Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 7: Alles eine Einzige über außergewöhnliche Situation ------------------------------------------------------------- Keiner von beiden wagte es gerade auch nur ein Wort zu sagen. In einer Art Starre gefangen sahen sie sich nur, beinahe entsetzt, gegenseitig in die Augen. Dem Älteren kam es nebenbei mittlerweile so vor, als bekäme er gleich einen Ganzkörperkrampf, so unvorteilhaft, wie er sich dort über dem Anderem an der Wand abstützen und mit aller Kraft versuchen musste, nicht nach vorne zu kippen. Dabei wurde ihm auch seine andere Hand überdeutlich bewusst, welche noch immer auf dem Oberkörper des Detektivs ruhte, um den Doktor zusätzlich vor dem Umfallen zu schützen. John schluckte nervös. Sherlocks Augen hatten sich derweilen mehr und mehr verengt, es sah so aus, als würde er versuchen, den Kleineren über sich zu mustern, eine plausible Erklärung für jene Szene, die sich hier gerade abspielte, zu finden. Sein Blick verriet dem Doktor deutlich, dass er sie ganz und gar nicht amüsant fand. Endlich unterbrach Sherlock diese peinliche Stille. “Ich nehme an, dass Sie einen triftigen Grund dafür haben, hier, halbnackt und nass, direkt über mir zu stehen und mich, so wie es scheint, im Schlaf zu beobachten!” John spürte noch, wie eine bekannte Wärme in seinen Kopf stieg und sich dann auch schon als Ausdruck der momentanen Peinlichkeit als leichte Röte auf seinen Wangen ausbreitete. Der allseits bekannte Spruch ‘Es ist nicht so, wie es aussieht!’ hätte ihm hier, in dieser Situation, ganz und gar nicht weiter geholfen. “John,…”, der gewisse Unterton, der in Sherlocks Stimme mitschwang, klang mehr gereizt als genervt “…wie lange wollen Sie hier noch so rum stehen?” Doch, zu Sherlocks Überraschung, lockerten sich auf diese Frage hin die Gesichtszüge des Älteren wieder und dieser antwortete endlich - nach einer gefühlten Ewigkeit - mit erstaunlich ruhiger und beherrschter Stimme “Solange bis Sie mich wieder loslassen!” Der Kopf des Größeren ruckte kurz leicht zur Seite, verlor dabei aber nicht den Blickkontakt und musterte sein Gegenüber nun verwirrt. Sherlock sah John an, als würde der Detektiv tatsächlich nicht annehmen, oder gar glauben, dass er den Doktor in irgendeiner Art und Weise festhalten würde. Und wenn, dann hätte das nur vorher im Schlaf passieren können, was letztendlich bedeuten würde, dass-… Sofort nach diesem Gedanken glitt Sherlocks Blick nach unten. Seine Augen weiteten sich, nur für eine Millisekunde, vor Überraschung, als er registrierte, dass seine rechte Hand tatsächlich in das Handtuch seines Kollegen fest verkrallt war. Augenblicklich ließ er los, zog seine Hand auf der Stelle vom Körper des anderen weg, welcher sich, jetzt befreit, sogleich aufrichtete und seine Hände von der Wand und Sherlocks Oberkörper entfernte. Sichtlich erleichtert ging John einige Schritte zur Seite und musste sich für einen kurzen Moment auf den Stuhl in der Ecke setzen. Ein leises Knacken war zu hören, welches nur vom Rücken des Kleineren ausgehen konnte. Mit leicht verzerrter Miene, die Augen zusammen gekniffen, machte dieser gerade dehnend ein Hohlkreuz und hob dabei die Arme. Gott. Total verspannt. War ja aber auch kein Wunder, so sehr wie er sich gerade eben noch vor Schreck versteift hatte und das nur, weil er seine Neugier nicht hatte zügeln können. Warum war er nicht einfach hoch in sein Zimmer gegangen, anstatt hier zu bleiben und seinen Kollegen bei seinem Mittagsschlaf zu beobachten? Verflucht. John vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Mittlerweile saß der ehrenwerte