Hunt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 10: Geborgenheit (Alejandro) ~by PoG -------------------------------------------- 10 Geborgenheit (Alejandro) – by PoG Ich lief durch den Dschungel und hatte es wieder einmal mit meinen Flugversuchen übertrieben. Ich wusste nicht, wie weit mich meine Flügel diesmal getragen hatten, aber es war so schön gewesen die Freiheit unter den Schwingen zu spüren und zu genießen, wie es war dicht unterhalb des Blätterdaches durch die Gegend zu segeln. Mal flitzte ich mit den Affen um die Wette, die sich an langen Lianen von Baum zu Baum schwangen und mal glitt ich sanft mit den Yucatanblauraben umher. Es war einfach toll! Nur jetzt war es doof. Meine Flügel wollten nicht mehr und zitterten, wenn ich sie entfaltete. Also musste ich wohl oder übel den Weg auf dem Boden entlang zurück zu unserer Hütte gehen. Vater würde sicherlich fürchterlich schimpfen. Die Sonne ginge ja bald schon unter… 30 Jahre war ich nun alt und Vater sagte immer, ich sähe aus wie ein Kind. Dabei erklärte er mir auch, warum er nicht fliegen konnte, ich aber schon und auch warum er und die anderen nicht tierischen Bewohner des Regenwaldes so andere Gesichter hatten als ich. Sie hatten schöne wohlgeformte Nasen, wie mein Vater, was ich bei einem meiner verbotenen Streifzüge in die Nähe der ser humanos, feststellte. Nur meine Nase sah irgendwie plattgedrückt und unförmig aus. Wie ein Blatt. Das läge daran, dass ich ein demonio sei, hatte mí padre mir erklärt. Als Vater nur vereinzelte graue Strähnen hatte und meine Flügel gerade Mal als Stummelchen auf meinem Rücken zu sehen waren, hatte er mir eines Abends am Feuer erklärt, dass er und ich aus unterschiedlichen Welten stammten. Damit meinte er aber nicht, dass er vor drei Jahrzehnten mit dem Schiff über den océano, das endlose Wasser, gekommen war, während ich hier im Regenwald geboren wurde. Er erklärte mir, dass ich durch meine dämonische Abstammung besonders gefährdet sei, meine unsterbliche Seele auf ewig in den Feuern der Hölle zu verlieren. Darum müsste ich besonders brav, lieb und nett zu allen Lebewesen sein. Außerdem müsste ich immer ehrlich sein und wenn mir doch einmal ein Fehler passieren sollte und ich etwas Falsches täte, müsste ich mich an Santo Padre wenden, unseren Gott, und ihn um Vergebung bitten. So wirklich verstanden habe ich das nie. Doch ich wollte Vater nicht enttäuschen und hielt mich meistens an seine Anweisungen. Nur ganz manchmal, musste ich einfach wissen, was es auf der Welt außer unserem Zuhause noch so gab. Ich wollte wissen, wo mí padre herkam und wie diese Städte und Häuser aus Steinen wohl aussahen, von den er mir oft zum Einschlafen erzählte. Den Regenwald verlassen hatte ich allerdings noch nie. Das vertraute, dämmrige Grün mit all seinen Geräuschen und Gerüchen, war mein Zuhause. Hier fühlte ich mich wohl. Sicher. Ein lautes Fauchen riss mich aus meinen Gedanken und ich schreckte hoch. Bei meinen Überlegungen hatte ich gar nicht mehr auf meine Umgebung geachtet. Normalerweise entging mir nicht das kleinste Lebewesen im Umkreis von einigen hundert Schritten. Aber dafür musste ich mich sehr anstrengen und durfte an nichts anderes denken. Ein Puma hatte sich durchs Unterholz an mich herangeschlichen und setzte nun fauchend zum Angriff an. Er hielt mich wohl für wehrlose Beute… Dummes Vieh! Auch wenn Vater immer noch ein Kind in mir sah, so war ich doch stark. Außerdem konnte ich ja fliegen. Ich rannte also los, drückte mich mit aller Kraft vom Boden ab und breitete meine Schwingen aus. Einige Meter segelte ich tatsächlich durch die Luft, während mich die Raubkatze auf dem Boden verfolgte. Leider übersah ich durch die Beobachtung meines Verfolgers einen Ast, welcher die empfindliche Haut am linken Flügel aufriss und mich dadurch zu Boden schleuderte. Ich schrie, während ich stürzte und rollte einige Meter hilflos über den Boden, wobei