Alles auf Schwarz von Herzblut (Mit Severus Snape) ================================================================================ Prüfung ------- Die verbleibenden Wochen verbrachte ich größtenteils damit, den wichtigen Schulstoff zu wiederholen. Ich erhielt einen Brief von Flitwick, in dem er mir meine Prüfungsfächer bekannt gab und mein Herz machte einen beklemmenden Aussetzer, als ich "Zaubertränke / praktisch" las. Ich hatte so gehofft, dass ich nicht von Snape geprüft werden würde. Die Hoffnung, dass Dumbledore es so hinbiegen würde - weil er ja wusste... - hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Außerdem hatte ich wohl auch wage geglaubt, ich könne einfach klangheimlich verschwinden, ohne dass er es mitbekäme. Wollte Dumbledore etwa, das wir uns von einander verabschiedeten?! Missmutig schüttelte ich den Kopf. Das konnte er nicht allen Ernstes verlangen. Aber wie dem auch sei, es führte trotzdem kein Weg an dieser Prüfung vorbei, wenn ich meinen Abschluss wollte. Ich überflog die Themengebiete. ,Heilungstränke' und ,Verwandlungstränke', hatte ich schon wiederholt, also blieb nur noch ,Stärkungstränke' und dass war kein allzu umfangreiches Stoffgebiet. Ich nahm mir vor, Zaubertränke besonders intensiv zu lernen, damit ich dann schnell den gefragten Trank zusammenzubrauen konnte und schleunigst die Biege machen würde. Natürlich kam wieder einmal alles anders, als ich es geplant hatte. Am Prüfungstag stand ich früh auf, da ich nicht mehr schlafen konnte und ich es satt hatte, noch weiter irgendwelchen Mist zu träumen. Mir vollkommen bewusst, dass ich heute früh wieder einmal keine feste Nahrung aufnehmen würde, nur zur Sicherheit, kramte ich unruhig frische Sachen aus meinem Koffer. Juliano, meine alte Eidechse, die in meinem Koffer schlief, beäugte mich genervt und rollte sich dann anders herum wieder zusammen. "Ja ja, schlaf du nur seelenruhig weiter, während ich diese verdammte Zaubertränke-Prüfung machen muss.", fluchte ich und zog genervt meine Schuluniform über. Bis viertel nach acht, setzte ich mich noch auf unsere Couch und dann nahm ich meine Tasche und machte mich nervös auf den Weg, nach unten in die Kerker. Am liebsten wäre ich schreiend weg gerannt. Stattdessen trugen mich meine zittrigen Beine immer weiter nach unten. Wieder veränderte sich der Geruch, als ich den Kerkerabstieg erreichte, doch diesmal roch ich es noch intensiver. Meinen Magen überkroch ein starkes Kribbeln und ich fühlte mich, als ob ich nicht richtig atmen konnte. Tief Luft holend, zwang ich mich zur Vernunft. Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen, oder dich fertig machen, oder... Ich war angekommen. Halb benommen klopfte ich, öffnete die Tür und trat in den Raum. Leichter und doch nebliger Duft aus Kräutern, stieg mir in die Nase. Im Kerzenleuchterschein sah ich ihn am anderen Ende des Raumes an seinem Schreibtisch sitzen. Er sah auf und legte bedacht langsam die Schreibfeder aus der Hand. Mein Herz schlug schmerzhaft hart. Ich schloss die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Unfähig zu gehen, befahl ich mir, bei Verstand zu bleiben, was sich als echte Schwierigkeit erwies. Er registrierte, dass ich nicht mehr in der Lage war, mich zu rühren und stand auf. Wie damals, als ich ihn zum ersten Mal sah, registrierte ich jede Einzelheit an ihm. Seine Statur, völlig in Schwarz gekleidet, wie fast immer. Sein Umhang, der über seine Schultern fiel und hinter ihm, ein Stück auf dem Boden entlang schliff, raschelte, als er auf mich zukam. Sein pechschwarzes Haar lag ein klein wenig auf seinen Schultern und rahmte