Primary Predestination 3 von jacquelin (Der Ruf des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 64 - Was in dem Schatten lauert --------------------------------------------------- Hallo! Vielen Dank für so viele Kommis zu dem letzten Kapitel!!!! ~Fantaghiro, BlackPearlMermaid-Utaki, TrineMu, Hexenlady, MimikoNatsujami, steffinator, mitsuki11, Demon-Diary, Enyiru, aqualight und SSJ4Pan~ *knuddel* Spezieller Dank geht noch an Mayselfs, Spidey, elena-mcgrey, sandra, BlackPearlMermaid-Utaki, aqualight und Hexenlady, die meinen Geburtstag nicht vergessen haben. DANKEEEE!!!!! ^.^ Und zuletzt vielen Dank auch meiner Betaleserin aqualight, die ich mit diesem Kapitel wiedermal ganz schön beschäftigt habe. ^^" Als kleine Belohnung für eure lieben Worte und Hilfe widme ich euch allen dieses Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!!!! ~.^ Euere Jacquelin und Sandra ~~~~~~ Kapitel 64 - Was in dem Schatten lauert Die Sonne berührte die verlassenen Wolkenkratzer und Hochhäuser mit ihrem sanften Licht, das gemeinsam mit den dunklen Wolken am Horizont eine melancholische Atmosphäre schuf. Der verrostete Tokio Tower in der Ferne unterstrich die Verzweiflung dieser Stadt nur noch mehr, die sich nach der letzten Nacht so sehr verändert hatte. Es war, als ob ein friedlicher Traum unerwartet zum schlimmsten Albtraum wurde. "Das reine Licht wird zur verräterischen Finsternis", dachte sie traurig und schloss ihre smaragdgrünen Augen. "Es ist so einfach die Menschen von ihrem wahren Weg abzubringen." Leichte Schritte drangen gerade zu ihren empfindlichen Ohren, als sie die unangenehme Stille beenden wollte. Die helle und teilweise verborgene Aura des Neuankömmlings war ihr zu vertraut, als dass sie diese nicht sofort erkennen würde. Irgendwie hatte sie erwartet, dass sie zu den anderen gehen würde. Es war nur die Frage der Zeit, wann sie beginnen würde, die Antworten auf ihre Fragen zu suchen. "Bunny", erklang die weiche, aber feste Stimme der Frau in ihrem Rücken. Sie konnte sagen, dass die anderen drei Anwesenden von ihrem plötzlichen Auftauchen überrascht waren, aber diese schwiegen nur. "Bis du es wirklich, Bunny?", fragte die Priesterin nach einer Weile nochmals, bereits unsicher und etwas misstrauisch. Doch sie antwortete wieder nicht und weigerte sich auf diese Anrede zu reagieren oder die Miko anzusehen. Sie hatte keine Zeit, um alles zu erklären. Es war nicht der richtige Moment und sicherlich auch nicht der richtige Platz dafür. Das unangenehme Prickeln an ihrem Nacken warnte sie vor der sich schnell nähernden Gefahr. Sie musste es beenden. Auf der Stelle. Wie in Zeitlupe drehte sie sich zu der immer noch wartenden Priesterin. Sie hielt ihre Augen bis zum letzten Moment geschlossen. Erst als sie sich von Angesicht zu Angesicht mit ihr befand, erlaubte sie sich den einzigen Unterschied zwischen ihrem jetzigen Aussehen und dem von Bunny zu offenbaren - ihre Augen. Sie wurde von der Reaktion der Schwarzhaarigen nicht enttäuscht. In dem Moment, als sich ihre eigenen Smaragdgrünen den vertrauten Violetten begegneten, konnte sie die plötzliche Überraschung und Furcht in jenen sehen. Die Miko ging sofort erschrocken einen Schritt zurück, den Blickkontakt mit ihr nicht brechend. "Siwinja", wisperte die überraschte Rei den einzigen Namen, der ihr bei dem Anblick der gefährlich bekannten Augen ein fiel. Die Angesprochene lächelte vergnügt und nickte kurz für Bestätigung. "Schön dich wiederzusehen, Sailor Mars", sagte sie mit einer ruhigen und offensichtlich zufriedenen Stimme. "Wie ich sehe, geht es dir nach unserer kurzen Begegnung wieder gut." Reis Augen wurden groß und unbewusst legte sie ihre rechte Hand zu ihrem immer noch leicht schmerzenden Hals. Jetzt war sie sich hundertprozentig sicher, dass Siwinja vor ihr stand. Nicht Bunny, aber ihre gefährliche und für ihren Geschmack auch zu impulsive Schwester, gegen die sie schon die Ehre gehabt hatte zu 'kämpfen', und sicherlich keine Lust hatte es in naher Zukunft zu wiederholen. "Warum immer ich?" *** Seine warmen Finger berührten die immer noch wunde Stelle an der linken Seite seines Halses, wo nun eine einzelne rote Linie seine fehlerfreie Haut kennzeichnete. Auch wenn diese kleine Verletzung vor vielen Stunden aufgehört hatte zu bluten, der stechende Schmerz war immer noch gegenwärtig und trieb seine Nerven voran. Seine feuerroten Augen verengten sich bei der Erinnerung, die unvergesslich mit dieser fast unmerklichen Wunde verbunden war. "Wie konnte er das tun?", flüsterte er in das ihn umgebende Zwielicht. "Nach so vielen Jahren des treuen Dienstes für ihm... All die entscheidenden Kämpfe und gewonnenen Schlachten." Seine rechte Hand ballte sich augenblicklich zu einer Faust. Endlich begann er seinen Meister zu sehen als denjenigen, der er wirklich war. Und diese neue Erkenntnis gefiel ihm ganz und gar nicht. Für seinen Herren war er nur eine Marionette, deren Aufgabe es war, jeden seinen Befehl ohne irgendwelche Fragen zu erfüllen, ohne an die Konsequenzen zu denken und immer den gegebenen Weg zu folgen. Sauer schlug er mit seiner Faust gegen die kalte Wand an seinen Rücken, gegen die er sich lehnte. "Nicht mehr", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, "ich werde nicht mehr der gehorsame und dumme Diener sein. Nicht mehr." *** Der Geruch von Schimmel und Feuchtigkeit drang in ihre Nase, als sie in den unterirdischen Tunnel eintrat. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen und versuchte die Aura von Jupiter in dem unterirdischen Labyrinth zu entdecken. Sie musste sich nicht sehr auf ihre Sinne konzentrieren, denn die klare Aura schien wie ein wildes Feuer in ihrem Unterbewusstsein zu lodern. Sie drehte sich zu ihrer rechten Seite, wo sie die Energie ihrer Partnerin am stärksten fühlte. Der Gang vor ihr war dunkel und schien drohend in seiner verräterischen Stille. Sie hatte ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch, dass sie das, was sie am Ende dieses Tunnels finden würde, sicherlich nicht mögen würde. Doch sie hatte keine andere Wahl als zu folgen und so tat sie es auch. Immer noch etwas unsicher über die gegebene Richtung, ging sie langsam und sah sich misstrauisch um. Die allgegenwärtige Kälte berührte ihre warme Haut und ließ sie zittern. Sie sah kurz an ihren kurzen orangefarbenen Rock und den Rest ihrer Sailoruniform herab und seufzte ergeben. "Kein Wunder, dass ich mich fühle, als ob ich gerade am Nordpol wäre. Warum mussten sie gerade hierher kommen? Warum wählten sie nicht einen Platz, wo es wenigstens wärmer ist?", murmelte sie mit klappernden Zähnen und nahm einen schnelleren Schritt. Teilweise war es auch eine indirekte Reaktion auf die umgebenden Gerüche vom Zerfall, die ihren Magen erheblich beunruhigten. Dieser drohte ihr nämlich seinen Inhalt zu zeigen, wenn sie diesen Platz nicht so schnell wie möglich verließ. "Wo ist der verdammte Ausgang?!", beklagte sie sich und bog schnell um die nächste Ecke ab. Unerwartet fand sie sich jedoch von Angesicht zu Angesicht mit einer von Spinnweben bedeckten Wand. "Na toll! Eine Sackgasse! Und wohin jetzt?" Sie sah sich um, fand aber nur eine andere Kreuzung, die nirgendwo hinführte. "Warum habe ich das Gefühl, dass ich mich verlaufen habe?" Sie seufzte und lehnte sich niederschlagen gegen die kalte Wand hinter sich. Sie schloss ihre dunkelblauen Augen und begann ihre Schläfen zu massieren. "Nur die Ruhe behalten...", sagte sie leise, um sich wenigstens mit dem Ton ihrer eigenen Stimme zu beruhigen. Doch plötzlich fühlte sie etwas in ihrer unmittelbaren Nähe. Etwas Zottiges streifte gerade gegen die empfindliche Haut ihres Armes und sie hatte es sich sicherlich nicht eingebildet. Ein bisschen erschreckt öffnete sie sofort ihre Augen und sah langsam zu ihrer rechten Schulter. Unerwartet erblickte sie dort ein komisch aussehendes Bündel, das schien sich irgendwie zu bewegen, auch wenn es in der Dunkelheit kaum erkennbar war. "Was ist das?", fragte sie sich Stirn runzelnd. Innerlich konnte sie aber nicht bestreiten, dass sie neugierig wurde. Nach einer Weile traute sie sich schließlich ihre rechte Hand zu dieser ungewöhnlichen Sache zu erheben und sie zu berühren. Überrascht stellte sie fest, dass es alles andere als kalt und feucht war. "So weich und warm", lächelte sie zufrieden und begann die angenehme Oberfläche zu streicheln. Die Wärme, die daraus hervorging, half ihren erstarrten Finger und sie selbst schien sich in diesem angenehmen Gefühl zu verlieren. Aber nicht zu lange, denn plötzlich bemerkte sie einen kleinen rötlichen Fleck nicht zu weit von ihren Fingern. Vielleicht war es nur ein abgeschälter Verputz oder nur etwas Schmutz an der Wand. Sie hatte keine Ahnung, aber wollte es herausfinden, denn die geweckte Neugier über dieses Ding war bereits stärker als sie. Deshalb neigte sie sich näher zu diesem 'Fleck' und stach leicht dagegen mit ihrem Zeigefinger. Zu ihrem Schrecken piepste die 'Sache' in einem äußerst lauten Ton, als ob man auf eine Maus treten würde. Nur dieser war viel mehr lauter, schriller und in der gegenwärtigen Stille fast betäubend. Die blonde Sailorkriegerin schrie erschrocken auf und trat sofort zurück. Denn im selben Augenblick, als der laute Pieps in dem verlassenen Tunnel erhallte, wurde aus einem einzigen kleinen Fleck eine ganze Menge, deren Zahl sie nicht einmal abzählen konnte. Die dunkelroten Punkte waren jetzt überall. Die Wände von der Decke bis zum Boden schienen alle damit bedeckt zu sein. Und erst dann schlug es sie wie kaltes Wasser ins Gesicht: "Ratten! Ich habe Ratten gestreichelt!!!" Die folgende Reaktion war unüberhörbar: "Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!!!!!!!!!" *** Gereizt von dem immer noch spürbaren Schmerz und zu vielen unbeantworteten Fragen, richtete der rotbehaarte Mann sich auf und ging wenige Schritte von der kalten Wand, gegen die er sich jetzt fast eine volle Stunde angelehnt hatte. Nur wenige Lichtstrahlen drangen in den finsteren Raum, der mit verschiedensten Sachen gefüllt wurde. Für ihn war es jedoch kein Problem in dem Halbdunkel die Einzelheiten zu erkennen, die sein jetziger Wirt als wichtige Gegenstände für seine zweifelhafte Profession hielt. "Erdenbewohner...", sagte er verachtend. Seinen Kopf schüttelnd, wandte er seinen Blick von den verschiedenartigen Gefäßen und Schalen, die mit unidentifizierbaren Flüssigkeiten gefüllt waren. Was auch immer der Mann damit tat, er wollte es nicht wissen. Ihm reichte die Kenntnis, dass sie ein Abkommen geschlossen hatten. Wie es erfüllt wird, war nicht mehr sein Problem. Seine feuerroten Augen glitten gelangweilt zu den schweren Vorhängen, welche die Sonne und somit das Licht des Tages bannten. Er wusste zu gut, dass sich in der letzten Nacht alles geändert hatte. Doch etwas war anders als es sein sollte. Stirnrunzelnd gelangte er zum Fenster und schob den Samtvorhang beiseite. Augenblicklich wurde er von der hellen Sonne geblendet, die bald ihren täglichen Zyklus beenden würde. Er blinzelte, bevor er letztendlich in der Helligkeit die verlassenen Hochhäuser und den nicht all zu weit entfernten Tokio Tower erkannte. Sein Blick war scheinbar in die Ferne gerichtet, aber in Wirklichkeit nahm er die Aussicht gar nicht wahr. Er hörte nur zu. Seine übermenschlichen Fähigkeiten erlaubten ihm das zu erkennen, was anderen verborgen war. Jetzt war es die allgegenwärtige Ruhe, die die ganze Stadt erfasst hatte. Dass sie jetzt auch tagsüber in völliger Stille getaucht wurde, war verständlich. Denn wenn man sich über das Ausmaß der letzten Jagd der dunklen Wesen bewusst wurde, blieben nicht zu viele Menschen übrig, die eine so große Stadt am Leben halten könnten. Dazu wurden die Straßen jetzt auch im Tageslicht zu gefährlich. - Nicht nur nachts, wie es bisher so war. Und nur diejenigen, die lebensmüde waren, würden in dieser Zeit in die Straßen ausgehen. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust und zwischen seinen Fingern konnte er den kühlen Samt des Vorhangs fühlen, das er gegen seine warme Haut drückte. Still verfluchte er sich für seine blinde Gehorsamkeit zu seinem Meister. "Wir haben es zu weit gehen lassen", wisperte er bitter und schloss seine Augen, der umgebenen Stille zuhörenden. "Wir haben einen lebendigen Planeten in eine tote Wüste verwandelt." Im selben Moment, ohne dass er es erwartet hatte, erwachte gerade dieser sterbende Planet zu einem neuen Leben. Auch wenn es nur für einen zu kurzen Augenblick war, als dass es jemand anderer bemerken konnte. Die Fensterscheiben vibrierten leicht unter dem Hilferuf der leidenden Erde, die nach einer neuen Hoffung schrie. Und überraschend bekam sie auch eine Antwort. Ein starkes Energieecho linderte vorübergehend die Schmerzen, die den Planeten in die ewige Dunkelheit und Einsamkeit stürzen wollten. Gianfar konnte es nicht ignorieren, weil er es auch gefühlt hatte. Die reine Energie, die seine Sinne wie eine sanfte Brise berührte, breitete sich schnell über die ganze Stadt aus und lenkte allgemeine Aufmerksamkeit zu sich. Oder besser gesagt, zu ihrer Quelle. Seinen Blick zu einem der entfernten Hügel drehend, bemerkte er schnell, dass die Kraft eine klare Unterschrift hielt. "Eine Sailorkriegerin...", flüsterte er und zog die Stirn in Falten. "Ist sie außer Sinnen oder einfach nur zu töricht? Besonders sie sollte wissen, dass es in dieser Zeit zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und nur Mühe bedeutet. Sie sollte klüger sein." Seinen Kopf schüttelnd trat er vom Fenster zurück, hielt aber in seinen Schritten unerwartet inne. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck drehte er sich langsam nochmals zu dem offenen Fenster, wo ein leichter Wind mit dem Vorhang spielte. Eine andere Energie lag noch in der Luft. Sie war schwach, aber so einzigartig rein, dass sie unfehlbar nur zu einer einzigen Person gehören konnte. "Serinja...?", wisperte er den einzigen Namen, der unvermeidlich mit solcher Reinheit verbunden war. "Eine Geliebte, Gianfar?", ertönte eine andere männliche Stimme plötzlich in dem halbdunklen Raum und ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Blitzschnell drehte er sich zu dem Eindringling, der seinen privaten Moment gestört hatte. Sein angespannter Körper lockerte sich jedoch, als er denjenigen erkannte, auf den er die ganze Zeit wartete. Und auch wenn seine Gesichtszüge jetzt keine Feindschaft zeigten, blieb der Zorn in seinen Augen gegenwärtig. "Das geht dich nichts an, Antollon", sagte er scharf, "ich an deiner Stelle würde mich viel mehr um meine eigenen Sachen kümmern, als in fremden Angelegenheiten zu schnüffeln." Gianfars Augen verengten sich bei den folgenden Worten, die den anderen Mann erzittern ließen: "Im anderen Falle könnte es nämlich für dich ganz schön unangenehm sein." Der andere Mann schluckte hörbar und zog sich etwas zurück, denn anscheinend wusste er, was es bedeutete sich mit Gianfar zu anzulegen. *** Ihr gelassener Blick glitt kurz von der sinnenden Priesterin zu den anderen drei Frauen. Von ihren verwirrten Gesichtern konnte sie sagen, dass sie immer noch keine Ahnung hatten, was hier vor ging und woher Rei sie möglicherweise kennen könnte. Sie lächelte leicht. "Gut, alles geht nach Plan", dachte sie zufrieden und wandte sich nochmals der jungen Schwarzhaarigen vor ihr zu. Rei war in ihren Gedanken so vertieft, dass sie Siwinjas näheres Kommen nicht bemerkte. So erschrak sie, als sie ihre seidene Stimme nahe bei sich hörte. "Es ist schön, dass unsere zweite Begegnung in der realen Welt statt findet, Kriegerin des Feuers", sagte Siwinja ruhig und für die anderen Zuschauer ohne irgendwelche abwegigen Absichten. Doch Rei wusste es besser und schluckte. Siwinja sah sie in die Augen, bevor sie weiter sprach, aber diesmal waren ihre Worte nur für ihr Gehör bestimmt: "Denn wenn ich mich richtig erinnern kann, haben wir zwei noch eine offene Rechnung miteinander. Und glaub mir, ich plane sie noch heute zu begleichen." Reis Gesicht wurde augenblicklich weiß wie Kreide. Ihre violetten Augen erweiterten sich. Und nochmals hatte sie das Gefühl, dass ihre Lungen sich immer mehr zusammenzogen, und der Sauerstoff knapp wurde. Doch diesmal war keine unbekannte Kraft dahinter. Diesmal war es ihre eigene Panik. Siwinja lächelte vergnügt über ihre Reaktion und wandte sich vorläufig von ihr ab. Ja, alles ging nach Plan. Jetzt musste sie nur dazu kommen, wegen dessen sie hier war. "Jetzt oder nie." Sie schloss ihre Augen und atmete tief auf, um sich auf die folgenden Worte vorzubereiten. Doch wie schon vorher wurde sie auch dieses Mal bei ihrem ersten Wort unterbrochen, bevor es überhaupt ihre Lippen verlassen konnte. Ein einer Explosion ähnliches Geräusch erschütterte die ganze Umgebung und ließ die Erde erbeben, die sich von Uranus? vorherigem Angriff noch nicht richtig erholt hatte. Fünf Paare von Augen wandten sich instinktiv in die Richtung, woher es gekommen war. Das bis jetzt klare Panorama von Tokio wurde von dunklen Staubwolken verhüllt, die es unmöglich machten etwas zu erkennen. Siwinja runzelte ihre Stirn. Das warnende Prickeln in ihrem Nacken wurde unangenehmer und unbewusst schärfte sie ihre Sinne für den sich nähernden Kampf, der langsam für sie unausweichlich wurde. Sie seufzte. Sie musste von hier verschwinden, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatte. Der Boden unter ihren Füssen erzitterte nochmals und Siwinja konnte aus dem Winkel ihres Auges sehen, wie einer des hohen Wohnhäuser nicht zu weit vom Hikawa Tempel zum Boden stürzte, nur um eine noch größere Staubwolke als letzte Erinnerung an seine Existenz zu hinterlassen. "Sie sind nah", sagte sie ruhig und viel mehr für sich selbst, als ob die verlassene Stadt hinter ihren Rücken sich in Trümmern nicht verwandelte. Sie drehte sich zu den anderen, deren Blicke noch auf die riesige Staubwolke hinter ihr gerichtet waren. Der Schrecken in ihren Gesichtern, als sie gezwungen wurden, der Zerstörung ihrer