Strange Melodies von Polarstern (Atemu x Seto oder Yugi? (Gemeinschafts FF mit Kagu-chan!)) ================================================================================ Kapitel 19: Besprechung unter vier Augen ---------------------------------------- ~~~~~~*Atemu*~~~~~~ Der restliche Abend verläuft - im Gegensatz zum Baden - schweigsam. Schnell hat er mich verarztet und versorgt, ehe auch schon das Licht ausgelöscht wird. Zuu schnell ist dieser Tag für mich vergangen... Was erwartet mich auch morgen? Pflichten und Arbeit.. Ich glaube kaum, dass durch die Nachricht, dass ich tot wäre, sich viele um all den anstehenden Papierkram gekümmert haben. Tief seufze ich. So sehr ich mich auch zurück gewünscht habe, ich will doch genauso ein wenig Zeit für mich.. Im Palast bleibt dafür wenig bei dem normalen Tagesablauf übrig, ständig versinke ich in Arbeit... Wenigstens habe ich Yugi da, der mich von nun an wieder tatkräftig unterstützen wird!! Obwohl.. wer sagt eigentlich, dass er wieder in seine alte Stelle treten möchte? Vielleicht hat er nur nach mir gesucht, weil er mir das alles beichten und erzählen wollte? Sich entschuldigen.. Für ein reines Gewissen... Nein, so ist Yugi nicht - was denke ich von ihm?! Er ist selbstlos, sanft.. er könnte niemandem absichtlich Schaden zufügen!! Sollte er einmal heiraten wollen - seine Partnerin wird sicherlich glücklich mit ihm.. Von diesem Gedanken beherrscht, macht sich unbewusst Eifersucht in mir breit. Yugi war doch schon immer ganz alleine - warum sollte es sich ändern?? Eigentlich habe ich nie darüber nachgedacht.. Aber was wäre dann mit mir..? Würde er sich noch um mich kümmern, so wie er es sonst getan hat?? Hätte er überhaupt.. Zeit?? Der Gedanke allein lässt mich meine Decke ein wenig fester krallen, als gewollt. Er darf mich doch deswegen nicht vernachlässigen!! Und seine Pflichten! Seine Pflichten haben höchste Priorität - da hat die Familie eben zu warten... Und ich gehöre nun mal zu seinen Verpflichtungen dazu, schließlich bin ich der Pharao.. - Ein weiterer Seufzer entkommt mir und ich schlage die Hand auf meine Stirn. Seit wann denke ich so egoistisch? Ich sollte es ihm doch eigentlich gönnen... Er hat soviel ertragen müssen, war immer einsam, hatte nie wirklich jemanden, mit dem er über seine intimsten Probleme reden konnte.. Dass er da schon nicht verbittert ist, ist wirklich.. Kurzerhand drehe ich mich zu meinem kleineren Cousin, der durch die Dunkelheit auch sogleich seine Augen öffnet. "Du seufzt bereits zum zweiten Mal.. Stimmt etwas nicht?" Ich schüttele bloß den Kopf, erwidere seinen besorgten Blick aber nicht mehr und versuche schließlich einzuschlafen - schaffe es auch nach etlichen Malen des Herumwälzens. * Von der Sonne geblendet, kneife ich meine Augen zu - hinter mir das Jubel- und Freudengeschrei der Soldaten. Der Palast, oder eher dessen Rückseite, liegt direkt vor uns mit seinem sandigen, braun-goldenem Baustein - nach 5 Stunden Marsch!! Inzwischen ist Aton bereits ein ganzes Stück gesunken, mein Mittagessen ist ebenfalls schon verschlungen. Aber trotz allem.. Endlich... Zuhause. