Spiel mit dem Feuer von Seredhiel ================================================================================ Kapitel 7: Der Maskenball ------------------------- Die Kleider zählte ich schon gar nicht mehr, die ich anprobierte, denn es waren einfach sehr viele. Oder es kam mir nur so vor, weil es lange dauerte, bis diese angezogen wurden. Ich war schon kurz davor aufzugeben, da das richtige Kleid für mich gar nicht dabei war. Jedoch hatte mich Misses Smith überzeugt ein letztes an zu probieren. Es war Dunkelblau und silbern. Mit den Worten, dass dies das letzte wäre, welches ich anzog, ließ ich mich überreden. Deshalb schlüpfte ich in das letzte Kleid, welches mir gebracht wurde. In der Umkleide selbst war der Spiegel nur für den Oberkörper ausgerichtet, um zu sehen, ob das Dekolleté gut saß oder nicht. Das war bei solchen Kleidern wichtig. “Und was sagst du dazu?”, wollte meine ‘Oma’ wissen. In der Tat hatte ich einige der Kleider wegen der Optik an meiner Oberweite schon ausgeschlossen gehabt. Daher war ich auch schon etwas genervt und wollte schon sagen, dass es nicht gut war, aber ich stockte. Mein Blick war auf den Spiegel gerichtet und meine Augen weiteten sich direkt. Der Stoff und die Farbe schmeichelten mir, weshalb ich mich einmal kurz seitlich drehte und die schönen Träger betrachtete. Sie waren etwas breiter und lagen lockerer an meiner Schulter. Dabei bedeckten sie den Oberarm ein wenig und machten ein wundervolles Dekolleté. Problemlos könnte ich dazu eine schlichte Silberkette tragen. Vielleicht mit einer Perle dran. “Nun... ich muss zugeben... der Schnitt gefällt mir und die mit Spitze eingearbeiteten Blüten sind wunderschön”, gestand ich und hörte schon das erleichterte Durchatmen von beiden Damen. Scheinbar waren sie erfreut über meine Worte. “Dann sehen wir uns den Rest noch an?”, fragte Cherry und ich nickte, denn nun wurde ich neugierig. Die Spitze, die ich bereits im Spiegel an den Trägern sehen konnte, zog sich über das gesamte Oberteil. Mein Blick an mir herab verriet mir, dass dieses hinab bis zu dem Saum fortgesetzt wurde. Der Farbverlauf war ebenso wunderschön und sehr zart gewählt. Während der obere Teil des Kleides dunkelblau war, wurde er ab der Taille abwärts etwas heller zu einem Royalblau und schließlich mündete es in einem Silber mit blauen Stickereien. Zuerst dachte ich, dass das der Übergang zum silbernen Teil zu hart wäre, aber das wurde durch silberne Sprenkel aufgelockert. Es sah auf dem Royalblau so aus, als wären es Sterne, die den Nachthimmel erhellten. Gespannt, wie das Kleid an mir aussehen würde, verließ ich die Kabine und schritt an die Spiegelwand. Dort konnte ich mich von allen Seiten sehr gut sehen und demnach das gesamte Kleid betrachten. Noch hatte ich nur meine Pumps an und blickte mein Spiegelbild an. Meine Augen wurden größer, denn es sah unglaublich und traumhaft aus. “Und... was sagst du, Jeanne?”, wurde meine Aufmerksamkeit abgelenkt und ich blickte zu Misses Smith. “Ich glaube... das ist es... es ist so anders”, antwortete ich und sie nickte zustimmend. “Genau... es ist besonders... genau wie du”, lächelte sie mich an und bat noch nach Schuhen in Silber und Royalblau. “Such dir passende dazu aus... danach sehen wir nach der Maske und möglichem Schmuck”, bat sie mich und seufzend nickte ich. “Okay, Oma”, sagte ich und würde dies tun. Sie mochte keine Widerworte, weshalb ich ihr den Willen ließ. Es dauerte nicht allzu lange, bis allerhand an Schuhen gebracht wurden. Tatsächlich waren nur silberne und royalblaue dabei. Jeden einzelnen betrachtete ich und sortierte die heraus, die zu hoch waren. Da das Kleid bis zum Boden reichte, wollte ich dies genauso belassen. Es würde um einiges schöner aussehen, wenn man dadurch