Falscher Körper von LordPeruh ================================================================================ Kapitel 1: Das Fest ------------------- Martone stand missmutig vor dem großen Spiegel. Seine weißen, sonst immer total verstrubbelten Haare mit dem schiefen und total unregelmäßigen Schnitt waren vorhin auf die gleiche Länge geschnitten worden. Sie waren jetzt alle kinnlang, statt wie vorher auf der linken Seite bis zum Kinn und auf der rechten bis unter das Schulterblatt. Seine Diener wuselten um ihn herum und zogen und zupften seine Kleidung zurecht. Er konnte das gar nicht leiden. Schließlich flog die Tür auf und die Diener stoben auseinander, als ein großer schlanker Mann mit langen blonden Haaren eintrat und auf ihn zu ging. Martone ignorierte ihn jedoch, verschränkte die Arme und starrte weiter in den Spiegel. Der junge Mann trat hinter ihn, ein freundliches Lächeln auf den Lippen, und legte seine Hände auf Martones Schultern. Im Spiegel trafen sich ihre Blicke für einen kleinen Moment. Martones Blick huschte über das Spiegelbild der Gestalt hinter ihm. Die blonde Mähne hing ihm glatt über die Schultern, die unauffällige grüne Kleidung mit dem Familienwappen auf dem Umhang - was er zwar gerade nicht sehen konnte, von dem er aber wusste, dass es da war - die der Mann trug, war genau die gleiche wie seine; mit der Ausnahme, dass die Umhänge verschiedene Farben hatten. Aus dem schmalen, braun gebrannten Gesicht leuchteten ihm zwei himmelblaue Augen entgegen, und die gerade markante Nase gab diesem Gesicht den letzten Schliff von Schönheit. Sein Gesicht war genauso geschnitten wie das des Mannes, jedoch war er ziemlich blass und eine steile Falte stand immer auf seiner Stirn, die er beim besten Willen nicht weg bekam. Obwohl er ungleich jünger war als sein großer Bruder, wirkte er meistens doch wie der Ältere und Erwachsenere. Sein Bruder hatte den Kopf leicht nach unten geneigt, damit ihre Köpfe auf der gleichen Höhe waren, denn obwohl Martone im letzten Jahr ein ganzes Stück gewachsen war, war er immer noch einen Kopf kleiner. Trotz der 185 Zentimeter, auf die er es brachte, war seine Erscheinung, wenn auch ziemlich muskulös, etwas gedrungen, was besonders auffiel, wenn er wie jetzt neben seinem hoch gewachsenen Bruder stand. Martone fand, dass die beiden totale Gegesätze waren und auch wenn ihm die Vergleiche, die die Leute oft zwischen ihm und Curunír anstellten, manchmal weh taten, konnte er seinem Bruder jedoch weder neidisch noch böse sein. Er war der einzige noch lebende Verwandte, zu dem er Kontakt hatte, und trotz der großen Unterschiede und den vielen Meinungsverschiedenheiten, die sie ständig hatten, liebte Martone seinen Bruder mehr als alles andere auf der Welt - zumindest insofern es Elfen möglich ist, Liebe zu empfinden. Es gab jedoch genug andere Gründe für Martone, sauer auf Curunír zu sein. Meinungsverschiedenheiten hatten sie oft, besonders wenn Martone sich irgendwie heraus putzen musste, weil ein Fest anstand. Diesmal waren seine Haare der Streitpunkt. Martone hatte nicht gewollt, dass sie abgeschnitten werden, aber Curunír hatte das ignoriert und ihm einfach ohne Martones Zustimmung und mit heftigem Streuben seinerseits die Haare abschneiden lassen, weil er meinte, der schiefe Schnitt sei nicht ordentlich genug. Deshalb war Martone jetzt furchtbar wütend auf ihn. Curunír lächelte