Auch ein Killer wird mal krank von Lady_Noxia ================================================================================ Kapitel 1: Das Seminar ---------------------- Tokyo/ Japan. Omi kam an einem kalten Wintertag im November von der Schule nach Hause. Er beeilte sich. Erstens, weil es arschkalt war, und zweitens, weil er den Fangirls entkommen wollte, die ihn auch jetzt nicht in Ruhe ließen. Ihm war heute nicht danach mit ihnen zu reden. Er war genervt. Von allem und jedem, sogar von Ken, den er sonst von seinen Freunden am liebsten mochte. Seine Lehrer hatten ihn mit Hausaufgaben überschüttet, er hatte heute noch eine Schicht im 'Kitten in the house' mit Yohji und wenn er Pech hatte bekamen sie kurzfristig noch einen Auftrag, was noch mehr Arbeit für ihn bedeuten würde. Der kalte Wind wehte ihm ins Gesicht, ließ seinen Schal flattern. Omi rieb sich die Stirn, er hatte Kopfschmerzen. Müde erreichte er das Haus, in dem er mit den drei anderen Killern lebte. Ken begrüßte ihn fröhlich und verschwand dann im Laden. Omi wollte in sein Zimmer, schaute aber vorher noch ins Wohnzimmer, ob Yohji dort sitzen würde, aber Fehlanzeige. Er schleppte sich die Treppe zu seinem Zimmer nach oben, nachdem er sich im Badezimmer eine Aspirin aus dem Medizinschrank genommen hatte, sah auf die Uhr und ließ sich auf sein Bett fallen. Noch zwei Stunden, dann würde seine Schicht beginnen. Er hoffte, die Kopfschmerzen würden schneller verschwinden, wenn er schlief, und so zog er seine Jacke aus und kuschelte sich unter seine Decke. Es dauerte auch nicht lange, bis er einschlief. Omi wachte durch sanftes Rütteln an seiner Schulter wieder auf. Er lag auf der Seite und drehte sich um, um zu sehen, wer ihn aus seinen Träumen gerissen hatte. Es war Aya. Er saß auf der Bettkante. "Du hast deine Schicht! Yohji ist schon im Laden. Pass auf, dass er arbeitet und nicht nur flirtet." Omi setzte sich auf und nickte schwach. Aya stutze. Irgendwas stimmte nicht. Aber auf seine Frage, ob etwas nicht in Ordnung sei, schüttelte Omi nur den Kopf, also verließ Aya das Zimmer und begab sich in die Küche. Omi stand murrend auf und ging in den Laden. Na ja, zumindest die Kopfschmerzen waren weg. Dafür war die Schicht aber auch besonders nervig. Alle fünf Minuten musste Omi Yohji ans Arbeiten erinnern und auch noch fast alles selber machen. Er musste sich unbedingt mal von Aya in das Geheimnis, Yohji zum Arbeiten zu bewegen, einweihen lassen. Nach vier Stunden war es überstanden. Sie scheuchten die letzten Kunden aus dem Laden und wollten schon die Rollläden herunterlassen, als Manx erschien. "Oh Nein!", dachte Omi. Es gab also auch noch einen Auftrag, der wahrscheinlich auch noch heute erledigt werden sollte. "Ist Aya da?", war die Frage von Manx. Yohji nickte und führte Manx in den Wohnbereich, wo Ken ihnen mitteilte, dass Aya noch in der Küche sei. Die hübsche Frau bat Ken, ebenfalls mitzukommen, und so stattete man Aya einen Besuch in der Küche ab, der am Herd das Essen vorbereitete. Wenig später saßen die vier Männer mit Manx um den Tisch und sie begann zu erzählen. "Heute geht es eigentlich nur um dich, Aya. Aber ihr anderen solltet zuhören. Also, Kritiker haben mehrere Sekretärinnen und auch mehrere Killer wie euch. Sie arbeiten teilweise in Teams wie ihr, teilweise aber auch allein. Es gab einen Zwischenfall, der uns dazu veranlasst unsere Mitglieder aufzuklären." "Was für ein Zwischenfall?" fragte Aya. "Dazu will ich jetzt kommen. Also, zwei unserer Killer haben sich gegenseitig umgebracht, weil sie