwer war, den Jungen jeden Tag zu sehen. "Ich verstehe, was du meinst." Hatte Tendou mit ganz ruhiger Stimme gesagt. Danach hatte er ihr gestanden, dass auch er einen Jungen toll fand, der in eine andere Klasse ging. Für einen Moment war Michi schockiert gewesen. "Aber... stehst du nicht total auf diese Schauspielerin, die Sadako gespielt hat?" war ihre Frage gewesen und er hatte nur mit. "Na und?" geantwortet. An dem Tag hatte er ihr erzählt, dass er sowohl Mädchen auch als Jungs anziehend fand. Kam eben immer auf die Person an. Sie war die einzige Person, der er sich anvertraut hatte und das machte Michi ein klein wenig stolz, auch wenn er danach nicht mehr über so etwas mit ihr gesprochen hatte.
 

Jetzt erinnerte sich Michi kurz an das Gespräch. "Du redest von Ushijima-kun, nicht wahr?" fragte sie Tendou leise. Als das Mädchen Ushijima´s Namen erwähnte sah sie, wie Tendou kurz zusammenzuckte. Also lag sie richtig.

Als die Kellnerin ihre Bestellung an den Tisch brachte, schwiegen Beide. Sie stellte Tendou einen großen Becher mit Schokoladeneis und Sahne hin und Michi bekam eine Portion Gyoza und für beide jeweils ein großes Glas Wasser.
 

Nachdem die Kellnerin gefragt hatte ob alles in Ordnung sei und Michi es mit ja beantwortet hatte, ließ sie die Beiden wieder allein.

Bis Michi sich versah, hatte Tendou bereits fast die Hälfte des Eisbechers verputzt. Auch sie machte sich jetzt über ihr essen her und eine Zeitlang war es völlig still zwischen den Beiden, bis Tendou seinen Kopf in den Nacken fallen ließ. "AAhhh... ich hätte nie gedacht, das wir verlieren würden!" meinte er ziemlich laut und Michi hätte vor Schreck fast das Gyoza, dass sie zwischen den Stäbchen hielt fallen lassen. Das Mädchen wusste zwar, dass Tendou wirklich wegen der Niederlage schlecht drauf war, aber inzwischen wusste sie auch, dass dies nur eine seiner Versuche war, das Thema abzulenken, da ihm das Gespräch sonst zu Tiefgründig wurde, deshalb "überhörte" sie seine Aussage einfach.
 

"Es ist ja nicht so, dass du ihn nicht mehr sehen kannst, schließlich geht die Schule noch ein paar Wochen." meinte sie, nachdem sie hinuntergeschluckt hatte. Sie wartete einen Moment ob Tendou was dazu sagen wollte, doch als dieser sich stumm einen weiteren Löffel Eis in den Mund schob sprach sie weiter. "Wenn du ihn wirklich magst, solltest du mit ihm reden. Sicher werdet ihr auch noch ein paar Mal zusammen im Training sein. Es würde sich bestimmt eine Gelegenheit geben, in der du." Tendou unterbrach sie. "Und was soll ich ihm sagen?" Ernst sah er das Mädchen an. "Sag ihm, was du fühlst!" Michi hielt seinem Blick stand. Tendou lachte. "Und was soll das bringen? Außer dass ich mich mal wieder zum Idioten mache? Denkst du wirklich, auch wenn er auf Jungs stehen sollte, er könne MICH mögen?"
 

Das Mädchen versuchte ruhig zu bleiben. "Ich weiß es nicht. Aber wenn du es nicht tust, bereust du es irgendwann sicher." "Tss…" War alles was ihr der Rothaarige als Antwort gab.
 

Wieder hämmerte das Herz in seiner Brust. Er war so wütend und musste sich sehr zusammenreißen, diese Wut nicht an seiner Freundin auszulassen. Sie war ja nicht schuld an allem. Tendou spürte wie Tränen in seine Augen schossen und versuchte diese mit aller Kraft zurückzuhalten. Die Niederlage, die Tatsache, dass es sein letztes Spiel war, auch wenn er sich selbst dazu entschlossen hatte mit Volleyball aufzuhören, war es doch schwerer als er angenommen hatte. Er bereute die Entscheidung zwar nicht, aber er war auch davon überzeugt gewesen, bis in die Endrunden zu kommen und dort noch ein paar Spiele spielen zu können. Das sie heute Verloren hatten kam ziemlich überraschend. Er hasste sich selbst dafür, dass sich Michi solche Mühe gab und er ihr das Gefühl gab, dass es Nutzlos sei, obwohl er wirklich froh war, dass sie bei ihm war.
 

Tendou versuchte sich etwas zu beruhigen, atmete tief ein und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
 

„Hör zu Mi-chan, ich weiß du meinst es gut aber… ich will diesen Tag einfach beenden. Ich bin wirklich müde und mir tut alles weh.“ Michi nickte verständnisvoll. „Das versteh ich, aber ich will dich einfach nicht alleine lassen, wenn es dir nicht gut geht. Ich hab Angst, dass..“ Tendou hob die Hand und unterbrach sie. Er wusste worauf sie anspielte. „Ich weiß, aber mach dir keine Sorgen. Wenn ich ausgeschlafen habe, geht’s mir besser.“ Sagte der Rothaarige lächelnd, aber Michi war sich nicht sicher ob das Lächeln ernst gemeint war oder nicht. Dieser Kerl war echt schwer zu lesen, er gab sich die größte Mühe, dass man ihn nicht durchschaute. Ob das Absicht war, wusste sie nicht.
 

Plötzlich hatte sie einen Einfall. Sie beugte sich nach vorne und legte ihre Hand auf Seine, die fast doppelt so groß war. „Weißt du was? Wie wäre es, wenn ich heute Nacht bei dir bleibe?“ Tendou sah sie mit großen Augen an und legte den Kopf schief. „Nicht so, du Idiot!“ Sofort ließ sie seine Hand wieder los. „In deinem Zimmer ist doch das zweite Bett frei oder? Da kann ich schlafen. Ich sag meinen Eltern ich übernachte bei einer Freundin, heute ist doch Freitag und du musst morgen erst nachmittags zum Training.“

Jetzt beugte sich Tendou etwas vor und zeigte mit dem Zeigefinger auf sich selbst. „Du weißt schon… dass ich ein Junge bin, oder?“ Michi zuckte mit den Schultern. „Ich vertraue dir.“

Das ließ Tendou´s Gesicht fast dieselbe Farbe wie seine Haare annehmen. Dann kratzte er sich verlegen an der Nase. „Aber... ob ich dir vertrauen kann? Vielleicht kannst du meinem unglaublichen Charisma nicht widerstehen und vergehst dich an mir.“ Michi warf ihrem Freund die Serviette ins Gesicht. „Du bist manchmal so blöd!“ Worauf der Rothaarige nur lachte.
 

Michi ging kurz nach draußen um zu telefonieren. Das Telefonat mit Michi´s Eltern war nur kurz. Im letzten Moment hatte sie sich dazu entschlossen, ihre Eltern nicht anzulügen und sagte ihrer Mutter am Telefon die Wahrheit, nämlich, dass es ihrem Freund nicht gut ginge und sie bei ihm bleiben würde. Ihre Mutter antwortete, dass sie ihr vertrauen würde, aber sie jederzeit anrufen könne, wenn sie etwas brauchen würde.

Kurz nachdem Michi aufgelegt hatte bekam sie eine Nachricht von ihrem Vater. - Ich Vertraue dir - und ein erhobener Zeigefinger Smiley. Sie wusste, dass ihr Vater nicht böse war und ihr wirklich vertraute.
 

Nachdem sie sich wieder zu ihrem rothaarigen Freund setzte sah dieser sie mit großen Augen an. „Was ist?“ „Naja…“ er zögerte etwas. „Willst du wirklich über Nacht, bei MIR bleiben?“ Der große Rothaarige lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hatte seinen Blick nach unten gerichtet. „Wieso nicht?“ Sagte Michi und meinte jedes Wort ernst.

Tendou rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her. „Ich…“ fing er an, aber sprach nicht weiter. Obwohl er diesem Mädchen mehr vertraute als jedem anderen auf der Welt, war es sehr schwer, offen zu sein. Er hatte gelernt, dass es besser ist, eine Mauer um sich herum zu bauen, dann wurde einem das Herz nicht gebrochen. Er hatte es auf eine schmerzhafte Weise gelernt.
 

Tendou spürte die warme Hand seiner Freundin, wieder auf der Seinen. Sie gab ihm Zeit, seine Worte zu finden. „Ich kann mir… einfach nicht vorstellen, dass… jemand… so viel Zeit mit mir… ich bin…“ Er fand die richtigen Worte nicht und plötzlich spürte er, dass Tränen über sein Gesicht liefen. Michi sprang auf und ging um den Tisch um ihren Freund fest zu umarmen, jetzt da er saß, war sie sogar etwas größer als er und sie legte ihren Kopf auf dem Seinen ab, ihre Arme um seinen Hals geschlungen. „Du bist ein so großer Idiot...“ flüsterte sie in seine Haare hinein.
 

Ganz vorsichtig, hob Tendou seine Hand und berührte erst ganz leicht den Arm seiner Freundin. Sie reagierte nicht. Schien nicht angewidert zu sein oder zurückzuschrecken. Seine Hand zittere, doch er hielt sich nun an ihrem Arm fest, seine Hand so groß, dass er locker um den Arm herumgreifen konnte. Sie zog den Arm immer noch nicht weg, so wie er es erwartet hatte und sein Griff wurde etwas fester. Für einige Minuten verharrten sie in dieser Position, bis Michi schließlich ihren Kopf hob, dem Rothaarigen ein Küsschen auf seine roten Haare drückte und den griff um ihn herum löste.
 

Wenige Zeit später machten sich die Beiden auf den Weg in das Wohnheim in dem Tendou sein Zimmer hatte. Während sie unterwegs waren sprachen Beide kein Wort, aber Tendou genoss die Anwesenheit seiner Freundin.
 

Kurz vor dem Wohnheim, bremste Tendou Michi indem er sie an dem Gurt ihrer Tasche festhielt. „Was zum…! Was ist los?“ Tendou sah sie ernst an. „Also… ich denke... naja, ich habe nicht aufgepasst, als sie die Hausordnung vorgelesen haben, aber ich glaube es ist nicht erlaubt, dass wir Mädchen mit aufs Zimmer nehmen…“ sagte er mit einem schrägen Lächeln im Gesicht. Dann hob er seinen Zeigefinger. „Also müssen wir schnell sein, normalerweise ist keiner um diese Uhrzeit unterwegs.“

Michi nickte und ihr Herz raste. Sie hatte noch nie etwas Verbotenes getan, auch wenn sie nichts Falsches darin sah, bei Tendou zu übernachten.

Schnell huschten sie die Treppen hinauf und dann in Tendou´s Zimmer. „Ok, ich glaube uns hat niemand gesehen.“ Meinte der Rothaarige, während Michi völlig außer Atem war. Sie konnte kaum Treppen GEHEN ohne fast zu ersticken und nun war sie ins 3. Stockwerk GERANNT.

Tendou lächelte, denn er hatte es bemerkt, sagte aber nichts.
 

Sie zogen ihre Schuhe aus und Tendou machte das Licht an. „Oje!“ meinte Michi und Tendou erschrak fast zu Tode. „Was ist?“ fragte er, während er sich an der Brust hielt, da er dachte sein Herz springt heraus. „Ich hab keine Schlafsachen dabei!“ Tendou überlegte. „Hmm… wenn es dir nichts ausmacht, kannst du eins meiner T-Shirts anziehen. Ich finde sicher noch ein sauberes.“ Sagte er und ging auf seinen Schrank zu. „Dürfte für dich ja, wie ein Nachthemd sein.“ Dann lachte er.

Er wühlte eine Zeitlang in seiner Kleidung und schnüffelte an vielen Shirts, bis er eins fand. „Da, das riecht frisch.“ Er hielt es Michi entgegen. Als diese zögerte es zu nehmen, zog er das Shirt wieder etwas zurück. „Oder findest du es eklig, etwas von mir anzuziehen? Würde ich verstehen.“ „Nein! Das ist es nicht! Blödmann!“ sie riss ihm das Shirt aus der Hand. „Aber… wo soll ich mich umziehen?“ „Da vorne ist die Toilette, sie ist nicht groß, aber du kannst dich dort umziehen.“ Er zeigte auf die Tür, die sich fast neben der Eingangstür befand, gleich hinter der kleinen Küche.

Das Mädchen nickte und ging in Richtung Toilette.
 

Tendou setzte sich auf sein Bett und wartete. Als sie unterwegs waren, hörte sich das alles nach einer super Idee an, aber jetzt, da sie hier in seinem Zimmer waren, ganz allein, fühlte er sich etwas unwohl. Was hatten sie sich dabei gedacht? Wenn sie jemand sehen würde, würden sie riesen Ärger bekommen. Nicht auszudenken, was für Gerüchte herumgehen würden und was es für Michi bedeuten würde. Er selbst war es Gewohnt, Opfer von seltsamen Gerüchten zu sein, aber seiner Freundin wollte er so etwas eigentlich nicht antun.

Schnell stellte er den Wecker für den nächsten Tag sehr früh, damit sie zur Bushaltestelle gehen konnten, bevor die anderen Schüler wach wurden.
 

Michi stand in der Zwischenzeit in dem kleinen Raum, mit Waschbecken und Toilette. Kurz sah sie sich um. Am Waschbecken stand eine Tube Zahnpasta. Da war auch noch eine Zahnbürste, ein Kamm und etwas Haarwachs, welches Satori wohl benutzte um diese verrückte Frisur hinzubekommen. Dann starrte das Mädchen in den kleinen Spiegel. Was hatten sie sich dabei gedacht? Genau wie Tendou begann sie zu zweifeln, ob das eine gute Idee war. Sie wollte für ihn da sein, ja, aber es fühlte sich trotzdem seltsam an, mit ihm hier in der Nacht in dem Zimmer zu sein. Obwohl sie ihm tatsächlich vertraute, war es ein seltsames Gefühl.
 

Als sie sich ihre Schuluniform auszog und sauber zusammengefaltet auf den Toilettendeckel legte und dann Tendous Shirt anzog, musste sie lachen. Das Shirt, das dem rothaarigen Riesen wahrscheinlich, wie alle seine Klamotten, zu groß war, ging ihr bis zu den Knien und hing völlig locker an ihr herunter, als hätte sie sich einen Kartoffelsack angezogen. Irgendwie ging es ihr jetzt besser. Sie ging mit nackten Füßen ins Zimmer zurück und drehte sich vor ihrem Freund, der sie mit offenem Mund anstarrte, was sie aber nicht bemerkte. „Und, steht es mir?“

Tendou schluckte, bevor er antwortet konnte. „Naja, an mir sieht es besser aus…“ antwortete er, obwohl er sie kaum ansehen konnte, so süß sah sie gerade aus.
 

