Care von hYdro_ ================================================================================ Kapitel 1: Ein Team ------------------- Kakuzu hasste Krankenhäuser. Der penetrante Geruch von Desinfektionsmittel, dieses sterile Weiß, das sich durch alles zog – das erinnerte ihn stets an seine Kindheit. Er hatte damals zu viel Zeit in Krankenhäusern verbringen müssen, verband es heute mit unschönen Momenten. Er hatte sich als Kind und Jugendlicher oft verletzt. Ihm wurde schon schlecht wenn er nur einen Fuß in eines hinein setzte. Deshalb war er hartnäckig geblieben und hatte es tatsächlich geschafft, dass man ihn frühzeitig entließ. Trotzdem dass ihm der Blinddarm erst vor zwei Tagen entfernt worden war, wollte er keinesfalls länger als nötig hier bleiben. Der Arzt hatte natürlich dagegen argumentiert. Es sei zu früh, er müsse mindestens noch einen Tag bleiben und Bettruhe bewahren. Die OP sei zwar gut verlaufen, die Wundheilung sah bisher auch vorbildlich aus, doch bei zu viel Aktivität war es dennoch möglich, dass die Nähte wieder aufrissen oder Komplikationen auftraten. Hidan hatte nur daneben gestanden und im Stillen dem Arzt beigepflichtet. Gesagt hatte er jedoch nichts, da er genau wusste, wie sehr Kakuzu Krankenhäuser hasste. Schlussendlich hatte der Arzt dann aber doch aufgeben müssen – Kakuzu konnte, wenn er sich auf etwas einschoss, ganz schön biestig werden. Mit dem abgerungenen Versprechen, dass er sich die nächsten Tage schonen und Bettruhe bewahren würde, saßen er und Hidan nun also im Auto. Hidan lenkte den Wagen geschickt durch den Großstadtverkehr, während Kakuzu mit Jogginghose, Shirt und leichter Jacke bekleidet auf dem Beifahrersitz saß. Er hatte im Krankenhaus zwar Wechselsachen dabei gehabt – die Sporttasche, gefüllt mit Kleidung, Hygieneartikeln und Lesestoff gegen Langeweile, lag auf der Rückbank – doch er hatte es nicht eingesehen, sich in beengende Jeans zu zwängen, wo er sich Zuhause doch eh direkt wieder auf die Couch legen würde. «Du bist echt so ein Sturkopf. Ein, zwei Tage länger hätten dich jetzt auch nicht umgebracht. Wenn der Arzt das schon empfiehlt…» Kakuzu schnaubte. «Durchkreuze ich deine Pläne fürs Wochenende? Hast wohl Gefallen dran gefunden sturmfreie Bude zu haben, wenn du mich so gerne noch etwas länger fort haben willst.» «So war das nicht gemeint», grummelte der Jüngere. «Ich mach mir halt Sorgen und will nur, dass die Kacke richtig verheilt. Deswegen denke ich, dass es besser gewesen wäre, wenn du noch geblieben wärst. Gerade weil du in der Vergangenheit schon des öfteren mit Wundheilungsstörungen und Entzündungen zu kämpfen gehabt hast.» Erneut schnaubte Kakuzu, ehe er sich von Hidan weg wandte und aus dem Fenster starrte. Draußen war es grau und nass. Kakuzu fragte sich, wie lange sich das schlechte Wetter wohl noch ziehen würde, während er eine Weile lang den Regentropen dabei zusah, wie sie ihre Bahnen über die Scheibe zogen. «Was ist?», fragte Hidan, als sie an einer Ampel hielten. «Nichts», brummte Kakuzu. «Ich dachte nur du würdest dich freuen wenn ich heim komme.» «Man, das tu ich doch.» Hidan seufzte, wandte sich Kakuzu zu und legte ihm die Hand auf den Oberschenkel, zwickte ihm einmal kurz hinein. «Die letzten Tage waren echt langweilig und die Wohnung so still ohne dich, fast schon gruselig. Ich hab dich vermisst.» Kakuzus Miene hellte sich ein wenig auf. «Mhm, ohne mich stand dein Kaffee morgens nicht mehr fertig gemacht auf der Anrichte. Hast du deswegen gemerkt dass was fehlt, hm?» Hidan gab ein leises Giggeln von sich, ehe er grinsend erwiderte: «Unter anderem.» Kakuzu war machtlos gegen Hidans Grinsen, das ihn noch jedes mal angesteckt hatte. Er war noch nie immun dagegen gewesen, obwohl sein kühles Gemüt in der Regel nur selten ein Lächeln zuließ. «Komm her.» Er zog den Jüngeren zu sich heran und sie teilten einen kurzen aber innigen Kuss, ehe die Ampel auf grün schaltete und Hidan den Wagen wieder in Bewegung setzte. Vom Krankenhaus bis zu ihnen nach Hause waren es nur knapp fünfzehn Minuten. Kakuzu wusste nicht, ob es an der aufrecht sitzenden Position lag, oder doch daran, dass die Medikamente langsam nachließen, doch die wenigen Minuten im Auto waren genug – das Sitzen wurde anstrengend. Dabei nahm Hidan sogar Rücksicht, fuhr dieses mal nicht wie eine Sau, sondern relativ normal. Er achtete sogar auf Schlaglöcher, damit der Wagen nicht zu stark durchgeschüttelt wurde. Dennoch rutschte Kakuzu schon bald unwohl auf seinem Sitz herum, fand keine Position in der es sich mehr als ein paar Minuten aushalten ließ. Als sie endlich ihr Wohnhaus erreichten, war er das erste mal froh um den Lift, den er sonst immer als unnötig schimpfte. Somit blieb ihm das Treppensteigen bis in den zweiten Stock erspart. Hidan grinste entschuldigend, als sie ihre Wohnung betraten und Kakuzu die Unordnung auffiel. «Ich schwöre, ich wollte noch aufräumen bevor du kommst. Aber ich hab nicht damit gerechnet, dass du heute schon entlassen wirst.» Kakuzu seufzte. Es war immer wieder erstaunlich wie viel Chaos Hidan anrichten konnte, wenn man ihn nur ein, zwei Tage alleine ließ – und sich darin noch pudelwohl zu fühlen schien. Im Eingangsbereich lagen Schuhe quer durch den Flur verteilt, eine Jacke lag am Boden, daneben ein großes, ungeöffnetes Paket – was hatte sich Hidan da wohl wieder bestellt? Im Vorbeigehen warf Kakuzu einen flüchtigen Blick in die Küche, in der haufenweise dreckiges Geschirr und leere Verpackungen auf der Anrichte standen, neben der Tür ein bereits voller Kehrichtsack, den man runterbringen müsste. Im Wohnbereich sah es besser, aber für Kakuzus Geschmack noch lange nicht gut aus. Er ließ es dennoch unkommentiert. Zum einen da er wusste, dass Hidan die Wahrheit sagte und aufgeräumt hätte, hätte dieser von seiner heutigen Rückkehr bescheid gewusst. Zum anderen war es verzeihlich, dass der Jüngere sogleich anfing das Chaos in Ordnung zu bringen. «Willst du dich ins Bett oder auf die Couch legen?» «Couch. Sonst sterbe ich vor Langeweile», erwiderte Kakuzu und wollte dem Jüngeren schon dabei helfen das Sofa freizuräumen. «Ich mach das. Und du schonst dich.» Etwas Gutes hatte es – Hidan schien in seiner Abwesenheit wenigstens etwas für sein Studium gemacht zu haben. Sein Laptop und ein paar Bücher lagen auf dem Couchtisch, an die sich der Jüngere gerade machte wegzuräumen. So mancher mochte Hidan, dem Durchschnittsschüler, ein Studium nicht zutrauen. Doch wenn sich der Jüngere für etwas interessierte, konnten seine grauen Zellen doch noch erstaunliche Leistung erbringen. Trotzdem machte er außerhalb der Vorlesungen eher wenig für sein Studium. Er war durch und durch Minimalist, sah es nicht ein seine kostbare Freizeit fürs Lernen zu opfern. Außer Kakuzu zwang ihn dazu und trat ihm dafür in den Arsch. Hidan verschwand in die Küche, als es sich Kakuzu nun auf der Couch bequem machte. Er zog sich eine leichte Decke bis zur Brust und schaltete den Fernseher ein, zappte sich durch Netflix, bis er auf eine Serie stieß die ihn ansprach. Als die erste Episode von The Witcher startete, sank er zurück in die Kissen und schob einen Arm unter seinen Kopf. Kurze Zeit später kam Hidan zurück und stellte eine Karaffe mit bräunlicher Flüssigkeit und einer Tasse auf dem Fernsehtisch vor ihm ab. «Was ist das?» «Ne Kräuterteemischung. Soll gut sein gegen Entzündungen und unterstützt den