Schatten der Vergangenheit von abgemeldet (Kapitel 22 "So long, Star Sheriffs" ist fertig!!!) ================================================================================ Kapitel 5: Schau nach vorne, nicht zurück ----------------------------------------- Die Sonne stand schon tief am Himmel, als Fireball endlich den großen Militärfriedhof von Yuma erreicht hatte. Ihre warmen Strahlen tauchten das Gras ringsherum in gleißendes Gold und die weißen Steinkreuze der gefallenen Soldaten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden hatten, warfen lange Schatten auf den Boden. Ein leichter Wind strich sacht durch die Zweige der umstehenden Weiden und verursachte ein beruhigendes, stetes Rauschen. Anfänglich hatte Fireball Schwierigkeiten gehabt, das Grab von Mandarin zu finden, denn bei dem letzten Angriff der Outrider hatten viele mutige Männer und Frauen ihr Leben lassen müssen. Ein großes Feld des Friedhofs war bedeckt mit neuen Gräbern, auf denen zahllose Kränze und Blumensträuße zu finden waren. Nach ein wenig Suche und Inspizierung der Grabsteine hatte Fireball jedoch endlich sein Ziel gefunden. Ein weißes Marmorkreuz, von den anderen nur durch seine Inschrift zu unterscheiden: "In Gedenken an einen guten Kameraden und lieben Freund: Cpt. Mandarin Yamato" darunter standen ihr Geburtsdatum und der Tag, an dem sie gestorben war. Der Rennfahrer schluckte schwer; Mandarin war nicht älter als 24 Jahre geworden! Er musterte die Kränze, die die dunkle Erde ihres Grabes bedeckten und las die Beileidsbekundungen der Spruchbänder. Der größte Kranz, ein Gebinde aus roten und weißen Rosen auf Tannenhintergrund stammte von ihrer Staffel, ein beinahe eben so großer vom Kavallerieoberkommando. Viele der anderen Namen, die er sah, kannte Fireball nicht und ihm wurde bewußt, wie wenig er eigentlich über die junge Frau gewußt hatte, deren sterbliche Überreste nun unter diesem Blumenmeer ruhten. Sein Blick fiel auf einen kleinen Kranz aus weißen Lilien, der mit einer blauen Scherpe umwickelt war. Dort waren in silbernen Lettern die Namen von Colt, Aril, Saber und ihm selbst zu lesen, und darüber der schlichte, aber vielsagende Satz: "In unseren Herzen wirst Du weiterleben!" Eine kleine Gänsehaut überlief Fireball, aber er war froh, daß seine Freunde an diese Geste gedacht hatten und auch nicht versäumt hatten, seinen Namen mit auf die Schleife zu schreiben. Er war sich fast sicher, daß das einigen Tumult ausgelöst haben konnte, denn schließlich hatte er zum Zeitpunkt der Beisetzung als Mandarins Mörder hinter schwedischen Gardinen gesessen, und nicht jeder war sich seiner Unschuld so sicher gewesen, wie die Star Sheriffs. Trotzdem dankte er den anderen, daß sie ihn nicht vergessen hatten. Wenn er schon nicht an der Beerdigung hatte teilnehmen können, so war doch wenigstens dieser Kranz da gewesen, um seiner tiefen Trauer Ausdruck zu verleihen. Fireball ließ sich seufzend vor der Anhäufung aus Blumen im warmen Gras nieder und begann unentschlossen, einen Halm nach dem anderen aus dem Boden zu zupfen: "Die ganze Zeit während der Fahrt hierher habe ich mir überlegt, was ich Dir sagen will, doch jetzt wo ich hier bin..." die Worte waren nicht mehr als ein Flüstern gewesen, hallten aber durch seinen Kopf wie durch einen großen leeren Saal. "Ich wollte nicht, daß das alles passiert Mandarin. Ich wollte Dir nie weh tun, oder Dich in irgend etwas hinein ziehen, was Dich..." der Star Sheriff wischte sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und blickte in den blaßroten Himmel hinauf. "Du hast mir geholfen, obwohl Du wußtest, daß Du damit gegen Befehle verstoßen hast, aber es hat Dich nicht gestört. Du hast es für mich getan, weil ich Dir etwas bedeutet habe, und als Du mich brauchtest, war ich nicht für Dich da..." Seine Blicke wanderten wieder hinab auf das Kreuz und die schwarz hinterlegten, eingemeißelten Buchstaben: "Ich habe Deine Gefühle zu mir ausgenutzt und Dich somit in Gefahr gebracht, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ich war unsensibel und egoistisch, und weil ich zu blöd war, die Gefahr zu erkennen, mußtest Du..." eine kleine Träne lief Fireballs rechte Wange hinunter und tropfte auf die dunkelblaue Uniform, die er trug. "Es ist alles meine Schuld, Mandarin. Es tut mir so leid... ich wünschte, ich könnte etwas tun, um das alles rückgängig zu machen, doch nichts auf der Welt kann Dich wieder zum Leben erwecken..." er verbarg das Gesicht hinter seinen Händen und mußte sich zusammenreißen, um nicht loszuweinen. "Du hast mich im Krankenhaus um Verzeihung gebeten, dabei hätte eigentlich ich es sein müssen, der Dich um Verzeihung bittet. Ich wünschte, Du könntest mich jetzt hören Mandarin... oh, bitte, vergib mir... vergib mir für all das, was ich Dir angetan habe...!" der Rennfahrer mußte ein Schluchzen unterdrücken und wischte sich zwei weitere Tränen aus dem Gesicht. "Ich bin sicher, daß sie Dir vergeben hat, Fireball!" Erschrocken fuhr der Star Sheriff herum und starrte in die tröstenden