Als das Mädchen zurück in die Toilette ging um ihre Kleidung zu holen, klatschte sich Tendou auf die Stirn. Was dachte er da? Gerade noch, war er am Verzweifeln wegen Wakatoshi-kun und jetzt glotzte er seine beste Freundin an, nur, weil sie gerade total umwerfend aussah? Michi legte ihre Kleidung auf dem Schreibtisch ab und legte ihre Brille darauf. Dann kroch sie in das leere Bett. „Mann, ist das bequem. Vielleicht zieh ich hier ein.“ Und sie lachte. Tendou lachte mit, aber er konnte sie kaum ansehen. Sie vertraute ihm und er würde sie nicht wie ein verrückter anglotzen, dafür mochte er sie zu sehr.
 

Normalerweise schlief Tendou in den Sachen, die er gerade anhatte, nur eben ohne Hose, aber da er sich vor Michi nicht blamieren wollte, zog er sich in der Toilette, die definitiv zu klein zum Umziehen für seine langen Arme und Beine war, ein anderes T-Shirt an. Er konnte aber nicht sagen ob es frisch war.
 

Mit dem neuen schwarzen T-Shirt und Boxershorts kam er zurück in das Zimmer. Vorher, als er aus der Dusche kam, hatte er weniger an, machte sich aber nicht so viele Gedanken wie gerade. Es war ihm unangenehm und er ging schnell in sein Bett und deckte sich zu.

Als er sich etwas Entspannte merkte er erst, wie sehr seine Muskeln schmerzten. Es würde morgen schwer sein, aus dem Bett zu kommen. Das Spiel heute hatte ihn wirklich viel Kraft gekostet. Langsam drehte er seinen Kopf, so dass er Michi sehen konnte. „Tut mir leid, ich werde nicht mehr lange wach sein… ich bin K.O.“ Michi lächelte ihn an. „Schon ok, ich bin auch müde. Gute Nacht.“

Tendou streckte seinen langen Arm aus und schaltete das Licht aus. Dann sah er an die Decke. Wann hatte ihm das letzte Mal jemand eine gute Nacht gewünscht? Er konnte sich nicht daran erinnern. Er merkte erneut, dass die Freundschaft mit Michi für ihn unbezahlbar war.
 

„Mi-chan?“ „Hmmm?“ „Ich bin froh, dass du hier bist…“
 

Er hörte wie sich das Mädchen im Bett drehte, sah aber nicht in ihre Richtung, sondern starrte weiter an die Decke.

Michi hingegen, versuchte, ohne Brille und im Dunkeln ihren Freund zu erkennen. Das Licht, dass durch das Fenster hereinschien war hell genug, dass sie seine Umrisse erkennen konnte. Eigentlich war sie auch noch gar nicht Müde, aber da sie wusste was für einen anstrengenden Tag ihr Freund hatte, hatte sie nicht widersprochen, schon ins Bett zu gehen.
 

Es dauerte auch nicht lange, dass sie ein gleichmäßiges Atmen vom Bett an der anderen Seite des Zimmers hörte und das Mädchen musste lächeln. Er musste wirklich müde gewesen sein, wenn er so schnell einschlief.

Sie zog sich die Decke über den Kopf und spielte unter der Decke, damit sie Tendou nicht aufweckte noch einige Zeit an ihrem Smartphone ein paar belanglose Spiele.
 

Nach ungefähr einer Stunde hörte sie komische Geräusche von außerhalb der Decke und zog sich diese Vorsichtig vom Kopf. Es war Tendou, der sich anscheinend in seinem Bett wälzte und schwer atmete und stöhnte. Er musste einen Alptraum haben.

Besorgt sah das Mädchen wieder in seine Richtung, aber durch das grelle Handylicht, in das sie vor kurzem noch gesehen hatte, mussten sich ihre Augen erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen, aber sie sah trotzdem, wie der Rothaarige in seinem Bett herumzappelte. Es musste ein wirklich schlimmer Traum sein. Er sprach auch etwas vor sich hin, doch konnte sie erst nicht verstehen, was er sagte.
 

Doch plötzlich und ruckartig richtete sich Tendou auf und schrie. „NEIN!“ Dann war es still. Michi, deren Augen sich langsam an die Dunkelheit gewohnt hatten sah die dunklen Umrisse ihres Freundes, wie er in dem Bett saß und sein Gesicht in den Händen vergrub.

Dann hörte sie ein schluchzen. Er weinte. Tendou weinte. Auch wenn sie ihn heute schonmal weinen sah und ihn vorher schon weinen sah, war es für sie immer unwirklich, wenn der Rothaarige weinte. Man kannte ihn als den, der andere aufbaute, mit seinen dummen Sprüchen zum Lachen brachte und sich nichts daraus machte, was andere von ihm hielten. Ihn dann weinen zu sehen, war das genaue Gegenteil von dem Tendou Satori, der er nach außen hin zu sein schien.
 

Leise schob das Mädchen die Decke von ihrem Körper und warf ihre Beine über den Rand des Bettes. Fast geräuschlos stand sie auf und ging durch das Zimmer. Als sie die Decke in dem Bett gegenüber anhob, erschrak der Junge der darin saß und sein Körper zuckte zusammen. Keiner von ihnen sagte ein Wort, aber sie setzte sich neben ihn und warf sich die Decke über ihre nackten Beine. Sie konnte die Wärme des Anderen unter der Decke spüren und sie umarmte ihn. Er war sehr warm. Sogar leicht verschwitzt, wahrscheinlich vom Alptraum. Sein großer Körper zitterte. Ob es von dem Traum kam oder von der sanften Berührung konnte das Mädchen nicht sagen.

Nun konnte sie spüren, wie er seine langen Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte. Da ihr Kopf gegen seine Brust gepresst war, konnte sie seinen Herzschlag hören. Er war sehr schnell und auch ihr Puls beschleunigte sich und sie drückte sich noch mehr an Tendou´s warmen Körper.

2

Langsam öffnete Tendou die Augen, als die immer lauter werdende Musik seines Smartphones ihn sanft aus dem Schlaf weckte.

Als er seinen Arm ausstrecken wollte um das Smartphone auf dem Schreibtisch neben seinem Bett zu erreichen verhinderte etwas vor ihm, dass er sich nach vorne lehnen konnte.
 

Vorsichtig zog er die Decke nach unten und zwei riesengroße Augen in einem Gesicht so rot wie seine Haare blickten ihn an. Auch sein Gesicht wurde schlagartig rot wie eine Tomate, aber keiner von den Beiden bewegte sich für die nächsten Minuten. Das Smartphone klingelte währenddessen einfach weiter.
 

Tendou löste sich als erstes aus dieser Starre und setzte sich auf. Sein Blick war auf das Bettende gerichtet und er versuchte sich zu erinnern, was am Vorabend passiert war. Inzwischen war das Smartphone verstummt und würde in 10 Minuten erneut anfangen zu läuten.

Er hatte wieder einen Alptraum gehabt. Es waren eigentlich immer dieselben Träume, die ihn Nachts aufschrecken ließen.
 

Der Rothaarige spürte, wie sich seine Freundin neben ihm ebenfalls aufsetzte. Das Mädchen zog die Decke hoch bis zu ihrem Kinn, doch legte sie damit Tendou´s Beine frei und sie wandte schnell verlegen den Blick ab.
 

Tendou war jemand, der morgens nur langsam in die Gänge kam und seine Gedanken waren immer noch vernebelt. Er konnte sich beim besten Willen nicht an das Geschehene erinnern. Er brachte all seinen Mut zusammen und brach die Stille. "Also... wir haben doch nicht..." "Nein!" sagte Michi, lauter als sie eigentlich wollte. Sie sah dem Jungen neben sich direkt in die Augen und sah seine Unsicherheit. Sie räusperte sich und sprach dann viel leiser weiter. "Also ich meine. Nein wir haben nicht... Ich hab mitbekommen, dass du einen schlechten Traum hattest und dann bin ich zu dir rübergekommen um dich zu trösten. Ich schätze wir sind beide eingeschlafen." Tendou nickte. So langsam erinnerte er sich wieder.
 

Als das Smartphone wieder anfing zu klingeln wurde Tendou plötzlich munter. "Oje, wir müssen los, sonst werden wir erwischt!" Er beugte sich über Michi und griff nach seinem Smartphone. Dabei berührte er mit seiner Brust fast ihr Gesicht und sie konnte seinen Geruch wahrnehmen. Dann stieg er vorsichtig über sie, darauf bedacht, sie nicht zu berühren und lief hektisch im Zimmer hin und her und suchte sich Klamotten. Dann sah er zu seiner Freundin, die immer noch im Bett saß. "Schnell!"

Das riss auch sie aus ihrer Trance und sie sprang auf. Ihr Herz raste. Sie hatte Angst erwischt zu werden, aber so etwas Aufregendes hatte sie noch nie erlebt. Schnell schnappte sie ihre Schuluniform und verschwand in der kleinen Toilette. Nach nicht mal 5 Minuten kam sie wieder heraus. Tendou hatte sich in der Zeit ebenfalls umgezogen. Er hatte seine Haare nur mit den Händen nach hinten gestrichen, so dass seine Stirn frei war, aber sie wirkten immer noch sehr zerzaust. Doch das musste reichen.
 

Schnell zogen sie ihre Schuhe an und Tendou streckte seinen Kopf aus dem Zimmer und checkte den Flur ab. Niemand zu sehen. Er schnappte sich Michi´s Hand und sie spurteten zum Treppenhaus, die 3 Etagen hinunter und dann nach draußen. Der große Sportler zog das Mädchen bis sie in die nächste Straße einbogen hinter sich her, bis sie dort zum Stehen kamen. Beide atmeten schwer vor Aufregung. Als sich ihre Blicke trafen mussten beide laut loslachen.
 

Lachend machten sich die zwei Freunde auf den Weg und stellten fest, dass der erste Bus erst ein zwei Stunden losfahren würde. Also entschlossen sie sich, noch irgendwo zu frühstücken.

Ziemlich schnell fanden sie ein kleines Café das ihnen gefiel, sie gingen hinein und nahmen an einem kleinen Tisch Platz. Sie bestellten ein Frühstück für 2 Personen und jeder eine Tasse Kakao dazu.
 

Während sie warteten, klopfte Tendou nervös mit seinen langen Fingern auf den Tisch. Zeigefinger und Mittelfinger beider Hände waren wie meistens getaped. Michi versuchte die unangenehme Stille die sich ausbreitete zu brechen. „Tut das eigentlich weh?“ Sie zeigte auf seine Finger. Einen Moment lang sah der Rothaarige seine Hände an. „Hmm.. eigentlich schon. Nach manchen Spielen oder Trainingstagen kann ich kaum meine Zahnbürste halten.“ Sagte er lachend. „Aber, wenn es weh tut, weiß ich, dass ich gut war.“ Fügte er leise und lächelnd hinzu. Michi nickte nur. Mehr viel ihr auch nicht ein, was sie sagen könnte.
 

Jetzt war es Tendou, der das Wort ergriff. „Also, das wird doch jetzt nichts an unserer Freundschaft ändern, oder?“ fragte er frei heraus. „Du meinst, dass wir in einem Bett geschlafen haben?“ fragte das Mädchen und Schamesröte schoss ihr ins Gesicht. Ihr Freund nickte. „Ja… ich meine… ich will nicht, dass sich zwischen uns irgendetwas ändert. Du bist die einzige Person, mit der ich wirklich über alles reden kann.“ Tendou sah ihr nicht ins Gesicht, während er sprach.

Das Mädchen legte den Kopf etwas schief und griff nach seiner Hand. „Erstens: ich will auch nicht, dass sich etwas ändert und Zweitens: dann tu das auch!“ Verwirrt sah Tendou seine Freundin an. „Was soll ich tun?“ Michi drückte seine Hand etwas fester. „Na, rede mit mir. Du plapperst den ganzen Tag, aber was wirklich in der Vorgeht sagst du nicht. Oder nur in Bruchstücken, dass ich dir nicht folgen kann. Ich will dir wirklich helfen, aber das kann ich nur, wenn du mit mir redest!“ Sie sah ihn ernst an und Tendou musste schlucken und sah zur Seite.
 

Eigentlich wollte er nur das Verhältnis, dass sie jetzt hatten klären und war nicht auf tiefgründige Gespräche aus. Oder führte das Eine zum anderen? Er hatte noch nie eine so enge Beziehung zu jemandem gehabt, deshalb war er sich sehr unsicher. Er seufzte laut. Ihm war es für eine lange Zeit gelungen solch unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen, aber anscheinend war er nicht so „unlesbar“ wie er dachte. Zumindest nicht für Michi. Vielleicht war sie wirklich die richtige Person um sich mal so richtig auszukotzen. Ganz leicht schüttelte er den Kopf. „Aber… ich wüsste nicht was ich dir erzählen soll…“

Das Mädchen lehnte sich jetzt in ihrem Stuhl zurück. In dem Moment brachte die Kellnerin das Essen und den Kakao und Michi wartete, bis sich die Dame wieder entfernt hatte.
 

„Na schön, wenn du nicht weißt was du sagen sollst, machen wir es so: Ich stelle dir Fragen und du beantwortest sie. Und zwar ganz ehrlich. Ich weiß so gut wie nichts über dich.“ Sie nahm einen Schluck von dem warmen Kakao. Tendou sah sich nervös in dem Raum um und überlegte ob er darauf eingehen sollte. „Na gut…. Aber wenn ich nicht antworten will, werde ich es nicht tun.“ Sagte er schließlich. „Also schön, aber wenn du mir wirklich vertraust, dann wirst du alles beantworten.“ Tendou warf ihr vor, so eine Aussage wäre gemein, aber sie blieb eisern. Und der rothaarige Versprach, zumindest zu versuchen, ihr auf alles zu antworten. Je nachdem was sie fragen würde.
 

Michi nahm sich eine Schüssel Reis und aß ein paar Bissen. Sie wollte sich die Fragen gut überlegen. Sie musste langsam anfangen und vorsichtig vorgehen.
 

Michi: „Na schön… hast du Geschwister?“

Tendou: „Nein.“

Michi: „Wie ist dein Verhältnis zu deinen Eltern?“

Tendou zögerte, bevor er antwortete. Michi dachte nicht, dass sie so schnell eine Frage finden würde, die ihm Schwierigkeiten bereitete.

Tendou: „Also… meinen Vater kenne ich nicht, er ist an dem Tag gestorben als ich geboren wurde.“

Michi verschluckte sich etwas. „Oh Mann, das tut mir leid!“

Tendou: „Schon ok. Wie gesagt, ich kannte ihn ja nicht, also vermisse ich ihn auch nicht…“ Während er sprach, hatte er den Blick auf seine Tasse gerichtet.

