Beautiful Pain von Gedankenchaotin ================================================================================ Kapitel 1: POV Minhyuk ---------------------- Atemlos lasse ich mich in unserem Backstage - Bereich auf das Sofa fallen. Einer meiner Arme schiebt sich über meine Augen, während sich meine Brust unregelmässig hebt und wieder senkt. Gerade erst haben wir einen unser Auftritte beim diesjährigen “Kingdom - Legendary War” zu Ende gebracht und für mich war es die reinste Tortur. Nicht nur aufgrund der vorher genommenen Schmerzmittel, deren Wirkung langsam nachlässt, sondern auch, weil er sich dauernd in meiner Nähe befand. Han Ji Sung. Schon seitdem er zum ersten Mal vor mir gestanden hatte, hatte er mein Interesse geweckt. In den letzten Wochen war er mit seinen Freunden nicht nur einmal in meiner Wohnung gewesen und jedes Mal hatte ich Mühe, ihn überhaupt gehen zu lassen. Als sich eine Hand in meine Haare schiebt und Peniel’s Stimme erklingt, lächele ich automatisch. “Denkst du schon wieder nur an ihn?” Mit einem Seufzen öffne ich meine Augen und blicke zu meinem besten Freund auf. “Natürlich, an wen denn sonst?” “Warum sagst du es ihm nicht einfach?” Er hebt meine Beine etwas an und lässt sich ebenso auf der Couch nieder. “Du weisst, dass ich das nicht kann, Peniel.” “Warum nicht?”, stellt er direkt die Gegenfrage. In den letzten Tagen hat er mich nicht nur einmal aufgefordert, Han einfach zu sagen, was ich fühle. Langsam richte ich mich etwas auf und zische sofort schmerzerfüllt auf. “Weil es nicht geht.” Ein Augenrollen Peniels ist die Antwort, bevor auch er sich wieder erhebt. “Han ist nicht dumm, Minhyuk. Er wird merken, dass du dich ihm gegenüber anders verhälst, als noch vor wenigen Wochen." Erneut verlässt ein Seufzen meine Lippen. “Ich kann es ihm nicht sagen, ohne unsere Freundschaft auf Spiel zu setzen. Und außerdem .. was soll er denn mit einem alten Sack wie mir, der sich mit Schmerztabletten auf die Bühne quält? Nur damit er seinen Traum nicht aufgeben muss?” “Du machst es dir schwerer als es ist, Kleiner”, lächelt er und hält mir seine Hand hin. Dankbar ergreife ich diese und lasse mich von ihm hochziehen. “Kommst du später trotzdem noch mit?” “Wohin?” Irritiert blicke ich ihn an, was ihm ein Schmunzeln entlockt. “In deinem Kopf gibt es scheinbar wirklich nur noch ihn, aber du hast Glück. Er wird auch da sein.” “Wo denn?” Mein Blick wirkt fast verzweifelt, während es in meinem Kopf regelrecht rattert und ich darüber nachdenke, was er meinen könnte. Lachend schnippt er mir kurz gegen die Stirn. “Schon vergessen? Wir gehen nach der Show mit Stray Kids essen. Nachdem wir uns alle etwas frisch gemacht haben. Das haben wir doch gestern schon abgemacht.” “Oh.” Stimmt, das hatte ich tatsächlich vergessen oder es zumindest kurzzeitig verdrängt. "Du bist echt voll verknallt", neckt er mich erneut, was mich zum Brummen bringt. "Vollkommen." Lachend wuschelt er mir kurz durch die Haare und verschwindet wieder aus dem Raum. Und ich? Ich stehe wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Raum. Mit Gedanken in meinem Kopf, die einer Achterbahnfahrt gleichen und mich fast schwindlig werden lassen. Wäre es wirkich so einfach, wie Peniel sagt? Kann ich ihm wirklich einfach so sagen, was ich fühle? Kopfschüttelnd schlüpfe ich aus einem Teil meines