On the quest for the Once and Future King von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 1: I ------------ „Take heart, for when Albion's need is greatest, Arthur will rise again“ Erst war es nur ein Kribbeln auf der Haut. Ein Schauer, der ihm über den Rücken fuhr und ihn erschaudern ließ, so als ob ein kalter Luftzug plötzlich durch eine Ritze im Gemäuer blies. Unerwartet und erschreckend. Die Magie war in all den Jahren, in denen Merlin auf die prophezeite Rückkehr von Arthur Pendragon gewartet hatte, immer weiter geschwunden, bis nur noch ein Hauch in der Luft lag, den die wenigsten Menschen noch spüren, wenn überhaupt erahnen, konnten. Es war, als wäre die Luft zum Atmen immer dünner geworden. So als ob jemand den Hahn zugedreht hätte, aber nicht so fest, dass er ganz zu war. Manchmal bahnte sich noch ein Tropfen den Weg hinaus in die Welt und schlug Wellen im See des Lebens. Also dachte sich Merlin zunächst nichts dabei. Wie ein Drogensüchtiger, der nur auf den nächsten Schuss gewartete hatte, sog er die Magie ein, fühlte sich wieder lebendig, erinnerte sich wieder daran, wer er war und warum er noch hier in Albion verweilte, obwohl er die Hoffnung längst aufgegeben hatte, seine Freunde jemals wiederzusehen. So oft hatte er gesehen, wie Albion in eine Krise gestürzt war und am Rande der Vernichtung gestanden hatte. So oft war er sich sicher gewesen, dass jetzt endlich der Zeitpunkt gekommen war, an dem Arthur zurückkehren würde. So oft hatte er ganz Albion nach einem Zeichen abgesucht. Und so oft waren seine Hoffnungen enttäuscht worden. Er hatte so viele Leben gelebt, so viele Freunde sterben gesehen, aber nie hatte er Arthur, Gwen und die Ritter der Tafelrunde vergessen. Die Worte von Kilgharrah hatten sich ihm ins Gedächtnis gebrannt und ihn bei Verstand bleiben lassen, wenn ihn alles hatte verzweifeln lassen. Vor allem mache dieser neumodischen Erfindungen und Probleme wie schrille Klingeltöne und Papierstau im Drucker hatte ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben, wobei es auch ein paar gab, die er nicht mehr missen wollte, wie Züge oder Handys, die einem das Leben und die Kommunikation deutlich erleichterten. Königreiche waren aufgestiegen und zerfallen, die Menschen hörten auf an die Magie zu glauben und taten es als Aberglaube und Altweibergeschwätz ab. Doch die Geschichten über König Arthur und seine Ritter der Tafelrunde blieb in den Gedächtnis der Menschen verankert, auch wenn Merlin fand, das sie die Wahrheit inzwischen völlig verzerrt hatten. Erst letztens hatte er die tausendste Adaption des Stoffes gesehen. Bekannte hatte ihn davon überzeugt, obwohl er schon vor hunderten von Jahren geschworen hatte, nie wieder auch nur eine weitere Adaption ertragen zu können und er hatte gedacht, dass er der Sache noch eine Chance geben könnte, um es kurz darauf bitter zu bereuen. Was war mit dieser Darstellung seiner Wenigkeit als inkompetenter Trinker, der mit Excalibur schreckliche Gräueltaten begannen hatte. Keinen Schimmer, wie Netflix auf solche Ideen kam, aber es war so völlig an der Wahrheit vorbei, das er nur herzlich Tränen lachen konnte und sich zum tausendsten Mal schwor nie wieder eine Adaption zu sehen und lieber weiter in Erinnerungen zu schwelgen. Zunächst bemerkte Merlin nicht einmal, dass die Magie weiter zunahm. Bald war es nicht mehr nur ein Kribbeln auf seiner Haut, er konnte sie förmlich in der Luft schmecken. Sie wurde mehr als nur die sanfte Berührung, die er all die Jahre gespürt hatte. Sie hatte ihn nie ganz verlassen, aber sie war nur ein Schatten ihrer selbst gewesen. Eine Erinnerung an frühere Zeiten, ein Geist der Vergangenheit. Doch jetzt begann sie ihre Fühler auszustrecken, wieder an Gestalt anzunehmen. Jahrelang war Merlin in der Gestalt eines alten Mannes verblieben und auch wenn das Alter manchen Vorteil und auch Vergünstigung in der modernen Welt hatte, so war es doch eine Erleichterung wieder nach Belieben in einen jungen Körper zu schlüpfen. Generell war das Leben plötzlich wieder angenehmer. Er konnte Gaius förmlich schimpfen hören, als er mit dem Erstarken seiner Kräfte zunächst allerlei Unfug trieb. Mit dem Alter mochte er weiser geworden sein, aber in ihm steckte immer noch der alte Merlin, der einmal ein Pferd aus Rauch beschworen hatte, nur weil ihm langweilig gewesen war und damit den Besuch des Hexenjägers heraufbeschworen hatte, der zum Glück glimpflich ausgegangen war. Für eine kurze Zeit war Social Media