Mienen von Colt und Saber Rider: "Was macht Ihr zwei denn hier?" er erhob sich schwerfällig und ging auf seine Teamkollegen zu. Colt konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen: "Wir wollten Dir eigentlich einen kleinen Krankenbesuch abstatten, aber eine ziemlich furiose Krankenschwester hat uns berichtet, daß Du bereits auf eigene Faust das Lazarett verlassen hättest..." "Und da haben wir uns gedacht, daß Du höchstwahrscheinlich hier sein würdest, nachdem Du Dich auf der Beerdigung nicht von ihr hast verabschieden können!" Saber legte Fireball mitfühlend eine Hand auf die rechte Schulter und sah ihm tief in die Augen: "Aber hör auf, Dich mit Selbstvorwürfen zu quälen, Fireball. Dich trifft keine Schuld an der Sache; niemand ist sicher, solange solch kranke Menschen wie Jesse Blue ihr Unwesen treiben. Das einzige, was Du für sie hättest tun können, wäre gewesen, mit ihr zu sterben, so wie Jesse es geplant hatte..." Fireball merkte das Gewicht einer weiteren Hand auf seiner linken Schulter: "Und ganz ehrlich gesagt, hombre, bin ich froh, daß Dir nichts passiert ist, mal abgesehen hiervon..." der Cowboy deutete auf Fireballs Verletzung, die nun unter der Uniform verborgen lag. "Wenn ich nicht diese blödsinnig Idee gehabt hätte..." "Wenn und aber hilft jetzt auch nicht, Fireball. Mandarin war Soldat, sie wußte, daß sie vielleicht eines Tages bei der Erfüllung ihrer Pflicht ihr Leben lassen würde, das wissen wir alle." "Aber Saber, sie hat in dieser Nacht nicht ihre Pflicht erfüllt, sie hat versucht, mir zu helfen!" der Rennfahrer sah seinen Boß mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Unmut an. Wollte er denn nicht begreifen, daß er die Schuld an diesem ganzen Schlamassel trug? "Hey, jetzt hör mal zu, Matchbox", Colt dreht ihn zu sich herum und musterte ihn mit brüderlicher Schärfe, "Jesse hatte es auf Dich abgesehen, das wissen wir jetzt. Und wenn Du nicht zusammen mit Mandarin an diesem Schiff gebastelt hättest, dann hätte er sich eine andere Möglichkeit gesucht, um Dich ins Jenseits zu befördern. Vielleicht hätte er die Bombe dann in Deinem Wagen versteckt, oder in Deiner Wohnung. Vielleicht hätte er dann nicht Mandarin erwischt, aber an ihrer Stelle vielleicht Dich, oder Saber, oder mich... oder April..." er drückte seine Finger fest in Fireballs Schultern, "und wärst Du dann Schuld an der Sache gewesen? Weil es Menschen gibt, die Dich mögen und die dann vielleicht ungewollt gestorben wären?" Fireball sah erst Colt und dann Saber an, der zustimmend nickte: "Colt hat recht, Fireball. Keiner von uns konnte ahnen, daß Jesse noch lebte oder daß etwas derartiges passieren würde. Dich trifft keine Schuld daran, daß er Dich im Visier hatte, sieh das doch endlich ein. Wir alle sind schockiert darüber, daß Mandarin von uns gegangen ist, aber deswegen darfst Du Dich jetzt nicht in falschem Schuldbewußtsein wälzen. Du mußt weiterleben, in die Zukunft blicken und Dich nicht hinter der Vergangenheit verstecken!" Der Rennfahrer spürte einen Knoten im Hals, als er merkte, wie sehr seine Freunde um ihn besorgt waren: "Vielleicht habt Ihr sogar recht. Vielleicht war es tatsächlich nicht meine Schuld, aber es wird nicht einfach sein, das alles hier zu vergessen..." sein Blick wanderte wieder auf den kleinen Blumenhügel. "Niemand verlangt von Dir, daß Du es vergißt", Colt legte ihm behutsam einen Arm um die Schultern und drückte ihn sacht an sich, aus Angst, die Wunde könnte seinem Freund Schmerzen bereiten, "wenn wir alle zusammen halten, dann werden wir über den Schrecken der Ereignisse hinweg kommen, aber Mandarins Andenken werde wir immer in Ehren halten!" "Ich danke Euch, Ihr seid wirklich wahre Freunde..." die Worte blieben Fireball im Hals stecken und er mußte sich verlegen räuspern, bevor er weitersprach, "ich denke, Ihr habt recht. Sich jetzt zu verkriechen wäre falsch und unfair gegenüber Mandarin. Sie hat im Kampf gegen die Outrider ihr Leben gelassen, und ich werde ihrem Tod einen Sinn geben, indem ich alles daran setze, den Bedrohungen des neuen Grenzlandes auch weiterhin die Stirn zu bieten!" "Das ist die richtige Einstellung, Kumpel", Saber griff in seine rechte Hosentasche und holte etwas silbrig glänzendes daraus hervor, "aber ich hoffe doch, daß Du uns auch ein bißchen dabei helfen lassen wirst. Schließlich sind wir doch immer noch ein Team, habe ich recht?" er hielt Fireball das rechteckige, dünne Plastikstück entgegen. Der Rennfahrer keuchte kurz auf: "Mei...meine ID-Card..." stammelte er und nahm mit zittriger Hand die Chipkarte entgegen. "Der Commander hat sie uns in die Hand gedrückt...", Colt grinste vom einen Ohr zum anderen, "wollte sie Dir eigentlich selber geben, aber da warst Du schon über alle Berge." Ein leises Piepen unterbrach die eingetretene Stille und Saber Rider warf einen flüchtigen Blick auf seinen Communicator: "Wenn man vom Teufel spricht... der Commander erwartet mich im Hauptquartier..." "Fahr nur, ich bin sicher, Fire wird mich mitnehmen." Colt machte eine