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Wish of my heart

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Wunsch 01 - Dem göttlichen Geschöpf näher kommen

Hey Leute ^^

Zuallererst: Ich liebe Claude! Wenn ihr ihn kennenlernt, werdet ihr mich vielleicht verstehen ;-)

Und zweitens: Es tut mir echt leid, dass ich in den letzten Monaten so wenig hier bin. Ich schreibe zwar, aber ich habe es ja schon einige Male erwähnt, es braucht seine Zeit. An dieser Geschichte hier habe ich zum Beispiel 5 Jahre gesessen. Natürlich mit Unterbrechungen *hüstel* Langen Unterbrechungen …

Aber egal. Weiter im Text!

Ich war mal wieder im Velvet-Universum unterwegs. Wo auch sonst? Bin da ja schließlich fast zuhause xD (Hab mich heimlich bei Ole einquartiert, um das Velvet gegenüber besser beobachten zu können :-))

Diesmal geht es aber nicht um einen der Barkeeper oder einen anderen der Angestellten sondern um die Besucher. Gleich vier an der Zahl haben es mir wieder angetan. (Nein, keine Viererbeziehung, obwohl es mich mal reizen würde, eine zu schreiben.)

Zuerst war da Colin, der seinen achtzehnten Geburtstag im Velvet feiern möchte. Gedacht, getan. Und einer seiner Freunde, Dante, hat mich sofort angefixt. Ich hatte noch nicht mal ein Kapitel von Beat of my Heart fertig (die Story über Colin), da hatte ich für Dante schon beinahe den gesamten Plot im Kopf. Das war mir bis Dato auch noch nicht passiert.

Ohne Rücksicht auf Verluste rammte mir die dritte Person im Bunde Ihre hochhackigen Treter in den Rücken, die unbedingt den armen Dante unter ihre langen, aufgeklebten Fingernägel reißen wollte. Claude heißt der Gute. Oder Claudete. Je nachdem, was das Schnuffelhäschen gerade trägt ;-)

Und dann ist da noch Malik. Einer der DJ's, der im Velvet hin und wieder auflegt. Über ihn erfahrt ihr dann in Beat of my Heart mehr.

Doch nun sind wir erst mal hier. Bei der Side-Story von Beat of my Heart. (Die noch gar nicht fertig ist, wie ich gestehen muss. Ist aber in Arbeit!)
 

Ach! Noch ein kleines Wort zum Cover. Das liebe ich ja besonders!

Da Claude so eine schillernde Persönlichkeit ist, wollte ich unbedingt irgendwas glitzerndes auf dem Cover haben.

Also hab ich online nach Programmen gesucht und mit etwas basteln auch was hinbekommen, was mich relativ zufrieden gestimmt hat.

Aber dann huschte mir ein kleiner Gedanke ins Hirn, warum das ganze nicht als funkelnde gif-Datei?

Ja, warum nicht? Und da ist sie auch schon xD

Hab mal beide Cover hochgeladen und ihr könnt euch aussuchen, was euch besser gefällt. Leider unterstützen E-reader keine Funkel-Cover, was ich sehr unverschämt finde xD. Wäre mal eine Marktlücke und ich bin so frech, das Urheber-Däumchen auf diese Idee zu drücken :-P

So! Jetzt dürft ihr aber endlich mit dem ersten Kapitel beginnen *gg*

Tschaui!
 

Warnung: Enthält hier und da unsinnige Wörter, die so nicht im Duden stehen, die allesamt auf Claudes Mist gewachsen sind.
 

Leider noch notwendig zu erwähnen: Meine Texte, mein Eigentum. Das mache ich Text-Dieben auch gern rechtlich begreiflich, falls es sein muss.

Was lernen wir daraus? Klauen is nicht. Und wie ich freudligerweise erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreißten Text-Diebstahl.
 

Stinknormales Cover: https://1.bp.blogspot.com/-8ucGct7BsLM/XzTjM3GnNHI/AAAAAAAAAao/mQgf1b1uyxIM2ORxQobJrzLWqOgLHUBowCLcBGAsYHQ/s1002/Wish.png
 

Funkel-Cover: https://1.bp.blogspot.com/-3d8BmwK2RCk/XzTjQtQh7TI/AAAAAAAAAas/70Ybk5RJdLMMukCE32Fqk7RrV-st7VUgACLcBGAsYHQ/s619/Wish_glitterb.gif
 


 


 

Wish of my heart
 


 

Wunsch 01 - Dem göttlichen Geschöpf näher kommen
 

~Dante~

Lächelnd beobachte ich meinen Kumpel Colin. Er scheint sich ja köstlich zu amüsieren. Kein Wunder. Endlich achtzehn und endlich zu Gast im Velvet. Was anderes hat er sich seit Monaten nicht gewünscht. "Danteeeee!!!" Schon ganz schön einen in der Krone, der Gute.

"Was gibt's?"

"Steht da doch nicht so öde herum! Tanz mit mir!" Er legt seine Arme um meinen Nacken, verteilt dabei die Hälfte seines Drinks hinter mir auf dem Boden und kichert angetrunken.

"Willst du nicht lieber mal endlich mit jemanden tanzen, den du zur Feier des Tages vernaschen kannst?", frage ich ihn und schiebe seine Arme wieder von mir.

"Das kann ich ja immer noch machen", feixt er und leckt sich über die Lippen. Ich glaube, Colin könnte mal etwas kühle Nachtluft vertragen.

"Ich geh eine Rauchen. Kommst du mit?"

"Ähm ... NÖÖÖÖ!" Colin lacht sich halb schlapp und dreht sich wieder seinen anderen Geburtstagsgästen zu. Jetzt ist Walter der Glückliche, den Colin um ein Tänzchen anfleht. Bei ihm wird er aber auf Granit beißen, denn Walter sieht man schon auf zehn Kilometern Entfernung an, dass er keinen Bock auf die, wie sagte er vorhin? Homodisse? Ja, ich glaube das war's! Also, er hat null Bock auf diese Homodisse hier. Hat anscheinend Angst um seinen jungfräulichen Arsch.
 

Innerlich grinsend, da Walter alles andere als glücklich aussieht, drehe ich dem geburtstaglichen Spektakel den Rücken und laufe die Treppen zum Ausgang hoch. Draußen schlängle ich mich durch die noch auf Einlass wartenden Gäste und suche mir ein ruhiges Eckchen, in der ich mir eine anstecken kann. In einer kleinen Seitengasse neben des riesigen Gebäudes des Clubs werde ich fündig und krame meine Kippen aus der Innentasche meiner Lederjacke heraus.

Eigentlich wollte ich schon lange mit dem Rauchen aufhören, aber beim Ausgehen kann ich es noch immer nicht lassen. Es gibt aber auch Schlimmeres, als ein, zwei Kippen in der Woche, finde ich.

Ich schließe die Augen und ziehe genüsslich am Glimmstängel. Entspannt lehne ich mich an die raue Hauswand hinter mir und schiele zu den vielen verschiedenen Gestalten, die hier vor den Bars und dem Club herumhängen. Seit kurzen hat hier sogar ein kleines Bistro eröffnet, was erstaunlicher weise recht gut läuft.* Sogar noch spät in der Nacht. Deren Konzept, Betrunkene essen auch viel, scheint aufzugehen.

Ganz in Gedanken versunken und die Augen weiter auf die vielen Leute vor mir gerichtet, streife ich mir ein paar Haarsträhnen hinters Ohr. Ich sollte mal wieder zum Frisör. Meine dunkelbraunen Haare sind schon wieder viel zu lang geworden und beginnen sich arg zu kräuseln. Wie ich das hasse!

'Wenigstens sind sie nicht so lang wie bei dem da', denke ich belustigt, als sich von links mit ausladenden Schritten und schwingender Hüfte eine schillernde Dragqueen nähert.

Der großgewachsene Kerl steckt in einem kurzen, dunklen Kleidchen, das von oben bis unten mit Strasssteinchen besetzt ist. Durch die ganzen Lichter hier in der Straße funkeln sie in allen Regenbogenfarben. Stolz stolziert die Dragqueen zügig mit ihren langen Beinen die Straßen entlang. Das sie dabei nicht ins Straucheln gerät, verblüfft mich, denn ihre Füße stecken in verflucht hohen Hight Heels, die im Gegensatz zum Kleid, recht brav und langweilig aussehen.

Wie kann man sich nur solche Schuhe antun? Egal, ob Männlein oder Weiblein, die Dinger schreien geradezu nach einem Bänderriss.

Trotzdem … Nette Beine. Das muss ich ihr lassen.

Ich stelle mir vor, wie es wohl aussähe, wenn sie jetzt ins Straucheln geraten, und umknicken würde. Ich kann sie geradezu hören, wie sie entsetzt aufschreit, und mit ihrem Klitzerkleid ins Schwanken gerät. Dabei würde natürlich ihre blonde Perücke verrutschen und sie aussehen lassen, als käme sie gerade von einem miesen Date nach durchzechter Nacht nach Hause. Die Vorstellung lässt mich grinsen.

Plötzlich scheint sie meine Blicke zu bemerkten und lächelt mir zwinkernd zu. Oh je! Sieht sie mein Grinsen etwa als Einladung an? Um Himmels Willen! Nicht, dass sie auf mich zu ... spät!
 

"Hey du heißer Boy. Hast du auch etwas Feuer für mich?" Im ersten Moment muss ich schlucken. Was für eine tiefe Stimme! Das hat er ... sie doch extra gemacht!

"Klar", antworte ich so unbeeindruckt wie möglich und fische mein Zippo aus der Jackentasche.

"Geile Lederjacke", grinst sie und fährt mir ihrem Zeigefinger, dessen langer Nagel neongelb lackiert ist, über das dunkelbraune Leder meiner Jacke. "Gefällt mir." Ich seufze. Ich hasse es, wenn ich von Kerlen in Frauenkleidern angemacht werde! Nicht, dass das oft vorkommen würde oder ich was gegen Dragqueens hätte, aber ich bin schwul und stehe auf Kerle, die sich auch wie Kerle kleiden.

Ich sage jedoch nichts zu ihrer Anmache, denn irgendwie bin ich ja selbst daran schuld. Hilfsbereit halte ihr das Feuerzeug hin, woraufhin sie sich eine Zigarette aus einem pink-glitzernden Etui angelt und sie sich zwischen die ebenso pink geschminkten Lippen steckt. Während sie das eine Ende ans Feuer hält und am anderen saugt, schaut sie mich herausfordernd von oben herab an.

Sie ist gute zwanzig Zentimeter größer als ich, was jedoch hauptsächlich an ihrem Schuhwerk liegt. Künstliche Wimpern leuchten im Schein der kleinen Flamme, die wild flackert und das Gesicht der in High Heels steckenden Dragqueen orange aufleuchten lässt. Hohle Wangen, dunkle geschminkte grüne Augen. Besser als jede Zigarettenwerbung, und ich wette, die meisten Männer, hetero versteht sich, würden bei ihrem Anblick gerade einen Ständer bekommen, denn so wie sie am Glimmstängel saugt, fehlt nicht viel Fantasie sich vorzustellen, wo sie noch alles dran saugen könnte ... Nur regt sich mir bei so einem Anblick gar nichts. Denn erstens stehe ich nicht auf Frauen und zweitens, wie gesagt, nicht auf Männer in Frauenkleidung. Tja Schätzchen. Bei mir bist du an der falschen Adresse. Von mir wirst du außer Feuer aus meinem Zippo nichts bekommen.
 

~Claudete~

"Danke Hübscher."

"Gern geschehen." Oh Halleluja! Du gottgleiches Mannsbild, das einzig und allein auf Erden wandelt, nur um mir den Kopf zu verdrehen! Wenn du wüsstest, was du gerade mit mir alles darin anstellst!

"Mein Name ist Claudete. Miss Claudete Le Coq", stelle ich mich diesem göttlichen Wesen mit dem schnuckeligen Kinnbärtchen vor und lasse dabei meine Stimme noch etwas dunkler und kratziger klingen. Ich liebe es, damit die Männerwelt zu verwirren. Gut, bei den schwulen Exemplaren glückt mir das nicht immer. Die wissen, auf was sie sich bei mir einlassen, aber manchmal klappt's eben auch bei ihnen. Und bei diesem Adonis hier, hat es ebenfalls geklappt.

Seine Pupillen haben es mir verraten. Sie haben sich bis jetzt jedes Mal verdächtig geweitet, als ich mit dieser tiefen Stimme gesprochen habe. Ein gutes Zeichen!

"Und? Was machst du hier so? Ganz allein in dieser schmutzigen, dunklen Gasse?" Ziemlich wortkarg, der Heiße. Mal sehen, ob ich nicht was aus ihm herauslocken kann. Vorzugsweise seine Zunge in meinem Mund, aber soweit sind wir noch nicht. Die Betonung liegt auf noch.

"Rauchen."

"Witzbold", pfeffere ich nach und ziehe an meinem Glimmstängel. Natürlich schön langsam und ... Na ihr wisst schon! "Und was tust du, wenn du fertig geraucht hast?"

"Die Kippe wegwerfen." Huh! Hat mal jemand einen Nussknacker zur Hand?! Der ist wirklich schwer zu knacken. Aber ich stehe auf Herausforderungen. Besonders wenn sie so heiß und zum Niederknien sind wie diese hier.

"Und dann?", wispere ich und rücke noch ein Stückchen näher an Mr. Geil heran. Die Haare an meinen Armen stellen sich auf. Gott, ist der sexy! Und gut riechen tut er auch noch. Das erschnuppere ich trotz des Zigarettenqualmes.

"Dann gehe ich in den Club zu meinen Freunden und suche mir einen Kerl für die Nacht." Ups! Das war klar und deutlich. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich gleich das Handtuch werfen würde.

"Einen Kerl also. ... Wie muss der denn aussehen?" Ich bin halt neugierig.

Mr. Geil und Sexy leckt sich über die Lippen und verengt seine Augen. Himmel! Mach das nochmal und ich rammle dir dein Bein wund!

"Willst du das wirklich wissen?" Hundert pro!

"Wenn du es mir verrätst ..." Betont lässig lasse ich meine Hüfte kreisen und verlagere mein Gewicht auf das linke Bein. Somit bin ich noch einen winzigen Millimeter näher an Mr. Geil und Sexy und unbeschreiblich Heiß dran.

"Warum nicht?" Er strafft sich, zieht noch einmal an seinem Stängel, (ach, wieso nicht an meinem?!) und schaut sich um.

"Siehst du den da hinten? Der mit der zerrissenen Jeans und dem weißen Shirt." Ich gehe auf die Suche und ... Mr. Absolut Geil und Traum meiner feuchtesten Nächte steht also wirklich auf richtige Männer.

Leider kann ich mit solchen muskelbepackten Körperpartien nicht aufwarten, aber ... "Der hat 'nen kleinen. Nur so groß." Ich schiebe meinen Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger, um ihm mit dieser Geste zu zeigen, wie winzig Mr. Muskelprotz' Schwanz ist.

"Woher willst du das wissen?", fragt er und hebt eine Augenbraue. Oh, du geiles Gerät! Darf ich dir diese schnuckelige Augenbraue ablecken und danach meinen Namen in deinen Hintern eingravieren? Eigentum von Claude. Anfassen strengstens verboten!

"Ich hatte ihn vor ein paar Wochen auf dem Männerklo. Da hätte ich mich auch von dem Daumen meines Ex' ficken lassen können. Wäre auf's Selbe rausgekommen." Provozierend lege ich den Kopf schief, ziehe an meinem Krebsstäbchen und puste ihm den Rauch entgegen.

"Du bist ja ein ganz schön großes Lästermaul", sagt er, grinst dabei aber ganz leicht.

"Du ahnst ja gar nicht, wie groß mein Maul sein kann." Nur um meinen Worten mehr 'Saugkraft' zu verleihen, lutsche ich wieder am Glimmstängel. Langsam weicht der Filter durch, aber egal. Bisschen Schwund ist immer.

Wir messen uns mit den Blicken, schätzen uns ab, oder vielmehr, er misst mich ab, ich weiß ja schon, dass ich ihn will. Koste es was es wolle. Und dann passiert es! Er lacht, senkt den Kopf und schüttelt ihn. Ein wirklich gutes, gutes Zeichen! Leute? Bringt den Nussknacker weg! Mama kann's auch noch ohne!

"Du bist mir ja eine Type", sagt er grinsend und schnippst seinen Kippenrest weg. Okay. Jetzt muss ich alles auf eine Karte setzen!

Ich werfe ebenfalls den Ümpel von mir und nähere mich Mr. Hot 'n' Horny noch ein Stückchen mehr.

"Wenn du willst, dann können wir diese Diskussion noch etwas vertiefen. Dann beweise ich dir, dass auch ich unter meinem Kleidchen und der Schminke ein ganzer Kerl bin."

"Wirklich?!" Sein Grinsen wird breiter und in meinem kurzen Kleidchen wird es untenrum immer enger. "Ich glaube ..."

"Daaante! Dante?! Endlich habe ich dich gefunden!" Meine Laune sinkt von einer Trilliarde Grad auf den absoluten Gefrierpunkt, was mich fast aus den zwölf-zentimeter Latschen wirft, denn der Sturz war ziemlich hoch und heftig. So ein junges Kätzchen kommt um die Ecke galoppiert und hängt sich an meinen Mr. Ich-will-dir-die-Kleidung-vom-Leib-reißen-und-dich-danach-mit-Haut-und-Haar-auffressen!

Neid! Was will dieser Zwerg von ihm? Dieser gewöhnliche Jungspund mit stinkgewöhnlichen, dreckig-braunen zerzottelten Haaren? Weg mit dir! Husch! Geh mit irgendeinem Garnknäuel spielen, aber Finger weg von diesem feuchten Traum. Meinem feuchten Traum!

"Du musst mit mir kommen! Sofort!", miaunzt das Kätzchen und zerrt an der tollen Lederjacke meines auserkorenen Lustknaben.

"Ist was passiert?"

"Ja! Du musst mir helfen! Der DJ! Du musst dir den DJ ansehen! Der ist so ... so ... Ich muss ihn kennenlernen!" Meine Mundwinkel zucken nach oben. Das Früchtchen will gar nichts von meinem Traum-Boy. Glück gehabt, du Pupser. Dich hätte ich nämlich unangespitzt in den Boden gerammt. Mit meinen Hight Heels selbstverständlich. Aber zur Not auch ohne. Für was habe ich einen mehr als geschickten Mittelfinger ...?

"Mal langsam Colin! Was soll ich tun?" Mr. Heiß und Lecker wirkt gar nicht erbaut über das Gejammer des Kätzchens.

"Mir helfen, den DJ kennenzulernen!" Ha! Der Kleine ist ja gar nicht dreist! Also meiner Meinung nach sollte er sich mal schön alleine um den DJ kümmern. Besonders weil ich den DJ, der heute auflegt, ganz gut kenne und er steht nicht auf unselbstständige Katzenmilchbubis. Höchstens für einen Einwegfick. Und natürlich auch wegen dem süßen Dante, an den ich mich dann wieder ungestört heranmachen kann.

Aber wie das Leben so spielt (das Leben muss eine mies gelaunte Dragqueen sein!): "Dann zeig mir mal den tollen DJ", sagt sexy Dante und versetzt mir damit einen heftigen Schlag in die Nierengegend. Verbal gesehen. "Tschau. Claudete." Ein frecher Augenaufschlag, nur für mich, und weg ist er. So haben wir aber nicht gewettet, mein Freund!
 

Angefressen bleibe ich zurück in der engen Seitenstraße und schaue Dantes breiten Rücken beim Davonlaufen zu. Sehr lange bleibe ich nicht untätig stehen, denn in mir reift ein Plan.

Mr. Hot und absolut geiler Name (Dante! Der Name lässt sich bestimmt mehr als brutalgeil stöhnen, während er mich rhythmisch von hinten aufbockt! So zum Beispiel: Daa-haaa-haann...tttEEEE-HE-HEEEE! Oder so ähnlich) steht also auf richtige Kerle? Dann bekommt er eben einen richtigen Kerl. Und zwar den heißesten, bestaussehenden und am erotischsten hüftschwingenden Kerl, der hier weit und breit seinen Knackarsch auf Mutter Erde umherwackeln lässt. Genau! Mich!

"Ich kann auch anders, mein Zuckerschnäutzchen", flöte ich mit hoher Stimme und mache mich auf den Weg ins Velvet.
 

~Dante~

"Dein Männergeschmack jagt mir Angst ein." Leicht unwohl ist mir schon bei dem Gedanken daran, in WAS sich mein guter Colin da schon wieder verguckt hat. "Durch das Ohr des Typen kannste deinen Zeigefinger stecken." 'Oder eine Kuhmarke. Je nachdem, was so einem Kerl wie dem besser gefällt.' Der DJ trägt einen Tunnel! Nichts gegen Piercings, besonders wenn sie an ganz gewissen Stellen sind, doch diese Tunneldinger leiern doch früher oder später so sehr aus, dass sie wie alte Männereier um die Backen des Trägers baumeln. Aber wenn's nur das wäre! Der ganze Mann ist eher ... so lala. Außerdem sieht er ziemlich lächerlich aus, mit diesem dümmlichen Beanie auf dem Kopf. Die trägt doch schon ewig niemand mehr! Na ja. Jedem wie es ihm gefällt, sage ich immer.

"Ihm würde ich eher die Zunge da durchstecken", seufzt Colin neben mir und blickt verträumt zum DJ-Pult.

"Für meine Zunge könnte ich mir viel bessere Stellen vorstellen." Nämlich die, an denen normalerweise Piercings hingehören. Finde ich.

"Klappe Dante! Du musst ihn ja nicht heiß finden! Hauptsache, ich tu das!" Wohl wahr.

"Okay. Und wie soll ich das jetzt anstellen? Soll ich ihn für dich vom DJ-Pult reißen und in buntes Geschenkpapier packen?"

"Das wäre toll!", juchzt Colin, wobei seine Augen voller kindlicher Freude funkeln. Das glaube ich ihm ohne daran auch nur im Geringsten zu zweifeln. Beim Auspacken will ich aber nicht dabei sein.

"Du hast aber schon ein Geschenk von mir bekommen", erinnere ich ihn.

"Kann man umtauschen."

"Dir schenke ich nichts mehr!" Gespielt beleidigt verschränke ich meine Arme und ziehe die Nase kraus.

"Ach komm schon! Schluss mit den Scherzen! Wie komme ich an ihn heran? Eine Idee?" Ich überlege. Ziemlich angestrengt und ernsthaft. Doch mir fällt nichts ein.

Bis auf: "Geh doch hoch und wünsch dir 'nen Song", herrscht in meinem Kopf eine völlige Flirt-Ideen freie Zone. Nicht, dass es in der letzten Zeit anders gewesen wäre ...

"Auf keinen Fall!", protestiert Colin.

"Warum fragst du mich dann? Denk du dir doch was aus."

"Hab ich schon!", schreit er auf und klammert sich hoffnungsvoll an mich. Ich ahne Furchtbares! "Du wünschst dir was für mich und sagst, dass es für meinen Geburtstag ist!"

"Und das soll ihn beeindrucken?" In solchen Dingen ist Colin ja noch unbedarfter als ich. "Hör mal: Der Typ ist ein Mann. Mach ihm von hier unten schöne Augen und warte ob er drauf anspringt." So macht man das doch. Die Angel auswerfen, das Ziel anvisieren und gucken, ob der Fisch anbeißt oder den Köder links liegen lässt. Und wenn er nicht anbeißt, ist man erstens schlauer als vorher und zweitens kann Mann sich anderen Männern zuwenden. Das erspart viel Zeit und noch viel mehr Ärger.

"Ich kann das nicht! Ich ... Dante, du kennst mich!" Allerdings. Colin ist nicht der Typ dafür, sich hemmungslos an einen Mann ranzumachen, was ihn für mich auch so sympathisch macht. Er ist eben so wie er ist. Weder hinterlistig noch verarscht er die Leute. Colin sieht man immer genau an was er fühlt, denkt und im Moment will. Und gerade will Colin Hilfe.

Seine Äugelein flehen mich stumm an und immer wieder wandern sie zu dem DJ, wobei seine Wangen anfangen zu glühen. Das gibt's nicht! "Du hast dich verknallt!" Tatsache!

"Was?! Nein! ... Doch ... Irgendwie ...?" Ich atme tief ein. Der kann mir viel erzählen!

Da ich aber mal nicht so bin, krame ich in der Klischeekiste der dummen und einfallslosen Anmachen herum. Mir fällt nur eine ein, die nicht total bescheuert ist. "Geh zur Bar und lass ihm einen Drink von dir bringen. Dazu eine Serviette mit deiner Nummer drauf."

"Du veralberst mich?"

"Nein", schwöre ich und schüttle den Kopf. "Manchmal klappt auch Altbewährtes. Vielleicht auch hier. Jedenfalls kannst du dir sicher sein, dass er so eine Anmache nicht oft bekommt." Hoffe ich zumindest.

"Wenn du meinst ..." Nachdenklich schaut er wieder hoch zum DJ und strafft sich plötzlich. "Gut! Ich mach's!" Entschlossen läuft er los, bleibt stehen, dreht sich um und kommt wieder zurück zu mir, ehe er nach meiner Hand greift. "Du kommst mit!" Als hätte ich es geahnt!
 

~Claude~

Zufrieden mustere ich mich im Spiegel. Ich habe inzwischen die falschen Fingernägel von meinen echten Nägeln gepopelt, die Schminke in meinem Gesicht beseitigt und dabei festgestellt: ich habe sogar einen leichten Bartschatten. "Perfekt!" Jetzt muss ich nur noch meine Haare stylen. Durch die Perücke sind sie ganz plattgedrückt und sehen aus, wie ein von den Jungvögeln gerade verlassenes, und anschließend drüber gewalztes Nest.

Mit zusammengekniffenen Augen sitze ich an einem der kleinen Frisiertischchen in der Umkleide der Tänzer und zupfe mir an den Haaren herum. "Ach Mensch!" Bis ich das hinbekommen habe, hat das Velvet schon geschlossen! Ich habe ja viele Talente, doch Frisuren in Lichtgeschwindigkeit zaubern ist keine davon.

"Was hast du den vor?" Timm, einer der Tänzer des Velvet, steht plötzlich hinter mir und grinst schief. Er trägt nur einen verboten schmalen, lilafarbenen String. Dazu schillernden Glitzerstaub auf der schmalen Brust. Arbeitskleidung eben.

"Ich wünsche mir einen Frisör herbei", schnaufe ich in der Hoffnung, dass Timm mir weiterhelfen kann.

"Und wieso? Du hast dich doch noch vor ein paar Stunden aufwendig geschminkt. Willst du jetzt doch nicht mehr deine Frau stehen?"

"Nein!" Genervt pfeffere ich den Kamm auf den Tisch vor mir. "Ich will, dass meine Haare mal das machen, was ich will!"

"Wie heißt er?", kichert Timm und fährt mit seinen Fingern durch meine Haare, was sich himmlisch anfühlt.

"Dante." Während ich seinen Namen mehr singe als sage, überläuft mich ein heißes Kribbeln. Ich will ihn! So sehr, dass ich am liebsten aus meiner Haut, und zu ihm schweben würde, um dann einfach hinterrücks in ihn zu schlüpfen.

"Ein ungewöhnlicher Name", meint Timm und greift nach einer Bürste.

"Ein Name, der zu seinem Träger passt. Er ist wirklich fantatisimo!" Ich forme mit Zeigefinger und Daumen ein o und platziere einen lauten Kuss darauf. Dann schließe ich meine Augen und genieße Timms Frisierdienste. Ist das schön, so betüddelt zu werden!

"Und für ihn streifst du Claudete ab?"

"Ja. Er steht nämlich nur auf ganze Kerle."

"Ah so. Dann werden wir dich mal zum richtigen Kerl trimmen, damit er dir auf dem ersten Blick kopflos verfällt", gluckst Timm und kämmt mein hellblondes Haar auf die linke Seite. Sieht schon gut aus, finde ich. Meine Seiten sind gestutzt und dunkler als mein naturblondes Deckhaar.

"Hast du eine Schokoladenseite?"

"Ja. Meinen Hintern", lache ich und ich bekomme von Spiegel-Timm einen rollenden Blick geschenkt. "Keine Ahnung, ob ich eine Schokoladenseite habe. Ich sehe doch von jeder Seite knattergeil aus. Oder?"

"Vollkommen. Ohne Frage!" War das eben Sarkasmus?!

Ich schlucke einen spitzen Kommentar runter und lasse Timm weiter an meinen Haaren herumdoktern. Regel Nummer zwei lautet nämlich: Verärgere niemals deinen Frisör! Und falls ihr wissen wollt, was die erste Regel ist: Niemals ohne Gummistifelchen in Regen spielen, es sei denn, der Regen ist getestet und ihr seid sicher, dass der Regen nicht hin und wieder in einem anderen Tümpel seine Tröpfchen verteilt. Ihr versteht?
 

"Fertig!", verkündet Timm schließlich.

"Prima!" Zufrieden mit dem Ergebnis drehe und wende ich meinen Kopf vor dem Spiegel und befinde mich selbst mal wieder als totalen Hingucker. Als Geschenk an alle Männer, der von der großen Erdgöttin höchstpersönlich entsandt wurde, um Dante zu umgarnen und ihn bis zu den Gipfeln der Lust zu treiben, ehe er mir verfällt und nicht mehr ohne mich leben kann. ... Manchmal habe ich einen großen Sonnenstich. Und den sogar im verschneiten Winter.

"Und was willst du anziehen?" Ich schaue an mir runter. "In dem Kleid siehst du nicht gerade männlich aus."

"Shit!" Daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht!

"Komm mit. Ich leid dir was von mir." Timm läuft zu den Spinden und kramt eine schwarze Röhre raus. Dazu ein schwarzes ärmelloses Ding, dass aussieht wie ... Jepp! Ein Feinripp Unterhemd.

"Ich soll in Unterwäsche raus? Dazu noch in einer, die schon in den 90ern total out war?"

"Zieh's dir über. Dann siehst du es." Notgedrungen schäle ich mich aus meinem teuren Kleid und hänge es in Timms Spind. "Nettes Untergeschoss. Und so männlich." Grinsend beschaut er meine Hip Pads mit Gummi-Mumu, die mir eine weibliche Hüfte und einen volleren Arsch zaubern.

"Na das brauche ich, um das Kleid an den richtigen Stellen zu füllen und um an den falschen Stellen alles zu glätten", kommentiere ich schlicht.

"Und was machst du, wenn er das heute zu sehen bekommt?"

"Wird er nicht."

"Nicht?" Ich schüttle schnippisch den Kopf und ziehe blank. Komplett.

"Nett! Aber bitte gibt mir meine Hose erst wieder, wenn du sie gewaschen hast. Oder gib sie am besten gleich in die chemische Reinigung", kichert Timm. Pff! Spießer!

Ich springe in Timms Hose hinein und knöpfe sie zu. Danach schlüpfe ich in das Feinrippteil und bestaune mich im Spiegel. Das Feinrippdings ist eigentlich gar nicht schlecht. Es liegt eng an meinen Oberkörper an und zaubert mir Muskeln, die vorher nicht arg ersichtlich gewesen sind. Auch die Hose liegt perfekt an meiner Haut und lässt meine Beine noch länger aussehen. Doch dann ..."Die Hose ist zu kurz!" Mit entsetzen sehe ich das Schlamassel. Kein Wunder, denn ich bin viel größer als Timm, was kein Kunststück ist bei meinen 1,97. "Soll ich so herumlaufen?! Mit Hochwasser bis zu den Kniekehlen?!"

"Jetzt reg dich ab! Warte hier." Timm lässt mich einfach stehen und geht aus der Umkleide.

"Abregen?! Ich soll mich abregen?!" Nervös laufe ich auf und ab. So kann ich doch nicht vor Dante antanzen! Wie sieht das den aus? Wie ein sitzengebliebener Schulraudi! "So ein Schlamassel! Verdammte Schei..."

"Hier!" Timm rast mir entgegen und hält ein paar hohe, schwarze Boots entgegen.

"Die ziehe ich nicht an!" Empört über diese ... diese hässliche Augenbeleidigung verschränke ich die Arme vor der Brust. "Hast'e die aus'm Altkleidercontainer?" Wie Eric Draven aus dem Film The Crow. Nur trockener.

"Die sind von Theo." Ich verdrehe die Augen. Das Theo solche Latschen trägt, wundert mich nicht. "Guck nicht so! Theo ist ja wohl ein Prachtexemplar eines richtigen Mannes. Der weiß, was Mann am Fuße trägt. Also schlüpf da rein! Die kaschieren zudem noch wunderbar dein Hochwasser da unten." Ich hasse es, wenn andere recht haben!

Ich knirsche mit den Zähnen. "Na gut. Aber wehe die riechen nach Theos ollen Käsefüßen."

"Theo hat keine Käsefüße." Ich mag gar nicht wissen, woher er das so genau weiß.

Ich stecke naserümpfend meine zarten Füßchen in diese monströsen Lederteile und fühle mich, als würde ich gleich auf das nächste Schlachtfeld stürmen wollen, um für mein Vaterland zu kämpfen.

"Nicht zuschnüren!", kreischt Timm und geht vor mich in die Hocke, als ich nach den Schnürsenkeln greifen will. "Die lässt du fein offen."

"Damit ich vor Dante auf die Fresse fliege?"

"Nein. Ich mach das schon." Timm fummelt an den Tretern herum und richtet sie 'hübsch' her. Am Ende schaue ich an mir runter und überlege, wieso das jemanden anmachen könnte. Ich mag solche Boots einfach nicht. Entweder Sneaker oder Hochhackige. Aber wenigstens muss ich ihnen eins lassen: Männlicher geht's ja jetzt wohl kaum mehr!

"Jetzt noch die hier, dann bist du perfekt für deinen Dante." Timm schnürt mir fast den Hals ab, als er mir ein Lederband umlegt und sich zusätzlich noch von seinem ledernen Armband trennt. Ein schneller, gezielter Griff in seinen Spind, und er zaubert noch fix einen Nietengürtel hervor, den ich jetzt auch noch umgedroschen bekomme.

Mich fertig geschmückt wie einen düsteren Weihnachtsbaum, tritt er von mir zurück und studiert meinen neuen, farblosen Look kritisch. "Damn! Bist du ein geiles Geschoss!" Sag mir was Neues, Baby.

Trotzdem ... "Ich bin gekleidet, als würde ich auf ein Goth-Treffen gehen wollen." Schwarz macht zwar schlank, aber nicht, dass ich das nötig hätte. "Etwas mehr Farbe wäre vielleicht nicht ..."

"Nicht gut für deinen Verführungsplan. Glaube mir." Wenn er meint. "Jetzt geh da raus und such deinen Dante, bevor er dir durch die Lappen geht und all meine Mühe umsonst war." Fest klopft mir Timm auf die Schulter, leckt sich über die Lippen, nachdem er mich nochmal abgecheckt hat und schiebt mich aus der Umkleide raus.

"Schnapp ihn dir Tiger!" Roarrr!
 

Ich betrete die Tanzfläche und schaue mich um. Wo ist den nur mein Dante? So männlich wie möglich setzte ich mich wieder in Bewegung und suche ihn. Die schweren Boots nerven bei jedem Schritt und für mich ist es total ungewohnt, mal komplett ungeschminkt in der Öffentlichkeit herumzurennen. Selbst wenn ich nicht als Claudete unterwegs bin, habe ich zumindest Eyeliner drauf und decke ein wenig eine Haut ab. Kurz um: Ich fühle mich unwohl, klobig und nackt, wobei mir letzteres nicht viel ausmachen würde, ginge es nicht um mein Gesicht.

Wenn das nicht klappt, dann ... Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Da ist er! Er steht mit dem Kätzchen von vorhin an der Bar. Er ist also noch hier! Glück muss Mann eben haben!

Ich pirsche mich näher an ihn ran und beobachte ihn eine Zeit lang.

Himmel, wie schnuckelig er ist! So groß und stark, und das sogar, obwohl er kleiner ist als ich. So männlich und doch macht er den Eindruck, als wäre er ein ganz Verschmuster. So was kann ich immer auf den ersten Blick erkennen. Meist sind es nämlich die, von denen man es am wenigsten vermutet, die sich hinter verschlossenen Türen an einen schmiegen und ihre starke Hülle fallen lassen. Ich muss nur daran denken, schon schießt das Blut in meinen Freudenspender. Oh Dante! Ich werde dir schon deine Schmuseseite entlocken. Ganz bestimmt! Und dann werde ich dich so glücklich machen, wie es noch kein anderer zuvor in deinem Leben geschafft hat.

Interessiert schaue ich ihm zu, wie er zusammen mit dem kleinen Kätzchen scheinbar auf einen Drink wartet. Als dieser kommt, schreibt der kleine Knilch irgendwas auf die Serviette und ruft den Barkeeper zurück. Interessant. Anscheinend will er diesen Drink an jemand anderen weiterleiten. Und ich weiß auch schon, wer der Glückliche ist. Mein Blick wandert zu Malik, besagtem DJ, und mir kommt eine Idee. Wenn ich dem Kleinen etwas zur Hand gehe, vielleicht steigen dann auch meine Erfolgschancen bei meinem göttlichen Dante. Einen Versuch ist es allemal wert. Dann mal nix wie hin zum DJ-Pult, bevor der Barkeeper mit dem Drink angewackelt kommt.
 

~Dante~

Der Drink macht sich auf den Weg. Colin neben mir verwandelt sich in ein nervöses Bündel und schaut immer wieder zum DJ-Pult.

"Bleib ruhig. Wenn er dich sieht und du währenddessen so am Rad drehst, dann wird das erst recht nix."

"Du hast leicht reden! Mein Magen spielt schon total verrückt! Ich glaube, ich kotz gleich." Oh wei! Colin ist viel zu nervös. Das kann nicht gut gehen.

"Nur die Ruhe", versuche ich meinen kleinen aufgeregten Colin zu beruhigen. "Tief einatmen und wieder aus." Er folgt meinem Vorschlag. "Jetzt lehnst du dich locker an die Theke und wartest, bis er deinen Drink bekommt. Wenn der Barkeeper dann auf dich zeigt, lächelst du deinen DJ betörend an und schaust dann wieder ein kleines bisschen verlegen weg. Bekommst du das hin?" Große, erschrockene Augen begegnen mir. "Anscheinend nicht."

"Ach Dante!"

"Jammre nicht und tu, was man dir sagt." Ich nehme Abstand von ihm, ich will ja nicht, dass meine Anwesenheit noch schuld daran ist, wenn das hier nicht hinhaut, und gebe mich betont gelangweilt.

"Oh scheiße!", zischt Colin.

"Ruhig bleiben." Ist das zu fassen? Er benimmt sich, als wäre er noch in der Vorschule!

"Das meine ich nicht! Da ist so ein verfluchter Traum-Typ bei ihm und flüstert was in sein Ohr. Oh Gott! Sicher ist das sein Freund!" Ich drehe mich zum DJ-Pult und sehe was er meint.

"Das ist bestimmt nicht sein Freund."

"Meinst du?"

"Keine Ahnung. Ich will dich nur aufmuntern", gebe ich zu und zucke mit den Achseln.

"Idiot!" Wie dankbar einem doch die Freunde sind, wenn man nett zu ihnen ist. "Was bereden die da?" Colin streckt sich, um besser sehen zu können. "Jetzt schleppt der Barkeeper auch noch meinen Drink an! Ich kann gar nicht hinsehen."

"Doch. Kannst du." Ich schiele selbst ganz gespannt auf das Szenario. "Jetzt bleib locker und cool! Verdirb es nicht!"

"Danteheeee!" Jammernd klammert Colin sich an den Tresen hinter sich.

"Lächeln!", zische ich ihm zu, senke den Kopf und verfolge das Muster der Holzmaserung der Theke.

Ich höre, wie Colin seufzt und sich versucht locker zu machen. Gut so. Braver Junge. Ich sehe nicht, was genau auf dem DJ-Pult abgeht, und ich sehe auch nicht, was Colin jetzt macht. Bleibt nur die Hoffnung, dass er es nicht vermasselt.

"Oh nein! Jetzt reden sie über mich." Colin dreht sich um und kauert an meiner Seite.

"Dreh dich wieder um! Mach schon!"

"Nein! Das ist so peinlich!" Langsam platzt mir der Geduldsfaden! "Komm mit!" Ohne auf sein Gezeter zu achten, greife ich nach seinem Handgelenk und zerre ihn auf die Tanzfläche. Natürlich genau vor das DJ-Pult. "Tanz!"

"Was?"

"Tanzen! Das kannst du doch." Wie ein Eichhörnchen glotzt mich mein Freund an und spielt unbeweglicher Betonpfeiler. "Du sollst dich bewegen. So sexy wie möglich. Und dabei machst du diesen verdammten DJ an, oder ich gehe gleich auch da hoch und erzähle ihm einiges über dich!"

"Das würdest du nicht tun!"

"Willst du es darauf ankommen lassen?" Colin schüttelt den Kopf und beginnt tatsächlich sich zu bewegen. "Er schaut zu dir rüber", flüstere ich ihm ins Ohr und deute ihm an, sich umzudrehen. Anstandslos tut er wie geheißen und ... flirtet plötzlich mit ihm! Er flirtet mit dem 'süßen' DJ, und das sogar gar nicht mal so schlecht. Endlich!
 

Grinsend lasse ich ihn alleine und störe nicht weiter die traute 'Zweisamkeit' der beiden. Denn es fliegen, zu meinem wahren Erstaunen, ganz schön heftige Funken zwischen ihnen.

"Wie edel von dir, deinem Freund unter die Arme zu greifen", quatscht mich einer von der Seite an. Das ist der Kerl, der beim DJ war!

"Sauer deswegen?", frage ich ihn und drehe mich zu ihm herum.

"Nö. Wieso sollte ich?" Dann ist er also nicht der feste Freund des DJs, wie Colin befürchtet hatte. "Bock mit mir zu tanzen?" Hm ... Habe ich das?

Ich schaue mir den Typen genauer an. Blondes Haar, gut gebaut, freches Grinsen und grüne Augen, die mir irgendwie bekannt vorkommen, doch ich kann mich auch irren. Vor allem ist er ein klein Wenig größer als ich, was mir an Männern besonders gut gefällt. Und eigentlich sieht er nicht schlecht aus. Also wieso nicht mit ihm tanzen?

"Gern", willige ich ein und lächle ihn an.
 

~Claude~

Mein Herz schmilzt.

Was für ein Lächeln! Allein davon saue ich mir fast die Hose ein! Ähm ... Timms Hose.

Ist das zu fassen?! Er will mit mir tanzen! Das Umstyling hat gewirkt! Leider, leider, leider ... scheint er sich allerdings nicht an mich zu erinnern. An Claudete, mein weibliches Ich. Ist das jetzt gut, oder schlecht? Als Claudete habe ich demnach keinen großen Eindruck bei ihm hinterlassen. Trotzdem kann ich ihm deswegen nicht böse sein, denn schließlich tanzt er gerade mit mir. Bleibt nur noch die Frage zu klären, sage ich es ihm, oder warte ich ab, ob er sich doch noch an mich erinnert?

"Wie heißt du?", fragt er mich auch schon und ich überlege. Am Ende entscheide ich mich für die Aschenputtel-Art, was heißt: Lass ihn selbst drauf kommen und gib ihm dezente Hinweise.

Deshalb sage ich weder meinen richtigen, noch den Namen meines weiblichen Ichs, sondern: "Ich bin Vergil** und bin dazu bereit, dich bis in die tiefsten, dunkelsten Ecken der Hölle zu führen." Dante blinzelt ein paar Mal und sieht verdammt verwirrt aus, was wiederum verdammt süß aussieht. Ich wette aber, dass er mich nicht wegen dem Namen Vergil so putzig anglotzt. Bei seinem Namen muss er doch wissen wer Vergil ist.

"Woher weißt du ...? Du weißt, wie ich heiße?" Dann hat er meinen Hinweis, dass ich seinen Namen schon kenne, verstanden, erkennt mich allerdings trotzdem noch nicht.

Deshalb antworte ich: "Du hast also nicht die leiseste Ahnung, wer ich bin?" Er schüttelt den Kopf und scannt mein Gesicht ab. Ich weiß mein Hübscher. Ohne Schminke sehe ich komplett anders aus, aber hast du echt nicht den leisesten Schimmer wer ich bin? Das verletzt mich langsam wirklich!

"Okay. Ich gebe dir ein weiteres Rätsel auf", entscheide ich und mache es ihm diesmal viel leichter, denn ich spreche mit meiner tiefen Claudete-Stimme weiter, als ich ihn weiter in Aschenputtel-Manier frage: "Teure Schminke im Gesicht, aber eine Frau ist es nicht. Ein Kleid aus Pailletten, künstliche Fingernägel, aber eine Dame verbirgt sich darunter nicht. Zum Dritten, schwere Boots und Skinnyjeans, aber ein dir Fremder ist es nicht, mein holder Herr. Also? Wer bin ich?" Ich lege meine Arme um seinen Nacken und grinse verlegen. Meine Dichtkünste lassen gerade echt zu wünschen übrig, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass Dante mein Rätsel inzwischen gelöst hat.

"Claudete?!" Ah! Es hat geklappt! Und er erinnert sich sogar noch an meinen Namen! Aschenputtel muss demnach nicht vom königlichen Ball rennen und dabei einen der feinen Glas-Boots von Fee Theo*** verlieren. Ist auch gut so, denn ich habe keine Lust, dass mir die grobschlächtige Fee deswegen den Kopf abreißt.

"Wie hast du dich so schnell umziehen können? Hast du das ...? Wegen mir?" Ach Gottchen, ist das süß! Jetzt wird Dante ganz verlegen und blickt mir mit großen Augen entgegen.

"Natürlich nur wegen dir. Ich wollte dir beweisen, dass unter meinem Make-Up und dem Kleidchen ein ganzer Kerl steckt. Oder glaubst du, ich würde den lieben langen Tag nur in Frauenkleidern herumrennen?"

"Nein! Das nicht. Aber ..." Er sieht an mir herunter und wieder hinauf. "Ich hätte dich beim besten Willen nicht wiedererkannt, wenn du mir nicht diese Hinweise gegeben hättest. Du siehst ... gut aus. Also für eine Dragqueen. Ähm ..."

"Oh! Welch ein Lob!", lache ich und drehe mich mit Dante ihm Kreis. Der keucht überrascht auf und klammert sich überrumpelt an mich. Lecker! Mehr davon. Leider wird mir vom Herumdrehen schnell schlecht und ich lege einen langsameren Gang ein. "Willst du jetzt immer noch mit mir tanzen?"

"Ja", haucht er und bleibt weiter an mich geklammert. Sehr gut!

"Dann zeig mir mal, wie männlich du deine Hüften schwingen kannst!", kichere ich und packe Dante schamlos an den Hintern. Der keucht, lacht aber. Ding! Ding! Ding! Mein Wunsch, diesem göttlichen Geschöpf näher zu kommen, scheint in Erfüllung zu gehen! Der Ring ist frei und der Kampf um den göttlichen Dante kann losgehen.

Dante, mein hübscher Liebesgott, du wirst bald mein sein! Dafür werde ich alle Register ziehen!
 

******
 

* Falls es jemanden interessiert, das Bistro gehört Ole und er hat natürlich auch eine kleine Geschichte von mir bekommen. Wer Interesse hat, einfach mal hier: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/723837/386162/ reinstöbern ^^
 

** aus der göttlichen Komödie. Vergil zeigt Dante die Unterwelt
 

*** Theo mit offenen, gewellten Haaren. Dazu ein kleines Diadem, kleine Flügelchen, seine schweren Boots und mit einem Zauberstab in der Hand. Ich flipp aus! Wie Dwayne Johnson als Zahnfee xD

Matthi? Hör auf mich so böse anzugucken. *in Deckung geh, bevor er Theo petzt, was ich eben geschrieben habe*

Ach! Und wer Theo und Matthi noch nicht kennt: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/723837/ordner/-1/order_1_1/334234/

Wunsch 02 - Ich wünschte, das wäre niemals passiert

Hey Leute!

Zuerst einmal sorry, dass das nächste Kapitel so lange auf sich hat warten lassen. Derzeit bin ich mit ganz anderen Dingen beschäftigt und davon total abgelenkt. Als Entschädigung gibt es heute auch gleich zwei Kapitel.

Es freut mich aber, dass Dante und Claude bei euch ganz gut anzukommen scheinen. ^^ Hoffentlich bleibt das auch so xD

Nun noch weiterhin viel Spaß mit den beiden. Ich stürze mich dann mal wieder in mein anderes Hobby *lach*

Eure äußerst abgelenkte Fara :-P
 


 

Wunsch 02 - Ich wünschte, das wäre niemals passiert
 

~Dante~

Der Traum hinter meinen geschlossenen Augenlidern verblasst langsam und ich bekomme vor mich dahindämmernd mit, wie ich immer wacher werde. Und wie immer, wenn ich wach werde, schicke ich meine Sinne auf Wanderung, prüfe mein körperliches Befinden und strecke meine Muskeln.

Heute Nacht habe ich allem Anschein nach hervorragend geschlafen. Ich fühle mich ausgeruht und ausgesprochen wohl. Selbst mein so gern mal steifer Nacken ist völlig entspannt. Allein das schwache, allerdings nicht unangenehme, Pochen in meinem Hintern lässt mich stutzen. Aber davon lasse ich mich erstmal nicht aus der Ruhe bringen. Zuerst überlege ich, was gestern Abend passiert ist. Ich muss auch nicht lange überlegen, da fällt mir auch schon Colins Geburtstag ein. Wir waren im Velvet. Da war dieser Kerl im Glitzerfummel und ... wieder stutze ich.

Ich habe mit ihm getanzt! Mit Claude, wie er richtig heißt. Nicht Vergil.

Vergil.

Ich fange an zu schmunzeln. So ein Idiot! Und was war danach? Wir haben miteinander herumgealbert und uns recht gut verstanden. Claude ist ein lustiger Kerl und wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Nicht nur auf der Tanzfläche. Bilder des Abends schießen wie bunte Blitze durch mein Gedächtnis. Wir haben getrunken, oder besser gesagt, Claude gab mir einen nach dem anderen aus. Zusammen haben wir ganz schön was weggebechert und herumgealbert.

Ich schüttle testend meinen Kopf. Nichts. Kein dröhnender Schädel. Das ist gut. Also kann es ja nicht viel Alkohol gewesen sein.

Entspannt räkle ich mich unter der weichen Bettdecke und drehe mich von der Bauchlage auf die Seite. Es flackert rot vor meinen Augen, was bedeutet, dass die Sonne scheint.

Wie lange habe ich geschlafen? Ich zwinge meine Augen auf, um rechts neben mir auf meinen Wecker zu schauen, erschrecke aber heftig, als da kein Wecker ist, sondern "Claude!"

Mit aufgerissenen Augen gaffe ich in das schlafende Gesichts des Mannes, der mich gestern Nacht ...? Ja, was hat er gestern Nacht mit mir gemacht?!

Ich überlege, wie ich gestern Abend den Club verlassen habe, doch da ist nichts. Black Out.

Plötzlich wird mir bewusst, dass ich gar nicht zuhause bin. Das heißt, ich bin bei ihm! Ich bin gestern mit Claude zusammen zu ihm gefahren?! Ernsthaft?!

Panisch lüpfe ich die Bettdecke. Nackt! Wir beide! Und ... Shit, ist der gut bestückt! Selbst im 'Schlafzustand'. Kein Wunder also, dass mein Arsch ... Oh nein! Shit! Shit, shit, shit!!!

Meine Hand zittert, als ich mit ihr prüfend zwischen meine Beine fahre. Jepp. Ich habe mich gestern von der Drag Queen flachlegen lassen!

Und schon, als hätte die Berührung unten an einem Hirn einen Schalter umgelegt, stürmen weitere Bilder der letzten Nacht auf mich ein. Feuchte, schlüpfrige und ganz sicher keine jugendfreie Bilder.

Ich schlucke. Mehrmals. In meiner Erinnerung höre ich mich selbst hell stöhnen und keuchend nach mehr rufen, danach, dass er mich fester ... "Bitte nicht", hauche ich und fahre mir über's Gesicht.

Neben mir wackelt die Matratze. Erschrocken drehe ich meinen Kopf zu Claude und beobachte ihn dabei, wie auch er langsam wach wird. Seine Lider schieben sich flatternd nach oben und dann blitzen mich schon grüne Iriden an. "Morg'n", brummt er und lächelt selig.

"Morgen."

"Du bist ja schon wach." Claude hat sich, wie ich zuvor, auf den Bauch gedreht. Seine Arme liegen unter seinem Kopf und der Arm, der mir zugewandt ist, schiebt sich nun langsam darunter hervor und greift nach mir. Warm und weich streichelt sie über meinen ihm zugewandten Oberkörper.

So gern ich mich unter der Hand wegdrehen würde, ich kann nicht! Es fühlt sich verdammt gut an, wie seine Handfläche über meine Haut wandert, sie streichelt und manchmal auch kitzelt. Claude weiß allem Anschein schon, wo meine empfindlichen Zonen sind und es dauert nicht lange, da schnurre ich wohlig und entspannt unter seinen Streicheleinheiten.

Ich höre Claude leise lachen und fühle die Matratze vibrieren, als er näher an mich heranrückt, mich zurück in Bauchlage befördert und mein linkes Schulterblatt küsst, während er sich über mich beugt.

Das hat sowas merkwürdig Unschuldiges an sich, dass es mir den Atem verschlägt. Wieso hat er das getan? Da mein Kopf ihm zugewandt ist, öffne ich meine Augen wieder und schaue ihn an. Hat er mich eben die ganze Zeit schon beobachtet?

Unsere Blicke kleben aneinander und sein Daumen kratzt an meiner Wirbelsäule hinab, stoppt jedoch kurz vor meinem Hintern. Ich keuche auf und erschaudere, weil ich in Gedanken Claudes Finger tiefer schieben lasse, bis er ... "Darf ich?", fragt er und rutscht in der Wirklichkeit nur Millimeter weit zwischen meine Gesäßhälften. Darf er?

Ich schaue ihn an. Er schaut mich an. Abwartend, bittend. Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich leicht nicke und meine Augen wieder schließe.

Ja, ich will es. Die Erinnerung an die gestrige Nacht und seine Berührungen haben meine Libido schon längst angeheizt, auch wenn ich es eigentlich nicht will. Doch wozu sie wieder ungenutzt verklingen lassen? Soweit ich mich erinnere, war die Nacht alles andere als schlecht ...

'Ich kann es nicht fassen!'
 

~Claude~

Ich kann gar nicht beschreiben, was ich gerade in diesem so kostbaren Moment fühle. Freude, Erregung, sogar etwas Stolz. Dante ist wach und noch immer hier! Gestern Abend hatte ich da so meine Zweifel, hatte Angst, wenn ich aufwachen würde, wäre er längst weg. Man weiß ja, wie so was ausgehen kann. 'Ich lass mich doch von keinem Kerl in Frauenkleidern ficken! Niemals! Daran ist nur der Alkohol schuld!' Und weg sind sie, wollen sich nicht eingestehen, was sie die Nacht über getan haben. Ja, auch unter Gleichgesinnten haben wir nicht immer einen guten Stand und kämpfen mit Vorurteilen. Doch Dante scheint kein Typ dieser Sorte zu sein. Er will sogar einen Nachschlag, denn ich ihm natürlich mit Freuden auftischen werde.
 

Mit meinem Daumen rutsche ich an ihm tiefer in die verlockende Spalte vor mir, und stoppe erst, als ich an der leichten Vertiefung angelangt bin und sanft dagegen drücke.

"Claude ..." Dante stöhnt leise, wispert so sexy meinen Namen, dass es mir heiß in der Lendengegend zieht und meine erwachte Morgenlatte begierig pulsiert.

Was würde ich alles dafür geben, damit er nie wieder einen anderen Namen so stöhnt! Um das zu schaffen, muss ich mir jetzt sehr viel Mühe geben. Nein, mein heißes, so süß stöhnendes Geschöpf. Unsere Bettakrobatik wirst du nie wieder vergessen. Das schwöre ich dir!

Ich ziehe meine Hand zurück und beuge mich rüber zu meiner Schublade mit all den so wichtigen Utensilien, die noch immer aufsteht. Wir hatten es gestern Abend aber auch eilig. Er war ja so spitz gewesen! Hing an meinen Lippen, hatte seine Hand in meiner Hose vergraben, noch ehe wir richtig in meiner Wohnung waren. Da ist keine Zeit mehr gewesen, die Schublade wieder ordnungsgemäß zu schließen.

Das kommt mir jetzt zu Gute, denn im Null-Komma-nichts glänzt Dantes zuckersüßer Arsch feucht-glitschig. Zum Anbeten! Zum Anbeißen! Oder eher zum Zustoßen. Oder gleich alles zusammen. Jedenfalls ist das der heißeste und geilste Anblick, den ich seit langer, langer Zeit geschenkt bekommen habe.

Dante, du bist Sex pur!

Allein, wie er schon daliegt. Die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet, seinen Rücken durchgebogen und seine Finger, die sich ins Kopfkissen unter ihn krallen. Reine Begierde. Und alles meins.

Bevor ich anfange mich an seiner Hinterpforte auszutoben, rolle ich mir schon mal ein Gummi über. Sicher ist sicher, und ich kann für nichts mehr garantieren, wenn Dante wieder so laut loslegt wie letzte Nacht. Sein Gestöhne müsste ich aufnehmen, damit ich in einsamen Nächten was zum 'Einschlafen' habe.

Hauchzart schlüpfe ich mit Zeige- und Mittelfinger in Dantes sündige Spalte, um wenig Später damit unaufhaltsam in ihn einzudringen, während ich mich mit meiner Zunge an seinem Steißbein zu schaffen mache. Dank unserer nächtlichen Turnübungen öffnet er sich mir ziemlich schnell und schiebt seine Beine weiter auseinander. Hnnnn ... Ich bin jetzt schon völlig horny! Dante, mein liebestoller Sexgott. Du bringst mein Blut total zum Überkochen! Aber auch wenn ich noch denke, das Pochen in meiner Leistengegend kann nicht heftiger werden, ich muss mich von Mr. Hot'n sexy eines Besseren belehren lassen.

Keuchend hebt er mir seinen Hintern entgegen, kniet sich vor mir hin, den Oberkörper noch immer auf meinem Bett ruhend, und schiebt sich meinen Fingern gierig entgegen. Wie soll ich mich denn da noch beherrschen können?!

"Mach weiter ... Bitte!" Ohhhh! Das hält doch der stärkste Mann nicht aus! Wie er sich vor mir windet! Einfach nur lecker! Sexy! Heiß! Ich weiß, ich wiederhole mich, aber er ist so traumhaft schön! Einfach zum Verlie... ben.
 

Verlieben? Habe ich das gerade wirklich gedacht?

"Claude?" Er dreht seinen Kopf in meine Richtung. Pure Lust steht in Dantes Gesicht geschrieben. Ich handle eher automatisch, als ich damit weiter mache, ihn vorzubereiten, was Dante nicht viel auszumachen scheint, denn er senkt sein wunderschönes Gesicht zurück auf das Kissen, während er sich mir mit so viel Hingabe entgegenstreckt, dass es mir beinahe erneut den Verstand raubt. Aber wirklich nur beinahe. Was wohl an dem Gedanken liegt, der mein Herz fest umklammert hält.

Liebe. Ja, er ist zum Verlieben, aber ihn lieben? In ihn verliebt sein? Jetzt schon?! Das kann doch nicht …

"Claude? Was ist?" Regungslos stecken meine Finger in seinem Hintern. Ups! "Du wirkst abgelenkt." Wenn du eine Ahnung hättest, was mich von dir ablenkt!

"Es ist nichts", winke ich ab und lächle, ehe ich meine Finger fest in sein Inneres jage und gezielt die kleine Erhebung treffe. Dante schreit dunkel auf, wirft den Kopf zurück und ist wieder ganz bei der Sache. Das sollte ich besser auch mal tun. Ich und verliebt! Schwachsinn!

Andererseits ...
 

~Dante~

Was auch immer Claude eben beschäftigt hat, es ist vorbei.

Endlich spüre ich seine Finger wieder rhythmisch in mich stoßen. Ich weiß nicht was es ist, aber selbst das könnte ausreichen, um mich kommen zu lassen. Ich verbrenne gleich! Dieses Gefühl ist so intensiv, so ... vertraut. Es ist Wahnsinn!

Und als Claudes Lippen sich plötzlich auf meinen Damm legen, sich eine feuchte Spur hinab zu meinen festen Bällen küssen, und seine Fingerspitze immer wieder meine Prostata anstupst, knallen bei mir alle Lichter aus. Ich spritze ab. Unfassbar, aber ich komme allein von dieser kurzen Berührung. Und wie ich komme!

Mir knicken die Knie weg und ich falle seitlich auf das Bett. "Dante? Bist du eben ... Wow." Unfähig was ich sagen soll, halte ich die Augen geschlossen und ziehe gierig die Luft in meine Lungen. "Dante?" Eine warme Hand legt sich auf meine Wange. Das fühlt sich gut an.

Die Matratze erzittert, dann merke ich Claudes glühenden Körper neben mir. Er beginnt mich zu küssen. Auf meinen Hals, mein Schlüsselbein, mein Kinn. Überall wo er drankommt. Nur meine Lippen lässt er aus. "Darf ich mich hinter dich legen und ..." Sein Becken ruckt vor, wobei sich seine Erektion gegen mein Beckenknochen drückt.

"Darfst du", wispere ich und bekomme eine Gänsehaut. Viel zu gut kann ich mich an seine Bettkünste gestern Abend erinnern. 'Bitte lass es mir nicht nur so vorgekommen sein, als sei er im Bett eine Granate, bloß weil ich gestern Abend was gebechert habe', flehe ich stumm in Gedanken.

Flink klettert er über mich, nicht ohne mir dabei ins Ohrläppchen zu beißen, was mir ein Schmunzeln entlockt, und schmiegt sich von hinten an mich, als er sich in Position gelegt hat. Sein hartes Geschlecht schlüpft zwischen meine Backen, reibt darin auf und ab, dringt aber noch nicht ein.

Er spielt mit mir, nutzt es aus, dass ich von meinem Höhenflug noch etwas benebelt bin. Obwohl ... eigentlich bin ich jetzt schon wieder beinahe bereit und spüre meine Erregung erneut heiß pochen. Eine komische, explosive Mischung, die mir noch mehr einheizt.

"Willst du es auch so sehr wie ich?", flüstert er in mein Ohr und zügelt mit seiner Zunge in meine Ohrmuschel. Ich erschaudere heftig und mir entkommt ein Wimmern. Es ist nicht zu fassen! Dieser Frauenkleider tragende Typ hat mir tatsächlich ein hilflos-ungeduldiges Wimmern entlockt!

"Sag es schon. Sag, dass du mich willst. Komm schon Dante. Flehe mich an, dass ich dir endlich meinen Schwanz geben soll." Dieser miese ...

"Bitte Claude. Fick mich!" Moment! War ich das eben?! Dämlicher Mund! Verräter!

"Braver Junge", lacht mein Hintermann dunkel. Dann packt er mich am Oberschenkel, den er nach vorn schiebt und sich plötzlich mit einem festen Stoß in mir versenkt.
 

Vor mir explodieren Abermillionen bunte Sterne und ich schreie lustvoll auf. Seit wann bin ich so ... devot? Und seit wann gefällt es mir auch noch?

Die Fragen versickern in meinem Bewusstsein, noch bevor ich eine Antwort drauf habe, denn Claude stemmt sich mit einer Kraft in mich, die mich atemlos schwindeln lässt. Unaufhaltsam nimmt er Fahrt auf, rammt mich in die nachgiebige Matratze und lässt die Erinnerung an gestern Abend vollends erwachen.

Nur am Rande bekomme ich mit, wie er mir etwas zustöhnt. Was, kann ich nicht genau sagen, aber es erregt mich. Es lässt mich schneller voran rasen und alles um mich herum vergessen.

Ich greife nach seiner Hand, die sich auf meine Brust gelegt hat und meine Nippel neckt, und verschränke meine Finger mit seinen. Langsam schiebe ich sie so hinab, bis wir gemeinsam an meiner Härte reiben, sie im selben schnellen Rhythmus pumpen, die sein Schwanz vorgibt. Und dann, dann verliere ich mich darin, spüre das Anschwellen in mir, die heiße Spannung, die sich in mir aufbaut und sich einen Ausgang suchen will. Ich keuche immer wieder Claudes Namen und biege mich ihm fiebernd entgegen, bis sich alle Empfindungen in meiner Körpermitte sammeln und mich selbst seinen Namen vergessen lassen.

Wieder tauchen die bunten Farben vor meinen geschlossenen Augen auf, werden jetzt immer heller, vermehren sich, blenden mich. Und als ich denke, es nicht mehr aushalten zu können, sprengen sie auseinander, fliegen davon und nehmen mich mit ...
 

~Claude~

Ich habe meinen Mund auf Dantes Schultern gepresst, atme angestrengt durch die Nase und bewege mich noch immer in ihm.

Heiliges Vaterland! Was für eine Bergbesteigung! Dantes Hand zerquetscht meine, die noch immer dabei ist, den letzten heißen Samen aus seinem Schwanz zu pumpen. Trotz aller Anstrengung konnte ich es nicht lassen und habe ihn dabei beobachtet, wie er gekommen ist. Ein Anblick, der mir noch einige feuchtfröhliche Nächte bescheren wird. Oh ja! Ganz sicher. Aber vorher will ich mir das alles haargenau einprägen.

Dantes beinahe gequälten Geräusche, die er eben noch gemacht hat. Sein Gesicht, das noch immer in Verzückung gefangen ist und auch seine Finger, die meine umklammern, als hätte er Angst sie loszulassen. Nicht zu vergessen sein wahninns Hintern! Dieser Mann ist der pure Sex! Wie ich es mir schon gestern Abend in der Seitengasse gedacht habe. Zudem ist er tatsächlich verschmust und anhänglich, wie mir die letzte Nacht bewiesen hat.

Es gibt leider nur ein Problem bei dem Ganzen: Ich mag mir das alles nicht einprägen. Ich will das nicht müssen. Ich will, dass er all das von nun an jede Nacht bei mir macht. Mit mir zusammen. Dass er nur bei mir solche Geräusche macht, sein Gesicht vor Verlangen und Lust sich verzieht, nach mehr bettelt. Möchte, dass er nur noch meine Finger so sehr umklammert und dass nur ich an seinen Hintern darf. 'Das empfinde ich jetzt nur, weil ich noch in Hormonen bade. Nachher sind diese Bedürfnisse sicher verschwunden.' Ganz sicher. Mr. Geil und sexy Gestöhne ist zwar ein wahres Prachtstück der Gattung Mann, doch das ist noch lange kein Grund mich mit ihm vor den Traualtar zu stellen. Im übertragenen Sinne gesprochen.

Ich und heiraten ... Pfah! Obwohl ... In einem Hochzeitskleid sähe ich sicher auch scharf aus. In einem sexy Hochzeitskleid, versteht sich.

Ich reiße mich von Dantes Anblick, sowie seiner Hand los, und greife stattdessen nach meinem Schwanz. Vorsichtig entziehe ich mich seiner Enge, befreie mich von dem benutzen Kondom und knote es zu, bevor es Richtung Mülleimer werfe. Ob ich getroffen habe interessiert mich weniger. Viel mehr versuche ich endlich wieder Herr über meine Gefühle zu werden. Komm schon Claude! Mach es wie mit dem Kondom. Ab in den Mülleimer damit!

Es klappt auch ganz gut, mit dem Gefühle wegwerfen. Aber auch nur so lange, bis ich wieder zu Dante rüber schaue, der jetzt auf dem Rücken liegt und die Augen geschlossen hält, denn mein Herz schlägt bei seinem Anblick kreiselnde Saltos.

Ich werde mich doch nicht wirklich in ihn verliebt haben? Ich meine jetzt, so richtig. Nicht nur eine Schwärmerei, die nach einer Woche feucht-fröhlichem Betthüpfen wieder vorbei ist. Denn das, was da in meinem Brustkorb Kapriolen schlägt, und mein flatternder Bauch, sagen etwas völlig anderes. Etwas, dass keine Schwärmerei zu sein scheint.

In diesem Fall gibt es nur ein Mittel, um zu testen, ob ich verknallt bin. Ein Kuss! Und zwar ein richtiger. Mit Zungeneinsatz, verspieltem Lippensaugen und allem was dazugehört. Und das nehme ich besser sofort in Angriff, solange Dante noch die Augen geschlossen hält. Sicher ist sicher. Manche Kerle küssen nicht gern nach dem Sex mit One Night Stands.

Ein One Night Stand ... Das hört sich so furchtbar an. So einmalig. Wie eine Wegwerfware. Wie das Kondom dort irgendwo auf dem Boden vor meinem Mülleimer.

Nein! Dante ist keine Wegwerfware! Niemals! Nimmer! Auf keinen Fall! No Senior! Dante ist was Besonderes. Genau wie unser Kennenlernen etwas Besonderes war. So wie die letzte Nacht und dieser Morgen. Ich habe mich verknallt! Und deswegen muss ich mich jetzt zu ihm beugen, seine seidigen Lippen anvisieren und in küssen! Gedacht, getan.

Ich beuge mich ihm entgegen, beobachte währenddessen sein Gesicht und dann seinen Mund. Er ist leicht geöffnet. Und dann wage ich es, senke meinen Kopf und lecke zart über Dantes Unterlippe. Er kichert leise. Ich darf dann wohl weiter machen, wie?

Ich verschließe seinen Mund und senke ebenfalls die Augenlider. Der Kuss ist gut. Mehr als gut. Verdammt gut! Er löst in mir eine Vielzahl wundervolle Gefühle aus. Ein komischer Mix, muss ich zugeben, aber nicht schlecht. Ganz und gar nicht.

Dante geht auf mich ein, küsst mich zurück und das sogar mit einer Hingabe, die mir die Sinne umnebelt. Das ist mehr als bloß Zunge und Lippensaugen. Viel, viel mehr …
 

Als wir uns wieder voneinander lösen, schauen wir uns direkt in die Augen. Nein. Ich bin nicht verknallt. Ich bin verliebt. Voll und unrettbar verliebt. Verliebt in meinen Dante, der sich in die Hölle gewagt hat, nur um mich zu finden. Oder war es anders herum?
 

~Dante~

Wie er mich anschaut. Wie ein kleiner Junge. Erstaunt und neugierig. Irgendwie liebevoll. Nein. Nicht liebevoll. Verliebt.

...

Stiche in meiner Brust. VERLIEBT???

Mein Herz bleibt stehen. Doch nicht im übertragenen Sinn. Es hört tatsächlich für ein paar Schläge auf und donnert danach erschrocken in meiner Brust herum.

Nein! Nein, nein, nein! Das kann nicht sein! Nein! Nein, nein, nein! NEIN! Hör auf so zu gucken! Claude! Bitte! Du machst mir Angst! Lass das sein und such dir jemand anderen, den du so anschauen kannst! Los doch! Steh auf, geh raus an den Briefkasten und glotze den Postboten so an. Oder deinen Nachbarn. Oder einen Passanten auf der Straße. Oder den Zeitungsjungen, sofern er volljährig ist, versteht sich. Aber bitte nicht mich! Nein! Nein, nein, nein! Nei-jen! Nein!

"Wollen wir schnell duschen? Oder badest du lieber?" NEIN!

"Ähm ... Du ... Ich habe noch einen Termin. Wie spät ist es?"

"Warte." Er beugt sich über das Bett und fingert nach seinem Handy. Mir egal wie spät es ist. Ich muss hier weg! "Viertel nach zehn", antwortet er mir.

"Was, so spät schon?!" Gespielt geschockt um die späte Stunde rapple ich mich auf. "Ich müsste schon längst unterwegs sein!" Wie gut mir heute das Lügen fällt.

"Ach so. Schade. Wir hätten bestimmt unseren Spaß im Bad gehabt." Ja, das hätten wir bestimmt geha… Bloß nicht! Die Nacht war zwar wow, der heutige Morgen ebenfalls, aber mehr muss jetzt wirklich nicht mehr sein.

Zu viel Nähe ist mir momentan viel zu gefährlich. Das ist etwas, was ich gerade gar nicht gebrauchen kann und auch nicht möchte. Erst recht nicht mit einem Kerl, der Frauenkleider trägt! Never! Betitelt mich als Arschloch, aber mir würde nicht im Traum einfallen, was Längerfristiges mit einer Drag Queen einzugehen!

Viel zu kompliziert! Zu viel Angriffsfläche für meine schon so lange strapazierten Nerven und erst recht für mein noch wundes Herz.

Ich sammle schnell meine Kleidung ein, ziehe mich an und bin endlich fluchtbereit, da packt mich Claude an der Hand. Ein Stromschlag durchfährt mich. Das hört sich jetzt vielleicht dämlich an, aber es ist kein schmerzhafter, sondern ein angenehmer, nach Mehr schreiender Stromschlag. Ich kenne diese Art Stromschläge viel zu gut und das ist gar nicht gut.

"Hier. Meine Nummer." Ein kleiner Zettel wandert in meine Hand, dann lässt er sie wieder los, jedoch nicht ohne mit dem Daumen über meine Handwurzel zu streicheln. Das einsetzende Verlustgefühl schlägt mir arg auf den Magen und ich verfluche ihn dafür. Es soll sich nicht so anfühlen!

"Ruf mich an, wenn du mal wieder mehr Zeit zur Verfügung hast. Dann holen wir die Dusche oder das Bad nach, ja? Oder auch beides wenn du magst." Vielversprechendes Zwinkern. Ganz bestimmt nicht! Dennoch nicke ich brav und murmle ihm ein auf Wiedersehen zu.
 

Draußen auf dem Bürgersteig laufe ich schnell um die nächste Ecke und bleibe dort erstmal stehen, atme tief ein und starre auf den kleinen Zettel in meiner Hand.

Claude Bonnet. Darunter seine Handynummer.

Wegwerfen oder behalten? Ich kann mich zu keiner der beiden Möglichkeiten durchringen, was mir noch mehr zusetzt. Notgedrungen wandert der Zettel vorerst in meiner Hosentasche. Darüber denke ich nach, wenn ich wieder einen freien Kopf habe, und ich nicht mehr nach Claude und unseren gemeinsam verbrachten Stunden rieche. 'Ich wünschte, das wäre niemals passiert!'

Ich brauche eine Dusche! Oder eine Badewanne. Ganz egal, Hauptsache, ohne dass Claude dabei ist.
 

***
 

~Dante~

Zuhause tigere ich unruhig durch meine Bude und weiß partout nichts mit mir anzufangen. Normal liebe ich Wochenenden, aber heute würde ich alles dafür tun, um mich in die Arbeit stürzen zu können. Eigentlich kein Problem, doch ich lasse es lieber. Hinterher vertue ich mich noch bei einem der Kassenbücher. Das wäre fatal und könnte meinem Ruf schaden.

In meiner Not latsche ich in den Flur und schlüpfe in meine ausgetretenen Turnschuhe. Ablenkung! Ich werde Colin besuchen. Ich habe mich gestern Abend gar nicht von ihm verabschiedet. Außerdem würde es mich mal interessieren, ob er den DJ gestern noch klar gemacht hat.
 

Praktischer Weise wohnt Colin fast in meiner Nachbarschaft. So haben wir uns auch kennengelernt.

Damals, da ist er erst süße fünfzehn Jahre jung gewesen, hat er durch einen dummen Zufall mitbekommen, dass ich schwul bin. Der dumme Zufall hieß Michael. Meine letzte, große Liebe, von der ich jetzt nicht sprechen mag.

Das führte jedenfalls dazu, dass Colin begann, ständig in meiner und Michaels Nähe herumzulungern und uns ganz 'heimlich' beobachtete. Klar wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt, weshalb er das tat. Der Kleine war ungeoutet und hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Er war neugierig, wahrscheinlich auch beeindruckt von dem netten schwulen Paar in der Nachbarschaft, das relativ ungezwungen mit ihrer Partnerschaft umging. Solange keiner von Michaels Familie zusah … Anderes Thema!

Jedenfalls, nach Wochen des Nachschleichens sprach er mich schließlich an, was im Nachhinein ein riesiger Schritt für den immer noch sehr schüchternen Colin war. Es dauerte nicht lange und er vertraute sich mir vollends an. Jedenfalls lief es darauf hinaus, dass ich ihn unter meine Fittiche nahm. Ja, das könnte man so sagen. Ich habe mich mit ihm zusammen seinen Eltern gestellt, die sein Outing zum Glück gut weggesteckt haben. Sie hatten eine Weile dran zu knabbern, doch jetzt stehen sie hinter ihm.
 

Vor dem Haus, in dem er noch zusammen mit seinen Eltern wohnt, bleibe ich stehen und drücke die Klingel. Er wohnt im Untergeschoss und hat somit schon irgendwie sein eigenes Reich. Dennoch fiebert er dem Tag entgegen, an dem er genug verdient, um sich was Eigenes leisten zu können. Ich kann ihn verstehen. Wer träumt in diesem Alter nicht davon?

In Gedanken versunken (ich versuche eher krampfhaft nicht an jemand im Speziellen zu denken) warte ich darauf, dass man mir die Tür öffnet. Das geht auch schneller als gedacht.

"Du Arschloch!", brüllt mir Colin ins Gesicht und verpasst mir doch allen Ernstes eine Ohrfeige. Ich bin zu verdattert, als dass ich darauf gebührend reagieren könnte. "Du bist schuld! Du, und dein dämlicher Anruf!" Anruf? ... Was für ein Anruf? Das frage ich ihn auch.

"Colin?" Von oberen Geschoss schaut seine Mutter auf uns herab. "Ist alles in Ordnung?"

"Ja, Mama! Und du: Komm mit!" Colin scheint mächtig wütend auf mich zu sein. Aber warum?

Rüde werde ich in seine Wohnung bugsiert und giftig angefunkelt. "Weißt du eigentlich, wie viele Sorgen ich mir gemacht hab?!" Hä? "Ich habe die ganze Stadt nach dir abgesucht!"

"Ja, aber warum denn?" Der Sinn seiner Worte ergibt sich mir noch immer nicht. Und wieso er so wütend auf mich ist, erst recht nicht.