aufeinander trafen und den jeweils anderen für einen Zeugen hielten. Deshalb sollen sich jetzt zumindest die Teamleader kennen lernen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir sie auch noch mit der neuen Technik und dem System vertraut machen. Es ist also so eine Art Fortbildung. Das ganze geht über zwei Wochen, ihr anderen bleibt hier und macht weiter wie bisher." Manx gab Aya einen Umschlag aus ihrer Handtasche. "Das sind die Flugtickets. Du und die anderen werden von uns vom Flughafen abgeholt. Das ganze findet in Kyoto statt und ist als Sportseminar getarnt, also bring bequeme Kleidung mit, ihr werdet dort nämlich tatsächlich etwas trainieren. Morgen Mittag geht dein Flieger am Port 3. Damit ist alles gesagt. Wir sehen uns später." Mit diesen Worten stand sie auf und verließ das Haus. Die drei, die in Tokio bleiben sollten, guckten wie Kühe, bis Aya ihnen ihr Abendessen vor die Nasen stellte. Während des Abendessens diskutierte man heftig. Kapitel 2: Aya reist ab ----------------------- Aya packte noch am Abend seine Sachen zusammen. Omi half ihm dabei. "Warum so besorgt, Aya?", fragte Omi, der Aya beobachtete. "Ich überlege, ob das eine gute Idee ist. Einer von euch muss ja schließlich die Verantwortung übernehmen, während ich weg bin", erklärte Aya und stopfte weiter Klamotten in seine Reisetasche. Omi lächelte. "Ich denke, du solltest Yohji die Leitung übergeben." Aya wirbelte herum. "Yohji? Unserm Yohji?", fragte er zweifelnd. Omi nickte. "Hai! Überleg doch mal, er kann sehr verantwortungsbewusst sein, wenn er will. Aber du gibst ihm ja nie Gelegenheit dazu. Und außerdem, willst du lieber Ken die Verantwortung übertragen? Ich falle aus, da ich den ganzen Tag in der Schule bin." Das schien Aya einzuleuchten. Aber Omi wusste, das Aya auch alleine auf die Idee gekommen wäre. Die beiden gingen ins Wohnzimmer, wo sich Ken und Yohji eine Comedysendung ansahen. Aya griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ab. Ken und Yohji schreckten auf und beschwerten sich. "Es gibt noch was zu klären, bevor ich fliege", begann Aya. Ken und Yohji nickten, sie wollten schnell die Sendung weitersehen. "Yohji, ich hab mir überlegt, dass du, während ich weg bin, die Verantwortung für alles hast." Yohji starrte ihn entgeistert an. "Aber warum ich? Warum nicht Ken oder Omi?" Man sah, dass Yohji nicht mit einer solchen Entscheidung Ayas gerechnet hatte. "Weil Ken nicht genügend Durchsetzungsvermögen hat und Omi meistens nicht da ist. Deshalb. Und versuch gar nicht erst zu widersprechen, meine Entscheidung steht fest. Und Ken, du kümmerst dich um die Schichten im Laden. Ich hoffe das klappt. Wenn irgendwas _wichtiges_ ist, ich nehme mein Handy mit." Yohji nickte resigniert. "Und was z. B. ist wichtig? Wann dürfen wir anrufen?", fragte Ken. Aya überlegte, dann sagte er: "Ihr könnt anrufen, wenn ihr einen Auftrag vermasselt, was ich euch nicht raten würde, wenn das Haus oder der Laden abfackelt oder mein Porsche zerkratzt wird und meinetwegen auch, wenn einer von euch umkommt." Aha", war Yohjis Kommentar. "Ach, und noch was, Omi, lass dir nicht einfallen die Schule zu schwänzen, Yohji, benimm dich anständig, keine 'Sportflecken' auf dem Mobiliar und Ken, erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Damit verschwand Aya in sein Zimmer. "Yohji, benimm dich anständig", äffte Yohji Aya nach. Am nächsten Morgen brachten Yohji und Ken Aya zum Flughafen. Omi war zu Hause im Laden geblieben. Er hatte zwar gemurrt, weil er an einem Samstag so früh aufstehen