Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 25: Selbstbewusstseinsprobe in die Bedrängnis ----------------------------------------------------- Unterdessen im Barcode Vauxhall. “Naaahh, wen haben wir denn da? Bock darauf mit mir n bisschen die Hüften zu schwingen?” Noch immer saß der ehemalige Militärarzt auf dem Barhocker, drehte sich beim Gespräch mit einem der Barkeeper nur halb zur Seite, nachdem er gerade, wie schon einige Male an diesem Abend so 'geistreich' angesprochen worden war. “Nein Danke.”, entgegnete er ein weiteres Mal höflich, wobei die Höflichkeit von mal zu mal mehr abnahm. Enttäuscht zog der junge Mann ab, ging wieder auf die Tanzfläche um sich dort anderweitig zu vergnügen. Endlich konnte der Veteran sein Gespräch fortsetzen, nippte noch einmal an seinem Glas und redete weiter. Er wollte bei seinem Tun keine Hindernisse zulassen, sich keine Fehler erlauben, nur so schnell wie möglich sein Ziel erreichen um dann auch ganz schnell wieder von hier verschwinden zu können. Ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal von den zweideutigen Bildern in seinem Kopf beirren zu lassen. Er wollte, musste das hier jetzt durchziehen - alleine. Hierbei ging es dem Doktor vor allem um die Anerkennung, die er sich selbst bei seinem Kollegen erarbeiten wollte. Nicht wie bei einem Kind, welchem zum Beispiel für eine gute Note der Kopf getätschelt wurde. Nein! Er kämpfte gerade hauptsächlich für sein Selbstbewusstsein, seinen Stolz. Wollte sich damit den Respekt des Detektivs verschaffen, denn er wusste, nur wenn Sherlock ihn wirklich ernst nahm, konnten sie beide diese Sache zwischen ihnen auf Augenhöhe klären. Das musste doch zu schaffen sein. Konnte ja nicht sooo schwer sein. Er brauchte ja nur ein paar kleine Informationen über den Aufenthaltsort oder Ähnliches über ihren Noah Brown. Und auch, wenn ihm Sherlocks Worte von vorhin ehrlich gesagt doch ziemlich nahe gingen, wollte er sich von den Gedanken an diese nicht aus dem Konzept bringen. //…"Muss dir denn erst ein exzentrisch und egoistisch veranlagter Soziopath sagen, dass du dich... da in etwas hineinsteigerst, was aber eigentlich, wie du auch zugeben müsstest, wenn du es mal so wie ich betrachten würdest, keine große Sache ist?”// Jener Satz von dem Größeren ging ihm aber trotzdem einfach nicht aus dem Kopf. Er schwebte durch seine Gedanken, ließ sich nicht abschütteln sondern vertiefte sich im Gegenteil langsam und sickerte schmerzhaft in sein Herz. John würde sich im Moment nicht als traurig beschreiben, enttäuscht vielleicht, aber mehr über sich selbst, denn eigentlich hätte er es doch vorher wissen müssen. Es traf ihn wirklich,… mehr als es wahrscheinlich sollte,… und  doch konnte er es nicht verhindern. … Dass der Jüngere aber auch immer so direkt und skrupellos gegenüber den Gefühle anderer sein musste. In dieser Sache war der selbsternannte Consulting Detektiv wirklich ein echt unsensibler 'Trampel'. //…keine große Sache…..