Pet von Maginisha ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Aki.   Makoto runzelte für einen Moment die Stirn. War das nicht eher ein Name für ein Mädchen? Aber andererseits: Was wusste er schon? Und so, wie der Junge geantwortet hatte, war das vielleicht nicht einmal sein richtiger Name. „Na schön, Aki“, knurrte Makoto und lies dabei keinen Zweifel daran, dass er dem Jungen kein Wort glaubte. „Dann wird es jetzt Zeit, für etwas zu essen.“   Makoto wies mit dem Kopf in Richtung Tür. Aki schlug die Augen nieder. „Wie du wünschst“, sagte er und machte Anstalten, an Makoto vorbeizugehen. Still, tugendhaft und sittsam. Als könnte er kein Wässerchen trüben. Makoto wurde noch misstrauischer. „Halt!“, befahl er streng und war fast ein wenig erstaunt, als der Junge sofort in der Bewegung erstarrte. Den Fuß bereits zum nächsten Schritt erhoben stand er da, als wäre er eingefroren. Wie eine Primaballerina. Die Zehenspitzen nur Millimeter vom rettenden Halt entfernt. Aber er bewegte sich nicht. Er stand nur da. Stumm, steif und elegant.   Makoto riss sich von dem Anblick los und presste die Kiefer aufeinander. Das Spiel gefiel ihm immer weniger. Nicht, dass er es je gemocht hätte. „Sieh mich an.“ Sein Befehl hatte sofortigen Gehorsam zur Folge. Aki wirbelte herum, nahm eine gerade Haltung ein, die Füße genau nebeneinander, die Hände auf den Oberschenkeln, die Kette zwischen den Handschellen straff gespannt. Er hatte den Blick auf Makoto gerichtet, die volle Aufmerksamkeit, alles. Es war Makoto unangenehm, so im Fokus zu stehen, aber er beherrschte sich. „Wenn du irgendwelche Mätzchen machst“, knurrte er und sah Aki dabei genau in die Augen, „dann schwöre ich dir, dass du dich schneller als du 'Es tut mir leid' sagen kannst, wieder zu einem Paket verschnürt in meinem Kofferraum wiederfindest. Ist mir egal, dass das Ding dann stinkt wie eine Jauchegrube. Ich lasse mich von dir nicht verarschen, klar?“ Aki antwortete nicht. Makoto grollte. „Ich fragte, ob das klar ist. Antworte!“ Akis Kopf ruckte nach unten. Er nickte. „Ja, Geb… Makoto.“   Makoto schnaubte innerlich. Das hier war definitiv nicht seine Welt.   „Gut. Dann warte jetzt hier. Ich hole dir Hausschuhe, damit du dich nicht wieder verletzt.“   Aki reagierte nicht darauf und Makoto fragte sich, warum er das eigentlich gesagt hatte. Und ob Aki sich wohl wirklich daran halten würde, nur weil er es gesagt hatte. Die letzten Male hatte das nicht funktioniert. Oder wenn doch, dann nur, weil der Junge nicht in der Lage gewesen war, sich zu widersetzen. Womöglich war das ein Zustand, den er aufrecht erhalten musste. Makotos Blick fiel auf die Tasche.   Vielleicht wird einiges davon doch noch nützlich werden, dachte er düster und wollte schon an Aki vorbeigehen, als dieser den Kopf hob. „Makoto?“, fragte er leise. Makoto atmete tief ein. „Ja?“, fragte er zurück. Aki wandte den Blick ab, seine langen Wimpern verbargen bernsteinfarbene Monde. „Dürfte ich … vielleicht die Strümpfe anziehen? Mir ist etwas kühl.“   Makoto zögerte. Es war eine harmlose Bitte. Nichts, womit er Aki etwas in die Hand gab, mit dem dieser sich befreien oder sonst einen Vorteil verschaffen konnte. Es würde nur seinem Wohlbefinden dienen. Außerdem würde es helfen ihn zu … bedecken. Als Kleidung konnte man diese Dinger nun wirklich nicht bezeichnen. Langsam nickte er. „Ja. Sicher. Tu, was du willst. Solange es hier drin ist.“   Aki senkte den Kopf. „Danke … Makoto.