Folie à deux von Anemia (frz. „Geistesstörung zu zweit“) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch ab und zu erwiesen sich die schwierigen Wege ausgerechnet als die, welche man gehen sollte, damit sich alles zum Guten wendete. Und dies hatte er bitter nötig. Bekanntlich war Einsicht der erste Weg zur Besserung, weswegen Sugi an diesem Nachmittag inmitten einer Gruppe Fremder im Stuhlkreis saß und jeder einzelne nacheinander sein größtes Geheimnis preisgab. Sogar hier drinnen hing ein großes Plakat, auf welchem der Name der Selbsthilfegruppe prangte und zu welchem Sugis Blick immer wieder wanderte, während sich der ein oder andere zierte, das, was ihm das Leben schwer machte, zu offenbaren: Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter ihren sexuellen Neigungen leiden. Klar, dies entsprach zumindest in Sugis Fall eindeutig der Wahrheit, und doch war es unangenehm, dies in schriftlicher Form unter die Nase gerieben zu bekommen. Die blauen Ornamente, die das Poster zierten, änderten auch nichts an der Tatsache, dass sie alle hier waren, weil sie einen an der Klatsche hatten und es wussten. Er atmete tief durch und sah nun zu dem Kerl zu seiner Rechten, welcher gerade damit haderte, zu erklären, dass er die gebrauchten Schuhe von Frauen stahl und sich an ihrem Geruch aufgeilte. Die Scham sorgte dafür, dass er tief in sich zusammensank und den Boden betrachtete, als würde er ein Loch in ihm suchen, in welchem er hätte versinken können. Sugis Augenbraue zuckte leicht nach oben und seine ineinander verschränkten Finger begannen zu wackeln. Diese bedrückte Stimmung war eigentlich überhaupt nichts für ihn. Sugi war ein lustiger Typ, ein Spaßvogel und auch jemand, der gerne auf den ein oder anderen Flirt aus war...nun ja, früher gewesen war. Als er noch gedurft hatte. Aber die Zeiten änderten sich. Ein bisschen wünschte er sich, in der Haut seines Sitznachbarn zu stecken. Mit einem Schuhfetisch hätte er sich schon irgendwie arrangieren können. Das, was ihn plagte, war weitaus schlimmer als Fußgeruch. Seine Macke war eine Katastrophe, eine tickende Zeitbombe und ein Selbstmordkommando. Und im Gegensatz zu dem Schuhfetischisten konnte er sie überhaupt nicht ausleben. Schuhe waren geduldig und fand man vor jeder Haustür, aber das, was ihn wild machte, gab es so häufig wie die eierlegende Wollmilchsau. Nein, Sugi selbst war die eierlegende Wollmilchsau. Eine Sau war er definitiv. Okay, nun zuckten seine Mundwinkel. Beinahe hätte er gegrinst über sein Elend, was jedoch ausgesehen hätte, als ob er sich über fremdes Leid amüsiert. Nun war er jedoch schon selbst an der Reihe und sollte auspacken. Das Lachen verging ihm sehr schnell. Er fühlte sich an seine Schulzeit erinnert, an die Momente, in denen der Lehrer ihn aufgerufen hatte, er aber wieder den Pausenclown gespielt und darüber vergessen hatte, seine Arbeit zu beenden. Selbst seine Finger wurden ein wenig schwitzig, während er sie in seinem Schoß rieb. "Hey, ich bin Kazuya Sugiyama, aber jeder nennt mich Sugi", stellte er sich vor, und aus den Kehlen aller Anwesenden schallte ihm 'Hallo, Sugi' entgegen. "Ich bin 39, Gitarrist in einer Metalband, verheiratet, und ich mag kleine, niedliche Hündchen...ja." Er schmunzelte und merkte dann, als sich ein erdrückendes Schweigen über alle legte, dass