wohlwollende Geste in Richtung des Ausganges und Fireball nickte zustimmend. "Gut", Saber warf dem Rennfahrer einen letzten Blick zu, "ich bin froh, daß Du wieder da bist, Kumpel!" Zum ersten Mal zeichnete sich jetzt ein dünnes Lächeln auf Fireballs Lippen ab: "Das bin ich auch Boß..." Der Säbelschwinger bedachte die beiden mit einem Kopfnicken und machte sich dann ohne ein weiteres Wort auf den Weg in Richtung des Parkplatzes, wo er den Jeep geparkt hatte, mit dem er und Colt hergekommen waren. Colt wartete, bis es außer Hörweite war, bis er brummig murmelte: "Hat sich wohl doch ziemliche Sorgen um Dich gemacht; vielleicht hätte ich ihn nicht so anmachen sollen, von wegen, daß er Dir nicht helfen wollte und so..." "Saber hat halt seine eigene Art zu zeigen, was er fühlt, und manchmal muß man eben etwas genauer hinsehen, um zu verstehen, was in dem guten Mr. Rider vorgeht..." Fireball schaute auf seinen ID-Card, die er immer wieder durch seine Finger wandern ließ. Colt bemerkte es und scharrte nervös mit dem rechten Fuß: "Ich bin auch froh, daß sich die ganze Sache geklärt hat und Deine Unschuld endlich bewiesen werden konnte." "Nur dank Deiner Hilfe, alter Kuhtreiber..." die Chip-Karte verschwand endlich in Fireballs Hosentasche, "wenn Du mir nicht den Blaster aufgedrängt hättest, dann wäre die ganze Sache wahrscheinlich nicht so glimpflich abgelaufen. Nicht auszudenken, was dieser Bastard noch alles hätte anrichten können!" "Dann bin ich ja wohl gelegentlich doch zu was gut, hm?" der Cowboy zog sich seinen Hut tief ins Gesicht um die Röte zu verbergen, die gerade in ihm aufstieg. "Du bist der beste Freund, den man sich nur wünschen kann." platzte es aus Fireball heraus, jedoch auch nicht, ohne ihm das Blut ins Gesicht schießen zu lassen. Colt machte einen entsetzen Schritt zurück: "Komm jetzt aber bloß nicht auf die Idee, mich abknutschen zu wollen, kapiert. Ich bin schließlich ein verlobter Mann!" Der Rennfahrer kicherte amüsiert: "Keine Sorge, so hübsch bist Du nun auch wieder nicht. Außerdem bist Du nicht mein Typ!" "Wo Du gerade von Deinem Typ sprichst, wie wäre es, wenn wir uns jetzt auch auf den Weg machen", Colt drehte sich um und machte einige Schritte von Fireball weg, "ich kenne da zufällig einen weiblichen Star Sheriff, der die letzten Tage beinahe umgekommen ist vor Sorge um Dich, und den es wahrscheinlich doch ziemlich interessieren dürfte, daß Du wieder wohl auf bist!" Fireball nickte, denn er hatte verstanden, was Colt ihm sagen wollte: "Geh schon vor, ich brauche nur noch eine Minute..." Der Cowboy nickte verständnisvoll und schlug den gleichen Weg ein, den er vor einigen Minuten mit Saber Rider zusammen gekommen war. Fireball wandte sich wieder dem Grab zu. Er konnte nicht genau sagen wieso, doch durch das Gespräch mit seinen Freunden war die Ohnmacht verschwunden, die er empfunden hatte, als er vor einer halben Stunde hier angekommen war. Die starken Schuldgefühle, die er beim Anblick von Mandarins Grab verspürt hatte, waren fort und hatten allein die Trauer um den Verlust eines lieben Menschen zurück gelassen. "Ich denke, sie haben recht, Mandarin", zärtlich strich er über das kalte Steinkreuz, "wahrscheinlich hätte ich es wirklich nicht verhindern können, und vielleicht wären sogar noch mehr unschuldige Menschen gestorben, wenn wir nicht an dem Schiff gebastelt hätten..." Er trat einige Schritte vom Grab zurück und ließ ein letztes Mal den Blick über ihren Namen wandern, wie er dort mit schwarzen Lettern eingemeißelt war: "Ich schwöre Dir, daß ich Dich niemals vergessen werde, Kleines. Dein Tod war nicht umsonst; ich werde dafür kämpfen, daß er seinen Sinn nicht verliert!" er drehte dem Blumenmeer den Rücken zu und folgte Colt mit entschiedenen und schnellen Schritten: "Leb wohl, Mandarin..." Es dauerte nicht lange, bis Fireball seinen Freund eingeholt hatte. Eine Zeit lang gingen die Männer schweigend nebeneinander her, doch dann drängte sich dem Rennfahrer eine Sache auf, die er so schnell nicht wieder aus seinen Gedanken hatte streichen können. "Sag mal, Colt", seine Augen waren starr auf den Kiesweg gerichtet und seine Hände hatte er in den Taschen der Uniform vergraben, "die Schwester im Krankenflügel hat mir erzählt, April hätte die letzten beiden Tage bei mir am Bett verbracht?" er musterte den Cowboy kurz, der unwillkürlich anfing zu grinsen: "Ja, das stimmt. Wir haben alle versucht, sie davon zu überzeugen, daß es keinen Sinn hatte, darauf zu warten, daß Du aufwachst. Schließlich wußten wir ja, daß sie Dich in ein künstliches Koma versetzt hatten, aber sie wollte davon nichts hören. Andererseits kann ich auch verstehen, daß sie nicht in ihr Apartment zurück wollte, so wie es dort ausgesehen hat!" Colt machte eine bedeutungsvolle Geste und Fireball nickte verständnisvoll. Er konnte sich zu gut an die Blutspuren überall erinnern, die sein Kampf mit Jesse Blue hinterlassen hatte; in einer solchen Umgebung hätte sich wohl niemand wohl gefühlt. "Und dann kam auch noch hinzu, daß die