Glut von _Momo-chan_ ================================================================================ Kapitel 1: Glut --------------- „Es stimmt… Ich hasse dich nicht… Nein… Ich habe es nie… Ich…Lu…“   Hatte er das gerade laut gesagt? Was murmelte er da nur vor sich hin? Das Fieber machte ihn ganz dösig… Und leider auch redselig. Wo war er nochmal? Es war heiß und trotzdem… Seine Hände, die sich in die Decke krallten waren eiskalt. Eine Glasflasche schob sich in sein Sichtfeld.   „Vanitas, trink etwas Wasser. Du dehydrierst sonst.“   Ach ja, Jeanne war hier… Träge hob er den Kopf um sie anzusehen. Langsam wurde ihm wieder etwas klarer. Wann hatte Jeanne ihr Unterkleid wieder angezogen? Noch vor ein paar Sekunden hatte er doch ihre nackte Schulter an seiner gespürt. Ihr Geruch ganz nah. Sein Blick sank auf die Flasche in ihrer Hand. Er konnte sich ein zynisches Zucken seiner Mundwinkel nicht verkneifen und das obwohl sein Gesicht vor Hitze brannte. „Bist du sicher? Du willst das Biest töten… und ich will es retten. Wir verfolgen unterschiedliche Ziele. Wir sind Feinde. Es wäre besser für dich mich an Ort und Stelle zu töten.“ Vanitas Stimme rasselte heiser, als diese Worte seinen Mund verließen. Er konnte beobachten wie Jeannes Mimik sich anspannte, wie sie die Zähne aufeinander biss, deutlich genervt von seiner Attitüde.   „Du stirbst, weil du mich beschützt hast! Wie könnte ich so etwas tun?!“, entfuhr es ihr deutlich lauter als zuvor. Vehement schüttelte Vanitas den Kopf. Er konnte es nicht fasse. Wie konnte man für eine selbstauferlegte Moralvorstellung nur so weit gehen? Wusste sie nicht, dass so eine Einstellung ihren Tod bedeuten konnte? Obwohl Jeanne eine Bourreau war hielt sie an so albernen Wertvorstellungen fest. So naiv. Sie war genau wie… „Naiv… Ihr seid so naiv! Deswegen werdet ihr auch… Du und Noé…!“ Seine Stimme war nur ein Keuchen. Aber er musste das loswerden. Es machte ihn wütend. Die Welt war ein grausamer Ort. Gefühlsduselei würde keinen von ihnen weiterbringen. Wieso lies sie ihn nicht einfach zurück? Wieso…?     Jeannes Griff um die Flasche festigte sich, als sie Vanitas in seinem Redeschwall beobachtete. Es nervte sie so sehr! Diese Arroganz von ihm, die er selbst dem Tode nahe noch heraushängen ließ. Dann war sie eben naiv! Besser als ein abgebrühter Kerl, der in allen nur das Schlechteste sah! Sie würde sich garantiert nicht ansehen wie er sich erst für sie opferte und dann hier in Selbstmitleid versank. Bilder von ihren vorherigen Begegnungen zuckten vor ihrem inneren Auge auf. Wie er sie einfach geküsst hatte. Wie er ihr mit einem süffisanten Grinsen ein Versprechen, einen Handel abverlangt hatte. Wie er sich selbstbewusst dazu bereit erklärt hatte sie zu töten, falls es nötig sein sollte. Immer hatte er sich aufgespielt und nun... War er zum ersten Mal wirklich ehrlich zu ihr. Versteckte seinen Hass auf die Welt nicht hinter einem spitzbübischen Grinsen oder Provokanten Worten. Konnte er nicht akzeptieren, dass sie seine Schwäche sah? Wieso musste er so einen Aufstand machen? Trotz seines angeschlagenen Zustandes fand er immer noch die Energie Jeanne zu beschimpfen. Es machte sie rasend! Er sollte einfach die Klappe halten und sich ausruhen!   