Bühnenoutfits. Gerade, als ich mich nach unten beuge, um die Schnürsenkel meiner Schuhe zu öffnen, lässt die Wirkung der Schmerztabletten vollkommen nach. Der Schmerz schießt durch meinen gesamten Körper und ich kann einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. "Fuck." Minutenlang stehe ich vorne übergebeugt. Mein Brustkorb hebt und senkt sich erneut unregelmäßig und ich spüre Übelkeit in mir aufsteigen. "Minhyuk? Ist alles okay?" Als Han's Stimme hinter mir erklingt, schließe ich gequält die Augen. Warum muss ausgerechnet er mich in dieser Situation vorfinden? So schwach und am Ende meiner Kräfte. Fast bewegungsunfähig. "Peniel. Hol Peniel. Ich brauche Peniel. Bitte." Flehend sehe ich zu dem Jüngeren auf und ziehe unbewusst scharf die Luft ein, als ich das verletzte Flackern bemerke, dass über seine Gesichtszüge huscht. Noch bevor ich ein weiteres Mal reagieren kann, nickt er lediglich und verschwindet wieder aus dem Raum. Was war das denn gerade? Warum hat er so verletzt gewirkt? Oder habe ich mir das nur eingebildet? Kapitel 2: POV Han ------------------ Eigentlich habe ich schon längst mit den anderen weg sein wollen, um mit meinen Freunden in Richtung Dorm zu fahren. Dummerweise habe ich mein Handy in unserem Backstage - Raum auf dem Tisch vergessen. Bang Chan ist zwar nicht sonderlich angetan davon, dass er auf mich warten muss, aber ohne mein Handy will ich auch nicht gehen. Gerade, als ich wieder aus dem Raum trete und das Handy in meine Jackentasche gleiten lasse, vernehme ich den Schmerzensschrei und das deutliche “Fuck.” aus einem der anderen Räume. //Minhyuk? Er ist noch hier?// Nervosität macht sich in mir breit und ich bin erst gewillt, einfach zu gehen. Andererseits klang der Schmerzensschrei alles andere als gut und so, als könnte Minhyuk Hilfe gebrauchen. Nach kurzem Zögern und einem weiteren Stöhnen betrete ich langsam den Raum. “Minhyuk? Ist alles okay?” Sein Blick trifft auf meinen und was er sagt, löst direkt ein beklemmendes Gefühl in mir aus. Und es verletzt mich. “Peniel. Hol Peniel. Ich brauche Peniel. Bitte.” Sein flehender Blick sorgt für Herzklopfen und ich habe Mühe zu verbergen, wie verletzt ich bin. Knapp nicke ich und drehe mich wieder um, um aus dem Raum zu laufen. Auf der Suche nach dem Mann, den er dringender sehen will als mich. Vor der Tür atme ich kurz tief durch. Warum will er nicht, dass ich ihm helfe? Ist zwischen ihm und Peniel doch mehr, als ich es bislang gedacht habe? Und warum trifft mich allein der Gedanke daran mehr, als das er es sollte. Ich beisse mir leicht auf die Lippen und setze mich anschließend in Bewegung, um besagten Mann zu suchen. Vor dem Gebäude treffe ich nicht nur auf ihn, sondern auch auf meinen eigenen Bandleader. “Hast du dein Handy?”, spricht mich dieser auch sofort an, was mich zum Nicken bringt. Dennoch richte ich mein Augenmerk auf Peniel. “Minhyuk. Er braucht dich.” Der verblüffte Gesichtsausdruck des Älteren bleibt mir nicht verborgen. “Wieso?” Leicht zucke ich mit den Schultern und erkläre ihm kurz, wie ich den Blonden vorgefunden habe. Ich habe meinen letzten Satz noch gar nicht richtig beendet, da ist er schon wieder auf dem Weg ins Gebäude. Mit einem leisen Seufzen sehe ich ihm nach und anschließend wieder zu Bang Chan. “Können wir jetzt endlich los?” “Ja.”, antworte ich knapp und steige