Untersuchungskommission bis gestern abend damit zugange war, irgendwelche Beweismittel und Spuren zu sichern, um ja nichts zu übersehen oder zu vergessen. Robin hatte ihr angeboten, mit bei ihr zu wohnen, bis sich alles wieder etwas beruhigt hat", Colt seufzte herzhaft und schob sich seinen Hut ein Stück weit aus der Stirn, "aber auch das wollte April nicht. Sie war einfach nicht von Deinem Bett weg zu bewegen. Nachts hat sie sich in eine Decke gewickelt und auf einem Stuhl geschlafen, aus Angst, man könnte Dich aus dem Koma zurückholen und sie wäre dann nicht da. Ich glaube, sie war der Meinung, ihre Anwesenheit würde Dir irgendwie helfen..." "Wer weiß", Fireball zuckte die Schultern und dachte an die Strapazen, die April nur seinetwegen auf sich genommen hatte, "vielleicht hat es das ja tatsächlich!" "Auf jeden Fall war sie heute morgen so erschöpft, daß ihr Vater angeordnet hat, daß sie erst einmal nach Hause fährt, um sich auszuruhen. Er mußte ihr natürlich versprechen, sie sofort rufen zu lassen, wenn sich an Deinem Zustand etwas ändern sollte... schätze, das wird noch ein kleines Nachspiel haben!" er knuffte seinem Freund kameradschaftlich in die gesunde linke Seite. "Meinst Du, sie ist noch in ihrem Apartment?" nervös spielte Fireball in seiner Hosentasche mit der ID-Card herum. "Ja, ich glaub schon", ausnahmsweise schien Colt nicht darauf aus zu sein, ihn mit dem nun folgenden Thema aufzuziehen, "sie sah wirklich ziemlich mitgenommen aus, und es würde mich nicht wundern, wenn sie bis Weihnachten durchschläft... Willst Du zu ihr?" Der Rennfahrer nickte stumm. "Jetzt gleich?" der Cowboy schien überrascht. "Willst Du Dich nicht vielleicht auch erstmal ein bißchen ausruhen? War doch eine ganze Menge, was in der letzten Zeit so passiert ist, und Deine Verletzung..." "Schon, aber ich muß sie unbedingt sehen, gerade nach all dem, was passiert ist. Ich muß endlich mit ihr reden, dazu hatte ich ja in den letzten Tagen nie wirklich Gelegenheit!" Der leicht ironische Unterton in Fireballs Stimme war Colt nicht entgangen: "Willst Du ihr endlich reinen Wein einschenken? Was Deine Gefühle für sie angeht, meine ich?" Fireball schüttelte matt den Kopf: "Vor allem will ich ihr sagen, wie leid mir das alles tut. Sie hat soviel leiden müssen, und alles nur meinetwegen..." Abrupt blieb Colt stehen, packte seinen Freund an den Schultern und drehte ihn zu sich herum: "Meinst Du nicht, daß Du sie endlich von ihren Qualen erlösen solltest, anstatt noch lange zu lamentieren?" Die Männer starrten sich direkt in die Augen. "Wie meinst Du das?" "Die Sache ist vorbei, Fireball! April hat genug gelitten. Du bist frei und es geht Dir den Umständen entsprechend gut, ich glaube nicht, daß für sie im Moment etwas anderes zählt. Mach es nicht komplizierter, als es ist!“ "Ja, aber..." "Nichts aber", energisch wurde Fireball unterbrochen, "Du liebst April doch, nicht wahr?" Der Rennfahrer errötete leicht, gab aber einen brummigen Ton von sich, den Colt als "ja" verstand: "Na, also, und sie liebt Dich. Dann geh jetzt auch gefälligst hin und sag ihr das. Mach endlich Nägel mit Köpfen!" "Colt, ich..." "Himmel, Fireball", der Cowboy hob ungeduldig die Hände in die Höhe, "worauf willst Du denn noch warten? Hast Du aus dieser ganzen Sache nichts gelernt? Du bist dem Teufel jetzt so oft von der Schippe gesprungen, willst Du solange zugucken, bis doch noch ein anderer Kerl daher kommt und sie Dir vor der Nase wegschnappt? Zeig dem Mädchen endlich, wo der Hammer hängt!" Colt hatte sich geradezu in Rage geredet. "Das sagt ja gerade der richtige!" Fireball mußte trotz der ernsten Miene des Cowboys grinsen, was Colt gar nicht amüsant fand: "Ja, wenn nicht ich, wer denn sonst? Schließlich bin ich schon seit mittlerweile fast einem Monat verlobt!" Fireball gefror das Grinsen auf dem Gesicht: "Willst Du damit sagen, ich soll hingehen und sie einfach fragen ob sie mich..." "Ich will gar nichts sagen", würgte Colt Fireballs Gedanken unwirsch ab, "ich dachte nur, Du wärst jetzt langsam selber auf den Trichter gekommen, daß Du diesem ganzen Theater ein Ende setzen mußt. Warum quälst Du Euch beide unnötig? Du willst mit ihr zusammen sein und sie mit Dir. Warum also noch länger warten oder zögern, bis es vielleicht zu spät ist? Wie hat Saber das vorhin ausgedrückt? Du mußt weiterleben und in die Zukunft blicken. Werd Dir langsam klar darüber, was Du eigentlich willst!" Das waren die vorerst letzten Worte, die zwischen den beiden Männern auf dem Weg zum Parkplatz fielen. Colt war anscheinend der Meinung, er hätte seinem Freund genug zum Nachdenken vorgesetzt, und Fireball war tatsächlich tief damit beschäftigt, über das zu grübeln, was der Cowboy gesagt hatte. Werd Dir klar darüber, was Du willst! Hatte der Colt recht? Sollte er wirklich hingehen und April seine Gefühle gestehen, nach allem, was er angerichtet und ihr angetan hatte? Was, wenn sie ihn aus genau diesen Gründen vielleicht gar nicht mehr wollte? Das war doch immerhin möglich! Würde er so eine Zurückweisung