Wenn ich dein Spiegel wär von Herzfinster ================================================================================ Wenn ich dein Spiegel wär Teil 6 Autor: Daniel-chan Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Naruto nahm den Wasserkessel vom Herd und wollte das heiße Wasser in den Becher gießen, als es an der Tür klopfte. Wieso mussten die Leute immer in den ungünstigsten Augenblicken stören? Widerwillig stellte der den Kessel ab und ging zur Tür. Schwungvoll riss er sie auf und schrie:"Scheiß an die Wand, da kommt Besuch!" "Spinnst du?" Naruto erkannte Sasuke. "Was schreist du hier so rum?" "Wer mich beim Kochen stört, muss sich so was halt anhörn!" Sasuke ging an ihm vorbei und sah den Becher mit den Instand-Ramen auf dem Tisch stehen. "Kochen nennst du das? Ts!" "Hey! Quatsch nicht und setzt dich! Willst du auch was?" "Nein danke... Der Geruch reicht schon." "Lecker, was?" Naruto holte den Wasserkessel. "Nicht so ganz... merkwürdig trifft's eher." Dampfend vermischte sich das Wasser mit den Nudeln und dem Gewürzpulver. "Wenn du nichts essen willst, warum bist du dann hier?" Sasuke holte tief Luft, als wollte er eine längere Rede beginnen. "Ja.... ich wollte... dich halt auch mal besuchen", stieß er mit der ganzen Luft schließlich hervor. Naruto erwiderte nichts darauf. Sollte er es halt verschweigen. "Isst du das eigentlich jeden Tag?" "Oft." Sasuke verzog das Gesicht und sah ihn zweifelnd an. "So süchtig könnt ich nie werden!" Naruto lachte und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. "Du bist ja auch nicht ich." "Gott sei's gedankt." Sein Gegenüber nahm die Einweg-Essstäbchen und brach sie auseinander. "Gleichfalls! So wenig Essen wie du zu dir nimmst! Ich würd' sterben! Aaah...." Sasuke stützte das Kinn auf seine gefalteten Hände und sah ihn mit einem unergründlichen Blick an. "Wir können nächste Woche vielleicht wieder auf Mission gehen", sagte er. "Mhn... Sagt das deine Ärztin, oder Kakashi-sensei?" "Wie meinst du das?" "Hm..... Nachdem, was passiert ist...." "Oh bitte!" rief Sasuke und drehte sich weg. "Fang jetzt nicht mit dieser Hobby-Psychologen-Nummer an!" Naruto rührte mit den Stäbchen in seiner Suppe. "So meinte ich das doch gar nicht!" "Wie dann? Erzähl mir ja nichts von einem langen, klärenden Gespräch!" Naruto erwiderte nichts. Sasuke atmete tief durch. "Ich weiß nicht, was passiert ist", sagte er schließlich. "Ich erinnere mich nicht. An nichts von diesem Tag, okay? Also, lass mich bitte damit in Ruhe!" Naruto legte die Essstäbchen auf den Tisch. "Mensch, Sasuke. Es geht doch gar nicht um diesen Tag!" Sasuke sah ihn fragend an. "Es geht doch um was ganz anderes. Wir können einfach kein Team sein, wenn wir uns nicht vertrauen können!" Sasuke seufzte. "Den Text haben wir ja wohl schon von Kakashi-sensei gehört, oder?" "Jaaa.... aber er hat doch Recht." "Hat doch bisher funktioniert..." Jemand klopfte ans Fenster. Die beiden Jungen drehten sich gleichzeitig zu dem Besucher um. Meister Kakashi stand vor dem Haus und schob das Fenster noch ein Stück weiter auf. "Hier seit ihr beiden..." Naruto bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Sasuke sich gerader hinsetzte. "Was macht ihr denn da?" "Tiefgründige psychologische Gespräche!" erwiderte Naruto stolz, Sasuke warf ihm einen zweifelnden Blick zu. "Ah... ja dann... will ich gar nicht mal weiter stören, bei eurem klärenden Gespräch...." "Das ist kein klärendes Gespräch!" widersprach Sasuke. Kakashi nickte. "Mag sein... aber... vielleicht brauchst du das ja gar nicht. Vielleicht reicht ja schon das Wissen, dass du es haben könntest... Ich wollte euch eigentlich nur sagen, dass wir uns alle morgen früh um 0800 am Stadttor treffen.... Bis dann." Mit diesen Worten war er verschwunden. "0800? Das heißt gegen elf...", meinte Naruto und hob seine Stäbchen wieder auf. Sasukes Blick hing noch einen Moment nachdenklich an der Stelle, an der Kakashi gerade noch gestanden hatte. Vielleicht reicht ja schon das Wissen, dass du es haben könntest. Er schnaufte. Noch so einer, der meinte sich einmischen zu müssen! "Ich finde, er hat Recht", sagte Naruto plötzlich, als könne er seine Gedanken lesen. Sasuke musterte ihn. "Hn. Heute nicht", meinte er und grinste ihn provozierend an. "Wäre ja