Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Prolog: Prolog mit Trailer -------------------------- Das hier ist nun der Beginn von 'Das Schicksal der Erbin'. Es ist die Fortsetzung von 'Dunkle Vergangenheit' und deshalb bitte ich jeden, den ersten Teil zuerst zu lesen. Das hier ist zwar nur der Trailer und der Prolog, doch mit diesen paar Worten möchte ich euch sagen, dass ich mich jetzt schon an die Fortsetzung ransetze^^. Disclaimer: Alle Figuren, Orte und sonst alles, was ihr bereits aus Joanne Kathleen Rowlings Büchern kennt, gehört nur ihr. Die euch aus den Büchern unbekannten oder schon bekannten Personen aus meiner ersten Fanfic entspringen meiner Fantasie. Trailer und Prolog: Eine Eule wird im Flug von einem Pfeil getroffen. Langsamer Bildwechsel. Eine leise, düstere Musik ertönt. Die Eule liegt mit einem Pfeil im Bauch und mit starren Augen tot auf der Erde. Langsamer Bildwechsel. Der Tagesprophet mit der Überschrift 'Der Junge, der lebt und die Tochter des Dunklen Lords - EIN PAAR!' versinkt in einer schmutzigen Pfütze. Bildschirm wird schwarz. Eine weiße Schrift erscheint und wird von einer unheimlichen, männlichen Stimme vorgelesen. 'Der kurze Frieden ...' Harry sieht sich das Gruppenfoto vom Bahnhof an und streicht mit seinen Fingern über Mariahs Gesicht. Mariahs Stimme im Hintergrund während des Bildwechsels:"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Harry!" Harry und Mariah fliegen mit ihren Feuerblitzen fröhlich durch die Gegend. Eine etwas gebirgige, grüne Landschaft ist um sie herum. '... hält nicht lange an ...' Harry, Mariah, Sirius, Remus, Draco und Laura sitzen an einem Tisch. Mariah versorgt Lauras Arm, der sehr zerkratzt ist. "Irgendetwas hat uns da draußen angegriffen", erzählt Laura. Während dieser Worte, blitzen zwei gelbe, ovale Augen im Dunkeln des Waldes hell auf. "Vielleicht Todesser, die noch frei rumlaufen und sich an euch rächen wollen?", fragt Remus. Schneller Bildwechsel. Musik gewinnt an Dynamik. Hermione öffnet verwirrt das Fenster des Zugwagons und erstarrt. "Wir fahren rückwärts!", ruft sie panisch. Der Wagon springt aus den Gleisen, überschlägt sich und explodiert beim Aufprall. "Ich bin mir sicher, das war kein Unfall", sagt Harry am Lagerfeuer zu Mariah. 'Ein alter Freund kehrt zurück ...' Ein sechzehnjähriger Junge steht vorne in der Großen Halle und zieht seine Kapuze nach hinten. Seine Augen sind kastanienbraun und seine Haare beige. Ein klingenartiges Geräusch ertönt. Eine runde Brosche an einem schwarzen Umhang wird sehr nahe gezeigt. Auf ihr ist ein seltsam geschnörkeltes, silbernes 'F' abgebildet . Kamera wechselt langsam mit kurzer, aggressiver Musik abwechselnd zu Mariah, Laura und Draco. Alle drei sind sehr schockiert. Harry läuft mit Ron und Hermione einem Gang entlang. Es ist bereits Abend und die Fackeln brennen an den Wänden. "Mariah hat mir noch nie von ihm erzählt", sagt Harry nachdenklich. Der fremde Junge steht neben dem Gryffindortisch und küsst Mariahs Handrücken. Alle und auch Mariah sehen ihn erschrocken an. "Aber wenn Mariah, Laura und auch Malfoy diesen Jason kennen ..." Der Junge tanzt eng mit Mariah zusammen während des Weihnachtsballs. Er küsst dabei ihren Hals. "... dann kennen sie ihn bestimmt aus ihrer Todesserzeit", vermutet Hermione. 'Schmerzhafte Erinnerungen ...' Im Hintergrund ertönt ein schauriger, schneller Kirchenchor. Laura ist im Verbotenen Wald. Vor ihr steht ein majestätisches Einhorn. Auf diesem sitzt eine Person, die von einem langen, weißen Umhang verhüllt ist. Langsamer Bildwechsel. Gesang wird leiser. Ein zerschlitztes Portrait eines alten Mannes im grünen Gewand wird gezeigt. Laura läuft langsam durch einen stockdunklen Tunnel, an dessen Decke tausende von bunten Windspielen aus Glas hängen. Leise Klanggeräusche ertönen. '... werden erneut wachgerufen ...' Ein kleiner Junge lugt hinter einem Busch hervor. Erschrocken sieht er aus. Ein Mädchen zwischen neun und zehn Jahren steht nackt vor ihm und sieht ihn gehetztem Blick und vertränten Augen an. Ihre langen, welligen Haare wehen ihm Wind. Der sechzehnjährige Junge steht vor Harry und grinst ihn hämisch an. "Ich kenne Mariah viel besser als du, Harry. Ich war bei ihr, als sie am schlimmsten gelitten hat", sagt er amüsiert. Harry starrt ihn wütend an. Gesang wird langsamer und gruseliger. 'Unterdrückte Gefühle ...' Eine Hand streicht vorsichtig über einen nackten, schlanken Bauch. Zwei Erwachsene (eine Person mit schulterlangen, eine andere mit langen Haaren) liegen auf einem Bett und küssen sich innig. Bei beiden Szenen sind die Zimmer abgedunkelt. '... kommen zum Vorschein ...' Gesang wird wieder schneller. Ron umarmt Hermione sanft von hinten. Mariah sitzt im Gemeinschaftsraum auf Harrys Schoß. Er küsst zärtlich ihren Hals. '... Auch alte Feinde ...' Lucius zieht den schwer verletzten Draco am Kragen brutal zu sich hoch. '... und neue Feinde ...' "Kommt zu mir ...", flüstert eine seltsame Stimme. Die Kamera fährt blitzschnell durch die Gänge. Harry und Mariah wachen schweißgebadet in ihren Betten auf. Kirchenchor wird nun sehr laut und schnell und Hintergrundsmusik wird aggressiver und schneller wie der Bildwechsel. Der blaue Ford Anglia fliegt mit einem lauten Krach in den See. Ein riesiger Skelettvogel mit langem Schnabel und großen Flügeln, die schwarzen, zerrissenen Umhängen ähneln, sitzt auf einem knochigen Baum und kreischt laut. Laura, Mariah, Draco und Hermione schießen unter Wasser einige Flüche auf etwas ab. Langsamer Bildwechsel. Ein großer Wolf sitzt auf einem Hügel im Antlitz des Mondes. Eine Person steht vor ihm und hebt beschwörend die rechte Hand. Der Wolf heult laut. Schneller Bildwechsel Harry schießt einen Fluch auf Draco. Er schießt zur selben Zeit. Beide Flüche prallen mit einem lauten Knall aufeinander. Währenddessen ertönt Harrys Stimme: "Ich habe es immer gewusst! Du bist ein eiskalter Todesser!" Langsamer Bildwechsel. Chor wird nun wieder langsamer und etwas leiser. Draco beugt sich zu einem Trümmerhaufen herunter und hebt Harrys zerbrochene, mit Blut beschmierte, Brille auf. Er grinst scheinheilig. Seine Stimme sagt im Hintergrund: "Ich schwöre dir, Potter! Wenn es keine Menschen mehr gäbe, für die ich gegen die schwarze Magie kämpfe, dann hätte ich dich schon längst umgebracht!" Der Junge beugt sich zu Dracos Gesicht runter, der an einer Wand gelehnt sitzt. Die Wange des Jungen berührt Dracos. "Du bist perfekt", murmelt der Junge. Laura ist in einem tiefen Brunnen und klettert mit zerkratztem Gesicht nach oben. Sie schaut nach oben und erstarrt, da etwas auf sie zuschnellt. Bildschirm wird schwarz. Chor verstummt nun vollkommen. Musik wird langsamer und fast lautlos. Harry und Mariah sind in einer riesigen Kerkerhalle, die mit Pflanzen und Statuen überfüllt ist. Überwältigt, sehen sie sich um. "Dabei habe ich mir vorgenommen, nie wieder hierher zu kommen", meint Harry im Hintergrund. Der gewaltige Kopf eines Basilisken ist nur wenige Zentimeter vor Mariahs Gesicht (Seitenprofil). Mariahs Gesicht wird gezeigt. Es ist voller Entsetzen und kreidebleich. Chor ertönt wieder sehr leise und wird bis zum Ende hin immer lauter. "Ich dagegen habe wohl nur darauf gewartet hierher zu kommen ...", sagt sie im Hintergrund und greift hastig nach einer Phönixfeder, die an ihrem Haar geflochten ist. "... und ihn zu treffen", fügt sie hinzu und reißt die Feder aus ihren Haaren. Die Feder wird lang und leuchtet hell auf. Letztes Wort vom Chor wird sehr langgezogen. Damit schlägt sie in Richtung Kamera zu. Bildschirm wird mit einem lauten Knall schwarz. HARRY POTTER FANFICS präsentiert DAS SCHICKSAL DER ERBIN Fortsetzung von Dunkle Vergangenheit Autorin: Sarah Meusel Es war ein sehr regnerischer Sommer. Trotz des feuchten Wetters war es in ganz Großbritannien seit Wochen sehr heiß. Es bestand förmlich ein Tropenklima. Weit entfernt von London braute sich soeben wieder ein heftiges Gewitter zusammen. Einzelne Regentropfen fielen zur Erde und ein leises Donnergrollen ertönte. In diesem Moment flog ein grauer Uhu über einem dichten Wald. Plötzlich schoss ein Pfeil zwischen den Bäumen hervor und traf den Uhu mitten in den Bauch. Der Vogel fiel wie ein Stein zu Boden und blieb regungslos liegen. Nun knirschte der Boden und ein dunkler Schatten wurde auf die tote Eule geworfen. Eine verhüllte Person sah zufrieden auf ihre Beute hinab und lehnte ihren Bogen und ihre Pfeile gegen einen Baum. Sie beugte sich zu dem toten Tier, welches sie mit gelben Augen anstarrte, hinunter und nahm sich die Zeitung, die an den Klauen des Uhus gebunden war. Sie entrollte rasch die Zeitung und las sich die Titelseite durch: Der Tagesprophet Der Junge, der lebt und die Tochter des Dunklen Lords - EIN PAAR! Während die gesamte Zaubererwelt den erneuten Untergang von Du-weißt schon-wem feiert, wurde vor kurzem bekannt gegeben, dass uns wohl ein wichtiges Detail vorenthalten wurde! Der junge Harry James Potter (15) hat, so wie es scheint, wohl schon seit einer Weile eine Affäre mit der leiblichen Tochter des Dunklen Lords! Am 1. September 1995 wurde Mariah Aurora Riddle (15) als Schülerin in der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei aufgenommen. Sie kam nach Gryffindor und wurde schon bald Hüterin im Quidditchteam ihres Schulhauses - mit anderen Worten eine gewöhnliche, junge Hexe. Doch dieser Schein trügte viele! In Wirklichkeit ist sie eine verschollene und leibliche Nachfahrerin von Ihm-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf! Nur einer war über ihre unfassbare Identität im Bilde: Harry Potter! Doch die Erkenntnis, dass ihr Vater seine Eltern und noch viele andere Menschen ermordet hat, hat ihn, so wie es aussieht, nicht davon abgehalten, sich auf eine leidenschaftliche Affäre mit dieser gefährlichen und geheimnisvollen Schönheit einzulassen. Dass er somit seine Freunde und Mitschüler in die Höhle des Löwen mit sich zog, schien in wohl im Sturm seiner Hormone nicht zu kümmern. Erst als der Dunkle Lord einen Angriff auf Hogwarts wagte, kam die Wahrheit über das Skandalpaar heraus. Daraufhin töteten Harry Potter und Mariah Riddle den gefährlichsten Magier der Welt (wir berichteten). Doch warum hat Mariah Riddle ihren Vater getötet? Meint sie es ernst mit dem jungen Potter und wollte ihm nur beistehen, um ihm auch in der nächsten Zeit den Kummer um seine verstorbenen Eltern zu nehmen? Oder hat das junge Paar nur ihren größten Widersacher beseitigt, um selbst an die große Macht zu kommen?? Rita Kimmkorn Unter dem Artikel war ein Foto von einem Jungen mit schwarzen, leicht abstehenden Haaren, einer Brille mit runden Gläsern, smaragdgrünen Augen und einer Blitznarbe auf der Stirn abgebildet. 'Der Junge, der lebt: Wurde er von der Tochter seines Todfeindes verführt?', stand daneben. Die verhüllte Person biss die Zähne zusammen und fing an leicht zu zittern. Wütend, warf sie den 'Tagespropheten' auf den Boden. Er landete genau in eine schlammige Pfütze und versank langsam in ihr. Es fielen immer mehr Regentropfen vom Himmel und der Verhüllte griff nach dem toten Uhu. Während er auch seine Ausrüstung wieder an sich nahm, lächelte er dämonisch und sagte: "Endlich kehre ich zu dir zurück." ********************************************************************** Wenig, ich weiß^^'! Aber das ist ja erst ein Prolog, von dem man ja auch noch nicht viel erwarten kann. Ich habe mir trotzdem Mühe gegeben den Zeitungsartikel zu schreiben und hatte dabei viel Hilfe von meiner Freundin -Merle-, der großen Schreiberin der Scherzdialoge^^! Jetzt wisst ihr hundertprozentig, dass die Fortsetzung am Laufen ist! Ich werde mich beeilen, damit ihr schon bald das erste Kapitel von 'Das Schicksal der Erbin' lesen könnt. Es wird übrigens 'Ein neues Zuhause' heißen. Ich hoffe, dass ihr mir trotzdem ein paar Kommis dazu schreibt, wie ihr den Zeitungsartikel und den Anfang fandet. Bis bald! Kuss, eure Maru^-°! Kapitel 1: 1. Ein neues Zuhause ------------------------------- 1. Ein neues Zuhause Harry Potter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er nahm einen der vielen Briefumschläge auf seinem Schreibtisch und fächerte sich damit ein wenig kühle Luft zu. Schon seit einer Woche herrschte eine Hitzewelle in England. Obwohl es auch sehr oft, wie letzte Nacht, geregnet hatte, war es trotzdem sehr heiß. Harry verfluchte an diesem Tag schon zum hundertsten Male seinen nervigen Cousin Dudley, der nebenan in seinem Zimmer hockte und es sich mit einem kalten Eistee, einem Fernseher und mindestens drei Ventilatoren gut gehen ließ. Harry stand auf und schloss sein Fenster. Er wollte nicht, dass die Hitze sich so sehr in seinem Zimmer ausbreitete, denn wenn das Fenster geschlossen war, kam ihm das Zimmer viel kühler vor. Nun setzte er sich wieder an seinen Tisch und nahm das Foto hervor, welches er schon seit Tagen ununterbrochen ansah. Es war das Foto, welches Colin Creevey vor ungefähr vier Wochen auf dem Bahnsteig von Hogsmeade geschossen hatte. Der junge Gryffindor hatte ihm per Eule mehrere Abzüge dieses Gruppenfotos geschenkt, die Harry dann seinen Bekannten geschickt hatte. Doch seitdem bereute er es zutiefst, dass er Colin seine Adresse gegeben hatte. Er hatte ihm nämlich abertausende Briefe und Fotos von seiner Familie und seinem Haus geschickt. Harry hätte ihn normalerweise schriftlich darum gebeten, das zu lassen, doch hier im 'normalen' Ligusterweg, freute sich Harry eigentlich über jeden Brief, der von seinen Zaubererfreunden kam. Grinsend, betrachtete er all jene, die auf dem Gruppenfoto abgebildet waren. Laura Laison sah ihn lächelnd an und versuchte dabei ihren festen Freund Draco Malfoy dazu zu bringen, in die Kamera zu schauen. Der sträubte sich jedoch sehr und schnitt nur einige unfreundliche Grimassen. 'Wie dieses Mädchen es bloß mit dem aushält', schoss es Harry durch den Kopf. Am rechten Rand des Fotos standen Harrys beste Freunde Ron Weasley und Hermione Granger, die ihm mit einem fast erzwungenen Lächeln zuwinkten. Harry sah nun kurz von dem Foto auf und ließ seinen Blick zu zwei Briefen gleiten, die ebenfalls auf dem Tisch lagen. Der eine Brief war in fein säuberlicher Schrift und der andere etwas unsauber geschrieben. Ron und Hermione hatten ihm vor zwei Tagen geschrieben, dass sie bis zum ersten September ihre Ferien zusammen im Fuchsbau verbringen würden. Wahrscheinlich hatten sich die beiden endlich dazu entschlossen, über all das, was in ihrem fünften Schuljahr passiert war, zu reden. Harry hoffte es zumindest. Nun sah er sich wieder das Foto an. Er sah sich selbst lächelnd in die Kamera sehend und neben ihm ... seine große Liebe. Mariah ... Mariah Riddle. Die Tochter, des Zauberers, der seine Eltern ermordet hatte. Gemeinsam mit ihr hatte Harry vor mindestens zwei Monaten diesen Tyrannen getötet. Er, Lord Voldemort, hatte nämlich versucht, deren Blut zu trinken, um unsterblich und der mächtigste Zauberer der Welt zu werden. Denn Mariah war nicht einfach nur seine Tochter. Nein, sie war die Erbin von genau drei Gründern von Hogwarts: Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff und Salazar Slytherin. Harry wiederum war der Erbe des vierten Gründers: Godric Gryffindor. Aufgrund ihrer Abstammung waren beide der Schlüssel zur Vernichtung des Dunklen Lords gewesen. Sie hatten mit ihrem Handeln eine Prophezeiung erfüllt, über die nur Mariahs verstorbene Mutter und der Schulleiter von Hogwarts Albus Dumbledore im Bilde gewesen waren. Harry seufzte. Bei den Erinnerungen an all das, wurde er sehr müde und fühlte sich völlig ausgelaugt, was nicht nur an der brennenden Hitze lag. Lächelnd, strich er mit seinem Daumen über das Gesicht seiner Freundin. Wie sehr er sie doch vermisste. Seit vier Wochen hatte er sie nicht mehr gesehen. Doch sie waren in Kontakt geblieben und schrieben sich fast jeden Tag. Schon über zwanzig Briefe hatte sie ihm geschickt, auf die er ihr auch immer geantwortet hatte. Er liebte es ihre Briefe zu lesen. Ihre schöne saubere Handschrift erzählte ihm alles von ihrem neuen Zuhause. Sie wohnte seit dem Beginn der Ferien nämlich bei Remus Lupin, seinem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und seinem Paten Sirius Black, der inzwischen für unschuldig erklärt wurde, Harrys Eltern verraten zu haben. Sie lebte nun in Remus' Elternhaus, hieß es in ihren Briefen. Dieses Haus hatte zwei Stockwerke und einen riesigen Garten mit vielen verschiedenen Blumen. Das Haus lag irgendwo auf den weiten Ländereien von Wales, umgeben von großen Hügeln und weiten grünen Wiesen. Ganz in der Nähe - so schrieb sie - lag ein schöner, kleiner und friedlicher See, in dem sie schon geschwommen war. 'Sie hat es gut', dachte Harry und schämte sich dafür, dass er ein wenig Verbitterung empfand. Auch er würde gerne in das kalte Nass eines Sees springen und über das weite Land sehen. Aber er freute sich für Mariah. Sie hatte so viel durchgemacht und die schlimmsten Dinge erlebt. Ihm fiel im Moment niemand ein, der so ein schönes Zuhause mehr verdient hatte als sie. "Was grinst du denn so blöd?" Völlig aus seinen Gedanken gerissen, wirbelte Harry herum. Dudley stand vor ihm und trank genüsslich mit einem Strohhalm aus seinem Eistee, in dem drei Eiswürfel schwammen. Harry war so in Gedanken versunken gewesen, dass er überhaupt nicht bemerkt hatte, dass Dudley sein Zimmer betreten hatte. Dudley trat näher zu ihm ran und sah auf das Foto in Harrys Händen. Dabei drang der Schweißgeruch in Harrys Nase, der daraufhin das Gesicht verzog. "Sind das die Mistgeburten von deiner Schule, die du deine Freunde nennst?", grunzte Dudley, während er noch mehr von seinem Getränk in sich rein kippte. Harry biss die Zähne zusammen und legte das Foto in eine Schublade, um es nicht vor Wut zu zerreißen. "Verschwinde", murmelte er. "Das gilt für dich, solltest du es jemals wagen, mein Zimmer zu betreten. Dadrin ist es übrigens schön kühl und der Eistee ist sehr erfrischend." Mit diesen Worten pustete er in seinen Strohhalm, wodurch nun einige Blasen laut im Glas blubberten. "Mum hat bald vor, mir einen aufblassbaren Swimmingpool zu kaufen. Dann wirst du wohl oder übel auch nicht mehr den Garten betreten dürfen." Nun sah Harry zu seinem verhassten Cousin auf. Dieser hatte im Laufe des Jahres wieder etwas zugenommen. Mit seinem rosa glänzenden Gesicht und seinen fettigen, blonden Haaren grinste er den etwas mageren, schwarzhaarigen jungen Zauberer an. "Verschwinde!", wiederholte Harry. Diesmal klang seine Stimme zornig. Doch Dudley war davon kaum beeindruckt. "Ich darf mich hier aufhalten. Das hier war immerhin mein zweites Zimmer. Du wohnst nur hier, weil Mum und Dad nicht wollten, dass die Nachbarn dich als Baby auf der Türschwelle sehen. Und in meinem Zimmer hier schläfst du nur, weil du nicht mehr in den Treppenschrank passt", erwiderte er. "Aber in diesem Zimmer herrscht, seit ich hier drin schlafe, nur noch Magie", sagte Harry mit einem schelmischen Grinsen. Dudley sah ihn nun völlig verwirrt an. "Was wenn diese Magie auf dich übergeht und dich genauso ... 'unnormal' macht wie mich? Dann werden deine Eltern dich vor die Tür setzen und dich nie wieder ins Haus lassen", fügte er mit reiner Schadenfreude hinzu. Dudley wurde mit einem Schlag leichenblass und das letzte bisschen Eistee schwappte durch sein Zittern fast aus dem Glas. "Du-du lügst! Deine Eltern waren Mistgeburten! Also bist du nur deswegen eine Mistgeburt!", stotterte er ängstlich. Harrys Grinsen wurde breiter. "Ach ja, meine Eltern ... Meine Mutter war aber die Tochter von einer nichtmagischen Familie, genau wie deine Mutter. Vielleicht hast du ja etwas von diesem Wahnsinn abbekommen -" "NEIN!", schrie Dudley und wurde nun wieder rot, diesmal vor Zorn. Eine kurze Stille trat nun ein und die beiden sahen sich einfach nur mit gemischten Gefühlen an. Plötzlich klopfte etwas gegen das Fenster und die beiden Jungs sahen hin. "Hedwig!", entfuhr es Harry, als er seine Schneeeule erkannte. Eilig stand er auf, ging zum Fenster und öffnete es. Hedwig flog herein und landete auf Harrys Schulter. Er sah sofort, wie müde und erschöpft seine treue Freundin aussah. Kein Wunder, immerhin war sie fast jeden Tag unterwegs gewesen und hatte ihm Briefe von Mariah und auch seine Antworten zu ihr gebracht. An den Klauen Hedwigs war ein Brief mit einem rotgemalten Herz auf dem Umschlag gebunden. Harry nahm ihr diesen ab und wollte ihn gerade öffnen, doch auf einmal stampfte Dudley auf ihn zu und entriss ihm den Brief. "Gib mir den Brief zurück!", fuhr Harry ihn an. Dudley wich ein paar Schritte zurück und besah den Umschlag. "Ach wie süß, ein rotes Herz!", lachte er. Harry ging einen großen, bedrohlichen Schritt auf ihn zu. "Gib ihn mir wieder!", donnerte er. Hedwig auf seiner Schulter fiepte aufgeregt und schlug mit den Flügeln auf und ab. "Welche Schlampe schickt dir bitteschön einen Liebesbrief?", johlte Dudley. "GIB IHN MIR WIEDER!" Plötzlich erhob sich Hedwig mit einem spitzen Schrei von Harrys Schulter, flog auf Dudley zu und fing an, ihm auf dem Kopf rumzupicken. Dudley fing laut an zu schreien und ließ das Glas fallen, welches auf dem billigen, dünnen Teppich in tausend Scherben zersprang. Auch der Brief fiel zu Boden, während Hedwig Dudley aus dem Zimmer raus und dann nach unten ins Erdgeschoss jagte. 'Das gibt Ärger', dachte Harry, doch das war ihm nun egal. Langsam ging er auf den Brief zu, beugte sich runter, hob ihn auf und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, um ihn zu lesen. Liebevoll und vorsichtig öffnete er den Umschlag und entfaltete den Brief. Obwohl von unten nun nicht mehr nur Dudleys Geschrei, sondern auch das von Onkel Vernon und Tante Petunia bis nach oben ertönte, fing er an, in Ruhe den Brief zu lesen: Lieber Harry, letzte Nacht bin ich mit dem Feuerblitz heimlich über die Ländereien geflogen. Denn nach dem Regen haben sich die Wolken schnell verzogen und die Sterne strahlten so schön und klar. Ich konnte einfach nicht anders, als weit nach oben zu fliegen und wohl zu hoffen, einen von ihnen einzufangen und ihn dir zu deinem nahenden Geburtstag zu schicken. Doch leider sind sie zu weit weg und sie würden sich bestimmt nicht fangen lassen, hihi. Ich bin aber rechtzeitig in meinem Zimmer zurückgekehrt, bevor Remus reinkam, um mich zu wecken. Er hat mir heute wieder Pfannkuchen gemacht. Obwohl ich es nie erwähnt habe, scheint er wohl gemerkt zu haben, dass das mein Lieblingsessen ist. Er beobachtet mich ja auch immer auf eine liebe und friedliche Art und Weise. Ich kann das wohl nicht gerade gut beurteilen, aber ich glaube, so einen würde jemand bezeichnen, der einem wie ein Vater vorkommt. Du weißt ja, er spricht mich immer darauf an, wenn ich gerade an dich denke und dabei so traurig ausschaue. Dann nimmt er mich immer zärtlich in den Arm und wiegt mich wie ein kleines Baby hin und her. Aber du weißt ja, dass unser dritter Mitbewohner das genaue Gegenteil von Remus ist. Er hat mir heute beim Frühstück einen Pfannkuchen weggenommen! Der scheint es richtig darauf anzulegen, mich auf die Palme zu bringen! Danke übrigens für den Rat, dass ich ihm eine Stinkbombe ins Bett legen soll. Er musste deswegen die Nacht im Freien schlafen, denn er teilt sich mit Remus ja ein Zimmer. Ich weiß echt nicht, warum Sirius mich andauernd ärgert. Zwar ist es nur Spaß und er verletzt mich damit ja auch nicht, aber trotzdem kommt mir das spanisch vor. Dabei hab ich ihm vor der Stinkbombenrache gar nichts getan. Na ja, zum Glück ist Remus auf meiner Seite und bringt Sirius immer halbwegs zur Vernunft. Irgendwie kommt mir dein Pate wie ein kleines Kind vor, das einen großen Wachstumsschub hinter sich hat. Wahrscheinlich liegt das an den schlimmen Jahren in Azkaban. Übrigens wird das Ministerium wohl schon sehr bald den Antrag auf Sirius' Vormundschaft annehmen. Dann wird er dich endlich abholen und dann sind wir endlich wieder zusammen! Ich freu mich jetzt schon darauf, dich zu umarmen! Ich hoffe, dass dieser Augenblick bald kommen wird. Ich liebe dich, deine Mariah. Harry grinste übers ganze Gesicht. Wie gerne hätte er Sirius' Gesicht bei der Explosion der Stinkbombe gesehen. Und wie gerne würde er mit Mariah nachts durch die Gegend fliegen und die Sterne bewundern. Doch eins wurmte ihn wirklich. Mariah schrieb schon zum vierten Mal, dass Sirius ihn wohl bald abholen kommen würde. Doch wann? Wann würde es tatsächlich soweit sein? Erlaubte sie sich etwa einen schlechten Scherz mit ihm? Wenn, dann hatte sie gut reden. Sie musste ja nicht mit großem Durst den Sommer über in einem stickigen und dunklen Zimmer verbringen und sich in diesem Moment auch noch das Gejammere seiner Verwandten anhören. "HARRY POTTER!! BEWEG DEINEN HINTERN HIER RUNTER!!" Harry stöhnte genervt und legte Mariahs Brief nun auch in die Schublade. Nicht, dass Dudley noch auf die Idee kommen würde, sich in sein Zimmer zu schleichen und den Brief zu lesen. Lustlos, trottete er den schmalen Flur entlang und dann die Treppe hinunter. Unten hörte er dann noch immer Dudleys panisches Geschrei und Hedwigs lautes Kreischen, wodurch er seine Schritte beschleunigte und das Wohnzimmer betrat. Was er nun sah, war wirklich ein Bild für die Götter. Dudley lag zusammengekrümmt auf dem Boden mit verschränkten Armen schützend über den Kopf. Über ihn Hedwig, die ihn immer wieder mit ihrem scharfen Schnabel und spitzen Klauen attackierte. Mit dem Rücken an der Wand gedrückt, stand Tante Petunia und hielt zitternd eine Bratpfanne in der Hand, mit der sie wohl bereit wäre zuzuschlagen, falls Hedwig auch auf sie losgehen würde. Und Onkel Vernon - der stand vor Wut schnaubend vor Harry. Sein rosarotes Gesicht ähnelte einer schlechten Tomate und seine Augen funkelten gefährlich. In dem bisschen Haar, was er noch hatte, waren haufenweise weiße Eulenfedern, die auch im gesamten Raum auf dem Boden lagen. "RUF SOFORT DEIN FEDERVIEH ZURÜCK, ODER DU KANNST WAS ERLEBEN!", schrie er seinen Neffen an. Dieser zuckte ungerührt mit den Schultern und wandte sich dem gepeinigten Dudley zu. "Hierher, Hedwig!", rief er behutsam. Sofort ließ die Schneeeule von seinem Cousin ab und landete auf seinem ausgestreckten Arm. "Flieg bitte nach oben in mein Zimmer und bleib auch dort", wurde sie von ihrem Herrschen gebeten, worauf sie kurz an seinem Ohr knabberte und dann brav nach oben flog. Als ihr Flügelschlagen nicht mehr zu hören war, stand Dudley langsam und zitternd auf. Sein massives Gesicht war übersät mit Kratzern und Schnittwunden. "Mumy! Dieser Vogel hat mich entstellt!", schrie er und hielt sich mit seinen dicken Händen das Gesicht. Tante Petunia ließ die Pfanne auf den Wohnzimmertisch nieder und umarmte ihren Sohn. "Oh, mein Duddy-Schmatzi! Wir machen gleich Salbe rauf und dann geht es dir wieder besser!", beruhigte sie ihn. "Aber meine Freundin kommt gleich zu Besuch! So kann ich ihr doch nicht unter die Augen treten!", jammerte er. Harry hob eine Augenbraue. Freundin? Ach ja - Jetzt erinnerte er sich wieder. Schon seit Tagen gab Dudley damit an, dass er jetzt angeblich eine feste Freundin hatte. Eine aus der Klasse, hatte er erzählt. Von den Erzählungen her, war sie angeblich sehr hübsch und gebildet. Onkel Vernon und Tante Petunia hatten ihn vor Stolz beinahe tot geknuddelt, da sie so froh waren, dass er endlich eine Freundin hatte. Wahrscheinlich hatten sie die Hoffnung schon beinahe aufgegeben. Harry konnte sich jedoch, schon seit Dudley zum ersten Mal seine Freundin erwähnt hatte, nicht vorstellen, dass die wirklich ernsthaft mit ihm zusammen war. Wenn sie tatsächlich so schön und gebildet war, wie er gemeint hatte, dann wäre sie sicher gebildet genug zu wissen, mit wem sie sich da abgab. Und zwar mit einem menschlichen Schwein, das die kleinen Kinder der Nachbarschaft verprügelte. "Er war es!", sagte Dudley auf einmal und zeigte mit dem Finger auf ihn. "Er hat dieses Mistvieh auf mich gehetzt!" Eh Harry sich versah, zog sein Onkel ihn am Kragen zu sich. "WAS FÄLLT DIR EIN, MEINEN SOHN ANZUGREIFEN!", schrie dieser ihn an, wobei Spucke aus seinem Mund sprühte. "D-Dudley hat Hedwig einen Brief weggenommen! Deswegen ist sie auf ihn losgegangen!", verteidigte sich Harry. Ein Klingeln an der Haustür hinderte Onkel Vernon daran, ihn erneut anzuschreien. Sofort ließ er seinen Neffen los. "Oh nein! Das ist sie bestimmt!", stammelte Dudley. "Beruhige dich, mein Sohn. Petunia, du gehst mit ihm in die Küche und versorgst seine Wunden. Ich beseitige hier erstmal das Chaos", sagte Onkel Vernon und wandte sich nun wieder Harry zu. "Und du öffnest der jungen Dame die Tür. Und sei gefälligst freundlich zu ihr!" Mit diesen Worten griff er nach dem Staubsauger und fing an die vielen Federn wegzusaugen. Tante Petunia ging mit dem wimmernden Dudley schnell in die Küche und kramte den Erste-Hilfe-Kasten aus dem obersten Schrank. Harry seufzte leise und ging zur Haustür. Trotz der ganzen Aufregung eben war er doch sehr darauf gespannt, nun endlich Dudleys 'Freundin' zu sehen. Er griff nach der Türklinke und drückte sie runter. "Willkommen in der Villa Dursley!", verkündete er sarkastisch, während er die Tür öffnete. Auf einmal wurde er von jemanden so stürmisch umarmt, so dass er beinahe nach hinten fiel und nahm dabei einen bekannten Rosenduft war. Das konnte nicht sein. Die fremde Person löste sich nach einigen Sekunden von ihm und lächelte ihn an. Harry klappte der Mund auf. Vor ihm stand Mariah. Seine Mariah. Ihr wunderschönes Gesicht war nicht mehr so blass wie bei ihrem Abschied, sondern stark gebräunt. Ihre langen Haare waren zu einem hochangesetzten Zopf gebunden und an ihrer linken Schläfe baumelte eine rote Feder, an ihren Haarsträhnen geflochten. "M-Mariah?", stotterte er ungläubig. Mariah grinste ihn mit vor Freude funkelnden Augen an. "Ja, ich! Und Ihr seid wohl der Herr dieser prachtvollen Villa", scherzte sie. Als Harry nun endlich klar wurde, dass sie wahrhaftig vor ihm stand, lächelte er übers ganze Gesicht. "Herzlich Willkommen, Miss! Sie sind also Dudleys Freundin." Harry drehte sich um und sah nun Onkel Vernon, der aus dem Wohnzimmer heraustrat. "Äh, nein. Ich -", begann Mariah völlig verwundert, doch Vernon unterbrach sie. "Oh, und Sie sind wohl ihr Vater." Irritiert, sah Harry wieder zur Tür und ein weiteres Mal klappte ihm die Kinnlade herunter. Sein Patenonkel Sirius Black stand dort. Seine schulterlangen, schwarzen Haare glänzten in der Sonne und passten super zu dem ärmellosen, schwarzen Shirt und der schwarzen Lederhose, die er trug. Nun nahm Harry auch Mariahs Outfit ein wenig unter die Lupe. Sie trug ein ebenfalls ärmelloses, rotes Top, einen knielangen Jeansrock und sehr schöne, hellbraune Stiefel. 'Der Biker und die Bikerbraut', dachte er nur. Nun trat Sirius mit einem Lächeln ein und sagte: "Nein, ich bin Sirius Black, Harrys Pate." Onkel Vernon wurde blass und sah den Mann entsetzt an. "Und ich bin Mariah Riddle, Harrys feste Freundin", sagte Mariah, um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Nun wurde Onkel Vernon noch blasser und starrte auch das Mädchen mit entgleister Miene an. Plötzlich ging die Küchentür am Ende des Flures auf und Tante Petunia und Dudley kamen heraus. Sofort blieben die beiden stehen und betrachteten ihre beiden Besucher völlig verwirrt. "Äh, ist das deine Freundin, Duddymatz?", fragte Petunia neugierig ihren Sohn. Doch der reagierte nicht auf ihre Frage, sondern starrte Mariah mit knallrotem Gesicht an. So stachen die vielen kleinen Pflaster auf seinem Gesicht viel besser hervor. "Nein", beteuerte Mariah erneut, "ich bin Harrys Freundin." Wenn in diesem Moment jemand Onkel Vernons Blässe übertrumpfte, dann war das seine Frau. Ihr geschockter Blick wanderte abwechselnd von Harry zu Mariah und dann auch schließlich zu Sirius. "U-und Sie?", fragte sie unsicher. Sirius grinste breit und lehnte sich nun gegen den Türrahmen. "Sirius Black, sehr angenehm." Nun schnappte Tante Petunia erschrocken und laut nach Luft. Die Erkenntnis, dass nur wenige Meter vor ihr ein angeblicher Mörder stand und obendrein auch noch ein Zauberer war, ließ ihren dürren Körper beinahe zu Stein werden. Dudley schien Sirius jedoch nicht wirklich bemerkt zu haben, sondern hatte nur Augen für Mariah, der dies etwas unangenehm war. Harry war darüber jedoch sehr amüsiert. Sein Cousin stand auf seine Freundin! Das war einfach zu herrlich. "Wir beide sind hier, um Harry zu uns zu nehmen", unterbrach Sirius schließlich die angespannte Stille. Nun klappten Onkel Vernons und Tante Petunias Münder auf, während Sirius eine kleine Pergamentrolle hervor holte und sie ihnen vor die Nase hielt. "Das Zaubereiministerium hat nämlich auf meinen Antrag hin entschieden, dass Harry ab heute bei mir wohnt", fügte er hinzu und steckte die Rolle wieder ein. Nun sah Sirius, ohne weiter auf die Dursleys zu achten, zu Harry. "Geh bitte schnell deine Sachen packen, Harry, dann können wir noch vor Sonnenuntergang bei Remus sein." Harry nickte eifrig. "Ich helfe dir!", sagte Mariah sehr aufgeregt, da sie nun endlich mal sein Zimmer sehen konnte. Harry nickte erneut und gemeinsam liefen sie die Treppe hoch. Harry kam das alles vor wie ein Traum. Mariah, die er nun zu seinem Zimmer führte und Sirius, der die Dursleys wohl gerade das Fürchten lehrte. Es war irgendwie alles so unwirklich und er hatte schon Angst davor, dass Tante Petunia ihn jetzt aus diesem schönen Traum wecken würde. Endlich kamen sie vor Harrys Zimmer an und traten ein. Hedwig saß auf dem Schrank und putzte sich das zerzauste Gefieder. "Gott, ist das stickig hier!", stieß Mariah hervor und erschrak leicht, als sie mit ihren Stiefeln auf die Scherben trat, die noch auf dem Boden lagen. "Was ist denn hier passiert?", fragte sie und schaute nach, ob ihre Stiefel noch in Ordnung waren. "Mein lieber Cousin hat vorhin seinen Eistee fallen lassen, weil Hedwig auf ihn losgegangen ist", erzählte Harry und holte seinen großen Koffer aus dem Schrank. Mariah kicherte leise und begrüßte Hedwig freundlich, die daraufhin leicht mit den Flügeln schlug. Nun sah Mariah sich genau um. Da es im Zimmer sehr dunkel wegen der Fensterläden und der zerbrochenen Glühbirne in der Lampe war, konnte sie nicht viel erkennen. Harrys Bett sah sehr alt aus und wirkte, als würde es im nächsten Moment zusammen klappen. Überall an der Wand hingen Quidditchposter und in der einen Zimmerecke stand sein Feuerblitz. Während Harry seine wenigen Sachen einpackte, sprach er zu ihr: "Gibst du mir mal bitte all die Briefe auf dem Schreibtisch? In der Schublade sind auch noch welche." Mariah nickte und sammelte die vielen Briefe ein. "Manometer, du hast ja richtig viel Fanpost erhalten", sagte sie grinsend. Harry sah von seinem Koffer auf. "Die meisten sind von Colin Creevey", sagte er und nahm ihr die Briefe ab, die er daraufhin in seinen Koffer legte. "Ich schwöre dir, meine neue Adresse bekommt er nicht." Mariah kicherte und ging nun auch zur Schublade. Als sie diese öffnete, hielt sie kurz inne. "Wann hast du denn den Brief bekommen?", fragte sie auf einmal. Harry sah überrascht auf. "Den mit dem Herz? Erst vor zehn Minuten. Sag mal, seit wann wusstet ihr schon von der Genehmigung des Ministeriums?" Mariah griff nach dem Brief und nach dem Gruppenfoto und drehte sich zu ihm um. "Seit gestern. Den Brief habe ich heute Morgen nur nochmal abgeschickt, um dich zu überraschen", gestand sie grinsend. Harry grinste ebenfalls. "Danke, dass du mir einen Abzug davon geschickt hast", bedankte sich Mariah und gab Harry den Brief und das Foto. "Laura und Draco haben sich auch sehr gefreut." "Wie geht es den beiden denn?", wollte Harry wissen. "Sehr gut. Draco schrieb mir, dass er jetzt alle Hauselfen in seinem Anwesen befreit hat." "Echt jetzt?" Harry konnte es nicht glauben. "Es bleiben aber trotzdem einige freiwillig, um ihnen weiter zu dienen. Sie wollen Mrs. Malfoy nämlich nicht allein lassen. Laura geht es auch super bei Snape. Sie schrieb zwar, dass es in dem Haus sehr dunkel ist, doch Snape ist sehr nett zu ihr." Dass es in Snapes Haus dunkel war, konnte sich Harry gut denken, doch bis jetzt hatte er sich immer irgendwie vorgestellt, er würde in einer dunklen Höhle mit Fledermäusen wohnen und dort mit Zaubertränken experimentieren. "Soll ich Hedwig schon mal in den Käfig bringen?", fragte Mariah. "Ja, bitte", sagte Harry und beugte sich nun nach unten, um etwas unter seinem Bett hervor zu holen. Mariah ging zu der kleinen Kommode, auf der Hedwigs enger Käfig stand und öffnete ihn. "Komm her, Hedwig!", rief sie behutsam und die hübsche Schneeeule, deren Gefieder wieder schön glatt war, flog in den Käfig. Mit einem Lob schloss Mariah die Käfigtür. Dann wandte sie sich wieder Harry zu, der nun einige Schulbücher, ein Tintenglas und seine Schreibfeder hervor holte. "Warum verstaust du das alles denn unter deinem Bett?", fragte sie und ging auf ihn zu. "Da wird es doch schmutzig." "Ich muss die Sachen da verstecken. Mein Onkel nimmt mir die Sachen immer am Anfang der Ferien weg und schließt sie dann im Schrank unter der Treppe ein. Ich schleich mich nachts aber nach unten und hol mir das Meiste wieder nach oben. Vorgestern hatte ich großes Glück und konnte alles nach oben schmuggeln", antwortete Harry und legte seine Schulsachen aufs Bett. Dann erhob er sich schließlich und erschrak leicht, da nun sein Gesicht genau vor Mariahs war und seine Lippen sachte die ihrigen streiften. Etwas starr sahen sich beide kurz an, doch dann schlossen sie ihre Augen und küssten sich. Sofort legte Harry seine Hände auf ihre Schultern, zog sie näher zu sich ran und ließ die Hände dann ihre nackten Oberarme herunter gleiten. Mariah legte ihre Hände auf seine Brust und fühlte so das Schlagen seines Herzens, welches immer schneller und heftiger wurde. Der Kuss war innig und leidenschaftlich. Beide umfasste eine Hitze, die viel stärker war, als den ganzen Sommer lang. Es war ihr erster Kuss seit ihrem Abschied am Bahnhof von Hogsmeade. Harry hatte sich Tag und Nacht nach ihren weichen Lippen gesehnt. Nicht nur ihre Lippen, alles hatte er an ihr vermisst. Ihre klaren Augen, ihre langen, nach Rosen riechenden Haare, ihr schönes Gesicht, ihr liebliches Lächeln und vor allem ihre sanfte Stimme. Diese Sehnsucht war von Tag zu Tag größer und unerträglicher geworden. Jeden Abend hatte er das Gruppenfoto betrachtet und immer wieder gehofft, dass er dieses wunderschöne Mädchen bald wieder in seine Arme schließen könnte. Völlig außer Atem lösten sich beide voneinander und sahen sich mit verträumten Blicken an. Harry nahm seine Hände von ihren Armen und streichelte zärtlich ihre Wangen. "Ich habe dich so vermisst", murmelte er. Ein feiner Hauch von Rot schlich sich auf Mariahs Wangen. "Ich dich auch", erwiderte sie leise und Harry küsste sie wieder. "'Das' hab ich auch vermisst", gab er grinsend zu. Mariah kniff ihm in die Nase. "Au!", protestierte er zum Teil gespielt. Mariah grinste frech. "Und 'das' habe ich vermisst. Nur Sirius zu ärgern, wird auf die Dauer nämlich langweilig." Harry lächelte und wollte sie erneut küssen, doch Mariah legte ihren Finger auf seine Lippen. "Dafür haben wir später noch genug Zeit. Beeilen wir uns lieber, Sirius wartet", sagte sie und ging zu Hedwigs Käfig. Harry lächelte voller Vorfreude und packte noch schnell die letzten Sachen ein. Mariah nahm in der Zwischenzeit auch schon seinen Feuerblitz. Harry vergewisserte sich nochmal, ob er auch alles hatte und wanderte mit seinem Blick durch das Zimmer. Nie wieder, dachte er, nie wieder würde er dieses Zimmer, dieses Haus, oder gar den Ligusterweg betreten. Er spürte es. Heute würde die glücklichste Zeit seines Lebens beginnen. Mit der einen freien Hand öffnete er die Tür und sah auf einmal Dudley, der mit einem Gesicht, das einer überreifen Tomaten glich, an der Wand gedrückt stand. Als Mariah nun auch neben Harry zum Stehen kam, rannte Dudley auf einmal in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Harry hatte den starken Verdacht, dass Dudley die beiden die ganze Zeit durchs Schlüsselloch beobachtet hatte. Harry grinste. Dudley war wirklich voll in Mariah verschossen. Dann fiel ihm auf einmal ein, dass er ja Besuch von seiner 'Freundin' erwartete. "Sag mal", fragte Mariah. "Diese Freundin von deinem Cousin ... hat die zufällig braune, schulterlange Haare in zwei Zöpfe mit großen lila Schleifen gebunden, eine riesige Hornbrille und eine ungefähre Ähnlichkeit mit Millicent Bullstrode?" Harry drehte sich irritiert zu ihr um. "Keine Ahnung. Ich habe sie noch nie gesehen. Wieso fragst du?" "Na ja, als ich auf das Haus zuging, um zu klingeln, da kam gerade genau so ein Mädchen den Weg entlang ebenfalls auf das Haus zu und als sie mich sah, ist sie weinend weggerannt", erzählte Mariah. Harry musste sich das Lachen verbeißen. So wie es aussah, hatte Mariahs Aussehen schon allein dafür gesorgt, dass Dudleys Freundin das Weite gesucht hatte. "Und die sah wirklich aus wie Millicent Bullstrode?" Mariah nickte zustimmend und grinste. Prustend, gingen die beiden die Treppe herunter. Sirius stand noch immer dort am Türrahmen gelehnt und grinste die Dursleys an. Diese waren noch immer kreidebleich und schienen sich sehr davor zu hüten, auch nur irgendein Wort zu sagen. Sirius sah auf, als Harry und Mariah die Treppe runterkamen und nahm Harry sofort den Koffer ab. Harry lächelte dankbar und nahm nun Mariah den Käfig mit Hedwig ab. "Auf Wiedersehen, Mr. und Mrs. Dursley. Vielen Dank, dass sie sich all die Jahre lang so gut um Harry gekümmert haben", sagte Sirius, doch Harry und Mariah waren sich ganz sicher, dass er das Wort 'gut' mit viel Sarkasmus betont hatte. Onkel Vernon und Tante Petunia erzitterten noch einmal, bevor Sirius, Harry und Mariah das Haus verließen und die Tür hinter sich schlossen. Harrys Augen begannen leicht zu brennen, als er kurz der Sonne entgegen blickte. Der frische Duft der Freiheit fand den Weg in seine Nase. Ein leichter, kaum merklicher Wind blies ihm durchs Haar. Getrunken von diesem wunderbaren Gefühl des Glücks, entdeckte er nun ein Motorrad am Rande der Straße direkt vor dem Haus geparkt. Als er genau hinsah, durchfuhr ihn trotz der Hitze eine leichte Gänsehaut. Dieses Motorrad hatte er vor genau fünf Jahren in seinen Träumen gesehen. Da er in diesen mit dem Motorrad geflogen war, hatte er es sich so gut eingeprägt. "Eine tolle Maschine, nicht?", sagte Sirius auf einmal und ging auf das Motorrad zu. "An der haben dein Vater und ich rumgeschraubt, als wir neunzehn waren. Lily hat uns mal davon erzählt und wir waren sofort hin und weg. Daraufhin haben wir eins auf einem Muggelschrottplatz gefunden und es mit ein wenig Magie wieder hergestellt." Während seiner Erzählung strich Sirius mit der einen Hand beinahe liebevoll über den Sitz des Fahrzeugs und auf einmal öffnete sich dieser. Neugierig, trat Harry näher heran. Das Innere des Sitzes war ein riesiger Hohlraum, in dem locker ein weiteres Motorrad gepasst hätte. Sirius legte Harrys Koffer hinein und auch den Feuerblitz, den Mariah ihm übergab. Nun sah Harry unschlüssig Hedwig an, die noch immer in ihrem Käfig saß. Er wollte nicht, dass sie die ganze Zeit in diesem magischen Kofferraum verbleiben würde, also öffnete er den Käfig. "Flieg zu Remus und warte dort auf uns", sagte Harry und sofort verließ Hedwig den Käfig und flog davon. Dann verstaute Sirius auch den leeren Käfig und holte noch drei Helme hervor, bevor er den Sitz wieder schloss. Er übergab den beiden Gryffindors jeweils einen und sie setzten sie auf. Sirius tat es ihnen gleich und setzte sich auf das Motorrad. "Los, Harry, steig auf", sagte er und brachte die Maschine mit einem lauten Knattern zum Laufen. Erst jetzt bemerkte Harry, dass an dem Motorrad ein Beiwagen befestigt war, in den sich Mariah auch sofort setzte. Harry nickte und setzte sich nun hinter Sirius. "Na dann, halte dich sehr gut fest!", rief Sirius, da das Motorrad nun einen großen Lärm von sich gab. Harry legte seine Arme um Sirius Taille und schon rasten sie los. Noch einmal drehte sich Harry zu dem Haus der Dursleys um, von welchem sie sich nun immer schneller entfernten. Mit Genugtuung drehte er sich dann endgültig um. Eine Weile lang fuhren sie die ruhigen und langweiligen Straßen entlang, bis sie nun endlich das Siedlungsgebiet verließen und schließlich an einem großen Weizenfeld vorbei fuhren. Harry wunderte sich mittlerweile. Waren sie etwa den ganzen Weg von Wales bis nach Surrey gefahren und das an einem Vormittag? Prompt wurde seine Frage beantwortet, als das Motorrad sich plötzlich in die Höhe begab und bis zu den wenigen Wolken am Himmel flog. Harrys Mund klappte auf, während er beobachtete, wie die Felder unter ihm immer kleiner wurden. Dieser seltsame Flug hier erinnerte ihn schon beinahe an den blauen Ford Anglia, mit dem Ron und er vor vier Jahren nach Hogwarts geflogen waren. Ungefähr eine Stunde lang flogen sie über mehrere Städte und da die Wolken immer zahlreicher wurden, waren sich die drei sicher, dass kein Muggel sie sehen konnte. Der Wind um sie herum verlor an Hitze und wurde angenehm kühl. Bald verlor das Motorrad an Höhe und Harry konnte unter sich eine grüne, hügelige Landschaft erkennen. Sie näherten sich immer mehr der Erde und erst jetzt bemerkte Harry auch ein Haus, das sehr alt und fast verlassen wirkte. Mit einem lauten Rumpeln landete das Motorrad etwas unsanft auf dem kleinen Weg direkt vor dem Haus und Sirius, Harry und Mariah stiegen ab. Harry nahm sofort den Helm ab. Ihm wurde in diesem Moment klar, dass er außer dem Fuchsbau noch nie ein anderes Zaubererhaus gesehen hatte. Doch an diesem Haus war kaum etwas Magisches zu erkennen. Es war etwas schräg gebaut, doch verfügte es noch über alle Gesetze der Physik. Das einzig wirklich Seltsame war, dass die Außenwände aus Holz stark zerkratzt waren, als hätte sich eine wilde Bestie darüber hergemacht. Harry wusste sofort, von wem diese Kratzer stammten. Bevor Remus zum ersten Mal den Wolfsbann-Trank eingenommen hatte, waren seine Verwandlungen sicher schrecklich gewesen und er war aus dem Haus gelaufen. Ohne sich dagegen zu wehren, hatte er wahrscheinlich seine Wut und Jagdlust auf das Haus gelenkt. Harry fiel nun schlagartig ein, dass Remus sich seit Halloween letzten Jahres nicht mehr verwandelt hatte. Auch Mariah hatte nichts von einer erneuten Verwandlung in ihren Briefen erwähnt. Mit Sicherheit hatte Lauras Druidenmacht, die sie bei Remus' letzter Verwandlung gerettet hatte, damit zu tun. Eine andere sinnvolle Erklärung fand Harry nicht. Er hörte das Aufklappen des Sitzes und bekam von Sirius den leeren Käfig in die Hand gedrückt. "Sieht nicht sehr einladend aus, oder?", sagte sein Pate grinsend mit einem Nicken zum Haus. "Ich soll die Wände morgen neu machen. Obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, gar keine Lust drauf hab. Aber irgendwann muss das ja gemacht werden." Sirius holte noch schnell den Koffer und den Feuerblitz hervor. Dann gingen die drei zur Haustür und öffneten diese. Sie standen nicht in einem Flur, wie Harry erwartet hatte, sondern in einem großen Raum, welcher mit großer Wahrscheinlichkeit das Wohnzimmer war. Die Wände bestanden aus hellem, glatten Holz, das dem Raum einen warmen Ausdruck verlieh. Ein riesiges, hellbraunes Ledersofa stand vor einem kleinen Couchtisch aus hellem Holz. Rundherum standen noch kleine Sessel mit bunten Steppdecken bedeckt und rechts, in der einen Ecke des Zimmers, war ein großer, rußiger Kamin. Auf dem Kaminsims standen mehrere Fotos, auf denen eine junge Frau mit einem ungefähr neun Jahre alten Jungen, der Remus sehr ähnlich sah, abgebildet war. Ganz anders als die äußere Erscheinung, war das Haus sehr gemütlich und schön eingerichtet. Selbst wenn es nicht so vollgestopft war und es auch keine lauten, klimpernden Geräusche wie im Fuchsbau zu hören gab, fühlte Harry die Magie, die durch die Räume zog. Auf einmal betrat Remus Lupin den Raum, durch eine Tür neben dem Kamin. "Hey, da seid ihr ja! Harry, willkommen in meinem Haus", sagte Remus erfreut, ging auf ihn zu und umarmte ihn. Harry erwiderte diese väterliche Umarmung und lächelte Remus dann an. "Unserem Haus", verbesserte Mariah. Remus sah zu ihr und nickte. "Ich hoffe, Sirius hat die Dursleys nicht so sehr verschreckt", sagte er. "Ach was, Moony, ich war ganz brav", verteidigte sich Sirius grinsend. "Wer weiß, Harry und ich waren für kurze Zeit oben und haben ihn mit den Muggeln allein gelassen", warf Mariah ein und drückte die Spitze von Harrys Feuerblitz gegen Sirius' Rücken, als würde sie ihn mit einem Zauberstab bedrohen. Murrend drehte sich Sirius zu ihr um. "Petze! Obwohl ich ihnen nur zu gern gezeigt hätte, was ich davon halte, wie sie mit Harry umgegangen sind, habe ich nichts gemacht. Ich habe nämlich keine Lust darauf, nochmal nach Azkaban zu kommen", sagte er. Mariah streckte ihm die Zunge raus. "Beruhigt euch mal wieder, ihr zwei", sagte Remus trocken, gerade so, als würde er das alle zehn Minuten sagen. "Wir haben heute einen neuen Mitbewohner. Also, Mariah, geh doch mit Harry nach oben und zeig ihm eurer Zimmer." "Wir beide haben ein gemeinsames Zimmer?", forschte Harry begeistert nach. Remus und Sirius sahen ihn nun seltsam an, Mariah hingegen grinste. Harry wurde abrupt rot, als er begriff, dass seine Begeisterung soeben sehr zweideutig angekommen war. "Äh ...", kam es nur von ihm, doch auf einmal entriss Mariah Sirius den Koffer, drückte Harry den Feuerblitz in die Hand und griff nach seiner freien Hand. "Dann zeig ich dir mal alles!", sagte sie gutgelaunt und zog ihn die Treppe hoch. Harry wehrte sich nicht dagegen, da es ihm nur recht war, Remus' und Sirius' seltsamen Blicken zu entgehen. Oben angekommen, standen sie nun in einem langen Flur. An den Wänden hingen goldene Kerzenständer, Landschaftsgemälde und sogar einige Wandteppiche. "Dort", sagte Mariah und zeigte auf die Tür am Ende des Flures, "ist das Badezimmer. Rechts daneben ist das Gästezimmer, gegenüber das Zimmer von Remus und Sirius und das hier ..." Nun öffnete sie die Tür, die direkt vor ihnen war. "... ist unser Zimmer." Harrys Mund klappte auf. Er stand nun in einem Zimmer, das an Luxus kaum zu übertreffen war. An der Wand, genau in der einen rechten Ecke des Zimmers, stand ein großes Doppelbett. Die Bettwäsche war aus reinster Seite und schimmerte durch das Sonnenlicht, welches durch das große Fenster an der rechten Wand hineinschien. In der Nähe des Fensters stand ein kleiner, runder Tisch mit zwei Stühlen und direkt neben der Tür ein riesiger Schrank. "Ist das hier wirklich Remus' Haus?", fragte Harry sehr zweifelnd. "Ja, wieso?", fragte Mariah etwas verwundert und stellte Harrys Koffer neben dem Bett ab. "Na ja, er hat doch nichtmal genug Geld, um sich ein paar neue Umhänge zu leisten. Aber dieses Haus hier ist ja eine richtige kleine Villa", meinte Harry und besah nun eine apfelgroße himmelblaue Kristallkugel auf dem kleinen Nachtisch neben dem Bett. Mariah lächelte ihn an; doch es war ein trauriges Lächeln. "Es ist so", murmelte sie und setzte sich auf einen der Stühle. "Remus' Vater war sehr reich und hat für ihn und seine Mutter dieses Haus bauen lassen. Doch als er sechs Jahre alt war, ist sein Vater von Todessern ermordet worden." Harry sah sie angespannt an. "War er ein Auror?" Mariah nickte. "Remus lebte dann allein mit seiner Mutter; doch sie ist leider vor sechs Jahren an einer seltenen und unheilbaren Krankheit gestorben." Harry war sehr erschüttert über das, was sie da erzählte. Schon seit seinem dritten Schuljahr hatte Remus ihm Leid getan, weil er damit gestraft worden war ein Werwolf zu sein. Doch, dass seine Eltern auch noch so früh gestorben waren, war für ihn einfach erschütternd. "Hat Sirius es dir erzählt?", wollte er wissen. "Tse ... Sirius", sagte Mariah in einem abfälligen Ton, "Mit dem streite ich doch nur. Nein, Remus hat es mir selbst erzählt. Es ist ihm zwar sichtlich schwer gefallen, doch als er mir zum ersten Mal dieses Zimmer hier gezeigt hat, hat er angefangen, mir das alles zu erzählen. Es liegt wohl daran, dass es das Zimmer seiner Mutter war." 'Deswegen das Doppelbett und diese schöne Einrichtung', dachte Harry. Plötzlich fiel sein Blick auf eine Tür gegenüber dem Fenster und öffnete diese. Er bekam große Augen, als er erkannte was hinter der Tür war. Es war ein Badezimmer mit hautfarbenen, fast rosa Fliesen, einer Badewanne, Toilette, Waschbecken und Dusche. "Wir haben ein eigenes Badezimmer?!", sagte er erstaunt. "Ja", sagte Mariah, erhob sich von dem Stuhl und ging auf Harry zu. "Das ... ist ja der Wahnsinn", murmelte Harry und lehnte sich vor Überwältigung mit dem Rücken gegen den Türrahmen. Mariah blieb vor ihm stehen. "Remus wollte zuerst das Bett in zwei verwandeln. Als ich ihm aber sagte, dass das nicht nötig ist, hat er mich genau so angeschaut wie unten eben", sagte sie und legte auf einmal ihre Arme um seinen Hals. Harry sah sie kurz einfach nur an, doch dann umfasste er ihre Taille und zog sie langsam zu sich ran. "Was der sich nur wieder denkt", murmelte er grinsend. Mariah lächelte und kam ihm immer näher. "Hm, am besten verlieren wir in der Nähe der anderen kein weiteres Wort mehr über unsere Beziehung", flüsterte sie und legte ihre Lippen auf seine. *** Obwohl Harry am Abend mit den anderen in der Küche saß und Vanilleeis zum Nachtisch verspeiste, glaubte er noch immer, zu träumen. Er konnte es einfach nicht glauben, dass er nun in diesem wunderschönen Haus lebte, ein eigenes Bad und auch noch ein gemeinsames Zimmer mit Mariah hatte. Seit fünf Jahren hatte er sich immer darauf gefreut, nach Hogwarts zurückzukehren, doch jetzt wollte er eigentlich nur noch in diesem Haus bleiben. Er hätte sich an diesem Tag auch zu gerne die Landschaft in ihrer Umgebung angesehen, doch Mariah hatte ihm gesagt, dass sie ihm erst morgen alles zeige wollte. Harry war zuerst etwas verwundert darüber gewesen, doch dann hatte er es einfach hingenommen. Bald waren sie alle auch mit dem Nachtisch fertig und Remus stapelte die Schüsseln aufeinander. "Ich muss morgen leider nochmal ins Ministerium, aber ich versuche schnell wieder zurück zu sein", sagte er zu Harry. Harry wunderte sich, warum er ihm das erzählte, doch dann fiel es ihm schlagartig ein. Morgen würde ja sein Geburtstag sein - sein sechzehnter Geburtstag. "Mal sehen, was Mariah morgen für dich bereithält, Harry", sagte Sirius mit einem belustigten Grinsen. "SIRIUS!", fuhr Mariah ihn wütend an, wodurch Sirius noch breiter grinste. "Sirius", sagte Remus nun auch sehr verärgert und drückte seinem Freund die Schüsseln in die Hand. "Hör auf, Mariah zu ärgern und mach bitte den Abwasch. Und dann geh ins Bett, denn du musst morgen die Außenwände neu machen." "Ja, Mama!", zischte Sirius eingeschnappt und ging zur Spüle. Harry besah das ganze stumm. Irgendwie war hier etwas komisch an dieser Situation ... Und er wusste auch, was es war. Mariah, Remus und Sirius waren inzwischen eine richtige Familie geworden ... doch er gehörte irgendwie noch nicht wirklich dazu. Doch er spürte, dass sich das bald ändern würde. Auf einmal erhob sich Mariah. "Wir gehen dann mal auch ins Bett. Gute Nacht, Remus", sagte sie lächelnd und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Remus lächelte warm, doch Harry entging es nicht, dass seine Wangen ein wenig rot wurden. "Gute Nacht, Mariah." Nun ging Mariah um den Tisch herum und nahm Harry, der nun auch aufstand, an der Hand. "Nacht, Flohzirkus", sagte sie zu Sirius. "Nacht, Nervensäge", erwiderte dieser, während er die Schüsseln und Teller reinigte. Harry sagte ihm und Remus ebenfalls gute Nacht und dann verschwanden die beiden nach oben in ihr Zimmer. Dort war es inzwischen unglaublich heiß und stickig. Harry konnte sich nicht vorstellen, in dieser Nacht gut schlafen zu können. Plötzlich ertönte ein Flügelschlagen und Hedwig hockte auf dem Fenstersims. "Sie war wohl jagen und hat sich deswegen Zeit gelassen hierher zu kommen", sagte Mariah und streichelte die schöne Eule. "Geh doch schon mal ins Bad. Ich muss noch kurz was erledigen." Harry nickte und nahm sich schnell ein blaues T-Shirt und eine dunkelblaue Boxershorts aus dem Schrank. Dann ging er ins Bad, duschte seelenruhig und zog sich schließlich seine Schlafsachen an. Dann verließ er wieder das Bad und als er das Zimmer betrat, fiel sein Blick auf die blaue Kristallkugel, die nun ganz sachte leuchtete. Im fiel auch auf, dass es in diesem Zimmer nun etwas kühler war. Mariah ging langsam auf ihn zu. "Diese Kugel sendet Kälte aus, damit wir gut schlafen können. Das ist fast so was wie diese Klimperanlage, die die Muggel benutzen", sagte sie. "Klimaanlage", verbesserte Harry. Mariah grinste und ging ins Bad. Harry hingegen legte sich aufs Bett und starrte die Kristallkugel an. Die angenehme Kälte kühlte sein Gesicht. Es war wirklich sehr angenehm bei dieser Hitze. Bald hörte er, wie die Badezimmertür aufging und sah nun Mariah, die ein rosa Nachtemd trug. Lächelnd ging sie langsam auf ihn zu und kletterte zu ihm ins Bett. "Schlaf schön", sagte sie und küsste ihn sanft. "Du auch", sagte er. Dann drehte Mariah sich von ihm weg und schloss die Augen. Harry starrte für eine Weile nur ihren Rücken an ... Doch dann rückte er näher an sie ran und legte seinen Arm um ihre Taille. Zuerst reagierte Mariah nicht, doch dann umfasste sie seinen Arm und kuschelte sich an ihn. Ihre Beine rieben leicht aneinander und Harry bettete sein Gesicht in ihr schönes, weiches Haar und atmete ihren Duft ganz tief ein. Glücklich, dem anderen so nah zu sein, schliefen die beiden schon nach kurzer Zeit ein. *********************************************************** Hallo und willkommen zurück ihr alle^^! Ich bin sicher, ihr hättet nicht gedacht, dass die Fortsetzung schon so schnell folgt. Da könnt ihr mal sehen *gg*. Ich weiß ja nicht, ob es euch aufgefallen ist, doch mein Stil unterscheidet sich in diesem Kapitel sehr vom ersten Kapitel von 'Dunkle Vergangenheit'. Ich würde sagen, dass ich mich in der letzten Zeit sehr verbessert habe. Ich hoffe, ihr seid mit diesem Kapitel zufrieden und freut euch schon auf die nächsten Kapitel. Das nächste Kapitel wird übrigens 'Eine verrückte Familie' heißen. Ich freue mich auf eure Kommis! Kuss, eure Maru^-°! Kapitel 2: 2. Eine verrückte Familie ------------------------------------ 2. Eine verrückte Familie Zum ersten Mal seit Wochen musste sich Harry nicht den Schweiß von der Stirn wischen, als er aufwachte. Er musste nicht nach unten gehen und Frühstück für seine einzigen, noch lebenden Verwandten machen, die er so sehr hasste. Er musste nicht mehr darauf hoffen, dass es endlich an der Tür klingeln würde, und Sirius, sein Pate, ihn aus dem Ligusterweg holen würde. Denn er war fort - fort von diesem langweiligen und zu normalen Ort. Er lag in einem großen Bett, eingehüllt in einer dünnen Decke aus feinster Seide. Endlich öffnete Harry seine Augen. Er hatte Angst davor, dass all das, was gestern geschehen war, sich nun als Traum herausstellen würde. Doch es war Wirklichkeit. Er war wahrhaftig in Remus' Haus und würde hier auch bleiben, zusammen mit ihm, Sirius und Mariah. Erst jetzt bemerkte Harry, dass er nicht mehr Mariahs warmen und wohlriechenden Körper neben sich spürte. Er blinzelte verwundert und setzte sich seine Brille auf. Müde, suchte er das Zimmer nach ihr ab, doch er war allein. Als sein Blick an der Badezimmertür hängen blieb, lauschte er aufmerksam, um vielleicht irgendein Geräusch zu vernehmen, welches bewies, dass sie dort drin war. Doch es war nichts zu hören. Langsam setzte er sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs schwarze, leicht strubbelige Haar. Lange hatte er nicht mehr so gut geschlafen und das lag bei weitem nicht nur an dem schönen Bett und an der blauen Kugel, die letzte Nacht den Raum von der Sommerhitze befreit hatte. Durch Mariahs sichere Nähe und die Geborgenheit, die sie ihm gegeben hatte, war er sehr schnell eingeschlafen. Dass sie nun für mehrere Wochen immer neben ihm liegen würde, machte ihn unvorstellbar glücklich. Zwar hatte sie schon in der Schule in seinem Bett geschlafen, doch nur deshalb, weil Mariah vollkommen unglücklich gewesen war und sich nicht in die Öffentlichkeit getraut hatte. Doch nun waren beide glücklich und nichts schien dieses Glück zerstören zu können. Plötzlich ertönte ein lautes Klopfen am Fenster. Zuerst dachte Harry, es wär Hedwig, doch als er aufstand, sah er sie schlafend auf dem Schrank hocken. Verwundert, ging er nun zum Fenster und öffnete es, doch nichts und niemand war zu sehen. Harry bekam beinahe einen Herzanfall, als auf einmal Mariah vor ihm auftauchte und ihn küsste. Vor Schreck fiel er mit ihr nach hinten auf den Boden, wobei Mariah genau auf ihm landete. Sie kicherte laut und sah ihm ins Gesicht. "Ich wusste gar nicht, dass du so schreckhaft bist", sagte sie grinsend und bevor er darauf etwas erwidern konnte, schnitt sie ihm das Wort mit einem weiteren Kuss ab. Harry ging darauf ein und strich mit seinen Händen über ihren Rücken. Wenige Sekunden später löste sich Mariah von ihm. "Alles Gute zum Geburtstag, Harry!", sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und hielt ihm einen wunderschönen und bunten Blumenstrauß vor das Gesicht. Harry nahm ihr diesen ab und bewunderte die Vielfalt der Blumen. Es waren Lilien, Tulpen, Schneeglöckchen, Krokusse und Rosen dabei. "Ich bin ganz früh aufgestanden und dann zum See geflogen, wo trotz der Hitze ganz viele Blumen wachsen", erzählte Mariah. Erst jetzt entdeckte Harry ihren Feuerblitz, den sie in der anderen Hand hielt. Er entnahm eine besonders schöne Rose aus dem Strauß und steckte diese in Mariahs Haar, welches sie heute offen trug. "Danke, mein Schatz", sagte er und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die weichen Lippen. Mariah errötete leicht vor Verlegenheit. "Ich geh noch schnell runter und hol unser Frühstück. Zieh dich doch schon mal an und hol deinen Feuerblitz aus dem Schrank", sagte Mariah und erhob sich. "Wohin willst du mich denn entführen?", fragte er sanft und stand ebenfalls auf. Mariah lächelte ihn an, ihre Wangen waren noch immer etwas rot. "Lass dich überraschen ... und zieh dir am besten eine kurze Hose an", bat sie ihn und verließ unter seinem verwirrten Blick das Zimmer. Kichernd rannte sie die Treppe nach unten und dann durch das Wohnzimmer in die Küche. Dort saß Sirius am Tisch und las den 'Tagespropheten', wobei er eine Tasse Kaffee trank. Remus war gerade dabei, einige Pfannkuchen in ein Tuch zu wickeln und dann in einen Korb zu legen. Als er Mariah bemerkte, lächelte er erfreut. "Guten Morgen, Mariah", sagte er. "Guten Morgen", erwiderte sie und ging auf ihn zu. "Bist du schon fertig?" "Ja, hat Harry der Blumenstrauß gefallen?", fragte Remus mit einem Blick auf die Rose in Mariahs Haar. Sie nickte grinsend. "Ich muss gleich los ins Ministerium, bin aber wie versprochen zu Mittag wieder da", sagte Remus und säuberte mit einer Bewegung seines Zauberstabs die Pfanne. "Warum musst du überhaupt dahin?", wollte Mariah wissen. "Ach, ich muss da nur was wegen deinem Aufenthalt hier ausfüllen ... Damit es keine Komplikationen gibt." Nun übergab er Mariah den Picknickkorb mit den Pfannkuchen. "Hier, lasst es euch beide gut schmecken", sagte er sanft. Mariah lächelte ihn dankbar an und fiel ihm um den Hals. "Danke, Remus!" Remus war völlig schockiert und überrumpelt. Zuerst wurde er rot, doch als Mariah sich von ihm lösen wollte, umfasste er ihr Gesicht und drückte seine Wange an ihrer. Ihre weichen Locken streiften seine Haut wie eine Feder und ihr schöner Duft wurde von ihm tief eingeatmet. "Re-Remus?", stammelte Mariah unsicher. Doch Remus reagierte nicht und ließ sie auch nicht los. Sirius' Stuhl rutschte quietschend über den Boden, als er sich hastig erhob und Mariah mit sanfter Gewalt von Remus wegzog. Vollkommen erschrocken, starrte Remus Sirius an. Dann sah er zu Mariah, die ihm mit einem perplexen Blick begegnete. Nun sah Remus leicht zitternd und mit aufgerissenen Augen zu Boden. Sirius sah seinen Freund für einige Sekunden sehr ernst an, doch dann drehte er Mariah so zu sich, dass sie ihm in die Augen sah. "Viel Spaß euch beiden. Und seid bitte in ein paar Stunden zurück, denn heute soll es noch ein Gewitter geben", sagte er zu ihr. Etwas unschlüssig, nickte Mariah und ging mit eiligen Schritten aus der Küche. Noch einmal drehte sie sich um und sah, wie Remus sich die Hand an die Stirn drückte und sich am Esstisch abstützte. Sirius legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes und murmelte ihm einige Worte zu, die Mariah nicht verstand. Mit einem unbehaglichen Gefühl ging sie durch das Wohnzimmer und langsam die Treppe hoch. Was ist da eben nur passiert, fragte sie sich. Warum wollte er mich auf einmal nicht mehr loslassen? Warum war Sirius so ernst? Und warum nur ist Remus so fertig deswegen? Alle diese Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Als sie endlich oben ankam, öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer und trat ein. Sie entdeckte Harry, der auf dem Fensterbrett saß. Er trug ein langes blaues T-Shirt und eine kurze Hose. In der einen Hand hielt er seinen und Mariahs Feuerblitz. "Wohin fliegen wir denn nun?", fragte er neugierig. Mariah schwieg. Noch immer dachte sie über das nach, was soeben in der Küche geschehen war. "Hey," sagte Harry und legte den Kopf schief, "ist was passiert?" Mariah zuckte leicht zusammen, da sie erst jetzt bemerkte, dass Harry mit ihr sprach. "Äh, nein", sagte sie und ging zu ihm. "Ist alles in Ordnung?", fragte Harry besorgt. Mariah nickte, nahm ihm ihren Feuerblitz ab und band den Picknickkorb mit einem Seil aus der Schublade der Kommode daran fest. "Komm, lass uns losfliegen!", sagte sie lächelnd. Harry sah sie immer noch etwas seltsam an, doch dann sprang er vom Fensterbrett runter und beide bestiegen ihre Besen. Mariah zog ihren Besenstil leicht nach oben, lehnte sich vor und flog durch das Fenster hinaus ins Freie. Harry flog ebenfalls hinaus und beide blieben kurz in der Luft schweben. "Folge mir einfach", sagte Mariah und flog los. Ihr Tempo war schnell, aber Harry konnte ihr gut folgen. Er hatte nun auch endlich die Gelegenheit die Landschaft unter ihm und auch um sich herum zu bewundern. Er und Mariah flogen über mehrere hohe grüne Hügel, die sehr einsam aber friedlich ohne Straßen und Wege waren. Am Horizont konnte Harry einige Hügel erkennen, die wirklich enorm hoch waren und viel mehr an Berge erinnerten. Obwohl die Sonne noch nicht sehr hoch stand, war es schon ziemlich warm und der Wind, der Harry entgegenkam, war angenehm und kühl. Nach wenigen Minuten flogen er und Mariah über einen kleinen Wald und dann entdeckte Harry einen kleinen See. Eigentlich war es mehr ein sehr großer Teich, denn er war gerade einmal dreimal so breit wie Remus' Haus. Mariah drückte sich mit den Besen leicht nach unten und Harry tat es ihr gleich. Somit setzten beide zur Landung an und kamen schließlich sicher auf dem niedrigen Holzsteg am Rande des Teiches zum Halt. Staunend und mit offenem Mund, sah Harry über den Teich und drehte sich leicht herum, um noch einmal die gesamte schöne, grüne Landschaft bewundern zu können. "Und? Gefällt es dir hier?", fragte Mariah und zog völlig unerwartet ihr langes, weißes T-Shirt aus. Harry errötete leicht und bewunderte nun nicht mehr die grüne Landschaft, sondern eher Mariahs schwarzen Sport - BH, der super zu ihrer schwarzen Radlerhose passte. "Ja ... kann man wohl sagen", murmelte er. Mariah bemerkte seinen Blick und grinste. "Gut, dann ab ins Wasser!", sagte sie, warf das T-Shirt auf den Steg, nahm Anlauf und sprang mit einer gekonnten Wasserbombe ins Wasser. Es platschte und spritzte und sämtliche Wassertropfen trafen Harry im Gesicht. Sie perlten sofort von seiner Brille ab, da diese ja seit Hermiones Zauber in seinem dritten Schuljahr wasserdicht war. Er sah nun zu Mariah, die nach Luft schnappend an der Wasseroberfläche erschien und ihn lockend angrinste. "Nun komm schon! Du verpasst sonst was!", rief sie. Harry ließ sich das nicht zweimal sagen. Er nahm seine Brille ab, zog flink sein T-Shirt aus und sprang ebenfalls ins Wasser. Die Kälte des Wassers brachte ihm beinahe einen Schock ein, denn nach den ganzen Wochen sengender Hitze war dieses Gefühl wirklich ungewöhnlich. Aber es fühlte sich wunderbar und befreiend an. Langsam schwamm er nach oben an die Oberfläche und holte tief Luft. Er erschrak leicht, als ihm einige kleine Welle entgegenschwabbte. Direkt vor ihm war Mariah, die ihn quietschvergnügt nass spritzte. "Na warte!", sagte Harry und ging auf die kleine Wasserschlacht ein. Der vorerst ruhige Teich war nun unruhig und erfüllt von dem amüsierten Lachen der beiden. Sie drückten sich gegenseitig aus Spaß unter Wasser, machten unzählige Wettschwimmen, bis sie dachten, ihnen würden die Arme abfallen. Auch testeten sie, wer länger unter Wasser die Luft anhalten konnte, bis ihnen davon schwindelig wurde. Bald wurde es ihnen jedoch zu kalt und sie bekamen blaue Lippen. Also entschlossen sie sich schließlich nach eineinhalb Stunden endlich aus dem Wasser raus zu kommen und zu frühstücken. Sie machten es sich auf dem Steg bequem, wobei Mariah die vielen Pfannkuchen aus dem Korb holte. "Hat Remus die gemacht?", fragte Harry, der sich die Lippen leckte, als ihm der Geruch der leckeren Teigwaren in die Nase wehte. Mariah musste bei der Erwähnung von Remus leicht zusammenzucken, da sie sich schon wieder an den kleinen Vorfall in der Küche erinnern musste. "Ja", antwortete sie knapp und gab ihm mit gesenktem Blick einige der Pfannkuchen. Doch dann umfasste Harry auf einmal ihr Kinn, drückte ihren Kopf leicht nach oben und zwang sie so, ihn anzusehen. "Du bist schon die ganze Zeit so komisch ... Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte er ernst. Mariah sah ihn mit großen Augen an. Aber nach einigen Sekunden nahm sie seine Hand von ihrem Kinn und lächelte ihn warm an. "Ich lebe hier, du lebst hier ... und wir sind zusammen. Warum sollte bitteschön nicht alles in Ordnung sein?", sagte sie sanft. Harry sah sie unschlüssig an. Er war sich sicher, dass ihr irgendetwas auf der Seele lag, doch was es war, konnte er sich in diesem Moment einfach nicht zusammen reimen. Um seine Zweifel fortzujagen, gab Mariah ihm einen Kuss. Als sie danach aber sah, dass sein Blick unverändert war, seufzte sie. "Mach dir bitte nicht so viele Sorgen um mich. Lass uns einfach nur diesen schönen Tag genießen, ja?" Nach einem Augenblick des Zögerns, nickte Harry und biss ein Stück von seinem Pfannkuchen ab. Um ihnen noch den leckeren und besonderen Schliff zu geben, schmierten sie entweder Schokoladensoße, Marmelade oder Sirup drauf. Harry mochte am liebsten Schokoladensoße und Mariah Marmelade, weswegen am Ende noch sehr viel Sirup übrig blieb. Beide verdrückten innerhalb einer halben Stunde alles. "Hach, das war lecker", murmelte Harry erschöpft, als er endlich satt war. Er legte sich mit dem Rücken auf den Steg und bettete seinen Kopf auf sein zusammen geknülltes T-Shirt. Mariah gesellte sich sofort zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Brust. Harry legte seinen Arm um sie und schloss wie sie zufrieden seine Augen. Lange ließen sich die beiden von der Sonne wärmen und nur das zarte Vogelgezwitscher und das Rauschen des Windes, der durch die Sträucher und Gräser tanzte, waren zu hören. Mariah hörte Harrys Herzschlag und das Rauschen der eingeatmeten Luft in seiner Brust, während sich sein Oberkörper hob und senkte. Geistesabwesend strich Harrys Hand durch Mariahs Haare, die inzwischen wieder trocken waren. Bald fühlte er die Feder, die noch immer an ihren Haaren geflochten war. "Ist das Fawkes' Feder?", fragte Harry. Mariah, die beinahe eingedöst wäre, öffnete ihre Augen. "Ja", antwortete sie und gähnte herzhaft, "Dumbledore meinte ja, ich sollte gut auf sie achten. Außerdem ist das das Einzige, was mir von meiner Mutter übrig geblieben ist." Den letzten Satz hatte sie mehr gehaucht als gesprochen. Die Erinnerungen an all das, was Dumbledore ihr über ihre Mutter erzählt hatte, versetzten ihr einen heftigen Stich ins Herz. Harry bemerkte es und streichelte ihr nun über das Gesicht. Er verfluchte sich dafür, dass er überhaupt damit angefangen hatte, diese schöne Ruhe zu unterbrechen. Eine angespannte Stille folgte. Harrys Augen blieben offen, denn er konnte sich nun überhaupt nicht mehr entspannen. Zu sehr tat es ihm weh, dass er in Mariah einige schmerzvolle Erinnerungen an die letzten Monate geweckt hatte. "Sag mal", flüsterte sie auf einmal, "Weißt du vielleicht, was mit Ron und Hermione los war?" Harry runzelte die Stirn, da er über ihr Themenwechsel mehr als irritiert war. "Was meinst du?", erkundigte er sich. "Na ja ... am letzten Schultag haben sie überhaupt nicht miteinander gesprochen, selbst auf dem Gruppenfoto schauen sie so seltsam drein. Und als Hermione sich mit uns ausgesprochen hat, da hast du irgendwas Seltsames über Ron gesagt, so dass sie auf einmal angefangen hat zu weinen." Harry brauchte einige Sekunden, um sich zu entsinnen, dass Mariah ja überhaupt nicht im Bilde darüber war, was damals zwischen Ron und Hermione vorgefallen war. Woher auch? Immerhin war damals eine Menge passiert. Langsam setzte Harry sich auf, wodurch Mariah ihren Kopf von seiner Brust nahm und ihn verwundert ansah. Er erwiderte ihren Blick jedoch nicht, sondern beobachtete einfach nur, wie der zarte Wind kleine Wellen auf dem Teich tanzen ließ. "Du wusstest, dass Hermione in mich verliebt ist, oder?", fragte er auf einmal wie aus heiterem Himmel. Mariah war dadurch ein wenig wie vor dem Kopf gestoßen. Sie wollte gerade etwas sagen, doch Harry fuhr fort. "Und dass Ron davon wusste ... darüber wusstest du doch auch Bescheid." Diesmal war es keine Frage, sondern eine Feststellung. Mariah biss sich mit nervösem Blick auf die Unterlippe. "Hat er es dir erzählt?", flüsterte sie. Harry nickte und fing langsam an zu erzählen, was damals vor Voldemorts Angriff zwischen Ron und Hermione passiert war. Mit jeder weiteren Erzählung öffnete sich Mariahs Mund immer mehr. Nachdem Harry geendet hatte, war es für kurze Zeit still. "Armer Ron", murmelte Mariah schließlich. Harry nickte erneut. "Ich frage mich nur ... warum er mir das mit Hermione sofort verziehen hat. Einfach so", sagte er. Mariah rutschte näher an ihn ran und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. "Das ist eben wahre Freundschaft", flüsterte sie. Harry legte stumm seinen Arm um sie. Ja, Ron war wirklich ein wahrer Freund. "Und was wird jetzt mit den beiden? Sie können sich nach all dem, was passiert ist, doch nicht wie Luft behandeln", meinte Mariah. "Jetzt wo du fragst, Hermione ist seit einigen Tagen bei Ron im Fuchsbau", erinnerte sich Harry. Mariah sah schlagartig auf, wodurch Harrys Oberkörper leicht wankte, da er sich an sie angelehnt hatte. "Ach ja?", fragte sie aufgeregt. "Dann werden sie sich wieder vertragen?" "Keine Ahnung. Schön wär's", erwiderte Harry. "Ob sie vielleicht doch noch ein Paar werden?", murmelte Mariah mit einem Glitzern in den Augen. Harry sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Du scheinst ja regelrecht davon besessen zu sein, dass die beiden zusammen kommen", sagte er mit einem Kopfschütteln. Mariah zog eine Schnute. "Na und? Ich finde einfach nur, dass die beiden zusammen gehören. Außerdem bin ich mir absolut sicher, dass Hermione Ron nicht einfach nur geküsst hat, um sich mit ihm zu trösten." "Ja, das glaub ich allerdings auch", gab Harry zu. Überrascht, sah er zu, wie Mariah aufstand und sich streckte. "Hach", seufzte sie, während sie in die Ferne schaute. "Wie schön das doch wäre, wenn sie wirklich ein Paar werden würden." Sie streckte sich noch einmal, dann setzte sie sich wieder im Schneidersitz neben Harry hin. "Dann kannst du dich bei Ron über mich beschweren und ich kann mich bei Hermione über dich beschweren. Und wir sind dann ihre Kummerkasten", sagte sie mit einer seltsamen Vorfreude. "Ich ... mich bei Ron über dich beschweren?", fragte Harry perplex. "Ach komm", sagte Mariah mit einem Grinsen. "Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du noch nie mit Ron über mich gesprochen hast, oder?" Harry wurde leicht rot. Er wusste nicht wirklich, wie er auf diese Worte reagieren sollte. "Hey, dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen", versicherte sie ihm mit einem Lächeln. "Immerhin habe ich auch immer mit Laura über dich geredet, wenn wir beide Probleme hatten." Harry sah sie noch immer mit roten Wangen an. Er wandte seinen Blick kurz von ihr ab und starrte wieder auf den Teich. Sie saßen beide lange und ohne ein Wort zu sagen einfach nur da, bis ihnen die Hitze bewusst wurde, die die Mittagssonne aussendete. "Wollen wir nochmal ins Wasser?", fragte Harry schließlich wie aus heiterem Himmel und nahm erneut seine Brille ab. Mariah sah ihn zuerst verwundert an, doch bevor sie ihm antworten konnte, hob Harry sie mit einem Lachen hoch. Er wollte sie ins Wasser werfen, doch Mariahs Arme, die sich augenblicklich um seinen Hals schlangen, machten ihm einen Strich durch die Rechnung und gemeinsam fielen beide mit einem lauten Platschen ins Wasser. Harry spürte, wie Mariahs Arme ihn losließen und er langsam in die Tiefe sank. Langsam öffnete er seine Augen und sah die leicht verschwommenen Umrisse von Mariah, die von oben auf ihn zuschwamm. Ihre Haare schwebten förmlich im Wasser und auf ihrem Gesicht konnte er ganz sachte ein warmes Lächeln erkennen. Wie aus einem Impuls heraus, streckte er seine Arme nach ihr aus, umfasste ihr Gesicht, zog sie langsam zu sich und küsste sie. Zuerst schien Mariah überrascht über diesen kleinen 'Angriff' zu sein, doch dann legte sie ihre Arme um seinen nackten Oberkörper und erwiderte seinen Kuss innig. Beide wandten sich lange, während der Kuss immer intensiver wurde und schwebten im Wasser umher. Doch bald wurde den beiden die Luft knapp und Harry schwamm mit einigen kräftigen Beinbewegungen und mit Mariah, die sich regelrecht an ihn festklammerte, an die Oberfläche. Oben lösten sich endlich ihre Lippen voneinander. Jedoch nur, um kurz Luft zu holen und sich für einen kurzen Moment anzusehen. Beiden hingen die Haarsträhnen im Gesicht und die unzähligen Wassertropfen liefen über ihre leicht geröteten Gesichter. Ihre Augen funkelten sich regelrecht an und schließlich verschmolzten ihre Lippen erneut. Da beide zu sehr damit beschäftigt waren, dem jeweils anderen seine ganze Liebe zu geben, verloren beide langsam die Kraft, sich an der Oberfläche zu halten. Deshalb zog Harry Mariah mit sich zum Steg und dann mit einem Arm hinauf. Mariah hielt sich weiterhin gut an ihm fest und zum Glück war sie überhaupt nicht schwer, wodurch es Harry sehr leicht fiel, sich mitsamt ihr auf den niedrigen Steg zu ziehen. Nun lag Mariah mit dem Rücken auf dem Holzboden und Harry kniete auf allen Vieren über ihr, ohne den Kuss zu beenden. Er fühlte sich seltsam. Mariah so leidenschaftlich zu küssen, war so berauschend und aufregend, dass ihm schwindelig wurde. Er konnte damit einfach nicht aufhören und wollte am liebsten alles von ihr auskosten. Plötzlich beendete er den Kuss und wanderte mit seinen Lippen nun zu ihrem Hals. Sanfte, zarte und auch mal drängende Küsse verteilte er auf der gebräunten Haut und ab und zu biss er zärtlich und ohne Gewalt hinein und knabberte liebevoll daran. Von Mariah vernahm er währenddessen ein herzhaftes Seufzen. Sie hatte ihre Augen geschlossen und ihren Kopf leicht nach hinten gestreckt, damit Harry noch mehr Freiraum für seine Liebkosungen hatte. Mariahs Hände strichen verlangend über seine Oberarme, seine Schultern und seinen Rücken und als seine eine Hand über ihren Oberschenkel strich, winkelte sie ihr Bein an und drückte es leicht gegen seine Hüfte. Mariah wurde es auf einmal unheimlich warm und ihr Herz schlug sehr schnell und laut. In ihren Schläfen pochte das Blut und langsam kam in ihr ein seltsames, aber gar nicht so unangenehmes Schwindelgefühl hoch, welches sie regelrecht davon zu tragen schien. Es war schön, dieses Gefühl. Schön und irgendwie auch sehr aufregend und spannend. Sie hätte am liebsten ewig so weiter gemacht, doch auf einmal spürte sie Harrys Hand, die langsam aber verlangend ihre linke Brust umschloss. Erschrocken, öffnete Mariah ihre Augen, griff nach seinem Handgelenk und zog seine Hand hastig von ihrer Brust weg. Überrascht, riss Harry seine Augen, die ebenfalls geschlossen gewesen waren, auf und starrte auf Mariah herab, die ihn mit einem gehetzten Blick ansah. Es war derselbe Blick, wie damals, als er beim Eincremen einiger Wunden auf ihrem Rücken ihren Nacken geküsst hatte. Sprachlos, starrten sich die beiden eine Weile lang an, ohne etwas zu sagen. Mehrere Wassertropfen fielen von Harrys Haaren auf Mariahs Gesicht, doch sie verzog keine Miene. Ihre Blicke, mit denen sich beide durchbohrten, spiegelten viele unterschiedliche Gefühle. Doch das Gefühl, was die Oberhand ergriffen hatte, war Entsetzen. Entsetzen über ihre ungezügelte Leidenschaft und Gier, der sie soeben beinahe nachgegangen waren. Harry war jedoch am meisten darüber entsetzt, dass er es gewagt hatte, Mariah ausgerechnet an der Brust zu berühren. Was war da nur über ihn gekommen? War er so vernebelt von der Lust danach gewesen, sie überall zu berühren? Hätte er sogar beinahe die Kontrolle über sich verloren? Vollkommen verwirrt, erhob er sich langsam, ging von Mariah weg und griff nach seinem T-Shirt, mit dem er sich ein wenig das Gesicht und die Haare abtrocknete. Mariah hingegen blieb völlig verunsichert liegen und starrte in den Himmel. In diesem Augenblick fragte sie sich nur eins: Warum hatte sie keine Angst vor Harrys Berührungen und Liebkosungen gehabt? Als er ihre Brust berührt hatte, war ihr Verstand wieder einigermaßen zurückgekehrt, doch davor ... hatte sie gar nicht mehr aufhören wollen. Wie Harry ihren Hals geküsst und ihr Bein gestreichelt hatte ... das war einfach nur wunderschön gewesen. Und sie hatte da noch keine Angst verspürt ... Lag es vielleicht einfach nur daran, dass sie nicht daran gewöhnt war, dass er sie so intim berührte? Oder, dass sie gar nicht von ihm kannte, dass er sie unbedingt überall berühren wollte? Ein endlos scheinendes, peinliches Schweigen begann zwischen ihnen, während Harry sich sein T-Shirt wieder anzog und Mariah sich endlich aufsetzte. Unsicher, sah sie zu Harry, der jedoch mit dem Rücken zu ihr stand. Mariah wartete sehnsüchtig darauf, dass er vielleicht irgendetwas sagen würde, doch ihr Warten war vergebens. Als plötzlich ein weitentferntes Donnern ertönte, sah Mariah überrascht zum Himmel hinauf. Der war nun völlig bewölkt und am Horizont konnte sie dunkle Gewitterwolken erkennen. Urplötzlich erinnerte sie sich daran, was Sirius zu ihr gesagt hatte und stand mit leicht zitternden Beinen auf. "Wir sollten lieber wieder zurückfliegen", nuschelte sie und zog sich rasch ihr T-Shirt an. "Sirius hat mich nämlich gebeten, dass wir zurück sind, bevor das Gewitter richtig losgeht." Harry sah kurz zu, wie sie schnell den Picknickkorb zusammenpackte und ihn an ihrem Feuerblitz befestigte. Ohne etwas zu erwidern, bestieg er schließlich wie sie seinen Besen und beide flogen los. Es wurde auch höchste Zeit, den in binnen weniger Minuten war der Himmel über ihnen trüb, dunkel und grau. Vereinzelt zuckten Blitze und der Donner wurde immer lauter. Gerade, als es langsam anfing zu regnen, kamen beide bei Remus Haus an und flogen durch das noch immer offene Fenster in ihr Zimmer. Sofort sprang Mariah von ihrem Feuerblitz runter und schloss eilig das Fenster hinter sich, da der Regen nun sehr stark wurde. Sie drehte sich wiederum um und sah, wie Harry seinen Feuerblitz in den Schrank stellte und dann ins Bad ging. Mariah senkte traurig ihren Blick. Wollte er nun nicht mehr mit ihr reden? Oder ... Plötzlich umhüllte eine eisige Kälte ihr Herz. War er vielleicht sauer auf sie, weil sie es nicht zugelassen hatte, dass er weitermachte? Mariah bekam eine Riesenangst bei der Vorstellung. In Gedanken versunken, band sie den leeren Picknickkorb wieder von ihrem Besen los und stellte ihn auf den Tisch. Plötzlich ging die Badezimmertür wieder auf und Harry betrat das Zimmer. In der einen Hand hatte er ein Handtuch, mit dem er sein Haar noch ein wenig trocken rieb. Er sah kurz Mariah an, doch dann wanderte sein Blick zu dem Picknickkorb. "Möchtest du ihn nicht nach unten bringen?", fragte er. Mariah brauchte lange, um ihm zu antworten. "Nein ... ich möchte mich erstmal umziehen", erwiderte sie leise. Ohne ein Wort zu sagen, legte Harry auf einmal das Handtuch auf den Tisch, griff nach dem Picknickkorb und ging aus dem Zimmer. Er konnte es nicht mehr ertragen, mit ihr in einem Zimmer zu sein. Zu große Angst hatte er davor, wieder die Kontrolle zu verlieren und irgendeinen dummen Fehler zu wiederholen. Wütend über sich selbst, ging er die Treppe herunter und als er gerade im Wohnzimmer ankam, öffnete sich die Haustür und Sirius kam eilig herein gerannt. Er war völlig durchnässt und zückte hastig seinen Zauberstab. "Siccare!", rief er und im nächsten Moment war er wieder ganz trocken. Als er Harry sah, lächelte er erfreut. "Ach ihr seid wieder zurück", sagte er, ging auf Harry zu und umarmte ihn kurz. "Alles Gute zum Geburtstag!" Lächelnd erwiderte Harry die Umarmung. Nach kurzer Zeit ließ Sirius ihn wieder los. "Bist du mit den Wänden fertig geworden?", fragte Harry. "Yep! Sieht wieder wie neu aus! Ich habe gerade noch schnell das Motorrad in den Schuppen gebracht, damit es mir draußen bloß nicht wegschwimmt. Dort auf dem Tisch sind übrigens einige Geschenke von Ron, Hermione und auch von Laura. Ich und Remus haben dir auch eins hinzu gelegt", sagte Sirius und nickte zum Tisch vor der Couch. Harry sah hin und entdeckte auf dem Tisch einen riesen Stapel von Geschenken. Seine Lippen bildeten ein Lächeln. "Willst du sie nicht aufmachen?" "Später, ich wollte eigentlich nur den Korb in die Küche bringen", erwiderte Harry und zeigte Sirius den Picknickkorb. "Haben euch Remus' Pfannkuchen geschmeckt?" "Ja, sie waren sehr lecker. Ist Remus eigentlich wieder zurück?" "Nein, es ist ja auch noch nicht Mittag. Und? Wie war's am See?", erkundigte sich Sirius mit einem Grinsen. Harry stöhnte innerlich. War ja klar, dass Sirius danach fragen würde. "Gut", antwortete er monoton. Plötzlich hörte Sirius auf zu grinsen. "Ist etwas zwischen dir und Mariah vorgefallen?", fragte er. Nun biss sich Harry nervös auf die Unterlippe. "Nein", presste er hervor. Auf einmal nahm Sirius ihm den Korb ab und legte seine Hand auf Harrys Schulter. "Setz dich mal bitte hin, Harry", bat ihn sein Patenonkel und deutete auf die Couch. Harry sah ihn verwundert und mit ein klein wenig Furcht an, doch er tat wie ihm geheißen und setzte sich hin. Sirius setzte sich direkt neben ihn und sah ihn eindringlich an. "Sag mir, Harry, wie weit sind Mariah und du schon in eurer Beziehung?", fragte er sofort. Harry errötete augenblicklich und sah seinen Paten völlig perplex an. "W-was?", stammelte er. Sirius begegnete ihm mit einem Blick, der auf keinen Fall neugierig oder amüsiert wirkte, sondern sehr, sehr ernst. "Ich komme lieber gleich auf den Punkt", seufzte Sirius. "Habt ihr schon miteinander -" "NEIN!", zischte Harry, noch bevor Sirius seine Frage beenden konnte. Er konnte einfach nicht glauben, dass Sirius ihn so was fragte. "Aber", sagte Sirius und wartete nun ein wenig ab, bevor er weitersprach, "Ihr seid beide schon etwas intim miteinander, oder?" Harrys Gesicht war nun scharlachrot. Ihm war klar, dass Sirius ihn hier nicht ohne einige Antworten gehen lassen würde, also nickte er. Nun lächelte Sirius verständnisvoll. "Hey, ich mach dir deswegen keine Vorwürfe. Das ist doch ganz normal in eurem Alter, glaub mir. Aber ... ich möchte nur gerne etwas von dir wissen." Erwartungsvoll hob Harry seinen Blick und sah Sirius fragend an. Er sah nun wieder sehr ernst aus. "Du weißt ja, dass Dumbledore uns darum gebeten hat, Mariah bei uns aufzunehmen. Er hat uns dann auch so einiges geschildert, was er wohl in ihrer Vergangenheit vermutet." Nun verschwand die Röte aus Harrys Gesicht. Er begriff sofort, worauf Sirius hinaus wollte. "Da Remus und ich früher ja gegen die Todesser gekämpft haben, haben wir natürlich auch einiges über ihre kleinen 'Partys' und 'heimlichen Vergnügen' erfahren. Also, was ich von dir wissen will ... Haben die Todesser Mariah irgendetwas Schlimmes angetan?" Erneut biss sich Harry auf die Unterlippe. Wütend, aber auch zugleich traurig, erinnerte er sich an all das, was Mariah ihm damals, als sie beide auf den Spiegel Nerhegeb gestoßen waren, unter Tränen erzählt hatte. "Ja", flüsterte er mit schwerer Stimme. Sirius' Hand legte sich erneut auf Harrys Schulter und strich tröstend darüber. "Wann zum ersten Mal?", forschte er nach. "... Als sie sechs war", sagte Harry mit einem Schlucken. Für ihn selbst war es immer noch unvorstellbar, dass seiner Mariah so etwas Schreckliches schon in so jungen Jahren angetan wurde. Nun vernahm er auch von Sirius ein nervöses Schlucken. Sein Pate sah ihm nun wieder in die Augen. "Hör mal, Harry, du hast ja sicher bemerkt, dass Mariah sich hier inzwischen sehr gut eingelebt hat", fing er langsam an. Harry nickte. "Nun, am Anfang war sie vollkommen anders. Als wir drei hier ankamen, redete sie kaum ein Wort mit uns. Sie wollte uns andauernd bei dem Haushalt helfen, wir hatten ganz schön damit zu tun, ihre Hilfbereitschaft abzulehnen. Außerdem hatte sie starke Berührungsängste. Einmal hat sie in der Küche einen Teller fallen lassen. Sie beugte sich nach unten, um die Scherben aufzuheben und da ich das Klirren gehört habe, kam ich in die Küche, um nachzusehen. Als Mariah mich gesehen hat, ist sie sofort vor mir zurückgewichen und hat mich immer wieder um Verzeihung gebeten. Und ... sie hat darum gebettelt, dass ich sie nicht verprügle." Harry starrte Sirius mit weiten Augen an. Dieser fuhr fort. "Und einmal ist Remus in der Nacht an eurer Zimmertür vorbeigekommen und hat von innen ein lautes Schluchzen vernommen. Deswegen ging er rein und näherte sich Mariah. Sie wälzte sich weinend im Schlaf, sicher hatte sie einen Alptraum. Also versuchte Remus, sie zu wecken, doch kaum hatte er sie berührt, da ist sie auf einmal aufgewacht und ist mit völlig verängstigter Miene von ihm weggerutscht. Remus wollte seine Hand auf ihre Wange legen, um sie ein wenig zu trösten, doch sie schlug diese einfach weg und schrie: 'Ich will das nicht mehr! Fass mich nicht an!'" Harry atmete nun sehr flach. All diese Erzählungen bereiteten ihm, nach all dem, was am See passiert war, ein noch viel schlechteres Gewissen. "Aber jetzt", sagte er, wobei er bemerkte, dass sein Mund nun sehr trocken war, "jetzt versteht ihr euch doch sehr gut. Na ja, zumindest Mariah und Remus." Sirius musste durch Harrys Ergänzung leise lachen. Doch auch dieses Mal wurde sein Blick sofort wieder ernst. "Auch, wenn es nicht so aussieht, ich habe Mariah lieb gewonnen, genau wie Remus. Aber nach der Sache mit Mariahs Ausraster haben wir sie zuerst für eine Weile in Ruhe gelassen. Doch dann haben wir miteinander geredet, ohne sie zu umarmen oder sonstige Berührungen. Bald fing sie an, uns zu vertrauen und verlor ihre Angst vor uns. Harry ..." Diesmal nahm Sirius Harrys Hand und durchbohrte seine grünen Augen mit einem eindringlichen Blick. "Du musst mir nicht erzählen, was da heute zwischen euch passiert ist, aber ... ich möchte, dass du versuchst, dich bei ihr zu beherrschen. Mariah ist sehr schön und ich kann durchaus verstehen, dass du sie nicht nur küssen möchtest. Aber ich bitte dich, Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie ihre Erlebnisse erst verarbeiten muss, dass sie einfach noch nicht bereit dazu ist. Und falls ... es doch mit dir durchgehen sollte, rate ich dir, mit ihr darüber zu reden. Zeige ihr dein Bedauern nicht mit deinem Körper ... sondern mit deiner Seele. Das allein zeigt ihr, dass du sie wirklich liebst." Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er hätte nie gedacht, dass Sirius ihm so einen guten Rat geben würde. Seine Gedanken schweiften augenblicklich zurück zu dem Mädchen, dass nun oben allein saß. Entschlossen, stand Harry auf und sah noch einmal in Sirius dunkle, blaue Augen. "Danke, Sirius", sagte Harry mit einem Lächeln. Sirius lächelte ebenfalls. "Keine Ursache, und jetzt geh endlich nach oben zu deiner Liebsten, oder willst du hier Wurzeln schlagen?" Nun grinste Harry breit und rannte eilig die Treppe nach oben. Als er schließlich vor der Tür stand, zögerte er noch einmal kurz. Doch dann öffnete er sie langsam und betrat das Zimmer. Was er nun sah, überraschte ihn völlig. Mariah saß am Tisch und sie trug nun einen dünnen Pullover und eine hellblaue Jeans. In ihren Händen hielt sie das Handtuch, mit dem er noch vorhin die Haare getrocknet hatte, und drückte es gegen ihr Gesicht. Dieses hatte einen Ausdruck von Glückseligkeit und Harry begriff durch ihr lautes Atmen, dass sie den Geruch von ihm aus dem Handtuch einatmete. Durch diese Erkenntnis wurden seine Wangen sehr warm und seine Hand ließ wie von selbst die Tür los. Diese fiel mit einem lauten Knall zu, da der Wind stark und heulend durch die Ritzen des Hauses zog. Erschrocken, sah Mariah auf und erst jetzt bemerkte sie Harrys Anwesenheit. Mit knallrotem Blick nahm sie das Handtuch von ihrem Gesicht und drückte es auf den Tisch. Harry stand für einen kurzen Moment einfach nur da, doch dann setzte er sich ebenfalls gegenüber von Mariah an den Tisch. Er versuchte, ihr in die Augen zu sehen, doch sie starrte einfach nur auf den Tisch. Deswegen sah Harry kurz zum Fenster hinaus. Der Himmel war inzwischen fast schwarz und der starke Regen klatschte laut gegen die Scheibe. Er fragte sich, wie lange das Gewitter wohl noch dauern würde. Langsam sah er nun wieder zu Mariah, die noch immer mit gesenktem Blick und rotem Gesicht dasaß. Harry schloss kurz seine Augen, um sich zu sammeln und zu überlegen, wie er am besten anfangen sollte. Nach kurzer Zeit öffnete er sie endlich wieder. "Es tut mir Leid, Mariah", sagte er leise, aber deutlich. Verwundert, sah Mariah nach einigen Sekunden auf. Harry ließ sich durch ihren Blick jedoch nicht verwirren und sprach weiter. "Ich ... hätte nicht gleich so weit gehen sollen ... In diesem Moment ... hatte ich einfach vollkommen vergessen, was dir angetan wurde. Denn ... als du da so über mir im Wasser schwebtest ... da konnte ich einfach nicht anders ... Und als du auf dem Steg dann schließlich unter mir gelegen hast ... Deine warme Haut ... deine weichen Lippen ... dein schönes Haar ... dein Körper ... Ich ... ich wollte dich einfach." Ihm wurde nun sehr warm im Gesicht. Es war ihm sichtlich unangenehm, ihr zu schildern, was da draußen am See in seinem Kopf vorgegangen war. Beschämt starrte er nun auf die Tischplatte. "Ich wollte dich küssen ... überall ... und berühren, streicheln ... Doch ich hatte keineswegs vor, dir Angst einzujagen oder dir wehzutun. Aber ... du bist so wunderschön ... und so liebevoll ... Ich konnte einfach nicht anders ... denn du machst mich beinahe wahnsinnig." Endlich wagte er es, aufzusehen. Mariah starrte ihn mit großen Augen und geröteten Wangen an. Ihre Hände lagen auf dem Tisch und wurden nun von Harry betrachtet. Er erinnerte sich an Sirius' Worte: 'Zeige ihr dein Bedauern nicht mit deinem Körper ... sondern mit deiner Seele.' Doch obwohl er sich Sirius' Rat zu Herzen nahm, umfasste er Mariahs Hände vorsichtig mit seinen eigenen und sah ihr in die grauen Augen, die ihn völlig verwirrt betrachteten. "Ich habe nichts davon vergessen, was du mir damals in der einen Nacht über deine Vergangenheit erzählt hast ... und ich weiß, dass du all das niemals vergessen wirst. Aber ... ich möchte dir ... diese Angst nehmen ... geliebt zu werden." Mariahs Gesicht wurde nun erneut ziemlich rot. Ungläubig, starrte sie Harry an. "Ich gebe zu, dass ich unsere Küsse und Berührungen sehr genossen habe ... und ich habe gespürt, dass dies bei dir auch der Fall war." Dies sprach er etwas vorsichtig aus, damit er Mariah nicht den Eindruck vermittelte, er würde ihr das unterstellen. "Jedenfalls, kann ich dir versprechen, dass ich dich immer wieder berühren möchte ... und es sicher auch werde. Aber nur, wenn du es willst. Und ich gehe nur so weit, wie du willst. Du ... musst mir nur sagen, wo bei dir die Grenze liegt", sagte er mit sanfter Stimme und streichelte mit seinen Fingern ihre Hände. Mariah starrte ihn noch immer so an, als wäre er ein Geist. Harry hätte erwartet, dass sie ihm ängstlich oder vielleicht sogar wütend entgegen kommen würde, aber durch das, was sie nun sagte, fragte er sich, wie er überhaupt darauf gekommen war. "Du ... du bist nicht böse, weil ... ich aufhören wollte?", fragte sie unsicher. Harry glaubte, er hätte sich verhört. "Nein!", erwiderte er entschieden. "Wie kommst du denn darauf?" Mariah antwortete nicht. Doch obwohl sie nichts sagte, konnte Harry die Erleichterung in ihrem Gesicht sehen. "Mariah, ich möchte dich auf keinen Fall zu irgendwas zwingen. Du allein entscheidest, wie weit es gehen wird und ich werde das ohne Wiederrede akzeptieren. Mach dir deswegen bitte keinen Kopf", fügte er noch ruhig hinzu. Endlich lächelte Mariah und drückte nun seine Hände. Harry lächelte ebenfalls. Er konnte es sich nicht verkneifen, zu froh war er darüber, dass sie beiden sich ausgesprochen hatten. "Ich vertraue dir, Harry. Ich weiß, dass du mir niemals wehtun würdest. Auch am See wusste ich das, aber dann ... kam irgendwie alles wieder hoch", murmelte Mariah leise. "Es tut mir Leid", wiederholte Harry bedauernd. "Schon gut", erwiderte Mariah. Plötzlich klopfte es an der Tür. "Herein!", riefen die beiden gemeinsam und Remus betrat das Zimmer. "Hallo, ihr zwei! Wie war eurer kleiner Ausflug?", fragte er gutgelaunt. "Super!", antwortete Mariah mit einem Lächeln. "Wie waren die Pfannkuchen?" "Ich würde sagen", erwiderte Harry und tat so, als ob er nachdenken würde, "sie waren deliziös." Mariah kicherte. "Gut. Oh! Beinahe hätte ich es vergessen: Herzlichen Glückwunsch, Harry." "Danke." "Hast du schon die Geschenke, die unten liegen, geöffnet?" "Was? Man hat dir Geschenke geschickt?", fragte Mariah neugierig. "Ja, gehen wir nach unten und machen sie auf?", fragte Harry aufgeregt und erhob sich. Mariah nickte, erhob sich ebenfalls und gemeinsam gingen sie mit Remus nach unten. *** Harry und Mariah lachten erneut, als sie nun die letzten Kicherdrops, die Ron ihnen geschickt hatte, in den Mund nahmen. Wenn man diese aß, spürte man nämlich ein heftiges Kribbeln vom Mund bis hin zum Darm und es verursachte somit ein lautes Lachen. "Ich glaube, ich werde heute Nacht nicht sehr gut schlafen können!", lachte Harry. "Tja, dann solltest du nicht so einen extravaganten Nachtisch zu dir nehmen", kommentierte Remus amüsiert und stapelte nun alle Teller aufeinander. Sie hatten soeben ein gutes Abendessen - bestehend aus einem leckeren Hackbraten, Salat und den Resten von Mrs. Weasleys Geburtstagskuchen für Harry - hinter sich. Währenddessen hatte Harry andauernd seine Geschenke hervorgeholt und sie sich mit Mariah angesehen. Ron hatte ihm - abgesehen von den Kicherdrops und einigen anderen Süßigkeiten wie Schokofröschen und 'Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen' - noch ein dickes Buch über alle Quidditchmannschaften auf der Welt geschenkt. In diesem Buch stand immer das Aktuellste, weshalb sich die Worte auf jeder Seite andauernd änderten und ganz am Ende waren sogar die Quidditchteams von Hogwarts aufgelistet. Auf der letzten Seite war auch eine Liste, in dem man sogar erkennen konnte, auf welchem Platz der Liga die Schulmannschaften wären. Beim Durchblättern der Seiten hatte Harry auch bemerkt, dass auf der Gryffindorseite alle Spieler außer ihm, Mariah und Katie Bell verschwunden waren. Kein Wunder. Immerhin waren die anderen nun mit der Schule fertig und somit nicht mehr im Team. Harry wurde klar, dass er in Hogwarts viel zu tun haben würde, um das Team wieder vollständig zu kriegen. Und natürlich hatte Ron ihm auch den leckeren Schokoladenkuchen geschickt, den Mrs. Weasley gebacken hatte. Als er diesen ausgepackt hatte, hatte Remus gespielt beleidigt eine Schnute gezogen und sich über Mrs. Weasley aufgeregt, dass sie wohl dachte, er könnte selber nicht backen. Hermione hatte ihm ein Buch über fortgeschrittene Magie geschenkt, in dem auch so einiges über den Patronus-Zauber stand. Von Laura hatte er zu seiner Überraschung einen kleinen bernsteinfarbenen Stein bekommen. In einem beigelegten Zettel stand, dass es ein Tigerauge wär und der Schutzstein vom Sternzeichen Löwen. Harry war mehr als gerührt über dieses Geschenk gewesen und hatte es sich vorgenommen, diesen Stein immer bei sich zu tragen. Remus und Sirius hatten ihm ein neues Fotoalbum geschenkt. In ihm waren Fotos von ihnen aus ihrer Schulzeit und sogar einige von seinen Eltern, die er bisher noch nicht gekannt hatte. Auf einmal erhob sich Remus und ging zum Küchenfenster, um es zu öffnen. "Ah, endlich ist das Gewitter vorbei", sagte er. Doch auf einmal raste etwas großes Braunes durch das offene Fenster in die Küche und vor Schreck ließ Remus die Teller fallen. Harry, Mariah und Sirius erschraken und blickten verwundert zu dem Eindringling hoch, der nun über ihnen einige Kreise flog. Es war ein großer, brauner Kauz und an seinem Bein war ein Brief mit dem Wappen des Zaubereiministeriums festgebunden. "Eine Eule aus dem Ministerium", hauchte Sirius überrascht, als er das Wappen erkannte. Er streckte den Arm aus und der Kauz landete sofort darauf. Sirius nahm ihm den Brief ab und bekam große Augen. "Er ist für euch beide", sagte er an Harry und Mariah gewandt. Diese starrten ihn schockiert an. Aufgeregt nahm Harry seinem Paten den Brief ab und riss eilig den Umschlag auf. Er entfaltete den Brief und las ihn schnell durch. Mariah sah über seine Schulter und las den Brief ebenfalls durch. Mit jeder Sekunde wurden ihre Augen größer und ihre Gesichter blasser. Als sie schließlich fertig waren, ließ Harry die Hand, in der er den Brief hielt, leicht sinken. "Und, was schreiben sie?", fragte Remus, der die Teller inzwischen mit einem Reparo-Zauber wieder hergestellt hatte. Harry zögerte zuerst, doch dann sah er wieder auf den Brief und las ihn vor: Sehr geehrter Mr. Potter, sehr geehrte Miss Riddle, Sie sind hiermit dazu verpflichtet, am Samstag, dem 31. August 1996 um zehn Uhr im Ministerium, im ersten Stock, im großen Gerichtssaal zu erscheinen und bezüglich der Taten der inhaftierten Todesser auszusagen. Ihre Aussagen werden sehr wahrscheinlich über das Schicksal der Angeklagten entscheiden. Wir geben Ihnen den Rat, der Verhandlung nicht fernzubleiben, denn sollten Sie nicht erscheinen, werden Sie von Auroren aufgesucht und, wenn es sein muss, mit Gewalt hingebracht. Die Begleitung von Freunden und Verwandten ist Ihnen bis auf eine Begrenzung von zehn Personen gestattet. Genießen Sie Ihre Ferien! Hochachtungsvoll, Cordelia Womplish Abteilung für höchststehende magische Justiz Zaubereiministerium London Es folgte eine unheimliche und angespannte Stille. Nur das laute, ungeduldige Kreischen des Kauzes war zu hören, da er endlich seine Bezahlung von einem Knut wollte. ******************************************************************************** Es tut mir Leid, dass es wiedermal so lange gedauert hat. Ich weiß, ich bin ein geborener Lahmarsch^^'! Ich habe es geschafft, dieses Kapitel fast genauso lang zu machen wie das erste! Hurra! Ich hatte schon Angst, dass es viel zu kurz wird. Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Kapitel wieder einige Fragen in euch hervor gerufen hat, oder *gg*? Im nächsten Kapitel lege ich mal eine kleine Harry/Mariah-Pause ein^^. Dort wird es nämlich nur um Ron, Hermione, Laura und Snape gehen! Das nächste Kapitel wird heißen: 'Traute Zweisamkeit' Also bis zum nächsten Mal! Ich freue mich schon auf eure Kommis! Kuss, eure Maru^-°! Kapitel 3: 3. Traute Zweisamkeit -------------------------------- 3. Traute Zweisamkeit 31. Juli 1996 Als ihr Vater schon zum dritten Mal nicht auf ihren Wunsch hin den Radiosender wechselte, stöhnte Hermione genervt auf. "Mann, Dad! Kannst du nicht endlich mal diese blöden Countrysongs ausmachen?! Wenn du schon nicht auf einen anderen Sender wechseln willst, dann mach das Radio wenigstens aus!", zischte sie. Mr. Granger drehte das Autoradio ein wenig leiser und sah grinsend in den Rückspiegel. "Ach Spätzchen, als ob es dich kümmern würde, was für ein Lied gerade läuft", säuselte er. "Was willst du denn damit sagen?", fragte Hermione ein wenig konfus. Sie konnte in dem Rückspiegel sehen, wie das Grinsen ihres Vaters breiter wurde. "Na du denkst doch die ganze Zeit über nur an diesen Ron." Hermione errötete heftig und kurbelte schnell das Fenster neben sich herunter, da ihr nun auch sehr heiß wurde. "Das ist doch gar nicht wahr!", protestierte sie und strich eilig die Haarlocken, die durch den starken Wind hin und her flatterten, aus dem Gesicht. "Liebling, hör doch damit auf, Mione so zu ärgern", sagte Mrs. Granger ermahnend zu ihrem Mann. "Aber sie hat Ron doch extra einen Brief geschickt, ob sie ihn besuchen darf. Und Harry kommt dieses Mal gar nicht", erwiderte er. "Ach", sagte Mrs. Granger und drehte sich zu ihrer Tochter um, "das wusste ich ja noch gar nicht. Du verbringst den Rest der Ferien also alleine bei den Weasleys?" Hermione schlug sich mit einem erneut genervten Stöhnen die Hand gegen die Stirn. Eltern konnten doch wirklich nur nerven. "Ja", presste sie hervor und war froh, dass sich ihre Mutter wieder in die Fahrtrichtung drehte. Die kleine Familie war soeben mit dem Auto auf dem Weg zum Fuchsbau. Hermione hatte tatsächlich vor einigen Tagen einen Brief an Ron geschickt und ihn darin gefragt, ob sie nicht bis zum Schulbeginn zu ihm kommen könnte. Einen Tag danach hatte er ihr geantwortet, dass sie ruhig kommen könnte. Vor lauter Freude hatte Hermione sofort ihre Sachen gepackt und nun saß sie hier im Wagen und bemerkte mit einem flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie beim Fuchsbau wären. Für sie war es wirklich ein Segen, dass Harry nicht ebenfalls kommen würde. Denn sie wollte eigentlich nur in den Fuchsbau, um Ron zu sehen. Sie wollte mit ihm reden, sie wollte sich endlich mit ihm aussprechen. Denn zwischen ihnen war im letzten Schuljahr viel passiert. Sehr viel sogar. Sie hatte Harry ihre Liebe gestanden und ihn geküsst. Dann hatte Ron ihr seine Zuneigung gebeichtet und zwischen den beiden war es ebenfalls zu einem Kuss gekommen. Und daran musste sie nun schon seit Wochen denken, und zwar ununterbrochen. Andauernd musste sie an Ron denken, sogar geträumt hatte sie schon von ihm. Es war ihr nicht gerade unangenehm gewesen, doch aber irgendwie ungewohnt. Immerhin hatte sie vor seiner Liebeserklärung überhaupt nicht gewusst, dass er sie liebte. Damals wäre sie beinahe aus allen Wolken gefallen. Kein Wunder, immerhin hatte sie damals nur an Harry gedacht. Doch nun waren diese Gefühle fast vollständig abgeklungen ... und wurden nun durch die noch viel stärkeren Gefühle für Ron ersetzt. Diese Erkenntnis ließ sie also nur auf eins schließen: Sie hatte sich in Ron verliebt. Schon wieder hatte ihr Herz einen ihrer besten Freunde erwählt. Aber diesmal war es anders. Ron liebte auch sie. Hoffentlich noch, dachte sie ein wenig ängstlich. Denn nach der Sache mit den Todessern und dem Dunklen Lord hatten die beiden kaum ein Wort gewechselt. In Harrys und Mariahs Nähe hatten sie versucht, sich zusammenzureißen, doch ihr Verhalten war trotzdem bemerkt worden. Doch all das wollte Hermione endlich ändern. Gerade noch rechtzeitig erhaschte sie einen kleinen Blick aus dem Fenster und sah auf einem Schild die Aufschrift 'Ottery St. Catchpole'. "Dad, halt an! Ich steige hier schon aus!", sagte sie hastig und löste ihren Gurt. Ihr Vater bremste langsam und hielt am Straßenrand, von wo aus eine kleine Landstraße nach links führte. "Bist du dir sicher, Minchen? Es fängt bald an zu regnen", sagte Mr. Granger. "Glaubt mir", sagte Hermione, knotete ihre Jeansjacke um die Hüfte, hievte den Koffer von dem Sitz neben ihr mit sich raus, klemmte den Reisekorb mit ihrem roten Kater Krummbein unter dem Arm und legte sich eine Tasche um die Schulter, "ich denke dabei nur an euch." Hermione war sich nämlich ziemlich sicher, dass Mr. Weasley ihre Eltern nochmal extra auf eine Tasse Kaffee einladen und sie wieder alles Mögliche über Muggel ausfragen würde. Die Folge daraus wäre, dass ihre Eltern zu spät zu einem Seminar für Zahnmedizin in London zu spät kämen und dass sie sich Ron sicher genauer unter die Lupe nehmen würden. "Das Haus ist ja fast nur noch hundert Meter weit entfernt. Außerdem dürft ihr doch nicht zu spät zu eurem Seminar kommen", fügte sie noch hinzu. Sie schloss die Autotür und ging zu ihrer Mutter, die nun das Fenster öffnete. "Kindchen, du nimmst unsere Termine einfach immer viel ernster als wir", sagte sie lachend. Hermione lächelte ebenfalls, beugte sich nach vorne und gab ihrer Mutter einen Kuss. "Wir sehen uns in den Weihnachtsferien. Wiedersehen, Mum. Wiedersehen, Dad", sagte sie und winkte ihrem Vater zu. Sie wollte sich gerade von ihren Eltern abwenden, als ihr plötzlich etwas einfiel. "Soll ... soll ich ihn wirklich darum bitten? Ich meine ... man weiß ja nie ..." "Mach dir darüber mal keinen Kopf, Spätzchen. Es herrscht doch jetzt Frieden. Außerdem sind wir weder paranoid, noch überängstlich", versicherte ihr ihr Vater. Hermione biss sich kurz auf die Lippe, doch dann nickte sie. Ihre Eltern winkten ihr noch einmal zu, dann trat Mr. Granger auf das Gaspedal und nach wenigen Sekunden waren sie entlang der Straße aus Hermiones Blickfeld verschwunden. Ein wenig besorgt, sah sie nun hinauf zum Himmel. Die Wolken drängten sich eng aneinander und waren sehr grau, ein feines Donnergrollen war zu hören. Eilig schleppte sie sich die kleine Straße nach links entlang. Schon vom Weiten sah sie den Fuchsbau. Das Donnergrollen wurde lauter und Hermione glaubte, einen Regentropfen auf ihrer Stupsnase gespürt zu haben. Also beschleunigte sie ihre Schritte und nach weniger als einer Minute stand sie vor der Eingangstür. Sie stellte kurz ihren Koffer ab, um anzuklopfen, doch auf einmal entdeckte sie eine dicke Schnur, an der ein Schild mit der Aufschrift 'Hier dran ziehen, um zu klingeln' war. Hermione runzelte die Stirn. Diese Schnur hatte sie noch nie vorher gesehen. Neugierig, streckte sie ihre Hand aus und zog an der Schnur. Plötzlich ertönte von oben her ein seltsames 'Sirren' und Hermione hob ihren Blick. Etwas, das sie nicht erkennen konnte, schnellte auf sie zu. Sie riss die Augen auf, als sie direkt vor sich ein irre grinsendes und hysterich lachendes Koboldgesicht sah. Sie schrie laut auf vor Schreck und stolperte nach hinten zu Boden. Der Reisekorb flog ebenfalls nach unten, die kleine Tür sprang auf und Krummbein lief fauchend hinaus. Mit schnellem Atem sah Hermione zu, wie das Koboldgesicht wieder nach oben in ein Fenster im zweiten Stock schnellte, das widerliche Lachen war noch von oben aus zu hören. Im selben Moment öffnete sich die Tür und Ron stand direkt vor ihr. "Hey, alles in Ordnung?", fragte er und trat einen Schritt hinaus. "Äh, ja", stammelte Hermione, die noch immer sehr bleich von ihrem Schreck war. Ron sah nun nach oben zu dem Fenster, aus dem dieses Gesicht gekommen war. Von dort aus schwebten auf einmal grüne Blasen heraus. "Du hast wohl gerade Bekanntschaft mit der Koboldklingel von Fred und George gemacht", seufzte Ron. Hermione sah ihn irritiert an. "Koboldklingel?" "Ja", erwiderte Ron, bei dem sich nun ein Grinsen auf die Lippen schlich, "Eine neue Erfindung für ihren Scherzartikelladen. Den wollen sie im Oktober eröffnen. Schon die ganzen Ferien lang entwickeln sie immer mehr Scherzartikel. Langsam komm ich mir vor, als würde ich hier in einer Fabrik hausen." Nun sah er wieder auf Hermione herab. "Willst du nicht lieber reinkommen, bevor das Gewitter losgeht?", fragte er und streckte ihr seine Hand entgegen. Hermione nickte unsicher, nahm seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Dann ließ er ihre Hand wieder los, nahm ihren Koffer und ging ins Haus. Hermione klopfte sich noch schnell den Sand von der Hose ab und hob den Reisekorb auf. "Krummbein!", rief sie und nach wenigen Sekunden, als es dann auch anfing, stark zu regnen, kam ihr roter Kater angerannt und sprang in ihre Arme. Dann betrat sie schließlich das Haus und schloss die Tür hinter sich. Sofort vernahm sie das leise Klirren von Geschirr und Plätschern von Wasser. Ron und sie gingen langsam in die Küche und begegneten dort Mrs. Weasley, die eine Kuchenbackform in die Spüle legte und sie sofort von einer Schrubberbürste magisch waschen ließ. Als sie ihren jüngsten Sohn und den Besuch bemerkte, lächelte sie erfreut. "Hermione! Schön, dass du kommen konntest!", sagte sie und umarmte Hermione mütterlich. "Vielen Dank, Mrs. Weasley." "Bist du allein hergekommen? Wo sind denn deine Eltern?", fragte Mrs. Weasley und ließ Hermione los. "Sie haben mich hergefahren, mussten aber sofort wieder los", antwortete diese und setzte Krummbein auf dem Boden ab. Dieser sprang sofort auf einen der Stühle, die am Esstisch standen, und rollte sich schnurrend darauf zusammen. Auf einmal ertönte von oben her ein lauter Knall, der das Haus förmlich erzittern ließ. Einige der Stühle fielen um; auch der, auf dem Krummbein hockte. Erschrocken, rannte er aus dem Raum. "Das darf doch nicht wahr sein!", fluchte Mrs. Weasley mit einem Kopfschütteln und sprach einen Zauberspruch aus, der die Stühle wieder hinstellte. "Das geht jetzt schon den ganzen Sommer lang so! Die beiden rauben uns mit ihren unnützen Experimenten ja mehr Schlaf als der Ghul! Ich habe die ganze Zeit beide Augen zugedrückt, aber jetzt reicht's!" Mit diesen Worten ging sie in Richtung Treppe. "Ach Mum, lass sie doch machen. Selbst, wenn du ihnen jetzt die Hölle heiß machst, sie werden damit nicht aufhören. Und wer weiß, vielleicht verdienen sie mit ihrem Scherzartikelladen ja wirklich ein wenig Geld und das ist doch diese 'kleinen' Ruhestörungen wert", meinte Ron. "Glaubst du wirklich, dass sie mit ihrem Schund irgendeinen Knut verdienen werden?!", schnappte seine Mutter wütend und steckte ihren Zauberstab in ihre Schürze. Anscheinend hatte sie es sich anders überlegt. "Wenn das so weitergeht, stürzt noch das gesamte Haus über unsere Köpfe ein! Und sollte das geschehen, dann werden diese beiden Chaoten dafür aufkommen! Sag ihnen das, wenn du Hermiones Gepäck nach oben bringst, Ron!" Mit diesen Worten griff sie nach der inzwischen gesäuberten Kuchenbackform und stellte sie in den Schrank. Hermione musste schmunzeln. Irgendwie fand sie es immer herrlich, wenn sich Mrs. Weasley so sehr über Fred und George aufregte. Von Zuhause her kannte sie es ja nicht, da sie sich immer gut mit ihren Eltern verstand und sie sich auch immer ordentlich verhielt. Plötzlich spürte sie, wie Ron näher an sie herantrat und sich dabei ihre Schultern streiften. "Willst du diesmal mit Ginny in einem Zimmer schlafen oder willst du lieber das Gästezimmer?", fragte dieser. Hermione, die durch seine Nähe verunsichert war, wurde leicht rot. Doch als sie seine Frage wirklich registrierte, sah sie ihn verwundert an. "Ginny? Ist sie denn schon wieder hier?", wollte sie wissen. "Nein, aber Dad holt sie heute -" "HALLO, WEASLEYS!!", johlte es auf einmal vom Eingang her. "Da sind sie schon", sagte Ron mit einem Grinsen. Fragend, sah Hermione zur Haustür und sofort verschlug es ihr den Atem. Dort standen Mr. Weasley und Ginny. Als Mrs. Weasley die beiden sah, ging sie vor Freude strahlend auf ihre einzige Tochter zu und nahm sie in den Arm. "Endlich bist du wieder da, Ginny!", schluchzte sie und drückte sie ganz fest an sich. "Erdrück mich nicht, Mum, sonst muss ich wieder zurück ins St.-Mungo-Hospital!", lachte Ginny. Ihre Mutter ließ sie schweren Herzens los und wischte sich die Freudentränen weg. Ron gesellte sich nun ebenfalls der kleinen Sippe zu, um seine Schwester zu begrüßen. "Willkommen zu Hause, Schwesterherz", sagte er. Ginny lächelte glücklich und fiel ihrem Bruder um den Hals. Dabei entdeckte sie Hermione, die noch immer an Ort und Stelle stand. Augenblicklich löste sich Ginny von Ron, ohne den Blick von Hermione zu nehmen. "Was will sie denn hier?", fragte Ginny kalt. Hermione zuckte durch diesen Ton leicht zusammen. "Ich habe sie eingeladen", erwiderte Ron. "Sie bleibt bis zum Schulbeginn hier." Ginny war von dieser Nachricht überhaupt nicht begeistert, was Ron und auch Hermione keineswegs entging. Doch plötzlich ging Ginny auf Hermione zu und hielt ihr die Hand hin. "Schön, dass du da bist", sagte die Jüngste der Weasleys freundlich, doch Hermione vernahm bei ihr ganz deutlich einen gereizten Unterton, der sie leise schlucken ließ. Lange zögerte sie, bis sie ihre Hand ausstreckte, doch bevor sie Ginnys schütteln konnte, ertönte auf einmal ein heftiges Getrappel auf der Treppe. Es waren Fred und George, die eilig nach unten rannten. "Wir haben also doch nicht falsch gehört! Unser kleiner süßer Zwerg ist zurück!", sagte George erfreut, packte Ginny an der Taille und hob sie hoch. Lachend drehte er sich mit ihr im Kreis und Ginny stimmte glücklich mit ein. Kaum hatte er sie wieder runtergelassen, wurde sie stürmisch von Fred umarmt und auf beiden Wangen geküsst. "Willkommen zu Hause, Gin! Wir würden für dich gerne noch eine Willkommensparole singen, aber leider haben George und ich noch viel zu tun! Der Pickelpudding muss noch verbessert werden!", leierte er eilig herunter. Bevor er und George sich wieder der Treppe zuwandten, sahen sie zu Hermione. "Sorry, wegen der Koboldklingel vorhin, Hermione. Kommt nie wieder vor!", schworen beide grinsend und liefen geschwind nach oben. "Koboldklingel?", sagte Mrs. Weasley verwirrt. "Was für eine Koboldklingel?! Hey, ihr zwei! Kommt sofort wieder hier herunter und erklärt mir, was ihr mit Hermione gemacht habt! JUNGS!!" So laut sie auch rief, die Zwillinge kamen nicht herunter, also ging die siebenfache Mutter fluchend und schäumend vor Wut in die Küche. "Mit Percy, Bill und Charlie hatten wir nie solche Probleme", hörten die restlichen Anwesenden sie noch murren, bevor sie den Zauber von den Schrubberbürsten nahm und sie ebenfalls in den Schrank packte. *** So leise wie möglich, öffnete Ron die kleine Kiste in der hintersten Ecke der Küche. Mit einer kleinen Muggelerfindung, die die Muggel Taschenlampe nannten, durchstöberte er die Kiste bis ins kleinste Detail. Er hatte großes Glück, denn es waren noch eine Tüte 'Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen' und zwei Schokofrösche übrig. Seine Mutter hatte ihm nämlich vor wenigen Tagen all seine Süßigkeiten weggenommen, die er in seinem Zimmer versteckt hatte. Schon zum dritten Mal schlich er sich in dieser Woche herunter, um einige seiner heißgeliebten Süßigkeiten zu genießen. Zu seinem Glück verdächtigte seine Mutter ihn nicht, obwohl an jedem Morgen die Kiste immer leerer wurde. Sie verdächtigte immer die Zwillinge, da sie für ihre Scherzartikel auch Süßigkeiten benötigten. Flink griff Ron nach der Tüte 'Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen' und schloss wieder die Kiste. Die Schokofrösche würde er sich nächste Nacht holen. Vorsichtig verließ er die Küche und ging die knarrende Treppe hoch. Wie dumm für ihn, dass das Gewitter schon seit Stunden vorbei war, welches seine kleine heimliche Nachtwanderung ganz sicher übertönt hätte. Und ausgerechnet in diesem Moment war kein Blubbern, Köcheln oder Ähnliches aus dem Zimmer von Fred und George zu vernehmen. Bei jedem kleinen Schritt folgte ein lautes Knarren und Ron biss sich bei jedem Ton vor Nervosität auf die Unterlippe. "Hatschii!" Vor Schreck zuckte Ron zusammen und wäre beinahe nach hinten die Treppe runter gefallen, wenn er sich nicht am Geländer festgehalten hätte. Schnell knipste er die Taschenlampe aus und stellte sie auf eine der Holzstufen ab. Ganz langsam schlich er nach oben zu seinem Zimmer und hielt für kurze Zeit inne, als er nun begriff, wer da soeben geniest hatte. Hermione hockte auf dem Boden vor seiner Zimmertür. Ihre Arme umfassten ihre angezogenen Beine und ihr Kopf lag auf ihren Knien. Offenbar schien sie hier schon lange auf ihn zu warten. "Hermione", flüsterte Ron. Hermione sah überrascht auf und als sie Ron in der Dunkelheit entdeckte, stand sie eilig auf und strich ihr Nachthemd glatt. "R-Ron", stotterte sie und war heilfroh, dass er nicht sehen konnte, wie rot sie soeben war. "Was willst du denn hier? Und was sitzt du auf dem kalten Boden? Du wirst dich noch erkälten", sagte Ron und trat nun so nah an sie heran, dass er direkt vor ihr stand. Hermione sah nun vor Verlegenheit auf den Boden. "Ich ... ich habe auf dich gewartet und ...", murmelte sie leise, holte einmal tief Luft und sah ihm nun in die Augen. "Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?" Unter dem Blick, mit dem Ron sie nun ansah, wurde Hermione von Sekunde zu Sekunde kleiner. Er war nicht böse auf sie, da war sie sich sicher. Doch wirklich begeistert sah er auch nicht aus. Hermione schämte sich so dafür, dass sie überhaupt diese dumme Frage gestellt hatte und wollte gerade an ihm vorbei, um in das Gästezimmer zurück zu gehen, doch völlig unvorhergesehen umfasste Ron ihren Arm und hinderte sie so am Gehen. "Warte", sagte er leise, wodurch Hermione sich überrascht zu ihm umdrehte. "Meinetwegen ... kannst du heute bei mir schlafen." Hermiones Augen leuchteten vor Erleichterung und Freude. Sie bedankte sich bei ihm und beide gingen in Rons Zimmer. Dieses hatte sich seit dem letzten Sommer kaum verändert. Noch immer waren der Teppich, die Wände und auch Rons Bettwäsche orange, noch immer hingen an den Wänden die gleichen Quidditchposter und im Aquarium schwammen kleine Kaulquappen herum. Erst jetzt wurde Hermione klar, dass in diesem Zimmer keine Liege für sie stand und auch Ron wurde sich dessen bewusst. "Ich kann mein Bett ein wenig ausklappen, dann ist Platz genug für uns beide", sagte Ron ruhig. Hermione errötete und sah ihn ungläubig an. Er wollte mit ihr in einem Bett schlafen? Obwohl sie das eigentlich für keine so gute Idee hielt, nickte sie. Also ging Ron zu seinem Bett, klappte es etwas aus und setzte sich darauf. Unsicher, setzte sich Hermione neben ihn und bereute es erneut, dass sie ihn überhaupt darum gebeten hatte, bei ihm zu übernachten. 'Ich hätte niemals diesen Brief an ihn schicken sollen', dachte sie wütend über sich selbst. "Wo ist eigentlich Percy? Ich habe ihn hier noch gar nicht gesehen", fragte Hermione beinahe wie aus der Pistole geschossen. Sie wusste, dass es dumm war, so eine Frage in so einer Situation zu stellen, doch etwas Besseres fiel ihr nun mal nicht ein. "Der ist schon im Februar hier ausgezogen und wohnt jetzt mit Penelope Clearwater in einer Wohnung in London", antwortete Ron gelangweilt. "Aha", erwiderte Hermione. Es folgte darauf eine peinliche Stille, weswegen Hermione sich schon wieder dazu gezwungen fühlte, etwas zu sagen. "Versuchst du eigentlich dieses Jahr doch noch ins Quidditchteam zu kommen? Immerhin sind die meisten ja jetzt -" "Hermione!", zischte Ron, wodurch sie vor Schreck zusammenzuckte. Ängstlich, sah sie in sein Gesicht und blickte somit in zwei blaue, erwartungsvolle Augen. "Sag mir jetzt endlich, was du hier eigentlich im Fuchsbau willst", sagte er. Hermione sah ihn mit großen Augen an. Das hatte sie nicht erwartet. Den ganzen Tag lang hatte er sich zwar von ihr etwas distanziert, doch er hatte in ihr nicht den Eindruck erweckt, dass ihre Anwesenheit ihn irgendwie nervte oder störte. "Ich-ich", stotterte sie, unfähig irgendetwas zu sagen. Rons Blick durchbohrte sie förmlich, was ihr das alles überhaupt nicht leichter machte. "Ich wollte mit dir reden", murmelte sie leise. "Gut, dann rede mit mir", erwiderte Ron. Hermione biss sich auf die Unterlippe. Dieser Ton, in dem Ron mit ihr sprach, gefiel ihr überhaupt nicht. "Eigentlich ... wollte ich dir etwas sagen ...", fügte sie hinzu. Auf einmal sah sie Verachtung in Rons Augen, was ihr langsam Angst machte. "Mir etwas sagen, ja? Was denn? Vielleicht, dass du dich nun doch für Harry entschieden hast?" Hermione erbleichte augenblicklich und starrte Ron völlig entsetzt an. Dessen Blick war nun eine Mischung aus Verbitterung und Spott. Noch nie hatte er sie so angesehen. Doch das, was sie nun förmlich in einen Schockzustand versetzt hatte, war seine Frage. Warum fragte er nur so was? Sie war extra hierher zu ihm gefahren, um ihm ihre Gefühle zu gestehen und er fragte sie ausgerechnet über Harry aus? Verletzt und unsicher, stand Hermione abrupt auf und wandte sich der Tür zu, doch auch dieses Mal hielt Ron sie am Arm fest. "Ich habe dich was gefragt!", zischte er ungeduldig. Hermione schossen die Tränen in die Augen. Sie wollte einfach nur aus diesem Zimmer, oder noch besser, aus dem Fuchsbau raus. Sie versuchte, sich von ihm loszureißen, doch sein Griff war fest und schmerzhaft. "Hermione!", sagte Ron immer noch ungeduldig, doch diesmal war Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. Nun reichte es ihr. Mit aller Kraft riss sich Hermione nun doch von Ron los. "Nein! Das wollte ich dir nicht sagen! Wenn du es genau wissen willst, ich bin nur wegen dir hier! Ich wollte dich sehen und dir sagen, dass - " Als ihr klar wurde, was sie da soeben sagen wollte, hörte Hermione sofort auf, ihn so anzufahren. Die Tränen liefen im Sturzbach über ihre geröteten Wangen. Ron starrte sie eindringlich an. "Du wolltest mir sagen, dass ...", wiederholte er mit großer Erwartung. "Ich - ich wollte dir sagen", schluchzte Hermione und wischte sich die Tränen weg, "dass ... dass ich mich in dich verliebt habe." Durch ihren Tränenschleier konnte sie sehen, wie sich Rons Augenbrauen in die Höhe bewegten und seine Wangen und Ohren knallrot wurden. Sein Mund stand offen und es sah so aus, als würde er versuchen, etwas zu sagen, doch genau in dieser Sekunde klopfte es an der Tür. Überrascht, sahen beide auf und Ron erhob sich eilig. "Herein", sagte er und die Tür öffnete sich. Zu seiner und Hermiones Überraschung betrat nun Ginny das Zimmer. Sofort fiel ihr Blick auf Hermione, in deren Augen immer noch einige Tränen glänzten. "Ginny, was willst du denn? Kannst du nicht schlafen?", fragte Ron und ging auf seine Schwester zu. "Eigentlich schon, aber da ich gehört habe, dass du die Treppe hoch geschlichen bist, wollte ich mal nachsehen. Außerdem war die Anwesenheit deines nächtlichen Besuches ja nicht zu überhören", erwiderte Ginny mit einem wütenden Blick auf Hermione, die durch ihre Worte rot wurde. Ron wollte etwas dazu sagen, doch auf einmal holte Ginny hinter ihrem Rücken eine Taschenlampe hervor. "Die hast du auf der Treppe vergessen. Wenn du schon heimlich Naschereien aus der Küche holst, dann solltest du Anfänger keine Beweise offen rumliegen lassen", sagte sie mit einem Grinsen. Ron grinste nun auch und nahm ihr die Taschenlampe ab. "Danke", sagte er und drückte Ginny an sich. "Jetzt aber mal zurück ins Bett mit dir, bevor Mum dich um diese Zeit hier sieht." Ginny legte ihre Arme um ihn und warf über seine Schulter hinweg Hermione noch einmal einen scharfen Blick zu, wodurch Hermiones Gesicht weiß wurde. "Ich glaube, Mum würde sich hier nicht über meine Anwesenheit aufregen", sagte Ginny nur, löste sich von ihrem Bruder und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ron starrte noch für einige Sekunden stumm auf die Tür, doch dann warf er auf einmal die Taschenlampe in irgendeine Ecke seines Zimmers. Dabei traf er ein eingerahmtes Foto von seiner Familie und das Glas zerbrach. Durch das laute Klirren erschrak Hermione heftig und verfolgte Ron mit einem ängstlichen Blick, während er sich mit dem Rücken auf sein Bett niederließ. Eine lange Stille folgte, bis Ron endlich das Wort ergriff. "Was versprichst du dir eigentlich davon, Hermione?", seufzte er und fuhr sich mit der einen Hand durchs rote Haar. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Hermione keine Antwort auf eine Frage. Ehrlich gesagt, verstand sie die Frage noch nicht einmal. Das schien Ron zu merken, der ungerührt fortfuhr. "Ehrlich, Hermione, ich komm da langsam nicht mehr mit. Erst sagst du mir, dass du Harry liebst, dann küsst du ihn und gestehst ihm deine Gefühle. Dann gibt er dir einen Korb, ich gestehe dir meine Liebe und dann küsst du mich. Und nun fährst du hierher und sagst mir, dass du mich liebst. Findest du nicht auch, dass da irgendetwas nicht stimmt?" Hermione sah ihn nun einfach nur an. Erneut spürte sie in ihrem Herzen diesen unerträglichen Schmerz, genannt: Zurückweisung. "Ich weiß nicht, was da nicht stimmen sollte", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ja, ich habe Harry geliebt ... aber seit dem Kuss mit dir ... hat sich alles geändert." "Was soll sich denn bitte geändert haben?!", fuhr Ron sie an, passte aber auf, nicht zu laut zu sein, um die anderen nicht zu wecken. "Du hast mich damals doch nur geküsst, weil du frustriert warst, da Harry nichts von dir will! Oder auch aus Mitleid, was weiß ich, aber eins ist mir klar! Aus Liebe hast du das ganz sicher nicht getan!" Hermione war kurz vorm Verzweifeln. Wie sollte sie ihm bloß klarmachen, dass das alles nicht stimmte? "Ich-ich gebe ja zu, dass ich zuerst Mitleid für dich empfunden habe ... aber dann, als ... wir uns geküsst haben ... da ist irgendwas in mir vorgegangen. Es war viel schöner als der Kuss mit Harry und -" "Ach, na da bin ich jetzt aber stolz auf mich! Ich habe Harry im Küssen übertrumpft!", sagte Ron triefend vor Sarkasmus und drehte sich von ihr weg, so dass er nun die Wand anstarrte. So sah er auch nicht, wie eine weitere Träne über Hermiones Wange lief. Langsam ging sie auf das Bett zu und setzte sich wieder darauf. "Ron ... Glaubst du mir nicht, dass ich dich liebe?", flüsterte sie. Erneut sah sie zu, wie Rons Ohren rot wurden. "Bei deinen Stimmungsschwankungen ist das ja wohl nicht gerade einfach", kam es trotzig von ihm. Hermione zögerte zuerst, doch dann streckte sie ihre Hand aus und strich sanft über seinen Rücken. Ron zuckte leicht zusammen, sagte jedoch nichts. "Ron ... ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe", sagte sie leise und legte sich nun neben ihn hin. "Ich habe dich unwissentlich verletzt, ich habe Harry und Mariah beinahe auseinander gebracht und ich habe dir das Gefühl gegeben, dass du für mich nur ein Ersatz für Harry bist. Aber du irrst dich ... Obwohl der Kuss anfangs nicht aus Liebe war, habe ich überhaupt nicht an Harry gedacht. Außer, dass dieses wunderschöne Gefühl, was ich in deiner Nähe empfand, viel, viel schöner war als bei ihm. Als du mich dann aber vor dieses Ultimatum gestellt hast ... war ich einfach nur noch am Ende. Ich konnte meine Gefühle für dich nicht mehr wirklich einordnen. Aber in den Ferien wurde mir dann klar, wie sehr du mir fehlst ... Ich habe jede Nacht von dir geträumt, habe jede Sekunde an dich gedacht, bis ich es nicht mehr aushielt und dir dann diesen Brief geschrieben habe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber war, dass ich zu dir kommen dürfte." Nun hörte sie auf, Rons Rücken zu streicheln. "Ich habe es mir schon lange in den Kopf gesetzt, dass ich dir meine Gefühle beichte. Und dieses Gespräch ... habe ich mir wirklich etwas anders vorgestellt als dieses hier. Ich bin sicher, auch du hast es dir anders vorgestellt. Du wolltest mich gar nicht über Harry ausfragen, du wolltest nicht so böse zu mir sein und ... du wolltest mir glauben, dass du derjenige bist, den ich liebe ... und du wolltest mir sagen, dass du mich immer noch liebst ... oder, Ron?" Lange sah sie auf seinen Rücken. Doch auf einmal drehte sich Ron langsam zu ihr um und sah sie an. Sein Blick war warm und liebevoll. "Ja", wisperte er leise. Hermione lächelte. Sie wusste nun, dass er ihr glaubte und es machte sie unvorstellbar glücklich. Nun berührte sie zärtlich seine Hand. "Ich möchte mit dir zusammen sein, Ron", sagte sie. Ron sah sie völlig überrascht an. Doch plötzlich erkannte Hermione so eine seltsame Unsicherheit in seinen Augen. "Und was ist mit Harry?", fragte er. Er wusste selber, dass es dumm von ihm war, schon wieder nach Harry zu fragen, doch er wollte wirklich Klarheit haben. Hermione schien das jedoch zu verstehen, denn sie lächelte ihn immer noch an. "Du weißt, dass ich Harry sehr geliebt habe ... Aber nach all dem, was passiert ist, wurde mir nicht nur klar, dass ich mehr für dich empfinde als nur Freundschaft ... sondern auch, wie fies ich damit umgegangen bin, dass Harry und Mariah sich lieben. Deswegen habe ich die beiden am letzten Schultag, bevor wir in die Große Halle gekommen sind, abgefangen. Ich habe mich bei Harry entschuldigt wegen dem Kuss und auch Mariah habe ich um Verzeihung gebeten. Beide haben mir vergeben ... und Harry und ich haben uns darauf geeinigt, wieder normale Freunde zu sein." Sie sah es Ron an, dass er nichts von ihrer Versöhnung mit Harry und Mariah wusste, denn er sah sehr überrascht aus. Nun umfasste Hermione seine Hand. "Ron, wenn ich noch etwas für Harry empfinden würde, würde ich doch sicher nicht mit dir zusammen sein wollen. Oder traust du mir so etwas zu?", fragte sie sanft. Ron errötete leicht. "Nein", nuschelte er. "Und? Möchtest du mit mir zusammen sein?", wollte Hermione wissen und rückte noch näher an ihn ran. Ron atmete tief durch und drückte nun auch ihre Hand. "Ja", hauchte er. Hermione strahlte vor Glück. Ron lächelte ebenfalls glücklich und nun war er es, der sich ihr näherte. Und zwar so sehr, dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Beide schlossen langsam ihre Augen und wollten endlich diese kleine Entfernung hinter sich bringen... Klopf! Klopf! Zu Tode erschrocken, rissen beide ihre Augen auf und durch ihr ruckartiges Zusammenzucken knallten ihre Stirnen mit voller Wucht aneinander. Mit schmerzverzerrten Gesichtern und einem gequälten Stöhnen rieben sich beide die schmerzende Stelle. Mit Tränen in den Augen sah Ron zu seinem geschlossenen Fenster. Draußen war eine riesige Schleiereule, die heftig dagegen pickte. Sofort stand Ron von seinem Bett auf und öffnete sein Fenster. Die Schleiereule flog hinein und landete auf der kleinen Kommode neben Rons Bett. Nun wurde sie von der verwirrten Hermione betrachtet, die sich noch immer die schmerzende Stirn hielt. Sie entdeckte einen angebundenen Brief am Fuß der Eule und nahm ihn ihr sofort ab. Neugierig, besah sie den Umschlag, denn sie auf einmal sehr eilig, beinahe sogar panisch öffnete und den Brief durchlas. "Was ist das?", fragte Ron. Hermione, die schnell fertig war mit Lesen, sah angespannt zu ihm auf. "Das ist ein Brief vom Ministerium. Wir sollen am einunddreizigsten August bei der Verhandlung gegen die Todesser aussagen", antwortete sie. Ron starrte sie ungläubig an und riss ihr den Brief aus der Hand. Schnell durchflogen seine Augen die Zeilen. Unruhig, wurde er dabei die ganze Zeit von Hermione betrachtet. Doch dann sah er auf einmal von dem Brief auf. "Schreib schnell einen Brief an Harry und Mariah! Ich bin mir sicher, dass er schon bei ihr ist - Mit großer Sicherheit haben die beiden auch einen Brief bekommen - Ich wecke Dad!", sagte er hastig und rannte mit dem Brief aus dem Zimmer. Hermione verlor keine Zeit, griff schnell nach einem Pergament und einer Schreibfeder und fing an, den Brief an Harry und Mariah zu schreiben. *** 30. Juli 1996 Wie an jedem Abend, lag Laura Laison auf ihrem Bett und schmökerte in der endlosen Lektüre der Tränke, Gifte und Kräuter herum. Die Bücher, die ihre Regale füllten, enthielten nämlich kaum etwas anderes. Ihr Vater, Severus Snape, hatte sie ihr vor einer Woche zu ihrem sechzehnten Geburtstag geschenkt. Schon seit fast einem Monat lebte sie bereits bei ihm. Ihr neues Zuhause war ein altes, aber noch sehr ansehnliches Haus in Hogsmeade. Doch es stand sehr abseits von der kleinen Einkaufsstraße entfernt, weswegen immer Ruhe in diesem Haus herrschte. Es sah auch keineswegs so aus wie die anderen Häuser in diesem Dorf. Ganz am Anfang der Ferien, als Laura es überhaupt zum ersten Mal entdeckt hatte, war es düster und beinahe noch Furcht einflößender als die Heulende Hütte gewesen. Das Holz, aus dem es bestand, war sehr dunkel und wirkte an trüben Tagen beinahe schon schwarz, dunkle Vorhänge verbargen jeden Einblick ins Innere und riesige, kahle Bäume umstellten das Haus wie eine Armee. Nicht gerade der passende Ort für einen Neuanfang, war es der jungen Slytherin sofort durch den Kopf gegangen, was sie dann nun dazu veranlasst hatte, die Ärmel hochzukrempeln und etwas zu tun. Ihr eigenes Zimmer, das sie in diesem Haus sogar hatte, hatte sie etwas umgeräumt, so dass es nun nicht mehr kalt und einsam wirkte. Sie hatte an ihren und an den übrigen Fenstern des Hauses die langen, schwarzen Vorhänge abgenommen und sie gegen welche mit helleren und freudigeren Farben eingetauscht. Ihr Vater war darüber nicht sehr begeistert gewesen, doch nach langen Bitten hatte er eingewilligt, ihr wenigstens bei der 'Wiederbelebung' des kleinen Gartens zu helfen. Laura war bald klar geworden, dass sie mit ihrer Anwesenheit auch einen Wandel in ihm ausgelöst hatte. Jeden Tag sah sie ihn lächeln, wenn sie ihm einen guten Morgen wünschte, fast jedes Mal, wenn sie lachte, stimmte er mit ein. Sie war sich dessen schnell bewusst geworden, dass sie wohl nach ihrer Mutter die einzige Person sein würde, die diese Seite an ihm zu Gesicht bekommen würde, was sie sehr glücklich, aber zugleich auch sehr traurig machte. Gong! Laura sah von ihrem Buch auf und dann auf die große Standuhr, die in der einen Ecke ihres Zimmers stand. Neun Uhr, zeigte diese an. Sofort klappte Laura ihr Buch zu, stellte es in ihr Regal zurück und verließ ihr Zimmer. Sie ging langsam die große Treppe herunter und gerade als die Uhr in ihrem Zimmer das neunte Mal schlug, betrat sie nun das Wohnzimmer. Wie immer um diese Zeit waren hier die Vorhänge zugezogen und ein Stuhl stand vor dem Kamin. Direkt daneben stand Severus Snape mit einer Bürste in der Hand. Laura ging langsam auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl. Im selben Augenblick zückte Severus seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Kamin. "Incendio!", sagte er und sofort flackerte vor ihren Augen ein prachtvolles, knisterndes Kaminfeuer. Nun nahm Severus einige Haarsträhnen seiner Tochter in die Hand und fuhr mit der Bürste vorsichtig hindurch. "Und? Was soll ich dir heute erzählen?", fragte er. Laura lächelte leicht. Genau das fragte er sie jeden Abend, immer genau um neun Uhr. Denn die beiden hatten ein gemeinsames Ritual entwickelt. Jeden Abend um neun Uhr saß Laura auf diesem Stuhl vor dem Kamin und ließ sich von ihrem Vater die Haare bürsten, während er ihr Erlebnisse aus seiner Vergangenheit erzählte. Aber vor allem erzählte er ihr von ihrer verstorbenen Mutter. Vor zwei Wochen ungefähr hatte sie erfahren, wie sich die beiden überhaupt zum ersten Mal richtig bemerkt hatten. Sie hätte sich beinahe schlapp gelacht, als Severus ihr erzählt hatte, dass ihre Mutter sein Date hatte spielen wollen. "Du wolltest mir doch erzählen, wie deine erste Begegnung mit Arabella war", erinnerte sie ihn. "Ach ja", erwiderte Severus etwas heiter, "Ja, das war ein Erlebnis. Es war, nachdem der Hogwartsexpress uns am Ende unseres sechsten Schuljahres zurück nach London brachte. Zu meinem Glück wurde ich nie von meinen Eltern abgeholt und musste deswegen immer allein nach Hause ... aber Laras Eltern warteten auf dem Bahnsteig. Ich habe schon von Anfang an gewusst, dass Arabella eine Aurorin ist und schlug Lara vor, dass es wohl besser wäre, nicht gemeinsam den Zug zu verlassen. Doch sie bestand darauf, mich wenigstens ihrem Vater vorzustellen, also -" "Wie war ihr Vater?", unterbrach Laura ihn auf einmal. Normalerweise unterbrach sie ihn nie, aber zum ersten Mal hörte sie etwas über den Vater ihrer Mutter ... über ihren Großvater. Severus schien es nicht zu ärgern, dass sie ihn unterbrochen hatte, denn er antwortete:" Er war ein Druide von einem alten irländischen Stamm. Er hatte ein sehr weises und sanftmütiges Gesicht und wirkte daher irgendwie etwas naiv. Mit ein wenig Unbehagen gingen Lara und ich zu ihren Eltern und wir wurden sofort mit einem seltsamen Blick von ihnen empfangen. Ich glaube, Arabella war kurz vor der Ohnmacht, als sie erkannte, wer ich bin. Bevor ich irgendwas sagen konnte, packte sie auf einmal Lara am Arm und zog sie ein wenig von mir weg. Sofort fingen beide zu diskutieren an, aber ich verstand nicht, was sie sagten. Dann sah ich zu ihrem Vater, der mich noch immer sehr seltsam ansah. Um nicht unhöflich zu wirken, begrüßte ich ihn freundlich und hielt ihm die Hand zum Gruß entgegen. Er nahm an und sah mich ganz durchdringend an. Dann fragte er auf einmal, ob ich Lara lieben würde. Ich war ganz überrascht und sagte natürlich 'ja'. Daraufhin lächelte er freundlich und ließ meine Hand wieder los. Und schon kamen Arabella und Lara wieder zurück und Arabella ordnete ihrem Mann an, dass sie jetzt gehen würden. Ich ging auf Lara zu, um mich wenigstens noch von ihr zu verabschieden, doch Arabella stellte sich zwischen uns, funkelte mich wütend an und sagte dann, ich zitiere wörtlich:' Wage es nie wieder, dich unserer Tochter zu nähern! Gebe dich lieber wieder mit deinem besoffenen Pack bei dir zu Hause ab!' Mit diesen Worten schritt sie mit Lara und ihrem Mann davon." Laura starrte stumm ins Feuer. Schmerzhaft erinnerte sie sich daran, wie Severus ihr von seinen Eltern erzählt hatte. Sie waren alkoholabhängig gewesen und hatten ihn dauernd misshandelt. Schließlich sind sie von Auroren getötet worden, hatte er ihr noch erzählt. "Weißt du ... was aus ihrem Vater geworden ist?", wollte sie wissen. Eine Gänsehaut überkam sie, als ihr Vater mit der Bürste wieder einmal ganz zärtlich durch ihr pechschwarzes Haar fuhr. "Nein, ich habe ihn seit diesem Tag nie wieder gesehen. Aber ich denke ... dass er mir und deiner Mutter schon damals seinen Segen gegeben hat." Laura lächelte. Ja, da war sie sich auch sicher. Eine halbe Stunde lang bürstete ihr Vater sie weiterhin, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Es war nämlich so vorgesehen, dass er ihr jeden Abend immer nur eine Sache erzählte. Aber auch sie hatte ihm schon viel von ihrer Vergangenheit erzählt. Zwar hatte sie ihm noch nicht so viel erzählen können wie er, aber das war egal. Schließlich legte Severus die Bürste zur Seite und strich mit seinen Fingern zärtlich durch Lauras Haare. "So, jetzt geh aber mal ins Bett. Du weißt, wir müssen morgen früh aufstehen", flüsterte er. Laura nickte und erhob sich langsam. "Ja, gute Nacht", sagte sie liebevoll. Ihr Vater lächelte und küsste sie auf die Stirn. Mit einem glücklichen Lächeln ging Laura dann nach oben in ihr Zimmer. *** 31. Juli 1996 Mit einem Zauber verschloss Severus noch schnell die Tür seines Hauses. Solange er und Laura weg sein würden, würde keiner eindringen können. Dann folgte er seiner Tochter zu einem nahe liegenden Hügel. Dort stellten sich beide gerade auf und sahen sich etwas angespannt an. "Bist du sicher, dass du das willst?", fragte Severus behutsam. Laura lächelte verbittert. "Das sollte ich wohl eher dich fragen", erwiderte sie. Ihr war schon den ganzen Morgen lang nicht entgangen, wie nervös ihr Vater war, was sie auch sehr gut nachvollziehen konnte. "Nein, es geht schon", behauptete Severus und nahm die eine Hand seiner Tochter. "Also los." Laura nickte und schloss ihre Augen. Krampfhaft drückte sie die Hand ihres Vaters und nach wenigen Sekunden spürte sie einen starken Luftzug um sich herum. Als dies vorbei war, öffneten beide wieder ihre Augen. Das Dorf Hogsmeade war nicht mehr zu sehen und anstatt auf einem Hügel standen sie nun auf einer endlos weiten Wiese. Sie waren gemeinsam appariert. Erwartungsvoll, sah Severus sich um, ohne Lauras Hand loszulassen. Obwohl es im gesamten Land sehr heiß war, war es hier irgendwie unangenehm kühl. Das hohe Gras und der dicke Nebel versperrten ihm regelrecht den Blick. "Da lang", murmelte Laura und zog ihren Vater mit sich. Ungefähr fünf Minuten lang kämpften sie sich durch die dicken knacksenden Gesträuche. Obwohl überhaupt nichts zu sehen war, schien Laura genau zu wissen, wohin sie gingen. "Wir sind da", sagte sie schließlich und blieb stehen. Severus tat es ihr gleich und sah erwartungsvoll ins Nichts. Langsam verzog sich der Nebel und nun stand vor ihnen ein kleines Haus. Severus verschlug es den Atem. Es war dasselbe Haus, in dem er mit Lara gelebt hatte. Inzwischen war es dicht umwachsen von unzähligen Efeuranken. Laura und Severus gingen schweigend auf das Haus zu und betraten es leise, aus Angst, es könnte jemand drin sein. Doch sie waren allein. Beim Durchqueren der wenigen Zimmer mussten Vater und Tochter darauf achten sich nicht in den zahlreichen Spinnennetzen zu verfangen. Auch die dicken Staubschichten überall verrieten eindeutig, dass hier jemand schon seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen war. Bald betraten sie beide einen großen, runden Raum, an dessen Decke eine riesige Glaskuppel war. Doch viel mehr fiel Severus' Blick auf den Tisch, der mitten im Raum stand. Denn darauf lag Lara, seine verstorbene Geliebte. Augenblicklich ließ Severus Lauras Hand los und näherte sich dem Tisch. Ehrfurchtig, betrachtete er die Frau, die er noch immer trotz allem liebte. Mit ihrem makellosen Gesicht und den wunderschönen Zügen sah sie mehr so aus, als würde sie nur friedlich schlafen. Ihr Gesicht und ihr gesamter Körper waren umgeben von weißen verschiedenen Blumen, die kein bisschen verwelkt waren. "Lara", murmelte Severus und streckte die Hand nach ihr aus, doch auf einmal spürte er an seinen Fingerspitzen einen kurzen stechenden Schmerz und für ein paar Millisekunden erkannte er eine Energiehülle um sie herum. "Warte", sagte Laura und trat ebenfalls an den Tisch heran. "Ich muss zuerst den Schutzzauber von ihr nehmen." Mit diesen Worten erhob sie beide Hände und schloss ihre Augen. Schon wurde die Schutzhülle sichtbar und fing an zu verschwinden. Laura öffnete ihre Augen und sah für einige Sekunden stumm auf die Leiche ihrer Mutter. "Ich hol dann mal meine Sachen", sagte sie schließlich beinahe kalt und verließ den Raum. Severus bekam es kaum mit. Noch immer haftete sein Blick an dem Gesicht dieses wunderschönen Wesens vor ihm. Erneut streckte er seine Hand nach ihr aus, ohne diesmal Schmerz zu verspüren. Sanft strich seine Hand durch ihr weiches, schwarzes Haar. Er ließ wieder von ihr ab und atmete ihren Duft ein, der nun an seinen Fingern haftete. Es war immer noch der Geruch der reinen Unschuld, den Lara verkörpert hatte. Trotz all der Sünden, die sie begangen hatte, umgab dieser Geruch sie selbst noch nach dem Tod. Auf einmal verspürte Severus ein warmes Ziehen auf seiner Handfläche. Mit einem trüben Blick besah er diese und sah darauf ein hellgrün leuchtendes Zeichen. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf sein fahles und blasses Gesicht. Vorsichtig umfasste er Laras rechte Hand und drückte sie. Sie war eiskalt. Doch nach wenigen Sekunden bildete sich zwischen den beiden Händen eine seltsame Wärme und sie fingen an, leicht zu leuchten. "Siehst du?", sagte Severus leise. "Wir sind immer noch eins. Selbst der Tod trennt uns nicht." Doch schon nach diesen Worten verschwand das Leuchten, ebenso die Wärme. "Was war ich nur für ein Arsch?", murmelte er. Seine Mundwinkel zitterten heftig, doch das Lächeln auf seinen Lippen blieb. "Hätte ich dich nicht in diesen wahnsinnigen Kreis gebracht ... würdest du mich jetzt noch anlächeln ... Hast du an mich gedacht, als Lucius Malfoy mit erhobenem Zauberstab vor dir stand? Hast du gehofft, dass ich noch rechtzeitig komme und dich rette?" Keine Antwort kam. Severus schluckte schwer und musste sich mit der anderen Hand an dem Tisch abstützen, damit seine Knie nicht nachgaben. "Ich wollte dich finden ... Ich habe alles versucht, um dich zurückzuholen ... Doch Malfoy ..." Er stoppte und schnappte verzweifelt nach Luft. Hastig beugte er sich zu seiner Liebsten herunter, umfasste ihr schönes Gesicht und drückte seine Stirn gegen ihre. Tränen der unendlichen Trauer flossen aus seinen Augenwinkeln und tropften auf Laras Gesicht. Er schämte sich, dass er ihre Porzellanhaut mit seinen Tränen beschmutzte, doch er konnte einfach nicht mehr. "Es tut mir Leid, verdammt! Ich hätte dich gerettet! Ich hätte dir und Laura ein gutes Leben geboten! Ich hätte euch beide vor allem beschützt! Dich und Laura!!", schluchzte er laut. Minutenlang weinte er noch und drückte ihr Gesicht an seines. Er wollte sie nie wieder loslassen. Aber er wusste auch, dass es ihm nie möglich sein würde. Schon damals, als er es überhaupt gewagt hatte, sie auch nur darauf anzusprechen, ob sie vielleicht mit ihm in den Krieg zwischen schwarzer und weißer Magie gehen würde ... hatte er sich diese Möglichkeit genommen... "Ich liebe dich ... mein weißer Engel ... ", flüsterte er und küsste ihre kalten, tauben Lippen. Der letzte Kuss, der diesem vom grausamen Schicksal verurteilten Mann für seine Liebste noch gegönnt war. Dieser schöne Augenblick dauerte nur wenige Sekunden an. Noch nachdem er von ihr abgelassen hatte, vergoss er Tränen, die er sich sofort von den Wangen wegwischte. Er fuhr ein wenig erschrocken herum, als er Schritte vernahm. Am Ende des Raumes stand Laura mit einem großen Koffer und einigen Tragetüchern. "Ich habe alles. Wir können gehen", sagte sie. Severus, der sich fieberhaft fragte, wie lang sie dort schon stand, nickte. Laura ging langsam auf ihn zu, warf noch einen letzten Blick auf ihre Mutter und wandte sich dann sofort wieder von ihr ab. "Willst du dich nicht von ihr verabschieden?", fragte Severus mit immer noch schwerer Stimme. Laura schüttelte nur, ohne ein Wort zu sagen, den Kopf und verließ den Raum. Severus sagte dazu nun nichts mehr und folgte ihr. Er wollte sich noch einmal zu Lara umdrehen, doch er tat es nicht. Er hätte es einfach nicht verkraftet. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, verließen Vater und Tochter das Haus. Sie liefen einige Meter, bis Laura auf einmal stehen blieb und ihren Vater am Umhang festhielt. Fragend, sah er sie an. "Bitte ... ", sagte sie, "Sorge dafür, dass niemand mehr ihre Ruhe stört ... Bitte ..." Severus sah sie zuerst ein wenig verwundert an, doch dann zückte er seinen Zauberstab, machte eine große Schlaufenbewegung damit und auf einmal begann die Erde unter ihnen zu beben. Sie erhob sich und bildete eine riesige Schlucht, in die das Haus hineinrutschte, welches schließlich von der Erde verschluckt wurde. Als ob nichts geschehen wäre, erstreckte sich die öde, neblige Landschaft vor ihnen. Als hätte dieses Haus nie an diesem Ort gestanden. "Danke", murmelte Laura. Severus strich über ihren Kopf, nahm ihr den Koffer ab, hielt ihre Hand und disapperierte mit ihr. Severus Snape verschwand für immer von diesem Ort. Mit nur einem Gedanken ... Schon wieder ließ er seine große Liebe in der Dunkelheit zurück ... doch diesmal ... nahm er ein Licht der Hoffnung auf ein Weiterleben mit sich... *** Obwohl die Sonne schon langsam hinter dem Horizont verschwand, war Laura noch immer nicht damit fertig, ihre Sachen einzuräumen. Seltsam war es schon, denn sie besaß nicht viele Kleider oder Bücher. Die Kleider, die sie besaß, waren kaum etwas wert. Sie bestanden zwar aus Seide, doch sie waren billig zusammengenäht. Ihre Mutter hatte damals nämlich Seidenraupen besessen und mit deren Seide hatte sie Kleidung für ihre Tochter gemacht. Zwar hatte ihr Vater ihr viele neue und viel schönere Kleider geschenkt, doch diese einfachen wollte sie um nichts in der Welt hergeben. Der Grund, warum sie so langsam mit dem Einräumen vorankam, waren einige Briefe, die sie noch in den Schubladen ihrer Schränke gefunden hatte. Briefe, die sie sich mit ihrem festen Freund Draco Malfoy und mit ihrer besten Freundin Mariah Riddle ausgetauscht hatte. Mariah hatte ihr viel von ihrem neuen Zuhause geschrieben. Wie lieb Remus Lupin und Sirius Black zu ihr waren. All diese Neuigkeiten hatten Laura sehr glücklich gemacht. Endlich hatte ihre Freundin ein ordentliches Zuhause und so etwas ... wie eine Familie. Auch Draco hatte ihr geschrieben, wie glücklich er darüber war, nun allein mit seiner Mutter zu leben. Denn Lucius Malfoy war seit ungefähr zwei Monaten Gefangener in Azkaban. Am Ende der Ferien würde eine Verhandlung gegen ihn und alle anderen festgenommenen Todesser sein und mit großer Sicherheit würde er wie all die anderen verurteilt werden. Er hatte so schlimme Dinge getan, dass es nur gerecht war, ihn zum Tode zu verurteilen. Laura schnürten die schlimmen Erinnerungen, die nun in ihr hochkamen, regelrecht die Luft ab. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken an diese ekligen, gierigen Finger auf ihrer zitternden Haut. Sie sah noch immer die eiskalt funkelnden Augen vor sich, die sich an ihrem Körper und an ihrer Angst nicht satt sehen konnten... An dem Tag von Voldemorts Anschlag auf Hogwarts vor über einem Monat, war ihr das Schlimmste passiert, was sie seit dem Tod ihrer Mutter je erlebt hatte. Lucius Malfoy, der Mörder ihrer Mutter, hatte versucht, sie zu vergewaltigen. Er hatte es gewagt, sie an ihren intimsten Stellen zu berühren... Laura umfasste ihren Körper mit ihren Armen. Sie wollte nicht mehr daran denken, doch diese Erinnerungen holten sie immer wieder ein. Eigentlich hatte sie noch großes Glück gehabt, denn kurz bevor Lucius sein 'Werk' hatte beenden können, waren Draco und ihr Vater gerade noch rechtzeitig gekommen und hatten sie gerettet. Laura umfasste ihre Einhornkette. Nie hatte sie mit Draco darüber gesprochen, ehrlich gesagt hatte sie sich bei keinem ausgesprochen. Sie war mit ihren Schmerzen ganz allein. Selbst Mariah, der sie dies eigentlich hätte anvertrauen können, hatte sie nichts davon erzählt, was damals in den Kerkern Hogwarts' passiert war. Wahrscheinlich würde sie das auch nie tun. Mariah hatte schon selbst zu viele schlimme Erinnerungen... "Hey?" Laura sah etwas überrascht zur Tür, wo ihr Vater stand. "Was ist?", fragte Laura leise. "Es ist kurz nach neun", antwortete Severus und sah sie ein wenig besorgt an, da sie mitten auf dem Boden vor ihrem großen offenen Kleiderschrank hockte. Laura sah verwundert zu ihrer Wanduhr. Tatsächlich, es war drei nach neun. "Oh, ich hab gar nicht bemerkt, dass sie neun geschlagen hat. Muss wohl kaputt sein", meinte Laura. Severus war sich jedoch sicher, dass dies nicht der Grund war. "Sollen wir es heute lassen?" "Nein!", sagte Laura entschieden und stand sofort auf. Severus besah sie eindringlich, wie sie an ihm vorbei die Treppe runterging. Er schloss ihre Zimmertür und ging ihr nach. Unten angekommen, sah Laura sofort den Stuhl, der vor dem Kaminfeuer stand. Elegant durchquerte sie das Zimmer und ließ sich darauf nieder. Die Schritte hinter ihr verkündeten ihr das Näherkommen ihres Vaters. Als er nun direkt hinter ihr stand, fing er sofort an, ihre Haare zu bürsten. Er ließ seine rechte Hand kurz nach vorne gleiten, um die vorderen Strähnen zum Bürsten zurückzustreichen. Lauras Blick haftete an seiner Hand und auf einmal griff sie nach ihr. "Was ist? Ziept es?", fragte Severus verwirrt. Laura antwortete nicht, sondern fuhr mit ihren Fingerspitzen über seine Handfläche. Darauf war ein kleines, schwarzes Zeichen abgebildet. Ein Kreis schloss sich um eine Art Kreuz, an dessen Enden sich herzförmige Blätter befanden. "Das keltische Herzkreuz", flüsterte Laura. "Das Symbol für ewige Liebe und Ehe ... Mum hatte auch so eins an ihrer rechten Hand." Severus schluckte schwer. Am liebsten hätte er seine Hand weggezogen, doch er wollte sie dadurch nicht erschrecken. "Ich weiß", murmelte er, "Es ist so etwas wie unser Ehering." "Ihr ward verheiratet?" "Nein. Aber wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir uns über alles lieben. Etwas, dass uns keiner wegnehmen kann. Doch nachdem die Zeit reif sein würde ... hätte ich um ihre Hand angehalten", sagte Severus und war froh darüber, dass Laura endlich wieder seine Hand losließ. "Also ist es in Ordnung, wenn ich ihren Namen behalte?", fragte Laura ein wenig vorsichtig. Severus lächelte. "Natürlich." Mit diesen Worten fuhr er damit fort, ihr weiter die Haare zu bürsten. "Was soll ich dir heute erzählen?", fragte er. Laura überlegte kurz. "Hmm ... wem gehörte dein Herz vor Mum?" Severus hätte vor Überraschung beinahe die Bürste fallen lassen. Die Frage hätte er am allerwenigsten erwartet. "W-Wie meinst du das?", stotterte er. "Du weißt genau, was ich meine. Wen liebtest du vor Mum?" Severus war froh, dass seine Tochter soeben nicht den Hauch von Rosa auf seinen sonst so blassen Wangen sehen konnte. "Ich ... ich habe es bisher nur deiner Mutter erzählt und mit Ausnahme von dir soll das auch kein weiterer erfahren", sagte er ausdrücklich, beugte sich nach vorne und flüsterte ihr einen Namen ins Ohr; geradezu, als würde ihn sonst noch jemand hören. "Oh ... wie kam es denn -", sagte Laura etwas durch den Wind, doch ihr Vater unterbrach sie prompt. "Sei bitte so verständnisvoll und frage nicht weiter danach. Es mir überhaupt einzugestehen, hat mich damals schon jahrelange Überwindung gekostet." Laura nickte. "War nur sie eine Erwählte deines Herzens?", wollte sie wenigstens noch wissen. Severus hielt kurz inne. Sollte er es ihr sagen? Eigentlich würde es sowieso nicht auf ihre Frage passen, aber... "Es gab da noch jemanden ... ", gab er zu, worauf Laura nun erneut die Ohren spitzte. "Mein Herz ... hat sie eigentlich nicht wirklich erwählt ... aber sie ist für mich immer noch einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Es ist ... " Ein lautes Klopfen gegen eines der Fenster unterbrach ihn. Verwundert, legte er die Bürste zur Seite und ging zu eben diesem. Er öffnete es und vor ihm war ein stattlicher Uhu, der ihm sein Bein mit einem Brief dran entgegenhielt. Auf dem Umschlag stand in schnörkeliger Schrift: 'An Laura Snape Hogsmeade 27 Schottland' 'Von Cordelia Womplish Abteilung für höchststehende magische Justiz Zaubereiministerium London' ***************************** Haach, endlich fertig! Dieses Kapitel war wirklich eine Heidenarbeit! Am besten hat mir die Diskussion zwischen Ron und Hermione gefallen. Wer jetzt jedoch denkt, dass ihre beginnende Beziehung nur Sonnenseiten bereithält, der hat sich gründlich getäuscht^^. Es kommen viele Probleme auf beide zu. Bald mache ich mir meine berühmten Kapitelübersichten, um ungefähr abschätzen zu können, wie viel Kapitel es diesmal werden, damit ich und auch ihr einen kleinen Überblick habt^^. Das nächste Kapitel wird 'Vorbereitungen' heißen und endlich taucht Draco auf^^. Bitte schreibt mir wieder Kommis und eure Lieblingsszenen auf! Kuss, eure Maru^-°! Kapitel 4: 4. Vorbereitungen ---------------------------- 4. Vorbereitungen Sie zog, wimmernd vor Verzweiflung, an den Fesseln, doch sie wollten einfach nicht nachgeben. Obwohl sie wusste, dass es nichts half, ließ sie die Tränen zu, die über ihre glühenden Wangen liefen. Sie lag auf einem riesigen Bett, ihre Hände waren stramm an den Bettpfosten gefesselt. Es war so heiß, dass ihr beinahe die Luft wegblieb. Plötzlich ertönten schwere Schritte und ein dicker, grimmig, aber auch gierig dreinschauender Mann kam langsam auf sie zu und richtete seinen Zauberstab auf sie. Sie sah nur noch ein helles, grünes Licht und schrie laut und hoch... "Mariah!" Erschrocken, riss Mariah ihre Augen auf. Über ihr gebeugt, stand Harry und besah sie mit sehr ernstem Blick. "Steh endlich mal auf! Ich hab dich schon vor einer Stunde geweckt!" "W-was?", fragte Mariah völlig verwirrt. "In einer halben Stunde kommen die anderen! Wenn du ihnen nicht im Nachthemd begegnen willst, solltest du endlich aufstehen", sagte Harry. Mariah strich sich mit der Hand über ihre Stirn, die zu ihrer Überraschung sehr heiß und nass war. Sie versuchte, sich zu erinnern. Was hatte sie gerade geträumt? War es so schrecklich gewesen, dass ihr Körper so heftig darauf reagiert hatte? Sie wusste es nicht. Überrascht und immer noch etwas verwirrt, sah sie Harry an, der nun seine Hand auf ihre Strin legte. "Oh, deine Stirn ist ja ganz warm. Hast du etwa Fieber?" "N-nein ... ich hab nur was Seltsames geträumt", erwiderte Mariah und setzte sich auf. "War's so schlimm?", fragte Harry nun sehr besorgt und setzte sich auf die Bettkante. "Ich weiß nicht ... Ich kann mich an gar nichts erinnern", murmelte Mariah und kratzte sich am Kopf. "Soll ich Remus und Sirius lieber Bescheid sagen, dass es dir schlecht geht?" "Harry, du tust ja gerade so, als wäre ich todkrank", lachte Mariah belustigt. Harry grinste und stand auf, damit sich Mariah von dem Bett erheben konnte. Als sie dies tat, wurde ihr etwas schwindelig, doch sie unterließ es, es Harry zu sagen. Geradewegs ging sie ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Vor dem Spiegel, der über dem Waschbecken hing, blieb sie stehen und sah hinein. Seufzend stützte sie sich mit ihren Händen an den Waschbeckenrändern ab. Sie sah ihr Gesicht im Spiegel, das genauso aussah wie sie sich soeben fühlte: Müde, ausgelaugt und ohne Lebenslust. Noch einmal seufzte sie genervt, bevor sie sich ihrem Nachthemd und ihrer Unterwäsche entledigte und in die Dusche stieg. Schnell steckte sie sich noch ihr langes Haar hoch, damit es bloß nicht nass werden würde. Zwar hätte sie es nach dem Duschen normalerweise mit nur einer Handbewegung wieder trocknen lassen können, doch das war ihr nun bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag nicht mehr erlaubt. Denn nun war sie im Zaubereiministerium registriert. Jeder registrierte Zauberer oder jede registrierte Hexe wurde nämlich immer rund um die Uhr überwacht, um herauszufinden, ob einer von ihnen unerlaubt zauberte. Mariah zum Beispiel war noch minderjährig und dürfte somit außerhalb der Schule nicht zaubern. Sie hatte sehr lange gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, denn immerhin hatte sie seit Jahren fast alle alltäglichen Dinge mit Zauberei vollzogen. 'Am liebsten würde ich bis übermorgen einfach im Bett bleiben', dachte Mariah verbittet, während das warme Wasser über ihren Körper lief. Denn morgen würde die Verhandlung gegen die Todesser sein. Zum ersten Mal würde sie gegen ihre Peiniger aussagen. Allein schon bei dem Gedanken, von all diesen unangenehmen und grausamen Misshandlungen zu erzählen, während sie alle im selben Raum sitzen und sie anstarren würden, ließ sie erzittern. Außer Harry, Laura, Draco und wahrscheinlich auch einige andere, wusste sonst niemand von ihrer Vergangenheit in der Gefangenschaft der Todesser. Mit Sicherheit würden dann entweder Mitleid oder vielleicht sogar Ekel folgen. Doch wenn das alles nötig war, um diese Schweine endgültig hinter Gitter zu bringen, dann würde sie das auch über sich ergehen lassen. Zu ihrer und Harrys Überraschung hatten auch Ron, Hermione, Laura und Draco einen Brief vom Ministerium erhalten, in dem sie aufgefordert wurden, zur Verhandlung zu erscheinen. Deswegen hatten sich ihre Freunde mit ihnen in Verbindung gesetzt und gemeinsam hatten sie vereinbahrt, sich alle in Remus' Haus zu treffen, um die morgige Verhandlung zu besprechen. Laura würde dann bis zum ersten Schultag im Gästezimmer schlafen. Mariah freute sich schon darauf, sie wiederzusehen, denn sie hatten sich zwei Monate lang nicht gesehen. Sie hatten sich zwar sehr oft geschrieben, doch hatten sie sich immer danach gesehnt, sich wiederzusehen. Nach einiger Zeit stellte sie das Wasser ab, schnappte sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Dann zog sie sich die Sachen an, die sie sich am vorigen Abend schon zurecht gelegt hatte und verließ dann das Bad. Harry machte gerade das Bett, als sie den Raum betrat. "Kommt Snape eigentlich auch vorbei?", fragte Harry mit einer schlimmen Vorahnung. "Nein, ich glaube auch kaum, dass er dieses Haus hier jemals betreten wird. Wo er doch Remus und Sirius so hasst", erwiderte Mariah schulterzuckend. Überrascht, sah sie zur Tür, als diese sich öffnete und Remus nun im Raum stand. "Ah, du bist endlich wach. Das Zimmer für Laura und Draco ist übrigens fertig", teilte er Mariah mit. "Draco?", fragte Harry sichtlich verwirrt. Mariah bedankte sich rasch bei Remus, der dann auch wieder ging. "Wieso Draco?", fragte Harry nun ziemlich vor den Kopf gestoßen und sah Mariah erwartungsvoll an. Diese presste die Lippen zusammen. "Ähm ... na ja ... ich hab Draco auch dazu eingeladen, hier zu bleiben, bis die Schule wieder anfängt", flüsterte sie ein wenig klein mit Hut. Augenblicklich verdunkelte sich Harrys Blick. "Wie bitte?", flüsterte er gefährlich leise. "Dieser schleimige Großkotz wird hier schlafen?!" "Hör auf damit! Draco ist nicht so! Er hat immerhin dazu beigetragen, dass wir beide noch leben!" "Wann wolltest du mir das eigentlich mitteilen? Erst, wenn ich ihm am Frühstückstisch begegne oder in meinem eigenen Badezimmer unter der Dusche erwische? Oder wolltest du ihn heimlich hier reinschmuggeln?!" Mariah schnaubte verächtlich. "Jetzt mach dich doch nicht lächerlich! Ich habe ihm die Übernachtung bei uns nur angeboten, damit er und Laura endlich mal wieder für sich sein können! Immerhin haben sie sich schon so lange nicht gesehen." Harry atmete nun tief durch, um sich ein wenig zu beruhigen. "Okay, das versteh ich ja. Aber warum hast du es mir wenigstens nicht gesagt?", wollte er wissen. "Kannst du dir das nicht denken? Genau diese Reaktion eben habe ich von dir erwartet. Außerdem hättest du dann sicher alles Mögliche versucht, um sein Kommen zu verhindern", meinte sie. "Das hätte ich ja wohl kaum noch verhindern können", gab Harry zu. "Aber weißt du ... ich hasse es, wenn jeder hier über etwas Bescheid weiß und mich noch nicht einmal nach meiner Meinung fragt. Ich wohne hier auch und habe ein Recht darauf mitzuentscheiden, wer hier übernachtet und wer nicht." Mariah verspürte bereits große Reue. Sie ging auf ihren Freund zu und umfasste sein Gesicht liebevoll mit ihren Händen. "Es tut mir Leid. Ich schwör dir, das kommt nie wieder vor, denn das nächste Mal sag ich dir auch Bescheid", entschuldigte sie sich. Harry sah sie kurz an und ließ dann ein kleines Seufzen - gefolgt von einem Lächeln - ertönen. "Danke. Eigentlich habe ich ja auch ein wenig überreagiert. Und außerdem ist es ja nur für zwei Nächte", sagte er. Mariah nickte bestätigend. "Komm, gehen wir nach unten", schlug sie vor. Harry nickte und gemeinsam verließen sie das Zimmer und gingen nach unten ins Wohnzimmer. Dort angekommen, rannte Mariah sofort in die Küche und konnte nur noch zusehen, wie Remus und Sirius den Tisch abräumten. "Gibt es etwa kein Frühstück?", wimmerte Mariah schon fast. Ein Tag ohne Frühstüch war für sie undenkbar. "Tut uns ja Leid, aber da du ja vorhin nicht aufstehen wolltest, haben wir schon gefrühstückt", entschuldigte sich Remus mit einem peinlich berührten Lächeln. "Tja, Giftzwerg, Pech gehabt", stichelte Sirius grinsend. "Und übrigens ... es gab Pfannkuchen." Mariah ließ ein gereiztes Grummeln ertönen und fixierte Sirius mit einem bösen Blick. "Wir haben dir aber was übrig gelassen", sagte Harry, der nun auch die Küche betrat. Mariah lächelte ihn erfreut an. "Man ist, was man isst. Bald sieht sie selber aus wie ein aufgeblähter Pfannkuchen", meinte Sirius. Mariahs Lächeln erstarb sofort und gerade wollte sie sich vor Wut schnaubend auf Sirius stürzen, als auf einmal ein lautes Grollen im Kamin im Wohnzimmer zu hören war. Sofort begaben sich die vier ins Wohnzimmer und in wenigen Sekunden kam Draco Malfoy aus dem Kamin gestolpert. "Draco!", kam es freudig von Mariah, die ihn sofort umarmte. "Hi!", erwiderte er ebenfalls sehr froh. Mariah ließ ihn wieder los und erst jetzt bemerkte sie, dass Draco voller Ruß war und sie durch die Umarmung nun ebenfalls von oben bis unten schmutzig war. Sie fing an zu lachen und spürte auf einmal einen leichten Windstoß um sich herum und der Ruß verschwand von ihrer und Dracos Kleidung. Verwundert, wirbelte sie herum und begriff, dass Remus einen Säuberungszauber verwendet hatte. "Willkommen, Draco, fühl dich hier wie zu Hause", begrüßte er seinen Gast. Draco sah sich nun ein wenig im Zimmer um. "Das wird mir sicher schwer fallen", meinte er ein klein wenig abfällig. "Wenn's dir hier nicht gefällt, kannst du auch wieder verschwinden", erwiderte Sirius gereizt. Mariah sah Sirius tadelnd an. So wie es aussah, war er auch strikt dagegen, dass Draco hier schlafen würde. "Sirius, könntest du Dracos Sachen bitte nach oben ins Gästezimmer bringen?", bat Remus seinen Freund, um diese kleine Diskussion zu beenden. Sirius trat zu ihm heran. "Kann er das nicht selber?", flüsterte er, wodurch er sich einen Stoß gegen den Oberarm von Remus einfing. Er seufzte noch einmal genervt, bevor er dann doch schließlich Dracos Sachen an sich nahm und murrend nach oben ging. "Möchtest du etwas Tee, Draco?", fragte Remus freundlich. "Meinetwegen", antwortete Draco mit einem Schulterzucken. Remus nickte und ging in die Küche. Obwohl Mariah Dracos Unhöflichkeit nun doch ein wenig zu weit ging, sagte sie lieber nichts, denn sie war eine der wenigen, die zu ihm hielten, weshalb sie das auf keinen Fall niedermachen wollte. Denn sie konnte sich nicht ausmalen, wie lange Remus' Geduld noch anhalten würde. Nun sahen sich Draco und Harry an diesem Tag zum ersten Mal richtig in die Augen und begegneten sich sogleich mit feindseligen Blicken. "Potter", murmelte Draco. "Malfoy", sagte Harry kalt. Während sich die beiden weiterhin böse anstarrten, sah Mariah beide unruhig abwechselnd an. "Äh, setzen wir uns doch am besten", sagte sie und zog beide zum Sofa. Sie drückte beide rauf und setzte sich zwischen ihnen hin. Lächelnd wandte sie sich Draco zu. "Und? Wie geht es deiner Mutter, Draco?", fragte sie. "Gut", antwortete er knapp. "Kommt sie morgen auch zu der Verhandlung?" "Nein, sie möchte da nicht hin und außerdem war der Brief vom Ministerium ja nicht an sie gerichtet. Irgendwie ... habe ich mir schon gedacht, dass sie das nicht verkraften könnte", murmelte Draco. Mariah wunderte sich doch sehr. Warum wollte Narzissa Malfoy nicht gegen die Todesser, und vor allem gegen ihren brutalen Ehemann aussagen? Sie hätte nach Draco doch am besten die schlimme Situation in 'Malfoy Manor' schildern können. Hatte sie etwa so große Angst vor Lucius? "Oh, das ist schade", erwiderte Mariah. "Ich hätte sie auch gerne mal wiedergesehen." "Das kannst du auch", meinte Draco. "Du kannst Weihnachten ja mal zu uns nach 'Malfoy Manor' kommen." Mariah freute sich über dieses Angebot und wollte es gerade annehmen, doch auf einmal spürte sie förmlich Harrys eifersüchtigen Blick an ihr haften. "Äh, mal sehen, ob sich das dann machen lässt ... Aber danke schon mal", sagte sie abwimmelnd. "Mariah, kommst du mal bitte?", rief Remus auf einmal. "Ja!", rief Mariah zurück, erhob sich und ging in die Küche. Nun saßen Harry und Draco allein auf der Couch und starrten sich noch immer feindselig an. "Bist ja immer noch ganz schön besitzergreifend, Potter", bemerkte Draco mit einem spöttischen Grinsen. Harrys Hand krallte sich in das feste Leder der Couch. "Du lässt Mariah gar nicht mehr los. Hast wohl Schiss, dass sie bald genug von so 'nem Schlappschwanz wie dir hat und sich lieber was Besseres sucht." Harrys Zähne knirschten leicht. "Damit kannst du mich nicht treffen, Malfoy. Mariah und ich sind sehr glücklich miteinander", erwiderte er und setzte ein stolzes und auch ein wenig überhebliches Lächeln auf. "Das glaubst du vielleicht, aber ist es denn auch so?" "Natürlich ist es so!", beharrte Harry. "Dann erklär mir doch bitte, wie du das Schlammblut Granger ihr vorziehen konntest?" Harry zuckte leicht zusammen. Malfoy wusste von dem Kuss mit Hermione? Mariah hatte es ihm wohl erzählt, zumindest konnte er sich das nur so erklären. "Das geht dich nichts an", erwiderte er. Dracos Grinsen wurde breiter. "Meinetwegen. Du musst mir deinen verkorksten Geschmack nicht erklären." "Wieso mischt du dich da überhaupt ein?" "Ich muss doch immerhin wissen, ob Mariah in guten Händen ist, und außerdem sind sie und ich Freunde." "Sie ist in guten Händen." "Das glaubst du doch wohl selbst nicht", sagte Draco verächtlich. "Denkst du etwa, 'du' wärst besser für sie geeignet?" "Mag sein, denn ... wenn ich Laura nicht kennen gelernt hätte, dann hätte ich mir Mariah bestimmt geschnappt." Harrys Hände wurden nun zu Fäusten und sein gesamter Körper bebte. "Pass auf, was du sagst ...", warnte er den jungen Slytherin. Draco dachte jedoch gar nicht dran, sein Mundwerk zu zügeln. "Der Kuss mit ihr nach eurem Streit war wirklich heiß; sie schmeckt wirklich süß. Wer weiß, wie es sich anfühlen würde, den Rest ihres Körpers zu kosten ..." "HALT DIE SCHNAUZE!!", fuhr Harry ihn an, stand hastig auf und zog seinen Zauberstab, den er trotz des Zaubereiverbots für Minderjährige während der Ferien, immer zur Sicherheit bei sich trug, aus seiner Hosentasche. Doch Draco schien auf diesen Ausraster vorbereitet gewesen zu sein, denn auch er zückte seinen Zauberstab und sprang ebenfalls hastig auf. Nun standen sich beide in Duellierpose gegenüber und waren kurz davor, einige Flüche auf den jeweils anderen zu hetzen. "Was geht denn hier vor?!", rief Mariah völlig entsetzt, die soeben wieder das Wohnzimmer betreten hatte. Hinter ihr stand Remus, der ebenfalls sehr schockiert aussah. "Oh, hier ist schon richtig was los." Dieser Satz ließ alle zusammenzucken und völlig überrascht sah nun jeder zum Kamin. Dort stand Albus Dumbledore, der mit einem Wink seines Zauberstabs den Ruß von seinem pupurroten Umhang verschwinden ließ. Sofort ließen Harry und Draco ihre Zauberstäbe sinken und steckten diese wieder ein. "Hallo, Professor Dumbledore", begrüßten beide den alten Zauberer. "Hallo, ihr beiden", erwiderte dieser lächelnd und wandte sich nun Remus und Mariah zu."Schön dich wiederzusehen, Remus, das gilt natürlich auch für dich, Mariah. "Guten Tag, Albus", begrüßte Remus ihn, doch Mariah ging auf Draco und Harry zu, die mittlerweile etwas beschämt dreinsahen. "Kaum lässt man euch eine Minute allein, und schon geht ihr euch an die Gurgel! Ihr beide seid echt unmöglich!", fauchte Mariah ziemlich sauer und schlug den beiden kräftig auf die Oberarme. "Au!" "Hey!" Dumbledore lachte heiter. "So wie es aussieht, hat Mariah hier wohl die Kontrolle übernommen." "Das kann man wohl sagen", kam es von Sirius, der soeben die Treppe runterkam. "Hallo, Albus." Dumbledore begrüßte ihn mit einem Lächeln. Auf einmal ertönte erneut ein lautes Grollen im Kamin und bevor alle Anwesenden blinzeln konnten, standen Mr. Weasley, Ron und Hermione mit Ruß überdeckter Kleidung vor ihnen. "Du solltest mal wieder deinen Kamin säubern, Remus", hustete Mr. Weasley und säuberte seine und die Kleidung seiner beiden Begleiter mit einem Zauber. "Harry", sagte Ron erfreut, als er seinen besten Freund sah, doch dann schielte er ungläubig zu Draco rüber. "Was ... macht der denn hier?", wollte er wissen, wobei die Verachtung in seiner Stimme kaum zu überhören war. "Das ist die Frage des Tages", murrte Harry und ging auf Ron und Hermione zu. "Schön, dass ihr hier seid", sagte er mit einem Lächeln. Seine Freunde lächelten ebenfalls. "Hi, ihr zwei", wurden sie von Mariah begrüßt. "Hallo", erwiderten beide. Schon wieder raste etwas laut durch den Kamin und heraus stolperte Laura, die nun heftig hustete. "Heute ist hier ja eine richtige Volksversammlung", kommentierte Sirius grinsend. Laura öffnete die Augen und strich ihre Haarsträhnen aus ihrem Gesicht, während Remus ihre Kleidung sauber zauberte. Ihr Blick fiel sofort auf Draco, der lächelnd auf sie zuging. Sie breitete ihre Arme aus und umarmte ihren Liebsten, während er ihr einen kurzen, sanften Kuss auf die Lippen drückte. Als nächstes wurde sie durch Mariah regelrecht von Draco weggezogen und von ihrer besten Freundin umarmt. "Endlich bist du da!", sagte sie und knuddelte Laura fast zu Tode. Lachend lösten sie sich voneinander und nun begrüßte Laura auch die anderen. "So, da nun alle da sind, gehen wir am besten mal in die Küche, setzen uns hin und trinken etwas Tee", schlug Remus vor und wies mit der einen Hand zur Küche. "Warte bitte noch, Remus", bat Dumbledore, wodurch ihn nun alle verwirrt ansahen. "Ich habe nämlich noch jemanden eingeladen." In genau diesem Moment erschien erneut jemand aus dem Kamin. Es war ein älterer Mann, dessen graue Haare nun fast schwarz durch den Ruß waren. Hustend nahm er seine eckige Brille ab, die ebenfalls pechschwarz war und rum um seine Augen herum waren nun schwarze Ränder zu sehen. Damit ähnelte er ungemein einem Dachs oder Waschbär. Zum zweiten Mal benutzte Dumbledore erneut einen Säuberungszauber und befreite den fremden Mann von dem Schmutz. "Hey, Mundungus, altes Haus!", sagte Sirius, ging auf den Mann zu und begrüßte ihn mit einem Händedruck. Harry klappte der Mund auf. Wie hatte Sirius diesen Mann eben genannt? Mundungus? Etwa Mundungus Fletcher? "Sind Sie etwa einer der 'alten Kämpfer'?", entfuhr es ihm prompt. Der alte Mann sah überrascht - wie auch alle anderen - zu ihm. Mit ehrfürchtigem Blick ging er auf Harry zu und beäugte die Blitznarbe auf der Stirn des Jungen. "Ja", murmelte er und sah nun in Harrys Augen, "mein Name ist Mundungus Fletcher. Anwalt und Gerichtsmitsprecher im Ministerium." "Anwalt?", fragte Harry nun etwas verwirrt. "Ja, aber alles Genauere können wir ja in der Küche besprechen, bei einer Tasse von Remus' gutem Tee", sagte Mundungus und ging in die Küche. Etwas verwundert, folgten ihm die anderen und schon bald saßen elf Leute am Esstisch, der sich wohl durch etwas Magie in die Länge gezogen hatte. Alle starrten die ganze Zeit lang zu Mundungus, der seelenruhig an dem heißen Tee in seiner Tasse nippte. Doch dann fing Dumbledore an zu sprechen und alle Blicke wanderten sofort zu ihm. "Wie Mundungus vorhin ja schon erwähnt hat, ist er ein Zuständiger im Ministerium, der bei der höchststehenden magischen Justiz arbeitet. Deswegen habe ich ihn auch hierher bestellt, denn er hat sich bereit erklärt, euch bei der Verhandlung zu verteidigen." Perplex, sahen ihn Harry, Mariah und die anderen Jugendlichen an. "Wieso 'uns' verteidigen?", fragte Mariah. "Wir sind doch nicht die Angeklagten, denn wir haben doch gar nichts Schlimmes ge-" Sofort verstummte sie. Es lief ihr eiskalt den Rücken runter. Würde man sie etwa nach Azkaban bringen, weil sie die Tochter Voldemorts war? "Das nicht, aber ihr habt in so einer Situation eine Verteidigung mehr als nötig", sagte Mundungus, der seine Tasse nun endlich von den Lippen nahm. Mariah und ihre Freunde sahen ihn noch konfuser an als vor seinen Worten. Mundungus hielt kurz inne, bevor er weitersprach. "Seit dem Tag, an dem Voldemort besiegt wurde, geht es im Ministerium drunter und drüber. Alte Akten über Anschläge und Morde durch Todesser wurden wieder hervorgeholt, viele beschuldigte Leute wurden festgenommen und es wurde eine neue 'Schwarze Liste' erstellt. Auf ihr stehen die Namen all derer, von denen das Ministerium weiß, dass diese über die wahre Identität von Voldemorts Tochter Bescheid wussten." Sofort sahen alle zu Mariah, die Mundungus, der ihr gegenüber saß, völlig erschrocken ansah. Der durchbohrte sie ebenfalls mit einem seltsamen Blick. "Diese Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend. Du hast mir nicht zu viel versprochen, Albus", sagte er auf einmal, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen. Mariah wusste gar nicht mehr, was sie überhaupt denken sollte. Auf einmal brach Mundungus den Blickkontakt zu ihr ab und sah nun in die Runde. "Die Staatsanwälte, die morgen die angeklagten Todesser befragen werden, gehören zu den größten Justizbeamten des Ministeriums. Sie sind dafür bekannt, listig, direkt, treffend und gnadenlos zu sein. Wenn ein Zeuge oder Angeklagter nichts sagen will, dann nehmen sie ihn so ins Kreuzverhör, dass er wahnsinnig wird. Es gab schon viele Fälle, wo welche zusammen gebrochen sind. Doch das Schlimmste ist, dass sie nie wirklich gerecht sind. Denn jeder, der nur in irgendeiner Weise mit Todessern oder anderen schwarzen Magiern in Verbindung steht oder stand, wird von ihnen als eine Gefahr für die gesamte Zaubererwelt angesehen. Deswegen sind schon viele unschuldig nach Azkaban gekommen", sagte er mit ernster Stimme und nahm wieder einen Schluck von seinem Tee. Vollkommen ängstlich sah Mariah nun aus. Seit Harry und sie den Brief aus dem Ministerium erhalten hatten, hatte sie einfach nur noch Angst vor dem morgigen Tag gehabt. Doch jetzt, wo sie wusste, was sie morgen erwarten würde, hatte sie das schlimme Gefühl, dass keine Verhandlung, sondern ihre eigene Hinrichtung auf sie warten würde. "Und damit das nicht auch Ihnen, Miss Riddle, Miss Snape, Mr. Malfoy und auch Ihnen, Mr. Potter, wiederfährt, versuche ich alles, damit diese Geier sich zurückhalten. Und außerdem sind da auch noch die einzelnen Anwälte der Angeklagten, die Ihnen sicher auch einige unangenehme Fragen stell-" "Wie bitte??!! Diese Schweine kriegen Anwälte, die sie da raus hauen können?!", sagte Sirius völlig empört. Mundungus nickte, woraufhin Sirius ein unheimliches, ungläubiges Lächeln aufsetzte. "Das kann ja wohl nicht wahr sein ... Erst kriegen die 'ne Verhandlung und dann auch noch Anwälte! Wie wär's denn noch mit einer Luxussuite für jeden in Azkaban?!", zischte er mit geballten Fäusten. Harry sah ihn mitleidig an. Er konnte vollkommen verstehen, warum Sirius so reagierte. Damals, als er wegen dem angeblichen Verrat an Harrys Eltern und den Mord an Peter Pettigrew und zwölf Muggeln verhaftet worden war, hatte man ihn ohne Verhandlung, geschweige denn Anwalt für lebenslang nach Azkaban verfrachtet. Und das auch noch, wo er doch unschuldig gewesen war. "Nachdem sie begriffen hatten, dass es bei dir ein großer Fehler gewesen war, dich ohne Verhandlung nach Azkaban zu schicken, wollen sie so etwas nun mal nicht bei den Todessern wiederholen", erklärte Mundungus sachlich. "Fällt denen ja recht früh ein!", schnaubte Sirius. "Wer ist denn überhaupt der für morgen zuständige Richter?", fragte Hermione. "Cornelius Fudge natürlich. Bei solch einer bedeutenden Verhandlung muss nämlich immer der aktuelle Zaubereiminister das Urteil fällen", antwortete Mr. Weasley. "Aber das ist doch gut, oder?", kam es nun von Laura. "Immerhin hat er doch selbst einige Todesser erkannt und gesehen, was sie getan haben." "Das ist wahr", sagte Mundungus trocken. "Er wird bestimmt mit allergrößter Sicherheit jeden einzelnen Todesser verurteilen, denn immerhin haben sie seinen Neffen für ihre Machenschaften benutzt. Doch trotzdem könnte er vor allem euch beiden zum Verhängnis werden." Mit diesen Worten sah er nun wieder zu Harry und Mariah. "Wieso das denn? Fudge weiß doch, dass Mariah und ich Voldemort besiegt und somit auch ihn gerettet haben", sagte Harry. "Das stimmt schon, aber ihr habt sicher die Artikel über euch im 'Tagespropheten', die schon seit über einem Monat auf der ganzen Welt verschickt werden, verfolgt." Harry und Mariah nickten. "Wie ihr ja wisst, wird darin behauptet, ihr hättet Voldemort nur beseitigt, damit ihr selber nun die große Macht ergreifen könnt, da er für euch nun keine Bedrohung mehr darstellt." "Aber das ist nicht wahr!", protestierte Mariah. "Das wissen wir ja, Mariah", beruhigte Remus sie. "Glaubt Fudge etwa diesen ganzen Quatsch?", fragte Harry ungläubig. "Denkst du, es würde sonst im 'Tagespropheten' stehen, Potter?", sagte Draco. "Wenn irgendwas dort steht, dann ist Fudge derselben Ansicht und Meinung." Harry warf ihm einen bösen Blick zu. "Mr. Malfoy hat da schon Recht, denn es kommt nie etwas in den 'Tagespropheten', bevor Fudge nicht erlaubt hat, es zu drucken", erklärte Mundungus. "Er könnte uns also nach Azkaban bringen?", fragte Mariah unsicher. "Nein", sagte Mundungus zu ihrer Erleichterung, "dafür gibt es keine Anklagepunkte. Und es kommt auch ganz darauf an, wie die Staats- und Rechtsanwälte morgen gegen euch vorgehen. Ich kann euch nur warnen, sie werden jeden von euch regelrecht ausquetschen und versuchen, euch die Worte im Mund umzudrehen. Mit Sicherheit werden sie auch versuchen, euch gegeneinander aufzuhetzen und genau das darf euch nicht passieren." "Das wird nicht passieren!", sagte Harry energisch, und griff unter dem Tisch nach Mariahs Hand. Mundungus sah ihn eindringlich an und lächelte. "Diese Einstellung gefällt mir." Schon wurde sein Gesicht jedoch wieder ernst. "Ich kann euch jedenfalls nur raten, immer die Wahrheit zu sagen, denn wenn ihr lügt, werdet ihr unsicher und genau das bemerken die Anwälte und drehen sich dann eure Lügen so zurecht, dass ihr vielleicht unfreiwillig irgendein Geständnis abgibt, dass euch nach Azkaban bringen könnte. Und nach all dem, was mir Albus schon erzählt hat, habt ihr nichts zu befürchten, wenn ihr bei der Wahrheit bleibt." Plötzlich erhob er sich. "So, ich denke, das reicht für heute. Wir sehen uns dann hoffentlich alle morgen um zehn Uhr im großen Gerichtssaal", sagte er und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. "Moment mal!", sagte Harry. "Wollen sie mit uns keine Strategie oder irgendetwas in der Art für morgen entwickeln?" "Bei Merlin, nein! Sich vor einer Verhandlung auf seine eigene Aussage vorzubereiten, ist das Schlimmste, was man überhaupt machen kann. Das hört sich dann doch alles wie aufgesagt an und kommt bei dem Richter überhaupt nicht gut an. Also, bis morgen, allesamt. Ach und Remus, danke für den guten Tee", sagte Mundungus mit einem Lächeln, verließ die Küche und verschwand mit dem Wort 'Zaubereiministerium' in den Kamin. Harry und seine Freunde sahen ihm einfach nur perplex hinterher. Dieser Mann war irgendwie seltsam gewesen, doch schien es ihnen auch, dass sie keinen Besseren für ihre Verteidigung haben konnten. "Da wohl fürs Erste alles geklärt ist, mache ich mich mal auch wieder auf den Weg", sagte Dumbledore und erhob sich ebenfalls. Remus und Sirius erhoben sich ebenfalls und gingen mit dem Schuldirektor von Hogwarts ins Wohnzimmer. Harry, Mariah und die anderen standen schnell auf folgten ihnen. Bevor er sich von allen verabschiedete, wandte sich Dumbledore noch einmal Mariah zu. "Mariah, dir ist sicher schon vor den Ferien aufgefallen, dass ich dich vor anderen Leuten mit Toms Nachnamen anspreche. Es tut mir Leid, falls ich dir damit zu nahe getreten bin, aber wenn du möchtest, kann ich beim Ministerium beantragen, dass du den Namen deiner Mutter erhältst", sagte er leise zu ihr. Mariah sah ihn zuerst mit großen Augen an, doch dann ließ sie ihren Kopf ein wenig sinken. "Das ist nett von Ihnen, aber ... ich denke, es ist besser, wenn ich weiterhin den Namen 'Riddle' behalte. Denn das verrät sofort, wer ich bin und keiner kann mir dann noch vorwerfen, dass ich meine Identität verleumde", flüsterte sie beinahe. Dumbledore lächelte warm und strich mit seiner dünnen, faltigen Hand über ihren Kopf, wodurch sie diesen wieder hob. "Da hast du Recht, so ein Geheimnis sollte man nicht mit sich rumschleppen", sagte er, nahm seine Hand wieder weg und sah nun zu den anderen. "Bis morgen im Ministerium", sagte er nur, drehte sich zum Kamin, sprach die Worte 'Hogwarts, mein Büro' und verschwand in einer riesigen, grünen Flamme. Nun holte Mr. Weasley etwas Flohpulver aus seiner Tasche und sah seinen Sohn und Hermione fragend an. "Wollt ihr noch hier bleiben?" Beide nickten. "Gut, dann seid bitte zum Mittagessen zurück", sagte Mr. Weasley und gab Ron den Beutel mit dem Flohpulver. Die Prise, die er selbst in der Hand hatte, warf er ins Feuer, rief 'Fuchsbau' und verschwand im Kamin. "Tja, ihr werdet jetzt wohl alle eine Menge zu bereden haben", sagte Sirius und sah in die große Runde der jungen Zauberer. "Ich gehe raus und mache 'ne Spritztour mit meinem Motorrad." "Sei aber bitte vorsichtig und pass auf die Muggel auf", sagte Remus. "Ja, ja", erwiderte Sirius nur und ging zur Tür. Harry hörte noch die gemurmelten Worte 'Die kriegen Anwälte, ich glaub's ja nicht!', bevor sein Pate das Haus verließ. Sorge stieg ihn ihm auf. Offenbar war Sirius gerade sehr gereizt. Hoffentlich würde er keine halsbrecherischen Flugmanöver mit seinem Motorrad versuchen, um sich abzureagieren. "Wollt ihr noch etwas Tee?", fragte Remus freundlich. "Au ja, gerne, danke", antwortete Laura und ließ sich auf das Sofa nieder. "Meinetwegen", sagte Draco auch nur wieder und setzte sich neben Laura, die er auch gleich zu sich auf den Schoß zog. Laura kicherte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Für mich nicht, danke. Den würde ich sowieso nicht runterkriegen", meinte Ron und sah mit Verachtung zu Draco, der vor den Augen der anderen mit Laura schmuste. "Und für dich, Hermione?", wollte Remus wissen. "Nein, danke, aber ich würde Sie gerne etwas wegen der verschobenen ZAG-Prüfungen fragen, die für uns ja jetzt auf's Ende des sechsten Schuljahres verlegt wurden", sagte sie etwas schüchtern. "Okay, komm mit mir in die Küche, da können wir reden", bot er ihr an und gemeinsam gingen sie in die Küche. "Typisch, Hermione", sagte Harry grinsend. Er wunderte sich, da Ron nun näher an ihn herantrat. "Kann ich mal kurz allein mit dir sprechen", flüsterte er Harry zu. Diese nickte mit einem überraschten Ausdruck im Gesicht und wandte sich nun Mariah zu. "Ron und ich gehen mal nach oben in unser Zimmer, er will mit mir reden", wisperte er. "Lasst euch nicht stören. Ich versuche währenddessen mal, die beiden Turteltauben in ein Gespräch zu verwickeln", erwiderte sie und stierte grinsend zu Draco und Laura. Harry nickte und gemeinsam gingen Ron und er die Treppe hoch. Als sie im ersten Stock ankamen, vernahm Harry von seinem besten Freund ein lautes 'Wow'. Ron begutachtete nämlich all die ganzen Reichtümer, die an den Wänden hingen. "Ich kann gar nicht glauben, dass das hier Remus' Haus ist", hauchte er. "Sein Vater ist ein reicher Mann gewesen und hat es gebaut", erzählte Harry, der heilfroh war, dass Ron, aufgrund seiner Bewunderung für ein großes Wandgemälde, nicht weiter nachfragte. Nun öffnete er die Tür seines und Mariahs Zimmers und die beiden Freunde traten ein. Auch diesmal konnte Ron nicht den Mund zukriegen. "Ist das etwa Seide?", fragte er und zeigte auf das Doppelbett. Harry nickte. Ron sah sich weiterhin um und entdeckte nun die Badezimmertür. "Und was ist dadrin?" "Unser Badezimmer", sagte Harry nun etwas beschämt. Dass er nun fast schon in einer kleinen Villa lebte, während Ron mit der gesamten Weasley-Familie in Armut leben musste, war ihm sehr unangenehm. "Ihr zwei habt ein eigenes Badezimmer?", fragte Ron nun völlig entgeistert und schien kurz vor der Ohnmacht zu sein. Harry nickte mit roten Wangen. Ron atmete tief durch, ging zum Fenster und sah hinaus. Geradeso, als würde er erwarten, draußen im Garten noch einen goldenen Brunnen zu finden. Harry setzte sich währenddessen auf einen der beiden Stühle. "Du sagtest, du möchtest mit mir sprechen ... ", murmelte er und starrte auf Rons Rücken. "Also?" Ron erwiderte jedoch nichts und sah nach draußen in die große, grüne Ferne. "Es ... geht um Hermione, oder?", fragte Harry vorsichtig. Er erinnerte sich an den Brief, den Ron ihm einen Tag, nachdem Mariah und er erfahren hatten, dass Ron und Hermione ebenfalls zur Verhandlung erscheinen sollten, geschickt hatte. In diesem hatte Ron ihm mitgeteilt, dass er nun mit Hermione zusammen war. Auch die ungefähren Umstände, wie es dazu gekommen war, hatte Harry aus diesem Brief entnehmen können. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis Ron endlich nickte. "Bist du denn nicht glücklich, dass ihr zusammen seid?", fragte Harry. Ron drehte sich nun zu ihm um. "Doch", murmelte er kaum hörbar. "Aber?", hakte Harry nach, da für ihn dieses 'doch' sehr zweifelhaft geklungen hatte. Ron sah nun zu Boden. Seine Worte, die nun folgten, waren kaum mehr als ein schwaches Flüstern. "Ich zweifle daran, dass sie wirklich aus Liebe mit mir zusammen ist." Harrys Augen weiteten sich. "Wieso das denn? Du hast mir doch geschrieben, sie hätte dir gesagt, dass sie sich in dich verliebt hätte", sagte er etwas perplex. "Man kann viel sagen, wenn der Tag lang ist", erwiderte Ron nur und ließ sich nun auf dem zweiten Stuhl nieder. Mit gesenktem Kopf saß er nun da. "Und was macht dich so sicher, dass sie dich nicht wirklich liebt?", wollte Harry wissen. Ron seufzte. "Na ja ... es ist doch seltsam, dass sie zuerst ein ganzes Jahr hinter dir her ist und dann fällt ihr nach deiner Abfuhr auf einmal auf, dass sie mich liebt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie so plötzlich von dich auf mich umschalten konnte." "Manchmal geht das Verliebtsein eben schneller als man denkt", bemerkte Harry mit einem Lächeln. "Kann sein ... aber ... am meisten habe ich davor Angst ... dass sie noch Gefühle für dich hat", gab Ron leise zu. Harrys Lächeln verschwand sofort von seinem Gesicht. "Das ist doch schwachsinnig", erwiderte er kopfschüttelnd. "Ach ja? Nachdem wir alle vereinbart haben, dass wir beide zu dir kommen, da hat sie wieder dieses Leuchten in den Augen gehabt ... Dieses gleiche Leuchten wie noch vor einigen Monaten, wenn sie dich angesehen hat. Und sie hat mir auch immer wieder gesagt, wie sehr sie sich schon darauf freut, dich und Mariah wiederzusehen." "Natürlich hat sie sich auf ein Wiedersehen gefreut; genau wie ich, wie wir alle", sagte Harry, obwohl ihn Rons erstes Argument doch schon sehr verunsicherte. "Außerdem ... ging mir das alles ein bisschen zu schnell ... Wie wir zusammen gekommen sind und dann hätten wir uns, kurz nachdem wir uns wegen ihrem Geständnis noch gestritten haben, beinahe geküsst. Irgendwie macht mich dieses Tempo unsicher ... Es ist gerade so, als wolle sie sich nur mit mir über dich hinweg trösten ..." "Sag so was nicht!", sagte Harry nun sehr empört. "Hermione liebt dich wirklich!" "Woher willst du das wissen?!" "Weil ich weiß, dass sie dir nie ihre Liebe gestehen würde, wenn sie es nicht wirklich ernst meinen würde!" Nun sah Ron seinen besten Freund lange an. Harry hatte so das Gefühl, dass er ihm gerade eine große Menge seiner Zweifel genommen hatte. "Was meintest du denn vorhin überhaupt damit, dass ihr euch beinahe geküsst hättet? Hat sie etwa einen Rückzieher gemacht oder du?", fragte Harry. "In genau dem Moment kam die Eule dazwischen, die uns den Brief vom Ministerium gebracht hat." "Oh Mann, das Ministerium versaut einem echt alles", sagte Harry mit einem genervten Stöhnen. "Und nach dem Vorfall ... ist absolut nichts mehr zwischen uns gelaufen ...", erzählte Ron. "Wie bitte?" Harry konnte es nicht glauben. "Entschuldige bitte, aber das mit dem Brief ist vor einem Monat gewesen. Ein ganzer Monat, Ron. Willst du mir damit erzählen, dass ihr euch weder geküsst noch umarmt habt?" "Na ja, Küsse gab's am Morgen und vor dem Schlafen gehen." "Na also, das ist doch schon -" "Auf die Wange", fügte Ron monoton hinzu. "Oh", kam es nur von Harry. "Und weißt du auch, warum? Weil sie die ganze Zeit an dich gedacht und sich darauf gefreut hat, dich heute wiederzusehen", stellte Ron klar. Nun platzte Harry fast der Kragen. "Jetzt hör doch endlich auf, ihr zu unterstellen, dass sie dich nicht liebt! Wahrscheinlich ist sie einfach nur etwas zurückhaltend und wartet einfach mal darauf, dass du ihr entgegen kommst." "Warum das denn? Sie weiß doch, was ich für sie empfinde." "Sicher, aber immerhin hat sie dir doch eine Beziehung angeboten und nun musst du deine wirkliche Zustimmung eben dadurch zeigen, indem du den nächsten Schritt machst." Erneut folgte ein langes Schweigen. Ron seufzte leise und erhob sich wieder. Er machte ein paar kleine Schritte durch das Zimmer, bevor er sprach. "Du hast ja Recht, Hermione würde mir nicht einfach so leichtfällig ihre Liebe gestehen. Es ist nur ... ich hab einfach so großen Schiss, dass sie sich wieder in jemand anderen verlieben könnte und mich dann verlässt", gestand er und fuhr sich mit der Hand nervös durch's rote Haar. "Das wird sie nicht, Ron", versicherte Harry ihm, "denn sie liebt dich und das wird auch so bleiben." Nun lächelte Ron seinen besten Freund an. Der lächelte zurück. Ron näherte sich nun wieder dem Tisch, setzte sich aber nicht hin. "Da wir schon mal über meine Beziehung sprechen ... wie läuft's eigentlich mit dir und Mariah?" "Sehr gut." "Aha, sag mal ... habt ihr eigentlich schon ...?" "Was?" Harry wusste nicht, was er meinte. "Na ... du weißt schon ...", half Ron ihm nun mit einem Grinsen und etwas geröteten Ohren ein bisschen auf die Sprünge. Als Harry nun endlich begriff, worauf Ron hinaus wollte, wurde sein Gesicht ziegelrot. "Nein! Natürlich nicht!", blaffte er ihn an. Ron sah nun ein wenig überrascht aus. "Du tust ja gerade so, als wär das was Schlimmes. Wieso denn nicht? Ihr seid doch immerhin schon ein halbes Jahr zusammen." "Na weil -" Harry hielt sofort inne, als er sich daran erinnerte, dass Ron gar nichts davon wusste, was die Todesser Mariah angetan hatten. "Ja?", hakte Ron interessiert nach. Harry biss sich auf die Unterlippe. Er hatte überhaupt kein Recht dazu, Ron von Mariahs Vergangenheit zu erzählen. Das würde er sicher morgen aus ihrem eigenen Mund hören... "Wir ... wir wollen uns noch etwas Zeit lassen ... Wir sind einfach noch nicht soweit", antwortete Harry ruhig. "Ach so", sagte Ron nur. Sein Grinsen war immer noch da. "Ich dachte nur ... Denn immerhin schlaft ihr hier ja beide in einem Bett." "Das haben wir in Hogwarts ja auch." "Schon ... aber das war ja wohl eine ganz andere Situation. Denn jetzt geht es Mariah ja wieder besser. Aber kein Wunder bei dem Leben hier. Und endlich lebst du mit Sirius zusammen." Harry nickte und lächelte. Ja, selbst jetzt kam ihm alles noch immer wie ein schöner Traum vor. Er hatte nun so etwas wie eine Familie. Mit keinem von ihnen war er blutsverwandt, doch das war vollkommen egal. Denn seine einzigen, noch lebenden Blutsverwandten hatten ihm keinen Funken Liebe gegeben. "Malfoy wird morgen also auch in der Verhandlung aussagen?", fragte Ron. Harry, der noch immer halb in Gedanken versunken war, nickte. "Ich wette", murmelte Ron, "der wird versuchen, seinen Vater da raus zu hauen und gegen dich aussagen." "Das glaube ich nicht", erwiderte Harry. Ron sah ihn nun mehr als überrascht an. Doch auch Harry war etwas verwundert. Hatte Ron damals mit Hilfe dieser Kristallkugel von Parvati Patil nicht gesehen, wie Draco Malfoy gegen die Todesser gekämpft und seinem Vater getrotzt hatte? "Wie kommst du denn darauf?", wollte Ron wissen. "Malfoy hasst seinen Vater. Außerdem hat Lucius Lauras Mutter ermordet." Ron sah ihn nun sehr schockiert an. Davon hörte er zum ersten Mal. Harry hatte ihm und Hermione, als er ihnen die Wahrheit über Mariah gesagt hatte, so einiges enthüllt. Doch eigentlich hatten beide viel mehr über Mariah statt über Laura oder Malfoy erfahren. Harry hatte ihnen eigentlich nur bestätigt, dass Laura wirklich Snapes Tochter war, ihre Mutter ebenfalls eine Todesserin gewesen war und dass sie und Draco Malfoy ein Paar waren. "Und trotzdem ist Elisha - ach - Laura mit Malfoy zusammen? Wo er seinem Vater auch noch so ähnlich sieht und ist?" Harry senkte kurz seinen Blick. "Er war es aber nicht, der ihre Mutter umgebracht hat", erwiderte er. "Ja schon ... aber ... Egal, ich kann ihn immer noch nicht ab, selbst wenn er auf Knien vor uns rumrutschen und uns um Verzeihung wegen all dem Ärger, den er uns in den fünf Jahren bescherrt hat, bitten würde. Wie er da unten einen auf Frieden macht ... geradezu widerlich! Was macht er da unten überhaupt noch? Die Besprechung ist doch schon längst vorbei." "Der schläft hier die nächsten zwei Nächte", grummelte Harry. Ron sah ihn an, als hätte Harry ihm gerade ins Gesicht geschlagen. "Was? Dieses schleimige Frettchen schläft hier in diesem Haus? Hast du dich irgendwo am Kopf gestoßen, dass du das erlaubst?" "Glaubst du etwa, ich war damit einverstanden? Mariah hat ihn hinter meinem Rücken eingeladen und ich habe das erst heute morgen erfahren." "Na toll, willkommen im Klub. Ich erfahre zu Hause auch immer alles als Letzter. Ich schwöre dir, den würde ich noch nichtmal in unserem Garten bei den Gnomen oder auf dem Dachboden bei dem Ghul schlafen lassen. Selbst denen würde ich das nicht antun wollen", murrte Ron. Auf einmal klopfte es an der Tür und Mariah streckte ihren Kopf hinein. "Entschuldige, falls ich euch störe, aber könntet ihr mir mal bitte einen kleinen Gefallen tun?", fragte sie. "Klar", kam es von Ron und Harry. "Gut, könntet ihr bitte nach unten gehen und Draco ein wenig Gesellschaft leisten?" Harry und Ron warfen ihr einen ungläubigen und beinahe schon beleidigten Blick zu. "Lieber stürze ich mich in den See von Hogwarts - und zwar vom Astronomieturm", beteuerte Ron. Harry stimmte ihm mit einem Nicken zu. "Och bitte, ich möchte Laura in Ruhe das Haus zeigen und ich will nicht, dass Draco so allein und unbeachtet da unten sitzt", flehte Mariah. Doch Ron und Harry schüttelten energisch die Köpfe. Plötzlich betrat Mariah ganz das Zimmer und ging auf Harry zu. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und sah ihn bittend an. "Bitte", bettelte sie wie ein kleines Kind um Süßigkeiten. Harry errötete leicht. Er sah flüchtig zu Ron, der heftig seinen Kopf schüttelte und mit den Händeln fuchtelte, und dann wieder in Mariahs bittende Augen. "Kannst du ihm nicht ebenfalls das Haus zeigen?", bat Harry sie. "Nein, denn ich möchte auch mal wieder allein mit Laura sprechen. Ach komm schon, es sind doch nur ungefähr zehn Minuten." Nun bildeten Mariahs Lippen einen Schmollmund. Das zeigte sofort seine Wirkung. "Na gut", seufzte Harry, worauf Ron sich die Hand gegen die Stirn schlug. "Aber nur zehn Minuten und nicht mehr." "Danke!", sagte Mariah glücklich und gab ihm einen Kuss. "Und bitte beherrscht euch beide, du und Draco, diesmal. Ich möchte nachher weder einen Zauberstab noch jemanden von euch verflucht auf dem Boden sehen", flüsterte sie ihm ermahnend zu, als sie sich wieder von ihm löste. 'Warum soll ausgerechnet ich dafür sorgen, dass Malfoy ein wenig Aufmerksamkeit - die er noch nicht einmal verdient - bekommt, obwohl wir beide uns vorhin doch noch umbringen wollten?', fragte sich Harry etwas genervt. Sicher würde er die nächsten zehn Minuten zu den schlimmsten seines Lebens zählen, wenn alles vorbei war. Er bekam nur beiläufig mit, wie Mariah ihn losließ und sich der Tür näherte. Doch die Worte, die Ron ihm nun zuraunte, verstand er klar und deutlich. "Mann, Alter, beinahe hätten wir dem Grauen entgehen können! Du lässt dich einfach zu leicht von deiner Freundin um den Finger wickeln." Dabei schüttelte der Rotschopf den Kopf. "Du würdest Hermione bestimmt auch nichts abschlagen, wenn sie dich 'so' um etwas bitten würde", konfrontierte Harry ihn grinsend, während sie die Treppe runtergingen. "Vielleicht", gab Ron zu, "aber zu meinem Glück würde Hermione mich nie um 'so etwas' bitten." Nun kamen sie im Wohnzimmer an, wo Laura noch immer auf Dracos Schoß saß und ihm irgendetwas ins Ohr flüsterte, was ihm einen etwas überraschten, doch dann einen sehr erfreuten Gesichtausdruck entlockte. "Hey, ihr zwei, darf ich euch für kurze Zeit trennen?", fragte Mariah lächelnd. Laura und Draco sahen zu ihr auf. "Wenn es denn sein muss", sagte Draco und küsste seine Freundin noch einmal an der Ohrmuschel. Kichernd, erhob sich Laura. "Sag mal, Mariah, kann ich mit dem Schachbrett hier mal spielen?", fragte Draco und holte unter dem Sofa ein Schachbrett hervor. "Natürlich kannst du", antwortete Mariah. "Da unten lag ein Schachbrett?", erkundigte sich Harry verwundert. Er hatte das Schachbrett nie bemerkt. "Was, Potter? Du kennst dich nicht mal in deinem eigenen Haus aus? Ach, falls du dich wunderst, wenn du da hinten durchgehst, findest du eine Küche", kommentierte Draco hämisch. Harry sah ihn drohend an und wollte gerade wieder nach seinem Zauberstab greifen, doch Mariah hielt kräftig seinen Arm fest. "Reiß dich zusammen!", warnte sie ihn im Flüsterton. Widerwillig, nickte Harry und setzte sich diesmal auf einen der Sessel. "Kommst du, Laura? Ich zeige dir mal das Haus", bot Mariah ihrer Freundin an. Diese nickte und gemeinsam gingen sie die Treppe hoch. Ron, der noch immer stand, starrte Draco hasserfüllt an. Der starrte mit demselben Blick zurück. "Wenn du meinen wunderbaren Anblick nicht ertragen kannst, Weasley, dann kannst du ruhig zu dem Schlammblut in die Küche gehen", sagte er. Ron atmete tief ein und ließ sich nun auf dem anderen Sessel nieder. "Ah, ihr beide könnt wohl nicht auf meine Anwesenheit verzichten", erklärte sich Draco dieses Verhalten und schlug elegant die Beine übereinander. "Bild dir mal nichts ein, Malfoy. Wir sitzen hier nur, weil Mariah will, dass wir dir Gesellschaft leisten. Und glaub uns, wir würden lieber alles andere als das tun", sagte Harry kalt. "Das gilt auch für mich, denn ich kann sehr gut auf eure Gesellschaft verzichten ... Obwohl ..." Nun besah Draco nachdenklich das Schachbrett. Nach wenigen Sekunden legte er es auf dem Tisch ab und klappte es auf. "Lust auf ein Spiel, Potter?", fragte er. Harry sah ihn überrascht an. Er wusste, dass er Schach nicht gerade gut beherrschte, was auch Ron, der nervös zu Harry blickte, kein Rätsel war. "Was ist, Potter? Kneifst du?", hakte Draco nach, der Harrys Nervosität sehr wohl bemerkt hatte. Obwohl sich Harry aus Dracos Selbstbewusstsein nur zusammenreimen konnte, dass der wohl sehr begabt im Schach war, sagte er: "Nein, lass uns beginnen." Sofort sprangen die Schachfiguren auf und stellten sich in der richtigen Position auf. Plötzlich stand Draco auf und näherte sich dem Sessel, auf dem Ron saß. "Beweg deinen Hintern, Weasley! Spieler müssen sich gegenüber sitzen, falls du das nicht weißt!", blaffte er ihn an. Ron grummelte noch einmal wütend, bevor er aufstand und sich auf die Couch fallen ließ. Draco setzte sich auf den nun freien Sessel und da auf seiner Seite die weißen Figuren standen, machte er mit einem Bauern seinen ersten Zug. "Was macht ihr denn da?", wollte Hermione wissen, die soeben den Raum betrat. Sie setzte sich neben Ron auf die Couch und beobachtete nun wie er gebannt das Spiel. Doch das, was sie da in den nächsten Minuten zu sehen bekamen, war alles andere als positiv. Dracos Spielfiguren zerschmetterten Harrys Figuren eine nach der anderen. Überall auf dem Tisch lagen die schwarzen Teile der zerstörten Figuren. Draco war wirklich ein Meister dieses Spiels. Es schien, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. "Harry, dein Springer! Pass auf deinen Springer auf!", sagte Ron, als Harry mal wieder kurz davor war, in eine von Dracos strategischen Fallen zu geraten. "Ron, hör auf, dich da einzumischen! Das macht man nicht!", wurde Ron von Hermione ermahnt, die schon seit einer Minute aufgegeben hatte, daran zu glauben, dass Harry noch gewinnen würde, und deshalb in einem der neuen Schulbücher rumblätterte. Ron warf ihr kurz einen mürrischen Blick zu und erstarrte beinahe, als Draco das Wort 'Schachmatt' aussprach. Erschrocken, sahen er und auch Harry auf das Brett. Es war sonnenklar. Harry hatte haushoch verloren. Und das ausgerechnet gegen Draco Malfoy. Der grinste, was er schon das ganze Spiel über getan hatte, doch diesmal war es an Überheblichkeit und Triumph kaum zu übertreffen. "Tja, es scheint wohl so, dass der große und berühmte Harry Potter verloren hat", stellte er freudig fest. Harry und auch Ron durchbohrten ihn mit zornigen Blicken. "Na, habt ihr Spaß?", kam es von Mariah, die soeben mit Laura wieder das Wohnzimmer betreten hatte. Sie beide besahen das Schachbrett und begriffen sofort, dass das Spiel beendet war. "Ah, ihr habt gespielt. Wer denn?", wollte Laura wissen. "Ich und Potter", antwortete Draco. "Der Esel nennt sich immer zuerst", kommentierte Ron grinsend, was Draco nur mit einem gereizten Blick erwiderte. "Und wer hat gewonnen?" "Ich", verkündete Draco stolz. Laura ging erfreut auf ihn zu und umarmte ihn. "Und ich habe das verpasst", murrte sie. Draco grinste. "Dafür kannst du dich später ja revanchieren", flüsterte er ihr ins Ohr. Laura lächelte und küsste seine blasse Wange. Draco, der diese Zärtlichkeit sehr genoss, konnte aus seiner Perspektive her in Hermiones Gesicht sehen, das bei dem Anblick der beiden sehr rot wurde. "Na, Granger, dir hat das alles, was du im Vertrauensschülerbad gesehen hast, wohl nicht gereicht, du kleine Spannerin", sagte Draco mit einem bösen Grinsen. Hermione wurde schlagartig noch röter und sah verlegen zur Seite. Ron sprang förmlich vom Sofa auf und war kurz davor, sich auf Draco zu stürzen und auch Laura schien nicht gerade begeistert zu sein wegen seiner unangemessenen Wortwahl. "Draco!", zischte sie und gab ihm einen kleinen, aber dennoch kräftigen Handklaps auf die noch eben geküsste Wange. "I-Ich glaube ... wir gehen jetzt besser - Es-es ist bald Mittag - Komm, Ron - Lass ihn doch! Tschüss, Harry, tschüss, Mariah, wir sehen uns morgen - Komm jetzt, Ron!" Während die noch immer rote Hermione Ron am Arm festhielt, nahm sie ihm das Flohpulver ab, warf es in den Kamin und rief laut: "Fuchsbau!" Und schon waren sie inmitten der grünen Flammen verschwunden. *** Nun hatte sich Draco durch seine große Klappe auch noch zum Teil die Gunst Lauras verspielt. Gerade saßen alle - auch Sirius, der inzwischen von seiner Fahrt zurückgekehrt war - in der Küche und aßen Steak zum Abendbrot. Seit dem Vorfall nach dem Schachspiel hatte Laura kein Wort mehr mit Draco gewechselt, was ihn dazu veranlasste, seinen deprimierten Blick durch die Räume schweifen zu lassen. Harry dagegen fand es sehr amüsant, dass Draco auf einmal so klein mit Hut war. Auch Mariah hatte diese Situation vorhin sehr missbilligt, denn auch sie hatte seitdem kaum noch mit Draco gesprochen. 'Das wird ja immer besser', dachte Harry, als das Abendessen beendet war. 'Wenn er es sich jetzt auch noch bei Remus verscherzt, jagen wir ihn noch heute Nacht raus.' Harry konnte es sich schon regelrecht ausmalen. Als alle Teller vom Tisch waren, erhob sich Daco und wandte sich Laura zu. "Wollen wir noch ein wenig draußen spazieren gehen?", fragte er sie mit einem bittenden Blick. Laura sah ihn nachdenklich an. Bevor er ihr noch vor die Füße fallen und sie anflehen würde, wollte sie lieber zusagen. "Dürfen wir?", fragte sie Remus. Der nickte mit einem Lächeln. "Seid aber bitte zurück, bevor es dunkel wird." Laura bedankte sich und verließ mit Draco die Küche und daraufhin das Haus. Harry war froh darüber, dass er endlich mal nicht mehr mit diesem Frettchen in einem Zimmer war. Wenn Laura nicht ebenfalls draußen gewesen wär, dann hätte er alle Fenster und Türen des Hauses völlig verriegelt, damit dieser widerliche Schleimer dieses Haus nie wieder betreten würde. "Und ihr zwei?", fragte Sirius. "Wollt ihr auch noch was unternehmen?" "Nein, wir gehen nach oben und wollen etwas miteinander bereden", antwortete Mariah und stand auf. "Ach, wollen wir?", kam es von dem verwunderten Harry. "Jep!", sagte Mariah nur, nahm seine Hand und zog ihn mit sich bis nach oben in ihr gemeinsames Zimmer. Dort schloss Mariah sofort die Tür hinter sich und Harry war völlig perplex, da sie ihn nun gereizt ansah. "So, jetzt erklär mir doch mal bitte, warum ihr beide, du und Draco, euch heute angreifen wolltet", befahl sie schon beinahe. "Da war doch nichts", sagte Harry nur. Er hatte nicht gerade Lust, ihr bis ins kleinste Detail zu erläutern, was Draco alles gesagt hatte. "Ach, wegen 'nichts' wolltest du ihn also umbringen?", sagte Mariah ungläubig. "Ich wollte ihn nicht umbringen!" "Das hat sich aber ganz anders angehört! 'Halt die Schnauze!', hast du wie ein Irrer gebrüllt! Was hat er denn so Schlimmes gesagt?", wollte sie nun endlich wissen. Harry biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Das machte Mariah nur noch ungeduldiger. "Harry, wenn du mir jetzt nicht sofort sagst, was Draco da von sich gegeben hat, dann -" "Er hat über dich gesprochen", sagte Harry. Mariah hielt überrascht inne. "Was? Wie ... Was hat er denn gesagt?" Harry schwieg zuerst, doch dann zwang er sich endlich dazu zu sprechen. Das zu tun, fiel ihm aber irgendwie sehr schwer. "Er sagte ... er hätte euren Kuss damals sehr genossen ... dass du ... süß schmecken würdest .. dass er am liebsten alles von dir haben würde und ... dass er sich sicher für dich entschieden hätte, wenn er Laura nicht kennen gelernt hätte ..." Seinen gestammelten Worten folgte eine Totenstille. Mariah starrte ihn vollkommen sprachlos an. Doch versuchte sie, ein Lächeln aufzusetzen, was ihr aber irgendwie nicht ganz gelang. "A-aber ... das hat er doch nicht so gemeint ... Du weißt doch ... das macht er nur, um dich zu ärgern." Doch sie hörte sich nicht gerade so an, als würde sie es selbst glauben, was sie da sagte. Deswegen tat Harry es erst recht nicht. "Du ... du darfst solchen Worten aus Dracos Mund keinen Glauben schenken. Er weiß eben, dass er dich mit der Erwähnung von mir am besten provozieren kann. Er würde so was niemals wirklich machen. Er liebt nur Laura, ich bin für ihn nur eine gute Freundin", versicherte Mariah ihm. "Es ist nicht nur das", gestand Harry. "Er behauptete auch, du würdest bald genug von mir haben und dir einen Besseren suchen." Mariah starrte ihn zuerst einfach nur an. Traute er ihr etwa wirklich zu, dass sie so etwas Gemeines mit ihm abziehen würde? "Und lass mich raten: Er sagte außerdem noch, dass er wohl der 'Bessere' wäre, richtig?" Diesmal grinste sie wissend. Harry war nun etwas überrascht. "Ähm ... ja ... aber woher ..." "Da siehst du es. Draco ist ein kleiner, etwas zu eingebildeter Kindskopf, der glaubt, in allem der Beste zu sein. Aber so ist er nunmal." "Deswegen hat er aber noch lange nicht das Recht dazu, hier alles und jeden zu beleidigen. Das mit Hermione vorhin hätte er sich echt verkneifen können." "Ja, du hast ja Recht. Ich versuche ja schon alles, damit er sich zusammenreißt und ich bin sicher, Laura hält ihm soeben eine schöne Moralpredigt." "Hauptsache es wirkt auch mal bei ihm", sagte Harry trocken. *** In ungefähr drei Meter Abstand lief Laura vor Draco. Sie sah ihn nicht an und sprach auch nicht mit ihm, und das schon seit zehn Minuten. "Laura!", maulte Draco. "Willst du jetzt etwa nie wieder mit mir reden?" Laura antwortete nicht und erhöhte den Abstand nun um einen Meter. Nun stampfte Draco mit dem Fuß auf. "Jetzt stell dich doch nicht so an! Was hab ich dir denn getan?" Auf einmal drehte sich Laura zu ihm um und blickte ihn böse an. "Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie peinlich mir das vorhin war?!", fuhr sie ihn an. "Wieso dir? Der einzigen, der was peinlich sein sollte, ist ja wohl die Granger! Was begafft die uns auch unter der Dusche?" "Hermione hat uns nicht begafft! Sie gehört genau wie du zu den Vertrauensschülern und dürfte dort rein!" "Wer weiß, wie lang die uns zugeschaut hat ...", murmelte Draco. "Das ist doch egal! Ich möchte einfach nur nicht, dass du vor den anderen unsere Bettgeschichten ausplauderst!" Draco sah sie kurz an, doch dann ging er langsam auf sie zu, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie zu sich heran. "Wieso?", hauchte er ihr ins Ohr, so dass sie ein Schauer durchlief. "Schämst du dich für all das, was wir beide gemacht haben?" Laura wurde rot und versuchte, ihn von sich wegzudrücken. "Ne-nein ... aber ... es muss ja nicht jeder wissen, was wir nachts machen", stammelte sie. "Wieso denn nicht? Vielleicht können die prüden Herrschaften noch was von uns lernen", flüsterte er und hob ihr Kinn an. Doch sie schubste ihn grob von sich weg. "Hör doch auf damit! Das ist es, was mich die ganze Zeit ankotzt! Immer machst du Harry und die anderen blöd an! Ist das dein Dank dafür, dass du für zwei Nächte in diesem Haus dort schlafen darfst?! Was bitteschön haben sie dir eigentlich getan?!" Draco war zuerst ein wenig erschrocken über Lauras so plötzlich lauten Ton. Doch dann ging er auf einmal in sich und sein Blick wurde ausdruckslos. Langsam wandte er sich Remus' Haus zu, das ungefähr hundert Meter von den beiden entfernt stand. "Was meinen Hass Potter gegenüber betrifft, habe ich dir schon einmal erklärt, was dir genügen sollte. Seine ... 'Freunde' sind auch kein bisschen anders als er. Denken immer, sie wären die Mutigsten und Besten. Ich soll ihnen dafür danken, dass sie auf einmal nett zu mir sind, ja? Darauf können die lange warten. Die tun doch nur so, weil Mariah es von ihnen verlangt! Und noch dazu glauben sie, nur, weil sie angeblich die 'Guten' sind, verstehen sie alles und jeden ... auch mich ... Was bilden die sich eigentlich ein?! Sie verstehen mich nicht ... Keiner versteht mich ..." Ein feiner Wind streifte sein Gesicht und seine blonden Haare wehten leicht. Stumm wurde er von Laura betrachtet. Ganz langsam ging sie auf ihn zu, legte ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Draco ließ dies geschehen, ohne ein Wort zu sagen. "Ich verstehe dich nicht immer ... doch ich kenne deine Schmerzen ... ich kann sie sehen ... in deinen Augen, in deiner Seele ... Und du kennst auch meine Schmerzen ... und sicher verstehst du mich vollkommen. Deswegen möchte ich dich auch ganz verstehen." Sie sah zu ihm auf und umfasste sein Gesicht. Seine Augen waren noch immer ohne jede Emotion. "Du und die anderen ... ihr müsst nicht unbedingt Freunde werden ... doch bitte versuch wenigstens, mit ihnen auszukommen und bitte zügle dein Mundwerk. Denn mit deinen Worten verletzt du nicht nur die anderen ... sondern auch mich", wisperte sie. Sie lächelte, als ein feines Leuchten in Dracos grauen Augen auftauchte und er ein wenig seinen Blick senkte. "Entschuldige", flüsterte er. "Du wirst also wenigstens versuchen, dich zusammenzureißen?" "Ja", hauchte er, "Wieder gut?" Er gab ihr einen kleinen Kuss. Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, küsste sie ihn ebenfalls. "Wieder gut", sagte sie. Nun lächelte auch Draco, der sich wieder zu ihr vorbeugte und sie diesmal länger und inniger küsste. Lauras Hände strichen durch sein blondes, weiches Haar, während sie seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte. Beide hörten das laute Rascheln der Bäume und Büsche, die sich am Rande eines Waldes hinter ihnen entlang zogen. Der leichte Wind war frisch und angenehm. Auf einmal wurde das Rascheln lauter und irgendetwas flitzte zwischen den Büschen hervor und sprang auf das junge Paar zu. Laura löste sich augenblicklich mit einem spitzen Schrei von Draco und schlug nach dem 'Etwas' aus, welches zurück in den Wald rannte. Erschrocken, sah Draco dem Angreifer hinterher und dann auf Lauras rechten Arm, den sie mit schmerzverzerrtem Gesicht umfasste. "Laura! Was hast du? Hat es dich gebissen?" Als er es schaffte, ihre Hand wegzuziehen, erübrigte sich eine Antwort. Eine tiefe, große Bisswunde zierte Lauras dünnen und blassen Unterarm. Blut floss förmlich heraus und tropfte nun auch auf Dracos Hand. "Schnell, gehen wir zurück!", sagte er hastig. Laura nickte. Sie wollte auch nicht riskieren, dass dieses seltsame Wesen zurückkehren und noch einmal angreifen würde. Als sie endlich vor der Haustür standen, schlug Draco sie mit aller Kraft auf. Darauf wurden sofort Remus und Sirius aufmerksam, die soeben auf dem Sofa saßen und die beiden nun konfus anstarrten. "Was ist denn los? Ist was pa - Oh Merlin!", keuchte Remus erschrocken, als er Lauras Wunde entdeckte. Er stand hastig auf und ging auf sie zu, um sich die Wunde genauer anzusehen. "Sirius, geh schnell nach oben ins Bad und hol Verbände und den Desinfektionstrank!" Sirius folgte dem Befehl sofort und lief eilig nach oben. "Komm!", sagte Remus hastig und zog Laura vorsichtig voran. "Wir verarzten dich in der Küche." Laura folgte ihm ohne Widerspruch. In der Küche setzte sie sich auf einen der Stühle, während Remus ihr mit einem Tuch sachte das Blut von Arm und Wunde wegwischte. Er wollte gerade fragen, was überhaupt passiert war, doch da kam Sirius, dicht gefolgt von Mariah und Harry, in die Küche und übergab Remus die Verbände und eine kleine Flasche. "Laura! Was ist denn passiert?!", fragte Mariah völlig aufgelöst. "Immer mit der Ruhe, Mariah, erstmal wird sie verarztet", beruhigte Sirius sie. Mariah nickte widerwillig und betrachtete besorgt Lauras Wunde. Remus öffnete nun die Flasche und ließ ungefähr vier Tropfen auf die Wunde fallen. Laura verzog ein wenig das Gesicht. "Tut mir Leid, es brennt leider ein wenig", entschuldigte sich Remus. "Ist schon okay", wimmelte sie ab. Remus lächelte, stellte die Flasche wieder auf den Tisch und griff nun nach den Verbänden. "Darf ich das machen?", fragte Mariah ein wenig schüchtern. Sie kam sich nämlich so vor, als würde sie einfach nur neben ihrer verletzten Freundin stehen und nichts machen. Dieses Gefühl war ihr sehr unangenehm. "Natürlich", sagte Remus verständnisvoll und gab ihr die Verbände. Mariah lächelte dankbar und fing an, Lauras Arm damit geschickt zu verbinden. "Also, was ist denn nun da draußen passiert? Wer hat dir das angetan?", wollte Mariah erneut wissen. "Irgendetwas hat uns da draußen angegriffen", erzählte Laura nachdenklich. "Wie? Wer oder was sollte euch denn hier, in dieser Gegend, angreifen?", sagte Sirius überrascht. "Vielleicht Todesser, die noch frei rumlaufen und sich an euch rächen wollen?", vermutete Remus mit leiser Stimme. "Nein", sagte Draco prompt. "Es war irgendetwas Kleines, reicht einem vielleicht höchstens bis zum Knie. Das einzig noch Erkennbare war, dass es schwarz war." "Dann war es wohl irgendein Tier", schlug Harry vor. "Das wär aber seltsam", meinte Remus. "Es gibt hier zwar einige Tiere, aber welche, die normalerweise keine Menschen angreifen." "Und wenn es ein magisches Tier war?", fragte Mariah, die nun fertig war, Lauras Wunde zu verbinden. "Das wäre erst recht seltsam. Hier gibt es kaum welche und allein diese unterscheiden sich kaum von nichtmagischen Tieren. Sie können gerade mal verschwinden oder sich wundersam verwandeln, doch gefährlich sind sie auf keinen Fall. Habt ihr denn sonst noch irgendwas erkannt?" "Nur, dass es nicht gerade das sanfteste und langsamste Tier war", sagte Draco. "Gut, ich schau mich draußen mal ein wenig um, vielleicht finde ich dieses Vieh ja", sagte Sirius und stand auf. "Seien Sie aber vorsichtig. Wir konnten das Tier kaum sehen, so schnell war es", warnte Laura ihn. Sirius nickte und verließ das Haus. "So, ich denke, es ist besser, wenn ihr beide nach diesem Schreck erstmal ins Bett geht, morgen wird schließlich ein harter Tag sein", sagte Remus zu Laura und Draco. Die beiden nickten sofort und erhoben sich. Draco wollte Laura stützen, doch sie lehnte dankend ab und wünschte den anderen noch eine gute Nacht. Dann gingen beide nach oben und standen schließlich im Gästezimmer. In der Mitte des Zimmers an der Wand stand ein großes Doppelbett mit einer grünen Decke. Außerdem standen auch noch ein großer Schrank und ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen im Zimmer. "Geht's dir auch wirklich gut?", fragte Draco. Laura lächelte. "Ja, wie du siehst, ist mein Arm noch dran", scherzte sie. Draco lächelte nun auch und legte seine Arme um ihre Taille. "Wirklich schade ... nach dem ganzen Stress hast du wohl keine Lust mehr, ne?", fragte er sie ein wenig enttäuscht. Zu seiner Überraschung grinste Laura auf einmal breit und drückte ihn sanft von sich weg. Dann ging sie zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um. Langsam drehte sie sich wieder zu ihm um und sah ihn verführerisch an. "Habe ich das denn gesagt?", fragte sie ihn. Nun grinste auch Draco, der sofort begriff, was sie meinte. Er zog sie zu sich heran und küsste sie stürmisch und Laura ging sofort darauf ein. Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob Draco seine Liebste hoch, trug sie zum Bett und legte sie sanft darauf. Ungeduldig, zog Laura ihn noch näher zu sich herunter und knöpfte eilig sein Hemd auf. Grinsend löste sich Draco von ihr. "Kannst es wohl kaum erwarten", sagte er amüsiert. "Du doch auch", erwiderte Laura atemlos und zog ihn wieder zu einem Kuss herunter. Draco erwiderte sofort und ließ seine Hand unter ihr Oberteil wandern. Laura setzte sich auf, damit er es ihr ausziehen konnte. Als es auf den Boden landete, küsste Draco ihren Hals und sie streifte ihm das Hemd ab. Er wollte sie gerade wieder zurück ins Kissen drücken, doch eh er sich versah, lag er auf einmal auf dem Rücken und sie saß auf ihm und grinste ihn überlegen an. "Heute werde ich dich mal ein wenig verwöhnen", sagte sie und begann seine nackte Brust zu küssen. Draco schloss kurz seine Augen, während sie mit ihren Küssen bis zu seinem Bauchnabel wanderte. Er öffnete sie dann jedoch wieder und starrte nachdenklich an die Decke. Nach ungefähr einer halben Minute hörte Laura auf einmal auf mit ihren Zärtlichkeiten und rutschte wieder auf Augenhöhe zu ihm hoch. "Da ist heute aber jemand sehr passiv", murmelte sie grinsend und wollte gerade wieder auf 'Tauchstation' gehen, doch Draco umfasste zärtlich ihr Gesicht und hielt sie so davon ab. Lange sah Draco sie an und strich mit seinen Händen lieblich durch ihr schwarzes Haar. "Was ist mit dir los?", fragte Laura nun etwas besorgt. Dracos Blick war so tiefgründig und nachdenklich. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Schon gar nicht in 'so einer' Situation. "Hast du gar keine Angst wegen morgen?", fragte er ruhig. Sprachlos, sah Laura ihn an. Draco verzog jedoch keine Miene. "Weißt du eigentlich, dass du damit gerade die ganze Stimmung verdirbst?", sagte sie. "Antworte mir, bitte", bat er sie ernst. "Nein, habe ich nicht. Warum sollte ich denn?" Auf einmal verfinsterte sich Dracos Blick ein wenig. "Weil 'er' dort sein wird", flüsterte er. Laura zuckte leicht zusammen. Sofort kehrten wieder diese schlimmen Erinnerungen von einem dunklen Kerker und widerlichen Händen auf ihrer Haut zurück. "Wirst du dem Gericht erzählen, was er ... dir beinahe angetan hätte?", fragte Draco vorsichtig. Laura atmete tief durch. "Ja, ich werde es tun. Und egal wie genau ich ins Detail gehen muss, solange dieser Bastard endlich seine gerechte Strafe bekommt, ist mir alles recht." Draco sah sie ein wenig beeindruckt an. Doch dann wurde sein Blick sofort wieder ernst. "Hast du keine Angst vor mir, wenn ich dich berühre? Dabei sehe ich ihm doch so ähnlich. Das gleiche Gesicht, der gleiche Blick! Viele sagten mir schon, ich sähe genauso aus wie er, als er noch in meinem Alter -" "Shhh ...", flüsterte Laura und legte ihren rechten Zeigefinger auf seine Lippen. Verwundert, starrte er sie nun an. "Hör zu, Draco, ich teile die Meinung der anderen nicht. Du siehst 'ihm' zwar äußerlich ähnlich, weil ihr verwandt seid, aber du bist erstens nicht er, zweitens erinnerst du mich kein bisschen an ihn." Nun senkte sie ihren Kopf, bis sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. "Deine Augen ... sie sind so anders als seine ... Seine sind ... kalt und unberechenbar ... Deine sind jedoch voller Wärme und Hunger nach Liebe ... In diese Augen habe ich mich verliebt ... In dich habe ich mich verliebt ... Du bist niemand anderes und in dir sehe ich auch niemand anderen. Schon gar nicht 'ihn'." Wie weggewischt, verschwand auf einmal der ernste Ausdruck aus Dracos Gesicht und wurde durch den Anblick von unvorstellbarer Glückseligkeit ersetzt. Er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. "Ich liebe dich", hauchte er ihr ins Ohr. Laura lächelte glücklich. Sie erinnerte sich an die letzten Wochen in Hogwarts. Draco hatte es nämlich in ihren letzten gemeinsamen Nächten nicht gewagt, sie dazu zu verführen, mit ihm zu schlafen. Er hatte darauf Rücksicht genommen, dass sie ihr Erlebnis mit seinem Vater erst verarbeiten musste. Erst jetzt wusste sie, dass dies nicht der einzige Grund gewesen war. Immer noch lächelnd, hob sie ihren Oberkörper wieder etwas an, wobei Drac sie mit Neugier betrachtete. Sie krabbelte nun weiter nach hinten und öffnete seine Hose, die sie ihm eilig abstreifte. "Jetzt sollte ich mich wohl endlich dafür 'revanchieren', dass ich heute bei deinem großen Sieg nicht dabei war", sagte sie grinsend, zog nun auch seine Boxershorts herunter und ließ ihren Kopf sinken. Das Einzige, was Draco nur noch tun konnte, war, seinen Kopf nach hinten aufs Kissen zu drücken und laut aufzustöhnen... *** "Und?", fragte Mariah. "Nichts", antwortete Harry und schloss die Tür hinter sich. "Sirius hat den ganzen Wald abgesucht und nichts und niemanden gefunden." Er stieg zu Mariah ins Bett und kuschelte sich unter die Decke aus Seide. In den letzten Tagen war es draußen nämlich um einiges kühler geworden. "Was ist ... wenn es doch Todesser waren? Vielleicht haben sie ja irgendein Tier verflucht und es auf Laura und Draco gehetzt!", wisperte Mariah ängstlich. Zärtlich und beruhigend streichelte Harry ihre Wange. "Mach dich mal nicht verrückt, Mariah. Sirius hat sich zum Suchen in einen Hund verwandelt und wenn dort draußen ein Todesser gewesen wär, dann hätte er ihn sicher gerochen." "Ja", murmelte sie einsichtig, "ja, du hast wohl Recht." Sie legte sich nun hin und atmete noch einmal tief durch. Harry beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen Gutenachtkuss. "Versuch zu schlafen, okay?", bat er sie. Mariah nickte lächelnd und schloss die Augen. Auch Harry schloss seine Augen, kuschelte sich an sie und schlief mit ihr ein... Durch einen widerlichen, modrigen Geruch erwachte Mariah und öffnete langsam ihre Augen. Sofort erstarrte sie. Sie stand vor einem riesigen Bett und auf diesem lag ein dicker, stark beharrter Mann. Sein bewegungsloser Körper war übersät mit Blut. Es floss aus dem Mund, den Augen, der Nase und aus den Ohren. Seine milchig weißen Augen starrten sie an. Zitternd stellte Mariah fest, dass ihre beiden Hände ebenfalls von Blut übergossen waren. Schreiend rannte sie aus dem Zimmer, blieb im Raum nebenan jedoch sofort wieder mit offenem Mund stehen. Überall um sie herum auf dem Boden lagen Leichen. Alle entstellt und voller Blut. Als sie die verzerrten Gesichter erkannte, keuchte sie laut auf. Sie sah Albus Dumbledore, Remus, Sirius, Ron, Hermione, Draco, Laura und ... Als sie in Harrys grüne, leere Augen sah, schrie sie wieder laut und hoch und rannte auch aus diesem Zimmer. Endlich war sie aus dem Haus raus, doch plötzlich stand eine kleine Person vor ihr, die sich überrascht zu ihr umdrehte. Es war ein kleiner Junge mit wunderschönen braunen Augen... "MARIAH!" Mit aller Kraft versuchte Harry Mariah aus dem Schlaf zu rütteln. Diese wälzte sich hin und her und schwitzte so stark, als hätte jemand einen Eimer Wasser über sie entlehrt. Noch einmal rief Harry ihren Namen und plötzlich riss Mariah ihre Augen auf. Sofort presste sie die Hand gegen ihren Mund, sprang vom Bett auf und rannte ins Bad. Würge- und Hustgeräusche ertönten und Harry rannte ihr sofort hinterher. Im Bad sah er Mariah auf dem kalten Kachelboden neben der Toilette hocken. Erschöpft, atmete sie ein und aus. Nachdem sich Harry von seinem ersten Schreck erholt hatte, griff er nach einem der Handtücher, befeuchtete es vollkommen mit Wasser und ging auf Mariah zu und dann in die Hocke. Er hielt es ihr hin und sie nahm es sofort an, um sich die Lippen zu säubern. "Wasser ...", röchelte sie. Sofort war Harry wieder auf den Beinen, füllte etwas Wasser in eines der Gläser, die er und Mariah normalerweise als Zahnputzbecher benutzten und hielt es ihr zum Trinken hin. Mariah schluckte alles langsam runter, und als das Glas leer war, näherte sich Harry ihr etwas mehr. "Geht's wieder?" Mariah nickte schweratmend. Harry setzte sich nun neben sie auf die Kacheln und zog sie behutsam in eine sanfte Umarmung. "Bleib ganz ruhig", flüsterte er. "Es war nur ein Traum. Ich bin bei dir." ************************************************************* Ich entschuldige mich tausend Male bei euch dafür, dass es mal wieder so lange gedauert hat T-T! Ich war vor kurzem für zwei Wochen im Urlaub. Zwar habe ich dort auch geschrieben, doch leider blieb es aufgrund von Sonne und Meer ein wenig auf der Strecke. Dann brauchte ich auch noch zwei Tage, um alles auf meinen PC zu übernehmen. Aber nun ist es ja endlich fertig. Ihr seid bestimmt froh, dass Draco endlich wieder dabei ist. Ich habe ihn auch sehr vermisst^-^ Sicher hat euch 'mein' Mundungus Fletcher sehr verwundert. Bevor ich das fünfte Buch gelesen habe, hab ich ihn mir immer ungefähr so vorgestellt (Krasser Unterschied zur Wirklichkeit^^'). Mein höchstes Gebot war es schon von Anfang an, mich an die Fakten der ersten vier Bücher zu halten. Deswegen lasse ich Cho Chang auch in meiner FF nicht so ätzend wirken. Im fünften Band war sie ja so eine Heulsuse! Armer Harry. Meine Lieblingsstelle war die Besprechung in der Küche. Ich finde sie irgendwie richtig geil^^! Ich liebe auch die Stelle, wo Mariah Draco als einen 'Kindskopf' bezeichnet^^. Ansonsten bin ich eigentlich nicht gerade sehr zufrieden mit diesem Kapitel. Es kommt mir so eintönig und langweilig vor T-T. Ich hoffe jedoch, dass ihr anderer Meinung seid und euch dieses Kapitel gefällt (Bitte!!). Das nächste Kapitel wird sehr spannend werden und heißt: 'Die Verhandlung' Ich bitte um Kommis und Erwähnungen von Lieblingsszenen^^! Kuss, eure Maru^-°! Kapitel 5: 5. Die Verhandlung ----------------------------- 5. Die Verhandlung Durch das zarte Zwitschern von Vögeln und dem angenehmen Geruch von Kakao erwachte Mariah aus ihrem kurzen Schlaf. Sofort wanderte ihr müder Blick zu Harry, der sie warm anlächelte. "Guten Morgen", sagte er sanft. Mariah setzte sich langsam auf und rieb sich die Augen. "Morgen", murmelte sie. "Wie spät ist es?" "Genau acht Uhr. Hier, Remus hat dir heiße Schokolade gemacht." Erst jetzt sah Mariah, dass Harry eine Tasse bei sich hatte, in der heißer Kakao dampfte. "Pass aber auf, es ist heiß." Mariah bedankte sich, nahm ihm vorsichtig die Tasse ab und nahm einen kleinen Schluck. Schlagartig fühlte sie in ihrem gesamten Körper eine angenehme Wärme und ihre Müdigkeit verschwand wie von selbst. "Hmm", seufzte Mariah und leckte sich die Lippen, "Ist das lecker. Irgendwie fühl ich mich auf einmal, als könnte ich Bäume ausreißen." "Das liegt daran, dass die Schokolade, die da drin ist, einen wieder zu Kräften kommen lässt", erklärte Harry. Mariah lächelte und nahm erneut ein paar Schlucke zu sich. "Mariah?" "Hm?" "Was hast du letzte Nacht geträumt?" Vor Schreck verschluckte sich Mariah und hustete laut. Nachdem sie sich beruhigt hatte, sah sie mit einem ängstlichen Blick in Harrys ernste Augen. Ihr Körper sank etwas in sich zusammen und ihre Hände begannen so stark zu zittern, so dass der Kakao beinahe aus der Tasse schwappte. Überrascht, sah sie auf, als Harry ihr auf einmal die Tasse abnahm, diese auf den Nachttisch abstellte und dann ihre Hand umfasste. "Mariah", sagte er sanft, "du musst es mir nicht erzählen, wenn es dir so unangenehm ist. Aber du solltest bereits wissen, dass du mir alles erzählen kannst und ich immer alles versuche, um dir zu helfen. Ich weiß, wie fertig einen schlimme Träume machen können und ich schwöre dir, das Beste, was du machen kannst, ist mit jemanden darüber zu reden." Mariah sah ihn noch immer sehr verunsichert an. Sie war gerührt von seinen Worten und natürlich wusste sie, dass er sie in dieser Situation am allerbesten verstehen konnte. Immerhin hatte er selbst schon oft Träume gehabt, in denen der Anblick von Leichen noch das Harmloseste von allem gewesen war. Nur leider waren das fast nie Träume gewesen, sondern Visionen. "Blut", brachte sie mit einem Schlucken heraus, "überall war Blut ... der Boden, die Wände, die Decke ..." Gebannt hörte Harry ihr zu und drückte nun ihre Hand. "Überall um mich herum lagen Leichen", schluchzte Mariah. "Remus, Sirius, Laura, Draco, Ron, Hermione, Dumbledore ... und ... du ..." Nun brach sie in Tränen aus, wodurch Harry sie in eine innige Umarmung schloss. In seinen Armen ließ Mariah ihren Gefühlen nun freien Lauf. Unzählige Tränen vergoss sie und immer mehr abgehackte Wörter kamen aus ihr heraus. "Ich bin es gewesen! M-meine Hände - sie - waren voller Blut! Ich habe euch ermordet! Ich bin eine Mörderin!", schrie sie verzweifelt. Augenblicklich umfasste Harry ihr tränenverschmiertes Gesicht und sah ihr direkt in die geröteten Augen. "Du irrst dich! Siehst du mich nicht? Ich bin hier bei dir und lebe! Du hast niemanden umgebracht! Sirius und Remus sind unten in der Küche und auch den anderen geht's gut. Du hast nichts getan!" Mariah starrte ihn an. Sie war völlig durch den Wind. Noch immer liefen Tränen über ihre Wangen, die Harry ihr aber sofort mit den Daumen wegwischte. "Es war nur ein Traum, Mariah, du hast keinem etwas angetan", sagte er sanft. Mariah seufzte erschöpft und schloss die Augen. "Aber ... es wirkte alles so real ... Das viele Blut ... eure aufgerissenen Augen, die mich einfach nur angestarrt haben ..." "Aber nichts davon war real", flüsterte Harry. Mariah nickte leicht und küsste seine Wange. "Danke", hauchte sie. "Wofür?", fragte er ein wenig verwundert. "Dass du mir trotz allem immer vertraut hast ... Vor allem während des großen Angriffs ... Wie du da die ganze Zeit zu mir gehalten hast ... Ohne dich hätte ich das alles gar nicht durchgestanden." Harry sah sie zuerst etwas überrumpelt an, doch dann breitete sich die Wärme, die sein Herz nun umhüllte, auch auf seinem Gesicht in der Form eines Lächelns aus. "Ich werde auch heute und mein ganzes Leben lang zu dir halten und dich beschützen", sagte er. Nun lächelte Mariah auch, doch dieser schöne Anblick verschwand sofort wieder. "Ich habe große Angst", gestand sie. "Vor der Verhandlung, hm?" Mariah nickte. "Das brauchst du nicht. Ich und die anderen sind bei dir. Außerdem hast du nichts Schlimmes getan." Mariah nickte erneut und wischte sich nun die letzten Tränen von den Wangen. "Am besten gehst du jetzt erstmal ins Bad und machst dich fertig. Dann frühstücken wir in Ruhe mit den anderen und machen uns dann rechtzeitig auf den Weg", schlug Harry vor. "Ja. Sind Laura und Draco schon wach?" "Unten waren sie zumindest nicht." "Gehst du sie dann mal bitte wecken?" "Ja klar", antwortete Harry und erhob sich. Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu ihr um. "Mariah?" "Ja?", fragte sie. "Wir schaffen das, okay?" Zögernd nickte Mariah und er verließ das Zimmer. Seufzend lehnte er sich gegen die Wand. Es bereitete ihm Schmerzen, dass Mariah so sehr litt. Mehr als alles andere wünschte er sich, er könnte ihr diese schrecklichen Alpträume und ihre Angst nehmen. Lustlos, schleppte er sich den Flur entlang, bis er vor dem Gästezimmer stand. Er klopfte an und rief: "Aufstehen! In einer halben Stunde gibt es Frühstück!" Er wartete etwas ab, um vielleicht eine Antwort zu bekommen, doch nichts war zu hören. 'Sind sie vielleicht doch schon nach unten gegangen?', fragte er sich und öffnete die Tür. Er errötete, als er bemerkte, dass Laura und Draco aneinander gekuschelt im Bett lagen. Erst langsam realisierte er, dass beide nackt waren und zu seinem Glück bis zur Hüfte mit der grünen Bettdecke zugedeckt waren. Langsam glitt Harrys Blick zu der friedlich schlafenden Laura und blieb unfreiwillig an ihrer entblößten Oberweite hängen, die er erst jetzt bemerkte. Knallrot wurde er bei diesem Anblick und zu seinem Pech regte sich auf einmal Draco und öffnete langsam die Augen. Als er Harry in der Tür stehen sah, setzte er einen empörten Blick auf und wollte ihn gerade anschreien, doch Harry schloss noch rechtzeitig die Zimmertür, um dem vorerst zu entgehen. Mit rasendem Herzen und glühendem Gesicht wich Harry von der Tür zurück und atmete erstmal tief durch. "Hast wohl auch 'nen Sonnenbrand, ne?" Verwundert, sah Harry auf und blickte nun in die Augen eines Zauberers auf einem der Wandgemälde. Dieser stand mit einem Fächer am Strand und war ganz rot im Gesicht. Harry erschrak heftig, als auf einmal die Tür des Gästezimmers aufgerissen wurde und ein sehr wütender Draco Malfoy vor ihm stand. In der Eile hatte sich dieser eine Hose angezogen. "Was hast du alles von ihr gesehen?", flüsterte er gefährlich leise. "Äh, w-was?", stotterte Harry völlig panisch. Draco ging einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. "Du hast meine Freundin begafft, Potter!" "H-hab ich nicht!" "Hast du eigentlich noch nie was von Anklopfen gehört?!" "I-ich habe angeklopft!" "Und? Hat jemand geantwortet?!" "Nein, aber -" "Wenn niemand antwortet, bleibt man draußen! Kapiert, Potter?!" "Draco?", erklang Lauras müde Stimme aus dem Gästezimmer. "Ja, Süße?", rief Draco. "Müssen wir schon aufstehen?" "Ja, wenn es dir nichts ausmacht, geh ich zuerst ins Bad." "Meinetwegen." Draco warf Harry noch einmal einen bösen Blick zu, dann schloss er die Gästezimmertür und ging ins Bad. Vollkommen überfordert mit dieser soeben geschehenen Szene, schluckte Harry noch einmal und ging zurück in sein Zimmer. Dort setzte er sich an den Tisch und versuchte erstmal Lauras, ihm nicht so gewohnten, Anblick wieder aus seinem Kopf zu kriegen. 'Oh Mann', dachte er seufzend, 'wenn ich ihr jetzt begegne, werde ich bestimmt nur noch diesen Anblick vor meinen inneren Augen haben. Bei Merlin, ist das peinlich!' Er konnte jedoch von Glück reden, dass Laura nichts davon mitbekommen hatte. Sicher wäre es auch ihr sehr unangenehm gewesen. Vorausgesetzt, Draco würde seine große Klappe halten. Er sah auf, als sich die Badezimmertür öffnete und Mariah mit offenen nassen Haaren auf ihn zuging. "Oh Mann, ich kann es kaum erwarten, bis ich siebzehn bin. Dann darf ich endlich wieder immer dann zaubern, wenn ich es will. Nicht einmal die Haare darf man sich trocknen", murrte sie. "Wahrscheinlich befürchtet man, du könntest sie aus Versehen in Brand setzen", kommentierte Harry mit einem Grinsen. Mariah sah ihn etwas beleidigt an. "Das ist mir noch nie passiert und das wird es auch nie!" Harrys Grinsen wurde breiter. Aber zugleich wurde sein Blick irgendwie traurig, während er sie dabei beobachtete, wie sie versuchte, ihre Haare mit einem Handtuch richtig trocken zu reiben. Er kannte es schon von Mariah, dass sie sich bei ihm gerne über beinahe unwichtige Kleinigkeiten ausließ, aber das machte sie fast nur dann, wenn sie im Moment ein viel schlimmeres Problem hatte. Mit dem kleinen Rumgezicke versuchte sie sich wohl davon abzulenken, oder vielleicht eher von 'sich' abzulenken. Sie war nämlich genau wie er. Sie beiden mochten nicht gerne ihre Schwächen zeigen und lächelten vor anderen lieber tapfer, als zu weinen und zu jammern. "Gehen wir runter?", fragte er. Mariah nickte, ließ das Handtuch auf einen der Stühle fallen und verließ mit ihm das Zimmer. Gerade wollten sie die Treppe runtergehen, als sie von Lauras Stimme aufgehalten wurden. "Guten Morgen, ihr zwei!", sagte sie gutgelaunt und ging mit Draco auf die beiden zu. Sofort wurde Harry rot, als er an eine ganz bestimmte, wie Schnee schimmernde, weiße Haut dachte, und tat so, als würde er das Gemälde mit einem dreiköpfigen Hirsch begutachten. Draco durchbohrte ihn mit einem vernichtenden Blick. "Wie geht es deinem Arm, Laura?", fragte Mariah und betrachtete besorgt Lauras Verband. "Schon besser. Wir machen uns ja direkt nach dem Frühstück auf den Weg, oder?", wollte Laura wissen. Mariah nickte. "Gut." Nun wandte sich Laura ihrem Freund zu. "Gehst du mit Harry bitte schon mal nach unten? Ich möchte noch kurz mit Mariah reden." Draco nickte und ging die Treppe runter. Harry folgte ihm sogleich. Mariah, die nun mit Laura allein im Flur stand, sah ihre beste Freundin verwundert an. "Was willst du denn mit mir bereden?", fragte sie. Laura sah sie lange stumm an, was sie unheimlich nervös machte. Dann schloss die junge Slytherin kurz die Augen und seufzte. "Ich werde heute in der Verhandlung etwas aussagen ... und ich möchte nicht, dass du erst so davon erfährst", murmelte sie. Nach diesen Worten sah Mariah sie etwas ängstlich an. "Laura ... was soll ich nicht erst bei der Verhandlung erfahren?" Ihre Stimme zitterte aus Angst vor dem, was Laura ihr sagen wollte. Ganz langsam öffnete Laura wieder ihre Augen. In ihnen glänzten Tränen. "Du erinnerst dich doch daran, dass Lucius Draco, Dad und mich eingesperrt hat ..." Mariah nickte langsam. "Mich hat er in eine Kerkerzelle weit weg von den andern beiden gebracht ... und ..." Laura schluckte heftig. "... Und dann wollte er mich vergewaltigen ..." Wie vom Blitz getroffen, starrte Mariah sie an. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Schock und ihre Lippen zitterten. Sie versuchte, etwas zu sagen, doch genau dieses Zittern ermöglichte es ihr nicht. Keuchend hielt sie sich die Hand, die ebenfalls zitterte, vor den Mund. "Oh Gott ... Laura ... er hat es gewagt, dich ...", flüsterte sie und die Tränen liefen ihr über die nun blassen Wangen. "Ich ... Was bin ich nur für eine Freundin? Ich hätte es wissen müssen ... Shit ... du hast all die ganze Zeit gelitten und ich habe dir nicht beigestanden ..." "Hey", sagte Laura und legte ihre Hände auf Mariahs Schultern, "sag das bitte nicht. Du hattest damals doch selbst Probleme und ich wollte dir das nicht auch noch antun." "Mir antun?!" Nun wurde Mariah hysterisch. "Laura, Lucius hat dich vergewaltigt! Und ausgerechnet ich habe es dir in den letzten Wochen nicht einmal ansehen können!" "Er hat mich nicht vergewaltigt, Mariah, er hat es nur versucht. Draco, Dad und Dobby haben mich noch rechtzeitig gerettet", versuchte Laura sie zu beruhigen. "Aber schon allein der Versuch ... ist einfach nur schrecklich ...", schluchzte Mariah und versuchte, nicht schon wieder zu weinen. Sie legte die Arme um Laura und drückte sie an sich. Mariah spürte, wie sie die Umarmung erwiderte und nun ebenfalls leise schluchzte. "Ja ... das war es auch", hauchte sie. Dann schwiegen beide kurz, ohne die Umarmung zu unterbrechen. Doch dann durchbrach Mariahs zitternde Stimme die Stille. "Laura ... als Draco und ich damals nach Beweisen dafür gesucht haben, dass Snape dich nicht vergiftet hat, haben wir beide etwas rausgefunden ... Und zwar ... dass Lucius Lara -" "- geliebt hat, ich weiß", unterbrach Laura sie. Verwundert, löste sich Mariah von ihr. "Woher weißt du das?" "Lucius hat es mir ... 'währenddessen' erzählt", sagte Laura angeekelt. "Außerdem hat er die ganzen Jahre dafür gesorgt, dass Mum und Dad nicht ihre gegenseitig zugeschickten Briefe bekommen haben." Mariah erblasste. "Dieses Schwein", murmelte sie und sah unsicher in Lauras dunkle, grüne Augen. "Und du willst dem Gericht wirklich davon erzählen?" "Ja", antwortete Laura. Mariah umarmte sie erneut. "Wenn du jemals darüber reden willst ... Ich bin für dich da ...", flüsterte sie. Laura schwieg kurz und drückte ihre beste Freundin sanft von sich weg. "Danke", sagte sie, "aber ... abgesehen von heute, möchte ich nie mehr darüber reden oder nachdenken." Mariah nickte. Sie verstand Laura absolut. "Ist okay." Laura lächelte dankbar und sah Mariah im nächsten Moment eindringlich an. "Und du wirst dem Gericht auch alles erzählen?" Mariah sah sie ein wenig erschrocken an. Schon wieder wurde ihr bei dem Gedanken schlecht, heute alles vor all den vielen Zuhörern erzählen zu müssen. "Ich versuche es", sagte sie zitternd. Laura lächelte warm. Ihr war klar, dass Mariah es nicht versprechen konnte. "Wirst du ihnen auch dein größtes Geheimnis erzählen?", fragte sie auf einmal. Nun war Mariah zutiefst verwundert. "Welches Geheimnis?", wollte sie wissen. Sie bekam eine Gänsehaut, da Laura sie nun mit einem seltsamen Blick durchbohrte. "Es wirkt also immer noch", wisperte sie geistesabwesend. "Aber sicher wird sich das bald ändern ..." Noch immer völlig konfus, starrte Mariah sie an. "Wovon zum Teufel sprichst du?" Auf einmal lächelte Laura, was Mariah nur noch mehr irritierte. "Ach vergiss es ... Komm, gehen wir endlich frühstücken", sagte Laura gutgelaunt, ging an ihr vorbei und dann die Treppe runter. 'Was war das denn jetzt?', fragte sich Mariah und sah ihr einfach nur angespannt hinterher. Ohne, dass der unsichere Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwand, folgte sie Laura nach unten in die Küche und saß schließlich mit den anderen am Tisch. Während des Frühstücks wurden nur wenige Worte gewechselt. Draco und Harry warfen sich immer wieder feindselige Blicke zu, unterließen es aber, sich anzugiften. Remus lockerte die nervöse und angespannte Stimmung öfters mit ein paar aufmunternden Worten auf und Sirius sah in Gedanken versunken aus dem Fenster, während er seinen Kaffee trank. Mariah schluckte krampfhaft ihr Essen runter und sah die ganze Zeit Laura an, die gegenüber von ihr saß. Immer wieder versuchte Mariah, Augenkontakt mit ihr aufzunehmen, doch Laura sah noch nicht einmal in ihre Richtung. Beinahe so, als würde sie Mariah mit Absicht ignorieren. Mit Ausnahme einiger Unterbrechungen, wo jemand Mariah um das Glas Marmelade neben ihr bat, war sie vollkommen in Gedanken versunken und versuchte, sich an dieses 'Geheimnis' zu erinnern. Doch je mehr sie sich anstrengte, desto aussichtsloser kam ihr dieser Versuch, sich zu erinnern, vor. Nach ungefähr einer halben Stunde wurde der Tisch abgeräumt und alle zusammen standen schließlich, mit einer Prise Flohpulver in jeder Hand, vor dem Kamin. "'Zaubereiministerium'!", rief Remus, warf als erster das Flohpulver in den Kamin und sprang ins Feuer. Ein kleines giftgrünes Inferno entbrannte und er war verschwunden. Als nächstes kam Harry dran. Mit Unbehagen erinnerte er sich an die paar Male, wo er auf diese Art gereist war. Er hasste es, mit Flohpulver zu reisen. Er schloss die Augen, als er in einem gewaltigen Sog nach oben in den Kamin gezogen wurde und sich mehrere Male um sich selbst drehte. Schon bald spürte er zu seiner Erleichterung, dass er fiel und aus einem Kamin raus stolperte. Dabei rempelte er jemanden an, von dem er dachte, es sei Remus. Doch als Harry seine Augen öffnete, bemerkte er, dass er einem völlig fremden Zauberer gegenüber stand, der ihn sehr empört ansah. Harry entschuldigte sich hastig, doch der Zauberer hörte gar nicht hin, ging an ihm vorbei und näherte sich dem Kamin. "Nein, warten Sie, da kommen noch welche", sagte Harry. Nun setzte der fremde Zauberer eine noch säuerlichere Miene auf, doch als er Harry nun genauer im Augenschein nahm, traf ihn förmlich der Schlag. "Ha-Harry Potter!", stotterte er und zeigte mit dem Finger auf ihn. Sofort verstummten die Stimmen um sie herum, die Harry erst soeben wahrgenommen hatte. Ihm wurde nun auch bewusst, dass er in einer riesigen Halle mit Mahagoniholzwänden und einer gewaltigen Glaskuppel, die das Tageslicht einließ, stand. Überall standen Hexen und Zauberer, die vor den vielen anderen Kaminen anstanden oder aus ihnen heraus sprangen und diese starrten ihn nun mit offenen Mündern an. Auf einmal ertönte ein lautes Grollen aus dem Kamin, aus dem Harry soeben gekommen war und in wenigen Sekunden standen Mariah und die anderen vor ihm. "Oh Mann, ich hasse es, mit Flohpulver zu reisen", murmelte Mariah und musste durch den starken Ruß niesen. Im selben Moment keuchte der Zauberer, mit dem Harry zusammengestoßen war, so laut, als ob er einen Herzinfarkt bekommen würde. Nun wechselten alle Blicke in der Halle von Harry zu Mariah, die sich nun auch dieser ungewollten Aufmerksamkeit bewusst wurde. Auch Draco und Laura wurden angestarrt. Augenblicklich wichen viele Leute, die in ihrer Nähe standen, zurück und fingen an, miteinander zu tuscheln. Dabei warfen sie vor allem Harry und Mariah ängstliche und verständnislose Blicke zu. "Kommt, gehen wir", sagten Remus und Sirius beinahe gemeinsam und schoben die Jugendlichen voran. Während sie an den vielen Menschen vorbei gingen, hörten sie noch immer das ganze Tuscheln. "Das ist sie!", flüsterte eine alte Hexe mit einer riesigen Hornbrille. "Wie können sie diese Satansbrut nur ins Ministerium lassen?", sagte ein hagerer Mann. Eine junge Hexe, an der sie ganz nah vorbei gingen, zog ihr Kind zurück und zischte ihm leise zu: "Komm ihr bloß nicht zu nah!" Mariah biss sich auf die Lippen und fing an zu zittern, doch als Harry auf einmal ihre Hand nahm, verging das ein wenig. "Die sind doch tatsächlich zusammen!", wisperte jemand in der Menge. "Wie konnte er sich nur auf sie einlassen?" "Sicher hat sie ihn verhext!" "Ganz bestimmt mit dem Imperius-Fluch!" Harry war nun kurz davor, seinen Zauberstab zu zücken, doch Sirius, der das schon vorausgeahnt hatte, hinderte ihn daran. "Lass es lieber, die sind es nicht wert, dass du dir unnötigen Ärger einhandelst." Harry nickte wütend. Er sah auf, als sich eine große Tür vor ihnen öffnete und sie nun in einem breiten Raum mit mehreren käfigartigen Aufzügen standen. Sie betraten einen von ihnen und das goldene Gitter schloss sich. "Erster Stock, Gerichtssäle!", rief Remus und mit einem Ruck fuhr der Fahrstuhl nach oben. Sekundenlang herrschte Stille. Nur das Rattern des Aufzugs war zu hören. Harry hielt noch immer Mariahs Hand. Sie musste währenddessen die ganze Zeit an diese widerlichen Äußerungen denken. "Ihr könnt noch froh sein über solche Sprüche", sagte Draco auf einmal. Alle sahen ungläubig zu ihm. Er sah jedoch nicht zu ihnen und lehnte nur mit verschränkten Armen an der Wand. "Das war sicher noch harmlos im Gegensatz zu dem, was euch in Hogwarts erwarten wird." Erneut folgte eine Stille, die dieses Mal jedoch um einiges bedrückender war. "Die Slytherins werden dich aber auch nicht mit offenen Armen empfangen", stellte Sirius fest. Draco zuckte nur mit den Schultern. Und schon hielt der Aufzug an und öffnete sich. Nun gingen die Sechs einen Gang entlang, der in einer leichten Wendung nach rechts führte. Dabei gingen sie an einigen Türen vorbei, an denen 'Abteilung für höchststehende magische Justiz', 'Abteilung für unbefugte Zauberei', 'Abteilung für alle Verhandlungen von 455 bis heute', 'Abteilung für die Rechte von Hexen, Zauberern und magischen Tierwesen', 'Abteilung für Strafe, Folter und Verfolgung' und schließlich auch 'Abteilung für ungelöste Fälle' stand. Ganz am Ende des Ganges begann eine von Licht durchtränkte, kleine Halle, die auf der einen Seite riesige Fenster und auf der anderen ein geschlossenes Portal besaß. Vor dem Portal standen eine Menge Leute, die wohl darauf warteten, dass es sich öffnete. Unter ihnen befanden sich auch Mr. Weasley, Ron, Hermione und zu Harrys und Mariahs Überraschung auch Snape und Mrs. Figg. Ron war der erste, der auf die Neuankömmlinge aufmerksam wurde und wollte gerade nach ihnen rufen, als auf einmal Hermione seinen Mund mit ihrer Hand zuhielt und ihn ansah, als ob er verrückt wäre. "Was macht sie denn da?", fragte Mariah sehr verwundert. "Na was schon, sie will verhindern, dass er uns ruft und die anderen Leute somit auf uns aufmerksam machen würde und dann noch mehr verbale Attacken folgen", erwiderte Laura. Sie hatte mittlerweile Augenkontakt zu ihrem Vater aufgenommen und lächelte ihm zu. Dasselbe wollte sie auch bei ihrer Großmutter Arabella Figg tun, doch diese stand sehr abseits von den anderen und würdigte ihre Enkelin keines Blickes. Laura war sich jedoch sehr sicher, dass ihre Großmutter sie schon bemerkt hatte. Mit einem leichten Stich im Herz erinnerte sich die junge Slytherin an den letzten Schultag, an dem sie sich hatte entscheiden müssen, bei wem sie nun leben wollte. Als sie sich schließlich für ihren Vater entschieden hatte, war Arabella regelrecht ausgerastet. Laura hatte ihr in den Ferien einige Briefe geschrieben, doch Arabella hatte ihr nie geantwortet. Nun sah sie zu Ron und Hermione, die sich so ruhig und unauffällig wie möglich den anderen näherten und sie erfreut anlächelten. "Na, ihr, geht's einigermaßen?", fragte Ron leise an Harry und Mariah gewandt. Diese nickten, doch ihre nervösen Gesichtausdrücke verneinten seine Frage regelrecht. "Die dort drüben haben schon ganz schön über euch abgelästert", erzählte Hermione niedergeschlagen und sah zu den anderen Leuten, die Harry und Mariah zum Glück noch immer nicht bemerkt hatten. "Wir wurden in der Eingangshalle auch schon auf freudige Art empfangen", kam es verbittert von Harry. Hermione sah ihn traurig an. "Hey, ich bin das ja schon teilweise gewöhnt", sagte er, als er ihren Blick bemerkte und legte ein falsches Lächeln auf. Er lag damit leider nicht ganz so falsch. Schon im vierten Schuljahr hatte er viel Spott und Beschimpfungen einstecken müssen, da alle gedacht hatten, er hätte sich ins Trimagische Tunier geschummelt. Plötzlich ertönten hinter Harry und den anderen lautes Fußgetrappel und aufgeregte Stimmen. Überrascht, drehte Harry sich um und zuckte augenblicklich zusammen. "Au nein!", zischte er und stellte sich vor Mariah. "Da ist die Kimmkorn!" Sofort blickten Ron und Hermione sich um und entdeckten nun auch die Masse an Reportern und Fotografen, die vorne regelrecht von Rita Kimmkorn angeführt wurden. Die hatte schon ihre flinke Schreibfeder in der Hand, die bereits irgendetwas auf einer langen Pergamentrolle schrieb. Nun stellten sich auch die anderen vor Mariah, die nur völlig verunsichert zurückwich. "Sag bloß kein Wort!", wurde sie von Harry gewarnt, wodurch sie nur zögerlich nickte. "Miss Riddle!", rief Rita Kimmkorn aufgeregt und versuchte, sie so gut wie möglich in Augenschein zu nehmen. "Bitte schildern Sie uns, was es für ein Gefühl ist, die leibliche Tochter des ehemaligen brutalsten und gefürchtetsten Magiers zu sein und ihn sogar selbst umgebracht zu haben!" "Lassen Sie sie in Ruhe!", fauchte Harry sie an, wodurch nun alle Kameras klickten und blitzten. "Oh, Harry Potter! Haben Sie sich sehr verraten gefühlt, als Sie Miss Riddles wahre Identität erfahren haben?? Wie sind Sie überhaupt zusammen gekommen?? War es Liebe auf dem ersten Blick???" "Das geht Sie gar nichts an!" Rita Kimmkorn war jedoch nicht derselben Meinung, genau wie all die anderen Reporter und Fotografen, die sich gegen Harry und die anderen drängten, um an Mariah heranzukommen. "Jetzt reicht es!", schnauzte Sirius wütend. "Hören Sie auf, die beiden zu belästigen! Sie sind nur hier, um ihre Aussage zu machen und nicht, um mit Ihnen Interviews für die nächste 'Hexenwoche' zu machen!" Auf seinen Worten folgend, rückte nun die Hälfte der Sensationsgierigen zu ihm rüber und sie hielten Kamera und Schreibfeder bereit. "Mr. Sirius Black! Wie haben Sie es so lange unschuldig hinter Azkabans Mauern ausgehalten??" "Wünschen Sie Peter Pettigrew den Kuss der Dementoren??" "Wie sind Sie damals geflohen??" "Ist es tatsächlich wahr, dass Sie jetzt zusammen mit Harry Potter und Mariah Riddle in einem Haus leben??" "Haben Sie von ihrer wahren Identität gewusst??" All diese und noch mehr nervende Fragen donnerten regelrecht auf ihn ein. Doch nicht nur er wurde nun noch zusätzlich von ihnen bedrängt. Auch Laura, die sich ebenfalls vor Mariah gestellt hatte, wurde ordentlich ausgefragt und fotografiert. "Miss Snape! Sind Sie tatsächlich die beste Freundin von Mariah Riddle?" "Haben Sie jemals Angst vor ihr gehabt?" "Wollten Sie Lucius Malfoy wirklich mit einem Messer erstechen??" "Warten Sie doch die Verhandlung ab, dann wissen Sie es!!", fuhr Laura die Fragenden an. Mit aller Kraft, kämpfte sich die kleine Menge nun bis zu der ängstlichen Mariah durch und bombardierte sie mit Blitzlichtern. "Nur ein Foto, Miss Riddle!", sagte einer von ihnen aufgeregt, doch Mariah hielt schützend die Hand vor ihr Gesicht. Durch die Blendung der Kameras kniff sie die Augen zu und torkelte zurück, bis sie plötzlich stolperte und nach hinten fiel. Erschrocken, drehten sich ihre Freunde zu ihr um und noch mehr Fotografien wurden von ihr gemacht. Schnell trat Harry vor und streckte seine Hand nach ihr aus, doch bevor sie seine ergreifen konnte, fühlte sie, wie sie jemand von hinten auffing. Dieser Jemand zog sie wieder sanft auf ihre Beine und sofort drehte sich Mariah zu ihm um, um ihren 'Retter' zu betrachten. Doch dessen Gesicht war von der Kapuze seines schwarzen Umhanges fast vollkommen bedeckt. "D-danke", stotterte Mariah, immer noch erschrocken durch den Sturz. Als der Fremde ihr kurz zunickte und sich schließlich von ihr abwandte, erkannte sie an seinem Umhang eine silberne Brosche, auf der ein stark verschnörkeltes 'F' abgebildet war. Auf einmal spürte Mariah ein heftiges Stechen im Kopf, woraufhin sie sich die Stirn hielt. "Mariah", sagte Harry, ging auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter, "alles in Ordnung?" Obwohl das Stechen in ihrem Kopf unerträglich wurde und einfach nicht verschwand, nickte Mariah. Im selben Moment öffnete sich das Portal mit einem lauten Knarren und ein kleiner Kobold mit grimmigem Gesicht kam aus dem Gerichtssaal. "Die Verhandlung beginnt in zehn Minuten! Bitte treten Sie ein und nehmen Sie Platz! Die Reporter und Fotografen lassen sich bitte auf den hintersten Plätzen nieder! Fotografieren ist während der Verhandlung verboten!", verkündete er und ging wieder zurück in den Saal. Sofort folgten ihm all die Leute, die vor dem Portal gewartet und soeben noch dem Treiben der Journalisten gefolgt hatten. Als diese auch wieder drauf und dran waren, sich Mariah erneut zu nähern, setzten sich auch Harry, Mariah und die anderen in Bewegung und betraten schließlich den Saal. Dieser war überwältigend und beinahe prunkvoll. Überhaupt nicht wie dieser Kerker, den Harry damals in Dumbledores Denkarium gesehen hatte. Die Sitzreihen waren wie in einem Amphitheater angeordnet, ganz unten in der Mitte ein kleiner Stuhl mit Ketten und Handschellen und davor ein langer Tisch mit mehreren hohen Stühlen. An den Seiten führten lange Sitzbänke in Form von Tribünen wie Treppenstufen nach oben. Wie befohlen, setzten sich Rita Kimmkorn und die restlichen Journalisten auf die hintersten Sitzreihen. Harry und die anderen nahmen auf der rechten Seite, ungefähr in der Mitte Platz. Gebannt, starrten sie zu der kleinen Tür, die neben der Tribüne auf der rechten Seite war. In wenigen Minuten würde diese aufgehen und die Todesser und ihre Anwälte würden eintreten. Fieberhaft, überlegte Mariah auch, wann sie wohl dran sein würde. Etwa gleich zum Anfang? Oder würde man sie sich schön für den Schluss aufheben? Laura dagegen hatte gerade andere Sorgen. Sie beobachtete Draco, der sich flüchtig, aber auffällig oft im Saal umsah. Auch draußen in der Halle hatte er alles mit einem hoffnungsvollen Blick abgesucht, bevor die nervtötenden Reporter gekommen waren. Laura war sich irgendwie sicher, dass er nach seiner Mutter suchte. Sie hatte im Gegensatz zu ihm keine Vorladung bekommen und war somit nicht dazu verpflichtet zu kommen. Draco hatte ihr zwar gesagt, dass seine Mutter auch mit Vorladung sicher nicht kommen würde ... dass sie einfach zu viel Angst hätte. Doch anscheinend hatte er trotzdem gehofft, dass sie kommen würde. Nun schaute sie sich ebenfalls um und sah nun zu ihrem Vater, der in ihrer Nähe saß und ebenfalls mit einem leicht versteckten, nervösen Blick nach vorne sah. Dieser Blick irritierte sie irgendwie. Wie auch bei Narzissa Malfoy, war es nicht vorgesehen, dass er aussagen sollte. Warum also sah er so nervös aus? In den nächsten Minuten füllte sich der Saal mit immer mehr Leuten, bis schließlich kein Platz mehr unbesetzt war. Unter ihnen waren auch viele von denen, die vorhin noch in der großen Eingangshalle gewesen waren und unterließen es auch dieses Mal nicht, Mariah und Harry ununterbrochen anzustarren. Bald wurden die Freunde auch auf mindestens fünfzig Männer aufmerksam, die feine, saubere, schwarze oder dunkelblaue Umhänge trugen und sich auf die zwei Tribünen niederließen. Mit Sicherheit waren dass die Anwälte, die ihnen in den nächsten Stunden die Hölle heiß machen würden. Nach genau zehn Minuten erhob der kleine Kobold von vorhin auf einmal die winzige Hand und rief laut: "Bitte erheben Sie sich vor dem Zaubereiminister Cornelius Fudge und dem Rat der höchststehenden magischen Justiz, Cordelia Womplish, Laurence Redstone, Mary Clutterbuck und Mundungus Fletcher!" Wie auf Knopfdruck, erhoben sich alle und sahen stumm zu, wie die Angekündigten eintraten und sich auf die fünf hohen Stühle hinter dem langen Tisch, der eher einer langen Bartheke glich, niederließen. Die Herren setzten ihre Hüte ab und sahen auf. "Setzen Sie sich bitte!", bat Fudge und alle setzten sich wieder. Daraufhin ließ sich auch der Minister mitsamt dem Rat nieder. "Die Angeklagten mögen bitte reingeführt werden!" Einige hatten diesen Moment gefürchtet, andere herbeigesehnt, als sich nun die kleine Tür öffnete. Zuerst kamen alle jungen Slytherinschüler der Hogwartsschule herein. Um sie herum kreisten Zauberer, bewaffnet mit Zauberstäben. Sie führten die Schüler zu der linken Tribüne und setzten sich auf die äußersten Plätze, ohne die Zauberstäbe nieder zu nehmen oder die jungen Menschen aus den Augen zu lassen. Alle Slytherins waren unglaublich blass und leicht abgemagert. Am schlimmsten sahen die Elf - und Zwölfklässler aus. Sie glichen mehr Gespenstern als Menschen. Mariah empfand schon beinahe Mitleid für sie und hoffte innerlich, auch wenn sie diesen Wunsch energisch zu unterdrücken versuchte, dass sie noch gut davonkommen würden. Immerhin hatten diese jungen Menschen ja kaum eine andere Wahl gehabt. Ihre Eltern waren Todesser und somit waren sie von Geburt an verpflichtet gewesen, dem Dunklen Lord zu dienen. Sie waren von Anfang an dazu verdammt gewesen ... Genau wie Draco, Laura und sie selbst... Sie hielt die Luft an, als nun die restlichen Angeklagten den Saal betraten. Sie wurden von doppelt so vielen Auroren bewacht, wie die eben eingetretenen Jugendlichen. Angeführt wurde die Menge, die aus mindestens vierzig Leuten - darunter zweiundzwanzig Frauen - bestand, von Lucius Malfoy. Seine Hände waren, wie auch die der anderen, mit massiven Eisenketten gefesselt. Seine Haut war nun nicht mehr nur blass, sondern gräulich, schmutzig und fahl. Seine langen, blonden, leicht verfilzten Haare hingen ihm strähnig über die breiten Schultern und sein Blick war kalt und leer. Direkt hinter ihm lief Wurmschwanz, dessen Gestalt nun nicht mehr so pummelig wie vor einigen Monaten war. Mariah entdeckte auch ihre Adoptiveltern, die Reasons, unter den Todessern, deren Anblick sie mächtig erzittern ließ. Die gleiche Reaktion folgte, als auch Avery, Nott, Goyle und noch einige andere eintraten, an deren Namen sie sich zwar nicht erinnern konnte, aber dafür an das, was sie ihr angetan hatten. Jedoch waren auch einige dabei, die sie vorher noch nie gesehen hatte. Laut schleiften ihre aschgrauen Azkabanumhänge über den Holzboden, als sie zu der anderen noch freien Tribüne geführt wurden und sich schließlich auf ihr niederließen. Als jeder auf seinem Platz saß, trat zuerst eine lange Stille ein, bis Cornelius Fudge folgendes von sich gab: "Ich eröffne hiermit die Verhandlung gegen die Angeklagten Lucius Malfoy, Peter Pettigrew, Andrew Avery, Aron Nott, sowie seinen Sohn Theodor Nott, Geoffrey Goyle, sowie seine Frau Delores Goyle und deren Sohn Greggory Goyle, Derek Crabbe, sowie seinen Sohn Vincent Crabbe, Raven Reason und seine Frau Regina Reason, Alain Flint, seine Frau Linda Flint und deren Sohn Marcus Flint, Patricia Parkinson und ihre Tochter Pansy Parkinson, Ben Bullstrode, seine Tochter Millicent Bullstrode und seine Lebensgefährtin Claire Jennings, Neil Pucey und seinen Sohn Adrian Pucey, Igor Karkaroff ..." Nun zuckten Harry, Hermione und Ron heftig zusammen. Aufgeregt, durchsuchten sie die rechte Tribüne und konnten dann endlich Karkaroffs markantes, eingefallenes, und den anderen Todessern doch so ähnliches Gesicht erkennen. Die drei Freunde erinnerten sich, dass der ehemalige Schulleiter von der bulgarischen Zauberschule Durmstrang vor ungefähr einem Jahr vor Lord Voldemort geflohen und seitdem nicht mehr aufgetaucht war. Da sie über seine Anwesenheit in diesem Saal so überrascht waren, bekamen sie kaum noch die Namen der restlichen Angeklagten mit, die Fudge weiter vorlas. Doch als schließlich der erste Angeklagte zum Verhör aufgerufen wurde, spitzte das Trio wieder die Ohren. "Lucius Malfoy, bitte in den Zeugenstand!" Obwohl er durch seinen Aufenthalt in Azkaban so heruntergekommen wie nie aussah, erhob sich Lucius Malfoy mit so einer Eleganz, als würde es ihm an nichts fehlen. Zwei Auroren begleiteten ihn zum Stuhl in der Mitte und drückten ihn darauf nieder. Augenblicklich rasselten die Ketten und fesselten Lucius' Oberkörper an die Stuhllehne. Der Todesser wehrte sich dagegen jedoch nicht, sondern starrte nur nach vorne zu dem Zaubereiminister. "Ihr Name ist Lucius Malfoy, Sie sind achtunddreißig Jahre alt, Wohnort: Ihr Anwesen Malfoy Manor in Wiltshire, seit drei Monaten sind Sie jedoch verwahrt in Azkaban. Richtig soweit?", fragte er zur Sicherheit. Lucius nickte. "Vor Ihrer Verhaftung haben Sie im Zaubereiministerium in der Abteilung für Finanzen der Zaubererwelt gearbeitet, wurden aber kurz nach Ihrer Verhaftung entlassen. Außerdem waren Sie einst Mitglied im Schulrat von Hogwarts, wurden aber vor drei Jahren entlassen." Fudge machte eine Pause, was Lucius wieder dazu veranlasste, zu nicken. "Seit dem fünfzehnten August 1979 sind Sie mit Narzissa Malfoy verheiratet und Sie haben einen gemeinsamen Sohn mit dem Namen Draco Malfoy. Stimmen all diese Angaben?" "Ja, alle Angaben sind richtig", sagte Lucius mit tiefer Stimme. Fudge wandte sich nun der ungefähr fünfundvierzigjährigen Frau neben ihm zu. "Mrs. Womplish, bitte verlesen Sie die Anklagepunkte." Die Frau nickte, zückte ein Pergament und erhob sich. "Der Angeklagte Lucius Malfoy wird wegen folgender Vergehen beschuldigt: Hochverrat an das Zaubereiministerium in Form von Übergang auf die dunkle Seite und Beitritt der Gefolgschaft des Unnennbaren; Angriff auf den Zaubereiminster, Ministeriumsbeamte, Lehrer und Schüler von Hogwarts, der Zaubererschule für Hexerei und Zauberei; Freiheitsberaubung; unbefugte Beseitigung eines magischen Tierwesens; versuchter Mord an eine Minderjährige und Unterspielen eines gefährlichen, schwarzen Gegenstandes an eine Minderjährige", las sie vor und setzte sich wieder. Ein leises Tuscheln ging durch die Sitzreihen und die Schreibfedern von Rita Kimmkorn und den anderen kratzten auf Pergament. Harry wunderte sich währenddessen über den letzten Anklagepunkt. Mit dem 'gefährlichen, schwarzen Gegenstand' war doch bestimmt Tom Riddles Tagebuch gemeint, welches Lucius Malfoy damals vor vier Jahren Ginny untergeschoben hatte. Nur woher wusste das Ministerium so genau davon? "Mr. Malfoy, bekennen Sie sich schuldig, betreffend der soeben genannten Anklagepunkte?", fragte Fudge und sofort verstummten alle Zeugen dieser Verhandlung. Lucius Malfoy, der keine Miene verzog, ließ sich Zeit für seine Antwort. "Mit Ausnahme, dass mir der Übergang zur dunklen Seite vorgeworfen wird und dass ich Sie-wissen-schon-wem gedient haben und irgendjemandem was untergeschoben haben soll, bekenne ich mich in allen anderen Anklagepunkten schuldig", sagte er laut und deutlich, soweit das mit seiner etwas heiseren Stimme ging. Auch dieses Mal erfüllte ein Raunen den Saal, nur dieses Mal viel lauter, voller Spott und Verwunderung. "Ruhe bitte!", rief Fudge und die Zuhörer wurden wieder still. "Was wollen Sie damit sagen, Mr. Malfoy?" Auch dieses Mal dauerte es ein wenig, bis er antwortete. "Ich will damit sagen, dass ich nicht freiwillig zu einem Diener von Sie-wissen-schon-wem geworden bin." Gerade wollte Fudge noch einmal genauer darauf eingehen, doch bevor er dies tun konnte, erhob sich auf einmal einer der Männer mit den dunkelblauen Umhängen. "Mein Mandant, Mr. Malfoy, will damit nur zum Ausdruck bringen, dass er zu der Zeit, als all diese Vorwürfe eintraten, unter dem Imperius-Fluch stand", behauptete er. "Sie haben sich mal wieder den teuersten Anwalt beschafft, nicht wahr, Malfoy?", kommentierte Mundungus Fletcher mit einem spöttischen Grinsen. Zugleich erhob sich der Mann neben ihm und ging auf Malfoy zu. "So, so, Lucius Malfoy", sagte er ruhig, "Sie wollen es also auch heute wieder bei Ihrer beliebtesten Version belassen. Der Unnennbare hat Sie also dem Imperius-Fluch ausgesetzt und Sie waren somit gezwungen, all diese Taten durchzuführen?" "Ja, so war es", antwortete Lucius. "Ach ja? Finden Sie nicht, dass er sich da ein bisschen zu viel zugemutet hat? Ein Imperius-Fluch hält nicht ewig, das wissen Sie sehr wohl. Wenn also jeder der Angeklagten hier wie auch angeblich Sie unter dem Fluch gestanden hat, dann hätte der Unnennbare ganz schön viel zu tun gehabt, den Fluch immer wieder zu erneuern. Oder irre ich mich da?" "Sie-wissen-schon-wer hatte große Macht", meinte Lucius nur dazu. "Da haben Sie Recht. Er hatte große Macht. Und das nur, weil solche Schleimbolzen wie Sie ihm die Stiefel geleckt haben -" "Mr. Redstone! Ich verbitte mir, dass Sie meinen Mandanten derartig beleidigen!", empörte sich Malfoys Anwalt, der sich während der ganzen Zeit nicht wieder auf seinen Platz gesetzt hatte. Mr. Redstone rümpfte die Nase, warf Lucius noch einen kalten Blick zu und begab sich wieder auf seinen Platz. "Sie behaupten also, Sie wären nie freiwillig zu Sie-wissen-schon-wem übergegangen?", fragte nun die zweite Frau des Rates. "Ja." "Nicht mal dann, wenn Sie-wissen-schon-wer Sie und Ihre Familie bedroht hätte?" "Auch dann nicht." "Tse, seine Familie war ihm doch immer scheißegal." Dies war soeben von Draco gekommen, der das alles mit völliger Verachtung betrachtete. Da es soeben sehr ruhig gewesen war, hatte jeder, der in diesem Saal anwesend war, seine Äußerung gehört und starrte ihn an. "Halten Sie sich mit Ihren Äußerungen zurück, solange Sie nicht selbst hier unten sitzen!", ermahnte Fudge ihn. Draco presste die Lippen zusammen und schwieg. "Aufgrund einiger Informationen", fuhr die eine Frau fort, "ist uns bekannt, dass Sie in der Nacht, in der Sie-wissen-schon-wer wieder auferstanden ist, seinem Ruf gefolgt sind, als er seine alten Anhänger wieder um sich scharrte. Waren Sie dort?" "Wahrscheinlich standen Sie da wieder unter dem Imperius-Fluch, nicht?", bemerkte Mr. Redstone verächtlich. "Ja, ich war dort", antwortete Lucius. "Denn wäre ich seinem Ruf nicht gefolgt, hätte er mich umgebracht." "Sie hätten das Ministerium benachrichtigen können. Die Auroren hätten Sie-wissen-schon-wen dann sofort ausfindig machen können." "Innerhalb des Ministeriums gab es zu viele Anhänger von Sie-wissen-schon-wem. Sie hätten mich ihm dann ausgeliefert." "Oh, oh ... Böser Fehler, Malfoy", murmelte Mundungus." Sie beschuldigen Ihre alten Mitstreiter hier des mutwilligen Beitritts der Gefolgschaft des Unnennbaren. Es stimmt also, Todesser halten nie zusammen. Sie retten lieber ihre eigene stinkende Haut. Ich bin mir sicher, dass Sie in Azkaban dann mehr Ihre Mitgefangenen fürchten werden als die Dementoren." "Halten Sie sich bitte etwas zurück, Mr. Fletcher. Das Urteil ist immerhin noch nicht gesprochen", sagte Fudge. Der sah nun wieder zu Malfoy, der ihm ebenfalls mit leerem Blick begegnete. "Was haben Sie denn zu dem Vorwurf zu sagen, Sie hätten Miss Virginia Weasley ein Tagebuch untergeschoben, welches dem Unnennbaren gehört haben soll?", wurde Lucius von dem Zaubereiminister gefragt. Zum ersten Mal zeigte sich eine Regung in Lucius' Gesichtszügen. Sein Blick wirkte, als hätte man ihn in eine Falle tappen lassen. Lange starrte er den Minister an, bevor er eine Antwort gab. "Ich habe ihr nichts untergeschoben und ich war niemals im Besitz eines solchen Tagebuchs." "Ach ja, Malfoy?", sagte Redstone fies grinsend. "Da hat uns Miss Weasley aber etwas ganz anderes erzählt." Nur das leichte Heben seiner Augenbrauen wies auf Lucius' Überraschung hin. "Herr Minister, dürfte ich bitte den ersten Beweis für die Schuld Malfoys vorführen?", bat Redstone. Der Minister nickte, worauf sich das Mitglied des Rates der höchststehenden magischen Justiz erhob und eine walnussgroße Kristallkugel aus einem Koffer hervor holte und diese dann in die Höhe hielt. Schnell zückte er seinen Zauberstab und stupste mit dessen Spitze die Kugel an, die daraufhin ein helles Licht aussendete. Sie begann wie ein riesiges Glühwürmchen zu leuchten und wuchs langsam bis auf die achtzigfache Größe an. Viele Verhandlungsanwesende, die so aussahen, als hätten sie noch nie so etwas gesehen, öffneten ihre Münder vor Erstaunen. "Was soll das bitte werden, Mr. Redstone? Wollen Sie die Zeugin außerhalb dieser Verhandlung befragen? Solche Zeugen sind hier nicht zugelassen", warf Malfoys Anwalt ein. "Dürfte ich diesen Beweis bitte kurz erklären, Herr Minister?", bat Redstone schon beinahe übertrieben höflich. Fudge nickte und wies Malfoys Anwalt an, sich nun doch endlich wieder zu setzen. Dieser folgte der Aufforderung mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. "Also", setzte Redstone an und räusperte sich kurz, "Am vierundzwanzigten Juli diesen Sommers besuchten Ratmitglied Miss Mary Clutterbuck und ich die Hogwartsschülerin Virginia Weasley im St.-Mungo- Hospital. Es erreichten uns nämlich die Aussagen sämtlicher Mitschüler, die besagen, Miss Weasley hätte vor drei Jahren irgendetwas mit dem Dunklen Lord zu tun gehabt. Somit sprachen wir mit den Heilern, die für Miss Weasleys Aufenthalt in St. Mungo verantwortlich waren. Nach langer Diskussion mit ihnen konnten wir einen Besuchstermin und ein ungefähr fünfzehnminütiges Verhör erzielen." "Nach meinen Informationen ist Miss Weasley aber schon vor einem Monat entlassen worden", unterbrach Malfoys Anwalt, blieb diesmal aber sitzen. "Warum haben Sie ihr also keine Vorladung für diese Verhandlung hier geschickt? Vielleicht, weil sie nichts aussagen will oder gar nichts auszusagen hat?" Redstone grinste ihn nur scheinheilig an und sagte: "Glauben Sie mir, Adary, die junge Zeugin hatte sehr viel zu sagen." "Ginny wurde in St. Mungo vom Ministerium verhört?", flüsterte Harry Ron leise zu. Der sah jedoch auch nicht weniger überrascht aus "Ich höre davon auch zum ersten Mal. Dad, wusstest du davon?" Mr. Weasley schüttelte den Kopf. "Aber Dad, du arbeitest doch im Ministerium! Irgendwas muss da doch zu dir durchgesickert sein!", fauchte Ron unter vorgehaltener Hand. Er konnte es nicht glauben, dass Leute aus dem Ministerium einfach so Ginny ausgequetscht hatten, ohne dass ihre Eltern informiert worden waren. "Ihre Arbeitsweisen und Aufträge halten die Mitglieder des Rates streng geheim. Nichts darf nach außen an fremde Ohren gelangen", erklärte Mr. Weasley. Da hatte Harry aber ein anderes Bild von Mundungus Fletcher, der ja ebenfalls zum Rat gehörte und in diesem Moment auch am Richtertisch saß. Er hatte sie ja vor den anderen Mitgliedern gewarnt. Er, Ron und Mr. Weasley sahen sofort wieder nach vorne, als Redstone eine schnelle Bewegung mit seinem Zauberstab vollzog. Sofort verging das starke Leuchten und innerhalb der Kugel tobte nun ein starker, rauchartiger Nebel, der sich jedoch bald wieder auflöste. Etwas undeutlich, tauchte dort nun ein Mädchen auf, welches auf einem Bett mit weißem Laken, Bettdecke und Kissen saß. Sie selbst trug, ebenfalls ganz in Weiß, ein langes Nachthemd. Ihre langen, fuchsroten Haare hingen glatt und gepflegt über ihre Schultern und ein Teil davon verbarg ihr Gesicht. Ihre langen, dürren Beine hingen über der Bettkante nach unten und wippten sanft hin und her. Und zwar in dem Takt von dem Lied, welches sie ganz leise und sanft summte. "Hallo, Miss Weasley", ertönte auf einmal Redstones Stimme, hallend wie aus einer anderen Welt. Ginny sah nicht auf, sondern starrte nur zu Boden und summte weiter ihr Lied. Nun traten auch Redstone und Mary Clutterbuck ins Bild der Kugel. Jeder zog sich einen Stuhl heran und beide saßen nun vor Ginny. "Ich bin Laurence Redstone und das ist Mary Clutterbuck. Wir sind Mitglieder des Rates der höchststehenden magischen Justiz im Ministerium." Noch immer folgte keine Reaktion. "Ihr Vater arbeitet auch im Ministerium, nicht wahr?", fragte Miss Clutterbuck freundlich. Nach mindestens fünf Sekunden nickte Ginny, ohne das Summen zu beenden. Miss Clutterbuck nickte Redstone zu, der nun wieder zu Ginny sah. "Miss Weasley, wir sind hier, um mit Ihnen über jemanden zu sprechen", sagte er. "Über Tom." In genau diesem Moment verstummte das Lied und die Beine wurden bewegungslos. Ginny starrte noch immer auf den Boden. "Tom Riddle... ", murmelte sie mit düsterer Stimme. Redstone nickte. "Ja, Tom Riddle ... Bei uns jedoch mehr als 'der Dunkle Lord' bekannt", meinte er. Nun nickte Ginny wieder. "Sie kannten ihn, oder nicht?", wollte Redstone wissen. "Jeder kannte ihn", erwiderte Ginny emotionslos. "Gewiss ... Aber er kannte Sie auch." Ginny zuckte leicht zusammen und ein Zittern suchte ihren Körper heim. Jedoch schien sie sich nach ein paar Sekunden wieder beruhigt zu haben, denn sie hob ihren Blick, wobei nun ihr gesamtes Gesicht zu sehen war. Es hätte von einer Leiche sein können, so blass und leblos sah ihr Gesicht aus. Ihre sonst so schönen hellgrünen Augen waren beinahe gelb und ihre Pupillen waren so klein, als würde blankes Sonnenlicht auf sie scheinen. Genau so hatte sie ausgesehen, als sie zum St.-Mungo-Hospital gebracht worden war. Nur das unheimliche Lachen war nicht vorhanden. "Ja ... er kannte mich", wisperte Ginny und starrte Redstone an, der das Mädchen ebenfalls gebannt anstarrte. "Er kannte alles von mir ... Meine Gefühle ... meine Ängste ... meine Geheimnisse ..." "Warum kannte er all das?" "Weil ich es ihm geschrieben habe ..." "Geschrieben? Per Eule?", fragte Miss Clutterbuck. "Nein ... Durch ein Tagebuch ... Er lebte dort drin ..." "Woher hatten Sie dieses Tagebuch?" Nun senkte Ginny wieder leicht den Kopf. "Ich ... Kurz vor meinem ersten Jahr in Hogwarts ... da war ich mit meiner Familie und zwei Freunden in der Winkelgasse. In 'Flourish & Blotts' begegneten wir Lucius Malfoy ... Er machte sich über meine Schulsachen lustig, weil sie alle schon gebraucht waren ..." Nun glitzerten Tränen in Ginnys Augen. "Er nahm eines meiner Bücher und dann haben er und mein Vater sich geprügelt." Plötzlich kicherte Ginny. Fast jeder im Gerichtssaal bekam eine Gänsehaut, so schaurig klang es. "Wer hat denn gewonnen?", fragte Miss Clutterbuck sehr interessiert, woraufhin Redstone sie etwas säuerlich musterte. "Niemand", erwiderte Ginny, die noch immer kicherte. "Hagrid kam und hat die beiden auseinander gerissen ..." "Und was geschah dann?", fragte Redstone geduldig und ruhig. Langsam erholte sich Ginny von ihrem Kicheranfall und ihr Blick wurde wieder ausdruckslos. "Mr. Malfoy gab mir mein Buch zurück ... Später bemerkte ich dann, dass in meinem Kessel ein Buch lag, das ich gar nicht gekauft habe ..." "Das Tagebuch?" Ginny nickte. "War es erst drin, nachdem Mr. Malfoy Ihnen Ihr Buch zurückgegeben hat?" "Ich ... weiß nicht ... Ich habe es erst zu Hause bemerkt ..." "Glauben Sie, dass Mr. Malfoy Ihnen das Tagebuch zugesteckt hat?" "Harry sagte, er hat es getan ...", sagte Ginny schlicht. "Harry Potter?" "Ja ..." "Er sagte Ihnen, Mr. Malfoy hätte Ihnen das Tagebuch untergejubelt?" "Ja ..." "Hat er es gesehen?" "Keine Ahnung ... er erzählte es mir nur ... Aber ich glaube auch, dass Mr. Malfoy es war ..." "Warum glauben Sie das?" "Weil er ein Todesser ist ... und Tom helfen wollte ..." "Wie genau war Ihre Beziehung zu Tom?", fragte Miss Clutterbuck. "Er und ich ... wir wurden Freunde ... Ich schrieb ihm all meine Geheimnisse ins Tagebuch ... Er schrieb immer zurück ... Er hörte mir zu und ... fragte mich über Harry aus ... Ich schrieb ihm nämlich fast nur von Harry", sagte sie und wurde ein wenig rot. "Doch irgendwann wurde ich immer müder ... bald bekam ich Gedächtnislücken ... Rote Schriften tauchten an den Wänden auf und Schüler wurden angegriffen ..." "Haben Sie keine Angst vor Tom gehabt?", kam die Frage von Redstone. "Als all diese Dinge passierten, bekam ich Angst ... Tom wurde mir unheimlich ... nachts träumte ich davon, dass er das Tagebuch verlässt und mich holt ... Also ... wollte ich das Tagebuch loswerden ..." "Wie?" "Ich schmiss es in die Mädchentoilette ..." "Aber das Tagebuch suchte Sie wieder heim?" "Nein .. ich suchte es heim ... Eines Morgens ... sah ich, dass Harry es hatte ..." "Harry Potter war im Besitz des Tagebuchs? Wie das?" "Ich weiß nicht ... Ich bekam Panik, davor, dass er es lesen würde und Tom ihm all meine Geheimnisse verraten würde ... Also bin ich in Harrys Schlafsaal geschlichen und habe mir das Tagebuch zurückgeholt ... Da merkte ich auch, dass ich Tom vermisst habe ... Ich entschuldigte mich bei ihm dafür, dass ich ihn weggeschmissen habe und schrieb ihm wieder ..." "Und irgendwann kam er aus dem Tagebuch raus?" Nun fing Ginny wieder an zu zittern. "Ja ... Ich war völlig schwach und konnte nicht mal mehr stehen ... Wie ein Geist kam er heraus und grinste mich böse an ... 'Danke, kleine Ginny', hat er gesagt und ... dann bin ich ohnmächtig geworden ..." "Wer hat Sie vor ihm gerettet?" "Harry ... Er war da, als ich aufwachte ... und Tom war weg ..." "Haben Sie für Tom etwas getan?" Ginny riss ihre noch eben verträumten Augen auf und starrte Redstone an. "Hat er Sie gebeten, Botschaften mit Blut an die Wände zu schreiben?" Ginny umfasste mit ihren dürren Armen ihren Oberkörper und fing wieder an zu zittern. "Sollten Sie Hähne erdrosseln? Für ihn?" Tränen liefen über Ginnys Wangen. "Sollten Sie Schlammblüter und andere ohne reines Blut töten?" Nach dieser Frage kniff Ginny die Augen zu und schrie aus Leibeskräften. Ihr Körper zuckte vor Krämpfen und krümmte sich. Miss Clutterbuck wich zurück, doch Redstone betrachtete sie nur stillschweigend. "Jetzt reicht es!", rief plötzlich die Stimme einer jungen Frau, die nun auch in der Kugel auftauchte und Ginny festhielt. Eine zweite Frau kam hinzu und half ihr dabei, Ginny zu beruhigen. "Verschwinden Sie endlich!", fuhr sie die beiden Mitglieder des Rates an. "Sie hatten Ihre fünfzehn Minuten!" In genau diesem Moment lösten sich die Figuren im Rauch auf, welcher nun wieder als ein kleiner Sturm in der Kristallkugel tobte. Währenddessen schrumpfte sie wieder auf ihre normale Größe und fiel direkt nach unten in Redstones Hand. Dieser grinste siegessicher und genoss den grimmigen Ausdruck auf Lucius' verdrecktem Gesicht. Dann wandte er sich wieder dem Zaubereiminister zu. "Nun, Herr Minister, ich denke, aus diesem Verhör konnten Sie mehr als deutlich entnehmen, dass es doch wohl eindeutig ist, dass Lucius Malfoy einem unschuldigen Mädchen einen so gefährlichen Gegenstand untergeschoben hat", meinte das Ratmitglied. "Das sehe ich nicht so, Herr Minister", beteuerte Mr. Adary, der nun wieder aufstand. "Wollen Sie wirklich einem Mädchen Glauben schenken, welches so was von psychisch labil ist und behauptet, sie hätte ein Jahr lang mit dem Unnennbaren kommuniziert? Wenn ja, dann ist dieses Gericht hier einfach nicht mehr normal -" "Ich glaube nicht, dass es Ihnen zusteht, sich hier über meine Einschätzungsfähigkeit zu äußern, Mr. Adary", erwiderte Fudge mit einem kalten Blick, welcher den Anwalt dazu veranlasste, sich sofort wieder hinzusetzen. "Dürfte ich mich vielleicht zu Mr. Adarys Einwand äußern, Herr Minister?", bat Redstone. Fudge nickte. "Danke, Herr Minister. Wie Sie alle zweifellos sehen konnten, war Miss Weasley zum Zeitpunkt dieses Verhörs tatsächlich in einem psychisch sehr labilen Zustand. Der Zustand trat ein, da sie vor über zwei Monaten wieder dem begegnete, der ihr das erste Jahr in Hogwarts als ein Jahr voll grausiger Erinnerungen beschert hat. Als sie ihn sah, kamen all diese Erinnerungen, die sie in sich verschlossen hatte, zurück. Genau so frisch und lebhaft wie vor vier Jahren. Mit anderen Worten, sie war damals im besten Zustand, uns haargenau zu erzählen, was damals passiert war. Hätten wir sie heute, nach der Therapie verhört, hätten wir niemals solche Antworten bekommen, an deren Größe von Wahrheit ich keineswegs zweifle." Ein erstauntes und anerkennendes Schweigen folgte seiner Erklärung. Redstone schien diese Sekunden sehr zu genießen, denn er fing wieder an zu grinsen. "Aber falls Sie, Adary", sagte er und drehte sich langsam und beinahe anmutig in die Richtung des Anwalts, "anderer Meinung sind, dann berücksichtigen wir das alle voll und ganz." Es war wohl so, dass dieser soeben vorgeführte Beweis nicht nur Lucius Malfoy den Strick noch enger gezogen hatte. Denn Adary saß völlig sprachlos und gedemütigt wie ein Häufchen Elend auf seinem Platz. Denn so vor dem Minister und den Zuhörern bloßgestellt zu werden, hatte ihn heftig getroffen. Er sah auch nicht einmal auf, als Redstone sich dem Stuhl näherte, auf dem Lucius saß. "Was sagen Sie denn nun dazu, Malfoy?", fragte Redstone im überheblichen Ton. Lucius sah ihn kalt an und schwieg verbissen. Redstone grinste mit einem Gesichtsausdruck, als würde er sich sehr auf etwas freuen. "Sie schweigen ab jetzt also, ja? Das ist wohl auch besser so, denn wir haben noch mehr interessante Dinge über Sie erfahren. Mrs. Womplish?" Damit gab er weiter an die Frau, die noch vor ungefähr zwanzig Minuten die Anklagepunkte vorgelesen hatte. "Mr. Malfoy, vor zwei Jahren fand am fünfzehnten August eine Quidditch-Weltmeisterschaft hier in England statt und an dem Abend des Tages, an dem Bulgarien gegen Irland spielte, tauchte das Dunkle Mal am Himmel auf. Außerdem wüteten auf dem nahe gelegten Zeltplatz dort vermummte Todesser und ließen vier wehrlose Muggel in der Luft schweben. Zwei von ihnen kamen mit schweren Verrenkungen und Knochenbrüchen davon. Etwa zweihundertvierzehn Zelte wurden zerstört und ein Schaden von genau dreihunderttausendsechsundsiebzig Galleonen, einhundertfünfundzwanzig Sickeln und drei Knuts entstand. Es wurden ungefähr zweiundzwanzig Todesser bei diesen schweren Vergehen gesichtet. Durch einige Indizien sind wir mittlerweile zu dem Verdacht gekommen, dass Sie daran beteiligt waren", sagte sie mit scharfer Stimme. Lucius' Blick, der nun an ihr haftete, war unverändert. Doch dann erwiderte er auf einmal: "Und welche Indizien sollen dass sein?" Fast jeder schaute nun kurz zu Adary, da dieser soeben laut gekeucht hatte vor Schreck. Mit Sicherheit war es nicht geplant gewesen, dass Malfoy in so einer Situation selbst das Wort ergreifen würde. Mrs. Womplish ließ sich davon jeder nicht ablenken und antwortete auf die Frage. "Dass Sie bei der Weltmeisterschaft anwesend waren, können und werden Sie ja wohl kaum abstreiten. Ihre Karte ist verwahrt worden." Sie hob ein längliches, goldenes Stück Papier hoch, auf dem einige Buchstaben schwach tanzten. "Außerdem hat der Zaubereiminister Ihnen und Ihrer Familie Ehrenplätze beschafft und sie dort selbst empfangen. Zudem wurde nach dem Angriff auf dem Zeltplatz festgestellt, dass ihr Zelt inmitten der Zerstörung beinahe unbeschädigt war." "Es ist wohl sehr teuer gewesen und für Sie viel zu schade, dass es während Ihrer Aktion zerstört wird", bemerkte Redstone hämisch, der sich wieder auf seinem Platz niederließ. Lucius' graue Augen wurden zu Schlitzen. "Waren Sie nun an der Misshandlung der Muggel und der Zerstörung des Zeltplatzes beteiligt?", fragte Mrs. Womplish. Angespannt, wartete jeder auf die Antwort. Harry sah kurz zu Draco, der mit Hass und Verachtung zu seinem Vater runterschaute. Harry spürte, dass der Slytherin am liebsten gerufen hätte: 'Ja, er war dabei! Er hat sogar die Idee gehabt, die Muggel in der Luft schweben zu lassen!' Doch er musste sich zusammenreißen und konnte erst alles erzählen, wenn er selbst auf dem Stuhl da unten saß. Und irgendwie konnte Harry es selber gar nicht erwarten, endlich auf diesem Stuhl Platz zu nehmen und zu erzählen, welch widerliche Dinge all diese Leute, die auf den Anklagebänken saßen, getan hatten. "Nein", sagte Lucius. Mrs. Womplish zog ihre Augenbrauen hoch und notierte sich die Antwort. Ein ungläubiges Raunen erfüllte den Saal, welches jedoch durch Mr. Adarys Räuspern sofort wieder verstummte. "Ich bitte die Mitglieder des Rats, doch noch einmal die Tatsachen zu bedenken", sagte er nun wieder etwas sicherer. "Damals wurde niemand festgenommen und es gab auch keine Beweise dafür, dass die Täter Todesser gewesen waren. Mit Sicherheit waren es einfach nur irgendwelche Verrückten, die zu tief ins Glas geschaut haben -" "Mr. Adary", begann Mundungus Fletcher mit einem spöttischen Gesichtsausdruck, "Die Täter haben sich daran ergötzt, eine wehrlose Muggelfamilie in der Luft hin und her fliegen zu lassen, wobei ein fünfjähriges Muggelkind eine schwere Halswirbelverletzung erlitten hat. Dann ließ jemand das Dunkle Mal am Himmel erscheinen und sofort sind die Täter verschwunden. Warum sind sie wohl geflüchtet? Weil sie die Rückkehr des Dunklen Lords fürchteten, da sie ihre Gefolgschaft ihm gegenüber damals vor fünfzehn Jahren geleugnet haben und er ihnen das nicht so schnell verziehen hätte. Sind das keine Beweise dafür, dass es sich bei den Tätern um Todesser handelte, Mr. Adary?" Mr. Adary sank erneut auf seinem Platz zusammen und presste die Lippen zu einer schmalen Linie. Harry konnte sich gut vorstellen, dass dieser Mann nun nichts mehr einwenden würde. Auch Malfoy sah nun zu Boden. Sein Blick wirkte nun etwas müde und erschöpft. "Wir verdächtigen Sie nicht ohne Grund, ein Todesser zu sein, Mr. Malfoy", bemerkte Miss Clutterbuck. "Sämtliche Angestellte aus der Abteilung für schwarzmagische Gegenstände haben Ihr Anwesen vor zwei Monaten durchsucht und haben unter dem Fußboden Ihres Salons eine Kammer gefunden. Dort fanden sie sämtliche verbotene Gifte, alle möglichen schwarzmagischen Hilfsmittel für Spionage, Einbruch und Verfluchung, Folterinstrumente und Todesamulette. Und in Ihrem Arbeitszimmer waren unzählige Bücher der schwarzen Magie, getarnt als gewöhnliche Zauberbücher. Können Sie uns das erklären?" Lucius ließ den Kopf sinken, gerade so, als wollte er Mitleid erregen. So verzweifelt schien er schon zu sein. "Ich denke, unser Vogel singt nicht mehr", sagte Redstone etwas gelangweilt. "So sehe ich das auch. Mr. Adary, wollen Sie Ihren Mandanten selber noch etwas fragen oder noch etwas sagen?", erkundigte sich Fudge. "Nein, Herr Minister", murmelte Adary mit schwerer Stimme. "Gut. Zurück mit Mr. Malfoy auf die Anklagebank!" Sofort ließen die Ketten von Lucius ab und die Auroren zogen ihn grob auf die Beine. Dann zerrten sie ihn zu seinem Platz zurück, wo er sich wieder niederließ. "Peter Pettigrew, bitte in den Zeugenstand!" Der Aufgerufene wimmerte wie ein kleines Kind, als erneut zwei Auroren sich erhoben und Wurmschwanz zum Stuhl schleppten. Wie ein schwerer Kartoffelsack rutschte er darauf, als die Auroren seine Arme losließen. Auch dieses Mal rasselten die Ketten und fesselten den Sitzenden. Der wimmerte noch immer und sah ängstlich zum Zaubereiminister und zum Rat. "Mr. Peter Pettigrew, Sie sind siebenunddreißig Jahre alt und sind am ersten November 1981 verschwunden und wurden ab da für tot gehalten. Stimmen diese Fakten?" Wurmschwanz nickte heftig. Erneut erhob sich Mrs. Womplish und las die Zeilen auf der Pergamentrolle vor. "Der Angeklagte Peter Pettigrew wird wegen folgender Vergehen beschuldigt: Hochverrat an das Zaubereiministerium in Form von Übergang auf die dunkle Seite und Beitritt der Gefolgschaft des Unnennbaren, Beteiligung an der Wiederauferstehung des Unnennbaren, Mord an zwölf Muggel, Mord an einen jungen Zauberer, versuchter Mord an zwei Minderjährigen, Körperverletzung und Freiheitsberaubung eines Minderjährigen, mutmaßliche falsche Verdächtigung einer Tat bezüglich Sirius Black, Verrat eines magischen Ehepaares und einer Hexe an den Unnennbaren, unbefugtes Anlernen des Animaguszaubers ohne Registrierung im Zaubereiministerium, Körperverletzung eines magischen Tierwesens und unbefugtes Verpfuschen von magischen Tränken." Bei jeder weiteren Aufzählung einer Straftat war Wurmschwanz immer mehr auf dem Stuhl zusammen gesunken. "Wow, eine ganz schön fette Strafakte, Pettigrew. Für einen Toten haben Sie ja eine Menge Arbeit hinter sich", kommentierte Redstone hämisch. Wurmschwanz zitterte leicht. "Nun Mr. Pettigrew", begann Miss Clutterbuck, wodurch er etwas erschrocken zu ihr sah, "Unseren Informationen nach waren Sie ein Freund von James und Lily Potter und auch von Sirius Black, ist es so?" Wurmschwanz zögerte erst, doch dann nickte er. "Obwohl Sie aber nicht der engste Freund der Potters waren, haben diese Sie zu ihrem Geheimniswahrer ernannt. Und zwar, weil Sie-wissen-schon-wer nie auf Sie gekommen wäre, oder?" Wurmschwanz zögerte diesmal sehr lange, bevor er schließlich erneut nickte. "Dann wissen Sie ja wohl auch sicher, wie der Fidelius-Zauber abläuft, nicht wahr, Pettigrew?" Diese Frage war diesmal von Redstone gekommen. Wurmschwanz schluckte. Man sah ihm deutlich die Angst vor dem Ratmitglied an. "J-Ja ... Der Fidelius-Zauber bewirkt, dass ... niemand anderes den Aufenthaltsort oder die Person selbst finden kann, welches nur der Geheimniswahrer weiß. Nur, wenn er das Geheimnis jemanden ... verrät, kann dieser den Ort finden", stotterte Wurmschwanz unsicher. "Ganz genau", hauchte Redstone und erhob sich wieder, wodurch nun jeder den Atem anhielt. Denn jeder wusste, jetzt würde Redstone wieder in Höchstform aufsteigen. "Wenn das Geheimnis einem Uneingeweihten verraten wird, kann dieser den Fidelius-Zauber umgehen. Und genau das ist dem Dunklen Lord gelungen, nicht wahr?", fragte er und blieb direkt vor Wurmschwanz stehen. Dieser schwitzte nun vor Angst und Nervosität. "Und das konnte doch nur geschehen, weil Sie es ihm verraten haben. So ist es doch gewesen, Peter Pettigrew. So ist es doch gewesen!" Den letzten Satz zischte er laut und aggressiv. Wurmschwanz zuckte heftig zusammen, genau wie all die Leute auf den Plätzen, die diesem Verhör beiwohnten. "I-Ich -" "Beantworten Sie bitte die Frage, Mr. Pettigrew", bat Fudge, der nun schon sehr ungeduldig war. Kein Wunder, denn durch ein Verhör mit Veritaserum, bei dem er vor ungefähr drei Monaten dabei gewesen war, wusste er bereits all das, was Pettigrew verbrochen hatte. "I-ich hatte keine andere Wahl! Der Schwarze Lord hätte mich sonst umgebracht!", kreischte er vor Verzweiflung. "Tragen Sie das als Geständnis ein, Mrs. Womplish", ordnete Redstone mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an, bevor er Wurmschwanz wieder in die Mangel nahm. "Keine Wahl, ja? Sie haben Ihre Freunde also lieber in den Tod geschickt, um sich selbst zu retten?", fragte er verachtend. "Sie ... Sie hätten es doch sicher auch so gemacht, wenn Ihnen der Schwarze Lord gedroht hätte!", warf Wurmschwanz ihm vor. Ein geschocktes Raunen vernahm er hinter sich. Auch er begriff nun leider zu spät, dass er soeben zu weit gegangen war. Er schluckte schwer, als er dem dunklen und eiskalten Blick Redstones begegnete. "So feige schätze ich mich nicht ein, Pettigrew", flüsterte er gefährlich leise, aber laut genug, so dass es jeder hören konnte. Nun entfernte sich Redstone wieder ein wenig von dem Angeklagten. "Sie waren es dann also, der die Potters verraten hat, und nicht Sirius Black", fasste er zusammen. "Er war also all die Jahre unschuldig." "Hä-Hätte er nicht vorgeschlagen, dass James mich zum Geheimniswahrer ernennt ... dann wäre es nicht so weit gekommen!" Harry und seine Freunde musterten nun Sirius, der mit geballten Fäusten da saß und vor unterdrückter Wut zitterte. "Pettigrew", sagte Mundungus, "Sie wollen doch damit nicht etwa sagen, dass Mr. Black dafür verantwortlich ist, dass Sie Ihre Freunde aus Feigheit verraten haben. Dass ist nicht nur absurd, sondern auch einfach nur widerlich." Wurmschwanz warf ihm einen gereizten Blick zu. Mundungus war noch nicht fertig. "Und da Mr. Black noch als Einziger wusste, dass Sie, und nicht er, der Geheimniswahrer der Potters gewesen waren, wollten sie ihm die Schuld anhängen. Also haben Sie ihn auf offener Straße beschimpft und hinter Ihnen zwölf Muggel in die Luft gesprengt. Zwölf unschuldige Menschen. Männer, Frauen und Kinder. Wegen Ihnen sind Familien zerbrochen, so wie die Potters. Und das alles nur, weil Sie so feige gewesen sind." Wurmschwanz presste die Lippen zusammen und sah zum ersten Mal schuldbewusst aus. "Danach sind Sie ja geschickt untergetaucht, nicht wahr?", fragte Redstone und näherte sich ihm wieder ein wenig. "Und zwar als Ratte. Als ein Tier, welches Ihnen nicht ähnlicher sein könnte." Wurmschwanz war nun verärgert