"Sag bloß, du weißt es nicht mehr?" Ahnungslos schüttle ich mit dem Kopf. "Na dann kläre ich dich mal auf! Du hast mich gestern angerufen und irgendwas von einer Drag Queen gefaselt, die dich entführen und vernaschen will! Und dass du Hilfe brauchst." Langsam dämmert es mir. Ja, da war was mit einem Anruf …

Claude nannte Colin ständig kleines Kätzchen und ich wollte ihn plötzlich ganz dringend anrufen. Weshalb kann ich gar nicht mehr sagen. Wahrscheinlich ergäbe es im nüchternen Zustand auch gar keinen Sinn mehr.

"Oh oh …", seufze ich.

"Oh oh? Mehr hast du nicht zu sagen?"

"Sorry Colin. Ich war angetrunken und ..."

"Das habe ich gemerkt! Ich war im Velvet, hab jeden nach dir gefragt, bis mir einer der Barkeeper gesagt hat, du seist mit einem Kerl abgedampft, dem du es schon auf der Tanzfläche beinahe besorgt hast!" Ich würde gern auf der Stelle im Boden versinken.

"Nochmal: Es tut mir leid. Aber warum bist du denn so sauer?"

"Liegt das nicht auf der Hand?" Ich verneine. "Ich lag gerade auf einem überaus sexy, geilen und vor allem nackten DJ, als du mich über deine Eroberung informieren wolltest!"

"Shit!" Mir klappt die Kinnlade nach unten.

"Shit trifft es schon ganz gut!" Ich lasse den Kopf hängen. "Verdammt Dante! Ich hatte Angst um dich!" Ich stürze belustigt die Lippen. "Lach nicht!"

"Tue ich nicht, aber du musst um mich keine Angst haben." Sonst bin ich immer derjenige, der sich um ihn Sorgen macht. Dass es mal andersherum sein würde, das finde ich schon ein bisschen lustig.

"Na, das habe ich gemerkt. Das nächste Mal, wenn du mich anrufst und was von Entführung und Hilfe faselst, dann warte ich erstmal ab. Wenn du in 24 Stunden nicht wieder auftauchst, oder mir jemand einen deiner abgeschnittenen Finger vor die Tür legt, gehe ich dann auch mal zur Polizei. Eher nicht!"
 

Schuldig im Sinne der Anklage, folge ich ihm in seine kleine Küche. "Werdet ihr euch denn Wiedersehen? Du und der DJ?", frage ich ihn reuevoll.

"Ich hoffe. Ich habe ihm ja meine Nummer gegeben, aber bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet."

"Nur die Ruhe. Es ist ja noch nicht mal ein Tag vorbei. War es denn wenigstens schön, bis ich ..."

"Bis du uns die Stimmung verhagelt hast?" Ich nicke kleinlaut. "Ja. Unglaublich schön. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, ihn erstmal kennenzulernen, aber dann ..." Colins Blick wird ganz sehnsuchtsvoll. Er ist wirklich verknallt. "Er hat mich am Hals geküsst und ... Ach Dante! So etwas habe ich noch nie gefühlt!"

"Das kann ich mir vorstellen." Seht gut sogar.

Ich erschaudere. Nicht weiter darüber nachdenken! "Hattest du bei Michael auch das Gefühl, dass alles perfekt ist? Das ihr wie geschaffen füreinander seit?" Oh, Kleiner. Ganz falsches Thema.

"Colin? Ich werde jetzt nicht über IHN reden, ja?"

"Ich frage ja nur", murmelt er und drückt meine Hand. "Ich weiß ja selbst nicht, wie ich es beschreiben soll."

"Wenn du meinst, dass du gleich vor Glück zerplatzen könntest und dir ganz schwindelig davon ist, dann ja, so habe ich mich lange Zeit auch bei Michael gefühlt." Bis er mich nicht mehr wollte und ich nicht mehr genug für ihn war.

"Ich hab keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Was mache ich, wenn er mich nicht anruft?"

"Wenn er so fühlt wie du, dann wird er es", beruhige ich ihn.

"Und wenn er anruft? Was mache ich dann? Was tut man, damit mehr daraus wird?"

Ich lächle meinen kleinen Colin an. Er ist manchmal noch immer so unsicher, wie vor drei Jahren. Aber wer ist das nicht, wenn es um die Liebe geht? Werden wir da nicht alle wieder zu kleinen Jungs, die unfähig im Dunklen herumtappen, bis sich hoffentlich alles fügt?

"Du musst nur deinem Gefühl treu bleiben. Verstell dich nicht, oder gib nicht vor jemand zu sein, der du nicht bist. Du wirst sehen, dann läuft alles wie von allein." Colin nickt nachdenklich. Ich würde es ihm so sehr wünschen, dass er das bekommt, was sein Herz verlangt.

"Mal ein anderes Thema ... Was war das eigentlich mit dir und diesem Typen?"

Und wieder: "Falsches Thema, Colin." War ja klar, dass er mich noch darauf anspricht.

"Ich hab einen gut bei dir! Also los! Raus mit der Sprache. Ich will alle schmutzigen Details hören. Hattest wenigstens du Spaß im Bett?"

"Schon ... irgendwie." Das es noch besser war, als ich mir eingestehen mag, erwähne ich nicht. "Es war ein ONS. Mehr nicht."

"Mehr nicht? Komm schon! Du hast eine Drag Queen flachgelegt! Ich will Details!"

"Es war Sex, Colin! Ohne sein Kleid war er auch bloß ein Kerl." Ein sehr gutaussehender Kerl ... "Was soll ich dir da schon großartig drüber erzählen? Aufgeklärt bist du doch schon, wie ich weiß."

Er legt den Kopf schief und verengt seine Augen zu schmalen Schlitzen. "Hat er sein Kleid erst später ausgezogen, als ihr schon mitten drin wa...?"

"Gott! Colin! Nein!"

Beschwichtigend hebt er die Hände. "Hab ja nur gefragt. Was wäre auch schlimm daran gewesen?"

"Ich stehe nicht auf Typen, die Frauenkleider tragen", verteidige ich mich wütend.

Colin sieht mich, ob meines heftigen Gefühlsausbruchs, erschrocken an. "Ist ja schon gut", murmelt er. "Ich meine ja nur. … Irgendwas muss er ja an sich gehabt haben, wenn du schon mit ihm in die Kiste springst."

"Er war nett, wir waren angetrunken, die Nacht war schön. Das war's."

"Wenn du meinst ..."

"Ja! Meine ich." Mehr war da nicht! Jawohl!
 

~Claude~

"Sag mal, warum bläst du denn schon wieder Trübsal?"

Mürrisch schiele ich hoch zu Betty, die mit Block und einem Stift in der Hand vor mir steht. Mit ihm tippt sie ungeduldig gegen den Block. Tack, tack, tack, tack! Nervig.

"Gestern Abend habe ich noch was anderes geblasen", seufze ich und denke an Dante, wie er stöhnend vor mir gelegen, und nach mehr gebettelt hat. Wie er sich vor Erregung gewunden hat und ihm kleine Schweißperlchen an der Haut hinab geronnen sind. Er ist unbeschnitten und so verdammt empfindlich an der Eichel ...

"Gestern Abend?", unterbricht Betty mit donnernder Stimme meine heißen Erinnerungen. "In schwuler Zeitrechnung ist das mehr als ein Jahrtausend. Hat es dich etwa erwischt?" Ich nicke und stütze weiterhin das Kinn auf meiner Handfläche ab. Nicht sehr höflich in Gegenwart einer Lady wie Betty, aber ich bin depri. "Oh je. Dann mache ich dir mal ein besonderes Frühstück zum Hormonabbau."

"Danke Betty. Du bist ein Goldschatz."

Sie lacht dunkel und schenkt mir einen ihrer besten Augenaufschläge. "Sag das nochmal, wenn wir mit dem Training Morgen Nachmittag durch sind und dir alle Knochen und Muskeln weh tun." Und weg ist sie.

Das Training! Au Backe! Das habe ich ja total vergessen! Gut, dass sie das eben erwähnt hat, sonst hätte ich es sicher total verschwitzt.

Betty hat mich vor ein paar Wochen dazu überredet, bei einer Tanzdarbietung mitzuwirken, weil sich eine ihrer Tänzerinnen das Becken gebrochen hat. Die Arme liegt schon seit Wochen eingibst im Krankenhaus.

Eigentlich habe ich ja keinen Bock darauf. Ich hab da auch nur zugesagt, weil Betty sozusagen meine glitzerte Retterin in der Not war. Sie hat mich alles gelehrt, was eine gute Drag Queen ausmacht, ohne dabei völlig in den Kitsch abzugleiten. Ja, glaubt es ruhig! Manche Queens haben einen leicht dezenten Hang zum Kitsch.

Doch es gab noch zwei weitere Gründe für meine Zusage.

Einer davon war mein guter Freund Benny, der mich angefleht hat, einzuspringen, da die Party für seinen besten Freund seit Schultagen ist. Ich konnte also gar nicht anders als zuzusagen.

Und wie sollte es auch anders sein, kommt soeben auch noch Grund Nummer zwei um die Ecke getrabt. Jack Schmitz, in Begleitung seines zuckersüßen Partners David.

Für ihn ist die Show gedacht, denn er wird bald ein Jahr älter. Es muss sein 29ter sein. Warum auch immer David ihn so groß feiern möchte. Jack jedenfalls sieht noch immer so fantastisch aus, wie zu der Zeit, als ich ihn kennengelernt habe.
 

"Hey!" Ich richte mich auf und winke ihnen zu. Sie entdecken mich und winken zurück. "Setzt ihr euch zu mir? Dann bin ich nicht so allein." Ich lege mein bestes Schmollgesicht auf.

David strahlt mich an und nickt. Hach, was für ein Schnuckel! Man kann ihm noch nicht mal böse sein, dass er sich Jack gekrallt hat. Und das sage ausgerechnet ich, der jahrelang hinter Jacks perfekt geformten, geilem Arsch her war. Einmal habe ich es sogar geschafft, ihn mit zu mir nach Hause zu nehmen. Der Sex war gigantisch, nicht so wundervoll, wie der mit Dante, aber auch nicht von schlechten Eltern.

Leider war ich für Jack bloß ein Happen für zwischendurch. Bestimmt erinnert er sich nicht mehr daran. Es ist ja auch schon ewig her und ich sah zu dieser Zeit noch nicht so atemberaubend aus wie ich es heute tue.

"Hallo ihr zwei", begrüße ich die beiden. "Hattet ihr auch Sehnsucht nach Betty?"

"Wann haben die wir mal nicht?", feixt Jack, der die Gute schon viel länger kennt als ich.

"Deinen Sarkasmus kannst du dir sonst wo hinstecken!" Betty kommt wie ein geölter Blitz angeschossen und verpasst Jacks Hinterkopf einen Klaps mit ihrem Block.

"Aua!" Jacks gepeinigter Gesichtsausdruck zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

"Hör auf zu flennen! ... Hallo David mein Augenstern. Wie geht es dir denn?" Ich grinse noch breiter. Während Jack immer Bettys Zorn auf sich zieht, auch wenn der bloß auf eine verschrobene Art liebevoll gemeint ist, verehrt Betty seinen kleinen David über alles.

"Gut! Jack und ich genießen meinen freien Tag."

"Ach wie schön! An so einem traumhaften Wochenende ist das doch wundervoll, nicht?"

"Stimmt. Bis jetzt war das Wochenende noch ganz wunderv... AU! Betty!"

"Sei lieb Jack", kichert David.

"Genau! Sei mal lieb zu deiner Tante Betty!"

"Lieb?! Das sagt die Richtige! Du schlägst mich hier doch windelweich! Warum soll ich da liebt zu dir sein?"

"Weil du es magst von mir in die Mangel genommen zu werden. David Schätzchen? Verpass ihm im Bett ruhig ein paar Schläge. Das braucht er." Hätte ich das früher gewusst! Dann wäre ich vielleicht jetzt mit Jack ver... Nix da! David gehört zu ihm!

'Und ich zu Dante.' … Seufz. Schön wäre es.

"Außerdem, sei mal etwas sensibler. Claude, meine kleine Prinzessin, hat Liebeskummer. Und? Wisst ihr schon, was ihr essen wollt?" Wie kann sie das in aller Öffentlichkeit breitmachen?!

Als sie die Bestellungen der beiden aufgenommen hat, spüre ich förmlich Davids bohrenden Blick auf mir ruhen. "Er heißt Dante und er ist mir gestern über den Weg gelaufen", erkläre ich in der Hoffnung, dass er keine weiteren Fragen stellt. Doch da werde ich Pech haben, fürchte ich. Ich kenne doch meinen kleinen blonden Engel.

"Und habt ihr ...?" Was hab ich gesagt? David wackelt mit deinem Zeigefinger vor und zurück. Was auch immer das zu bedeuten hat.

"Haben wir", bestätigte ich. Er kann ja nur DAS meinen.

"War's gut?", will Jack gleich wissen.

"Ja. War es."

"Uhhh! So wie du guckst, war es mehr als das!" David grinst mich breit an. Seine blauen Augen funkeln aufgeregt. Ich kann Jack verstehen, dass er ihn nicht mehr hergibt.

"Viel mehr ..." Wieder kommt mir Dantes williger, geschmeidiger Körper in den Sinn. Seine warmen Augen, mit denen er mich völlig weggetreten angeschaut hat, als er sich windend vor mir in den Laken räkelte ... "Leider habe ich wenig Hoffnung, dass er mich jemals anruft." Sein Abgang am Morgen konnte eindeutiger nicht sein.

"Wieso?", empört sich David.

"Weil er zuvor Claudete kennengelernt hat", erkläre ich und lächle schmalllippig.

"Ja und? Er wäre doch gar nicht erst mir dir ins Bett gesprungen, wenn ihn das stören würde!"

"Hast du eine Ahnung, David", sagt Jack. "Benny könnte dir da Geschichten erzählen ..."

"Benny trägt doch gar keine Kleider!" Dafür hat er aber eine exzessive Liebe zu Hochhackigen Schuhen, die ich voll und ganz verstehen kann.

"Nicht direkt. Aber damit meine ich auch eher seine schwüle Art", meint Jack gelassen, was David empört schnappen lässt.

"Wenn das Benny hört, bläst er dir den Marsch."

"Wird er nicht", winkt Jack ab. "Oder glaubst du, das würde ihn beleidigen?" Jacks linke Augenbraue hebt sich, während er David fragend anschaut.

"Wohl eher sicher nicht."

"Siehst du?" Überlegen grinst Jack seinen Liebsten an, der nun zum Gegenangriff übergehen zu wollen scheint.

Gespannt folge ich dem Schlagabtausch der beiden. Es ist immer hinreißend mitanzusehen, wenn die zwei sich kabbeln.

"Bei Benny hat aber auch jeder Kerl gleich gesehen, auf was er sich einlässt. Sonst hätte Georg sich ja gar nicht in ihn verliebt."

"Das hat doch damit nichts zu tun", wendet Jack ein. "Außerdem hat dieser Dante bei Claude auch gewusst, auf was er sich einlässt. Das Problem ist doch, dass es solche notgeilen Idioten gibt, die mit einer Drag Queen oder einer aufgedrehten Type wie Benny ins Bett steigen, weil sie ihr Rohr da unten nicht unter Kontrolle haben, wenn es einmal betriebsbereit ist, sich danach aber dafür schämen und man hört nie wieder was von ihnen!" Amen! Besser hätte ich es nicht sagen können. Ich nicke zustimmend, was die beiden jedoch nicht mitbekommen.

"Ach, du spinnst doch! Diese Idioten gibt es doch überall! Ob du dir gern Kleider anziehst, oder nicht! Ich finde, jemand, der einen nur darauf reduziert, ist ein ignorantes Arschloch, der nichts aus der Vergangenheit der Homosexuellen gelernt hat!" Hier bricht ja langsam ein richtiger Streit aus!

Ich gehe mal lieber dazwischen, bevor das Besteck fliegen lernt. "Ähm Leute?"

"Das bestreite ich ja gar nicht! Ich will dir doch nur begreiflich machen, dass es Kerle wie Benny oder Claude eben nicht leicht haben!" Bitte?!

"Nicht leicht?!" Davids Stimme überschlägt sich. "Muss ich dich daran erinnern, wie du mit mir umgesprungen bist, als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben?! Und ich bin weder schwül noch eine Drag Queen!"

Ich versinke in der Sitzfläche meines Stuhls. "Leute?"

"Ich hab mich doch dafür entschuldigt!"

"Das weiß ich!"

"Warum fährst du mich deshalb dann wieder an?"

"Um dir zu erklären, dass ..."

"LEUTE!" Ich haue auf den Tisch. Wortwörtlich.
 

David verstummt und er dreht sich, genau wie Jack, mit einem verdutzten Gesichtsausdruck zu mir um. "Danke, dass ihr euch wegen mir solche Umstände macht und einen Ehekrach in aller Öffentlichkeit inszeniert, aber es reicht jetzt mal, ja?"

"Tut mir leid, Claude", murmeln beide gleichzeitig und sehen aus wie kleine Schuljungs, die etwas ausgefressen haben.

Du heiliger Bimbam! Mir wuppert das Herz noch immer vor lauter Aufregung. "Streitet ihr immer so?"

"Manchmal", gibt David zu. "Aber wir vertragen uns auch recht schnell wieder."

"Na da bin ich aber froh." In meinem Kopf hat sich schon ein häusliches Drama abgespielt, aus dem nur einer von ihnen lebend hervorgeht. Ich würde auf David setzen. Der kann nämlich gut mit scharfen Messern umgehen …

"Ihr zwei sollt euch nicht streiten. Auch nicht wegen Kerlen, die mich ganz offensichtlich nur für's Bett wollen", seufze ich.

"Ach Claude! Er hat dich nicht verdient!" David springt auf und umarmt mich. Hsssnnnn! Bei David könnte ich allerdings auch schwach werden ...
 

******
 


 

Outtake für Erwachsene:

Keuchend hebt Dante mir seinen Hintern entgegen, kniet sich vor mir hin, den Oberkörper noch immer auf meinem Bett ruhend, und schiebt sich meinen Fingern entgegen. Wie soll ich mich denn da noch beherrschen können?! "Mach weiter ... Bitte!" Mein Schwanz schlägt aus wie eine Wünschelrute. Das feuchte rosige Ziel fest im Blick.
 

Fara: Nääh! Das kann ich nicht schreiben! Oh nein!

Claude: Wieso nicht? Ich würde so was sagen. Schreib es ruhig.

Fara: Nein! Das ist mir peinlich.

Claude: Du kleine Lügnerin! Als dir der Satz eingefallen ist, hast du gelacht! Ich hab's gesehen!

Fara: Na deswegen ja. Wer will den eine Sexszene lesen und dabei lachen müssen. Also ich nicht! *Kopfschüttel*

Claude: Dann eben nicht. ... Auch wenn's so war *flüster*

Fara: Ähäämmm ...

Claude: Ja glotz nur! Ich bin stolz auf meine Pracht! (Mit dem Becken hin und her schwingt)

Fara: Claude! O___ó *Luft anhalte*

Dante: Seit ihr bald mal fertig!

Fara & Claude: Sorry. Kommen ja schon.

Dante: Ich bitte drum! Ich würde auch endlich mal gern kommen.

Fara: Aber erst, wenn ich es sage! :-P *Das Sex-Zepter fest in der Hand halte* harharhar

Wunsch 03 - Weg mit dem Sexelefanten!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wunsch 03 - Weg mit dem Sexelefanten! (Ohne Adult)


 

Wunsch 03 - Weg mit dem Sexelefanten! (Ohne Adult)
 

~Claude~

So ein Mist! Es pieselt wie aus Eimern und ich bin jetzt schon total durchnässt.

"HALT! ... WARTET!" So schnell mich meine Füße tragen können, rase ich bis zur Nasenspitze voll bepackt tropfend und ungelenk auf den Eingang der Tanzschule zu. Leider zu spät. Die Tür schlägt genau vor mir zu, weil die gackernden Weiber, die sie eben durchschritten haben, mich entweder nicht gehört haben, oder es nicht wollten. Taube Zicken! Unbeirrt machen sie sich mit wackelnden Regenschirmen über ihren Köpfen auf den Heimweg und bemerken meine missliche Lage gar nicht.

"Klasse! ... DANKE FÜR NICHTS!" Keine Reaktion.

Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als umständlich mit dem großen Karton herumzuhantieren, um dabei irgendwie an den Türknauf zu bekommen. Klappt nur nicht. "LEUTE?!", rufe ich in der Hoffnung, dass vielleicht noch jemand im Gebäude ist und klopfe mit der Kartonecke gegen das Sicherheitsglas. "HEY!" Da werde ich wohl Pech haben, denn allem Anschein ist da niemand mehr. "So eine Scheiße!"

Notgedrungen bugsiere ich den klobigen Karton gegen die Hauswand, lehne mich mit meinem Körpergewicht dagegen, damit er nicht runter knallt, und versuche ihn mit einer Hand loszulassen, um mit ihr die Tür aufzubekommen, doch es passiert, was passieren muss. Der Karton hat Unwucht, rutscht mir aus der Hand, dreht einen Salto und landet auf den Gehweg. Genau in einer Pfütze!

"Dreck verfluchter!" Ich muss mich arg beherrschen, um nicht gegen den Karton zu treten. "All die schönen Kleider!" I'm pissed! Wortwörtlich, dank der dunklen Wolken, die mich beregnen. Die glauben anscheinend, ich bin noch nicht groß genug und müsste noch ein wenig wachsen.

Doch da Fluchen auch nichts bringt außer hässliche Falten und schlechte Laune, zwinge ich mich zur Ruhe. Ändern kann ich es jetzt sowieso nicht mehr. Schadensbegrenzung und Eile ist angesagt, bevor der Regen die Kleider noch mehr einweicht.

Seufzend gehe ich in die Hocke und sammle die nassen und dreckigen Kleider wieder ein.

"Betty bringt mich um", jammere ich, als ich die beschmutzen Stoffe sehe und fürchte schon jetzt Bettys Zorn. Ausgerechnet das hier auf den Boden sind die so aufwendig geschmückten Kleider für Jacks Geburtstagsfeier. Die zu reinigen wird bestimmt schwer. Alles Handarbeit und empfindlich dünne Stoffe. Scheiße!

Hinter mir höre ich Schritte näher kommen. Eilige Schritte. Ich kneife die Augen zusammen und wünsche mich an einen anderen Ort.

"Bitte sei nicht Betty. Bitte sei nicht Betty."

"Hey. Kann ich dir helfen?" Das ist nicht Betty! "Oh je. Was eine Sauerei." Der Regen hört auf auf mich nieder zu prasseln, denn ein Regenschirm schiebt sich über mich.

Mit großen Augen schaue ich nach links, wo der Fragensteller gerade neben mir in die Hocke geht und mir hilfreich zur Hand gehen will. "Hoffentlich gehen die Flecken wieder raus." Die Flecken sind mir plötzlich schnurz egal.

"Dante?" Ich traue meinen Augen nicht.

Dante wohl auch nicht, denn als er den Kopf hebt und mich anschaut, guckt er genauso verdutzt wie ich.

"Claude?" Was mache ich denn jetzt?!
 

Ich zwinge mir ein Lächeln auf und schlucke heftig. Auf so etwas war ich ja nun so gar nicht vorbereitet. Sitzt meine Frisur eigentlich?! Ist der hässliche Pickel, der mir heute Morgen im Spiegel entgegen gesprungen ist, noch immer unter der dicken Abdeckschicht verborgen?

"Ha! Was für ein Zufall", krächze ich. "Das ausgerechnet du mein Retter bist." Ich probiere locker zu bleiben. Gar nicht so einfach, wenn Dantes wunderschöne Augen mich so anstarren, und das auch noch so nahe, dass ich mich nur zur Seite lehnen müsste, um ...

"Ja ... Zufall", flüstert er konfus. Wir starren uns abwartend an. Liegt das nur an mir, oder kippt die Stimmung von überrascht zu unangenehm und peinlich? Das muss geändert werden! Nur wie?! Ich meine, es liegt doch auf der Hand, wieso sich dieses zufällige Treffen so merkwürdig anfühlt, nicht wahr?

"Sex!", rufe ich und erschrecke vor mir selbst. Halloooo?! Jemand da oben, der weiß, weshalb ich dieses kleine, delikate Wörtchen direkt in Dantes Gesicht brülle? Mitten auf dem Gehweg, vor einem Haufen glitzernde Tuntenfummel kniend?

"Was?", fragt Dante unsicher und ich kann es ihm noch nicht mal verübeln.

Ich suche nach einer Erklärung, nicht nur für Dante.

"Na ähm ... Siehst du es nicht?" Dante schüttelt den Kopf und sieht aus, als glaube er, ich würde ihn gleich fressen wollen. Gar keine schlechte Idee ... Oh Gott Claude! Reiß dich am Riemen!

"Der Elefant", stammle ich weiter, und bete, dass er versteht, auf was ich hinaus möchte. Allerdings sieht er jetzt aus, als wolle er gleich die weiße Minna holen. "Der Elefant, der zwischen uns steht. Der Sexelefant." Au Schande! Was rede ich da denn nun schon wieder?!

"Was?!" Dante schaut sich um. Brauchst gar nicht zu suchen, Süßer. Da steht kein Elefant. Und erst recht keiner, der gerade Sex hat. Mit was auch immer.

"Bildlich gesprochen", erkläre ich. "Da gibt es doch so einen Spruch. Mit einem Elefanten der im Raum steht, wenn was peinlich ist ... Oh Shit!" Meine Birne wird heiß. Langsam wird mir richtig bewusst, was ich hier eigentlich von mir gebe. Ich wünschte, Dante würde das mit dem Sexelefanten einfach vergessen. Doch da werde ich kein Glück haben. So einen Mist vergisst keiner so schnell. Toll Claude! Hast mal wieder total in die peinliche Stimmungskiste gegriffen. Und zwar gaaaanz tief.

Ich sammle schnell die Kleider ein und werfe sie zurück in den Karton. "Vergiss es. Geh. Ich will dich nicht aufhalten." Ist das peinlich! Am liebsten würde ich gleich mit in den Karton springen und mich unter den feucht-matschigen Glitzerkleidern verstecken. Wenn ich reinpassen würde, würde ich es tun.
 

~Dante~

Verwirrt schaue ich Claude dabei zu, wie er hektisch die Kleidungsstücke in den Karton zurückwirft. Sein Gesicht leuchtet dabei noch knalliger als die ganzen Glitzerteile in seiner Hand.

Habe ich ihn so aus dem Konzept gebracht? Na ja, er mich nicht weniger, und wenn ich mit meiner Vermutung recht habe und er tatsächlich in mich verknallt ist, dann erklärt das sein Gestammel und sein unsicheres Verhalten, aber was zum Teufel war das eben für ein Gebrabbel über Elefanten und Räume und was hat das mit Sex zu tun? Und will ich das überhaupt wissen?

Ich beschließe es auf sich beruhen zu lassen und stehe auf. Ich bin wirklich nahe dran, einfach die Flucht zu ergreifen, aber dabei hätte ich ein schlechtes Gewissen. Claude hantiert umständlich mit dem Karton herum und flucht leise.

"Wolltest du da rein?", frage ich ihn und deute auf die Tür neben uns.

"Geh!" Ihm ist sein Gestammel über Sexelefanten noch immer peinlich. Zugegeben, wem wäre es nicht peinlich?

"Ich mach dir schnell auf." Wenigstens das kann ich ja noch für ihn tun. Ich höre ihn seufzen. Die Kleider sind alle verstaut, doch er hockt noch immer vor dem Karton mitten im strömenden Regen. "Claude?"

"Können wir das von eben einfach vergessen?" Mir schlüpft ein Grinsen auf die Lippen. Ihn so unsicher zu erleben hat was. Bisher war er immer so selbstsicher und von sich selbst überzeugt. Richtig erfrischend zu sehen, dass auch ihm mal die Kontrolle und die flotten Sprüche flöten gehen.

"Hab ich schon längst", antworte ich. "Komm jetzt. Du bist ja schon total nass. Ich helfe dir." Claude nickt erleichtert und gemeinsam schleppen wir den Karton ins Innere des Hauses.

"Was ist das hier eigentlich?", will ich wissen, als wir den Karton einen langen Flur entlang tragen.

"Eine Tanzschule."

"Verstehe." Was auch sonst?

"Echt? Was verstehst du denn so genau?"

"Du mit einem Karton voll Frauenkleidern ... Da ist eine Tanzschule naheliegend."

"War ja klar." Ich runzle die Stirn. Habe ich ihn jetzt beleidigt?

"Das war nicht böse gemeint", lenke ich ein.

"Schenk's dir. ... Hier rein." Ich werde samt Karton unsanft nach rechts gezogen. Ich HABE ihn beleidigt, auch wenn ich mir keinerlei Schuld bewusst bin.

"Auf den Tisch. Dann kann ich nachschauen, ob ich die Teile wieder sauber bekomme."

Wir stehen in einer Art Küche. Zu meiner linken ist eine kleine Küchenzeile mit zwei Herdplatten und einem Miniwaschbecken. Wozu eine Tanzschule eine Küche braucht, bleibt mir ein kleines Rätsel.

"Brauchst du dazu nicht Waschmittel?" Hier steht nichts außer einer halbvollen Flasche Geschirrspülmittel. So wird es schwierig, die Kleider wieder matschfrei zu bekommen.

"Das kann dir doch egal sein", zischt er mich spitz an. "Danke für deine Hilfe, aber den Rest schaffe ich alleine." Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. War mein Spruch eben so daneben, dass er mich dermaßen runterputzen muss? Ich habe mich doch entschuldigt, obwohl ich mir keiner Schuld bewusst bin.

Für Claude scheint die Sache damit erledigt zu sein, oder er tut nur so, denn er beachtet mich gar nicht weiter, sondern holt das erste Kleid aus der Kiste und hält es unter den Wasserhahn. Für mich ist die Sache jedoch noch lange nicht erledigt. "Braucht ihr die gleich?", frage ich in der Hoffnung, dass ich nicht schon wieder seinen Zorn heraufbeschwöre, und zupfe an dem nächsten Kleid im Karton herum.

"Bist du immer noch da?" Das war wohl nix.

Aber mal ehrlich, Claude benimmt sich jetzt echt kleinlich und unfair. Dabei müsste mir seine Abweisung doch nur gelegen kommen. Tut sie aber nicht und ich werde langsam auch sauer. Erst macht er mich schamlos an, flirtet mit mir und gibt mir seine Nummer, und dann kackt er mich zusammen, obwohl ich ihm geholfen habe. So nicht, mein Freund!

"Warum bist du so fies zu mir? Ich hab doch gar nichts gemacht. Ich hab dir sogar geholfen!"

"Willst du dafür ein extra Fleißsternchen, du großer Held?" Mir rauscht der Kiefer nach unten. Hat der sie noch alle?!

"Du hast dir anscheinend zu viel Haarspray auf die Perücke gedroschen, oder was? Komm mal wieder runter!" Was für eine Diva! Das hält ja der stärkste Kerl nicht aus.

Krachend schlägt Claude den Hebel des Wasserhahns runter und funkelt mich wütend an.

"Meine Perücken gehen dich einen Scheißdreck an! Die interessieren dich ja sowieso nicht, du schmieriger, scheinheiliger Macho!" Was geht denn jetzt ab? "Du hattest doch von mir schon was du wolltest! Also mach, dass du von hier verschwindest!"

Ich knirsche mit den Zähnen und erwidere Claudes wütenden Blick. Dabei fällt mir nur leider auf, wie heiß er dabei aussieht. Seine Augen sprühen drohend Funken und seine Muskeln spannen sich an.

"Du ...", knurre ich und atme schwer. Seine Arroganz macht ihn unglaublich sexy und anziehend.

"Was, ich?" Herausfordernd sieht er mich an und zieht sogar arrogant die Nasenspitze nach oben. Ich überlege, was ich sagen wollte, doch ich habe den Faden verloren. In meinen Gedanken herrscht, bis auf die Frage, ob er sich wirklich in mich verguckt hat, absolute Leere. Wenn er es wäre, würde er mich dann SO behandeln? Sicher nicht.

"Bekommst'e auf einmal deine Klappe nicht mehr auf?" Ich schlucke schwer. Claudes Gesichtsausdruck verändert sich leicht. Besorgnis mischt sich unter die Wut. "Dante?" Ich kann nicht aufhören ihm in die Augen zu schauen. "Du hast doch jetzt keinen Herzkasper, oder so was ähnliches?" Gott, was für Augen! Erinnerungsfetzen unserer gemeinsamen Nacht und dem darauffolgenden Morgen kommen mir in den Sinn. Das ist gar nicht gut.

"Dante? Jemand zuhause?" Er schnippst mit den Fingern vor meinem Gesicht herum.

Ein Ruck geht durch meinen Körper. Ich handle, bevor mein Verstand mich daran hindern kann und ziehe meine Hand aus der Kiste mit den Kleidern, der daraufhin jedoch vom Tisch fällt. Wieder liegen die Kleider auf dem Boden.

"Geht's noch?!", schreit Claude auf und will nach dem Karton greifen. Dabei bleibt aber das Kleid, das er gerade versucht hatte sauber zu machen, an dem Wasserhahn hängen, bekommt Spannung, ehe es vom Hahn abrutscht und mich mit seinen dämlichen Pailletten schwungvoll direkt im Gesicht unterhalb meines Auges trifft.

"AU!" Ich halte mir die Hand auf die Stelle. Schmerz lass nach! Tut das weh!

"Oh Scheiße Dante!" Claude ist sofort bei mir und greift nach meiner Hand, um sie wegzuziehen. "Zeig mal. Hab ich dich am Auge erwischt?"

"Ja!", schreie ich weinerlich. Scheiße tut das weh! Es brennt wie Hölle! "Diese Dinger sind ja gemeingefährlich!" Claude macht ein betroffenes Gesicht. "Blute ich?"

"Nein ... Aber es ist rot." Feucht wischt sein Daumen über die Stelle. Der Schmerz ist wie weggeblasen und das nicht nur, weil sein Daumen einen Gegenreiz zu dem Schmerz darstellt und mich davon ablenkt. Wieder kann ich nicht anders und starre ihm erneut in die Augen, die jetzt so nahe vor mir sind. Er starrt zurück. Diesmal ohne vor Wut Funken zu sprühen, aber nicht weniger anziehend für mich. Ich gebe mich geschlagen. Was auch immer Claude an sich hat, ich kann ihm nicht widerstehen. Jedenfalls nicht in diesem Moment.

"Was machen wir hier?", fragt er mich leise. Ja, was machen wir hier eigentlich?

"Den Sexelefanten verjagen", flüstere ich und tue dann etwas für meine Verhältnisse völlig Irrationales. Ich packe mir Claude, lege ihm meine Hände auf die Wangen und ziehe ihn die wenigen Zentimeter, die uns trennen, zu mir. Er keucht erschrocken auf. Sein aufgeregter Atem streichelt mir warm über das Gesicht. Langsam kommen wir uns immer näher. Millimeter für Millimeter, bis sich unsere Lippen sanft berühren.

Die leise Stimme in mir, die sagt, dass besser nicht zu tun, verbanne ich aus meinem Kopf. Sie soll wenigstens für diesen Moment einfach mal die Klappe halten und das tut sie auch, als ich die Augen schließe und den Kuss intensiviere.
 

~Claude~

Ich keuche überrascht auf und versteife mich in Dantes Griff. Damit hätte ich jetzt beim besten Willen nicht gerechnet! Da will man Betty helfen, die Kostüme schon mal in die Tanzschule bringen, und was passiert? Ich stehe knutschend mit Dante vor den nassen und verschmutzen Kostümen, die der Grund dafür sein werden, dass ich nicht mehr lange zu leben habe, wenn Betty sie so zu Gesicht bekommt.

Aber was soll's? Scheiß drauf! Dante küsst mich und wenn der Tod durch Bettys Hand der Preis dafür ist, dann will ich ihn mit Freuden zahlen!

Mir fallen die Augen zu und ich lehne mich seufzend gegen Dantes festen Körper. Es grenzt schon an ein Wunder, dass das hier geschieht, nachdem ich so zickig ihm gegenüber gewesen bin. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Es war mir so verflucht peinlich, was ich da von mir gegeben habe! Selbst nach seiner Einwilligung, das zu vergessen. Dann war ich so gekränkt von seinem dahin gebrabbelten 'verstehe', woraufhin mir ausgerechnet das Gespräch von Jack und David in den Sinn kam und ich dachte ... Ach keine Ahnung, was ich dachte. Ich hatte nur plötzlich das ungute Gefühl, Dante ist unsere gemeinsame Nacht tatsächlich unangenehm. Es sah ja auch alles danach aus, doch jetzt scheint es doch noch Hoffnung zu geben. Denn seien wir mal ehrlich: Schiebt man einem unbedeutenden One Night Stand SO die Zunge in den Hals?! Wohl kaum!

"Is hier ... noch jemand?", keucht Dante und massiert fahrig meinen Nacken.

"Weiß nicht", antworte ich wahrheitsgemäß.

Er brummt irgendwas und stolpert mit mir im Arm rückwärts, bis wir die Küchentür erreichen, die er laut zuschlägt. Bedeutet das, er will, dass wir ...? Hier?!

Der Gedanke fegt kribbelnd über mich hinweg und zündet ein loderndes Feuer in mir. Selbst wenn ich es wollte, kann ich mich nun nicht mehr zurückhalten.

Ich stöhne dunkel auf und trete in Aktion.

Fest nagle ich seinen sexy-verführerischen Körper gegen die Tür, reiße ihm die Lederjacke von den Schultern und pelle ihn anschließend aus dem verschlissenen Nirvana Shirt das er trägt. Ruppig zerre ich es ihm über den Kopf. Als sich danach unsere Blicke treffen, sehe ich nichts außer Lust in seinen Augen und ein Lächeln auf seinen Gesichtszügen. Er will es!

Ich presse mich wieder an ihn, nachdem auch ich mir mein Oberteil ausgezogen habe, und plündere Dantes Mund von neuem. Ungestüm packen seine Hände meinen Hintern und kneten ihn fest durch. Ich könnte durchdrehen, so geil ist das!

Ich mache gar nicht lange rum und nehme das Ruder vollends in die Hand. Dante lässt es sich gefallen, lacht sogar leise auf, als ich ihn herumwirble und zu dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes führe.

Dort mache ich ihm klar, wo sein Platz ist, nämlich sitzend auf dem Tisch. Ich rutsche zwischen seine einladend gespreitzten Beine und küsse ihn zum wiederholten Male, ehe ich von seinem köstlichen Mund ablasse und eine feuchte Spur nach unten sauge und lecke. Seine Haut schmeckt leicht salzig und nach dem Duschgel, dass er heute morgen benutzt hat. Und auch einen Hauch Regen kann ich schmecken. Einfach köstlich!

Er schaut mir mit halb geschlossenen Augen zu, atmet laut aus und erschaudert in regelmäßigen Abständen. Er ahnt womöglich noch nicht mal, was er damit bei mir anrichtet.

Unten angekommen knie ich mich auf den Boden und streichle bewundernd über die große Beule vor mir. In meiner Hose wird es auch schon verdammt eng, aber ich habe noch nicht vor, meine Finger von Dantes Körpermitte zu lassen. Das hier will ausgekostet werden. Jede noch so kleine Sekunde muss ich ausnutzen und dafür Sorge tragen, dass ich noch tiefer in sein Gedächtnis verankert werde, als vielleicht sowieso schon.

Dante soll sich nach mir verzehren, damit er mich endlich von selbst anruft und ich nicht auf ein erneutes zufälliges Zusammentreffen hoffen muss.

Aus diesem Grund zerre ich das Ende seines Gürtel aus der Schlaufe, ziehe daran, bis sich der Dorn löst und pfriemle die beiden Enden auseinander. Der Knopf seiner Hose und der Reißverschluss sind schnell geöffnet. "Oh Claude! Mach schneller!" Noch schneller? Nein mein Freund! So schnell gebe ich dich nicht aus meinen Fängen. Und wenn draußen von der Tür der Bundesgrenzschutz steht und sie eintritt, hier hinein stürmt und mit Sturmgewähren auf uns zielt, dich, mein sexy-verruchter Dante, gebe ich nicht freiwillig aus meinen Händen.

"Schneller?", frage ich ihn daher kichernd und hauche dabei absichtlich über den dünnen Stoff seiner Shorts. "Schnell ist nicht immer gut." Er knurrt, lehnt sich jedoch zurück. Der Tisch ächzt furchtbar, hält aber zum Glück.

Dante hebt sein Becken an und runter ist die Hose, samt sich darunter befindender Shorts. An den Schuhen wird für es ein paar Momente lang kniffelig, aber die fliegen kurzerhand unter den Tisch. Nun liegt er vor mir: Nackt und sichtlich erregt.

Sanft schiebe ich Dantes Beine noch ein Stückchen weiter auseinander und fahre mit den Händen an seinen Schenkelinnenseiten zurück nach oben. Ich genieße die kleinen, zuckersüßen Laute, die er dabei macht. Erregung jagt durch mich hindurch. Es fasziniert mich immer wieder, wie dieser starke Mann sich lustvoll unter meinen kundigen Händen windet. Und dabei haben wir gerade erst angefangen.

Der Körper vor mir bäumt sich auf, erschlafft dann, nur um sich mir wieder zitternd entgegen zu strecken. Dante, mein Zuckerstück, du bist definitiv jede Sünde wert. Die kleinen und die großen, die harmlosen und die gefährlichen. Du bist eindeutig und unbestreitbar alles was Mann braucht. Vornehmlich ich, denn dich werde ich auf keinen Fall mit anderen Männern teilen. Dazu muss ich dich nur soweit bekommen, dass du ebenfalls einsiehst, dass wir zusammengehören. Also fangen wir damit an.
 

~Dante~

Die Tischplatte fühlt sich unangenehm hart unter mir an. Dafür ist allerdings das, was Claude zwischen meinen Beinen anstellt, umso geiler.

Ich klammere mich an der Tischkante fest und schaue mit halb geschlossenen Augen gegen die Zimmerdecke. Insgeheim frage ich mich, wie es denn schon wieder soweit kommen konnte, dass ich mich von ihm vernaschen lasse, doch die Frage verhallt unbeantwortet in meinem Kopf. Was spricht schon gegen guten Sex? Und das Claude diesen beherrscht, weiß ich ja nur zu gut.

Es ist schon verdammt lange her, dass ich die Kontrolle abgegeben habe, und eigentlich bin ich noch gar nicht bereit dazu, es wieder zu tun. Aber bei Claude geschieht das ganz von allein.

Woran das liegt, darüber möchte ich auch nicht wirklich nachdenken.
 

Leises Rascheln von Kleidung. Claude scheint sich die Hose runter zu ziehen, was mir auch bestätigt wird, als er sich aufrichtet und sich unmissverständlich vor meinen Schoß stellt. Ich umklammere ihn kurzerhand mit den Beinen, die ich zuvor ausstrecke, was meine Knochen und Muskeln mir sofort danken. Man merkt doch, dass man älter wird.

Claude grinst mich gierig an und leckt sich über die Lippen, ehe er seine Handflächen über meinen Bauch und meine Brust gleiten lässt. Hmm ... ist das schön ... "Du warst beim Frisör", stellt er fest.

Irritiert runzle ich die Stirn. "Das fällt dir ausgerechnet jetzt auf?"

"Nein", meint er und schüttelt leicht den Kopf. "Das ist mir schon vorhin aufgefallen. ... Vorher sah deine Frisur aber besser aus." Wie bitte?

"Sagt der Kerl, der mich gleich ficken will", schnaufe ich. Wie kann ihm meine Kräuselmatte besser gefallen, als die Frisur, die ich nun habe?

"Uh!" Claude verzieht das Gesicht. "Ficken ist so ein schmutziges Wort."

"Ja?"

"Hmhm", nickt er. Seine Augen strahlen noch grüner als zuvor. Er ist mindestens so scharf wie ich.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil ich es kaum erwarten kann.

"Benutzen wir heute lieber andere Worte dafür", setzt er nach.

"Welche?", frage ich und befürchte, dass ich diese Frage gleich bereuen werde.

"Ich hätte gesagt: Sagte der unglaubliche Mann, der mich gleich lieben wird."

"Es gibt nichts schöneres für mich, als dich zu lieben", keucht er. "Mein höllisch-geiler Dante."
 

~Claude~

Ich habe es ihm gesagt! Nicht direkt zwar, aber ich habe das Wort Liebe in den Mund genommen. Ich bin so verflucht aufgeregt! Mein Herz klopft wie wild und ich spüre die leichte Angst in mir aufsteigen, dass Dante sich gegen mich wehren könnte. Tut er aber nicht. Er bleibt weiterhin unter mir liegen, drückt mich sogar mit den Beinen fester in seinen Schoß und keucht dunkel. Ich kann nicht anders und muss ihn einfach küssen!

Er erwidert meinen Kuss sofort und umarmt mich. Ich bin im Himmel! Nicht im siebten. Oh nein! Ich zische darüber hinaus und hoffe, Dante kommt mit und bleibt bei mir, auch wenn das hier vorbei ist. Also werde ich versuchen, ihm zu zeigen, was ich für ihn empfinde.
 

*
 

Erschöpft und mit meinen Kräften am Ende, bleibe ich auf Dante liegen, fühle das schnelle Heben und Senken seines Bauches und die feuchte Hinterlassenschaft auf meinem Oberkörper. Am liebsten möchte ich gar nicht mehr aufstehen. Leider sieht das Dante anders.

Er grummelt und schiebt mich an der Schulter hoch. "Das ist unbequem", brummt er, was ich verstehen kann. Der Tisch ist bestimmt nicht gerade weich. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mich von Dante zu schälen, es sei denn, ich möchte, dass er hiernach zum Chiropraktiker rennen muss.

Doch bevor ich ihn ganz aus meinen Fängen lasse, schaue ich ihn mir noch einmal genau an. Vielleicht merkt er ja endlich, dass zwischen uns mehr ist, als er eventuell wahrhaben möchte? Aber alles was ich sehe, ist ein ganz und gar erledigter Dante. Allerdings nicht nur das.

Schmunzelnd wische ich mit dem Daumen über sein kleines Kinnbärtchen. Er öffnet die Augen und runzelt die Stirn. "Da hatte sich etwas in deinem Bart eingenistet", kichere ich und verreibe den weißen Tropfen zwischen Zeigefinger und Daumen.

"Oh." Belämmert schaut er an sich hinunter, dann wieder an mir hinauf. "Peinlich", murmelt er verlegen.

"Muss es nicht. Ein besseres Lob für meine Bettkünste hättest du mir gar nicht geben können." Ich kann mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Armer Dante. Ich sage ihm jetzt lieber nicht, dass wegen ihm mein Bettzeug eine Ehrenrunde in der Waschmaschine drehen musste. "Ich finde es heiß", setzte ich dann doch noch oben drauf und verreibe die Sauerei auf seinem Bauch.

"Lass das bitte." Meine Hand wird weggeschoben. Spielverderber! "Gibt es hier auch Handtücher?" Mein Träumchen von einem Mann setzt sich auf, sodass mir gar keine andere Wahl bleibt, als mich von ihm zu lösen. Leicht verstimmt deswegen, streife ich mir das Gummi ab und laufe zur Küchenzeile. Diesmal landet es, diskret verstaut in einem Stück Küchenpapier, direkt im Mülleimer. Dante kommt mir nach. Unaufgefordert reiche ich ihm die Rolle Küchenpapier. "Danke."
 

Wir säubern uns notdürftig und ziehen uns wieder an. Kein Wort fällt währenddessen und so gern ich etwas sagen würde, ich traue mich nicht. Und dann kommt, was unweigerlich kommen musste.

Als wir angezogen in der kleinen Küche stehen, taucht mal wieder dieser riesige Sexelefant zwischen uns auf.

Das gibt es doch nicht! Das Vieh soll verschwinden! Husch, husch! Mach dich ab. Geh kleine Teenies ärgern, die das erste Mal Sex hatten und noch nicht damit umgehen können und hör auf, erwachsene Männer zu belästigen! Da dieses Mistvieh aber von alleine nicht verschwindet, muss ich wohl einschreiten und handeln.

Der Gefahr todesmutig in die Augen blickend, ignoriere ich die scharfen Stoßzähne des Sexelefanten und gehe auf Dante zu. Er sieht mich unergründlich an, bleibt aber stehen. Ich lege mein süßestes Lächeln auf und siehe da! Seine Mundwinkel ziehen sich ebenfalls nach oben. Glücklich darüber verschränke ich meine Arme hinter seinem Nacken und küsse ihn. Zu meiner Freude lässt er es zu und legt seine Hände sogar auf meine Hüftknochen. Sagenhaft!

Verspielt knabbere ich an seiner Unterlippe, lecke versöhnend darüber und schlüpfe anschließend in Dantes Mund. Er lacht leise und reibt sein Becken an mir. Immer noch nicht genug? Das wird ja immer besser!

"Ist das eine erneute Einladung?", kichere ich und reibe meine Nase gegen seine, während ich ihm tief in die grünen Augen blicke.

"Vielleicht", raunt er mir zu und wandert mit den Händen höher. Gänsehautalarm! Mein Herz vollführt freudige Hüpfer und schon kleben wir wieder an den Lippen zusammen. Ich glaube, ich träume! Doch leider hält der Kuss nicht lange an, denn plötzlich rüttelt jemand an der Tür und stört unsere traute Zweisamkeit. "Claude?! Bist du hier?!" Betty!

"Oh Fuck!" Ich lasse Dante los und starre auf den Boden, wo noch immer die verdreckten Kleider liegen. "Sie bringt mich um wenn sie das sieht!"

"Claude?!" Sei klopft gegen die Tür.

"Jaha! Momeheent!" Hektisch sammle ich die Kleider ein. Dante schaltet schnell und hilft mir. Er stellt den Karton auf den wackeligen Tisch, auf dem wir es gerade noch wie die Wilden getrieben haben und nickt mir zu. Ich atme gepresst aus und schließe die Tür auf.

"Hallo Betty." Ich lächle meine gute, alte Freundin nervös an.

"Na endlich! Was treibst du denn hier drinnen? Und wieso ist abgeschlossen? Hast du dir irgendwa... Oh! ... Hallo." Und schon hat ihre gepuderte Spürnase meinen schnuckeligen Dante gewittert. "Na aber hallo. Wer bist du denn?" Sie klimpert mir ihren Wimpern und läuft auf ihn zu. Galant streckt sie ihm ihre Hand entgegen. Wird er ...?

"Ich bin Dante", antwortet mein Süßer galant und gibt ihr doch wirklich einen Handkuss. Ich knirsche mit den Zähnen. Eifersucht!

"Dante ... Hach, wie das klingt!" Sag mir was neues, Schwester! "Wo kommst du denn bloß her? Dich habe ich hier ja noch nie gesehen."

"Er besucht auch nicht diese Tanzschule, Betty", gehe ich dazwischen und zerre an ihrem gut gepolsterten Arm. "Er hat mir bloß geholfen die Kleider rein zu tragen, nicht?" Dante sieht mich kurz an und nickt dann. Uff!

"Ja. Genau. Deshalb gehe ich jetzt wieder." Was?! "Tschau Betty. Bye Claude." Hä?! Dante drängt sich an uns vorbei und verlässt die Küche. Moment mal!

"Dante! Warte!"

"Huh! Habe ich dir gerade die Tour vermasselt, Herzchen?"

"Ich weiß nicht", antworte ich ehrlich. "Ich ... Ich muss ihm nach!"

"Dann sieh zu, dass du ihn noch einholst Süße."
 

Im Flur sehe ich weiter vorn gerade die Eingangstür zuschlagen. Ich renne los, doch als ich auf dem Bürgersteig stehe, sehe ich niemanden. Zu meinem Pech kübelt es immer noch in Strömen und meine Rufe nach Dante gehen im Prasseln der Regentropfen unter.

"Scheiße!" Ich bin jetzt schon wieder pitschnass, trotzdem laufe ich vor zur Hauptstraße und schaue mich um. Kein Dante. Vielleicht ist er in die andere Richtung? Doch auch da ist niemand, der meinem Mister Sexy auch nur ähnlich sieht.

Ich habe ihn ein weiteres Mal verloren und ich habe keine Ahnung, wie das jetzt wieder passieren konnte. Es sah doch alles so vielversprechend aus!

"Was ist nur mit dir los, mein göttlicher Dante?" Ich wünschte, ich wüsste es.

Schlecht gelaunt und ein weiteres mal triefend nass schlurfe ich zurück zur Tanzschule. Betty ist noch immer da und wühlt im Karton herum.

"Er ist verschwunden", jammre ich und lehne mich gegen die kleine Küchenzeile.

"So?" Ich nicke und schaue auf den Boden vor mir, auf dem beständig kleine Tropfen landen, die es sich zuvor in meiner Kleidung gemütlich gemacht hatten. Wenn ich mich nicht bald trocken lege, werde ich noch krank. "Mein Mitleid hält sich in Grenzen", schnauft Betty.

Ich lege die Stirn in Falten und schaue sie an. Warum tröstet sie mich nicht und gibt mir Ratschläge, wie sonst auch immer? Tja, leider bekomme ich sofort eine Antwort auf meine Frage. Sie hält eins der verschmutzten Kleider hoch und guckt mich an, als wolle sie mir per Gedankenkontrolle den Hals umdrehen.

"Es ist mir egal, wie du es anstellst, aber die Kleider sind bis heute Abend vollkommen sauber!" Oh, oh!

Es gibt Momente im Leben, in denen man ganz bescheiden den Rückzug antreten sollte. Und wenn du so nass bist, dass der Boden unter dir zu einem Schwimmbecken mutiert, und es eine mehr als angepisste und mies gelaunte Drag Queen auf dein Leben abgesehen hat, nun ja, dann renn! Renn, so schnell du kannst!
 

******

Wunsch 04 - Den Scheiß endlich vergessen

Hallo meine Lieben ^^
 

Da bin ich wieder. Ja, mal wieder etwas später. Ich schäm mich auch dafür. Ehrlich.

Aber ich habe auch gute Neuigkeiten zu verkünden.

Letzte Nacht war ich um drei Uhr wach und lag untätig im Bett herum. Was daran gut sein soll? Vor lauter Langeweile bin ich den Plot von Beat of my Heart durchgegangen und was soll ich sagen? In meinem Kopf steht die Story komplett. Jetzt müssen nur noch die werten Herren mitspielen, damit das am Ende auch ungefähr so wird, wie ich mir das vorstelle xD Nur glaube ich, werden da noch viele Überredungskünste meinerseits von Nöten sein *gg*

Einiges habe ich auch schon zu Papier gebracht, aber bis zum ersten Advent ist bei uns viel zu tun im Laden. Aber ein paar Minütchen Abends finde ich immer mal wieder zum Schrieben ;-)

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.

Und lieben Dank für all die netten Reviews! :-***
 

Eure Fara
 


 

Wunsch 04 - Den Scheiß endlich vergessen
 

~Dante~

Sauer rausche ich aus der Tierarztpraxis, in der Colin arbeitet, und steige in meinen Wagen. Was bildet der sich eigentlich ein?

Ich soll noch nie so sehr verliebt gewesen sein, wie es Colin in seinen DJ ist? Der hat ja keine Ahnung! Natürlich weiß ich nicht, wie schmerzhaft Liebe sein kann und wie sehr man leidet, wenn man merkt, dass sie vergangen ist und man plötzlich alleine, mit einem gebrochenen Herzen dasteht! Woher auch?!

Ich atme tief ein und schließe für einen Moment die Augen.

Ja, gut. Colin hat sich sofort danach für diesen dummen Mist entschuldigt, den er von sich gegeben hat, aber trotzdem. Ständig redet er nur über seinen tollen DJ, jammert, weil er ihn anrufen will, sich aber nicht traut und so weiter und so fort. Totaler Teenager-Love-Alarm, sage ich da nur. Kein Wunder, dass mich das gerade heute nervt und ich bei Colins blöden Spruch so sehr aus der Haut gefahren bin.

Normal bin ich gar nicht so, doch heute ist einfach ein verflucht komplizierter und verwirrender Tag. Und genau das hat Colin natürlich auch noch mitbekommen. Das mit mir etwas nicht stimmt. Und auch den Grund dafür hat er treffsicher erraten. Colin hat mich total durchschaut. Und das wurmt mich!

'Sieht man es mir so sehr an?'

Anscheinend.

"Scheiße!" Dabei wollte ich doch nur auf andere Gedanken kommen und habe ihn deshalb kurzerhand auf seiner Arbeit besucht. Aber was macht er? Durchschaut mich auf einen Blick, oder quasselt nur von diesem DJ.

Ich gönne es ihm ja. Keine Frage, aber wenn man selbst Liebeskummer hat, dann will man das nicht noch von andere... Äh ... Liebeskummer? Hab ich das eben ... Hab ich das eben wirklich gedacht?!

Manisch reiße ich die Augen wieder auf und starre auf das kleine VW-Zeichen des Lenkrades vor mir. Das habe ich gerade nicht gedacht! ... Oder? 'Habe ich', bestätigt mir eine kleine Stimme in meinem Kopf.

Da haben wir es. Ich habe es gedacht. Ganz bewusst gedacht.

Resigniert schließe ich abermals die Augen und dotze mit dem Hinterkopf gegen die Kopfstütze des Sitzes. Ich atme tief durch und horche in mich hinein und versuche mich zu sammeln.

Gleichzeitig beschwöre ich in meinem Geist den heutigen Morgen herauf. Claude und ich in dieser Miniküche. Es ist schön gewesen. Sehr schön. Und heiß, keine Frage. Es war mehr als bloß guter Sex, das muss ich zugeben und gebe es auch gern zu. Wer gibt auch nicht gern zu, dass man morgens guten Sex gehabt hat? Aber das ist noch nicht alles. Leider.

Bei Claude fühle ich mich seit langen mal wieder gut. Eigentlich sogar mehr als das. Ich habe diesen quirligen Kerl gern in meiner Nähe, auch wenn unser letztes Treffen eher verkrampft begonnen hat.

Claude ist schlagfertig, sieht gut aus (sogar in Frauenfummeln, wie ich ihm zugestehen muss) und wenn er mich küsst, vergesse ich alles andere um mich herum. Aber ist das, was ich fühle wirklich Liebe? Wahrscheinlich nicht. Eher eine Schwärmerei. Ein wenig verknallt. Höchstens. Doch da ist noch etwas anderes. Etwas, dass mir mein Exfreund freundlicherweise hinterlassen hat, nachdem er mir Fremd gegangen ist und mich so lange verarscht hat: Angst und Misstrauen.

Kann sein, dass die Narben noch zu frisch sind, aber wenn ich daran denke, dass ich das Ganze irgendwann eventuell noch einmal durchmachen muss, diese Wut, die bittere Verzweiflung, die Enttäuschung, die Leere und der Unglaube, dass das alles doch gar nicht wahr sein kann, dann spüre ich diese Angst in mir aufsteigen und möchte am liebsten ganz weit wegrennen und deshalb nie wieder eine so tiefe Bindung mit einem anderen Menschen eingehen.

Und genau das habe ich heute Vormittag auch gemacht. Ich bin weggerannt.
 

Eigentlich war nach unserem Stelldichein alles in Ordnung.

Das kurze abwartende Luftanhalten zwischen uns, als wir uns wieder angezogen haben, hielt dank Claude nicht lange an. Seine Lippen auf meinen, seine Arme, die mich an ihn gedrückt haben ... Ich wollte mehr und für den Bruchteil einer Sekunde war ich auch bereit dazu, aber dann kam diese Betty.

Doch auch das hatte mich nicht sonderlich aus den Latschen kippen lassen. Zuerst. Aber dann war sie wieder da, die Angst. Ausgelöst durch Claude. 'Er hat mir bloß geholfen die Kleider rein zu tragen, nicht?' Das klang in diesem Moment für mich wie eine Verleugnung dessen, was kurz zuvor zwischen uns passiert ist. Als würde er mich verleugnen. Genau wie Michael es damals ständig gemacht hat.

Im Nachhinein komme ich mir selbst total dämlich vor, dass ich einfach weggerannt bin. Aber die Panik in mir, wieder auf's Abstellgleis geschoben zu werden, war einfach zu übermächtig.

Das erinnerte mich zu sehr an Michael und unsere erste gemeinsame Zeit. Immer mussten wir uns und unsere Gefühle füreinander verstecken. Er hatte einfach eine solch große Angst davor, dass seine Eltern herausfinden würden, dass er schwul ist. Irgendwann haben sie es dann doch herausgefunden und sie waren, wie er erwartet hatte, wenig begeistert davon gewesen. Unsere Beziehung stand kurz vor dem Aus. Ich oder seine Eltern, sein bisheriges Leben oder ein neues mit mir? Als er sich dann für mich entschieden hatte, dachte ich, jetzt wird alles gut. Und das war es auch. Für einige wundervolle Jahre lang. Jedenfalls glaubte ich das die ganze Zeit über. Fakt ist, Michael betrog mich. Und das nicht nur ein Mal. Nein. Er hatte eine Beziehung parallel zu meiner. Wann sie genau begonnen hat, habe ich nie herausfinden können und ehrlich gesagt, wollte ich es auch nie wirklich wissen. Geändert an seinem Betrug hätte es sowieso nichts.

Heute lebt er mit diesem Typen zusammen. Glaube ich zumindest. Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, das ist bei seinem Auszug bei mir gewesen, war er es noch. Dieser Drecksack hat ihm sogar geholfen Kistenschleppen! Man stelle sich das mal vor!
 

Seufzend reibe ich mir über die Augen. Sie brennen. Ich verdränge die Vergangenheit, möchte nicht wieder daran zurückdenken und all diese furchtbaren Erinnerungen heraufbeschwören. Zu viele Male habe ich das Ende unserer Beziehung durchgekaut, überlegt, ob ich nicht schon viel früher etwas hätte bemerken können und ob ich etwas anders hätte machen können, damit es erst gar nichts so weit kommen musste. Ich bin nie zu einer Antwort gekommen und werde ich vermutlich auch nie. Was heute zählt, ist das Hier und Jetzt. Wo wir wieder bei Claude wären.

Was ist das zwischen uns?

Mittlerweile glaube ich natürlich nicht mehr daran, dass er unseren Quickie vor dieser Betty verheimlicht hat, weil er mich verleugnen wollte, oder es ihm peinlich war. Wozu auch? Er ist ein Kerl, der in aller Öffentlichkeit in Frauenkleidern herumrennt. Warum sollte er sich dann dabei schämen, zuzugeben, gerade mit einem Mann geschlafen zu haben? Besonders vor dieser Betty. Wäre Colin aufgetaucht, hätte ich ihm ja auch nichts davon gesagt, weil man es nicht an die große Glocke hängt und sagt: Hey hör mal! Wir beide hatten eben Sex! Eine ganz normale Reaktion also.

Demnach könnte alles wieder in Ordnung sein, was? Weit gefehlt. Das Ganze hat mir nämlich nur wieder gezeigt, dass ich noch nicht bereit bin für etwas Ernstes. Michaels Betrug hat mich tief verletzt. Wann diese Wunden letzten Endes verheilt sein werden, bleibt abzuwarten.

'Ich wünschte, ich könnte den Scheiß endlich vergessen ...'

Leider leichter gesagt, als getan.
 

~Claude~

"Ach Herzchen. Jetzt schau nicht so."

"Hm ..." Betrübt sitze ich am Rand der Tanzfläche, den Kopf auf meine Knie abgestützt und zupfe an dem mit Strass verzierten Stoff herum.

Die Probe für Jacks Geburtstagsauftritt ist gerade vorüber. Die anderen sind sich schon umziehen gegangen. Die Kleider haben Betty und ich dann doch noch selbst sauber bekommen. Wenigstens etwas, denn der Rest des Tages ist die reinste Katastrophe gewesen.

Nach Dantes Flucht ging aber auch wirklich alles schief, was nur schief gehen konnte. Ich bin mit den Gedanken ganz wo anders gewesen, was sich natürlich auf die Probe ausgewirkt hat. Die Schrittfolge habe ich noch immer nicht drauf, obwohl ich sonst immer ganz gut darin bin, mir so etwas zu merken. Es ist nicht mein erster Auftritt mit Bettys Tanzgruppe, wird aber vermutlich mein Letzter sein, wenn ich das an Jacks Geburtstag vermassle.

Betty seufzt, da ich weiter Trübsal blase und setzt sich ächzend neben mich. Sie sollte in ihrem Alter nicht mehr auf dem Boden herumhocken, aber das sage ich ihr mal lieber nicht. Auf erneuten Krach mit ihr habe ich keine Lust.

"Er ist es nicht wert, wenn er einfach abhaut", versucht sie mich zu trösten.

"Doch, ist er." Wieder seufzt sie. "Er ist mein Mann, verstehst du? Ich weiß das, nur er begreift es nicht. Und ich habe keine Ahnung, wie ich ihm das klar machen soll." Es ist zum Heulen!

"Na ja. Charmant war er zwar, aber bist du dir sicher, dass er der Richtige für dich ist?" Ich nicke. "Wenn das so ist, meine Süße, dann musst du kämpfen und ihn dir schnappen."

"Und wie?" Hoffnungsvoll blicke ich Betty an. Wieder einmal kommt mir in den Sinn, dass sie wie eine zweite Mutter für mich ist. Auch das bleibt besser mein Geheimnis. Wenn, dann sollte ich sie lieber als meine jüngere Schwester betiteln, auch wenn wir beide wissen, dass das eine ganz offensichtliche Lüge ist.

"Wenn ich das nur wüsste", schnaubt sie. "Du weißt, dass ich in dieser Beziehung auch nie Glück hatte."

"Bist du nicht momentan mit diesem Typen aus dem M zusammen?"

"Ach was!", winkt sie ab. "Das ist nichts Ernstes. Ein netter Zeitvertreib. Mehr nicht." Sie nun wieder. Betty kann ein ganz schönes umtriebiges Miststück sein. Doch ich kenne meine alte Betty. Sie gibt es nicht zu, aber sie muss diesen Kerl ganz schön mögen, wenn nicht sogar Lieben. Einfach so hüpft sie mit keinem Mann ins Bett. Diese Zeiten sind bei ihr lange vorbei. Das hat sie mir mal verraten, als sie nicht mehr ganz nüchtern war. Manchmal ist sie so leicht zu durchschauen.

Grinsend lehne ich mich an ihre Schulter. "Du bist die Beste", flüstere ich.

"Bin ich das?"

"Ja."

"Aber ich habe dir doch gar nicht großartig weitergeholfen."

"Das musst du auch nicht. Allein, dass du mir immer zuhörst, hilft."

"So so. Dann höre ich dir doch weiterhin gerne zu", lacht sie und umarmt mich. So beruhigend und tröstend wie an Mutters Brust …
 

Wir bleiben noch ein wenig so sitzen, dann scheucht mich die Gute auf.

"Jetzt aber mal raus aus dem Fummel, meine Liebe! Es wird Zeit." Ich helfe Betty beim Aufstehen, dann gehen wir uns umziehen.

"Soll ich dich mitnehmen?", fragt sie mich, als wir draußen stehen. "Ich bin mit dem Auto da."

"Nein danke. Ich nehme die Bahn."

"Ganz wie du willst." Sie zuckt mit den Schultern und umarmt mich. Ihre unzähligen Armbänder klimpern dabei. "Das wird schon. Bleib hartnäckig", flüstert sie mir ins Ohr und verpasst mir danach einen ihrer feuchten Wangenschmatzer. Lippenstiftabdrücke inklusive.

"Ich versuche es", antworte ich.

"Versuchen ist ein anderes Wort für scheitern! Du tust es, oder lass es ganz bleiben." Mahnend sieht sie mir tief in die Augen und zeigt mit ihrem beringten Zeigefinger auf mich.

"Gut, ich tue es. Sobald er mir wieder über den Weg läuft, kralle ich ihn mir."

"Das wollte ich hören!" Sie lacht schrill, klimpert mit den Wimpern und stöckelt davon. Habe ich schon erwähnt, dass ich diese olle Tunte* wirklich liebe?
 

In der Straßenbahn stelle ich mich gleich neben die Tür. Ich sitze nicht gerne in öffentlichen Verkehrsmitteln. Immer wenn ich es tue, überfallen mich die übelsten Fragen, wer da wohl vor mir gesessen hat. Meine Fantasie malt mir dann die fürchterlichsten Horrorvorstellungen aus und dann fängt mein Hintern an zu jucken. Uwäägs! Nein, nein. Dann mich lieber festhalten und danach die Hände gründlich mit Seife waschen.

Ich stehe also in der Straßenbahn herum, schaue mal gelangweilt aus dem Fenster, dann mal wieder durch die Sitzreihen. Die Bahn ist nicht sehr voll. Um diese Uhrzeit sitzen die meisten Pendler noch in ihren Büros und die Schulkinderchen sind schon zuhause. Es ist früher Nachmittag. Deshalb bleiben nicht viele Fahrgäste für mich, die ich anstarren kann.

Dann jedoch, sehe ich jemanden nicht unweit von mir entfernt sitzen, der mir bekannt vorkommt. Lange muss ich nicht überlegen, woher ich den Kleinen kenne. Das ist der kleine Freund von Dante! Das Kätzchen. Tatsache!

Aufgeregt straffe ich mich und beobachte ihn. Traurig hat er sein Gesicht halb zum Fenster gedreht und starrt hinaus. Hin und wieder wischt er sich über die Augen. Heult er? Ich bin hin und her gerissen. Soll ich zu ihm rüber gehen? Würde er nicht so aussehen, als stände er kurz vor einem Heulkrampf, täte ich das wahrscheinlich. Doch wo er so jämmerlich aussieht, traue ich mich nicht. Was soll ich auch großartig zu ihm sagen? Hallo, ich habe deinen Kumpel vernascht und wüsste nun gern seine Handynummer oder besser noch, wo er wohnt, weil er heute morgen vor mir weggerannt ist. Gibst du mir seine Anschrift, damit ich ihm sagen kann, dass er zu mir gehört und dass ich ihn liebe? Eher nicht.

Aber habe ich eben nicht zu Betty gemeint, dass ich Taten sprechen lassen, und ich mir Dante krallen werde, wenn sich die Gelegenheit ergibt? Und das hier ist so eine Gelegenheit.

Ich atme tief ein und sammle all meinen Mut, der nicht gerade gering ist, und überlege mir, wie ich ihn anspreche. Just in diesem Augenblick bremst die Bahn ab und der Kleine springt auf. Er läuft zum vorderen Ausgang und kaum sind die Türen offen, steigt er aus. Ich kann gerade so noch reagieren und springe ebenfalls ins Freie.

Und jetzt? Ich kann ihm doch nicht nachrennen und festhalten? Wie sieht das denn aus? Nach kurzer, reiflicher Überlegung, beschließe ich, ihm einfach zu folgen. Vielleicht habe ich ja Glück und er trifft sich mit meinem Schatz? Ich komme mir wie ein Stalker vor, wie ich so hinter Dantes Kumpel nachschleiche, aber scheiß drauf! Was tut man nicht alles für die Liebe?
 

***
 

~Dante~

"Das klappt. Du wirst sehen." Eindringlich sehe ich Colin an. Er wirkt alles andere als zuversichtlich. Erst sah es so aus, dass ihm mein Vorschlag gefallen würde, doch jetzt scheint er wieder daran zu zweifeln. Na ja. Wenigstens haben wir uns nach meinem wütenden Abgang vorhin wieder vertragen. Wie könnte ich ihm auch weiterhin böse sein, so niedergeschlagen, wie er vorhin vor meiner Tür gestanden hat?

"Hoffentlich", murmelt Colin schließlich nervös. Ich kann ihn sogar verstehen. Bei der ersten großen Liebe ist noch alles so neu und ungewiss. Mir ging es damals nicht anders. Aber Colin wird das schon meistern. Da bin ich mir sicher. Leider bin ich mir nicht im Geringsten sicher, ob der DJ auch wirklich der Richtige für meinen kleinen Zögling ist.

Trotzdem: Ich will auf keinen Fall, dass Colin einen Rückzieher macht. Erfahrungen sammeln ist alles. Dazu gehört auch, dass man mal auf den Hintern fällt.

"Nur Mut", spreche ich ihm deshalb zu. "Wenn du ihm was bedeutest, wird er dich nicht wegschicken." Colin nickt und lächelt mich dankbar an. Dann nimmt er mir die Tüte ab, in denen ich ihm die DVDs für sein geplantes Vorhaben hineingestopft habe, und verlässt meine Wohnung.
 

Seufzend fahre ich mir durchs Haar. Erste große Liebe hin oder her, das, was Colin wieder angestellt hat, kann auch nur ihm passieren. Grapscht seinem Schwarm an den Schwängel, und was hat er an den Händen? Chliligewürz!

Bestimmt ist alles nur halb so wild, wie Colin mir erzählt hat, und er macht sich zu unrecht Sorgen. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser DJ ihm verzeiht. Wenn nicht, ist er ein größeres Arschloch, als für den ich ihn sowieso schon halte. Da muss Colin jetzt durch. Drum prüfe, wer sich bindet, kann ich da nur sagen. Obwohl ... Bei Michael und mir hat das auch nicht geholfen. ... Anderes Thema!
 

Ich latsche in meine Küche und öffne den Kühlschrank. Mein Magen knurrt. Obwohl ich keinen großen Appetit habe, doch das kenne ich schon zu genüge. Damals, als mit mir und Michael Schluss war, musste ich mich regelrecht zum Essen zwingen, um nicht vom Fleisch zu fallen. Ein sicherer Beweis, dass ich tatsächlich so was wie Liebeskummer habe. Verdammt!

Laut knallt die Kühlschranktür zu, als ich sie wieder schließe. In den Händen halte ich Wurst und Gewürzgurken. Ein, zwei Brote werden meinem Magen reichen müssen. Ich lege alles auf die Arbeitsplatte und krame einen Teller hervor. Ich will gerade Brotscheiben anschneiden, da klingelt es an meiner Haustür. "Hat Colin was vergessen?", frage ich mich selbst und stiefle zur Haustür.

"Ja?" Nichts. Nur die Geräusche vorbeifahrender Autos. "Hallo? Jemand da?"

/Post/, kräht es dumpf aus meiner Gegensprechanlage. Post? Hm. Na gut. Vielleicht ein Päckchen von Mutter. Sie schickt mir hin und wieder Dinge aus meiner Kindheit, die sie nicht übers Herz bringt, auszumisten. Meist wandern sie dann bei mir in die Restmülltonne. Was soll ich auch mit Spielzeug und Kinderkleidung?

Ohne auf die charmante Wortwahl des Postboten zu antworten, drücke ich den Türöffner und laufe zurück in die Küche.

Als ich Schritte höre, rufe ich ihm zu, er solle die Post einfach in den Flur stellen.

"Brauchen Sie noch eine Unterschrift?", frage ich und beiße in mein Brot.

"Nicht nötig", höre ich eine mir allzu bekannte Stimme.

Erschrocken drehe ich mich Richtung Küchentür und kann meinen Augen kaum trauen.

"Claude?" Mir fällt beinahe das Brot aus der Hand und ich habe Mühe, das Stück in meinen Mund runter zu bekommen. Träume ich? Habe ich Halluzinationen?

"Hey." Er sieht leider völlig real aus. Aber wie um alles in der Welt kommt es, dass er in meinem Flur steht und in meine Küche reinschaut?!

"Überraschung." Das kann er laut sagen!

"Woher weißt du, wo ich wohne?", möchte ich umgehend von ihm wissen, nachdem ich den ersten Schreck überwunden habe.

Claude senkt den Blick und sieht aus wie ein kleiner Schuljunge, der gerade vom Nachbarn eine Rüge bekommt, weil er beim Äpfel klauen erwischt worden ist.

"Ich bin deinem kleinen Freund gefolgt." Was hat er?! "Ich habe ihn zufällig in der Straßenbahn gesehen und bevor ich mich versah, bin ich ihm auch schon nachgelaufen." Ich glaube es nicht!

"Du stalkst Colin?!" Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich schwanke zwischen sauer sein und, haltet mich für bekloppt, Freude.

"Nicht direkt", druckst er herum und kratzt sich im Nacken. "Ich wollte ihn nach deiner Telefonnummer fragen, aber da stand er schon auf und verließ die Bahn." Ich atme laut ein und wieder aus. "Ich musste die Chance nutzen. Verstehst du?" Das kann ich tatsächlich. Und es schmeichelt mir. Auf eine unheimliche Art und Weise.

Jedoch eine Sache raffe ich nicht. "Und wieso hast du dich nicht mit deinem Namen gemeldet?", möchte ich wissen und deute mit dem Daumen Richtung Haustür.

"Ich hatte Angst, dass du mir nicht aufmachst."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. "So ein Unsinn! Warum hätte ich dir nicht aufmachen sollen?"

"Du bist nicht sauer auf mich?"

"Nein." Wie kommt er denn dara... Oh. Natürlich. Ich kann es mir denken. Ich Idiot!

"Ich hab gedacht, ich hätte dich mit irgendwas verärgert. Weil du heute Morgen plötzlich weggelaufen bist." Jetzt bin ich derjenige, der verschämt aus der Wäsche guckt. "Egal was ich getan oder gesagt habe, ich meinte es nicht so." Ach Claude! Du kannst doch gar nichts dafür.

"Es war nicht deine Schuld. Ich musste nur dringend weg", antworte ich ihm ausweichend. Das stimmt ja auch ... irgendwie. "Willst du dich setzten?" Ich nicke auf die kleine improvisierte Sitzecke in meiner Küche. Da sie nicht groß ist, stehen da bloß vier Hocker und ein schmaler Tisch. Es reicht für meine Bedürfnisse. Besonders, da ich ein großzügiges Esszimmer habe.

"Gerne." Claude lächelt mich an und wieder fällt mir auf, wie attraktiv er doch ist.

'Reiß dich zusammen!'

"Möchtest du was zu Trinken?"

"Nein danke." Er setzt sich und ich ziehe mir den Hocker zurecht, damit ich mich ihm gegenüber hinsetzen kann. So ist es bequemer.

"Verrückt, dass du auf einmal hier bist", quatsche ich relativ hilflos drauf los.

"Ich kann auch wieder gehen, wenn es dir jetzt nicht passt." Und da ist er wieder. Der alte, leicht überheblich wirkende Claude. Er grinst mich an und es ist sofort klar, dass er das nur als Scherz gemeint hat. Trotzdem schüttle ich den Kopf und sage, dass es okay ist, dass er hier ist.

"An deiner Stelle käme es mir auch komisch vor, wenn du meinem Kumpel nachgelaufen wärst und vor meiner Matte stehen würdest", sagt er und wischt sich eine widerspenstige Strähne hinters Ohr.

