Bird of Paradise von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 7: Zukunft ------------------ 7. Nachdem ich ihm das Versprechen gegeben hatte, kehrten wir zu den anderen zurück und wurden in die Tänze und Saufereien hineingezogen. Yosuke schien erleichtert und auch wenn mein Herz blutete, so war ich auch froh. Wir hatten uns Freundschaft versprochen. War dies nicht das höchste Gut von allen? Es vergingen drei Jahre bis ich Yosuke wiedersehen sollte. Wir hatten uns bei unserem Abschied versprochen zurück zu Manolo zu gehen und dort auf den anderen zu warten. Als dieser Tag endlich gekommen war, löste sich unsere Division auf, wie das Nest einer Ameisenkolonie. Es wimmelte in alle Himmelsrichtungen und meine Beine trugen mich so schnell es ging nach Hause. Völlig außer Atem und voller Dreck kam ich drei Tage später an der Bar an. Freudig schlug mein Herz, als ich sah, dass das Gebäude noch stand. Gleich würde ich ihn wiedersehen, so dachte ich und stürzte die einzelne Stufe hinauf, riss die Tür fast aus dem Schloss und erkannte eine Person direkt vor mir. Wie damals schon schneite es gerade, was ungewöhnlich für diese Jahreszeit war und erinnerte mich an den Abend, an dem ich Manolo kennenlernte. Doch es erwarteten mich nicht die blaugrauen Augen meines Bruders, direkt vor mir. Sondern die braunen mit dem Silberstreif. “Siakoh!”, erfasste mein Gegenüber und zog mich sofort in seine Arme. “Du lebst!” “Yosuke!”, erwiderte ich und presste mich an ihn. Seine Nähe war die Gewissheit, dass er es geschafft hatte. Wir hatten unser Versprechen gehalten. “Wie lange bist du schon hier?!” “Ich kam vor zwei Tagen an.”, erklärte er und schob sich aus meinen Armen um mein Gesicht zu erfassen. “Gott, bin ich froh!” “Ich auch.”, gab ich zu und spürte das Kribbeln der Tränen in meinen Augen. Doch ich unterdrückte es und sah an ihm vorbei. “Ich muss zu Manolo und ihm zeigen, dass ich zurück bin!” “Warte!”, hielt Yosuke mich auf, als ich loslaufen wollte. Dies ließ mein Herz kurz stehenbleiben. Wieso hielt er mich auf... “Er ist nicht hier.” “O-Okay... ist er einkaufen?”, fragte ich vorsichtig nach. Das ungute Gefühl ließ sich nicht so leicht abschütteln und breitete sich noch immer wie Nebel um mein Herz. “Siakoh.”, wisperte er und nahm meine Hand in seine. Das Gefühl schlang sich blitzartig um mein Herz und drückte zu. Wie eine Schlange, die ihr Opfer ergriff und zu ersticken versuchte. “Er ist gestorben.” Der Boden gab nach, ich fiel. Es fühlte sich an als wäre ich so hoch hinaufgeflogen, wie ich es vermochte und dann hätte man mir die Flügel genommen. Von jetzt auf gleich, stürzte ich in die Tiefe, ohne jemals zu landen. Der Schrei, der sich aus meinem Hals löste, war laut, doch nur dumpf in meinen eigenen Ohren. Ich ging in die Knie und wurde sofort umarmt. Yosuke zog mich in seinen Arm, klammerte sich um mich, als wollte er mich mit seinem Körper vor dem schützen, was aus meinem Inneren zu platzen drohte. Wie ein Parasit, der in meinem Herzen gereift war und mich nun verlassen würde, vergiftete mich das Gefühl, die Liebe zu meinem Bruder und drohte mich zu ersticken. “Ruhig.”, flüsterte Yosuke an meinem Ohr und endlich begann ich wieder zu atmen. Dies war die Erlösung aus dieser lähmenden Gewissheit. Ich würde Manolo nie mehr wiedersehen. Tränen schossen augenblicklich in meine Augen und ich vergrub mein Gesicht an Yosukes Brust. Lautstark wie ein Kind, weinte ich und das über Stunden. Ich bemerkte nicht mal, wann er mich auf seine Arme nahm und in mein Bett getragen hatte. Es war noch alles so wie damals, als ich einberufen wurde. Als ich die Kissen im Rücken spürte und Yosuke zusah, wie er sich auf die Bettkante setze, erwiderte ich seinen Blick. “Willst du wissen was geschah?”, fragte er vorsichtig. Es schien ja so, dass keine Bombe für seinen