Er musste wenigstens etwas trinken und irgendwie würde sie ihn schon dazu bringen still zu sein. Kurz entschlossen nahm sie selbst einen großen Schluck des Wassers in ihren Mund, packte das Gesicht des jungen Mannes an den seitlich herabfallenden Haarsträhnen und zog seine Lippen auf ihre. Sie konnte spüren wie er erstarrte, seine Lippen, sowie seine Augen vor Schock leicht geweitet, gelang es ihr das Wasser zum Großteil in seinen Mund fließen zu lassen. Sie konnte deutlich hören, wie Vanitas gezwungenermaßen schluckte. Jeanne löste sich nur wenige Zentimeter von ihm. Vanitas noch immer festhaltend starrte sie ihm giftig direkt in die eisblauen Augen. Ihre Stimme dabei ein wütendes Zischen.   „Sei still! Wenn du so unbedingt von mir getötet werden willst, dann konzentrier dich jetzt darauf dich auszuruhen!“     Wie vom Donner gerührt starrte Vanitas die Vampirin vor sich einfach nur an. Das kühle Wasser, welches an seinen Mundwinkeln hinabrann bemerkte er nicht einmal. Während seine tellergroßen Augen sie stumm musterten konnte er förmlich spüren, wie die Hitze in seinem Gesicht noch anwuchs. Was zum…? Was war gerade passiert? Sie hatte ihm Wasser eingeflößt. Das spürte er ganz deutlich, denn seine Zunge fühlte sich nun angenehm feucht und kühl an. Er hatte völlig ausgeblendet wie durstig er eigentlich gewesen war. Aber wie…? War das…? Er hatte deutlich ihre Lippen gespürt.   Zu dem lähmenden Schock gesellte sich plötzlich ein Druck in seiner Brust, der bis in seinen Hals drang, bis er schließlich seinen beschleunigten Herzschlag bis in seine Ohren spüren konnte. Der zischende Ton in ihrer Stimme bescherte Vanitas eine Gänsehaut. Luna hatte recht. Dieses Mädchen war furchteinflößend und wunderschön zur selben Zeit. Plötzlich spürte er wieder einen Zug an seinem Gesicht. Sie wollte das von eben doch nicht etwa wiederholen, oder?   „Jea…!“   Doch noch ehe er mit heiserer Stimme ihren Namen aussprechen konnte, hatte Jeanne seine Lippen erneut mit ihren eigenen versiegelt. Und mit einem Mal fühlte er sich so schrecklich schwach. Willenlos ließ er zu, dass mehr von dem wohltuenden Nass seine Kehle benetzte. Es tat gut… Das Gefühl angenehm warm und weich. Langsam schloss Vanitas die Augen und lehnte sich träge gegen Jeannes stützende Hände. Sie war wirklich stark für eine Frau. Das war bei Vampiren wohl normal. Eine angenehme Ruhe überkam ihn. Ihre Lippen lösten sich nicht voneinander, aber er hatte nicht die Kraft es zu hinterfragen. Da war nur dieses warme Gefühl, das ihm einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Durch den Austausch des Wassers waren ihrer beider Lippen leicht geöffnet und ohne, dass es dem jungen Menschen wirklich bewusst war, lockerte sich seine Zunge und stupste sanft Jeannes Lippen an, ehe sie zwischen diese glitt. Es war feucht, aber nicht unangenehm. Der Geschmack, der ihn empfing geradezu vertraut. Ein weiterer Schauer durchfuhr ihn als er bemerkte, wie Jeannes Zunge sich gegen seine eigene bewegte, sie sogar sanft zurückdrängte. Erneut spürte er wie sein Herzschlag sich beschleunigt hatte und aufgeregt gegen seinen Brustkorb hämmerte, als befände sich darin ein kleiner Vogel, der seinen Weg in die Freiheit suchte.   Als Jeanne die Verbindung ihrer Lippen schließlich löste und sich zurückzog, kam Vanitas ihr mit einem kaum hörbaren Wimmern ein Stück hinterher, ehe seine Augenlieder plötzlich aufflatterten und ihm bewusst wurde, was da eigentlich geschah. Mit knallroten Wangen sah er zu Boden. Was tat er hier nur? Nein! Was tat Jeanne da? War es wirklich notwendig gewesen ihm das Wasser so einzuflößen? Nur um ihn zum Schweigen zu bringen? Und das gerade? War es ein Kuss? Oder bildete er sich das ein? Er konnte sie nicht ansehen, aber je angestrengter er nachdachte, desto mehr schmerzte sein fiebriger Kopf. Irgendwie