voll von unerklärlichen Vorfällen und wundersamen Heilungen, doch dann hatte Merlin genug Schabernack getrieben. Plötzlich fühlte Merlin sich noch einsamer als in all den Jahren zuvor. Gaius sah ihn nicht vorwurfsvoll an, um ihn dann doch seufzend das Abendessen zu servieren. Er musste sich nicht vor Uther verstecken und sein Geheimnis bewahren; während er zeitgleich tagein, tagaus Arthurs Leben retten musste, um dafür keinen Dank zu erhalten. Die Ritter der Tafelrunde trieben nicht ihre Späße mit ihm und Gwen war nicht da, um ihn zu necken und mit ihm zu scherzen. Die Rückkehr der Magie machte ihn nicht glücklich, wenn er sie nicht für seine Freunde einsetzen konnte, um ihn zu helfen und sie zu beschützen. So erstarkte die Magie immer weiter und umschmeichelte ihn, doch es erinnerte Merlin zu sehr daran, wie es einmal gewesen war und machte ihn genauso hoffnungsvoll wie auch traurig. Merlin begann wieder nach Zeichen zu suchen. Die Rückkehr der Magie konnte nur bedeuten, dass die Zeit gekommen war und er es nicht mehr lange dauern konnte, bis großes Unheil über Albion kommen würde und er Arthur wieder zur Seite stehen würde, um sein Schicksal endlich erfüllen zu können. Die Magie wurde immer spürbarer, sie ging von jedem kleinen Teilchen aus und lag wie eine große, geballte Gewitterwolke in der Luft, bereit jeden Augenblick einen Sturm loszubrechen. Und im Angesichts des bevorstehenden Sturmes, der drohte die Welt aus ihren Angeln zu heben, begannen endlich gute Dinge zu passieren. Tag für Tag fand Merlin weitere Anzeichen, die ihm eine baldige Ankunft des zukünftigen Königs verkündeten. Menschen traten wieder in sein Leben, mit denen er gar nicht gerechnet hatte, sie jemals wiederzusehen. Und mit jeder Rückkehr wurde Merlin hibbeliger und hibbeliger, denn er konnte es kaum abwarten seinen besten Freund wieder zu treffen und er war nervös, ob es ihm dieses Mal alles besser gelingen würde. Tausend Fragen und Szenarien gingen durch seinen Kopf und seine Ungeduld wuchs von Tag zu Tag, während über ihm sich ein Unheil zusammenbraute, dessen Gestalt und Ausmaßen er sich noch nicht erschließen konnte. Und eines Morgens erwachte Merlin und er wusste mit absoluter Sicherheit, dass die Zeit der Not bevorstand und er Arthur endlich wieder begegnen würde. Kapitel 2: II ------------- „None of us can choose our destiny, Merlin. And none of us can escape it“ Merlin summte fröhlich vor sich hin und hatte das dringende Bedürfnis seine Freude mitteilen zu wollen. Natürlich war es nicht gut, dass großes Unheil sie bald ereilen würde, aber das war ihm für den Augenblick völlig egal. Heute würde etwas Gutes passieren. Er würde seinen besten Freund endlich wiedersehen. Und das musste gefeiert werden. In der Küche herrschte das übliche Chaos aus dreckigem Geschirr und leeren Bierflaschen. Auf einem Zettel konnte Merlin mit Mühe die krakelige Schrift seines Mitbewohners entziffern, die ihm mitteilte, dass sein einziger Freund spontan beschlossen hatte, durch Osteuropa zu trampen und erst in zwei Wochen wieder da wäre. Damit fiel er schon mal als Gesprächspartner aus, aber das konnte Merlin nicht die gute Laune verderben. Er grinste in sich hinein, während er sich im Chaos aus dreckigem Geschirr eine saubere Schale und einen Löffel heraussuchte und sich daran machte sich Frühstück zu machen. Irgendwie musste er immer an Gaius denken, wenn er sich Porridge zum Frühstück machte. Der oftmals undefinierbare Brei, den sie morgens gegessen hatte, war zwar definitiv nicht so schmackhaft, wie das Essen heutzutage, aber von der Konsistenz hatte es sich kein Deut verbessert. Summend und vor sich hin pfeifend räumte er die Küche auf und musste an seine Zeit als Diener von Arthur denken. Dieses Mal würde sie sich in anderen Rollen wiederfinden, aber er war sich sicher, dass auch die Wiedergeburt von Arthur unglaublich arrogant und dämlich war. Solange sein Herz immer noch am rechten Platz war, würde Merlin über dieses Verhalten hinwegsehen können. Vorfreude durchzuckte ihn und er beschloss den Rest des Haushaltes später zu machen, denn er musste raus. Hier in seiner Wohnung würde er bestimmt nicht Arthur treffen. Der Tag war wunderschön. Die Sonne strahlte mit Merlin um die Wette und er begrüßte fröhlich alle Passanten, die seinen Weg kreuzten und ihn vermutlich für geistesgestört hielten, doch der Gedanke verflog sofort wieder, denn heute waren nur guten Gedanken erlaubt. Merlin ließ sich treiben und war sich sicher, dass