noch immer, hob die Hände von seinen Schultern und fuhr durch Martones kurzes, jetzt zwar gerade geschnittenes, aber immer noch widerspenstig verstrubbeltes Haar. "Gut siehst du aus!" lächelte er. Martone sah trotzig zur Seite. "Hey, bist du immer noch sauer?" hörte er Curunírs Stimme sanft in seinem Ohr. Martone ballte unbemerkt die eine Faust. Wenn sein Bruder auf diese Art sprach, fiel es ihm immer furchtbar schwer, ihm weiter böse zu sein, und er wusste, dass Curunír es wusste und ausnutze. "Ja" murmelte er. Leider klang es nicht halb so wütend wie er es beabsichtigt hatte. Curunír grinste leicht. "Dann ist ja gut!" sagte er vergnügt. Martone machte nur ein abfälliges Geräusch. Curunír zögerte einen Moment, die Hände immer noch in Martones Haaren vergraben. Er schien etwas zu überlegen. Martone war etwas verwirrt. Irritiert blickte er wieder in den Spiegel und sah seinen Bruder daduch an. Curunír stutzte, als er Martones Blick bemerkte, ihre Blicke trafen sich erneut. Er überlegte noch etwas weiter, dann huschte wieder ein Lächen über sein Gesicht und er fing an, Martones Haare zurück zu streichen. "Hej! Was machst du denn?" rief Martone und wollte seinen Kopf wegziehen, aber Curunír hielt ihn zu fest. "Halt still!" sagte er bestimmend, aber immer noch fröhlich. Martone knurrte, aber es blieb ihm nichts über außer still zu halten. Curunír tüddelte seine Haare nach und nach zurück, dann band er sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Martone starrte sein Spiegelbild an. Er sah jetzt auf einmal total anders aus. Sein Bruder schien zufrieden, langte in eine kleine Holzkiste auf einem Tischchen in der Nähe und zog einen silbernen Haarreif, der einer Krone ähnelte, heraus. Curunír plazierte das Diadem sorgfältig auf Martones Kopf, die verflochtenen, dünnen, silbernen Zweige schmiegten sich regelrecht an das weiße Haar. Ein breites Lächeln zog Curunírs Lippen auseinander. "Perfekt!" säuselte er. "...gleich krieg ich 'nen Krampf..." erwiderte Martone. Curunír lachte. "Wieso denn das? Du siehst blendend aus, Brüderchen." Martone starrte in den Spiegel. Irgendwie konnte er nicht leugnen, dass ihm diese Frisur stand. "Trotzdem..." antwortete er zögernd. Curunír lachte wieder. Er hatte wieder mal gewonnen und beide wussten das. Martone ließ einen langen Seufzer vernehmen. "Na komm!" sagte Curunír, packte seine Hand und zog ihn hinter sich her zur Tür. "Jaja.." murmelte Martone, während er hinter ihm her stolperte. In raschem Tempo flitzten die Beiden durch die Gänge des Schlosses in den Schlosshof. Ihre Pferde standen schon bereit. Curunír ließ Martone los und jeder eilte zu seinem eigenen Pferd. Mit einer fließenden Bewegung sprang Martone auf Asgards Rücken, der Schimmel tänzelte nervös. Im Schlosshof war viel los. Martone streichelte beruhigend über des Schimmels Hals, als sein Bruder auf seinem Fuchs Midgard neben ihm auftauchte. "Bist du fertig?" fragte er. "Sicher." antwortete Martone ohne auf zu sehen. "Gut." sagte sein Bruder und zog den Fuchs am Zügel halb herum, dann rief er ein paar Befehle in die Menge von Reitern und herumlaufenden Leuten. Martone sah zu ihm. Die Reiter formierten sich um sie herum. Curunír lenkte seinen Fuchs wieder neben Martones Schimmel, die Zügel fest in der Hand. Asgard hatte weder Sattel noch Zügel. Martone ritt immer ohne Zaumzeug, da er sein Pferd auch ohne lenken konnte. "Dann