Tod verantwortlich gewesen war. Also nickte ich. “Er starb durch einen Infekt, sagte mir Catarina.”, begann er zu erzählen. “Sie ist noch hier?”, fragte ich zitternd. “Nein, sie ging, als ich ankam. Sie hat hier nur auf dich gewartet, weil Manolo es ihr am Sterbebett als Versprechen abgenommen hatte. Er hatte es dir versprochen und wollte dies nicht brechen.” “So ein Penner!”, schluchzte ich und drehte mein Gesicht ins Kissen. “Er ist so ein Arschloch!” “Catarina zeigte mir sein Grab.”, begann Yosuke weiter zu reden und streichelte mir über den Rücken. “Wollen wir es besuchen gehen?” “Ich weiß nicht.”, zitterte meine Stimme. Doch eigentlich spürte ich, dass ich es wollte und setze gleich hinterher. “Ja, ich will ihn besuchen.” “Okay. Ich warte unten auf dich.”, erklärte Yosuke und stand auf. “Ach und diese Kleidung hat er wohl für dich herlegen lassen. Catarina sagte mir, dass sie nichts aus diesem Zimmer angerührt hätte. Es wäre nun alles deins.” “Ist gut.”, nuschelte ich und lauschte seinen Schritten, als er den Raum verließ. Einige Minuten blieb ich liegen und fühlte mein blutendes Herz, bis ich mich aufraffte und zum Stuhl sah. Dort lagen meine einstigen Kleidungsstücke, wie an dem Tag, als er mir diese Bar gezeigt hatte. Diese wunderbare Welt, in die er mich aufnahm und einbrachte. Die Welt, in der ich mich wohlfühlte. Ich stand auf und zog mich um. Die Uniform landete sofort in der Mülltonne und ich würde mich sputen diese loszuwerden. Auch wenn es hieße sie im Kamin zu verbrennen. Diese dumme Pflicht, der ich mich selbst verschrieben hatte, hatte mir meinen Manolo weggenommen. Ich hätte an seinem Krankenbett sein sollen und ihn pflegen, so wie er es damals getan hatte. Niemand anderes. Er hätte mir alles sagen können, was gesagt gehörte und ich hätte bei ihm gelegen, als er seinen letzten Atemzug getan hatte. Als ich das Hemd vom Stuhl zog, flog mir ein Stück Papier entgegen, welches ich noch im Flug auffing und starr betrachtete. Auf dem gefalteten Blatt stand das Wort Bruder. Es schien ein Brief zu sein und meine Finger begannen zu zittern. Vor einigen Minuten hatte ich mir noch gewünscht seine letzten Worte gehört zu haben, nun lagen sie in meiner Hand und ich traute mich nicht sie zu lesen. Was war ich doch für ein Feigling. “Öffne ihn. Es wird dir einiges leichter machen.”, hörte ich Yosukes Stimme und musterte ihn in der Tür lehnend und rauchend. “Hat er dir damals einen Brief gegeben?”, antwortete ich mit einer Gegenfrage. “Wer?”, fragte er verwirrt und schien doch auf eine Idee zu kommen. “Du meinst Kusuri?” “Wenn das der Name deiner Liebe ist.”, antwortete ich. “Gab er dir einen Brief zum Abschied?” “Nein!”, wies Yosuke ab, sah zum Boden und dann wieder in meine Augen. “Deshalb ist es so wichtig, dass du diesen Brief liest. Du hast wenigstens ein paar Worte. Und ich denke Manolo wird dir keine Vorwürfe hinterlassen haben.” “Dieser Kusuri ist echt ein Arsch!” “Lies den Brief, Siakoh!”, befahl er nun und lenkte das Thema zurück. “Ist ja gut...”, antwortete ich und zog zuerst das Hemd über, knöpfte es zu und nahm dann den Brief zur Hand, als ich mich auf den Stuhl sinken ließ. “Was stand in dem Brief?” “Du willst wirklich eine wortwörtliche Erklärung einer so intimen, an mich adressierten Nachricht, liebe Autorin? Du bist ja schlimmer als jeder Paparazzo!” “Wenn du nicht willst, musst du nichts erzählen...”, hielt die Beta dem bösen Blick zur Autorin, die auf der rechten Seite des Vogelmannes saß, stand. “Es ist, wie du sagst, ein Brief von Manolo an dich. Das geht uns nichts an!” “Auch wenn es dir in der Seele brennt es zu erfahren, nicht?”, kitzelte er ihre Neugierde heraus. Die Beta tat nur kurz ertappt und lehnte sich dann an seiner Schulter an. “Es liegt an dir.” “Dann würde ich es gerne für mich behalten.”, machte er