Babylon-6 - 04 von ulimann644 (Alte Feinde) ================================================================================ Kapitel 2: Weibliche Manöver ---------------------------- In demselben Moment, in dem Irina Zaizewa ihrem Vorgesetzten einen Abschiedskuss gab, betrat auf dem Planeten Minbar die Präsidentin der Interstellaren Allianz die Halle des Neroon-Palastes. Schon von Weitem vernahm sie die tragende Stimme von Susan Ivanova, die in der Ferne, zusammen mit einem minbarischen Ranger zu erkennen war. Als ihr, vor zehn Jahren verstorbener Mann, John Sheridan, im Jahr 2279 die Wiederwahl zum Präsidenten der Interstellaren Allianz ablehnte, übernahm Delenn sein Amt, während Sheridan zum Entil'Zha der Ranger wurde. Seit Sheridans Tod im Jahr 2281 stand Susan Ivanova den Rangers als Entil'Zha vor. Viele der menschlichen Ranger nannten sie schlicht Ranger-Eins. Der Neroon-Palast war entstanden, nachdem Sheridan als vermisst galt. Er bildete seither das Kommandozentrum der Interstellaren Allianz auf Minbar. Benannt worden war das Gebäude nach jenem Mitglied der Kriegerkaste, aus dem Klan der Sternenreiter, der im Jahr 2261, durch das Opfern seines Lebens, den Bürgerkrieg auf Minbar beendet hatte. Hier in Tuzanor auch bekannt als Stadt der Trauer, herrschte früher Nachmittag. Seit Ende des Jahres 2262 war Tuzanor der Hauptsitz der Interstellaren Allianz. Wie überall auf Minbar war auch dieses Gebäude teilweise aus einem riesigen Kristall herausgearbeitet worden. So schimmerte die Decke der gewaltigen Halle über Delenn in allen Farben des Regenbogens. Entlang der sechseckigen Halle, deren Durchmesser mehr als zweihundert Meter betrug, spannten sich weitläufige Galerien auf zehn Ebenen, die zu den Arbeitsbereichen des Palastes führten. Diese Halle, im Zentrum des Palastes, wurde hauptsächlich für Festakte und Ansprachen genutzt. Gegenwärtig hielten sich in der Halle nur Delenn, Ivanova und jener Ranger auf, der von Ranger-Eins offensichtlich gerade eine Belobigung in schärfster Form bekam. Unter den Rangers waren diese Ansagen berüchtigt. Anders, als ihre Vorgänger, bevorzugte Ivanova, die zeitlebens beim Militär gedient hatte, ein sehr straffes Regiment. Als Delenn die beiden so unterschiedlichen Wesen fast erreicht hatte, bekam sie gerade noch mit, wie Ivanova den minbarischen Ranger erbost davon schickte. Sie war zwar inzwischen siebenundsechzig Jahre alt, doch davon war gegenwärtig nicht viel zu merken. Noch immer erbost sah sie, mit einem gefährlich wirkenden Funkeln in den Augen zu Delenn, deren Anwesenheit sie inzwischen bemerkt hatte. Delenn, die ihr langsam ergrauendes, schulterlanges Haar heute offen trug, lächelte beinahe amüsiert, als sie die Freundin erreichte. Bereits während ihrer Zeit als minbarische Botschafterin war Ivanova eine Vertrauensperson für sie gewesen. Heute verband beide Frauen eine echte Freundschaft, die über Jahrzehnte gewachsen war. „Wie ich sehe, pflegst du deinen Ruf als harte Anführerin“, begrüßte Delenn die Terranerin mit ironischem Unterton. „War das nicht ein Captain der Blue-Star-Einheiten?“ „Doch, das war einer von ihnen“, gab Ivanova Auskunft und holte tief Luft. Delenn deutete hinüber zum nördlichen der vier großen Hallenportale und in wortloser Übereinkunft schritt die Terranerin an der Seite von Delenn mit gemessenem Schritt darauf zu. Nach einem Moment machte sie ihrem Ärger Luft und meinte: „Da bringen wir den Rangers seit Jahrzehnten bei, dass es keine unwichtigen Informationen gibt, und dieser naseweise Captain behält mehr als eine Woche lang für sich, was er in Bezug auf die Kampfgruppe-Epsilon in Erfahrung gebracht hat. Man stelle sich das vor, die Information ist bereits eine volle Woche alt.