lass uns los." Martone nickte. Er klopfte leicht gegen Asgards Hals und drückte seine Versen in die Flanken des Pferdes. Sofort trabte es an. Wie auf einen stummen Befehl hin setzten sich die Reiter gleichzeitig mit ihm und seinem Bruder in Bewegung. Die Reitergarde bewegte sich in einem stummen Zug auf das Schlosstor zu, Martone und sein Bruder mittendrin. Sobald sie das Schloss verlassen hatten und in die Stadt kamen, wurden sie von einer riesigen jubelnden Menge begrüßt, die mit ihnen Richtung Stadtmauern zog. Es war ein riesiger Lärm und Martone verstand nur Fetzen, von dem was ihm und seiner Gruppe zugerufen wurde. Die meisten, die er verstand, wünschten ihnen gute Reise. Martone bedankte sich lächelnd und winkend. Neben ihm sagte Curunír: "Sie lieben ihren König." Martone sah kurz zu ihm. Es gab in der Menge auch viele Stimmen die Curunír galten, besonders die der jungen Mädchen, Curunír jedoch sah nur lächelnd über die Menge. Im Gegensatz zu Martone hob er nicht die Hand zum Gruß, doch sein Lächeln schien den Mädchen schon zu genügen. Martone grinste und als sein Bruder zu ihm sah wurde sein Grinsen noch breiter. Der andere stutzte. "Was ist los?" fragte er leicht verunsichert. Martone lachte leise. "Ihren Prinzen scheinen sie aber auch nicht gerade zu verabscheuen." Ein verlegenes Lächeln umspielte Curunírs Lippen. "Aber die meisten gelten dir, mein König." erwiderte er leise. Martone musste ihm zu seinem Leidwesen zustimmen und winkte weiter, bis sie die Stadtmauern passiert hatten und das Volk hinter ihnen zurück blieb. Die Rufe wurden leiser und verhallten schließlich, als der Trupp den dichten Wald erreichte. Die meiste Zeit ritten sie schweigend, nur manchmal gab Curunír den Reitern einen Befel, welchen Weg sie nehmen sollten. Sie waren früh morgens aufgebrochen und die Sonne kroch langsam das Firmament hinauf. Die Mittagshitze wurde anfangs vom Dach der Blätter zurück gehalten, die Bäume spendeten kühlenden Schatten. Schließlich kroch die Hitze jedoch auch unter die Bäume und lastete drückend auf den Reitern. Als die Sonne im Zenit stand, rasteten sie daher an einem kleinen Fluß, von dem ein kühler Wind aufstieg und das Ganze erträglich machte. Spätnachmittags ritten sie weiter und gegen Abend, als die Sonne bereits die höchsten Baumwipfel berührte, wurde der Wald langsam lichter. Als sie gerade hinter den Bäumen verschwand, verließen die ersten Reiter den Wald und die Sonne, die jetzt kurz über dem Boden stand, tauchte wieder in Martones Blickfeld auf. Fasziniert beobachtete er, wie der rote Ball langsam in der Landschaft versank und die Wolken in sämtliche Regebogenfarben tauchte. Auch Curunír betrachtete interessiert den Sonnenuntergang. "Wunderschön...findest du nicht auch, Mato?" fragte er, die Stimme fast erfurchtsvoll gesenkt. Mato nickte leicht, sprachlos und gefesselt von der Schönheit des Naturschauspiels. Er gewahrte seinen Bruder am Rande seines Sichtfeldes. Curunír lächelte wieder. "Wusstest du, dass man von hier die beste Sicht im ganzen Reich auf den Sonnenaufgang hat?" hörte Mato ihn sagen. Mühsam riss er seinen Blick vom Sonnenuntergang los und wandte sich seinem Bruder zu. Dieser bemerkte seinen Blick und sah ihn an. Langsam schüttelte Mato den Kopf. Sein Bruder lächelte wieder breit. "Jetzt weißt du es!" meinte er vergnügt. Trotz seinem Groll auf Curunír musste Mato wieder lachen. Die