musste, hatte sich dann aber gefügt. Aya gab noch ein paar letzte Anweisungen, dann schnappte er sich seine Reisetasche und machte sich auf den weg zu Port 3. Yohji und Ken sahen zu, wie der Flieger am Himmel verschwand, und fuhren dann auch zurück, um Omi zu helfen. Im Laden: "Sagt mal, hat einer von euch 'ne Ahnung, wie 'Lex' eigentlich aussieht?", fragte Ken, der gerade die Blumen goss. "Nö, keine Ahnung. Manx sagte nur, jemand namens Lex würde uns stellvertretend die Aufträge übermitteln", erklärte Omi. "Ich frage mich, wie sie wohl aussieht, diese Lex", meinte Yohji nachdenklich. "Yohji, du sollst arbeiten, nicht immer nur an das eine denken!", beschwerte sich Omi. "Regt euch ab. Wir werden Lex schon früh genug kennen lernen", warf Ken ein. Ein paar Stunden später verließ Omi den Laden und ging nach oben, um das Essen fertig zu machen. "Ich bin zwar ein miserabler Koch, aber eine Tütensuppe werde ich schon irgendwie zu Stande bekommen", dachte er sich und kramte einen großen Topf unter der Spüle hervor. Dann machte er sich daran, Gemüse für die Suppe zu schneiden. "Nun, das Essen hat zwar etwas merkwürdig geschmeckt, aber immerhin konnte man es essen", lobte ihn Yohji nach dem Essen. "Danke, Yohji-Kun!", rief Omi aus der Küche. Er machte den Abwasch, dann ging er ins Wohnzimmer, wo Ken und Yohji vor der Glotze hockten. "Komm Omi, setz dich zu uns!", sagte Ken und deutete neben sich. "Nein danke, mir geht's nicht so gut, bin müde. Ich werde mich hinlegen. Gute Nacht!", lehnte Omi ab und verzog sich dann auf sein Zimmer. Ken blickte ihm verwundert hinterher. Er machte sich ein bisschen Sorgen um ihn, wandte sich dann aber doch wieder dem Fernseher zu. Kapitel 3: Manx' Vertretung --------------------------- Die nächsten zwei Tage verliefen ereignislos und auch der dritte schien einfach so zu verstreichen, aber als Yohji gerade den Rollladen herunterlassen wollte, erschien ein Paar Beine in seinem Blickfeld. Jemand zog den Rollladen wieder etwas höher. Es war ein junger Mann. Er hatte kurze blonde Haare und große, dunkelblaue Augen, genau wie Omi. Er trug einen langen Mantel, ähnlich wie Yohjis, nur dass er dicker wirkte. "Wir machen gerade zu, komm morgen wieder", erklärte Yohji und wollte den Rollladen wieder herunter schieben, aber der junge Mann hielt den Rollladen fest. Jetzt kamen auch Ken und Omi dazu. "Gibt's Probleme Yohji?", fragte Omi und musterte den Typen, der den Rollladen festhielt. "Nein.", sagte Yohji an Omi gewandt, drehte sich dann aber wieder dem jungen Mann zu. "Wer bist du überhaupt?", fragte nun Ken, der sich neben Yohji gestellt hatte. "Ich bin Lex. Ich hab einen Auftrag für euch", sagte der junge Mann freundlich. "LEX!?", schrie Yohji überrascht und fiel nach hinten um. "Ja, ich bin Manx' Vertretung", erklärte Lex. "Oh Mann, ich fass es nicht!", rief Yohji und haute sich die Hand vors Gesicht. Dann begann er laut zu lachen. Lex sah ihn schief an und trat ein, Ken schloss hinter ihm den Rollladen. "Was ist denn bitte so komisch daran?", fragte er skeptisch. "Nun, wir haben alle erwartet, du wärst 'ne Frau.", klärte Omi ihn auf, reichte ihm dann die Hand. "Hi, ich bin Omi, ich plane die Einsätze. Und das da sind Ken und Yohji", stellte Omi sich und die anderen vor. Die drei führten Lex in den Keller, in dem sie ihre Aufträge bearbeiteten. Dort schob Lex ein Videotape in den Recorder und startete die Aufzeichnung. Danach erklärte er noch die Einzelheiten des Falles und gab Omi eine CD. Dann verabschiedete er sich und verschwand. "Na