Sein Kumpel? Die Rädchen in meinem Kopf fangen an sich zu drehen.

"Meinst du etwa diesen DJ? Letztens aus dem Velvet. Weißt du noch?"

Claude stutzt kurz. "Meinst du Malik?"

"Ja, genau der."

"Er ist eher ein Bekannter", winkt Claude ab. "Hat dein kleiner Freund mit ihm ...? Du weißt schon." Claudes Augenbrauen wackeln auf und nieder.

"So weit ich weiß noch nicht."

"Echt?"

"Nein. Da gab es ein paar unglückliche ... Unfälle", schmunzle ich.

"Oh. Aber nichts Ernsthaftes?"

"Nein. Hoffe ich jedenfalls." Ob es Colin recht wäre, wenn ich Claude von dem Chiliunfall berichte? "Colin ist gerade auf den Weg zu ihm, um alles wieder gerade zu biegen."

"Zu Malik?" Er sieht mich verwundert an.

"Ja."

"Ohne Scheiß?"

"Ohne Scheiß", antworte ich gedehnt. Warum habe ich plötzlich das Gefühl, dass da was im Busch ist. "Sag es Claude. Was ist mit deinem DJ Bekannten?" Hat mich meine Nase doch nicht getäuscht und dieser Malik ist wahrhaftig ein falscher Fünfziger?

Claude weicht meinem Blick aus und kratzt auf der Holzplatte des Tisches herum.

"Sag mir bitte zuerst, ob Colin sich mehr von Malik erhofft."

"Tut er", antworte ich prompt. Ich glaube, ich ahne bereits, was Claude mir sagen will.

"Shit!" Er kaut auf seiner Unterlippe herum.

"Du willst mir doch nicht sagen, dass Malik bloß an Colins Hintern interessiert ist?"

"Doch, dass will ich", sagt er leise. Ich knirsche mit den Zähnen. "Es tut mir leid für deinen kleinen Freund, aber Malik fickt dich und danach ignoriert er dich. So ist er schon immer gewesen." Ich schlucke. Mehrmals. Wütend stehe ich auf und laufe zum Telefon rüber.

"Was hast du vor?" Claude läuft mir nach.

"Colin warnen", knurre ich. "Er muss das wissen, bevor es zu spät ist!" Jetzt muss ich mich doch einmischen. Solange es noch geht und bevor sich Colin total in den DJ verrannt hat.

Claude verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich gegen die Wand, während er mir dabei zuschaut, wie ich versuche Colin zu erreichen. "Er geht nicht ran. Nur die Mailbox."

"Sprich ihm drauf."

"Das kann ich nicht! Ich kann ihm das nicht per Mailbox sagen." Per Telefon ist schon scheiße, aber so bekäme ich wenigstens seine Reaktion mit.

"Ich weiß, wo er wohnt. Ich könnte dich zu ihm bringen. Auch auf die Gefahr hin, dass Malik mich danach kastriert", schlägt Claude mir vor.

Nachdenklich schaue ich ihn an. Kastriert … Vielleicht ist es doch nicht so dringend, Colin zu warnen.

"Du sagtest, dieser Malik setzt einen erst in die Wüste, wenn er sein Opfer im Bett hatte?"

"Ja", nickt Claude. "Vorher tut er alles, um das Objekt seiner Begierde herumzubekommen."

Ich grinse Claude an. "Gut. Dann reicht es noch, wenn ich Colin später von Maliks wahren Plänen in Kenntnis setzen kann." Claude runzelt die Stirn. "Ich weiß von Colin, dass Malik seinen Schwanz vorerst nirgends wo hineinstecken kann", füge ich erklärend hinzu und grinse noch breiter, als ich an den Unfall mit dem Hähnchengewürz denke.

Wenn sein kleiner Freund gereizt genug ist, wird ihm gar nicht der Sinn nach vögeln stehen. Ich weiß das aus Erfahrung, da mein Auge schon mal eine schmerzhafte Bekanntschaft mit frischem Chili gemacht hat. Das hat Malik verdient! Claude wirkt noch verwirrter. Selbst dabei sieht er umwerfend aus.

Colin und der arschige DJ sind erst einmal vergessen. Ich gehe einen Schritt auf Claude zu, umfasse sein Kinn und hauche einen Kuss auf seinen Mund. Das musste jetzt sein.

"Claude? Es ist besser, wenn du jetzt wieder gehst." So leid es mir tut, aber es geht nicht anders.

Seine grünen Augen wirken ungläubig.

"Was? Wieso?", wispert er. "Habe ich doch was falsch gemacht?"

"Nein", seufze ich. "Es liegt an mir."

Seine vorher so wundervoll vollen Lippen werden zu einem dünnen Strich.

"Es liegt an dir?" Er lacht freudlos auf. "Verstehe!" Claude reißt sich von mir los und stürmt an mir vorbei.

Klar, dass er diesen Satz in den falschen Hals bekommen hat.

Ich schließe die Augen und sehe das Wort Vollidiot vor meinen geschlossenen Augenlidern aufleuchten. 'Arschloch träfe es wohl besser', denke ich und drehe mich um.

"Claude! Warte!" Ich muss es ihm wenigstens erklären.
 

Im Treppenhaus hole ich ihn ein, aber auch nur, weil er gestolpert ist und sich nun am Treppengeländer entlanghangelt. "Warte!", keuche ich erneut und springe vor ihn.

"Geh weg!"

"Du hast dir weh getan!"

"Falsch! Du hast mir weh getan", faucht er und versucht an mir vorbei zu kommen. Klappt aber nicht, da ich ihn festhalte.

"Hör auf zu zappeln und hör mir zu!", grante ich ihn an, so laut, dass meine Stimme im Treppenhaus widerhallt. Das wirkt, auch wenn Claude schmollend an mir vorbei schielt, hält er wenigstens still und scheint mir zuzuhören.

"Ich habe eine Trennung hinter mir", beginne ich, diesmal leiser. "Eine sehr, sehr hässliche." Zögernd sieht Claude mich endlich wieder an. "Ich wurde von meinem langjährigen Partner betrogen und das über einen langen Zeitraum hinweg, wie ich viel zu spät erfuhr." Der angespannte Ausdruck in seinem Gesicht verschwindet. "Ich bin gerne mit dir zusammen. Das mit uns bereue ich nicht. Wirklich. Aber im Moment möchte ich keine allzu große Nähe zu einem anderen Mann. Ich stecke noch zu sehr in meiner alten Beziehung fest, verstehst du?" Die letzten Worte habe ich nur geflüstert. Es laut zuzugeben tut weh. Apropos weh tun. "Und jetzt komm mit hoch, damit ich mir deinen Fuß anschauen kann."
 

~Claude~

Wen interessiert denn hier mein Fuß? Dem geht es wieder gut. Wem es aber nicht gut ist, ist mein armer Dante! Mein süßer verletzter Dante!

Er steht zwei Stufen unter mir und blickt zu mir auf. Er siehst so verletzlich, so liebesbedürftig aus, und während mir seine Worte in den Ohren nachklingen und ich ihn traurig mustere, stellt er sich neben mich, legt seinen Arm um mich und dreht mich um. "Stütz' dich auf mich, dann wird's gehen", sagt er und zieht mich die erste Stufe hoch.

Derjenige, der eine Stütze braucht, bin nicht ich, sondern er. Sieht er denn das nicht? Ich bleibe stehen und schlinge meine Arme um ihn.

"Claude?"

"Das tut mir so leid", hauche ich an seine Schulter. Er versteift sich kurz, dann spüre ich, wie er locker lässt und sich gegen mich lehnt. So ist es gut. Lass dich fallen. Ich fange dich auf, mein Schatz.

Ich streichle ihm über den Rücken und warte ab. Ich werde ihn nicht loslassen, solange er zulässt, dass ich ihn halte.

Dass er sich mir anvertraut hat, bedeutet viel für mich. Sehr viel. Jetzt weiß ich, wie ich mit Dante umzugehen habe. Sicher nicht mit der Hau-drauf-Methode. Ich muss es langsam angehen lassen, Geduld haben, für ihn da sein und auch wenn es mir schwer fällt zu warten. Ich muss ein Freund für ihn werden. Anfangs.

Dante seufzt. Ich halte ihn weiterhin fest, doch er geht einen Schritt zurück und gleitet mir aus den Armen. "Gehen wir lieber hoch", sagt er mit rauer Stimme und hilft mir die Stufen hoch. Dass mein Fuß kaum noch schmerzt, verschweige ich ihm. Ich bin vorhin nur blöd aufgekommen, aber verletzt habe ich mich hundert pro nicht.

Oben, in Claudes Wohnung, bringt er mich in sein Wohnzimmer und lässt mich auf der Couch Platz nehmen. Fürsorglich geht er vor mir auf die Knie und zieht mir den Schuh aus. "Wo tut es denn weh?", fragt er und untersucht meinen Fuß.

"Am Fußballen." Dante fährt mit seinem Daumen darüber. Das kitzelt! Lachend ziehe ich mein Bein an. "Nicht!", gackere ich. "Das kitzelt!" So ein Mist! Wieso muss ich da auch so kitzelig sein?

"Und die Schmerzen?"

"Nicht so schlimm", gestehe ich und beruhige mich wieder. "Pocht nur ein wenig."

Dante nickt und steht auf. "Ich hole trotzdem was zum Kühlen. Leg deinen Fuß hoch." Innerlich am zerschmelzen, schaue ich Dante hinterher. Ist er nicht wundervoll? Wie er sich um mich kümmert, obwohl ich eigentlich gehen sollte. ... Dränge ich mich ihm etwas gerade auf? Oh Gott! Das will ich auf keinen Fall! Ich will ihm nicht zur Last fallen!

Was jetzt? Wenn ich gehe, merkt er, dass ich ein klitzekleines bisschen simuliert habe, wenn ich jedoch bleibe, gehe ich ihm womöglich auf die Nerven. Also Claude? Was tust du?

Viel Zeit zum Überlegen bleibt mir nicht, denn Dante kommt wieder zurück, etwas zum kühlen in der Hand. "Ich glaube, es ist schon besser", sage ich und will aufstehen. "Tut kaum noch weh."

"Nichts da!" Dante drückt mich zurück auf die Couch. "Bleib sitzen."

"Aber du wolltest doch, dass ich gehe."

"Das mit dem wollen ist so eine Sache", flüstert er, setzt sich neben mich und zieht meine Beine auf seinen Schoß. Danach packt er das eingewickelte Kühlding unter meinen Fuß und drückt es sanft auf meinen Fußballen.

"Wie meinst du das?", frage ich ihn, hin und her gerissen, was ich tun soll. Es fühlt sich gut an, wie er sich um mich kümmert, doch wie bereits erwähnt, ich möchte ihm nicht zur Last fallen. Nicht jetzt, wo sich endlich so etwas wie Nähe zwischen uns aufbaut. Keine körperliche Nähe, die haben ja schon längst. Ich meine eine emotionale Nähe. Etwas, was so viel bedeutender ist.

"Na ja, ich will schon, dass du bei mir bleibst, aber dann auch wieder nicht." Dante seufzt und legt seine Hand auf meinen Fußrücken. Nachdenklich mustert er ihn. Hoffentlich habe ich nach dem Tanzen keinen Fußgeruch! Ach iwo. Ich war ja duschen. "Ich glaube, ich weiß selbst nicht, was ich will", flüstert er. Verständlich. Er trauert seiner letzten Beziehung nach. Davon kann ich ihm auch ein Liedchen singen.

"Meine letzte feste Beziehung war vor drei Jahren", plaudere ich drauf los. Dante blinzelt und dreht seinen Kopf zu mir. "Wir lernten uns bei einem Freund kennen. Er war groß, breit gebaut, ein Traum von einem Kerl!" Ich fange an zu grinsen. "Klaus war so ein richtiger Holzfällertyp. Ein wahrer Hingucker. Leider nur auf den ersten Blick." Meine Mundwinkel ziehen sich wieder nach unten. "Er war ein Machoarsch. Durch und durch. Das war jedem spätestens nach einem kurzen Gespräch mit ihm klar. Selbst mir, es war viel zu offensichtlich, aber ich war blind, wollte nicht wahr haben, dass er ein selbstsüchtiger Arsch war.

Kläuschen hat mir von Anfang an den Kopf verdreht, obwohl mich jeder vor ihm warnte und sagte, dass er nichts für mich ist. Ich hörte nicht auf sie. Ich war verliebt." Ich zucke mit den Schultern und lächle traurig. "Wir landeten in der Kiste. Weißt du, ich bin selten passiv, wie dir vielleicht schon aufgefallen sein dürfte. Trotz meiner Vorliebe für Frauenkleider." Ich lächle Dante an, er lächelt zurück. "Aber bei Klaus lief von Anfang an alles anders. Ich tat was er wollte. Das ging so lange, bis ich mich am Ende kaum noch selbst erkannte." Für einen Bruchteil einer Sekunde kehrt dieses Gefühl von damals wieder zurück. Diese Ohnmacht, diese völlige Abhängigkeit. Den Verlust meiner Identität. Es schüttelt mich innerlich.

"Ich war ihm hörig", flüstere ich, schlucke und weiche dabei Dantes Blick aus. Er sagt nichts, streichelt bloß mit dem Daumen über meinen Fußrücken und hört weiter zu. "Als er erfuhr, dass in mir Claudete existiert und ich gern mal am Wochenende in Kleidern und Heels durch die Gegend renne, tickte er total aus. Zu diesem Zeitpunkt waren wir knapp vier Monate lang zusammen gewesen."

"Wie hat er es herausgefunden?", fragt Dante leise.

"Ich hab ihm Claudete vorgestellt", lache ich auf, verziehe direkt danach jedoch das Gesicht. "Ich wusste, dass er etwas dagegen haben würde. Deshalb hatte ich vorher kein Wort darüber verloren, versteckte meine Kleider, was aber gar nicht nötig gewesen war, denn Klaus ist während unserer ganzen Beziehung kein einziges Mal in meiner Wohnung gewesen." Das war nur einer seiner kleinen Psychotricks, mit denen er mich manipuliert hat, wie mir später klar geworden ist.

"Und wie genau hat er auf Claudete reagiert?"

Ich schaue in Dantes Augen. Sie sehen mich liebevoll an. So anders als Klaus damals, der mich nur als sein Besitz angesehen hat.

"Wie gesagt. Er rastete aus", antworte ich tonlos. "Und ich wehrte mich nicht." Ich schlucke den dicken Kloß runter, der sich bei diesem Geständnis in meinem Hals gebildet hat.

Darüber schäme ich mich am meisten. Dass ich mich gegen diesen miesen Kerl nicht zur Wehr gesetzt habe, was so gar nicht meiner Natur entspricht.

"Er hat mich angeschrien, dass ich solche Lumpen nie wieder anziehen soll, und dass ich ihm gehöre und gefälligst das tun soll, was er verlangt." Mein Hals kratzt, weshalb ich heftig schlucken muss. Die Erinnerung daran tut immer noch mächtig weh. "Das sei widerlich, schrie er mich an. Abartig ..."

Dante blickt mich fassungslos an.

"Das ist ja furchtbar! Was für ein Arsch!" Wie wahr. "Wie bist du von ihm los gekommen?"

"Das habe ich Betty zu verdanken. Nach diesem Vorfall habe ich bei ihr Unterschlupf gesucht um meine Wunden zu lecken. Sie redete auf mich ein, half mir wieder klar zu sehen und wieder auf die Spur zu kommen. Und vor allem von Klaus wegzukommen." Traurig aber wahr: Ich wäre beinahe wieder eingeknickt und zu ihm zurückgelaufen.

In der kurzen Zeit, in der wir zusammen waren, hatte er mich dermaßen manipuliert und unter Kontrolle, dass es mich selbst jetzt immer noch erschreckt.

"Und Klaus wollte dich nicht dazu zwingen, wieder zu ihm zurück zu kommen?"

"Doch, das wollte er. Mit Wutausbrüchen und Drohungen. Dann, als er merkte, dass das nicht mehr funktionierte, säuselte er mir das Blaue vom Himmel herunter, schickte mir Blumen und lauter anderen Liebeskitsch, aber ich blieb eisern, nachdem ich endlich begriffen hatte, dass der Kerl ganz und gar nicht gut für mich war.

Betty kostete es jede Menge Nerven, doch sie stand an meiner Seite. Irgendwann gab Klaus auf und suchte sich den nächsten Deppen, den er manipulieren und runtermachen konnte. Im Grunde war er ein Feigling. Und sollte er mir jemals wieder zu nahe kommen, kann er sich auf was gefasst machen." Ich fahre meine Krallen aus und zeige sie Dante.

Er schüttelt den Kopf und wirkt besorgt. "Dass du keine Angst vor ihm hast ..."

"Oh, die hatte ich", gebe ich zu. "Es dauerte etwas, aber ich kapierte, dass Klaus mir nichts antun würde. Nicht mehr."

"Was machte dich so sicher?"

"Na weil Klaus eine feige Sau ist. Er hat mich ständig unterschwellig nieder gemacht, mich unterdrückt, mir eingeredet, ich sei ohne ihn nichts wert und ich habe es zugelassen, schlimmer noch, ich habe es irgendwann auch geglaubt. Nur so konnte er die Kontrolle über mich behalten, wenngleich er ein starker Typ war. Hätte ich mich von Anfang an gegen ihn behauptet, wir wären sicher keine zwei Tage zusammen geblieben. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich weiß mich zu wehren und auch falls Klaus mir jemals wieder an die Gurgel gehen will, ich werde es ihm nicht leicht machen." Ich war früher in einigen Selbstverteidigungskursen. Sicher ist sicher. Und ich frische meine Kenntnisse immer wieder auf. Denn leider gibt es da draußen noch viel mehr Deppen als nur Klaus.

"Wow", sagt Dante nachdenklich. "Ich an deiner Stelle wäre ein totales Frack. Das bin ich ja jetzt schon." Sorgenvoll schaue ich Dante an. Er wirkt richtig abwesend, wie er meinen Fuß hält und ihn weiter kühlt.

So geht das nicht! Dante soll nicht so niedergeschlagen sein! Er soll diesen Michael endlich ad acta legen, auch wenn es schwer fällt, doch das ist der einzige Weg, jemals wieder ein normales Leben führen zu können. Davon kann ich nämlich ein Liedchen singen.

Ich ziehe meinen Fuß weg und richte mich auf.

"Claude! Dein Fuß!"

"Dem geht es wieder gut", winke ich ab und rutsche zu ihm rüber. "Aber dir geht es nicht gut, oder?" Er braucht mir nicht zu antworten, aber als er schwach den Kopf schüttelt, bin ich erleichtert. Er gibt es vor mir zu.

Erneut umarme ich ihn, lege meine Hand auf seinen Hinterkopf und kraule durch sein gelocktes Haar. Dante seufzt und schmiegt sich an mich. Wie wundervoll sich das anfühlt!

"Ich liebe dich", wispere ich leise und stocke. Ach du heiliges Lottchen! Habe ich das eben wirklich laut gesagt?!
 

~Dante~

Mein Herz donnert laut. Das hat er nicht gesagt! Nein! Ich muss mich verhört haben! Ganz sicher!

Aber wieso höre ich diese Worte immer noch in meinen Ohren nachklingen? So laut und glockenklar, als würde er sie immer wieder wiederholen?

Mit steifen Gliedern und trockenem Mund rutsche ich aus der Umarmung und starre in Claudes Gesicht. Er sieht nicht minder erschrocken aus, wie ich.

"Was?", frage ich mit brüchiger Stimme. "Was hast du eben gesagt?"

Ich glaube, das, was nun geschieht, passiert eher selten. Claude öffnet den Mund, schließt ihn wieder und ist sichtlich sprachlos.

Ich stehe auf, laufe ein paar Schritte von der Couch weg und drehe mich wieder um. Claude sitzt immer noch da und glotzt mich erschrocken an.

"Du kannst nicht in mich … Das geht nicht!", japse ich beinahe schon hysterisch. "Wir kennen uns gar nicht! Wir hatten bloß Sex miteinander! Mehr nicht!" Oh, ich weiß selbst, dass das eine Lüge ist. Natürlich weiß ich, dass er in mich verliebt sein kann. Ich habe es ja auch schon geahnt. Trotzdem. Er DARF nicht in mich verliebt sein!

"Sag, dass das nicht stimmt! Sag, dass ich mich verhört habe!" Bitte! Bitte sag es, sonst habe ich keine Ahnung, wie ich jemals wieder mit dir umgehen soll.

"Das kann ich nicht", wispert er mit dünner Stimme. "Weil es wahr ist. Ich habe mich in dich verliebt." Von irgendwo her rast gerade ein Vorschlaghammer auf mich zu und trifft mich so fest vor die Brust, dass mir die Luft aus den Lungen gedroschen wird.

"Geh. Geh jetzt endlich", vordere ich ihn auf. "Ich will dich nicht mehr sehen." Es tut so weh! Ich will nicht, dass er geht, aber ich kann ihn auch nicht auf meiner Couch hocken lassen.

"Willst du das wirklich?" Ich nicke. Claude stürzt die Lippen und sieht verletzt aus. Er tut mir leid, doch es geht nicht anders. "Okay. Dann gehe ich." Erleichtert schaue ich ihm dabei zu, wie er seine Schuhe anzieht und aufsteht. "Aber ich werde wiederkommen", sagt er und kommt auf mich zu. Ich gehe zwei, drei Schritte zurück, dann habe ich plötzlich die Wand im Rücken.

"Ich lasse nicht zu, dass du wegen deinem Ex keine Liebe mehr in deinem Leben zulässt. Hörst du?" Ich schlucke hart. Was redet er da? Er will nicht zulassen, dass ich keine Liebe mehr zulasse? Wie will er das denn tun?

"Dante? Ich will dich. Und was ich will, das bekomme ich auch." Ist der größenwahnsinnig?!

Am liebsten würde ich anfangen laut zu lachen, wäre da nicht der Umstand, dass Claude sich mir immer näher schiebt und auf einmal dicht vor mir stehen bleibt. Er sagt nichts mehr, aber seine grünen Augen starren mich gierig an. Mein Puls rast, mir wird leicht schwindelig und ich bin unfähig mich zu bewegen. "Bis bald", flüstert er und macht Anstalten mich zu küssen, tut es dann aber doch nicht, sondern grinst nur, läuft an mir vorbei, verlässt das Wohnzimmer und dann meine Wohnung.
 

Alle Anspannung weicht aus mir. Ich sacke in mir zusammen, wie ein alter Boxsack, bleibe jedoch stehen. "Der spinnt doch!", krächze ich. "Der ist vollkommen irre!"

Leider glaube ich, dass ich auch nicht mehr so ganz taufrisch im Oberstübchen bin. Sehr wahrscheinlich bin ich sogar noch wahnsinniger als er.

"Verdammt! Du bringst mich noch ins Irrenhaus, du dämlicher Volltrottel!"
 

******
 

Fara: Jaaaa! Gibs ihm, Claude!

Claude: Logisch werde ich es ihm geben. Schön hart … *zwinker, zwinker*

Dante: Ihr seid doch bekloppt! *umständlich die aufflammende Erregung in meiner Hose zurechtrücke*

Fara: Höhöhöhö. Siehste Claude? Den bekommen wir noch weichgekocht.

Claude: *Fingernägel am Shirt poliert* Klar. Was denkst du denn? Schwierige Fälle sind doch mein Spezialgebiet.

Dante: *Verkrümelt sich schmollend im Badezimmer*

Fara: Der is noch ne größere Diva als Claude. *Kopfschüttel*
 

* Nur so, falls ich jemanden verärgern sollte. Claude darf Tunte sagen. Er ist ja selbst eine :-P

Claude: Jawohl! Und was für eine *mit tiefer Stimme redet*

Fara: Hach Claude. Ich liebe dich einfach.

Claude: Ich weiß, Schätzchen. :-*
 

Ja, ich bin bekloppt. Aber so macht das Leben auch wenigstens Spaß xDDD

Wunsch 05 - Eine kleine Fee

Hallölleee!

Ja, bin wieder sehr spät dran mit dem nächsten Kapitel. Und zu meiner Verteidigung habe ich auch nichts zu sagen :-P

Wird es bei euch langsam auch weihnachtlich? Ich freue mich schon richtig, denn bald kann ich euch endlich meine Adventsgeschichte präsentieren, die mir dank der weihnachtlichen Stimmung überall überhaupt nicht mehr aus dem Kopf geht. Bin schon gespannt, ob sie euch auch so gut gefallen wird wie mir ^^

Hach! Ich glaube, ich lese mir die Adventsstory gleich nochmal durch xD
 

Euch wünsche ich erst einmal viel Spaß mit Claude und Dante ^^

Eure Fara, die jetzt einen Abstecher nach Lappland macht :-P
 


 

Wunsch 05 - Eine kleine Fee
 

~Dante~

Ich zucke zusammen, so fest schlägt die Tür neben mir zu. Das ist ja wohl ein Schuss in den Ofen gewesen. Colin ist schon wieder stinkig auf mich. Diesmal, weil ich ihm das gesagt habe, was Claude mir über seinen DJ berichtet hat. Er glaubt mir nicht. Hat mich sogar beschimpft, ich würde nur sein Glück torpedieren, weil ich mich gegen meins so vehement wehren würde.

Bevor ich nämlich diese unschöne Sache zur Sprache gebraucht habe, erzählte ich ihm von der letzten Begegnung mit Claude.

'"Er sagte, dass er nicht zulässt, dass ich mich vor der Liebe verschließe und dass er mich will und immer das bekommt, was er will"', erzähle ich ihm.

'"Recht hat er!"', pflichtete Colin ihm beim. '"Gib die Liebe nicht auf, Dante. Das würdest du mir auch predigen, wäre ich in deiner Situation. Und es wäre richtig. So hart es klingt, Michael ist Vergangenheit. Du darfst nicht zulassen, dass du deswegen allen anderen Männern misstraust."'

Hat er Recht? Wenn auch nur ein klitzekleines bisschen? Gönne ich es Colin nicht, dass er glücklich verliebt ist, weil ich kein Vertrauen mehr fassen kann?

Ach, was für ein Schwachsinn! Ich habe ihm das doch nicht aus Bosheit gesagt, sondern um ihn vor einem größeren Schaden zu bewahren.

Dieser Malik ist ein falscher Fünfziger, wie ich mir bereits gedacht habe! Ginge es mir nicht so scheiße, würde ich Colin nun nachlaufen und versuchen, noch einmal mit ihm zu reden, aber ich bringe es zur Zeit mental nicht fertig, mich auch noch um seine Liebesangelegenheiten zu kümmern.

Ich bin ja auch nur in die Praxis gekommen, damit ich es ihm sagen kann. Was er schlussendlich damit anfängt, bleibt ihm überlassen. Und wer weiß? Vielleicht ist er jetzt vorsichtiger und aufmerksamer und begreift allmählich, dass Malik nicht der ist, für den er ihn hält.
 

Müde und völlig fertig quäle ich mich auf die Beine und schlurfe aus dem Pausenraum der Tierarztpraxis, in dem mich Colin einfach hat sitzen lassen. Ich sehe ihn bei den Aufwachkäfigen stehen, indem die frisch operierten Tiere liegen. Er schaut weder zu mir, noch habe ich vor, zu ihm zu gehen. Ab nach Hause. Es hätte momentan sowieso keinen Sinn, jetzt mit ihm weiter reden zu wollen.

Eigentlich müsste ich mich auch mal wieder um meine Arbeit kümmern, aber ich habe einfach keinen Antrieb dazu. Was interessiert mich diese dämliche Buchhaltung? Die Fristen vom Finanzsamt liegen noch in weiter Ferne. Also kein Grund zur Besorgnis. Außerdem werde ich nicht gerade von Leuten überrannt, die mir ihre Steuererklärung überlassen. Ich kann es mir mal leisten, ein, zwei Tage die Zahlen ruhen zu lassen und mich nur auf mich zu konzentrieren. Nur, will ich das? Über mich nachdenken, was unweigerlich dazu führt, dass ich über Claude nachdenke?

Ich verdränge es, mir die Frage zu beantworten und fahre nach Hause. Dort leere ich meinen Briefkasten, schleppe die Post mit hinauf in meine Wohnung und gehe sie anschließend durch. Nichts aufregendes, bis auf eine Geburtstagseinladung. Nächste Woche steigt eine Überraschungsparty für einen alten Bekannten von mir. Mal schauen, ob ich da hingehe. Zuerst muss ich mir über einige Dinge klar werden. Über sehr wichtige Dinge ...
 

~Claude~

"Wunderbar Mädels! Das war klasse!" Betty klatscht begeistert in die Hände.

Schnaufend wie ein Renngaul wische ich mir den Schweiß von der Stirn.

"Bis zur Feier muss ich mir mehr wasserfestes Make-Up besorgen", ächze ich und schnappe meine Wasserflasche.

"Du bist wohl nicht mehr im Training, was Claudete?"

Ich werfe Olga Orgasmus* giftige Blicke zu. "Besser als du", keife ich zurück. "Deine Perücke sitzt schief." Nimm dass!

"Hört auf zu zanken Mädels. Wir sind schließlich Ladys." Betty schlichtet und Olga trippelt in ihren Highheels in Größe 51 davon.

Ich puste mir ein paar lose Strähnen von der Stirn. Da das aber nichts hilft, fliegt meine Perücke kurzerhand von meinem Kopf. Luft!

"Wann geht die Feier eigentlich los?", möchte ich von Betty wissen, die gerade dem großen Gettoblaster den Stecker zieht.

"Um halb eins."

"So früh schon? Und wann ist unser Auftritt?"

"Um drei." Na das geht ja noch. "Noch was vor Vormittags?" Betty grinst mich an.

"Weiß noch nicht", gebe ich zu. "Mal schauen, was Dante dazu sagt."

Sie schaut mich erstaunt an. "Ihr habt euch also nochmal getroffen?" Ich nicke. "Ja und? Wie lief es?" Betty guckt mich höchst neugierig an.

"Nicht so dolle", gebe ich zu. "Aber ich habe mir deinen Rat zu Herzen genommen und werde im ihn kämpfen." Falls nötig mit allen mir möglichen Mitteln. Allerdings ganz behutsam.

"Richtig so! Nur nicht aufgeben. Für die Liebe muss man alles geben."

"Das habe ich vor", bestätige ihr und helfe noch schnell beim Aufräumen, ehe ich unter die Dusche springe.
 

Erfrischt und umgezogen packe ich meine Tasche und verlasse die Tanzschule. Ob ich mal bei Dante klingeln soll? Jetzt, da ich weiß, wo er wohnt, könnte ich ihm doch einen kurzen Überraschungsbesuch abstatten. Aber einfach so? Mit leeren Händen? No way! Schließlich will ich ihn ja umgarnen, nicht?

Also: Was bringe ich meinem Herzbuben denn schönes mit? Blumen?

"Zu früh." Die gibt es erst, wenn wir uns noch etwas näher gekommen sind.

"Hm …" Ich stehe vor einer kleinen Chocolatier. "Pralinen?" Die mag nicht jeder und es gibt so viele davon. Ich muss erst herausfinden, auf was mein göttlicher Dante steht. Schoki-mäßig gesehen. Seine Bettvorlieben kenne ich ja bereits.

Weiter vorn erblicke ich eine Bäckerei. Ich schaue auf die Uhr. Halb Zwölf. Für Frühstücksbrötchen ist es schon viel zu spät. Und für Kaffee und Kuchen noch zu früh. Frustriert bleibe ich auf dem Bürgersteig stehen.

Ich wünschte, eine kleine Fee würde auftauchen und mir verraten, was meinem Liebsten gefallen könnte!

"Mist!" Was könnte ich ihm nur mitbringen?

Eine mir entgegenkommende Passantin schaut mich erschrocken an.

"Was bringt man seinem Traummann mit, dem man einen ganz zwanglosen Überraschungsbesuch abstatten möchte, damit er sich endlich in einen verliebt?", frage ich sie, erwarte aber erst gar keine Antwort.

Zu meiner Überraschung bleibt sie stehen. Sie mustert mich kurz und legt die Stirn in Falten.

"Soll es was sein, dass auf etwas Spezielles anspielt?" Öh …

"Erstmal nicht. Nein." Ich schüttle den Kopf.

"Also keine Flasche Badeschaum." Badescha…? Ich fange an zu lachen.

"Die Idee ist köstlich! Die werde ich mir aber für ein späteres Treffen aufheben." Ganz bestimmt! "Außerdem muss ich erst herausfinden, ob er überhaupt eine Badewanne hat."

Sie nickt mich lächelnd an.

"Gut. Wie wäre es dann mit einem Eis? Bei dem schönen Wetter geht so was doch immer." Eis, hm?

"Gar keine schlechte Idee", überlege ich laut. "Super! Danke! Du hast etwas gut bei mir, liebe Fee."

Sie grinst mich frech an.

"Das nächste Mal, wenn wir uns über den Weg laufen, bekomme ich also ein Eis spendiert?"

"Ganz sicher!"

"Wenn das so ist, viel Glück mit deinem Eis-Lover." Sie hebt beide Hände und drückt mir die Daumen. Na wenn das mal nichts hilft!
 

Eine Eisdiele ist schnell gefunden.

Da ich nicht weiß, welche Eissorten Dante antörnen, bestelle ich querbeet. Zwei Becher mit verschiedenen Fruchteissorten und zwei mit Schoko, Sahne, Kaffee und so weiter und so fort. Der Typ hinter der Theke war sogar so nett, mir eine Dose Sprühsahne zu verkaufen. Was Dante und ich mit ihr alles noch so anstellen könnten … Diese Fantasien versuche ich strengstens zu unterdrücken. Noch, wohlgemerkt. Denn vor der Leidenschaft will noch ein gutes Fundament gelegt werden. Das braucht mein Schatz Dante, wie ich seit gestern weiß.

Als mir der nette Italiener die vollen Eisbecher vor die Nase stellt und mir das Wechselgeld rausgibt, muss ich grinsen. Dante Alighieri auf dem italienischen zwei Eurostück prangt mir entgegen. Das werde ich mir als Glücksbringer in die Hosentasche stecken.

Jetzt kann nichts mehr schief gehen!
 

~Dante~

Mein Magen knurrt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon Mittag ist.

Heute ist mein Magen aber mal pünktlich. Obwohl ich gar keine Lust habe, etwas zu essen.

'Claude …'

Allmählich frage ich mich wirklich, ob ich gestern nicht überreagiert habe. Doch selbst wenn es so ist, das ändert nichts daran, dass ich mich momentan auf nichts Neues einlassen möchte. Da kann er noch so laut herum tönen, dass er mich will.

Am besten, ich gehe ihm das nächste Mal aus dem Weg, wenn ich ihn sehe. Genau. Ich tue einfach so, als ob ich ihn nicht kennen würde und zeige ihm die kalte Schulter. Claude ist ja nicht dumm. Irgendwann wird er einsehen, dass er sich an mir die Zähne ausbeißt

Ding Dong! Hm? Da hat jemand geklingelt.

Ich stehe auf und drücke auf den Knopf der Gegensprechanlage. "Ja?"

/Ihre Bestellung/, sagt eine Stimme mit italienischem Akzent.

"Ich habe nichts bestellt", brumme ich stirnrunzelnd.

/Iche abe eine Bestellung auf Ihren Namen. Für Gelati./

Ich halte kurz die Luft an. "Claude?" Ein lautes Seufzen ertönt.

/Wie hast du mich erkannt? Ich habe extra die Stimme verstellt./ Ein fetter Kloß bildet sich in meinem Hals.

"Geh", krächze ich. Mein Finger, der auf dem Knopf der Gegensprechanlage liegt, fängt an zu zittern.

/Aber das Eis schmilzt./

"Ich esse kein Eis." Schwer rutscht der Finger vom Knopf.

Wieder klingelt es, aber dieses Mal ignoriere ich es geflissentlich.
 

~Claude~

"Dante? … Hallo?" Das Brummen aus der Anlage ist verstummt. "Sturer Idiot!"

Mit knirschenden Zähnen drücke ich wild auf den vielen Klingelknöpfen herum. Einer wird mir schon aufmachen. Und tatsächlich. Nach ein paar unschönen Worten, die mir entgegen gebrummt werden, drückt jemand auf den Summer. "Dankeschön", trällere ich kacken-fröhlich ins Sprechteil und stürme ins Gebäude.

Auf den Weg nach oben in Dantes Stockwerk kann ich förmlich die wütenden Blicke der Hausbewohner hinter den Türspionen spüren. Aber die sind mir piep-egal. Sind ja nur neidisch, dass ihnen kein heißer Typ eine süße Abkühlung vorbeibringt.

Vor Dantes Wohnungstür angekommen, überlege ich kurz, wie ich weiter vorgehen soll. Wenn ich einfach anklopfe und er mich im Spion entdeckt, reagiert er sicher nicht.

Hm. Auf die Schnelle fällt mir aber nichts besseres ein, als anzuklopfen. Falls er mich wirklich nicht reinlässt, muss ich eben so einen Radau machen, dass er sich zwecks angepisster Mitbewohner gezwungen sieht, mich einzulassen. Mehr als schief gehen kann es nicht, oder?
 

~Dante~

Ich glaub's nicht! "Hey!" Da hämmert jemand wie ein Bekloppter gegen meine Wohnungstür. Wer das ist, darüber muss ich nicht lange nachgrübeln.

"DAHAANTE!!!", trällert es durch die geschlossene Tür. Hat der sie noch alle?!

"Hau ab!", brülle ich zurück, ohne Erfolg.

"Ich hab Eis dabei! Mach auf!"

"Geh!"

Das Hämmern geht weiter. "DAAANTEHEEHEHEEEE!"

"Hör auf damit!", keife ich und schaue durch den Türspion.

"Erst wenn du mich in dein Burgzimmer lässt", grinst er. "DAAAAHAAANTEEE!"

"Oh verdammt!" Sauer reiße ich die Tür auf. "Bist du bekloppt?! Das ganze Haus hört dich doch!"

"Ich weiß", meint er, grinst noch eine Spur breiter und drängelt sich dreist an mir vorbei. "Hast du Löffel da? Ich mag diese kleinen Plastiklöffel nicht. Da schmeckt das Eis doch gar nicht mit."

In bester Plauderlaune schreitet Claude Richtung Küche und ich kann nichts weiter tun, als ihm mit offenen Mund nachzustarren. Wie ist denn das jetzt wieder passiert?

Dieser Schuft hat es wieder geschafft, mich herumzubekommen. Wie macht er das nur immer?

Notgedrungen folge ich Claude in die Küche. Er hat schon angefangen, das Eis aus der Papierummantlung zu befreien.

"Erwartest du noch Besuch?", frage ich ihn schnippisch, als ich sehe, mit wie vielen Eisbechern er hier angetanzt ist.

"Ich wusste nicht, was du magst", sagt er achselzuckend. "Hab von jedem etwas." Hat man da noch Worte? "Und?"

"Was und?"

"Wo hast du deine Löffel?"

Ich atme tief ein und wieder aus. Geschlagen krame ich zwei Eislöffel hervor. Den werde ich wohl nicht so schnell los.

"Oh wie toll! Du hast ja richtige Eisdielenlöffel!" Claude bekommt große Augen und freut sich wie ein kleines Kind, als er sich einen der Löffel schnappt und in seinen Händen herumdreht.

Ich kann nicht anders und fange an zu grinsen. Gegen seine Art bin ich einfach nicht Immun.

"Ach was soll's", seufze ich, setze mich ihm gegenüber und klaube mir einen Löffel von einem der randvoll gefüllten Eisbecher. Hm … Melone.
 

~Claude~

Dante isst! Wie mich das freut!

Wie in so einem Naturfilm, in dem ein wackerer Naturbursche sich einem wilden Tier stellt, mit ihm zusammen lebt und es sich so langsam an ihn gewöhnt, bis es ihm aus der Hand frisst. Ab heute nenne ich mich Löwenbändiger Claude!

"Hast du deinem kleinen Freund schon erzählt, was ich dir über Malik gesagt habe?", frage ich Dante. Nicht, dass es mich brennend interessiert, dazu kenne ich das kleine Kätzchen noch nicht gut genug, aber als Gesprächseinstieg ist dieses Thema hervorragend geeignet.

"Ja. Heute morgen", antwortet Dante mir und probiert sich durch die verschiedenen Eissorten.

"Und? Lässt er jetzt die Finger von dem heißen DJ?"

"Keine Ahnung." Dante zuckt mit den Schultern und leckt seinen Löffel ab. Mir bleibt kurz die Luft weg. Diese Zunge … "Er hat mich sauer angeschrien und beleidigt, bevor er mich einfach hat sitzen lassen."

"Oh. Das tut mir leid." Tut es wirklich. "Wegen mir hast du jetzt Krach mit ihm."

"Quatsch. Colin kriegt sich wieder ein. Er muss das nur verdauen und danach wird er hoffentlich ein genaueres Auge auf diesen Typen haben."

Ich nicke nachdenklich. "Es ist furchtbar, wenn man an den Falschen gerät, es aber selbst nicht sieht."

Dante schaut vom Eis auf und mustert mich. "Du meinst wegen diesem Klaus?"

"Auch", lächle ich schmal. "Leider war er nicht mein einziger Fehlgriff." Dantes fragender Blick lässt mich fortfahren. "Ein Kerl, der ganz gern mal seine weibliche Seite auslebt, hat nicht immer die besten Chancen auf dem Singlemarkt."

"Das Eine hat doch mit dem Anderen nichts zu tun", sagt Dante stirnrunzelnd.

"Ach nein?"

"Finde ich nicht."

Mein Mund zieht sich zu einem schmalen Strich zusammen.

"Sicher? Wer war denn hier derjenige, der einer gewissen Claudete so unmissverständlich gesteckt hat, dass er nur auf ganze Kerle steht?" Und mit einem Mal wirkt Dante leicht ertappt.

"Damals kannte ich dich ja noch nicht", brummelt er und wird tatsächlich leicht rosa um die Nase herum.

"Ach? Und jetzt tust du es?" Das Eis ist vergessen. Neugierig wie ich eben bin, sauge ich jede noch so kleine Gesichtsregung Dantes in mich auf.

"Als ob du das nicht wüsstest", meint er ausweichend und stopft sich eine große Ladung Eis in den Mund. Ja, ja. Bloß keinen Grund zum Reden mehr haben, was?

Dann rede ich eben für dich, Mr. Hot-and-Sexy-dein-Arsch-gehört-bald-mir.
 

~Dante~

Claude mustert mich eingehend. Das gefällt mir gar nicht.

Ich lutsche auf dem verflucht kalten Eis herum, versuche dabei keine Miene zu verziehen und schaufle schon die nächste Fuhre Eis auf meinen Löffel, noch bevor ich alles hinuntergeschluckt habe.

"Bedeutet das, dir war unsere erste gemeinsame Nacht unangenehm?"

Mir rutscht der Löffel aus der Hand und ich fange an zu Husten.

"Was?", krächze ich und schlucke hastig. "Wie kommst du denn … darauf?" Fuck! Meine Speiseröhre ist vereist!

"Na ist doch ganz einfach. Erst steigst du mit mir in die Kiste und danach höre ich von dir kein Wort mehr von dir. Also schließe ich daraus, dass dir die ganze Sache unfassbar peinlich ist, von mir, einer wahren Lady, vernascht worden zu sein. Hätten wir uns nicht zufälligerweise vor dem Tanzstudio getroffen, hätte ich nie wieder von dir gehört, stimmt's?"

"Claude, dass ..."

"Hast du meine Nummer überhaupt noch?" Anklagend sieht Claude mich an. Ich kann nicht antworten, denn in meinem Hals kratzt es wie verrückt. Daran ist nur das verdammte Eis schuld!

"Verstehe", haucht Claude und steht auf. "Und ich Idiot dachte wirklich, seit unserem letzten Treffen wäre was zwischen uns entstanden."

"Claude. Warte doch!" Mir bleibt fast das Herz stehen, als ich ihn aus der Küche stürmen sehe.

So schnell wie jetzt war ich schon lange nicht mehr auf den Beinen. "Claude!"
 

~Claude~

Wieso muss ich bei ihm immer so ein Drama abziehen, ehe Mr. Gefühlsklotz mal etwas aus sich herauskommt, hm?

Natürlich will ich nicht abhauen und ich weiß, dass meine Vorwürfe nicht der Wahrheit entsprechen. Dazu kenne ich diese miesen Typen, die einen nur ausnutzen, viel zu gut. Dante gehört eindeutig nicht in diese Kategorie. Aber wenn ich ihn nur so aus seinem Schneckenhaus bekomme, muss ich eben ein wenig tricksen und die eingeschnappte und verletzte Diva spielen. Das es klappt, zeigen mir die aufgeregten Schritte hinter mir.

"Claude! Warte bitte! Nur kurz."

"Wozu?", frage ich ihn theatralisch und stehe schon vor der Wohnungstür. Noch habe ich sie nicht geöffnet, was ich auch gar nicht vorhabe. Freiwillig verlasse ich meinen göttlichen Dante ganz sicher nicht.

"Hier!" Hektisch zieht er die Schublade der kleinen Kommode auf, die im Flur steht. "Irgendwo hier ist es …"

Ich versuche mir meine Belustigung nicht anmerken zu lassen. Sieht richtig ulkig aus, wie er da fast schon panisch in dem ganzen Krims-Krams-Chaos herumkrammt, der in der Schublade sein Dasein fristet.

Ich kann mir schon denken, was er da sucht und ich muss zugeben, jetzt schnappe ich doch etwas ein. Hat er wirklich den Zettel mit meiner heiligen Telefonnummer in diese chaotische Kram-Schublade gesteckt?!
 

~Dante~

Scheiße, wo ist dieser verdammte Zettel?! Ich hatte ihn doch hier rein gelegt, zusammen mit meinen Schlüsse… AH! "Hab's!", juble ich erleichtert und halte das kleine Stück Papier in meinen Händen, auf den Dante mir damals seine Nummer notiert hat.

"Hier!" Angespannt zeige ich ihm den Zettel. "Ich habe sie nicht weggeworfen."

"Wieso hast du ihn da reingestopft?" Sichtlich pikiert deutet er auf meine, zugegeben, nicht sehr aufgeräumte Schublade. Äh …

"Das war … also das … war so. Ich hab ihn zusammen mit meinem Schlüssel hier rein getan, weil ich das … ich mach das immer so." Innerlich trete ich mir fest gegen das Schienbein. Was stottere ich mir denn hier zurecht? Hab ich sie noch alle?

Claude sieht erst mich, dann das Stück Papier an. Keine Ahnung, was gerade in ihm vorgeht.

"Du stopfst die Telefonnummern deiner Verehrer immer in eine Krims-Krams-Schublade?" Ich schüttle den Kopf, nicke dann jedoch. Keine Ahnung, was ich darauf erwidern soll. Eigentlich bekomme ich gar nicht so viele Telefonnummern von irgendwelchen Verehrern. Nicht, dass ich keine hätte, ein paar sind schon gewesen, aber normalerweise gehe ich nie soweit, dass es zu irgendeinen Nummernaustausch kommt.

"Sind da noch mehr drinnen?", möchte er wissen und zeigt abermals auf das Durcheinander in der Kommodenschublade.

"Nein", gebe ich zu.

"Dann bin nur ich da drin gelandet?"

"Ja." Das läuft nicht gut. Ganz und gar nicht.

"Hm", macht er und legt den Kopf schief. "Damit kann ich leben." Hä?

Und ehe ich mich versehe, hänge ich auch schon in Claudes Armen und bekomme seine Lippen aufgedrückt.

Erst versuche ich mich von ihm zu lösen, doch meine Gegenwehr schwindet so schnell, dass es mir schon Angst macht.

Was macht dieser Kerl nur mit mir? Wieso habe ich ihm absolut nichts entgegen zu setzen und lasse mich immer wieder auf ihn ein?
 

~Claude~

Oh Dante! Mein göttlich-heißer sexy, nach Melonen-Eis schmeckender Dante!

Im Endeffekt ist es doch total Schnuppe, wo du meine Nummer schlussendlich aufbewahrst, auch wenn es mich im ersten Moment etwas gekränkt hat. Von mir aus auch in irgendeiner Chaos-Schublade. Aber noch besser ist, dass du sonst keine anderen Nummern neben meinen gibt!

Du kannst mir sagen, was du willst, aber wir zwei, du und ich, Dante und Claude, wir gehören zusammen!

Das musst du nur noch in den hübsches Köpfchen bekommen. Und dabei werde ich dir helfen. Ganz langsam, Stück für Stück, mir vielen Streicheleinheiten und Küssen und …

"Dante?" Laute Schritte jenseits der Tür, dann ein Klopfen. "Bist du da?" Scheiße! Muss das Kätzchen jetzt schon wieder stören?!

Unser wunderschöner Kuss endet abrupt und ich lande unsanft neben der Kommode an die Wand gedrückt.

"Sorry, aber …" Dante deutet auf die Tür neben mir.

Seufzend stoße ich mich von der Wand ab und mache Platz. Für's erste geschlagen (von einem halbwüchsigen Kätzchen!), trotte ich zurück in die Küche und mache mich wieder über das angeschmolzene Eis her. Frustfressen.

Am liebsten würde ich mir noch eine Kippe anstecken, aber ich weiß nicht, ob Dante das so toll finden würde. Zwar weiß ich, dass er auch hin und wieder eine quamt, aber nicht, ob er das in seinen eigenen vier Wänden tut. Jedenfalls riecht es hier nicht nach kaltem Rauch. Also vermute ich mal, dass er hier drinnen rauchfrei lebt.

Bleibt mir also nur das halb zerlaufene Eis.
 

Es kommt mir eine Ewigkeit vor, bis Dante endlich wieder auftaucht. Zu meinem großen Bedauern folgt ihm sein kleiner Freund.

"Oh", maunzt dieser und guckt mich mit großen Kätzchenaugen an. Recht niedlich. Kein Wunder, dass Malik ihn unbedingt vernaschen will. "Hy."

"Hy Kätzchen", antworte ich ihm und spiele mit meinem Löffel im Eismatsch. "Auch ein wenig aufgetautes Eis?" Wenn er schon mal hier ist, kann er uns auch helfen, das Zeug zu vernichten.

"Colin? Das ist Claude." Ich winke dem immer noch leicht verschreckten Colin mit den Fingern zu.

"Du hast Dante also alles erzählt. Über Malik."

"Erraten. Und? Hast du ihm den Arsch aufgerissen?" Das hätte ich zu gern gesehen.

"Nein."

"Schade." Verdient hätte er es allemal.

"Wieso? Ich dachte, er sei ein Freund von dir."

"Freund wäre zu viel gesagt. Eher ein Bekannter. Man kennt sich in der Szene eben." Ich zucke mit den Schultern.

Dante und Colin setzen sich mir gegenüber. Dabei starrt mich dieser kleine Colin weiter an, als sei ich das achte Weltwunder. Und das, obwohl ich heute gar nicht als Claudete unterwegs bin.

"Was?", frage ich ihn daher leicht genervt.

"Liebst du Dante?" Na hoppla! Das nenne ich mal direkt.

"Colin!" Dante ist ganz geschockt über die Frage des kleinen Flausch-Kätzchens.

"Tue ich", antworte ich ihm, schaue dabei jedoch Dante an, dessen Kopf daraufhin sofort zu mir fliegt. Süßlich grinse ich ihn an. Ja, guck nur so erschrocken wie ein kleines Kaninchen vor der Schlachtbank. Das ändert auch nichts daran, dass ich dich bald vernaschen werde. Mit Haut und Haar, mein göttlicher Dante. Und das bis ein dein Lebensende.
 

~Dante~

Wie kann Colin bloß so eine Frage stellen? Hat ihm sein Liebeskummer jetzt völlig das Hirn vernebelt?

"Das ist schön", sagt er wahrhaftig zu Claude und seufzt. "Dante liebt dich nämlich auch."

Kennt ihr das? Wenn ihr das Gefühl habt, euch gleich in sämtliche Atome eures Körpers aufzulösen? Wenn es in euren Ohren laut rauscht, eure Beine drohen nachzugeben, weil euch unter den Füßen der Boden weggerissen wird?

Genau so fühle ich mich gerade.

"Ich weiß", höre ich Claude sagen. "Doch er versperrt sich noch total dagegen."

"Gib ihm Zeit. Das mit Michael nagt noch sehr an ihm."

"Das habe ich schon geahnt. Aber ich werde ihm schon helfen, das zu überwinden. Nicht wahr, mein Liebster?"

Zwei Augenpaare mustern mich. Das eine gespannt, das andere amüsiert. Welches nun zu welchem gehört, das dürft ihr selbst aussuchen. Für mich sind beide Blicke furchtbar.

"Ihr habt sie doch nicht mehr alle", krächze ich und stehe auf. Ich muss hier weg!
 

~Claude~

"Nun haben wir ihn verschreckt", schmolle ich und sehe Dante in den Flur stürmen.

"Der beruhigt sich schon. Dante muss man manchmal zu seinem Glück zwingen."

"Das Gefühl hatte ich auch schon des Öfteren."

"Nicht aufgeben."

"Sicher nicht", grinse ich. Colin lächelt zurück. "Das mit Malik tut mir leid", sage ich wahrheitsgemäß zu ihm, was sein Lächeln sofort zum Verschwinden bringt. "Aber wenigstens war es noch nicht zu spät … oder?"

Colin legt den Kopf schief und grinst bitter.

"Das zwar nicht, aber es hat dennoch weh getan, die Wahrheit zu erfahren."

"Dann hast du Dante also geglaubt?"

"Erst nicht. Aber dann bemerkte ich es selbst. Malik ist ein Arschloch, der nur auf seinen eigenen Spaß aus ist und auf die Gefühle anderer pfeift."

"DJ's!", seufze ich. "Immer dasselbe mit denen." Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die, die ich kenne, sind meist ganz schöne Flittchen. Wer immer feiert und in Clubs auflegt, hat wohl auch genügend Gelegenheiten zum Vögeln.

"Am liebsten würde ich ihm eine Lektion verpassen. Eine, die er nie wieder vergisst." Colin guckt nachdenklich auf die Eisbecher. Es liegt so viel Schmerz in seinen kleinen Katzenaugen, dass es mir in der Seele schmerzt.

Hm … Malik eins auswischen ...

Gar keine schlechte Idee. Das würde dem Kerl zumindest für einige Zeit den Wind aus den Segeln nehmen. Es ist nicht so, dass ich Malik hassen würde, aber ich weiß, wie viele Herzen er schon gebrochen hat. Und wahrscheinlich auch noch brechen wird.

"Hast du schon einen Plan?", frage ich das kleine Kätzchen daher.

"Einen Plan?"

"Ja. Wie du ihm mal so gehörig den Marsch bläst." Der Kleine schüttelt den Kopf. Er sieht noch arg mitgenommen aus. Herzschmerz hoch zehn. "Eine kleine Racheaktion würde dir in deinem Zustand sicher ganz gut tun. Und Malik mal auf den Boden der Tatsachen zurückholen", sinniere ich.

"Und wie soll ich das anstellen?" Neugierig beugt sich Colin vor.

"Hast du ihm schon gesagt, dass du hinter sein Spiel gekommen bist?" Er verneint. "Hervorragend", grinse ich. "Dann tu so, als ob du nichts davon wüsstest."

"Und dann?"

"Dann Spiel dein eigenes Spiel, während er noch der Illusion nachjagt, seins am Ende gewinnen zu können." Colin macht große Augen. Ich glaube, das muss ich ihm noch näher erklären.
 

~Dante~

Einen tollen Freund habe ich da, was?

Erzählt Claude brühwarm, ich sei in ihn verliebt. Das würde ich ihm schon ganz gern selbst sagen … Stünde das überhaupt zur Debatte.

Wie peinlich das war! Fuck! Was denkt Claude jetzt bloß von mir? Dass ich einen Teenager vorschicke, um ihn eine Liebeserklärung zu machen?

"Scheiße." Bitte nicht!

Ich muss das klären. Muss ihm sagen, dass das, was aus Colins großem Plappermaul gesprudelt ist, nicht der Wahrheit entspricht. Und ich ihn erst recht nicht dazu angestiftet habe.

Stimmt ja auch. Ich habe mich weder Colin vorgeschickt, noch mich haltlos in Claude verliebt. … Wirklich nicht! Ein bisschen schwärmen ja, aber mehr doch nicht ...

'Und warum ist es dir dann so wichtig, das klar zu stellen? Dir wäre sowas doch normalerweise total egal', meint eine Stimme in meinem Kopf.

"Es wurmt mich eben!"

'Weil Claude dir nicht egal ist.'

Ich seufze laut.

Nein, Claude ist mir nicht egal. Ich mag ihn. Und genau deshalb will ich das auch klar stellen. Aber je länger ich darüber nachdenke, gelange ich zu dem Schluss, es doch nicht zu tun. Eben weil er mir nicht egal ist. 'Verstehe das einer!'

"Hauptsache ich verstehe es", sage ich zu meinem Spiegelbild und verlasse das Badezimmer, in dem ich mich eingesperrt hatte, wieder.
 

"Verstehst du? So kannst du ihm eins auswischen!", höre ich Claudes Stimme, als ich auf die Küche zugehe. Er unterhält sich mit Colin.

"Könnte wirklich funktionieren", meint dieser zu ihm. Über was reden die da? Ich bleibe neben der Tür stehen. Sie bemerkten mich gar nicht, so vertieft sind sie.

"Klar funktioniert das. Du musst nur hart bleiben. … Oder besser doch nicht." Claude lacht auf.

"Aber wie stelle ich das an? Ich kann meine Gefühle schlecht unterdrücken."

"Ich würde es erstmal probieren. Du kannst ja jeder Zeit abbrechen."

"Stimmt …"

"Über was redet ihr", melde ich mich zu Wort.

Beide Köpfe rucken zu mir.

"Darüber, wie ich Malik eins auswische", erklärt mir Colin grinsend.

Ich runzle die Stirn.

"Wie willst du das tun?" Skeptisch laufe ich auf die beiden zu und setze mich wieder an den Tisch. Claude würde ich keines Blickes. Es ist mir immer noch peinlich, was Colin zu ihm gesagt hat.

"Ich werde den Spieß umdrehen", grinst Colin böse. "Er glaubt, er bekommt mich ins Bett und kann mich danach ganz einfach abschießen, doch was passiert, wenn ich weiter die eiserne Jungfrau spiele?"

"Er wird es leid dich ins Bett bekommen zu wollen und schießt dich trotzdem ab?", rate ich die am wahrscheinlichste Variante.

"Könnte passieren", meint Claude. "Doch bis dahin wird er sich an Colin die Zähne ausbeißen. Und danach wird Colin überall in der Szene herumposaunen, dass Mr. coller DJ es nicht fertig gebracht hat, seinen Schwanz in ihn zu schieben." Beide lachen und klatschen doch tatsächlich einträchtig miteinander ein.

"Und bis es soweit ist, werde ich ihm auch keine Möglichkeit dazu geben, irgendeinen anderen zu vögeln."

Ich lache auf. Jedoch aus Unglauben.

"Ihr spinnt! Wie willst du das anstellen Colin?"

"Ich weiß, wo er auflegt. Steht alles auf seiner Facebookseite. Morgen Abend zum Beispiel. Da legt er in einem Club ganz in der Nähe auf.

Ich hefte mich an seine Fersen und mime seinen Lover. Und sobald jemand anders an ihm Interesse zeigt, sage ich was Sache ist. Mein Malik." Colin grinst eine Spur breiter.

"Ganz toller Plan", lobe ich diese beiden Vollpfosten sarkastisch. "Und was ist damit?" Ich tippe auf Colins Brust. "Du hast für dieses Arschloch noch Gefühle! Damit tust du dir am meisten weh. Du glaubst doch nicht, dass dieser Malik keine anderen Typen angräbt, solange er glaubt, dich ins Bett zu bekommen."

"Selbst wenn, mich wird er nicht bekommen. Und was meine Gefühle angeht, die werden sich auch wieder beruhigen."

"Oh Mann!" Ich lehne mich schwer gegen die Stuhllehne und schaue nun doch Claude an.
 

~Claude~

Dante sieht mich an, als wolle er mich in tausend Stücke zerspringen lassen.

"Hast du ihm das eingeredet?", frage er mich hörbar sauer.

"Wir haben das zusammen ausgeheckt", antworte ich voller Stolz in der Stimme.

"Ihr habt eine Meise! Alle beide!"

"Dankeschön", blaffe ich ihn an.

"Bitte!" Dante wendet sich wieder Colin zu. "Lass das lieber. Das bringt dir nur noch mehr Liebeskummer."

"Noch mehr ist unmöglich", murmelt der arme, kleine Colin traurig.

"Das glaubst auch nur du."

"Nicht jeder ist wie du, Dante!" Uh. Das Kätzchen fährt seine Krallen aus. "Schon mal daran gedacht, Michael mal so richtig in die Pfanne zu hauen?"

Dantes Kiefer pressen sich fest zusammen. Wer hat nicht schon mal daran gedacht, seinem Ex so richtig eins rein zu würden?

"Natürlich habe ich das. Aber es ist was anderes, es sich nur vorzustellen, als es auch wirklich in die Tat umzusetzen."

"Siehst du? Ich stelle es mir nicht nur vor, ich setze es wirklich in die Tat um. Ich will nicht vor lauter Gram daheim vor mich hinheulen. Ich bin sauer und verletzt. Ich will, dass es ihm genauso geht!" Colin steht auf. "Und das werde ich auch gleich in Angriff nehmen."

"Colin! Warte!" Dante macht Anstalten ihm zu folgen.

"Lass ihn", halte ich ihn ruhig auf. "Er weiß, was er tut."

"Ach ja? Und das weißt du, weil du ihn wie lange kennst? Seit fünfzehn Minuten?"

"Jetzt brüll mich nicht so an! Colin kam mit der Idee an." Mehr oder weniger.

"Und du musstest ihn darin auch noch bestärken, anstatt es ihm auszureden, was?"

"Ja, musste ich, weil ich weiß, wie ungesund es ist, seinen Frust in sich hineinzufressen!" Ja, ich schaue dich an, Mister 'ich habe mich verliebt, habe aber dank meines Ex' zu viel Angst davor'!

Es wird kurz still. Gefährlich still.

"Was hat Colin dir erzählt?"

"Gar nichts. Mein gesunder Menschenverstand bekommt schon von ganz allein mit, was zwischen den Zeilen geschrieben steht." Dante gibt einen abfälligen Laut von sich und mustert die, zugegeben, hässliche Küchentapete.

"Du hast ihm nie gesagt, wie sehr er dich verletzt hat, oder?"

"Das geht dich nichts an."

"Doch, tut es. Denn wegen ihm sitzen wir hier, anstatt verschwitzt in deinem Bett nackt aufeinander zu liegen." Uh, wenn Blicke töten könnten, würde ich jetzt erneut als kleine rosa-rote Konfettifetzen durchs Zimmer fliegen.

"Du willst mich verschwitzt und nackt im Bett?" Oh ja!

"Was denkst du denn? Ich habe mich in dich verliebt. Das tun Verliebte doch normal."

"Schön! Dann tun wir es." Äh … What the …?!

Dante steht schwungvoll auf und rauscht aus der Küche. Ich nehme mal stark an, dass er auf den Weg ins Schlafzimmer ist.

"Claude! Was jetzt?" Passiert das gerade wirklich?

Äußerst skeptisch folge ich ihm. Das Schlafzimmer habe ich schnell gefunden. Die Tür steht auf und vom Flur aus kann man das Fußende eines breiten Bettes erkennen.

Als ich eintrete sitzt Dante leicht vorn über gebeugt auf dessen Rand, die Arme auf die Beine gestützt hält er die Hände miteinander umschlungen. Er sieht gar nicht glücklich aus.

Vorsichtig setze ich mich neben ihn und wage es einen Arm um seinen Rücken zu legen.

"Ich hasse diesen Michael", sage ich leise zu ihm.

"Du kennst ihn doch gar nicht."

"Zum Glück! Ich würde ihm den Arsch aufreißen. Aber vorher klebe ich mir meine spitzen künstlichen Fingernägel auf. Damit es auch richtig weh tut." Dantes Mundwinkel ziehen sich etwas nach oben. Er lacht sogar leise.

"Vielleicht muss Colin das tun, um über Malik hinwegzukommen. Schon mal daran gedacht?" Mal abgesehen davon, dass Malik das echt mal verdient hätte.

"Das wäre er auch so. Sie kennen sich doch erst seit ein paar Tagen."

"Wir uns doch auch. Und mir würde es ganz sicher das Herz brechen, wenn du mich nie wieder sehen wollen würdest."

Dante sieht mich verwundert an.

"Würdest du dich dann auch an mir rächen wollen?"

"Nein. Ich würde dich dazu bringen wollen, mich hier rein zu lassen." Ich mache es wie er vorhin bei Colin und tippe ihn auf die Brust.

"Versuchst du das nicht schon?"

"Na schau an", lache ich. "Du bist nicht nur göttlich, sondern auch noch klug!"
 

~Dante~

Dieser Kerl ist unmöglich! Wirklich!

Wenn ich nicht aufpasse, gelingt es ihm tatsächlich noch, sich in mein Herz zu stehlen. 'Hat er doch schon längst', sagt meine innere Stimme plötzlich.

"Sei doch ruhig", knurre ich. Wobei ich meine innere Stimme meine und nicht Claude, der sich jedoch, natürlich, angesprochen fühlt.

"Aber es stimmt", sagt er zu mir. "Du bist göttlich."

Die Stelle auf meinem Rücken, auf der sein Arm ruht, beginnt warm zu prickeln. Ebenso in meinem Bauch spüre ich dieses Kribbeln. 'Sage ich doch.'

"Klappe", hauche ich meiner inneren Stimme zu, während ich Claudes Gesicht immer näher komme.

"Wenn du willst, dass ich die Klappe halte, muss du sie mir schon stopfen."

"Stopfen, ja?" Claude nickt. Unsere Gesichter sind inzwischen so nah, dass ich Claudes Wärme regelrecht fühlen kann. "Wenn das die einzige Möglichkeit ist …"

Ich kann noch sehen, wie er kaum merklich nickt, dann senken sich meine Augenlider und meine Lippen legen sich hauchzart auf seine ...
 

******
 

Ich weiß, ich bin eine gemeine Kuh, hier einfach das Kapitel enden zu lassen. Aber so bin ich nun mal XD

Und ich finde, die zwei haben sich ein wenig Privatsphäre verdient :-)))
 

* Sich Drag Namen ausdenken? Kann ich! XDDDD Und jetzt sagt mir nicht, Olga Orgasmus gibt es wirklich. :-P

Wunsch 06 - Ich wünschte, es wäre nicht wahr

Okay, weil ich so lange wieder nichts von mir hören lassen hab, und es der erste Advent ist, gibt es außer Kapitel fünf und dem ersten meiner Adventsgeschichte auch gleich noch das sechste Kapitel.

Viel Spaß dabei ;-)
 


 

Wunsch 06 - Ich wünschte, es wäre nicht wahr
 

~Claude~

"Na, du strahlst ja! Hast du etwa im Lotto gewonnen?"

"Besser", grinse ich Olga an. "Ich hatte gestern eine wunderschöne Nacht."

Olgas linke Augenbraue flippt nach oben.

"So so. Hoffentlich ist dein Hintern zum Tanzen heute auch fit genug."

"Ist er!" Und wie! "Ich könnte um die gesamte Welt tanzen!"

"Das ist schön", brummt Betty hinter mir und patscht mir auf den Po. "Dann tanz mal los. Heute muss alles sitzen."

"Jawohl, General Betty!" Ich salutiere vor ihr, was sie amüsiert schnauben, und den Kopf schütteln lässt.

Wie könnte es mir nach der letzten Nacht auch nicht gut gehen? Es war einfach himmlisch!

Nein, Dante und ich haben nicht schon wieder miteinander geschlafen. Was denkt ihr versauten Dinger nur wieder von mir, eh? Wir zwei sind brav geblieben und haben bloß geschlafen. Na ja, schon etwas mehr als 'nur' geschlafen haben wir schon. Wir haben uns geküsst, gestreichelt, kleine versaute Dinge ins Ohr geflüstert und in den Armen gelegen. Aber alles oberhalb der Gürtellinie, was beinahe noch intimer war, als aller Sex der Welt.

Und dann der Morgen danach … Es war so schön mit ihm. Das Frühstück, die Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Als würden wir jeden Morgen zusammen aufwachen und in den Tag starten. Wir haben sogar Nummern ausgetauscht. Ganz offiziell und dieses mal richtig, was heißt, ich kann meinen süßen Dante jederzeit anrufen, wenn ich Sehnsucht nach ihm habe.

Hach! Ich bin so glücklich!

Ich fliege förmlich über die Tanzfläche, als unsere Probe beginnt. Ich weiß zwar nicht, ob meine Schritte auch wirklich sitzen, aber ich bin mir sicher, mit meiner Ausstrahlung mache ich das schon wieder wett. Jedenfalls hat Bettys strenger Blick an meiner Performance nichts auszusetzen, als die Probe vorbei ist.

"Sehr fein", meint sie an uns alle gerichtet. "Wir sind so gut wie bereit für unseren Auftritt." Die Mädels um mich herum klatschen begeistert. "Bis morgen."

"'Tschau Betty!", verabschieden sich alle brav von unserer Chefin und laufen plappernd zu den Umkleiden. Nur ich bleibe noch etwas länger und helfe ihr beim Aufräumen.

"Du musst nicht jedes Mal mithelfen", brummt Betty mich mit ihrer tiefen Bassstimme an.

"Das mache ich doch gerne", winke ich ab.

"Hmhm", macht sie und lächelt mich schräg an. "Dann hat deine Hilfsbereitschaft heute mal ausnahmsweise nichts damit zu tun, dass du dich mit mir über einen gewissen jemand unterhalten möchtest?"

"Hn … Nö", lüge ich. Natürlich würde ich ihr gern entgegenträllern, wie wundervoll es gestern mit Dante gewesen ist und wie happy ich deswegen bin, aber wenn sie schon so damit anfängt, behalte ich es erstmal für mich. Man mag es vielleicht nicht vermuten, aber ich kann mich auch ganz allein und stumm freuen.

"Komm schon", lacht sie und stemmt ihre breiten Pranken in die Hüften. "Du glühst wie Amor persönlich und willst mir nichts von deiner leidenschaftlichen Nacht mit deinem Göttergatten verraten?" Göttergatte? Wie passend! Dante mein Göttergatte. Wie göttlich!

"Nein, möchte ich nicht", lüge ich ein weiteres Mal.

"Das bedeutet also, du kommst erst wieder zu mir, wenn du Liebeskummer schiebst." Pöh!

Ich baue mich groß vor Betty auf, was bei ihrer Größe gar nicht so leicht ist. "Meine liebste Betty", flöte ich. "Ich werde nie wieder, in meinem gesamten Leben, jemals wieder Liebeskummer haben." Und zwar, weil ich meinen Göttergatten gefunden habe, der mich ein Leben lang glücklich machen wird. Und natürlich auch ich ihn selbstverständlich. Ist doch logisch.

"Und was macht dich da so sicher?", fragt sie mich in bester Drag-Mutter-Manier.

"Weil letzte Nacht einfach nur traumhaft war."

"Jetzt sprichst du doch von letzter Nacht."

"Tue ich nicht. Das war nur eine Feststellung. Und jetzt lass uns endlich aufräumen, damit ich wieder zu meinem Göttergatten komme."

"Fein", grinst sie und wirft mir einen Luftkuss zu, den ich natürlich sofort erwidere.
 

~Dante~

"Was machst du denn hier?"

"Darf ich dich nicht mal besuchen?"

"Nein" blafft mir Emilie entgegen und legt den Kopf schief. Ich verdrehe bloß die Augen. Weiber! "Guck nicht so. Du weißt ganz genau, dass du mich noch NIE von dir aus besucht hast."

"Das stimmt doch gar nicht!"

"Stimmt wohl!"

"Dein letzter Geburtstag. Du erinnerst dich?"

"Da hat dich Colin mitgeschleift." Ich hasse es, aber sie hat recht.

"Ach egal. Kann ich rein kommen?", gebe ich klein bei. Mit dieser engstirnigen Frau zu streiten hat sowieso keinen Sinn.

Ihre Augenbrauen rollen nach oben.

"Egal was es ist, bequassel es mit jemand anderen. Mit Colin zum Beispiel."

"Ich kann nicht mit Colin reden."

"Warum? Ist er taub und stumm geworden?"

"So ähnlich", knurre ich. Das bringt wohl Emilies Alarmglocken zum Klingen. Sie lässt mich stirnrunzelnd eintreten.

Sie scheucht mich ins Wohnzimmer, wo wir uns auf der kleinen Couch niederlassen. Ich befinde mich in einer typischen Studentenbude.

Emilie lebt hier mit Ulli und Sonja zusammen in einer WG. Dementsprechend bunt und chaotisch sieht es überall aus. Müsste ich hier leben, ich hätte schon die Krise bekommen. Oder einen Müllcontainer herbestellt. Oder beides.

"Jetzt erzähl. Was ist mit Colin?" Sie sieht mich gar nicht an, sondern schnappt sich ihr Strickzeug und fängt an, mit den Stricknadeln wild herumzuwirbeln.

"Hast du ihn in den letzten Tagen mal zu Gesicht bekommen?"

"Nö. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Wir sehen uns manchmal wochenlang nicht."

"Ach so." Das wusste ich nicht.

"Hat er Stress?"

"Liebeskummer", antworte ich.

Die Stricknadeln hören auf herumzuwirbeln.

"Liebeskummer?" Emilie guckt mich an, als würde sie mir nicht glauben.

"Und der Kerl, in den er verknallt ist, ist ein Arschloch, der ihn bloß ins Bett zerren will."

Emilie bläst und strickt weiter an ihrem … Was auch immer das werden soll.

"Willkommen in der Wirklichkeit, Colin."

"Colin hat sich in den Kopf gesetzt, ihm eine Lektion zu verpassen."

"Ha! Guter Colin." Sie grinst hinterlistig.

"Das finde ich nicht witzig", keife ich sie an.

"Ich schon." Diese Frau ist unfassbar! Unfassbar nervig. Aber ich muss ruhig bleiben. Sonst kann ich ihre Hilfe vergessen.

"Du kennst Colin, Emi. Das wird nicht gut ausgehen", rede ich auf sie ein.

"Und? Was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?"

"Rede mit ihm und rede ihm diesen Mist aus!", flehe ich sie an.

"Mein lieber Dante", grunzt sie und legt das Strickzeug endlich beiseite. "Colin ist ein großer Junge. Er muss selbst seine Erfahrungen sammeln. Du musst ihn nicht mehr beschützen." Giftig blickt sie mich an.

Ihr ging es schon immer gegen den Strich, dass ich mich um Colin gekümmert habe. Zudem kann sie mich nicht leiden. Warum auch immer. Ich habe dieser Frau noch nie etwas angetan.

Doch was sie kann, kann ich schon lange. Ich starre wütend zurück.

"Hast du überhaupt eine Ahnung, wie weh es tut, wenn dir das Herz gebrochen wird?", frage ich sie.

"Ja, das habe ich, auch wenn du es mir nicht glauben magst." Sie steht auf. "Lass Colin endlich in Ruhe und warte einfach ab, bis er wieder zu dir gerannt kommt. Das macht er doch sonst auch immer." Na da schau an. Daher weht also der Wind?

"Du bist eifersüchtig", lache ich trocken.

"Worauf sollte ich eifersüchtig sein?" Emilie verschränkt die Arme vor ihrer Brust. Und wie eifersüchtig sie ist!

"Darauf, dass Colin zu mir kommt, wenn er Probleme hat." Es ist so offensichtlich! Und ich Idiot bemerke das erst jetzt.

Emilie lacht auf. "Gott, wie selbstgefällig du doch bist! Glaubst doch tatsächlich, die ganze Welt würde sich nur um dich drehen, was?"

"Stimmt", erwidere ich, so selbstgefällig wie nur irgend möglich und stehe ebenfalls auf. "Immer schön im Kreis", sage ich und drehe dabei meinen Zeigefinger um meine Schläfe herum, was ihr sagen soll, du hast sie doch nicht mehr alle.

"'Tschau." Nur weg von hier. Ich habe die Nase voll von Emilie. Endgültig.

"Vergiss nicht die Tür hinter dir zu zumachen!" Du mich auch!
 

Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen.

Aber ich habe es mir schon fast gedacht, als ich mir heute Morgen überlegt habe, zu Emilie zu gehen.

Ihre verborgene Abneigung gegen mich ist mir schon lange aufgefallen. Colin weiß davon natürlich nichts. Und er muss es auch nicht wissen. Schließlich habe ich mit Emilie noch nie viel zu tun gehabt. Ich kenne sie ja auch nur durch Colin. Weil er schon lange mit ihr befreundet ist. So trifft man sich halt hin und wieder mal. Wie letztens auf Colins Geburtstag.

Nun ja. Auch wenn der Besuch nicht wirklich von Erfolg gekrönt war, wie ich mir insgeheim erhofft habe, ist er doch vielleicht nicht ganz unnütz gewesen. Vielleicht redet sie ja doch mit Colin, jetzt, wo sie von seinen irrwitzigen Plänen weiß. Denn auch wenn sie mich überhaupt nicht leiden kann, Colin war sie schon immer eine gute Freundin. Und falls nicht, dann muss ich eben damit leben.

Und irgendwie hat sie ja auch recht. Colin muss eigene Erfahrungen sammeln. Trotzdem ist es doch nicht verboten, Ratschläge zu geben, oder?
 

Seufzend steige ich in mein Auto.

Ratschläge könnte ich jetzt auch gebrauchen. Von Colin darf ich die wohl erstmal nicht erwarten. Obwohl ich seinen Ratschlag sowieso schon kenne. 'Geh ran Dante! Claude mag dich! Worauf wartest du noch?' So, oder so was ähnliches, würde er mir sehr wahrscheinlich um die Ohren hauen.

Wenn er jedoch über letzte Nacht Bescheid wüsste … Ich mag mir gar nicht vorstellen, was er mir dazu sagen würde. Sehr wahrscheinlich ziemlich unangenehme Dinge. So einen Kram über Liebe, Beziehung und sowas alles.

Klar ist es mal wieder schön gewesen, neben jemanden einzuschlafen. Mit jemanden das Bett zu teilen, Vertrautheit zu spüren. Miteinander kuscheln, Zärtlichkeiten austauschen ...