“ Die Minbari, die körperlich viel mehr Mensch zu sein schien, sah ihre Begleiterin fragen an und kam sofort auf den Punkt. „Von welcher Information sprichst du und was hat es mit der erwähnten Kampfgruppe auf sich?“ Susan Ivanova erwiderte den fragenden Blick von Delenn und erklärte: „Ich sammele seit einiger Zeit Informationen über die Aktionsbereiche der verschiedenen Flotten und Kampfgruppen der Erd-Allianz. Besonders, seit sich die Politik der Erde unserer zu entfernen scheint. Dabei fiel mir bereits vor mehreren Monaten auf, dass die Kampfgruppe-Epsilon scheinbar wie durch Zauberhand verschwunden zu sein scheint.“ „Was schließt du daraus? Wurde auf der Erde Alarm gegeben?“ Ein sanftes Lächeln überflog das Gesicht von Ivanova. Delenn handelte und sprach stets besonnen. So stellte sie auch jetzt keine überhasteten eigenen Vermutungen an, sondern fragte sie nach ihrer Meinung. „Ich habe meine Kontakte zu einem ehemaligen Kollegen im Generalstab spielen lassen. Dort räuspert man sich nicht einmal. Ich habe in den letzten zehn Jahren schon häufiger erlebt, dass die mit uns in Kontakt stehenden Regierungen und staatlichen Organisationen gemauert haben, aber noch nie so schnell und so gründlich. Ich denke, der Generalstab weiß nur zu gut wo der Kampfverband abgeblieben ist. Eine Geheimaktion.“ Delenn wirkte etwas überrascht. „Bist du sicher?“ „Darauf kannst du deinen Allerwertesten verwetten.“ Ein beinahe spitzbübischer Ausdruck lag in den Augen der Minbari, als sie erwiderte: „Meinst du damit meinen allerwertesten Freund?“ Die beiden Frauen lachten sich an. Dieser Wortwitz hatte die letzten dreißig Jahre offensichtlich unbeschadet überstanden. „Nicht wirklich“, gab Ivanova zu und kam zurück zum Thema. „Ich konnte mittlerweile in Erfahrung bringen, dass Generalmajor Lynden Benjamin Hayes diese Kampfgruppe kommandiert. Ich bin Hayes vor vielen Jahren begegnet. Damals war er noch Commander und Erster Offizier der LEXINGTON. Ein Offizier mit sehr großem Potenzial. Außerdem gehört, seit etwa einem halben Jahr, zu dieser Einheit auch das erste Trägerschlachtschiff der SHERIDAN-KLASSE.“ Delenn kannte die Freundin inzwischen gut genug, um zu bemerken, dass es noch mehr gab, was sie beschäftigte, und deshalb fragte sie geradeheraus: „Was noch, Susan?“ „Nun, wir haben Berichte erhalten, nach denen sieben Kreuzer der Erd-Allianz eine Raumbasis bei Grendolla-VII angegriffen und zerstört haben. Es handelte sich dabei um eine zivile Station der Drazi. Die haben ihrerseits Mord und Brand geschrien und fordern von der Erdregierung eine horrende Entschädigungszahlung. Die Erde hat ihrerseits einen solchen Angriff durch ihre Flotte dementiert. Bei Präsidentin Ayumi Okamura bissen die Drazi also auf Granit. Ich selbst bin ebenfalls der Meinung, dass die Erd-Allianz unschuldig ist.“ Delenn musterte Susan Ivanova forschend. „Nein, ich bin nicht befangen“, erklärte die Terranerin, obwohl Delenn keine entsprechende Frage gestellt hatte. „Ich bin mir dennoch sicher, dass Hayes weder ein Kriegstreiber ist, noch ein Psychopath. Der würde einfach anders vorgehen, wenn er einen Krieg vom Zaun brechen wollte. Hayes würde ein militärisches Ziel wählen.“ Delenn nickte nachdenklich. „Ich vertraue deiner Intuition, Susan. Doch wer greift, mitten im tiefsten Frieden, einen Handelsposten der Drazi mit sieben Erd-Kreuzern an? Dieser Fakt steht nach wie vor im Raum.