Whatever butters your Pancakes von CallMeDerp (manchmal bin ich im Krieg mit mir) ================================================================================ Kapitel 7: The Dude and the Beast --------------------------------- Heute habe ich es mir im Vorgarten bequem gemacht. Ich komme eher selten dazu dem Kiddo beim spielen zuzusehen, weil es eher selten friedlich genug im Haus ist. Irgendwas ist immer. Das war schon immer so. Die Momente in denen mal nichts ist, sind selten. Heute bin ich mit reflektieren beschäftigt, die letzten Tage ist sehr viel passiert. Zur Abwechslung heult mein Kiddo nicht, sie spielt friedlich mit ihrem Plüschtier im weichen Gras, bei mildem Sonnenschein. Ein friedlicher Anblick den wir alle nicht gewohnt sind. Ich habe vor etwa einer Woche heraus gefunden warum ich mit dreißig immer noch mein Plüsch Schaf zum schlafen brauche. Alle anderen Plüschtiere sind optional, aber dieses Plüsch Schaf dass mir meine beste Freundin Nezumi 2015 auf der Hanami geschenkt hat, ist quasi überlebenswichtig. Ich kann ohne dieses Plüsch Schaf nicht schlafen. Ich weiß jetzt dass das mit dem Kiddo zusammen hängt, weil es sie beruhigt. Ich weiß seit dem letzten Termin bei meiner Psychologin auch warum. Meine Mutter hat zu früh den Körperkontakt zu mir eingestellt, ich war Hypersensibel und habe mehr Mutterliebe gebraucht, die ich nicht bekommen habe. Es ist völlig in Ordnung dass ich mir als Kind einen Ersatz gesucht habe. Die Fachkräfte im Bereich Psychologie sprechen von einem Übergangsobjekt. Mein Übergangsobjekt brauche ich auch nach dreißig Jahren noch. Ich hatte große Probleme diese Erkenntnis warum ich es so dringend brauche zu akzeptieren. Um ehrlich zu sein tu ich mich damit immer noch verdammt schwer. Es ist eben nicht leicht zu akzeptieren dass man von der eigenen Mutter nicht genug Liebe bekommen hat. Wobei ich ihre Seite der Geschichte nicht beurteilen kann, ich habe eben nicht bekommen was ich gebraucht habe. Ich habe nie gespürt dass sie mich geliebt hat, so lange ich mich erinnern kann. Auch mein Papa war eher ein emotionsloser Klotz. Wer ohne Liebe aufwächst, lernt allein stark zu sein. Und ist dann völlig aus dem Konzept wenn Menschen plötzlich beschließen dass man befreundet ist. Oder Gott bewahre, ein bisschen mehr als reine Freundschaft empfindet. Ich bin durcheinander. Ich weiß nicht womit ich diesen Kerl verdient habe, der bei jeder noch so schweren Macke die ich ihm offenbare mit Verständnis reagiert. Er macht mir keine Vorwürfe, er akzeptiert einfach dass ich mein Schafü mitnehme wenn ich bei ihm schlafe. Er akzeptiert einfach dass ich es brauche. Er versteht auch warum ich es brauche und versteht warum mich das so fertig macht. Und zu allem Überfluss kommt dieser wunderbare Mensch auch noch mit einer äußerst simplen und praktikablen Lösung um die Ecke. Ich weiß wirklich nicht womit ich das verdient habe. Ich liebe ihn. Dessen bin ich mir mittlerweile absolut sicher. Der Kerl tut mir gut. Vielleicht ist er sogar der erste der mir tatsächlich gut tut. Es fühlt sich komisch an verstanden und akzeptiert zu werden. Es fühlt sich komisch an dass er nicht flüchtet. Während ich so in Gedanken versunken bin, registriere ich nicht sofort wie sich das Biest neben mich setzt. Zuerst beobachtet auch sie unser Kiddo, bevor ihr Blick an mich geht. Durchdringend, aus ihren Blut roten Augen heraus. "Also wenn ich ihn nich abschrecken kann, iser vielleicht doch ganz okay." setzt