Einsames Leid von Saraz ================================================================================ Kapitel 1: Imalon - Stadt der Trauer ------------------------------------ Sayri legte ihre Stirn in Falten. Sollte sie hier tatsächlich richtig sein? Konnte das die Stadt sein, die sie gesucht hatte? Seit so langer Zeit war sie nun unterwegs und ihr langer und ermüdender Weg sollte sie hier her geführt haben? Die Stadt war verschmutz. Man konnte keinen Schritt machen, ohne auf etwas mehr oder weniger nicht definierbares zu treten. An jeder Ecke lungerten mindestens 3 Menschen, eingehüllt in Stofffetzen, zu müde um sich zu bewegen geschweige denn aufzustehen. Alle machten sie einen kranken Eindruck, als hätte eine Seuche die Stadt heimgesucht. Sayri wirkte inmitten der Straßen dieser Stadt wie ein Fremdkörper, so hell und schön sie angezogen war. Als würde ein Engel sich herablassen um sich von dem Leiden der Menschheit einen genaueren Blick zu verschaffen. Sayri schluckte, als sie zwei Kinder um ein altes Stück Brot kämpfen sah. Die Kinder waren so dünn, dass man sie fast nicht von der Straße unterschieden konnte. Sie trugen zu große Kleidungen, oder waren es Leinensäcke? Sayri schauderte. Welch ein Unheil musste diese Stadt heimgesucht haben? Was hatte sie so zerstört? Oder sollte man sich eher fragen, wer sie so zerstört hatte? Sie warf einen kurzen Blick auf das Schloss, welches prunkvoll und edel am anderen Ende der Stadt lag. Es war wie Sayri das reinste Gegenbild zu der Stadt und schien nicht dazuzugehören. Hier herrschte kein guter König, das stand für sie fest. Die Elfe machte sich, froh ihr festes Schuhwerk anzuhaben, auf in Richtung Schloss über die verdreckten Straßen der Stadt "Imalon". Sayri hatte nicht gewusst, dass es auch auf Asgard eine so schreckliche Stadt gab. Nach ein paar Schritten kam sie bei einem kleinen Mädchen vorbei. Es war in ein blaues großes und altes Kleid gehüllt. Die einst wahrscheinlich blonden Haare hingen schlapp und verdreckt am Kopf herunter. Seine Hände und Füße waren so schwarz wie die Nacht, so vermutete Sayri erst es handelte sich um ein färbiges Kind, allerdings musste sie feststellen, dass es sich hierbei nur um Schmutz handelte. Sayri schluckte noch mal. Das Mädchen hatte das Gesicht in die Fetzen ihres Gewandes vergruben und weinte bitterlich. Langsam ging Sayri näher und legte vorsichtig die Hand auf die Schultern des kleinen Mädchens, nicht etwa weil sie sich vor ihr ekelte, sondern, weil sie es nicht erschrecken wollte. >>Zack<< Menschen, tausende Menschen rannten über die verdreckten Straßen Imalons. Darunter viele Eltern mit ihren Kindern. Alle hatten sie einen Blick, der nur Angst vor dem Tod und Angst vor dem was sie verfolgte zeigte. Frauen kreischten, Kinder weinten, Männer stellten sich dem Ungeheuer mutig entgegen. Darunter eine kleine Familie. Die Mutter gibt dem Kind einen flüchtigen Kuss, der Vater streicht ihm liebevoll über den Kopf. Dann verschwinden sie in der Menge, die das Monster bekämpfen. >>Zack<< Sayri atmete schnell und schwer. Ihr Kopf dröhnt und ihr wurde etwas schwindlig. Seit sie von den Gauklern fort gegangen war konnte sie ihre Visionen nicht mehr kontrollieren und jedes Mal strengten sie diese Vorahnungen und Blicke in die Vergangenheit so sehr an, dass sie dann erst mal für eine Minute wie gelähmt war, doch diesmal musste sie sich einfach zusammenreisen. Das Mädchen hatte aufgehört zu weinen und sah sie mit seinen schönen blauen Augen verwundert an. Sein Gesicht war nicht ganz so schmutzig wie die Hände und Füße, was sich allerdings änderte, als es sich über die Wangen fuhr um die Tränen wegzuwischen. Sayri hielt ihre Hand auf und holte lächelnd ein Tuch aus ihrer Tasche, mit dem sie dem Mädchen das Gesicht sauber machte. "Das hat Mama auch immer gemacht...", schluchzte es nun. "Sie und dein Papa haben gegen das Ungeheuer gekämpft nicht war?", fragte Sayri liebevoll und machte sich nun daran die Hände und Füße des Kindes zu reinigen. Dieses schluchzte noch einmal und zog dann tapfer die Nase hoch. "Ja.... Miku meint, dass sie Helden sind und für