Michi: „Dann bist du also bei deiner Mutter aufgewachsen?“

Tendou: „…ja. Ihr Bruder wohnte noch bei uns.“

Michi: „Hast du ein gutes Verhältnis zu deinem Onkel?“

Tendou: „Ich weiß es nicht…“

Michi: „Satori-kun, du wolltest doch ehrlich antworten.“

Tendou: „Aber ich weiß es nicht!“ sagte er viel lauter als gewollt.

Michi hatte wohl einen wunden Punkt erwischt, deshalb wollte sie es erstmal dabei belassen.

Michi: „Wie lange spielst du schon Volleyball?“

Jetzt sah ihr Tendou in die Augen. Ja, das war ein gutes Thema, dachte das Mädchen.

Tendou: „Schon seit der Unterstufe. Aber ich wurde nicht oft als Spieler eingesetzt, sondern saß viel auf der Bank.“

Michi: „Wieso denn das? Du bist doch so gut!“
 

Tendou schwieg. So hatte das Mädchen sich das nicht vorgestellt. Sie dachte, sie stellt ein paar belanglose Fragen und findet so mehr über ihren Freund heraus, aber er schien ja wirklich über nichts richtig reden zu wollen. Gerade als sie vorschlagen wollte, dass auf ein anderes Mal zu verschieben antwortete der Rothaarige doch noch. „Weil die anderen Kinder nicht wollten, dass ich in ihrem Team bin.“ Michi schwieg, weil sie das Gefühl hatte, dass Tendou noch nicht alles gesagt hatte und sie gab ihm Zeit. „… weil sie Angst vor mir hatten…“

„Warum sollte denn jemand Angst vor dir haben?“ fragte das Mädchen, obwohl sie die Antwort kannte. Tendou hatte eine seltsame Art an sich. Manchmal starrte er einfach vor sich hin und bewegte sich nicht. Manchmal fing er einfach an zu lachen oder zu singen. Er benahm sich eben etwas anders als die meisten anderen Menschen. Und sie hatte es ja selbst miterlebt, wie man auf ihn reagiert. So viele andere Schüler hatten sie gewarnt, sich nicht mit ihm abzugeben und hatten Gerüchte über ihn verbreitet. Es war sicher nicht leicht für ihn. Aber eigentlich schien er der Typ zu sein, dem das nichts ausmacht und der über solchen Dingen steht.
 

Als Tendou wieder anfing zu schweigen, bereute Michi, dass sie mit den Fragen angefangen hatte. Vorher war er noch so gut drauf gewesen. Dabei hatte sie es gut gemeint. Vielleicht hatte sie sich da etwas übernommen.
 

„Weißt du was? Belassen wir es jetzt dabei! Und lass uns essen, du hast ja noch gar nichts angerührt.“ Meinte sie und versuchte so motiviert wie möglich zu klingen. Tendou setzte ein Lächeln auf. „Na schön.“ Und dann nahm auch er eine Schüssel mit Reis, die für ihn gedacht war und fing an zu essen.
 

Während sie aßen, unterhielten sie sich über verschiedene Dinge. Die Abschlussprüfungen, welche Uni sie besuchen wollten und schimpften über einen ihrer Lehrer, dessen Unterricht furchtbar langweilig war. Anfangs schien Tendou noch etwas betrübt zu sein, aber seine Stimmung besserte sich.
 

Nachdem sie aufgegessen und bezahlt haben, gingen sie wieder zu der Bushaltestelle, wo Tendou die restlichen 15 Minuten noch mit seiner Freundin wartete.

Bevor sie in den Bus stieg, umarmte sie Tendou noch einmal. „Wir sehen uns Montag. Ich schreibe dir nachher. Wenn etwas ist, melde dich bei mir!“ Der Rothaarige tätschelte dem viel kleineren Mädchen auf den Kopf und schob sie in den Bus, da der Busfahrer schon etwas ungeduldig wirkte.

Er sah dem Bus noch nach, bis dieser um eine Ecke bog und somit aus seinem Sichtfeld verschwand, dann machte er sich zurück auf den Weg ins Wohnheim. Er würde sich noch einmal hinlegen, bevor er sich zur Turnhalle aufmachte. Eigentlich hatte er keine große Lust auf das Training heute, da es irgendwie keinen Sinn mehr zu haben schien, aber andererseits wollte er seine Freunde wiedersehen und hoffte, es ging ihnen heute besser als gestern.
 

Als Tendou am Nachmittag an der Turnhalle eintraf, war außer ihm nur Ushijima schon in der Halle. Von draußen konnte er schon hören, wie immer wieder ein Ball mi einem lauten Knall auf dem Boden aufkam. Anscheinend hatte er mit seinen 100 Aufschlägen schon begonnen. Ushijima nahm solche Aufgaben immer sehr ernst.
 

Tendou betrat die Turnhalle und fast hätte ihn ein Ball im Gesicht erwischt, aber er wich rechtzeitig aus. Für einen Moment war ihm das Herz stehen geblieben. Von Ushijima´s Bällen getroffen zu werden war, als würde man von einem Lastwagen getroffen werden. (Zumindest sagte es Tendou so, denn er war einmal unaufmerksam gewesen und hatte einen Ball ins Gesicht bekommen und er blutete ziemlich heftig aus der Nase und für eine viertel Stunde sah er nur Sternchen.) „Puuh, das war ja ganz schön knapp.“ Meinte der Rothaarige und Ushijima hob entschuldigend die Hand nach oben.
 

Nachdem alle Schüler und die Coaches eingetroffen waren, machten sich auch alle anderen daran, ihre 100 Aufschläge zu machen. Obwohl es schien, dass der alte Coach nicht aufpasste, wagte es keiner auch nur 1 Aufschlag weniger zu machen. Zum einen aus Respekt vor ihrem Coach und zum anderen hatten sie auch ein wenig Angst vor ihm.
 

Das Training verlief verhältnismäßig ruhig, da die Niederlage den Schülern noch in den Knochen steckte. Tendou gab sich große Mühe ihr "Küken" Goshiki aufzubauen, denn er schien es sich am Meisten zu Herzen zu nehmen und es gelang dem Rothaarigen auch. Nach einiger Zeit lachte Goshiki schon wieder über die Witze die Tendou von sich gab.

Die Anderen lachten auch mit, nur Ushijima nicht. Aber das war eigentlich normal.
 

Nach dem Training in der Umkleide wurde schon mehr gesprochen. Und nach und nach verließen die Schüler die Umkleide und gingen nach Hause. Auch Tendou war inzwischen fertig umgezogen und er bemerkte, dass Ushijima immer noch in seinem Trikot vor seinem Spint stand und sich nicht bewegte. Langsam näherte sich der Rothaarige dem Mannschaftskapitän. Vorsichtig legte Tendou seine Hand auf die Schulter des Braunhaarigen und wie immer kribbelte es an seinen Fingerspitzen, als er die muskulöse Schulter berührte. "Wakatoshi-kun, ist alles in Ordnung?" Langsam drehte seinen Kopf langsam zur Seite und lächelte seinen Freund an. Das Lächeln lies den sonst so ernst aussehenden Jungen sanft wirken. "Ja. Alles ist in Ordnung." sagte er mit seiner sehr tiefen Stimme und Tendou gab sich alle Mühe, nicht rot anzulaufen und lenkte schnell ab und klopfte fest gegen Ushijima´s Schulter. "Ha, dann ist ja gut, hab mir schon Sorgen gemacht! Ich bin dann mal weg, bis Montag." "Ja, bis Montag."
 

Schnell verließ Tendou die Umkleide. Er ließ den Kopf nach hinten fallen und seufzte laut. Wieso war dieser Kerl nur so der Wahnsinn? Draußen hörte Tendou jemanden seinen Namen rufen und er sah sich um. Ein Mädchen aus seiner Klasse, er hatte vergessen wie sie heißt, da sie nie ein Wort mit ihm geredet hatte, kam auf ihn zu. "Tendou-kun!" Tendou hob die Hand um sie zu grüßen. "Hey, kann ich was für dich tun."

Das Mädchen hatte langes schwarzes Haar und trug nicht ihre Schuluniform, es war ja Samstag, sondern hatte ein langes, blaues Sommerkleid an und darüber eine Strickjacke. Sie spielte nervös mit einer Strähne. "Ja, also, ich würde kurz deine Hilfe brauchen, kommst du kurz mit?"
 

Tendou war etwas verwundert, denn drei Jahre lang hatte sie kein Wort mit ihm geredet, also ÜBER ihn hatte er sie schon reden hören, aber nie mit ihm, und jetzt wollte sie seine Hilfe? Vielleicht war einfach kein anderer da. Aber warum war sie eigentlich da, schließlich war Samstag und außer dem Volleyballclub waren heute ansonsten keine Clubaktivitäten. Der Rothaarige hatte irgendwie ein ungutes Gefühl in der Magengegend, aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Er zuckte mit den Schultern. "Klar." Das Mädchen, dessen Name ihm einfach nicht einfallen wollte, lächelte und ging dann los. "Gut, komm mit."
 

Für einen so kleinen Menschen, ging das Mädchen ziemlich schnell, stellte Tendou fest. Sie ging an der Seite der Sporthalle entlang und dann bog sie vom Weg ab und ging zwischen zwei Büschen hindurch, hinter die Sporthalle. Tendou folgte ihr. Sie ging noch ein Stück und dann blieb das Mädchen stehen. Tendou trat bis auf einen Meter an das Mädchen heran. "Wobei kann ich dir denn helfen?" fragte er etwas nervös. Das ungute Gefühl wurde immer stärker.
 

Das Mädchen drehte sich zu ihm um und das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie sah sogar ziemlich wütend aus und ihre Schultern schienen zu zittern. Tendou ging einen Schritt zurück, als er sah, dass hinter dem Mädchen eine große Gestalt aus dem Schatten eines Baumes hervortrat. Es war ein Junge. Tendou kannte ihn nicht. Er war fast so groß wie er und mindestens zweimal so breit. Der Junge grinste und das gefiel Tendou gar nicht.
 

"Kaum bist du mit der einen fertig, rennst du gleich der nächsten hinterher was?" sagte der Junge spöttisch und Tendou kniff die Augen zusammen. "Was?" Er verstand nicht, was hier vor sich ging, aber aus schmerzlicher Erfahrung wusste er, dass es nicht gut für ihn aussah.
 

Der Junge mit den kurzen, blondgefärbten Haaren stand nun direkt vor Tendou und machte sich etwas größer, dass sie beide auf Augenhöhe waren. "Was hat ein Freak wie du, die ganze Nacht mit einem armen, kleinen Mädchen getrieben, hä?" Jetzt klickte es in Tendou´s Verstand. Jemand musste ihn und Michi gesehen haben, wie sie in sein Zimmer gingen, oder wie sie morgens herauskamen. Oder beides. "Ich hab nichts mit ihr "getrieben". Sie hat bei mir übernachtet." "LÜGNER!" schrie plötzlich das Mädchen. "Michi-chan würde nie einfach so bei einem Jungen übernachten! Und schon gar nicht bei so einem Perversen wie dir!" "Ganz ruhig Akane-chan. Wir regeln das schon." beruhigte sie der Junge und Tendou konnte Schritte hinter sich hören. Als er sich umdrehte standen hinter ihm nochmal zwei große Typen.
 

"Hört zu, ich weiß nicht, was ihr euch in euren Köpfen ausgedacht habt, aber ich habe Michi nicht angefasst und sonst was mit ihr gemacht!" Tendou wurde etwas lauter, weil es ihn schrecklich wütend machte, dass man ihm unterstellte er hätte ihr etwas angetan. "Du hast sie also nicht angefasst?" meinte der Junge vor ihm ruhig. "Du willst mir sagen, du warst die ganze Nacht mit einem Mädchen zusammen, und hasst sie nicht mit deinen gierigen Fingern angefasst?"

Plötzlich musste Tendou daran denken, wie Michi zu ihm ins Bett geschlichen war und sich an ihn gedrückt hat und zuckte leicht zusammen. Auch seine Wangen röteten sich leicht. "Ich..." Mehr brachte Tendou nicht heraus. Er spürte plötzlich einen heftigen Schmerz auf seiner linken Gesichtshälfte und sein Kopf wurde zur Seite gerissen. Fast wäre er von dem Schlag auf den Boden gefallen, doch einer der Jungs hinter ihm packte ihn an seinem Shirt und sorgte dafür, das Tendou auf den Beinen blieb.
 

Tendou schmeckte Blut. Er kannte das Spiel. Es war egal was er jetzt sagen würde. Egal was er tun würde, es würde aufs Selbe hinauslaufen. Tendou atmete tief ein und hoffte, dass es schnell gehen würde.

3

Ushijima Wakatoshi stand noch eine Weile vor seinem Spint, nachdem Tendou den Raum verlassen hatte. Er gab sich die Schuld dafür, dass sie verloren hatten. Er wusste zwar auch, dass er und sein Team ihr Bestes gegeben hatten, aber möglicherweise hatte er sich auch etwas von Karasuno´s Nummer 10 provozieren lassen. Ushijima wusste, dass man einen kühlen Kopf bewahren musste. Und dennoch war es eines seiner aufregendsten Spiele gewesen. Er schüttelte leicht seinen Kopf. Schließlich war es nicht mehr zu ändern.

Langsam zog er sich um und als er nach draußen ging, schloss er die Tür hinter sich zu.
 

Während er den Schlüssel umdrehte, gingen ein paar Schüler lachend an ihm vorbei, doch er beachtete sie nicht weiter. Ushijima ging ein paar Schritte und drehte sich dann noch einmal um und starrte auf die Tür. Er würde diese Schule, seine Schüler, das Team und die Spiele mit ihnen Vermissen. Insbesondere eine Person, die er ins Herz geschlossen hatte. Die einzige Person, die ihn ohne zögern angesprochen hatte und es akzeptierte, dass er nicht viel sprach und eher zurückhaltend war. Bei dem Gedanken an seinen rothaarigen Freund machte sein Herz einen kleinen Sprung.
 

Plötzlich spürte Ushijima einen Tropfen auf seiner Nase und er sah nach oben. Es fing an zu regnen. Aber da es relativ warm war, störte es ihn nicht. Durch das Training war auch sein Körper noch sehr warm und er genoss die kalten Regentropfen auf seiner Haut.
 