Auch der Morgen danach war schön. Ein gemeinsames Frühstück. Wie lange hatte ich das nicht mehr?

Doch wie man es dreht und wendet, das ist noch lange kein Grund, sich in eine neue Beziehung zu stürzen, oder? Schön reicht mir nämlich nicht.

'Es war aber mehr als schön', höre ich meine innere Stimme sagen. 'Viel, viel mehr …'

"Schwachsinn!", zische ich und trete auf die Bremse. Rote Ampel.

'Oh doch. Und wie schön es war … Seine Küsse, seine weiche Haut, die festen Muskeln und erst die wunderschönen Worte, die er dir ins Ohr geflüstert hat! … Ich liebe dich, mein göttlicher Dante … Du bist so schön … Gott, wie gut du schmeckst und riechst!'

"AHH!" Ich haue auf mein Lenkrad. Die Fußgängerin, die gerade vor mir den Zebrastreifen entlang stampft, guckt mich ganz erschrocken an und geht dann zügig weiter.

Genervt reibe ich mir über die Augen.

"Ich bin nicht verliebt."

'Lügner!'

"Halts Maul!" Kann eine innere Stimme gehässig lachen? Falls ja, dann tut es meine just in diesem Moment.

Die Ampel springt auf Grün und ich fahre weiter. 'Claude …'

Wieso habe ich gestern nur nachgegeben? Ich bin sauer gewesen. Auf Colin, sein dämliches Vorhaben und auf Claude, der ihm dafür auch noch zugejubelt hat. Eigentlich wollte ich Claude nur ein wenig aufziehen, mich sarkastisch über seine Worte äußern, doch irgendwie lief das dann total aus dem Ruder. Wobei es auch noch hätte schlimmer kommen können. Ein weiteres mal Sex mit ihm, das wäre die Katastrophe schlecht hin gewesen.

Oh Mann! Dabei bin ich wirklich wieder kurz davor gewesen, es doch wieder mit ihm zu tun. Wäre Claude mehr zur Sache gegangen, dann hätte ich auf alle Fälle mitgemacht. Willig, notgeil und ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Wenigstens hat er nicht mitbekommen, dass ich … nun ja … Sagen wir, mir ist da ein kleines Missgeschick passiert.

'Ja, ja. Von wegen, nur schön.'

"Ich hab gesagt, du sollst deine Klappe halten!" Dämliche innere Stimme! Falls das noch schlimmer wird, sollte ich vielleicht mal zum Psychiater. Der könnte sich dann auch gleich mit um mein Claude-Problem kümmern, und mir diesen Stuss ausreden!

'Leugnen bringt nichts. Du bist verkna…'

"KLAPPE!" Musik! Ich brauche laute Musik!
 

~Claude~

"Oh Gott!" Ich hab's getan!

Wie lange habe ich jetzt mit meinem Handy in der Hand auf meinem Bett gehockt, die SMS angestarrt, die ich dort eingetippt habe und überlegt, ob ich sie tatsächlich abschicken soll?

Mindestens zehn Minuten! Aller mindestens. Wenn nicht sogar zwanzig! Oder dreißig!

Ach, wahrscheinlich waren es nur zwei, oder drei. Wie auch immer. Sie ist gerade auf zauberhafte weise davon geschwebt, treibt im deutschen Telefonnetz dahin, auf den Weg zu meinem Göttergatten. Jetzt bleibt mir nur eins zu tun: Auf seine Antwort warten.

Sicher hätte ich das auch stundenlang getan, das heißt, falls Dante so lange für eine Antwort braucht, würde es nicht plötzlich an meiner Haustür klingeln. 'Dante!' Ob er es ist?
 

"Halli hallo", zwitschere ich in die Sprechanlage und warte angespannt.

/Ich bin's./

"Wer ist ich bin's?" Wer auch immer ich bin's ist, es ist nicht Dante. Das höre ich sofort.

/Ich, du Schaf. Mach auf./ Bei Schaf rasten die kleinen Räderchen in meinem Kopf ein.

"Simon?"

/Glückwunsch Claudi-Mausi. Der Kandidat hat 500 Gummizwerge gewonnen. Mach auf, dann überreiche ich sie dir!/

Ich drücke den Summer und laufe zur Wohnungstür. Kaum stehe ich draußen im Hausflur, saust Simon schon um die Ecke.

"Was machst du denn hier?", begrüße ich meinen alten Freund und strahle ihn dabei erfreut an.

"Na was wohl?", lacht er. "Ich hatte Sehnsucht nach meiner Süßen." Fest nehmen wir uns in die Arme. Bussi links, Bussi rechts. Doch den auf den Mund, den lassen wir lieber.

"Hopla." Simon stutzt.

"Sorry", erwidere ich. "Ich bin jetzt eine verheiratete Frau. … Also fast."

"Ach?" Ich nicke glücklich. "Du auch?" Er wedelt mit seiner linken Hand vor meinem Gesicht herum. Ein Verlobungsring!

"Nein!", japse ich und mache große Augen. "Davon musst du mir aber jetzt erzählen!"

"Klar. Aber du auch."

"Gerne. Komm rein." Wir betreten meine Wohnung.

Simon trabt sofort in mein Wohnzimmer. "Du hast umgeräumt", stellt er fest.

"Ja. Aber schon seit gut einem halben Jahr."

Überrascht sieht er mich an. "War ich so lange schon nicht mehr bei dir?"

"Sieht so aus."

"Ich untreue Tomate."

"Aber wirklich! Schämen solltest du dich!" Simon zieht seine Unterlippe vor, was mich zum Lachen bringt. Er hat sich kein bisschen verändert.

"Aber mal im Ernst. Was machst du hier?" Simon ist vor gut einem Jahr weggezogen. Seine Firma hatte ihn versetzt. Nach Rostock. Zwar blieben wir in Kontakt, aber Simon war schon immer ein Arbeitstier. Unsere Telefonate wurden immer seltener.

"Ich bin wieder hier", strahlt er mich an und setzt sich auf die Couch.

"Wieder hier? Also so ganz?" Er nickt. "Wie geil!" Ich freue mich riesig!

"Bin wieder hier her versetzt worden. Die Filiale in Rostock hat dicht gemacht." Als wäre es selbstverständlich, schnappt er sich die Wasserflasche, die unter meinem Couchtisch steht, und trinkt ein paar große Züge aus ihr. Simon darf das. Aber auch nur er. Und Dante, sollte ihn mal der Durst überkommen. Doch dazu müsste er erst mal wieder bei mir vorbeikommen …

"Du wirst mich ab jetzt wieder häufiger sehen", holt Simon mich aus den Gedanken.

"Das freut mich wirklich", grinse ich. "Wir können endlich wieder zusammen auf Tour!" Was war das früher immer schön gewesen! Er, Benny und ich. Wie die Musketiere. Apropos. "Weiß Benny schon Bescheid?"

"Nein. Den konnte ich nicht erreichen."

"Sicher ist er mit Georg beschäftigt."

"Bestimmt", lacht Simon. "Aber jetzt mal zu dir. Erzähl schon. Wer ist er? Kenne ich ihn? Ist er gut im Bett?"

Ich stürze die Lippen. "Erst du. Schließlich bist du derjenige, der hier mit einem Verlobungsring herumläuft." Ziemlich frech, was? "Wer konnte dich zähmen?"

Simon beißt sich auf die Unterlippe. "Du kennst noch den Typen, mit dem ich mich hin und wieder getroffen habe?"

"Zum Vögeln?" Simon nickt. "Wie könnte ich den vergessen?" Simon ist damals hin und weg von dem Kerl gewesen. Viel hat er uns jedoch nicht über ihn erzählt. Seltsamer weise hatte er sich ziemlich bedeckt gehalten, was Infos über seinen Lover anging. Benny und ich hatten schon Wetten laufen, dass es irgendeine Berühmtheit ist. Grinsend lehne ich mich zurück und schaue Simon an.

"Sag bloß, der ist es."

"Bloß", lacht mein lange vermisster Freund. "Wer sonst?"

Ich klatsche in die Hände.

"Das freut mich so für dich!"

"Danke." Simon bekommt doch tatsächlich einen leichten Rotschimmer auf den Wagen.

"Hast du ein Foto?" Er nickt und zeigt mir sein Handy. "Nice!" Richtig hübsch der Gute. "Und wann ist der Ehrentag?"

"Wissen wir noch nicht. Es ist noch ganz frisch. Ich habe mich immer noch nicht so wirklich an den Ring gewöhnt."

"Ach, das geht bestimmt schnell", winke ich ab.

"Glaube ich auch. … Aber was ist jetzt mit dir und deiner Flamme?" Also gut. Es ist nur fair, wenn ich ihm nun auch von meinem Liebsten erzähle.

"Er heißt Dante. Ich habe ihn vor kurzem vor dem Velvet kennengelernt." Die Erinnerung an diesen schicksalhaften Tag lässt mich seufzen. Ich liebe dich so, meinen Liebesgott.

"Dante?" Simon stutzt.

"Sag bloß, du kennst ihn", grinse ich.

"Nein", meint Simon. "Aber der Ex meines Partners hieß so."

Mir rutschen die Mundwinkel nach unten. "Ach?", fiepse ich und in meinem Hirn beginnt es zu glühen. 'Dante ist kein alltäglicher Name', leuchten mir meine Neuronen zu. 'Ob …?'"Darf ich fragen, wie dein Partner heißt?"

"Michael."
 

~Dante~

Zuhause brüte ich gerade über der Steuererklärung eines Kunden, da summt mein Handy. Eine SMS.

"Oh nein." Sie ist von Claude.

'Jippie!' Ich brumme und versuche meine dumme innere Stimme wieder zum Verstummen zu bringen.*

*Hey Dante! Sehen wir uns heute wieder? Wie wäre es wieder mit Eis? Oder lieber Kuchen? Ich kann auch für uns Kochen! Oder ich komme einfach mal so bei dir vorbei. Wir könnten auch ins Kino. Ich kenne da eins, das bringt nur alte Klassiker. Meld dich einfach, wenn du magst.

Kuss :-* Dein Vergil ;-)*

"Dieser Idiot", schmunzle ich, wobei ich hier wahrscheinlich der größere Idiot bin, weil ich auch noch über seinen geschriebenen Mist grinsen muss.

Aber die SMS ist so typisch für ihn. Genau so aufgedreht wie er. Aufgedreht und auch ein Stückchen dreist.

'Ich will dich. Und was ich will, das bekomme ich auch.'

"Man bekommt nicht immer das, was man will", brumme ich. "Das wirst du auch noch merken, Claude."

'Er hat dich doch schon längst.'

"Wenn du jetzt nicht still bist, bekommst du eins mit dem Wattestäbchen!"**

Da ich unentschlossen bin, was ich auf Claudes Nachricht antworten soll, bleibe ich ihm erstmal eine Antwort schuldig und arbeite weiter. Doch nach wenigen Minuten: "Das gibt's doch nicht!" Mein Handy summt schon wieder!

Dieses mal ist es allerdings Colin, der mich von der Arbeit abhält.

*Gehe heute Abend in den Club, in den Malik auflegt. Kommst du mit? Emilie ist auch mit dabei.*

"Tse!" Ich schüttle den Kopf und tippe: *Hat sie dir gesagt, was für ein Irrsinn das ist, was du da vor hast zu tun?*

Die Antwort folgt prompt. *Nein. Sie will mich dabei unterstützen.* Ich kann Colins trotzigen Ton geradezu hören.

*Dann soll sie das mal tun. Ich habe Arbeit.* Ich hoffe, das war deutlich genug.

Ich werde ganz bestimmt nicht mitmachen bei seinem bescheuerten Plan.

"Ach Mist!" Steuererklärung adé. Wie soll ich mich bei dem ganzen Drama auch auf die Zahlen konzentrieren?

Ich setze meine Brille ab und wische mir über die Augen. Sie brennen leicht. Ich habe mich immer noch nicht an meine Sehhilfe gewöhnt. Zum Glück brauche ich sie nur zum arbeiten und lesen. Das Ding nervt mich extrem.

Ich laufe zur Küche und stelle den Wasserkocher an. Ein Tee ist jetzt genau das Richtige. Ein Tee und ein heißes Bad.

Vielleicht gar keine schlechte Idee. Heute kümmere ich mich mal nur um mich. Gedacht, getan.

Während das Wasser für den Tee beginnt heiß zu werden, lasse ich Wasser in meine Wanne. Wieder zurück in der Küche, schnappe ich mir einen Teebeutel und übergieße ihn mit dem bereits kochenden Wasser. Danach schlurfe ich in mein Arbeitszimmer, kralle mir mein Handy und tapse zurück ins Badezimmer.

Nachdenklich setze ich mich auf den runtergeklappten Toilettendeckel und lese mir nochmal Claudes SMS durch. Was soll ich ihm nur schreiben?

Am liebsten würde antworten, dass er am besten sofort zu mir kommt, aber ich kann mich einfach nicht dazu überwinden.

'Warum nicht? Schreib: Ich lasse mir gerade ein Bad ein. Magst du mit mir nach Perlen Tauchen? Ich habe zwei Stück für dich. Mal sehen, ob du sie findest.'

"Klappe da oben!" Als Drohung fixiere ich sauer das Plastikkästchen mit den Wattestäbchen.

Ich will mich ja nicht vor der Liebe verschließen, so, wie es Colin mir vorgeworfen hat, aber ich kann mich auch nicht Claude an den Hals werfen. Vor allem, weil es nicht fair ihm gegenüber wäre.

Ich will nichts Festes. Und er liebt mich. Ich würde ihm bloß weh tun …

Der Gedanke erschreckt mich.

Dass Claude wegen mir leiden muss. 'Das will ich nicht.'

Und deshalb weiß ich jetzt auch, was ich ihm schreiben werde. Oder besser gesagt, was ich ihm schreiben muss.
 

Als ich auf Senden drücke, wird meine Brust eng.

'Du Idiot! Schreibt ihm, dass das nur ein Scherz war! Los! Er soll her kommen!'

"Du hast ab jetzt Sendepause", grolle ich, lege mein Handy weg, ziehe mich aus und steige in die Wanne.

Den Kopf unter Wasser stelle ich mir vor, wie das warme Nass meine innere Stimme aus meinem Hirn schwemmt. Wenn das nur so einfach ginge ...
 

~Claude~

Ich starre Simon an. Ich muss mich verhört haben!

"Hast du Michel gesagt?"

"Nein. Michael."

"Michelo?"

Simon lacht. "MI-CHA-EL."

"Michael", flüstere ich fassungslos.

"Was ist denn los mit dir?" Simon lächelt noch immer. Mir ist das Lachen allerdings schon lange vergangen. "Claude?"

"Du warst das … Der Typ, mit dem Dantes Ex ihn so lange betrogen hat."

"Was?"

Ich überlege. Simon ist vor einem Jahr nach Rostock. Davor hatte er mindestens zwei, drei Jahre was mit diesem geheimnisvollen Kerl, der …

"Das war Michael!" Drei Jahre!

Ich stehe auf, weil ich einfach nicht mehr ruhig sitzen bleiben kann.

"Claude?"

"Michael ist Dantes Ex! Und tu nicht so, als wüsstest du das nicht!", brülle ich. Er muss es geahnt haben, als ich ihm gesagt habe, wie mein Liebster heißt. Wütend starre ich Simon an. Der wird kreidebleich.

"Wegen dir und deinem Verlobten hat Dante so sehr gelitten und der Liebe abgeschworen! Nur deswegen verschließt er sich vor mir!" Ich bin so sauer und bekomme das drängende Gefühl, Dante vor Simon rächen und beschützen zu müssen.

"Warte mal", stammelt er. "Dante ist wirklich Michaels Ex'? Du bist mit Michas Ex zusammen?"

"Nein! Bin ich nicht! Wegen dir und deinem tollen Michael!" Gleich flippe ich aus. Ich bin schon von Natur aus ein sehr explosiver und emotionsgeladener Typ, doch das, was gerade in mir aufwallt, das spottet jeglicher Beschreibung.

Simon sieht mich beinahe schon entschuldigend an, als er aufsteht und auf mich zu läuft. Seine Hand streckt sich nach mir aus.

"Lass das!" Er soll mich ja nicht anfassen! "Du hast dich an einen verheirateten Mann rangemacht!"

"Michael und Dante waren nicht verheira…"

"Du weißt was ich meine!", unterbreche ich ihn rüde. Simon senkt den Blick. "Hast du uns deshalb nie was über ihn erzählt?" Er nickt. "Warum? Warum hast du das gemacht?"

Wir waren uns schon immer einig: Vergebene Männer sind tabu! Es gibt genug Arschlöcher auf der Welt. Und besonders wir scheinen sie irgendwie magisch anzuziehen. Deshalb keine Spielchen. Die hatten wir schon genug. Und immer waren wir die Verlierer dabei.

"Es ist einfach passiert", flüstert Simon und lässt sich wieder auf meine Couch fallen. Ich bliebe weiterhin stehen. Anklagend schaue ich auf meinen einstmals guten Freund nieder und schnaube verächtlich.

"Wir lernten uns auf einem Seminar kennen und blieben in Kontakt. Nur freundschaftlich! Aber dann … Wir trafen uns plötzlich durch Zufall an einer Tankstelle." Simon lächelt entrückt. Am liebsten würde ich ihm eine verpassen! "Die Spannung zwischen uns war unübersehbar. Es passierte so schnell …" Simon sieht mich schuldbewusst an. "Ich wusste, dass er einen Freund hat. Und glaube mir, er hat sich nicht leicht damit getan, dass wir beide …"

"Fremdgefickt habt?!" Simon lässt abermals den Kopf hängen, nickt aber. "Schön für ihn!", schnaube ich. "Hoffentlich hat er vor lauter Gewissensbissen ein Magengeschwür bekommen."

Nun wird Simon sauer.

"Hör auf so etwas über Michael zu sagen!"

"Das ist meine Wohnung. Da kann ich sagen was ich will!"

"Fein!", brüllt er und steht wieder auf. "Dann lass mich auch mal was sagen, über deinen tollen Dante!"

"Wage es und …"

"Michael sagte, er war eine totale Nullnummer im Bett!"

PATSCH!

"Raus", zische ich meinem besten Exfreund zu.

Er packt sich an die Backe, die von meinem Schlag schön rot aufleuchtet, sieht mich an, als wolle er mir gleich an die Gurgel springen, dreht sich dann allerdings um und verlässt meine Wohnung.
 

Mir steckt immer noch der Schreck in den Gliedern, als ich in die Küche laufe, das Eisfach öffne, mit ein paar Eiswürfel in ein Glas werfe, zurück ins Wohnzimmer laufe und mir dort eine Flasche Bourbon aus meinem Spiritousenschrank schnappe, sie öffne, und eine großzügige Menge ins Glas gebe.

Brennend bahnt sich der erste Schluck meinen Hals hinab, nachdem ich mich wieder auf meine Couch gesetzt habe.

Simon ist zurück. Und er ist mit Dantes Ex verlobt. Dem Kerl, wegen dem mein geliebter Dante versucht, mir aus dem Weg zu gehen, weil er nicht wieder verletzt werden möchte. Und nicht nur das: Der Kerl ist wieder zurück. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis Dante und er sich über den Weg laufen.

"Ich muss es ihm sagen", flüstere ich.

Es piepst. Mein Handy. Dante hat mir zurückgeschrieben.

*Ich weiß nicht, ob ich dich wiedersehen möchte*, steht in ihr. *Bitte versteh das.* Mir bleibt der letzte Schluck im Hals stecken, als ich das lese.

Verstehen? Scheiße, das tue ich sogar wirklich! Aber ich will es nicht wahr haben. Doch das ist nicht das einzige, von dem ich mir wünsche, es wäre nicht wahr ...
 

~Dante~

Ich lasse abermals warmes Wasser in die Wanne.

Wie lange ich jetzt schon im Wasser vor mich hin weiche, weiß ich gar nicht. Ist ja auch egal. Fakt ist, ich mag jetzt noch nicht raus.

Könnte sein, dass das daran liegt, da mein Handy vor geraumer Zeit gesummt hat. Ich mag gar nicht wissen, ob es wieder eine SMS von Claude war, die es zum Summen gebracht hat.

Und überhaupt … Die ganze Zeit schon, in der ich in der Wanne sitze, scheint es mich anklagend anzustarren. Dummes Ding! Es ist doch meine Sache, was ich wem schreibe, oder? Und es war ja noch nicht mal gelogen. Ich weiß nicht, ob ich Claude jemals wiedersehen möchte.

Ja gut, ich würde gerne, aber das mit dem würde ist so eine Sache …

Seufzend rutsche ich bis zur Nasenspitze ins Wasser. 'Claude …' Jetzt denke ich schon wieder an ihn!

'Was heißt schon wieder? Du denkst doch pausenlos an ihn. Selbst, wenn du dir Sorgen um Colin machst.'

"Gar nicht wahr!", gurgle ich unter Wasser.

'Belüge dich solange selbst, wie du willst. Doch insgeheim kennst du die Wahrheit.'

Ich atme genervt aus. Wasser sprudelt auf und ich rutsche wieder höher.

"Auch wenn ich ständig an ihn denken muss, das heißt noch lange nicht, dass ich das auch möchte." Meine innere Stimme lacht. "Ich rufe noch heute bei einem Psychiater an", schwöre ich mir.

'Mach doch! Ändert eh nix daran, dass du verliebt bist.'

"AH!" Frustration macht sich in mir breit. "Ich will nicht verliebt sein." Claudes lächelndes Gesicht taucht in meinem Geist auf. "Du Idiot", zische ich ihn an. "Du bist schuld, du und dein einnehmendes Wesen, das einem die Sinne vernebelt, Gefühle heraufbeschwört, die kein Mensch braucht."

Claude lächelt noch breiter. 'Ich liebe dich.'

"Ich dich auch … Fuck!" Ich reiße die Augen auf. Das habe ich jetzt nicht laut gesagt, oder? Oder? ODER?
 

Wasser schwappt über den Rand der Wanne, so abrupt setze ich mich auf. Mein Herz rast und mir wird schwindelig. Schieben wir es mal auf mein schnelles Aufsetzen und das warme Wasser.

'Willst du dich immer noch länger selbst betrügen? Du hast es laut gesagt, also lebe mit den Konsequenzen.'

"Will ich aber nicht."

'Das musst du aber. Du liebst Claude, er liebt dich. Ist doch alles perfekt!'

"Ist es nicht und das weißt du."

'Garantien gibt es nirgends.'

"Genau! Deshalb muss ich auch schnell wieder diese Gefühle wieder loswerden!"

'Und was ist mit Claude?'

"Was soll mit dem sein?"

'Du tust ihm weh damit.'

"Er wird's überleben", flüstere ich.

'Meinst du? So wie du?'

"Das war was anderes!"

'Liebe ist Liebe.'

"Pff! Von der Liebe habe ich die Schnauze voll!"

'Armer Claude …' Wieder schnürt sich mir die Brust zu. 'Armer, armer Claude ...'
 

Ich starre auf mein Handy und plötzlich kommt Leben in mich.

Ich steige eilig aus der Wanne, schnappe mir ein Handtuch und trockne mich ab, ehe ich ins Schlafzimmer renne und mir wahllos frische Kleidung raussuche. Bei all der Hektik vergesse ich sogar das Wasser aus der Wanne zu lassen. Egal. Das kann ich auch noch nachher machen.

"Mein Handy!" Das darf ich nicht vergessen.
 

******
 

* Kannste nicht! Denn ich bin deine innere Stimme :-PPPPPP

** Sorry, das hab ich von Homer Simpson geklaut xD

Wunsch 07 - Was sich das Herz wünscht

Hey! Wo ich schon mal am PC hocke, gibts auch gleich das nächste Kapitel von Wish. Viel Spaß euch beim Lesen ^^
 

Wunsch 07 - Was sich das Herz wünscht
 

~Claude~

"Süße!"

"Hey." Ich versuche zu lächeln. Gelingt es mir? Weiß nicht …

"Alles okay bei dir?" Ich werde sorgenvoll gemustert. Sieht so aus, als wäre es mir nicht gelungen.

"Nein", antworte ich wahrheitsgemäß.

"Komm rein!" Benny zieht mich in seine Wohnung. "Ist was mit der Aufführung für Jack?"

"Nee. Damit ist alles in Ordnung."

Benny führt mich ins Wohnzimmer. Dekadenter Jugendstilkitsch. Obwohl es mir eigentlich ganz gut gefällt, wie sich Benny und sein Georg die Wohnung hergerichtet haben, habe ich heute keine Freude an den mit Stuck verzierten hohen Jugendstilldecken.

"Jetzt erzähl. Was ist denn passiert?", fragt mich mein alter Freund.

Wir sitzen auf Bennys großer Couch. Ich lehne mich schwer gegen das voluminöse Rückenpolster und überlege, wo ich beginnen soll.

"Ich habe jemanden kennengelernt."

"Dante?" Überrascht schaue ich Benny an.

"Ich habe dir von ihm erzählt?"

"Ja. Vor einer Woche. Am Telefon." Ah ja. Stimmt.

"Hatte ich wohl vergessen", murmle ich.

"Schon gut. Ist was mit ihm? Hat er dich abserviert?"

"Nein." Ich schüttle den Kopf. "Schlimmer. Er ziert sich noch."

"Oh." Ich winke ab.

"Er liebt mich. Aber er hat es noch nicht zugegeben."

"Dann bleibst du am Ball."

"Logisch."

"Und wo liegt nun das Problem? Soll ich dir Beziehungsratschläge geben?" Bloß nicht! So gern ich mein Bennylein habe, aber seine Ratschläge kann er getrost für sich behalten. Obwohl ich neidvoll zugeben muss, bei Georg hat er ganze Arbeit geleistet.

"Nicht direkt", wiegle ich daher ab. "Es geht um etwas anderes."

"So? Dann rück endlich mal raus mit der Sprache." Benny stürzt die Lippen. Er mag es nicht, wenn man um den heißen Brei herumredet. Dabei habe ich das doch gar nicht …

"Simon ist wieder da."

"Hab's mitbekommen. Er hat mir aufs Band gequasselt."

"Hast du dich schon bei ihm gemeldet?"

"Nein." Benny schüttelt den Kopf. "Wir sind damals nicht gut auseinander gegangen."

"Echt?" Davon weiß ich ja gar nichts. "Was war denn?"

"Ach", winkt er ab. "Alte Kamelle. Zickenterror eben."

"Verstehe", grinse ich. "Wie immer."

"Genau", lacht Benny. "Also hat er etwas verbrochen?"

"Ja." Und wie er das hat. "Du erinnerst dich noch an seinen heimlichen Lover?"

"Wie könnte ich den jemals vergessen?" Benny ist fast gestorben vor Neugier, wer der mysteriöse Mann an Simons Seite wohl sei.

"Tja. Der Kerl war Michael. Dantes damaliger Partner."

"Oi", haucht Benny und macht große Augen. "Armer Dante."

"Warte ab. Es kommt noch schlimmer." Viel, viel schlimmer … "Die beiden sind jetzt verlobt."

"Wer? Dante und sein Ex? Oder etwa Dante und Simon?" Benny glotzt mich wie ein erschrockener, an der Angel hängender, Fisch an.

"Nein", pampe ich ihn an und verdrehe die Augen. "Simon und Dantes Ex. Dieser Michääähl."

"Doppel Oi!" Ich nicke schwach. "Weiß Dante davon?"

"Noch nicht." Glaube ich zumindest.

"Willst du es ihm sagen?"

"Ich muss. Simon und seine bessere Hälfte wollen sich hier wieder heimisch einrichten. Irgendwann werden sie sich über den Weg laufen und dann kommt auch unweigerlich raus, dass ich mit Simon befreundet bin … Jedenfalls früher einmal."

"Du willst dich nicht mehr mit ihm versöhnen?"

"Kann ich das denn?" Fragend schaue ich Benny an. Er zuckt mit den Schultern. "Ich meine, ich habe Simon über ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Unsere Freundschaft war quasi auf Eis gelegt. So gesehen würde mir unsere Freundschaft auch nicht wirklich fehlen." Ich seufze.

"Nicht so sehr wie dir Dante fehlen würde, nehme ich an."

"Genau." Ihn zu verlieren … Haltet mich für bescheuert, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, ein Leben ohne meinen göttlichen Dante zu führen.

"Dann hast du deine Entscheidung doch schon längst getroffen", meint Benny, der gerade aufgestanden ist, um zu der kleinen Anrichte zu gehen, und mir nun ein Sektglas zuschiebt. "Prosecco?"

"Es ist halb elf. Morgens."

"Und?" Wieder ein Achselzucken. "Sektfrühstück. Machen wir doch öfter."

"Hm", brumme ich. "Mir ist nicht nach Sekt."

"Papalapap!" Plopp! Auf ist die kleine Sektflasche und ich bekomme etwas von der perlenden Flüssigkeit eingeschenkt.

"Ich weiß nicht, wie Dante reagieren wird, wenn ich ihm sage, dass einer meiner Freunde der Grund ist, weshalb sich sein Partner damals von ihm getrennt hat."

Benny atmet geräuschvoll aus und setzt sich wieder neben mich. Freundschaftlich legt er seinen Arm um meine Schulter. Dankbar lehne ich mich an ihn.

"Ach Schatz. Wenn dieser Dante dich auch liebt, dann wird er darüber hinwegsehen. Glaube mir. Die Anfangszeit mit Georg war auch nicht leicht. Der ganze Kram mit dieser furchtbaren Frau. Ich bin so froh, dass das durchgestanden ist." Benny schaudert.

Zu dieser Zeit haben wir uns damals kennengelernt. Als er gerade frisch mit Georg zusammen kam. Simon stieß kurz danach zu uns.

"Wie lange ist das jetzt her?", frage ich ihn schmunzelnd.

"Vier Jahre? Ja, ich glaube."

"Es kommt mir vor, wie eine Ewigkeit." Damals war bei mir noch alles noch so einfach … Keine Exfreunde, die mit Expartnern von Göttergatten zusammen waren. Wir haben gelebt und geliebt, das Leben genossen.

"Hey! So ewig ist das noch gar nicht her!", schnaubt Benny. "So jung und knackig wie wir noch sind, würde uns sowieso keiner glauben, dass wir uns schon so 'lange' kennen."

Lachend setze ich mich wieder auf und schnappe mir nun doch das Sektglas.

"Stimmt", grinse ich und hebe mein Glas. "Auf uns und auf unsere knackigen zweiundzwanzig Jahre!"

"Einundzwanzig, wenn schon bitte schön."

"Gut. Einundzwanzig." Verrückte Kuh! Einundzwanzig? Das glaubt uns niemand mehr.
 

~Dante~

"Mist!" Das gibt's nicht!

Ich lasse die Schultern hängen und rutsche an der Wand entlang nach unten, bis ich auf dem kalten Boden sitze. Der dicke Pack Eis, den ich eben unterwegs noch schnell besorgt habe, wandert auf den Flurboden, damit ich mein Handy aus meiner Jackentasche fummeln kann.

/Der von Ihnen gewählte Teilnehmer …/

"Oh nein!" Claude ist scheinbar nicht zu hause und hat auch noch sein Handy aus. Und nun?

'Wartest du, bis er wieder nach hause kommt.'

"Guter Witz! Ich bleibe doch nicht hier hocken, bis der werte Herr mal wieder hier auftaucht."

'Dann geh halt wieder heim.' Ich knirsche mit den Zähnen. Ich will aber nicht Heim. Doch hier herumsitzen kann ich auch nicht. Das Eis schmilzt.

Nachdenklich kaufe ich auf meiner Unterlippe herum.

"Fünf Minuten!" Länger warte ich nicht.
 

Aus den fünf Minuten werden weitere fünf. Dann fünfzehn … zwanzig … Irgendwann höre ich auf zu zählen und unterlasse es ebenfalls, das Eis testweise anzupacken, dass inzwischen nur noch ganz innen gefroren sein dürfte. Wenn überhaupt.

"Warum mache ich das eigentlich?", frage ich mich selbst und wische mir über das Gesicht.

Meine besserwisserische innere Stimme antwortet mir. 'Weil du ihn liebst und dich endlich deinen Gefühlen stellen willst.'

"Will ich nicht!"

'Und warum bist du dann hier?'

"Weil ich … ich …" ihn sehen möchte. Unbedingt. Weil ich einfach in seiner Nähe sein will, damit ich mir vielleicht darüber klar werden kann, wie es mit ihm und mir weitergehen wird. Denn es muss bald eine Lösung her. Für uns beide.

"Tse!" Leise lachend schüttle ich den Kopf. "Eine Lösung!" Dabei haben wir uns erst vier mal gesehen. Und drei mal davon lagen wir zusammen in der Kiste. Na ja. Ein mal war es ein Tisch. Dafür aber mit einer Kleiderkiste.

Als ich mich daran zurückerinnere, fange ich an zu schmunzeln. Wie aufbrausend und zickig Claude gewesen ist. So sexy … Da fällt mir ein, so genau kenne ich den Grund immer noch nicht, warum er sich mir gegenüber so verhalten hat. Er ist eben ein aufbrausender Charakter. Und ein ebenso lebensfroher. Und sehr gefühlvoller und leidenschaflicher …

"Fuck!" In meinem Schoß zieht es.

So weit ist es also schon mit mir gekommen. Ich hocke vor der Bude eines Typs, der in Frauenkleider, zugegeben, unfassbar umwerfend aussieht, und bekomme einen Ständer, sobald ich dran denke, wie er mich auf einem wackeligen Holztisch in einer Tanzschulen-Küche ordentlich rangenommen hat.

Unwillkürlich kommen mir noch ganz andere Bilder in den Sinn. Wie er mich, als Claudete verkleidet, …

Entweder, ich bin tatsächlich verknallt, oder total bescheuert. 'Sehr wahrscheinlich bist du beides.'

"Danke." Dummerweise muss ich dieses mal meiner inneren Stimme recht geben.

"Ich weiß zwar nicht wofür, aber bitte."

Ich zucke furchtbar zusammen. "Claude?"
 

~Claude~

Dante!

Halluziniere ich? Bin ich unterwegs von einem Auto erfasst worden und schwebe gerade in einem wundervollen komatösen Traumdelirium? Oder sitzt Dante wirklich vor meiner Tür, wie ein treuer Hund, der sehnsuchtsvoll auf die Rückkehr seines Herrchens (mich) wartet?

"Du bist hier!" Dante sieht mich überrascht aber auch lächelnd an, während er sich aufrappelt.

"Na ich wohne hier", antworte ich, immer noch total konfus.

"Ich weiß. Deshalb bin ich ja auch hier."

Ich runzle die Stirn, lache dann jedoch. "Ach?" Dante schaut verlegen zur Seite. Gottchen! Wie niedlich! "Heißt das, du willst ab jetzt immer hier auf mich warten? Wenn das so ist, lege ich dir besser eine Decke hin. Nicht, dass du dir deine Eier verkühlst." Die brauche ich schließlich noch. Für allerlei Spiele und andere Nettigkeiten …

Dante grinst mich frech an. "Zu gütig", frotzelt er. "Vielleicht noch einen Napf mit Wasser?"

"Auch einen mit Fresschen, wenn du magst." Dante schüttelt lächelnd den Kopf.

Doch so schön es ist, dass er plötzlich hier vor meiner Wohnung den Boden warmhält (dieser dämliche Fußboden! Kommt doch tatsächlich in den Genuss von Dantes wundervollen, warmen Pobacken!), war er nicht, laut seiner letzten SMS, sich unsicher, ob er mich überhaupt wiedersehen wollte? Da muss ich erstmal nachhaken, bevor ich vor lauter Freude, dass er zu mir gekommen ist, in die Luft gehe.

"Ich dachte, du wolltest mich erstmal nicht mehr sehen", sage ich daher zu ihm, und bringe damit die Stimmung zum Kippen.

Dante blickt mich ernst an.

"Zuerst dachte ich das, ja", meint er. "Aber dann …" Er seufzt, kommt auf mich zu und sieht mir in die Augen. Mein Herz tanzt Tango. Wie sehr ich ihn doch liebe! "Ich bin gerne bei dir, Claude. Aber ich kann dir nichts versprechen."

"Und das bedeutet?", frage ich hoffnungsvoll.

"Das bedeutet, dass ich wirklich gern mit dir … so eine Art … gemeinsame Basis aufbauen würde." Gemeinsame Basis … Gemeinsame Basis! … Gemeinsame Basis?!

Ich wage mich jetzt mal gaaaanz weit aus dem Fenster.

"Meinst du damit eine Beziehung auf Probe?" Wenn er mich jetzt entsetzt anschaut und schimpfend abhaut, bin ich selbst dran schuld.

"Ähm … Irgendwie … ja. So ungefähr, denke ich."
 

Regenbogen, rote Herzchen und goldene Geigen, die von kleinen Liebesengeln gespielt werden, kommen von der Decke geregnet und schwirren durch den Hausflur. Und ich schwöre euch, in meinem linken Augenwinkel kann ich sogar ein weißes Einhorn mit bunter Mähne und Schweif herumtänzeln sehen.

Ich habe zwar keine Ahnung, wie Dante von 'Ich weiß nicht, ob ich dich wiedersehen möchte' zu 'bauen wir uns eine gemeinsame Basis auf' gekommen ist, aber ich werde einen Teufel tun, und dies weiter hinterfragen!
 

~Dante~

Eine Beziehung auf Probe! Wie konnte das nun wieder passieren? Wieso kamen diese Worte nur aus meinem Mund?

'Wie wohl? Weil du es tief in deinem Herzen so wolltest. Du willst es nur immer noch nicht ganz zugeben.' Kann eine imaginäre Stimme grinsen? Und hatte ich das nicht schon mal gefragt?

Komischerweise verspüre ich gar keine Angst bei dem Gedanken. Auf eine ganz merkwürdige Art und Weise vertraue ich Claude.

'Michael habe ich auch vertraut.'

'Ach ja? Ich könnte dir unzählige Situationen aufzählen, in denen es nicht so war.'

Ich verdränge die Erinnerungsfetzen, die auf mich einstürmen. Vergangenheit. Ich muss mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Auf Claude, der bis jetzt immer noch nichts erwidert hat.

Er sieht mich einfach nur an. So riesige Augen kannte ich bis Dato nur von einer Erzählung der Gebrüder Grimm.

"Claude?" Muss ich mir Sorgen um ihn machen?

"Eine Beziehung", haucht er mit offenen Mund und blinzelt einige Male.

"Auf Probe", schiebe ich hinterher.

"Mit mir." Er scheint mir nicht so recht glauben zu wollen. Ehrlich gesagt, glaube ich mir auch noch nicht so ganz. Beziehungsweise, meinen eigenen Worten.

"Ja, mit dir." Ist ja sonst kein anderer da. Doch das sage ich mal besser nicht laut.

"Oh Dante!" Auf einmal kommt wieder Leben in Claude. "Mein Herz wünscht sich nichts sehnlicher als das!" Er springt mir in die Arme, drückt mich fest an sich und lacht dabei glücklich. "Ich will! Ich will, ich will, ich will!" Äh …

Ich schlucke. Mehrmals.

'Siehst du? Ende gut. Alles gut.'

Alles gut? Das wäre zu schön um wahr zu sein.
 

~Claude~

Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich! Dante, mein Liebesgott! Mein Mr. Perfect. Mein Mr. Hot and Sexy. Mein ein und alles!

Scheiß auf das Wörtchen Probe! Ich werde dir schon zeigen, dass es nicht nötig sein wird, irgendwas mit mir erst proben zu müssen, um … Oh nein! 'Simon!' Daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht!

Ich muss Dante davon erzählen. Jetzt erst recht. Auch wenn ich eigentlich nicht will und das unsere Probe ziemlich hart auf die Probe stellen könnte.

Der Gedanke an Simon und seinem Verlobten hat meiner Freude einen gehörigen Dämpfer verpasst. Ich lasse Dante daher los und schaue ihn ernst an.

"Es gibt da noch was, was ich dir sagen muss", sage ich zu ihm. Er ist sofort alarmiert und guckt mich skeptisch an. "Lass uns rein gehen, ja?", anstatt auf seine Antwort zu warten, ergreife ich seine Hand und ziehe ihn mit mir in die Wohnung.
 

"Ich hatte vorhin Besuch. Von einem alten Freund", beginne ich, als wir uns ins Wohnzimmer gesetzt haben.

Dante dicht bei mir, spüre ich förmlich seine Anspannung.

"Einen alten Freund?" verunsichert sucht er meinen Blick. "SO ein Freund?" Ich muss nicht lange raten, was er mit SO einen Freund meint.

"Oh Gott nein!" Ich schüttle den Kopf. "Früher war er mal ein guter Kumpel von mir. Einer meiner besten." Am liebsten hätte ich ihm das verschwiegen. Ein Kumpel hätte vollkommen gereicht, aber ich will ihn nicht anlügen. Das musste er sich von Michael lange genug gefallen lassen. So ein Schwein bin ich nicht. "Aber bevor ich weitererzähle, will ich, dass du weißt, dass ich ab jetzt nichts mehr mit meinem einstmals so guten Freund zu tun haben möchte." Dante runzelt die Stirn.

"Okay", meint er abwartend.

Ich atme tief ein.

"Er heißt Simon." Neugierig schaue ich Dante an, aber bei dem Namen scheint nichts bei ihm zu klingeln. Vielleicht kennt er den Namen des Kerls ja auch nicht, der an seinem und Michaels Beziehungsende schuld ist. Ich erzähle also weiter. "Er zog vor gut einem Jahr weg nach Rostock. Der Arbeit wegen. Davor gehörte er zu einer meiner kleinen Clique. Zusammen mit Benny und mir. Jedenfalls, als er weggezogen war, telefonierten wir zwar immer mal wieder miteinander, aber das wurde auch immer weniger. Umso überraschter war ich, als er vorhin vor meiner Tür stand.

Er erzählte mir, dass er wieder hier her ziehen würde. Zusammen mit seinem Verlobten." Ich mache eine Pause und mustere Dante. Er ist vollkommen ruhig. Noch. "Ich freute mich natürlich. Dass er wieder in die Stadt zieht und dann auch noch verlobt ist. Und dann erzählte ich ihm auch von dir."

Dantes Augenbrauen wandern nach oben.

"Als was hast du mich denn bezeichnet?"

"Als den Kerl, mit dem ich ebenfalls eine Verlobung anstrebe", scherze ich. Doch Dante glotzt ziemlich erschrocken drein. "Wir können ja erstmal auf Probe verlobt sein. Das heißt, wenn die Beziehungsprobe klappt." Endlich grinst mein göttlicher Dante wieder. Kurz lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. Sein Arm legt sich um meinen Rücken. Wie schön …

"Und? War's das schon?" Ich schüttle den Kopf.

"Leider nein."

"Dann erzähl weiter. Deine Erzählung hat mich neugierig gemacht."

"Ich will aber nicht."

"Wieso? Hast du was anderes vor?" Dantes Hand wandert an mein Becken. Mein Herzschlag verdoppelt sich.

"Das wäre schön", hauche ich und gebe den wundervollen Platz an Dantes Schulter wieder auf.

Dante sieht mich besorgt an.

"Alles klar bei dir?"

"Nein." Ich wünschte, Simon wäre nie wieder zurück gekommen. Dann würde ich jetzt im siebten Himmel der Probebeziehung schweben, zusammen mit Dante.

"Dann erzähl weiter, wenn es dich so sehr belastet."

"Du wirst ausflippen."

Dante stutzt.

"Wieso sollte ich das?"

"Weil Simons Verlobter Michael ist." Und es ist raus. Ich habe es ihm gesagt. Noch nie habe ich etwas so sehr bereut gesagt zu haben, wie diesen Satz. Und ich habe schon viel dummes Zeug erzählt in meinen Leben.
 

~Dante~

Michael …

"Was für ein Zufall", lache ich. "Michael." Sachen gibt's. "Und was ist daran so schlimm?"

Claudes Augen irren hin und her, während er mich besorgt anschaut.

"Dein Michael. Simon ist mit deinem Exfreund verlobt." Mein Arm rutscht von Claudes Rücken. Was? "Simon war Michaels jahrelange Affaire."

Ich habe einen riesigen Druck auf meinen Ohren. Meine Gliedmaßen fühlen sich an, als seien sie gelähmt.

"Ich habe es erst heute morgen erfahren. Ich wusste zwar, dass Simon so eine Art Beziehung mit einem Typen hatte, aber er hat uns nie etwas über ihn verraten. Bis heute Morgen. Und als ich ihm deinen Namen sagte, meinte er, so heißt der Exfreund seines Verlobten.

Ich wusste es nicht! Sonst hätte ich Simon nie in meine Wohnung gelassen! Und ich habe ihn sofort rausgeschmissen, als ich es erfahren habe! Ich habe ihn angebrüllt und zur Sau gemacht. Und eine Ohrfeige verpasst, weil … Na egal. … Dante? Sag doch was."

Sagen? Ich soll was sagen?

"Michaels Affaire war heute morgen hier? In deiner Wohnung?" Claude nickt. Sitze ich etwa auf dem Platz, auf dem diese Mistratte gesessen hat?!

Ich springe auf, als hätte mich eine Schlange in den Hintern gebissen. Claude zuckt erschrocken zusammen, steht dann allerdings ebenfalls auf.

"Dante, ich .."

"Lass mich!" Ich muss hier raus! Ich kann keine Minute länger in dieser Wohnung bleiben!
 

~Claude~

"Dante!" Dante flieht aus meinem Wohnzimmer. Ich laufe ihm natürlich nach, aber ich ahne, dass es wenig Sinn hat, jetzt auf ihn einreden zu wollen.

An meiner offenen Wohnungstür bleibe ich stehen und lausche Dantes eiligen Schritten, dann dem Geräusch der zuschlagenden Haustür, wobei ich zusammenzucke und die Augen kurz schließe.

Betrübt lehne ich mich gegen das Türblatt und schaue in den leeren Flur.

"Dante ..."

Ich habe es geahnt. Auch wenn er jetzt schon seit einem Jahr getrennt von Michael lebt, es nimmt ihn immer noch mit. Das hat man ja schon daran gesehen, dass er sich mit gegenüber so sehr verschlossen hat. Oder es zumindest versucht hat. Doch was jetzt? Habe ich am Ende das kleine zarte Band, das sich zwischen uns entwickelt hat, mit der ganzen Sache durchtrennt?

"Bitte nicht", seufze ich und schließe die Wohnungstür vor mir. "Ich will Dante nicht verlieren. Bitte Universum. Bitte nimm ihn mir nicht weg."
 

***
 

~Claude~

"Das war die reinste Katastrophe!"

"Ich weiß."

"So wird das morgen nichts!"

Ich lasse die Schultern hängen. "Ich werde mich morgen anstrengen. Ich verspreche es."

"Das reicht mir nicht!" Betty bläst aufgebracht wie ein Stier die Luft aus ihrer Nase. "Claude. Du musst mit dem Kopf bei der Sache sein."

"Das weiß ich doch", jammre ich. "Aber Dante … Ich kann nur an ihn denken."

Betty seufzt und der harte Gesichtsausdruck weicht einem Besorgten.

"Ich weiß, Liebes. Aber du kannst doch sowieso nichts machen. Egal wie sehr du an ihn denkst."

Meine Augen werden feucht. "Ich hab's verbockt, Betty. Er will mich nie wieder sehen."

Hektisch wische ich mit meinen Fingern in meinem Gesicht herum. Dabei steche ich mir mit meinen künstlichen Fingernägeln fast die Augen aus, doch das interessiert mich nicht. Dante. Er ist alles, was mich interessiert. Und das schon seit fast einer Woche. So lange habe ich nichts mehr von ihm gehört.

"Ach Schatz. … Süße. Komm her." Betty drückt mich an ihre Brust. Sanft wiegt sie mich hin und her. "Du hast richtig gehandelt. Und das wird er noch einsehen." Natürlich habe ich ihr alles erzählt. Von Simon und Michael. Und auch davon, was passiert ist, nachdem ich Dante alles gebeichtet habe.

"Ich mache mir Sorgen um ihn. Er geht nicht an sein Handy und auch auf Sturmklingeln reagiert er nicht." Sogar mein damaliger Trick, die gesamten Bewohner des Hauses sauer zu machen, hat dieses Mal nicht geklappt. Dante hat einfach nicht die Tür aufgemacht.

"Ich habe Angst. Was, wenn ihm etwas passiert ist?"

"Jetzt mal den Teufel mal nicht an die Wand! Vielleicht braucht er nur etwas Zeit."

"Aber wozu?!" Ich löse mich von Betty und laufe aufgebracht auf dem Tanzparkett herum. "Er hatte doch schon genug Zeit zum Nachdenken." Ich verstehe es einfach nicht!

"So, wie du mir das alles geschildert hast, muss Dante seinen Michael wirklich sehr geliebt haben. Was würdest du tun, wenn du erfahren würdest, dass dein Expartner plötzlich wieder in der Stadt ist, zudem mit seiner Affaire, mit die er auch noch verlobt ist. Und zu allem Überfluss ist diese Affaire auch noch ein Freund deines neuen Herzbuben."

So gesehen hat Betty natürlich recht. Eventuell war das tatsächlich alles etwas viel für meinen göttlichen Dante.

Endlich öffnet er sich mir und dann das. Wieder fährt ihm sein Ex dazwischen.

"Ich versuche nochmal ihn zu erreichen", sage ich zu ihr und verlasse den Tanzsaal.
 

In der Umkleide halte ich mich erst gar nicht damit auf, mich aus meinem glitzernden Fummel befreien zu wollen. Erst rufe ich Dante an.

Doch es wie bei jedem meiner Anrufe in den letzten Tagen.

/Hier ist die Sprachbox der Nummer …/ Ich seufze, setze mich auf die schmale Bank vor den Spinden und warte bis zum Piep.

"Hey Dante. Ich bin es schon wieder. Überraschung!" Ich lache verzweifelt. "Geht es dir gut? Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um dich. Bitte melde dich bei mir. Eine SMS würde mir reichen. …. Okay. Ich versuche es später nochmal. Bye. … Ich vermisse dich."

Betrübt drücke ich mein Handy gegen meine Brust.

"Ach Dante. Was machst du nur für Sachen?"
 

~Dante~

"Oh Gott! Wie siehst du denn aus?" Colin klappt die Kinnlade runter. "Bist du etwa krank?" Ich zucke mit den Schultern während Colin meine Stirn befühlt. "Heiser?"

"Nein, Colin. Ich hab nur kein Bock auf reden", seufze ich.

"Bist du immer noch sauer auf mich?"

Ich mustere meinen jungen Freund.

"Ich war nicht sauer auf dich, Colin."

"Und wieso strafst du mich seit beinahe einer Woche mit eisernen Schweigen?"

"Mir geht es nicht gut", murmle ich, drehe mich um und schlurfe zurück ins Wohnzimmer. Mein Rückzugsort seit einigen Tagen. Colin folgt mir natürlich auf dem Fuße.

"Das sieht man. Dein Bart hat schon Geschwister bekommen." Er wagt es doch tatsächlich, mir an meiner Wange herum zu zupfen. "Wächst der von Natur aus so unregelmäßig, oder kannst du dich inzwischen nicht mehr ohne Brille rasieren? Das sind ja richtige Nester. Rattennester ..."

"Wenn du nur hergekommen ist, um mich aufzuziehen und zu beleidigen, dann kannst du gleich wieder gehen", knurre ich ihn an.

"Huh! So miesepetrig erlebt man dich selten", meint Colin zu mir und runzelt die Stirn. "Wer oder was ist dir denn über die Leber gelaufen, wenn schon ich es nicht bin? Claude?"

"Nein", grolle ich und versuche krampfhaft, nicht an ihn zu denken.

"Wer dann? Einer der anderen Chaoten? Etwa Niko? Der ist im Moment echt ungenießbar. Irgendwas mit Lars. Hab ihn die Tage mal gesprochen, da war er total bissig und ..."

"Michael", unterbreche ich Colins unerträglichen Redeschwall. Mich interessiert es zur Zeit nicht die Bohne, was die anderen machen, oder warum wer mal wieder die Dramaqueen heraushängen lässt. Seit Colins Geburtstagsfeier habe ich die Meute sowieso nicht mehr gesehen.

Kein Wunder. Seit diesem Tag läuft bei mir alles total verquer ...

Als Colin den Namen Michael hört, reißt sein Redefluss abrupt ab.

"Was ist mit ihm?", fragt er mich leise und wird ganz blass um die Nase herum.

"Er ist wieder hier. Zusammen mit ihm."

"Woher weißt du das?"

"Claude. Er ist mit ihm befreundet." Es schmerzt. Ja, wirklich. Auch wenn ich weiß, dass es Schwachsinn ist und Claude nichts dafür kann. Er hat mir mehrfach per Mailbox versichert, dass er davon bis vor wenigen Tagen nichts wusste und diesen Typen nie wieder sehen will, aber trotzdem … In meinem Kopf ist Claude plötzlich mit alle dem verstrickt, was vor einem Jahr passiert ist. Und das macht mich zusätzlich fertig.

"Nicht dein Ernst!" Colins Augen machen jedem Manga-Männchen Konkurrenz.

"Doch", seufze ich und lasse mich auf die Couch fallen. "Ich war bei ihm, um … Einfach so." Colin, der sich neben mich gesetzt hat, sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, sagt aber nichts. "Er war zuvor bei ihm und erzählte Claude von Michael und ihm. Anscheinend wusste Claude bis dahin noch nichts davon, dass er und mein Ex … Wie auch immer. Claude hat mir gleich alles erzählt." Was wirklich für ihn spricht, muss ich gestehen. Er hätte es mir ja auch einfach verschweigen können.

"Scheiße", haucht Colin. "Und was hat Claude gemacht, als er davon erfahren hat?"

"Er meinte, er hätte ihn gleich rausgeschmissen."

"Gut so!", lacht Colin. "Auf Claude ist wirklich Verlass."

Skeptisch schaue ich ihn an.

"Meinst du?"

"Klar", erwidert er nickend. "Claude ist ein ehrlicher Typ."

"Woher willst du das wissen? Du kennst ihn doch gar nicht!"

"Huh! Jetzt reg dich doch nicht gleich so auf." Colin rückt ein Stück von mir ab. "Außerdem sieht man ihm an, dass er nicht hintenrum ist, wenn du verstehst."

"Weil du ja so einen guten Blick dafür hast", gebe ich bissig zurück.

Sofort verdüstert sich Colins Miene.

"Das ist was anderes", zischt er.

"Inwiefern."

"Bei Claude war ich nicht geblendet vor Liebe."

"Tss!"

"Nix tss!", erwidert Colin stinkig. Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Warte mal", japst er und beugt sich wieder zu mir. "Sag bloß, dieser Scheiß mit Michael steht schon wieder zwischen dir und Claude!" Getroffen. Ich schweige weiterhin. "Dante!"

"Ach halt die Klappe", keife ich und stehe auf.
 

Ich flüchte in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Colin folgt mir natürlich auch hier her und hat keinesfalls vor, mir stillschweigend dabei zuzuschauen, wie ich in der Schublade nach meinem Teeei krame.

"Er liebt dich!"

"Und?!"

"Was und?"

"Er kennt IHN!" Sauer pfeffere ich die Schublade zu. Das dämliche Teeei ist nicht da wo es sein sollte.

"Ach? Und das macht Claude jetzt plötzlich zu deinem Staatsfeind?"

"Das geht dich nichts an Colin", belle ich und fülle den Wasserkocher.

Colin stößt schnippisch Luft aus.

"Na, Danke auch!" Sauer kaut er auf seiner Unterlippe herum. "Das ich dir so wichtig bin, dass mich dein Leben nichts angeht, ist wirklich erfreulich." Wieder antworte ich nicht.

Ich habe keine Lust mich weiter darüber zu unterhalten. Das Thema habe ich schon zu genüge zerdacht und sogar davon geträumt. Mir geht es fast wieder so mies, wie nach der Trennung von Michael. Als hätte ich schon wieder eine Trennung hinter mir. Dabei will ich doch einfach erstmal etwas Abstand und nachdenken ...

"Du kannst Claude nicht für Michaels Betrug bestrafen", flüstert Colin plötzlich nach einigen Minuten des Schweigens. "Und dich übrigens auch nicht."

"Mach ich auch nicht."

"Doch. Genau das tust du, wenn du jetzt wieder wegrennst und dir von diesem Arschloch Michael dein Leben kaputt machen lässt."

"Das tue ich nicht!"

"Und ob du das tust." Ich knurre sauer. "Gönnst du Michael das? Dass er immer noch dein Leben in der Hand hat? Während er glücklich mit seinem Stecher ist?" Das hat gesessen.

Ich lasse den Kopf hängen und starre auf das Muster meiner Küchenplatte.

"Ich weiß, es hört sich für dich wahrscheinlich total schwer an, aber vergiss Michael endlich. Sonst gehst du daran irgendwann doch noch kaputt."

"Sagt der, der sich in den Falschen verliebt hat und ihn jetzt dafür verarscht." Der Wasserkocher knackt. Ich hole zwei Tassen aus dem Schrank. Gibt es eben fertig abgepackten Tee.

"Wenigstens tue ich was, anstatt mich hier zu verkriechen und in Selbstmitleid zu vergehen, obwohl da draußen ein ganz toller Kerl auf dich wartet. Und deinen Tee kannst du dir sonst wo hin schieben. Ich rede erst wieder mit dir, wenn du zur Vernunft gekommen bist und man mit dir wieder normal reden kann. 'Tschau."

Meine Wohnungstür knallt zu.

"Gott Colin! Du bist so eine Dramaqueen." Zum Glück hat er das nicht gehört.

Im Grunde weiß ich ja, dass er Recht hat. Aber ich kann nicht anders. Ich habe fast das Gefühl, als solle es einfach nicht sein, dass Claude und ich jemals zusammenkommen. Ich meine, es war doch irgendwie eindeutig, oder? Kaum wage ich mich einen Schritt auf ihn zu, BAMM! Kommt Michael wieder um die Ecke und tritt mir wieder in die Eier.

Warum tauchen er und sein Neuer gerade jetzt wieder hier auf? Und wieso ist sein Verlobter (ich könnte immer noch kotzen bei diesem Wort) ausgerechnet ein Bekannter von Claude?

"Das kann doch nichts werden."

'Stimmt. Kann es nicht, wenn du nicht endlich deinen Arsch unter die Dusche schiebst, dein Selbstmitleid von dir wäschst, und dann rüber zu Claude fährst.' Oh nein!

"Nicht du schon wieder!" Dabei war meine lästige innere Stimme die letzten Tage über so schön ruhig gewesen.

'Geh zu ihm! Oder ruf ihn wenigstens mal zurück.'

"Ich werd's mir überlegen", brumme ich und schnappe mir meine Teetasse, um mich wieder auf meine Couch zu legen.
 

******

Wunsch 08 - Bitte, bitte! Nicht wieder abhauen! (Ohne Adult)

Hallöchen!

Letzte Woche ist mir das nächste Kapitel von Wish irgendwie durchgerutscht. Schande über mich!

Dafür kommt es heute ;-)

Viel Spaß damit!
 


 

Wunsch 08 - Bitte, bitte! Nicht wieder abhauen! (Ohne Adult)


 

~Claudete~

"Bereit?" Betty wirkt aufgeregt. Sie schwitzt und hat trotz heller Schminke rote Wangen. Zu ihrer Verteidigung, uns geht es nicht besser. Es ist heiß heute. Wir sind zwar nur mit dünnen Stoffen bedeckt, aber darunter verbergen sich Tonnen von fixierenden Klebebändern, gepolsterte Höschen, die uns mehr weibliche Rundungen verleihen, Nylons und Korsetts. Und unter der Schminke ist es auch nicht gerade angenehm kühl. Von den Perücken fange ich mal gar nicht an zu sprechen. Zum Glück hat uns Betty allesamt mit Fächern ausgestattet, die wir auch fleißig am schwingen sind.

"Okay Mädels. Gleich geht es los. Stellt euch schon mal auf, dann können wir die Bühne stürmen." Betty richtet sich ihre aufgetürmte brünette Perücke und schreitet elegant voran.

Wir anderen stellen uns in Zweierreihen auf und warten auf ihr Zeichen. Ich lasse derweil meinen Blick schweifen. Ganz schön was los hier. Jack kennt echt viele Leute. Es scheint beinahe, als wäre die gesamte Community hier.

Plötzlich fällt mir ein gekräuselter, dunkler Haarschopf auf. Doch bis ich reagieren kann, ist er auch schon wieder verschwunden. 'Einbildung', sage ich mir. 'Ich habe solch große Sehnsucht nach ihm, dass ich mir schon glaube, ihn zu sehen.'

Mein Dante … Er hat sich immer noch nicht bei mir gemeldet. Meine Sorgen werden immer größer. So groß, dass ich beschlossen habe, nicht mehr abzuwarten, sondern ihn nachher nochmal zu besuchen. Und dieses Mal gehe ich nicht eher, bis er mir entweder die Tür aufmacht, oder wieder nach Hause kommt, falls er wirklich die ganze Zeit über nicht da war.

Meiner Meinung nach hatte er nun genug Zeit, um sich von seinem Schock zu erholen. Ich muss einfach wissen, wie es ihm geht. Und vor allem, wie es mit uns weiter geht. 'Falls es überhaupt noch weiter geht …'

Inzwischen mache ich mir riesige Sorgen, dass noch Gefühle für diesen Michääähl haben könnte. Ich meine, wäre doch logisch, oder? Sonst würde ihn die Nachricht von seiner Rückkehr nicht dermaßen aus den Latschen kippen lassen. Oder? ...

"Claudete!" Ich werde von meiner Hinterfrau vorwärts gestupst. "Es geht los!"

"Äh … Oh. Ja." Die Show beginnt. Ich muss mich zusammenreißen!
 

~Dante~

"Na? War doch gut, dass du doch hergekommen bist, oder?" Colin strahlt mich an. Er ist sichtlich stolz darauf, dass seine Überredungskünste, doch auf Jacks Geburtstagsfeier zu gehen, gefruchtet haben.

Nachdem Colin mich letztens so noncharmant angeranzt hatte, bin ich doch vor ihm zu Kreuze gekrochen, habe mich per SMS bei ihm entschuldigt, woraufhin er sofort wieder zu mir gekommen ist. Wir haben uns ausgesprochen, sogar gekocht hat er für mich. Dabei flatterte ihm die Einladung für heute in die Hände. Eigentlich wollte ich ja gar nicht hingehen, aber Colin kann so verdammt hartnäckig sein!

Ich nicke bloß und werfe Malik, der an Colins Seite steht und sogar seine Hand hält, einen finsteren Blick zu.

Colin schmiegt sich an ihn, als wären sie tatsächlich ein Pärchen. Mein Unmut über seinen Plan wächst immer mehr. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, diesen Malik unter vier Augen zu erwischen, werde ich ihm ein paar warme Worte erzählen. Krümmt er auch nur ein Haar an Colin, dann Gnade ihm Gott!

"Wollen wir mal rüber zum Buffet?" Ich verneine.

"Ich muss noch Jack suchen. Wenn ich schon mal hier bin, muss ich ihm auch gratulieren."

"Tu das", grinst Colin und dampft mit Malik im Schlepptau davon. Mit gemischten Gefühlen schaue ich ihnen nach.

'Hoffentlich weiß er, was er tut.'
 

Jack ist schnell gefunden. Er steht bei seinem festen Partner und strahlt über beide Ohren. Genau wie David, besagter Partner. Die beiden sehen glücklich aus. Glücklich und verliebt. Ich beneide sie.

'Das kannst du auch haben. Du musst nur zu Claude und ...'

"Hallo Jack! Happy Birthday!" Ich würge meine innere Stimme ab und strecke Jack meine Pfote entgegen.

"Danke. Schön, dass du gekommen bist."

"Meinst du, dass lasse ich mir entgehen?" Leider hat der Versuch, es zu tun, dank eines sehr aufdringlichen Colins, nicht geklappt.

Wir tauschen noch ein paar oberflächliche Worte miteinander aus, dann ist auch schon der nächste Gratulant an der Reihe. Ich bin froh, dass ich das Weite suchen kann und ein ruhiges Plätzchen finde.

Doch zuvor bediene ich mich nun doch am Buffet, genehmige mir etwas Kartoffelsalat und pilgere dann ein Stück Abseits, weg von dem größten Trubel. Auf einem umgefallenen, dicken Baumstamm richte ich mir einen gemütlichen Sitzplatz ein und vertilge den Salat. Hier und da sehe ich einige Bekannte, lächle sie an und hebe kurz die Hand. Zum Glück kommt keiner auf den Gedanken, sich zu mir zu gesellen.

Ich bleibe unbehelligt, bis vorn auf der aufgebauten Bühne eine Meute Drag Queens erscheint. Sofort ist mir der Hunger vergangen. 'Claude.' Natürlich muss ich an ihn denken.

Sehnsucht durchflutet mich. Aber auch Angst und das nagende Gefühl von damals, das mich nach Michaels Betrug heimgesucht hat.

Ich atme tief durch und versuche dieses Gefühl abzuschütteln. Ich will mich nicht mehr so fühlen.

'Klammere dich an das Gefühl der Sehnsucht', meint meine innere Stimme. Und so ungern ich es zugebe, aber sie hat recht. Ich muss diese schlechten Erinnerungen los werden. Sie bringen mir nichts außer Kummer und Bauchschmerzen.

Also stelle ich mir Claude vor. Wie wir uns das erste Mal begegnet sind. Sofort fange ich an zu grinsen. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass wir uns jemals wiedersehen würden? Und dann auch noch auf diese Weise.

Unsere erste Nacht … Der Sex mit ihm war echt der Wahnsinn. Auch der in der Tanzschule. Wo er mit den verschmutzten Kleidern gekämpft hat, die genau so aussehen wie … 'die auf der Bühne!'

Meine Mundwinkel sacken hinab.

Ungläubig starre ich auf die Bühne. Da ist er! Das ist Claude, der da in einem der gelbgold schimmernden Kleider steckt!
 

Ich stelle meinen Teller vor mir in den Sand und stehe auf, um näher an die Bühne laufen zu können. Wie paralysiert starre ich Claude an, oder besser gesagt, Claudete, bis ich fast genau vor der Bühne stehe.

Mein Herz klopft schnell und in meinem Bauch breitet sich ein warmes, brodelndes Feuer aus, was die Sehnsucht nach ihm nur noch verstärkt.

Weg ist das beängstigende, nagende Gefühl. Und es kann mir auch gestohlen bleiben! Es spielt im Moment keine Rolle mehr. Michael spielt keine Rolle mehr. Soll er glücklich werden mit ihm. Oder auch nicht. Mir egal. Colin hatte wirklich recht. Das wird mir erst jetzt so richtig bewusst, wo ich Claude wieder leibhaftig vor mir sehe.

Jetzt ist es endlich an der Zeit, dass ich wieder glücklich werde. Und scheinbar geht das nur mit diesem in einem Kleid steckenden Kerl. Diesen vollkommen durchgeknallten, aufdringlichen und frechen Kerl, der mir so mir nichts, dir nichts das Herz gestohlen hat.
 

~Claudete~

Noch eine Drehung, dann einen Schritt nach links, Körperspannung, Arme nach oben, den Kopf drehen und … Stopp mal! Das gibt's nicht! Drehe ich nun doch durch, oder ist das wirklich …

"Dante."

Ich gerate ins Straucheln, fange mich aber irgendwie wieder. Trotzdem ist der Rest der Choreografie vergessen. Das ist kein Trugbild. Da steht tatsächlich Dante vor der Bühne, und er hat mich ebenfalls erkannt.

Er sieht mich erschrocken an. Starrt richtig.

Oh Gott! Das ist nicht gut! Er scheint nicht mit mir gerechnet zu haben, und nun … lächelt er? Ach du Schande! Ja! Er lächelt mich an!

Ich lächle erleichtert zurück. Plötzlich hebt er einen Zeigefinger und dreht ihn in der Luft im Kreis. Du böser Bube! Was soll denn das für ein anzügliches Zeichen sein?

"Claudete!", zischt es neben mir. "Tanz!" Äh …

Ich schaue rüber zu Twinkerbell. Sie sieht mich böse an und … dreht sich weiter im Kreis. Genau wie die anderen.

Na toll! Das sollte das ominöse Zeichen bedeuten. Ich stehe ja noch auf der Bühne. Die Betonung liegt auf stehen. So ein Ärger!
 

Auch wenn mich Dantes unverhofftes Erscheinen wortwörtlich total aus der Bahn geworfen hat, ziehe ich den Rest des ersten Teils unseres Auftrittes profimäßig durch. Leider scheint Betty das nicht so zu sehen.

Hinter der Bühne nimmt sie mich zur Brust.

"Was war denn?", knurrt sie mich an. "Du standest da, als hättest du einen Geist gesehen."

"Dante. Er ist hier."

Ihr arg verärgerter Gesichtsausdruck verwandelt sich in einen verbissenen. Ihre eigentlich ganz akkurat gezupften Augenbrauen berühren sich beinahe in der Mitte ihrer Stirn.

"Und da musstest du unbewegt auf der Bühne herumstehen?"

Nun ziehe ich verärgert die Augenbrauen zusammen und stelle mich stur.

"Ja, musste ich."

Betty atmet tief ein. Ihre Gesichtszüge werden wieder weicher.

"In einer Viertelstunde geht es weiter. Sei pünktlich wieder hier", sagt sie und lässt mich einfach stehen.

Ich bin zuerst überrumpelt, grinse dann jedoch vom einen bis zum anderen Ohr. "Danke Betty! Du bist die Beste!", rufe ich und tripple los. Hoffentlich ist er noch da, und nicht wieder abgehauen! 'Bitte, bitte! Nicht wieder abhauen!'

Mein Wunsch geht in Erfüllung, denn Dante steht noch immer dort, wo ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Er schaut sich um, als würde er nach jemanden suchen. 'Nach mir?' Ich bekomme Herzrasen.

"Dante!" Ich hebe den Arm. Sofort dreht sich sein Kopf zu mir. Und wieder lächelt er!

Ich schwöre, es ist wie in einem dieser kitschigen Schmachtstreifen, als wir uns entgegenkommen, uns dabei an den vielen Gästen vorbeischieben, immer wieder die Hälse recken, damit wir einander nicht aus den Augen verlieren. Die in Hollywood würden uns rote Rosen zuwerfen, so perfekt wirkt diese Szene.

Als wir uns dann endlich gegenüberstehen, muss ich mich arg beherrschen, Dante nicht einfach an mich zu ziehen und ihm meine pink geschminkten Lippen aufzudrücken.

"Du bist hier?" Einfallsreicher Satz, ich weiß.

Dante nickt.

"Ich war eingeladen."

"So ein Zufall", grinse ich, werde dann jedoch ernst. Auch wenn es mich unfassbar freut, Dante gesund und munter wiederzusehen, da gibt es noch etwas, das wir klären müssen.

"Und wie geht es dir?"

"Besser."

"Das freut mich!" Bin ich erleichtert! "Ich habe versucht dich zu erreichen."

"Ich weiß. Hab's gehört." Dante lächelt schmal und schaut verlegen zur Seite. "Ich konnte dich noch nicht zurückrufen. Ich war …"

"Schon gut", unterbreche ich ihn, weil ich sehe, wie sehr ihn das noch immer mitnimmt. "Ich war ja selbst total durch den Wind, als ich das mit deinem Ex und Simon erfahren habe. Ich hatte keine Ahnung!" Dante scheint mir zu glauben, denn er nickt.

"Ich weiß. Und ich weiß auch, dass du dafür überhaupt nichts kannst. Es hat mich nur so dermaßen aus der Bahn geworfen … Ich will nicht, dass Michael weiterhin mein Leben bestimmt. Das ist mir jetzt erst so richtig klar geworden. Trotzdem bin ich immer noch … gehemmt. Verstehst du?" Er sieht mich beinahe schon flehend an.

"Ja", antworte ich leise. "Mir ging es nach Klaus nicht anders. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt."

Dante grinst, wobei seine Augen wie ein ganzer Sternenhimmel funkeln.

"So etwas ähnliches dachte ich mir auch, als ich dich auf der Bühne erkannt habe." Mein Herzlein spielt Sackhüpfen, so glücklich macht mich das, was Dante gerade gesagt hat. Überglücklich grinse ich zurück und urplötzlich scheinen weitere Worte zwischen uns vollkommen unnötig zu sein.

Wir schauen uns an, versinken in den Augen des anderen, nähern uns in Zeitlupe einander an, bereit, gleich den Mund des anderen zu erobern …

"Claudete! Da bist du ja! Los! Die Show geht gleich weiter!" Twinkerbell. Die kleine Möchtegern-Fee hat es heute anscheinend auf mich abgesehen.

Am liebsten würde ich ihr ihre kleinen penisförmigen Flügel vom Rücken zupfen, die sie immer bei den Auftritten trägt.
 

~Dante~

Schmunzelnd beobachte ich Claude. Wenn Blicke töten könnten, würde die kleine Drag Fee jetzt implodieren und als glitzerndes Konfetti vom Himmel regnen.

"Geh ruhig. Ich warte hier auf dich", sage ich zu Claude.

Als er daraufhin wieder mir seine Aufmerksamkeit schenkt, verschwindet das glimmende Feuer der Zerstörung aus seinen Augen, wird von einem ganz anderen Feuer ersetzt, einem, das mir die Härchen auf den Armen aufrecht stehen lässt.

"Versprochen?", fragt er mich, was mich wieder zum kichern bringt, da seine Stimme wieder dunkel und tief klingt.

"Natürlich. Versprochen. Ich will nicht mehr wegrennen." Und das meine ich ehrlich.

Auch Claudes Mundwinkel zucken, als ich kurz seine Hand berühre.

Doch: "Kommst du jetzt? Betty flippt sonst wieder aus." Wenn die kleine Drag Queen weiter so an Claudes Nerven zieht, nimmt das heute kein gutes Ende mit ihr, befürchte ich.
 

Er schenkt mir noch ein Lächeln, dann verschwindet Claude wieder Richtung Bühne, wobei er undamenhaft zeternd hinter seiner Kollegin herläuft. Kurz bleibt mein Blick an seinem Hintern hängen. Verdammt! Dass ich mal einen Hintern abchecken würde, der in einem Kleid steckt. Verrückte Welt. Vor allem, da besagter Hintern ziemlich ausgestopft aussieht.

"Da bist du ja!" Ein aufgeregter Colin schiebt sich in mein Blickfeld. Neben ihm natürlich wieder Malik, mit dem er noch immer Händchen hält. Meine gute Laune gerät in Gefahr. Am liebsten würde ich diesem Kerl eine auf's Maul zimmern.

"Hast du schon gesehen? Claude ist hier!", plappert Colin aufgeregt auf mich ein.

"Ich weiß", antworte ich ihm und versuche Maliks Anwesenheit zu ignorieren.

"Und?" Colin guckt mich aufgeregt an. "Was ist jetzt?"

"Was soll denn sein?" Ich tue ahnungslos.

"Gehst du endlich mal zu ihm, oder was?"

"Nö." Ich muss aufpassen, dass ich nicht schon wieder anfange zu grinsen. Claudes Anwesenheit muss irgendetwas mit mir angestellt haben. Beziehungsweise mit meinen Mundwinkeln.

"Ja aber …!"

"Psst", machte ich und hebe den Zeigefinger an den Mund. "Die Show geht weiter." Ich lasse Colin und Malik das Arschloch stehen und laufe wieder näher zur Bühne ran. Die beiden gesellen sich kurz danach abermals an meine Seite.

Colins Blick durchbohrt mich, aber ich reagiere nicht drauf. Soll er im Moment noch unwissend bleiben. Ich genieße jetzt erstmal Claudes Anblick, der selbstsicher mit einem Hauch Arroganz über die Bühne schwebt. Eben ganz Claudete, so, wie ich sie kennengelernt habe.

Ein wenig Stolz entflammt in meiner Brust, was mich noch mehr lächeln lässt.
 

~Claudete~

Mein superheißer-sexy Dante steht wirklich wieder vor der Bühne und lässt mich keine Sekunde lang aus den Augen. Ich könnte sterben vor Glück! Oder besser doch nicht. Schließlich kann ich dann nachher nicht in Dantes Arme versinken. Und das wäre eine ziemliche Schande, nicht?

Die Show geht ihren geplanten Lauf. Ein paar der Gäste werden auf die Bühne gebeten und sie sagen etwas über Jack, der neben Betty auf der Bühne steht und von ihr ein pink-glitzerndes Krönchen aufgesetzt bekommen hat.*

Wir Mädels im Hintergrund sorgen weiter für Stimmung und führen die Redner, die etwas zu und über Jack zum Besten geben, auf und von der Bühne. Natürlich nicht ohne ihnen nochmal in den Hintern zu zwicken, bevor sie die Bühne wieder verlassen ;-) Außer bei Davids Bruder Theo. Da traut sich wohl keiner ran, was schade ist, denn er hat wirklich einen recht ansehnlichen Prachtpopo.**

Als keiner mehr etwas über das Geburtstagskind zu sagen hat, schnippt Betty mit dem Finger. Unser Zeichen.

Wir umringen den armen verdutzten Jack, schnappen seine Arme, die wir hinter seinem Rücken fest pinnen, während eine von uns die Hände mit Tigerplüsch-Handschellen fesselt, ehe sie den Schlüssel in Bettys üppig ausgestopftes Dekolleté verschwinden lässt.

"Hey. Was soll das denn jetzt?" Jack ist sichtlich überrumpelt. Oder geblendet von so viel Weiblichkeit. Wie auch immer, er sieht nicht sehr glücklich aus. "Betty, was soll das? Macht mich los!"

Betty kichert und klimpert mit ihren langen, künstlichen Wimpern. "Wir geben dich erst frei, wenn jede von uns auch etwas dafür bekommt", säuselt sie mit tiefer Stimme in das Mikrofon und schaut die Geburtstagsgäste an. Einige unter ihnen freuen sich diebisch. Ein paar rufen sogar, dass er ab jetzt immer so gefesselt bleiben soll. Ob das David gefallen würde?***

"Betty, lass den Mist", jammert Jack. Doch die gute Betty zeigt keine Gnade. "David!" Doch auch sein Liebster grinst sich bloß einen und beobachtet das Ganze amüsiert.

