Hunt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 2: Interesse (Alejandro) ~ by PoG ----------------------------------------- 2 Interesse (Alejandro) – by PoG FUCK! Was für ein mieses Dreckswetter! Eine geschlagene Stunde stand ich nun schon in dieser strömenden Kälte und spürte so langsam keine meiner Gliedmaßen mehr. Meine Zehen in den dünnen Stoffschuhen sicher nur noch Eisklumpen. Und das Arschloch ließ sich einfach nicht blicken, el cabrón! Coño! Wie ich es hasste, so abhängig von solchen Idioten zu sein... Aber die Alternative... Nun ja... Ich hatte eben keine andere Wahl, wenn ich nicht endgültig zum Monster ohne Seele verkommen wollte. Genervt schloss ich die Augen und versuchte meinen knurrenden Magen nur Kraft meiner Gedanken zum Schweigen zu bringen. Auf einmal spürte ich eine Aura sich nähern. Ein Yokai also... Ob ich ihn als Ersatz für das verpasste Mahl nehmen könnte? Einen kurzen Blick musste ich einfach riskieren: ‘WOW! Hey, Du! Wer bist du denn? ’ Was war das nur für eine Erscheinung?! Bunt wie ein Papagei. In seinem blauen Mantel, einer grünen Hose und lila Schal und Schuhe. Auch ohne die Klamotten, wäre er auffällig gewesen. Die dunkle Haut stand im krassen Kontrast zu seinem blonden Haar mit den bronzefarbenen Spitzen. Alles an ihm schrie einfach: Sieh mich an und bewundere mich!! Irritiert, hatte ich doch in dieser Gegend nicht mit so einer Begegnung gerechnet, schloss ich sofort meine Augen wieder und versuchte meine Gedanken zu sortieren und den immer drängender werdenden Hunger zu beruhigen. Sollte ich den Versuch wagen diesen fremden, komischen Vogel für die Befriedigung meines dringenden Bedürfnisses zu nutzen? Aber wie könnte ich mich ihm nähern? Mein spezielles Bedürfnis erforderte stets viel Fingerspitzengefühl, wenn ich so eine spontane Begegnung ausnutzen wollte. Meine Überlegungen wurden unterbrochen, dadurch, dass sich mein potenzielles Opfer dazu entschied, mir die Wahl abzunehmen und seinerseits Kontakt zu mir aufnahm. Mein Zittern war ihm augenscheinlich aufgefallen und er missinterpretierte es als Reaktion meines Körpers auf die nasse Kälte, die sich mittlerweile wie ein Film auf meine komplette Haut gelegt hatte. Nicht ahnend, dass es nicht die Gier nach Wärme war, die mich zittern ließ, bot er mir Schutz vor dem Regen und seine Nähe an. Innerlich musste ich bei der Zweideutigkeit seines Vorschlags grinsen und leckte mir gedanklich schon die Lippen. Das würde wohl ein kurzes Spiel werden. Ob er tatsächlich so einfach angebissen hatte?! Dies zu überprüfen wäre ein Leichtes. Also wiegelte ich ab und ging einfach los. Würde er mir folgen, so müsste ich im nächsten Schritt eine Vertrauensbasis schaffen. Vielleicht eine kleine “versehentliche” Berührung seiner Hand?! Oder sollte ich ihm erst ein Kompli... MIERDA! Eine buchstäbliche, kalte Dusche riss mich jäh aus der Planung und kühlte auch mein aufglühendes Verlangen ziemlich ad hoc ab. Doch bevor ich wütend werden konnte, hatte dieser komische Kauz mir schon seinen Schal um den Hals geschlungen. Als ob es einen Unterschied gemacht hätte?! Ich war doch eh schon bis auf die Knochen durchweicht... Er hingegen würde nun sicherlich frieren. Dem Wirkungsgrad des Schals und seiner Optik nach zu schließen, musste dieser Yokai, wie ich aus wärmeren Gefilden stammen und trotzdem gab er mir, einem Wildfremden, seinen Schutzschild gegen diese wirklich ungastliche Kälte?! Was sollte das zu bedeuten haben? Wollte er mich nur in Sicherheit wiegen, um mich in eine dunkle Ecke zu locken und mich auszurauben? Er konnte ja nicht ahnen, dass er sich damit den völlig Falschen ausgesucht hätte. Niemand war doch einfach so nett und selbstlos, jemandem ohne Gegenleistung zu helfen, noch dazu, wenn es für einen selbst Unbequemlichkeit bedeuten würde?! Wie weich und anschmiegsam sich der Schal doch anfühlte. Ob sein Besitzer mit ähnlichen Attributen aufwarten könnte?! Er überraschte mich jedoch mit seiner ausgesprochenen Naivität