// Immer und immer wieder hallten diese drei Worte im Kopf des Kleineren wieder… Sah Sherlock, wie er es indirekt gesagt hatte, als dieser den Doktor aufgefordert hatte, es wie dieser zu betrachten, ihr intimes Erlebnis tatsächlich als ‘keine große Sache‘ an? Was sollte das bedeuten? John selbst wollte sich da ja auch nicht 'unnötig rein steigern', aber die Sache so einfach abzutun, wie der Detektiv es nun offenbar tat, obwohl es doch dieser gewesen war, der ihn wohl so 'vermisst' zu haben schien, dass der Größere das Verlangen verspürt hatte, ihn in der ihm so verhassten Praxis zu besuchen, nur weil er ihn sehen wollte?! Das kam John schon sehr komisch vor. Konnten sie denn nicht einfach offen miteinander reden? War das denn wirklich so schwer? Fakt war doch, dass sie sich intim sehr nahe gekommen waren, Punkt. Schnörkellose Tatsachen, die waren doch sonst voll Sherlocks 'Ding'. Der Doktor wusste ja auch nicht, warum es überhaupt so weit gekommen war, warum er es überhaupt zugelassen hatte. Im ersten Moment hatte er es wirklich nicht zulassen wollen, sich SO anfassen zu lassen. Doch… auf eine seltsame Art und Weise,… hatten ihn Sherlocks Hände... im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand gebracht, ihn komplett außer Gefecht gesetzt… Der Doktor musste sich in diesem Punkt eingestehen, dass er sich nur sehr halbherzig gewehrt hatte und das ihm im Grunde genommen anfangs zumindest nur seine Moral im Weg gewesen war. //"Soll ich wirklich aufhören? Ich höre deine Worte, aber dein Körper sagt mir das Gegenteil. Was willst du... John?"// In diesem Augenblick hatte John sich sehr gewünscht, dass es nicht Sherlock wäre, der diese Gefühle bei ihm auslöste und gleichzeitig war er sich absolut sicher gewesen, dass doch gerade dieser Umstand eigentlich ausschlaggebend für diese war. Bei diesem komplizierten Gedanken konnte er sich nur innerlich verzweifelt die Haare raufen. In was für eine diffizile und unheimliche Angelegenheit waren sie beide da nur hineingeraten?… Unheimlich im Sinne von beängstigend, zumindest was Johns Gefühlswelt anging. Denn durch Männerhände bei solchen Taten angenehm erregt zu werden, war für ihn eigentlich ein 'Unding' . War er doch immer fest davon überzeugt gewesen heterosexuell zu sein. Bzw. hatte er sich nie auch nur einen anderweitigen Gedanken gemacht. Ja, er war, was ihn bisweilen aber eigentlich auch nicht wirklich gestört hatte, um die dreißig und (noch) unverheiratet. Er hatte diesen Umstand bisher oft, wenn ihn doch Mal jemand auf diesen ansprach, immer darauf geschoben, dass er sich, vor seiner Verletzung, voll und ganz auf seine Militär Karriere konzentriert hatte. Wie er auch, zumindest im Stillen, zugeben musste, hatte er bei den Frauen nie wirklich viel Erfolg gehabt, was nicht unbedingt daran lag, dass diese ihn für unsympathisch oder unattraktiv hielten, sondern eher daran, dass er oft nicht wirklich wusste, wie er sich dem weiblichen Geschlecht gegenüber verhalten sollte. Sherlock war wirklich kein einfacher Mensch, aber das Zusammenleben mit diesem kam ihm, so verrückt das auch klingen musste, zumindest dagegen, beinahe mühelos vor. Aber auch ‘wenn’ John Bi wäre, er war sich sicher, dass sein Mitbewohner ein Einzelfall war. Er brauchte sich hier nur mal umzuschauen - wirklich kein einziger Mann in diesem riesengroßen Raum wirkte auf ihn so attraktiv, dass er ihn ansprechen oder gerne näher kennenlernen wollte. Ja, keiner 'machte' ihn körperlich an, überhaupt nicht. Lag es also wirklich nur an Sherlock Holmes, war es seine ganz eigenen Art, die den Doktor so durcheinander brachte?… Zum Beispiel ihr Kuss,… konnte es denn sein?