das Schicksal schon dafür sorgte, dass Arthur vor seine Füßen stolpern wurde. Schmunzelnd musste er an ihre erste Begegnung denken, als er noch nicht gewusst hatte, mit wem er sich dort angelegt hatte und wie er zum ersten Mal am Pranger wegen Arthur gelandet war. Wie er Kilgharrah ausgelacht hatte, als dieser ihm erklärt hatte, dass es sein Schicksal war, Arthur zu beschützen. Merlin hatte sogar selbst angeboten dafür zu sorgen, dass Arthur einen Kopf kürzer gemacht wurde, doch in diesem Augenblick hatte sich etwas in ihm geregt. Bis zu diesem Moment hatte er nie verstanden, warum er mit Magie geboren worden war. Die Magie war wundersam und nützlich, aber sie hatte ihm auch oft genug nur Ärger eingebrockt. Irgendwie war er damals einfach erleichtert gewesen, dass seine Magie einen Grund, einen Sinn hatte und er plötzlich etwas hatte, für das es sich lohnte Magie einzusetzen und Ärger zu kassieren. Nachdem die Magie wieder seinen ganzen Körper elektrisierte, konnte er es kaum abwarten sie endlich wieder sinnvoll einsetzen zu können und die Welt zusammen mit Arthur zu retten. Plötzlich stand Merlin vor der Praxis seiner Psychologen. Das Geschwisterpaar betrieb gemeinsam die Praxis und die zwei waren ihm die liebsten Menschen auf Erden. Als die Rückkehr der Magie ihn in eine Sinnkrise gestürzt hatte, als ihn seine Einsamkeit wie ein schwerer Stein unter Wasser gedrückt hatte, war er an diesem unscheinbaren Ort gelandet. Sie hatten ihm nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch Hoffnung geschenkt. Niemals hatte er mit den beiden gerechnet und doch war er unendlich froh gewesen ihnen als erstes wieder zu begegnen, denn sie waren mit Ausnahme von Gaius, die einzigen Menschen gewesen, bei denen er sein konnte, wie er war und sie hatten sich kein bisschen verändert. Da sein Mitbewohner unterwegs war und ihm Arthur noch nicht über den Weg gelaufen war, fand Merlin es nur passend die beiden aufzusuchen, um mit ihnen zu sprechen, denn seine ganze Aufregung und Nervosität mussten raus und wer war dafür nicht besser geeignet als seine Psychologen. Also betrat er die Praxis und wurde fröhlich von der Arzthelferin begrüßt, die ihn als Stammpatienten schon bestens kannte. „Sie sehen heute unglaublich glücklich aus. Sind Sie sich sicher, dass sie eine Sitzung benötigen?“, fragte sie ihn stirnrunzelnd, aber mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Merlin grinste sie an. „Seltsam oder? Doch meine Füße haben mich hierher getragen und es fühlt sich an, als wäre ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Wenn Sie meinen. Sie müssen aber mit Wartezeit rechnen. Die beiden sind heute schon voll ausgebucht, aber Sie haben sicher Zeit für ihren Lieblingspatienten. Sie können sich gerne eine Tasse Tee aus der Kanne in der Küche nehmen und ich hab heute eine Dose Kekse mitgebracht, davon können Sie sich auch ein paar nehmen. Sie kennen ja den Weg.“ Sie zwinkerte ihm zu und Merlin machte sich auf den Weg in die Küche. Die Arzthelferin erinnerte ihn ein wenig an Gaius und er musste innerlich schmunzeln bei dem Gedanken, dass Gaius als Frau wiedergeboren worden sein konnte. Er fragte sich, ob ihm irgendeiner seiner Freunde in einer anderen Gestalt wieder begegnen würde und ob er sie dann überhaupt erkennen würde. Mit diesem Gedanken, einer Tasse Tee und einer Handvoll der besten selbstgebackenen Kekse verzog er sich ins Wartezimmer und wartete darauf dran zu kommen. Noch ahnte er nicht, dass sein Tag einen ganz anderen Verlauf nehmen würde, als er sich in all seinen Szenarien ausgemalt hatte. Merlin studierte eine der Zeitschriften über die Natur und ihre Geheimnisse, das heißt er versuchte es zumindest. Nachdem er seinen Tee getrunken und seine Kekse gegessen hatte und sich bereits eine halbe Stunde den Arsch platt saß, fragte er sich, ob es richtig gewesen war, nicht weiter draußen umherzuwandern oder ob er sich vielleicht völlig geirrt hatte und sein Gefühl ihn betrogen hatte. Was wenn heute nicht der Tag war, an dem er Arthur treffen würde? Um nicht weiter seinen Gedanken nachzuhängen und auf andere Ideen zu kommen, stand er um zur Toilette zu gehen. Ihm half es sich zu bewegen und den Raum zu wechseln. Dann ließ man seine negativen Gedanken im Raum hinter sich zurück und wenn man sich erleichtert hatte, fühlte man sich generell befreiter. Gerade wollte Merlin wieder zu seinem Platz zurückkehren, nun wieder erleichterter und fröhlicher, als er aus der Damentoilette ein Schluchzen hörte. Unsicher, was er nun tun sollte, blieb er vor der Tür stehen. Er konnte schlecht hineingehen, aber jemand weinen zu hören hatte er noch nie gut ignorieren können. Andererseits war er in eine psychologischen Praxis und diese Frau scheinbar Patientin hier, also gab es andere, die ihr bereits zuhörten. Merlin beschloss vorne an der Rezeption Bescheid zu geben. „Noch mehr Kekse?