war ihm schwindelig…     Jeanne hatte es endlich geschafft. Mit dem zweiten Versuch ihm Wasser zuzuführen, hatte sie Vanitas endlich dazu gebracht still zu sein. Er wehrte sich nicht mehr gegen ihre Führsorge. Mit Erstaunen stellte sie fest, dass er sich nach kurzer Zeit gegen sie sinken ließ. Er musste wirklich erschöpft sein. Vielleicht presste sie ihre Lippen etwas länger als nötig auf seine, um sicherzugehen, dass er alles trank, aber das Gefühl ihm so nahe zu sein war plötzlich sehr angenehm. Ihre Münder schienen förmlich in einander zu verschmelzen. Sie wusste nicht mehr wo ihr Körper aufhörte und seiner begann und so traf es sie gänzlich unerwartet, als sie seine Zunge in träger Bewegung an ihrer spürte. Für einen kurzen Moment ließ sie sich dazu hinreißen diese zaghafte Zärtlichkeit zu erwidern. Sie schloss ihre Augen. War das ein Kuss? Es fühlte sich ganz anders an, als bei ihrer ersten Begegnung, bei der Vanitas ihr grob seine Lippen aufgezwängt hatte.   Scheu wich sie zurück. Aufhören! Sie hatte erreicht was sie wollte und durfte seinen geschwächten Zustand nicht ausnutzen. Als sie sich schließlich komplett von Vanitas löste und ihn wieder ansehen konnte, beobachtete sie wie er wieder leicht nach vorn in sich zusammensank. Es ging ihm sichtlich schlecht und doch konnte sie nicht verhindern, dass sie ein sanftes Flattern in ihrer Brust spürte, dass ihre Lippen kribbelten. Aber Vanitas reagierte nicht weiter. Betretenes Schweigen trat ein.   „Vanitas, ich…“, begann Jeanne leise, ehe sie geschockt die Augen aufriss, als der junge Mann vor ihr plötzlich nach vorn kippte.   „Vanitas!“   Es gelang ihr gerade rechtzeitig ihn aufzufangen, bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte. Langsam zog Jeanne ihn wieder nach oben und bettete seine heiße Stirn in ihrer Halsbeuge, die herabgerutschte Decke dabei vorsichtig wieder über ihn ziehend. Heißer Atem drang ungleichmäßig an ihren Hals, die Schultern des jungen Mannes sich deutlich hebend und senkend. „Vanitas, kannst du mich hören?“, fragte sich vorsichtig, während sie versuchte trotz der innigen Nähe in sein Gesicht zu schauen. Seine Antwort war nur ein Hauchen, ein leises Murmeln. Sie konnte seine Stimme nah an ihrem Ohr vernehmen, nur verstehen konnte sie ihn nicht. Vanitas war nur noch halb bei Bewusstsein. Er musste sich dringend endlich ausruhen! Die ganze Zeit über war er wachsam gewesen, weil er ihr nicht traute. Ob er sich bei Noé anders verhalten hätte? Suchend sah Jeanne sich in der Hütte um. Was sollte sie jetzt tun? „Ich weiß, du willst das nicht, aber du solltest dich jetzt unbedingt hinlegen.“ Mit diesen Worten, schlang Jeanne einen ihrer Arme unter Vanitas‘ Kniekehlen, die sich irgendwo unter der Decke verbargen, und stützt mit dem anderen seinen Rücken, um den jungen Mann in ihren Armen langsam hochzuheben. Sie war ein Vampir. Es war kein Problem den schlanken Körper auf die Pritsche an der Wand zu legen, die nur durch eine sehr dünne Matratze aus Stroh gepolstert war.   