Meisterdetektiv aufrecht auf der Couch, sah ziemlich perplex aus, schien angestrengt zu überlegen. John wollte diese peinliche Situation eigentlich einfach nur so schnell wie möglich wieder vergessen, wurde aber leider nochmals mit ihr konfrontiert, indem Sherlock ‘die’ Frage stellte, mit deren Antwort sich John überhaupt nicht auseinander setzen wollte. “Nun, bevor ich meine Deduktionen dazu äußere, würde ich doch gerne vorher noch ‘Ihre’ Version anhören!” Mit einer nun gemächlichen Ruhe und einer, da war John sich sicher, unerbittlichen Hartnäckigkeit machte es sich der Jüngere auch schon wieder auf seiner Couch etwas bequemer und sah seinen 'Freund' abwartend an. John sah darauf hin ebenfalls auf. Er starrte kurz gerade aus auf einen unbestimmten Punkt, räusperte sich dann unmerklich und blickte schließlich direkt rüber zum Größeren, seinen Mund, schon zur Antwort ansetzend, einen kleinen Spalt geöffnet. “…Da gibt es nicht viel zu sagen,…”, fing er dann, lauter als gewollt, an, “…ich hatte vergessen, mir frische Sachen mit ins Badezimmer mit zu nehmen und wollte deshalb, so wie ich jetzt hier sitze, schnell in mein Zimmer hoch gehen, als ich plötzlich jemanden meinen Namen sagen hörte, wobei der 'Ruf' aus diesem Zimmer hier zu kommen schien!” “Ihren Namen?”, wiederholte Sherlock ungläubig. “Ja,… Ich stellte dann überprüfend fest, dass Sie meinen Namen mehrmals im Schlaf ausgesprochen hatten! Ich bin zu Ihnen an die Couch getreten und… wollte nachschauen... was los ist!” Sherlock drehte seinen Kopf zur Seite, sein ungläubiger Gesichtsausdruck hielt weiter an. Er sprach es nicht aus, aber man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sichtlich überrascht über diese These war. Anscheinend wusste er, dass es für ihn ganz und gar nicht üblich war im Schlaf zu sprechen,…soweit er das zumindest selbst nachweisen konnte. “Gut, kann ich jetzt gehen?” Der Doktor kam sich schon vor wie in einem Verhör, wollte sich nur endlich in sein Zimmer zurück und ein paar Kleidungsstücke anziehen. Durch das hier Rum sitzen fröstelte es ihn immer mehr, er fing sogar, kaum merklich, zu zittern an. Sherlock hätte nicht für sich selbst den Beruf des Consulting Detectives erfinden können, wenn er zum Beispiel jenes Zittern nicht sofort bemerkt hätte. Er hob langsam seine Hände, legte beide Handflächen aufeinander und diese auf seinem Kinn ab, stützte damit seinen Kopf ein wenig, seine typische Pose, wenn er konzentriert über etwas nachdachte. “Schon gut, gehen Sie ruhig!” antwortete er bestimmt, als wollte er jetzt allein gelassen werden. John stand nach diesen Worten sofort von seinem Platz auf, umfasste kurz seinen, mittlerweile wieder trocknen Oberkörper, strich sich ein paar Mal mit den Händen über die kalt gewordenen Oberarme und verließ dann auch schon schleunigst schweigend das Wohnzimmer. Gott sei Dank. Endlich war er draußen. Nicht nur, dass ihm so etwas Dummes passieren musste, nein, dafür wurde er auch noch ausgefragt, auch wenn es eine einfache, nachvollziehbare Frage gewesen war. Trotz allem war es ihm unangenehm gewesen. Und wie. //Einfach schnell wieder vergessen!//… Doch so einfach würden es John seine Gefühle und sein Gewissen dieses Mal nicht machen. … Nicht, nach diesem Anblick eines schlafenden Sherlock Holmes, der sich sofort in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. … Unterdessen stand der Meisterdetektiv mitten im Wohnzimmer, kniff die Augen zusammen und fasste sich unbewusst ins lockige Haar. Er hatte also tatsächlich im Schlaf den Namen seines Kollegen ausgesprochen.