Juli 1970 von Erzsebet (Pathologie eines Philologen) ================================================================================ Kapitel 10: Zurück ------------------ Diesmal lag ein riesiger Stapel Bücher auf dem Arbeitstisch der Hexe. Para streckte sich nach einer der Leinen, von dem nur einige wenige Kräuterbüschel hingen und befestigte mit raschen Bewegungen die frischen Sträuße. "Und schon bin ich fertig. Die Maschine steht im Keller." Und Para führte Michael hinunter. Auf dem Weg ließ sich die Hexe erzählen, wo und wann Michael durch Wände gegangen war, und als sie den ausgedehnten Weinkeller durchquerten, der sich unter dem Haus erstreckte, bestätigte sie noch einmal: "Das kriegen wir mit der Zeitmaschine hin." Und endlich erreichten sie den Kellerraum, in dem die Zeitmaschine stand. Die geschlossene, mit schmiedeeisernen Beschlägen versehene Holztür hätte jedem mittelalterlichen Kerker Ehre gemacht. Ohne sichtbare Mühe schob Para den schweren Riegel auf, die Tür öffnete sich nach außen und versperrte Michael so zunächst die Sicht. Als er seiner Gastgeberin folgte, legte die gerade einen Schalter an der Wand neben der Tür um, und die elektrisch betriebene Deckenlampe in der Art eines Wohnzimmer-Kronleuchters - fünf Birnen in gelb getönten, strukturierten Glasglocken - flammte auf. Darunter, in der Mitte des düsteren, feuchtkalten Raumes - dem an den Wänden nur Ringe zur Befestigung von Gefangenen fehlten, um als Kerkerraum durchzugehen - stand in einigem Abstand zu anderen Gerätschaften ein an den Boden festgeschraubtes, blausilbernes Herrenfahrrad. "Das ist die Zeitmaschine?" fragte Michael ungläubig. "Nein, das ist der Antrieb der Zeitmaschine." Para schüttelte über die merkwürdigen Ideen ihres Gastes den Kopf. Sie zeigte auf den Keilriemen, der um die nackte Felge des Hinterrades lag und zu einem Kasten führte, neben dem eine Art Faraday'scher Käfig stand, der wohl gerade einem Menschen zusammengekauert Platz bot. Mit einer einladenen Handbewegung wies Para auf die Kugel aus Aluminiumgitter. "Das ist die Zeitmaschine. Und ich möchte dich bitten, in ihr Platz zu nehmen." Die Kugel hatte eine Tür, aber keine Sitzgelegenheit, außer ihrer Bodenwölbung. Folgsam setzte Michael sich aber hinein, Para schloß hinter ihm die Tür und ging dann an den Kasten, in dem der Keilriemen endete. Hier waren nun die Knöpfchen und bunten Lichter, die Michael von einer Zeitmaschine erwartete. Aber es gab keine offensichtliche Verbindung von dem Kasten zum Käfig. "Ich schicke dich zurück in die Bibliothek, bevor du das zweite Mal durch die Wand gehst. Und denke daran, niemals zweimal durch die Selbe Stelle!" mahnte Para. Dann schwang sie sich auf das Fahrrad und trat mit ihren hübschen nackten Füßchen kräftig in die Pedale. Zuerst hörte Michael nur ein leises Summen, wie von einem Dynamo. Dann wurde es zu einem Schnurren, das sich schon mehr nach einem Generator anhörte, und plötzlich wurde Michael von einem regenbogenfarbigen Lichtbogen geblendet, der von dem Kasten auf den Käfig zuschoß. In dem Moment saß er nicht mehr in dem Aluminiumkäfig, sondern zwischen einer Menge graubrauner Kartons im Staub auf dem Fußboden des geheimen Magazinraumes. Und er sah, wie ein grauhaariger Mann im hellen Anzug durch ein Loch in der Wand verschwand. Mit Hilfe der Kartons stemmte Michael sich in eine halbwegs stehende Position und betrachtete seine Hosenbeine, versuchte dann, den Staub abzukopfen. Er löste sich nur widerstrebend und in filzartigen Röllchen von dem beigen Leinenstoff. Dann nutzte Michael die Gelegenheit, sich nach seinem Notizblock umzusehen, aber auch hier war er nicht. Vielleicht lag er doch draußen auf dem 'Phan.Graec.'