Halloween in Atlantis von Chai-Cherry-Tea ================================================================================ Kapitel 1: Woolsey [chai-cherry-tea] ------------------------------------ An diesem Tag lag eine Hektik in der Luft, die für Todd schon beinahe greifbar war. Durch die Lüftungsschlitze wurde unbekannte Gerüche in seine Gefängniszelle geblasen, von denen er nicht glauben konnte, dass Menschen so etwas mögen konnten. Die Wache vor seiner Zelle hatte bereits zweimal häufiger gewechselt, als es üblich sein sollte. Und Todd war schon so lange „Gast“ in der Stadt der Vorfahren, dass er die Abläufe verinnerlicht hatte und auf jede Veränderung mit grimmigem Herzflattern reagierte. Was war los? Ein Notfall? Bei seiner Wache verlangte er Col. Sheppard zu sprechen! Seine Nervosität, als dies verweigert wurde, steigerte sich um ein Vielfaches. Jetzt brannte nicht nur der Hunger in ihm, sondern auch die Wut. In einem kurzen unbeherrschten Moment schleuderte er den metallenen Stuhl in Richtung des wachhabenden Marine. Bedauerliches Weise, prallte er am Kraftfeld, das Todd zurückhielt, ab. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Nach diesem Zwischenfall, wurde notgedrungen Mr. Woolsey informiert. Dieser seufzte und machte sich auf den Weg in den Zellenblock. Gerade, wenn John Sheppard außerhalb der Stadt unterwegs war, wollte Richard einen wütenden Wraith mehr als vermeiden. In einer eher geistesabwesenden Bewegung, schnappte er sich das Buch, das auf seinem Schreibtisch lag. Er hatte es Ronon und Teyla geliehen, um die irdischen Bräuche besser verstehen und kennen lernen zu können. Während Woolsey die Stadt durchquerte, eilten die meisten umher um Dekorationen anzubringen, Snacks oder Filme für die Party am Abend zusammen zu tragen oder sich improvisierte Kostüme zu ertauschen. Richard schmunzelte. Todd sah nicht gerade begeistert aus, als Woolsey an der Tür zu seiner Zell auftauchte. Dieser nahm resignierend hin, dass er in Todds Augen kein Adäquater Ersatz für Col. Sheppard war. Dennoch, wollte sich der Leiter von Atlantis keine Blöße geben oder sich eine Schwäche anmerken lassen. Mutig ließ er die Zelle entriegeln und trat hinein. Der Wraith knurrte. Sein Revier, wenn auch unfreiwillig. Beschwichtigend hob Woolsey die Hände und zeigte dabei sein Mitbringsel. „Ich bedauere, aber Col. Sheppard macht Besorgungen, außerhalb der Stadt.“, machte Richard deutlich und überreichte das Buch. „Vielleicht kann Ihnen die Lektüre etwas Einblick in unsere Bräuche und Traditionen geben.“ Begleitet von einem skeptischen Blick nahm Todd das Buch entgegen. Sein linker Mundwinkel zuckte nach oben und seine Schultern entspannten sich merklich. Die länge eines Buches trennte ihn nur noch von einer reichhaltigen Mahlzeit. Er konnte die Angst des Menschen wittern. „Ich nehme an, Sie haben bereits bemerkt, dass am heutigen Tag etwas Unruhe in Atlantis herrscht. Das liegt an einer dieser Traditionen. Sie finden unter dem Kapitel Halloween alles was es zu wissen gibt.“ Betont ruhig zog sich Woolsey von dem alten Commander zurück. Er vertraute darauf, dass Todd schon niemanden umbringen würde, an dem Sheppard etwas lag. Als er zu Todd aufsah, blitzten ihm haifischartige Zähne entgegen und ließen ihn den Rückzug antreten. Ein Wraith war ein Wraith und man stand einem Raubtier nicht länger ungeschützt gegenüber, als nötig war. Bis zum Nachmittag hatte sich ein gemeiner Kopfschmerz in Richards Hirn gebohrt, sodass er gezwungen war die Krankenstation aufzusuchen, bevor er am Abend unpässlich war. Insgeheim freute er sich auf die Party, oder viel mehr auf das Zusammensein mit allen, ohne, dass der Schatten einer Bedrohung über ihnen lag. „Dr. Keller ist gleich zurück, aber vielleicht kann ich Ihnen auch weiterhelfen.“, fragte eine der Neuen. Woolsey hatte einiges neues medizinisches Personal vom SGC bekommen und war noch nicht vertraut mit all den fremden Gesichtern. Die Frau lächelte ihn an und Richard schilderte ihr seine Beschwerden. Sie nickte und zog ihre OP Handschuhe aus um nach einem der Com Tabletts zu greifen und seine Akte aufzurufen. Mit einen ungläubigen Schauer registrierte Richards den Schlitz an ihrer Handinnenfläche. Er beobachtete sie genau und wurde unsicher. Das war eine perfekte Nachbildung eines Wraith-Nährorgans. Solltet das etwas witzig sein? Für ein Kostüm, fand Woolsey das doch etwas geschmacklos. Die Frau wandte sich ihm wieder zu. „Das sind vermutlich nur Spannungskopfschmerzen. Ich kann Ihnen eine Spritze geben, um die Schultermuskulatur zu lockern.“ Richard starrte gebannt auf ihre Handinnenfläche. Da! Es hatte sich bewegt! Der Handmund öffnete sich hungrig und die Lippen bebten leicht. „Also, wissen Sie…ich denke ich-“ Er sprang von dem Krankenbett auf und wollte die Flucht ergreifen, als er hinter sich gegen Dr. Keller stieß. „Hoppla Richard, was ist denn los?“, erkundigte sie sich. Die Erleichterung die der Angesprochenen zuerst empfunden hatte, wandelte sich schlagartig in Panik. Da war es! Jennifer hatte ebenfalls einen Handmund! Woolsey wollte seinen Augen nicht trauen. „Nur Kopfschmerzen. Das geht bestimmt gleich wieder.“, stieß er aufgebracht hervor. „Wirklich nichts, womit ich Sie von der Arbeit abhalten möchte.“ Zwischen ihm und der Rettungsverheißenden Tür tauchte ein weiteres unbekanntes Gesicht auf. Das Namensschild wies ihn eindeutig als Atlantis Personal aus, doch mit grauen stellte Woolsey auch bei ihm einen Fütterungsschlitz fest. Verdammt! Nun nahm er die Beine in die Hand und flüchtete. Völlig außer Atem betrat er sein Quartier und verriegelte die Tür. Versuchte sich zu beruhigen und sich einzureden, dass Todd möglicher Weise von seine geisterhaften Fähigkeiten gebrauch gemacht hatte um ihn zu erschrecken. Jetzt brauchte er erstmal etwas Schokolade für die Nerven. Todd hatte der Bedeutung von Trick or Treat eine ganz neue Bedeutung zukommen lassen. Kapitel 2: Rodney [DieLadi] --------------------------- Als Rodney McKay an jenem Dienstag Morgen erwachte - oder war es ein Freitag? Er war sich nicht sicher. Da er nahezu immer arbeitete, auch an jenen Tagen, an denen er eigentlich frei gehabt hätte, war er mit den Tagen schon seit langem durcheinander gekommen. Und als man auf Atlantis in der Pegasusgalaxie den zweiten Freitag eingeführt hatte, war die Sache hoffnungslos geworden. Nun, hier auf der Erde hatten sich zwar die Wochentage normalisiert, aber Rodneys Arbeitsrhythmus war noch immer so verrückt wie vorher, und daher war er sich wahrhaftig nicht sicher, ob es Dienstag oder Freitag war. Seinethalben gar Sonntag. Nun, wie auch immer, als er erwachte, fühlte er eine dunkle Schwere auf sich lasten, die er sich erst einmal nicht erklären konnte. Schlaf war etwas, was in Rodneys Leben keine allzu große Rolle spielte. Atlantis war, ungeachtet der Tatsache, dass sich diese wunderbare Stadt nun auf der Erde befand, immer noch eine Quelle des Wissens und der Inspiration, ein köstliches Buffet für wissenschaftliche Neugier und Forscherdrang. Und davon hatte Rodney mehr, als gut für ihn war. Ein Tag konnte nicht genug Stunden haben, um seinem Wissensdurst zu fröhnen. Und so blieb er auch hier, wo Atlantis nun auf den Wellen des Atlantik schaukelte, nun ja, genau genommen schaukelte sie nicht, sondern lag stabil... Also jedenfalls, er blieb auch hier länger in seinen Labors, als jeder seiner Mitarbeiter. Er ging erst dann in sein Bett, wenn er sich überhaupt nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Oder wenn einer seiner Kollegen es nicht mehr mit ansehen konnte und ihn