denken könnte, dass ich über dem Boden schweben würde. Mir fielen bei der Sortierung bereits drei Paare auf, die den perfekten Absatz hätten. Der eine war neun Zentimeter und die beiden anderen knappe zehn. Daher zog ich diese aus der Menge heraus und stellte sie nebeneinander, um mich eben nur auf diese drei zu konzentrieren. Grübelnd kaute ich etwas auf der Unterlippe. “Damit hast du wohl deine Favoriten”, lächelte mich Lilly an. “Vielleicht entscheidest du die Schuhe anhand des Schmuckes und der Maske?”, gab sie mir den Tipp, denn das brauchte ich auch noch. “Oh... ähm... natürlich... das wäre perfekt”, antwortete ich und sogleich eilte Cherry davon. Mit besagten Dingen kam sie zurück und breitete diese auf dem Tisch aus. Es waren alles nur Farben, die zu dem Kleid und eben auch den Schuhen passten. Cherry war wahrlich eine verdammt gute Verkäuferin. “Probiere ruhig die Sachen aus, eins nach dem anderen und sieh dich im Spiegel an”, schlug sie sogleich vor und das tat ich. Eines nach dem anderen zog ich an und betrachtete mich immer wieder im Spiegel, bevor ich zum nächsten überging. Gefühlt eine Ewigkeit später waren wir endlich soweit durch, sodass wir an der Kasse standen und Misses Smith einfach ihre Kreditkarte an Cherry gab. Sie hatte noch nicht mal den Preis abgewartet. Das war schon irgendwie faszinierend, wie spendabel sie damit umging. Als ich die Summe hörte, klappte mir für einen Moment die Kinnlade herunter. Allein mein Kleid hatte satte 9.239 Euro gekostet. Mit dem Schmuck und den Schuhen, sowie Handtasche, Maske und Seidenhandschuhen war das Outfit fast 15.000 Euro wert. Ehrlich gesagt fand ich es übertrieben, da man solch ein Kleid nicht oft trug, doch das war kein Problem laut Lilly. “Nach dem Ball können wir es an einen Secondhandhändler geben und bekommen einen Großteil wieder zurück”, erklärte sie, denn das tat sie scheinbar mit ihrer Garderobe ebenfalls. Der Preis hatte mich noch immer sprachlos gemacht, weshalb ich nur nickte und ihr zum Wagen folgte. Nur nebenbei bekam ich mit, dass John unsere Einkäufe geholt hatte und diese sicher im Kofferraum verstaut hatte. Tatsächlich war es schon Abend und Lilly bestand darauf mit mir noch essen zu gehen. Daher hielten wir an einem Restaurant, welches ihr zusagte, und aßen gemeinsam. Dabei unterhielten wir uns und besprachen hauptsächlich den kommenden Tag. Denn sie bestand nach wie vor darauf, dass ich zu ihnen kommen sollte, um mich mit ihr gemeinsam zurecht zu machen. Da es wohl ratsam war, stimmte ich dem zu und war schon auf den Maskenball gespannt. Nach dem Essen wurde ich noch zum Parkplatz gebracht und Misses Smith erinnerte mich daran, dass John mich genau dort am nächsten Tag gegen 15 Uhr holen würde. Erst war ich verwundert, denn das war wirklich früh, doch wenn man bedachte, wie lange man für die Haare, das Makeup und das Kleid brauchte, war das vollkommen richtig gewählt. Lächelnd verabschiedete ich mich und ging direkt nach Hause. Dort machte ich mich kurz frisch und legte für den nächsten Tag alles bereit und war recht bald schon im Bett. Doch schlafen konnte ich noch nicht, weshalb ich mit meinen Freundinnen etwas chattete. Es war toll, dass sie wieder im Lande waren, so konnten wir jederzeit miteinander schreiben. Irgendwann in der Nacht war ich wohl eingeschlafen, da ich erst mit dem Wecker wach wurde. Müde blinzelte ich und brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass schon morgen war. Sofort sah ich auf mein Handy und wurde leicht rot vor Verlegenheit. Mitten in einer Unterhaltung eingeschlafen zu sein, war mir schon lange nicht mehr passiert. Deshalb schrieb ich schnell den beiden, dass ich wohl doch müder war, als ich dachte und erhielt nur lachende Smileys zurück. Zum Glück