… Würde er solch ein angenehmes Gefühl auch bei jedem anderen Mann empfinden? Bei den Frauen, mit denen er schon zusammen  gewesen war, hatte es sich schon angenehm angefühlt… Das Gefühl beim Küssen empfand John im Allgemeinen als schön,…aber… bei Sherlock… war es anders gewesen… viel...intensiver! … Johns Blick senkte sich, er spähte, während er dem Barkeeper weiter gespannt zuhörte, in sein noch halbvolles Glas und schwenkte dessen Inhalt leicht hin und her… Nun war aber wirklich mal gut... Schluss mit dieser Gefühlsduselei. Er musste sich unbedingt konzentrieren. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, schaute der Blondschopf sogleich wieder aufmerksam hoch zu seinem Gegenüber und plauderte mit diesem ungestört weiter... Es verging insgesamt eine halbe Stunde, als John Watson dann auch schon endlich sein leeres Glas auf den Platz vor sich stellte, es zu einem der Männer hinter der Bar hin schob und sich anschließend freundlich verabschiedete. Schnellstmöglich drängte er sich durch die Masse an tanzenden Männern auf der bunt beleuchteten Tanzfläche, schaffte es dann schließlich auch irgendwie noch endlich den Eingangsbereich zu finden und steuerte direkt die Tür an. … Im Hintergrund jedoch, sammelten sich zur selben Zeit, in einer dunklen Ecke des Raumes, allmählich drei bis vier fremde Männer, welche wohl, wie es aussah, ein Auge auf den Doktor geworfen hatten. Kurzzeitig tuschelten sie noch miteinander, gaben sich anschließend ein Zeichen und folgten dann, ohne weitere Umschweife, auch schon dem blonden Mann geschlossen nach Draußen… Vor dem Nachtclub blieb John kurz an der Hauswand stehen, zog den Kragen seiner Jacke ein Stück höher, weil ihm der kühlen Nachtwind durch die Haare wehte. Mittlerweile war es doch merklich kälter geworden, er war nun doch froh, bald wieder in die Baker Street zurück kehren zu können. Der Doktor musste kurz daran denken, dass er sich - wenn er erst die Informationen, die er ganz alleine! hatte im Nachtclub ermitteln können, dem Consulting Detektiv unter die Nase gerieben und dessen Verblüffung über diese ausgiebig genossen hätte - ein schönes, heißes Bad und sein warmes, kuscheliges Bett redlich verdient hätte. Langsam schlenderte er, so vollkommen in Gedanken über seinen baldigen Triumph versunken, langsam los und steuerte, nach einem Taxi Ausschau haltend, die gegenüberliegende Straßenseite an. “Hey, Kleiner!” Angesprochener hob nun reflexartig aufhorchend den Kopf. Fragend schaute er sofort über seine Schulter hinweg nach hinten und sah drei Männer auf sich zukommen. //Was wollen die denn jetzt?// John hatte eigentlich gute Laune, wollte aber trotzdem nur noch schnell nach Hause und war dementsprechend nicht wirklich begeistert, als er sah, dass die Herrschaften wohl offensichtlich wirklich ihn meinten. Der Veteran hatte, nachdem er im Club so viele aufdringliche Tanzwillige hatte abwimmeln müssen, jetzt wirklich nicht gerade großartig Lust noch hier, mitten auf der Straße, mit irgendwelchen fremden Männern zu plaudern. “Hey, hörst du schlecht?” Auf diesen Satz hin blieb der Doktor nun doch abrupt stehen. Seine Augen verengten sich, wobei ihm, je näher die Männer ihm kamen, bewusst wurde, dass die Stimme des Mannes, der ihn nun offenbar, zum zweiten Mal, sehr persönlich ansprach, schon sehr nahe wahr und in dieser ein ganz bestimmter Unterton mitschwang, welcher mit Sicherheit nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und tatsächlich, plötzlich spürte er kurz darauf auch schon eine Hand auf seiner Schulter, die ihn nicht gerade sanft zum Umdrehen zwang. “Hi!” kam es darauf hin trocken von dem Mann zu dem die Hand gehörte, welcher den Doktor breit und, wie dieser