er wohl ein Missverständnis heraufbeschworen hatte. Lachend hob er die Hände. "Nein, das war jetzt nicht mein Fetisch!" Er lachte immer noch, aber niemand sonst lachte mit ihm. Deshalb hörte er schlagartig auf. Jetzt kam schließlich der schwierige Part. "Ich bin hier, weil ich auf verheiratete Männer stehe." Das auszusprechen ließ sich ihn irgendwie reichlich nackt fühlen, aber dennoch bebte seine Stimme bei dem bloßen Gedanken an seine Vorliebe. Den meisten Gruppenmitglieder sah man ihr Leiden an, aber Sugis Augen funkelten wahrscheinlich lüstern, so, wie er von seinem sprach. Fehlte bloß noch, dass er einen hochbekam vor versammelter Mannschaft. Besser wieder die Hände in den Schoß legen. "Warum verheiratete Männer?", fragte eine Dame, nachdem sie zaghaft ihre Hand gehoben hatte. Vor den Gesprächen war vereinbart worden, dass jede Frage gestellt werden durfte, das Mitglied aber stets das Recht hatte, die Antwort zu verweigern. "Gute Frage", meinte Sugi und atmete tief durch. Darüber hatte er schon oft nachgedacht, war jedoch nie zu einem tatsächlich zufriedenstellenden Ergebnis gekommen. "Klar, der Reiz des Verbotenen ist da mit dabei. Aber der ist gar nicht sooo wichtig, glaube ich." Er horchte in sich hinein. Es war seltsam, diese Dinge auszusprechen, aber irgendwie wurden sie so realer und vielleicht besiegbar. "Es ist viel mehr...na ja, wenn zwei Heteromänner miteinander rummachen, dann kann es ja nichts Ernstes sein, oder? Sondern bloß Spaß. Außerdem brauche ich keine Angst zu haben, dass sich ein verheiratetet Kerl in mich verknallt. Bei 'nem Singletypen wäre ich mir da nicht so sicher. Und das ist für mich ein Abtörn. Ich bin schließlich selbst auch verheiratet und kann es nicht gebrauchen, mich mit den Gefühlen von irgendeinem Lover rumzuschlagen." Nun war er im Redefluss. Manche Teilnehmer nickten, als würden sie verstehen können, was er durchmachte. Dabei hatten sie nicht den geringsten Schimmer. "Doch die meisten Ehemänner würden außer ein paar besoffenen Küssen nichts machen", sprach er weiter und zuckte bitter die Schultern. "Ich will aber bis zum Äußersten gehen." Und das war das Problem. Er wollte nicht, was er wollte. Weil es schwachsinnig und niederträchtig war, das sagte ihm sein Verstand. Dabei war Sugi doch eigentlich ein friedlicher Typ, der keiner Fliege etwas zuleide tat (es sei denn, sie wollte es). Aber seine Libido war offenbar ein zerstörerischer Dämon, der sich daran aufgeilte, sein Leben, das Leben seiner Frau und das Leben eines anderen Ehepaares in der Luft zu zerreißen und in den Müll zu werfen. Nun ließ selbst er die Schultern hängen und zog den Mund breit. Sein Blick wanderte nun unwillkürlich zu seinem Nebenmann zur Linken, einem wohl noch recht jungem Typen mit fast schulterlangen Locken, welche sein Gesicht fast vollständig vor Sugi verbargen, da er nach unten schaute und nervös an den Beinsäumen seiner Shorts herum zupfte. Seine Hände schienen sogar etwas zu beben. Und nun konnte Sugi doch einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht erhaschen und sehen, dass er bis einschließlich seines Halses rot angelaufen war. Niedlich, doch. Ziemlich sogar. Hatte Sugi ihn etwa derart in Verlegenheit gebracht? Einige Männer reagierten ähnlich, wenn von Homosexualität die Rede war. Und Sugi hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er mit einem Mann schlafen wollte. Musste. Ganz dringend. Am besten sofort. Er musste an das denken, was er neulich in diesem Forum gelesen hatte. Diese Story von einem Typen, der seinen besten Freund beim Junggesellenabschied verführt hatte. Das war wahre Leidenschaft. Tagelang war Sugi darauf fixiert gewesen und hatte jegliches Interesse an anderen Dingen verloren. Sogar am Gitarrespielen. Ja, man konnte sagen, dass er förmlich besessen von seinen Fantasien war. Da niemand mehr eine Frage an Sugi hatte, war nun Sugis Nebenmann dran, der krebsrote Kleine mit den weichen Löckchen. Er räusperte sich einmal, zweimal, dann setzte er zu sprechen an, hob jedoch nicht den Kopf. Nur sein Blick huschte kurz nach oben. "Mein Name ist...Tomoya Kanki", stellte er sich vor, woraufhin er begrüßt wurde. "Ich bin Schlagzeuger, 34...und ich...bin...verheiratet, habe drei Kinder..." Seine Stimme wurde immer leiser und zaghafter, aber Sugi hatte alles gehört. Jedes einzelne Wort. Er musste nach Luft schnappen und hätte am liebsten das Fenster geöffnet. Da er das nicht einfach konnte, griff er nach seinem Hemdausschnitt und fächelte sich so Luft zu. Er begann zu schwitzen. Er schwitzte prompt wie ein Bulle. Der Kleine war wesentlich älter, als er vermutet hatte, und dass er Familie hatte...nein, damit hätte Sugi nie im Leben gerechnet. Jetzt sah er ihn genauer an. Tomoya schien unter seinen intensiven Augen nur noch mehr in sich zusammenzufallen. Er spürte Sugis Blick ganz instinktiv, und er wusste wohl auch, woher er rührte. Dass er zur Beute geworden war. Dass er genau in Sugis Beuteschema passte. "Ich bin hier, weil..." Er schluckte wieder, rieb seine Hände langsam gegeneinander. Dann schüttelte er leicht den Kopf. Wandte diesen dann jedoch kaum merklich in Sugis Richtung. Sah ihn jedoch nicht an, sondern betrachtete dessen Schuhe. "Weil ich von einem Mann...gepeinigt und zum Sex gezwungen werden möchte...denn so...bräuchte ich mir nicht die Schuld daran geben, wenn ich...." "Wenn du deine Familie hintergehst", ergänzte Sugi bestimmter, aber nicht minder erregt als noch zuvor. Im Gegenteil. Als Tomoya nun doch seinen Blick zu ihm hob und ihn direkt ansah, mit einem kleinen Nicken, da brach es vollends über ihn hinein. Sein Gegenstück. Sugi fühlte nur noch Euphorie und tiefes, dunkles Verlangen, dass er nicht verhehlen konnte. Er wünschte sich, den Kleinen auf seinen Schoß zu ziehen, um ihrer beider unerfüllten Sehnsüchten zu stillen und zusammen alles zu vergiften, was ihnen lieb war. "Hast du eine Vorstellung von diesem Mann? Ein konkretes Bild, das deine Fantasien begleitet?", fragte nun jemand, und Tomoya, der ganz glasige, hingerissene Augen hatte, während er scheu Sugi betrachtete, schüttelte den Kopf. "Außer, dass er mir schon gefallen sollte...hatte ich keines...bisher..." Hingerissen legte Sugi den Kopf schief und lächelte weich. Er würde von jetzt an Tomoyas feuchter Albtraum sein. Dafür würde er nachdrücklich sorgen. Während der nächste Teilnehmer von seinen Nöten sprach, gab Sugi alles, um Tomoyas Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wenn er Anstalten machte, zu ihm zu schauen, zog Sugi jedes Mal eine andere Grimasse. Tomoya sah dann immer ganz schnell weg, schmunzelte aber in sich hinein. Irgendwann gluckste er