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder hierher zurückkommen und noch weniger, dass ich diesen Anblick überhaupt wieder sehen würde. Trotz der Wissen, das ein Haufen Arbeit auf mich wartet, kann ich selbst einen Freudeschrei kaum unterdrücken, presse mich stattdessen enger an meinen Cousin vor mir, der ebenfalls strahlt. "Siehst du, Atemu.. ich wusste, ich bringe dich zurück..", flüstert er glücklich, aber mehr zu sich selbst, als zu mir. Ich nicke bloß und fühle mich mit einem Mal besser. Hier bekomme ich die Verpflegung, die ich für meine Wunden brauche, auch wenn ich mir selbst eingestehen muss - Yugi hat es während der Reise auch ohne passendere Hilfsmittel sehr gut gemacht. Keiner meiner Mediziner hätte es besser machen können.. Schnell haben wir die großen Tore am Hinterausgang erreicht und die ersten Soldaten brechen ebenfalls von oben in Jubel aus, verkünden die Nachricht, dass ich gefunden und wieder zurück bin, rasch im ganzen Palast. Sicher lenkt Yugi die Truppe in den Innenhof und ich sehe schon die ersten bekannten Gesichter, wodurch ich meine Schmerzen vollends vergesse. Ungeduldig hibble ich auf dem Pferd auf und ab - ich will endlich absteigen!! Doch erst als mein Cousin selbst von Checkmate abgestiegen ist, beginnt er langsam mit einem weiteren Soldaten mich bestimmt herunterzuheben. Ein Gefühl der Sicherheit durchfährt mich, als ich den Boden meines Palastes - meiner Stadt - wieder spüre. Heimat!! Ich bin wirklich wieder zuhause! Mein Blick gleitet mit einem Lächeln über die Balkone, die im inneren des Palastes zu sehen sind und Ausblick auf den Innenhof geben. Alles noch, wie es war, als ich hier fortgeritten bin.. Ich senke meinen Kopf wieder und sehe diesmal zu Yugi, der Checkmate lobend tätschelt und ihn dann zum Stall führen will. "Yugi, du hast nun, bei Ra, genug Sklavenarbeit verrichtet! Lass das doch jetzt mal jemanden tun, der dafür zuständig ist!!", grinse ich ihn an und er lächelt bloß scheu zurück, schüttelt aber seinen Kopf. "Nur durch seine Ausdauer konnte ich Euch so schnell wiederfinden.. Er ist wirklich ein braves Tier, ich will selbst für seine Verpflegung sorgen.." Meine weiteren Worte an ihn gehen jedoch in der Menge unter, die sich ziemlich schnell um mich gebildet hat - hunderte von Gesichtern drängen sich um mich, einige mit besorgtem Ausdruck, andere mit wütendem und enttäuschtem. Unbewusst suche ich mit den Augen den Kreis nach Seto ab, aber von diesem ist keine Spur. Ich seufze kurz leise, ehe ich mit doch etwas entkräfteter Stimme alle erstmal zum Schweigen bringe und mich dann von Sklaven in mein Zimmer tragen lasse. Vertröste die Wartenden und deren Fragen auf später. Zweimal verrinnt die Sanduhr, bevor ich in meinem weichen Bett liegen kann und alle Menschen um mich herum verschwunden sind. Gebadet, verarztet und in frisches Gewand gekleidet, darf ich mich endlich ausruhen und durchatmen. Die Hektik um mich herum hat mich müder gemacht, als ich dachte und nur mit Mühe lese ich den kleinen Brief in meinen Händen - eindeutig von Yugi. Da er als Eilmeldung durchging, empfand ich es als Verpflichtung, ihn sofort nach meiner Rückkehr zu lesen - und wie vermutet stammt er aus einem Dorf nahe Luxor. Meine Gedanken kehren zurück zu Yugi und automatisch habe ich ein schlechtes Gewissen. Die ganze Zeit hat er sich so rührend um mich gekümmert - und was tue ich, als ich zurückkomme? Lasse ihn sich zurückziehen und glauben, ich hätte ihn vergessen. Obwohl.. habe ich das in der ganzen Aufregung nicht