Ter´nak Band 1: Wind von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 14: Der Schreckenswolf ------------------------------ Kurze Zeit später stand ich angezogen mitten auf dem Burghof. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen. Ihre ersten Strahlen tauchten meine Umgebung in ein schauriges rötliches Licht. Die Luft war angereichert mit unterschiedlichen Blütenaromen. Schade nur, dass ich keine Zeit hatte, mich zu setzen und die Pracht des Vorgartens zu genießen. Über mir schwebten drei Windgeister, wobei Lucky und Rogue vor mir Stellung bezogen hatten. Ihre Aufgabe war es, mich zu beschützen, während ich die Magie in der Umgebung sammelte. Ich schluckte einen dicken Kloß im Hals hinunter. Hinter der Mauer konnte ich den Schreckenswolf toben hören. Der Plan gefiel mir jede verstrichene Sekunde weniger. Aber, außer mir war niemand anderer in der Lage, das zu tun, was Felix sich ausgedacht hatte. Rasch warf ich meine Zweifel über Bord. Sie alle verließen sich auf mich. Bewaffnet mit meinem Zauberstab, hob ich meinen rechten Arm. In dem Augenblick, da ich begann, Magie zu fokussieren, wurde es schlagartig still. Einen Augenblick später erklang das Schreckensgeheul. Wie aufgescheuchte Ameisen stolperten Lucky, Rogue und ich schreiend im Hof umher. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass die Windgeister unruhig hin- und herzuckten. Selbstverständlich war auch Charlotte von der Panik ergriffen worden. Ich war klar im Kopf, hatte aber keine Kontrolle über meinen Körper. Innerlich seufzte ich auf und zählte die Sekunden. Als ich bei sechs angekommen war, verebbte das Geheul. Während Rogue und Lucky die Köpfe schüttelten, um wieder zu Sinnen zu kommen, warf ich einen Blick auf meinen Zauberstab. Zum Glück hatte ich ihn nicht fallen lassen. Aufgrund von magischer Wahrnehmung konnte ich genau erkennen, wie viel Magie ich bereits gesammelt hatte. Ich grinste in mich hinein. Dieser Teil des Plans funktionierte einwandfrei. Meine Magie hatte sich nicht zerstreut, wie es normal gewesen wäre. Warum? Weil ich es so wollte! So schnell wir konnten, nahmen wir wieder unsere Positionen ein. Abermals hob ich meinen Stab und begann von Neuem, die Magie aufzusaugen. Dieses Mal jedoch ging ich nicht langsam vor, nein, mit aller Macht, die mir zur Verfügung stand, sammelte ich die pure Energie des Windes. Im Innern des Burghofes brach ein Sturm aus, mit mir als Zentrum. Insgeheim dachte ich mir, allein die Magie zu sammeln, war bereits eine Art Angriff. »Hey«, beschwerte sich Rogue, der taumelnd einige Schritte machte, um nicht umgeworfen zu werden. »Kannst du nicht etwas mehr aufpassen?« »Nein«, sagte ich rasch. Unser aller Leben hing davon ab, dass ich, so schnell wie es mir nun mal möglich war, eine gewaltige Menge Energie konzentrierte. Auch wenn es mir leid tat, was ich Rogue und vor allem Lucky damit zumutete. Beherzt warf ich meinem kleinen Liebling einen entschuldigenden Blick zu. Sie hatte sich zwischen zwei großen Steinen in Sicherheit gebracht, ihre Krallen tief in den Boden gerammt und hielt sich mit aller Kraft fest, damit sie nicht abhob. Andere Dinge, wie eine schwarze, metallene Gießkanne, kleinere Steine und unzählige Blumen, hatten nicht so ein Glück. Sie alle wirbelten im Hof umher. Wenn das so weiterging, würde ich Lucky und Rogue Schaden zufügen. Ich benötigte eine andere Art, Magie zu sammeln. Während ich an eine Art Strudel dachte, so in etwa, wenn man den Stöpsel aus dem Waschbecken zog, änderte sich etwas. Der Sturm um mich herum legte sich, wobei ich blinzelnd auf den Tornado sah, der sich über dem Kristall meines Zauberstabs gebildet hatte. Meinem Willen entsprechend, sammelte ich nun die Magie weit oben in der Höhe und saugte sie trichterförmig nach unten. Ich war mehr als überrascht von meinem Erfolg. Rogue drehte sich zu mir um und machte große Augen. »Alter, was bist du denn für ein Vogel?