uns gestorben sind, damit es uns wieder gut geht..." Sayri hörte schweigend zu und hatte nun auch das Wasser aus ihrer Trinkflasche zur Hilfe genommen, um das Mädchen zu putzen. "und Miku sagt auch, dass es nichts macht, dass Mama und Papa jetzt weg sind." Sayri hob stirnrunzelnd den Kopf und musterte das Mädchen. Es war gerade mal 6 Jahre alt. "Ach... und wer ist dieser Miku?", fragte sie dann. "Mein neuer Papa....er sagt, dass man immer wenn die alten Papas und Mamas sterben man gleich neue bekommt. Aber ich habe noch keine neue Mama. Miku meint, dass ich sicher bald eine finden werden... bist du etwa meine neue Mama?" Sayri machte sich noch mal an das Gesicht des Mädchens, da die Hände nun sauber waren. Sie hatte es gar nicht erst versucht, die Füße zu reinigen. Sie musste lächeln, hielt es aber für besser dem Kind nicht zu antworten. "Sag mal... du", begann sie. "HEY!" Sie spürte einen schnellen Luftzug an sich vorbeizischen. Erschrocken blickte sie nach hinten. Ein Pfeil hatte ihre Wange gerade mal so verfehlt. Sie schaute wütend zu dem Schützen und blickte in die Augen eines Jungen, der vielleicht gerade Mal 2 Jahre älter als sie selber war. Er sah nicht sehr freundlich drein. Sayri nahm das Mädchen fest in beide Arme und hielt sie schützend an sich. "Wer bist du? Wage es nicht ihr etwas anzutun!", fauchte sie. Das Mädchen sah verwirrt von dem Jungen zu Sayri und wieder zurück. Der Junge hatte inzwischen den Bogen sinken lassen und seine Gesichtszüge waren etwas weicher geworden. "Verzeih, ich dachte du wolltest Jasuri etwas antun.", er lächelte Sayri freundlich an. "Papa!!", rief nun Jasuri und befreite sich aus Sayris Umarmung. Sayri blickte ihren Gegenüber verdutz an. Das war also dieser Miku. "Du bist Miku, oder?", fragte Sayri und ging nun wieder auf ihn zu. Er hatte mittlerweile Jasuri hochgehoben und auf seine Schultern gesetzt. "Ja, aber ich heiße eigentlich Fion Aoras de Miku, aber das ist für sie zu schwer zu sprechen, deswegen nennt Jasuri mich nur Miku. Du kannst mich Fion nennen.", bot er freundlich an. "Sehr großzügig, danke...", meinte Sayri kühl. Fion sah sie verblüfft an. Er verstand ihre Ablehnung nicht. "Hey... hab ich dir was getan?", fragte er. Sayri würdigte ihm keines Blickes. Jasuri hatte begonnen auf seinen Schulten unruhig herum zu zappeln. "Ich will zu Mama!!", begehrte sie auf. Fion sah nur verwirrt zu ihr hoch und hob sie dann von seinen Schultern. "Zu wem willst du?", fragte er noch mal nach, um sicher zu gehen sich nicht verhört zu haben. Jasuri rannte unterdessen zu Sayri und lies sich von ihr in die Arme nehmen. "Zu Mama!", rief Jasuri noch mal. Fion begutachtete Sayri (oder besser Sayris Körper) von oben bis unten. "Jasuri ich muss sagen, du hast guten Geschm-" Sayri warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Fion seufzte. Was hatte dieses Mädchen nur gegen ihn? "Mama, komm du musst dir unser Zuhause ansehen!", bettelte das Mädchen. "Aber gerne.", sagte Sayri nun wieder freundlich und setzte Jasuri ab, welche sie dann sofort in die Seitengasse zerrte aus der einst Fion raus gekommen war. Sie führt sie zu einer Falltür, welche offen stand und deutete Sayri ihr zu folgen. Sayri zögerte. Alleine die Falltür war vermoderter als die ganze Straße. "Na?", fragte Fion schelmisch "Zu dreckig für eine feine Dame wie euch?" Sayri antwortete nicht. Jasuri steckte den Kopf aus der Falltür. "Wieso kommt ihr nicht?" "Geh schon mal vor, ich möchte noch mal kurz mit Mama sprechen.", sagte Fion. Jasuri nickte glücklich und ging ein Lied summend die Treppen der Falltür herab. "Was ist?", fragt Sayri barsch. "Ich wollte eigentlich nur wissen was du gegen mich hast." Sayri blickte ihn ausdruckslos an. "Sie hat mir erzählt, was du ihr üben den Tod ihrer Eltern erzählt hast." Fion schien langsam zu verstehen, aber jetzt wurde er ernst. "Du hast ja keine Ahnung!! Das war vor drei Jahren! Jasuri war 2 Jahre alt! Was hätte ich ihr sagen sollen? Und außerdem was weißt du schon über den Tod ihrer Eltern!" Er war ihr beim reden immer näher gekommen und hatte sie gegen eine Wand gedrängt. Sein Gesicht