… Seltsam. Er hoffte inständig, dass sich das nicht all zu oft wiederholte, denn das wäre ja ungeheuerlich. Was noch erschwerend hinzukam, ausgerechnet John hatte das alles mit bekommen müssen,… diese Situation war ja beinahe schon peinlich. So ging das wirklich nicht. Er strich sich leicht übers Gesicht, bemerkte dabei etwas Feuchtes auf seiner Haut, folgte dem noch fühlbaren Pfand bis zum Kragen seines Hemdes… Hatte er es sich doch richtig gedacht. Also war es wirklich nur ein Missverständnis gewesen, was denn auch sonst?! Doch war das unbedingt notwendig? Hatte sein Freund ihn so voll tropfen müssen? Hätte dieser sich nicht einfach mit etwas mehr Kraft von seiner Hand befreien und weggehen können? Dadurch kam aber dummerweise gleich die nächste Frage auf, die sich der Consulting Detektiv selbst stellen musste, nämlich - Warum genau hatte er unbedingt im Schlaf nach etwas greifen müssen? Fatalerweise konnte er sich beim besten Willen nicht mehr an seinen Traum erinnern. Hätte er den Inhalt dieses ergründen können, hätte er wenigstens eine Erklärung dafür gehabt, warum er neuerdings im Schlaf um sich griff um damit offensichtlich irgendwo Halt zu suchen. Ein leises und resignierendes Auflachen war zu hören. Es nützte ja doch alles nichts. Diese Sache von eben würden beide ja (hoffentlich) eh schnell wieder vergessen haben, also was nützt es sich noch großartig hinein zu steigern? Genug jetzt! Sherlock schloss dieses Thema damit auch schon wieder für sich ab, lockerte sich, lief hinüber zum Schreibtisch, nahm sich einfach Johns Laptop und schaltete diesen an, während er sich mit einem dynamischen Sprung in seinen Sessel schwang. … Zur gleichen Zeit in Johns Zimmer - SO EIN VERDAM. MIST!!! Er war verärgert, unzufrieden und ihm war die Sache sichtlich unangenehm und dabei war es doch weniger als eine Kleinigkeit gewesen, nichts, es war doch rein gar nichts passiert. Zum Verständnis von Johns momentanen Gefühlen musste man direkt auf den ausschlaggebenden Punkt kommen, um den es hier diesem eigentlich wirklich ging und der den Doktor am meisten beschäftigte. Es störte ihn nämlich in keinster weise, dass er halbnackt gewesen war, dass er den Detektiv so verwirrt hatte, dass diese Szene so merkwürdig ausgesehen hatte, Nein. Ihn störte am meisten, dass sich unbedingt auf seinen Armen anfangs eine Gänsehaut hatte bilden müssen und ihm gleich  darauf ein Schauer über den Rücken gelaufen war. … Musste sein Körper ihm das denn wirklich antun? Er verstand es nicht. Und genau DAS störte ihn an der ganzen Sache. Warum nur musste dieser viel zu lang anhaltende Moment, als er über seinen Kollegen stand und die Wassertropfen beobachtete, ihren Weg über Sherlocks schlafende Gesicht verfolgte, so Schauer erregend sein? So durfte das nicht sein. Es war angenehm gewesen, VIEL zu angenehm. Sherlock war sein Freund, auch wenn John ihn immer als Kollegen oder Mitbewohner bezeichnete, wusste er doch um die Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickelt hatte, seit sie zusammen arbeiteten und lebten. Aber solche Reaktionen, die sollte er doch eher bei Sarah zum Beispiel haben und nicht bei Sherlock. Verdammter Mist aber auch! Und während er so weiter gedanklich seine Wut heraus ließ, kramte der Doktor in seinem Kleiderschrank nach passender Kleidung für ihre nächtliche Spurensuche, die schon in wenigen Stunden beginnen sollte. “Hmm,….das hier sieht vielleicht nicht schlecht aus!