sogar unterdrückt hinter seiner Hand. Als Sugi irgendwann den hinteren Teil seines Ausschnitts über seinen Kopf zog und so aussah wie Quasimodo, konnte Tomoya sich nicht mehr anders helfen, als richtig zu lachen. Und das war eines der schönsten Dinge, die Sugi je gesehen hatte. Der süßeste Daddy auf Erden besaß das strahlendste, ansteckendste Lachen, das man sich vorstellen konnte. Sugi war hin und weg, wollte ihn noch weiter necken wie ein präpubertärer Schuljunge seinen Schwarm, drückte sich also dazu noch seine Nase hoch und grunzte in die Stille hinein, woraufhin Tomoya sich nicht mehr halten konnte. Er krümmte sich vor Lachen und hielt sich die Hände vor das Gesicht, was jedoch auch nicht verhindern konnte, dass sein Gekicher und Gequieke zu hören war. So ging Vorspiel a lá Sugi. Dies war der erste Teil davon. Die anderen Teilnehmer sowie der Gruppenleiter schienen Sugis Vorspiel jedoch nicht sonderlich lustig zu finden. Das betretene Schweigen, das bestehen blieb, sagte genug. Also riss er sich noch ein paar Minuten lang zusammen, bis die Sitzung endlich beendet war. Draußen wartete er auf Tomoya, der sich wohl etwas Zeit ließ. Sugi genehmigte sich eine Zigarette und überlegte besorgt, ob Tomoya etwa auf ihn auf der Toilette wartete, aber in dem Moment trat der Jüngere auch schon aus dem Gebäude, die Hände in den Taschen seiner kurzen Hose. Ein dezentes, höflich aussehendes Lächeln umspielte sein Gesicht, als er Sugi ansah, dann deutete er eine Verbeugung an. "Bis zum nächsten Mal", sagte er und machte sich auf, in die entgegengesetzte Richtung zu verschwinden - was Sugi erschrocken nach Luft ringen ließ. Konnte es sein, dass Tomoya eine wesentlich größere Selbstbeherrschung besaß? Nein, halt. Wovon träumte er nochmal des Nachts? Richtig, Sugi erinnerte sich und fühlte, wie sich die Aufregung, die mit dieser Tatsache einherging, ziehend in seinen Lenden breitmachte. Tomoya war Masochist. Und Sugi hatte zu Tomoyas Glück keine Hemmungen, sich das zu holen, was er wollte. Tomoya lief langsam, sodass Sugi ihn schon nach ein paar wenigen Metern eingeholt und am Arm gepackt hatte. "Du dachtest, du kannst einfach so abhauen?", schalt er Tomoya, der augenblicklich stehen geblieben war und sich nervös an den Haaren herumfummelte. Sugi ruckte an seinem Arm, zerrte ihn herum. "Mitkommen. Du wirst tun, was ich dir sage, ist das klar?" Schon wieder war der Jüngere krebsrot, als er neben Sugi her trottete. Und Sugi überlegte, ob er ihn gleich auf dem nächsten Parkplatz ficken sollte. Aber im Auto konnte er sich nicht genug entfalten. Sugi hatte viel mehr zu geben, als nur einen dreckigen, kleinen Zehn-Minuten-Fick, zumindest dann, wenn es sich bei dem Objekt seiner Begierde um den Deckel für seinen Topf handelte. Den wollte er richtig genießen können. Diese Nacht würde eine besondere werden. Vor Euphorie zitterte, als er den Kleinen recht grob auf den Beifahrersitz verfrachtete und anschließend sogar seinen Gurt schloss. Dabei beugte er sich über ihn und sah ihn an. "Sei hübsch brav, wenn du bei Onkel Sugi bist, Babypüppchen." Oh Mann, er hätte Tomoya das Gesicht ablecken können. Ganz kurz war er davor, ihn sich gleich hier vorzunehmen, aber er hatte einige Jahre durchgehalten, also kam es auf ein paar Minuten mehr oder weniger auch nicht mehr an. Allerdings