« Der Bengel hatte Glück, dass ich gerade zu beschäftigt war, um ihm den Hintern zu versohlen. Fest davon überzeugt, ihn mir später zur Brust zu nehmen, bemerkte ich noch etwas, was ich verändert hatte. Aufgrund des Sturmes, der kurz zuvor den Innenhof verwüstet hatte, waren mir die Geräusche von der Mauer gar nicht aufgefallen. Mir sackte das Herz in die Hose. Wie eine Dampframme schlug etwas immer wieder gegen die Steine. Der Schreckenswolf versuchte, sich den Weg zu mir freizukratzen. Staub rieselte von der Mauer. Begleitet von einem dumpfen Splittern öffnete sich ein kleiner Riss im Gestein. Entsetzt sah ich in ein gewaltiges gelbes Auge. Getränkt von Bosheit und Mordlust starrte mich das Monster an. Noch ehe ich Rogue und Lucky auf den Riss aufmerksam machen konnte, verschwand das Auge. Im nächsten Moment brach eine riesige Pranke durch das Gestein. Einen Wimpernschlag später verschwand die Vorderpfote und hinterließ ein Loch in der Mauer. »Achtung sie kommen«, schrie ich meinen Beschützern entgegen. Eine Antwort bekam ich nicht. Zum dritten Mal an diesem Tag erklang das Schreckensgeheul. Während wir abermals panisch im Hof umherrannten, sah ich aus den Augenwinkeln, wie sich ein grauer Wolf durch das Loch in der Mauer quetschte. Felix’ Theorie stellte sich als wahr heraus. Dieser verdammte Schreckenswolf setzte uns mit seinem Skill außer Gefecht und hetzte uns gleichzeitig seine Schergen auf den Leib. Hinter dem ersten erschien schon ein weiterer Wolf in dem Loch. Verdammt nochmal, in diesem Zustand konnten wir uns nicht zur Wehr setzen. Mein Kopf drehte sich woandershin und ich verlor die Wölfe aus dem Blick. Wenn ich doch wenigstens sehen könnte, was geschah. Endlich, nach fünf endlosen Sekunden, ebbte die Panikattacke ab. Ruckartig sah ich mich um, während ich schrie: »Feinde im Hof!« Dann fiel mein Blick auf Rogue. Das Blut stockte in meinen Adern. Hinter dem Jungen sprintete einer der Wölfe auf ihn zu. Rogue, der offenbar länger als ich benötigte, um sich von dem Geheul zu erholen, hatte den Feind noch nicht bemerkt. Ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, schüttelte er den Kopf. »Rogue, pass auf, hinter dir«, schrie ich ihn an, aber es war zu spät. Mit weit geöffnetem Maul sprang der Wolf ihn an. Die Welt verlangsamte sich. Zwischen Rogues Hals und den spitzen, gelben Zähnen, von denen der Geifer rann, lagen nur noch wenige Zentimeter. Die Zeit nahm wieder ihre normale Geschwindigkeit an. Der Wolf landete unverrichteter Dinge auf dem Boden. Verwirrt hob das Biest den Kopf und sah sich um. Sprachlos starrte ich auf Rogue, der direkt neben dem Wolf stand. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was gerade geschehen war. Zur Salzsäule erstarrt, sah ich zu, wie er in einer fließenden Bewegung seinen Arm hob. Stahl blitzte auf und der Wolf brach lautlos in sich zusammen. Rogue hatte ihm einen Dolch in den Nacken gestoßen. »Wie, was?«, stammelte ich, vollkommen neben mir stehend. Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, aber da stand er, als ob nichts gewesen wäre. Rogue hob den Kopf und sah mich mit erhobener Augenbraue an. »Hast du nicht eine Aufgabe zu erfüllen?« Stimmte ja. Aktuell hatten wir keine Zeit zu verschwenden, im Hintergrund konnte ich den Schreckenswolf toben hören. Mit aller Gewalt weitete er das Loch in der Mauer. Rasch wandte ich mich von Rogue ab und suchte nach meinem Zauberstab. Dieses Mal hatte ich ihn, während der Panikattacke verloren, ihn weggeworfen wie Abfall. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Windgeister drei weiteren Wölfen den Garaus machten. Gut zwei wertvolle Sekunden später fand ich den Stab. Ich hechtete auf ihn zu und überprüfte die konzentrierte Magie. Ein wenig war verloren gegangen, aber der überwiegende Teil befand sich gespeichert im Kristall. Rasch hob ich meinen Zauberstab und begann von Neuem, Magie zu sammeln. Nebenbei beobachtete ich, wie das Loch in der Mauer rasant größer wurde. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich einzig und allein darauf, Magie zu sammeln. Noch ein Schreckensgeheul würden wir nicht überstehen. Ein lautes Krachen ließ mich zusammenfahren. Ich blinzelte zur Mauer. Dort, wo zuvor das Loch gewesen war, befand sich eine Staubwolke. Das Mauerwerk hatte der Belastung nicht mehr standgehalten und war in sich zusammengestürzt. Im nächsten Moment traf etwas mit der Kraft einer Abrissbirne den Schutthaufen. Steine schossen wie Gewehrkugeln durch den Innenhof, während meine Sicht von einer Staubwolke verdeckt wurde. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Ich änderte den Strom meiner Magie und saugte die Staubpartikel aus dem Hof. Zum Vorschein kam der Schreckenswolf. Erhobenen Hauptes stolzierte er, mit Siegesgewissheit in den Augen, durch den großen Spalt in der Mauer. Hinter ihm sah ich ein Meer aus Wölfen. Viel mehr, als wir erwartet hatten. Felix’ Plan würde scheitern! Nachdem ich genug Magie gesammelt hätte, sollte ich unsere Gegner mit einem mächtigen Wirbelwind ausdünnen. Das Ziel dabei war, den Schreckenswolf zu isolieren. Ein Blick auf die durch den Spalt hineindrängende Meute sagte mir, dass ich nicht genügend Zeit hatte, Magie für diese Menge an Gegnern zu sammeln. Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Sollte ich es vielleicht mit einem anderen Zauber versuchen? Wenn ja, mit welchem? Weder Windschnitt noch Windstoß schienen mir für dieses Vorhaben geeignet. Die Windgeister schossen einen Zauber nach dem nächsten auf den Schreckenswolf, doch konnten sie ihm keinen Schaden zufügen. Ihre Magie wurde durch den Skill Windbarriere komplett neutralisiert. Der Schreckenswolf grinste uns an, oder zumindest kam es mir so vor. Wohl wissend, dass es gewonnen hatte, baute sich das Ungetüm vor uns auf. Langsam öffnete es sein Maul. Nein, so durfte es nicht enden. Ich musste etwas unternehmen, aber was? Die gesammelte Energie, würde nicht reichen, um meine schwachen Zauber derart zu verstärken, dass sie uns in dieser Lage hätten helfen können. Der gewaltige Brustkorb dehnte sich aus, als das Monster rasselnd Luft in seine Lungen sog. Locker zehn Wölfe hatten sich hinter ihm versammelt, außer Reichweite der Windgeister und bereit zuzuschlagen, sobald das Signal erklang. Wie eine Flutwelle breiteten sie sich aus, während unaufhörlich weitere Gegner durch die Mauer drängten. Ein neuer Zauber musste her und zwar jetzt. Mit aller Macht wollte ich nur noch eines: alle Wölfe vernichten. Eine seltsame innere Ruhe legte sich über meinen Geist. Ohne zu verstehen, woher, wusste ich, was zu tun war. Die gesammelte Magie war mehr als genug. Ich hatte nur in zu kleinem Maßstab gedacht. Augenblicklich streckte ich beide Hände zum Himmel empor. Mit einem Schlag entließ ich die gesamte Energie, während ich nur ein Wort brüllte: »Orkan.« Ein grüner Blitz schoss senkrecht aus meinem Zauberstab. Er bestand nicht aus Elektrizität, sondern aus reiner Magie, so stark konzentriert, dass jeder ihn sehen konnte. Alle hoben den Blick, selbst der Schreckenswolf konnte der Versuchung nicht widerstehen. In einer Höhe von über einem Kilometer fächerte sich der grüne Blitz in alle Richtungen auf. Augenblicklich entstand ein gewaltiger Wirbel, so groß wie Felix gesamtes Anwesen. Im nächsten Moment fuhr eine Sturmwand gen Boden und umhüllte das Grundstück mit einem grauweiß gestreiften Schleier. Das jaulende Wehklagen unzähliger Wölfe drang in meine Ohren, gemischt mit dem Geräusch von Bäumen, die aus der Erde gerissen wurden. Ein sanftes, erschreckend beruhigendes Tosen überlagerte und umspielte alle anderen Klänge. Die Farbe der Sturmwand änderte sich, braune Erde, grüne Blätter, dreckig graue Wolfsfelle mischten sich mit hinein. Ob es an den Strahlen der Sonne oder am Blut meiner Feinde lag, allmählich wurde die Windmauer in ein schwaches Rot verfärbt. Vollkommen gelassen, sah ich mir dieses Spektakel an. Ich hatte diesen Orkan erschaffen, er wurde durch meinen Willen gelenkt. Ohne es sehen zu können, wusste ich eines: Außerhalb dieser Mauern war kein einziger Wolf mehr am Leben. Warum? Weil ich es so wollte! Langsam senkte ich meine Hände bis auf Brusthöhe, dann riss ich sie so weit auseinander, wie ich nur konnte. Der Sturm reagierte sofort. Die Windmauer dehnte sich schlagartig aus und stob in alle Richtungen davon. Weit weg von hier würde alles, was meine Magie erwischt hatte, zu Boden fallen, dessen war ich mir bewusst. Ein wirres Lachen zwängte sich aus meinem Hals. Ich war trunken von Macht und jeder sollte es wissen: Dieser Zauber ging auf mein