…” Er überlegte ob jene Sachen in seiner Hand zu einer Schwulenbar passen würden. Er hatte, um ehrlich zu sein, keine blassen Schimmer, was man heutzutage als Homosexueller so anzog, ohne gleich übertrieben aufzufallen. “Ich nehme es einfach!” Gesagt, getan. Die Schranktür schloss sich wieder, das zusammen gestellte Outfit wurden aufs Bett gelegt und fürs erste ein lockeres Hemd und eine einfache Jeans angezogen. Schließlich musste er ja nicht jetzt schon mit den Sachen für heute Abend herumlaufen. Nun hieß es nur noch die Zeit totzuschlagen, bevor sie los konnten. John verließ sein Zimmer, ging zurück ins Bad, räumte dort alles von ihm Herumliegende weg und begab sich erneut, nun entspannter, ins Wohnzimmer. Als er dort ankam, bemerkte er mit fassungslosem Blick, dass der Meisterdetektiv schon wieder SEINEN Laptop benutzte. Kurzerhand lief er zu Bezeichnetem hin und entriss dem, dadurch leicht erschrocken zusammen zuckenden, Detektiv, ohne ein Wort zu sagen, den Laptop. “Sie wissen ganz genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn Sie einfach ungefragt meinen Laptop benutzen!” Am meisten störte den Kleineren dabei die Tatsache, dass der Größere es jedes Mal aufs Neue irgendwie schaffte, sein Passwort zu knacken. Noch leicht gereizt stellte er das Gerät offen lassend auf den Schreibtisch zurück und ging stumm in die Küche. Sherlock starrte für eine Sekunde lang nach unten, wo gerade eben noch das Notebook auf seinem Schoß gestanden hatte. Er schloss die Augen, stieß einen genervten Nörgelton aus und ließ sich weiter in den Sessel sinken, dabei seine Arme rechts und links über die Lehnen runter baumeln lassend. Nach wenigen Minuten kam der Blondschopf mit langsamen Schritten wieder ins Zimmer zurück, ein kleines Tablett in der Hand, auf welchem sich eine Teekanne und zwei Tassen befanden. Seine Gesichtszüge hatten sich aber nach dem kleinen "Wutausbruch" fast sofort wieder gelockert und aufmerksam wie er nun einmal war, stellte er auch vor seinem Freund eine Tasse auf den kleinen Tisch. „Möchten Sie auch Tee?” Sherlock lenkte seinen Blick zu John, welcher sich in seinen Sessel setzte und anfing sich mit Bedacht etwas von dem köstlich duftenden Tee einzugießen. “Gerne!”, kam es nur knapp und schon nahm John Sherlocks noch leere Tasse und füllte diese. //Wie gemütlich es doch sein kann// dachte sich John, als er, mit geschlossenen Augen, nun innerlich wieder ganz und gar zufrieden mit sich, an seinem Tee nippte. So schnell er sich manchmal über Sherlock aufregte, so schnell beruhigte er sich meist auch wieder. Ärgern brachte ihn ja schließlich auch nicht weiter und so wie es jetzt war, war es auf jeden Fall 100 Mal angenehmer. Mit emotionsloser Miene nahm sich nun auch Sherlock seine Tasse und trank etwas vom heißen Getränk. Er sah zu John, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und beobachtete ihn einige Minuten lang schweigend. “Danke! Der Tee tut sehr gut!”, kam es dann plötzlich in ehrlichem, ernst klingendem Ton vom Meisterdetektiv, was den Kleineren überrascht die Augen aufschlagen ließ. “Ehm, Ja! Gern geschehen!” Leicht verblüfft - da Sherlock seiner Meinung nach viel zu selten seine Dankbarkeit offen zeigte bzw. mitteilte - schaute John seinem Gegenüber nun in die Augen und konnte in ihnen tatsächlich eine Spur von Dankbarkeit erkennen, was den Kleineren sofort sogar regelrecht fröhlich stimmte. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen nahm der Arzt noch einen weiteren Schluck aus seiner Tasse und schaltete dann den Fernseher ein, während sich Sherlock ein paar Broschüren und die neuste Zeitung schnappte, um sich nicht wieder, unnötig, über die gezeigte Banalität in so mancher, seiner Meinung nach vollkommen überflüssigen, Sendung aufzuregen. Deshalb las er anstatt dessen lieber etwas und überließ seinem Freund freiwillig das kunterbunte Fernsehprogramm. So vergingen die wenigen Stunden wie im Flug, in denen Sherlock Holmes und Dr. John Watson ihre Zeit damit verbrachten, sich in ruhiger Zweisamkeit innerlich auf ihre Mission vorzubereiten. Wobei der Größere von beiden es sich nicht nehmen ließ, die Zeit dafür zu nutzen, noch etwas über den Fall nachzudenken und ein wenig voraus zu planen. Da konnte der Detektiv eben einfach nicht aus seiner Haut. John blieb während dessen die ganze Zeit still, schaltete mehr gelangweilt als interessiert die einzelnen Kanäle durch, blieb ab und zu hängen und sah sich letztendlich dann lieber doch eine Dokumentation an, wo man immerhin noch etwas lernen konnte. Irgendwann war es dann schließlich soweit. Der Kleinere stand langsam auf, nahm das Tee Geschirr, stellte es auf das kleine Tablett und brachte alles rüber in die Küche. Noch ein kurzes “Ich geh mich dann mal umziehen!” war zu hören, bevor er dann auch schon hoch in sein Zimmer ging. Der Andere hatte nicht mal den Blick von der Zeitung, die er noch immer in den Händen hielt, erhoben sondern einfach nur genickt und überlegte sich nun ebenfalls, ob er sich nicht auch schon umziehen gehen sollte. Seufzend legte er sogleich die Zeitung beiseite, stand mit einer fließenden Bewegung auf und ging ebenfalls in sein Zimmer, um sich selbst auch langsam fertig zu machen. Er brauchte nicht besonders lange, um etwas Passendes zum Anziehen zu finden, so viel würde er sowieso an seinem üblichen Kleidungsstil nicht verändern müssen. Er schnappte sich dann alles, was er ausgewählt hatte und verschwand auch schon damit im Badezimmer. Kurze Zeit später kam eben jener auch als Erster, wieder frisch und umgezogen, ins Wohnzimmer zurück. Er hatte sich ein etwas enganliegendes, dunkelblaues Seidenhemd, eine schwarze, nicht ganz so enge Anzughose dazu und passende Lackschuhe ausgewählt. Im Großen und Ganzen also vom Stil her wie immer, nur die Farben und Stoffe bzw. Marken waren ein wenig verändert worden. Schick und elegant. Er wuschelte nochmals die Locken etwas zurecht und wollte dann schon nach seinem Schal greifen, überlegte es sich jedoch sogleich anders. Es war besser nur den Mantel überzuwerfen, würde vollkommen reichen. Sein Handy verstaute er in seine Hosentasche und durchdachte dabei nochmals alle Details, die wichtig für sie beide waren oder noch werden könnten. “Also, ich wäre dann auch soweit!" Ein verlegenes Auflachen erklang." Ich hoffe ich kann so auf die Straße gehen!” Mit diesen Worten kam nun auch John zurück ins Wohnzimmer, ein unsicheres Lächeln auf den Lippen, mit der rechten Hand an seinem Oberteil herum zupfend und hielt mit der linken Hand eine schwarze Jacke umfasste, die aus halb Leder und halb Stoff bestand. “Ich denke diese Jacke hier wird ausreichen, oder?” Sherlock, der eben noch geschäftig im Zimmer herum gelaufen war, vernahm nun Johns Stimme und blieb stehen. Sein Blick erfasste den Kleineren sofort, sah sich diesen in Sekunden schnelle mit nicht zu deutender Miene genaustens an. Der ehemalige Militärarzt hatte sich für ein Polo Shirt in dunkelrot entschieden, bei welchem die Ärmelränder sowie Kragen schwarz umrandet waren. Es war etwas enganliegender, die obersten zwei Knöpfe waren offen und es besaß ein kleines, dezentes, weiß umrandeten Logo, welches sich am unteren Rand des Shirts befand. Die, ebenso enganliegende Jeans war schwarz, dazu trug der Ältere passend schwarze, bequeme Lederhalbschuhe. John hatte seine Haare noch ein klein wenig gegellt und seinen Pony etwas mehr verwuschelt, dadurch wirkte er sogleich ein wenig jünger, jedoch nicht zu jung, genau passend zu seinem Alter. Das