und zeigte das auch deutlich durch einen bösen Blick. "Sie sind also ein Animagus. Und dazu noch ein nicht gemeldeter. Schon das kann ihnen ein halbes Jahr Azkaban einbringen." "Sirius Black ist auch ein Animagus und James Potter war es auch!", verteidigte sich Wurmschwanz, wobei er kräftig an den Ketten zog, die ihn aber sofort wieder enger umwickelten. "Sie haben mich die ganze Zeit unter Druck gesetzt, damit ich es auch lerne!" "Diese miese Ratte!", zischte Harry wütend. Wie konnte dieser Bastard nur so über seinen Vater reden? Und das auch noch vor Gericht? "Na ja, ich muss zugeben, da hat der Feigling nicht ganz so Unrecht", gab Sirius grimmig zu. Harry sah ihn verwundert an. "Ich und James haben ihn wirklich förmlich dazu gezwungen, mitzumachen. Immerhin waren wir doch alle Remus' Freunde und da wollten wir ihn natürlich alle unterstützen." "Aber deswegen hat er noch lange nicht das Recht, euch dafür die Schuld für alles zu geben." "Ruhe da oben!", ermahnte der Kobold, der noch immer da unten stand, beide. Harry und Sirius unterbrachen sofort ihre kleine Unterhaltung. "James Potter können wir dank Ihnen nun leider schwer für etwas bestrafen. Und was Sirius Black angeht, mit ihm wurde schon darüber gesprochen und der Rat hat sich geeinigt, dass er lang genug in Azkaban gesessen hat. Somit musste er nur eine Buße von dreihundert Galleonen zahlen", erklärte Redstone sachlich. Nun umkreiste er den Stuhl. "Kommen wir doch ... zur Wideraufstehung Ihres ehemaligen Meisters", sagte er. Wurmschwanz folgte seinen Schritten mit ängstlichen Augen. "Aufgrund der Aussagen, die Sie unter Veritaserum in der Gegenwart des Zaubereiministers gemacht haben, wissen wir, dass Sie dem Dunklen Lord geholfen haben, wieder seinen alten Körper zu erlangen. Aber dazu brauchten Sie Harry Potter ... Und den holten Sie sich auch. Doch er war nicht alleine ... Der Hogwartsschüler Cedric Diggory war bei ihm. Und da er Ihnen und Ihrem Vorhaben im Weg war, haben Sie ihn umgebracht." Redstones Stimme hörte sich an wie eine böse Beschwörung. "I-Ich - ich musste es tun! Der Schwarze Lord hat es mir befohlen!", wimmerte Wurmschwanz. "SIE WAREN ES ALSO!!" Erschrocken durch die hysterische, laute Stimme, sahen nun alle zu einem Mann, der von seinem Platz aufgesprungen war und mit wutverzerrtem Gesicht und zitterndem Zeigefinger auf Wurmschwanz zeigte. Harry traf fast der Schlag, als er den Mann erkannte. Es war Amos Diggory. Der Vater des verstorbenen Cedric Diggory. "SIE! SIE HABEN MEINEN SOHN GETÖTET!! MEINEN SOHN!!", schrie er wie ein Irrer. "Mr. Diggory! Setzen Sie sich gefälligst wieder hin und beruhigen Sie sich sofort!", befahl Fudge. "DIESE RATTE IST EIN MÖRDER!!! WARUM QUATSCHEN SIE HIER SO LANGE RUM UND SCHICKEN IHN NICHT ENDLICH NACH AZKABAN??!!" Alle Fotografen zückten ihre Apparate und schossen Fotos und innerhalb weniger Sekunden hatte Rita Kimmkorns flotte Schreibfeder über zwei Blatt Pergament geschrieben. "Ich ermahne Sie ein letztes Mal, Amos, setzen Sie sich wieder!" "WENN SIE NICHT FÄHIG SIND, DIESEN MÖRDER RICHTIG ZU BESTRAFEN, WERDE ICH DAS EBEN TUN!!!", drohte Mr. Diggory und holte auf einmal seinen Zauberstab hervor. Kaum eine Sekunde später, stand jeweils links und rechts von ihm ein Auror. Sie waren appariert. Einer entnahm ihm den Zauberstab durch 'Expelliarmus', der andere setzte ihn durch einen Schockzauber außer Gefecht. "Gute Arbeit", lobte Fudge. "Bringen Sie ihn ins Verlies nebenan. Ich befasse mich später mit ihm." Die Auroren nickten, umfassten Mr. Diggorys Arme und disapperierten mit ihm. Ein erleichtertes Seufzen brach aus und einige hielten sich an die Stelle ihres Herzens. Auch Harry war immer noch sehr erschrocken. Fudge hatte gerade so gewirkt, als würde es zur Verhandlung gehören, dass jemand ausrastete, und dann weggebracht wurde. Ron, der Harrys Gedanken regelrecht von dessen Gesicht ablesen konnte, flüsterte ihm zu: "Das eben war nur voraussehbar. Dad meinte mal, dass es keine normale Gerichtsverhandlung wäre, wenn nicht wenigstens einer in Rage geraten würde." Ihre zusammen gesteckten Köpfe fuhren prompt auseinander, als der Kobold schon wieder eine Ermahnung ausrief, nachdem er auch die restlichen Zuhörer um Ruhe gebeten hatte. Nachdem sich jede Aufregung gelegt hatte, umkreiste Redstone wieder den Stuhl. "So, so, Pettigrew ... Sie haben es getan, weil es Ihnen befohlen wurde? Und die zwölf Muggel? War auch das ein Befehl?", wollte er wissen. Wurmschwanz schwieg. Er war noch immer sehr schockiert darüber, dass gerade eben jemand vorgehabt hatte, ihn umzubringen. Redstone wartete noch ein wenig, doch es folgte keine Antwort. Somit zückte der Mann erneut seinen Zauberstab und ließ durch einen Wink eine Art Bild aus Rauch an der Spitze erscheinen. "Kennen Sie diese Frau?", fragte Redstone. In diesem Augenblick begann das Bild aus Rauch Gestalt anzunehmen. Wurmschwanz starrte nun auf eine junge blonde Frau, die ein kleines Mädchen auf dem Arm hielt. Es war das Hologram eines Fotos, welches von Muggeln war, da es sich nicht bewegte. Wurmschwanz schüttelte den Kopf. "Nein?", hakte Redstone nach. "Seltsam, das müssten Sie aber. Soll ich Ihnen verraten, wer das ist? Das ist Anne Shue, eine Muggel. Sie ist am ersten November 1981 in London gestorben - Ja, jetzt geht uns ein Licht auf, oder?" Allerdings, denn Wurmschwanz wurde sofort kreidebleich. "Ja, Pettigrew. Sie war eine der Muggel, die Sie getötet haben. Hier, sehen Sie." Er machte erneut eine Bewegung mit dem Zauberstab und das Bild verschwand, wurde aber sofort wieder durch ein neues ersetzt. Es war ein bewegliches Bild. Eine verstümmelte Leiche, bei der man durch das viele Blut nur noch knapp einige blonde Haarsträhnen erkennen konnte, lag auf einer zerstörten Straße. Regen fiel auf sie hinab und spülte das Blut und den Schmutz weg. Viele Leute im Saal keuchten entsetzt auf, sogar einige Todesser konnten kaum hinsehen. Einer der Slytherinschüler wurde käsebleich, und sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. Wurmschwanz drehte den beinahe kahlen Kopf zur Seite und kniff die Augen zu, als ob er dadurch alles verdrängen wollte. Redstone schnaubte verächtlich und ließ das Bild wieder verschwinden. "Erinnern Sie sich an das Mädchen auf ihrem Arm, Pettigrew? Das war ihre damals vierjährige Tochter Madeleine. Sie lebte ab da in einem Waisenhaus, da sie außer ihrer Mutter niemand anderes hatte. Sie ist jetzt ganz alleine, und das alles, weil Sie Befehle befolgen mussten?" Er stellte die Frage nicht wütend, sondern ruhig. Gerade so, als ob er es wirklich wissen wollte. Wurmschwanz schwieg jedoch immer noch und sah auf den Boden. Redstone schnaubte erneut, wandte sich von ihm ab und setzte sich wieder auf seinen Platz. Ein langes Schweigen folgte. Einige tuschelten, andere schluckten öfters, bei dem Gedanken an dem Anblick der verstümmelten Leiche. Doch dann räusperte sich Miss Clutterbuck und sah auf eine Pergamentrolle. "Was wissen Sie über Bertha Jorkins, Mr. Pettigrew?", fragte sie. Wurmschwanz hob seinen Blick. "Sie ... sie war eine Mitschülerin von mir", wimmerte er. "Mehr wissen Sie nicht?" "N-nein." "Sie wurde vor ungefähr einem halben Jahr tot in Albanien aufgefunden. Dort, wo Sie-wissen-schon-wer vor seiner Rückkehr gewesen sein soll. Zeugen haben bestätigt, Sie vor zwei Jahren in einer albanischen Kneipe mit Mrs. Jorkins gesehen zu haben. Das war zur Zeit ihres Verschwindens", stellte Miss Clutterbuck fest. Wurmschwanz' Gesicht war nun wieder sehr blass. "Haben Sie sie umgebracht? Im Auftrag Ihres Meisters?", kam es von Redstone, der entspannt und zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß. "NEIN!", schrie Wurmschwanz. "Der Schwarze Lord war es!!" "Aber Sie haben sie zu ihm gebracht, oder?" Wurmschwanz schloss sofort wieder den Mund und sah nun auf einmal Hilfe suchend zu der Bank, auf der er gesessen hatte. "Warum haben Sie Bertha Jorkins zu ihm gebracht?", wollte Mrs. Womplish wissen. "Wollte er etwas Bestimmtes von ihr wissen?" "Er ...", keuchte Wurmschwanz und sah wieder nach vorne, "Er hat sie unter Imperio einige Sachen über das Ministerium gefragt. Sie ... erzählte ihm von dem Trimagischen Turnier. Danach hat er sie getötet." Mal wieder hob Mrs. Womplisch ihre Augenbrauen in die Höhe, wobei sich ihre Mundwinkel betrachtlich nach unten zogen, und schrieb wieder etwas auf das Pergament vor ihr. "Was ist mit Ihren Vergehen nach der Wiederauferstehung des Dunklen Lords?" Mundungus legte die Fingerkuppen aneinander. "Die Befehle von ihm ..." Wurmschwanz biss sich auf die vertrockneten, schmalen Lippen und schwieg. "Sie haben doch versucht, Miss Mariah Riddle und Miss Laura Snape zu töten. Ihnen ist wohl kein anderes Leben wertvoller, als ihr eigenes, nicht wahr?" Mundungus' Stimme war voller Verachtung. Doch Wurmschwanz sagte nichts mehr. "Noch Fragen an den Angeklagten?", stellte Fudge sicher. Alle Ratmitglieder verneinten. "Mr. Chester?", fragte Fudge und sah zur Anklagebank. "Nein, Herr Minister", antwortete ein schlaksiger Mann im schwarzen Umhang. Erst jetzt fiel Harry auf, dass während der ganzen Zeit kein Anwalt Wurmschwanz' das Verhör unterbrochen hatte. Es wunderte ihn auch, dass dieser Mann einen schwarzen Umhang trug und nicht so einen elegant blauen wie Mr. Adary. Vermutlich war er Wurmschwanz' Pflichtverteidiger und diese trugen schwarze Umhänge. "Gut, zurück mit Mr. Pettigrew auf die Anklagebank!" Beinahe erleichtert über das ersehnte Ende dieser Vernehmung, seufzte Wurmschwanz, als die Ketten von ihm herab fielen und die Auroren ihn zur Anklagebank zurück führten. In den nächsten Stunden wurde jeder einzelne, der auf der rechten Tribüne saß, bis ins kleinste Detail vernommen. Von ihnen kam jedoch kaum etwas Neues. Fast alle behaupteten, wie auch Lucius Malfoy unter dem Imperius-Fluch gestanden und gehandelt zu haben. Einige meinten auch, Voldemort hätte ihnen ebenfalls gedroht. Zwischendurch standen auch einige Anwälte auf und sprachen, um ihre Mandanten zu unterstützen. Doch es waren nur diejenigen, die einen blauen Umhang trugen. Sie gehörten auch nur zu Todessern, die sehr viel Geld besaßen. Zu denen zählten zum Beispiel die Goyles, die Crabbes, die Parkinsons und die Notts. Die Reasons jedoch wurden von einem Pflichtverteidiger durch die Verhandlung begleitet, was Harry mit Zufriedenheit erlebte. Diese Schweine sollten dafür verrotten, für all das, was sie Mariah angetan hatten. Immer wieder sah er während der Verhöre zu ihr. Sie verfolgte jedes Wort, welches vorne gesprochen wurde, mit Spannung und Angst. Immer wieder nahm er zärtlich ihre Hand, wodurch sie ihn mit einem gezwungenen Lächeln ansah. Nach ungefähr drei Stunden sah Harry auf seine Uhr, da er sich fragte, ob nicht irgendwann mal eine Pause eingelegt werden würde. Er stutzte, als er auf seine Uhr sah. Wie konnte das denn sein? Es war gerade mal eine halbe Stunde nach zehn. Was ging denn hier vor? War seine Uhr denn kaputt? "Mariah?" Überrascht, wandte sie sich ihm zu. "Kannst du mir sagen, wie spät es ist?" Verwundert, nickte sie und sah auf ihre Sternenuhr. Nun wurden auch ihre Augen groß. "Es ... es ist halb elf ... Aber wie -" "Hier drin herrscht ein Zeitzauber", sagte Hermione und zeigte nach unten in die Richtung des Kobolds, der noch immer neben dem Richtertisch stand. Links von ihm stand eine riesige Sanduhr. "Diese Sanduhr, lässt die Zeit hier drin anders für uns laufen. Der Zauber ist nötig, damit sie heute alle Angeklagten und Zeugen schaffen. Wenn wir diesen Saal verlassen, wird die Zeit draußen dieselbe auf unseren Uhren betragen -" "Ruhe, verdammt nochmal!", rief der Kobold wütend. Es dauerte für sie fast noch eine Stunde, bis endlich alle Angeklagten verhört waren und die Ratmitglieder ihre Akten über deren Aussagen auf einen Stapel legten. Dann nahmen sie sich neue Pergamentrollen zur Hand und wandten sich mit ihren Blicken nun der linken Tribüne zu. "Mr. Maximilian Brances, bitte in den Zeugenstand!" Nun wurde einer der Erstklässler aus Slytherin nach vorne gebracht. Er schlotterte am ganzen Körper, als die Auroren seine dünnen Arme umfassten und ihn auf den Stuhl beförderten. Hier rasselten die Ketten nur laut, umschlangen den Jungen jedoch nicht. "Ihr Name ist Maxilmilian Brances und Sie sind zwölf Jahre alt?" Maxilmilian nickte. "Dürfen wir Sie dann aufgrund Ihres Alters beim Vornamen nennen und duzen?" "J-ja." "Gut. Du bist seit einem Jahr Schüler der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, gehörst dem Hause Slytherin an und bist der Sohn von Adam und Emily Brances. Stimmen diese Angaben?" "J-ja." "Die Anklagepunkte, Mrs. Womplisch." "Der minderjährige Hogwartsschüler Maxilmilian Brances wird wegen dem Vergehen beschuldigt, sich der Gefolgschaft des Unnennbaren angeschlossen zu haben", las sie vor. Die Ratmitglieder und Fudge musterten Maximilian lange, bevor Mundungus mit dem Verhör begann. "Also, Maximilian, du weißt, warum du, warum ihr alle hier seid." Der Junge nickte unsicher. "Wie du hören konntest, sind die Beweise gegen deine Eltern erdrückend und deswegen hegen wir keinen Zweifel, dass sie dem Dunklen Lord gedient haben. Wusstest du davon, dass sie Todesser sind?" "Es-es ist nicht bewiesen worden", sagte Maximilian. "Meine Eltern sind keine Todesser." Ein mitleidiges Raunen erklang. "Der arme Junge", murmelte eine ältere Frau, die in der Reihe vor Harry und den anderen saß. "Kann nicht einsehen, dass seine Eltern solche Verbrecher sind, der arme Junge." "Deine Eltern sind aber bei dem Angriff auf Hogwarts dabei gewesen. Sie haben deine Mitschüler und Lehrer gefangen genommen. Sag, standen sie unter dem Imperius-Fluch?" Diese Frage war keineswegs sarkastisch gemeint wie bei den Erwachsenen. Maximilian sah flüchtig zur rechten Anklagebank. Dann wurde sein Blick trotzig und er sah wieder zu Mundungus. "Nein", antwortete er. Mundungus war überrascht, wie auch alle anderen. Diese Antwort hatten sie nicht erwartet. Selbst Redstones Gesicht zeigte etwas Verblüffung. "Diese dumme Ausrede", sagte Maximilian, sein Atem ging stockend, "wird doch nur von Feiglingen benutzt, die Dreck am Stecken haben. Doch ich und meine Eltern gehören nicht zu ihnen." "Zu welchen denn dann?", wollte Redstone nur allzu gerne wissen. "Zu den ehrenwerten Todessern, wie zum Beispiel die Lestranges, die für ihren Lord nach Azkaban gegangen sind?" "Nein ... Wir sind keine Todesser ... In Slytherin ist es so ... dass jeder neue Schüler von den älteren angesprochen und dem Dunklen Lord als Anhänger vorgeschlagen wird. Auch meine Eltern kamen ins Visier der Todesser. Diese sagten: 'Für einen Slytherin ist es die größte Ehre, dem Erben Salazar Slytherins zu dienen.' Aus Angst ... traten wir dem Dunklen Lord bei ...", brachte der junge Slytherin hervor. "Aus Angst, ja?", sagte Redstone ungläubig. "Junge, gib es auf, wir wissen doch alle, auch du, dass da mehr als Angst im Spiel war." Maximilian schluckte. "Jetzt sag uns doch bitte mal", begann Fudge, der ja nur selten selber das Wort ergriff, "was es damit auf sich hat, dass du und deine Klassenkameraden meinen Neffen Daniel Fudge entführt, verprügelt und zu Du-weißt-schon-wem gebracht habt?" Blasser als eine Wasserleiche wurde der Junge nun. Unsicher, sah er zu seinen Klassenkameraden aus Slytherin, welche ihn, vor allem die älteren, mit einem warnenden Blick betrachteten. "Ich ... ich kann mich nur dran erinnern ... dass einige am ersten Schultag zu uns in den Gemeinschaftsraum kamen und ihn mit rein schleppten ..." "ELENDER VERRÄTER!!", brüllte Marcus Flint auf einmal mit erhobener Faust. "Ruhe, Mr. Flint! Sonst lassen wir Sie gleich nach Azkaban bringen!", ermahnte Fudge ihn, woraufhin er noch einmal böse zu Maximilian sah und dann schwieg. "Was wurde mit ihm gemacht?", fragte Fudge, während sein strenger Blick auf dem Jungen lag. "Er ... er wurde von ihnen vor unseren Augen verprügelt ... Am meisten traten sie ihm ins Gesicht ... Und einer ... wollte sogar den Cruciatus-Fluch auf ihn hetzen ... Aber die anderen haben ihn davon abgehalten, da dann in Hogwarts die Alarmglocken losgegangen wären ..." "Wer? Wer wollte diesen Fluch auf ihn hetzen?" Maximilian biss sich auf die Unterlippe, sah noch einmal flüchtig zu seinen Mitschülern und holte tief Luft. "Marcus Flint." "ICH BRING DICH UM, DU ZWERG!", schrie der Genannte. "Mr. Flint, wenn Sie jetzt nicht sofort Ruhe geben und die Vernehmung weiter stören, dann sind Ihnen fünf Tage in Azkaban schon mal sicher!" Marcus Flint knirschte mit seinen schiefen Zähnen und schwieg nun endgültig. "Marcus Flint, ja?", fragte Fudge noch einmal nach. Maximilian nickte mit bleichem Gesicht. "Was geschah dann mit Daniel?" "Als ... ich so um neun Uhr ins Bett ging, haben sie ihn noch beschimpft. Ich glaube, er war da schon längst ohnmächtig. Am nächsten Morgen war er jedoch nicht mehr in unserem Gemeinschaftsraum. Ich ... hoffte schon, dass das alles nur ein Traum gewesen wär. Später sah ich Daniel dann vollkommen unverletzt in der Großen Halle. Er schien sich wohl auch an nichts zu erinnern. Später hörte ich dann, dass man ihn in der Nacht zum Dunklen Lord gebracht hatte", erzählte er. "Weißt du, was er genau von ihm wollte?" "Nein ... Nur, dass er ihn als Spion benutzen wollte ..." Fudge nickte langsam und Mrs. Womplisch neben ihm machte sich Notizen. "Am Tag des Angriffs auf Hogwarts", sagte Redstone, "hast du nicht geholfen, als mehrere Schüler von einer riesigen Weide erschlagen wurden. Und du bist vor dem Dunklen Lord auf die Knie gegangen. Und zwar aus Angst?" Maximilians Gesichtsausdruck war nun bedauernd. "Hätte ich eine Szene gemacht, hätte ich meinen Eltern Schwierigkeiten gemacht", antwortete er knapp. "Hast du davon gewusst, dass der Dunkle Lord an genau diesem Tag angreifen würde?" Maximilian schüttelte energisch den Kopf. "Nein ... Man hatte mir aber gesagt, dass es ungefähr in dieser Woche sein sollte. Als dann die Peitschende Weide in die Große Halle krachte, wusste ich, dass es soweit war." "Du bleibst also dabei, dass du und deine Familie nicht aus Machtgier für Du-weißt-schon-wem gedient habt?", fragte Miss Clutterbuck. Maximilian nickte. "Gut, noch Fragen?" Die Ratmitglieder verneinten. Auch wieder wurde der Pflichtverteidiger gefragt. Dieser verneinte ebenfalls. "Zurück mit ihm auf die Anklagebank!", befahl Fudge. Maximilian wurde wieder zu seinem Platz gebracht. Natürlich war es Marcus Flint, der als nächstes verhört wurde. Auch diesmal blieben seine Wutausbrüche nicht aus, welche vor allem durch Redstones direkte Fragen verursacht wurden. Er beteuerte jedoch, dass er und seine Familie unter dem Imperius-Fluch gestanden hatten. Genau dieses Spiel zogen auch die meisten anderen Slytherins durch, doch einige, wobei es sich nur um Erst-und Zweitklässler handelte, schwiegen völlig. In wenigen Fällen übernahmen fast nur die Anwälte das Sprechen. Es dauerte, ohne auf den Zauber der Sanduhr zu achten, ungefähr zwei Stunden, bis jeder einzelne Slytherin einmal auf dem Stuhl gesessen hatte. Erneut wurden die Akten wieder ordentlich gestapelt und neue, unbeschriebene Pergamentrollen wurden erneut auf dem Tisch ausgebreitet. Harry und Mariah bekamen nun eine Gänsehaut. Alle Angeklagten waren nun angehört worden. Das hieß, dass nun sie und ihre Bekannten nach vorne müssten. Doch wer würde der oder die Erste sein? "Harry Potter, bitte in den Zeugenstand!" ************************************ Hi, an alle, die mich noch kennen^^! Ich weiß, dass ich ein Monster bin, dass ich euch so lange hab warten lassen. Ein halbes Jahr für nur ein Kapitel ist wirklich eine Schande für mich. Doch lasst mich versuchen, das zu erklären: Seit August bin ich jetzt auf einem Gymnasium, welches wirklich schwer ist und mich sehr auf Trab hält. Und das Kapitel war für mich auch nicht wirklich einfach zu schreiben. Immer wieder musste ich in den ersten vier Büchern peinlich genau nachprüfen, ob alle Fakten über die Todesser und ihre Akten stimmen, denn ich wollte auf jeden Fall alle Dinge, die Joanne K. Rowling über die Todesser verraten hat, mit reinnehmen und nicht ignorieren. Um nicht alle Bücher noch einmal lesen zu müssen, hat mir ein Lexikon auf der Internetseite www.harrypotter-news.de.vu geholfen, den Überblick zu behalten und nichts zu verwechseln. Wer sich an die Verhandlung aus dem vierten Buch noch erinnert, weiß sicher, dass diese in einem dunklen Kerker abgelaufen ist. Doch ich wollte unbedingt so einen prunkvollen Gerichtssaal als Handlungsort nehmen, da ich denke, dass so ein bedeutener Prozess in so einer Umgebung stattfinden sollte. Am liebsten hätte ich gerne jeden einzelnen Todesser und Slytherin verhören lassen, doch das hätte ewig gedauert. Ich habe mich richtig in die vier Ratmitglieder verliebt. Am liebsten mag ich natürlich Redstone, weil er so schön fies und direkt ist. Ich habe jedem auch eine Rolle zugewiesen. Laurence Redstone ist der Kalte, Mundungus Fletcher der Prediger, Cordelia Womplish die Skeptische und Mary Clutterbuck die Unschuldige. Diese Zuweisungen sprechen ja wohl mittlerweile für sich^^. Die Wendung von Maximilians Aussagen hat sich irgendwie von selbst ergeben, was mich selber sehr überrascht hat. Eigentlich wollte ich ihn als einen völlig verängstigten Jungen darstellen, der nur zittert und sich dauernd verhaspelt. Aber na ja. Dieser Maximilian gefällt mir auch und euch hoffentlich ebenso. Seid darauf vorbereitet, dass die Verhandlung noch zwei Kapitel lang sein wird und unsere Freunde wohl erst im neunten Kapitel nach Hogwarts kommen werden. Doch die Zeit davor muss sein. Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt euch, auch wenn hier nur lange um den heißen Brei geredet wird. Ich erwarte eure Kommis mit Freuden und Ängsten^^. Das nächste Kapitel wird 'Neue Zeugen' heißen. Mal wieder Zeugenaussagen, die es in sich haben werden. Harry und seine Freunde werden viel aushalten müssen. Kuss, eure Maru^-°! Kapitel 6: 6. Neue Zeugen ------------------------- 6. Neue Zeugen Obwohl er es erwartet, oder eher befürchtet hatte, war dieser Aufruf soeben doch wie ein eiskalter Schock für Harry gewesen. Alle Augen im Saal waren nun auf ihn gerichtet und sahen ihn erwartungsvoll an. Hinter ihm hielten Rita Kimmkorn und ihre Kollegen ihre Federn bereit. Mit Ausnahme davon, dass Harry gewusst hatte, dass er auf diesen Stuhl musste, fühlte sich sein Körper nun fast genauso taub an wie damals in seinem vierten Schuljahr, als Dumbledore verkündet hatte, er wäre ebenfalls ein Trimagischer Champion. Durch einen Stoß in die Seite, den Ron ihm leicht verpasste, verschwanden die Bilder der Erinnerungen vor seinem inneren Auge und ihm wurde wieder klar, wo er sich befand. Langsam erhob er sich, schritt bis zur Treppe, die den Zuschauerbereich teilte und ging diese nach unten. Während er sich dabei dem Stuhl immer mehr näherte, ordnete er noch einmal seine Gedanken, um noch einmal das durchzugehen, was Mundungus Fletcher ihm und den anderen am vorigen Tag gesagt hatte: 'Sich vor einer Verhandlung auf seine eigene Aussage vorzubereiten, ist das Schlimmste, was man überhaupt machen kann.' Trotz dessen hatte sich Harry vorgenommen, auf jeden Fall alle Lügen der Todesser auffliegen zu lassen und er war noch nie so erpicht darauf gewesen, zu erzählen, was damals alles in der Nacht, in der Voldemort wieder auferstanden war, geschehen war, und vor allem, wer alles willentlich dabei gewesen war. Darauf fieberte er geradezu. Mit Unbehagen setzte er sich auf den Stuhl und schluckte leicht, als auch bei ihm die Ketten leicht rasselten. Doch auch ihn umschlangen sie nicht. "Mr. Harry James Potter", rief Fudge laut, wodurch Harry prompt zum Tisch aufsah, welcher ja auf einer Art Podest stand und ihn somit immer hoch aufblicken ließ. Auch fühlte er sich dadurch klein und ungeschützt, was wohl auch der gewünschte Effekt war. "Sie sind sechzehn Jahre alt, gehen ab dem morgigen ersten September in die sechste Gryffindorklasse der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei und leben seit einem Monat mit Ihrem Paten Sirius Black und Mariah Riddle bei Remus Lupin, ist das richtig?" Harry nickte. Während Fudge kurz in sich ging, um noch einmal die Akte zu überfliegen, nutzte Harry diese paar Sekunden, um einen kurzen Blick zu Mundungus Fletcher zu riskieren. Dieser sah sehr ernst und zu Harrys Bestürzung sogar etwas angespannt zu dem Gryffindor zurück. "Mr. Potter ..." Harry sah abrupt wieder nach vorne, als sein Name erklang. "Da Sie hier als ein Hauptzeuge aussagen, möchten wir Sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass Sie wahrheitsgetreu auf all unsere Fragen antworten, ansonsten würden Sie sich selbst durch eine Straftat schuldig machen." Harry nickte erneut. "Ich denke", begann Redstone, der zu Harrys Erleichterung auf seinem Platz sitzen blieb, "bei Ihnen fangen wir am besten gleich mit der Nacht an, in der der Unnennbare wieder auferstanden ist. Sie waren ja selbst dabei und dürften dieses Ereignis miterleben, nicht?" Harry schluckte leise. Vor seinem inneren Auge tauchten Grabsteine und ein dicker Nebel auf. Bevor ihn die schrecklichen Erinnerungen übermannten, sah er zu dem Ratmitglied auf und sagte: "Ja." "Schildern Sie uns bitte, wie Sie aus dem Labyrinth der dritten Trimagischen Turnieraufgabe verschwunden sind", bat Miss Clutterbuck ihn. Harry musste nun selber in sich gehen, um eine Antwort zu finden. All diese Erlebnisse von vor ungefähr einem Jahr hatte er während der ganzen Zeit versucht, zu verdrängen. Vielleicht sogar zu vergessen. Doch das war einfach unmöglich gewesen. Cedrics Tod und alle andere Dinge, die in dieser einen Nacht geschehen waren, würden nie mehr aus seinem Gedächtnis verschwinden. "Ich ... Ich versuchte, den Trimagischen Pokal zu finden. Irgendwann hörte ich Cedric laut schreien und dann hörte ich auch Viktor Krum. Er griff Cedric an." "Viktor Krum hat ihn angegriffen?" "Ja ... mit einem unverzeihlichen Fluch." Ein überraschtes Raunen begann hinter ihm. "Welcher?", erkundigte sich Mrs. Womplish. "Der Cruciatus-Fluch. Doch Viktor war nicht er selbst. Er stand unter dem Imperius-Fluch." "Haben Sie das irgendwie erkennen können?" "Nein, in diesem Moment nicht, aber ich habe es später erfahren. Viktor hätte Cedric niemals mit Absicht angegriffen. Er ist immer fair gewesen", beteuerte Harry. "Hat er Sie auch angegriffen?" "Nein, bevor er mich sehen konnte, habe ich ihn mit einem Schockzauber außer Gefecht gesetzt. Aber ich glaube, er hat auch Fleur Delacour angegriffen, denn mitten in der Aufgabe hörte ich sie schreien." "Was haben Sie und Mr. Diggory dann gemacht?" "Wir schickten rote Funken zum Himmel, damit die Lehrer Viktor finden würden. Dann trennten wir uns und suchten alleine weiter." "Und als Sie den Pokal erreichten ...", sagte Redstone. "Da trafen Cedric und ich uns wieder. Wir standen beide vor dem Pokal und wir wollten uns den Pokal gegenseitig überlassen. Doch dann beschlossen wir, ihn gemeinsam zu nehmen, für Hogwarts. Wir gingen zu dem Pokal und berührten ihn ... Und im nächsten Moment ... waren wir auf diesem Friedhof ..." Erneut überkamen Harry Schauer. "Der Friedhof, auf dem der der Unnennbare wieder auferstanden ist?" Harry bejahte. "Wo war dieser Friedhof?" "Ich weiß den Namen des Ortes nicht mehr. Aber dieser Friedhof war ganz in der Nähe von dem Haus, in dem die Familie von Voldemorts Vater gelebt hat." Harry zuckte leicht zusammen, als hinter ihm erschrockene Aufschreie ertönten. Mal wieder hatte er vergessen, dass er zu den wenigen gehörte, die den Namen des Dunklen Lords laut aussprachen. 'Wie albern', dachte Harry. Immerhin war Voldemorts endgültiger Untergang schon zirka drei bis vier Monate her. "Ruhe!", rief der Kobold laut und verärgert und seine Worte erzielten sofort ihre Wirkung. "Was geschah, nachdem Sie und Mr. Diggory auf dem Friedhof gelandet sind?", fragte Miss Clutterbuck. "Wir dachten zuerst, es wäre ein Teil der Aufgabe und wir sahen uns um ... Plötzlich fing meine Narbe an zu brennen ..." "Schmerzt sie immer, wenn Gefahr für Sie droht?", wollte Redstone wissen und fixierte von seinem Platz aus Harrys Blitznarbe ganz genau. "Soweit ich weiß, nur dann wenn ein Handlanger Voldemorts oder er selbst in der Nähe war. Auch oft, wenn Voldemort wütend wurde oder etwas plante." "Haben Sie es immer jemanden gesagt, wenn Ihre Narbe zu brennen anfing?" "Ich zog es vor, den kleinsten Schmerz eher für mich zu behalten. Ich wollte meine Freunde nicht beunruhigen. In dieser Nacht jedoch und in den Tagen davor schmerzte meine Narbe schlimmer als je zuvor." "Was geschah dann?" "Ich hörte eine hohe und kalte Stimme ... Sie befahl, der 'Überflüssige' sollte beseitigt werden ..." "Und dieser 'Überflüssige' war Cedric Diggory?", kam es nun diesmal von Mundungus. Harry biss sich auf die Unterlippe und nickte. "Dann erklang der Todesfluch und ... Cedric fiel neben mir tot zu Boden." Diesen Satz hatte Harry soeben nur schwer über die Lippen gebracht. "Hat Peter Pettigrew den Todesfluch auf ihn gehetzt?", fragte Redstone, obwohl diese Frage eigentlich gar nicht mehr nötig war. "Ja", sagte Harry entschieden. "Was geschah mit Ihnen, nachdem Mr. Diggory getötet wurde?" "Pettigrew fesselte mich an den Grabstein von Voldemorts Vater. Ich war verletzt und konnte mich so kaum wehren. Dann sah ich einen Kessel vor mir und Pettigrew warf einen Knochen aus dem Grab unter mir rein. Dann schnitt ... er sich die Hand ab ..." Einige Leute keuchten auf, so schockiert waren sie über diese Schilderungen. "Und dann holte er einen Dolch hervor und schnitt mir in den Unterarm ... Mein Blut warf er in den Kessel. Dann legte er ein kleines Wesen hinein ... Der Kessel brodelte und Voldemort kam heraus ..." Erst jetzt fiel Harry auf, dass sich das für die Zuhörer irgendwie unglaubwürdig anhören musste. Wenn jemand ihm selbst so Voldemorts Auferstehung erzählt hätte, hätte er denjenigen wohl für verrückt gehalten. "Aus dem kleinen Wesen wurde Sie-wissen-schon-wer?", fragte Mrs. Womplish ungläubig nach. "Ja", hauchte Harry. "Was tat der Unnennbare?", kam es von Redstone. "Er bekam von Pettigrew seinen Zauberstab wieder, dann ging er auf mich zu und erzählte mir, dass ich auf dem Grab seines Vaters sitzen würde. Dann rief er die Todesser zu sich." "Wer erschien alles?" Redstones Stimme hörte sich nun an wie die eines Goldgräbers, der nur noch einen Meter graben müsste, bis er sein Gold finden würde. "Malfoy, Crabbe, Goyle, Avery, Macnair, Nott und noch einige andere", antwortete Harry mit Genugtuung. "Woher, Mr. Potter, wollen Sie denn so genau wissen, dass es sich bei den Todessern um die hier anwesenden Angeklagten handelte?" Harry sah zur Anklagebank rechts von ihm, denn Mr. Adary hatte ihm soeben diese Frage gestellt. "Voldemort selbst hat sie beim Namen genannt. Außerdem sprach Malfoy mit ihm und ich habe seine Stimme erkannt." Dabei sah er zu Lucius, der ihn mit seinen kalten grauen Augen anstarrte. "Wer waren die anderen Todesser?", wollte Redstone nun auch wissen. "Ich weiß es nicht. Sie waren maskiert und Voldemort sprach sie nicht direkt an." "Denken Sie, dass all diejenigen auf der Anklagebank sitzen?" Wieder sah Harry zu den Angeklagten. Einige warteten ängstlich und angespannt auf Harrys Antwort. Dieser sah wieder nach vorn und antwortete: "Glauben Sie mir, am liebsten würde ich jetzt auf jeden mit dem Finger zeigen. Da ich aber niemanden zu Unrecht verurteilen will und die anderen Todesser nicht erkannt habe, werde ich es nicht tun." Er erkannte die Überraschung und den Unglauben in dem lauten Gemurmel hinter ihm. "Wie edel, Mr. Potter", sagte Redstone, doch Harry entging dieser heuchlerische Unterton nicht. "Was geschah dann, Mr. Potter?", fuhr Mrs. Womplish fort. "Voldemort erzählte, er hätte durch Bertha Jorkins von dem Trimagischen Turnier erfahren. Kurz zuvor ist Bartemius Crouch Junior aus Azkaban geflohen." "Wissen Sie, wie er geflohen ist?" "Durch Vielsafttrank hat er den Platz mit seiner Mutter getauscht, die ihn besucht hat. So nahm er auch die Gestalt von 'Mad-Eye' Moody an und konnte so auf Hogwarts unterrichten. Er war es auch, der Krum mit dem Imperius-Fluch belegte und den Trimagischen Pokal in einen Portschlüssel verwandelte. Er hat auch meinen Namen in den Feuerkelch geworfen und dafür gesorgt, dass ich durch die Aufgaben komme." "Er hat Ihnen geholfen?", fragte Fudge nun sehr interessiert. "Das heißt, Sie haben geschummelt?" "Nein!", sagte Harry energisch. Doch als ihm klar wurde, dass diese Anschuldigung doch nicht soweit hergeholt war, verbesserte er: "Nicht wirklich. Er sorgte dafür, dass ich von den Drachen erfahre. Er beauftragte Dobby, den Hauselfen, mir Dianthuskraut zu geben. Damit konnte ich die zweite Aufgabe bestehen. Auch beseitigte er viele Monster aus dem Labyrinth." "Dann hätten Sie das Preisgeld gar nicht verdient", stellte Fudge fest. "Was haben Sie damit gemacht?" "Herr Minister", sagte Mundungus auf einmal, "Ich möchte Sie doch bitte darauf hinweisen, dass Mr. Potter bezüglich der Taten der Angeklagten hier sitzt und nicht wegen eigener kleiner Vergehen." Fudge sah den älteren Mann vollkommen konfus an. So etwas hatte er nun wirklich nicht erwartet. Auch Redstone sah Mundungus misstrauisch an, bevor er sich Harry zuwandte. "Wie ging es dann weiter?", fragte er. "Voldemort ließ mich losmachen und mir wurde mein Zauberstab überreicht. Dann duellierten wir uns." "Sie haben sich mit dem Unnennbaren duelliert?", fragte Miss Clutterbuck ganz erstaunt. Harry nickte, leicht verwundert über ihre Reaktion. "Wie verlief dieses Duell?", fragte Mrs. Womplish, die eher weniger interessiert zu sein schien. "Ich ... kannte nur den Entwaffnungsspruch und einige Schockzauber. Voldemort setzte sofort den Todesfluch ein." Er wunderte sich, da seine Stimme nun so laut im Saal erklang. Es lag daran, dass alle sogar aufgehört hatten zu atmen, nur um kein Wort aus Harrys Mund zu verpassen. "Als sich unsere Flüche trafen ... entstand ein Käfig aus Licht um uns herum und ein Lichtfaden verband unsere Zauberstäbe ..." Fudge und die Ratmitglieder sahen ihn etwas erstaunt an. "Können Sie sich diese Erscheinung erklären?" "Unsere Zauberstäbe sind Brüder. Im Inneren enthalten sie eine Feder vom selben Phönix." "Vielleicht zufällig von dem Phönix, der am Tag des großen Angriffs auf Hogwarts aufgetaucht ist?", war die nächste Frage von Mrs. Womplish, die sich erneut etwas notierte, als Harry mit einem 'Ja' darauf antwortete. "Fahren Sie fort, Mr. Potter", sagte sie noch. "Es ... Es erschienen Geister aus Voldemorts Zauberstab ... Die Geister von Cedric, von einem Muggel, von Bertha Jorkins ... und die meiner Eltern ..." Eine bedrückte Stille folgte. Doch auch war hier und da ein Flüstern inmitten der Zuschauer zu hören. "Was taten sie?" "Sie sagten ... ich soll die Verbindung nicht brechen, bevor sie es mir sagen ... Und Cedric ... Er bat mich darum ..." Nun schluckte Harry schwer. "Er bat mich darum, dass ich seine Leiche nach Hogwarts zurückbringe ..." Erneut war es für kurze Zeit still. Es schien, als wollten ihm die Ratmitglieder einen Augenblick geben, um sich zu beruhigen. Und dafür war Harry dankbar. "Dann ... Dann sagten sie mir, ich soll zum Pokal laufen. Also löste ich die Verbindung, rannte von den Todessern weg, packte Cedrics Leiche, holte den Pokal mit einem Accio-Zauber zu mir ... und dann war ich wieder auf den Ländereien von Hogwarts ..." "War es damals ... das erste Mal, dass Sie Sie-wissen-schon-wer, abgesehen von Ihrer Begegnung vor fünfzehn Jahren, gesehen haben?" "Nein", sagte Harry. "Ich sah ihn bereits in meinem ersten Schuljahr ... und im folgenden Jahr wieder." "Wie sind Sie ihm begegnet?", fragte Redstone nun sehr neugierig, da er wohl zum ersten Mal davon hörte. "Er hatte von dem damaligen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Professor Quirrell, Besitz ergriffen. Er wollte den Stein der Weisen, der damals in Hogwarts verwahrt war. Meine Freunde und ich forschten das ganze Jahr diesem Stein hinterher und suchten ihn. Schließlich gelangte ich als einziger in das richtige Versteck. Dort war Quirrell und versuchte, mir den Aufenthaltsort des Steines zu entlocken. Seltsamerweise war dieser auf einmal in meiner Tasche. Quirrell griff mich auf Befehl Voldemorts an und versuchte, mich zu erwürgen. Ich berührte ihn und er zerfiel dann langsam zu Staub. Der Schutz meiner Mutter hat mich gerettet." Laute des Erstaunens ertönten, als hätte er eine abenteuerliche Geschichte erzählt. "Und was geschah in Ihrem zweiten Jahr?" "Da kehrte er als Tom Riddle zurück ... und benutzte Ginny." Nun sah Harry mit einem wütenden Blick zu Redstone. "Doch das wissen Sie ja alles bereits." Er war unsagbar wütend auf diesen Mann. Er war einfach nach St.Mungo gegangen und hatte Ginny diese schrecklichen Fragen gestellt. "Ja, das wissen wir bereits", bestätigte Redstone mit einem scharfen Blick. "Dann können Sie das Puzzle, welches sie uns gegeben hat, ja beenden. Mr. Adary!" Verwundert, sah Harry zu dem Anwalt, der sich auf einmal erhob. Was sollte das auf einmal? "Mr. Potter, warum haben Sie Miss Weasley erzählt, mein Mandant hätte ihr dieses Tagebuch gegeben?", fragte er. "Ich ... Jemand hat mir davon erzählt." "Wer hat es Ihnen erzählt?" "Dobby, der Hauself, er arbeitete damals für die Familie Malfoy." "Warum sollte ein Hauselfe sich gegen seinen Herrn auflehnen und so einen Blödsinn rumerzählen?" "Dobby war nicht wie andere Hauselfen. Er war dafür, dass Hauselfen frei sein und für ihre Arbeit bezahlt werden sollten. Er wollte mir helfen." "Wenn dies wahr sein sollte, wie hat er bitte davon erfahren? Mein Mandant hat es dem Hauselfen ja wohl kaum bei einer Tasse Tee erzählt." Einige Todesser lachten, wodurch sie sofort ermahnt wurden und wieder verstummten. "Dobby hat Malfoy wohl belauscht, während er es jemandem erzählt hat. Zumindest kann ich es mir nur so erklären", antwortete Harry ruhig. "Sie haben meinem Mandanten diesen Hauselfen gestohlen, nicht wahr?" Harry sah zu Adary auf, der ihn fies angrinste. "Ich habe ihn nicht gestohlen. Lucius Malfoy hat ihn selbst befreit." "Ja, weil Sie ihn reingelegt haben. Sie behaupten sich ja gerne gegen ältere Leute, wie man merkt -" "Mr. Adary, bitte fragen Sie Mr. Potter ausschließlich über Mr. Malfoys Taten aus", wurde der Anwalt von Mundungus ermahnt. Adary verzog leicht das Gesicht und räusperte sich kurz. "Sie behaupteten, mein Mandant wäre erschienen, als der Unnennbare seine Anhänger zu sich rief. Fanden Sie, dass er eigenwillig wirkte?" "Falls Sie damit meinen, ob er unter dem Imperius stand ... Nein. Voldemort hat keinen Fluch auf ihn gehetzt." "War er einer unter den Randalierern bei der Quidditch-Weltmeisterschaft?" Harry bejahte. "Haben Sie ihn denn gesehen?" "Nein, aber meine Freunde und ich begegneten in dieser Nacht seinem Sohn und er wies uns indirekt darauf hin. Außerdem lobte Voldemort ihn dafür." Adary sah ihn kurz schweigend an, bevor er dem Minister zunickte und sich wieder auf seinen Platz setzte. "Was war mit dem Angriff vor drei Monaten?", fragte Redstone interessiert. "Wussten Sie, dass der Unnennbare bald angreifen würde?" "Nein, sonst hätte ich es sicher jemandem gesagt." "Ach ja?", bemerkte Redstone hämisch und Harry zuckte leicht zusammen, als sich der ungefähr dreißigjährige Zauberer erhob. Auch alle anderen sahen nun gespannt zu ihm. "Soweit ich gehört habe, sind Sie doch eher der geborene Geheimniskrämer ..." Harry schluckte. Jetzt würde Redstone loslegen. Dieser kam dem Jungen immer näher. "Sie haben doch Sirius Blacks Aufenthaltsort für ganze zwei Jahre geheim gehalten, nicht?" "... Ja, das habe ich. Denn sonst hätten Sie ihn den Dementoren ausgeliefert", gab Harry mit einem wütenden Unterton zurück. Redstone lächelte nun kalt. Bei diesem Anblick wurde Harry klar, dass sich dieser Mann gar nicht so sehr von den Leuten unterschied, die er hier so verabscheute. "Die Dementoren sollten ihn einfangen, um Zivilisten und vor allem Sie vor ihm zu schützen", bemerkte Redstone scharf. "Wobei aber keine Gefahr bestand, da er ja unschuldig war und nicht mal eine eigene Verhandlung bekommen hat!", schleuderte Harry ihm entgegen. "Ich möchte Sie daran erinnern, Mr. Potter", sagte Fudge, "dass damals alle Beweise gegen Mr. Black sprachen. Es war uns außerdem wichtig, jeden Anhänger von Sie-wissen-schon-wen schnell unschädlich zu machen." Harry schnaubte leise, schwieg aber dennoch. Am liebsten hätte er seiner Wut bezüglich Sirius' Verurteilung von vor fünfzehn Jahren freien Lauf gelassen, doch es war wohl keineswegs gut, jetzt dafür zu sorgen, dass die Verhandlung festfuhr. "Sie hatten regelmäßigen Kontakt zu Mr. Black?", kam es von Miss Clutterbuck. "Ja, nach seiner Flucht aus Hogwarts haben wir uns Briefe geschrieben." "Wo Sie die Flucht gerade erwähnen ... Haben Sie ihm geholfen, aus dem Klassenzimmer zu fliehen?", wollte Fudge nun gerne erfahren, denn es war nie herausgekommen, wie Sirius damals flüchten konnte. "Ja, habe ich." "Wie haben Sie denn das bitteschön geschafft?" Harry schwieg, denn diese Frage wollte er nicht beantworten. Würde er das nämlich tun, würde er verraten müssen, dass Hermione und er mithilfe eines Zeitumkehrers eine unerlaubte Zeitreise gemacht hatten. Und sollte das rauskommen, würde sie sicher viel Ärger bekommen. "Ich sage ja", kommentierte Redstone fies grinsend, "Sie sind der geborene Geheimniskrämer." Harry sah ihn wütend an. "Wer außer Ihnen wusste noch von Mr. Blacks Aufenthaltsorten?" Harry war etwas überrascht darüber, dass diese Frage soeben ausgerechnet von Mundungus gekommen war. "... Hermione Granger, Ron Weasley und seine ganze Familie, Professor Dumbledore, Professor Figg und Remus Lupin", antwortete Harry. "War er, abgesehen von Ihrem letzten Schuljahr und den paar Attacken vor zwei Jahren, nochmals in Hogwarts?" "Ja ... einmal in meinem vierten Jahr, kurz vor der ersten Trimagischen Aufgabe. Er erschien im Kamin des Gryffindorgemeinschaftsraum. Die nächste Zeit versteckte er sich in Hogsmeade und einmal haben Hermione, Ron und ich ihn besucht, um ihm Essen zu bringen." All dies wurde von Mrs. Womplish notiert. "Und Sie haben also kein einziges Mal daran gedacht, dass sie etwas Verbotenes taten, indem sie dem Ministerium vorenthielten, wo Sirius Black sich befand?" Nun schaute Harry den älteren Zauberer böse an. "Ich habe es nie als verboten gesehen, dass ich jemand Unschuldigen beschütze", erwiderte er. "So wie Mariah Riddle?", gab Redstone interessiert zurück. Harry fühlte sich nun, als würde ein Stromstoß durch seinen angespannten Körper jagen und dementsprechend zuckte er bei dieser Frage sachte zusammen. Er lehnte sich etwas mehr in den Stuhl zurück, als Redstone sich ihm nun noch mehr näherte. "Aufgrund einiger Aussagen von Schülern, Lehrern und Beamten des Ministeriums hat der Unnennbare an dem Tag seines Angriffs auf Hogwarts aus Ihnen das Geständnis herausgekitzelt, Sie wüssten schon seit langem davon, dass Miss Riddle seine leibliche Tochter und somit seine Erbin ist. Ist das so?" Harry atmete tief durch, bevor er bejahte. "Seit wann wissen Sie denn schon davon?" Harry spürte die neugierigen Blicke, die nun förmlich versuchten, die Antwort aus ihm raus zu ziehen. "Seit ... seit dem Dementorenangriff im Dezember ungefähr." Hinter sich vernahm er empörtes Flüstern. "Ach, so lange schon? Schon über ein halbes Jahr?" Redstone hörte sich jedoch keineswegs so überrascht an, wie es doch eher zu seinen Worten gepasst hätte. "Ja, schon über ein halbes Jahr", bestätigte Harry mit etwas gereizter Stimme. "Wie haben Sie davon erfahren?" "... Sie hat es mir selbst gesagt." "Sie hat es Ihnen selbst gesagt?" "Ja!", raunte Harry, der sich langsam albern vorkam, da dieser Mann all seine Fragen in so einem unverschämten Ton wiederholte. "Sie hat es Ihnen einfach so nebenbei erzählt? Einfach so?" "Nein, sie sagte es mir, als ich ihr sagte, was ich für sie fühle", antwortete Harry knapp. Er wollte nun bei Gott nicht genau schildern, wie dieses Gespräch damals verlaufen war. "Und wie war Ihre Reaktion auf die Tatsache, dass vor Ihnen die Tochter des Mörders Ihrer Eltern steht?" Der junge Gryffindor biss sich auf die Unterlippe. Zu seiner Verwunderung vernahm er das leise Rasseln der Ketten, die um den Stuhl hingen, bevor er antwortete: "Ich war schockiert ... Ich dachte, sie hätte mir nur die Freundschaft vorgegaukelt, um mich zu Voldemort zu bringen ..." Er wollte gar nicht daran denken, wie sich jetzt Mariah oben auf der Tribüne fühlen musste. "Und was hat Sie dazu gebracht, diese Meinung ins Gegenteil zu ändern?" "Als ich am nächsten Tag allein in der Bibliothek war, kam Laura Laison, Mariahs beste Freundin, zu mir und hat mir erzählt, wer sie selbst ist und was sie beide in Hogwarts machen." "Was wollten sie in Hogwarts?" "Sie wollten einen Weg finden, um Voldemort zu besiegen." "Haben sie Ihnen diese Wege verraten?" "Sie haben mir von dem Buch 'Blutrituale' erzählt. Darin stand ein Zauber drin, wie jemand mithilfe des Blutes der vier Gründer von Hogwarts der mächtigste Zauberer werden könnte. Ansonsten haben sie mich aber nie genau eingeweiht." "Haben Sie denn ihren Worten Glauben geschenkt?" "Ich hatte schon Zweifel ... und deshalb wollte ich zu Mariah, um selber noch einmal mit ihr zu reden. Als ich im Gemeinschaftsraum ankam, hörte ich Stimmen aus ihrem Schlafsaal. Die eine gehörte ihr und die andere erinnerte mich an meine eigene." "Wer sprach mit ihr?" "Avery", antwortete Harry, wodurch alle Blicke kurz zu Avery auf der Anklagebank wanderten, "Er hat sich mithilfe eines Vielsafttrankes in mich verwandelt." Auf einmal erhob sich der Mann neben Avery. "Woher haben Sie das denn bitteschön gewusst, wo er doch Ihr Aussehen hatte?", wollte er wissen. "Ich habe später gesehen, wie er sich zurückverwandelt hat." "Und woher soll mein Mandant bitte ein Stück von Ihnen bekommen haben?" "Voldemort beauftragte Daniel Fudge dazu, mir ein Haar zu entnehmen. Am Abend des Weihnachtsballs in Hogwarts bin ich wegen starken Narbenschmerzen zusammengebrochen und da konnte er seine Chance nutzen." "Wie haben Sie denn so genau davon erfahren?", fragte Redstone. "Avery hat es Mariah selbst erzählt", erinnerte sich Harry. "Was haben die beiden noch beredet?" "Avery sagte zu ihr, sie würde das niemanden erzählen können, da er sie zu Voldemort bringen würde ... Dann hetzte er den Cruciatus-Fluch auf sie." Als er dies preisgab, schnappten einige erschrocken nach Luft, "und dann fesselte er sie ..." "Und ... Sie standen die ganze Zeit vor der Tür und haben nur zugesehen?" "Nein, denn als Avery sie auch noch anfasste, habe ich die Tür aufgestoßen und ihn mit dem Entwaffnungszauber an die Wand geschleudert." Eine geschockte Stille brach aus. Erschrockenes Tuscheln erfüllte leise den großen Saal und auch die Ratmitglieder sahen Harry seltsam an. "Würden Sie Ihre Aussage bitte noch einmal wiederholen, Mr. Potter?" wurde Harry von Mrs. Womplish gebeten, die ihre Feder mit festumschlossener Hand bereithielt. "Er ... hat sie angefasst und ich habe ihn angegriffen", wiederholte Harry etwas unsicher. "Wo hat er sie angefasst?", hakte Redstone nach. "... Am Oberschenkel", sagte Harry mit schwerer Stimme, wodurch hinter ihm schon wieder dieses Tuscheln begann. Er sah zu, wie Redstone kurz zu Mrs. Womplish ging und anfing, ihr etwas zuzuflüstern. Während dieser kleinen Pause sah Harry flüchtig zu Avery, der nun sehr ängstlich auf seinem Platz hin und her rutschte. Harry betrachtete ihn mit Abscheu. "Und diese Geschehnisse", sagte Redstone, wodurch Harry wieder nach vorne sah, "haben Sie davon überzeugt, Mariah Riddle zu glauben?" "Ja." "Oder waren es eher Ihre Gefühle für sie?", konfrontierte Redstone den Jugendlichen und umkreiste ihn auf einmal. "Auch meine Gefühle spielten da eine Rolle, standen aber am Anfang nicht an erster Stelle", gab Harry zu und versuchte, sich nicht von diesem Verhalten verwirren zu lassen. "Und dies hat Sie dazu veranlasst, ihre und Laura Snapes Identität geheim zu halten?" "Ja ... und niemand weiteres sollte ihre Pläne gegen Voldemort erfahren, da sie ihm sonst aufgefallen wären." "Wer wusste noch von Mariah Riddles wahrer Identität?" "Ich, Laura, Draco Malfoy ... und sonst niemand ..." "Sind Sie sich da sicher?", säuselte Redstone misstrauisch. "Ja ... Es mag sein, dass noch einige davon wussten, doch wenn es so war, wusste ich nichts davon." "Wer wusste von Ihrer Beziehung?" "Auch Laura und Draco Malfoy ... Und Ron Weasley. Ihm habe ich es noch erzählt." "Haben Sie ihm auch von Mariah Riddles wahrer Identität erzählt?" "Nein, das habe ich nicht." "Haben Sie jemals vorgehabt, es ihm oder sonst jemanden zu erzählen?" "Solange Mariah es nicht wollte, wollte ich das auch nicht." "Hat sie Ihnen ausdrücklich gesagt oder gar befohlen, alles geheim zu halten?", fragte Mrs. Womplish. "Nein, das habe ich von mir aus getan", stellte Harry etwas empört über diese Anschuldigung klar. Er schluckte erneut, als Redstone aufhörte, ihn zu umkreisen und ihm nun wieder sehr, sehr nahe kam. "Was wäre denn gewesen, wenn sich Ihre Angst bestätigt hätte?" Fragend, wurde er von dem verwirrten Harry betrachtet. "Hätte es nicht sein können, dass sie wirklich auf Befehl ihres Vaters nach Hogwarts gekommen wäre, um Sie um den Finger zu wickeln und dann dem Unnennbaren auszuliefern? Wäre das nicht ein Leichtes für sie gewesen, wo Sie ihr doch vollkommen verfallen sind und es Ihnen doch eigentlich egal gewesen wäre, dass sie Ihre Freunde und Mitmenschen nur wegen einem Überschuss an Hormonen verraten hätten?" Harrys Gesicht wurde rot - einerseits vor Scham, andererseits vor Wut. Bevor er jedoch irgendetwas erwidern konnte, wandte sich Redstone zur Überraschung aller von ihm ab und sagte zum Minister: "Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen, Herr Minister." Fudge nickte und räusperte sich kurz. "Noch sonst jemand Fragen an den Zeugen?", wollte er wissen, bevor er den nächsten Zeugen aufrufen würde. Die Anwälte und die anderen drei Ratmitglieder schüttelten die Köpfe. "Gut, Mr. Potter, nehmen Sie bitte wieder Platz auf der Zuhörertribüne!" Harry ließ sich das nicht zweimal sagen und erhob sich sofort von diesem schrecklichen Stuhl. Somit sah er auch nach ungefähr fünfzehn Minuten erstmals wieder in die Gesichter der Zuschauer und ihn erschrak der Anblick. Vorwurf, Enttäuschung und Misstrauen erkannte er in fast allen Gesichtern. Um diesen Blicken auszuweichen, ging er geschwind die Treppe hoch, wobei er durch die Eile fast stolperte. Als er endlich in seiner Sitzreihe ankam, näherte er sich sofort seinen Freunden und setzte sich hin. Als er endlich wieder auf seinem Platz saß, atmete er erstmal tief durch und er spürte, dass er leicht schwitzte, so nervös hatte Redstone ihn soeben gemacht. Abrupt sah er zur Seite, da Mariah soeben seine Hand umfasst hatte. Sie sah ihn besorgt und irgendwie auch sehr erschöpft an. Harry wusste, dass sein Verhör sie sehr mitgenommen hatte. "Albus Dumbledore, bitte in den Zeugenstand!" Überrascht, schnappten Harry, Mariah und die anderen nach Luft und bemerkten auf einmal, dass sich gerade Dumbledore von derselben Bank, auf der sie saßen, erhob. Keiner von ihnen hatte den Schulleiter von Hogwarts draußen in der Halle, geschweige denn in diesem Saal gesehen. Während der alte Zauberer unter den neugierigen Blicken aller Beteiligten die Treppe nach unten ging, wandte sich Harry mal wieder Ron zu. "Hast du bemerkt, wie er sich da hingesetzt hat?", fragte er seinen rothaarigen Freund leise. "Nein, warum sagt er jetzt überhaupt aus? Er hat doch keinen Brief bekommen, oder?" "Vielleicht hat er es uns nur nicht gesagt", flüsterte Mariah. Das konnte sich Harry sehr gut vorstellen, nach all dem, was ihnen Dumbledore im letzten Schuljahr verheimlicht hatte. Mit einem etwas grimmigen und doch angespannten Blich sah er nun wieder nach vorne. Dumbledore nahm auf dem Stuhl Platz und zum ersten Mal war kein Kettenrasseln zu vernehmen. Fudge sah den nun vor ihm sitzenden Zauberer etwas verwundert an, bevor er die Hände ineinander legte und anfing. "Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore, Sie sind einhunderteinundfünfzig Jahre alt, sind zur Zeit Schulleiter von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, wo Sie auch Ihren Wohnsitz haben. Trifft dies noch zu?" "Nach meinem Wissensstand, ja", antwortete Dumbledore freundlich und wirkte sehr heiter. Fudge sah zuerst ein wenig verwirrt drein über diese Aussage, doch abgesehen von Mundungus, der wohl gerade versuchte, ein Grinsen zu verkneifen, blieben die Gesichter der anderen Ratmitglieder kalt und fixiert. Fudge fuhr fort. "Da Sie hier als Anwesender nun ein Gelegenheitszeuge sind, müssen auch Sie auf alle Fragen wahrheitsgemäß antworten." "Ich werde es versuchen", antwortete der Zeuge. "Wie bitte? Ein Gelegenheitszeuge?", flüsterte Harry verwirrt. "Ach, jetzt kapier ich", murmelte Ron, ohne seinen besten Freund anzusehen. "Gelegenheitszeugen werden nicht zum Gericht bestellt, sondern werden einfach erwartet. Es sind oft enge Bekannte von Hauptzeugen und man hofft, aus ihnen mehr rauszubekommen, da sich diese ja nicht auf die Verhandlung vorbereiten konnten." Harry war wirklich erstaunt über diese Tatsache. "Heißt das etwa, sie könnten noch welche hier aufrufen?" "Bestimmt. Vielleicht rufen sie ja noch Remus oder Sirius oder vielleicht auch Snape auf." Harry schaute wieder nach vorn und ein Gefühl und auch die Erfahrung sagten ihm, dass Fudge mit Dumbledore als Gelegenheitszeuge sicher keine gute Wahl getroffen hatte. Denn Dumbledore hatte ganz sicher gewusst, dass man ihn aufrufen würde. "Also, Professor Dumbledore", begann Mundungus, der nun sehr ernst wirkte. "Ich glaub, bei Ihnen können wir es uns sparen, um den heißen Brei herumzureden. Haben auch Sie von Miss Riddles wahrer Identität gewusst?" "... Nein, das habe ich nicht", antwortete Dumbledore. Mariah und Harry bekamen durch diese Worte große Augen. Er bestritt es. Er bestritt tatsächlich, dass er es gewusst hatte. Dabei gehörte er in Wirklichkeit zu denjenigen, die als Erste davon Kenntnis hatten. "Sind sie sich da auch ganz sicher, Professor?", hakte Fudge misstrauisch nach. "Sicher", erwiderte Dumbledore höflich und von dem ein oder anderen Zuschauer war ein leises Kichern zu hören. "Lassen Sie diese albernen Antworten", sagte Redstone, während er den alten Mann verachtend ansah. Dumbledore hingegen lächelte freundlich. "Als unvorbereiteter Gelegenheitszeuge müssen Sie sich wohl mit meiner Ausdrucksweise zufrieden geben", sagte er. Redstones Blick wurde noch kälter. "Wie verlief die Aufnahme von Mariah Riddle und Laura Snape auf Ihrer Schule?", wollte er wissen. "Die beiden Damen haben einen Brief an mich geschickt, indem sie sich als Schüler der amerikanischen Zaubererschule Caynoriar vorstellten. Auf den angeblichen Grund hin, ihre Familien würden nach Großbritannien ziehen, baten sie darum, auf Hogwarts ihre magische Ausbildung beenden zu dürfen." "Sie haben sich nicht gewundert, dass Caynoriar Ihnen keine Bestätigung bezüglich des Schulwechsels geschickt hat?", fragte Miss Clutterbuck. "Oh, ich bekam eine Bestätigung, und zwar mit dem Brief - mit genauer Unterschrift und Schulsiegel. Doch nach den jüngsten Ereignissen würde ich sagen, dass dieses Dokument gefälscht wurde." "So sehen wir das auch", bemerkte Redstone spitz. "Und Sie haben nicht bemerkt, dass es eine Fälschung ist?" "Nein, es sah wahrhaftig täuschend echt aus." 'Der lügt wie gedruckt', dachte Harry, der sich allmählich davor fürchtete, dass sein Schulleiter doch noch dabei ertappt werden würde. "Mit welchen Namen schrieben sie Ihnen?", frage Mrs.Womplish. "Miss Mariah Riddle nannte sich Miss Mariah McKay und Miss Laura Snape als Miss Elisha Blaine." "Und Sie haben diese beiden Mädchen einfach so auf Hogwarts aufgenommen, ohne auch nur den geringsten Verdacht zu schöpfen?" Dem Ton und dem Blick nach, glaubte Fudge Dumbledore auf keinen Fall. "Wie gesagt, ihre Briefe wirkten auf mich echt und auch freute sich das gesamte Kollegium von Hogwarts auf zwei Schülerinnen von einer amerikanischen Zauberschule." "Ist Ihnen jemals etwas an deren Verhalten oder ihren magischen Fähigkeiten aufgefallen, was besonders herausstach?" "Ja, beide wiesen schon am Anfang des Schuljahres eine hervorragende Kenntnis über Verteidigungszauber- und Flüche auf. Auch, dass sie ohne Zauberstab zaubern können, war für uns sehr verwunderlich, da es auf Caynoriar zwar gelehrt wird, aber eigentlich nur Siebtklässler diese Kunst wirklich einigermaßen beherrschen." "Wir hörten davon", sagte Redstone und besah kurz ein Stück Pergament, "dass Miss Riddle im letzten Februar oder März ein Schwebechaos in einer Unterrichtsstunde verursacht haben soll ... Sie soll mehrere Schüler zum Schweben gebracht haben und sogar das ganze Schloss." Erstaunt, steckten sämtliche Zuschauer ihre Köpfe zusammen und fingen an zu tuscheln. Viele sahen auch kurz zu Mariah hoch, die sich deswegen näher an Harry schmiegte, als würde sie das vor diesen Blicken schützen. "Ist das wahr, Professor Dumbledore?", fragte Fudge interessiert. "Ja, so war es." "Ach, und es hat Sie nicht gewundert, dass nur eine Schülerin es schaffte, das Schloss zum Schweben zu bringen? Haben Sie es nicht einmal als seltsam empfunden, dass sie Parsel spricht, was sie ja an diesem Tag getan hat?" "Ab diesem Tag wurde auch ich misstrauisch, Herr Minister. Ich bat Miss Riddle aufgrund dieser Vorkommnisse noch am selben Tag in mein Büro und sprach mit ihr. Sie meinte zu mir, sie wüsste nicht, warum sie Parsel sprechen könnte und dass sie auf keinen Fall so ein Chaos verursachen wollte", erklärte Dumbledore ruhig. "Und das haben Sie ihr geglaubt?" "Ja, das habe ich." "Sie haben nicht einmal vermutet, dass sie irgendetwas mit Sie-wissen-schon-wem zu tun haben könnte, obwohl auch er Parsel beherrschte, was Sie ja wohl schon seit dem ersten Krieg wussten?" "Wie ich bereits erwähnte, Herr Minister, wurde ich misstrauisch, doch eine Theorie blieb bei mir aus. Ich ließ Miss Riddle ab diesem Tag genauer von allen Lehrern beobachten und ließ mir auch regelmäßig Bericht erstatten." "Wieso haben Sie bitteschön nicht das Ministerium davon in Kenntnis gesetzt, dass Sie so eine Schülerin nun auf Ihrer Schule hatten?" "Da Sie sich sicher nicht mit meinen Anliegen beschäftigt hätten, weil Sie ja nach dem Dementorenangriff keinem Wort aus meinem Mund mehr Glauben schenkten, hielt ich es für unnötig, das Ministerium mit einzubeziehen", war Dumbledores höfliche Antwort. Fudge schwieg kurz und räusperte sich. Man sah ihm an, wie verlegen er war. "Kommen wir", Fudge durchwühlte seine Aufzeichnungen, "zu der Sache mit dem Vielsafttrank in den Weihnachtsferien. Mr. Potters Aussage nach, hat sich Mr. Avery mithilfe eines Vielsafttranks in ihn verwandelt, um so Miss Riddle zu ihrem Vater zu bringen. Wie haben Sie davon erfahren?" "Mr. Potter kam zu mir ins Büro geeilt und teilte mir mit, es würde sich ein Todesser im Gemeinschaftsraum der Gryffindors befinden. Daraufhin bat ich die Gemälde in meinem Büro, sämtliche Lehrer darüber zu informieren. Ich ging mit Mr. Potter zum Gemeinschaftsraum und dann in den Schlafsaal der Fünfklässlerinnen. Dort lag Mr. Avery bewusstlos auf dem Boden - der Vielsafttrank wirkte noch immer. Doch nach ungefähr zehn Minuten verwandelte er sich wieder zurück." "Was hat Ihnen Mr. Potter noch erzählt?" "Er erzählte mir, Mr. Avery hätte Miss Riddle mit dem Cruciatus angegriffen und sie gefesselt. Er wäre dann dazwischen gegangen und hätte Mr. Avery mit 'Expelliarmus' außer Gefecht gesetzt." "Wo war Miss Riddle zu diesem Zeitpunkt, als Sie im Gemeinschaftsraum waren?" "Mr. Potter hatte sie in seinen Schlafsaal geschickt, damit sie sich ein wenig von den Ereignissen erholen konnte." "Haben Sie später noch mit Miss Riddle gesprochen?" "Nein, Mr. Potter hatte mir genügend erzählt." "Genügend ... oder nur ein Haufen von Lügen?", schnarrte Redstone. Dumbledore sah mit ruhigem Blick zu ihm. "Ich empfand seine Worte an diesem Tag als Wahrheit, Mr. Redstone", sagte er. Redstone schnaubte leise. "Und heute?", fragte er nach. Dumbledore schwieg, ohne seinen Blick von dem Ratmitglied zu nehmen. "Nach diesem Vorfall haben Sie doch Avery verhört, oder?" Dumbledore nickte. "Und das ohne die Zustimmung des Ministeriums, welches sie auch an diesem Tag nicht informiert haben?" Aus dieser Frage war mehr als deutlich zu vernehmen, wie scharf Redstone die Stellung des Ministerium vertrat. Doch er war keineswegs so ein Kriecher wie andere Beamte des Ministeriums und Harry konnte sich auch nicht vorstellen, dass der eher unsichere Cornelius Fudge Redstone unter seiner Knute hatte. "Wie ich Ihnen schon auf den Vorfall mit dem Schwebezauber antwortete, ich erwartete nicht, dass das Ministerium mir Glauben schenken würde, Mr. Avery wäre ein Todesser und hätte sich in Hogwarts eingeschlichen. Auch befürchtete ich, dass Sie dann alles daran setzen würden, Mr. Avery wieder auf freien Fuß zu setzen und das konnte und wollte ich nicht riskieren." "Sie haben Ihn monatelang in Ihren Kerkern eingesperrt, Professor, und dazu hatten Sie kein Recht", wies Redstone ihn zurecht, doch Dumbledore konterte sofort zurück. "Das mag sein, doch habe ich auch die Pflicht und das Recht, meine Schüler zu beschützen. Und sie wurden durch Mr. Averys Auftauchen eindeutig gefährdet." Redstone grinste nun auf einmal wieder, was nichts Gutes bedeuten konnte. "Dann reden wir doch mal über ihre ... Pflichten ... Dafür, dass Sie so viele Titel und Auszeichnungen erhalten haben für Ihre magischen Fähigkeiten, haben Sie am Tag vom großen Angriff auf Hogwarts ja gehörig die Hände in den Schoß gelegt." Mit diesen Worten stand Redstone erneut auf und ging auf Dumbledore zu, der noch immer sehr ruhig wirkte. "Haben Sie mit Absicht nichts gegen den Unnennbaren unternommen, Professor?", fragte Redstone scheinheilig. Überraschtes Keuchen machte die Runde und Dumbledore sah noch immer Redstone an, ohne eine Miene zu verziehen. "Nein", antwortete er. "Ich wüsste auch keinen Grund, dies vorgehabt zu haben. Sie haben Recht, es scheint seltsam zu sein, dass ich aufgrund meiner nachgesagten Fähigkeiten, nicht dazu imstande war, meine Schüler, Kollegen und auch die Ministeriumsbeamten vor Voldemort zu beschützen. Doch ich bin keineswegs so mächtig, wie manche es wohl glauben. Auch ich konnte nicht alle Menschen beschützen, egal, wie sehr ich es wollte ..." Mariah schluckte leise. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie Dumbledore ihr mit gebrochener Stimme von ihrer Mutter erzählt hatte. Auch hatte sie bis zu diesem Tag nicht vergessen, wie die Tränen in seinen alten übermüdeten Augen geglänzt hatten. "Selbst der Unnenbare war über Ihre mangelnden Sicherheitsvorkehrungen überrascht", bemerkte Redstone, als hätte er Dumbledores letzte Worte nicht gehört. "Sie haben ja einen Bann um das Schloss gelegt, doch offenbar gibt es einige Geheimgänge, die hinein führen. Kennen Sie diese Gänge?" "Hogwarts ist voller Geheimnisse. Auch ich kenne nicht alle", war Dumbledores schlichte Antwort. Redstones Augen verengten sich noch einmal ziemlich, bevor er sich wieder von dem alten Zauberer abwandte und sich wieder zum Richtertisch begab. "Kommen wir noch einmal zurück auf Hogwarts", sagte Fudge. "Haben Sie vor, noch einmal all diese Schüler hier von Ihnen (Er nickte zu der Tribüne mit den Slytherins.) nach Hogwarts zu lassen?" Dumbledore blickte kurz zu den jungen Hexen und Zauberern. Einige von ihnen blickten gleichgültig und verachtend, wenige jedoch flehend und beschämt zurück. "Ich werde den Schülern noch einmal eine Chance geben, denen Sie die Freiheit gewähren werden. Jedoch werden diese einen überwachten Unterricht und wichtige Regeln annehmen müssen, um Hogwartsschüler zu bleiben." Marcus Flint und einige andere lachten kurz auf. Es sah sogar so aus, als würden sie lieber nach Azkaban gehen, als diese Chance anzunehmen. "Gibt es noch Fragen an den Zeugen?" Kein Einwand fiel. "Gut, zurück auf Ihren Platz, Professor!", ordnete Fudge an. Dumbledore nickte, erhob sich und ging zu der Bank zurück, wo seine Bekannten ihn mit ernsten Blicken empfingen. Dumbledore sah jedoch nur kurz zu Harry und Mariah, als er an ihnen vorbeiging und nickte ihnen zu, bevor er sich auf seinen Platz niederließ. "Mr. Ronald Weasley, bitte in den Zeugenstand!" Ron schluckte schwer beim Aufruf seines Namens und erhob sich mit einem nervösen Blick. Als er unten ankam und sich auf den Stuhl niederließ, schluckte er erneut, da die Ketten ganz zart rasselten. Harry sah sofort, dass Redstone auf einmal zufrieden grinste. Sicher hatte dieses Grinsen, was mit diesen Ketten zu tun. Nur warum rasselten sie bei jedem, außer bei Dumbledore? "Mr. Ronald Bilius Weasley, Sie sind sechzehn Jahre alt und wohnen im Fuchsbau in Ottery St. Catchpole. Wie auch Mr. Potter besuchen Sie ab dem ersten September die sechste Gryffindorklasse. Stimmen diese Angaben?" "Ja", antwortete Ron etwas unsicher und versuchte, sich zu sammeln. Redstone beobachtete den rothaarigen Jungen scharf und stellte auch die erste Frage, nachdem Fudge Ron aufgrund der wahrheitsgemäßen Antworten belehrt hatte. "Mr. Weasley, wie stehen Sie zu Mr. Potter?", wollte er wissen. "Wir ... wir sind beste Freunde ..." "Ah ... und beste Freunde erzählen sich ja bekanntermaßen alles, oder?" "... Mag sein", sagte Ron, der sofort begriff, worauf Redstone hinaus wollte. "Sehen Sie es denn nicht so?" "... Es gibt Dinge ... die muss selbst der beste Freund nicht wissen." "Ach, Sie meinen also, Sie hätten nicht das Recht gehabt, zu erfahren, dass Sie mit einem Nachkommen des gefährlichsten Magiers aller Zeiten im selben Turm wohnten? Oder dass Ihr bester Freund Kontakt zu schwarzen Magiern hat?" "Mariah ist keine schwarze Magierin", stellte Ron scharf, aber dennoch mit leiser Vorsicht klar. "Und ich kann verstehen, warum Harry mir nichts gesagt hat ..." "Ach ja?", fragte Redstone mit einem bösen Lächeln. "Warum hat er denn Ihrer Meinung nach nichts zu Ihnen gesagt?" Ron holte kurz Luft, um sich wieder zu beruhigen. "Weil er sie vielleicht vor solchen Leuten wie Ihnen schützen wollte?", flüsterte er. Wieder trat einer dieser Momente ein, in denen jeder der anwesenden Zuschauer die Luft anhielt und gespannt Zeuge und Ratmitglied beobachtete. Redstones Blick wurde nun wieder eiskalt. "Leute wie ich, ja, Mr. Weasley? Was bin ich denn, hm?" Diesmal schwieg Ron, denn er hielt es für keine so gute Idee, diesen Mann noch mehr zu reizen. Redstone, der während der letzten Sekunden sehr nah an Ron heran getreten war, entfernte sich nun wieder etwas von ihm. "Mr. Potter meinte ja bereits, dass er Ihnen nichts von Miss Riddles wahrer Identität erzählt hätte", begann Miss Clutterbuck auf einmal. "Daher ahnten Sie also auch überhaupt nicht, wer sich da unter Ihnen befand?" "Hermione Granger und ich fanden Mariah und Laura ... schon mit der Zeit seltsam ... doch ... wir wären nie darauf gekommen, wer Mariah wirklich ist", antwortete Ron zögernd. "Worauf sind Sie denn bis dahin gekommen?" Ron sah etwas nervös zu Redstone. "Wir ... befürchteten, sie hätten etwas mit der schwarzen Magie zu schaffen ..." "Haben Sie Mr. Potter von Ihren Bedenken erzählt?", erkundigte sich Mrs. Womplish, die ihn nicht ansah, sondern nur auf ihr Stück Pergament starrte. "Ja ... haben wir. Doch er ... wollte nichts davon hören und meinte, wir hätten einfach nur Vorurteile gegen Mariah und Laura." "Haben Sie jemand anderen von Ihren Verdächtigungen unterrichtet, Mr. Weasley?", fragte Miss Clutterbuck freundlich. "Nein, wir wollten nicht unnötig Wind um all das machen." "Wind nennen sie das?" Redstone näherte sich ihm erneut. "Sie nennen es Wind, Ihren besten Freund zu beschützen?" Ron biss sich auf die Lippen und schwieg. Redstone grinste noch einmal fies, wandte sich von ihm ab und nickte Fudge zu, der nachfragte, ob es noch Fragen an den Zeugen gäbe. Da es keine zu geben schien, wurde Ron wieder zu seinem Platz geschickt, den er auch allzu gerne wieder einnahm. "Miss Hermione Granger, bitte in den Zeugenstand!" Hermione stand mit schnell schlagendem Herzen auf und ließ sich auf den Stuhl, dessen Ketten auch bei ihr leicht rasselten, nieder. Mit unsicherem, aber festen Blick sah sie nach vorne. "Miss Hermione Jane Granger, fünfzehn Jahre alt sind Sie und leben in Watford. Ab dem ersten September sind Sie in der sechsten Gryffindorklasse. Alles richtig soweit?" "Ja, Ihre Angaben stimmen." Hermiones Stimme klang gefasst, doch ihre verschwitzten Hände waren zusammengeballt und zitterten leicht. "Miss Granger ... Erzählen Sie uns doch etwas über Ihre und Mr. Weasleys Befürchtungen bezüglich Miss Riddle und Miss Snape", bat Redstone sie im sanften Ton. Hermione musterte ihn verwirrt. "Ich ... wüsste nichts, was ich Ihnen noch erzählen könnte, was Ron nicht schon erwähnt hat", erwiderte sie leise. Redstone lächelte sie seltsam an und begann, sie zu umkreisen. "Miss Granger ... Wie uns zugeteilt wurde, sind sie die Jahrgangsbeste auf Hogwarts. Da werden Sie doch sicher viel weiter als Mr. Weasley in dieser Hinsicht gedacht haben." Hermione wurde rot. Einerseits war dieses seltsame 'Kompliment' der Grund. Doch war sie auch empört darüber, dass Redstone Ron soeben indirekt als dumm dargestellt hatte. "Sagen Sie es uns doch Miss Granger ... Sie haben geahnt, dass Miss Riddle die Tochter des Unnennbaren ist -" "Nein, ich habe nur gedacht, dass sie eine Dienerin von V-Voldemort ist", gab Hermione zu. "Nur eine Dienerin des Unnennbaren?", wiederholte Redstone gespielt ungläubig. "Nur eine Dienerin hätte doch sicher auch Mr. Potter etwas angetan, oder nicht?" Hermione erbleichte leicht. "Haben Sie auch geschwiegen, um Miss Riddle vor Leuten wie mir zu schützen?" Redstones Stimme war schneidend wie eine Rasierklinge. "Nein", sagte Hermione mit einem Kopfschütteln. "Sie schwiegen also für Mr. Potter?" Hermione errötete nun. Ihre Hände wurden noch feuchter. "Ich wollte meinen besten Freund nicht verraten", sagte sie außerordentlich gefasst. Harry bekam eine Gänsehaut durch Hermiones Worte. Er konnte es kaum ertragen, dass sie da unten wegen ihm saß und diese Fragen über sich ergehen lassen musste. "Ihn mit gefährlichen Magiern verkehren zu lassen ist also kein Verrat für Sie, Miss Granger?" Redstone schüttelte leicht den Kopf und ging wieder zu seinem Platz zurück. Hermiones Mundwinkel zitterten heftig, was auch nur wieder langsam verging, als Mrs. Womplish wieder von ihrem Pergament ablas. "Miss Granger, da Sie, wie Mr. Redstone schon erwähnt hat, eine sehr begabte Schülerin auf Hogwarts sind, hat Professor Minerva McGonagall Ihnen vor drei Jahren einen Zeitumkehrer aus dem Ministerium besorgt. Damit wollten Sie sämtliche Kurse belegen, was Sie ja dann auch getan haben. Haben Sie den Zeitumkehrer vielleicht für Dinge verwendet, die nicht für den Unterricht gedacht waren?" Hermione erstarrte nun förmlich und saß nun stocksteif da. Sie nahm noch nicht einmal die Ketten wahr, die erneut rasselten - nur viel stärker. Redstones Grinsen kehrte sofort zurück, was Hermione jedoch sofort bemerkte. "Haben Sie an der Zeit rumgebastelt, um zufällig Sirius Black zur Flucht zu verhelfen?", war seine unheilvolle Frage. Hermione zitterte, ihr blieb praktisch die Luft weg. "Bitte beantworten Sie diese Frage, Miss Granger", wurde sie von Miss Clutterbuck gebeten. Hermione schloss kurz ihre Augen, schluckte noch einmal und öffnete diese wieder. "Ja", hauchte sie, laut genug für alle. "Nein", flüsterte Harry verzweifelt. Er konnte es nicht glauben, dass Hermione hier tatsächlich zugab, Sirius zur Flucht verholfen und dazu auch noch die Zeit zurückgedreht zu haben. Nun hatte Redstone genug, um sie gehörig in Schwierigkeiten zu bringen und dieser wusste das auch. "Erzählen Sie uns dann doch mal von Ihrer kleinen Zeitreise, Miss Granger", bat Redstone übertreiben freundlich. Hermione spreizte kurz ihre zitternden Finger, da sie nun schon so warm und heiß waren, dass es unerträglich wurde. "Ich ... nachdem Sirius gefangen genommen wurde, wachte ich im Krankenflügel auf. Auch Ron und Harry lagen dort. Ich hörte durch ein Gespräch zwischen Mr. Fudge und Professor Snape mit, dass Sirius den Kuss der Dementoren erhalten würde ... Harry wurde auch wach und bekam auch so einiges mit. Als die Herren den Krankenflügel verließen, standen Harry und ich auf ..." Nun hielt Hermione für kurze Zeit inne, als würde sie nachdenken, bevor sie fortfuhr. "Wir wussten keinen Weg, wie wir Sirius hätten helfen können, doch dann fiel mir mein Zeitumkehrer wieder ein. Da ich ihn lange nicht mehr benutzt hatte, kam er mir nicht sofort in den Sinn. Ich holte ihn heraus, legte ihn sofort um mich und Harry und drehte das Stundenglas dreimal um. Nach wenigen Sekunden waren wir drei Stunden zurück in der Vergangenheit." Die Ratmitglieder betrachteten sie nachdenklich und auf einmal ergriff Mundungus das Wort. "Sie haben Harry also ohne Worte den Zeitumkehrer umgelegt? Dann konnte er gar nichts dagegen tun und Sie haben ihn einfach mitgenommen?" Hermione nickte unsicher. "J-ja ... Für mich alleine wäre es unmöglich gewesen, Sirius zu retten." "Ist Ihnen eigentlich klar, was alles hätte passieren können?", sagte Fudge und hörte sich dabei so tadelnd an wie ein Lehrer. "Sie hätten sich selbst begegnen können und wären vermutlich verschwunden." "I-ich war mir durchaus bewusst, was ich da für ein Risiko einging. Ich habe auch Harry klipp und klar gesagt, dass uns niemand sehen dürfte und wir rechtzeitig im Krankenflügel zurück sein mussten." "War es denn auch wirklich Ihre Idee, den Zeitumkehrer in dieser Situation zu verwenden?", hakte Redstone misstrauisch nach. Hermione schluckte leicht, genau wie Harry. Er wusste genau, dass Dumbledore sie auf diese Idee gebracht hatte, doch sie wollte diesen alten Zauberer auf keinen Fall verraten. "Ja, war es", antwortete Hermione, doch Redstone sah sie immer noch eindringlich an. "Was haben Sie beide dann getan?", wollte er nun wissen. "Wir rannten sofort zu Hagrids Hütte, wo wir zu diesem Zeitpunkt mit Ron gewesen sind. Wir wollten Hagrid beistehen, da sein Hippogreif Seidenschnabel an diesem Abend hingerichtet werden sollte." Mit diesen Worten sah sie kurz zu Fudge, der damals auch in der Hütte gewesen war, um der Hinrichtung amtlich beizuwohnen. Der Zaubereiminister hob auf einmal seine Augenbrauen. "Moment mal", sagte er und es ging ihm ein Licht auf. "Dann haben Sie also diesen Hippogreif befreit?" "... Ja", sagte Hermione und diesmal war Genugtuung in ihrer Stimme zu vernehmen. "Harry und ich warteten, bis die Luft rein war. Dann befreiten wir Seidenschnabel und flogen mit ihm zu dem Klassenzimmer, in dem Sirius eingesperrt wurde. Wir holten ihn raus und er ist dann schließlich mit Seidenschnabel geflohen." "Sieh dir Snape an", flüsterte Ron seinem besten Freund zu und nickte in die besagte Richtung, in die auch sofort Harrys Blick glitt. Snape sah vollkommen sprachlos nach vorne, schien beinahe fassungslos zu sein. Harry erinnerte sich daran, wie Snape damals ausgerastet war, als Sirius die Flucht ergriffen hatte. Wie ein Irrer hatte er damals Harry und Hermione verdächtigt, Sirius geholfen zu haben und nun erfuhr der Zaubertranklehrer, wie dies überhaupt möglich gewesen war und vor allem, dass er Recht gehabt hatte. Harry und Ron zuckten zusammen, als Snape auf einmal zu ihnen sah und sich die dunklen Augen des ehemaligen Todessers verengten. Harry spürte, dass die Zaubertrankstunden in seinem sechsten Schuljahr mehr als grausam werden würden. "Sie haben also", begann Fudge erneut, "nicht nur eines der größten Gesetze der Zauberei gebrochen, sondern auch noch eine gesetzlich bestimmte Vollstreckung einer Hinrichtung verhindert?" "Gesetzlich bestimmt?!", sagte Hermione ungläubig und nun strahlte sie wieder dieses Selbstbewusstsein aus, was Harry und Ron doch so gut von ihr kannten. "Sie wollten einen Hippogreif ermorden, der niemanden etwas getan hat und einem Unschuldigen die Seele aussaugen lassen!" "In der Lage, in die Sie sich gerade gebracht haben, sollten Sie auf Ihren Ton achten, Miss Granger", wurde das braunhaarige Mädchen von Fudge ermahnt. "Außerdem können Sie sich auf eine saftige Strafe freuen wegen Ihres Missbrauchs des Zeitumkehrers." Hermione wurde sofort ganz blass im Gesicht, auf welchem sich die Angst vor Azkaban bis Zauberverbot deutlich hervorhob. "Herr Minister", begann auf einmal Mundungus zu sprechen, "Ich möchte Sie doch darauf hinweisen, dass Miss Granger damals noch dreizehn war und sich, obwohl sie es hier bestritten hat, wohl gar nicht wirklich im Klaren war, was sie tat. Sie ließ sich wohl eher von ihrem Wunsch verleiten, einem Freund und einem magischen Wesen, welche sie beide für unschuldig und harmlos hielt, zu helfen. Sei es drum, ob es auch eine Fehleinschätzung hätte sein können, Miss Granger hatte nichts Böses im Sinn." Hermione musste sich sehr zurückhalten, Mundungus nicht zuzulächeln und ihm damit zu zeigen, wie dankbar sie ihm für sein Einschreiten war. "Jedoch war es verboten, was sie gemacht hat und sie wird daher wohl auch die Konsequenzen zu spüren bekommen", erwiderte Fudge. "Hätte Miss Granger es jedoch nicht getan, hätten wir einem Unschuldigen die Seele durch die Dementoren geraubt." "Das ist unwichtig, Gesetz ist Gesetz!", sagte Fudge nun endgültig und sah nun wieder zu Hermione, die nun noch unsicherer wirkte als vorher. "Haben Sie dieses schwere Verbrechen also für jemanden begangen, der Ihnen noch am Vormittag desselben Tages als Mörder bekannt war?", fragte er ungläubig. "... Die ... die Tatsache, dass Peter Pettigrew noch am Leben ist und auch einigermaßen zugegeben hat, dass er Harrys Eltern verraten hat, war mir und auch Ron und Harry Beweis genug für Sirius' Unschuld", antwortete Hermione ruhig. "Waren Sie denn an seinem Versteckspiel genauso aktiv beteiligt, wie an seiner Flucht?", fragte Redstone genüsslich. "Nein, Sirius hat keinen von uns in irgendetwas hineingezogen. Und unser Treffen in Hogsmeade, von dem Harry Ihnen schon erzählt hat, war nur, damit wir mit ihm die Probleme in Hogwarts zu der Zeit des Trimagischen Tuniers reden konnten. Er ließ uns damals eine Nachricht zukommen, mit Treffzeit- und Ort." "Welchen Namen hat er als Absender auf den Briefen hinterlassen?", fragte Miss Clutterbuck. Fudge räusperte sich auf einmal, was Harry nicht entging. Sicher war Fudge etwas verärgert, da Miss Clutterbucks Frage auf die Dreistigkeit des Ministeriums, dass sie Eulen abfingen, hinwies. "Mit 'Schnuffel'", sagte Hermione, "aufgrund seiner Animagusform. Wir nannten ihn auch so, wenn wir über ihn in der Schule sprachen." Nach dieser Antwort schien ihre Befragung beendet zu sein, denn keiner hatte mehr das Bedürfnis, etwas von ihr erfahren zu wollen. "Gut, Miss Granger, zurück auf Ihren Platz!" Hermione nickte noch einmal aus Höflichkeit und stand auf. Erschöpf, aber auch erleichtert, ging sie die Treppe nach oben, als auch schon der Name des nächsten Zeugen erklang, der jedoch mehrere Anwesende in diesem Saal überrascht aufkeuchen ließ. "Mr. Professor Severus Snape, bitte in den Zeugenstand!" ********************************************************** Hi, ihr Lieben^^! Endlich ist auch das Kapitel geschafft! Aufgrund der bösen Schule hat es mal wieder etwas länger gedauert. Ich hoffe jedoch, dieses Kapitel ist es eurer Wartenszeit wert. Es werden nun noch zwei Kapitel für die Verhandlung draufgehen - bitte seid deswegen nicht genervt, denn es kommen ja noch einige wichtige Zeugen. Ich mag Dumbledores Verhör so sehr. Er ist so schön heiter und ruhig. Eben so, wie er war *schnief*. 'Caynoriar' gibt es nur in meiner Fantasie^^. Diese amerikanische Zaubererschule existiert in meiner FF wirklich, jedoch waren Mariah und Laura natürlich nicht dort^^'. Redstone ist wieder so schön fies *schwärm*! Mal sehen, wie lange ich für das nächste Kapitel brauche^^. Ich hoffe, ihr bleibt mir bis dahin treu. Das nächste Kapitel wird 'Enthüllungen' heißen. Ich freue mich auf eure Kommis, die hoffentlich positiv ausfallen werden ^-^. Kuss, eure Maru ^-° Kapitel 7: 7. Enthüllungen -------------------------- 7. Enthüllungen Sein langer, schwarzer Umhang wurde über die Stufen gezogen, als Severus Snape sich erhob und dem Verhörstuhl näherte. Dabei ging er an Hermione vorbei, die ihn, wie alle anderen, verwundert ansah. Denn kaum einer hatte tatsächlich erwartet, dass er aufgerufen werden würde. Schon deswegen, da auch er keine Vorladung erhalten hatte. Snape ignorierte seine Schülerin und auch die Blicke der anderen, bis er endlich vor dem Richtertisch ankam und auf dem Stuhl Platz nahm. Die Ketten rasselten kurz aber laut, doch sie blieben liegen. "Mr. Professor Severus Snape, Sie sind sechsunddreißig Jahre alt, sind Zaubertranklehrer auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei", las Fudge vor und Snape nickte. "Ihr Wohnsitz ist noch immer das Haus Nummer siebenundzwanzig im Dorf Hogsmeade?" "Ja". Während auch er belehrt und auf seinen Stand als Gelegenheitszeuge hingewiesen wurde, sah er kurz zu Redstone, der ihn mit einem abfälligen, aber doch sehr gierigen Blick musterte. Diesem kam es auch gerade recht, dass er mit dem Verhör beginnen konnte. "Ach ja, unser bekannter Giftmischer", säuselte er, "Sie sitzen ja nicht zum ersten Mal auf diesem Stuhl, nicht?" Snapes Gesicht zeigte keine Regung. Dies veranlaste Redstone zu einem Grinsen. "Vor fünfzehn Jahren saßen Sie schon hier mit Ihresgleichen und sind auch den Mauern Azkabans entkommen. Sie haben sich genau so rausgewindet wie all Ihre Gefährten, die nun auf der Anglagebank sitzen." Snape sagte nichts. Warum sollte er auch? Ihm wurde noch keine Frage gestellt und er sah auch keinen Grund, sich zu verteidigen. "Jedoch ist Professor Dumbledore ja damals für Sie in die Bresche gesprungen, nicht wahr?" Redstone stand nun auf und langsam fragte sich Harry, ob dieser Mann eine Hummel im Hintern hatte, denn Redstone konnte einen auch ohne aufzustehen nervös genug machen. "Er hat damals behauptet, Sie wären schon ein halbes Jahr vor dem Untergang des Dunklen Lordes auf die gute Seite gewechselt und hätten für ihn weiterhin bei den Todessern spioniert. So war es doch, oder?" Ein aufgeregtes Raunen erfüllte die Todessermenge nach diesen Worten. "Ruhe!", polterte Fudge und die Todesser verstummten schlagartig, nahmen jedoch nicht ihre wütenden Blicke von Snape. Dieser jedoch sah nur Redstone an, der den Blickkontakt ebenfalls für keine Sekunde unterbrochen hatte. "Dafür, dass Sie damals nur Praktikant in dieser Abteilung waren, scheinen Sie sich ja gut an diese Verhandlung von damals zu erinnern", kommentierte Snape mit ruhiger, aber doch amüsierter Stimme. Redstones Grinsen verschwand abrupt, doch seine Fassung blieb. "Er kennt ihn von seiner ersten Verhandlung?", flüsterte Harry verwundert. "Ja", murmelte Sirius ihm zu, da er ihn gut gehört hatte. "Redstone war damals im ersten Jahr in Hogwarts, als wir unseren Abschluss machten. Bei der Verhandlung gegen die Todesser nach Voldemorts Sturz war er Praktikant in der Abteilung der höchststehenden magischen Justiz." Von der Neugier angestachelt, wollte Harry gerade nachfragen, ob Redstone in Slytherin gewesen war, doch als er bemerkte, dass der Kobold unten schon wieder nach den Unruhestiftern suchte, unterließ er dies und schaute wieder nach vorn. Redstones Grinsen war inzwischen zurückgekehrt. "Ja, Snape, ich erinnere mich an diese Verhandlung", sagte er mit schneidender Stimme. "Ich erinnere mich, wie Sie - mit Schuld besudelt - auf diesem Stuhl saßen und förmlich um Gnade gewinselt haben. Die hätte der Rat Ihnen niemals gewährt, wenn man durch Sie nicht noch zwanzig andere Todesser erwischt hätte." "VERRÄTER!", rief auf einmal einer der Todesser, der vor ungefähr zweieinhalb Stunden mit dem Namen Rogers aufgerufen worden war. "Du hast uns also verraten!! Ich wusste es!!" "Ruhe da drüben!", kam es von Fudge. Rogers war nicht der Einzige, der ermahnt wurde, viele andere Angeklagte stießen Beschimpfungen aus, doch als die Auroren ihnen die Zauberstäbe gegen die Hälse hielten, verstummte jeder. "Wow", gab Redstone zu, "Die Herrschaften sind ja nicht gerade gut auf Sie zu sprechen. Erzählen Sie uns doch einmal, wie Sie zum Todesser wurden." Snapes Gesichtszüge verhärteten sich auf einmal. "Diese Frage hat mir der Rat schon vor fünfzehn Jahren gestellt und ich habe ausreichend geantwortet", sagte er. "Beantworten Sie diese Frage noch einmal", sagte Fudge, wobei es sich regelrecht nach einem Befehl anhörte. Snapes Blick verdunkelte sich kurz, beinahe flüchtig, doch dann begann er zu sprechen. "Meine Eltern sind dem Dunklen Lord schon früh beigetreten. Kurz vor ihrem ... Tod trat auch ich in den Kreis der Todesser ein." "Wie alt waren Sie da nochmal?" "Achtzehn oder ... neunzehn, ich bin mir nicht mehr sicher." "Warum sind Sie dem Unnennbaren beigetreten?" Snapes Augen verengten sich erneut. "Sie wissen genau, warum ich es tat", zischte er leise. "Auch ich habe ab und zu ein schlechtes Gedächtnis", erwiderte Redstone, "Also sagen Sie es uns noch einmal." "Ich wollte Macht und Respekt", presste Snape aus seinen zusammengedrückten Lippen hervor. "Ach", sagte Redstone und klang dabei so, als würde er zum ersten Mal davon hören. "Und was mussten Sie für Macht und Respekt tun?" Snapes Blick wurde ausdruckslos. "Kaum etwas anderes, was in den Anklagen der Herrschaften auf der Anglagebank steht." "DU GEHÖRST AUF DIE ANKLAGEBANK!", schrie nun wieder einer der Todesser. "NICHT WIR!" "Wenn Sie sich jetzt nicht sofort zurücknehmen, erteilen wir Ihnen sofort ohne Beratung eine lebenslange Haft in Azkaban! Das gilt für Sie alle!" Fudges Worte erzielten sofort ihre Wirkung. "Nun zählen Sie uns doch mal alles auf, was in Ihrer damaligen Anklage stand, Professor." Redstones Stimme war sanft und durchdrungen von Hohn. Snapes Blick wies noch immer keine Gefühlsregung auf. "Hochverrat an das Zaubereiministerium in Form von Übergang auf die dunkle Seite und Beitritt der Gefolgschaft des Unnennbaren; Angriff auf Muggel, Hexen und Zauberer - zumal mit Verletzungsfolge in vierhunderteinundachtzig Fällen und Todesfolge in dreiundvierzig Fällen; geplanter Mord an drei Muggelfamilien und Anheuerung von jungen Hexen und Zauberern für die Gefolgschaft des Unnennbaren", zählte er auf, als würde diese Anklage lesebereit vor ihm liegen. Harry, Ron, Hermione und Mariah sahen flüchtig zu Laura rüber. Ihre Augen waren so unendlich dunkel, beinahe schwarz. Ihre Hand, die nur ganz zart zitterte, wurde von Dracos gehalten. "Sehr gut, Professor", sagte Redstone, und wirkte nun auf eine seltsame Weise gut gelaunt. "Doch die meisten Taten, die Sie als Todesser begangen haben, wurden ja nicht von Ihnen allein ausgeführt, nicht wahr?" Snapes Augen weiteten sich ein wenig, sonst änderte sich nichts an seiner Haltung. "Professor Snape", begann Mrs. Womplish und klang nun schon sehr gelangweilt. "In Ihrer Verhandlung vor fünfzehn Jahren haben Sie ausgesagt, Sie wären während Ihrer Zeit als Todesser mit Lara Laison liiert gewesen, die vor einem Jahr tot in einem Haus in England aufgefunden wurde. Ihr Körper war mit einem Antiverwesungszauber belegt. Ein zusätzlicher Zauber verhinderte, dass man sie berühren konnte. Können Sie uns vielleicht sagen, wer sie getötet haben könnte?" Laura musste sich beherrschen, nicht zu schluchzen. Sie konnte einfach nicht glauben, mit was für einer eiskalten Gleichgültigkeit diese alte Frau diese Frage gestellt hatte. Snape jedoch antwortete, ohne lange zu fackeln: "Lucius Malfoy hat sie getötet." Nur, weil der Kobold die Zuschauer böse musterte, wagte es keiner mit seinem Banknachbar ein Wort zu wechseln. "Und woher ...", Mr. Adary erhob sich, "... wissen Sie das so genau?" Obwohl Harry diesen Mann nicht ausstehen konnte, da er Malfoy verteidigte, fand er es doch sehr erstaunlich, dass Adary noch immer um die Freiheit seines Mandanten kämpfte, obwohl Redstone ihm mit den schärfsten Beweisen diese schon förmlich entzogen hatte. "Meine Tochter, die selbst dabei war, hat es mir erzählt", antwortete Snape. "Ach ja, Ihre Tochter", flüsterte Redstone und sah für einen kurzen Moment hoch zu Laura. "Ihre und Lara Laisons Tochter ... Sie ist ja direkt in der Blütezeit Ihrer ... 'Todesserkarriere' geboren, nicht wahr?" "Ja", antwortete Snape trocken, "Am dreiundzwanzigsten Juli 1980." "Unter Todessern war es Tradition, die eigenen Kinder einige Tage nach der Geburt zu Sie-wissen-schon-wem zu bringen, damit dieser ihnen das Dunkle Mal verpassen konnte. Dies galt vor allem für die treuesten Anhänger von ihm. Bekam auch Ihre Tochter in diesem Alter das Dunkle Mal?", fragte Miss Clutterbuck. Snapes linke Faust ballte sich für ein paar Sekunden, bevor er mit einem schwachen 'Ja' antwortete. "War Ihnen damals auch klar, dass durch so etwas schon viele Kinder ihr Leben ließen?" Nach diesen Worten sah Redstone kurz zur Anklagebank und grinste böse, da einige der wenigen Frauen mit Bestürzung den Kopf senkten. "Ja ... aber wir hatten keine andere Wahl ... Wir konnten entweder zwischen der Hoffnung, dass sie es doch überleben würde, oder den sofortigen Tod durch die Hand des Dunklen Lords wählen ..." "Sie haben Ihre Tochter damit zu einer Todesserin und Sklavin des Unnennbaren gemacht, Severus", murmelte Mundungus. Es war kein Hohn, aber doch irgendwie ein Vorwurf gewesen. Snape zeigte sich deswegen nicht wütend und schwieg. "War sie schließlich der endgültige Auslöser für Ihre Entscheidung, Dumbledores Spion zu werden?" "Nein ... Schon lange vorher bekam ich Bedenken ... Lara wurde immer abhängiger von der schwarzen Magie. Als der Dunkle Lord mir schließlich mitteilte, dass es ihn freuen würde, wenn wir noch einen Todesser für ihn zeugen würden, ging ich zu Dumbledore und bat ihn um Hilfe." Laura bekam vor Überraschung große Augen. Ihre Eltern sollten für Voldemort noch ein Kind bekommen? "Was hat er Ihnen denn versprochen, wenn Sie für ihn spionieren würden?", wollte Redstone wissen. "Er versprach mir, dass Lara und ich nicht nach Azkaban kommen würden ... Auch, dass uns Laura nicht weggenommen werden würde." "Lara Laison war jedoch wohl nicht ganz mit Ihrer Idee einverstanden, wieder zur guten Seite überzugehen", bemerkte Redstone beiläufig. Snape setzte einen Blick auf, der normalerweise jeden anderem Menschen - vor allem Schülern - das Fürchten gelehrt hätte, doch Redstone grinste nur überheblich. "Später haben Sie doch versucht, Miss Laison und Ihre Tochter zu finden, oder?", erkundigte sich Miss Clutterbuck, woraufhin Snape nickte. "Können Sie sich erklären, warum Sie sie nicht finden konnten?" "Malfoy hat zum einen die Briefe abgefangen, die Lara und ich uns schrieben." Snape sah verstohlen zu Lucius Malfoy, der ihn ebenfalls abfällig musterte. "Laura hat es mir erzählt", erklärte Snape, da Adary wieder nach der Quelle dieser Ausfrage fragen wollte. "Ich denke auch, dass Lara ihr Haus mit einem bestimmten Zauber belegt hat, damit ich sie nicht finden konnte." "Dieser Zauber scheint wohl seit einiger Zeit wieder aufgehoben zu sein, denn vor einem Monat sind Sie ja mit Ihrer Tochter in diesem Haus gewesen, oder?" Zum ersten Mal sah Snape Redstone überrascht an. Er vermied es, zu fragen, woher dieser Mann das wusste, um seine Unsicherheit nicht preiszugeben, doch sein Gesicht übernahm dies sofort. "Im Sommer 1995 ...", erklärte Redstone und wandte sich nun abwechselnd den Zuschauern und dem Zaubereiminister zu, "... nahmen Angestellte der Abteilung für schwarzmagische Gegenstände eine äußerst große Anzahl von gefährlichen schwarzmagischen Gegenständen in einem Haus in Schottland war, von dem Jahre lang zufuhr noch keine Kenntnis genommen wurde. Es wurden Auroren - unter anderem Arabella Figg, die Mutter der verstorbenen Lara Laison - zu diesem Haus geschickt, wo sie ihre Leiche und die gesuchten Gegenstände fanden. Im Haus wurde auch ein Zimmer gefunden, welches sie darauf schließen ließ, dass auch ein Kind dort gelebt haben muss. Als ihnen dann schließlich vor einem Monat der Zusammenhang klar wurde, dass die in Hogwarts aufgetauchte Laura Snape dieses Kind gewesen sein musste, wurde erneut ein Auror zum Haus geschickt, um noch mal alles bis ins kleinste Detail zu untersuchen. Als er das Haus gerade verlassen hatte, sah er, wie Sie -" Nun sah Redstone wieder Snape an. "- und Ihre Tochter das Haus betreten haben. Was wollten Sie da?" Snape, noch immer gefesselt von seiner Überraschung, fasste sich schnell wieder. "In diesem Haus waren noch ein paar Sachen von Laura, die sie damals bei ihrer Flucht nach Hogwarts nicht mitnehmen konnte. Außerdem ... wollte ich Lara ein letztes Mal sehen." "Sie haben das Haus dann unter der Erde verschwinden lassen", las Mrs. Womplish von ihrem Blatt ab. "Wollten Sie so irgendwelche weiteren Beweise vertuschen?" "Ich wollte nichts vertuschen. Ich wollte wie Laura, dass ihre Mutter nun von keinem mehr in ihrer Ruhe gestört werden würde." "Wie haben sie eigentlich rausgefunden, dass Laura Snape Ihre Tochter ist?", fragte Redstone interessiert nach und sah dabei wieder kurz zu Laura hoch. "Gleich, als ich sie zum ersten Mal in Hogwarts sah, hatte ich das Gefühl, dass sie nicht diejenige ist, die sie zu sein schien. Sie sah ihrer Mutter so ähnlich ... Schließlich sprach ich sie darauf an und sie erzählte mir alles." 'Von wegen, er sprach mich an', dachte Laura mit rollenden Augen, 'Er hat mich in sein Büro geschleppt, an die Wand gepresst und mir mit Veritaserum gedroht.' "Alles?", hakte Redstone nach. "Hat sie Ihnen auch von Mariah Riddle erzählt?" "Ja", sagte Snape geradeaus. Harry und Mariah schnappten leise nach Luft und sahen nervös zu Dumbledore. Doch dieser schaute gelassen und ruhig zu seinem Schützling nach vorne. "Mit anderen Worten", sagte Redstone und sah so aus, als würde er sehr zufrieden sein, "Sie wussten von Ihrer wahren Identität? Dann sind Sie doch sicher sofort zum Schulleiter geeilt und haben ihm alles brühwarm -" "Nein." Redstone sah ihn eindringlich an. "Sie haben ihn nicht in solchen Dingen eingeweiht, obwohl er Sie damals vor Azkaban geschützt hat?" "Bevor Laura mir alles erzählte, musste ich ihr versprechen, dass ich niemandem, vor allem nicht Professor Dumbledore, davon erzählen würde. Und dieses Versprechen zu brechen, lag mir immer mehr als fern." Redstone biss sich mit zuerst knirschenden Zähnen auf die Unterlippe. "Was hat sie Ihnen alles erzählt?" "Fragen Sie sie selbst", war Snapes sachliche und letzte Antwort. Zum dritten Mal warf Redstone einen Blick zu der Tochter des Zaubertrankmeisters, bevor er sich von Snape abwandte und Fudge zunickte. "Gut, Professor, zurück zu Ihrem Platz!" Abrupt stand Snape auf und begab sich wieder nach oben, zu seinem Platz neben Laura. Diese starrte ihn mit einem verunsicherten Blick an, während er sich wieder neben ihr niederließ und, ohne auf sie und die anderen zu achten, wieder nach vorn sah. Dort ging Redstone auf einmal zu Fudge und flüsterte ihm irgendetwas zu. Dabei winkte er die restlichen Ratmitglieder zu sich, wobei sich diese erhoben und zu ihm und den Zaubereiminister rüberbeugten. Leises, verunsichertes Gerede begann unter den Zuschauern, die jedoch sofort wieder verstummten, als Fudge aufsah. "Der Rat der höchststehenden magischen Justiz wird sich zu einer kurzen Beratung zurückziehen! Bleiben Sie alle auf Ihren Plätzen und haben Sie bitte etwas Geduld!", verkündete er und sofort erhoben sich Redstone, Mrs. Womplish, Miss Clutterbuck und Mundungus. Harry konnte noch den angespannten Ausdruck auf Mundungus' altem Gesicht sehen, bevor dieser mit dem Rat disapperierte. Der alte Kobold musste prompt Ermahnungen am laufenden Meter ausrufen, da nun viele Zuschauer zu diskutieren anfingen. Auch Harry, Ron, Mariah und Hermione steckten die Köpfe zusammen. "Was besprechen die bloß?", sprach Ron seine wichtigste Frage aus. "Wahrscheinlich waren Ihnen manche Informationen zu neu", vermutete Hermione, "und nun müssen sie eine neue Taktik anwenden." "Wer, denkt ihr, kommt als nächstes ran?", murmelte Harry, wodurch er kurz in Mariahs blasses Gesicht sah. "Vielleicht noch ein Gelegenheitszeuge?" "Nein", meinte Hermione zu Ron, "schaut auf die Sanduhr." Aufs Wort sahen die vier Freunde nach unten und bemerkten nun, dass nur noch wenig Sand in der oberen Glaskugel war. "Die Zeit ist bald um. Sie werden sicher nur noch die letzten offiziellen Zeugen befragen." Im selben Moment ertönte ein leiser Knall und die vier Ratmitglieder waren zurück. Ihre Gemütszustände, so ausdrucksstark auf ihren Gesichtern, konnten nicht unterschiedlicher sein. Mundungus wirkte erschöpft, doch zugleich auch erleichtert. Mrs. Womplish machte den Eindruck, als hätte sie wichtige Lebenszeit für etwas Unnützes verschwendet. Miss Clutterbuck schien etwas durch den Wind zu sein und Redstone ... Irrte sich Harry oder sah dieser Mann tatsächlich so aus, als wäre er für einen kurzen Moment aus der Haut gefahren? Sein noch so jung ausschauendes Gesicht war leicht gerötet und seine Mundwinkel zitterten unmerklich. Ein irgendwie ungewöhnlicher Anblick für alle Beteiligten. Die Ratmitglieder setzten sich wieder und Fudge erhob sich kurz und verkündete dabei, die Verhandlung würde fortgesetzt. "Draco Lucius Malfoy, bitte in den Zeugenstand!" Wie schon sein Vater, bewegte sich auch Draco mit fast schon angeborener Eleganz nach vorn und setzte sich auf den Stuhl. Obwohl er die Ketten leise rasseln hörte, sah er stumm und mit seinen kalten, grauen Augen nach vorn. Während jedoch seine persönlichen Angaben und auch seine Belehrung folgten, sah er - gerade mal für zwei Sekunden - zur rechten Anklagebank. Obwohl dort ungefähr vierzig Personen saßen, konnte er seltsamerweise nur seinen Vater wirklich sehen, der ihn mit einem abfälligen und unvorstellbar eiskalten Blick musterte. Im selben Moment, als Fudge mit seiner Belehrung endete, versuchte Draco, den Blick seines Vaters aus seinen Augen und aus seinem Kopf zu verbannen. "Mr. Malfoy, da Sie sich ja schon bereits vorhin ohne Aufforderung zu Ihrem Vater geäußert haben, möchten wir Ihnen doch auch gleich über ihn einige Fragen stellen", begann Miss Clutterbuck und bekam von Mrs. Womplish ein Blatt Pergament überreicht. "Sind Sie selbst der Ansicht, dass Ihr Vater ein Todesser ist?" "Ja", antwortete Draco sofort mit fester Stimme, was die anwesenden Zuschauer doch irgendwie erschreckte. "Warum sind Sie der Ansicht, Mr. Malfoy?" Draco sah die junge Frau an, als würde er es für einen schlechten Witz halten, dass sie das wirklich wissen wollte. "Er besaß bis zu seiner Verhaftung schwarze Zauberbücher und Gegenstände, die in ganz 'Malfoy Manor' verteilt waren. Auch finanzierte er viele Partys mit mehreren Todessern oder veranstaltete sie auch in unserem Anwesen. Er ist dem Ruf des Dunklen Lords vor einem Jahr gefolgt, hat den Krawall bei der Quidditch-Weltmeisterschaft geplant, hat der jungen Weasley das Tagebuch vom Dunklen Lord untergeschoben ... und er besitzt das Dunkle Mal", endete er. Er hätte noch so vieles gerne aufgezählt, doch dafür würde er noch Gelegenheit genug haben. Redstone sah ihn für einige Sekunden stumm an, bis er auf einmal das Wort erhob. "Sie dementieren damit also all die Aussagen Ihres Vaters, Mr. Malfoy?" Draco nickte. "Hierbei gibt es doch aber ein kleines Problem, oder nicht?" Mit diesen Worten erhob sich Redstone und näherte sich dem eher gefassten Slytherin. "Sie tragen ebenfalls das Dunkle Mal, nicht wahr? Somit sind Sie doch ebenfalls ein Todesser." Draco umfasste beinahe grob seinen linken Unterarm. "Ich trage das Dunkle Mal ... doch ein Todesser bin und war ich nie", sagte er mit eisiger Stimme. "Warum tragen Sie es dann?" Diese Frage hatte Redstone in so einem herausfordernden Ton gesprochen, als wollte er damit testen, wann Draco wohl aus der Haut fahren würde. "Am Tag nach dem Dementorenangriff im Verbotenen Wald bekam ich einen Brief von meinem Vater. Darin schrieb er mir, ich solle am selben Tag um Mitternacht auf der großen Lichtung im Verbotenen Wald erscheinen. Dort würde ein Anhänger des Dunklen Lords auf mich warten und mich zum Riddle-Haus, dem Hauptquartier des Dunklen Lords bringen. Dieser würde mir dann das Dunkle Mal einbrennen, damit ich nun ein vollständiges Mitglied in seinem Kreise sein würde." "Mit anderen Worten, Ihr Vater wollte alles in die Wege leiten, dass sie ein vollwertiger Todesser werden?", fragte Redstone noch einmal nach, woraufhin Draco nickte. "Warum gerade jetzt?" Überrascht, blickte Draco Mundungus an. "Warum hat er Ihnen nicht schon im Säuglingsalter das Dunkle Mal einbrennen lassen? Nach all unseren Recherchen dürfte Ihr Vater ja wohl kaum weniger Vertrauen vom Dunkle Lord genossen haben als Professor Snape." Draco hielt inne. Und das nur, um sich an die für ihn so unvergesslichen Worte seines Vaters an diesem einen Abend im Riddle-Haus zu erinnern. "Nachdem ..." Dracos Hand verkrampfte sich und verstärkte so den Griff um den linken Unterarm. "... der Dunkle Lord mir das Mal eingebrannt hat, nannte mir mein Vater den Grund dafür. Meine Mutter soll angeblich so lange gebettelt haben, ich solle bloß nicht das Dunkle Mal erhalten. Mir ist das schleierhaft, dass sie das nur durch Betteln geschafft haben soll, doch andererseits hat sie so auch verhindert, dass mich mein Vater nach Durmstrang geschickt hätte." "Er hatte vor, Sie nach Durmstrang zu schicken?" "Ja." "Was waren seine Beweggründe?" "Die Erziehung ist dort streng und die Bildung bezieht sich vor allem auf schwarze Magie. Eben so, wie mein Leben bis dahin ohnehin schon aussah." Dracos Stimme war nun bitter. "Hat Ihr Vater Sie die schwarze Magie persönlich gelehrt?", fragte Redstone und sah dabei zu Lucius, dessen Blick jedoch auf seinen Sohn gerichtet war. "Ja ... Er gab mir Bücher über die schwarze Magie schon in die Hände, als ich lesen gelernt hatte. Er übte mit mir einige verbotene Zauber, als ich meinen ersten Zauberstab mit neun bekam. Die Nokturngasse besuchte ich mit ihm das erste Mal, als ich sechs war -" "Hat er Ihnen die Unverzeihlichen Flüche beigebracht?", unterbrach Redstone ihn, als wäre er mit seiner vorigen Frage nur darauf aus gewesen. "Na ja, er versuchte es stufenweise", war Dracos beiläufige Antwort, wobei er eher zum Schrecken mancher Zuhörer so klang, als würde er vom Erlernen des Rollschulaufens oder Besenfliegens reden. "Wie meinen Sie das ... 