Schatten der Vergangenheit von abgemeldet (Kapitel 22 "So long, Star Sheriffs" ist fertig!!!) ================================================================================ Kapitel 1: Missverständnisse und andere Schwierigkeiten ------------------------------------------------------- Die Nacht war über Yuma-City hereingebrochen, die Nacht des Triumphes. Wo man auch hinsah, quollen die Straßen über vor Fröhlichkeit und Erleichterung, weil der Tyrannei der Outrider endlich ein Ende gesetzt war. Die Einwohner waren so ausgelassen, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr und feierten die wiedergewonnene Freiheit mit überschwenglichen Feuerwerken, die den sternklaren Himmel über dem Planeten immer wieder in ein gleißend buntes Licht tauchten. Von überall her schallte Musik und Gelächter hinauf zu Robins Apartment, in dem sich die eigentlichen Helden des Abends versammelt hatten. April stand mit verschränkten Armen am Fenster und beobachtete das ausgelassene Spektakel mit einem zufriedenen Lächeln: „Ist es nicht wundervoll? Wir haben es endlich geschafft! Diese verfluchten Outrider sind ein für allemal besiegt...“ „Tja, Baby, so ist es“, Colt ließ sich etwas schwerfällig in einen der drei Ledersessel fallen und stöhnte leise auf dabei. Seine Verletzung, die ihm Jesse Blue zugefügt hatte, setzte ihm doch noch mehr zu, als er zugeben wollte: „Die Schmutzfüße werden wir diese Mal wohl wirklich nicht wiedersehen... ein bißchen schade fast, findet ihr nicht?“ „Oh nein, ganz und gar nicht!“ Colt zuckte unwillkürlich zusammen, als er die erboste Stimme von Robin hörte. Mit finsterer Miene stand sie drohend hinter ihm: „Ich kann mir zwar durchaus vorstellen, daß Du am liebsten sofort wieder losziehen würdest, um irgendwelchen Schurken das Handwerk zu legen, aber damit ist es jetzt vorbei“, weniger ärgerlich, ja beinahe zärtlich strich sie dem Cowboy über die bandagierte Schulter, „Du mußt Dich jetzt wirklich erstmal ausruhen, Colt!“ Beschwichtigend ergriff Colt mit seiner gesunden Hand die von Robin: „Hey, Süße, Du hast ja vollkommen recht. Ich könnte wirklich eine kleine Auszeit gebrauchen, bevor ich mich wieder in den Sattel schwingen kann.“ Für ihn war das Thema damit eigentlich erledigt, doch leider schien das nicht die Antwort gewesen zu sein, die Robin erwartet hatte. Hastig zog sie ihre Hand zurück und verschränkte die Arme vor der Brust: „Was meinst Du damit, ‚bevor ich mich wieder in den Sattel schwingen kann‘? Die Star Sheriffs werden nicht mehr länger gebraucht, Du wirst Dich nicht mehr ‚in den Sattel schwingen müssen‘!“ bei den letzten Worten äffte Robin Colts Redeweise so übertrieben nach, daß nun auch Saber Rider hellhörig wurde, und sich mit leichtem Amüsement der kleinen Szene widmete. Colt hingegen schnappte bereits händeringend nach Luft; in was für eine dumme Situation hatte er sich da nur wieder hinein manövriert. „Aber Robin, die Outrider sind doch nicht das einzige Problem, das das neue Grenzland hat. Ich gebe zu, es war das mit Abstand größte, aber...“ „WAS, aber?“ zischte Robin giftig und tippte angespannt mit der rechten Fußspitze auf den Parkettboden. „Na, ja“, Colt zog sich den Hut tiefer in die Stirn, um ihr nicht mehr in die Augen sehen zu müssen, „denk doch mal an die ganzen Peripherie-Piraten, die da draußen so ihr Unwesen treiben. Denen muß doch schließlich auch jemand das Handwerk legen!“ „Ach so ist das“, wütend riß Robin Colt den Hut vom Kopf, der geradezu erschrocken war über diesen plötzlichen Wutausbruch, „heißt das, Du möchtest weiterhin den großen Cowboy spielen und wie ein Wahnsinniger in der Gegend herum ballern?“ Colt stand bereits der Schweiß auf der Stirn; wenn Robin so in Rage war, konnte er im Prinzip einpacken: „Sieh mal Robin, es ist nun einmal mein Job... Sag es ihr Saber!“ flehend warf er seinem Boß einen beschwörenden Blick zu, doch der Sebelschwinger schien nicht im mindesten daran interessiert zu sein, seinem Freund aus der Patsche zu helfen: „Laß mich da raus Cowboy, diese Sache geht nur Dich und Robin etwas an!“ „Bist mir ja eine große Hilfe...“ knirschte Colt resignierend. An Robin gewandt murmelte er nur: „Wollen wir das nicht nachher in Ruhe besprechen? Allein!“ Aber Robin schien kein Interesse daran zu haben, die Diskussion auf später zu verschieben, dafür war sie schon viel zu aufgewühlt. „Erinnerst Du Dich an Dein Versprechen?“ ihre Augen begannen verdächtig zu schimmern und Colt wußte langsam nicht mehr, was er tun sollte; die Situation geriet langsam aber sicher außer Kontrolle: „Mein Versprechen... Du meinst, daß ich nie wieder... aber Robin, das kannst Du nicht wirklich ernst genommen haben, oder?“ Das war zuviel. Eine dicke Träne kullerte Ihre Wange hinunter und mit erstickter Stimme wisperte sie: „Dann kannst Du meine Antwort auf Deinen Antrag auch als nicht ernst gemeint betrachten!“ schluchzend drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte zur Apartmenttür, die sie mit einem lauten Knallen hinter sich ins Schloß fallen ließ. Natürlich versuchte Colt sofort, ihr nachzueilen, doch kaum war er aufgesprungen, da durchzuckte ein stechender Schmerz seine verwundete Schulter und er mußte sich auf die Rücklehne des Sessels stützen. „Laß sie lieber gehen, Colt. Heute abend erreichst Du sowieso nichts mehr bei ihr!“ April warf ihm ein amüsiertes Lächeln zu; sie schien die Sache unheimlich witzig zu finden. „Ach, ja, und woher weißt Du das so genau, Miss Neunmalklug?“ er mußte noch immer die Zähne zusammen beißen, um einen lauten Schmerzensschrei zu unterdrücken. April war nicht im mindesten beeindruckt von dieser Nettigkeit: „Na, weil ich auch eine Frau bin, Du Dummerchen. Wenn ich an Robins stelle wäre, wärst Du heute der letzte Mensch auf Erden, den ich sehen wollte.“ „Sieh mal an, Du willst eine Frau sein“, der Cowboy setzte sich grimmig zurück auf seinen Platz, „wenn ich sehe, wie Du Dich in meinem Leid suhlst, würde ich eher sagen, der Ausdruck ‚Eiserne Jungfrau‘ paßt besser zu Dir!“ „Was Du nicht sagst, und wenn Du mich fragst...“ „Schluß jetzt April“, Saber stand energisch auf und schnitt ihr das Wort ab, „hört auf mit der lächerlichen Streiterei! Robin wird sich schon wieder einkriegen. Außerdem ist es langsam an der Zeit, sich in die Kojen zu schwingen. Es war ein ziemlich anstrengender Tag für uns alle, und ich fürchte, daß wir heute noch nicht dem letzten Ehrenempfang beigewohnt haben. Ich schlage vor, wir machen uns auf den Weg zurück zum Hauptquartier, damit wir morgen einigermaßen frisch auf den Beinen sind!“ Damit griff er sich seine Uniformjacke und bahnte sich seinen Weg zum Ausgang. „Ähm, ich eh, ich denke, ich werde dann später...“ Colt stieg die Röte ins Gesicht und er kratzte sich verlegen am Kopf. „Schon gut, ich denke Du bist uns keine Erklärungen schuldig. Sei aber morgen pünktlich, ja.“ Saber zwinkerte seinem Freund vielsagend zu und öffnete die Tür: „April, was ist, kommst Du mit?“ Die junge Frau blickte etwas unschlüssig zwischen den beiden Männern hin und her: „Ich glaube, ich bleibe noch ein bißchen hier und versuche, ihn aufzumuntern!“ wisperte sie dem Blondschopf verschwörerisch zu. Saber nickte verständnisvoll: „Aber bitte nicht zu heftig, ich möchte nicht, daß er sich vor lauter Depressionen noch aus dem Fenster stürzt...“ „Sieh zu, daß Du Land gewinnst, altes Ekel!“ April griff erbost nach einem Kissen, um es nach ihrem Anführer zu werfen, doch dieser war in weiser Voraussicht schon durch die Tür ins Freie geschlüpft. Eine unangenehme Stille machte sich plötzlich im Raum breit, die April nervös machte. Colt saß wie ein Haufen Elend dort auf dem Sessel, die Augen starr vor sich hin gerichtet und die rechte Hand an seinem Blaster. Er schien gar nicht zu bemerken, daß sie noch anwesend war. Oder ob er sie ignorierte, weil sie sich eben über ihn lustig gemacht hatte? Leise nahm sie auf dem Sofa ihm gegenüber Platz: „Du, es tut mir leid Colt. Es war nicht nett von mir, daß ich...“ „Schon gut, April“, winkte er müde ab, ohne den Kopf zu heben, „ich bin ja im Prinzip selber schuld, warum muß ich auch in jedes verfluchte Fettnäpfchen treten, das meinen Weg kreuzt!“ „Glaubst Du, sie kriegt sich wieder ein?“ Colt zuckte erschöpft die Schultern: „Keine Ahnung, aber ich schätze, ich habe es mal wieder gründlich vermasselt. Ich hatte Robin versprochen, daß ich nie wieder meinen Blaster anrühren würde, wenn wir die Outrider ein für allemal geschlagen hätten... aber ehrlich gesagt, hätte ich niemals gedacht, daß es je soweit kommen würde!“ April nickte verständnisvoll: „Keiner hat damit gerechnet, daß wir das schaffen würden. Aber meinst Du nicht, sie wird verstehen, daß Du trotzdem ein Star Sheriff bleiben möchtest, um Dich für Recht und Ordnung einzusetzen? Ich meine, was ist falsch daran?“ „Du kennst doch ihre Ansicht über Waffen und all das“, seufzte Colt, „sie wird niemals verstehen, daß mir mein Beruf als Star Sheriff Spaß macht. Aber ich weiß einfach nicht, ob ich dieses Versprechen einhalten kann, April.“ „Glaubst Du nicht, daß ihr soviel an Dir liegt, daß sie es irgendwann akzeptieren wird?“ plötzlich empfand April Mitleid mit Colt; so verzweifelt und hilflos hatte sie ihn noch nie erlebt. Er war es eben gewohnt, seine Probleme mit dem Revolver und den Fäusten zu klären, doch damit konnte er dieses Mal nichts ausrichten! „Und was ist, wenn sie es nicht akzeptieren wird? Du hast sie doch eben gehört! Ich will sie nicht verlieren!“ „Das wirst Du auch nicht, Colt, dazu liebt sie Dich doch viel zu sehr“, nun schlich sich doch wieder ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, „aber sag mal, was meinte sie eigentlich vorhin mit ‚der Antwort auf Deinen Antrag‘? Du hast doch wohl nicht etwa vor, seßhaft zu werden?“ Wieder schoß dem Cowboy die Röte ins Gesicht: „Hm, na ja, ich hab...also ich meine...irgendwie hat sie mich dazu überredet. Sie hat mir quasi die Worte im Mund umgedreht, und ehe ich mich versah, hatte ich ihr einen Heiratsantrag gemacht...“ „Das ist ja kaum zu glauben, und damit rückst Du erst jetzt raus? Wann wolltest Du uns das denn erzählen, auf der Hochzeit vielleicht?