Heilprozess oder so. Keine Ahnung was genau da alles drin ist. Hat mir meine Mam früher immer gemacht, wenn ich mir mal wieder was gebrochen hatte oder dergleichen.» Kakuzu hob skeptisch eine Braue, richtete sich dann jedoch vorsichtig auf, um den Tee etwas genauer zu inspizieren. Eigentlich trank er nur sehr selten Tee – er war eher der Kaffeetrinker – doch wenn Hidan sich schon die Mühe machte, konnte er ihn wenigstens probieren. Auch wenn die Flüssigkeit nicht sonderlich appetitlich aussah und auch etwas seltsam roch, goss er sich etwas davon in die Tasse. Er setzte sie sich an die Lippen und nahm einen Schluck. «Und?», fragte Hidan. «Schmeckt besser als erwartet.» «Echt? Ich fand den immer zum kotzen.» Kakuzu grunzte, schenkte Hidan einen vielsagenden Blick. «Und dann dachtest du, den hässlichen Tee setz ich mal meinem Freund vor?» «So ähnlich. Ich mein, wenn man krank oder verletzt ist, leidet man ja eh schon. Da macht scheußlicher Tee keinen Unterschied mehr. Hat jedenfalls meine Mam immer gepredigt.» «Na dann danke, Mama», meinte Kakuzu mit einem spöttischen Grinsen. Hidan schnappte sich ein Kissen und schlug ihm dieses gegen die Beine. «Vorsicht. Sonst kannst du dir gleich selbst was zu Essen machen. Dann rühr ich keinen Finger mehr für dich.» Gespielt beleidigt schürzte Hidan die Lippen. «Ich hätte mir auch selbst was gemacht. Aber eigentlich hab ich gar keinen Hunger.» Kakuzu trank noch ein paar Schlucke, setzte die Tasse ab und legte sich wieder hin. «Sicher?», fragte Hidan nach. Es war kurz nach eins und eigentlich schon längst Zeit für Mittag. «Hab gut gefrühstückt», erwiderte Kakuzu nur. Was nur halb wahr war. Denn eigentlich hatte er keine Lust auf den Fraß, den er die nächsten Tage essen durfte. Er versuchte weiter der Serie zu folgen, in der Geralt von Riva gerade mit einer Kikimora kämpfte, wurde jedoch immer wieder von dem schmerzhaften Ziehen in seinem rechten Unterbauch abgelenkt. Seine Tabletten musste Hidan in der Küche untergebracht haben, also erhob er sich, wurde jedoch auf halbem Wege vom Jüngeren abgefangen. «Wo willst du hin?», fragte Hidan leicht angesäuert. «Nur meine Tabletten holen.» «Sag doch was. Ich hol sie dir.» Hidan schickte ihn zurück aufs Sofa, brachte ihm kurz darauf eine einzelne Tablette, welche Kakuzu mit dem Tee runterspülte. Da der Braunhaarige nun keinen Hunger hatte, fand Hidan, dass es sich nicht lohnte, nur für sich was zu kochen und dafür extra Pfannen und Töpfe schmutzig zu machen. Deswegen machte er sich ein unkompliziertes Müsli mit extra viel Milch und gesellte sich zu Kakuzu auf die Couch. Ihr Sofa bestand aus einem L-Segment und da der Ältere die lange Seite besetzte, beschlagnahmte Hidan die kurze zu Kakuzus Füßen. Während er genüsslich sein Müsli schlürfte realisierte er erst, welche Serie sich Kakuzu ausgesucht hatte. «Hab gehört die soll richtig gut sein», sprach er mit vollem Mund, worauf er einen Seitenblick von Kakuzu erntete. «Was?» «Sieht nach nem reichhaltigen Mittagessen aus», meinte Kakuzu ironisch und mit Deut auf das Müsli. War es verbittert von ihm, dass er Hidan das schlecht machen wollte, da er ihn in Wahrheit um das Müsli beneidete? Hidan grinste – so gut es ihm zwischen Kauen und Schlucken möglich war. «Naja, um ehrlich zu sein bin ich noch gar nicht so lange wach.» Kakuzu verdrehte die Augen – das war ja klar gewesen. Nachdem Hidan sein Mittagessen beendet hatte, räumte er weiter die Wohnung auf. Kakuzu hörte aus der Küche das Klirren von Geschirr, das in die Spülmaschine eingeräumt wurde. Der volle Müllsack wurde auch endlich aus ihrer Wohnung geschafft und schließlich machte sich Hidan daran staubzusaugen. Das laute Geräusch des Staubsaugers ging Kakuzu tierisch auf den Leim – vor allem weil er dadurch den Fernseher fast nicht mehr hörte. Doch er wollte sich nicht beschweren. Wenn Hidan schonmal von sich aus was im Haushalt machte, sollte er lieber die Klappe halten. Ansonsten würde er seine Bemühungen, Hidan für Wischen, Spülen und Putzen zu begeistern, zunichte machen. Und den Fortschritt, den er gerade verzeichnete wollte er keinesfalls zunichte machen. Andernfalls musste er wieder von vorne anfangen und das wollte er sich nicht antun. Als das nervige Geräusch endlich verstummte und Hidan sich anderen Aufgaben widmete, schloss Kakuzu die Augen und versuchte ein wenig zu schlafen. Er war noch immer erschöpft von dem Eingriff, sein Körper schien alle Energie für den Heilprozess zu benötigen. Zudem hatte er die zwei Nächte im Krankenhaus nicht sonderlich gut schlafen können. Die Medikamente schienen nun auch langsam zu wirken, denn der dumpf pochende Schmerz in seinem Unterbauch klang allmählich ab. Nach einiger Zeit wurde ihm unter der Decke irgendwie zu warm, weshalb er sie ein Stück von sich schob. Er drehte sich vom Fernseher weg, krümelte sich zur Sofalehne zusammen und versuchte zu entspannen. Was ihm nicht sonderlich gelingen wollte, denn er spürte noch immer diese Wärme. Eine Hitzewallung durchfuhr seinen Körper, ließ ihn schaudern. Genervt drehte er sich von der einen Seite zur anderen und fand keine Ruhe. Ihm war so heiß. Am liebsten wollte er die Decke in die nächste Ecke pfeffern, doch das würde wohl kaum etwas bringen. Denn er vermutete bereits, dass er diese Wallungen den Medikamenten zu verdanken hatte. «Was los?», fragte Hidan, der Kakuzus Unruhe bemerkt hatte. Er kam gerade zurück ins Wohnzimmer und hatte sein Zalando-Paket dabei, welches er wohl endlich öffnen wollte. «Mir ist irgendwie komisch.» «Wie, komisch?» «Weiß nicht. Vergiss es.» Hidan stellte den Karton ab. «Was soll das heißen?» «Nichts. Alles gut.» Besorgt musterte Hidan seinen Freund, setzte sich zu ihm auf die Sofakante und legte ihm die Hand auf die Stirn, um seine Temperatur zu fühlen. Doch Kakuzu entzog sich ihr grummelnd. «Ich habs doch gewusst», bellte Hidan in säuerlichem Ton. «Du hättest noch im Krankenhaus bleiben sollen. Wo hatten wir den kack Fiebermesser? Hast du Schmerzen? Oder sonst was?» «Du siehst das falsch», seufzte Kakuzu, im Versuch die Situation zu entschärfen, bevor Hidan auf die Idee kam Theater zu machen. Dass er auch immer so überreagieren musste. Auch wenn er es nicht ganz verstand, Kakuzu war nun klar, was mit ihm los war. Das Ziehen, welches er vorhin an seiner Wunde gespürt hatte, nahm er nun auf eine andere Art ein Stück tiefer wahr. «Fuck, das ist bestimmt irgend ne Infektion oder Entzündung oder sonst was!» «Hidan... mir geht es gut.» «Oder fuck, was wenn was aufgerissen ist? Innere Blutung und so? Ich wusste, dass du dich überanstrengst!» «Hidan.» «Warte ich hole die Autoschlüssel. Und ich sag dir, du kommst mir nicht eher nach Hause, bevor die Ärzte nicht ausdrücklich sagen, dass es kein Risiko mehr gibt! Ich will das schriftlich haben!» «Hidan!» Gerade als der Jüngere aufspringen wollte, zog Kakuzu ihn grob am Shirt zurück. «Was!?»   «Ich hab nen Ständer.» Hidan stockte. «Was?» Verwirrt blickte der Jüngere an Kakuzu hinab, und tatsächlich. Er blinzelte irritiert, dennoch fiel ihm ein riesengroßer Stein vom Herzen. Er war nur erleichtert, dass es sich um so etwas Harmloses handelte und froh, dass er sich anscheinend nicht weiter um Kakuzu sorgen machen musste. «Wann ist das denn passiert?», fragte Hidan mit deutlichem Schalk in der Stimme, während ein fieses Grinsen an seinen Mundwinkeln zupfte. «Awww, Kakuzu», zog er den Älteren glucksend auf. «Hast du mich etwa so vermisst?»   «Idiot», grummelte Kakuzu. «Das muss ne Nebenwirkung von den Medikamenten sein.» «So was gibts?» Hidan klang nicht überzeugt. Kakuzu zuckte mit den Schultern. «Kann es mir nicht anders erklären.» Es war zwar eigenartig, machte aber schon Sinn. Die Packungsbeilage würde wohl Klarheit schaffen. «Du rührst dich nicht vom Fleck. Ich hole sie», meinte Hidan streng, als Kakuzu schon Anstalten machte aufzustehen. Der Jüngere schien seine Gedanken gelesen zu haben – es war nicht das erste mal. Sie waren schon ein paar Jahre zusammen und kannten sich so gut, dass das schon öfters vorgekommen war. Auch anders herum. Hidan holte in der Küche die kleine Tablettenschachtel und faltete den Beipackzettel noch auf dem Rückweg auseinander. Er überflog das Kleingedruckte, bis er den Absatz mit den Nebenwirkungen gefunden hatte. «Bla bla bla. Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Hautrötungen, Ausschlag... ah, da! Du hast tatsächlich recht. Kann in seltenen Fällen stimulierend wirken», las er laut vor. «Nette Umschreibung.» «Krass, dass es so was gibt. Dachte es gäbe nur das Umgekehrte. Du weißt schon, dass die Nudel nicht mehr richtig mit macht.» «Danke für die Ausführung, Hidan. Ohne hätte ich wirklich nicht gewusst was du meinst.» Hidan grinste, steckte den Beipackzettel zurück in die Schachtel. «Immer wieder gern. Aber hättest du nicht schon während der Zeit im Krankenhaus was davon merken müssen?» «Hab dort wohl andere Medikamente bekommen. Kann mich jedenfalls nicht an eine orangene Tablettenverpackung erinnern.» «Hm», machte Hidan nur und besah sich die Schachtel mit den orangenen Querstreifen und dem fetten, schwarzen Schriftzug, ehe er schulterzuckend wieder zu Kakuzu blickte. «Naja dann... am besten ignorierst du es.» Damit widmete sich Hidan wieder seinem Paket, welches er zu sich heranzog und aufriss. Und während der Jüngere sich so munter durch seine neuen Klamotten wühlte, versuchte Kakuzu daneben den Druck in seinen Lenden zu ignorieren. Was einfacher gesagt als getan war. Bereits nach wenigen Minuten war er es leid. Dabei würde es doch eine so einfache Lösungen für sein Problem geben, dachte er sich und schielte rüber zu Hidan, der vor seinen Schienbeinen saß und gerade ein Etikett mit den Zähnen von einem fancy Shirt abriss, welches er wohl behalten wollte. «Hidan», raunte Kakuzu in anzüglichem Ton. Er streckte sein Bein, bis er mit seinem Fuß Hidan an der Hüfte erreichte und versuchte diesen näher an sich heran zu ziehen. Er wollte gerade weitersprechen, als sein Freund ihm zuvor kam. «Denk nicht mal dran.» Hidan sah nicht auf, legte das Shirt zur Seite und fischte sich das nächste Kleidungsstück aus dem Karton. «Aber–» «Nein.» Kakuzu schnaubte. «Du weißt nicht mal, was ich sagen wollte.» «Doch weiß ich. Und ich sagte nein. Du sollst dich ausruhen, Kakuzu.» Grummelnd wandte sich Kakuzu ab – ein Versuch war es wert gewesen. Aber anscheinend wollte ihm der Jüngere nicht behilflich sein. Aber nun gut. Auch wenn er das jetzt nicht so eng sah und Hidans doch sehr deutliche Abweisung etwas hart fand, er verstand seinen Punkt. Es war womöglich nicht sehr förderlich für seine Genesung, sollte er kaum nach der Entlassung direkt wieder solchen Aktivitäten nachgehen. Damit abgefunden richtete er seine Aufmerksamkeit wieder zum Fernseher, wo gerade die dritte Folge anlief. Geralt der Hexer, um den es in der Serie ging, wurde gerade beauftragt im Königreich Temeria ein Monster zu töten und somit den Ruf Seinesgleichen wiederherzustellen. Sein Vorgänger, der zuvor vom König angeheuert wurde, soll entgegen der Abmachung die Bestie verschont haben und mit der Bezahlung abgehauen sein. Die Szenerie wechselte zu der jungen Magierin Yennefer, die sich einer doch sehr schmerzhaft aussehenden Prozedur unterzog, durch die sie versuchte ihre physische Erscheinung zu korrigieren. Kakuzu fand die Serie zwar spannend, dennoch kam er nicht so richtig mit. Was nicht an seinem Intellekt, sondern seiner fehlenden Konzentration lag. Er war noch immer müde und erschöpft und wollte eigentlich nichts lieber als schlafen. Doch der Druck in seinen Lenden ließ ihn einfach nicht zur Ruhe kommen. Zwischenzeitlich nahm er zwar etwas ab, was ihn schon hoffen ließ, dass diese Nebenwirkung abklang. Doch leider verschwand seine Erektion nie ganz. Sein Schwanz befand sich in einem wankelmütigen Zustand zwischen steif und halb steif. Und dieses auf und ab nervte. Da hätte er sogar noch lieber entweder nur das eine oder das andere, da könnte er sich wenigstens auf etwas einstellen. Obwohl er vermutlich froh sein sollte, dass das Medikament nicht so wirkte wie Viagra. Er hatte das zwar noch nie genommen – wozu auch? Bei ihm funktionierte alles einwandfrei. Aber er konnte sich vorstellen, dass die Wirkung von den blauen Pillen noch mal ein anderes Pflaster war und gegebenenfalls auch schmerzhaft werden konnte. Sollte man sexuell nicht zum Einsatz kommen zum Beispiel, oder versuchte den Wirkstoff zu unterdrücken. Oder noch schlimmer: zu viel davon einnahm. Und während Geralt im TV gegen eine Striga kämpfte, kämpfte Kakuzu mit seinen Nerven. Er versuchte sich was Abturnendes vorzustellen, musste aber leider feststellen, dass das nicht wirklich funktionierte. Lust entsteht normalerweise im Kopf. Doch seine Erregung war durch Medikamente verursacht worden und somit erzwungener, künstlicher Natur. Sein Körper reagierte lediglich auf die Wirkstoffe. Daher war es zwecklos sich alte, schrumplige Menschen vorzustellen, wenn sein Kopf nicht der Verursacher des Problems war. Wenn das so weiterging, würde er bald durchdrehen. Er drehte sich grunzend auf den Bauch, obwohl das in seinem derzeitigen Zustand nicht die angenehmste Liegeposition war. Seither hatte er diese stets vermieden – so lag er auf seiner frischen OP-Narbe. Doch es war ihm egal. Er presste seinen Unterleib gegen die Polster, im verzweifelten Versuch seine Erregung mit Gegendruck zum Nachgeben zu bewegen. Es war abzusehen, dass auch das nichts bringen würde. Und nachdem Kakuzu einige Zeit so verharrt hatte, gab er ein tiefes Grollen von sich, als er sich das auch eingestehen musste. Mit den Nerven am Ende drehte er sich wieder auf den Rücken und schnaufte angestrengt durch. Was sollte er nun tun? Die ganze Sache auszusitzen wollte er sich nur ungern antun – wer wusste schon wie lange das dauern würde. Womöglich noch Stunden. Kakuzu hatte nicht darauf geachtet wohin sich sein Freund verzogen hatte, doch Hidan war schon seit einer Weile nicht mehr im Raum. Das war gut. Womöglich konnte er... ✖ ✖ ✖ Währenddessen hatte der Jüngere seine Shirts in den Kleiderschrank geräumt und das Zalando-Paket fertig gemacht, damit er die restlichen Sachen, die ihm doch nicht gefielen, zurück schicken konnte. Nun wühlte er sich durch die Klamotten, die er die letzten Tage achtlos auf den Boden geschmissen hatte und sortierte sie in zwei Haufen. Dreckwäsche und welche, die er noch mal anziehen würde. Dass Hidan von Kakuzus Leiden nichts mitbekommen hatte, wie dieser es annahm, entsprach nicht ganz der Wahrheit. So laut wie der Ältere unzufriedene und genervte Laute von sich gegeben hatte, war es ja kaum zu überhören gewesen. Doch wenn es nach Hidan ging, sollte sich Kakuzu mal nicht so anstellen. Man sollte meinen, dass man frisch nach einer OP andere Dinge im Kopf hatte