klar. “Was?!”, griff die Autorin ein. “Seine Geschichte, seine Sache, wie weit er ausholt!” “Niemand lässt mir hier meinen Drama-Spaß!” “Hallo? Schätzchen! Ich biete dir hier DAS Drama schlechthin, also halt dich mal etwas zurück.” “Ist ja gut...”, schnappte die Autorin und machte sich ganz klein. “Manolo hatte mir seinen gesamten Besitz hinterlassen. An seinem Grab verabschiedete ich mich noch einmal richtig von ihm und legte ihm eine meiner Federn auf die Erde. Das tue ich noch heute, jedes Jahr. Yosuke half mir damals alles aufzulösen und hatte den Vorschlag gemacht zu reisen. Zunächst taten wir dies mit dem Zug und erkundeten alle Länder Europas, welches sich nur langsam von den Strapazen des Krieges erholte. Hier und da gingen wir unserem Beruf als Arzt und Pfleger nach, erwirtschafteten uns etwas Geld und lebten in kleinen Wohnungen. Yosuke hatte sich etwas Geld aus alten Zeiten angespart und überraschte mich Anfang der 50er Jahre mit einer Cessna 172 Skyhawk in Rot. Er war so begeistert davon, dass wir ohne lange darüber nachzudenken, alles abbrachen und losflogen. Wir landeten, wo es uns gerade passte, reisten so um die ganze Welt. Nur in Ländern, die zu warm waren, die ich allerdings bevorzugte, hielt er es nie lange aus. Sein “dickes Fell” mit dem ich ihn hier und da ärgerte, machte ihm die Hitze unerträglich. Dafür ging er aber auch meine Bedingung ein, nicht in Länder zu reisen, die Schnee hatten. Die Erinnerungen an Manolo krochen mit dem Schnee zurück in meine Erinnerungen und das brachte noch immer zu viel schmerzhafte Kälte in mein Herz. Als wir jedoch eines Tages in New York hielten, rutschte mir Manolos Brief seit langem das erste Mal wieder in die Hände. Ich las seine liebevollen Worte und das all seine Dinge nun mein waren. Sein Vermächtnis. Und als ich sah, wie offen die Menschen hier ihre Bars besuchten und der neuen Rock’n’Roll-Musik lauschten, kam mir, bei einem Bier an einer ihrer Theken, der Gedanke: “Lass uns eine Bar eröffnen!” “Hm?”, fragte Yosuke und setze seine Coca Cola ab. Er trug heute eine schwarze Lederjacke, dazu eine Skinny Jeans und rote Lederschuhe. Er hatte einen Faibel für Schuhe und kaufte sie gerne in außergewöhnlichen Farben. “Eine Bar?” “Ja, warum nicht?”, fragte ich und war sofort Feuer und Flamme. “So wie damals. Mit Kostümierung, singen und tanzen” “Meinst du denn, das würde besucht werden?”, fragte Yosuke weiter und nahm eine Pommes Frites, um sie in seinen Mund zu schieben. Die Gefühle für ihn hatten sich nicht gemindert, seit wir so gemeinsam reisten und jeden Tag miteinander verbrachten. Nie nahm er einen der Männer ernst, die bei so mancher Gelegenheit versuchten, sich an ihn ran zu machen. Seit er sein Haar wieder kürzer trug, war er noch begehrter und schickte seine Verehrer und Verehrerinnen vor allen, immer mit einem Seitenblick zu mir fort. Ich war sein Schutzschild geworden und war es gerne. Denn in den letzten Jahren, egal wie viel wir reisten und was wir sahen, erkannte ich seinen Schmerz. Seit Manolo fort war, konnte ich es nachvollziehen, wie es in seinem Herzen aussah. Vielleicht auch erst seitdem erkennen, wie allein Yosuke doch war, weil seine große Liebe nicht bei ihm war. Es schmerzte mich zu wissen, dass es so war. Dass er so dachte und mich nie wirklich in Betracht zog. Doch ich hatte ihm meine Freundschaft versprochen und würde dieses Versprechen halten, so wie ich es bei Manolo getan hatte und zurückgekehrt war. “Warum sollte es nicht besucht werden. Schwule gibt es auch heute wie Sand am Meer.”, wedelte ich mit der Hand und biss von meinem Burger ab. Er schmeckte unglaublich gut und war nirgendwo zu finden außer hier in Amerika. “Aber sie zeigen sich noch immer nicht direkt. Der Krieg greift doch noch weiter, als wir das gedacht haben.” “Mal nicht alles so schwarz und lass