und seinem scheinbar aufrichtig guten Herz. Wie könnte ich so jemanden verletzen? Was würde es aus mir machen, wenn ich ein scheinbar so reines Wesen ausnutzte? Andererseits war ich es Zeit meines Lebens eh gewohnt auf dem Drahtseil über dem Abgrund der Verdammnis zu tanzen. Ich konnte von mir behaupten darin ein Künstler geworden zu sein und jede Grauzone zu kennen und auch zu nutzen. Wie es meiner Natur entsprach, war ich in allen Bereichen meines Lebens wohl eher im dunkelgrauen Zwielicht unterwegs. Mein Magen gab mir erneut den Schubs, den ich benötigte, um mein aufkeimendes Gewissen zu beruhigen. Seit wann zögerte ich so lange?! Ich benahm mich ja schon wie eine zartbesaitete Princesita, schimpfte ich mit mir selber. Und entschied mich einen Vorstoß zu wagen und den Fremden um seine Hilfe zu bitten. Ich war mir sicher, dass er mich nicht allein ziehen lassen würde. Dafür hatte er mich schon viel zu genau gemustert. Ich kannte meine Wirkung auf brave, wohlerzogene Typen. Ein bisschen Metall in die Haut und eine dezente Aura von Außergewöhnlichkeit und sie fraßen einem aus der Hand. Lächerlich einfach, diese schlichten Gemüter zu manipulieren. Tatsächlich kam es genau wie geplant und er folgte mir brav, wie das Opferlamm zur Schlachtbank, bzw. in diesem Fall dem Haus, in dem meine Wohnung lag. Irgendwie war es enttäuschend, dass hinter seinem aufregenden Äußeren so ein unspektakulärer Charakter steckte. Er machte es mir zu einfach. Langweilig... Die Enttäuschung nahm mir den Spaß und das Verlangen. Also ließ ich ihn einfach nach einem kurzen Dank vor meiner Haustür zurück und ging hinein. Sollte er doch einfach weiter in seiner heilen, kleinen Welt leben, in der es kein Risiko barg, einen Fremden durch dunkle und verlassene Straßen nach Hause zu geleiten. Vielleicht würde es mir bei der großen Abrechnung eines Tages einen Pluspunkt einbringen, wenn ich mich hier und heute dazu entschied, diesen Träumer zu verschonen und mich stattdessen in Askese zu üben. In einem Punkt hatte, der mir unbekannte Yokai allerdings recht gehabt. Jetzt wo das Verlangen in den Hintergrund gerückt und mit ihm auch die Ablenkung verschwunden war, merkte ich erst, wie erbärmlich ich fror. Ich musste aus den nassen Klamotten raus und zwar schleunigst. Der Schal hatte mich geschützt, so gut er es konnte. Aber jetzt war auch er nass und wenig hilfreich. Moooment?! Burro!, schimpfte ich mich. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, den blöden Schal dem Softie zurückzugeben. Nun ja, wenn er eh in dieselbe Richtung musste, konnte ich das Tuch einfach vor dem Haus in den Busch hängen. Er würde es schon finden und ich war sicher, nicht doch noch der Versuchung zu erliegen. Ich wusste wirklich nicht wieso, aber diesen bunten Yokai, wollte ich einfach nicht mit meiner dunklen Seite beschmutzen. Seine Augen hatten so voller Freundlichkeit und fast schon kindlichem Glauben an das Gute gestrahlt, dass ich unmöglich derjenige sein wollte, nein, konnte, der dieses Leuchten zum Erlöschen brächte. Hatte ich ihn nicht eben noch langweilig gefunden? Wieso konnte ich dann nicht aufhören an ihn zu denken?! Ich hätte ihn jetzt schon längst hier drin haben können, da war ich mir sicher. Und mein Verlangen hätte auch endlich seine Befriedigung gefunden. Aber es hatte mich genervt, dass er so einfach mitspielte und so leicht zu berechnen war. Bereute ich das jetzt? Nein! Ich durfte ihn nicht wiedersehen. Schon gar nicht in dem Zustand, in dem ich momentan war. Zwar war mein Hungergefühl nicht mehr allmächtig, aber ich wusste, diese Beruhigung war nicht von langer Dauer. Viel zu lange war das letzte Mahl her. Ich musste mir schleunigst überlegen, wo ich etwas zu Essen herbekommen würde. Sonst würde noch ein Unglück geschehen und es in einer Katastrophe enden...Wie damals... Nein, das durfte einfach nicht geschehen. Nie wieder. Nicht wegen mir. Seufzend und in Gedanken griff ich nach meinem Rettungsanker, den mir die einzige