“ „Ich gebe zu, dass dieser Punkt etwas seltsam ist. Ich warte, in Bezug auf diese Kreuzer, noch auf eine Information, aus dem erdnahen Sektor. Was mir der Blue-Star-Captain außerdem berichtete, ist dies: Ein weiteres Raumschiff war bei diesem seltsamen Angriff auf die Drazi-Station dabei. Ein Narn-Kreuzer der TH'NOR-KLASSE. Laut seinem Bericht hat der Kreuzer in den Kampf eingegriffen und einen der angreifenden Kreuzer der Erde zerstört. Danach verschwand das Raumschiff rasch in den Hyperraum. Die Ranger konnten inzwischen ermitteln, dass sich dieser Narn-Kreuzer, die NE'VAR, gegenwärtig über Centauri-Prime aufhält. Ich habe eine kleine Einheit entsandt, um die NE'VAR außerhalb des Heimatsystems der Centauri abzufangen. Die Centauri müssen nicht wissen, was vorgeht. Zumindest jetzt noch nicht. Zuerst will ich selbst wissen, was da gespielt wird.“ Delenn schmunzelte unmerklich. Es gab gewisse Verhaltensmuster, die Susan Ivanova nie abgelegt hatte, seit sie sich kannten. Ihr Misstrauen gegen alles und jeden gehörte dazu. „Und was dann, Susan?“ Die terranische Frau grinste grimmig. „Es gibt da noch einen interessanten Punkt: Wenn ich richtig informiert wurde, dann steht die NE’VAR unter dem Kommando einer gewissen G’Ryka. Sie ist die Tochter von G’Kar.“ „Ja, sie war Mitglied des Kha'Ri“, erinnerte sich Delenn. „Doch dann gab es Querelen und sie hat ihr politisches Amt aufgegeben. Es wäre sicherlich interessant zu erfahren, was sie gegenwärtig treibt.“ „Oh, das werden wir schon sehr bald“, prophezeite Ivanova. Sie erreichten das Portal und durchschritten es. Auf dem Weg durch den anschließenden Gang meinte Delenn, den Optimismus der Freundin etwas dämpfend: „Wenn sie so ist, wie ihr Vater, dann könnte das eine schwierigere Aufgabe werden, als du es dir vorstellst, Susan.“ Die ehemalige Oberkommandierende der Erdstreitkräfte nickte in der Erinnerung und erwiderte nach einer Weile: „Nun, wir werden es bald erleben.“ * * * Vor sieben Stunden hatte die NE'VAR ihre Position über Centauri-Prime aufgegeben und Fahrt aufgenommen. Zufrieden wirkend saß G’Ryka, die Kommandantin des Kreuzers, mittig hinter der Drazi-Pilotin Drenis und der Navigatorin Eireene Connally, im Kommandozentrum und sah auf den Hauptbildschirm. Sie hatten Luxusgüter zum Planeten gebracht und damit einen exorbitanten Gewinn erzielt. Für die erworbenen Credits wiederum hatten sie technische Apparaturen eingehandelt, die sie nun zur Heimatwelt der Drazi zu bringen gedachten, um sie dort mit einem ähnlich hohen Gewinn zu verkaufen. Danach konnte sie endlich daran denken, einige Ersatzteile für den Kreuzer einzuhandeln, die dringend benötigt wurden. Momentan glitt der schnittig wirkende Kreuzer mit hoher Unterlichtfahrt aus dem System heraus. Das Raumschiff, mit dem rot-schwarz gezackten Muster auf der Panzerhülle, maß in der Länge mehr als 500 Meter. Was seine Hauptbewaffnung betraf, so konnte es der Kreuzer auch mit Kriegsschiffen aufnehmen, die größer waren. Sie hatte den Befehl gegeben, dass die NE’VAR zunächst einen Punkt außerhalb des Systems ansteuern sollte. Einen Orientierungspunkt, um den Kurs festzulegen. Natürlich hätte sie auch das Sprungtor des Systems nutzen können, doch die Narn wollte sich nicht von den Centauri in die Karten gucken lassen. Auch nicht, was den endgültigen Abflug aus dem System betraf. So hatte sich die Narn in Geduld gefasst. Eireene Connally übertrug von der Navigationskonsole laufend Daten an Konsole die Pilotin des Kreuzers. G’Ryka hatte diese Menschenfrau auf der Transferstation LOOKOUT aufgelesen. Kurze Zeit später hatten sie gemeinsam von dort fliehen müssen. Im Anschluss hatte sie vom turbulenten Schicksal der Frau erfahren und Kontakt zu einem Generalmajor der Erdstreitkräfte aufgenommen. Dieser Generalmajor hatte sie, mehr oder weniger, für seine Zwecke zwangsrekrutiert. Da seine und ihre Ziele momentan in dieselbe Richtung liefen, hatte sie mit dem Generalmajor einen Handel abgeschlossen. Sie hielt ihre Augen und Ohren offen und erstattete ihm Bericht. Dafür hatte er die NE’VAR mit Ausrüstung und genügend qualifizierten Personal versorgt, um den Kreuzer voll operabel zu