musste man dem Veteran definitiv lassen, wenn er sich richtig heraus putzte, konnte er sich wirklich sehen lassen - im Normalfall aber natürlich auch. Noch immer stand der Kleinere wartend, mit der Jacke in der Hand, da und sah Sherlock fragend an. “Und, was meinen Sie nun? Soll ich die Jacke nehmen?” Da seine erste Frage nicht beantwortet worden war, fragte er nun nochmals nach, klang dabei nun ein wenig genervt. Nicht nur, dass er sich so anziehen und herrichten musste, er sollte später schließlich auch noch so tun, als seien sie beide ein Paar. Dieser Gedanke ließ ihn einfach nicht los und er hoffte inständig, dass die hereinbrechende Nacht nicht in einem peinlichen Chaos enden würde. Sherlock derweil haderte mit sich selbst. Sein erster Gedanke, als er seinen Freund nun so sah, überschlug sich und dieser Gedanken Purzelbaum endete in einem Haufen voller Fragen. Doch Sherlock wusste, dass es besser wäre, diesen nun erst mal zu umgehen, ihn sich vor allem aber nicht vor dem Kleineren anmerken zu lassen und deshalb besser endlich Johns Frage zu beantworten. Er straffte unmerklich seine Schultern, überwand dann die paar Schritte, die zwischen ihnen lagen und nahm dem Kleineren einfach die Jacke aus der Hand. “Gewiss, die passt hervorragend!” antwortete er monoton und trotzdem mit einem Hauch von Freundlichkeit. Er ging um den Älteren rum, John verstand sofort und schlüpfte dann in die ihm hingehaltenen Jackenärmel, lockerte die Jacke etwas um seinen Oberkörper herum und ließ sie dann einfach offen. Ein kleines Schmunzeln seitens Sherlock, eh er weiter sprach. “Diese Kleidung könnten sie ruhig öfter tragen!” Was nur als ein einfaches und nur nebenbei erwähntes Kompliment gedacht gewesen war, war für den John dennoch etwas Besonderes, da der ehrenwerte junge Detektiv eher selten ein Lob über seine Lippen brachte. John freute sich in einer gewissen Art und Weise über diesen  nur leise ausgesprochenen Worte. Aber das würde er für sich behalten, wie sehr ihn das Lob gerade freute, weshalb er dem Größeren auch nur dankend zunickte und zur Wohnungstür ging. Während dessen dachte er bei sich, dass er das Kompliment definitiv zurück geben könnte. Sherlock sah eigentlich aus wie immer, aber das dunkelblaue Hemd betonte seine Augen und ließ diese beinahe eisblau strahlen. Sherlock sah ihm stumm nach, hatte nun auch einen kurzen, aber guten Blick auf dessen Kehrseite und sah ihm einfach nur hinterher, während er, ohne es wirklich mitzubekommen leicht den Kopf schüttelte und seine Mundwinkel in die Höhe gingen. //Dieser Mann!// Als sei des Doktors Auftritt abermals eine Kleinigkeit, die den Jüngeren dazu veranlasste, etwas erfrischend Neues an ihm zu entdecken. Eine kleine, neue Seite an John. Die nächsten paar Stunden konnten in der Tat interessant werden, war Sherlock der Meinung und lief John dann auch, ohne noch länger zu warten, hinterher. Das Taxi, in welchem sich der Consulting Detective und sein Assistent befanden, hielt direkt vor dem bekannten und in der Schwulenszene offensichtlich sehr beliebten ‘Barcode Vauxhall‘. Das BARCODE VAUXHALL! Dies war ein wirklich auffälliger und mit Neonlichter hell erleuchteter Nachtclub. Als Logo besaß das, augenscheinlich weitläufige, Gebäude den Anfangsbuchstaben in Kombination mit mittleren Buchstaben des ersten Wortes, ein riesiges B und C, hell strahlend, als verführerischer Köder für Menschen mit gewissen Neigungen und Vorlieben. Ein musikalisch laut dröhnender Zirkus für eine bunte Vielfalt an männlichen Besuchern eben. Sherlocks drehte sich im Taxi zu John und gab ihm leise letzte Anweisungen, die eigentlich