"Einen Kuss für jede von uns, dann lassen wir ihn wieder frei", trällert Betty dem Publikum herausfordernd zu. "Aber einen ordentlichen. Sonst stellen wir die Handschellen noch etwas enger." Damit sorgt Betty wieder für heiteres Gelächter und für einen noch geschockteren Jack. Dabei muss ich erwähnen, dass ein Kuss noch ziemlich human ist. Es standen auch ganz andere Vorschläge im Raum, als wir uns das hier ausgedacht haben. Würde Jacks Party nicht mitten am Tag am Strand stattfinden, sondern abends in einem Gay-Club, wären einige dieser Vorschläge sicher auf mehr Gehör gestoßen.
 

~Dante~

Colin giggelt wie ein kleines Kind.

"Willst du nicht mitmachen?" Er stößt mich in die Seite. Autsch!

"Sicher nicht", erwidere ich und tätschle die getroffene Stelle.

"Ach komm schon! Oder willst du, dass Claude von einem anderen Kerl geknutscht wird?" Herausfordernd sieht Colin mich an.

"Es ist doch nur ein Gag." Wenn auch ein ganz beschissener. Knutschen, um das Geburtstagskind auszulösen. Pff!

"Fein", meint Colin. "Aber dann beschwere dich nicht."

"Über was sollte ich mich beschweren?"

"Darüber, dass der komische Typ da oben sich gerade eine der Damen zum Knutschen aussucht und wohl Gefallen an Claude findet."

"Was?" Mein Kopf zuckt wieder hinauf zur Bühne. Tatsache! Da steht so ein käsiger Typ mit Cordhose (wer zum Geier trägt heute noch Cordhosen, dazu noch bei einer Strandparty?!) und Karohemd, der mir auch irgendwie bekannt vor kommt, und hält auf Claude zu!

"Na? Schon eifersüchtig?" Colin kichert. "Ich an deiner Stelle würde mich mal beeilen." Mir schwillt der Kamm.

Meine Beine setzen sich in Bewegung, aber plötzlich hält Betty, die Rednerin des bunten Haufens da oben, den Typen auf.

"Na, na, na", schnarrt sie ins Mikrofon. "Das Leben ist kein Wunschkonzert. Erst bin ich an der Reihe." Lautes Grölen. Betty schiebt dem Kerl ihre Zunge in den Hals und mir wird leicht übel, während meine Erleichterung wächst.

"Nochmal Glück gehabt", lacht dieser Malik.

"Halt du mal schön dein Maul", fahre ich ihn an, kassiere daraufhin einen mehr als bösen Augenaufschlag von Colin, und mache mich dann auf zur Bühne.

'Meinen Claude küsst niemand einfach so. Auch nicht nur zum Gag auf einer Bühne!' Meine innere Stimme applaudiert mir zu. Na wenigstens sie freut sich. Denn die Aussicht, gleich auf einer Bühne zu stehen, angeglotzt zu werden, von so vielen Leuten, dass treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn. Lampenfieber lässt grüßen.
 

~Claudete~

Huff! Da bin ich aber nochmal davongekommen. War aber auch logisch, dass Betty ihren Goldschatz nicht einfach auf eine von uns loslässt. So war es ja auch geplant gewesen. Trotzdem dachte ich wirklich für eine Millisekunde, dass Rolf es auf mich abgesehen hat. Nichts gegen ihn, aber … Nein danke. Bei Betty ist er definitiv besser aufgehoben. … Wie man sieht. … Und auch hört. … Himmel! Hören die auch mal wieder auf?

Um mich abzulenken, suche ich im Publikum wieder nach meinem göttlichen Göttergatten. Doch er steht nicht mehr bei Colin und seinem DJ. Wo ist er denn? Ich schaue mich um. Irgendwo muss er doch sei… Ah! Da!

Ich habe ihn ausfindig gemacht, und zwar läuft er gerade … äh … Auf den Bühnenaufgang zu?

Er sieht ziemlich entschlossen aus. Wartet mal. Heißt das etwa …? AHHH! Oh Gott, ich sterbe doch noch! Will er etwa wirklich? Echt? Hier und jetzt? Vor all den Leuten? Mitten auf der Bühne? Mich?

Oh schweig still mein Herz! Sonst schmelze ich noch dahin. Dieses mal ist aber nicht die Sonne daran schuld, die erbarmungslos auf uns nieder scheint.

"Huh! Das war … feucht. Wer ist der Nächste?", seufzt Betty ins Mikrofon und leckt sich lasziv über die Lippen, endlich wieder Alleinherrscherin über ihren Mund. Demonstrativ wischt sie sich mit Daumen und Zeigefinger nochmal über die roten, nun leicht verschmierten, Lippen. Muss ja wirklich ein feuchter Kuss gewesen sein.

"Uh! Das Sahneschnittchen gehört mir", wispert jemand neben mir und ich sehe, wie sich die Sprecherin den ausgestopften BH zurechtrückt. Mit Sahneschnittchen meinte sie augenscheinlich Dante, der just in diesem Moment auf die Bühne tritt.

"Nichts da Veith. Der gehört mir", zische ich Olga extra mit seinem bürgerlichen Namen an. Damit er auch merkt, dass es mir ernst ist.

"Ach ja? Sagt wer?" Klappt nur nicht. Olle Zicke!

"Das sage ich", keife ich sie an. "Das Sahneschnittchen gehört nämlich zu mir."

"Kann ja jeder sagen", zickt Veith zurück.

Ich drehe mich zu ihm und richte mich zur vollen Größe auf.

"Hör mir gut zu, Veith. Niemand berührt die Lippen MEINES Mannes außer ich, verstanden?"

Veith sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an und scheint dann zu merken, dass es mir ernst damit ist. "Okay, okay", lenkt er ein und hebt entwaffnend die Hände. "Er gehört ganz dir."

"Sag mir was neues", säusle ich siegreich und mache mich bereit für den Kuss mit meinem Liebsten.
 

~Dante~

Ich schlucke hart. Mir ist schlecht. Und schwindelig. Meine Hände sind pitschnass und meine Beine weich wie Gummi. Nur nicht nach unten gucken! Nicht ins Publikum schauen, das mich sicherlich amüsiert beobachtet, sondern gerade aus, dorthin wo Claude steht, der mich schon längst entdeckt hat und breit angrinst.

Ich laufe auf ihn zu, werde aber aufgehalten. Von Betty.

"Immer langsam mit den jungen Pferden", schnarrt sie rau und legt einen Arm um mich. "Sag uns erstmal wie du heißt?" Mir wird das Mikrofon unter die Nase gehalten. Um mich herum beginnt sich alles zu drehen. "Na?" Stille. Betty stupst mich seitlich an. "Dante, sag etwas", flüstert sie mir zu, aber kein Wort verlässt meine Kehle. Ich starre bloß erschrocken auf die Zuschauer vor mir. Oh Gott!

"Da ist aber einer schüchtern", lacht Betty. "Oder ich habe ihm die Sprache verschlagen", gibt sie mit rauchiger Stimme von sich. Lachen um mich herum. Kleine schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen.

Krampfhaft darum bemüht, einen sicheren Stand zu wahren, schließe ich für einen Moment die Augen und atme tief durch. Es hilft einigermaßen. Als ich sie wieder aufmache, starrt mich Betty an.

"Geht es dir gut?" Besorgnis zeichnet sich in ihrem Gesicht ab. Ich schüttle schwach den Kopf. "Ach herrje! Da braucht wohl jemand eine Mund-zu-Mund-Beatmung!" Grölende Rufe. "Claudete Schätzchen? Du weißt doch wie sowas geht, nicht?"

"Aber sicher doch", höre ich Claudes tiefe Stimme direkt neben mir. Wie ist er denn so schnell hier rüber gekommen?

Er zieht mich zu sich. "Claude?"

"Eigentlich Miss Claudete Le Coq, mein Süßer. Aber du darfst mich nennen wie du willst." Mein Kopf wird zärtlich umfasst. Claudes Aftershave umweht meine Nase. Da ist sie wieder, die Sehnsucht nach ihm, und verdrängt mein Lampenfieber. "Bereit für einen Kuss, den du niemals vergessen wirst?", fragt er mich leise, sodass nur ich es höre.

Ich nicke, schaffe es sogar, ihn anzulächeln und lege nun ebenfalls meine Arme um Claude, bevor sich unsere Lippen endlich treffen.
 

All die Pfiffe und Jubelrufe verblassen, als ich Claudes Zunge in meinem Mund willkommen heiße. Seufzend presse ich mich an ihn und stelle mich auf Zehenspitzen, damit sich Claude, der wieder in diesen verboten-hohen High Heels steckt, zum Küssen nicht so weit zu mir runter beugen muss.

Finger tanzen über meine Kopfhaut. Gänsehaut um Gänsehaut rinnt über mich hinweg, als ich Claudes warmen Körper an meinen gepresst fühle. Ziellos lasse ich meine Hände über seinen sehnigen Rücken schweifen. Nur der Verschluss des BH's den er trägt, stört mich etwas. Daran werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen. Vor allem werde ich lernen müssen, wie man so ein Ding öffnet. Claude wird es mich sicher zeigen …
 

"Kinder! Wenn ihr so weiter macht, steht bald die ganze Bühne in Flammen!" Ich werde an der Schulter berührt. Das irritiert mich nun aber. Claude hat doch nur zwei Hände. Und die liegen doch im Moment auf meinem Hintern. "Verschiebt das lieber auf nachher", höre ich jemanden lachen.

'Betty.' Das ist eindeutig ihre Stimme. 'Betty … Die Bühne … Oh Shit!'

Claude und ich fahren auseinander. Er sieht nicht weniger erschrocken aus, als ich. "Da scheinen sich aber zwei gefunden zu haben. Hossa!", lacht Betty einen Hauch zu dreckig für meinen Geschmack und wedelt mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum. "Du bist eindeutig erlöst, Claudete."

Claude räuspert sich, während ich wieder versuche, nicht Richtung Publikum zu schauen. Lampenfieber ade. Dafür würde ich jetzt gern im Erdboden versinken. Wie konnten wir uns nur so gehen lassen? Hoffentlich sieht man nichts von meinem steifen Problem weiter südlich.
 

~Claudete~

Ups. Die habe ich ja alle komplett vergessen.

Tja. Das passiert eben, wenn man mit seinem Göttergatten herumknutscht. Dann vergisst man alles und jeden um sich herum.

Unauffällig stiere ich in meinen Schritt. 'Oh Mann.' Unter den vielen Schaumstoffschichten kann man es zum Glück nicht sehen, aber mein bestes Stück versucht gerade vehement einen Weg nach draußen zu bahnen. Nicht sehr ladylike. Aber wie heißt es so schön? Wieder aufstehen, Krönchen richten (oder in diesem Fall eher den Schritt) und weiterlaufen.

Dante scheint da mehr Scharmgefühl zu besitzen, als ich. Er hat richtig rote Wangen. Der Arme. Dann holen wir ihn mal aus dieser prekären Situation. Obwohl man bei ihm kaum das sehen kann, was ich vor ein paar Sekunden noch spüren durfte. Zum Glück. Das ist nämlich meins!

Ich richte mein künstliches Haar, straffe mich und lege mein süffisantes Grinsen auf, als ich Dantes Hand ergreife, den Leuten da unten verschmitzt zuzwinkere und meinen göttlichen Dante hinter mir her schleife, hinter den Vorhang der Bühne. Dort führt eine Treppe nach unten auf sicheren Boden.

"Scheiße", haucht Dante neben mir, als wir unten sind. "Claude du …" Er deutet auf mein Gesicht. Sicher ist mein Lippenstift ordentlich verschmiert. Na ja. Viel kanns nicht sein, denn die Hälfte davon klebt in Dantes liebreizendes Antlitz.

"Egal", grinse ich. "Die können ruhig sehen, was für ein heißer Küsser du bist." Ich packe Dante an der Taille und presse ihn gegen das Rohrgerüst, das den Bühnenboden hält.

"Oder stört es dich?" Er schüttelt den Kopf, wobei er immer noch wie ein verschrecktes Häschen aussieht. Ein verschrecktes Häschen mit knalligem Lippenstift auf seinen wundervollen Lippen. Kichernd wische ich mit dem Daumen darüber, doch es bleibt bei dem Versuch. Mein Lippenstift ist hartnäckig.

Na ja egal. Ich habe sowieso vor, ihm heute noch mehrmals meine Lippen aufzudrücken. Hnn… Warum eigentlich damit weiter warten?

Dante keucht überrascht auf, als ich ihm abermals die Luft zum Atmen raube. Doch mein göttlicher Dante überwindet seine Überraschung recht schnell, schlingt seine Arme um meinen Nacken und schließt die Augen, während er mich leidenschaftlich zurück küsst. Hach, so liebe ich das!

"Ich habe dich schrecklich vermisst", flüstere ich während einer kleinen Atempause gegen seinen Mund.

"Tut mir leid", nuschelt er und schmust mir seiner Nase über meine. Mit seinem besten Dackelblick sieht er zu mir auf. "Ich musste das alles erstmal verdauen. Ganz allein, nur für mich." Ich nicke, denn ich kann ihn verstehen. Obwohl ich ganz schön am Rad gedreht habe, aus Sorge um ihn. Doch jetzt, wo ich ihn bei mir habe, scheint das beinahe vergessen. Aber auch nur beinahe.

"Ich hatte Angst um dich", sage ich zu ihm, weil ich finde, dass er das ruhig wissen kann. "Davor, dass du mich nie wieder sehen möchtest. Oder dass … Dass du noch Gefühle für deinen Ex hast. … Hast du?" Ich muss einfach fragen!

Dante sieht mir fest in die Augen. Fast schon empört. Oh oh.

"Das einzige Gefühl, dass ich für diesen miesen Betrüger habe ist Wut. Doch auch das verblasst langsam. Dank dir." Dantes Finger kraulen meinen Nacken.

"Was schöneres hättest du mir nicht sagen können", flüstere ich gerührt.

"Es tut mir leid, dass ich mich nicht eher bei dir gemeldet habe."

"Schon gut. Hätten wir uns heute hier nicht getroffen, wäre ich jetzt gleich zu dir gefahren."

"Und wenn ich dir wieder nicht aufgemacht hätte?", fragt er mich reumütig, was bedeutet, er war zuhause, als ich vor ein paar Tagen bei ihm war. Das verletzt mich jetzt aber doch ganz leicht.

"Dann hätte ich mir ein Zelt gekauft und vor deiner Wohnung kampiert", antworte ich schnippisch. "Noch einmal lasse ich mich nicht von deiner Nichtbeachtung meinerseits verjagen. Nur, damit das klar ist." Strafend deute ich mit dem Zeigefinger auf ihn.

Dante grinst.

"Ab jetzt ist Schluss mit Nichtbeachtung."

"Ja? Versprichst du es mir?"

"Versprochen", schmunzelt mein süßer Göttergatte.

"Das will ich dir auch geraten haben." Stürmisch erobere ich abermals seine köstlichen Lippen. Als Wiedergutmachung sozusagen, dass er mich so lange hat zappeln lassen.
 

~Dante~

Ich war wirklich ein Idiot.

Und das alles nur wegen Michael. Ich war einfach noch nicht über ihn hinweg, bin es eigentlich immer noch nicht so wirklich, finde aber, dass ich heute einen gewaltigen Sprung vorwärts gemacht habe, was das angeht. Ich darf nur nicht mehr zurückschauen. In der nächsten Zeit jedenfalls nicht. Bis ich mir sicher bin, wo das mit Claude und mir hinführt. Ab jetzt werde ich mich voll und ganz darauf konzentrieren.

Diese Zukunftsaussichten lassen mich glücklich grinsen, was Claude natürlich bemerkt. Fragend sieht er mich an.

"Was ist denn so lustig?"

"Nichts. Ich freue mich nur."

"So?"

"Hmhm", nicke ich und verschließe wieder seinen Mund, bevor er weiter nachfragen kann.

Zärtlich fahre ich mit der Zungenspitze über seine Unterlippe, stippe vorsichtig ins warme Innere, was Claude zum Stöhnen bringt.

"Du machst mich wahnsinnig", raunt er mir zu und verwickelt mich in ein heißes Zungenduell, während sein Schritt fest gegen meinen reibt.

"Dante?! Dante!" Das ist Colins Stimme. "Dante, wo bist du?" Er sucht mich ganz offensichtlich. Und nach der Lautstärke seiner Stimme hat er mich auch gleich gefunden.

"Das kleine Kätzchen klebt aber sehr an dir", seufzt Claude. "Ich dachte, es hätte einen neuen Spielkameraden gefunden."

"Erinnere mich nicht daran", knurre ich. "Der Typ ist auch hier. Colin ist mit ihm hergekommen."

"Du bist immer noch gegen Colins Plan?"

"Darauf kannst du wetten."

"Hm", macht Claude nur und sagt sonst nichts mehr dazu. "Wollen wir von hier verschwinden?"

"Der beste Vorschlag, den ich seit Tagen gehört habe", antworte ich, höre dann allerdings schnelle Schritte. "Ich fürchte nur, dazu ist es gleich zu spät." Ich sehe Colins Haarschopf rechts zwischen dem Gerüst aufblitzen.

"Komm mit!" Claude packt erneut meine Hand und zieht mich mit sich. "Hier durch."

"Hier?" Wir stehen am unteren Ende der Treppe.

"Warum nicht?", lacht Claude und schon laufen wir in gebückter Haltung durch den Treppenaufbau unter die Bühne.

"Wenn die Bühne zusammenbricht, sind wir Matsch", flüstere ich.

"Wird sie schon nicht."

"Na deinen Optimismus könnte ich auch hin und wieder gebrauchen."

Claude bleibt stehen und sieht mich schnippisch an.

"Davon gebe ich dir gern was ab." Ich lächle bloß schräg und lasse mich dann weiterziehen.

Als wir ungefähr in der Mitte des Gebildes sind, gerät Claude auf einmal ins Straucheln.

"Achtung!" Zu spät. Er landet ächzend auf den Knien.

"Diese Mistdinger!" Einer seiner Pumps fliegt an mir vorbei und trifft scheppernd eine der Metallstreben.

Lachend gehe ich neben ihm in die Hocke, wobei ich unwillkürlich an unsere erste Begegnung denken muss.

"Berufsrisiko, würde ich sagen." Claude guckt mich grimmig an. "Sorry. Hast du dir weh getan?" Ich streichle ihm sanft über die Wange.

"Nein. Geht schon", keucht Claude und sieht mich mit riesigen Augen an. "Bin ins Gras gefallen."

"Dann geht's ja", kichere ich und setze mich hin. Claude hat sich ebenfalls hingesetzt und begutachtet seine Feinstrumpfhose.

"Total ruiniert!" An beiden Knien ist sie grün eingefärbt und an einer Stelle sogar aufgerissen.

"Deine Perücke ist auch verrutscht." Ich zeige auf seine künstliche Haarpracht. Heute ist er rothaarig.

Claude atmet genervt aus und reißt sie sich vom Kopf. Darunter trägt er ein Haarnetz. Es tut mir leid, aber das sieht im Kontrast zu der auffälligen Schminke und den langen Ohrringen so bescheuert aus, dass ich anfangen muss zu lachen.

Empört schlägt Claude mit seiner Perücke auf mich ein.

"Man lacht nicht über eine Lady!"

"Lady?", gackere ich. "Sehr ladylike, wie du da sitzt, breitbeinig, ohne Haare und mit zerrissener Strumpfhose." Claude läuft rot an. Jedoch nicht vor Scham. Oh oh.

"Na warte", zischt er und wirft sich auf mich.

"Ahhaha!" Ich werde unter Claude begraben und ins Gras gedrückt, als RATSCH!

"Oh nein." Claude schaut an seiner rechten Seite hinunter.

"Was denn?" Ich muss immer noch kichern.

"Mein Kleid. Es ist gerissen." Er hört sich richtig geschockt an, was mich erneut zum Lachen bringt. "Hör auf! Das ist nicht witzig!"

"Doch … ist es …" Wie kann er nur so bierernst bleiben? Sieht er nicht, wie komisch das Ganze ist? Wahrscheinlich, weil er sich selbst nicht sehen kann, immer noch knallig geschminkt, der Lippenstift von unseren Kusseinlagen verschmiert, mit diesem Haarnetz auf dem Kopf, die zerrissenen Strumpfhosen und nun geht auch noch sein Kleid flöten. Ich finde es zum Totlachen!
 

~Claude~

Der Kerl lacht mich aus!

Bettys schönes Kleid, kaputt, und mein Göttergatte lacht mich aus!

Dante, das gackernde Geschöpf, das unter mir liegt, wischt sich sogar kleine Lachtränchen aus den Augenwinkeln, so sehr erheitert ihn mein desolater Zustand.

Mit verschränkten Armen schaue ich auf ihn nieder und warte, bis er sich wenigstens wieder halbwegs beruhigt hat.

"Du bist blöd", murre ich ihn an, was ihn wieder zum Grinsen bringt. "Das Kleid gehört nicht mir. Das sind Bühnenkleider. Handgenäht. Betty erschießt mich."

Dante presst die Lippen aufeinander. Ich kann trotzdem sehen, dass er immer noch am liebsten laut loslachen würde. Er hat kleine Lachfältchen in seinen Augenwinkeln. Er atmet tief ein und begutachtet den Riss meines kurzen Kleides. "Das ist doch nur die Naht. Das kannst du doch bestimmt nähen."

"Sehe ich aus wie eine beschissene Hausfrau?!"

"…"

"Wehe, du lachst wieder!" Drohend hebe ich den Zeigefinger.

"Nein", japst er. "Du siehst eher aus wie eine zerschlissene Hausfrau." DING, DING, DING! Der Ring ist eröffnet.
 

Ich beuge mich blitzschnell vor und verpasse Dante einen Biss in den Hals. Selbstverständlich nicht zu fest. Ich will meinen Göttergatten ja nicht gleich bei unserer ersten Auseinandersetzung kaputt machen. Es reicht, dass mein Kleid schon einen Riss hat.

"Aua!" Mein Süßer beschwert sich dennoch über meinen Angriff.

"Das hast du davon", brumme ich in sein Ohr, dem ich auch noch einen klitzekleinen Biss verpasse. Dante schmeckt wirklich lecker ...

Arme schlingen sich um meinen Rücken. Huch! Das scheint ihm zu gefallen.

Ich kann einfach nicht lange böse auf meinen göttlichen Dante sein. Besonders nicht, wenn er sich so wundervoll gegen mich, und mich an sich presst.

Unsere Lippen finden sich ganz von selbst. Dante gibt ein Seufzen von sich und fischt mir das Haarnetz vom Kopf. Meine Frisur sieht sicher zum Davonlaufen aus, aber was macht das schon? Als zerschlissene Hausfrau muss das anscheinend so sein. Und solange Dante mich noch zum Anknabbern findet (und das tut er augenscheinlich) ist doch alles paletti.

"Claude?" Dantes rehbraune Augen blicken lustverschleiert zu mir auf.

"Was denn mein Hübscher?" Dante sieht mich einfach nur weiter an. Ich will gerade noch einmal nachfragen, was mein Süßer denn hat, als ich spüre, wie seine Hände über meine Schenkel wandern. Ihr Ziel ist klar.

"Hier?" Belustigt lasse ich mir diese Möglichkeit durch den Kopf gehen. Eine prickelnde Vorstellung. "Dann hoffe ich mal, du hast was dabei?" Leider hat mein Kleid zu wenig Taschen, um dort solche Dinge wie Kondome zu bunkern. Zwar kann man in meine gepolsterten Hüften super solcherlei kleinen Dinge verstecken, aber heute habe ich nichts dabei. Warum auch? Ich war ja nicht auf einen unverbindlichen Fang aus. Schließlich habe ich meinen Göttergatten.

Dante rollt mit den Augen.

"Nein", seufzt er.

"Wenn das so ist, müssen wir uns eben anders helfen", beschließe ich und richte mich auf, auch wenn mich der Gedanke, dass Dante mich jetzt hier … Aber lassen wir das. Ein anderes Mal.

Mit einem beherzten Griff ziehe ich mir das Kleid bis zum Bauch hinauf. Dante keucht auf.

"Du hast da … Das ist …"

"Ja, Schatz. Das ist eine Vagina", helfe ich ihm auf die Sprünge. "Zumindest eine Fake-Vagina." Meinem armer Göttergatte scheint es die Sprache verschlagen zu haben.

"Wie soll denn das jetzt funktionieren?", fragt er ratlos, nachdem er seine Worte wieder gefunden hat.

"Lass mich mal machen", beruhige ich ihn und fummle auch schon an mir herum. Da meine Strumpfhose sowieso schon einen Riss hat, mache ich kurzen Prozess und reiße das dünne Stöffchen einfach in Höhe meines Intimsbereiches auf. Danach geht es meinem ausgepolsterten Höschen an den Kragen. Gut versteckt, zwischen zwei Lagen, direkt neben der formschönen Gummivagina, fische ich meinen nicht mehr ganz so harten Freund zu Tage. Etwas heikel mit den aufgeklebten Fingernägeln, aber darin habe ich ja Übung.

Dante keucht abermals auf. "Du trägst da nichts drunter?"

"Zu solch einem Kleid passt eben kein Slip", erwidere ich bloß schulterzuckend und grinse frech.

"Oh Mann!" Dante kneift für einen Moment die Augen zu. "Dass ich das mal erleben würde." Lachend frage ich ihn, was genau er damit meint. "Na das! Eine … und ein …" Ich pruste los.

"Willst du sie mal anfassen? Nur zu. Ist ganz weich und flauschig."

"Oh Gott! Claude!" Nun lacht auch er endlich wieder. "Du bist unmöglich."

"Ich weiß. Unmöglich, dass ich so ein einmaliger Typ bin." Ich strecke meine Nase in die Höhe und werfe mit einer Handbewegung meine imaginären Haare nach hinten.

"Das bist du", kichert mein Liebster und legt seine Hände auf meine Oberschenkel. "Aber hast du keine Angst, dass dir da mal was … rausrutschen könnte? Bei den kurzen Kleidern, die du immer trägst?"

"Erstens", antworte ich. "Nicht all meine Kleider sind so kurz." Obwohl ich eine starke Vorliebe für Minis habe. Kleidertechnisch gesehen, versteht sich. "Und zweitens: Ehe der Schlingel sich da von selbst rauswinden kann, geht die Welt unter und drittens: Bist du etwa eifersüchtig?"

"Etwas", gesteht er. Mein Bäuchlein fängt Feuer. Er ist eifersüchtig!

Glücklich über seine Antwort lasse ich meine Hand in seinen offenen Hosenstall verschwinden, nachdem ich ihn nach unten gezogen habe. Dante stöhnt auf und beißt sich auf die Unterlippe. Yummie!

"Keine Sorge", flüstere ich ihm gegen den Hals. "Die anderen können glotzen so viel sie wollen. Aber vernaschen darfst nur noch du das alles hier." Mit meiner freien Hand führe ich Dantes an ihren Bestimmungsort, um ihm zu verdeutlichen WAS nur noch für ihn bestimmt ist.

"Ist das so?"

"Versprochen", versichere ich ihm. Genau so, wie er mir vorhin versprochen hat, hier zu bleiben, solange ich noch bei der Show mitmache. "Selbst wenn wir bloß eine Beziehung auf Probe führen." Was mich auch schon unfassbar glücklich macht. "Ich nehme das mit uns wirklich ernst. Auch wenn es manchmal nicht so aussehen mag. Ich kann hin und wieder etwas, nun ja, unernst wirken. Verstehst du?"

"Voll und ganz", kommt es wie aus einer Pistole geschossen aus Dantes Mund. Okay. Das kränkt mich jetzt aber echt! Leider kann ich dazu nichts sagen, da es stimmt. Ich wirke eben manchmal so, als ob ich ein durchtriebenes Flittchen wäre. Doch so wollte ich es vor ihm nicht ausdrücken. Dabei nehme ich Beziehungen immer sehr ernst. Vielleicht sogar ernster als so manch anderer.
 

~Dante~

Schmunzelnd beobachte ich Claude. Meine schnelle Antwort hat ihn ganz offensichtlich gekränkt. Darauf weiß er nichts zu erwidern.

"Du schmollst", locke ich ihn deshalb aus der Reserve.

"Was? Ich? Ach wo!"

"Doch, tust du." Er kann mir nichts vormachen. Und genau das schätze ich so an ihm. Man sieht Claudes Gedanken schon auf zehn Kilometern Entfernung an. Nicht so wie bei … Lassen wir das! Das ist vorbei. Ein für alle mal!

"Wenn du nicht so wärst, wärst du nicht du, Claude", sage ich zu ihm. Aufheitern tut ihn das nicht. "Das meine ich als Kompliment, du Nase."

Er runzelt die Stirn.

"Ja?"

"Ja." Grinsend lege ich meine freie Hand in seinen Nacken und ziehe ihn dichter an mich. "Und wenn du nicht so wärst, wäre ich jetzt ganz sicher nicht hier. Zusammen mit dir unter einer Bühne, die jeder Zeit über uns einstürzen kann."

"Die stürzt nicht ein", murmelt Claude lächelnd. "Und falls doch … Ich liege ja auf dir."

"Sehr beruhigend!"

"Nicht wahr?"

Ich schnappe nach Claudes Mund.

Genug geredet. Das können wir auch nachher noch. Müssen es sehr wahrscheinlich auch. Doch jetzt will ich endlich das tun, was ich schon die ganze letzte halbe Stunde tun wollte, ach was sage ich! Schon seit ich ihn kenne: Claude so nah wie möglich kommen.
 

*
 

"Gut?" Wie kann er das nur fragen?

"Fucking gut!", lache ich und schaue Claude grinsend an. Er grinst zurück und wagt es, sich genießerisch über die Lippen zu lecken. Da fällt mir was ein …

"Oh nein." Ich schaue auf meinen Schwanz, der zufrieden zwischen meinen Beinen ruht. Er ist über und über mit rotem Lippenstift verschmiert.

"Ups." Claude kichert frech. "Du hast nicht zufällig Taschentücher dabei?"

"Nein", seufze ich, muss aber ebenfalls lachen. Das ich mal 'Probleme' mit verschmierten Lippenstift bekommen würde.

"Egal", winke ich ab, setze mich auf und greife in Claudes Nacken, um ihn zu mir zu ziehen. Ich wette, mein Gesicht sieht auch nicht besser aus, als mein Schwanz, aber das ist jetzt auch egal.

Mit einem warmen Kribbeln im Bauch schaue ich das Gesicht vor mir an, wo unter all der bunten Schminke dieser wundervolle Mensch steckt. Ein wundervoller, mutiger Mensch, der sich traut das auszuleben, was er liebt und fühlt, und das mit einer Leidenschaft tut, die kaum ein anderer aufbringen würde. So ganz anders als mein Ex, der sich und unsere Beziehung so lange versteckt hat.

"Du bist was ganz Besonderes", flüstere ich ihm leicht ergriffen zu.

Claudes Augen flackern für einen kurzen Moment, dann öffnet er den Mund, als wolle er etwas sagen, schließt ihn jedoch wieder, um auf seiner Unterlippe herumzukauen. Ganz leicht schüttelt er den Kopf.

Nanu? Claude sprachlos?
 

~Claude~

Mein Hirn ist wie leergefegt. Und das will was heißen!

So etwas hat mir noch nie jemand gesagt! Außer meine Mutter, zu der ich schon seit je her ein sehr inniges Verhältnis habe. Aber die zählt in diesem Moment nicht.

"Findest du?", frage ich ihn unsicher und richte mich auf.

"Natürlich", antwortet er mir mit so einem frechen Grinsen auf den Lippen, dass ich nicht anders kann, als diese Lippen abermals zu küssen.

Lachend lässt sich Dante mit mir im Arm wieder nach hinten fallen, sodass ich auf ihm zum Liegen komme.

Unter weiteren Küssen lassen wir unsere Hände auf Wanderschaft gehen. Ziemlich jugendfrei, in Anbetracht dessen, was wir kurz zuvor getrieben haben, aber unfassbar schön.

"Claude?", haucht mein Göttergatte nach einiger Zeit mir zu.

"Hm?"

"Willst du nicht auch?" Eine seiner Hände landet unvermittelt in meinem Schritt. Ich bin immer noch hart. Kein Wunder. Die kleine Aktion zuvor hat mich ganz schön angeheizt.

"Klar will ich", seufze ich. "Aber es ist so bequem auf dir zu liegen." Mein Schatz lacht ausgelassen. Wie schön sich das anhört! Und verflucht sexy.

"Rutsch hoch", fordert er mich auf.

Ich überlege einen Moment. Er meint doch nicht etwa …

Ein feuriges Kribbeln schlägt in meinem Unterleib ein.

"Komm schon. Warum wartest du so lange?" Ja warum eigentlich?

Ich setze mich auf, lasse meine Hände über Dantes leicht behaarte Brust nach oben wandern.

"Du willst es sicher so?", hake ich nochmal nach.

"Würde ich dich sonst drum bitten?" Gute Frage.

"Eher nicht", schlussfolgere ich.

"Na also." Wieder stiehlt sich ein freches Grinsen auf Dantes Gesicht. Dieser kleine Teufel! Mein göttlicher Teufel!

Also schön! Er will es ja nicht anders.
 

*
 

~Dante~

Ups.

Na das nenne ich mal überraschend.

"Dante! Oh Gott! Es tut mir leid!" Ein gefährlich schwankender Claude rappelt sich über mir auf, sieht mit hochroten Kopf zu mir herab und fängt an, mir hektisch seine Ladung von Wangen, Kinn und Lippen zu wischen. Anscheinend habe ich auch etwas im Haar hängen, denn da beginnt er auch dran herum zu zupfen.

Ich kann darüber allerdings nur lachen.

"Hm…" Claude beißt sich auf die Unterlippe. Allerdings nicht, weil er auch kurz vor einem Lachanfall steht.

"Sorry. Wirklich …" Der Arme sieht total geknickt aus.

"Nicht schlimm", kichere ich. "War ein atemberaubender Anblick." Das meine ich sogar ernsthaft.

"Hör auf mich zu veräppeln!"

"Tue ich nicht. … Komm lass." Ich schiebe Claude sanft von meiner Brust und setzte mich auf.

Jacke aus, Hemd aus. Letzteres benutze ich als Handtuch. Muss ich eben oben ohne, nur mit meiner Lederjacke bekleidet, nach Hause. Es gibt Schlimmeres.

Immer noch geknickt sieht Claude mir dabei zu.

Das Meiste ist neben meinem Kopf im Gras gelandet, warum also schmollt Claude nur deswegen? Normal ist er doch immer so forsch. Aber bei sowas spielt er die verklemmte Jungfrau? Als ob es das erste Mal war, dass ich beim Liebesspiel im Gesicht getroffen wurde.

Das Hemd wandert neben mir auf die Wiese. Mit der rechten Hand ziehe ich Claude im Nacken zu mir. So dicht, dass sich unsere Lippen fast berühren.

"Das war scharf", hauche ich ihm zu, sehe, wie sich seine Pupillen weiten und küsse ihn anschießend innig.

Seine verspannte Körperhaltung löst sich augenblicklich in Wohlgefallen auf. Gut so. Schließlich glaube ich, dass es nicht das erste und letzte Mal gewesen sein wird, dass einem von uns ein solches 'Missgeschick' passiert.

'Ganz sicher nicht.'
 

******
 

* Jack: Ich bringe dich um, Fara òó

Fara: Versuchs doch :-p

Jack: Ich meine es ernst. Lösch das!

Fara: Nööö. Meine Leser wird's freuen, wenn du mit rosa Glitzerkrönchen auf der Bühne herumstehst.

Jack: *Messer zück*

Fara: Ah! Hilf mir David! *hinter Davids Rücken versteck*

David: Komm Jack. Ich zeig dir, was man noch alles mit dem Krönchen machen kann.

Jack: So? Òo Was denn zum Beispiel?

David: Wir könnten das so machen: Wer die Krone auf hat, darf sich was wünschen.

Fara: Und schon ist Jack in Richtung Schlafzimmer verschwunden. Natürlich MIT Krönchen auf dem Kopf. Da hab ich aber nochmal Glück gehabt ;D
 

** Theo: Das will ich diesen Queens aber auch geraten haben. Mein Hintern wird nur von einem Begrapscht.

Fara: Warum meckern heute eigentlich alle herum? O___o
 

*** David: Warum nicht? Handschellen sind uns ja nicht fremd.

Jack: Psst Davi! Verrate das doch niemanden.

Wunsch 08 - Bitte, bitte! Nicht wieder abhauen!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wunsch 09 - Dass das mit uns klappt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wunsch 09 - Dass das mit uns klappt (Ohne Adult)

Leise um die Ecke schleicht. Keiner da? Gut. Eilig das nächste Kapitel hinwirft und wegrennt!

:-S

Ähähm. Ja. Da bin ich wieder. Nach so langer Zeit. Und ja, ich habe auch ein ganz schlechtes Gewissen. Ehrlich!

Was soll ich sagen, dieses Jahr ist wirklich merkwürdig gewesen und da war noch so viel mehr, was mich anderweitig beschäftig hat. Hoffentlich wirds bald besser. Ihr habt von diesem ganzen Corona-Kramm sicher auch die Nase voll.

Na was soll ich jetzt noch groß herumjammern!

Hier ist endlich das nächste Kapitel von meinen beiden Zuckerschnuten (Ja, Dante, du bist auch eine zuckrige Zuckerschnute. Brauchst gar nicht die Augen zu verdrehen *fg*)

Viel Spaß und einen schönen Tag euch noch!

Bleibt gesund!
 


 

Wunsch 09 - Dass das mit uns klappt (Ohne Adult)


 

~Claude~

"Meinst du, das geht so?"

"Klar."

"Wirklich?" Unsicher schaue ich an mir herunter.

Dante schmunzelt und zupft an einem Ärmel seines Hemdes, das er mir um die Hüfte gebunden hat.

"Ganz sicher", meint er. "Zwar nicht ganz top modisch und etwas befleckt, aber praktisch."

"Wenn du das sagst", seufze ich und wage mich als erster unter dem Bühnengerüst hervor. Nichts wie zum Parkplatz!

Wir geben sicher ein total merkwürdig aussehendes Paar ab. Dante ohne Oberteil ich mit unmöglicher Frisur, barfuß und mit Dantes Hemd um der Hüfte, quasi eine tuntige Pennerversion von Kurt Kobain. Dazu schleppe ich auch noch meine Pumps und die Perücke mit mir herum.

Es könnte nicht eindeutiger sein. Jeder, der uns sieht, weiß auf Anhieb, was wir kürzlich miteinander getrieben haben. Dazu braucht man noch nicht mal die verräterischen Flecken zu sehen, die sich irgendwo an Dantes Hemd befinden.

Nicht, dass es mich großartig stören würde. Also, dass man uns ansieht, was wir miteinander getrieben haben. Dante augenscheinlich auch nicht, aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich doch leicht unsicher. Da hilft es auch nicht, dass Dante seine Hand in meine geschoben hat. Obwohl … Doch, es hilft!

Dennoch versuchen wir möglichst unbemerkt von Freunden und Bekannten zu Dantes Wagen zu gelangen. Es klappt auch relativ gut, sieht man von einigen Leuten ab, die uns schief angrinsen, bis Dante plötzlich stehen bleibt und in die Ferne starrt.

"Dante?" Ich versuche seinem Blick zu folgen, sehe aber nichts Außergewöhnliches.

"Michael", höre ich ihn flüstern.

Ich brauche ein paar Sekunden, um die ganze Tragweite dessen zu begreifen.

"Wo?"

"Da. Mit seinem Neuen." Mich schüttelt es innerlich und ich bekomme Angst. Wird Dante jetzt wieder auf Abstand zu mir gehen?

Automatisch umfasse ich seine Hand fester. 'Hau bitte nicht wieder ab! Bleib bei mir!'

Das stehe ich nicht nochmal durch!
 

~Dante~

Eigentlich hätte ich mir denken können, dass er auch hier auftaucht. Michael war damals ebenfalls mit Jack befreundet. Durch mich haben sich die beiden sogar erst kennengelernt. Es wundert mich nur, dass er hier tatsächlich aufgeschlagen ist.

Wahrscheinlich versucht er wieder Anschluss zu finden, nachdem er mit seinem Flittchen wieder hier her zieht.

"Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen", seufze ich.

"An was?" In Claudes Stimme schwingt leichte Sorge mit.

"Daran, dass ich den beiden jetzt wahrscheinlich öfter über den Weg laufen werde."

Claude schaut ebenfalls zu den beiden, die zusammen an einem der Stehtische stehen und sich mit einem anderen Kerl, den ich nicht kenne, angeregt unterhalten. "Kannst du das? Dich daran gewöhnen?", fragt mich Claude hörbar verunsichert und mir geht ein Lichtlein auf. Er macht sich Sorgen, dass ich wieder ausflippe.

"Ich muss", erwidere ich und löse meinen Blick von meinem Ex und seiner 'besseren' Hälfte. Lächelnd schaue ich Claude an, der immer noch total lustig aussieht, mit seiner Strubbelfrisur und dem übertriebenen, nun arg verwischten, Make-Up.

Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus, während ich ihn ansehe. Scheiß auf Michael! Scheiß auf seinen Verlobten! Und Scheiß auf meine Angst! Auch wenn ich weiß, dass es für mich nicht leicht wird, ich sehr wahrscheinlich immer wieder von den alten Gefühlen und Ängsten heimgesucht werde, will ich es doch ernsthaft versuchen mich davon zu lösen. Und zwar nicht nur für mich, sondern vor allem auch für diesen, im Moment ziemlich desolat aussehenden, Kerl.

"Hauen wir endlich von hier ab", sage ich zu Claude und dirigiere ihn Richtung Parkplatz.
 

~Claude~

Dante schiebt mich vor sich her.

Flüchtet er etwa?

Ich versuche in seinem Gesicht zu lesen, aber ich sehe nichts außer einem Lächeln. Was auch immer ich davon halten soll.

Als wir schließlich in seinem Auto sitzen, bin ich immer noch nicht schlauer.

"Ist wirklich alles mit dir in Ordnung?", frage ich Dante, weil ich es nicht mehr aushalte.

"Nicht ganz", gesteht er, lächelt aber immer noch. "Aber ich denke, ich bin auf dem besten Weg, dass endlich alles wieder in Ordnung kommt." Seine Augen funkeln als er mich bei diesen Worten anblickt. Mir rinnt eine Gänsehaut über den Körper.

Bedeutet es etwas das, was ich glaube, dass es bedeutet?!

"Wegen mir?" Die Frage ist raus, bevor sie mein Hirn genauer analysieren kann. Wenn er jetzt nein sagt, dann …

"Auch", nickt Dante.

Auch? Oh verflucht! Das genügt mir!

"Hm." Dante runzelt die Stirn. "Eigentlich mehr als auch." Was? "Hauptsächlich würde ich sogar sagen." Was?!

Mein Herz hüpft aufgeregt in meiner Brust herum.

"Wehe, du führst mich gerade an der Nase herum", japse ich und versuche meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

"Tue ich nicht." Dante greift nach meiner Hand. "Es tut mir wirklich leid, dass ich mich die letzten Tage nicht bei dir gemeldet habe."

"Schon gut." Das sagte ich ihm doch bereits.

"Nein. Das ist es nicht." Dante schüttelt den Kopf. "Ich weiß, dass dir mit meinem Verhalten öfter gegen den Kopf gestoßen habe. Was ich nie wollte. Und ich weiß wirklich nicht, ob das nicht nochmal vorkommen wird, aber ich verspreche dir, dass ich an meinem Misstrauen arbeiten werde. Ich wünsche mir wirklich, dass das mit uns klappt. Ich mag dich. Sehr sogar."

"Oh Dante." Mir bleibt fast die Luft weg und ich schlinge fest meine Arme um ihn. Er erwidert die Umarmung und küsst mich auf den Hals.

"Ich werde die letzten Tage wieder gut machen", verspricht er mir leise.

"Ach ja?" Da klingeln mir doch jetzt die Ohren. Dante nickt. "Und wie?"

"Lass dich überraschen." Er grinst vielsagend und startet den Wagen.

"Na da bin ich jetzt aber gespannt", freue ich mich.

Sehr, sehr gespannt.
 

~Dante~

Wir fahren direkt zu Claudes Wohnung. Da er vorhin zusammen mit Betty zum Strand gefahren ist, und zuvor zu Fuß zur Tanzschule gelaufen ist, müssen wir nirgends mehr anhalten, um seinen Wagen abzuholen. Somit kann er gleich aus seinen zerrissenen Sachen rauskommen, während in mir schon ein Plan wächst, wie ich bei ihm Wiedergutmachung leisten kann.

Bei ihm zuhause angekommen, verschwindet Claude direkt im Badezimmer. Während dort die Dusche rauscht, hocke ich auf der Couch und schaue mich etwas im Wohnzimmer um. Den Gedanken an Michaels Neuen, der hier vor einigen Tagen noch gesessen hat, verdränge ich.

Und wenn schon? Ich muss meinen Ex ein für alle mal vergessen. Das weiß ich schon lange, doch bisher hatte ich noch nicht die Kraft dazu, die Geschichte ein für alle mal hinter mir zu lassen. Aber das werde ich ab jetzt tun. Und dank Claude wird mir das bestimmt auch viel leichter fallen, als ich im Moment noch glaube.

Was dagegen eventuell schwer werden wird, ist mein Misstrauen zu überwinden. Auch wenn ich Michael langsam hinter mir lassen kann, das Gefühl des Betrugs hängt immer noch an mir. Hoffentlich ist Claude geduldig mit mir ...

"Betty dreht mir den Hals um." Claude kommt ins Wohnzimmer gerauscht. Die Hüften nur mit einem Handtuch bedeckt, hält er das Kleid in den Händen, das er zuvor noch getragen hat.

Schwer seufzend lässt er sich neben mich fallen und betrachtet den Riss. "Wenigstens ist es an der Naht gerissen", meint er und verengt die Augen, um den Stoff besser betrachten zu können. "Es zu nähen dürfte tatsächlich kein großes Problem sein."

"Na siehst du", sage ich und lege meinen Arm um ihn. "Alles halb so wild."

"Sag das nicht mir, sondern Betty." Das Kleid wandert auf den Couchtisch. "Bei sowas versteht sie keinen Spaß. … Es sei denn, ich sage ihr, wie es passiert ist." Claude grinst spitzbübisch. "Vielleicht verzeiht sie mir den Riss dann."

"Wenn es hilft." Ich zucke mit den Schultern.

Claude runzelt kurz die Stirn, scheint nachzudenken. Dabei kräuseln sich eine Lippen ein wenig, was meinen Herzschlag umgehend beschleunigen lässt.

"Hm … Näh! Besser nicht. Sie muss nicht alles wissen. Dann lade ich viel lieber ihren Zorn auf mich, als auch nur ein Wörtchen über unse...hm!" Sorry Claude. Aber bei deinem süßen Mund konnte ich einfach nicht widerstehen.
 

~Claude~

An diese Seite von Dante könnte ich mich echt gewöhnen. Aber wer könnte das nicht? Da verzeihe ich ihm sogar, dass er mich unterbrochen hat. Und das will schon was heißen. Sowas mag ich normal überhaupt nicht.

Doch was quassle ich schon wieder? Konzentriere dich lieber auf den Kuss, Claude. Sonst verpasst du noch das Beste.

Ich höre also auf zu viel nachzudenken, schlinge meine Arme um Claudes Nacken, als sich mein Traummann verführerisch an mich lehnt und schließe die Augen. Verträumt zwirble ich mit dem Zeigefinger an Dantes Nackenhärchen herum, während unsere Zungen verspielt miteinander fechten. Als Dantes Hand über meine Seite nach unten fährt, kichere ich leise.

"Wollen wir noch ein wenig an deiner Standfestigkeit üben?", fragt er mich rotzfrech und drückt mich mit dem Rücken aufs Polster.

"Wenn du damit leben kannst, eventuell wieder mit weißen Tupfern dekoriert zu werden, dann ja", antworte ich.

Dante lacht, legt sich auf mich und küsst mich erneut. Hn… so schön.

Nur am Rande bekomme ich mit, wie sich seine Hand unter mein Handtuch stiehlt.

Ich habe mich nicht richtig abgetrocknet, bin also noch leicht feucht. Besonders da unten. Dante scheint das nur noch spitzer zu machen.

Im gleichen Rhythmus bewege ich mein Becken seinen Bewegungen entgegen. Auf diese Weise bringt er mich dem Abgrund immer näher.

"Dante…", seufze ich rau. "Gleich." Wenigstens dieses Mal kann ich ihn vorwarnen. Auch wenn sein Gesicht diesmal nicht wirklich in Gefahr ist.

"Claude?"

"Ja?"

"Hast du was zu Trinken für mich? Ich hab Durst." Hä?

Die herrlich streichelnde Hand in meinem Schritt verschwindet. Ebenso Dantes Gewicht, dass mich in die Sitzfläche drückt.

Ich muss ja echt zum Schießen aussehen, denn Dante grinst sich einen.

"Was soll das?", frage ich verwirrt nach.

"Ich habe Durst", wiederholt er unnötiger weise.

"Jetzt?"

"Ja. Und nebenbei können wir etwas an deiner Standfestigkeit üben." Immer noch dämlich grinsend beugt er sich vor und tippt mit seinem Zeigefinger gegen die ausgeprägte Beule unter meinem Handtuch, sodass ich unterdrückt aufstöhnen muss. "Wo ist die Küche?"

"Das ist nicht dein Ernst", zetere ich. Als ob ich für meine Standfestigkeit üben müsste!

Doch mein nicht mehr ganz so göttlicher Gatte steht allen Ernstes auf und macht sich auf die Suche nach meiner Küche.

"Das kannst du nicht bringen!"
 

~Dante~

"Kann ich und mach ich!", rufe ich Claude zu, der immer noch im Wohnzimmer beleidigte Leberwurst spielt, während ich die Küche gefunden habe.

Abgesehen davon habe ich tatsächlich Durst.

Ich suche in den Schränken nach den Gläsern und werde nach dem dritten Anlauf fündig.

"Magst du auch was?"

"Fick dich!" Huh! Das hörte sich aber schwer nach Claudete an. Sie ist dann wohl Claudes zickige Seite, was?

Noch bevor ich im Kühlschrank etwas zu Trinken gefunden habe, kommt Claude auch schon angerauscht.

"Was soll das? Ich brauche keine Übungen. Was ich brauche, ist dein Mund an meinem …"

"Hast du auch Cola da? Da hätte ich mal Lust drauf", unterbreche ich ihn.

Seine grünen Augen funkeln mich wütend an. Ich muss aufpassen, nicht zu lachen.

"Machst du dann weiter?", knurrt er.

"Mach ich", verspreche ich ihm.

Seufzend läuft er an mir vorbei und holt mir eine Flasche schwarzes Blubberwasser, die hinter der Küchentür in einer Nische gestanden hat.

"Hier. Trink und mach weiter."

Seelenruhig schenke ich mir ein Glas ein, trinke einen Schluck und reich das Glas dann Claude. Dieser sieht mich erst an, als wolle er mir jede Sekunde die Colaflasche über den Schädel ziehen, seufzt dann jedoch und trinkt ebenfalls.

"Hör auf mich zu ärgern, ja?", meint er und stellt das Glas wieder an. "Das war gemein von dir." Mein armer Claude.

"So schlimm?", frage ich. Claude nickt. "Okay. Dann beweise mir, wie standfest du bist", schlage ich vor und ziehe Claude zu mir.

Seinen fragenden Gesichtsausdruck ignoriere ich, drücke ihn gegen die Küchenzeile und reiße ihm das Handtuch vom Leib.

Keuchend klammert er sich an der Arbeitsfläche hinter ihm fest, während ich in seinen Schritt greife.
 

*
 

"Na das hat schon mal länger gedauert als vorhin. Alles eine Sache der Übung", foppe ich Claude, streichle ihn noch etwas und lasse ihn wieder los, nachdem ich mir sicher bin, dass er auch sicher allein stehen kann. Noch ein Klapps auf seinen süßen Knackpo und einen Kuss hinter sein linkes Ohr, dann marschiere ich wieder zurück ins Wohnzimmer.

"Hui, verdammicht! Das war … Fuck!", japst es heißer aus der Küche, was mich breit grinsen lässt.
 

***
 

~Claude~

"Okay. Langsam wirst du mir unheimlich." Benny mustert mich mit gerunzelter Stirn. "Sag schon. Was ist los?"

"Dante", säusle ich und rühre verträumt mit dem Strohhalm in meinem bunten Cocktail herum. "Er ist der Hammer."

"Anscheinend hat er dich mit selbigen am Kopf erwischt, so verliebt wie du vor dich hinsabberst", trötet Betty plötzlich neben mir. "Wollt ihr zwei Schätzchen noch was?" Sie wedelt mit dem Bestellblock herum und lässt ihren Kugelschreiber ein paar mal laut klicken.

"Für mich noch einen schönen Espresso bitte", bestellt Benny bei ihr. "Und für Claude einen Tritt gegen's Schienbein." Öh … was?

"Aua!" Das hat Betty jetzt nicht wirklich gemacht!?

Empört richte ich mich auf und schaue sie fassungslos an. Doch sie grinst nur, wirft mir einen Luftkuss zu und trippelt davon. Benny kichert sich währenddessen einen vom Ast.

"Haha", brumme ich und reibe mir über die getroffene Stelle. "Sehr witzig. Ihr beide!" Den letzten Satz habe ich laut gerufen, damit Betty, die gemeine Schnalle, es auch mitbekommt.

"Nun erzähl schon", trällert Benny. "Was hat dein hammermäßiger Dante gemacht, dass du hier herumschwebst wie eine frisch durchgenudelte Glitzerfee."

Ich ziehe einen Schmollmund und schlürfe erstmal extralange an meinem Drink, ehe ich antworte. Eigentlich hätte er nach dieser Aktion überhaupt keine Infos mehr verdient.

"Ich bin eine frisch durchgenudelte Glitzerfee", nuschle ich mit dem Strohhalm im Mund. "Eine verdammt glückliche."

"Ah ja. Mehr Input bitte." Er wedelt aufgeregt mit seinen Fingern. "All die kleinen schmutzigen Details."

"Was ist denn los?", frage ich Benny. "Nicht selbst genug durchgenudelt worden?"

Mein bester Freund seufzt und macht ein theatralisches Gesicht.

"Ach Liebes! Mein Geolein ist seit vorgestern für eine Woche auf einem Seminar entschwunden. Weiß Gott, warum! Er ist der beste Raumausstatter weit und breit. Sowas hat er gar nicht nötig. Lässt mich einfach allein im eigenen Saft schmoren." So sieht Benny auch gerade aus. Als würde er im Saft zusammenrunzeln.

"Eine Woche? Jetzt mach mal nicht so ein Theater. Dein Raumausstatter kommt ja wieder." Benny streckt mir die Zunge raus, was mich zum kichern bringt. "Na schön. Wenn du es unbedingt wissen möchtest: Dante und ich sind jetzt sowas wie zusammen."

"WAS?! Und das sagst du mir erst jetzt?!", brüllt er schrill, sodass mir fast die Ohren wegfliegen und sich ein paar der Gäste zu uns umdrehen. "Wir hocken hier schon fast eine Stunde, Essen und Quatschen, und du hältst mit dieser wichtigen Neuigkeit so lange hinter dem Berg?!" Unschuldig weiter an meinem Drink schlürfend zucke ich mit den Schultern. "Alte Geheimniskrämerin", zischelt er.

"Wer krämert Geheimnisse?" Betty trabt wieder heran und stellt uns beiden einen Espresso hin. Das ich keinen bestellt habe, scheint sie nicht zu interessieren.

"Miss Claudete Le Coq", lästert Benny auch schon drauf los. "Die Gute ist in einer Beziehung und hält es nicht für nötig, mir diese wichtige Information sofort zukommen zu lassen."

"Ich bin in keiner festen Beziehung", kläre ich beide auf. "Wir proben. Noch."

"Proben? Was gibt's denn da zu proben?" Betty zerrt sich einen Stuhl heran und setzt sich ächzend zu uns. Dass noch mehr wartende Gäste da sind, scheint sie gerade recht wenig zu jucken. Gut, dass sie hier bekannt ist wie ein knallbunter Drag-Hund und man solche kleinen Auszeiten von ihr kennt.

"Dante ist wegen seines doofen Exfreundes noch sehr unsicher. Deshalb wollen wir es erstmal langsam angehen lassen", setze ich die beiden in Kenntnis. Sie glotzen mich an wie zwei Mondkälber auf dem Mars. "Also so eine Art Beziehung auf Probe."

"So ein Schwachsinn!", begehrt Benny auf. Betty bedenkt ihn mit ihrem berüchtigtem bösen Blick. Doch davon lässt er sich nicht beeindrucken. "Eine Beziehung ist eine Beziehung. Was soll man da proben?"

"Natürlich", beruhige ich die Gemüter. "Aber Dante fühlt sich so sicherer und deshalb ist es okay für mich." Benny kräuselt die Nase, sagt aber nichts mehr. "Er wird schon sehen, dass all seine Befürchtungen unbegründet sind. Ich werde ihn weder betrügen noch mich in einen anderen Kerl verlieben. Ich will nur ihn. Dieser Mann ist der absolute Wahnsinn …" Bilder der vergangenen Tage ploppen vor mir auf. Noch nie in meinem Leben habe ich schönere Tage erlebt. Dante und ich harmonieren so gut zusammen, dass es mir fast Angst machen könnte. Aber nur fast.

"Hach Kindchen", schmachtet Betty. Sogar mit ihrer ganz normalen Stimme. "Dich hat es tatsächlich total erwischt." Sie tätschelt mir den Arm und grinst dabei wie ein Honigkuchenpferd. "Ich freue mich für dich."

"Danke Süße." Sie ist wirklich die Beste. Das heißt, wenn sich mir nicht gerade ans Schienbein tritt.

Betty wuchtet sich wieder in eine stehende Position und nölt einen Gast am Nachbartisch an, der wohl schon länger auf Bedienung wartet. Grinsend verfolge ich das Spektakel, ehe sich Benny lautstark räuspert und damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkt.

"Jetzt erzähl mal endlich. Wie hast du dir den scheuen Dante geschnappt?"

"So genau weiß ich das gar nicht", gebe ich zu. "Er war auf Jacks Geburtstagsfeier und da haben wir uns gesehen. Es war wie in einem alten Hollywoodstreifen." Wie wir aufeinander zugeschwebt sind … Zwischen all den Zuschauern …

"Erde an Claude!" Benny schnippst mit den Fingern vor meinem Gesicht herum.

"Sorry. War in Gedanken."

"Ich merke es", grummelt er beleidigt. "Du beachtest mich überhaupt nicht."

"Ochh, armer Bennschie." Hihi. Diesen Spitznamen kann er gar nicht leiden.

"Schön! Wenn du nicht mit mir reden willst! Bitte!" Dramaqueenlike stößt Benny den Stuhl von sich und steht auf.

"Jetzt entspann dich mal und setz dich wieder. Ich rede ja schon."

"Hmpf!" Macht er, die Nase gen Himmel gereckt, setzt sich aber wieder, als würde er mir den größten Gefallen machen, den je jemand irgendwann mal einem anderen gemacht hat.

Also erzähle ich ihm alles. Beginnend am Tag von Jacks Geburtstagsfeier bis heute Morgen. Die feuchtfröhlichen Stellen deute ich nur an. Dafür berichte ich ihm, was Dante und ich die letzten Tage über alles zusammen gemacht haben. Wir waren zum Beispiel Eis essen, sind spazieren gegangen, sind ins Kino, haben zusammen gekocht, haben abends faul auf der Couch gelegen und einen Film geschaut während wir miteinander gekuschelt haben. Hach, es war einfach so unfassbar schön …

"Wow", staunt Benny. "Von Null auf Hundert, hm?"

"Oh ja", nicke ich glücklich. "Ich denke, wir sind auf einem richtig guten Weg."

"Scheint so. Meinen Glückwunsch. Und wie geht es weiter? Wann trefft ihr euch wieder?"

"Heute Abend", antworte ich. "Er kommt zu mir und ich habe eine kleine Überraschung geplant."

"Uiii! Ich liebe Überraschungen!" Benny klatscht aufgeregt in die Hände.

"Überraschung? Bekomme ich eine?" Wieder zoomt sich Betty an unseren Tisch.

"Nein. Dante." Vor Benny und mir landet ein großes Weinglas gefüllt mir perligem Sekt und eine Menge Früchte darin.

"Was soll denn das jetzt?", frage ich sie.

"Kleine Aufmerksamkeit des Hauses. Was ist das für eine Überraschung?" Neugierige Trine!

Ich werde von zwei übelst-neugierigen Augenpaaren gemustert.

"Ihr kennt doch die kleine Dachterrasse auf unserem Haus. Die, die man zufälligerweise von meiner Wohnung aus über eine Leiter erreichen kann", starte ich meine Erklärung.

"Du meinst das rostige Ding, an dem eine Sprosse fehlt?", quietscht Benny. Ich nicke bloß. Soooo schlimm ist die Leiter nun auch nicht! Na ja, fast … "Da willst du deinen Mann hochschicken? Willst du, dass er sich alle Knochen bricht?!"

"Das wird schon nicht passieren!", winke ich ab. Natürlich werde ich hinter ihm blieben und aufpassen.

"Toll! Dann überlebt er diesen Höllenaufstieg vielleicht, aber was ist mit dieser 'Dachterrasse'? Zwei Quadratmeter Tetanusballungsgebiet sage ich nur!"

Okay, es reicht! Eine zusammengekneulte Serviette fliegt auf Bennys Unsinn redenden Kopf zu. Treffer!

"Aua!"

"Alte Zicke", zische ich, grinse aber.

"Kinder, Kinder. Vertragt euch." Betty schüttelt seufzend den Kopf und ignoriert geflissentlich die erhobene Hand eines anderen Gastes.

"Wie dem auch sei", setze ich erneut an. "Ich werde nachher oben, auf der nun sauberen und gar nicht so kleinen Dachterrasse, ein paar Kissen und flauschige Decken hin drapieren, mich in der Küche austoben und lauter leckeres Fingerfood kreieren und zum Abschluss Lichterketten oben aufhängen. Dazu noch Laternen mit Kerzen, ein paar Blumen und fertig ist der romantische Abend mit meinem Göttergatten." Die Nacht soll schön lau werden. Wir könnten dort oben übernachten ...

"Wirklich romantisch!", flötet Betty entzückt. "Dann wünsche ich euch viel Spaß." Ein Zwinkern und weg ist sie. Den winkenden Gast hat sie schon wieder übersehen.

"Hm", macht Benny. "Schön. Ja, ich gebe zu, das hört sich romantisch an."

"Neidisch?", frage ich ihn amüsiert.

"Nein! Überhaupt nicht. … Vielleicht ein bisschen. Aber nur, weil mein Geolein nicht da ist."

"Du Armer. Tust mir ja so leid", grinse ich und bekomme ein Stück Pfirsich entgegengeschleudert, das aus Bennys Weinglas stammt.
 

~Dante~

"Verdammt!" Diese blöden Haare! Nie machen sie, was ich will! Heute sind sie besonders störrisch. "Ausgerechnet heute!" Ich zupfe noch ein paar Minuten an meiner Friese herum, nützt nur nix. Meine Locken springen immer wieder in ihre unordentliche Ursprungsform zurück. Ich hasse diese Zusseln!

Seufzend schaue ich mich im Spiegel an.

"Wenigstens Claude scheint sie zu mögen." Wenn ich daran denke, wie oft er mir durch meine Matte krault. 'Und wie gut sich das anfühlt ...'

Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche das sehnsüchtige Ziehen in meinen Lenden zu ignorieren. Wenn Claude mich anfasst, verwandelt sich mein Körper jedes Mal in einen hypersensiblen Haufen zitterndes Wachs.

Apropos Claude. Ich schiele auf die Uhrenanzeige unter meinem Badezimmerspiegel. Viertel nach sieben. Um acht soll ich bei Claude sein. Er hat eine Überraschung für mich, meinte er. Ich bin gespannt, was er wieder geplant hat. Dieser Kerl ist wie eine Wundertüte. Eine bunte, schillernde Wundertüte.

Mit einem Grinsen auf den Lippen verlasse ich das Badezimmer, schnappe mir meinen Autoschlüssel und mache mich auf den Weg. Ich kann es kaum erwarten ihn wieder zu sehen.
 

Die Zeit, die ich inzwischen mit Claude zusammen verbracht habe, war seit langem mal wieder die Schönste, die ich erleben durfte, sieht man von Colin ab, der immer noch dabei ist, sich an diesem DJ zu rächen, und den ich die letzten Tage über immer wieder trösten musste. Auf meine Bitte, endlich mit dem Mist aufzuhören, hört der sture Kerl immer noch nicht. Dafür läuft mit Claude alles traumhaft.

Er ist immer gut drauf, lacht viel, Scherzt herum und zeigt mir immer wieder, dass ich ihm etwas bedeute. Es tut mir gut, bei ihm zu sein. Er tut mir gut. Unfassbar gut ...

Okay, manchmal übertreibt er es leicht. Doch das liegt einfach in seiner Art. Damit meine ich dieses leicht überspitze Gehabe. Andere würden es als tuntig bezeichnen, aber so mag ich das nicht nennen. So ist Claude eben. Und ja, es gefällt mir. Vor ein paar Monaten hätte ich nur den Kopf geschüttelt, mich umgedreht und hätte das Weite gesucht. 'Dann wäre ich schön blöd gewesen', denke ich und bin froh, dass ich mittlerweile nicht mehr so denke. 'Ich liebe ihn einfach …'

Ja, inzwischen kann ich mir das eingestehen, ohne in rasende Panik zu verfallen. Nur es laut aussprechen … Da wird noch viel Wasser den Bach hinunterlaufen müssen, bis ich soweit bin. Trotzdem versuche ich, ihm meine Gefühle zu zeigen. Ich hoffe, dass es auch klappt.

Ich habe auch schon so einiges über ihn erfahren. Dass er zum Beispiel ein selbstständiger Webdesigner ist. Daneben verdient er sich noch etwas mit Auftritten als Miss Claudete Le Coq dazu. Auch von seinen Exfreunden hat er mir ein wenig erzählt. Ich hingegen habe das Thema Exfreund bewusst ausgelassen. Ich habe Angst, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster falle, wenn ich zu viel in der Vergangenheit herumkrame. Ich will mich einzig und allein auf Claude konzentrieren. Und das schaffe ich auch ganz gut, wie ich finde.
 

Auf dem Weg zu ihm halte ich kurz an einem kleinen Supermarkt. Dort schaue ich mich nach etwas um, dass ich ihm mitbringen kann. Nichts bestimmtes und auch nichts super aufwendiges. Irgendwie hat sich das so eingespielt, dass wir uns jedes Mal gegenseitig etwas mitbringen.

Angefangen damit hat Claude, der mir nach dem Tag der Geburtstagsfeier eine Herzförmige Büroklammer mitgebracht hat. Für seinen Zettel, auf dem seine Telefonnummer steht, meinte er scherzhaft.

Dafür habe ich mich bei ihm am nächsten Tag revanchiert. Mit einem kleinen Reisenähset. Falls mal wieder eins seiner Kleider einreißt, wenn wir beide unter irgendwelchen Bühnen herumkrabbeln.

Und gestern hat Claude mir ein Pack Fruchtkaugummi und einen knall pinken Kugelschreiber mitgebracht. Aber auch nur, weil ich ihm Tags zuvor einen Bleistift gekauft habe, der hinten mit rosafarbenen Federn und Pailletten bestückt war. Ich dachte, der passt zu ihm. Heute muss es also was anderes sein. Mal schauen, was der Laden so hergibt. Viel ist es nicht, wie ich nach kurzem Umschauen feststelle.

Am Ende entscheide ich mich für einen kleinen Notizblock. Fliederfarben. Er schimmert permuttartig und hat ein kleines Einhorn auf der unteren Ecke. Und innen sind auch welche abgedruckt. Dazu noch ein Überraschungsei, das wird reichen um Claude ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Keine Viertelstunde später stehe ich vor Claudes Wohnung.

Bewaffnet mit den kleinen Mitbringeseln und einem Rucksack mit Wechselkleidung, da ich mit Sicherheit vor morgen Vormittag nicht nach Hause fahren werde, eile ich auf den Hauseingang zu. Ungeduldig klingle ich Sturm.

/Immer langsam mit den potenten Hengsten!/, säuselt mir Claude mit dunkler Stimme Claudete Like aus den Lautsprechern. /Sag mir erst das Passwort. Sonst kann ich dich nicht in mein heiliges Reich lassen./ Ich verdrehe grinsend die Augen. Die Nummer schon wieder.

"Komm schon Claude. Lass mich rein." Ich werde diesen bescheuerten Satz sicher nicht nochmal sagen! Letztens hat mich eine Passantin, die just in diesem Moment an mir vorbeigelaufen ist, als ich dieses 'Passwort' sagen musste, total geschockt angeschaut.

/Erst das Passwort, Liebling. Sonst könnte ja jeder kommen und versuchen mir holder Maid die Unschuld zu rauben./ Hinter mir kichert jemand. Na toll! Zwei Teenager haben Claude natürlich gehört. Einer grölt sogar, ich Alter solle ordentlich ran gehen.

"Claude!"

/Ich warte, mein Schnuckelchen./

Ich seufze und schließe kurz die Augen.

"Na schön …" Unauffällig schaue ich mich um. Ein älterer Herr kommt auf mich zugewatschelt. Ich warte, bis er vorbeigeschlurft ist, dann lehne ich mich dicht an die Sprechmuschel, damit ich nicht zu laut reden muss.

"Bitte lieblicher Vergil, lass mich ein in deine heiße Liebesgrotte."

/Geht doch!/ Es summt laut und ich sehe zu, dass ich ins Haus komme.

Oben steht Claude, bzw. Claudete, auch schon am Türrahmen gelehnt und lächelt mich süßlich an. Ich stolpere fast, als ich sie sehe.

"Na? Gefalle ich dir, mein süßer Dante?"

Perfekt geschminkt, mit blonder Wallemähne, einem trägerlosem grün-weißen Wickelkleid mit Neckholder, das mit Palmblättern bedruckt ist und roten Plateau-Heels steht er vor mir. Oder besser gesagt, sie. Ich gewöhne mich gerade noch daran, Claudes weibliches Ich nicht als er zu betiteln. Wenn Claude sich in Claudete verwandelt, möchte er auch als sie angesehen werden. Mein Hirn arbeitet noch ein bisschen an der Umsetzung, aber so langsam bekommt es das hin.

Lässig sieht Claudete an einer E-Zigarette die nach Vanille duftet und sieht aus wie eine formvollendete Femme fatale.

"Hast du heute noch was vor?", frage ich sie grinsend, als sie mir Ladylike seine rechte Hand hinstreckt. Ich ergreife sie natürlich und tupfe Claudete einen Kuss auf den Handrücken.

"Nicht mehr", antwortet mir Claudete in ihrem dunkeln Singsang. "Ich war mit den Mädels in einem Beachclub." Vanillequalm bläst mir entgegen. "Etwas Stimmung machen."

"Davon hast du mir gar nichts erzählt." Das hätte ich zu gern gesehen.

"Das war Spontan. Twinkerbell, die kleine Trottelfee, hat sich ihre Penisflügelchen gebrochen."

"Ach herrje."

Claudete winkt ab und verdreht die Augen.

"Sie hat sich nur ihren tollpatischen Fuß in der Autotür eingeklemmt. Kein Wunder, bei ihren dicken Fettknöcheln. Komm doch rein, Zuckermaus. Bevor die Nachbarn noch Stielaugen bekommen hinter ihren kleinen Türspionen." Ähm …

Unsicher schaue ich mich im Flur um.

"Gucken die wirklich?"

Claudete lacht und zuckt mit den Schultern. Dann werde ich auch schon in die Wohnung gezogen. Sofort lande ich mit dem Rücken an der geschlossenen Tür und werde von Claudete dagegen gepresst. Der Duft von Vanille und einem süßlichen Parfüm weht mir in die Nase. Ich kann nicht anders und schmiege mein Gesicht in Claudetes Halsbeuge. Schimmernde Bodylotion glitzert auf der Haut …

Ehe ich groß darüber nachdenken kann, lecke ich auch schon über die Stelle, in der der Hals in die Schulter übergeht, direkt unter dem dünnen Neckholder des Kleides. Claudete kichert, legt die E-Zigarette weg und presst ihre Lippen gegen meine Schläfe. "So stürmisch heute? Das gefällt mir", raunt sie mir zu.

"Darf ich dir das Teil ausziehen?" Eigentlich wollte ich ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ich kann gerade einfach nicht widerstehen.

"Klar darfst du, mein göttlicher Dante. Bei mir darfst du alles." Na daran werde ich sie das nächste Mal erinnern, wenn sie mich mal wieder nicht ohne Passwort ins Haus lassen möchte.
 

~Claudete~

Eine deftige Gänsehaut fegt über mich hinweg, denn Dantes saugende Lippen bringen mich jetzt schon fast um den Verstand. Zudem schenken mir seine rauen Barthaare ein heißes Prickeln. Ich dränge ihn noch dichter gegen die Tür, damit ich noch mehr seines warmen Körpers spüren kann. Weiter südlich wird es langsam hart, allerdings nicht nur bei ihm.

"Dante", keuche ich eindringlich und dirigiere seine linke Hand in meinen Schritt. Er lacht leise gegen meine inzwischen feuchte Haut.

"Heute keine Vagina-Pantie?"

"Die hab ich vorhin ausgezogen", seufze ich.

"Wie vorausschauend von dir." Ich kann sein Grinsen an meinem Hals spüren.

"Nicht wahr?"

Langsam schiebt Dante mich ein wenig von sich weg und sieht mit funkelnden Augen zu mir auf.

"Darf ich?" Die Hand, die nicht in meinem pochenden Schritt liegt, legt sich auf die Schleife auf meiner Hüfte, die das Kleid zusammenhält.

"Ich bitte darum", raune ich ihm mit meiner dunkeln Claudete-Stimme zu.

Lachend schnappt er mit den Lippen nach meinen, saugt mich beinahe um den Verstand. Leider viel zu kurz, denn er löst sich gleich wieder schwer atmend von mir und richtet sein Augenmerk auf die kleine Schleife, mit der er ein wenig mit den Händen spielt. Doch anstatt sie zu öffnen, rutscht eine Hand unter die oberste Stoffschicht. Ich zucke erregt zusammen und muss mich mit einer Hand am Türrahmen festhalten, um meine weichen Knie zu stabilisieren.

"Dante …"

"Ich bin hier."

"Das spüre ich", schmunzle ich atemlos.

"Gut …" Himmel, kann der schnurren! Wie ein Wildkater. Arrrwww!

Langsam schwingt das leichte Sommerkleid auseinander und gibt den Blick auf meine Vorderseite frei. Es wird nur noch von dem schmalen Band gehalten, das um meinen Nacken gebunden ist.

"Ähm … Okay." Wie ein paralysiertes Hühnchen glotzt Dante auf meine Kunstmöpse, die in einem trägerlosem BH stecken. "Kann ich die einfach … Wie mache ich denn die …" Ist es nicht putzig, wie er immer zu Stammeln anfängt, sobald etwas weibliche Anatomie in sein Blickfeld kommt? Selbst wenn es nur meine kleinen aus Silikon sind. Bin ja mal gespannt, wie er auf meine Monstermöpse reagieren wird. Hihih.

"Hinten sind Haken, Schatz", erkläre ich ihm. "Die kann man öffnen und et voilà! Frei sind die Tittis." Ich wackle etwas mit meinem Oberkörper hin und her. Sein Gesicht dabei ist zum schießen!

"Pass aber auf, dass keine von ihnen auf den Boden fällt. Die sind sauteuer." Nun traut sich der Arme gar nicht mehr an mich ran.

Augenverdrehend, aber immer noch grinsend, drehe ich mich um und zeige Dante meinen entzückenden Rücken. Da er aber keine Anstalten macht, meinen BH zu öffnen, greife ich selbst beherzt zu. Mit meiner freien Hand halte ich die Körbchen an mich gedrückt, damit sie nicht tatsächlich runterpurzeln. Geschickt öffne ich meinen Melonenhalter und lege ihn samt Füllung auf das Sideboard neben der Tür ab.

"Siehst du? Ganz einfach." Mit dem Zeigefinger stupse ich gegen Dantes putziges Näschen, da er immer noch den BH ansieht, als sei er eine verruchte Zirkusattraktion.

"Das ist echt … Merkwürdig", stammelt er.

"Merkwürdiger als eine Gummivagina?", lache ich auf. "Schatz, dir war doch vermutlich klar, dass ich da keine eingerollten Socken oder Schulterpolster drunter trage, oder?"

"Ja schon …" Okay. Schluss!

Ich umfasse sein Kinn und richte seine Aufmerksamkeit wieder auf moi.

"Du kannst dich gern nachher ein wenig mit den beiden da bekannt machen, aber ich finde, dass du dich jetzt lieber mal um mich kümmern solltest." Endlich kehrt sein Lächeln wieder zurück.

"Sorry, aber manchmal gerate ich bei all dem" er deutet auf den hautfarbenen, trägerlosen BH "noch ins stocken."

"Ich hab's gemerkt, Süßer." Ich verziehe den Mund.

"Das heißt nicht, dass ich es ekelig finden würde!", japst mein Zuckergott sofort und guckt panisch.

"Das weiß ich doch", beruhige ich ihn mit meiner normalen Stimme. Ich glaube, von Claudete hatte er heute genug. "Was hältst du davon: Ich wische mir die Farbe aus dem Gesicht, springe schnell unter die Dusche und dann zeige ich dir deine Überraschung."

"Hört sich gut an", raunt er mir zu und schmust über meine Lippen, was in einer kleinen, zahmen Knutscherei endet.
 

~Dante~

Lässig löst Claude den Verschluss des Kleides an seinem Nacken, welches darauf mit einem leisen Rascheln zu Boden gleitet.

Nackt, mit Schminke, Perücke und immer noch in diesen verdammt hohen Schuhen, in denen er fast eineinhalb Köpfe größer ist als ich, gibt er ein seltsames Bild ab. Aber auch ein sehr scharfes, wie ich finde.

"Bin gleich wieder bei dir, mein süßer Göttergatte", säuselt er mir zu, dreht sich galant um und stöckelt mit schwingenden Hüften in sein Schlafzimmer.

'Scheiße, ist das Heiß!'

Lange bleibe ich nicht reglos vor der Wohnungstür stehen. Ich kann nicht anders, und folge ihm einfach. Er wird schon nichts dagegen haben.

Claudes Schlafzimmer ist für mich immer wieder eine kleine optische Herausforderung.