machen. Insgesamt ein Quid pro quo der besseren Art, überlegte die Narn. Immerhin hatte sie nun genug Personal und musste nicht mühsam weitersuchen, was ihr eine Menge Zeit ersparte, und Zeitersparnis war in für ihre Mission ein nicht unerheblicher Faktor. Denn irgendetwas ging auf ihrer Heimatwelt vor. Speziell in Bezug auf die aktuellen Vertreter des im Jahr 2261 neu gegründeten Kha'Ri. G’Ryka wandte sich mit diesem Gedanken zur Pilotin, um sie anzuweisen, den Kreuzer in den Hyperraum zu bringen, doch der Ortungsalarm kam ihr zuvor. „Kommandantin, drei Raumschiffe haben den Hyperraum verlassen. Es handelt sich um zwei Kreuzer der BLUE STAR-KLASSE und einen der WHITE STAR-KLASSE. Das Raumschiff der WHITE STAR-KLASSE ruft uns.“ „Öffnen Sie einen Kanal“, erwiderte G’Ryka gefasst und murmelte auf Narn etwas leiser zu sich selbst: „Was, bei den Märtyrern, wollen denn die jetzt von uns?“ Sie erfuhr es, als das Abbild eines irdischen Mannes, der die Robe der Ranger trug, auf dem Bildschirm sichtbar wurde und er ohne Umschweife forderte: „Hier spricht Ranger Clawes Stoertebeker, von der WHITE STAR 271. Ich muss Sie auffordern uns nach Minbar zu begleiten. Ranger-Eins würde sie gerne zu einem kürzlichen, mysteriösen Vorfall befragen, bei dem sie anwesend waren.“ G’Ryka verfluchte innerlich die Tatsache, dass kein Minbari den kleinen Verband der Interstellaren Allianz kommandierte. Einen Minbari hätte sie überzeugen können, sie rasch wieder vom Haken zu lassen. Menschen waren in dieser Hinsicht schwieriger. Dennoch unternahm sie einen Versuch. „Wir haben es eilig, Ranger Stoertebeker. Was ist, wenn ich dieses Ansinnen ablehne?“ „Ich denke, Sie kennen die Antwort“, warnte sie der hagere Mann. „Mir wäre es lieber, Sie würden freiwillig mit uns kommen.“ G’Ryka knurrte unwillig. „Also schön, wir begleiten Sie, Ranger Stoertebeker. „Aber ihrer Vorgesetzten werde ich etwas erzählen!“ „Das hofft Ranger-Eins“, versetzte der Mann trocken um schnell anzufügen: „Halten Sie sich bereit, mein Raumschiff öffnet ein Hyperraum-Fenster. Ranger Stoertebeker, Ende.“ Eireene Connally, die bisher geschwiegen hatte, murmelte: „Eine Art hat der.“ G’Ryka ging darüber hinweg und wandte sich an Drenis: „Bereithalten. Wir folgen dem Verband in den Hyperraum. Die drei Schiffe sind, dank des zuschaltbaren Quantenantriebs nicht nur schneller als wir, sondern auch besser bewaffnet. Wir haben also kaum eine Wahl. Aber diese Ranger-Eins ist mir eine verdammt gute Erklärung schuldig.“ * * * Siebenundfünfzig Stunden später saß G’Ryka auf Minbar zwei Frauen gegenüber, die sie bisher nur dem Hörensagen nach kannte. Natürlich wusste die Narn, als Tochter von G’Kar, um die Rolle von Delenn im Kampf gegen die Schatten und der späteren Gründung der Interstellaren Allianz. Die Rolle, die Susan Ivanova in der Vergangenheit gespielt hatte, war ihr weniger gegenwärtig, doch sie hatte durch ihren Vater davon erfahren, dass ihr Anteil an den damaligen Ereignissen nicht gering gewesen war. Neben G’Ryka saß Eireene Connally. Die Terranerin wusste aus erster Hand zu berichten, wonach Ivanova und Delenn sie vermutlich zu befragen gedachten. Es war recht einfach zu durchschauen, dass die ISA und mit ihr die Ranger ein Interesse daran hatten, was bei Grendolla-VII passiert war und wie es dazu kommen konnte. Als habe Susan Ivanova die Gedankengänge der Narn gespürt fragte sie ohne Umschweife: „Was passierte bei Grendolla-VII, Miss G’Ryka? Wir konnten in Erfahrung bringen, dass ihr Kreuzer in die Geschehnisse dort verstrickt wurde. Delenn und ich interessieren uns für die näheren Hintergründe. Was wissen Sie über den Grund für diesen Angriff von sieben Erd-Zerstörern?