Yohji? Enttäuscht?", neckte Ken. Der Angesprochene grinste lüstern. "Wieso sollte ich enttäuscht sein?" Ken stutzte. "Na, weil Lex 'n Kerl ist." "Na und? Ist das ein Problem? Ich kann mich doch trotzdem an ihn ran machen", erklärte Yohji. Omi und Ken rollten genervt mit den Augen, dann setzte sich Omi an den Computer und suchte Informationen. Am Abend machten sich die drei Weiß-Assassins in Yohjis Auto auf den Weg, um ihren Auftrag auszuführen. Omi hoffte, dass es schnell gehen würde und sie nicht auf Schwarz treffen würden, denn er fühlte sich nicht wohl. Ihm war etwas schwindelig, außerdem hatte er, wie so oft in den letzten Tagen, Kopfschmerzen. Anscheinend hatten auch die beiden älteren bemerkt, dass etwas nicht stimmte. "Was hast du, Omi? Geht's dir nicht gut?", fragte Ken besorgt. Omi schüttelte den Kopf. "Nein, nein, es wird schon gehen." Der Auftrag lautete: "Tötet den korrupten Politiker Kakio Tamaguchi." Nach den Informationen, die Lex ihnen gegeben hatte, hielt er sich zur Zeit in seinem Ferienhaus an der Bucht von Tokyo auf. Und dorthin waren sie jetzt unterwegs. "Was meinst du, Omi, hat der Typ Leibwachen?", fragte Yohji vom Fahrersitz aus. "Ich denke schon, dass er nicht ganz allein ist, aber das müsste alles noch zu schaffen sein. Ich hoffe nur, Schwarz tauchen da nicht auf. Das wäre ein weitaus größeres Problem, vor allem, weil Aya nicht da ist", überlegte Omi. Wenig später hielten sie ein paar Hundert Meter von dem Grundstück mit dem Ferienhaus entfernt und stiegen aus. Dann verteilten sie sich wie besprochen. Als Omi sich auf den Weg machte, musste er kurz stehen bleiben, da er drohte hinzufallen. Er fasste sich an die Stirn. /Shit, ich hab Fieber!\, dachte er und kletterte dann mit Mühe auf das durch Frost sehr glatte Dach. Er öffnete ein Fenster und als er hereinsprang wurde ihm kurz schwarz vor Augen. Der Einsatz verlief planmäßig. Omi hatte Glück, auf seinem Weg traf er nicht auf irgendwelche Leibwächter. Kurze Zeit später traf er sich wieder mit Yohji und Ken, die das Haus durch die Eingangstür und durch den Keller betreten hatten, vor der Tür zum Arbeitszimmer. Sein Kopf dröhnte jetzt noch mehr als zuvor. Hier im Haus war es sehr warm, das merkte man erst recht, wenn man von draußen kam. Yohji machte ein Zeichen und die drei stürmten in das Zimmer. Die beiden Leibwächter bei Kakio Tamaguchi waren nach kurzer Zeit erledigt und auch das eigentliche Ziel wehrte sich nicht lange. Die drei beeilten sich und verließen das Haus. Zu allem Überfluss hatte es auch noch begonnen zu schneien. Plötzlich blieb Omi stehen. Ken bemerkte es und drehte sich um. "Was hast du, Omi?", fragte er. Omi schwankte noch einem Moment, dann brach er zusammen. "OMI!!! Verdammt was ist mit dir?", rief Ken und lief zu Omi zurück. Yohji folgte ihm. Ken drehte Omi wieder auf dem Rücken und tätschelte ihm die Wange, aber von Omi kam keine Reaktion. "Er ist bewusstlos! Wir müssen ihn schnell hier weg bringen!", stellte Yohji fest. Ken nickte und hob Omi auf seine Arme. Dann trug er ihn zum Auto und setzte sich mit ihm auf die Rücksitzbank. Yohji fuhr mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit zu ihnen nach Hause. Dort angekommen trug Ken Omi schnell nach oben in sein Zimmer. Er legte ihn aufs Bett und zog ihn aus, dann deckte er ihn zu. Ken fühlte Omis Stirn, er hatte anscheinend hohes Fieber. In diesem Moment betrat Yohji das Zimmer, mit einer Schale kalten Wassers und einem Tuch. Er reichte beides an Ken und setzte sich dann auf einen Stuhl, der vor Omis Schreibtisch