es uns versuchen. Wenn es nicht klappt, verhökern wir alles wieder und fliegen los.”, versuchte ich es ihm schmackhaft zu machen. Sein Blick ruhte auf mir und als er seufzte wusste ich, dass ich seinen Willen gebrochen hatte. Er würde mit mir diese Bar eröffnen. Wir flogen wenige Tage später zurück nach Europa, da ich mir wünschte die Bar in Frankreich zu gründen. Dort wo Manolo es getan hatte, sogar dieselbe Stadt. Das Haus, in dem die Bar damals gewesen war, existierte nicht mehr, aber wir fanden ein Objekt einige Straßen weiter. Direkt neben der Parfümerie, in der Yosuke damals das Parfum kaufte, welches ich noch immer besaß. Eines Nachts hatte er mir erzählt, dass es ihn an eine Blume aus seiner Kindheit erinnerte. Er hatte sie damals gefunden, nachdem man ihm aus dem Rudel geworfen und er als kleiner Junge umhergewandelt war. Nachdem er die Blume gepflückt hatte, erlag er einer Krankheit und wurde von seinem Ziehvater gefunden, der ihn gesundpflegte und dann zum Mediziner ausbildete, weil er selbst erkrankte. Der Geruch dieser Blume hatte damals sein Leben verändert, so wie ich es ebenso verändert hatte. Diese Worte hatten mich glücklich gemacht, doch es änderte dennoch nichts an dem, was zwischen uns stand. Wie gerne hätte ich ihm endlich gezeigt, dass ich ihm Liebe geben konnte, anders wie dieser Mann, der einfach über Nacht verschwunden war. Aber Yosuke hielt an ihm fest. Er würde irgendwann zurückkommen. Auch wenn ich nie verstand, was ihn dabei so sicher machte, schenkte ich ihm meinen Glauben und hielt mich zurück. Nachdem wir die Bar eingerichtet hatten, zwei Damen eingestellt hatten begann unser Etablissement den Dienst. Jeden Abend verwandelte ich mich in eine wunderschöne Frau, sang die neuesten Lieder und tanzte dazu. Immer galt mein Blick nur Yosuke, der den Barbetrieb tätigte und recht geschickt darin war, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Er war ein guter Verkäufer und lockte auch so manche Dame an besonderen Abenden hierher. Wir wollten unsere Kundschaft nicht aufteilen und gaben auch den Damen die Möglichkeit sich zu amüsieren. Yosuke tanzte zwar selten, hatte sich aber breitschlagen lassen und verwandelte sich ab und an auch mal in eine Frau. Ich vergötterte ihn immer mehr und konnte es bald nicht mehr unterdrücken ihm dies zu zeigen. Besonders als ich die Abende bemerkte, an denen er vermehrt trank, weil ihn der Liebeskummer wieder gepackt hatte, wollte ich, dass er diesen anderen Mann vergaß, zog ihn zum Tanzen durch sein Zimmer und munterte ihn auf. Eines Abends jedoch überraschte er mich. Es war weit nach Mitternacht und die Kunden seit einigen Stunden fort, als er wieder zur Flasche greifen wollte und ich seine Hand packte. “Tanz mit mir!”, hatte ich ihn gebeten und er stellte sich wie ein Mann vor mir auf, nahm meine Hände zum Walzer und begann. Lächelnd ließ ich diesen ruhigen Schritt zu und genoss, dass ich es schaffte ihn aus dem Sumpf des Kummers zu ziehen. Ohne ein Wort wirbelte er mich herum und wir nutzen die gesamte Größe des Raumes aus, bis das Lied endete und er mich in die Arme zog. “Kannst du mir verzeihen?”, hörte ich plötzlich seine flüsternden Worte und wusste nicht, was er meinte, als ich schon seine Hände an meinen Wangen spürte und kurze Sekunden später seine Lippen auf den meinen. Ich riss die Augen auf und wusste vor lauter Schrecken nicht, was ich tun sollte. Doch mein Körper reagierte sofort und natürlich auf diese Berührung. Meine Haare stellten sich in pochenden Zügen auf und ich legte meine Hände an seine Brust, während unsere Zungen sich trafen. Sein Atem war heiß und ich schmeckte seinen Speichel im Mund. Sein Körper setzte sich in Bewegung und er presste mich gegen die Bühne die gut einen Meter höher war als der restliche Boden. Er beugte sich immer weiter über mich, sodass