regelrecht in seine Kabine schleifte. Oft genug war das auch Jennifer. Jennifer, die ihn zu seinem größten Erstaunen immer noch liebte, und zwar genauso wie er war. Und die er deswegen zutiefst verehrte und bewunderte. Da er nun aber oftmals erst zu Zeiten schlafen ging, wenn andere schon tief und fest im sanften Reich der Träume ruhten, war das Aufstehen am nächsten Morgen im Allgemeinen etwas, was er gerade zu hasste und verabscheute. Das hielt ihn zwar nicht davon ab, früher als jeder andere im Labor zu sein. Aber der Augenblick, wenn sein Wecker klingelte war etwas, was für ihn dem Fegefeuer gleich kam. Schon manch einer seiner Wecker hatte sein mechanisches oder digitales Leben lassen müssen, als er krachend an einer Wand zerschellte. Schon manch einer, der Rodney versucht hatte, sanft und freundlich zu wecken, hatte erschrocken feststellen müssen, dass das nichts daran änderte, das Rodney kurz nach dem Aufwachen vom Modus grummeliger Troll bis zum Modus feuerspeiender Drachen nur Sekunden brauchte, und dabei weder Freunde noch Verwandte kannte. Jeder der sich ihm in diesen Zeiten in den Weg stellte, hatte, wenn auch nicht körperlichen, so doch seelischen blutenden Wunden zu rechnen. Jennifer war klug genug, grundsätzlich später aufzustehen als er, denn seine Liebe zu ihr hielt ihn davon ab, sie aus dem wohlverdienten Schlaf zu reißen. Als er nun also an diesem was - auch - immer - es - nun - für - ein- Wochentag sein mochte erwachte, war die Tatsache, dass er sich schrecklich fühlte, erst einmal nicht ungewöhnlich. Was ungewöhnlich war, war aber der Umstand, dass Jennifer nicht neben ihm im Bett lag. Und auch sonst nicht in der Wohnung zu sein schien, denn er hörte nicht ihr leises Summen, dass sie manchmal von sich gab, wenn Sie ihre Sinne der ersten morgendlichen Tasse Kaffee hingab, denn im Gegensatz zu Rodney war sie in der Lage, die Morgenstunden zu genießen. Jennifer war nicht da, und das war äußerst ungewöhnlich. Für Rodney, der sich an ihre Gegenwart in einem Ausmaß gewöhnt hatte, das ihn selber erstaunte, war ihr Fehlen sogar beunruhigend. Es könnte bedeuten, dass ein medizinischer Notfall vorlag, zudem sie als die immer noch amtierende Oberärztin der Stadt hinzugerufen worden wäre. Doch nein, er hatte keinen Kuss gespürt. Und wann immer Jennifer des Nachts durch solche Dinge von seiner Seite fortgerissen worden war, hatte sie ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gesetzt. Er hatte dabei gebrummt und geknurrt, es jedoch insgeheim genossen. Einen solchen Kuss hatte es heute Nacht nicht gegeben, also musste etwas anderes der Grund sein, dass Jennifer nicht da war. Rodney versuchte, sich umzuschauen, und stellte fest, dass alles um ihn herum finster war. Erschrocken fuhr er aus dem Bett hoch. Finsternis - das war etwas, was es in Atlantis so nicht gab, irgendwo war immer ein sanftes Licht. Selbst in ihrem Schlafzimmer gab es diese eine Wand, die einfach leuchtete. Ganz wenig nur, ganz tief gedimmt, und doch: Er kontrollierte so vieles in dieser Stadt mit reiner Willenskraft, doch diese eine Wand konnte er nicht zum Verdunkeln bringen. Doch jetzt war sie einfach dunkel. Tiefschwarz. Rodney spürte, wie sein Herz schneller klopfte, wie sein Atem schneller lief. Eine klassische Angstreaktion, denn auch wenn Rodney Medizin für nichts anderes als modernes Voodoo hielt, war er sich doch der wissenschaftlichen Vorgänge in seinem Körper bewusst. Adrenalin und Noradrenalin und so weiter... Dieses Wissen änderte aber nichts daran dass er sich in diesem Augenblick schrecklich zu fürchten begann. Er tastete auf seinem Nachtschränkchen nach seinem Intercom. Seine Finger fanden es. Nun, wenigstens das. Er klemmte es sich hinter das Ohr, tippte darauf und sprach: "Jennifer?" Doch er bekam keine Antwort. "Hier spricht McCay, Sheppard hören sie mich?" Wieder nichts. "Carson?" "Teyla?" "Conan?" (Er konnte selbst jetzt nicht anders, als den großen Satedaner mit seinem Spottnamen anzusprechen.) Panisch öffnete er den All Over Kanal, den normalerweise jedermann in der Stadt hörte. "Hallo? Hier spricht McKay. Hört mich irgendjemand?" Stille. "Irgendjemand? Hallo?" Rodney zitterte. 'Okay, McKay', sagte er zu sich selbst. 'Bleib ganz ruhig. Es ist sicher nichts Schlimmes passiert, vermutlich haben wir nur einen Stromausfall, der auch die Kommunikation lahmlegt.' Das gedacht zu haben war jedoch keine gute Idee, denn sofort sprang sein Gehirn darauf an: 'Und warum haben wir Stromausfall? Ist wieder ein Sturm über die Stadt hereingebrochen? Oder die Wraith? Oder Kolja...? Oh Gott oh Gott oh Gott ...' Nachdem er eine Weile hyperventiliert hatte, versetzte er sich selbst eine schallende Ohrfeige. 'Verdammt noch mal, McKay!', hörte er John Sheppards Stimme in seinem Kopf. 'Jetzt reißen Sie sich zusammen!' Das schien zu wirken. Jedenfalls ein bisschen. Er atmete tief durch und streckte die Beine aus dem Bett. Vorsichtig tastete er mit den Füßen nach dem kleinen flauschigen Bettvorleger, der dort liegen musste. Ja, der war tatsächlich da. Er rappelte sich in die Höhe und stand nun unsicher in ihrem Schlafzimmer. Gut, sagte er zu sich selbst, wenige Schritte nach rechts, dort ist die Tür zum Wohnraum. Und weil Jennifer im Gegensatz zu ihm selbst in ihrem Quartier immer für eine gewisse Grundordnung sorgte, war nicht zu erwarten, dass hier irgendwelche Dinge herum lagen, über die er stolpern konnte. Also tastete er sich Schritt für Schritt zu besagter hat Tür vor. Er erreichte sie und öffnete sie. Im Wohnzimmer schien ist genauso dunkel zu sein. Auch hier kein einziges Licht, nicht der winzigste Schimmer. Selbst aus den großen gläsernen Fenstern, die hoch oben in der Stadt einen wunderbaren Blick auf den Ozean gewährten, war nichts zu sehen: Weder die fernen Lichter von San Francisco, noch Sterne am Himmel oder die Positionslichter eines in der Ferne vorüber fahrenden Schiffes. Was zum Teufel ging hier vor? Blitzschnell arbeitete nun Rodney Gehirn. In irrer Hochgeschwindigkeit feuerten seine Synapsen: Viele viele Gedanken, panische Gedanken zuerst, alles überwältigende Angst. Doch dann nach und nach nahm sein analytischer Geist die Sache in die Hand. Die beruhigende Stimme John Sheppards, die dabei in seinem Hinterkopf erklang, trug das ihre dazu bei, ihn ein klein wenig aus seiner Panik zu reißen. Was also würde John tun, dachte er sich. Licht. Er brauchte Licht. Aber wo zum Teufel sollte er Licht herbekommen? Sein Intercom. Nichts hatte daran geleuchtet. Die kleinen Dioden, die normalerweise anzeigten, welchen Kanal man benutzte, wie hoch die Lautstärke eingestellt war und so weiter. Rodney versuchte es trotzdem. Normalerweise hatte dieses Intercom eine kleine Kopflampe. Wie zu erwarten war, funktionierte die nicht. Er tastete im Zimmer umher. Keiner der Lichtschalter funktionierte. Normalerweise wurden diese kaum benutzt, da hier, in seinem Quartier, alles auf seine und Jennifers Gehirnströme geprägt war, und so schier durch Willenskraft funktionierte. Aber heute ging nichts. Was nun? Vermutlich würde es in der Küche auch nicht anders aussehen. Und selbst wenn er sich bis dorthin vortasten würde, die Küche war etwas, das er und Jennifer so gut wie nie benutzten, und von dem er eigentlich nicht verstand, dass die Quartiere hier auf Atlantis so etwas besaßen. Nun, er hatte jedenfalls nicht die geringste Ahnung, wo er dort Streichhölzer finden sollte ... Gab es hier so etwas überhaupt? Oder eine Taschenlampe, oder was auch immer. Atlantis war das modernste, was man sich überhaupt vorstellen konnte. Die größten Geister, die in