nach allem, was sie durchgemacht hatten ertragen können? Und selbst wenn sie ihn noch wollte, konnten sie denn nach den vergangenen Geschehnissen überhaupt noch miteinander glücklich werden? Hatte er nicht alles kaputt gemacht, was sich je zwischen ihnen aufgebaut hatte? Oder war ihre Beziehung durch die schrecklichen Dinge vielleicht sogar fester geworden und würde nun, da diese furchtbare Sache ausgestanden war, auch mit allem anderen fertig werden? Werd Dir klar darüber, was Du willst! Fireball erinnerte sich an die vielen Dinge, die ihm durch den Kopf geschossen waren, als er im Gefängnis gesessen hatte. Daß er April bei einer tatsächlichen Verurteilung niemals hätte gestehen können, wie er wirklich für sie empfand, um die Sache für sie nicht noch schwieriger zu machen. Er hatte sich wahnsinnige Vorwürfe gemacht, weil er nicht schon viel früher ehrlich zu ihr gewesen war, und nun, da ihm das Schicksal doch noch eine Möglichkeit dazu bot, wollte er feige den Schwanz einziehen? Hatte Saber mit seiner kleinen Weisheit nicht genau richtig gelegen? Wer wußte schon, wann er sich das nächste Mal in einer gefährlichen Situation befand, in der er sich dann wünschen würde, er hätte April endlich alles gestanden. Selbst wenn sie ihn zurückweisen sollte, war er es nicht sogar sich selber schuldig, ihr die Wahrheit zu sagen? Werd Dir klar darüber, was Du willst! Er wollte April, das wußte Fireball so sicher, wie nichts anderes auf der Welt, und vielleicht, so dachte er plötzlich, war tatsächlich der Zeitpunkt gekommen, um ihr genau das zu sagen! „Wie...hast Du es bei Robin angestellt...“ fragte er schüchtern und blickte Colt schräg von der Seite an, „als Du sie gefragt hast, ob sie Dich... na, ja, Du weißt schon... heiraten will!“ Der Cowboy fuhr überrascht herum: „Hast Du etwa vor, April einen Antrag zu machen?“ es war schwerlich zu sagen, ob seine Augen weiter aufgerissen waren, oder sein Mund. „Na, ja“, der Rennfahrer hob verteidigend die Schultern, „ich habe in letzter Zeit soviel Mist gebaut, da... dachte ich, es wäre gut, wenn ich es wenigstens diesmal richtig anpacke...“ „Herrje“, Colt raufte sich verwirrt die Haare, vielleicht hätte er seinen Freund doch nicht so auf das Liebesgeständnis drängen sollen, „Du... Du hast sie doch noch nicht mal geküßt, Fire! Bis... bist Du sicher, daß... Du das nicht nur wegen Deines schlechten Gewissens machst?“ Fireball starrte ausweichend auf den Kiesweg unter sich, doch er sagte mit fester, sicherer Stimme: „Ich brauche sie nicht erst geküßt zu haben. Sie ist für mich der wichtigste Mensch auf der Welt und wenn ich nicht mehr bei ihr sein könnte, wäre das glaube ich schlimmer als der Tod!“ Colt nickte bewundernd; anscheinend hatten ihn diese tiefen Gefühle überzeugt: „Na, wenn das so ist...“ er kratzte sich nachdenklich am Kinn, „eigentlich habe ich Robin gar nicht so direkt gefragt!“ er erinnerte sich an die romantische Szene und ein versonnenes Lächeln trat auf seine Lippen: „Ich glaube, die Frauen sagen Dir schon, wann Du ihnen einen Antrag gemacht hast... Ist wahrscheinlich keine große Hilfe für Dich, oder?“ „Hm“, Fireball zog erneut die Schultern nach oben, „ich habe ja noch ein bißchen Zeit, mir was zu überlegen, bis wir zu Hause sind!“ Sie erreichten endlich das von einer riesigen Rosenhecke gesäumte Friedhofstor und traten hinaus auf den kleinen Parkplatz, auf dem nur zwei Autos standen. Das eine war der Jeep des Kavallerieoberkommandos mit dem Fireball kurz zuvor gekommen war, das andere war... „Ich schätze, Deine Zeit zum Überlegen hat sich gerade stark gegen null dezimiert!“ Verwundert über Colts Worte blickte der Rennfahrer auf: „April...“ keuchte er und starrte dem weiblichen Star Sheriff entgegen, der lässig an seinem Red Fury Racer lehnte. Als sie die beiden erblickte, stieß sie sich von der Kanzel ab und kam ihnen strahlend entgegen geeilt: „Saber hat mir gesagt, Ihr würdet gleich kommen, er ist eben gerade weg gefahren!“ ihre Augen wanderten zu Fireball, dem das Herz mit einem Mal bis zum Hals schlug. „Uh, ähm“, Colt scharrte neben ihm ungeduldig mit den rechten Fuß, „ich würde ja wirklich gern noch mit Euch beiden hübschen hier bleiben, daß schöne Wetter genießen und unsere Wiedervereinigung feiern, aber leider...“ ein diabolisches Grinsen zog sich von seinem einen Ohr zum anderen, als er Fireball die rechte Hand hinstreckte, „ich habe noch etwas dringendes zu erledigen. Würdest Du mir bitte die Schlüssel für den Jeep geben?“ Dem Star Sheriff gefror das Blut in den Adern: „Aber ich dachte, Du...“ er konnte ihn doch jetzt nicht einfach mit April alleine lassen! „Ich kann auch den Jeep...“ begann April unschlüssig, wurde aber gleich von Colt unterbrochen: „Paperlapp, Süße, Du kümmerst Dich jetzt gefälligst ein bißchen um unseren kleinen Helden hier“, er griff Fireball flink in die Tasche und hatte die Schlüssel für den Wagen schneller in der Hand, als dieser reagieren konnte, „ich bin sicher, zum Dank wird er Dich hinterher auch nach Hause fahren!