auch..? Ich hätte ihm danken sollen, anstatt ihn vor der heranlaufenden Menge einfach gehen zu lassen. Mir ist sein trauriger Blick doch nicht entgangen.. Mit dem Vorhaben, ihn nachher zu mir zu rufen, wandern meine Augen wieder zu den Zeilen des Briefes, den ich schließlich zuende lese. Ein Rufen genügt und schon habe ich zwei Sklaven neben mir stehen, die auch sofort auf die Knie gehen. Ich muss schmunzeln - habe mit so einer Reaktion schon gar nicht mehr gerechnet! "Mein Pharao..", beginnen beide und ich nicke nur. "Bringt dieses Schreiben zu AtemRa, er soll sich persönlich um eine Lieferung von Getreide kümmern - der Rest ist ihm bekannt." Ich gebe dem Linken der beiden, den Brief in die Hand, der sichtlich nervöser, sowie auch jünger wirkt. Er ist wohl neu im Palast.. Mit einer Handbewegung schicke ich den zweiten Sklaven mir einen Krug Wasser zu holen, lasse mich dann aber entspannt zurücksinken. Die Verbände um Bauch und Schenkel spüre ich zwar, aber sie sind wesentlich weicher, als die Vorigen, die mir Yugi umgebunden hatte. Ich kann es ihm aber auch nicht übel nehmen, unterwegs mit Soldaten nimmt man keine edleren Stoffe mit. Mit einem Gähnen kuschele ich mich tiefer in die Decke, nun, da es bereits Abend ist, wird es langsam auch hier ziemlich kalt, auch wenn der Vorhang an meinem Bett die gröbsten Windstöße aufhält. Ich trinke noch schnell einen Schluck von dem erfrischendem Wasser, das mir der Sklave fünf Minuten später bringt, merke, wie es meinen spröden und zerrissenen Lippen gut tut. Doch ich habe nicht lange Zeit mich zu entspannen, den schon bald höre ich von draußen tapsige Schritte - bin während meiner Zeit bei den Römern sensibler geworden, was Geräusche, besonders Schritte angeht - und hebe den Kopf, ehe ich schließlich meinen ganzen Oberkörper hochhieve. Kurz ertönt eine helle Stimme, eindeutig Yugis, bevor ich eine um einiges dunklere wahrnehme und schließlich die Tür aufgeht. Der kleine Blondschopf tritt ein und versucht mich mit einem ziemlich festen Blick anzusehen, der aber schnell unsicherer wird, je länger er in diesem Raum steht. "Nanu? Yugi, was ist denn los??", frage ich sanft und lege den Kopf schief, was ihn trotz allem weiter verunsichert. Was ist bloß los..? - Jedoch kann ich es mir schon entfernt vorstellen. Ich winke ihn freundlich zu mir, deute ihm somit, neben mir Platz zu nehmen. "N-nein danke, ich möchte lieber stehen, Atemu.." Ich nicke nur, warte darauf, dass er endlich mir sagt, was er auf dem Herzen hat. ~~~~~*Yugi*~~~~~ Mit schweißnassen Fingern streiche ich mir langsam eine Strähne aus dem Gesicht, merke jedoch nicht wie diese bald wieder zwischen meinen Augen baumelt. Schneller, als ich wollte, habe ich den Blick von Atemu genommen, streife dabei mit meinem Blick die Wände und Gegenstände in dem Raum - wann war ich zuletzt hier? Es ist schon soo lange her.. und ich bin so nervös!! Wieso nur? Unruhig taste ich mit meiner rechten Hand, aus einem Impuls heraus, nach einem Objekt zum anhalten - wofür mir schließlich Atemus Schrank dient. "Also Yugi? Weshalb bist du hier?", höre ich ihn seine Worte wiederholen. Automatisch habe ich den Wunsch mich doch zu setzen - ich bekomme den Satz des Sklavens einfach nicht aus meinem Kopf!! Wer hat sich da einen solch miesen Scherz mit mir erlaubt..?? "Atemu..", beginne