“ April war völlig aus dem Häuschen und begann insgeheim schon die ersten Pläne für die Feier zu schmieden. „Ich weiß nicht, ich wollte es nicht so an die große Glocke hängen... irgendwie kann ich mich selber noch nicht so ganz mit dem Gedanken abfinden... Colt, der einsame Steppenwolf als Ehemann...“ „Aber“, April blickte ihn durchdringend an, „das mit dem Heiraten meintest Du doch wohl ernster als die Sache mit dem Blaster, oder!“ „Blöde Frage“, Colt sprang zornig auf, „denkst Du denn, ich würde so etwas im Spaß sagen? Himmel, ich, ich, ich liebe diese Frau, ich kann einfach nicht mehr ohne sie leben, verstehst Du?“ „Es tut mir leid, Colt. Ich weiß, wieviel Dir Robin bedeutet. Wenn es jemanden gibt, der mit Deinen Macken und Deinem Temperament fertig werden kann, dann ist es Robin. Und ich bin auch sicher, daß sie es nicht so gemeint hat. Im Grunde liebt sie es doch, gegen Deinen Dickschädel angehen zu müssen. Sonst hätte sie es nie solange mit Dir ausgehalten!“ Colts Miene hellte sich ein wenig auf: „Danke, April, ich denke Du hast recht. Ich wollte Dich auch eben nicht so anfahren, ist wohl einfach der Streß der letzten Zeit... Laß uns am besten das Thema wechseln, okay?“ Wohlwollend zuckte April die Schultern, im Prinzip ging es sie ja auch überhaupt nichts an, was Colt und Robin für Probleme hatten: „Von mir aus, reden wir über etwas anderes!“ sie streckte sich gähnend und kuschelte sich an ein großes Kissen. „Willst Du auch was trinken, ich habe einen tierischen Brand!“ Colt schlenderte hinüber zur Einbauküche und holte, ohne Aprils Antwort abzuwarten, zwei gekühlte Colaflaschen aus der Minibar. Dankend nahm sie die kleine Gabe an, denn nach den unzähligen Gläsern Champagner, die sie heute auf den ganzen Empfängen hatte trinken müssen, war dies eine willkommene Gelegenheit, wieder etwas nüchterner zu werden. „Aber, wo wir schon gerade bei dem Thema Beziehungskisten sind“, Colt nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und machte es sich neben April auf dem Sofa gemütlich, „wo steckt eigentlich Fireball, den habe ich seit dem Fest des Kavallerie Oberkommandos nicht mehr gesehen!“ Unsicher strich sich April ein Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht: „Wieso wo wir gerade beim Thema sind? Woher soll ich denn wissen, was Fireball treibt?“ „Ach komm schon, spiel mir kein Theater vor. Wir wissen doch alle, was zwischen Euch beiden läuft, auch wenn Ihr tunlichst versucht, es geheim zu halten!“ Colt stieß ihr vielsagend den Ellenbogen in die Seite und zwinkerte herausfordernd. „Was läuft denn bitte zwischen uns beiden, hm?“ die Antwort klang nicht unbedingt so, wie Colt es erwartet hatte. April schien ziemlich frustriert zu sein, obwohl er gar nicht verstehen konnte, wieso. „Ich bitte Dich, Süße, Du kannst mir nicht erzählen, daß Ihr zwei im Urlaub nur Däumchen gedreht habt. Das kaufe ich Dir nämlich nicht ab!“ „Wirst Du aber leider müssen. Es ist nichts passiert während des Urlaubs, rein gar nichts!“ Colt brach in Gelächter aus: „Sag bloß unser Turbo-Freak hat einen auf ‚rühr mich nicht an‘ gemacht. Das glaub ich einfach nicht...“ „Colt“, unterbrach April ihn scharf, sie fand die ganze Situation überhaupt nicht zum Lachen, „wenn Du es unbedingt wissen willst; du lagst mit der eisernen Jungfrau vielleicht gar nicht so verkehrt. Ich habe ihn abblitzen lassen... und bevor Du noch weiter bohrst, nein, ich bin nicht sonderlich stolz darauf!“ Nun war Colt geradezu sprachlos: „Aber, das kapier ich nicht. Ich dachte eigentlich, sogar ein Blinder mit Krückstock hätte sehen können, daß es zwischen Euch beiden ganz gehörig gefunkt hat, oder sollten mich meine kleinen Guckerchen da so hinters Licht geführt haben? Ich meine, daß Fireball auf Dich steht, das weiß ich so sicher, wie ich Colt heiße, aber ich dachte, Du würdest ihn auch...“ „Oh, Colt, bitte“, April stand auf und begann nervös im Raum hin und her zu tigern, „ich weiß selber nicht, was mit mir los ist. Die Zeit mit Fire war so schön, ich glaube, ich habe mich in der Gegenwart eines anderen Menschen noch nie so wohl gefühlt, aber als er versucht hat, mich zu küssen, da hat bei mir irgendwie was ausgesetzt.“ Colt stütze das Kinn auf seine geballten Fäuste: „Hm, verstehe. Und seitdem ist nichts weiter passiert?“ „Nein“, April rang verzweifelt die Hände, „das ist es ja, seit meiner Ohrfeige...“ „Du hast ihm echt eine geknallt?“ für diese Frage erntete Colt nur strafende Blicke. „Seit der Ohrfeige“, fuhr April unbeirrt fort, „hat er keinen weiteren Versuch mehr unternommen. Er war zwar genauso nett und hilfsbereit wie immer, aber irgendwie war es nicht mehr dasselbe. Ich hatte eher das Gefühl, er würde versuchen den großen Bruder für mich zu spielen, oder so... Ich habe ihn bestimmt mit meinem dummen Verhalten abgeschreckt, und jetzt will er nichts mehr von mir wissen.“ Sie war den Tränen nahe, was Colt sichtlich berührte. Ungeachtet seiner eigenen Probleme mit Robin stand er auf, und legte ihr den gesunden Arm tröstend um die Schultern: „Er bedeutet Dir also doch eine ganze Menge, habe ich recht?“ Ein kurzes Nicken, begleitet von herzzerreißendem Schluchzen war die einzige Antwort, die er bekam. „Wieso hast Du dann nicht mit ihm darüber geredet?“ „Das wollte ich ja“, sie schmiegte sich hilfesuchend an Colts Brust, „aber seit unserer Rückkehr ist soviel los gewesen, und ich wollte doch den richtigen Zeitpunkt abwarten. Ich dachte vielleicht, heute nach dem Empfang beim Oberkommando wäre eine gute Gelegenheit... aber er war den ganzen Tag lang schon so komisch...“ Colt nickte, so als wollte er ihre Aussage bestätigen: „Du hast recht, das ist mir auch aufgefallen. Er war ziemlich geistesabwesend und nachdenklich. Dabei ist das sonst gar nicht seine Art.“ „Genau. Und als ich ihn gefragt habe, was los ist, wollte er nicht mit der Sprache herausrücken und ist mir ziemlich offensichtlich aus dem Weg gegangen!“ „Ach, Süße, mach Dir doch deswegen keinen Kopf“, Colt hob ihr Kinn leicht mit einer Fingerspitze an und zwinkerte ihr aufmunternd zu, „wie wäre es, wenn Du ihm jetzt noch einen kleinen Besuch abstatten würdest?“ „Würde ich ja gerne, aber ich weiß wie gesagt nicht, wo er sich jetzt rumtreibt...“ „Hat er Dir denn gar nichts gesagt, als er verschwunden ist?“ „Nein“, eine kleine Träne lief Aprils Nasenspitze hinunter und landete auf Colts Hemdsärmel, „als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, ist er zusammen mit Mandarin in ihren Jeep gestiegen...“ schniefend wischte sie sich über die Augen. „Du glaubst doch nicht...“ Colt schüttelte beharrlich den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll...“ „Paß auf, Süße, ich bin hundertprozentig sicher, daß sich das aufklären wird. Der Kleine ist doch völlig vernarrt in Dich! Du fährst da jetzt hin und klärst das mit ihm. Ich bin sicher, er ist längst zu Hause.“ April strich sich die Haare aus dem Gesicht: „Meinst Du wirklich?“ „Ja, meine ich, ich kann es nicht sehen, wenn Ihr zwei Euch das Leben so schwer macht“, sanft schob er April in Richtung Tür, „und außerdem will ich Dich jetzt loswerden, denn wenn ich die Sache mit Robin wieder gerade biegen will, habe ich heute noch einiges zu tun!“ Nun kehrte auch die Freude auf Aprils Gesicht zurück: „Tolle Freundin bin ich, was? Da bleibe ich hier, weil ich Dich ein bißchen trösten will, und dann heule ich Dir einen vor... Bin schon weg“, sie gab Colt noch einen kameradschaftlichen Klaps aufs Hinterteil, „und viel Glück!“ „Dito, holde April, nimm den armen Jungen nicht ganz so hart ran, ja.“ Die Tür fiel hinter April ins Schloß und Colt atmete erleichtert auf. Freunde waren ja wirklich etwas sehr schönes, doch wenn er vorhin mit Robin allein gewesen wäre, hätte er vielleicht etwas unternehmen können, bevor die Sache zu eskalieren begann. Doch nun mußte er sich wirklich etwas einfallen lassen, wie er die Wogen wieder glätten konnte. Etwas unentschlossen verzog er die Miene: „Na, alter Junge, da hast Du Dir wieder ganz schön was eingebrockt“, murmelte er, während er durchs Apartment wanderte, um ein wenig Klarschiff zu machen, „daß Du aber auch nie Deine große Klappe halten kannst. Jetzt laß Dir gefälligst etwas einfallen!“ Sein Blick fiel auf den kleinen Sekretär, auf dem eine Bestellkarte von einem japanischen Restaurant lag. Robin liebte japanisches Essen, das wußte er. Vielleicht war der beste Weg zur Versöhnung ja über ein schmackhaftes Mahl; Liebe ging doch bekanntlicher Weise durch den Magen! Flugs hatte er mit Hilfe des integrierten Laptops im Schreibtisch eine Comline zu dem besagten Restaurant hergestellt und orderte so ziemlich alle Dinge, die ihm von der Speisekarte irgendwie appetitlich vorkamen. Das waren auf Anhieb zwar nicht besonders viele, da er als richtiger Cowboy eher auf ein saftiges Steak und Baked Beans stand, doch nach einiger Beratung durch die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung hatte er am Ende soviel bestellt, daß es mindestens noch für sein ganzes Team gereicht hätte. „Eine halbe Stunde hat sie gesagt“, er blickte prüfend auf die Uhr über dem Sofa, „bis dahin kann ich ja schon soweit alles vorbereiten... ich hoffe nur, Robin kommt auch rechtzeitig zurück!“ aber irgendwie hatte er arge Bedenken, daß dieser Teil seines Planes funktionieren würde... Fireball kam erst ziemlich spät wieder in dieser Nacht, und hatte auch eigentlich vorgehabt, sich sofort ins Bett zu begeben, da er rechtschaffen müde war von den Anstrengungen des Tages. Doch als er das Licht in seiner Unterkunft anknipste, war seine Müdigkeit vor Überraschung mit einem Mal wie weggeblasen. Denn dort auf seiner Couch lag, friedlich in eine Decke eingekuschelt, April und schlief den Schlaf der Gerechten. Das schlechte Gewissen stieg in Fireball auf, als er sie so ruhig daliegen sah; er hatte sich nach der Feier nicht von ihr verabschiedet, als er verschwunden war, und sie hatte sich daraufhin wahrscheinlich Sorgen um seinen Verbleib gemacht. Mit zärtlichen Blicken betrachtete er das blonde Mädchen einen Augenblick und überlegte, ob er sie wecken oder lieber weiter träumen lassen sollte, doch wenn er letzteres tat, würde sie wahrscheinlich am nächsten Morgen zurecht sauer auf ihn sein. Immerhin mußte sie schon ziemlich lange hier auf ihn gewartet haben! April bot einen geradezu bezaubernden Anblick: ihre sanften Gesichtszüge wirkten so vollkommen entspannt, und ihr zarter Mund war zu einem kleinen Lächeln verzogen, so als durchlebte sie gerade einen schönen Traum. Ihre Haare umrahmten das ganze wie ein Korona aus fließendem Gold. Fireball mußte sich der Versuchung widersetzen, über ihre Aprikosen gleichen Wangen zu streicheln, obwohl ihm das nicht gerade leicht fiel. Aprils Körper hob und senkte sich bei jedem Atemzug. Ein Träger ihres Overalls war etwas verrutscht, und jedes Mal, wenn sich ihre Lungenflügel mit Luft füllten, offenbarte sich Fireball ein noch viel einladenderer Einblick in ihr Dekolleté. Er schluckte überwältigt und atmete tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Entschlossen nahm er eine Strähne von Aprils blonden Flechten in die rechte Hand und kitzelte damit behutsam ihre Nase: „Hey, Prinzessin, aufwachen!