Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 31: Eifersucht ist eine Leidenschaft… --------------------------------------------- Langsames und stetiges Ein- und Ausatmen erfüllten den Raum. Augen die geschlossen blieben, laute Stille, die nicht unangenehmer für die Ohren hätte sein können. Doch Sherlock verbannte diese konsequent, um sich vollkommen auf seine momentane Tätigkeit konzentrieren zu können. Der noch leicht verbrannte Geruch der Küche prickelte beim Einatmen leicht auf seiner Zunge. Der Detektiv rümpfte für einen kurzen Augenblick die Nase, verdrängte den scharfen Gestank, ließ sich davon nicht weiter ablenken. Seine Hand hörte nicht damit auf sich, zuerst noch langsam, auf und ab zu bewegen, verstärkte dann ein wenig den Druck, woraufhin dem jungen Mann ein leises Keuchen entwich. Seine Gedanken waren unruhig, allerlei Bildern zuckten an seinem inneren Auge vorbei, wechselten bald darauf schon zu erlebten Szenen und endeten schließlich in verschwommenen Wunschgedanken. Weiterhin versucht, sich zumindest etwas unter Kontrolle zu halten, ließ der er nun seinen Kopf ganz nach vorne sinken, behielt die Augen auch weiterhin geschlossen und wurde gleichzeitig mit seiner Hand etwas schneller. Die fiktive Situation, die sein Hirn jetzt erschuf, war die gestrige zwischen John und ihm im Badezimmer. Doch in seiner Vorstellung lief diese etwas anders ab, als es in der Realität tatsächlich der Fall gewesen war. Die Szene setzte dort ein, als der Größere gerade dabei war, sein nasses Hemd aufzuknöpfen. Er sah ganz deutlich des Älteren sehnsüchtigen Blick und dieses Mal erhob er sich nicht, nachdem er das Kleidungsstück abgestreift hatte. Nein, in der fiktiven Szenerie, die Sherlocks Verstand für ihn erzeugte, blieb der Consulting Detektiv danach an Ort und Stelle, beugte sich sogar noch ein wenig vor, näherte sich seinem Doktor langsam aber bestimmt. Seine Vision zeigte ihm einen John, der in, mit leicht glasigen dunkelblauen Augen und geröteten Wangen zuerst beinahe erwartungsvoll ansah, nur um diese dann zu schließen und sich dem folgenden, fordernden Kuss des Detektivs zu ergeben. Im Hier und jetzt begannen Sherlocks Lippen angenehm zu kribbeln, während er sich die Wärme von Johns Mund auf seinem vorstellte. Eine Zunge Spitze glitt hervor um die schmalen Lippen zu befeuchten, während es in seinem Tagtraum ein heißer Zungenkuss war, den er mit dem Kleineren teilte. Im Hier und Jetzt stützte er sich noch immer am halb verbrannten Küchentisch ab. Stand mit dem Rücken zu diesem und ließ sich mehr und mehr von seinen Gedanken einnehmen. Ob es ihm nun zuwider war oder das Gegenteil, solange es ihm half schneller zu kommen, war es ihm in diesem Augenblick mehr als egal. Unmerklich schüttelte er leicht den Kopf, hätte gerade am Liebsten über sich selbst gelacht. Es war erstaunlich und grausam zugleich, wie er nach all den Jahren dazu verleitet wurde gegen seinen eigenen Charakter anzukämpfen. Sich einem Instinkt zu fügen, der nicht einfältiger hätte sein können. Was er hier gerade tat, war in seinen Augen für ihn alles andere als der Normalfall, entsprach nicht der gewünschte Regel, absolut nichts, was er normalerweise tun würde. …Aber was war bei ihm schon normal?… Seine Gedanken glitten zurück zu der Szene in seinem Kopf, in der er und John sich immer noch leidenschaftlich küssten. Doch nun richtete sich der Jüngere auf, schmunzelte über das beinahe frustrierte Stöhnen, dass er dabei von dem Älteren vernahm, da er ja dazu den Kuss unterbrechen hatte müssen, entschädigte allerdings seinen Doktor sogleich damit, dass er sich, ohne Umschweife seiner restlichen Kleidung entledigte, nur um dann auch schon elegant zu seinem Mitbewohner in die Wanne zu steigen. Der Detektiv musste kurz inne halten, sowohl in der Realität als auch in seiner Vision. Beinahe zu intensiv waren die Empfindungen momentan, die seinen Körper durch strömten. Im hier und jetzt wurde seine arbeitende Hand dazu kurzzeitig etwas langsamer, in seiner Vorstellung legte er diese auf Johns Wange, verflocht seinen mit dem intensiven Blick aus zwei Lust verhangenen dunkelblauen. Doch schon hatte sich der selbsternannten Consulting Detektiv gesammelt und ließ deshalb eben jene Hand in den Nacken des Kleineren gleiten, zog diesen damit wieder zu sich, dieses Mal aber nicht nur dessen Gesicht. Als in seinen Gedanken ihre nun vollkommen nackten Körper endlich aufeinander trafen, Haut auf Haut, verkrampfte sich der Jüngere in der Realität etwas, kniff die Augen ein wenig mehr zusammen, konnte ein leises Aufkeuchen nicht mehr unterdrücken. Die bloße Vorstellung, den Älteren so zu spüren, machte Sherlock in diesem Moment halb verrückt. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite, hielt kurzzeitig die Luft an, bewegte dabei die Hand um seine warme Erregung ununterbrochen auf und ab. Vor seinem inneren Auge schlang John die Arme um seinen Nacken, griff mit den Händen in seine, noch nassen, Locken, stöhnte ungehalten in ihren erneuten Kuss und drückte sich fast begierig an ihn. Diese Vorstellung war so real, dass er beinahe meinte, den Körper des Kleineren an seinem spüren zu können. So wie er sich normalerweise einen Fall bildlich vorstellte, sich gedanklich in diesen hineinversetzte, so tat er es nun hier ebenfalls, mit dem momentan gewünschten Erfolg. Sein Griff wurde wieder etwas fester, die Bewegungen von mal zu mal schneller, trieben seine innerliche Unruhe weiter an. Sein Atem ging immer schwerer, passte sich dem Rhythmus seiner Handbewegung an. Sherlock biss die Zähne zusammen, blendete bemüht jegliche Ablenkung um sich herum aus. Ignorierte die üblen Gerüche der Küche, schaltete, wenigstens  nur für einen kurzen Augenblick, sein deduktives Denken aus, ließ sich in Gedanken vollkommen auf die Szene vor seinem inneren Auge ein, in eine lusterfüllte Stimmung hineinziehen. Ob er sich nun schlecht dabei fühlen sollte oder nicht - mit John so etwas, zumindest in seiner fiktiven Wunschvorstellung, zu erleben, den Körper des Kleineren gedanklich so zu berühren, den Älteren sein Eigen zu nennen, obwohl dieser Fakt für sie beide unmöglich und in jeder Hinsicht absurd war - dennoch tat er es. Sherlocks Unterleib erzitterte vor Anspannung, kam gleichzeitig seiner Hand etwas entgegen, die langen Finger übten mehr Druck an seinem Glied aus. Er wollte nicht hetzen, wollte sich der Szene vor seinem inneren Auge voll und ganz, absolut untypischerweise, hingeben, diese so gut wie möglich auskosten, denn er ergab sich dabei keinesfalls der Illusion, dass diese Wirklichkeit werden könnte. Seine linke Hand derweil krallte sich immer fester in die Tischkante hinter ihm. Doch plötzlich... unruhig zuckten Sherlocks Augenbrauen nach unten, ließ die Hand abrupt inne halten, den Detektiv abermals kurzzeitig die Luft anhalten… irgendetwas bahnte sich da doch an… Doch es war nicht der, von Sherlock ersehnte, Höhepunkt, sondern eine schlimme Vorahnung, die er schon im nächsten Augenblick auch eindeutig benennen konnte. ... Seine Augen öffneten sich, sahen hinauf zur Decke, dabei presste er für wenige Sekunden die Lippen aufeinander. Ein fast schon genervtes Stöhnen entkam ihm, während er nun, ohne Hektik, die Hand aus seiner geöffneten Hose nahm, um sich auch mit dieser am Küchentisch hinter sich ab zu stützen… “Sie kommen gerade sehr ungelegen.” Noch immer stand der junge Detektiv mit der Vorderseite zum Fenster, konnte also nicht sehen, was sich hinter ihm abspielte. Jedoch musste er das auch gar nicht, da sein geübter Spürsinn für solche Dinge, die man nicht unbedingt gleich sehen oder hören konnte, ihn auch dieses mal nicht im Stich ließ. Einige Meter weit hinter ihm, gerade eben erst wieder nach Hause gekommen, stand der Doktor, stillschweigend und augenscheinlich zur sprichwörtlichen Salzsäule erstarrt. Sah sichtlich überrascht, mit aufgerissenen Augen zu seinem Mitbewohner, konnte nur stumm dessen Rücken betrachten. John war etwas früher dran als geplant. Nachdem er mit Sarah das Restaurant verlassen hatte, waren sie noch ein kurzes Stück spazieren gegangen und hatten sich dann voneinander verabschiedet. John hatte sich dabei merkwürdig gefühlt, nicht so Recht gewusst, wie er mit seinen Empfindungen und seiner Meinung gegenüber Sarah umgehen sollte. Er war sich erneut fast albern vorgekommen, sein eigenes Verhalten ihm fast zu übertrieben, irgendwie falsch. Sarah hatte sich, so schien es ihm zumindest, die größte Mühe gegeben damit er sich wohler fühlen sollte, aber ob sie es nun gut gemeint hatte oder nicht, es war einfach eine total seltsame Situation gewesen. John hatte doch einfach nur mal für wenige Stunden seine Ruhe vor dem Consulting Detective haben wollen. Mehr nicht… Doch erneut wurde ihm ein Bein gestellt. Wieder einmal zeigte ihm sein Schicksal herablassend, dass es ihm wohl einfach keine Pause gönnen wollte. Keine Erleichterung, kein Pardon. Vielmehr stand er jetzt hier, völlig überrumpelt, mal wieder, wenn nicht sogar erschrocken und sogar beinahe etwas erstaunt, kurzum wie angewurzelt, am Durchgang zur Küche. Stumm und unfähig das Gesehene zu