beiden sahen der Sonne noch zu, bis sie fast ganz verschwunden war, dann ritten sie weiter. Die Nacht würden sie nicht rasten, damit sie morgen mittag schon ihr Ziel erreicht haben würden. Nachts wurde es ruhig im Wald, noch ruhiger als am Tag, denn in der Gruppe wurde kein Wort gesprochen und die Waldtiere waren auch verstummt. Mato hing zusammengesunken auf Asgards Rücken und döste, der Schimmel würde schon auf seinen Herren achten. Den Stirnreif hatte er abgenommen und sicher in der Tasche verstaut, ebenso wie das Haarband, seine Haare hingen wieder wild durcheinander. Da Curunír vor ihm ritt, hatte er das noch nicht bemerkt. Die Nacht war lau und verging schnell; als die Sonne die ersten Strahlen über das Land schickte, schlug Mato die Augen wieder auf. Curunír ritt immer noch vor ihm. Mato beobachtete seinen Rücken und lächtelte. Schnell strich er seine Haar glatt, denn sein Bruder hatte gemerkt, dass er wach war und drehte sich zu ihm um. Er setzte ein unschuldiges Lächeln auf und sah seinen Bruder an; er hoffte stark, dass er die Sache mit dem Zopf vergessen hatte. Anscheinend hatte Curunír das wirklich, denn er sprach ihn nicht darauf an, sondern lächelte nur müde und sagte: "Gut geschlafen?" Mato nickte leicht: "Aber du hast anscheinend gar nicht geschalfen, Curu." Dieser schüttelte den Kopf. "Aber du bist müde, warum schläfst du nicht?" "Das tu ich nachher, Mato!" erwiderte er, "und nachher kannst du auch noch mal richtig ausschlafen!" Er lächelte sein immer gleich bleibendes, ruhiges Lächeln. Er wusste, es hatte keinen Sinn gegen ihn an zu reden und zu versuchen, ihn zum Schlafen zu überreden, daher ritten sie schweigend weiter. Am späten Morgen verließen sie schließlich den Wald und den Schutz der Bäume. Wieder kletterte die Sonne recht schnell den Himmel hinauf, aber bevor sie das Zenit erreichte, ritt der Trupp eine Anhöhe hinunter und passierte ein großes, steinernes Stadttor mit vielen eingemeißelten Verziehrungen, hinter dem sie in den Schatten großer Häuser eintauchten und die Sonnenhitze nicht mehr zu fürchten brauchten. Überall herrschte reges Treiben, die Stadtbewohner waren eifrig damit beschäftigt, Vorbereitungen für das anstehende Fest zu treffen, wegen dem Mato und sein Bruder überhaupt hier waren. Trotz allem fand jeder die Zeit, ihnen verwunderte, faszinierte oder auch feindseelige Blicke nach zu werfen, was sie allerdings weniger störte. Neugierig sah Mato sich um. Hauptsächlich waren hier Menschen, aber ab und zu entdeckte er auch andere Elfen, oft vornehm gekleidet und in Begleitung von Kriegern. Manche Tiermenschen huschten durch die Menge, besonders Katzenmädchen und Lamias - halb Mensch, halb Schlange - sah er mehrmals. Einmal zog ein größerer Schwarm Späher, den Vogelmenschen, über sie hinweg, und als Mato den Blick gen Himmel wandte, sah er, wie sie zum Landesanflug in den Schlosshof der Stadt ansetzten. Auch Curu beobachtete die Späher, dann sah er zu ihm. "Dort müssen wir auch hin." Mato sah ihn an, dann nickte er leicht. Sie änderten an der nächsten Strassenkreuzung die Richtung und ritten nun gen Schloß. Je näher sie diesem kamen, desto lauter wurde auch der Lärm und die Hektik. Schließlich ritten sie durch ein Tor und in den Schlosshof hinein, der mit Leuten überfüllt war. Geschrei wallte ihnen entgegen und Mato zuckte etwas erschreckt zusammen. Die Gruppe hielt und die