-Regal, zumindest in seiner angestammten Wirklichkeit? Michael ging zur Wand und stellte sich diesmal auf der anderen Seite neben die Tür. Bevor er den Zauber wirkte, schwor er sich, daß dies das letzte Mal sein sollte, daß er durch eine Wand ging - und er ging. Er kam genau gegenüber der Buchablage des 'Phan.Graec.'-Regales heraus und dort lag sein vermißter Notizblock und der Werbebleistift von den Badischen Wasserwerken, den er dazu benutzt hatte, seine Notizen zum Romanprojekt und die vagen Überlegungen zu den Frühjahrslehrveranstaltungen des nächsten Jahres niederzulegen. Aber die Sache mit den 'Phan.Graec.001-081' und den zukünftigen Zeitschriftenbänden in den weggeschlossenen Kartons war damit noch nicht geklärt! * Natürlich fand sich im Systematischen Katalog kein Hinweis auf die 'Phan.Graec.001-081' und im Alphabetischen Katalog war auch kein 'Ho Klassizistês' aufgeführt. Michael entschloß sich, den Bibliotheksapparat für seine Zwecke in Bewegung zu setzen und baute sich vor dem Pult der Sachbearbeiterin für Altphilologie auf - eben der jungen Dame, die ihm in der anderen Wirklichkeit den Anruf seiner Frau ausgerichtet hatte. "Ich hätte da mal zwei Fragen", begann er. Der unschuldig-hilfsbereite Blick der Frau bewegte Michael fast, von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen, aber jetzt wollte er es wissen. "Zum einen suche ich die 'Phan.Graec.001-081'..." "Die stehen schon seit Monaten in der Altphilologie", unterbrach die Frau ihn prompt. "Bei den Phantasten müßte doch ein Hinweisschild dazu stehen, daß die vorklassischen Autoren umsigniert wurden, Professor Drake." "Nun, dann ist dieses Hinweisschild wohl verloren gegangen... im Magazinraum 'Altphilologie' unter 'Graec'?" vergewisserte er sich dann und die Frau nickte. "Und was war ihre zweite Frage, Professor Drake?" "Äh... die Zeitschrift 'Ho Klassizistês', vom Institut für Klassizismusforschung... wird die angeschafft?" Die Frau mußte einen Moment nachdenken. "Die ist gerade im letzten Jahr erstmals herausgekommen, nicht wahr? Ich denke, sie wird angeschafft, schließlich wird sie von einem mit der Universität assoziierten Institut herausgegeben. Erkundigen sie sich dazu aber besser an der Theke im Zeitschriftenlesesaal. Vielleicht können sie den ersten Jahrgang dort sogar schon bekommen." "Danke für die Auskunft", sagte Michael artig, wenn auch etwas unbefriedigt über die unspektakuläre Erklärung und Lösung seines Problems. Blieben die Kartons mit den zukünftigen Bänden des Klassizisten. "Ich habe da noch einen dritten Anschlag", sagte er darum, als sich die Bibliotheksangestellte schon wieder ihren bibliothekarischen Aufgaben widtmen wollte. "Nun... wie soll ich sagen... was liegt eigentlich hinter der stets verschlossenen Tür am Ende des Phantastik-Magazinraumes?" Nun mußte die Frau mit einem Schulterzucken passen. "Ich habe nicht die geringste Ahnung... aber wenn es sie so umtreibt, können wir ja mal nachsehen." Sie bedachte Michael mit einem neckischen Lächeln, erhob sich von ihrem Schreibtisch, umrundete ihn und winkte Michael, ihr zu folgen. * Als Michael und die Bibliothekarin endlich den Gang erreicht hatten, von dem auch der Magazinraum 'Märchen und Phantastische Literatur' abging, sagte die Bibliothekarin: "Vermutlich werden wir beide erstaunt sein über das, was hinter dieser ominösen Tür liegt. Durch die ineinander verschachtelten Bauteile hat die Bibliothek die Eigenart, überraschende Verbindungen herzustellen, wenn man sich einmal die Mühe macht, verschlossene Türen zu öffnen." Michael dagegen befürchtete, nicht nur nicht die Kartons voll zukünftiger Zeitschriften vorzufinden, sondern es mit soetwas Profanem wie einer Besenkammer zu tun zu bekommen, wenn die Tür geöffnet wurde. Gemeinsam betraten sie den Magazinraum und die Frau angelte in ihrer Rocktasche nach dem rotettiketierten Sicherheitsschlüssel, den sie auf dem Weg aus dem Büro der Sachbearbeiter für die Ältere Abteilung geholt hatte. Doch als sie vor der Tür standen, inspizierte sie zunächst das 'Phan.Graec.'