“ fröhlich pfeifend drehte er sich um und stapfte auf den oliv farbenen Jeep zu. Machtlos, ja geradezu ohnmächtig verfolgte Fireball, wie er sich in das Auto setzte, den Motor aufheulen ließ und dann mit einem noch breiteren Grinsen als zuvor von dannen rauschte. Was sollte er jetzt bloß tun? Dort stand seine angebetete April, mit den Strahlen der untergehenden Sonne, die sich in ihrem langen, blonden Haar fingen, und wußte nicht, wohin mit Händen und Füßen. „Dieser alte Kuhtreiber...“ brachte er zwischen zusammen gepreßten Lippen hervor und versuchte dabei, April möglichst nicht direkt anzusehen. Ihre Anwesenheit verwirrte ihn schon genug, wenn er jetzt auch noch in ihre wundervollen blauen Augen schaute, würden wahrscheinlich seine Knie nachgeben und er würde das zweite Mal innerhalb von drei Tagen in ihrer Gegenwart in Ohnmacht fallen. „Ich wollte Dich eigentlich im Lazarett besuchen, aber als ich dort ankam, erzählte man mir, Du seist schon gegangen...“ sie ging an ihm vorbei und setzte sich auf eine weiße Holzbank, die direkt neben dem Eingangstor an der Rosenhecke stand. Ein leichter Hauch ihres dezenten Parfums stieg Fireball in die Nase und er fragte sich, warum Aprils Anwesenheit ihn plötzlich so aus der Fassung brachte. Sicherlich, er hatte schon immer Schmetterlinge im Bauch gehabt, wenn sie ihn aus Versehen berührt oder zärtlich angesehen hatte, doch noch nie hatten seine Gedanken solche Purzelbäume geschlagen, wie in diesem Moment. Unsicher schlenderte er zu der Bank hinüber und setzte sich neben sie, peinlich darauf bedacht, sie auf gar keinen Fall zu berühren: „Es tut mir leid, daß Du Dir solche Sorgen um mich gemacht hast...“ „Ich habe Deinen Wagen holen lassen. Nachdem Du nicht länger unter Anklage stehst, durften sie ihn ja nicht länger beschlagnahmen und ich dachte, Du könntest ihn vielleicht brauchen!“ Aprils Stimme klang abwesend und monoton. Sie hatte gar nicht auf seine Worte reagiert! „Das war sehr nett von Dir“, druckste Fireball und knete unsicher seine Finger, „aber woher wußtest Du, daß ich hier bin?“ „Daddy hat es mir gesagt...“ noch immer keine Regung von Gefühlen. „Oh...“ „Wie geht es Deiner Verletzung?“ „Besser, denke ich...“ der Star Sheriff versuchte dem dumpfen Schmerz an seiner Seite zu ignorieren, der in den letzten Stunden stetig zugenommen hatte. „So, denkst Du“, nun zeigte sich doch eine Veränderung in Aprils Stimme, „und was haben die Ärzte dazu gemeint?“ sie hatte deutlich an Schärfe zugenommen. Fireball fühlte, wie sich ein Knoten in seinem Hals bildete: „Ähm, na, ja, eigentlich hätte ich wohl noch ein wenig im Bett bleiben sollen, aber...“ „Aber der Herr mußte ja wieder den Helden mimen!“ ihr Kopf ruckte herum und ein zorniges Paar Augen blitzte ihn böse an: „Wieso hätte man auch erwarten sollen, daß Du endlich ein bißchen Vernunft annimmst?“ „Es geht mir wirklich schon wieder besser, April, ehrlich!“ schnell wich er ihrem Blick aus und starrte auf seine ineinander verkrampften Hände. „Jetzt komm mir nicht mit diesem Blödsinn, hörst Du“, wütend sprang April auf und deutete wild mit dem rechten Zeigefinger direkt auf sein Gesicht, „weißt Du überhaupt, was ich die letzten Tage und Nächte durchgemacht habe?“ Natürlich konnte er sich das vorstellen. Nicht umsonst hatte sie wohl an seinem Bett gesessen, Tag und Nacht in der Hoffnung, sein Zustand würde sich bald bessern. „Du bist vor meinen Augen ohnmächtig geworden und beinahe unter meinen Händen verblutet. Ich.. ich dachte Du würdest sterben!“ rief April aufgebracht und fuhr sich durchs Haar. „Weißt Du überhaupt, wie gefährlich Deine Verletzung war?“ Fireball hatte das Gefühl, als würden sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn sammeln: „N...nein, ich... ich lag im Koma, oder?“ das war wohl eine etwas zu vage Antwort? „Du kannst froh sein, daß Du überhaupt noch am Leben bist! Jesse hat Dir das Messer genau zwischen zwei Rippen gerammt, und es ist ein reines Wunder gewesen, daß er dabei keine lebenswichtigen Organe getroffen hat. Mal abgesehen davon, wieviel Blut Du verloren hast.“ Fireball schluckte. Hatte es ihn tatsächlich so schlimm erwischt gehabt, ohne daß er davon Notiz genommen hatte? Hatte der Adrenalinschub während des Kampfes seine Sinne so sehr benebelt, daß er nicht einmal die Schmerzen hatte spüren können? „Siehst Du...“, April ließ ihren Arm müde sinken, „Du bist mal wieder losgestürmt, ohne darüber nachzudenken, ob Du Dir selbst oder anderen damit schadest.“ „Ich wollte Dir nicht schon wieder weh tun, April“, eingeschüchtert blickte er zu ihr auf, „aber ich mußte einfach raus dort. Ich habe es nicht mehr ausgehalten!“ „Ach so, Du hast es nicht mehr ausgehalten“, wie als wenn ihr gerade ein Licht aufgegangen wäre, schlug sich April mit der flachen Hand gegen die Stirn, „warum habe ich daran bloß nicht gleich gedacht. Es ist natürlich etwas völlig anderes, wenn Du es nicht mehr ausgehalten hast!“ Fireball schien auf der Bank immer weiter in sich zusammen zu sinken: „Du kannst das nicht verstehen...