“, fragte die nette Arzthelferin. „Oder Tee?“ „Nein danke. Es ist nur so, ich weiß gar nicht, ob das jetzt richtig ist, aber ich hab eine Frau in der Toilette weinen gehört. Ich dachte vielleicht kann jemand mal nach ihr sehen, der nicht schief angeguckt wird, wenn er in die Damentoilette geht.“ „Oh“, machte die Arzthelferin. „Dankeschön. Das ist sehr aufmerksam von dir.“ „Immer gerne.“ Merlin kehrte zurück an seinen Platz und konnte kurze Zeit später die Arzthelferin und die junge Frau hören, die auf der Toilette geweint hatte. „Es sind diese Alpträume, die ich habe. Sie fühlen sich so real an. Manchmal passieren diese Dinge genauso wie ich sie geträumt habe und es sind schreckliche Dinge. Ich hab das Gefühl ich werde verrückt. Mit mir stimmt einfach etwas nicht. Ich will nur das es aufhört. Ich will wieder schlafen können.“ Merlin erstarrte. Diese Stimme und auch die Dinge, die sie schilderten, kamen ihm schrecklich bekannt vor. Nein, das konnte nicht sein. Er stand zögerlich auf und trat an die Tür, um durch den Spalt vom Wartezimmer zur Rezeption zu sehen und das Gesicht der jungen Frau zu erkennen. Es war Morgana. Kapitel 3: III -------------- „She is the darkness to your light, the hatred to your love“ In einer Kurzschlussreaktion stürmte Merlin aus der Praxis und auf die Straße. Nein, heute war der Tag, an dem er Arthur traf. Nicht Morgana. Er konnte nicht falschgelegen haben. Er war sich so sicher gewesen. Von allen Menschen wollte er sie am aller wenigsten wiedersehen. Sie hatte ihm soviel Leid zugefügt, ohne sie wäre es so viele grauenvolle Dinge nicht passiert. Wenn sie hier war, würde wieder alles von vorne beginnen. Er wusste, er konnte seinem Schicksal nicht entfliehen und den ewigen Kreislauf durchbrechen, doch er hatte gehofft, dass er Zeit haben würde, bevor er wieder auf Morgana traf. Merlin stand unschlüssig auf dem Gehweg und plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Was war, wenn Morgana sein Weg zur Arthur war? Waren sie auch in diesem Leben beide Kinder Uthers, die zusammen aufwuchsen? Er biss sich auf die Lippen. Am liebsten würde er augenblicklich verschwinden und so tun, als er hätte seine Erzfeindin nicht gesehen. Merlin wünschte sich Kilgharrah oder Gaius herbei, die ihm jetzt mit Rat zur Seite stehen könnte, aber er wusste, was die beiden ihm wieder raten würden. Sag Morgana nichts von ihrer Magie, hilf ihr nicht, sorge dafür, dass sie nie den Ausmaß ihrer Macht kennenlernt, am besten bringe sie um. Doch was hatte das geholfen? Alles, was er gemacht hatte, ob er nun den Rat mal angenommen oder mal in den Wind geschlagen hatte, schien alles schlimmer gemacht zu haben. Er hatte Jahrhunderte gehabt, um über seine Fehler nachzudenken und auch wenn er glaubte, dass Gaius und Kilgharrah es gut gemeint hatten, hatte er sich gefragt, ob wenn Morgana jemand gehabt hätte, der ihr zugehört hätte, ob es dann anders gewesen wäre. Merlin seufzte. Er hatte Angst davor es wieder alles falsch zu machen, aber er konnte auch nicht nichts tun. Im Gegensatz zu Morgana wusste er was mit ihm geschah, hatte es immer gewusst, seit dem Tag, an dem er Kilgharrah das erste Mal begegnet war und von seinem Schicksal erfahren hatte. Er konnte sie nicht ignorieren, vor allem nicht, wenn sie ihn zur Arthur führen konnte. Es half nichts. Er kam sich dumm vor raus gestürmt zu sein, aber ihn hatte seine Erinnerungen überwältigt. Da war soviel Schmerz und Bitterkeit gewesen, aber auch Bedauern und Reue. Dieses Mal würde er es anders machen. Dieses Mal würde er wirklich mit Morgana sprechen und ihr wirklich helfen. Die Arzthelferin warf ihm einen fragenden Blick zu und Merlin gab ihr zu verstehen, dass er draußen einen wichtigen Anruf erledigt hatte und das alles mit ihm in Ordnung war. Er rieb sich nervös die Hände, als er zurück ins Wartezimmer trat. Da am Fenster saß Morgana und schaute mit traurigem Blick hinaus. Sie schaute nicht einmal auf als er eintrat. Er blieb stehen, musterte sie, fragte sich, was in ihrem Kopf vorging, kam sich dann dumm vor mitten im Raum zu stehen und setzte sich. Wie fing er das jetzt an? Er konnte schlecht mit der Tür ins Haus fallen. An wie viel erinnerte sie sich? Welche Dinge hatte sie schon in ihren Alpträumen gesehen? Wusste sie bereits, dass sie Magie hatte und unerklärliche Dinge tun konnte? „Hey, tut mir leid, wenn ich aufdringlich bin, aber ich habe dich vorhin weinen gehört und der Arzthelferin Bescheid gegeben. Ich hoffe ich war nicht übergriffig. Geht es dir gut?