ich zaghaft und leicht verschüchtert. Unterwegs war mein Cousin in schliche Kleidung gehüllt, dreckig, kraftlos und heruntergekommen. Obwohl ich wusste, er war der Pharao, fühlte ich mich nicht ganz so klein und verloren wie jetzt, wenn er in den teuersten Stoffen auf seinem Bett liegt und nur mit dem Finger schnippen braucht, damit Wachen hineinstürmen und mich festnehmen können. Vielleicht war es auch einfach seine Machtlosigkeit auf dem Rückweg und die Tatsache, dass er völlig auf mich angewiesen war, gar mir ausgeliefert schien, die mich bekräftigte. Aber hier im Palast? Unter seinen Mauern, Dienern und Wachen... fühle ich mich wieder nutzlos wie zuvor. Also wieso sollte er mir solch eine Aufgabe überlassen? Wo ich ihn doch schon das letzte Mal so enttäuscht habe.. Ich schlucke. "Einer... deiner Sklaven..", wie schrecklich, schrecklich ungewohnt, ihn so als Pharao vor Augen zu sehen und gleichzeitig so anzusprechen! Obwohl der Verstand weiß, dass es die gleiche Person ist.. das Auge wehrt sich dagegen und sorgt für Irritierung. Ist dieser junge Mann vor mir wirklich noch der selbe, wie gestern..? Er sieht jetzt so viel machtvoller aus.. "Muss sich geirrt haben.. Ich.. ähm.. habe angeblich den Auftrag von dir erhalten.. Getreide nach Luxor zu schicken?" "Es war doch dein eigener Wunsch, Yugi..", dabei spielt er lässig mit einer seiner langen, blonden Seitensträhnen. "Ja schon.. Ich habe den Brief geschrieben..", gebe ich zu und spüre, wie meine Wangen peinlich berührt aufglühen, "aber.. der Auftrag ging doch gerade sicher an Seto.. Ich meine.. Ich habe Angst, wieder etwas falsch zu machen. Der Sklave muss sich... geirrt haben.. Ich meine... wieso sollte ausgerechnet ich das tun? Ich habe dem Palast wochenlang den Rücken gekehrt!" "Und weiter?", lächelt er mich an, nachdem ich nicht weiter wissend eine Weile geschwiegen hatte. Oh bei Ra, sein Lächeln macht mir Angst... soo undeutbar.. ist es Ernst? Ist es Fassade? Was denkt er wirklich? Es ist die Aufgabe des Pharaos, zu allen offen und freundlich zu sein, eigene Gefühle zurück zu stellen. Nerve ich ihn vielleicht, mit meiner blöden Stammelei und Fragerei? Er ist sicher noch müde..! Aber ich muss es jetzt sofort geklärt haben! Talib und die anderen warten doch.. der Brief wurde schon lange genug aufgeschoben! Und wenn er jetzt noch hier im Palast an die falschen Personen gerät.. "Ich weiß nicht, ob ich das wirklich übernehmen sollte.. Pharao... Mir ist doch bereits das letzte Mal ein fataler Fehler bei der Lieferung von Nahrungsmitteln unterlaufen.. Versteht... Ich möchte das Land nicht noch einmal einer eventuellen Gefahr aussetzen.. Und ich denke, dass Ihr... du... da sicher der selben Ansicht bist.. Deshalb.. halte ich es für keine gute Idee.. mir das zu überlassen... Verzeiht, vielmals! Es ist sicherer das Seto zu überlassen. Und.....Ihr müsst schließlich erst selbst wieder zu Kräften kommen! Ihr sollt noch nicht arbeiten.." Atemu schüttelt energisch den Kopf und seine frisch gewaschenen Haarsträhnen fliegen in alle Richtungen - ich muss mir eingestehen, so viel Respekt ich auch vor ihm als Pharao habe, trotzdem habe ich diese elegante und wunderschöne Erscheinung vermisst. "Yugi... Ich dachte, diese Sache wäre geklärt." Ich will nervös schlucken, muss aber feststellen, dass mein Mund