Person hinterlassen hatte, die mir jemals etwas bedeutet und von der ich im Gegenzug so etwas wie Liebe erhalten hatte. Mein Vater. Auch wenn er es biologisch gesehen nicht war, genau genommen gehörten wir nicht mal der selben Spezies an. Er hatte mich bei sich aufgenommen und großgezogen. Er war das Einzige, das einer Familie für mich gleichkam und schon so lange, war ich ohne ihn. Mein Kreuzanhänger spendete mir wie immer Trost und trotz des kalten Metalls durchflutete mich eine unglaubliche Wärme, als sich meine Finger um das alte, massive, jedoch feingearbeitete Erbstück schlossen. Neben der Wärme brachte mir diese Handlung jedoch noch eine weitere Erkenntnis. Ich stand immer noch in meinem Eingangsbereich und tropfte hier den Boden voll, so dass sich bereits eine Pfütze zu meinen Füßen gebildet hatte. Irritiert schüttelte ich den Kopf, um all die wirren Gedanken zu verscheuchen. Was hatte dieser Typ nur an sich gehabt, dass er mich so in seinen Bann schlug? Um endlich den nassen Klamotten und der Kälte zu entfliehen, lief ich durch den Flur meiner Tiefparterrewohnung ins Badezimmer und stand kurz unschlüssig da. Eine schnelle, aber umso heißere Dusche oder etwas, das ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht hatte, ein Bad nehmen? Irgendwie war heute alles komisch. Also beschloss ich der Liste an Merkwürdigkeiten dieses Tages, einen weiteren Punkt hinzuzufügen und ein Bad zu nehmen. Ich drehte den Heißwasser-Hahn vollständig auf und suchte in meinem Badezimmerschränkchen, nach dem Werbegeschenk, dass ich einmal bei einem Einkauf in dem Drogeriemarkt zwei Straßen weiter bekommen hatte. In der hintersten Ecke wurde ich fündig und hielt eine leicht angestaubte Packung in der Hand, deren Inhalt mir ein prickelndes Vergnügen, voller exotischer Düfte versprach. Achselzuckend ließ ich den Tab ins Wasser gleiten und machte mich daran endlich aus den nassen Sachen zu kommen. Die Jacke glitt nach einiger Mühe zu Boden und als Nächstes würde der Schal folgen. Ich griff ein Ende mit einer Hand und machte mich daran das zweite mit der anderen Hand von meinem Hals zu wickeln. Dabei strich der warme, weiche Stoff sanft über mein Gesicht. Meine Nasenflügel blähten sich und ich atmete ein. Augenblicklich traf mich der Schlag. Ich wusste sofort, warum ich nicht aufhören konnte an ihn zu denken und warum er mich so faszinierte. Es war sein Duft! Diese unglaublich anziehende Mischung aus herbem Männergeruch, gepaart mit einer Nuance sinnlicher Blumigkeit und einem exotischen Hauch, der mich zittern ließ. Es war wie ein Tanz auf einer Lichtung des Dschungels meiner Heimat. Feuchte Erde und Holz, wechselten sich ab mit dem süßen Duft der Blüten und Früchte und dem Geruch der vielen verschiedenen Bewohner. Über allem schwebte stets der Hauch des Regens und die Wärme der Sonne. Ich war gebannt in den Augenblick und mein bebender Körper wie erstarrt. Es gab nur eine Sache, derer ich mir vollkommen klar war: Es war mir egal, ob ich ihn ins Verderben stürzen würde. Es war mir egal, was das für meine Zukunft, mein Leben und vor allem meine Seele bedeuten würde. In diesem Augenblick wusste ich nur eines: Ich musste ihn wiedersehen! Ich musste ihn haben! Endgültig und unwiderruflich musste er MEIN werden! Mit diesem Wunsch im Herzen, der mein Verlangen neu entflammte, entkleidete ich mich vollständig und stieg in die Badewanne, wobei ich peinlichst darauf achtete den Schal, den ich auf dem Handtuchwärmer zum Trocknen aufgehängt hatte, auf keinen Fall mit dem Badewasser zu beflecken. Sein Duft zog in leichten Schwaden durch den Raum und vermischte sich mit dem des Badewassers zu einer elektrisierenden, exotischen Mischung. Meine Haut prickelte und brannte. Sowohl von der Wärme des Wassers als auch durch die anregenden Gedanken, die sich meiner neuen Erkenntnis unweigerlich anschlossen. Ich hatte endlich seit langem wieder ein Ziel vor Augen. Diesmal ein besonderes. Noch nie hatte ich eine derartig tiefe