Reiter vor ihnen bildeten eine Lücke, um einen Mann, der auf sie zu eilte, durch zu lassen. Mato und Curu blickten zu ihm. Als er ankam, war er außer Atem, verbeugte sich tief und sah dann erfurchtsvoll zu ihnen auf. "Willkommen...in Terenz...verehrte Hoheiten!" begann er atemlos und holte nach jedem zweiten Wort Luft. Mato hob eine Augenbraue. Der Mann hatte sich vorne über gebeugt und versuchte, sich zu beruhigen. Als er den Kopf wieder hob, war sein Gesicht knallrot, aber sein Atem schien sich beruhigt zu haben. "Bitte verzeiht!" stammelte er, "Mein König schickt mich, um euch zu empfangen und in unserer Stadt Willkommen zu heißen." Erneut verbeugte er sich. Mato sah zu Curu und dieser nickte kurz, dann sprach der Mann weiter. "Mein Name ist Ariell, Hoheiten von Gedaldor, und ich bin oberster Berater König Fasothiels von Terenz. Ich möchte euch willkommen heißen und euch danken, dass ihr der Einladung gefolgt seid!" Sein Blick haftete auf Curunír. Mato schmunzelte. Anscheinend hielt Ariell seinen Bruder für den König. Es war also wie immer. Der Berater warf ihm einen verwirrten Blick zu. Curu lachte leise, dann nickte er. Mit einem zwinkernden Seitenblick zu Mato antwortete er: "Wir freuen uns, dass wir eingeladen wurden und sind ihr deshalb gern gefolgt. Mein Bruder und ich hoffen, dass dadurch auch der Zusammenhalt unserer Länder gestärkt werden kann!" Ariell schaute noch kurz verwirrt, dann baute sich ein Lächeln auf seinem Gesicht auf und er nickte freudig. "Ja, das hofft auch König Fasothiel! Eure Pferde und Reiter werden untergebracht und versorgt. Bitte folgt mir!" Er verneigte sich erneut und bahnte sich dann einen Weg durch die Menge. Mato und Curu sahen sich kurz an, dann schwangen sie sich mit geschickten Bewegungen von ihren Pferden und folgten Ariell, der mit lauter Stimme voran eilte und die Leute aus ihrem Weg scheuchte. Nachdem sie den überfüllten und lauten Schlosshof hinter sich gelassen hatten, traten sie in den kühlen Schatten einer großen Eingangshalle aus massivem Stein ein. Auch dort herrschte viel Betrieb und die Leute wuselten geschäftig hin und her. Niemand schien auch nur einen Augenblick sinnlos zu vertun. Wie immer bei solch großen Menschenansammlungen fühlte Mato sich äußerst unwohl, schaffte es aber, es zumindest vor dem unwissenden Beobachter zu verstecken. Seinem Bruder war es natürlich längst aufgefallen, aber er sagte nichts dazu. Ariell führte sie quer durch den Raum zu einer breiten Treppe und diese hinauf. Oben endete sie in einem hohen und breiten Gang, dessen Decke von einer Menge verzierten Säulen getragen wurde. Die Decke trug wunderschöne Zeichnungen und der Gang war sehr hell, da die Seiten viele, sehr große Fenster hatten. Auch hier war alles festlich geschmückt, allerdings war fast niemand zu sehen, wahrscheinlich waren sie mit diesem Gang schon fertig. Der kleine Mann mit den roten Haaren wetzte vor ihnen her, dass sein Mantel regelrecht flog, und Mato fragte sich, warum Ariell es denn so eilig hatte. Er musste wohl noch ein paar andere Dinge erledigen beantwortete er sich die Frage selbst. Curu und er beeilten sich, ihm zu folgen. Schließlich erreichten sie das Ende des Ganges und stoppten vor einer großen, wehrhaften Tür aus Eisen, die mit roter Farbe bemalt war. Ariell wechselte ein paar Worte mit den Herolden, die davor standen, dann wurde das Tor geöffnet und die