geliebten Stadt machtlos zuzusehen, war unübersehbar. Schnell stellte sie jedoch fest, dass ein Paar von Augen fehlte, wurde aber nicht überrascht, als sie die blauhaarige Frau bereits wieder bei ihrer Arbeit fand. Ami tippte eifrig auf ihrem Minicomputer so, wie sie es immer tat, als ihre Fähigkeiten gefragt wurden. Verschiedene Berechnungen und Simulationen bedeckten zur Zeit den kleinen Monitor des Rechners, um die Ursache des Erdbebens zu finden. "Ich fühle eine böse Aura", murmelte Rei plötzlich in die unangenehme Stille und runzelte ihre Stirn bei den folgenden Worten, "Schattenwesen. Ich bin mir sicher, dass sie es sind. Kein anderer kann eine solch bösartige Aura ausstrahlen." "Du musst dich irren, Rei," erklang Neptuns beunruhigte Stimme, ?es ist kurz vor Mittag und-" "Nein, Rei hat Recht", unterbrach Ami und blickte kurz von ihrem Computer auf, "ich empfange viele Signale, die ihre Worte nur bestätigen. Wir werden langsam, aber sicher von ihnen umzingelt." "Das ist aber unmöglich!", rief Neptun entsetzt, "es ist heller Tag! Sie können nicht... Die Sonne..." "Ich weiß, Neptun", Ami senkte ihren Blick und besah sich die Ergebnisse ihrer Berechnungen, "ich habe daran auch schon gedacht, aber die Aura ist unverkennbar. Sie sind es. Leider macht das Beben es mir fast unmöglich ihre genaue Zahl zu bestimmen. Alle Daten, die ich zur Zeit empfangen kann, sind entweder verzerrt oder völlig unbrauchbar. Diese Biester sind klüger, als wir dachten. Ich bin mir fast sicher, dass sie es so geplant haben." Amis traurige Augen glitten zu dem naheliegenden Stadtviertel, wo ein weiteres Gebäude unter der unerforschten Kraft ihres Feindes zum Boden sank. "Ich sage es ungern, aber wir sitzen in einer Falle." *** "Kommen wir dazu, weswegen ich her gekommen bin", sagte Gianfar gelassen, als ob er seinem Gastgeber gerade nicht gedroht hatte. Mit wenigen Schritten trat er tiefer in den halbdunklen Raum, wo seine roten Haare und Augen in dem Zwielicht mehr wie tanzende Flammen zu leuchtend schienen. Einen bequemen Stuhl findend, setzte er sich und blickte zu dem anderen Mann, der jede seine Bewegung gespannt beobachtet hatte. "Ein gefährliches Raubtier und seine erschrockene Beute", dachte er insgeheim und lächelte verspottend. Zufrieden über solchen Einfluss lehnte er sich im Sessel zurück und sah seine 'Beute' gespannt an. Nochmals merkte er sich das Aussehen derjenigen, der ihm die Mondprinzessin in der letzten Nacht ausgehändigt hatte. Äußerlich war er auf den ersten Blick nichts besonderes. Eine durchschnittliche Größe und seinem Alter auch entsprechende Körperkonstitution. Man konnte sagen, dass er auch ein durchschnittlicher Japaner war. So wie jeder andere in diesem Land. Doch das blasse und narbige Gesicht mit zwei dunkelvioletten Augen, welche sich in dem bis zu den Hüften langen schwarz-weißen Haar zu verlieren schienen, sprach über alles anderes als Mittelmäßigkeit. Die schneeweißen Strähnen in der tiefschwarzen Haarpracht hatten einen Hauch von etwas Verborgenen und Verbotenen, was wahrscheinlich seinem zweifelhaften Beruf eine gewisse Autorität verlieh. Für Gianfar war er jedoch nichts als ein weiterer gewöhnlicher Mann am Ende seiner Fünfziger, der dank der menschlichen Naivität lebte. Ein Parasit der menschlichen Gesellschaft. In diesen schweren Zeiten war er aber nur einer von vielen, die sich die Anzeichen einer kommenden 'Apokalypse' zunutze machten. Und wie Gianfar während der Stunde des Wartens bemerkt hatte, war er in diesem Gebiet äußerst erfolgreich. Der ältere Mann bewegte sich unbehaglich unter Gianfars prüfendem Blick und mit jedem weiteren Moment des Schweigens wurde er auch deutlich nervöser. Unbewusst näherte er sich der Tür, durch die er gerade vor wenigen Minuten gekommen war, als ob er in jeder Sekunde auf eine Fluchtmöglichkeit hoffte. Dies entging Gianfar natürlich nicht, deswegen entschied er sich zu dem Grund seiner Ankunft zu kommen, bevor er in diesem Zimmer nochmals allein zurückgelassen wurde. Er atmete leicht aus und schloss seine feuerroten Augen, die seinen Wirt so beunruhigten. "Sicherlich bist du dir bewusst, warum ich so unerwartet bei dir erscheine, Antollon", hallte seine tiefe und dunkle Stimme unerwartet durch den stillen Raum und ließ den Angesprochenen zusammenzucken. Für einen kurzen Augenblick zögerte er und schien über die Möglichkeiten nachzudenken. "J-Ja", begann er etwas stotternd, aber riss sich dann schnell zusammen und sprach weiter, diesmal ohne dass die Angst in seinen Worten zu zeigen, "es ist wegen dem rituellen Opfer, nicht wahr?" Gianfar nickte leicht. "Tja, ich kümmere mich gerade darum. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde meinen Teil des Abkommens wie versprochen einhalten." "Das hoffe ich für dich, Antollon. Du weißt ganz genau, dass ich sehr anspruchsvoll bei dieser Sache bin und sicherlich nicht mit einer schönen Frau oder einem lächelnden Mädchen zufrieden gestellt werden kann." "Dessen bin ich mir ziemlich bewusst, Gianfar. Deshalb habe ich meine fünf besten und zuverlässigsten Männer auf diese Suche geschickt. Gerade vor kurzem wurde ich über die Rückkehr der dritten Gruppe informiert und kann dich schon jetzt versichern, dass du mit der Auswahl sehr zufrieden sein wirst. Sie haben wirklich nur die Besten mitgebracht." "Hm, das könnte sich als interessant erweisen, da diese Stadt jetzt wie ausgestorben ist und die übriggebliebenen Menschen sich irgendwo verkrochen haben. Ich bin schon neugierig, was du mir anbieten kannst, Antollon." Der Schwarzhaarige grinste leicht bei diesen Worten und bewegte sich jetzt deutlich entspannt zu einem kleinen Tisch, wo er sich den dort hingestellten roten Wein in einen der Becher eingoss. Mit dem Rücken zu seinem Gast zugewandt, nahm er einen Schluck der blutroten Flüssigkeit und ließ es einen Moment über seine Zunge rollen, bevor er wieder sprach. "Jetzt ist es nur Frage der Zeit, wann auch die restlichen zwei Gruppen zurückkehren. Übrigens", schaute