diesem und dem so fernen Pegasus- Universum jemals gelebt hatten, hatten sie erschaffen. Und doch war er nun an einem Punkt, wo nichts funktionierte, nicht einmal die Türen glitten von alleine auf, man musste sie von Hand betätigen. Er fühlte sich einfach hilflos. Dann fiel ihm der Leuchtstern ein. Leuchtsterne waren Wesen, die in den Tiefen der Ozeane das Planeten gelebt hatten, auf dem sich Atlantis zuvor befunden hatte. Sie lebten in in höchstem Wasserdruck und tiefster Finsternis. Ganz ähnlich, wie es auch auf der Erde Tiefseelebewesen gab. In dieser Finsternis lebten Tiere, die, wiederum ganz ähnlich, ein natürliches, biologisches Leuchtmittel erschaffen hatten, mit dem sie funkelten und glühten und somit Fressfeinde vertrieben, und Beute anlockten. Einen solchen Leuchtstern hatte John Sheppard ihm und Jennifer zur Hochzeit geschenkt. Er hatte mithilfe von Antikertechnik und zugegebenermaßen mit sehr viel Hilfe von Zelenka einen Kanister geschaffen, der den Druck erzeugte, den der Leuchtstern brauchte, und der diesem exotischen Wesen durch Schwingungen, die der Gedankenbeeinflussungstechnik der Wraith gar nicht unähnlich waren, Finsternis vorgaukeln. Dieser Leuchtstern war ein biologisches Wesen. Und was immer hier passiert war, Stromausfall oder feindlicher Angriff, ihn würde man nicht ausschalten können. Es sei denn man tötete ihn natürlich, aber darüber wollte Rodney jetzt nicht nachdenken, denn das seltsame Wesen war ihm erstaunlicherweise ans Herz gewachsen. Also tastete er sich in Richtung Badezimmer. Bevor er die Tür zum Bad öffnete, blieb er jedoch wie angewurzelt stehen. Die Schwingungen. Wenn sie es nun waren, wenn sie irgendwie der Schutzhülle des Kanisters entkommen waren und nun ihm Finsternis vorgaukelten...? Er atmete erneut tief durch. Er würde es gleich sehen. Denn wenn das zuträfe, würde er auch den Leuchtstern nicht erblicken können. Mutig und panisch zugleich stieß er also die Tür zum wunderschönen Badezimmer auf. Und zu seiner größten Erleichterung sah er einen leichten Lichtschimmer, als er vorsichtig hinein blickte. Er öffnete die Augen weit, und da sah er es. Das zarte, durchschimmernde Wesen, wie es im Kanister hin und her schwamm und leuchtete. Glitzerte, funkelte, Lichtstrahlen um sich warf. Es war da, und es war nicht finster. McKay atmete tief und erleichtert aus. Der Kanister war nicht groß, so dass er ihn gut mit beiden Händen packen und vor sich her tragen konnte. Er würde ihm nun als Lichtquelle dienen, und er würde sich damit Schritt für Schritt durch die Wohnung wagen. Hinaus auf den Flur. Und dann weiter in die Stadt hinein. Um herauszufinden was eigentlich los war. Irgendwo mussten ja schließlich die anderen sein, irgendjemanden musste er doch auftreiben können. Und Jennifer. Er musste Jennifer finden. Es zerriss ihm das Herz, wenn er daran dachte, dass er sie vielleicht nicht finden würde... Nein. Er musste Jennifer finden. Einsam, Schritt für Schritt, ging er zurück ins Wohnzimmer. Zwar funkelte der Leuchtstern wunderschön, aber der Lichtkreis, den er um sich warf, war nicht besonders groß. Die Finsternis hier schien besonders dick und schwer zu sein, wie eine dickliche Suppe, in der der Löffel stecken bleibt. Rodney schauderte es. Und irgendwie, das war ihm vorher gar nicht so aufgefallen, irgendwie fühlte der Boden sich glitschig an. Er beschloss, darüber vorerst nicht nachzudenken. Er tastete sich langsam voran, bis er an der Ausgangstür ihres Quartiers stand. Wieder ein tiefes Durchatmen, dann stieß er sie auf. Auch draußen herrschte Finsternis. Sein Leuchtstern schenkt ihm auch hier nur wenige Zentimeter um ihn herum ein wenig Licht. Doch es reichte, um Fuß vor Fuß vorwärts zu kommen. Wenngleich es ihn erstaunte, dass er nicht gegen eine Wand stieß, denn so groß und breit hatte er die Korridore auf Atlantis nicht in Erinnerung. Schließlich blieb sein Fuß an irgendetwas hängen, was auch immer es war. Es fühlte sich an wie ein glitschiger runter knorpeliger Knubbel im ebenso glitschigen Boden. Rodney schluckte. Dennoch kniete er zu Boden, und tastete das seltsame Ding ab. Es schien mit dem restlichen Boden zu verwachsen, oder um genau zu sein, es schien ein Auswuchs dessen zu sein. Es fühlte sich... fischig an. Er drückte ein wenig zu und irgendetwas schien sich zu tun. Bewegung kam in den kompletten Untergrund und irgendwie begannen nun die Wände um ihn herum zu schimmern... Aber es waren nicht die Wände, wie er sie erwartet hätte. Wände der Stadt Atlantis. Oder überhaupt irgend eines Gebäudes. Es war eher etwas biologisches. Und dieses was auch immer es war, biologische, begann nun auch zu schimmern. Es schien auf den Leuchtstern zu reagieren. Und Rodney erinnerte sich dunkel daran. Diese Tiefwassertiere reagierten aufeinander. Wenn eins auf ein anderes traf, das leuchtete, wurde auch des ersten Tieres Biolumineszenz aktiviert. Selbst dann, wenn dieses Tier sie sonst nicht nutzte. Sie kommunizierten so miteinander. Aber... Rodney zitterte. Der Atem stockte ihm. Ihm wurde schlecht, als ihm klar wurde was das bedeutete. Wenn dieses glitschige Zeug um ihn herum, dass nun mit Biolumineszenz leuchtete, ein Tier war, dann hieß das ja- Dass er sich in diesem Tier befand ... Das hieß ja ... Dass dieses Tier ... Ihn verschluckt hatte ... Gefressen ... Oh Gott. Und es würde ihn langsam verdauen ... Und so groß wie es war, entsprach es dem Wal aus seinem Albtraum, den er seit Kindertagen hatte ... Er war von einem Wal gefressen worden ... Rodneys Finger krallten sich verzweifelt in den seltsamen Knubbel am Boden, und so sehr er auch versuchte zu beruhigen, und so sehr er sich nach John Sheppards beruhigender, befehlender Stimme sehnte oder nach Jennifers zärtlichen Worten ... Es gelang ihm nicht, diese in seinem Kopf zu hören. Was er hörte waren Schreie. Laute Schreie, verzweifelte Schreie. Es waren seine eigenen Schreie, die in seinen Ohren gellten. ------- Todd sah zufrieden auf vor seinem inneren Auge den im Schlaf wild um sich schlagenden McKay. Es war ein glücklicher Zufall gewesen, dass die Ärztin, die sich mit McKay eine Behausung teilte, Dienst hatte, als ihm die Idee gekommen war, dass McKay sein nächstes Halloweenspielzeug sein sollte. Dass ihm die Sache mit dem Wal eingefallen war, bereitet ihm großes Vergnügen. Nun, er würde McKay noch eine Weile in seinem Traum lassen, im Magen das Wals, bevor er ihn dann doch irgendwann wecken würde. Ob McKay sauer sein würde? Sicher, McKay war immer sauer. Jedenfalls auf ihn. Aber er würde es verstehen, denn immerhin war ja Halloween, und da erschreckte man sich nun einmal gegenseitig, so hatte es das Buch,dass er von Wolsey bekommen hatte, erklärt. Todd stützte sein Gesicht mit dem nicht gerade menschlichen, aber irgendwie un-Wraith-haften Grinsen in seine Hände, und schaute Rodney weiterhin zufrieden bei seinen Albträumen zu. Kapitel 3: John [chai-cherry-tes] --------------------------------- John hielt zwar nicht wirklich viel von Halloween, aber mit seinen Freunden ein paar Bier zu trinken und den Abend mit Snacks und Spielen zu verbringen, motivierte ihn ungemein. Deshalb hatte er sich auch gerne um die noch fehlenden Lebensmittel und Getränke gekümmert. Er war durch halb San Franzisco geeilt um alles zu besorgen und pünktlich zurück zu sein, damit es auch noch für eine ausgiebige Dusche reichte. Davor musste er allerdings noch im Kontrollraum vorbeischauen. Nachdem er die Besorgungen in der Kantine abgegeben hatte, erreichte ihn die dringende Anweisung, ein Auge auf Todd zu werfen. Das passte ihm so gar nicht in die Planung. John wollte feiern und nicht für einen Wraith Babysitter spielen. Chuck saß am Pult der Stadtinternen Kommunikation und begrüßte ihn knapp. „Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten, Colonel. Mr. Woolsey hat nicht genau gesagt, was los ist. Er klang nur ein wenig gehetzt. Aber Sie sollen mal nach Todd schauen.