mein verletzter Flügel, der sich nicht mehr einklappen lassen wollte, ein knirschendes Knacken von sich gab und nur noch schlaff auf den Boden hing. Mí padre, hilf mir!! In Todesangst, rappelte ich mich auf und lief so schnell mich meine kurzen, dünnen Beine trugen weiter. Ich entdeckte eine kleine Höhle zwischen Baumwurzeln, in die ich mich zwängen und der Puma mich hoffentlich nicht mehr erreichen konnte. Die große Katze fauchte und brüllte vor dem Eingang und langte immer wieder mit der Pranke nach mir. Ich kauerte seitlich zum Eingang, hatte den Kopf schützend in meinen Händen vergraben und rief verzweifelt um Hilfe. Einmal erwischte mich die Pranke des Pumas und er hinterließ tiefe, blutige Kratzspuren auf meinem Oberschenkel. Plötzlich vernahm ich einen lauten Ruf und hörte kurz darauf das Kreischen des gepeinigten Tieres. Eine Hand streckte sich in die Höhle und die Stimme meines Vaters redete beruhigend auf mich ein. Ich krabbelte zwischen den Wurzeln hervor und warf mich schluchzend in seine starken, wartenden Arme. Hier war ich in Sicherheit. Hier konnte mir nichts passieren. * Mit diesem wohligen Gefühl der Geborgenheit erwachte ich und stellte verwirrt fest, dass ich in einer unbekannten Umgebung lag. Was war passiert? Wo war ich nur? Als ich in den besorgten Ausdruck zweier strahlend gelber Augen blickte, wusste ich zumindest schon mal letztere Frage beantwortet. Es kratzte fürchterlich in meinem Hals, als ich seinen Namen nannte und ein schmerzhafter Hustenanfall schüttelte mich. Daraufhin verschwand mein unfreiwilliger Gastgeber und ich wollte ihn eigentlich aufhalten. Er sollte bei mir bleiben, mir die Geborgenheit geben, die mir der Traum der Erinnerung am Ende bereitet hatte. Ob er sich schon denken konnte, dass ich ihn längere Zeit beobachtet hatte? War er mir böse? Ob er mich wohl in den Arm nähme, wenn ich ihn darum bitten würde? Womit hatte ich mir das verdient, dass er mich auf einmal so nett behandelte? Ich war verwirrt und freute mich gleichzeitig, dass er mich so an sich heranließ und mich umsorgte. Es wäre schön, wenn er von nun an immer für mich da wäre. Er mir Zuneigung und Fürsorge zu Teil werden ließe. Wir das wiederholen könnten, was wir schon einmal taten. Sanfter dieses Mal, natürlich. Bei diesem Gedanken nahm ich saugend einen Schluck aus der Schnabeltasse, die er mir entgegen hielt und sah ihm von unten in die Augen. Dem harten Springen seines Adamsapfels nach zu urteilen, hatte es keine ganz unangenehme Wirkung auf ihn. Die aufgerichtete Haltung war zu anstrengend, also ließ ich mich wieder in die gemütlichen Kissen sinken, die ich bisher nur durch das Fenster gesehen hatte. Jetzt lag ich hier drinnen und konnte ihre Weichheit genießen. Ich fühlte mich wie auf einer Wolke schwebend. Aber was genau tat ich hier eigentlich? Ich wusste nur noch, dass ich auf meinen Beobachtungsposten geeilt war, um seine Ankunft mitzubekommen. Auf meine Frage danach, erklärte er mir, dass er mich hereingebracht hatte, nachdem ich aufs Dach gestürzt sei. Ach ja, mir war schwindelig geworden und daher war ich von der Kante gestürzt. Allerdings klang es bei ihm so, als hätte er angenommen, dass es ein Zufall sei?! War er wirklich so naiv oder wollte er anderes nur nicht wahrhaben, weil es ihn gestört hätte? Mochte er mich nun oder nicht? Half er mir um meinetwillen oder einfach nur, weil er eben so war? Hilfsbereit und aufopfernd? Mir schwirrte der Kopf von all den Fragen und meinen widersprüchlichen Gefühlen und der leisen Hoffnung, dass er mich doch irgendwie mochte. Es war unglaublich anstrengend und aufwühlend. Hitze kroch mir durch den ganzen Körper und gab mir das Gefühl innerlich zu verbrennen. Fieber, sagte er, auf meine Antwort seiner Frage nach meinem Befinden. Er hatte ja keine Ahnung. Ich brannte innerlich lichterloh und daran war bestimmt keine Krankheit schuld. Ich wusste nicht wohin mit mir. War