“ flüsterte er lächelnd, doch erst, als er die Prozedur einige Male wiederholt hatte, zeigte April eine Reaktion. Zuerst rümpfte sie die Nase, ähnlich wie ein Hase oder Kaninchen, schlug dann aber doch schlaftrunken die Augen auf: „Fireball...“, murmelte sie benommen und fuhr sich mit der rechten Hand übers Gesicht bevor sie sich etwas aufrichtete, „was zum...“ zuerst hatte sie Mühe, sich zu orientieren, wo sie war, doch plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, „wo hast Du so lange gesteckt?“ Fireball setzte sich auf den kleinen Couchtisch, um sich die Schuhe auszuziehen, oder wohl besser gesagt, um April nicht länger in die Augen sehen zu müssen: „Ach, eigentlich nirgendwo, ich bin einfach ein bißchen in der Gegend rumgefahren!“ April streckte sich mit einem herzhaften Gähnen und stellte die Füße auf den Teppichboden: „Wie spät ist es eigentlich?“ sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr und erschrak: „Was, kurz nach vier? Jetzt verrate mir aber mal, wie Du es geschafft hast, solange wegzubleiben, wenn Du doch eigentlich nirgendwo warst!“ ihre Blicke durchbohrten Fireball beinahe wie blitzende Speere. „Himmel, ist das denn so wichtig? Ich wollte eben mal ein bißchen allein sein. Dieser ganze Trubel heute konnte einen ja echt wahnsinnig machen...“ er bemühte sich, so unbeschwert wie möglich zu klingen, aber er konnte April nichts vormachen. „Du meinst, Du wolltest mit Mandarin alleine sein, ja!“ Für den Bruchteil einer Sekunde hielt Fireball in seiner Bewegung inne, für einen Fremden wahrscheinlich nicht wahrnehmbar, doch für April war es bereits Bestätigung genug gewesen. „Wieso mit Mandarin, ich weiß gar nicht, was Du meinst.“ Er sollte schnell einsehen, daß es keinen Sinn mehr hatte die Wahrheit noch länger abzustreiten. „Ach, Du weißt gar nicht was ich meine, wie. Hör mal zu Freundchen, ich habe genau gesehen, wie Du in ihren Jeep gestiegen und zusammen mit ihr weggefahren bist. Und versuch ja nicht, mir was anderes weiszumachen!“ Erregt war April aufgesprungen und hatte sich drohend vor ihn hingestellt. „Herrje, April“, Fireball wurde die Situation sichtlich unangenehm, „was ist denn los mit Dir? Ja, okay, ich bin mit Mandarin weggefahren; und, was ist daran so schlimm? Du bist doch nicht mein Kindermädchen...“ „Du hättest aber wenigstens Bescheid sagen können, ich habe, ich meine die anderen, also, wir haben uns Sorgen um Dich gemacht. Es wußte ja keiner, wo Du steckst!“ sie ballte erbost die Fäuste. „Sag bloß, unserer kleine Miss April ist eifersüchtig...“ Fireball stupste mit dem linken Zeigefinger gegen ihre Nase uns grinste frech dabei; langsam schien er die Situation wieder in den Griff zu bekommen. April schnaufte verächtlich: „Hah, eifersüchtig! Auf dieses spindelige kleine Hühnchen was? Das ich nicht hohl lache!“ „Warum machst Du dann so ein Theater“, Fireball hob gleichgültig die Hände und kehrte ihr den Rücken zu, „was sollte mir denn groß passiert sein? Die Outrider gibt es nicht mehr, schon vergessen, Süße? Und außerdem bin ich ja wohlbehalten wieder zurück. Damit sollte das Thema doch wohl vom Tisch sein!“ entschlossen, es dabei bewenden zu lassen, ging er hinüber in seine Küche und holte sich ein Sandwich aus dem Kühlschrank: „Willst Du auch etwas zu essen, April?“ rief er ins Wohnzimmer hinüber, doch anstelle einer Antwort hörte er nur das Knallen der Tür. Wie von der Tarantel gestochen stürzte er in den Flur, aber April war fort. Hastig schlüpfte er wieder in seine Schuhe und hatte auch schon die Verfolgung aufgenommen: den Flur entlang, zwei Treppen hinunter, dann den zweiten Gang rechts und... Rums, auch die Tür von Aprils Apartment knallte vor Fireballs Nase zu. Verärgert darüber, daß er es nicht mehr geschafft hatte, sie einzuholen, stand er nun davor wie ein begossener Pudel und klopfte vorsichtig, um nicht noch mehr Mitbewohner aufzuwecken; natürlich vorausgesetzt, daß überhaupt noch einer schlief nachdem April so einen Radau veranstaltet hatte. „April, komm schon, mach die Tür auf...“ keine Reaktion. „Bitte April, es tut mir leid, okay. Laß mich rein...“ aber auch auf dieses Flehen kam keine Antwort. Fireball war der Verzweiflung nah: „Verdammt noch mal, warum muß denn immer alles genau so laufen, wie es nicht laufen soll? April...“ der nächste Versuch. Er war so sehr damit beschäftigt, darauf zu achten, ob er von drinnen ein Lebenszeichen zu hören bekam, daß er nicht bemerkte, wie im Flur jemand hinter ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte: „Hey, hombre, was soll der Lärm?“ Mit einem markerschütternden Schrei fuhr Fireball herum und blickte in das angespannte Gesicht von seinem Freund Colt: „Man, hast Du mich erschreckt, alter Viehtreiber!“ „Tja, tut mir wirklich leid, Partner“, der Cowboy setzte ein verschmitztes Grinsen auf, „was ist los? Ärger im Paradies, oder warum läßt Dich unser Engelchen nicht rein?“ Fireball kniff die Augen zusammen: „Und warum treibst Du Dich zu dieser Tageszeit hier rum wie ein Hühnerdieb, anstatt bei Deiner angebeteten Robin zu verweilen?“ natürlich ahnte er die Antwort bereits, aber er hatte keine Lust, seine Probleme mit April hier auf dem Flur mit Colt auszudiskutieren. „Kumpel, Du weißt doch, Frauen sind ein ewiges Rätsel, die wird nie einer verstehen. Im einen Moment sind sie lammfromm und im nächsten ziehen sie Dir die Bratpfanne über den Kopf!“ anscheinend war auch Colt nicht daran interessiert seine Beziehungskrise vor aller Öffentlichkeit an den Tag zu legen. „Oh man, ich weiß, was Du meinst...“ Fireball fuhr sich entnervt durch die wuscheligen Haare. „Was hältst Du davon, wenn wir es uns unten in der Bar ein bißchen gemütlich machen, Matchbox? Laß uns versuchen, die Weiber mal für ein paar Minuten zu vergessen, okay?“ Colt legte seinem Freund einen Arm um die Schultern und zog ihn mit sich, ohne auf eine Antwort zu warten, aber Fireball kam die Idee sowieso sehr gelegen und leistete deswegen auch keinen Widerstand. „Ich kann es einfach nicht glauben. Ich meine, ich mache dieses tolle Abendessen bei Kerzenschein, besorge ihr sogar noch einen Strauß Blumen und sie schmeißt mich einfach raus...“ Colt nippte an seinem zweiten Fusionsbrenner und ließ die Szene noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren. Er konnte noch immer nicht begreifen, wieso sein toller Plan fehlgeschlagen war, obwohl er sich wirklich alle Mühe gegeben hatte. Er war sicher gewesen, Robin würde ihm beim Anblick des Festessens wieder vergeben, doch alles, was sie gesagt hatte, war: „Ich werde jetzt ins Badezimmer gehen und mich frisch machen, und wenn ich wiederkomme, möchte ich, daß Du verschwunden bist!“ gewesen. „Was erwartest Du eigentlich, Colt? Du hast ihr quasi versprochen, Dein Image als Revolverheld an den Nagel zu hängen, wenn die Outrider einmal nicht mehr sein sollten, und nun offenbarst Du ihr, daß das eigentlich alles nur ein Scherz gewesen ist. Welche Frau würde da wohl nicht vor Wut aus der Haut fahren?“ Fireball hatte seinen Kopf auf die Ellenbogen gestützt und spielte lustlos mit einem Bierdeckel herum. Die Bar des Hauptquartiers war trotz der vorangeschrittenen Stunde noch sehr gut besucht, und die ausgelassene Stimmung der anderen Gäste frustrierte die beiden Star Sheriffs nur noch mehr. „Hast ja recht, aber wenigstens betrüge ich meine Freundin nur mit meinem Revolver, wenn Du verstehst, was ich meine...“ Colt warf Fireball einen vielsagenden Blick zu, der diesen sofort aus seiner Lethargie riß: „Was zum Geier willst Du denn damit andeuten, hm?“ „Ach, nichts weiter, das war nur so dahin geredet...“ „Laß den Blödsinn Colt, Du glaubst doch nicht allen Ernstes, daß ich April betrüge, oder?“ der Gedanke brachte ihn beinahe zur Weißglut. „Sieh mal an, immerhin weißt du ja, daß ich von April gesprochen habe...“ da war er schon wieder, dieser zweideutige Tonfall! „Ja glaubst du denn, ich hätte einen ganzen Harem an Freundinnen hier versteckt? Was soll dieses dämliche Theater?“ „Na, ja“, Colt vollführte eine vielsagende Handbewegung, „weiß denn Deine angebetete April auch, daß sie die Dame Deines Herzens ist?“ Fireball war einfach baff: „Doofe Frage, natürlich weiß sie es. Ich meine, sogar Du weißt es, oder etwa nicht?“ „Hast Du es ihr gesagt?“ das nahm Fireball etwas den Wind aus den Segeln: „Nein, nicht direkt, ich...“ „Aha, hast Du es ihr denn wenigstens gezeigt?“ „Wie meinst Du das, gezeigt!“ das jüngste Mitglied des Star Sheriff Teams war sichtlich verwirrt. „Kumpel, spiel doch nicht so die Unschuld vom Lande. Hast Du sie schon geküßt, oder so?“ Colt setzte ein verschwörerisches Grinsen auf. „Mh“, Fireball druckste, „nein, aber ich...“ „Was“, diese Überraschung war natürlich nur gespielt, denn der Cowboy hatte ja von April bereits den Stand der Dinge erfahren, „Du hast es während Eures Urlaubs nicht einmal geschafft, sie an Land zu ziehen? Was für ein Spätzünder bist Du denn eigentlich?“ „Ich hab es ja versucht, verdammt“, Fireball hieb mit der Faust auf den Tresen, so daß sich einige Gäste zu ihm umsahen, „aber sie hat mich eiskalt abblitzen lassen. Ich dachte, ich hätte es zu sehr überstürzt und habe sie deswegen erstmal in Ruhe gelassen, damit sie sich nicht von mir in die Enge gedrängt fühlt. Und glaub mir, das ist mir garantiert nicht leicht gefallen...