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Primary Predestination 3

Der Ruf des Schicksals
von

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Kapitel 59 - Zuflüsternde Träume

Hallo!

Ich weiß es hat seeehhhrrr lange gedauert, aber ich bin schließlich wieder da. ~.^ (wer hätte ja auch gedacht, dass die Ferien anstrengender sein werden als die Schule selbst *seufz*)

Bevor ihr jedoch mit dem Lesen an fängt, müsst ihr euch bei aqualight bedanken, weil sie euch vor meinen schrecklichen Grammatikfehlern gerettet hat. Also nochmals danke meiner Betaleserin - aqualight!
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

Euere Jacquelin und Sandra
 

Wichtige Anmerkung:

Um die folgenden Ereignisse zu verstehen, ist es nötig die 1. und 2. Staffel gelesen zu haben (Primary Predestination - Das Schicksal eines Mädchens & Primary Predestination 2 - Die Wege des Schicksals).

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Kapitel 59 - Zuflüsternde Träume
 

Sanfter Wind spielte mit ihrem langen goldenen Haar, wie es fast beruhigend um ihrem Körper flatterte. Sie wusste nicht, was sie auf einem Hochhausdach tat und wie sie dort überhaupt hin kam. Doch sie war hier und alles andere war für sie jetzt nicht von Bedeutung. Vor ihren dunkelblauen Augen erstreckte sich ihre Heimatstadt - Tokio. All die typischen Hochhäuser glänzten im Licht der aufgehenden Sonne und sogar der Tokio Tower selbst verschwand fast unter diesem glühenden Schein. Mit Stolz erfüllt glitten ihre Augen über die belebten Straßen, die mit so viel Leben erfüllt waren, dass sie es kaum glauben konnte. Es war wie früher, als sie noch ein junges Schulmädchen war und ihre einzige Sorge war nicht zu verschalfen. Wie sie sich dieser Tatsache immer mehr bewusst wurde, bemerkte sie nun mehr von dieser Stadt, die wieder mit Leben erfüllt wurde. Kein Krieg zeichnete sich hier ab und es war, als ob die Zerstörung und Tod nie gewesen waren. "Frieden", flüsterte sie in ihren Gedanken zufrieden und schloss beruhigt ihre Augen, um nur den Tanz des Windes wahrnehmen zu können, der auf eine besänftigende Weise ihre Wangen streichelte. All die Straßengeräusche drangen zu ihr empor und erschienen ihr schon fast wie Musik in ihren Ohren.
 

"Tränen erfüllen deine klaren Augen und Trauer umgibt dein reines Herz. Und trotzdem weigerst du dich die Wahrheit zu sehen." Überrascht von den fremden Worten, die unerwartet ihre Gedanken erfüllten, öffnete sie blitzschnell ihre Augen, nur um zu sehen, wie sich die Morgenstadt in eine plötzliche Dunkelheit tauchte. Die strahlende Sonne begann ihren Schein zu verlieren und zu verblassen. Die vor kurzem noch rege lebende Stadt war wie ausgestroben und erinnerte jetzt viel mehr an eine Geisterstadt. "Was geschieht?", wisperte sie in die unerträgliche Stille, die sich in wenigen Sekunden um sie verbreitete. Der glühende Kreis, der vor wenigen Momenten noch Sonne dar stellte, verwandelte sich mit einem schwachen Schein in eine vertraute Mondsichel. Aus unerklärlichen Gründen wurde es plötzlich Nacht. Doch diese Nacht war alles andere als normal. Bis auf den Mond, der in der Dunkelheit der Nacht wie ein Wächter schien, war es überall still und finster. Kein einziger Stern begleitete den friedlichen Himmelskörper und es war, als ob sie alle in einem einzigen Moment ihrer Unaufmerksamkeit erloschen waren.
 

"Die Zeit des Untertgangs ist gekommen." Wie um diese Worte zu bestätigen, erzitterte der Boden unter einer fremden Kraft, die aus den Tiefen der Erde zu kommen schien. Dunkelheit kroch aus ihrem tausendjährigen Versteck, wo es die ganze Zeit geduldig wartete. Bunny konnte es fühlen. Tief in sich wusste sie, welche Energie es war und das erschreckte sie. "So weit sollte es nicht kommen", flüsterte sie traurig, weil sie gezwungen wurde hilflos zuzusehen. Vertraute Gebäude stürzten unter der Gier des Bösens zum Boden, als wären sie nur aus Papier gemacht. Plötzliches Feuer beleuchtete die finstere Straßen, weil Gasleitungen dem Druck der Zerstörung nicht mehr standhalten konnten und explodierten. Das Siegel zur Unterwelt wurde damit zerstört und Armeen unreiner Geschöpfe erfüllten in wenigen Momenten die verlassene Stadt, die sich langsam in Trümmer verwandelte. Tränen stiegen in ihre verzweifelten Augen, die sich weigerten dieses Leid weiter anzusehen. Denn all das, was sie sah, war ein Bild der Apokalypse. Etwas, was sie sich nie vorgestellt hatte, dass während ihres Lebens überhaupt passieren konnte. Es war das endgültige Ende...
 

Alles um sie stand in Flammen, die alles gierig verschlangen. So erging es auch dem Dach, auf dem sie stand, das langsam vom unersättlichen Feuer umringt wurde. Doch sie nahm es nicht wahr. Ihr trauriger Blick war immer noch auf das grausame Szenario vor ihr gerichtet, als ob sie entschlossen wäre, mit ihrer Heimatstadt zu Grunde zu gehen. Ein kaum hörbares Geflüster begleitete ihre schlanke Gestalt und sie begann unerwartet blau zu glühen. "Einst durch Angst getrennt...", erklang die prophetische Stimme nochmals und vermischte sich mit dem Knistern des umgebenden Feuers. Drei strahlende Sterne erschienen gleichzeitig auf dem erloschenen Nachthimmel, um den ausgesprochenen Ruf der Hoffnung zu folgen. Wie hell strahlende Glühwürmchen schwebten diese drei Lichter in Farben der Hoffnung (Blau), der Liebe (Rot) und des Glücks (Grün) zu ihr nieder. Bunnys Miene blieb ausdruckslos, wie sie beobachtete sie vor ihr zu stehen kamen. Sie konnte ihre Wärme fühlen, die ihre kalte Haut streichelte, aber war sich nicht sicher, was sie von ihnen halten sollte. Sie umkreisten sie ein paar Mal, bis sie sich plötzlich von ihr wieder entfernten, als die fremde Stimme ihren Satz beendete: "...um wieder eine Einheit zu bilden." Der Wind wurde noch unruhiger, genauso wie die roten Flammen um Bunny. Auch wenn das heiße Element auf ihrer Haut fast unerträglich wurde, weigerte sie sich die drei Lichter aus ihrer Sicht entkommen zu lassen. Sie spürte Hoffnung. Hoffnung, die jedoch erst mit ihrem Untergang auferstehen konnte. Eine einzelne Träne glitt ihre blasse Wange runter, als rote Flammen ihre zarte Gestalt völlig ein schlossen, um ihr freiwilliges Opfer zu akzeptieren.
 

*
 

Sie schrie oder dachte, dass sie so tat. Aber es blieb still um sie. Erschrocken blinzelte sie ein paar Mal, aber nichts tauchte aus der unendlichen Finsternis auf. Kälte und Dunkelheit, das war das einzige, was sie jetzt fühlen konnte. Schweißtropfen glitten ihre feuchte Stirn herunter und vermischten sich mit wenigen Tränen, die ihre blassen Wangen bedeckten. Verwirrt erhob sie ihre rechte Hand zu ihrem Hals, wo sie immer noch einen starken Handdruck fühlen konnte. Zuerst war sie verwirrt, aber dann begriff sie, was früher passiert war. "Scar... er hat..." Sie hatte sogar Angst den Gedanken zu vollenden und ihr Körper begann leicht zu zittern. War sie jetzt tot? "Nein, das kann nicht sein..."Und wo war sie dann überhaupt? Eifrig sah sie sich um, aber auch dieses Mal vergeblich. Unruhig tastete sie um sich und fand weiche Betttücher, die um ihren schlanken Körper gewickelt waren. "Bin ich wirklich in einem Bett oder träume ich das nur?", fragte sie sich in Gedanken. Wie ein kleines erschrockenes Kind zog sie ihre Beine zu sich und legte ergeben ihren Kopf auf ihre nackten Knie. Ihre innere Panik verschwand langsam mit der Zeit, wie die umgebende Stille, die ihre unruhige Seele besänftigte. Sie konnte ihr Herz in einem unverwechselbarem Rythmus pochen hören. Es war wie früher. Alles war so ruhig und friedlich. Sie seufzte: "Ich sollte aufhören zu träumen..." Damit erhob sie ihren Kopf nochmals und ihre vorher verwirrten Sinne gewöhnten sich an die umgebende Finsternis. Wenige kleine Möbel traten aus den Schatten und bildeten schließlich ein kleines Zimmer, das im altjapanischen Stil eingerichtet war. Es war , als ob sie in einem historischen Film aufgewacht war. "Ja ja, und du bist eine Geisha, Bunny...", lachte sie und ihre Laune wurde damit schon etwas fröhlicher. Doch plötzlich kehrten alle ihre Schmerzen zurück, als ob diese sie erinnern wollten, dass allles um sie zu real war. Sie musste ihre Zähne zusammenbeißen, um jeden Schmerzensschrei zu unterdrücken. Ihr Körper schrie für Befreiung, aber sie weigerte sich zu gehorchen. Als sie sich jedoch mehr konzentrierte, um ihre Schmerzen zu unterdrücken, fühlte sie etwas anderes in sich. Etwas, das sie bister nicht gespürt hat.
 

Ein ungewöhnliches Prickeln verbreitete sich augenblicklich durch ihre Haut und schien jeden Teil ihres Körpers zu bedecken. Anfangs war es irgendwie angenehm und warm, aber mit der Zeit wuchs dieses Gefühl mehr und mehr schmerzlich, bis es ihre Haut fast verbrannte. Unbewusst glitten einige Tränen ihre Wangen hinab, als rötliche Kreise und Linien auf ihrer blassen Haut erschienen. "Brandwunden!", flog es ihr sofort durch den Kopf und ihr Traum kehrte augenblicklich zurück in ihre Gedanken. "Aber das war doch nur ein völlig normaler Traum, oder?" Obwohl sie es nicht so sehr glauben konnte, wie sie es wahrscheinlich wollte. Sie zweifelte daran um so mehr, da ihre Träume in den letzen Jahren ungewöhlich mit allen Ereignissen verbunden waren und sich fast immer erfüllten. Es war fast unheimlich. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken, wie sie sich an alle Bilder und Details ihrer Vision erinnerte. "Was passiert hier nur wieder?" seufzte sie erschöpft.
 

***
 

Ein etwas unangenehmes Schweigen füllte ein kleines Zimmer, wo drei junge Frauen um einen traditionellen japanischen Tisch saßen. Die Jüngste von ihnen tippte ununterbrochen auf der Tastatur eines kleines Computers, dessen Daten sie anscheinend so weit beunruhigten, dass sie die Tests immer wieder wiederholte. Die restlichen zwei Frauen beobachteten ihre Tätigkeiten mit etwas verwirrten Blicken und sahen sich für einen kurzen Augenblick fragend an. "Das kann nicht wahr sein," murmelte plötzlich die junge Blauhaarige und kratzte sich verzweifelt am Kopf. "Etwas stimmt hier nicht." Eine der zusehenden Frauen erhob verwirrt eine Braue und ermutigte sich gedanklich endlich die Frage zu stellen: "Ami, würdest du uns möglicherweise in deine Tätigkeiten einweihen? Wir warten hier schon 35 Minuten auf ein Zeichen von dir...!" Die Angesprochene hob den Blick ihrer blauen Augen vo dem kleinen Monitor und entfernte in einer langsamen Bewegung ihre Gläser von der Nase. Ihr Blick schien irgendwie leer zu sein, als das Schweigen weiter an hielt. Ihre Gedanken wurden jedoch durch ihr etwas nervöses Spielen mit den Gläsern in ihren Händen verraten. "Ami, wir warten...", erinnerte sie nochmals diesmal die andere der zwei Mädchen. "Na ja, was soll ich sagen...", begann Ami schließlich ein bisschen unbeholfen, "ich weiß selbst nicht, was ich davon halten soll. Erstmals sind hier die Regierungsberichten, die einfach keinen Sinn ergeben, dann euere Aussage von dem ganzen Geschehen im Rathaus."
 

Amis Stimme verlor sich, als ihre Augen nochmals die Daten auf dem Monitor erblickten. Sie seufzte und sprach schließlich weiter: "Es ist für mich fast unheimlich und irgendwie auch unmöglich." "Und wie sollen wir es verstehen?", wurde Haruka bereits ungeduldig. "Ich habe alle Berichte gelesen, die ich finden konnte, und sie dann mit den späteren verglichen." Ein kurzes Schweigen kehrte zurück, weil sie all die Ergebnisse nochmals durch las. Sie atmete ein und fuhr fort: "Tja, was soll ich sagen... es ist verrückt. Bunny war schon als Kind etwas anders als die anderen. Schon die unerklärlichen Ereignisse um ihre und Miriams Geburt sind unheimlich. Laut den Berichten jedoch zur Folge verschwanden jegliche Anzeichen der Anomalie um sie seit diesem Moment bis zu dem Tag, als sie 14 wurde. Seit diesem Zeitpunkt sind die Berichte unvollständig oder fehlen sogar. Diesen Tag, der alles veränderte, war der Tag, an dem Bunny als Sailor Moon erwachte." "Soll das etwas bedeuten, dass sie wussten, wer sie war?!"Haruka sprang aufgebracht auf. "Nein", schüttelte Ami ihren Kopf, "wir können uns nicht sicher sein, wenn die Regierung es wirklich wusste, aber eins ist klar - ihre Interesse an Bunny scheint mit ihrem Auferstehen wieder geweckt zu sein. Sie haben versucht sie mehrmals zu fangen; deswegen auch die Belohnung für ihr Fangen. Durch einen Zufall gelang sie jedoch unfreiwillig in ihre Hände. Nach einigen Untersuchungen wurde dann vom Bürgermeister persönlich entschieden, dass sie eher als Kriegsbeute ausgetauscht sein sollte." "Und wie kommt sie dann ins Rathaus?", reagierte unerwartet die zweite junge Frau, die bisher ruhig Amis Erklärung zu hörte. "Ich komme dazu, Michiru. Während der Vorbereitungen für die Übergabe, wurden einige Tests mit ihr gemacht und anscheinend ging etwas dabei schief, weil sie eine unvohersehbare Reaktion zeigte. Ich habe jedoch keinerlei Informationen gefunden, was genau geschah. Aber der Raum, in dem sie sich in diesem Moment befand, wurde vollkommen vernichtet. Die Augenzeugen haben es wie eine Art Explosion beschrieben; eine Art Energieausbruch, wenn ihr so wollt." "Das ist interessant", murmelte Haruka nachdenklich, "also sollte Bunny als Opfer für unsere Feinde dienen. Genau wie Setsuna gesagt hatte." Ami nickte: "Nach allem gelang ihr dabei die Flucht und ist dann irgendwie zum Rathaus gekommen. Doch das erklärt nicht, wieso ihr sie halbtot gefunden habt..."
 

Michiru und Haruka sahen sich kurz an. "Es gibt da etwas, was wir dir noch nicht erzählt haben, Ami", begann Michiru leise, "wie du weißt, kamen wir zum Rathaus mit der Absicht Miriam zu befreien, die anscheinend von Gianfar gefangen genommen wurde. Wir haben jedoch nicht erwartet, Bunny dort zu finden und dazu auch zu entdecken, dass der heilige Silberkristall vernichtet wurde." "Wie du schon gesagt hast, Ami, war Bunny halbtot, obwohl ich viel mehr sagen würde, dass sie mehr tot war als lebendig. Wir wollten sie erstmals ihrem Schicksal überlassen, aber dann wurde uns klar, dass wir einige Antworten brauchten. Und sie war die einzige, die sie uns geben konnte. In der Hoffnung sie zu heilen, wollten wir unsere Kräfte vereinigen. Wie wir schnell fest stellten, gab es nur kleine körperliche Verletzungen wie zum Beispiel Schnittwunden, die ihren Zustand jedoch nicht erklären konnten. Wenn wir es besser nicht gewusst hätten, würden wir sagen, dass sie innerlich starb. Ihr Geist, ihre Seele wurde von Dunkelheit umgeben und entfernte sich aus dieser Welt. Sie war aber ein normaler sterblicher Mensch in diesem Augenblick, keine Zeichen von Sailorkräften oder ähnlicher Macht. Bis wir jedoch mehr über sie feststellen konnten, hörte ihr Herz auf zu schlagen. Sie war tot." Amis Augen erweiterten sich: "Aber... Sie ist jetzt doch-" "Ich weiß, Ami. Das ist das, was wir dir sagen wollten", unterbrach Michiru sie und machte weiter, ihre Stimme wirkte nun etwas nervös, "wir begannen sofort mit der Wiederbelebung und wurden ganz erschüttert, als ihr schwacher Körper nach ihrem ersten Atem bläulich erglühte und jegliche Verletzungen heilte. Ich konnte mit meinem Spiegel ein sehr schwaches Energieecho empfangen, das von ihrem Innern aus ging. Doch es verschwand im Bruchteil einer Sekunde, bevor ich mehr herausfinden konnte. Und danach wurde sie so zu sagen wieder 'normal'."
 

Tiefes Schweigen füllte nochmals das Zimmer, als Ami all die neue Informationen verdaute. Michiru und Haruka beobachteten sie mit Erwartung und wurden nicht enttäuscht, als sie zu ihrem Computer zurück kehrte und eifrig neu gewonnene Daten ein gab. Noch weitere Minuten vergingen in Schweigen, als schließlich Amis Minicomputer die gewünschten Resultate zeigte. Ami erstarrte. "Das ist erstaunlich", flüsterte sie immer noch fasziniert und versuchte weitere Berechnungen, die die früheren Ergebnisse nur bestätigten. Verblüfft erhob sie ihren Blick zu Haruka und Michiru: "Das solltet ihr sehen." Damit drehte sie den Minicomputer so, dass sie den Monitor sehen konnten. Die bearbeiteten Daten waren als ein dreidimensionales Bild abgebildet und zeigten etwas, das entfernt an einen Netz von farbigen Blasen erinnerte. Haruka erhob eine Braue und sah kurz zu Ami: "Und was soll das sein?" Michiru dagegen kam zum Bildschirm näher und sah es erstmals auch etwas seltsam an. "Tja, es ist-" "Eine DNS," unterbrach Michiru Amis Erklärung und sah sie an. "Ich habe Recht, nicht wahr?"; Ami nickte und ließ das Bild etwas mehr vergrößern. Jetzt erkannte es Haruka auch, doch etwas stimmte hier nicht. "Für eine DNS sieht es aber viel zu kompliziert. Sollte da nicht nur eine doppelte Helix sein?" "Tja, das ist, was mich so erschreckt und gleichzeitig fasziniert. Am Anfang habe ich gedacht, dass ich etwas falsch eingegeben habe, aber dann, als ihr mir alles erzählt habt, konnte ich die Berechnungen mehr korigieren und nur einige Aspekte betrachten. Und das ist schließlich das Ergebnis."
 

"Könntest du nicht einen Fehler gemacht haben, Ami? Mir kommt es nämlich unmöglich vor, dass solche DNS überhaupt existieren könnte", zweifelte Haruka immer noch. Ami seufzte: "Nein, es ist richtig so. Ich habe es mit mehreren Proben verglichen und dazu auch noch die Resultate überprüft, die ich in den Regierungsdateien fand. Es ist nur eine weitere Stufe ihrer Entwicklung, wenn ich das sagen kann." "Eine weitere Stufe?!", erhob Haruka ungewollt ihre Stimme. "Willst du mir etwa sagen, dass eine vierfache DNS-Helix noch nicht das endgültige Ergebniss ist?!" "Ich glaube nicht. Denn vor 9 Stunden war sie nur eine dreifache und entwickelt sich immer noch weiter. Wennn meine Vermutungen wahr sind, dann ist das nur ein Teil der endgültigen DNS. Glücklicher Weise fand ich so etwas wie eine Verbindung innerhalb der DNS, die mir ermöglicht hat, das zukunftige Aussehen vorauszusagen." Ami drückte eine der Tasten und das ganze Bild mit den vier Spirallinien begann sich zu verformen. Nachdem noch weitere zwei Spiralen erschienen, um die Struktur zu ergänzen, verflochten sie sich augenblicklich und bildeten etwas, was man als eine feste farbige Flechte bezeichnen konnte. Haruka und Michiru staunten. "Leider ist mir unmöglich zu sagen, wie der ganze Prozess hervorgerufen wurde und warum es eigentlich geschieht. Das gleiche gilt dann auch für die übrigen 2 Helixe, die wahrscheinlich mit der Zeit dazu beigefügt werden." "Und was geschieht, wenn sie 'beigefügt' werden?" "Tja, das ist eine gute Frage, Haruka", wieder senkte Ami ihren Blick zum Monitor, "wenn ich ehrlich sein sollte - ich weiß es nicht."
 

"Na toll. Es wird immer besser", seufzte Haruka und wandte sich ihrer langjährigen Freundin zu. "Was hältst du davon, Michiru?" "Die Wahrheit ist noch verborgen, aber nah", antwortete diese und wandte dabei ihre Augen zu ihrem Spiegel, dessen magische Oberfläche mit einem unheimlichen Licht pulsierte. "Du auch, Michiru?", rollte Haruka ihre Augen, "Mir reicht, dass Amis Geplapper mir Kopfschmerzen bereitet, aber dass du auch damit anfängst..." Ein leichtes Lächeln erschien auf Michirus Lippen: "Ich meinte das fremde Energieecho, das meinen Talisman bewirkt und wahrscheinlich aus dem Innern der Erde aus geht, nicht Amis Berechnungen, Haruka." Sie berührte mit ihren Fingern sanft die glatte Oberfläche des Spiegels, der darauf sofort reagierte: "Ich kann es fühlen. Die Energie ist wie eine kleine Welle auf der Meeroberfläche; je mehr Zeit vergeht, desto mächtiger und stärker wird sie. So lange bis sie eine Tsunami erschafft und alles vernichtet, was ihr in den Weg kommt." Haruka und Ami sahen sie komisch an, bis Ami das Schweigen brach: "Hat es etwas mit Bunny und ihrer genetischen Umwandlung zu tun?" "Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher, wo sich die Quelle genau befindet, aber es ist möglich, dass sie damit etwas gemeinsam hat. Vielleicht mit der Zeit..." Ami nickte vereibart: "Die Zeit wird alles offenbaren."
 

Plötzlich und unerwartet platzte ein schneeweißer Kater in den Raum und sah sich eifrig um. "Artemis?", fragte Michiru besorgt, "Alles in Ordnung?" Der Kater erstarrte und sah sie mit erweiterten Augen an, als ob er sie erst jetzt bemerkte: "Hotaru und Setsuna. Ich kann sie nirgendwo finden. Sie waren noch vor kurzem im Tempel, aber jetzt... Ich habe Angst um Setsuna. Nach dem Kampf mit den Schattenwesen schien sie irgendwie geistesabwesend und auch ziemlich zornig. Dann ist sie ohne ein weiteres Wort im Wald verschwunden. Hotaru ging ihr nach, aber sie ist noch nicht zurückgekehrt." Haruka sprang vom Boden und lief aus dem Zimmer in Richtung des Tempelhofs.
 

***
 

Vögel zwitscherten in die Stille des neuen Tages und ließen jeden die grausame Nacht vergessen, die mit jüngsten Sonnenstrahlen verschwand. Noch etwas unsicher auf ihren schwachen Beinen lehnte sie sich gegen die holzerne Wand des Tempels und seufzte. Das Zwitschern der Vögel verschlimmerte nur ihre Kopfschmerzen, die sie schon wenige Minuten erfolglos zu unterdrücken versuchte. Ein kurzer Blick auf ihre Umgebung bestätigte ihr, dass sie vor kurzem in einem Zimmer erwachte, das zum Hikawa Tempel gehörte. Doch wie sie hier überhaupt kam, blieb für sie immer noch ein Rätsel. "Wenigstens bin ich auf freundlicherem Boden als das letzte Mal", flüsterte sie erleichtert und gelang mit noch etwas unsicheren Schritten etwas weiter von der Wand so dass sie nach einigen Versuchen selbstständig stehen konnte. Sie atmete die beruhigende Morgenluft ein. Es war komisch, aber sie fühlte sich hier nah am Tempel entspannt und freidlich, als ob sie in der Nähe ihres Zuhauses war. "Es ist zu lange her gewesen, als ich einen Ort das letzte Mal Zuhause nennen konnte," erhob sie ihre dunkelblauen Augen zum klaren Himmel. "Viel zu lange..."
 

Eine lose Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht und mit einer leichten Bewegung steckte sie diese wieder hinter ihr rechtes Ohr. Dass ihre Frisur fast auseinander fiel, überraschte sie nicht. Nach allem, was sie während der letzten 24 Stunden erleben musste, war es ein Wunder, dass sie überhaupt lebte. Wie sie jedoch ihre Hand wieder senken wollte, bemerkte sie um ihren Handgelenk etwas Glänzendes. Etwas, was da vorher nicht war und sie sicherlich zum ersten Mal sah. Stirn runzelnd hob sie ihre Hand näher zu ihren Augen und sah es genauer an. Es war kein Schmuck, wie sie gedacht und vielleicht auch gehofft hatte, obwohl es silbern glänzte. Nein, es war nichts, was man damit vergleichen konnte. "Was ist das?", fragte sie verwirrt und berührte ihre Hand leicht. Wie sie schnell feststellen konnte, war es nichts auf ihrer Haut, wie sie an nahm. Nein, es war in ihrer Haut. Das ganze erinnerte an kleine silberne Streifen, die in ihrer Haut wie eine Tätovierung verweilten. Zusammen bildeten sie einfache und trotzdem ungewöhnliche Spiralen und Linien, die ihr Handgelenk umkreisten und teilweise auch auf den Rücken ihrer Hand über gingen. Immer noch verblüfft bemerkte sie, dass sich dasselbe Abbild auch auf der anderen Hand befand. Jetzt war sie völlig aus dem Häuschen. "Wer auch immer mir das verpasst hat: Es ist nicht witzig!", sagte sie gereizt und viel mehr zu sich, "und wie kriege ich es jetzt runter?" Ein paar Mal rieb sie mit dem Daumen darauf, aber das Ergebnis war immer das gleiche. Sie blieben am selben Platz und sie konnte da auch nichts mehr ändern. "Na toll, wenn das so weiter geht, dann erwache ich das nächste Mal mit spitzen Ohren." Für alle Fälle reichte sie nach ihren Ohren und tastete an den Ohrmuscheln. "Gott sei Dank. Normal. Ich werde wahrscheinlich nur verrückt. Das ist alles", seufzte sie und ließ ihr jetztiges Problem vorerst fallen.

Kapitel 60 - Verborgen und geschützt

Hallo!

Vielen Dank für so viele Kommentare!! Ich bin wirklich geehrt und hoffe, dass

ihr diese Geschichte weiterhin genießen werdet. ~.^

Danke auch dir, aqualight, für deine Geduld als Betaleserin. *knuddel*

Viel Spaß beim Lesen!
 

Euere Jacquelin und Sandra


 

Kapitel 60 - Verborgen und geschützt
 

Sonnenlicht berührte langsam die Baumspitzen, als sich die strahlende

Morgensonne aus der Dunkelheit der Nacht erhob. Die Gegend um den Tempel

erwachte langsam aus dem nächtlichen Alptraum, der auch den freidlichen

Gottesbau nicht verschohnte. Der vernichtete Gebetsraum und ausgerissene

Steinplatten des Tempelpflasters waren der Beweis für das Ausmaß der Gewalt.

Bunny stand immer noch inmitten des ganzen Durcheinanders und sah sich

verwirrt um. Ihre Augen glitten an dem umgebenden Chaos und hörten schließlich

bei dem Anblick der Trümmer auf, in die der Gebetsraum während der Nacht

verwandelt worden war. Mit langsamen und noch etwas unsicheren Schritten

gelang sie bis zu dem Eingang so, dass sie das flatternde Feuer im Innern

sehen konnte. Seine roten Flammen leuchteten in die ungewöhnte Finsternis des

Raums. Dieses Licht schenkte Bunny genügen Helligkeit um den verwüsteten Raum

zu erkennen. Alles war umgerissen und zerschlagen worden, einfach zerstört.

Außer dem Feuer war nichts auf seinem Platz. Verschiedene Sachen von

Holzstäbchen bis zu kleinen zeremoniellen Tischen lagen verstreut über den

ganzen Raum. Sie konnte nur raten, was wirklich geschehen war. Doch das, was

ihren Blick schließlich fing, beunruhigte sie mehr als all die zerstörten

Sachen. Eine kleine Lache dunkelroter Flüssigkeit bedeckte die kühle

Oberfläche einer Steinplatte nicht zu weit von ihr. Bunnys Gesicht nahm einen

nicht gut zu deutenden Ausdruck an. "Lass es nicht sein, was ich denke, dass

es ist", flüsterte sie besorgt und kniete nieder. Ein Stirnrunzeln erschien,

als sie mit ihrem Zeigefinger die fast getrocknete Flüssigkeit leicht

berührte. Blut. Es war nicht viel, wie sie bald fest stellte, aber trotzdem

beunruhigte sie es, dass jemand bei diesem nächtlichen Konflikt fast sein

Leben verloren hätte. "Aber wer?", fragte sie sich innerlich. Im selben

Augenblick geschah etwas tief in ihr. Sie konnte es fühlen. Ihr Herz begann

wild zu pochen, so als hätte sie gerade einen langen Lauf hinter sich. Eine

unbekannte Wärme verbreitete sich in ihrem immer noch schwachen Körper wie

eine alles vernichtende Flutwelle. Wie durch einen Nebel sah sie die silbernen

Streifen, die ihre Handgelenke zur Zeit ummalten, leicht zu glühen begannen.

Alles verschwamm vor ihr und sie könnte geschwören haben, dass sich diese

Silberlinieen in leicht blaue Zeichen veränderten. Doch bevor sie sich dieser

ungewöhnlichen Umwandlung bewusst werden konnte, tauchte etwas vor ihrem

inneren Auge auf. Bilder, die ihre Seele schmerzhaft berührten.
 

Flammen so weiß wie der jüngste Schnee, so rein und trotzdem so

verführerisch. Sie leuchten in die Finsternis des Raumes, der von Hass und

Furcht beherrscht wird. Langes Rabenhaar umspielt ein zartes und

entschlossenes Gesicht einer jungen Frau, deren violetten Augen mit alter

Weisheit und Mut glänzen. Doch im Bruchteil einer Sekunde erfüllen sie sich

mit Verzweiflung und Hoffnugslosigkeit. Die heilige Schrift auf einem

Bannzettel zerreißt unter messerscharfen Klauen, die tief ins Fleisch der

jungen Priesterin durch dringen. Ein schmerzerfüllter Schrei vermischt mit

Blut und Trauer wird wieder von Kälte und Stille ersetzt, die all die Gefühle

der Tod bringenden Nacht beherrscht.
 

"Nein!!!", brach ein plötzlicher Schrei die bisherige Stille des Tempelhofs.

Zwei erschrockene Raben erhoben sich augenblicklich von den nahen Bäumen in

die Morgenluft und bedeckten für einen kurzen Moment die aufgehende Sonne mit

ihren schwarzen Flügeln. Bunnys erweitete Augen folgten ihren Flug wenige

Momente, bevor sie sich aus ihrer Erstarrung befreite und ihren Blick zurück

zu der Blutlache brachte. Ihre Lippen formten einen Namen, aber kein einziger

Ton kam heraus. Sie schüttelte ihren Kopf und wandte sich ab. Das Bild der

Priesterin tauchte in ihren innersten Gedanken nochmals auf. Eine Träne

erschien als Antwort auf diese enddeckte Wahrheit. Bunny senkte traurig ihren

Kopf und sprach den Namen schließlich aus: "Oh, Rei..."
 

***
 

Ami trat aus einem der vielen Zimmer in den dunklen Flur, wo sie Haruka und

Michiru traf. "Bunny ist nicht in ihrem Zimmer und ich kann sie nirgendwo

finden!", sagte sie beunruhigt. "Sie kann doch nicht einfach so verschwunden

sein! Sie war doch vor weniger als 2 Studen halbtot und dazu auch noch

bewusstlos. Selbst, wenn sie sich geheilt hätte, ist es unmöglich, dass sie

einfach so auf steht und weg geht!" "Ich weiß, Haruka, aber das ändert die

Tatsache nicht, dass sie weg ist." Harukas Augen wurden dunkler. "Wir können

nicht auch noch nach Bunny suchen. Setsuna und Hotaru reichen völlig." "Aber,

Haruka, Bunny ist doch-", wollte Ami widersprechen, aber verstummte sofort,

als sie Harukas strengen und fast feindseligen Blick begegnete. Diese wandte

sich von ihr ab und sah ihre langjährige Partnerin an: "Michiru, kannst du

Setsunas oder Hotarus Auren aufspüren?" Die Angesprochene schüttelte traurig

ihren Kopf und berührte mit ihren Fingern die Oberfläche ihres Spiegels: "Es

ist, als ob sie nie gewesen wären." Haruka runzelte die Stirn: "Wie kann das

sein? Sie können doch nicht einfach so verschwunden sein!" "Ich weiß selbst

nicht, was ich davon halten soll, aber es ist so. Ich kann sie nirgendwo auf

der Erde oder im Sonnensystem orten. Wenn ich ehrlich sein sollte, ich

empfange nur das Energieecho von vorhin und es ist wieder stärker

geworden." "Das wird immer unheimlicher", murmelte Ami, "ich sehe lieber nach

Rei, ob wenigstens bei ihr alles in Ordnung ist." "Tue das, Ami. Ich und

Michiru sehen uns in dem nahen Wald um, wo Artemis Setsuna und Hotaru zuletzt

gesehen hat." Ami nickte und verschwand um die nächste Ecke.
 

Haruka wollte gerade zum Ausgang gehen, als sie Michirus ungewöhlichen

Gesichtsausdruck bemerkte: "Was ist?" "Ich kann es nicht beschreiben, aber

etwas ist da draußen." "Was? Wovon sprichst du, Michiru?" "Eine

Energiequelle." Haruka erhob eine Braue: "Etwa die von Setsuna oder Hotaru?"

Michiru schüttelte jedoch eifrig den Kopf: "Nein, diese ist anders als alles,

das ich bisher gefühlt habe. Es scheint mir fast, dass sie mit dem früherem

Energieecho überein stimmt und es vielleicht auch verstärkt." "Willst du damit

etwa sagen, dass diese Quelle das Energieecho verursacht?" "Nicht genau, aber

es ist möglich." Haruka runzelte gereizt die Stirn. "Wir sollten uns für alle

Fälle lieber verwandeln, bevor wir nach draußen gehen. Was meinst du,

Michiru?" "Ja, ist sicher besser so", nickte diese und ließ ihr

Verwandlungsstab erscheinen. Im nächsten Augenblick hallten durch den alten

Tempel zwei magische Verwandlungsformel und die dunklen Flure tauchten sich

für Bruchteil einer Sekunde ins helle Licht zweier Sterne.
 

***
 

Eine sanfte Brise riss Bunny aus ihren düsteren Gedanken, die hauptsächlich um

Rei kreisten. Der feine Lufthauch schien ihr etwas zuzuflüstern. Stimmen, die

ihr Bewusstsein berührten und ihr etwas Wichtiges mitteilen wollten. Ihre

langen goldenen Haare flatterten leicht um ihren Körper, als einige grünen

Blätter aus dem Nichts erschienen. "Etwas geschah", dachte sie beunruhigt, wie

das fremde innere Gefühl von vorhin noch stärker wurde. Das warme Gefühl, das

das Geschehen der Vergangenheit vor wenigen Minuten zeigte, war wieder zurück

und mit ihm weitere fremde Bilder der vergangenen Taten.
 

Leuchtende Bäume, die an Jarhtausende erinnern. Stolz und Macht strahlt aus

jedem von ihnen, wie sie sich hoch über zwei weiblichen Gestalten inmitten

einer friedelichen Wiese ragen. Ein einsamer goldener Mond, dessen reine

Farbe sich in rote Tränen der Unschuldigen verwandelt. Blutotes Mondlicht

versiegelt den folgenden Energieausbruch, der alles in ein Feld der Zerstörung

verwandelt. Stille und Kälte begleitet von dunklen Schatten. Schuld und Reue

in Gesichtern der Überlebenden. Der Wächter einer längst vergessenen

Erinnerung erwacht und mit ihm die 8 Siegel der uralten Macht. 8 Bilder von 8

Kriegerinnen der goldenen Ära. Eine von ihnen in dunkelgrünen Farbe der

Unterwelt mit einem blutroten Juwel in der Hand. Eine andere mit kalten

Schönheit der Todes und der violetten Farbe der Wiedergeburt. Zwei mächtige

Sterne neu erweckt durch Tränen der Unschuldigen.
 