mittlerweile komplett ausgetrocknet ist und ich meine Zunge zum Sprechen kaum noch gezielt bewegen kann. "Schon.. Ich weiß, dass.. du mir vergeben hast, Atemu.. Aber ich will nur die größtmögliche Sicherheit für Theben und ganz Kemet!" "Und ich denke, die gibt es in deinen Händen", er beugt sich weit nach links, um den goldenen Kelch von seinem Nachttisch zu heben und einige Schlucke zu trinken. Ist es die Tatsache, dass ich auch gerade so dringend Wasser brauche und er mir etwas vortrinkt oder seine Worte, die meine gesamte Mundhöhle weiter austrocknen lassen?? Mein Herz schlägt schneller und ein angenehmes, glückliches Prickeln durchfährt meinen Bauch. "Aber Atemu...", wehre ich mich, doch es ist eher meine Erziehung und mein Anstand, der mich zu diesem Vertrauensbeweis auf Distanz gehen lässt, statt sofort glücklich diesen Auftrag anzunehmen. Vielleicht möchte ich es auch einfach nur noch mal hören... "Ich bin mir wirklich nicht sicher.. Ich..." Ich weiß keine rechten Worte für zu finden.. Auf der einen Seite zwingt mich mein Gewissen und meine Angst, abzulehnen, nicht noch einmal solch eine Verantwortung zu tragen! Das Getreide könnte an die falsche Adresse verschickt werden, es könnte unterwegs verloren gehen oder gar von Römern abgefangen werden! Auch wenn ich da dann nichts dafür könnte - es wäre trotzdem meine Schuld, wenn die Lieferung nicht ordnungsgemäß ankommt. Wenn es unter meinem Namen läuft, bin ich für alles anzuklagen, denn es ist mein Auftrag. Andererseits will eine Stimme tief in meinem Bauch, dass ich zustimme, denn sie fühlt sich durch Atemus Kompliment geschmeichelt und ich mich bestärkt. Es ist auch irgendwo eine Herausforderung für mich, ihm zu zeigen und zu beweisen, dass er sein Vertrauen in mich beibehalten kann, dass ich zwar ein Mal einen Fehler gemacht habe, aber dass ich es genauso gut richtig machen kann! Ich strebe geradezu nach seinem Lob! Wenn alles klappen würde.. wird er dann stolz auf mich sein? Ich hätte sicher wieder sein gesamtes Vertrauen zurück... Überhaupt, ist das doch ein großer Vertrauensbeweis, dass er mich für fähig hält! Aber... ob er stolz sein wird..? Klinge ich jetzt nicht schon selbst zu lächerlich? Oh toll, Yugi hat es geschafft eine Ladung Getreide problemlos von A nach B schicken zu lassen... Ich seufze innerlich - und Atemu stellt seinen Kelch zur Seite. "Ich möchte aber, dass du dich darum kümmerst. Es war deine Bitte, dein Brief.. du weißt genau, wo alles hin soll und kannst vielleicht die wichtigsten Tücken und Gefahren der Strecke mit dem Boten klären. Er wird den Weg wohl nur von der Karte aus kennen, ich habe fast noch nie etwas nach Luxor geschickt. Also nimm mir bitte diese Arbeit ab, Yugi... Und Seto... möchte ich das nicht anvertrauen." Mir wachsen plötzlich wahnsinnige, mentale Flügel und mein ganzer Körper krabbelt, als liefen hunderte winziger Skarabäen ständig auf und ab. Atemu vertraut mir mehr als Seto!! Sofort sprudelt es nur so aus mir heraus: "Jaaah... Ich werde mich sofort darum kümmern! Ich danke Euch!", ich verneige mich tief vor seinem Bett. Dann drehe ich mich um und wende mich zum Gehen. Mir fällt auf, dass mein Mund nicht mehr ganz so trocken wie bisher ist. "Moment noch, Yugi! Bitte warte!" Ich bleibe überrascht und leicht erschrocken in meiner Bewegung stehen. Was