anschließend ein. Normalerweise lehne ich mich auf Busfahrten direkt an einen der anderen, ziehe es diesmal aber vor, mich auf einen der Einzelplätze zu setzen. Mit einer Hand ziehe ich das Handy aus meiner Jackentasche und stecke mir Kopfhörer in die Ohren. Ich will nicht reden, ich will keine Nähe der anderen. Ich spüre zwar den besorgten Blick von Felix auf mir, blicke ihn aber trotzdem nur kurz an, bevor ich aus dem Fenster sehe. Während die verschiedensten Beats zwischen meinen Gehörgängen hin und her wabern, versuche ich erneut dieses Gefühl in meinem Inneren zu deuten. Vor dem Gebäude, in dem wir gemeinsam leben, husche ich als einer der ersten aus dem Bus und verschwinde in dem Zimmer, dass ich mir mit Jeong In teile. “Han? Ist alles okay?” Ich höre zwar noch Felix’ Stimme hinter mir, schließe aber direkt die Tür, ohne ihm zu antworten. Im Zimmer lasse ich mich direkt auf dem Bett nieder, ohne mich überhaupt aus - oder umzuziehen. Das Bild Minhyuks taucht vor meinem inneren Augen auf und ich kann förmlich spüren, dass sich meine Lippen zu einem Lächeln verziehen. In den letzten Wochen haben wir uns etwas angenähert, haben viel Zeit miteinander verbracht. Obwohl meine und auch seine Freunde bei den Besuchen in seiner oder meiner Wohnung dabei waren, habe ich hauptsächlich die Tatsache genossen, in seiner Nähe sein zu können. Ich hatte nie den Eindruck, dass zwischen ihm und Peniel mehr sein könnte. Seufzend fahre ich mir mit einer Hand über das Gesicht und erneut schleicht sich ein Gefühl der Eifersucht an mich heran. Warum wollte er nicht, dass ich ihm helfe? Warum hat er mich weggeschickt und stattdessen nach Peniel verlangt? Als ein Klopfen an der Tür ertönt, bin ich erst gewillt, mich schlafen zu stellen, entscheide mich schließlich aber doch dagegen. "Ja?" Mein Kopf dreht sich in Richtung Tür, als sich diese öffnet und Bang Chan in dieser erscheint. "Darf ich?" Ich nicke langsam und setze mich auf, sodass ich mich mit dem Rücken an die Wand lehnen kann. "Was ist los mit dir?" Seine Frage sorgt für ein Schultern zucken. "Ich bin einfach nur erschöpft, genau wie ihr." Kurz verdreht mein Gegenüber die Augen, während ich ihm mit meinem Blick folge, als er ganz ins Zimmer tritt. Er schließt die Tür und hat sich keine fünf Sekunden später neben mich geworfen. "Was war eigentlich mit Minhyuk? Peniel war ziemlich schnell weg." Allein, dass Bang Chan seinen Namen erwähnt, sorgt dafüdass mein Herz kurz ins Stolpern gerät. "Irgendwas mit dem Rücken. Keine Ahnung. Ich sollte lediglich Peniel Bescheid sagen." Erneut zucke ich mit den Schultern, weiche aber dem Blick des Älteren aber aus. Schweigend mustert er mich und diesmal ist es mir tatsächlich unangenehm. "Komm, geh dich frisch machen und dann lass uns los." Jetzt sehe ich ihn doch wieder an. Ein entschuldigendes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich antworte. "Wäre es okay, wenn ich hier bleibe?" Irritiert zieht unser Leader die Augenbrauen zusammen. "Warum?" Unterdrückt seufze ich auf. "Ich habe keinen großen Hunger." "Bist du du sicher, dass alles okay ist?" "Mach dir keine Sorgen. Ich bin einfach nur erschöpft und werde mich schlafen legen." Ich sehe ihm an der Nasenspitze an, dass er nicht überzeugt ist, aber trotzdem nickt er. “Aber wenn was ist …” “ … werde ich mich melden, versprochen.” Ich