er von seinem Becher zu dem immer noch sitzenden rothaarigen Mann, dessen feuerroten Augen nochmals zu seiner Gestalt gerichtet waren, "einer von den Männern hat für dich in der letzten Nacht die kleine Mondprinzessin gefangen, Gianfar. Schon das verspricht eine sehr gute Beute, denkst du nicht?" "In der Tat. Trotzdem werde ich lieber selbst beurteilen, ob eure Wahl die richtige war oder nicht." "Natürlich. Ich würde von dir auch nichts anderes erwarten. Bei all deinen Pflichten zu deinem Herrn, ist es nur verständlich, dass du dir keinen Fehler bei deinen Plänen erlauben kannst." Unbemerkt von Antollon ging das Stirnrunzeln, das Gianfars bisher gelassenes Gesicht bedeckte, und die Bewegung einer Hand zu der Seite seines Halses, wo eine kleine Wunde immer noch unangenehm prickelte. "In diesem Fall... Ich nehme an, dass dich dann meine folgende Frage sicherlich nicht überraschen wird", erhallte Gianfars Stimme unerwartet nach einem längeren Schweigen. Der verwirrte Mann wandte sich zu seinem jetzt stehenden Gast, dessen Größe ziemlich einschüchternd und sein Gesicht in dem Schatten verborgen war. Innerlich begann er seine Gelassenheit zu verlieren. "Verdammt! Dieser Kerl ist unberechenbar", dachte er leicht verärgert. "Ich habe während meines kurzen Aufenthalts hier in diesem Gebäude einige interessanten Sachen bemerkt. Zum Beispiel ist mir nicht entgangen, dass du dich in diesem vor wenigen Wochen noch verlassenen Gebäude ziemlich schnell eingelebt hast. So viele teuere und wertvolle Kunstwerke sieht man nicht jeden Tag..." "Worauf willst du hinaus, Gianfar?", zischte Antollon zwischen seinen Zähnen. "Nichts Spezielles", sagte Gianfar gelassen und trat zu einem der anderen Tische und nahm ein dort aufgestelltes Gefäß in seine Hand. Die perlmutterfarbene Oberfläche glänzte mystisch in dem schwachen Licht, aber an einer speziellen Stelle schien sie besonders glänzend zu sein. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, als ob er das gefunden hatte, was er die ganze Zeit gesucht hatte. Ein letztes Mal ließ das kleine Zeichen aufschimmern, bevor er den Kelch zurück auf seinen ursprünglichen Platz stellte. "Eine Sache überrascht mich bei dir, Antollon. Du hast so viel für deine Ziele getan. So viel Arbeit, um all das aufzubauen. Und trotzdem verrätst du deine Überzeugung bei der ersten Gelegenheit." Der ältere Mann runzelte seine Stirn sichtlich verwirrt. "Ich verstehe nicht." "Ich habe deine Leute gehört, die dich als Prophet des Mondes bezeichnen. Du führst deine eigene Religion oder besser gesagt eine Sekte, die sich im Grunde auf den alten Glauben an die allgegenwärtige Mondgöttin Selene stützt. Die Zeichen auf den Gefäßen und sogar auf deinem Oberpriester-Gewand beweisen es nur." "Ich sehe das Problem immer noch nicht", sagte Antollon schroff und nahm einen großen Schluck seines Weins. "Du weißt ganz genau, was ich meine, Antollon, also spiel nicht den Ahnungslosen. Ich habe mich seit unserer ersten Begegnung gefragt, warum du - als sogenannter Vertreter der Mondgöttin auf Erden - sich mit ihrem schlimmsten Feind befreundest und ihren direkten Nachkommen zum Tode verurteilst. Denkst du nicht, dass es etwas gegen deine Überzeugung geht?", sagte Gianfar verspottend und schaute zu dem runzelnden Mann. Dieser sah still vor sich hin, bevor er den Wein mit einem einzigen Schluck aus trank und den Becher auf den Tisch zurück stellte, ohne auf seinen Gast aufzublicken. "Diese Göre... Sie könnte alles vernichten, was ich in all den Jahren so mühsam aufgebaut habe. Ein einziges Wort von ihr und sie konnte mich um all das gebracht haben. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie viel ich mich bemühen musste, um die dummen Leute von meinen angeblichen prophetischen Fähigkeiten zu überzeugen?" In diesem Moment erhob er seine dunkelvioletten Augen, um die von Gianfar zu treffen. "Glücklicherweise bist du aufgetaucht, Gianfar, und hast mich von diesem kleinen Problem befreit", grinste Antollon wieder bei dem Gedanken auf das Abkommen, das er in der letzten Nacht abgeschlossen hatte. Sichtlich war er mit der bisherigen Entwicklung der Dinge zufrieden. Gianfar runzelte seine Stirn und wollte seinem Gastgeber noch etwas sagen, aber wurde plötzlich unterbrochen, als die Tür wörtlich aufgehauen wurde und eine kleine Gruppe von 3 Menschen in den Raum stürmte. Gianfar beobachtete, als sie sich vor ihren Meister auf die Knien warfen, ahnungslos seiner nicht zu weit stehenden Gestalt. "Meister!", begann der scheinbar Älteste von ihnen, "der Tag ist angebrochen, genauso wie Sie es prophezeit haben. Der Jüngste Tag hat begonnen!" Wenn die Lage nicht so verwirrend wäre, hätte Gianfar sicherlich in diesem Moment über Antollons überraschtes Gesichtsausdruck gelacht. Doch etwas ging anscheinend da draußen vor und er selbst wollte wissen, was es war. "Sprich weiter!", befahl Antollon, Gianfars Gedanken indirekt ausdrückend. Der Junge auf dem Boden erhob seinen Kopf und sah ihn erschrocken an. "Die Stadt... Sie geht zu Grunde, genauso wie Sie es in Ihren Visionen gesehen haben, Meister. Die Häuser verwandeln sich zu Trümmern. Die Sonne und der Himmel verschwinden in einer einzigen Staubwolke. Die Apokalypse hat angefangen." Gianfars Gesichtsausdruck war in diesem Moment alles andere als gelassen und ruhig. "Verfluchte Sailorkriegerin!", dachte er verärgert. "Sie muss die Schatten im schlechtesten Moment provozieren!" Mit einer plötzlichen Bewegung drehte er sich von anderen Anwesenden und verschwamm mit der umgebenden Dunkelheit. Hinter sich hinterließ er nur eine kleine Gruppe von 3 Menschen, die bisher zu seiner Anwesendheit völlig vergesslich waren, und einen entsetzten älteren Mann, dessen erweiterte dunkelviolette Augen seine innere Panik völlig widerspiegelten. *** Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war oder in die Dunkelheit geschrieen hatte. Hauptsache sie war von den ekligen Viechern so weit wie möglich. In diesem Moment war ich auch egal, dass