“ er sah April vor sich, ihre langen blonden Haare, die gertenschlanke Figur, das süße Lächeln; nein, das war wirklich nicht einfach gewesen! Colt schwieg eine ganze Weile, so als müßte er sich seine nächsten Worte gut überlegen: „Und weil Du es nicht mehr länger aushältst, auf sie zu warten, schiebst Du jetzt mit Mandarin los?“ „Was!!!“ Fireball hätte sich beinahe an seinem Bier verschluckt, so unerwartet war diese Frage gewesen. „Seid Ihr denn heute alle komplett durchgedreht? Wieso glaubt Ihr auf einmal alle, ich würde was mit Mandarin haben? Das ist ja absurd!“ Colt beobachtete seinen Freund eindringlich und fragte sich, ob diese heftige Reaktion darauf zurückzuführen war, daß er sich ertappt fühlte, oder weil die Frage tatsächlich absurd gewesen war. Einerseits konnte er sich nicht vorstellen, daß es Fireballs Art war, April auf so hinterhältige Weise zu übergehen, aber andererseits wußte man nie genau, was bei Frischverliebten im Kopf vorging. „Du hast doch vorhin zusammen mit Ihr die Party verlassen, oder nicht?“ „Ja, klar“, Fireballs Ohren begannen wie Kohlen zu glühen, „ist denn das verboten? Sie ist eine gute Freundin, die uns bei unserer Mission eine Menge Unterstützung gegeben hat, falls sich der Herr erinnern sollte. Darf ich mich da nicht mal mit ihr unterhalten, nachdem wir uns so lange nicht gesehen haben?“ „Wieso habt Ihr Euch nicht auf der Party unterhalten? Zu viele Beobachter?“ nun, da Colt einmal an dem Thema dran war, tat er alles, um der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. „Hey, man, so einen Schwachsinn brauche ich mir echt nicht anzuhören. Und rechtfertigen brauche ich mich vor Dir schon gar nicht, verstanden Kuhtreiber!“ Fireball leerte wütend mit einem Zug sein Bierglas und stand auf; das war doch wohl das allerletzte! „He, Kumpel, mir kannst Du es doch sagen. Ich bin es doch, der alte Colt! Komm schon erzähl, was hast Du so mit Mandarin in ihrem Jeep getrieben, he? Da läuft doch was zwischen Euch, die Kleine ist doch schon seit Ewigkeiten scharf auf Dich...“ Colt wußte einfach nicht, wann es an der Zeit war, die Klappe zu halten. Plötzlich fuhr Fireball herum, griff ihn am Kragen seines Hemdes und zog ihn vom Stuhl hoch: „Hör zu Colt, was Du Dir in Deinen schmutzigen Phantasien so alles zurecht spinnst, interessiert mich nicht. Aber Du solltest nicht vergessen, daß nicht jeder so ein Weiberheld ist, wie Du, der hinter allem her rennt, was einen Rock trägt!“ verächtlich stieß er seinen Freund zurück auf den Stuhl und verschwand in der Menge der Bargäste. Zu seinem Glück war Colt so perplex über die heftige Reaktion gewesen, daß er sich nicht gewehrt hatte, denn sonst wäre die Situation wahrscheinlich sehr zu Fireballs Nachteil ausgegangen; er war Colt, was die Stärke anging, einfach meilenweit unterlegen. Aber dieser versuchte noch immer sich zu fangen und zu verarbeiten, was da eben mit dem sonst so friedlichen Fireball geschehen war. Robin fühlte sich wie gerädert, als sie spät am nächsten Morgen erwachte. Sie hatte wegen des Streits mit Colt die halbe Nacht lang kein Auge zugetan und war dementsprechend müde und unausgeschlafen. Nachdem sie die Augen geöffnet hatte, griff sie als allererstes mit der linken Hand neben sich auf die andere Seite des Bettes. Irgendwie hatte sie gehofft, Colt würde dort liegen und selig schlafen, doch sie griff ins Leere, das Kopfkissen neben dem ihren war unbenutzt. Selbstverständlich war es das, denn schließlich hatte sie Colt ja am Abend zuvor ziemlich unsanft und auch unmißverständlich aus dem Apartment geworfen, was sie mittlerweile schon wieder zu bereuen begann. Es war immer ein so schönes Gefühl, neben ihm aufzuwachen, seine ruhigen Atemzüge zu hören und die wärme seines nackten Oberkörpers zu spüren, aber sie hatte es anscheinend wieder vermasselt! Niedergeschlagen schwang sie sich aus dem Bett und warf sich ihren Morgenmantel über. Während sie sich mißmutig im Spiegel betrachtete und versuchte, ihre zerzausten Haare zu bändigen, dachte sie noch einmal über den vergangenen Abend nach. Hatte sie es nicht wieder ein wenig übertrieben mit ihrem Pazifismus? Immerhin wußte sie doch, wie sehr Colt seine Arbeit als Star Sheriff liebte, wieviel sie ihm bedeutete. War es denn da überhaupt fair von ihr, zu verlangen, daß er all das ihr zuliebe aufgab? Wenn sie ihn wirklich so sehr liebte, wie sie vorgab, dann mußte sie doch wenigstens Colts Wesen so akzeptieren, wie es war. Aber sie versuchte nur ständig ihn zu einem Menschen zu machen, der er nicht sein wollte. Nannte sie das etwa Liebe... Die Zweifel machten Robin schier wahnsinnig. Energisch schüttelte sie den Kopf: „Nein, jetzt gib nicht wieder Dir an allem die Schuld. Du bist schließlich ihm hinterher gefahren. Sonst hättest Du ihn wahrscheinlich nie wieder gesehen! Und wenn er möchte, daß Du ihn heiratest, dann kannst Du doch immerhin verlangen, daß er ein Versprechen einhält, das er Dir gegeben hat, ganz egal, worum es dabei geht!“ Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und schlurfte hinüber ins Wohnzimmer. Dort stand noch immer das prunkvolle Abendessen, das Colt als Wiedergutmachung für sie gezaubert hatte. Sie wußte natürlich, daß das Essen auf keinen Fall von ihm zubereitet sein konnte, aber das war ja auch nicht ausschlaggebend. Es war doch der Wille, der zählte. Und Colt hatte versucht, seinen Fehler wieder gut zu machen, doch sie hatte ihm nicht einmal die kleinste Chance gegeben! Keinen Bissen hatte sie von dem leckeren Essen angerührt, das bestimmt Unsummen gekostet haben mußte, wenn man sich die reichhaltige Auswahl aus der Nähe betrachtete. Robin fuhr sich niedergeschlagen durchs Haar und überlegte, was sie jetzt am besten tun konnte. Der Streit war nicht mehr ungeschehen zu machen, und wie sie Colts Stolz kannte, würde er auch keinen weiteren Versuch mehr unternehmen, sich bei ihr zu entschuldigen, nachdem sie ihm eine so lächerliche Szene gemacht hatte. Ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Kehle: „Vielleicht sollte ich einfach wieder nach Hause fahren. Die Idee hierher zu kommen war höchstwahrscheinlich sowieso die dümmste, die ich je hatte...“ Gerade als sie meinte, zu dieser „richtigen“ Erkenntnis gekommen zu sein, vernahm Robin ein leichtes Rascheln aus dem Flur. Verwundert lugte sie um die Ecke und fand einen kleinen Briefumschlag, den anscheinend jemand unter der Tür hindurch geschoben haben mußte. „Colt...“ ihr Herz schlug wie wild, und mit zittrigen Fingern fischte sie einen zusammengefalteten Zettel heraus, den sie eiligst öffnete. Ja, eindeutig, das war Colts Handschrift. Es stand nicht viel auf dem Blatt Papier, doch diese wenigen Sätze genügten, um Robins Blut in den Adern gefrieren zu lassen: ‚Liebste Robin, ich habe eingesehen, daß Du recht hast. Ich werde mich niemals ändern können, egal wie sehr ich mich auch bemühen würde. Doch Du verdienst einen Mann, der Dir das Leben bieten kann, das Du Dir wünschst, weil Du es verdienst, daß man Dir jeden Wunsch von den Augen abliest. Deshalb werde ich Dich auch nicht länger belästigen! Ich hoffe, Du und Josh, Ihr werdet glücklich. Ich werde die Zeit mit Dir niemals vergessen. In Liebe, Colt‘ Entgeistert ließ Robin den Brief fallen und riß, ohne darüber nachzudenken, wie sie gekleidet war, die Tür zu ihrem Apartment auf. Vielleicht war er ja noch nicht weit gekommen und es war noch nicht zu spät. Wie sehr erschrak sie, als sie diesem Häufchen Elend von Mann gegenüber stand, das die ganze Zeit vor ihrer Tür flehend darauf gewartet hatte, sie würde genau diese Reaktion auf den Zettel zeigen. Colts Haare waren ungekämmt, sein Hemd war völlig zerknautscht, was darauf schließen ließ, das er es die ganze Nacht über anbehalten hatte und seine Augen blickten so treu wie die eines kleinen Hündchens, das man mutterseelen alleine an einen Hydranten gebunden hatte. „Robin...“ mehr brachte er nicht heraus, weil seine Stimme versagte, aber er brauchte auch gar nichts zu sagen. Robin brauchte nur noch ein paar Sekunden, bis sie ihm weinend, aber glücklich in die Arme fiel. „Mandarin...“ Fireball unterbrach kurz seine Arbeit, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Obwohl es noch nicht ganz elf Uhr war, konnte man die sengenden Strahlen der Sonne schon kaum noch ertragen. „Was gibt’s denn?“ Mandarins Kopf tauchte aus dem Cockpit des Raumschiffes auf, in dem sie ihrerseits eifrig am Werkeln war. Fireball widmete sich wieder dem komplizierten Antriebssystem der Turbinen: „Kannst Du mir bitte den Sechser-Kreuzschlüssel bringen? Und den kleinen Stromkonverter auch gleich, es wäre doch gelacht, wenn ich diesem Baby nicht noch ein bißchen Saft entlocken könnte!“ Er war bereits seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt, an diesem Schiff herumzubasteln, obwohl ihm langsam Zweifel kamen, daß diese Anstrengungen viel Sinn hatten. Es stammte von den Outridern und war beim letzten Gefecht aus unerfindlichen Gründen so gut wie unversehrt geblieben. Deshalb hatte man es hier in den Hangar des Oberkommandos gebracht, um mehr über die Technologie der Outrider herauszufinden. Doch da dieses nach der Vernichtung des Feindes ein eher müßiges Unterfangen war, hatte Fireball keine Bedenken, daß man ihn und Mandarin bei ihren Aktivitäten ertappen würde. Es waren doch alle viel zu beschäftigt damit, den Triumph zu feiern. Mandarin sprang elegant wie eine Katze auf den Hangarboden und kam zu Fireball hinüber geschlendert. Aufgrund der hohen Temperaturen war sie nur mit einer knappen, ziemlich eng anliegenden Shorts und einem Spaghettiträger-Hemd bekleidet, was so manchen starken Mann aus der Fassung gebracht hätte. Auch Fireball mußte, nicht zum ersten Mal an diesem Tag, gewaltig schlucken, als sie sich lässig auf das Heckteil des Schiffes stütze, wobei sie ziemlich freizügig zur Schau stellte, was bis dahin noch einigermaßen unter dem Hemd verdeckt gelegen hatte: „Na, meinst Du, Du kriegst es hin?“ „Weiß nicht“, Fireball schielte abwechselnd zwischen dem Motorblock und ihrem Ausschnitt hin und her, „das Problem ist, daß die Energiequelle dieses Schiffes die Triton-Materie gewesen ist. Und als die zerstört wurde, ist das Ding einfach vom Himmel geplumpst, wie ein Bleiente! Ich muß irgendwie versuchen eine neue Energiequelle dafür zu finden!