Es ist mir nach unserer ersten Nacht nicht wirklich aufgefallen, ich hatte ja genug mit mir zu tun und damit, schnellstens von hier zu verschwinden, aber Claudes Schlafzimmer ähnelt eher einer großen Theaterumkleide.

Es ist das größte Zimmer im Haus, sicher war es ursprünglich mal als Wohnzimmer gedacht, aber Claude hat so viel Kleider, Perücken, Schuhe, künstliche Körperteile und anderen Kram, den ich einfach nicht benennen kann, dass das unmöglich ins jetzige Wohnzimmer gepasst hätte. Alles, bis auf das Doppelbett, ist belegt mit seinem Drag-Zeugs.

Es glitzert und funkelt, bunte Federn zittern bei jeder Luftbewegung. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen.

Claude sitzt schräg rechts vor mir, neben dem Bett, wo er einen großen Schminktisch stehen hat. Einer dieser riesigen Teile, mit runden Glühbirnen rund um den großen, viereckigen Spiegel. Dort hat er sich auf einen dunkelroten runden Hocker niedergelassen und wischt sich das Make Up vom Gesicht. Immer noch nackt. Nur die Schuhe hat er inzwischen abgelegt. Sie stehen wieder in Reih und Glied neben den anderen. Und auch hier: ein Paar bunter und glitzernder als das andere. Auch seine blonde Wallemähne liegt wieder auf dem Styroporkopf neben den anderen.

Vorsichtig, um nicht zu laut zu sein, setze ich mich neben ihn aufs Bett und schaue ihm eine Weile schweigend zu.

Hin und wieder schenkt mir Claude einen frechen Augenaufschlag und grinst mich süß an. Dabei schlägt jedes Mal mein Herz etwas schneller.

"Konntest es wohl nicht mehr erwarten, bis ich fertig bin, hm?", fragt er mich nach einiger Zeit. Bis auf seinen roten Lippenstift ist sein Gesicht von allen Schminkresten befreit.

"Ich war neugierig", antworte ich.

"So? Worauf?" Gute Frage.

"Nur so." Ich lächle ihn verschmitzt an und kann nicht verhindern, dass mein Blick wieder auf seinen Schoß fällt.

"Ah ja … neugierig", amüsiert sich Claude und befreit sich vom Lippenstift.

Das nun rote Abschminktuch wandert in den Papierkorb. Dann dreht sich Claude zu mir. Lachend verdrehe ich die Augen. Natürlich dreht sich der werte Herr nicht einfach nur um. Ganz im Stil von Basic Instinct schwingt er sein übergeschlagenes Bein herunter, gewährt mir so einen sehr intimen Blick auf seine Kronjuwelen, ehe er das andere wieder überschlägt.

"Neugier befriedigt?"

"Nicht wirklich", schmunzle ich und beuge mich zu ihm vor. "Lass nochmal sehen." Leise lachend schiebt Claude seine Beine auseinander.

"Ich sollte duschen gehen", flüstert er heiser. "Dann können wir weitermachen."

"Wenn du meinst." Zu meiner Enttäuschung steht Claude auf. Dabei rutscht meine Hand über seine Leiste hinab.

"Nicht wegrennen." Ich bekomme einen stürmischen Kuss aufgedrückt, dann rauscht Claude auch schon davon ins Bad.

Ich schlucke ein paar Mal. Meine eigene Erregung lässt sich kaum noch verbergen.

Seufzend lasse ich mich rückwärts aufs Bett fallen. Nebenan im Bad geht die Dusche an. 'Hm …'
 

~Claude~

Hui! Mein Dante geht heute ganz schön ran!

Nicht dass wir die letzte Tage über keusch wie Betschwestern gewesen wären, ein wenig Petting hier, ein bisschen Fummeln da, hier mal ein Finger rein … Mehr war es dann aber auch nicht. Erstmal wollten wir uns ein wenig mehr kennenlernen. Da habe ich mich ganz Dantes Tempo angepasst. Heute scheint mein Göttergatte allerdings mehr im Sinn zu haben. Das passt mir natürlich ausgesprochen gut. Schließlich steht uns eine wolkenfreie, lauwarme Nacht bevor, die ich mit ihm gerne oben auf der Dachterrasse verbringen würde.
 

Plötzlich höre ich, wie die Badezimmertür geschlossen wird. Hä? Die hatte ich doch zu gemacht …?

Huch!

"Dante?" Tatsache! Da steht er, mein Götteradonis, pudelnackig und sieht mich lüstern durch die Duschscheibe an.

"Ist da noch Platz für mich?"

"Immer", hauche ich auch schon mit dünner Stimme und schiebe die Tür der Dusche zur Seite.

Er tritt mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu mir in die Kabine, schließt die Tür hinter sich und bleibt vor mir stehen.

"Und nun?", frage ich rau. Was hat mein Liebster vor?

Anstatt zu antworten schnappt er sich eine der vielen Duschgelflaschen, die in dem kleinen Regal stehen, lässt davon eine großzügige Menge auf seine Hand laufen.

Stöhnend rücke ich dichter an Dantes Luxuskörper heran. Schon finden sich unsere Lippen und kurz danach unsere Zungen, die sich wild umspielen.

"Warte", japse ich gegen Dantes wundervollen Mund und entziehe mich ihm. Seinen fragenden Gesichtsausdruck übergehe ich, indem ich einfach vor ihm in die Knie gehe. Verstehen zeichnet sich auf Dantes Gesichtszüge ab.
 

*
 

Eine Weile lang bleiben wir noch auf dem Wannenboden hocken, solange, bis wir wieder eine normale Atemfrequenz erreicht haben. Danach duschen wir, wobei wir uns gegenseitig einschäumen und streicheln.

Wieder angezogen (Claude hat sich so wie ich eine kurze Jeanshose und T-Shirt übergeworfen), überreiche ich ihm die beiden Mitbringsel aus dem Supermarkt.

"Ein Überraschungsei!", freut er sich wie ein kleiner Junge. "Das nehmen wir gleich mit! Und was ist das?" Mit leuchtenden Augen betrachtet er den kleinen Notizblock. "Wie toll!"

"Da kannst du deine Termine reinschreiben. Für deine Auftritte", scherze ich.

"Gute Idee. Oder ich notiere mir darin, was du mir schon alles schönes mitgebracht hast. So in der Art: Liebes Notizbüchlein. Ich habe dich heute von meinem supersüßen Freund Dante bekommen. Außerdem noch ein Ü-Ei, einen schicken Glitzerstift, mit dem ich gerade schreibe …"

Lachend halte ich ihm den Mund zu.

"Schon gut! Es reicht!" Kichernd legt Claude seine Arme auf meinen Schultern ab.

"Dankeschön", wispert er. Ein sanfter Kuss folgt, den ich unglaublich genieße.
 

~Claude~

Wie sehr ich diesen verrückten Typ doch liebe! Diese kleinen Geschenke beweisen mir immer wieder auf's Neue, dass wir beide auf einen guten Weg sind.

Ich beende unseren Kuss und schnappe mir seine Hände.

"Jetzt wird es aber langsam mal Zeit für die Überraschung", finde ich. "Bevor die Sonne untergeht."

"Dann mal nichts wie los. Kann ich so gehen?" Er schaut an sich runter.

"Klar. Dich wird niemand sehen außer ich."

"Hm … Ich bin gespannt."

Lächelnd ziehe ich ihn mit mir zum Wohnzimmer. Dort, am Fenster Richtung Hinterhof, gibt es eine Stahltreppe/Feuertreppe. So wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. Nach oben führt eine schmale Leiter aufs Dach, meine sogenannte 'Dachterrasse'. Inoffiziell natürlich das Ganze, aber ich liebe es im Sommer abends dort zu sitzen und ein Buch zu lesen. Und da ich ganz oben wohne, bekommt das auch so gut wie niemand mit, wenn ich mich da oben häuslich einrichte.

Ich öffne das Fenster und schwinge ein Bein über den Sims.

"Claude!" Dante packt mich plötzlich und zieht mich zurück. "Bist du verrückt?!" Ach herrje! Hat mein Zuckerhase tatsächlich Angst um mich? Wie goldig!

"Etwas", antworte ich grinsend. "Aber noch nicht so verrückt, dass ich aus dem Fenster springen würde. Schau mal."

Ich trete beiseite und lasse ihn nach unten gucken. "Eine Feuertreppe?"

"Jepp."

"Und da ist die Überraschung?"

"Fast." Mit dem Zeigefinger deute ich nach oben.

"Auf dem Dach?"

"Erraten! Dafür bekommst du nachher von mir eine Extra-Extramassage. Wo du magst." Höhöhö. Dante macht ein ziemlich unglückliches Gesicht. "Keine Massage?"

"Doch … Nur …" Er schaut nochmal am Fenster nach unten. Dabei wird er ziemlich käsig um die Nase herum. Oh oh.

"Sag nicht, du hast Höhenangst?"

"Etwas", fiepst er, weshalb ich befürchte, etwas ist etwas zu tief gestapelt.

"Oh je", seufze ich. "Was machen wir denn jetzt?"

"Hält das Gitter?" Dante deutet nach draußen.

"Bis jetzt ja … Guck nicht so! Natürlich hält das!" Ganz sicher! Echt! Ich schwöre! "Ich würde dich doch niemals irgendeiner Gefahr aussetzen", sage ich. Dante schluckt und atmet tief ein.

"Gut. Ich probiere es." Schwubs, hat er ein Bein über das Sims geschwungen, so wie ich kurz zuvor.

"Soll ich erst gehen?", frage ich unsicher. Ich will nicht, dass er wegen mir irgendwas macht, bei dem er sich unwohl fühlt.

"Geht schon", murmelt er und zieht das andere Bein nach, sodass er auf dem Fensterrahmen sitzt. Ganz langsam tastet er sich mit einem Fuß vor. Die Konstruktion wackelt kaum, worüber ich gerade sehr, sehr froh bin. Dante atmet nochmal tief ein, dann gibt er sich sichtbar einen Ruck und rutscht auf das Gitterplateau vor meinem Fenster.

"Oh Gott", keucht er und klammert sich regelrecht am Fenstersims hinter ihm fest.

"Nicht nach unten schauen!", rate ich ihm neunmalklug.

"Zu spät." Fuck!

"Komm wieder rein, wenn es nicht geht!" Langsam bekomme ich auch Angst. Was, wenn ihm so schwindelig wird, dass er mir runterpurzelt. Das würde ich mir niemals, niemals verzeihen!

"Klappt schon … Komm auch raus." Mit winzigkleinen Minischritten rutscht Dante zur Seite. Gerade so viel, dass ich mich auch nach draußen quetschen kann.

Als ich neben ihm stehe, lege ich einen Arm um seinen Rücken.

"Das bringt nichts! Los! Rein mit dir!"

"Nein, nein. Du hast extra was für mich geplant, also gehe ich da jetzt auch hoch!" Wild entschlossen dreht er den Kopf und schaut sich die Leiter an. "Oh Fuck!"

Also fein. Es bringt nichts. Dann eben anders.

"Kletter wieder rein. Und keine Widerrede! Ich hab eine andere Idee." Auch wenn die so gar nicht nach meinem Geschmack ist.

Wie ein alter Mann mit geschwollenen Gelenken krachselt Dante wieder ins Wohnzimmer. Kleine Schweisperlen glitzern auf seiner Stirn.

"Ob Baby!", quietsche ich mit dünner Stimme und ziehe ihn fest an meine Brust. "Tut mir so leid! Hätte ich gewusst, dass du so eine Angst hast …"

"Schon gut, Claude. Das konntest du ja nicht wissen." Ich seufze, tätschle meinen armen Mann zur Beruhigung noch ein wenig.

"Nun ist deine Überraschung für die Katz", grummelt er.

"Nicht ganz." Dante sieht mich fragend an. "Ich habe doch gesagt, ich habe eine Idee."
 

~Dante~

Claude wirbelt herum und verschwindet im Flur. Dort scheint er in einer der Schubladen des Siteboards herumzukramen.

Neugierig, und endlich wieder mit sicheren Beinen, die nicht aus Wackelpudding bestehen zu scheinen, schaue ich nach, was er da tut.

"Habs!" Etwas verschwindet in seiner Hosentasche. "Komm!" Meine Hand wird geschnappt, ebenso Claudes Wohnungsschlüssel.

"Sei aber leise!", flüstert er mir zu. Wir laufen die Treppe nach oben, direkt auf ein großes Fenster zu. Oben angekommen, geht ein schmaler Flur nach links ab. An dessen Ende eine Tür ist.

"So kommt man auch auf das Dach", erklärt Claude mir.

"Ist die Tür nicht verschlossen?"

"Doch. Aber nicht mehr lange." Sein freches Grinsen und anschließendes Augenzwinkern verheißen nichts Gutes.

"Hast du einen Schlüssel?", hake ich nach.

"Nö. Aber sowas ähnliches." Ich hab's geahnt!

"Du willst die Tür aufbrechen?! Spinnst du?" Das kann er doch nicht machen!

"Schht! Dich hört ja das ganze Haus!"

"Claude!"

"Nur die Ruhe. Der Hausmeister kommt so gut wie nie hier hoch. Und sonst hat hier auch keiner was zu suchen. Das merkt niemand." Na sehr beruhigend!

Jetzt wird Claude wegen mir zum Türknacker. Nur, weil ich diese verfluchte Höhenangst nicht unter Kontrolle bekomme.

Als Claude jedoch aus der Hose zwei dieser gebogenen Häkchen zum Türen aufbrechen rausholt, die man aus dem Fernsehen kennt, werde ich misstrauisch.

"Sag jetzt nicht, du bist ein professioneller Einbrecher!" Muss ich jetzt Angst haben?

"Fast", murmelt Claude abgelenkt, da er schon dabei ist, am Schloss herumzuhantieren. "Mein alter Herr hat einen Schlüsseldienst. Ich helfe ihm immer mal wieder aus." Schlüsseldienst? Okay. Das erklärt, warum Claude solches Werkzeug hat. Aber da drängt sich mir noch eine Frage auf.

"Darf ich was fragen?"

"Klar."

"Als du mir das von Michael und seinem Neuen erzählst hast, und ich mich zuhause eingeigelt habe, hättest du da auch einfach meine Tür aufbrechen können?"

"Hätte ich."

"Und? Hättest du es gemacht, wenn ich … mich gar nicht mehr bei dir gemeldet hätte?"

Claude hält inne und dreht den Kopf zu mir.

"Daran habe ich gar nicht gedacht", meint er verblüfft. "Vielleicht, wenn du noch ein paar Tage länger verschollen gewesen wärst. Aber eigentlich sind die hier" er hält die beiden Werkzeuge hoch "nicht dafür da, um bei eingeigelten Lovern nach dem Rechten zu sehen. Es sei denn, die Polizei ruft uns. Dann schon."

"Ach so", schmunzle ich. "Aber Türen zum Dach gehen in Ordnung?"

Claude verzieht den Mund, was so süß aussieht, dass ich ihn am liebsten wieder niederknutschen würde.

"Absolute, einmalige Notsituation. Und alles nur für meinen supersüßen, unglaublich geilen und liebevollen Zuckerhasen." Verrückter Kerl!
 

******

Wunsch 10 - Dein Wunsch ist mir Befehl

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wunsch 09 - Dass das mit uns klappt (Ohne Adult)

Wunsch 09 - Dass das mit uns klappt (Ohne Adult)


 

~Claude~

"Meinst du, das geht so?"

"Klar."

"Wirklich?" Unsicher schaue ich an mir herunter.

Dante schmunzelt und zupft an einem Ärmel seines Hemdes, das er mir um die Hüfte gebunden hat.

"Ganz sicher", meint er. "Zwar nicht ganz top modisch und etwas befleckt, aber praktisch."

"Wenn du das sagst", seufze ich und wage mich als erster unter dem Bühnengerüst hervor. Nichts wie zum Parkplatz!

Wir geben sicher ein total merkwürdig aussehendes Paar ab. Dante ohne Oberteil ich mit unmöglicher Frisur, barfuß und mit Dantes Hemd um der Hüfte, quasi eine tuntige Pennerversion von Kurt Kobain. Dazu schleppe ich auch noch meine Pumps und die Perücke mit mir herum.

Es könnte nicht eindeutiger sein. Jeder, der uns sieht, weiß auf Anhieb, was wir kürzlich miteinander getrieben haben. Dazu braucht man noch nicht mal die verräterischen Flecken zu sehen, die sich irgendwo an Dantes Hemd befinden.

Nicht, dass es mich großartig stören würde. Also, dass man uns ansieht, was wir miteinander getrieben haben. Dante augenscheinlich auch nicht, aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich doch leicht unsicher. Da hilft es auch nicht, dass Dante seine Hand in meine geschoben hat. Obwohl … Doch, es hilft!

Dennoch versuchen wir möglichst unbemerkt von Freunden und Bekannten zu Dantes Wagen zu gelangen. Es klappt auch relativ gut, sieht man von einigen Leuten ab, die uns schief angrinsen, bis Dante plötzlich stehen bleibt und in die Ferne starrt.

"Dante?" Ich versuche seinem Blick zu folgen, sehe aber nichts Außergewöhnliches.

"Michael", höre ich ihn flüstern.

Ich brauche ein paar Sekunden, um die ganze Tragweite dessen zu begreifen.

"Wo?"

"Da. Mit seinem Neuen." Mich schüttelt es innerlich und ich bekomme Angst. Wird Dante jetzt wieder auf Abstand zu mir gehen?

Automatisch umfasse ich seine Hand fester. 'Hau bitte nicht wieder ab! Bleib bei mir!'

Das stehe ich nicht nochmal durch!
 

~Dante~

Eigentlich hätte ich mir denken können, dass er auch hier auftaucht. Michael war damals ebenfalls mit Jack befreundet. Durch mich haben sich die beiden sogar erst kennengelernt. Es wundert mich nur, dass er hier tatsächlich aufgeschlagen ist.

Wahrscheinlich versucht er wieder Anschluss zu finden, nachdem er mit seinem Flittchen wieder hier her zieht.

"Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen", seufze ich.

"An was?" In Claudes Stimme schwingt leichte Sorge mit.

"Daran, dass ich den beiden jetzt wahrscheinlich öfter über den Weg laufen werde."

Claude schaut ebenfalls zu den beiden, die zusammen an einem der Stehtische stehen und sich mit einem anderen Kerl, den ich nicht kenne, angeregt unterhalten. "Kannst du das? Dich daran gewöhnen?", fragt mich Claude hörbar verunsichert und mir geht ein Lichtlein auf. Er macht sich Sorgen, dass ich wieder ausflippe.

"Ich muss", erwidere ich und löse meinen Blick von meinem Ex und seiner 'besseren' Hälfte. Lächelnd schaue ich Claude an, der immer noch total lustig aussieht, mit seiner Strubbelfrisur und dem übertriebenen, nun arg verwischten, Make-Up.

Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus, während ich ihn ansehe. Scheiß auf Michael! Scheiß auf seinen Verlobten! Und Scheiß auf meine Angst! Auch wenn ich weiß, dass es für mich nicht leicht wird, ich sehr wahrscheinlich immer wieder von den alten Gefühlen und Ängsten heimgesucht werde, will ich es doch ernsthaft versuchen mich davon zu lösen. Und zwar nicht nur für mich, sondern vor allem auch für diesen, im Moment ziemlich desolat aussehenden, Kerl.

"Hauen wir endlich von hier ab", sage ich zu Claude und dirigiere ihn Richtung Parkplatz.
 

~Claude~

Dante schiebt mich vor sich her.

Flüchtet er etwa?

Ich versuche in seinem Gesicht zu lesen, aber ich sehe nichts außer einem Lächeln. Was auch immer ich davon halten soll.

Als wir schließlich in seinem Auto sitzen, bin ich immer noch nicht schlauer.

"Ist wirklich alles mit dir in Ordnung?", frage ich Dante, weil ich es nicht mehr aushalte.

"Nicht ganz", gesteht er, lächelt aber immer noch. "Aber ich denke, ich bin auf dem besten Weg, dass endlich alles wieder in Ordnung kommt." Seine Augen funkeln als er mich bei diesen Worten anblickt. Mir rinnt eine Gänsehaut über den Körper.

Bedeutet es etwas das, was ich glaube, dass es bedeutet?!

"Wegen mir?" Die Frage ist raus, bevor sie mein Hirn genauer analysieren kann. Wenn er jetzt nein sagt, dann …

"Auch", nickt Dante.

Auch? Oh verflucht! Das genügt mir!

"Hm." Dante runzelt die Stirn. "Eigentlich mehr als auch." Was? "Hauptsächlich würde ich sogar sagen." Was?!

Mein Herz hüpft aufgeregt in meiner Brust herum.

"Wehe, du führst mich gerade an der Nase herum", japse ich und versuche meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

"Tue ich nicht." Dante greift nach meiner Hand. "Es tut mir wirklich leid, dass ich mich die letzten Tage nicht bei dir gemeldet habe."

"Schon gut." Das sagte ich ihm doch bereits.

"Nein. Das ist es nicht." Dante schüttelt den Kopf. "Ich weiß, dass dir mit meinem Verhalten öfter gegen den Kopf gestoßen habe. Was ich nie wollte. Und ich weiß wirklich nicht, ob das nicht nochmal vorkommen wird, aber ich verspreche dir, dass ich an meinem Misstrauen arbeiten werde. Ich wünsche mir wirklich, dass das mit uns klappt. Ich mag dich. Sehr sogar."

"Oh Dante." Mir bleibt fast die Luft weg und ich schlinge fest meine Arme um ihn. Er erwidert die Umarmung und küsst mich auf den Hals.

"Ich werde die letzten Tage wieder gut machen", verspricht er mir leise.

"Ach ja?" Da klingeln mir doch jetzt die Ohren. Dante nickt. "Und wie?"

"Lass dich überraschen." Er grinst vielsagend und startet den Wagen.

"Na da bin ich jetzt aber gespannt", freue ich mich.

Sehr, sehr gespannt.
 

~Dante~

Wir fahren direkt zu Claudes Wohnung. Da er vorhin zusammen mit Betty zum Strand gefahren ist, und zuvor zu Fuß zur Tanzschule gelaufen ist, müssen wir nirgends mehr anhalten, um seinen Wagen abzuholen. Somit kann er gleich aus seinen zerrissenen Sachen rauskommen, während in mir schon ein Plan wächst, wie ich bei ihm Wiedergutmachung leisten kann.

Bei ihm zuhause angekommen, verschwindet Claude direkt im Badezimmer. Während dort die Dusche rauscht, hocke ich auf der Couch und schaue mich etwas im Wohnzimmer um. Den Gedanken an Michaels Neuen, der hier vor einigen Tagen noch gesessen hat, verdränge ich.

Und wenn schon? Ich muss meinen Ex ein für alle mal vergessen. Das weiß ich schon lange, doch bisher hatte ich noch nicht die Kraft dazu, die Geschichte ein für alle mal hinter mir zu lassen. Aber das werde ich ab jetzt tun. Und dank Claude wird mir das bestimmt auch viel leichter fallen, als ich im Moment noch glaube.

Was dagegen eventuell schwer werden wird, ist mein Misstrauen zu überwinden. Auch wenn ich Michael langsam hinter mir lassen kann, das Gefühl des Betrugs hängt immer noch an mir. Hoffentlich ist Claude geduldig mit mir ...

"Betty dreht mir den Hals um." Claude kommt ins Wohnzimmer gerauscht. Die Hüften nur mit einem Handtuch bedeckt, hält er das Kleid in den Händen, das er zuvor noch getragen hat.

Schwer seufzend lässt er sich neben mich fallen und betrachtet den Riss. "Wenigstens ist es an der Naht gerissen", meint er und verengt die Augen, um den Stoff besser betrachten zu können. "Es zu nähen dürfte tatsächlich kein großes Problem sein."

"Na siehst du", sage ich und lege meinen Arm um ihn. "Alles halb so wild."

"Sag das nicht mir, sondern Betty." Das Kleid wandert auf den Couchtisch. "Bei sowas versteht sie keinen Spaß. … Es sei denn, ich sage ihr, wie es passiert ist." Claude grinst spitzbübisch. "Vielleicht verzeiht sie mir den Riss dann."

"Wenn es hilft." Ich zucke mit den Schultern.

Claude runzelt kurz die Stirn, scheint nachzudenken. Dabei kräuseln sich eine Lippen ein wenig, was meinen Herzschlag umgehend beschleunigen lässt.

"Hm … Näh! Besser nicht. Sie muss nicht alles wissen. Dann lade ich viel lieber ihren Zorn auf mich, als auch nur ein Wörtchen über unse...hm!" Sorry Claude. Aber bei deinem süßen Mund konnte ich einfach nicht widerstehen.
 

~Claude~

An diese Seite von Dante könnte ich mich echt gewöhnen. Aber wer könnte das nicht? Da verzeihe ich ihm sogar, dass er mich unterbrochen hat. Und das will schon was heißen. Sowas mag ich normal überhaupt nicht.

Doch was quassle ich schon wieder? Konzentriere dich lieber auf den Kuss, Claude. Sonst verpasst du noch das Beste.

Ich höre also auf zu viel nachzudenken, schlinge meine Arme um Claudes Nacken, als sich mein Traummann verführerisch an mich lehnt und schließe die Augen. Verträumt zwirble ich mit dem Zeigefinger an Dantes Nackenhärchen herum, während unsere Zungen verspielt miteinander fechten. Als Dantes Hand über meine Seite nach unten fährt, kichere ich leise.

"Wollen wir noch ein wenig an deiner Standfestigkeit üben?", fragt er mich rotzfrech und drückt mich mit dem Rücken aufs Polster.

"Wenn du damit leben kannst, eventuell wieder mit weißen Tupfern dekoriert zu werden, dann ja", antworte ich.

Dante lacht, legt sich auf mich und küsst mich erneut. Hn… so schön.

Nur am Rande bekomme ich mit, wie sich seine Hand unter mein Handtuch stiehlt.

Ich habe mich nicht richtig abgetrocknet, bin also noch leicht feucht. Besonders da unten. Dante scheint das nur noch spitzer zu machen.

Im gleichen Rhythmus bewege ich mein Becken seinen Bewegungen entgegen. Auf diese Weise bringt er mich dem Abgrund immer näher.

"Dante…", seufze ich rau. "Gleich." Wenigstens dieses Mal kann ich ihn vorwarnen. Auch wenn sein Gesicht diesmal nicht wirklich in Gefahr ist.

"Claude?"

"Ja?"

"Hast du was zu Trinken für mich? Ich hab Durst." Hä?

Die herrlich streichelnde Hand in meinem Schritt verschwindet. Ebenso Dantes Gewicht, dass mich in die Sitzfläche drückt.

Ich muss ja echt zum Schießen aussehen, denn Dante grinst sich einen.

"Was soll das?", frage ich verwirrt nach.

"Ich habe Durst", wiederholt er unnötiger weise.

"Jetzt?"

"Ja. Und nebenbei können wir etwas an deiner Standfestigkeit üben." Immer noch dämlich grinsend beugt er sich vor und tippt mit seinem Zeigefinger gegen die ausgeprägte Beule unter meinem Handtuch, sodass ich unterdrückt aufstöhnen muss. "Wo ist die Küche?"

"Das ist nicht dein Ernst", zetere ich. Als ob ich für meine Standfestigkeit üben müsste!

Doch mein nicht mehr ganz so göttlicher Gatte steht allen Ernstes auf und macht sich auf die Suche nach meiner Küche.

"Das kannst du nicht bringen!"
 

~Dante~

"Kann ich und mach ich!", rufe ich Claude zu, der immer noch im Wohnzimmer beleidigte Leberwurst spielt, während ich die Küche gefunden habe.

Abgesehen davon habe ich tatsächlich Durst.

Ich suche in den Schränken nach den Gläsern und werde nach dem dritten Anlauf fündig.

"Magst du auch was?"

"Fick dich!" Huh! Das hörte sich aber schwer nach Claudete an. Sie ist dann wohl Claudes zickige Seite, was?

Noch bevor ich im Kühlschrank etwas zu Trinken gefunden habe, kommt Claude auch schon angerauscht.

"Was soll das? Ich brauche keine Übungen. Was ich brauche, ist dein Mund an meinem …"

"Hast du auch Cola da? Da hätte ich mal Lust drauf", unterbreche ich ihn.

Seine grünen Augen funkeln mich wütend an. Ich muss aufpassen, nicht zu lachen.

"Machst du dann weiter?", knurrt er.

"Mach ich", verspreche ich ihm.

Seufzend läuft er an mir vorbei und holt mir eine Flasche schwarzes Blubberwasser, die hinter der Küchentür in einer Nische gestanden hat.

"Hier. Trink und mach weiter."

Seelenruhig schenke ich mir ein Glas ein, trinke einen Schluck und reich das Glas dann Claude. Dieser sieht mich erst an, als wolle er mir jede Sekunde die Colaflasche über den Schädel ziehen, seufzt dann jedoch und trinkt ebenfalls.

"Hör auf mich zu ärgern, ja?", meint er und stellt das Glas wieder an. "Das war gemein von dir." Mein armer Claude.

"So schlimm?", frage ich. Claude nickt. "Okay. Dann beweise mir, wie standfest du bist", schlage ich vor und ziehe Claude zu mir.

Seinen fragenden Gesichtsausdruck ignoriere ich, drücke ihn gegen die Küchenzeile und reiße ihm das Handtuch vom Leib.

Keuchend klammert er sich an der Arbeitsfläche hinter ihm fest, während ich in seinen Schritt greife.
 

*
 

"Na das hat schon mal länger gedauert als vorhin. Alles eine Sache der Übung", foppe ich Claude, streichle ihn noch etwas und lasse ihn wieder los, nachdem ich mir sicher bin, dass er auch sicher allein stehen kann. Noch ein Klapps auf seinen süßen Knackpo und einen Kuss hinter sein linkes Ohr, dann marschiere ich wieder zurück ins Wohnzimmer.

"Hui, verdammicht! Das war … Fuck!", japst es heißer aus der Küche, was mich breit grinsen lässt.
 

***
 

~Claude~

"Okay. Langsam wirst du mir unheimlich." Benny mustert mich mit gerunzelter Stirn. "Sag schon. Was ist los?"

"Dante", säusle ich und rühre verträumt mit dem Strohhalm in meinem bunten Cocktail herum. "Er ist der Hammer."

"Anscheinend hat er dich mit selbigen am Kopf erwischt, so verliebt wie du vor dich hinsabberst", trötet Betty plötzlich neben mir. "Wollt ihr zwei Schätzchen noch was?" Sie wedelt mit dem Bestellblock herum und lässt ihren Kugelschreiber ein paar mal laut klicken.

"Für mich noch einen schönen Espresso bitte", bestellt Benny bei ihr. "Und für Claude einen Tritt gegen's Schienbein." Öh … was?

"Aua!" Das hat Betty jetzt nicht wirklich gemacht!?

Empört richte ich mich auf und schaue sie fassungslos an. Doch sie grinst nur, wirft mir einen Luftkuss zu und trippelt davon. Benny kichert sich währenddessen einen vom Ast.

"Haha", brumme ich und reibe mir über die getroffene Stelle. "Sehr witzig. Ihr beide!" Den letzten Satz habe ich laut gerufen, damit Betty, die gemeine Schnalle, es auch mitbekommt.

"Nun erzähl schon", trällert Benny. "Was hat dein hammermäßiger Dante gemacht, dass du hier herumschwebst wie eine frisch durchgenudelte Glitzerfee."

Ich ziehe einen Schmollmund und schlürfe erstmal extralange an meinem Drink, ehe ich antworte. Eigentlich hätte er nach dieser Aktion überhaupt keine Infos mehr verdient.

"Ich bin eine frisch durchgenudelte Glitzerfee", nuschle ich mit dem Strohhalm im Mund. "Eine verdammt glückliche."

"Ah ja. Mehr Input bitte." Er wedelt aufgeregt mit seinen Fingern. "All die kleinen schmutzigen Details."

"Was ist denn los?", frage ich Benny. "Nicht selbst genug durchgenudelt worden?"

Mein bester Freund seufzt und macht ein theatralisches Gesicht.

"Ach Liebes! Mein Geolein ist seit vorgestern für eine Woche auf einem Seminar entschwunden. Weiß Gott, warum! Er ist der beste Raumausstatter weit und breit. Sowas hat er gar nicht nötig. Lässt mich einfach allein im eigenen Saft schmoren." So sieht Benny auch gerade aus. Als würde er im Saft zusammenrunzeln.

"Eine Woche? Jetzt mach mal nicht so ein Theater. Dein Raumausstatter kommt ja wieder." Benny streckt mir die Zunge raus, was mich zum kichern bringt. "Na schön. Wenn du es unbedingt wissen möchtest: Dante und ich sind jetzt sowas wie zusammen."

"WAS?! Und das sagst du mir erst jetzt?!", brüllt er schrill, sodass mir fast die Ohren wegfliegen und sich ein paar der Gäste zu uns umdrehen. "Wir hocken hier schon fast eine Stunde, Essen und Quatschen, und du hältst mit dieser wichtigen Neuigkeit so lange hinter dem Berg?!" Unschuldig weiter an meinem Drink schlürfend zucke ich mit den Schultern. "Alte Geheimniskrämerin", zischelt er.

"Wer krämert Geheimnisse?" Betty trabt wieder heran und stellt uns beiden einen Espresso hin. Das ich keinen bestellt habe, scheint sie nicht zu interessieren.

"Miss Claudete Le Coq", lästert Benny auch schon drauf los. "Die Gute ist in einer Beziehung und hält es nicht für nötig, mir diese wichtige Information sofort zukommen zu lassen."

"Ich bin in keiner festen Beziehung", kläre ich beide auf. "Wir proben. Noch."

"Proben? Was gibt's denn da zu proben?" Betty zerrt sich einen Stuhl heran und setzt sich ächzend zu uns. Dass noch mehr wartende Gäste da sind, scheint sie gerade recht wenig zu jucken. Gut, dass sie hier bekannt ist wie ein knallbunter Drag-Hund und man solche kleinen Auszeiten von ihr kennt.

"Dante ist wegen seines doofen Exfreundes noch sehr unsicher. Deshalb wollen wir es erstmal langsam angehen lassen", setze ich die beiden in Kenntnis. Sie glotzen mich an wie zwei Mondkälber auf dem Mars. "Also so eine Art Beziehung auf Probe."

"So ein Schwachsinn!", begehrt Benny auf. Betty bedenkt ihn mit ihrem berüchtigtem bösen Blick. Doch davon lässt er sich nicht beeindrucken. "Eine Beziehung ist eine Beziehung. Was soll man da proben?"

"Natürlich", beruhige ich die Gemüter. "Aber Dante fühlt sich so sicherer und deshalb ist es okay für mich." Benny kräuselt die Nase, sagt aber nichts mehr. "Er wird schon sehen, dass all seine Befürchtungen unbegründet sind. Ich werde ihn weder betrügen noch mich in einen anderen Kerl verlieben. Ich will nur ihn. Dieser Mann ist der absolute Wahnsinn …" Bilder der vergangenen Tage ploppen vor mir auf. Noch nie in meinem Leben habe ich schönere Tage erlebt. Dante und ich harmonieren so gut zusammen, dass es mir fast Angst machen könnte. Aber nur fast.

"Hach Kindchen", schmachtet Betty. Sogar mit ihrer ganz normalen Stimme. "Dich hat es tatsächlich total erwischt." Sie tätschelt mir den Arm und grinst dabei wie ein Honigkuchenpferd. "Ich freue mich für dich."

"Danke Süße." Sie ist wirklich die Beste. Das heißt, wenn sich mir nicht gerade ans Schienbein tritt.

Betty wuchtet sich wieder in eine stehende Position und nölt einen Gast am Nachbartisch an, der wohl schon länger auf Bedienung wartet. Grinsend verfolge ich das Spektakel, ehe sich Benny lautstark räuspert und damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkt.

"Jetzt erzähl mal endlich. Wie hast du dir den scheuen Dante geschnappt?"

"So genau weiß ich das gar nicht", gebe ich zu. "Er war auf Jacks Geburtstagsfeier und da haben wir uns gesehen. Es war wie in einem alten Hollywoodstreifen." Wie wir aufeinander zugeschwebt sind … Zwischen all den Zuschauern …

"Erde an Claude!" Benny schnippst mit den Fingern vor meinem Gesicht herum.

"Sorry. War in Gedanken."

"Ich merke es", grummelt er beleidigt. "Du beachtest mich überhaupt nicht."

"Ochh, armer Bennschie." Hihi. Diesen Spitznamen kann er gar nicht leiden.

"Schön! Wenn du nicht mit mir reden willst! Bitte!" Dramaqueenlike stößt Benny den Stuhl von sich und steht auf.

"Jetzt entspann dich mal und setz dich wieder. Ich rede ja schon."

"Hmpf!" Macht er, die Nase gen Himmel gereckt, setzt sich aber wieder, als würde er mir den größten Gefallen machen, den je jemand irgendwann mal einem anderen gemacht hat.

Also erzähle ich ihm alles. Beginnend am Tag von Jacks Geburtstagsfeier bis heute Morgen. Die feuchtfröhlichen Stellen deute ich nur an. Dafür berichte ich ihm, was Dante und ich die letzten Tage über alles zusammen gemacht haben. Wir waren zum Beispiel Eis essen, sind spazieren gegangen, sind ins Kino, haben zusammen gekocht, haben abends faul auf der Couch gelegen und einen Film geschaut während wir miteinander gekuschelt haben. Hach, es war einfach so unfassbar schön …

"Wow", staunt Benny. "Von Null auf Hundert, hm?"

"Oh ja", nicke ich glücklich. "Ich denke, wir sind auf einem richtig guten Weg."

"Scheint so. Meinen Glückwunsch. Und wie geht es weiter? Wann trefft ihr euch wieder?"

"Heute Abend", antworte ich. "Er kommt zu mir und ich habe eine kleine Überraschung geplant."

"Uiii! Ich liebe Überraschungen!" Benny klatscht aufgeregt in die Hände.

"Überraschung? Bekomme ich eine?" Wieder zoomt sich Betty an unseren Tisch.

"Nein. Dante." Vor Benny und mir landet ein großes Weinglas gefüllt mir perligem Sekt und eine Menge Früchte darin.

"Was soll denn das jetzt?", frage ich sie.

"Kleine Aufmerksamkeit des Hauses. Was ist das für eine Überraschung?" Neugierige Trine!

Ich werde von zwei übelst-neugierigen Augenpaaren gemustert.

"Ihr kennt doch die kleine Dachterrasse auf unserem Haus. Die, die man zufälligerweise von meiner Wohnung aus über eine Leiter erreichen kann", starte ich meine Erklärung.

"Du meinst das rostige Ding, an dem eine Sprosse fehlt?", quietscht Benny. Ich nicke bloß. Soooo schlimm ist die Leiter nun auch nicht! Na ja, fast … "Da willst du deinen Mann hochschicken? Willst du, dass er sich alle Knochen bricht?!"

"Das wird schon nicht passieren!", winke ich ab. Natürlich werde ich hinter ihm blieben und aufpassen.

"Toll! Dann überlebt er diesen Höllenaufstieg vielleicht, aber was ist mit dieser 'Dachterrasse'? Zwei Quadratmeter Tetanusballungsgebiet sage ich nur!"

Okay, es reicht! Eine zusammengekneulte Serviette fliegt auf Bennys Unsinn redenden Kopf zu. Treffer!

"Aua!"

"Alte Zicke", zische ich, grinse aber.

"Kinder, Kinder. Vertragt euch." Betty schüttelt seufzend den Kopf und ignoriert geflissentlich die erhobene Hand eines anderen Gastes.

"Wie dem auch sei", setze ich erneut an. "Ich werde nachher oben, auf der nun sauberen und gar nicht so kleinen Dachterrasse, ein paar Kissen und flauschige Decken hin drapieren, mich in der Küche austoben und lauter leckeres Fingerfood kreieren und zum Abschluss Lichterketten oben aufhängen. Dazu noch Laternen mit Kerzen, ein paar Blumen und fertig ist der romantische Abend mit meinem Göttergatten." Die Nacht soll schön lau werden. Wir könnten dort oben übernachten ...

"Wirklich romantisch!", flötet Betty entzückt. "Dann wünsche ich euch viel Spaß." Ein Zwinkern und weg ist sie. Den winkenden Gast hat sie schon wieder übersehen.

"Hm", macht Benny. "Schön. Ja, ich gebe zu, das hört sich romantisch an."

"Neidisch?", frage ich ihn amüsiert.

"Nein! Überhaupt nicht. … Vielleicht ein bisschen. Aber nur, weil mein Geolein nicht da ist."

"Du Armer. Tust mir ja so leid", grinse ich und bekomme ein Stück Pfirsich entgegengeschleudert, das aus Bennys Weinglas stammt.
 

~Dante~

"Verdammt!" Diese blöden Haare! Nie machen sie, was ich will! Heute sind sie besonders störrisch. "Ausgerechnet heute!" Ich zupfe noch ein paar Minuten an meiner Friese herum, nützt nur nix. Meine Locken springen immer wieder in ihre unordentliche Ursprungsform zurück. Ich hasse diese Zusseln!

Seufzend schaue ich mich im Spiegel an.

"Wenigstens Claude scheint sie zu mögen." Wenn ich daran denke, wie oft er mir durch meine Matte krault. 'Und wie gut sich das anfühlt ...'

Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche das sehnsüchtige Ziehen in meinen Lenden zu ignorieren. Wenn Claude mich anfasst, verwandelt sich mein Körper jedes Mal in einen hypersensiblen Haufen zitterndes Wachs.

Apropos Claude. Ich schiele auf die Uhrenanzeige unter meinem Badezimmerspiegel. Viertel nach sieben. Um acht soll ich bei Claude sein. Er hat eine Überraschung für mich, meinte er. Ich bin gespannt, was er wieder geplant hat. Dieser Kerl ist wie eine Wundertüte. Eine bunte, schillernde Wundertüte.

Mit einem Grinsen auf den Lippen verlasse ich das Badezimmer, schnappe mir meinen Autoschlüssel und mache mich auf den Weg. Ich kann es kaum erwarten ihn wieder zu sehen.
 

Die Zeit, die ich inzwischen mit Claude zusammen verbracht habe, war seit langem mal wieder die Schönste, die ich erleben durfte, sieht man von Colin ab, der immer noch dabei ist, sich an diesem DJ zu rächen, und den ich die letzten Tage über immer wieder trösten musste. Auf meine Bitte, endlich mit dem Mist aufzuhören, hört der sture Kerl immer noch nicht. Dafür läuft mit Claude alles traumhaft.

Er ist immer gut drauf, lacht viel, Scherzt herum und zeigt mir immer wieder, dass ich ihm etwas bedeute. Es tut mir gut, bei ihm zu sein. Er tut mir gut. Unfassbar gut ...

Okay, manchmal übertreibt er es leicht. Doch das liegt einfach in seiner Art. Damit meine ich dieses leicht überspitze Gehabe. Andere würden es als tuntig bezeichnen, aber so mag ich das nicht nennen. So ist Claude eben. Und ja, es gefällt mir. Vor ein paar Monaten hätte ich nur den Kopf geschüttelt, mich umgedreht und hätte das Weite gesucht. 'Dann wäre ich schön blöd gewesen', denke ich und bin froh, dass ich mittlerweile nicht mehr so denke. 'Ich liebe ihn einfach …'

Ja, inzwischen kann ich mir das eingestehen, ohne in rasende Panik zu verfallen. Nur es laut aussprechen … Da wird noch viel Wasser den Bach hinunterlaufen müssen, bis ich soweit bin. Trotzdem versuche ich, ihm meine Gefühle zu zeigen. Ich hoffe, dass es auch klappt.

Ich habe auch schon so einiges über ihn erfahren. Dass er zum Beispiel ein selbstständiger Webdesigner ist. Daneben verdient er sich noch etwas mit Auftritten als Miss Claudete Le Coq dazu. Auch von seinen Exfreunden hat er mir ein wenig erzählt. Ich hingegen habe das Thema Exfreund bewusst ausgelassen. Ich habe Angst, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster falle, wenn ich zu viel in der Vergangenheit herumkrame. Ich will mich einzig und allein auf Claude konzentrieren. Und das schaffe ich auch ganz gut, wie ich finde.
 

Auf dem Weg zu ihm halte ich kurz an einem kleinen Supermarkt. Dort schaue ich mich nach etwas um, dass ich ihm mitbringen kann. Nichts bestimmtes und auch nichts super aufwendiges. Irgendwie hat sich das so eingespielt, dass wir uns jedes Mal gegenseitig etwas mitbringen.

Angefangen damit hat Claude, der mir nach dem Tag der Geburtstagsfeier eine Herzförmige Büroklammer mitgebracht hat. Für seinen Zettel, auf dem seine Telefonnummer steht, meinte er scherzhaft.

Dafür habe ich mich bei ihm am nächsten Tag revanchiert. Mit einem kleinen Reisenähset. Falls mal wieder eins seiner Kleider einreißt, wenn wir beide unter irgendwelchen Bühnen herumkrabbeln.

Und gestern hat Claude mir ein Pack Fruchtkaugummi und einen knall pinken Kugelschreiber mitgebracht. Aber auch nur, weil ich ihm Tags zuvor einen Bleistift gekauft habe, der hinten mit rosafarbenen Federn und Pailletten bestückt war. Ich dachte, der passt zu ihm. Heute muss es also was anderes sein. Mal schauen, was der Laden so hergibt. Viel ist es nicht, wie ich nach kurzem Umschauen feststelle.

Am Ende entscheide ich mich für einen kleinen Notizblock. Fliederfarben. Er schimmert permuttartig und hat ein kleines Einhorn auf der unteren Ecke. Und innen sind auch welche abgedruckt. Dazu noch ein Überraschungsei, das wird reichen um Claude ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Keine Viertelstunde später stehe ich vor Claudes Wohnung.

Bewaffnet mit den kleinen Mitbringeseln und einem Rucksack mit Wechselkleidung, da ich mit Sicherheit vor morgen Vormittag nicht nach Hause fahren werde, eile ich auf den Hauseingang zu. Ungeduldig klingle ich Sturm.

/Immer langsam mit den potenten Hengsten!/, säuselt mir Claude mit dunkler Stimme Claudete Like aus den Lautsprechern. /Sag mir erst das Passwort. Sonst kann ich dich nicht in mein heiliges Reich lassen./ Ich verdrehe grinsend die Augen. Die Nummer schon wieder.

"Komm schon Claude. Lass mich rein." Ich werde diesen bescheuerten Satz sicher nicht nochmal sagen! Letztens hat mich eine Passantin, die just in diesem Moment an mir vorbeigelaufen ist, als ich dieses 'Passwort' sagen musste, total geschockt angeschaut.

/Erst das Passwort, Liebling. Sonst könnte ja jeder kommen und versuchen mir holder Maid die Unschuld zu rauben./ Hinter mir kichert jemand. Na toll! Zwei Teenager haben Claude natürlich gehört. Einer grölt sogar, ich Alter solle ordentlich ran gehen.

"Claude!"

/Ich warte, mein Schnuckelchen./

Ich seufze und schließe kurz die Augen.

"Na schön …" Unauffällig schaue ich mich um. Ein älterer Herr kommt auf mich zugewatschelt. Ich warte, bis er vorbeigeschlurft ist, dann lehne ich mich dicht an die Sprechmuschel, damit ich nicht zu laut reden muss.

"Bitte lieblicher Vergil, lass mich ein in deine heiße Liebesgrotte."

/Geht doch!/ Es summt laut und ich sehe zu, dass ich ins Haus komme.

Oben steht Claude, bzw. Claudete, auch schon am Türrahmen gelehnt und lächelt mich süßlich an. Ich stolpere fast, als ich sie sehe.

"Na? Gefalle ich dir, mein süßer Dante?"

Perfekt geschminkt, mit blonder Wallemähne, einem trägerlosem grün-weißen Wickelkleid mit Neckholder, das mit Palmblättern bedruckt ist und roten Plateau-Heels steht er vor mir. Oder besser gesagt, sie. Ich gewöhne mich gerade noch daran, Claudes weibliches Ich nicht als er zu betiteln. Wenn Claude sich in Claudete verwandelt, möchte er auch als sie angesehen werden. Mein Hirn arbeitet noch ein bisschen an der Umsetzung, aber so langsam bekommt es das hin.

Lässig sieht Claudete an einer E-Zigarette die nach Vanille duftet und sieht aus wie eine formvollendete Femme fatale.

"Hast du heute noch was vor?", frage ich sie grinsend, als sie mir Ladylike seine rechte Hand hinstreckt. Ich ergreife sie natürlich und tupfe Claudete einen Kuss auf den Handrücken.

"Nicht mehr", antwortet mir Claudete in ihrem dunkeln Singsang. "Ich war mit den Mädels in einem Beachclub." Vanillequalm bläst mir entgegen. "Etwas Stimmung machen."

"Davon hast du mir gar nichts erzählt." Das hätte ich zu gern gesehen.

"Das war Spontan. Twinkerbell, die kleine Trottelfee, hat sich ihre Penisflügelchen gebrochen."

"Ach herrje."

Claudete winkt ab und verdreht die Augen.

"Sie hat sich nur ihren tollpatischen Fuß in der Autotür eingeklemmt. Kein Wunder, bei ihren dicken Fettknöcheln. Komm doch rein, Zuckermaus. Bevor die Nachbarn noch Stielaugen bekommen hinter ihren kleinen Türspionen." Ähm …

Unsicher schaue ich mich im Flur um.

"Gucken die wirklich?"

Claudete lacht und zuckt mit den Schultern. Dann werde ich auch schon in die Wohnung gezogen. Sofort lande ich mit dem Rücken an der geschlossenen Tür und werde von Claudete dagegen gepresst. Der Duft von Vanille und einem süßlichen Parfüm weht mir in die Nase. Ich kann nicht anders und schmiege mein Gesicht in Claudetes Halsbeuge. Schimmernde Bodylotion glitzert auf der Haut …

Ehe ich groß darüber nachdenken kann, lecke ich auch schon über die Stelle, in der der Hals in die Schulter übergeht, direkt unter dem dünnen Neckholder des Kleides. Claudete kichert, legt die E-Zigarette weg und presst ihre Lippen gegen meine Schläfe. "So stürmisch heute? Das gefällt mir", raunt sie mir zu.

"Darf ich dir das Teil ausziehen?" Eigentlich wollte ich ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ich kann gerade einfach nicht widerstehen.

"Klar darfst du, mein göttlicher Dante. Bei mir darfst du alles." Na daran werde ich sie das nächste Mal erinnern, wenn sie mich mal wieder nicht ohne Passwort ins Haus lassen möchte.
 

~Claudete~

Eine deftige Gänsehaut fegt über mich hinweg, denn Dantes saugende Lippen bringen mich jetzt schon fast um den Verstand. Zudem schenken mir seine rauen Barthaare ein heißes Prickeln. Ich dränge ihn noch dichter gegen die Tür, damit ich noch mehr seines warmen Körpers spüren kann. Weiter südlich wird es langsam hart, allerdings nicht nur bei ihm.

"Dante", keuche ich eindringlich und dirigiere seine linke Hand in meinen Schritt. Er lacht leise gegen meine inzwischen feuchte Haut.

"Heute keine Vagina-Pantie?"

"Die hab ich vorhin ausgezogen", seufze ich.

"Wie vorausschauend von dir." Ich kann sein Grinsen an meinem Hals spüren.

"Nicht wahr?"

Langsam schiebt Dante mich ein wenig von sich weg und sieht mit funkelnden Augen zu mir auf.

"Darf ich?" Die Hand, die nicht in meinem pochenden Schritt liegt, legt sich auf die Schleife auf meiner Hüfte, die das Kleid zusammenhält.

"Ich bitte darum", raune ich ihm mit meiner dunkeln Claudete-Stimme zu.

Lachend schnappt er mit den Lippen nach meinen, saugt mich beinahe um den Verstand. Leider viel zu kurz, denn er löst sich gleich wieder schwer atmend von mir und richtet sein Augenmerk auf die kleine Schleife, mit der er ein wenig mit den Händen spielt. Doch anstatt sie zu öffnen, rutscht eine Hand unter die oberste Stoffschicht. Ich zucke erregt zusammen und muss mich mit einer Hand am Türrahmen festhalten, um meine weichen Knie zu stabilisieren.

"Dante …"

"Ich bin hier."

"Das spüre ich", schmunzle ich atemlos.

"Gut …" Himmel, kann der schnurren! Wie ein Wildkater. Arrrwww!

Langsam schwingt das leichte Sommerkleid auseinander und gibt den Blick auf meine Vorderseite frei. Es wird nur noch von dem schmalen Band gehalten, das um meinen Nacken gebunden ist.

"Ähm … Okay." Wie ein paralysiertes Hühnchen glotzt Dante auf meine Kunstmöpse, die in einem trägerlosem BH stecken. "Kann ich die einfach … Wie mache ich denn die …" Ist es nicht putzig, wie er immer zu Stammeln anfängt, sobald etwas weibliche Anatomie in sein Blickfeld kommt? Selbst wenn es nur meine kleinen aus Silikon sind. Bin ja mal gespannt, wie er auf meine Monstermöpse reagieren wird. Hihih.

"Hinten sind Haken, Schatz", erkläre ich ihm. "Die kann man öffnen und et voilà! Frei sind die Tittis." Ich wackle etwas mit meinem Oberkörper hin und her. Sein Gesicht dabei ist zum schießen!

"Pass aber auf, dass keine von ihnen auf den Boden fällt. Die sind sauteuer." Nun traut sich der Arme gar nicht mehr an mich ran.

Augenverdrehend, aber immer noch grinsend, drehe ich mich um und zeige Dante meinen entzückenden Rücken. Da er aber keine Anstalten macht, meinen BH zu öffnen, greife ich selbst beherzt zu. Mit meiner freien Hand halte ich die Körbchen an mich gedrückt, damit sie nicht tatsächlich runterpurzeln. Geschickt öffne ich meinen Melonenhalter und lege ihn samt Füllung auf das Sideboard neben der Tür ab.

"Siehst du? Ganz einfach." Mit dem Zeigefinger stupse ich gegen Dantes putziges Näschen, da er immer noch den BH ansieht, als sei er eine verruchte Zirkusattraktion.

"Das ist echt … Merkwürdig", stammelt er.

"Merkwürdiger als eine Gummivagina?", lache ich auf. "Schatz, dir war doch vermutlich klar, dass ich da keine eingerollten Socken oder Schulterpolster drunter trage, oder?"

"Ja schon …" Okay. Schluss!

Ich umfasse sein Kinn und richte seine Aufmerksamkeit wieder auf moi.

"Du kannst dich gern nachher ein wenig mit den beiden da bekannt machen, aber ich finde, dass du dich jetzt lieber mal um mich kümmern solltest." Endlich kehrt sein Lächeln wieder zurück.

"Sorry, aber manchmal gerate ich bei all dem" er deutet auf den hautfarbenen, trägerlosen BH "noch ins stocken."

"Ich hab's gemerkt, Süßer." Ich verziehe den Mund.

"Das heißt nicht, dass ich es ekelig finden würde!", japst mein Zuckergott sofort und guckt panisch.

"Das weiß ich doch", beruhige ich ihn mit meiner normalen Stimme. Ich glaube, von Claudete hatte er heute genug. "Was hältst du davon: Ich wische mir die Farbe aus dem Gesicht, springe schnell unter die Dusche und dann zeige ich dir deine Überraschung."

"Hört sich gut an", raunt er mir zu und schmust über meine Lippen, was in einer kleinen, zahmen Knutscherei endet.
 

~Dante~

Lässig löst Claude den Verschluss des Kleides an seinem Nacken, welches darauf mit einem leisen Rascheln zu Boden gleitet.

Nackt, mit Schminke, Perücke und immer noch in diesen verdammt hohen Schuhen, in denen er fast eineinhalb Köpfe größer ist als ich, gibt er ein seltsames Bild ab. Aber auch ein sehr scharfes, wie ich finde.

"Bin gleich wieder bei dir, mein süßer Göttergatte", säuselt er mir zu, dreht sich galant um und stöckelt mit schwingenden Hüften in sein Schlafzimmer.

'Scheiße, ist das Heiß!'

Lange bleibe ich nicht reglos vor der Wohnungstür stehen. Ich kann nicht anders, und folge ihm einfach. Er wird schon nichts dagegen haben.

Claudes Schlafzimmer ist für mich immer wieder eine kleine optische Herausforderung.

Es ist mir nach unserer ersten Nacht nicht wirklich aufgefallen, ich hatte ja genug mit mir zu tun und damit, schnellstens von hier zu verschwinden, aber Claudes Schlafzimmer ähnelt eher einer großen Theaterumkleide.

Es ist das größte Zimmer im Haus, sicher war es ursprünglich mal als Wohnzimmer gedacht, aber Claude hat so viel Kleider, Perücken, Schuhe, künstliche Körperteile und anderen Kram, den ich einfach nicht benennen kann, dass das unmöglich ins jetzige Wohnzimmer gepasst hätte. Alles, bis auf das Doppelbett, ist belegt mit seinem Drag-Zeugs.

Es glitzert und funkelt, bunte Federn zittern bei jeder Luftbewegung. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen.

Claude sitzt schräg rechts vor mir, neben dem Bett, wo er einen großen Schminktisch stehen hat. Einer dieser riesigen Teile, mit runden Glühbirnen rund um den großen, viereckigen Spiegel. Dort hat er sich auf einen dunkelroten runden Hocker niedergelassen und wischt sich das Make Up vom Gesicht. Immer noch nackt. Nur die Schuhe hat er inzwischen abgelegt. Sie stehen wieder in Reih und Glied neben den anderen. Und auch hier: ein Paar bunter und glitzernder als das andere. Auch seine blonde Wallemähne liegt wieder auf dem Styroporkopf neben den anderen.

Vorsichtig, um nicht zu laut zu sein, setze ich mich neben ihn aufs Bett und schaue ihm eine Weile schweigend zu.

Hin und wieder schenkt mir Claude einen frechen Augenaufschlag und grinst mich süß an. Dabei schlägt jedes Mal mein Herz etwas schneller.

"Konntest es wohl nicht mehr erwarten, bis ich fertig bin, hm?", fragt er mich nach einiger Zeit. Bis auf seinen roten Lippenstift ist sein Gesicht von allen Schminkresten befreit.

"Ich war neugierig", antworte ich.

"So? Worauf?" Gute Frage.

"Nur so." Ich lächle ihn verschmitzt an und kann nicht verhindern, dass mein Blick wieder auf seinen Schoß fällt.

"Ah ja … neugierig", amüsiert sich Claude und befreit sich vom Lippenstift.

Das nun rote Abschminktuch wandert in den Papierkorb. Dann dreht sich Claude zu mir. Lachend verdrehe ich die Augen. Natürlich dreht sich der werte Herr nicht einfach nur um. Ganz im Stil von Basic Instinct schwingt er sein übergeschlagenes Bein herunter, gewährt mir so einen sehr intimen Blick auf seine Kronjuwelen, ehe er das andere wieder überschlägt.

"Neugier befriedigt?"

"Nicht wirklich", schmunzle ich und beuge mich zu ihm vor. "Lass nochmal sehen." Leise lachend schiebt Claude seine Beine auseinander.

"Ich sollte duschen gehen", flüstert er heiser. "Dann können wir weitermachen."

"Wenn du meinst." Zu meiner Enttäuschung steht Claude auf. Dabei rutscht meine Hand über seine Leiste hinab.

"Nicht wegrennen." Ich bekomme einen stürmischen Kuss aufgedrückt, dann rauscht Claude auch schon davon ins Bad.

Ich schlucke ein paar Mal. Meine eigene Erregung lässt sich kaum noch verbergen.

Seufzend lasse ich mich rückwärts aufs Bett fallen. Nebenan im Bad geht die Dusche an. 'Hm …'
 

~Claude~

Hui! Mein Dante geht heute ganz schön ran!

Nicht dass wir die letzte Tage über keusch wie Betschwestern gewesen wären, ein wenig Petting hier, ein bisschen Fummeln da, hier mal ein Finger rein … Mehr war es dann aber auch nicht. Erstmal wollten wir uns ein wenig mehr kennenlernen. Da habe ich mich ganz Dantes Tempo angepasst. Heute scheint mein Göttergatte allerdings mehr im Sinn zu haben. Das passt mir natürlich ausgesprochen gut. Schließlich steht uns eine wolkenfreie, lauwarme Nacht bevor, die ich mit ihm gerne oben auf der Dachterrasse verbringen würde.
 

Plötzlich höre ich, wie die Badezimmertür geschlossen wird. Hä? Die hatte ich doch zu gemacht …?

Huch!

"Dante?" Tatsache! Da steht er, mein Götteradonis, pudelnackig und sieht mich lüstern durch die Duschscheibe an.

"Ist da noch Platz für mich?"

"Immer", hauche ich auch schon mit dünner Stimme und schiebe die Tür der Dusche zur Seite.

Er tritt mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu mir in die Kabine, schließt die Tür hinter sich und bleibt vor mir stehen.

"Und nun?", frage ich rau. Was hat mein Liebster vor?

Anstatt zu antworten schnappt er sich eine der vielen Duschgelflaschen, die in dem kleinen Regal stehen, lässt davon eine großzügige Menge auf seine Hand laufen.

Stöhnend rücke ich dichter an Dantes Luxuskörper heran. Schon finden sich unsere Lippen und kurz danach unsere Zungen, die sich wild umspielen.

"Warte", japse ich gegen Dantes wundervollen Mund und entziehe mich ihm. Seinen fragenden Gesichtsausdruck übergehe ich, indem ich einfach vor ihm in die Knie gehe. Verstehen zeichnet sich auf Dantes Gesichtszüge ab.
 

*
 

Eine Weile lang bleiben wir noch auf dem Wannenboden hocken, solange, bis wir wieder eine normale Atemfrequenz erreicht haben. Danach duschen wir, wobei wir uns gegenseitig einschäumen und streicheln.

Wieder angezogen (Claude hat sich so wie ich eine kurze Jeanshose und T-Shirt übergeworfen), überreiche ich ihm die beiden Mitbringsel aus dem Supermarkt.

"Ein Überraschungsei!", freut er sich wie ein kleiner Junge. "Das nehmen wir gleich mit! Und was ist das?" Mit leuchtenden Augen betrachtet er den kleinen Notizblock. "Wie toll!"

"Da kannst du deine Termine reinschreiben. Für deine Auftritte", scherze ich.

"Gute Idee. Oder ich notiere mir darin, was du mir schon alles schönes mitgebracht hast. So in der Art: Liebes Notizbüchlein. Ich habe dich heute von meinem supersüßen Freund Dante bekommen. Außerdem noch ein Ü-Ei, einen schicken Glitzerstift, mit dem ich gerade schreibe …"

Lachend halte ich ihm den Mund zu.

"Schon gut! Es reicht!" Kichernd legt Claude seine Arme auf meinen Schultern ab.

"Dankeschön", wispert er. Ein sanfter Kuss folgt, den ich unglaublich genieße.
 

~Claude~

Wie sehr ich diesen verrückten Typ doch liebe! Diese kleinen Geschenke beweisen mir immer wieder auf's Neue, dass wir beide auf einen guten Weg sind.

Ich beende unseren Kuss und schnappe mir seine Hände.

"Jetzt wird es aber langsam mal Zeit für die Überraschung", finde ich. "Bevor die Sonne untergeht."

"Dann mal nichts wie los. Kann ich so gehen?" Er schaut an sich runter.

"Klar. Dich wird niemand sehen außer ich."

"Hm … Ich bin gespannt."

Lächelnd ziehe ich ihn mit mir zum Wohnzimmer. Dort, am Fenster Richtung Hinterhof, gibt es eine Stahltreppe/Feuertreppe. So wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. Nach oben führt eine schmale Leiter aufs Dach, meine sogenannte 'Dachterrasse'. Inoffiziell natürlich das Ganze, aber ich liebe es im Sommer abends dort zu sitzen und ein Buch zu lesen. Und da ich ganz oben wohne, bekommt das auch so gut wie niemand mit, wenn ich mich da oben häuslich einrichte.

Ich öffne das Fenster und schwinge ein Bein über den Sims.

"Claude!" Dante packt mich plötzlich und zieht mich zurück. "Bist du verrückt?!" Ach herrje! Hat mein Zuckerhase tatsächlich Angst um mich? Wie goldig!

"Etwas", antworte ich grinsend. "Aber noch nicht so verrückt, dass ich aus dem Fenster springen würde. Schau mal."

Ich trete beiseite und lasse ihn nach unten gucken. "Eine Feuertreppe?"

"Jepp."

"Und da ist die Überraschung?"

"Fast." Mit dem Zeigefinger deute ich nach oben.

"Auf dem Dach?"

"Erraten! Dafür bekommst du nachher von mir eine Extra-Extramassage. Wo du magst." Höhöhö. Dante macht ein ziemlich unglückliches Gesicht. "Keine Massage?"

"Doch … Nur …" Er schaut nochmal am Fenster nach unten. Dabei wird er ziemlich käsig um die Nase herum. Oh oh.

"Sag nicht, du hast Höhenangst?"

"Etwas", fiepst er, weshalb ich befürchte, etwas ist etwas zu tief gestapelt.

"Oh je", seufze ich. "Was machen wir denn jetzt?"

"Hält das Gitter?" Dante deutet nach draußen.

"Bis jetzt ja … Guck nicht so! Natürlich hält das!" Ganz sicher! Echt! Ich schwöre! "Ich würde dich doch niemals irgendeiner Gefahr aussetzen", sage ich. Dante schluckt und atmet tief ein.

"Gut. Ich probiere es." Schwubs, hat er ein Bein über das Sims geschwungen, so wie ich kurz zuvor.

"Soll ich erst gehen?", frage ich unsicher. Ich will nicht, dass er wegen mir irgendwas macht, bei dem er sich unwohl fühlt.

"Geht schon", murmelt er und zieht das andere Bein nach, sodass er auf dem Fensterrahmen sitzt. Ganz langsam tastet er sich mit einem Fuß vor. Die Konstruktion wackelt kaum, worüber ich gerade sehr, sehr froh bin. Dante atmet nochmal tief ein, dann gibt er sich sichtbar einen Ruck und rutscht auf das Gitterplateau vor meinem Fenster.

"Oh Gott", keucht er und klammert sich regelrecht am Fenstersims hinter ihm fest.

"Nicht nach unten schauen!", rate ich ihm neunmalklug.

"Zu spät." Fuck!

"Komm wieder rein, wenn es nicht geht!" Langsam bekomme ich auch Angst. Was, wenn ihm so schwindelig wird, dass er mir runterpurzelt. Das würde ich mir niemals, niemals verzeihen!

"Klappt schon … Komm auch raus." Mit winzigkleinen Minischritten rutscht Dante zur Seite. Gerade so viel, dass ich mich auch nach draußen quetschen kann.

Als ich neben ihm stehe, lege ich einen Arm um seinen Rücken.

"Das bringt nichts! Los! Rein mit dir!"

"Nein, nein. Du hast extra was für mich geplant, also gehe ich da jetzt auch hoch!" Wild entschlossen dreht er den Kopf und schaut sich die Leiter an. "Oh Fuck!"

Also fein. Es bringt nichts. Dann eben anders.

"Kletter wieder rein. Und keine Widerrede! Ich hab eine andere Idee." Auch wenn die so gar nicht nach meinem Geschmack ist.

Wie ein alter Mann mit geschwollenen Gelenken krachselt Dante wieder ins Wohnzimmer. Kleine Schweisperlen glitzern auf seiner Stirn.

"Ob Baby!", quietsche ich mit dünner Stimme und ziehe ihn fest an meine Brust. "Tut mir so leid! Hätte ich gewusst, dass du so eine Angst hast …"

"Schon gut, Claude. Das konntest du ja nicht wissen." Ich seufze, tätschle meinen armen Mann zur Beruhigung noch ein wenig.

"Nun ist deine Überraschung für die Katz", grummelt er.

"Nicht ganz." Dante sieht mich fragend an. "Ich habe doch gesagt, ich habe eine Idee."
 

~Dante~

Claude wirbelt herum und verschwindet im Flur. Dort scheint er in einer der Schubladen des Siteboards herumzukramen.

Neugierig, und endlich wieder mit sicheren Beinen, die nicht aus Wackelpudding bestehen zu scheinen, schaue ich nach, was er da tut.

"Habs!" Etwas verschwindet in seiner Hosentasche. "Komm!" Meine Hand wird geschnappt, ebenso Claudes Wohnungsschlüssel.

"Sei aber leise!", flüstert er mir zu. Wir laufen die Treppe nach oben, direkt auf ein großes Fenster zu. Oben angekommen, geht ein schmaler Flur nach links ab. An dessen Ende eine Tür ist.

"So kommt man auch auf das Dach", erklärt Claude mir.

"Ist die Tür nicht verschlossen?"

"Doch. Aber nicht mehr lange." Sein freches Grinsen und anschließendes Augenzwinkern verheißen nichts Gutes.

"Hast du einen Schlüssel?", hake ich nach.

"Nö. Aber sowas ähnliches." Ich hab's geahnt!

"Du willst die Tür aufbrechen?! Spinnst du?" Das kann er doch nicht machen!

"Schht! Dich hört ja das ganze Haus!"

"Claude!"

"Nur die Ruhe. Der Hausmeister kommt so gut wie nie hier hoch. Und sonst hat hier auch keiner was zu suchen. Das merkt niemand." Na sehr beruhigend!

Jetzt wird Claude wegen mir zum Türknacker. Nur, weil ich diese verfluchte Höhenangst nicht unter Kontrolle bekomme.

Als Claude jedoch aus der Hose zwei dieser gebogenen Häkchen zum Türen aufbrechen rausholt, die man aus dem Fernsehen kennt, werde ich misstrauisch.

"Sag jetzt nicht, du bist ein professioneller Einbrecher!" Muss ich jetzt Angst haben?

"Fast", murmelt Claude abgelenkt, da er schon dabei ist, am Schloss herumzuhantieren. "Mein alter Herr hat einen Schlüsseldienst. Ich helfe ihm immer mal wieder aus." Schlüsseldienst? Okay. Das erklärt, warum Claude solches Werkzeug hat. Aber da drängt sich mir noch eine Frage auf.

"Darf ich was fragen?"

"Klar."

"Als du mir das von Michael und seinem Neuen erzählst hast, und ich mich zuhause eingeigelt habe, hättest du da auch einfach meine Tür aufbrechen können?"

"Hätte ich."

"Und? Hättest du es gemacht, wenn ich … mich gar nicht mehr bei dir gemeldet hätte?"

Claude hält inne und dreht den Kopf zu mir.

"Daran habe ich gar nicht gedacht", meint er verblüfft. "Vielleicht, wenn du noch ein paar Tage länger verschollen gewesen wärst. Aber eigentlich sind die hier" er hält die beiden Werkzeuge hoch "nicht dafür da, um bei eingeigelten Lovern nach dem Rechten zu sehen. Es sei denn, die Polizei ruft uns. Dann schon."

"Ach so", schmunzle ich. "Aber Türen zum Dach gehen in Ordnung?"

Claude verzieht den Mund, was so süß aussieht, dass ich ihn am liebsten wieder niederknutschen würde.

"Absolute, einmalige Notsituation. Und alles nur für meinen supersüßen, unglaublich geilen und liebevollen Zuckerhasen." Verrückter Kerl!
 

******
 

So! Hier machen wir erstmal Schluss. Für heute. Wie die Überraschung bei Dante ankommt, erfahrt ihr bald :-)

Wunsch 11 - Ich wünschte, es könnte immer so sein

Jetzt hätte ich euch doch fast den falschen Text vorgelegt O__O Nämlich den, an den ich gerade schreibe. Ach her je! Das wäre ja was gewesen xDD

Aber ich habs ja nochmal gemerkt und ihr dürft weiter mit Dante und Claude mitfiebern ^^

Viel Spaß euch dabei!
 

Wunsch 11 - Ich wünschte, es könnte immer so sein


 

~Claude~

Das Zwitschern wild gewordener Amseln weckt mich. So laut, dass ich mir ein Kissen über den Kopf ziehe. Nützt nur nix gegen diese lauten Piepbiester. Ich höre sie immer noch. Dafür ist es jetzt wieder schön dunkel. Vorher war es so verflucht hell. Warum eigentlich? 'Hab ich vergessen den Rollladen runter zu machen?'

Ich luge hinter dem Kissen hervor. Öh. Blauer Himmel über mir?

Und da fällt mir alles wieder ein.

"Dante!" Ich springe auf und schaue neben mich. Da liegt er. Mein Traummann. Mein Göttergatte. Mein Sunny zu meiner Chair. Okay. Dieser Vergleich hinkt ein wenig. Aber ihr wisst, was ich meine. Und wenn jemand von euch Sunny und Chair nicht kennt: Schämt euch!

Wohl von meinem erfreuten Ausruf geweckt, räkelt sich mein Liebster verschlafen. Goldig, wie er wegen der Helligkeit mit gekräuselter Nase herumblinzelt. Seine Locken stehen in alle vier Himmelsrichtungen ab und sein Gesicht ist total zerknautscht. Hach, ich könnte ihn auf der Stelle totknuddeln! Ach, warum eigentlich nicht?!

"Höfff!", macht mein Süßer unter mir, als ich mich auf ihn schmeiße. Natürlich nicht allzu fest.

Kichernd pikse ich ihm mit beiden Zeigefingern auf den Wangen zerknautschten herum.

"Aufwachen, mein verschlafener Prinz", flöte ich gut gelaunt. "Die Sonne lacht, die Zwitschern vögeln …"* Moment. Da stimmt was nicht. Egal.

Dante brummelt müde und reibt sich doch tatsächlich wie ein kleiner, süßer Junge über die Äugelein. Gott, wie putzig! Ich könnte ihn glatt … Ja warum eigentlich nicht?
 

~Dante~

Mein Hirn läuft noch auf Sparflamme, da werde ich plötzlich von Claude mit feuchten Schmatzern auf meinem Gesicht niedergedrückt.

"Claude … Warte …" Hilfe!

"Was hältst du von Frühstück? Ich lade dich ein. Na?" Äh was?

"Warte mal Claude", murmle ich und versuche immer noch meine Gedankengänge zu sortieren. Vor der ersten Tasse Kaffee gar nicht so leicht.

Gut. Mal von vorn. Wo bin ich? 'Auf dem Dach', fällt mir sofort ein. Ein gutes Zeichen. 'Claude liegt auf mir, knutscht mich wie ein Berserker ab und fragt mich, ob wir Frühstücken wollen.' Zu viele Entscheidungen so kurz nach dem Aufwachen für meinen Geschmack. Außerdem drückt meine Blase.

"Claude? Ich muss ma." Ich schätze nicht, dass es hier oben eine Toilette gibt.

Der Kussregen hört auf.

"Oh." Er überlegt kurz. "Sehr dolle?" Trotz meiner Müdigkeit muss ich lachen.

"Ja, Mama. Sehr dolle", antworte ich. "Und du liegst außerdem noch genau auf meiner Blase." Sehr unangenehm.

"Ups." Claude rollt sich von mir runter. Problem Nummer eins wäre erst einmal gelöst.

"Dann schlage ich vor, wir gehen runter, machen uns frisch und gehen dann rüber ins Café."

"Café? Frühstücken wir nicht hier?"

"Nö. Keine Lust", antwortet Claude und springt auf. Eilig greift er sich ein paar Sachen, die hier herumstehen und kaum bin ich ebenfalls aufgestanden, drückt er mir davon etwas in die Hand.

"Den Rest hole ich nachher", verkündet er und rennt voraus. Ähm ..

"Claude?"

"Ja?" Er ist schon fast um die Ecke veschwunden.

"Willst du nackt durch den Flur?" Und soll ich ebenfalls wie Gott mich schuf durch die Flure rennen?

Claude bleibt abrupt stehen und schaut an sich hinab. "Scheiße!"

Lachend schaue ich ihm zu, wie er wieder zu mir gerannt kommt.
 

~Claude~

Das kann mal wieder nur mir passieren! Obwohl es mir nicht allzu viel ausmachen würde, wenn mich einer der anderen Mieter nackig sieht. Aber bei meinem süßen Dante sieht die Sache schon anders aus. Der steht ebenfalls nackedeiig** vor mir. Und so darf ihn nur ich sehen!

Also Krempel wieder runter, Klamotten an, Krempel wieder aufeinandertürmen und los geht's.

"Stell's einfach hier irgendwo ab", sage ich zu Dante, als wir wieder in meiner Wohnung sind und in der Küche ankommen.

"Können wir erst noch einen Kaffee trinken?", möchte mein Hasi von mir wissen. Dabei gähnt er so herzzerreißend, dass ich Mitleid bekomme. Also drücke ich ihm schnell eine Tasse. Schon praktisch, so ein Vollautomat.

"Hier. Und jetzt ab ins Bad. Husch, husch!" Die volle Kaffeetasse in Dantes Hand, schiebe ich ihn auch schon vor mir durch die Küchentür Richtung Badezimmer.

Er schlürft derweil seinen Kaffee, als hinge sein Leben davon ab. Ich stehe bereits nackt in der Dusche, da mümmelt er immer noch an der Tasse herum.

"Hast du auch Zucker?" Sein Ernst?!

"Stell die dämliche Tasse ab und komm endlich!" Heidernei! Da habe ich mir ja einen schönen Morgenmuffel angelacht!

Grummelnd wandert die Tasse auf den zugeklappten Toilettendeckel. Meinen Bambustoilettendeckel, wohlgemerkt. Der bekommt jetzt hoffentlich keine runden Tassenränder. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mir einen Kommentar zu sparen. Ich will mal nicht so sein und trete beiseite, damit Dante mit unter die Dusche kann. Leider lässt er sich beim Ausziehen ziemlich viel Zeit.

"Danteeeee! Jetzt mach! Das Wasser wird bald kalt." Wird es nicht, aber muss er ja nicht wissen.

"Bin ja schon da." Schlurfend trottet er zu mir unter das warme Nass. "Haaa", seufzt er genüsslich, schließt die Augen und streckt den Kopf in den Wasserstrahl.

"Na geht doch", schmunzle ich.

Ich schnappe mir eine Duschgelflasche, gebe eine großzügige Menge auf meine Handinnenfläche und reibe damit Dantes Brust ein. Es dauert nicht lange, da schnurrt mein Süßer wohlig. So ist es gut.

Keine Minute später revanchiert er sich bei mir und seift mich ebenfalls ein.