sie sich in den dunklen Gängen verloren hatte. "Nicht, dass ich vorher gewusst hätte, wo ich war", dachte sie säuerlich und bog um die nächste Ecke, in der Hoffnung endlich einen Ausgang aus dieser Hölle zu finden. Es dauerte jedoch noch weitere Minuten, bis sie ein schwaches Licht in der Ferne erblickte. Der tosende Lärm einer Menge drang zu ihren Ohren, so dass sie sofort ihre Schritte in diese Richtung lenkte. Zuerst wurde sie durch das helle Licht geblendet, das unerwartet vor ihr erschien, aber dann gewöhnten sich ihre dunkelblauen Augen an den grellen Schein von so vielen Lampen, dass sie ohne Probleme ihre Umgebung erkannte. Menschen. Überall, wohin sie auch sah. Sie waren bei den kalten Wänden und Stützpfeilern zusammengerollt, in der Hoffnung ihre erstarrten Körper mit der nötigen Wärme zu versorgen. In ihrer Nähe konnte sie das tropfende Wasser hören, das den armseligen Eindruck dieses Zufluchtsortes nur verschlechterte. Eine große unterirdische Halle, die wahrscheinlich in früheren Zeiten als ein provisorisches Lager diente, erstreckte sich vor ihren Augen. Wohin auch immer sie schaute, begegnete ihr Blick traurigen und verzweifelten Gesichtern. Sie waren die Überlebenden der letzten Nacht. Die Flüchtlinge, die jetzt wie Ratten in den unterirdischen Gängen leben mussten, um die Gefahr da draußen zu vermeiden. Das Schuldgefühl in ihrem Herzen wurde in diesem Augenblick stärker den je. "Wie konnten wir es so weit kommen lassen?", fragte sie sich insgeheim, als sie den traurigen Blick eines fünfjährigen Jungen mit zerzausten Haaren in ihre Richtung bemerkte. Bald drehten sich noch mehr Augen zu ihr und die umgebenden Gespräche verstummten mit jedem neuen Blick zu ihrer Gestalt. Die nächsten Leute um sie starrten auf ihre orange Sailoruniform, die in der Dunkelheit des Tunnels buchstäblich leuchtete. Männer, Frauen und Kinder beobachteten jede ihre Bewegung, als sie sich schließlich entschloss in die Menge unterzutauchen. "Wie ironisch, dass gerade die Kanalisation zu dem Zufluchtsort der letzten Menschheit wurde", dachte sie bitter und sah sich nach ihren Begleitern um. Sie war sich sicher, dass sie Jupiters Aura hier irgendwo aufspüren könnte. Sie hatte sich an dem Eingang von dem Rest der Gruppe früher getrennt, weil sie darauf beharrte, zu der starrköpfigen Sailor Galaxia zurückzukehren. Jupiter war zuerst dagegen und wollte sie begleiten, aber ihr war es gelungen, sie zu überzeugen, dass sie auf die anderen aufpassen musste, bis sie ein geeignetes Versteck fanden. Und jetzt, als sie zu ihnen zurückkehren wollte, endete sie hier in einer Menge ihr völlig unbekannten Leuten, die sie seltsam an starrten. Ihre Umgebung ignorierend, nahm sie einen tiefen Atem, bevor sie ihre Schritte zu den langen Bettreihen vor ihr steuerte. Sie linierten einen schmalen Gang, der sichtlich zu dem Herz dieser unterirdischen Kommune führte. Dort irgendwo vorne hoffte sie die Verantwortlichen für diesen Platz zu finden, die ihr möglicherweise mit ihrem kleinen Problem helfen könnten. "Sie sollten sich in dem Labyrinth wenigstens auskennen. Im Gegensatz zu mir...", sagte sie trocken und ging los. Nach wenigen Minuten fand sie jedoch schnell heraus, dass diese Feststellung nicht nur für die dunklen Gänge galt. Sogar hier in einem beleuchteten Platz mit so vielen Menschen ging sie nochmals verloren. "Nicht schon wieder", seufzte sie und blickte zu der Menschenmenge um sie. "Von denen kann ich keine Hilfe erwarten, das ist sicher," dachte sie traurig, als sie den Abstand bemerkte, den die Leute von ihr mit jedem ihren Schritt hielten. "Sie tun, als ob ich eine Art Krankheit wäre", runzelte Venus ihre Stirn und sah sich um. "Soviel zur Dankbarkeit für all die Jahre des Kämpfens..." *** Die blaue Energie verschwamm langsam in der warmen Luft und offenbarte eine junge Frau in einem blau-weißen Fuku. Die dunkelblauen Augen erglänzten mit der Kraft, die tief in der reinen Seele dieser Kriegerin wirbelte. Die Verwandlung war nun vollständig und sie für die bevorstehende Auseinandersetzung bereit. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihre Kräfte wirklich gebrauchen musste. Schnell überblickte sie den Monitor ihres Minicomputers, um den neuesten Zustand der Dinge festzustellen. Wie erwartet hatte sich während ihrer Verwandlung nicht viel geändert. Die Gebäude um den Tempelhügel wurden immer noch zum Boden abgerissen und ermöglichten ihr nicht die Bewegung oder die genaue Anzahl ihrer Feinde eindeutig zu bestimmen. Sie runzelte ihre Stirn. "Ich mag es nicht, wenn man mich so im Dunkeln tappen lässt." Die Erde unter ihren Füssen zitterte immer noch. Der allgegenwärtige Staub bedeckte den azurblauen Himmel und beraubte sie so um die wenigen Sonnenstrahlen dieses Tages. Im selben Augenblick wurde aber ihre Aufmerksamkeit zu einem bestimmten Hochhaus gerichtet, das im selben Moment das Schicksal der anderen folgte. Doch etwas verwirrte sie, als sie die erhaltenen Angaben überprüfte. Es war nicht die Tatsache, dass dieses Gebäude zu dem kommerziellen Viertel gehörte oder dass es bisher das höchste von den gefallenen Häusern war. Nein, es war die Entfernung, die sie überraschte. "Etwas stimmt hier nicht", murmelte sie viel mehr zu sich selbst. "Warum entfernen sie sich plötzlich von dem Hügel?" Ihre schlanken Finger bewegten sich schnell über die kleine Tastatur, um ihren Verdacht zu bestätigen. Wie so oft vorher irrte sie sich auch diesmal nicht. Die Reihen ihrer Widersacher verließen tatsächlich die günstigen Positionen nah am Tempel, woher sie sie und die anderen problemlos angreifen könnten. Ihre neu gewählte Formation ergab jedoch keinen Sinn. Die ganze Bewegung war völlig sinnlos und so verschieden von der üblichen Kampfweise der Schattenwesen. Ein anderes Gebäude fiel zur Erde. In der gleichen Entfernung nur diesmal auf dem entgegengesetzten Teil der Stadt. "Es muss einen Zusammenhang geben!", flog es Merkur durch den Kopf und sie gab ihre neueste Idee schnell in