“ „Du versuchst schon den halben Tag, eine Energiequelle für diesen dämlichen Schrotthaufen zu finden. Warum ist es überhaupt so wichtig, daß das Teil wieder fliegt? Wir können es doch eh nicht mehr gebrauchen!“ Mandarin war sichtlich gelangweilt. Ihr ging das Theater, das Fireball wegen dieses Raumschiffes veranstaltet mächtig auf die Nerven. Als er sie gestern abend auf dem Fest gefragt hatte, ob sie sich irgendwo ungestört unterhalten könnten, hatte sie gehofft, er wollte ein wenig mit ihr allein sein. Sie hatte das Interesse an ihm schließlich nie verloren, und es konnte doch immerhin sein, daß er seine Meinung diesbezüglich auch mal änderte. Aber alles, worüber er hatte reden wollen, war dieses wertlose Stück Blech gewesen, an dem sie nun schon seit Stunden ihre Zeit verschwendeten. Gelangweilt blies sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn: „Wollen wir nicht lieber zum Strand gehen und den Sieg über die Outrider mit einem Gläschen Champagner begießen?“ den Versuch war es doch immerhin wert. „Du hast versprochen, mir zu helfen, aber wenn Du die ganze Zeit nur rumnörgelst, werden wir nie fertig damit!“ Fireball machte nicht den Anschein, als würde er ein romantisches Frühstück am Strand dieser schmierigen Arbeit vorziehen. „Okay, okay..“ Mandarin lehnte sich noch ein Stückchen tiefer und tat so, als würde sie sich das Antriebssystem fachmännisch betrachten. Fireball bliebe beinahe die Luft weg; er konnte ihr jetzt ja quasi bis zum Bauchnabel blicken: „Würde es Dir etwas ausmachen, Dich da etwas weniger aufreizend hinzustellen? Ich bin schließlich auch nur ein Mann!“ murmelte er mit hochrotem Kopf, ohne Mandarin direkt anzusehen. „Ja, soll ich Dir nun helfen, oder nicht?“ maulte sie gespielt beleidigt. Wenn sie es jetzt geschickt anstellte, würde vielleicht doch noch etwas aus dem Strand werden! „Natürlich sollst du das...“, Fireball war sichtlich von der Rolle, „aber wenn Du Dich da so hinstellst, kann ich mich leider nicht mehr aufs Arbeiten konzentrieren.“ „Na um so besser“, Mandarin klatschte freudig in die Hände und machte einen kleinen Hüpfer in die Luft, „dann würde ich vorschlagen, daß wir eine kleine Pause einlegen und nachher weitermachen. Es ist doch sowieso viel zu heiß, um in diesem stickigen Hangar rumzuhängen!“ Fireball versuchte, ihr einen energischen Blick zuzuwerfen: „Verdammt nochmal, wenn Du keine Lust hast, mir zu helfen, dann kannst Du gerne gehen. Ich werde Dich nicht aufhalten!“ „Okay, okay“, Mandarin sah ein, daß der Strand endgültig gestorben war, aber irgendwie mußte sie die Gelegenheit ergreifen; wann würde sie schließlich das nächste Mal mit Fireball alleine sein, „dann laß mich mal sehen! Ich würde sagen, wir sollten an dieser Stelle den Mikrochip austauschen“, hierbei drängte sie sich so nahe an Fireball vorbei, daß ihr Oberkörper an seinen gepreßt wurde, „hier müßte eigentlich das Antriebsmodul sitzen!“ sie berührte noch immer mit einer ihrer Pobacken sein linkes Bein, obwohl sie schon wieder kopfüber im Motorraum verschwunden war. Fireball versuchte einen klaren Kopf zu behalten, doch das war gar nicht so einfach in so einer Situation. Mandarin war eine attraktive Frau, mit einer gut gebauten Anatomie, da fiel es jedem Mann schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, ohne auf falsche Gedanken zu kommen. Selbst wenn man so eine zauberhafte Freundin wie April hatte... „...st Du nicht auch?“ ihr Kopf tauchte wieder aus der Dunkelheit auf. Offenbar hatte sie Fireball eine Frage gestellt und erwartete nun eine Antwort. „Wie...“, er schüttelte verwirrt den Kopf, „hast Du...“ „Hey“, noch bevor er seinen Satz zu ende formulieren konnte, hatte Mandarin ihn bereits unterbrochen und streichelte liebkosend seine linke Wange, „Du bist ja völlig verkrampft Fireball. Du hast wahrscheinlich zu wenig geschlafen. Komm, ich werde Dich ein bißchen massieren, damit Du wieder lockerer wirst!“ sie strich sanft über seine Schultern und stellte sich hinter ihm auf. „Nein, hör auf mit dem Unsinn...“ Fireball kam sich vor wie die Fliege im Spinnennetz, oder besser noch, wie die Maus, die hypnotisiert vor der Schlange auf ihr Ende wartetet. Schon begannen ihre flinken Hände gezielt seine Muskulatur zu durchkneten. Was für ein herrlich angenehmes Gefühl das doch war, nachdem er so einen anstrengenden Tag und die noch viel schlimmere Nacht hinter sich gebracht hatte. Der ganze Ärger fiel plötzlich von ihm ab; der Streit mit April und mit Colt schien in weite Ferne zu rücken. Für einige Sekunde gab er sich ganz diesem Gefühl hin, doch als sich die massierenden Bewegungen von Mandarins Händen langsam in kleine Streicheleinheiten verwandelten, die sich mehr und mehr auf die Frontseite seines Körpers verlagerten, erwachte er mit plötzlichem Schrecken aus seiner Traumwelt. Ruckartig fuhr er herum: „Hör auf damit, ja!“ sanft aber bestimmend schob er ihre Hände von sich, doch Mandarin ließ nicht locker: „Wieso denn, war das etwa nicht schön?“ sie zog wieder ihren kleinen Schmollmund. „Doch, Mandarin, das ist es ja. Es ist leider viel zu schön, verstehst Du.“ Er hoffte, sie würde diese Erklärung verstehen. Und das tat sie auch, nur leider war sich Fireball bis zu diesem Zeitpunkt nicht darüber im Klaren gewesen, was sie mit diesem Theater bezwecken wollte. „Warum läßt Du mich dann nicht einfach weitermachen“, ihre Hände wanderten liebkosend von seinen Schultern über seinen Brustkorb, „laß Dich einfach treiben!“ Dieses Mal gebot Fireball ihr sofort Einhalt, indem er ihre Hände fest umklammerte: „Wenn Du so weitermachst, dann...“ „Was dann?“ flüsterte sie betörend und schmiegte sich eng an seinen muskulösen Körper. Jetzt kannte sie keine Skrupel mehr. Fireball drohten die Knie weich zu werden. Was sollte er bloß tun? Hier war dieses süße Wesen, das sich ihm an den Hals schmiß, und auf der anderen Seite war das Bild von der wunderhübschen April, die er doch eigentlich so sehr liebte! „Dann...“ er blickte in ihre Augen und bekam keinen Ton mehr heraus. Verführerisch lächelte ihr Mund ihm zu. „Komm schon Fireball“, ihre Lippen berührten sanft seinen Hals und jagten ihm einen Schauer über den Rücken, „warum sträubst Du Dich so dagegen? Magst Du mich denn gar kein bißchen?“ „Nein, das ist es nicht. Aber ich, ich liebe nun einmal April!“ jetzt, da er ihren Namen ausgesprochen hatte, war Fireball plötzlich wieder klar im Kopf. Ein wenig energischer als beim ersten Mal schob er Mandarin von sich fort und gab ihr einen kameradschaftlichen Kuß auf die Stirn: „Es liegt nicht an Dir, Mandarin. Ich liebe April, und ich könnte nie eine andere Frau küssen, verstehst Du?“ Mandarin senkte betreten die Augen auf den Boden. Auf einmal kam sie sich fürchterlich schäbig vor und schämte sich ganz schrecklich: „Tut mir leid Fireball“, druckste sie verlegen und wußte nicht wohin mit Händen und Füßen, „ich weiß doch, was Du für April empfindest, und trotzdem... Ich schätze, ich habe mich benommen wie ein Idiot, oder?“ unsicher blickte sie auf und schaute direkt in Fireballs grinsendes Gesicht: „Weißt Du was“, er legte ihr einen Arm um die Schultern, „ich schlage einfach vor, wir vergessen diese dumme Angelegenheit und machen doch eine kleine Pause. Ich habe mordsmäßigen Kohldampf!“ Jetzt konnte auch Mandarin wieder lachen: „Einverstanden, Du wartest hier solange, während ich was zum Beißen organisiere, und dann futtern wir erstmal ordentlich!“ und schon war sie durch eine der hinteren Hangartüren davongestoben. Fireball blickte ihr noch eine Zeitlang kopfschüttelnd hinterher und versuchte, sich das Lachen zu verkneifen; so etwas verrücktes war ihm ja noch nie passiert, damit konnte er doch direkt Colt Konkurrenz machen! Grinsend wollte er sich gerade noch ein bißchen an die Arbeit machen, da schlug die nächste Überraschung über ihm zusammen, wobei man das Wort ‚schlagen‘ diese Mal wörtlich nehmen konnte. Wie aus dem Nichts stand mit einem Mal April vor ihm, mit wutentbranntem Blick und hochrotem Kopf. Und noch ehe Fireball die Möglichkeit hatte, einen Ton hervorzubringen, versetzte sie ihm eine saftige Ohrfeige, die sich gewaschen hatte: „Du verdammter Mistkerl. Wie konntest Du es wagen mich so anzulügen!“ rief sie unbeherrscht und schnaubte wie eine alte Diesellok. Der arme Fireball wußte gar nicht, wie ihm geschah: „April, sag mal spinnst Du? Ich glaub Du hast mir den Kiefer gebrochen!“ mit schmerzverzerrtem Gesicht befühlte er seine Wange, die binnen Bruchteilen von Sekunden anschwoll. „Spar Dir Deine Worte, Du, Du Möchtegerncasanova! Und ich dumme Pute bin extra hierher gekommen, weil ich mich bei Dir entschuldigen wollte!“ Aprils Temperament war nicht zu bremsen. „Was zum Teufel ist denn überhaupt los?“ Fireball verstand noch immer nur Bahnhof. „Was los ist“, April stemmte die Arme in die Hüften, „gestern beteuerst Du mir noch hoch und heilig, zwischen Dir und dieser dummen Gans würde nichts laufen, und heute erwische ich Dich, wie Du mit ihr hier rumknutschst!“ „Aber“, langsam ging ihm ein Licht auf, „das hast Du alles ganz falsch verstanden! Mandarin...“ „Wage es nicht noch einmal, den Namen dieses, dieses Flittchen in meiner Gegenwart auszusprechen, kapiert. Ich will ihn nie wieder hören...“ Tränen stiegen ihr in die Augen, „und Dich will ich nie wieder sehen Shinji Hikari!“ damit drehte sie sich um und rannte davon. „Aber April...“ „Nie wieder!“ schrie sie ein weiteres Mal, um diesen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Fireball war geplättet, das war einfach zuviel für ihn gewesen. Normaler Weise wäre er April hinterher gelaufen, doch er konnte noch nicht so ganz verarbeiten, was da eben passiert war. Zuerst verpaßte sie ihm eine Ohrfeige, weil er versucht hatte, sie zu küssen, und dann verpaßte sie ihm noch eine, weil ein anderes Mädchen versucht hatte, ihn zu küssen. Und dann auch noch dieser Name: Shinji Hikari, Fireball war sich nicht einmal bewußt gewesen, daß April seinen richtigen Namen kannte, ihn jetzt in diesem Tonfall von ihr ins Gesicht geschrien zu bekommen, setzte der Sache noch die Krone auf. Verdattert ließ er sich auf dem Heck des Schiffes nieder und rieb seine schmerzende Wange. Hätte sein Gehirn die Ereignisse etwas schneller verarbeitet, und hätte er Aprils Verfolgung doch aufgenommen, wäre das Schlimmste an dieser Situation wahrscheinlich zu verhindern gewesen. Doch so stolperte eine tränenüberströmte April genau in die Arme von einer grinsenden Mandarin, die das kleine Geplänkel mit angehört hatte. „Bist eine ziemlich schlechte Verliererin, Miss Eagle!