beuge mich etwas zu ihm, damit ich ihn umarmen kann und sehe ihm anschließend dabei zu, wie er sich erhebt. “Ich schau später nochmal nach dir, wenn wir wieder da sind.” Noch immer scheint er etwas skeptisch, verschwindet aber aus dem Raum, als ich ihm ein Lächeln schenke. Kaum, dass er die Tür hinter sich geschlossen hat, lehne ich mich wieder nach hinten an die Wand. Das Handy liegt noch immer auf dem Bett, sodass ich es ergreife und mich durch meine Chatnachrichten scrolle. An dem mit Minhyuk bleibe ich hängen, lese mir durch, was wir in den letzten Tagen geschrieben haben. “Ob ich ihm einfach so schreiben kann?”, rede ich mit mir selbst, schließe seinen Chat erst, nur um ihn zwei Sekunden später doch wieder zu öffnen. Hey Hyuk., ich wollte nur ... , fange ich an und lösche es wenig später doch wieder. Er hat mich nicht mal sehen wollen, warum sollte er dann eine Nachricht von mir lesen wollen? Erneut lasse ich meine Finger über das Tastenfeld meines Handys gleiten. Yo, Bro. Ich hoffe, deinem Rücken geht es besser? “Das hat doch alles keinen Sinn!”, fluche ich auf und lösche auch diese Zeilen wieder. Meine Gedanken sind völlig durcheinander und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Vielleicht hätte ich doch mit meinem besten Freund darüber reden sollen und vor allem auch darüber, ob es normal ist, dass ich so eifersüchtig auf Peniel reagiere. Hoffe, mit deinem Rücken ist alles okay, Hyuk. Einen dritten Versuch wage ich, schicke ihn jedoch nicht ab. Minutenlang starre ich auf das Display und werfe das Handy im nächsten Moment erschrocken weg, als das Gerät klingelt und ich Minhyuks Namen lesen kann. //Fuck.// Kapitel 3: POV Minhyuk ---------------------- Der verletzte Blick Han's geht mir auch dann nicht aus dem Kopf, als Peniel das Zimmer betritt. Kurz überkommt mich so etwas wie Hoffnung, dass er doch zurück gekommen sein könnte. "Minhyuk, Minhyuk. Was machst du nur für Sachen?" Die Stimme Peniels erklingt direkt hinter mir. Würde mir nicht alles weh tun, hätte ich vermutlich mit den Schultern gezuckt. Oder gelacht. Ich weiß nicht, wie er einen unserer Ärzte so schnell erreicht hat, aber ich bin ihm dankbar dafür. Das verabreichte Schmerzmittel lindert den Schmerz und ich kann mich zumindest wieder aufrichten. "Könnt ihr mich nach Hause fahren?" Mein Blick gleitet wieder zu Peniel, nachdem der Arzt aus dem Raum verschwunden ist. “Kommst du nicht mehr mit zum Essen mit den anderen?” Der Jüngere wirkt etwas überrascht, als ich den Kopf schüttele. “Ich glaube, nach dem Erlebnis sollte ich mich lieber auf die Couch oder ins Bett legen und mich vor morgen früh nicht mehr von dort wegbewegen.” “Ich wäre für das Bett, sonst sind deine Schmerzen gleich wieder da.” Ein schiefes Grinsen gleitet über seine Lippen, bevor er sich meine Sachen schnappt. Ich folge ihm langsam und komme mir vor wie ein alter Mann. “Lach nicht”, brumme ich gen Peniel, als ich sein Grinsen bemerke, dass bei meinem Anblick nur noch breiter geworden ist.Ich schlüpfe zu ihm und den anderen ins Auto und ignoriere die besorgten Blicke von Eungwank und Changsub. Kurz erkläre ich ihnen, warum ich mich wie ein Faultier bewege, was die besorgten Blicke nicht unbedingt mildert. Meine Gedanken gleiten erneut zu Han und seiner Reaktion, auf die ich mir einfach keinen Reim machen kann. Ich werde weder