gibt es denn noch?? Habe ich noch etwas verbrochen? Ich drehe mich beinahe im Zeitlupentempo um und sehe Atemu an, auch seine Augen scheinen plötzlich größer als eben und er starrt mich an. Dann räuspert er sich jedoch elegant und deutet neben sich auf das breite Bett. Aber das kann ich doch gar nicht annehmen?! Doch nicht auf sein Bett?? Wie eine Marionette setze ich schließlich einen Fuß vor den anderen und stehe bei ihm am Bett. "Yugi, ich wollte dir noch.. Setz dich ruhig", fordert er mich auf und plötzlich wirkt er viel unausgeglichener als zuvor. Auf einmal scheint er ein wenig nervös - was er sich aber natürlich nicht anmerken lässt, ich spüre es aber sofort, kenne ihn schließlich lange genug. Seine Hände greifen in die dünne Bettdecke, die ihm bis zur Hüfte liegt. Ich fühle mich für ein paar Sekunden durch seine verlorene Selbstdarstellung überlegener und setzte mich schließlich zu seiner rechten, wie er es mir zuvor angedeutet hatte. "Ich sollte wohl anders anfangen", lacht er leise und legt sich zurück in die vielen, vielen Kissen, die teilweise gestapelt wurden und ihm nun als kleiner Halt im Rücken dienen, sodass er nicht ganz waagrecht liegt. "Entschuldige bitte, ich bin einfach noch zu erschöpft, um die ganze Zeit aufrecht zu sitzen..." Er streicht mit den Händen seine Decke glatt, die er sich gerade bis zum Bauch hochgezogen hatte. "Ich sollte mich entschuldigen... Nein, ich sollte nicht nur, ich tu es jetzt auch", seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln nach oben, doch ich sehe direkt, dass er damit versucht, eine gewisse Verlegenheit zu überspielen. Sich entschuldigen?? Aber..?? "Es tut mir leid, Yugi! Ich habe dich heute Mittag bei und nach unserer Ankunft komplett wie Luft behandelt. Du bist zwar freiwillig verschwunden, das Pferd zu versorgen.. aber es war nicht richtig von mir, dich danach nicht mehr aufzusuchen. Sicher hat es so ausgesehen, als hätte ich dich...", er pausiert kurz, sucht nach dem passenden Wort, "ausgenutzt. Du hast dein Leben für mich riskiert, Cousin! Du hast alles in Bewegung gesetzt, um mich zu finden... Hast Erfolg gehabt, hast mich aus der Gefangenschaft der Römer gerettet! Hast unterwegs ständig meine Wunden versorgt.. So viel für mich getan... Und dafür möchte ich dir wirklich von ganzen Herzen danken, Yugi." Ich hatte ja mit ziemlich viel gerechnet, was er jetzt sagen würde... Aber nicht damit.. Ich kann gar nichts erwidern, lasse seine Worte wieder auf mich einwirken. Doch als hätte ich vorgehabt, etwas zu sagen, gestikuliert Atemu mir ruhig zu sein und fährt fort. "Und kaum bin ich wieder zu Hause, habe Palast und Hofstaat wieder und bin nicht länger auf deine Hilfe angewiesen... da lasse ich dich außer Acht. Es tut mir leid, wenn du dir die letzten Stunden unbeachtet vorkamst, dieses Gefühl wollte ich dir nicht vermitteln, Cousin. Es stürzte bloß mit einem Mal so vieles wieder auf mich ein.. Ich wurde gebadet, meine Wunden von Medizinern versorgt, ich musste etwas essen, dabei Seto und den anderen erzählen, was alles passiert war.. Rede und Antwort stehen.. und nicht zuletzt die wichtigsten bisher eingegangenen Eilmeldungen bearbeiten. Ich schlucke und klammere meine Hände ebenso nervös in meinen Lendenschurz, wie Atemu zuvor in der Bettdecke. "Also.. das.. macht doch wirklich