“ Morgana hob den Blick und sah ihn zum ersten Mal an. Schock und Überraschung breiteten sich in ihrem Gesicht aus, sie erkannte ihn, wusste, wer er war. „Ich … ich ...“, stotterte sie. Was machte er nur jetzt? Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick eine Panikattacke erleiden oder ihn mit aller Macht angreifen. „Morgana“, sagte er sanft. „Atme tief ein und aus.“ Das sorgte nur dafür, dass sie sich weiter zurück in ihren Stuhl drückte, versuchte zu entkommen. Sie hatte Angst, verstand die Welt nicht mehr. „Woher kennst du meinen Namen? Kennen wir uns? Ich … ich hab dein Gesicht gesehen. In meinen Träume warst du da, immer da und hast dich mir in den Weg gestellt. Ich bin jetzt wirklich verrückt, richtig? Das kann doch nicht sein. Nein, das kann nicht wahr sein.“ Den letzten Teil murmelte sie zu sich selbst, unfähig zu verstehen, was das alles bedeutete. Merlin stand auf, wollte Morgana aber nicht einschüchtern, sondern ihr Vertrauen gewinnen. Er durfte nicht vergessen, dass sie sein Weg zur Arthur war. Er kniete vor ihr und versuchte beruhigend auf sie zu wirken. „Atme. Tief ein und aus. Alles ist in Ordnung, Ich kann dir helfen. Ich kann dir alles erklären.“ Ihre Augen flackerten voller Misstrauen und Angst, aber sie versuchte zu atmen und ihre Panik in den Griff zu bekommen. Er blieb vor ihr sitzen, solange bis sie sich wieder beruhigt hatte und ihre Atmung wieder normal klang. Erst dann brachte er wieder Abstand zwischen ihnen und setzte sich ein Stück weiter auf einen Stuhl. „Mein Name ist Merlin. Schön dich kennenzulernen.“ „Morgana, aber das scheinst du ja schon gewusst zu haben. Wer bist du?“ Merlin zögerte. Dieser Teil war nie einfach. Die Leute reagierten immer etwas anders. Manche glaubten ihm sofort, andere hielten es für einen Scherz und taten es ab. „Kennst du die Artussage?“ Sie sah ihn irritiert an, dann schien ihr Blick klarer und sie setzte schnell eins und eins zusammen. „Du bist der Merlin aus der Artussage? Der Zauberer?“ Sie schien ihren Worten selbst nicht zu glauben und sie direkt wieder zurücknehmen zu wollen, weil sie so lächerlich klangen. „Ja“, sagte er schlicht. „Und du bist die Wiedergeburt von Morgana.“ „Das ist doch lächerlich. Du treibst hier doch einen Scherz mit mir. Das ist nicht besonders lustig.“ „Deine Alpträume. Du hast gesagt ich bin darin vorgekommen. Was hast du noch gesehen?“ Sie sah ihn zweifelnd an, bevor sie ihm stockend von den Bruchstücken berichtete, an die sie sich dank ihrer Alpträume wieder erinnerte. Als sie an die Stelle kam, wo er sie vergiftet hatte, stockte sie und sah ihn ängstlich an. Von allen Dingen, die er getan hatte, bereute er diesen Moment am meisten. Wenn sie schon vorher ihrer Rücken langsam von ihnen abgekehrt hatte, weil sie sich nicht verstanden gefühlt und in Angst vor Uther gelebt hatte, so hatte er sie endgültig in die Arme von Morgause getrieben und ihr Glauben an das Gute ausgelöscht. „Ich bereue diesen Augenblick. Aber hätte ich es nicht getan, wären alle anderen gestorben und das konnte ich nicht zulassen, aber ich hätte es dir erklären sollen, statt mich abzuwenden und wegzusehen.“ „Das ist alles also wirklich passiert?“, fragte sie ihn fassungslos. „Du willst sagen, dass das alles real ist? Dass ich schon einmal gelebt habe und die Morgana bin, nach der ich benannt wurde? Dass die Artussage real ist? Dass Magie real ist? Dass das alles noch einmal passieren wird? Dass meine Alpträume alle real sind?!“ Merlin zuckte mit den Schultern. „Ja genau das will ich sagen und deswegen brauche ich deine Hilfe. Du hast die Gabe der Vorhersehung und kannst in die Zukunft sehen. Du weißt, was auf uns zukommt.“ „Aber du hast mir gerade erklärt, dass du versucht hast mich zu töten. Dass wir Erzfeinde sind und uns bis aufs bittere Ende bekriegt haben. Du hast mich getötet!“ „Und ich hab dir gesagt, dass ich mir darin die Schuld gebe, was aus dir geworden ist. Dieses Mal werden wir alles anders machen. Ich werde dir helfen, dir alles erklären. Es gibt genug Geschichten, in denen wir zusammengearbeitet haben. Warum lassen wir diese nicht wahr werden? Wir müssen uns nicht bekämpfen. Du und ich, wir sind von derselben Art. Keiner kann uns verstehen, aber wir können für einander da sein. Daran will ich glauben.