optisch sein Gesicht ein. Ohne zu blinzeln, sah er mich an. Als er hinter mich trat, wagte ich nicht einmal zu atmen. Er flüsterte ein wenig ironisch aber behutsam: "Keine Angst." und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Dann deutete er mit seiner Hand an meinem Arm vorbei, zum Tisch: "Nur zu. Es liegt alles Nötige bereit. Ich bin gleich wieder hier.", raunte er, ich spürte einen Luftzug hinter mir und er war verschwunden. Ernüchtert, weil mir wieder einfiel, weshalb ich überhaupt hier war, machte ich mich an den Antidepressiv-Zauber, den er für mich ausgesucht hatte. Ich war froh, denn dieser war ziemlich simpel und nahm nicht sehr viel Zeit in Anspruch. Als ich ihn fast zur Gänze fertig hatte, kam er zurück. Ich fragte mich, ob er wirklich etwas zu erledigen gehabt hatte, oder ob er nur einfach die Flucht ergriffen hatte. "Wie weit sind sie?", fragte er sachlich. "Ich bin fertig.", versuchte ich mit fester Stimme zu sagen und rührte die Brühe noch einmal um. Wieder trat er hinter mich und sah über meine Schulter in den Kessel. Ich konnte seine Wärme förmlich spüren, vielleicht war ich aber auch nur etwas reizüberflutet. "Füllen sie es in eines der Reagenzgläser dort." Ich wartete einen Augenblick, aber er blieb hinter mir stehen. Also nahm ich mit der Zange ein Reagenz aus dem Ständer und fing an mit der kleinen Kelle, etwas aus dem Topf zu schöpfen. Ich spürte seinen Blick auf meinen Händen und zitterte stärker. Als ich das Glas um ein Haar fallen lies, packte er meine Hand und umschloss sie fest. Ich stieß einen erschrockenen Seufzer aus. Unsere Körper berührten sich und sein Umhang fiel über meine Schulter. Seine Hand war kalt, ebenso kalt wie die Meinen, doch seine Berührung elektrisierte mich. Wärme stieg in mir hoch. Ich fühlte, dass meine Wangen anfinden zu glühen. Weiter starrte ich auf unsere Hände. Nach einer endlos scheinenden Sekunde, fragte er, als hätte ihm diese Frage schon ewig auf der Seele gebrannt: "Warum gehst du?" Obwohl ich ihm, in Gedanken, schon tausendmal eine Antwort, auf diese Frage gegeben hatte, fiel mir jetzt nicht ansatzweise Eine darauf ein. Ich stotterte nur: "Ich muss- ich- weil, ich kann ni-". "Ist es wegen mir?", fragte er etwas barsch, sodass ich zusammen zuckte. Ja, es ist wegen dir. Natürlich ist es das. Was denkst du denn?, wollte ich antworten, doch stattdessen schüttelte ich leicht den Kopf und wagte nicht zu blinzeln, aus Angst, Tränen könnten meine Wangen hinab laufen. "Nein. Du kannst nicht einfach davon laufen.", schnarrte er. Erstaunt drehte ich mich um: "Das sagen ausgerechnet Sie mir?!" Verdutzt sah er mich an: "Was?- ich- ich laufe nicht davon!" Vorläufig hatte ich mein Fassung wieder gewonnen. "Und ob sie davon laufen! Sie laufen davon, jetzt, jetzt wo es zu spät ist. Aber vielleicht hätten sie vorher anfangen sollen zu denken, denn-" "Halt den Mund! Du weißt gar nichts. Überhaupt nichts-", herrschte er mich halbherzig an. Jetzt erst viel mir auf, dass er am ganzen Leib zitterte. Meine Wut verflog schlagartig, als ich ihn so sah. Ich hob meine Hand und strich über sein Haar: "Es tut mir leid.", flüsterte ich sanft. "Ich habe kein Recht, mir ein Urteil zu erlauben-" Er holte Luft um irgendetwas zu sagen, doch ich legte meinen Finger auf seine Lippen: "Shhh, schon gut." Dann küsste ich ihn behutsam und sagte: "Ich werde jetzt gehen." Vorsichtig drückte ich mich an ihm vorbei, nahm meine Tasche und ging. Draußen auf dem Gang, überfluteten Tränen mein Gesicht und ich war froh diese ganze Sache hinter mich gebracht zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)