zwiegespalten, zwischen dem Wunsch der Situation zu entfliehen und der Hoffnung für immer hier in der Zeit eingefroren zu werden. Ich hatte Angst ihn erneut zu verletzen und wollte ihn doch einfach nur an mich ziehen. Ihn gleichzeitig beruhigen und selbst beruhigt werden. Ich schwankte zwischen Schamgefühl, Sorge, Rührung und Zuneigung. Bekam seine Fragen nur am Rande mit und beantwortete sie nur mit wenigen Worten. Und während mein Inneres rebellierte, machte mein Körper auf ein ganz anderes Problem aufmerksam. Erneut durchzog mich ein Schamgefühl, als er mein Bedürfnis bemerkte. Bei dem Gedanken an meine letzte Mahlzeit wollte ich ihn nicht mehr ansehen müssen, drehte den Kopf weg und betrachtete den Schneefall. Hätte er mich nicht einfach da draußen erfrieren lassen können?! Da ich anscheinend eh bewusstlos gewesen war, hätte ich davon nicht mal was mitbekommen. Halt?! Hatte er mich gerade des Stalkings bezichtigt?! Okay, ein bisschen hatte er ja recht, aber ich hatte doch einen guten Grund für das Alles gehabt. Dass ich mich entschuldigen wollte, führte ich ihm vor Augen und wollte es auch so gleich einmal richtig tun. Demütig auf den Knien, so wie Vater es mir beibrachte. Doch er ließ mich nicht. Drückte mich zum Bleiben in sein Bett und sagte mir gleichzeitig, dass ich aus seinem Leben verschwinden sollte?! Seine Worte lösten einen heftigen Stich in meinem Herzen aus und mein Magen zog sich krampfend zusammen. Sein Warum riss mich aus dem Schmerz und ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. Legte den Kopf schief und blickte ihn abwartend an. Er wollte den Grund für meinen Wunsch nach Vergebung, dabei hatte er ihn mir doch selbst genannt?! Also wiederholte ich brav seine Worte und fügte eine Entschuldigung hinzu. Das würde doch niemals ausreichend sein, oder? Er überraschte mich erneute, als er mich fragte, ob ich ihn nun fragen wollen würde. Er konnte doch unmöglich meinen, dass er sich mir als Mahl anbot?! Wollte er mir wirklich noch einmal als Nahrung dienen? Bot er mir tatsächlich einen weiteren Schluck des Paradieses an? Auch wenn er seinen Ärmel hob und mir seine Adern präsentierte, das meinte er doch bestimmt nicht ernst. War es ein grausamer Scherz seinerseits? Ich war mir nicht sicher. Wusste nicht, was ich davon halten sollte… Wie bei unserer ersten Begegnung fragte ich, ob er ein Arzt sei. Ich musste mich ablenken und durfte der Versuchung nicht erliegen. Es war sicherlich eine Prüfung. Ja, das musste es sein. Er wollte testen, ob ich meine Lektion gelernt hätte. Oder war es mi padre divino, der mich auf die Probe stellen wollte?! Bei seiner Aussage er sei Krankenpfleger, schoben sich meine Mundwinkel nach oben. Es gab wohl keinen Beruf, der besser zu meinem Vögelchen passte. Er umsorgte mich mit Hingabe, obwohl er mich verabscheute. Es schien nicht nur ein Job, sondern seine Berufung zu sein. Ich freute mich für ihn, dass er scheinbar Erfüllung in seinem Leben gefunden hatte. Was ich ihm mitteilte, nachdem er mein Lächeln missinterpretierte. Auch ein Lob, mit dem ich ihm meine Dankbarkeit ausdrücken wollte, gab ich ihm, welches er jedoch etwas selbstgefällig herabwürdigte. Seine darauffolgende Nähe lenkte mich allerdings stark von seiner Arroganz ab. Er schob mir seinen Arm in den Nacken, um mich aufzurichten und ich musste mich zusammenreißen, ihn nicht einfach zu mir zu ziehen und mich an ihn zu kuscheln. Hunger hin oder her. Ich wusste allerdings auch, dass seine Nähe dann wieder meine Gier freisetzen würde und das wollte ich nicht riskieren. Hatte Angst ihn dann endgültig zu verlieren. Viel zu sehr genoss ich es gerade, dass wir einander näherkamen. Seine liebevolle Fürsorge tat mir einfach gut. Auch wenn sie seinerseits vielleicht nur professioneller Natur war. Seine Frage wollte ich dennoch beantworten, löste mich dafür aber von seiner Berührung, um nicht in Versuchung zu geraten. „Im Prinzip hast du