war mein Wecker auf 8 Uhr morgens gestellt, weshalb ich mehr als genug Zeit hatte, alles noch einmal durch zu gehen. Vor allem die Dinge, die ich mitnehmen müsste. Das erledigte ich sofort und machte mir etwas zu essen. Danach räumte ich etwas auf und stieg unter die Dusche. Pünktlich um 15 Uhr war ich am Parkplatz und John wartete bereits lächelnd. Er nahm mir gleich meine kleine Reisetasche ab und öffnete die Tür, damit ich einsteigen konnte. Schmunzelnd saß ich wenig später im Auto und ließ mich zu dem Haus von Mister und Misses Smith bringen. Schon zwei Mal war ich dort und doch war ich jedes Mal auf das Neue von der Architektur begeistert. Da war ich durch und durch in meiner Leidenschaft, aber dafür hatte ich diesmal definitiv keine Zeit. Kaum waren wir bei dem Haus angekommen, schon wurde ich empfangen und ins Innere geleitet. “Schön, dass du da bist... der Friseur ist schon da”, frohlockte Lilly und ehe ich mich versehen konnte, saß ich schon auf einem Stuhl und wurde von zwei Stylisten zurecht gemacht. Geschlagene drei Stunden später waren wir fertig und mussten nur noch den Schmuck anlegen. Die Haare wurden erst mit einem Lockenstab bearbeitet und danach hochgesteckt, wobei es bei mir noch leicht von der Schulter hing. Beim Schmuck hatte ich mir etwas Einfaches, aber auch klassisches ausgesucht. Eine Silberkette mit einem schönen Blumenmuster und drei blauen Saphiren darin. Dass diese echt waren, zertifizierte ein Schreiben, welches dazu gelegt war. Noch einmal betrachtete ich mich im Spiegel und erst jetzt merkte ich, wie nervös ich plötzlich wurde. Deshalb zog ich mir die Seidenhandschuhe an und atmete einmal tiefer durch. Nur noch die Maske fehlte und das Outfit wäre perfekt. Als ich Schritte hörte, blickte ich auf und lächelte, denn das Ehepaar Smith kam hinunter und sah unglaublich aus. Sie wirkten wie aus einem Märchen in ihrem silbernen Outfit. Es stand beiden sehr gut und einmal mehr musste ich schmunzeln, da ich genau wusste, dass Lilly ihr Kleid meinem angepasst hatte. So passten wir farblich halbwegs zusammen und das war vollkommen in Ordnung. Schließlich galt ich als die Enkelin der Beiden und so sollte es auch bleiben. Zu mindestens solange es die beiden wollten. “Du siehst umwerfend aus, Jeanne”, lächelte Mister Smith mich sanft an und gab mir einen väterlichen Kuss auf die Stirn, nachdem er vor mir stand. “Danke, ihr seht auch unglaublich aus”, gab ich das Kompliment zurück. “Danke dir, Liebes... kommt... die Limousine wartet”, grinste Lilly breiter und irgendwie musste ich direkt kichern. In solchen Momenten benahm sie sich wie ein junges Mädchen, welches zum ersten Mal zu einer Party durfte. Das fand ich großartig und wollte in dem Alter genauso sein und mich noch immer so für diese Dinge begeistern können. Draußen war tatsächlich schon John vor einer Limousine, doch es war nicht die gewöhnliche, sondern ein Hummer. Er war um einiges größer und demnach geräumiger. Es war eine schlaue Idee, denn mit diesen Kleidern war es wahrlich schwer in ein normales Auto zu gelangen. Kaum waren wir drinnen schon fuhren wir los und es dauerte nicht mehr allzu lange, bis wir bei dem Veranstaltungsort ankamen. Dieser war inmitten von Paris an zu treffen. Das Gebäude von außen war zwar modern, doch ich wusste sofort, dass hier der Schein nun mal trug. Im Inneren wurde ein Saal errichtet, der dem prachtvollen Festsaal vom Palast von Versailles nach empfunden war. Eigentlich wäre ich direkt ausgestiegen und hätte alles erkundet, doch ein Räuspern erinnerte mich daran, dass ich noch meine Maske anziehen müsste. Immerhin würden wir zu einem Maskenball gehen und so sollte man nun mal den Wagen auch verlassen. Daher zog ich mir meine dunkelblaue Maske auf und prüfte noch