ihren Minicomputer ein. Noch weitere Momente vergingen, bevor der kleine Rechner alle zugänglichen Daten verglich und schließlich eine Übereinstimmung fand. Es gab ein eindeutiges Muster. Zuerst war es in all den erhaltenen Zahlen nicht sichtbar, aber als sie sie in den Stadtplan von Tokio brachte, erstarrte sie bei dem, was vor ihren Augen erschien. "Alles in Ordnung, Merkur?", fragte die leicht beunruhigte Rei, als sie ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Die Blauhaarige schrak aus ihrer Erstarrung auf und blickte überrascht zu ihrer Freundin, die vor kurzem ihre Fähigkeit sich zu verwandeln verloren hatte. "Du scheinst mir etwas nervös, Merkur." Die Angesprochene atmete tief aus und streckte ihre Hand mit ihrem Computer zu ihr aus. "Sieh selbst, Rei." Die Miko blinzelte verwirrt, aber nahm schließlich den Rechner in ihre Hand. Immer noch verdutzt senkte sie ihren Blick auf den kleinen Monitor, wo der Stadtplan mit dem Hikawa Tempel abgebildet wurde. Im nächsten Augenblick runzelte sie aber ihre Stirn, als sie die roten Punkte bemerkte, die die abgerissenen Häuser dar stellten. "Bilden sie Linien oder scheint es mit nur?" "Nein, es ist so", nickte Merkur und nahm ihren Computer zurück. "Doch das ist nicht das, was mich beunruhigen würde, Rei. Wenn du alle Linien verlängerst, bekommst du ein bestimmtes Abbild, das sicherlich nicht zufällig entsteht. Einen achtzackigen Stern. Und der Hügel mit dem Hikawa Tempel steht genau in seiner Mitte." Diese neue Information erhielt sofort die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden. "Willst du etwa damit sagen, dass die Biester etwas mehr planen als nur einen einfachen Angriff?", fragte Neptun jetzt sichtlich beunruhigt über die neueste Entwicklung. "Ich würde es so sagen. Ja", nickte Ami und blickte zum Stadtplan, wo ein neuer roter Punkt erschien, "jedoch stimmt hier etwas nicht. Von den vorherigen Kämpfen habe ich bei ihnen nie solche Berechnung bemerkt so wie jetzt. Es ist, als ob sie ein einziges gemeinsames Denken hätten." "Denkst du nicht, dass es etwas übertrieben ist, Merkur?", trat Uranus dazwischen, "wir haben in den letzten zwei Jahren viele von ihnen bekämpft und kein einziges zeigte mehr Verstand als der eines Babys. Sie sind nur leere Schalen ohne jegliches Denken oder Überlegung. Schatten der Leute, die einmal diese Stadt bewohnten." "Dessen bin ich mir ziemlich bewusst, Uranus. Aber wie schon gesagt, diesmal ergibt nichts einen Sinn." Uranus schüttelte ihren Kopf und wandte sich der mit dem Staub verhüllten Stadt zu. "Wenn es tatsächlich so wäre, wie du sagst, Merkur, würde es bedeuten, dass all die Kämpfe, die wir mit ihnen gekämpft und schließlich gewonnen haben, in Wirklichkeit nichts von ihrem wahren Wesen oder ihrer Kraft gezeigt haben. Dass alles nur eine Täuschung war?" Die blauhaarige Kriegerin nickte. "Das ist aber absurd", murmelte die Windkriegerin und begann ihre Schläfe zu massieren, "das kann nicht sein." "Glaube es lieber, Uranus, denn es ist wahr", erklang unerwartet eine melodische Stimme und jeder drehte sich zu der Blondine, die bis jetzt abseits schweigend gestanden hatte. Bis jetzt hatte Siwinja alles nur still beobachtet, aber die letzten Minuten, um die Ahnungslosen vor der kommenden Gefahr zu warnen, liefen unbarmherzig ab und sie musste handeln. "Sie haben gewartet", sprach sie weiter und trat einen Schritt näher, "in den letzten zwei Jahren, in denen sie diesen Planeten bewohnten, haben sie still und gehorsam der Dunkelheit gefolgt. Und all das nur für diesen einmaligen Moment." Uranus verengte ihre Augen. "Was soll das bedeuten?" "Sieh hin. Die verlorenen Seelen kehren zurück. Zurück in die Wiege, in der sie geboren worden waren. Es war nur Frage der Zeit, wann sie beginnen wurden ihrem wahren Zweck zu dienen. Jetzt ist es so weit. Die Zeit, das letzte reine Blut in diesem Universum auszulöschen, ist nun gekommen... Und vielleicht muss ich euch daran nicht erinnern, dass dieses Blut auch in euren Adern fließt." Siwinjas Stimme war klar und ernst, als sie diese Worte sprach und jede von ihnen dabei an sah. Dann als sie fand, dass damit alles nötige gesprochen wurde, wandte sie sich von der sprachlosen Gruppe ab und begann wegzugehen. Sie kam jedoch nicht zu weit. "Nicht so schnell!", schrie Uranus plötzlich geärgert auf. Die junge Frau hielt in ihrem Gehen an, aber drehte sich nicht um. "Ich denke, dass du uns noch einige Antworten schuldest. Du warst doch diejenige, die es angefangen hat! Es ist dein Tun!" Siwinja schwieg jedoch, mit ihren Augen zu dem Tokio Tower in der Ferne gerichtet. "Antworte!!" Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite und sah die aufgebrachte Windkriegerin aus der Ecke ihres Auges an. "Du irrst dich, Uranus. Ich war nicht diejenige, die das wahre Wesen der Schatten erweckt hat. Denn wenn ich mich richtig erinnere, warst du es, die eine gewisse Attacke mit zu viel Energie freigelassen hat. Du hast sie auf dich aufmerksam gemacht, nicht ich." Uranus? Augen erweiterten sich und unbewusst bewegte sie ihre Finger zu den Narben um ihr Handgelenk. Jetzt verstand sie. "Deswegen das Ganze...", flüsterte sie, immer noch diese neu gewonnene Kenntnis nicht glaubend. "Du hast alles geplant. Von Anfang an hast du gewusst, dass mein Temperament mit mir durchgehen und ich dich früher oder später angreifen wurde." "Ja, es war so gedacht", sagte Siwinja kaum hörbar und schloss ihre smaragdgrünen Augen, "mit meinen Kräften wurde das endgültige Ergebnis nur wirkungsvoller und spürbarer. Ich musste mir sicher sein, dass jedes Schattenwesen in der gesamten Stadt es spüren konnte und zu der Quelle kommen wurde." "Aber warum?", wisperte Uranus verwirrt, "ich habe dir nichts getan. Ich kenne dich nicht einmal." Im selben Augenblick öffnete Siwinja ihre Augen, in dessen magischen Tiefen jetzt ein wildes Feuer loderte. "Da irrst du dich, Uranus. Du hast mir mehr weh getan, als irgend jemand vor dir..." Ihre Stimme verlor sich, als ob sie