Konto. Frech grinste ich dem Schreckenswolf ins Gesicht. In der Bewegung erstarrt, blickten mich seine vor Schreck geweiteten, gelben Augen an. Die paar kleinen Wölfe, die noch im Innenhof standen, zogen ihren Schweif ein und rannten davon, als ob der Teufel höchstpersönlich hinter ihnen her wäre. »Bleiben nur noch wir beide, du Untier«, sagte ich überheblich zu den Schreckenswolf. Bösartig verengten sich seine Pupillen. »Oh, habe ich das Monster wütend gemacht, das tut mir aber leid«, höhnte ich. Dieses unglaubliche Gefühl der Macht strömte noch immer durch meine Adern. Nichts und niemand konnte mich aufhalten. Wie sehr ich mich irrte … Der Schreckenswolf hob den Kopf und ließ sein Geheul erklingen. Wie die Male zuvor, rannte und stolperte ich über den Burghof. Dabei sah ich Rogue an mir vorbeikommen. Mit einem Mal hatte ich schreckliche Gewissensbisse. Was hatte ich getan? Ja, ich wollte die Wölfe loswerden, aber doch nicht so? Oder war es genau das, was ich wollte? Ich fühlte mich nicht mehr wie der Held des Tages, sondern eher wie ein angehender Superschurke. Warum nur war ich dem Schreckenswolf derart auf den Schweif getreten? War doch klar gewesen, dass dieser sich rächen würde. Ganze acht Sekunden ließ er uns kopflos im Kreis laufen, bis ihm die Puste ausging. Ich riss den Kopf herum, um zu sehen, was das Monster vorhatte. Solange er Schreckensgeheul einsetzte, waren wir zwar außer Gefecht, er aber auch. Im Grunde eine Pattsituation. Entsetzt sah ich, wie das Monster zum Sprung ansetzte. Bevor ich auch nur einen Ton rausbrachte, machte das Biest einen Satz in die Luft. Sein Maul schnappte nach einem der Windgeister, während seine rechte Pranke einen Zweiten zu Boden riss. Der Schreckenswolf sah zu mir, suchte meinen Blick. Dann schloss er demonstrativ sein Maul. Es knackte laut, als die Kristalle zerbrachen. Der Windgeist löste sich in Lichtpunkte auf und verschwand ins Nichts. Damit blieb nur noch ein Elementar übrig, den Zweiten hatte er bei der Landung zertrampelt. Warum hatte er das getan? Die Windgeister konnten ihm eh nichts anhaben. Oder war das reines Kalkül? Nach dem Motto: Du hast mir meine Freunde genommen, nun nehm ich dir deine. Hatte er sich absichtlich die Windgeister zuerst vorgenommen, damit wir anderen sehen konnten, was auf uns zukam? In diesem Augenblick traute ich dem Schreckenswolf so einiges zu. Eines hatte ich nun verstanden. Sein Geheul war zwar ein Patt, aber er war im Anschluss wesentlich schneller angriffsbereit als wir. Am liebsten hätte ich mich verdrückt. Ich wollte nicht gegen so ein Monster kämpfen. Ich schüttelte den Kopf. Nein. So leicht würde ich mich nicht ins Bockshorn jagen lassen. In meinem letzten Leben hatte ich mir viel zu oft die Entscheidung von anderen abnehmen lassen, hatte immer wieder nachgegeben. Am Ende war ich immer Durchschnitt. Doch jetzt hatte ich eine zweite Chance bekommen und die wollte ich nutzen. Mein Wunsch musste sich erfüllen. In nicht allzu ferner Zukunft würde jeder meinen Namen kennen: Adrian, der Mächtigste aller Magier! Nebenbei bemerkte ich, wie sich der letzte Windgeist zurückzog. Er stieg hoch in die Luft. Entweder wollte Charlotte ihren letzten Wächter nicht verlieren oder sie hatte einen Plan. So oder so, auf den Windgeist konnte ich nicht bauen. Seine Angriffe waren zu schwach, um etwas gegen dieses Monster auszurichten. Aufgewühlt hob ich eine Hand und feuerte einen Windschnitt auf den Schreckenswolf ab, wobei ich alles um mich herum im Blick behielt. Meine Basis-Zauberkraft, ohne Magie aus der Umgebung zu sammeln, war nun mit der Stärke von Charlottes Windgeistern gleichzusetzen. Das musste wohl auch mein Gegner gespürt haben, da er sich nicht einmal die Mühe machte, auszuweichen. Mein Zauber raste direkt auf die schwarze Nase zu und verschwand. Nein, nicht direkt. Mittels magischer Wahrnehmung achtete ich genau auf die Geschehnisse. Eine unsichtbare Mauer aus Wind umgab den Schreckenswolf. Hauchdünn und doch sehr widerstandsfähig. Die Windbarriere löste meinen Zauber nicht auf, sondern lenkte ihn ab und nahm ihm gleichzeitig sämtliche kinetische Energie. Ich benötigte mehr Zeit. »Windstoß.