nichts, Atemu! Ich weiß doch, dass Ihr der Pharao seid! Selbstverständlich scharen sich da alle um.. dich! Und das Versorgen der Wunden und ein richtiges Essen war ja wohl das aller Wichtigste! Nein, da habe ich wirklich vollstes Verständnis, ich habe nicht von dir erwartet, dass du noch irgend etwas mit mir unternimmst. Ich war sowieso... die ganze Zeit selbst beschäftigt! Ich war... meine Sachen... auspacken..", ich spüre selbst, wie meine Stimme immer leiser und weniger überzeugend wirkt. Verdammt, ich will ihm doch nicht zeigen, dass ich wirklich ein wenig enttäuscht war! Das will ich doch nicht mal mir selbst gegenüber eingestehen.. Was stelle ich mir denn auch vor, was er mir hätte groß an Aufmerksamkeit schenken sollen?? Er hatte weder Zeit noch hätte ich eine Idee, was er hätte mit mir tun sollen! Meine blöden Gedanken und Gefühle die letzten Stunden über waren völliger Unsinn, das weiß ich doch genau! Aber trotzdem... war da diese... Eifersucht.. wenn man es denn so nennen kann...Es störte mich wahnsinnig, dass ich ab jetzt für Atemu abgemeldet war.. Dass andere gerade mehr Zeit und Aufmerksamkeit bekamen... Und ich dachte, Seto würde wieder zuschlagen... Aber... meine Flügel sind noch immer nicht gewichen: Atemu vertraut mir mehr als Seto!! Und... und... er entschuldigt sich gerade... bei mir... Dabei hat er sich doch gar nichts zu Schulden kommen lassen! Das er doch sofort in Beschlag genommen wurde, war doch selbstverständlich und so absehbar... Eben darum... - so sehr ich mich auch wieder nach Hause gesehnt habe - hatte ich unterwegs und die letzten Stunden über noch gehofft, wir kämen so schnell nicht wieder in Theben an. Wollte Atemu noch eine Weile für mich haben... an mich geschmiegt, direkt an meinem Rücken... seinen warmen Atem an meinem Nacken... seine angenehme Stimme über meiner Schulter... Er lächelt mich offen an - und ich weiß, es ist ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln, welches er nicht jedem schenkt. Automatisch muss ich zurücklächeln, fixiere seinen Blick und versinke schon wie von allein in den großen, ausdrucksstarken, aber erschöpften, violetten Spiegeln der Seele. Für mich ist es im Gegensatz zu anderen ein wahrer Spiegel in ihn hinein. Und er lässt mich hindurchblicken. "Trotzdem, Yugi... Mir war es einfach wichtig, dir das noch mal zu sagen... Dir meine Dankbarkeit auszudrücken.. Ich hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen...", lacht er leise und ich bemerke sofort wie er versucht, die Szene etwas aufzulockern, "dass gerade du mich gerettet hast... Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Zu lange, einfach zu lange... und dem Schicksal war es wohl noch nicht lange genug...", er grinst mich frech an. Ich mustere sein hübsches Gesicht, seine sanften Züge, den entspannt liegenden Körper mit den ganzen Muskeln unter der zarten, königlichen Haut. Oh ja... wir kennen uns schon eine halbe Ewigkeit, Cousin... genau deshalb war ich gerade so erschrocken, dass du mehr für mich wurdest als ein Freund und halber Bruder... Wenn ich es dir doch nur sagen könnte.. "Jaa... Danke Atemu, ich danke dir wirklich... für... alles...", ich lächele schwach, bin einfach so, so glücklich über dieses ganze Gespräch... von Anfang bis Ende! Ich lasse mich von den Glücksgefühlen leiten und strecke zögerlich