-Regal. "Sie haben recht, das Schild ist fort. Ich werde ein Neues hinstellen. Aber zumindest sie wissen ja nun Bescheid." Und sie drehte sich um zu der verschlossenen Brandschutztür. Sie steckte den Sicherheitsschlüssel in das Sicherheitsschloß. Mit einiger Mühe gelang es ihr schließlich, den Schlüssel im Schloß zu drehen. Sie öffnete, quälend langsam, die Tür und spähte durch den Spalt, verstellte Michael so die Sicht. "Oh, entschuldigen sie", sagte sie dann zu jemandem auf der anderen Seite der Tür. "Ich wollte sie nicht erschrecken. Professor Drake wollte gerne wissen, was hinter dieser Tür liegt, also haben wir mal nachgesehen." Dann zog sie die Tür ganz auf und Michael schaute... in sein eigenes Sekretariat, in das höchst erstaunte Gesicht seiner Sekretärin. "Guten Tag, Frau Weyerle", begrüßte er sie und lobte sich für seine Geistesgegenwart, als ihm einfiel hinzuzufügen: "Wenn sie vor ihrer Mittagspause noch einen Moment Zeit haben, würde ich ihnen gerne auch noch ein paar Notizen für die Veranstaltungen im übernächsten Trimester diktieren." Eigentlich war es nicht im geringsten erstaunlich, hier das Sekretariat zu finden. Das Stockwerk stimmte, und auch durch die zwei Fenster des Sekretariates schaute man hinunter in den kleinen Hof des ehemaligen Klosters. Der Raum war derselbe, den er auch durch die Wand betreten hatte, nur fehlten Bibliothekstisch und -stuhl und natürlich die Kartons und der dichte Staubteppich. Vielleicht gelangte man durch die Wand ja auch in die Zukunft. Das wäre zumindest eine Erklärung für die zukünftigen Zeitschriftenbände, die er gefunden hatte... eine Zukunft, in der die Vergleichende Literaturwissenschaft hier kein Sekretariat mehr hatte. Während Michael sich an dem Tisch mit dem Kopiergerät vorbeizwängte, der auf der Sekretariatsseite vor der Tür stand, verabschiedete sich die Bibliothekarin, zog sich in den Phantastik-Magazinraum zurück und verschloß die Tür. Von dieser Seite sah die Tür nur deswegen nicht nach einer Brandschutztür aus, weil sie oberhalb des Kopiergerätes von einem großen Plakat mit der Vogelschau einer pseudoantiken oder -mittelalterlichen Stadt beklebt war: 'Phantastische Welten bei Blauers'. Er hatte dieses Plakat seines Verlages vor einigen zehn Jahren von einer Buchmesse mitgebracht. "Von wo sind sie gekommen, Professor?" wollte Frau Weyerle nun wissen. "Von nebenan... aus dem Magazinraum Phantasik... sehr passend, diese Nachbarschaft... und wegen des Programmes für das Frühjahrstrimester, wie lange ist denn die Utopia-Vorlesung her?" Frau Weyerle schaute hinauf zu den Aktenordnern, die das Regal neben ihrem Schreibtisch bis unter die Decke füllten. "Das war vor fünf Jahren, im Sommer." Michael überflog das Gekritzel auf seinem Notizblock. "Also dann gibt es im Frühjahr 1971 ein Oberseminar 'Utopische Konstruktionen von der Antike bis...'- na sehen wir mal. Und die Vorlesung nennen wir... 