beunruhigt feststellen musste, auch irgendwie hinterhältig angrinste. “Na, was macht so ein hübscher Mann wie du zu so später Stunde, einsam und alleine in dieser Gegend?” Unbeeindruckt, aber dennoch wachsam für das Geschehen, besah sich John, ohne direkt zu antworten, kurz die drei Kerle vor sich. Sie wirkten eher unauffällig, machten auch gar nicht den Eindruck, jemandem etwas antun zu wollen… doch irgendetwas war hier definitiv faul… “Entschuldigung, aber ich denke das geht Sie nichts an.” Ohne viel Kraft aufzuwenden und doch bestimmt, zog der Doktor dabei seine Schulter etwas zurück, wodurch die Hand darauf verschwand. Der Veteran hätte allerdings ahnen können, dass dieser schlicht ausgesprochene Satz gepaart mit der abwehrenden Bewegung, seinen gegenüber eher reizen als milde stimmen würde. “Jetzt werd hier mal nicht aufmüpfig. Wir haben dich dort drinnen eine ganze Weile lang beobachtet. Ist es nicht merkwürdig als Einzelgänger in einen Schwulenclub zu kommen, dann die ganze Zeit, ohne sich auch nur ein einziges mal umzuschauen, nur an der Bar zu hocken, ein bisschen zu trinken, nur um dann gleich wieder zu verschwinden? Was hattest du denn so Wichtiges mit den Barkeepern zu besprechen?” Johns Augen wurden augenblicklich größer, doch er versuchte, trotz der Spitzfindigkeit seines Gegenübers, locker zu bleiben und überlegte sich die nächsten paar Sätze zu Sicherheit sehr genau. Nicht, dass er Angst gehabt hätte oder dergleichen. Nur war er tatsächlich alleine und die anderen zu dritt und diese sahen auch nicht gerade schmächtig aus. Seine Waffe hatte der Doktor in der Wohnung liegen lassen - diese hätte hier aber auch sowieso nur, im äußersten Notfall, dem Überraschungseffekt dienen können. Trotzdem kam er nicht drum herum, einmal kurz kräftig zu schlucken, ehe er mit fester Stimme antwortet. “Kann man nicht einmal einen alten Freund besuchen gehen? Was kümmert Sie das überhaupt, ich wüsste nicht was es Sie anginge.” Er blieb ruhig,… und stieß mit seinen Worten auf taube Ohren. “Hör zu Freundchen, ich weiß genau, dass dich dort drinnen kein Schwein kennt, wir sind hier fast jeden zweiten Abend unterwegs und haben schon so manchen Typen von hier verjagt, der uns oder unseren Kumpels hinter der Bar seltsam vorkam.” Der Arzt hob nur eine Augenbraue. “Es geht dich trotzdem nichts an.”, meinte John darauf hin mit Nachdruck, wobei er nun selbst ebenfalls das Siezen aufgab, da man mit diesen drei Typen anscheinend sowieso nicht vernünftig reden konnte. “Reiz mich nicht Süßer, ich bin eh schon genug gestresst.” Mit diesem Satz kam dieser Typ in der Mitte, der wohl der Anführer war, da nur er die ganze bisherige Zeit ihrer Begegnung gesprochen hatte, dem Veteran noch einen Schritt näher… Johns Geschmack nach viel zu nahe, weshalb dieser synchron etwas zurück wich. “Moment, was-” Unsanft wurde der Doktor am Arm gepackt und dadurch von dem anderen wieder näher an diesen heran gezogen. “Mhmm, du riechst echt gut…” Der Kerl leckte sich provokant über die Lippen, musterte kurz dabei das Gesicht des blonden Mannes und kam John nochmals etwas näher. Der Doktor verzog sofort angeekelt das Gesicht, riss sich, dieses Mal mit mehr Kraft los und wich noch weiter zurück, bemerkte, dass er sich inzwischen schon auf der anderen Straßenseite befand und hier weit und breit keine Menschenseele zu sehen war. Drüben vor dem Nachtclub tummelten sich zwar einige Männer vor dem Eingang, jedoch