Bunny schnappte nach Luft, als die letzten Bilder von ihrem Bewusstsein

verschwanden. "Was war das denn?" Ein kalter Schauer lief ihr selbst bei dem

Gedanken über den Rücken, obwohl es Ende Juni war. Bunny rieb ihre müden

Augen. Es war zu viel für sie. Ihr Blick glitt zu ihrer 'Tätovierung'. Sie

hatte wiedermal das Gefühl, dass sie während ihrer Vision leicht bläulich

geglüht hatte, aber nun war sie wieder silbern. Ihre Augen erweiterten sich

plötzlich, als sie den veränderten Muster bemerkte. Etwas war neu. Eine

einzige kleine Träne in Farbe des Bluts glänzte auf dem Rücken ihrer Hand. Die

übrigen Linien und Spiralen, die bisher nur ihr Handgelenk umkreisten, dehnten

sich nun bis zu der roten Träne und schienen sie in einer ungewöhnlichen

Harmonie umzukreisen. "Langsam bekomme ich das Gefühl, dass das keine normale

Tätovierung ist", murmelte sie nachdenklich.
 

Ihre Aufmerksamtkeit wurde plötzlich durch einen ungewöhlich unruhigen Wind

abgelenkt, der durch die Krone der nah gelegenen Bäume tanzte. Das fremde

Geflüster war auch zurück und vielleicht sogar stärker als vorher. Die

verwirrenden Stimmen verstumten jedoch so plötzlich, wie sie erschienen waren.

Bunnys Körper spannte sich in schlimmer Vorahnung an. Etwas war falsch. Bunny

konnte es in der unruhigen Luft spüren. Und dann geschah es. Ein heller Blitz

aus reinem Licht blendete sie für einen Augenblick und sie trat verblüfft

einen Schritt zurück. Das grelle Licht verschwand so plötzlich wie das

Geflüster und der tanzende Wind um sie und hinterließ eine absolute Stille.

Selbst die Vogel verstummten in ihrem Morgengesang. "Komisch", dachte Bunny

noch geblendet. Sie blinzelte ein paar Mal, bis sich ihre Sicht wieder klärte.

Sie sah sich neugierig um. Alles war wie vorher. Ausgerissene Steinplatten und

Holztrümmer lagen verstreut so, als ob es völlig normal war. Der Tempel selbst

war in eine geheimnisvolle Stille getaucht, dass es Bunny fast unruhig werden

ließ. Ihr Blick glitt weiter über ihre Umgebung. Und das, was sie als nächstes

erblickte, ließ sie erstarren. Zwei junge Frauen lagen auf dem mit Tau

bedeckten Gras nicht zu weit von ihr. Sie erkannte sie sofort. "Setsuna.

Hotaru." Ihre liegenden Gestalten waren immer noch in der Sicherheit der nah

stehenden Bäume, aber Bunny konnte mit Sicherheit sagen, dass sie unverwandelt

und bewusstlos waren. "Was machen sie hier?" Mit vorsichtigen Schritten gelang

sie zu ihnen und kniete nieder. Ihre Gesichter waren friedlich und ohne

jegliche Verletzungen. Dasselbe galt für ihre Körper, die erstaunlicherweise

in einer sehr guten Fassung waren. Bunny konnte mit Sicherheit sagen, dass

ihnen kein einziges Haar gekrümmt wurde. Doch das beantwortete keine ihrer

Fragen. Viel mehr brachte es weitere hervor. Bunny seufzte: "Der Tag wird

immer besser."
 

Fremde Schritte näherten sich ihr mit ungewöhlichen Geschwindigkeit und sie

war sich sicher, dass sie aus den dunklen Fluren des alten Tempels kamen.

Neugierig erhob sie ihren Kopf, um die Neuankommlinge anzusehen. Sofort fand

sie sich jedoch in mit Zorn erfüllten Augen zu blicken, die sie teilweise

erschreckten. Bunny schluckte, als sie das Gesicht dieser Person erkannte.

"Hallo, Uranus", sagte sie schließlich, als sie ihre Stimme wieder fand,

"lange nicht gesehen." Als Antwort auf ihre Begrüßung verengte Uranus jedoch

ihre Augen ein. "Was hast du ihnen getan?!" schrie sie sie plötzlich so wütend

an, dass Bunny erschrocken auf sprang. Für Uranus gab es keine Zweifel, was

sie gerade bezeugte: Eine hell wache und offenbar völlig gesunde

Bunny beugte sich über ihre bewusstlosen und wehrlosen

Freundinnen. Und man musste sich nicht erinnern, dass Uranus DIESER Bunny

immer noch nicht vertraute. Für ihren Geschmack gab es viel zu viele

Geheimnise um ihre Person. Alle ihre Gedanken, die sich hauptsächlich um

Wohlergehen von Setsuna und Hotaru drehten, vereinigten sich augenblicklich zu

einem einzigen Gedanken, der jedoch nichts Gutes für Bunny versprach. "Ich

frage dich nochmals", sagte Uranus langsam und mit einer drohenden Stimme,

"was - hast - du - ihnen - getan?!" Bunnys Augen erweiterten sich, als sie

begriff, wie das ganze für die Kriegerin des Windes aussehen musste. Eifrig

schüttelte sie ihren Kopf und erhob ihre Hände vor sich in einer

verteidigenden Weise: "Nein, es ist nicht das, wonach es aus sieht. Glaub mir,

Uranus, ich-" Diese erlaubte ihr jedoch nicht ihren Satz zu beenden. Ohne

Augenblinzeln griff Uranus die immer noch verzweifelte Bunny an.
 

Bunny konnte von Glück reden, dass sie den Fäusten und Tritten von Uranus

erfolgreich aus wich. Doch so konnte es nicht immer weitergehen. Auch wenn

Bunny von ihrer plötzlichen Beweglichkeit und Schnelligkeit verblüfft war,

wusste sie, dass sie es nicht lange aushalten konnte. Nicht bei dem Tempo, das

ihre jetztige Gegnerin gebrauchte. "Uranus, hör mir zu!", versuchte sie sie

nochmals von ihrem Irrtum zu überzeugen, wurde aber augenblicklich gezwungen

in die Luft zu springen, um ihrem rechten Bein auszuweichen. Doch das plante

Uranus die ganze Zeit. Die bereits müde Bunny wurde durch einen einfachen

Angriff abgelenkt und konnte somit den anderen nicht mehr voraussehen. Und

diesen verhängnisvollen Fehler bemerkte Bunny recht schnell. Wie ein Blitz

erfüllte ein plötzlicher Schmerz ihr Magengebiet. Der folgende schmerzvolle

Aufschrei zauberte ein zufriedenes Lächeln auf Uranus Lippen. Sie neigte sich

zu der gerkümmten Bunny näher und flüsterte in ihr linkes Ohr: "Jetzt wirst du

für alles bezahlen, was du Setsuna und Hotaru antun wolltest." Bunny erhob

plötzlich ihren Kopf und sah sie an. In diesem kurzem Moment entging Uranus

ihr Blick nicht. Er war voll mit Trauer und Reue, die sie niemals zuvor bei

irgendjemandem gesehen hatte. "Ja, sie soll es bedauern", flog es Uranus durch

den Kopf. Mit einem leichten, aber starken Schwung ihrer Arme warf sie die

immer noch mit Schmerzen gekrümmte Bunny gegen einen der nahen Baumstämme.

Ihr Körper zeigte keine Zeichen sich gegen den bevorstehenden Aufprall zu

wehren, so dass dieser zum Schluss wirklich hart war. Bunny schrie nochmals

auf, als ein weiterer Schmerz sie durch drang. Ihr wehrloser Körper sank

langsam zum Boden, wo er schließlich bewegungslos blieb. Mit dem Rücken gegen

den alten Baumstamm gelehnt, glitt ihr Kopf teilnahmlos auf ihre Brust. Einige

gelöste Haarsträhnen fielen ihr dabei ins Gesicht und bildeten somit einen

natürlichen Schleier, der jedes Gefühl vor der Außenwelt verbarg. Bei diesem

ganzen Anblick konnte man meinen, dass sie gerade nur bewusstlos war. Das nahm

auch Uranus an, die sich zu ihrer Partnerin um drehte.
 

Neptun stand etwas abseits und hatte den Kampf mit gemischten Gefühlen

beobachtet. "War das ganze nötig, Uranus?", fragte sie und trat zu der halb

liegenden und halb sitzenden Gestalt von Bunny, "mir kam es nicht vor, dass

sie gefährlich gewesen wäre." "Man kann nie vorsichtig genug sein.

Hauptsächlich wenn es um sie geht. Hast du etwa vergessen, dass sie

möglicherweise mit unseren Feinden verbündet ist?" "Natürlich nicht, Uranus,

aber ich habe gedacht, dass sie uns erstmals einige Fragen beantworten konnte,

wenn sie jetzt wach ist." "Für meinen Geschmack war sie viel zu wach.

Jetzt kann sie uns wenigsten nirgendwohin flüchten und befragen können wir sie

dann immer noch." Neptun nickte ergeben. Uranus sah das letzte Mal auf die

angeblich bewusstlose Bunny und wandte sich dann den zwei liegenden Gestalten

auf dem Gras: "Dazu kann ich mir denken, was sie mit Setsuna und Hotaru machen

wollte." Neptun sah ihre Partnerin streng an: "Sei nicht so pesimistisch,

Uranus. Vielleicht war das ganze völlig anders und sie hat die beiden nur

zufällig gefunden." "Ich glaube nicht an Zufälle, Neptun. Nicht nach allem,

was wir bisher erlebt hatten. Dazu kommt mir alles viel zu verdächtigt vor",

sagte die Kriegerin des Windes misstrauisch und kniete zu bewusstlosen Setsuna

nieder. "Kannst du feststellen, ob sie in Ordnung sind? Nach dem ersten

Anschein sind sie unverletzt." "Ich bin nicht Ami, aber ich werde es

versuchen", erhob Neptun ihren Talisman vor sich. Eine Weile geschah nichts

Ungewöhliches. Doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck zu einem sehr

ersten, als der Spiegel mit einem trügerischen Licht erglänzte. "Beide sind

gesund und unverletzt, aber...", senkte sie betrübt ihren Kopf und schwieg.

Uranus erhob eine Braue und sah sie direkt an: "Aber was? Spann mich nicht auf

die Folter, Neptun. Was ist mit ihnen?" "Ihre Sternenlichter", fingerte Neptun

nervös am Spiegelgriff, "ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, aber sie

sind... erloschen." "WAS?!", hallte Uranus Schrei über den Tempelhof und

echote eine Weile im nahen Wald. "Glaub mir, Uranus, ich kann es mir selbst

nicht erklären, aber ihre Sailorkräfte sind weg. Wenn ich es selbst nicht

sehen würde, würde ich sagen, dass es unmöglich ist. Aber so..."
 

"Ich denke, dass ich weiß, wer dafür verantwortlich ist", sagte Uranus kaum

hörbar. Dabei drehte sie sich zur sitzenden Gestalt unter der Baumkrone.

"Uranus ich glaube nicht, dass Bunny-" Neptun wollte ihre Partnerin aufhalten,

aber dafür war es jetzt viel zu spät. Uranus stand bereits vor Bunny und

beugte sich zu ihr. Mit einem starken Griff auf ihrem Hals erhob sie ihren

schwachen Körper so, dass sie Bunny in Augenhöhe hatte. Die störenden

Haarsträhnen glitten damit zur Seite und befreiten ihr mit Tränen bedecktes

Gesicht. Nun konnte Uranus erkennen, dass Bunny gar nicht bewusstlos gewesen

war, wie sie vorher dachte. Nein, sie weinte die ganze Zeit. Aber nicht von

Schmerz, viel mehr war es von dem Verrat, den sie gerade erleben musste.

"Warum wollt ihr mich nicht vertrauen. Ich bin doch wegen euch zurückgekehrt",

dachte sie gebrochen und sah Uranus tief in die Augen. Diese war zuerst von

dem Anblick erstarrt, der sich ihr bot, aber riss sich dann zusammen. "Was

hast du Setsuna und Hotaru getan?!", sagte sie streng und ohne ihren Zorn mehr

zu verbergen. "Hast du es etwa die ganze Zeit geplant?! Erstmals uns glauben

zu lassen, dass du unsere alte Freundin bist, und dann uns um unsere Kräfte zu

berauben. Wie konntest du nur?!" Bunny schluchzte bei diesen beschuldigenden

Worten, die tief ihre Seele verletzten.
 

"Antworte!" schüttelte Uranus mit ihr, als ob sie nur eine Spielpuppe war.

Doch Bunny schwieg. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte Neptuns

Worte gehört und war selbst überrascht und erschrocken. Uranus wurde jedoch

immer ungeduldiger und Bunny konnte es an ihrer wachsenden Aura spüren.

Dasselbe galt für den Druck auf ihrem Hals, der noch von der Begegnung mit

Scar schmerzte. In der Hoffnung ihn etwas zu lockern, legte sie beide ihre

Hände auf Uranus Handgelenk. Neptun trat gerade näher und bemerkte Bunnys

ungewöhnlich blasse Wangen. "Uranus, lass sie los! So werden wir nichts aus

ihr bekommen." Das waren jedoch die letzten Worte, die Bunny hören konnte. Die

frühere Schwäche ihres Körpers holte sie im selben Moment ein. Ihre Augenlider

fielen zu und sie hatte ein Gefühl, als ob ihr Bewusstsein weit weg getrieben

wurde.
 

*
 

Bunny stand inmitten einer riesengroßen Wiese, die mit bunten Blumen aller Art

übesät war. Ein frischer Wind spielte mit ihrem goldenen Haar und ihr leichtes

weißes Kleid flatterte um ihren schlanken Körper. Hinter sich konnte sie das

Rauschen der Blätter hören. Es war ihre Wiese. Der Platz so vieler

Erinnerungen. Auch wenn die letzten mit Schmerz erfüllt waren, kehrte sie hier

immer gern und in letzter Zeit auch immer öfter zurück. Hier war alles so

friedlich und ließ sie ihr Leid der realen Welt wenigstens für einen Moment

vergessen. Sich unter die Krone des alten Baumes setzend, sah sie zum

azurblauen Himmel hoch. Es war lange her, als sie solchen Frieden erspürt

hatte. Sie schloss ihre Augen und nahm nur den Gesang der Vögel wahr.
 

So ging es eine Weile, bis plötzlich ein Schatten auf sie fiel und sie so von

den wärmenden Strahlen der Sonne versteckte. Sie öffnete überrascht ihre

Augen. "Keiner darf hier sein. Keiner außer mir", dachte sie sofort. Dies war

ihre Welt und ihr Unterbewusstsein. Ein heiliger Ort, wo ihre Seele ruhte.

Doch jemand war hier und sie konnte die fremde Anwesenheit spüren. Verwirrt

sah sie zum Störenfried auf. Im selben Augenblick hörte sie auf zu atmen. Ein

vertrautes Gesicht einer längst gegangenen Person offenbarte sich im

Sonnenlicht unter der Baumkrone. "Hallo, Schwesterherz", sagte die junge Frau

mit kastanienbraunen Haaren und setzte sich neben sie. "S-Siwinja?", stotterte

Bunny überrascht und erhob sich teilweise aus der halbliegenden Position.

Diese lächelte sie liebevoll an und nickte. "A-Aber was machst du hier? Ich

dachte, dass-" "Dass ich dich nach deinem Erwecken für immer verlassen habe?",

beendete Siwinja und wandte ihren Blick der weiten Wiese. "Es ist nicht so

einfach, wie du denkst, Schwester. Du musst noch viele Sachen lernen, bis du

alles wirklich verstehst. Als wir uns zuletzt sahen, habe ich dir versprochen,

dass ich immer bei dir sein werde. Ich bin nun ein Teil von dir." Bunny sah

sie ungläubig an. "Doch das ist nicht der wirkliche Grund, warum ich mich dir

jetzt offenbare", sprach Siwinja mit einer ernsten Stimme und Augen gerichtet

in die Ferne. "Es sollte dir klar sein, dass du dich so nicht immer verstecken

kannst. Vor Leid kann man nicht weglaufen." Bunny senkte ihren Kopf und sah

traurig zum Boden. "Ich weiß. Aber so kann ich wenigstens für einen Augenblick

vergessen, dass es so etwas wie Leid gibt."
 

Bunny versteifte sich, als ihre Schwester sie unerwartet in ihre Arme nahm.

"Da draußen gibt es viel Leid, Serinja", flüsterte Siwinja beruhigend und

begann ihre kleine Schwester über das Haar zu streichen. "Und ich werde immer

für dich da sein und dich schützen. Vergiss das nie, Schwesterchen." Bunny

nickte und entspannte sich in der freundlichen Umarmung. "Auch wenn es

bedeuten soll, dass ich gegen deine Freunde kämpfen muss", bemerkte Siwinja

geistlich und richtete ihre Augen nochmals in die ungreifbare Ferne.
 

*
 

"Antworte, verdammt!", schüttelte Uranus die gleichgültig scheinende Bunny,

bis Neptun plötzlich zwischen sie trat. "Uranus! Jetzt reicht's!" Diese hörte

aber nicht. Eigentlich nur bis zu dem Moment, als sich Bunnys Hände nochmals

um ihr Handgelenk umschlossen. Doch dieser Griff hatte nichts mit dem vorrigen

zu tun, der fast verzweifelt geschienen hatte. Dieser war stark und bestimmt.

Die überraschte Uranus wandte ihren Blick von der aufgebrachten Neptun zu

Bunnys Gesicht. Neptun folgte bald ihren Beispiel, als sie die fremde Energie

erspürte, die unerwartet in Bunnys Innersten erwachte. Bunny erhob stolz ihren

Kopf. Langsam öffnete sie ihre dunkelblauen Augen und sah die beiden

Kriegerinnen furchtlos an.
 

Uranus und Neptun sahen sie verwirrt an. "Etwas ist anders", dachte die

Kriegerin des Windes. Doch das, was folgte erwartete wirklich keiner. Die

dunkelblauen Augen, die so typisch für Bunny waren, erglänzten kurz mit einem

mystischen Schein, bevor sie sich in die Farbe eines dunkelsten Smaragds

verwandelten. "Was zum Teufel..." Uranus trat bei diesem Anblick zurück, aber

diese Bunny hielt sie immer noch an ihren Handgelenk und ließ sie so leicht

nicht los.
 

Ein zufriedenes Lächeln erschien auf Bunnys Lippen, als sie die Verwunderung

in Gesichtern der beiden Frauen erkannte. "Mal sehen, ob ich

euere Fragen beantworten kann..." Im selben Augenblick erglühten die silbernen

Linien auf ihren Händen in einem roten Schein.
 

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Anmerkung des Autors:
 

An Haruka-Fans: Sorry, dass ich Haruka hier so temperamentvoll dargestellt

habe. Ich wollte ihr Misstrauen Bunny gegenüber etwas mehr zeigen. Dazu kann

man auch ihre Sorge um Setsuna und Hotaru zuzählen.

Seid mir also nicht böse! ~.~

Kapitel 61 - Wahre Gefühle

Hallo!

Vielen Dank für all die Kommis, die ich von euch bekommen habe! ~.^

Spezieller Dank auch aqualight als Betaleserin dieser Geschichte! Ich wünsche dir viel Glück bei deinen Prüfungen! ~.^

Das nächste Kapitel ist endlich da! Es nahm diesmal etwas länger, weil ich anfangs keine Idee hatte, wie ich fortsetzen sollte. Na ja, ein kleiner Schriftsteller-Block würde ich sagen. ^^; Dazu beginnt mir bald wieder die Schule und ich musste noch einige Ämter mit komischen Formularen besuchen. ~.~;

Viel Spaß beim Lesen!
 

Euere Jacquelin und Sandra


 

Kapitel 61 - Wahre Gefühle
 

Seine knochigen Finger bewegten sich langsam über die glatte Oberfläche des alten Schwerts. Die kalte Schönheit dieser Waffe schien ihn immer aufs Neue zu faszinieren. Die Perfektion und Genauigkeit, mit der sie alles mögliche teilen konnte, besänftigte seinen unersättlichen Hunger nach Macht etwas. Vorläufig jedenfalls. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinen farblosen grauen Lippen. Vor wenigen Stunden hatte er das erreicht, was er Jahrtausende vergeblich versuchte hatte zu tun. Er hatte es endlich geschafft, den Einfluss der Triade zu schwächen und ihre Macht in seine Hände zu bringen. Er wollte ihre Macht, und auch wenn es ihm nur teilweise gelungen war, war er zufrieden. Die Jüngste und auch die Letzte der drei Schwestern war vor seinen eigenen Augen gefallen und hatte ihm damit den Weg zu der absoluten Herrschaft eröffnet. Zwar störte es ihn noch, dass er sie nicht beherrschen konnte, wie er Soranja seit 20 Jahren kontrollierte, aber wenn diese kleine Niederlage für den bevorstehenden Sieg unausweichlich war, konnte er es mit ruhigen Gewissen akzeptieren. "Bald. Sehr bald wird auch der letzte Widerstand auf diesem Planeten fallen", sang er in seinen Gedanken schon das Siegeslied und erhob seinen dunklen Blick zu seinem treusten und ergebensten Diener.
 

Gianfar stand still und geduldig inmitten der finsteren Halle. In dem schwarzen Licht der magischen Kerzen beobachteten seine feuerrote Augen jede Bewegung seines Meisters. Wie seine lange Finger das unbekannten Metall der Waffe berührten, so als würde er eine liebevolle Geliebte streichen, verwirrte ihn etwas. Der dunkle Herrscher zeigte zum ersten Mal solche Sanftheit nach so vielen gemeinsamen Jahren. Dazu kam auch noch sein furchterregendes und höchst zufriedenes Lächeln, bei dem ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Was plant er diesmal?", fragte er sich insgeheim. Dabei war er in seine Gedanken so vertieft, dass er den kalten Blick seines Herren nicht bemerkte.
 

Eine Stille erfüllt mit Spannung, umgab die einzigen zwei Anwesenden, die schweigsam einander anstarrten. Wobei Gianfar die schlanke Waffe in Händen seines Meisters an sah, der Blick des verhüllten Herscherrs war stattdessen auf das Gesicht seines Dieners gerichtet. "Eine bewundernswerte Waffe, nicht wahr?", erklang plötzlich die tiefe Stimme von Scar. Mit einer graziösen Bewegung erhob er das lange schlanke Schwert in die Luft und ließ es dort ein paar Mal in dem schemenhaften Licht der Kerzen erglänzen. In diesem Moment könnte Gianfar geschworen haben, dass sein Meister in seinem typischen schwarzen Gewand wie ein gefallener Engel aus den tiefsten Ebenen der Hölle aus sah. Unbewusst schluckte er nervös und verbeugte sich. "Ich stimme mit Ihnen überein, Meister. Es ist wirklich eine außergewöhnliche Waffe." Scars Augen ruhten immer noch auf dem sich verbeugenden Gianfar, als er zufrieden mit seiner Antwort grunzte und das Thema des Gesprächs sofort änderte. "Wie geht es unserer neuen Gefangenen?", sagte er völlig gelangweilt und spielte abwesend mit dem Griff des scharfen Schwerts. Es passte perfekt in seine Handfläche, als ob es für ihn selbst gemacht worden wäre. Doch er wusste es besser. Sein Grinsen verschwand so schnell, wie es erschienen war. Alte Erinnerungen überschwemmten seine Gedanken und störten sein jetztiges Gefühl von Sieg und Macht. Mit verengten Augen wandte er sich wieder seinem Gefolgsmann, der bisher immer noch nicht auf seine Frage geantwort hatte. "Ich warte, Gianfar. Hast du sie schon für das Ritual vorbereitet oder nicht?" Der Rothaarige versteifte sich sichtbar und senkte schuldig seinen Blick. "Sie ist immer noch bewusstlos, Meister. Ich habe schon einige Vorkehrungen gemacht, um ihre Kräfte zu versiegeln. Doch es wird etwas länger dauern, als ich zuerst angenommen habe."
 

Unangenehme Stille breitete sich in der finsteren Thronhalle aus. Eine ganze Weile geschah nichts. Gianfar wurde unruhig und erhob neugierig den Blick zu seinem Meister, dessen Augen immer noch auf ihn gerichtet waren. "Kalt und unlesbar wie immer", dachte Gianfar bitter. Aber etwas war anders. Es waren Kleinigkeiten, die seinen Blick fingen. Zum Beispiel die Waffe in den knochigen Händen. Der Druck auf dem Griff des Schwerts wurde fester, als ob Scar bereit war es jeden Augenblick zu gebrauchen. Plötzlich fühlte sich Gianfar nicht mehr so gut wie vorher, als er in die Halle eingetreten war. "Wie lange?", hallte unerwartet die tiefe und gefährlich ruhige Stimme von Scar durch den Thronsaal. Gianfar blinzete verwirrt. "Wie lange brauchst du dafür, Gianfar?" Jetzt verstand er. "Ähm, ich glaube, dass es nur wenige Stunden nehmen wird. Fünf oder sechs. Mehr wird nicht erforderlich sein. Um das Ritual fehlerfrei durchführen zu können, brauchen wir noch einige wenige wichtige Gegenstände. Doch ich kümmere mich gerade darum." "Und wie? Wenn du versagen solltest..." "Diesmal wird nichts schiefgehen, Meister. Als ich für Sie die Mondprinzessin gesucht habe, habe ich einen interessanten Fund gemacht, der uns viele zukünftige Sorgen ersparen wird. Auch gilt das für das rituelle Opfer. Ich kann Ihnen versichern, dass wir es noch vor der heutigen Abenddämmerung haben werden." Gianfar wartete auf die Billigung seiner Worte und sah seinen Herren erwartungsvoll an. Aber anstatt wenigstens ein einziges Wort der Zufriedenheit zu sagen, stand die verhüllte Gestalt vor ihm unerwartet auf und ging auf ihn zu. Die gefährliche Klinge des Schwerts glänzte verführerisch mit jedem Schritt, den er dabei machte.
 

Gianfar beobachtete Scar mit gemischten Gefühlen. Etwas sagte ihm zu laufen, aber innerlich wusste er, dass er keine Chance hatte zu entkommen. Und im selben Moment hielt sein Meister vor ihn. Ihre Blicke trafen sich für einen Bruchteil einer Sekunde, als Gianfar plötzlich spürte, dass sich die messerscharfe Klinge auf seiner linken Schulter ruhte. Gegen seinen Willen schluckte er und senkte seine Augen in einer ergebenden Weise. "Bete, dass du mich nicht enttäuschst, Gianfar. Für deine eigene Gesundheit", nahm er die harten Worte seines Meisters wahr und nickte leicht. Im linken Augenwinkel konnte er das teuflische Grinsen, das ihn immer ein unangenehmes Gefühl gab, erkennen. "Denk' nicht, dass ich dein frühers Versagen vergessen habe", sprach Scar weiter und legte nun die scharfe Klinge an Gianfars Hals. Dieser wich etwas zurück, als er das kühle Metall an seiner warmen Haut erspürte. "Auch wenn du mich mit der Gefangennahme der Mondprinzessin erfreut hast, bedeutet es gar nichts. Wenn du jetzt versagen solltest, lernst du meinen Zorn kennen. Merk' dir meine Worte gut, Gianfar." "Ja, Meister", sagte dieser leise. In nächsten Moment spürte er jedoch einen stechenden Schmerz an der Seite seines Halses, als das kühle Metall des Schwerts seine Haut durchschnitt und eine lange rote Linie an seiner Kehle hinterließ. In all den Jahren erfüllt mir Kämpfen und Kriegen, ertrug er zwar viele schmerzliche Wunden, aber gegenüber anderen Verletzungen fühlte sich diese völlig anders an. Es war, als ob hunderte von Dolchen sein Fleisch gleichzeitig durchdrangen und den Schmerz unvorstellbar machten. Er musste seine Zähne zusammenbeißen, um diese Empfindung schnell zu unterdrücken. "Das sollte dich daran erinnern, was mit dir passieren würde, wenn du versagen solltest", entgegnete Scar rau und senkte das Schwert zu seiner Hüfte. Mit einer gelassenen Bewegung drehte er sich von ihm weg und ging auf seinen Thron zu. "Und jetzt verschwinde! Ich will allein sein." Gianfar erhob seine linke Hand, um die blutende Wunde zu berühren. In diesem Moment, als er sein Blick zu der verhüllten Gestalt vor ihm richtete, füllte er nichts als Zorn und wachsende Abneigung gegen den Mann, der angeblich sein Meister sein sollte. Doch bevor dieser es bemerkten konnte, verschwand er in der umgebenden Finsternis, um seine Aufgabe zu ergänzen.
 

Nach Gianfars Rückzug hob Scar die mit Blut benetzte Waffe nochmals, um sie zu betrachten. Fasziniert beobachete er die kleinen Bluttropfen, als sie über das silberne Metall glitten. Doch bevor nur ein einziges Tröpfchen zum Boden fallen konnte, vereinigten sie sich mit der unbekannten Materie der Waffe, deren Klinge nun unberührt und rein war. Scar begann zu lachen und bewegte seinen Zeigefinger über die glatte Obefläche. "Ich beginne dieses Schwert wirklich zu lieben. Es ist, als ob es für mich gemacht wäre", höhnte er und drehte sich zu einer Ecke des Raums, wo er schon früher eine einsame Gestalt bemerkt hatte. "Was meinst du, Soranja? Denkst du nicht, dass es für mich die ideale Waffe ist?" Seine langjährige Gefangene trat aus dem Schatten aus und machte zwei Schritte zu ihm. Auch wenn sie diesmal keine Ketten trug, die sie zu diesem Ort binden würden, konnte sie ohne ihr Schwert nicht weg. Nicht wenn es in seinen Händen war. "Du weißt genau so wie ich, dass diese Waffe in deinen schmutzigen Händen nichts zu suchen hat." "So harte Worte, Soranja? Du überraschst mich. Ist es etwa wegen deiner letzten Schwester?" Soranja ballte ihre Hände zu Fäusten. Scar grinste nur und setzte sich wieder auf seinen Thron.
 

Seine dunklen Augen erglänzten kurz unter der schweren Kapuze, als er den immer noch gegenwärtigen Zorn der letzten lebendigen Wächterin bemerkte. "Wenn ich dir sagen würde, dass ich Serinjas Tod bedaure, würdest du mir wahrscheinlich nicht glauben, Soranja. Aber es musste eines Tages passieren und du weißt es. Sie stand meinem Plänen im Wege und musste dafür leider den höchsten Preis zahlen. Mein Sieg ist nah und ich bin mir sicher, dass du es in deinem Blut fühlen kannst. Also warum akzeptierst du es nicht einfach, anstatt immer noch gegen mich anzukämpfen?" Soranjas Augen verengten sich und sahen ihn kalt an: "Spielt es überhaupt noch eine Rolle, ob ich mit dir oder gegen dich bin? Du hast mir ein Mal etwas versprochen, Scar. Erinnerst du dich noch daran oder ist bereits zuviel Zeit für dich vergangen?" Der dunkle Herrscher runzelte seine Stirn über die unerwartete Änderung des Gesprächsthema. "Natürlich erinnere ich mich daran. Wie könnte ich es jemals vergessen? Du hast damals den Moment meiner größten Schwäche ausgenutzt. Also sehe ich keinen Grund, mich daran zu halten!" "Du kannst mein Recht nicht verleugnen. Glaub mir, eines Tages werde ich es von dir verlangen und dann kannst du nichts mehr dagegen tun."
 

Damit schlug Soranja eine empfindliche Saite an und sie wusste es. Ihr Feind sprang plötzlich aufgebracht von seinem Platz auf und richtete blitzschnell ihre eigene Waffe gegen sie. "Wie kannst du es wagen mir zu drohen?!" Soranja behielt jedoch eine absolute Ruhe, als ob sie nur ein langweiliges Gespräch mit ihm führte. Die Klinge kam noch näher. "Zuletzt hast du aber eine wichtige Sache vergessen, meine liebe Soranja. Wenn ich will, kann ich dir dieses Recht jederzeit wegnehmen. Und vielleicht sollte ich es gerade jetzt tun. Was meinst du? Nach deinem Tod kannst du nichts gegen mich tun. Nicht mehr." Die Spitze des Schwerts bewegte sich gefährlich nahe an ihrem grazilen Hals, wo sie dann nur wenige Milimeter vor ihrer Haut schwebte. Soranja sah ihn fest an, als ob sie seine Gedanken lesen konnte, und sprach mit einer ruhigen Stimme: "Aber du bist dir da nicht so sicher, nicht wahr? Ich kann deine Zweifel fühlen. Alle deine Ängste-" "Sei Still!! Ich will es nicht hören!", schrie Scar wütend auf und warf die messerscharfe Waffe gegen die nächste Wand, wo sie tief in den schwarzen Stein ein drang und stecken blieb. Soranja sprach jedoch ungestört weiter. Dass die Klinge nah an ihrem Kopf vorbei geflogen war, interessierte sie anscheinend gar nicht. "Du kannst nicht bestreiten, was du jetzt geworden bist. Ein gefühlloses Monster, das sogar seine letzten Verbündete durch seine Gier nach Macht verlieren wird." "Halt den Mund!!"
 

Durch seinen Zorn geblendet, konnte Scar sich plötzlich nicht mehr beherrschen. Wie ein Verrückter stürmte er auf die gleichgültig scheinende Wächterin und schlug sie mit seiner rechten Hand hart ins Gesicht. Soranjas Körper wankte leicht unter der unerwarteten Ohrfeige. Kein Schmerzschrei verließ jedoch ihre Kehle, wie Scar vielleicht erwartet hätte. Stattdessen erhob sie stolz ihren gesenkten Kopf. Schwarze Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht und verbergten teilweise ihre silbernen Augen, in denen etwas Ungreifbares und Geheimnisvolles leuchtete. An ihrer linken Wange, wo man normalerweise nichts als eine perfekte blasse Haut finden konnte, erkannte Scar einen roten Abdrück seiner rechten Hand. Im selben Augenblick fühlte er einen innerlichen Drang sich bei ihr zu entschuldigen, aber wurde in seinen Gedanken unterbrochen. "Behalte dein Mitleid für dich, Scar", sagte Soranja kalt und drehte sich von ihm weg. "Du wirst es bald brauchen. Die letzte Schlacht steht uns bevor und das, was kommen wird, kannst du nicht verhindern. Nicht mehr..." Mit diesen prophetischen Worten verschwand sie mit den Schatten der dunklen Wände der Thronhalle und ließ den dunklen Herrscher in seinen Gedanken allein.
 

***
 

Die Straßen von Tokio waren friedlich wie noch nie zuvor. All die Menschenmengen, die so typisch unter den Hochhäusern und Wolkenkratzern leben und lärmen sollten, fehlten nun völlig. Leere Autos, die von ihren Besitzern auf eine rätselhafte Weise verlassen worden waren, standen inmitten der ruhigen Straßen. Alte Zeitschriften flogen durch die Luft getrieben von dem allgegenwärtigen Wind, der den Schein einer Geisterstadt nur verstärkte. All das war die Nachwirkung einer einzigen Nacht, die wahrscheinlich jeden Bewohner Tokios betraf und sicherlich nicht so leicht vergessen werden konnte. Die unangenehme Stille der einst so regen Stadt wurde aber bald durch eine kleine Gruppe von Reisenden gestört. Ihre Schritte waren langsam und trugen Zeichen der Erschöpfung. Die nun völlig aufgegangene Sonne streichelte mit ihrem warmen Licht die müden Gesichtern der 13 Menschen. Drei anmutige Sailorkriegerinnen und zehn Zivilisten kamen aus der Richtung des Tokio Tower. Nur zwei Männer und eine Frau mussten wegen ihren schweren Verletzungen getragen werden, die restlichen 8 Menschen folgten ihre zwei Retterinnen ohne größere Probleme.
 

Sailor Venus ging mit Sailor Jupiter an der Spitze und sah sich gelegentlich nach den anderen um. Ihr Blick glitt jedoch am häufigsten zu Mamoru und Sailor Galaxia, die etwas beiseite von der Gruppe gingen. Mamorus Schulter blutete nicht mehr, aber die Schmerzen waren dennoch gegenwärtig und stark. Seine Verletzung war aber nicht das, was Venus beunruhigte. Sie hatte schon früher seine leblose Augen bemerkt, die sie bei ihm nur ein Mal gesehen hatte ? auf Bunnys Beerdigung vor zwei Jahren. "Was ist nur in dem Turm passiert?", fragte sie sich immer öfter. Sie konnte sich noch daran erinnern, als sie diese Überlebenden gefunden hatten. Sie und Jupiter hatten zwar keine Freudenschreie oder etwas ähnliches erwartet, aber all die traurigen und gleichgültigen Gesichter, die sie dann erblickt hatten, waren etwas zu viel für sie gewesen. Die ganze Rettungsaktion hatte von Anfang an viel mehr an eine Hinrichtung erinnert. Sie hatte das Gefühl, dass diese Menschen insbesondere Galaxia und Mamoru etwas verbargen. Venus runzelte die Stirn. Anscheinend wusste sie etwas Wichtiges nicht und das störte sie.
 