“ G’Ryka wechselte einen schnellen Blick mit ihrer Begleiterin. Danach sah sie die beiden Frauen, die auf der anderen Seite des Konferenztisches saßen, ernst an und berichtete, in knapper Form davon, wie und wodurch ausgelöst sie und Eireene Connally sich kennenlernten. Danach fasste sie die Ereignisse des Angriffs auf den Drazi-Außenposten zusammen und meinte abschließend: „Dass die sieben Kreuzer gestohlen werden konnten hat auch Generalmajor Lynden Hayes verwundert. Ich habe diesen Mann kennengelernt und ich bin mir sicher, dass an ihm kein Falsch ist. Nicht nur, weil er bereit war mir zu helfen, im Gegenzug für taktische Informationen.“ Susan Ivanova sah einen Moment lang auf das Logo der ISA, das mit bunten Glassegmenten in die halbtransparente Tischplatte eingelegt war. Als sie wieder aufsah, fragte sie ernst: „Sie haben, unter fragwürdigen Umständen, einen schwer bewaffneten Kreuzer an sich gebracht, Miss G’Ryka. Warum sollten wir Ihnen trauen?“ „Aus denselben Gründen, aus denen Sie meinem Vater vertraut haben“, entgegnete die Narn mit fester Stimme. „Denn ebenso, wie er, würde ich niemals einem Verbrechen Vorschub leisten, oder es stillschweigend dulden.“ Es war Delenn, die an dieser Stelle übernahm und sich an Eireene Connally wandte. „Lieutenant, wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurden die sieben Kreuzer, während der Überführung zum Mars, aus dem Hyperraum gezerrt. Können Sie sich an die letzten Werte der Scanner erinnern? Können Sie sagen, in welchem Umkreis dieser Effekt auftrat?“ Die Angesprochene kniff überlegend die Augenlider zusammen und sagte nach einer Weile unsicher: „Der angezeigte Stör-Effekt reichte bis zur Hälfte des Scann-Bereiches, bevor ich, wie von der Faust eines Riesen, gepackt und durch die Zentrale gewirbelt wurde. Ich hatte die Scanner auf einen Radius von einem halben Lichtjahr eingestellt. Das ist der übliche Wert bei Flügen durch den Hyperraum, da jenseits dieses Bereiches die Scanner von Kreuzern der ALPHA-KLASSE selbst dort keine exakten Werte mehr liefern. Da das auch der Zeitpunkt gewesen ist, in dem die Kreuzer den Hyperraum unfreiwillig verließen, ist das möglicherweise der maximale Wirkungsradius gewesen. Vielleicht reicht er aber auch weiter, das ist nicht genau zu sagen.“ Als die junge Frau geendet hatte, beugte sich Delenn kurz zu Ivanova und die beiden Frauen wechselten einige kurze Worte im Minbari-Dialekt Adronato miteinander. Danach erklärte die Minbari: „Ich danke Ihnen beiden für Ihr Erscheinen. Wir…“ Der Kommunikator an Ivanovas Handgelenk zirpte. Delenn unterbrach sich und lauschte den Worten, die in hastig gesprochenem Adronato aus dem Empfängersegment des Armbandes aufklangen. Die Mienen von Ivanova und Delenn nahmen einen besorgten Ausdruck an, der G’Ryka unruhig werden ließ. „Ist etwas passiert?“, erkundigte sich die Narn. Ivanova sah die Narn entschieden an und erwiderte ausweichend: „Das steht noch nicht genau fest. Doch falls ja wird sich die Interstellare Allianz von nun an darum kümmern, Miss G’Ryka. Sie und ihre Begleiterin dürfen Ihren Flug fortsetzen. Ich denke, das ist in Ihrem Interesse. Die Ranger, die vor dem Schott warten, geleiten Sie zu ihrem Shuttle.“ „Soviel zum Thema Vertrauen“, raunte G’Ryka Eireene Connally zu und erhob sich. Die junge Terranerin tat es ihr nach und gemeinsam verließen die beiden so ungleichen Frauen den Konferenzraum. Drinnen wartete Ivanova, bis sich das Schott wieder geschlossen hatte, bevor sie entschied: „Ich werde selbst, an Bord meines Flaggschiffs, einen Verband zu jener Stelle bringen, von der dieser Anruf eben gekommen ist. Im Quantenraum werde ich sehr rasch vor Ort sein. Ich hoffe nur, dass unsere unbekannten Schurken diese überdimensionale Zone nicht auch beeinflussen können.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)