Er setzte sich langsam in Bewegung. Nachdem er ein kleines Stück gegangen war, hörte er links von sich ein Geräusch. Als wäre jemand in dem Gebüsch neben ihm. Dieses Geräusch bescherte ihm eine Gänsehaut und es lief ihm Eiskalt den Rücken hinunter. Es war eine Stimme, doch klang sie irgendwie unmenschlich. Es war sehr leise und doch konnte man es deutlich hören. Ein wimmern die sich wie Worte anhörten, er aber nicht verstehen konnte. Ushijima starrte ins Gebüsch und versuchte dahinter etwas erkennen zu können. "Wer ist da?" fragte er, doch keine Reaktion. Also fragte er noch einmal etwas lauter. "Wer ist da?"
 

Das Geräusch verstummte. Und was er als nächstes hörte, lies das Blut in seinen Adern gefrieren. "Wa... katoshi-kun?" es war nur ein klein wenig lauter als zuvor, doch konnte er es deutlich hören und er erkannte die Stimme sofort. Sofort löste Ushijima sich aus der Starre und pretschte durch das Gebüsch und er sah ihn.
 

Tendou war auf den Knien und krallte sich mit den Händen an einem Baum fest und versuchte aufzustehen, aber er schien Schmerzen zu haben. Sein Körper war leicht gekrümmt und er zitterte am ganzen Leib. Ushijima stürmte auf ihn zu und als er sich zu ihm hinunterbeugte, sah er, was mit Tendou nicht stimmte.
 

Das Gesicht des Rothaarigen war auf der rechten Seite stark geschwollen und er sein Auge war blutunterlaufen. Er blutete aus dem Mund und der Nase und schnappte unregelmäßig nach Luft. Seine Kleidung war schmutzig und auch an den Armen sah man dunkle blaue, fast lilane Flecken und Schürfwunden. Durch den Regen hingen ihm jetzt die Haare ins Gesicht und seine Augen hatten den Glanz verloren, den Ushijima so an seinem Freund schätzte. Ushijima´s Magen zog sich zusammen und er versuchte seinen Freund zu stützen.
 

"Tendou, was ist passiert?" fragte er besorgt. Es dauerte eine Weile bis der Rothaarige antwortete. Verwirrt sah dieser um sich, als würde er herausfinden wollen wo er sich gerade befand, aber er vermied es Ushijima in die Augen zu sehen. "... es geht mir gut.." sagte er leise. "Tendou!" "...wirklich... es ist ok.."
 

Ushijima war wütend. Er war so furchtbar wütend und konnte sich nicht vorstellen warum jemand seinem Freund, der eigentlich immer gut gelaunt war und jeden um sich herum zum lachen brachte so etwas antun würde. Vorsichtig nahm er Tendou´s Gesicht in seine beiden Hände und drehte es etwas nach oben, so dass er ihm in die Augen sehen konnte. Auch am Hals hatte der Rothaarige blutige Stellen und Ushijima´s Griff wurde etwas fester. "Tendou! Wer. War. Das?!" Ein dunkler Schatten hatte sich um Ushijima´s Augen gelegt und sie funkelten bedrohlich. Wenn er jetzt die Person finden würde, die das getan hatte, konnte er für nichts garantieren.
 

Doch Tendou ließ sich nach vorne fallen,presste sein Gesicht an Ushijima´s Brust und krallte sich mit den Händen in sein Shirt. Seine Schultern bebten. Das Atmen schmerzte. Jede Bewegung ließ seinen ganzen Körper vor Schmerz zusammenzucken. Tendou fing an zu weinen. Er konnte es nicht länger zurückhalten. Es war immer das Selbe. Immer wieder. Egal was er tat und wie sehr er sich anstrengte. Es lief immer alles auf das Selbe hinaus. Jedes Mal wenn er anfing sich gut zu fühlen, wurde ihm am Ende weh getan. Es endete immer gleich. "Bitte... Wakatoshi... ich will einfach nach Hause..." flehte er seinen Freund mit zittriger Stimme an. "Bitte...."
 

Es kostete Ushijima alle Willenskraft es für den Moment gut sein zu lassen und der Bitte seines Freundes nachzukommen. Wahrscheinlich war es wirklich das Beste, ihn erst einmal aus dem Regen zu schaffen und sich zu beruhigen. Bei dem Versuch ihm beim Aufstehen zu helfen, brach Tendou erneut zusammen, doch Ushijima hielt ihn fest.
 

Kurzerhand hob Ushijima den Rothaarigen hoch, er war zwar groß, aber nicht besonders schwer. Es war zwar etwas kompliziert, auch beide Taschen hochzuheben, aber der Braunhaarige schaffte es und warf sich beide Sporttaschen um die Schultern, danach setzte er sich in Bewegung.
 

Er trug Tendou bis zu dem großen schwarzen Auto, dass bereits auf ihn wartete. Der Fahrer sprang aus dem Auto und rannte auf die Zwei zu und hielt sofort einen Schirm über die Kopfe der Jungen. "Ushijima-san! Was ist passiert?" fragte er besorgt. "Fahren sie uns nach Hause." antwortete Ushijima ohne jegliche Emotion in der Stimme. Der Fahrer nickte und öffnete die hintere Autotüre. Vosichtig setzte Ushijima seinen Freund in das Fahrzeug und ging dann selbst um das Auto herum und setzte sich auf die andere Seite.
 

Während der Fahrt, lehnte Tendou seinen Kopf an Ushijima´s Schulter und schien zu schlafen. Seine Atmung war regelmäßig, wenn auch wenig laut.

Kurz vor der Ankunft an der Villa der Ushijima´s fragte Wakatoshi den Fahrer, ob seine Mutter zu Hause sei. "Ja, sie ist wahrscheinlich immer noch in ihrem Arbeitszimmer." "Gut. Sie soll auf mein Zimmer kommen" war alles was der Junge dazu sagte. Und der Fahrer nickte.
 

Als das Auto stoppte, sprang der Fahrer heraus um Ushijima die Tür zu öffnen, doch der war bereits ausgestiegen und ging um das Auto herum. Vorsichtig hob er den Schlafenden aus dem Auto. Tendou wachte dabei auf, aber er öffnete nicht die Augen. Ihm war furchtbar schwindelig und schlecht und hoffte sich nicht übergeben zu müssen.
 

Ushijima trug seinen Freund durch das große Haus, direkt in sein Zimmer. Er setzte ihn in sein Bett, so dass er mit dem Rücken an die Wand gelent war. Ushijima wusste, falls eine Gehirnerschütterung vorliegen sollte, sollte man sich nicht hinlegen sondern aufrecht bleiben.

Es dauerte auch nicht lange, da betrat Wakatoshi´s Mutter das Zimmer. "Wakatoshi, was ist passiert?" fragte sie besorgt. Ushijima-san war nach außen hin eher kalt und emotionslos, ähnlich wie ihr Sohn, aber sie war eine liebevolle Mutter. "Ich weiß nicht. Aber ich denke wir sollten den Arzt rufen. Zur Sicherheit." meinte Wakatoshi. Seine Mutter beugte sich kurz zu Tendou hinunter und sah ihn an. Dann nickte sie. "Ja, ich werde ihn gleich anrufen." Schnell ging sie aus dem Zimmer.
 

Wakatoshi setzte sich neben Tendou aufs Bett und strich ihm die nassen Haare aus dem Gesicht. Da fiel ihm auf, dass auch seine Kleider komplett durchnässt waren. Er stand auf und holte trockene Kleidung aus seinem Schrank.

"Tendou, wir müssen dir trockene Kleider anziehen. Sonst erkältest du dich." sprach er mit sanfter Stimme. Tendou öffnete die Augen und sah ihn an. Er nickte schwach und als er sich nach vorne beugte um sein Shirt auszuziehen stöhne er vor Schmerz auf. "Warte ich helfe dir!" Wakatoshi half ihm so gut es ging aus dem nassen T-Shirt und versuchte seinen Freund dabei so wenig wie möglich zu bewegen.
 

Als Ushijima den nackten Oberkörper seines Freundes sah, zog sich erneut sein Magen zusammen. Auf der linken Seite hatte der Rothaarige einen großen schwarzen Bluterguss, der mindestens so groß war wie Wakatoshi´s Hand. Auch auf der anderen Seite waren zwei kleinere Blutergüsse. Als Tendou bemerkte, wie Ushijima seinen Oberkörper anstarrte, sah er beschämt weg.

Nun half Ushijwaka seinem Freund dabei seine Hose auszuziehen, aber Tendou bestand darauf, seine Boxershorts selbst auszuziehen auch wenn Ushijima meinte es würde ihm nichts ausmachen ihm zu helfen. Ushijima drehte sich auf dem Bett so, dass er von Tenou wegblickte, während dieser sich seine Boxershorts auszog und die trockenen, die Wakatoshi bereit gelegt hatte wieder anzog. Er stöhnte dabei mehrmals vor Schmerz auf, aber schließlich schaffte er es.
 

In diesem Moment kam auch schon Wakatoshi´s Mutter wieder herein. Sie setzte sich ebenfalls aufs Bett und strich Tendou vorsichtig über sein Haar. Bei der Berührung zugte Tendou leicht zusammen. Es war eine schöne, angenehme Berührung, aber er konnte sich nicht daran erinnern, dass seine Mutter ihm so über den Kopf gestreichelt hätte. "Du armer Junge, was ist nur passiert?" fragte sie mit sanfter Stimme. Als der Rothaarige beschämt auf seine eigenen Hände starrte, die in seinem Schoß lagen wusste die Frau, dass sie keine Antwort bekommen würde. "Soll ich bei dir zu Hause anrufen?" "Nein!" platzte es aus Tendou heraus, viel lauter als er es eigentlich vorgehabt hatte. "Ich meine.... nein, bitte nicht." Ushijima-san sah sofort, dass auch hier nicht mehr aus dem Jungen herauszubekommen war und fragte deshalb nicht nach. Sie war eine gute Menschenkennerin und wollte sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen. Noch einmal strich sie ihm über den Kopf. "Ist ok. Der Arzt wird gleich hier sein und nach dir sehen. Ich hole dir etwas zu trinken." Und wieder verließ sie das Zimmer.
 

Schweigend saßen die Beiden nebeneinander. Tendou, der sich eigentlich nach hinten an die Wand gelegt hatte beugte sich immer weiter nach vorne. Erst bemerkte er es selbst nicht, aber ihm war, als würde er in einem wilden Karusell sitzen. Er schloss die Augen und hoffte es würde besser werden, aber das machte es nur noch schlimmer. "Wakatoshi-kun..." Dieser sah seinen Freund nun an und bemerkte, dass Tendou schon ganz schief dasaß. Schnell griff er nach dessen Schulter und drückte ihn sanft zurück in eine aufrechte Postition und hielt ihn fest. "Ist alles in Ordnung?" Tendou schüttelte ganz vorsichtig den Kopf und atmete schwer. "Mir ist so schwindelig, Wakatoshi-kun..." Nun setzte sich Wakatoshi so hin, dass er genau wie Tendou an die Wand gelent war und legte einen Arm um seinen Freund um ihn festzuhalten. Er wusste nicht, was er tun könnte um dem Rothaarigen zu helfen. Er fühlte sich hilflos. Ohne das er es merkte, drückte er Tendou etwas näher an sich heran.
 

Schweigend saßen die Beiden nebeneinander. Tendou, der sich eigentlich nach hinten an die Wand gelegt hatte beugte sich immer weiter nach vorne. Erst bemerkte er es selbst nicht, aber ihm war, als würde er in einem wilden Karussell sitzen. Er schloss die Augen und hoffte es würde besser werden, aber das machte es nur noch schlimmer. "Wakatoshi-kun..." Dieser sah seinen Freund nun an und bemerkte, dass Tendou schon ganz schief dasaß. Schnell griff er nach dessen Schulter und drückte ihn sanft zurück in eine aufrechte Position und hielt ihn fest. "Ist alles in Ordnung?" Tendou schüttelte ganz vorsichtig den Kopf und atmete schwer. "Mir ist so schwindelig, Wakatoshi-kun..." Nun setzte sich Wakatoshi so hin, dass er genau wie Tendou an die Wand gelehnt war und legte einen Arm um seinen Freund um ihn festzuhalten. Er wusste nicht, was er tun könnte um dem Rothaarigen zu helfen. Er fühlte sich hilflos. Ohne das er es merkte, drückte er Tendou etwas näher an sich heran. Er fühlte wie der Rothaarige anfing zu zittern. „Wakatoshi-kun ich…. Ich glaube ich muss mich übergeben…“
 

Ushijima reagierte schnell und schnappte sich den Abfalleimer, der fast neben dem Bett stand und hielt ihn vor Tendou, der sich kurz darauf auch wirklich übergab. Das war sicher kein gutes Zeichen.
 

Und wie gerufen, kam in diesem Moment der Arzt in das Zimmer. Der Arzt war schon lange Zeit der Arzt der Familie Ushijima und da die Familie ziemlich vermögend war, machte er schon immer Hausbesuche. Hinter dem Arzt kam auch Wakatoshi´s Mutter wieder mit herein, die ein Glas Wasser mitgebracht hatte und dass auf den Schreibtisch neben dem Bett stellte. „Guten Abend, meine Herren. Ach herrje.“ Meinte er, als er sah, dass Tendou seinen Kopf immer noch in dem Eimer hatte und würgte. Der ältere Mann stellte seinen Koffer auf den Boden und trat näher ans Bett heran. „Dürfte ich?“ Fragte er Wakatoshi, der ja noch immer vor dem Rothaarigen saß. Schnell stand er auf und machte dem Arzt den Weg frei. Der Arzt klopfte Wakatoshi auf die Schulter. Er kannte den Jungen schon seit seiner Geburt. „Wartet einen Moment draußen, ich werde mir das ansehen.“ Wakatoshi nickte und ging mit seiner Mutter in den Flur.
 

Der Braunhaarige hatte seine Hände zu Fäusten geballt und biss sich auf die Unterlippe. Er war immer noch schrecklich wütend und hoffte er würde die Person finden, die das getan hatte. Er spürte die warme Hand seiner Mutter auf der Seinen. „Mein Schatz, ich muss noch ein paar Telefonate führen. Bitte halte mich auf dem Laufenden.“ Er nickte und seine Mutter verschwand wieder im Arbeitszimmer.
 