“ Die Verbeugung wurde noch ein wenig tiefer, doch anstatt sich wieder zu erheben, verharrte Aki in dieser Position. Makoto bemerkte es und unterdrückte ein Schnauben. Dieser … Idiot! Er würde das hier noch zu einem sehr, sehr anstrengenden Aufenthalt machen. Aber Makoto würde sich nicht von ihm ködern lassen. Er nicht. „Also. Zieh dich an, ich hole die Schuhe. Anschließend gehen wir in die Küche.   Mit diesen Worten verließ er den Raum, stieg vorsichtig über den Scherbenhaufen, der immer noch den Flur blockierte und wandte sich dem kleinen Regal zu, das neben dem Eingang stand. Darin befanden sich Pantoffeln in verschiedenen Größen. Keine davon passten ihm, aber Makoto war sich sicher, dass es ein Paar gab, das für Aki geeignet war.   Diese dort.   Mit einem gezielten Griff nahm er ein Paar dunkelblaue Pantoffeln mit einem weißen Spiralmuster heraus, die genau die richtige Größe hatten. Makoto musste sich nicht fragen, woher er das wusste. Mit der Zeit entwickelte man wohl ein gewisses Augenmaß. Trotzdem war es ihm fast ein wenig peinlich. Immerhin war dies immer noch nicht angemessen. Und doch …   Egal. Du hast Schuhe für ihn. Das allein zählt.   Mit einem festen Griff um den gepolsterten Stoff machte Makoto sich wieder auf den Rückweg. Als er an der Tür des Schlafzimmers ankam, saß Aki auf dem Bett und war gerade dabei, den zweiten Strumpf zusammenzunehmen, um dann seinen Fuß hineinzuschieben. Er tat das äußerst geschickt, als sei er es gewohnt, diese Art Kleidungsstück zu tragen. Fasziniert beobachtete Makoto, wie er das feine Gewebe zunächst über die Zehen und den Spann zog, die Ferse umrundete und schließlich begann, mit den Fingern sein Bein entlangzustreichen. Wo sie vorbeikamen, hinterließen sie eine weiche, weiße Spur, die irgendwann oberhalb des Knies endete. Schlanke Finger zupften den Saum zurecht, platzierten den Übergang von Stoff zu nackter Haut noch ein wenig höher und fuhren anschließend noch einmal über die gesamte Länge des Beines. Als sie am Ende die Füße erreichten, musste Makoto schlucken. Das war … nicht gut. „Hier“, knurrte er und erreichte damit, dass Aki aufsah. „Die Schuhe.“   Makoto warf die Pantoffeln in Akis Richtung. Sie landeten mit einem gedämpften Klatschen auf dem Boden, kullerten umeinander und blieben in einem wirren Haufen liegen. Aki sah sie an und dann wiederum fragend zu Makoto auf. „Habe ich etwas falsch gemacht?“   Makoto presste die Zähne aufeinander. „Nein“, brachte er heraus und schaffte es, kein Loch in die Wand neben sich zu schlagen. „Du sollst dich nur beeilen. Und bring die Fußschellen mit.“   Aki gehorchte. Bedächtiger zwar, als Makoto es sich gewünscht hätte, erhob er sich, wandte den Kopf zu der Tasche und machte einen Schritt auf sie zu. Er schien den Inhalt zu betrachten – so lange, dass Makoto ihn fast angeschnauzt hätte – bevor er endlich die Hand, beide Hände, ausstreckte, um nach dem Gewünschten zu greifen. Als er es hielt, drehte er sich zu Makoto um. Sein Blick streifte Makoto, so als wolle er sich versichern, dass noch alles nach dessen Vorstellungen lief, bevor er sich vorsichtig humpelnd auf die Schuhe zubewegte. Bei ihnen angekommen blieb er stehen, sah noch einmal zu Makoto, bevor er sich bückte, um die Pantoffeln aufzuheben und wieder ordentlich nebeneinander zustellen. Makoto beobachtete ihn dabei, wie er sich mit lang gestreckten Beinen herabbeugte. Er ging nicht in die Knie, nein, sondern neigte lediglich seinen Rumpf, während der Rest von ihm aufrecht stehenblieb. Die langen Beine. Makoto sah, wie der Stoff der Yukata an ihrer Rückseite nach oben rutschte, den Streifen nackter Haut zwischen Strümpfen und rosafarbenem Saum ein Stück verbreiterte. Entblößte, was eigentlich verdeckt war. Nur für einen Augenblick. Ein flüchtiges Aufblitzen, das für Makotos Geschmack jedoch viel zu lange dauerte. Das Assoziationen weckte. Er fühlte sich selbst zucken.   