« Absichtlich zielte ich auf den Boden, um Staub, Erde, Blumen und, was sonst noch so herumlag, aufzuwirbeln. Ungerührt war der Schreckenswolf stehen geblieben und hatte zu spät bemerkt, was ich vorhatte. Zwar drang der Dreck nicht durch sein Schild, aber ich konnte ihm erfolgreich die Sicht nehmen. Rasch sammelte ich mich und ging die Fakten durch. Meine Zauber konnten die Windbarriere nicht durchdringen. Um meinem Feind Schaden zuzufügen, würde ich mehr Energie fokussieren müssen. Solange ich Magie sammelte, war ich leicht Beute. Demnach würde dieser Weg wohl nicht zum Ziel führen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Rogue schoss an mir vorbei und stürzte sich, ohne dabei ein Geräusch zu verursachen, auf den roten Wolf. Ich biss mir auf die Unterlippe. Wenn ich jetzt etwas sagte, würde ich ihn verraten. Diese eigenmächtige Aktion war von mir keineswegs eingeplant gewesen. Die silbrigen Klingen blitzten durch die Luft. Offenbar zielte Rogue auf das Gelenk der linken Vorderpfote. Sein Vorhaben war simpel, er wollte den Wolf in seinen Bewegungen einschränken. Dann trafen beide Dolche auf die Windbarriere und prallten daran ab, ohne dem Biest einen Kratzer zu verpassen. Enttäuscht stöhnte ich auf. »Zieh dich zurück«, rief ich Rogue zu. Bevor er aber in der Lage war, meine Anweisung umzusetzen, hob der Schreckenswolf die linke Pranke und schlug zu. Ich riss die Augen auf. Zum zweiten Mal war Rogue wie durch ein Wunder dem Tod von der Schippe gesprungen. Ein Schritt neben ihm donnerte die Pranke des Wolfs auf den Boden. Geschickt machte Rogue einen Rückwärtssalto und dreht sich zu mir um. In diesem Augenblick senkte das Biest den Kopf und biss zu. Dieses Mal konnte der Junge nicht rechtzeitig ausweichen. Entsetzt sah ich zu, wie die Zähne Rogue an der rechten Schulter trafen. Der Wolf hob den Kopf und warf mir Rogue vor die Füße. Blut spritzte mir auf die Robe, während ich wie gebannt auf die Wunde sah. Dieses verdammte Monster hatte Rogue ein Stück Fleisch herausgebissen. Schmerzerfüllt schrie der Katzenjunge auf, sich mit einer Hand die Wunde haltend. Das zu sehen und seine Stimme zu hören, löste meine Starre. Ich ging vor ihm in die Hocke. Verbandszeug! Ich benötigte etwas, um die Wunde zu versorgen. Aber ich hatte nichts bei mir. Der Seesack lag in meinem Zimmer. Ohne groß darüber nachzudenken, nutzte ich eine abgeschwächte Version von Windschnitt, um einen Ärmel meiner Robe abzutrennen. Damit verband ich Rogues Schulter provisorisch. Mühsam rappelte er sich wieder auf die Beine. »Dieses Drecksvieh spielt mit uns«, meinte er mit Tränen in den Augen, »Wenn es gewollt hätte, dann wäre ich jetzt tot.« Ich erhob mich ebenfalls und sah zu dem Monster. Der Schreckenswolf hatte sich auf die Hinterläufe gesetzt und sah uns seelenruhig zu. Ganz offensichtlich genoss das Biest die Show. Es ergötzte sich an unserer Verzweiflung. »Du hast Recht«, pflichtete ich Rogue bei. »Aber was machen wir jetzt?« Ehe Rogue antworten konnte, hob der Wolf den Kopf. Zum vierten Mal erklang das Schreckensgeheul. Als ich mich wieder bewegen konnte, riss mich etwas von den Füßen. Ich wurde umgedreht und starrte dem Schreckenswolf in die Augen. Mit der rechten Pranke drückte er mich in die feuchte Erde eines Blumenbeetes, in das ich aus Panik gelaufen war. Schwach konnte ich einige Blumen riechen, doch der Gestank des Monsters war wesentlich stärker. Der Wolf roch nach Tod und Verwesung. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Menschen dieses Vieh auf dem Gewissen hatte. Während sich der Druck auf meinen Brustkorb verstärkte, fuhr das Biest langsam und genüsslich die Krallen aus. Sie bohrten sich durch meine Robe direkt in mein Fleisch. In Qualen schrie ich auf und versuchte, mit allen Gliedern um mich schlagend, zu entkommen. Vergeblich das Monster ließ mich nicht los, es sah mir einfach nur dabei zu, wie ich litt. »Geh weg von ihm.