drei eingelassen. Mato und selbst Curu staunten nicht schlecht über die Größe und Ausstattung des Thronsaales. Sie warfen bewundernde Blicke durch den Raum, lenkten ihre Aufmerksamkeit aber auch sogleich wieder auf den Thron, der am anderen Ende des Saales in der Mitte an der Wand stand. Auf ihm saß ein hochgewachsener, schlanker Mann mittleren Menschenalters. Er hatte klare, stechend eisblaue Augen und schwarze Haare, die teilweise jedoch schon angegraut waren. Er war vornehm gekleidet und trug eine goldene Krone auf dem Haupt, eine Krone, wie sie die meisten Menschenkönige trugen, viel zu protzig und groß, wie Mato fand. Er mochte die Kronen der Elfen, die nur Diademe trugen viel lieber, sagte aber nichts dazu. Ariell führte die beiden vor den Thron, kniete nieder und kündigte die beiden an, dann stand er auf und trat schnell beiseite. Mato sah kurz zu Curu, der nickte und sie traten vor. Beide verneigten sich gleichzeitig, Curunír so, wie es sich für einen Prinzen gegenüber Jemandem von höheren Rang gebührte, Martone so, wie die Könige es untereinander pflegten, was ihnen nicht nur einen verwirrten Blick seitens Ariell einbrachte. Als sich die beiden wieder aufgerichtet hatten, sah auch der König sie etwas durcheinander an. Curu lächelte nur leicht. Als der König merkte, dass er keine weiteren Erklärungen bekam, fasste er sich schnell wieder und begrüßte die beiden noch einmal, dann wurden sie von ein paar Dienern in ihre Unterkunft geleitet. Da das Fest erst am Abend beginnen würde, hatten sie den restlichen Nachmittag für sich, was sie beide mit Schlafen verbrachten. Etwa zwei Stunden bevor das Fest begann, kam ein Diener, um sie zu wecken und über den genaueren Ablauf des Abends zu informieren. Die beiden machten sich dann fertig. Mato hatte die Haare nun wieder zusammen gebunden und trug sein Diadem. Er trug eine dünne, etwas anliegende Hose aus weißer Seide, fast knielange, grüne Stiefel, ein Hemd im gleichen Blattgrün wie die Stiefel, das kurze, trompetenförmige Ärmel hatte, darunter ein Hemd mit langen Ärmeln aus dem gleichen Stoff wie die Hose und einen langen, braunen Umhang, auf den in Gold das Emblem Gedaldors, das sich auch auf seinem Diadem befand, gestickt war. Curunír trug den gleichen Umhang und die gleichen Stiefel nur in schwarz, aber sonst war seine Kleidung ziemlich anders. Er trug eine nachtblaue Robe, die einem Kleid ähnelte, aber gut zu seiner hochgewachsenen Gestalt passte. Hier und da waren in Weiß und Gold Verziehrungen und Muster aufgestickt. Seine Haare hingen so glatt und gekämmt wie immer über seine Schultern und umrandeten sein gebräuntes Gesicht. Sein prüfender Blick fuhr kurz über seinen Anblick im Spiegel, dann über Matos Gestalt und er nickte zufrieden. "Lass uns gehen!^^" trällerte er fröhlich. Mato nickte nur seufzend. Er konnte es nicht ausstehen, wenn sein Bruder so blendender Laune war. Die beiden wurden von dem Diener, der sie geweckt und vor der Tür auf sie gewartet hatte, zum Festsaal geführt. Die Gänge waren jetzt ruhig und verlassen, hier und da schlossen sich ihnen andere Gäste mit ihren Führern auf dem Weg zum Saal an. Je näher sie diesem kamen, desto lauter wurde es und vor dem Eingang hatte sich schon eine kleine Schlange gebildet, denn die Leute, die eintraten, wurden jedesmal von einem Herold mit lauter Stimme angekündigt. Schließlich waren auch Mato und Curu am