'stufenweise'?", erkundigte sich Mrs. Womplish genauer. "Es fing klein an. Zuerst sollte ich alle Unverzeihlichen Flüche an den kleinsten Lebewesen ausprobieren. Es fing mit Ameisen an. Dann folgten Fliegen, Spinnen, Schmetterlinge ..." Draco zählte weiterhin auf, bis er beim Fuchs als größtes Versuchstier endete. "Und an all diesen Tieren haben Sie die Flüche geübt? Haben Sie auch die gewünschte Wirkung erzielt?" "Den Imperius konnte ich bei allen Tieren mit der Zeit anwenden. Mit dem Folterfluch kam ich bis heute nur bis zum Kaninchen. Und den Todesfluch konnte ich nur vollkommen bei einem Vogel anwenden." "Und Sie haben diese Flüche nie bei Menschen angewendet?" "Nein." "Also wollen Sie mit all diesen Aussagen, ohne diese zu dementieren, standhaft behaupten, dass mein Mandant, ihr Vater", betonte Adary, "ein Todesser ist und auch Sie zu so einem machen wollte?" Draco sah Adary ausdruckslos an. Dabei wanderte sein Blick auch schon wieder zu seinem Vater, deren Augen das Gleiche ausdrückten, was sie ihm schon im Kindesalter eingeräumt hatten. Das Schweigen. Doch dann grinste Draco. Noch nie hatte er Macht und Triumph über seinen Vater empfunden. Über den Mann, der ihn und seine Mutter, wie auch seine Geliebte so gequält hatte. Doch nun war endlich dieser langersehnte Zeitpunkt. Und dieser wurde genossen von Draco; und das in vollen Zügen. "Ein Todesser ist ein Diener des Dunklen Lords. Einer, der ihm bedingungslos gehorcht und ihm sein Leben - mit allem, was dazu gehört - verschreibt. Dafür wurde ich geboren. Doch nach dem ersten Untergang des Dunklen Lordes war mein ... Lebenszweck nur noch auf das Erbe meiner Famile fixiert. Doch die Nachfahren der Familie Malfoy haben nie ohne die schwarze Magie und vor allem nie ohne strenge Erziehung gelebt. Der perfekte Sohn, der perfekte Schüler, der perfekte Quidditchspieler, der perfekte Erbe ... Das alles wollte mein Vater aus mir machen. Doch als der Dunkle Lord vor einem Jahr zurückkehrte, sollte ich auch zum perfekten Todesser gemacht werden. Die Ausbildung dazu - die bis dahin nie wirklich geendet hat - wurde wieder vollständig fortgeführt." Adary war verwirrt über diese kleine Rede, beschloss aber dennoch folgendes: "Sie haben die Frage nicht beantwortet, Mr. Malfoy." "Doch, Mr. Adary. Ich glaube, das habe ich." Dracos Bemerkung duldete keine Widerworte und auch Adary konnte nun seltsamerweise auch nichts mehr einwenden. "Hat Ihr Vater Treffen mit den restlichen Angeklagten besucht oder auch selbst in seinem Anwesen organisiert?" "Ja, er selbst wurde oft von den Familien Crabbe, Goyle, Nott und Parkinson eingeladen. Auch waren vor allem diese bei großen Partys in unserem Anwesen dabei. Ich dürfte gelegentlich nur zu Beginn der Festlichkeiten anwesend sein, doch dann wurde ich in mein Zimmer geschickt. Angeblich, da zum Ende Dinge besprochen werden sollten, die nichts für mich waren", beantwortete Draco Redstones Frage. "Was für Dinge waren das?" "Ich weiß es nicht. Jedoch bin ich mir sicher, dass es um Angriffe auf Muggel ging und auch um den Handel schwarzmagischer Gegenstände und neue gefährliche Flüche. Denn binnen weniger als einer Woche nach so einem Treffen folgten mysteriöse Angriffe auf Muggel. Ich glaube schon, dass sie dafür verantwortlich waren." "Das sind ganz schön waghalsige Anschuldigungen, Mr. Malfoy", gab Adary zu. "Was ist mit der Quidditch-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren? Wie Sie es wohl selbst vernommen haben, sagte Mr. Potter aus, sie wären ihm und seinen Freunden während diesem Anschlag begegnet und hätten ihren Vater indirekt als einen der Täter genannt. Untermauern Sie diese Aussage?" Draco grinste spöttisch. "Er und seine Freunde haben es wohl so aufgefasst. Sie meinten, mein Vater wäre einer von den Maskierten. Ich gab es nicht zu, doch auch verneinte ich es nicht. So wahsinnig wäre ich damals nie gewesen, meinen Vater zu verraten. Er war wirklich einer der Maskierten. Kurz bevor das Chaos dort ausbrach, wurde ich von meiner Mutter geweckt, die mir sagte, wir sollten schnell in den Wald rennen. Ich sah währenddessen, wie mein Vater sein Gesicht mit einer Maske bedeckte. Da wusste ich schon, was kommen würde. Ich zog mich schnell an und meine Mutter und ich gingen raus. Wir taten so, als würden wir einen nächtlichen Spaziergang machen, denn es wäre zu auffällig gewesen, wenn wir allzu schnell verschwunden wären. Als es schließlich hinter uns knallte und brannte und auch bald die ersten Schreie zu hören waren, rannten wir in den Wald. Leider verlor ich sie dann auf einmal und traf dann auf Potter, Weasley und Granger." "Wann fanden Sie Ihre Eltern wieder?" "Meine Mutter fand ich, als das Dunkle Mal am Himmel erschien. Sie schluchzte, wegen der Schmerzen in ihrem Unterarm. Ich half ihr hoch und rannte mit ihr zurück zum Zeltplatz, denn Vater sollte mit uns schnell disapperieren. Wir fanden ihn dann in unserem Zelt. Er war selbst sehr erschrocken über das Auftauchen des Dunklen Mals." "Und was passierte in der Nacht, als der Unnennbare wieder auferstand?", fragte Mundungus. "Ich selbst habe davon eigentlich nicht so viel mitgekriegt", begann Draco, als er versuchte, sich an diesen Tag zu erinnern. "Ich schaute mir wie alle anderen Schüler die letzte Trimagische Aufgabe an. Es passierte, nachdem alle Champions das Labyrinth betreten hatten, kaum etwas Besonderes. Bis über diesem auf einmal rote Funken als Zeichen von Gefahr zu sehen waren. Einige Lehrer machten sich sofort auf den Weg dorthin und nach ein paar Minuten gab man Bescheid, dass Potter und Diggory verschwunden wären. Leichte Panik brach aus und dann so nach einer Dreiviertelstunde tauchte Potter auf einmal mit dem Trimagischen Pokal und Diggorys Leiche wieder auf." "Was hat Ihr Vater in dieser Nacht getan?" "Ihn sah ich erst am Ende des Schuljahres wieder. Ich wollte natürlich wissen, ob der Dunkle Lord tatsächlich zurück war, was vom Schulleiter ja damals behauptet wurde. Mein Vater bestätigte dies. Er war aufgelöst und doch zufrieden." "Denken Sie, er hat gewusst, dass sein ehemaliger Meister zurückkehren würde?", fragte Miss Clutterbuck. "Eher geahnt und gefürchtet. Als ich in meinem vierten Jahr in den Ferien nach Hause fuhr, sah ich ihm deutlich an, dass sein Unterarm schmerzte. Auch wirkte er sehr krank und ängstlich. Er traf sich immer öfters mit einigen der Angeklagten und sie beredeten die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr des Dunklen Lords." "Sie meinten gerade", erinnerte sich Redstone, "er wäre auch zufrieden über die Rückkehr des Unnennbaren gewesen. Wie meinten Sie das?" "Na ja, der Aufruhr bei der Quidditch-Weltmeisterschaft ist allein auf seinen Mist gewachsen, doch als der Dunkle Lord zurückkehrte, konnte mein Vater nun weiterhin seine Untaten verüben, ohne, dass er vollkommen die Schuld hätte. Er wäre da von den Auroren nur als eine Marionette gesehen worden." Mrs. Womplish schrieb all seine Worte geschwind auf, während sich Redstone wieder dem Jungen näherte. "Nun haben wir ja genug von Ihrem Vater gehört ... Doch nun wollen wir doch noch etwas mehr über Sie hören ..." Zum ersten Mal während diesem Verhör wurde Draco nervös. Er hatte kein Blatt vor dem Mund genommen, wenn er über seinen Vater ausgepackt hatte, aber nun ging es um ihn selbst. "Sie erzählten uns, Ihr Vater hätte angeordnet, dass Sie am besagten Tag zu Ihrer Maleinrennung kommen sollten. Hatten Sie denn eigene ... Motive, diesem Befehl zu folgen?" Redstone wollte also auch ihm irgendetwas entlocken, was ihn doch als Todesser hinstellen würde. Draco war darüber natürlich nicht sonderlich überrascht. Und das nicht nur wegen Mundungus' Warnung. "Ja", sagte Draco und hielt Redstones festem Blick noch immer stand. "Ich wollte auch rausfinden, was die Todesser als nächstes vorhaben." "Und? Haben Sie das?" "Ich fand heraus, dass sie Vielsafttrank gebraut haben. Deswegen schrieb ich noch in derselben Nacht, in der ich das Mal bekam, einen Brief an Laura Laison." Einige Todesser sahen nun sehr verwundert aus. Offenbar war es für sie unmöglich, dass Draco in seinem zugegitterten Zimmer einen Brief hatte verschicken können. "Und Miss Mariah Riddle hat Ihnen nicht befohlen, bei den Todessern zu spionieren?" In Redstones Augen glitzerte zaghaft der Hunger nach einer Zustimmung dieser Frage, was Draco keinesfalls entging. "Nein. Im Gegenteil, sie hat mich davor gewarnt, dass ich sterben könnte wegen der Nebenwirkungen der schweren Maleinbrennung." Draco war nun verwundert darüber, dass dieses Glitzern blieb. "Aber sie hat Sie auch nicht davon abgehalten, oder?", bemerkte Redstone fies grinsend. "... Nein", gab Draco zu. "Wie haben Sie denn von ihrer wahren Identität erfahren?" "Ich wusste es ab Oktober letzten Jahres. Mein Vater schickte mir einen Brief, in dem er mir berichtete, die leibliche Tochter des Dunklen Lords und die Tochter einer beseitigten Verräterin wären weggelaufen und vielleicht sogar in Hogwarts. Ich sollte mir die neuen Mädchen genauer ansehen und sie mit den Angaben meines Vaters vergleichen. Sie stimmten überein und das wollte ich auch in einem Brief schreiben, doch ich änderte meine Meinung und schloss mich Mariah und Laura an." "Die beiden Damen haben Sie wohl gut überzeugt, was?" Dracos Blick, der noch immer auf seinen Befrager gerichtet war, verdunkelte sich leicht vor Zorn. Doch dieser Blick erhielt von Redstone keine weitere Beachtung, da sich dieser nun umdrehte und sich wieder auf seinen Platz setzte. "Gut, noch Fragen an den Zeugen?", fragte Fudge, der allmählich schon müde aussah. "Minister!", entfuhr es Draco auf einmal, weswegen sofort alle Augen wieder auf ihn gerichtet wurden. "Ja, Mr. Malfoy?", fragte Fudge. Er war es nicht gewohnt, dass nach der Standardfrage noch ein Angeklagter oder ein Zeuge ein Wort erhob. "Ich ..." Dracos Stimme war nun sehr gebrochen. Seine Fassung war weg, als hätte ein plötzlicher Wind sie mit sich getragen. "Ich möchte ... noch etwas zu den Taten meines Vaters hinzufügen." Seit Hermiones genauem Bericht über die Zeireise war es nicht mehr so still gewesen wie in genau diesem Moment. Auch war das Glitzern in Redstones Augen nun noch stärker und bedrohlicher. "Ach, wollen Sie das, Mr. Malfoy?", hakte er nach. Dabei sah er interessiert zu Lucius Malfoy, dessen Gesicht von einem zarten, aber dennoch vorhandenen Schreck gezeichnet war. "Ja ... das will ich." Redstone stand abrupt auf, ging um den langen Tisch herum und lehnte sich, mit dem Blick zu Draco und den Armen vor der Brust verschränkt, dagegen. "Wie Sie wollen, Mr. Malfoy", sagte er. "Dann schießen Sie mal los." Draco nickte und versuchte, sich zu sammeln. Wie sollte er beginnen? Wie weit konnte er überhaupt gehen? Wie konnte er das Grauen, welches sein Leben lang hinter den großen Toren des Anwesens 'Malfoy Manor' gewütet hatte, in Worte fassen? Noch einmal wagte er es, zu seinem Vater zu sehen. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter, so verachtend wurde er von diesem nun angesehen. Noch vor ungefähr einem Jahr war er unter diesem Blick erzittert und hatte alles getan, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Doch dieses Mal erzielte der eiskalte Blick Lucius Malfoys genau das Gegenteil. Er trieb Draco nun dazu an, endlich den Mund aufzumachen und endlich das zu beenden, was sein Leben erst so schrecklich werden ließ. "Es ..." Seine Stimme war noch immer leise, deswegen räusperte er sich kurz. "Es hat nicht wirklich was mit seinen Taten als Todesser zu tun, doch ... es gab Dinge, für die hätte er schon längst in Azkaban sitzen müssen." Wie eine heranrauschende Welle brach nun das leise Murmeln hinter ihm aus. Gerücht um Gerücht wanderte in der Zuschauermenge von Ohr zu Ohr. Selbst der Kobold vergaß für ein paar Sekunden, diese Störung mit einem Machtwort zu räumen, da auch er nun sehr erstaunt über Dracos Aussage war. "Was für Dinge hätten uns denn die Arbeit leichter gemacht, Mr. Malfoy?", wollte Redstone wissen; sein gieriger Blick war noch immer fest auf Draco gerichtet. Dieser biss sich noch einmal auf die Unterlippe, um all die Erinnerungen, die nun aus den dunkelsten Ecken seines Gedächtnis hervorgekrochen kamen, irgendwie zu einer gescheiten und treffenden Aussage zu formen. "Was hat Ihr Vater getan?", fragte nun auch Mundungus. Draco sah wieder, diesmal mit demselben kalten Blick, zu seinem Vater. "Er hat mich, als ich acht Jahre alt war, beinahe mit eigenen Händen umgebracht", sagte er mit bebender Stimme. Noch nie hatte ihn etwas so sehr befriedigt, wie der Anblick des nun noch blasseren Gesichtes seines Vaters. Dieser war erschrocken, sichtlich erschrocken darüber, dass sein Sohn es gewagt hatte, dieses so behütete Geheimnis auszusprechen. Er war jedoch nicht der Einzige, denn einige Frauen im Publikum hatten nach Dracos Enthüllung vor Schreck kurz aufgeschrien und das Murmeln wurde fortgesetzt und vom Kobold sofort wieder unterbrochen. "Sie reden wohl vom fünften März 1988, Mr. Malfoy", gab Adary auf einmal an. Draco, der etwas überrascht über Adarys genaue Kenntnis über das Datum der Tat war, bejahte. "Aber an diesem Tag wurden Sie doch von einem Ihrer Hauselfen angegriffen. Und zwar mit einem Speer von einer der Statuen in den Gängen Ihres Anwesens, den dieser Hauself Ihnen in den Leib gebohrt hat." Erneut schrien einige Frauen vor Schreck auf und entsetzte Blicke trafen sich. "Das war eine Lüge", sagte Draco mit beherrschter Stimme. Er erinnerte sich an den Hauselfen, der ihn ins St.-Mungo-Hospital gebracht und somit das Leben gerettet hatte. "Dieser Hauself, den sie als Schuldigen sehen, hat mich gerettet, nachdem mein Vater mir seinen Gehstock in die Brust gerammt hat. Er war mal wieder sturzbetrunken und hat seine Wut mit dreifacher Kraft an mir ausgelassen." Draco begriff selbst nicht, warum er noch immer dem Blick seines Vaters standhalten und überhaupt seine Stimme so ruhig halten konnte. Das Tuscheln hinter seinem Rücken spornte ihn noch zusätzlich an, weiterzumachen. "Und als er dann am nächsten Tag nach seinem üblichen Kater erfuhr, dass ich durch seine Hände in St. Mungo gelandet bin, hat er eilig alle unsere Hauselfen zu sich gerufen. Die meisten von ihnen waren noch von meinem Blut besuddelt und den dreckigsten von allen hat er sich dann rausgepickt und zum Ministerium gebracht. Dann wurde dieser schuldig gesprochen und hingerichtet." "Meine Güte", wisperte Hermione leise mit den Händen vor den zitternden Lippen. Harry sah zu ihr und erkannte in ihren wässrigen Augen nicht nur Mitleid für den ermordeten Hauselfen, sondern natürlich auch für Draco. "Aber wie Sie schon sagten, Mr. Malfoy, war Ihr Vater zu diesem Zeitpunkt nicht bei Sinnen, sondern geblendet vom Alkohol", spielte Adary all das runter. Wenn er schon keine Beweise mehr für die Unschuld seines Madanten bezüglich der Rolle eines Todessers aufweisen konnte, so wollte er dessen Namen wenigstens von so einer Anschuldigung reinwaschen. "Er war bei Sinnen, das kann ich Ihnen versprechen." Langsam passte sich Dracos Ton dem Inhalt seiner Worte an. "Der Alkohol hat seinen Groll gegen uns nur zusätzlich gesteigert. Und obwohl er nach jedem Rausch wusste, was er uns angetan hat, hörte er damit nicht auf. Er quälte uns bewusst!" "Uns, Mr. Malfoy?" Redstone hob eine Augenbraue. "Wen meinen Sie denn noch, wenn Sie von 'uns' reden?" Erneut hielt Draco inne, während er noch immer trotzig seinen Vater ansah. Er überlegte nun noch einmal genau, ob er hier nicht aufhören und bekannt geben sollte, dass er alles gesagt hatte. Lucius' warnender und wissender Blick förderte diesen Gedanken in keinster Weise. Nein, etwas anderes übernahm dies bereits. Es war nicht die Scham, die Draco normalerweise für sich selbst empfand, dass ausgerechnet ihm so etwas wiederfahren musste und er sich nicht dagegen hatte wehren können. Er dachte an die Person, die eigentlich hier sitzen müsste, um dieses Geheimnis preiszugeben und die ihm wohl sicher niemals verzeihen würde, dass er selbst dies tat. Vor allem, da nicht einmal diese Person etwas sagen würde; es für immer geheimhalten würde. "Mr. Malfoy?" Draco überlegte noch immer und ließ sich von Fudge auch nicht unterbrechen. Sein Vater würde nach Azkaban kommen; das war sicher. Vielleicht würde er sogar den Kuss der Dementoren bekommen. Doch wenn es so kommen würde, dann sollte wenigstens alles, wirklich alles enthüllt werden. Es gab keinen Grund mehr, diesen Mann zu schützen. Es gab keine Familie mehr, für die es noch zu kämpfen gab, hatte es nie gegeben. Endlich zerbrach diese Illusion in seinem verbitterten Herzen und machte Platz für die versteckte Wut und die Wahrheit. "Mit 'uns' meine ich meine Mutter und mich", sagte er klar und deutlich und sah noch immer in die eisblauen Augen seines Vaters. Er wollte in ihnen sehen, wie dieser Mann sein Gesicht verlor und genoss diesen Anblick mehr als alles andere. "Seit ich mich zurückerinnern kann, hat er uns ständig geschlagen, verflucht und eingesperrt. Und meine Mutter hat er nach jedem Saufabend vergewaltigt!" Er schrie den letzten Satz mit aller Wut seinem Vater entgegen. Dracos Ohren begannen im nächsten Moment von dem lauten Raunen hinter ihm zu schmerzen. Da er mit dem Rücken zu den Zuschauern saß, bemerkte er nicht, dass einige vor Schock und Empörung aufstanden, doch die verschiedensten und schlimmsten Verwünschungen gegen Lucius Malfoy vernahm er um so mehr. "Lebenslang!", schrie einer. "Sperrt dieses Monster weg!", kam es von einem anderen. "Bringt ihn den Dementoren!" "RUHE!" Doch die Menge verstummte erst, als sich auf einmal wieder Adary erhob und zu einem Widerspruch ansetzte. "Wagen Sie es nicht!", fuhr Draco, der nun plötzlich aufsprang, diesen sofort an und zeigte mit dem Finger auf ihn. Adary erbleichte und zuckte vor Schreck heftig zusammen, denn in Dracos Gesicht spiegelte sich die blanke Wut wieder. "Sie verteidigen einen Mörder, Todesser und Vergewaltiger! Und das werden Sie heute nicht nur von mir hören!" "Ja!" "Mörder! Todesser! Vergewaltiger!", widerholten viele der Zuschauer gemeinsam immer wieder und auch die Ermahnungen vom Kobold, der schon fast heiser wurde, kamen nicht gegen das Wutgeschrei an. Umso mehr war es verwunderlich, dass erst das Erheben der Hand Redtones dies vollbrachte. Als es endlich mucksmäuschenstill war, ließ Redstone seine Hand wieder sinken und musterte Draco nun mit einem ungewöhnlich ruhigen Blick. "Setzen Sie sich wieder, Mr. Malfoy", wies er an und Draco ließ sich mit zitternden Knien wieder auf den Stuhl nieder. "Ihr Vater hat Sie und Ihre Mutter also Ihr Leben lang misshandelt? Und Ihre Mutter sogar vergewaltigt?", fragte Redstone noch einmal gelassen nach. Draco zitterte noch immer leicht von seinem Wutanfall und beruhigte sich nur langsam wieder. "Ja." Mrs. Womplish notierte sich diese Bestätigung. Dies war durch das Kratzen der Feder gut zu hören, denn nun war es wieder vollkommen still im Saal. Vermutlich waren alle Anwesenden sich sicher, dass noch weitere schockierende Enthüllungen ans Tageslicht kommen würden. "Wollen Sie noch etwas zu den Taten Ihres Vaters hinzufügen?" Draco biss sich auf die nun sehr trockene Unterlippe und kämpfte mal wieder innerlich mit sich. Obwohl er nun wieder einigermaßen von seinem höchsten Wutpegel runter war, hielt er sich noch für stark genug, noch mehr Dinge zu nennen, von denen er ganz genau wusste. Von dem Mord an Lauras Mutter und davon, welches ihm jedes Mal ein unerträglich schlechtes Gewissen einbrachte, wenn er seine Geliebte zu berühren begann... "Nein", gab er leise zu. "Doch Sie werden sicher noch mehr zu hören bekommen." Die Ratmitglieder verstanden schnell und nickten nacheinander. "Gut, Mr. Malfoy, Sie können auf Ihren Platz zurück", gab Fudge bekannt; diesmal in einem eher erschöpften Ton, als es bei den vorigen Angeklagten und Zeugen gewesen war. Mit Genugtuung warf er seinem Vater noch ein letztes Mal einen kalten Blick zu, bevor sich Draco mit immer noch leicht zitternden Knien wieder erhob und die Stufen zu seiner Sitzreihe nach oben stieg. Alle Zuschauer beobachteten ihn mit einem Gemisch aus unzähligen Emotionen in den Augen. "Miss Laura Snape, bitte in den Zeugenstand!" Weder beeilte sie sich, noch trödelte Laura, als sie sich von ihrem Platz erhob und an Draco vorbei die Treppe runterging. Dabei streiften sich sanft und flüchtig die Hände der beiden und Laura durchfloß ein Gefühl von Kraft und Beistand. Mit einem ernsten und dunklen Blick ließ sie sich auf dem Stuhl nieder und wie auch nur bei Dumbledore blieb die Kette regungslos am Boden liegen. Fudge biss sich kurz mit einem etwas grimmigen Gesichtsaussdruck auf die trockene Unterlippe, bevor er Lauras Lebensdaten vorlas. "Miss Laura Snape, Sie sind sechszehn Jahre alt, werden ab dem morgigen Tag die sechste Slytherinklasse beginnen und leben seit zwei Monaten bei Ihrem Vater Professor Severus Snape in Hogsmeade. Trifft all dies auf Sie zu?" "Nein", sagte Laura deutlich, wodurch Fudge sie stutzig ansah, da bis jetzt alle Daten von den vorigen Zeugen und Angeklagten gestimmt hatten. "Obwohl ich jetzt bei meinem Vater lebe, trage ich auf eigenem Wunsch hin weiterhin den Namen meiner Mutter. Deswegen wäre es mir lieber, sie würden mich bitte mit 'Miss Laison' ansprechen", erklärte die junge Slytherin. "Ähm, gut", erwiderte Fudge, korrigierte seine Aufzeichnungen und sah wieder in Lauras Gesicht. "Wie Sie ja wissen, Miss Laison, sind auch Sie eine Hauptzeugin und sind daher verpflichtet, auf alle Fragen, die Ihnen gestellt werden, wahrheitsgetreu zu antworten. Werden Sie ihrer Pflicht nachgehen?" Laura starrte ihn ausdruckslos an. "Nein." Erneut begann ein lautes Raunen im Saal. Lauras Antwort, so kurz und pregnant sie doch gewesen war, hatte gerade jeden Anwesenden vor den Kopf gestoßen. Ganz besonders den Zaubereiminister. "Wie bitte, Miss Laison?", sagte er ungläubig. Das war ihm ja wohl noch nie unterkommen. Unzählige Angeklagte hatten auf seine Erwähnung der Antwortspflicht geschwiegen, aber niemand hatte bisher widersprochen. "Ich werde auf alle Fragen wahrheitsgetreu antworten", setzte Laura nach, ohne sich von der Überraschung und Empörung der anderen verwirren zu lassen, "solange diese Fragen sich auch einzig und allein auf die Taten der Todesser beziehen. Und nicht auf Mariah Riddle oder sonst wen." Mariahs Augen weiteten sich. Sie kannte es von Laura, dass sie ausschließlich das tat, was sie für richtig hielt und ihr da auch nie jemand reinreden sollte. Auch wusste sie, wie sehr ihre beste Freundin sie immer beschützt hatte, doch selten hatte sie so eine Entschlossenheit in deren Stimme gehört. Sie besah kurz die Gesichter ihrer Banknachbarn, die nicht weniger verdattert nach unten sahen. Mit Ausnahme von Snape; der grinste zufrieden. "Ja aber -", haspelte Fudge nun völlig durcheinander. "Das tut uns ja sehr Leid, Miss Laison", sprach Redstone auf einmal, der Laura so ansah, als hätte er sie bereits völlig durchschaut. "Jedoch wird es sich wohl nicht vermeiden lassen, dass wir ab und zu Ihre beste Freundin oder andere Personen in unsere Fragen einbauen werden. Immerhin müssen wir erst noch etwas über Ihre Vergangenheit erfahren, um uns ein richtiges Bild von Ihrem Leben mit den Todessern zu machen und somit auch die Wahrheit Ihrer Aussagen zu prüfen." Laura schenkte ihm einen scharfen Blick und eine schnelle Antwort. "Nun denn ... Sie werden es bemerken, wenn mir Ihre Fragen zu unpassend werden." Redstone nickte. "Miss Laison", begann Miss Clutterbuck mit ihrer gewohnt freundlichen Stimme, "Sie sind, wie heute schon erwähnt wurde, die Tochter von der verstorbenen Lara Laison und Professor Severus Snape. Doch den Großteil Ihres Lebens lebten Sie unseren Recherchen nach allein mit Ihrer Mutter in dem Haus, in dem ihre Leiche gefunden wurde. Wie ist Ihr Leben mit Ihrer Mutter zu sehen?" "Während meinem ersten Lebensjahr lebte mein Vater noch bei uns. Die Jahre darauf bis zum Sommer 1995 lebte ich, wie Sie schon sagten, mit meiner Mutter allein. Wir führten ein abgeschottetes Leben, ich bekam außer sie und wenige andere Menschen, darunter auch ab und zu Muggel, kaum zu Gesicht." "Wussten Sie schon als Kind, dass Ihre Mutter eine Todesserin gewesen ist?" Laura war äußerst verärgert über diese direkte Frage und machte dies Redstone auch mit ihrem Blick deutlich. "Meine Mutter erklärte mir schon, als ich ein Kleinkind war, dass sie einst schlimme Sachen gemacht hat. Dass sie Menschen wehgetan hat ... Dass sie Menschen getötet hat. Jedoch fügte sie auch hinzu, wie sehr ihr das Leid täte und dass sie nie aus freiem Willen so etwas getan hat", antwortete sie. "Sie hat Ihnen also auch vom Unnennbaren erzählt, der ja, als Sie ein Jahr alt waren, gefallen ist?", fragte Miss Clutterbuck. "Ja, so erfuhr ich auch, wer mir das Dunkle Mal verabreicht hat." "Wo ist Ihr Dunkles Mal?" Redstone besah Lauras linken Unterarm, auf dem jedoch nichts zu sehen war. Draco trug einen Pullover, daher hatte er sich bei diesem nicht nach dem vorhandenen Dunklen Mal erkundigt. "Es ist mit einem Tarnungszauber verdeckt. Da ich ja vorerst nicht außerhalb der Hogwartsschule zaubern kann, legt mein Vater ihn alle drei Tage neu." "Wieso verstecken Sie Ihr Dunkles Mal?", fragte Redstone mit einem gemeinen Lächeln. "Fürchten Sie sich davor, dass Ihre Mitmenschen Sie als Todesserin erkennen?" Laura schwieg mit einem kalten Blick und machte dem Ratmitglied so klar, dass diese Frage unpassend und auch seine Vermutung ganz und gar falsch war. "Gut, Miss Laison", seufzte Redstone mit einem plötzlich eher sanften Lächeln. "Es war Ihnen also klar, was Ihre Mutter getan hat. Wie gingen Sie damit um?" "Wie soll ich damit umgegangen sein? Ich nahm es hin, was hätte ich machen sollen? Ich verstand am Anfang nicht genau, was sie mir alles erzählte; erst im Laufe der Jahre. Ich sah meine Mutter nicht als eine Mörderin. Jedoch machte sie mir immer wieder klar, dass sie eine wäre und sie widerholte auch immer wieder, dass es das Schlimmste ist, Menschen zu töten; egal, wie grausam diese sind. Ich genoss also eine gute Erziehung." "Zu einer wirklich guten Erziehung müsste auch ein Vater beitragen. Was erzählte Ihnen Ihre Mutter, warum Ihr Vater verschwunden ist?" "Sie erzählte mir, er wäre einfach so, ohne an uns zu denken, abgehauen. Vor einem halben Jahr dennoch erfuhr ich von meinem Vater, dass eher meine Mutter abgehauen ist. Sie wollte nicht zurück in ihr Leben vor ihrer Todesserzeit." "Warum, denken Sie, wollte sie das nicht?" "Vermutlich fürchtete sie, Sie würden sie nach Azkaban verfrachten und mich ihr wegnehmen." "Wie konnten Sie sich beide denn all die Jahre über Wasser halten? Hat Ihre Mutter gearbeitet?", erkundigte sich Mrs. Womplish, wobei sich ihre Unhöflichkeit erneut dadurch bewies, dass sie nur auf ihre Pergamentrolle stierte. "Durch ihre Zeit als Todesserin waren wir im Besitz seltener schwarzmagischer Gegenstände und auch wertvollen Gewändern. Voldemort brachte seinen Anhängern durch ihre Dienste viel Reichtum - Ein weiteres Lockmittel für Anhänger und auch kein unübersehbares. Meine Mutter verkaufte im Laufe der Jahre all diese Dinge, nachdem ihr Gold aus der Kriegszeit ausgegeben war. Auch standen uns die Hauselfen aus den Haushalten sämtlicher Hexen und Zauberer zur Seite." "Hauselfen?", wiederholte Mundungus mit einem Stirnrunzeln. "Ja. Eines Tages, ich war wohl drei oder vier, da brachte meine Mutter einen schwerverletzten Hauselfen mit nach Hause. Er gehörte der Familie Pucey und wurde von deren Oberhaupt übel zugerichtet, weil er das Abendessen vollkommen versaut hat. Meine Mutter versorgte seine Wunden und bevor sie ihn wieder gehen ließ, bat sie ihn, allen Hauselfen, die er kennt, mitzuteilen, sie mögen doch bitte im Falle einer schweren Verletzung zu ihr kommen. Dieses Angebot sprach sich schnell um und schon bald gingen hunderte Hauselfen bei uns ein und aus." Lauras leicht tiefer Stimme entnahm man eine gewisse Heiterkeit bei diesen Worten. "Was hatte Ihre Mutter mit der Familie Pucey zu tun?", wollte Redstone doch zu gerne wissen. "An sie verkaufte meine Mutter ihre ersten Utensilien. Daher blieb sie auch manchmal zum Essen und da lernte sie auch diesen Hauselfen kennen." "Und sie ließ Sie in Ihrem jungen Alter allein zu Hause?" "Sie brachte mich erst ins Bett und ging nur raus, wenn ich schlief. Sie verließ das Haus auch nur im äußersten Notfall und sie konnte mich nicht immer mitnehmen. Sie wollte auch nicht, dass ich einen zu engen Kontakt zu ihren 'alten Leuten' pflege. Als sie sich jedoch mit den Hauselfen anfreundete, kümmerten sich diese, wenn sie Zeit hatten, sehr intensiv um mich und passten auch oft die Nacht über auf mich und das Haus auf. So konnte meine Mutter auch öfters raus, um Geld für uns zu bekommen. Wenn das Geld jedoch sehr knapp wurde, brachten uns auch die Hauselfen ab und zu etwas zu Essen." "Welche Hauselfen von welchen Familien kamen zu Ihnen?" "Von all den Familien auf der Anklagebank, soweit ich mich erinnere. Wie Sie an deren Gesichtern ablesen können, wussten sie nichts davon." Laura setzte ein spöttisches Lächeln auf, denn sämtliche Angeklagte bekamen tatsächlich sehr verwirrte Gesichter. "Sie sagten", erinnerte sich Redstone, seinem Ton nach beiläufig, "Ihre Mutter hätte Sie nicht immer mitnehmen können. Wohin hat sie Sie denn mitgenommen?" "Vor allem zu einigen Treffen von Todessern -" Sie sah sofort, wie die Ratsmitglieder die Ohren spitzten und auf einmal sehr stramm saßen beziehungsweise standen. "- Die Todesser trafen sich mehrmals, um Geschäfte miteinander zu machen, da man ja unter all diesen Leuten seinen Favoriten fand. Außerdem versicherte man sich auch so regelmäßig, dass auch jeder noch dem Ministerium gegenüber den Mund hielt, wegen der Vergangenheit. Meine Mutter musste somit zu diesen Treffen erscheinen, sonst wäre man ihr aufgelauert. Und da alle Hauselfen bei diesen Treffen für das Essen und alles andere anwesend sein mussten, war keiner da, um auf mich aufzupassen und so nahm sie mich dann auch mit. Sie erzählte mir dort auch oft die wichtigsten Dinge über jeden, so dass ich über jeden zumindest ein bisschen Bescheid wusste. Natürlich nutzte sie die Treffen ebenfalls, um Geschäfte zu machen. Ansonsten jedoch hat sie den Kontakt mit ihnen immer gemieden." Als sie endete, sah sie sofort, wie nach jeder Antwort, in Redstones Gesicht, denn auf ihn musste sie besonders Acht geben und versuchen, durch seinen Gesichtsausdruck irgendwie die nächste Frage zu erraten, um ihm mehr als einen Sprung voraus zu sein. Diesmal sah der Mann sie an, als würde er es sich genau überlegen, ob er die nächste Frage nun stellen sollte oder nicht. "Auf diese Treffen beziehend ... Sagt Ihnen der neunte September 1985 etwas?" So eine Frage hatte Laura nun nicht erwartet. Dementsprechend musste sie kurz in sich gehen, um sich erst einmal an dieses Datum zu erinnern, den Sinn dieses Tages zu erfassen und auch eine Antwort daraus zu basteln. Als ihr jedoch endlich klar wurde, was für eine Erinnerung dieses Datum ihr hinterlassen hatte, weiteten sich ihre Augen etwas und ihr Herz begann schneller zu schlagen. "Ja", wisperte sie, "Am Abend dieses Tages waren meine Mutter und ich auf einem dieser Treffen. Alles war wie immer, doch dann wurde der Saal auf einmal von Auroren gestürmt ..." Als ihr immer mehr Einzelheiten einfielen, schluckte Laura leise. "An diesem Abend sind viele Todesser und Auroren umgekommen. Vor allem Kinder ...", setzte sie fort und wollte noch mehr sagen, doch im selben Moment, als sie sich doch umentschied, sagte Miss Clutterbuck: "Gut, Miss Laison, nun möchten wir jedoch gerne von Ihnen erfahren, wie Sie Miss Mariah Riddle zum ersten Mal begegnet sind." Laura sah die junge Frau ungläubig an. Hatte sie sich denn nicht klar genug ausgedrückt in der Ansicht, dass sie nicht über Mariah sprechen würde? Natürlich schwieg sie, um noch einmal auf ihre Bedingung hinzuweisen. Doch auf einmal setzte Redstone sich in Bewegung und stand schließlich direkt vor ihr. Zu allem Überfluß beugte er sich noch ein wenig zu ihr runter, weswegen Laura sich mit dem Rücken schon beinahe schmerzhaft gegen die harte Stuhllehne drückte. Zu ihrem Glück beließ er es bei einer Entfernung ihrer Gesichter von fünfundzwanzig Zentimetern, jedoch konnte sie von ihm den imensen Geruch von altem Pergament wahrnehmen. "Sie müssen bedenken, Miss Laison, wenn Sie uns diese Fragen nicht beantworten, werden wir diese eben Ihrer besten Freundin stellen und ihr Verhör umso länger und unerträglicher machen. Möchten Sie wirklich, dass sie sich länger als nötig mit uns rumschlagen muss?", flüsterte er mit einem hinterhältigen Grinsen. Laura atmete vor Zorn tief ein, wodurch der Pergamentgeruch unanmgenehm in ihrer Nase kribbelte. Ihr war klar, dass nur sie seine Worte gehört hatte, daher wäre es äußerst unpassend von ihr gewesen, jetzt einen Aufstand wegen dieser Unmoral zu machen. Sie nickte knapp, wodurch er sich endlich wieder von ihr entfernte, sie jedoch immer noch erwartend musterte. "Wir beide waren sieben, als wir uns zum ersten Mal trafen", sagte Laura trocken. "Ich war wieder mit den Hauselfen alleine zu Hause und als meine Mutter wiederkam, hatte sie Mariah dabei. Sie schickte sie in mein Zimmer, um mich kennen zu lernen. Ich erkannte Mariah sofort, denn meine Mutter hat mir natürlich auch von ihr erzählt." "Was hat Ihre Mutter über sie erzählt?" "Dass sie die Tochter des Dunklen Lords ist und nach seinem Sturz bei einem Todesserpaar landete und bei denen aufwuchs." Nun sah Laura mit einem todbringenden Blick zu diesem gemeinten Paar, welches nun synchron an gesunder Gesichtsfarbe verlor. "Um wen handelte es sich?" "Um Raven und Regina Reason." Augenblicklich schrumpfte das Eheppar Reason unter den Blicken aller Beteiligten heftig auf der Bank zusammen. "Sie haben sie mehr oder weniger aufgezogen", fuhr Laura mit kalter Stimme fort, ohne den Blick von diesen, nach ihrer Meinung lebensunwürdigen, Monstern zu nehmen. "Sie haben Mariah wie einen Hauselfen behandelt - Alle schwierigen Arbeiten dürfte sie in deren Anwesen verrichten." "Hat Miss Riddle Ihnen das so erzählt?", fragte Miss Clutterbuck. "Sie musste mir das gar nicht erzählen ... Von meiner Mutter wusste ich dies bereits - alle wussten davon, die dort sitzen. Doch das war ihnen egal und hat sie nicht von ihren Perversitäten abgehalten ..." "Perversitäten, Miss Laison?", fragte Redstone hochinteressiert. "Ja", erwiderte diese, wobei ihre Stimme auf einmal leicht zitterte, während sie in die ängstlichen Gesichter der Todesser sah. "Von was für Perversitäten sprechen Sie?", hakte Redstone erneut nach und kam ihr wieder ein Stück näher. Er wollte diese Antwort, die wohl nun folgen würde, auf jeden Fall. Laura schwieg mit zusammengepressten Lippen. Am liebsten hätte sie sich zu Mariah umgedreht, um in ihrem Gesicht die Zustimmung für diese Enthüllung zu finden. Doch Laura wusste, dass, selbst wenn sie dies tun würde, sie diesen Ausdruck niemals auf Mariahs Gesicht sehen würde. Sondern nur Angst, Scham und der bittere Wunsch, endlich zu vergessen und deswegen für immer zu schweigen. Doch war dies nicht einfach nur egoistisch? War es nicht egoistisch, Mariah mit diesen Schmerz für immer allein zu lassen? Und war es nicht egoistisch, all diese Schweine davonkommen zu lassen? Vor allem, da es auf der Welt, so vermutete Laura, noch immer andere Seelen gab, die gequält nach Vergeltung schrien? "Miss Laison", sagte nun Mundungus, der sie nun auch sehr eindringlich ansah, "Was wurde Ihrer besten Freundin angetan?" Laura schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Es tut mir Leid, Mariah. "Raven Reason, dieses Schwein, hat Mariah schon im Alter von sechs Jahren vergewaltigt und später auch an andere Todesser für Geld verliehen." ******************************************* Mich würde es wundern, wenn auch nur einer meiner alten Leser dieses Kapitel noch lesen würde. Denn immerhin habe ich für die paar Zeilen da oben so lange gebraucht, dass man meine FF wohl sicher bereits vergessen hat. Ich erhoffe mir jedoch natürlich das Gegenteil^^'. Ich entschuldige mich auch noch einmal dafür bei jedem und bedanke mich bei all denen, die so standhaft waren und immer nachgefragt haben, wann es denn nun mit Harry, Mariah und den anderen weitergeht. Nun ja, jetzt wisst ihr es und müsst bis zum nächsten Kapitel weiterfiebern. Denn in diesem wird endlich Mariah aussagen und daher wird das nächste Kapitel so heißen: 'Mariahs größtes Geheimnis' Ich will hier ehrlich zugeben, dass ich an manchen Tagen in den letzten Monaten tatsächlich daran gedacht habe, aufzuhören. Nicht weil ich zu viel zu tun hatte, sondern weil irgendwie die Lust dazu fehlte und ich auch keinen Zugang mehr zu meinen Charakteren finden konnte. Doch zum Glück habe ich mich vor einer Woche mal richtig zusammengerissen und mal fleißig in die Tasten gehauen. Das nächste Kapitel habe ich bereits mehr oder weniger angefangen, da ich aus diesem hier einen kleinen Teil rausgenommen habe. Nun möchte ich zum Ende hin gerne eine kleine Umfrage beginnen. Und zwar möchte ich wissen, welche Figur aus meiner FF ihr am liebsten mögt. Damit sind natürlich nicht nur meine eigenen gemeint, sondern natürlich auch die Buchcharaktere. Denn ich möchte ja gerne wssen, ob ich sie gut umgesetzt habe ^-^. Gut, ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ihr hinterlasst mir ein umfangreiches Statement. Bis zum nächsten Kapitel! Eure Maru ^-° Kapitel 8: 8. Mariahs größtes Geheimnis --------------------------------------- 8. Mariahs größtes Geheimnis Jedermann in diesem Saal glaubte schon, die Tatsache, dass Lucius Malfoy seine Ehefrau öfters vergewaltigt und sogar beinahe seinen eigenen Sohn umgebracht hatte, wäre die schrecklichste Enthüllung an diesem Tag gewesen. Doch Lauras Worte schockierten die Menschen hinter ihr so sehr, dass einige Frauen schluchzend in Ohnmacht fielen. Mariah schloss zitternd ihre Augen. Sie wollte es nicht sehen. Sie wollte nicht die mitleidigen und entsetzten Blicke der Wissenden sehen. Auch wollte sie nicht das Aufkeuchen und Weinen hören, doch bevor sie sich die geschundenen Ohren zuhalten konnte, spürte sie auf einmal Harrys Arme, die sie umklammerten und an seinen warmen und schützenden Körper drückten. Mariah krallte sich an ihn fest und schluchzte leise. Weinen wollte sie nun auf keinen Fall, sie wollte nicht noch mehr Schwäche zeigen. Einzig Harry konnte nun auch die entgeisterten Gesichter von Ron und Hermione sehen. "Harry ...", flüsterte Ron, wobei seine Stimme so seltsam fremd klang, "Hast du davon gewusst?" Harry schwieg und ließ Mariah nicht los. Mit seinen ausdruckslosen grünen Augen sah er nach vorne und bekam mit, wie Redstone seine nächste Frage stellte. "An wen genau hat Mr. Reason sie verliehen?", wollte er ganz genau wissen und somit machte nun auch Laura Bekanntschaft mit diesem unheimlichen, gierigen Blick. "... Ich weiß es nicht genau, wer alles unter den Schweinen war. Jedoch gehörte vor allem Nott" (Nott wurde promt käsebleich) "zu den 'Stammkunden'. Bei ihm war sie auch an dem Tag, an dem meine Mutter sie zu uns genommen hat." "Könnten Sie uns diesen Zusammenhang bitte genauer erläutern, inwiefern Ihre Mutter Miss Riddle zu Ihnen bringen konnte?", bat Miss Clutterbuck. "Meine Mutter erzählte mir, sie hätte schon lange vorgehabt, Mariah irgendwie zu helfen. Daher folgte sie Nott an diesem einen Tag, als er mit Mariah auf dem Weg zu seinem Anwesen war. Sie griff ihn an und nahm Mariah an sich. Und sie drohte ihm, wenn er jemanden erzählen würde, dass Mariah bei uns ist, würde er das bitter bereuen. Es wäre nämlich viel zu gefährlich gewesen, wenn Reason und die anderen davon erfahren hätten, dass meine Mutter ihnen den 'Spaß' versaute. Zum Glück lief es gut und jeder, dem meine Mutter auflauerte, hielt den Mund, denn meine Mutter wusste es, ihre Zauberkraft einzusetzen." Das Kratzen der Feder von Mrs. Womplish wurde nun sehr unangenehm, da sie außergewöhnlich schnell alles aufschrieb. "Wo Sie gerade die Zauberkraft Ihrer Mutter ansprechen ... Sie war doch eine Halbdruidin, oder?" Redstones Gesicht zierte einen Hauch von Spott, als er sie dies fragte, was Lauras Blut für einen kurzen Moment zum Kochen brachte. "Ja, war sie. Ich als Vierteldruidin besitze ebenfalls die Kraft dieses Volkes", antwortete sie und tat dies auch mit viel Stolz in ihren Augen und in ihrer Stimme. Erneut brodelte es in ihr, als sie hinter sich verstohlenes Getuschel wahrnahm. "Eine Druidin? Ich dachte, die gibt es hier in England nicht mehr -" "Da sollte man wohl doch eher aufpassen, ob dieses Mädchen die Wahrheit sagt -" "Seit wann lässt das Ministerium so jemanden denn hier rein?" Lauras Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen, als sie solche Sätze vernahm. Zum Glück konnte der zeternde Kobold verhindern, dass sie nun auch noch aufstehen und die Leute hinter ihr anschreien würde. "Lehrte Ihre Mutter Sie die Magie der Druiden?", fragte Mundungus. "Sie brachte mir alles bei, was sie davon wusste. Vor allem den Umgang mit Heilkräutern, Heilzaubersprüchen und auch einige Bannzaubersprüche." "Hat sie auch Mariah Riddle dies beigebracht?" "Nachdem Mariah das erste Mal bei uns gewesen war, brachte meine Mutter sie regelmäßig zu uns. Sie versuchte immer so gut wie möglich, sie vor ihren 'Käufern' zu schützen und behielt sie dann, bis sie wieder zu den Reasons musste, bei uns. Oft blieb sie auch über Nacht. Meine Mutter lehrte mich auch erst so in diesem Alter und so lernte natürlich Mariah auch fast alles. Die Reasons brachten ihr natürlich nicht bei zu zaubern, da sie sich dann natürlich hätte wehren können." "Druiden ist es doch aber - nach deren Gesetzen - nicht gestattet, ihre Zauber und Bräuche an Fremde weiterzugeben. Sondern nur an Familienmitgliedern", erwähnte Redstone, der diese Information gerade von einem Pergament aus Mrs. Womplishs Hand abgelesen hatte. "Mariah war wie ein zweites Kind für sie; sie gehörte praktisch zu Familie", war Lauras schlichte Antwort. "Sie brachte Ihnen beiden auch das Zaubern ohne Zauberstab bei - eine unglaublich schwere Art, Magie anzuwenden. Doch so, wie es aussieht, beherrschen Sie dies gut genug, als würden Sie mit einem Zauberstab zaubern. Wie kommt das?" "Mich hat das Druidenblut gefördert. Druiden zaubern immer ohne Zauberstab und sind daher ja enorm im Vorteil. Sie erlernen dies schneller, als andere Hexen und Zauberer, da sie eine bessere Kontrolle über Körper und Geist haben. Mariah brauchte daher viel länger als ich. Doch da wir ihr keinen Zauberstab besorgen konnten und die Magie mit der Hand wirklich nützlicher ist, brachte meine Mutter es auch ihr bei. Nach jahrelanger Lehre gelang es ihr dann schließlich." "Hat sie Sie auch in die schwarze Magie eingeführt?" Lauras Blick wurde erneut dunkler. Es war doch so offensichtlich, dass Redstone so eine Frage stellen würde. "Sie hat uns alles beigebracht, was sie wusste und für nützlich hielt, doch sie hat uns nie die Unverzeihlichen Flüche, noch sonst etwas in der Richtung beigebracht", antwortete sie. "Was brachte sie Ihnen beiden noch bei?", fragte Mundungus. "Sie sagte uns immer, dass wir uns nie voll und ganz auf Magie verlassen dürfen, sollten wir in großer Gefahr sein. Daher brachte sie uns auch bei, körperlich zu kämpfen. Wir lernten durch sie gezielte Tritte, Schläge, Rollen, schnelle Reaktion und so weiter." "Das ist ja alles schön und gut, Miss Laison", säuselte Redstone lächelnd, "doch hat Miss Riddle jemals all dies angewendet, um sich gegen die Angeklagten oder Peiniger, wie Sie sie eher nennen würden, zu wehren?" Laura versteifte sich kurz. Ihr wurde auf einmal sehr warm, vor allem, als die Ketten plötzlichl ganz leise, gerade mal für sie hörbar, rasselten. "Nein", sagte sie. Ihr Blick huschte augenblicklich zu den Todessern, von denen einige leise auflachten. Auch grinsten diese sie scheinheilig an. Redstone grinste ebenfalls breit und näherte sich ihr. "Ihre Mutter hat Sie beide Selbstverteidigung so wie auch Zauber für den Kampf gelehrt und doch hat Miss Riddle diese nie gegen jemanden, der ihr zu nahe kam, eingesetzt?" Zu Lauras Glück, schien er das leise Rasseln der Kette nicht zu hören. Auch ihr Herz, welches nun sehr laut hämmerte, schien sie nicht zu verraten. "Meine Mutter sagte dies zwar nie zu ihr ... aber hätte Mariah diese Magie angewandt, hätten die Todesser erfahren, dass ihr jemand das Zaubern beigebracht hat. Und dann hätten sie uns die Tür eingerannt und uns getötet. Mariah wollte das nicht riskieren", antwortete sie mit einem festen Blick. "Sie wollte ihre Schutzengel nicht in Gefahr bringen", fasste Redstone spöttisch zusammen. "Hat Ihnen das kein schlechtes Gewissen eingebracht? Dass Ihre Freundin missbraucht wird und sich nicht einmal wehren kann, nur damit Sie weiterhin ein schönes Leben führen konnten?" Zum ersten Mal hatte Laura Mühe, sich zu beherrschen. Sie wusste, dass Redstone sie nur verunsichern wollte, doch ging diese Anschuldigung keineswegs spurlos an ihr vorbei. Natürlich hate sie immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Immer hatte sie ihre Mutter angefleht, dass sie Mariah ganz befreien würden, da sie doch eigentlich mächtig genug gegen die Todesser gewesen waren. Doch Lara hatte das immer wieder bestritten, hatte auch erwidert, dass es einfach keinen besseren Weg gab, um Mariah wenigstens ein paar Lichtblicke des Lebens zu bescherren. "Ich wollte sie vollkommen von diesen Schweinen befreien", antwortete sie und konnte es einfach nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht zitterte. "Meine Mutter aber meinte, wir hätten keine Chance gegen alle Todesser. Ich konnte nichts tun." Redstone ließ Lauras Hilflosigkeit, welche nun auf dem Gesicht des Mädchens zu sehen war, kalt. "Sie behaupteten, Mariah Riddle wäre für Ihre Mutter wie eine zweite Tochter gewesen. Hat Sie das denn nicht gestört? Ihre Mutter bringt ein fremdes Kind mit zu Ihnen und schenkt ihr die volle Aufmerksam -" "Ich habe nie", unterbrach ihn Laura, die nun sehr gereizt klang, "ich wiederhole, nie Eifersucht oder Neid für sie empfunden. Meine Mutter hat uns, wenn Mariah bei uns war, gleich behandelt; sie hat keine von uns bevorzugt." Im nächsten Moment konnte sie einfach nicht glauben, was sie soeben getan hatte. Sie hatte sich doch tatsächlich dazu hinreißen lassen, auf so eine unwichtige Frage zu antworten, obwohl diese gar nicht zur Verhandlung gehörte. Sie sah auf zu Redstone, der diesen kurzen Ausfall wohl als einen kleinen Sieg betrachtete. "Wie Sie meinen, Miss Laison", erwiderte er mit sanfter Stimme und begab sich wieder auf seinen Platz. Mundungus führte die Befragung fort. "Miss Laison, wie haben Sie den Tag erlebt, an dem der Unnennbare zurückgekehrt ist?" Lauras Antwort folgte erst nach mehreren Sekunden, da sie versuchte, sich an diesen schicksalhaften Tag zu erinnern. "Es war am frühen Abend", murmelte sie, erhob jedoch bei den nächsten Worten ein wenig ihre Stimme, um genau gehört zu werden, "und meine Mutter machte uns gerade Abendessen. Dann plötzlich durchzog ein unheimlich heftiger Schmerz meinen linken Unterarm und ich stürzte zu Boden. Ich hörte meine Mutter laut aufschreien, bevor ich vor Schmerz fast in Ohnmacht fiel ... Doch meine Mutter packte mich auf einmal am Arm und hielt mich so davon ab ..." "Was tat sie dann?" "Sie ... sie zeigte mir ihr Mal und es leuchtete blutrot auf. Daher besah ich auch meines, welches genauso aussah. Auf einmal übermannte mich dieser Schmerz wieder so sehr, dass ich nach einem Küchenmesser griff. Ich wollte ... es mir rausschneiden, ich hielt es einfach nicht mehr aus ..." Hinter ihr keuchten einige Leute erschrocken auf. " ... Doch meine Mutter hielt mich davon ab und sah mir lange ernst in die Augen ... Schließlich wurde es mir klar und ich sagte zu ihr: 'Er ist wieder da' ..." Ihren Worten folgte eine kurze Stille, bevor Redstone sie fragte, warum sie sich denn da so sicher gewesen wäre. "Unsere Male schmerzten schon seit Monaten und meine Mutter sagte mir, dass sie es fühlen könnte, dass 'Er' zurückkehren würde. Auch hörten wir von dem Auftauchen des Dunklen Males bei der Quidditch-Weltmeisterschaft", war Lauras Antwort. "Was passierte dann?" "Sie fragte mich, ob ich dem Ruf folgen wolle. Sie erzählte mir, die Schmerzen würden nachlassen, wenn ich dies tun würde." "Was haben Sie darauf geantwortet?" Lauras Gesicht verzog sich, als sie in diesen Augen des Mannes wieder so eine Gier erkannte. "Ich wollte, dass die Schmerzen aufhören und wäre daher wohl auch diesem Ruf gefolgt, wenn meine Mutter nicht weitergesprochen hätte ... Sie sagte: 'Es ist deine Entscheidung. Wenn du dem Ruf folgen willst, dann werde ich dies auch tun. Aber dann gibt es kein Zurück mehr. Es wird alles wieder so werden wie vor seinem Untergang. Du musst dann für ihn Menschen foltern und töten ... vielleicht auch irgendwann mich oder auch ich dich ... Oder du hältst diesen Schmerz mit mir durch und wir werden nicht zu seinen Sklaven.'" "Und Sie haben sich dafür entschieden, dem Ruf nicht zu folgen", schlussfolgerte Mundungus. Laura nickte knapp. "Was passierte dann in den Tagen, bis Ihre Mutter getötet wurde?", fragte Miss Clutterbuck. Laura senkte leicht ihren Blick. "In diesen Tagen verließen wir kaum noch das Haus. Es gab kaum eine Minute, in der unsere Male nicht brannten. Bald hatten wir auch kaum noch etwas zu essen; ich fürchtete, wir würden durch unseren Trotz sterben. Auch konnte es jeden Tag soweit sein, dass die Todesser oder gar der Dunkle Lord persönlich bei uns auftauchen und uns töten würden." "Dies traf ja auch schließlich ein, nicht wahr?", meinte Redstone mit desinteressierter Stimme. Laura sah ihn zornig an und konnte es einfach nicht fassen, dass dieser Mann so leicht daher redete. "Miss Laison", sprach er weiter, "erzählen Sie uns doch bitte von diesem Tag, an dem Ihre Mutter ermordet wurde. Ihr Vater sagte ja bereits aus, Lucius Malfoy wäre es gewesen. Stimmen Sie ihm in diesem Punkt zu?" Zum ersten Mal, seitdem sie in der Großen Halle mit einem Messer über ihm gestanden und vorgehabt hatte, ihn damit zu töten, sah Laura in das von Azkaban gezeichnete Gesicht Lucius Malfoys. All die Monate hatte sie sich davor gefürchtet, wieder in diese eiskalten Augen sehen zu müssen, doch zu ihrer Verwunderung empfand sie in diesem Augenblick keine Angst. Sondern nur Wut und Entschlossenheit. "Da meine Mutter und ich nicht zu den Todessertreffen erschienen, waren wir für den Dunklen Lord Verräter", begann Laura, "Deshalb vergab er Lucius Malfoy den Auftrag, uns zu beseitigen. Irgendwann Anfang Juli brach er bei uns die Tür auf ... Meine Mutter hatte mich nur wenige Sekunden vorher, als er angeklopft hatte, ins Schlafzimmer geschickt ..." "Hat sie Ihnen irgendwas gesagt, bevor sie Sie ins Schlafzimmer geschickt hat?", wollte Mundungus wissen. Lauras Hände, welche die ganze Zeit auf ihrem Schoß gelegen hatten, verkrampften sich nun leicht. "Sie sagte mir, ich soll ins Schlafzimmer gehen und ruhig sein ... egal, was ich auch hören würde ... und ... sie sagte, Mariah und ich sollen nach Hogwarts, um einen Weg zu finden, den Dunklen Lord für immer zu besiegen ..." Sie sah etwas unsicher auf, da nach einer halben Minute noch immer keine neue Frage erklungen war. Alle Ratsmitglieder sahen sie eindringlich an und sogar Mrs. Womplishs Blick klebte nicht mehr auf ihrem Pergament. "Fahren Sie fort", forderte Redstone sie auf. Sein Ton, der zum ersten Mal weder Spott noch Amüsanz besaß, verunsicherte sie etwas, jedoch folgte sie seiner Anweisung. "Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, da hörte ich, wie die Tür aufgebrochen wurde ... Dann hörte ich Malfoys Stimme ... Er fing an, sich mit meiner Mutter zu streiten ..." "Worüber stritten sie?" "Ich weiß es nicht mehr genau ... Doch Malfoy wollte wissen, wo ich bin. Meine Mutter sagte ihm, sie wüsste es nicht, was er ihr natürlich nicht glaubte. Sie stritten weiter und immer lauter ... Dann erklang aus Malfoys Mund der Todesfluch ..." Laura erschrak, als sie die Tränen spürte, welche sich in ihren dunklen, grünen Augen sammelten. Aus Angst, der Rat würde dies bemerken und sie würde es auch noch hinbekommen, bei dieser Verhandlung zu weinen wie ein kleines Kind, sah sie hastig zu Boden, atmete tief durch und drängte die Trauer wieder in die tiefsten Ebenen ihres Herzens zurück. "Was haben Sie dann gemacht?" Als sie sicher war, dass keine Tränen mehr in ihren Augen glitzerten, sah Laura auf. "Ich stand auf und öffnete die Tür." Sie stoppte kurz, denn ihre Antwort war wohl das, was die Ratsmitglieder nicht erwartet hatten. Laura verstand auch, warum, denn wer trat bitteschön dem gegenüber, der vor wenigen Minuten seine Mutter umgebracht hatte? Daher begann sie, ihre Gründe zu diesem Schritt zu nennen: "Meine Mutter sagte mir auch, ich sollte überleben ... Hätte Malfoy mich, versteckt im Raum nebenan, gefunden, hätte er auch mich umgebracht. Doch ich trat ihm gegenüber und behauptete, ich wäre froh, dass sie tot wäre." Einige Frauen keuchten hinter ihr bestürzt auf. "Ich sagte auch, sie wäre für mich nur noch nützlich gewesen, um mir Druidenzaubereien zu verraten und beizubringen. Er sollte glauben, ich wäre heimlich zu einer Anhängerin des Dunklen Lords geworden. Ich war wohl eine ausgezeichete Lügnerin, denn er kaufte mir das tatsächlich ab", lachte Laura amüsiert, nahm sich jedoch schnell wieder zusammen. "Er war jedoch natürlich misstrauisch. Deswegen ging er auf mich zu, packte mich am Kinn und sah mir in die Augen ... Er meinte, in ihnen könnte er meine Gier nach der schwarzen Magie erkennen. Das gab ihm den Anlass, mir zu glauben ... Er hat mich dann losgelassen und erzählte mir, in drei Tagen würde das nächste Todessertreffen im ehemaligen Anwesen der Familie des Dunklen Lords stattfinden und er würde mich dort erwarten. Ich stimmte zu und er verschwand." Erst jetzt hörte sie wieder das Kratzen von Mrs. Womplishs Feder. "Sind Sie zu diesem Treffen erschienen?", fragte sie sogleich. "Ja." "Wer war noch dabei?" "Außer Karkaroff, dem Ehepaar Brances und den jungen Männern in der zweiten Reihe rechts waren alle angeklagten Todesser anwesend." "Wie lief dieses Treffen ab?" "Ich wurde von Malfoy eingelassen. Er nahm mir meinen Umhang ab und führte mich in einen großen Raum im zweiten Stock des Hauses. Er meinte, der Dunkle Lord würde mich bereits erwarten ..." "Sie sind an diesem Tag also dem Unnennbaren begegnet?" "Ja ... Malfoy führte mich, wie schon erwähnt, in den Salon. Dort waren alle möglichen Todesser und inmitten von ihnen stand der Dunkle Lord. Als er mich sah, befahl er mir, mich ihm zu nähern. Die Todesser machten mir den Weg frei und ich ging auf ihn zu. Ich verbeugte mich vor ihm und er wies mich an, mich vorzustellen. Er wusste mit Sicherheit, wer ich bin, doch nannte ich ihm meinen Namen und dass ich seine treue Dienerin sei." "Und das glaubte er Ihnen?", fragte Fudge ungläubig. "Er wies mich an, aufzustehen. Dann packte er meinen linken Arm, zog den Ärmel hoch und betrachtete mein Dunkles Mal. Es pulsierte regelrecht in seiner Gegenwart." Laura überfiel ein eiskalter Schauer, als sie sich daran erinnerte. "Diese Reaktion schien ihm wohl genug. Auch erinnerte er sich wohl da erst richtig daran, wie er mir vor sechszehn Jahren das Mal eingebrannt hat. Er musterte mich dann und meinte auf einmal, dass ich dasselbe Alter hätte wie seine Tochter. Da wurde ich natürlich sofort hellhörig." "Wann haben Sie Miss Riddle vor diesem Treffen das letzte Mal gesehen?" "Fünf Wochen davor etwa." "Dann hat doch sicher auch ihr Dunkles Mal geschmerzt, oder?", fragte Redstone interessiert, worauf Laura nickte. "Haben Sie beide über eine mögliche Rückkehr des Dunklen Lords geredet?" "Wir redeten nicht davon, doch spürten wir es von Tag zu Tag mehr." "Waren Sie der Ansicht, dass Miss Riddle sich sogar die Rückkehr ihres Vaters wünschte?" Laura schwieg das Ratsmitglied mit einem trotzigen Blick an und verschränkte auch noch zusätzlich die Arme vor der Brust. Redstone lächelte böse. "Wie ging das Gespräch zwischen Ihnen und dem Unnennbaren weiter?", fragte nun Mundungus. "Er unterbreitete mir den Auftrag, ich solle so etwas wie ihre Unterhalterin oder Spielkameradin werden. Ich ergriff sofort diese Chance und bat um eine erste Begegnung mit ihr. Er stimmte zu und ordnete an, dass ich ihm folge. Wurmschwanz - verzeihen Sie - Pettigrew ging mit uns als Schlusslicht. Der Dunkle Lord führte mich durch mehrere Gänge und wir blieben schließlich vor einer Tür stehen. Er öffnete sie und wir traten ein. Mariah stand am Fenster und sah zu uns, als sie uns bemerkte -" "Wie wirkte Miss Riddle auf Sie?", wollte Miss Clutterbuck wissen. "Als sie noch aus dem Fenster sah, wirkte sie verträumt, doch als sie mich sah, war sie ganz schön überrascht. Ich sah sie warnend an und so wechselte sie ihren Blick auf Gleichgültigkeit und fragte den Dunklen Lord mit Höflichkeit, was er denn von ihr möchte. Er stellte mich dann als ihre eigene Gesellschaftlerin vor und meinte, er würde uns zehn Minuten zum Kennenlernen geben. Er verließ dann ohne weitere Worte das Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab - Er hat die Tür immer magisch verschlossen und Pettigrew als Wachposten davor aufgestellt." "Was passierte in diesen zehn Minuten?" "Zwei davon schwiegen wir uns nur an, bis Mariah mich fragte, was ich in diesem Haus und vor allem bei diesem Treffen tun würde. Ich erzählte ihr von der Ermordung meiner Mutter und meiner spontanen Tarnung Malfoy gegenüber. Ich fragte sie dann über ihre Erlebnisse während der Rückkehr ihres Vaters aus und sie erzählte mir, er würde wollen, dass sie seine Nachfolgerin wird." "Und? Wollte sie seine Nachfolgerin werden?", fragte Mr. Redstone. "Nein", antwortete Laura mit einem bösen Blick, "Sie sagte mir, sie würde lieber sterben, als das zu tun." Sie spürte nun förmlich, wie die Blicke, die die ganze Zeit auf sie gelegen hatten, sich trafen und sich somit Unglaube und Verwunderung austauschten. "Wann haben Sie Miss Riddle in den Wunsch Ihrer Mutter eingeweiht?", kam es von Mundungus. "Erst bei dem nächsten Treffen. Dies war nach drei Tagen. Mariah verlangte nach mir und so ließ mich der Dunkle Lord zu ihr. Ich nahm zu jedem Treffen den alten Zauberstab meiner Mutter mit, denn den sollte ich immer Pettigrew übergeben, bevor ich in Mariahs Zimmer dürfte. Der Dunkle Lord wusste nicht, dass ich mit der Hand zaubern kann. Mariah stimmte meinem Plan zu, dass wir am 16. Juli fliehen würden ..." So erzählte Laura von den Vorbereitungen für diesen Tag und natürlich auch von der Flucht selbst. Genauso erfuhren die Ratmitglieder und sämtliche andere Zeugen dieser Verhandlung von den Wochen, in denen Laura und Mariah Tag und Nacht vor den Todessern wegrennen und sich verstecken mussten und schließlich in London angekommen waren. Als sie nun auch von der Begegnung mit Malfoy in der Winkelgasse erzählen wollte, unterbrach Redstone sie auf einmal und näherte sich ihr wieder soweit, wie es Laura sofort schon unangenehm wurde. Er sah sie lange mit seinen kalten Augen an und erlangte mit seinem heimtückischen Grinsen wieder ein beinahe dämonenhaftes Antlitz. Laura spürte es bereits, dass nun sicher die Fragen auf sie zukommen würden, bei denen es ihr am schwersten fallen würde, vernünftig und mit ihrer gewohnt starken Fassade darauf zu antworten. "Sie wollen uns doch sicher auch irgendetwas Interessantes erzählen, oder, Miss Laison?" Laura war sprachlos. Sie war auf irgendeine unmoralische Frage gefasst gewesen, aber nicht auf so etwas. Wusste Redstone denn etwa von dem, was Lucius Malfoy ihr beinahe angetan hätte? Doch woher? Vielleicht durch die Tatsache, dass so jemand, der seine eigene Frau vergewaltigt und den gemeinsamen Sohn fast umgebracht hatte, auch vor so etwas nicht zurückschrecken würde? "Sie brennen doch schon die ganze Zeit darauf, uns etwas mitzuteilen", meinte Redstone amüsiert. "Als Sie uns vorhin von Miss Riddles Kindheitserlebnissen berichteten, dachte ich bereits, das wäre es gewesen, was so an Ihnen nagt. Doch da gibt es doch noch etwas, oder irre ich mich da?" Obwohl sie nicht zu den Schweinen auf der Anklagebank gehörte und so gut wie nichts zu befürchten hatte, fühlte Laura sich nun wie ein Tier, welches in die Enge getrieben worden war. Ihr war klar, dass Redstone wusste, was sie noch auszusagen hatte. Und genau diese Tatsache ließ sie aus einem unerfindlichen Grund zögern. Würde sich dieser herzlose Zauberer denn nicht daran ergötzen, wie sie vor ihm von diesen schrecklichen Minuten im verschlossenen Kerker in Hogwarts erzählen und sich dabei vor Ekel und Scham fast übergeben würde? Oh ja, das würde er, da war Laura sich ganz sicher. Jedoch wäre es ihr nie, auch in diesem Moment, in den Sinn gekommen, alleine deswegen nicht alles zu sagen. Sie musste das jetzt einfach hinter sich bringen. "Sie haben an diesem Tag des großen Angriffs in Hogwarts doch versucht, Mr. Malfoy mit einem Messer zu erstechen", sagte Redstone trocken. Lauras Hände ballten sich erneut zu Fäusten. Redstone hielt dieses Gespräch wie stramme Zügel in seinen Händen, denn gerade eben hatte sie anfangen wollen, von Malfoys widerlicher Tat zu erzählen, da war ihr das Ratsmitglied mal wieder zuvorgekommen. Er wollte, dass sie aussagte, doch genauso sehr wollte er sie noch quälen wegen ihrem Trotz und ihrer Respektlosigkeit ihm gegenüber. "Es ist ja nachvollziehbar, immerhin hat er Ihre Mutter getötet, die Briefe Ihrer Eltern abgefangen, Sie dem Unnennbaren vor die Füße geworfen und diesen Hauselfen, der sie beschützte, getötet. Doch war das schon alles?" Er kam ihr wieder näher, versuchte mit seinen drängenden Worten auch immer mehr in ihr gepeinigtes Inneres zu gelangen, doch Laura ließ das nicht zu. "Nein, war es nicht", presste sie hervor. "Nachdem die Todesser alle Schüler und Lehrer in die Kerker gebracht haben, wurde ich von Malfoy weit weg in ein anderes Verlies gebracht. Dort fesselte er mich und nachdem er auch seinen Sohn und meinen Vater irgendwo eingesperrt hat, kam er zurück ..." 'Verdammt', dachte sie wütend. Sie hatte sich selbst doch tatsächlich eingeredet, ohne große Umschweife alles erzählen zu können, doch jeder Satz kam so schwer über ihre Lippen, als müsste sie erst um jeden kämpfen, um ihn dann endlich aussprechen zu können. " ... Er flößte mir mit Gewalt einen Trank ein. Mein Hals war im Inneren immer noch verletzt von dem Viridus, welches mir Pettigrew noch am selben Tag untergejubelt hat. Dann erzählte er mir irgendwas und drückte mich dann zu Boden ... und ..." Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Laura, eine Gabe zu besitzen, die sie allein von Mariah kannte. Die Gabe, alles über sich ergehen zu lassen oder zu tun, ohne seelische und körperliche Schmerzen dabei zu empfinden... "Und, Miss Laison?", fragte Redstone. "Er ... fing an, mich zu küssen und zu entkleiden. Er wollte mich vergewaltigen, bevor er mich töten würde." Dieser Satz war in einem Rutsch aus ihrem Mund gekommen. Zeitgleich verschwand dieses flaue unausstehliche Gefühl in ihrem Bauch und stattdessen entfachte ein Feuer in ihr. Eines, was so stark brannte wie ihr Mut, der wieder zurückkehrte. Ihre Hemmschwelle war gebrochen. Nun konnte der alte Kobold endlich wieder seine Arbeit aufnehmen, denn Lauras Aussage löste eine erneute Welle der Unruhe - bestehend aus Entsetzen und Wut - aus. Auch Harry, Ron und Hermione konnten einfach nicht glauben, was sie soeben gehört hatten. Sie hätten Lucius Malfoy fast alles zugetraut, doch weder eine Vergewaltigung an der eigenen Frau, noch an eine Minderjährige und vor allem an ihre Freundin Laura. Harrys Schreck verschwand jedoch zuerst, da er sich wunderte, dass sich Mariah in seinen Armen kein bisschen regte. Weder war sie zusammengezuckt, noch hatte sie sonst irgendeine Reaktion erkennbar werden lassen, die darauf hinwies, dass auch sie zum ersten Mal von diesem schrecklichen Vorfall erfuhr. Laura machte sich nun auf die ins Detail gehenden Fragen von Redstone bereit, doch nicht seine Stimme erklang zuerst, nachdem die Zuhörer verstummt waren, sondern die von Adary. "Sie scheinen den Sohn meines Mandanten ja sehr zu lieben, dass Sie hier vor dem Rat solche Lügen verbreiten", meinte er mit verschränkten Armen vor der Brust. Lauras dunkle Augen verengten sich. "Ich erzähle hier sicher keine Lügen und ich brauche das auch nicht zu tun, um Draco zu unterstützen und Ihren Mandanten zu überführen." Adary grinste selbstgefällig. "Offenbar mutieren hier Vergewaltigung und Missbrauch langsam zu den beliebtesten Aussagen der Zeugen - mit Ihnen eingenommen. Kaum wird mein Mandant von seinem eigenem Sohn beschuldigt, die eigene Frau vergewaltigt zu haben, da kommen Sie gleich wieder mit der Behauptung, er hätte versucht, auch Sie zu vergewaltigen. Mag sein, dass er Sie nur festgehalten hat, weil Sie versucht haben, sich von Ihren Fesseln zu befreien und überbewerten all das nur, um ihm den Kuss der Dementoren zu sichern." Laura sah ihn nach diesen unverschämten Beschuldigungen eindringlich an und sagte kalt: "Glauben Sie mir, Mr. Adary, ich hätte auch lieber gerne auf diese Erlebnisse verzichtet, um sie Ihnen heute nicht nacherzählen zu müssen. Jedoch ist alles so geschehen, wie ich es Ihnen hier schildere und ich werde auch sicher kein Wort zurücknehmen. Und zu ihrer Ansicht, ich hätte von Malfoys Berührungen irgendwas falsch verstanden ... Er riss mir fast die gesamte Kleidung vom Leib und war mit seiner widerlichen Hand schon in meinem Slip, als mich Draco und mein Vater vor ihm retteten." Laura konnte nicht verstehen, wie sie den letzten Satz so einfach und ohne Bedeutung hatte ausprechen können, obwohl sie bei der Nennung der eigentlich Tat so viel Scham verspürt hatte. Doch das war nun egal, denn ihre Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Adarys Gesicht bestand nämlich nur noch aus entgleisten Zügen, als er sich wieder setzte. Nun meldete sich auch Redstone wieder zu Wort, der wohl sehr zufrieden darüber war, die Aussage bekommen zu haben, die er hatte hören wollen. "Vielen Dank für Ihren Mut, Miss Laison ..." Sein Ton war so amüsiert, so dass Laura mit ihren Fingernägeln erneut ihre Wut an sich selbst, nämlich an ihren Handballen auslassen musste. "Wie konnten denn Ihre beiden Retter fliehen, um Sie aus dieser misslichen Lage befreien zu können?" "Dobby, der Hauself, hat sie aus ihrem Kerker befreit. Die drei haben dann nach mir gesucht und mich schließlich gerettet. Draco schlug Lucius mit seinem Gehstock nieder und wir schlichen uns nach oben und gingen dann schließlich in die Große Halle -" "- wo Sie ja schließlich, nachdem er wieder zu sich gekommen war, Lucius Malfoy mit ihrer Druidenmagie beinahe umgebracht haben. Erklären Sie uns bitte, was das für Symbole auf Ihrem Körper waren und was für eine Auswirkung Ihre Kräfte wirklich erzielen können", wurde sie von Zaubereiminister Fudge gebeten. Doch Laura schwieg, weswegen sie von ihm seltsam angesehen wurde. "Sie wird Ihnen darauf nicht antworten, Herr Minister", kommentierte Redstone, dessen kaltes Lächeln Laura gewidmet war, "sie antwortet nicht auf Fragen, die ihr unwürdig erscheinen, darauf zu antworten." "Da diese Frage, die sich auf ihre Herkunft und Magie bezieht, auch nicht wirklich was mit den Inhalten dieser Verhandlung zu tun hat, kann ich das auch sehr gut nachempfinden, Mr. Redstone", kam es nun von Mundungus, der wie Laura schon nun Bekanntschaft mit Redstones bösem Lächeln machte. "Wie Sie meinen, Mr. Fletcher ... Dann stellen Sie ihr doch eine passendere Frage." Mundungus knirschte kurz mit seinen alten Zähnen, unter denen einige sogar vergoldet waren und wandte sich Laura zu. "Miss Laison, hat der Unnennbare Mr. Malfoy den Auftrag gegeben, Sie zu töten und zu ... vergewaltigen?" "Es bestand der Auftrag, mich zu töten. Mich vergewaltigen wollte Malfoy jedoch nur aus eigenem Vergnügen. Er sagte mir zumindest nichts davon, dass dies ein Befehl des Dunklen Lords wäre", antwortete Laura. Dies war die letzte Antwort, die von Mrs. Womplish notiert wurde, denn im nächsten Moment forderte Fudge Laura dazu auf, wieder ihren Sitzplatz unter den Zuhörern aufzusuchen. Dieser Aufforderung ging sie auch eilig nach, denn sie wollte nicht noch länger dem stechenden Blick von Redstone ausgesetzt sein. Außerdem sollte Mariahs Verhör so schnell wie möglich beginnen, um ebenso schnell wieder zu enden. Als Laura bei ihrem Sitzplatz ankam und sich darauf niederließ, sah sie sofort zu ihrer besten Freundin, die sich noch immer in der schützenden Umarmung Harrys befand. "Miss Mariah Riddle, bitte in den Zeugenstand!" Die alten hölzernen Sitzbänke in jeder Reihe knarrten laut, als sich in diesem Moment jeder Einzelne zu der Aufgerufenen umdrehte. Harry glaubte, Mariah nun mit sanfter Gewalt von sich lösen zu müssen, doch zu seiner Überraschung befreite sie sich augenblicklich von selbst aus der Umarmung und erhob sich. Sofort sah Harry, wie heftig ihre Beine dabei zitterten und drückte noch einmal ihre kalte Hand, bevor sie sich in Bewegung setzte und die Stufen nach unten ging. Ihre Schritte begangen sicher und gleichmäßig, doch wurden sie plötzlich wieder langsamer, als sich Mariah noch einmal unsicher zu ihren Freunden umsah. Diese nickten ihr zuversichtlich zu, so dass es ihr etwas leichter ums Herz wurde. Sie wollte sich nun wieder umdrehen, um endlich ihren Befragern entgegenzutreten, doch plötzlich fiel ihr Blick dabei auf eine finstere Ecke des Gerichtssaals. Dort stand, an der Wand gelehnt, eine vermummte Person und als sie diese seltsame silberne Brosche an deren Umhang sah, erinnerte sie sich wieder an ihren mysteriösen Retter von vorhin und sofort machte sich wieder ein leichter dröhneneder Schmerz in ihrem Kopf breit. Obwohl sein Gesicht von der Umhangskapuze und der zarten Dunkelheit bedeckt war, spürte sie dort ein Augenpaar, welches fest auf sie gerichtet war... "Miss Riddle!", ertönte auf einmal die ungeduldige Stimme des Zaubereiministers, weswegen sich Mariah erschrocken umdrehte und erst jetzt wieder begriff, in welcher Situation sie sich befand. "Verzeihung", sagte sie verlegen und ging nun mit geröteten Wangen flink die letzten Stufen runter. Mit ängstlichen Augen betrachtete sie zuerst die schweren Ketten um den Stuhl, bevor sie sich auf diesem niederließ. Ein Zusammenzucken fast aller Beteiligten folgte, da die Ketten auf einmal in solcher einer Lautstärke zu rasseln begannen, wie sie es nur bei den potenziell gefährlichten Angeklagten getan hatten. Jedoch umschlangen sie Mariah nicht, was sie aber keineswegs ruhiger stimmte, denn der blanke Schreck war in ihren grauen Augen zu sehen, als die Ratsmitglieder in ihr Gesicht sahen. Sie erblickte Redstone, den sie schon jetzt so sehr fürchtete und schluckte, als sich ein triumphales Grinsen auf seinem Gesicht stahl. Mundungus wirkte äußerst nervös, Mrs. Womplish zückte erwartungsvoll ihre Feder und Miss Clutterbucks rosa Wangen nahmen ein auffälliges Rot an. Und auch Cornelius Fudges Gesicht zeigte eine gewisse Regung. "Miss Mariah Aurora Riddle", begann er, nachdem die Ketten endlich wieder reglos über den Stuhllehnen hingen, "Sie sind fünfzehn Jahre alt, gehen ab dem morgigen ersten September in die sechste Gryffindorklasse und leben seit zwei Monaten im Haus von Remus Lupin mit ihm selbst, Sirius Black und Harry Potter. Sind Ihre Fakten korrekt?" "J-ja", antwortete Mariah. "Sie sind auch die letzte Hauptzeugin und sind daher verpflichtet, auf alle Fragen, die Ihnen gestellt werden, wahrheitsgetreu zu antworten. Werden Sie ihrer Pflicht nachgehen?" "J-ja." "Würden Sie uns bitte Ihr Geburtsdatum nennen?" "Ähm, der einunddreizigste Oktober 1980", antwortete Mariah. Diese Information wurde sogleich in ihre Akten eingetragen. "Wie passend", meinte Redstone grinsend. "An Halloween und auch noch am Todestag der Potters ..." Mariah wusste nicht, wie sie auf diese seltsame Anspielung reagieren sollte und sah unsicher zu den restlichen Ratmitgliedern, von denen Miss Clutterbuck das Wort erhob. "Miss Riddle, Sie selbst haben sich vor etwa drei Monaten, an dem Tag, an dem der Unnennbare Hogwarts angriff, mit seiner persönlichen Aufforderung dazu bekannt, seine leibliche Tochter und Erbin zu sein. Entspricht dies wirklich der Wahrheit?" "Ja", antwortete Mariah und senkte etwas beschämt den Blick. "Können Sie uns etwas zu dem Tag Ihrer Geburt sagen?" Wie auch bei der Bemerkung betreffend ihres Geburtstages wusste Mariah auch diesmal nicht, was sie antworten sollte. "Ich ... ich wurde im ehemaligen Anwesen der Familie Voldemorts geboren. Danach kam ich direkt in seine Obhut, bis er ein Jahr später verschwand ..." "Und daraufhin wurden Sie von Regina und Raven Reason aufgezogen?" Mariah bejahte. "Hat Ihr Vater es so gewollt, dass sie Sie im Falle seines Ablebens bei sich aufnehmen würden?", fragte Mundungus. "Ich weiß es nicht. Sie haben zumindest nie etwas in dieser Hinsicht erwähnt. Jedoch ... machte Raven mir immer wieder klar, dass ich ihnen ... 'gehören' würde und so auch immer gehorchen sollte ..." Für einen kurzen Augenblick wagte Mariah es, zu der rechten Anklagebank und direkt in die dunklen Augen des Mannes zu sehen, der sie im jungen Alter gebrochen hatte. Sofort wandte sie sich wieder von ihm ab. Jedoch nicht aus Angst vor diesen grausamen kalten Augen, sondern wegen dem nahenden Gefühl der Rache und Genugtuung, welches das blasse und verängstigte Gesicht Ravens in ihr auszulösen vermochte. Dieses Gefühl war fast weitaus schrecklicher... "Sie haben also bis zu der Widerauferstehung des Unnennbaren bei den Reasons gelebt? Wie haben diese Sie behandelt?" Mariah presste ihre Ellenbogen gegen ihre Hüften und umfasste dabei schützend ihre Oberarme. "... Seit ich mich zurückerinnern kann, musste ich mit den Hauselfen im Haus arbeiten ... Als ich noch sehr klein war, dachte ich, es wäre völlig normal, als Kind hart zu arbeiten; ich kannte es ja nicht anders. Jedoch ... ab einem bestimmten Tag wurde auch mir klar ... dass ich nicht unter normalen Umständen lebte ..." "Sie reden sicher von dem Tag, von dem Ihre Freundin Miss Laison sprach, oder?" Langsam sah Mariah zu Redstone, nachdem er dies gesagt hatte. "Von dem Tag, an dem Raven Reason Ihnen Ihre Unschuld raubte ...", setzte dieser mit weicher Stimme fort. Mariahs Finger umklammerten ihre Oberarme nun wie feste Zangen und sie begann leicht zu zittern. "Ja ...", erwiderte sie. "Hat er -" "Wollen Sie, dass wir die Angeklagten rausschicken, Miss Riddle?", wurde Redstone auf einmal von Mundungus unterbrochen. Dafür erntete er nun viele überraschte und teils auch erschrockene Blicke. Auch Mariah war nun völlig verwundert. "Ähm ..." "Warum, Mr. Fletcher, bieten Sie der Zeugin an, die Angeklagten rauszuschicken?", erkundigte sich Redstone, der Mundungus sehr gefährlich, beinahe zornig ansah, da dieser es gewagt hatte, ihn zu unterbrechen. "Damit sie ohne Angst und vor allem in allen Einzelheiten aussagen kann, ohne, dass seitens der Angeklagten irgendwelche Bemerkungen oder sonstige Einflüsse auf sie treffen", begründete Mundungus mit ruhiger Stimme sein Vorhaben. "Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendeiner der Angeklagten sich bis jetzt bezüglich Miss Riddles Aussagen geäußert hat. Daher sehe ich es auch nicht ein, diesen Saal um irgendeine anwesende Person zu leeren." "Nun ja", mischte sich nun Miss Clutterbuck mit ihrer schüchternen Art ein, "ich teile Mr. Fletchers Meinung in der Hinsicht, dass die Zeugin durch die ihr bedrohliche Anwesenheit der Angeklagten sicherlich stark in ihrer Aussage beeinflusst ist und wird." Redstone tracktierte die junge Frau mit einem bösen Blick, wodurch sie abrupt etwas blasser um die Stupsnase wurde. Nun gab auch Mrs. Womplish ihre Meinung in einem gelangweilten Ton ab: "Ich meine dazu, wir sollten die Verhandlung wieder fortsetzen. Sollten die Angeklagten die Zeugin in irgendeiner Art massiv beeinflussen, werden sie aus der Verhandlung entlassen." Damit schienen Fudge und auch die Ratsmitglieder zufrieden zu sein, denn nun wandten sie sich wieder Mariah zu, die der Diskussion nur mit einem unsicheren Blick beigewohnt hatte. "Miss Riddle", begann Redstone erneut, "Hat Mr. Reason Sie öfters missbraucht?" "J-ja ... Pro Woche kam er mindestens viermal in mein Zimmer ... und hat es erst im Morgengrauen verlassen ..." "Sind Sie fähig, uns zu schildern, was er in diesen Stunden alles mit Ihnen angestellt hat?", fragte Miss Clutterbuck behutsam. Mariah kamen nun langsam die Tränen, doch sie verhinderte mit viel Beherrschung, dass diese den Weg über ihre glühenden Wangen fanden. Sie wollte es durchstehen und vor allem ohne zu weinen. Mit einem knappen Nicken antwortete sie: "Zuerst ... kam er nur rein ... und vergewaltigte mich ... Doch ... nach ungefähr zwei Wochen zwang er mich ... selbst aktiv zu werden ..." "Zwang ... Hat er Sie mit dem Imperius dazu gezwungen?", wollte Mundungus wissen. "Ja ... doch bald reichte ihm das nicht mehr ... Ich sollte es von mich aus tun und dazu brachte er mich schließlich mit der Anwendung des Cruciatus ..." "Zu was genau hat er sie gezwungen?" 'Warum will er das hören?', dachte Mariah verzweifelt, nachdem Redstone diese Frage gestellt hatte. 'Reicht ihm nicht meine Aussage, dass es passiert ist? Ist es nicht egal, wie es war?!' "Ich ... ich sollte ihn mit ... meinem Mund verwöhnen ..." Jetzt musste Mariah ihre Augen zukneifen, um ihre Tränen zurückzuhalten, da dies mit eiserner Beherrschung nun nicht mehr möglich war. Sie wunderte sich über diese Totenstille um sie herum, denn niemand hinter ihr wagte es zu tuscheln oder sich sonst irgendwie mit dem Banknachbarn auszutauschen. Doch dies wäre ihr, so wurde es Mariah augenblicklich klar, viel lieber gewesen, als diese grausige Stille. Zugleich kam auch ein gewaltiger Brechreiz in ihr hoch, als sie sich an diese widerlichen Momente erinnerte, von denen sie soeben erzählte. Sie hörte beiläufig, wie Mundungus sich räusperte und auch seine nächste Frage stellte: "Hat ... Mrs. Reason sie ebenfalls in irgendeiner Weise misshandelt?" "Ich ... nun ja, sie hat mich, wie auch Raven, geschlagen, wenn ich angeblich frech wurde ..." "Hat sie auch nichts gegen die Vergewaltigungen unternommen?" "... Sie hat zwar nie etwas dagegen getan oder gesagt, aber mir schien es immer so zu sein, dass sie es nicht wollte ... Ich vermute, sie war eifersüchtig, da sich ihr Mann lieber mit mir ... 'befasste' als mit ihr ..." Aus irgendeinem Grund befiel Mariah nun das Bedürfnis in das Gesicht dieser Frau zu sehen und als sie dies auch tat, entdeckte sie da nur ein gedemütigtes Häufchen Elend. "Und Raven Reason hat Sie an andere Leute für Geld verliehen?", fragte Redstone. "... Ja." "Wann und an wen zum ersten Mal?" "... Als ich sieben war ... es war ... irgendjemand, der Menson oder Mensen hieß ..." "Menkson. Er wurde von Auroren getötet", las Mrs. Womplish von einer Liste mit vielen Namen vor. "Ja, Menkson hieß er", bestätigte Mariah, "Er war ein enger Bekannter von Raven." "Was hat er mit Ihnen gemacht?", wollte Redstone erneut wissen. "Kaum etwas anderes als Raven", wimmelte Mariah ab. "Wie viel hat er für Sie bezahlt?" "Keine Ahnung", meinte Mariah und ehrlich gesagt war es ihr auch egal, wie viel Geld man dafür bezahlt hatte, um sie quälen zu dürfen. "An wen hat Mr. Reason Sie noch verliehen?", fragte Mundungus. Mariahs ängstlicher Blick huschte flüchtig zu ihren Peinigern, welche ebenfalls unruhig zu ihr sahen. "I-ich weiß nicht - Ich - ich kann mich auch nicht an alle erinnern -", stotterte Mariah und sah krampfhaft auf den Boden. "Nennen Sie bitte diejenigen, an die Sie sich erinnern können", wurde sie von Mundungus gebeten, "Keiner hier wird Ihnen was tun." Mariah nickte einsichtig und begann, ohne ihren Blick vom Steinboden zu nehmen, die Namen aufzuzählen, die ihr am besten in Erinnerung geblieben waren: "Nott ... Goyle ... Avery ... Flint -" In diesem Moment ertönte ein lautes Klatschen und alle Blicke wanderten blitzschnell zur rechten Tribüne, wo sich Flints wütende Ehefrau soeben neben ihrem Mann erhoben hatte. Auf seiner fahlen Wange war eine rötliche Färbung zu sehen. "Du mieses Schwein!", wurde er von seiner Frau angefaucht. "Wie kontest du -" Doch augenblicklich wurde sie von einem der Auroren mit einem Schockzauber belegt und sie blieb mitten in ihrer Beschimpfung stumm und unbeweglich. Fudge bedankte sich für die schnelle Reaktion des Aurors und bat Mariah darum, fortzufahren. Diese zählte aber nur noch fast Namen von Todessern auf, welche entweder bereits in Azkaban saßen, von Auroren getötet wurden oder gar nicht bei dieser Verhandlung anwesend waren. "Und Miss Lara Laison hat Sie also eines Tages vor Aron Nott gerettet und zu sich genommen?" Mariah nickte auf Redstones Frage. "Haben Sie das nicht als seltsam empfunden, dass eine fremde Frau sie plötzlich wie eine Mutter umsorgt?" "Ich war überrascht ... aber ich war wohl zu glücklich, um mir großartig einen Kopf zu machen. Lara hat mich so oft, wie sie konnte, zu sich genommen, hat sich um mich gekümmert und mir vieles beigebracht", erzählte Mariah. "Miss Riddle", sagte Miss Clutterbuck, "Haben auch Sie den Feierlichkeiten der Todesser mit den Reasons beigewohnt?" "Ja ... dort wurde ich sozusagen zur Schau gestellt ... wie auch all die anderen ...", murmelte Mariah mit belegter Stimme. "Die anderen? Wen meinen Sie damit?", fragte Fudge mit gerunzelter Stirn. "Die Kindersklaven der Todesser ..." Es folgte eine kurze Stille, als Mrs. Womplish auf einmal wie verrückt in ihren Aufzeichnungen rumwühlte, dabei ein Stück Pergament aus dem Stapel vor ihr fischte und es an Redstone überreichte, der sich nun inzwischen zu Mariahs Schreck erhoben hatte. Redstone warf einen kurzen Blick auf das Pergament und ließ diesen folgend auf Mariah verweilen. "Reden Sie von den so genannten 'Lämmern'?", fragte er. Mariah nickte zurückhaltend. "Lämmer?", flüsterte Ron unwissend. Harry, der inzwischen wie alle anderen ebenfalls wie gebannt das Verhör mitverfolgt und dabei alle möglichen Empfindungen durchgemacht hatte, war nun auch mehr als verwirrt. Ron und er sahen abrupt zu Sirius, der ihnen leise eine Antwort gab. "Als Lämmer werden Kinder bezeichnet, welche von Todessern als Sklaven gehalten werden. Diese Kinder haben sie entweder aus Muggel- oder Zauberer - vor allem Aurorenfamilien verschleppt. Bei einem Angriff auf einer Todesserfeier wurden viele dieser Kinder dort gefunden. Jedes von ihnen besaß an irgendeiner Stelle des Körpers ein Zeichen in der Form eines Lammkopfes. Daher nennt man sie Lämmer. Das Zeichen soll angeblich das Symbol der vollkommenen Unterwerfung sein." "Wie ein Brandmerkmal bei einem Stück Vieh", wisperte Hermione, bei der mittlerweile unzählige Tränen geflossen waren. Harry nahm tröstend ihre Hand und bemerkte dabei nicht den finsteren Blick Rons, der auf die beiden gerichtet war... "Nun fragen wir auch Sie, Miss Riddle, können sie uns etwas über den neunten September 1985 erzählen?", bat Miss Clutterbuck. Mariah ging in sich. "Nun ja ... An diesem Tag war wohl wieder so eine Feier, wenn Sie darauf ansprechen ..." "Ja, an diesem Tag gab es so eine Feier, die aber von Auroren des Ministeriums gestürmt wurde. Waren Sie dabei?" "Ich glaube ja ...", versuchte Mariah sich daran zu erinnern, "Ja, alles war wie immer ... Die Gäste liefen mit den Lämmern rum und präsentierten sie stolz und ... auf einmal schmetterte die Tür auf und fremde Männer schossen auf sie los ... Sie trafen die Lämmer und diese fielen tot zu Boden ..." "Was haben Sie getan?" "Raven nahm mich an die Hand und zerrte mich zum Hintereingang hinaus, wo er dann mit mir apparierte." "Mehr können Sie uns nicht zu diesem Tag sagen?" "Nein, tut mir Leid. Es ist ja auch mehr als zehn Jahre her ..." "Dann erzählen Sie uns doch, was genau mit den Lämmern gemacht wurde auf solchen Feiern", forderte Redstone auf, der seinen Platz noch immer nicht wieder eingenommen hatte. Mariahs musste bei ihren Erinnerungen leise schlucken, wobei sie mit ihrer einen Hand dabei zum Ansatz ihres Halses wanderte. "Sie ... wir wurden in die schönsten Kleider gesteckt und wie teuere Puppen vorgeführt ... Und wenn ... ein paar Stunden vergangen sind und die Erwachsenen schon angetrunken waren ... da hat sich so mancher schon an Ort und Stelle geholt, wofür er bezahlt hatte ... Einmal ... da war ein Mädchen ... Sie war die Älteste von uns allen und kümmerte sich auf solchen Treffen etwas um uns, wenn sie konnte. Diese Treffen waren die einzigen Momente, wo wir uns alle sahen ... Jedenfalls ... sollte sie an einem Abend ihren Käufer vor allen anderen ... mit dem Mund befriedigen ... doch sie weigerte sich und ihr ... 'Herr' hat ihr sofort die Kehle durchgeschhnitten ..." Nun konnte Mariah es nicht mehr verhindern; sie weinte. Trauer und Wut überkamen sie und gaben ihren aufgewühlten Gefühlen den letzten Schub. Sie erschrak leicht, als auf einmal ein Taschentuch vor ihr auftauchte und auf ihrem Schoß landete. Wie aus Reflex sah sie auf zu Mundungus, dessen Zauberstab in der Hand zart leuchtete. Mariah dankte ihm mit einem zögerlichen Lächeln und wischte sich mit dem Taschentuch die Wangen trocken. "Wer war es, Miss Riddle?", fragte Mundungus mit behutsamer Stimme. Mariah wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch plötzlich stockte sie. Sie wusste es nicht. Obwohl sie diese widerliche Hinrichtung noch so gut vor Augen hatte, als wäre sie soeben erst geschehen, wusste sie es nicht. Und je mehr sie sich zu erinnern versuchte, desto stärker wurde der Schmerz in ihrem Kopf, der seit dem Vorfall in der Eingangshalle nicht verflogen war. "Ich weiß es nicht", gestand sie. Die Ratmitglieder tauschten sich nun verwunderte Blicke aus. Doch Redstone starrte Mariah wie schon die ganze Zeit lang eindringlich an. "Könnte es sein, dass dieser Mann nicht mehr lebt?", fragte er ruhig. Nun hielt sich Mariah den Kopf. "Es könnte sein", antwortete sie knapp. Auf einmal erklang auf beiden Tribünen der Angeklagten ein lautes Flüstern. "Ruhe!", rief der Kobold und das Flüstern endete abrupt. Mariah, die nun sehr unsicher wegen dem Geflüster links und rechts von ihr war, sah nun in Redstones ergründende Augen, die ihr mit seinen Schritten langsam näher kamen. "Kommen wir ... nun doch zu Ihrem Vater, Miss Riddle ... Was haben Sie vor seiner Wiederauferstehung über ihn erfahren?" "Ich ... eigentlich habe ich immer nur flüchtig die Bezeichnung 'Dunkler Lord' im Haus der Reasons gehört ... Erst durch Lara erfuhr ich, wer der Dunkle Lord war ... und was ich mit ihm zu tun hatte ..." "Wie haben Sie denn darauf reagiert, dass Sie die Tochter des gefährlichsten Zauberers seit Grindelwald sind?" "Ich ..." "Haben Sie sich gewünscht, dass er zurückkehren würde, um Sie aus ihrem grausamen Leben zu befreien?" "Ich .. ja das habe ich ..." "Obwohl er Tausende von Muggeln, Hexen und Zauberer auf dem Gewissen hat?", fragte Redstone im verächtlichen Ton. "Nein - doch - ich ... ich hoffte einfach, er würde nicht so sein, sollte er wieder zurückkehren ... Raven und seine Bekannten meinten immer wieder, er würde nie wieder zurückkehren ... Doch Lara meinte immer das Gegenteil ... dass er Macht genug hätte, zurückzukehren, da er selbst als toter Zauberer genug Macht hätte ..." "Hat auch Ihr Mal gebrannt, als der Unnennbare alles in die Wege leitete, um zurückzukehren?" "Ja ... Auch bei Raven und Regina ... In der Zeit nahmen sie sich auch sehr zurück, mir irgendwas anzutun ..." "Wie war denn schließlich Ihre erste Begegnung mit Ihrem Vater?", fragte Fudge hochinteressiert. Mariah schloss kurz die Augen, um sich an diesen Tag zu erinnern, der ihr Leben, wie auch die Begegnung mit Laura und ihrer Mutter, drastisch verändert hatte... Rückblick am 24. Juni 1995: "Aaaah!" Schreiend ließ Mariah das Tablett mit der warmen Suppe fallen und stürzte zu Boden. Dabei besuddelte die heiße und fettige Flüssigkeit das rosa Rüschenkleid, welches sie an diesem Abend trug. Doch viel mehr kümmerte sie ihr linker Unterarm, der so schmerzvoll brannte, als hätte sie diesen in ein Flammenmeer getaucht. "Du dummes, verschlamptes Gör! Sieh an, was du - Arrgh!" Denselben Schmerz verspürte nun auch Raven Reason, der somit seinen linken Unterarm krampfhaft umfasste und sich auf seinem Stuhl am großen Esstisch vor Pein wandte. Auch seine Frau Regina Reason schrie vor Schmerzen und als sie sich erheben wollte, stürzte sie neben Mariah direkt zu Boden. "Er ist zurück, Raven! Der Dunkle Lord ist zurück!", schrie die Frau panisch. Obwohl die Schmerzen beinahe alle ihre Sinne lähmten, horchte Mariah verwundert auf. Der Dunkle Lord war zurück? Ihr leiblicher Vater, von dem es immer hieß, er wäre vollständig von einem kleinen Jungen namens Harry Potter besiegt worden? "Red keinen Unsinn!", keifte Raven seine Frau an. "Aber unsere Male!! Und sogar ihres -" Mit diesen Worten packte sie Mariahs linken Unterram und streckte ihn ihrem Mann entgegen. Angewidert, starrte er auf das Dunkle Mal, welches wie auch seins feuerrot leuchtete. "Er ist zurück, Raven!", wiederholte Regina und begann zu schluchzen und zu weinen. "Er wird uns umbringen für all das, was wir mit ihr gemacht haben! Er wird uns -" "Halt endlich den Mund und lass mich nachdenken!" Doch die Schmerzen in seinem Unterarm, die immer unerträglicher wurden und das laute Wimmern von Mariah und Regina ließen ihm kaum diese Gelegenheit. "Er ruft uns", wisperte Regina, "Bitte, Raven, folge dem Ruf ... Er wird uns sowieso finden, egal wie lange wir uns verstecken ... Wir haben seine Tochter und er wird nicht eher ruhen, bis er sie bei sich hat ... Oh bitte, ziehe nicht noch mehr von seinem Zorn auf uns, ich bitte dich!" Raven sah sie nachdenklich an und nach einigen ruhigen Sekunden erhob er sich taumelnd und verließ für kurze Zeit den Saal. Als er wieder zurückkam, trug er einen schwarzen Umhang und hatte eine seltsame weiße Maske in der Hand. "Bringe sie in ihr Zimmer und krümme ihr kein Haar", ordnete er an und setzte sich die Maske auf. "Bitte sei vorsichtig, Liebling", sagte Regina, doch Raven war bereits disappariert. Regina schluchzte noch einmal herzergreifend, bevor sie sich zu Mariah umdrehte, die noch immer inmitten der verschütteten Suppe und mit schmerzendem Unterarm hockte. "Steh auf", wurde sie von Regina so nett wie noch nie aufgefordert, weswegen sie sich sofort erhob. Daraufhin geleitete sie Mariah zum Badezimmer, wo sich das vierzehnjährige Mädchen wusch, und dann in ihr kerkerartiges Zimmer. "Leg dich hin und schlaf", sagte Regina nur und verschloss magisch die Tür. Vor dieser blieb Mariah unzählige Minuten unschlüssig stehen und versuchte zu begreifen, was da im Speisesaal passiert war. Auch bemerkte sie nach einer Weile, dass der Schmerz in ihrem Unterarm immer mehr nachließ, jedoch nicht völlig verschwand. Langsam drehte sie sich von der Tür weg und krabbelte auf ihr Bett. Während sie sich in das dünne Laken kuschelte, starrte sie zu dem winzigen vergitterten Fenster hinaus zu dem Vollmond. Ihr Herz klopfte vor Aufregung und hinderte sie vorerst am Einschlafen. Ihr Vater war zurück... Zumindest hatten dies Raven und Regina behauptet, und selbst Raven, der allein eine Überlegung darüber ständig abgewiesen hatte, sah dies wohl so. Wohin war er sonst appariert, wenn nicht zu ihm? Auch hatten ihre Male fast ein ganzes Jahr lang geschmerzt, doch nie war es so schrecklich gewesen wie an diesem Abend... Erst jetzt begriff Mariah wirklich, was all dies zu bedeuten hatte. Wenn ihr Vater tatsächlich wieder da war ... würde er sie dann nicht zu sich nehmen? Weg von den Reasons? Weg von all den Qualen und Demütigungen? Doch würde sie bei ihm vielleicht genau so ein Leben verbringen wie bei den Reasons? Nach Laras vielen Erzählungen von ihm vor seinem angeblichen Untergang konnte dies nur so sein. Während sie über all diese Dinge nachdachte, fiel sie in einen leichten Schlaf, aus dem sie schon nach wenigen Stunden wieder geweckt wurde... "Wach auf!" Mariah blinzelte benommen und öffnete ihre Augen. Sofort schreckte sie zurück, als sie in die ihr so vertrauten dunklen Augen Ravens sah und rutschte mit ihrem Rücken an die Wand am Kopfende ihres Bettes. "Zieh das an!", blaffte er und warf ihr ein schwarzes, langes Kleid aufs Bett. "In einer Viertelstunde sehe dich in der Eingangshalle!" Damit verließ er mit eiligen Schritten das Zimmer. Mariah starrte auf das Kleid auf ihrem Bett und mit einem Blick hinaus aus dem Fenster stellte sie fest, dass die Nacht noch nicht vorbei war. Sie stand eilig auf und schlüpfte in das Kleid, welches sehr eng an ihrem jungen Körper anlag. Sie verlor keine Zeit und rannte nach oben direkt in die Eingangshalle. Dort warteten Raven und Regina auf sie. Regina trug nun auch eine weiße Maske und einen langen, schwarzen Umhang. "Komm", sagte sie und schob Mariah mit sanfter Gewalt durch die große Tür raus in den Garten. Dort umfassten ihre Adoptiveltern ihre Arme und schon fühlte Mariah dieses bekannte Ziehen in ihrem Bauchnabel. Der Garten um sie herum verschwand in einem riesigen Farbstrudel und nach wenigen Sekunden verdunkelte sich alles immer mehr, bis sie sich wieder auf festem Boden befanden. Mariah sah sich völlig verunsichert um, als ihr klar wurde, dass sie sich auf einem Friedhof befanden. Auf diesem waren mehrere Grabsteine beschädigt oder vollkommen zerstört. Inmitten der Trümmer befand sich außerdem ein umgestoßener Kessel und rundherum lagen die steinernden Flügel eines riesigen Marmorengels, dessen gesamtes Antlitz schrecklich entstellt war. "Wo sind wir?", wagte Mariah zu fragen. Normalerweise stand es ihr nicht zu, einfach zu sprechen und schon gar nicht, irgendwelche Fragen zu stellen. Jedoch folgte statt einer Beschimpfung eine Antwort. "Little Hangleton; der Geburtsort des Dunklen Lords. Er wünscht, dich zu sehen." Abrupt schnellten Mariahs ungläubge Augen zu Raven und erst jetzt bemerkte sie die vielen Schnittwunden und Hämatome in seinem langen Gesicht. Auch fiel ihr erst jetzt sein zerrissener Umhang ins Auge. "Los, der Dunkle Lord wartet nicht gerne", meinte Raven und setzte sich seine weiße Maske auf. Gemeinsam schritten sie durch den modrig riechenden Friedhof und als langsam die Sonne aufging, standen sie vor dem zweistöckigen großen Haus, das Mariah schon vom Friedhof aus auf einem Hügel erblickt hatte. Raven klopfte laut gegen die alte Tür, die dadurch heftig erzitterte und ein pummliger Mann mit einer silbernen Hand öffnete sie. "Oh", ertönte es kratzig aus seiner Kehle, als er Mariah erblickte. Auch nahm er sich Zeit, sie genauestens zu begutachten. "Lass uns rein, Pettigrew! Sonst erfährt der Meister, dass du uns hier aufgehalten hast!", zischte Raven voller Ungeduld und sofort wurden sie von Peter Pettigrew eingelassen und nach oben geführt. Innerhalb des Hauses war praktisch alles verfallen. Die wenigen Möbel waren von einer dicken Staubschicht bedeckt und von Termiten und Motten zerfressen. Im oberen Stock gingen sie einen langen Flur mit sehr vielen Türen entlang. Vor einer von diesen blieben sie letztendlich stehen. In genau diesem Moment befiel Mariah der starke Drang, so schnell wie möglich wegzulaufen und dieses Haus zu verlassen. Laras Stimme, die in ihrem Kopf ertönte, sprach vergangene Worte aus: 'Er hat unzählige Muggel, Zauberer und Hexen getötet ... Nur wegen einem Fehler hat er seine Untergebenen gefoltert und beseitigt ... Auch deine Mutter hat er getötet ...' Doch zugleich empfand sie unbändige Neugier und die fast schon naive Hoffnung, hinter dieser Tür würde ein Vater auf sie warten, der sie nach so langen Jahren der Trennung in seine Arme nehmen und sie von den Reasons wegholen würde. Ohne, dass einer ihrer drei Begleiter die Klinke berührte, öffnete sich die Tür langsam und mit einem lauten Knarren. Sie traten in einen Raum ein, der von dem Licht der aufgehenden Sonne, welche durch ein riesiges Fenster hinein schien, durchflutet war. Um sie herum standen maskierte Personen, zu denen sich auch sofort die Reasons und Pettigrew gesellten. Mariah blickte nach vorn und direkt auf eine vermummte Gestalt, auf die mittlerweile alle Augen gerichtet waren. Sie saß auf einem großen Stuhl, der einem Thron gleich war. Die Gestalt strich zart über ihren linken Unterarm und augenblicklich krampfte sich Mariah zusammen, als auf ihrem ein unsagbarer Schmerz entflammte. Von den Leuten um sie herum ertönte ein einstimmiges Keuchen und Wimmern. Ein lautes Zischen ließ Mariah erzittern und mit vor Schmerz tränenden Augen sah sie wieder nach vorne. "Tritt näher", wies sie sie an mit einer Stimme, die dem Zischen einer Schlange ähnelte. Mariah schluckte laut vor Angst und wollte der Anweisung nachgehen, doch ihre Beine zitterten so stark, so dass ihr dies erst nach einigen Versuchen gelang und sie sich ihrem Gegenüber um fünf Schritte näherte. "Noch näher", ertönte es unter dem schwarzen Gewand, welches die Gestalt verhüllte. Mariah gehorchte und somit trennte sie kaum noch ein Meter von dem Thron, von welchem sich das zischelnde Etwas auf einmal erhob und leicht die Arme ausbreitete. "Ah ... du, meine einzige Erbin Mariah Aurora hast tatsächlich die Jahre meiner Abwesenheit überlebt ..." Mariah erzitterte heftig. Nun war es also sicher. Sie stand wahrlich vor ihrem Vater. Er war wirklich zurück. "Und doch", fuhr er leise fort, "bin ich enttäuscht darüber, was ich hier sehe ..." Mariah hütete sich nun davor, sich zu bewegen, als ihr Vater die seltsame langfingrige Hand nach ihr ausstreckte und so unglaublich liebevoll über ihre blasse und doch heiße Wange strich. "... Ich hatte gehofft, ich müsste nicht noch einmal in genau dieses Gesicht blicken ..." Er zog seine Hand wieder zurück und schwieg für wenige Sekunden, als würde er nachdenken. "Doch du wünschst, mein Gesicht zu sehen, oder nicht?" Verwirrt darüber, dass er soeben ihre Gedanken ausgesprochen hatte, nickte Mariah zaghaft. Erwartungsvoll, sah sie zu ihm auf, als er quälend langsam die Kapuze seines Umhangs runterzog. Ein Aufschrei des Entsetzens entfiel ihr bei dem Anblick, der sich ihr nun darbot. Mit aufgerissenen Augen starrte sie in ein weißes Gesicht, dessen Nase nur aus zwei schmalen Schlitzen bestand und in rot glühende Augen, welche das zurückgeschreckte Mädchen fixerten. Mariah konnte es nicht glauben. 