stand. "Was sollen wir jetzt machen?", fragte Ken, während er Omi das nasse Tuch auf die Stirn legte. Als Yohji nicht antwortete, fragte er: "Meinst du, wir sollten einen Arzt rufen?" Yohji runzelte die Stirn. "Keine Ahnung. Ich denke, wir sollten erst mal warten. Ich vermute, er hat 'ne Grippe. Wenn es ihm morgen Früh nicht besser geht, rufe ich Aya an und frage ihn, was wir machen sollen. Wir sollten aber auf keinen Fall etwas überstürzen.", erklärte er nach einer Weile. Ken nickte. "Du kannst ruhig schlafen gehen, Yohji, ich kümmere mich um Omi", versprach Ken, der gesehen hatte, wie müde Yohji war. Yohji nickte ihm zu, dann stand er auf und verließ das Zimmer. Omi zitterte am ganzen Körper und Ken beschloss noch ein paar Decken zu holen. Aya hatte ihm mal erklärt, dass man, wenn man Fieber hat, es richtig warm haben muss. Also ging Ken in sein Zimmer und holte seine Decke. Dann holte er noch eine weitere aus einem Schrank im Flur. Ken breitete die beiden Decken über Omi aus und stopfte sie fest. Dann wechselte er das Tuch auf Omis Stirn. /Verdammt, warum hat er uns nicht gesagt, dass es ihm nicht gut geht? Aber wir hätten es auch so merken müssen, er sah in den letzten Tagen auch schon so schwach aus. Aya dreht mir den Kopf um, wenn er das erfährt. Armer Omi, er holt sich immer schnell eine Grippe oder eine Erkältung. Hoffentlich ist es wirklich nichts ernsteres.\ Ken wechselte in regelmäßigen abständen das Tuch und fühlte Omis Temperatur, aber das Fieber ging nur ein wenig herunter. Irgendwann übermannte die Müdigkeit auch Ken und er schlief, mit den Armen auf der Bettkante und dem Kopf darauf gestützt, ein... Kapitel 4: Gefühle? ------------------- Omi wachte einige Stunden später in seinem Bett wieder auf. Das erste, was er merkte, war, dass es sehr warm um ihn herum war. Er drehte den Kopf und erblickte Ken. Fast augenblicklich schoss ihm das Blut in die Wangen. /Was macht Ken hier? An meinem Bett?\, fragte Omi sich und versuchte sich zu erinnern, was passiert war. /Ach ja, richtig, wir waren bei diesem Tamaguchi und dann ist mir schwarz vor Augen geworden. Aber was ist danach passiert? Hat Ken mich hierher gebracht?\ Omi betrachtete den friedlich schlafenden Ken. Einem plötzlichen Impuls folgend hob Omi eine Hand und strich Ken einige Strähnen aus dem Gesicht. Erschrocken riss er seine Hand zurück. Was war das gewesen, wieso hatte er das getan? Was war in ihn gefahren? Aber wenn er so darüber nachdachte, hatte er sich nicht schon immer in Kens Nähe am wohlsten gefühlt? Nur warum? Was hatte der Fußballer, was Aya und Yohji nicht hatten? Omi überlegte. Aya, ja, der Weiß-Leader war zuweilen etwas unberechenbar, wenn es um seine Schwester ging, aber sonst war er immer sehr bedächtig in dem was er tat. Omi mochte ihn. Aya half ihm bei den Hausaufgaben, wenn er Hilfe brauchte und war auch sonst mit guten Ratschlägen zur Hand. Außerdem setzte er sich manchmal für ihn ein, wenn Yohji wieder gemein zu ihm war. Außerdem brachte er Yohji dazu ihm zu helfen. Die Sache mit Takatori hatte sie irgendwie enger zusammen geschweißt. Omi wusste, er konnte Aya alles anvertrauen. Im übrigen kannte Aya sich recht gut mit Literatur aus. Und Yohji? Ja, den mochte Omi auch. Es klang selbst für Omi seltsam, aber manchmal sah er in ihm so etwas wie seinen großen Bruder. Gut, Yohji war faul und tat keinen Fatz mehr als unbedingt nötig, aber er hatte auch seine guten Seiten. Wenn es um Liebe ging, war Yohji der beste Ratgeber, den es gab. Einmal hatte er sogar die Schuld auf sich genommen, als