“ tönte sie höhnisch, lässig an ihren Jeep gelehnt. April hätte sie wahrscheinlich übersehen, weil ihre Gedanken völlig wirr in ihrem Kopf herumkreisten, doch nun blieb sie abrupt stehen und starrte ihre vermeintliche Rivalin mit haßerfülltem Blick an: „Ich hoffe, Du bist stolz auf Dich!“ zischte sie so würdevoll, wie es ihr möglich war. „Na, ja, immerhin habe ich da eben nicht so eine lächerliche Nummer abgezogen, wie Du. Wie wäre es, wenn Du Fire einfach in Ruhe lassen würdest und einsiehst, daß es vielleicht ein Fehler war, ihn so lange an der Leine zappeln zu lassen. Es gibt nicht viele so begehrte Trophäen, und man sollte immer damit rechnen, daß ihn sich ein anderer Angler an Land zieht!“ mit diesen äußerst theatralischen Worten schwang sich Mandarin in ihren Jeep und fuhr grinsend davon. Wenn sie Fireball nicht haben konnte, dann sollte ihn auch keine andere bekommen! April rannte über das Flugfeld, als sei der Leibhaftige hinter ihr her. Ein dichter Tränenschleier vernebelte ihr die Sicht und in ihrem Kopf herrschte ein heilloses Chaos. Wie hatte er ihr das nur antun können? Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Das konnte einfach nicht sein, sie mußte einen schlechten Traum durchleben, doch warum schmerzte dann ihre Hand noch immer von der Ohrfeige, die sie Fireball verpaßt hatte. Warum zum Teufel hatte er ihr die ganze Zeit über solche Hoffnungen gemacht, wenn er doch eigentlich die ganze Zeit hinter Mandarin her gewesen war? Mandarin... „Hey Miss“, versuchte ein Wachmann April aus ihren Gedanken zu reißen, doch sie nahm den Mann gar nicht wahr, „Sie können hier nicht einfach so über das Flugfeld laufen, das ist viel zu gefährlich!“ Sie rannte an ihm vorbei, als wäre er Luft. Verdutzt blickte er ihr hinterher und fragte sich, was dieses hysterische Frauenzimmer überhaupt hier auf seinem Stützpunkt zu suchen hatte. Wie auch immer, es war seine Pflicht, sie aufzuhalten, denn sie gefährdete immerhin den ganzen Betrieb mit ihrem unvorsichtigen Verhalten. Widerwillig setzte er sich in Bewegung und trottete April nach: „Miss, so bleiben sie doch stehen...“ die blonde Frau machte noch immer keine Anstalten, seiner Bitte nachzukommen. Nun wurde der Wachmann doch langsam ärgerlich, das hier war schließlich kein Spielplatz für wild gewordene Teenager! Er legte einen Zahn zu, um der Sache ein schnelles Ende zu setzen; diese Frau mußte unbedingt hier verschwinden. April schlug einen Haken und bog um eine Wartungshalle. Sie war so beschäftigt mit ihren Gefühlen, daß sie gar nicht bemerkte, daß sie seit einigen Metern einen Verfolger hinter sich herzog. Sie rannte einfach weiter, um nicht länger darüber nachdenken zu müssen, was da eben im Hangar passiert war. Deshalb bemerkte sie auch nicht den Schlepper, der aus dem offenen Tor der Halle heraus gefahren kam. „Vorsicht!!!“ erst die entsetzte Stimme des jungen Mannes, der den Schlepper steuerte, riß sie aus ihren Gedanken. Wie gebannt starrte sie auf das große Fahrzeug, daß mit ziemlich großer Geschwindigkeit auf sie zuschoß. Der Aufprall kam viel früher als erwartet und schleuderte April einige Meter weit von ihrem vorigen Standpunkt zu Boden. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihren Rücken, der den Sturz zum größten Teil gebremst hatte, doch noch im selben Moment wurde sie sich verwundert darüber klar, daß sie nicht tot sein konnte, wenn sie noch solche Schmerzen spürte. Sie konnte zwar kaum Atmen, weil ein unheimlich schweres Gewicht ihren Brustkorb zu erdrücken schien, doch sie schien nicht einmal ernsthaft verletzt zu sein! „Miss, sind sie in Ordnung...“ drang eine dumpfe Stimme in ihr Unterbewußtsein. Durcheinander und geschockt öffnete April vorsichtig die Augen. Ein dunkelhaariger Mann lag über sie gebeugt und blickte besorgt in ihr Gesicht. Es war der Wachmann, den April nun zum ersten Mal wahrnahm. Benommen schaute sie an ihm vorbei zu dem Schlepper, der ungefähr dreißig Meter weiter zum Stehen gekommen war: „Sie...“ ihre Blicke glitten zurück, „Sie haben mir das Leben gerettet, oder?“ Ja, nur so konnte es gewesen sein. Der Mann hatte April in letzter Sekunde zur Seite geschubst, denn sonst wäre jetzt nicht mehr viel von ihr übrig gewesen. Vorsichtig zog sie die Arme an, um sich aufzustützen. „Geht es Ihnen gut? Haben Sie irgendwo Schmerzen? Bleiben sie liegen, ich werde einen Krankenwagen kommen lassen!“ die Wut des Mannes hatte sich anscheinend wirklich in größte Besorgnis umgewandelt. Müde schüttelte April den Kopf: „Nein, das ist nicht nötig“, sanft aber bestimmend schob sie seinen Körper von sich und rappelte sich langsam auf, „dank Ihrer schnellen Reaktion ist ja zum Glück nicht viel passiert!“ ein starkes Schwindelgefühl nahm von ihr Besitz und sie mußte sich gegen ihren Helfer lehnen, da ihr sonst die Beine zu versagen drohten. Dieser legte sofort helfend einen Arm um sie: „Meinen Sie nicht, wir sollten doch besser einen Arzt rufen, Miss...“ „Eagle! April Eagle ist mein Name, und nein danke, ich brauche wirklich keinen Arzt. Ich muß nur erst einmal den Schreck verdauen!“ Nun war der Mann platt. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, welche wichtige Persönlichkeit er da eben gerade gerettet hatte: „Sie sind April Eagle, die von den Star Sheriffs?“ er konnte es anscheinend noch nicht so recht glauben. „Ja, genau die“, nickte April etwas genervt, denn seit dem gestrigen Tag konnte sie es nicht mehr sonderlich leiden, gleich von jeder Person, die ihr begegnete, als die April identifiziert zu werden, „und mit wem habe ich das Vergnügen, wenn die Frage gestattet ist!“ „Scott“, der junge Mann reichte ihr die rechte Hand, „David Scott von der Raumfahrtkontrolle!“ Dankbar ergriff April seine Hand: „Danke David, ich...“ „Oh, bitte, meine Freunde nennen mich Dave, Miss Eagle!“ murmelte ihr Retter etwas schüchtern und errötete leicht. Daraufhin mußte April unweigerlich lächeln: „Ich möchte Ihnen danken Dave, ohne Sie wäre jetzt wohl nicht mehr sehr viel übrig von mir...Und übrigens, meine Freunde nennen mich April!“ sie blickte in seine strahlend blauen Augen und mit einem Mal schien der ganze Ärger mit Fireball wie weggeblasen zu sein. „Ähm“, Dave machte die Situation sichtlich nervös, „verzeihen Sie die Frage... April, aber warum zum Teufel sind Sie wie ein Derwisch hier über das Flugfeld gerannt?“ Und da war er auch schon wieder, der Ärger! Aprils Miene verdunkelte sich schlagartig bei dieser Frage: „Ehrlich gesagt möchte ich nicht darüber reden, es ist etwas ziemlich persönliches, verstehen Sie?“ „Selbstverständlich“, Dave überschlug sich geradezu bei seiner Antwort, „entschuldigen Sie bitte meine unmögliche Frage, es geht mich ja schließlich gar nichts an!“ April begann langsam, sich etwas unbehaglich zu fühlen; schließlich wurde man nicht alle Tage von einem gutaussehenden fremden Mann in den Armen gehalten, oder überhaupt von irgendeinem Mann, da konnten einem schon die Hände zittrig werden! Deshalb wand sie sich sanft aber bestimmt aus der stützenden Umarmung: „Ich muß jetzt aber wirklich weiter...“ „Sind Sie auch ganz sicher, daß Ihnen nichts fehlt, April?“ irgend etwas gefiel ihr an der Art, wie Dave ihren Namen aussprach, außerdem fand sie es wahnsinnig süß von ihm, daß er sich solche Sorgen um sie machte: „Ja, ganz bestimmt, dank Ihrer hervorragenden Reaktion!“ „Tja, dann...“ unsicher rieb Dave seine Hände an seinen Oberschenkeln und scharrte mit dem rechten Fuß leicht über den Asphalt, „es wäre schön, Sie einmal wiederzusehen!“ „Ja...“, April schoß das Blut ins Gesicht, wieso machte dieser junge Bursche Sie nur so nervös? Irgend etwas an seiner Haltung, an seiner ganzen Art erinnerte sie an jemanden, doch sie kam einfach nicht darauf, an wen. „Noch einmal danke, Dave...“ „Keine Ursache, April, es war mir ein Vergnügen, Sie retten zu dürfen!“ April räusperte sich leise: „ Ich könnte mir auch keinen besseren Retter als Sie vorstellen!“ Dieses Mal war es an Dave zu erröten: „Na, ja, dann... also wenn Sie mal wieder jemanden brauchen, der Ihnen hilft... Sie wissen ja, wo Sie mich finden...“ Sie nickte schüchtern und schenkte ihrem Helden noch ein bezauberndes Lächeln, bevor Sie sich umdrehte und in Richtung Tower marschierte. Irgendwie fand sie es schade, diesen netten Kerl einfach so dort stehen zu lassen, nachdem sie ihm immerhin ihr Leben verdankte. Gebot es da nicht wenigstens die Ehre und der Anstand, ihn aus Dank für seinen Mut wenigstens zu einem Kaffee oder etwas ähnlichem einzuladen? Und wenn schon nicht deshalb, dann wenigstens aus Neugier darauf, was sich hinter diesem attraktiven Mann noch alles verbarg. April ertappte sich dabei, wie sie es bereits bedauerte, Dave so einfach abgespeist zu haben, denn ob sie es nun wahrhaben wollte, oder nicht, er hatte irgendwie ihr Interesse geweckt! Lächelnd schüttelte sie den Kopf; wahrscheinlich wurde sie gerade nur von dem sogenannten Samarita-Effekt heimgesucht, nachdem sich ein Opfer angeblich immer in seinen Retter verlieben mußte. Natürlich war das bei April nicht im mindesten der Fall, oh nein! Sicher, sie fand ihn nett, und auf bestimmte Art und Weise sogar irgendwie anziehend, aber sie war hundertprozentig davon überzeugt, daß Dave ihr nie im Leben aufgefallen wäre, wenn sie auf dem Raumhafengelände einfach aneinander vorbei gelaufen wären. Und trotz dieser Erkenntnis war da immer noch dieses unbestimmte Gefühl, welches April Bauch zum Kribbeln brachte, so als würden sich tausende von Schmetterlingen darin befanden. Dieses Gefühl war es auch, das sie schließlich, gegen ihr besseres Wissen, dazu brachte sich ruckartig umzudrehen: Dave stand noch immer dort an der Wartungshalle und schaute ihr mit verträumten Blicken nach, doch in dem Moment, als sie sich umdrehte, zuckte er erschreckt zusammen und sah verschämt zu Boden. „Dave“, rief April impulsiv über den Platz, so daß es mindestens ein Dutzend Mechaniker mitbekamen, „wollen Sie mich heute abend zu einem Bankett zu Ehren der Star Sheriffs begleiten?