Es dauerte eine Weile, bis der Arzt aus dem Zimmer kam. „Nun, es sieht folgendermaßen aus: Die äußeren Verletzungen sind nicht allzu schlimm, ich habe die offenen Wunden saubergemacht und verbunden. Auch sein Auge ist unverletzt, es ist nur angeschwollen, aber das dürft im Laufe des nächsten Tages wieder abschwellen. Allerdings scheint es, als hätte er eine leichte Gehirnerschütterung. Er muss einen oder mehrere kräftige Schläge auf den Kopf bekommen haben.“ Wakatoshi´s ganzer Körper versteifte sich. Der Arzt sprach weiter. „Ich habe vorgeschlagen, dass er die Nacht im Krankenhaus bleibt da wir ihn da überwachen können, aber ich konnte ihn nicht davon überzeugen, also musst du dafür sorgen, dass er die nächsten 12 Stunden wach bleibt. Falls er das Bewusstsein verliert, ruft ihr sofort einen Krankenwagen, aber ich denke nicht, dass das der Fall sein wird. Ich habe ihm etwas gegen die Schmerzen und die Übelkeit gegeben. Ich werde morgen Nachmittag noch einmal vorbeischauen. Mehr kann ich für den Moment nicht tun.“
 

Wakatoshi bedankte sich bei dem Arzt und wollte ihn nach draußen begleiten, doch er meinte er finde allein raus, Wakatoshi sollte lieber auf seinen Freund aufpassen. So ging er schnell wieder zurück in das Zimmer. Bis auf die kleine Lampe auf dem Schreibtisch war es dunkel im Raum, aber er konnte Tendou gut erkennen, wie er auf dem Bett saß und den Kopf gesenkt hatte.

Ushijima nahm sich seinen Schreibtischstuhl, schob ihn vor das Bett und setzte sich. Tendou´s Augen waren geöffnet, aber er sah ihn nicht an.
 

„Du solltest ins Krankenhaus gehen.“ Meinte Ushijima ruhig. „Ich kann nicht…“ antwortete Tendou leise. „Warum nicht?“ Tendou zögerte. „Weil… sie dann meine Mutter anrufen. Und das will ich nicht…“ mehr sagte er nicht dazu.

„Gut. Ich kümmere mich um dich.“ Sagte der Braunhaarige. Nun sah ihn Tendou mit großen Augen an. Er hatte damit gerechnet, dass Ushijima darauf bestehen würde, ins Krankenhaus zu gehen und auch seine Mutter zu verständigen.
 

„Hast du Schmerzen?“

„Nein, der Doc hat mir was gegeben. Sorry dass ich in deinen Abfalleimer gekotzt hab.“

„Schon ok.“

„Und danke….“

Anfangs schien es kein Problem zu sein, Tendou wach zu halten, doch gegen 3 Uhr fielen dem Mittelblocker immer wieder die Augen zu. Ushijima überlegte, was er tun könnte um ihn wach zu halten. Er selbst war auch ziemlich müde, aber er würde mit seinem Freund zusammen durchhalten.
 

„Tendou. Denkst du, du kannst aufstehen?“ „Naja, mir ist nicht mehr schwindelig. Ich kann es versuchen.“ „Gut. Dann lass uns etwas durch den Garten gehen. Die frische Luft wird uns wieder etwas aufwecken.“

Der Versuch aufzustehen misslang und Tendou stolperte leicht vorwärts, aber Ushijima war direkt vor ihm und fing ihn auf. Die Wangen des Rothaarigen erröteten sich. Zum einen schämte er sich, dass Ushijima ihn so sah. Zum anderen lag es daran, dass er gerade in den starken Armes des Jungen lag, den er bewunderte, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte. Tendou krallte sich richtig an den Ärmeln von Wakatoshi´s T-Shirt fest, aber nach ein paar Minuten fühlte er sich sicherer auf den Beinen und ließ langsam los. Ushijima hatte eine Hand an Tendou´s Oberarm und die Andere auf seiner Hüfte und stützte ihn. „Geht es?“ fragte der Braunhaarige und Tendou nickte vorsichtig.

Langsam gingen die Beiden los und Tendou spürte, wie sein Kreislauf wieder etwas in Schwung kam. Irgendwie fühlte er sich schon etwas besser.
 

Ushijima führte seinen Freund an das große Fenster in seinem Zimmer, dass eine Schiebetür war und direkt in den Garten führte. Durch einen Bewegungsmelder erhellte sich ein Weg im Garten. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, aber man konnte den Sommerregen immer noch riechen. Es schien ein riesiges Grundstück zu sein und schien sehr traditionell. Am Rand des Weges standen ein paar Bäume, jedoch konnte Tendou in der Dunkelheit nicht erkennen welche es waren, aber er hätte darauf gewettet, dass es Kirschbäume waren. Ein Stück weiter konnte er einen großen dunklen Fleck am Boden erkennen und hörte das Plätschern von Wasser. Es musste ein Teich sein.
 

Tendou starrte mit großen Augen auf das Grundstück vor ihm und sein Mund stand leicht offen. „Geht es dir gut? Ist dir zu kalt?“ fragte Ushijima besorgt. „Nein, die kühle Luft tut gut. Ich hab nur noch nie einen so schönen Garten gesehen.“ „Es ist dunkel. Du siehst doch kaum etwas.“ „Ja, aber was ich sehe ist schöner, als alles andere was ich bisher gesehen habe. Ist das ein Teich?“ fragte der Rothaarige neugierig und Ushijima war froh wieder etwas Freude in der Stimme seines Freundes zu hören. „Ja.“ Antwortete er nur knapp. „Können wir hingehen? Habt ihr Fische? Bestimmt sind Koi´s drin!“ Meinte Tendou aufgeregt. „Ja.“ War wieder alles was Ushijima antwortete. „Ja, zu allen drei Fragen?“ fragte Tendou und bei dem Versuch die Augen zuzukneifen fuhr ihm ein Schmerz durchs Gesicht und er ließ es lieber. „Ja.“ Antwortete Ushijima erneut und Tendou musste Lachen, was auch Ushijima zum Lächeln brachte.
 

Als sie losgehen wollten, geriet Tendou ins Wanken und Ushijima griff ihn sofort. Dann hielt er Tendou seinen Arm hin an dem er sich festhalten konnte. Einen Moment starrte der Rothaarige den Arm nur an und sein Gesicht nahm die Farbe seiner Haare an, doch dann hakte er sich an Ushijima´s muskulösen Arm ein. „Ich komme mir vor wie ein Opa“ meinte er und versuchte so, sich selbst davon abzulenken, dass er quasi an Ushijima gekuschelt, mitten in der Nacht durch einen leicht beleuchteten Garten ging.
 

Langsam gingen sie zu dem Teich und als sie ihn erreichten, legte Ushijima einen Schalter um, der sich versteckt in einer Steinsäule neben dem Teich befand und plötzlich wurde dieser ein einem zarten Licht beleuchtet und es schien als würden die großen Fische darin, welche wirklich Koi´s waren, leuchten. „Wow…“ meinte der Mittelblocker, mehr bekam er nicht heraus, doch dann zog ihn der etwas Größere ein Stück weiter und sie setzten sich auf eine Steinbank.
 

Tendou sah nach oben und konnte ein paar Sterne sehen, dann sah er wieder zu dem Teich. Es war wirklich unglaublich schön. Er bemerkte, dass Ushijima ihn anstarrte. „Was… ist?“ fragte er nervös. „Es ist schön, wenn deine Augen so strahlen.“ Sagte Ushijima leise mit seiner tiefen Stimme und Tendou zuckte zusammen.

Hatte er das gerade wirklich gesagt. Eigentlich wollte Tendou schnell wegsehen, aber er war von den Augen seines Gegenübers gefesselt. In dem zarten Licht schienen die sonst eher düster dreinblickenden Augen weich. Tendou bemerkte, dass Ushijima ihm langsam näher kam und er konnte nicht anders als die Lippen des Braunhaarigen immer wieder anzusehen. Tendou hatte die Luft angehalten und er konnte an nichts Anderes als an die Lippen von Ushijima denken. Ganz vorsichtig beugte auch Tendou sich nach vorne, als ihn ein heftiger Schmerz an seiner Seite durchfuhr und er leicht aufschrieh.
 

„Vielleicht sollten wir besser zurückgehen.“ Meinte Ushijima und stand auf. Tendou nickte, nahm Ushijima´s helfende Hand dankbar an und stand ebenfalls auf und sie gingen langsam zurück. Als sie wieder an der Steinsäule ankamen machte Wakatoshi das Licht des Teiches wieder aus und sie gingen zurück in Wakatoshi´s Zimmer.
 

Vorsichtig setzte sich Tendou wieder auf das Bett und als Ushijima sich vergewissert hatte, dass es seinem Freund gut ging, ging er los um Tee zu kochen.
 

Jetzt saß Tendou allein in Ushijima´s Zimmer, aus deinem Bett und versuchte zu begreifen was da draußen gerade passiert war. Wollte Wakatoshi ihn gerade küssen, oder hatte er sich das nur eingebildet? Tendou´s Herz klopfte so stark gegen seine Brust, dass er Angst hatte es würde herausspringen und seine Hände fingen an zu schwitzen. Da war etwas zwischen ihnen, dass sich wie Elektrizität angefühlt hatte, ob Ushijima das auch gefühlt hatte, oder hatte Tendou sich das nur eingebildet?
 

Tendou fiel ein, dass Michi ihm ja noch schreiben wollte. Er sah auf den Schreibtisch, wo Ushijima sein Smartphone hingelegt hatte. Tendou nahm es in die Hand und sah, dass er 19 Nachrichten und 5 verpasste Anrufe von Michi hatte. Er überflog die Nachrichten nur, aber anscheinend machte sie sich Sorgen, weil er nicht geantwortet hatte. Schnell tippte er eine kurze Nachricht ~Tut mir leid. War ein langer Tag. Ich erkläre es morgen.‘~ und kaum hatte er die Nachricht abgeschickt sah er, dass Michi eine Antwort tippte. Sie musste sich wirklich große Sorgen gemacht haben.
 

~Ok. Ich hoffe alles ist ok??~

~Ich rufe dich später an. Schlaf gut. ~

~Hört sich nicht gut an :/ Schlaf gut, Baka! :* ~
 

Der Rothaarige musste lächeln. Sie war wirklich eine gute Freundin. Sie war für ihn mehr Familie, als seine richtige Familie.
 

Da kam auch schon Ushijima mit einem Tablett und zwei Tassen Tee zurück. Die restliche Nacht unterhielten sich die Beiden noch etwas und Tendou schlug dann vor, sich einen Film anzusehen, damit die Zeit schneller verging, was sie auch taten. Ushijima hatte einen großen Fernseher in seinem Zimmer und er war zwar bei einem großen Streamingdienst angemeldet, nutzte diesen aber eigentlich nie, weshalb er auch nicht wusste, wie das ging. Also nahm Tendou die Fernbedienung an sich und wählte einen Film aus. Er entschied sich für The Ring, da die Hauptdarstellerin wirklich verdammt süß war.
 

Irgendwie schafften die Beiden es, wirklich bis zum Nachmittag wach zu bleiben, bis der Arzt noch einmal vorbeischaute. Er untersuchte Tendou kurz und meinte, er könne jetzt ein wenig schlafen, sollte aber darauf achten, dass sein Oberkörper etwas höher lag, für den Fall der Fälle.

Kaum hatte Ushijima ihm ein paar Kissen mehr gebracht, damit er sich fast sitzend hinlegen konnte, war Tendou auch schon eingeschlafen und Ushijima musste lächeln. Doch das Lächeln erstarb schnell, als er das geschwollene Auge und die Blutergüsse am Hals und den Armen seines Freundes sah. Dafür würde jemand büßen müssen.
 

Als Tendou die Augen öffnete war es dunkel. Er brauchte einen Moment um sich zu erinnern was geschehen war, doch dann hörte er neben sich ein gleichmäßiges, leises Atmen. Er sah neben sich und durch das Mondlicht, dass durch das große Fenster strömte erkannte er Ushijima neben sich liegen. Der Braunhaarige musste sich zu ihm gelegt haben um sicher zu gehen, dass es ihm gut ging und war dabei eingeschlafen.
 

Tendou merkte, dass er mal ganz dringend auf die Toilette musste und versuchte so leise wie möglich aufzustehen. Wieder gab es ihm einen Stich auf der Seite, als er aufstand und er hielt sich die Stelle mit der Hand, aber er hielt die Luft an um kein Geräusch zu machen. Vorsichtig öffnete er die Zimmertür und schloss sie ebenso vorsichtig hinter sich.
 

„Ah, du bist aufgewacht. Geht es dir besser?“ fragte sanft eine ihm bekannte Stimme. Er drehte sich um und sah Wakatoshi´s Mutter in einem dunkelblauen Kimono im Flur stehen. „Ja es geht mir viel besser. Vielen Dank, dass sie sich um mich gekümmert haben.“ Tendou verbeugte sich leicht, wobei er vor Schmerz sein Gesicht verzog, was ihm nur noch mehr Schmerzen bereitete. Ushijima-san hielt eine Hand hoch. „Nicht doch. Danke meinem Sohn, er hat sich um dich gekümmert. Brauchst du irgendetwas?“ Die Frau hatte eine sehr beruhigende Stimme und Tendou fühlte sich in ihrer Gegenwart sofort wohl. „Ähm, ja, ich müsste auf die Toilette.“ „Oh, natürlich, es ist gleich da vorne, die zweite Tür auf der linken Seite.
 

Tendou bedankte sich erneut und machte sich dann schnell auf den Weg, denn es war wirklich dringend.
 

Als er fertig war und sich zurück in Ushijima´s Zimmer schlich, schlief dieser immer noch. Leise griff Tendou nach seinem Smartphone und ging so leise es ging nach draußen. Es war bereits 21 Uhr und er hatte wieder einige verpasste Anrufe. Er musste sie nicht einmal lesen und wusste worum es ging. Schließlich hatte er Michi versprochen sie anzurufen. Das wollte er gleich nachholen. Als er auf den Bildschirm sah, bemerkte er eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Wieder hatte er ein ungutes Gefühl, aber er tippte darauf um sie zu lesen.
 

~Na, hast du die Nacht bei deinem Lover genossen? ~
 

Als er die Nachricht las, wurde ihm plötzlich schlecht. Er sah sich um. Wer hatte die Nachricht geschrieben? Waren es die Selben, die ihn am Vortag verprügelt hatten? Seine Hand in dem er sein Smartphone hielt, fing an zu zittern. Würde das nie ein Ende haben? Würde sich alles in seinem Leben immer wieder wiederholen?
 

Plötzlich wurde der Bildschirm erleuchtet und als er darauf sah, erschien der Name Mi-chan. Sie rief ihn gerade an. Mit zittrigen Fingern strich er über den Bildschirm und hielt sich das Gerät ans Ohr. „Mi-chan?“ „Tendou?! Gott sei Dank gehst du ran! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Fast hätte ich die Polizei angerufen! Was ist los? Warum schreibst du nicht zurück oder gehst ans Telefon?“ rief das Mädchen ins Telefon und Tendou musste sich sein Smartphone etwas vom ihr weghalten. Er seufzte. „Mi-chan ich… keine Ahnung wie ich es sagen soll. Es ist etwas passiert und ich hab den ganzen Tag geschlafen.“ Für einen Moment war es am anderen Ende ruhig. „Wie du hast geschlafen? Was ist denn passiert?“
 

Tendou erzählte seiner Freundin ungefähr was passiert war. Er ließ aus, dass es ein Mädchen aus ihrer Klasse war, dass ihn zu den Jungen geführt hatte und dass eigentlich sie der Grund war, weshalb das passiert war. Ebenso sagte er nichts von der Nachricht, die er erhalten hatte.
 