war nur wenig von ihrem entfernt. Fion sah sie so böse an, wie erst sie ihn angesehen hatte. Erst wollte Sayri sagen, dass sie es gesehen hatte, doch wie würde sich das anhören? "Sie hat es mir erzählt...", log Sayri schnell. Fion lies von ihr ab und betrachtete sie genau. Sie stand an der Wand wie ein geschlagenes Pferd. Fion lächelte wieder. "Tut mir Leid, ich wollte nicht so klingen... aber das ist ein heikles Thema." Sayri lockerte ihre krampfhafte Stellung und nickte stumm. "Na komm, lass uns zu Jasuri gehen...", meinte er dann wieder in seiner fröhlichen Art. Sayri nickte und ging die Treppen hinab. Hier unten war es sehr düster. Nur wenige Fackeln erhellten die Gänge und die unterirdische Stadt. Sayri krampfte es alles in ihr zusammen. Die Straßen oben waren das reinste Paradies, wenn man es mit den Verhältnissen hier unten verglich. Überall meinte Sayri Ratten zu sehen. Der Boden war nass und modrig, ebenso die Häuser und die Menschen. Eine Stadt unter der Erde. Noch nie hatte Sayri eine gesehene, doch sie hatte sie sich nicht so vorgestellt, ganz gewiss nicht. Doch den Menschen schien es zu gefallen. Sie lachten und taten das, was man immer machte. Sich unterhalten, einkaufen, die Kinder in die Schule bringen. So als würden sie in der normalsten Stadt von Asgard wohnen und nicht etwa in einem Drecksloch. Fion sah sie an und deutete ihren Blick richtig. "Wir haben uns daran gewöhnt. Die Seuchen die hier unten entstehen tun uns nichts mehr, wir sind immun dagegen uns schadet eher die frische Luft an der Oberfläche...." Sayri sah ihn entsetz an. Fion musste lachen. "Nein, tut mir Leid, das war ein Witz. So schlimm ist es natürlich nicht, aber wir sind wirklich immuner gegen Krankheiten als andere Menschen, da wir hier unten wohnen. Oben ist es einfach zu gefährlich. Nur die kränksten von uns trauen sich noch auf die Straßen nach oben, weil sie hoffen von dem Ungeheuer getötet zu werden, wie vor 3 Jahren, aber meistens sterben sie dann an ihren Krankheiten" Sayri sah zu Boden, diese Antwort gefiel ihr noch weniger. "Weißt du... das muss für dich wie eine Lehre des Lebens sein...", meinte Fion plötzlich. "Sieh es doch als Training... wenn du es hier eine Woche aushältst, bist du ziemlich immun gegen verschiedene Krankheiten." Sayri ersparte es sich ihm zu erklären, dass sie als Elfe sowieso nur sehr selten krank wurde. Allerdings war das eine gar nicht so schlechte Idee. Sie hatte schon vorgehabt zu trainieren und war eigentlich nach Imalon gekommen um einen Trainer zu finden, der ihr etwas bei ihrer Schwerttechnik helfen konnte, aber wieso sollte das Training des Lebens nicht einmal so beginnen? Sie würde diese Woche durchstehen. In diesem Augenblick kam Jasuri um die Ecke, in ihrer Hand hielt sie etwas, was im Entferntesten Ähnlichkeit mit einem Brot hatte. "Hier Mama, das hab ich für dich gemacht!", rief sie freudig und hielt Sayri das Brot hin. Diese nahm es gequält lächelnd an. Jasuri strahlte und verschwand wieder hinter einem Haus. Fion grinste. "Wenn ich du wäre, würde ich es probieren..." "Was ist das?", fragte Sayri angeekelt, doch sie wollte die Antwort eigentlich nicht wissen. "Slum. So nennen wir hier unten unser Brot. Wir können es binnen von Minuten herstellen und es schmeckt genauso wie normales Brot...nur sieht es eher abstoßend als köstlich aus.", erklärte er. Sayri wirkte immer noch sehr unsicher. Fion lachte und teilte das Brot oder besser das Slum in zwei Hälften. Von einer bis er genüsslich ab. "Mhm...Jasuri wird immer besser.", lobte er das Slum. Sayri war zwar immer noch sehr skeptisch biss aber trotzdem ab. Es schmeckte tatsächlich wie ganz normales Brot, wenn nicht besser. "Na siehst du", sagte Fion lächelnd. "Hast du dich jetzt entschieden?", fügte er dann im normalen Ton hinzu. Sayri nickte. "Ja, ich finde deinen Vorschlag sehr gut... und so kann ich auch etwas mehr über Jasuri erfahren." Fion lächelte glücklich. Jasuri kam gerade wieder zu ihnen und strahlte, als Sayri sie für den Slum lobte und ihr erzählte, dass sie noch länger hier bleiben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)