Besorgt sah sie ihm in das erhitze Gesicht, während sie ihn vorsichtig enger in die Decke einpackte. Noch immer war sein Atem ungleichmäßig und schwer, die Haut beunruhigend trocken, doch er würde es schaffen. Mittlerweile war Vanitas‘ wieder aufgewärmt genug, um nicht zwingend auf ihre Körperwärme angewiesen zu sein. Sollte sie sich dennoch zu ihm legen? Das würde er nicht wollen, oder? Bereits vorher hatte er sich deutlich dagegen ausgesprochen. Jeannes Blick schweifte zur Feuerstelle. Wenn sie noch ein wenig Holz nachlegte, würde auch ihr selbst ohne Decke warm genug sein, die Nacht zu überstehen. Ihr Körper deutlich stabiler, als der des Menschen. Leise setzte sie sich auf den Boden neben das Bett und betrachtete den schwarzhaarigen Mann. Wann hatte sie sich zuletzt so sehr um jemanden gesorgt? Normalerweise nahm diese Position immer Meister Luca ein. Ihr ganzes Leben drehte sich um den kleinen Prinzen und plötzlich war da noch jemand den sie unbedingt retten wollte, jemand der sie anders behandelte als alle anderen.   Vorsichtig glitt sie mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand über den Bettrand, um Vanitas‘ linke Hand, an deren Unterarm sich nunmehr ein Verband befand, in ihre eigene zu schließen. Wenn sie doch Feinde waren, wie er sagte, wieso hatte er sie dann beschützt? In anderen Situationen behauptete er stets großspurig sie zu lieben. Was davon war die Wahrheit? Ganz sachte streichelte sie die kühlen Finger, während sie dabei zusah, wie Vanitas‘ Atem langsam ruhiger wurde und er in einen tiefen Schlaf verfiel. Sie verfolgten unterschiedliche Ziele und trotzdem waren sie sich irgendwie ähnlich. Es mochte sein, dass sie in dieser Angelegenheit Gegner waren, doch für heute würde sie auf ihn aufpassen. Leise legte Jeanne auch ihren anderen Arm auf den Bettrand und stützt ihren Kopf darauf ab. Noch eine ganze Weile hielt sie an Vanitas‘ Seite Wache, ehe ihre Lider schließlich schwerer wurden und sie neben ihm einschlief.     Als Vanitas erwachte und das hölzerne Dach im Inneren der Hütte erblickte, brauchte es einen Moment um zu realisieren wo er war. Ihn plagten Kopfschmerzen von dem noch immer vorherrschenden Flüssigkeitsmangel, sein Körper fühlte sich schwer an und doch hatte er so tief geschlafen wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Jetzt war er vollkommen klar. Es ging ihm deutlich besser. Das Gesicht zur Seite neigend, erblickte er Jeanne, die immer noch an den Bettrand gelehnt schlief. Hatte sie ihn ins Bett gelegt, oder hatte er es selbst getan? Wenn ja, wieso saß Jeanne auf dem Boden? Seine Erinnerungen an den vorherigen Abend waren gänzlich verschwommen. Nach ihrer Unterhaltung über Chloé d'Apchier wusste er fast nichts mehr, bis auf… Seine Wangen färbten sich rot. Jeanne hatte ihn gezwungen Wasser zu trinken. Mit dem Mund… Ruckartig setzte er sich auf. Eine Aktion, die er sofort wieder bereute, da sein Körper ihm die Vergiftung nicht so leicht vergab. Verkrampft legte er sich eine Hand an die schmerzende Stirn, während er wieder zu Jeanne blickte, die noch immer nicht erwacht war.   Hatten Vampire etwa alle so einen festen Schlaf? Ohne einen Laut rutsche Vanitas von der Pritsche herunter, um zu seiner Kleidung zu gelangen. Im Kamin brannte immer noch eine leichte Glut, die den Raum wärmte. Nachdem er sich zumindest Hose and Hemd übergezogen hatte, sah er erneut zu Jeanne. Hatte sie etwa die ganze Nacht dort auf dem Boden verbracht? Leise kniete er sich vor die junge Frau und betrachtete ihr Gesicht. Wieso hatte sie das alles getan? Ihn gerettet und dafür selbst riskiert Chloé d'Apchier aus den Augen zu verlieren? Nur um eine Schuld zu begleichen? Eine Schuld, die es eigentlich nicht gab? Immerhin hatte sie ihn erst zuvor vor dem Biest gerettet. Da war es doch ganz natürlich, dass er die Frau, die er liebte auch vor Astolfo Granatum beschützte.   Zum ersten Mal hatte Vanitas die Gelegenheit Jeannes Gesicht ganz in Ruhe zu betrachten. Die dichten weißen Wimpern, das weiche blass rosé-farbene Haar, die feinen Züge ihrer Nase und des Kiefers.     ‚Die junge Kriegerin, die über die Schlachtfelder raste und ihre eigenen Leute gnadenlos niedermetzelte. Sie war so schön, dass es mich schaudern ließ…‘     Das hatte Luna gesagt und es stimmte. Jeanne war zweifellos schön, stark, und wenn sie eine Aufgabe vor sich sah, nicht zu bremsen, aber… Es gab eine Seite an ihr, die Luna nicht kennengelernt hatte. Eine fröhliche, weiche, führsorgliche und zuweilen schüchterne Seite. Tief in ihr steckte noch immer das kleine Mädchen, welches gemeinsam mit Chloé d’Apchier hier in den Wäldern gespielt hatte. Das hatte er bereits bei ihrem „Rendezvous“ festgestellt. Wenn sie ihm ihr wahres Ich zeigte, mochte er sie am liebsten. Sie wollte für andere das Beste, selbst wenn sie das manchmal mit Gewalt durchsetzte. Bei diesem Gedanken seufzte er tief. Das durfte niemand jemals erfahren!   Resigniert schüttelte er den Kopf. Nein, er und Jeanne waren immer noch Feinde. Dass er so viel Schwäche von sich preisgegeben hatte, war fatal. Dieses Thema mussten sie ganz schnell vergessen und zum Normalzustand zurückkehren. Nachdenklich musterte er sie ein weiteres Mal, strich mit den Fingern seiner linken Hand vorsichtig, ohne sie zu wecken, eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sein Blick fiel auf ihre Schultern wo sich, jetzt da das Feuer verglühte eine leichte Gänsehaut bildete.   Was für eine dumme Frau… Sie würde noch sterben, wenn sie so weiter machte. Leise zog er die alte Decke vom Bett, um sie Jeanne um die frierenden Schultern zu legen, nur um kurz darauf auch ihren getrockneten Mantel vom Stuhl zu holen und ihn ebenfalls über sie zu stülpen. Es war nur richtig sie wenigstens zuzudecken, bevor er hier verschwinden würde. Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren, musste schleunigst aufbrechen und Noé finden. Wer wusste schon in welche Schwierigkeiten dieser Idiot sich schon wieder manövriert hatte?   Als Vanitas sich schwerfällig aufrichtete, um seine restliche Kleidung an sich zu nehmen, spürte er schmerzhaft den schweren Ohrring an seiner linken Seite hin und her schwingen. Normalerweise nahm er ihn zum Schlafen ab, aber das konnte Jeanne nicht wissen. Vermutlich sollte er ihn ohnehin lieber entfernen, sonst würden ihm in dieser Kälte da draußen noch die Ohrläppchen absterben. Ein tiefes Seufzen entwich ihm. Hätte er gewusst, dass sie sich in einer Schneehölle wiederfinden würden, hätte er definitiv mehr Kleidung eingepackt. Sorgsam legte er seinen Ohrring gemeinsam mit dem dazugehörigen Stecker der anderen Seite in seine Westentasche ehe er sich vollständig anzog.   Fast schon panisch zuckte Vanitas‘ Blick zur Seite, als er draußen Stimmen vernahm. Seinen Mantel packend, eilte er zur Tür, um durch den maroden Spalt zwischen Holz und Steinwand zu blicken.   Johann!   Erleichterung flutete ihn. Von den Dhampiren sollte zumindest vorerst keine Gefahr ausgehen und vielleicht hatten sie ja Informationen darüber wo Noé sich befand. Nach einem letzten flüchtigen Blick auf Jeanne stieß er die Tür auf und drängte sich hindurch, wobei er sie gleich wieder zuzog, sobald er draußen stand. Kein Grund, dass jemand Jeanne in Unterwäsche sah und auf falsche Gedanken kam.   „Hey, Johann! Wo habt ihr gesteckt?!“     Geweckt vom leisen Klicken der Tür öffnete Jeanne die Augen. Im Kamin knisterte noch immer die letzte Glut vom Vorabend. Benommen hob sie den Blick und sah, dass Licht durch den Türspalt dran. Es war Morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)