“ John betrachtete den Monitor, der die Bilder der Überwachungskamera zeigten und entschied sich, dass es nicht nötig war, Todd einen persönlichen Besuch abzustatten. Der Wraith tigerte in seiner Zelle auf und ab. Es war deutlich zu sehen, dass er weder versuchte auszubrechen, noch eine Bombe baute oder sonst etwas tat, das in die Kategorie „Bedrohlich“ fiel. Kurz tauschte er einen Blick mit Chuck, der das Ganze wohl ebenfalls für Zeitverschwendung hielt und nickte. Genau in diesem Moment verschwand Todds Bewegung aus seinem Augenwinkel. Der dunkelbraune Haarschopf wirbelte zur Kameraübertragung und erblickte den Wraith der nun stehengeblieben war und mit einem unerwartet scharfen Grinsen in die Kamera starrte. War das gerade eine Sinnestäuschung oder war Todd für einen winzigen Moment tatsächlich verschwunden gewesen? Noch viel mehr schockierte John die Tatsache, dass Todd ihn direkt anstarrte. „Chuck, er kann doch nicht wissen, dass wir ihn gerade beobachten, oder?“ Im nächsten Augenblick setzte Todd einen Rundgang fort, als wäre nichts gewesen. „Nein Sir. Natürlich nicht.“ Chuck schüttelte den Kopf, das anzunehmen war absolut lächerlich. Dennoch blieb John noch eine Weile stehen und sah zu wie der Wraith seine Runde machte. Wieder verschwand er dabei für den Bruchteil einer Sekunde. „Da, Chuck, Sie haben es doch auch gesehen, oder? Ist das ein Kamerafehler?“, fragte John und spürte eine Kälte seine Eingeweide hochkriechen. Hatte Woolsey deshalb gewollt, dass er ein Auge auf den Gefangenen warf? Ein leises Kichern weckte ihn aus dem Gedankenkarussell. „Ja, Sir. Im Bereich der Toilette gibt es in der Tat einen Totenwinkel in der Kameraaufzeichnung. Nicht jedoch für die Wache Vor Ort. Wir würden es mitbekommen, wenn Todd sich in Luft auflösen würde.“ „Bisschen viel Privatsphäre, dafür, dass er das Klo nicht mal benutzt.“, überlegte John laut, dann war es aber egal. Er zuckte die Schulter und wollte nur noch raus aus den verschwitzten Klamotten. Shopping in einer überfüllten Stadt machte keinen Spaß, besonders, wenn gefühlt ALLE nach demselben gierten. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------​---- In seinem Quartier angekommen, trat er sich die Schuhe von den Füßen und kickte sie in eine Ecke. Nur um so schnell es ging aus Hose und Sweater zu schlüpfen. Pfeifend folgte die Unterwäsche und John rief in Gedanken bereits die Dusche auf. Heißes Wasser, dachte er, sehr heiß! Das Wasser begann zu rauschen, während die Türe zur Duschkabine zur Seite glitt und sich heiße Dampfschwaden in sein Zimmer schoben. John zischte kurz, er hatte sein Handtuch vergessen. Er machte auf dem Absatz kehrt und holte eines aus der Truhe neben seinem Bett. Da erlag er wieder dieser Täuschung, eines huschenden weißen Schattens der plötzlich verschwand. Dabei war sich John hundertprozentig sicher, dass er alleine in seinem Zimmer war und sich darin auch niemand verstecken konnte. Der Dampf verdichtete sich zu Nebel, der silbrig im gedämpften Licht seines Quartieres glitzerte. Einen Moment glaubte er wallendes silberweißes Haar im Nebel zu erkennen. Todd! Nein! Oder? Hatte sich das Geräusch des prasselnden Wassers geändert? Stand dort jemand? Ihm war klar, dass Wraith diese Schattenhaften Schemen hervorrufen konnten. Geister, die nicht existierten. Die Fraßnarbe auf seiner Brust kribbelte. Seid Todd ihr „Gast“ war, hatte es keinerlei solcher Wraithaktivitäten gegeben, was aber nicht hieß, dass es nicht möglich war. Und Todd aus purer Langeweile heraus versuchte, sie alle in den Wahnsinn zu treiben. *Shhepparrrd* Den vieltönenden Klang seines Namens konnte er ohne Zweifel nur einem zuordnen. „Todd, ich warne Sie!“, rief er in Richtung der Duschkabine und schallte sich zugleich selbst in Gedanken. Mit den Ohren hatte er es nicht gehört! Es war nur in seinem Kopf. Mit ausgestrecktem Arm tastete sich John langsam in die Kabine hinein. Bereit jeden Moment den Kuss der Klauenhand abzuwehren. Der Dampf kondensierte überall, die Wassertropfen rannen wie Schweiß über seinen nackten Körper, ebenso wie über die Wände seines Quartiers. Jeden Moment würde er gegen einen weiteren Körper prallen, erhitzt von dem Dampf der seine Sinne benebelte. Diese Hand mit den messerscharfen Krallen würde sich in einer bekannten, aber unerwünschten Art um seinen Hals legen, zu seiner Brust wandern wo sich die Zähne des Nährorgans in seine Haut gruben. John bebte, als sich die Erinnerung an das ekstatische Gefühl, in den Moment der Gegenwart schob und seine ganze Aufmerksamkeit auf die prickelnde Narbe, direkt unterhalb seines Schlüsselbeins lenkte. Stöhnend lehnte er sich an die Wand der Duschkabine, er war allein. Das Wasser kühlte langsam ab und der Nebel zog sich nun auch aus seinen Gedanken zurück. War das echt gewesen, oder nur ein Streich seines Gehirns? ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Todd wandte sich wieder dem Buch zu. Die Lektüre war überaus amüsant. Kapitel 4: Carson [DieLadi] --------------------------- Er fand es immer noch schrecklich. Mutter mochte ja sagen, was sie wollte. Ja, die Becketts waren Schotten durch und durch. Ja, sie stammten ab von McBeckett Clan aus dem schottischen Hochland. Und ja, Carson war durchaus der Meinung, dass man seine Vorfahren, ihr Andenken und ihre Kultur ehren sollte. Aber dennoch. Er fand es schrecklich, einen Kilt zu tragen. Nun, Kilts als solche waren durchaus eine ehrenwerte Sache. Ihre lange und interessante Geschichte – angefangen vom ursprünglichen „am féileadh mór“, dem um den Körper gewickelten und mit einem Gürtel gehaltenen Plaid, über den modernen, in der romantischen Ära des 18. Jahrhunderts erfundenen Kilt, wie man ihn heute kennt, bis hin zu der Tatsache, dass entgegen des weitverbreiteten Glaubens sich geschichtlich gesehen die Tartans, also gemeinhin als „Schottenkaro“ bekannten Muster, nicht einem speziellen Clan zuordnen ließen, sondern eher die wirtschaftliche Stellung des Trägers repräsentierten. Das alles änderte nichts an der Tatsache, dass er selbst ganz persönlich es schrecklich fand, einen Kilt zu tragen. Der Grund dafür war schlichtweg, dass Carson seine Beine, aber besonders seine Knie, ausgesprochen hässlich fand. Seine Knie waren knubbelig und knorrig und, na ja, eben kein schöner Anblick. Zwar sagte Mutter, erstens sei das Unsinn. Und zweitens, bei einem gut gekleideten Mann würde ohnehin niemand auf die hässlichen Knie blicken (womit sie ihre erste Aussage ja quasi negierte …) Dennoch. Er mochte es nun mal nicht, sich auf diese Weise zu exponieren. Basta. Warum also stand er also nun an diesem Samstag (und es war Samstag, ganz sicher, auch wenn Rodney vorhin mit ziemlicher Vehemenz etwas anderes behauptet hatte), in seiner Krankenstation und trug einem Kilt in voller Ausstattung: Strümpfe mit farbigen Flashes, und den passenden Schuhen. Den Sporran, die Kilt-Nadel und den Sgian Dubh im rechten Socken. Dazu jedoch, anstelle von Weste und Jacke, seinen Arztkittel ... Was, zu Teufel … ? Wie hatte seine Mutter ihn dazu überreden können? Aber Moment mal. Seine Mutter war doch schon vor Jahren verstorben. Sie konnte also nicht … Was war hier los? Carson holte tief Luft und versuchte, eine von Teylas Meditationstechniken anzuwenden, um irgendwie