Venus gab Jupiter ein Zeichen, um die Führung überzunehmen, und zog sich zu Galaxia zurück. Die goldene Kriegerin, die sich nach Ankunft von Venus und Jupiter für alle Fälle in ihre wahre Form verwandelt hatte, sah sie an und nickte zum Gruß. Beide Frauen gingen eine Weile nebeneinander ohne nur ein einziges Wort zu sagen, bis Venus sich entschied dieses Schweigen zu unterbrechen. "Galaxia, kann ich dir eine Frage stellen?" Die goldene Kriegerin sah sie kurz an, bevor sie ihren Blick wieder vor sich wandte. Venus nahm das als Zustimmung. "Wieso bist du auf der Erde geblieben? Ich und die anderen Mädchen waren davon überzeugt, dass du in deine Galaxie und zu deinem Stern zurückgekehrt bist und den Kampf dort fortsetzt. Was hat deine Pläne geändert?" Die Angesprochene schwieg jedoch, als ob sie sich die richtige Antwort überlegte. Nach einer Weile, die für Venus wie eine ganze Ewigkeit schien, antwortete sie dann: "Ich hatte nie vor zurückzukehren." Venus' Augen erweiterten sich und sie blieb abrupt stehen. Galaxia hielt ebenso an und drehte sich zu der konfusen Sailorkriegerin um. "Versteh mich, Venus. Man kann zu Nichts nicht zurückkehren. Meine Heimatwelt wurde als eine der ersten angegriffen und vernichtet. Und als ich es dann erfahren habe, war es bereits viel zu spät, um für irgendwas zu kämpfen." "Es tut mir leid. Das wusste ich gar nicht", sagte Venus mitleidsvoll. "Du musst dich nicht entschuldigen," unterbrach Galaxia sie und begann wieder den anderen zu folgen, "Ich habe mein Zuhause lange vor diesem Krieg verloren. Mach dir darüber also keine Gedanken." Die verwunderte Venus holte sie schnell ein. "Aber wieso, Galaxia? Ist es nicht für jeden wichtig, ein Zuhause zu haben?" Die goldene Kriegerin wandte sich ihr zu und blickte ihr tief in die Augen: "Nicht für mich. Meine Leute und Freunde haben mich verleugnet, als ich von Chaos besessen war. Nachdem mich Bunny aus den Klauen der Dunkelheit befreite, kehrte ich dorthin zurück. Doch ich fand nur Feinde unter meinen angeblichen Freunden. Keiner wollte mich verstehen und mir verzeihen. Meine Heimat und jeder, der ich gekannt habe, starb in diesem Moment für mich. Es ist also nicht so schlimm, Venus. Ich habe ihren Tod akzeptiert, noch bevor es geschehen ist."
 

Venus war still und verarbeitete ihre letzten Worte. "Also hast du uns belogen..." Galaxia nickte, aber sah sie nicht an. Venus dagegen beobachtete sie dicht. "Sie musste etwas im Sinne gehabt haben und vielleicht plant sie es immer noch. Ich muss es wissen", dachte sie eifrig. "Warum hast du dich gerade für die Erde entschieden, Galaxia? Dieser Planet muss dir doch viele schlimme Erinnerungen bringen. Hier musstest du Demütigung und den Missbrauch deiner Kräfte als Sailorkriegerin ertragen, um zum Schluss nur auch noch vom Chaos völlig versklavt zu werden. Also warum die Erde?" Ein leichtes Lächeln erschien auf Galaxias Lippen und ihr Blick richtete sich in die Ferne. "Es ist etwas kompliziert, Venus. Vielleicht wirst du meine Motive nicht verstehen, aber diese Entscheidung hat viel mit meiner Vergangenheit zu tun. Es ist etwas Persönliches. Etwas aus meiner Kindheit, was mich zu diesem Planeten bindet... oder besser gesagt zu jemandem." Venus runzelte ihre Stirn und sah sie verwirrt an: "Kenne ich diese Person?" "Ja und nein. Du hast sie sicherlich schon getroffen, aber ahnst nichts von ihrem wahren ich." "Also du kennst sie aus deiner Kindheit und ich sollte sie schon getroffen haben. Hm...", grübelte Venus eine Weile, aber gab letztendlich auf. "Ich habe nichts gegen dein Alter, Galaxia, aber das musste vor sehr langer Zeit passiert sein, nicht wahr? Wenn ich mich nicht irre, leben Sailorkrieger sehr lange. Tausend Jahre?" "Im Durchschnitt ja, aber ich bin die dreizehnte Kriegerin in meiner Dynastie. Mit mir endet der Kreis der Geburt. Deswegen lebe ich auch länger als jede andere Sailorkriegerin in dieser Galaxie."
 

Venus wurde jetzt wirklich neugierig und neigte sich etwas näher. "Ich weiß, dass es nicht höflich ist, eine Frau nach ihrem Alter zu fragen, aber... Wie alt bist du wirklich, Galaxia?" "In Wirklichkeit?", fragte diese mit einer erhobenen Augenbraue und einem spielerischen Lächeln auf ihren Lippen. "Seit meiner Geburt sollten über neunzehntausend Jahre vergangen sein. Es ist aber auch möglich, dass es wenige Jahrhunderte mehr oder weniger sind. Ich zähle es nicht mehr." "Was?!!", schrie Venus so laut, dass ihre Stimme noch eine Weile in den verlassenen Straßen echote. Sie bedauerte es auch sofort, als jeder in der Gruppe inne hielt und sie die bösen Blicke in ihre Richtung bemerkte. Sie sahen sie an, als ob sie verückt geworden wäre, was in diesen gefährlichen Zeiten völlig verständlich war. Denn keiner, der nicht gerade lenbesmüde war, wollte zu viel Aufmerksamkeit auf sich lenken. Nicht, wenn der Feind noch gegenwärtig sein könnte. "Entschuldigung", murmelte Venus verlegen und senkte ihren Blick zum schmutzigen Boden unter ihren Füssen. Als sich die unangenehme Blicke endlich von ihr abwandten und die Gruppe wieder weiter ihrem Ziel engegenging, atmete sie erleichtert aus. "Du solltest vorsichtiger sein, Venus. Man weiß nie, was in den dunklen Ecken alles lauern kann." Die Angesprochene drehte ihren Kopf zu der stärksten Sailorkriegerin der Galaxie. Mit dem Blick fest vor sich gerichtet, erinnerte sie an eine unerschrockene Kriegerin aus einer längst vergessenen Legende. "Aber eine immer noch lebende Legende", flog es Venus durch den Kopf. "Ich weiß, dass ich nicht zu laut sein soll", begann sie etwas unsicher, "aber dein Alter... Ich kann nur sagen: wow. Übrigens so unter uns Frauen... Welche Antifalten-Creme benutzt du, dass du immer noch so toll aus siehst?" Galaxia sah sie verwirrt an: "Was?" "Ähm, nichts", sagte Venus leicht kichernd, "das war nur ein Witz. Oder sollte wenigstens ein Versuch sein, einen zu machen." Galaxia erhob eine Augenbraue: "Ein Witz?" "Vergiss es. Das war nichts", seufzte Venus und winkte mit einer Hand ab.
 

Venus' Blick flog über den Rest der Gruppe und fand wie schon vorher Mamorus einsame Gestalt. "Galaxia?", begann sie etwas unsicher. "Ja?" "Ich weiß, dass ihr uns bereits gesagt habt, wie ihr in den Turm gekommen seid, aber..." Galaxia runzelte ihre Stirn: "Was willst du wissen?" Venus sah sie fest an und stellte schließlich die große Frage, die sie schon seit längerem bedrückte: "Was ist in dem Turm passiert, bevor wir gekommen sind?" In diesem Augenblick hielt Galaxia plötzlich inne und sah sie an, als ob ihr ein zweiter Kopf angewachsen wäre. Venus war jedoch in ihrer Entscheidung unerbittlich. Sie musste es wissen und zwar jetzt. "Sag mir die Wahrheit, Galaxia. Was ist dort geschehen?" Die Angesprochene schüttelte aber ihren Kopf und ließ ihre Augen über die sich entfernende Gruppe gleiten: "Ich gebe dir einen guten Rat, Venus. Stelle diese Frage nie wieder. Nicht, wenn du unsere Gefühle verletzten willst." Venus als die Kriegerin der Liebe verstand ihre Worte zuerst nicht, aber bemerkte dann ihren Blick, der auf etwas oder besser gesagt auf jemanden gerichtet war. Venus drehte ihren Kopf in diese Richtung und erblickte Mamoru, der wenige Meter vor ihnen gleichgültig vor sich starrte. "Ist es wegen Bunny?", erklang Venus kaum hörbare Stimme. Langsam wandte sie sich Galaxia wieder zu und sah sie traurig an. "Sag es mir, Galaxia. Bitte. Sie war meine beste Freundin, also habe ich das Recht es zu wissen." Galaxias Gesichtsausdruck änderte sich augenblicklich von einem traurigen zu einem fast harten. "Wie du selbst gesagt hast. Das Schlüsselwort ist war." "Aber-", wollte Venus noch protestieren, aber bemerkte aus der Seite ihres linken Auges, dass Galaxia in ihrer rechten Hand das sagenhafte Schwert der Galaxie erscheinen ließ. Venus wurde blass und trat sofort zurück: "Galaxia?" Die goldene Kriegerin schwieg jedoch und sah sie jetzt fast feindselig an. Ihre Waffe pulsierte nun mit einer anfangs unbekannten Kraft, die Venus bald als eine unausgesprochene Rache erkannte. Sie schluckte und trat noch einen Schritt zurück. "Ich weiß, was du denkst, aber wir bedauern die Ereignisse vor zwei Jahren. Glaub mir ich würde nie-" "Sei still!" Jetzt fühlte sich Venus wirklich unwohl. Mit einem schnellen Blick zur entfernten Gruppe, erkannte sie, dass sie keine Hilfe erwarten konnte. Sie war allein gegen eine rachsüchtige Sailorkriegerin. Diese erhob gerade ihr Schwert vor sich und schien sich auf einen Angriff vorzubereiten.
 

"Das sieht nicht gut aus", dachte Venus verzweifelt und schluckte. "Galaxia, ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn du mich-" "Ruhe!", brachte Galaxia sie nochmals zum Schweigen, "anscheinend hat dein vorheriger Schrei uns ungebetene Gäste gebracht." Venus war jetzt etwas verwirrt, aber Galaxia sprach weiter. "Geh zu den anderen und warne sie." Venus blinkte und konzentrierte sich besser auf ihre Umgebung. Ein kalten Schauer lief ihr sofort über den Rücken, als sie endlich die gegenwärtige böse Aura erspürte. "Die Zivilisten sollten sich irgendwo verstecken, bis alles vorbei ist. Sie dürfen sich in den kommenden Kampf nicht einmischen. Das gilt auch für Mamoru. Er ist verletzt und zu schwach." Venus nickte zustimmend. "Jetzt...", sprach Galaxia kaum hörbar, "wenn ich drei sage, läufst du. Ich werde die dunklen Wesen inzwischen beschäftigen, damit ihr die Menschen in Sicherheit bringen könnt." Venus gefiel die Idee nicht, Galaxia den Feinden zu überlassen und einfach zu flüchten. Aber bevor sie gegen diesen Plan widersprechen konnte, begann Galaxia schon abzuzählen. "Eins..." Der Morgengesang der Vögel verlor sich und alles tauchte in eine unangenehme Stille. "Zwei..." Der Wind wurde unruhiger und unbändiger. "Drei!!!" Venus lief los.

Kapitel 62 - Wer bist du wirklich, Bunny?

Hallo!!

Ich weiß, dass ich diesmal seeehhhrrr lange für dieses Kapitel gebraucht habe

(fast 3 Monate um genau zu sein ~.~"). Tja, was soll ich dazu sagen... Ein

Wort wird wohl alles erklären: Schule. Mein 5. Semester ist für mich

bisher das schlimmste gewesen, aber Gott sei Dank wird es in 2 Wochen enden.

Die danach kommenden Prüfungen werde ich irgendwie schon überleben. ^.^"

Viel Spaß beim Lesen!! (Ihr habt es verdient!) d^.^b
 

Euere Jacquelin und Sandra
 

P.S. Vielen Dank für deine Hilfe bei der Fehlerkorrektur, aqualight!

Ich schätze es wirklich, dass du Zeit für mich gefunden hast! ~.^
 

Kapitel 62 - Wer bist du wirklich, Bunny?
 

In den smaragdgrünen Augen schimmerten die unendlichen Tiefen der Magie, so

dass sie unerreichbar und geheimnisvoll schien, und sogar Sailor Uranus lief

dabei ein kalter Schauer über den Rücken. "Was versuchst du uns vorzuspielen,

Bunny? Etwa ein weiterer Trick, der uns von deinen wahren Absichten ablenken

soll?", fragte Uranus leicht gereizt. Doch als der immer noch gegenwärtige

Druck auf ihrem Handgelenk noch fester wurde, tauchte ein unangenehmes Gefühl

in ihrem Magen auf. "Du hast es immer noch nicht begriffen, nicht wahr,

Uranus?", sagte Bunny streng, aber mit einer völlig fremden Stimme, die zu der

stets netten Blondine gar nicht passte. Uranus runzelte die Stirn. Für einen

kurzen Augenblick senkte sie ihren Blick zu den schlanken Fingern um ihr

Handgelenk, deren ungewöhnliche Wärme sogar das Gewebe ihres Handschuhs durch

drang. Die roten Linien und Spiralen erregten sofort ihre Aufmerksamkeit. "Was

ist das denn?", fragte sie sich und versuchte sich die dünne Musterung

einzuprägen, die sich bis zu ihren Fingern streckten. Inmitten all dessen fand

sie ein kleines Zeichen, dass sie gleich als eine kleine feuerrote Flamme

identifizieren konnte. "Ein Zeichen des Krieges und Kampfes", flog es Uranus

durch den Kopf. Das Gefühl tief in ihrem Magen wurde mit diesem Gedanken noch

unangenehmer.
 

Mit neuem Willen versuchte sie sich aus dem ungewohnt starken Griff zu

befreien. Und wie schon vorher erfolglos. Anscheinend hatte Bunny nicht die

Absicht, sie so bald gehen zu lassen. Als dies auch Uranus klar wurde, biss

sie stur ihre Zähne zusammen. "Welches Spiel spielst du mit uns, Bunny?" Eine

Antwort erwartend wurde die verwandelte Haruka enttäuscht, denn die grünäugige

Bunny sah sie so ausdruckslos an, als ob sie nie etwas gesagt hatte. Im

Wirklichkeit schien sie sie fast zu ignorieren, was jedoch Uranus noch

rasender machte. Sie hatte die Spielchen mit ihr satt. "Verdammt! Lass los!!",

schrie sie aufgebracht und zerrte an Bunnys Fingern mit mehr Kraft, als sie

beabsichtigt hatte. Im letzten Moment, als die Kriegerin des Windes schon

gedacht hatte, dass auch diesmal ihre Anstrengung nutzlos sein würde, ließ die

fremdartige Bunny ihr Handgelenk los. Überrascht machte Uranus einen Schritt

zurück, wobei ihre Finger aus dem weißen Handschuh glitten, der dann langsam

zum staubigen Boden fiel.
 

Uranus war immer noch zu betäubt, um das Verlieren ihres Handschuhs zu

bemerken. Im Gegenteil zu Neptun, die nur zwei Schritte von ihr stand, und

beim Anblick ihres entstellten Handgelenkes erstarrte. "Uranus", sagte sie

etwas besorgt und wies zu ihrer rechten Hand. Die Kriegerin des Windes sah

sofort herab. Ihre Augen erweiterten sich beim Anblick, der sich ihr bot. Ihre

bisher fehlerfreie und leicht rosa Haut war nun durch rote Brandwunden

gezeichnet, die buchstäblich den Abdruck von Bunnys Fingern bildeten. Uranus?

Ärger erhob sich in diesem Moment zu einem neuen Niveau, wobei Bunnys

zufriedener Gesichtsausdruck ihrer Selbstbeherrschung auch nicht gerade half.
 

Gereizt rieb Uranus die leicht brennende und rötliche Haut, die bereits jetzt

Narben bildete. "Du Miststück! Wofür war das denn?!", zischte Uranus und

verengte ihre sturmblauen Augen. Bunny senkte langsam ihre Hand, aber

unterbrach dabei nicht den Augenkontakt mit ihr. "Das soll dich daran

erinnern, dass du dein Temperament besänftigen solltest, Sailor Uranus. Nicht

jeder kann deine groben Behandlungen mögen", sprach sie gelassen und blickte

dann zu Neptun, die unter dem Blick der Blonden den Spiegel noch fester

ergriff. "Sie ahnt, dass ich nicht Bunny bin. Nicht das ruhige und freundliche

Mädchen, dass meine Schwester zu jedem ist", dachte die junge Frau zufrieden

und wandte ihren Blick wieder zu Uranus. "Tja, wenigstens eine hat es

begriffen", seufzte sie innerlich.
 

Uranus ballte ihre Hände zu Fäusten. "Ein Feind verdient nichts Besseres! Und

du gehörst ohne Zweifel in diese Kategorie, Bunny. Also warum sollte ich mit

dir sanft umgehen?" Mit ihren weiteren Worten erschien ein spottendes Lächeln

auf ihren Lippen. "Wenn ich es mir Recht überlege, warst du schon als

Sailorkriegerin nicht gerade vertrauenswürdig. Deine übertriebene

Freundlichkeit und Weichherzigkeit zu unseren Feinden hätte mir schon damals

verdächtig vorkommen sollen. Zum Beispiel Mistriss 9. Ich habe mich schon

immer gefragt, warum du ihr den heiligen Gral eigentlich gegeben hast, wenn du

ganz genau wusstest, was sie mit seiner Hilfe vollbringen wollte." Die grünen

Augen ihrer Gegnerin wurden schmäler, aber Uranus sprach weiter. "Oder hast du

uns schon damals etwas vorgespielt, Bunny? Vielleicht war das die ganze Zeit

dein Plan, unser Vertrauen und Freundschaft zu gewinnen und sie dann gegen uns

zu benutzten. Uns einen Dolch in den Rücken zu stoßen, wenn wir nicht-" Uranus

beendete ihre Rede nicht. Ein harter Schlag an ihr Kinn brachte sie schnell

zum Schweigen. Unter der Kraft dieses Angriffs wankte sie leicht und trat

zurück. Eine kleine Blutspur erschien in ihrem Mundwinkel, um die Stärke der

unerwarteten Attacke zu beweisen. Eine verdutzte Uranus hob ihre Hand zu ihrer

jetzt leicht angeschwollenen Lippe. Das hatte sie von der sanften und

liebevollen Bunny nicht erwartete.
 

"Für solche Beleidigung wirst du teuer bezahlen, Uranus", zischte die

grünäugige Blondine drohend. "Keinem darf so etwas straflos durchgehen. Nicht

einmal einer Kriegerin der goldenen Ära." Uranus runzelte ihre Stirn. Etwas

war nicht richtig. Ein entferntes Rauschen der Baumkronen drang zu ihren

Ohren. "Etwas kommt auf uns zu." Der Gedanke schlug Uranus wie kaltes Wasser

ins Gesicht. "Uranus", sagte Neptun mit leichtem Unbehagen. Sie konnte es auch

fühlen. Die Kraft, die sich um den Hügel versammelte, versprach nichts Gutes.
 

Die vor kurzem noch belebte Umgebung schien in eine Art Schlaf zu fallen, als

der Morgengesang der Vögel unerwartet verstummte und der Tempel mit dem Wald

in eine berückende Stille hüllte. Kein einziges Geräusch war zu hören, als ob

all das Leben auf einmal vollkommen verschwand. Neptun und Uranus sahen sich

nervös an. Die Luft war mit unbekannter Magie erfüllt und schien auf etwas zu

warten, was jedoch die Unruhe der beiden Sailorkriegerinnen nur verstärkte.

"Was hast du vor?", fragte Uranus plötzlich und sah sie argwöhnisch an. Ihre

Gegnerin lächelte leicht und ging wenige Schritte von ihnen weg. "Das werdet

ihr bald herausfinden." Ihr Körper entspannte sich, als sie die ersten

Anzeichen erkannte. "Es wird nicht mehr lange dauern..." Mit diesen Worten

schloss sie ihre grüne Augen und erhob ihr Gesicht gegen die warmen

Sonnenstrahlen.
 

Im selben Augenblick begann die umgebende Luft unruhig zu werden. Ein wilder

und kalter Wind tauchte wie aus dem Nichts auf und brachte die umgebenden

Bäume zum Schwanken. Die aufgetretene Kälte erinnerte an die mit Schnee

erfüllten Wintertage, obwohl der Sommer vor wenigen Tagen begonnen hatte und

es jetzt Ende Juni war. Das Rauschen der Blätter wurde immer lauter und fast

geisterhaft, als Bunny plötzlich ihre Augen öffnete und sie kalt an sah. "Du

bist die Kriegerin des Windes, Sailor Uranus. Deine Gabe ist das Element der

Luft zu beherrschen und seinem Flüstern zuzuhören. Sag mir, Uranus, was

wispert es jetzt, in diesem Moment?" Die angesprochene Kriegerin runzelte ihre

Stirn. Ihre blonde Gegnerin sah sie ernst an, als ob sie nicht erst vor

wenigen Minuten Rache auf sie geschworen hätte, als ob sie nur eine höfliche

Konversation mit ihr führte. Uranus bemerkte auch Neptuns fragenden Blick in

ihre Richtung. Sie nickte und konzentrierte sich auf die Bewegungen und

Rauschen des Windes, das jeden Teil ihres Körpers berührte. Ein feiner Staub

wirbelte um ihre schlanke Gestalt, als sich ihre Sinne mit dem vertrauten

Element vereinigten. In diesem Moment schien sich die Zeit in die

Unendlichkeit dahinzuschleichen.
 

Plötzlich erstarrte Uranus Körper, als ob ihn die Kälte des Todes umarmt

hätte. Ihre blauen Augen erweiterten sich mit unverborgener Überraschung und

mit etwas, dass nicht einmal Neptun jemals bei ihr gesehen hatte - Furcht.

"Das wird meine Vergeltung sein", erklang die fremde Stimme von Bunny, deren

smaragdgrünen Tiefen sie zufrieden betrachteten. "Lerne das unzähmbare Element

dieses einzigartigen Planeten kennen. Des Planetens, dessen Zorn du mit deinen

Worten auf dich herbeigerufen hast."
 

***
 

Der Raum war mit Zwielicht erfühlt, als ein paar Sonnenstrahlen durch die

durchsichtigen Schirme der alten Schiebetür drangen. Der Geruch des alten

Holzes verweilte in der Luft und vermischte sich mit dem Aroma der brennenden

Stäbchen, deren feiner Rauch sich langsam im ganzen Zimmer ausbreitete. Eine

einfache weiße Bettdecke störte die verweilende Dunkelheit dieses Ortes und

verbarg eine schlafende Schönheit mit ihrer Wärme. Die langen rabenschwarzen

Strähnen glänzten inmitten des schneeweißen Gewebes, das ihre schlanke Gestalt

zart bedeckte. Alles schien so friedlich und still, aber nur bis zu dem

Moment, als ein verzweifelter Schrei die Lippen der Schwarzhaarigen verließ

und sie sich blitzschnell auf richtete. Die beruhigende Stille dieses Raumes

verschwand sofort und wurde durch die unregelmäßige Atmung der jungen Frau

ersetzt. "Oh Gott!", wisperte sie keuchend. Sie schloss ihre dunkelvioletten

Augen nochmals, um sich zu entspannen und mit ihren Fingern ihre Schläfe zu

massieren.
 

Es war der Moment, als sie den Verband auf ihrem Arm bemerkte. Und in diesem

Augenblick kamen alle Erinnerungen zurück. Das schneeweiße Feuer, die

Schattenwesen und schließlich der verhängnisvolle Kampf auf dem Tempelhof. Sie

schluckte, als das letzte Bild in ihrem Bewusstsein auftauchte. Das Gefühl,

als messerscharfe Klauen ihr Fleisch durchdrangen, und schließlich das warme

Blut, das ihre kalte Haut herunterglitt, waren nicht das, woran sie sich gerne

erinnern wollte. Der Rest davon war wie im Nebel bedeckt, aber sie war sich

sicher, dass es da etwas sehr Wichtiges gab. Doch je mehr versuchte sie es zu

entschlüsseln, desto mehr entzog es sich ihr. Sie seufzte ergeben und erhob

ihren Blick vom weichen Gewebe ihrer Decke. Sie war nicht in ihrem Zimmer,

aber es war einer der Gasträume im Tempel. Na ja, einer der älteren Gasträume,

wenn man es so sagen könnte. "Die anderen mussten rechtzeitig zurückgekehrt

sein, wenn ich noch ganz bin." Mit etwas Mühe stand sie langsam auf. Unsicher

machte sie ihre ersten Schritte, als ob sie ein kleines Kind wäre und zum

ersten Mal in ihrem Leben zu gehen versuchte.
 

Nach wenigen Minuten, die ihr wie ein ganze Ewigkeit vorkamen, fand sie sich

vor der Tür des Hauptzimmers. In ihrem rot-weißen Shinto-Gewand erschien sie

wie eine Flamme in dem finsteren Flur. Noch etwas schwach erhob sie ihre

rechte Hand zu der Schiebetür mit der Absicht sie zu öffnen und ihre

Freundinnen zu überraschen. Aber als ihre Finger nur wenige Zentimeter von dem

hölzernen Rahmen waren, fühlte sie etwas tief in ihr zu erwachen. Erstarrt

blieb sie am selben Platz. Ihre Pupillen waren erweitert, als ob sie ihren Tod

ins Gesicht an sah. Sie wusste nicht woher es herkam, aber es war da und sie

fühlte es. Tief in ihr wusste sie, was draußen vor ging. Verschwommene

Gedanken und Bilder tauchten in ihrem Bewusstsein auf und überfluteten sie wie

ein riesiger Tsunami.
 

*
 

Eine unendliche Ebene bedeckt mit glitzernden Schnee des jüngsten Winters,

streckte sich vor Reis geistigen Augen aus. Ein verspielter Wind, dessen

Wildheit die fallenden Schneeflocken in einen unzähmbaren Tanz brachte,

berührte unerwartet ihre Wärme. "Nichts als Kälte, die bis zu den Knochen

durch dringt und sogar das Herz erfrieren lässt", dachte sie zitternd.

Eine Dunkelheit erfüllt mit Stille und Einsamkeit umarmte diesen verlassenen

Platz, der keinem gehörte. Eine einzelne Gestalt verloren inmitten der weißen

Landschaft sah sie an, als ob sie der letzte Anker zu der Welt der Lebenden

wäre. Lange goldene Zöpfe flatterten um ihren schlanken Körper zusammen mit

dem bodenlangen weißen Gewand, der ihre schlanke Gestalt fehlerfrei umarmte.

Doch das, was Reis Blick schließlich fing, waren die traurigen Augen der

schweigenden Schönheit. Die dunkelblauen Tiefen glänzten mit unvergossenen

Tränen. "Bunny..."
 

Die Blondine schien sie nicht bemerkt zu haben. Anstatt ihre Gegenwart zu

erkennen, erhob sie ihr Gesicht zu den kalten Schneeflocken, die ihre blassen

Wangen beruhigend streichelten. Klare Tränen erglänzten im unbekannten Licht

dieses verborgenen Ortes, als Bunny ihre Gefühle offenbarte. Wie ein betender

Engel streckte sie ihre Arme zum Himmel, dessen kalten Zähren sich mit ihren

eigenen vermischten. "Siwinja...", sprach Bunny so leise, dass Rei diesen

Namen fast überhörte. Doch im selben Augenblick, als ihre Stimme in der

einsamen Welt erklang, verschwanden plötzlich all die kalten Kristalle des

Winters und wie aus dem Nichts erschienen Tausende weiße Federn, die langsam

zu dem eingefrorenen Land sanken. Dort, wo sie die eisige Erde berührten,

schmolz die unerreichbare Schönheit des Winters und ließ das Leben neu

auferstehen. Die vor kurzem noch eingefrorene Ebene verwandelte sich innerhalb

wenigen Momenten in eine blühende Wiese voll mit bunten Blumen, deren

Schönheit den Atmen nahm. "Siwinja! Ich bitte dich, tu das nicht. Halte es

auf!", sprach Bunny mit flehender Stimme und mehr Tränen glitten ihre Wangen

runter. Das Singen der gerade erwachten Natur war jedoch die einzige Antwort,

die sie bekam. Das Heulen des einsamen Windes wurde trauriger, als ob das

unzähmbare Element selbst Furcht vor den zukünftigen Ereignissen hatte. "Nein,

Siwinja...", schluchzte Bunny gebrochen und sank auf ihre Knie. Ihr ganzer

Körper begann zu zittern, als sie begriff, was bald kommen würde. "Sie wusste

nicht, was sie sagte, Siwinja. Willst du sie für ihre Unwissenheit

bestrafen?!", schrie sie mit letzter Hoffnung in ihrer Stimme. Das Echo hallte

durch die unendliche Ebene wie ein klarer Vorwurf. Ein Vorwurf, den Siwinja

schließlich erhörte. Ein allgegenwärtiger Nebel erhob sich vom dem jetzt mit

Leben erfüllten Land und verhüllte die grüne Ebene mit einem geheimnisvollen

Schleier. Ein Schatten einer hohen weiblichen Gestalt erschien hinter der

knienden Blondine wie eine drohende Erinnerung aus der längst erloschenen

Vergangenheit.
 

Die immer noch weinende Bunny erhob überrascht ihre mit Hoffnung erfüllten

Augen, als sie warme Hände auf ihren Schultern erspürte. "Siwinja...",

wisperte sie glücklich und drehte ihr Gesicht zu den tröstenden Augen, die sie

schon so lange kannte. "Du bist gekommen." Ein Nicken und ein freundliches

Lächeln waren die einzige Antwort, die sie bekam, als sich Siwinja hinter ihr

nieder ließ. Sie umarmte Bunny liebevoll und legte ihren Kopf auf ihre linke

Schulter in einer liebevollen Weise. Rei beobachtete das Ganze mit verwirrten

Gefühlen. Die zwei waren zueinander mehr als vertraut. Rei kannte die andere

Frau nicht, aber hatte das Gefühl, dass sie mit Bunny irgendwie eng verbunden

war. "Wusste ich wirklich so wenig über dich, Bunny?", fragte sich Rei

insgeheim und sah der Szene vor sich still zu.
 

"Warum, Siwinja?", sagte Bunny traurig. Siwinjas lange kastanienbraune

Strähnen vermischten sich mit Bunnys goldenen, als sie ihren Kopf wieder hob

und ihren Blick in die Ferne richtete. "Sie verdient eine Lektion, die sie so

schnell nicht vergessen wird." Bunny schüttelte aber ihren Kopf und nahm eine

ihrer Hände in ihre. "Sie weiß nicht, was ich vor langer Zeit einmal gewesen

bin. Sie wissen eigentlich gar nichts über mich, Siwinja. Willst du sie

wirklich für das bestrafen, was sie nicht einmal ahnen?" "Du bist zu

gutherzig... Doch diesmal ist sie zu weit gegangen. Glaub mir, sie braucht

diese Lektion, um mehr Respekt zu haben. Sie nimmt alles viel zu

selbstverständlich. Ihre Kräfte einschließend." Neue Tränen erglänzten auf

Bunnys Wangen. Sie ließ Siwinjas Hand los und sah zum grünen Gras herab. "Ich

weiß, aber musstest du so grausam zu ihr sein? Halte es auf, Siwinja. Bitte!"

Die Braunhaarige löste augenblicklich ihre Umarmung und stand auf. Mit einem

ersten Gesichtsausdruck beobachtete sie die kniende Gestalt vor ihr. In diesem

Moment hielten ihre Augen nichts von der Wärme und Liebe, die Rei vorher in

ihnen gesehen hatte. Sie waren fast kalt. "Es ist zu spät," erklang Siwinjas

feste Stimme. Betrübt schloss sie dann ihre Augen und senkte ihren Kopf. "Der

Zorn dieses Planeten wurde hervorgerufen und keiner kann ihn nun besänftigen.

Nicht einmal eine von uns, Schwester."
 

"Schwester?!!", schrie Rei in ihren Gedanken völlig erschüttert. Im

selben Augenblick ruckte jedoch Siwinjas Kopf in ihre Richtung, als ob sie

ihren zu lauten Gedanke gehört hatte. Wie in Zeitlupe bemerkte sie die

plötzlich schmalen smaragdgrünen Augen, die mit unverborgenen Zorn glühten.

"Wie kannst du es wagen hier her zu kommen?!" Rei trat unbewusst

zurück, als sie die offensichtliche Feindseligkeit in den Worten bemerkte.

Sogar hier in der Gedankenwelt eines anderen Menschen konnte sie die wachsende

Aura der Gefühle spüren. Und eines konnte sie mit Sicherheit sagen: Diese Frau

war ziemlich sauer.
 

***
 

Ami konnte ihre Gefühle kaum beschreiben, als sie Rei in dem Gastraum nicht

fand, wohin sie sie zusammen mit Setsuna früher gebracht hatte. Die leicht

zerknitterten Bettdecken am dem Boden bewiesen jedoch, dass ihre Freundin in

diesem Zimmer einmal gewesen war. "Aber wo ist sie jetzt?" Ami bekämpfte die

steigende Panik in sich selbst und versuchte rational zu denken. In dem

Zustand, in dem sie Rei vor wenigen Stunden behandelt hatte, konnte sie nicht

zu weit gekommen sein. Auch wenn ihr verletzter Arm versorgt wurde, war sie

viel zu schwach. "Sie muss hier irgendwo sein", sagte sich Ami energisch und

begann sofort die anderen Gasträume durchzusehen. "Ich darf nicht noch eine

Freundin verlieren!"
 

***
 

Der vor kurzem noch azurblaue Himmel wurde innerhalb wenigen Minuten von

dunklen Gewitterwolken bedeckt. Die warmen Sonnenstrahlen verschwanden und

hinterließen die Landschaft der plötzlich allgegenwärtigen Kälte. "Uranus, was

geht hier vor?", fragte Neptun leicht unbehaglich die immer noch erstarte

Sailorkriegerin. Eine Weile war es still, nur der unruhige Wind sang sein

wildes Lied, bis sich Uranus Körper plötzlich entspannte. "Ein Kampf. Das geht

hier vor", sagte sie mit einer fest entschlossenen Stimme. Sie gewann ihr

Gleichgewicht wieder und ging in eine Kampfposition über. Ihre ganze

Aufmerksamkeit wurde nun auf die junge blonde Frau gerichtet, die völlig

gelassen vor ihr stand. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie Bunnys

fragenden Blick bemerkte. "Hast du wirklich gedacht, dass du mich glauben

lassen kannst, dass mein eigenes Element gegen mich steht? Anscheinend kennst

du mich nicht so gut, wie ich gedacht habe." "Das werden wir noch sehen,

Windkriegerin. Das werden wir noch sehen..." Wie in Zeitlupe erhob die

grünäugige Bunny ihre rechte Hand, wo die feuerroten Markierungen um ihr

Handgelenk tanzten, als ob ein lebendiges Feuer auf ihrer weißen Haut brannte.

Der umgebende Wind fand bald Anklang mit ihren Kräften und schien sich nun um

seine neue Herrin zu versammeln. Ihre goldene Haare flatterten um ihren Körper

und ließen sie wie eine Rachegöttin aussehen.
 

"Lasst uns endlich anfangen!", schrie Uranus kampflustig auf und stürmte auf

die mit einem rötlichen Licht umgebene Gegnerin los. Beide waren so schnell,

dass sogar Neptun Probleme hatte, einzelne Bewegungen und Angriffe zu

unterscheiden. In der atemberaubende Geschwindigkeit konnte sie nur wenige

Fußtritte und Griffe erkennen, aber das war auch alles. Sie seufzte: "Wenn nur

Uranus nicht so starrköpfig wäre, dann wäre das gar nicht passiert. Obwohl..."

Ihr Blick wandte sich zu Bunnys Gestalt, deren Bewegungen an einen leichten

und fehlerfreien Tanz erinnerten. Doch das, war ihr Auge wirklich fing, war

ihre ungewöhnliche Aura. Der rötliche Schein vermischte sich mit dem wilden

Gewirbel der umgebenden Luft und passte sich jeder Bewegung seiner Herrin an,

als ob er ihr wirklicher Körper war.
 