schien kein Einziger von diesen das Geschehen in einiger Entfernung zu bemerken… So langsam wurde es für den Veteran nun doch etwas brenzlig. “Ach ja, einer der Barkeeper meinte noch, als ich nachfragte, dass er dich hier schon einmal gesehen hätte, vor nicht all zu langer Zeit, damals in Begleitung eines größeren, blassen, jungen Mannes mit dunklen Locken. Da soll dein Benehmen anscheinend auch sehr fragwürdig gewesen sein… Du bist doch nicht etwa ein verdeckter Ermittler, hm?” Scheinbar belustigt, beinahe scherzhaft sprach dieser Typ nun jene Frage aus,… und traf damit, ob bewusst oder unbewusst in Johns Fall voll ins Schwarze. Doch das würde dieser ihm natürlich unter keinen Umständen verraten. “Ich sagte es schon einmal, das-geht-euch-nichts-an!” Um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, stieß Doktor den Mann direkt vor sich etwas von sich, um den drei Typen so deutlich zu machen, dass es ihm so langsam reichte und sie lieber schleunigst das Weite suchen sollten. Doch zu Johns Unglück wollte der andere Mann jetzt erst Recht nicht mehr verschwinden. Die anderen beiden stellten sich plötzlich in Position, so als wüssten sie schon, was gleich passieren würde. “Und was wenn doch? Was ist wenn wir noch ein wenig spielen wollen?”, kam es plötzlich bedrohlich, wobei sich der Fremde, nun schneller, wieder auf den Veteran zubewegte, rechts und links flankiert von seinen beiden Begleitern. Er packte ihn bei den Schultern und drückte ihn bestimmt an die Hauswand hinter ihm, hielt ihn dort fest. Ein leises schmerzverzerrtes Aufstöhnen konnte sich der Doktor darauf hin (leider) nicht verkneifen, denn er spürte sofort den ziehenden Schmerz an seiner noch nicht verheilten Wunde. John wurde nun beinahe verzweifelt. Schon wieder pinnte ihn jemand an eine Wand. Er hätte zuvor schon versuchen können wegzulaufen, aber er kannte sich in dieser Gegend nicht aus und hätte deshalb gar nicht gewusst wohin er hätte laufen sollen, außer vielleicht zurück zum Club. Aber da er dort auch niemanden kannte, hätte er dort wahrscheinlich auch keine Unterstützung erwarten dürfen. Und außerdem, er war doch kein Schwächling, kein Feigling, er war Soldat. Gott verdammt, er wurde doch wohl mit so ein paar Typen fertig. “Verdammt lass mich sofort los, sonst-” zischte der Veteran deshalb nun warnend hob dabei die Hände. “Sonst was?”, wurde er aber gleich wieder unterbrochen und spürte plötzlich eine Hand auf seiner Brust, die immer weiter nach unten rutschte. Johns Augen weiteten sich vor Schreck //Was soll das bitte werden!? // griff nach den Schultern seines Gegenübers und drückte diesen mit aller Kraft von sich weg. “Lass deine Griffel gefälligst bei dir!” Jetzt reichte es ihm endgültig. John war ausgelaugt, hatte nach den letzten drei arbeitsreichen Tagen eigentlich weder die Kraft noch, Dank der komplizierten Situation mit seinem Mitbewohner, die Geduld, weiter friedlich zu bleiben, konnte sich selbst aber durchaus einschätzen und wusste, dass er nun schnell sein würde müssen, da der grauenhaft schlechte Schlaf der letzten Nächte und die noch längst nicht vollständig verheilte Platzwunde auf seinem Schulterblatt ihn, bei einem längeren Kampf, zum Unterlegenen machen würden. John knirschte mit den Zähnen. “Wenn ihr mich nicht sofort in Ruhe lasst,…”, warnte er nochmals, was allerdings erneut keine Beachtung zu finden schien. //Na gut, dann muss ich eben noch deutlicher werden// Ohne weitere