hatte er sich der Erfüllung seines Traumes noch nie so nahe gewähnt. Er hätte vor Glück heulen und gleichzeitig in seine Hose kommen können. Dass er noch zu einem einigermaßen vernünftigen Gespräch in der Lage war, als er den Motor wenig später startete, grenzte an ein Wunder. "Wo fahren wir hin?", begehrte Tomoya zu erfahren. "An einen Ort, an dem all unsere Träume in Erfüllung gehen werden, Cinderella." Tomoya schwieg für ein paar Augenblicke, dann fragte er: "Bekomm' ich da auch was zu essen?" "Alles, was du willst, Zuckerbienchen." Sugi war hin und weg. Er spürte von seinem tiefsten Inneren her an die Oberfläche wallen, zu welcher Leidenschaft und Hingabe er fähig war. Seine Hand strich über Tomoyas Oberschenkel, blieb dort liegen in einer besitzergreifenden und zugleich ziemlich aufdringlichen Geste. Er bemerkte, wie Tomoyas Muskeln sich etwas anspannten, was viele Ursachen haben konnte, aber wohl die pure Vorfreude war, die er empfand und die Sugi absolut nachfühlen konnte. Dessen Blick wanderte zu seinem Beifahrer, als sie nun an einer Ampel hielten. "Oder soll ich dich sagen: Mein Sklave? Mein abtrünniger Engel?" Und dann, als er sich etwas zu ihm herüber beugte und die Stimme senkte: "Mein Opferlämmchen?" Ja, er war verdammt drüber, aber er war schon jetzt derart in Ekstase, dass seine Muskeln ähnlich wie die Tomoyas zitterten. Er konnte spüren, wie viel Hitze Tomoya ausstrahlte, selbst auf die geringe Distanz, die zwischen ihnen herrschte. Und er konnte seine Energie fühlen, die nun, wo er ihn als all diese Dinge bezeichnete, noch an Intensität gewann. Sie harmonierte perfekt mit seiner eigenen, diese masochistische Aura. Tomoya senkte den Kopf und zog sich in sich zurück, verschämt. Sugi würde diese entzückende Charakteristik noch weiter herausarbeiten, das nahm er sich fest vor. Schon jetzt machte ihn das Verhalten des süßen Daddys an. Wieso eigentlich hatte er noch nicht eher davon fantasiert, einen hübschen Mann zu piesaken? Vielleicht, weil er dazu von einem so konkreten Menschen inspiriert werden musste. Seine Reaktionen waren alles. Und Sugi war hungrig. "Das...war aber eigentlich nicht der Sinn und Zweck dieser Selbsthilfegruppe", wandte Tomoya nach einer Weile ein, während Sugi noch immer die Form seines Oberschenkels ertastete. "Und eigentlich...bin ich sonst auch nicht so. Ich habe noch nie solche extremen Sachen gemocht." "Zu einem Masochisten wird man nicht über Nacht", entgegnete Sugi mit Blick auf die Straße. Schließlich musste er sie einigermaßen sicher zu ihrem Ziel kutschieren. "Und zu einem Schwulen und einem Sadisten auch nicht. Hast du denn Erfahrung mit Männern?" "Ja", sagte Tomoya, ohne zu zögern. "Ein bisschen. Zu wenig. Und du?" "Gleichfalls." Sugi konnte sich kaum noch an die drei, vier Mal erinnern, in welchen er es vollbracht hatte, einen Typen aufzugabeln, der auch wirklich seine Orientierung teilte. Meistens war es noch nicht einmal gut gewesen. Vielleicht hatte er deshalb zu glauben begonnen, hetero zu sein. Doch so konnte man sich täuschen. Wenig lohnenswerte Erlebnisse änderten nichts an den Vorlieben. Leider. "Wir machen einen Fehler. Oder?" "Ja, machen wir." Sugi wollte das nicht hören. Tomoya schien vernünftiger zu sein als er selbst. Und es war sein gutes Recht, sein Leben nicht vollkommen wegzuwerfen. Deshalb