Neptun blinzelte. "War das nicht gerade...?" Sie konnte nur ungläubig zusehen,

als es nochmals geschah. Es war keine Sinnestäuschung, wie sie zuvor

angenommen hatte. Es ist schnell geschehen und fast unbemerkt, aber es war da

gewesen. Gerade als Uranus einen blitzschnellen Ausfall gemacht hatte, mit der

Absicht Bunnys Magen zu treffen, schien es die leuchtende Luftmasse zu fühlen

und hatte sofort seiner Herrin geholfen auszuweichen. Jetzt ergab alles

endlich einen Sinn. Der Wind und Bunnys fremde Aura halfen ihr, kämpften für

sie. Sie waren der Grund, warum ihre Schnelligkeit mit Uranus? vergleichbar

war. Wenn man darüber besser nach dachte, nutzte sie ja im gewissen Sinne auch

dieselbe Kraftquelle wie sie. Also waren sie vergleichbare Gegner. Keine von

ihnen konnte so gewinnen. Nicht, wenn sie noch einen Überraschungstrick im

Ärmel hätten. Und dieser kam früher als erwartet. Wie in Zeitlupe sah sie, wie

Uranus ihre spezielle Faustattacke ausführte, der bisher keiner ausweichen

konnte. Ihre eigenen Augen erweiterten sich jedoch, als sie die glühende Hand

sah, die Bunnys Wange nur wenige Zentimeter verfehlen. Bunnys grünen Augen

starrten dabei in die von Uranus so leblos und kalt, dass Neptun ein kalter

Schauer über den Rücken lief. "Das kann doch unmöglich Bunny sein", flog es

ihr durch den Kopf. In Uranus' Gesicht erblickte sie Verwunderung, die sie

sehr gut nachempfinden konnte.
 

Die Windkriegerin sah die Blondine überrascht an, als ihr Gesicht nur wenige

Zentimeter an ihr eigenes kam. Alles war noch in Bewegung, als ein kaum

hörbares Flüstern dann ihre Ohren erreichte. "Ist das alles, was du drauf

hast, Uranus?" Sie runzelte ihre Stirn. Neuer Ärger erhob sich tief in ihr,

aber bevor sie auf solche Beleidigung reagieren konnte, bemerkte sie aus der

Ecke ihres Auges etwas Schnelles. "Was zu-" Weiter kam sie nicht. Mit einem

harten Seitenschlag, der einem Zusammenprall mit einem Auto ähnelte, wurde sie

unbarmherzig zu nahe stehenden Bäumen geschleudert. Neptuns Aufschrei schien

ihr in diesem Augenblick so entfernt und verschwommen. Und dann verschwand

alles unter einer neuen Welle der Qual, als sie schließlich gegen einen der

Baumstämme prallte. Das Holz hielt die Stärke des Aufpralls nicht aus und

zerbarst unter seiner Kraft. Die stolze grüne Krone, dessen Blätter unter dem

Streicheln des Windes noch flatterten, stürzte mit einem lauten Rauschen zur

Erde. Fast sofort erhob sich eine undurchdringliche Staubwolke und verhüllte

den Hof innerhalb von wenigen Sekunden. Uranus? Umgebung verwandelte sich so

in einfache Silhouetten und Schatten, unter denen sie die zu ihr laufende

Neptun fast nicht erkannte.
 

"Verdammt, was war das", knurrte sie, ihre schmerzende Schulter und Seite

reibend. Dank ihren speziellen Fähigkeiten einer Sailorkriegerin, begannen

alle ihre Verletzungen bereits zu heilen, obwohl es für ihren Geschmack viel

zu langsam ging. "Uranus?" Neptuns besorgte Stimme brachte sie schnell in die

Realität zurück. Sie sah sie kurz an und war sich einer Sache sicher. Sie

musste es beenden, solange sie die Kraft dazu hatte. Sie blickte zur

Silhouette ihrer Gegnerin, die ruhig zu ihr durch den über den Boden

aufgewirbelten Staub schritt. Noch böse sah sie auf und erstarrte. Auch wenn

die Umrisse in dem Staubschleier leicht verschwommen schienen, war sie sich

sicher, dass sie zwei rötlich leuchtende Flügel an ihren Rücken sah. Im

eigentlichen Sinne waren es keine Flügel, aber viel mehr eine konzentrierte

Energie in Form zweier großen Schwingen, die mit echten verwechselt werden

könnten. Doch dann war es wieder weg, als Bunny einige Meter vor ihr stehen

blieb und ihre Aura sich langsam senkte. "So schwach", hielten ihre Worte

nichts als Verachtung. "Von eueren damaligen Kräften ist wohl nicht viel übrig

geblieben, wie ich sehe." Das verwirrte sowohl Uranus als auch Neptun. "Wovon

spricht sie? Wir sind jetzt stark wie noch nie zu vor. Sogar im

Silberjahrtausend hatten wir nur einen Bruchteil unserer heutigen Kraft",

dachte Neptun eifrig und blickte zu ihrer Partnerin, die ebenso keine Ahnung

hatte, worüber hier gesprochen wurde.
 

"Ich denke, dass es an der Zeit ist all das zu beenden, denkt ihr nicht?" Die

kalte und gelassene Stimme von Bunny ließ beide Sailorkriegerinnen

zusammenzucken. "Oder wollt ihr noch etwas spielen?" Uranus runzelte ihre

Stirn und versuchte aufzustehen. Die Schmerzen in ihrem Körper waren jedoch

immer noch viel zu stark, als dass sie sie einfach ignorieren hätte können.

"Ruhe dich aus, Uranus. Ich werde jetzt kämpfen", erklang die mitfühlende

Stimme von Neptun, die sich gleichzeitig erhob. Plötzlich wurde sie aber in

ihrer Bewegung festgehalten, als die rechte Hand ihrer Partnerin auf ihrem

Handgelenk erschien. "Nein. Halte dich da raus, Neptun. Das ist nur zwischen

ihr und mir." Mit ihrer übriggebliebenen Kraft und zusammengebissenen Zähnen

stemmte sie sich hoch und sah Bunny kalt an. Diese war von ihrem Mut und

körperlicher Selbstbeherrschung beeindruckt, aber ließ es an sich nicht sehen.

"Du spielst mit dem Feuer, Sailor Uranus. Bringe es nicht zu weit. In deinem

jetzigen Zustand wirst du nicht einmal eine Minute überleben." Ein kühnes

Lächeln erschien als Antwort auf den Lippen der Windkriegerin: "Ich werde so

viel Zeit nicht einmal brauchen, um dich in die Knie zu zwingen, Bunny."
 

Im nächsten Moment flammte Uranus? Kampfaura auf und tanzte um ihren nun

schneller heilenden Körper. "Diesmal", entschied sie selbstsicher, "wird es

nach meinen Regeln gehen." Der allgegenwärtige Staub und liegende Blätter

wurden nochmals durch das ungezähmte Element der Luft aufgewirbelt. Die uralte

Magie des Tempels wachte zu einem neuen Leben auf, als sie sich auf ihre

innere Quelle konzentrierte, um alle ihre planetarische Energie auf ihren

stärksten Angriff zu versammeln. Die ganze Zeit hielt sie ihre Augen

geschlossen, um den Tanz des Windes um sie besser wahrnehmen zu können. Es war

fast wie immer, aber nur fast. Etwas war anders als sonst, als sie mit ihrem

Element "sprach". Jedoch hatte sie jetzt keine Zeit darüber nachzudenken. Sie

musste angreifen und zwar jetzt.
 

Das Rauschen der umgebenden Bäume schien lauter zu werden. Wie in Trance erhob

Sailor Uranus ihre Hände vor sich und ließ die sich verstärkende Brise um ihre

Finger gleiten. Auch wenn sie nur einen weißen Handschuh trug, nahm es nichts

von ihrem respektvollen Aussehen. Sogar die sichtbaren roten Narben an der

anderen Hand, die seltsamerweise noch nicht geheilt waren, verliehen ihr die

Schönheit einer starken und umbarmherzigen Kriegerin, die sie sicherlich auch

war. Ihr kurzes sandfarbenes Haar flatterte um ihren Kopf, als sie den

richtigen Augenblick kommen sah. All die Energie, die sie inzwischen um sich

zu versammeln geschafft hatte, floss nun in einen einzigen Punkt zwischen

ihren Händen. Eine einzelne Kugel erfüllt mit der Kraft ihres unzähmbaren

Elements, wuchs mit jedem weiteren Atemzug, den sie nahm. "So weit bin ich

noch nie gekommen", dachte sie mit immer noch geschlossenen Augen,

"hoffendlich klappt es."
 

Bunny beobachtete sie mit ihren smaragdgrünen Augen ruhig und gelassen. Sie

konnte die steigende Aura um sich fühlen, aber schien darauf nicht zu

reagieren. Dann brachte die sanfte Brise eine Botschaft zu ihren Ohren, die

sie erstarren ließ. Ein Vorwurf, den sie nicht ignorieren konnte. Ihr

Gesichtsausdruck erhellte sich jedoch, als sie einen einzigen Namen liebevoll

flüsterte: "Serinja." Dann schienen ihre vor kurzem so eindringende Augen

entfernt und benebelt. Es war, als ob ihr Geist zu einem anderen Ort gegangen

war.
 

Der umgebende Wind wütete mit einer ungesehnen Kraft und warf alles, was nicht

befestigt war, in die Luft. Im diesem Augenblick, als die Macht der Natur

ihren Höhepunkt erreichte, öffnete Uranus ihre blauen Augen, die mit ihrer

inneren Magie glühten. Ihre Muskel waren angespannt, wie sich der endgültige

Augenblick näherte. Die tobende Energiekugel in ihren Griff zu halten kostete

sie ihre restliche Kraft, aber sie weigerte sich aufzugeben. Nicht wenn sie so

nah war.
 

Und dann kam, was kommen musste. "Gemini-Twister!!" Der mit starker

Magie erfüllte Schrei hallte durch den verlassenen Tempelhof und den

nahgelegenen Wald wie ein schlechtes Omen. Die in Uranus? Händen unruhige

Kugel wurde augenblicklich losgelassen, um die verborgenen Geheimnisse ihrer

Stärke zu lüften. Doch im selben Moment, als die vor kurzem noch gefesselte

Energie den Ruf der Freiheit erhörte, spaltete sie sich in zwei gleich

aussehende Sphären ? Zwillinge in Kraft und Stärke. So wie Uranus? vorher

angewendete Angriffe, waren auch diese das genaues Spiegelbild ihrer Macht.

Sofort steuerten sie auf die schweigende Gestalt von Bunny, die anscheinend

nichts von der bevorstehenden Gefahr ahnte.
 

Kleine Steinchen wurden durch die gewaltige Attacke in die Luft gehoben und

vermischten sich mit den aufgewirbelten Blättern des gefallenen Baumes. Die

Zerstörung kam ihrem Ziel immer näher, bis es nur wenige Meter von ihr teilte.

Doch plötzlich, wie Bunnys geheimnisvollen Kräfte verschwunden waren, kehrten

sie auch zurück. Die rötliche Aura flammte um ihren Körper auf und verlieh ihr

nochmals das Aussehen einer entschlossenen Rachegöttin. Einer Rachegöttin, die

zu allem bereit war.
 

Mit Leichtigkeit, die nur Bunny hervorbringen konnte, erhob sie ihre rechte

Hand vor sich. Ihre offene Hand ballte sich jedoch sofort zu einer Faust. Und

wie durch Geisterhand wurden sechs große Steinplatten aus dem Hofpflaster

ausgerissen und in die Luft gehoben. Nicht zu spät, denn im selben Augenblick

fand die doppelte Attacke ihr Ziel und lähmte alles mit einer ohrenbetäubenden

Explosion, die eine Antwort auf ihren Widerstand war.
 

Der ganze Hof wurde sofort mit dem aufgewirbelten Staub und Blätter bedeckt,

die den Überblick über den Kampfboden für eine Weile nahmen und die beide

Sailorkriegerinnen in Unwissenheit ließen. Aber nicht für lange. Wie sich die

Aussicht klärte, wurden immer mehr die Nachwirkungen solchen machtvollen

Attacke enthüllt. Denn was vor wenigen Minuten ein friedlicher Ort für Gebete

und Meditation war, verwandelte sich nun in einen Platz der völligen

Verwüstung. Die vor kurzem schwebende Steinplatten lagen zerschmettert und

verstreut überall. Die vorher gefallene Baumkrone war jetzt nicht die einzige,

die den Boden bedeckte. Mit ihnen viele Zweige und größere Äste, die die

Atmosphäre der Zerstörung nur verstärkten. Uranus schluckte entsetzt und fiel

erschöpft auf ihre Knie. "Was habe ich getan?"
 

***
 

"Rei!!!", schrie Ami durch die dunklen Flure des alten Sinto-Tempels mit

bereits verzweifelten Stimme. Während der wenigen Minuten, in denen Ami fast

jeden Teil des Gebäudekomplexes durchgesehen hatte, fühlte sie sich innerlich

immer mehr verzweifelt. Die steigende Panik bekämpfte sie nicht mehr. Es hatte

auch keinen Sinn. Zuerst hatte sie die anderen Schlafzimmer durchgesehen ?

Yuuichirous anschließend. Sagen wir, dass ein schnarchender und sabbernder

Yuuichirou nicht das Beste war, das es sich so früh am Morgen zu sehen lohnte.

Ami seufzte bei der Erinnerung. Zwar murmelte der verliebte Mann Reis Namen

immer wieder, aber die gesuchte Frau konnte sie nirgendwo im Zimmer entdecken.

Und zum Schlafzimmer von Reis Großvater entschied sie für alle Fälle nicht zu

gehen. Wer weiß, was ein von jungen Mädchen besessener alter Mann träumen

konnte. Das wollte sie wirklich nicht wissen.
 

Völlig in Sorge um ihre vermisste Freundin, ging Ami um die nächste Ecke und

hielt sofort inne. Dort vor der Tür stand eine erstarrte Rei und machte den

Anschein, dass sie gerade einen Geist gesehen hatte. "Warum hält sie ihre Hand

in die Luft?" Ami zog verwirrt ihre Augenbraue hoch. Mit lautlosen Schritten

gelang sie dann zu ihrer Freundin, die sie anscheinend immer noch nicht

bemerkte. "Rei, du solltest nicht aufstehen. Du bist immer noch viel zu

schwach", belehrte sie sie, bekam aber keinerlei Antwort. Sie blinzelte

verwirrt. Das war Rei gar nicht ähnlich, um ihr Gemotze so schweigsam

anzunehmen. "Rei? Alles in Ordnung?" Keine Reaktion. Ami fuchtelte noch etwas

mit ihrer Hand vor Reis Gesicht. Auch diesmal vergeblich. Die vergessene Panik

kehrte augenblicklich zurück. "Rei?"
 

Ohne, dass Ami es irgendwie vorhergesehen konnte, erwachte Rei plötzlich aus

ihrer Erstarrung. Ihre gedämpften Aufschreie und Heiserkeit erfüllten sofort

die Stille des dunklen Flurs, als sie hilflos in die Knie sank. Mit weit

aufgerissenen Augen und blassen Wangen hielt sie ihre Kehle und kämpfte um

jeden Atem, der sich ihr weiterhin entzog. "Rei!!", schrie Ami verzweifelt auf

und kniete sofort neben der zusammengebrochenen Frau. "Rei!! Was ist mit dir?!

Oh Gott!!" "A...Am...mi", würgte Rei daraus und ergriff das Handgelenk der

Blauhaarigen in einem festen Griff. Plötzlich als sich Ami gerade an den Erste

Hilfe-Kurs erinnerte, lockerten sich alle Reis verkrampfte Muskeln und sie

sank schwach zu Boden. Ami schrie erschrocken auf und begann, die bewusstlose

Frau zu schütteln. "Ami", murmelte Rei kaum hörbar. Sie öffnete ihre Augen und

sah sie ernst an. "Haruka - Michiru..." Sie machte Pause, die Luft in ihre

entleerten Lungen einatmend. "...geh - ihnen - helfen." "Aber, Rei! Ich kann

dich doch nicht-" "Geh!", unterbrach die Priesterin mit einer festen Stimme,

aber begann es augenblicklich zu bedauern, als ein starker Husten ihre

restlichen Kräfte forderte. Ami zögerte noch, ihre Freundin in einem solchen

Zustand zu verlassen, aber stand schließlich auf und lief weg. Rei konnte es

immer noch nicht glauben, was sie vor wenigen Sekunden erlebt hatte. Ihr

schmerzender Hals und schwere Atmung erinnerte sie jedoch gerne an die

Ereignisse, die sie in einen solchen Zustand brachten. In wessen Gedankenwelt

sie auch unfreiwillig eingedrungen war, sie würde es nie wieder tun. Da war

sie sich sicher. Die Bilder in ihren Gedanken waren zu lebhaft und zu

schauderhaft.
 

Sichtbar erschöpft begann sie ihre Schläfe zu massieren, um den unerträglichen

Schmerz zu erleichtern. Wie aus dem Nichts tauchten jedoch Bilder auf, die sie

nicht sehen wollte. Die unendliche Ebene, Schneeflocken, Bunny, Federn und

schließlich Siwinja. "Oh Gott, wer oder was ist diese Siwinja?...", flüsterte

sie gebrochen, und blickte langsam auf, als ein einziges Wort in ihren

Gedanken auf tauchte. Schwester.
 

"Wer bist du wirklich, Bunny?"
 

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Anmerkung des Autors:

Ich sage es ungern, aber das nächste Kapitel wird wahrscheinlich erst nach den

Weihnachten kommen. Da mir das 5. Semester bald enden wird, kommen einige

Tests auf mich zu. *seufz*

Ich bitte euch um viel Geduld. Ich werde versuchen, die Fortsetzung viel

früher zu posten, als es bei diesem Kapitel war (fast 3 Monate sind auch für

mich viel zu viel ~.~").

Vielen Dank für euer Verständnis!

Kapitel 63 - Die Macht und ihre Opfer

Hallo jeder!

Zuerst möchte ich mich bei allen meinen Lesern und Kommischreibern für ihre unermessliche Geduld bedanken. Ich weiß, dass es diesmal extrem lange genommen hat, bevor dieses Kapitel schließlich online gestellt wurde. -.-""

Was soll ich dazu sagen... Es hat einige Schwierigkeiten gegeben, seitdem ich das Kapitel vor etwa einem Monat beendet habe: Zuerst ist die Datei verloren gegangen (bis heute weiß ich nicht wie), dann hatte meine Betaleserin Virenprobleme und zuletzt musste ich seit etwa 14 Tagen wegen Grippe im Bett bleiben und Pillen schlucken. *igitt*

Da meine Betaleserin wahrscheinlich immer noch mit ihrem Computer kämpft, lasse ich dieses Kapitel unbetan und veröffentliche es so, wie ich es geschrieben habe. Ich hoffe, dass ihr mir deswegen den Kopf nicht abreißen und trotz den möglichen Fehlern es genießen werdet.

Viel Spaß beim Lesen! ~.^
 

Euere Jacquelin und Sandra


 

Kapitel 63 - Die Macht und ihre Opfer
 

Die Kälte war wieder zurück. Das vor kurzem erwachte Leben der endlosen Ebene starb unter der unbarmherzigen Schönheit des Winters, deren Quelle in einer jungen Frau lag. Der kalte Nordwind spielte mit ihrem kastanienbraunen Haar und bodenlangen Gewand und verlieh ihr somit einen Hauch von Ungreifbarkeit und Stärke. Sie war die Herrin und Göttin dieses Ortes. Das Alpha und Omega dieser geisterhaften Welt, die tief in sich eine zarte Blume der Hoffnung auf bewahrte. Eine Blume im Form eines unschuldigen Engels, der zur Zeit auf dem Boden nicht zu weit hinter der schweigenden Eiskönigin saß. Ihr goldenes Haar wurde von ihren typischen Haarknoten losgelassen und bedeckte ihr Kleid und die eingefrorene Erde um sie. Kleine Schneeflocken glitzerten auf ihrem Gewand, dessen Farbe mit ihren blaßen Wangen fast vergleichbar war. Ihre dunkelblauen Augen beobachten die stehende Frau vor ihr, deren harmloses Aussehen im direkten Kontrast mit ihrem zornigen Blick war. "Verzeih mir, Siwinja", flüsterte die sitzende Schönheit schwach. Sie senkte ihren mit Tränen erfüllten Blick zu ihrem Schoß, wo sie in ihrer rechten Handfläche eine kleine Feder hielt. Das silberne Gefieder glitzerte nicht lange. Mit dem nächsten Windzug löste es sich in Nichts auf und hinterließ eine Leerheit nicht nur zwischen ihren Fingern, aber auch in ihrem Herzen. Sie hatte es getan, aber bedauerte es nicht. Wie in Zeitlupe schloss die junge Frau ihre Hand und ihre Augen.
 

Siwinja schwieg immer noch. Ihre smaragdgrünen Augen bewegten sich nicht und waren fest auf einen einzigen Punkt vor ihr gerichtet, wo sie vor wenigen Momenten einen unerwünschten Eindringling gefunden hatte. Sie konnte die Sailorkriegerin leicht für ihre Kühnheit bestrafft haben. Ihre Macht war innerhalb dieser Welt grenzenlos. Genau so wie ihr Wille. Es fühlte sich wie damals, als sie noch lebendig war und das Feuer in ihr loderte. Doch diese Illusion war in dem Moment verschwommen, als sich ihre Schwester eingemischt hatte. Zwar war Siwinja jetzt die stärkere von ihnen, aber das hier war immer noch Serinjas innere Welt und ihr Wunsch stand über sie. Doch für welchen Preis? Die Marskriegerin war jetzt weg, so wie die letzten Tropfen der Macht, die Serinja in ihrem Herzen für ihren eigenen Schutz auf bewahrte. Aber das, was Siwinja am meisten erschüttert hatte, war nicht Serinjas Opfern der Kraft, vielmehr war es die Tatsache, dass sie diese Kraft gegen sie gebraucht hatte. Der Zorn in Siwinjas Augen verwelkte langsam, um augenblicklich vom Schmerz der Verrat ersetzt zu werden.
 

Ihre Schwester, ihr eigenes Blut wandte sich gegen sie. Eine einzelne Träne glitt ihre Wange runter. Innerlich verletzt schloss sie ihre Augen. "Warum?", flüsterte sie leise. Serinjas Kopf blieb gebeugt. Sie hatte nicht den Mut ihrer Schwester in die Augen zu sehen. "Ich musste dich aufhalten, Siwinja. Glaub mir, ich konnte nicht anders. Du darfst Rei nichts antun." In diesem Moment erhob sich etwas tief in Siwinjas Herzen. Das Gefühl des Verrats wurde stärker. Schmerzerfüllt drehte sie sich schließlich zu ihrer sitzenden Schwester. "Dann sind dir Fremde wichtiger als deine eigene Schwester?" Serinja antwortete nicht, stattdessen stand sie auf und ging langsam zu ihr. Ihre dunkelblauen Augen glänzten mit etwas Undefinierbaren, als sie schließlich einen Schritt vor Siwinja an hielt. Diese beobachtete sie verwirrt, aber auch misstrauisch. Doch als Serinja eine Hand zu ihrer Wange erhob und die Worte sprach, die sie nie hören wollte, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. "Die Wahrheit ist immer schmerzlich", dachte sie bitter.
 

***
 

Es waren so viele. In der ganzen Schnelligkeit und gefährlichen Harmonie ihrer Bewegungen konnte sie ihre genaue Zahl kaum bestimmen. Sie waren die unruhigen Geister dieser verlassenen Stadt. Die irrenden Seelen, die keine Ruhe finden konnten und von einem dunklen Fluch um ihre Leben beraubt wurden. Getrieben von einer spürbaren Verzweiflung, griffen sie nun das einzige Lebewesen an, das sie in den stillen Straßen von Tokio gefunden hatten. Sie. Die goldene Kriegerin der Milchstraße und Wächterin des Sternenvolkes. Sailor Galaxia.
 

"Galaxy-Light!" Ihre starke und klare Stimme hallte durch die verlassenen Straßen und kehrte dann noch mehrmals zu ihr zurück. Die legendäre Waffe in Form eines langen goldenen Schwertes, nahm alle ihre erwachte Kraft in sich auf und verwandelte die düstere Umgebung für einen Bruchteil einer Sekunde in einen einzigen Fluss des Lichts. Es bedeutete Erlösung und Freiheit, die so viele von ihren Gegnern flehten und suchten. Doch es reichte nicht. Nicht bei ihrer jetztigen Zahl, die deutlich ihre Möglichkeiten über schritt. Der blendende Schein verlor sich innerhalb von wenigen Sekunden und erlag der wachsenden dunklen Aura dieses Ortes, die mit jedem ihren Herzschlag ununterbrochen wuchs.
 

***
 

Der kalte Nordwind tanzte um die zwei stehenden Frauen, die in diesem Land ohne Leben und Hoffnung wie zwei Engel der Erlösung schienen. Die letzten Lebewesen dieser verlassenen Welt, die einmal blühendes Paradies war. "Ich spüre deinen Schmerz, Siwinja. Tief in dir verbirgst du deine Angst und Schmerz, die dich langsam von innen vergiften", wisperte Serinja mit einer sanften Stimme und sah die Tränen an, die ihre kalten Finger mit einer Wärme zart berührten. "Ich kann es nicht mehr erlauben, dass du dich mit einer solchen Tat in die Dunkelheit stürzt. Deine Angst jemandem zu vertrauen, beraubt dich um deine Lebensessenz und dein wahres Wesen. Der Schmerz nimmt dich von mir weg, Siwinja. Ich bitte dich, lasse es nicht zu. Auch wenn wir große Last auf unseren Schultern tragen, bedeutet es nicht, dass wir keinem vertrauen können. Glaub mir, nicht jeder hat die Absicht dich bei der nächsten Gelegenheit zu verletzen. Auch wenn es manchmal geschieht..." Serinjas Stimme wurde plötzlich trauriger, als sie die Bilder der Vergangenheit herbei rief. "Damals während der ersten Rebellion, als ich ich dich gebeten habe, einen Mann zu verschonen-" Ihre Stimme versagte. Es war zu hart, sich daran wieder zu erinnern. Sie schluckte und versuchte es nochmals: "Wenn ich gewusst hätte, dass er mein Schwert-" "Sch", unterbrach Siwinja sie plötzlich und zog sie in eine besänftigende Umarmung, "sprich darüber jetzt nicht, Serinja. Es ist geschehen und niemand kann es mehr ändern."
 

Nach einer Weile des Schweigens erhob Serinja ihren Blick zu den smaragdgrünen Augen vor ihr. "Ich weiß, dass ein Verrat einen tief verletzen kann, Siwinja. Aber das ständige Misstrauen und die Angst in deinem Herzen sind viel schlimmer. Glaub mir. Auch wenn du verraten wirst, ist es besser, als nie die Wärme einer anderen Person kennenzulernen."
 

Siwinja blickte in die besorgten Augen, die sie so viel auf den Nachthimmel der Erde erinnerten. Ihre Schwester, das kleine Mädchen, dass sie immer dachte um unschuldig und naiv zu sein, war unbemerkt zu einer weisen jungen Frau herangewachsen. "Ja, sie wird eine sehr gute Mutter sein", dachte Siwinja zufrieden. Mit neuen Gedanken kam aber auch neue Entschlossenheit. Serinja war nun wegen ihr schutzlos. Noch dazu, was sie in der Realität für Sailor Uranus vorbereitet hatte, konnte sie sicher sein, dass ihre Schwester nicht überleben würde. Ihre Seele und Herz waren rein und somit wäre sie auch das Hauptziel, dessen was kommen sollte. "Ja, Uranus wird noch ihre Lektion bekommen", dachte sie insgeheim, "aber ich werde das Leben meiner Schwester nicht gefährden."
 

***
 

Galaxia kämpfte wie eine Löwin, die ihre Jungen schützt. Und trotzdem reichte es nicht. Viele kleinere und größere Wunden bedeckten ihren jetzt erschöpften Körper, der versuchte dem Tod bringenden Tanz der Schattenwesen soweit auszuweichen. Die wenigen Minuten, in denen sie um ihr Leben kämpfte, schienen sich jetzt in lange Stunden verwandelt zu haben. Das ganze Angreifen und Verteidigen verwandelten langsam in einen vergeblichen Kampf mit einer Hydra. Denn wenn auch sie viele ihre Gegner mit einem einzigen Schwung ihres Schwertes besiegte, tauchten gleichzeitig noch mehr von ihnen auf und alles fing vom Neuen an. Sie schienen von ihr wie Motten vom einem Licht eingezogen zu werden. Der ganze Kampf verlor langsam seinen Sinn.
 

Messerscharfe Klauen drangen plötzlich in ihr Fleisch und sie schrie schmerzerfüllt auf. "Zu viele!!", schrie ihr Geist verzweifelt. Ihr Schwert, ihre einzige Waffe wurde in diesem verhängnisvollen Moment der Unaufmerksamtkeit aus ihrer Hand geschlagen und in die schwarze Menge um sie geworfen. Sie war schutzlos und den Launen dieser Wesen völlig ausgeliefert. Umzingelt und mit nur wenig Kraft, um sich weiter zu verteidigen, stürzten sie sich sofort auf sie wie eine Horde von hungrigen Wölfen. Und in diesem Moment war sie verloren...
 

***
 

"Du hast Recht, Serinja. So wie immer." Ein Lächeln erschien auf Siwinjas Lippen. "Keiner soll mehr leiden. Doch du weißt so wie ich, dass ich den Zorn dieses Planeten nicht mehr aufhalten kann. Sailor Uranus wird ihre Lektion bekommen." Die Blondine wollte protestieren, aber Siwinja ließ es nicht zu. Mit einem Zeigefinger zu ihren Lippen, brachte sie den erschrockenen Engel zum Schweigen. "Aber ich werde ihr etwas helfen. Erinnerst du dich an Setsuna und Hotaru?" Serinja nickte kurz, aber verstand nicht. "Sagen wir mal, dass sie nicht so hilflos sind, wie sie scheinen", erklärte sie schlau lächelnd, als sie ihren noch mehr verwirrten Gesichtsausdruck sah. "Es gibt viele Sachen, an denen du dich nicht mehr erinnerst, Schwesterherz. Und anscheinend schließt das auch dein Erbe ein." Serinja runzelte ihre Stirn. Sie hatte keine Ahnung wovon die Rede war und hatte so viele Fragen, die aber nicht geantwortet werden sollten. Denn im selben Augenblick konnte sie das Stirnzeichen ihrer Schwester sehen aufzuflammen und fühlte, dass auch ihrig auf diesen stillen Ruf reagiert. Beruhigende Wärme erfüllte ihren kalten Körper und schien sie ins Vergessenheit zu locken. Wie aus einer großen Entfernung, hörte sie den sanften Worte ihrer Schwester zu. Sie wusste nicht wie, aber ihre Augenlieder fielen und ihre Sinne verschwammen wie ein Morgennebel mit den ersten Sonnenstrahlen.
 

Siwinja hielt dagegen ihren jetzt schlappen Körper in ihren Armen und beobachtete ihr verwelkendes Stirnzeichen. Sie konnte sagen, dass es sich bereits begonnen hatte zu verändern. Aber es war noch viel zu früh, um sagen zu können, in was es sich umformen würde. Vorsichtig legte sie den träumenden Engel auf den eingefrorenen Boden, auch wenn sie wusste, dass der von ihr hervorgerufene Schlaf nicht so leicht gestört werden konnte. Sie entfernte noch eine goldene Haarsträhne aus Serinjas blasser Wange, bevor sie sich wieder auf richtete. Sie beobachtete ihr schlafendes Gesicht und versuchte sich dieses Bild gut einzuprägnen. Vielleicht war es das letzte Mal, als sie sie so sorgenlos und ruhig sah. Und vielleicht war es auch das letzte Mal, als sie sie überhaupt sah. Seufzend trat sie wenige Schritte zurück. Dann mit erfahrenen Bewegungen ihrer Hände begann sie ihre Kräfte zu beschwören. Der umgebende Nebel wirbelte im Tanz des Windes und schien sich um die schlafende Schönheit zu versammeln. Und wie durch Zauberei erschien ein undurchdringlicher Schild über den ahnungslosen Engel. Entfernt erinnerte er an einen altegyptischen Sarkophag, Nur mit dem Unterschied, dass dieser völlig aus Eis und Schnee bestand und keineswegs eine Tote auf bewahrte. Siwinja trat zu ihrem Werk näher und betrachtete das Spiel des Lichtes, das den bewegungslosen Körper im Innern zart berührte. Leicht strichen ihre Finger über die eisige Oberfläche, als ob sie damit die Magie siegeln konnte. "Das wird dich schützen, Schwesterherz. Hier bist du sicher."
 

Siwinjas smaragdgrünen Augen füllten sich für einen kurzen Augenblick mit Tränen, aber sie wandte sich schnell ab, bevor weitere Gefühle sie verraten konnten. Mit langsamen Schritten begann sie in die weiße Ferne wegzugehen. Ihr bodenlanges Gewand und kastanienbraunes Haar flatterten hinter ihr, bis ihre Gestalt in dem allgegenwärtigen Nebel verschwand und nichts als eine endlose und verlassene Ebene hinterließ. Ihre letzten Worte wurden von dem tanzenden Wind weggetragen, aber fanden dann doch ihren Weg zu der einzigen Person, für die sie bestimmt waren. "Lebewohl, Schwester..."
 

***
 

Es war nur wenige Momente nach der Explosion, die das Aussehen eines einzigen Platzes für immer verändert hatte. Eine einfache Attacke hervorgerufen von einer Sailorkriegerin mit einem verletzten Stolz, hatte alles innerhalb eines Augenblicks in einen Ort der völlig Zerstörung verwandelt. Das, was einmal ein blühender Sakurapark im Frühling gewesen war, erinnerte jetzt viel mehr an eine Landschaft, die die Kräfte eines gewaltigen Orkans erlebt hatte. Viele der alten Bäume waren aus dem Boden mit Wurzeln ausgerissen worden und lagen mit abgebrochenen Ästen verstreut über den ganzen Hof. Die starke Magie, die eng mit den zwei zerstörerischen Lichtkugeln verbunden war, schwebte noch in der Luft und war jetzt wahrscheinlich im Radius von 10 Kilometern auch spürbar. Neptuns Talisman zitterte noch unter der befreiten Kraft, die hinter so einer einfachen Attacke verborgen war. Sie konnte es kaum glauben, dass Uranus zu so etwas überhaupt fähig gewesen war. Auch ohne Amis wissenschaftliche Unterstützung konnte sie sagen, dass die entstandene Energie mit der Kraft eines kleinen Silberkristalls vergleichbar gewesen war. Etwas, was bei den Sailorkriegern dieses Sonnensystems undenkbar war.
 

Besorgt über ihre Partnerin, die zu solcher Kraftströmung innerhalb sich selbst ungewöhnt war, kniete Neptun zu ihr nieder und überprüfte sie schnell nach irgendwelchen Verletzungen. Zufrieden stellte sie nur eine annehmbare Erschöpfung fest, die nach wenigen Ruhestunden verschwinden sollte. Doch etwas ließ sie innehalten. Uranus' Augen waren matt und in eine bestimmte Richtung gerichtet. Neptun runzelte ihre Stirn und sah zur Epizentrum der Explosion, die noch in einer undurchsichtigen Staubwolke verhüllt wurde. Es war unmöglich, das Bunny solcher Energie standhalten konnte. Vielleicht als Sailor Moon hätte sie eine Chance, aber unverwandelt... Sie blickte nochmals zu Uranus, deren Gesichtsausdruck immer noch der gleiche leere war. "Akzeptiere es, Uranus. Bunny ist tot. Keiner konnte so etwas überleben. Nicht einmal mit ihren neuen Fähigkeiten." Schweigen war die einzige Antwort, die sie erhielt. Neptun wurde langsam besorgt. "Alles in Ordnung, Uranus?" Wie in Zeitlupe erhob die Windkriegerin ihren Kopf und sah sie fest an. Neptun war sich nicht sicher, was sie in den sturmblauen Augen sah, aber es ließ sie innerlich erschaudern.
 

"Du irrst dich, Neptun", wisperte die Windkriegerin und begann ihre frischen Narben an ihrem Handgelenk zu reiben. Sie prickelten leicht. Eine leichte Brise wehte im selben Moment durch den zerstörten Hof und befreite schließlich den lang erwarteten Anblick, der aber nur Sailor Neptun den Atem nahm. Dort vor den beiden Sailorkriegerinnen noch teilweise verhüllt in dem aufgewirbelten Staub, stand die grünäugige Blondine, die die selbstsichere Windkriegerin vor wenigen Minuten zu einem Duell herausgefordert hatte. Sie stand stolz und entschlossen. Und auch wenn der Angriff sie nicht so viel verschonte, wie sie wahrscheinlich gehofft hatte, hatte sie das geschafft, was für andere undenkbar war. Sie hatte überlebt.
 

