Tale of Tsukiko (月子のお話 - Tsukiko no ohanashi) von federfrau ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Um es kurz zu machen: Luka war unzufrieden. Eigentlich hatte er gehofft, dass er endlich mal ein wenig Ruhe finden und sich ausruhen konnte. Doch natürlich verfolgte ihn auch jetzt wieder Ärger auf Schritt und Tritt. Als ob er nicht längst genug davon hätte. Er hoffte wirklich, dass Yamagawa es nicht auf einen Kampf anlegen würde. Nicht weil er sich das nicht zutraute, sondern weil er heute eindeutig Besseres zu tun hatte, als so etwas Sinnloses zu tun. Doch er konnte auch nicht einfach darüber hinweg sehen, auf welche Art Yamagawa  Tsukiko ansprach. Das lag nicht nur daran, dass sie ein Mädchen war. Luka konnte es ganz allgemein nicht leiden, wenn andere einen von oben herab behandelten. Egal ob es sich um ihn handelte oder nicht. Kein einziger Mensch verdiente, dass man mit ihm umging, als wäre er nichts wert. Besonders diejenigen nicht, die sich nicht wehren konnten, gegen solch eine Ungerechtigkeit.  »Tsukiko-san?« Er lächelte ihr noch einmal kurz zu. »Ich glaube es ist langsam Zeit fürs Frühstück, oder nicht?«  Tsukiko sah ihn mit solch großen Augen, dass es ihn fast zum Lachen brachte. Dann blinzelte sie irritiert. »Oh. Ja, Ihr habt Recht Luka-san. Verzeiht bitte.«  »Hey!«, rief Yamagawa empört. »Ihr könnt doch nicht einfach ...« Für einen Moment funkelte er Luka böse an.    »Interessiert Euch denn gar nicht, was mit diesem Mann draußen geschehen ist? Und wer dafür verantwortlich ist?«  »Nun«, setzte Luka an und erwiderte dessen Blick ungerührt. »Um wen es sich handelt, der diese Tat begangen wisst Ihr wohl auch nicht, nehme ich an. Ansonsten wäret Ihr nicht dermaßen anstandslos hier herein gestürmt, richtig?«  »Was hätte ich denn sonst machen sollen?«, erkundigte Yamagawa sich bei Luka. »Einfach sagen: Verzeiht bitte, aber da vorne liegt ein toter Samurai. Könntet Ihr mir vielleicht freundlicherweise mitteilen, ob Ihr etwas gesehen habt?« Es klang sarkastisch.  Luka schnaubte. »Wäre ein Anfang.«  »Luka-san«, hörte dieser Tsukiko in diesem Moment neben sich sagen. »Bitte, Ihr müsst Euch nicht um mich sorgen. Es ist schon in Ordnung.«  »Mach ich nicht«, entgegnete Luka. »Es gibt aber schließlich ein Mindestmaß an Manieren, über welches jeder verfügen sollte. Ich kann es nicht leiden, wenn Leute mit anderen reden als seien sie etwas besseres.«  Tsukiko sah ihn überrascht an. Vermutlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr eine solch ausführliche Antwort gab. Bisher hatte er sich mit Worten eher zurückgehalten.  »Ich denke, ich sollte mich wirklich mal um das Frühstück für Euch kümmern«, meinte Tsukiko, sehr zu seiner Erleichterung. Einen Augenblick sah sie aus, als wolle sie etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Und er selbst sah keinen Grund, sie danach zu fragen. Wenn sie etwas von ihm wollte, konnte sie es tun. Er würde sich ansonsten nicht weiter in ihre Angelegenheiten einmischen. Luka drehte sich um, ließ Yamagawa stehen und setzte sich an den Tisch, an welchem er am vorherigen Tag Platz genommen hatte. Dann sah er sich um. Im Gegensatz zu letztem Abend befanden sich abgesehen von Yamagawa, Tsukiko, und natürlich deren Vater und ihm keinerlei Gäste hier im Raum. Kein Wunder, denn vermutlich gingen all die anderen Menschen hier im Dorf hier ihrem Tagwerk nach. Was ihn daran erinnerte, dass er sich auch nach Arbeit umsehen musste, um wieder etwas Geld zu verdienen. Vor allem dann, wenn er länger hierbleiben wollte. Wobei, von wollen konnte nicht unbedingt die Rede sein. Immerhin war er aus einem ganz bestimmten Grund hier.  Ganz besonders, wenn sich bewahrheitete, was er schon seit längerem befürchtete. In diesem Fall wäre es wohl doch besser, mal nach jenem toten Samurai zu sehen. Vielleicht machte es ihn ein wenig schlauer, als er es jetzt war. Schaden konnte es jedenfalls nicht.  »Ihr seid wohl nicht gerade der redseligste, was?«  Luka sah auf. Yamagawa hatte sich ihm gegenüber gesetzt. Na toll. Hoffentlich fragte der ihn jetzt nicht aus. Darauf hatte er nämlich wirklich so gar keine Lust.  »Also gut ...