« Ich konnte sehen, wie Rogue auf mich zueilte und auf das Vorderbein des Monsters einstach. Jedoch konnte er weder dem Schreckenswolf Schaden zufügen, noch beachtete das Biest ihn. Plötzlich kam etwas Silbernes in mein Sichtfeld. Erst dachte ich, es wäre Lucky, aber das konnte nicht sein, das Wesen war so groß wie ein Pferd. Es rammte den Wolf, wodurch dieser zur Seite taumelte. Endlich war ich wieder frei. Zitternd hob ich den Kopf. Ich wollte sehen, was mich gerettet hatte. Mir klappte der Mund auf. Das pferdegroße Geschöpf hatte silbernes Fell und drei flauschige Schweife. »Lucky?«, stammelte ich. Meine nicht mehr so kleine Diva knurrte den Wolf bösartig an. Ihr Fell war gesträubt. Aber das Monster nahm überhaupt keine Notiz mehr von uns. Sein Kopf war zu der Spalte im Mauerwerk gerichtet. Dort stand ein Wolfsmensch. Kurze, silbrig graue Haare wirbelten leicht in der Meeresbrise, während seine spitz aufragenden Wolfsohren auf den Feind gerichtet waren. Hinter ihm konnte ich leicht seinen buschigen Schweif wedeln sehen. Seine feine Ledermontur war mit silbernen Ornamenten verziert, die wohl neben ästhetischen Gründen, der Abwehr dienten. In seinen Händen hielt er eine solide wirkende Zweihanddoppelaxt mit filigran gearbeiteten, halbrunden Schneiden, von denen Blut tropfte. »Ich weiß zwar nicht, wer ihr seid, aber dieser Alphawolf ist meine Beute. Haltet euch da raus und verschwindet.« Sprachlos starrte ich den Neuankömmling an. Der hatte wohl nicht alle Tassen im Schrank. Nebenbei bemerkte ich, wie sich Rogue vor mir aufbaute und mir eine Hand hinhielt - den Wolfsmenschen vollkommen missachtend. Rasch schüttelte ich den Kopf. Zum Bauklötze Staunen hatte ich gerade keine Zeit, wir waren mitten in einem Kampf auf Leben und Tod. Begleitet von einem leisen: »Danke«, ließ ich mich hochziehen. Es erklang ein schmatzendes Geräusch, als Rogue mir auf die Beine half. Dabei hinterließ ich einen mannsgroßen Abdruck im Blumenbeet. Der Schreckenswolf hatte mich so tief in die feuchte Erde gedrückt, dass es mir ohne fremde Hilfe wohl kaum möglich gewesen wäre, mich zu befreien. Erst dann hob ich wieder den Blick und sah zu dem Wolfsmenschen, der sich mit dem Schreckenswolf ein Blickduell lieferte. Salopp sagte ich: »Bitte gerne. Wir schenken ihn dir.« »Mir schenken?« Der Fremde runzelte die Stirn. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich nehme keine Almosen an. Wer den Alphawolf tötet, der erhält die Belohnung.« Ich konnte nur den Kopf schütteln. Wirklich helle schien der Kerl nicht zu sein. Gedeckt von Lucky, stützten Rogue und ich uns gegenseitig und zogen uns erstmal zurück. Bei jeder kleinen Bewegung brannte meine Brust wie Feuer, dennoch gab ich keinen Mucks von mir. Rogue war ebenfalls verletzt und vor ihm musste ich Stärke zeigen. Er musste sehen, dass sein großer Bruder keine Memme war und dass er auf mich bauen konnte. Und ehrlicherweise wollte ich auch nicht vor dem Wolfsmenschen als Looser dastehen. Ich biss mir auf die Zunge, während ich mich auf eine der herumstehenden Steinbänke sinken ließ. Kurz sah ich mich um. Den Innenhof hatte ich ganz schön zugerichtet. Gespannt wartete ich darauf, was nun geschehen würde. Der Fremde war in der Zwischenzeit nähergekommen. Das Seltsame an dem Bild, was sich mir darbot, war, das Verhalten des Schreckenswolfes. Seitdem der Axttyp aufgetaucht war, hatte das Monster ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen. Fühlte er sich bedroht oder sah er in dem Kerl ein neues Spielzeug? Der Wolfsmensch hob seine Axt und schlug zu. Bei der Geschwindigkeit und Wucht seines Angriffes verschlug es mir die Sprache. Am erstaunlichsten jedoch war, dass der Schreckenswolf auswich, indem er zurücksprang. Aus dieser Beobachtung schloss ich, dieser Angriff hätte dem Wolf Schaden zufügen können. Augenblicklich erfolgte der Konter des Biests. Mit der rechten Pranke schlug er nach dem Fremden. Breitbeinig stehend, parierte der Wolfsmensch erfolgreich den Schlag mit dem Schaft seiner Axt, die er mit beiden Händen führte. Ich konnte es nicht glauben. Vor meinen Augen entwickelte sich ein Kampf auf Augenhöhe, wenn nicht der Kerl sogar der Stärkere war. Wohingegen das Biest ein ums andere Mal auswich, blockte der Wolfsmensch jeden Gegenangriff ab. Ein Eingreifen meinerseits war wohl weder erwünscht, noch nötig. Rogue ließ sich neben mir nieder, während sich Lucky auf meiner anderen Seite auf den Boden setzte. So groß, wie mein Liebling nun war, würde sie auch nicht mehr auf meinen Schoß passen. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sah sie zu mir herunter und gab ein helles Bellen von sich, das nicht wirklich zu ihrer Größe passte, während sie mit ihren drei plüchigen Schweifen leicht wedelte. Während ich ungläubig blinzelte, wurde sie immer kleiner, bis sie ihre normale Größe angenommen hatte. Der Kampflärm lenkte meine Aufmerksamkeit rasch wieder auf die beiden Kontrahenten. Verstohlen warf ich dabei einen Blick auf den Charakterbogen des Wolfsmenschen, später würde ich auch Luckys sowie den von Rogue untersuchen. Doch dafür wollte ich mir ausreichend Zeit nehmen. Dieses seltsame Ausweichen war ganz eindeutig ein neuer Skill. Da war ich mir zu neunundneunzig Prozent sicher. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf den Text vor mir: Name: Aaron Geschlecht: männlich Spezies: Wolfsmensch Alter: 16 Klasse: Krieger Rang: Experte Abenteurerrang: Opal Spezies Skills: Spürnase / Ultrainstinkt Klassen Skills: Nahkampfwaffen / Kreuzschnitt / Klingenwirbel / Mächtiger Hieb Extra Skills: Fährtenleser Abwehr Skills: Eisenhaut / Körperresistenz I Entsetzt riss ich die Augen auf. Aaron war erst sechzehn? Er sah eindeutig älter aus. Ich hätte ihn auf locker zwanzig geschätzt, in etwa so alt, wie ich es war. Rein vom Äußerlichen wäre er genau mein Typ: Breite Schultern, wohl definierte Muskeln. Ein wenig einfältig. Was sollte ich mir mehr wünschen? Nur leider sagte mir meine Intention, Aaron war hetero. Da konnte ich wohl nichts machen. Seine Klasse Krieger hätte ich mir auch so zusammenreimen können. Überraschend fand ich seinen Abenteurerrang Opal. Aaron war stärker, als er aussah. Bisher hatte ich gar nicht gewusst, dass Analyse mir das anzeigen konnte. Rasch überflog ich seine Fähigkeiten. Da war nichts weiter von Interesse dabei. Bei allen war der Name das Programm. Irritiert sah ich mir aber den Text seiner beiden Abwehrskills genauer an, für mich waren diese ein- und dasselbe. Ich lehnte mich leicht zurück und zuckte sogleich vor Schmerz zusammen. Verdammter Dreckswolf. Ich atmete gegen das Brennen meiner Brust an und ging im Kopf durch, was ich soeben gelernt hatte. Während hinter dem Begriff Eisenhaut genau das steckte, was ich vermutet hatte, nämlich eine erhöhte Abwehr gegenüber physischer Angriffe, ging es bei der Körperresistenz I, um den Widerstand für Dinge, wie Paralyse, Rückschlag und Blutungen, sprich um Effekte, die auf den Körper abzielten. Ich schloss alle Fenster und konzentrierte mich wieder auf den Kampf. Auf einmal reckte der Schreckenswolf den Kopf. Nicht schon wieder. Gab es denn keine Möglichkeit, sich dem Schreckensgeheul zu entziehen? Im Grunde war das ein Schallangriff. Was wusste ich über Schall? Mir die Ohren zuzuhalten, würde nichts bringen. Ich konnte immer noch etwas hören. Dann besann ich mich auf meine Schulkenntnisse. Schallwellen benötigen ein Medium wie Luft oder Wasser, um übertragen zu werden. Was wenn ich einen luftleeren Raum um meine Ohren erzeugen würde? Ob meine Magie dazu im Stande war? Als ich sah, wie sich der Brustkorb des Wolfes ausdehnte, versuchte ich mein Glück. Leise murmelte ich: »Vakuumsphäre.« Augenblicklich verlor ich mein Gehör - einzig das Rauschen meine eigenen Blutes konnte ich noch wahrnehmen. Das Heulen des Biestes ließ meinen ganzen Körper zwar leicht vibrieren, aber ich konnte es nicht hören. Blinzelnd sah ich zu, wie Rogue, Lucky und auch Aaron kopflos über den Hof irrten. Schlagartig kam mir eine Idee. Was, wenn ich den Kopf des Schreckenswolfes mit einer Vakuumsphäre umschloß? Nahezu jedes Lebewesen benötigte Sauerstoff. Auf die eine oder andere Art und Weise. Im Vakuum konnte nichts überleben, mit Ausnahme einiger Bakterien und Einzeller, soweit ich jedenfalls wusste. Überrascht stellte ich fest, dass ich für einen solchen Zauber nicht einmal Magie sammeln musste, solange ich die Sphäre klein genug hielt. Um nur Maul und Nase zu umhüllen, würde es alle Male reichen. Einen Versuch wäre es wert. Geduldig sah ich den anderen bei ihrem unfreiwilligen Spaziergang zu und wartete ab. Vielleicht hätte ihnen helfen können, aber ich konzentrierte mich besser auf den Kampf. In dem Augenblick, da der Schreckenswolf den Kopf senkte, hob ich meine Hand und schrie, wobei ich das Brennen meiner Brust ausblendete: »Vakuumsphäre.