wieder Herr der Lage zu werden. Er spürte, wie sein Ärger über sich selbst und Mutter verflog. Ein letzter tiefer Atemzug und er beschloss sich umzuziehen. Als er jedoch an sich hinunterblickte, erkannte er, dass er keinesfalls einen Kilt trug, sondern ganz normale, weiße, saubere Diensthosen, wie sie das medizinische Personal der Stadt im allgemeinen zur Arbeit anzog. Okay. Also was immer das gerade gewesen war. Wahrscheinlich war er einfach nur in Gedanken gewesen. Oder ein paar Sekunden eingeschlafen … das wäre nun auch kein Wunder, denn er war übernächtigt, wie beinahe jeder hier. Und heute, an diesem Halloweentag, waren zusätzlich zum üblichen Kram auch noch jede Menge dummer Verletzungen zu verarzten gewesen. Menschen, die sich beim Kürbisschnitzen in den Finger geschnitten hatten. Oder beim Aufhängen von Herbstlaubgirlanden von Leitern gefallen waren. Und so weiter und so fort. Man sollte doch meinem, dass die Leute hier, Wissenschaftler, Techniker, die klügsten Köpfe der Erde in der Lage wären, bei derlei Tätigkeiten ein Mindestmaß an Sicherheit zu beachten. Das wäre ja wohl immerhin vernünftig. Aber nein, Leute, die es gewohnt waren, in ihren Labors mit hochgefährlichen Substanzen zu hantieren, mit Strahlung, mit ganzen Galaxien durcheilende Einstein- Rosen- Technologie, mit Universen - überschreitenden Energiebrücken … diese Leute hielten das Benutzen eines kleinen scharfen Küchenmessers oder einer einfach zu arretierenden Kletterhilfe offenbar für derart banal, das sie auf Sicherheitsvorkehrungen pfiffen. Und siehe da ... Schnittwunden, blauen Flecken, verstauchte Gelenke waren die Folge. Und ein erhöhtes Arbeitsmaß für Carson und seine Mitarbeiter. Er gab ein tiefes Seufzen von sich und beschloss, sich erst einmal einen Tee zu machen. Er stand auf und spürte, wie der Saum des Kiltes über seine Knie strich und der Doch in seinem Strumpf ein wenig drückte. Den würde er justieren müssen ... Moment mal. Wieso denn nun schon wieder ein Kilt? Hatte er nicht eben festgestellt, dass er gar keinen trug? Er sah an sich hinunter. Okay, da waren die weißen Krankenhaushosen. Alles gut, also. Er schüttelte den Kopf. Die Tür zur Krankenstation öffnete sich und einer der Techniker vom Gateraum trat ein. „Oh, Guten Morgen“, sagte Carson und bemerkte, dass der Mann humpelte. „Wie kann ich helfen, Mr. … äh, … Hampton? Richtig?“ Der junge Mann nickte. „Ich bin von einer Leiter gefallen ...“ Carson verdrehte innerlich die Augen. Dann riss er sich zusammen. Hier hatte jeder ein Anrecht auf seine Hilfe und seine ungeteilte Wertschätzung, egal, wie dumm er sich angestellt hatte, um sich Verletzungen zuzuziehen. „... und hab mir dabei das Knie verdreht. Jetzt tut es weh und ist ein wenig angeschwollen. Und Sie sind da ja Spezialist, nicht war? Für dicke Knie ...“ Hampton lächelte süffisant. „Wie bitte!?“, fuhr Carson auf. Also wirklich, das ging doch zu weit. Hampton sah ihn erstaunt an. „Was haben Sie gerade gesagt?!“, knurrte Carson verärgert. Der junge Mann zog etwas erschrocken den Kopf ein. „Ich … ich habe gesagt, Sie sind doch der Spezialist, wenn es um Verletzungen aller Art geht ... nicht wahr?“ Carsons Puls verlangsamte sich wieder. Offenbar hatte er, immer noch ganz in Gedanken, den Mann falsch verstanden. „Ja“, sagte er. „Selbstverständlich. Entschuldigen Sie. Es war ein langer Tag.“ Hampton kicherte. „Kann ich mir vorstellen.“ Nun, das Knie des jungen Mannes war schnell verarztet. Abschwellende Salbe und ein Stützverband, sowie die strenge Anweisung, sich zu schonen, und vor allem Leitern und ähnliches in der nächsten Zeit zu meiden. Hampton nickte brav und versprach, sich die Anweisungen des Arztes zu halten. Als Carson ihn zur Tür begleitete, war er erleichtert. Alles schien wieder in normalem Bahnen zu laufen. Er hatte seine fachliche Professionalität zurück, immerhin, was das betraf, bewegte er sich auf sicherem Grund. Er konnte von sich selber sagen, ein guter Arzt zu sein. Ehrlicherweise, einer der besten. Und das machte ihn zufrieden und froh. So begann er, die Krankenstation, die nun wieder verweist lag ein wenig aufzuräumen. Ach ja, ein bisschen Ruhe tat ihm gut, sie würde sicher nicht lange anhalten. An so einem Abend würden sicher noch mehr dumme Dinge passieren, und wenn er Pech hatte, kluge Wissenschaftler hin und strenge Militärs her, würde es auch zu Alkoholvergiftungen kommen. Nun ja. Jetzt jedoch hatte er einen Moment Ruhe, und er beschloss, sie zu genießen. Sich nun also den Tee zu machen, den er sich vorhin schon selbst versprochen hatte. Er ging also zu der kleinen Teeküche und dachte dabei, dass bei aller Ablehnung das Gefühl, wie ihm der Saum des Kiltes um die Knie strich, doch eigentlich recht angenehm war … Er erstarrte mitten in der Bewegung. Kilt? Hatte er nicht eben festgestellt, dass er gar keinen trug? Vorsichtig ließ er die Hände zu seiner Taille gleiten und spürte dort … die fein gearbeitete Struktur des Sporran. Den fein gewirkten, hochwertigen Wollstoff des Kiltes. Das war doch einfach nicht möglich! Carson hatte genug. War auch immer hier los war, er hatte genug. Er drehte sich auf der Ferse um und blickte zur Eingangstür der Krankenstation. 'Versprerren', wies er die Tür an. 'Und erst wieder öffnen, wenn ich es befehle'. Zum Teufel mit den Bewohnern von Atlantis und ihren dummen kleinen Wehwehchen. Es gab genug Erste - Hilfe - Kästen auf Atlantis. Sollten sie sich doch selber behelfen. Er würde heute hier bleiben, hinter verschlossenen Türen und abwarten, bis das, was auch immer in seinem Kopf vorging und komische Dinge mit ihm anstellte, vorbei war. Er würde sich nun endlich seinen Tee ... Ach, zum Teufel auch mit dem Tee. Er würde sich die gute Flasche schottischen Whiskys öffnen, die er in seinem Schreibtisch verbarg für ähnliche „Notfälle“, und würde sich betrinken, dann wüsste er wenigstens, woher seine Hirngespinste kämen. Und der Rest von Atlantis könnte ihn mal gerne haben. Ja. Genau. Auch Mutter. Und er tat wie gedacht, und schon kurze Zeit später war er zufrieden und mit einem deutlichen Whiskyschwips auf einer der Krankenliegen eingeschlafen. * * * Todd schüttelte den Kopf. Wie die Menschen sich anstellten, wenn es um ihre Kleidung ging ... seltsame Wesen waren das. Bei den Wraith gab es das nicht. Es war klar vorgeschrieben, war auf Grund seiner Stellung in ihrer Gesellschaft berechtigt oder verpflichtet war, was zu tragen. Das war einfach, da gab es kein Vertun. Nu ja, Menschen waren komisch in vielfacher Hinsicht. Er grinste amüsiert. Dieses Halloween machte ihm wirklich Spaß. Kapitel 5: Ronon [chai-cherry-tea] ---------------------------------- In der Kantine ging es hektisch zu. Ronon ließ den Blick über die Tischgruppen schweifen. Überall wurde gebastelt, geschraubt und geschnitzt. Der Große näherte sich den beiden Wissenschaftlern, die gerade einen der zahlreichen Kürbisse mit einem winzigen Küchenmesser traktierten. „Wen wollt ihr denn mit dem Zahnstocher kitzeln?“, fragte er belustigt und stellte das Tablett neben ihnen ab. Dann griff Ronon in seinen Stiefel und zog SEIN Messer hervor. „Hier, versuch es damit.