sie frech an und sichert sich damit meine irritierte Aufmerksamkeit. Ich merke ja dass er es durchaus mit ihr aufnehmen kann und ihr sogar die Stirn bietet. Er will nicht dass ich ihre Kommentare runter schlucke, er will hören was sie von ihm denkt. "Du provozierst ihn trotzdem ziemlich." Biest zuckt amüsiert mit den Schultern. "Macht eben Spaß." grinst sie frech. Kann ich mir vorstellen, Provokation macht bei den richtigen Menschen tatsächlich ziemlich Spaß. Und ich bin immer wieder überrascht davon wie entspannt er darauf reagiert. "Wir müssen trotzdem an unseren Formulierungen arbeiten, is ja schön dass Borderline mir mittlerweile mitteilt was Sache ist, aber das ist ein Punkt mit dem er nicht klar kommt." Biest schnauft, ich seufze. "So findet man eben Grenzen. Du kannst nicht davon ausgehen dass du die einzige mit Mauern bist, Dumpfbacke." Ich schnaube amüsiert. Natürlich bin ich nicht die einzige Person auf diesem Gott verlassenen Planeten mit Mauern im Kopf. Auch er wird seine haben und das ist nun mal eine Möglichkeit seine zu finden. "Leider neigen wir ja beide dazu mit dem Kopf durch die Wand zu rennen bis wir sie eingerissen haben." Da hat das Biest Recht. Mein Papa sagt auch immer dass ich Meister darin bin Mauern mit meinem Dickschädel einzureissen. Und wenn keine Mauer da ist, zieh ich sie selbst hoch. Seine Worte, nicht meine. Klingt beinahe als würde ich das aus Spaß an der Freude machen, tatsächlich ... stolper ich einfach so professionell durchs Leben dass es wie tanzen aussieht. Dabei reiss ich nun mal manche Wände ein. "Hätte ja keiner ahnen können dass ich brauche dich reicht. Das hat nie gereicht, bei keinem. Ich hab immer n verdammten Grund gebraucht um zu verdeutlichen wie wichtig ist was ich gerade brauche. Weil ich nun mal nicht die höchste Priorität habe." Biest und ich haben unseren Blick wieder auf das Kiddo gelegt. Wir sind beide nachdenklich. Wir haben beide tatsächlich nicht erwartet dass wir bei ihm keinen Grund brauchen. Dass es reicht ihm zu sagen dass ich ihn brauche. Ich muss ihm nicht mitteilen dass ich Angst davor habe mir etwas anzutun wenn ich allein bleibe, ich brauche dich... drei Worte die mir irrsinnig schwer über die Lippen gehen. Weil ich niemanden brauchen darf durfte. Ich kann offen mit ihm darüber reden dass ich mir nicht sicher bin ob ich mein Leben möchte. Ich kann offen mit ihm über meinen Besuch reden. Problematisch wird es erst wenn ich ihm schreibe dass ich mir etwas antue. Was für mich ein Hilferuf ist, löst bei ihm glaube ich Angst aus. Was nahe legt dass ich ihm definitiv irgendwie wichtig bin, auch wenn er noch nicht gesagt hat dass er Gefühle für mich hat. Er beschreibt es als Blockade, ich kenne die Situation in die ich ihn gesteckt habe. Ich habe bereits zwei Abschiedsbriefe per Nachricht erhalten, ich habe beide Leben gerettet, aber ich kann damit auch nicht umgehen. Ich fühle mich schlecht weil ich ihn in dieselbe Situation gesteckt habe, obwohl ich weiß wie schlimm das ist und was das mit einem macht. Aber ich konnte eben auch nicht ahnen dass es reicht wenn ich ihm schreibe dass ich ihn brauche. Das war kein Gedanke der mein Hirn gekreuzt hat. Borderline hat mich letztes Wochenende völlig überrumpelt. Sie kam so gar nicht damit klar dass meine Mutter mich so abgefuckt hat dass ich in meinem Alter noch abhängig von einem verdammten Plüschtier bin. Ich hatte eine Selbstverletzung für die ich mich jetzt ziemlich schäme. Ich weiß jetzt