"Das ist schön", säusle ich und drehe Dante meinen Rücken zu, denn er ebenfalls sofort mit zärtlichen Berührungen liebkost.
 

~Dante~

Das warme Wasser weckt langsam meine Lebensgeister. Claudes geschmeidiger Körper vor mit tut sein Übriges dazu.

In kleinen Kreisen verteile ich den Schaum auf seinen Schulterblättern, streife dann über die Wirbelsäule und fahre mit den Fingern deren perfekten Bogen nach, bis zur kleinen Kuhle oberhalb des Steißbeins. Dort stoppe ich kurz, setze meinen Weg dann jedoch fort. Claude kichert leise und beugt sich leicht nach vorn.

"Soll das eine Einladung sein?", frage ich ihn über das Rauschen der Brause hinweg.

"Wenn, dann eine kleine."

"Eine kleine?" Lachend tippe ich mit dem Zeigefinger gegen Claudes Rosette.

"Jepp", keucht er und legt die Hände auf die Duschwand, um sich abzustützen. "Du kannst mir den Muskelkater dort weg massieren."

"Das klappt?"

"Weiß nicht genau. Kommt auf einen Versuch drauf an." Alter Spinner!
 

So ganz scheint die Massage doch nicht geholfen zu haben. Jedenfalls setzt sich Claude ziemlich auffällig unauffällig auf den Stuhl des Cafés, in das er mich geschleift hat.

Es ist schön hier. Es ist mitten im Viertel unserer Community und ganz in der Nähe des Velvet, aber ich war noch nie hier. Es hat mich nie in dieses Café gezogen. Von außen sieht es ganz hübsch aus, aber das war es auch schon. Aber hätte ich gewusst, dass hinter dem Café ein schöner Außenbereich mit hohen Bäumen und kleinen Sitzgruppen versteckt ist, wäre ich schon mal eher her gekommen.

"Richtig schön hier", teile ich Claude mit, der vor mir an dem kleinen eckigen Tisch sitzt.

"Nicht wahr? Ich bin ganz oft hier." Das glaube ich gern.

"Schade, dass man von vorne nicht sieht, dass es diesen tollen Platz gibt."

Claude zuckt mit den Schultern.

"Sowas spricht sich rum." Hm. Bei mir bis jetzt noch nicht.

"Na gibt es den die Möglichkeit?! Der Schnuckel und meine hübsche Claudete! Welch Glanz in meiner tristen Hütte!" Mir bleibt fast das Herz stehen!

Plötzlich steht Betty neben unserem Tisch und strahlt uns an, als wären wir irgendeine kuriose Sehenswürdigkeit. Sie hat eine rosa Schürze mit unzähligen kleinen Regenbogen darauf um, hält einen Block in der Hand nebst Kugelschreiber. Bedient sie hier etwa?

"Hallo Betty. Machst du uns zwei mal das Frühstück-Spezial? Mit O-Saft und einer Kanne Kaffee, ja?" Allem Anschein nach tut sie das.

"Na selbstverfreilicht meine Süßen", flötet Betty, doch anstatt sich auf de Weg zu machen, um die Bestellung an das Küchenpersonal weiterzugeben, pflanzt sie sich an unseren Tisch.

Mit klimpernden Wimpern sieht sie Claude und mich abwechselnd an. Als scheint sie auf irgendwas zu warten. Oder irgendwen. Sollen wir noch mehr bestellen?

Ich räuspere mich verlegen und lächle Claude hilflos an. Doch den scheint Bettys Verhalten gar nicht zu stören. Er hält nur weiter meine Hand und wirft mir verliebte Blicke zu.

"Hach Kinder! Schaut euch doch nur an! So verliebt!" Ähm … Ich spüre, wie meine Wangen rot anlaufen und ich schaue mich verstohlen um. Es sitzen noch mehr Gäste an den Tischen. Aber keiner von ihnen nimmt Notiz von uns oder unserer aufdringlichen Bedienung. Die scheinen das schon gewohnt zu sein.

"Ja, Betty. Sind wir", säuselt Claude auch noch und drückt meine Hand.

"Ach wie mich das freut für euch beiden! Das heißt, ihr seid endlich ein Paar? So ein richtiges? Ohne diesen Probelauf?" Stopp mal! Woher weiß sie davon?

Ich werfe Claude einen fragenden Blick zu, doch der lächelt bloß entschuldigend und zuckt mit den Schultern. Toll! Aber ich will mal nicht so sein. Er und Betty kennen sich ziemlich gut. Eigentlich logisch, dass er es ihr gesagt hat.

"Wir üben noch. Sehr, sehr viel ...", antwortet Claude ihr. Den merkwürdige Druck in meinem Bauch dabei ignoriere ich.

'Von wegen üben! Ihr seid doch schon längst ein Paar. Ein sehr verliebtes noch dazu', kichert meine innere Stimme aus dem heiteren Himmel. Oh nein! Und ich dachte, ich wäre sie endlich los!

Betty derweil ist richtig aufgeregt, dann packt sie auf einmal meine ihr zugewandte Schulter.

"Claude war ja so todtraurig, weil es zwischen euch einfach nicht klappen wollte. Mein armes Schätzchen." Nun wirft Betty ihre Pranke auf Claudes Oberschenkel und tätschelt ihn mitleidig.

Claude wirft ihr einen dankbaren Blick zu.

"Wir sind auf einem guten Weg, oder Dante?", fragt er mich. Seine Augen strahlen dabei so sehr, dass ich ganz weiche Knie bekomme.

"Hmhm. Sind wir", nicke ich.

"Hach!", schreit Betty verzückt und springt auf. "Das schreit doch nach einer Runde Champus!" Und schon trippelt sie aufgeregt davon.

"Wow", flüstere ich Claude zu. Er grinst bloß.

"Sie freut sich einfach für uns."

"Das merkt man." Ich schaue nochmal rüber zum Innenbereich des Cafés in dem Betty verschwunden ist. Dann wieder zu Claude.

"War es so schlimm für dich? Als ich versucht habe, vor dir wegzurennen?" Warum frage ich? Natürlich stimmt das. Ich hab's ja selbst mitbekommen. Aber ich würde es gern von Claude hören. Damit ich mir noch wie ein größerer Arsch vorkommen kann.

"Schon", bestätigt er mir. "Aber das ist ja jetzt vorbei. Und du hast mich zu genüge dafür entschädigt." Claude beugt sich zu mir, umfasst mein Kinn und küsst mich zärtlich.

Um mich herum gerät alles in den Hintergrund.
 

~Claude~

Mein süßer, reumütiger Dante. Als ob ich ihm das alles schon nicht längst verziehen hätte. Schließlich weiß ich ja auch, wieso er so zurückhaltend war.

"Hör auf dir darüber deinen hübschen Kopf zu zerbrechen. Was vorbei ist, ist vorbei", sage ich direkt an seine Lippen.

"Ich versuch's."

"Nicht versuchen! Machen!" Dante verdreht die Augen, grinst aber. "Gut so."

"Fein. Ich werde mir keine Sekunde mehr darüber Gedanken machen", schwört er feierlich und hebt sogar seine recht Hand, wobei er die andere auf sein Herz legt.

"Brav. Bekommst von mir nachher auch ein Leckerli."

"So?" Dante grinst anzüglich. Seine Augen verschlingen mich regelrecht.

"Kinder, Kinder! Doch nicht hier! Dafür gibt es doch gemütliche Betten." Betty rauscht wieder heran. Drei Gläser und eine Flasche Blubberwasser in der Hand.

"Betten? Wie langweilig", ärgere ich sie.

Betty schnaubt und setzt sich wieder zu uns, ehe sie den Verschluss der Flasche entkorkt.

"Langweilig? Eure armen Rücken werden es mir danken, wenn ihr ein paar Jährchen älter seid. Glaubt mir."

"Mal sehen", lache ich und verteile die Gläser.

"Werde mal nicht frech. Nur weil du jetzt so einen Prachtkerl an Land gezogen hast, musst du nicht gleich übermütig werden." Großzügig füllt sie unsere Gläser und erhebt danach ihres. "Prösterchen! Auf euch beiden Hübschen. Auf glückliche Stunden und Potenz bis ins hohe Alter." Na darauf trinke ich doch gern!

"Apropos Potenz", wende ich mich an Betty. "Wie geht es dir im Moment?"

"Alles gut, alles gut", nuschelt sie in ihr Glas.

"Keine Dramen diesmal?"

"Nö." Sie stellt ihr Glas ab und lässt ihren rechten Zeigefinger über den Rand fahren. "Eigentlich recht langweilig, aber für mein armes, altes Herz mal eine schöne Abwechslung."

"Das freut mich für dich." Das hat sie auch endlich mal verdient!

"Danke Schatz." Sie schenkt sich nochmal nach und stürzt alles auf einmal runter. Alte Saufkuh.

"Wie sieht es eigentlich mit Freitag aus? Bleibt alles so?" Ich muss kurz überlegen, was sie meint.

"Ach ja! Fast vergessen." Ihr vorwurfsvoller Blick trifft mich. "Guck nicht so. Ich hab im Notfall eine App, die mich an all meine Termine erinnert." Ohne die wäre ich aufgeschmissen. Besonders in den letzten Wochen. Da gab es in einem Hirn nur Platz für Mr. Hot and Sexy, alias Dante. Gibt es ja, ehrlich gesagt, immer noch.

"Gut. Sonst hätte ich dir auch den Kopf abgerissen", motzt sie mich an und steht auf. Genau in diesem Moment brüllt jemand aus dem Café nach ihr. Hört sich nach ihrem Liebsten an.

"Komme ja schon!", brüllt sie nicht sehr Ladylike retour und marschiert davon. Einer der Gäste hebt die Hand, als sie vorbeigeht. "Ich hab dich schon vorhin winken sehen, Schatz. Sobald ich Zeit habe, bin ich bei dir." Und schon rauscht sie davon.
 

~Dante~

Ich fasse es nicht!

"Ist sie immer so?", frage ich Claude. Er nickt. "Und es kommen trotzdem noch Gäste?"

"Hier kennt jeder Betty." Schulterzucken. "Sie ist quasi schon eine Institution hier."

"Na dann …" Wo anders wäre sie sicher schon gefeuert worden. Institution hin oder her. Aber vielleicht macht das auch den Charme des Cafés aus. Was weiß ich.

Ich trinke mein Glas leer und schiebe es zur Seite. Normal mag ich dieses Blubberzeug nicht, aber ich hatte Angst, Betty würde es mir rektal verabreichen, wenn ich es nicht trinke.

"Claude? Was meinte Betty eben damit, ob es bei Freitag bleibt?" Ich bin gar nicht neugierig. Überhaupt nicht.

"Hm? Ach das! Ich moderiere zusammen mit einer anderen Schwester eine Stripshow."

"Oh. Okay." Eine Stripshow ... "Mit Männern?"

"Ja. Nur Männer. Sehr spärlich gekleidete Männer." Er grinst anzüglich. "Magst du mitkommen?"

"Ähm … Darf ich denn?"

"Wenn du über achtzehn bist", lacht Claude amüsiert.

"Ha ha. So meinte ich das nicht."

"Wie dann?"

"Na ja …" Gott, wie sage ich das denn jetzt, ohne, dass sich das doof anhört? "Magst du mich überhaupt dabei haben?" Wenn nicht, wäre das auch okay. 'Aber das würde eventuell bedeuten, dass Claude dort vielleicht nicht nur moderieren möchte …'

"Dante?" Claude schnippst mir mit den Fingern vorm Gesicht herum. "Was auch immer du denkst: Nein, werde ich nicht." Oh. Waren mir meine Gedanken so genau anzusehen? "Ich würde mich riesig freuen, wenn du mitkommen würdest." Claude lächelt mich strahlend an.

"Na wenn das so ist komme ich gern mit."

"Jippie!" Claude klatscht in die Hände. "Dann lernst du Claudete mal in voller Aktion kennen!" Stimmt. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, habe ich noch nie eine richtige Show von ihr gesehen.

"Herrje! Jetzt werde ich total aufgeregt deswegen!" Claudes Mundwinkel sacken nach unten und er sieht mich beinahe panisch an.

"Musst du nicht", grinse ich. "Du machst das sicher toll. Ich freue mich schon drauf."

"Sag das mal meinem Magen. Der spielt schon jetzt verrückt." Er tätschelt sich den Bauch.

"Der beruhigt sich sicher wieder", tröste ich ihn.

"Ich weiß nicht …"

"Doch. Ganz bestimmt. Du musst ihm nur sagen, wer der Chef ist." Claude verzieht den Mund und verdreht die Augen.

"Frühstück, meine Lieben!" Abermals rauscht Betty heran. Diesmal mit einem Servierwagen. Und der ist proppenvoll. Wer soll den das alles essen?

"Ich kann nichts essen", jammert Claude.

"Was ist denn los, Süße?" Sofort ist Betty bei ihm und hält ihm die Hand.

"Dante kommt am Freitag mit!" Das hört sich ja fast so an, als wäre es was Schlimmes.

"Kann auch zuhause bleiben", gebe ich beleidigt von mir und verschränke die Arme. Was natürlich nicht ernst gemeint ist.

"Nein! Bitte komm mit!"

"Fein. Aber dann iss gefälligst. Allein packe ich das im Leben nicht."

"Jawohl, Chef!", salutiert Claude vor mir.

Ich fange an zu lachen und schüttle den Kopf. Claude fällt mit ein. Nur Betty sieht aus, als habe sie mitten in der Nacht den letzten Zug nach Hause verpasst.
 

***
 

~Dante~

"Ich habe es gewusst." Ja, das habe ich.

"Halt es mir nur vor." Colin seufzt und zieht eine traurige Miene.

"Ich halte es dir nicht vor. Ich sage nur, dass ich dich gewarnt habe." Und das sogar mehrmals.

"Ich weiß, aber der Plan war so gut! Und er klappt ja auch. Malik ist total anhänglich. Wir reden viel miteinander und schmusen sogar viel. Ganz ohne dass er versucht, weiter zu gehen. Sogar der Besuch bei meinen Eltern lief ungeahnt gut." Ein halbherziges Lächeln auf Colins Gesicht erscheint.

"Dumm nur, dass er das alles nicht ernst meint", erinnere ich ihn.

"Ja", antwortet er gedehnt. "Und noch dümmer ist, dass ich mich immer mehr in ihn verliebe, obwohl ich weiß, dass er ein Arsch ist." Colin sieht wirklich fertig und traurig aus.

"Dann hör auf damit und halte dich von ihm fern. Du hast ihn genug an der Nase herumgeführt. Das ist ihm bestimmt Lehre genug", rate ich ihm.

"Kann sein."

"Nicht: Kann sein!", brause ich auf. "Es macht dich fertig! Also Schluss damit. Streich diesen vermaledeiten DJ endlich aus deinem Gedächtnis."

"So wie du Michael?", fragt Colin mich bissig.

"Genau! Michael ist Geschichte. Claude und ich, wir …" Ich halte inne und Colin sieht mich mit großen Augen an.

"Was, du und Claude?", hakt er auch schon aufgeregt nach. "Sag schon!"

Plötzlich wirkt er gar nicht mehr so traurig. Also gut. Wozu es ihm weiter verschweigen.

"Claude und ich sind irgendwie … also fast … nicht ganz … nur so auf Probe …", stammle ich herum. Was genau wir jetzt sind weiß ich nämlich auch nicht so wirklich. Obwohl es gut läuft und eigentlich schon viel mehr ist als eine Probebeziehung, bin ich mir immer noch nicht sicher. 'Weil du ihm noch nicht gesagt hast, dass du ihn lieeeehieeeebst.' Hat diese nervige Stimme in meinem Kopf denn nicht endlich mal Sendepause?!

"Auf Probe?" Colin runzelt skeptisch die Stirn.

"Ja. So eine Art Probebeziehung. Seit Jacks Geburtstagsfeier." Ungefähr.

"Eine Beziehung auf Probe?" Colin glotzt mich skeptisch an. "Und dazu hat Claude ja gesagt?"

"Hat er", erwidere ich kleinlaut.

Colin schüttelt seufzend den Kopf.

"Der Arme. Er muss sich fühlen, als würde er sich an jeden noch so kleinen Strohhalm klammern, den du ihm reichst."

"Was soll denn das jetzt heißen?!", ranze ich ihn an. "Claude geht es bestens! Und mir auch. Wir sind glücklich. Endlich läuft es gut zwischen uns und trotzdem meckerst du wieder."

Colin beeindruckt das wenig.

"Meinst du wirklich, Claude, einem der überschwänglichsten Typen, den ich kenne, macht eine Probebeziehung richtig glücklich?" Ich stürze die Lippen, sage aber nichts, was Colin wohl als Bestätigung auffasst. "Siehst du? Du glaubst auch nicht daran."

Ich seufze.

"Es ist ja nicht für lange", gebe ich klein bei. "Und bevor du weiter herum zeterst, ich finde ja auch, dass das nur eine halbe Sache ist, aber das brauche ich zur Zeit. Ich muss mir einfach sicher sein …" Und endlich über meinen eigenen Schatten springen. Aber der Anlauf ist einfach noch nicht weit genug dafür.

"Ach Dante." Colin legt seine Arme um meinen Hals. "Meinst du nicht, dass du Claude so langsam mal vertrauen kannst?"

"Ich versuche es. Wirklich. Aber wenn ich mich zu sehr auf ihn einlasse und es passiert wieder etwas, dann weiß ich nicht, ob ich das nochmal schaffe. Verstehst du?"

Colin zieht die Nase kraus und überlegt kurz.

"Okay. Verstehe ich. Aber jetzt verrate mir mal was. Stell dir vor, du erwischt Claude das nächste mal mit einem anderen Kerl im Bett. Würde dich das nicht jetzt schon hart treffen?"

Mein Herz beginnt zu rasen. Allein die Vorstellung, Claude mit einem anderen … Dieser Gedanke macht mich wütend, regelrecht rasend!

"Ich würde durchdrehen", antworte ich wahrheitsgemäß. "Ich würde den anderen Kerl in Stücke reißen, ich würde …" Colin fängt an zu glucksen. "Was?"

"Und was hast du gemacht, als du Michael in Flagranti erwischt hast?"

"Hä?", mache ich unhöflich.

"Na was du gemacht hast."

"Ich habe alles stehen und liegen gelassen, bin in mein Auto und weggefahren. So lange, bis ich irgendwo ein Hotel gefunden habe, wo ich übernachten konnte. Danach bin ich nach hause, habe Michael gebeten, seine Sachen zu packen und das war's."

"Das heißt, du hast nicht um Michael gekämpft, aber würdest es für Claude tun?"

Ich runzle die Stirn und überlege kurz. Würde ich das? Kämpfen? Der Gedanke, Claude plötzlich zu verlieren, ätzt mir ein großes Loch in den Bauch.

"Ich denke ja", antworte ich deshalb.

"Siehst du? Du hast nicht mal versucht um Michael zu kämpfen, aber für Claude würdest du es tun. Damit will ich nicht sagen, dass du Michael weniger geliebt hast. Ich meine nur, dass das mit Claude und dir, etwas völlig anderes ist."

"Wer weiß, wie ich tatsächlich reagieren würde, wenn ich Claude mit einem anderen erwischen würde. Realität und Gedankenspiele sind was völlig anderes."

"Trotzdem", meint Colin und sieht mich überzeugt von seinen Worten zufrieden an. "Und mal ehrlich: Ob du jetzt eurer Beziehung das Wörtchen 'Probe' vorsetzt oder nicht, macht doch kaum einen Unterschied was eure Gefühle angeht, oder?"

"Du hast ja recht", grummle ich. "Trotzdem mag ich nicht gleich in die Vollen gehen, verstehst du? Ich fühle mich noch nicht bereit, für eine richtige Beziehung."

Colin seufzt und kuschelt sich an mich, sodass ich ihn fest an meine Brust drücke.

"Ach Dante. Glaube mir, du bist bereit. Du weißt es nur noch nicht."

"Doofer Spruch!", knatsche ich.

"Aber wahr", lacht er und steht auf. "So! Und ich gehe jetzt mal nach Hause und mich für morgen hübsch machen. Malik will mit mir zusammen aufs Sommerfest."

Ich runzle die Stirn.

"Das ist dieses Wochenende?" Colin nickt. "Und er will mit dir da hin?"

"Jepp. Sogar freiwillig. Hat mich von sich aus gefragt."

"Tze", lache ich auf. "Dem muss ja ganz schön der Sack brennen." Colin stürzt die Lippen und gibt mir einen Klapps auf den Hinterkopf. "Au!"

"Selbst Schuld! Tschaui! Man sieht sich!" Ein Luftkuss, weg ist er und ich hocke wieder allein in meinem Wohnzimmer.

Grinsend schüttle ich den Kopf. Colin, wie er leibt und lebt. Erst schneit er wie ein Orkan in meine Wohnung, frisst und trinkt sich durch meine Vorräte, wäscht mir zwischendrin den Kopf und dann ist er auch schon wieder weg.
 

Das mit Malik brennt mir zwar immer noch unangenehm im Bauch, aber was soll ich machen? Als würde ich gegen eine Mauer quasseln.

'Da muss er eben selbst durch', denke ich seufzend. Das Einzige, was ich machen kann, ist warten, bis er geknickt zu mir kommt und ihn dann trösten.

"Und danach drehe ich diesem DJ den Hals um", brumme ich.

Okay. Denken wir nicht weiter darüber nach. Kann's ja eh nicht ändern, solange Colin beratungsresistent bleibt.

Sofort driften meine Gedanken wieder zu Claude. 'Sommerfest … Hm?'

Eigentlich keine schlechte Idee. Ich hatte sowieso einen kleinen Ausflug geplant für ihn. Als kleines Dankeschön für die superschöne Aktion auf dem Dach. Da wäre das Sommerfest doch ein perfekter Abschluss. Das Wetter soll dieses Wochenende so toll bleiben. Nicht zu warm und nicht zu kalt, die Abende trotzdem angenehm. Am Schönsten ist es dort immer Abends, wenn die Lichter der Fahrgeschäfte bunt blinken, während der Duft von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte in der Luft hängt.

Mir schleicht sich ein breites Grinsen auf die Lippen und ich schnappe mir mein Handy. Es tutet nur kurz, da geht Claude auch schon dran.

/Vergil am Apparat. Sie sprechen direkt mit der Hölle/, meldet er sich, was mich zum Lachen bringt.

"Hey Vergilchen", schmunzle ich, wobei er ebenfalls lacht. "Hast du morgen was vor?"

/Weiß noch nicht. Eigentlich wollte ich lange ausschlafen nach dem langen Abend heute/, flötet er. /Ansonsten habe ich frei./

"Tja, jetzt hast du nicht mehr frei", bestimme ich, was ihn wieder zum Lachen bringt. Ich liebe sein Lachen. Es schießt mir jedes mal direkt in den Schoß.

/Daddy führt Mama also auf ein Date aus?/

"Tut er." Amüsiert schüttle ich den Kopf. Er nun wieder.

/Wann und wo? Welches Outfit?/

"Morgen Nachmittag, ich hole dich um 15 Uhr ab, dann kannst du ordentlich ausschlafen. Wir werden den Tag draußen verbringen, deshalb bequeme Kleidung."

/Uhhh!/, freut er sich hörbar. /Wohin geht's denn?/

"Verrate ich nicht. Soll eine Überraschung werden."

/Oh ich hasse Überraschungen, wenn ich nicht weiß, worum es sich dreht!/

Ich lache auf.

"Da weißt du ja, wie es mir gegangen ist."

/Trotzdem/, schmollt er. /Komm! Sag mir, was du geplant hast! Ich will es wissen./ Neugieriger Kerl!

"Ist das nicht der Sinn einer Überraschung? Dass man nicht weiß, um was es geht?", frage ich ihn immer noch kichernd.

/Bei mir nicht! Ich weiß immer über alles Bescheid./ Das wage ich zu bezweifeln.

"Tja, mein Lieber, heute musst du leider mal eine Ausnahme machen." Er schnaubt, was mich wieder zum Lachen bringt. 'Ich liebe ihn so sehr …'

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ich würde es ihm so gern laut sagen.

/Dante?/

"Hm?"

/Sag mal träumst du, während ich mit dir telefoniere?/

"Ja. Von dir", säusle ich.

/Boha! Wie billig!/, lacht er auf. /Gefällt mir. Weiter so./ Mein süßer Spinner! /Ich wollte wissen, ob du danach vielleicht bei mir … oder ich bei dir .../

"Gerne", antworte ich mit rauer Stimme. "Sofern dir meine Überraschung überhaupt gefällt." Man weiß ja nie. Besonders bei Claude nicht, denn meine Idee könnte bei ihm auch nach hinten losgehen.

/Hmmm…/, raunt er gedehnt in den Hörer. /Also wenn deine Überraschung eine totale Nullnummer ist, dann musst du morgen Nacht leider alleine schlafen./

"Na dann sollte ich mich besser mal anstrengen", schmunzle ich.

Claude kichert amüsiert. /Besser wäre das. Aber für den Fall der Fälle, du könntest deine desaströse Überraschung auch mit einem netten Abendessen retten. Ich liebe französisches Essen. Nur so als Tipp./

"Ich werde es im Hinterkopf behalten", verspreche ich ihm grinsend. "Ich hole dich um 15 Uhr ab, okay?"

/Ich kann es kaum erwarten./ Ich auch nicht.

"Und heute Abend? Bleibt es bei neunzehn Uhr?"

/Japp. Du kommst zu mir, dann düsen wir gleich los./

"In Ordnung. Bis nachher."

/Okay. Claudete freut mich schon! Küsschen!/ Aufgelegt.

"Du bist echt ein Spinner, Süßer." Zum Glück hat er das nicht gehört.
 

***
 

~Claudete~

Genervt knete ich an meinem Schaumstoffhintern herum. Der will heute so überhaupt nicht sitzen.

"Mistding!" Es bringt nichts. Nochmal ausziehen das Teil und neu reinschlüpfen. Und wenn's dann immer noch nicht hinhaut, werde ich wohl oder übel doch die Pans anziehen müssen. Obwohl die mir für den heutigen Anlass etwas zu schmal gebaut sind. Deshalb habe ich meine althergebrachten Schaumstoffzuschnitte mal wieder aus der Mottenkiste geholt. Doch als ich mich gerade aus meinem Arsch pellen möchte ***, klingelt es. Mit großem Entsetzen stelle ich fest, dass es schon 19 Uhr ist.

"Dante!" Mist, Mist, Mist! Mein Göttergatte ist da und ich stehe hier mit meinem delligen Schaumstoffarsch herum. "Ahrg!"

Aber wie dachte ich eben schon? Bringt ja nix. Dante draußen warten zu lassen, wäre noch schlimmer.

"Ja?", frage ich in die Sprechanlage. Könnte ja sein, dass nur ein garstiger Postbote bei mir klingelt, weil Frau Schöppenstedt mal wieder was im Shoppingkanal bestellt hat und die Klingel wieder nicht hört.

/Ich bin's. Kommst du runter?/ Mein Herzlein macht einen Satz. Diese Stimme!

"Bei mir dauert es noch. Komm hoch." Ich drücke auf den Summer, höre, wie die Haustür aufgedrückt wird.

Ich warte kurz, bis ich Dantes Schritte höre und öffne dann die Wohnungstür. Dante ist noch nicht ganz oben, trotzdem stehe ich genau vor meiner neugierigen Nachbarin.

"Hallo Frau Schöppenstedt", grüße ich die alte, garstige Dame.

Dante, der just in diesem Moment oben ankommt, bleibt stehen und sieht erst mich, dann die alte Kuh gegenüber an. Langsam zucken seine Mundwinkel nach oben. Na danke auch!

"Herr Bonnet!" Sie greift sich theatralisch an die Brust, während sie mich von oben bis unten mustert. Meine geballte Weiblichkeit scheint sie schier umzuhauen. Kann ich verstehen. Ich möchte nicht wissen, wann sich die Zicke das letzte Mal ohne ihre hässliche Kittelschürze im Spiegel gesehen hat.

"Das … das …", stottert sie herum.

"Das ist mein dicker Schaumstoffarsch, liebe Frau Schöppenstedt. Und an den können sie mich gerne mal …"

"Ähm Claude?" Dante kommt langsam auf mich zu. Eine Hand vor seinen Mund gelegt, als würde er verhindern wollen, gleich laut loszulachen. Findet er meine Kurven so lustig? Dabei hat er doch schon einiges von meinen Utensilien gesehen. Und die waren weitaus gewöhnungsbedürftiger.

"Du hast unter deiner Strumpfhose kein Höschen an. Schon wieder." Wie?

Ich schaue an mir hinab. Ach ja. Da war ja was. Ziemlich durchsichtig das dünne Nylonstöffchen.

Nun gut. Wie heißt es so schön? Krönchen richten und aufstehen. In meinem Fall Hintern richten und Näschen hochhalten. Immer die Würde bewahren!
 

~Dante~

"Das nächste Mal verlange ich Eintritt für meine Piepshow. Nur damit Sie es wissen, Frau Schöppenstedt. Schönen Tag Ihnen noch."

Elegant, wie es nur Claude kann, macht er auf dem Absatz kehrt und verschwindet in seiner Wohnung. Ich grinse immer noch vor mich hin, nicke der empörten Nachbarin zu und sehe zu, dass ich hinterher komme.

Als die Tür hinter mir zufällt, breche ich endgültig zusammen.

Lachend lehne ich mich mit dem Rücken an der Tür. Claude, oder besser gesagt Claudete, steht vor mir, eine Augenbraue nach oben gezogen und mit einem Gesicht, der jeden anderen wahrscheinlich in die Flucht geschlagen hätte.

"Dauert das Gelache noch lange, oder kann ich dich endlich ordentlich begrüßen?", fragt er nach einer Weile.

"Sorry", japse ich. "Aber das war zu … zu komisch! Wie die geglotzt hat! Und dann standest du da … und … und … bffahhaha!" Ich krieg mich nicht mehr ein!

Claudete verdreht die Augen und seufzt laut.

"Ja, schon gut. Sehr witzig. War's dass dann? Ich bräuchte mal deine Hilfe, wenn du schon mal da bist. Du kleine Kichererbse."

"Okay", räuspere ich mich und bemühe mich ernsthaft, ruhig zu bleiben. Es gelingt mir auch zum Glück. Ich will nicht wissen, was sie sonst mit mir gemacht hätte.

Möglichst ruhig folge ich Claudete ins Schlafzimmer. Dort sieht es aus, als habe eine Bombe eingeschlagen.

Auf dem Bett liegen verschiedene Kleider. Köpfe mit Perücken sind dahinter am Kopfende des Bettes aufgereiht. Einer über jedem Kleid. Und darunter passende Schuhe. Einer schillernder als der andere.

"Kannst du dich nicht entscheiden?", frage ich und deute aufs Bett.

"Nicht so wirklich", gibt Claudete zu. "Aber bevor ich mir darum Gedanken machen kann, muss ich erstmal meinen Hintern sortieren. Aber vorher ziehe ich mir doch besser ein Höschen drunter. Vielleicht rutschen meine Backen dann mal nicht ständig durch die Gegend." Krampfhaft versuche ich nicht wieder loszulachen. Claudetes Hintern sieht tatsächlich irgendwie … schräg aus. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Mit etwas Hilfe meinerseits steigt Claudete samt den Schaumstoffpolsterungen aus der Strumpfhose und reicht sie mir. Danach geht sie zum Schrank und zieht ein hautfarbenes Etwas hinaus und klettert mit den Füßen zuerst hinein.

"Willst du dich kastrieren?", frage ich sprachlos. Das Teil klemmt alles ab. Was sicherlich so gewollt ist, aber … Autsch!

"Das sieht unbequemer aus, als es ist", meint Claudete nur und winkt sich ihre Strumpfhose heran. Ich reiche sie ihr.

Angezogen, zupft sie hier und da, ruckelt, drückt und zieht. Das artet ja echt in Arbeit aus.

"Ha! Passt!", ruft sie nach einigen Minuten triumphierend. "Vorhin war einfach der Wurm drin. … Oder besser gesagt, nicht drin." Claudete kichert mit dunkler Stimme. Ich muss schlucken, denn diese tiefe Stimmlage löst bei mir immer noch sehr prickelnde Gefühle bei mir aus.

"Nun rutscht nichts mehr. Auf zu den Kleidern!" Ich werde zur Seite gescheucht.

"Was meinst du?" Nachdenklich steht sie vor ihrem Bett. Ich stelle mich daneben und schaue mir jedes einzelne Outfit an. Vier Stück an der Zahl sind es. Jedes ist eng geschnitten und besetzt mit Paletten. Hier und da gibt es Stoffe die von sich aus schon glitzern. Eins hat schwarze Federn oben am Kragen, die grünlich schimmern. Sicher Hahnenfedern. Das Kleid ist kirschrot. Dazu eine weißblonde Perücke.

"Weißt du, was die andere Drag Queen anzieht?" Claude hatte doch was von einer weiteren Moderatorin gesagt, soweit ich mich erinnere.

"Ah ja stimmt! Ich rufe sie mal schnell an!" Sie läuft an mir vorbei und zwickt mir in den Hintern. Aua! "Mein schlaues Dantilein!" Scherzbold.

Claudete setzt sich an ihren Schminktisch und kramt in einer Handtasche herum. Heraus zaubert sie ein Smartphone, das in einer grellpink glitzernden Hülle steckt. "Seit wann hast du denn die?" Claude hat doch so ein braunes Lederteil.

"Hm?"

"Die Hülle."

"Ach die! Schon ewig." Claudete muss meine Verwirrung bemerken. "Schatz. Das ist mein Arbeitshandy. Als Claude habe ich ein anderes." Das ergibt irgendwie Sinn. "So ist es einfacher", erklärt sie weiter. "So kollidiert nichts mit meinem anderen Beruf."

"Verstehe. Gute Idee."

"Ich habe nur gute Ideen, Schätzchen." Sie zwinkert mir zu und ruft anschließend ihre heutige Kollegin an.

Während sie wartet, dass jemand dran geht, prüft sie nochmal ihr Make-Up. Es scheint noch nicht ganz fertig zu sein. Ihre Lippen sind noch ungeschminkt. Wohingegen ihre Augen verrucht dunkel geschminkt sind.

"Na endlich!", bläst Claudete ins Handy. "Hattest du deine Schmierfinger mal wieder wo anders, oder warum gehst du nicht an dein Telefon?" Eine schrille Stimme am anderen Ende ist zu hören. Allerdings zu leise, um zu verstehen, was gesagt wird. "Immer mit der Ruhe, Goldie. Musst dich ja nicht gleich so aufplustern. Was ich fragen wollte, was ziehst du heute an? Damit ich mich farblich von dir abheben kann." Claudete grinst mich frech an. Wollte sie sich nicht mit ihr abstimmen? "Also in die Richtung Blau? Mit Gold. Natürlich Mrs. Rain. Wie könnte es auch anders sein. Fein. Dann gehe ich in die Gegenrichtung. … Alles klar. Und sei pünktlich. Nicht, dass ich dich wieder fünf Minuten vor Beginn von deinem heutigen Toyboy runterziehen muss." Noch lauteres Geschnatter am Telefon. Claudete lacht schrill und legt einfach mit einem "Bye Goldie" auf. "Huh!"

"Goldie?" Manche Drag Namen sind wirklich einfallsreich und lustig, aber Goldie?

"Mrs. Goldie Rain. Frag mich bitte nicht nach ihren sexuellen Vorlieben. Die mag ich auch gar nicht wissen." Oh … Ehh!
 

~Claudete~

Mein armer Hase verzieht das Gesicht.

"Genau", lache ich und stehe auf. "Also, mein Süßer. Wir nehmen das Rote." Beschlossene Sache. "Mit oder ohne Tittchen?" Und wenn ja, wie groß?
 

Während ich mich also anziehe und über meine Körbchengröße grüble, hockt sich Dante ins Eckchen und schaut mir dabei mit großen Augen zu.

So muss ich damals als kleiner Junge ausgesehen haben, wenn ich meiner Mutter beim aufhübschen zugeschaut habe. Zwar ging sie dabei ein wenig dezenter vor, aber es war für mich trotzdem immer wieder ein Spektakel. Besonders wenn sie fertig war und ich mir auch etwas aussuchen durfte, was ich mir ins Gesicht schmieren durfte. Meist entschied ich mich für ihren pinken Lippenstift. Leider durfte ich in ihrem Beisein nicht auch noch die Augen passend dazu schminken. Das habe ich dann heimlich gemacht. Anfangs.

Hach. Selige Kindheitserinnerungen. Ob ich Dante verraten soll, das meine Mutter auch zur Show kommt? Sie ist mit meiner Nichte dort. Sie heiratet in drei Wochen und deshalb haben sie den Junggesellenabschied extra wegen der Show vorgezogen. Was mich zu der Frage bringt, ob ich meinen göttlichen Dante fragen soll, ob er mit möchte. Auf die Hochzeit meine ich.

Ist es dafür noch zu früh? Überrumple ich ihn damit, wenn ich ihn frage? Ich seufze. Mal sehen, wie sich die nächste Woche entwickelt. Ich kann es ja mal anklingen lassen. Vielleicht sagt er ja von sich aus was. Wie heute Morgen. Als er gefragt hat, ob er heute mit darf.

"Soll ich?" Dante steht hinter mir. Wo kommt der so plötzlich her? "Dein Reißverschluss", schiebt er erklärend nach, weil ich ihn wohl anschaue, wie ein grell geschminktes Waschbärenweibchen.

"Ja. Danke", nicke ich und beuge den Kopf nach vorn, damit er auch oben gut drankommt.

Mit einem leisem Zip-Geräusch schließt er den Reißverschluss meines Kleides. Danach drückt er mir doch tatsächlich seinen Mund in den Nacken. Die Gänsehaut, die deswegen über meinen Körper jagt, lässt mich sehnsuchtsvoll seufzen.

"Wenn du damit weitermachst, bin ich diejenige, die von dir gezogen werden muss, um nicht zu spät zu kommen", raune ich.

Dante lacht und wagt es doch sogar noch seine Hände von hinten um meinen Bauch zu legen.

"Willst du mir damit sagen, dass ich dein heutiger Toyboy bin?" Meine Mundwinkel zucken nach oben und ich drehe mich in seiner Umarmung zu ihm um.

"Du bist mehr als mein Toyboy, Hase. Und ganz sicher nicht nur heute. Das weißt du hoffentlich." Falls nicht, muss ich nachher nochmal dringend mehr Überzeugungsarbeit leisten.

"Darf ich dich küssen?"

"Noch ja. Aber wenn ich mich gleich fertig geschminkt habe, dann nihmmm…" Abgewürgt. Durch einen leidenschaftlichen Kuss. Gibt es was Schöneres?
 

***
 

~Dante~

"Claudete! Wo bleibst du?" Das muss diese Goldie sein, die auf uns zugerannt kommt, als sei eine Horde Wölfe hinter ihr her. "In ein paar Minuten geht es los und … Oh hallo." Ich wurde entdeckt. "Bist du einer der Teilnehmer? Ich kann dir die Umkleide zeigen und dir helfen ein passendes Outfit zu finden. Der Bauarbeiter wäre noch frei, soweit ich weiß." Schluck!

"Nimm deine schlecht manükierten Krallen von ihm! Dante gehört zu mir und zieht sich vor niemanden außer mir aus, verstanden?" Claudete baut sich zwischen Goldie und mir auf. Doch mit ihrer imposanten Größe schüchtert sie die dralle Goldie nicht ein. Sie legt nur den Kopf schief und zückt einen goldenen Fächer, den sie kokett aufschnappen lässt und sich damit Luft zufächert.

"Komm runter. Ich bin ja schon lieb. Beeil dich lieber mal. Sonst stolpern die ersten Kerle ohne unser Geleit auf die Bühne." Flump! Der Fächer wird wieder eingeklappt und Goldie donnert in dem schmalen Flur des Nachtsclubs voraus. Wir folgen ihr schnellen Schrittes.
 

In diesem Club war ich noch nie. Stripclubs sind auch nicht so meins. In meinem Stammclub gibt es zwar auch sehr spärlich bekleidete Jungs, aber jetzt gezielt so einen Schuppen aufzusuchen, daran hatte ich noch nie Interesse. Außerdem handelt es sich hier um einen gemischten Club. Frauen und Männer gehen hier ein und aus. Auch nicht so meine Vorstellung von Abendgestaltung.

"Dante, Schatz? Hier rein! Schläfst du?" Ein paar Schritte hinter mir höre ich Claudetes Stimme.

"Sorry." Verlegen lächelnd drehe ich um und geselle mich wieder an seine Seite.

"Was ist? Ist dir nicht gut, Hase?" Schon habe ich Claudetes Hand auf meiner Stirn.

"Alles gut", beruhige ich sie. "Bin nur nervös."

"Nervös? Warum denn? Wenn, dann sollte ich das sein."

"Noch nie einen nackten Kerl gesehen?", lacht diese Goldie.

"Halt deine Schnattergusche!", keift Claudete sie an. "Und? Was ist los mein Süßer?" Sie sieht mich wirklich besorgt an.

Ich schüttle den Kopf.

"Schon gut. Ich bin nur neugierig, wie das jetzt alles abläuft. Das ist alles." Was auch stimmt.

"Na schön. Dann will ich dir mal glauben." Sie zwinkert mir zu und streift mit dem Daumen über meine Lippen. Schade, dass wir uns jetzt nicht küssen können …

"Los! Auseinander ihr beiden! Die Bühne ruft!" Goldie. Sie wird mir langsam wirklich unsympathisch.
 

Wieder laufe ich hinter Claudetes schillerndem roten Kleid nach. Sie sieht wirklich atemberaubend darin aus.

Meerjungfrauenschnitt, so erklärte sie mir, heißt die Form des Kleides. Dazu oben der Kragen mit den Federn, mit dem sie aussieht wie eine Königin. Ihre Perücke ist weißblond, glatt und geht ihr vorn bis runter zu den Oberschenkeln. Passender Schmuck und schwarze Glitzerpumps runden das Bild ab. Ich bin echt beeindruckt.

Wir kommen hinter der Bühne an, die mit einem roten Vorhang abgehängt ist.

"Soll ich hier bleiben?", frage ich Claudete. Hoffentlich nicht. Wie soll ich sonst die Show sehen?

"Du wirst gleich abgeholt, meine Sahneschnitte." Ich werde abgeholt? "Ich muss nur noch das Zeichen geben." Claudetes Kopf schlüpft durch den Vorhang. Was tut sie da? Es dauert nicht lange und sie kommt wieder lächelnd auf mich zu.

"Du musst jetzt tapfer sein, mein liebster Dante. Versprichst du mir das?"

"Was? Wieso?" Was hat dieses Aas wieder vor?

"Claudete? Wo seid ihr?" Eine Frauenstimme rechts von mir.

"Hier drüben Mutti!" Claudete winkt der Frau zu.

Moment mal! Mutti?!

"Atmen Dante. Immer schön amten. Und nicht nervös werden. Dazu gibt es keinen Grund, ja?" Oh ich könnte ihm den Hals umdrehen! Lässt mich einfach ins offene Messer laufen! Ins Mutti-Messer!

"Hallo Mutti", trällert Claudete und zieht eine kleine Frau Ende vierzig, Anfang fünfzig in die Arme. Luftbussi links, Luftbussi rechts.

Wie Claude hat sie blondes Haar. Mächtig auftoupiert und ihr Gesicht ist fast so auffällig geschminkt wie das von Claudete. Oi!

"Wow!" Claudes Mutti schiebt ihren Sprössling ein Stück von sich, lässt aber nicht ihre Arme los, und betrachtet Claudete ausgiebig. "Wunderschön! Du bist eine wahre Augenweide!"

"Dankeschön Mutti. Du aber auch." Ich schaue meinen Partner auf Probe mit offenen Mund an. So brav kenne ich ihn ja gar nicht! Dankeschön Mutti? Hätte ich das zu ihm gesagt, hätte er wahrscheinlich sowas gesagt wie: Ich weiß, Schätzchen. Trotzdem Danke.

"Darf ich dir Dante vorstellen? Auf den ihr heute Abend aufpassen sollt. Sehr gut aufpassen. Er ist alles, was ich habe. Also seid lieb zu ihn, ja?" Mich trifft gleich der Schlag! Aber vorher gehe ich diesem Heimlichtuer noch an die Gurgel!

"Hallo Dante! Schön, dich endlich kennenzulernen. Ich bin Simone. Claude hat mir schon sehr viel von dir erzählt." Ach, hat er das? Hat er? Echt? Er hat seiner Mutter schon von mir erzählt?

"Schön", antworte ich mit rauer Stimme, nehme ihre dargereichte Hand entgegen und lächle so gut ich kann. "Wirklich schön …"

"Das wird ja so ein toller Abend, nicht wahr? Ich bin so gespannt! Wir haben für dich einen Platz freigehalten."

"Wie schön." Heute ist ja alles so schön …

"Muttchen? Ihr geht jetzt besser. Wir fangen gleich an." Claudete schiebt uns praktisch nach vorn. Und Mutti hakt sich bei mir ihm Arm ein, als würden wir uns schon ewig kennen. 'Hat Claude ihr gesagt, dass wir beide … zusammen … also praktisch zusammen sind?'

Ich drehe nochmal meinen Kopf um Claudete anschauen zu können. Ihr entschuldigendes Lächeln hilft ihr jetzt auch nicht mehr weiter. 'Wir reden uns noch, Freundchen!'
 

***
 

~Claudete~

"Himmel noch eins! Seht euch diesen Knackarsch doch nur an!" Ich atme scheinbar aufgeregt ins Mikro. "Wenn der mal nicht zum Reinkneifen einlädt!" Und schon bekommt der Kerl neben mir meine Fingernägel zu spüren. Durch sein festes Gesäß rauscht ein kleines Erdbeben vor Schreck und ich fange an zu lachen.

"Ist da jemand etwa schüchtern?"

"Kann ich mir gar nicht vorstellen. Bei der heißen Show, die er eben auf's Parkett gelegt hat", rumpelt Goldies volle Stimme durch den Raum. Sie fächert sich wild vorm Gesicht herum.

"Also was meint ihr? Wie fandet ihr die Show dieses Hengstes mit der langen Peitsche?" Laute Jubelschreie und Pfiffe.

"Ich schätze, es hat ihnen gefallen, Claudete."

"Sehe ich auch so. Kannst stolz auf dich sein, Cowboy." Patsch! Der Kerl hat wirklich einen knackigen Hintern. "Wenn du mehr davon willst, in einer halben Stunde habe ich Feierabend", raune ich ihm zu, natürlich gerade so laut, dass die Zuschauer es auch hören. Diese lachen und feuern mich sogar an.

Sofort wandert mein Blick zu Dante. 'Bitte sei nicht wieder böse auf mich! Bitte, bitte!'

Zu meiner Erleichterung grinst er mich an, obwohl er leicht den Kopf schüttelt. Uff!

Ich hatte ganz schön Bammel, dass er mir die Aktion mit meiner Mutter übel nimmt. Anfangs hat er das auch. Das konnte ich ihm deutlich ansehen. Aber inzwischen scheint er sich ganz gut mit meinen Chaosweibern da unten zu unterhalten.

Mutti hat ihn unter ihre mütterlichen Arme genommen und meine Nichte unterhält sich auch augenscheinlich auc gut mit ihm. Wunderbar! Er muss sich da unten vorkommen wie der Hahn im Korb. Umringt von geifernden Frauen. Wäre Dante nicht schwul, würde ich mir vielleicht sogar Gedanken machen.

Zum Glück scheint es ihm wiederum nicht viel auszumachen, dass ich hier oben auf der Bühne mit den Kerlen herum schäkere. Gehört natürlich alles zum Job. Da muss man schon mal hin und wieder an etwas intimere Stellen greifen. Natürlich ist auch das alles vorher abgesprochen. Ich würde nie an einen fremden Schwanz gehen, ohne die Einwilligung zu haben.

"Und nun Ladys und Gentleman. Macht euch auf einen mächtigen Hammer gefasst", kündigt Goldie den nächsten Nackedei an.

"Pete schwingt nicht nur besagten Hammer während seiner Arbeit … Nein, nicht was ihr jetzt denkt. Ihr versauten Schnecken. Pete ist Schreiner und in seiner Freizeit opfert er sich der Allgemeinheit und zielt mit seinem Schlauch auf glühende Glutnester."

"Einen zündenden Applaus für Pete, den Feuerwehrmann!"

"Holt schon mal die Feuerlöscher raus, jetzt wird's heiß!" Goldie lässt ihren Fächer fast in Lichtgeschwindigkeit wedeln, während wir Platz auf der Bühne machen für den nächsten Act.

Das Licht wird gedimmt, dann geht es mit einem lauten Paukenschlag wieder an, die Musik beginnt und Pete, der arg spärlich bekleidete Feuerwehrmann, rennt auf die Bühne. Er hat sogar einen Schlauch in der Hand. Einen Gartenschlauch. In Gelb. Hoffentlich ist der in seiner Hose nicht auch so enttäuschend …
 

~Dante~

Die Mädels am Tisch fangen an zu kreischen. Au! Morgen bin ich taub! Und wenn ich Pech habe, darf ich auch einen Kater mein Eigen nennen.

"Los! Noch einen!" Simone schiebt mir ein Glas zu. Baileys. Mir hebt's gleich.

"Bitte. Simone. Ich kann das Zeug nicht mehr riechen", wehre ich sie ab.

"Wir wollen mal nicht schwächeln! Los!"

"Nee. Schluss für heute." Entschieden schiebe ich das Glas von mir. Simone macht einen Schmollmund, den sie eindeutig an Claude weitervererbt hat, und trinkt kurzerhand das für mich bestimmte Gesöff mit einem Schluck leer.

Obwohl es, wie ich zugeben muss, ganz lustig hier ist mit Mutti. Und die Show … Na ja. Nicht ganz mein Geschmack. Zu plakativ. Aber den anderen scheint es zu gefallen, also was soll's. Ich bin ja auch nur wegen Claude hier. Also wegen Claudete. Und ich muss sagen, sie haut mich jedes Mal wieder vom Hocker. Ihre Bühnenpräsenz ist unglaublich. Sie ist wie dafür gemacht. Ich bin richtig Stolz auf Claudete. Stolz und total verknallt. Wie selbstsicher Claudes Alter Ego über die Bühne schwebt. Selbstsicher und verrucht. Was ja zur Show gehört. Und es stört mich auch kaum, dass da oben ständig andere nackte Muskelprotze neben meinen Freund stehen. Jedes Mal, wenn Claudete mit einem von ihnen herumschäkert oder gar auf Tuchfühlung geht, schaut sie danach gleich zu mir, als wolle sie sich vergewissern, dass alles okay ist. Ist es zu meiner Verwunderung auch. Ich vertraue Claude. Ein Gefühl, dass ich erst wieder kennenlernen muss.

"Wie isses denn so?", fragt mich eine von Nicoles arg angeheiterten Freundinnen plötzlich und reißt mich aus den Gedanken. Nicole ist Dantes Nichte und feiert heute mit ihren Freundinnen ihren Junggesellinnenabschied.

"Mit 'nem Mann?", ergänzt die neugierige Freundin.

Ich habe leider schon zu viel Alkohol intus, als dass ich sofort antworten könnte. Erstmal muss mir bewusst werden, wie dämlich diese Frage ist. Wird es zum Glück dann auch und ich lache zischend auf.

"Wieso fragst du? Lesbisch oder hast du noch nie?" Ich bin ziemlich stolz auf meine einigermaßen klugen Gegenfrage.

Karin, besagte Freundin, zieht die Stirn kraus, dann lacht sie schallend.

"Neee. Nich lesbüsch. Und 'ne Jungfrau bin ich schon lang nich mehr."

"Seit der Realschule, das kleine Miststück!", gackert eine Andere. Hab ihren Namen vergessen.

"Sei ruhig Pauline!" Ah. Pauline. Genau. "Ich mein, wie es is. Wenn zwei Männer … Du weißt schon." Sie lässt ihre langen Wimpern klimpern.

"Miteinander Ficken?", helfe ich ihr auf die Sprünge. Um mich herum kichert es. Betrunkene Frauen sind echt schlimm! **** "Wie ist es denn zwischen Männern und Frauen?" Diese Fragerei regt mich langsam auf.

"Kompliziert", wirft Pauline ein.

"Armen!", trällert Karin. "Mit dem gleichen Geschlecht ist es doch bestimmt viel einfacher, oder?"

"Nicht wirklich", zerstöre ich ihre Illusion. "Wo Liebe ist, sind auch Zweifel, Angst und Unsicherheit." Verdammt! Ich hätte doch noch ein Glas trinken sollen. Dann würde ich jetzt nur dumm grinsen und gar nichts mehr sagen, anstatt einen auf armen Poeten zu machen.

"Hey! Ihr wisst schon, dass ich nächste Woche heirate, oder?", beschwert sich Nicole.

"Ich sage ja nicht, dass es schlecht ist", wende ich ein. "Es ist halt am Anfang meist kompliziert mit der Liebe. Und da spielt es keine Rolle ob man hetero oder schwul ist. Ob Mann oder Frau." Okay. Ich brauche sofort noch einen Drink!

Ich angle mir eins der Jacky-Cola Mische vom Tablett vor uns und stürze es runter. Viel besser.

"Und was ist mit dir? Hast du mit Claude was am Laufen?" Gut, dass ich schon runtergeschluckt habe. Karin mustert mich neugierig und ich kann spüren, wie sich nach und nach die neugierigen Blicke der anderen am Tisch ebenfalls auf mich richten. Besonders der von Simone brennt sich in meine Stirn.

Es ist ja nicht so, dass ich lügen, und das mit Claude und mir verschweigen möchte. Aber es bestätigen will ich auch nicht. Denn ich weiß nicht, ob es Claude recht wäre. Und es geht ja auch niemanden hier etwas an.

"Kein Kommentar", antworte ich deshalb. Leider etwas voreilig.

"Also ja! Ihr habt was zusammen!", gackert auch schon Karin los. Fuck! Daran bin ich jetzt selbst schuld. "Heiß!"

Anstatt etwas zu erwidern, schnappe ich mit das nächste Glas.

Zu meiner Erleichterung fangen alle umstehenden Gäste genau in dieser Sekunde an zu grölen. Der Möchtegernfeuerwehrmann hat die letzten Hüllen fallen lassen. Nett. Aber auch nicht sehr beeindruckend.

Viel schlimmer ist, dass er sich jetzt den billigen, gelben Gartenschlauch schnappt und auf ihm herumreitet. Tiefer kann das Niveau echt nicht mehr sinken. Hoffe ich …
 

Die Show des Feuerwehrmanns endet und Claudete und Goldie betreten wieder die Bühne. Der nackte Schlauchträger schnauft erschöpft und glänzt dabei wie eine Speckfliege. Sexy ist anders.

"Aber holla! Mr. Feuerwehr." Claudete wedelt sich mit der Hand Luft zu. "Die Hütte brennt ja fast. Ich hoffe, dein Schlauch ist gut gefüllt."

"Klar. Immer", prallt der Kerl und grinst dreckig, weil einige Zuschauer vor Verzückung zu Schreien beginnen. Ich beginne mich langsam fremd zu schämen. Schnell noch ein Gläschen.

"Darf ich mal anfassen und mich dessen selbst überzeugen?" Oh nein! Bitte nicht Claude! Fass den Kerl nicht an. Die anderen gingen ja noch, aber der …

"Gern", sagt der Schlauchträger leider und lässt die Hüfte wackeln. Ich glaube, der Schnaps will das gemütliche Plätzchen in meinem Magen verlassen.

Doch zu meiner ungemeinen Erleichterung schnappt sich Claudete nicht den Schlauch des Feuerwehrmanns sondern den Gartenschlauch. Ich stimme in das Lachen der Gäste mit ein.

"Ich weiß ja nicht. Ziemlich … weich." Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen. "Was meinst du, Goldie?"

Goldie testet auch gleich mal. Allerdings nicht am Gartenschlauch.

Ich schließe die Augen. Es gibt Dinge, die mag ich nicht sehen. Wie ein kräftige Drag Queen einem muskelbepackten Feuerwehrmann an den Pimmel langst, ist eins dieser Dinge.
 

"Dante? Schatz? Schläfst du?"

"Hm?" Die Stimme kenne ich doch. "Claude?"

"Bin da, mein Hübscher." Ja, eindeutig Claude. Das beruhigt mich. "Was habt ihr mit ihm gemacht?", höre ich ihn fragen. Aber wen fragt er?

"Nichts. Anscheinend ist dein Liebster nicht arg trinkfest." Eine Frauenstimme. Die kenne ich doch auch irgendwoher.

"Na dein Trinkfest kenne ich, Mutti! Hast ihn unter den Tisch gesoffen. Meinen armen Schatz." Warme Hände legen sich auf meine Wangen. "Dante? Kannst du die Augen öffnen?" Jetzt? Ich will aber nicht! "Baby? Komm schon. Du musst nach Hause." Nach hause?

"Will nich …" Bewegen hört sich nicht sehr verführerisch an.

"Aber du musst, mein Süßer", schmunzelt Claudes dunkle Stimme an mein Ohr. "Soll ich dich etwa tragen?"

"Ja …" Das hört sich toll an.

"Oh mein süßer Schatz. Was machst du nur für Sachen?" Was mache ich denn? Ich will doch nur schlafen …

Plötzlich fühlt sich die Welt ganz leicht an und ich scheine zu schweben. Die Luft ist erfüllt von Wärme und Claudes Geruch.

'Wie schön …' Ich wünschte, es könnte immer so sein …
 

******
 

Nicht zu fassen! Da hat Mutti den armen Dante einfach so unter den Tisch gesoffen! Was Claude dazu nur sagen wird?
 

* Das habe ich leider mal zu einer Kundin gesagt … -___-

** Wer kennt das Wort nackedeiig nicht? Steht im Duden. Ich schwöre auf Claudes nackige Nudel.

Claude: Ey! Zieh mich nicht da mit rein!

*** Das würde ich auch gern mal können -__-

**** Oh ja! *unschuldig in der Gegend herumguck*

Wunsch 12 - Wunschlos glücklich

Ja sowas! Da fällt mir doch gearde auf , dass ich noch gar nicht das Ende von Wish hochgeladen habe O__O Dad gibbet doch ja nesch! Ich geh mich mal ordentlich schämen und lass euch die beiden letzten Kapitel hier.

Frohes Neues euch!!!!
 


 

Wunsch 12 - Wunschlos glücklich


 

~Dante~

Oh Gott!

Mein Kopf!

Meine Beine!

Und mein Kopf!

Alles um mich herum dreht sich, als ich mich an der Wand entlanghangle um ins Badezimmer zu gelangen. Welches Arschloch hat letzte Nacht mit meinem Kopf Volleyball gespielt?

Stöhnend klammere ich mich am Waschbecken fest. Ich traue mich gar nicht in den Spiegel darüber zu gucken.

'Erst mal Wasser lassen.' Meine Blase drückt wie verrückt.

Erleichtert schleiche ich wieder zurück zum Waschbecken, wasche meine Hände und wage es schließlich, hinauf in den Spiegel zu schauen. Was ich dort zu sehen bekomme, lässt mich erschrocken zusammenzucken. Das ist nicht mein Gesicht!

Moment mal ...

'Da hängt ein Zettel?'

Fahrig greife ich danach und muss ein paar Mal die Augen zukneifen, bis ich halbwegs scharf sehen kann und die Worte vor mir nicht doppelt und dreifach über das Papier tanzen.

"Meine liebste Schnapsdrossel", steht da geschrieben und ich weiß sofort, von wem der Schrieb ist. "weil ich dich leider allein lassen muss heute Nacht (meine Nichte besteht darauf, dass ich mit ihnen noch um die Häuser ziehe), schreibe ich dir schnell diese Zeilen.

Ich hoffe, es geht dir gut und hast keinen allzu großen Kater. Sorry. Ich hätte dir vorher sagen sollen, das Mutti ein Alkoholloch ohne Boden ist.

Für alle Fälle liegt in der Küche eine Packung Schmerztabletten, etwas gegen Übelkeit und den Timer deiner Kaffeemaschine habe ich auf Neun Uhr gestellt." Deshalb durftet es hier nach Kaffee. Ich dachte schon, ich hätte Hallos. "Denk daran viel zu trinken, das verjagt den Kater schneller.

Gruß und Kuss, bis heute Nachmittag. Bin schon mega aufgeregt.

Lieb dich, dein dich über alles verehrender Claude.

P.S.: Nicht erschrecken, kann sein, dass das kleine Kätzchen Colin bald bei dir auftaucht. Hab ihm Bescheid gesagt, um nach dir zu schauen. … Oh Mann." Der Kerl ist doch … 'Der süßeste Mann auf Erden.'

Ich werde mir jetzt erstmal die Tabletten reinziehen, Kaffee trinken und Claude danach anrufen. Um mich für diesen tollen Service zu bedanken.

'Und wenn ich es endlich laut aussprechen kann, sage ich ihm heute auch, dass ich ihn ebenfalls liebe.'

Und ich weiß auch schon wo ich es ihm sagen werde.
 

***
 

~Claude~

"Oh Mann!" Ich bin am Verzweifeln! Es ist fast 14 Uhr und ich weiß immer noch nicht, was ich anziehen soll!

Bequem, hat er gesagt. Ist ja schön und gut, aber es soll ja auch sexy sein. Schließlich haben wir ein Date. Da kann ich keine Jogginghose anziehen!

'Als ob ich überhaupt eine hätte', denke ich und verziehe den Mund nachdenklich.

Ich starre auf den durcheinandergewirbelten Inhalt meines Kleiderschrankes und werde immer ratloser. 'Jetzt kann mir eigentlich nur noch einer helfen', seufze ich innerlich und greife nach meinem Handy.

"Benny? Hilfe!"
 

Keine zwanzig Minuten steht Benny vor meiner Tür.

"Was gibt es denn für einen Notfall, Schätzchen?", fragt er mich auch sogleich, als ich mit ihm im Schlepptau in mein Schlafzimmer stürme. Die Zeit drängt!

"Ach herrje! Was ist denn hier passiert? Bist du ausgeraubt worden?" Benny begutachtet das Kleiderchaos im Zimmer.

"Nein", jammere ich. "Das war ich. Ich weiß einfach nicht, was ich anziehen soll! Dante und ich haben um 15 Uhr ein Date. Ich soll bequeme Kleidung anziehen, aber was meint er damit?!"

Benny bläst die Backen auf. "Ui. Bequem? Er meinst damit aber keine Jogginhose und Feinripphemd, oder?"

"Na ganz sicher nicht", zische ich. "Solch eine Textilbeleidigung wirst du sowieso nicht bei mir finden." Also wirklich! "Ich will aber unbedingt sexy für meinen Göttergatten sein. Und alles was sexy ist, kann man kaum in die Kategorie bequem stecken."

"Wohl wahr", sinniert er und zupft das ein und andere Teil von meinem Kleiderhaufen. "Wo geht ihr denn hin?"

"Weiß ich nicht. Soll eine Überraschung sein!" Hilflos werfe ich die Hände in die Luft. "Hilf mir! Ich habe nur noch eine halbe Stunde, dann steht mein Mann vor der Tür!" Ich lasse mich aufs Bett fallen und schaue Benny flehend an.

"Nur die Ruhe", murmelt er. "Das bekommen wir hin." Seine Worte in Kleidergottes Ohr!
 

Seine Augen irren ein paar Mal hin und her, dann setzt er sich auch schon in Bewegung und fischt eine dunkelblaue Jeans aus meinem Schrank.

"Die ist nicht bequem", quengle ich. "Zwar sexy und eng, aber drückt auch überall."

"Okay." Die Jeans landet wieder im Schrank. So geht es mit noch drei weiteren Hosen, bis er mir eine abgewetzte, graue Lee Jeans vor die Nase hält.

"Die hatte ich ewig nicht mehr an", grüble ich. "Keine Ahnung, ob die mir noch passt." Ich hatte ganz vergessen, dass ich die noch hatte.

"Zieh an." Schon fliegt das Teil auf mich zu. Ich fange sie und lege sie neben mir auf's Bett, ehe ich meine Hose ausziehe und in die Lee schlüpfe.

Ich bekomme sie doch tatsächlich noch zu!

"Yes!"

"Und? Bequem?" Ich mache ein paar Verrenkungen.

"Ja … Ja, ich glaube …" Ich mache ein paar Kniebeugen und Ausfallschritte. "Die könnte gehen!" Ich freue mich riesig! Nicht nur, weil ich in eine meiner alten Jeans passe, sondern auch, dass sie alle Kriterien erfüllt.

"Super. Dann brauchen wir ja nur noch ein Oberteil." Das ist zum Glück schnell gefunden.

Ein dunkelblaues, ärmelloses Shirt, das schön eng anliegt. Dazu ein schwarzes Hemd, das ich mir überziehen kann, sollte es kühler werden, fertig.

"Und jetzt noch die hier dazu und ich springe dich gleich selbst an", raunt Benny mir zu und hält mir ein Paar meiner hochhackigen Treter vor die Nase. Schwarz mit dicken Pleatosohlen und blauen Strassverzierungen drauf.

"Gib ma", veräpple ich ihn und schlüpfe rein. "Meinst du, er nimmt mich so mit?" Posend und mit wackelnden Hüften stolziere ich ein paar Schritte vor Benny auf und ab. Er seufzt sehnsüchtig.

"Wenn nicht, kannst du damit jederzeit mit zu mir."

"Ja, ja", lache ich. "Aber auch nur, weil du geil auf meine Schuhe bist." Er streckt mir die Zunge raus, woraufhin ich wieder lachen muss.

"Darf ich auch …?" Benny deutet hinter sich auf mein gut gefülltes Schuhregal.

"Hab ich jemals nein gesagt?", frage ich ihn und stupse seine Nase an.

Als Benny daraufhin anfängt zu lächeln, könnte man fast meinen, die Sonne ginge ein zweites mal auf. So schnell, wie er an meinem Schuhregal ist, kann ich gar nicht gucken.

Grinsend schaue ich ihm dabei zu, wie er in ein rotes Paar schlüpft, dabei die Luft anhält, weil er zwei Schuhgrößen mehr braucht als ich. Doch das stört Benny nicht sonderlich. Bei Hochhackigen gehen mit ihm stets die Pferde durch. Auch heute trägt er Ankleboots, die man aber nur bei genauerem Hinsehen als solche erkennt.

"Sicher, dass du nicht mal mit uns Mädels auftreten willst?", frage ich ihn und setzte mich neben ihn aufs Bett.

"Sehr sicher", seufzt er. "So große Kleider gibt es doch gar nicht, als dass ich da reinpassen würde."

"Du weißt, dass Betty die alle extra für uns anfertigen lässt. Und Betty ist ja auch nicht gerade … schmal." Benny ist da nämlich nicht der Einzige mit einem Größenproblem. "Und ich kenne eine tolle Schneiderin, die dir sicher mit Freunden alle Wünsche erfüllt." Hab ja selbst genug Kleidchen bei mir im Schrank. Kleider von der Stange zu finden, die ich nicht wenigstens etwas umändern lassen muss, ist schon ein Wunder.

"Ach, lieber nicht", meint er jedoch und guckt eindeutig traurig. "Ich sehe doch darin aus wie gewollt und nicht gekonnt. Bin eben kein süßer, kleiner Twink. Nur in meinem Herzen ..."

"Ach Schatz", flüstere ich und lege den Arm um seine Schulter. "Du bist vollkommen in Ordnung, so wie du bist. Und das findet dein Georg doch sicher auch." Da erhellt sich endlich wieder seine Miene.

"Und ob! Weißt du, was er mir letztens geschenkt hat?"

"Du wirst es mir gleich verraten, nehme ich an", grinse ich, weil ich es einfach nur süß finde, wie Benny immer von seinem Liebsten schwärmt.

"Einen megafetten Gutschein für meinen Lieblingsschuhladen", antwortet er auch gleich.

"Hat er das?" Er nickt freudig. "Und wieso leierst du dann meine Treter aus, wenn du dir selbst welche kaufen kannst?", foppe ich ihn und versuche Benny einen der Schuhe von seinen breiten Entenfüßen zu zerren. Vergebens. Er springt auf und stöckelt davon. Sehr elegant, wohlgemerkt.

"Ich sage Betty, dass du das nächste Mal mit uns mittanzt", lache ich. "So gut, wie du in den Dingern rennen kannst, schwebst du sicher nur so über die Bühne." Er streckt mir doch tatsächlich die Zunge raus!
 

~Dante~

Ein wenig zu früh stehe ich vor Claudes Wohnungstür und drücke auf die Klingel. Einer der Bewohner kam gerade aus dem Haus, weshalb ich schnell ins Innere des Gebäudes schlüpfen konnte.

"Oh verdammt! … Ist er das schon? … So früh?", höre ich hinter der Tür Claude flüstern. Dazwischen gesellt sich eine zweite Stimme. Eine Männliche.

Mir weicht sämtliches Blut Richtung Füße, macht damit platz für die heran eilende Panik.

'Er ist nicht allein', schreit es in meinem Kopf. 'Hat er gestern etwa jemanden von den Kerlen mit nach Hause genommen?! Oder wen anderen, als er mit den Mädchen unterwegs war?'

Wären meine Füße nicht taub und würde mein Herz nicht so schnell schlagen, bestimmt würde ich jetzt schon draußen auf dem Gehweg mein Auto ansteuern. So wird aber plötzlich die Tür vor mir aufgerissen und ein verdutzt dreinblickender Claude steht vor mir.

"Du bist aber früh!", japst er außer Atem.

"Störe ich?" Ich kann einen biestigen Ton nicht unterdrücken.

"Was? Wieso? Nein!" Claude runzelt die Stirn. "Bin gerade fertig geworden." Jetzt lächelt er mich fröhlich an und ich werde unsicher.

"Du bist aber nicht allein. Ich habe jemanden gehört." Ich deute in seine Wohnung.

"Hm?" Sein Stirnrunzeln bringt die Unsicherheit zurück. Wenn er es jetzt abstreitet, dann …

"Bist du etwa eifersüchtig?", bricht es aus ihm heraus.

Ich schlucke einige Male, ehe ich antworte.

"Ist da jetzt jemand, oder nicht?"

Claudes Mundwinkel zucken nach oben, dann tritt er zur Seite und lässt mich eintreten. Wenn jetzt rauskommt, dass er bloß den Fernseher laufen hat, versinke ich im Erdboden.

"Na da schau an! Da ist er ja. Unser Göttergatte!"

"Benny?!" Ich hätte ja jetzt mit allem gerechnet, aber nicht mit Jacks bestem Freund.

"Höchstpersönlich", lacht der blonde Riese und stöckelt auf mich zu. Rote Pumps … Als ob er nicht schon groß genug wäre!

"Lass dich drücken, du alte Pappnase." Er zieht mich an sich, patscht mir fest auf den Rücken, was echt scheiße weh tut. "Keine Sorge. Ich vernasche deinen Liebsten schon nicht. Hab doch selbst einen zuhause", lacht er, was mir unsagbar peinlich ist.

Ich weiß ja, dass Claude und Benny miteinander befreundet sind, aber ihn hier jetzt zu sehen, verwundert mich.

Benny und ich kennen uns eigentlich nur eher flüchtig. Es gab eine Zeit, in der habe ich öfter mal mit Jack abgehangen. Deshalb war ich auch auf seiner Geburtstagsparty. Doch mit Benny hatte ich zu der Zeit weniger zu tun.

"Ihr kennt euch?" Hinter uns schnappt Claude nach Luft.

"Flüchtig", winkt Benny ab nachdem er mich wieder losgelassen hat.

"Flüchtig?! Und davon hast du mir nichts gesagt?"

Bennys linke Augenbraue fliegt nach oben und er stemmt schnaubend die Hände in die Seiten.

"Also hör mal! Warum sonst ist dein Dante letztens auf Jacks Party herumgeeiert? Klar kennen wir uns."

Die beiden werfen sich giftige Blicke zu, die mich zum Schmunzeln bringen. Hätte ich nicht machen sollen, denn nun stehe ich im Blick-Gewitter. Oh oh …

"Danke übrigens. Für deinen Katerservice", lenke ich ab. "Das war total lieb von dir." Das stimmt Claude wieder freundlicher.

"Kein Ding. Hat es denn geholfen?" Ich bejahe. "Das freut mich." Claude kommt zu mir und legt die Arme um meine Schultern. "Wie geht's deinem wundervollem Kopf?"

"Bestens. Wie hast du mich eigentlich heim geschafft. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern."

"Das erzähle ich dir, wenn wir unter uns sind", vertröstet Claude mich und gibt mir einen Kuss.

Leider räuspert sich Benny lautstark, als der Kuss erst so richtig schön wird und Claudes Körper sich verlangend an mir zu reiben beginnt.

"Wenn ihr nicht bald aufhört, mache ich mit. Nur, damit das klar ist!", zetert Benny beleidigt.

"Ist ja gut, du Nervensäge." Claude verdreht die Augen und rutscht aus meinen Armen.

"Wir sollten sowieso jetzt langsam mal los. Deine Überraschung wartet", sage ich zu Claude. Sofort fangen seine Augen an abenteuerlich zu strahlen.

"Ich muss mir nur noch andere Schuhe anziehen, dann kann es losgehen!" Automatisch wandert mein Blick nach unten und mir stockt kurz der Atem. Er trägt ebenfalls Pumps. Und scheiße! Das macht mich echt an. Langsam scheint sich da ein Fetisch bei mir bemerkbar zu machen.

Neben mir lacht Benny schrill auf. "Lass sie besser an", gackert er. "Dein Dante fängt ja gleich an zu Kochen, bei dem Anblick." Nun liegt es an mir, Benny giftig anzustarren.

Claude grinst sich einen, beugt sich an mein Ohr und haucht: "Heute Abend kann ich die Schuhe ja wieder anziehen. Nur die Schuhe ..." Fuck!

Ehe ich reagieren, oder meine Gesichtsfarbe wieder auf normal fahren kann, spaziert Dante auch schon Richtung Schlafzimmer davon. Natürlich wackelt er dabei verführerisch mit dem Hintern, was nicht wirklich hilfreich zu meiner Situation beiträgt.

Benny tapst ihm lachend nach und wirft mir dabei einen Luftkuss zu, ehe er ebenfalls im Schlafzimmer verschwindet. Nicht ganz so elegant wie Claude und sein Getrampel lässt mich ziemlich kalt, was mich beruhigt. Der Fetisch scheint sich nur in Bezug zu Claude bemerkbar zu machen. 'Ein Glück!'
 

***
 

~Claude~

Festes Schuhwerk an den Füßen, lasse ich mich von Dante die Treppe runterschleifen. Benny verabschiedet sich draußen auf dem Bürgersteig von uns, wünscht uns zwinkernd viel Spaß und steigt winkend in seinen blauen Mini.

"Und nun?", frage ich aufgeregt meinen heißen Lieblingsgöttergatten.

"Mitkommen", grinst er und zieht mich hinter sich her.

Ich bin ja so neugierig! Ich habe wirklich keine Ahnung was er sich für uns ausgedacht haben könne. Und ob es mir überhaupt gefällt. Da kann ich meinen Süßen noch gar nicht einschätzen.

Es gibt ja so Exemplare der Gattung Mann, die von romantischen Überraschungen überhaupt keinen Schimmer haben. Hoffentlich gehört Dante nicht dazu. Obwohl … Hauptsache, wir sind zusammen. Ich bin so glücklich und froh, dass Dante den Schritt auf mich zu gewagt hat. Die letzten Tage waren die Schönsten in meinem Leben. Hatte ich das nicht schon mal gesagt? Egal!

Und dass er Claudete akzeptiert, besser noch: Dass er sogar scharf auf mich ist, wenn ich sie bin, ist das Größte überhaupt. Ich könnte zerspringen vor Glück.

Wir biegen um die Straßenecke und Dante bleibt stehen. Genau vor einem schwarzen Bike und beginnt dort an der daran befestigten Satteltasche herumzufummeln.

"Ist das deine?", frage ich ihn sprachlos und deute auf das Motorrad.

"Nee. Ich bin nur neugierig, was da drin ist", entgegnet er frech grinsend. Meint er das etwa ernst? Dante lacht auf. "Guck nicht so! Natürlich ist das meine Maschine. Oder meinst du, ich gehe einfach an fremde Fahrzeuge?" Ich schüttle den Kopf, bin aber immer noch sprachlos. Etwas, was nur er schafft.

"Hier. Zieh dir die über und auch den Nierengurt", fordert er mich auf und hält mir besagten Nierengurt und eine klobig aussehende, schwarze Hose hin.

"Was soll ich damit?" Ich deute auf das hässliche Beinkleid.

"Anziehen", wiederholt er nur und grinst dabei schelmisch.

"Warum?"

"Weil ich nicht will, dass du mit deinen schönen langen Beinen auf dem Asphalt entlangschlidderst, sollten wir einen Unfall haben." Oh. Guter Einwand … Moment!

"Du findest, ich habe schöne Beine?", gurre ich meinen Göttergatten an und lehne mich gegen seine breite Brust.

"Die Schönsten", schmunzelt er und streichelt mir kurz über die Wange. "Und jetzt anziehen! Hopp!" Alter Sklaventreiber!
 

Ich steige also in dieses furchtbare, starre Ding und komme mir, als ich es angezogen habe, sowas von klobig vor, dass ich mich schon fast dafür schäme. Beim Nierengurt hilft mir Dante, was wiederum ganz schön ist. Ich liebe es, wenn er an mir herumfummelt. Allerdings wäre es mir noch lieber, wenn er mich aus den Klamotten rausfummeln würde, als hinein.

"Jetzt noch die hier drüber und den Helm, dann sind wir startklar", sagt Dante und hält mir doch tatsächlich eine dieser heißen Motorradjacken vor die Nase. Da sage ich nicht nein, auch wenn ich befürchte, dass sie mir nicht sonderlich gut stehen wird. Darin sehe ich bestimmt aus, wie ein kleiner Junge, der auf erwachsen machen will, aber egal.

Dante fummelt mir noch ein bisschen am Kragen herum, damit er auch gut verschlossen ist und dann hilft er mir in den Helm. Kaum ist das Ding auf meinem Kopf, nervt es auch schon.

"Sind wir lange unterwegs?", frage ich Dante seufzend und höre mich dabei an, wie eine Blechdose voller genervter Hummeln.

"Nicht sehr lange. Keine Sorge", beschwichtigt er mich und klappt mir das Visier runter. Er schwingt sich über das Bike, was echt zum Anbeten aussieht, jedenfalls von meinem Beobachtungsposten hinter ihm.