“ Nachdem der Große seinen Kaffee getrunken und dazu ein Stück Kuchen verputzt hatte, machte er sich auf den Weg zur Gym. Im Korridor kam ihm ein Mann in einem seltsamen hellbraunen Ganzkörperfellanzug entgegen, er trug einen tierhaften Kopf unter dem Arm und Ronon zog irriteriert eine Augenbraue hoch. Leider war an Training nicht mehr zu denken, als er den Raum betrat und sich in ein riesiges (und wahnsinnig klebriges) Spinnennetz verwickelte, das sich ärgerlicher Weise in seinen Haaren festsetzte. Ein paar Marines scheuchten ihn aus dem Trainingsraum und huschten zwischen Leitern und wackelig gestapelten Boxen umher, aus denen Skelette herausragten, als würden sie dem Großen belustigt zuwinken. Angefressen zog sich Ronon zurück und stampfte mit dermaßen grimmigem Gesicht durch die Gänge, dass man ihm freiwillig aus dem Weg ging. Seine Freunde hatten ihn über Halloween aufgeklärt, aber Ronon hätte nie geahnt, welches Ausmaß das ganze nehmen würde…schon am frühen Morgen… Menschen mit angeklebten spitzen Ohren, Menschen mit unglaublich hässlichen spitzen Hüten oder Menschen die sich geschmackloser Weise wie Wraith verkleideten. Moment! Der Große blieb stehen, blickte den Leuten nach und kniff dabei die Augen zusammen. Diese Kostüme sehen nicht so künstlich aus, wie die, denen er bisher begegnet war. Diese Wraith sahen ECHT aus. Ronon atmete tief ein und aus. Sicher waren es nur Verkleidungen. Er hatte bei den Athosianischen Kindern schon Wraithmasken gesehen, die zum spielen verwendet wurden. Er machte sich sicher zu viele Gedanken. Dann besann er sich, dass es im Außenbezirk noch einen Lagerraum gab, in dem zusätzliche Ausrüstung für das Gym untergebracht war. Die Erkenntnis zog unwillkürlich seine Mundwinkel hoch. Da hätte er Ruhe und konnte ungestört sein tägliches Training absolvieren. Schnell hatte Ronon einen Transporter aufgespürt und stellte sich in die kleine Kammer, die kaum für drei Personen reichte und jedes Mal ein beklemmendes Gefühl in ihm auslöste. Nach einer kurzen Orientierung drückte er auf dem Display den betreffenden Bereich an und los ging es. Der Große spürte, den Ruck der Kabine, die ihm in den Magen fuhr. Er keuchte. Zwwwiiischhh. Die Tür glitt auf und Ronon erstarrte. Eine Wraithdrohne betrat den Transporter, stellte sich neben ihm auf und berührte den Bildschirm. Schon ging es weiter. Der Große war nicht mehr groß. Die Drohne überragte ihn um fast eine Handbreite. Mit geballten Fäusten versuchte Ronon ruhig zu bleiben, während die Drohne eine Gelassenheit an den Tag legte, als wäre es das natürlichste auf der Welt, dass sie mit einem Transporter quer durch Atlantis fuhr. Aber Ronon konnte ihn riechen, der fahle Geruch der den Wraith anhaftete, modrig und feucht und warm. Er war drauf und dran seine Pistole zu ziehen und auch zu benutzen, da stoppte der Aufzug und die Drohne trat auf den Gang hinaus. Erleichtert pfiff Ronon und lehnte sich für die restliche Fahrt an die Wand. Wäre nicht cool gewesen, wenn er Atlantis Personal angeschossen hätte. Etwas später erreichte Ronon das Lager und wurde von abgestandener Luft und etwas Staub begrüßt, der aufgewirbelt worden war, als der Transporter seine Tür geschlossen hatte. Er sah sich um, Gewichte, eine Bank und andere nützliche Gegenstände, so konnte er arbeiten. In diesem Moment flackerte das Licht. Ronon sah aus dem Augenwinkel einen huschenden Schatten. Erneut flackerte das Licht, erlosch dann gänzlich. Der Große stieß einen leisen Fluch aus und hörte, wie dieser von einer vieltönenden Wraithstimme erwidert wurde. Dieses Lachen kannte er doch! „Todd?“, rief er aus und drehte sich wieder und wieder um die eigene Achse um die Richtung zu lokalisieren aus er das Kichern kam. Er wusste längst nicht mehr, wie viel Zeit vergangen war, wie oft er sich gedreht hatte, wie oft er gerufen hatte. Gerade als er das Ganze als Hirngespinst abtun wollte, bemerkte Ronon sie. Die golden leuchtenden Augen die ihn aus dem Dunkeln heraus anfunkelten. Wraithaugen, ganz sicher, er konnte sogar die geschlitzten Pupillen ausmachen. Instinktiv zog Ronon seine Pistole und schoss. Und traf. Der Blitz hatte den Raum und den dahinter liegenden Korridor erhellt und zeigte eine Szene die ihn vermutlich noch ziemlichen Ärger bereiten würde. „Fuck.“, zischte Ronon und versteckte sich im Schutz der Dunkelheit hinter einigen Boxen. „Waaaaahaaaaaa.“ Der Botaniker, dessen Namen sich Ronon nicht merken konnte, schrie ohrenbetäubend mit der neuen Psychologin, die Dr. Heightmeyer ersetzt hatte, im Chor. Außerdem hatte Ronon einen dieser scheußlichen Kürbisse, den die beiden getragen hatten, erschossen. Das Licht ging wieder an und beleuchtete die dampfenden Überreste des Kürbis. Panisch liefen die beiden zum Transporter und ließen Ronon unbemerkt zurück. Dieser Tag brachte einfach nur so viel Chaos, dass Ronon Lust bekam, auf einen echten Wraith zu schießen um seinen Stress abzubauen. ---------------------------------------------------------------- Todd grinste genüsslich und stellte sich vor wie es wäre etwas Gesellschaft in seiner Zelle zu haben. So ein Kürbis ware doch etwas Feines. Mit ein Augen und Zähnen, die seinen ähnlich waren, würde sich sicher bald ein Gefühl der Zusammengehörigkeit einstellen. Kapitel 6: Radek [Futuhiro] --------------------------- Radek Zelenka saß etwas gelangweilt im Kontrollraum herum und schwang sich mit dem Drehstuhl abwechselnd nach links und rechts. Er war allein hier und musste Dienst schieben. Während alle anderen Halloween feierten. Was für ein Mist. Aber, tja, Feiertag hin oder her, irgendwer musste halt eine Notbesetzung gewährleisten. Jemand würde ihn später ablösen kommen, damit er wenigstens noch ein bisschen was von der Feier hatte. Aber später dazuzustoßen war einfach nicht das gleiche. Als sein Blick eher zufällig über die Monitore streifte, gefror ihm das Gesicht. Ein als Wraith-Gleiter ausgewiesenes Objekt näherte sich der Stadt, wenn man den Anzeigen glauben wollte. Wollte Radek das? Ein Wraith-Gleiter? Hier auf der Erde? Wie war das möglich? Hatten die Wraith die Flugbahn der Stadt nachvollzogen und waren ihnen hierher gefolgt? In Radek machte sich langsam Panik breit. Sie hatten die Wraith doch nicht etwa auf direktem Weg zur Erde geführt!? Bei Gott! Er musste … Er musste … Irgendwas!!! Als auf dem Bildschirm auch noch zwei Wraith-Signale innerhalb der Stadt aufblinkten, sprang er von seinem Stuhl hoch. Sie näherten sich aus unterschiedlichen Richtungen der Kantine, wo sich alle zur Halloween-Feier versammelt hatten. Er musste sie warnen! Nein, er musste die Wraith aufhalten! Nein, besser noch, er musste … erstmal sich selber schützen! Wer war er denn, sich mit zwei freilaufenden Wraith anzulegen? Er war ja nicht lebensmüde! Ehe er sich´s versah, hatte er den Kontrollraum verriegelt, auch wenn die beiden Wraith, die offenbar von dem fremden Gleiter hier abgesetzt worden waren, in einem anderen Sektor ihr Unwesen trieben. Punkt 1 der Amok-Alarm-Verordnung: Ruhe bewahren! Radek sah zur verriegelten Tür und entschied, dass er ruhig genug war. Erledigt. Punkt 2 der Amok-Alarm-Verordnung: Selbstsicherung, Tür abschließen. Ebenfalls erledigt. Punkt 3 der Amok-Alarm-Verordnung: den Vorgesetzten informieren. Radek zog eine Schnute. Wie sollte er das anstellen? Dr. Elizabeth Weir saß vermutlich gerade in zivil in der Kantine, mit einem Glas Sekt, aber ohne Funkgerät. So wie fast jeder andere Mitarbeiter auch. Sollte Radek wirklich die Alarmanlage auslösen und die ganze Stadt mit der Sirene aufscheuchen? Alle würden kopflos durch die Stadt rennen, aber keiner würde wissen, was los war. Radek Zelenka hatte eine humanere Idee. Er setzte sich wieder auf seinen Drehstuhl, kullerte zum Mikro hinüber und öffnete einen Übertragungskanal für eine Durchsage. „Hallo-Hallo“, krächzte er nervös ins Mikrophon und räusperte sich dann nochmal, um seine Stimme und auch seine Gedanken wieder zusammenzunehmen. „Äh, ich meine: Achtung! Dies ist eine wichtige Durchsage! Es befinden sich zwei freilaufende Wraith in der Stadt. Verbarrikadieren Sie die Kantine und kommen Sie nicht heraus. Und Dr. Weir bitte im Kommandoraum melden.