wollte Sugi ihm eine zweite Chance geben. Tomoya blinzelte verwirrt, als der andere rechts ranfuhr. "Steig aus, wenn du willst." Der Jüngere nestelte an seinem Gurt, schaute hinaus. Die Welt würde sich weiterdrehen und die Sonne würde noch immer scheinen, auch wenn für den Einzelnen alles verwirkt war, was er sich aufgebaut hatte. Es lag nun an Tomoya, und Sugi war so fair, ihn entscheiden zu lassen. Obwohl er sich inständig wünschte, dass er blieb. Es war alles, was er sich in diesem Augenblick wünschte. Sein Herz schlug schnell und hart gegen seinen Brustkorb. Er hatte solche Angst, dass sein Traum zerplatzen würde wie eine Seifenblase. Der Dämon namens Libido liebäugelte wahrhaftig damit, Tomoya jetzt in diesem Augenblick zu fesseln und auf den Rücksitz zu verfrachten, damit er auch ja bei ihm blieb und sie zusammen geistesgestört sein konnte. Tomoya stieg nicht aus. Er schüttelte leicht den Kopf. Und sah Sugi bittend an. Sugi, der dahin schmolz und seine Hand hob, um mit dem Knöchel seines Zeigefingers über Tomoyas Wange zu streicheln. Anschließend verpasste er ihm eine Ohrfeige, dass Tomoyas Kopf zur Seite schnellte und die hübschen Locken umherflogen. "Du kleine Schlampe", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ehrlicher hätte er seine Freude über Tomoyas Entscheidung nicht ausdrücken können. Wenig später befanden sie sich im Zimmer dieses Love Hotels, in dem Sugi ein paar Mal mit seiner Frau übernachtet hatte. Es besaß kein besonderes Thema, war aber luxuriös und gemütlich genug, damit es Sugis Cinderella auch an nichts fehlen würde. Zudem war das Bett riesig, was im Grunde das einzige war, was zählte. Jetzt saßen sie auf dessen Kante, Sugi bestellte Getränke und Essen. Alles für sein Babypüppchen. Jedoch würde es das Curry in sich haben, oh ja. Tomoya wirkte noch immer verspannt, so wie Sugi das Essen entgegen nahm und es zu dem kleinen Tisch vor dem Bett brachte. Jedoch entdeckte er ein kleines Arzneimittelfläschchen, so wie er die Teller und das Bier abstellte. Zunächst runzelte er die Stirn, während Tomoya absichtlich wegschaute und das Unschuldslamm spielte. Sugi beguckte sich die Flasche - und musste grinsen, als er die Aufschrift las. K.O.-Tropfen. Dieses durchtriebene, kleine Luder. Er setzte sich wieder neben den anderen und nahm dessen Bierglas, träufelte unter Tomoyas Blicken ein wenig von dem Zeug in sein Getränk. "Nur, damit du dich ein wenig besser entspannen kannst", erklärte er und lutschte an dem Fläschchen, als die Tropfen nicht mehr hervorquellen wollten. "Du sollst schließlich noch alles mitbekommen, was ich mir dir mache. Ich mag keine halb besinnungslosen Kerle, sondern solche, die noch für mich schreien können." "Hentai...", wisperte Tomoya daraufhin, woraufhin Sugi ihn bei den Haaren packte und ihm den Kopf zurückriss, bevor er ihm noch eins, zweimal eine klatschte. "Hab' ich nicht gesagt, dass du hübsch brav sein sollst?" Er ließ ihn grob los und deutete auf das Bier und das Curry. "Iss jetzt lieber, du hast es dir gewünscht." Zögerlich trank Tomoya von seinem Bier und widmete sich dann ebenso vorsichtig dem Curry. Aß ein wenig Reis, dann Fleisch mit roter Soße. Kaute ein paar Sekunden lang - bis er sich die Hände vor den Mund schlug. "Was ist denn los, Puschelhase?" Sugi sah ihm interessiert zu und