'Forschungsreisen des Hellenismus und ihr literarisches Fortwirken', also Eratosthenes, Poseidonios und so fort. Und dazu noch einen begleitenden Lektürekurs. Suchen sie mir dazu mal bis nächste Woche die alten Trimesterpläne heraus, vielleicht kriege ich den antiken Roman da ja auch noch irgendwie unter... vielleicht als Teil zwei des Seminars vom Herbsttrimester." "Montag liegt alles auf ihrem Schreibtisch", versicherte Frau Weyerle. "Da bin ich sicher... wieso Montag?" Michael kam in den Trimesterferien für gewöhnlich nur einmal die Woche - und zwar Dienstags - in sein Büro, auch wenn er heute einmal an einem Freitag hier war - allerdings ja völlig ungeplant. Frau Weyerle tippte auf den Kalender, der auf ihrem Schreibtisch lag. "Am 13. ist die mündliche Prüfung von Frau Simon", erinnerte sie ihn. "Ach ja, richtig. Also dann bis Montag... um 10 Uhr, nicht wahr?" Frau Weyerle nickte und machte sich eine Notiz, Professor Drake eine Stunde vor Prüfungsbeginn noch einmal durch einen Telefonanruf zu erinnern und in Bewegung zu setzen. Es gab Michael einen Stich, als er sehen mußte, wie das Mißtrauen seiner Sekretärin in seine Zuverlässigkeit auf Papier gebannt wurde. Seit Beginn der Ferien schon schien sie ihn für zerstreuter als gewöhnlich zu halten. * Tatsächlich hatte Michael den anstehenden Prüfungstermin schon vergessen, bevor er die Hallen und Flure des Bischöflichen Palais ganz durchquert hatte. Und als er auf dem reich begrünten Schloßplatz aus dem Gebäude trat, das er - vor einigen Ewigkeiten wie es schien - vom Domplatz her betreten hatte, dachte er nur noch daran, wie er Cassandra ebenfalls zur Spurensuche nach seiner Vergangenheit begeistern konnte. Diesmal paßte der Hausschlüssel und auch die Innenausstattung des Hauses entsprach wieder dem, was Anna für angemessen gehalten hatte. Statt der 'Beschneidung des Salomon' hing an der Stelle wieder das kleine moderne Blumenstilleben, das sie von einem Studienkollegen Annas zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten. Und natürlich stand in Michaels Arbeitszimmer wieder der Designer-Schreibtisch, den Anna ausgesucht hatte. Und auf dem ergonomischen Schreibtischsessel saß Cassandra mit untergeschlagenen Beinen, ganz vertieft in ihre Zauberblätter. Aber als Michael die Tür schloß, drehte sie sich um, sah ihn an. "Na, wie kommt die Recherche für deinen Roman voran?" fragte sie. Michael hatte vorgehabt, die fertige Geschichte von seinem Bart zu erzählen, aber die kannte Cassandra wohl schon, denn er hatte sie ja ausformuliert. Also fragte er geschmeichelt: "Du willst was zu dem Roman hören?" Er lehnte sich auf die Rückenlehne seines Sessels und sah hinunter auf den bronzefarbenen Schopf seiner Muse, strich ihr liebevoll über die kurzen Haare. Cassandra griff nach seiner Hand, drückte einen Kuß auf die Innenseite seines Handgelenkes und sah wieder zu ihm auf. "Erzähl es mir." Michael sah hinaus in den Garten, hielt weiter Cassandras Hand in der seinen und begann: "Ich werde über eine sidonische Prinzessin schreiben, die von einem Engel oder einem Dämon verführt wird - an den Hängen des Libanon - und einem Mädchen das Leben schenkt. Dieses Mädchen ist Tochter ihrer Mutter, aber ebenso die ihres Vaters und daher unsterblich. Man macht dieses Mädchen zur Hohepriesterin der Astarte in der neu gegründeten Stadt Tyros. Und da ihre Dienerinnen nur für wenige Jahre in dem Tempel Dienst tun, wird ihr Geheimnis nicht außerhalb der königlichen Familien von Sidon und Tyros bekannt. Generationen gehen hin, aber es ist immer die selbe Hohepriesterin, die im Turm des Tempels von Tyros wohnt und die Welt, die sich um sie herum verändert, beobachtet. Und eines Tages verliebt sie sich, in einen fremden Krieger und wünscht sich die Sterblichkeit, um ihn nicht überleben zu müssen. Doch da das nicht möglich ist, wagt sie nicht, ihm ihre