“ Er überlegte kurz. „Dies ist keine Übung!“, fügte er dann noch aufgebracht an. „Ich wiederhole! Zwei Wraith in der Stadt! Keine Übung!“ Ein derber, tschechischer Fluch entfuhr ihm, als das System ihm meldete, dass die Durchsage wegen eines technischen Fehlers gar nicht ausgestrahlt worden war. Niemand hatte ihn gehört. Die schwebten in Gefahr und wussten von nichts. Feindselig starrte er noch einen Moment auf die Monitore, wägte seine Möglichkeiten ab, und griff irgendwann frustriert nach einem Tricorder. Er beschloss, die Tür zu entriegeln und loszumarschieren, ehe ihn der Mut verließ und er es sich nochmal anders überlegte. Mit dem Tricorder vor der Nase huschte er durch die Gänge, hörte auf jedes noch so kleine Geräusch, und hoffte, dass das Gerät ihn bei einem Feindkontakt rechtzeitig vorwarnen würde. So konnte er sich hoffentlich unbehelligt bis zur Kantine durchschlagen. Eine Waffe hatte er ja nicht. Er musste den Wraith ausweichen, wenn er irgendjemanden warnen gehen wollte. Gleich an der ersten Kreuzung zeigte ihm der Tricorder ein Wraith-Signal hinter der nächsten Biegung an, was Radek schnell die Richtung ändern und davonhasten ließ. Eine gefühlte halbe Stunde später, die sich für Radek wie eine Hasenjagd angefühlt hatte, war er der Kantine nicht annähernd so nah gekommen wie er gehofft hatte. Er wollte um eine Ecke biegen, sprang aber erschrocken zurück, als das Gerät in seiner Hand ihn sofort warnend anmiepte. Ein Wraith im Gang vor ihm! „Hey! Zelenka! Sind Sie das?“, rief der Wraith. Radek stand zur Salzsäule erstarrt herum und wagte nicht zu atmen. Er war gesehen worden! Aber andererseits … woher kannte der Wraith seinen Namen? Und überhaupt, die Stimme klang doch verdächtig nach … Mr. Woolsey streckte seinen Kopf um die Ecke. Irritiert vergleich Radek Woolseys Gesicht mit dem blinkenden Punkt auf seinem Tricorder. „Zelenka!“, meinte Woolsey zwischen grüßend und verwirrt. „Haben Sie nicht Wache? Warum sind Sie nicht auf Ihrem Posten?“ „Ich, ähm … also da wurden … zwei Wraith … aber wenn das eigentlich Sie sind …!?“, stammelte der tschechische Wissenschaftler. Eine von Woolseys Augenbrauen rutsche nach oben. „Da wurden zwei Wraith auf den Monitoren angezeigt?“ Er ließ den Kopf hängen und seufzte schwer. „Allmählich machen Todds Scherze mich fertig …“, stöhnte er. Kapitel 7: Teyla/Torren [chai-cherry-tea] ----------------------------------------- "Ach Teyla, super dass Sie gerade vorbeikommen!", rief einer der Wissenschaftler der auf der Leiter balancierte und gerade eine Girlande an der Wand befestigt. Gegenüber seiner Position stand eine weitere Wissenschaftlerin auf einer Leiter und wartete darauf das andere Ende der Girlande zu erhalten. Leider war die Distanz zwischen ihnen zu weit um die Girlande von Hand zu Hand reichen zu können und da kam Teyla gerade richtig. Bekanntlich war eine von Teylas Stärken, dass sie auf jeden Fall hilfsbereit war. Sie setzte Torren, ihren kleinen Sohn den sie im Arm gehalten hatte, ab und nahm das das Ende der Girlande entgegen. An diesem Tag wunderte sie sich über nichts mehr. Die seltsamen schwarzen Figuren welche an die Girlande gehängt waren machten auf sie auch keinen besonders bedrohlichen oder gespenstischen Eindruck, viel mehr fand sie die kleinen Dinger bemitleidenswert. Schnell reichte sie das Ende der Girlande an die Wissenschaftlerin weiter, damit sie die Schnur an einer Lampe befestigenkonnte. Teyla bestaunte das Werk einen Moment und wandte sich dann ihrem Sohn zu? Wo war Torren?! Vor einer Sekunde hatte der kleine Junge noch direkt neben ihr gestanden, jetzt war der Platz leer. Teyla sah sich um, der lange Korridor war verwaist. Die Richtung aus der sie gekommen waren war menschenleer, den Transporter hatte sie jedoch nicht gehört, andererseits hat sie auch nicht gehört wie Torren sich von seinem Platz entfernt hatte. Sie wandte sich an die beiden Dekorateure doch die zuckten nur mit den Schultern und hatten den Jungen gar nicht erst bemerkt, da sie so sehr in ihr Werk vertieft waren. Teyla wäre nicht Teyla, wenn sie sofort in Panik ausbrechen würde. Wie in jeder kritischen Situation behielt sie einen kühlen Kopf. Es konnte ja nur zwei Richtung geben in die ihr Junge davon spaziert sein konnte. Das logischste war in die Richtung zu gehen aus der sie gekommen waren, denn dort lag Teylas Quartier. Sie ging flotten Schrittes den Flur entlang, lauschte, und versuchte wahrzunehmen, ob sie den Jungen vielleicht irgendwo hören konnte. Aber auch zwei Ecken weiter als sie schon kurz vor ihrem Quartier war, gab es keine Spur von Torren. Nur eine merkwürdige Transportetüre, die es vorher dort noch nicht gegeben hatte. Das war seltsam, doch in der Stadt der Altehrwürdigen gab es hin und wieder unerklärliche Vorkommnisse. Teyla vertraute den Vorfahren und maß dem nicht allzu viel Bedeutung bei. Stattdessen betrat sie diesen Transporter. Wohin mochte er führen? Sie wusste, dass Torren ein neugieriges Kind war. Mit Sicherheit hat auch er die neue Türe bemerkt und war in einer Laune spielerischen Erkundung dort hinein geklärt. Sie berührte das Display, hoffe Torren zu folgen und fuhr mit dem Transporter ins Unbekannte. Währenddessen an einem der anderen Enden der Stadt... Amüsierte sich ein Geist prächtig über seine Lektüre und die Menschen die er von überall in der Stadt hören konnte. Durch den Lüftungsschacht konnte er das Murmeln ihrer Stimmen hören. Er war in seiner Zelle nicht ganz so abgeschottet wie man es vermuten konnte. Aber Todd hatte auch ganz besonders gute Sinnesorgane. So nahmen seine feinen Ohren wahr, dass der Marine vor seiner Zellentüre schon vor dem eigentlichen Wachwechsel seinen Posten verlassen hat. Der Gang lag leise auf der anderen Seite des Kraftfeldes. Durchbrochen nur von leisen tappsenden Schritten. Der Wraitj hob erwartungsvoll den Blick zur Türe. Wer mochte der Besucher sein. Wer mochte sich schon zu ihm verirren? Die Türe entriegelte sich automatisch wie von Geisterhand und gab den Blick auf einen kleinen Menschen frei. Todd legte den Kopf schief. Ein leises Zischen durchschnitt die Luft. Nicht was er erwaret gatte, aber definitiv ein Zeitvertreib. Er wusste ja, dass Teyla einen Sohn hatte. Logischerweise folgerte Todd daraus, dass das einzige Kind in Atlantis eben jenes Kind sein musste das dort vor seiner Zelle stand und ihn neugierig musterte. Erstaunlicherweise zeigte der kleine Mensch keinerlei Scheu, im Gegenteil, Torren lief mutig auf die Zelle zu. Todd wusste, dass das Kraftfeld das seine Zelle schützte einen fiesen Stromstoß abgab, wenn man wagte es zu berühren. Deshalb hob er seine Hände um den kleinen Menschen in seiner Bewegung zu stoppen. Tatsächlich hielt das Kind inne. Es legte den Kopf schief. Todd legte den Kopf schief. Der kleine Mensch quietschte vergnügt. Todd war nicht wirklich geübt im Umgang mit Nachwuchs. Jedoch versuchte es mit klaren direkten Worten. "Kind hier gibt es eine Wand die du nicht sehen kannst. Aber sie wird dir wehtun. Komm nicht näher." Der kleine Mensch fragte ihn warum er so große Hände hätte. Todd zog eine Augenbraue hoch. "Ich bin ein Wraith und wir haben nun mal solch große Hände. Damit wir jemanden packen können." An seiner rechten Hand spürte er das Pulsieren des Handmundes. Natürlich bemerkte der kleine Mensch dies. Er zeigte wissbegierig darauf. "Warum hast du noch einen Mund?" Der Wraith grinste und entblößte seine Zähne. "Damit ich dich besser fressen kann." Der kleine