als seine Befriedigung. Gesund zu werden zum Beispiel. Hidan glaubte Kakuzu zwar, dass die Ursache einer Nebenwirkung der Medikamente zuzuschreiben war. Dennoch ging ihm der Ältere zu leichtsinnig mit seiner Situation um. Das hatte er schon immer getan. Wann immer er sich irgendwie verletzt hatte oder krank war, gönnte er sich nur wenige bis gar keine Schonzeit. Und belastete sich viel zu früh, viel zu sehr wieder. Hidan dachte an das letzte mal zurück, als Kakuzu nach einer Erkältung Wochen später immer noch gehustet hatte und dann eines Tages beinahe zusammengebrochen war. Ergebnis war eine Lungenentzündung, die durch die nicht richtig auskurierte Erkältung resultierte. Aber wenn es um jemand anderen ging, dem ihm nahe stand, war Kakuzu sehr streng und achtete genau darauf, dass derjenige schnell wieder auf die Beine kam. Hidan war sich sicher, dass, wenn es ihm irgendwann mal sehr schlecht gehen sollte, Kakuzu alles für ihn tun würde. In der Hinsicht war der Ältere sehr aufopfernd und liebevoll, auch wenn man es durch seine schroffe Art nur schwer als solches erkannte. So sehr sich Kakuzu auch um seine Liebsten kümmerte und diese umsorgte – sobald es um ihn selbst ging, galten andere Regeln. Hidan ahnte, dass das mit Kakuzus Vergangenheit zusammenhing. Der Ältere hatte es in seinem Leben nie leicht gehabt. Als Kind und Jugendlicher war Kakuzu die meiste Zeit auf sich allein gestellt gewesen. Seine Eltern hatten ihn derart vernachlässigt, dass er größtenteils sich selbst überlassen gewesen war. Geld, neue Kleidung oder sogar Essen, damit hatte er nicht immer rechnen dürfen.   Seine Kindheit war deshalb schwierig gewesen. Kakuzu hatte sehr schnell erwachsen werden müssen. An sich selbst hatte er immer größere Anforderungen gestellt. Er hatte sich kein Versagen erlaubt und geglaubt, durch guter schulischer Leistung und Selbständigkeit sein Leben ändern zu können. Als wäre es sein Ticket aus der Hölle, hatte er sich an seine Noten geklammert und gebüffelt bis zum umfallen. Doch kein Kind war diesem Druck gewachsen. Als Jugendlicher war er des öfteren durch aggressives Verhalten aufgefallen. Schlägereien, Diebstahl und weitere kleinere Delikte. Es war der Ausgleich, der sein Schicksal forderte. Auf der einen Seite Musterschüler, auf der anderen ein verlorenes Kind, das versuchte zu überleben. Hidan wusste, dass Kakuzu nicht stolz auf diese Zeit war. Das hatte er aus seinen Erzählungen sehr deutlich heraushören können. Und auch wenn der Ältere diese Zeit längst hinter sich gelassen hatte – sie hatte ihn geprägt. Irgendwann hatte es eine Wendung in seinem Leben gegeben, die ihn wohl auch davor bewahrt hatte in eine richtig kriminelle Schiene abzurutschen. Er hatte ein Stipendium angeboten bekommen und Kakuzu hatte sein Chance genutzt. Danach war es für ihn nur noch bergauf gegangen. Doch ein Charakterzug hatte er nie ablegen können. Kakuzu hatte einige Dinge von damals so sehr in sich verinnerlicht, dass er sich bis heute keinen Ausfall erlaubte und dachte immer funktionieren zu müssen. Er dachte immer da sein zu müssen, immer verfügbar, immer Leistung zu erbringen. Es ging über Zielstrebigkeit oder Ehrgeiz hinaus. Lange Zeit hatte Hidan sich nicht richtig getraut etwas dagegen zu sagen, Kakuzu auszubremsen oder ihm gar etwas vorzuschreiben. Immerhin war dieser der ältere und erfahrenere von ihnen und Hidan hatte anfangs noch gedacht, dass dieser sich, seinen Körper und seine Grenzen schon kennen würde. Mittlerweile bin ich schlauer, dachte Hidan seufzend und schmiss das letzte Kleidungsstück in den Wäschekorb. Doch dieses mal würde er nicht bloß zusehen und schweigen. Im jetzigen Fall würde Kakuzu wohl nicht mit einer Lungenentzündung davon kommen. In Hidans Horrorvorstellung sah er seinen Freund mit Komplikationen im Krankenhaus, an Schläuchen angeschlossen, weil es sich mal wieder übernommen hatte. Deshalb hatte sich Hidan vorgenommen die nächsten Tage ganz genau ein Auge auf Kakuzu zu werfen. Und wenn nötig ihn auch dazu zu zwingen sich auszuruhen. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, nahm er Bewegung im Nebenraum wahr. Hidan streckte den Kopf aus dem Türrahmen, um einen kurzen Blick ins Wohnzimmer zu werfen. Er war nicht glücklich darüber, dass Kakuzu nicht wie erhofft schlief, sich ausruhte oder sich wenigstens still hielt, sondern aufgestanden war und herumlief. «Wo willst du hin?» «Ins Bad.» «Mhm», machte Hidan mit skeptisch verengten Augen. «Du schwingst dich wieder auf die Couch. Aber ganz schnell.» Kakuzu blieb fassungslos stehen. «Willst du mir etwa verbieten aufs Klo zu gehen?» «Als ob du deswegen ins Bad willst...» Kakuzu schien direkt zu verstehen, was er damit andeuten wollte und das bestätigte Hidans Annahme nur. Dass er den Älteren auf anhieb durchschaut hatte, schien diesen nicht sonderlich zu erfreuen. «Und? Spiel dich nicht so auf, ich brauche keinen Aufpasser.» Den Ton, den Kakuzu angeschlagen hatte spiegelte nur seine derzeitige Laune wieder. Und diese musste in der letzten halben Stunde in den Keller gerutscht sein. Doch das konnte Hidan nicht einschüchtern. «Ich wiederhole es gerne noch mal. Du sollst dich ausruhen, Kakuzu. Und ich werde dafür sorgen, dass du es tust. Also pack dich wieder hin oder ich werd richtig sauer. Und denk nicht mal dran dir am Pimmel rumzuspielen. Dass du es gerade jetzt nicht einmal lassen kannst, echt!» Das war für Kakuzu der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. «Jetzt reichts!», fuhr er wütend auf. «Denkst du etwa wirklich, mir macht das Spaß? Ich will mich ja ausruhen, verdammt! Ich bin hundemüde und total fertig, aber kann ums verrecken nicht einschlafen. Es geht einfach nicht! Ich hab mir das nicht ausgesucht, klar?! Also tu nicht so, als ob ich es geil finden würde, mich hier mit nem Harten herumzuwälzen! Ich dreh gleich durch!»   Damit stapfte Kakuzu erbost zurück zum Sofa, wo er sich angepisst drauf schmiss. Er fühlte sich unverstanden und war fertig mit der Welt, stierte in den Fernseher ohne wirklich etwas zu sehen. Dann würde er das eben aussitzen. Auch wenn ihn das so was von ankotzte! Er würdigte Hidan keines Blickes mehr, auch nicht, als der Jüngere sein Smartphone vom Fernsehtisch nahm und damit aus dem Zimmer verschwand. Mit schlechtem Gewissen suchte sich Hidan in der Küche die Nummer vom Krankenhaus raus. Er fand sie auf einem der Zettel, die ihnen mitgegeben worden waren. Darauf waren unter anderem Lebensmittel aufgelistet, welche Kakuzu in den nächsten Tagen vermeiden sollte. Nachdem er die Nummer eingetippt hatte, hielt er sich sein Handy ans Ohr. Es wurde nach dem zweiten Tuten abgehoben und eine Dame meldete sich. Nach kurzem Wortabtausch gab er Kakuzus Personalien durch und versuchte schließlich die Situation zu erklären. «Mein Freund wurde heute aus dem Krankenhaus entlassen und verträgt die Medikamente nicht. Sein Arzt hat ausdrücklich gesagt, dass er Bettruhe bewahren soll, weil er doch relativ früh entlassen wurde und das ist ihm halt nicht möglich, weil er ein paar Nebenwirkungen hat. Jetzt wollte ich fragen, ob- ... ja genau.» Die Frau zog direkt die richtigen Schlüsse und suchte sogleich in ihrem System nach einem geeigneten Ersatzmedikament. Nachdem ihr Rechner eines ausgespuckt hatte, welches wohl auch gut zu Kakuzus medikamentöser Vorgeschichte passte, versicherte sie Hidan, dass sie dieses für ihn zum Abholen