« Luka hörte ihn seufzen. »Ihr seid also auch ein Samurai?«  »Nein. Bin ich nicht.«  »Aber ihr tragt doch ein Katana. Und es ist allen anderen bei Strafe verboten das zu tun.«  »Mir ist es erlaubt. Das könnt Ihr mir ruhig glauben.« Nun war es Luka, welcher seufzte.  »Außerdem sagtet Ihr, dass Ihr im Rang über mir steht«, fuhr sein Gegenüber fort. »Verzeiht, aber das kann ich kaum glauben.«  Also gehörte er anscheinend zu einer der Daimyo-Familien. Vielleicht sogar zu einer, die Einfluss und wichtige Kontakte in Edo besaß.  »Andererseits ... Tsukiko-chan schien vorhin auch nichts mit meinem Namen anfangen zu können und-«  Luka funkelte ihn wütend an. »So mächtig Eure Familie auch sein mag. Manieren haben Euch Eure Eltern nicht beigebracht, wie?«  »Es stört Euch wenn ich sie Tsukiko-chan nenne?«, erkundigte Yamagawa sich. »Was seid Ihr? Ihr Freund? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«  »Bin ich auch nicht«, stellte Luka ohne jegliches Zögern klar. Dennoch: Er konnte fühlen, wie sein Herz vor Aufregung etwas schneller zu schlagen begann, bei dem Gedanken, dass sie ihn gehört haben könnte. Besonder als er bemerkte, dass Tsukiko an den Tisch trat, um ihm sein Frühstück zu bringen. Gebratenes Gemüse mit Reis. Es duftete köstlich.  »Genau das habe ich mir gedacht«, entgegnete Yamagawa und grinste ihn an.  »Was habt Ihr Euch gedacht, Taro-san?«, erkundigte Tsukiko sich bei ihm, nachdem sie das Essen auf den Tisch stellte.  »Oh... Oder sollte ich Euch vielleicht besser mit Eurem Familiennamen ansprechen?«  »Du darfst mich nennen wie du willst«, bekam sie prompt zur Antwort.   Luka schnaubte. Wie sich das alles zwischen den beiden hier zu entwickeln begann, gefiel ihm so gar nicht. Seiner Meinung nach verhielt Tsukiko sich viel zu naiv. Andererseits auch er kannte sie erst seit noch nicht einmal einem ganzen Tag. Doch trotzdem. Er war schließlich kein ...  »Schmeckt es Euch Luka-san?«, riss Tsukiko ihn in diesem Moment aus seinen Gedanken. »Es tut mir leid, dass wir heute früh nicht mehr für Euch haben. Das meiste haben wir gestern verbraucht, als so viele Gäste da waren. Nachher gehe ich aber nochmal auf dem Markt einkaufen.«  »Ich werde Euch begleiten«, beschloss Luka und legte seine Stäbchen zur Seite. Es war eine gute Idee, wie er fand. So konnte er sich auch unauffällig im Dorf umsehen, ohne verdächtig zu wirken und ...    »Sehr verdächtig«, sagte Yamagawa in diesem Moment. »Ich denke, da ist es gleich am besten wenn ich mich euch beiden anschließe.« Er blickte Luka herausfordernd an. »Oder habt Ihr etwas dagegen?« Luka fiel gleich eine ganze Menge ein, warum er lieber mit Tsukiko alleine sein wollte. Wie zum Beispiel, dass es so einfacher für ihn wäre mit ihr zu reden. Oder sie Dinge zu fragen, die er, wenn sie zu dritt waren, definitiv nicht an sie stellen würde. Nicht nur weil Yamagawa das nichts anging, sondern alleine schon aus Rücksichtnahme an sie. Abgesehen davon: Er hatte definitiv beschlossen sich schlau darüber zu machen über das, was hier los war. Doch insgesamt schien das, was er fürchtete, einzutreffen. Wie hatte er sich glauben machen können, dass er vor der eigenen Bestimmung weglaufen konnte? Niemand konnte das. Mit einem Mal fühlte sich sein Katana auf seinem Rücken noch einmal etwas schwerer an. Außerdem wäre es vermutlich sicher auch keine schlechte Idee, wenn er sich den toten Samurai mal näher ansehen würde. Zudem war er schließlich noch ein paar Tage hier. Was hieß, das sollte er heute keine ruhige Minute finden, um mit Tsukiko zu sprechen, er noch andere Gelegenheiten dazu hätte.   »Hallo? Luka-san? Hört Ihr mir eigentlich zu?« Yamagawa wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. »Ich habe Euch nämlich etwas gefragt.«  Luka gestattete sich ein kurzes Aufseufzen. »Von mir aus.«  »Von mir aus – was?«, irritiert blickte Yamagawa ihn an.  »Wenn Ihr darauf besteht könnt Ihr uns begleiten«, meinte Luka. »Aber nur wenn es auch für Tsukiko-san in Ordnung ist.«  »Ja klar.« Diese nickte. »Es gibt immerhin auch einige Dinge, die ich von euch beiden wissen möchte.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)