Ihre Kleidung war auf einigen Plätzen zerrissen und flatterte mit dem tanzenden Wind um sie. Schmutz bedeckte ihre bis vor kurzem sahnige und unbefleckte Haut, die mit kleinen Schweißtropfen schimmerte. Kleine Kratzer bedeckten die Rücken ihrer Hände, die einen Mangel an gewissen roten Linien hatten. Doch wenn man besser hinsehen würde, würde man bemerken, dass eine andere Röte sie bereits ersetzt hatte. Blut. Es durchnässte ihren rechten Ärmel in der Höhe ihres Ellbogens und hinterließ eine klare Spur im weißen Gewebe ihrer Bluse bis zu ihren Fingern. Kleine dunkelrote Tropfen fielen auf den kalten Boden unter ihr, der immer noch spürbar unter ihren Beinen zitterte. Doch das interessierte die junge Frau wenig.
 

Haarsträhnen, die sich aus den üblichen Knoten auf ihrem blonden Kopf gelöst hatten, waren in ihre Augen gefallen und schimmerten sie so vor neugierigen Blicken um sie. Aber nicht lange, denn plötzlich erhob sie stolz ihren Kopf. Ihr Gesichtsausdruck war unlesbar und ihr Blick fest auf die zwei Frauen vor ihr gerichtet. Oder so schien es. Denn als sich alles um sie in eine tiefe Stille verhüllte und nur der tanzende Wind sein trauriges Lied sang, erglänzten ihre ungewöhnlichen smaragdgrünen Augen mit klaren Tränen, die im folgenden Moment über ihre mit Staub bedeckten Wangen herunter glitten.
 

Stolz. Verantwortung. Einsamkeit. Das war ihr Schicksal. Ihre Lebensbürde.
 

***
 

Alles verschwamm in einem Strudel von wilden Farben. Ihre Sinne wurden mit jedem Atemzug, den sie nahm, schwächer und unklarer. Sie waren noch um sie. Sie konnte sie fühlen. Ihre scharfen Klauen, schwarze Umrisse und feindselige Blicke. Sie wurde ihnen wie ein Kriegsopfer ausgeliefert. Ein schutzloses Kaninchen im Angesicht eines ganzen hungrigen Wolfsrudels. Doch sie würde diese selbstmörderische Aktion wieder tun, wenn es bedeuten sollte, dass sie damit unschuldige Leben retten würde. Hauptsächlich das von Mamoru. Denn tief in sich wusste sie, dass sie es Bunny schuldete.
 

Die unruhige Dunkelheit vor ihr, die die Massen ihrer Feinde dar stellte, erstarrte für einen kurzen Augenblick. Der zischende Ton ihrer Stimmen starb ab. Eine bedrückende Stille breite sich um sie aus. Die Angst, die ihr Herz für die letzten Minuten beherrschte, wurde hundertfach stärker. Dazu konnte sie sagen, dass ihre Sailorkräfte langsam, aber sicher ins Nichts verschwinden. Die letzten Reste des galaktischen Lichts in ihr wurden durch die Furcht verdängt und hinterließen sie als eine gewöhnliche Sterbliche zurück. "Nein! Das darf nicht geschehen! Nicht jetzt!! Nicht hier!!", schrie ihr stolzer Geist gegen die Dunkelheit, die sich in ihrem Bewusstsein ausbreitete. Doch die letzte Verteidigung fiel so leicht, als eine starke Energiewelle alles um sie erfasste. Es war der Moment ihres letzten Aufschreis in die allgegenwärtige Finsternis ihrer Gedanken. Der letzte Hilferuf ihres unbändigen Geistes.
 

***
 

Sie sahen sich an. Keine von ihnen wagte sich zu bewegen, gar zu atmen. Sturmblaue Augen gegen smaragdgrüne. Eine Sailorkriegerin gegen eine Wächterin. Zwei völlig unterschiedliche Frauen, die in Wirklichkeit so gleich waren. Wie Wasser und Eis - zwei Formen desselben Elements. Und vielleicht war es auch einer der Gründe, dass keine von ihnen das unvermeidliche Gespräch anfangen wollte. Denn viel zu viele Fragen umgaben die geheimnisvolle Bunny, als dass man auf sie einfach antworten könnte. Doch bevor ein einziges Geheimnis gelüftet werden konnte, wurde die holzerne Tür hinter Uranus und Neptun plötzlich aufgerissen, um eine beunruhigte Ami mit ihrem Verwandlungsstab in ihrer Hand zu offenbaren. Diese erstarrte augenblicklich in ihrer Bewegung, als sie alle gegenwärtige Augen auf sich fühlte. "Habe ich etwas verpasst?", murmelte sie etwas überrascht an der unerwarteten Aufmerksamkeit. Nach Reis besorgten Worten hatte sie erwartet, Haruka und Michiru in einem harten Kampf verwickelt zu finden. Nicht in einer so stillen und ruhigen Atmosphäre.
 

Plötzlich runzelte Ami ihre Stirn und lockerte ihre erstarrte Haltung, als sie den jetztigen Zustand der Natur um den Tempel bemerkte. Ihre Augen wurden sofort breiter. "Was ist denn hier passiert?" Sie nahm ein paar Schritte von der Tür und sah sich besser um. "Ist ein Tornado hier duchgerast oder was?" Sie blickte fragend zu Uranus und Neptun, nur um festzustellen, dass ihre Augen sich nochmals zu der nicht zu weit stehenden Gestalt einer jungen Frau gerichtet hatten. Ami folgte der Richtung und erstarrte für das zweite Mal an diesem Tag. "Bunny?", flüsterte sie überrascht und wollte auch schon zu ihrer lange verlorenen Freundin gehen, als sie dir kleinen Unterschiede in ihrem Aussehen bemerkte. Sofort hielt sie inne. "Grüne Augen..." Sie runzelte ihre Stirn. "Bunnys sind dunkelblau so wie der Nachthimmel beim Vollmond. Nicht grün." Die allgegenwärtige Stille wurde plötzlich von einer festen und ruhigen Stimme gestört, die sofort Amis Gedanken umleitete. "Ich sehe, dass ihr Unterstützung bekommt." Für einen kurzen Moment reiste Bunnys Blick zu Amis Verwandlungsstab, als ob sie nicht sicher war, dass sie wirklich eine Sailorkriegerin war. "Sailor Merkur nicht wahr?" Amis Augen erweiterten sich. "Seit wann weiß Bunnys nicht, welche Verwandlungsform ich habe?", dachte sie entsetzt.
 

"Jetzt zu dir, Uranus", sprach die Blondine weiter, eine Antwort von Ami nicht erwartend. "Ich nehme an, dass dir mein kleines Geschenk gefallen hat, auch wenn es zu zerstörende Folgen hatte." Ihr Blick glitt kurz über die vernichtene Umgebung, um nochmals den verwirrten Gesichtsausdruck ihrer Gegnerin zu treffen. "Doch du kannst dich geehrt fühlen, Uranus. Ich verleihe nicht jeden Tag meine Kräfte einer wie du." Die Augen der Windkriegerin erweiterten sich und unbewusst berührte sie die nun blassen Narben an ihrem rechten Handgelenk. "Richtig geraten", lächelte die Blondine zufrieden, "du kannst die Energie immer noch in sich fühlen, nicht wahr? Es würde mich nicht überraschen. Aber das war nicht das, was ich beabsichtig hatte. Zwar hat mich dein Angriff einiges gekostet, aber für das, was du damit ausgelöst hast, hatte es völlig gereicht." "Ausgelöst? Wovon sprichst du?", trat jetzt Uranus näher. Sie bekam langsam das Gefühl, das es da noch mehr gab, als es den ersten Anschein hatte. "Das wirst du bald herausfinden", flüsterte Bunny kaum hörbar und drehte sich zu der Stadt hinter ihr, die sich von ihren smaragdgrünen Augen in die Ferne ausbreitete, "weil sie kommen..."
 

***
 

Fremde Geräusche drangen zu ihren Ohren und brachten sie so zurück zum Bewusstsein. Auch wenn sie nicht die Kraft hatte, ihre Augen zu öffnen, war sie sich sicher, dass sie sich zurück zu Himiko verwandelt hatte. So wie ihre Sailorkräfte war auch die bedrückende Dunkelheit um sie weg. Sie konnte nicht sagen, wann ihre Angreifer verschwanden. Ob von der Energiewelle oder danach. Sie wusste es einfach nicht. Das gleiche gilt für die Art ihres Abgangs. "Vielleicht haben sie sich ein neues Opfer gefunden", dachte sie gedrückt und erzitterte bei den Gedanken, dass jemand anderer das gleiche erleben muss, wie sie vor wenigen Minuten. Doch sie schob diese deprimierende Bilder beiseite. Jetzt hatte sie ein anderes Problem. "Wie komme ich von hier weg, wenn ich nicht einmal meine Augen öffnen kann?", dachte sie bitter, als sie den kalten Bürgersteig unter ihrem Rücken fühlte. "Vielleicht kommt Minako zurück. Oder Makoto..."
 

Die entfernten Geräusche, die sie zuerst für hungrige Ratten in der nahen Seitengasse hielt, wurden plötzlich lauter. "Was war das?" Sie wollte so gerne aufstehen und die Quelle untersuchen, was ihr jedoch nicht gegönnt wurde. Sie wusste zu gut, dass sie in ihr Schwert zu viel von ihrer eigenen Energie gab. Und jetzt musste sie sich mit den Konseqvenzen solcher Tat befassen. "Wahrscheinlich wird es noch zwei oder drei Stunden dauern, wenn ich mich wieder normal bewegen kann. Und bis dahin-" "Ich hab' sie gefunden!", schrie jemand plötzlich nicht zu weit weg von ihr und störte sie in ihrem Grübeln. Sofort wurde sie aufmerksam. Leichte Schritte kamen bis zu ihr und hielten neben ihrem Kopf an. "Minako?", wollte sie fragen, aber keine Worte verließen ihre erstarrten Lippen. "Verdammt! Wenn nur ich meine Augen öffnen könnte!" Plötzlich fühlte sie einen warmen Atem an ihren kalten Wangen, als sich die Person über sie beugte. Dann kamen sanfte Fingerkuppen, die zart und fast besorgt über ihre Stirn strichen. Zuerst war sie nur etwas überrascht, was jedoch bald zu einer gänzlichen Verwirrung wurde, als sie die Fingerkuppen über ihre Wangen zu ihren Lippen gleiten füllte. "Was tut Minako da?", begann sie unruhig zu werden.
 

"Sie ist schön, nicht wahr?", erklang eine tiefe männliche Stimme plötzlich und erschreckte Himiko aus ihren verwirrten Gedanken. Die Fingerkuppen verließen sofort ihre Lippen und die Person über sie stand auf. "Ja, das ist sie", antwortete diese mit einer etwas jungenhaften Stimme, "jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass sie eine Sailorkriegerin sein soll." Ein Gelächer erhallte durch die verlassene Straße als Antwort auf solche Worte. "Du bist noch zu jung, mein Junge. Aber du hast es doch selbst gesehen, als sie gegen die Biester kämpfte." Der ältere Mann kam näher und kniete neben Himikos rechten Seite nieder. Diese fühlte, als er eine Strähne ihrer Haare in die Hände nahm und zwischen seinen Fingern überprüfte. "Man muss es ihr aber lassen. Sie hat Mut und weiß, wie man bis zum lezten Moment kämpft", sagte er zufrieden, "das wird unserem Herrn gefallen." "Sind Sie sicher?", fragte der Junge etwas skeptisch, "lebt sie noch überhaupt? Mir scheint sie irgendwie tot zu sein." "Tja, nachdem was sie alles bei dem Kampf gab, wäre ich nicht überrascht, wenn sie wirklich war, aber sie atmet noch. Wahrscheinlich muss sie sich nur etwas ausruhen. Wir sollten ihre jetzige Wehrlosigkeit lieber ausnutzen und sie zu unserem Versteck bringen, bevor sie völlig erwacht. Ich bin mir sicher, dass sie nicht besonders glücklich sein wird, wenn sie herausfindet, dass sie ein Ritualopfer sein wird."
 

"Momentmal! Welches Ritualopfer?!!", schrie Himiko in ihren Gedanken, als sie die letzten Worte des Mannes hörte. Sie war völlig entsetzt, als ihr klar wurde, dass sie nicht nur ihre Zurückverwandlung beobachtet hatten, aber auch den ganzen Kampf von Anfang an. Dazu soll sie als Ritualopfer dienen, für weiß man was. "Jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden", beruhigte sie sich und seufzte innerlich. Doch auch in diesem schien sie sich zu irren, denn der folgende Name ließ das Blut in ihren Adern buchstäblich erfrieren.
 

"Was meinen Sie, Meister", sprach der Junge nach einer Weile des Schweigens und wandte sich seinem Mentor zu, "wird der Herr mit unserer Wahl zufrieden sein? Ich meine wir hatten viel Mühe bei der Suche nach der passenden Frau." "Hab' keine Angst. Ich bin mir sicher, dass er zufrieden sein wird. Schließlich wollte er eine Frau, die Kraft und Licht in sich vereinigt. Also, wer könnte besser geeignet sein, als eine starke Sailorkriegerin? Glaub mir, Gianfar wird mit unserer Wahl höchst zufrieden sein." Mit diesen Endworten nahm der Mann Himikos schlappen Körper in seine Arme und gab seinem jungen Mündel ein leichtes Nicken, bevor er mit seinem Raub in einer dunklen Seitengasse verschwand. Ahnungslos des Schreckens, das er mit einem einzigen Namen in Gedanken der stillen Frau hervor rief.
 

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Anmerkung des Autors:

So, nach diesem Kapitel sollte teilweise klar sein, welche Lektion Siwinja für Uranus vorbereitet hat. Wenn nicht, dann müsst ihr bis zum nächsten Mal noch etwas warten. Ich kann euch nur so viel verraten, dass das, was Uranus mit diesem Angriff ausgelöst hat, jeden in dieser Geschichte betreffen und die weitere Entwicklung der Handlung beeinflussen wird.

Bunny lasse ich während dieser kurzen Zeit etwas schlafen. Keine Angst, sie kommt bald wieder zurück. *zwinker*

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Für diejenigen, die sich bei mir in der letzten Zeit wegen der Fortsetzung gemeldet haben:

Vielen Dank für ihre Interesse an dieser Geschichte!!! ^.^

Ich habe mich entschieden, in meinem Steckbrief über den Status des folgenden Kapitels zu berichten. Dort solltet ihr herausfinden, ob ich weiterschreibe und wie weit ich zur Zeit mit der Fortsetzung bin. Ich bin mir sicher, dass es die Unsicherheit und Ungeduld zwischen den Veröffentlichungen etwas beheben wird.

Wenn ihr eigene Vorschläge oder Wünsche habt, dann gibt mir Bescheid.

Ich werde mich bemühen alle euere Fragen zu beantworten. ~.^
 

Ich wünsche euch allen ein tolles Wochenende!!!
 

Euere Jacquelin

Kapitel 64 - Was in dem Schatten lauert

Hallo!

Vielen Dank für so viele Kommis zu dem letzten Kapitel!!!!

~Fantaghiro, BlackPearlMermaid-Utaki, TrineMu, Hexenlady, MimikoNatsujami, steffinator, mitsuki11, Demon-Diary, Enyiru, aqualight und SSJ4Pan~ *knuddel*
 

Spezieller Dank geht noch an Mayselfs, Spidey, elena-mcgrey, sandra, BlackPearlMermaid-Utaki, aqualight und Hexenlady, die meinen Geburtstag nicht vergessen haben. DANKEEEE!!!!! ^.^
 

Und zuletzt vielen Dank auch meiner Betaleserin aqualight, die ich mit diesem Kapitel wiedermal ganz schön beschäftigt habe. ^^"
 

Als kleine Belohnung für eure lieben Worte und Hilfe widme ich euch allen dieses Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!!!! ~.^
 

Euere Jacquelin und Sandra

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Kapitel 64 - Was in dem Schatten lauert
 

Die Sonne berührte die verlassenen Wolkenkratzer und Hochhäuser mit ihrem sanften Licht, das gemeinsam mit den dunklen Wolken am Horizont eine melancholische Atmosphäre schuf. Der verrostete Tokio Tower in der Ferne unterstrich die Verzweiflung dieser Stadt nur noch mehr, die sich nach der letzten Nacht so sehr verändert hatte. Es war, als ob ein friedlicher Traum unerwartet zum schlimmsten Albtraum wurde. "Das reine Licht wird zur verräterischen Finsternis", dachte sie traurig und schloss ihre smaragdgrünen Augen. "Es ist so einfach die Menschen von ihrem wahren Weg abzubringen."
 

Leichte Schritte drangen gerade zu ihren empfindlichen Ohren, als sie die unangenehme Stille beenden wollte. Die helle und teilweise verborgene Aura des Neuankömmlings war ihr zu vertraut, als dass sie diese nicht sofort erkennen würde. Irgendwie hatte sie erwartet, dass sie zu den anderen gehen würde. Es war nur die Frage der Zeit, wann sie beginnen würde, die Antworten auf ihre Fragen zu suchen. "Bunny", erklang die weiche, aber feste Stimme der Frau in ihrem Rücken. Sie konnte sagen, dass die anderen drei Anwesenden von ihrem plötzlichen Auftauchen überrascht waren, aber diese schwiegen nur. "Bis du es wirklich, Bunny?", fragte die Priesterin nach einer Weile nochmals, bereits unsicher und etwas misstrauisch. Doch sie antwortete wieder nicht und weigerte sich auf diese Anrede zu reagieren oder die Miko anzusehen. Sie hatte keine Zeit, um alles zu erklären. Es war nicht der richtige Moment und sicherlich auch nicht der richtige Platz dafür. Das unangenehme Prickeln an ihrem Nacken warnte sie vor der sich schnell nähernden Gefahr. Sie musste es beenden. Auf der Stelle.
 

Wie in Zeitlupe drehte sie sich zu der immer noch wartenden Priesterin. Sie hielt ihre Augen bis zum letzten Moment geschlossen. Erst als sie sich von Angesicht zu Angesicht mit ihr befand, erlaubte sie sich den einzigen Unterschied zwischen ihrem jetzigen Aussehen und dem von Bunny zu offenbaren - ihre Augen. Sie wurde von der Reaktion der Schwarzhaarigen nicht enttäuscht. In dem Moment, als sich ihre eigenen Smaragdgrünen den vertrauten Violetten begegneten, konnte sie die plötzliche Überraschung und Furcht in jenen sehen. Die Miko ging sofort erschrocken einen Schritt zurück, den Blickkontakt mit ihr nicht brechend.
 

"Siwinja", wisperte die überraschte Rei den einzigen Namen, der ihr bei dem Anblick der gefährlich bekannten Augen ein fiel. Die Angesprochene lächelte vergnügt und nickte kurz für Bestätigung. "Schön dich wiederzusehen, Sailor Mars", sagte sie mit einer ruhigen und offensichtlich zufriedenen Stimme. "Wie ich sehe, geht es dir nach unserer kurzen Begegnung wieder gut." Reis Augen wurden groß und unbewusst legte sie ihre rechte Hand zu ihrem immer noch leicht schmerzenden Hals. Jetzt war sie sich hundertprozentig sicher, dass Siwinja vor ihr stand. Nicht Bunny, aber ihre gefährliche und für ihren Geschmack auch zu impulsive Schwester, gegen die sie schon die Ehre gehabt hatte zu 'kämpfen', und sicherlich keine Lust hatte es in naher Zukunft zu wiederholen. "Warum immer ich?"
 

***
 

Seine warmen Finger berührten die immer noch wunde Stelle an der linken Seite seines Halses, wo nun eine einzelne rote Linie seine fehlerfreie Haut kennzeichnete. Auch wenn diese kleine Verletzung vor vielen Stunden aufgehört hatte zu bluten, der stechende Schmerz war immer noch gegenwärtig und trieb seine Nerven voran. Seine feuerroten Augen verengten sich bei der Erinnerung, die unvergesslich mit dieser fast unmerklichen Wunde verbunden war. "Wie konnte er das tun?", flüsterte er in das ihn umgebende Zwielicht. "Nach so vielen Jahren des treuen Dienstes für ihm... All die entscheidenden Kämpfe und gewonnenen Schlachten." Seine rechte Hand ballte sich augenblicklich zu einer Faust. Endlich begann er seinen Meister zu sehen als denjenigen, der er wirklich war. Und diese neue Erkenntnis gefiel ihm ganz und gar nicht.
 

Für seinen Herren war er nur eine Marionette, deren Aufgabe es war, jeden seinen Befehl ohne irgendwelche Fragen zu erfüllen, ohne an die Konsequenzen zu denken und immer den gegebenen Weg zu folgen. Sauer schlug er mit seiner Faust gegen die kalte Wand an seinen Rücken, gegen die er sich lehnte. "Nicht mehr", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, "ich werde nicht mehr der gehorsame und dumme Diener sein. Nicht mehr."
 

***
 

Der Geruch von Schimmel und Feuchtigkeit drang in ihre Nase, als sie in den unterirdischen Tunnel eintrat. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen und versuchte die Aura von Jupiter in dem unterirdischen Labyrinth zu entdecken. Sie musste sich nicht sehr auf ihre Sinne konzentrieren, denn die klare Aura schien wie ein wildes Feuer in ihrem Unterbewusstsein zu lodern. Sie drehte sich zu ihrer rechten Seite, wo sie die Energie ihrer Partnerin am stärksten fühlte. Der Gang vor ihr war dunkel und schien drohend in seiner verräterischen Stille. Sie hatte ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch, dass sie das, was sie am Ende dieses Tunnels finden würde, sicherlich nicht mögen würde. Doch sie hatte keine andere Wahl als zu folgen und so tat sie es auch.
 

Immer noch etwas unsicher über die gegebene Richtung, ging sie langsam und sah sich misstrauisch um. Die allgegenwärtige Kälte berührte ihre warme Haut und ließ sie zittern. Sie sah kurz an ihren kurzen orangefarbenen Rock und den Rest ihrer Sailoruniform herab und seufzte ergeben. "Kein Wunder, dass ich mich fühle, als ob ich gerade am Nordpol wäre. Warum mussten sie gerade hierher kommen? Warum wählten sie nicht einen Platz, wo es wenigstens wärmer ist?", murmelte sie mit klappernden Zähnen und nahm einen schnelleren Schritt. Teilweise war es auch eine indirekte Reaktion auf die umgebenden Gerüche vom Zerfall, die ihren Magen erheblich beunruhigten. Dieser drohte ihr nämlich seinen Inhalt zu zeigen, wenn sie diesen Platz nicht so schnell wie möglich verließ. "Wo ist der verdammte Ausgang?!", beklagte sie sich und bog schnell um die nächste Ecke ab. Unerwartet fand sie sich jedoch von Angesicht zu Angesicht mit einer von Spinnweben bedeckten Wand. "Na toll! Eine Sackgasse! Und wohin jetzt?" Sie sah sich um, fand aber nur eine andere Kreuzung, die nirgendwo hinführte. "Warum habe ich das Gefühl, dass ich mich verlaufen habe?" Sie seufzte und lehnte sich niederschlagen gegen die kalte Wand hinter sich. Sie schloss ihre dunkelblauen Augen und begann ihre Schläfen zu massieren. "Nur die Ruhe behalten...", sagte sie leise, um sich wenigstens mit dem Ton ihrer eigenen Stimme zu beruhigen. Doch plötzlich fühlte sie etwas in ihrer unmittelbaren Nähe. Etwas Zottiges streifte gerade gegen die empfindliche Haut ihres Armes und sie hatte es sich sicherlich nicht eingebildet. Ein bisschen erschreckt öffnete sie sofort ihre Augen und sah langsam zu ihrer rechten Schulter. Unerwartet erblickte sie dort ein komisch aussehendes Bündel, das schien sich irgendwie zu bewegen, auch wenn es in der Dunkelheit kaum erkennbar war. "Was ist das?", fragte sie sich Stirn runzelnd. Innerlich konnte sie aber nicht bestreiten, dass sie neugierig wurde.
 

Nach einer Weile traute sie sich schließlich ihre rechte Hand zu dieser ungewöhnlichen Sache zu erheben und sie zu berühren. Überrascht stellte sie fest, dass es alles andere als kalt und feucht war. "So weich und warm", lächelte sie zufrieden und begann die angenehme Oberfläche zu streicheln. Die Wärme, die daraus hervorging, half ihren erstarrten Finger und sie selbst schien sich in diesem angenehmen Gefühl zu verlieren. Aber nicht zu lange, denn plötzlich bemerkte sie einen kleinen rötlichen Fleck nicht zu weit von ihren Fingern. Vielleicht war es nur ein abgeschälter Verputz oder nur etwas Schmutz an der Wand. Sie hatte keine Ahnung, aber wollte es herausfinden, denn die geweckte Neugier über dieses Ding war bereits stärker als sie. Deshalb neigte sie sich näher zu diesem 'Fleck' und stach leicht dagegen mit ihrem Zeigefinger. Zu ihrem Schrecken piepste die 'Sache' in einem äußerst lauten Ton, als ob man auf eine Maus treten würde. Nur dieser war viel mehr lauter, schriller und in der gegenwärtigen Stille fast betäubend. Die blonde Sailorkriegerin schrie erschrocken auf und trat sofort zurück. Denn im selben Augenblick, als der laute Pieps in dem verlassenen Tunnel erhallte, wurde aus einem einzigen kleinen Fleck eine ganze Menge, deren Zahl sie nicht einmal abzählen konnte. Die dunkelroten Punkte waren jetzt überall. Die Wände von der Decke bis zum Boden schienen alle damit bedeckt zu sein. Und erst dann schlug es sie wie kaltes Wasser ins Gesicht: "Ratten! Ich habe Ratten gestreichelt!!!" Die folgende Reaktion war unüberhörbar: "Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!!!!!!!!!"
 

***
 

Gereizt von dem immer noch spürbaren Schmerz und zu vielen unbeantworteten Fragen, richtete der rotbehaarte Mann sich auf und ging wenige Schritte von der kalten Wand, gegen die er sich jetzt fast eine volle Stunde angelehnt hatte. Nur wenige Lichtstrahlen drangen in den finsteren Raum, der mit verschiedensten Sachen gefüllt wurde. Für ihn war es jedoch kein Problem in dem Halbdunkel die Einzelheiten zu erkennen, die sein jetziger Wirt als wichtige Gegenstände für seine zweifelhafte Profession hielt. "Erdenbewohner...", sagte er verachtend. Seinen Kopf schüttelnd, wandte er seinen Blick von den verschiedenartigen Gefäßen und Schalen, die mit unidentifizierbaren Flüssigkeiten gefüllt waren. Was auch immer der Mann damit tat, er wollte es nicht wissen. Ihm reichte die Kenntnis, dass sie ein Abkommen geschlossen hatten. Wie es erfüllt wird, war nicht mehr sein Problem.
 

Seine feuerroten Augen glitten gelangweilt zu den schweren Vorhängen, welche die Sonne und somit das Licht des Tages bannten. Er wusste zu gut, dass sich in der letzten Nacht alles geändert hatte. Doch etwas war anders als es sein sollte. Stirnrunzelnd gelangte er zum Fenster und schob den Samtvorhang beiseite. Augenblicklich wurde er von der hellen Sonne geblendet, die bald ihren täglichen Zyklus beenden würde. Er blinzelte, bevor er letztendlich in der Helligkeit die verlassenen Hochhäuser und den nicht all zu weit entfernten Tokio Tower erkannte. Sein Blick war scheinbar in die Ferne gerichtet, aber in Wirklichkeit nahm er die Aussicht gar nicht wahr. Er hörte nur zu. Seine übermenschlichen Fähigkeiten erlaubten ihm das zu erkennen, was anderen verborgen war. Jetzt war es die allgegenwärtige Ruhe, die die ganze Stadt erfasst hatte. Dass sie jetzt auch tagsüber in völliger Stille getaucht wurde, war verständlich. Denn wenn man sich über das Ausmaß der letzten Jagd der dunklen Wesen bewusst wurde, blieben nicht zu viele Menschen übrig, die eine so große Stadt am Leben halten könnten. Dazu wurden die Straßen jetzt auch im Tageslicht zu gefährlich. - Nicht nur nachts, wie es bisher so war. Und nur diejenigen, die lebensmüde waren, würden in dieser Zeit in die Straßen ausgehen.
 

Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust und zwischen seinen Fingern konnte er den kühlen Samt des Vorhangs fühlen, das er gegen seine warme Haut drückte. Still verfluchte er sich für seine blinde Gehorsamkeit zu seinem Meister. "Wir haben es zu weit gehen lassen", wisperte er bitter und schloss seine Augen, der umgebenen Stille zuhörenden. "Wir haben einen lebendigen Planeten in eine tote Wüste verwandelt." Im selben Moment, ohne dass er es erwartet hatte, erwachte gerade dieser sterbende Planet zu einem neuen Leben. Auch wenn es nur für einen zu kurzen Augenblick war, als dass es jemand anderer bemerken konnte. Die Fensterscheiben vibrierten leicht unter dem Hilferuf der leidenden Erde, die nach einer neuen Hoffung schrie. Und überraschend bekam sie auch eine Antwort. Ein starkes Energieecho linderte vorübergehend die Schmerzen, die den Planeten in die ewige Dunkelheit und Einsamkeit stürzen wollten.
 

Gianfar konnte es nicht ignorieren, weil er es auch gefühlt hatte. Die reine Energie, die seine Sinne wie eine sanfte Brise berührte, breitete sich schnell über die ganze Stadt aus und lenkte allgemeine Aufmerksamkeit zu sich. Oder besser gesagt, zu ihrer Quelle. Seinen Blick zu einem der entfernten Hügel drehend, bemerkte er schnell, dass die Kraft eine klare Unterschrift hielt. "Eine Sailorkriegerin...", flüsterte er und zog die Stirn in Falten. "Ist sie außer Sinnen oder einfach nur zu töricht? Besonders sie sollte wissen, dass es in dieser Zeit zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und nur Mühe bedeutet. Sie sollte klüger sein." Seinen Kopf schüttelnd trat er vom Fenster zurück, hielt aber in seinen Schritten unerwartet inne. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck drehte er sich langsam nochmals zu dem offenen Fenster, wo ein leichter Wind mit dem Vorhang spielte. Eine andere Energie lag noch in der Luft. Sie war schwach, aber so einzigartig rein, dass sie unfehlbar nur zu einer einzigen Person gehören konnte.
 

"Serinja...?", wisperte er den einzigen Namen, der unvermeidlich mit solcher Reinheit verbunden war. "Eine Geliebte, Gianfar?", ertönte eine andere männliche Stimme plötzlich in dem halbdunklen Raum und ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Blitzschnell drehte er sich zu dem Eindringling, der seinen privaten Moment gestört hatte. Sein angespannter Körper lockerte sich jedoch, als er denjenigen erkannte, auf den er die ganze Zeit wartete. Und auch wenn seine Gesichtszüge jetzt keine Feindschaft zeigten, blieb der Zorn in seinen Augen gegenwärtig. "Das geht dich nichts an, Antollon", sagte er scharf, "ich an deiner Stelle würde mich viel mehr um meine eigenen Sachen kümmern, als in fremden Angelegenheiten zu schnüffeln." Gianfars Augen verengten sich bei den folgenden Worten, die den anderen Mann erzittern ließen: "Im anderen Falle könnte es nämlich für dich ganz schön unangenehm sein." Der andere Mann schluckte hörbar und zog sich etwas zurück, denn anscheinend wusste er, was es bedeutete sich mit Gianfar zu anzulegen.
 

***
 

Ihr gelassener Blick glitt kurz von der sinnenden Priesterin zu den anderen drei Frauen. Von ihren verwirrten Gesichtern konnte sie sagen, dass sie immer noch keine Ahnung hatten, was hier vor ging und woher Rei sie möglicherweise kennen könnte. Sie lächelte leicht. "Gut, alles geht nach Plan", dachte sie zufrieden und wandte sich nochmals der jungen Schwarzhaarigen vor ihr zu.
 

Rei war in ihren Gedanken so vertieft, dass sie Siwinjas näheres Kommen nicht bemerkte. So erschrak sie, als sie ihre seidene Stimme nahe bei sich hörte. "Es ist schön, dass unsere zweite Begegnung in der realen Welt statt findet, Kriegerin des Feuers", sagte Siwinja ruhig und für die anderen Zuschauer ohne irgendwelche abwegigen Absichten. Doch Rei wusste es besser und schluckte. Siwinja sah sie in die Augen, bevor sie weiter sprach, aber diesmal waren ihre Worte nur für ihr Gehör bestimmt: "Denn wenn ich mich richtig erinnern kann, haben wir zwei noch eine offene Rechnung miteinander. Und glaub mir, ich plane sie noch heute zu begleichen." Reis Gesicht wurde augenblicklich weiß wie Kreide. Ihre violetten Augen erweiterten sich. Und nochmals hatte sie das Gefühl, dass ihre Lungen sich immer mehr zusammenzogen, und der Sauerstoff knapp wurde. Doch diesmal war keine unbekannte Kraft dahinter. Diesmal war es ihre eigene Panik.
 

Siwinja lächelte vergnügt über ihre Reaktion und wandte sich vorläufig von ihr ab. Ja, alles ging nach Plan. Jetzt musste sie nur dazu kommen, wegen dessen sie hier war. "Jetzt oder nie." Sie schloss ihre Augen und atmete tief auf, um sich auf die folgenden Worte vorzubereiten. Doch wie schon vorher wurde sie auch dieses Mal bei ihrem ersten Wort unterbrochen, bevor es überhaupt ihre Lippen verlassen konnte. Ein einer Explosion ähnliches Geräusch erschütterte die ganze Umgebung und ließ die Erde erbeben, die sich von Uranus? vorherigem Angriff noch nicht richtig erholt hatte. Fünf Paare von Augen wandten sich instinktiv in die Richtung, woher es gekommen war. Das bis jetzt klare Panorama von Tokio wurde von dunklen Staubwolken verhüllt, die es unmöglich machten etwas zu erkennen. Siwinja runzelte ihre Stirn. Das warnende Prickeln in ihrem Nacken wurde unangenehmer und unbewusst schärfte sie ihre Sinne für den sich nähernden Kampf, der langsam für sie unausweichlich wurde. Sie seufzte. Sie musste von hier verschwinden, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatte.
 

Der Boden unter ihren Füssen erzitterte nochmals und Siwinja konnte aus dem Winkel ihres Auges sehen, wie einer des hohen Wohnhäuser nicht zu weit vom Hikawa Tempel zum Boden stürzte, nur um eine noch größere Staubwolke als letzte Erinnerung an seine Existenz zu hinterlassen. "Sie sind nah", sagte sie ruhig und viel mehr für sich selbst, als ob die verlassene Stadt hinter ihren Rücken sich in Trümmern nicht verwandelte. Sie drehte sich zu den anderen, deren Blicke noch auf die riesige Staubwolke hinter ihr gerichtet waren. Der Schrecken in ihren Gesichtern, als sie gezwungen wurden, der Zerstörung ihrer geliebten Stadt machtlos zuzusehen, war unübersehbar. Schnell stellte sie jedoch fest, dass ein Paar von Augen fehlte, wurde aber nicht überrascht, als sie die blauhaarige Frau bereits wieder bei ihrer Arbeit fand. Ami tippte eifrig auf ihrem Minicomputer so, wie sie es immer tat, als ihre Fähigkeiten gefragt wurden. Verschiedene Berechnungen und Simulationen bedeckten zur Zeit den kleinen Monitor des Rechners, um die Ursache des Erdbebens zu finden.
 

"Ich fühle eine böse Aura", murmelte Rei plötzlich in die unangenehme Stille und runzelte ihre Stirn bei den folgenden Worten, "Schattenwesen. Ich bin mir sicher, dass sie es sind. Kein anderer kann eine solch bösartige Aura ausstrahlen." "Du musst dich irren, Rei," erklang Neptuns beunruhigte Stimme, ?es ist kurz vor Mittag und-" "Nein, Rei hat Recht", unterbrach Ami und blickte kurz von ihrem Computer auf, "ich empfange viele Signale, die ihre Worte nur bestätigen. Wir werden langsam, aber sicher von ihnen umzingelt." "Das ist aber unmöglich!", rief Neptun entsetzt, "es ist heller Tag! Sie können nicht... Die Sonne..." "Ich weiß, Neptun", Ami senkte ihren Blick und besah sich die Ergebnisse ihrer Berechnungen, "ich habe daran auch schon gedacht, aber die Aura ist unverkennbar. Sie sind es. Leider macht das Beben es mir fast unmöglich ihre genaue Zahl zu bestimmen. Alle Daten, die ich zur Zeit empfangen kann, sind entweder verzerrt oder völlig unbrauchbar. Diese Biester sind klüger, als wir dachten. Ich bin mir fast sicher, dass sie es so geplant haben." Amis traurige Augen glitten zu dem naheliegenden Stadtviertel, wo ein weiteres Gebäude unter der unerforschten Kraft ihres Feindes zum Boden sank. "Ich sage es ungern, aber wir sitzen in einer Falle."
 