daraus schlau, noch aus dem Jüngeren selbst. “ .. wenn was ist, meldest du dich aber, ja?” Peniels Stimme reißt mich wieder aus meinen Gedanken und ich nicke im ersten Moment lediglich. Ich habe kaum mitbekommen, was um mich herum passiert und bin umso überraschter, dass wir bereits vor dem Gebäudekomplex stehen, in dem sich meine Wohnung befindet. “Soll ich noch mit hochkommen?”, will mein bester Freund zusätzlich wissen, woraufhin ich automatisch den Kopf schüttele. “Nein, nein. Fahrt ihr ruhig weiter und schöne Grüße an die Jungs.” Da das Schmerzmittel tatsächlich noch immer wirkt, husche ich schnell aus dem Auto und schlage die Tür hinter mir zu, ohne eine Antwort abzuwarten. In meiner Wohnung nutze ich die schmerzfreie Phase und schlüpfe in bequemere Sachen. Danach lasse ich mich mit einem Ächzen auf dem Sofa nieder und lege wie schon vorhin einen Arm über meine Augen. Erneut schleicht sich der Stray Kids - Rapper in meine Gedanken und ich fange erneut an, darüber nachzudenken, was genau seine Reaktion zu bedeuten hatte. Nach kurzer Überlegung lasse ich meinen Arm sinken, um nach meinem Handy auf dem Wohnzimmertisch zu angeln. Erst lese ich mir nur ein paar der Nachrichten durch, bevor ich einfach seine Nummer wähle. Ich habe gerade einfach das Bedürfnis, seine Stimme zu hören. Ich bin mir zwar sicher, dass er mit den anderen unterwegs ist, aber vielleicht findet er ja doch wenigstens ein paar Minuten für mich. Nur ein paar Minuten, in denen ich mich für seine Hilfe bedanken kann. Alles andere, was mich sonst noch beschäftigt, wenn es um ihn geht, kann ich ihm - entgegen Peniels Vorschlag - einfach nicht sagen. Minutenlang passiert gar nichts und ich lausche lediglich dem Tuten am anderen Ende der Leitung. Gerade, als sich Enttäuschung in mir breit macht und ich wieder auflegen will, vernehme ich seine leise Stimme. “Ja?” Dieses einfache Wort verschafft mir direkt Gänsehaut und ich bin froh, dass er mich in diesem Moment nicht sehen kann. Wie kann er mich nur so sehr aus der Fassung bringen? Mit einem einzigen Wort? Das ist doch unglaublich, oder? “Stör ich?”, frage ich zuerst nach, was er augenblicklich verneint. “Nein, Nein. Ich habe mich eh gerade gelangweilt.” “Bist du nicht mit den anderen unterwegs?” Angesicht der Stille, die bei ihm im Hintergrund herrscht, kann ich mir die Frage im Grunde auch selbst beantworten. “Ich hatte keine Lust und wollte ..” Als er abbricht, runzle ich etwas die Stirn. Kurz hadere ich mit mir, bevor ich doch wieder meine Stimme erhebe. “Ich wüsste etwas gegen deine Langeweile.” “Achja?” Kurz bilde ich mir ein, so etwas wie Irritation in seiner Stimme zu hören. “Was denn?” “Komm her.” “Jetzt?” Erneut scheint er überrascht. Als er schweigt, steigt Nervosität in mir auf. Habe ich etwas falsches gesagt? "Bist du Zuhause?”, hakt er nach und ich nicke im ersten Moment. Erst im Nachhinein fällt mir auf, dass er mich gar nicht sehen kann. “Ja. Mit dem Rücken wollte ich nicht unbedingt noch feiern gehen.” Jetzt in diesem Moment habe ich zwar keine Schmerzen, aber ich muss mein Glück ja auch nicht unbedingt herausfordern. Oder mein Pech. “Okay.” Mehr erwidert er nicht und ich bin mir im ersten Moment nicht sicher, was er meint. “Okay, du stimmst mir zu oder okay, du kommst her?”, frage ich deshalb auch sofort nach und richte mich auf der Couch