“ Damit hatte er einen großen Fehler begangen. Ihre funkelnden blauen Augen fixierten ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Abscheu, so daß er sich wünschte, der Boden würde sich unter seinen Füßen auftun und ihn verschlingen. „Ich kann das also nicht verstehen, nein? Was glaubst Du wohl, wie das für mich war, als ich um jeden Preis zu Dir ins Gefängnis wollte und weder Colt noch mein Vater mich gelassen haben? Glaubst Du, die beiden haben darauf gehört, daß ich es nicht mehr ausgehalten habe ohne Dich? Oder meinst Du, die Ärzte haben Dich aus dem künstlichen Koma zurückgeholt, nur weil ich es nicht mehr ausgehalten habe an Deinem Bett zu sitzen und um Dein Leben zu betteln?“ sie atmete schwer und hatte die Hände fest an den Körper gepreßt, um zu verhindern, daß sie zitterten. „Hast Du wirklich zwei Tage lang bei mir im Krankenflügel gesessen...“ Fireball wagte kaum den Blick zu heben, doch anstelle eines weiteren Gefühlsausbruches bekam er nur ein müdes Nicken zur Antwort. „Warum?“ Er merkte, daß April sich mühsam beherrschte, ihn nicht erneut anzuschreien, aber sie schaffte es lediglich, ihre Wut in Sarkasmus umzuwandeln: „Weil ich Angst um Dich hatte natürlich, weshalb wohl sonst. Entschuldige dieses überaus menschliche Verhalten, Du kannst das natürlich nicht verstehen!“ Dieser Stich hatte gesessen. Zum ersten Mal seit Beginn der Unterredung regte sich ein Gefühl von Unmut in Fireball. Immerhin hatte er in den letzten Tagen auch einiges durchmachen müssen, und jetzt stellte sich April doch glatt vor ihn hin und behauptete, er würde nicht wissen, was es hieß, sich um jemanden zu sorgen. Irgendwo hörte der Spaß schließlich auch auf: „Und was glaubst Du wohl, wie ich mich gefühlt habe, als ich hinter Gittern saß und wußte, daß Jesse auf dem Weg zu Dir war und weiß Gott was mit Dir vorhatte? Ich bin beinahe umgekommen vor Sorge, weil ich nicht wußte, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde. Ich habe die ganze Zeit an nichts anderes mehr denken können...“ das Blut des Rennfahrers begann langsam zu kochen und trieb ihm die Röte ins Gesicht, doch April schien das wenig zu beeindrucken. Sie stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften und schnaubte verächtlich: „Das hat man wohl gemerkt. Anstatt Verstärkung zu rufen mußtest Du es ja ganz allein mit Jesse aufnehmen und Dich fast von ihm umbringen lassen...“ Das brachte das Faß endgültig zum Überlaufen: „Stellen Sie sich vor, Miss Eagle“, wütend war Fireball aufgesprungen und hatte sich bedrohlich vor April aufgebaut, „ich habe doch tatsächlich auch selber daran gedacht, Verstärkung zu holen. Nur leider konnte ich niemanden erreichen, der mir meine Geschichte zu dem Zeitpunkt auch abgenommen hätte. Falls Du Dich erinnerst“, er tippte ihr mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn, woraufhin sie grimmig einen Schritt zurück wich, „ich saß wegen Mordes im Gefängnis. Ich hatte die Wahl. Hätte ich Unterstützung angefordert, wäre ich wahrscheinlich schneller wieder im Knast gewesen, als ich draußen war und Dich hätte man wohl oder Übel Deinem Schicksal überlassen. Also habe ich mich entschieden, Dir alleine zur Hilfe zu kommen. Aber wenn Du darauf bestehst, kann ich das nächste Mal auch gerne meine Haut schonen und tatenlos dabei zusehen, wie Dich irgendein daher gelaufener Mistkerl vergewaltigt...“ Entsetztes Schweigen trat ein. Noch während Fireball die letzten Worte von sich gegeben hatte, war ihm bewußt geworden, wie taktlos diese gewesen waren, doch nun war es zu spät um sie rückgängig zu machen. Erschrocken beobachtete er April, deren ganzer Körper zu zittern begann. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihre Lippen bebten, aber sie brachte kein Wort heraus. Der Star Sheriff fürchtete, sie würde ihm jede Sekunde eine saftige Ohrfeige verpassen: „April, ich...“ flüsterte er schwach und streckte eine Hand nach ihr aus. Er hatte sie schon wieder verletzt! Wieso zum Teufel brachte er es einfach nicht fertig mit ihr zu reden, ohne daß gleich alles in einem Desaster endete? Sie würde ihm gleich eine unbeschreibliche Standpauke halten und sich dann wahrscheinlich für immer von ihm verabschieden! Um so überraschter war Fireball, als April ihm plötzlich in die Arme fiel und ihre Hände fest in seine Uniformjacke grub: „Fireball...“ schluchzte sie erstickt preßte das Gesicht an seine Brust. Der Rennfahrer wußte nicht recht wie ihm geschah. Eben noch war April drauf und dran gewesen, ihm die Gurgel durchzuschneiden, und nun klammerte sie sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Die letzten dunklen Wolken verzogen sich aus seinen Gedanken und mit einem leichten Lächeln schloß er seine Arme fest um ihren zarten Oberkörper: „Es ist vorbei, Kleines, keiner wird Dir mehr etwas tun!“ zur Bestätigung gab er ihr einen schüchternen Kuß auf den golden glänzenden Scheitel. Das schien sie ein wenig zu beruhigen, denn das Zittern wurde schwächer: „Ich hatte solche Angst, er würde...