auch wirklich ein Wunder", brummelte Naruto und trank den Rest Suppe aus seiner Schüssel. "Willst du hier schlafen? Dann musst du nicht mehr durch das ganze Dorf latschen. Ich hab aber kein Gästebett, oder so was." "Hn. Ich brauch nich so viel Platz." "Ne Matratze müsste da hinten im Schrank noch sein..." Naruto stand auf und trug seine Schüssel zurück zur Kochzeile. "Dann geh ich ma ne zweite Bettdecke suchen.... Du kannst in meinem Bett schlafen." Sasuke stand ebenfalls auf, ging zum Schrank und schob die Tür auf. Eine sehr eingestaubte und durchgelegene Matratze kam zum Vorschein. "Soll ich helfen?" "Nein. Zieh dich aus, leg dich ins Bett und warte dort auf mich." Sasuke warf ihm über seine Schulter hinweg einen ungläubigen Blick zu. "Sonst noch Wünsche? Du denkst doch wohl nicht im Ernst, dass..." "Jetzt wo du es so sagst", unterbrach ihn Naruto. "Du liegst genau in der Mitte und bist nackt." Sasuke lachte gekünstelt. "Ja, ja... Diese Drogen sind echt hart!" Naruto lachte. "Nur das Beste!" Er zog das angeschmutzte Bündel aus dem Schrank und rollte es auf dem Boden aus. Naruto warf ihm ein Kissen zu und kam mit einer dicken Winterdecke wieder. Wenig später lagen sie beide im Bett und schlossen die Augen. Sasuke drehte sich zum Fenster hin, also Naruto den Rücken zu. Kaltes Sternenlicht fiel auf sein Gesicht. Es war irgendwie ein befremdliches Gefühl hier in einem fremden Bett zu liegen. Sasuke zog die Bettdecke fester um sich und zog die Beine an. In fremden Betten konnte er nie gut schlafen, aber... Er atmete tief durch. Das Kopfkissen roch nach Naruto, der längst neben ihm eingeschlafen war. Dieser Geruch tat gut. Etwas Vertrautest in diesem fremden Zimmer. Das war gut. Das Sternenlicht wurde von Dunkelheit verschluckt. "Lass mich! Lass mich in Ruhe!" Naruto öffnete seine Augen nur einen Spalt breit. Wer sprach da? Jemand keuchte, direkt hinter ihm. Es klang verzweifelt, ängstlich und.... irgendwie.... voller Schmerzen. Er blinzelte, versuchte die Müdigkeit abzuschütteln. Schwerfällig setzte er sich auf. Hm? Wieso lag er auf dem Boden? Ach ja, Sasuke war ja hier geblieben. Naruto drehte sich zu seinem Kameraden um - und konnte gerade noch der Hand ausweichen, die nach ihm schlug. Eine schneeweiße Hand, die über den Rand des Bettes hing. Naruto stand auf. Sasuke hatte die Bettdecke weggestrampelt, wie es kleine Kinder tun, alle viere von sich gestreckt. Er lag da, als würde ihn jemand festhalten. Seine Augen bewegten sich hektisch. Er träumte. "Nein.... bitte, nein! Lass mich! Lass mich los!" Naruto trat rasch zurück, als er begann um sich zu schlagen. Vorsichtig kam er wieder näher und fing eine von Sasukes Händen ein. Sofort verkrampfte sich der Arm unter seinem Griff. "Sasuke, ist ja gut! Du träumst nur!" versuchte Naruto zu ihm durchzudringen und setzte sich auf das Bett. "Sasuke.... das ist nur ein Traum! Niemand kann dir etwas tun!" Der Atem des Jungen ging nur Stoßweise. Naruto bekam seinen zweiten Arm zu fassen und drückte ihn so sanft wie möglich auf die Matratze. Sasuke wehrte sich, versuchte sich den Händen zu entwinden. "Sasuke! Ich bin hier! Nur ich, und niemand sonst. Du träumst, Sasuke." Sasuke warf den Kopf in den Nacken und ein erstickter Schrei entrann seiner Kehle. Schlagartig schlug er die Augen auf. Sofort lies Naruto ihn los. "Sasuke?" Der Junge fuhr hoch, schlang die Arme um seinen Körper. "Und du hast keine Probleme, hn?" Sasuke keuchte und sein Körper klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Naruto lies sich auf die Matratze fallen. "Glaubst du, das ist gut?" Sasuke brauchte einen Moment um die Frage zu verarbeiten, und hob den Kopf. "Wenn du alles in dich rein frisst, macht dich das krank", fuhr Naruto fort und starrte die Decke an. "Oder... du landest im Irrenhaus!" "Red keinen Unsinn!" keuchte Sasuke und versuchte krampfhaft seinen Puls unter Kontrolle zu bringen. "Unsinn, ja? Glaubst du etwa, wir werden nicht überwacht?" Sasuke verstand nicht, wie er das meinte. "Von jedem Team gibt es psychiatrische Gutachten, Sasuke. Und was glaubst du passiert, wenn die da oben das spitz kriegen, was mit dir ist? Die streichen dich aus dem Team!" "Du spinnst doch!" "Tu ich?" Naruto sah ihm fest in die Augen. "Was zum Teufel ist los mit dir, Sasuke? Erzähl