das doch schon mitbekommen. Man sucht sich eine Ader und durchbricht mit den Zähnen Haut und Fleisch, um an das Blut zu gelangen. Dabei wird mit dem Speichel vermehrt ein Enzym ausgestoßen, das die Gerinnung hemmt und dem Opfer die Schmerzen nimmt“, erklärte ich möglichst sachlich. „Ja, danke für die Lektion, Herr Lehrer. Du weißt genau, dass ich das nicht meinte“, war seine schnippische Reaktion. Er schien etwas empört über meine plötzliche Distanziertheit. Flehend suchte ich seinen Blick und wollte mich erklären. Ich schluckte meinen Stolz hinunter und beschloss einen kleinen Teil der Wahrheit preiszugeben, um ihn nicht weiter von mir zu stoßen. „Siakoh, versteh mich bitte nicht falsch. Ich würde nichts lieber tun, als noch einmal von deinem Blut zu kosten. Mit dir ist es das erste Mal, dass ich mich danach lebendig und wirklich befriedigt fühle. Dein Blut zu trinken, ist der Himmel auf Erden, es ist wie flüssiges Glück…“ „Warum stellst du dich dann jetzt so an?“, fuhr er mir dazwischen. „Weil ich Angst hab?!“, nuschelte ich. „Wovor? Dass du nicht aufhören kannst?“ „Nein, davor, dass ich dich danach für immer verliere. Dass du das jetzt aus den falschen Gründen tust. Nur um mir zu helfen.“ Verzweifelt versuchte ich ihm klarzumachen, was ich fühlte. Aber dios mío war ich schlecht darin. „Was ist falsch daran dir helfen zu wollen!?“, kam es dementsprechend verwirrt als Antwort. Ich richtete mich halb auf und fuhr mir abwesend durch die Haare. Wie sollte ich ihm erklären, was ich doch selbst nicht verstand? Wie sollte ich ihm klar machen, dass ich mich wie ein kompletter Irrer aufführte, seit er in mein Leben getreten war? Dios mío, was war nur mit mir los? Es ging mir wirklich beschissen. Alles drehte sich, in meinem Kopf waren tausende Fragen und Antworten und mir wurde von Sekunde zu Sekunde übler. Außerdem war die Decke beim Aufsetzen verrutscht und so spürte ich die Kälte der Luft auf meinem nackte Haut von Rücken, Bauch, Brust und… Po. Kurzzeitig klärten sich meine Gedanken wieder. „Du hast mich ausgezogen?!“, fragte ich leicht konsterniert. „Natürlich, das ist das A und O beim Retten vor Erfrierungen. Raus aus den nassen und kalten Klamotten! Außerdem waren die dreckig. Glaubst du, sowas würde ich freiwillig in mein Bett lassen?! Aber wozu die Aufregung? Da ist doch nichts, was ich nicht eh schon mal gesehen hätte!“, grinste mich das Vögelchen breit an. „Na dann hattest du ja wenigstens etwas Spaß an der Sache“, erwiderte ich seufzend, ergänzte aber: „Ich hoffe, dass es dir gefallen hat, aber könnte ich meine Sachen bitte wiederhaben, ich würde mir gerne etwas anziehen?!“ „Geht nicht. Die sind noch in der Wäsche und müssen danach noch in den Trockner. Aber ich kann dir gerne was von meinen Sachen geben!“ „Äh… hast du denn was Normales?!“, erwiderte ich. „Normal ist doch langweilig. Wenn du schon in meinem Bett liegst, ziehst du auch an, was ich dir gebe!“, kam die zischende Antwort, seitens der Tür zu dem Raum, den ich bisher, neben dem Bad, als einzigen noch nicht kannte. Er kam wieder und hatte mir anscheinend die buntesten Sachen rausgesucht, die er finden konnte. Ich wusste schließlich, dass sich auch gedeckte Farben in seiner Garderobe befanden. Ich erhielt einen kurzen dunkelblauen Satin-Kimono mit pinken, großen Blüten und Blättern in Pastelltönen und eine knappe, knallgrüne Shorts. Das könnte er vergessen. Niemals zöge ich das an. „Das ziehe ich nicht an!“, stellte ich auch sogleich klar. „Dann bleibst du eben nackt!“, kam es mit einem wahrhaft dämonischen Grinsen als Antwort. Ich war sauer und sprang kurzerhand auf, um mir selbst was aus dem Schrank zu holen. Als sich mein geschwächter Zustand bemerkbar machte und ich einfach zurück ins Bett kippte. Mit dem Gesicht voran in die Kissen und den nackten Arsch in die Luft gestreckt. Ging es eigentlich noch demütigender?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)