Omi eine große Vase umgestoßen hatte, die klirrend in tausend Teile zersprungen war, und hatte dafür den Anschiss von Aya bekommen. Das war, als Omi sich in seine Cousine Ouka verliebt hatte. Aber Ken, warum mochte er Ken am liebsten? Ken war eigentlich immer gut gelaunt und brachte ihn immer zum lachen. Seine Augen waren die ehrlichsten, in die er je geblickt hatte, fast wie die eines Kindes. Er setzte sich immer für seine Freunde ein und das fand Omi am beeindruckendsten. Er hatte das Gefühl, dass Ken sich ohne zu zögern für ihn und die anderen in den Tot stürzen würde. Er hatte ihn getröstet, als Ouka starb. Er half Omi bei all den alltäglichen Dingen. Mit Ken machte Omi sogar das Abwaschen Spaß. Aber das war doch keine wirkliche Begründung. Manchmal kabbelte er mit Ken. Er fühlte sich dabei immer wohl, vor allem, wenn sie dann lachend nebeneinander auf dem Boden lagen und von Aya oder wahlweise auch Yohji dumm angesehen wurden. Aber da war noch etwas. In Kens Nähe fühlte er sich geborgen. Es war fast so wie damals bei Ouka. Moment, wie bei Ouka? Nein das konnte doch nicht sein, oder etwa doch? Konnte es wirklich sein, das er tiefere Gefühle für den gutaussehenden Fußballer hatte als Freundschaft? Omi überlegte. Er hatte sich schon so manches Mal gewünscht, von Ken in den Arm genommen zu werden. Wie oft hatte er bei einem Gewitter überlegt zu Ken zu gehen und sich an ihn zu klammern, wenn es blitzte. Aber er hatte sich jedes mal zurückgehalten. Je länger Omi nachdachte, umso sicherer wurde er sich, dass Ken für ihn mehr war als "nur" ein Freund, aber was genau Ken ihm bedeutete, wusste er nicht. Nach einiger Zeit des Überlegens schlief Omi wieder ein. Kapitel 5: Nur ne Grippe ------------------------ Langsam öffnete Ken seine Augen, bemerkte erleichtert, dass Omi noch schlief. Er nahm ihm das Tuch von der Stirn und tauchte es in das kalte Wasser. Als er Omi jedoch das Tuch wieder auf die Stirn legte, wachte dieser auf und blinzelte benommen. Er wirkte irritiert, fasste sich dann jedoch wieder. "Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken", entschuldigte sich Ken. Omi schüttelte den Kopf. "Was ist passiert? Ich erinnere mich nicht mehr", fragte er dann. "Du bist ohnmächtig geworden und Yohji und ich haben dich hierher gebracht. Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, aber du scheinst zum Glück nur eine Grippe zu haben. Aber warum hast du nicht gesagt, dass es dir schlecht geht? Wir hätten das auch ohne dich geschafft", erklärte Ken. "Tut mir leid. Ich wollte euch nicht allein lassen. Nicht, wo Aya doch auch nicht da ist. Aber wo ist Yohji?", gab Omi zurück. Ken wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als hinter ihm die Tür aufging und Yohji mit einer Tasse das Zimmer betrat. "Ah, dir scheint es ja schon wieder etwas besser zu gehen, Chibi. Hier!", stellte Yohji fest und reichte Omi die Tasse. Omi setzte sich auf, nahm Yohji die Tasse ab und bedankte sich. Yohji setzte sich auf die Bettkante und fühlte Omis Temperatur. "Das Fieber ist etwas runter gegangen, aber ich glaube wir sollten trotzdem Aya informieren, zumal wir keine Ahnung haben, wie man eine Grippe behandelt", sinnierte Yohji. Ken grinste. Nach ein paar Minuten verabschiedete sich Yohji und ging telefonieren. Ken blieb bei Omi und kümmerte sich weiter um ihn, bis Yohji zurückkam. "Und? Was hat Aya gesagt?", fragte Ken leise, da Omi zu schlafen versuchte. Yohji winkte ihn aus dem Zimmer. Die beiden setzten sich in die Küche. "Na ja, er hat mir ein paar Pflegetipps