ich mich ablegen musste und ihm zwischen meinen Beinen platz bot. Mein Herz schlug immer wilder und ich wusste nicht, wie mir geschah als sein Kuss immer drängender wurde und seine Hände sich neben meinem Kopf zu Faust ballten. Ich hörte das Knirschen in seinen Fingern, als er sich urplötzlich von mir wegriss und aufstellte. “Das...”, keuchte er und geriet in Panik. Er schob sich von mir weg und drehte sich um. “Yosuke!”, bat ich ihn zum Anhalten und ergriff in einem kleinen Vorstoß meiner Hand sein Handgelenk. “Bleib hier!” “Das ist ein Fehler!” knurrte er mich an und sah ebenso ernst aus. “Ich benutze dich nur und das ist nicht richtig!” “Yosuke ich habe nichts gegen diesen Kuss.”, gab ich ihm Gewissheit, dass ich es auch wollte. “Ich kann dir viel mehr geben, wenn du das willst. Ich liebe dich noch immer!” “Ich liebe dich auch... und wäre die Situation eine andere, wer weiß...Aber es ist, wie es ist.”, blockte er ab und zog seinen Arm aus meinem Griff. “Es tut mir leid Sia, aber ich kann ihn einfach nicht vergessen! Er besitzt mein Herz!” “Dieser KERL?!”, schrie ich ihn nun an, weil es mir reichte. Seit Jahren sah ich wie Yosuke immer wieder im Kummer versank und zur Flasche griff um dem Herr zu werden. Nichts machte ihn glücklich, außer mir und nun hielt er dennoch zu diesem Arschloch, weil er ihn angeblich liebte und hoffte er würde wiederkommen?! “Dieses Arschloch hat dich nicht verdient! Wie lange wartest du nun schon auf ihn und niemals hat er sich gemeldet! Niemals nur einen Brief gesendet oder sonstiges. Vergiss diesen Bastard endlich!” “Das kann ich nicht, Sia!”, brüllte Yosuke mich an und griff sich sogleich an die Stirn, vor Verzweiflung. “Ich könnte dich glücklich machen, Yosuke!”, hielt ich ihm die Lösung vor Augen. “Wenn du mich nur lässt, zeige ich dir meine Liebe und du wirst sicher glücklich damit!” “Das wäre dir gegenüber nicht fair!”, blockte er erneut ab, löste die Hand aus seinem Gesicht und sah mich erschöpft an. “Es tut mir leid, Siakoh.”, bat er und lief einfach aus dem Raum. Er ging nach oben, zu seinem Raum und ich blieb einsam zurück, lehnte an der Bühne und spürte die heiße Flüssigkeit auf meinen Wangen. Was sollte ich noch machen auf dieser Welt, um endlich geliebt zu werden? Aus Verzweiflung und Zorn packte ich die Tageseinnahmen in meine Hosentasche und verließ das Haus. Es war eine milde Nacht im Sommer und mein Hirn zu durchwühlt von den Emotionen. Ich konnte an nichts mehr denken, als mein gebrochenes Herz, das dennoch, so starrsinnig wie es ging, versuchte an Yosuke festzuhalten. Wieso tat es das? Warum er? Ich lief einige Straßen weit und an außerhalb der Stadt in den Wald. Ich brauchte absolute Ruhe und keine nervenden Autos, die hier und da herumfuhren. Ich wollte weg und meinen Gefühlen auf den Grund gehen. Mein Herz wusste nicht weiter und so ließ ich mich auf einem alten und hohen Baum nieder, lehnte mich an den stamm und zog die Beine zu mir. Der Mond schien hell wie damals als ich in dem Flieger für ihn getanzt hatte. Dort hatte er mich das erste Mal abgewiesen und gebeten sein Freund zu bleiben. Damals hätte ich verneinen sollen, dachte ich. Dann würde es jetzt nicht so sehr schmerzen. Voller Reue zog ich diesen Gedanken zurück. Es war falsch, alles was geschehen war, als Fehler abzustempeln. Aber die Gefühle taten es. Yosuke war bei allen, schlimmen und traurigen Momenten der letzten Jahrzehnte dabei gewesen, war mein Freund, mein engster Vertrauter. Sollte ich dafür nicht dankbar sein? Warum wollte mein Herz noch mehr? Und warum so unerbittlich? Was würde geschehen, wenn an diesen Gefühlen unsere Freundschaft zerbrach? Ich wusste es nicht und versank immer weiter in diesen Gedanken über ihn. Über uns. Wie sollte es jetzt nur weiter gehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)