Vorwarnung schnellte Johns Faust nach oben - gezielt und hart. Der Mann vor ihm zuckte, am Kinn getroffen zurück, hielt sich das Gesicht, welches nun von Wut verzerrt war. Wie auf eine stumme Zeichen hin stürzten sich seine beiden Begleiter auf den Doktor, ergriffen seine Armen, hielten ihn fest. So in in seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, konnte nun John seinerseits die drei Männer nur wütend an funkeln, versuchte dabei sich wieder aus den Schraubstock artigen Griffen zu befreien. “Oho, er kann sich also doch wehren!” Der Doktor kniff die Augen zusammen, als die Reaktion auf seine Befreiungsversuche damit endeten, dass sich der Druck auf seine Ober- und Unterarme sogar noch verstärkte, so sehr, dass ihm davon die Hände langsam taub wurden. Wenn er doch nur ausgeschlafen und nicht so aufgewühlt durch die momentane Beziehung zu Sherlock wäre, dann würde er diese drei Männer sicherlich fertig machen. Er musste sich zusammenreißen, er war doch sonst auch nicht so hilflos im unbewaffneten Nahkampf, wobei dieser hier natürlich auch nicht gerade als 'fair' bezeichnet werden konnte, drei gegen einen. John versuchte sich zu konzentrieren, änderte seine Taktik, trat deshalb nun schnell den einen Schritt, den er nun zwischen sich und der Hauswand frei hatte, nach hinten und zog dabei mit aller Kraft seine Arme vor sich zusammen. Davon überrumpelt stießen die beiden Herren, die ihn immer noch fest im Griff hatten, gegeneinander und lockerte dadurch ihren Griff so weit, dass John sich aus diesem befreien konnte. Er verpasste dem einen, noch leicht taumelnden, Mann einen Faustschlag, der diesen zu Boden gehen, dem anderen, welcher ihm den Rücken zudrehte, verpasste er einen Tritt in den unteren Rücken, welcher diesen vorwärts stolpern ließ. Auch wenn die Manöver effektiv waren, John fühlte sich trotzdem schwach,… so schwach. Mal wieder kam dadurch in ihm ein Gefühl der Enttäuschung hoch, dass er es, obwohl er es unter normalen Umständen ‘könnte’, nur sehr schwerlich  schaffte, sich in dieser misslichen Lage zu behaupten. Ohne es zu wollen, wünschte der Doktor sich, sein Kollege und Freund Sherlock wäre jetzt an seiner Seite. “Was denn, mehr hast du nicht drauf?”, lachte der Mann in der Mitte, beobachtete kurz, wie John seine beiden Kumpanen abwehrte und stürze sich dann auch schon wieder auf den Veteran, stieß diesen, dieses Mal noch heftiger, ein weiteres Mal gegen die Hauswand. Abrupt riss der Kleinere die Augen auf, konnte sich ein schmerzvolles Keuchen nicht verkneifen, welches durch den fühlbaren Schmerzes an seinem Rücken, ausgelöst wurde. Für einen kurzen, leidvollen Moment war er der Bewusstlosigkeit nahe. Er hatte es kommen sehen. Für einen längeren Kampf fehlte ihm heute schlicht und ergreifend die nötige Energie. Ein schwarzer Nebel schlich sich an den Rand seines Blickfelds, ließ seine Sinne schwanken und seinen Atem für einen Moment lang ruckartig aussetzen. Wenn er doch bloß nicht diese verfluchte Wunde hätte. Die letzten drei Tage hatte er sie, so gut er es eben alleine hinbekommen hatte, selbst versorgt. Er hätte zwar jederzeit Sarah um Hilfe bitten können, aber das hätte nur unweigerlich bei dieser zu unangenehmen Fragen über den Ursprung der Verletzung geführt. John hatte seine Praxiskollegin in der Vergangenheit schon einmal in die Ermittlungen mit Sherlock hineingezogen, was in einem totalen Desaster geendet hatte, weshalb er es tunlichst