***
 

"Kommen wir dazu, weswegen ich her gekommen bin", sagte Gianfar gelassen, als ob er seinem Gastgeber gerade nicht gedroht hatte. Mit wenigen Schritten trat er tiefer in den halbdunklen Raum, wo seine roten Haare und Augen in dem Zwielicht mehr wie tanzende Flammen zu leuchtend schienen. Einen bequemen Stuhl findend, setzte er sich und blickte zu dem anderen Mann, der jede seine Bewegung gespannt beobachtet hatte. "Ein gefährliches Raubtier und seine erschrockene Beute", dachte er insgeheim und lächelte verspottend. Zufrieden über solchen Einfluss lehnte er sich im Sessel zurück und sah seine 'Beute' gespannt an. Nochmals merkte er sich das Aussehen derjenigen, der ihm die Mondprinzessin in der letzten Nacht ausgehändigt hatte.
 

Äußerlich war er auf den ersten Blick nichts besonderes. Eine durchschnittliche Größe und seinem Alter auch entsprechende Körperkonstitution. Man konnte sagen, dass er auch ein durchschnittlicher Japaner war. So wie jeder andere in diesem Land. Doch das blasse und narbige Gesicht mit zwei dunkelvioletten Augen, welche sich in dem bis zu den Hüften langen schwarz-weißen Haar zu verlieren schienen, sprach über alles anderes als Mittelmäßigkeit. Die schneeweißen Strähnen in der tiefschwarzen Haarpracht hatten einen Hauch von etwas Verborgenen und Verbotenen, was wahrscheinlich seinem zweifelhaften Beruf eine gewisse Autorität verlieh. Für Gianfar war er jedoch nichts als ein weiterer gewöhnlicher Mann am Ende seiner Fünfziger, der dank der menschlichen Naivität lebte. Ein Parasit der menschlichen Gesellschaft. In diesen schweren Zeiten war er aber nur einer von vielen, die sich die Anzeichen einer kommenden 'Apokalypse' zunutze machten. Und wie Gianfar während der Stunde des Wartens bemerkt hatte, war er in diesem Gebiet äußerst erfolgreich.
 

Der ältere Mann bewegte sich unbehaglich unter Gianfars prüfendem Blick und mit jedem weiteren Moment des Schweigens wurde er auch deutlich nervöser. Unbewusst näherte er sich der Tür, durch die er gerade vor wenigen Minuten gekommen war, als ob er in jeder Sekunde auf eine Fluchtmöglichkeit hoffte. Dies entging Gianfar natürlich nicht, deswegen entschied er sich zu dem Grund seiner Ankunft zu kommen, bevor er in diesem Zimmer nochmals allein zurückgelassen wurde. Er atmete leicht aus und schloss seine feuerroten Augen, die seinen Wirt so beunruhigten. "Sicherlich bist du dir bewusst, warum ich so unerwartet bei dir erscheine, Antollon", hallte seine tiefe und dunkle Stimme unerwartet durch den stillen Raum und ließ den Angesprochenen zusammenzucken. Für einen kurzen Augenblick zögerte er und schien über die Möglichkeiten nachzudenken. "J-Ja", begann er etwas stotternd, aber riss sich dann schnell zusammen und sprach weiter, diesmal ohne dass die Angst in seinen Worten zu zeigen, "es ist wegen dem rituellen Opfer, nicht wahr?" Gianfar nickte leicht. "Tja, ich kümmere mich gerade darum. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde meinen Teil des Abkommens wie versprochen einhalten." "Das hoffe ich für dich, Antollon. Du weißt ganz genau, dass ich sehr anspruchsvoll bei dieser Sache bin und sicherlich nicht mit einer schönen Frau oder einem lächelnden Mädchen zufrieden gestellt werden kann." "Dessen bin ich mir ziemlich bewusst, Gianfar. Deshalb habe ich meine fünf besten und zuverlässigsten Männer auf diese Suche geschickt. Gerade vor kurzem wurde ich über die Rückkehr der dritten Gruppe informiert und kann dich schon jetzt versichern, dass du mit der Auswahl sehr zufrieden sein wirst. Sie haben wirklich nur die Besten mitgebracht." "Hm, das könnte sich als interessant erweisen, da diese Stadt jetzt wie ausgestorben ist und die übriggebliebenen Menschen sich irgendwo verkrochen haben. Ich bin schon neugierig, was du mir anbieten kannst, Antollon."
 

Der Schwarzhaarige grinste leicht bei diesen Worten und bewegte sich jetzt deutlich entspannt zu einem kleinen Tisch, wo er sich den dort hingestellten roten Wein in einen der Becher eingoss. Mit dem Rücken zu seinem Gast zugewandt, nahm er einen Schluck der blutroten Flüssigkeit und ließ es einen Moment über seine Zunge rollen, bevor er wieder sprach. "Jetzt ist es nur Frage der Zeit, wann auch die restlichen zwei Gruppen zurückkehren. Übrigens", schaute er von seinem Becher zu dem immer noch sitzenden rothaarigen Mann, dessen feuerroten Augen nochmals zu seiner Gestalt gerichtet waren, "einer von den Männern hat für dich in der letzten Nacht die kleine Mondprinzessin gefangen, Gianfar. Schon das verspricht eine sehr gute Beute, denkst du nicht?" "In der Tat. Trotzdem werde ich lieber selbst beurteilen, ob eure Wahl die richtige war oder nicht." "Natürlich. Ich würde von dir auch nichts anderes erwarten. Bei all deinen Pflichten zu deinem Herrn, ist es nur verständlich, dass du dir keinen Fehler bei deinen Plänen erlauben kannst." Unbemerkt von Antollon ging das Stirnrunzeln, das Gianfars bisher gelassenes Gesicht bedeckte, und die Bewegung einer Hand zu der Seite seines Halses, wo eine kleine Wunde immer noch unangenehm prickelte.
 

"In diesem Fall... Ich nehme an, dass dich dann meine folgende Frage sicherlich nicht überraschen wird", erhallte Gianfars Stimme unerwartet nach einem längeren Schweigen. Der verwirrte Mann wandte sich zu seinem jetzt stehenden Gast, dessen Größe ziemlich einschüchternd und sein Gesicht in dem Schatten verborgen war. Innerlich begann er seine Gelassenheit zu verlieren. "Verdammt! Dieser Kerl ist unberechenbar", dachte er leicht verärgert. "Ich habe während meines kurzen Aufenthalts hier in diesem Gebäude einige interessanten Sachen bemerkt. Zum Beispiel ist mir nicht entgangen, dass du dich in diesem vor wenigen Wochen noch verlassenen Gebäude ziemlich schnell eingelebt hast. So viele teuere und wertvolle Kunstwerke sieht man nicht jeden Tag..." "Worauf willst du hinaus, Gianfar?", zischte Antollon zwischen seinen Zähnen. "Nichts Spezielles", sagte Gianfar gelassen und trat zu einem der anderen Tische und nahm ein dort aufgestelltes Gefäß in seine Hand. Die perlmutterfarbene Oberfläche glänzte mystisch in dem schwachen Licht, aber an einer speziellen Stelle schien sie besonders glänzend zu sein. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, als ob er das gefunden hatte, was er die ganze Zeit gesucht hatte. Ein letztes Mal ließ das kleine Zeichen aufschimmern, bevor er den Kelch zurück auf seinen ursprünglichen Platz stellte. "Eine Sache überrascht mich bei dir, Antollon. Du hast so viel für deine Ziele getan. So viel Arbeit, um all das aufzubauen. Und trotzdem verrätst du deine Überzeugung bei der ersten Gelegenheit." Der ältere Mann runzelte seine Stirn sichtlich verwirrt. "Ich verstehe nicht." "Ich habe deine Leute gehört, die dich als Prophet des Mondes bezeichnen. Du führst deine eigene Religion oder besser gesagt eine Sekte, die sich im Grunde auf den alten Glauben an die allgegenwärtige Mondgöttin Selene stützt. Die Zeichen auf den Gefäßen und sogar auf deinem Oberpriester-Gewand beweisen es nur." "Ich sehe das Problem immer noch nicht", sagte Antollon schroff und nahm einen großen Schluck seines Weins.
 

"Du weißt ganz genau, was ich meine, Antollon, also spiel nicht den Ahnungslosen. Ich habe mich seit unserer ersten Begegnung gefragt, warum du - als sogenannter Vertreter der Mondgöttin auf Erden - sich mit ihrem schlimmsten Feind befreundest und ihren direkten Nachkommen zum Tode verurteilst. Denkst du nicht, dass es etwas gegen deine Überzeugung geht?", sagte Gianfar verspottend und schaute zu dem runzelnden Mann. Dieser sah still vor sich hin, bevor er den Wein mit einem einzigen Schluck aus trank und den Becher auf den Tisch zurück stellte, ohne auf seinen Gast aufzublicken. "Diese Göre... Sie könnte alles vernichten, was ich in all den Jahren so mühsam aufgebaut habe. Ein einziges Wort von ihr und sie konnte mich um all das gebracht haben. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie viel ich mich bemühen musste, um die dummen Leute von meinen angeblichen prophetischen Fähigkeiten zu überzeugen?" In diesem Moment erhob er seine dunkelvioletten Augen, um die von Gianfar zu treffen. "Glücklicherweise bist du aufgetaucht, Gianfar, und hast mich von diesem kleinen Problem befreit", grinste Antollon wieder bei dem Gedanken auf das Abkommen, das er in der letzten Nacht abgeschlossen hatte. Sichtlich war er mit der bisherigen Entwicklung der Dinge zufrieden.
 

Gianfar runzelte seine Stirn und wollte seinem Gastgeber noch etwas sagen, aber wurde plötzlich unterbrochen, als die Tür wörtlich aufgehauen wurde und eine kleine Gruppe von 3 Menschen in den Raum stürmte. Gianfar beobachtete, als sie sich vor ihren Meister auf die Knien warfen, ahnungslos seiner nicht zu weit stehenden Gestalt. "Meister!", begann der scheinbar Älteste von ihnen, "der Tag ist angebrochen, genauso wie Sie es prophezeit haben. Der Jüngste Tag hat begonnen!" Wenn die Lage nicht so verwirrend wäre, hätte Gianfar sicherlich in diesem Moment über Antollons überraschtes Gesichtsausdruck gelacht. Doch etwas ging anscheinend da draußen vor und er selbst wollte wissen, was es war. "Sprich weiter!", befahl Antollon, Gianfars Gedanken indirekt ausdrückend. Der Junge auf dem Boden erhob seinen Kopf und sah ihn erschrocken an. "Die Stadt... Sie geht zu Grunde, genauso wie Sie es in Ihren Visionen gesehen haben, Meister. Die Häuser verwandeln sich zu Trümmern. Die Sonne und der Himmel verschwinden in einer einzigen Staubwolke. Die Apokalypse hat angefangen." Gianfars Gesichtsausdruck war in diesem Moment alles andere als gelassen und ruhig. "Verfluchte Sailorkriegerin!", dachte er verärgert. "Sie muss die Schatten im schlechtesten Moment provozieren!" Mit einer plötzlichen Bewegung drehte er sich von anderen Anwesenden und verschwamm mit der umgebenden Dunkelheit. Hinter sich hinterließ er nur eine kleine Gruppe von 3 Menschen, die bisher zu seiner Anwesendheit völlig vergesslich waren, und einen entsetzten älteren Mann, dessen erweiterte dunkelviolette Augen seine innere Panik völlig widerspiegelten.
 

***
 

Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war oder in die Dunkelheit geschrieen hatte. Hauptsache sie war von den ekligen Viechern so weit wie möglich. In diesem Moment war ich auch egal, dass sie sich in den dunklen Gängen verloren hatte. "Nicht, dass ich vorher gewusst hätte, wo ich war", dachte sie säuerlich und bog um die nächste Ecke, in der Hoffnung endlich einen Ausgang aus dieser Hölle zu finden. Es dauerte jedoch noch weitere Minuten, bis sie ein schwaches Licht in der Ferne erblickte. Der tosende Lärm einer Menge drang zu ihren Ohren, so dass sie sofort ihre Schritte in diese Richtung lenkte.
 

Zuerst wurde sie durch das helle Licht geblendet, das unerwartet vor ihr erschien, aber dann gewöhnten sich ihre dunkelblauen Augen an den grellen Schein von so vielen Lampen, dass sie ohne Probleme ihre Umgebung erkannte. Menschen. Überall, wohin sie auch sah. Sie waren bei den kalten Wänden und Stützpfeilern zusammengerollt, in der Hoffnung ihre erstarrten Körper mit der nötigen Wärme zu versorgen. In ihrer Nähe konnte sie das tropfende Wasser hören, das den armseligen Eindruck dieses Zufluchtsortes nur verschlechterte. Eine große unterirdische Halle, die wahrscheinlich in früheren Zeiten als ein provisorisches Lager diente, erstreckte sich vor ihren Augen. Wohin auch immer sie schaute, begegnete ihr Blick traurigen und verzweifelten Gesichtern. Sie waren die Überlebenden der letzten Nacht. Die Flüchtlinge, die jetzt wie Ratten in den unterirdischen Gängen leben mussten, um die Gefahr da draußen zu vermeiden. Das Schuldgefühl in ihrem Herzen wurde in diesem Augenblick stärker den je. "Wie konnten wir es so weit kommen lassen?", fragte sie sich insgeheim, als sie den traurigen Blick eines fünfjährigen Jungen mit zerzausten Haaren in ihre Richtung bemerkte.
 

Bald drehten sich noch mehr Augen zu ihr und die umgebenden Gespräche verstummten mit jedem neuen Blick zu ihrer Gestalt. Die nächsten Leute um sie starrten auf ihre orange Sailoruniform, die in der Dunkelheit des Tunnels buchstäblich leuchtete. Männer, Frauen und Kinder beobachteten jede ihre Bewegung, als sie sich schließlich entschloss in die Menge unterzutauchen. "Wie ironisch, dass gerade die Kanalisation zu dem Zufluchtsort der letzten Menschheit wurde", dachte sie bitter und sah sich nach ihren Begleitern um. Sie war sich sicher, dass sie Jupiters Aura hier irgendwo aufspüren könnte. Sie hatte sich an dem Eingang von dem Rest der Gruppe früher getrennt, weil sie darauf beharrte, zu der starrköpfigen Sailor Galaxia zurückzukehren. Jupiter war zuerst dagegen und wollte sie begleiten, aber ihr war es gelungen, sie zu überzeugen, dass sie auf die anderen aufpassen musste, bis sie ein geeignetes Versteck fanden. Und jetzt, als sie zu ihnen zurückkehren wollte, endete sie hier in einer Menge ihr völlig unbekannten Leuten, die sie seltsam an starrten.
 

Ihre Umgebung ignorierend, nahm sie einen tiefen Atem, bevor sie ihre Schritte zu den langen Bettreihen vor ihr steuerte. Sie linierten einen schmalen Gang, der sichtlich zu dem Herz dieser unterirdischen Kommune führte. Dort irgendwo vorne hoffte sie die Verantwortlichen für diesen Platz zu finden, die ihr möglicherweise mit ihrem kleinen Problem helfen könnten. "Sie sollten sich in dem Labyrinth wenigstens auskennen. Im Gegensatz zu mir...", sagte sie trocken und ging los. Nach wenigen Minuten fand sie jedoch schnell heraus, dass diese Feststellung nicht nur für die dunklen Gänge galt. Sogar hier in einem beleuchteten Platz mit so vielen Menschen ging sie nochmals verloren. "Nicht schon wieder", seufzte sie und blickte zu der Menschenmenge um sie. "Von denen kann ich keine Hilfe erwarten, das ist sicher," dachte sie traurig, als sie den Abstand bemerkte, den die Leute von ihr mit jedem ihren Schritt hielten. "Sie tun, als ob ich eine Art Krankheit wäre", runzelte Venus ihre Stirn und sah sich um. "Soviel zur Dankbarkeit für all die Jahre des Kämpfens..."
 

***
 

Die blaue Energie verschwamm langsam in der warmen Luft und offenbarte eine junge Frau in einem blau-weißen Fuku. Die dunkelblauen Augen erglänzten mit der Kraft, die tief in der reinen Seele dieser Kriegerin wirbelte. Die Verwandlung war nun vollständig und sie für die bevorstehende Auseinandersetzung bereit. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihre Kräfte wirklich gebrauchen musste. Schnell überblickte sie den Monitor ihres Minicomputers, um den neuesten Zustand der Dinge festzustellen. Wie erwartet hatte sich während ihrer Verwandlung nicht viel geändert. Die Gebäude um den Tempelhügel wurden immer noch zum Boden abgerissen und ermöglichten ihr nicht die Bewegung oder die genaue Anzahl ihrer Feinde eindeutig zu bestimmen. Sie runzelte ihre Stirn. "Ich mag es nicht, wenn man mich so im Dunkeln tappen lässt."
 

Die Erde unter ihren Füssen zitterte immer noch. Der allgegenwärtige Staub bedeckte den azurblauen Himmel und beraubte sie so um die wenigen Sonnenstrahlen dieses Tages. Im selben Augenblick wurde aber ihre Aufmerksamkeit zu einem bestimmten Hochhaus gerichtet, das im selben Moment das Schicksal der anderen folgte. Doch etwas verwirrte sie, als sie die erhaltenen Angaben überprüfte. Es war nicht die Tatsache, dass dieses Gebäude zu dem kommerziellen Viertel gehörte oder dass es bisher das höchste von den gefallenen Häusern war. Nein, es war die Entfernung, die sie überraschte. "Etwas stimmt hier nicht", murmelte sie viel mehr zu sich selbst. "Warum entfernen sie sich plötzlich von dem Hügel?" Ihre schlanken Finger bewegten sich schnell über die kleine Tastatur, um ihren Verdacht zu bestätigen. Wie so oft vorher irrte sie sich auch diesmal nicht. Die Reihen ihrer Widersacher verließen tatsächlich die günstigen Positionen nah am Tempel, woher sie sie und die anderen problemlos angreifen könnten. Ihre neu gewählte Formation ergab jedoch keinen Sinn. Die ganze Bewegung war völlig sinnlos und so verschieden von der üblichen Kampfweise der Schattenwesen. Ein anderes Gebäude fiel zur Erde. In der gleichen Entfernung nur diesmal auf dem entgegengesetzten Teil der Stadt. "Es muss einen Zusammenhang geben!", flog es Merkur durch den Kopf und sie gab ihre neueste Idee schnell in ihren Minicomputer ein. Noch weitere Momente vergingen, bevor der kleine Rechner alle zugänglichen Daten verglich und schließlich eine Übereinstimmung fand. Es gab ein eindeutiges Muster. Zuerst war es in all den erhaltenen Zahlen nicht sichtbar, aber als sie sie in den Stadtplan von Tokio brachte, erstarrte sie bei dem, was vor ihren Augen erschien.
 

"Alles in Ordnung, Merkur?", fragte die leicht beunruhigte Rei, als sie ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Die Blauhaarige schrak aus ihrer Erstarrung auf und blickte überrascht zu ihrer Freundin, die vor kurzem ihre Fähigkeit sich zu verwandeln verloren hatte. "Du scheinst mir etwas nervös, Merkur." Die Angesprochene atmete tief aus und streckte ihre Hand mit ihrem Computer zu ihr aus. "Sieh selbst, Rei." Die Miko blinzelte verwirrt, aber nahm schließlich den Rechner in ihre Hand. Immer noch verdutzt senkte sie ihren Blick auf den kleinen Monitor, wo der Stadtplan mit dem Hikawa Tempel abgebildet wurde. Im nächsten Augenblick runzelte sie aber ihre Stirn, als sie die roten Punkte bemerkte, die die abgerissenen Häuser dar stellten. "Bilden sie Linien oder scheint es mit nur?" "Nein, es ist so", nickte Merkur und nahm ihren Computer zurück. "Doch das ist nicht das, was mich beunruhigen würde, Rei. Wenn du alle Linien verlängerst, bekommst du ein bestimmtes Abbild, das sicherlich nicht zufällig entsteht. Einen achtzackigen Stern. Und der Hügel mit dem Hikawa Tempel steht genau in seiner Mitte."
 

Diese neue Information erhielt sofort die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden. "Willst du etwa damit sagen, dass die Biester etwas mehr planen als nur einen einfachen Angriff?", fragte Neptun jetzt sichtlich beunruhigt über die neueste Entwicklung. "Ich würde es so sagen. Ja", nickte Ami und blickte zum Stadtplan, wo ein neuer roter Punkt erschien, "jedoch stimmt hier etwas nicht. Von den vorherigen Kämpfen habe ich bei ihnen nie solche Berechnung bemerkt so wie jetzt. Es ist, als ob sie ein einziges gemeinsames Denken hätten." "Denkst du nicht, dass es etwas übertrieben ist, Merkur?", trat Uranus dazwischen, "wir haben in den letzten zwei Jahren viele von ihnen bekämpft und kein einziges zeigte mehr Verstand als der eines Babys. Sie sind nur leere Schalen ohne jegliches Denken oder Überlegung. Schatten der Leute, die einmal diese Stadt bewohnten." "Dessen bin ich mir ziemlich bewusst, Uranus. Aber wie schon gesagt, diesmal ergibt nichts einen Sinn." Uranus schüttelte ihren Kopf und wandte sich der mit dem Staub verhüllten Stadt zu. "Wenn es tatsächlich so wäre, wie du sagst, Merkur, würde es bedeuten, dass all die Kämpfe, die wir mit ihnen gekämpft und schließlich gewonnen haben, in Wirklichkeit nichts von ihrem wahren Wesen oder ihrer Kraft gezeigt haben. Dass alles nur eine Täuschung war?" Die blauhaarige Kriegerin nickte. "Das ist aber absurd", murmelte die Windkriegerin und begann ihre Schläfe zu massieren, "das kann nicht sein." "Glaube es lieber, Uranus, denn es ist wahr", erklang unerwartet eine melodische Stimme und jeder drehte sich zu der Blondine, die bis jetzt abseits schweigend gestanden hatte.
 

Bis jetzt hatte Siwinja alles nur still beobachtet, aber die letzten Minuten, um die Ahnungslosen vor der kommenden Gefahr zu warnen, liefen unbarmherzig ab und sie musste handeln. "Sie haben gewartet", sprach sie weiter und trat einen Schritt näher, "in den letzten zwei Jahren, in denen sie diesen Planeten bewohnten, haben sie still und gehorsam der Dunkelheit gefolgt. Und all das nur für diesen einmaligen Moment." Uranus verengte ihre Augen. "Was soll das bedeuten?" "Sieh hin. Die verlorenen Seelen kehren zurück. Zurück in die Wiege, in der sie geboren worden waren. Es war nur Frage der Zeit, wann sie beginnen wurden ihrem wahren Zweck zu dienen. Jetzt ist es so weit. Die Zeit, das letzte reine Blut in diesem Universum auszulöschen, ist nun gekommen... Und vielleicht muss ich euch daran nicht erinnern, dass dieses Blut auch in euren Adern fließt." Siwinjas Stimme war klar und ernst, als sie diese Worte sprach und jede von ihnen dabei an sah. Dann als sie fand, dass damit alles nötige gesprochen wurde, wandte sie sich von der sprachlosen Gruppe ab und begann wegzugehen. Sie kam jedoch nicht zu weit. "Nicht so schnell!", schrie Uranus plötzlich geärgert auf. Die junge Frau hielt in ihrem Gehen an, aber drehte sich nicht um. "Ich denke, dass du uns noch einige Antworten schuldest. Du warst doch diejenige, die es angefangen hat! Es ist dein Tun!" Siwinja schwieg jedoch, mit ihren Augen zu dem Tokio Tower in der Ferne gerichtet. "Antworte!!" Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite und sah die aufgebrachte Windkriegerin aus der Ecke ihres Auges an. "Du irrst dich, Uranus. Ich war nicht diejenige, die das wahre Wesen der Schatten erweckt hat. Denn wenn ich mich richtig erinnere, warst du es, die eine gewisse Attacke mit zu viel Energie freigelassen hat. Du hast sie auf dich aufmerksam gemacht, nicht ich."
 

Uranus? Augen erweiterten sich und unbewusst bewegte sie ihre Finger zu den Narben um ihr Handgelenk. Jetzt verstand sie. "Deswegen das Ganze...", flüsterte sie, immer noch diese neu gewonnene Kenntnis nicht glaubend. "Du hast alles geplant. Von Anfang an hast du gewusst, dass mein Temperament mit mir durchgehen und ich dich früher oder später angreifen wurde." "Ja, es war so gedacht", sagte Siwinja kaum hörbar und schloss ihre smaragdgrünen Augen, "mit meinen Kräften wurde das endgültige Ergebnis nur wirkungsvoller und spürbarer. Ich musste mir sicher sein, dass jedes Schattenwesen in der gesamten Stadt es spüren konnte und zu der Quelle kommen wurde." "Aber warum?", wisperte Uranus verwirrt, "ich habe dir nichts getan. Ich kenne dich nicht einmal."
 

Im selben Augenblick öffnete Siwinja ihre Augen, in dessen magischen Tiefen jetzt ein wildes Feuer loderte. "Da irrst du dich, Uranus. Du hast mir mehr weh getan, als irgend jemand vor dir..." Ihre Stimme verlor sich, als ob sie alles nochmals erleben würde. Dann unerwartet ballte sich ihre rechte Hand zu einer Faust. Das reine Blut floss dabei langsam über den Rücken ihrer Hand herab, den Anblick noch intensiver und unvergesslicher machend. "Du hast jemanden verletzt", erklang ihre Stimme nochmals, diesmal mit einem tiefen Kummer erfüllt. "Jemanden, der mir besonders nah steht und der für mich wichtiger ist, als alles andere in dieser Welt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn du gezwungen wirst hilflos zuzusehen, wie die für dich über alles geliebte Person sich quält und vor deinen Augen innerlich stirbt. Ja, du hast mir viel Leid angetan, Sailor Uranus. Denn du hast mich gezwungen all dem zuzusehen und es nie zu vergessen."
 

Die geballte Hand lockerte sich wieder, als Siwinja sich von der kleinen Gruppe völlig abwandte und ihren Blick zu der Stadt vor ihr nochmals richtete. Der aufgewirbelte Staub bedeckte jetzt fast die Hälfte der Metropole. Erst nach einer Weile, als den entfernten Lärm der stürzenden Gebäude schwächer wurde, erfüllten ihre Worte nochmals die warme Luft des frühen Nachmittags: "Wie ironisch, dass nach all dem, was ich in meinem Leben erreicht und getan habe, gerade Rache die letzte Sache sein wird, die ich tun werde. Denn genauso viel wie die Schattenwesen für den dunklen Herren nur ein Mittel zu einem Ende sind, werden sie auch mir dienen, um mein Schicksal in dieser Welt zu vollenden. Und alles nur, um dir eine Lektion zu erteilen, Sailor Uranus. Denn du hast etwas Wichtiges vergessen, meine liebe Sailorkriegerin. Man sollte niemals mit dem Feuer spielen, wenn man sich nicht sicher sein kann, dass man sich dabei nicht verbrennt. Und ich kann dir sagen, dass du dich diesmal ganz schön überschätzt hast. Dieses Mal wirst du deinen Leichtsinn teuer bezahlen."
 

Das letzte Mal begegnete Siwinjas Blick dem von Uranus, bevor ihre Augen kurz zu den anderen Mädchen glitten, die sie immer noch gespannt beobachteten. Dann ohne ein weiteres Wort oder Geste begann sie wegzugehen, um die Sailorkriegerinnen ihrem unvermeidlichen Schicksal zu überlassen.
 

***
 

Venus begann sich immer unangenehmer in der Menge von so vielen fremden Menschen zu fühlen. Sie hatte auch einige schmutzige Bemerkungen von den Männern gehört, die ihren kurzen Rock einschlossen. Mit jeder weiteren Minute mochte sie es hier immer weniger. Stirnrunzelnd und mit einem feindseligen Blick sah sie nach einem möglichen Fluchtweg um. "Ich muss von hier weg, bevor ich einen von ihnen mit meinem Mondstrahl brate", dachte sie finster. Als sie einen sabbernden Mann nicht weit von ihr bemerkte, änderte sie schnell ihre Pläne: "Vielleicht sollte ich es wirklich tun. Und am besten gleich mit diesem anfangen..."
 

"Sind sie verrückt?!" Venus zuckte aus ihren rachsüchtigen Gedanken zusammen und sah sich verwirrt um. Wie sie schnell bemerkte, war sie nicht die einzige, die von diesem plötzlichen Geschreie überrascht wurde. Dann fühlte sie es. Die helle und unverkennbare Aura ihrer Partnerin, loderte in ihrem Unterbewusstsein wie Reis unbändiges Gebetsfeuer. Anscheinend war ihre Freundin nicht in einer guten Stimmung. "Das ist Selbstmord und Sie wissen es!", erhallte Jupiters Schrei nochmals durch die geräumige Halle. In der Stärke ihrer Stimme verlor sich das Murmeln der anderen Menschen. Sofort wurden alle still. Jeder Kopf wandte sich in die Richtung der aufgebrachten jungen Frau, die jetzt die Aufmerksamkeit von jedem hatte. Venus lächelte. Sie war sich sicher, dass wenn man in diesem Moment eine Nadel auf den Boden fallen lassen würde, könnte man es in jeder Ecke der großen Halle hören. "Aber wir haben keine andere Chance! Wir müssen es riskieren. Ohne die nötigen Lebensmittel können wir hier mit so vielen Menschen nicht einen weiteren Tag bleiben", wehrte sich ein junger Mann gegen die aufgebrachte Kriegerin des Donners. Venus kannte den Mann nicht, aber in ihren Massen war es äußerst attraktiv. Und wenn die Erde nicht in einem Krieg verwickelt wäre, würde sie ihn sicherlich zu einem Abendessen einladen. "Tja, vielleicht später...", seufzte sie enttäuscht und kam mit schnellen Schritten zu dem streitenden Paar.
 

Jupiters Augen wandten sich sofort von dem gereizten Mann vor ihr und begegneten die dunkelblauen von Venus. "Endlich zurück, was? So wo ist sie?", grüßte Jupiter ihre blonde Freundin mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck, als sie sie allein durch die umgebende Menge kommen sah. Venus? Gesichtsausdruck verdüsterte sich im selben Augenblick vor Trauer und Sorge, als ihr die harte Realität nochmals ins Gesicht schlug. "Etwas Schlimmes muss passiert sein, Jupiter. Ich konnte sie nirgendwo finden. Die Spuren eines heftigen Kampfes waren noch dort, aber sie war weg. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Was wenn sie besiegt wurde?" "Galaxia? Das ist schwer zu glauben. Immerhin ist sie die stärkste Sailorkriegerin der ganzen Galaxie. Vielleicht hast du sie nur auf deinem Weg verfehlt und sie sucht uns in diesem Moment irgendwo", versuchte Jupiter sie zu beruhigen und lächelte leicht. Doch Venus schüttelte nur ihren Kopf. "Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Denn ich bin mir sicher, dass sie das nicht so einfach liegen lassen würde." Mit diesen Worten zeigte sie Makoto einen reichlich verzierten goldenen Verwandlungsstab, in dessen Mitte ein silbernes Zeichen der Milchstraße glänzte.
 

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Anmerkung des Autors:

Ich hoffe, dass nach diesem Kapitel die Frage über Uranus' Lektion geklärt werden sollte. Wenn nicht, dann sagt mir Bescheid und ich werde es noch überarbeiten oder es in dem folgenden Kapitel noch besser beschreiben. *zwinker*
 

Wann es die Fortsetzung geben wird, bin ich mir nicht sicher (mich erwarten bald Prüfungen *seufz*). Ich selbst hoffe, dass das nächste Kapitel sehr bald kommen wird, denn erst jetzt entfaltet sich die wirkliche Handlung, die ich mir für diese Staffel ausgedacht habe. ^_^

Kapitel 65 - Das Gebrüll eines Drachen

Hallo!

Ich bin wieder zurück mit einem neuem Kapitel, auch wenn es diesmal extrem lange genommen hat. -.-" (Wen die Gründe interessren, kann sie in meinem Steckbrief nachlesen.)

Ich bedanke mich bei allen, die mich schließlich dazu gebracht haben dies zu schreiben. Das gilt auch für meine Kommischreiber vom letzten Kapitel!

VIELEN DANK!!!!!!!!!

Als kleine Belohnung für das lange warten ist diese Fortsetzung auch besonders lang. Ich hoffe es wird euch gefallen. *zwinker*

Viel Spaß beim Lesen!
 

Euere Jacquelin und Sandy
 

P.S. Ein spezieller Dank geht an TrineMu, die sich angeboten und dieses Kapitel korrigiert hat. DANKE!

(Wenn es trotzdem noch Fehler darin gibt, ist es dann ok, denn keiner ist vollkommen, oder? *g*)
 

Kapitel 65 - Das Gebrüll eines Drachen
 

Eine Stille, die keiner wagen würde zu stören. Ein Zwielicht, das kein einziges Licht erhellen würde. Und ein Gefängnis, das keine Gitter brauchte. All das, wurde ihr innerhalb eines Augenblicks zum Schicksal, zur Verdammung. "Warum?" Ein müder Seufzer verließ ihre trockenen Lippen, die als einzigen das bedrückende Schweigen dieses Ortes zerstören konnten. Keine Antwort erhaltend, umklammern ihre Finger fast schmerzlich den Gegenstand, der ihr als Erinnerung erlaubt wurde zu behalten. Die Kälte des unirdischen Metalls unter ihren warmen Fingerspitzen, besänftigte sie und hielt sie gleichzeitig davon ab, sich in der Dunkelheit ihres Bewusstseins zu verlieren. Er war die letzte Verbindung zu ihrer Vergangenheit. Die Trümmer ihrer Existenz.
 

Sehr vorsichtig, um ihren zerschlagenen Körper nicht mehr zu verletzten, als er bereits ist, erhob sie ihren Kopf. Zwischen den losen schwarzen Strähnen, die bis zu ihren Schenkeln reichten, erglänzte ein Paar von rubinfarbigen Augen, die sicher jedes Lebewesen fesseln würden, wären sie nicht mit so viel Leid und Trauer erfüllt. Ihr fast leerer Blick glitt zu ihrer Hand, die immer noch das hielt, was sie vor nicht all zu langer Zeit mit ihrem eigenen Leben behütet hatte. Doch schon beim genaueren Hinsehen, konnte man erkennen, dass es nur ein Fragment war. Ein Bruchstück dessen, was man einst als Schlüssel zu Raum und Zeit bezeichnet hatte. "Nein, das kann nicht wahr sein..." Ihre Stimme klang sogar für sie zu trostlos, als sie endlich das Ausmaß ihrer Gefangennahme begriff. "Nein", wiederholte sie sich und schloss ihre mit Tränen erfüllten Augen. "Wie konntet ihr mir das antun? Wieso seid ihr so grausam?" Im selben Augenblick, als ob man ihr eine Antwort auf ihre Beschuldigungen geben wollte, durchlief eine kaum sichtbare Welle die ungewöhnliche Umgebung, die im Grunde aus verschiedenen Nuancen vom Dunkelgrün und Schwarz bestand. Das Ganze geschah jedoch von der knienden Kriegerin unbemerkt. Und genauso wie dieses Phänomen erschienen war, verklang es auch in Nichts, die trauende Frau der Einsamkeit dieses Ortes nochmals überlassend.
 

Zu erschöpft, um sich noch weiter zu bewegen oder zu weinen, senkte die junge Frau schließlich ihren Kopf zu ihrer Brust. Ihre langen schwarzen Locken fielen erneut über ihr Gesicht und bedeckten ihr müdes und gequältes Antlitz. Die schmutzige und leicht zerrissene Sailoruniform drückte ihre Verzweiflung und ihr Leid sogar noch mehr aus. Sie hatte schnell begriffen, dass die Zeit in diesem Ort der Verdammnis keine Bedeutung hatte. Genauso viel wie ihr eigenes Leben. "Wenn ich nur wüsste warum...", flüsterte sie müde und schloss ihre Augen, um die kommenden Stunden in der Stille ihrer Gedanken zu überdauern.
 

***
 

"Lasst mich los!!", schrie ein junges Mädchen im Alter von 19 Jahren und kämpfte gegen die knappen Fesseln um ihre Handgelenke. Der Lärm der rasselnden Ketten durchdrang die Stille, genauso viel wie ihre entschlossene Stimme. Ihr jetziges Aussehen war der klare Beweis, dass sie diesen Widerstand schon lange aufrecht hielt. Ihre Sailoruniform war an einigen Stellen zerrissen und Schmutz bedeckte ihre leicht gequetschte Haut. Von ihrem ständigen Kampf gegen ihre Gefangenschaft wurde ihr schulterlanges rabenschwarzes Haar so wild zerzaust, dass man in ihr kaum mehr eine stolze Sailorkriegerin erkennen würde.
 