„Um Gottes Willen, Satori! Das ist furchtbar!“ „Es ist halb so wild, wirklich.“ Versuchte er seine Freundin zu beruhigen. „Nein, es ist nicht halb so wild. Es ist sogar sehr wild!“ „Bitte Mi-chan… ich möchte mich einfach ausruhen und nicht darüber nachdenken.“ Michi schwieg einen Moment. „Bist du noch bei Ushijima-kun?“ „Ja.“ „Gut. Du solltest nicht alleine sein. Und tut mir leid, ich mache mir einfach Sorgen um dich! Du bist mein bester Freund. Ich….“ Tendou hörte wie sie schniefte. Gut gemacht, jetzt hast du sie auch noch zum Weinen gebracht, dachte er zu sich. „Ich ertrag nicht, wenn dir jemand weh tut.“ „Ich sagte doch schon es ist halb so wild.“ „Du hattest verdammt nochmal eine Gehirnerschütterung! Das ist…“ „Michi-chan. Wir sehen uns in der Schule, ok? Ich bin wirklich erschöpft.“ „Na gut. Aber wenn es dir morgen nicht gut geht, dann bleib zu Hause. Ich komme dich dann nach der Schule besuchen.“ Tendou zuckte kurz zusammen. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihn Besuchte, nicht nachdem was passiert war. Aber er konnte es ihr auch nicht sagen, er wollte sie schließlich nicht verletzen. „Wir sehen uns morgen.“ Wiederholte er und legte dann auf. Es tat ihm sehr leid, aber er wusste selbst noch nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte und konnte deshalb nicht mit jemandem darüber reden.
 

Er ging zurück in Wakatoshi´s Zimmer und sah, dass sich dieser im Bett aufgesetzt hatte. „Ist alles in Ordnung?“ fragte der Braunhaarige. „Ja, ich musste nur kurz telefonieren. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“ Tendou setzte sich neben Ushijima aufs Bett. „Hör mal, morgen ist Schule. Ich sollte lieber nach Hause.“ Meinte der Rothaarige. „Nein.“ Antwortete Ushijima knapp. „Du bleibst heute Nacht hier. Morgen früh holen wir deine Schulsachen vor der Schule.“ Tendou überlegte, ob er darauf bestehen sollte, zurück ins Wohnheim zu gehen und dort zu schlafen, aber eigentlich wollte er nicht alleine sein. Die Nachricht hatte ihm wirklich einen Schreck eingejagt und genau in diesem Moment leuchtete sein Smartphone erneut auf und er hatte eine Nachricht mit unbekannter Nummer erhalten.
 

Tendou starrte auf das Smartphone und tippte wieder auf das Briefsymbol.
 

~Kriegst wohl nicht genug was? ~
 

Tendou biss sich auf die Unterlippe. Wer zur Hölle schrieb ihm diese Nachrichten?

„Tendou. Alles in Ordnung?“ fragte Ushijima noch einmal und sah seinen Freund besorgt an. „Ja, alles in Ordnung.“ Meinte Tendou und löschte die Nachricht. „Ich bin müde. Ich werde mich schlafen legen.“ Meinte der Rothaarige und Ushijima machte ihm Platz, damit er sich hinlegen konnte. Obwohl Tendou tausend Gedanken durch den Kopf schwirrten, kam der schlaf sehr schnell und er schlief bis zum nächsten Morgen durch.

4

Der nächste Morgen kam schneller als erwartet. Tendou wachte mit starken Kopfschmerzen auf und überlegte für einen Moment, ob er wirklich in der Lage war, in die Schule zu gehen, aber da er nicht wollte, das die Schule seine Mutter informiert, da diese ansonsten wieder völlig überreagieren würde, setzte er sich auf.

Erst jetzt viel ihm ein, dass er bei Ushijima war. Dieser kam gerade ins Zimmer. Anscheinend war er schon viel früher aufgestanden. Wie es aussieht hatte er gerade geduscht.
 

Ushijima setzte sich neben den Rothaarigen aufs Bett. "Willst du wirklich in die Schule gehen?" fragte er sanft und strich Tendou die Haare aus dem Gesicht und begutachtete sein blaues Auge den Bluterguss auf der Wange.

Tendou schloss die Augen und ohne es zu merken drückte er sein Gesicht etwas mehr gegen die Hand des Anderen und genoss die Berührung. "Ja, mir gehts gut." Er begann breit zu grinsen, auch wenn das etwas weh tat. Lange genug hatte sich Ushijima um ihn gesorgt, es war Zeit, wieder der fröhliche Junge zu sein, der nichts an sich heranlässt.

"Denkst du das fällt auf?" er deutete auf sein Auge. "Nur wenn man dich ansieht." meinte Ushijima. Tendou lachte. "War das gerade ein Witz?" Ushijima überlegte kurz. "Nein." Worauf Tendou noch mehr lachen musste.
 

"Tendou..."

Inzwischen war der Rothaarige aufgestanden und war dabei sich die Kleidung von Ushijima, die er ihm bereitgelegt hatte anzuziehen. "Was gibts, Wakatoshi-kun?" fragte er, fast singend, zog sich das T-Shirt über den Kopf und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, welche Schmerzen er auf der Seite hatte.

Ushijima stütze seine Ellenbogen auf seinen Beinen ab und faltete die Hände. Er zögerte kurz und es schien als würde er nicht die richtigen Worte finden, aber dann fing er an mit tiefer und ruhiger Stimme zu sprechen. "Tendou. Wer hat dir das angetan?"

Tendou zuckte zusammen und wieder fuhr ihm ein stechender Schmerz durch die linke Seite seines Burstkörpers. Für einen Moment entglitt ihm das Lächeln im Gesicht, doch schnell hatte der Rothaarige es wieder gefunden. "Wakatoshi-kun, lass es gut sein. Außerdem kann ich mich nicht wirlkich erinnern." Er sah seinem Freund nicht in die Augen, während er sprach. "Lass.... es einfach gut sein..." fügte er leise hinzu.
 

Tendou kannte die Art von Mensch, wie es die 3 Kerle waren, die ihn zusammengeschlagen hatten. Er sah es sofort an ihren Augen, ihrer Körperhaltung und merkte es an der Weise wie sie sprachen. Mit solchen Menschen konnte man nicht reden und wenn man sich gegen sie wehrte wurde es noch schlimmer. Das Beste war es, es einfach hinzunehmen und zu ignorieren.

"Das ist nicht deine Art." meinte Ushijima mit einem Kopfschütteln. Gerade wollte Tendou etwas entgegnen, als Ushijima aufstand. "Aber wenn du es gut sein lassen willst, tun wir das." Mit gesenktem Kopf ging er an dem Rothaarigen vorbei und öffnete die Zimmertür. "Wenn du fertig bist komm in die Küche, es gibt Frühstück. Danach holen wir deine Schulsachen." Leise schloss der Braunhaarige die Tür hinter sich und lies Tendou einfach stehen.

Dieser Biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht seine Absicht gewesen, Ushijima zu kränken, aber Ushijima war das Juwel der Volleyballmannschaft mit einer glänzenden Zukunft. Es wäre nicht gut, wenn es sich rumsprechen würde, dass er sich mit irgendwelchen Schlägern anlegt. Es waren ja nur noch wenige Wochen, bis die Schule vorbei war. Dann würde sich das Problem sowieso in Luft auflösen.
 

Langsam ging Tendou den langen Flur des Hauses entlang. Das Haus der Ushijima´s hatte nur ein Stockwerk, aber es war riesig und ziemlich traditionell gehalten. Manche Zimmer, in die Tendou beim Vorbeigehen kurz seine Nase steckte sahen aus, als könnten jeden Moment alte Samurai herausspringen. Bislang hatte sich Tendou eigentlich nur in Ushijima´s Zimmer oder im Garten aufgehalten. Er wusste, dass es unhöflich war in die Zimmer zu sehen, aber er war so neugierig und er würde sich damit entschuldigen, die Küche zu suchen.
 

Gerade als er seinen Kopf aus einem der Zimmer zurückzog bemerkte er, wie ein großer Hund seinen Weg versperrte. Es war ein Akita Inu, dessen Fell rotbraun und weiß war und unglaublich flauschig aussah. Der Hund saß nur da und starrte Tendou an, welcher nicht wusste, wie er jetzt reagieren sollte. Allerdings schien der Hund nicht aggressiv zu sein, also beugte sich Tendou leicht nach vorne und begann mit leiser Stimme mit dem Hund zu reden. "Na mein Kleiner, wie heißt du denn?" "Molten" kam als Antwort. Tendou legte vor Verwunderung seinen Kopf schief und der Hund tat es ihm gleich. Hatte gerade der Hund geantwortet. Nein, hinter dem Hund stand Ushijima und sah die Beiden an.
 

Tendou lachte. "Dein Hund heißt wie ein Volleyball?" Jetzt legte Ushijima den Kopf schief. "Ja." Mehr sagte er nicht, aber Tendou wusste, dass dieses "Ja" bedeutete "Ja, was ist so schlimm daran?", also beantwortete er die nicht gestellte Frage. "Das ist cool. Kann ich an ihm vorbeigehen, ohne dass er mich frisst?" "Er würde nie beissen." antwortete Ushijima und Tendou ging entspannt an dem Hund vorbei und tätschelte dessen Kopf, als er in Reichweite war. Der Hund war wirklich so weich wie er aussah. "Außer ich sage es ihm." fügte Ushijima hinzu und Tendou zog schnell die Hand weg. Jetzt musste Ushijima lachen. Auch Tendou musste lächeln, denn es kam nicht oft vor, dass er seinen Freund lachen hörte.
 

Sie gingen nun gemeinsam in die riesige Küche und der Esstisch war reichlich gedeckt. Tendou klappte vor Staunen das Kinn herunter. "Woooow, so viel! Hast du das gemacht? Sag mal, wie lange bist du schon wach?" "Schon ein wenig. Ich war laufen und habe geduscht, danach habe ich das Frühstück vorbereitet." Tendou blieb glatt die Spucke weg. Begeistert setzte er sich an den Tisch und Molten kam zu ihnen in die Küche und legte sich in eine Ecke, wo er die Augen schloss und einschlief.
 

Tendou nahm einen Schluck Tee und machte sich dann sofort über die Mochi her. Ushijima beobachtete ihn, während er von seiner Schale Reis aß. "Du solltest anständig frühstücken." Meinte er. "Jajajajajaja...." war alles was er von dem Rothaarigen als Antwort bekam, der sich noch einen Reiskuchen in den Mund schob. Noch nie hatte er so gute Mochi gegessen. Er selbst kaufte sich immer die billigen aus dem Supermarkt.
 

Nachdem sie gefrühstückt hatten, beziehungsweise, nachdem Ushijima gefrühstückt und Tendou sich ein paar Süßigkeiten vom Tisch geklaut hatte räumten sie gemeinsam den Tisch ab und als sie nach draußen kamen wartete bereits das Auto auf sie.

'An so etwas könnte ich mich glatt gewöhnen' dachte sich Tendou, als er in das Auto stieg.
 

Die Fahrt bis zu dem Wohnheim dauerte nicht lange, beide stiegen aus und Ushijima meinte zum Fahrer, den restlichen Weg würden sie zu Fuß gehen. Der Fahrer verabschiedete sich und fuhr dann davon. Es war zwar noch sehr früh, aber es kamen schon ein paar Schüler aus dem Gebäude. Tendou zögerte kurz, aber ging dann los. Ein paar der Schüler die an ihnen vorbei gingen fingen an zu tuscheln, als sie Ushijima sahen. Das war eigentlich ganz normal, war er doch der Star der Schule. Allerdings traute sich kaum einer, ihn direkt anzusprechen. Für Tendou war es angenehm, denn so sah ihn wenigstens niemand an.
 

Schnell zog sich Tendou seine Schuluniform an und machte sich die Haare. Dann schmiss er ein paar Hefte in seine Schultasche und war bereits nach 10 Minuten fertig. "Deine Klamotten geb ich dir zurück, wenn ich sie gewaschen habe." meinte der Rothaarige bedankte sich nochmal. Ushijima hob die Hand. "Schon in Ordung. Lass dir Zeit."
 

Die Zwei machten sich langsam auf den Weg zur Schule, denn sie hatten noch Zeit, bis der Unterricht anfangen würde. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Um sie herum waren viele Schüler ebenfalls auf dem Weg in die Schule, ein paar gingen vor ihnen, ein paar hinter ihnen und manche überholten sie, da sie es anscheinend eilig hatten in die Schule zu kommen.
 

Plötzlich merkte Ushijima, wie sich Tendou´s Körper versteifte und er langsamer wurde. Besorgt sah er zu seinem Freund, als dieser von hinten angerempelt wurde. Ein Junge, der fast so groß war wie sie selbst, hatte ihn beim Überholen mit der Schulter angerempelt und entschuldigte sich laut, ohne dabei ihn deren Richtung zu sehen. "Tut mir Leid, muss dich übersehen haben!" Seine zwei Freunde die mit ihm gingen lachten und als Ushijima hörte wie der Kerl leise "Freak" hinzufügte ballte er seine Hände zu Fäusten und beschleunigte seinen Schritt, doch er wurde von einer Hand an seinem Unterarm zurückgehalten. Als er sich zu Tendou umdrehte sah er, dass dessen Gesicht rot angelaufen war und er sah zu Boden. "Toshi-kun... lass es." Dann sah er wieder hoch und lächelte Ushijima an. "Ist doch nichts passiert, war sicher nur ein Versehen."
 

Ushijima seufzte. Er versuchte die 3 Jungen zu erkennen, doch konnte er sie nur von hinten sehen. Kopfschüttelnd ging er weiter.
 

Sie waren noch nicht ganz im Gebäude angekommen, als Tendou jemanden seinen Namen rufen hören konnte. Er drehte sich um und sah wie Michi auf ihn zugerannt kam. Tendou legte seine Hand auf Ushijima´s Schulter. "Wakatoshi-kun, du kannst ruhig schon in deine Klasse gehen. Wir sehen uns in der Pause." Ushijima zögerte und nickte dann aber. "Ja. Bis dann." Dann ging er ins Gebäude. Da jetzt Michi da war, konnte er Tendou mit ihr alleine lassen.
 