verstehen, geschweige denn richtig zu realisieren. Als er eben gerade wieder nach Hause gekommen war und schnell rauf in sein Zimmer gehen wollte, war er nicht drum herum gekommen noch einmal kurz das Wohnzimmer zu betreten. Musste sofort feststellen, dass sich sein Mitbewohner nicht mehr auf der Couch befand. Stattdessen hatte der Doktor ein seltsames Geräusch vernommen, welches aus diesem Raum hier zu kommen schien und hatte sogleich diese Richtung eingeschlagen. Seine Augen hatten dann auch sofort seinen Kollegen fixiert, der jedoch…… Weiter wollte John gar nicht denken, als er blitzartig das eben Geschehene nochmals durch seinen Kopf schießen ließ. Sofort hatte er Sherlocks zweideutige Bewegung mit dessen Hand wahrgenommen und begriffen, was dieser eigentlich tat. Dass sich Sherlock ausgerechnet hier in der Küche ‘amüsieren’ musste und dabei diese noch immer nicht aufgeräumt war, ignorierte der Veteran gezwungenermaßen für einen Moment. Konzentrierte sich vielmehr auf die harte Aufgabe, seine Gedanken nicht noch weiter um den Größeren und dessen vorherige Tätigkeit kreisen zu lassen. Dieser Anblick und diese Handlung, obwohl er so gut wie nichts gesehen hatte, außer die Rückseite Sherlocks, brachte ihn völlig aus dem Konzept. Der Gedanke daran das dieser das 'einfach so' tun würde, war ungewohnt und passte zugegebenermaßen nicht wirklich zu dem Detektiv. Was also um Himmels Willen sollte das hier werden? Zur gleichen Zeit drehte Sherlock seinen Kopf ein wenig zur Seite, blickte weiterhin geradeaus und sah aus dem Augenwinkel seinen Mitbewohner, wie dieser noch immer stumm einfach nur da stand und wohl nicht so Recht wusste was er sagen bzw. wie er reagieren sollte. Unweigerlich konnte Sherlock es ihm ausnahmsweise sogar nicht mal verübeln. Resigniert lachte er kurz und leise auf, massierte sich dabei kurzzeitig mit geschlossenen Augen das Nasenbein. “John. Wenn Sie nichts zu sagen haben, müssen Sie hier auch nicht weiter herum stehen.” Ob es nun ein Startsignal, eine Aufforderung sich endlich wieder in Bewegung zu setzen oder nur der Hauch von Spott war - durch diesen Satz fand der Doktor endlich seine Stimme wieder. Langsam entwich ein wenig die Überraschung und Anspannung aus Johns Körper. Kurz leckte er sich einmal nachdenklich über die Lippen, die ihm plötzlich ganz trocken vorkamen, räusperte sich leise, ehe er zu sprechen anfing. “Wissen Sie, ich will gar nicht wissen was Sie so treiben wenn ich nicht da bin. Das ist ganz Ihre Sache, ich verurteile niemanden. Allerdings eine Frage hätte ich noch, bevor ich gleich wieder auf mein Zimmer verschwinden und so tun werde, als hätte ich nichts gesehen.” “Und die wäre?”, fragte Sherlock trocken. Klang nicht sonderlich beeindruckt und schien, zu Johns Verwunderung, ziemlich locker und gelassen mit der momentanen Situation umzugehen. Aber was hätte man denn bitte auch sonst von dem selbsternannten Consulting Detektiv erwarten sollen? Dass er wie ein aufgescheuchtes Tier erschrocken und aufschreiend aufsprang, schnell in sein Zimmer rannte und sich für den Rest des Tages dort einsperrte? Ausgeschlossen. Johns Augen wurden etwas schmaler, fühlte nun, nach dem ersten Schock von eben, langsam aber sicher etwas Wut in sich aufsteigen. “Warum Bitteschön ausgerechnet hier in unserer Küche, die Sie doch eigentlich schon längst hätten aufräumen sollen? Und dann auch noch auf dem Küchentisch?!” Dass der Kleinere offenbar erst jetzt darauf kam, war für Sherlock so unklar wie die Tatsache, dass sein Mitbewohner wohl versuchte das Thema in eine ganz andere Richtung zu lenken. Gut, er wusste, dass es höchstwahrscheinlich nicht gerade die 'feine englische Art war so etwas’, wie er es bis gerade eben versucht hatte zu Ende zu bringen, an solchen Orten auszuleben. Aber ein Grund zum Schämen war das deshalb auch nicht. Doch um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, tat Sherlock es seinem Freund kurzerhand gleich. Schaffte sich Ablenkung in Form eines Themenwechsels. Er drehte sich um, besah sich mit schnellen und gezielten Blicken seinen Mitbewohner, musterte ihn kurz, ehe er mit langsamen Schritten auf John zu kam. “Wie war eigentlich Ihr Treffen?”, kam es mit tiefer Stimme als Gegenfrage, woraufhin er sofort verwundert angesehen wurde. Sherlock fing an zu schmunzeln. Wenn auch trügerisch und finster. “Wie ich sehe hatten Sie beide nicht sonderlich viel Spaß und allen Anschein nach sind Sie froh wieder hier zu sein. War wohl doch nicht so eine gute Idee, diese kleine ‘Verabredung’?” John konnte es nicht fassen. Entrüstet