nur daraus bestanden, dass er ihm kurz zu raunte: "Ich werde dich da drinnen duzten, wenn es dir recht ist, es wäre zu auffällig, wenn wir uns gegenseitig sitzen und für ein Paar nicht besonders glaubwürdig" John schluckte, nickte und antwortete "Wie Sie... du meinst". Sherlock war mit der Antwort zufrieden, bezahlte das Taxi und stieg, gefolgt von seinem kleineren Freund, zügig aus. Draußen straffte er sich und ging auch schon zielstrebig auf den Eingang zu, John würde ihm schon folgen. Show time. Am Haupteingang jenes Clubs hatte sich schon, auf Einlass wartend, ein Schlange gebildet. Die unterschiedlichste Typen Mann standen dort, alle mit dem gleichen Ziel, endlich reingelassen zu werden. Zwei muskelbepackte Türsteher drehten sich nach einiger Zeit wieder zu den Wartenden um und schon wurde der nächste Schub Feier hungrige von ihnen durchgelassen. Alles in allem wirkte der Club überwacht und sicher, was für John im Moment an erster Stelle stand. Dieser stand still und immer wieder nervös von rechts nach links schauend nun neben dem - seiner Bewunderung nach - selbstbewusst und sicher wirkenden Sherlock in jener Warteschlange. Der Kleinere hatte, wie man sah, ganz andere Gedanken und Probleme als der Größere, der wie immer auf den Fall und die vor ihnen liegenden Aufgabe konzentriert zu sein schien. John hingegen sah sich immer wieder hastig und wie im Verfolgungswahn um, als würde er unbedingt vermeiden wollen, an diesem Ort und in diesem Aufzug von jemand Bekannten gesehen zu werden. … //Unsinn// dachte Sherlock leicht genervt. Und wenn, dann wäre es doch auch egal. Wie der Jüngere immer so schön sagte - die Leute redeten doch sowieso die ganze Zeit und meist über unsinniges und unnötiges Zeug. Sollten sie doch denken was sie wollten. Das taten sie doch eh, egal was der Detektiv tat oder sagte. Der Doktor versuchte derweilen, sich gedanklich und körperlich zusammen zu reißen, sich bewusst machend, dass er seinen Verstand und seine Sinne beisammen brauchte um sich auf den Fall konzentrieren zu können. Sie mussten mehr Details bzw. ihren Verdächtigen hier heute unbedingt finden. Inzwischen kamen sie dem Eingang immer näher, standen bald direkt davor und einen Wimpernschlag später wurden sie auch schon endlich reingelassen. Vorbei an einer Garderobe, wo sie gleich ihre Jacken abgaben - Sherlock mehr unfreiwillig - betraten sie schließlich das Zentrum dieses riesigen Club und sofort fiel auch schon ein grelles und flackerndes Licht auf die beiden, welches sich jedoch sogleich, im Takt der laut dröhnenden Musik, im Zickzack, wieder in eine andere Richtung weg bewegte. Immer und immer wieder trafen Lichter und andere Effekte aufeinander, tanzten geradezu im musikalischen Takt und huschten über den Männer befüllten Disco Boden. Alle tanzten, amüsierten sich, flirteten, ließen ganz einfach die sprichwörtliche "Sau" raus. Hier ging es wirklich mächtig ab, obwohl es Montag Abend war. Johns Augen weiteten sich für einige Sekunden, als ihm die Situation in der er sich befand vollkommen bewusst wurde. Hier gab es wirklich jede Art von ‘Mann’ in diesem bunten Haufen. Die verschiedensten Typen, alles was das Männerherz begehrte. Er musste zugeben, dass er sich nicht gegen die Atmosphäre hier drinnen sträuben konnte, nein, es war einfach total ungewohnt. Einfach nur ungewohnt und neu, denn John war nie ein Partylöwe gewesen und deshalb auch noch nie wirklich in einer Disco, egal für welches Klientel. Sherlock unterdessen fackelte nicht lange, schnappte sich die Hand seines Freundes und drängte sich durch die tanzende Menge Richtung Bar. Dort angekommen, schon