gegeben, nachdem er sich von seinem Wutanfall wieder beruhigt hatte." "Wutanfall?" "Ja, er hat uns dafür verantwortlich gemacht, von wegen wir hätten mehr auf Omi achten müssen und so eine Grippe kommt ja nicht von irgendwo und dies und das. Du kennst ihn ja, er macht sich Sorgen." Ken nickte. "Mann, was muss Aya von uns denken. Ausgerechnet wenn er mal nicht da ist, wird unser Chibi krank", witzelte Yohji. Ken lächelte schwach. "Na ja, Aya hat schon recht, Omi sah schon die letzten Tage nicht gut aus, aber er hätte ruhig was sagen können", meinte er nachdenklich. "Stimmt, aber wenn wir ehrlich sind, hätten wir uns dann wieder über ihn lustig gemacht. Er hat es sicher nicht immer leicht als Jüngster", gab der älteste Weiß zurück. Ken zuckte innerlich zusammen. Stimmt, Yohji hatte recht, sie hackten gerne mal auf dem Chibi herum. Aber sie hatten nie bedacht, dass es diesen belasten könnte. Ken wurde von Yohji, welcher ihm einen Zettel in die Hand drückte, aus seinen Gedanken gerissen. Ken blickte auf und nahm den Zettel. "Da steht drauf, was Aya mir gesagt hat, ich fahr zur Apotheke um ein Medikament für Omi zu besorgen. Kümmere dich bitte weiter um ihn", erklärte der ältere und schnappte sich seine Jacke. Ken nickte und ging wieder zu Omi. Dort angekommen wechselte er zwischenzeitlich immer wieder das Tuch auf seiner Stirn, las nebenbei ein Buch. So ging es die nächsten drei Tage, aber Omis Zustand besserte sich nicht wirklich, er wirkte müde und er schlief fast die ganze Zeit, aber wenn er schlief, dann sehr unruhig. Oft wachte er schweißgebadet auf, dann wischte Ken ihm den Schweiß weg und wandte sich wieder dem Fernseher in Omis Zimmer zu. Als Omi einmal fragte, warum sich Ken die ganze Zeit um ihn kümmerte, zuckte der nur die Schultern und meinte: "Einer muss sich ja um dich kümmern und so muss ich wenigstens nicht im Laden hocken wie Yohji." Omi zuckte zusammen. Irgendwie hatte es ihm innerlich wehgetan, diese Worte von Ken zu hören. So weh, das ihm Tränen in die Augen traten und er sich wegdrehte um sie vor Ken zu verbergen. Einige Stunden später betrat Yohji das Zimmer, um Ken etwas zu Essen zu bringen. Omi schlief. Ken machte sich hungrig über das Essen her, während Yohji Omis Temperatur fühlte. /Verdammt, das Fieber ist immer noch nicht runter gegangen, auch mit den Medikamenten nicht.\, überlegte Yohji besorgt und verließ wieder das Zimmer. Er ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Er musste allerdings enttäuscht feststellen, dass um diese Tageszeit noch nichts anständiges lief, und so stellte er den Fernseher schon nach einer Stunde wieder aus, um noch einmal nach Omi zu sehen. Er öffnete leise die Tür, um Omi nicht zu wecken, falls er schlief. Aber Omi schlief nicht. Ken hatte ihm den Rücken zugewandt und seine Augen starr auf den Fernseher gerichtet, anscheinend noch nicht bemerkend, dass Omi wach war. Omi bemerkte Yohji allerdings eine Sekunde zu spät und so sah dieser noch kurz das verräterische glitzern in Omis Augen, bevor dieser sich wegdrehte und sein Gesicht so verbarg. Yohji durchfuhr die Erkenntnis wie ein Blitz, ihm war klar, er würde Handeln müssen, und deshalb machte er Ken auf sich aufmerksam. Verwundert drehte Ken sich zu ihm um und musterte ihn fragend. "Könntest du die Blumen ausliefern? Ich hab zu viel zu tun, um dass auch noch zu erledigen", bat Yohji Ken und dieser nickte seufzend. So wirklich begeistert schien er nicht von Yohjis Bitte, aber er verließ dennoch das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)