und nicht gerade glücklich über jene Worte stieß er einen tiefen, warnenden Ton aus, während sich sein Blick verfinsterte. “Lassen Sie das Sherlock.” Doch Letztgenannter fing jetzt erst richtig an, hatte sich gerade erst warm geredet. “Sie sehen schlapp und niedergeschlagen aus. Ihre Haltung verrät vor Kurzem erst abgeklungene Langeweile. Sie sind etwas enttäuscht und anscheinend auch verwirrt, Ihre Augen spiegeln ihr Gemüt wieder. Dass Sie nervös waren, zeigt das zerknüllte Taschentuch in Ihrem Jackenärmel. Ihre Unruhe ist offensichtlich und die müden Augen bestätigen dies alles…” Der Doktor wich unbewusst zurück, als sich sein Kollege Stück für Stück weiter näherte. Letztendlich blieb Sherlock einen Meter weit vor John stehen, betrachtete diesen. Plötzlich hob der Detektiv den rechten Arm, lenkte seine Hand rauf zu Johns Gesicht und legte sie federleicht auf dessen Lippen, strich einmal mit dem Daumen und mit mehr Druck über diese. Leicht erschrocken über diese Tätigkeit, hielt der Ältere für einen kurzen Augenblick die Luft an. “Der Versuch diesen Fleck wegzubekommen ist Ihnen misslungen. Miss Swayer wollte wohl freundlich sein, doch…wie es scheint war es Ihnen eher unangenehm, woraufhin Sie später versucht haben ihn wegzubekommen. Wie kommt es John Watson?” Diese Frage sollte wohl darauf hindeuten, dass der Doktor doch sonst nicht so gegenüber Frauen war, vor allem wenn er doch gerade mit einer 'zusammen' war, sollte dieser sich da nicht lieber, wie sonst auch, über den Kontakt freuen!?… Ja Es stimmte... Nachdem sich John und Sarah voneinander verabschiedet hatten, war sie ihm in der Tat nochmals kurz näher gekommen und hatte ihm zum Abschied einen hauchzarten und kurzen Kuss auf die Lippen gegeben. Mit einem Winken war sie dann ins Taxi eingestiegen… John blieb zurück. Es war so schnell gegangen, dass er gar nichts mehr hatte sagen können. Ein kleines Lächeln,… und doch wischte er sich sanft über die Lippen, wollte dieses Souvenir nicht mit nach Hause nehmen. Doch warum?… John wusste es selbst nicht genau. Wusste in diesem Augenblick nur, dass er sich zusammenreißen musste seinem Mitbewohner gegenüber nicht ausfällig zu werden. Denn wie es aussah wollte Sherlock ihn provozieren oder viel mehr etwas Triezen. Wieder einmal kam in John ein Verdacht auf. Eine Ahnung von dem, was sich in seinem Kollegen abspielte. Eine Art und Weise die einer ‘Eifersucht’ sehr gleich kam. Aber ob seine Vermutung nun der Wahrheit entsprach,… musste wohl erst herausgefunden werden. Sherlock konnte nur zu gut erkennen, wie sein Gegenüber an dieser Aussage zu nagen hatte. Warum er das tat? Vielleicht um diesem altbekannten aufkommenden Gefühl zu entkommen, welches sich an diesem Tag schon zum zweiten Mal in ihm auszubreiten versuchte. Dieses grässliche Stechen in seinem Magen und nahe seines Brustkorbes. Er verabscheute es. Dennoch musste er es jedes Mal über sich ergehen lassen. Wie auch jetzt wieder. So wahr er hier vor John stand,… dieses unangenehme Gefühl machte ihn wahnsinnig. Ob sein Kollege dies überhaupt mitbekam, es vielleicht schon längst wusste?… Eifersucht… So nannte man dieses erdrückende Gefühl… Noch immer ruhte Sherlocks Hand auf Johns Lippen, strich noch einmal mit dem Daumen über den verschmierten Lippenstift Fleck, nahm sie dann wieder ganz weg. Der Doktor hatte sich die ganze Zeit, was gerade mal eine Minute lang gedauert hat, nicht vom Fleck bewegt oder einen Ton von sich gegeben. Er blieb still, wollte sich innerlich beruhigen. Seit seiner Ankunft waren, mit einem Mal, wieder sämtliche Empfindungen auf einen Schlag in ihm in Gang gesetzt worden und suchten den Veteran Heim. Durchwühlten seinen Kopf und machten ihn unsicher. Überschwemmten all jene Versuche - dem Detektiven etwas distanzierter gegenüber zu sein - im Nu und brachten seine Pläne zum Scheitern… John resignierte. Er konnte einfach nicht wütend sein. Aber wenn Sherlock wirklich eifersüchtig war,… sollte dieser das tatsächlich sein dann,… Der Blondschopf wusste nicht ob er sich etwas geehrt oder eher unwohl dabei fühlen sollte. Doch dieser Gedanke war interessant. Ein eifersüchtiger Sherlock Holmes… Das er das noch erleben durfte. … Beide Männer sahen sich stillschweigend an. Erst jetzt fiel John auf, dass Sherlock sich seines Jacketts entledigt hatte und seine Hose noch ein Stück weit offen war. Was einem allerdings dort drunter erwartete, konnte man nur erahnen. Die schwarze Hose des Größeren war oben rum zwar etwas enger, ließen der eigenen Fantasie im Schrittbereich dafür aber umso mehr