« Dabei richtete ich meine Magie auf das Maul des Untiers. Seltsamerweise konnte ich meine eigene Stimme hören. Das musste wohl an der Übertragung mittels Vibration im Inneren meines Kopfes liegen. Der Wolf versuchte, Luft zu holen, jedoch war da keine mehr. Rasch riss er den Kopf herum und versuchte es an einer anderen Stelle. Verdammt, mein Zauber hielt nicht, der Wolf konnte sich befreien. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht sicher, ob mein Zauber überhaupt einen Effekt auf den Wolf haben würde. Da es sich aber um keinen direkten Angriff handelte, war die Windbarriere machtlos gegen meine Magie, wie mir das Monster mit seinem Verhalten deutlich zeigte. Ich löste schnell die beiden Zauber um meine Ohren. Nicht zu hören, war echt unangenehm, da fühlte man sich so abgeschottet von allem. Dann konzentrierte ich mich wieder und rief abermals: »Vakuumsphäre.« Mit einem Sprung rückwärts brachte sich das Monster in Sicherheit und holte Luft. In seinen gelben Augen stand ein mörderischer Ausdruck, als er zu mir sah. Mir lief ein kalter Schauder den Rücken hinunter. Ich wusste, er würde mich ohne Gnade töten, sollte er mich erreichen. In diesem Augenblick warf sich Aaron erneut in den Kampf und bewahrte mich vor dem Schicksal, als Wolfsfutter zu enden. »Hör auf, auszuweichen, du Mistvieh«, schrie Aaron den Wolf an. Doch dieser dachte gar nicht daran, dieser Aufforderung nachzukommen. Wann immer der Wolfsmensch mit seiner Waffe zuschlug, sprang das Monster geschickt zur Seite und versuchte es mit einem Gegenangriff, der wiederum von Aaron abgeblockt wurde. Eine Patt-Situation, keiner der beiden schaffte es, seinen Gegner zu verletzen. So konnte das aber nicht weitergehen. Ich wollte nicht warten und herausfinden, wem zuerst die Puste ausgehen würde, daher entschied ich mich, aktiv mitzumischen. Genau in dem Augenblick, da der Schreckenswolf Luft holen wollte, rief ich: »Vakuumsphäre.« Aufgrund des Luftmagels riss das Monster instinktiv den Kopf herum, um meinem Zauber zu entkommen. Aarons Axt sauste nieder und verfehlte den Kopf des Untiers um Haaresbreite. Allein konnte ich gegen den Wolf nichts ausrichten, aber mit Aaron gemeinsam sah die Angelegenheit schon anders aus. Mit einem gewaltigen Sprung rückwärts, brachte sich das Monster in Sicherheit. Ruckartig sah es zwischen mir und Aaron hin und her. Offensichtlich versuchte es, zu entscheiden, wer von uns beiden die größere Bedrohung darstellte. Dann aber sah ich, wie der Wolf einen Blick in Richtung Mauer riskierte. »Er will abhauen«, rief ich Aaron warnend zu. Augenblicklich versperrte der Wolfsmensch dem Biest den Fluchtweg. Erbost knurrte er dabei: »Ich lasse meine Beute niemals entkommen.« Abermals passte ich den rechten Augenblick ab, da der Wolf Luft holen wollte und rief: »Vakuumsphäre.« Als wäre das so abgesprochen gewesen, hob Aaron gleichzeitig seine Waffe über den Kopf und schrie: »Mächtiger Hieb.« Beide Axtschneiden begannen leicht zu glühen, pulsierten immer stärker, als ob sie sich aufladen würden. Abgelenkt von meinem Zauber, reagierte das rote Ungetüm zu spät. Der Stahl sauste mit unglaublicher Geschwindigkeit nieder und bohrte sich, begleitet von einem lauten Krachen, vor dem Wolf in den Boden. Gleichsam schoss eine Art Schockwelle, der Bewegung der Axt folgend davon. Sie passierte den Hals des Monster und raste unbeirrt weiter, bis sie donnernd in der Außenmauer einschlug. Dort hinterließ der Angriff einen tiefen Einschnitt im Gestein. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wäre der Mächtige Hieb wirkungslos an der Windbarriere des Wolfes abgeprallt. Dann, kaum einen Wimpernschlag später, rutsche der Kopf des Untiers von dessen Hals und landete vor dem zuckenden Körper auf dem Boden. Aaron hatte das Vieh mit nur einem Schlag, sauber geköpft - eine beachtliche Leistung, wie ich fand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)