wieder etwas auf. “Beides?” Sein leises Lachen sorgt für ein Kribbeln in meinem Inneren und ich beisse mir kurz auf die Lippen, um einen wohligen Laut zu unterdrücken. “Ich würde nur kurz duschen gehen und dann bei dir auf der Matte stehen”, erklingt zusätzlich seine Stimme, woraufhin ich so schnell nicke, dass mir kurz etwas schwummrig wird. “Klar. Bis gleich.” Noch bevor er vernünftig antworten kann, lege ich auf und lasse das Handy wieder sinken. Die Tatsache, dass er herkommen wird, macht mich nervös. Zumal es das erste Mal ist, dass er alleine hier sein wird. Nur er und ich. Allein in meiner Wohnung. Kapitel 4: POV Han ------------------ Minutenlang starre ich auf das Display und werfe das Handy im nächsten Moment erschrocken weg, als das Gerät klingelt und ich Minhyuks Namen lesen kann. //Fuck.// So schnell, wie ich das Handy weggeworfen habe, so schnell suche ich auch wieder danach. Obwohl sein Name auf dem Display stand, melde ich mich lediglich mit einem zaghaften "Ja?" Oder vielleicht auch gerade deshalb. "Stör ich?" Seine Frage verneine ich sofort und versuche das Gespräch einigermaßen aufrecht zu halten. Als er mir vorschlägt vorbeizukommen, weiten sich meine Augen direkt. Meinte er das ernst? Und wollte ich das überhaupt? "Jetzt?" Meine Stimme klingt überrascht und dennoch ist diesmal er derjenige, der sofort zustimmt. "Ja. Wenn du Zeit und Lust hast." Die Stimme Minhyuks erklingt erneut und ich kann mich nicht dagegen wehren, kurz zu erschaudern. Innerlich hadere ich mit mir, wiege Pro und Contra ab. "Okay. Dann .. so in einer Stunde? Dann kann ich noch duschen." Eigentlich habe ich nichts zu verlieren und es ist immerhin nicht das erste Mal, dass ich bei ihm zu Besuch bin. “Geht klar!” Noch bevor ich auch nur ansatzweise reagieren kann, vernehme ich nur das Tuten der Leitung. Kurz blinzele ich, ehe ich direkt aufspringe, um tatsächlich duschen zu gehen. Nur mit einem Handtuch bekleidet, stehe ich etwas später vor meinem Kleiderschrank. Ein Teil nach dem anderen ziehe ich aus diesem heraus, werfe mehrere T Shirts einfach achtlos zu Boden. Keines gefällt mir so wirklich, keines empfinde ich als passend. Ich will weder zu overdressed wirken, noch zu langweilig. Einfach normal eben. Völlig in meinem Tun versunken, zucke ich erschrocken zusammen, als sich mein Handy bemerkbar macht. Ungewöhnlich schnell hechte ich auf das Bett zu und angele nach meinem Handy. Zu meiner eigenen Enttäuschung sehe ich den Namen unseres Bandleaders auf dem Display aufleuchten. “Ja?” , melde ich mich erneut knapp und lasse mich etwas auf das Bett sinken. “Habe ich dich geweckt?” Seine Frage bringt mich kurz zum Schmunzeln. “Nein, hast du nicht. Ich wollte mich eh gerade anziehen.” “Anziehen? Heisst das, du kommst doch noch?” Seine Stimme klingt etwas erfreuter und ich spüre direkt den Anflug eines schlechten Gewissens in mir aufsteigen. “Nein. Ich .. wollte einfach eine Runde spazieren gehen. Frische Luft schnappen.” “Oh, okay.” Enttäuschung schwingt in seiner Stimme mit. “Aber wenn etwas ist …” “... werde ich mich bei dir melden”, beende ich seinen Satz auch diesmal. “Pass auf dich auf”, schiebt er noch hinterher und legt anschließend auf. Mit einem Seufzen erhebe ich mich und durchforste erneut meinen Kleiderschrank. Das schlechte Gewissen darüber, meinen besten Freund angelogen zu haben, schiebe ich an die Seite. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich mich endlich für eine schwarze Jeanshose und ein dazu passendes weissen Shirt entschieden. Während ich in meine Lederjacke schlüpfe, laufe ich nach kurzem Zögern in das Zimmer, dass unter anderem Bang Chan gehört. Eine Stimme in mir sagt mir zwar, dass es falsch ist, als ich den Schlüssel zu Minhyuks Wohnung entwende, aber ich nehme ihn trotzdem an mich. Nur für den Fall, dass er mir nicht öffnen sollte. Mein Weg führt mich direkt zu Minhyuks Wohnung. Kurz bleibe ich vor dem Gebäude stehen und sehe daran empor. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich den leichten Lichtschein hinter einem der Fenster entdecke. Ich lenke meine Schritte in Richtung Gebäude und drücke auf die Klingel. Stirnrunzelnd nehme ich zur Kenntnis das tatsächlich nichts passiert. Der Summer ertönt nicht und auch sonst passiert einfach nichts. Langsam schiebe ich eine Hand in meine Jackentasche und ziehe den Schlüssel aus dieser. Soll ich wirklich einfach reingehen? Ist er vielleicht doch nicht da? Aber dann hätte er mich nicht zu sich bestellt, oder? Was, wenn ihm was passiert ist? Meine Gedanken fahren Achterbahn und ich bilde mir direkt ein, Kopfschmerzen davon zu bekommen. Unschlüssig drehe ich den Schlüssel etwas in meinen Händen, bevor ich mich doch entschließe, einfach Nägel mit Köpfen zu machen. Ich laufe auf die Tür zu und öffne erst unten, um anschließend in einem der oberen Stockwerke seine Wohnung zu betreten. Noch bevor ich überhaupt richtig in der Wohnung bin, höre ich ein leises Schnarchen, dass mich glatt zum Schmunzeln bringt. //Wie süß.// Im Flur schlüpfe ich aus meinen Schuhen und schleiche mich in Richtung Wohnzimmer. Noch bevor ich es richtig betreten habe, erblicke ich ihn auf der Couch. Tatsächlich eingeschlafen. Ich schiebe den Schlüssel in meine Hosentasche und trete nach kurzem Zögern auf ihn zu, um mich vor der Couch in die Hocke gleiten zu lassen. Minutenlang sehe ich ihn einfach nur an, präge mir seine Gesichtszüge ein und lasse meinen Blick über diese hinweg schweifen. //Wie wunderschön er ist.// hallt es durch meine Gedanken, woraufhin ich fast vor mir selbst erschrecke. “Was denke ich hier eigentlich?”, murmele ich eher zu mir selbst und rappele mich wieder auf. Gerade, als ich mich wieder von ihm abgewendet habe, um meine Jacke auszuziehen, vernehme ich seine leise Stimme. “Han. Bleib, bei mir Han.” Kapitel 5: POV Han ------------------ Irritiert halte ich inne und sehe über die Schulter hinweg zu dem Älteren. Bei seinem Anblick legt sich erneut ein Lächeln auf meine Lippen. "Hyuk?", spreche ich ihn leise an und grinse automatisch, als ich ein weiteres Schnarchen als Antwort erhalte. Ich greife mir eine der Wolldecken und breite sie über ihm aus, bevor ich mich in die Küche zurück ziehe. Dadurch, dass ich nicht das erste Mal in dieser Wohnung bin, kann ich behaupten, mich etwas auszukennen. Deshalb entschließe ich mich auch dazu, Tee aufzusetzen und eine Kleinigkeit aus dem zu zaubern, was Minhyuk noch in seinem Kühlschrank hat. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mich auch nützlich machen und ich bin mir fast sicher, dass er bislang ebenso wenig gegessen hat, wie ich. Leise summend widme ich mich dem Essen, hänge dabei meinen eigenen Gedanken nach. Hier in seiner Wohnung zu sein, während er auf dem Sofa schläft, macht mich heute irgendwie nervös. Auch kann ich noch immer nicht richtig mit meinen Gedanken umgehen. Genauso wenig wie mit der Tatsache, dass ich eifersüchtig auf Peniel gewesen bin. Ob er auch manchmal auf meinen besten Freund eifersüchtig ist? Auf Bang Chan? Während das Curry schließlich vor sich hin köchelt, lasse ich mich am Küchentisch nieder. Mit Blick auf Minhyuk im Wohnzimmer, kaue ich etwas auf meiner Unterlippe herum. Nachdenklich lasse ich meine Gedanken Revue passieren, denke an die bisherigen Auftritte bei Kingdom. Von meiner Band, aber auch von Minhyuks. Reflexartig ziehe ich mein Handy aus der Tasche und suche den letzten Auftritt BTOBs. Gerade erst in der letzten Folge haben sie ausgerechnet unseren Song “Back Door” gecovert, was mich tatsächlich auch ein wenig mit Stolz erfüllt hat. Das Video ist schnell aufgerufen und ich ertappe mich dabei, dass ich mich fast ausschließlich auf Minhyuk konzentriere. Seine Stimme, seine Mimik, seine Gesten. Mein Herz schlägt erneut schneller, als es soll und das verwirrt mich ein weiteres Mal. “Du sabberst Han.” Als ausgerechnet Minhyuks Stimme fast vor mir erklingt, zucke ich erschrocken zusammen und habe Mühe, dass Handy nicht gleich im hohen Bogen wegzuwerfen. “Was?” Reflexartig wische ich mir mit dem Handrücken über die Lippen und das Kinn, was den Blonden vor mir zum Lachen bringt. Langsam kommt er näher und lässt sich vor mir am anderen Ende der Tischseite nieder, “Was siehst du dir an?” Seine Stimme klingt amüsiert und ich drehe das Handy etwas in seine Richtung, froh darüber, zumindest Youtube vorher ausgeschaltet zu haben. “Nichts besonders.” “Ach nein? Davon muss ich mich selbst überzeugen.” Bevor ich überhaupt reagieren kann, hat er mir das Handy abgenommen und bereits nach wenigen Sekunden gefunden, was er gesucht hat. “Back Door, ja?” Das Grinsen auf seinen Lippen wird immer breiter und ich will am liebsten im Erdboden versinken. Mit einem Brummen lasse ich den Kopf vor mir auf die Tischplatte sinken. “Ja, Back Door.” “Warum?” Bei seiner Frage hebe ich meinen Kopf ein paar Zentimeter. “Warum was?” “Warum hast du es dir angesehen und nicht einen eurer Auftritte?” Seine Frage bringt mich aus dem Konzept und ich weiß tatsächlich nicht, was ich darauf antworten soll. “ .. weil er toll ist?”, antworte ich mit einem verlegenen Lächeln, bin mir sicher, momentan gerötete Wangen zu haben. Nicht nur aus Verlegenheit, sondern auch, weil mich seine plötzliche Nähe ziemlich nervös macht. “Wie geht es deinem Rücken?”, versuche ich das Gespräch in eine andere Richtung zu locken, während ich mich gleichzeitig erhebe, um nach dem Essen zu schauen. “Ist noch dran.”, erklingt seine Stimme mit einem leisen Lachen, was auch mich zum Schmunzeln bringt. “Wäre schlecht wenn nicht.” Während ich einen Blick in einen der Töpfe werfe, vernehme ich das Geräusche, dass sein Stuhl hinterlässt, als er ihn zurück schiebt. Keine Minute später schieben sich seine Arme um meine Hüften. Mit den Händen stützt er sich links und rechts von mir ab, während er kurz einen Blick auf das Essen wirft. “Läufst du mir davon, Han Jisung?”, raunt er mir anschließend ins Ohr und ich bin erneut sprachlos. Im Gegensatz zu meinem Körper. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)