Spielraum. Sherlock störte diese Tatsache nicht im geringsten, bemerkte jedoch gleichzeitig, dass sein Gegenüber ein wenig Hemmungen hatte seinen Blick so intensiv, wie er es tat, zu erwidern. Wie es aussah, versuchte der Doktor wohl mit seinen Augen höflichkeitshalber immer schön im oberen Bereich zu bleiben. Bloß nicht weiter runter schauen. … Das musste man dem ehemaligen Militärarzt wirklich lassen. Auch in diesem Punkt war er loyal und blieb mit seinem Tun und seinen Reaktionen standhaft. Eigentlich Schade… dachte sich Sherlock. Letztgenannter legte nachdenklich seinen Kopf schief. Sah mit prüfendem Blick zu seinem Freund runter, welcher momentan nur bewegungslos dastand und ernsthaft darüber nachdachte, sich jetzt nicht einfach umzudrehen und zu gehen. Doch so weit würde es der Consulting Detective nicht kommen lassen. Nicht jetzt. Denn interessanterweise fand er immer mehr Gefallen daran, den Veteran ein klein wenig in die Enge zu treiben. Diesen ein wenig auf die Probe zu stellen und ihn zu necken und vielleicht auch noch ein wenig mehr… Neugierde machte sich in ihm breit, ließ ihn auf spielerische Gedanken kommen. Sherlock dachte scharf nach, auf was genau das Ganze wieder hinauslaufen könnte. Diese ‘Anfänge’ kannte er von John und sich nur zu gut. Beweise dafür gab es mittlerweile schon genug - siehe experimenteller Kuss und Bettszene in Johns Schlafzimmer. Bei den Gedanken daran durchfuhr des Detektivs Körper ein freudig erregtes Kribbeln, ließ ihm einen leichten Schauer über den Rücken jagen. Seine schmalen langen Finger fingen vor Vorfreude an zu jucken, wenn er sich nur vorstellte noch ein einziges Mal in solch eine Lage zu kommen. Noch einmal die Chance zu haben seinem Kollegen und Freund ein wenig näher zu kommen. Sein Verstand setzte aus, doch sein Körper arbeitete für ihn weiter. Führte ihn, drängte ihn. Gab ihm die Richtung vor - ein Weg zu neuen Erfahrungen, Erkenntnisse, Neugierde und Wissenshunger die allesamt gestillt werden wollten. Eifersucht hin oder her, sollte Mann es doch nennen wie er wollte. Sherlock Holmes ließ sich in keine Schublade packen, wollte schlichtweg einfach nur über gewisse Dinge einen Überblick haben, austesten, probieren, sich darüber im Klaren sein… Doch hierzu benötigte er jemanden. Keinen Geringeren als John. Dieser aber würde sich mit Sicherheit wieder quer stellen. Nun kam auch noch erschwerend hinzu, dass sie beide ausgemacht hatten sich nicht mehr all zu nahe zu kommen. Was für ein unsinniger und dummer Vorschlag. Was für eine unnötige Regel… Da standen sie nun. Unfähig das Richtige zu denken und nicht dazu in der Lage den bestimmten Grad zu halten. Erbärmlich, albern. Der Größere spürte, wie zum wiederholten Male etwas nicht mit ihm stimmte. Auch John war ganz konfus, begriff nicht warum er nicht wütend auf seinen Gegenüber sein konnte. Warum er nichts dazu sagte, keinen Aufstand mehr wegen der Küche machte, nichts erwiderte. Was es auch war was beide in diese Enge trieb, es geschah hier und jetzt. Es fing von Neuem an, ein neues Spiel. … Mit neutralem Blick hielt John ihrem Augenkontakt weiterhin stand. Hob langsam seine Hand und strich sich ebenfalls noch einmal über die Lippen. Wäre er zu dieser Stunde dazu in der Lage, würde er wahrscheinlich wegen Sarahs Kuss peinlich berührt sein. Doch diese eisblau-gräulichen Augen, die ihn so eindringlich musterten, schienen eine ganz andere Wirkung auf ihn zu haben. Sollte er sich freuen? Sich etwas auf die Eifersucht des Anderen einbilden? Diesen Fakt vielleicht sogar….etwas ausnutzen? “Sagen Sie Sherlock,…”, fing John mit einem Mal an zu sprechen, schaute nun einen Tick amüsiert und fragend zugleich. “…sind Sie etwa eifersüchtig?” Beide, besonders Sherlock, wussten die grausame Wahrheit. Doch als ob der Angesprochene je etwas wirklich Ehrliches darauf erwidern würde. Mit hochgezogener Augenbraue blickte er auf seinen kleineren Freund herab. Hob gespielt belustigt einen Mundwinkel. “Seien Sie nicht albern. Das Thema hatten wir doch bereits im Fahrstuhl. Wegen dieser Frau?” Ein üblicher abfälliger Ton schwang hierbei mit, wurde vom Arzt jedoch vorerst ignoriert. Mit einem kleinen Schritt trat dieses mal John etwas näher, fixierte Sherlocks Augen. “Dann verhalten Sie sich auch dementsprechend, sonst könnte man noch etwas anderes denken.” Seine Stimme wurde ruhiger, bestimmend und fester. Der Veteran wollte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Sherlocks Mimik zeigte bis jetzt keinerlei Gefühlsregung. Dieser verzog nur minimal den Mund, konnte sich