versuchte, nicht zu grinsen, sondern ahnungslos zu wirken. Auch, wenn er es selbst gewesen war, der dafür gesorgt hatte, dass Tomoyas Curry extrascharf war, um ihm ordentlich einzuheizen. Nun erntete er eine solch entzückende Reaktion, dass ihm vor Wonne ganz heiß wurde. "Schmeckt's nicht?" "Mh-mh." Tomoya schüttelte den Kopf und sah Sugi aus großen Augen an, die Hände noch immer vor dem Mund, wie ein kleines Kind. Daraufhin nahm Sugi ein weiteres Stück Fleisch auf und hielt es Sugi vor. "Na komm, ein Häppchen geht noch. Ein Löffelchen für Onkel Sugi..." Tomoyas Kopfschütteln wurde vehementer, aber seine Augen waren glasig. Er liebte es. Er liebte, was Sugi tat. So schnappte Sugi nach dem Arm des anderen, riss seine Hand nach unten und rückte näher an ihn heran, zwang nun seinen Kopf ebenfalls in seine Richtung mit einem Griff in die vollen Locken. "Mund auf", befahl er und zwang das Fleisch zwischen die schönen Lippen des anderen. "Kauen. Ja, brav. Und schlucken." Tomoya verzog gequält das Gesicht und wimmerte, schlug sich zumindest eine Hand vor den Mund. Als er die Augen öffnete, waren sie gerötet und Tränen standen in ihnen, die über die unteren Lidränder liefen. So rang der Kleine mit geröteten Lippen nach Luft. "Hör auf", japste er; Sugi bedrängte ihn nun vollends mit seinem Körper und gluckste, als er sich so weit zu ihm lehnte, dass Tomoya schräg saß, im Begriff, auszuweichen. "Sag 'Bitte, Sugi'", flüsterte der Ältere, während er die Tränchen mit dem Daumen von seiner Wange wischte. Sein harter Schwanz presste sich gegen Tomoyas Schenkel. Noch nie in seinem Leben hatte er irgendwas oder irgendjemanden so gewollt wie den Schlagzeuger. Dass er noch nicht nackt auf ihm lag, war ein Weltwunder. Erst recht, als Tomoya blinzelte und Sugi ansah. "Bitte, Sugi", hauchte er verzweifelt. Sugis Name, ausgesprochen von Tomoya, klang so unfassbar sexy und süß. "Bitte, Sugi", äffte Sugi ihn nach und lachte hämisch. Dann klatschte er ihm abermals eine und umfasste seine untere Gesichtshälfte, quetschte seine Lippen zusammen, sodass er wie ein Fisch aussah. "Gott, du bist so..." Das nächste Wort knurrte er betört: "Verdammt..." Er erinnerte Sugi tatsächlich an ein kleines Hündchen. Sugi hätte ihn fressen können. Und er tat es nun. Küsste ihn grob und gierig, wartete gar nicht erst darauf, dass Tomoya den Mund öffnete. Dabei drückte er seine Hüften fest und bestimmt gegen Tomoyas Oberschenkel, ließ ihn spüren, wie sehr er ihn wollte und dass er sich ihn holen würde. Tomoya versuchte halbherzig, ihn wegzuschieben, aber schließlich war es Sugi, der sich zurückzog und Tomoya mit besabbertem Mund und Kinn zurückließ. Allerdings hieß es nicht, dass er nun fertig war, ganz und gar nicht. Anstelle zog er sich nun den Ehering vom Finger und nahm dann Tomoyas zittrige Hand, um bei ihm dasselbe vorzunehmen. So, wie er die Ringe auf den Tisch legen wollte und etwas zu sagen ansetzte, ging ein Ruck durch Tomoyas Körper. "Heyheyhey." Sugi war geistesgegenwärtig genug, um Tomoya festzuhalten und zurückzuziehen, aber das genügte nicht mehr. Er drückte sich auf den Jüngeren, pinnte ihn mit seinem Gewicht auf die Matratze und strich ihm zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wo willst du denn hin? Onkel Sugi ist doch noch lange nicht fertig mit dir." Er lehnte seine