bereit stellen würde. Da es schon ziemlich spät war und Kakuzu die nächste Tablette eh erst morgen nehmen durfte, vereinbarte er mit ihr, dass er die Packung morgen früh abholen kommen würde. Hidan bedankte sich, ehe er auflegte. Zurück im Wohnzimmer fand er Kakuzu noch immer beleidigt vor, mit einem Gesicht wie bei sieben Tage Regenwetter. «Ich kann dir morgen früh andere Tabletten holen», informierte Hidan seinen Freund. «Toll», grunzte Kakuzu nur. Er hatte das Telefonat mitgehört und war im Grunde froh, dass er die nächste Woche nicht mit diesen Nebenwirkungen leben musste, doch gerade nützte ihm das gar nichts. Womöglich tat er Hidan damit unrecht – der Jüngere bemühte sich schließlich und versuchte ihn zu unterstützen. Doch Kakuzu konnte gerade nicht anders. Er hasste Hidan gerade einfach, obwohl ihn der Gedanke im selben Zug schon wieder leid tat. «Ach komm, sei nicht so.» Als von Kakuzu keine Reaktion kam, gab Hidan ein leises Seufzen von sich. «Ich war ein Arsch, ok? Ich wusste nicht, dass dir das so zusetzt. Ich hab es nicht ernst genommen und das tut mir leid.» Kakuzu starrte weiter stur zum Bildschirm. Sein Stolz hielt ihn davon ab sich mit Hidan zu versöhnen. «Sei nicht mehr beleidigt. Bitte.» Stille. Die bedrückende Atmosphäre wurde von Hidan durchbrochen, als dieser plötzlich leise lachte. «Ist das nicht irgendwie komisch? Ich mein, allein die Tatsache, dass du von deinen Medis geil wirst, ist doch schon witzig. Unter anderen Umständen hätten wir darüber gelacht und, naja...» Er grinste verschlagen. «...das Beste draus gemacht. Aber jetzt streiten wir uns deswegen wie zwei Vollidioten. Ist das nicht irgendwie ulkig?» Der Ältere drehte seinen Kopf, sah Hidan das erste mal wieder an und sein Blick sprach Bände. Kakuzu fand es vieles, aber ulkig definitiv nicht, was Hidan einen weiteren Seufzer entlockte. Er bewegte sich auf das Sofa zu, krabbelte zu Kakuzu hoch und stütze sich rechts und links neben dessen Kopf mit den Händen ab. Der Ältere blickte fragend zu ihm auf, doch Hidan beugte sich nur wortlos zu ihm hinab und verschloss ihre Lippen miteinander. Kakuzu erwiderte nicht, weswegen Hidan unzufrieden murrte und sich kurz darauf wieder von ihm löste. Trotzdem hatte er es geschafft Kakuzus Mauern bröckeln zu lassen. Seine Miene wirkte nicht mehr ganz so finster. «Irgendwie hab ich dich noch immer weich bekommen», meinte Hidan mit einem selbstsicheren Grinsen. Kakuzu räusperte sich. «Leider», gab er zu, was Hidan zum Lachen brachte. «Was heisst hier leider? Du tust ja so, als wär das was Schlechtes.» «Bei einer Furie wie dir, ist es das auch.» «Hey! Das war gemein.» Hidan schürzte gespielt beleidigt die Lippen. «Und so schlimm war ich nicht.» «Ansichtssache», erwiderte Kakuzu trocken. Hidan verzog das Gesicht – am liebsten hätte er ihm dafür eine Kopfnuss verpasst, doch dann sah er davon ab. Nachdenklich verlagerte er sein Gewicht nach hinten, so dass er auf Kakuzus Oberschenkel zum Sitzen kam. Eine Weile sahen sie sich nur an und erst jetzt fiel Hidan die Erschöpfung auf, die dem anderen ins Gesicht geschrieben stand. Kakuzus Haut wirkte ein wenig fahl, leichte Schatten begannen sich unter seinen Augen abzuzeichnen. Mit fiebrig glänzendem Blick sah er ihm entgegen, während seine Stirn schimmerte durch des dünnen Schweißfilms, der sich darauf gebildet hatte. Hidan fühlte sich sogleich schuldig – ihr Streit hatte bestimmt auch noch mal an dem Älteren gezehrt. Dabei konnte Kakuzu seine Kräfte doch gerade anderweitig gebrauchen. Hidans Brauen zogen sich zusammen und sein Blick glitt an seinem Freund hinab, blieb an der Stelle hängen, an der sich seine Narbe befinden sollte. Vom plötzlichen Drang getrieben, sich diese einmal anzusehen, zog er die Decke zurück. Bereits als er Kakuzus Shirt vorsichtig ein Stück hoch streifte, konnte er die raue Oberfläche des Pflasters an seiner Handfläche spüren. Dieses war jedoch undurchsichtig und somit blieb Hidan ein Blick darauf verwehrt. Ein paar getrocknete Blutstropfen drückten sich durch das Pflaster und ließen nur erahnen, wo genau die Naht verlief. Auch wenn Hidan die vielen Narben, die Kakuzus Körper zierten, nichts ausmachte, empfand er es doch als eine Schande, dass nun eine weitere dazukommen sollte. Denn Kakuzu war ein schöner Mann, hatte einen attraktiven Körper. Hidan wusste, dass sein Freund das nicht so wahrnahm, vielleicht gerade weil er von so vielen Narben gezeichnet war. Zwar hatte Kakuzu jetzt nicht direkt Komplexe deswegen, trotzdem war er keiner, der sich allzu gerne im Spiegel betrachtete. Obwohl er einiges für seinen Körper tat. Das aber weniger um gut auszusehen oder anderen zu gefallen, sondern vielmehr um sich selbst einfach gut zu fühlen. Hidan musste an die selbstverliebten Typen denken, die es in jedem Fitnessstudio gab, und die mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel posierten, sich an ihren Muskeln aufgeilten und miteinander wetteiferten, wer denn am meisten Gewichte stemmen konnte. Kakuzu würde das zwar nie tun, doch würde er sich dazustellen und zeigen was er zu bieten hatte, würden bestimmt viele von ihnen vor Neid erblassen. Gedankenverloren fuhr er die Ränder des Pflasters nach. Vielleicht war es ein wenig merkwürdig, doch Hidan bedauerte, dass Kakuzu aufgeschnitten worden war und man ein Stück aus ihm entfernt hatte. Natürlich, die Operation war notwendig gewesen, der Blinddarm hatte sich entzündet, aber trotzdem... Hidan liebte nun mal jeden noch so kleinste Teil der zu Kakuzu gehörte. Der Jüngere seufzte und hielt inne, als er am Hosenbund ankam, worunter der Rest des Pflasters verschwand. Unweigerlich glitt sein Blick ein Stück tiefer, wo sich eine Wölbung im Schritt des Älteren abzeichnete. Die Nebenwirkung war also noch immer kein Stück abgeklungen. Als Hidan aufsah, begegnete er Kakuzus grünen Smaragden. Der Ältere hatte ihn schweigsam und mit steinernen Miene beobachtet. Ein schiefes Lächeln legte sich auf Hidans Lippen, ehe er sich erneut vor lehnte. Er stützte sich auf seinen Ellenbogen ab, gab Kakuzu einen kurzen Kuss, verharrte dann jedoch ganz nah vor seinem Gesicht. «Es ist okay», flüsterte er gegen Kakuzus Lippen. «Du darfst auch mal schwach sein. Das ist keine Schande, hörst du?» Der Ältere schnaubte verächtlich, versuchte es damit ins Lächerliche zu ziehen. Er hielt seinem Blick nicht stand, wich ihm zur Seite aus, was er immer tat wenn ihm etwas unangenehm war. «Ich meine es ernst. Du bist nicht mehr allein. Du hast mich – wir sind ein Team. Also lass mich dir etwas abnehmen, auch wenn es dir schwer fällt. Du musst nicht mehr alles alleine schultern.» Hidan war sich erst nicht sicher, ob Kakuzu wirklich verstehen würde, was er damit meinte. War es ja doch ein wenig aus dem Kontext gerissen. Es ging viel tiefer, als dass man es nur auf den heutigen Tag beziehen könnte. Die Züge des Älteren glätteten sich, verloren an Strenge, als er nun doch wieder zu Hidan sah. Seine Augen hatten einen sanften Ausdruck angenommen und man konnte sehen, dass ihn das berührt hatte. Kakuzu gab in der Regel nur sehr selten seine Gefühle so offen preis, dass man sie an seinem Gesicht ablesen konnte. Und es machte Hidan jedes mal glücklich, wenn Kakuzu ihm diesen kurzen Einblick gewährte. Er konnte nicht anders als seicht zu lächeln und seinen Freund erneut zu küssen. Und dieses mal bewegten sich ihm die rauen Lippen