schon denken, dass John ihn nun etwas aufziehen wollte. So so. Wollte er sich also mit ihm auf eine Höhe stellen. … “Na gut, aber und wenn schon, dann jedenfalls ‘nicht’ wegen diesem Weibsbild.” “Fängt das schon wieder an?” “Wenn Sie nicht damit aufhören von dieser Person zu reden, dann ja.” “Sie werden sich in dieser Hinsicht wohl nie ändern, nicht wahr?” John atmete genervt aus und schüttelte leicht den Kopf. “Sollte ich das?” “Wäre eventuell angebracht, ja.” “Ihre ganzen Frauen können mir egal sein, die interessieren mich nicht im Geringsten.” “Das sieht aber in meinen Augen ganz anders aus. Sie haben, wenn ich so darüber nachdenke, nie wirklich einen desinteressierten Eindruck auf mich gemacht, wenn es darum ging, dass ich ausgehen werde.” Sherlock verdrehte die Augen. “Wenn Sie meinen John. Mich lässt dies alles kalt, das können Sie mir glauben.” Johns eines Auge fing gefährlich an zu zucken. Überwand noch die letzten paar Zentimeter zwischen ihnen und stellte sich direkt vor seinen Mitbewohner, kam ihm extra und provokanterweise so nah wie nur möglich, zumindest soweit es sein Geist und Körper derzeitig zuließen. “Hm,…sehr entspannt sehen Sie aber nicht gerade aus.” Über diese plötzliche Nähe war der Consulting Detective zuerst etwas überrascht. Doch im Gegensatz zu John hielt er hierbei stand, blieb an Ort und Stelle, richtete sich unmerklich sogar noch etwas mehr vor dem  Kleineren auf. Ließ sich selbstverständlich nicht so einfach bloßstellen. “Das können Sie sich sparen, ich werde auf Ihre kindische Stichelei nicht eingehen.” Wie Bitte? ‘Stichelei’? Wer war hier denn Bitteschön derjenige der einen aufzog, höhnisch und überlegen auf einen hinab blickte und nichts Besseres zu tun hatte, als provokante Aussagen verbal umher zu schleudern, die einen eventuell verletzen könnten. Als ob Sherlock alias Kleinkind in diesem Punkt besser wäre. Das reine Gegenteil war der Fall. Unaufhörlicher Ärger breitete sich aus. Der Ältere von beiden musste nun wirklich aufpassen. Versuchte sich noch im Zaum zu halten. Hinzu kam auch noch dieser üble Geruch von verbranntem Holz und Kunststoff. Allein dieses Brennen in der Nase trieb einem mit der Zeit die Tränen in die Augen. Aber John ließ sich nicht ablenken. “Wir wissen beide, dass Ihre Worte nicht stimmen. Ist es denn so schlimm zuzugeben, dass man ein bisschen eifersüchtig ist?” Was John nur so daran störte. Es schien ihn nicht loszulassen. Sherlock empfand es dennoch als ziemlich nervtötend. “Durchaus. Vor allem wenn es nicht der Wahrheit entspricht.” “Ausrede. Das kaufe ich Ihnen nicht ab.” “John, wenn das ein Verhör werden soll dann vergessen Sie es. Das wird Ihnen nämlich nicht viel bringen.” “Trotzdem behaupte ich, dass Sie sehr wohl ein Problem damit haben, wenn ich mich mit jemandem verabrede.” Die Hartnäckigkeit von John war beinahe beeindruckend. Dieses mal setzte er wohl alles auf eine Karte. “Kein so großes, dass es von Bedeutung sein könnte.” Die Hand des Arztes ballte sich zu einer Faust. “Ich weiß, dass Sie nie im Leben zugeben würden, wenn Sie dennoch so etwas wie Eifersucht empfinden.” “Falsch. Ich fühle rein gar nichts!” Das hatte gesessen. Johns Augenbrauen zuckten nach unten. Knirschte entrüstet mit den Zähnen und tat nun etwas, was er im Normalfall nie tun würde. Mit einem Mal schnellte seine Hand nach vorne und “Was ist damit? Können Sie DAS fühlen?” …-ließ sie in Sherlocks Schritt schnellen. Seine Hand platzierte sich gezielt zwischen dessen Beine, griff noch nicht all zu fest zu. Für eine Sekunde lang verstummte der Detektiv, zog scharf die Luft ein, während sich seine Augen weiteten und er zu aller erst Johns Handlung richtig begreifen musste. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Umso mehr war sein Mitbewohner darüber erstaunt, wie sehr der Consulting Detektiv trotz allem immer noch die Fassung bewahren konnte. Sherlock schluckte hart, schloss einen Wimpernschlag später kurz die Augen, und atmete so unauffällig und schnell es ging, tief ein und wieder auf. Johns Hand blieb an Ort und Stelle. Sherlock ahnte, dass dieser sie nicht so einfach wieder wegnehmen würde. Diese plötzliche und ungewohnte Wärme an seiner, noch nicht vollständig wieder abgeklungenen, Erregung ließ sein Denken auf einem Schlag aussetzen. Wenn auch nur kurz, und doch so deutlich, dass Holmes verhindern musste, keinen zweideutigen und halb verzweifelten Laut von sich zu geben. Erst jetzt spürte er, wie sehr er seine Erregung, nach dem abrupten Abbruch, bis dato hatte zurück halten müssen. Diese Finger an jener