einmal, ob diese richtig saß und lächelte sanft meine ‘Großeltern’ an. Sie nickten zustimmend und wir stiegen gemeinsam aus. Für einen Moment war ich abgelenkt, da ich von der Dekoration fasziniert war, welche den Weg zum Eingang des Gebäudes schmückte. Es war wahrlich märchenhaft. Staunend blickte ich noch etwas hin und her, bevor ich meine Großeltern neben mir bemerkte. Wie von selbst röteten sich meine Wangen, da ich sichtlich abgelenkt war. Doch beide winkten ab und lächelten mich an. Sogleich schritten wir weiter und meldeten uns schließlich an. Danach wurden wir zur Garderobe geführt, wo wir die Mäntel abgeben konnten. Es ging alles recht schnell und wir waren schon im Saal. Fasziniert weiteten sich meine Augen, denn mit diesem prunkvollen Anblick hätte ich absolut nicht gerechnet. Mit Sicherheit hatte man hier auf jedes kleine Detail geachtet und das nicht nur bei der Gestaltung des Raumes, sondern auch bei der Organisation und Schmückung dieser Feier. “Wundervoll, nicht wahr?”, hörte ich Mister Smith neben mir und ich blickte nickend zu ihm. “Es ist wie in einem Märchen”, entgegnete ich ihm. “Wohl wahr... komm, wir möchten dort drüben ein Foto von uns Dreien machen... dieses wird als Gemälde auf einer Leinwand angefertigt”, lächelte Misses Smith und ich blinzelte leicht bei ihren Worten. “Ich... soll mit rauf?”, fragte ich nach und beide nickten. Trotz der Masken erkannte ich ihre weichen Gesichtsausdrücke und ihre Entschlossenheit. Leicht wurden meine Wangen rot. “In Ordnung... dann möchte ich ebenfalls ein solches Gemälde”, lächelte ich und nun strahlte Lilly wahrlich. Es dauerte einige Minuten, bis die Posen angenommen wurden und schließlich das Bild gemacht wurde. Selbst der Fotograph hatte einen Smoking und eine Maske auf. Er hatte uns so aufgestellt, dass Lilly in der Mitte saß. Ganz und gar majestätisch. Henry, also Mister Smith, stand rechts von ihr und ich links von ihr. Auch wenn viele es als normal ansehen würden, so bedeutete mir diese Geste so viel mehr. Denn die beiden sahen in mir nicht nur eine Escort, sondern eben eine richtige Person, die zu ihnen dazu gehörte. Das machte mich glücklich und stolz zu gleich, weshalb mein Lächeln auf dem Bild mit Sicherheit echt und natürlich war. Nachdem dies erledigt war, bat Mister Smith noch eines nur von mir zu machen. Dazu wünschte sich Lilly den großen Blumentopf dazu. So wirkte es, als wäre ich in einem Garten. Erst war ich verunsichert, doch die Freude wollte ich den beiden machen und ließ es demnach zu. Die beiden waren für mich eindeutig mehr als nur Kunden. Obwohl viele vor solchen Beziehungen warnten, so war es mir egal. Ich konnte beides trennen und da ich nicht mehr allzu lange als Escort arbeiten würde, wäre es sicher nicht verkehrt, wenn ich auch anders mit ihnen umging. Natürlich log ich sie wegen meinem Namen an, wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass Henry und Lilly genau wussten, dass ich einen ‘Künstlernamen’ nutzte. Da beide zufrieden mit dem Bild waren, machten wir uns auf den Weg zum Festsaal und wir Damen waren jeweils rechts und links von Mister Smith in der Armbeuge eingehakt. Bestimmt würden wir direkt die Blicke auf uns ziehen, denn es war untypisch, dass ein Mann mit zwei Frauen kam. Dieser Umstand ließ mich breit grinsen und ich war mir sicher, dass es den beiden genauso ging. Sie liebten die Aufmerksamkeit und gingen mit dieser perfekt um. Sie spielten damit und ließen die Leute in dem Glauben, was auch immer sich in ihrem Kopf zusammen setzte. Nur bei bestimmten Personen klärten sie diese auf, dass ich ihre Enkeltochter war und demnach war alles danach völlig anders, da die meisten mich ganz anders wahrnahmen. Das war äußerst interessant an zu sehen. Im Ballsaal sah ich