Bei ihrem Freund angekommen, schnappte sie sofort seine Hand und zog ihn etwas vom Eingang des Schulgebäudes weg. Erst jetzt sah sie zu ihm hoch und war entsetzt als sie sein Gesicht sah. "Oh mein Gott, Satori! Das sieht schrecklich aus!" Vorsichtig hob sie die Hände nach oben um sein Gesicht zu berühren. Tendou beugte sich leicht nach vorne, damit sie es auch erreichen konnte. "So etwas sagt man aber nicht über das Gesicht eines Freundes." sagte er lächelnd. "Idtiot! Tut es sehr weh?" Tendou schüttelte den Kopf. "Nein, es geht schon. Ich habe Schmerzmittel vom Arzt bekommen." "Das ist furchtbar... wer war das? Und warum sollte jemand so etwas tun?"

Der Rothaarig schwieg für einen Moment und zuckte dann mit den Schulter. "Keine Ahnung, da war wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden." "Du weißt nicht, wer das war?" Wieder zögerte er, bevor er antwortete. "Nein. Ich kannte sie nicht..."
 

"Michi-chaaan!"

Die Beiden wurden durch das laute Rufen eines Mädchens unterbrochen. Als sie sich beide zu der Stimme wandten sahen sie Akane. Das Mädchen, dass Tendou zu den Jungen gelockt hatte. Michi winkte dem Mädchen zu als sie auf die Beiden zukam. Tendou schwieg.

Akane packte Michi am Handgelenk. "Komm, lass uns reingehen." Dann zog sie Michi von Tendou weg in Richtung Eingangstür. Michi drehte sich zu Tendou um, aber dieser hob nur die Hand, dass es in Ordnung sei und folgte den Mädchen mit etwas Abstand.
 

Akane zog Michi näher an sich heran. "Ich finde, du solltest nicht so viel Zeit mit ihm verbringen." Sie zeigte mit ihrem Kopf in Tendou´s Richtung. "Sonst kommen noch böse Gerüchte auf." Michi verstand nicht. "Hä?" "Vergiss es. Du kannst mir jedenfalls alles sagen, wenn dich etwas bedrückt." Michi verstand immer noch nicht. "Was?" Seit wann waren sie so gute Freunde? In den Pausen und hin und wieder war sie mit Akane und anderen Mädchen unterwegs gewesen, aber so richtig viel mit ihre geredet hatte Michi eigentlich nie. Akane zog Michi einfach weiter in das Klassenzimmer.
 

Tendou seufzte laut, während er ebenfalls ins Klassenzimmer ging. Das könnten noch sehr anstrengende Wochen werden, bis das Schuljahr zu Ende war. Der Rothaarige lies sich auf seinen Stuhl plumpsen und versuchte so zu sitzen, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Er wollte es vermeiden ausgefragt zu werden. Zu seinem Glück war in dieser Klasse niemand außer Michi, der ihn groß beachtete und so vergingen die ersten Schulstunden eher ruhig. Auch kein Lehrer fragte nach Tendou´s Wohlbefinden, was ihn erleichterte.
 

Als endlich die große Pause anstand, holte sich Tendou nichts zu essen. Seine Wange und der Kiefer schmerzten mehr als in den letzten Tagen, also holte er sich nur ein kühles Getränk und hielt es sich ans Gesicht, während er sich an einen Platz am Rande der Mensa setzte an dem die Volleyballspieler immer saßen. Michi konnte er nicht finden, aber sie verbrachte die Pause oft mit Freundinnen und vielleicht war es besser, wenn sie etwas Abstand halten würden.
 

Ein Schatten legte sich über Tendou und er sah nach oben. Ushijima stand mit seinem Tablett am Platz ihm Gegenüber und sah ihn besorgt an. "Du isst nichts." sagte er wie immer mit ruhiger Stimme. Tendou lächelte ihn an. "Ich bin es nicht gewohnt zu frühstücken, ich hab also keinen Hunger." Er hatte schreckliche Schmerzen im Gesicht und es kribbelte überall, aber er ließ sich nichts anmerken.
 

"Hey Tendou! Hast du schon die neue... Ach du Scheiße! Was ist mit dir passiert?!" Semi Eita war an den Tisch gekommen und wollte gerade anfangen über die neuese Ausgabe der Shonen Jump reden, als er Tendou´s Gesicht sah. Als sich dann auch noch Ohira, Shirabu und Kawanishi zu ihnen setzten sahen ihn alle an und warteten auf eine Antwort. Auch Ushijima sah ihn an, aber er schwieg.

Tendou fing an zu lachen und kratzte sich übertrieben am Hinterkopf. "Hahaha, also, dumme Geschichte, aber ich... ähm... bin... ziemlich blöd die Treppen runtergefallen und auf dem Gesicht gelandet. Hahahaha.."

Die Volleyballspieler sahen ihn etwas ungläubig an. Sie bemerkte, dass er sich sogar für einen Tendou Satori seltsam benahm. Um die unangenehme Stille die entstanden war zu vertreiben, meldete sich Ohira zu Wort. "Hat sich das ein Arzt angesehen? Sieht schlimm aus." Tendou schielte kurz zu Ushijima bevor er antwortete. "Ja, es ist alles in Ordnung, wirklich." Semi verzog das Gesicht und schien nicht zufrieden zu sein. Aber Ohira war schneller. "Dann ist ja gut. Mit so etwas sollte man nicht spaßen."
 

Während die Anderen redeten, hielt sich Tendou die ganze Zeit die kühle Dose an die Wange. Er hatte das Gefühl, sein Gesicht würde wieder etwas anschwellen. Ushijima beobachtete ihn besorgt. Auch Semi schielte immer wieder zu dem Rothaarigen. Er wunderte sich, warum dieser heute so ruhig war. Auch wenn er die Treppen hinuntergefallen war und vielleicht Schmerzen hatte, war es sehr untypisch. Damals als er den Ball von Ushijima mit voller Wucht ins Gesicht bekommen hatte, hatte er ununterbrochen geredet, obwohl ihm der Trainer ein Handtuch ins Gesicht gedrückt hatte, um sein Nasenbluten zu stillen. Man konnte ihn damals kaum verstehen und trotzdem hatte er nicht aufgehört zu reden.
 

Als die Pause vorrüber war, standen sie alle auf und brachten ihr Geschirr zurück zur Geschirrrückgabe. Auch Tendou erhob sich und plötzlich schien der ganze Raum sich zu drehen und Tendou musste sich am Tisch festhalten um nicht umzufallen. Er schloss die Augen und hoffte, das Schwindelgefühl würde vorrübergehen, aber es wurde noch schlimmer. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen in die Schule zu kommen. In seinem Kopf pochte ein Schmerz, als würde jemand mit einem Hammer darauf schlagen und Übelkeit machte sich in seinem Magen breit. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah die besorgten Gesichter seiner Mannschafftskameraden vor sich hin und her schwanken. Ushijima legte eine Hand auf Tendou´s Schuler und von weit weg hörte er Semi sprechen. "Tendou! Tendou, alles in Ordung? Was ist los?"
 

Nachdem der Rothaarige ein paar Mal tief eingeatmet hatte, schien der Raum zum Stillstand zu kommen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. "Es geht schon wieder." sagte er leise und spürte, wie der Griff an seiner Schuler fester wurde. "Ich bringe dich zur Krankenschwester." meinte Ushijima, doch Tendou lehnte ab. "Ich sagte doch, es geht wieder." Er fing an zu lachen und hoffte seine Freunde würden es ihm abkaufen. "Im Unterricht muss ich doch sowieso nur rumsitzen, alles gut." Dann ging er davon und versuchte so leichtfüßig wie möglich zu wirken, auch wenn das mit diesen Kopfschmerzen nicht so einfach war. In seiner Schultasche hatte er noch Schmerztabletten, davon würde er eine nehmen, dann würde es besser werden. Besorgt sahen seine Freunde ihm hinterher und Semi konnte nur mit dem Kopf schütteln. "Ich verstehe den Kerl einfach nicht..."
 

Die Schmerztablette half wirklich etwas gegen die Schmerzen und so konnte Tendou die restlichen Unterrichtstunden einigermaßen gut überstehen.

Nach dem Unterricht ging er mit in die Sporthalle, aber sein Kopf dröhnte so sehr, dass er bei dem Trainer nachfragte, ob er bleiben konnte, aber heute aussetzen durfte. Der Coach war erschrocken, wie Tendou´s Gesicht aussah, seine rechte Wange war jetzt geschwollen und hatte eine lila Farbe angenommen und das Auge war immer noch rot. Auf die Frage was ihm zugestoßen sei antwortete er wieder mit der Treppen-Story und der Trainer erlaubte ihm zu bleiben, aber er solle sich hinsetzen und wenn es ihm nicht gut ginge, solle er nach Hause gehen.
 

Um ehrlich zu sein, ging es Tendou überhaupt nicht gut, aber er hatte Angst davor, allein zu sein. Seine Intuition, die ihn selten täuschte, sagte ihm, dass er es noch nicht überstanden hatte, was diese drei Kerle anging. Vielleicht täuschte er sich auch, schließlich hatten sie ihren Standpunkt klar gemacht. Er sollte sich von Michi fernhalten. Oder so ähnlich. Genau konnte er es allerdings nicht sagen, denn schließlich hatte er dem Mädchen ja nichts getan. Tendou saß auf einem Stuhl am Spielfeldrand und musste lachen. Fast immer wenn er wegen irgendetwas verprügelt wurde, wusste er nicht wieso. Anscheinend hatten diese Typen, wie alle anderen Recht. Was für ein Idiot er doch war.
 

Das Training verlief eigentlich wie immer und Tendou war damit beschäftigt, Ushijima zu beobachten, der mit höchster Konzentration dabei war. Es war schön zu beobachten, dass der sonst so emotionslos wirkende Junge beim Volleyball plötzlich ein Funkeln in den Augen hatte, das man kaum beschreiben konnte. Tendou seufzte und musste auf einmal an den Moment am Teich denken. Da war etwas zwischen ihnen gewesen, dass wusste der Rothaarige genau, aber er war sich nicht sicher was es war. Er hatte ansonsten keine Probleme damit, seine Mitmenschen zu lesen, aber hier wusste er nicht, was er denken sollte.
 

Als er bemerkte, dass seine Teamkollegen zusammenräumten, half er ein wenig mit, sich zu bewegen war zwar für seine Kopfschmerzen nicht angenehm, aber ein wenig Ablenkung tat gut. Während er Goshiki half das Netz abzunehmen lobte er diesen für seine großartigen Leistungen während des Trainings und dieser war dadurch so gepusht und rollte das Netz so schnell auf, dass er es Tendou aus den Fingern riss und es allein wegräumte. Das lies Tendou schmunzeln. Er konnte sich gut vorstellen, dass der Erstklässler es noch weit bringen würde.
 

Zusammen mit Goshiki, Semi und Ushijima schlenderte Tendou in Richtung Schultor, wo er Michi entdeckte, die anscheinend auf ihn wartete, da sie ihm wild zuwinkte als sie ihn entdeckte. Doch neben Michi stand noch jemand. Bei dem Anblick gefror Tendou das Blut in den Adern. Es war ER. Der Kerl, der ihn mit seinen Freunden zusammengeschlagen hatte. Was machte er mit Michi? Sie schienen sich zu unterhalten und sie lachten.
 

Ushijima bemerkte, das Tendou langsamer wurde, aber sagte nichts, sondern beobachtete ihn nur.

Als sie bei den Beiden am Tor angekommen waren, begrüßen Semi und Goshiki die Zwei und Ushijima nickte, doch Tendou schwieg. Was etwas ungewöhnlich war und Semi sah den Rothaarigen fragend an, doch dieser benahm sich ja öfters daneben.
 

"Satori-kun! Das ist Sato Eiichi. Er hat mit mir hier gewartet, ist das nicht nett?" fragte Michi mit einem zauberhaften Lächeln im Gesicht und als dieser Sato seinen Arm um Michi legte zog sich Tendou´s Magen zusammen. "Na wenn jemand nett ist, dann ist es die liebe Michi-chan, sie hat extra auf dich gewartet. Sie muss dich ja richtig gern haben." Michi lief rot an und schob Sato von sich weg. "Ach hör auf! Wir sind eben gute Freunde und da kümmert man sich eben, wenn man gebraucht wird."

Da kam der Junge mit den blondgefärbten Haaren und den hellbraunen, fast schon gelb wirkenden, stechenden Augen auf Tendou zu und kam seinem Gesicht ganz nah. "Oh mann, dich hats ja ziemlich erwischt. Kein Wunder das sie sich sorgen macht." Seine Stimme klang besorgt, aber sein Grinsen zeigte etwas anderes und als er auch noch seine Hand hob um Tendou´s Gesicht anzufassen, ging dieser einen Schritt zurück. Blitzschnell packte Ushijima Sato´s Hand, sagte aber nichts. Goshiki und Semi standen daneben und konnten die angespannte Luft förmlich spüren. Sie beobachteten das alles mit großen Augen.
 

"Schon gut Großer! Ich wollte deinem Kumpel ja nichts tun." Sato zog die Hand zurück und hob nun beide Hände als Entschuldigung. Ushijima nickte stumm. "Hey, in welche Richtung müsst ihr eigentlich?" fragte Sato mit unschuldiger Stimme. Michi zeigte in die Richtung in der ihre Bushaltestelle lag und erklärte, dass Tendou sie immer begleitete und mit ihr auf den Bus wartete. "Was für ein Zufall!" Sato klatschte in die Hände. "Ich muss genau zur gleichen Bushaltestelle. Lasst uns doch gemeinsam gehen." Michi hielt es für eine großartige Idee. Eigentlich wollte sie zwar auf dem nach Hauseweg nochmal mit Tendou reden, aber sie mochte den Blondgefärbten irgendwie total. Dann würde sie Tendou eben später anrufen.
 

Das Auto das Ushijima jeden Tag abholte stand auch schon da. Er packte Tendou vorsichtig an der Schulter und zog ihn kurz zur Seite. "Du kannst mit zu mir kommen." meinte er ruhig. Tendou versuchte so entspannt wie möglich auszusehen. "Schon gut, Wakatoshi-kun! Du hast mir genug geholfen. Ich geh nach Hause und lerne für die Abschlussprüfungen. Wahrscheinlich werde ich eher einen Manga lesen, aber ich nehme mir vor zu lernen." lachte er und schob Ushijima von sich weg in die Richtung des Auto´s. Obwohl er ihn lieber zu sich gezogen hätte.
 

Semi und Goshiki wurden aus dieser merkwürdigen Situation immer noch nicht schlau und verabschiedeten sich, da sie in eine andere Richtung mussten.
 

Ushijima zögerte noch einen Moment. "Ok. Ruf an, wenn du etwas brauchst." Er legte Tendou noch einmal seine Hand auf die Schulter und drückte diese sanft, bevor er zu dem Auto ging und einstieg. Tendou beobachtete noch wie es wegfuhr.