Gier empfunden. Erst recht nicht auf eine einzelne Person. Das war neu. Es war spannend. Aufregend. Ich ließ mich tiefer in die heißen Fluten sinken und spürte, wie meine Lebensgeister zurückkehrten, hatte ich die letzten Jahre (oder Jahrzehnte?) doch in stets eintöniger Lethargie verbracht. Ich fühlte mich wie eine dieser Cartoon-Figuren, wenn sie aus einem Eiswürfel heraussprangen, nachdem dieser geschmolzen wurde. Es war unglaublich, dass einzig und allein eine Spur seines Duftes ausreichte, um mein Blut derart in Wallung zu bringen. Wie musste es dann erst sein die Quelle dieses Geruchs zu erkunden?! Ihn zu riechen, zu spüren und von ihm zu... kosten?! Allein bei dieser Vorstellung zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen und begann laut zu knurren. Die Gedanken trieben mir den Speichel in den Mund und das Blut in weit südlicher gelegene Regionen. Ich schloss die Augen und ließ mich von der Sehnsucht nach ihm durchströmen. Es tat gut etwas zu fühlen. Noch dazu, wo es so gewaltig war. Hinter meinen Lidern formte sich das Bild von ihm, wie er mich anlächelte und ich wollte es unbedingt ein weiters Mal sehen. Es sollte mir gehören und er dürfte es keinem anderen zeigen. Jedes Detail, dass ich bei unserer flüchtigen Begegnung aufgenommen hatte, rief ich mir ins Gedächtnis. Seine extravagante und sicherlich nicht billige Kleidung. Den tiefen Blauton seines Mantels und das sanft dazu passende Lila, dass ich in Form meines Souvenirs, direkt vor Augen hatte, wenn ich den Kopf drehte und hinsehen würde und das dunkle Grün, dass mich so an die Blätter meiner Heimat denken ließ. Die Klamotten würde ich jederzeit wieder erkennen. Aber ein wirklicher Anhaltspunkt, um ihn zu finden, waren sie wohl nicht. Wieso hatte ich ihn nur nicht nach seinem Namen gefragt? Dios mío, wie konnte man nur so ein Idiot sein! Es wäre ein Leichtes für mich gewesen, seine Adresse herauszufinden, wenn ich seinen Namen gehabt hätte. Schließlich hatte ich erst vor ein paar Wochen den Hauptserver des Einwohnermeldeamtes erneuert, da eine vorwitzige, kleine Maus in der Wärme des Serverraumes Zuflucht vor der Kälte des Winters gesucht hatte und meinte, bei ihrem Nestbau, störende Kabel beseitigen zu müssen. Zu seinem Glück fühlte ich mich dem kleinen, einsamen Nager verbunden und brachte ihn in einem gemütlichen Karton im Heizungskeller des Stadtarchives unter. Direkt in der Nähe eines Fensters, von dem ich wusste, dass es nie vollständig geschlossen würde, so dass mein kleiner Freund stets freien Zugang hatte. Bei dem Gedanken, an die kurze, fröhliche Erinnerung, dachte ich auch daran, was ich während der Reparatur noch getan hatte... Ich besaß nun meinen eigenen, privaten Zugang zu sämtlichen Personalien, dieser Stadt. Und doch nutzte es mir rein gar nichts, ohne seinen Namen zu kennen. Ein Foto zum Abgleichen besaß ich ebenso wenig, wie die Stadt Fotos ihrer Bewohner hatte. Die Führerscheinstelle, fiel es mir da ein. Dort müssten auch die Bilder der Ausweisinhaber hinterlegt sein. Aber die Fotos hinsichtlich seiner Merkmale durchsuchen zu lassen, war zwar möglich, würde aber einiges an Vorbereitungs- und Programmierzeit benötigen. Es war zum aus der Haut fahren. Genervt ließ ich mich unter die Wasseroberfläche sinken und blubberte meinen Frust hinaus. Da fiel es mir plötzlich ein. Er sagte, er sei so etwas wie ein Arzt! Medizinisches Personal wurde doch oft zur Vertrauensbildung und Kundenbindung mit Fotos auf den Websites der Praxen und Kliniken vorgestellt. Das grenzte den Personenkreis doch schon erheblich ein! Hochmotiviert sprang ich aus der Wanne, ließ alles so stehen und liegen, wie es war, schnappte mir im Vorbeirennen ein Handtuch, welches ich auf meinen Schreibtischstuhl schmiss, mich nackt drauf fallen ließ und mit einem Klick den schwarzen Bildschirm zum Leben erweckte. Mein faszinierender Fremder, gleich bist du fällig und dann gehörst du mir!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)