Verdammt. Ruhig!   „Bist du fertig?“ Die polternde Frage diente lediglich dazu, die Spannung im Raum zu zerschlagen. Von der Aki vermutlich nicht einmal mitbekommen hatte, dass es sie gab. Makoto schalt sich selbst einen Narren und setzte ein grimmiges Gesicht auf. „Ja“, antwortete Aki, obwohl Makoto selbst sehen konnte, dass es so war. Die Yukata wieder an ihren Platz gerutscht war. Die fein bestrumpften Füße steckten in den blauen Pantoffeln. Mit mehr Schwung, als notwendig war, riss Makoto dem Jungen das zweite Paar Schellen aus der Hand. „Geh“, herrschte er ihn an. „Nach links.“   Aki gehorchte. Mit kleinen, vorsichtigen Schritten ging er an Makoto vorbei und in Richtung Wohnzimmer. Der Raum war groß und nahezu quadratisch. Bodentiefe Fenster überall gaben Ausblick auf die grüne Waldlandschaft. In der Ecke dazwischen ein verglaster Kamin, davor ein weißer Pelzteppich. Eine graue Couchlandschaft nahm den Rest des Raumes ein und drapierte sich um einen geschmackvollen Glastisch. „Hier lang“, befahl Makoto und gab seinem Schützling einen kleinen Stoß, der ihn in Richtung Küchenecke lenkte. Diese war mit einem Tresen vom Rest des Raumes abgetrennt worden, an welchem hohe Stühle standen. Makoto wies auf einen von ihnen. „Dort. Hinsetzen.“ Wieder tat Aki, was er verlangt hatte. Er kletterte auf einen der mit dünnen Kissen ausgestatteten Sitzmöbel und ließ sich mit angespanntem Gesicht darauf nieder. Er war blass und auf seiner Stirn glänzten Schweißtropfen. Makoto konnte nur mutmaßen, dass das Hinaufsteigen an den hölzernen Streben ihm Schmerzen bereitet hatte.   Selbst schuld, dachte er grimmig und packte die Fußschellen fester. „Gib mir dein Bein.“   Ungeachtet dessen, in was für eine Position ihn das brachte, beugte Makoto sich herab. Er befestigte, ohne sich um das Kribbeln in seinem Nacken, wo Akis Blick ihn treffen musste, zu kümmern, die erste Schelle. Als der Junge ihm jedoch den zweiten Fuß reichen wollte, wehrte er ab. „Nein“, brummte er. „Den brauch ich nicht.“   Immer noch ohne aufzusehen schlang er das schmucksteinbesetzte Leder stattdessen um das Stuhlbein, schloss sorgsam die Schnalle und richtete sich erst wieder auf, als diese Aki fest mit dem Stuhl verband. Sein Blick richtete sich auf den Jungen, der – jetzt wieder an Händen und Füßen gefesselt – es wohl kaum wagen würde, noch einmal einen Fluchtversuch zu unternehmen. Und wenn doch, würde er den Stuhl mitnehmen müssen. „Bleib hier“, befahl Makoto trotzdem. „Ich hole die restlichen Sachen aus dem Auto.“   Er spürte, wie der Junge ihm nachsah, als er erneut durch den Flur in Richtung Eingangstür ging. Es fühlte sich an, als würden die bernsteinfarbenen Augen winzige Löcher in seine Haut stechen. Wie Nadeln. Makoto straffte den Rücken.   Verdammter Bengel, dachte er grimmig, bevor er mit bloßen Füßen in seine Schuhe stieg. Der Junge machte wirklich nichts als Ärger und Makoto war sich sicher, dass sie diesbezüglich noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)