allerdings auch dass die Jungs aus der Pokémon Go Gruppe tatsächlich meine Freunde sind. Boris hat immer ein offenes Ohr für mich, genau wie Flo der mir tatsächlich auch mit meinem Boi geholfen hat. Wo ich blockiert und in Panik war, schätze ich dass Flo wahrscheinlich vermittelt hat dass ich mit meiner kaputten Art um Hilfe gerufen habe. Ich weiß nicht was er gemacht hat, was er ihm geschrieben hat... aber er ist zu mir gekommen. Er hat mit mir geredet, er hat mich im Arm gehalten und hat mich nicht allein gelassen. Er fragt immer wieder wie es mir geht und während ich das hier schreibe steigen mir wieder die Tränen in die Augen weil ich nicht fassen kann womit gerade ich Vollzeitkatastrophe so einen liebevollen Menschen verdient habe. Auf der anderen Seite muss ich daran denken was die Waifu mir geschrieben hat. Liebe sollte man sich nicht verdienen müssen, aber wenn hast du alles davon verdient. ... in anderen Worten, aber Gott ... ich will sie verprügeln ... was fällt ihr ein mich zum heulen zu bringen weil sie ... durchatmen. Auch der Boi sagt immer wieder dass ich eigentlich ein guter Mensch bin, ich kann es nur nicht sehen. Und damit hat er völlig Recht. Er fragt auch immer ob ich mir sicher bin wenn ich ihm sage dass es mir gut oder okay geht. "Ich finds übrigens nicht okay dass er mich erkennt!" Biest hat die Backen aufgeplustert, ich mustere sie mit einer hoch gezogenen Augenbraue. Stimmt. Seit der Selbstverletzung spricht er mich immer wieder auf ihre Hörner an, fragt wer gerade aktiv ist und möchte dass ich sie nicht mehr unterdrücke. Er will sich auch mit ihr befassen. Er weiß dass sie nicht an die Oberfläche kommt, aber hin und wieder kommt ein Blick durch. Oder ein Kommentar. Eine Provokation. Und er erkennt zuverlässig wer ihn gerade provoziert. Mir ist selbst nie bewusst gewesen dass Biest und ich unterschiedlich agieren, ich habe nie darauf geachtet. Und ich glaube dass auch ihr das nicht passt, wenn ich sie so ansehe. "Denk ich mir, bisher hast du immer aus dem Schatten heraus Freundschaften zerstört und Kerle vergrault." feixe ich, was mir einen lauten Blick einfängt. Immer eine eher schlechte Idee das Biest herauszufordern. Andererseits... er tuts auch, vielleicht sollte ich mich dem anschließen. Sie hat mich beschützt als ich sie gebraucht habe. Sie hat Krieg geführt als unsere innere Welt in Gefahr war. Sie hat um unser Leben gekämpft als wir Besuch hatten ... und ich habe sie immer unterdrückt. Vielleicht wird es Zeit auch ihr ein bisschen mehr Freiraum zu lassen. Vielleicht wird auch sie ruhiger und findet neue Aufgaben wenn ich ihr den Raum dazu lasse. "Ers interessant, er kanns mit mir aufnehmen." "Das kann er wohl." Ich schmunzle. Auch das ist eine neue Erfahrung. Nicht nur dass er mein Biest erkennt und sich nicht von ihr abschrecken lässt, er spielt mit ihr. Er erkennt sie als Teil von mir an. Er tut einfach wozu ich nicht in der Lage war. Ich weiß nicht ob ich jetzt dazu in der Lage bin, aber ich bin sicher dass ich noch sehr viel von ihm lernen kann. Und ich möchte von ihm lernen. Gerade ist mein großes Thema anscheinend Akzeptanz. Ich weiß nicht wer ich bin, aber ich kann lernen das zu akzeptieren... Ich nehme dir oder dem Biest nichts übel, warum auch? Es gehört zu dir. Das Biest soll dich doch auch weiter beschützen, ist vollkommen okay für mich. Und wenn ihr euch einig seid, dann komm ich auch in den Vorgarten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)