Eingang des Saales angelangt und traten ein. Der Herold stampfte seine Hellebarde auf und verkündete, dass König Martone und Prinz Curunír von Gedaldor so eben eingetroffen seien. Die meiste Aufmerksamkeit galt eh dem Eingang, denn alle Anwesenden waren natürlich neugierig, wer kam. Die beiden traten in den Saal, schritten auf den Thron, der nun hier im Festsaal aufgestellt war, zu und verneigten sich erneut vor dem König. Diesmal gab es ein wenig mehr verwirrte Blicke, doch gerade als Mato zu einer Erklärung ansetzen wollte, löste sich eine ältere Elfe aus den Reihen und umarmte ihn stürmisch. "Oh, Martone mein Kleiner!" rief sie glücklich und leicht hysterisch. Mato war zu überrascht und im Moment auch zu gedrückt, als dass er antworteten konnte und wedelte nur leicht mit den Armen. Curu schmunzelte. "Hallo Großmutter..." sagte er. Die Elfe sah ihn an und ihr Lächeln wurde noch strahlender. "Oh Curunír! Du bist aber groß geworden." sagte sie erstaunt. Curu schmunzelte wieder, "Natürlich...", dann sah er zu Mato, der immer noch im Griff seiner Großmutter gefangen war. Diese ließ natürlich gleich ein wenig lockerer und Matos vor Luftmangel rotes Gesicht tauchte wieder aus ihrer Umarmung auf. Diskret schob Curu ihm das verrutschte Diadem zurecht und senkte die Hand wieder. "Hallo..Großmutter..." brachte der kleine König gerade so heraus. "Oooh...mein Kleiner..." meinte diese vergnügt, "lass dich ansehen!" Damit schob sie ihn auf Armeslänge von sich und musterte ihn eingehend. "Du bist so riesig geworden!" sagte sie mit ungläubigem Blick. Martone sah sie leicht durchgeschüttelt an und lächelte schief. "Es ist ja auch schon ewig her, dass wir uns gesehen haben, Großmutter.." sagte er. Sie nickte eifrig. "Ja sehr lange!" Ein Seufzen entfuhr ihr, dann lächelte sie etwas verlegen und meinte: "Oh, ich störe euch ja gerade beim Vorstellen!^^'" Sie machte eine leichte Verbeugung Richtung König und drehte sich nochmal zu den beiden: "Wir sprechen uns später sicher noch^^", dann verschwand sie wieder in der Menge. Mato stand noch etwas verdattert da, wurde dann aber von Curu angepiekst und drehte sich schnell wieder zum König. Mittlerweile schienen er und auch alle anderen verstanden zu haben, wer von den beiden Brüdern der König war. Mato blinzelte kurz und verneigte sich dann noch einmal: "Bitte verzeiht..die kleine Unterbrechung." bat er verlegen. "Natürlich.." gewährte Fasothiel. Seine Stimme war tief und sie kam Mato etws kalt vor, so wie das Blau seiner Augen. "Danke.." sagte er leise und richtete sich dann wieder auf. "Nun....ich freue mich sehr, dass ich und mein Bruder Curunír auf dieses Fest geladen worden sind und sprechen Euch unseren Dank aus, König Fasothiel." setzte er fort. Der Angesprochene nickte und erwiderte: "Es freut mich, dass seine Hoheit Martone der Einladung gefolgt ist und hoffe, er und sein Bruder mögen Freude an diesem Fest finden." Die Brüder verneigten sich erneut und tauchten dann in der Menge unter, während sich schon die nächsten vorstellten. Curu schmunzelte. "Wie es aussah, hat keiner damit gerechnet, dass du der König bist, Bruderherz." Mato zuckte nur die Schultern. "So wie immer oder?" meinte er und sah zu seinem Bruder auf. Curunír schmunzelte und nickte. "Ja...so wie immer.." Dann machten die beiden sich auf die Suche nach der Großmutter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)