"Bist du schon mal Motorrad gefahren?" Ich schüttle den Kopf. "Steig erstmal auf und halt dich gut an mir fest", sagt er und klopft auf den hinteren, leicht erhöhten, Sitz. Nichts lieber als das!
 

~Dante~

Ich setze meinen Helm auf während Claude sich hinter mich schwingt. Als er seine Arme fest um meinen Brustkorb schlingt, sich dabei an meinen Rücken schmiegt, überläuft mich eine kribbelnde Gänsehaut.

Ich tätschle kurz seinen Unterarm, vergewissere mich, dass seine Füße die Trittbretter gefunden haben, dann werfe ich meine Maschine an. Laut knatternd erwacht sie zum Leben.

"Versuche dich mit mir mitzubewegen", rufe ich ihm zu. "Einfach alles mir nachmachen. Bekommst du das hin?"

"Denke ja", antwortet er mir.

"Fein!" Dann kann es ja losgehen.

Ich fedle uns in den Verkehr ein und da vor uns gerade keine Autos fahren, gebe ich Gas. Hinter mir jauchzt Claude überrascht auf und sein Griff wird etwas fester, was mich grinsen lässt.

Wir müssen ein ganzes Stück durch die Stadt gondeln, was mit dem Bike nicht ganz so prickelnd ist. Immer wieder rote Ampeln, Autos, die einen schneiden. Ich bin froh, als wir die Stadtgrenze hinter uns lassen und ich auf der Landstraße durchstarten kann.

"Alles okay?", rufe ich nach hinten und verringere das Tempo etwas.

"Ja!" Claudes Stimme ist wegen des Motorengeräusch und dem Fahrtwind sehr leise, doch ich kann ihn trotzdem verstehen.

Wir fahren eine Weile durch die Landschaft. Ich muss zugeben, ich bin einen kleinen Umweg gefahren. Das Wetter ist einfach zu schön heute und ich fahre leider viel zu selten mit meinem Bike durch die Gegend. Außerdem genieße ich es, Claude so dich an mir zu spüren. Wie sich seine Schenkel gegen meine drücken. Sein Becken immer wieder gegen meinen Hintern stößt. Fast, als hätten wir …

Ich bremse ab. Vor uns taucht ein gelbes Ortsschild auf. Wir sind so gut wie da.

Die Hauptstraße windet sich schlängelnd durch das kleine Örtchen, weshalb ich nur mit 30 km/h fahren kann. Zudem gibt es einen Blitzer, der mich schon ein paar mal hinterhältig erwischt hat.

Ziemlich am Ende des Orts geht eine Straße steil rechts ab. Dort müssen wir hoch.

Man fühlt sich fast wie in den Alpen, so sehr schlängelt sich der asphaltierte Weg den Berg hinauf. Aber es lohnt sich. Dort oben gibt es ein Lokal mit einem wahnsinnig tollen Ausblick. Man sieht die Wälder und an guten Tagen sogar die Stadt. Als wäre unser Zuhause nur ein Katzensprung entfernt und keine 45 Minuten Fahrzeit.

Damals war hier eine Burg, dessen Ruinen man noch heute sieht. Wirklich schön und romantisch. Wenn Claude das nicht gefällt, fresse ich einen Besen.

Oben angekommen, fahre ich auf einen der freien Parkplätze und stelle den Motor ab. Claude klettert als erster vom Sitz und zerrt an seinem Helm.

"Hilf mir mal!", zetert er, weil er ihn nicht vom Kopf bekommt.

"Warte." Mit gekonntem Griff befreie ich meinen Liebsten von dem widerspenstigen Helm.

"Uff!", macht er, schüttelt seinen Kopf und wischt sich mit einer Hand immer wieder durch die blonden Haare. Sie sind vom Helm ganz platt gedrückt, was Claude überhaupt nicht zu gefallen scheint. Er beugt sich sogar hinab zum Seitenspiegel meines Bikes und zuppelt grummelnd an seiner Matte herum.

"Verdammt! Total im Eimer", seufzt er.

Amüsiert streichle ich ihm über den Rücken.

"Du siehst immer noch bezaubernd aus", versichere ich ihm.

Claude richtet sich auf und sieht mich skeptisch an.

"Ach ja?" Ich nicke, was ihn milder stimmt.

Lächelnd legt er mir seine Hände um den Nacken.

"Na wenn du das sagst, will ich dir das mal glauben."

"Zu gütig", grinse ich und umarme ihn ebenfalls.

Ich kann nicht anders und klaube mir einen Kuss von ihm. Leider nur einen kleinen, denn der Parkplatz ist nicht leer.

"Wo sind wir hier eigentlich?", will Claude schließlich von mir wissen.

"Wirst du gleich sehen." Claude bläst die Backen auf, was mich wieder zum Lachen bringt. "Nicht schmollen. Zieh dir lieber mal die Hose und die Jacke aus."

"Versautes Stück", säuselt er mir zu, küsst mich ebenso verstohlen und lässt mich leider viel zu schnell wieder los.
 

~Claude~

Wir stopfen die Motorradkleidung in die Taschen zurück und machen uns dann auf den Weg, weiter den Hang hinauf.

Der Weg ist mit kleinen hellen Kieseln belegt und es knirscht bei jedem Schritt. Bäume säumen den Weg, die sachte im sommerlichen Wind hin und her schwanken. Vögel zwitschern. Wirklich wunderschön hier. Und so ruhig. In der Stadt hört man eigentlich ständig die Motorengeräusche der Autos.

Als der Weg leicht nach links abknickt, kann ich Geräusche ganz anderer Art hören. Leute unterhalten sich. Und dann sehe ich es.

"Eine Gaststätte?" Und was für eine das ist! Das große Fachwerkhaus sieht aus, wie aus einem Märchen. Es ruht am Fuße eines felsigen Berges, als hätte es sich in den Felsen gekuschelt und dort, ganz oben, kann man die Ruinen einer Burg erkennen. 'Wie romantisch!'

"Ich hoffe, du hast Hunger", sagt Dante zu mir.

"Und wie!" Und selbst wenn nicht, ist das nicht süß von ihm? Ein romantisches Date am Fuße einer alten Burg. Hach! Schweig still mein pochend Herz.
 

Wir steuern den Außenbereich an, der schon sehr gut besucht ist. Ein kleiner runder Tisch am Rand sieht vielversprechend aus. Schön im Schatten und etwas abseits. Ich sichere uns sofort dieses lauschige Plätzchen. Kaum sitzen wir, kommt auch schon eine nette Bedienung und händigt uns die Speisekarten aus, während wir die Getränke bestellen.

"Wie wäre es, wenn wir heute Abend ins Velvet gehen?", fragt Dante mich, als die Bedienung wieder abgezwitschert ist.

"Gern", erwidere ich. Tanzen mit meinem Schatz. Wie an unserem ersten Abend. Da fällt mir ein: "Darf ich mich vorher nochmal frisch aufbrezeln?"

Dante schaut von seiner Speisekarte auf.

"Wie aufbrezeln?" Er denkt sicher, ich würde mich in einen meiner glitzernden Fummel werfen wollen.

"Na etwas … Glamoröser. Das hier geht ja mal so gar nicht." Ich zeige auf mein 'praktisches' Outfit, das ich nur für ihn angezogen habe.

"Ich dachte, wir fahren gleich mit meiner Maschine hin?"

"Nach dem Essen? Ist das nicht etwas zu früh?"

Dante grinst schelmisch.

"Wer sagt denn, dass ich heute nur dieses Essen hier geplant habe?" Oho! Mein göttlicher Dante hat noch mehr für uns heute geplant? Gleich mach ich mir mein Höschen nass vor Freude! Aber nur fast. Was denkt ihr von mir?

"Und was hast du noch geplant?", frage ich aufgeregt.

"Verrate ich nicht", antwortet er zu meiner Enttäuschung frech.

"Och komm schon! Bitteeeee!" Ich lege meinen besten Welpenblick auf und mache einen Schmollmund. Doch Dante lacht nur und schüttelt den Kopf. "Gemeiner Kerl!"

Langsam beugt er sich über den Tisch zu mir rüber. Sofort beginnt mein Herz schneller zu klopfen. Wie sehr ich diesen Mann doch liebe!

"Guck nicht so. Dir wird es gefallen. Bestimmt."

"Okay. Wenn du das sagst, will ich dir mal glauben."

Die Bedienung kommt und wir bestellen. Ich einen bunten Salat und Spagetti Carbonara. Darauf habe ich mal richtig Lust. Dante bestellt sich ein deftiges Jägerschnitzel mit Pommes.

"Verrätst du mir jetzt, wie du mich in meine Wohnung geschafft hast?", fragt Dante mich, nachdem die Kellnerin wieder davongeschwebt ist.

"Du kannst dich an nichts mehr erinnern?" Dante schüttelt den Kopf.

"Totaler Blackout. Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist der nackte Feuerwehrmann. Danach: Sendepause." Ich verziehe das Gesicht. Der Feuerwehrmann. Seinen Schlauch hätte ich noch nicht mal mit der Kneifzange angefasst.

"Den hätte ich dir gerne erspart", sage ich zu Dante, der daraufhin lacht. Ihm scheint der Kerl ebenfalls nicht gefallen zu haben. Das beruhigt mich aber.

"Ich weiß zwar nicht, dass zwischen dem Feuerwehrmann und dem Ende der Show mit dir passiert ist, aber an das Danach erinnere ich mich noch ganz gut", fange ich mit meiner Erklärung an.

"Erleuchte mich", bittet mein Liebling.

"Ich bin nach der Show runter zu euch an den Tisch. Aber anstatt mich zu begrüßen, hast du schnarchend auf deinem Stuhl herumgeschwankt."

"Oh je." Dantes Wangen werden einen Hauch dunkler. Putzig.

"Du warst so gut wie nicht ansprechbar. Also musste ich tun, was ich tun musste." Sorry, Dante. Aber das bleibt dir jetzt nicht erspart.

Ich zücke mein Handy und schaue die Nachrichten von Nicole durch. Ah ja. Da ist es ja. Ich schiebe es zu Dante über den Tisch und tippe auf das Video.

Bassverzehrte Musik ist zu hören. Frauenkreischen. Das Video wackelt erst ein bisschen. Nicoles Hand war nicht mehr die Sicherste. Aber dann sind wir beide zu sehen. Ich in meinem wunderschönen Paillettenbesetzten Kleid und Dante, den ich wie eine schlafende Prinzessin auf Händen trage.

Während Dante das Video mit heruntergeklappen Unterkiefer anstarrt, verberge ich mein Grinsen hinter meiner aufgestützten Hand.

"Das ist nicht wahr", flüstert er. "Du hast mich da rausgetragen?" Seine weit aufgerissenen Augen treffen auf mich.

"Wie sollte ich dich sonst da raus bekommen? Du warst kaum fähig aufzustehen, geschweige denn zu laufen."

"Oh Mann!" Mit einem Stöhnen, als würde Dante die Last der gesamten Welt auf sich lasten, lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück und schiebt mein Handy wieder rüber zu mir. Doch ich lasse das Video noch einen Moment weiterlaufen. … Wartet … Gleich kommsts …

/Das ist ja soooo romantisch!/, seufzt Karin entzückt im Hintergrund, während ich mit Dante im Arm durch die Tür neben der Bühne verschwinde.

"Karin redet ja viel unsinniges Zeug, aber da hatte sie mal recht", kichere ich. Dante findet das nicht so lustig. "Jetzt schau nicht so. Du hast dich mit dem Gesicht so süß an mich geschmiegt. Ich hätte dich ewig so halten können." Wenn er mir nicht irgendwann zu schwer geworden wäre. Aber das lasse ich mal besser unerwähnt.

Dante gibt einen gequälten laut von sich und verbirgt das Gesicht in seinen Handflächen.

"Was soll denn deine Mutter jetzt von mir denken?", nuschelt er gegen seine Pranken.

"Um die mach dir mal keine Sorgen", beruhige ich ihn. "Sie hat ein schlechtes Gewissen."

Dantes Gesicht taucht wieder auf.

"Warum?"

"Weil ich ihr eins gemacht habe", grinse ich. "Sie hat dir doch sicher einen Drink nach dem Nächsten zugeschoben."

"Schon … Ja …"

"Siehste. Darin ist sie nämlich eine Meisterin. Sie säuft jeden unter den Tisch. Und ich habe ihr vorher gesagt, dass sie dich damit in Ruhe lassen soll. Hat sie aber nicht. Ergo: Schlechtes Gewissen gemacht." Sowas kann ich.

"Trotzdem", brummelt mein gequälter Schatz.

Hmpf! Langsam werde ich leicht verschnupft.

"Soll das etwa bedeuten, dir ist es peinlich, von einer Drag Queen getragen worden zu sein? Dass ich dir peinlich bin?" Ich setze meinen zickigsten Gesichtsausdruck auf, den ich drauf habe.

Die daraufhin einsetzende Panik in Dantes Miene bereitet mir einige Genugtuung.

"Was? Nein! Niemals!", stottert er.

"Was ist es dann?" Huh! Ich bin gerade so richtig in Fahrt.

Dante sackt in sich zusammen. Nervös pfriemelt er am Bierdeckel seines alkoholfreien Bieres herum.

"Dante?", ermahne ich ihn. "Raus damit!"

"Ich wollte dir nicht so viel Mühe bereiten", wispert er so leise, dass ich ihn fast nicht verstehen kann.

Meine sowieso kaum noch existierende Verstimmung verfliegt bei seinen Worten völlig. Ist er nicht süß?
 

~Dante~

Gott wie peinlich!

Claude musste mich aus dem Club tragen. Tragen! Mich! Weil ich total dicht und nicht ansprechbar war. Das ist mir im Leben noch nicht passiert!

Und dann hat er sich auch noch so rührend um mich gekümmert. Mir Kaffee gemacht, Tabletten besorgt und sogar Colin angerufen, der übrigens keine halbe Stunde, nachdem ich aufgewacht bin, bei mir angetanzt ist.

"Das hat mir keine Mühe bereitet", schmunzelt Claude. "Ich würde dich jederzeit wieder durch die Gegend tragen. Ob betrunken oder nicht." Er zwinkert mir grinsend zu.

"Tut mir trotzdem leid", gebe ich kleinlaut von mir.

"Red nicht! Da gibt es nichts zum leidtun." Claude ist einfach zu gut für diese Welt.

Ich greife über den Tisch und verschränke meine Finger mit seinen.

"Falls du mal irgendwo versackst, kannst du auf mich zählen", verspreche ich ihm.

"Nur, wenn ich irgendwo versacke?", fragt er lachend.

"Nicht nur dann. Immer." Ich schaue ihm tief in die Augen und hoffe, dass er spürt, dass dieses Versprechen viel mehr bedeutet, als ich im Moment ausdrücken kann.

Claude drückt meine Hand und lächelt sanft.

"Ich dich auch", sagt er leise zu mir.

In meinem Hals wächst ein kleiner Kloß und mein Blut jagt schneller durch meinen Körper als sonst. Ich würde es ihm so gerne mit Worten sagen.

"Tss!"

Claude und ich zucken zusammen. Ein älterer Mann geht an uns vorbei. Anscheinend nimmt er Anstoß an unseren verflochtenen Fingern.

"Wenn's dich stört, dann guck weg, du Spanner!", ruft ihm Claude hinterher.

Ich halte die Luft an, aber der Kerl sagt nichts dazu, schüttelt nur den Kopf und verschwindet im Inneren des Restaurants.

"Spinner gibt's!" Claude verdreht die Augen. "Hat einfach unseren schönen Moment zerstört."

"Ist ja nichts passiert", versuche ich die Anspannung zu lösen. Nicht nur die von Claude, sondern auch meine.

"Schlimm genug", knurrt Claude. "Noch nicht mal Händchenhalten darf man, wenn es nach solchen Vollidioten gehen würde! Stell dir vor, ich würde hier als Claudete mit dir sitzen. Dem würden die hässlichen Koteletten wegbrennen vor Entsetzen." Trotz allem muss ich anfangen zu lachen.

"Ist doch wahr!", antwortet Claude, der jedoch ebenfalls ein Grinsen nicht unterdrücken kann.

"Ihr Essen, die Herren", kündigt sich die Kellnerin an und stellt uns unser Essen vor die Nase. Das duftet aber lecker!
 

***
 

~Claude~

"Bereit?"

"Noch bereiter und ich explodiere", japse ich aufgeregt.

"Nur deswegen, oder …" Dante tätschelt mir mit einem frechen Grinsen auf den Lippen den Bauch. Meinen sehr vollgefutterten Bauch.

Zum Nachtisch gab es noch einen dicken Eisbecher. Mit Schlagsahne. Und Schokosoße.

"Ja, nur deswegen", antworte ich, schubse seine Hand weg und strecke ihm die Zunge raus. Er lacht und wirft mir kommentarlos den Helm zu. Ich will den nicht wieder aufsetzen! Aber es bringt ja nix. Entweder der Helm, oder ich verpasse Teil zwei von Dantes Date-Überraschung. Also zwänge ich meinen armen Kopf in das stickige Teil und klettere hinter Dante auf die Maschine, ehe wir wieder losbrettern.

Das gemeinsame Essen war wirklich wunderschön, sieht man von dem Idioten ab, dem es nicht gepasst hat, dass wir ineinander verliebt sind.

Ansonsten war das Essen richtig romantisch. Mit der Burg im Hintergrund, dem satten Grün um uns herum und den ganzen Zwitschervögelchen in den Ästen … Hach! Das müssen wir definitiv öfter machen. Und geredet haben wir! Dante hat mir ein paar lustige Geschichten aus seiner Kindheit verraten und ein wenig etwas über seine Eltern erzählt. Scheinen wirklich liebe Menschen zu sein. Na kein Wunder, bei diesem fabelhaften Sohnemann.

Ich konnte auch ein paar Schwenke aus meiner Jugend zum Besten geben. Wie ich zum Beispiel Papas Videorekorder geschrottet habe. Ich wollte wissen, ob man damit auch Pfannkuchen machen kann. Zu meiner Verteidigung, ich war erst vier und Mutti hat den Pfannkuchenteig auf dem Küchentisch stehen lassen.

Dante hätte mal beinahe eine Scheune abgefackelt. Er und sein Grundschulfreund wollten ein Lagerfeuer machen. In der Scheune seines Nachbarn. Mein Dante war schon damals ein ziemlich feuriger Geselle.
 

"Wir sind bald da!", verkündet Dante vier Käffer später.

Wo er mich nur hinbringt? Es dämmert bereits. Vielleicht in ein schnuckeliges Hotel? Aber wollten wir nicht noch ins Velvet? Kann ja sein, dass er das nur als Ablenkung gesagt hat.

Und dann sehe ich es: Ein Riesenrad. Man kann es in der Ferne sehen. Weit hinter dem Kirchturm des Dörfchens, durch das wir gerade fahren. Bringt er mich dort hin?

Oh, das wäre ja toll! Mit Dante auf einen Jahrmarkt! Zusammen Zuckerwatte knabbern! Softeis schlecken! Dante schießt mir ein ultra kitschiges Stofftier am Schießstand! Bummeln an den vielen Verkaufsständen! Oh ja! Ja, ja, ja!

Ich umarme Dante fester von hinten und zapple aufgeregt herum.

"Hast du es etwa schon erraten?", fragt er mich lachend, als er die Maschine langsam auf der Straße entlangrollen lässt.

"Zum Jahrmarkt?"

"Genau." Jippie!
 

~Dante~

Wenn Claude weiter so zappelt, geraten wir ins Schlingern.

"Bleib ruhig sitzen!", rufe ich ihm zu und er hält sich zum Glück auch dran. Wir kommen ohne Unfall an unserem Zielort an.

Ich suche einen Parkplatz und stelle die Maschine aus. Claude klettert als erster vom Bock und schafft es sogar ohne meine Hilfe den Helm vom Kopf zu zerren. Mit leuchtenden Augen schaut er sich um.

"Oh Dante! Das ist ja eine richtig tolle Idee!", freut er sich wie ein kleiner Junge. Ich kann gar nicht aufhören zu grinsen. Er ist so wunderschön, wenn er sich dermaßen freut.

"Ich muss gestehen, Colin hat mich darauf gebracht. Aber es freut mich, dass es dir gefällt."

"Egal! Ich freue mich!" Wie schön seine Augen leuchten ...

Wir verstauen die Motorradkleidung in den Taschen. Claude nimmt noch ein dünnes schwarzes Hemd mit, dass er sich überzieht. Langsam wird es frisch, aber es ist noch auszuhalten.

Da es schon dämmrig ist und gerade niemand in der näheren Umgebung zu sehen ist, schnappe ich mir Claude und küsse ihn stürmisch. Das wollte ich schon vorhin beim Essen machen.

Ich fühle Claudes Grinsen an meinen Lippen, als er seine Arme um meine Schultern legt und sich an mich schmiegt.

"Immer langsam, Cowboy", flüstert er nach einer Weile. "Wenn du so weiter machst, kann man unsere Kanonen sehen."

"Zu spät", knurre ich und sauge an seiner Unterlippe.

Lachend schubst Claude mich von sich.

"Später, Cowboy. Jetzt will ich erstmal eine Menge Zuckerwatte in mich stopfen! Und Schokowaffeln! Und gebrannte Mandeln!"

Er schnappt sich meine Hand und zieht mich mit sich. Ich stolpere ein paar Schritte vorwärts, damit ich mithalten und neben ihm herlaufen kann.

"Bist du immer noch nicht satt?", frage ich ihn belustigt.

"Motorradfahren macht Hungrig" Claude zuckt lässig mit den Schultern.

Als erstes kommen wir an den vielen Verkaufsständen an. Hier gibt es alles mögliche. Lederwaren, Schmuck, Kleidung … Und Claude schleppt mich zu jedem Einzelnen.

"Schwuchteln!" Lautes Gelächter.

Ich zucke zusammen. Wir halten immer noch Händchen und irgend so ein Vollarsch hat das natürlich gesehen und konnte es nicht unkommentiert lassen.

Ich will meine Hand zurückziehen, doch Claude hält sie eisern fest.

"Noch nicht", flüstert er mir zu. "Das gönnen wir denen nicht."

Mein Herz rast.

Dadurch, dass Michael sich so gut wie nie öffentlich mit mir zusammen als Paar gezeigt hat, blieben wir von solchen Kommentaren weitgehendst verschont. Außerdem sehe ich anscheinend nicht wie der 'typisch Schwule' aus und hatte generell wenig mit Homofeindlichkeit zu tun.

Das Gelächter wird leiser.

Claude und ich stehen gerade vor einem dieser Verkaufsstände.

"Schau mal! Diese Schmuckanhänger da!" Claudes Hand löst sich von meiner und er läuft rüber zu besagten Anhängern.

Meine Hand fühlt sich leer und kalt an. Solche Arschlöcher!
 

~Claude~

Ich kann Dantes Verunsicherung geradezu spüren. Solche Sprüche bin ich zu genüge gewohnt. Leider. Dante scheint da weniger Erfahrungen gemacht zu haben. Obwohl das eben noch harmlos war.

Oh, selige Schulzeit. Wie oft ich mich an einer Wand gedrückt wiederfand, oder mit dem Kopf die Toilette liebkosen durfte, kann ich gar nicht zählen. Dazu noch die Hänseleien, Sachen, die mir gestohlen wurden und dann irgendwann kaputt und beschmiert auf meinem Schultisch wieder auftauchten … Klar habe ich mich gewehrt. Aber wenn man allein gegen eine halbe Klasse antreten muss, zieht man eben den Kürzeren.

"Guck mal, Dante. Die zwei Anhänger. Sind die nicht schön?" Ich deute auf das silberne Anhängerpaar. Es sind zwei Stäbe mit je einer Hälfte eines Herzens darauf eingeprägt.

Ob ich die uns kaufen soll? Ist Dante schon bereit dafür?

"Schick", meint Dante. Toll! Was soll ich denn daraus jetzt lesen? "Willst du die haben?"

"Na wenn, dann sind die für uns beide. Jeder eins", wage ich den Vorstoß.

"Aber dann keine Lederbänder dazu sondern welche aus Silber." Schock-schwere-Not! Dante willigt wirklich ein?

"Klar!", freue ich mich und will schon den Verkäufer herbeizitieren, da kommt mir Dante jedoch zuvor.

"Die beiden bitte." Oh Gott! Mein Herz wummert wie blöd. Dante kauft Partneranhänger für uns!

"Suchst du die Ketten aus?" Ich nicke wie paralysiert und gehe auf die Suche.

Ich werde schnell fündig und nachdem Dante bezahlt hat, legt er mir auch gleich einen der Anhänger um. Der Verkäufer war so freundlich, sie an die Ketten zu fädeln.

Mit zitternden Fingern verschließe ich Dantes Kette in seinem Nacken. Damit fertig stelle ich mich vor Dante, nehme seinen und meinen Anhänger in die Hand und halte sie nebeneinander, sodass die Prägungen wieder ein Herz ergeben. Das ist ja so romantisch!

"Die sind wirklich schön. Nicht zu verschnörkelt", meint Dante.

"Genau deshalb hab ich sie ausgesucht." Das passt einfach besser zu ihm. Und zu mir passt ja sowieso alles. Ob kitschig oder schlicht.

Wir schlendern weiter über den Markt. Wie gern würde ich Dantes Hand wieder nehmen, aber ich möchte ihn nicht in doofe Situationen bringen.

Das ist so unfair! Diese besoffenen, grölenden Idioten, die ständig an uns vorbeischwanken, hängen doch auch aufeinander! Die pöbelt keiner an.

Dante bemerkt meinen Missmut. "Alles okay bei dir? Gefallen dir die Anhänger doch nicht?"

"Doch. Sie sind wundervoll", antworte ich. "Mir gehen nur diese besoffenen Typen auf den Geist. Fallen sich um den Hals, als würden die gleich übereinander herfallen, aber uns anmachen, weil wir Händchenhalten." Dämliche …

"Warte hier", sagt Dante plötzlich und rennt davon.

Hey!

Verwirrt schaue ich ihm nach. Er läuft nach rechts auf einen Getränkestand zu. Dort stellt er sich an, dreht sich zu mir und hebt grinsend einen Daumen in die Höhe. Was hat er vor?

Als er endlich zurückkommt, hat er zwei Flaschen Bier in der Hand.

"Hier. Eins für dich, eins für mich." Das kalte Getränk landet in meiner Hand. "Prost!" Dantes Flasche klirrt gegen meine.

"Prost." Ich bin immer noch verwirrt, als ich davon trinke. Gut ist anders, aber ich will mal nicht so sein.

"Schau nicht so. Die sind alkoholfrei. Alibi-Bier." Dante zwinkert mir zu und legt plötzlich einen Arm um meine Schulter. "Wollen wir weiter?"

Oh Dante! Jetzt verstehe ich! Mein schlauer, raffinierter Schatz!
 

Es ist schon lustig, dass man von Alibi-Bier fast das Gefühl bekommt, tatsächlich angeheitert zu sein.

Wir kichern immer wieder wie kleine Kinder und schlendern dabei über den Jahrmarkt. Aber das Beste ist, dass es wirkt! Keiner guckt uns schräg an. Obwohl Dante seinen Arm auf meinen Schultern liegen hat. Verrückt! Die denken alle, wir sind bloß betrunken.

Aber ist das nicht traurig? Es ist 'besser' betrunken zu sein, als verliebt. Verstehe einer diese Gesellschaft!

"Halt mal." Dante drückt mir sein halbleeres Bier in die Hand. Wir stehen vor einer Losbude. "Zwanzig Stück", sagt er zu der Verkäuferin und drückt ihr 8 Euro in die Hand.

"Bist du wahnsinnig?", lache ich. "Du gibst für sowas Geld aus?"

"Nein. Ich geb Geld für dich aus. Los! Mach auf!" Wir stellen uns etwas abseits. Die Flaschen landen auf dem Boden, damit wir die Lose aufpfriemeln können.

"Leider verloren", steht auf meinem ersten Los.

"Bei mir auch." Beide Lose flattern auf den Asphalt. Was für eine Umweltverschmutzung! Ich bekomme direkt ein schlechtes Gewissen. Morgen gleich was an den Umweltschutz spenden.

Am Ende stehen wir mir 19 Nieten da und einem Gewinnerlos. Als ich es bei dem Mann abgebe und er mit einem kleinen Minion-Schlüsselanhänger wieder zurückkommt, können Dante und ich uns nicht mehr halten vor Lachen.

"Du Spinner! 8 Euro für ein fünf Cent Schlüsselanhänger", giggle ich.

"Und zwanzig Papierschnipsel", fügt er an.

"Die alle im Meer landen und Babyschildkröten töten", ergänze ich.

"Wie können Papierschnipsel Babyschildkröten töten?"

"Na die fressen die." Könnte doch sein.

"Die gelangen nicht ins Meer. Übermorgen wird alles weggekehrt und im Altpapier recycelt."

"Das kommt alles in den Restmüll und der wird nach China verkauft. Und weißt du, was die daraus machen? Mit viel Chemikalien, die in die Umwelt gekippt werden?"

"Was denn?"

"Plastik-Minion-Schlüsselanhänger!"

"Ach was!"

"Wohl! So läuft das."

Dante macht einen Schmollmund und hängt sich wieder an mich.

"Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen."

"Gut so. Gib mir das nächste Mal lieber die 8 Euro und ich spende sie an eine Umweltorganisation."

"Okay." Dante bleibt stehen und zückt doch tatsächlich seinen Geldbeute. "Hier." Ich bekomme einen Zwanni in die Hand gedrückt.

"Echt?"

"Wenn du den wirklich spendest."

"Mach ich." Hundert pro. "Geht direkt an den Brasilianischen Regenwald."

"Gut." Dante lächelt wieder und gibt mir sogar ein Küsschen auf die Schläfe. Mir egal, ob das jemand gesehen hat. Jedenfalls gibt niemand einen Kommentar ab.
 

~Dante~

Da das nun geklärt ist, steuern wir die Fahrgeschäfte an, die weiter unten auf einer großen Wiese stehen.

Überall blinkt es, laute Musik dröhnt durcheinander und überall dem liegt der Duft von Süßigkeiten, Grillfleisch und Mandeln. Ich habe ganz vergessen, wie schön es auf dem Sommerfest ist. Besonders wenn man den Mann, den man liebt, im Arm hat.

Apropos Liebe. Ich schaue mich nach dem Riesenrad um. Lange suchen muss ich nicht.

"Wollen wir?" Ich nicke in dessen Richtung.

"Oh ja! Von da oben hat man bestimmt eine tolle Aussicht!" Claude strahlt mir den Blinklichtern um die Wette, wird aber dann auf einmal ernst. "Kannst du das denn? Wegen deiner Höhenangst?"

"Das geht. Solange ich etwas zum Festhalten habe. Außerdem ist es dunkel. Das hilft auch." So einigermaßen. "Nur ungesicherte Abgründe kann ich gar nicht ab."

"Gut zu wissen", grinst Claude und zieht mich Richtung Riesenrad.

Unsere Bierflaschen stelle ich neben einen Mülleimer. Vielleicht freut sich ein Obdachloser später darüber.

Die Schlange vor dem Riesenrad ist nicht allzu lang. Die meisten Besucher fahren lieber mit den aufregenderen Fahrgeschäften. So müssen wir auch nicht lange warten, bis wir in eine der Gondeln steigen können. Sobald die Sicherheitsstange vorn eingerastet ist, beginnt mein Puls zu steigen.

'Ich tu das für Claude. Für meine erste Liebeserklärung an ihn', bete ich mir innerlich vor.

"Geht es dir wirklich gut?" Wieder einmal bemerkt Claude, dass was mit mir nicht stimmt.

"Alles supi", lüge ich und lächle ihn an. Noch bin ich nicht zu sehr nervös. Daher scheint er es mir auch abzukaufen und als wir ein paar Meter über der Erde schweben, nimmt er meine Hand.

Langsam geht es aufwärts, bis alle eingestiegen sind. Die Gondel wackelt nur ganz leicht. Zum Glück! Doch als das Riesenrad mit einem Ruck loslegt und die Gondel auf und ab schwingt, gebe ich ein verdammt unmännliches Quietschen von mir. Das fängt ja gut an!

"Deine Hand ist klitschnass", meint Claude. "Sicher, dass du das schaffst?"

"Wird schon", presse ich hervor. Tief durchatmen. Nicht nach unten schauen und immer an dein Vorhaben denken!

"Dante, du musst dich nicht stärker geben als du bist. Es ist okay. Ich frage unten, ob wir aussteigen können, und …"

"Nein! Geht schon", unterbreche ich ihn. "Muss mich nur daran gewöhnen." Und das schnell. Die erste Runde ist schon rum und es folgen nur noch zwei. Doch wie soll ich ihm sagen, dass ich ihn liebe, wenn dieser dämliche Kloß in meinem Hals immer größer wird, je höher wir fahren?

'Dumme Idee!', schimpfe ich mich selbst. 'Warum musstest du dir auch ausgerechnet das hier ausdenken?'

Okay. Ruhig bleiben. Gleich sind wir wieder ganz oben. Vorletzte Chance.

Das Riesenrad bleibt sogar stehen. Zwar sind wir nicht ganz oben, aber fast. 'Jetzt!'

Die Gondel schwankt und ich klammere mich mit der freien Hand an der Stange vor mir fest. Die andere hält immer noch Claudes Hand. Hoffentlich zerquetsche ich sie ihm nicht.

'Ganz ruhig. Es kann dir nichts passieren. Und die Aussicht ist doch wirklich schön hier.' Wenn ich nur nicht auf so einem schankenden Ding sitzen würde!

Ich atme tief ein und versuche alles um mich herum zu vergessen. Nur Claude ist wichtig. Ich drehe meinen Kopf zu ihm. Er sieht mit großen Augen nach unten, schaut sich den gesamten Jahrmarkt an.

"Schade. Auf dem Handy wirkt das überhaupt nicht. Viel zu dunkel", höre ich ihn sagen. "Na ja. Muss ich mir eben alles im Gedächtnis abspeichern." Sein Lachen geht mir durch Mark und Bein.

"Claude ich …" 'liebe dich so sehr.' "Ich .." Ein Ruck und die Fahrt geht weiter. 'Nein!'
 

~Claude~

Ach herrje! Dante ist total bleich im Gesicht. Er muss sich doch nicht übergeben?

"Dante? Schatz?"

"Ich wollte dir … also was ich schon lange …" Was stammelt er sich denn da zurecht? Der arme Kerl. Total durch den Wind. Seine Höhenangst muss wirklich schlimm sein.

"Schhht. Alles gut. Komm. Ich lenke dich ein wenig ab." Mit meiner freien Hand, die nicht gerade von Dante zerquetscht wird, fasse ich zärtlich nach seinem Kinn und streichle mit dem Daumen über das kleine Bärtchen dort. Er sieht mich an wie ein Reh im Scheinwerferlicht, als ich mich zu ihm beuge und meine Lippen auf seinen leicht offenstehenden Mund lege. Wäre doch gelacht, wenn ich ihn nicht auf andere Gedanken bekomme.

Erst als wir uns wieder der Erde nähern, lasse ich den Kuss wieder enden. Soll uns ja keiner dabei zugucken. Hinterher bekommen alle da unten noch Komplexe. :-P

"Und? Geht's wieder?", frage ich mein Zuckerstückchen. Er nickt und grinst dabei so süß, dass ich ihn am liebsten wieder in Grund und Boden knutschen würde.

'Gleich.' Wenn wir wieder weit genug vom Boden entfernt sind.

Sobald ich merke, dass mein armer Hase wieder unruhig wird, entere ich erneut seinen leckeren Mund. Komischerweise versucht er mich zuerst wegzudrücken. Was soll das denn?! Doch dann gibt er nach und schafft es sogar seine Hand vom Sicherheitsbügel zu lösen und sie auf meine Wange zu legen. Na es geht doch! Er scheint richtig überrascht, als ich mich wieder von ihm löse, da wir fast unten angekommen sind.

Das Riesenrad stoppt und die ersten Leute steigen aus.

"Schon fertig?"

"Ja. Du hast es geschafft und ich bin total stolz auf dich!" Ich strahle meinen Helden an, was ihn allerdings nicht sehr zu freuen scheint.

"Wollen wir nochmal?" Fragt er das ernsthaft?

"Lass uns lieber was anderes fahren, hm? Geisterbahn?" So schön diese Riesenradfahrerei auch ist, aber erstens ist sie nach ein paar Runden nicht mehr ganz so aufregend und zweitens will ich auf keinen Fall, dass mir Dante das nächste Mal ohnmächtig aus der Gondel segelt.

Doch nachdem wir ausgestiegen sind und auf die Geisterbahn zusteuern, wirkt Dante immer noch geknickt.

"Ach Mensch. Guck doch nicht so. Ist doch alles okay", versuche ich ihn aufzumuntern.

"Ich dachte, ich schaffe es", murmelt er.

"Aber das hast du doch!" Sowas von!

"Hm … Na ja."

"Nix na ja! Wir gehen jetzt in die Geisterbahn und dann kannst du mal sehen was Angst ist." Ich freue mich jetzt schon, wenn ich herumschreie wie ein kleines Mädchen, denn ich hasse Geisterbahnen mindestens genau so sehr wie ich sie liebe.

Dante lacht leise. So sieht er doch schon viel besser aus!
 

***
 

~Dante~

"Bist du bald fertig?" Belustigt schaue ich Claude dabei zu, wie er mit seiner Zuckerwatte kämpft. War wohl doch ein bisschen zu viel des Guten.

"Ich dachte, du willst auch was", motzt er und hat dabei das rosa Zuckerzeug überall im Gesicht kleben.

"Ich esse keine Zuckerwatte. Das habe ich dir auch gesagt."

"Unromantischer Klotz!", keift er mich an und beißt in das ekelhafte Zeug.

Lachend lehne ich mich an meine Maschine.

Seit dem Weg zurück knabbert er daran herum und versucht immer wieder mir etwas davon in den Mund zu stopfen. Ich kann ihm aber jedes mal erfolgreich ausweichen.

"Schmeiß es einfach weg. Bis morgen ist der Zucker geschmolzen", schlage ich ihm vor.

Claude seufzt.

"Die schöne Zuckerwatte." Doch er folgt meinem Rat und trägt den Rest zu einem überquellenden Mülleimer ein paar Meter weit entfernt.

"Gut gemacht, Großer", lobe ich ihn und ziehe seinen schlanken Körper an mich.

"Spinner." Claude verzieht die Lippen und macht sein süßestes Lausbubengesicht.

"Das auch", grinse ich und küsse meinen frechen Buben.

Dosengeklapper und Pfiffe. Seufzend lasse ich Claude los.

"Sind die denn überall?", knurre ich und schaue den gackernden Halbstarken nach, die zum Glück in einiger Entfernung an uns vorbeischwanken.

"Du meinst Idioten? Ja. Die ganze Welt ist voll davon. Lass uns fahren."

Wir streifen und die Motorradkleidung über sowie die Helme, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.

Erschöpft, aber glücklich lenke ich meine Maschine über die Straße. Klar bin ich auch enttäuscht darüber, dass ich es wieder nicht geschafft habe, Claude eine Liebeserklärung zu machen. Aber ich bin ja selbst schuld. Eine Liebeserklärung auf dem Riesenrad. Ich. Der Kerl, der froh ist, wenn er zum anschrauben einer Glühbirne einen Dummen findet, der das für ihn macht, weil er schon Schweißausbrüche auf der dritten Leitersprosse bekommt.

Ich werde mir was anderes ausdenken müssen. Oder es ihm einfach sagen. Vielleicht nachher, wenn wir bei ihm zuhause angekommen sind. Das Velvet streichen wir für heute. Der Tag war aufregend genug.

Ich male mir gerade aus, wie ich Claude die kleinen so bedeutungsschwerden Worte vor seiner Haustür ins Ohr flüstere, da blitzt es vor uns. Nein, ich bin in keine Radarfalle getappt. Ein Gewitter zieht auf. Shit!

Sofort wird Claudes Umarmung fester. Hoffentlich ist das Gewitter noch weit entfernt. Ich gebe Gas. Die Hälfte der Strecke haben wir hinter uns. Mit ein bisschen Glück … Regen!

'Toll! Auch das noch!'

Mit dem Regen kommt Wind auf. Starker Wind. Ich drossle die Geschwindigkeit. Blitze und Donner jagen über den Himmel.

"Und jetzt?!", höre ich Claude rufen. Gute Frage.

"So kann ich nicht weiterfahren!", rufe ich nach hinten. Aber wo hin? Wir sind mitten in der Pampa. Das nächste Dorf gut acht Kilometer entfernt. Wir könnten es schaffen. Würde sich der Regen nicht in Hagelkörner verwandeln.

Wohin? Was tun?

Der Donner hört sich immer gefährlicher an. Zumal er fast zeitgleich mit den Blitzen einhergeht. Wir sind mitten im Sturm.

"Dante! Da vorn!" Claudes Arm reckt sich links neben mir und zeigt auf eine dunkle Stelle. Ich seh nix. Erst als es wieder blitzt kann ich die Umrisse einer Scheune oder eines Schuppens erkennen. Besser als nichts.

Hinter uns war ein kleiner Feldweg, meine ich mich zu erinnern. Ich bremse ab, drehe auf der Straße um und halte nach dem Weg Ausschau. Da ist er!

Die Fahrt wird holprig. Und die letzten Meter müssen wir über das Feld fahren, doch wir kommen ohne vom Blitz erschlagen zu werden bei dem Schuppen an.

Claude klettert von der Maschine und rennt zum Tor. Es scheint unverschlossen zu sein, denn er schiebt eine kleine Tür auf, indem er sich mit ihr gegen den Wind stemmt. Sobald genügend Platz ist, schiebe ich mein Motorrad hinein.

Hinter mir fliegt die Tür zu.

"Geschafft!", japst Claude schnaufend.

Ich bocke meine Maschine auf und nehme den Helm ab. Alles dunkel um uns herum. Mit dem Handy kann ich wenigstens ein bisschen Licht machen und mich hier drinnen umsehen.

Überall ist Heu aufgestapelt. Kleine Ballen, große Runde und auch loses Heu liegen in verschiedenen Nischen. Ganz hinten scheinen Feldmaschinen zu stehen.

Wieder blitzt und donnert es. So laut, dass Claude erschrocken aufschreit.

"Ich hab Angst", wimmert er und drückt sich an mich. Der Hagel prasselt laut auf das Dach der Scheune.

"Hier drin passiert uns nichts", beruhige ich ihn, obwohl ich es selbst nicht glaube. Wenn hier ein Blitz einschlägt …

"Was machen wir jetzt?"

"Das Unwetter aussitzen." Was anderes bleibt uns anderes übrig?

Ich überlege nicht lange, ziehe die Bundeswehrdecke aus einer der Satteltaschen (wie gut, dass ich die immer mit mir herumschleppe!) und breite sie auf dem losen Heuhaufen in einer der Nischen aus. Ein wenig in Form gedrückt. Fertig.

"Komm her", locke ich meinen kleinen Angsthasen.

"Wir sollen uns da drauf legen?"

"Besser als herumzustehen, oder?" Wer weiß, wie lange das Unwetter noch andauert.

"Stimmt auch wieder", seufzt Claude, zuckt jedoch zusammen, als erneut ein mächtiger Donner über uns hinwegrollt. Er hängt daraufhin so schnell in meinen Armen, dass ich nicht mal bis drei zählen kann.
 

~Claude~

Mit zittrigen Knien lege ich mich mit Dante auf die Decke. Dicht an ihn gedrängt, bete ich stumm, dass es aufhört zu gewittern.

Ich hasse Unwetter! Jedes mal wenn eins aufzieht, verbarrikadiere ich mich in meiner Wohnung.

Helles, zuckendes Licht dringt durch die Ritzen der hölzernen Wände der Scheune. Der Donner folgt auf dem Fuße und ist so laut, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten würde. Stattdessen klammere ich mich an Dantes Shirt und presse meinen Kopf in seine Armbeuge.

Beruhigend streichelt er mir über den Rücken und redet leise auf mich ein.

"Keine Angst, mein Süßer. Das Unwetter ist sicher bald vorbei." Ich würde es so gern glauben …

Dantes Handylicht flackert auf. Er legt es zwischen uns.

"Claude? Zitierst du?" Dante packt mich an Kinn, damit er mir ins Gesicht schauen kann. "Ist dir kalt oder hast du so sehr Angst vor dem Sturm?"

"Beides", gebe ich bibbernd zu. Das meine Angst vor dem Unwetter viel größer ist als mein Kältegefühl muss er ja nicht wissen. Meine Panik ist mir schon so peinlich genug.

Dante lächelt mich an.

"Soll ich dich ablenken? So wie du mich vorhin auf dem Riesenrad?" Soll er?

Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich ist mir gar nicht nach Knutschen. Ich will nur nach Hause und mich unter der Bettdecke verkriechen.

Abermals lacht Dante leise. Das Handylicht erlischt und ich bin für einen kurzen Moment blind, doch da blitzt es schon wieder. Ich zucke so furchtbar zusammen, dass ich fast von unserer improvisieren Liegestädte hopse.

"Ganz ruhig", flüstert mein tapferer Dante leise und zieht mich noch dichter an sich. Warmer Atem streift mein Gesicht. Ganz automatisch hebe ich meinen Kopf nach vorn. Dantes Lippen streifen meine Wange. Er schmunzelt.

"Verfehlt", meint er amüsiert. "Zweiter Versuch."

Hauchzart wandern seine weichen Lippen an meiner Wange entlang nach unten. Sie tasten sich zu ihrem Ziel: meinen Mund.

Als sich unsere Lippen treffen, merke ich erstaunt, dass ich tatsächlich ruhiger werde.

Seufzend erwidere ich Dantes Liebkosungen und teile meine Lippen für ihn. Tastend schiebt sich seine Zunge über meine Unterlippe. Ich stupste mit meiner Zunge gegen sie. Dante schmunzelt und ich kann nicht anders, kichere ebenfalls leise.

Die Ruhe in mir verwandelt sich schnell in etwas ganz anderes: Lust.

Ich fasse es nicht, dass ich wirklich geil werde! Hier! In einem Schuppen! Na ja. Unter normalen Umständen wäre es ganz reizvoll hier drinnen. Aber doch nicht während eines Unwetters! Jederzeit könnte hier ein Blitz einschlagen, das Dach vom Wind weggerissen werden. Fliegende Kühe durchs Tor gejagt kommen! Und dennoch reckt weiter südlich jemand neugierig das Köpfchen. Unfassbar!

Ich greife nach Dantes T-Shirt und ziehe ihn halb auf mich drauf. Das Heu unter der Decke raschelt. Ich hoffe, durch die Decke piksen keine Halme durch.

"Claude?" Schwer atmend löst sich Dante ein winziges Stückchen von mir.

"Ja?" Finger wandern hauchzart über meinen Hals. Ich seufze, so schön fühlt sich das an.

Wieder blitzt es. Der Donner lässt zum Glück auf sich warten. Vielleicht zieht das Unwetter endlich ab?

"Ich liebe dich." Hm? Wie bitte?

Noch ein Blitz und ich sehe Dante, der mich dicht vor mir mit großen Augen anschaut.

"Habe ich mich gerade verhört?", rutscht mir über die Lippen. "Hast du mir eben wirklich gesagt, dass du ..."

"Schätze ja", wispert mein Göttergatte mit rauer Stimme.

"Sag's nochmal!" Oh bitte! Ich habe so lange darauf gewartet!

Dante schnaubt. Belustigt oder genervt? Bitte nicht genervt? Ich bin doch jetzt nicht zu aufdringlich mit meiner Bitte gewesen?

"Ich liebe dich, Claude", höre ich Dantes wundervolle Stimme. Und sie klingt ganz und gar nicht genervt. Sondern liebevoll und einen Hauch unsicher.

"Oh Dante!", japse ich ergriffen und schlinge meine Arme um seinen Nacken. "Ich dich auch! Du ahnst gar nicht wie sehr!"

Ich bin gerade einfach nur wunschlos glücklich!

Trotz des Sturms, der unbequemen Liegestätte und der drohenden Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden.

So verdammt glücklich ...
 

******

Drei Wochen später - Perfect

Drei Wochen später - Perfect


 

~Dante~

Claude, der neben mir sitzt, schaut auf die Uhr, die er am Handgelenk trägt.

"Ist es schon soweit?", frage ich ihn.

"Ja. Ich muss los, sonst schaffe ich es nicht mehr", antwortet er mir. Die Aufregung schwingt hörbar in seiner Stimme mit.

"Du machst das schon. Darin bist du doch geübt." Ich lächle ihn aufmunternd an.

Dankbar drückt er mir einen Kuss auf die Lippen.

"Danke. Liebe dich."

"Ich dich auch. Du rockst das!" Claude erhebt sich von seinem Stuhl.

"Bis gleich meine Lieben. Ich gehe mich mal eben 'frisch machen'."

Simone, die uns gegenüber sitzt, freut sich schon. Eigentlich freuen wir alle uns auf Claudetes Auftritt.

Die Band auf der Bühne spielt nette Swing-Musik und einige der Hochzeitsgäste tanzen ausgelassen dazu.

"Sind sie nicht ein süßes Paar", seufzt Simone zum bestimmt hundertsten Mal heute. Ich nicke und schaue Nicole und ihrem nun angetrauten Gatten Kai beim Tanzen zu.

Es war ein richtig schöner Tag heute, auch wenn ich anfangs total Bammel hatte, hier her zu kommen. Aber ich konnte Claudes Bitte, ihn zur Hochzeit seiner Nichte zu begleiten, einfach nicht ausschlagen. Doch die Nervosität legte sich schnell. Claudes Familie ist ein echt netter Haufen. Auch das Wetter hätte heute nicht besser sein können. Strahlender Sonnenschein, so wie es sich für eine Hochzeit gehört. Die Feier-Location ist ebenfalls einfach nur atemberaubend. Ein Schlossgarten. Exklusiver geht es anscheinend kaum, denn die Damen kommen alle nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ebenfalls Claude.

"Wenn wir heiraten, dann findet die Feier auch hier statt", hat er bei unserer Ankunft geschwärmt. Ich habe mich diskret im Hintergrund gehalten und so getan, als würde ich ihn nicht hören. Für Hochzeitspläne ist es definitiv noch zu früh. Wir sind schließlich erst seit drei Wochen ein richtiges Paar.

'Vier Wochen', blökt mein freches Hirn dazwischen.

Fein, dann vier Wochen, wenn man die 'Probezeit' mit einberechnet. Trotzdem noch zu früh, um das Aufgebot zu bestellen. Wir sind auch so glücklich miteinander. Richtig glücklich.

Inzwischen verbringe ich fast mehr Zeit bei Claude, als bei mir. Ich gehe nur in meine Wohnung, um Wechselkleidung zu holen. Und selbst das wird immer weniger, da mittlerweile mehr Kleidung von mir bei ihm liegt, als in meiner Wohnung.

Claude hat mir sogar eine Kommode im Schlafzimmer leergeräumt. Dabei braucht er den Platz, bei all den Klamotten die er hat. Claudetes Kleider, Perücken und Schuhe nehmen dabei den meisten Platz in Anspruch.

Auf meinen Einwand deswegen meinte er nur, er wolle sowieso den Hauseigentümer fragen, ob er die Rigipswand nebenan zur Rumpelkammer einreißen darf.

"Die ist ja zur Not wieder schnell aufgebaut", sagte Claude achselzuckend. "Denke, da wird er nicht nein sagen."

Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, es läuft alles darauf hinaus, dass ich langsam aber sicher bei Claude einziehe. Komischerweise macht mir dieser Gedanke überhaupt keine Angst. Etwas, dass ich nach Michaels Betrug niemals wieder für möglich gehalten habe. Ich hatte mir geschworen, niemals wieder für einen anderen Mann etwas aufzugeben. Tja. Diesen Schwur werde ich sicher bald brechen. Habe ich ja eigentlich schon. 'Ich müsste nur noch meine Wohnung kündigen ...'

Selbst meine Arbeit erledige ich bei ihm. Laptop sei Dank. Es würde also nichts mehr im Wege stehen …

"Noch etwas zu Trinken?" Ein Kellner steht an unserem Tisch. Ich lehne dankend ab. Es war erstmal genug. Jetzt warte ich gespannt auf Claudetes Auftritt und möchte ungern von einer vollen Blase abgelenkt werden.

Nicole kam letzte Woche zu uns … ähm zu Claude. (Entschuldigung. Freudscher Versprecher) Sie bat ihn, doch auf der Hochzeitsfeier als Claudete aufzutreten. Claude war total nervös deswegen, sagte aber zu, weil er ihr diesen Wunsch nicht abschlagen konnte.

Was genau er für die kleine Show geplant hat, weiß selbst ich nicht. Er hat zusammen mit Betty geprobt, so viel hat er mir verraten. Aber was genau er gleich da vorn auf der Bühne tun wird, durfte selbst ich nicht erfahren. Es muss jedenfalls etwas ganz anders sein, als er sonst im Programm hat. Sonst wäre er nicht so aufgeregt. Heute Morgen war ihm sogar kurz richtig übel und ich musste gut auf ihn einreden, damit er nicht stiften geht.
 

Dabei ist er sonst immer so mutig. 'Es sei denn, es zieht ein Gewitter auf', denke ich grinsend.

Die Erinnerungen an der Nacht in der Scheune werden wieder wach. Seitdem hat sich unsere Probebeziehung zu einer festen Beziehung gewandelt. Und 'Schuld' daran waren nur diese magischen kleinen drei Worte.

Als ich sie ausgesprochen habe, war Claudes Angst vor dem Sturm wie weggeblasen. Nun, wir hatten auch andere Dinge im Kopf …

Der Morgen danach war allerdings … nun sagen wir … überraschend. Man wird halt nicht jeden Morgen von einem grimmig dreinblickenden Bauern geweckt, der mit einer Mistgabel vor einem steht.

Eigentlich war der rüstige Mann ganz nett. Und nachdem wir ihm erklärt haben, dass wir in seiner Scheune Schutz vor dem Gewitter gesucht haben, ließ er uns zum Glück auch unbehelligt gehen. Der Schreck in der frühen Morgenstunde war dennoch groß gewesen.

Und ich mag nicht wissen, was im Kopf des Bauern vorgegangen ist, als er Claude und mich eng umschlungen im Heu vorgefunden hat. Wenigstens waren wir nicht nackt. Nicht gänzlich ...
 

Der Stuhl neben mir, auf dem Claude zuvor gesessen hat, wird weggerückt. Ein übervolles Glas Rotwein landet vor mir auf dem Tisch, sowie die dazugehörige Flasche.

Jean-Marie, Claudes Vater, setzt sich neben mich.

"Nun, Dante. Hast du darüber nachgedacht?", fragt er mich. Ich muss grinsen.

"Du kannst mir gern deine Steuererklärung vorbeibringen. Aber einen Familienrabatt bekommst du trotzdem nicht."

Er fängt polternd an zu lachen und schlägt mir auf die Schulter.

"Geschäftssinn hast du. Gut zu wissen." Er hebt sein Glas und hält es auffordernd hin. Da kann ich mich unmöglich vor drücken. Das habe ich vorhin schon versucht. Hat aber nicht geklappt. Nicht bei einem trinkfesten Franzosen.

Als Jean-Marie gehört hat, dass ich Steuerberater bin, hätte er mir am liebsten sofort seine Buchhaltung in die Hand gedrückt. Ich hatte gleich einen Stein bei ihm im Brett.

Ich nippe an meinem Wein, der richtig gut schmeckt. Nur bekomme ich von Wein immer furchtbares Sodbrennen. Also mache ich etwas langsam und schnappe mir noch ein Stück Baguette dazu, das in kleinen Körbchen auf dem Tisch steht.

Ich unterhalte mich noch eine Weile lang mit Jean-Marie. Ausnahmsweise mal nicht über Zahlen. Er erzählt mir viel über seinen Schlüsseldienst, der gar nicht so klein zu sein scheint, wie ich dachte. Neun Angestellte, vier davon festangestellt, arbeiten für Jean-Marie. Dazu hilft Claude immer mal wieder aus.

Über Claude unterhalten wir uns auch. Und irgendwie, ich weiß nicht wie es passieren konnte, verspreche ich Jean-Marie, ganz zur Freude seiner Frau Simone, dass ich bald mal zu ihnen zu Besuch komme und meine Eltern, sofern sie denn möchten, auch mitbringe.

Na die werden sich auch riesig freuen. Als ich ihnen Anfang der Woche am Telefon erzählt habe, dass ich wieder mit jemanden zusammen bin, waren sie ganz aus dem Häuschen. Meine Mutter besonders. Ihr hat das mit Michael richtig leid getan. Sie mochte ihn sehr … Hoffentlich schließt sie Claude auch so sehr ins Herz. Aber da mache ich mir weniger Sorgen drüber. Claude muss man einfach lieben. Das meint auch Colin, der nicht weniger aus dem Häuschen war, nachdem er erfahren hat, dass die Probezeit offiziell herum ist.

Apropos Colin. Das mit ihm und seinem dämlichen DJ geht immer noch. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Soweit scheint es dem Kleinen ganz gut zu gehen, aber er redet auch nicht viel mit mir darüber. Irgendwas scheint da im Busch zu sein, doch solange Colin nicht den Mund aufmacht, kann ich ihm auch nicht helfen. Mal sehen, wie das weitergeht.
 

Die Musik verstummt.

"Ah! Geht es jetzt los?" Jean-Marie dreht sich Richtung Bühne. "Da bin ich mal gespannt, was der Junge macht."

"Claudete, Jean! Merk dir das endlich mal", zischt Simone ihren Ehemann an und bewirft ihn sogar mit einer zusammengeknüllten Serviette.

"Ist ja gut", gurmmelt er und rückt seinen Hosenbund zurecht, um sich bequemer hinsetzen zu können. Ich grinse bloß.

Soweit ich weiß, hat Claudes Vater noch nie einen Auftritt von Claudete gesehen. Er tut sich damit immer noch schwer, auch wenn er es akzeptiert. Dagegen kommt er sehr gut damit klar, dass Claude schwul ist.

Jemand räuspert sich. Einer der Musiker steht vor dem Mikrophon.

"Ladys und Gentleman", tönt es aus den Lautsprechern. "Ich freue mich, Ihnen nun eine ganz besondere Frau ankündigen zu dürfen." Es geht los!

Jetzt werde auch ich nervös. Innerlich drücke ich alle Daumen für Claudete und hoffe, dass sich ihre Aufregung etwas gelegt hat.

'Ich denk an dich, Baby.'
 

~Claude~

Ich höre kaum, was der gut gekleidete Musiker vor dem Mikro sagt. Ich warte nur gespannt auf mein Zeichen.

Gott! Mein Herz schlägt so schnell, dass mir schwindelig wird! So nervös war ich noch nicht mal bei Dantes und meinem ersten Mal. Na gut. Da war ich ja auch ziemlich beschwipst. Trotzdem. Ich habe richtig kalte Füße. Dabei stecken die in meinen blauen Lieblingspumps.

Ich atme einmal tief ein und wieder aus. Meine schweißnassen Hände versuche ich an meinem blauen Sommerkleid trocken zu wischen. Das hilft nur leider nicht wirklich. Wirsch wische ich eine meiner braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie hat sich anscheinend aus meiner Hochsteckfrise gelöst. Egal. Ein kurzer Blick in das spiegelnde Glas des kleinen Kühlschranks, der hier für die Musiker für kalte Getränke sorgt. Die Frisur sieht noch vorzeigbar aus. Ganz im Gegensatz zu meinen Nerven. Die sind zum Reißen gespannt.

'Hoffentlich wird das was', bete ich stumm.

Wie konnte ich mich auch nur auf Bettys Vorschlag einlassen? Dabei kann ich das doch gar nicht.

'Klar kannst du das! Zieh es durch, Süße!', höre ich Bettys dunkle Rumpelstimme in meinem Kopf.

'Wenn ich das hier überlebe, bekommt sie von mir eine dicke Sahnetorte. Mit Marzipan, Schokolade und essbarem Glitzerstaub.'

"Darf ich nun um einen herzlichen Applaus bitten? Für die einmalige, wundervolle und strahlende Mrs. Claudete Le Coq!" Na wenigstens hat er mich gebührend vorgestellt. Und auch richtig. Denn seit Dante und ich fest zusammen sind, nenne ich mich nun nicht mehr Miss sondern Mrs.

Noch einmal tief einatmen … alle Unsicherheiten wegschieben … Claudete? Du bist dran. Und denke daran, was Dante gesagt hat: Rock das Ding weg!
 

~Dante~

Wir klatschen alle laut. Ich lasse mich sogar zu einem lauten Pfiff hinreißen. Hey! Ich darf das. Ist schließlich mein Baby da oben.

Und dann schwebt Claudete über die Bühne. Mit brünetter Perücke, einem luftigen, hochgeschlossenen königsblauem Sommerleid, das ganz ungewohnt für sie sehr schlicht aussieht. Allein die blauen Schuhe glitzern ein wenig und in ihrer Hochsteckfrisur sind ein paar Kunstblüten eingearbeitet.

"Sieht sie nicht toll aus?", quietscht Simone und klatscht so schnell, dass es jedem Kolibri Ehre machen würde.

Ich erhasche einen kurzen Blick auf Jean-Marie, doch ich kann beim besten Willen nicht sagen, was er von seinem Sohn dort oben auf der Bühne hält.
 

Der Applaus brandet langsam ab und mir fällt erleichtert auf, dass Claudete immer relaxter da oben wird. Sie befindet sich in ihrem Element.

'Ich wusste, dass du das hinbekommst', denke ich voller Stolz.

Sie steht vor dem Mikrofonständer, lächelt und wartet, bis alle ruhig sind.

"Ihr könnt ruhig noch länger klatschen", schallt ihre tiefe Stimme durch die Lautsprecher. Amüsiertes Lachen. Simone fängt erneut an zu klatschen und bekommt dafür von Claudete einen Handkuss zugeworfen.

"Danke Mutti. Du bist die Beste", säuselt Claudete ins Mikro. "Aber mal jetzt im Ernst, ihr Lieben. Wir sind ja nicht hier, um mich bewundernd anzuschmachten. Obwohl …" Wieder Lachen. Claudete richtet ihren Blick auf das Brautpaar, die an einem Tisch ein paar Meter vor der Bühne sitzen.

"Meine liebste Nicole. Mein herzensguter Kai. Ihr beide habt es endlich gewagt euch das Jawort zu geben. Nach all den Jahren, die ihr euch kennt, liebt und auch mal gezofft habt, seid ihr nun hier, miteinander verbunden. Ein Leben lang.

Das was ihr habt, ist nicht selbstverständlich. Viele Menschen suchen ewig nach ihrem Seelenverwandten. Ihr habt ihn gefunden.

Ich wünsche Euch, dass das Glück für immer bei Euch bleibt. Und dass euch kleine Streitereien und schreiende Kinder, die hoffentlich bald durch euer Haus trappeln werden, stärker machen und eure Liebe nur noch festigen." Einstimmiges Klatschen. Vorn tupft sich Nicole mit einem Taschentuch die Augen ab und auch ich muss aufpassen, dass meine Augen nicht feucht werden. Dass ich so nah am Wasser gebaut bin, hätte ich auch nicht gedacht. Die Hochzeit hat meinen inneren Softie zum Vorschein gebracht, fürchte ich.

"Nicole? Du hast dir von mir eine kleine Performance gewünscht. Natürlich habe ich dir diesen Wunsch nur allzu gern erfüllt. Allerdings wird das heute keine meiner üblichen Shows." Claudete legt einen schelmischen Gesichtsausdruck auf. "Für nackte, knackige Kerle war kein Budget mehr übrig."

Das Lachen des Publikums geht in der leisen Musik unter, welche die Band nun anstimmt.

"Nicole. Kai. Ich tue jetzt etwas, was ich noch nie zuvor gemacht habe. Und zwar nur für euch. Wenn also jemand auf Schmerzensgeld besteht, bitte wendet euch vertrauensvoll an das Brautpaar." Okay. Nun werde ich erst recht neugierig. Was hat sie geplant?

"Ein kleines Vögelein hat mir gezwitschert, dass es da einen Song gibt, der euch beiden sehr viel bedeutet", beginnt Claudete. Und ich ahne bereits, was gleich kommen wird.

'Sie wird singen?' Claude will tatsächlich singen?

"Ich bete, dass ihr hiernach immer noch so viel für dieses Lied übrig habt und ich ihn euch nicht gleich vermiese." Claudete greift sich an die Brust und nickt den Musikern hinter ihr zu. "Das ist für euch, meine Süßen."

Die ersten Takte des Liedes beginnen. Ich kenne mich zwar mit der heutigen Musik nicht so aus, doch diese Melodie kenne ich. Es ist auch eins von Colins Lieblingsliedern. Perfect von Ed Sheeran

Kein Wunder, dass Claude die ganze Woche über so nervös war. Selbst ich weiß, dass man diesen Song nicht mal einfach so runtersingt.

Claudete stellt sich dichter ans Mikrofon, umklammert es fest und atmet ein. Ich dagegen halte die Luft an.
 

I found a love for me

Oh darling, just dive right in and follow my lead

Well, I found a girl, beautiful and sweet

Oh, I never knew you were the someone waiting for me

'Cause we were just kids when we fell in love

Not knowing what it was
 

"Oh Gott", schluchzt Simone mir gegenüber und sucht nach Jean-Maries Hand, die immer noch das Weinglas umklammert. "Ist das schön." Verdammt ja, das ist es!
 

I will not give you up this time

But darling, just kiss me slow, your heart is all I own

And in your eyes, you're holding mine
 

Claudetes Stimme ist um einiges tiefer, als die von Ed Sheeren. Aber das tut dem kein Abbruch. Ich bekomme eine Gänsehaut und in meiner Brust wird es eng.
 

Baby, I'm dancing in the dark with you between my arms

Barefoot on the grass, listening to our favourite song

When you said you looked a mess, I whispered underneath my breath

But you heard it, darling, you look perfect tonight
 

Ich kann meine Augen gar nicht mehr von Claudete lassen. Ein Herz schlägt schnell und ich bin froh, dass ich sitze. Weshalb auch immer Claude so nervös gewesen war, es war unnötig. Ich könnte ihm ewig zuhören!
 

Well I found a woman, stronger than anyone I know

She shares my dreams, I hope that someday I'll share her home

I found a love, to carry more than just my secrets

To carry love, to carry children of our own

We are still kids, but we're so in love
 

Fighting against all odds

I know we'll be alright this time

Darling, just hold my hand

Be my girl, I'll be your man

I see my future in your eyes
 

Claudes Blick trifft mich. Unsicherheit flackert in ihnen. Ich lächle ihm zu, mache ihm Mut. Es klappt, denn er lächelt erleichtert zurück.
 

Baby, I'm dancing in the dark, with you between my arms
 

Claudete zeigt auf mich und zwinkert mir zu. Grinsend beiße ich mir auf die Unterlippe. Mein kleiner Spinner.

Nicole und Kai sind anscheinend irgendwann während des Songs aufgestanden und tanzen nun eng umschlungen miteinander, was ich gar nicht mitbekommen habe. Kein Wunder. Meine Augen kleben an Claudete. Ebenso meine Ohren und mein armes Herz, dass immer noch so verflucht schnell schlägt.
 

Barefoot on the grass, listening to our favorite song

When I saw you in that dress, looking so beautiful

I don't deserve this, darling, you look perfect tonight
 

Claudete zupft das Mikrofon von der Halterung und kommt langsam die zwei Stufen der Bühne hinab. Nicole drückt ihr im Vorbeigehen die Hand. Doch dann setzt mein Herz für ein, zwei Schläge aus. Claudete kommt genau auf unseren Tisch zu.

Einladend hält sie mir ihre Hand hin. Oh Verdammt!

Meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an, als ich die mir dargereichte Hand ergreife und aufstehe. Claudetes Arm legt sich auf meine Schulter und ich umfasse ihre Taille.
 

Baby, I'm dancing in the dark, with you between my arms

Barefoot on the grass, listening to our favorite song

I have faith in what I see

Now I know I have met an angel in person

And he looks perfect

I don't deserve this

You look perfect tonight
 

Die letzten Töne klingen aus.

"Du bist ein Spinner", raune ich ihm leise zu, doch man kann es trotzdem dank des Mikrofons über den gesamten Schlosspark hören. "Mein Spinner."

"Na das hoffe ich doch", gluckst Claude, legt das Mikrofon auf den Tisch vor seinen Vater und zieht mich an sich.

Keine Ahnung, wieso die Leute so begeistert Klatschen. Wegen Claudes Gesang oder wegen unseres nicht sehr jugendfreien Kusses, der noch so viel mehr verspricht … Nicht nur für den heutigen Abend, sondern für hoffentlich ganz, ganz lange Zeit ...
 

Ende
 

Oh Je! Ende? Echt jetzt? Nach all der Zeit?

Ich bin ganz ergriffen *Tränchen wegwisch*

So viel Zeit habe ich mit Dante und Claude verbracht. Immer wieder den Text von vorn durchgelesen, weil ich einfach diese verdammte Schreibblockade nicht los geworden bin. Und jetzt, so plötzlich, floss das letzte Drittel der Geschichte einfach so aus meinen Händen.

Ende. Und dann auch noch so ein kitschiges Ed Sheeren Ende. Das ich das noch erleben durfte *weiteres Tränchen wegwisch und mit Simone um die Wette heule*

Apropos Ed Sheeren. Die Rechte an dem Songtext liegen natürlich bei ihm. Und am Schluss heißt es darin natürlich nicht He sondern She. Claude war so frech und hat es für seinen Dante abgeändert ;-)
 

Und wenn ihr, so wie ich, wegen den beiden unter Trennungsschmerz leidet, kann ich euch schon mal beruhigen. Es gibt ein kleines Wiedersehen mit den beiden Chaoten.

Beat of your Heart ist in Arbeit und wird hoffentlich auch bald bereit für die große weite Welt sein.

Ich hoffe, es hat euch gefallen und wir lesen uns bald wieder.

Eure Fara, die jetzt erstmal Claude zum Trost-Knuddeln herbeizitiert. ;D
 

Claude: Schschsch Fara *übers Köpfchen streichel* Du darfst doch jetzt nochmal bei Kapitel eins anfangen und auf Fehlersuche gehen.

Fara: *schnief* stimmt. Kommst du mit?

Claude: Nö. Ich will mir jetzt Dante schnappen und mit ihm im Schlosspark verschwinden. Dort hinten gibt es einen kleinen Pavillon. Und in meinem Handtäschchen sind nicht nur Make-Up und Taschentücher …

Fara: Pff! Dann geht doch ohne mich *schmoll*



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Niua-chan
2022-01-09T20:53:33+00:00 09.01.2022 21:53
Ein sehr schönes und Kitschiges Ende. Aber ich mag Kitsch von daher war es toll zu lesen. Vielen Dank für die Geschichte der beiden und dann lesen wir uns bei "Beat of your Heart" wider...
Von:  Niua-chan
2022-01-09T20:51:09+00:00 09.01.2022 21:51
Dir ebenfalls ein frohes neues Jahr.
Ich freue koch sehr über das Ende und musste teilweise schmunzeln. Das Dante such schämt ist verständlich und die Vorstellung wir Claude ihn in seinem Glitzeroutfit auf Händen raisgetragen hat ist wirklich genial.
Das Datr klang sehr schön, hat Dante gut gemacht. Ich habe mitgezittert als er endlich seine Liebe gestehen wollte und es nicht geklappt hat. Zum Glück ging es dann doch ^^
Von:  Niua-chan
2021-07-28T20:28:01+00:00 28.07.2021 22:28
Oh man da hat Claudete den armen Dante mal eben ins kalte Wasser geworfen.... nach Beziehung auf Probe sieht das nicht aus. Das Dante sich betrunken hat kann ich verstehen XD
Von:  BloodyAugust
2021-07-26T06:16:56+00:00 26.07.2021 08:16
Ich versuche mich gerade zu erinnern, ob ich die Geschichte von Michael und Simon kenne. Alle haben soviel Scheiss durch und ich kann es so gut verstehen.
Derzeit geht es mir etwas wie Dante, das Herz zertrampelt von der Liebe deines Lebens. Ich kenne diese Angst sich auf etwas neues einzulassen. Das Gefühl nicht bereit zu sein, dass einer noch einmal Dir so viel Schmerz zufügt. Diese Story hat mich echt etwas runter gezogen. Es wäre so schön, wenn es im Leben wirklich Happy Ends geben würde. Leider ist das nicht.

Du fesselst mich nach wie vor, es prickelt angenehm und glühend heiß wenn es hier zur Sache geht. Und ich bin schon sehr gespannt auf Colins Geschichte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich da viel Heulen werde.
Antwort von:  Fara_ThoRn
28.07.2021 15:05
Die Story über Michael gibts nicht. Und wird es auch nicht geben, weil ich die beiden nicht leiden kann *fg*
Sie werden evt. in Bennys Geschichte mal vorkommen, bzw wenn nur Michael. Mal sehen. Aber wenn auch nur ganz kurz. Selbst Claude habe ich dort noch nicht auftauchen lassen *lach*
Och je! Lass dich nicht runterziehen, auch wenns schwer fällt. Irgendwann geht es wieder aufwärts, vielleicht nicht gerade mit einem zuckerrosafarbenen Happy End, aber man kann zurückblicken und sagen: Ja, es war schwer, aber es hat mich auch weiter gebracht. Vielleicht bereut man vieles, aber das gehört dann eben dazu.
Bei Colin wirds wirklich etwas deftiger. Ich bin gerade an einer Stelle, an der es sich langsam zuspitzen wird und die Ideen für den weiteren Plot sind auch nicht wirklich seichte Unterhaltung. Na wir werden sehen. Ich bin selbst schon gespannt, wie ich Colin und Malik ans Ziel bringen werde.
Antwort von:  Fara_ThoRn
28.07.2021 15:06
Edit: Eigentlich wollte ich nun an meiner neuen Idee weiterschreiben, aber ich glaube, ich setz mich jetzt doch an Colins Story. Und du bist Schuld xDD
Antwort von:  BloodyAugust
28.07.2021 19:06
Ach das hast du schön gesagt. Es sind halt solche kleinen Bemerkungen, die mich dann auch wieder hoch holen. Danke dafür.

Wieso bin ich Schuld? Ich bin dein treuester Fan T^T ich brauch Stoff XDDDDDD
Von:  Niua-chan
2021-07-25T20:54:27+00:00 25.07.2021 22:54
Es ist schön das es mit den beiden weitergeht... vor allem so positiv und ohne ein erneutes Gefühlschaos. Also zumindest die negative Variante, denn was die beiden da betreiben hat schließlich viel mit Gefühl zu tun und ist eindeutig erwünscht XD
Die verschiedenen Sichtweisen der beiden lesen sich toll und ich hoffe das Dante auch die restliche Scheu überwindet und Claude sich mit deine Liebesbekundungen nicht mehr zurück halten muss
Antwort von:  Fara_ThoRn
28.07.2021 14:59
Ich glaube, Claude bekommt ihn bald schon weichgeklopft ;-D
Von:  BloodyAugust
2021-07-25T17:28:32+00:00 25.07.2021 19:28
Hach es ist so lang her, als ich damals mit deiner ersten Story anfing und ich denke ich sollte auch alle einmal wieder nach und nach lesen. Wie ich sie vermisst habe, diese lieben Chaoten <3 und ich freue mich so, das es weitergeht.
Antwort von:  Fara_ThoRn
28.07.2021 14:57
Ich will ja auch ständig mal wieder meine 'Alten Hasen' zu Gemüte führen, aber es gibt auch ständig so viele neue tolle Bücher zu entdecken. Und wenn mir eins von einem Autoren gefallen hat, suchte ich gleich all seine anderen auch hinterher *gg*
Antwort von:  BloodyAugust
28.07.2021 19:04
Ja das mach ich meistens auch *lach*
Von:  Usaria
2020-12-10T16:20:04+00:00 10.12.2020 17:20
Hallo Fara! Diese 8-Bahnfahrt. Ich krieg noch die Käsekrise! Wie Bino immer von Bim,Bam, Bino sagte. Die Zwei! machen mich noch ganz wuschellig! Ich weiß was ich mache. Ich lade sie zum Pralienen machen ein und schließe die Wohnzimmertüre ab. Äh ist das einzige Zimmer mit Schlüssel. Und lasse sie erst wieder raus, nachdem ich liebes Geräusche gehört habe.
Claude: "Die übrige Schokolade bitte flüssig halten!"
Ich: "Keine unanständigen schmutzigen Schokospielchen im Wohnzimmer auf`m Sofa!"
Claude: Was du wieder denkst? So versaut bin ich dann doch wieder nicht!
Ich: "Wers glaubt? Wieso dann flüssig halten?"
Claude: "Damit ich...upps...Äh! Ich glaube dann doch lieber bei mir zu Hause!"
Antwort von:  Fara_ThoRn
28.07.2021 14:56
Bilder in meinem Kopf! O_______O
Wo bekomme ich jetzt auf die Schnelle genug Schokolade her, um Dante in einen Schokolutscher zu verwandeln? XD
Von:  Usaria
2020-12-02T21:28:49+00:00 02.12.2020 22:28
Hallo Fara

Ach du liebes Lottchen. Wie das Leben eben so spielt. Die zwei haben es wirklich nicht leicht. Und "Hallo Leute! Jetzt geht sie wieder los die 8-Bahnfahrt! Steigen sie ein und erleben sie das volle Liebes.Chaos-Drama mit unseren beiden Hauptdarstellern Dante und Claude!"
Von:  Usaria
2020-12-01T23:23:46+00:00 02.12.2020 00:23
Hallo Fara

Na endlich, kommt da mal Fahrtwind auf. Ja gebranntes Kind scheut nun mal das Feuer. Aber ich glaube Claude wird´s schon noch schaffen. Ja du bist eine kleine Hexe. Nun da ich schon einige Geschichten von dir gelesen habe, weiß ich, wenn ein Kapitel nicht doppelt ist, dann werden sexuelle Handlungen nur angedeutet oder es kommt ein Cliffhanger! Hab dich schon durch schaut. Freue mich schon auf´s nächste Kapitel.
Von:  Niua-chan
2020-11-30T09:20:15+00:00 30.11.2020 10:20
Hallo,
dieses auf und ab in den zwischenmenschlichen Beziehungen die du beschreibst ist wirklich spannend und ich fiber der Auflösung entgegen. Wirklich toll geschrieben ^^


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