Stirn gegen Tomoyas, fühlte, wie er unter ihm erbebte. Umso mehr, als Sugi ihm das Shirt aufriss und seinen Oberkörper entblößte. Sein Brustkorb hob sich, als er aufkeuchte und Sugi da weitermachte, wo er vorhin aufgehört hatte. Er wollte Tomoya mit Haut und Haaren auffressen und zumindest dem in der Realität sehr nahe kommen. Seine Haut fühlte sich unter seinen Lippen und erkundenden Händen ganz anders an als die einer Frau. Und er roch ganz anders. Kurz gesagt, er war berauschend. Und dieser Effekt verstärkte sich noch, als Sugi ihn auszog, nachdem er sich selbst zumindest das Shirt über den Leib gerissen hatte, und all die Tattoos des Jüngeren entblößte. "Muss schweineweh getan haben, die Oberseite der Füße tätowiert zu bekommen", urteilte Sugi keuchend, als er dem anderen die Socken auszog. Tomoya, halb weggetreten vor Lust, nickte. "Und wie..." Er biss sich auf die Unterlippe, offenbar erregt von der Erinnerung an die Schmerzen. Und Sugi, der Tomoya alsbald auf den Rücken drehte, sollte noch mehr Resultate von Tomoyas Schmerzperversion zu Gesicht bekommen. Sein Rücken wurde von zwei hinduistischen Elefanten geschmückt. Große, symmetrische Flächen waren komplett schwarz. An seinen Arme, seinen Beine, seinen Flanken, überall fanden sich Tattoos. Da konnte selbst Sugi nicht mithalten. Und wollte es auch nicht. Es reichte ihm, wenn er diesen Anblick genießen durfte. Den Geschmack von Tomoyas Schwanz, als er ihn in den Mund nahm und lutschte, bis ihm das ihm so unendlich köstliche Sperma in den Rachen und ins Gesicht spritzte. Den männlichen Geruch seiner Eier. Wie sein Loch zuckte, als seine Zunge sich in es wand. Und nicht zuletzt, wie eng er war, als er ihn mit harschen Stößen fickte, unaufhörlich. Er hatte keine Ahnung, wie oft Tomoya von ihm kam, er wusste noch nicht einmal, wie oft er selbst kam. Sie trieben es danach noch in der Badewanne, wo Tomoya endgültig vergaß, dass er hatte so tun wollen, als ob er von Sugi zu dem, was sie taten, gezwungen wurde. Gierig ritt er den Älteren, ließ sich bereitwillig vor dem großen Spiegel in der Hündchenstellung nehmen und schließlich von hinten im Stehen. Erst dann konnten sich die abgearbeiteten Männer eine Pause gönnen. Tomoyas Hals war vollkommen zerbissen, als sie im Bademantel im Bett lagen. Nein, nicht nur sein Hals, sondern auch die Innenseiten seiner Unterarme und jene der Oberschenkel sahen so aus. Sugi hatte überall seine Spuren hinterlassen. 'Sugis Baby' schien seine Haut der Welt mitzuteilen. Sugi liebte es, sein Werk zu begutachten. Und er liebte es, Tomoya dabei zuzusehen, wie dieser eine Schale Pudding löffelte. "Ich will mich mit dir einweisen lassen", verkündete Sugi, nachdem Tomoya fertig gegessen hatte und dieser nun auf ihm lag, die Wange gegen seine Brust geschmiegt. Sugis Finger kringelten eines dieser Löckchen um ihn. "Nur du und ich und wilder Sex in der Gummizelle, mein Babypüppchen. Wie wär's?" Daraufhin zeigte Tomoya ihm nur sein umwerfend niedliches Lächeln. Er wäre Sugi überall hin gefolgt, das wusste der Ältere. Ihre Geisteskrankheit ließ sich nun nicht mehr separieren. Die Dämonen, die in ihnen schlummerten, waren eins geworden und würden sich aneinander festhalten, egal, in wie viele Scherben ihr Leben auch zerbrechen mochte. 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