“ Morgana sah ihn immer noch zweifelnd an, nickte dann aber. „Ich muss das alles erst einmal verarbeiten“, gestand sie. „Wäre es in Ordnung, wenn wir uns morgen noch einmal treffen? Dann kannst du mir alles erklären und zeigen. Und vielleicht ein anderer Ort als in einem Wartezimmer in einer psychologischen Praxis?“ Sie kicherte bei der Irrwitzigkeit der Situation, in der sie sich gerade befanden. Sie saßen in einem Wartezimmer und jeder, der ihrem Gespräch zugehört hätte, hätte sie für völlig verrückt erklärt. Also waren sie am richtigen Ort. In genau diesem Augenblick betrat die Arzthelferin den Raum und rief Merlin auf. „Warte noch, bevor du gehst. Ich möchte noch, dass du jemanden kennenlernst. Denn du bist nicht ohne Grund hier gelandet.“ Kapitel 4: IV ------------- „We would fight a thousand armies with our bare hands for you. We're never alone. We stand together“ Merlin und Morgana betraten zusammen das Sprechzimmer. Die Arzthelferin hatte ihn komisch gemustert, als er gesagt, dass er Morgana mit zu seiner Sitzung bringen wollte, aber ihn dann achselzuckend machen lassen. Eine Sitzung für zwei Leute sparte ihr die Zeit. Freudige Gesichter empfingen ihn, als er eintrat. Dann Verwirrung, als Morgana ihm folgte. Sie setzten sich den beiden Psychologen gegenüber. „Morgana, ich möchte dir Lancelot und Freya du Lac vorstellen. Sie sind wie du wiedergeboren und erinnern sich an ihr früheres Leben.“ Morgana betrachtete die beiden misstrauisch, die ihrerseits Morgana abwartend und abschätzend ansahen. „Lancelot? Sir Lancelot?“ Lancelot nickte. „Und du bist wer?“, fragte Morgana Freya. „Die Dame vom See“, erwiderte Freya. „Ich hab Merlin Excalibur gegeben.Das war das mindestens, was ich für ihn tun konnte, nach allem, was er für mich getan hatte.“ Merlin und Freya tauschten einen Blick aus, in dem soviel Zärtlichkeit und Dankbarkeit lag. „Das ist also alles wirklich real. Die Artussage ist keine Sage, sondern wirklich so geschehen.“ „Mehr oder minder“, entgegnete Merlin. „Das, was heute so an Adaptionen herumschwirrt, ist weiter weg von der Wahrheit als alles andere, aber alles hat seinen wahren Kern.“ „Und wo ist dann Arthur?“, fragte Morgana. Merlin war überrascht. „Ich hatte gehofft du kannst es mir sagen. Ich hatte gedacht er wäre dein Bruder wie früher.“ Morgana schüttelte den Kopf. „Nein, ich kenne keinen Arthur. Ich hab keine Geschwister. Zumindest keine von denen ich weiß. Ich bin von den Nonnen aufgezogen worden.“ Merlin fühlte sich, als hätte ihn jemand in den Magen geschlagen. Er hatte so gehofft endlich einen Weg zur Arthur gefunden zu haben. Das heute wirklich der Tag gekommen war, an dem er ihn endlich wiedersah. Doch er durfte die Hoffnung jetzt nicht aufgeben. „Dann müssen wir ihn finden, denn bald ist die Stunde der großen Not da und bis dahin müssen wir alle unsere Gefährten gesammelt haben.“ „Die Stunde der großen Not? Du willst sagen all diese schreckliche Dinge, die ich gesehen hab, werden Wirklichkeit werden?“ „Was hast du gesehen?“ „Es war furchtbar. Feuer, Hunger, Not – die Welt schien unterzugehen.“ Morgana erschauderte bei dem Gedanken an ihre Visionen. Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. „Sag mir, dass wir das verhindern können.“ „Arthur wird es können. Wenn wir ihn finden, wird Albion, äh ich meine die Welt gerettet werden können. Nur Arthur kann das verhindern. Deswegen müssen wir ihn finden.“ „Das werden wir“, versicherte ihm Lancelot und lächelte ihn zuversichtlich an. „Wir werden ihn finden und er wird wieder die Reiche einen und ein gerechtes Königreich erschaffen, in dem alle ihren Platz haben und respektiert werden. Ich hab früher an ihn geglaubt und ich glaube auch jetzt wieder an ihn.“ Freya ergriff Merlins Hand und er drückte sie leicht. „Wir schaffen das gemeinsam.“ Dann ergriff sie auch Morganas Hand. „Gemeinsam. Keiner von uns muss alleine durch.“ Morgana zitterte und lächelte voller Dankbarkeit. „Ich hätte nicht gedacht alle meine Antworten hier zu finden. Ich bin froh gekommen zu sein. Das ist alles gerade so viel.