entgegen. Hidan gab einen zufriedenen Laut von sich, streichelte Kakuzu mit dem Daumen über die Wange, wanderte nach hinten über seinen Kiefer, bis hin zum Nacken, wo er ihn leicht kraulte. Als sie sich voneinander lösten, schmiegte Hidan sein Gesicht an Kakuzus Wange, führte seine Lippen nah an dessen Ohr. «Versuch dich still zu halten», flüsterte er, ehe er Kakuzus Hals entlang küsste, ihn liebkoste und an einigen Stellen seine Haut sanft zwischen seine Lippen nahm und daran saugte. Seine Linke löste sich aus Kakuzus Nacken und er spürte wie sich der Ältere unter ihm anspannte, als er mit ihr über seine Brust nach unten strich. Er schlüpfte unter Kakuzus Shirt, streichelte über den flachen Bauch, die Seiten und die Brust, ertastete die fein definierten Muskeln, die sich unter seinen Fingern anspannten. Kakuzu seufzte wohlig auf, spürte wie sich der Druck in seinen Lenden durch Hidans Zutun nur noch verstärkte. Dieses mal hieß er die Hitze willkommen, die sich in seinem Inneren ausbreitete. Wie von selbst legte sich seine Hand an Hidans Hüfte, seine Finger gruben sich begierig in das Fleisch. Er wollte den anderen näher zu sich ziehen, ihn auf sich spüren – ihm verlangte es nach mehr Körperkontakt. Doch der Jüngere verhinderte dies, indem er dagegen hielt und sich schließlich leise kichernd von seinem Hals löste. «Hast du schon vergessen was ich gesagt hab?» Hidan zog Kakuzus Hand von sich und pinnte sie aufs Sofa, was den Älteren einen unwilligen Laut entlockte. Er war es nicht gewohnt, das Ruder ganz und gar Hidan zu überlassen. Sich so derart wenig zu beteiligen und nur passiv dazuliegen entsprach einfach nicht seiner Natur – auch wenn er sich natürlich auch gerne mal verwöhnen ließ. Seine Gedanken dazu waren spätestens dann fort, als Hidan zwischen seine Beine rutschte und federleichte Küsse auf seiner Brust verteilte. Kühle Hände glitten seine Seiten entlang, was ihm einen Schauder nach dem anderen bescherte. Seine Atmung wurde schwer, während der Mund, eine feuchte Spur nach sich ziehend, tiefer wanderte. Hatte er bislang noch zu Hidan runtergesehen, legte er nun den Kopf zurück und schloss genießerisch die Augen. Das Kribbeln in seinen Lenden schien sich wie ein Ameisenschwarm in seinem Körper auszubreiten, als er Hidans heißen Atem an seinem Bauchnabel spürte. Das warme Gefühl auf seiner Haut machte halt, nachdem es der Spur aus feinem Haarflaum nach unten gefolgt war und nun am Hosenbund angelangt war. Seine Hose wurde ihm mitsamt Unterwäsche ein Stück runtergezogen und Kakuzu gab ein leises Keuchen von sich, als sich Hidan seiner annahm, ihn mit einer Hand umschloss, seine Erregung sanft auf und ab streichelte. Bald darauf nahm der Jüngere auch seinen Mund hinzu, küsste erst sacht seinen Schaft entlang, befeuchtete seine Länge mit der Zunge und leckte ihm neckend über die Spitze. Unterbewusst reckte Kakuzu sein Becken vor, den wohltuenden Berührungen entgegen. Hidan gab einen mahnenden Laut von sich, wusste Kakuzu jedoch zu zügeln und drückte dessen Hüfte mit der freien Hand wieder zurück auf das Sofa. Mit dem Daumen fuhr Hidan die Unterseite Kakuzus Männlichkeit hoch, reizte ihn, indem er immer wieder über eine empfindliche Stelle rieb. Er senkte die Lieder, nahm mit Befriedigung die kleinen aber feinen Reaktionen des anderen wahr, ehe er seine Lippen um Kakuzus Erregung schloss. Neckisch übte er leichten Druck mit seinen Zähnen aus, saugte sanft an der Spitze, während er Kakuzu weiter mit seinen Lippen liebkoste. Kakuzu derweil hatte Mühe damit still liegen zu bleiben, am liebsten wollte er in den warmen Mund vorstoßen. Sein Unterleib brannte, pochte auf mehr. Und bald würde er sich nicht mehr zurückhalten können, sollte Hidan nicht bald etwas an Tempo zulegen. Mit lustverschleierten Blick sah er hinab und gab ein erregtes Stöhnen von sich, als er Hidan dabei beobachtete, wie er sich an seinem Schwanz gütlich tat. Der Jüngere war durchaus geschickt mit seiner Zunge. Er gab sich merklich Mühe – wie jedes mal, wenn Kakuzu in den Genuss eines Blowjobs kam. Es war nicht Hidans liebste Praktik, da gab es anderes, was dieser bevorzugte. Deshalb war es immer wieder etwas Besonderes, wenn er sich doch mal dazu hinreißen ließ. Was er für Kakuzus Empfinden viel zu selten tat. Doch er wollte nicht Dinge von Hidan fordern, die er selbst im selbigen auch nicht unbedingt gerne tat. Seine Begeisterung würde sich also auch eher in Grenzen halten, sollten sie die Plätze tauschen. Trotzdem Kakuzu schon sehr erregt war und sich bestimmt auch nicht beschweren wollte, fühlte es sich anders an als sonst. Sein Lustgefühl war irgendwie verfälscht und ein wenig dumpf. Es lag nicht an seiner Erschöpfung, eher an den Medikamenten. Sie betäubten wohl nicht nur die Schmerzen, sondern auch seine Empfindungen. Ein letztes Mal umschmeichelte Hidan mit seiner Zunge die Spitze, ehe er Kakuzus Erregung tiefer in seine Mundhöhle gleiten ließ – langsam und fast schon quälend – bis er nicht mehr aufnehmen konnte, ohne dabei zu würgen. In einem stetigen Takt fing er an seinen Kopf auf und ab zu bewegen, nahm seine Hand unterstützend hinzu. Bereits nach wenigen Minuten konnte er etwas Salziges auf seiner Zunge schmecken. Er vernahm Kakuzus schweres Atmen, sein gelegentliches Keuchen, merkte wie dieser ihm sein Becken entgegen bewegte. Hidan ließ ihn dieses Mal gewähren, so lange es Kakuzu nicht übertreiben würde. Ihm wurde nun selbst auch so langsam warm, versuchte sich aber nicht zu sehr mitreißen zu lassen. Kakuzu krallte sich ins Sofa, als Hidan noch etwas schneller machte und ihn damit beinahe an seine Grenzen trieb. Er schwitzte und sein Körper wurde von Flammen verzehrt, dessen Kohlen in seinen Lenden mündeten. Nur noch... ein bisschen mehr. Er ließ alle Zurückhaltung fallen, stieß mit seinem Becken vor, wurde jedoch sogleich von seinem Körper bestraft. Reflexartig zuckte er zurück, als er einen Zwick in seinem Unterbauch spürte. Es folgte ein taubes Kribbeln, das sich in der Region seiner Wunde ausbreitete. Es tat nicht weh, doch die Warnung, dass er das besser lassen sollte, war angekommen. Hidan war sein Zurückzucken auch nicht entgangen. Mit einem feuchten Plopp entließ er Kakuzus Schwanz aus seinem Mund und schaute ihn böse an. «Ich schwöre, wenn du dich nicht still hältst, lass ich dich so liegen.» «Mach weiter», sagte Kakuzu in rauem Ton. Er verzweifelte innerlich gerade ein wenig durch die plötzliche Unterbrechung. Er war so geil, das konnte ihm Hidan nicht antun. «Bitte», fügte er schnell an und schluckte, um seine trockene Kehle zu benetzen. Hidan grummelte nur. Doch er wollte nicht so sein, seinen Freund auf heißen Kohlen sitzen zu lassen wäre schon extrem fies. Gerade auf diese Art. Also beugte er sich hinab, nahm seine Erregung wieder auf. So deutlich wie er sie in seinem Mund pochen spürte, würde es sowieso nicht mehr lange dauern. Erneut bewegte er seinen Kopf vor und zurück, nahm dabei direkt sein Tempo von vorhin wieder auf. Er wollte es nicht weiter in die Länge ziehen und beendete es lieber schnell, bevor Kakuzu wieder nicht an sich halten konnte. Hidan bemühte sich um einen steten Rhythmus und ignorierte das anfangende Ziehen in seinem Kiefer, was Kakuzus Größe gedankt war. Dieses mal hielt er nicht inne, gönnte sich keine noch so kurze Pause. Wenigstens hielt der Ältere dieses mal still. Auch wenn es diesem merklich schwer