“ wimmerte sie kaum hörbar und drängte sich noch fester an ihn. Zärtlich fuhr ihr Fireball über das blonde Haar und schmiegte seinen Kopf sacht an ihren: „Ich hätte niemals zugelassen, daß er Dir weh tut, April. Niemals, hörst Du...“ er umschloß ihr verweintes Gesicht sanft mit den Händen und hob es ein wenig an, damit er direkt in ihre stahlblauen Augen schauen konnte. Ihr unregelmäßiger Atem strich über seine Wangen und er meinte sogar die Wärme ihrer Haut spüren zu können. „Ich werde Dich beschützen, solange ich lebe!“ liebevoll wischte er ihre Tränenspuren fort. Wie wunderschön April doch war, selbst wenn sie weinte! Unsicher beugte er seinen Kopf zu ihrem hinunter und berührte zaghaft ihre korallenroten Lippen mit den seinen. Es war nicht mehr als der Hauch eines Kusses gewesen, doch die Sekunde, in der er ihre weichen, vollen Lippen hatte schmecken dürfen, war für Fireball der schönste seines Lebens gewesen. „Ich...“ verschämt sah er zu Boden und wollte sie loslassen, doch da fiel ihm ein, was er Colt vorhin gesagt hatte: ‚Diese Mal will ich alles richtig machen!‘ Nun war er schon soweit gekommen, da konnte er auch endlich mit der Wahrheit herausrücken. Auf Aprils Lippen lag ein kleines Lächeln und das Leuchten ihrer Augen schien seine Gefühle zu erwidern: „Ich wollte Dir schon so lange...“ nein, so ging es nicht! Er versuchte einen dritten Ansatz, doch bevor er einen Ton heraus bringen konnte, hatte April ihren Mund auf seinen gepreßt. Ihre Zunge wanderte energisch über seine Lippen, bis Fireball die Sekunde der Überraschung verarbeitet hatte und sich nun dem innigen Gefühl des Kusses hingab. Er zog ihren Körper so fest an sich, daß er ihren Busen spüren konnte und ließ ihre Zunge seine Lippen passieren, damit sie den Weg zu seiner fand. Aprils Finger krallten sich fest in seinen Rücken und ihr Becken drängte sich fordernd gegen sein rechtes Bein. Fireball spürte eine ungeheure Wärme in sich aufsteigen. Wenn er nicht gleich etwas unternahm, würde ihn auch noch der letzte Funken Vernunft verlassen, der in ihm wohnte. Energisch schob er April einige Zentimeter von sich fort, auch wenn es ihm, und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen auch ihr, äußerst schwer fiel. Überwältigt betrachtete er ihre glühenden Wangen, den Ausschnitt ihres Dekolletés, das sich erregt hob und senkte und strich ihr zärtlich durchs Haar: „Wie lange habe ich mich nach diesem Moment gesehnt“, flüsterte er schwer atmend, während seine Hände auf ihren Schultern zum Ruhen kamen, „ich habe immer davon geträumt, Dich in den Armen zu halten, Deine Wärme zu spüren...ich liebe Dich, April!“ Er sah ein kurzes Zucken über ihr Gesicht huschen und im nächsten Moment füllten sich ihre Augen mit Tränen: „Ist...ist das wirklich Dein Ernst...“ er hatte ihre Worte kaum verstehen können. „Du weißt es doch, Kleines! Ich habe mich in dem Moment in Dich verliebt, als ich Dich das erste Mal gesehen habe“, verwundert starrte er auf die kleine Träne, die Aprils Wange hinunter kullerte und eine kleinen Fleck auf ihrem roten Overall hinterließ, „aber ist das so schrecklich, daß Du deswegen weinen mußt?“ „Blödmann“, lachte April herzlich und schlang die Arme um seinen Hals, „hast Du schon mal davon gehört, daß Menschen gelegentlich auch vor Freude weinen können!“ Fireball konnte das Glück kaum fassen, daß über ihm zusammenbrach: „Heißt daß...Du...“ „Du weißt es doch auch“, sie gab ihm einen flüchtigen Kuß auf die Nasenspitze und sah ihm dann tief in die Augen: „Ich liebe Dich, Fireball!“ Noch ehe April begreifen konnte, wie ihr geschah, hatte der Star Sheriff seine Arme um ihre Taille gelegt und sie hochgehoben. Wie ein kleiner Junge wirbelte er mit ihr im Kreis herum und jauchzte aus voller Kehle, bis April ihm protestierend gegen die Brust klopfte: „Laß mich runter Du verrückter, Kerl!“ grinste sie übermütig, aber Fireball dachte gar nicht daran, sie runter zu lassen. Blitzschnell griff er mit dem rechten Arm unter ihre Beine und trug sie nun wie eine Braut, die er über die Schwelle heben wollte zu seinem Red Fury hinüber: „Tut mir leid, Süße, aber Dich laß ich für den Rest meines Lebens nicht wieder los...“, etwas schwerfällig betätigte er einen kleinen Knopf an seinem Communicator und die Kanzel seines Rennwagens hob sich zischend um das Cockpit freizugeben, „und jetzt fahren wir nach Hause!“ Überwältigt blinzelte April ihn an: „Für den Rest Deines Lebens? Soll das etwa... ich meine... war das eben ein... Antrag?“ Fireball biß sich erschrocken auf die Unterlippe. ‚Ich glaube, die Frauen sagen Dir schon, wann Du ihnen einen Antrag gemacht hast!‘ hallten Colts Worte in seinem Gedächtnis wieder und er verstand, was der Cowboy damit gemeint hatte. Er schaute in Aprils wunderschönes Gesicht, in das Gesicht der Frau, die er so sehr begehrte und so sehr liebte, daß er jederzeit sein Leben für sie geben würde. Ein entschlossenes Lächeln trat auf seine Lippen, so entschlossen, wie April es noch nie zuvor gesehen hatte: „Ja, April, das war es!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)