“ Sie begann zu weinen. Freya stand auf und nahm Morgana in den Arm. Sie war so behutsam. Merlin lächelte. Sie hatte sich verändert. Sie war nicht mehr das junge Mädchen, das er kennengelernt hatte, das Angst davor hatte andere zu verletzten und sich selbst als Monster sah. Selbst damals hatte er gesehen, was für ein wundervoller Mensch sie unter all ihrer Angst und ihrer Zweifel war, aber jetzt befreit von ihrem Fluch sah er sie zum ersten Mal völlig aufgeblüht und liebte sie noch mehr, als an dem Tag, an dem er sie kennengelernt hatte. Sie sah sein Lächeln und erwiderte es wissend, bevor sie ihn und Lancelot rauswarf, um ein Gespräch unter Frauen mit Morgana zu führen. „Du bist enttäuscht oder?“, schlussfolgerte Lancelot korrekt. Merlin sah schuldig drein. Er hatte soviel Hoffnung, auf diese Begegnung mit Morgana gesetzt, nachdem er seinen ersten Schrecken überwunden hatte und versucht hatte in ihr wieder das Mädchen zu sehen, das gut, loyal und mitfühlend gewesen war, bevor sie ganz dem Bösen verfallen war, woran er mit Schuld getragen hatte. Es war schwer sie nicht anzusehen und an all das Schreckliche zu denken, das Camelot, Arthur und auch er selbst durch Morganas Hand erlitten hatten. Doch es war ihm gelungen und der Gedanke an Arthur hatte ihm geholfen, doch jetzt fühlte er sich wieder an, als würde er auf offenem Meer treiben, ohne Land in Sicht. „Ich war mir so sicher, dass ich ihn heute treffen würde“, gab Merlin zu. „Als mich meine Füße hierher getragen haben, war ich mir sicher, dass das der richtige Ort war. Als ich Morgana gesehen habe, dachte ich, sie wäre der Weg zu Arthur. Ich war mir so sicher...“ Lancelot klopfte ihm auf die Schulter. „Du wirst ihn finden. Ganz ehrlich ich wäre froh, wenn du ihn endlich findest. Meine Schwester ist schon ganz eifersüchtig auf diesen Arthur.“ Merlin verdrehte die Augen. „Da ist nichts, worauf man eifersüchtig sein muss. Es ist mein Schicksal und er war mein bester Freund. Ich habe ihn enttäuscht und ihn im Stich gelassen. Nur wegen meiner Unfähigkeit ist er gestorben. Dieses Mal will ich es besser machen.“ „Hör auf dich dafür zu steinigen. Du hast selbst gesagt, dass es der ewige Kreislauf des Schicksals war. Niemand von uns kann daran etwas ändern. Wir können nur unser Bestes geben und Dinge anders machen, aber wenn das Resultat nicht geändert werden kann, dann müssen wir das akzeptieren.“ Merlin nickte. „Du hast Recht, aber ich will es aufhalten.“ „Und dann wirst du es auch schaffen. Ich glaube an dich Merlin. Du bist der mutigste Mann von uns allen. Du hast dich schon so viele Gefahren gestellt und sie bezwungen. Du hast nie aufgegeben und immer alles gegeben, ohne jemals den Dank und Respekt dafür erhalten zu haben, den du verdient hast. Es gibt keinen Menschen, den ich mehr bewundere als dich.“ Merlin war ganz gerührt. Er wusste wieder, warum er Lancelot so vermisst hatte. Es war so großartig gewesen, dass er sich nie vor ihm hatte verstecken müssen, dass er ihm immer geholfen hatte und ein offenes Ohr für ihn gehabt hatte. Ohne Lancelot war es soviel schwerer gewesen in den letzten Jahren vor Arthurs Tod. Die Ritter der Tafelrunde hatte ihn immer mit Respekt behandelt, aber sie hatte nie von seinem Geheimnis erfahren. Oder zumindest erst nach Arthurs Tod, als er als Berater an der Seite von Gwen Arthurs Vermächtnis verwaltetet hatte und sie versucht hatten gemeinsam ein gerechtes Reich zu schaffen und zu erhalten. Erst dann hatten die anderen von seiner Magie erfahren. Doch Lancelot hatte es immer gewusst. Gerührt und ergriffen von seinen Erinnerungen umarmte Merlin Lancelot. „Du bist wirklich der beste von allen Rittern“, murmelte Merlin. Lancelot lächelte und erwiderte die Umarmung. „Und du bist der beste von allen Zauberern.“ Freya hüstelte. Sie hatte den Raum betreten, ohne dass es die beiden gemerkt hatten. Sie wurde sofort in die Umarmung mit aufgenommen. „Und du bist die Beste von allen“, versicherten ihr die beiden hoch und heilig. Sie lachte. „Wo ist Morgana?“, fragte Merlin, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit, aber zugleich viel zu kurzen Zeit wieder aus der Umarmung gelöst hatten. „Sie ist nachhause gegangen. Sie hat viel worüber sie nachdenken muss, aber sie hat versprochen wieder zu kommen. Ich denke du hast ihr sehr geholfen und sie ist erleichtert Antworten auf ihre Frage erhalten zu haben.“ Merlin grinste. „Nein du hast ihr geholfen. Ihr habt mir geholfen. Ohne euch hätte ich schon längst aufgegeben.“ „Wage es ja nicht“, drohte ihm Freya und knuffte ihn in die Seite. „Du hast mich nicht aufgegeben, also werde ich dich auch niemals im Stich lassen.“ „Okay, okay.“ Merlin hob die Hände. „Schon verstanden.