Stelle machten das Ganze nun nur noch schlimmer. Sherlock hätte es noch als akzeptabel empfunden, wenn es einfach nur ein wenig geschmerzt hätte. Doch zu seiner Missgunst hatte sein Körper wohl eine ganz andere Meinung dazu. Das Schlimmste was passieren konnte trat ein. Sherlock gefiel dieses Gefühl! Dieser leichte ziehende Schmerz, die Hoffnung es noch verhindern zu können, gepaart mit dem Versuch all das nicht zu sehr für den Doktor bemerkbar zu machen. Bis jetzt hatte der Ältere wohl noch nichts davon mitbekommen, war noch zu sehr damit beschäftigt seinen größeren Gegenüber warnend mit Blicken zu durchbohren. Abermals waren sie sich so nah. Viel zu nah. Sherlock riss sich zusammen, musste die Zähne zusammen beißen und hob schnell seine Hände. Er dirigierte sie zu Johns Schultern, stützte sich dort etwas ab und drückte den Anderen gleichzeitig etwas weg. “Ich habe es verstanden John. Sie können Ihre Hand wieder wegnehmen. …” Ob es nun leicht gepresst klang oder nicht, der Angesprochene sollte jetzt gefälligst sofort Abstand zu ihm halten, sonst… Sherlock selbst wusste nicht so Recht was passieren könnte… In schneller Abfolge schossen ihm die vergangen, intimen Szenen durch den Kopf, auch die, die er sich vorhin selbst ausgedacht hatte “Oh, gut zu wissen, dass Sie wohl doch noch spüren können. So eiskalt und gefühllos können Sie also doch nicht sein.” Pure Ironie, welche in diesem Fall gar nicht zu Johns sonstiger Art passte. Auf Sherlocks finsteren Blick hin, drückte der Doktor noch ein klein wenig mehr zu, ehe das Ganze, so schnell wie es angefangen hatte, auch schon wieder beendet wurde, er sein Hand wieder, auf Sherlocks Wunsch hin, wegnahm. Innerlich erleichtert versuchte der Consulting Detective weiterhin seine Mauer aufrecht zu erhalten. Ließ sich auch größtenteils nichts anmerken, außer, dass er leise und erlöst auf keuchte. Der Andere sah es ihm mit Sicherheit an. John blieb vorerst still, musterte seinen Kollegen für eine Weile ganz genau und kam ihm dann nochmalig so nahe wie möglich. John musste sich dafür etwas auf die Zehenspitzen stellen, um so in die Nähe von Sherlocks Ohr zu gelangen. Letztgenannter sah weiterhin geradeaus. Rührte sich nicht, während er überdeutlich die Vorderseite des Kleineren an seiner eigenen spüren konnte. So warm. So verdammt nah und … einladend... Bekam John überhaupt mit was er hier gerade veranstaltete, wie er Sherlocks Männlichkeit federleicht mit seinem Körper streifte? Diese beinahe Berührung war kaum zum Aushalten. Der Veteran stützte sich mit seinen Händen auf den Schultern des Detektivs ab, fing mit tiefer Stimme an, ohne dessen Gesicht dabei mit seinem eigenen zu berühren, in Sherlocks Ohr zu flüstern. “Wie Sie mir, so ich Ihnen. Was Sie können kann ich ebenso.” Direkt darauf angedeutet, Sherlocks Spielchen mit ihm in Johns Schlafzimmer nicht vergessen zu haben. Er beließ es dabei. Nun genügte es. Der ehemalige Militärarzt war keiner der andere mutwillig quälte. Doch diese Sache hier,… die hatte einfach sein müssen und der Gesichtsausdruck von Holmes war es ihm alle Male Wert gewesen. Schnell ließ er von dem anderen Mann ab, drehte sich kurzerhand um und entfernte sich. Sherlock stand noch da wie angewurzelt. Ein wenig fehlte es ihm an Dynamik, die er sonst immer ohne große Probleme besaß und entfalten konnte. Zugegebenermaßen verblüfft musste sich der Detektiv zusammenreißen, fasste sich übers Gesicht und weiter hoch durch sein lockiges dunkles Haar. Erstaunt. Er war über sich und die ganzen Sache hier erstaunt. Würde es aber natürlich typischerweise nie zugeben, nie zeigen, nicht mal ansatzweise. Er wusste beim besten Willen nicht, was John gerade dachte und von ihm wohl halten mochte. Vielleicht war es auch besser so. Er wollte es gar nicht wissen,… lieber nicht. Das Endergebnis ihres ‘Gespräches’ reichte ihm fürs Erste. Gott. Wie seine Körpermitte schmerzte. Eine Lust, die nicht gestillt werden konnte. Nicht mehr. Ihm war so verdammt heiß, dass er gewillt war ein Schluck Wasser zu trinken. Er brauchte Ruhe, sollte sich lieber wieder auf seine Couch legen und den Rest des Abends dort gedankenversunken verbringen. Derweil war John wieder im Wohnzimmer, hatte sich noch nicht umgedreht. “Machen Sie sich darüber Gedanken Sherlock. Denn noch einmal werde ich Ihnen nicht als Zeitvertreib dienen. Denken Sie an unsere Abmachung.” Er klang ernst, schien alle diese Begebenheiten noch immer nicht ganz verstanden zu haben. Sherlock war es langsam Leid. Sogar er brachte es zu Stande, die richtigen Schlüsse aus diesen