Die dunkelvioletten Augen verborgen unter den schwarzen Strähnen, verengten sich, als sie zu der abgelegten Waffe glitten, die weit außer ihrer Reichweite gelegt worden war. Von dem ungewöhnlich bearbeiteten Stab bis zu den vertrauten Linien des kalten Metalls, die ihr vor so vielen Jahrtausenden zum Merkmal bestimmt wurden. Alle noch so kleinen Details dieser Waffe erinnerte sie an das, was sie in so vielen Augen war. Die Wächterin der legendären Sense der Stille. "Wenn ich hier nur nicht wie ein Tier angekettet wäre..." Sie seufzte und blickte nochmals zu der todbringenden Waffe, die ihr bei der Gefangennahme buchstäblich aus den Händen gerissen wurde. Anscheinend wussten sie ganz genau, was sie mit ihrer Hilfe vollbringen könnte. Doch im Gegensatz zu Pluto war sie sich sicher, dass sie den Stab nicht verlieren würde. Denn keiner konnte die Sense der Stille vernichten. Nicht einmal sie. Zu gefährlich wäre solch eine Tat, deren Konsequenzen sich keiner vorstellen könnte. Schon allein aus diesem Grund war sie angekettet worden...
 

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich an die letzten Momente vor der Gefangennahme erinnerte. "Pluto...", flüsterte sie traurig, als das entsetzte Gesicht ihrer stellvertretenden Mutter in ihren Gedanken erschien. Das Ganze war ein Irrtum. Von Anfang an. Und sie wusste es. Leider war sie anscheinend die einzige, die sich dieser Tatsache bewusst war. Und sie wollte es bestimmt ändern. Neue Stärke in sich findend, erhob sie sich leicht vom Boden und schrie nochmals in die Stille ihrer Umgebung auf: "Das ist ein Missverständnis! Hört ihr?!" Ihre klare Stimme kehrte zu ihr noch mehrmals zurück, bevor ihre Umgebung auf ihre Worte zu reagieren begann. Die violette Masse, die ihre Zelle zur Zeit darstellte, verzerrte sich für einen kurzen Moment. Dann wie aus einem Impuls heraus begann eine einzelne Welle über die nicht existierenden Wände zu laufen. Ein vorher ungesehenes Spektakel fand vor ihren Augen statt. Ein Phänomen, das ihr den Atem nahm.
 

Verblüfft hielt sie in ihren Bewegungen inne und sah sich erwartungsvoll um. Doch genauso plötzlich wie die Blüte der Hoffung in ihrem Herzen erblüht war, wurde sie auch zerquetscht. Die Energiewelle verklang im Nichts und innerhalb von wenigen Sekunden kehrte alles um sie herum zu seinem normal Zustand zurück. Zu der bedrückenden Stille und Einsamkeit, die sie langsam aber sicher an den Rand des Wahnsinns brachten. "Nein!! Hört mir doch zu!", schrie sie jetzt mit wahrer Verzweiflung in ihrer Stimme und begann nochmals gegen ihre schweren Ketten anzukämpfen, den entstandenen Schmerz gar nicht wahrnehmend, als das Metall sich noch tiefer in ihr Fleisch schnitt.
 

Noch mehrere Minuten vergingen, bevor die junge Kriegerin schließlich ihre Bemühungen aufgab. Wie in Zeitlupe sank ihr zitternder Körper zum kalten Boden, als der letzte Hoffnungsschimmer in ihrem Herzen endgültig erlosch. Die rabenschwarzen Strähnen fielen über ihr verstaubtes Gesicht und vermischten sich mit den Tränen, die ihre jetzt leicht geröteten Wangen langsam herunter glitten. "Glaubt mir doch", flüsterte sie mit letzten Kraft, bevor sich ihre Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern senkte. "Wir haben niemanden verraten..."
 

***
 

Der aufgewirbelte Staub zusammen mit dem schwarzen Rauch von den brennenden Gasleitungen, nahm ihm für einen kurzen Augenblick die erforderliche Aussicht, aber bald klärte sich die Luft genug, dass er einzelne Gestalten erkennen konnte. Seine feuerroten Augen beobachteten gelangweilt das scheinbar chaotische Gewühl von Körpern, die die zertrümmerten Straßen Tokios in einem so kurzen Zeitrahmen überfüllt hatten. Sie waren wie Ameisen, die gegen einen viel größeren Feind kämpften. Mit gezielten Bewegungen umgaben sie ein weiteres Gebäude, das ihnen im Weg stand, und sandten es in wenigen als fünfzehn Sekunden zu Boden. Eine neue Staubwolke begleitete die fallenden Trümmer und verbreitete sich augenblicklich durch die besetzten Straßen, deren Bewohner sich bereits zu einem neuen Ziel versammelten, um ihr Zerstörungswerk fortzusetzen.
 

Ihre Taktik überraschte den stillen und scheinbar desinteressierten Mann nicht im Geringsten. Er war schließlich derjenige, der sie alles gelehrt hatte. Doch etwas war nicht richtig. Ein tiefes Stirnrunzeln erschien auf seinem bisher gelassenen Gesicht, als er etwas anderes in den Bewegungen seiner vor kurzem noch so gehorsamen Dienern bemerkte. Anstatt in die Richtung des Hikawa Tempels zu gehen, wo er die Sailorkrieger vermutete, die all das angefangen hatten, schienen seine Kinder sich von diesem festgesetzten Ziel zu entfernen. "Was geht hier vor? Was tun sie?", fragte der rothaarige Fremde sich insgeheim und ging näher zu dem Dachrand, von wo aus er bisher alles teilnahmslos beobachtet hatte. Seine schwarzen Schuhe glitten leicht auf dem alten und unbefestigten Material aus, wobei ein paar der Steinbrocken in die dunkle Tiefe unter ihm fielen. Von anderen für ihn wichtigeren Sachen gefesselt, schenkte er solchen bedeutungslosen Kleinigkeiten keine Beachtung. Und das stellte sich bald als großer Fehler heraus...
 

Seinen verwirrten Blick immer noch auf die Anstrengungen seiner Schattendiener gerichtet, nahm Gianfar in seiner Umgebung nicht viel wahr. So blieb es aber nicht lange, denn sehr bald versteifte sich sein Körper mit der Vorahnung eines bevorstehenden Kampfes. Der Boden unter seinen Füßen zitterte bereits. Zuerst war es schwach - kaum wahrnehmbar, aber mit jedem weiteren Atemzug, den er nahm, wurde dieses fremde Gefühl immer greifbarer. Dann in einem einzigen Moment senkte er seine verwirrten Augen auf die Straße unter ihm, wo er annahm die Quelle von allem vorzufinden. Im Bruchteil einer Sekunde änderte sich sein Gesichtsausdruck von einem verwirrten zu einem überraschten, als er die dunkle Masse bemerkte, die in einer beunruhigenden Geschwindigkeit zu ihm kroch. Wie ein unendlicher Schwarm von Grashüpfern, überschwemmten die Schattenwesen die Außenwand des Gebäudes, auf dem er sich zur Zeit befand. In der mit Staub erfüllten Luft konnte er nicht einmal ihre genaue Zahl bestimmen, aber er war sich sicher, dass es viele von ihnen gab. Und sie alle waren hinter ihm her. "Was geht hier vor? Was tun sie?"
 

Der dunkelgraue Rauch und der stechende Geruch nach verbranntem Gummi beraubten ihn für einen Augenblick seiner Wachsamkeit. Dann im allerletztem Moment bemerkte er durch die undurchdringliche Staub- und Rauchwolke die Umrisse eines nahe stehenden Angreifers. Aus Reflex sprang er aus dem Weg der messerscharfen Klauen, die nur knapp seine linke Schulter verfehlten und in dem Betonboden einen beachtlichen Krater hinterließen. Gianfars Augen wurden groß, als er diese seltene Demonstration der Wild- und Entschlossenheit zu Gesicht bekam. "Was zum-!", konnte noch seinem Mund entkommen, bevor er einem erneuten Angriff ausweichen musste. Die folgenden Minuten vergingen fast routinemäßig. Die Schatten griffen unermüdlich immer wieder an und er wich ihnen einfach aus, jede ihre Bewegung ahnend und abschätzend. Und das, was er dabei erfuhr, gefiel ihm ganz und gar nicht.
 

"Schluss mit dem Spielen!", schrie er plötzlich auf und sprang mit dem Geschick einer Katze hoch in die Luft. Ein gefährliches Schimmern, das dabei in seinen feuerroten Augen erschien, galt als Warnung seinen Gegnern gegenüber. "Diesmal habt ihr meinen Zorn zu weit getrieben. Es ist an der Zeit, dass ihr noch einmal belehrt werden müsst, wer euer Herr und Meister ist." Im nächsten Moment wurde sein Körper von einer knisternden rötlichen Energie umgeben, die auf eine atemberaubende Weise seine Gestalt umkreiste. Mit einer eleganten Bewegung, die für ihn fast sündhaft schien, begann er dann in seiner rechten Handfläche all seine um ihn strahlende Energie zu sammeln. Die ganze Zeit konnte man dabei die Neugeburt seines dunklen Schwertes zwischen seinen Fingern beobachten, als sich die blutrote Magie in eine feste und unzerstörbare Materie umwandelte. Von seinem Griff, der komplett aus einem einzigen blutroten Rubin erschaffen wurde, bis zu seiner messerscharfen Schneide, deren schwarz glänzende Oberfläche jeden Anwesenden mit ihrer mysteriösen Schönheit hypnotisierte. All das und mehr nutzte Gianfar zu seinem Vorteil. Denn in diesem kurzen Moment, als seine Angreifer ihre Beachtung allein seinem Schwert schenkten, sammelte er innerhalb des gebrochenen Medaillons auf seiner Brust die restliche Energie auf.
 

Dann so wie ein geworfener Stein, der einmal wieder zu Boden fallen muss, sank Gianfars dunkle Gestalt langsam in die Mitte seiner ehemaligen Diener nieder, die sein Auftreffen zwischen ihnen neugierig beobachteten. Der aufgewirbelte Staub umgab noch eine Weile seine sich langsam aufrichtende Figur, bevor das schwache Sonnenlicht die gefährliche Schneide unter seinem flatternden Umhang völlig enthüllte. Die ganze Szene war still, seinen folgenden Schritt gespannt erwartend. Dann wie in Zeitlupe erhob Gianfar seinen Kopf, seine Augen und somit auch seine Gefühle vor seinen Gegnern bis zum letzten Moment verbergend. "Die Zeit ist gekommen...", erklang plötzlich seine feste und entschlossene Stimme, wobei er den Schwertgriff in beide Hände nahm und es an seine Brust legte. Das Medaillon erglühte augenblicklich mit seiner Kraft und gehorchte dem Willen seines gegenwärtigen Herren, als es die todbringende Waffe für den zerstörenden Angriff vorbereitete. "...um dieser Welt lebe wohl zu sagen", beendete Gianfar den Satz mit einem teuflischen Grinsen auf seinen Lippen. Die kalte Waffe zwischen seinen Fingern begann zu pulsieren, ihren Meister mit ihrem Kriegsgesang verführend. Und dieser erlag zu gern ihrem Zauber.
 

Das Geflüster unter den jetzt nervösen Schattenwesen wurde immer lauter, aber zum Schluss konnten sie die folgenden Worte mit ihren nicht existierenden Stimmen nicht mehr übertönen. Denn es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bevor das Ausmaß seiner Macht demonstriert wurde. "Dragon spirit!!" Das plötzlich rot strahlende Schwert wurde hoch in die mit Rauch erfüllten Luft erhoben, um dann mit der Gelassenheit und Kraft eines erfahrenen Kriegers in den Boden gestoßen zu werden. Blitzschnell begannen sich aus diesem einzigen Treffpunkt merkbare Risse zu bilden. Innerhalb eines kurzen Moments wurde die ganze Betonstruktur mit ihrem rötlichen Glühen bedeckt, wobei es dem Haus eine Art inneren Lebens verlieh, bevor es der endgültigen Zerstörung begegnen sollte.
 

Das Schimmern in Gianfars Augen wurde mit jedem Herzschlag intensiver, bis es sich in zwei blutrote Glühen Punkte verwandelte, so als ob tief innerhalb seines Körpers wirklich ein Drache aus einem tiefen Schlummer erwachte. Seine vor kurzem noch so loyalen Diener wichen vor seinem jetzt beängstigenden Aussehen zurück und versuchten sich mit einem Zischen so schnell wie möglich vom Kampfplatz zurückzuziehen, die unerwartete Übermacht ihres Gegners erkennend. Doch nicht einmal mehr das war ihnen mehr möglich. Denn im nächsten Augenblick wurde die ganze Gegend mit einem einzigen Schlüsselwort erfüllt, das die versiegelte Kraft tief innerhalb des schlafenden Drachen entfesseln sollte. "Sacrifice!" Und das, was schließlich kam, konnte keiner mehr aufhalten...
 

***
 

Ihre violetten Augen glitten zu der weiblichen Gestalt, die im selben Augenblick in einem dichten Gebüsch nur wenige Meter von ihr verschwand. Sie wusste nicht, warum sie hier inmitten des Hikawa Waldes stand oder warum sie der Frau bis hierher gefolgt war. Eigentlich begann sie diese Entscheidung immer öfter zu anzuzweifeln. Es war schon das achte Mal, als sie sich dieselbe Frage stellte und immer noch keine Antwort darauf fand. "Warum bin ich eigentlich nicht bei den anderen geblieben?", murmelte sie mehr für sich und kickte einen Stein, der ihr im Weg lag fort. "Vielleicht wäre es besser, wenn ich zu den Mädchen zurück kehre und mit ihnen kämpfe, anstatt einen Geist aus der Vergangenheit zu verfolgen. Vielleicht könnte ich ihnen auch ohne meinen Verwandlungsstab behilflich sein und-." Plötzlich hielt sie in ihren Gedanken inne und runzelte die Stirn. Der letzte Kampf mit den Schattenwesen vor dem Tempel, tauchte in ihren Gedanken nochmals auf. Eins war klar. Es war bestimmt nicht die angenehmste Erinnerung. Sie seufzte. Schließlich fand sie sich mit der unbarmherzigen Wahrheit ab. Es gab nichts, was sie für ihre Freunde tun könnte. Nicht in ihrem jetzigen Zustand. "Verdammt! Wann wurde alles so schrecklich kompliziert?"
 

Ein leichter Hauch der kalten Luft auf ihren warmen Wangen, brachte jedoch die schwarzhaarige Priesterin von ihren gegenwärtigen Problemen ab. Eine lose Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr steckend, erhob sie ihren Kopf und sah die alten Baumstämme und ihre grünen Kronen misstrauisch an. Der Wind schien unruhiger zu sein, als ob er selbst vor der kommenden Auseinandersetzung Angst hätte. In der Ferne konnte sie immer noch den Lärm der einstürzenden Häuser hören, aber es war etwas anderes, dass ihre Aufmerksamkeit fing. Sie war sich fast hundertprozentig sicher, dass dieses etwas der Hauptgrund für die Unruhe des unbändigen Elements war.
 

Sie runzelte die Stirn, als sie nicht genau bestimmen konnte, worum es sich hier handelte. Eins konnte sie aber mit Sicherheit schon jetzt sagen: es stellte eine Drohung da. Etwas, was sie als Sailorkriegerin einfach nicht überblicken konnte. Doch gerade dann, als sie vor hatte sich umzudrehen und zu den anderen Mädchen zurückzukehren, lief ihr plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken. Das bedrückende Gefühl in ihrem Herzen wurde in diesem Moment hundertfach stärker, als ob der Tod es berührt hätte. "Was war das?", flüsterte sie entsetzt, unbewusst ihre rote Hakama mit ihrer linken Hand packend. "Das fühlte sich nicht wie ein normales Erdbeben... nicht mit solcher Kraft..." Um die plötzliche aufgetauchte Kälte aus ihrem Herzen zu verbannen, umarmte sie ihren jetzt zitternden Körper. Sie konnte ihre Haut fühlen, die mit jedem Atemzug kälter wurde, was unmöglich war, weil es Ende Juni war. Es gab nur eine Erklärung, aber diese schien jetzt unvorstellbar zu sein, weil sie sich nicht mehr in Sailor Mars verwandeln konnte. Und auch dann wäre sie zu solcher Empathie nicht fähig. "Was geht hier nur vor?"
 

Ihre in der Miko-Robe gekleidete Gestalt sank scheinbar erschöpft zu Boden, so weit der ihr eine Unterstützung bieten konnte. Doch auch das war nur kurzlebig, als entfernte Erschütterungen ihre Sinne erreichten. Ihre violetten Augen wurden augenblicklich groß. "Nein...", entwich ihren trockenen Lippen, als sie das dichte Gras mit ihren Händen packte. Dann wie in Zeitlupe erhob sie ihren Kopf zum Zenit, um dann mit dem Unvorstellbaren konfrontiert zu werden. Und für diesen kurzen Moment hörte ihr Herz auf zu schlagen.
 

***
 

Die Erde unter ihren Füßen bebte. Feiner Staub von den umliegenden Häusern bedeckte ihre Köpfe, als sie sich schnell und leise durch die enge Gasse bewegten. Doch diese Abkürzung schien zur Zeit viel gefährlicher zu sein, als die normalen Straßen. Die lange vernachlässigten und verlassenen Gebäude könnten jeder Zeit zu ihrem Grab werden, wenn die alten Wände den Erschütterungen nicht mehr standhalten konnten. Anscheinend war der führende Mann sich dieser Tatsache bewusst, weil er seine Schritte zu einer offenen Straße lenkte. Nicht zu spät, denn kurz darauf wurde die schmale Gasse unter Trümmern begraben. "Das war knapp, Kaneda", sagte ein Junge mit silber-blauem Haar und sah sich etwas beunruhigt um, "wir sollten hier warten, bis es vorüber geht. Jetzt ist es viel zu gefährlich die Seitengassen zu nehmen." Der Angesprochene runzelte seine Stirn und sah auf die schlafende Frau in seinen Armen herab. Ihr langes orange-rotes Haar kitzelte seine Finger und ihr Körper war so leicht, dass er ihr zusätzliches Gewicht während des ganzen Weges hierher fast gar nicht bemerkte. In diesem Moment schien sie so wehrlos, so wie jede andere Frau in ihrem Zustand sein würde. Doch er wusste es besser. "Jede Sailorkriegerin ist an und für sich unberechenbar", dachte er gereizt und wandte seinen Blick von ihr ab, "und eine bewusstlose insbesondere." Am liebsten hätte er sie so schnell wie möglich zu Antollon gebracht, denn mit jeder vergangenen Minute wurde es immer wahrscheinlicher, dass sie aufwachen würde. Und diesen besonderen Moment möchte er sicherlich nicht miterleben, nicht nachdem er Zeuge ihres Kampfes mit den Schattenwesen war.
 

Ein kurzer Blick auf seine Umgebung verriet ihm, dass sie sich in einem der älteren Stadtteile auf hielten. Die zerfallenen Häuser waren Beweis genug, dass es während eines Erdbebens viel zu gefährlich wäre den Weg fortzusetzen. Seufzend stimmte er schließlich zu: "Na gut, Kaito. Scheinbar haben wir den schlechtesten Moment gewählt, um zum Hauptquartier zurückzukehren. Ich hoffe nur, dass sich bald alles beruhigt, bevor die Biester auf uns aufmerksam werden." Vorsichtig legte er Himikos schlaffen Körper auf den staubigen Boden und richtete sich nochmals auf, seine Umgebung misstrauisch beobachtend. Die Stirn immer noch gerunzelt, als ob er dank seinen langjährigen Erfahrungen die kommende Gefahr vorhersehen konnte. So ging es eine Weile, die hauptsächlich mit tiefer Stille erfüllt war. "Kaneda?", flüsterte Kaito sichtbar unbehaglich auf Grund des Benehmens seines Mentors. "Ich habe ein komisches Gefühl. Das ist alles", versuchte er seinen jungen Begleiter zu beruhigen, aber viel mehr das genaue Gegenteil erreichte. Das plötzlich verklungene Erdbeben half dieser gespannten Atmosphäre auch nicht. "Es ist still", sagte der ältere Mann kaum hörbar und ging ein paar Schritte von der liegenden Himiko, nie seine Augen von der Umgebung abwendend, "viel zu still..." Dann plötzlich verengte er seine Augen und drehte sich zu seinem wartenden Lehrling: "Bleib bei ihr, Kaito. Wenn etwas geschieht, weißt du, was du zu tun hast." Damit lief er los, den verwirrten Jungen ohne eine Erklärung hinter sich lassend. Dieser konnte nur seine dunkelbraune Gestalt zwischen den Haustrümmern beobachten, bevor sie völlig aus seiner Sicht verschwand.
 

"Merkwürdig, so habe ich ihn noch nie erlebt", murmelte Kaito nachdenklich und kratzte seinen Kopf, "nicht einmal als die dunklen Biester in dieser Stadt zum ersten Mal erschienen sind." Sein Blick glitt zu der bewusstlosen Frau auf dem Boden. Langsam kniete er neben ihr nieder. Er sah sie eine Weile an, bevor er seine rechte Hand aus streckte, um eine Strähne aus ihrem blassen Gesicht zu entfernen. Allgemein sah sie jetzt viel besser aus als das erste Mal, als er sie auf dem Asphaltboden auf fand. Ihre Gesundheit schien sich schnell mit jedem genommenen Atemzug zu verbessern und zu ihrem vorherigen Zustand zurückzukehren. Langsam aber sicher begann er die Furcht seines Mentors vor dieser Frau zu verstehen. Er selbst fand sie etwas unheimlich. Allein bei der Erinnerung an den Weg hierher, bekam er eine Gänsehaut.
 

Die ganze Zeit war er hinter ihnen gegangen, um ihren Rücken für alle Fälle zu sichern. So konnte er ab und zu einen Blick zu der bewegungslosen Kriegerin werfen, deren Arme leblos neben Kanedas Beinen hängten und sich im Rhythmus seiner Schritte hypnotisierend bewegten. Schon allein aus diesem Grund konnte er die tiefen Schnitte und das tropfende Blut nicht übersehen, die ihre alabasterweiße Haut reichlich bedeckt hatten. Erstmals hatte sie ihm leid getan, weil er zu gut wusste, was diese Verletzungen für einen Menschen bedeuteten. Und für eine junge Frau wie sie insbesondere. Doch auch dieses Mal hatte sie ihn überrascht und ihm ihre Außergewöhnlichkeit bewiesen. Etwas war geschehen, was er bis jetzt nicht richtig verstanden hatte.
 

In seinen Schritten erstarrt konnte er derzeit nur zusehen, als die rubinrote Flüssigkeit auf einmal aufgehört hatte zu fließen. Vielleicht wäre es nichts Ungewöhnliches gewesen, wäre da nicht eine gewisse Kleinigkeit gewesen, die er nicht so einfach übersehen konnte. Am Anfang wäre es fast unbemerkt geblieben, aber mit jeder weiteren Minute die verstrich wurde es immer sichtbarer und somit für ihn unbestreitbarer. Jeder einzelne Blutstropfen, der ihre glatte Haut befleckt hatte, war langsam zu der nächsten liegenden Wunde zurückgeflossen, die Gesetze der Schwerkraft völlig ignorierend. Und nach allem, als ob es für seine erschütterte Überzeugung nicht genug gewesen wäre, hatten sich diese tiefen Verletzungen auch noch geheilt, nur dünne blasse Narben zurücklassend. Und selbst jetzt, als er ihre Arme nochmals aus der Nähe betrachtete, konnte er keine einzelne von ihnen mehr finden.
 

Immer noch ein bisschen verwirrt, schätzte er die zarten Gesichtszüge der schlafenden Göttin in seinen Armen ein. Zwar wusste er nicht, ob Kaneda den kleinen Vorfall bemerkt hatte oder nicht, aber war sich fast sicher, dass er über solche Fähigkeiten von Anfang bescheid gewusst hatte. Anders konnte er sich nämlich die Unruhe und Nervosität seines Mentors den ganzen Weg hierher nicht erklären. Nach allem war es nur ein Bruchteil ihrer wahren Kraft gewesen, die sie bisher gezeigt hatte. Und obendrein konnte man natürlich die wesentlichste Sache von all dem nicht vergessen: Sie hatte all das in einem Zustand der Bewusstlosigkeit vollbracht. Langsam aber sicher begann er sich zu wundern, wozu sie noch fähig war, obwohl er es lieber gar nicht wissen wollte. "Wer weiß, wie sie reagieren würde, wenn sie in den Armen eines völlig fremden Mannes erwachen würde", sagte er viel mehr für sich, wobei er sich den kalten Schauer, der über seinen Rücken im selben Moment lief, nicht erklären konnte. "Vielleicht werde ich jetzt auch noch paranoid", murmelte er mit einem Lächeln, das seltsame Warnungsgefühl in seinem Magengebiet ignorierend.
 

Eine geringfügige Bewegung in seinem peripherischen Blick, zwang ihn plötzlich seine ozeanblauen Augen von der jungen Frau abzuwenden. Die immer noch viel zu stille Umgebung beunruhigte ihn in gewisser Hinsicht, obwohl er vorläufig die Quelle dieses seltsames Gefühls nicht genau bestimmen konnte. Aber nicht zu lange, denn bald fing etwas seine Aufmerksamkeit. Eine dunkle, fast schwarze Wolke schwebte jetzt über den staubigen Boden und wie ein Schattenschleier umhüllte sie fast die ganze Straße. Die Stirn runzelnd sah er sich nach dem angeblichen Feuer um. "Etwas ist nicht richtig", murmelte er, als sein Blick zu dem unerwartet erschienen Qualm zurück glitt. Und als ob er erst jetzt etwas Seltsames darüber bemerkte. Etwas, was seinen Verdacht nur verstärkte.
 

Erstens war es die äußerst beunruhigende Geschwindigkeit, mit der sich die Rauchwolke über die Häuser und Asphaltstraße bewegte. Mit dem jetzt kaum spürbaren Wind war solche Schnelligkeit eindeutig unmöglich. Zweitens gab es keinen Gestank, was auch nicht gerade normal war, da jeder Brand automatisch damit verbunden sein sollte. Drittens und zuletzt war da ein gewisses etwas, was ihn am meisten störte. Das ganze Verhalten dieser schwarzen Wolke schien vollkommen die Gesetze der Natur zu missachten, als es die glatten Wände und Säulen wie eine Schlange umkreiste. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass diese Sache - oder wie auch immer man es bezeichnen konnte - ein denkendes und lebendes Wesen ist.
 

Nervös erhob er sich mit der schlafenden Himiko in seinen Armen vom Boden, seine Augen nie von der unberechenbaren Erscheinung vor ihm abwendend. "Vor allem die Ruhe bewahren", murmelte er leise für sich und begann sich vorsichtig zurückzuziehen, so wie es ihn Kaneda gelehrt hatte. Leider schaffte er nur ein paar Schritte, bevor das geschah, womit er in seinem Rückzug-Plan bestimmt nicht gerechnet hatte. Im selben Augenblick begann die Erde unter seinen Füßen von neuem zu zittern, als ob der Planet selbst vor der unbekannten Dunkelheit Angst hatte. Und das Beben wurde mit jedem Herzschlag stärker und stärker, bis es bald mit keinem anderen mehr vergleichbar war. Feiner Staub fiel von den alten Gebäuden, die sich unter dieser vernichtenden Kraft in nichts als Ruinen verwandelten.
 

Zum Glück befanden sie sich gerade in einem Teil der Stadt, wo Gasleitungen vor vielen Monaten ihren Zweck verloren hatten. Doch auch wenn ihnen keine Gefahr von einem Feuer oder explodierenden Gas drohte, gab es etwas anderes, was den jungen Mann beunruhigte. Und der Lärm der fallenden Trümmer in seiner unmittelbaren Nähe, bestätigte seinen Verdacht nur. Die ganze Straße, die vor kurzem als idealer Zufluchtsort gedient hatte, verwandelte sich innerhalb eines Augenblicks in eine todbringende Falle. Kaitos Augen suchten eifrig nach einem Fluchtweg aus dieser Hölle. Dann ihm letzten Augenblick, als er schon glaubte, dass es keine Möglichkeit gab lebendig aus dieser herauszukommen, erblickte er eine unverbaute Ebene nicht allzu weit entfernt. Ein ehemaliger Stadtplatz wahrscheinlich. Keine Zeit dies genauer zu analysieren, lief er sofort in diese Richtung los, versuchend seine Balance nicht zu verlieren und gleichzeitig den fallenden Steinen auszuweichen.
 

Seine Sicht verschlechterte sich jedoch mit jedem Meter. Der aufgewirbelte Staub war jetzt überall und schuf einen undurchsichtigen Nebel, der es schwierig machte seine nächsten Schritte zu planen. Doch wenn er dachte, dass das alles war, was ihn erwartete, irrte er sich. Denn gerade als er vor hatte, einer fallenden Straßenlaterne auszuweichen, fühlte er etwas seinen rechten Knöchel umschlingen. Noch in Bewegung drehte er seinen Kopf zu seinem Fuß, hoffend einen liegenden Draht zu finden, in dem er sich vielleicht verfangen hatte. Wie groß jedoch seine Überraschung war, als er anstelle von einer Metallschnur eine schwarze Ranke erblickte, die bald seinen ganzen Unterschenkel umschlungen hatte. "Was zum Teufel ist das denn?", fluchte er laut, als er unerwartet von der Ranke zurückgezogen wurde. Und direkt unter die fallende Straßenlampe.
 

Seine Augen erweiterten sich mit Schrecken, als er den sich schnell nähernden Metallmast erblickte. Blitzschnell, ohne dass er sich seiner Bewegungen überhaupt bewusst wurde, zog er scheinbar aus dem nichst ein Messer hervor. "So leicht wirst du mich nicht bekommen!", schrie er auf, die Klinge durch die unbekannte Masse mit der Hand eines Meisters führend. Dann im letzten Moment, als er die Ranke um sein Bein nicht mehr fühlen konnte, sprang er sofort aus der Bahn der fallenden Laterne. Nicht zu spät, denn im nöchsten Moment hörte er den betäubenden Krach des auf dem Boden aufprallenden Metalls. Ein Splitterregen bedeckte bald seinen liegenden Körper, mit dem er die bewusstlose Frau versuchte abzuschirmen. Ein paar scharfe Splitter fanden jedoch einen Weg durch seinen Mantel und fraßen sich tief in die Haut seines Rückens. Durch den plötzlichen Schmerz gelähmt, schrie er auf. Seine Gesichtszüge wurden augenblicklich hart, versuchend die Qual zu unterdrücken, die jetzt sein Bewusstsein beherrschte.
 

Bevor die Schmerzen jedoch völlig verschwinden konnten, ließ ihn eine erneute, diesmal einer gewaltigen Explosion ähnlichen Erschütterung zusammenzucken. Instinktiv zog er Himiko näher zu sich und schloss seine Augen, als die entstandene Druckwelle seinen Körper erfasste. Durch die brennenden Rückenwunden noch zu gelähmt, war er jedoch machtlos den unvermeidlichen Flug zu verhindern. Und der folgende harte Aufprall auf den Asphaltboden war auch nicht viel besser. Da er sich in der Luft nämlich gedreht hatte, um die Wucht von dem kommenden Zusammenstoß zu verringern, musste er nochmals den abstumpfenden Schmerz bekämpfen, als die scharfen Glassplitter noch tiefer in sein Gewebe gedrückt wurden. Seine Zähne zusammenbeißend, ließ er den aufgewirbelten Staub sein Gesicht bedecken.
 

Nach mehreren Minuten, die ihn vielmehr wie eine Ewigkeit vor kamen, beruhigte sich alles genauso plötzlich wie es angefangen hatte. Kaito öffnete langsam seine Augen und entspannte seinen erstarrten Körper. Sehr langsam und vorsichtig mit Rücksicht auf seine Wunden, erhob er seinen Rücken vom Boden, Himiko immer noch in seinen Armen haltend. Dann mit einem schnellen Blick über die verwüstete Umgebung, schätzte er die gegenwärtige Situation ein. Auch wenn man sagen würde, dass er durch das, was er sah, erschüttert wurde, wäre es eine riesige Untertreibung. Denn anders konnte man den riesengroßen Krater nicht beschreiben, der sich vor ihm viele Kilometer in die Ferne erstreckte. Dort, wo er vor wenigen Momenten die Gebäude des alten Tokios gesehen hatte, gab es jetzt nichts als Luft und Staub. Entsetzt überblickte er die Leere, die nach der dunklen Masse zurück blieb. Alles, was von ihr bedeckt wurde, war einfach verschwunden, in der Luft verdunstet. "Wow", war das einzige, was er dazu sagen konnte, als er auf der anderen Seite der übergroßen Grube eine halbe U-Bahnstation erblickte - die andere Hälfte war nirgendwo zu sehen.
 

***
 

Rot. So rot wie das Blut eines unschuldigen Lammes, das in den Urzeiten als Opfergabe für die Götter diente. Nichts anderes konnte die Farbe des Himmels in diesem Moment beschreiben. Und inmitten von all dem eine feuerrote Sonne, die das Ende des Mittags kennzeichnete. Die Luft knisterte praktisch mit der entfesselten Kraft, die langsam von dem verwundeten Planeten absorbiert wurde. So kehrte das blutende Firmament mit jeder vergangenen Minute zu seinem ursprünglichen blauen Aussehen zurück. Nur die Wolken in der Nähe vom Epizentrum behielten ihre rötliche Tönung, die Überlebenden an die Zerstörung erinnernd.
 

Reis entsetztes Gesicht widerspiegelte vollkommen ihre inneren Gefühle. Ihr erstarrter Körper und erweiterte Augen waren Beweis genug, dass sie die vollkommene Attacke vom Anfang an mit ihren Sinnen miterlebt hatte. Ihr Blick ruhte immer noch auf der rötlichen Sonne, die ihre Gestalt mit ihrem glühenden Schein einhüllte. Ihre Hände zitterten, auch wenn sie jetzt die Ärmel ihrer Miko-Robe so fest packte, dass man die weißen Knochen unter der bleichen Haut sehen konnte. Aus ihren verwirrenden Gedanken und Gefühlen, die sie teilweise in einer Art Trance hielten, brachte sie erst eine Stimme, die sie gerade in diesem Moment am wenigsten hören wollte. "Atemberaubend, nicht wahr, Sailor Mars? Du kannst dich geehrt fühlen, denn nicht jeder bekommt die Möglichkeit solche Kraftentsieglung zu sehen und darüber noch zu erzählen." Reis jetzt müde Augen glitten zu der teilweise im Grünen verborgenen Gestalt einer jungen Frau.
 

Die zwei langen Zöpfe, die in dem gegenwärtigen Sonnenlicht orange glühten und harmonisch ihre schlanke Gestalt bis zum Boden bedeckten, zusammen mit der zerrissenen weißen Bluse, die immer noch in ihrem Blut eingeweicht wurde, verliehen ihrem zarten Wesen ein fast göttliches Aussehen, das inmitten des Waldes sogar für die innerlich verwirrte Rei unübersehbar war. "Es scheint, dass sich der Drache schließlich dazu entschlossen hat, eine Rebellion gegen seinen Versklaver anzufangen. Interessant... " Die smaragdgrünen Augen der Schönheit glitten langsam zum entfernten Horizont, wo sie eine sich zerstreuende Staubwolke gedankenvoll beobachtete. "Ich hoffe nur, dass er nicht endet, so wie viele andere vor ihm." Ihre Stimme klang fest und scheinbar ohne jegliche Emotion. Doch dank ihrer neu gefundenen Kräfte, war Rei fähig in ihrem Unterton tiefe Trauer zu entdecken. Etwas, was sie bei dieser unberechenbaren Person nur einmal bezeugt hatte und es fast ihr Leben gekostet hatte. Doch es war hier noch etwas anderes, was Rei nicht gleichgültig ließ. Diese Frau wusste mehr als sie sagte. Viel mehr... Und das langsam verglühende rötliche Zeichen an ihrer Stirn, bestätigte nur ihren wachsenden Verdacht.
 

***
 

Die Brise fühlte sich plötzlich so kalt auf ihren Wangen, dass sie kaum glauben konnte, dass es wirklich Ende Juni war. Ihre Gedanken waren jedoch momentan woanders, als das es sie wirklich stören konnte. Und nicht einmal das rote Sonnenlicht, das ihre Gestalt in diesem Moment badete, konnte es ändern. Ihr Blick blieb an der Szenerie vor ihr befestigt, die deutlich nicht nur ihre Aufmerksamkeit hielt. Aus dem Augenwinkel konnte sie nämlich die anderen zwei Frauen dasselbe tun sehen. Irgendwie war es verständlich, denn keine von ihnen hatte eine solche Entwicklung der Situation erwartet.
 