“ „Wo wir gerade von Rittern der Tafelrunde sprachen. Was treibt Gwaine eigentlich gerade?“ Merlin verdrehte die Augen beim Gedanken an seinen unzuverlässigen Mitbewohner. „Der ist angeblich gerade in Osteuropa. Hat er wohl spontan heute Nacht entschieden.“ Lancelot lachte. „Das ist so typisch Gwaine. Er konnte noch nie lange genug an einem Ort bleiben. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie du mit ihm zusammenleben kannst.“ Merlin zuckte mit den Schultern. „Immerhin weiß ich dann, wo ich zumindest hin und wieder finden kann, auch wenn er selten da ist. Es ist fast, als würde ich alleine wohnen, aber manchmal taucht dieser Poltergeist auf, macht Lärm und hinterlässt Unordnung.“ Freya und Lancelot lachten. „Ich hab noch nie eine bessere Beschreibung von Gwaine gehört“, sagte Lancelot lachend, während er sich die Tränen aus den Augen wischen musste. „Poltergeist.“ „Ich hoffe du findest bald auch die anderen Ritter und vor allem Arthur.“ Freya sah ihn zärtlich an. „Vergiss nicht, dass du mir ein schönes Leben an einem See versprochen hast, also beeile dich mit deinem Schicksal.“ „Werde ich versprochen.“ Merlin verabschiedete sich nach ein weiteren Tasse Tee und sehr vielen Keksen von den beiden und machte sich auf den Heimweg. Es wurde langsam schon dunkel. Merlin verspürte kaum Lust in die dunkle und verlassene Wohnung zurückzukehren, doch kurz vor seinem Haus sah er das Licht im Erdgeschoss brannte. Hatte er es heute morgen vergessen oder hatte Gwaine einen erneuten Geistesblitz gehabt? Kaum schloss er die Tür auf, hörte er den Lärm einer Party. Gwaine brachte nie Leute mit. Er versicherte Merlin immer, dass er sein einziger Freund war und dass er sich eher mit seinen Bekannten prügelte, als sich mit ihnen anzufreunden. Saufkumpanen hatte er aber mehr als genug, doch die traf er nur in allen Bars von London. Das war also ein Novum. „Merlin!“, begrüßte ihn Gwaine kaum, dass er einen Blick um die Ecke ins Wohnzimmer geworfen hatte. Gwaine zog ihn zurück auf den Flur. „Du wirst nicht glauben, was mir passiert ist und wen ich getroffen habe.“ „Wolltest du nicht in Osteuropa sein?“, fragte Merlin ihn. „Ja das war der Plan, aber dann bin ich diesem Typen und seinen Freunden begegnet, die in Schwierigkeiten waren, und du kennst mich ja je schlechter die Chancen, desto mehr Fun. Und diese Typen sind echt legit. Und nachdem wir da dann unser Sieg gegenüber diesen betrunkenen Raufbolden feiern“, Merlin räusperte sich, „okay vielleicht waren wir auch betrunkene Raufbolde, rede ich auf jeden Fall mit diesem Typen, um den sich die anderen gescharrt haben, als wäre er die Sonne ihres Universums, du weißt ja ich kann solche Typen nicht leiden, die so tun, als müsste sich alles um sie drehen“. Merlin räusperte sich noch einmal, aber Gwaine überging es. „Aber dieser Typ“, Gwaine machte eine dramatische Pause, „ist Arthur Pendragon.“ Merlin klappte der Mund auf. „In unserem Wohnzimmer sitzt Arthur?!“ Er wartetet Gwaines Antwort gar nicht ab, sondern stürmte ins Wohnzimmer. Da saßen Leon, Percival und Elyan und dort drüber am Fenster stand wirklich Arthur, der gerade telefonierte. Merlin hätte gar nicht das Haus verlassen müssen. Er war schon die ganze Zeit am richtigen Ort gewesen. Es war wirklich der richtige Tag gewesen. Er musste sich zwicken, um sicher zu gehen, das er nicht träumte. Es tat weh, aber es war der schönste Schmerz, den er jemals gespürt hatte. Langsam ging er wie hypnotisiert auf Arthur zu. „Ja Gwen alles in Ordnung. Nur ein paar Kratzer. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin noch bei einem Freund und komme bald nachhause. Ich liebe dich auch. Bye.“ Merlin hatte gar nicht gemerkt, wie dicht er sich schon ran geschlichen hatte, als Arthur auflegte und ihn irritiert ansah. „Und was bist du für ein Clown?“ Er hatte sich wirklich nicht verändert. Er klang noch genauso arrogant und hochnäsig und war immer noch ein gigantischer Idiot. „Ich bin Merlin und du bist in meinem Haus.“ „Deinem Haus?“ Arthur hob die Augenbraue. „Du siehst gar nicht aus, als könntest du dir ein Haus leisten, aber wahrscheinlich ist es deswegen so ein Bruchladen.“ Merlin lachte. Nein, es hatte sich wirklich nichts geändert. Er umarmte Arthur. „Ey Gwaine, schaff mir diesen betrunkenen, schwachsinnigen Idioten vom Hals!“ Das hier war der beste Tag seines Lebens, dachte Merlin. Scheiß auf den Sturm, der da auf ihn zugerollt kam. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)