mich erst einmal um und staunte noch mehr. Dieser war wahrlich festlich eingerichtet, hatte eine Menge große, fast schon antikaussehende Kübel mit prachtvollen Blumen darin. Viele Rosen, aber auch Veilchen und Efeu, sowie grüne Blätterzweige, ähnlich wie Farn, waren arrangiert geworden. Verträumt blickte ich mich um, während Henry uns zu der Bar führte. Dort gab es die Getränke und er bestellte uns erst einmal jeweils ein Glas Champagner. Zwar wurden diese in moderneren Gläsern serviert, doch ehrlich gesagt fand ich dies nicht so schlimm. Es gab einen guten, aber auch eleganten Kontrast zu all dem Pompösen um uns herum. Definitiv war ich schon jetzt sehr begeistert von dieser Art von Gala und hätte nichts dagegen mehrere zu besuchen. “Es sind schon so gut wie alle anwesend”, merkte Lilly zwischen zwei Schlucken an. “Sieht so aus... ich denke... sie werden den Ball mit einem Tanz eröffnen”, fügte Henry hinzu und sah dabei mich an. Ich nippte gerade an meinem Glas, als er mir die Frage stellte: “Würdest du mit mir eine Runde über das Parket schweben?” Blinzelnd hätte ich mich fast verschluckt, da ich annahm, dass er mit seiner Frau diesen Tanz machen wollte. “Oh... ich...”, begann ich und sah leicht zu Lilly, diese nickte lächelnd und in ihren Augen konnte ich die stumme Zustimmung sehen. “Also... wenn du möchtest, gerne Opa”, sagte ich daher schnell und zauberte beiden ein breites Grinsen auf das Gesicht. “Das freut mich... trinken wir aus und dann sehen wir, ob sie die Musik einspielen würden”, grinste er daher und ich nickte, während wir ein wenig tranken und uns über Belangloses unterhielten. Wir warteten einfach ab, was passieren würde. Einige Momente später traten eine Frau und ein Mann in die Mitte des Raumes, wo auch die Tanzfläche sein sollte. Auf der einen Seite waren die runden Tische so aufgestellt, dass immer zehn Personen an diesem Platz hatten. Es sah so aus, wie vermutlich damals die adeligen gefeiert hatten. Es war mehr als faszinierend für mich. “Guten Abend, verehrte Damen und Herren”, begann der Mann und drehte sich einmal um sich, damit er alle Gäste ansehen konnte bei seiner Ansprache. “Wir freuen uns, euch alle so zahlreich zu begrüßen”, fügte die Dame in der Mitte an. Sie trug ein bordeaux rotes Ballkleid mit goldenen Stickereien am Saum und Oberteil. “Lasst uns den Abend klassisch mit einem Tanz beginnen”, sprach der Mann und hatte seine Hand der Dame neben ihm gereicht. “Ich würde nun unsere ältesten Gäste in die Mitte bitten, um traditionell den Ball zu eröffnen. Die Herren dürfen ihre Tanzpartner frei wählen.” Ein Lachen ertönte in der Menge, denn das war sowas von typisch. Man war durch den Ball wie in einer anderen Welt und einem anderen Zeitalter. Direkt spürte ich die große Hand von Mister Smith, die meine nahm und ich sah zu ihm auf. Lächelnd nickte ich und wir traten auf die Tanzfläche. Mehrere Paare fanden sich dort an und so würden wir diesen Abend und damit den Maskenball mit einem Klassiker beginnen. Die ersten Takte des Wiener Walzers ertönten und ich war in diesem Augenblick sehr nervös. Diese Tanzschritte hatte Henry mir sehr oft gezeigt und geübt, aber in diesem Kleid waren sie eine ganz andere Herausforderung. Sicher hielt er mich und lächelte mir aufmunternd zu. “Denk nicht viel nach, Jeanne... lass mich dich wie immer leiten”, zwinkerte er mir zu und hatte meine Sorge sehr schnell erkannt. Das war so unglaublich an ihm. “Sehr gerne, grand-père”, entgegnete ich und so begann unser Tanz. Nichts um mich herum nahm ich wahr und hatte meinen Blick nur auf meinen Tanzpartner gerichtet. Noch nicht einmal bemerkte ich die Blicke eines jungen Mannes auf mir, der mich scheinbar zu mustern schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)