“ Verwirrt blickte Dave sich um und legte sich schließlich verdattert die Hände auf den Brustkorb: „Meinen Sie mich, April?“ er konnte sein Glück kaum fassen. „Natürlich! Ich muß mich doch schließlich bei Ihnen bedanken, daß Sie Ihr Leben für mich aufs Spiel gesetzt haben...“ „M...mit dem allergrößten Vergnügen...“ stotterte unser armer Held, ohne zu wissen, wie ihm gerade geschah. „Gut“, flötete April heiter, „holen Sie mich um kurz vor acht am Haupteingang des Kavallerie-Oberkommandos ab, ich werde dem Pförtner Bescheid sagen, damit er Sie auf den Campus läßt!“ und schon stob sie davon und überließ den verdatterten Dave seinem Schicksal: „Dann bis heute abend...“ rief er ihr noch hinterher, doch er war sich nicht sicher, ob sie es noch gehört hatte. Auf dem kurzen Weg zum Tower schossen hunderte von Gedanken durch Aprils Kopf, angefangen mit der einfachen Frage, wieso zum Geier sie diesen wildfremden Mann zu einem Bankett eingeladen hatte, bis hin zu dem heiklen Thema, was sie zu diesem Anlaß am besten anziehen sollte. Ihre Wangen glühten, obwohl der kurze Sprint sie keinerlei Anstrengung gekostet hatte, und ihr Herz raste wie wild. Was war das nur plötzlich für ein komisches Gefühl, das von ihrem Körper Besitz zu ergreifen schien? Konnte es sein, daß sie sich doch ein wenig in diesen charmanten Offizier verguckt hatte? Nein, unmöglich, sie hatte ihn rein aus Höflichkeit zu dieser Feier eingeladen, um ihm zu zeigen, wie dankbar sie für seine Tat war! Aber warum konnte sie sich diesen Tatbestand selber nicht so ganz abkaufen? Im Raumhafengebäude steuerte sie schnurstracks auf das kleine Büro ihres Vaters zu. Normalerweise war Commander Eagle zwar im Hauptgebäude des Kavallerie-Oberkommandos anzutreffen, doch gelegentlich zog er sich auch hierhin zurück, wenn er sich etwas Ruhe von all dem Streß und dem Trubel gönnen wollte. April wußte, daß er sich momentan hier auf dem Raumhafen aufhielt, denn sie hatte vor gerade erst einer halben Stunde dort mit ihm geredet, um herauszufinden, wo sich Fireball aufhielt. Und tatsächlich, der Commander saß in Gedanken versunken am Schreibtisch seines kleinen Büros, als seine Tochter ohne Vorwarnung ins Zimmer gestürmt kam. „Meine Güte, April, hast Du mich erschreckt“, er bemerkte sofort, wie ausgelassen sie war, „mir scheint, Du hast Fireball gefunden!“ er setzte ein verschmitztes Grinsen auf. „Was, Fireball“, April reagierte geradewegs so, als hätte sie den Namen Fireball noch nie zuvor gehört, „ach so, ja, ja, habe ich, habe ich!“ kess schwang sie sich auf den Schreibtisch ihres Vaters und setzte den treuesten Hundeblick auf, den eine Tochter nur haben konnte: „Oh Daddy, ich brauche unbedingt noch ein neues Kleid für den Empfang heute abend!“ Eagle konnte ein tiefes Lachen nicht unterdrücken: „Erbarmungslos und direkt, wie Deine Mutter... aber sag mal, das Kleid, das Du gestern getragen hast...“ „Genau, gestern“, sie verzog den Mund noch ein wenig mehr, „wie sieht das denn aus, wenn der Star des abends zweimal mit dem gleichen Kleid aufkreuzt? Da kann man sich doch nicht mit mir blicken lassen!“ „Da hast Du natürlich recht mein Kleines“, gefügig holte der Commander sein Portemonnaie hervor und überreichte es bereitwillig seiner Tochter, deren Augen sofort zu leuchten begannen, „dann sieh zu, daß Du hübsch aussiehst heute abend... wann holt er Dich denn ab?“ da war es wieder dieses verschmitzte Grinsen, welches sagen wollte: ‚Deinem alten Daddy kannst Du es ruhig erzählen, ich weiß doch sowieso Bescheid!‘ „Wie“, April blickte erstaunt hoch, als sie die Geldbörse in ihrem Overall verschwinden ließ, sie war offensichtlich mit den Gedanken ganz woanders, „ach so, Du meinst zum Bankett... um kurz vor acht! Jetzt muß ich aber los Daddy, machs gut und danke noch einmal!“ flüchtig drückte sie Commander Eagle einen Kuß auf die Wange und stob aus dem Büro. ‚Junge Liebe‘, murmelte der Commander, als die Tür hinter seiner Tochter ins Schloß gefallen war, ‚ich muß zusehen, daß ich Fireball langsam mal ins Gebet nehme. Er ist der einzige, der meine kleine April so zum Strahlen bringen kann...‘ mit einem ahnungsvollen Lächeln auf den Lippen machte er sich wieder an seine Arbeit. Es war natürlich äußerst leichtsinnig von ihm gewesen, April einfach so seine Brieftasche zu überlassen, aber er hatte ja nicht wissen können, daß sie mit einem ‚neuen Kleid‘ gleich ein komplettes Outfit assoziierte. Den ganzen Nachmittag brachte sie damit zu, die Einkaufswelt von Yuma-City bis ins kleinste Detail zu erforschen, bis sie schließlich, vollbepackt mit allerlei Tüten und Schachteln, in Robins Apartment stand, um ihrer Freundin die neuen Errungenschaften zu präsentieren. „Meine Güte“, murmelte Robin verblüfft und bestaunte die Einkäufe, die April mit viel Eifer auf der Couch ausbreitete, „das muß ein halbes Vermögen gekostet haben, April. Wie um alles in der Welt kannst Du Dir das leisten?“ „Sponsored by Daddy!“ grinste April zufrieden und wedelte mit der kleinen goldenen Plastikkarte ihres Vaters, mit der sie sich all diese schönen Dinge angeeignet hatte. Da war zuerst einmal ein dunkelblaues Samtkleid mit verführerischem Dekolleté, das mit silbernen Fäden durchwoben war und schimmerte wie ein aufgehender Stern. Es hatte kleine bauschige Puffärmel und reichte bis knapp zu den Knien. Dazu gab es einen passenden Samtblazer, Lederstiefel, die ebenfalls fast bis zu den Knien reichten, ein fein gearbeitetes Silbercollier mit passenden Haarspangen und Ohrringen dazu, und letztendlich... „Sag mal, wem willst Du denn damit imponieren?“ Robin hielt sich mit leicht rotem Kopf das weiße Seidennegligé an, das April ganz zum Schluß ausgepackt hatte. Die Antwort auf die Frage war ein spitzbübisches Kichern: „Wer weiß, der Abend hat ja noch nicht einmal angefangen“, sie griff sich das passende durchsichtige Höschen dazu und hielt es sich vor die Augen, „aber es ist doch immer gut, auf alles vorbereitet zu sein!“ Robin schüttelte beinahe schockiert den Kopf: „So kenne ich Dich ja überhaupt nicht, April, ist irgend etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?“ „Noch nicht“, grinste diese verschmitzt, während sie ihr Hab und Gut wieder in Sack und Tüten verstaute, „aber wenn etwas erwähnenswertes passieren sollte, dann bist Du die erste, die es erfährt!“ „Langsam mache ich mir doch ernsthaft Sorgen um Dich. Bist Du sicher, daß...“ Ungeduldig nickte April mit dem Kopf: „Ja, bin ich. Es ist lieb von Dir, daß Du besorgt um mich bist, aber dazu besteht wirklich kein Anlaß!“ vor ihrem geistigen Auge tauchte zum wievielten Mal auch immer seit jenem Vorfall am Raumhafen das Bild von Dave auf, wie er verlegen zu Boden geschaut, und ihre Augen begannen von Neuem zu leuchten: „Nun muß ich aber los, Robin, wenn ich mich bis zum Bankett fertig machen will, muß ich mich langsam sputen!“ „Aber...“, Robin blickte skeptisch auf ihren Chronometer, „die Feier beginnt doch erst in vier Stunden!“ langsam wußte sie mit Sicherheit, daß mit April etwas nicht stimmte. „Eben!“ April drückte ihrer Freundin einen Kuß auf die Wange: „Wir sehen uns dann ja heute abend.“ ‚Sie hat mich nicht einmal gefragt, was aus meinem Streit mit Colt geworden ist. Dabei ist das sonst gar nicht ihre Art. Vielleicht hat sie es natürlich auch nur vergessen, aber so aufgedreht habe ich sie schon Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Da bin ich ja wirklich mal gespannt. Ob Fireball dahinter steckt?‘ Und schon war sie die zweite im Bunde, die Aprils gute Laune dem jüngsten Mitglied des Star Sheriffs anrechnen wollte, doch dieser hatte im Moment ganz andere Sorgen. Er hatte seine Arbeit im Hangar abgebrochen, weil er sich aufgrund des Zwischenfalls mit April sowieso nicht mehr darauf hatte konzentrieren können. Und wenn er nicht mit vollem Einsatz bei der Sache war, würde er wahrscheinlich eher Schaden anrichten, als seinem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Also schickte er Mandarin kurzerhand nach Hause und zog sich in sein Apartment zurück, um sich erst einmal den Frust und vor allem den Dreck vom Leib zu waschen. Das kühle Wasser beruhigte sein erhitztes Gemüt ein wenig, doch in Gedanken war er noch immer bei April. Wieso hatte er sie aber auch einfach so gehen lassen, anstatt die Sache ein für allemal aufzuklären, so wie Colt ihm indirekt geraten hatte. Natürlich hätte er dann auch erklären müssen, wieso er überhaupt mit Mandarin in dem Hangar gewesen war, und das war es ja eigentlich, was er vermeiden wollte. Er hatte April und seine Freunde nicht mit in diese Sache mit reinziehen wollen, weil sie ihm zu gefährlich erschienen war. Deswegen hatte er Mandarin um ihre Hilfe gebeten, obwohl das im Grunde genommen ziemlich unfair ihr gegenüber gewesen war. Fireball griff nach seinem Duschgel und schäumte sich den Oberkörper ein. Natürlich hatte er Mandarin auf die Risiken aufmerksam gemacht, und trotzdem war er bereit gewesen, sie der Gefahr auszusetzen, vor der er seine Freunde beschützen wollte! Wahrscheinlich hatte er die Ohrfeige von April sogar verdient, wenn auch nicht für das, wofür sie gedacht gewesen war. April... da war sie wieder... völlig am Boden zerstört, und das alles nur wegen eines dummen Mißverständnisses. Abwesend stellte Fireball das Wasser ab und verließ die Dusche. Wieso hatte er nicht wenigstens den Versuch unternommen, ihr alles zu erklären? Sie hätte es mit Sicherheit verstanden! Er wickelte sich ein Handtuch um die Taille und tigerte hinüber ins Wohnzimmer. Diese Situation war einfach unerträglich für ihn, wie mußte es da erst der armen April gehen. Die saß wahrscheinlich momentan in ihrem Zimmer und heulte sich seinetwegen die Augen aus dem Kopf, und das nur, weil er seit Monaten zu feige war, ihr endlich reinen Wein einzuschenken, was seine Gefühle betraf. So konnte es unmöglich weitergehen. Er mußte die Dinge endlich richtig stellen, bevor noch etwas geschah, was er nicht wieder gut machen konnte. Am besten würde es sein, wenn er sie kurz vor dem Bankett an diesem Abend abholen würde, um endlich mit ihr über all die unausgesprochenen Gefühle und Sehnsüchte zu sprechen, die anscheinend nicht nur ihn quälten. Ja, das würde das beste sein. Er nahm das Handtuch ab und begann sich seine Haare damit trocken zu rubbeln. Heute abend würde er endlich mit der Wahrheit herausrücken und April sagen, was er für sie empfand! Doch als er dann gegen halb acht vor Aprils Zimmertür stand, war seine Entschlossenheit plötzlich wie weggeblasen. Was, wenn sie ihm gar nicht zuhören würde, wenn er sie schon längst verloren hatte, durch seine eigene Dummheit? Seine Knie wurden weich und eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken. Nicht gerade die romantischen Gefühle, die er sich für diesen Augenblick immer vorgestellt hatte! ‚Reiß Dich verdammt noch mal zusammen!