alles nochmals erleben würde. Dann unerwartet ballte sich ihre rechte Hand zu einer Faust. Das reine Blut floss dabei langsam über den Rücken ihrer Hand herab, den Anblick noch intensiver und unvergesslicher machend. "Du hast jemanden verletzt", erklang ihre Stimme nochmals, diesmal mit einem tiefen Kummer erfüllt. "Jemanden, der mir besonders nah steht und der für mich wichtiger ist, als alles andere in dieser Welt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn du gezwungen wirst hilflos zuzusehen, wie die für dich über alles geliebte Person sich quält und vor deinen Augen innerlich stirbt. Ja, du hast mir viel Leid angetan, Sailor Uranus. Denn du hast mich gezwungen all dem zuzusehen und es nie zu vergessen." Die geballte Hand lockerte sich wieder, als Siwinja sich von der kleinen Gruppe völlig abwandte und ihren Blick zu der Stadt vor ihr nochmals richtete. Der aufgewirbelte Staub bedeckte jetzt fast die Hälfte der Metropole. Erst nach einer Weile, als den entfernten Lärm der stürzenden Gebäude schwächer wurde, erfüllten ihre Worte nochmals die warme Luft des frühen Nachmittags: "Wie ironisch, dass nach all dem, was ich in meinem Leben erreicht und getan habe, gerade Rache die letzte Sache sein wird, die ich tun werde. Denn genauso viel wie die Schattenwesen für den dunklen Herren nur ein Mittel zu einem Ende sind, werden sie auch mir dienen, um mein Schicksal in dieser Welt zu vollenden. Und alles nur, um dir eine Lektion zu erteilen, Sailor Uranus. Denn du hast etwas Wichtiges vergessen, meine liebe Sailorkriegerin. Man sollte niemals mit dem Feuer spielen, wenn man sich nicht sicher sein kann, dass man sich dabei nicht verbrennt. Und ich kann dir sagen, dass du dich diesmal ganz schön überschätzt hast. Dieses Mal wirst du deinen Leichtsinn teuer bezahlen." Das letzte Mal begegnete Siwinjas Blick dem von Uranus, bevor ihre Augen kurz zu den anderen Mädchen glitten, die sie immer noch gespannt beobachteten. Dann ohne ein weiteres Wort oder Geste begann sie wegzugehen, um die Sailorkriegerinnen ihrem unvermeidlichen Schicksal zu überlassen. *** Venus begann sich immer unangenehmer in der Menge von so vielen fremden Menschen zu fühlen. Sie hatte auch einige schmutzige Bemerkungen von den Männern gehört, die ihren kurzen Rock einschlossen. Mit jeder weiteren Minute mochte sie es hier immer weniger. Stirnrunzelnd und mit einem feindseligen Blick sah sie nach einem möglichen Fluchtweg um. "Ich muss von hier weg, bevor ich einen von ihnen mit meinem Mondstrahl brate", dachte sie finster. Als sie einen sabbernden Mann nicht weit von ihr bemerkte, änderte sie schnell ihre Pläne: "Vielleicht sollte ich es wirklich tun. Und am besten gleich mit diesem anfangen..." "Sind sie verrückt?!" Venus zuckte aus ihren rachsüchtigen Gedanken zusammen und sah sich verwirrt um. Wie sie schnell bemerkte, war sie nicht die einzige, die von diesem plötzlichen Geschreie überrascht wurde. Dann fühlte sie es. Die helle und unverkennbare Aura ihrer Partnerin, loderte in ihrem Unterbewusstsein wie Reis unbändiges Gebetsfeuer. Anscheinend war ihre Freundin nicht in einer guten Stimmung. "Das ist Selbstmord und Sie wissen es!", erhallte Jupiters Schrei nochmals durch die geräumige Halle. In der Stärke ihrer Stimme verlor sich das Murmeln der anderen Menschen. Sofort wurden alle still. Jeder Kopf wandte sich in die Richtung der aufgebrachten jungen Frau, die jetzt die Aufmerksamkeit von jedem hatte. Venus lächelte. Sie war sich sicher, dass wenn man in diesem Moment eine Nadel auf den Boden fallen lassen würde, könnte man es in jeder Ecke der großen Halle hören. "Aber wir haben keine andere Chance! Wir müssen es riskieren. Ohne die nötigen Lebensmittel können wir hier mit so vielen Menschen nicht einen weiteren Tag bleiben", wehrte sich ein junger Mann gegen die aufgebrachte Kriegerin des Donners. Venus kannte den Mann nicht, aber in ihren Massen war es äußerst attraktiv. Und wenn die Erde nicht in einem Krieg verwickelt wäre, würde sie ihn sicherlich zu einem Abendessen einladen. "Tja, vielleicht später...", seufzte sie enttäuscht und kam mit schnellen Schritten zu dem streitenden Paar. Jupiters Augen wandten sich sofort von dem gereizten Mann vor ihr und begegneten die dunkelblauen von Venus. "Endlich zurück, was? So wo ist sie?", grüßte Jupiter ihre blonde Freundin mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck, als sie sie allein durch die umgebende Menge kommen sah. Venus? Gesichtsausdruck verdüsterte sich im selben Augenblick vor Trauer und Sorge, als ihr die harte Realität nochmals ins Gesicht schlug. "Etwas Schlimmes muss passiert sein, Jupiter. Ich konnte sie nirgendwo finden. Die Spuren eines heftigen Kampfes waren noch dort, aber sie war weg. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Was wenn sie besiegt wurde?" "Galaxia? Das ist schwer zu glauben. Immerhin ist sie die stärkste Sailorkriegerin der ganzen Galaxie. Vielleicht hast du sie nur auf deinem Weg verfehlt und sie sucht uns in diesem Moment irgendwo", versuchte Jupiter sie zu beruhigen und lächelte leicht. Doch Venus schüttelte nur ihren Kopf. "Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Denn ich bin mir sicher, dass sie das nicht so einfach liegen lassen würde." Mit diesen Worten zeigte sie Makoto einen reichlich verzierten goldenen Verwandlungsstab, in dessen Mitte ein silbernes Zeichen der Milchstraße glänzte. ---------- Anmerkung des Autors: Ich hoffe, dass nach diesem Kapitel die Frage über Uranus' Lektion geklärt werden sollte. Wenn nicht, dann sagt mir Bescheid und ich werde es noch überarbeiten oder es in dem folgenden Kapitel noch besser beschreiben. *zwinker* Wann es die Fortsetzung geben wird, bin ich mir nicht sicher (mich erwarten bald Prüfungen *seufz*). Ich selbst hoffe, dass das nächste Kapitel sehr bald kommen wird, denn erst jetzt entfaltet sich die wirkliche Handlung, die ich mir für diese Staffel ausgedacht habe. ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)