Junge schüttelte seinen Kopf, blieb jefoch stehen und beobachtet. "Aber du hast so große Zähne in deinem anderen Mund.", bemerkte er grüblerisch. "Ja, doch die sind nicht zum Essen da. Zumindest jetzt nicht mehr." Todd ließ ein tiefes kehliges Knurren hören. Der kleine Mensch erinnerte ihn an Sheppard, so unerschrocken und direkt. "Warum hast du so große Augen?", wollte er wissen. In der Ferne hörte Todd wie sich die Transportertüre in seinem Zellentrakt öffnete. Er nahm den dominanten Geruch der jungen Köngin wahr. Queen Steelflower war gekommen um ihren Sohn abzuholen. Ihr Blick traf den von Todd, ihr präsenter Geist wies den Alten zurecht. "Was haben Sie getan?", fragte Teyla misstrauisch, die Augfn zusammen gekniffen. "Wir haben uns nur unterhalten." Todd hatte sich schon lange mit mehr so gut amüsiert. "Wie ist sein Name?" Teyla zock eine Augenbraue hoch. "Torren John Emmagan." Damit nahm sie ihren Jungen wieder auf den Arm und verließ den Gefangenen. Todd schmunzelte. Kapitel 8: Dr. Elizabeth Weir [Futuhiro] ---------------------------------------- Dr. Elizabeth Weir bog gut gelaunt um die Ecke und bekam gerade noch Woolseys frustriertes „langsam machen Todds Scherze mich fertig“ mit. Sie sah ihn und einen ziemlich verstörten Radek Zelenka im Gang herumstehen, und beschloss, sich dazuzugesellen. Als Woolsey ihr deprimiert schilderte, was ihm auf der Krankenstation widerfahren war, und welche suspekten Ereignisse ihm von den anderen zu Ohren gekommen waren, musste sie lachen. „Sie haben den Wraith also in die Gepflogenheiten von Halloween eingewiesen, ja?“ „Ja. Und er lernt schnell, wie mir scheint.“ „Nagut …“, meinte Dr. Weir und begann zu grübeln, noch immer mit dem erheiterten Lächeln auf den Lippen. „Todd will Halloween spielen? Tun wir ihm den Gefallen. Radek, ich könnte ihre Hilfe brauchen.“ „Also, eigentlich hab ich Dienst“, gab der unschlüssig zurück. „Ich glaube, ich sollte lieber zurück in den Kommandoraum gehen.“ „Ja. Genau das wollte ich auch gerade vorschlagen“, schmunzelte Dr. Weir verschwörerisch. Todd lungerte in seiner Zelle herum und amüsierte sich prächtig. Etwas anderes hatte er ja hier in seinem langweiligen, trostlosen Kerker auch nicht zu tun. Wenn er so drüber nachdachte, befand er sich eigentlich in einer echt makaberen Lage. Da war er so lange bei den Genii gefangen gewesen, dass er nicht mal mehr sagen konnte, wie lange überhaupt. Jedenfalls lange genug, um Hoffnung wie Verzweiflung gleichermaßen fahren zu lassen, und sich einer stumpfen, teilnahmslosen Leere hinzugeben. Dann, nach wer weiß wie vielen Zeitaltern, war er tatsächlich wieder freigekommen – nach den Maßstäben eines Wraith nur einen Augenblick lang – nur um gleich darauf wieder in einer Zelle zu landen. Gefangen von den Menschen, die ihn zuvor von den Genii befreit hatten. Verrückte Welt. Allerdings waren diese Menschen von der Erde eine weitaus unterhaltsamere Gesellschaft, wie er momentan feststellte. Er überlegte schon, wen er als nächstes ärgern könnte, als er plötzlich spürte, wie die Stimmung auf Atlantis kippte. Der wachhabende Soldat vor seiner Zelle erhielt einen Funkspruch, den Todd aufgrund der Entfernung nicht komplett verstehen konnte. Irgendwas mit ‚Atlantis räumen‘? Der Soldat verschwand kommentarlos und kam auch nicht wieder. Todd war allein und unbeaufsichtigt. Das hatte es, seit er hier war, noch nie gegeben! Nervös ließ er seine telepathischen Fühler durch die Stadt schweifen und traf überall auf die gleiche, emsige Aufbruchstimmung. Die Menschen verließen die Stadt der Vorfahren. Todd begann in seiner Zelle hin und her zu tigern wie ein Raubtier. Was passierte gerade? Wann würde jemand kommen, um ihn abzuholen? Oder ihm wenigstens erklären, was los war? Da die Wache weg war, konnte er niemanden fragen. Eine halbe Stunde später wurde es bereits merklich ruhiger in Atlantis. Die meisten Menschen waren schon verschwunden. Nach und nach wurden Systeme oder gleich ganze Teile der Stadt abgeschalten. Todd registrierte, wie über ihm die Lüftung den Dienst einstellte. Dieses leise, monotone Säuseln, das er erst jetzt so richtig bemerkte, als es plötzlich verstummte. Die Ruhe war gespenstisch. „Äh … Hilfe?“, rief er halblaut in die Stille hinein, wohl wissend, dass keiner da war, der ihn hörte. Ihm wurde langsam mulmig. „Hallo! Ist da noch irgendwer?“ Als wäre das eine Antwort, ging in diesem Moment das Licht aus und Todd blieb in einer schummrigen Notbeleuchtung zurück, die kaum reichte, um die gegenüberliegenden Wände zu erkennen. Jetzt wurde ihm WIRKLICH anders zumute! Es würde niemand kommen, um ihn abzuholen! Sie hatten ihn hier vergessen! Oder vielleicht sogar bewusst zurückgelassen! Er würde hier verhungern! Panisch ließ er wieder seine telepathischen Sinne durch die Stadt streifen, ob nicht noch irgendwo eine letzte Menschenseele in Reichweite war, der er sich in Erinnerung bringen konnte. Parallel dazu suchte sein Blick das Kraftfeld nach Fluchtmöglichkeiten ab, für die er bisher einfach noch nicht verzweifelt genug gewesen war, um sie in Erwägung zu ziehen. Natürlich gab es keine. „HILFE!!!“, begann er zu brüllen. „Hilfe! Ich bin noch hier drin! Hört ihr mich!?“ Die Notbeleuchtung ging ebenfalls aus und Todd fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Nur das Kraftfeld blieb weiterhin aktiv, wie ein entsprechender Test ihm bestätigte. „Mist, verdammter! Hallo!!!???“ Er ärgerte sich, dass er den Menschen eingeredet hatte, es wären fremde Wraith in der Stadt. Wahrscheinlich waren die nur deshalb so Hals über Kopf hier abgehauen. Dr. Elizabeth Weir stand draußen auf dem Festland in einem provisorisch errichteten Technikzelt und schaltete die Kameras auf Nachtsicht um. Sie, Col. Sheppard und der Rest seines Teams kicherten erheitert in sich hinein, während sie auf dem Bildschirm Todds immer panischer werdendes Gebahren mitverfolgten. Es war nicht zu übersehen, dass dem Wraith echt die Muffe ging. „Jetzt sieht er mal, wie das ist, so veralbert zu werden“, brummte Ronon schadenfroh. Sie schauten zu, wie der Wraith begann, mit seinem Stuhl wieder und wieder auf das Kraftfeld einzuschlagen. „Na kommt, ich geh ihn erlösen!“, beschloss John Sheppard irgendwann, dem der Wraith langsam anfing leidzutun. „Es war ein ganz schöner Aufwand, die gesamte Stadt zu räumen, nur um ihm einen Streich zu spielen“, hielt Carson dagegen. Er war wegen der Sache mit dem Kilt immer noch etwas beleidigt „Wir sollten ihn noch ne Weile schmoren lassen“ „Nö. Mir ist es zu kalt hier draußen. Ich geh ihm sagen, dass wir ihn nur auf den Arm genommen haben, und dann können wir alle wieder reingehen und weiterfeiern“, beharrte John. Radek nickte eifrig. Er hatte die Abschaltung der Stadt geleitet. „Besser ist das!“, stimmte er zu. „Ich weiß nämlich nicht, wie lange der Notstrom die Zelle verriegelt hält. Wenn wir noch ´ne Weile warten, lassen wir ihn am Ende noch versehentlich frei.“ Wie zum Beweis sahen sie auf dem Bildschirm in aller Deutlichkeit, wie just in diesem Moment der Stuhl durch das Kraftfeld flog, und Todd, getragen von seinem eigenen Schwung, haltlos hinterherstolperte. „Äh … Radek!?“, meinte John Sheppard zwischen erschrocken und tadelnd. Der Tscheche wurde blass und starrte nur wortlos auf den Monitor. Alle anderen mit ihm. „Naja, sehen wir es positiv“, versuchte Rodney McKay die Stimmung zu retten. „Ein freilaufendes, tödliches Monster, das macht doch unsere Halloween-Party gleich viel authentischer!“ „Ja. Fröhliches Halloween“, gab John trocken und humorlos zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)