leicht schwitzend, weil es hier drinnen sehr warm war, setzte sich der Kleinere sofort auf einen der hohen Leder-Barhocker. Ein wenig überfordert sah sein Freund schon aus - wie dem Detektiv sogleich auffiel. Doch er durfte keine Gnade walten lassen, sie MUSSTEN das hier und heute durchziehen und konnten nicht eher wieder gehen, als das sie ihr Ziel erreicht hatten. Noch immer leicht nervös saß der Arzt neben Sherlock, der sich ebenfalls gesetzt hatte, und besah sich die Mitarbeiter, die hier an der Bar arbeiteten. John versuchte so unauffällig wie möglich, jede einzelne Person zu mustern und ein Namensschildchen oder Sonstiges in der Art zu finden. Sein Sitznachbar tat es ihm gleich, stellte sich allerdings mal wieder geschickter an und rief kurzerhand einen der freundlich lächelnden Barkeeper zu sich um etwas zu bestellen. …. Allerdings nicht für sich selbst. John der es ahnte, versuchte schnell abzulehnen “Wie? Nein nein, ich möchte wirklich nich-”aber Sherlock war unerbittlich “Mein Freund hier hätte gerne einen Gin Tonic!”, fiel er dem Ältere einfach ins Wort. Der große, braungebrannte Barkeeper schaute zu John rüber und entgegnete mit einem Zwinkern ein freundliches “Geht klar!”. Mit großen Augen sah John seinen Sitznachbarn an. Dieser allerdings schmunzelte nur leicht und ließ seinen Blick weiter hinter der Theke schweifen, auf der konzentrierten Suche nach ihrem Mann. “Woher wussten Sie... Ich meine woher wusstest du, dass-” “Ein Schuss ins Blaue!" Einfach mal wieder typisch Sherlock. Was auch sonst, John hatte echt keinen Plan, wie sein Freund das jetzt schon wieder heraus gefunden haben konnte, aber es stimmte tatsächlich - sein Liebling Long Drink, auch wenn er diesen wirklich nur selten genoss - war Gin Tonic. Belustigt schüttelte der Kleinere nun einfach still schweigend den Kopf und lehnte sich mit den Armen weiter auf die Theke. Aufmerksam lenkten beide Männer ihre Blicke weiter durch den Raum, suchten alles so gut wie möglich ab. Versuchten dabei die laute und schrille Technomusik und die vielen schwindelerregenden Lichter zu ignorieren. Zwischendurch wurde John auch sein Getränk gebracht. Er besah sich kurz skeptisch jenes Glas in seiner Hand und zögerte für einen Moment. Sein Nebenmann bemerkte dies, natürlich, und rückte etwas näher. “Ich weiß was du gerade denkst, aber werf doch einfach mal alles Negative über Bord und nehme einen kleinen Schluck! Tu wenigstens so als ob!” Es klang wie eine aufheiternde Aufforderung, ein positiv gemeinter Rat, den der Blondschopf auch gleich in die Tat umsetzen wollte. Er nickte zu sich selbst, setzte an und trank einen kleinen Schluck. //…Gar nicht mal so übel! // - hatte er wirklich schon lange nicht mehr getrunken, würde aber wohl eine Ausnahme bleiben, mehr nicht. Genau so Ausnahme wie sich mit seinem Freund zu duzten, entschied er schnell. Auf einmal wurde er am Arm gepackt, keine Hektik lag in dieser Handlung und dennoch wirkte Sherlocks Griff bestimmend. Sofort richtete John seine Aufmerksamkeit auf die flüsternden Worte des Größeren, welche ihm eine ganz bestimmte Person verrieten, die gerade eben erst hinter der Bar erschienen war. Ein junger blonder, etwas schmächtiger und mittelgroßer Mann. Größe und Aussehen eher durchschnittlich, seine Gestalt wirkte regelrecht unauffällig und harmlos. Seine Augen waren bräunlich und hatten, gegen seine Statur und sein sonstiges Aussehen einen durchdringenden, klaren Blick. Er wirkte ganz entspannt und locker, eben wie ein ganz normaler, junger Barkeeper mit dem Namen ‘Brown’. //Mr. Brown?!// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)