meine Hand nach ihm aus. Erwische mich aber selbst bei dieser wirklich blöden und unangemessenen Aktion und nehme sie rasch wieder zurück. Mein Gegenüber lächelt milde und zieht ebenso seinen rechten Arm unter der Bettdecke hervor, greift zielstrebig nach meinem und zieht ihn wieder näher zu sich. Wie von alleine finden sich unsere Finger zusammen und verhaken sich miteinander. "Danke, Yugi", wiederholt er, mit seiner dunklen und sehr ausdrucksstarken Tonlage. Ich werde zu Wachs in seinen Händen.. lasse mich widerstandslos von ihm verformen... Ich.. ich halte tatsächlich mit ihm Händchen!! Auch wenn es symbolisch für unser beider Dank steht.. Ich reiße meine Augen weiter auf und strahle ihn glücklich an. Ooohhh... Atemu! Wenn du wüsstest, was du mir hier antust! Aber dieser Moment ist wow.. Einfach unbeschreiblich! Ich halte ihn weiter, versuche alle Gefühle und Eindrücke, die gerade auf mich einstürmen, zu fassen zu bekommen und abzuspeichern. Ich will mich jederzeit wieder an diese Atmosphäre hier erinnern können! Möchte diese Situation tief in mein Herz schließen.. Ich sehe ihn nur weiterhin mit großer Freude an und er lächelt zurück.. so ein wunderschönes Lächeln. Und noch immer halten wir die rechte Hand des anderen in der eigenen... halten uns gegenseitig fest. Ich wage es nicht, loszulassen.. will den Augenblick nicht zerstören! Nicht diese einmalige Gelegenheit aufheben! Auch Atemu lässt nicht los... wir sitzen - oder besser er liegt - hier zusammen und halten unsere Finger ineinander verschlungen! Meine Wangen glühen beinahe vor Aufregung und vor Freude. Ich.. ich hoffe, ich werde nicht allzu rot... Mir scheint, es vergeht eine ganze Stunde, ehe Atemus Arm kraftlos nach unten wegrutscht und auf dem Laken landet. Seine Augen sehen plötzlich noch erschöpfter aus als sonst, ich merke, wie sie ihm ständig zufallen wollen. Lange Gespräche und das fixieren der Aufmerksamkeit sind wohl noch nicht so wirklich bei ihm möglich. Verständnisvoll richte ich mich wieder auf und streiche etwas peinlich berührt noch von der vorangegangenen Situation mein Gewand glatt. "Ich werde dich dann jetzt schlafen lassen. Du siehst wirklich ziemlich fertig aus..", bemitleide ich ihn und nicke ihm zu. Er verzieht sein Gesicht zu einem seiner typischen Grinsen: "Danke für das Kompliment, Cousin. Ich gebe es gern zurück.. Nein, ich setze eins drauf. Auch du siehst schrecklich aus! Die Reise hat doch auch an deinen Kräften gezehrt.. Geh hin und komm vor dem übernächstem Tagesanbruch nicht mehr aus deinem Zimmer!" Ich lache auf. "Schlaf dich auch gesund, Atemu! Horus wird über dich wachen!" Ich verbeuge mich anstandshalber vor seinem Bett und wende mich zum Gehen um. Irgendwie hoffe ich schon, dass er mich noch einmal zurück hält... Ach Yugi, das ist Unsinn! Atemu schlief ja gerade schon fast ein! Außerdem ist alles gesagt... Und sogar noch mehr.. Ein Lächeln erscheint ohne mein Zutun auf meinem Gesicht, als ich nach der Türklinke greife. Beim Hinausgehen werfe ich noch ein freudiges Lächeln auf meinen Cousin, doch dieser hat bereits erschöpft die Augen geschlossen. Schnell und leise verlasse ich sein Gemach und schleiche den Flur auf Katzenpfoten zu seinem Ende, um eine Etage höher zu steigen, wo mein Gemach liegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)