mir ja nicht, dass alles in Ordnung ist! Das ist Scheiße!" "Ich.... das ist nicht dein Problem!" "Es wird aber mein Problem, wenn du aus dem Team genommen wirst, und wir irgendeinen anderen Spinner kriegen! Ich hab lang genug gebraucht DICH nicht mehr zu hassen, da soll ich mich an einen anderen gewöhnen?" Naruto zwang sich zu lächeln. "Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nichts erzählst." "Es ist Vergangenheit! Und wenn du die nicht ändern kannst, kannst du mir auch nicht helfen!" "Doch. Ich hör dir zu." Sasuke sah ihn verwundert an. Der Bastard grinste tatsächlich! "Es hilft, jemandem zu erzählen, was einen quält. Ich hör dir zu, und erzähl's auch keinem!" Einen Moment herrschte Stille. "Wirklich?" fragte Sasuke ohne ihn anzusehen. Naruto nickte und streckte sich neben ihm auf dem Bett aus, das Gesicht Sasuke zugewandt. Sasuke tat es ihm gleich, sah aber die Decke an. Lange lagen sie so da, ohne ein Wort zu sprechen. "Du.... du weißt ja, was mein Bruder getan hat, oder?" "Ja", erwiderte Naruto schlicht. Sasuke schloss die Augen und atmete tief durch. "Das.... das war ein.... schrecklicher Tag... und er schien gar nicht aufhören zu wollen." Naruto sagte nichts. Wie er es versprochen hatte hörte er einfach nur zu. "Es war eigentlich ein ganz normaler Tag, weißt du... Ich bin in die Schule gegangen, und bin nachmittags wieder nach hause gekommen." Er schwieg für einen Moment. "Seltsam... Ich kann mich deutlich an alles erinnern, nur an keine Sekunde dieses Schultags.... Es war.... es war ein Tag... an diesem Tag hab ich angefangen die Stille zu hassen." Sasuke leckte sich über die Lippen, seine Kehle fühlte sich an als wäre sie mit Sandpapier ausgekleidet. "Ich kam nach hause und.... es war so still... so still.... Ich hab gerufen, aber... es kam keine Antwort. Von niemandem.... Ich hab sie gesucht. Ich hab meine Eltern gesucht, aber.... Als ich sie fand, da.... Soviel Blut überall... Naruto, das ganze Zimmer war voll Blut!" Naruto überlegte ob er Sasuke berühren sollte, aber seine Körperhaltung war ein eindeutiges Nein. "Ich... ich hab es erst gar nicht verstanden, ich dummes Kind... Meine Eltern lagen auf dem Boden und.... hinter ihnen stand mein Bruder, völlig ungerührt. Er... er lies mich sehen, wie er sie getötet hat." Sasukes Stimmbänder verkrampften sich, seine Stimme war nurnoch ein Flüstern. "Er... es hat ihm Spaß gemacht! Als ich wieder zu mir kam, da... war er nicht mehr da. Meine Kleider waren völlig zerrissen, keine Ahnung warum... und... alles tat mir weh." Er blinzelte seine aufkeimenden Tränen fort. "Ich bin in den Wandschrank geklettert, hab mich dort versteckt. Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen habe, aber es waren wohl etliche Stunden... Irgendwann hab ich Leute draußen gehört, Stimmen. Sie sprachen aufgeregt mit einander. Aber ich... ich hab mich nicht rausgetraut... Ich hab kaum geatmet, weil ich dachte sie könnten es hören.... Irgendwann hat jemand die Schranktür geöffnet und mich zufällig entdeckt... Es war Iruka-sensei... und er hat mich so angesehen... so mitleidig - und ich hab ihn dafür gehasst! Ein anderer Mann hat mich gepackt und ins Krankenhaus gebracht - mit Gewalt, ich hab mich... ziemlich gewehrt. Und die ganze Zeit hab ich gehofft, nur zu träumen. Doch.... es war einfach kein Traum! ... Aber das Schlimmste... das Schlimmste waren diese mitleidigen Blicke... von allen Menschen.... Und da... hab ich beschlossen es niemals.... niemals jemanden zu erzählen. Ich wollte nicht noch mehr Mitleid... alles nur nicht das!" Zögerlich drehte sich Sasuke zu Naruto um. Dieser sah ihn ganz ruhig an, ohne Mitleid. "Ich versteh dich gut. Mitleid hilft einem nicht. Es bringt deine Familie nicht zurück." Sasuke biss sich auf die Unterlippe. Ihm war zum weinen zu Mute. "Und? Fühlst du dich jetzt besser?" Sasuke atmete tief durch. "Danke", erwiderte er schlicht. Naruto lächelte. "Jetzt hatten wir ja doch ein klärendes Gespräch!" Sasuke konnte sein Lachen nicht unterdrücken. "Idiot!" Naruto rollte sich vom Bett runter und lies sich auf die andere Matratze fallen. Er hatte das Gefühl, dass Sasuke ihm nicht alles erzählt hatte. Aber für heute wollte er es dabei belassen. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)