‘ ermahnte ihn seine innere Stimme. ‚Es ist vollkommen gleichgültig, ob sie Dir zuhören wird, oder nicht, wenn Du sie verloren hast, dann hast Du selber Schuld, das ist dann Dein Problem. Aber sie hat wenigstens ein Recht auf die Wahrheit!‘ Er atmete tief durch und klopfte zaghaft an die Tür, in der Hoffnung, sie würde verschlossen bleiben. Sein Herz schien in seinem Brustkorb zerspringen zu wollen und der Kragen seines Hemdes schnürte ihm die Kehle zu, doch tatsächlich, die Tür blieb zu! Beinahe hätte sich Fireball seufzend damit abgefunden, daß sein Plan zum Scheitern verurteilt war, doch dann besann er sich eines Besseren. Wenn er es April jetzt nicht sagen würde, dann vielleicht niemals. Also klopfte er ein zweites Mal, länger und ein wenig lauter, doch wieder geschah nichts, die Tür blieb geschlossen. Vorsichtig legte Fireball ein Ohr an das Holz um festzustellen, ob sich im Inneren des Zimmers etwas bewegte, und tatsächlich. Es war zwar nur sehr leise zu hören, aber es war unverkennbar: April mußte unter der Dusche sein! Unschlüssig umfaßte Fireball den Türknauf. Sollte er einfach so in ihr Apartment platzen, während sie unter der Dusche stand? Einerseits hatte er etwas sehr wichtiges auf dem Herzen, das keinen Aufschub duldete, andererseits ziemte es sich nicht unbedingt für einen jungen Mann unaufgefordert in das Zimmer einer Frau einzudringen, während diese ahnungslos unter der Dusche stand. Aber letztendlich war es doch egal, denn entweder würde April ihn trotz seines Geständnisses zum Teufel jagen, dann würde sie sowieso nie wieder ein Wort mit ihm reden, oder sie würden sich versöhnen, und dann war es doch schließlich in Ordnung, wenn er sie unter der Dusche überraschte! Langsam drehte er den Türknauf herum und schlich sich wie ein Dieb in das Apartment. Das Duschgeräusch war nun schon wesentlich besser zu vernehmen, aber da war noch irgend etwas anderes, das Fireball aus dem Bad hören konnte: April sang! Er konnte nicht verstehen, was für ein Lied es war, oder ob es sich überhaupt um ein Lied handelte, aber auf jeden Fall sang sie. Fireball atmete erleichtert auf. Anscheinend hatte sich ihre Laune seit dem Mittag wesentlich gebessert, was bedeutete, daß seine Chancen auf einen positiven Ausgang auf einmal enorm in die Höhe schnellten. Er wurde etwas lockerer und trat ins Wohnzimmer, wo April ihre neue Garderobe wie zuvor in Robins Apartment auf dem Sofa drapiert hatte. ‚Ein neues Kleid!‘ stellte Fire zufrieden fest: ‚Wenn sie sich extra für heute abend ein neues Kleid gekauft hat, dann muß ihre Laune schon außerordentlich gut sein.‘ Gerade versuchte er sich vorzustellen, wie zauberhaft und engelsgleich April in diesem Kleid wohl aussehen würde, da fiel sein Blick auf die ebenfalls neu erworbene Unterwäsche. Sein Atem stockte, als er die hauchzarten Kleidungsstücke in die Hände nahm und so gut wie durch sie hindurch sehen konnte. Vor seinem geistigen Auge manifestierte sich ein unbeschreibliches Bild, von dem er zuvor nie zu träumen gewagt hätte. April, die auf seinem Sofa lag, so wie er sie früh am morgen auch vorgefunden hatte, mit offenen Haaren und nichts weiter bekleidet, als dieser zarten Unterwäsche. Diese Vorstellung schlug ihn so in den Bann, daß er weder bemerkte, daß die Dusche im Nebenzimmer ausgestellt wurde, noch daß einige Minuten später eine fröhlich pfeifende April, nur mit einem Handtuch bekleidet, das Wohnzimmer betrat. „Was hast Du denn hier verloren?“ schlagartig hatte sie im Pfeifen innegehalten, als sie Fireball entdeckt hatte und verschränkte erbost die Arme vor der Brust, offenbar nicht mehr ganz gewahr, wie sie gekleidet war. Erschrocken fuhr Fireball aus seiner Trance auf und wirbelte zu April herum, wobei er versuchte, das Negligé hinter seinem Rücken zu verstecken: „April, Du...“ ‚siehst umwerfend aus‘ hätte er den Satz beinahe vervollständigt, denn wie sie so dort stand, mit dem Handtuch eng um ihren schlanken Körper gebunden, die langen Haare zu einer Hochfrisur gesteckt und zarte Schweißperlen auf der Stirn, war sie noch tausendmal atemberaubender, als er sich in seinen kühnsten Träumen je hätte ausmalen können. Doch der Zauber war nicht von sehr langer Dauer. „Ich glaube, ich habe mich vorhin wohl nicht klar genug ausgedrückt. Ich will Dich nicht mehr sehen, kapiert!“ sie spuckte beinahe Feuer und ihre Augen schienen wie zwei Kohlen zu glühen. „Ja, ich weiß. Ich bin auch nur gekommen, um Dir zu sagen...“ „Spar Dir Deine Worte, ich will sie nicht hören.“ Fauchte sie wild. Jetzt begann Fireball ins Schwimmen zu geraten: „April, so hör mir doch zu, das ganze war doch nur ein dummes Mißverständnis...“ „Pah“, schnitt sie ihm erneut das Wort ab. „daß ich nicht lache. Deine kleine Freundin hat mir schon erzählt, was es da zu verstehen gibt, und glaube mir, ich bin an keinen weiteren Erklärungen interessiert, und jetzt verschwinde!“ „Würdest Du mir jetzt bitte endlich mal zuhören?“ Fireball verlor die Kontrolle. Was sollte er bloß tun, daß es so schwierig werden würde, hätte er nicht gedacht. „Verdammt noch mal, bist Du taub? Zieh Leine, mach‘ ne Mücke, ich habe genug von Dir!“ energisch wies sie mit der linken Hand zur Tür, doch Fireball blieb standhaft. „Und wenn Du mir noch mal eine scheuerst, ich bleibe so lange hier, bis Du mich endlich zu Wort kommen läßt!“ Schnaubend stürmte sie auf ihn zu wollte nach den Sachen greifen, die auf dem Sofa verteilt lagen: „Bitte schön, wie Du willst, gehe ich halt in mein Schlafzimmer!“ doch noch ehe sie ihr Kleid zu fassen bekam, hielt Fire sie schon an einem ihrer Handgelenke fest: „Du gehst nirgendwo hin, bevor ich nicht gesagt habe, was ich Dir zu sagen habe!“ „Laß mich sofort los!“ zischte April drohend, aber Fireball dachte gar nicht daran: „Nein, werde ich nicht. Und ich würde Dir auch raten, Dich nicht allzu doll zu wehren, denn sonst wird Dein Handtuch wohl möglich noch ganz runter fallen!“ damit spielte er auf Aprils schon bedächtig tief hängende Bekleidung an, die sie mühsam mit einer Hand nach oben zu ziehen versuchte: „Wenn Du nicht gleich losläßt, dann schreie ich!“ Doch soweit mußte es gar nicht mehr kommen, denn in dem Moment piepste die Sprechanlage an Aprils Schreibtisch: „Miss Eagle, sind Sie da?“ Vor Schreck ließ Fireball ihren Arm los und April sprang wütend einen Meter zur Seite. Energisch rückte sie ihr Handtuch zurecht, bevor sie auf den Funkspruch anwortete: „Ja, was gibt es denn?“ fragte sie unwirsch, ohne Fireball aus den Augen zu lassen. „Ähm, tut mir leid, Sie zu stören Miss“, entschuldigte sich die Stimme überaus höflich, „aber hier unten am Tor ist ein gewisser David Scott, der behauptet, mit Ihnen zum Bankett verabredet zu sein!“ „Oh Gott, jetzt schon?“ April sah entgeistert zur Uhr, während Fireball wiederum entgeistert zu ihr blickte: „Wer zur Hölle ist David Scott?“ „Oh man, ich habe total vergessen, der Wache Bescheid zu geben, daß sie ihn durchlassen sollen!“ murmelte sie im Selbstgespräch. „Wer ist dieser David Scott?“ fragte Fireball nun noch energischer. „Kannst Du nicht einmal die Klappe halten“, schrie sie ihn plötzlich an und sagte im nächsten Moment ganz ruhig zu der Wache, „Ja, das ist in Ordnung. Bitte zeigen Sie ihm, wie er zur Lounge kommt, er möchte dort bitte auf mich warten!“ Die Leitung knackte und April fuhr hektisch herum: „Oh Gott, wie soll ich das denn jetzt so schnell schaffen? Das ist alles Deine Schuld!“ giftete sie Fireball an, doch dessen Gesichtsausdruck hatte sich während ihrer Antwort an den Wachmann in ein zynisches Grinsen verwandelt: „Deshalb also das neue Kleid, ja! Wegen diesem...“ „Ja, ganz genau, deshalb das neue Kleid, was dagegen? Wenn Du mit Deiner kleinen Mandarin in schmierigen Wartungshallen rummachen kannst, dann werde ich mir ja wohl für eine Verabredung ein neues Kleid kaufen können, ohne Dich vorher zu fragen!“ sie konnte nicht genau sagen warum, doch April hatte tatsächlich den leichten Anflug von Schuldgefühlen gegenüber Fireball. Doch das hätte sie natürlich niemals zugegeben. „Tja, weißt Du“, Fireballs Enttäuschung kannte keine Grenzen, und deshalb sagte er, ohne es eigentlich zu wollen, etwas sehr dummes, das er hinterher bitter bereuen sollte, „wenn Du extra für mich auch mal so süße Unterwäsche gekauft hättest, anstatt mir Ohrfeigen zu verpassen“, er hielt das Negligé triumphierend in die Höhe, „dann würde ich mich jetzt auch nicht mit Mandarin in irgendwelchen Wartungshallen herumtreiben, wenn Du verstehst was ich meine!“ „Gib das sofort her“, sie riß ihm das dünne Stückchen Stoff aus den Händen, „wofür hältst Du mich eigentlich? Das habe ich schon lange, damit Du es weißt!“ April sah sich in die Ecke gedrängt, wobei sie völlig überhört zu haben schien, was Fireball zum Schluß gesagt hatte. Sie mußte ihre Ehre verteidigen! „Deshalb ist auch noch das Preisschild dran, nicht wahr!“ grinste er und ging ohne noch ein weiteres Wort zur Tür. „Es...es geht Dich gar nichts an, was ich mir kaufe! Du bist schließlich nicht mein Vater!“ rief sie ihm wütend hinterher, um ihn wieder in die Diskussion zu verstricken, denn irgendwie wollte sie nicht, daß er jetzt ging. „Du hast recht. Was Du tust, geht mich nichts mehr an!“ damit ließ er die Tür hinter sich ins Schloß fallen und ließ eine völlig am Boden zerstörte April allein zurück. „Fireball...“ wisperte sie leise und sank auf ihr Sofa, den Tränen nahe, „komm zurück!“ Doch dafür war es nun zu spät. Er war gekommen, um ihr etwas zu sagen, doch sie hatte ihn gar nicht zu Wort kommen lassen. Nun hatte sie ihn aus ihrem Leben vergrault, vielleicht für immer... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)