Liebe zu gestehen, und der Krieger verschwindet aus ihrem Leben. Aber Jahrhunderte später taucht er wieder auf und sie merkt, auch er ist unsterblich und während der Belagerung der Stadt durch das Alexanderheer kommen sie endlich zueinander." "Nett", sagte Cassandra, kniete sich auf die Sitzfläche des Drehsessels und umarmte Michael, küßte ihn sanft auf die bärtige Wange - und gleich darauf viel weniger mädchenhaft auf die Lippen. Aber Michael wagte nicht, Cassandras Umarmung zu erwidern. Die Geschichte vom Übergang in eine andere Wirklichkeit mußte bis zum Ende durchgespielt werden. Zögernd löste er sich aus ihrer Umklammerung und versuchte, ihren beleidigten Blick zu ignorieren. "Du hast doch gesagt, ich könnte nur teleportieren, da ich über keinerlei eigene magische Fähigkeiten verfüge", begann er nach einem kurzen Zögern. "Nach allem, was ich bisher gelernt habe, können nur Menschen mit magischen Fähigkeiten wirklich zaubern - und natürlich die, die Anteil an der Macht haben." Cassandra sah ihren Dichter kritisch an, kraulte seinen Bart. "Du hast kein zahmes Streifenhörnchen, also bist du kein zauberkräftiger Mensch. Hast du Anteil an der Macht?" "Wer hat denn Anteil an der Macht?" "Die Götter und übernatürlichen Wesen haben Anteil an der Macht. Bist du vielleicht ein kleiner Gott, mein Lieber?" Aber in ihrem scherzhaften Ton war auch eine Spur Ernsthaftigkeit zu hören, die Michael unbehaglich war; als fürchte sie, er könne mit 'Ja' antworten. "Ich bin durch die Wand gegangen", sagte er jedoch nur, "in der Bibliothek." Und bevor Cassandra etwas entgegnen konnte, fuhr er fort: "Ich landete in einer anderen Wirklichkeit, verheiratet mit der Frau, die sich in mich verliebte, nicht mit der, die ich seinerzeit begehrte... und ich fand einige Dinge von meinem Großvater Drake, denen ich hier einmal nachgehen will... und ich brauchte Paras Hilfe, um wieder zurückzukehren." Cassandra zog die Augenbrauen hoch. "Aber immerhin hast du es geschafft, da wieder mit heiler Haut herauszukommen." Irgendwie klang das eher wie ein Vorwurf, als wie ein Kompliment. "Sie hat eine Zeitmaschine", bemerkte Michael vorsichtig. Cassandra zuckte mit den Schultern. "Die Hexe sammelt Zauber-Gimmicks. Sie hat ja auch einen Jungbrunnen." Ihre eben noch deutlich gezeigte Zuneigung schien merklich abgekühlt zu sein. "Hast du etwas gegen Para?" fragte Michael darum. "Nein, warum sollte ich etwas gegen Para Noia haben? Sie ist eine fähige Lehrerin... und was für Dinge von deinem Großvater hast du in der anderen Wirklichkeit gefunden?" Auffällig beiläufig stellte sie diese Frage. "Nun... Kleinigkeiten, Fotos, ein interessantes Tagebuch... 'Rückfahrkarten' in meine Kindheit, wenn du so willst. Das hat Erinnerungen geweckt, die Anna völlig ausgeschaltet hatte. Und da hing auch das Bild, das ich von meinem Großvater Dumeloille geerbt habe. Anna hat sich von Anfang an daran gestoßen und irgendwann war es weg. Vielleicht finde ich es ja auch wieder." "Ja", sagte Cassandra nur. Sie stand auf und sammelte ihre bläulichen Zauberlehrgangsblätter zusammen. "Willst du mir nicht beim Suchen helfen?" Michael fühlte sich im Umgang mit seiner plötzlich so kalt gewordenen Muse erschreckend unbeholfen. Cassandras verschiedenfarbigen Augen waren ausdruckslos wie Glasmurmeln, als sie Michael musterte. "Meine Geliebte...", flüsterte Michael versuchsweise, hauchte Cassandra einen Kuß durch die Luft zu. Immerhin gelang es ihm so, wieder den Anflug eines freundlichen Lächelns auf die Lippen seiner Muse zu zaubern. Und sie ließ sich umarmen und küssen. * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)