vermieden hatte, sie zu fragen, ob sie ihm beim Verbinden helfen könne. Der fremde Mann schien sich nicht im geringsten an Johns ‘Wehwehchen‘ zu stören - im Gegenteil. Ein fieses Grinsen stahl sich auf dessen Mund, anscheinend erfreute er sich regelrecht an den Schmerzen seines Gegenübers. Dieser Mann vor ihm machte John einfach nur krank. Was aber die ganze Situation noch verschlimmerte, war der Punkt, dass sich zumindest einer der anderen zwei Männer leider auch recht schnell von dem Angriff des Doktors zu erholen schien. Der, dem John einen Tritt verpasst hatte, kam schon wieder auf ihn zu. “Wenn Ihr euch jetzt nicht sofort verpisst, schreie ich die ganze Straße zusammen!!” Das war jetzt zwar auch nicht viel mutiger als weglaufen und die Ausdrucksweise auch nicht wirklich seine Art, aber John wusste, dass ihm für Mut und Etikette gerade einfach die nötige Kraft fehlte. Normalerweise war der Doktor immer und überall höflich, wusste sich zu Benehmen und mit Autoritäten umzugehen. Er war nie negativ auffallen oder hatte sich gar Feinde gemacht. Doch wenn so Knalltüten wie diese drei daher kamen - dachten ihn einschüchtern zu können und Unruhe stiften zu müssen - verstand auch ein John Watson keinen Spaß mehr! Kurzweilig verwirrt über diese Aktion, trat der Fremde tatsächlich einen Schritt zurück, blickte in zwei entschlossene dunkelblaue Augen. “Das, mein Lieber, lässt du mal schön bleiben!” Kam es allerdings gleich darauf in beunruhigend gelassenem Ton, welcher John ganz und gar nicht gefallen wollte, woraufhin auch schon eine Faust gezielt auf Johns Unterleib zugeflogen kam und hart dessen Magengrube traf. Dieser schluckte hart, krümmte sich etwas zusammen… legte die Arme schützend auf seinen Bauch... ihm wurde übel… “So gefällst du mir schon viel besser. …”, kam es dreckig lachend, was den Doktor vor Wut zittern ließ. “Und nun,…” Der andere holte nochmal aus, wollte John gerade mit einem weiteren Schlag zu Boden befördert, als ihn plötzlich ein Geräusch inne halten ließ. Mit einem Mal rührte er sich keinen Zentimeter mehr. Fragend sah John aus halbgeöffneten Augen auf. Hatte das Geräusch zwar gehört, aber konnte es nun erst als Spannen eines Revolvers identifizieren. “Mein Gott,…der…der hat ‘ne Knarre!…”, fing der, den John zuvor getreten hatte, nun auch schon zu stottern an, riss die Arme in die Luft und wich einen Schritt zur Seite, wieder weg von John. Der Doktor horchte auf, schaute sogleich weiter nach oben und bemerkte dadurch nun eine weitere Person, die ganz nah hinter dem Mann vor Ihm stand. Dieser Fremde, welcher sich - dem Himmel sei Dank - offenbar gerade noch rechtzeitig in das Geschehen ein gemischt hatte, antwortete nun auch schon mit leiser, eiskalter Stimme. “Du hast es gehört. Wenn ihr also nicht sofort verschwindet, kann ich für nichts mehr garantieren.” Mit sofortiger Wirkung hob der Angesprochene seine Arme und machte einen großen und langsamen Schritt zur Seite. … Aber Moment,…..diese Stimme. Diese tiefe, ihm doch so wohl bekannte Stimme… Das konnte doch nur… nein,… war das etwa-… John raffte sich, soweit es sein Körper zuließ, noch weiter auf und versuchte, im Licht der Straßenlaterne, das Gesicht seines ‘Retters’ zu erkennen.… Der Fremde mit dem Revolver in der Hand,... sah genauso aus wie-… Johns Augen weiteten sich, als ihn die Erkenntnis, schlimmer als jeder Faustschlag, traf. “Sherlock?!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)