Dann hörte Tendou hinter sich ein Lachen und zuckte erneut zusammen. "Haha, findest du nicht auch, dass die Beiden wie ein Liebespaar aussehen, Michi-chan?" Michi lachte nur nervös, da sie ja wusste, dass Tendou etwas für Ushijima übrig hatte, doch dann lenkte sie schnell ab. "Lasst... lasst uns losgehen, damit wir den Bus noch kriegen." Und die Drei marschierten los.
 

Links ging Tendou, rechts Michi und Sato ging zwischen ihnen, ständig mit einem Lächeln im Gesicht, als könnte er kein Wässerchen trüben. Tendou fiel es schwer zu atmen. Er wusste auch nicht, was er tun sollte. Er wollte eigentlich nicht, dass so ein Kerl seiner Michi zu nahe kam, aber was sollte er machen? Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. "Hey, du siehst echt nicht gut aus. Gehts dir nicht gut?" als er nach Rechts sah, sah er Sato´s besorgtes Gesicht und konnte nicht fassen, wie gut dieser Schauspielern konnte. Wenn er nicht selbst dabei gewesen wäre, würde er niemals glauben, dass dieser Junge jemanden verletzen könnte. "Nein, schon gut." antwortete Tendou leise.
 

Sato legte wieder einen Arm um Michi. "Du kannst ruhig nach Hause gehen, ich kümmere mich gut um Michi-chan!"
 

Tendou´s Magen zog sich erneut zusammen. Er konnte Michi unmöglich mit diesem Kerl allein lassen. Er packte Mi-chan am Handgelenk und zog sie ein Stück zur Seite. „Was... was soll das Satori-kun?“ Der Rothaarige beugte sich zu Michi hinunter, so dass er ihrem Gesicht ganz nahe war. „Hör zu, ich will nicht, dass du mit ihm alleine bist.“ Sagte er ernst. „Was meinst du?“ das Mädchen verstand nicht, warum Tendou so reagierte, doch bevor er antworten konnte, schaltete sich Sato ein. „Ganz klar, er ist eifersüchtig. Du machst nicht, was er will und schon zeigt er sein wahres Gesicht.“ Wieder berührte er das Mädchen, indem er ihr die Hand auf die Schulter legte.
 

Tendou schüttelte den Kopf. „Was…? Nein, ich will nur nicht…“ „Hör mal Tendou.“ Meinte das Mädchen leise zu ihm. „Ich weiß du hast momentan viel um die Ohren und es ist echt süß, wenn du dir Sorgen machst, aber…“ Sie schob Tendou noch ein Stück weiter und entfernte sich von Sato so weit, dass er sie nicht hören konnte, wenn sie flüsterte. „… ich finde ihn echt süß. Er ist total nett und wir haben viel gemeinsam. Er hat mich gefragt, ob wir zusammen auf die Abschlussfeier gehen und ich denke ich werde ja sagen. Bitte mach das jetzt nicht mit… deiner merkwürdigen Art kaputt.“ Die Augen des Rothaarigen weiteten sich etwas und er neigte den Kopf etwas zur Seite. „Merkwürdigen Art?“ Michi erschrak. Hatte sie merkwürdige Art gesagt? So wollte sie das nicht ausdrücken. „Nein, hör zu ich… ich bin grad total durch den Wind hörst du? Ich meinte nicht, dass du merkwürdig bist. Aber ich will ihn wirklich gerne näher kennenlernen.“
 

Für einen Moment war der Rothaarige sprachlos. Nie hätte er gedacht, dass seine beste Freundin ihn für merkwürdig hielt. Das verletzte ihn mehr, als die Schläge die er vor ein paar Tagen bekommen hatte. Es war ihm nicht möglich ihr in die Augen zu sehen und er richtete sich wieder auf. „Mach doch was du willst. Aber schreib mir, wenn du zu Hause bist.“ Sagte er leise und ohne Michi noch einmal anzusehen, drehte er sich um und ging.
 

Das Mädchen wollte gerade noch hinterherlaufen. Tendou hatte das völlig falsch verstanden, aber sie war noch nie verliebt gewesen und konnte nicht klar denken, deshalb hatte sie diesen Mist gesagt. Doch eine Hand hielt sie zurück. Sie drehte sich um und sah in Sato´s Augen. „Lass ihn gehen. Du weißt doch, dass er ein komischer Kauz ist. Der Bus kommt gleich, wir wollen ihn doch nicht verpassen. Keine Sorge, morgen hat er sich wieder eingekriegt, sicher.“ Er sprach so laut, das Tendou ihn noch verstehen konnte und dieser beschleunigte seine Schritte. Michi nickte stumm und ließ sich dann von dem Blondgefärbten weiterziehen.
 

Tendou hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und ging immer schneller. Er war so wütend. Nicht auf Michi, sondern auf sich selbst. Er war nicht eifersüchtig, denn er war nicht in das Mädchen verliebt, seine Zuneigung zu ihr war viel tiefer. Sie war für ihn wie die Familie, die er nie hatte. Eine Person, der man alles anvertrauen konnte. Bei der man einfach man selbst sein konnte, ohne sich schämen musste. Der Rothaarige vertraute dem Mädchen mehr noch als seinen Mannschaftskameraden. Und jetzt sagte sie ihm, dass sie ihn für merkwürdig hielt? Hatte sie das alles nur gespielt, weil sie momentan keinen anderen hatte? Wieso war sie zu ihm ins Bett gekommen und hatte ihn getröstet, wenn sie ihn nur für einen dummen Freak hielt, so wie alle anderen? Tendou steigerte sich immer mehr in diese Gedanken und ging nun so schnell, dass er fast rannte.
 

Erst alles er völlig außer Atem in seinem Zimmer war, blieb er stehen. Und erst jetzt bemerkte er, dass Tränen über sein Gesicht liefen. Und jetzt zweifelte er daran, dass es eine gute Idee gewesen war, einfach wegzulaufen. Wie konnte er Michi nur mit diesem üblen Kerl allein lassen? Tendou war so überrumpelt gewesen, dass er einfach nur weg wollte. Schnell zog er sein Smartphone aus der Tasche, aber er hatte noch keine Nachricht. Aber Michi konnte unmöglich schon zu Hause sein.
 

Tendou legte das Telefon auf seinen Schreibtisch und setzte sich aufs Bett und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Wieso war alles auf einmal so kompliziert geworden? Die letzten 3 Jahre waren so gut gelaufen und er hatte sich kaum Sorgen machen müssen. Natürlich gab es auch schlechte Zeiten, aber so schlimm wie seit letzten Samstag war es schon lange nicht mehr gewesen. Er saß lange Zeit so da und verlor sich in dunklen Gedanken ohne zu merken, wie die Zeit verstrich.
 

Der Bildschirm des Smartphones leuchtete auf und Tendou nahm es in die Hand. Wieder hatte er eine Nachricht von der unbekannten Nummer.

~ Bist du traurig? Hast das richtig gut gemacht. Und jetzt halt dich einfach von ihr fern. ;) ~

Emotionslos blickte er auf den Bildschirm. Könnte es sein, dass Sato einfach auf Michi stand und deshalb Tendou „loswerden“ wollte? Trotzdem hatte der Rothaarige ein ungutes Gefühl.

Dann bekam er noch eine Nachricht. Diesmal von Michi.

~Ich bin zu Hause und mir geht’s gut. Alles klar? Mir tut echt leid was ich gesagt habe, aber ich bin total durch den Wind @.@~

Tendou atmete einmal tief ein und tippte dann eine Nachricht.

~Schon ok. Mir geht’s gut, du kennst mich doch :3 ~ Tränen liefen über sein Gesicht, während er das schrieb. Sie sollte nicht merken, wie sehr ihn diese Kleinigkeit verletzt hatte.

~Deshalb mach ich mir ja Sorgen -.-~ kam zurück.

~Lass gut sein, muss Hausaufgaben machen *kotz* Bis morgen, gute Nacht :*~ Tendou versuchte so fröhlich und normal wie möglich zu schreiben, damit Michi nicht mitbekam, dass es ihm gerade ziemlich schlecht ging.

~Na dann viel Spaß! :* Bis morgen!~
 

Eine Zeit lang starrte er noch auf den Bildschirm, aber dann warf er sein Smartphone achtlos auf sein Bett. Er schnappte sich ein Handtuch, duschte sich und ging dann ohne etwas zu essen schlafen. Tendou wollte diesen Tag einfach nur noch hinter sich bringen, jedoch dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis der Schlaf endlich zu ihm kam und ihn von seinen Gedanken erlöste.
 

Als sich Tendou am nächsten Morgen auf den Weg zur Schule machte, sah er furchtbar aus. Seine Haare hatte er weder nach oben gestyled, wie er es sonst immer machte, noch hatte er sie gekämmt. Er war sich nur einmal mit der Hand durch die Haare gefahren und nun hingen sie wild in jede Richtung. Aber er war so müde, dass es ihm egal war.

Die Schmerzen in seinem Gesicht hatten etwas nachgelassen und auch die Farbe der Blutergüsse schien sich zu verändern. Die Ränder waren bereits heller geworden und schienen fast grünlich zu sein. Das innere seines Auges war auch nicht mehr rot. Aber besser fühlte er sich deshalb nicht. Er bemerkte, dass er von einigen Mitschülern angestarrt wurde, als er auf dem Weg zum Klassenzimmer an ihnen vorbeikam, waren sie doch alle von seiner Frisur überrascht, aber er ignorierte sie entweder oder er schenkte ihnen ein breites Lächeln und grüßte sie, was dazu führte, dass ihre Köpfe rot anliefen und sich schnell wegdrehten.
 

Im Klassenzimmer angekommen, setzte er sich auf seinen Platz, lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und gähnte laut. Er sah sich im Klassenzimmer um und kam zu dem Schluss, dass es keinen Sinn machte, sich von Dingen so fertig machen zu lassen und machte das, was er in solchen Situationen immer tat. Er schloss für einen Moment die Augen, atmete durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus und damit schob er alles von sich weg, was ihn verletzte. Alle Gedanken und Gefühle, die ihm solchen Kummer bereiteten. Es war am besten sie einfach zu ignorieren und weiterzumachen. Ein kleines Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit und so saß er einfach da und starrte nach vorne, bis Michi zu ihm an den Tisch kam.

„Hey Satori-kun…“ sagte sie leise. „Hey Mi-Mi-chan! Was geht ab?“ sagte Tendou fast singend. Nervös spielte das Mädchen mit ihren Haaren. „Bist du sauer wegen Gestern? Es tut mir wirklich leid was ich gesagt habe. Es ist nur so ich habe...“ Tendou unterbrach sie, in dem er ihr seine große Hand direkt vor ihr Gesicht hielt. „Schon ok, Mi-chan. Ich hab übertrieben reagiert. Wahrscheinlich weil man mir zu hart auf den Kopf geschlagen hat.“ Er lachte laut los, aber Michi fand das nicht witzig. Tendou benahm sich seltsam. Selbst für einen Tendou Satori. „Lass uns das einfach vergessen. Schwamm drüber! Es gibt wichtigeres, die Abschlussprüfungen stehen an und du gehst mit einem hübschen Jungen zur Abschlussfeier.“ Als Tendou die Worte aussprach wurde ihm schlecht. Er hoffte allerdings sie würde es nicht merken, was sie anscheinend nicht tat, denn nach ihrem roten Gesicht zu urteilen hatte sie seinen Unterton nicht gehört. „Sag das nicht so laut… ich habe ja auch noch nicht ja gesagt…“ meinte sie schüchtern, aber lächelte dabei.
 

Tendou fand, dass sie wunderschön aussah, wenn sie so verlegen lächelte. Er hasste den Gedanken, dass sie dieses Lächeln diesem Ekel schenken würde, aber er hatte beschlossen, sich da nicht einzumischen. Er würde zwar das ganze Beobachten, aber nur von der Ferne.
 

Einige Mädchen aus der Klasse hatten das gehört und stürmten nun auf Michi zu um sie auszufragen. Das Mädchen warf einen wütenden Blick auf ihren rothaarigen Freund, welcher nur laut lachen musste.
 

Der Schultag verging relativ unspektakulär genauso wie die nächsten Tage. Tendou hielt etwas mehr Abstand zu Michi als sonst, doch sie schien es nicht zu bemerken, da sie auf Wolke 7 schwebte. Sato machte ihr pausenlos Geschenke und die Beiden verbrachten viel Zeit zusammen. Tendou hingegen hatte mit den restlichen Drittklässlern aus der Volleyballmannschaft eine Last-Minute-Lerngruppe gegründet um für die Abschlussprüfungen zu büffeln und verbrachte die meiste Zeit mit Ushijima, Semi und den Anderen.
 

Obwohl Ushijima und er nicht mehr über die Sache sprachen, was fast an dem Abend am Teich geschehen war, hatte sich zwischen ihnen etwas verändert. Immer öfter bemerkte Tendou, dass Ushijima ihn beobachtete und dann peinlich berührt wegsah.
 

Als sie zum letzten Mal die Schule verließen, versprachen sich alle Drittklässler, dass sie in Kontakt bleiben würden und sich wenn möglich mindestens einmal im Jahr treffen würden. Sie fielen sich gegenseitig in die Arme und jeder wünschte dem Anderen alles erdenklich Gute.

Die Umarmung zwischen Tendou und Ushijima war etwas länger als sie es mit den anderen war.
 

Tendou wollte die Umarmung beenden, bevor es wirklich merkwürdig aussah, doch Ushijima hielt ihn fest und presste ihn noch etwas fester an sich und drückte Tendou fast die Luft aus den Lungen. Mit leicht erröteten Gesichtern sahen ihre Freunde von den Zwei weg, verabschiedeten sich noch einmal und ließen die Zwei alleine. Es war ihnen schon lange bewusst gewesen, dass Tendou und Ushijima sich nahestanden, wahrscheinlich noch bevor die Zwei es selbst wussten.
 

Als Ushijima seinen rothaarigen Freund endlich losließ und dieser erst einmal tief einatmen musste lächelte dieser und flüsterte ihm etwas zu, bevor er sich verabschiedete und in dem großen, schwarzen Auto davonfuhr.

Epilog

Ungefähr eine Woche später verkündete Michi, dass sie nun mit Sato zusammen war und Tendou freute sich für sie. Zumindest nach außen hin. Aber er hatte keine Nachrichten mehr erhalten und es schien wirklich so, als würde Sato Michi gut behandeln, weshalb Tendou sich nicht einmischte.
 

Inzwischen war er auch nicht mehr wütend auf sie, denn eigentlich hatte sie ja recht und er war wirklich manchmal etwas Merkwürdig. Zumindest wenn man ihn mit anderen verglich. Aber das war ok. Er würde sich nicht ändern, für niemanden. Tendou lächelte.
 

„Bleib wie du bist.“ Das hatte Ushijima ihm am letzten Schultag zugeflüstert



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