ganzen Drama zu ziehen. Konnte oder wollte es John nicht begreifen? Sherlock wurde nicht schlau daraus. Etwas was so gut wie nie vorkam und ihn mehr denn je verrückt werden ließ. Er wurde wirklich noch wahnsinnig… Jetzt stand er hier in der Küche. Alleine… John wartete nicht länger und lief rauf in sein Zimmer. Ließ seinen Mitbewohner hier zurück. Sherlock stöhnte genervt. Seinen Arm hatte er inzwischen schon längst wieder von den Nikotinpflastern befreit. Hatte tatsächlich noch ein Schluck Wasser zu sich genommen, sein Hemd, wegen dieser fürchterlichen innerlichen Hitze, ausgezogen und sich auf die Couch geschmissen. Und nun lag er schon eine halbe Stunde lang öde herum, während sich nervtötende Gedanken durch seinen Verstand fraßen. Weiterhin mit geschlossenen Augen dort auf dem Liegesofa liegend, presste er sich so stark es ging in die Polsterung unter sich, verkrampfte sich dabei. Den Rest des Abends verbrachte der selbsternannten Consulting Detektiv dort. War für sich mit seine quälenden Gedanken. Am Rande hatte er registriert, dass kurze Zeit, nachdem der Doktor das Wohnzimmer verlassen hatte, um sein Zimmer aufzusuchen, unten die Haustür geöffnet und wieder geschlossen worden war. Sherlock konnte sich schon sehr genau denken, wer da das Haus verlassen hatte und er musste auch bitter feststellen, dass er sich mehr als sicher über dessen Ziel war. //“Machen Sie sich darüber Gedanken Sherlock. Denn noch einmal werde ich Ihnen nicht als Zeitvertreib dienen. Denken Sie an unsere Abmachung.”// Immer und immer wieder hallten Johns Worte in seinem Kopf wider. //Denken Sie an unsere Abmachung… an unsere Abmachung….Abmachung…// Sherlock strich sich zähneknirschend durchs zerzauste Haar. Das konnte doch nicht wahr sein. Dieses Echo in seinem Kopf verursachte donnernde Kopfschmerzen, die beim besten Willen nicht verschwinden wollten. Warum nur hatte er diesem idiotischen Vorschlag bloß zugestimmt? Diese Idee, diese alberne Regel von John? Wie bitteschön sollte man noch normal miteinander umgehen, wenn man schon untereinander ‘Regeln‘ aufstellte? Wenn man immer daran erinnert wurde, dass man dem anderen nur nicht zu nahe kommen durfte. Sich jedes seiner Worte und jede Tat vorher genau überlegen musste und… wie anstrengend. “So ein Unsinn!“Sherlock setzte sich halb auf, starrte an die Decke, war nun offenbar sogar schon so weit, dass er seine Gehirnströme und sein kopfschmerzartiges Gedankenchaos selbst laut unterbrechen musste. Wie tief war er nur gesunken?… Verzweiflung. Resignation. Er hatte mit seinem Verhalten den Älteren nun erst Recht in die Arme dieser Frau getrieben. Es war doch zum aus der Haut fahren. Diese unfreiwillige Antwort, die er dem Doktor im Badezimmer gegeben hatte, war für ihn - nun klarer denn je - einfach nur gelogener Mist. Er verfluchte den Kleineren beinahe für seine bescheuert vernünftige Rede, von der er doch genau wusste, dass sie ebenso eigentlich erstunken und erlogen gewesen war. Zum Kopfschütteln. Das sich der Consulting Detective schon selbst einen Idioten schimpfte, sollte schon etwas heißen. …… Doch weswegen war er nun eigentlich so sauer?… Ja, er ärgerte sich über John,… obwohl er selbst, Sherlock Holmes, nicht einmal wusste, was mit ihnen überhaupt los war. Vermutungen, ahnen konnte man viel. Er musste es ‘wissen‘. Doch anscheinend half nicht einmal sein deduktionsartiges Denken in dieser verzwickten Angelegenheit weiter… John… Immer nur ging es um diesen Mann… Diesen viel zu gutherzige, loyale, an das Gute im Menschen glaubende, ehemalige Militärarzt… Diesen eine Mann, der gerade, weil er Sherlock Holmes, mal wieder, Mist gebaut hatte, bei jemand anderem war, sich diesem näherte... Und wozu?! Um sich selbst etwas zu beweisen?! Sherlock drehte sich nun leise knurrend auf die Seite und schloss die Augen. Sich dazu zwingend sie erst wieder morgen früh zu öffnen. Er stöhnte entnervt… Wenn er nur wüsste,… wenn er verdammt noch mal nur die leiseste Ahnung hätte, wie sie beide dieses irritierende und stressige ´Problem´ lösen könnten. Er war schon beinahe soweit es sich zu wünschen. Sich eine Antwort zu erhoffen.… Doch dieser Wunsch war ihm wohl nicht vergönnt und sollte ihm deshalb nicht erfüllt werden. … Während sich seine, immer mehr abklingende, Erregung bald schon verflüchtigte, glitt Sherlock in einen unruhigen Schlaf. Was für ein Tag. Was für ein Abend. … Schlussendlich war er einfach nur alleine gelassen worden, seinen eigenen Gefühlen ausgesetzt. Damit musste Schluss sein!… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)