Rückblick:
 

Sie waren viel zu viel mit den Vorbereitungen für den sich nähernden Kampf mit den Schattenwesen beschäftigt, als dass sie die plötzliche Stille um sie herum bemerkten. Und es war, Sailor Merkur, die den verschwundenen Lärm der abreißenden Häuser als erste bemerkte. Doch bevor sie die Ursache genauer feststellen konnte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Es war so plötzlich und erschreckend, dass sie ihren Minicomputer unbeabsichtigt auf den Boden fallen ließ. Es fühlte sich an, als ob der Tod sie in diesem kurzen Moment berührte, ihr sagend, dass sie die Nächste auf seiner Liste war. Sie konnte sich noch zu gut daran erinnern, weil die Gänsehaut im selben Augenblick ihre Arme bedeckte. All das konnte sie jedoch nicht darauf vorbereiten, was sie als nächstes erblicken sollte. Denn als sie ihren Kopf nach Norden drehte, von woher sie die unangenehme Empfindung gefühlt hatte, konnte sie ihren eigenen Augen kaum glauben. Die vertrauten Gebäude mit der Sennenki Galerie in der Mitte waren in diesem Augenblick nicht wiederzuerkennen. Zwar war der Glanz dieses Denkmals der Kunst schon lange vor der Verfluchung der Stadt verblasst, aber das jetzige Aussehen war damit eindeutig unvergleichbar. Denn als sie es das letzte Mal gesehen hatte, war es zwar verlassen, aber immer noch mit all den glänzenden Fenstern eindrucksvoll gewesen. Etwas, was man jetzt eindeutig nicht sagen konnte. Vom Dach bis zum Boden war es nämlich mit einer unidentifizierbaren schwarzen Masse bedeckt, die sich sichtbar auch auf die anderen Bauwerke aus breitete und nun fast die Hälfte des nördlichen Stadtviertels bedeckte.
 

Mit einem fast angeborenen Reflex nahm Merkur blitzschnell ihren gefallenen Minicomputer vom Boden auf. Glücklicherweise hatte er den Aufprall heil überstanden, was irgendwie verständlich war, wenn man sich an all die Kämpfe erinnerte, die sie schon hinter sich hatte. Dann als sie sich seine Möglichkeiten zunutze machen wollte, wurde sie plötzlich aus ihren Gedanken geschreckt, als Neptuns klare Stimme unerwartet hinter ihr erklang. Mit erweiterten Augen drehte sie sich langsam um, die zwei anderen Kriegerinnen ansehend, die sie während des Ganzen irgendwie geschafft hatte zu vergessen.
 

Neptun hielt ihren Talisman nah an ihrem Herzen. Die Oberfläche des magischen Spiegels glühte mit einer zarten azurblauen Farbe, die geheimnisvollen Tiefen der Ozeane widderspiegelnd. Als sie sprach, waren ihre Worte klar und laut, aber sie selbst schien irgendwie entfernt und mysteriös. Das gleiche galt auch für die Weisheit ihres Schutzplaneten. Nicht umsonst war Neptun auch als der Herrscher der Illusionen und Träume bekannt. "Die Zeit der Vergessenheit endet", erfüllte Neptuns zarte Stimme den ganzen Tempelhof und berührte alle Anwesende mit einem unerklärlichen Zauber. "Die Nebel der Verdammung klären sich, um ihre Geheimnisse zu offenbaren. Das Leid der Unschuldigen erreicht die Welt der Lebenden und Unwissenden. Ihre Rufe nach der Gerechtigkeit berühren die letzten Glaubenden der goldenen Stadt Elysions."
 

Merkur runzelte die Stirn, als sie versuchte die Bedeutung davon zu finden. "Wenn man über Verdammnis spricht", dachte sie vertieft, "dann kann man nur die Schattenwesen meinen. Bedeutet es etwa, dass die Gefühle von ihnen gekommen sind?" Ihr verwirrter Blick glitt zurück zu der Kriegerin der Meere, die während ihrer Überlegungen still geworden war. Eine ozeanblaue Aura umhüllte nun ihre Gestalt, als ihr Griff um den magischen Spiegel unerwartet noch fester wurde. Es war, als ob etwas anderes in diesem Augenblick ihre Seele berührte. Und es war auch der Moment, als alles verschwand und sie aus ihrer Trance erwachte. Sie öffnete ihre blaugrünen Augen, in denen man deutlich ihre Sorgen sehen konnte. "Das fühlte sich komisch. Es ist das erste Mal, als ich mit meinem Schutzstern in solch nahen Verbindung gestanden habe", flüsterte sie, ihre Schläfen reibend. "Das ist jetzt aber nicht mehr wichtig. Wichtiger ist das, was mir durch diese 'Verbindung' vermittelt wurde. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber es gibt noch etwas in dem Chaos von Gefühlen, die wir empfangen haben. Etwas, so gefährlich, dass es selbst den Tod überdauern kann. Etwas, was nur mit einer grenzenlosen Sehnsucht nach Rache erfüllt ist."
 

"Das klingt nicht gerade beruhigend, Neptun", erklang Uranus' gefährlich stille Stimme in dem zerstörten Tempelhof. "Kannst du die genauen Lokalisationdaten davon feststellen?" "Leider nicht", schüttelte Neptun den Kopf, "es gibt viel zu viele andere in dieser Richtung, als dass ich die genaue Quelle finden könnte. Schon die Tatsache, dass ihr zwei es auch fühlen konntet, spricht für sich." Überraschenderweise nickte Uranus nur, was das einzige Zeichen war, dass sie sie gehört hatte. Allein das war bei der temperamentvollen Sailorkriegerin unheimlich. Dann nach weiteren stillen Minuten, die sich unangenehm in die Länge zogen, begann die Erde unter ihren Füßen unerwartet zu beben. Nur diesmal waren die Erschütterungen mit den vorherigen Erdbeben unvergleichbar. Das laute Piepen des kleinen Computers in Merkurs Händen riss in diesem Augenblick jede der Anwesenden aus ihren düsteren Gedanken.
 

"Das Epizentrum liegt in dem Koppu Bezirk", wurde die unausgesprochene Frage dank Merkurs Fähigkeiten augenblicklich geantwortet. Sie runzelte jedoch plötzlich ihre Stirn, als ihr klar wurde, dass es genau der Teil der Stadt war, woher sie die unangenehmen Gefühle empfangen hatten. Wie erwartet drehten sich alle Blicke in diese Richtung, nur um festzustellen, dass die dunkle Masse bereits das ganze Stadtviertel unter sich begraben hatte. Und auch diesmal lüfteten die neuesten Daten dieses Geheimnis. "Der Energiesignatur nach kann ich vorerst nur sagen, dass es sich in dem Fall der schwarzen Masse um die vereinten Körper der Schattenwesen handelt. Ihr jetziger 'unfester' Zustand bleibt für mich jedoch ein Rätsel. - Das einzige, was ich zur Zeit bestätigen kann, ist die Tatsache, dass sie die Auslöser des Erdbebens sind. Es ist zu kompliziert um es genau zu erklären, aber es hat etwas mit der zu großen Energiekonzentration auf so einer kleinen Fläche zu tun. Es ist, als ob sie mit ihrer großen Anzahl eine Verzerrung des Raumzeit-Kontinuums verursachen würden, die sogar den Planeten in gewisser Weise zu einer Gegenreaktion zwingt. Um mir aber hundertprozentig sicher zu sein, brauche ich die Bestätigung von jemandem, der sich damit wirklich aus kennt. Zum Beispiel von einer Wächterin des Raumzeit-Tors." Jedermanns Augen glitten zu der nicht zu weit liegenden Gestalt von Setsuna, die genauso wie Hotaru immer noch nicht erwacht war. Es war bereits mehr als drei Stunden, als sie so vorgefunden worden waren. Ohne jegliche Verletzungen oder andere Anzeichen, die ihren bewusstlosen Zustand erklären würden. Und allein das war höchst beunruhigend.
 

"Wie gesagt ich bin mir noch nicht völlig sicher darüber", sagte Merkur, die Aufmerksamkeit nochmals auf sich lenkend, "ich hoffe mehr Informationen mit einer Nahanalyse des Gebiets zu bekommen." Mit einer unübersehbaren Grazie erhob sie ihre linke Hand zu ihrem blauen Ohrring, den sie mit ihren Fingerspitzen nur leicht berührte. Dann wie von Zauberhand erschien eine spezielle Brille vor ihren Augen und ihre schlanken Finger begannen sich nochmals über die kleine Tastatur zu bewegen. Hunderte verschiedene Berechnungen und Diagramme, die sie wahrscheinlich als einzige jemals verstehen würde, erschienen augenblicklich auf dem kleinen Monitor in ihren Händen. "Vorerst registriere ich im besagten Bezirk nur etwa 81% von allen bekannten Schattenwesen. Der Rest ist in den umgebenden Stadtteilen und beendet das 'Gebilde' um den Hügel." Ihre Stimme verstummte unerwartet, um dann mit einer offensichtlichen Sorge zurückzukehren. "Es gibt noch etwas... Wenn ich mich nicht irre, haben wir ein noch größeres Problem vor uns. Ich registriere nämlich eine Energiezunahme bei den restlichen Schattenwesen, die uns umgeben. Ich kann es nicht erklären, aber es ist, als ob sie zu dem Koppu Bezirk gerufen werden. Die schlechte Nachricht ist, dass sie darauf wirklich reagieren und beginnen sich nach Norden zu bewegen. Meinen Berechnungen nach wird es dann höchstens zwei Minuten dauern, bevor sie am Versammlungspunkt ankommen." Merkur erhob ihren besorgten Blick zum nördlichen Teil Tokios. "Was ihre Ankunft dann auslöst, kann ich nur schätzen...", flüsterte sie geistesabwesend.
 

Seit diesem Moment blieb jede von ihnen still, dem trauenden Gesang des Planeten zuhörend. Das Gefühl der Machtlosigkeit war ihnen klar in die Gesichtern geschrieben, als sich jede von ihnen in ihren eigenen Gedanken und Sorgen versenkte. Das war auch einer der Gründe, warum sie die unerwartete Änderung in der umgebenden Aura nicht bemerkten. Nicht bevor Merkurs Computer nochmals ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte, sie an die plötzliche Zunahme der Energie in der Luft aufmerksam machend. "Ist es denn so weit, Merkur?", fragte Neptun sichtbar besorgt, "ich dachte, dass wir noch Zeit hätten, bevor..." "Nein, es ist nicht das", murmelte Merkur mit einer viel zu ernsten Stimme, die Stirn leicht runzelnd, "es gibt einen Kampf auf einem der Gebäuden, deswegen die plötzliche Energiezunahme." Mit sichtbar weniger Sicherheit begann sie die neuesten Daten zu analysieren, die zuerst keinen Sinn ergaben. Doch dann im Bruchteil einer Sekunde nahmen ihre blauen Augen eine dunklere, fast schwarze Farbe an. Ihre Finger erstarrten in ihren Bewegungen und ihr Gesicht wurde blass. "Merkur? Alles in Ordnung?" Wie in Zeitlupe erhob die Angesprochene ihren Blick, um dann in die besorgten Augen von ihren Freundinnen zu treffen. Und auch wenn sie mit ihnen ihre Entdeckung teilen wollte, wurde es ihr nie ermöglicht nur ein einziges Wort auszusprechen. Denn gerade in diesem Moment, als sie es am wenigsten erwarteten, nahm alles seinen schnellen Lauf.
 

Die Erde unter ihren Füßen erzitterte unerwartet mit einer ungesehenen Stärke, als ob der Planet in diesem Augenblick all seinen Schmerz in die Welt der Lebenden aufschreien wollte. Das schwache Licht der Mittagssonne nahm einen blutroten Schein, als ein paar Strahlen einen Weg durch die dunklen Wolken fanden. Und gleichzeitig wie auf Befehl erglühte die Schwarze Masse, die einmal als Koppu Bezirk bekannt war, in einem geheimnisvollen rötlichen Licht, das wahre Ausmaß in diesem Moment jedem enthüllend. Für jeden von ihnen war es ein atemberaubender Anblick, der bald noch vervielfacht wurde. Die in der Luft umfasste Energie begann sich nämlich genau über die Sennenki Galerie zu versammeln und mit den purpurroten Wolken zu verschmelzen. Die Verbindung der zwei Elemente löste augenblicklich eine unaufhaltbare Kettenreaktion aus, die einen riesigen Rauchwirbel über den blutroten See schuf. Der aufgewirbelte Staub der umgebenden Straßen vereinigte sich mit der rotierenden Luftmasse, den nördlichen Teil Tokios vor den fassungslosen Blicken der Sailorkrieger endgültig verbergend.
 

Das Ausmaß der freigelassenen Energie erreichte plötzlich sein Maximum. Nicht einmal die vorher bevorstehende Gefahr von den Schattenwesen, konnte sich damit mehr vergleichen. Wie Kartenhäuser fielen die verlassenen Gebäude auseinander, als die zerstörerische Aura ihre alten Fassaden berührte. Dann als ob mit der Absicht ihre Existenz aus dieser Welt völlig auszuradieren, wurden die letzten Trümmer zu Staub zermahlt und tief in das Herz des wütenden Elements eingesaugt. "Verdammt, kann mir jemand sagen, was da vorgeht?!", schrie Uranus, ihre Augen nie von der vernichtenden Kraft abwendend. "Gianfar", kam die einzige Antwort, bevor auch sie in dem Lärm verloren ging. Mehr Worte waren aber nicht mehr nötig, denn als das blutrote Gewirbel eine bereits unglaubliche Größe an nahm, hätte Uranus in diesem Moment schwören können, dass sie für einen sehr kurzen Augenblick einen glühenden Drachenschwanz erblickt hatte, bevor es nochmals in der dunklen Rauchwolke verschwand.
 

Der Planet erzitterte das letzte Mal, eine Warnung für jeden Überlebenden aufschreiend. Nicht zu spät, denn in diesem Moment schien alles auf einen unausgesprochenen Aufruf zu reagieren. Die Zeit hielt in ihrem ewigen Lauf inne. Die Töne der fallenden Häuser verstummten. Nur eine verräterische Ruhe blieb, die unangenehme Stille vor dem Sturm andeutend. Dann im Bruchteil einer Sekunde veränderte sich alles.
 

Ende des Rückblicks.
 

Die Erde bebte noch unter ihren Füßen, als sich die Staubwolke langsam zu Boden senkte. Der rote Himmel kehrte zu seiner ursprünglichen blauen Farbe zurück, als die letzten Anzeichen der enormen Explosion ins Nichts verschwammen. Es war alles schnell so gegangen. Viel zu schnell, als dass irgendwer von ihnen jedes Detail bemerken konnte. Nur eins blieb zurück. Dort, wo vor wenigen Augenblicken die Sennenki Galerie einmal gestanden hatte, gab es jetzt nichts als Staub. Nur ein Krater, der für immer eine bleibende Schramme im Aussehen der japanischen Metropole sein wurde.
 

"Merkur", erklang Uranus feste Stimme plötzlich, "Bericht." "Ja", kehrte die Blauhaarige zur Realität zurück und lenkte ihre Aufmerksamkeit zu ihrem Computer. "Die Explosion hat den ganzen Koppu Bezirk und ein paar umliegende Stadtviertel völlig zerstört. Der Durchmesser des betroffenen Gebiets ist etwa 2,5 km. Das Liegende wurde bei dem Ausbruch jedoch zu stark beschädigt, das sich die vernichtete Lokalität mindestens um anderthalb Kilometer in den nächsten Tagen vergrößern wird." "Und die Überlebenden?" "Ich registriere keine menschlichen Verluste. Was die Schattenwesen betrifft, kann ich zur Zeit kein Zeichen von ihnen empfangen. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn es kein einziger geschafft hätte." Merkurs besorgter Blick glitt von den Zahlen auf dem Monitor zu dem apokalyptischen Panorama. "Im Ganzen wurde gerade vor unseren Augen etwas über 83% der in Tokio bekannten Schattenwesen ausgelöscht." "Oh Gott", schloss Neptun ihre Augen und wandte sich ab, "siebeneinhalb Millionen mit einem einzigen Schlag." "Ja, es ist schwer zu glauben, aber es ist so", sagte Merkur gedankenvoll, als sie die neuesten Ergebnisse durchsah, "wenn ich die Stärke der Explosion mit den uns bekannten Waffen vergleichen sollte, würde ich sagen, dass sich die Menge der freigelassenen Energie am nächsten der Kraft des Silberkristalls nähert, als Königin Serenity den Mond gegen das dunkle Königreich verteidigt hat. Und ihr selbst wisst zu gut, welche Macht er damals ausgeübt hat."
 

"Ich wäre mehr darüber besorgt, wer solche Kraft in den Händen hält", unterbrach Uranus ihr Gespräch, "ich mag die Idee nicht, dass Gianfar zu so etwas überhaupt fähig ist. Nicht nachdem er von unserem ersten Kampf vor 2 Jahren so viel stärker wurde. Und auch wenn er uns mit unserem kleinem Problem geholfen hat, würde ich sagen, dass wir jetzt noch ein viel größeres vor uns haben. Zwar wurde die Anzahl der Schattenwesen deutlich reduziert, aber wenn ich zwischen der vorigen Drohung und Gianfar wählen sollte, würde ich hundertprozentig das Erste nehmen." Die anderen zwei Frauen nickten zustimmend. Uranus rechte Hand ballte sich plötzlich zu einer Faust. "Wir können uns jetzt keine Fehler mehr leisten", sagte sie mit einer festen Stimme, ihre Augen nochmals auf den vernichteten Teil Tokios richtend, "Merkur, versuch Venus und Jupiter zu kontaktieren. Sag ihnen, dass sie unmittelbar zum Hikawa Tempel kommen sollen. Wir werden jetzt jedermanns Hilfe brauchen, wenn wir gegen solchen Gegner standhalten wollen."
 

***
 

Sein Körper schwebte hoch über dem Ort, den er vor wenigen Minuten in ein Gebiet ohne jegliches Leben verwandelt hatte. Seine jetzt fast knielangen Haare flatterten um seine leicht glühende Gestalt und von Zeit zu Zeit berührten sie den nun kalten und leblosen Stahl in seiner rechten Hand. Die uralte Kraft, die immer noch durch seine Adern pulsierte, versuchte ihn nochmals zu verführen und seinen unzähmbaren Geist zu erwecken, was er natürlich nicht zulassen wollte. Das Gefühl solcher Macht war zwar berauschend, aber viel zu gefährlich, als dass es zu lange seinen Verstand beherrschen sollte. Sich langsam beruhigend, ließ er seine feuerroten Augen zu dem Kampfplatz unter ihm gleiten. Zuerst verhinderte der aufgewirbelte Staub auch nur eine einzige Ruine zu erkennen, aber dann als der kühle Wind seine Aussicht klärte, wurde ihm klar, dass es nichts zu erkennen gab. Das einzige, was zurückblieb, war nur ein riesiger Krater, der sich in die fast unendliche Ferne erstreckte. "Das bekommt man, wenn man sich mit mir anlegt", sagte er mit einer fast kalten Stimme.
 

Mit einer langsamen Bewegung brachte er das dunkle Schwert zu seinem Gesicht. Nach einer unendlich langen Weile erhob er seine andere Hand und strich mit seinen Fingerspitzen sehr leicht über die todbringende Schneide, in deren Tiefen er den tobenden Drachen immer noch fühlen konnte. Ein Lächeln fand einen Weg zu seinen Lippen, als er dann mit einer viel mehr wärmeren Stimme weiter sprach: "Es hat sich aber wirklich gut angefühlt, nach so vielen Jahren wieder die unbegrenzte Freiheit zu kosten. Mit allem, was dazu gehört..." Ein kampfeslustiger Schimmer erschien in seinen Augen, als er sich an die schwache Verteidigung seiner verräterischen Diener erinnerte. Auch wenn sie sich im allerletzen Moment in ein einziges Wesen vereinigt hatten, hätte es ihnen wenig geholfen. Er hatte sie erschaffen und konnte sie somit jederzeit auch vernichten. Sie konnten es nicht ändern. Das Recht war seins.
 

Sein Selbstbewusstsein dauerte jedoch nicht lange. Das Ende kam in dem Moment, als die glänzende Waffe in seinen Händen unerwartet ins Nichts verschwamm. Seine rötliche Aura folgte bald. Seine hohe Gestalt verlor sein beängstigendes Aussehen. Sogar sein unruhiger Geist fiel in einen tiefen Schlaf, nicht mehr gegen seine rationale Seite kämpfend. Die Stirn runzelnd senkte Gianfar seine jetzt leere Hand. All das konnte nur eins bedeuten: Das Siegel war wieder zurück. Er hasste es, als er sich sogar mit seiner Kraft seinem Herren unterwerfen musste. Am liebsten würde er sich sofort dagegen widersetzten, aber er wusste noch zu gut, wie die vorherigen Versuche geendet hatten. Sein Meister hatte sich davon überzeugt, ihn zwingend jede Strafe eigenhändig durchzuführen.
 

Und wenn man vom Teufel spricht... "Gianfar",erhallte eine gefährlich tiefe Stimme durch die staubige Mittagsluft. Viel mehr aus Reflex beugte der rothaarige Mann seinen Kopf, den notwendigen Respekt zeigend. "Ja, Meister?", fragte er gleichgültig, seine rebellischen Emotionen erfolgreich verbergend. "Ich denke, dass du einige Fragen zu beantworten hast." Gianfars Körper versteifte sich sofort. "Kehre sofort zum Hauptquartier zurück." "Ich habe meine heutige Streife noch nicht beendet", versuchte Gianfar das Unvermeidliche zu verschieben. Als es eine Weile keine Antwort gab, wagte er sich langsam aufzurichten. "Es ist nie so einfach", flog es ihm durch den Kopf. Wie Recht er war...
 

Blitzschnell waren all seine Gedanken vergessen. Denn plötzlich gab es nur noch eines: Schmerz. Krümmend und um seinen gesunden Menschenverstand kämpfend, ergriff er die Seite seines Halses. Dort, wo es die Quelle seines Leiden und seine einzige Verbindung zu seinem Herren gab. "Verdammter Schnitt!", zischte er durch zusammengebissene Zähne, seinen Versklaver verfluchend. "Ich denke, dass ich mich klar ausgedrückt habe, Gianfar. Muss ich mich wirklich wiederholen?" Die Intensität der Schmerzen erhöhte sich augenblicklich und ließ den rothaarigen Mann qualvoll aufschreien. "Nein, Meister. Ich verstehe und gehorche", war das einzige, was er noch sagen konnte, bevor ihm klar wurde, dass er nicht länger diese Folter aushalten konnte. Glücklicherweise waren es gerade diese Worte, die sein Henker hören wollte. "Ich bin froh, dass wir uns darin einig sind." Wie von Geisterhand hörte der unvorstellbare Schmerz plötzlich auf. Sein Körper erschlaffte zwar unter der unerwarteten Erschöpfung, aber mit seiner letzten übriggebliebenen Kraft gelang es ihm in der Luft zu bleiben. "Das war knapp", dachte er erleichtert. "Und noch etwas, Gianfar", erklang die ominöse Stimme seines Herrschers nochmals, "lass mich nicht zu lange warten..." Damit war die dunkle Anwesenheit wieder verschwunden und er sich selbst überlassen.
 

Einen tiefen Atemzug nehmend hob Gianfar seine Hand von dem brennenden Schnitt auf seinem Hals. Irgendwie war er nicht überrascht, als er seine ganze Handfläche, die mit seinem Blut bedeckt war, vorfand. Die Wunde hatte sich wieder geöffnet. Mit Hoffnungslosigkeit erfüllt schloss er seine Augen, in denen das rebellische Feuer längst erloschen war.
 

***
 

Auch wenn Tokio früher als Geisterstadt bezeichnet wurde, konnte man das, was sich nun vor Kaitos Augen erstreckte, wirklich so nennen. Die verwüsteten Straßen und Häuser gaben dieser Bezeichnung eine völlig neue Bedeutung. Etwas, was man nur mit einer Apokalypse vergleichen konnte. Doch wenn er dachte, dass das alles war, was er heute noch erleben musste, irrte er sich. Während er versuchte die Quelle von solch zerstörerischer Kraft zu lokalisieren, fühlte er etwas sein silber-blaues Haar und seine linke Wange leicht streicheln. Aus der Ecke seines Auges bemerkte er zu Boden fallenden Staub und Sand. Verwirrt erhob er seinen Kopf, wobei er sich bald unter einem Sandkörner-Regen fand. Erst nach einem wiederholten Blinzeln konnte er schließlich die Ursache davon erkennen. Und diese gefiel ihm ganz und gar nicht. Sichtbare Risse, die die nahe Wand bedeckten, machten es ihm klar, dass die Statik des dazu gehörigen Hauses bei dem Erdbeben beträchtlich beschädigt wurde. Man musste kein gebildeter Mensch sein, um die ersten Zeichen des bevorstehenden Einsturzes nicht zu erkennen.
 

Mit dem Rest seiner Kraft versuchte er von dem Boden aufzustehen, um aus dem gefährlichen Gebiet zu fliehen. Leider unterschätzte er die Folgen seiner Verletzungen, die ihn im wesentlichen schwächten und seine Bewegungen einschränkten. Die aufgetauchten Schmerzen bekämpfend, hörte er plötzlich ein seltsames Geräusch, das irgendwie an ein Knarren erinnerte. Das warnende Gefühl in seinem Magengegend wurde augenblicklich so überwältigend, dass er es nicht mehr ignorieren konnte. Schwer atmend blickte er schnell auf, um mit seinem schlimmsten Alptraum konfrontiert zu werden.
 

Wie durch Zeitlupe sah er zu, als sich ein beträchtlicher Teil des beschädigten Gesimses löste und begann, sich dann seiner Position mit einer beunruhigenden Geschwindigkeit zu nähern. Einer Geschwindigkeit, die ihm keine Möglichkeit gab den fallenden Trümmern auszuweichen. In seiner Verzweiflung warf er instinktiv seinen Körper auf die ahnungslose Himiko. Seine Augen geschlossen erwartete er das Unvermeidbare. Der tosende Lärm der durch die Luft fallenden Steine, war für seine Ohren fast betäubend, als es ihm die letzten Momente und Atemzüge abzählte. Und dann kam das, was er die ganze Zeit erwartet hatte. Das Geräusch der zerschmetternden Trümmer, als sie schließlich auf den staubigen Boden der Straße auf prallten, war ohrenbetäubend. Sein ganzer Körper erstarrte sofort. "Lebewohl, Kaneda", flog es ihm das letzte Mal durch den Kopf, als der todbringende Schlag schließlich kam.
 

Es sollte eine einzige Sekunde sein. Ein kurzer Moment, bevor die ewige Dunkelheit schließlich kam. Doch so wie immer ging alles anders als geplant. Kein Betonblock, nicht einmal ein Sandkorn berührte seine sich kauernde Gestalt. Und trotzdem schienen alle Naturgewalten um ihn zu toben, als ob der Planet sich für all die zugefügten Schmerzen rächen wollte. Etwas verwirrt von der jetzigen Situation, löste Kaito teilweise seine dichte Umklammerung um Himiko, um seinen Kopf langsam zum Himmel zu heben. Und das, was seinen Blick schließlich begegnete, ließ das Blut in seinen Adern sofort gefrieren.
 

Nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht, zerbröckelten die größten Betonblöcke und Ziegelsteine, die eigentlich sein Leben unbarmherzig zerquetschen sollten. Als ob für sie Jahrtausende innerhalb eines Herzschlags vergingen, waren sie bald nichts mehr als feiner Staub. Dasselbe galt auch für die messerscharfen Glassplitter, die einmal ein Teil des fallenden Gebäudes waren. Die zerschmetterten Fenster schmolzen unter der heißen Glut, sobald sie nur in seine unmittelbare Nähe kamen. All das miterleben zu können war etwas, dass mit keinen Worten jemals beschrieben werden könnte. Ein Gefühl, dass die Grenzen des Daseins berührt, war fast genug um ihn mit seiner Kraft zu berauschen. Aber nur fast.
 

Ein blendender Schimmer aus der Ecke seines Auges, brachte ihn effektiv aus seiner Träumerei. Und nicht nur das. Im selben Moment fühlte er etwas, was man nur mit den Foltermethoden der alten Chinesen vergleichen konnte. Unvorstellbare Schmerzen lähmten augenblicklich seine linke Hand, als das Gefühl von Tausenden kleinen Nadeln seinen linken Arm erstarren ließ. Den kommenden Aufschrei erfolgreich zurückhaltend, biss er seine Zähne zusammen und versuchte die unerwünschte Qual zu bekämpfen. Dann nach wenigen Sekunden, die ihm vielmehr wie eine ganze Ewigkeit vor kamen, war er sich seiner ganzen Umgebung wieder vollkommen bewusst. Und dieses Mal bemerkte er auch etwas, was seiner Wahrnehmung vorher entgangen war.
 

Blitze. Aber nicht irgendwelche. Diese waren golden. Es gab so viele von ihnen, dass er sich fragte, wie er sie vorher nicht bemerken konnte. Nach einer kurzen Weile, in der er ihren unberechenbaren Tanz vor seinen Augen beobachtete, konnte er eine unsichtbare Barriere erkennen, die sie mit ihrem warmen Licht geschaffen hatten. Eine Art Energieschild, das irgendwie selbst den Tod von ihm fern hielt. Die riesige Kraft innerhalb war unbestreitbar, dass sogar er - ein gewöhnlicher Mensch - sie fühlen konnte. Doch es gab hier noch etwas. Etwas, was seiner Meinung nach viel gefährlicher war als ein schmerzlicher Schlag von einem goldenen Blitz. Etwas, was seine tiefsten Befürchtungen erfüllte. Denn zu gut wusste er, dass solche Barrieren von selbst einfach nicht erschienen. Es gab nur eine Erklärung. Und diese gefiel ihm ganz und gar nicht.
 

"Hoffendlich ist es nicht das, was ich denke, dass es ist...", murmelte er kaum hörbar. Dann wie in Zeitlupe senkte er seinen Blick zu seinen Armen. Und als er augenblicklich von einem Paar dunkel-orangen Augen getroffen wurden, war ihm klar, dass sein schlimmster Alptraum Wirklichkeit wurde. Die Frau war schließlich erwacht. "Verdammt, heute ist nicht mein Tag!"
 

-*-*-*-*-*-
 

Anmerkungen zum Kapitel:
 

1) Setsuna und Hotaru - Ich weiß, dass es jetzt mit den zwei etwas verwirrend ist, da sie an zwei Orten gleichzeitig zu sein scheinen, aber glaubt mir, bald wird alles einen Sinn ergeben. Ich verspreche es. *zwinker* Das gleiche gilt für ihr angebliches ein Verrat und Gefangenschaft.
 

2) Gianfars Angriff - Ich mag Effekte. *g*
 

3) Reis Empathie (= eine Fähigkeit sich in jemanden einfühlen zu können) - Warum sie so etwas sogar in ihrem unverwandelten Zustand kann, wird später beantwortet (im nächsten Kapitel wahrscheinlich). Ich kann nur so viel verraten, dass es damit verbunden ist, wohin sie Bunny/Siwinja folgt und was sie dort herausfindet.
 

4) Wer ist Kaito und Kaneda? - Um diese Frage beantworten zu können, empfehle ich das Kapitel 63 nochmals durchzulesen. Diese zwei Menschen werden später noch wichtig - hauptsächlich Kaito (Sandys eigene Gestalt).
 

5) Galaxias Heilung und ihre Kraft - Erstens zu ihrer interessanten Fähigkeit sich zu heilen: Diese Idee hat mir schon vorher gefallen und sicherlich kann sich daran jeder Sailor Moon-Fan erinnern, weil Galaxia diese Begabung schon in der Originalserie präsentiert hat. Zweitens zu dem Schutzschild, den sie über sich und Kaito errichtet hat: da ich Galaxia/Himiko sehr alt gemacht habe (einige Jahrtausende - sieht Kapitel 61), kann man von ihr erwarten, dass sie so etwas auch ohne eine Verwandlung schaffen kann. Zwar ist es etwas unstabil und schwer zu kontrollieren (deswegen hat Kaito einen Schlag bekommen), aber seinen Zweck erfüllt es. Wozu sie noch fähig ist, muss der arme Junge noch herausfinden... *g*
 

6) Das rote Zeichen an Bunnys/Siwinjas Stirn - Um diese Andeutung verstehen zu können, muss man sich ein paar Sachen klarstellen: Jede der drei Schwestern (Serinja/Bunny, Siwinja, Soranja) hat ihr eigenes Medaillon, das mit ihren Kräften auf eine indirekte Weise verbunden ist. Da sich Siwinjas Medaillon zufällig in Gianfars Händen befindet, kann man sich eine Energieverbindung zwischen den zwei schon vorstellen, oder? So etwas muss sich dann natürlich bei Siwinja bemerkbar machen.
 

7) Neptuns etwas seltsame Worte - Jetzt sind sie vielleicht etwas seltsam, aber mit den folgenden Kapiteln werden sie Sinn machen, weil ich in ihnen die zukünftige Handlung verborgen habe. Lasst euch überraschen. *zwinker*
 

8) Gianfars Schnitt - Wie er zu dieser Verletzung gekommen ist und mit welcher Waffe es getan wurde, ist in der weiteren Handlung sehr wichtig. Für diese Info siehe Kapitel 61.
 

--------------------
 

Anmerkung des Authors:
 

Wenn ihr noch Fragen habt (nicht nur zu diesem Kapitel), sagt mir dann bescheid - ich werde mich bemühen sie zu beantworten. ^.^

Fragt aber bitte nicht, wann die Fortsetzung kommt. Ich weiß es wirklich nicht und will keine Versprechungen machen, die ich wahrscheinlich nicht halten kann. Ich selbst hoffe, dass es nicht nochmals acht Monate nimmt. -.-"
 

Frohe Weihnachten und glückliches neues Jahr 2006! ^.^



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Kommentare zu dieser Fanfic (97)
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Von:  HexenLady
2020-05-20T10:54:25+00:00 20.05.2020 12:54
Hey :)
Ich lese grad meine alten favos durch.
Leider nuss ich mit erschrecken feststellen das deine
FF nicht beendet ist :(
Ich weis es ist ewig her. Aber was meinst du? Ich hoffe du kannst dich aufrappeln und weiterschreiben.
Wie ich anhand der Kommentare sehe würde nicht nur ich mich freuen.
Alles gute
Andrea
Von: abgemeldet
2009-11-10T16:35:12+00:00 10.11.2009 17:35
oh nein du hast die story doch nicht ehrlich abgebrochen???
das ist echt schade, habe immer gehofft, dass es irgendwann weitergeht!!!

LG Narima
Von: abgemeldet
2009-11-10T16:29:54+00:00 10.11.2009 17:29
oh nein du hast die story doch nicht ehrlich abgebrochen???
das ist echt schade, habe immer gehofft, dass es irgendwann weitergeht!!!

LG Narima
Von: abgemeldet
2009-11-10T16:29:54+00:00 10.11.2009 17:29
oh nein du hast die story doch nicht ehrlich abgebrochen???
das ist echt schade, habe immer gehofft, dass es irgendwann weitergeht!!!

LG Narima
Von:  Phoeniix
2009-05-01T14:19:07+00:00 01.05.2009 16:19
fantastische ff*_*
wo schläft bunny eigtl?? in ihrem unterbewusst sein oder..??
hoffentlich schreibst du diese ff noch zu ende, mich würde echt interessieren wie es weitergeht^^
lg Phoeniix
Von:  Kyuuo
2009-03-21T21:01:58+00:00 21.03.2009 22:01
tolle story
hoffe es geht noch weiter
warum sind die 2 gefangen
weil sie bunnys mutter angegriffen haben?
was wird passieren
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo
Von:  Goddess_Selene
2008-11-12T18:15:17+00:00 12.11.2008 19:15
Hallo!
Ich wollte nur wissen ob du diese fanfiction weiterschreiben wirst.
Es wäre schade wenn das nicht der fall sein sollte.
Ich hoffe bald von dir zu hören!
Lg
Von:  jessy21
2008-05-20T12:30:15+00:00 20.05.2008 14:30
Hallo schreibst du auch irgendwann weiter?? Frage nur weil das letzte Kap schon 2,5 Jahre her ist?????????? Würde mich freunen wenn es weitergehen würde.

Also bis dann hoffentlich
Von:  jessy21
2006-10-09T19:33:02+00:00 09.10.2006 21:33
*tief durchatmet* muss die ganze Story erst einmal sacken lasse. Bin noch so überwältigt von dem was ich gerade gelesen habe.
Es ist/war super gut. Ich bin einfach sprachlos.........
Du hast einen wahnsinnig guten Schreibstiel und ich hoffe das du es bald schaffst weiter zuschreiben, denn von jetzt an wirst du mich nicht mehr los werden *gg*

Nun ja bis zum nächsten Kap dann was hoffentlich bald kommt ^^

cucu Jessy
Von:  LittleFaith
2006-02-27T17:24:59+00:00 27.02.2006 18:24
ich finde deine srory echt klasse :D ich hab mir bis jetzt alles durch gelesen und das in 4 tagen!! Ich freu mich schon wenn es weiter geht -hihi-


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