fiel, spannte er sich doch immer stärker unter ihm an. Waren die Geräusche die Kakuzu von sich gab bisher noch relativ verhalten, war sein Stöhnen nun losgelöst, dunkel und kehlig. Hidan spürte sogleich etwas Warmes in seinem Mund, ließ sich davon aber nicht ablenken, sondern machte einfach weiter. Er wollte Kakuzu seinen Orgasmus nicht versauen. Erst nachdem er dem Älteren reichlich Zeit gegeben hatte diesen auszukosten, ließ er von ihm ab, bedacht darauf, nichts aus seinem Mund entweichen zu lassen. Solche Flecken waren nur schwer wieder aus den Polstern rauszubekommen. Kakuzu kam langsam wieder zu Atem, sein Herzschlag beruhigte sich allmählich. Dass dieser störende Druck nun endlich weg war, war für ihn wie eine Erlösung. Sein Körper fuhr sich schneller runter, als dass er es richtig mitbekommen konnte. Wie ein kaputter Akku, der sich innerhalb von Sekunden von zwanzig Prozent auf null entlud. Gerade so schaffte er es noch seine Hose wieder hochzuziehen. Derweil hatte sich Hidan ins Bad begeben, wo er ins Waschbecken spuckte und sich seinen Mund gründlich mit Wasser ausspülte. Als er zurückkam fand er Kakuzu bereits schlafend vor. «Jetzt pennt der Drecksack einfach.» Leicht schüttelte er den Kopf – Hidan hatte zwar nicht erwartet, dass sich der Ältere danach noch großartig mit ihm beschäftigen würde, dennoch kam er sich ein wenig verarscht vor. Obwohl er ja froh sein sollte, dass Kakuzu endlich Ruhe gefunden zu haben schien. Er hielt jedoch stockend inne, als sein Blick eher zufällig auf etwas fiel, durch das ihm kurz das Blut in den Adern gefror. «Scheiße», keuchte er atemlos. Kakuzus noch immer hoch geschobenes Shirt gab den Blick frei auf das Pflaster an seinem rechten Unterbauch. Die zuvor vereinzelten, getrockneten Blutstropfen, die sich durch das Pflaster gedrückt hatten, waren nun einem einzigen Fleck gewichen, der immer größer zu werden schien. ✖ ✖ ✖ Als Kakuzu erwachte, war es bereits später Morgen des nächsten Tages. Brummend regte er sich, spürte ein fieses Ziehen in seiner rechten Bauchseite. Trotz Schlaftrunkenheit fiel ihm auf, dass er sich nicht mehr auf der Couch befand. Die Decke war dafür zu dick, wenn er den Arm ausstreckte war da kein Fernsehtisch, sondern nur Matratze. Träge öffnete er die Augen, blinzelte gegen das Sonnenlicht, das durchs Schlafzimmerfenster fiel und ihn blendete. Er konnte sich nicht erinnern wie und wann er ins Bett gegangen war. Seine Aufmerksamkeit wurde neben sich gelenkt, als sich eine Hand auf seine Brust legte und sich ein warmer Körper an ihn schmiegte. Hidan vergrub sein Gesicht in seiner Halsbeuge, summte zufrieden. «Bist du auch endlich wach», brummte Hidan gegen seinen Hals. «Wenn du schon unter den Lebenden weilst, muss es ja reichlich spät sein.» Kakuzu legte einen Arm um den Jüngeren, zog diesen näher an sich. «Sagt gerade der Richtige.» «Warum?» «Du warst gestern wie ein Zombie. Als ich dich zum Abendessen aufgeweckt hab, hast du dich ohne ein Wort ins Bett verzogen.» «Hmh», machte Kakuzu nur. Eine Weile sagte keiner etwas. Kakuzu genoss Hidans Nähe, die friedliche Stille und die traute Zweisamkeit, die sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr gehabt hatten. Kakuzu war momentan beruflich sehr ausgelastet und Hidan hatte mit seinem Studium plus Nebenjob auch alle Hände voll zu tun. Da war es schwierig Zeit füreinander zu finden. Aber da er jetzt mindestens noch zwei Wochen krankgeschrieben sein würde, hatten sie die Chance das ein wenig nachzuholen. «Oh man, ich könnte den ganzen Tag mit dir im Bett verbringen», seufzte Hidan und schmiegte sich noch etwas fester an ihn. «Und was genau hält uns davon ab?», erwiderte Kakuzu. Sanft streichelte er dem Jüngeren über den Rücken. «Das aus deinem Mund? Ich bin schockiert. Normalerweise bist du doch der Erste der aufspringt und tausend Sachen erledigen will.» «Ist nicht so als hätte ich momentan groß eine andere Wahl.» Hidan kicherte. «Oh, du armer Mann. Welch ein grausiges Schicksal du erfahren hast und dazu verdammt bist mit mir deine kostbare Zeit zu verbringen. Ich hoffe ich langweile dich nicht.» «Du bist vieles, aber langweilig ganz bestimmt nicht.» «Soll das jetzt ein Kompliment oder ne Beleidigung sein?» «Nimm es wie du willst», erwiderte Kakuzu und grinste. Dafür kniff Hidan ihm einmal in die Seite. «Mistkerl», grummelte der Jüngere gespielt empört, doch man hörte an seiner Tonlage, dass auch er grinste. «Aber was ich ursprünglich sagen wollte: ich muss heute noch arbeiten.» «Hm. Wann musst du los?» «Um acht.» Hidan arbeitete als Barmann in einem recht angesagten Club. Ein weiterer Grund, weshalb sie nicht so oft Zeit miteinander verbringen konnten wie sie gerne würden. Wenn Kakuzu nach Hause kam war es oft so, dass ihnen nur ein, zwei Stunden blieben, bis Hidan seinen Dienst antreten musste. Kakuzu war mit Hidans Jobwahl an sich schon nicht sonderlich glücklich. Unter anderem, da der Jüngere früher ein ganz schöner Aufreißer gewesen war. Er vertraute Hidan zwar, ihre Bindung war gefestigt genug, dass er sich eigentlich keine Sorgen machen brauchte. Doch manchmal, wenn er des Nachts wach lag, spielte sein Kopfkino doch schon mal verrückt. Dennoch hatte er das noch nie angesprochen und er würde es auch nicht. Das wäre egoistisch. Denn Hidan brauchte den Job und Kakuzu wusste, dass der Jüngere ihn gerne machte. Sie dösten noch ein wenig vor sich hin, genossen die Nähe des jeweils anderen. Während sich in Kakuzus Kopf die Idee bildete, dass sie auch mal wieder zusammen in den Urlaub fahren könnten. Oder wenigstens ein kleiner Städtetrip sollte doch drin liegen. «Fuck», stieß Hidan plötzlich aus und stöhnte. Der Jüngere löste sich von ihm und sprang auf, suchte sich seine Klamotten zusammen. «Was los?», fragte Kakuzu müde. «Voll verpeilt deine Tabletten zu holen. Aber keine Sorge, ich beeil mich. Penn noch ne Runde oder so und dann bin ich auch schon wieder zurück.» Hastig schlüpfte Hidan in seine Hose, streifte sich sein Shirt über. Fahrig fuhr er sich durch die Haare, im Versuch diese zu bändigen und in eine halbwegs vernünftige Frisur glatt zu streichen. «Und ich hoffe wir sind uns einig, dass du dich ab sofort still hältst. Also nichts mit rum laufen und so.» «Sind wir. Versprochen.» «Gut. Deine Wunde ist nämlich gestern noch aufgerissen. Naja, so schlimm war es dann doch nicht. Aber es hat geblutet wie sau und ich musste das Pflaster-Dings wechseln. Du warst so tot, das hast du wohl nicht mal gemerkt.» Das war Kakuzu tatsächlich neu. Er hatte zwar einen Zwick gespürt und ein Kribbeln – aber dass es geblutet hatte? Dass Hidan sich um ihn gekümmert und seine Wunde versorgt hatte, davon hatte er jedoch nichts mehr mitbekommen. Unweigerlich fuhr er mit einer Hand unter die Decke und tastete nach dem Pflaster, das sich tatsächlich neu anfühlte. Mit den Schmerzen ging es noch, auch wenn es wieder etwas mehr weh tat wie gestern. Wenn auch nur wenn er sich bewegte. War also auszuhalten. «Ok, dann bis gleich», meinte Hidan, nachdem er seine Sachen zusammengesucht hatte und straßentauglich war. Er kam noch mal zu ihm ans Bett und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Dann hielt er jedoch inne und grinste Kakuzu dreckig an. «Übrigens, du schuldest mir nen Blowjob», verkündete er keck, gerade als Kakuzu schon nachfragen wollte, was es da zu grinsen gab. Der Ältere schnaubte und machte ein Gesicht, doch da hatte Hidan das Schlafzimmer schon verlassen. Wie unfair von ihm, das einfach zurück zu fordern. Er hörte wie die Haustür ins Schloss fiel, drehte sich auf die Seite und versuchte noch ein wenig zu schlafen. Richtig gelingen wollte es ihm aber nicht. Er war wach und alleine im Bett war es langweilig. Geschlafen hatte er nun ja auch ausreichend. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits kurz vor elf war. Er streckte sich, stand auf und verrichtete seine Morgenroutine, ehe er es sich wieder auf der Couch bequem machte. Sein Magen grummelte und er hatte langsam wirklich hunger, eine heiße Dusche würde er auch willkommen heißen. Doch das ließ er gerade lieber bleiben – Hidan würde ihm den Kopf abreißen. Und vielleicht wäre es besser, wenn er erst seine Schmerzmittel nehmen würde. Man, er hatte jetzt schon keine Lust mehr. Bis Hidan wieder zurück war, vertrieb er sich die Zeit mit der Serie, die er gestern angefangen hatte. Er trank die Teekanne leer, die noch immer halbvoll auf dem Fernsehtisch stand. Auch kalt schmeckte der Tee nicht übel. Nach einer guten halben Stunde war Hidan zurück, mit Brötchen, wie Kakuzu freudig vermutete. Denn er konnte den köstlichen Geruch von frischer Backware schon riechen, kaum dass der Jüngere zur Tür rein war. «Wieder da!», rief Hidan, ehe er um die Ecke ins Wohnzimmer trat. Kurz hielt er überrascht inne, da er dachte, dass Kakuzu noch im Bett liegen würde. Dann hob er die Tüte mit Aufschrift einer örtlichen Bäckerei hoch. «Hast du hunger? Ich hab Brötchen mitgebracht.» «Ich verhungere gleich.» «Dacht ich mir. Gestern hast du ja auch kaum was gegessen.» Hidan ging in die Küche und bereitete ihr verspätetes Frühstück vor, während Kakuzu im Wohnzimmer ungeduldig darauf wartete. Als der Jüngere mit zwei Tellern zurück kam und ihm seines vor die Nase stellte, war seine Vorfreude wie verflogen. Unglücklich zog er die Brauen zusammen – natürlich hätte er nicht auf ein leckeres Marmeladenbrötchen hoffen dürfen. Doch leider hatte er genau das getan. Und verdrängt, dass er die nächsten Tage echt keinen Spaß am Essen haben würde. «Sorry», meinte Hidan mit einem schiefen Lächeln, bevor er in sein Nutellabrot biss. Kakuzu brummte nur, machte sich dann doch über seinen Teller her, der nur mit magerer Kost beladen war: Vollkornbrötchen mit Margerine und Trutenschinken, Knäckebrot und geschälte Apfelstücke. Er konnte sich echt besseres vorstellen. Nachdem sie gegessen hatten räumte Hidan ihre Teller ab und verschwand in der Küche. «Bringst du mir meine Tabletten?», rief Kakuzu ihm hinterher. «Gleich.» Kakuzu musste nicht lange warten, bis Hidan wiederkam und ihm eine einzelne Tablette hin hielt. Der Jüngere hatte ihm zudem neuen Tee gemacht, mit dem Kakuzu nun die Pille runterspülte. «Und? War doch nicht so schwer mal um Hilfe zu bitten, oder?» Der Ältere brummte nur. Natürlich war es nicht schwer. Trotzdem hatte er immer das Gefühl, damit Leuten zur Last zu fallen. Und das wollte er nicht. Sein Stolz übte hierbei einen ziemlichen Einfluss auf ihn aus. Zudem war er ein eigenständiger Mann und hatte schlechte Erfahrungen darin gemacht, sich auf andere zu verlassen. Jedoch hatte Hidan recht. Sie waren ein Team. Und er vertraute ihm, voll und ganz. Vielleicht könnte er in Zukunft einige Dinge auch mal ihm überlassen. «Hidan?» «Hm?», machte der Jüngere abwesend. Er saß neben ihm und starrte gespannt in den Fernseher, in dem sich gerade eine Kampfszene abspielte. «Danke.» «Wofür?» «Für alles.» Hidan blickte auf, schien überrascht und wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte. Dann neigte er verlegen den Kopf zur Seite, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen. «Sag doch sowas nicht», nuschelte er. Kakuzu fand es immer wieder erstaunlich. Hidan war eine taffe Person, mit einer starken Meinung – er trug sein Herz auf der Zunge und ihm war kaum etwas peinlich. Er stand zu sich und schreckte nicht davor zurück Dinge auszusprechen. Auch nicht wenn es um Sentimentales ging. Dann wiederum, wenn Kakuzu es einmal tat – was an sich schon eher selten vorkam – war er direkt immer so verlegen. Fast schon verschüchtert. Kakuzu grinste. Er wusste schon was das bedeutete. Hidan war ihm total verfallen. Er setzte sich auf und zog den Jüngeren zu sich, damit sie sich gemeinsam hinlegen konnten. Ihre Couch war glücklicherweise groß genug dafür. Hidan bettete seinen Kopf auf seiner Brust und seufzte, als ihm Kakuzu sanft durch die Haare streichelte. Nachdem sie die Episode zu Ende geschaut hatten, sah Kakuzu seine Chance die Sache mit der heißen Dusche zur Sprache zu bringen. Hidan war nicht begeistert, segnete es aber widerwillig ab. Doch das reichte Kakuzu vollkommen aus. Im Badezimmer zog er sich aus und entfernte sein Pflaster, um einen Blick auf die Naht zu werfen. Sie sah nicht viel anders aus als das letzte mal als er sie begutachtet hatte. Es klebte bloß ein wenig mehr Blut am Pflaster. Zum duschen wechselte er dieses nun durch ein wasserundurchlässiges aus – nach den Empfehlungen vom Arzt durfte eigentlich bereits wieder Wasser an die Wunde kommen. Doch da diese so geblutet hatte, ging er für heute lieber noch mal auf Nummer sicher. Hidans Übervorsicht färbte wohl schon auf ihn ab. Nachdem er in die Dusche gestiegen war drehte er den Hahn auf und stellte sich unter den Strahl. Als das heiße Wasser über seine Körper lief seufzte er auf. Seine Muskeln entspannten und eine seltsame Ruhe kehrte in seine Glieder ein. Die Erschöpfung fiel von ihm ab und er merkte jetzt erst richtig, wie gut es ihm getan hatte, die Nacht durchzuschlafen. Er hielt sein Gesicht unter den Strahl und benetzte sich die Haare, seifte sich diese sein. Nachdem er auch seinen Körper mit Duschgel eingeseift hatte, drehte er das Wasser etwas kälter. Als er davon nicht viel merkte, drehte er es noch weiter zurück. Komisch – er spürte keinen Unterschied. Es war immer noch viel zu warm. Spinnte er? Oder spielten die Leitungen verrückt? Ihm wurde erst klar, dass es nicht am Wasser lag, als sich bei ihm etwas regte. Das durfte nicht wahr sein. «Hidan!», brüllte er und fast im selben Moment ertönte ein lautes Fuck! aus dem Nebenraum. Kakuzu war so sauer, dass er die Schiebetür der Dusche fast schon zur Seite wuchtete, da stürmte Hidan schon ins Bad. Der Jüngere fuchtelte mit zwei Tablettenschachteln herum – eine davon war verdammt noch mal ungeöffnet. Blanke Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben, als wäre ihm schon klar welchen Ärger er sich dafür eingehandelt hatte. Kakuzu, nackt und tropfnass wie er war, stierte mit bohrendem Blick zu Hidan, während dieser gehetzt nach Worten suchte. «Warum sehen diese scheiß Verpackungen auch alle gleich aus!?», platzte es aus Hidan. Er verschluckte sich dabei fast an seiner eigenen Spucke. In Kakuzus Inneren brodelte es – er würde gleich bekloppt werden. Wie konnte man nur so Farbenblind sein? Es war nicht zu fassen. Gelb und Orange war doch nicht dasselbe! Hidan hatte sich mal wieder übertroffen. Sie waren schon eine Weile zusammen, doch in der ganzen Zeit war Kakuzu nie näher dran gewesen seinen Verstand zu verlieren wie jetzt. Bekanntlich konnte man sich ja nicht aussuchen wen man liebte. Doch das Schicksal musste es nicht gut mit ihm meinen, denn... «Ich bin mit einem verdammten Idioten zusammen.» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)