'Das' sollte ihr Vater sein? Dieses 'Etwas', was äußerlich und nach den Dingen, die sie von ihm gehört hatte auch seelisch nichts Menschliches besaß, sollte ihr Vater sein? Sie stolperte zurück, als er erneut seine Hände hob und ihr Gesicht umfasste. Auch dieses Mal war diese Berührung sanft und vorsichtig. "Du hast Angst vor mir ...", flüsterte er. Diese Worte kamen jedoch, so vernahmen es Mariahs Ohren zumindest, ohne Bedauern über die weißen, schmalen Lippen. Eine Eiseskälte erfüllte sie und verstärkte das Zittern, als ihr Vater anfing zu lächeln. Doch das Lächeln war weder liebevoll noch fürsorglich, sondern boshaft. "Das solltest du auch", fuhr er fort, "Denn jeder soll Lord Voldemort fürchten ... auch du ..." Spätestens jetzt war Mariah nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu erwidern. Das Fünkchen Hoffnung, welches noch wie eine Blume vor der Tür geblüht hatte, war nun verwelkt. Sie war in einem weiteren Alptraum gefangen, bevor sie aus ihrem alten überhaupt aufgewacht war. So vollkommen vor den Kopf gestoßen und versunken in ihrer aufkeimenden Verzweiflung, bemerkte sie nicht, wie ihr Vater Lord Voldemort sie genaustens von Kopf bis Fuß hin musterte. Doch seine plötzlich laute Stimme zog wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn. "REASON!" Noch nie hatte Mariah ihren Adoptivvater wimmern hören, noch nie war ihr dieser Moment der Genugtuung, dass diesmal er sich vor etwas fürchtete, vergönnt gewesen. Doch nun wurde sie Zeuge bei so einer Situation, in der sich Raven und seine Frau mit schlotternden Leibern und haspelnden Stimmen zu ihrem Meister begaben. "Sagt wir sofort, warum meine Erbin - mein Eigentum - 'dieses' Zeichen auf ihrem Körper trägt!", donnerte der Dunkle Lord drauf los und streckte einen seiner langen Zeigefinger der erschrockenen Mariah entgegen. 'Welches Zeichen?', fragte sie sich. 'Meint er etwa ... Aber wie konnte er es sehen?' "M-Meister -", stotterte Raven, während Regina an seiner Seite zu weinen begann. "Was erlaubt ihr euch, sie zu eurem Eigentum zu machen?! Mein Eigen Fleisch und Blut zu beschmutzen?!! CRUCIO!!" Mariah sprang zur Seite, als das Ehepaar schreiend neben ihr zu Boden fiel und sich vor Qualen krümmte. Diese Qualen konnte sie sich nur allzu gut ausmalen, da dieser Fluch schon so oft auf sie gehetzt worden war... Die beiden Gefolterten schrieen sich die Seele aus dem Leib und ihre Gesichter waren schon bald ziegelrot und hässlich verzehrt. Ein Gefühl überfiel Mariah wie ein Rausch, welches als Genugtuung und Rache am oberflächlichsten zu bezeichnen wäre. Es erfüllte sie mit Freude, über diesen beiden Menschen zu stehen, die ihr immer das Gefühl gegeben hatten, das minderwertigste Wesen auf der gesamten, ihr allzu beschränkt bekannten Welt zu sein. Je höher die Schreie wurden und nach Erlösung flehten, desto mehr hoben sich die zugleich zitternden Mundwinkel des Mädchens zu einem zufriedenen Lächeln. "Es gefällt dir, nicht wahr?" Sofort verschwand das Lächeln, als sie die zischelnde Stimme ihres Vaters wahrnahm, der sie die ganze Zeit beobachtete hatte. Mit dem Verschwinden des Genusses der Folter, waren auch ihre grauen Augen zu ihm gehuscht und erkannten dasselbe boshafte Lächeln von vor wenigen Minuten. "Du liebst es, sie leiden zu sehen", sagte er und ging auf sie zu. Noch immer standen die Reasons unter dem Folterfluch und inzwischen hatten sie sogar keine Kraft mehr zu schreien. "Soll ich aufhören und den Fluch von ihnen nehmen? Oder willst du es gar ... vollenden?" Mariah starrte ihn einfach nur an. Er wollte sie allen Ernstes über das Leben von zwei Menschen entscheiden lassen? Ihr Wort sollte bestimmen, ob sie unter dem Cruciatus bis zum Wahnsinn oder gar Tod weiter leiden sollten? Und schlussendlich auch noch von ihr 'erlöst' werden? Noch einmal sah sie zu Raven und Regina Reason, die direkt vor ihren Füßen lagen und sich weiter wandten vor Schmerzen. Ab hier konnte selbst Mariah nicht mehr wissen, was sie im Moment durchmachten, denn nie hatte jemand sie selbst so lange verflucht. Sie suchte in ihrem Inneren nach diesem seltsamen neuen Gefühl, welches sie soeben heimgesucht hatte, doch fand sie nur noch Mitleid und Unsicherheit vor. Sie kniff ihre Augen zusammen und drehte sich weg. Sie konnte das nicht. Sie konnte nicht so eine Entscheidung treffen. Egal, was man ihr angetan hatte, das konnte sie einfach nicht. Sie zuckte heftig zusammen, als ihr Vater ein lautes Zischen von sich gab und erneut das Wort 'Crucio' ausstieß. Es folgte fast eine Minute, in der nichts als Stille herrschte, doch dann ertönte das leise gequälte Schluchzen und Ächzen der bestraften Todesser. Mariah wagte es nicht, sich umzudrehen. Einerseits aus Angst vor dem Wiederaufkeimen des Rachegefühls, andererseits aus Furcht vor ihrem Vater, dessen kalte Hand sie im nächsten Moment auf ihrer Schulter spürte. "Du wirst schon noch lernen, diejenigen zu bestrafen, die es verdienen", flüsterte er, "... als meine Erbin wirst du durch mich den Tod beherrschen und die Gnade in deinem Herzen ersticken ... Du wirst deinem Schicksal folgen ..." Mariah senkte den Kopf und Tränen liefen über ihre Wangen. Ende vom Rückblick "Was passierte dann in den folgenden Tagen?", fragte Mundungus. "Es wurden weitere Treffen abgehalten und bei jedem sollte ich dabei sein. Ich sollte meine ... 'Untergebenen' allesamt kennen lernen und sie mich. Immer wenn einer von ihnen bestraft werden sollte, fragte er zuerst mich, ob ich die Strafe nicht ausführen wolle ..." "Haben Sie das Angebot auch einmal angenommen?" "Nein, nie!", antwortete Mariah hastig auf Redstones Frage. "Aber damit haben Sie sich Ihrem Vater doch zugleich widersetzt", meinte er. "Voldemort hat mich nie dazu gezwungen, die Unverzeihlichen Flüche anzuwenden, jedoch ließ er es mich schon spüren, wenn er es nicht guthieß. Er wurde auch immer ungeduldiger, da ich einfach keine Gewalt bei den Todessern einsetzen wollte." Daraufhin blieb Redstones nun sehr eindringlicher Blick lange an ihr haften. Davon wurde sie jedoch durch Mundungus' nächste Frage abgelenkt. "Miss Laison hat uns ja bereits Ihre gemeinsame Flucht ausreichend geschildert. Könnten Sie uns vielleicht Ihre eigenen Beweggründe nennen, warum Sie nach Hogwarts flüchteten?" "Wie Laura schon sagte ... wir wollten einen Weg finden, Voldemort für immer zu besiegen ..." "Und diesen Weg hofften Sie in Hogwarts zu finden?" "Ja ... Da er auch dort Schüler war und somit einen Großteil seiner Macht aus seinem dort erlangtem Wissen bezog. Zum anderen auch war Hogwarts für uns der beste Schutz, da Albus Dumbledore ja bekanntlich immer einzig derjenige war, vor dem Voldemort sich fürchtete. Und auch ..." Mariah ließ nun eine beträchtliche Pause folgen, bis Redstone mit einem hämischen Unterton ihren Satz beendete: "... weil Harry Potter dort war." Die junge Gryffindor sah wieder zu ihm, wirkte nach diesen Worten jedoch so seltsam ruhig und gefasst. "Ja ...", gestand sie, "... auch wegen Harry Potter." Unzählige Augenpaare wanderten zu Harry, doch er sah einzig mit ruhigem Blick nach unten zu Mariah. Wohl kaum einer hätte es für möglich gehalten, Redstones Grinsen könnte noch breiter werden, doch genau dies geschah nach Mariahs Worten. "Ach", sagte er, "Harry Potter war ebenso ein Grund, nach Hogwarts zu gehen?" Den größten Mut, den Mariah während ihrem gesamten Verhör aufbrachte, zeigte sich in ihrem nun dunkler werdenden Blick und ihrer scharfen Stimme, als sie antwortete: "Ja, war er. Jedoch nicht, um ihn angeblich im Auftrag von Voldemort um den Finger zu wickeln und dann zu töten." Redstones Grinsen nahm nun ein wenig an Überheblichkeit ab, verblieb jedoch auf dem Gesicht des Ratmitglieds. "So? Was wollten Sie denn dann von ihm?" Die zarte Dunkelheit in Mariahs grauen Augen verzog sich langsam wieder wie ein morgendlicher Nebel. "Schon als kleines Kind hörte ich von ihm ... von Harry Potter, dem Junge, der überlebte. Derjenige, der als Baby Voldemort besiegte ... In ihm sah ich die ganze Zeit lang diesen Weg, um Voldemort ein weiteres und wohl auch endgültiges Mal zu besiegen. Auch erzählte er mir viel über Harry in der Zeit bis zu meiner Flucht." "Was erzählte Ihr Vater Ihnen?", fragte Miss Clutterbuck. "Voldemort erzählte mir, dass die Potters, zumindest väterlicherseits, von Godric Grffindor abstammten. Somit also auch, dass Harry Gryffindors Erbe ist und er ihn nicht töten konnte, da er von seiner Mutter, weil sie sich für ihn geopfert hat, geschützt wurde." "Sie erzählten", sagte Mrs. Womplisch und las aus dem Protokoll von Mariahs Verhör, "er hätte Ihnen gesagt, Sie würden noch Ihrem Schicksal folgen. Was meinte er damit?" "Das Wort 'Schicksal' ..." Mariah brach im Satz ab und musste sich schlagartig an das lächelnde Gesicht des jungen Tom Ridddles erinnern, nachdem sie und Harry ihm jeweils ein Schwert in den Leib gerammt hatten... "Er redete eher selten von Schicksal ... Aber er meinte, ich wäre einzig dafür geboren, um sein Werk weiterzuführen. Und genau das wollte ich nicht." Ein spöttisches 'Pfff' zwängte sich zwischen Redstones blassen Lippen hervor und auch Fudge sah misstrauisch auf Mariah herab. Noch einmal befiel sie dieser Mut, doch blieben dabei ihre Augen hell und klar. "Auch wenn Sie mir nicht glauben", sagte sie mit gefasster Stimme, "der 'Tagesprophet' verschwendet bloß unnötig Tinte dabei, mir irgendetwas in der Art zu unterstellen ... und Sie Ihre Zeit." Dabei huschte ihr Blick flüchtig zu der riesigen Sanduhr, wo nur noch wenig braune Körner in der oberen Hälfte waren. Sofort sah sie wieder zu Fudge, der sich nun auf seinem Stuhl mit nach oben gezogenen Augenbrauen zurück gelehnt hatte. Als sie Redstones kühle Stimme hörte, wandte sie sich von dem Zauberereiminister ab. "Ob wir unsere Zeit mit solchen Fragen verschwenden, können wir sicher noch selbst entscheiden, Miss Riddle." Mariah wusste nun, dass sie sich mit ihrer Rechtfertigung etwas erlaubt hatte, was noch Folgen mit sich bringen würde und schluckte bei dieser Tatsache. "Also hatten Sie vor, Harry Potter dazu zu benutzen, um Ihren Vater zu besiegen?", wollte Miss Clutterbuck wissen. "Nein, Laura und ich wollten ihn beschützen. Daher habe ich mir, als der Sprechende Hut mich einteilen sollte, gewünscht, nach Gryffindor zu kommen. Laura selbst wollte nach Slytherin, um die Kinder der Todesser im Auge zu behalten." "Doch haben Sie Ihren Liebsten so doch noch mehr in das Visier Ihres Vaters gelenkt", meinte Redstone gehässig. "Selbst wenn Harry und ich nicht zusammen gekommen wären, hätte Voldemort ihn umbringen wollen", erwiderte Mariah trocken und sah zum ersten Mal nicht zu Redstone, während einer Antwort. Denn bei diesem Thema war sie mittlerweile selbstbewusst genug, um sich nicht mehr verunsichern zu lassen. Denn sie liebte Harry und er liebte sie. Und daran war rein gar nichts falsch. Doch sich selbst das einzugestehen, war für sie vor allem während der Zeit der bösen Schlagzeilen des 'Tagespropheten' sehr schwer gewesen. "Miss Riddle", sagte Mundungus, "was hat es denn mit diesem Buch auf sich, welches der Unnennbare zu diesem uminösen Ritual mit Ihnen und Mr. Potter verwendete?" "Dieses Buch wurde vor tausend Jahren von jemanden verfasst, der mit den vier Gründern von Hogwarts bekannt war -" "Woher kannten Sie es?", erkundigte sich Redstone nun auch mit Interesse. Mariah konnte es sich auch schon denken, warum, denn das Buch hatte sie, Laura und Draco zu nicht gerade vorbildlichen Handlungen verführt und das konnte Redstone sicher geradezu riechen. Doch sie folgte Mundungus' Rat vom vergangenen Nachmittag, indem sie auspackte. "In Hogwarts erfuhren Laura und ich von einer verbotenen Abteilung in der Bibliothek. Da sicher auch Voldemort dort gelesen und vielleicht auch einen Teil seiner Macht daraus bezogen hat, wollten wir solche Bücher suchen. Wir schlichen uns in der Nacht rein, doch Draco - er war damals noch nicht auf unserer Seite - erwischte uns und schmiss uns raus. Beim zweiten Mal aber stand er für uns Schmiere und wir fanden durch einen bestimmten Genzauber das Buch 'Blutrituale'. Dem Zauber nach hat Voldemort es sehr oft in der Hand gehabt -" "Was genau stand in dem Buch?" "Es war selbst voller Blut, so war nicht viel lesbar. Doch konnte ich lesen, dass der Verfasser versucht hat, das Blut aller Gründer zu trinken, um der mächtigste Zauberer zu werden. Doch da er mit keinem der Gründer verwandt war, ist es misslungen und er hat es wohl nicht überlebt -" "Und dieses Ritual hat Ihr Vater dann mit Ihnen und Mr. Potter durchführen wollen?" "Ja", antwortete Mariah und erinnerte sich mit Ekel an die Bloodgoblins, welche sich in ihre Arme festgebissen hatten, um ihr Blut auszusaugen... "Und das, weil Sie nicht nur Slytherins Blut in sich tragen, sondern auch das von Ravenclaw und Hufflepuff", bemerkte Redstone. "Ja ..." "Wo wir schon mal dabei sind", redete Redstone weiter, "was können Sie uns denn über Ihre Mutter sagen?" Mariahs Augen weiteten sich, doch als sich zeitgleich wieder ein fieses Lächeln auf das Gesicht ihres Gegenübers bildete, versuchte sie, sich zu sammeln und gut zu überlegen. Sollte sie nun sagen, dass sie nichts von ihrer Mutter wusste? Nein, denn immerhin hatte ganz Hogwarts damals durch eine Kristallkugel zuhören dürfen, dass sie ihre Mutter schon in manchen Dingen kannte und so einiges über sie wusste. Ihre lange Auseinandersetzung mit Tom Riddle hatte dies gezeigt... Doch wie viel konnte sie sagen? Immerhin würde sie bei nur einem Wort zu viel verraten, dass Dumbledore sehr wohl über ihre Identität Bescheid gewusst hatte... "Ich kenne nur ihren Namen und ihr Ende", antwortete sie schließlich. "Sie hieß Marianne Maleika und wurde von Voldemort gefangen gehalten. Kurz nach meiner Geburt brachte er sie um." "Maleika", wiederholte Redstone langsam und wechselte kurz einen Blick mit Fudge, bevor er sich wieder zu Mariah umdrehte. "Und mehr wissen Sie nicht?" "Nein", sagte Mariah ruhig. Redstones Blick haftete nun felsenfest an ihr, doch zum Glück stellte Mundungus die nächste Frage. "Zurück zu dem Buch, Miss Riddle. Wie kam es in den Besitz Ihres Vaters?" "Draco, Laura und ich wollten es aus der Bibliothek entfernen, da wir uns sicher waren, dass Voldemort es doch noch irgendwann durchführen würde. Laura ... ging dann zu Professor Snape und erlog sich von ihm eine schriftlche Erlaubnis, das Buch ausleihen zu dürfen. Doch Madame Pince hatte es bereits in die Winkelgasse geschickt, da es zu stark beschädigt war ..." Und so erzählte Mariah davon, wie sie, Laura und Draco der Spur des Buches bis in die Nocturngasse gefolgt waren. Auch schilderte sie, wie Lucius Malfoy und viele andere Todesser sie dort erwischt und durch die Nocturngasse gejagt hatten. Fudge bekam große Augen, als er dann auch schließlich erfuhr, dass es derselbe Tag gewesen war, als er mit den drei Schülern, sowie auch Severus Snape und Narzissa Malfoy in der Winkelstraße zusammen gestoßen war. Natürlich erzählte Mariah auch, wie ihnen das Buch wieder entglitten war, indem Voldemorts Schlange Nagini sie gebissen hatte und mit dem Buch wie ein Portschlüssel in irgendeiner Art disappariert war. "Wo Sie gerade diese Schlange erwähnen", griff Redstone auf, "Sie beherrschen doch wie Ihr Vater einst auch Parsel, oder?" Mariah nickte vorsichtig. "Wann haben Sie das denn erfahren?" "Als ich noch klein war und im Garten der Reasons arbeitete, habe ich mich ständig mit kleinen Nattern dort unterhalten. Irgendwann haben die beiden das mitbekommen und Regina hat dann ängstlich geflüstert, ich könnte Parsel." "An diesem Tag, als Sie Hogwarts beinahe zum Schweben brachten, da haben Sie auch Parsel gesprochen. Können Sie uns diese Verbindung erläutern?", bat Miss Clutterbuck höflich. "Ich habe eigentlich nur in Gedanken, wie Professor Flittwick es wollte, den Schwebezauber aufgesagt und irgendwann ... ich weiß nicht, ich konnte nicht mehr aufhören ... Ich kann das nicht so recht erklären ...", war Mariahs etwas kleinlaute Antwort. "Sie selbst haben, nach den Ministeriumsbeamten, welche zu dem Angriff des Unnennbaren anwesend waren, angeblich keine Kenntnis drüber besessen, dass Sie eine Nachfolgerin von Ravenclaw und Hufflepuff sind ...", las Mrs. Womplish wieder einmal von irgendeinem Pergament ab. "Das tat ich auch nicht", bestätigte Mariah, "Voldemort hat mich vorher auch nie eingeweiht. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich mich größer als er fühle." "Warum nennen Sie ihn immer 'Voldemort' und nicht als Ihren Vater?", fragte Redstone auf einmal. Mariah presste die Lippen zusammen. "Für mich war er nicht mein Vater", antwortete sie mit einer dunklen Stimme, welche nicht so recht zu ihr passte. Dies heimste ihr somit wieder einen eindringlichen Blick des gefürchteten Ratmitglieds ein. "Aber er hat Sie doch sehr gut behandelt ..." Als Mariah ihn empört ansah, fuhr er mit ungewöhnlich sanfter Stimme fort. "Er hat Sie von Ihren, sagen wir mal, Adoptiveltern weggeholt und hat Ihnen die Chance gegeben, sich an Ihre Peiniger, die durch ihn zu Ihren Untergebenen wurden, zu rächen ..." "Aber -" "Sie erzählten uns, Sie hätten abgelehnt, Todesser oder sonst wen zu foltern ... doch haben sie anstatt des Cruciatus vielleicht Avada Kedavra ange -" "Nein!", schrie Mariah mit hoher Stimme. "Ich habe nie einen von ihnen getötet!" Auf einmal ertönte ein belustigtes Lachen von der Tribüne, auf der die Todesser auf ihr Urteil warteten. Sofort wanderten alle Blicke zu demjenigen, der solch ein Vergnügen und solch eine Rücksichtslosigkeit besaß und erkannten so Avery. Er schien sich gar nicht mehr beruhigen zu können vor Lachen. Selbst, als die Auroren links und rechts von ihm die Zauberstäbe gegen ihn erhoben, hörte er damit nicht auf. "Seien Sie gefälligst still, Avery!", wurde er von Fudge ermahnt, doch sein Lachen verstummte nicht. "Was bereitet Ihnen denn auf einmal so viel Vergnügen, Mr. Avery?", fragte Redstone neugierig. Avery hielt sich den Bauch und beruhigte sich langsam wieder. Doch nun sah er mit einem bösen Lächeln zu Mariah, die dadurch leichenblass wurde. "Dieses Miststück lügt!", rief er und zeigte mit dem Finger auf das geschockte Mädchen. Stiller als still konnte es sicher niemals sein, doch die Sekunden oder wohl eher Minuten die nun folgten, waren erfüllt von solch einer unglaublichen Stille. "I-ich -", nuschelte Mariah ängstlich, "- ich lüge nicht - ich habe nie -" "Ach!", keifte auf einmal Nott los, "Und was war mit Archibald Allmewa?!" Die Stille wich wieder dahin, denn nun begann erneut ein ohrenbetäubendes Tuscheln zwischen den Zuschauern und auch diesmal war der Kobold zu perplex über diese Geschenisse auf der Anklagebank, um seines Amtes nachzugehen. Auch bei Harry und den anderen brach Unruhe aus. "Was geht da nur vor?", fragte Harry und war kurz davor, aufzustehen und zu Mariah zu laufen, doch Hermione hielt ihn fest. "Nicht, Harry, sonst bekommst du nur Schwierigkeiten!" "Ja aber Mariah -" "Hermione hat Recht, Harry", pflichtete Sirius bei. "Bleib sitzen und überlass das Mundungus." Der erwähnte alte Zauberer erhob sich auch in diesem Moment und ordnete an: "Die Angeklagten mögen rausgeführt werden! Sie beeinflussen die Zeugin!" "Von wegen, Mr. Fletcher", meinte Redstone fies grinsend, "Sie geben uns gerade Auskunft über etwas, was uns die Zeugin wohl verschweigen wollte." "Herr Minister!", wandte sich Mundungus an Fudge. "Ich als Ratmitglied gehe auf die Einigung ein, die Angeklagten rausschicken zu lassen -" Doch Fudge schüttelte nur den Kopf und sah zu Mariah, deren Körper nun mächtig zitterte. "Kannten Sie Archibald Allmewa?", fragte er sie. "Ich - nein -", sagte Mariah und hielt sich nun wieder die Stirn. Denn auf einmal machten sich wieder diese rätselhaften Schmerzen in ihrem Kopf bemerkbar. "Klar kannte sie ihn!", kreischte nun Mr. Rogers, der das letzte Mal sein Wort gegen Snape erhoben hatte. "Was werden wir hier eigentlich als Verbrecher hingestellt, wo doch dort eine sitzt?! Sie hat Archibald Allmewa auf bestialische Art getötet!" Der Schmerz verschlimmerte sich noch mehr, sowie der Druck in den Ohren, als hinter Mariah ein lautes Raunen ertönte. Diesem Raunen verhalfen auch Harry, Ron und Hermione mit ihren Aufschreien des Entsetzens bei. "Was heißt hier getötet?! Sie hat ihn abgeschlachtet, diese Mistgeburt!!", schrie ein weiterer Todesser. "Ist das wahr, Miss Riddle?", wollte Redstone wissen und starrte auf die Ketten, welche jedoch reglos über den Stuhllehnen hingen. "N-nein!", presste Mariah hervor, vor deren Augen nun plötzlich alles leicht verschwommen wirkte. Auch die Stimmen um sie herum verzehrten sich irgendwie. Konnte nicht endlich dieser unvorstellbare Schmerz verschwinden, der sie langsam wahnsinnig machte? "LÜGNERIN!", schimpften auf einmal mehrere Todesser und zeigten wie schon Avery auf sie. "Lügen Sie uns hier an, Miss Riddle? Wenn ja, dann richten Sie sich gegen Ihre Pflicht, hier wahheitsgemäß ..." Doch die überhebliche Stimme des Zaubereiministers verschwand für sie in weiter Ferne, und stattdessen wurde das Dröhnen in ihrem Kopf immer lauter und ihr Augenlicht undeutlicher ... bis sie auf einmal ein giftgrünes Licht vor sich sah. Sie stockte und erhob sich auf einmal von ihrem Stuhl. Sofort zogen alle vor Überraschung die Luft ein und die Todesser stoppten damit, sie zu beschimpfen, doch all das nahm sie nicht wahr. Nur Schmerzen ... höllische Schmerzen. "Was ist mit Ihnen, Miss Riddle?", fragte Mundungus besorgt, doch Mariah hörte ihn nicht. Denn auf einmal überfiel sie eine Welle der schrecklichsten Qualen, die ein Mensch wohl je erlebt hatte und vor ihren Augen flogen verschiedene Bilder vorbei ... Ein riesiges Bett ... seltsame spitze Gegenstände ... ein kräftiger, teuflisch grinsender Mann ... Blut ... sehr viel Blut ... In dem Augenblick schien ihr Kopf zu explodieren und es entwich all der Schmerz ihren Lippen in einem lauten Schrei. Dann brach sie auf dem Boden direkt vor Redstones Füßen zusammen. ********************************* Ja, hier endet das Kapitel^^. Ihr könnt mir Morddrohungen oder Briefbomben schicken, ihr werdet erst im nächsten Kapitel erfahren, wie es weitergeht. Dieses wird übrigens 'Endstation' heißen. Wow, ich bin in ungefähr drei Monaten fertig geworden. Eigentlich eine Bestzeit für mich, nach den letzten Malen, oder^^'? Ich hoffe, ich konnte Mariah als ein Missbrauchsopfer einigermaßen glaubhaft rüberbringen. Es fragen sich sicher einige, warum ich es außerdem gewählt habe, dass sie missbraucht wurde. Ich bin mir sicher, dass die Todesser auch ohne Voldemort einfach schreckliche Dinge anstellen. Ein Beispiel dafür war ja das Chaos bei der Quidditch-Weltmeisterschaft. Dazu hat Voldemort sie ja nicht befehligt. Und ich kann mir schon vorstellen, dass sie Muggel missbrauchen und ein kleinen Mädchen wie Mariah, das ohne Schutz lebt, erst recht. Dazu kommt noch, dass einige Todesser ihren 'Meister' eigentlich doch verabscheuen, dass er ihr Leben bestimmt und Mariah war für sie wohl die Gelegenheit, sich für alle Folterungen und Demütigungen indirekt zu rächen. Ich möchte keinem Missbrauchsopfer mit Mariahs Schicksal auf die Füße treten. Sollte ich das getan haben, so tut mir das Leid und ich will sagen, dass es in dem Falle nicht beabsichtigt war. Ich mag den Rückblick sehr. Es war befreiend für mich, endlich mal wieder was anderes als Befragungen zu schreiben. Zum Glück ist diese große Verhandlung im nächsten Kapitel vorbei. Nun gut, eigentlich schon mit diesem hier, aber da kommen ja noch einige Urteile^^. Ja, die Stunde der Wahrheit! Besonders mag ich auch die Tatsache, dass Mariah erst weint, als Voldemort ihr ihre Zukunft prophezeiht. Falls jemand an dem Datum des Rückblicks zweifelt, ich habe mir extra eine elenlange Tabelle mit den wichtigsten Daten der Handlungen in den Büchern ausgedruckt und da war der 24. Juni 1995 eindeutig als Tag für Voldemorts Rückkehr eingetragen. Ich möchte auch so schnell wie möglich ein richtiges Datum für den damaligen Angriff auf Hogwarts festlegen und werde das bald eingeben. So, ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Bitte schickt mir Kommentare und erwähnt eure Lieblingsszenen (sollten welche dabei sein^^). Bis zum nächsten Kapitel, eure Maru ^-°! Kapitel 9: 9. Endstation ------------------------ 9. Endstation Endlich konnte sich Harry von Hermione losreißen und rannte sogleich so schnell er konnte die Treppen nach unten. Ihm folgte Remus und auch alle restlichen Zuschauer hatten sich inzwischen erhoben, um das Schauspiel da unten genauestens mitzuverfolgen. Die angeklagten Todesser gröllten drauf los und die Auroren zückten allesamt ihre Zauberstäbe, um die Aufsäßigen in Schach zu halten. Unten angekommen, beugte sich Harry zu Mariah runter und hob ihren Oberkörper an. "Mariah!", rief er und schüttelte sie sachte. "Herr Minister", sagte Remus, der neben den beiden zum Stehen gekommen war und sah den Zaubereimnister flehentlich an, "bitte beenden Sie das Verhör und lassen Sie uns Mariah nach Hause bringen. Sie ist am Ende ihrer Kräfte." Überflüssigerweise vereinbahrte Fudge diese Angelegenheit noch einmal mit den Ratmitgliedern, indem er sie fragend ansah. Doch zur Erleichterung für Remus willigten sie alle mit einem Nicken ein. Daraufhin beugte er sich nun auch zu Mariah herunter. "Ich nehme sie mit, Harry", sagte er und nahm das ohnmächtige Mädchen behutsam auf seine Arme, "und du bleibst mit den anderen so lange hier, bis die Verhandlung für beendet erklärt wird." "Aber -" "Bitte, Harry, Mariah braucht zu Hause Ruhe und die wirst du ihr vor lauter Sorge und Aufregung nicht gönnen können." Harry empfand diesen Satz als ungerecht, doch nickte er schließlich und machte Remus den Weg frei, der dann langsam wieder die Treppen hochging und unter den neugierigen Blicken aller Beteiligten auf das Mädchen in seinen Armen den Gerichtssaal verließ. Kaum war die Saaltür hinter ihm ins Schloss gefallen, begannen sogleich wieder alle miteinander zu reden, doch der Kobold sorgte mit seinem lautesten 'Ruhe' des Tages wieder für Stille. "Begeben Sie sich wieder auf Ihren Platz, Mr. Potter!", ordnete Fudge an, da Harry noch immer vor ihm und dem Rat stand. Der junge Gryffindor sah ihm und auch Redstone, der sich bei der ganzen Aufregung kein bisschen geregt hatte, ins Gesicht. Dort fand er eiskalte Augen und ein schadenfrohes Grinsen, was Harry rasend machte. War sich dieses Ekel überhaupt im Klaren, was er da eben gerade mit Mariah gemacht hatte? Er hatte sie den wirren Beschimpfungen ihrer Peiniger ausgesetzt und so war sie sogar vor lauter Qualen ohnmächtig geworden. Doch was war da wirklich geschehen? Und was hatten die Todesser damit gemeint, Mariah hätte diesen Archibald Allmewa getötet? Nun drehte sich Harry, nachdem er Redstone noch einen zornigen Blick geschenkt hatte, um und begab sich zurück zu seinem Platz. Er wollte so schnell wie möglich zu Mariah und erfahren, was da soeben passiert war. Als er wieder inmitten seiner Bekannten saß, sah er nach unten zur Sanduhr und stellte fest, dass die Verhandlung in wenigen Minuten vorbei sein würde. Fudge und der Rat erhoben sich. "Der Zaubereiminister und der Rat der höchststehenden magischen Justiz werden sich nun für fünfzehn Minuten zurückziehen und sich beraten! Daraufhin werden die Urteile bekannt gegeben!", verkündete der Kobold laut und deutlich und so disapparierten Fudge und die vier Ratmitglieder. Egal, wie oft der Kobold nun wieder drauf losbrüllte, jeder im Saal, ausgenommen von den Angeklagten, welche nach ihrem Hochmut nun sehr nervös wirkten, musste natürlich diese fünfzehn Minuten nutzen und sich sofort mit dem Nachbarn über die letzten Minuten austauschen. Dazu gehörten natürlich auch Harry und die anderen. "Was ... was hat das alles nur zu bedeuten?", wisperte Hermione mit Tränen in den Augen. "Warum haben sie ihr vorgeworfen, getötet zu haben?" "W-was ist, wenn sie Recht haben?", stotterte Ron vorsichtig. Harry, Hermione, sein Vater und Sirius sahen ihn bestürzt an. "Das kann nicht sein, Ron", war Hermione sich sicher, wandte sich jedoch sofort mit einem unsicheren Blick Harry zu. "Oder, Harry?" Hermione hatte, wie auch Ron, während der Handlung begriffen, dass Harry noch über so vieles bezüglich Mariah im Bilde war als er es ihnen vor einigen Monaten gestanden hatte. Doch war auch er völlig ratlos. Wie aus heiterem Himmel fiel ihm jedoch auf, dass sich Laura soeben gar nicht zu dieser Sache geäußert hatte. Daher sah er nun zu ihr. Laura jedoch hatte die Hände krampfhaft ineinader verflochten wie zu einem verzweifelten Gebet und ihre Augen waren starr auf den Boden gerichtet. Draco und Snape, beide saßen rechts und links von ihr, tauschten sich einen bitteren Blick aus. "Wenn sie nicht die Wahrheit gesagt haben", sprach Ron, "dann hätten sie es nie gewagt, so einen Aufstand zu riskieren. Sie haben das die ganze Zeit nicht gemacht, als Mariah von dem ... Missbrauch geredet hat und nun auf einmal haben sie alle Vorsicht über Bord geworfen ..." "Es ist so schrecklich", schluchzte Hermione. Zur Überraschung aller waren die fünfzehn Minuten inzwischen wohl um, denn nun apparierten wieder Fudge und der Rat zurück auf ihre Plätze. Der Zaubereiminster erhob sich sogleich und sah auf die lange Pergamentrolle in seinen Händen. "Ich verlese nun die zu verhängenden Urteile: Da neue Zeugenaussagen bezüglich des Angeklagten Lucius Malfoy zusammen gekommen sind, wird das endgültige Urteil über ihn erst infolge der nächsten Wochen entschieden und schließlich im 'Tagespropheten' bekannt gegeben. Dies gilt auch für die Angeklagten Andrew Avery, Aron Nott, Geoffrey Goyle, Raven und Regina Reason und Alain Flint. Peter Pettigrew hingegen wird zu einer dreißigtägigen Haft in Azkaban mit dem anschließendem Kuss der Dementoren verurteilt -" Nach diesen Worten schluchzte Wurmschwanz nach einem Schreck drauflos und wurde daher, da er sich auch nicht mehr beruhigen wollte, nach draußen gezerrt - direkt nach Azkaban. Harry und die anderen, insbesonders Sirius, seufzten erleichtert. "Derweil werden sämtliche Hogwartsschüler aus Slytherin, die die Volljährigkeit besitzen, zu einer einjährigen Haft in Azkaban verurteilt und die jüngeren Slytherins werden unter besondere Beobachtung des Hogwartspersonals gestellt." Sämtliche Siebzehnjährige aus Slytherin erblassten, wenige wie Marcus Flint setzten eine düstere Miene auf. Folgend las Fudge die weiteren Urteile vor. Die höchste Strafe nach Wurmschwanz' war die lebenslange Azkabanhaft, die für all diejenigen verhängt wurde, die nach klaren Beweisen die Unverzeihlichen Flüche angewandt hatten. Freigesprochen wurde keiner, was die Zuschauer sehr zufrieden stimmte. Als das letzte Sandkorn herunter rieselte, hatte Fudge soeben das letzte Urteil verkündet und hob seinen Blick. "Hiermit ist die Verhandlung beendet! Den Zeugen wird für ihre Antworten gedankt und die Angeklagten werden unverzüglich nach Azkaban geführt! Die Familienanwälte geleiten die Kinder der Verurteilten bitte nach Hause! Die Kosten für die Verhandlung tragen die Angeklagten, deren Verliese in Gringotts dafür umgehend geöffnet werden! Vielen Dank für Ihre Anteilnahme!", rief er, rollte das Pergament zusammen und verließ mit dem Rat auf normalem Wege den Saal durch die große Tür. Somit erhoben sich auch alle Zuschauer und Harry und die anderen gingen nach draußen in die Eingangshalle. Zu ihrem Glück liefen Rita Kimmkorn und die restlichen Journalisten und Fotografen eiligst los, um so schnell wie möglich ihre ganzen Aufzeichnungen zu sämtlichen Redaktionen zu bringen. Harry sah nun auf seine Uhr, die die Zeit zwölf Uhr angab. Der Sanduhrenzauber hatte ihn jedoch sicher über vier Stunden empfinden lassen. "Platz machen!", fuhr ihn auf einmal jemand scharf an und er drehte sich verwundert um. Vor ihm stand einer der Auroren und hinter ihm noch weitere, die die Gefangenen aus dem Saal führten. Sofort machte Harry der Gruppe den Weg frei und sah jedem der Diener seines ehemaligen Erzfeindes noch einmal in die blutunterlaufenden Augen, als sie an ihm vorbeigingen. Ron, Hermione, Laura und Dracotaten es ihm gleich, als sich die Auroren und Todesser auch ihnen näherten Doch plötzlich wurde einer der Auroren heftig zu Boden geschubst und Lucius Malfoy ging auf seinen Sohn zu, den er am Kragen packte. Sämtliche Zeugen dieses Vorhabens schrien vor Schreck auf. Lucius zog Draco zu sich ran und flüsterte leise und kühl in sein Ohr: "Ich werde wiederkommen und sie mir holen ... Und dann bist du wieder ganz allein ..." "Lassen Sie ihn los, Malfoy!", schrie der Auror, der soeben geschubst worden war und riss Lucius von Draco los, welcher seinen Vater einfach nur entgeistert ansah. Dieser grinste dämonisch und wurde wie alle anderen Verurteilten aus der Eingangshalle geführt. Sie ließen eine ratlose Menge von Hexen und Zauberern zurück. "Draco", sagte Laura mit zitternder Stimme, als sie an ihren Freund herantrat, "alles in Ordnung?" Draco jedoch starrte nur mit stockendem Atem den abgeführten Todessern hinterher. "Draco!" "Äh-was?", fragte Draco völlig verwirrt. "Hat er dir was getan?" Laura schmiegte sich an ihn. "N-nein", nuschelte er und legte seinen Arm um sie. Nun traten auch die anderen zu ihnen heran. "Unglaublich, dass so etwas überhaupt passieren konnte", murmelte Sirius kopfschüttelnd. "Und die wollten ab jetzt sorgfälltiger arbeiten? Nun ja, wir sollten am besten nun nach Hause gehen und sehen, wie es Mariah geht." "Genau", sagte Harry und wandte sich Ron und Hermione zu. "Vielen Dank für eure Unterstützung. Aber du, Hermione ... nun wirst du Ärger bekommen wegen dem Zeitumkehrer ..." Hermione nickte wehmütig. "Das ist meine Schuld, ihr beiden", sagte Sirius. "Keine Sorge, Hermione, ich werde mich darum kümmern. Im schlimmsten Fall musst du nur eine hohe Geldstrafe bezahlen -" "Nein, Sirius", erklang eine sanfte Stimme hinter ihnen, die sie alle herumfahren ließ. Albus Dumbledore schritt langsam auf Hermione zu und legte seine alte Hand auf ihre Schulter. "Du, Hermione, hast für mich den Kopf hingehalten, obwohl ich dir den Vorschlag machte, den Zeitumkehrer zu verwenden. Ich danke dir für dieses Opfer und werde daher die Verantwortung tragen", sagte er lächelnd. "Vie-vielen Dank, Professor", stotterte Hermione überwältigt vor Freude. Dumbledore nickte und verabschiedete sich von seinen Schützlingen, bevor auch er sich entfernte und ging. "Wir sollten nun auch gehen", sagte Mr. Weasley zu seinem Sohn. "Auf Wiedersehen, Harry", sagte Hermione und umarmte ihren besten Freund. "Ja, wir sehen uns morgen im Zug." Damit verabschiedeten sich er, Sirius und Laura von Ron, Mr. Weasley und Hermione und nahmen den Weg zu den Aufzügen nach oben. Auch fuhr Snape mit ihnen noch nach oben, bevor er sich von seiner Tochter und dem außerordentlich stillen Draco knapp verabschiedete. Schon auf dem Weg von unten nach oben zum mahagonihölzernen Saal hatten ihnen sämtliche Zuschauer der Verhandlung misstrauisch hinterher gestarrt, doch die Sorge um Mariah ließ sie all dies gekonnt ignorieren. Somit nahmen die vier einen freien Kamin und reisten mit diesem und ein wenig Flohpulver zurück zu Remus' Haus. Dort im Wohnzimmer fanden sie Remus vor, der soeben auf dem Sofa Platz genommen hatte. "Wo ist Mariah?", war das Erste, was Harry fragte. "Im Bett, aber lass sie bitte - Harry!" Doch Harry rannte bereits die Treppe nach oben. Er musste sie unbedingt sehen, er musste endlich Klarheit haben. Er riss ruckartig seine Zimmertür auf und im selben Moment sah er aus den Augenwinkeln, wie die Tür ihres eigenen Badezimmers zugeknallt wurde. Sofort rannte er zu dieser und drückte die Klinke runter, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. "Mariah", sagte Harry, "bitte mach die Tür auf." Er spitzte die Ohren, als er von innen her ein Schluchzen vernahm. "Bitte, Mariah ... egal, was du getan hast, wir können darüber reden ..." Doch das Schluchzen wurde augenblicklich lauter und die Tür blieb verschlossen. Harry seufzte, zuckte im nächsten Moment jedoch leicht zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um und sah in Lauras Gesicht. "Lass sie bitte, Harry", sagte sie leise. Harry trat nun einen Schritt näher an sie heran und sah ihr genau in die dunkelgrünen Augen. "Du weißt es, oder? Du weißt, was da mit Mariah passiert ist ..." Laura nickte nach dieser Feststellung und zog Harry mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer, dessen Tür sie hinter sich schloss. "Ja, ich weiß es", sagte sie draußen auf dem Flur und ging mit Harry die Treppe nach unten, "und ich werde es dir und den anderen in Ruhe erklären, aber Mariah lässt du erstmal für ein paar Stunden in Ruhe." Damit betraten sie das Wohnzimmer, wo Remus und Sirius Harry mit einem strengen Blick empfingen. "Harry, ich habe dir doch gesagt, dass Mariah Ruhe braucht", wiederholte Remus ernst. Harry nickte einsichtig und teilte ihnen betrübt mit, dass Mariah sich wegen ihm im Bad eingeschlossen hatte. "Was ist", flüsterte er, "wenn sie sich etwas antut?" "Ihr habt doch keine spitzen oder scharfen Gegenstände im Bad, oder?", fragte Sirius, der wohl drauf und dran war, im schlimmsten Falle selbst nach oben zu gehen. "Nicht, dass ich wüsste." "Sie wird sich nichts antun", meinte Laura. Harry wandte sich ihr wieder zu. "Du wirst uns also alles erklären?" "Ja, aber im Sitzen, wenn es möglich ist." Und so saßen im nächsten Moment die vier am Esstisch in der Küche. Doch einer schien zu fehlen. "Wo ist Draco?", wollte Laura wissen. "Er ist nach oben ins Gästezimmer gegangen. Er meinte, es ginge ihm nicht gut", erklärte Sirius. "Oh ... na gut, was soll's. Also, Mariah ... ja ..." "Fang am besten damit an, uns zu sagen, ob das stimmt, was Avery und die anderen sagten", bat Remus sie. Laura schloss kurz die Augen und als sie sie wieder öffnete, waren sie noch düsterer als sonst. "Bevor ich das beantworte ... was wisst ihr über Archibald Allmewa?" "Er war ein Todesser", antwortete Remus und es klang so, als hätte er sich schon die ganze Zeit vorher Gedanken darüber gemacht. "Und zwar einer der brutalsten." Laura nickte. "Was wisst ihr über seinen Tod?", fragte sie. "Nun ja ... So im Jahr 1990 oder 1991 wurde er tot in seinem Haus gefunden. Er war kaum noch widerzuerkennen; alles voller Blut, als hätte man ihn niedergemetzelt ..." "Die Herrschaften in Azkaban haben sich richtig darüber geärgert, dass sie ihn vor seinem Tod nicht einbuchten konnten", erinnerte Sirius sich. "Laura", sagte Harry eindringlich, "sag endlich, hat Mariah diesen Todesser ... umgebracht oder nicht?" Ein zaghaftes Nicken ließ Harry erbleichen und wie auch Remus und Sirius erschrocken nach Luft schnappen. "Da-das kann nicht sein", hauchte Remus voller Fassungslosigkeit. "Er war vollkommen entstellt, das kann sie unmöglich gewesen sein - Zudem wurde nie rausgefunden, was ihn so zugerichtet hat -" "Wie konnte das passieren, Laura?", fragte Sirius, der ziemlich blass war. "Er wurde 1990 oder 1991 ermordet, also kann Voldemort sie nicht dazu gezwungen haben." "Hat er auch nicht." "Aber was hatte sie dann mit ihm zu tun?", wollte Harry nun endlich wissen, weswegen er einen sehr ungeduldigen Ton aufsetzte, der Laura erneut aufseufzen ließ. "Er ... war einer von denen, an die Raven Reason sie verkaufte." Nun noch einen Namen von Mariahs Peinigern zu hören, ließ Harrys Blut für einen Augenblick wieder in seinen Kopf zurückkehren und kochen. "Moment", sagte Sirius auf einmal, "dann war das -" "- Notwehr, ja", bestätigte Laura. "Was hat er mit ihr gemacht, dass sie ihn ... umgebracht hat?" "Ganz ehrlich, Harry, ich weiß es nicht ..." Harry wusste nicht, was er davon halten sollte. "Aber warum konnte sich Mariah nicht an seinen Namen erinnern?", fragte Remus. "Und was war mit ihr, dass sie in Ohnmacht gefallen ist?", wollte Sirius erklärt bekommen. "Nun ja ..." Laura tippte mit den Fingern kurz auf dem Tisch rum. "Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, weil meine Mutter ihr damals die Erinnerung genommen hat." Ihre Finger blieben nun ruhig und eine kurze Stille folgte, bis Sirius zuerst wieder sprach. "Moment mal ... Lara hat einen Vergessenszauber auf Mariah gelegt?" Laura nickte. "Ja, Mariah wurde ..." Sie sah nun kurz zu Harry, bevor sie fortfuhr. "Ähm, wir haben Mariah, nachdem wir von Allmewas Ermordung gehört hatten, draußen auf einem Feld in der Nähe seines Hauses gefunden. Wir nahmen sie mit nach Hause und sie war völlig traumatisiert. Ihre Augen hatten keinen Glanz, waren ausdruckslos, kalt und leer ..." Erneut wanderte ihr Blick zu Harry, da sich seine grünen Augen auf einmal weiteten und er nachdenklich auf den Tisch blickte. "Ah", sagte sie trocken", du hast also schon Bekanntschaft mit dieser Eigenschaft gemacht, was, Harry?" Ertappt, schluckte Harry und sah sie seltsam an. "Was für eine Eigenschaft?" Remus wollte wie Sirius nun auch eingeweiht werden. "Wegen all den schrecklichen Missbräuchen hat Mariah die Fähigkeit entwickelt, sich in einen Zustand zu versetzen, in dem sie seelisch und körperlich kaum etwas spürt, falls etwas Schreckliches mit ihr passiert. Das heißt, sie nimmt dann kaum noch wahr, was wirklich um sie geschieht und lässt daher alles mit sich machen -" "Und sie kann alles machen, wozu sie sonst nicht in der Lage wäre?", fragte Harry vorsichtig. "Wobei hast du diesen Zustand bei ihr miterlebt?", kam jedoch nur die Gegenfrage. Harry biss sich auf die Unterlippe und errötete leicht. "Als ... als sie mir von den Vergewaltigungen erzählte ..." Er spürte Sirius' Hand auf seiner Schulter. "Sie ... war gar nicht mehr sie selbst und redete davon, als wäre es das Normalste auf der Welt ... Doch dann kam sie plötzlich wieder zu sich ..." Nach dieser Erzählung senkte Laura den Blick. "Und am nächsten Tag erinnerte sie sich wieder daran, oder? Tja, diesen Zustand hat sie selbst für sich erschaffen, um allein den Augenblick eines Missbrauchs ohne Schmerzen und Angst überstehen zu können. Doch erinnern an das Erlebnis und an das, was sie selbst getan hat, kann sie. Ich dachte eigentlich, dass dieser Zustand heute während der Verhandlung eintreffen würde, doch wie es ausschaut, hat sie sich selbst mit aller Kraft dagegen gewehrt ... Jedenfalls war dieser Zustand an diesem einen Tag so heftig wie noch nie. Sie sagte gar nichts mehr, war überhaupt nicht ansprechbar. Daher sah meine Mutter es als einzige Möglichkeit, ihr die Erinnerung zu nehmen." "Nur diese Erinnerung? Warum nicht auch die Erinnerungen an die anderen Male?", wunderte sich Harry. "Nun ja, erstens, es ist sehr riskant, an dem Gedächtnis von jemanden herumzubasteln und meine Mutter war auch nicht gerade eine Expertin dieses Zaubers. Zweitens erzählte sie mir, es wäre zu gefährlich, Mariah zu viele Erinnerungen zu nehmen und außerdem meinte sie, bräuchte sie zumindest diese Erinnerungen, um die Warnung vor solchen Übergriffen immer im Kopf zu behalten. Ich habe ihr letztes Argument nie wirklich verstanden ...", gab Laura zu. Schon wieder folgte eine Stille, in der jeder erstmal seine Gedanken ordnen musste. "Und ...", sagte Harry, "... warum ist sie nun bewusstlos geworden?" "Weil die Erinnerung wohl wieder zurückgekehrt ist ...", antwortete Laura mit leiser Stimme. "Wie zurückgekehrt? Ich dachte, Lara hätte ihre Erinnerung gelöscht -" "Sirius, Laura erzählte ja gerade, Lara hätte den Vergessenszauber nicht gut beherrscht. Außerdem geht eine Erinnerung nie wirklich vollkommen verloren, sie wird nur in die hinterste Ecke des Gedächtnisses gerückt. Wenn aber irgendwelche Dinge, die mit dieser Erinnerung zusammen hängen, passieren, dann könnte jemand sich wieder erinnern", erklärte Remus. "Genau", meinte auch Laura, die inzwischen aufgestanden war und sich nun ein Glas Wasser genehmigte. "Remus, können sich Menschen auch nur im Unterbewusstsein daran erinnern? In Träumen ... zum Beispiel?" Remus war verwundert über Harrys Frage. "Warum fragst du das, Harry?" "Erst letzte Nacht hatte sie einen Alptraum, weswegen sie sich dann auch übergeben musste -" "Und das sagst du uns erst jetzt?" Sirius war sehr verstimmt deswegen. "Was hat sie denn genau geträumt, Harry?", fragte Laura und setzte sich mit dem Glas Wasser in den Händen wieder hin. "Sie ... sie erzählte mir, sie hätte geträumt, dass sie uns umgebracht hätte ..." Ein beunruhigtes Schweigen brach erneut aus. "Wenn eine Erinnerung zurückkehrt ...", murmelte Laura und nippte an dem Glas, "dann bekommt derjenige unvorstellbare Schmerzen. Diese und dazu noch die Erinnerungen waren so stark, dass sie deswegen wohl ohnmächtig wurde." "Und nun glaubt sie, sie könnte uns nicht mehr unter die Augen treten ..." Harry legte sein Gesicht in seine Hände und seufzte verzweifelt. Er erinnerte sich daran, wie er Mariah versichert hatte, dass sie keine Mörderin war und nichts Böses getan hatte. Obwohl dies in seinen Augen auch so war, fühlte er sich, als hätte er sie angelogen. "Was schlägst du uns vor, Laura, sollen wir nun tun?", wurde die junge Slytherin von Sirius gefragt. Laura lehnte sich leicht zurück und kaute kurz auf der Unterlippe herum. "Das Beste wäre wohl", sagte sie, "ihr zu zeigen, dass wir ihr nichts vorwerfen, sondern ihre Handlung verstehen und dass sie sich selbst auch nichts vorzuwerfen hat. Aber wir sollten sie sich selber erstmal mit der Erinnerung auseinander setzen und sie auf uns zukommen lassen." "Da gibt es aber eine klitzekleine Sache, Laura", erinnerte sich Harry. "Morgen beginnt unser sechstes Schuljahr in Hogwarts und um elf Uhr vormittags müssen wir im Zug sein. Wenn sie bis dahin im Bad bleibt, haben wir ein Problem." Remus und Sirius stimmten ihm mit bedauernden Blicken zu. Laura nickte einsichtig. "Dann müssen wir wohl hoffen, dass sie morgen oder besser noch heute rechtzeitig rauskommt. Da sie sich ausgerechnet im Bad eingesperrt hat, könnte sie höchstens eine Woche ohne Essen dort drin bleiben ... Zur Sicherheit sollten wir schon mal ihre Sachen für Hogwarts packen, falls es knapp wird." "Das mache ich", meldete Remus sich dafür. "Doch ... gibt es denn keine Möglichkeit, sie dazu zu überreden, rauszukommen?" "Sie können es versuchen, aber ich bin sicher, das wird nicht klappen. Sie muss sich einfach erstmal selbst mit all dem auseinandersetzen." "Und du bist dir ganz sicher, dass sie sich nichts antun wird?", wollte Harry auch ganz sicher wissen. "Sie sieht in dem Tod keine Erlösung. Aus Angst, Mariah würde sich ihnen irgendwann mit Selbstmord entziehen, hat Raven Reason ihr immer gruselige Geschichten über die so genannte Hölle erzählt, so dass sie sich vor dem Tod schrecklich fürchtete. Heute glaubt sie zwar nicht mehr an solche Sachen, doch hat dies eine Spur in ihr hinterlassen ..." "Was ist eigentlich mit ihr nach dem Vergessenszauber passiert?", fragte Remus. Nun sah Laura auf einmal aus, als wäre sie über irgendetwas sehr wütend. "Meine Mutter bestand darauf, dass wir sie zu den Reasons zurückbringen ... ansonsten hätten sie uns allen aufgelauert ... Ich verstehe bis heute nicht, wie sie es übers Herz bringen konnte, das jedes Mal zu tun ..." "Wussten die Reasons, dass Mariah diesen Mann getötet hat?" "Sie wurde an ihn verliehen, also war dies das Naheliegenste. Dies hatte dann übrigens zur Folge, dass keiner mehr Mariah sich für spezielle Dienste kaufen wollte. Sie hatten ja alle Angst, dasselbe Schicksal zu erleiden wie Allmewa." "Hat Raven auch von ihr abgelassen?" "Eine Weile, aber da sie sich ja nicht erinnern konnte, ließ er diese Vorsicht bald wieder fallen ..." Lauras Hand umfasste nun mit aller Kraft das mittlerweile leere Glas und schien kurz davor zu sein, es an die Wand zu schmeißen. Doch Remus nahm es ihr noch rechtzeitig aus der Hand und stellte es in das Spüllbecken. Verlegen, blickte Laura auf den Tisch. "Wollt ihr noch etwas wissen?", fragte sie. Remus, Sirius und Harry wechselten sich flüchtige Blicke. "War ... ist das auch wirklich die einzige Erinnerung, welche Mariah von deiner Mutter genommen wurde?", wollte Harry noch einmal ausdrücklich wissen. Laura sah ihn eindringlich an, bevor sie antwortete: "Ja, nur diese ... obwohl ich mir gewünscht hätte, wir hätten ihr auch andere Erinnerungen genommen." Nach diesen Worten seufzte sie noch einmal und erhob sich. "Falls es euch genehm ist, würde ich jetzt gerne nach oben gehen und mich ausruhen. Die Verhandlung war wirklich sehr anstrengend." "Natürlich", sagte Remus und setzte sein bekanntes sanftes Lächeln auf, welches nach diesem langen Gespräch jedoch eher bitter wirkte. "Soll ich dir und Draco etwas Tee machen und ihn dann nach oben bringen?" "Das wäre sehr nett, vielen Dank." Sie näherte sich noch einmal Harry und legte ihre zarte Hand auf seinen Arm. "Sie wird schon bald rauskommen, Harry. Der Zustand hat nie länger gedauert als sechs Stunden. Und ... sei dir im Klaren, dass Mariah dies wohl nie wieder ablegen kann ... und du damit leben musst", erklärte sie ihm. Sie sah noch sein völlig verwundertes Gesicht, bevor sie die Küche verließ und schließlich nach oben ging. Dort, wo sie nun direkt vor dem Zimmer von Harry und Mariah stehen blieb, dachte sie kurz darüber nach, ob sie nicht doch reingehen und Mariah überreden sollte, aus dem Bad zu kommen. Doch wusste sie aus Erfahrung, dass dies sicher kaum etwas bringen würde. Mariah noch mehr unter Druck zu setzen, war einfach nicht der richtige Weg. Jedoch hoffte Laura, sie würde sich rechtzeitig wieder beruhigen, bevor es nach Hogwarts ging. Wie schon so oft an diesem Tag seufzte sie und begab sich ins Gästezimmer. Ihr suchendes Auge erblickte Draco, welcher auf einem der schmalbeinigen Stühle saß und durch das geöffnete Fenster hinaussah. Draußen hatte es inzwischen angefangen zu regnen. Draco schien ihr Eintreten nicht bemerkt zu haben, denn auch als sie sich ihm näherte, starrte er geistesabwesend auf zu den dunklen Wolken und selbst als sie ihre Arme um ihn legte und ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen ließ, rührte er sich nicht. "Remus meinte, es geht dir nicht gut", murmelte sie. "Hm", ertönte es nur. Lauras Hände strichen sanft über seine Brust und sie küsste seine blasse Wange. "Ich bin stolz auf dich", gestand sie, "Du konntest allen zeigen, was für ein Schwein Lucius ist. Auch wenn Redstone ein Arsch ist, er wird bestimmt die richtige Strafe über ihn verhängen." Draco umfasste nun mit festem Griff eine ihrer Hände. "Du ... hast dich auch gut geschlagen", sagte er leise. Laura lächelte. "Danke ... Es war wirklich ein harter Tag. Ich möchte mich ein wenig hinlegen. Leistet mir mein Schmusekater ein wenig Gesellschaft - Wah!" Sie lachte laut auf, als Draco sie in seine Arme zog, über die Schulter warf und mit ihr zum Bett ging. Dort ließ er sich mit ihr fallen und begann sogleich sie innig zu küssen. Zwar war sie eigentlich sehr müde und konnte kaum noch ihre Augen offen halten, die doch so lange dem kalten und eindringlichen Blick Redstones standhalten mussten. Aber gegen so eine liebevolle Behandlung nach solch einem Tag, der gerade mal fast dreizehn Stunden alt war, hatte sie rein gar nichts einzuwenden. Sie schlang ihre Arme um Dracos Hals und erlag seiner Leidenschaft, die er in den Kuss legte. Fast schon etwas zu eilig öffnete er ihr weißes Sweat-Shirt und befreite sie davon. Dabei verhinderte er jedoch gekonnt, dass sich ihre Lippen um auch nur einen Zentimeter trennten. Auch als Laura sich wenigstens für etwas Sauerstoff zurückziehen wollte, nahm er ihren Mund wieder in Gefangenschaft und küsste sie immer inniger, fast schon aufdringlich. Er biss zart in ihre Lippen, auch in ihre Zunge und ließ sie kaum zu Atem kommen. Dies wurde Laura bald schon etwas zu viel und so drückte sie ihn nun etwas energischer von sich weg. "Bei Merlin, welche Feuerkrabbe hat dich denn ange -" Doch schon lagen Dracos brennende Lippen wieder auf ihren und schienen diese nie wieder freigeben zu wollen. Auch seine Hände blieben weiterhin aktiv und machten sich an den Trägern ihres ebenso weißen Tops zu schaffen. Laura bekam kaum noch Luft und empfand so absolut keinen Genuss mehr für das, was hier passierte. Sie umklammerte mit ihren zitternden Händen seine Schultern und versuchte erneut, ihn so zu stoppen, doch diesmal verhalf ihr Widerstand zu nichts. Draco zerrte immer mehr mit einer großen Ungeduld an ihrem einen Träger herum und mit einem heftigen Ruck zerriss er ihn schließlich. Dies war der Auslöser für Lauras sofort aufkeimender Panik und ihren Händen gelang es endlich, ihn wegzuschubsen und ihm außerdem noch eine gehörige Ohrfeige zu verpassen. Ihren damit errungenen Freiraum nutzte sie sofort dafür, sich aufzusetzen und von ihm wegzurutschen. Mit entsetzten Augen, mit der einen Hand ihren zerrissenen Träger haltend und mit stockendem Atem starrte sie Draco an. Er hockte mit gesenktem Kopf und ebenfalls aufgerissenen Augen da. Diese wanderten langsam zu ihr und es jagte ihr einen weiteren Schreck ein, als sie dort Tränen entdeckte. Mit der einen Hand verdeckte er seine blaugrauen Augen und sank nun in sich zusammen. "Bitte ...", wisperte er leise, " ... bitte bleib bei mir ... bitte ... lass mich nicht allein ..." Lauras Angst vor ihm wich augenblicklich dahin und wurde ersetzt von unendlicher Sorge. "Draco ...", flüsterte sie und näherte sich ihm mit Vorsicht. Noch immer weinte er, was sich auch nicht änderte, als Laura ihn sanft umarmte. "Draco ... wer sagt denn bitte, ich würde dich alleine lassen?" Draco Schluchzen ließ nach und er schmiegte sich an sie. "Mein Vater ..." Laura keuchte auf und sofort ließ sie ihn los, um in sein Gesicht zu sehen. "Wie bitte? Lucius hat - Warte ... Hat er dir das gesagt, als er dich in der Halle gepackt hat?" Draco nickte und prompt wurde er erneut von seiner Freundin in den Arm genommen. "Oh, Draco, was legst du seine Worte auf die Goldwaage? Ich würde dich doch niemals verlassen." "Er sagte, er würde wiederkommen und dich holen ..." Laura zuckte zusammen. Zum ersten Mal beschlich sie dieselbe Angst, die Draco inzwischen vollkommen eingenommen hatte. Die Angst, dass Lucius irgendwie aus Azkaban entkommen und sich rächen würde... "Das ist unmöglich", erwiderte sie, doch ihre Stimme klang so unsicher, "er wird uns nichts mehr tun können ..." Draco löste sich vorsichtig von ihr und fuhr mit seinen eiskalten Fingern ihrer entblößten Schulter entlang. "Es tut mir Leid, dass ich so grob war", sagte er liebevoll und küsste die weiche Haut. Laura nahm sein Gesicht in die Hände, wischte die Tränen weg und küsste ihn zärtlich. "Ich bleibe für immer bei dir", sagte sie nur und lächelte. Daraufhin lächelte er ebenfalls. In diesem Moment klopfte es an der Tür. "Ich hoffe, du hast Lust auf Tee", murmelte Laura. *** Als Harry das Zimmer betrat, stierte er sofort wie auch die letzten Male zur Badezimmertür, welche jedoch noch immer verschlossen war. Auch seufzte er wieder und schloss die Tür hinter sich. Er ging zum Kleiderschrank und holte die Kleidung heraus, die er am morgigen Tag tragen würde. Die Sachen für das sechste Schuljahr waren inzwischen eingepackt und standen mit Mariahs Koffer reisebereit neben der Tür. Nun waren alle Vorbereitungen für die Fahrt nach Hogwarts erledigt und Harry löschte das Licht und legte sich allein ins Bett. Er sah sofort wieder zur Badezimmertür. Es war nun neun Uhr abends und Mariah hatte das Bad kein einziges Mal verlassen oder überhaupt geöffnet. Auch hatte er wie auch die anderen in der Zwischenzeit nicht versucht, sie zum Verlassen ihres Zufluchtortes zu bewegen, obwohl er dies nur allzu gern getan hätte. Zum Glück aller, gab es in diesem Haus ein zweites Bad und so hatte keiner befürchten müssen, mit voller Blase hinaus in die Wildnis rennen zu müssen. Ein feiner Lichtstrahl hatte sich durch die Ritze der Badezimmertür in die Dunkelheit des Schlafzimmers begeben. Somit konnte Harry auch den Schatten Mariahs ausmachen, die, so wie sich der Schatten bewegte, wohl nachdenklich hin und her schlenderte. Es war kein Schluchzen mehr von ihr zu vernehmen, schon lange nicht mehr. Und genau das machte Harry Sorgen. Hieß dies denn nicht, das sie sich inzwischen wieder beruhigt hatte? Wenn ja, warum kam sie denn dann nicht raus? Und was sollten sie bloß machen, wenn Mariah nicht rechtzeitig wieder rauskommen würde? Eine Ewigkeit folgten Harrys müde Augen dem Schatten, doch irgendwann fielen ihm diese einfach zu und er schlief ein. *** Als hätte sie nur darauf gewartet und eine innere Eingebung erhalten, löschte Mariah im selben Moment, als Harry eingeschlafen war, das Licht und entriegelte die Badezimmertür, welche sie auch ganz langsam öffnete. Trotz der Dunkelheit konnte sie Harrys entspanntes Gesicht erkennen und sein regelmäßiger Atem drang zu ihr durch. Auf Zehenspitzen und mit zutiefst angespanntem Körper näherte sie sich dem Kleiderschrank. Doch bevor sie die erste Schublade öffnen konnte, entdeckte sie ihren Koffer, der wie auch Harrys neben der Zimmertür stand. Ihr war sofort klar, dass jemand ihn extra für sie gepackt hatte, so dass sie ohne morgendliche Umstände nach Hogwarts fahren könnte. Doch dazu würde es nicht kommen. Sie würde nicht nach Hogwarts zurückkehren. Sie wollte nirgendwohin, wo die Menschen sie ab dem heutigen Tag nie wieder aus den Augen lassen würden. Und zwar aus Angst, Mitleid und Abscheu. Sie würde von hier verschwinden. Denn was sollte sie noch hier? Welcher vernünftige oder gar naive Mensch würde sie bitteschön im selben Haus haben wollen, nachdem ihr größtes Geheimnis, von dem sie bis vor ungefähr neun Stunden noch nichts oder eher nichts mehr gewusst hatte, enthüllt worden war? Sie war eine Mörderin. Sie hatte nicht nur ihren Vater, sondern auch jemand weiteres getötet. Letzteres konnten doch selbst Remus, Sirius, die anderen, aber vor allem Harry doch nicht mehr annehmen. Schon damals am letzten Schultag hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, endgültig zu verschwinden. Wohin, wusste sie damals nicht und heute erst recht nicht. Jedoch schien ihr das im Moment kaum wichtig zu sein. Einfach nur weg von allem und jedem, das war alles, was sie wollte. Sie griff nach dem Koffer und mit der anderen freien Hand umfasste sie die Türklinke. 'Aber ...', dachte sie und hielt inne, 'was wäre denn, wenn Harry und auch die anderen mir diese schreckliche Tat verzeihen?' Diesen Gedanken warf sie jedoch sofort wieder über Bord. Obwohl sie mit dem Rücken zu ihnen gesessen hatte ... sie hatte die zu Tode entsetzten Blicke ihrer Freunde gespürt, nachdem Avery und viele anderen Todesser ihr Geheimnis preisgegeben hatten. Auch als Remus sie die Saaltreppe hinauf getragen hatte, war wie von weit her Hermiones Weinen in ihre Ohren gedrungen. Und als Harry vor vielen Stunden an die Badezimmertür geklopft hatte, hatte sie nicht nur die Verzweiflung, sondern auch eine gewisse Angst vor der Wahrheit herausgehört... "Geh nicht ..." Erst jetzt bemerkte sie die Arme um ihre Taille und den warmen Atem an ihrem rechten Ohr, wo Harry diese Worte hineingehaucht hatte. Diese Erkenntnis über diese plötzliche Nähe und überhaupt Harrys Anwesenheit erschreckte sie so sehr, so dass sie den Koffer fallen ließ und dieser so auf dem Boden aufsprang. Mariah zitterte am ganzen Leib und ihre eine Hand hielt noch immer die Türklinke fest. Doch Harry ergriff diese sanft und schaffte es so, dass Mariah die Klinke losließ. Seine Arme umschlangen sie nun noch mehr und er schmiegte sich an sie. "Geh nicht ...", wiederholte er leise, aber bestimmt. Mit zitternden Händen umfasste sie seine Unterarme, doch fehlte ihr einfach die Kraft, sich aus dieser Umarmung zu befreien. "B-bitte, Harry ...", stammelte sie und begann zu weinen, "lass mich los ... ich kann nicht -" "Ich lasse dich nicht gehen", raunte er in ihr Ohr und drehte sie nun zu sich. Obwohl es so finster in diesem Raum war, konnte er ihre geschwollenen und sicher auch geröteten Augen sehen. Ihre Wangen glänzten vor Tränennässe und sie zitterte noch immer. Sie sah ihn mit vollkommener Hilflosigkeit an. "Ich kann hier nicht bleiben, Harry", flüsterte sie. Sie war nun einem eindringlichen Blick in Harrys smaragdgrünen Augen ausgesetzt, der lange an ihr haftete. "Nenn mir nur einen Grund, dass du hier nicht bleiben sollst -" Mariah setzte sofort zu einem ihrer zahlreichen Argumente an, doch sprach Harry weiter: "- und selbst dann lasse ich dich nicht gehen." Nun war Mariah endgültig verzweifelt. Ihre Finger krallten sich in Harrys T-Shirt, das er sich zum Schlafen übergezogen hatte. "Du hast dich getäuscht, Harry", sagte sie, "ihr alle habt euch getäuscht ... Ich bin eine Mörderin ... Ich habe zwei Menschen getötet ... Ich kann mit dieser Last nicht dieses Leben leben ... egal, wie sehr ich das will ..." "Ich habe auch gemordet, Mariah", erwiderte Harry schlicht, weshalb sie ihn beklommen ansah. "Wir haben denselben Menschen - nein, dasselbe Monster getötet." "Jedoch keinen deiner Verwandten", meinte Mariah allein dazu. "Er war nur dein Erzeuger." Mariah zuckte bei Harrys kalten Ton zusammen. Dann senkte sie wieder den Blick. "Ich sehe immer noch sein Lächeln und höre seine Worte, bevor er ..." Keuchend trat sie an Harry heran und presste ihr Gesicht gegen seine Schulter. Sanft umarmte er sie. "Lass uns bitte schlafen gehen", murmelte er und strich über ihren Rücken. Er spürte, wie sie sich verkrampfte, doch bevor sie Widerspruch einlegen konnte, drückte er sie wieder etwas von sich weg und sah sie an. "Wir gehen morgen gemeinsam nach Hogwarts. Und egal, was passiert, ich bleibe bei dir und werde dich beschützen. Oder ... willst du wirklich gehen und mich alleine lassen?" Bestürzt, blickte Mariah ihn an. "Ich will nicht, dass dich alle wegen mir hassen", antwortete sie leise. Harry seufzte. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie egal mir das mittlerweile ist. Und wenn irgendjemand etwas gegen uns hat, dann schicke ich ihm per Eule eine Portion Stinkbomben, die sie ganz zufällig über ihn fallen lassen wird." Mariah entfiel ein Husten, welches sehr verdächtig nach einem unterdrückten Lachen geklungen hatte. Harry streichelte ihre feuchte Wange und küsste sanft seine Freundin. "Lass uns ins Bett gehen", wiederholte er. Mariah schluckte, nickte dann aber doch schließlich. Harry ließ sie los und sie beugte sich zu ihrer Kleidung runter, welche nun auf dem Boden verteilt lag. Dabei griff sie nach einem Nachthemd, sah Harry noch einmal etwas unsicher an und verschwand im Bad. Für einen kurzen Moment befiel Harry die Sorge, sie würde sich erneut einschließen, doch der Schlüssel drehte sich nicht im Schloss. Dies beruhigte Harry, der sich wieder ins Bett legte. Er ließ die Badezimmertür nicht aus den Augen, bis Mariah diese wieder öffnete und schüchtern zu ihm sah. Harry lächelte warm und hob die Bettdecke für sie hoch, unter welche sie nach einigen Augenblicken des Zögerns schlüpfte. Jedoch behielt ihr Körper eine verkrampfte Haltung bei, denn sie lag, für sie untypisch, auf dem Rücken, starrte hoch zur Zimmerdecke und zog ihren Teil der Bettdecke bis zum Hals. Harry rückte näher an sie heran und legte den rechten Arm um sie. Er wollte ihr einen Kuss geben und beugte sich dazu langsam über sie, doch kurz bevor sich ihre Lippen berührten, verhinderte Mariahs stumpfe Stimme dies. "Ich wollte ihn nicht töten ..." Harrys Gesicht entfernte sich ein wenig von ihrem und er sah in ihre Augen, die von der Decke langsam zu ihm wanderten. Ihrem unsicheren Blick nach, war sie wohl darauf gefasst, auf Widersprüche und Unglaube zu stoßen. "Ja, ich weiß", sagte Harry und Mariahs Augen weiteten sich. "Wie ... woher -" "Laura hat uns alles erzählt", beantwortete er ihre unvollkommene Frage. Erneut schien sie eine Frage auf dem Herzen zu haben, da ihr Mund sich dafür öffnete, jedoch sprach sie diese nicht aus. Stattdessen drehte sie ihr Gesicht kurz von Harry weg und atmete tief ein. "Sie erzählte uns", setzte Harry bedacht fort und strich sanft über ihren Arm, "dass dieser Archibald Allmewa" (Mariah zuckte leicht zusammen) "einer von denen war, die dich ... gequält haben, und du dich aus großer Angst gegen ihn gewehrt hast ... und dass ihre Mutter dir diese Erinnerung genommen hat." Sofort waren Mariahs graue erstaunte Augen wieder ihm zugewandt. "Ach ... so erklärt sich das also ...", murmelte sie dann und hielt sich die Stirn. "Hast du noch immer Schmerzen?" "Ja ... ich habe all unsere Kopfschmerzpillen geschluckt ... Es geht aber mittlerweile." Harry zog sie behutsam zu sich heran. "Mariah", flüsterte er, "egal, was andere behaupten ... du bist keine Mörderin ... Ich weiß nicht, was dieser Archibald mit dir gemacht hat ..." Harry stoppte kurz, um eventuell von Mariah eine Antwort darauf zu erhalten, doch sie schwieg nur. So fuhr er fort: "Aber wenn er wirklich einer von diesen Schweinen war, dann hat er es verdient ... Und ... glaubst du etwa, es wäre besser gewesen, sich von Tom töten und unsere Freunde im Stich zu lassen?" Mariah sagte nichts, sondern kuschelte sich nur schluchzend an Harrys Körper. Der schloss mit einem letzten Seufzer seine Augen und schlief erneut ein. Während seines unruhigen Schlafes umklammerten seine Arme Mariahs Körper immer fester. Nichts in ihm wollte es riskieren, dass sie doch noch verschwinden würde. *** Für Harry war es, als wäre er erst vor wenigen Minuten in den Schlaf gesunken, als er seine Augen öffnete und feststellen musste, dass das Zimmer vom sommerlichen Sonnenlicht in aller Pracht erfüllt war. Er fragte sich fieberhaft, wie spät es wohl war und rollte seinen Rumpf leicht zur Seite, um nach seiner Armbanuhr auf dem Nachttisch zu greifen. Dabei fiel ihm jedoch sofort auf, dass Mariah nicht mehr neben ihm lag. Wie von einem Doxy gebissen, sprang er vom Bett auf und rannte ins Bad, wo er seine Freundin jedoch nicht vorfand. Eine heftige Panik nahm ihn ein und im nächsten Moment griff er nach der Klinke der Zimmertür und öffnete diese. Er schreckte zurück, da die Person, die nun vor ihm stand, sich als Mariah herausstellte. Ihrem Schreck über Harrys ruckartiges Aufreißen der Tür folgte ein Lächeln. "Guten Morgen, Harry, ich wollte dich gerade wecken", sagte sie gutgelaunt. Harrys Augenbrauen sanken vor Verwunderung. "Wie ... was ... wo -" "In zehn Minuten gibt es Frühstück", teilte Mariah ihm amüsiert mit und schob in zurück ins Zimmer, "also mach dich bitte fertig, ja?" Sie schob ihn bis zur Badezimmertür, wandte sich dann wieder von ihm ab und öffnete ihren Koffer, der schon längst wieder gepackt war. "Ich habe im Schrank noch diesen tollen Weasleypullover gefunden. Hat er nicht mehr in deinen Koffer gepasst?", fragte sie. Harry, der sich wie im falschen Film fühlte und sich flüchtig zur Sicherheit in den Oberarm kniff, bejahte. "Soll ich ihn dann einpacken? In meinem Koffer ist noch etwas Platz." "... Ich bekomme doch dieses Jahr eh wieder einen neuen ... Außerdem passt er mir kaum noch." "Darf ich ihn dann so lange haben?", fragte sie ihn. "Äh, meinetwegen." Mariah bedankte sich und holte den besagten roten Pullover aus dem Schrank. Als sie ihn gerade zu ihren restlichen Sachen packen wollte, bemerkte sie, dass Harry sie noch immer mit einem ungläubigen Blick beobachtete. "Jetzt hast du nur noch acht Minuten Zeit", bemerkte sie grinsend und so ging Harry schließlich mit langsamen Schritten ins Bad. Während er dort duschte und Zähne putzte, versuchte er sich die ganze Zeit lang einen Reim daraus zu machen, warum Mariah auf einmal mit der größten Glückseligkeit auf dem Gesicht herumlief, obwohl sie letzte Nacht noch vorgehabt hatte, wegzulaufen. Er kannte sie ja gut genug, um schnell zu begreifen, dass sie schon wieder all ihren Kummer mit einem Lächeln erstickte, was fast bis zu den Ohren reichte. Er war zwar unendlich froh darüber, dass er sie letzte Nacht davon hatte abhalten können, wegzulaufen, doch fühlte er sich durch ihre aufgesetzte Fröhlichkeit sehr unwohl. Obwohl er jede Sekunde an sie gedacht hatte, war er nach sechs Minuten sauber und stand schließlich fertig angezogen wieder vor Mariah, die nun einen kleinen Beutel aus ihrem Koffer fischte und an Harry vorbei ins Bad ging. "Ich packe noch unsere Zahnbürsten und andere Sachen ein", erklärte sie. Harry nickte knapp und ging nun zum Tisch, um sich an diesen kurz zu setzen, denn er hatte sehr miserabel geschlafen. In seinen Träumen hatte er gefesselt auf dem Verhörsstuhl gesessen und anstatt Redstone, hatte Tom Riddle ihn mit seinen roten Augen traktiert, während die Todesser ihn mit erhobenen Zauberstäben umkreist hatten. Tom hatte ihm die Frage gestellt, ob Harry Mariah wirklich diesen 'Mord' an Archibald Allmewa verzeihen könnte. Harry hatte trotzig geantwortet, er hätte Mariah nichts vorzuwerfen und so hatte Tom ihm Veritaserum eingeflößt. Und zu seinem Schreck hatte er, nachdem Tom seine Frage wiederholt hatte, mit 'Nein' geantwortet... In einem weiteren Traum hatte Hermione während ihrer Befragung auf einmal das riesige Stundenglas wie einen Zeitumkehrer gedreht und im nächsten Moment waren alle zu Kleinkindern gealtert. Während er so über diese seltsamen Träume nachdachte, fiel sein Blick auf den 'Tagespropheten', welcher vor ihm auf dem Tisch lag. Hastig griff er nach ihm, als er die große Schlagzeile las: DIE GRÖSSTE VERHANDLUNG IM MINISTERIUM Gestern, am 31. August 1996, fand die bedeutendste Verhandlung über die Anhänger von Du-weißt-schon-wem im Hauptgerichtssaal des Ministeriums statt. Die Ratmitglieder der höchststehenden magischen Justiz Laurence Redstone, Cordelia Womplish, Mary Clutterbuck und Mundungus Fletcher befragten gemeinsam mit dem Zaubereiminister Cornelius Fudge die angeklagten Todesser sowie ihre Kinder (Namensliste auf Seite 7), welche allesamt Slytherinschüler der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei sind. Auch wurden die Zeugen Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts; Severus Snape, Zaubertranklehrer in Hogwarts; seine seit Jahren unter den Todessern lebende Tochter Laura Laison (Genaueres auf Seite 4); Hermione Granger und Ron Weasley, Gryffindorschüler von Hogwarts; Draco Malfoy, Slytherinschüler und Sohn des Angeklagten Lucius Malfoy; Harry Potter, welcher Du-weißt-schon-wem bezwingte und natürlich Mariah Riddle, die Tochter des schrecklichsten Schwarzmagiers (Dazu mehr auf Seite 2 bis 3) ... Sofort schlug Harry diese beiden Seiten auf und blickte zuerst einmal auf ein bewegliches Foto von Mariah, welche darauf versuchte, aus dem Bild zu rennen, jedoch von Blitzlichtern geblendet und daran gehindert wurde. Eilig und mit hastigem Atem überflog Harry den Text. '... Mariah Riddle vollbrachte vor den Augen der Ratmitglieder und des Zaubereiministers eine Mischung aus überzeugender, theatralischen Verzweiflung und Mitleid erregender Überwindung, was in einem besonders ergreifenden Zusammenbruch endete ... Mit der Behauptung, von Todessern verkauft und vergewaltigt worden zu sein, löste sie bei den Zeugen der Verhandlung Entsetzen und Mitleid aus, konnte diese so gut für sich gewinnen ... Sie begegnete ihrem leiblichen Vater nach vierzehn Jahren der für sie schweren Trennung wieder und konnte durch seine Hilfe, die Untergebenen bestrafen, die ihr ein Dorn im Auge waren ... Auch hatte sie sich seine Rückkehr mehr als alles andere gewünscht ... Über ihre fragliche 'Beziehung' zu Harry Potter äußerte sie, sie hätte ihn nicht in Gefahr gebracht ... Sie floh so mit ihrer engen Freundin Laura Laison nach Hogwarts, um Harry Potter dazu zu benutzen, ihren Vater zu besiegen, um sich ihre eigene Macht und Freiheit zu sichern ... Am Ende ihres Verhörs, bevor sie sich endgültig in Sicherheit wiegen konnte, brachten die Ausbrüche sämtlicher Todesser eine weitere Enthüllung an's Licht ... Angeblich soll sie den vor Jahren niedergemtzelten Todesser Archibald Allmewa ermordet haben ...' Harry knurrte laut auf und zeriss mit einem lauten 'Ratsch' die gesamte Zeitung in zwei Hälften. Diese warf er wütend auf den Tisch. "Harry?" Auf irgendeine Art ertappt, fühlte Harry sich, als er sich erschrocken umdrehte und nun in Mariahs verwundertes Gesicht sah. "Warum zerreißt du unsere Zeitung?", fragte sie. "Äh, weil, ähm -", stotterte er und nahm schnell die beiden Hälften vom Tisch, damit Mariah nicht auch nur ein Wort zu Gesicht bekommen würde. Nicht auszudenken, was dann sein würde. Doch auf einmal lächelte Mariah bitter. "Ich hab es schon gelesen, Harry", gestand sie. Sein angespannter Gesichtsausdruck erschlafte augenblicklich. "A-alles?", fragte er vorsichtshalber. "Ja." Harry nahm die zwei Zeitungshäflten hinter seinem Rücken hervor und ging langsam auf Mariah zu. Ihr übergab er die eine Hälfte, die sie verwirrt von ihm entgegennahm. "Wir wissen doch die Wahrheit, oder nicht?", fragte er sie und zeriss seine Hälfte in immer mehr Fetzen. "Und allein das ist wichtig." Die letzten Stücke in seiner Hand, waren nun zu klein, um sie noch mehr zu teilen und er ließ sie, wie die anderen, zu Boden fallen. Mariah sah ruhig auf diese hinab und dann wieder in Harrys smaragdgrüne Augen. "Ja ...", hauchte sie und zerriss nun auch das Papier in ihrer Hand in tausend Stücke. Harry lächelte und umarmte sie. "Gehen wir frühstücken?", fragte er. Mariah nickte, doch hielt sie Harry am T-Shirt fest, als er sich von ihr lösen wollte. "Harry", flüsterte sie mit zitternder Stimme, "bitte sage den anderen nichts von letzter Nacht ... auch Laura nicht ..." Harry sah sie an und küsste ihre Stirn. "Das bleibt unter uns", versicherte er ihr und gemeinsam nahmen sie ihre nun endlich fertig gepackten Koffer und gingen nach unten in die Küche. Dort saßen bereits Remus, Sirius, Draco und Laura. Alle sahen sofort von ihren Tätigkeiten wie Brotschmieren oder Kaffee eingießen auf zu Mariah. Diese sah verlegen zu Boden, da ihr sehr genau bewusst war, dass sie alle sich große Sorgen um sie gemacht hatten. Sie hatte es ja geschafft, ihnen den ganzen Morgen lang gekonnt aus dem Weg zu gehen und somit war das die erste große Konfrontation seit der Verhandlung. "Guten Morgen", sagte sie lächelnd. Ihre vier Freunde ließen ein paar Sekunden verstreichen, bis diese ebenfalls lächelten und auch ihr synchron einen guten Morgen wünschten. Im nächsten Moment saßen sie alle ausgiebig plaudernd, als wäre nichts Schreckliches vorgefallen, am Tisch und verdrückten von Remus selbstgemachte Pfannkuchen. Harry und vor allem Mariah waren sehr glücklich darüber, dass kein Wort über die Verhandlung fiel. Denn allen Todessern hatte man eine gerechte Strafe zugewiesen und nun konnte endlich das sechste Jahr in Hogwarts beginnen. Es war endlich Zeit, nach vorne und nicht mehr zurück zu blicken. Es war fast halb elf, als der Tisch abgeräumt wurde und sich alle bereit mit Koffern und Reisekleidung vor dem Kamin versammelten. "So", sagte schließlich Remus, der etwas gestresst in seinen zerflickten Umhang schlüpfte und einen Beutel Flohpulver aus diesem hervorholte, "wir reisen jetzt zum 'Tropfenden Kessel', gehen dann zum Bahnhof King's Cross und bringen euch noch zum Hogwarts-Express. Dann kommen Sirius und ich wieder her und reisen am frühen Nachmittag nach Hogwarts." "Ihr fährt nicht mit uns im Zug mit?", fragte Mariah etwas traurig. Remus lächelte sanft und strich ihr über den Kopf. "Nein, leider nicht. Lehrer reisen immer selbst nach Hogwarts." "Aber in meinem dritten Jahr warst du doch auch im Zug", erinnerte sich Harry. "Ja, aber nur, um dich im Ernstfall vor Sirius zu beschützen", erklärte Remus und ließ in jeder Hand etwas Flohpulver rieseln. "Dumbledore erteilte mir damals diesen Auftrag." Harry erinnerte sich noch sehr gut an diese Zugfahrt, denn während dieser war er zum ersten Mal einem Dementor begegnet und Remus hatte ihn damals vor diesem gerettet. Sirius trat zuerst mit seinem bisschen Flohpulver in den alten Kamin und rief laut: "Winkelgasse!" Als das giftgrüne Feuer ihn schließlich nach oben befördert hatte, traten auch die anderen nacheinander in den Kamin und reisten mit dem Wort 'Winkelgasse' in den 'Tropfenden Kessel'. Dort herrschte nur reger Betrieb, als sie dort ankamen und Remus die Umhänge der sechs Reisenden mit einem Zauber säuberte. Vereinzelt saßen an den Tischen ältere Hexen und Zauberer und rauchten dicke Zigarren, tranken stark riechenden Kaffee, lasen dabei den 'Tagesproheten' oder genehmigten sich Getränke in seltsamen Farben. Harry, Mariah und die anderen schleppten sich mit den schweren Koffern zur Tür und betraten die Londoner Straßen. Zum Glück war es in dem alten unscheinbaren Pub so dämmerich gewesen, so dass wohl keiner so richtig auf ihre Anwesenheit und vor allem Identität geachtet hatte. Es war wieder einer dieser kühlen und feuchten Sommertage, denn der Himmel war arg bewölkt und die Straßen und Hausfassaden nass vom Regen. In weniger als zehn Minuten erreichten sie den Bahnhof King's Cross, luden dort das Gepäck auf zwei Wagen und schoben diese schließlich durch die Wand zwischem dem neunten und zehnten Gleis zum Gleis neundreiviertel. Obwohl der rote Hogwarts-Express erst in einer Viertelstunde den Bahnhof verlassen und nach Hogwarts fahren würde, herrschte auf dem Gleis bereits große Aufregung. Kleine Kinder, die wohl erst in einigen Jahren ihre große Reise nach Hogwarts antreten würden, rannten aufgeregt umher und wurden von ihren Müttern immer wieder daran gehindert, heimlich in den Zug zu steigen. Viele Schüler, die Harry eher flüchtig in der Schule gesehen hatte, hockten vor ihren geöffneten Koffern und vergewisserten sich genau, ob sie auch nichts vergessen hatten. Auch gehörte Neville Longbottom zu diesen und wurde, während er seinen Koffer vollkommen durchwühlte, von seiner Großmutter ungeduldig beobachtet. Auch der Geier auf ihrem gewaltigen Hut, schien ein scharfes Auge auf den gestressten Gryffindor zu werfen. Aufgrund all der Aufregung wurden auch diesmal die vier Sechsklässler wie auch ihr Lehrer und Sirius nicht wirklich beachtet. Und selbst wenn, wurden die wenigen seltsamen Blicke ignoriert. "Hey, da seid ihr ja", ertönte es plötzlich hinter ihnen und schon sahen sie Ron und Hermione mit ihrem Gepäckwagen auf sie zukommen. Sofort schauten beide zu Mariah und warfen ihr aufmunternde, und doch sehr bittere Blicke zu. Mariah errötete ein wenig vor Verlegenheit. Ihr Blick war gerade auf Ron gerichtet und hinter ihm, so einige Meter, entdeckte sie Mrs. Weasley. Vor ihr stand ein Mädchen mit roten, langen Haaren. Doch glichen diese von der Farbe her nicht wie die der molligen Frau dem Fell eines Fuchses; nein, glänzendes Weinrot lag bis über den halbentblößten Schultern. Lange schwarze Kniestrümpfe kamen unter dem so neu aussehenden Umhang hervor. Diesen zog sie sich aus und gab so nun auch den kurzen, schwarzen Rock preis, der nur noch das Nötigste bedeckte. Augenblicklich fing Mrs. Weasley zu reden an und das Mädchen zetterte mit einem Gesichtsausdruck der Entrüstung drauf los. Doch waren sie zu weit weg und der Zug pfiff zum ersten Mal laut auf; sie konnten nichts verstehen. "Wer ist dieses Mädchen bei deiner Mutter, Ron?", fragte Mariah. Ihr rothaariger Freund seufzte erschöpft und sah noch nicht einmal hinter sich, um eine Antwort auf ihre Frage zu finden. "Ginny." Alle außer Hermione sahen ihn ungläubig an. Dann starrten sie wieder alle zu dem Mädchen, welches immer noch mit Mrs. Weasley diskutierte. "Das ist Ginny?!", zweifelte Harry doch sehr an und versuchte in dem verärgerten Gesicht des ihm doch eher fremden Mädchens irgendeine Ähnlichkeit mit der Schwester seines besten Freundes auszumachen. Doch außer den Sommersproßen und den gelbgrünen Augen fand er auf dem ersten Blick gar nichts. "Warum ist sie so ..." "Aufreizend?", vollendete Draco Harrys Satz. Ron warf dem grinsenden Slytherin einen bösen Blick zu und nur, weil Hermione ihn warnend am Arm gepackt hatte, blieb der Zauberstab in seiner Tasche. "Ron, du veralberst uns doch, oder?", sagte Harry und konnte seine Augen nicht von dem Mädchen nehmen. "Das ist doch niemals Ginny -" "Ich weiß es wohl besser, Harry", erwiderte Ron mit bitterer Stimme, während er Ginny und seiner Mutter beim Streiten zusah. "Ginny!", ertönte es auf einmal laut auf dem Bahnhof und sämtliche Anwesenden sahen zu einem blonden Jungen, der der Jüngsten der Weasleys glücklich zuwinkte. Auch Ginny brach mitten im Streit mit ihrer Mutter ab. "Dean!", rief sie überglücklich, rannte auf ihn zu, wobei ihr Rock gefährlich flatterte und küsste ihren Freund leidenschaftlich. Der schien ganz überrumpelt von dieser Begrüßung zu sein, denn er ließ doch viele Sekunden verstreichen, bis er Ginny umarmte und ihren stürmischen Kuss erwiderte. Harry bewunderte Dean außerordentlich dafür, dass er Ginny so schnell erkannt hatte. Sein Blick wanderte noch einmal zu Mrs. Weasley, die bei dem Anblick ihrer fünfzehnjährigen Tochter, knutschend mit einem Jungen, krebsrot vor Aufregung wurde. "Ginny!", polterte sie los. Ginny löste sich mit einem genervten Blick von Dean und sah ihre Mutter zornig an. Doch anstatt etwas zu erwidern, nahm sie den Jungen an die Hand, ging ohne ein weiteres Wort an ihrer Mutter vorbei, nahm ihren Koffer und zog ihren Freund mit in den Zug. Mrs. Weasley sah ihr erzürnt hinterher und ging auf Ron und die kleine Gruppe zu. Anstatt vorerst alle zu begrüßen, nahm sie sich ihren Sohn zur Brust. "Ron, pass gefälligst gut auf deine Schwester auf! Sollte es ihr gelingen, auch nur den kleinsten Unsinn anzustellen, wird ein Heuler wie das Piepsen einer Maus für dich sein!", warnte sie ihn, worauf er erbleichte und hastig nickte. "Wusstest du davon, dass sie einen Freund hat?", fragte sie und er schüttelte zu seiner eigenen Sicherheit den Kopf. Mrs. Weasley schien diese Antwort zu genügen, denn nun begrüßte sie die restlichen Anwesenden, auch sogar Draco, und Harry umarmte sie mütterlich. "Oh, Harry, Arthur, Ron und Hermione erzählten mir, wie tapfer du gestern warst. Du bist wirklich schon viel erwachsener, als wir dachten." Harry vernahm von Draco ein belustiges Prusten und wurde rot. Er war heilfroh, als die Frau ihn losließ und sich nun Mariah zuwandte. Diese erkannte in deren warmen Augen ein hohes Maß an Mitleid und als Mrs. Weasley ihrer Meinung nach den Anschein machte, auch sie in die Arme nehmen zu wollen, entfernte sich Mariah demonstrativ einen Schritt von ihr. Doch anstatt darüber verwundert oder enttäuscht zu sein, nickte Mrs. Weasley ihr aufmunternd zu und Mariah erwiderte dies ebenfalls mit einem zaghaften Nicken. "Es wird Zeit, Leute", sagte Remus und schaute auf die schön verzierte Bahnhofsuhr, "der Zug fährt in fünf Minuten ab." Sofort nahmen alle ihr Gepäck von den Karren und schleppten dieses in den Zug. Mariah umarmte Remus und sogar Sirius zum Abschied, was viele Schüler und ihre Eltern doch mit fast schon empörten Blicken beobachten. Gerade so, als würde sie etwas Unanständiges mitten in der Öffentlichkeit wagen. "Passt gut auf euch auf. Und du, Harry, mach bitte keinen Unsinn, ja?", rief Sirius ihnen zu. Harry wusste sofort, dass Sirius damit auf seine Mitschüler anspielte und hob nur seine Hand. "Ron", rief Mrs. Weasley nachträglich, "vergiss bloß nicht, was ich dir gesagt habe! Pass gut auf Gin -" "Ja, Mum!", erwiderte Ron mit verdrehten Augen und schloss die Zugtür hinter sich, als der letzte Warnpfiff ertönte. Sie alle stolperten leicht, als sich der Zug in Bewegung setzte und mit aller Kraft kämpften sie sich mit ihren schweren Koffern zu einem Abteil durch. Dort saß einzigst eine Person, welche in ihrem schwarzen Umhang eingehüllt war und hinaus aus dem Fenster blickte. Auf deren Schulter hockte eine schöne, schwarze Katze, deren Augen hellgrün leuchteten. "Ähm, Verzeihung", sagte Hermione und drängte sich ins Abteil, da es draußen auf dem Flur immer voller und enger wurde, "können wir uns hier reinsetzten?" Sein Gesicht war soweit enthüllt, so dass Hermione und auch die anderen, welche es nun ebenfalls ins Abteil geschafft hatten, seine braunen Augen und feinen Züge erkennen konnten. Er bedeckte seine Brust mit dem Saum seines langen Ärmels und erhob sich, wobei die Katze leise miaute. "Natürlich", sagte er mit samtweicher Stimme und ging an ihnen vorbei aus dem Abteil. "Äh - aber - du kannst ruhig bei uns sitzen blei -" Doch schon war der rätselhafte Junge zwischen den anderen jungen Hexen und Zauberern verschwunden. "Was geht der denn auf einmal? Als hätten wir ihn rausgejagt", meinte Ron. Die anderen zuckten mit den Schultern und hievten ihre Koffer hinauf auf die Gepäckablage. "Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?", fragte Mariah an Laura und Draco gewandt, die mit düsteren und angespannten Blicken den Flur entlang starrten. "Ich persönlich würde euch nicht raten, zu den Slytherins zu gehen", sagte Hermione und kramte aus ihrer Tasche ihr Vertrauensabzeichen heraus. "Was willst du denn nun damit?", fragte Ron. "Ich als Vertrauensschülerin muss bei den anderen Schülern vorbeischauen, ob sie sich auch benehmen. Ich muss auch Dean suchen, denn immerhin ist das auch seine Aufgabe." Mit diesen Worten steckte sie sich das goldrote Abzeichen an ihren Pullover und verließ das Abteil. Wie Ron, Harry und Mariah ließen sich nun auch Draco und Laura auf die Plätze nieder. "Und du willst deiner Aufgabe nicht nachgehen, Malfoy?", fragte Ron gehässig. "Das kann ich sehr gerne tun, Weasley", sagte dieser gelassen, "denn wenn du noch einmal frech wirst, ziehe ich dir Punkte ab." Ron knurrte leise wie ein wütender kleiner Gartengnom. "Das Schuljahr hat aber noch nicht angefangen und daher kannst du noch keine Punkte abziehen!" "Dann hole ich das halt in Hogwarts nach", erwiderte Draco. "Das kannst du dir sparen", sagte Harry müde, "Hermione wird uns diese Punkte im Unterricht sowieso wieder zurückholen." Draco schnaubte nur und drückte Laura, die sehr geistesabwesend wirkte, sanft an seine Schulter. Harry grinste leicht, da er genau wusste, wie anfällig Malfoy dafür war, dass ein Schlammblut so um Längen besser war als ein Reinblüter wie er. Mariah murrte leise und Harry legte behutsam seinen Arm um sie. "Alles klar bei dir?" "Hm ... hab nur leichte Kopfschmerzen", nuschelte sie. Harry küsste liebevoll ihre Schläfe und als er aufsah, bemerkte er Lauras nachdenklichen Blick, der an Mariah haftete. "Toll", murmelte Ron, "jetzt hat mich meine Mutter schon wieder als Babysitter beauftragt." "Wieder?", fragte Mariah. "Ja, jedes Jahr, seit Ginny nach Hogwarts geht, trägt sie mir auf, gut auf sie zu achten. Nur diesmal hat sie mir ja regelrecht gedroht." Ron schüttelte sich bei dem Gedanken, was seine Mutter alles mit ihm anstellen würde, wenn Ginny etwas widerfahren oder sie gar selbst etwas anstellen würde. "Aber dieses Mal kann ich es ja verstehen ..." "Warum ... hat sie sich denn so verändert?", wollte Harry nun endlich wissen. Er wollte begreifen, warum aus der süßen, schüchternen Ginny so ein trotziges und wie Malfoy es ausdrückte, wirklich 'aufreizendes' Mädchen geworden war. "Wegen der Therapie im St.-Mungo-Hospital", antwortete Ron trocken. "Inwiefern?" "Nun ja, der Sinn der Therapie war es einerseits ihre Erinnerungen an diesen Tom Riddle zu verarbeiten und andererseits ... ihr Selbstbewusstsein aufzubessern. Ihr versteht schon, damit keiner mehr in der Lage ist, von ihr Besitz zu ergreifen. Jedenfalls war sie vollkommen verändert, als sie wieder nach Hause kam. Sie widersprach Mum in fast allem, hat viele ihrer Klamotten verändert und sich von Fred und George sogar die Haare färben lassen. Mum hat fast einen Herzinfarkt bekommen. Sie ist sogar zweimal nach St. Mungo gegangen und hat sich dort beschwert. So von wegen, sie hätten ihre kleine Tochter verdorben. Das zweite Mal wurde sie dann sogar wegen ihren Aufständen rausgeschmissen." "Stand das nicht sogar im 'Tagespropheten' bei den Kurznachrichten?", erinnerte sich Laura. Ron nickte seufzend. "Glaubst du wirklich, dass das alles nur wegen ihrer Therapie ist?", fragte Mariah ihn. Sie erinnerte sich noch sehr gut an jenes Gespräch, das sie damals am Weihnachtsball mit Ron geführt hatte. "Nein", sagte dieser, "ich denke eher, das war ein Anstoß für sie, endlich all das zu machen, was sie schon immer wollte. Nicht mehr von unserer Mutter in Watte gepackt zu werden und halt freier zu sein." "Dean war ja auch sehr überrascht über ihr neues Benehmen", sagte Harry. "Ja", nuschelte Ron und fuhr sich durch das rote Haar, "er hat ihr haufenweise Briefe nach St. Mungo geschickt, doch da sie nie geantwortet hat, hat er mir dann geschrieben. Ich hielt ihn über ihren uns bekannten Zustand auf den Laufenden und als Ginny dann nach Hause kam, fing sie an, ihm zu schreiben. Bestimmt hat sie ihm auch ein Foto geschickt, sonst hätte er sie sicher niemals sofort erkannt." Es verging fast eine Stunde, bis Hermione wieder bei ihnen saß und ihnen von den Slytherins berichtigte. "Sie sitzen alle zusammen gepfercht in den ersten drei Abteilen und werden von den Schulsprechern bewacht. Bis jetzt haben sie sich zumindest schon mal ganz ruhig verhalten. Ich frage mich wirklich, was Dumbledore sich für Sicherheitsvorkehrungen für sie einfallen lässt", erzählte sie und holte Krummbein aus seinem Reisekorb heraus. Sofort sprang er auf ihren Schoß und ließ sich von ihr kraulen. "Hast du zufällig auch den Jungen wiedergesehen, der vorhin hier war?", wollte Laura wissen. "Nein, beim ersten Blick in die Abteile nicht. Aber vielleicht ist er ja auch auf der Toilette oder beim Zugführer - Ah!" Auf einmal fühlten sie einen solch gewaltigen Ruck, so dass jeder von seinem Sitz und schmerzhaft auf den Boden oder einem Freund fiel. Ein Ächzen und Stöhnen und lautes Fauchen Krummbeins ertönte und als auch noch die Koffer von der Ablage runterrutschten, entfuhren ihnen weitere Schmerzensschreie. "Au verdammt! Was sollte denn das?!", fauchte Ron laut auf und schob zwei Koffer von sich runter. Hermione rappelte sich eilig auf und kletterte über die anderen zum Fenster. Abrupt weiteten sich ihre Augen. "Wir fahren rückwärts!", rief sie panisch. "WAS?!", schrien alle durcheinander und versuchten sich ebenfalls aufzurichten, doch der Zug beschleunigte so plötzlich, so dass sie sofort wieder hinfielen. "Schnell! Einer muss zum Zugführer gehen!", ordnete Hermione an und Draco folgte dem Befehl und rannte aus dem Abteil. "Was ist nur passiert?", sagte Mariah ängstlich und griff nach Harrys Hand. "Keine Ahnung", konnte dieser nur erwidern und zog sich mit ihr nach oben auf die Plätze zurück. Mit der hohen Geschwindigkeit des Zuges wurden ihre Rücken stark gegen die Sitzlehnen gedrückt. Sie zitterten und atmeten heftig vor Angst. "Komm her, Krummbein!", befahl Hermione ihrem Kater, der ängstlich in seinen Reisekorb krabbelte. Plötzlich wurde es pechschwarz im Abteil und ein erneuter Tumult brach aus. "Beruhigt euch!", rief Hermione. "Wir sind nur im selben Tunnel, in dem wir vorhin durchgefahren sind! Die Lichter müssten gleich angehen!" Doch die Lichter, die tatsächlich jedes Mal sofort angingen, wenn sie durch einen Tunnel fuhren, oder die Dunkelheit des Himmels über sie hineinbrach, blieben aus. "Warum gehen sie nicht an?!", äußerte sich Ron nervös. "Draco!", rief Laura und öffnete die Abteiltür, als sie den Riegel fand. "Bleibt sitzen!", befahl Hermione. "Sonst verletzt sich noch jemand!" Den Worten folgte die Handlung, denn ein leises Poltern und ein Aufschrei Lauras ertönten, da sie über Rons Beine gestolpert war. "Alles in Ordnung?", fragte dieser und tastete in der vollkommenen Dunkelheit nach ihrer Hand. "Ja", sagte Laura, nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf den Platz neben ihm hochziehen. Im nächsten Augenblick, noch bevor jemand endlich den Lumos-Zauber anwenden konnte, verließen sie den Tunnel und alle kniffen durch das grelle Tageslicht ihre Augen zu. Doch als die Abteiltür mit einem lauten Knall vollkommen aufgerissen wurde, öffneten sie diese wieder. "Jemand hat unseren Waggon abgekoppelt!", sagte Draco, dessen Wangen vor Aufregung gerötet und seine blonden Haare sehr durcheinander waren. "Nur wir fahren rückwärts!" "WAS?!" Aus Reflex erhoben sich zugleich alle wieder und wollten aus dem engen Abteil raus. Das laute Rattern des Waggons auf den Schienen und der Druck der Geschwindigkeit löste Panik unter ihnen aus. "Oh mein Gott!", entfiel es Hermione auf einmal, als sie erneut aus dem Fenster sah. "Was ist?", fragten die anderen panisch. "Da kommt eine scharfe Kurve! Wenn wir mit der Geschwindigkeit da langrasen, entgleist der Waggon!" Alle schnappten erschrocken nach Luft. "Wir müssen hier raus!", beschloss Hermione sofort und holte ihren Zauberstab hervor. Mit diesem zeigte sie auf die vielen Koffer. "Reducio!", rief sie laut und sofort schrumpften die Koffer auf die Größe von Streichholzschachteln. "Steckt sie ein und dann nichts wie raus hier!" Alle befolgten ohne Wiederrede Hermiones Anordnung und sammelten die winzigen Koffer eilig ein. Ob jeder seinen eigenen dabei nahm, war egal; hauptsache, alle waren eingesteckt. "Willst du etwa, dass wir aus dem Zug springen?", fragte Ron Hermione mit einer bösen Vorahnung. "Was sollen wir sonst tun, Ron? Wir haben keine Zeit!" Mit diesen Worten öffnete sie das große Fenster uns sah hinaus, wobei ihre braunen, lockigen Haare wild um ihr Gesicht herumflatterten. "Da kommen viele Büsche! Da werden wir wenigstens weich landen!", sagte sie und schwang ihre Beine über den Fensterrand. "Trödelt bloß nicht!", ermahnte sie ihre erschrockenen Freunde. Hermione schluckte noch einmal und sprang. "Hermione!", schrie Ron entsetzt und rannte zum Fenster. Er schaute nach rechts und sah zu seiner Erleichterung, dass Hermione in einem breiten Busch gelandet war und sich inzwischen aus diesem herauskämpfte. Ron drehte seinen Kopf nach rechts, wobei ihm der Wind ins Gesicht peitschte und bemerkte sofort mit Schrecken, dass sie tatsächlich keine Zeit mehr hatten. "Schnell!", rief er, kletterte über den Fensterrand und sprang. Ihm folgten mit großem Zögern Draco, Laura und schließlich auch Harry. "Beeil dich!", rief er Mariah noch zu, bevor er sprang. Diese fackelte auch nicht lange und ging auf das Fenster zu. Doch plötzlich zog etwas so stark an ihrem Reiseumhang, so dass sie böse stürzte. "Au, was -" Sie bermerkte, dass sich der Saum ihres Umhanges in der splittrigen Holzfassade unter den Sitzen bei dem ganzen Tumult im Tunnel verfangen hatte. "Oh nein!", ächzte sie und zog verzweifelt an ihrem Umhang herum, der jedoch einfach nicht unter ihrem panischen Zerren nachgeben wollte. Sie spürte, wie der Waggon immer schneller wurde und die Gefahr immer näher kam. Mariah schossen die Tränen in die Augen. Immer heftiger zog sie an ihrem Umhang, der einfach nicht reißen wollte. Sie spürte das laute Ratterns des Waggons, welches immer schneller in seinen Abständen erklang. Die Eisenräder quietschten auf den Schienen und peinigten Mariahs Ohren. "Komm schon!", schrie sie verzweifelt und in dem Moment, als ihr endlich klar wurde, dass sie sich den Umhang doch ausziehen konnte, überschlug sich ihr Herz, als auf einmal eine verhüllte Person das Abteil betrat. Als sie aufblickte, erkannte sie dort dasselbe Gesicht des Jungen, welcher vorhin noch allein in diesem Abteil gesessen hatte. Vor Schreck versuchte Mariah von ihm wegzurutschen, doch ihr hängengebliebener Umhang verhinderte auch dies. Ohne ein Wort zu sagen, kam der Junge auf sie zu und beugte sich zu ihr herunter. Mit einem Arm umschlang er ihre Taille und seine eine Hand half ihr, den Umhang vom Holz loszureißen. Sie sah in das halbverhüllte Gesicht des braunäugigen Jungen, dessen Anblick ihr eine kleine aber enorme Welle von dröhnenden Kopfschmerzen einbrachte. "Schnell!", rief er laut und zog sie auf die Beine, die heftig zitterten. Er schob sie zum Fenster, über dessen Rand sie sofort kletterte und ohne noch einmal zu überlegen sprang. Sie landete in einem dornigen Strauch und purzelte aus diesem heraus, da die Geschwindigkeit des Waggons noch immer auf ihrem rollenden Körper lag. Mit ihren Fingern ergriff sie das feuchte Gras und blieb so endlich still liegen. Erschöpft und immer noch mit pochendem Herzen, sah sie auf und bemerkte erschrocken, wie der Waggon sich der Kurve immer schneller näherte. Panisch, beobachtete sie das Fenster, aus welchem sie soeben noch gesprungen war und wartete darauf, dass der fremde Junge doch endlich auch aus diesem springen würde. Doch nichts dergleichen geschah und Mariah schrie laut auf, als der Waggons aus der Kurve sprang, auf den felsigen Grasboden krachte und mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte. Mariah rutschte erschrocken zurück und sah mit offenem Mund zu, wie ein riesiges Feuer inmitten der großen Trümmer entfachte und der ein oder andere Feuerwerkskörper, der als Ware eigentlich für Hogsmeade transportiert worden war, in die Luft flog und sich in einem Lichterregen entfachte. Dunkler Rauch qualmte zum Himmel empor, welcher das bunte fliegende Feuer verschluckte. Ein unsichtbares Gewicht und ein endloser Schreck ließen Mariah im nassen Gras verweilen, bis nach einigen Minuten, die sie gar nicht als solche wahrgenommen hatte, ihr Name laut gerufen wurde. "Mariah!" Sie war noch immer fast sogar erstaunt über den Anblick, der sich ihr darbot und drehte sich verwundert um. Harry, Ron, Hermione, Draco und Laura kamen schwer atmend auf sie zugerannt. Wie auch sie hatten alle anderen mehrere Kratzer im Gesicht und die Kleider waren leicht zerrissen. "Alles in Ordnung?", fragte Harry besorgt und beugte sich zu Mariah herunter. "Wir haben solche Angst gehabt, da du einfach nicht gesprungen bist", sagte Laura, die sich ihr ebenfalls näherte und zitternd ihre zerkratzte Hand nahm. Auf einmal stand Mariah auf, doch durch den Sprung waren ihre Beine so geschwächt, so dass sie wieder hinfiel. "Der Junge -", rief sie völlig durch den Wind, "- der Junge! Er - er - war noch drin -" "Wie?!", hauchte Hermione völlig entsetzt. "Dieser Junge aus dem Abteil war im Waggon?" "Ja", nuschelte Mariah und versuchte erneut aufzustehen, "mein Umhang hat sich verfangen und da hat er mir geholfen -" "Bleib sitzen!", befahl Harry, stand auf und holte rasch seinen Zauberstab hervor. "Schnell, wir löschen das Feuer und suchen nach ihm!" Sofort holten Draco und Ron ebenfalls ihre Zauberstäbe hervor und rannten zu dem brennenden Waggon. In der Form eines Dreiecks stellten sie sich um diesen und riefen laut: "Aquarius!" Riesige Wasserstrahlen schoßen aus den Spitzen ihrer Zauberstäbe und löschten nach und nach das Inferno. Als dies vollbracht war, näherten sie sich den Trümmern und durchforsteten jeden Winkel. Derweil verbreitete sich der starke Geruch von verbranntem Holz und Knallkörpern. Hermione und Laura, die bei Mariah geblieben waren, beruhigten sie. "Bist du dir sicher, dass er es nicht mehr geschafft hat?" "Das hätte ich gesehen", meinte Mariah und war kurz davor zu weinen. "Wie konnte sich der Waggon überhaupt vom Zug lösen?", fragte Laura, die noch immer leicht zitterte. "Das ist eigentlich unmöglich. Der Zug ist vollkommen sicher", antwortete Hermione. "Jemand muss den Waggon abgekoppelt haben, anders kann es nicht sein." "Aber ... wer könnte so was Schreckliches tun?" Bevor sie jedoch auf Mariahs Frage antworten konnten, kamen Harry, Ron und Draco auf sie zu. "Da war niemand", sagte Harry. "Auch keine Leiche", bestätigte Draco. Mariah sah die beiden ungläubig an. "Was? Aber - er war da! Er hat mir geholfen! Und er ist nicht aus dem Zug heraus gesprungen!", versicherte sie. "Vielleicht nicht aus demselben Fenster wie wir ...", überlegte Hermione. "Das hätte doch keinen Sinn gemacht, sich extra ein anderes Fenster auszusuchen", war Harrys Meinung dazu. "Vielleicht ist er ja auch appariert", schlug Ron vor. "Nein, das ist nicht möglich im Hogwarts-Express. Das steht auch -" "- in 'Eine Geschichte von Hogwarts', wir wissen das, Hermione", sagte Ron genervt. "Du hast es also endlich mal gelesen?" "Nein, aber durch deine Vorträge kennt man dieses Buch auch mittlerweile so auswendig." Hermione errötete leicht, wurde durch Laura jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht, als diese sagte: "Könnte es nicht sein, dass dieser Junge unseren Waggon abgekoppelt hat?" Sie hatte diesen Satz eher leise ausgesprochen, doch jeder hatte ihn klar und deutlich verstanden. "Aber - er hat mich doch gerettet", sagte Mariah verwirrt. "Warum sollte er das dann getan haben?" Laura zuckte nur mit den Schultern, schien jedoch noch immer zu überlegen. "Wie auch immer", murmelte Hermione und erhob sich, wobei sie das Gras und die Buschblätter von ihrer Kleidung abklopfte. "Wir sollten uns lieber überlegen, was wir jetzt machen ..." "Wir könnten doch eine Eule nach Hogwarts schicken", sagte Mariah und schaffte es nun endlich auch, wieder aufzustehen. "Ich habe Hedwig heute morgen schon nach Hogwarts geschickt", fiel es Harry ein. "Und Pig ist bei Ginny", bedauerte Ron. "Was ist mit deiner Eule, Malfoy?" "Zu Hause", antwortete dieser, "meine Mutter schickt sie immer zum ersten Frühstück in Hogwarts zu mir." "Na toll", maulte Ron. "Hoffentlich werden die anderen unser Fehlen bemerken und dann eine Eule losschicken." "Spätestens dann, wenn meine verehrten Hausgenossen zu uns wollen, um uns das alles von gestern heimzuzahlen." "Die werden von den Schulsprechern bewacht, Malfoy. Und selbst wenn sie nach uns suchen, sie würden sicher nicht Bescheid sagen", war Hermione sich sicher. "Mit anderen Worten, in Hogwarts wird man spätestens heute Abend wissen, dass mit uns was passiert ist", befürchtete Harry. Dieser Feststellung folgte eine ratlose und bedrückte Stille. Jeder wartete auf einen Vorschlag von den anderen, doch wer konnte bitteschön erwarten, dass ein Waggon sich vom Hogwarts-Express lösen und dann auch noch explodieren würde? Und wer hatte in diesem Fall auch noch einen passenden Rat auf Lager? "Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als entweder zu warten oder den Schienen nach Hogwarts zu folgen." Alle sahen Hermione erstaunt an. "Du willst den ganzen Weg nach Hogwarts laufen, Granger?", fragte Draco erstaunt und amüsiert zugleich. "Besser als hier noch länger auf Hilfe zu warten, die nicht kommt. Und wenn unsere Retter, wer auch immer das sein wird, uns finden werden, kommen wir so schneller nach Hogwarts. Und glaubt mir, ich möchte keinen Schultag mehr als nötig verpassen." ***************************************************** Kann man sich das vorstellen? Ich bin innerhalb von drei Wochen fertig geworden!!!! Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen^^! Endlich ist die Verhandlung vorbei und unsere Freunde fahren nach Hogwarts ... Mehr oder weniger^^'. Mich beschäftigen bei diesem Kapitel zwei Probleme. Und zwar, dass ich es persönich zu kurz finde und, ob es mir gelungen ist, Harrys und Mariahs Gefühle vernünftig zu beschreiben. Zur Länge: Das nächste Kapitel würde zu kurz werden, wenn ich noch mehr hier reinsetzen würde und deswegen muss es wohl so bleiben. Doch was Harrys und Mariahs Gefühle angeht, da werde ich wohl irgendwann noch einmal ein wenig nachbessern. Mariahs seltsame Eigenschaft: Betrachtet diesen Zustand, den sie ab und zu annehmen wird, als Tick; als eine Schwäche, die sie unterdrücken, aber nie wieder ablegen kann. Ich hoffe auch, Draco ist nicht allzu OOC aufgetreten, als er bei Laura so ausfallend wurde. Denn er könnte es wirklich niemals ertragen, wenn Laura etwas passieren könnte. Glaubt jetzt bitte auch nicht, dass Ginny OOC wird (Schaut doch mal bei den Charabildern vorbei^^!), ich habe sie bewusst diese Verwandlung durchmachen lassen, um ein wenig mit ihrem Charakter rumzuspielen und diesen zugleich verinnerlichen zu können. Da ich sie nämlich nur wirklich durch meine FF mag, ist mir das enorm wichtig. Und falls ihr euch wundert, in dem Waggon, der explodiert ist, war nur das eine Abteil und ein großer Raum für Waren, die nach Hogsmeade sollten. Somit war also niemand anderes im Waggon, als der Unfall geschah. Ich hoffe, ich werde das nächste Kapitel "Ein Schlag ins Wasser" genau so schnell fertig bekommen und ich freue mich auf eure Kommentare^^. Wer dies noch nicht getan hat, den bitte ich doch darum seine Lieblingsfigur (Auch Canoncharas) zu erwähnen, da ich eine Umfrage dazu gestartet habe. Auf dieser Seite könnt ihr übrigens Bilder zu den Charas finden (bitte scrollen): http://animexx.onlinewelten.com/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=71341 Und falls ihr Fragen habt, schreibt sie mir doch bitte per Nachricht. Ich bedanke mich bei euch! Kuss, eure Maru ^-°! Kapitel 10: 10. Ein Schlag ins Wasser ------------------------------------- 10. Ein Schlag ins Wasser "Mariah? Ich glaube, du hast aus Versehen meinen Koffer eingepackt." "Ah ja, hier. Und wer hat meinen dann?" "Ich", antwortete Draco und gab ihr den winzigen Koffer zurück, den sie mit 'Engorio' wieder auf seine normale Größe wachsen ließ. Sofort öffnete sie ihn, wühlte darin herum und holte ihr Zaubertrankfläschenset heraus. Das größte Fläschen übergab sie Harry, der auch schon die drei der anderen in seinen Händen hielt. "Wie viele Brote hast du nochmal, Ron?", fragte er seinen besten Freund. "Genau drei. Ich denke, die teilen wir später pro Paar auf." Harry nickte und ging mit den Fläschen nach unten zum naheliegenden See. Schon seit fast einer Stunde saßen sie bereits verloren auf den Ländereien von England. Währenddessen hatten sie sich genau beraten, wie ihre nächsten Schritte aussehen würden. Nach langer Diskussion hatten erst einmal alle Hermiones Vorschlag zugestimmt, selber den Schienen nach Hogwarts zu folgen. Danach waren Überlegungen über Wasser, Essen und Pauseneinhaltung gefolgt. So war Hermione, die darüber Bescheid wusste, dass nach dem kleinen See, der sich in der Nähe des explodierten Waggons befand, der einzige war, an dem sie in den nächsten fünf Stunden vorbeilaufen würden, etwas Gutes eingefallen. Und zwar, alle großen Zaubertrankfläschen, die sie sonst für den Unterricht nutzten, mit Wasser zu füllen und gut einzusparen. Jeder müsste mit seinem Fläschen bis zur nächsten Wasserquelle oder bis zum nächsten Regen auskommen. Mit diesen näherte sich Harry auch gerade dem See, an dessen Ufer Hermione bereits saß und ihr eigenes füllte. Harry ließ sich neben sie nieder und tauchte das erste Fläschen ins kalte Wasser. "Sag mal, Hermione", murmelte er, "wie lange, glaubst du, werden wir zu Fuß brauchen, bis wir in Hogwarts sind?" Er sah überrascht zu ihr, da sie auf seine Frage nicht antwortete, sondern nur stumm über den See blickte. "Hermione?" "Harry ...", flüsterte sie, sah ihn jedoch noch immer nicht an, "... findest du auch, dass ich euch nerve?" Fast hätte Harry sein Fläschen ins Wasser fallen lassen. "Wie bitte?", fragte er verwundert. "Na ja ... weil ich euch dauernd Dinge aus 'Eine Geschichte von Hogwarts' erzähle und ... nun ja ..." Hermione versuchte, ihr Fläschen vernünftig mit dem Korken zu verschließen. Jedoch waren ihre Hände so unruhig, so dass sie mit diesem immer an der Mündung abrutschte. "Wie kommst du denn auf einmal darauf?" Harry hätte gelogen, zu behaupten, es hätte nicht wenigstens einen Augenblick gegeben, in dem Hermione durch ihre ständigen Predigten und aufgesagten Fakten aus einem Lehrbuch ihm ein Augenverdrehen oder Kopfschütteln entlockt hatte. Doch wirklich genervt, wie sie es wohl meinte, hatte sie ihn niemals. "Weil ... na ja, Ron und ..." Sie seufzte, da dieser verflixte Korken einfach nicht in die Öffnung reinwollte. Harry konnte sich das nicht mehr mitansehen, nahm ihr das Fläschen ab und verschloss es sorgfältig. "Ach, Hermione, du kennst Ron doch. Ihm rutscht andauernd so etwas raus, aber er meint es doch nicht so. Und außerdem sind wir alle wegen der ganzen Situation sowieso sehr gestresst", sagte er, denn immerhin waren sie vor einer Stunde um Haaresbreite dem Tod entgangen. "Mmm ... ja, du hast Recht", sagte Hermione und nahm von ihm dankend wieder ihr Fläschen ab. "Bekommen wir heute noch unser Wasser?", hörten sie Malfoy von weitem rufen. "Ich werf dich gleich in den See, Malfoy, dann hast du dein Wasser!", rief Harry genervt zurück. "Harry!", wurde er prompt von Hermione ermahnt. "Wenn ihr jetzt schon wieder anfängt, euch zu streiten, dann schaffen wir es nie gemeinsam nach Hogwarts." "Ich hab mir diesen Pfadfinderlauf ja wohl kaum selbst ausgesucht", meinte Harry nur dazu und füllte nun auch endlich die restlichen Fläschen. "Also, Hermione, wie lange werden wir wohl brauchen, bis wir in Hogwarts sind?" Hermione überlegte genau und als Harry alle Fläschen voll gemacht hatte und sich beide erhoben, sagte sie: "Mit dem Zug brauchen wir fast neun Stunden ... Wenn wir unsere Laufgeschwindigkeit und die nächtlichen Pausen miteinbeziehen, würde ich minimal auf zwei Wochen schätzen, falls uns keiner vorher findet." Harrys Augen weiteten sich. Über zwei Wochen würden sie bis nach Schottland laufen? Wie gerne wünschte er sich in diesem Moment einen Portschlüssel oder gar die Fähigkeit, apparieren zu können. Als er und Hermione wieder bei den anderen waren, sprach Ron den Gedanken aus, den er wohl als nächstes gehabt hätte. "Hey - warum nehmen wir nicht einfach die Besen? So würden wir fix nach Hogwarts kommen." "Nein!", stießen Laura und Hermione fast zugleich aus. "Warum denn nicht?", fragte Ron verwundert. "Ich halte das auch für eine gute Idee", sagte Harry. "Wir haben drei Besen also könnt ihr doch auf zweien von ihnen -" "Harry, du und Ron, ihr wisst ganz genau, dass ich Angst vor dem Fliegen habe", erinnerte Hermione ihn etwas beschämt. "Laura hat auch Flugangst; ihr kriegt sie nicht mal zwei Meter in die Luft, ohne dass sie schreit." Mit rotem Kopf trat Laura auf Dracos Fuß, der dadurch unterdrückt aufkeuchte. "Bitte, das schaffe ich einfach nicht", entschuldigte sich Hermione noch einmal. "Ist schon in Ordnung, Hermione", meldete sich nun auch Mariah zu Wort. "Dann laufen wir eben und vielleicht haben wir ja Glück und morgen kommen uns schon einige Lehrer oder Suchtruppen aus dem Ministerium entgegen." "Ganz genau", sagte Harry, der nun jedem sein Fläschen mit Wasser gab. "Wir haben in den Trümmern übrigens noch ein paar Süßigkeiten gefunden, die wohl für den 'Honigtopf' gedacht waren." Mit diesen Worten präsentierte Laura Harry und Hermione einen kleinen Beutel, in dem sich leicht verkohlte Zuckerfederkiele, Schokofrösche, Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen und sogar ein paar Kürbispasteten befanden. "Wunderbar", sagte Hermione, "wenn wir uns das gut einteilen und vielleicht noch Äpfel oder sonst was unterwegs finden, dann kommen wir damit ein paar Tage aus. Was für ein Jammer, dass wir erst in diesem Jahr lernen, wie man normale Gegenstände wie Steine in Essen verwandelt." "Kannst du das denn trotzdem nicht? Immerhin liest du doch schon alle neuen Schulbücher vor der Schule durch." Hermione warf Ron einen beleidigten Blick zu und wandte sich ohne eine Antwort von ihm ab. "Wir sollten langsam aufbrechen", sagte sie und ließ ihren eigenen Koffer wieder schrumpfen. Die anderen taten es ihr gleich und so begaben sie sich auf die Schienen und gingen los. Der Himmel über ihnen blieb die nächsten Stunden lang bewölkt und grau, doch verschonte er die sechs Reisenden zum Glück vor Regen und Gewitter. Während sie den Schienen folgten, konnten sie die Natur bewundern, was ihnen all die Jahre nur von den Fenstern des Hogwarts-Expresses aus vergönnt gewesen war. Felsige Hügel, weite Wiesen und zu ihrem Glück auch ab und zu ein paar, schmale, klare Bäche, bei denen sie ihre immer wieder leerer werdenen Fläschen auffüllen konnten. Denn trotz des feuchten Wetters, war es immer noch ein sehr warmer Spätsommertag, der ihren Durst immer wieder aufkeimen ließ. Nach fast sieben Stunden schleppten sie sich weiter voran, bis sie in der Ferne einen weiteren Tunnel entdeckten, der durch einen großen Berg führte. Ihre Füße schmerzten bereits sehr und ihr Hunger, den sie immer wieder zu unterdrücken versuchten, bescherrte ihnen ein Schwindelgefühl und eine gewisse Übelkeit. "Können wir nicht endlich mal wieder eine Pause machen und was essen?", maulte Ron schließlich und hielt sich seinen knurrenden Bauch. "In einer Stunde werden wir unser Nachtlager aufschlagen", sagte Hermione, die auch selbst schon vor Hunger und Erschöpfung wankte. "In einer Stunde?! Willst du uns umbringen?!", fauchte Ron. "Spar dir dein bisschen Kraft zum Laufen, Weasley, und nicht zum Rumnölen." "Als hättest du kleines Frettchen nicht auch Hunger", grummelte Ron und im nächsten Moment hatte er die Spitze von Dracos Zauberstab an seinem Hals. "Nimm das zurück, du Wiesel!", zischte der Slytherin. "Draco!", riefen Mariah und Laura erschrocken und zogen ihn von Ron weg. Draco zeigte jedoch noch immer mit seinem Zauberstab auf diesen. "Nimm deinen Zauberstab runter, Malfoy", ermahnte Harry ihn und umklammerte zur Sicherheit seinen eigenen, den er in seiner Tasche hatte. "Wir sind alle schon irre vor Hunger, also lasst uns weitergehen." "Warum macht ihr alle mich eigentlich immer zum Sündenbock?!", schrie Draco ihn und auch die anderen an. "Beruhige dich jetzt bitte, Draco", bat Laura ihn, doch half das nicht viel. "Es ist doch so! Ihr beleidigt mich auch ständig und dürft das wohl auch noch!" "Du fängst doch immer an, du schleimiger -" "Halt jetzt den Mund, Ron!", fiel Hermione ihm ins Wort. "Seid doch mal ruhig!", rief Mariah laut. "Hört ihr das?" Abrupt verstummten alle in ihrem Streit und lauschten auf der Suche nach etwas, was sie, nach Mariahs Worten, hören müssten. "Was sollen wir hören?", fragte Harry, doch dann vernahm er wie auch die anderen eine Art leises Kreischen. So wie das von einer unter Qualen leidenen Eule. Doch es klang so seltsam, als würde es aus dem Schnabel oder Maul eines riesigen Wesens entstammen. Wohl sogar einem, welches sie noch nie gesehen hatten... "Was ist das?", murmelte Laura und konnte die Nervosität in ihrer Stimme kaum verstecken. Sie drehten sich mehrere Male um und suchten aus einem Reflex heraus den gesamten Himmel ab. Nach wenigen Minuten der Stille zuckten sie zusammen, als dieses Kreischen im hohen Ton erklang und es war ihnen sofort klar, dass dieses aus nächster Nähe gekommen war. "Schnell - in den Tunnel!", rief Hermione panisch und rannte los. Sofort liefen ihr die anderen nach, wobei der ein oder andere vor Aufregung über die Holzplanken stolperte und dabei fast stürzte. Mit keuchendem Atem kamen sie schließlich im Tunnel an. In dessen Schwärze suchten sie nur soweit Schutz, so dass sie noch genug Ausblick nach draußen hatten. Groß war ihre Furcht, aber eben auch ihre Neugier, was für ein Wesen da draußen war und wohlmöglich auf sie lauerte. Sie hielten allesamt den Atem an, als sich dieses wahrhaftig zeigte und auf einem knorrigen Baum niederließ, der nah der Schienen stand. Es war ein riesiger Vogel, der jedoch keine Federn über sein vermodertes Skelett trug. Statt einem Schnabel besaß er eher ein langes Gebiss, welches dem eines Pferdes glich. Nachdem er mit seinen riesigen spitzen Klauen die Äste des Baumes umklammert hatte, streckte er noch einmal seine langen, knochigen Flügel aus, welche mit einem seltsamen Stoff, wie der zweier zerrissener, schwarzer Umhänge, bedeckt waren. Es war einfach nur ein schauriger Anblick und als dieses Wesen erneut seinen Laut herausschrie, gefror den Freunden fast das Blut in den Adern. "Was ist das bloß?", flüsterte Ron so leise wie er konnte. Doch keiner war in der Lage, ihm zu antworten. Stattdessen wandte sich Hermione, die dem Eingang am nächsten war, den anderen zu und sagte ruhig: "Geht ganz langsam weiter und seid leise. Wenn wir weit genug von ihm weg sind, machen wir Licht." Die anderen nickten einstimmig und schlichen, mit den Rücken an der kalten Steinwand gepresst, langsam in das Innere des Tunnels. Immer wieder, wenn das Kreischen erklang, zuckten sie zusammen, doch gingen sie immer weiter. "Schlampe!" Geschockt, drehte sich Mariah zu Harry um, der direkt hinter ihr lief. Der schaute sie verwundert an. "Was ist?", fragte er leise, da sie noch immer zu nah am Eingang waren. "I-ich -", stotterte Mariah und war immer noch blass vor Schreck, "- ha-hast du irgendwas gesagt?" Harry schüttelte den Kopf. "Ist alles in Ordnung mit dir?", erkundigte er sich. "Los, weiter!", zischte Draco so leise wie möglich. Somit setzten sich Mariah und Harry wieder in Bewegung. 'Was war das nur?', fragte sich Mariah, während sie alle immer mehr in der Dunkelheit verloren gingen und sich nun mit dem Abtasten an der Wand allein fortbewegen konnten. 'Warum hat er das gesagt? Er sagte, er hätte es nicht, aber es war doch ganz klar seine Stimme ...' In ihren Gedanken versunken, prallte sie bald an Rons Rücken, da dieser stehen geblieben war. "Der Eingang ist kaum noch zu sehen", sagte er und holte seinen Zauberstab hervor. "Wir sollten jetzt Licht machen. Lumos!" An der Spitze seines Zauberstabes entfachte ein angenehmes Licht, welches den sechs Jugendlichen ein Gefühl der Wärme und Sicherheit gab. Nun holten auch Harry, Draco und Hermione ihre Zauberstäbe hervor und sprachen den Lumos-Zauber aus. Dasselbe wollten auch Laura und Mariah mit ihren Händen vollziehen, doch aufgrund ihres Hungers und ihrer Kraftlosigkeit gelang es ihnen gerade mal, ein schwaches Fünkchen zu entfachen. Bei einem genauen Blick in die Runde war unschwer zu erkennen, wie blass alle waren. "Was war das bloß für ein Tier?", fragte Laura geradeaus. "Ich kann mir nichtmal vorstellen, dass das ein Tier war", murmelte Harry. "Ich habe das Gefühl", sagte Hermione und rieb sich mit dem Daumen das Kinn, "dass ich schon mal über ein magisches Tier mit so einer äußerlichen Erscheinung gelesen habe ... Doch ich komme nicht drauf ... Vogelgerippe ... zerrissene Stoffflügel ..." "Denk nach, Hermione", trieb Harry sie an. "Ich ... ich weiß es nicht", bedauerte sie. "Ich habe es auch eher flüchtig in der Bibliothek gelesen ..." "Was auch immer es war ... so wie es aussah, ist es sicher nicht gutartig", vermutete Ron. "Was machen wir jetzt?", fragte Mariah unsicher. "Wir gehen zum anderen Ende des Tunnels. Sollte dieses Wesen uns da nicht auflauern, schlagen wir dort unser Nachtlager auf." Begeistert von Hermiones Anweisung, die auf baldiges Essen zu hoffen schien, ging Ron als Erster los und die anderen folgten ihm. Es dauerte gerade mal fünf Minuten, bis sie das Tageslicht am Ende des Tunnels endlich erblickten. Daher beschleunigten sie auch sofort ihre Schritte, denn sie alle hatten solch einen Hunger und konnten vor Erschöpfung kaum noch stehen. "Nox!" Die vier Lichter erloschen allesamt und als sie sich dem Ausgang nun näherten, gingen Harry und Draco voran, um nachzusehen, ob die Luft rein war. Sie sahen sich ganz genau um und wandten sich schließlich wieder den anderen zu. "Alles in Ordnung", beruhigte Draco ihre verunsicherten Hintermänner. "Da vorne ist ein kleiner Wald", erkannte Harry, als er nach Westen sah. "Dort können wir die Nacht verbringen, ohne, dass uns dieses Vieh von oben entdeckt." Alle nickten und mit gespitzten Ohren und eiligen Schritten liefen sie los in den Wald. Immer wieder sahen sie dabei flüchtig zurück zum Tunnel und über den Berg, den sie gerade durchquert hatten. Doch keine Gefahr war in Sicht. Als sie den kleinen Wald erreichten, ließen sie sich erschöpft ins Gras fallen und atmeten tief durch. "So, am besten suchen wir jetzt ein wenig Holz für ein Feuer und dann essen wir endlich etwas", schlug Hermione vor. Nur das Wort 'essen' brachte alle dazu, wieder aufzustehen und kleine und größere Äste vom Boden der Umgebung aufzusammeln. Dabei sahen sie immer wieder hoch zum Himmel. Zu sehr hatte ihnen der unheimliche Anblick dieses Wesens zugesetzt. Nach einer halben Stunde saßen sie dann endlich um ein großes Lagerfeuer und aßen Rons Brote, welche Mrs. Weasley ihm extra gemacht hatte. Hungrig aß jeder seinen Anteil. Selbst Draco sagte nichts zu dem eher armseligen Mahl. "Können wir nicht noch eine Kleinigkeit essen?", murrte Ron und griff nach dem Beutel mit ihrem Proviant. Doch Laura zog diesen von ihm weg. "Nein, wir müssen es uns einteilen", sagte sie. Jedoch hatte auch sie der kleine Happen noch hungriger gemacht als davor. "Na toll", murmelte Ron und legte sich ins Gras. "In ungefähr einer Stunde beginnt das Festessen in Hogwarts und wir hocken hier mit verkohlten Süßigkeiten." "Das ist aber besser als gar nichts", meinte Hermione dazu. Ron grummelte nur wie sein Magen es ihm gleich tat und schloss die Augen. Es war ein langer, ereignisreicher Tag gewesen und wie auch die anderen war er einfach nur müde. "Bevor du einschläfst, Ron, sollten wir klären, was für Wachposten wir aufstellen", sagte Hermione und ließ einen besonders großen Ast ins Feuer schweben, um es zu nähren. "Wachposten?" "Ja, falls dieses Tier oder sonst was uns in der Nacht überrascht. Am besten immer zwei Leute, sollte einer einschlafen." "Dann übernehmen Mariah und ich die erste Wache", schlug Harry vor und sah Mariah fragend an. Diese war ein wenig überrascht, nickte dann aber. "Gut", war auch Hermione einverstanden. "Dann übernehmt ihr die erste Wache für vier Stunden. Wer übernimmt dann die nächste?" Laura und Draco hoben ihre Hände. "Und danach Ron und ich und dann macht ihr beide wieder weiter, ja?", fragte Hermione an Harry und Mariah gewandt, welche nickten. Somit holten alle ihre Koffer aus den Taschen und ließen diese wieder wachsen. Sie kramten dicke Sachen und jeder einen Umhang heraus, um sich während der Nacht vor der Kälte zu schützen. Hermione, Ron und Laura und Draco legten sich getrennt nebeneinander hin und fielen auch sofort in einen tiefen Schlaf. Harry und Mariah setzten sich zusammen auf einen der Koffer und legten sich einen ihrer Winterumhänge für Hogwarts um. Während langsam die Nacht hereinbrach, warfen sie ab und zu neue Äste ins Feuer, um es am Erlischen zu hindern. Zu ihrem Glück fielen nur ab und zu ein paar Tropfen Regen, die jedoch von dem hohen Blätterdach der Bäume um sie herum aufgefangen wurden. Mariah, die nach drei Stunden beträchtlich zu frieren begann, kuschelte sich an Harry, der sofort seinen Arm um sie legte. Ihre Blicke wanderten ruhig und gelassen zu ihren Freunden, die friedlich neben dem jeweiligen Partner schliefen. Dieser Anblick, sowie auch das munter prasselnde Feuer, verschaffte eher den Eindruck des heiteren Endes eines Ausfluges. Doch der Hunger, der sich sogar lauthals in den Bäuchen der Schlafenden bemerkbar machte und die Tatsache, dass sie beide auf einem Koffer saßen, fesselte sie an der ungerechten Realität, dass sie fast planlos in der Wildnis festsaßen und auch nur knapp dem Tod entgangen waren. "Ich frage mich ehrlich ..." "Hm?" Verwundert, sah Mariah, deren Kopf auf Harrys Schulter geruht hatte, zu ihm auf und bemerkte so seinen nachdenklichen Blick. Dieser war auf das Feuer gerichtet, welches sich auf seinen Brillengläsern spiegelte und wild flackerte. "Ich frage mich, wie das alles überhaupt passieren konnte." Mit diesen Worten griff er nach einem Ast von dem Haufen neben dem Koffer und warf ihn gut gezielt ins Feuer. Es knackste zart und Ron regte sich mit einem Murren. "Ich bin mir sicher, das war kein Unfall", gestand Harry. Nun sah Mariah ebenfalls ins Feuer. Dieses rief in ihr die Erinnerung an die erschreckende Explosion des Zugwaggons zurück und zum ersten Mal, seit Hermione sie und auch die anderen wieder halbwegs zur Vernunft aufgerafft hatte, dachte sie an etwas anderes als an ihren quälenden Hunger und diesen grausigen Kopfschmerzen. Sie sah die braunen, besorgten Augen vor sich ... Die Augen desjenigen, der sie vor dem Tod bewart hatte ... Die Augen, die ihr so seltsam vertraut gewesen waren ... "Aber", flüsterte sie abweisend, "wer könnte den Waggon abgekoppelt haben?" Ein kühler Wind ließ die Baumkronen über ihnen und das Feuer gefährlich tanzen und Harry zog den Winterumhang fester um sich und Mariah. "Ich will es mal so sagen, dass es ... jeder im Zug gewesen sein könnte", murmelte Harry still und vorsichtig, als würde er über etwas Verbotenes reden. Mariah verstand sofort, wovon er redete und sie gab ihm mit einem knappen Nicken Recht. So wie sie nun auch genauer darüber nachdachte, war es sehr naheliegend, dass die Slytherins dafür verantwortlich waren. Immerhin hatten ihre, Harrys und auch die Aussagen der anderen dafür gesorgt, dass ihre Eltern zumeist ihr restlichen Leben in Azkaban verbringen würden. Doch hatte Hermione ihnen im Zug berichtet, die Schulsprecher hätten sie genauestens bewacht. Daher wäre so eine Aktion also sicher bemerkt worden. Die zweite, jedoch eher vorsichtiger zu behandelne Vermutung deutete auf ihre restlichen Mitschüler hin. Mariah hatte ihre misstrauischen und zum Teil sogar verachtenen Blicke vor den Sommerferien nicht vergessen und auch an diesem Tag auf dem Bahnhof und an ihrem Abteil vorbeigleiten sehen. Wer von ihnen würde sie, vor allem nach ihrem neu enthüllten Geheimnis, noch in Hogwarts haben wollen? Es war genauso, wie sie es die ganze Zeit über vermutet hatte. Die Welt außerhalb des wunderschönen Hauses, in dem sie seit zwei Monaten mit Harry, Remus und Sirius lebte und dem vertrauenswürdigen Freundeskreis, den sie so sehr schätzte, lehnte alles an ihr ab. Und sie würde sicher niemals Ruhe geben... "Jedoch glaube ich, dass dieser rätselhafte Junge es war ..." Mariahs trübsinnige Augen weiteten sich abrupt und wandten sich Harry zu. "Was?", wisperte sie ungläubig. "Aber ... er hat mich doch gerettet -" "Ja, aber warum haben wir seine Leiche nicht in den Trümmern gefunden? Apparieren konnte er nicht." Mariah kam ein Gedanke, den sie einfach nicht zulassen wollte und der ihre Augen nicht nur wegen dem Rauch des Feuers zum Tränen brachte. "Kann das Feuer durch die ganzen Knallkörper nicht an Hitze gewonnen und ihn so vollkommen verbrannt haben?", vermutete sie. Harry grübbelte nun. Anscheinend hatte er über diese Möglichkeit noch nicht so recht nachgedacht. Jedoch war er wohl der Ansicht, dass Mariah Recht haben könnte. Und obwohl es geschmacklos von ihm war, beruhigte ihn der Gedanke, dass dieser Junge nicht mehr am Leben war. Denn wie kurios war das, wo er, ohne apparieren zu können, aus dem Waggon verschwunden war? Und nachdem sie diesem seltsamen Wesen begegnet waren, wollte er in einer Stunde, wenn ihre Nachtwache zu Ende sein würde, nicht mit noch so einem Rätsel schlafen gehen. "Ich konnte mich noch nicht einmal für seine Hilfe bedanken", flüsterte Mariah und schmiegte sich noch mehr an Harrys Wärme spendenden Körper. Er kam ihr entgegen, indem er sie nun vollkommen in den Arm nahm und ihr beruhigend über den Rücken strich. Während sie so nun für die nächsten fünf Minuten dasaßen und sich gegenseitig wärmten und Halt gaben, kämpfte Harry mit sich darum, sich über etwas zu äußern, was ihn schon seit vielen Stunden nicht mehr losließ... "Sag mal, Mariah ..." Mariah spitzte die Ohren und beendete das Kraulen ihrer Hände an seinem Nacken, was sie gerade eben erst begonnen hatte. " ... Im Tunnel da ..." Harrys Stimme war so unglaublich leise. "... Hast du da vielleicht ..." Mariah löste sich augenblicklich von ihm und sah in sein unsicheres Gesicht. "Was habe ich?", fragte sie vorsichtig nach. Harry setzte zu einer Fortsetzung seiner Frage an, doch schüttelte er auf einmal den Kopf und lächelte. "Ach vergiss es", wimmelte er ab und erhob sich sogleich, wobei der Winterumhang von seinen Schultern rutschte. "Was - wo willst du hin?", fragte Mariah verwundert. "Platz schaffen für unser bisschen Wasser", erwiderte Harry grinsend. "Ich bin gleich zurück." "Beeil dich aber bitte", sagte Mariah, die schon jetzt sehr fror ohne seine Nähe. Harry nickte und verschwand zwischen den Büschen und Zweigen. Um sich wenigstens ihre zweite Wärmequelle zu sichern, erhob sich nun auch Mariah, den Umhang stramm um ihren Oberkörper gezogen, und schürte mit einem besonders dicken Ast das Feuer. Sie warf ihn auch sogleich vollkommen hinein und hielt der warmen Glut ein wenig die Hände entgegen, um sie zu wärmen. Erschrocken, sah sie sich um, als hinter ihr ein lautes Knacken von den Büschen her ertönte. Ihre Augen huschten in alle Ecken und ihre Lider zuckten vor Nervosität. "Harry?", flüsterte sie unsicher. Es kam jedoch keine Antwort und auch zeigte Harry sich nicht. Ihr Herz sprang fast aus ihrer Brust, als nun die Büsche vor ihr laut raschelten. Ängstlich, stolperte sie nach hinten und rief noch einmal leise Harrys Namen. Doch folgte die gleiche Stille wie beim ersten Mal und auch ließ das Rascheln nach. Mariah wandte sich mit Unsicherheit ihren Freunden zu, die noch immer fest schliefen. Zuerst befiel sie der verzweifelte Wunsch, sie zu wecken, doch dann schritt sie mit einem Schlucken auf die Büsche zu und verschwand dahinter in die dunkle Nacht. *** Harry rieb sich bibbernd seine Hände; so kühl war es in dieser Sommernacht, die eher ein Vorbote des feuchten Herbstes war. Er sehnte sich nach Mariahs Wärme und Nähe und war daher schon nach wenigen Minuten wieder zurück bei ihrem Nachtlager. Doch Mariah war nicht mehr da. "Mariah?", rief er leise und ging in einer kleinen Runde um das Feuer, die Augen alles absuchend. Er blieb vor Hermione und Ron stehen und beugte sich zu ihnen hinunter. "Hermione -" Er musste sie kräftig rütteln, bis sie endlich die müden Augen öffnete und ihn fragend ansah. "Weißt du, wo Mariah ist? Ich war nur kurz weg und jetzt -" "NEEIIN!" Sofort wachten alle anderen auf und blickten fast blind vom Schlaf in alle Richtungen. "Mariah!", schrie Harry, der sofort auf den Beinen war und sich durch Zweige und Büsche in die Richtung kämpfte, aus der der hohe Schrei gekommen war. Er zog seinen Zauberstab und wollte mit diesem gerade ein Licht entfachen, doch als er aus dem Wald rannte und sich so nun nahe den Schienen befand, stand er im Licht des Halbmondes und konnte so genau sehen, was sich da vor seinen Augen abspielte. Mariah lag mit aufgerissenen Augen im Gras und direkt vor ihr, mit dem Rücken zu Harry, stand ein Junge, mit sehr dunklen Haaren und einem schwarzen Umhang. Er näherte sich ihr mit schnellen Schritten, und sie wich wimmernd vor ihm zurück. "Hey!", rief Harry und richtete seinen Zauberstab auf den Jungen. Dieser drehte sich zu ihm um und augenblicklich zerfiel sein Umhang zum größten Teil zu einem zerrissenen Lumpen und bedeckte nun auch sein gesamtes Gesicht. Sein Körper began bedrohlich zu schweben, riesige, schleimige Krallenhände wurden nach Harry ausgestreckt und eine klirrende Kälte umhüllte ihn wie ein Umhang aus Eis. Vor ihm stand ein Dementor. Harrys Hand, welche seinen Zauberstab umklammerte, zitterte heftig vor Kälte und Angst, so dass kein Zauberspruch über seine Lippen kam. "Das ist ein Irrwicht, Harry!" Diese Worte weckten ihn aus diesem Zustand und er wirbelte zu seinen Freunden herum, die ebenfalls in diesem Moment aus dem Wald auf sie zurannten. Hermione führte die kleine Gruppe mit schnellen Schritten und erhobenen Zauberstab an. "Ein Irrwicht!", wiederholte sie laut und blieb nun in einem bestimmten Abstand von Harry und dem vermeintlichen Dementor stehen. "Erinnere dich, Harry!" Und das tat er auch trotz der Aufregung, wandte sich dem Wesen vor ihm wieder zu und zückte erneut seinen Zaubertab. "Ridikkulus!", rief er laut und sofort wurde das modrige Gewand schneeweiß und dort, wo das Gesicht zu vermuten war, erschienen große, schwarze Flecken, die zwei Augen darstellen sollten. Aus dem Dementor war ein schlecht dargestelltes Gespenst geworden, welches über sein eigenes Gewand, das einem riesigen Laken glich, stolperte. Obwohl ihm nur wenig zum Lachen zumute war, verfiel Harry in ein großes Gelächter und so heulte der Irrwicht laut auf und flog davon direkt in den Zugtunnel. Das Heulen verstummte erst nach fast einer halben Minute und die Gefahr war gebannt. Die Kälte verzog sich nur langsam und Harry kam die kühle Nacht nun wie die hitzige Mittagssonne vor. Neben ihm kamen Ron, Hermione, Draco und Laura zum Halt und keuchten laut. Rons Hose war an den Knien grün und wohl gezeichnet von einem schweren Sturz auf den Weg vom Lager hierher. "Mariah -", schnaufte Laura atemlos und näherte sich ihrer Freundin, die noch immer zusammen gekauert im Gras lag. Sie zitterte so heftig, als würde sie an Schüttelfrost leiden und als Laura sie berührte, schlug sie nach ihr aus. Doch Laura schreckte diese Reaktion nicht ab und sie packte fast schon grob Mariahs Arm. "Beruhige dich!", zischte die junge Slytherin und hielt Mariah mit aller Kraft fest. "Das war nur ein Irrwicht." Ihre Stimme war nun ruhiger und Mariahs Wehren ließ langsam nach. So konnte Laura sie vorsichtig umarmen und fast vollkommen zur Ruhe bringen. Die anderem näherten sich ihnen eher zögernd und standen nun um sie herum. Harry ging zuerst direkt auf die beiden zu und strich vorsichtig über Mariahs Kopf. Unter dieser Berührung zuckte sie heftig zusammen und drückte ihr mittlerweile von Tränen durchnässtes Gesicht gegen Lauras Brust. "Es ist nur Harry", flüsterte Laura leise und drückte ihre Freundin leicht von sich. "Es ist alles in Ordnung." Scheu, sah Mariah zu Harry auf, der völlig hilflos vor ihr und Laura stand. Er traute es sich nach Mariahs Reaktion nicht noch einmal zu, sich ihr zu nähern. Er wusste, wenn sie es nicht zuließ, dass jemand sie berührte, dann hieß es, von ihr fernzubleiben. Mariah sah ihn eindringlich an und ihr Gesicht erhielt auf einmal den Ausdruck, als hätte sie ihn erst jetzt erkannt. Harry schnappte überrascht nach Luft, als sie sich plötzlich erhob und ihre Arme um seinen Hals schlang. Er hörte ihr leises Weinen und spürte ihre Tränen auf seiner Haut. Erleichtert darüber, dass sie sich wieder beruhigt hatte, legte er seine Arme um sie. Laura stand auf und strich sanft durch Mariahs leicht durcheinander geratene Haare. "Gehen wir zurück", murmelte Hermione leise. Die anderen nickten und Mariah löste sich augenblicklich von Harry. Jedoch griff sie sofort nach seiner Hand und bis sie wieder zurück bei ihrem Lager waren, ließ sie diese nicht mehr los. Das Feuer war schwächer geworden und sofort warf Draco einige dicke Äste hinein, so dass es wieder wuchs und knisterte. Danach wandte er sich sofort Mariah zu. "Warum hast du dich vom Lager entfernt?", fragte er sie geradeaus, so dass sie leicht zusammenzuckte. "Lass es jetzt gut sein, Malfoy -" "Und du -", fiel Draco Harry ins Wort, "- wo bist du gewesen?!" Doch statt Harry, antwortete Mariah mit kleinlauter und schwacher Stimme: "Er musste nur mal kurz und als ich allein war, habe ich was im Gebüsch rascheln hören. Ja, und da ..." Sie sah flüchtig in Harrys Gesicht und blieb ab da still. "Ich wundere mich darüber, dass es hier in der Gegend Irrwichte gibt", äußerte sich Hermione eher unbeteiligt an dieser Diskussion. "Wie meinst du das?", fragte Ron sie. "Erinnert euch doch", forderte Hermione sie im ruhigen Ton auf, "Irrwichte halten sich doch eher an dunklen, ruhigen Orten wie Nischen und Schränken auf ... Was macht so einer also hier in der weiten Wildnis?" Darauf konnte ihr niemand antworten und es folgte eine lange, bedrückende Stille. Erst das gedämpfte 'Plump', als Mariah sich nun auf das Nachtlager niederließ, welches Draco und Laura sich zusammen gelegt hatten, ließ diese Stille verfliegen. Laura lächelte, während sie dabei zusah, wie Mariah sich in der großen Decke aus zwei Winterumhängen kuschelte. Mit einem Anklebzauber hatte Draco diese zusammengefügt. "Ich denke, Draco und ich übernehmen jetzt die Nachtwache", beschloss sie. Draco nickte sofort und setzte sich auf den Koffer vor dem Feuer. "Gut", sagte Hermione und gähnte, "vergesst nicht, Ron und mich in vier Stunden zu wecken. Wir werden dann länger machen und übernehmen Harrys und Mariahs Wache." Harry lächelte ihr dankbar zu und legte sich vorsichtig zu Mariah unter die Umhangsdecke. Als er seinen Arm um ihre Taille legte, schmiegte sie sich an ihn und ihre vertraute Wärme führte ihn in einen tiefen Schlaf. *** Obwohl Hermione und Ron ihm und Mariah noch zwei Stunden Schlaf geschenkt hatten, fühlte sich Harry unvorstellbar träge, als er so gegen neun Uhr morgens geweckt wurde. Gähnend setzte er sich auf, griff nach seiner Brille und besah das Lager. Das Feuer war erlischt und Hermiones Kater Krummbein spielte mit den letzten Resten eines verkohlten Astes. Hermione selbst stand über dem Beutel mit ihrem Proviant und holte drei Kürbispasteten hervor, von denen sie Asche runterkratzte. Ron saß neben ihr auf dem Koffer und stierte hungrig auf die Pasteten. Laura schüttelte mit Draco die zwei zusammen gefügten Umhänge, die sie schon längst von Harry und Mariah runtergezogen hatten, aus und trennten diese wieder voneinander. Harry sah neben sich auf die verschlafene Mariah, die soeben auch aufgewacht war und sich die Augen rieb. Wie Harry schien auch sie nicht gut geschlafen zu haben. Ihre Augen wanderten sofort zu den Kürbispasteten, die Hermione für die anderen auf einem sauberen Tuch bereit legte und ihre Augen glänzten. Harry verstand diese Reaktion und fühlte selbst, wie sich beim Anblick des kleinen Frühstücks das Wasser in seinem Mund sammelte. Er erhob sich mit Mariah und fühlte hinter sich gleich einen starken Wind, da Laura und Draco nun auch die restlichen Umhänge, auf denen die beiden Gryffindors gelegen hatten, ausschüttelten und schließlich in ihre Koffer verstauten. Dann setzten sie sich alle um das Tuch mit den Kürbispasteten und halbierten diese, so dass jeder nun ein kleines Stück für sich hatte. Jeder griff nach seinem Anteil und in ihnen entfachte sogleich ein Kampf zwischen Hunger und Genuss. Der Genuss zwang sie dazu, den leckeren und wohltuenden Geschmack so lange wie möglich im Mund verweilen zu lassen, doch der Hunger ließ sie den eher kleinen Happen gierig hinunterschlingen. So waren nur gerade mal vier Bissen nötig, bis alles im Magen war. Als alle fertig waren, sahen sie missmutig zu dem Proviantbeutel, wandten die hungrigen Blicke jedoch aus Scham wieder ab. Keiner wagte es, sich zu beklagen, da ein neuer Streit einfach nicht angebracht war. Doch auch etwas anderes nährte die schlechte Stimmung. Da sie sich seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr gewaschen hatten, rochen sie stark nach Schweiß, Wald und Asche, die der Wind in der Nacht von dem Feuer zu ihnen rübergeweht hatte. Ihre Haare waren strubbelig, was vor allem bei Hermione und Harry deutlich herausstach und ihre Münder waren allesamt sehr trocken. Wie sehr sie sich alle ein Bad oder wenigstens eine kleine Dusche wünschten, doch das einzige Wasser, was sie bei sich hatten, war in ihren Zaubertrankfläschen und selbst das war schon außerordentlich knapp. Sehnsüchtig, schauten sie nach oben zum Himmel, doch es schien die Sonne und keine Regenwolke war zu sehen. Und es war nur zu erahnen, wann sie die nächste Wasserquelle erreichen würden. Ratlos starrten sie alle auf ihre Fläschen, aus denen jeder einen kleinen Schluck nahm. Doch auf einmal erhellte sich Lauras blasses und leicht schmutziges Gesicht. "Hey", sagte sie, "wir könnten doch einfach 'Aquarius' benutzen, oder nicht?" Erleichterung machte sich nun auch auf den Gesichtern der anderen breit, die sogleich ihre Zauberstäbe hervorholten. Doch Hermione schüttelte nur bedauernd den Kopf. "Wenn wir damit Wasser in unsere Fläschen schießen, zerspringen sie noch", sagte sie trocken. Diesmal schüttelte Mariah, die freudig lächelte, den Kopf. "Nein, Laura meint damit, dass wir das Wasser nach oben in die Luft schießen. So können wir es mit den Fläschen auffangen und uns sogar damit waschen. So haben wir es damals auch gemacht, als wir vor den Todessern geflüchtet sind." Zuerst folgte ein angespanntes Schweigen. Noch nie hatte Mariah jemand anderem als Harry detailiert von ihrer großen gemeinsamen Flucht mit Laura erzählt. Und Ron und Hermione, denen sie fast ein Jahr lang ihre wahre Identität verheimlicht hatte, erst recht nicht. Doch sofort spürte jeder, wie die Stimmung sich hob, als alle die praktische Anwendung des Wasserzaubers verstanden. Sie erhoben sich alle sofort und getrennt verschwanden die Jungen und Mädchen im Gebüsch. In den nächsten Sekunden schoßen riesige Wasserfontänen nach einem lauten 'Aquarius' zwischen den Baumkronen hervor und fielen auf die freudig lachenden Jugendlichen herab. Sie hatten sich vorher bis auf die Unterwäsche ausgezogen und genoßen die frische Dusche in vollen Zügen. Ihre Hände hoben sie erwartungsvoll in die Höhe und fingen damit Wasser auf, welches sie in ihre Gesichter warfen und auf ihren Armen und Beinen verteilten. Bald holten sie auch ihre Fläschen heraus, stellten sie auf den Boden und sprachen den Aquarius-Zauber darüber aus. Das Wasser schoß erneut zum Himmel hinauf und tropfte schließlich in die Fläschen hinein. Der Zauber wurde so oft ausgesprochen, bis sie alle voll waren. Als sich alle sauber genug fühlten, sprachen sie einen Trocknungszauber über sich und zogen sich wieder an. Sie fühlten sich um einiges besser, wo sie nun einigermaßen sauber waren und wieder volle Fläschen hatten. Sie trafen bei der Feuerstelle wieder aufeinander und lächelten zufrieden. "Am besten packen wir jetzt zusammen und gehen weiter", sagte Hermione. Daraufhin wurden alle Koffer geschrumpft und eingesteckt. Hermione wollte zuerst wieder Krummbein in seinen Reisekorb verfrachten und diesen ebenfalls wieder in Kleinformat in ihre Tasche stecken. Doch hatte er sich so dagegen gewehrt, so dass er nach zehn Minuten neben der kleinen Gruppe den Schienen entlang tapste. Ab und zu verschwand er für kurze Zeit und tauchte schließlich wieder mit einer kleinen Maus zwischen den Zähnen wieder auf. "Hat der es gut", sagte Ron mit einem Seitenblick auf das orangene Fellknäuel. "Kann sich überall was zu fressen fangen." Der Meinung waren auch die anderen, die jedes Mal sofort Krummbeins Beute begutachteten, wenn dieser von einer kleinen Jagd zurückkehrte. Sie hatten die Hoffnung, er würde vielleicht auch einmal etwas bei sich tragen, was auch sie essen konnten. Vielleicht ein Kaninchen oder ein Wildhuhn, doch fing er nur Mäuse und kleine Vögel. Trotz ihres großen Hungers, hatten sie sich mit Widerwillen darauf geeingt, nur am Morgen und am Abend etwas Vernünftiges aus dem Beutel zu holen. Zwischendurch drückte Hermione, die diesen immer bei sich trug, jedem ab und zu drei Bertie Botts Bohnen in die Hand. Das war jedoch eher ein Tropfen auf den heißen Stein, denn irgendwie erwischte sie beim Griff in die Bohnenpackungen immer nur welche, die nach Leber, rohen Fisch und sogar nach Ohrenschmalz schmeckten. Dennoch lehnte niemand ab, wenn wieder die Zeit zu so einer Zwischenmahlzeit kam. Harry und Mariah bildeten das Schlusslicht der kleinen Gruppe. Gleich, als sie losgegangen waren, hatte Mariah seine Hand mit ihrer verharkt und hatte diese auch nur flüchtig losgelassen, wenn sie eine fünfminütige Pause eingelegt hatten. Ab und zu sah er zu ihr, wie sie mit roten Wangen und müden Augen neben ihm lief. Er erinnerte sich auch, wie sehr sie sich in der vergangenen Nacht an ihn geschmiegt und ihn überhaupt schon fast den ganzen Morgen lang kaum aus den Augen gelassen hatte. Geradeso, so kam es Harry vor, als hätte sie Angst, er würde verschwinden, wenn sie ihn losließe. Aufgrund Mariahs heftiger Reaktion auf die erste Berührung nach der Begegnung mit dem Irrwicht hatte er sich schon gestern sehr darüber gewundert, dass sie sich sofort in seine Arme geworfen hatte. Normalerweise mied sie jeglichen Körperkontakt, egal, ob sich ein schreckliches davor stattgefundenes Ereignis auf ihn direkt bezogen hatte oder nicht. Doch wenn er allein daran dachte, in was der Irrwicht sich bei ihr immerhin verwandelt hatte, konnte er verstehen, warum sie so sehr seine Nähe und seinen Schutz suchte. Letzte Nacht hatte er auf den Rücken von Tom Riddle gestarrt. Und dieser hatte Mariah bedroht. Selbst ohne diesen Vorfall hätte Harry sofort die Irrwichtgestalt von Mariah nennen können. Denn immerhin hatte dieser, ihr eigener Vater, ihr mehr schreckliche Dinge angetan, als könnte man sie allein an zwei Händen abzählen. Daher hatte er auch sofort das Gefühl bekommen, sie würde darüber mit ihm reden wollen. Doch bei jedem Ansatz, über den gestrigen Abend sprechen zu wollen, hatte sie sich wortlos von ihm abgewandt. Diese Ablehnung war deutlich genug. Und Harry verstand den Zusammenhang nicht mehr. Nach ungefähr drei Stunden schien die sengende Mittagssonne auf sie herab und ließ sie nur noch müde, durstig und keuchend vorankommen.Ab und zu kühlten sie sich mit dem Aquarius-Zauber ab, doch half dieser nicht in geringster Weise gegen den Hunger. Die Gruppe stoppte, als Mariah zuerst in die Knie ging und dabei fast in Ohnmacht fiel. Wie auf Knopfdruck ließen sich auch die anderen seufzend auf den blanken, heißen und in der Sonne glänzenden Schienen nieder. Jetzt wo jemand zum ersten Mal schlapp gemacht hatte, zerbrachen auch bei den anderen die Masken aus Stärke und Durchhaltevermögen. "Ich kann nicht mehr", sagte Draco zuerst und trank sein Fläschen in einem Zug aus. Ron griff nach dem Proviantbeutel und selbst Hermione hatte kaum noch die Kraft, ihn davon abzuhalten. "Hör auf, Ron", nuschelte sie leise und zerrte zaghaft an dem Beutel, "wer weiß, wie lange wir noch hier draußen sein werden ... Wir brauchen jeden Krümmel ..." Ron wusste, dass sie Recht hatte und dass es einfach nur egoistisch von ihm war, so nach dem Essen, welches auch den anderen zustand, zu hungern. Doch fühlte er sich, als hätte er bereits eine ganze Woche lang nichts im Magen gehabt. Am Morgen zuvor hatte seine gesamte Familie verschlafen und so hatten sie sich noch nichtmal die Zeit für ein Frühstück nehmen können, bevor sie zum Bahnhof King's Cross gereist waren. Er konnte einfach nicht mehr. "Bitte gib uns Schokofrösche, Ron", sagte Harry und hielt die völlig erschöpfte Mariah in seinen Armen. Ron zögerte zuerst, doch da nun auch Draco und Laura ihn bittend ansahen, nickte er, holte acht Schokofrösche aus dem Beutel und warf sie zu den anderen. Er griff nochmal nach den letzten vier Fröschen und gab Hermione, die nun doch nichts dagegen einzuwenden hatte, zwei ab. Jeder riss geschwind die Packungen seiner zwei Schokofrösche auf und stopfte sie in den Mund. Alle seufzten dabei vor Erlösung und ließen sich diesmal Zeit, jeden Tropfen der feinen Schokolade zu genießen. Hermione sah schließlich mit schlimmer Vorahnung in den Beutel und sagte: "Jetzt haben wir nur noch neun Zuckerfederkiele und eine Packung Bertie Botts Bohnen." Keiner schien ihr wirklich zugehört zu haben, denn sie hockten noch immer auf den Schienen und sahen teilnahmlos hinauf zum blauen, wolkenlosen Himmel. "Klasse", lachte Ron auf einmal und besah seine Karte von berühmten Hexen und Zauberern, die sich in einer der Schokofroschpackungen befunden hatte. "Nach so vielen Jahren habe ich endlich Ptolemäus. Meine Sammlung ist komplett." Alle grinsten zurückhaltend nach diesen Worten. "Glückwunsch, Weasley", kommentierte Draco sarkastisch. Sein Blick folgte nun Krummbein, der sich auf der weichen, warmen Wiese neben den Schienen sonnte. "Wenn wir bis heute Abend nicht gefunden werden, dann schwöre ich euch, brate ich den fetten Kater", raunte er mit glänzenden Augen. "Nein!", fuhr Hermione ihn an, erhob sich hastig und rannte zu Krummbein. Der fauchte erschrocken, als das Mädchen ihn packte und an sich drückte. "Du kannst Krummbein doch nicht essen!" Hilfesuchend wandte sie ihren Blick zu den anderen, welche jedoch recht desinteressiert zu ihr sahen. "Ihr lasst das doch nicht zu, nicht wahr?" Sie lief rot an vor Angst und Zorn, da keiner etwas sagte. "Wehe, ihr fasst Krummbein an!" "Beruhige dich, Hermione", sagte Ron ruhig. "Wir werden dein kratzendes Pelzmonster schon nicht verspeisen. Aber trotzdem werde ich bald irre, wenn ich nicht endlich etwas ordentlich zu -" Er stoppte mitten im Satz und seine Hand tastete nach etwas zwischen den Holzplanken der Schienen. Verwundert, besah er den kleinen Gegenständ, auf den seine Finger gestoßen waren. Eine rote, kleine Pfeife hielt er nun vor seiner Nase. "Beim Barte Merlins", hauchte er mit offenem Mund und roten Ohren. Die anderen schauten verwirrt zu ihm. "Was hast du da, Ron?", fragte Hermione, die noch immer Krummbein in ihren Armen hielt, und näherte sich ihrem Feund. Ron, der in den letzten Minuten noch den Eindruck erweckt hatte, sich wohl nie wieder erheben zu wollen, stand abrupt auf und sah nur zu Harry, der auch ziemlich verwundert über dieses Verhalten war. "Harry", sagte der Rothaarige mit ungewöhnlich hoher Stimme, "die Pfeife ist aus dem Ford Anglia!" Die heiße Sonne schien ihm schon das Gehirn durchweicht zu haben, denn Harry sah seinen besten Freund völlig bedöppelt an. "Häh?", brachte er nur hervor. Doch anstatt sich noch länger um ihn zu kümmern, setzte Ron die Mündung der Pfeife an seine Lippen an und blies mit aller Kraft hinein. Ein ohrenbetäubender Pfiff breitete sich in Windeseile und mit überdemensionaler Lautstärke über den Ländereien aus und als er dem Verstummen nah schien, ließ ein mehrfaches Echo ihn immer wieder ertönen. "BIST DU BESCHEUERT?!", schrie Draco, der wie auch die anderen seine Handflächen gegen die Ohren gepresst hatte. "Ron!", polterte auch Hermione drauf los, die den armen Krummbein vor Schreck fallen gelassen hatte. "Wegen dir hat uns wahrscheinlich dieses seltsame Tier gehört!" Ron jedoch hörte weder auf sie noch auf Draco. Er blickte nur erwartungsvoll auf zum Himmel und wippte unruhig mit seinen Füßen. "Was wird das, Weasley?", wollte Draco nun endlich einmal wissen und erhob sich. Laura, Harry und Mariah taten es ihm gleich und sahen Ron ebenfalls ziemlich verdutzt an. Plötzlich ertönte hinter ihnen ein kräftiges Hupen und Ron entfiel ein Aufschrei der Freude. Alle wandten sich nun der Richtung zu, aus der sie gekommen waren. Ein türkisgrünes Auto näherte sich ihnen in einem langsamen und holprigen Landeanflug. Sofort sprangen Harry, Mariah, Laura, Draco und Ron zur Seite, so dass das Auto auf den Schienen landen und auf diesen nach einigen Metern quietschend zum Stillstand kommen konnte. Für unerklärbar lange Zeit standen die sechs Hogwartsschüler einfach nur da und starrten ungläubig auf das Gefährt. Es war heftig zerbeult und Teile von riesigen Pflanzen rakten aus den Fenstern. Deren Scheiben waren allsamt zerbrochen und der Motor schien geradezu zu knurren und zu qualmen. "Was ist das?", fragte Laura zuerst, die so ein Ding in ihrem ganzen Leben nur in großer Anzahl auf den Straßen Londons hatte fahren sehen. "Das ist doch eines von diesen Muggelreisedingern", meinte Draco dazu, "ein Automobali oder so." "Automobil", verbesserte Hermione und sah den Wagen noch immer mit geweiteten Augen an. "Ron ... das ist der Ford Anglia", murmelte Harry, der einfach nur erstaunt war. Ron nickte zufrieden und näherte sich dem Auto. "Ja, er sieht wirklich gut aus nach all den Jahren", sagte er stolz und schlug leicht auf die zerkratzte Motorhaube, wodurch ein lautes Dröhnen ertönte. "Ist ... ist das etwa der selbe Ford Anglia, der deinem Vater gehörte und mit dem ... ihr im zweiten Schuljahr nach Hogwarts geflogen seid?", fragte Hermione fassungslos und trat nun wie auch die anderen näher heran. Vor allem Laura, Draco und Mariah musterten den Wagen mit sehr neugierigen Blicken. "Jep", antwortete Ron und hielt ihnen noch einmal die rote Pfeife entgegen. "Die benutze Dad immer, wenn er den Wagen nicht mehr finden konnte. Der hat sich ja schon damals selbstständig gemacht und sich immer versteckt. Doch immer wenn die Pfeife ertönte, kam er dann sofort raus." "Aber was macht er ausgerechnet hier?", fragte Harry, denn immerhin hatte er den Wagen vor drei Jahren das letzte Mal im Verbotenen Wald gesehen, als Ron und er mit dessen Hilfe vor Aragogs Spinnenbrigade geflüchtet waren. "Keine Ahnung ... Wahrscheinlich war es ihm einfach zu langweilig im Verbotenen Wald", vermutete Ron und umkreiste den Wagen mit musternden Augen. "Der ist von Hogwarts bis hierher geflogen?", fragte Mariah voller Ehrfurcht. "Ab und zu ist er wohl auch gefahren", teilte Ron mit, als er die geplatzen Reifen besah, "doch hat er wohl diese Strecke tatsächlich hinter sich." Mariahs Strahlen auf ihrem Gesicht machte nun der Mittagssonne Konkurrenz. "Dann können wir damit doch nach Hogwarts fliegen", schlug sie vor. Wie bei jeder neuen guten Idee weiteten sich prompt alle Augen und intensive Blicke trafen sich, mit der Frage, was der oder die andere wohl davon hielt. Doch schien nur Ron von Mariahs Vorschlag begeistert zu sein. "Wir sind damit in die Peitschende Weide gekracht", erinnerte Harry ihn, der keineswegs vergessen hatte, wie die riesigen Äste auf sie eingeschlagen hatten. "Mit so einem Muggelding fliege ich sicher nicht!" Draco verschränkte demonstrativ seine Arme und sah den Wagen abfällig an. Laura hingegen hielt sich zurück und wirkte sehr unsicher. Auch Hermione schwieg verbissen, doch schien es hinter ihrer Stirn zu arbeiten. Ron schnaubte fast schon verzweifelt. "Verflucht nochmal", sagte er kopfschüttelnd, "versteht ihr es nicht? Mit dem Wagen könnten wir noch heute Abend in Hogwarts sein!" Dracos Blick verlor an Verachtung und er sah zu Ron. "Ehrlich?", forschte er nach. Ron nickte heftig. Er sah erwartungsvoll zu Harry, von dem er hoffte, er würde nun doch endlich zustimmen. "Wir sind damals in die Peitschende Weide -" "Die steht aber nicht mehr da!", sagte Ron ungeduldig, der so klang, als würden sie zu viel kostbare Zeit verschwenden. Ron hatte Recht. Vor über zwei Monaten hatten Voldemorts Todesser die Peitschende Weide entwurzelt, durch das hohe Fenster in die Große Halle und schlussendlich in den Verbotenen Wald geschleudert. Er sah nun zu Hermione, die so aussah, als würde sie zwischen zwei Stühlen stehen. "Hermione", sagte Mariah und sah auch kurz zu Laura, "darin mitzufliegen ist sicher nicht so schlimm für euch wie auf einem dünnen Besen." Der Meinung waren wohl auch Hermione und Laura, die jedoch immer noch mit Unbehagen das Auto musterten. "Wir werden verhungern, wenn wir hier noch länger den Schienen folgen", stellte Draco fest, der noch einmal in den Beutel mit dem mickrigen Proviant schielte. Keiner hatte mehr die Gelegenheit, ihm zuzustimmen, denn im nächsten Augenblick ertönte ein schriller Schrei, der allen eine Gänsehaut bereitete. Sie erkannten diesen unheimlichen Laut sofort und drückten leicht ihre Hinterköpfe in den Nacken. Weit am Horizont erschienen zwei riesige Gestalten, die mit hoher Geschwindigkeit auf sie zuflogen. Finstere Stoffflügel wehten zugleich im Gegenwind und trieben die Skelettvögel schnell voran. Ihre langgezogenen Knochenköpfe mit den schrägen, spitzen Zähnen zuckten auf eine seltsame Weise, als die Höhlen, aus denen wohl einst Augen herausgeschielt hatten, sich ihnen zuwandten und sie näherten sich den sechs Jugendlichen immer schneller. "IN DEN WAGEN!", schrie Harry laut, doch die anderen eilten schon während seines Rufs zum Ford Anglia und rissen die Türen auf. Ron ließ sich prompt auf den Fahrersitz fallen und bemerkte zu seinem Glück, dass der Schlüssel noch im Zündschloss steckte. Hermione, Mariah, Laura und Draco quetschten sich auf die Rücksitze, wobei ihre Hinterteile Bekanntschaft mit dornigen Gewächsen machten und Harry schlug als letzter die Beifahrertür zu. "FAHR!", brüllte er mit einem panischen Blick in den schmutzigen Rückspiegel. Ron drehte den Zündschlüssel um, wobei er sich fast das Handgelenk verdrehte, und trat aufs Gas. Ein gewaltiger Ruck folgte, wobei alle, die ja noch unangeschnallt waren, nach vorne an den Vordersitz oder gegen das Armaturenbrett stießen und der Wagen fuhr schnurstracks den Schienen entlang. Sofort drehten sich alle, außer der rothaarige Fahrer, nach hinten um. Die zwei Vögel begannen nun mit einem synchronen Schrei einen Sturzflug. "FLIEG!", schrien alle gemeinsam und drehten sich wieder zu Ron um, der erhebliche Probleme hatte, da ihm der Gegenwind so heftig ins Gesicht peitschte. Immerhin war sogar die Frontscheibe zerstört. Mit der einen Hand das Lenkrad umklammert, kramte er mit der anderen nach seinem Zauberstab und schlug dessen Spitze schwungvoll auf das Armaturenbrett. Alle schrien laut auf und Krummbein kratzte wild um sich, als sich der Wagen mit einem Mal in die Luft begab. Weit hinter ihnen ertönte das Kreischen der Vögel, die wohl mitten in ihrem Sturzflug abgebremst hatten. Ron steckte sofort seinen Zauberstab wieder ein, der ihm sonst durch den heftigen Wind, der durch alle Öffnungen hineinfegte, noch aus der Hand geflogen wäre. Doch kaum waren sie nur vier Meter in der Luft, begann der Ford Anglia arg zu rütteln und zu schlingern. "Reparo!", rief Hermione und machte eine flinke Kreisbewegung mit ihrem Zauberstab. Sofort setzten sich alle Glasscherben zusammen und jedes einzelne Fenster war wieder heil. Das Auto flog nun, ohne erneut zu kippen oder zu wanken, geradeaus nach oben. Als der kleine Sturm verebt war, wandten sich alle vier auf den Rücksitzen wieder um und rissen vor Schreck Augen und Münder auf. Die Vögel waren nur noch einige Meter von ihnen entfernt, rissen die Knochenschnäbel auf und kreischten erneut so laut, so dass die eben erst reparierten Scheiben böse zitterten. "RON!" Im selben Moment hatte Harry die Gangschaltung gepackt und Rons Fuß drückte mit aller Kraft gegen das Gaspedal. Ein gewaltiger Knall, gleich dem der Explosion des Zugwaggons, ertönte. Ein drittes Mal schnellten die Augen von Laura, Mariah, Draco und Hermione nach hinten. Eine dicke, fast schwarze Rauchwolke hatte der Auspuf auf die Vögel abgeschossen, die nun laut kreischend versuchten, sich in dieser Desorientierung zurecht zu finden. Doch der Ford Anglia schoss schnell wie ein Pfeil davon und ließ so die fliegenden Monster weit hinter sich. Im Auto herrschte ein lange Stille und nur der brummende Motor und das leise, abgehackte Atmen aller war zu hören. "Das war knapp", murmelte Harry und schaute noch einmal zur Sicherheit in den Rückspiegel. So sah er auch in die Gesichter der vier Herrschaften hinter ihm, die rot und durchgeschwitzt waren vor Aufregung. Krummbein lag mit abstehendem Fell auf Hermiones Schoß und ihre Arme waren leicht zerkratzt. Draco hielt beruhigend Lauras Hand und sah aus dem Fenster neben sich hinaus. Mariah blickte zu Harry in den Rückspiegel und lächelte erleichtert. "Kannst du den Wagen nicht unsichtbar machen, Ron?" Harry wandte sich seinem besten Freund zu, da dieser weder etwas erwiderte, noch der Aufforderung nachging. Rons Haare standen in alle Richtungen ab, was sicher nicht nur an dem heftigen Wind von vorhin lag, und ähnelten ungemein Krummbeins Fell. Er war leichenblass und sah fast apathisch nach vorne. "Ron?", sagte Harry und rüttelte vorsichtig an der Schulter seines besten Freundes. "Es ist alles in Ordnung. Die Vögel sind weg." Ron nickte leicht und drückte mit der zitternden rechten Hand auf einen kleinen, silbernen Knopf am Armaturenbrett. Es passierte nichts und er drückte ihn ein weiteres Mal. "Es funktioniert nicht", sagte er leise. "Was funktioniert nicht?!", japste Laura erschrocken und erbleichte. "Wir können uns mit dem Wagen nicht unsichtbar machen", erklärte Ron und ließ es nun mit dem Knopf bleiben. "Das wäre natürlich toll, damit uns diese gegrillten Riesenhühner nicht wieder sehen." "Da oben sind ein paar dickere Wolken", sagte Mariah und zeigte nach Rechts. Ron drehte das Lenkrad zart in diese Richtung und in einer weichen Kurve näherte sich der Wagen den Wolken und versteckte sich in ihnen. Ron sah ganz genau auf den Kompass vor ihm neben dem Lenkrad und richtete die Flugrichtung so aus, so dass sie nun genau nach Norden flogen. "So, da wir schon mal hier oben sind und die alte Kiste wohl noch so einiges aushält, fliegen wir jetzt nach Hogwarts." Es vergingen mehrere Stunden, in denen sie einen mehr oder weniger angenehmen Flug erlebten. Immer wieder suchten sie inmitten der Wolken Schutz, doch achtete Ron immer ganz genau darauf, dass sie direkt nach Norden flogen. Er, Harry, Mariah und sogar Draco genossen diese Art zu reisen, die sich ja schon um so einiges vom Besenfliegen unterschied. Laura und Hermione jedoch saßen die ganze Zeit angespannt da mit zusammengedrückten Knien und zitternden Fingern, die sich ins zerrissene Sitzpolster gebohrt hatten. Krummbein wurde bald von Hermione in den Reisekorb gesetzt und dieser landete dann wieder geschrumpft in ihrer Hosentasche. Obwohl sie, da sie ja in sehr großer Höhe flogen, noch nicht so recht einschätzen konnten, wann sie in Hogwarts sein würden, waren sie mit all ihren Sinnen schon längst dort. Sie sahen das gewaltige Schloß vor sich, welches auf einem großen Berg stand und sich in einem schwarzen See in der Nacht spiegelte. Sie rochen schon das wunderbare Abendessen in der Großen Halle und obwohl dies schon einen Tag zuvor geschehen war, hörten sie den Gesang des Sprechenden Hutes und das frohgestimmte Heulen der Hogwartsgeister. Und auch fragten sie sich natürlich, wie wohl alle reagiert hatten, als man ihr Verschwinden bemerkt hatte. Hatte Dumbledore denn niemanden losgeschickt, um sie zu suchen? Dachte man wahrscheinlich, sie wären gar nicht mehr am Leben und waren wohl in genau diesem Moment beim verbrannten Waggon, wo man jedoch ihre Leichen nicht finden würde? Jedes ihrer Schuljahre hatte wohl spektakulär begonnen und geendet, doch das, was sie diesmal erlebt hatten, übertraf freilich so manches. Harry überlegte sich schon eifrig, wie sie es wohl Professor Dumbledore und den anderen erzählen würden, wie sie stundenlang gelaufen waren und gehungert hatten. Und auch beschloss er spätestens am nächsten Tag mit Hermione in die Bibliothek zu gehen und die hässlichen Vögel nachzuschlagen. Dies war ihm sehr wichtig, um sich endlich diese bedrückenden Gedanken zu erklären... Der Flug der sich bleiernd bis zum jungen Abend dahinzog, verlief sehr ruhig. Gelegentlich fiel nur eine Nachfrage, wann sie wohl da sein würden, denn es vergingen erneut lange Stunden ohne Essen. Und selbst, wenn Laura und Hermione doch zugeben mussten, dass diese Art zu reisen angenehmer als auf einem Besen war, schwiegen sie zumeist. Auch wimmerten sie jedes Mal vor Angst, wenn Ron eine zu scharfe Kurve flog oder der Motor ungewöhnliche Geräusche von sich gab. Diese häuften sich, als es nun schließlich so dunkel wurde, so dass die Scheinwerfer wie von selbst zwei grelle Lichtspuren auf die Wolken warfen. "Geh ein wenig runter", murmelte Harry schließlich. "Vielleicht sind wir ja schon da." Ron nickte, bog leicht nach links ab und verließ die schützende Wolke. Alle zwölf Augen weiteten sich vor Freude, denn direkt vor ihnen ragte ein großer Felsen und auf ihm das gewaltige Schloss, dessen leuchtende Fenster sich, wie in ihren Erinnerungen, im schwarzen See in einem Lichtmosaik spiegelten. "Wir haben es geschafft!", jubelte Mariah und wippte aufgeregt auf ihrem Sitz herum. "Wo werden wir landen?", fragte Harry und presste seine Wange gegen die Fensterscheibe, während sie Hogwarts ruhig umflogen. "Am besten auf dem Fluggelände. Dort haben wir genug - Oh nein!" Nicht nur Hermione und Laura schrien auf, als der Ford Anglia auf einmal mit einer hohen Geschwindigkeit an Höhe verlor. "Ron - bitte lass das!", kreischte Hermione panisch. "Ich mach nichts! Der Wagen kann nicht mehr!" Ron zerrte mit aller Kraft an dem Lenkrad herum. "Komm schon!" Doch das Auto ruckelte nun heftig und konnte sich nicht mehr in der Luft halten. Nur knapp konnte Ron den Wagen an dem Turm vorbeisteuern, in welchen sie fast reingerast wären, doch dass sie nun direkt auf den See zuflogen, konnte er nicht verhindern. "TU WAS!", schrie Draco mit einer zu Tode geängstigten Laura im Arm. Doch nichts konnte mehr getan werden und der Wagen krachte direkt und mit einem lauten 'Wosch' in den See. Zum Glück hatten sie sich bereits während der Fahrt alle angeschnallt und verletzten sich so bei dem Ruck, der beim Aufprall folgte, nicht. Ganz langsam sank der Wagen auf den schleimigen mit Algen besetzten Seeboden. Jedoch befanden sie sich in einer nicht allzu gefährlichen Tiefe, da sie nahe am Ufer abgestürzt waren. Dennoch befand sich jeder Zentimeter des Ford Anglias unter Wasser. Sie saßen zutiefst schockiert auf ihren Plätzen und starrten geradeaus durch die Windschutsscheibe, welche durch den Aufprall mit der harten Wasseroberfläche ein paar Risse bekommen hatte und kleiner Wasserstrahlen ins Innere einströmen ließ. "Reparo!", rief Harry augenblicklich, als er die Situation erfasst hatte und die Scheibe, wie auch viele andere undichte Stellen, war wieder heil. Die Scheinwerfer waren noch immer an und so konnten sie alle die langen Algen sehen, die im Licht schwebten und tanzten. "W-wa-was machen wir jetzt?", wisperte Laura leise. Keiner schien fähig zu sein, auf ihre Frage zu antworten oder überhaupt einen Mucks von sich zu geben. Doch wie in fast jeder aussichtslosen Situation war es wieder einmal Hermione, die zuerst wieder ihre Fassung zurückgewann. Sie lehnte sich nach hinten zum Rückfenster, blickte hoch zur Oberfläche und sah dort die verschommenen Lichter von Hogwarts. "Wir liegen nicht sehr tief", sagte sie. "Wenn wir die Fenster öffnen und Wasser einlassen, können wir dann raus und nach oben schwimmen." "Ich mache jetzt hier ganz sicher kein Fenster auf, Granger", murmelte Draco und starrte durch das Fenster neben sich in die rätselhafte Dunkelheit des Sees. "Wie willst du sonst hier rauskommen, Malfoy? Wir befinden uns fast direkt am Ufer und so -" "Bei Merlin ..." Hermione verstummte schlagartig bei Rons Worten und schaute nach vorne zur Frontscheibe hinaus. Sie keuchte laut auf und drückte sich prompt wie alle anderen mit dem Rücken in die Sitze. Im grellen Licht der Scheinwerfer tauchten riesige, wie monströse Regenwürmer kriechende Arme mit reifengroßen Saugnäpfen auf. Diese ertasteten sich, geführt vom Licht, neugierig den Weg zum Wagen. "Das ist die Krake", flüsterte Hermione atemlos. Ihrer Feststellung folgte ein unheimliches Grollen und der Kopf der Krake war nun ebenfalls zu sehen. Er war beinahe so groß wie das Haus von Hagrid und ähnelte einem deformierten Organ. "Wir-wird sie u-uns was tun?", stotterte Mariah zitternd und und folgte mit ihren Augen den Armen, deren Spitzen nun die Motorhaube berührten. "Si-sie ha-hat noch keinem Schüler e-etwas ge-getan ... Jedoch ... i-ist bis jetzt auch noch k-kein Auto in ihren See ge-gestürzt", brachte Hermione nur hervor. Die Arme der Krake ertasteten nun fast jeden Winkel des Wagens und umschlangen ihn dabei langsam. Die Saugnäpfe pressten sich gegen die Scheiben und ein widerliches Quietschen erklang dabei. Auf der Hintersitzbank rückten alle näher aneinander; so weit weg wie möglich von den Fenstern. "Seid einfach nur ruhig", flüsterte Harry, der nun ganz langsam und vorsichtig seinen Gurt öffnete. Auch seinen Zauberstab hatte er bereits hervorgeholt. "Was hast du vor?", fragte Ron erschrocken. "Nichts", sagte Harry, "wenn wir ruhig bleiben, verschwindet sie von alleine und dann schwimmen wir, wie Hermione schon sagte, nach draußen." Die Krakenarme schlangen sich mittlerweile mit immer mehr Kraft um den Wagen, der deswegen dumpf stöhnte und knirschte. Die Fensterscheiben begannen leicht zu vibrieren. "Öffnet eure Gurte", wies Harry nervös an. Er konnte nur erahnen, wie lange die Fenster der Kraft standhalten würden. Alle folgten mit zitternden Händen seiner Anweisung und schnallten sich ab. Mit einem kleinen Aufschrei ließ Ron von dem Steuer ab, welches trotz Bruchlandung noch immer von ihm gehalten worden war. Von ganz allein bewegte sich dieses stockend und abwechselnd nach links und rechts. "Sie spielt wohl an den Rädern rum", mutmaßte Hermione, die von der leise wimmernden Mariah gegen die sich nicht weniger fürchtende Laura gedrückt wurde. In dieser wirklich verzwickten Situation war den sechs Eingeschlossenen entgangen, dass der Ford Anglia ein Eigenleben führte. Dieser wurde von den dicken Armen nun regelrecht zerquetscht und hupte somit laut vor Schmerz und Empörung. Sofort ließen die Arme fluchtartig von ihr ab und die Saugnäpfe lösten sich mit einem 'Plopp' von den Fensterscheiben und dem restlichen Gehäuse. Alle beugten sich, nachdem sie beim lauten Hupen zusammen geschreckt waren, nach vorne und bemerkten mit Erleichterung, wie die Krake aus dem Scheinwerferlicht verschwand und sich zurückzog. Seufzend lehnten sie sich wieder zurück. Der Schreck saß noch immer tief in Lunge und Herz und dabei realisierten sie die knappe Luft im Wagen. "Uns geht bald der Sauerstoff aus", keuchte Draco und holte nun seinen Zauberstab hervor. "Ich denke, Granger, wir folgen deinem Ratschlag und zerstören am besten die beiden großen Scheiben. Durch die anderen passen wir nicht durch ..." Dabei hatte er sich dem kleinen Fenster links von ihm zugewandt und augenblicklich weiteten sich langsam Augen und Mund. "Scheiße ..." Es knallte und schepperte heftig, als etwas Riesiges auf das Dach des Autos schlug und dieses dadurch böse einknickte. Sprünge entstanden in jeder Fensterscheibe und winzige Wasserfontänen spritzten in die Gesichter von Harry, Ron, Draco und Mariah. Die Scheinwerfer gingen aus und es herrschte ab da absolute Dunkelheit. "WAS WAR DAS?!", kreischte Laura. Ein lautes, ihnen nun bekanntes Grollen beantwortete diese Frage und bevor auch nur einer 'Reparo' rufen konnte, folgte ein weiterer Schlag und alle Scheiben zerbrachen. Sofort drangen die Wassermaßen ein und überfluteten das Innere des Wagens in nur wenigen Sekunden. Durch den gewaltigen Wasserdruck und den eingeknickten Fensterrahmen, konnten sich die Sechs nur mit großer Mühe und Eile heraus befreien. Reflexartig schwamen sie sofort hinauf zur sicheren Oberfläche. Es dauerte wirklich nicht sehr lange, bis sie ihre Köpfe aus dem Wasser strecken und wieder atmen konnten. Unweit vor ihnen lag das rettende Ufer, auf welches sie sofort zuschwamen. Harry und Ron tauchten zuletzt auf und schnappten erschöpft nach Luft. Sie wollten sogleich den anderen folgen, doch bevor sie die ersten Schwimmbewegungen vollziehen konnten, schlangen zwei Krakenarme nach einem ihrer Beine und zogen sie wieder nach unten. Harry verschluckte viel Wasser bei diesem unerwartenden Ruck und wand sich vor Schmerzen, als es in seine Lunge eindrang. Wie sein bester Freund wurde er immer mehr in die Tiefe des Sees gezogen; hinab zu der hungrigen und in ihrer Ruhe gestörten Krake. Die beiden Gryffindors glaubten sich verloren, doch auf einmal ertönte erneut ganz dumpf das Grollen der Krake und sie spürten, wie das schleimige Fleisch ihre Knöchel losließ. Diese Gelegenheit nutzten sie sofort, um erneut an die Oberfläche zu schwimmen. Dort schnappten sie sofort wieder nach dem lebensnotwendigen Sauerstoff und schwammen nun endlich zum Ufer. Harry stoppte dabei noch einmal, als er hinter sich ein seltsames Platschen vernahm. Er wandte sich um und erblickte zu seiner Verwunderung zwei Meerrmenschen, die mit ihren großen Dreizacken einen Salto in der Luft schlugen, bevor sie wieder ins Wasser fielen. Die Meermenschen hatten ihn und Ron also von der Krake befreit und als er sich nun endlich an dem üppigen Gras am Ufer aus dem Wasser gezogen hatte, sah er in die hellblauen Augen des Magiers, der sie wohl als einziger um Hilfe gebeten haben könnte. "Alles in Ordnung mit dir, Harry?", fragte Dumbledore mit sanfter Stimme. Harry antwortete nicht und keuchte vor Erschöpfung. "HARRY!" Erneut wurde ihm die Luft geraubt, als Mariah, die wie er ebenfalls völlig durchnässt war, ihre Arme um seinen Hals warf und ihn an sich drückte. Er hörte ihr verzweifeltes Schluchzen, konnte jedoch nicht feststellen, ob sie auch Tränen vergoss. Nun erblickte er auch Laura, Draco und Hermione, denen von einigen Lehrern wie Snape, Remus, McGonagall und Figg geholfen wurde. Hermione rannte sofort zu Ron, der ebenfalls wieder trockenen Boden unter den Füßen hatte und nahm ihn, wie Mariah schon Harry, in die Arme. Remus holte nun seinen Zauberstab hervor und trocknete alle mit einem kleinen Zauber. "Seid ihr in Ordnung?", fragte er an Harry und Mariah gewandt. Natürlich sorgte er sich auch um die anderen Vermissten, jedoch interessierte ihn das Wohl seiner beiden Schützlinge am meisten. Die beiden nickten leicht und schrien vor Schreck auf, als eine lange rosa Zunge über ihre Gesichter leckte. Schwarzes Fell griffen sie mit ihren Fingern, als sie das freundliche Hundegesicht Sirius' von sich wegzogen. Er entfernte sich einen Schritt von ihnen und verwandelte sich in seine menschliche Form. "Merlin sei Dank!", jubelte er und umarmte die beiden Gryffindors herzlich. "Euch ist nichts passiert! Ihr seid am Leben! Merlin sei Dank!" "Lass sie doch erstmal wieder zu Atem kommen, Sirius", sagte Remus lächelnd. Jedoch war auch ihm leicht anzusehen, dass er Harry und Mariah am liebsten ebenfalls vor Freude umarmt hätte. Sirius jedoch wollte seine Umarmung nicht unterbrechen und erst, als Dumbledore ihn ebenfalls darum bat, ließ er sie los. "Wo seid ihr gewesen?", fragte er. "Wir sind euren Nachrichten ständig gefolgt - Wir haben euch so lange gesucht und ihr -" "Welche Nachrichten?", kam es von der völlig verdutzten Hermione, die nun auch mit den anderen herantrat. "Ich denke", äußerte sich McGonagall, "wir sollten dieses Gespräch im Büro des Schulleiters fortsetzen." "Der Meinung bin ich auch, Minerva", meinte Dumbledore und erhob sich. "Aber, Albus, sie sind gerade erst zurückgekehrt und sollten sich ausruh -" "Nein, Remus, unsere und ihre Fragen sollten so schnell wie möglich beantwortet werden. Also folgt mir jetzt bitte allesamt in mein Büro." ******************************************************************************** Meine lieben Leser^^, eigentlich war ich schon am Sonntag mit diesem Kapitel fertig, jedoch wollte ich den Schluss noch etwas bearbeiten. Dies habe ich nun getan und ich hoffe, euch gefällt dieses Kapitel. Ich selbst bin sowohl mit dem Inhalt als auch mit der Form zumindest sehr zufrieden. Ich habe wirklich lange darauf gewartet zu schreiben, wie unsere Freunde, hungrig und wilden Kreaturen ausgesetzt, allein durch die Wildnis wandern. Es ist wohl sehr einfach zu erkennen, welche Elemente der ersten vier Bücher ich wohl besonders mag, da ich sie wiederverwende, was^^? Ich mochte den Ford Anglia schon immer irgendwie und wollte ihn halt ein weiteres Mal wieder aufleben lassen. Nun ist er ein hübsches Wrack im See von Hogwarts^^. Rons Kartensammlung ist nun wirklich vollständig. Ich wollte das gerne als kleines Licht der Freude in solch einer aussichtslosen Situation benutzen, die einfach jedem ein Lächeln einbringt. Im letzten Schuljahr bekam er von Laura Agrippa und nun hat er auch die letzte Karte^^. Ich habe so viele Ideen für die nächsten Kapitel, doch muss ich mir in Zukunft erstmal wieder eine vernünftige Übersicht erstellen. Das nächste Kapitel wird 'Jason Flemming' heißen^^. Ich freue mich auf eure Statements und falls ihr Fragen bezüglich des Kapitels oder der Story überhaupt habt, dann schickt sie mir bitte extra per Ens/Pn/Nachricht. Eure Maru ^-° Kapitel 11: 11. Jason Flemming ------------------------------ 11. Jason Flemming Das riesige Eichentor des Schlosses öffnete sich, als sie sich diesem näherten. Dumbledore ging mit schnellen Schritten vorraus, so dass auch seine Nachzügler ihm eilig durch die Eingangshalle folgten. Dabei führte ihr Weg sie an den geöffneten Türen der Großen Halle vorbei und Harry konnte, wie auch die anderen, nicht anders, als einen kurzen Blick hinein zu werfen. Jeweils eine lange Bankreihe der Haustische von Ravenclaw und Gryffindor waren für sie sichtbar und auf denen saßen über zwanzig Schüler. Ihre neugierigen Blicke waren auf die ungewöhnlichen Neuankömmlinge gerichtet und so intensiv, als wollten sie in diesen wenigen Millisekunden so viel wie möglich von ihnen erhaschen. Doch eben hielt dieser Blickkontakt nur für maximal drei Schritte und Sekunden an und sofort blickten alle wieder vorraus auf die Treppe, die sie nun bis nach oben zu dem Korridor stiegen, in dem sich Dumbledores Büro befand. Vor dessen Eingang, dem Wasserspeier, stoppten sie alle und Dumbledore sagte laut: "Brombeerbrause!" Die um sich selbst kreisende Wendeltreppe erschien und mit zwei Personen pro Stufe gelangten sie nach oben ins Büro. "Ah, sie sind zurück ..." "Blass, wie von einem Doxy gebissen, sehen die aus ..." "Ich wusste doch, er würde sie finden. Ich habe es euch ja gesagt!" Ein Stimmengeschwirr war abrupt ausgebrochen, als die verschollenen Hogwartsschüler nach ihrem Schulleiter das Büro betreten hatten. Ihre verwunderten Blicke huschten zu den unzähligen Portraits von Dumbledores Vorgängern, die hochinteressiert auf sie herabsahen. "Setzt euch bitte." Unbemerkt, hatte sich Dumbledore bereits hinter seinem Schreibtisch niedergelassen. Vor diesem standen sechs Stühle, welche die Schüler besetzten. Remus, Sirius und Mrs. Figg blieben distanziert hinter ihnen stehen, während Snape und McGonagall auf zwei weiteren Stühlen seitens des Schreibtisches Platz nahmen. "Schildert uns bitte, was euch auf dem Weg hierher zugestoßen ist", bat Dumbledore sie allesamt. Ohne darüber bestimmt zu haben, war es Hermione, die sofort das Wort ergriff und damit anfing, von der Abkopplung und der Entgleisung des Waggons zu berichten. Sie stoppte öfters und sah wie auch die anderen mit erwartungsvollem Blick dem Schuldirektor in die Augen, doch dieser stellte keine Fragen und bat sie immer darum, einfach fortzufahren. Jedoch entging es nicht nur ihr, dass er bei dem Verschwinden des rätselhaften Jungen und dem Auftauchen der Skelettvögel und des Irrwichts eine sehr ernste und nachdenkliche Miene bekam. Als sie schließlich mit dem Absturz und dem Angriff der Krake geendet hatte, war es McGonagall, die zuerst sprach. "Ich kann es nicht glauben, Mr. Weasley, dass Sie schon wieder mit dem Wagen Ihres Vaters hierher geflogen sind und erneut Ihr eigenes und das Leben von anderen gefährdet haben." Ron wurde blass und Harry ebenfalls. Vor vier Jahren waren sie schon einmal mit dem Ford Anglia nach Hogwarts geflogen und dabei von mindestens sieben Muggeln gesehen worden. Dazu waren sie fast gestorben und Rons Vater hatte erheblichen Ärger wegen dieser Aktion bekommen. "Aber, Professor", warf Hermione ein, "wir sagten Ihnen doch bereits, dass wir den Wagen nehmen mussten. Sonst hätten diese Vögel uns noch -" "Ja, das sagten Sie uns bereits, Miss Granger, doch es ist doch wirklich zweifelhaft, dass sie hier in Großbritannien auf Seelenpeiniger gestoßen sind", äußerte sich Snape dazu. "Seelenpeiniger?", stießen alle Jugendlichen verwirrt aus. "Ja", sagte Remus, "eure Beschreibungen passen dazu. Seelenpeiniger gehören zu den schwarzmagischen Tierwesen und sie -" "- und sie kommen ausschließlich in der nördlichsten Erdregion ab Island vor. Das Ministerium verhindert ihr Vordringen bis hierher, also können Sie diese nicht gesehen haben", sprach Mrs. Figg nun auch ihre ersten Worte aus. "Glauben Sie etwa, wir haben nach all dem nichts Besseres zu tun, als Ihnen Lügen aufzutischen?!", zischte Harry nun sehr gereizt. Wie konnten er und die anderen sich bitte diesen schaurigen Anblick dieser ... Seelenpeiniger ... ihr entsetzliches Kreischen und diese ... Stimmen nur eingebildet haben? "Der Ansicht sind wir nicht, Harry", beruhigte Dumbledore ihn. "Dennoch ist es wahrhaftig seltsam, dass ihr diesen Wesen begegnet seid ..." "Sie hätten diesen Wagen aber sicher auch genommen, wenn die Seelenpeiniger nicht aufgetaucht wären", vermutete McGonagall, deren Blick noch immer auf den unsicheren Ron gerichtet war. "Wir waren davor zu verhungern, Professor, was hätten wir machen sollen?", erwiderte er. "Sie hätten Ihre Besen benutzen können. Oder Sie hätten uns nicht unsinnige Nachrichten schicken und uns somit kreuz und quer durch England und Schottland nach Ihnen suchen lassen müssen." Die Mundlinie ihrer Verwandlungslehrerin war sehr schmal nach diesen Worten. "Von was für Nachrichten reden Sie bitte?", wollte Hermione erneut wissen. "Wir haben Ihnen keine Nachrichten geschickt, wir hatten gar keine Eulen bei uns." "Ja, meine hatte Ginny und Hedwig müsste auch hier in Hogwarts sein -" "Und mein Falke ist auch schon längst hier", erklärte Laura. Alle sahen sofort auf den Schreibtisch, auf welchem eben gerade einige Zettel von Dumbledore gelegt wurden. "Gestern am frühen Nachmittag erhielten wir von einer leicht angeschlagenen Eule eine dieser Nachrichten. Professor Lupin, Sirius, Professor Snape und Professor Figg folgten dieser Anweisung bis zum abgebrannten Waggon. Dort fanden sie eine weitere Nachricht, die sie immer zu Orten schickte, wo sie euch aber nicht fanden." Harry griff nach der ersten Nachricht und enfaltete sie. Seine Freunde lehnten sich zu ihm rüber, um ebenfalls die rätselhaften Worte lesen zu können: 'An Professor Dumbledore, der letzte Waggon des Hogwarts-Expresses ist mit uns, Harry Potter, Ron Weasley, Hermione Granger, Mariah Riddle, Draco Malfoy und Laura Laison abgekoppelt worden und entgleist. Wir sind allesamt unverletzt und bitten Sie darum, uns Hilfe zu entsenden. Bitte beeilen Sie sich.' Harry griff nach einem weiteren Zettel. 'An unsere hoffentlich gekommenen Retter, gewisse Umstände zwangen uns dazu, selbst weiterzugehen. So folgt uns bitte in nordöstlicher Richtung.' Solche ähnlichen Worte mit verschiedenen navigatorischen Angaben waren auch in den restlichen Nachrichten zu lesen. "Alle Nachrichten wurden in deiner Handschrift geschrieben, Mariah", stellte Harry beim Lesen schließlich auch fest. Mariahs graue Augen weiteten sich, als sie dies ebenfalls bemerkte und sie sah prompt zu Dumbledore auf. "Professor, ich habe das nicht geschrieben ... Keiner von uns hat irgendwas an Sie geschrieben", wisperte sie. "Wir haben gehofft, da wir während der Zugfahrt verschwunden sind, würden Sie den Schienen entlang nach uns suchen. Daher haben wir uns auch kaum von ihnen entfernt", erklärte Hermione. Harry legte wieder alle Zettel auf den Schreibtisch, die sogleich in die Schublade eines Schrankes flogen. "Professor Dumbledore?", sagte Ron etwas zurückhaltend. "Dürften wir vielleicht jetzt nach unten in die Große Halle? Sie müssen verstehen ... wir haben seit Stunden nichts mehr gegessen und überhaupt haben wir auch -" "Natürlich, Mr. Weasley", antwortete Dumbledore lächelnd, doch sofort wurde er wieder ernst. "Aber vorerst möchte ich euch alle noch darüber aufklären, dass dieser Junge, der mit euch im Waggon gewesen ist, bereits hier in Hogwarts ist." Das flaue Gefühl, welches sich nun in den Mägen der Verschollenen breitmachte, hatte nun absolut nichts mit ihrem Hunger zu tun. "Wie bitte?", brachte Harry gerade noch heraus. "Er ... er ist am Leben?", hauchte Mariah und ihre Augen begannen zu glänzen. Dumbledore nickte. "Wie ist das möglich?", sagte Laura, die sich bei diesen Worten erhoben hatte. "Er ist nicht aus dem Waggon gesprungen und die Jungs haben ihn in den Trümmern nicht gefunden -" "Er ist appariert", erklärte Remus. "In diesem Alter? Und was ist mit der Appariersperre?", fragte Hermione verwundert. "Die gilt nur in ernsthafter Gefahr, wie zum Beispiel bei freilaufenden gefährlichen Zauberern und Hexen. Der Junge war in Panik und da er das Apparieren noch nicht lange beherrscht, ist er weit weg von euch disappariert. Als wir diesen seltsamen Nachrichten folgten, fanden wir ihn. Er ist kurz vor der Explosion disappariert und war deswegen leicht verletzt. Wir nahmen ihn mit nach Hogwarts und Madame Pomfrey hat ihn inzwischen wieder aufgepäppelt. Er wird in wenigen Minuten vom Sprechenden Hut in ein Haus eingeteilt." "Er wird was?", fragte Laura ungläubig nach. "In ein Haus eingeteilt?", äußerte Hermione sich ebenso. "Wie dürfen wir das denn verstehen?" "Das werden Sie noch früh genug erfahren", erwiderte Dumbledore. "Wie Mr. Weasley es schon ansprach, sind sie alle hungrig und werden jetzt erst einmal mit Ihren Mitschülern zu Abend essen." Abrupt öffneten sich sämtliche Münder, um noch mehr Fragen zu stellen, doch Dumbledores Kopfschütteln und das verräterische Magenknurren ihreseits ließ dies nicht zu. Ergeben, erhoben sich alle von den Stühlen. "Ich bitte jedoch noch Sie, Mr. Malfoy, Miss Laison und Miss Granger, uns noch für einen kurzen Moment Gehör zu schenken", sagte der alte Zauberer und wies sie erneut an, sich auf die Stühle, von denen nur noch drei dort standen, zu setzen. Die soeben genannten Schüler nickten überrascht und gingen der Anweisung nach. Remus, Sirius und Mrs. Figg geleiteten die anderen nach draußen und gingen mit ihnen direkt nach unten zur Großen Halle. Auf diesem Weg fiel den drei Gryffindors erst wieder so richtig auf, wie hungrig sie tatsächlich waren. Selbst zum Knurren waren die krampfenden Mägen kaum noch fähig. "Habt ihr seit gestern überhaupt noch etwas gegessen?", fragte Remus, kurz bevor sie in der Eingangshalle ankamen. "Wenn Sie angebrannte Schokofrösche, Kürbispasteten und Bertie Botts Bohnen vernünftiges Essen nennen wollen, dann ja", murrte Ron. Remus lächelte mitleidig. "Gleich könnt ihr ja in Ruhe essen. Eigentlich wäre es ja auch besser, wenn ihr euch für morgen noch ausruht -" "Hermione wird das sicher nicht zulassen. Immerhin haben wir schon einen ganzen Schultag verpasst." Rons Stimme erhob sich in überschwenglicher Dramatik, was Mariah und Harry zum Lachen brachte. "Ich denke da eher an die anderen Schüler. Sie denken ansonsten noch, ihr würdet bevorzugt werden und das ist das Letzte, was ihr nun gebrauchen könnt", sagte Sirius. "Sie sind aber zwei Tage lang ohne vernünftige Nahrung draußen rumgelaufen -" "Es ist okay, Remus", unterbrach Mariah ihn und legte zur Besänftigung eine Hand auf seinen Arm. Remus sah sie nun mit einem eindringlichen Blick an, legte den von ihr berührten Arm um sie und drückte sie sanft an sich. Seit dem gestrigen frühen Abend, als er mit allen anderen erfahren hatte, dass Mariah und den anderen etwas zugestoßen war, hatte er um jede Minute panisch gebangt und gehofft. Zu schreckliche Gedanken, was ihnen alles hätte passieren können, hatte er sich allein in dieser kurzen Zeit gemacht. Mariah errötete leicht aufgrund dieses kleinen Gefühlsausbruchs, jedoch war sie auch sehr gerührt und lächelte gegen Remus' zerflickten Umhang. "Und damit es auch okay für euch bleibt", sprach Mrs. Figg auf einmal, "solltet ihr zwei (sie deutete auf Harry und Mariah) Remus ab jetzt vor euren Mitschülern mit 'Professor Lupin' ansprechen." "Oh", kam es nur von Mariah, als sie sich aus Remus' Umarmung löste. Bei all der Aufregung in den letzten Tagen hatte sie gar nicht einmal an die Möglichkeit gedacht, dass er ja noch immer ihr Lehrer war. Und wo Mrs. Figg es nun angesprochen hatte, empfand sie es in ihrer Fantasie schon als seltsam, in einer seiner Unterrichtsstunden zu sagen: "Remus, ich glaube, ein Feuerzauber wäre perfekt, um Eisquabbler zu bekämpfen. Darf ich nachher eigentlich noch zu dir in dein Büro, um eine Tasse von deinem guten Tee zu trinken?" "Warum warst du vorhin eigentlich ein Hund, Sirius?", fragte Harry. "Immerhin brauchst du dich doch nicht mehr zu tarnen, wo Wurmschwanz doch nun überführt ist." "Das ist wahr, aber trotzdem sind einige Schüler noch immer nicht an die Wahrheit gewöhnt. Schon vier von ihnen haben fast einen Fluch auf mich gehetzt, als ich vor ihnen in den Korridor einbog. Es war einfach der erste Schreck aus Reflex. Und es ist auch sehr praktisch, dass nicht alle wissen, dass ich ein Animagus bin. Und glaub mir, ein paar freche Schüler zu belauschen und Mrs. Norris zu jagen, macht großen Spaß." Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, verwandelte sich Sirius wieder in den großen, schwarzen Hund und betrat mit seinen menschlichen Begleitern nun endlich die Große Halle. Als die Schüler und restlichen Lehrer sich ihrer Anwesenheit bewusst wurden, begann das neugierige und eindringliche Starren von neuem. Harry, der solch einer Situation bereits mehr als einmal ausgesetzt gewesen war, ignorierte dies vollkommen. Mariah hingegen versuchte ihren Blick auf irgendeinen Winkel zu richten, in dem sie keine gaffenden Mitschüler fand. "Wir sprechen uns dann vielleicht noch nachher", flüsterte Remus ihnen zu und ging mit Mrs. Figg und Sirius weiter zum Lehrertisch, während Ron, Harry und Mariah sich am Tisch ihres Hauses niederließen. Auch ihre Hausmitglieder verschonten sie nicht, indem sie sie, ohne auch nur zu blinzeln, anstarrten. "Ron!", keuchte Ginny vor Erleichterung und schlang die Arme um ihren Bruder, der sich genau neben sie gesetzt hatte. Matt lächelnd, tätschelte er ihren Rücken. "Was ist mit euch passiert? Am Bahnhof von Hogsmeade sahen wir gestern erst, dass der letzte Waggon fehlte - ward ihr das in Dads Wagen, der draußen rumflog?" "Unser Waggon wurde abgekoppelt, wir sind zwei Tage lang mit einem Süßigkeitenproviant den Schienen gefolgt, wurden von riesigen Knochenvögeln verfolgt und sind gerade mit dem Ford Anglia in den See gestürzt. Dann sind wir von der Krake angegriffen und von den Meermenschen gerettet worden. Gibt es jetzt endlich was zu essen?" Ron hatte mit beiden Händen nun Messer und Gabel vor sich umfasst und schlug mit ihnen ungeduldig auf dem Tisch herum. Dass seine Schwester, die restlichen Gryffindors und überhaupt alle, die soeben die Ohren gespitzt und das Wesentliche mitgehört hatten, ihn nun vollkommen sprachlos musterten, kümmerte ihn nicht. Ebenso wenig auch das Tuscheln, welches an jedem Tisch nun begann. Obwohl auch Harry und Mariah vor Hunger kaum noch denken konnten, war ihre volle Aufmerksamkeit weder auf die leeren Teller noch auf ihre Mitschüler gerichtet. Sondern auf den dreibeinigen Stuhl, welcher vor dem Lehrertisch stand und den Sprechenden Hut trug. "Mir kam das vorhin schon beim Blick in die Halle komisch vor", murmelte Harry. Mariah nickte. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er überlebt hat. Ich bin schon so gespannt darauf zu erfahren, wer er ist ..." "Redet ihr von diesem rätselhaften Jungen aus dem Krankenflügel?", mischte sich Parvati Patil nun etwas zurückhaltend in das Gespräch ein, wobei ihr Gesicht aber ausschließlich Harry zugewandt war. "Ja", erwiderte er, "wisst ihr etwas über ihn?" "Leider kaum." Lavender seufzte enttäuscht über diese Tatsache. "Er wurde gestern Abend von den Lehrern, die nach euch suchten, hierher und dann in den Krankenflügel gebracht." "Wo sind denn Hermione und die anderen?", wollte Ginny wissen. "Noch bei Dumbledore. Hoffentlich beenden sie ihr kleines Kaffeekränzchen bald, denn ich sterbe gleich vor Hunger", sagte Ron. "War dieser Junge wirklich bei euch im Waggon, Harry?", fragte Lavender neugierig. Harry achtete jedoch nicht auf sie, sondern sah sich genau in der Großen Halle um. Dabei stach ihm förmlich ins Auge, dass am Slytherintisch nur ungefähr vierzig Schüler saßen. Ein Grund für diese geringe Anzahl war Harry bekannt. Immerhin war ein Teil des ehemaligen sechsten Jahrganges, von denen einige zur Zeit der Verhandlung bereits volljährig gewesen waren, nun in Azkaban. Doch warum befanden sich unter ihnen nur so wenig Erstklässler? Er sah auch zu den restlichen Tischen und jedes Gesicht, welches von seinem Blick gestreift wurde, wandte sich abrupt von ihm ab. Das würde ja heiter werden in diesem Schuljahr... Im nächsten Moment wunderte er sich über die ungewöhnliche Stille in der Halle. Der Grund dafür waren Hermione, Draco und Laura, die sich nun an ihren eigenen Haustischen niederließen. Die Slytherins empfingen ihre beiden Mitschüler mit feindseligen Blicken. Doch Laura und Draco nahmen weit genug und mit gleichgültigen Mienen ihre Plätze ein. "Habe ich was mit den Augen oder ... trägt Laura wirklich ein Vertrauensschülerabzeichen?" Harry und Ron hatten gar keine Zeit, sich selbst davon zu überzeugen, denn Hermione setzte sich in diesem Moment zu ihnen und sagte: "Nein, mit deinen Augen ist alles in Ordnung, Mariah. Snape und Dumbledore haben nämlich entschieden, dass Laura die neue Vertrauensschülerin von Slytherin werden soll." Ihre Freunde bekamen große Augen von dieser Neuigkeit. "Und was ist mit Millicent Bullstrode?", fragte Ron erstaunt und sah dabei zu dem kräftig gebauten Mädchen, welches ganz besonders missmutig das goldene Abzeichen mit einem 'V' an Lauras Oberteil anfunkelte. "Ihr kann man nicht mehr genug vertrauen, als dass sie diesen Posten behalten darf. Nun müssen Laura und Malfoy ganz allein ihr Haus beaufsichtigen ..." "Stimmt, die Anwerter für die Schulsprecher sind in Azkaban und die Eltern der meisten Fünf- und Sehsklässler ebenfalls." "Aber warum sitzen da so wenig Zwerge?" "Sie sind keine Zwerge, Ron!", entrüstete sich Hermione. "Wie auch immer, wahrscheinlich wollten so viele Schüler wie möglich den strengen Sicherheitsvorkehrungen in Slytherin entgehen. Und der Sprechende Hut geht ja auch auf eigene Wünsche ein." Harry nickte mit trübem Blick. Vor genau fünf Jahren und einem Tag hatte sich der Sprechende Hut auf seinem kleinen Kopf ebenfalls umentschieden und ihn auf seinen Wunsch hin nach Gryffindor anstatt nach Slytherin geschickt. "Da kommen sie!" Nach diesem Ausruf fielen einigen Mädchen die Haare ins Gesicht, während sie sich wie auch alle anderen in einer schnellen Bewegung zum Portal umdrehten. Dumbledores purpurrotes Gewand schleifte über den Steinboden, als er, dicht gefolgt von Professor McGonagall und einer vermummten Person, den Weg zu den schmalen Stufen hinauf zum Lehrertisch schritt. Die fremde Person blieb neben dem Sprechenden Hut stehen, ohne ihr Gesicht zu offenbaren. Dies folgte erst, als McGonagall sich ihr kurz zuwandte und etwas flüsterte, was keiner verstand, obwohl es totenstill in der Halle war. So zog der Neuankömmling die Kapuze seines pechschwarzen Umhangs nach hinten über die hellbraunen, geschmeidigen Haare und gab das Gesicht eines wohl sechzehnjährigen Jungen frei, dessen Augen im warmen Kastanienbraun die jungen Hexen und Zauberer musterten. Vor allem aber zwei junge Hexen, von denen eine zutiefst erschrocken nach Luft schnappte. "Das ist unmöglich ...", wisperte Laura, weswegen Draco sie verwundert von der Seite her ansah. Ebenso verwirrt sah Harry zu Mariah, die zuerst heftig schluckte und für einen kurzen Moment seufzend die Augenlider niederschlug, als würde sie an Kraft verlieren. Dumbledores beruhigende und dennoch Ehrfurcht auslödende Stimme ertönte nun laut. "Meine guten Schüler von Hogwarts ... wie ihr alle bemerkt habt, sind eure verschwundenen Mitschüler wohlbehütet hier angekommen. Aufgrund ihrer minderen Anzahl und der Tatsache, dass die meisten von ihnen meine verstaubten Reden schon unzählige Male ertragen mussten, werde ich all die üblichen Belehrungen dieses Mal für mich behalten. Jedoch möchte ich euch nicht vorenthalten, dass wir in diesem Schuljahr einen neuen Schüler unter uns zu begrüßen haben; Jason Flemming." Selbst wenn Dumbledore fortgefahren wäre, in dem hohen Raunen, welches sich nun in der Großen Halle ausbreitete, wären seine Worte untergegangen. Mit überraschten, ungläubigen und sogar fassungslosen Blicken redeten die Schüler miteinander und sahen zu Jason Flemming. Als würde er dieses Theater um seine Wenigkeit nicht bemerken, sah er zu nur einer ganz bestimmten Person am Gryffindortisch, welche sich mit halbgeschlossenen Augen die Stirn hielt. Doch unterbrach sie nicht den Blickkontakt zu diesem Jungen. "RUHE!", donnerte der Schulleiter los und tatsächlich senkte sich die Lautstärke unter den Schülern, ohne, dass sie jedoch ganz verstummten. Vor allem am Slytherintisch tuschelten sämtliche Schüler hinter vorgehaltenen Händen. Auch am Gryffindortisch huschten einzelne Wortfetzen an den Ohren von Harry, Ron und Hermione vorbei. "Ich dachte, er wäre tot -", flüsterte Dean Seamus zu. "Quatsch -", zischte er leise, "- der hat bestimmt auch bei denen gelebt und ist erst jetzt zurückgekehrt - Bei den Unmständen damals, ist es kein Wunder, dass er hier sein darf -" Hermione und Ron warfen sich verunsicherte Blicke zu und wollten ebenfalls mit Harry ein paar Worte über diesen rätselhaften Neuankömmling wechseln. Doch dessen Aufmerksamkeit galt eher Mariah, die noch immer schmerzhaft seufzte und den Jungen wohl gar nicht mehr aus den Augen lassen konnte. "Mariah?", sprach er sie unsicher an, doch sie hörte ihn nicht. Auch bemerkte sie nicht den eindringlichen Blick Lauras, der an ihr haftete. "Eurer Aufregung nach", fuhr Dumbledore fort, "wisst ihr wohl sicher einiges über unseren neuen Schüler. Ich bitte euch jedoch darum, ihn nicht unnötig über die vergangenen Jahre auszufragen, sondern ihn wie alle anderen in Hogwarts aufzunehmen. Daher werden wir nun auch damit beginnen, ihn in ein Haus einzuweisen." So schritt Jason auf den Stuhl zu und setzte sich den Sprechenden Hut auf. Alle Augen waren fest auf ihn gerichtet und warteten auf die große Bekanntgabe des erwählten Hauses. Mariah war bereits so schwindelig von diesen heftigen Kopfschmerzen, die sich in letzter Zeit einfach zu sehr häuften. Warum trat dies immer auf, wenn sie diesen Jungen ansah, überhaupt nur an ihn dachte? Und was wussten all ihre Mitschüler über ihn? In ihr entbrannte, trotz der quälenden Schmerzen, der Wunsch, die Antworten auf diese Fragen so schnell wie möglich zu finden. Sie überfiel eine Gänsehaut, da diese braunen Augen unter dem Krempel des Hutes genau auf sie gerichtet waren und kein einziges Mal blinzelten. "Mariah?" Die Angesprochene zuckte zusammen und unterbrach so diesen intensiven Blickkontakt. Stattdessen sah sie nun in zwei besorgte smaragdgrüne Augen. "Was ist mit dir los?", fragte Harry. Doch bevor Mariah überhaupt etwas erwidern konnte, begann das Raunen in der Halle von neuem und sie sah wieder zu diesem rätselhaften Jungen. Der Sprechende Hut auf seinem Kopf fing auf einmal an, beträchtlich zu zittern. Der Schlitz, welcher den Mund darstellte, öffnete sich immer wieder, ohne eines der vier Häuser auszusprechen. Und trotzdessen und wegen der Unruhe um ihn herum, änderte sich nichts an Jasons ruhigen Augen. "GRYFFINDOR!", verkündete der Sprechende Hut schließlich mit schwerer Stimme und der neue Gryffindor nahm diesen mit dem Hauch eines Lächelns wieder ab, um sich an den Tisch seines Hauses niederzulassen. Diejenigen, die dort bereits verweilten, empfingen ihn eher mit mulmigen als mit erfreuten Blicken. Doch hielt Jason dies nicht davon ab, sich gegenüber von Harry, Ron, Hermione und Mariah zwischen Lavender und Parvati, die ihm extra Platz gemacht hatten, hinzusetzen. Er sah sie nicht an, beachtete ebenso auch nicht die schmachtenen Blicke der beiden Gryffindors an seinen Seiten und begann schließlich zu essen, als Dumbledore seinen Schülern einen guten Appetit wünschte. Obwohl selbst Rons Aufmerksamkeit fast nur auf diesen Jungen lag, schnappte er erneut nach dem Besteck und mit einem 'Na endlich' machte er sich über die Würstchen und Kartoffeln her. Ohne ihre Blicke von Jason zu nehmen, packten auch die anderen irgendetwas auf ihre Teller und begannen zu essen. So kam es, dass sofort einige angeekelt aufkeuchten, als sie so manche für sie ungenießbare Speisen in den Mündern vorfanden. Es war eine wunderbare Linderung, als das warme Essen von Harry und seinen Freunden runtergeschluckt wurde. Nach solch schrecklichen Stunden ohne vernünftige Nahrung war dieses Gefühl für sie wohl das schönste, was sie je empfunden hatten. Doch diese Beklommenheit, die sich wie der vergehende Hunger in ihren Mägen breitmachte, ließ sie dieses Gefühl nicht wirklich genießen. Normalerweise hätte während des Essens ein undurchdringliches Geschnatter am Tisch begonnen, doch offenbar wartete jeder darauf, dass Jason etwas sagen würde. Doch zu ihrer Enttäuschung konzentrierte er sich allein auf sein Essen und sah auch niemanden an. Doch mit dieser Schweigsamkeit wollte sich vor allem eine Person nicht zufrieden geben. "Du bist also appariert, bevor der Waggon aus den Schienen gesprungen ist?", fragte Hermione ihn höflich. Alle um sie herum hielten den Atem an und sahen erwartungsvoll zu Jason, der nach wenigen Sekunden sein Besteck neben seinen nun fast gelehrten Teller ablegte. Dabei sah er Hermione mit einem angedeuteten Lächeln an. "Ja, sonst würde ich sicher nicht hier bei euch sitzen", antwortete er. "Ja, das würdest du sicher nicht", erwiderte Hermione, die sich noch gut an die schreckliche Explosion erinnern konnte. Da sie den Anstoß dafür gegeben hatte, traute sich nun auch Harry, eine Frage zu stellen. "Hast ... du vielleicht gesehen, wer den Waggon abgekoppelt hat?" Ron verschluckte sich kurz an einem Würstchen und auch Hermione sah Harry sehr verwirrt an. Jasons geheimes Lächeln verschwand nicht, als er antwortete: "Nein. Ich war auf der Suche nach meiner Katze - sie treibt sich dauernd irgendwo rum, müsst ihr wissen. Sie rannte zu eben diesem Waggon und als ich sie im Raum der Hogsmeadewaren gefunden hatte, spürte ich diesen heftigen Ruck ..." Er stoppte kurz in seiner Erzählung und ließ seinen Blick nun zu Mariah wandern. Sie erschrak ein wenig, als diese braunen Augen sie schon wieder so eindringlich musterten. "Ich bin froh darüber, dass auch du es geschafft hast", offenbahrte er ihr sanft. Mariah errötete leicht und unterbrach sofort den Blickkontakt. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder daran, dass er sie ja gerettet hatte, als sie in dem immer schneller fahrenden Waggon mit ihrem Umhang hängen geblieben war und wohl nur Sekunden später beinahe inmitten der Explosion verbrannt worden wäre. Auch diese Gedanken wurden von einem ächzenden Schmerz in ihrem Kopf begleitet. "Äh ... ja", stotterte sie, "danke ..." Sie sah nicht das Schmunzeln auf dem Gesicht des neuen Gryffindors, als sich dieser wieder seinem Essen zuwandte. Obwohl es sicher jeden gestört hätte, so äußerte er sich nicht über die vielen Blicke, die noch immer an ihm hafteten. Jedem war anzusehen, dass er diesen Jungen ansprechen und ihm unzählige Fragen stellen wollte. So auch Lavender und Parvati. "Können wir dich vielleicht etwas fragen?", machte sich auch schon Lavender bemerkbar. Jason ließ sich Zeit, den Happen in seinem Mund zu zerkauen und schließlich runterzuschlucken, bevor er sprach. "Natürlich könnt ihr ..." Bevor Parvati jedoch zum Sprechen ansetzen konnte, fuhr Jason in einem höflichen Ton fort: "... Doch ich bin mir sicher, dass ihr dem Schulleiter gut zugehört habt und mir daher keine Fragen zu meinem Aufenthalt der letzten Jahre stellen werdet, nicht wahr?" Mit diesen Worten hatte er den beiden Freundinnen wohl den Wind aus den Segeln genommen, denn nun blieben sie still und wirkten leicht verärgert. "Ähm ...", räusperte sich Hermione zurückhaltend, "da du nicht weißt, wo sich unser Gemeinschaftsraum befindet und mit welchem Passwort du diesen betreten kannst, folge uns am besten nach dem Essen. Und falls du irgendwelche Fragen hast, kannst du dich an mich, Dean Thomas (sie nickte zu Dean) oder an Professor McGonagall wenden." "Ich danke dir. Dürfte ich zuerst erfahren, wie eure Namen lauten?" "Ich heiße Parvati Patil!" "Und ich Lavender Brown!" "Sehr erfreut", kommentierte Jason lächelnd, blickte jedoch weiter zu den vier Gryffindors ihm gegenüber. "Und ihr?" Hermione und Ron stellten sich vor. Harry wollte es ihnen zögernd gleichtun, doch Jason unterbrach ihn. "Und du bist Harry Potter ... ich habe in den letzten Monaten viel über dich gelesen ..." Harrys Miene verfinsterte sich. Hieß das, dass dieser rätselhafte Junge ihn nur nach diesen dummen Artikeln des 'Tagespropheten' beurteilte? "Und dann musst du wohl Mariah Riddle sein, vermute ich", murmelte Jason, wobei seine Stimme nun sehr leise klang. Mariah nickte zaghaft. Es wunderte und erfreute sie zugleich, dass sich dieser Junge nicht weiter über ihre Identität äußerte. Doch die Art, wie er ihren Namen ausgesprochen hatte, ließ für einen Moment ein ungewöhnliches Gefühl der Vertrautheit in ihr erwachen. Flüchtig sah sie noch einmal zu dem Jungen, doch da sein Blick noch immer auf sie gerichtet war, widmete sie sich sofort wieder ihrem Essen. In den nächsten Minuten kam es zu keinem weiteren Wortwechsel. Auch hielten sich die anderen Gryffindors zurück, falls ihr neues Hausmitglied selbst zu sprechen beginnen würde. Doch kam es nicht dazu und bald war es Zeit, sich zu erheben. "Oben warten übrigens eure Stundenpläne auf euch", erzählte Dean Hermione. "Ah gut ... hat gestern alles mit den Neuankömmlingen geklappt?" "Ja, die neuen Vertrauensschüler aus dem fünften Jahrgang haben sich gut um sie gekümmert." Hinter ihnen liefen die restlichen Gryffindors nach oben zum Korridor, welcher zum Porträt der fetten Dame führte. Inmitten der Menge ging Jason Flemming mit entspannten Schritten, und genaustens von fast allen beobachtet, voran. Doch ebenso wurden Harry und Mariah noch immer gemustert. "Geht es dir gut?", fragte Harry behutsam seine Freundin. Zu seiner Verwunderung lief Mariah einfach weiter und so hielt er sie am Arm fest. "Was -" Verwundert drehte sie sich um. "Was ist denn mit dir los? Warum bist du so abwesend?", wollte er nun endlich wissen. Ihre Mitschüler gingen mit verstohlenen Blicken an ihnen vorbei, so dass sie nun das Schlusslicht bildeten. "Da-das bin ich doch gar nicht", versicherte Mariah ihm, die selbst nicht verstand, warum sie mit ihren Gedanken so weit weg war. Harry trat einen Schritt auf sie zu und fragte besorgt: "Hast du noch immer Kopfschmerzen?" Mariah nickte und rieb sich die pochende Schläfe. "Ja ... irgendwie wollen diese Schmerzen einfach nicht verschwinden ..." "Sollen wir morgen lieber mal in den Krankenflügel gehen?" "Wo bleibt ihr denn?", rief Ron ihnen zu. "Beeilt euch, sonst gehen sie alle in den Gemeinschaftsraum, ohne, dass wir das Passwort erfahren!" Sofort eilten Harry und Mariah mit Ron den anderen Gryffindors hinterher, bis sie schließlich vor der Dame in Rosa standen. "Passwort?", fragte diese. "Aminum Virtum", antwortete Dean und das Porträt schwang elegant zur Seite. Viele Füße trampelten dumpf über die wunderbaren Teppiche und Schatten in allen Größen flackerten durch das Licht des Kaminfeuers an den alten Steinwänden. "Ich schlage vor, wir gehen jetzt in unsere Betten - immerhin haben wir eine anstrengende Reise hinter uns. Gute Nacht ihr zwei, gute Nacht, Ron", sagte Hermione und gab dem jungen Weasley einen Kuss auf die Wange. "Gute Nacht", wünschte er auch ihr. Bevor sie die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinaufstieg, sah Hermione mit einem seltsamen Blick zu Harry und Mariah, die sich mit einer liebevollen Umarmung und einem flüchtigen Kuss ebenfalls eine gute Nacht wünschten. "Schlaf schön", sagte Harry sanft. Wie ihr war auch ihm klar, dass dies die erste Nacht seit einem Monat sein würde, in der sie nicht nebeneinader einschlafen und am nächsten Morgen erwachen würden. "Du auch", erwiderte Mariah lächelnd und folgte schließlich Hermione nach oben. Somit begaben sich auch Harry und Ron in den Schlafsaal der sechszehnjährigen Gryffindors, wo sie auch schon Neville, Dean, Seamus und Jason vorfanden. Letzterer sah sich interessiert im Schlafsaal um, bis er schließlich einige Sachen auf den Arm nahm und im Gemeinschaftsbad verschwand. Alle sahen ihm wortlos hinterher und insbesondere Seamus' Blick wirkte sehr düster. So erinnerte sich Harry sofort an dessen Wortwechsel mit Dean am Gryffindortisch und um zumindest einige Fakten über dieses seltsamen Jungen zu erlangen, ging er auf seinen Zimmergenossen zu. "Seamus? Sag mal, was meintest du eigentlich vorhin, als -" Seamus zuckte zusammen, als hätte ihn die Gefahr selbst angesprochen und als er Harry vor sich stehen sah, wandte er sich sofort von diesem ab und begab sich ebenfalls beinah flüchtend ins Bad. Harry sah ihm verwirrt hinterher und begriff nun auf schmerzvolle Weise, wie sehr noch immer die Verachtung umging, dass er sich wissentlich mit der Tochter von Lord Voldemort eingelassen hatte. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, von der er zuerst dachte, sie würde Ron gehören. Doch hinter ihm stand Dean. "Nimm es nicht zu schwer, Harry. Seine Mutter arbeitet in der Redaktion des 'Tagespropheten'", erklärte er, als würde dies eine Entschuldigung für Seamus' Verhalten sein. Harry hatte nun schon längst wieder vergessen, was er von Seamus hatte wissen wollen und machte sich daran, seinen Koffer aus der Tasche zu nehmen, wieder auf normale Größe wachsen zu lassen und nun endlich auszupacken. Während er seine Garnitur Umhänge in den kleinen Schrank neben seinem Bett stopfte, sah er flüchtig zu Neville. Unschwer zu erkennen, hatte dieser ihn soeben beobachtet und sah auch sofort wieder weg. Harry wollte sich gar nicht ausmalen, wie wohl das ganze Schuljahr ablaufen würde, wenn fast alle Schüler von Hogwarts dieselbe Meinung wie Seamus und Neville vertraten. Offenbar hatte die lange Zeit der Ferien nicht das bewirkt, was er sich so sehr erhofft hatte. *** "Ah, verdammt!" Fluchend hielt Mariah sich die pochende Schläfe und öffnete die müden Augen erst, als der Schmerz verklungen war. Die ersten Sonnenstrahlen fanden gerade ihren Weg in den Schlafsaal und als sie den Wecker auf Hermiones Nachttisch entdeckte, zeigte ihr dieser, dass es gerade mal sechs Uhr morgens war. Sie seufzte erneut; sie würde sicher nicht mehr einschlafen können, nachdem, was sie immer und immer wieder geträumt hatte... Noch stundenlang, nachdem sie sich ins warme und so bequeme Bett hatte fallen lassen, hatten so viele Gedanken sie daran gehindert, endlich die Augen zu schließen und sich dem Schlaf zu ergeben. Doch waren ihr diese Gedanken auch bis in die Träume gefolgt ... In Form einer weiten Wiese, dessen wunderbarer Geruch noch immer in ihrer Nase kribbelte. Mit der einen Hand fuhr sie sich durchs Haar wie vor wenigen Minuten noch der sanfte Wind. Doch als sie hinauf zur Decke ihres Himmelbettes blickte, sah sie dort nicht diese intensiven braunen Augen des fremden Jungen, der wohl nur ein paar Räume weiter schlief... "Hey, Mariah, geht es dir gut?" Mariah blinzelte und neigte ihren Kopf noch einmal nach rechts, wo sie nun in Hermiones besorgtes Gesicht sah. Die Gryffindorin strich ihre dicken, wuscheligen Haare zurück und stieg aus dem Bett. "Mir geht es gut; warum fragst du?" Kaum war Hermione aus dem Bett, strich sie sogleich das Laken, sowie die zusammengelegte Decke glatt. "Du bist schon öfters heute Nacht fluchend aufgewacht. Hast du schlecht geträumt?" Mariah zog ihre Decke bis übers Kinn hoch, da ihr das Blut nun ins Gesicht schoss. Sie war tatsächlich immer wieder aufgewacht, und zwar mit dröhnenden Kopfschmerzen, die sie zum Fluchen veranlasst hatten. Denn in jedem Traum, in dem sie Jason Flemming gegenüber gestanden hatte, hatte sie jedes Mal das Gefühl eingenommen, zu wissen, woher ihr sein Blick, seine Stimme, seine Art überhaupt, alles von ihm so bekannt vorkam, gar so sehr vertraut war ... Doch immer dann, wenn ihr die Antwort förmlich auf der Zunge gelegen hatte, hatten diese entsetzlichen Schmerzen sie aus dem Traum wieder in die Wirklichkeit mitgerissen. "Oh entschuldige, habe ich dich so oft geweckt?", fragte sie beschämt nach. Hermione öffnete ihren kleinen Schrank und schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe selbst kaum vernünftig geschlafen." Sie tauchte hinter der einen Schranktür mit ihrer Schuluniform samt Umhang wieder auf. Nun sah sie auf einmal verstohlen zu den Betten von Lavender und Parvati, bevor sie weitersprach: "Hast du etwa noch Schmerzen von der Verhandlung?" Abrupt verließ das angestaute Blut wieder Mariahs Kopf, so dass sie erbleichte. Sie war nicht erschrocken darüber, dass Hermione sie auf dieses schreckliche Ende der Verhandlung ansprach. Ihr fiel eher erst in diesem Moment auf, dass diese Schmerzen, die jedes mal dann auftauchten, wenn sie Jason sah oder nur an ihn dachte, identisch mit denen waren, wie als sie sich an den Mord an Archibald Allmewa erinnert hatte ... Doch was hatte das bloß zu bedeuten? "Äh j-ja", stotterte sie schließlich, da sie von Hermione bereits eindringlich gemustert wurde. Sofort wich dieser Ausdruck in Bedauerlichkeit um. "Tut ... mir Leid, wenn ich dir zu -" "Nein - es ... es ist okay", versicherte Mariah ihr. Hermione erwiderte dies mit einem unsicheren Lächeln und machte sich schließlich auf den Weg ins Bad, wo nach wenigen Sekunden auch schon das Prasseln der Dusche erklang. Mariah versank indessen wieder in ihren Gedanken. Am vorigen Abend hatte sie sich vorgenommen, so viel und so schnell wie möglich über Jason Flemming zu erfahren und warum ihr Körper und Verstand so sensibel auf ihn reagierten. Doch nun, da eine rätselhafte Verbindung zwischen ihm und den Inhalten der Verhandlung, oder sogar ihrer Vergangenheit zu bestehen schien, wünschte sie sich alles andere als das. Sie ging sogar so weit, sich vor einem Zusammenstoß mit ihrem neuen Hausgenossen zu fürchten, wie es wohl fast jeder in dieser Schule tat, so wie sie ihn alle angesehen hatten. Offenbar wusste wohl jeder um die Hintergründe seines Namens. Doch selbst, wenn sie jemanden darum befragen würde, keiner würde aus Angst vor ihr antworten. Doch sie hatte sich kein anderes Verhalten ihr gegenüber erwartet. Es war so, wie sie es hatte kommen sehen. Ihr wachsamer Blick huschte sofort zu den anderen zwei Betten im Raum, als sich die aufwachenden Mädchen darin regten und schließlich zu ihr schauten. Abrupt verschwand die Müdigkeit aus deren Augen und sie sahen so vorsichtig aus, als wollten sie etwas sagen, was nicht angebracht war. "Gu-guten Morgen", überwand sich Parvati schließlich. Mariahs Augenbrauen hoben sich vor Überraschung, da sie schon so ein simples Entgegenkommen nicht erwartet hätte. "Guten Morgen" erwiderte sie, genau wie auch auf Lavenders folgenden Gruß. Daraufhin erhoben sich auch die beiden Freundinnen, machten sich dennoch nicht die Mühe, ihre Betten zu machen. Stattdessen suchten sie sofort ihre Spiegel an den kleinen Kommoden auf und musterten ihr Gesicht samt Haare. Da Mariah sich noch gut an deren stundenlange Vorbereitung mit Makeup und Frisurenzaubereien erinnern konnte, wunderte es sie auch nicht, dass die beiden schon so früh damit anfingen. "Sag mal, Mariah ...", begann Parvati auf einmal, während sie ihr Gesicht einkremte. Mariah versteifte sich prompt, da nun sicher irgendwelche Fragen zu der Verhandlung folgen würden. Denn sie wusste mittlerweile, dass die Neugier dieser Tratschtanten größer war als jegliche Angst; auch vor ihr. "... da du ja mit Harry zusammen bist ... Ist er eigentlich ein guter Küsser?" Ein schwerer Stein fiel in diesem Augenblick von Mariahs gepeinigtem Herzen und dieses Gefühl der Erleichterung war luftig und leicht wie die größte Überraschung, die sie wohl nur selten empfunden hatte. "Häh?", gab sie vollkommen verwirrt von sich. Parvati wandte sich ihr zu und selbst unter der dicken Kreme und ihrer ohnehin schon dunklen Haut, konnte man gerötete Wangen erkennen. "Na ja ..." sagte sie ein wenig schüchtern, wurde jedoch von Lavender, die soeben ihr blondes Haar bürstete, unterbrochen. "Weißt du, wir haben uns das schon immer gefragt. Und da er zu unserem Leidwesen nun nicht mehr frei ist, wollen wir doch wenigstens das wissen", gestand sie grinsend. Mariah war noch immer viel zu perplex wegen dieser wirklich unerwarteten Frage. Erst jetzt machte sie sich Gedanken über diese und kam selbst zu dem Schluss, dass Harry ein guter Küsser war. Doch was ging das die beiden bitteschön an? Zu ihrem Glück betrat gerade ihre Rettung den Schlafsaal. "Ich glaube ja wohl kaum, dass es ausgerechnet euch etwas angeht", kommentierte Hermione dieses kleine Verhör. Ihre braunen Augen blitzten zaghaft, wie auch das rotgoldene Abzeichen an ihrem Umhang. Parvati und Lavender verzogen die Gesichter, als hätte ein knallrümpfiger Kröter den Raum betreten. Doch schon lächelte Parvati schelmisch. "Ach ja?", fragte sie spöttisch. "Dabei wüsstest gerade du es doch sicher auch gerne. Und das ganz sicher nicht nur durch Worte." Hermione errötete heftig und sah sich freilich nicht in der Lage, etwas auf diese aufziehende Bemerkung zu erwidern. Sie sah flüchtig zu Mariah, in deren Gesicht die Anspannung ebenso erkennbar war. Immerhin wusste sie sehr wohl, wie Hermione sich gerade fühlen musste. Beschämt wandte sich Hermione von ihr ab. "Ich warte unten auf dich und die Jungs, Mariah", sagte sie knapp und verließ in einem sehr eiligen Tempo den Schlafsaal. Parvati und Lavender kicherten amüsiert, was Mariah noch zusätzlich dazu antrieb, sich deren unangenehmen Gesellschaft zu entziehen und sich für die Schule zurecht zu machen. Frisch geduscht, in Schuluniform und mit einer Tasche voll Schulbüchern um die Schulter tauchte sie schließlich unten im Gemeinschaftsraum auf. "Warum hast du deine Haare nicht getrocknet?", fragte Hermione verwundert und besah die nassen Haare Mariahs, die noch sehr stark tropften. Erst in diesem Moment fiel Mariah ein, dass sie sich ja nun in der Schule befanden und somit wieder zaubern dürften. Daher strich sie sich mit der einen Hand kurz übers Haar, welches sofort trocknete und nun in einem Zopf über ihrer Schulter lag. "Ich dürfte zwei Monate nicht zaubern, da ist mir das vollkommen entgangen", erklärte Mariah. Sie und Hermione gingen zu den Sitzecken, als sich der Raum mit immer mehr Schülern füllte. "Wird uns das Zaubern während der letzten beiden Tage eigentlich als Verstoß angerechnet?" "Nein, nein", versicherte Hermione. "Wir befanden uns ja in einer Notsituation. Außerdem fuhren wir bereits mit dem Schulzug und ab da ist uns das Zaubern gestattet." "Wenn der 'Tagesprophet' aber erstmal von unserem kleinen Abstecher erfährt, wird er auch dieses dumme Gesetz wieder aufbauschen", befürchtete Ron, der mit Harry gerade hinter ihnen die Treppe runtergekommen war. Mariah wurde sanft von ihrem Freund umarmt, der ihr auch sogleich ins Ohr flüsterte, die letzte Nacht ohne sie kaum geschlafen zu haben. Mariah gestand ihm mit einem zaghaften Lächeln, ebenso eine schlechte Nacht gehabt zu haben, doch verschwieg sie den wahren Grund. Und nach eben diesem Grund hielt sie Ausschau, als auch die restlichen Gryffindors die Schlafsäle verließen. "Wo ist denn der Neue?", fragte sie und bemerkte bei ihrer Suche kaum die wachsamen Blicke ihrer Mitschüler. "Keine Ahnung", pflichtete Dean bei, der zu ihnen trat. "Er war schon verschwunden, als wir aufgewacht sind. Bestimmt ist er schon in der Großen Halle." "Denke ich auch. Die Neuen gehen immer früher los, aus Angst, sich zu ver - Bei Merlin, Ginny!", zischte Ron und wandte abrupt sein rotes Gesicht von der Treppe ab, die hoch zu den Mädchenschlafsälen führte. Seine verwunderten Freunde schlugen mit ihren Blicken die gegensätzliche Richtung ein. Hoch oben auf einer der Stufen saß Ginny, die sich soeben einen ihrer langen, schwarzen Kniestrümpfe stramm zog. Ihre hoch angezogenen Knie wiesen dabei auf die seltsame Veränderung ihrer Schuluniform hin. Nun erröteten auch Dean und Harry, wobei nicht auszumachen war, wessen Gesicht dunkler wurde. Hermione räusperte sich; auch ihre Wangen waren rosa. "Ähm, Ginny ... hast du etwa deine Schuluniform kürzer gezaubert?" Ginny sah auf ihre Freunde herab und lächelte zufrieden über diese Aufmerksamkeit. "Ja, Hermione, weshalb interessiert dich das?" "Weil es verboten ist", antwortete Hermione trocken und ließ mit einem schnellen Zauber Ginnys Rock soweit wachsen, so dass er wieder die Knie und den Grund für die Schamesröte auf so manchem Gesicht bedeckte. Ginny zischte irgendeine spitze Bemerkung, die Hermione um das Wohl der Hauspunkte zum Glück überhörte und hakte sich sogleich auch bei Dean ein. "Gehen wir frühstücken, Schatz?", fragte sie und geleitete ihn schon durch das Porträtloch. Harry fiel sofort sein gequältes Lächeln auf. "Das darf doch echt nicht wahr sein!", fluchte Ron lauthals, während sie sich ebenfalls auf den Weg zur Großen Halle begaben. "Beruhige dich, Ron, ich werde schon dafür sorgen, dass sie sich zusammen nimmt -" "Danke, aber du hast wohl nicht bemerkt, dass sie, gleich als du weggeschaut hast, wieder den Rock gekürzt und die Bluse obenrum ... freier gezaubert hat ..." "Spätestens wenn die Lehrer sie ermahnen, wird sie es sicher lassen", meinte Mariah dazu. Ron und Hermione gaben ein hohles Lachen von sich und Harry vermutete, dass Ginny in den letzten Wochen wirklich nicht nur an Mrs. Weasleys Nerven gesägt hatte. Die vier sahen allesamt überrascht auf, als ihnen jemand in den Hausfarben erschien, die so nahe des Gryffindorturm wirklich selten zu sehen waren. "Laura? Was machst du denn hier oben?", fragte Mariah sichtlich verwundert. Die junge Slytherin blieb vor ihnen stehen und musterte eindringlich die restlichen Schüler, die Laura nicht nur wegen ihrer Hausfarben düster ansahen. "Ich wollte dich nur abholen", sagte sie an Mariah gewandt, ohne sie jedoch anzusehen. "Immerhin sieht ja hier jeder Zweite so aus, als würde er dir einen Fluch auf den Hals jagen wollen!" Die letzten Worte hatte sie provozierend laut ausgesprochen, wodurch viele einzelne Schüler mit gesenkten, fast beschämten Blicken ihre Schritte beschleunigten. "Das ... ist ja sehr lieb von dir, aber wie du siehst, bin ich bereits mit vielen guten Aufpassern versorgt - Sag mal, suchst du jemanden?" Sofort sah Laura endlich in Mariahs graue Augen. "Nein", erwiderte sie prompt und schloss sich nun den vier Gryffindors auf ihren Weg zum Frühstück an. "Und du bist jetzt also die neue Vertrauensschülerin von Slytherin?", fragte Mariah, die am gestrigen Abend gar keine Gelegenheit gehabt hatte, Laura darüber auszufragen. Die Angesprochene strich nachdenklich über ihr Abzeichen. "Das war Dads Vorschlag. Er meinte, Draco und ich wären die einzigen, die das Haus noch nach den Richtlinien führen könnten." Harry und Ron brauchten einige Sekunden, um zu begreifen, dass Laura über Snape gesprochen hatte, denn der Gedanke, dass dieser tatsächlich Vater war, war noch immer so undenkbar für sie. "Aber ist es nicht gerade so gefährlich für euch, wo ihr doch als Verräter unter ihnen geltet?", befürchtete Mariah. "Einerseits ja", sagte Laura, "doch Dumbledore hat unsere Abzeichen mit einem Schutzzauber belegt. So können wir, so lange wir sie bei uns tragen, nicht von ihnen angegriffen werden." "Überaus praktisch", kommentierte Hermione, die von all dem ja schon wusste. "Und vor allem lebensrettend. Die Slytherins haben gestern nur rumgezickt. Ich glaube auch, dass sie sich noch viele Gemeinheiten für uns einfallen lassen werden. Auch regt es sie sehr auf, dass sie ab 20 Uhr nicht mehr rauskönnen; der Gemeinschaftsraum wird dann magisch verschlossen. Wer bis dahin noch im Schloss rumirrt, gerät durch einen Zauber in diesen." "Und dann sitzt ihr dort bis zum nächsten Morgen mit ihnen fest?", fragte Ron mitleidig. Laura lächelte. "Zum Glück nicht. Dumbldeore hat uns die Erlaubnis gegeben, in einem Geheimraum zu schlafen." Allein Mariah wusste, von welchem Raum die Rede war und musste daher leicht grinsen. In der Großen Halle angekommen, musste sich Laura auch schon wieder von ihren Freunden trennen und begab sich zu Draco, der inzwischen schon am Slytherintisch saß und frühstückte. "Er ist nicht da", fiel es Mariah sofort auf, als sie sich mit den anderen an ihren Haustisch gesetzt hatte. "Wer?", fragte Harry. "Jason Flemming", antwortete Hermione für Mariah und sah sich um. "Und Professor McGonagall auch nicht. Vermutlich bespricht sie mit ihm etwas. Was habt ihr heute eigentlich als erstes?" Erst jetzt warfen Harry, Ron und Mariah einen Blick auf ihre Stundenpläne. Synchron ertönte ein genervtes Stöhnen. "Doppelstunde Wahrsagen." "Ich habe erstmal eine Freistunde", verkündete Hermione und wurde sogleich grimmig von ihren Freunden angesehen, "die werde ich nutzen, um in die Bibliothek zu gehen." "Was willst du denn schon da?", wollte Ron wissen. "Etwas nachschlagen." "Etwa nach diesen seltsamen Vögeln von gestern?" Hermione sah Harry mit leicht geweiteten Augen an. "Gut, dass du mich daran erinnerst, Harry, das werde ich auch noch tun, wenn die Zeit dafür ausreicht. Dann bis nachher." Und so erhob sich Hermione mit einem großen Happen ihres Müslis im Mund und verließ die Halle. Harry, Ron und Mariah ließen sich daher etwas mehr Zeit für ihr gutes Frühstück und kamen so auch fast zu spät nach oben in den Nordturm zum Wahrsageunterricht. Dort fiel ihnen sofort auf, dass die zahlreichen Kissen auf dem Boden von noch mehr Schülern als sonst besetzt wurden. Offenbar hatten einige von ihnen noch diesen Kurs dazu gewählt, doch der Grund dafür war ihnen zutiefst unbekannt. Denn immerhin war es nicht gerade angenehm, zwei Stunden lang eine Kristallkugel oder den Boden einer Teetasse anzustarren oder den Todespredigten einer seltsamen Lehrerin namens Trelawney zu lauschen. Doch offenbar war es tatsächlich das, was sie dazu veranlasst hatte, denn Mariah konnte sich noch gut an den Unterricht im vergangenen Schuljahr erinnern, als diese Lehrerin immer wieder betont hatte, das pure Böse in ihr sehen zu können. Jede Stunde war Mariah wie der Schrecken selbst vorgekommen, doch zu ihrem Glück hatte keiner der Schüler Trelawneys Weissagungen geglaubt. Doch jetzt, wo sich rausgestellt hatte, wer Mairah in Wirklichkeit war, schienen viele von nun an gerne dem Glauben zu schenken, was in diesem mit violettem Rauch versüßten Raum ergründet wurde. Es wunderte Mariah doch immer wieder, wie sehr die Menschen sich beeinflussen ließen. Kaum war eine Minute sei dem Unterrichtsbeginn und Trelawneys Einführung ins sechste Jahr vergangen, so war sie auch schon sofort zu dem Tisch gehuscht, an dem wie auch sonst immer Harry, Ron und Mariah saßen. "Oh ihr beiden", murmelte sie mit schwacher Stimme, vom dicken Rauch wohl sehr angeschlagen, "es ist alles genau so eingetroffen, wie ich es gesehen habe. Alle zweifelten an diesem vorbestimmten Tag an euch, doch ich sah mit meinem inneren Auge euren Sieg über den Unnennbaren und seine Gefolgsleute ..." Schon entfernte sie sich wieder von ihnen und schwirrte durch das Zimmer zu den anderen. Ron beugte sich vor zu seinen etwas geröteten Freunden. "Diese Lügnerin hat am meisten gezittert, als wir euren Kampf in Parvatis Kristallkugel gesehen haben", verriet er ihnen. "So, liebe Kinder", rief Trelawney freudig, wobei ihre Augen hinter der dicken Hornbrille noch größer wirkten, "wir werden nun damit beginnen, eurer inneres Auge wieder auf dieses Fach zu schulen. Also seht bitte in eure Kristallkugeln und schaut ganz genau hinein ..." Die Schüler gingen ihrer Aufforderung nach. Mariah legte sich mit ihrem Kopf auf ihre übereinander gelegten Arme und starrte gelangweilt auf die Kugel vor sich, in der ein dicker, weißer Nebel tobte. Noch nie hatte sie in dieser etwas gesehen und sie wusste einfach, dass dieser Unsinn hier nichts mit Wahrsagerei zu tun hatte. Doch auf einmal tauchte inmitten des weißen Rauchs noch ganz verschwommen ein Gesicht auf und Mariahs Augen weiteten sich, als sie dieses erkannte... "Verzeihung, Professor Trelawney", ertönte auf einmal eine Stimme ganz in der Nähe und Mariah sah überrascht auf. Vor ihrem Tisch stand Jason Flemming, der soeben erst die Leiter nach oben in den Raum geklettert war. "Professor McGonagall hatte noch etwas Wichtiges mit mir zu besprechen und -" "Natürlich, mein Junge, das weiß ich doch", behauptete Trelawney mit einem Lächeln. Jason lächelte ebenfalls und setzte sich an den Tisch von Harry, Ron und Mariah. "Ich darf doch, oder?", fragte er vorsichtshalber nach, wodurch die drei zögernd nickten und er sich bedankte. Sofort stützte Mariah sich wieder auf ihre Arme ab und tat weiterhin so, als würde sie in die Kristallkugel schauen. Doch auch dort begegnete sie diesem selben eindringlichen Blick wieder, dem sie doch auszuweichen versuchte. Ob dies jedoch an der Lichtbrechung des Glases lag oder dem misteriösen Zauber dieser Kugel entsprang, konnte sie nicht sagen. "So, mein Junge", Trelawney blieb bei Dean stehen, der soeben noch in ein Gespräch mit Seamus vertieft gewesen war, "Was siehst du?" Dean sah nicht so aus, als wüsste er, was sie eigentlich von ihm wollte und sah daher einfach in die Kugel vor ihm auf dem Tisch. "Äh ... Rauch?", antwortete er unsicher, weswegen von einigen Ecken des verdunkelten Zimmers Gekicher erklang. "Oh je", murmelte die düre Frau und warf nun selbst einen Blick auf das runde Objekt. "Das Feuer verbrennt dich allzu sehr, anstatt dir die Wärme zu geben, die du wünschst. Stattdessen bleiben Schmutz und zerstörte Träume übrig." Dean wurde um einige Farben blasser und sah nun zum ersten Mal voller Interesse in den eingeschlossenen Rauch. Trelawney ging indessen weiter. "Der glaubt auch noch, was sie ihm da vorgaukelt", flüsterte Ron und schüttelte den Kopf. "Warum sollte er das nicht tun?", fragte Jason. "Weil sie eine verrückte Lügnerin ist, die einem schon hundertmal den morgigen Tod prophezeit hat." "Und noch nie ist eine ihrer Vorhersagen eingetroffen?" "Nein", sagte Harry, wobei seine Antwort nicht ganz so stimmte. Abgesehen von der Todesvorhersage von Lavenders Kaninchen war bis jetzt allein etwas eingetroffen, was sie einzigst in Harrys Gegenwart gemurmelt hatte. Und zwar die Rückkehr von Wurmschwanz vor über zwei Jahren. Er hatte jedoch außer Dumbledore niemanden in diese Sache eingeweiht und er hielt es auch nicht für nötig, dies nachzuholen. "Siehst du etwas?", fragte Jason an Mariah gewandt, die aus Überraschung erneut zusammenzuckte. "Wie bitte? "Siehst du etwas in der Kugel?", wiederholte Jason genauer. Mariah blickte erneut in die Kugel, doch aufgrund erneut aufkommender Kopfschmerzen wirkte ihr Blick leicht verschwommen. "Nein, gar nichts", wisperte sie. Und sie hatte auch Recht. Nur noch der undurchdringliche Nebel war darin zu erkennen. In den beiden Stunden folgte ab und zu noch ein kleiner Smalltalk an diesem Tisch, während sie weiterhin auf Trelawneys Aufforderung in die Kugel starrten und sich alles mögliche ausdachten, was sie da wohl sahen. Und auch fiel ihrer Lehrerin wieder so Allerlei ein, was diese Bilder wohl zu bedeuten hatten. Harry und Ron lachten daher immer amüsiert, Jason blieb dennoch erstaunlich ernst und wurde weiterhin unauffällig von Mariah seitens der Kugel beobachtet. Es folgte eine Stunde Zaubersprüche, in die Hermione fast verspätet und sehr gehetzt reinstürmte. Den Grund dafür lieferte sie auch beim Mittagessen in der Großen Halle. "Ich habe in der Bibliothek so viel Material gesammelt, da habe ich völlig die Zeit vergessen und dazu auch noch Alte Runen verpasst. Gott, wie peinlich mir das war; ich habe seit dem dritten Jahr und auch nur wegen dem Zeitumkehrer noch nie eine Stunde versäumt", nuschelte sie noch immer völlig durch den Wind. Ron goß ihr ein wenig Kaffee zur Beruhigung ein. "Hast du denn so vieles zu den Seelenpeinigern gefunden?", fragte Harry. "Danke, Ron - Nein, Harry, dafür hatte ich gar keine Zeit mehr. Geh du doch einfach in die Bibliothek und schau selbst nach." "Was hast du denn sonst in der Bibliothek nachgeschlagen?" Hermione antwortete jedoch nicht und als sie die ersten Schlucke von dem guten Kaffee eingenommen hatte, schien sie diese Frage auch wieder vergessen zu haben. "Echt angenehm, dass morgen schon wieder Samstag ist. So könnte echt jedes Schuljahr anfangen", meinte Ron dazu und sah erneut auf seinen Stundenplan. "Wir haben dann heute noch Doppelstunde Kräuterkunde. Und am Montag nach einer guten ersten Freistunde Verteidigung gegen die dunklen Künste." "Ja, ich bin schon sehr gespannt, wie Professor Figg ihren Unterricht so außerhalb der Vertretung führen wird. Fred erzählte mir ja damals -" "Wie bitte?", unterbrach Harry seine Banknachbarin. "Mrs. Figg?" "Ja", antwortete Hermione mit Selbstverständlichkeit, "jetzt, wo wir Sechstklässler sind, werden wir doch von ihr unterrichtet." "Oh", kam es von Mariah. "Sie arbeitet immer noch hier?", fragte Ron, der sich schon am Vorabend über Arabella Figgs noch immer bestehende Anwesenheit in Hogwarts gewundert hatte. "Ich dachte, sie würde nur als Unterstützung hier bleiben; doch jetzt, wo alles vorbei ist ..." "Ich weiß es auch nicht, doch jedenfalls ist es so." Mariah war geistig schon längst wieder abwesend und durchsuchte die Halle mit getrübtem Blick. Der rätselhafte Junge war schon wieder verschwunden. *** Laura war außerordentlich froh, dass alle Schüler von Hogwarts wohl schon so geschlaucht von dem Tag waren, so dass sie sich lieber in der Großen Halle stärkten, als hier in der Bibliothek zu sitzen. So würde sie keiner bei ihrem Vorhaben stören oder etwas mithören, was nicht unbedingt für fremde Ohren bestimmt war. Doch abgesehen von Madame Prince, die ihr mit einem wie immer grimmigen Gesichtsausdruck hinterher sah, und ihr selbst, befand sich jemand weiteres an diesem Ort. Laura wusste, dass dieser hier war, denn immerhin war sie ihm sogleich in einem großen Abstand gefolgt, als er die Große Halle verlassen und sich hierher begeben hatte. Geschmeidig, wie die schwarze Katze, die den aufmerksamen Augen der Bibliothekarin entkommen war und sich noch eben an Lauras Beinen gerieben hatte, schlich die junge Slytherin zwischen den Bücheregalen hin und her, bis sie schließlich eine der Sitz- und Lernecken erreichte. An einem der Tische saß Jason Flemming und war wohl sehr in ein vor ihm aufgeschlagenes Buch vertieft. Bedacht und vorsichtig ging Laura langsam von hinten auf ihn zu und blieb wenige Meter vor ihm stehen. Die Katze, die sie auf ihren ganzen Schleichweg begleitet hatte, tapste jedoch bis zum Stuhl und miaute zutraulich ihr Herrchen an, welcher sie auch sanft über den Kopf streichelte. "Hat deine Neugier als nun doch Oberhand genommen?" Laura hatte soeben vorgehabt, sich dem Jungen erneut zu nähern, doch nach seinen Worten unterließ sie es vehement. Ebenso schwieg sie auch, da eine Antwort sich allein durch ihre Anwesenheit erübrigte. "Dann muss ich dich wohl enttäuschen", fuhr der fort, "denn Dumbledore hat, wie du dich sicher erinnerst, bekanntgegeben, dass mir niemand Fragen über -" "Vergleich mich nicht mit diesen dummen Ziegen, die dir hinterherlaufen!", zischte Laura gereizter, als sie wollte. Sie beobachtete die Katze, die nun auf den Tisch sprang und sich erneut von ihrem Herrchen streicheln ließ, der sich nun auf seinem Stuhl zurücklehnte. "Wie du wünschst ... wie soll ich dich sonst behandeln, damit ich wieder in Ruhe weiterlesen kann?", fragte er. Laura biss sich auf die Unterlippe und ballte ihre Hände zu Fäusten. "Du glaubst doch wohl kaum, dass ich gehe, ohne von dir das zu erfahren, was ich wissen will ..." Leichter Zorn ertönte in ihrer Stimme und wiederspiegelte sich auch in ihren Augen, als sich Jason langsam noch auf dem Stuhl zu ihr umdrehte und sie spöttisch anlächelte. "Das hätte auch nicht zu dir gepasst, Laura", erwiderte er und sein Lächeln nahm an Amüsanz zu, als er ihren Ekel beim Aussprechen ihres Namens sah. "Und da du dich sogar extra dazu überwunden hast, zu mir zu kommen, werde ich dir gerne alles sagen, was du wissen willst ... Setz dich doch." Damit bot er ihr den zweiten Stuhl an, den Laura auch nach kurzem Zögern besetzte. Ihr Blick verschmolz sofort wieder mit dem ihres Gegenübers und führte den Kampf somit fort. "Dann schieß mal los", forderte sie ihn auf. **************************************************************************** Ich war in den letzten Monaten ja sehr mit einem anderen Schreibprojekt beschäftigt, weswegen ich erst vor ungefähr einem Monat meine Aufmerksamkeit wieder diesem Kapitel widmen konnte. Von der Handlung her ist es wirklich sehr kurz geworden, doch hätte ich es so gestaltet, wie anfangs noch geplant, wäre es zu viel geworden und zu viele Geheimnisse hätten bereits ihren Reiz verloren. Somit quäle ich euch also noch ein wenig, hehe. Es fiel mir überaus schwer, Jason Flemming einzuführen, denn immerhin habe ich nur wegen ihm diese Fortsetzung angefangen und so wollte ich ihn auch nachvollziehbar einsetzen. Ich hoffe, es ist mir gelungen^^. Da ich in der ersten FF den Unterricht in Hogwarts sehr vernachlässigt habe, möchte ich das nun in den nächsten Kapiteln nachholen und darauf freue ich mich schon sehr^^. Ich habe ewig über das Passwort vom Gryffindor-Gemeinschaftsraum nachgedacht und mich schließlich für 'Aminum Virtum' entschieden. Es ist Lateinisch und bedeutet ungefähr so viel wie Mut und Tugend. Passt doch wunderbar, oder? Ich bin mal wieder sehr auf eure Kommentare gespannt und erinnere euch erneut daran, euren Lieblingscharakter zu erwähnen. Die Umfrage läuft noch immer^^. Das nächste Kapitel wird 'Nachforschungen' heißen. Bis zum nächsten Kapitel, eure Maru^^. Kapitel 12: 12. Nachforschungen ------------------------------- 12. Nachforschungen Der offizielle zweite Schultag in Hogwarts begann, sich dem Ende zuzuneigen und um diese Zeit war die Bibliothek erfüllt von kleineren Schülergruppen, welche ihre Hausaufgaben erledigten, um sich schließlich ganz auf ihr frühes Wochenende freuen zu können. Dazu gehörten auch Harry, Ron und Mariah. Auf ihrem Tisch standen vier winzige Schalen mit grobkörniger Erde. Professor Sprout hatte ihnen die Feuersamen, die darin verborgen lagen, als Hausaufgabe über die zwei freien Tage aufgegeben. Dazu lasen die drei Gryffindors nun in der Lektüre der Kräuterkunde, um in diesem Zeitraum einen kleinen Pflanzenstengel ans Tageslicht bringen zu können. Hermione hatte sich in einen anderen Teil der Bibliothek zurückgezogen. "Ich glaube, ich habe es", murmelte Ron schließlich nach halbstündigem Lesen. "Wir müssen Blubbereiter hinzufügen, dann sprießt das Zeug wie Unkraut." "Wenn du gerne faule Eier anbauen willst, dann nur zu", erwiderte Harry, ohne von seinem Buch aufzusehen. Ron sah noch einmal genauer in sein Exemplar und blätterte rasch weiter. "Hier steht, dass Doxyeieressenz für einen guten Wachstum garantiert", las Mariah vor, "aber es würde länger dauern ..." "Und höhere Dosen?", fragte Ron. "Nein, sonst gerät zu viel vom Gift in die Früchte." Harry seufzte und schlug sein Buch auf den Tisch, wobei die Schalen laut klirrten und Madame Pince aggressiv von ihrer Ecke aus zischte. "Ich finde auch, wir sollten morgen weitermachen. Immerhin haben wir doch das ganze Wochenende Zeit und dann auch nur eine Hausaufgabe. Die Lehrer sind wirklich gnädig heute", sagte Ron und gähnte. Mariah lächelte matt, legte nun auch ihr Buch zur Seite und streckte sich. "Na, fleißig?", ertönte auf einmal eine Stimme, gemischt aus Spott und neckischer Belustigung. Mariah drehte sich leicht nach hinten um und sah in Dracos Gesicht. Sofort fiel ihr die neueste Ausgabe des 'Tagespropheten' auf, die er bei sich trug. "Was willst du denn damit? Oder steht da etwas so Interessantes drin?" "Nicht wirklich", gestand Draco und in seiner Stimme schwang irgendwie ein Hauch von Enttäuschung. "Ich gebe sie nur ab für das Zeitungsarchiv hier." Harry und Ron sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Zum Nutzen der Schule musste ich das für meinen Vater tun - vorbildliches Verhalten", schnarrte Draco. Seine aufkommende Wut war unverkennbar. "Dann kannst du es doch nun lassen, jetzt wo du nicht mehr nach seinen Launen tanzen musst", meinte Ron schulterzuckend. Draco musterte ihn herablassend und verschwand auch schon wieder zwischen den vielen Bücherregalen. Ron schnaubte und sagte: "Tja, alte Angewohnheiten verbleiben wohl für immer. Genau wie seine Großkotzigkeit." Mariah trat Ron gegen das Schienbein, der daher empört aufkeuchte. Er hatte erneut vergessen, dass es nun nicht mehr angebracht war, unter seinen Freunden über Malfoy herzuziehen. "Ich glaube", begann Harry auf einmal eher unbeteiligt zu sprechen, "er hat darauf gehofft, etwas über die noch offen stehenden Strafen der Todesser zu lesen." Es war das erste Mal, dass seit dem Ereignis selbst die Verhandlung erwähnt wurde und dementsprechend verkramkpften sich Ron und vor allem Mariah. "Was glaubst du, wann die eigentlich feststehen?", fragte Ron. Harry zuckte mit den Schultern. Doch wie er den Rat erlebt hatte, würden sie sich schnell und hart entscheiden. "Wo bleibt denn nun Hermione?", entwich Mariah dem Thema und besah Hermiones Feuersamenschale. Im selben Moment hörten sie jemanden fluchend und von Madame Pince ermahnent aus der Bibliothek schreiten. Mit einem Blick zum Eingang stellten sie fest, dass es sich um Draco handelte. "Was hat den denn gebissen? Na egal, geht ihr beide doch schon mal hoch, wir finden hier heute eh nichts mehr Vernünftiges. Ich warte auf Hermione." Harry und Mariah nickten, griffen nach ihren Schalen und gingen los. Der Abend war nicht mehr ganz so jung und daher wirkten die Gänge nahezu wie ausgestorben. Als sie schließlich durch das Porträtloch in den Gemeinschaftsraum stiegen, kam ihnen sogleich sehr hastig ein blondes Mädchen, nur einen halben Kopf größer als Mariah, entgegen. "Harry, ich muss dringend mit dir reden!", sagte Katie Bell und Harry war sofort klar, dass sie wohl lange auf ihn gewartet hatte. Im Gemeinschaftseraum saßen nur noch einige Viertklässler am Feuer uns spielten Zauberschach. "Worum geht es denn?" "Um unsere Quidditchmannschaft - du hast ja sicher nicht vergessen, dass du als Kapitän sie wieder auffüllen musst -" Harry schluckte. Das hatte er fast vollkommen vergessen. Und sofort erkannte er schon das größte Problem bei dieser Sache. Fast das gesamte Haus war gegen ihn und würde es sich sicher zweimal überlegen unter seiner Führung in ein Team einzutreten. Sei es Quidditch oder sonst etwas anderes. "Äh ja", nuschelte er. "Du machst doch sicher wieder mit, oder?" "Natürlich", versicherte Katie lächelnd. "Doch musst du am besten bald ein Auswahlspiel machen, um neue Spieler zu finden -" "Wie wäre es mit morgen oder Sonntag?", schlug Mariah vor. "Das ist zu früh. Die Anwärter müssen sich erst etwas vorbereiten. Mach am besten morgen einen Aushang für nächstes Wochenende. Wenn es für dich in Ordnung ist, werde ich dafür sorgen, dass das Feld auch frei für uns ist." Harry nickte. "Ja, danke." "Alles klar, dann schlaf gut", sagte Katie und begab sich in den Schlafsaal der Siebtklässlerinnen. Harry drehte sich mit einem etwas nervösem Gesichtsausdruck zu Mariah. "Ich hätte das fast alles vergessen. Ich hoffe, dass sich überhaupt jemand in die Mannschaft trau -" Er stoppte sofort, als er Mariahs gesenkten Blick bemerkte. "Hey, was ist los?" Sie sah ihn an und er blickte seinem Spiegelbild in ihren wässrigen Augen entgegen. "Sie hat mich nicht mal angesehen. Und angesprochen hat sie nur dich", sagte sie leise. Harry wurde es flau im Magen. Er selbst hatte das abwärtende Verhalten sämtlicher Hogwartsschüler ignoriert, da er dies zu seinem Leidwesen schon oft erlebt hatte. Auch hatte Mariah bisher nicht ihrem Unmut wegen dieser schweren Situation Luft gemacht. "Mariah", flüsterte Harry und nahm sie in den Arm. "Zwischen euch beiden und allen anderen wird es sicher bald besser werden. Mit der Zeit müssen sie begreifen, dass die Weissagungen des Ministeriums absoluter Unsinn sind." Er löste sich von ihr und sah ihr noch einmal tief in die Augen. "Und außerdem bin ich, sind auch so viele von uns bei dir." Mariah nickte und schniefte. "Ich denke, ich gehe ins Bett", sagte sie, küsste ihn noch einmal kurz und und lief hinauf in ihren Schlafsaal. Auch Harry hielt die Müdigkeit nicht mehr lange vom Schlafengehen ab und kurz, bevor er sich dieser ganz ergab, hörte er noch, wie Ron mit schleifenden Schritten den Raum betrat und ebenfalls ins Bett ging. *** Kaum hatten sie ihr Frühstück hinter sich, waren Harry und Mariah am nächsten Tag schon zum Umziehzelt der Quidditchspieler von Gryffindor geeilt und beugten sich nun über die ausgebreiteten Spielzugpläne, die einst noch Oliver Wood zu seinen Zeiten als Hüter und Mannschaftskapitän gezeichnet hatte. Auf dem mittlerweile vergilbtem Papier flogen die roten Strichmännchen kreuz und quer in verschiedenen Formationen über das Feld. Zwei schwarze, sowie ein roter und ein goldener Punkt bewegten sich in verschiedenen Größen zwischen den Spielern. Harry war zwar bereits seit einem Jahr der neue Kapitän seines Hauses, hatte sich aber selten als solcher gefühlt. Die Strategien von früher waren kaum anders gewesen und bei einer vertieften Planung einer Spieltaktik hatten ihm immer Fred, George, Alicia, Katie und Angelina als die erfahrendsten Mitglieder des Teams beigestanden. Nun aber, wo er mehr oder weniger allein mit der Verantwortung dastand, wollte Harry beweisen, dass seine von Hogwarts nun abgegangen Freunde keinen Fehler gemacht hatten, ihn zum Kapitän ernannt zu haben. Er wollte eigene Taktiken entwickeln, wollte ein neues Trainingsprogramm mit Spielern durchführen, die er selbst beim Auswahlspiel am kommenden Wochenende aussuchen würde. Auch befand sich der noch vor dem Frühstück entworfene Aushang am schwarzen Brett im Gemeinschaftsraum. "Glaubst du, Ron wird erneut versuchen, ins Team zu kommen?", fragte Mariah. Harry sah sie von der Seite her an. Den ganzen Morgen lang war kein Wort über den gestrigen Abend gefallen. Trotzdessen hatte er sich den Vorfall mit Katie nochmal durch den Kopf gehen lassen und er verstand nun, dass die Ignoranz und das Misstrauen der Schüler sie nur in soweit verletzten, so lange sie mit diesen eine gewisse Freundschaft pflegte. Und in der ehemaligen Quidditchmannschaft war dies der Fall gewesen. "Ich denke schon, er hat sich ja gleich wie der geölte Blitz auf unseren Aushang gestürzt. Aber wenn ich so an das letzte Jahr denke ...", murmelte Harry, "... Ron ist einfach nicht in der Lage, vor viel Publikum zu spielen. Der Druck setzt ihm viel zu sehr zu." Mariah beobachtete nachdenklich die einzelnen Spieler auf der Zeichnung. "Vielleicht doch, wenn wir ihm nur den richtigen Posten geben ... einen, auf dem nicht so viel Druck liegt ..." Harry konnte sich nicht vorstellen, welcher Spieler im Team nicht weniger unter Druck stehen könnte. Auch er beobachtete nun die Spieler, wobei sich die drei Jäger den Quaffel bis zu den ebenso drei Torringen hin und her warfen. Der Sucher raste dem Schnatz hinterher und der Hüter bewachte eisern die Tore und die Treiber ... "Die Treiber", verstand Harry endlich, "du redest von den Treibern." Mariah nickte lächelnd und gluckste, als einer der Treiber einen Klatscher verfehlte und sich wegen dem ausgeholten Schwung seines Schlägers nun im Kreise drehte. "Ja, er müsste allein die Kameraden schützen. Und sicher wird es ihm gefallen, andere mit Klatschern zu beschießen." Harry wusste, dass sie auf die Slytherins anspielte. Er fragte sich bereits eifrig, wie Malfoy wohl selbst das Problem mit dem Team lösen wollte, wo viele der ehemaligen Spieler nun in Azkaban saßen. "Am besten schlagen wir es ihm schnell vor, so dass er sich vorbereiten kann", sagte Harry und rollte den Plan wieder zusammen. "Ja. Ich hoffe, wir bekommen diese Woche nicht zu viele Hausaufgaben auf. So kann ich mich auch auf die Auswahlspiele vorbereiten." Harry stutzte. "Warum solltest du?", fragte er. "Nun ja, auch die alten Teammitglieder müssen doch beweisen, dass sie in der Zwischenzeit nicht schlechter geworden sind -" "Rede doch keinen Unsinn", unterbrach Harry sie, "ich habe dich doch in den Ferien spielen sehen und du hältst den Quaffel immer noch so gut wie im letzten -" "Guten Morgen", erklang auf einmal eine sanfte Stimme. Harry und Mariah wandten sich ruckartig dem Jungen zu, der soeben das Zelt betreten hatte. Instinktiv trat Mariah einen Schritt zurück. "Ich habe am Aushang gelesen, dass am folgenden Wochenende die Auswahl neuer Quidditchspieler hier stattfindet", sagte Jason und musterte interessiert die vielen verschiedenen Besen von Sauberwisch Sieben bis Komet Zwei-Sechzig. "Und was willst du wissen?", fragte Harry in einem unangemessen gereizten Ton. Jason sah über diesen hinweg. "Ich wollte nur fragen, ob ich einen der Besen zum Üben benutzen dürfte. Ich selbst besitze leider keinen", bat er höflich. "Für welchen Posten bewirbst du dich denn?" Obwohl sich innerlich so alles in ihr sträubte, mit dem Jungen zu sprechen oder ihn anzusehen, verspürte Mariah auch irgendwie genau das Gegenteil und so war ihr diese Frage rausgerutscht. "Ich weiß noch nicht", antwortete Jason und sah sie schon wieder so eindringlich an ohne zu blinzeln. "Doch keine Angst, ich werde sicher nicht versuchen, dir den Posten der Hüterin streitig zu machen." Mariahs Gesicht erwärmte sich leicht. "Woher weißt du, dass ich -" "Es stand vor einiger Zeit im 'Tagespropheten'", erklärte Jason sein Wissen. "Dann glaubst du also doch alles, was in diesem Schund über uns steht." Diesmal war Harrys Ton besonders aggressiv gewesen. "Nein, natürlich nicht", sagte Jason und nickte zur Entschuldigung. "Daher frage ich auch lieber nach." "Sehr freundlich", erwiderte Harry barsch. Jason lächelte leicht. "Dürfte ich nun einen der Besen benutzen?", fragte er erneut. Es sah zuerst danach aus, als wollte Harry ihm das untersagen, doch dann zuckte er gleichgültig mit den Achseln, belehrte Jason darin, den Besen auch wieder ins Zelt zu bringen und verließ dieses schließlich. Mariah rannte ihm nach und holte ihn auf halbem Wege zum Schloss ein. "Warum warst du denn so hitzig zu ihm?", wollte sie wissen. "Er kennt uns nicht und da ist es doch normal, dass er nur aus den Zeitungen von uns weiß." Harry verstand ja selbst nicht, warum ihn alles an diesen Jungen so schnell aufbrausend werden ließ. War es die Tatsache, dass er einfach nichts von ihm wusste und nach Dumbledores Worten noch nicht einmal Fragen an ihnen stellen dürfte? Warum überhaupt? Oder waren es eher Mariahs neugierige Blicke, die ihm ganz und gar nicht von gestern an entgangen waren? "Irgendwie scheinen ihn alle an der Schule zu kennen", sagte er auf einmal, "doch ich habe noch nie von ihm gehört." Das war nichts Ungewöhnliches, wo er doch erst seit fünf Jahren von der Existens der magischen Welt wusste. "Hm", meinte Mariah nur dazu. Harry sah flüchtig zu ihr und erkannte in ihren grauen Augen schon wieder diesen nachdenklichen und verträumten Blick, der ihm so gar nicht passte. "Kennst du ihn?", fragte er sie frei heraus. Der trübe Blick verschwand abrupt und widerspiegelte nun einen tiefen Schreck. "Wie-wie bitte?", stotterte sie. "Ob du ihn kennst?" Das fragte sich Mariah selbst auch schon die ganze Zeit und daher antwortete sie leise: "Nein ... woher sollte ich ihn kennen? Ich hatte in den Jahren vor unserer Begegnung nicht gerade viel Kontakt mit Leuten meines Alters ..." Die letzten Worte hatte sie mit einer Bitterkeit in der Stimme ausgesprochen, die Harry sofort mit Scham befiel. Ihm war klar, würde Mariah Jason von früher kennen, hätte sie schon längst mit ihm über das vergangene Jahr gesprochen, in dem sie aus dem Gefängnis ihrer Vergangenheit geflohen war. Entschuldigend nahm Harry ihre kalte Hand und wollte gerade mit ihr weitergehen, als er Laura vor dem Portal des Schlosses stehen sah. Sofort beschleunigten die beiden Gryffindors ihre Schritte zu ihr. "Wolltest du mich wieder abholen?", fragte Mariah scherzhaft. Laura biss sich auf die Unterlippe. "Nein ... ich wollte eher schauen, ob sich hier draußen welche aus Slytherin rumtreiben", antortete sie und sah sich genau um. "Dumbledore hat den Schutzzauber um das Schloss aufgehoben und so könnten sie heimlich von hier abhauen." "Und wo bist du gestern in der Mittagspause gewesen? Und am Abend mit Draco?" "Wir waren bei Dad. Wir müssen ja regelmäßig berichten, wie es mit dem Haus läuft. Eine nervige Angelegenheit", gab Laura seufzend zu. Die drei Freunde begaben sich ins Schloss direkt in die Eingangshalle. "Macht Malfoy sich nun eigentlich auch daran, die Quidditchmannschaft wieder aufzubauen?", fragte Harry. Laura sah ihn verwirrt an, lächelte dann aber mitleidig. "Oh je", sagte sie, "von seinem Glück weiß er noch gar nichts. Na, das wird ja lustig werden ..." "Also nein", fasste Harry zusammen und malte es sich irgendwie schon aus beim ersten Spiel mit einem ganzen Team allein gegen Malfoy antreten zu müssen. "Ich denke, der einzige Antrieb für sie mitzumachen, wird sein, euch mit den Klatschern zu erschlagen und den Quidditchpokal zu erlangen. Doch einerseits werden sie nicht nach Dracos Pfeife tanzen ..." "So schlimm ist es?", fragte Mariah besorgt, obwohl sie selbst eigentlich auch nichts Anderes erwartet hatte. Laura nickte und murmelte: "Ich weiß gar nicht mehr, ob sie euch oder uns mehr hassen ..." "Wir sitzen halt nun alle im selben Boot", sagte Harry und klopfte Laura aufmunternd auf die schmale Schulter, was sie zu einem feinen Lächeln veranlasste. "Ist es noch immer nicht verheilt?", kam es von Mariah, die den Verband um Lauras rechten Unterarm betrachtete. Dieser war vor kurzem erst gewechselt worden. "Nein", bedauerte Laura, "ich denke, es hat mit irgendeinem Gift zu tun ..." "Geh doch in den Krankenflügel", schlug Harry vor und erinnerte sich schlagartig. "Apropos, hast du immer noch Kopfschmerzen, Mariah?" "Nein." Mariah war gerührt, dass Harry sich immer so liebevoll um sie kümmerte, doch störte es sie schon ein wenig, wegen jedem bisschen Schmerz bemuttert zu werden. Daher verschwieg sie ihm auch ihre unruhige Nacht. Ebenso auch die Tatsache, dass, seitdem sie das Zelt verlassen hatten, sich erneut ein gewisser Schmerz in ihrem Kopf bemerkbar machte. "Du hattest wieder Schmerzen?", fragte nun auch Laura und trat näher an ihre beste Freundin heran. Besorgt sah sie in die grauen verwunderten Augen, als wollte sie dort die Antwort auf ihre Frage ergründen. "Nur leicht", schwindelte Mariah. Sie merkte sofort, dass Laura ihr nicht glaubte; ihr konnte sie auch noch nie etwas vormachen. Doch zu ihrem Glück deckte Laura diese Lüge nicht auf und trat wieder zurück. "Nun gut", sagte sie, "ich gehe zurück zum Gemeinschaftsraum. Die ungern angenommene Pflicht ruft." Harry und Mariah grinsten sie noch einmal an, bevor sich die junge Slytherin von ihnen abwandte und bei der Großen Treppe die Stufen nach unten nahm. Umgeben von der Kälte und der Dunkelheit in den unterirdischen Gängen Hogwarts' blieb sie schließlich vor einer nackten, feuchten Steinwand stehen. "Basiliskenblick!", rief sie laut und eine in der Wand verborgene ebenso steinernde Tür öffnete sich. Sofort seufzte sie vor Erleichterung, da außer Draco niemand im Gemeinschaftsraum anwesend war. Er selbst saß, mit den Armen weit auf der Rückenlehne ausgestreckt, auf dem pechschwarzen Sofa und wirkte sehr erschöpft. Laura ging geradewegs auf ihn zu, setzte sich neben ihn und kuschelte sich an seine Schulter. "Haben die Drittklässler wieder Stress gemacht?", fragte sie. Draco massierte sich mit einem angespannten Gesichtsausdruck die Schläfe. "Ich schwöre dir, irgendwann hänge ich diesen Ian Plenton am Astronomieturm auf", murmelte er. "Von dort aus kann er so oft rumzetern wie er will ..." Laura lächelte mitleidig und mit einer schnellen Bewegung saß sie breitbeinig auf seinem Schoß. "Soll ich dir ein wenig Entspannung verschaffen?", flüsterte sie, bevor sie ihn zärtlich küsste. Dracos Hand strich sanft durch ihr schwarzes, langes Haar. "Gerne, aber nicht hier", erwiderte er grinsend. "Warum nicht?", erwiderte Laura amüsiert und bewegte leicht ihr Becken. "Das Sofa kommt mir auf jeden Fall bequemer vor als im letzten Jahr. Und wir können doch ruhig alle hier rauswerfen, die uns nerven ..." "Wozu habt ihr eurer eigenes Spielzimmer, wenn ihr es auch noch hier treibt?", erklang eine schnarrende Stimme. Laura seufzte genervt und drehte sich, ohne von Dracos Schenkeln runterzurutschen, um. "Wenn man vom Teufel spricht ... Parkinson ..." Leichter Zorn flackerte deutlich in den braunen Augen von Pansy auf. "Nur weil Snape sich als dein Vater herausgestellt hat und du als Potters neue Weggefährtin auch zu einem weiteren Liebling von Dumbledore geworden bist, heißt das noch lange nicht, dass du uns rumkomandieren und dich so erbärmlich an Draco ranschmeißen darfst!", zischte sie. Laura lächelte amüsiert. "Dieses Abzeichen hier und die Tatsache, dass ich auf seinem Schoß sitzen darf und nicht du, sagt mir, dass ich es doch darf", erwiderte sie. Pansy schnaubte und sah fast schon flehentlich in Dracos eher desinteressiertes Gesicht, als könnte sie irgendeine Unterstützung von ihm erwarten. "Verschwinde, Pansy", sagte er einfach nur ganz ruhig. Doch die dunkelhaarige Slytherin dachte gar nicht daran und schnaubte erneut. "Ich kann es einfach nicht glauben, dass du so tief gesunken bist, Draco ... dass du dich von so einer Schlamp -" "Ich rate dir, sofort diesen Raum zu verlasssen, Parkinson", warnte Laura sie in einem düsteren Ton, wobei auch ihre Augen sich verdunkelten, "ansonsten werde ich mit Gewalt dafür sorgen und glaube mir; dieses Mal werde ich richtig zutreten." Augenblicklich erbleichte Pansy, denn ihr war noch klar der Tritt von vergangenen Jahr in Erinnerung geblieben, der ihr fast das Genick gebrochen hatte. "Irgendwann wirst du es noch einsehen, Draco", nuschelte sie noch, bevor sie schleunigst den Gemeinschaftsraum verließ. Erneut seufzte Laura vor Erleichterung, dass sie nun endlich wieder allein waren, was Draco abermals zum Grinsen brachte. "Trotz allem durch und durch eine Slytherin", bemerkte er. Laura war nicht wirklich begeistert über dieses Kompliment und bestrafte ihn dafür mit einer weiteren Bewegung ihres Beckens, wodurch er leise keuchte. "Vergiss du mal lieber nicht, dass du bald unser Quidditchteam wieder aufbauen musst", erinnerte sie ihn. Dracos Augen wurden groß wie die eines Hauselfen nach ihren Worten. Folglich ließ er sich frustriert gegen die Sofalehne fallen. "Na toll ... muss dieser Scheiß wirklich sein?" "Ich denke schon", bedauerte Laura und strich leicht über seine Brust. "Dad würde es allein deswegen wollen, um noch ein wenig Ehre unseres Hauses zu retten." Draco lachte trocken. "In Slytherin gibt es keine Ehre mehr." Laura lehnte sich nach vorn zu seinem Gesicht. "Ich habe auch von Anfang an bezweifelt, dass es hier jemals Ehre gab." Draco hob amüsiert die Augenbrauen und zog Laura zu einem Kuss an sich. Gleichzeitig umfasste er ihre Taille und schubste sie scherzhaft und auch sanft von seinem Schoß zur Seite, um ihr keinen Spielraum mehr für Provokationen zu lassen. Bevor sie ihm einen kleinen Vergeltungstritt gegen den linken Schenkel verpassen konnte, hielt er ihre Knöchel fest. "Wir wollen doch jetzt etwa nicht Gewalt anwenden?", schmunzelte er. Laura lächelte versöhnlich und so dürfte sie ihre Beine über seine legen. "Hast du ihn denn nun draußen gesehen?", fragte Draco. Sofort verspannte Laura sich und ihr Lächeln verschwand abrupt von ihrem blassen Gesicht. "Ich weiß nicht", wisperte sie, "ich bin mir aber sicher, er ist nach dem Frühstück nach draußen gegangen, sowie auch Harry und Mariah." Draco streichelte ihre Knie und sah seine Freundin nachdenklich an. "Er sucht also wirklich so gut wie möglich ihre Nähe ... Wäre es nicht vielleicht doch besser, es ihr so schnell wir möglich zu sagen? Es ist doch beiden gegenüber eigentlich unfair ..." Laura schüttelte den Kopf. "Ich fürchte, das wird noch nicht einmal nötig sein", sagte sie. "Sie hatte wieder Kopfschmerzen ... es wird also nur noch eine Frage der Zeit sein ..." "So wie du mir eurer gestriges Gespräch geschildert hast, scheint er dir doch alles wahrheitlich erzählt zu haben. Warum willst du also nicht, dass sie sich wieder an ihn erinnert?", fragte Draco sie. Laura antwortete nicht und ließ ihn somit im Unwissen. *** "Treiber?", wiederholte Ron vollkommen verwundert. Harry und Mariah nickten heftig. Es war bereits Samstag Abend und da es draußen inzwischen zu regnen begonnen hatte, saßen die drei Gryffindors nun auf dem weinroten Sofa vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum. Um sie herum verteilt machten ihre Mitschüler Hausaufgaben oder unterhielten sich. "Aber warum unbedingt Treiber?", wollte Ron von seinen Freunden wissen. "Nun ja ... so bist du eigentlich noch am wenigsten dem Druck während eines Spiels ausgesetzt. Und denke mal daran, dass du dann die Slytherins mit den Klatschern bewerfen kannst, wenn wir gegen sie spielen", ermunterte Harry ihn. Ron ging in sich und er sah tatsächlich so aus, als würde ihm der Gedanke, einer der Treiber von Gryffindor zu werden, sehr gefallen. Auch wusste er selbst, wie auch Harry und Mariah, dass er unbedingt in die Mannschaft wollte. "Hmm, ihr habt Recht, das könnte ich hinbekommen", sagte er. Mariah lächelte erfreut. "Dann müssen wir nur noch einen zweiten Treiber finden, mit dem du auskommst und gut spielen kannst. So ein gutes Gespann wie Fred und George finden wir sicher nicht mehr aber -" "Ich hörte, dass Robert Eggan aus der vierten Klasse daran interessiert ist, Treiber zu werden", wurde sie von Ginny unterbrochen, die sich auf einen der beiden Sessel bei ihnen niederließ. Dabei überschlug sie ihre Beine, wobei ihr die Knappheit des Rockes erneut fast zum Verhängnis wurde und Harry wie auch ihren Bruder leicht erröten ließ. "Ich kenne keinen Eggan", presste Ron hervor, "und ich ermahne dich noch einmal, nicht an deiner Schuluniform rumzuzaubern." "Kein Wunder, wenn du dich nicht gerne mit 'Zwergen' abgibst." Nach diesen scharfen Worten verschränkte Ginny auch ihre Arme vor der Brust. "Und hör auf, mir etwas vorzuschreiben; du bist nicht meine Mutter und Hermiones Art steht dir selbst gar nicht." "Ich bin dein Bruder!", erinnerte Ron sie überflüssigerweise. "Oh, das habe ich all die Jahre ja gar nicht bemerkt", erwiderte Ginny im sarkastischen Ton. "Wirst du auch versuchen, ins Team zu kommen?", fragte Harry sie, um den Streit der beiden Geschwister zu beenden. Sein Einsatz lohnte sich auch, denn Ginnys grimmiges Gesicht entspannte sich sogleich, als sie ihm antwortete. "Ja, ich würde gerne versuchen, eine Jägerin zu werden." "Das schaffst du bestimmt", sagte Harry, denn sie hatte schon oft beim Fuchsbau mit ihm und ihrem Brüdern Quidditch gespielt und dabei ein gewisses Talent bewiesen. "Rede ihr lieber nicht allzu gut zu", flüsterte Ron ihm zu. "Ihr ausgeartetes Selbstbewusstsein tut ihr schon so nicht gut -" "Sprich gefälligst selbst mit mir, wenn du schon über mich herziehst, Ron!", giftete Ginny ihn an. "Und du zick hier nicht so rum!" "Jetzt beruhigt euch doch mal!", fuhr Mariah beide an und nicht nur sie, sondern wohl fast jeder im Gemeinschaftsraum zuckte zusammen. "Wenn ihr euch weiterhin so aufführt, kann nur einer von euch ins Quidditchteam, denn so ein Klima können wir dann kaum gebrauchen", fügte Mariah noch hinzu, die die Stille um sich herum schleunigst verdrängte. Harry nickte zustimmend. "Mariah hat Recht. Ich möchte auch nicht, dass ihr euch während des Trainings oder gar eines Spiels an die Gurgel springt." Ginny zuckte lustlos mit den Achseln und begab sich wieder zu Dean, der soeben mit Seamus Zauberschach spielte. "Wenn dich ihr Benehmen so sehr nervt, schreib doch eurer Mutter", meinte Harry. Ron schüttelte seinen roten Schopf. "Nein, sonst wirft sie mir zeitgleich vor, mich nicht gut genug um das Gegenteil zu bemühen. So was Dummes, das Fred und George die Schule bereits abgeschlossen haben; sie hätten Ginny sicher im Griff gehabt." "Was machen die beiden jetzt eigentlich?" fragte Mariah. "Sie haben doch ihre U.T.Z.s in den Sommerferien nachgeholt, oder?" "Nur weil Mum es so wollte, denn sie haben sich ja inzwischen ganz ihren Scherzartikeln gewidmet. Ich glaube, im Herbst wollen sie ihren kleinen Laden in Hogsmeade eröffnen." "Da müssen wir unbedingt hin", legte Harry fest, denn das wollte er sich sicher nicht entgehen lassen. "Ich frage mich aber noch immer, wie sie das alles überhaupt finanziert haben", murmelte Ron und sah ziemlich nachdenklich ins Feuer. Harry kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Er hatte seinen beiden besten Freunden noch immer nichts davon erzählt. "Aber Harry hat ihnen doch das Preisgeld vom Trimagischen Turnier dafür gegeben", sagte Mariah, welche zutiefst verwundert war, warum Ron das nicht wusste. Doch als sie Harrys entsetzte Miene sah, wusste sie warum. Ron sah seinen besten Freund völlig verwirrt an. "Wie bitte? Du hast ihnen das Geld gegeben?" Harry nickte vorsichtig. "Mensch, warum hast du mir das nie gesagt?!" Ron klang nicht wütend, eher etwas beleidigt. "Fred und George wollten nicht, dass eure Mutter irgendwie davon erfährt und so wollte ich lieber dichthalten. Sie haben mich auch nicht darum gebeten oder so, ich habe es ihnen regelrecht in die Hand gedrückt." "Tausend Galleonen in einen Scherzartikelladen investiert ...", brabbelte Ron und versuchte sich die vielen goldenen Münzen bildlich vorzustellen, "das hätte Mum ganz sicher nicht zugelassen." Er drehte sich nun wieder zu Mariah um. "Und warum weißt denn du davon?", fragte er. "Harry hat es mir in den Ferien erzählt, als er mir das Trimagische Turnier genau schilderte", antwortete Mariah. Sie sah nun zu der Uhr über den Kamin auf und erhob sich. "Wo willst du hin?" "Zu Remus und Sirius; ich habe seit vorgestern kaum mit ihnen gesprochen. Kommst du mit?", fragte sie Harry. Bevor Harry jedoch antworten konnte, betrat Neville Longbottom den Gemeinschaftsraum und ging direkt auf die drei zu. "Ähm, Hermione möchte euch beide in der Bibliothek sehen", nuschelte dieser und sah Harry und Ron unsicher an. Harry war zutiefst verwundet, doch Ron nickte. "Gut, danke, Neville. Vergiss nicht, du wolltest mir noch sagen, wie du das mit den Feuersamen geregelt hast", erinnerte Ron ihn, als der pummlige Junge sich sofort wieder entfernen wollte. "Äh, ja, okay", antwortete dieser und ging hoch zu den Schlafsälen. "Wenn das Hermione wüsste", sagte Mariah grinsend. "Aber warum will sie nur euch sehen?" Harry zuckte mit den Schultern. "Grüß bitte Remus und Sirius von mir, ja?", bat er sie und machte sich dann mit Ron auf den Weg zur Bibliothek. Es war kurz nach acht, als sie diese erreichten und Madame Pince empfing sie bereits am Eingang mit einem grimmigen Blick. "Wir schließen gleich", knurrte sie. "In einer halben Stunde", sagte Ron und deutete auf die goldenen Lettern der Öffnungszeiten an der Tür. Madame Pince knurrte erneut und ließ sie eintreten. Zielbewusst lief Ron zwischen den hohen und vollgestellten Regalen durch; Harry folgte ihm eilig. Hermione fanden sie schließlich nahe der verbotenen Abteilung vor an einem großen Tisch, auf dem unzählige Zeitungen ausgebreitet lagen. "Ah, da seid ihr ja", sagte Hermione. "Kommt, setzt euch." Beide folgten ihrer Bitte und bevor Harry einen genaueren Blick auf die Artikel werfen konnte, sprach Hermione ihn an. "Harry, wie du siehst, habe ich gestern und heute nicht nach den Seelenpeinigern geforscht ..." Harry nickte langsam und entdeckte direkt vor sich einen Artikel, der wiedderrum zum größten Teil aus einem Bild bestand, auf dem das Dunkle Mal über einem Haus aufstieg. "Ich habe mich stattdessen ein wenig über unseren neuen Mitschüler schlau gemacht." Harry sah irritiert zu ihr auf. "Jason Flemming?", fragte er, worauf Hermione nickte. Nun warf Harry erneut einen Blick auf die Zeitungen und ließ ihn hektisch von einer zur anderen wandern. Was war dieser Jason bitte für eine Person, dass in all diesen Ausgaben des 'Tagespropheten' etwas über ihn zu lesen war? Wussten daher fast alle seine Mitschüler in einem bestimmten Maße über seine Identität Bescheid? "Und ... was hast du über ihn erfahren?" Seine Stimme schwankte vor Neugier. "Eher etwas über seinen Vater, weswegen ich überhaupt erst auf die Idee kam, in alten Zeitungen nachzuschlagen." Hermione griff nach einem der Artikel, in welchem das Bild eines ungefähr vierzigjährigen, etwas kräftig gebauten Mannes mit einem kräuseligen, braunen Bart abgebildet war. Darunter stand in geschwungenen Lettern der Name. "Fenrad Flemming?", las Harry unwissend vor. "Wer soll das sein?" "Wer das sein soll?", wiederholte Ron ungläubig. "Er war nach Moody der beste Auror des Ministeriums. Pro Tag hat er mindestens einen Schwarzmagier an Azkaban ausgeliefert. Vor ihm hatte so fast jeder Muffensausen, der auch nur einen bösen Fluch ausgesprochen hatte. Jedoch soll er sehr verrückt gewesen sein. Ist wohl so üblich unter Auroren." "Wenn du selbst bereits so gut über den Vater informiert bist, warum hast du mir das nicht schon am Donnerstag erzählt?", fragte Harry im leicht verärgerten Ton. Ron zuckte mit den Schultern. "Nun ja, du hast nicht danach gefragt." Harry verdrehte die Augen. "Wie auch immer. Was meintest du überhaupt mit 'er war'? Ist er tot?" "Ja", antwortete Hermione und deutete auf den Artikel mit dem Dunklen Mal vor Harry. "Er wurde von Todessern ermordet." Harry überflog hastig den ersten Teil des Artikels, wober er rausfand, dass Fenrad Flemming am einundzwanzigsten März 1991 von unbekannten Todessern mit dem Todesfluch getötet worden war. Hermione zog einen weiteren Artikel zu sich heran. "Und was Ron in punkto Verrücktheit erwähnte ..." Sie gab Harry den Artikel. "... Flemming soll angeblich wahllos Hexen und Zauberer exekutiert haben, bei denen es nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt Schwarzmagier waren oder nicht." 'Flemming - Held oder Henker?' hieß die Überschrift des Artikels. Auf dem dazugehörigen Bild sah man Flemming, wie er mit einem Siegeslächeln neben einer kopfüber aufgehängten Hexe posierte. "Da dies gegen die Vorschriften des Ministeriums verstößt", fuhr Hermione mit leiser Stimme fort, "soll er auch andere Auroren bestochen oder bedroht haben, seine Vorgehensweisen nicht auffliegen zu lassen." Nun griff Harry selbst nach einem Artikel, dessen Überschrift 'Stürmung einer Todesserfeier - das Schweigen der Lämmer' lautete. Er keuchte erschrocken, als er auf dem Bild in das Gesicht eines toten Kindes sah, auf dessem Schulter der Kopf eines Lammes gezeichnet war. "9. September 1985", las er innerhalb des Artikels vor. "Moment mal ... dieses Datum kam doch in der Verhandlung vor!" Hermione nickte und wirkte sehr angespannt. "Ja, an diesem Tag stürmten sämtliche Auroren eine private Feier ehemaliger Todesser, die ihre Kindersklaven bei sich hatten ..." Nun erinnerte sich Harry wieder vollkommen an die schrecklichen Aussagen von Laura und Mariah betreffend dieses Tages. "Und Fenrad Flemming war dabei?" "Ja, er war einer der beauftragten Auroren. Und das Datum wurde so oft in der Verhandlung aufgegriffen, da noch immer darüber diskutiert wird, ob Flemming einfach so Todesflüche auf die ... Lämmer abgeschossen hat oder nicht. Er hat offenbar alles verabscheut, was auch nur in geringster Weise mit den Todessern zu tun hatte ..." Ein bedrücktes Schweigen folgte, wobei Harry noch immer auf das tote Kind starrte. Die Schilderungen von Mariah nun in solcher Form vor sich zu haben, nahm ihn sehr mit. Hermione räusperte sich und wies erneut auf den Artikel mit dem Dunklen Mal hin. "Wie ich schon erwähnte, wurde sein Vater von Todessern getötet. Jedoch nicht bei irgendeinem Einsatz; sie sind in sein Haus eingedrungen. Sicher wollten sie sich an ihm rächen, denn er war ja immerhin einer der gefährlichsten und - sollten die Gerüchte stimmen - brutalsten Auroren. Seine Mörder konnten nie gefunden werden." "Deswegen sind wohl auch alle Slytherins so bleich geworden, als Dumbledore den Namen 'Flemming' aussprach", vermutete Ron. Harry erinnerte sich noch gut daran, dass so ziemlich jeder in der Großen Halle am betreffenden Abend zusammen gezuckt war. So viele schenkten diesen Gerüchten also Glauben. "Und was ist nun mit Jason?", wollte er nun endlich wissen. Eine weiterer Artikel wurde ihm zugeworfen und Harry sah auf dem Bild dazu in die braunen Augen eines Jungen von wohl zehn oder elf Jahren. Trotz des Altersunterschiedes erkannte er diesen Jungen sofort als Jason Flemming. Er sah nicht von dem unschuldigen Gesicht auf, als Hermione weitersprach. "Er war bei diesem Angriff im Haus und wurde höchstwahrscheinlich von den Mördern - also den Todessern - entführt. Nach V-Voldemorts erstem Untergang suchte man noch lange nach ihm, bis die Suche aufgegeben und er für Tod erklärt wurde ..." Eine erneute Stille folgte, die Madame Pince wohl für vorbildlich erklärt hätte. Harry blickte noch immer in die Augen des kleinen Jungen, die ihn irgendwie in einen unbekannten Bann zogen. "Aber er lebt", flüsterte er und legte den Artikel außer Sichtweite, um diesem Blick zu entgehen. "Was könnten die Todesser mit ihm gemacht haben, dass er noch lebt?" Erst jetzt sah er seine beiden Freunde an, die sich selbst einen nachdenklichen Blick zuwarfen. "Ich bin mir da auch unsicher", gab Hermione zu. "Habt ihr ihn schon mal nackt gesehen?" Harry und Ron starrten sie ungläubig an. "Bitte?!", zischte Ron und Hermione bat ihn mit einer Geste, nicht so laut zu sein. "Ich meine eher damit, ob ihr auf seinem Körper irgendein Zeichen gesehen habt? Ein Lammtattoo oder ... ein Dunkles Mal ..." Die beiden Jungen verneinten. "So weit kam es noch nicht", meinte Harry. "Er ist eigentlich fast immer allein unterwegs. Du vermutest also, dass er entweder eines dieser ... Lämmer oder ein Todesser ist?" "Sonst kann ich mir nicht erklären, warum er trotz der Entführung durch die Todesser noch lebt. Damals noch zu V-Voldemorts Zeiten wurden besonders viele Kinder entführt und entweder in reinblütigen Familien als aufgenommene Söhne und Töchter oder als eines der misshandelten Sklaven gefunden. Viele gelten bis heute noch als verschollen. Und nach V-Voldemorts Untergang ging dies noch einige Zeit so weiter." "Aber wenn er ein Todesser wäre, hätte Dumbledore ihn doch nie hier nach Hogwarts kommen lassen", meinte Ron. "Er hat Mariah und Laura - obwohl er sie verdächtigte - auch hier aufgenommen", hielt Hermione dagegen. "Aber Dumbledore hat ausdrücklich darum gebeten, dass keine Fragen zu Jasons Vergangenheit gestellt werden. Also weiß er über sie auch Bescheid", sagte Harry. Hermione nickte. "Und daher bin ich mir fast sicher, dass Jason eines der Lämmer war, sonst würde Dumbledore ihm eine solche Fragerei kaum ersparen wollen." "Aber das hieße ja ..." Ron schien ein Licht aufzugehen. "... Dann müssten doch vielleicht Laura und Mariah ihn kennen oder von ihm wissen!" Harry erschauderte schlagartig, als ihm klar wurde, dass diese Überlegung ganz und gar nicht soweit hergeholt war. "Eben das ... habe ich mir auch schon überlegt. Doch es sah für mich nicht so aus, als würden die beiden ihn kennen oder er sie", sagte Hermione. "Ich habe Mariah heute morgen gefragt, ob sie ihn kennt", gab Harry nachdenklich preis. "Doch sie sagte, sie kennt ihn nicht." Hermione war verwundert. "Du hast sie gefragt? Hattest du denn einen Verdacht?" Harry erinnerte sich noch gut, wie er sich dabei geschämt hatte, Mariah durch diese zarte aber doch vorhandene Eifersucht eine solch dumme Frage gestellt zu haben. "Nicht wirklich", antwortete er daher. Hermione sah ihn eindringlich an. "Harry, du hast Jason doch vorgestern nicht umsonst gefragt, ob er denjenigen gesehen hat, der den Waggon abgekoppelt hat ... Du glaubst, dass er es war, nicht?" Nicht nur Harry sah sie ein wenig entgeistert an, auch Ron schien sich an diese Situation zu erinnern. "Äh, nun ja ..." Harry wusste nichts darauf zu erwidern. "Das ist kein Vorwurf, Harry", beruhigte Hermione ihn. "Ich finde es auch sehr verdächtig, dass ausgerechnet er sich mit uns im Waggon aufhielt. Dennoch hat er Mariah gerettet ... und sich außerdem selbst in Gefahr begeben ..." "Und zudem vertraut Dumbledore ihm wohl", fügte Ron hinzu. "Und egal, ob es uns passen will oder nicht; alle, denen er vertraut, haben uns schon einmal geholfen und sind offensichtlich gut." Seine Zurückhaltung galt natürlich Snape. "Jaah", sagte Harry, doch etwas tief in seinem Inneren sträubte sich gegen die Tatsache, dass Jason Flemming offenbahr keine Gefahr darstellte. "Hast du denn schon Laura wegen ihm gefragt?" "Was gefragt?" "Ob sie ihn kennt?", half Hermione ihm auf die Sprünge. Harry schüttelte den Kopf. "Warum sollte ich, wo doch schon Mariah ihn nicht kennt?" "Du weißt, dass das nichts heißen muss, wo doch an ihrem Gedächtnis rumgezaubert wurde ..." Das war Harry beinahe entgangen. Als Mariah am gestrigen Abend Laura gesucht hatte, waren Hermione und Ron sofort mit der Frage, was denn nun mit Mariah während der Verhandlung passiert war, zu ihm gekommen. Grob hatte er ihnen dann auch alles erzählt. "Aber Laura sagte mir, ihre Mutter hätte Mariah nur die Erinnerung an den ... Tod von Allmewa genommen", erinnerte er sich. "Du sagtest auch", meinte Hermione, "dass sie Gedächtniszauber nicht gerade gut beherrschte. Es könnten also andere Erinnerungen davon betroffen worden sein ..." "Oder sie kennt ihn einfach nicht." Hermione beachtete Ron nicht und dachte weiter nach. "Vielleicht sollten wir ihn einfach persönlich fragen ..." "Unmöglich", sagte Ron. "Erst vorhin haben einige Mädchen aus der fünften Klasse ihn ausgefragt über die letzten Jahre und er hat eisern abgeblockt." "Dann müssen wir eben Laura fragen. Am besten morgen früh", beschloss Harry. Hermione wirkte unsicher. "Und falls Mariah wirklich etwas weiß? Dann wäre es doch unfair, hinter ihrem Rücken mit Laura über -" "Aber sie sagte ja nichts dazu. Und dabei wollen wir es doch wissen, ob sie sich kennen, oder etwa nicht?", fragte Ron. Harry und Hermione nickten. "Jetzt aber raus mit Ihnen!", herrschte Madame Pince sie schließlich an und scheuchte sie regelrecht aus der Bibliothek. *** Der Weg vom Gemeinschaftsraum zu Remus' Büro war nicht weit und so hatte sich Mariah kaum Gedanken darüber machen können, warum Hermione nur Harry und Ron zu sich in die Bibliothek gebeten hatte. An den Steinwänden flackerte zart das Feuer und warf in jeden Winkel der Gänge lange Schatten. Ebenso hallten laut ihre Schritte, bis sie vor der gesuchten Holztür stehen blieb. Zaghaft klopfte sie an und presste ihr Ohr dagegen. Als kein Wort des Einlassens ertönte, klopfte sie erneut an und in diesem Moment flog rasch eine kleine eingerollte Notiz durch das Schlüsselloch hinaus direkt in Mariahs Hände. Verwundert las sie, was auf dem kleinen Blatt Pergament in Remus feiner Schrift stand: Zaghaft und erfreut Mariah, wie du siehst, bin ich gerade nicht da, sondern im Ministerium. Sirius ist unten bei Hagrid, um ihm ein wenig zu helfen. Morgen nach dem Frühstück können wir uns ja mal wieder ausgiebig unterhalten. Liebe Grüße, Remus. Ein leises 'Puff' und die Notiz verschwand, nachdem Mariah zu Ende gelesen hatte. Verwundert über die ersten Worte am Anfang klopfte sie noch einmal an; diesmal hart und im guten Takt. Eine weitere Notiz zischte durch das Schlüsselloch. Hart und doch elegant Severus, solltest du dich nun doch dazu entschieden haben, mir zur Vorsicht wieder den Wolfsbanntrank zu brauen, so danke ich dir. Gruß, Remus Lupin. Zu Mariahs Schreck verschwand auch diese Nachricht. Ein Zauber erkannte durch die Art des Klopfens also, um wen es sich handelte und ließ somit die zutreffende Notiz erscheinen und schließlich verschwinden. Sie hoffte um alles in der Welt, dass, sollte Snape tatsächlich noch an diesem Abend an der Tür klopfen, die Nachricht für ihn noch einmal erscheinen würde. Als diese Sorge überwunden war, dachte Mariah über die Nachricht an sie selbst nach. Warum war Remus denn schon wieder im Ministerium? Noch vor kurzem hatte er sich um die Formalitäten ihres Aufenthaltes gekümmert, doch war das denn nicht schon längst geklärt? Diese Frage würde sie ihm am nächsten Tag zum vorgeschlagenen Gespräch stellen. Enttäuscht machte sie sich wieder auf den Rückweg zum Gryffindorturm. Sie hatte so sehr das Bedürfnis gehabt, vor allem mit Remus über ihren Kummer, ausgelöst durch die Ausgeschlossenheit, zu reden. Im Gegensatz zu Harry schätze sie es an ihm, dass er gelernt hatte, sie nicht ständig zu umsorgen. Er gab ihr das Gefühl, auch etwas unabhängig sein zu können. Auf dem Weg zur Großen Treppe begegnete sie niemandem und umso mehr erschrak sie, als sie auf einmal Schritte hinter sich vernahm. Sie wandte sich um, sah dennoch niemanden und glaubte daher, aufgrund des Halls im Schloss sich bloß verhört zu haben. Bald war sie sich jedoch sicher, ihr Gehör konnte sie nicht dreimal trügen und sie rannte automatisch schneller. Ebenso beschleunigte ihr unbekannter Verfolger, war aber noch immer nicht zu sehen, als sie sich erneut umdrehte. So sah sie auch nicht denjenigen, in den sie schließlich genau auf der Goßen Treppe reinrannte. "Wah!" "Huch! Nicht so stürmisch!", erklang eine amüsierte und bekannte Stimme. Der Verfolger war vergessen und ihr Herz schlug allein deswegen so schnell weiter, da sie die Stimme von Jason Flemming sofort erkannte und nun in seine warmen, braunen Augen sah. Seine Hände hatten ihre Oberarme umfasst, da sie bei dem Zusammenprall fast nach hinten gestürzt wäre. "Hey, alles in Ordnung?", fragte Jason sie, da sie noch immer nichts gesagt, sondern ihn einfach nur angestarrt hatte. "Äh, ja", brachte Mariah hervor, als der Schreck verflogen war. Jason ließ sie los. "Warum hattest du es denn so eilig?", fragte er sie. Das Herzklopfen normalisierte sich langsam wieder und Mariah entsinnte sich über die letzten Minuten. "Ich ... irgendwer hat mich verfolgt ... denke ich", antwortete sie unsicher und sah noch einmal vorsichtig hinter sich. Doch auch diesmal offenbarte sich ihr keine Person. "Hmm, dann gehen wir doch besser zurück zum Gemeinschaftsraum, oder?" Mariah drehte sich wieder zu ihm um. "Und ... was machst du um diese Zeit noch hier draußen?", wollte sie wissen. Ihr Herz schlug erneut ein wenig schneller, als dieser rätselhafte Junge sie anlächelte und schon wieder kehrten diese heftigen Kopfschmerzen zurück. "Ich wollte der Fülle des Gemeinschaftsraums ein wenig entgehen. Und du?" "Ich wollte mit Professor Lupin reden." "Ah ja, du lebst doch mit Harry Potter bei ihm, oder?" Mariah nickte und war verwundert über diese Neugier. Es war dennoch eine ihr angenehme Neugier, ohne provozierenden Unterton. Und in genau diesem Moment fiel ihr etwas Wichtiges ein, was noch, bevor sie in Hogwarts angekommen waren, sehr an ihr genagt hatte. "Ich ...", begann sie leise und sah zu Boden, "vie-vielen Dank, dass du mich im Waggon gerettet hast ..." So sehr hatte es sie mitgenommen, dass ein junger Mensch und auch noch ihr Retter vermutlich bei der Explosion des Waggons umgekommen war. Gemischt mit Trauer und noch dazu das schreckliche Gefühl, gleich einem schlechten Gewissen, sich nicht einmal bei ihm für die Hilfe bedankt zu haben. Er sagte nichts, weswegen sie schließlich verwundert zu ihm aufsah und zu ihrem Ärger leicht errötete, da er sie als Antwort schon wieder anlächelte. "Es war selbstverständlich", flüsterte er, "und dazu ja nicht das erste Mal, dass ich dir das Leben gerettet habe ..." Mariah wusste nichts mit diesen seltsamen Worten anzufangen und bei dem Versuch, deren Bedeutung zu ersuchen, überfiel sie die größte Schmerzwelle seit Donnerstag Abend. Sie hielt sich benommen die Stirn und wäre fast die sich nun bewegende Treppe hinuntergestürzt, wenn sie nicht jemand von hinten an den Schultern festgehalten hätte. Ihr Bewusstsein ging beinahe verloren und sie erkannte deutlich, dennoch wie weit entfernt, Lauras Stimme. "Was hast du getan?! Ich habe dir doch gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!" Laura klang zutiefst verärgert und hielt ihre beste Freundin halb in ihren Armen. "Sie ist in mich reingelaufen", verteidigte sich Jason mit ruhiger Stimme. "Das stimmt", murmelte Mariah, ihre Schmerzen waren noch immer unvorstellbar stark. Lauras Atem stockte, offenbar hatte sie erwartet, das Mädchen in ihren Armen wäre ohnmächtig. "Mariah", hauchte sie, "kannst du aufstehen?" Mariah nickte und ließ sich von Laura aufhelfen. Ihr Blick war sehr verschwommen und ansonsten konnte sie nicht wirklich realisieren, was um sie herum vor sich ging. "Ich bringe sie zum Gemeinschaftsraum", sagte Jason und umfasste sanft Mariahs Arm, doch Laura schubste ihn grob weg. "Nein!", zischte sie. "Ich bringe sie in den Krankenflügel und du gehst zurück zum Gryffindorturm!" Es folgte kein Widerspruch und so fühlte Mariah nur noch Lauras eisernen, aber doch vorsichtigen Griff, der ihr dazu verhalf, zwei Stockwerke nach oben zu steigen und was anschließend im Krankenflügel geschah, nahm sie aus Schwäche und Schmerzen nicht mehr wahr. *** "Was soll das heißen, sie lag nicht in ihrem Bett?", fragte Harry vollkommen verwirrt. Diese seltsame Antwort hatte Hermione ihm soeben gegeben, als sie am Sonntag Morgen allein die Treppe in den Gemeinschaftsraum runtergelaufen war. Ihren Worten nach, war Mariahs Bett von gestern an, nachdem Hermione ihren beiden Freunden ihre Nachforschungen über Jason Flemming vorgeführt hatte, bis zum Morgen hin unberührt. So hatte sie die Nacht also nicht im Mädchenschlafsaal verbracht. "Beruhige dich, Harry", sagte Hermione, "es gibt sicher eine Erklärung dafür." "Vielleicht ist sie ja bei Remus über Nacht geblieben. Zu ihm wollte sie doch gestern", fiel es Ron und somit auch den anderen beiden wieder ein. Auf dieses Stichwort hin machten sie sich sofort auf zu Remus' Büro, an dessen Tür Harry ungeduldig klopfte. Vor seinem inneren Auge sah er wieder die völlig verzweifelte Mariah, welche allein den Wunsch hegte, für immer zu verschwinden, wie noch vor einigen Nächten in ihrem Haus... Er sah erwartungsvoll auf, als sich die Tür öffnete und ein etwas verschlafener Remus vor ihnen in einem eilig übergezogenen braunen Mantel stand. "Ich sehe euch immer gerne", murmelte er lächelnd und gähnend zugleich, "aber euch ist doch sicher klar, dass es acht Uhr morgens und auch noch Sonntag ist." Um Laura so früh wie möglich aufzusuchen, hatten sich die drei Gryffindors dazu entschlossen, um diese Zeit schon aufzustehen. Doch Mariahs Verschwinden ließ sie dieses Vorhaben nun erst einmal vergessen. "Ist Mariah über Nacht bei dir geblieben?", fragte Harry sofort. "Mariah?" Remus war zutiefst durcheinander. "Sie wollte doch gestern zu dir -" "Und sie war über Nacht nicht in ihrem Bett", fügte Hermione hinzu. Als sich auch auf dem Gesicht des Mannes Sorge ausbreitete, war ihnen seine Antwort klar. "Wenn sie gestern hier war", sagte er, "dann hat sie mich nicht angetroffen. Ich war im Ministerium und Sirius unten bei Hagrid. Das habe ich auch auf eine Nachricht für sie geschrieben, da ich mir schon dachte, sie würde irgendwann kommen." "Wo ist Sirius?", fragte Harry. "Vielleicht hat er sie ja gestern noch gesehen." "Im Krankenflügel. Hagrid und er waren im Verbotenen Wald, um seltene Heilkräuter für Madame Pomfrey zu finden", antwortete Remus. Ohne ein Wort des Abschieds rannte Harry los, dicht gefolgt von seinen Freunden, die große Probleme damit hatten, mit ihm Schritt zu halten. Die Große Treppe war an diesem Morgen besonders launisch; Ron fiel in zwei Trickstufen und die einzelnen Treppen schwenkten immer in die falsche Richtung. Als sie jedoch endlich vor dem Krankenflügel ankamen, riss Harry die Tür auf und entdeckte sofort Sirius, der sich mit Madame Pomfrey unterhielt. "Sirius!", rief Harry augenblicklich. "Seien sie gefälligst ruhig, Mr. Potter!", zischte die Krankenschwester ihn wütend an. "Oder wollen sie etwa Miss Riddle in aller Früh aufwecken?!" "Was?", hauchte Harry atemlos und blickte entsetzt zu dem hintersten Krankenbett, auf welchem wahrhaftig Mariah lag und schlief. "Oh Gott ..." Harry näherte sich ihr mit schnellen Schritten und musterte sie besorgt. "Warum um Himmels Willen liegt sie hier?", wollte er wissen. Sirius trat wie auch Ron und Hermione ans Bett heran und legte die Hand auf Harrys Schulter. "Poppy erzählte mir gerade, sie wurde gestern Abend mit schlimmen Kopfschmerzen hergebracht und ist dann schließlich in Ohnmacht gefallen ...", murmelte er mit rauer Stimme. Sanft strichen Harrys Finger über Mariahs heiße Stirn. Obwohl die Tatsache, dass sie hier lag, so viel schlimmer war, so war er froh, dass sie doch nicht weggelaufen war. Denn seit er nach der Sache mit Katie Bell den Kummer in ihrem Gesicht gesehen hatte, so war ihm der letzte Abend daheim nicht mehr aus dem Kopf gegangen. "Wer hat sie denn hierhergebracht?", fragte Hermione an Madame Pomfrey gewandt. "Eine Slytherin - oh ja, es war Miss Laison", erinnerte sich die Frau wieder. Harry, Ron und Hermione tauschten sich bestürzte Blicke aus. "Hat sie gesagt, warum Mariah Schmerzen hatte?" "Nein", antwortete Madame Pomfrey auf Harrys Frage. Der Gryffindor wandte sich nun von Mariah ab und sah seine beiden Freunde eindringlich an. "Sagt Remus Bescheid, ich suche Laura", sagte er. Ron und Hermione nickten, Sirius wunderte sich eher über diese Entschlossenheit in Harrys Stimme. "Habt ihr einen Verdacht?", fragte er daher. Harry überließ seinen Freunden das Antworten und verließ eilig den Krankenflügel. Sein Wunsch, Laura zu finden und ihr endlich all die Fragen zu stellen, die ihn sogar bis in die Träume mit all den Bildern von Hermiones rausgesuchten Zeitungsartikeln verfolgt hatten, war nun nicht mehr zu unterdrücken. Es war solch ein Drang wie damals, als Mariah während der Verhandlung zusammen gebrochen war, und ihn all diese schrecklichen Fragen gequält hatten. Wie Remus gesagt hatte, es war sehr früh und so war Harry sich sicher, dass Laura und Malfoy noch in ihrem Geheimraum waren. Doch wo war dieser Raum nur und wie sollte er Laura ansonsten finden? Diese Frage erübrigte sich, als er schließlich die Gänge, die an den Verwandlungsinnenhof grenzten, betrat und dort auf einer der vielen Steinbänke die beiden Slytherins vorfand. Laura lag halb in Dracos Armen und sah sehr deprimiert und besorgt aus. Sprach sie sich vielleicht soeben über Mariah aus, wie sie sie letzte Nacht in den Krankenflügel gebracht hatte? Zielstrebig schritt Harry auf die beiden zu und Draco empfing ihn mit einem nicht gerade freundlichen Blick. "Ähm", brachte Harry daher erst nur zustande. "Was willst du, Potter?", knurrte Draco. Erst jetzt sah Laura zu dem Gryffindor auf, welchem sofort auffiel wie müde sie aussah. "Ähm", begann er erneut, "könnte ich kurz mit dir sprechen, Laura? Allein?" Harry war sich sicher, niemals vernünftig mit ihr reden zu können, solange Draco in der Nähe war, den dieser gab wiederholt ein aggressives Knurren von sich. Laura löste sich aus der inzwischen festeren Umarmung und sah ihren Freund bittend an. Der seufzte daraufhin, küsste sie noch einmal und entfernte sich schließlich, nachdem er Harry noch einmal einen eiskalten Blick geschenkt hatte, auf den der junge Gryffindor nur allzu gerne verzichtet hätte. "Was willst du denn, Harry?", fragte Laura und bot ihm den nun freien Platz neben sich an, auf den er sich auch niederließ. Er beschloss, nicht lange zu fackeln und gleich zum Punkt zu kommen. "Du hast Mariah letzte Nacht zum Krankenflügel gebracht ...", sagte er ruhig und er sah sofort, wie die Müdigkeit von ihr abließ. "Was ist geschehen?" Er realisierte nun, dass dies inzwischen ihr drittes großes Gespräch über Mariah sein würde. Im ersten hatte Laura ihm erklärt, wer die beiden waren und was sie vor allem vorgehabt hatten. Das zweite lag gerade mal einige Tage zurück und nun saßen sie schon wieder zusammen. Doch diesmal ließ Lauras Antwort lange auf sich warten. "Ist sie ... schon aufgewacht?" Harry schüttelte den Kopf und wartete auf die richtige Antwort, welche dennoch nicht folgte. "Laura", versuchte er es noch einmal, "was ist gestern mit Mariah passiert? Sie hatte doch wieder Kopfschmerzen ... Sind das nur Nachwirkungen von der Verhandlung oder -" Er stoppte, denn nun schüttelte sie langsam den Kopf. Doch schwieg sie noch immer und das machte Harry beinahe wahnsinnig. "Nun gut", murmelte er ungeduldig, "dann könntest du mir vielleicht etwas über Jason Flemming sagen?" Harry erhoffte sich, so vielleicht ihre Zunge zu lösen und zu seiner Überraschung erlebte er nun zum ersten Mal, wie sie ihn völlig entgeistert ansah. "Wie-wie kommst du auf ihn?", flüsterte sie noch immer sehr zurückhaltend. Harry rückte mit all dem Wissen raus, welches Hermione und Ron an ihm weitergegeben hatten. "Er war doch auch ein Gefangener der Todesser, oder? Und ... kennst du ihn?" Laura wirkte beschämt, während sie nickte. "Und ... Mariah auch?" Diesmal wirkten ihre Augen plötzlich so dunkel, fast wie im zarten Zorn. Dennoch sah sie ihn nun endlich richtig an. "Du willst alles hören?", fragte sie. Harry sah sie zuerst perplex an wegen dieser unerwarteten Bereitschaft, endlich zu reden und antwortete dann entschlossen: "Ich will alles hören." Laura nickte und sah nun etwas hinauf in den stark bewölkten Himmel, als sie anfing, zu erzählen. "Ja ... Mariah und ich ... wir kennen Jason ..." Schon allein dieses Bekenntnis entfachte tausend neue Fragen in Harry, doch er hielt sich zurück; wollte sie auf keinen Fall unterbrechen, wo er sie doch endlich zum Reden gebracht hatte. "Mit elf haben wir ihn kennen gelernt ... und vor vier Jahren das letzte Mal gesehen ... Du weißt, wer sein Vater war, nicht?" Harry nickte. "Es ist wahr ... er wurde tatsächlich von Todessern entführt. Einer von ihnen nahm ihn bei sich auf; es haben sich damals viele um das Kind des brutalsten Auroren bemüht ..." "Also", wagte Harry nun doch, sie zu unterbrechen, "ist es wirklich wahr, dass er einfach nur Menschen und vor allem ... Kinder in der Nähe von Todessern getötet hat?" Ein Schaudern durchlief ihn, als sie nickte. Er hatte nicht glauben können, dass soetwas im Rahmen des Ministeriums tatsächlich passiert war, dass ein Auror unschuldige Menschen getötet hatte. "Was ... geschah mit Jason?", fragte er. "Schließlich setzte sich einer durch und wurde sein ... Meister ..." Laura wirkte für einen kurzen Moment, als wollte sie sich übergeben. "Doch Jason gelang es nach einem halben Jahr während einer Feier zu fliehen ... Kurz darauf lernten wir ihn kennen ..." "Und warum kann Mariah sich nicht mehr an ihn erinnern?" Schon wieder dieses nervenzerfressende Schweigen, was Harry so rasend machte. "Ich habe sie gestern gefragt, ob sie ihn kennt", verriet er ihr, "und sie meinte, sie würde es nicht. Hat sie mich angelogen oder was?" "Nein!", presste Laura hervor. "Warum weiß sie dann bitteschön nichts davon, dass ihr beide Jason kennt?!" Seine Ungeduld war nun deutlich in seine Stimme übergegangen und er hatte auch nicht mehr vor, sie zu verbergen. "Weil ..." Laura schluckte schwer. "Weil meine Mutter ihr die Erinnerung daran genommen hat ..." Harrys Kopf fühlte sich für einen Moment wie von allen Gedanken befreit. Und die darauffolgende Erkenntnis war mächtig. "Was?", keuchte er. "Aber ... du sagtest doch, dass deine Mutter nur -" "So ist es auch Harry", bestätigte Laura ihm ruhig. "Meine Mutter hat ihr allein die Erinnerung an Allmewas Tod genommen ... Und somit auch die an die erste Begegnung von Mariah und Jason ..." "Haben sie sich etwa am selben Tag kennen gelernt?" Laura nickte und räusperte sich. "Ich erzählte dir ja, dass wir Mariah damals auf einem Feld nahe Allmewas Haus gefunden haben ... Doch in Wahrheit fand Jason sie und brachte sie, auf ihren Wunsch hin, zu uns. Er hat sie Kilometer weit zu unserem Haus getragen und blieb auch einige Tage bei uns ..." Sie sah flüchtig zu Harry, welcher jedoch, mit diesen Erzählungen wohl leicht überfordert, auf den Boden starrte. "Meine Mutter hatte keine Wahl", fuhr Laura fort , "... und da dieses ... Ereignis und die Begegnung mit Jason fast zur selben Zeit stattfanden, wurde auch diese Erinnerung verändert." Nun schaute Harry wieder zu ihr auf. "Aber ... du sagtest doch, ihr hättet euch ein Jahr lang gekannt ... Konnte sich Mariah die ganze Zeit über nicht an ihn erinnern?", fragte der Gryffindor. "Ja ... und nein", begann Lauras rätselhafte Antwort. "Er blieb nicht lange bei uns, da meine Mutter sich nicht um drei Kinder kümmern konnte. Er war dennoch schon sehr selbstständig und schlug sich gut durch das Leben. Sehr oft besuchte er uns, immerhin sorgte er sich um das Mädchen, welches er völlig verstört vorgefunden hatte." Lauras Stimme wurde mit jedem Wort bitterer. "Doch jedes Mal, wenn er zu uns kam und Mariah gegenüberstand, erinnerte sie sich nicht an ihn. So dauerte es einige Stunden, bis sie ihn wieder beim Namen rief und sich an die letzten Besuche erinnern konnte. Jason ließ sich nie etwas anmerken, doch es hat ihn natürlich sehr mitgenommen, dass sie ihn immer wieder aufs Neuste vergaß ..." Das konnte Harry sehr gut nachvollziehen, er wollte es sich gar nicht ausmalen, wenn Mariah ihn jeden Tag erneut fragen würde, wer er denn sei... "Warum habt ihr ihn seit vier Jahren nicht mehr gesehen? Und was ist währenddessen mit ihm passiert?" "Ihm war es gelungen, einige andere Sklaven zu befreien und mit ihnen zu flüchten ... Ich selbst habe ihn vorgestern auf die letzten Jahre angesprochen, in der Bibliothek", erklärte sie. "Er erzählte mir, während der Flucht hätte sich die Gruppe aufgelöst. Einige starben an Krankheiten, einige gingen einfach so ihren eigenen Weg; er weiß nicht, was aus ihnen geworden ist ... Jedenfalls fand er dann schließlich Zuflucht bei einer älteren Frau. In der Zeit hatte er sich mit gestohlenen Zauberbüchern von seinem Meister ein gewisses Maß an Magie angelernt. Die alte Frau weihte er nicht ein, doch schließlich fand er raus, dass sie eine Squib war und somit abgeschotten von der Zaubererwelt lebte. Er blieb all die Jahre bis zu diesem Sommer bei ihr und lernte immer mehr. Auch nahm er fremden Eulen Zeitungen ab, um etwas von der Zaubererwelt zu erfahren ... Schließlich las er natürlich auch, dass wir hier in Hogwarts sind und dass Voldemort vernichtet wäre ... Und so kam er hierher ..." Sie seufzte nun, wirkte noch erschöpfter als vor diesem Gespräch, welches offensichtlich sein Ende erreicht hatte. Harry holte ein paar Male tief Luft und versuchte, all diese Neuigkeiten zu verdauen. "Und nun ... nachdem bereits die Erinnerung an Allmewa zurückgekehrt ist ... wird sie sich auch ganz wieder an Jason erinnern?", flüsterte er und es schwang so etwas wie Furcht in dieser Frage. Laura zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, doch ... es ist nicht auszuschließen ..." Sie sah nicht auf, als Harry ohne ein weiteres Wort aufstand und sofort zum Krankenflügel zurück ging. So bemerkte er auch nicht, wie Draco hinter einer Steinsäule hervortrat und sich wieder seiner Liebsten näherte. "Du kleine Lügnerin", schnurrte er und umarmte sie, "warum hast du ihm denn das Wichtigste vorenthalten?" Laura antwortete nicht, sondern erhob sich nun ebenfalls und rannte Harry hinterher. *** Jason Flemming öffnete leise und vorsichtig die schwere Tür zum Krankenflügel. Madame Pomfrey war nirgends zu sehen, sowie auch keine weiteren Besucher, die das junge Mädchen aus dem Schlaf reißen konnten. Dies hatte er selbst auf keinen Fall vor und näherte sich anmutig und mit lautlosem Atem ihrem Bett. Er beobachtete ganz genau, wie ihre Augenlider zuckten, als würde sie einen Traum durchleben. Liebevoll legte er seine Hand auf ihre Stirn und näherte sich ihr beträchtlich. "Mariah", flüsterte er sanft und strich nun auch durch ihr weiches Haar. Sie seufzte gedämpft, regte sich jedoch kaum. "Bitte ... erinnere dich wieder an mich ... und vergesse mich nie mehr ..." In diesem Moment hörte er, wie die Tür hinter ihm geöffnet wurde. ***************************************** Ihr denkt, ich bin fies^^? Stellt euch vor, ich hätte mich nicht extra für euch beeilt, sonst hättet ihr dieses Kapitel erst in zwei Wochen nach meinem Urlaub lesen können *ätsch*. Es hat endlich wieder mehr Handlung und ihr merkt sicher schon, dass der vorerst geplante Titel 'Erinnerungen' gar nicht so recht gepasst hätte. So wird nämlich das nächste Kapitel heißen ^-^. Wie Hermione Harry ihre Nachforschungen präsentierte, schrieb ich mir bereits vor einem halben Jahr in einer Chemiestunde auf. So merkt man mal wieder, wie weit man damals schon geplant hat. In diesem Kapitel sind außerdem viele Hinweise versteckt, was in den nächsten Kapiteln noch so alles passieren wird. Obwohl ihr es sicher selbst ahnt, warne ich euch vor, dass noch nicht alles von Jason erzählt wurde. Manches kommt sogar erst im allerletzten Kapitel raus *sich schon freu*. So melde ich mich hier für zwei Wochen ab und freue mich schon auf eure Kommentare und erwähnt bitte Lieblings- und/oder Hasszenen *lol*. Ich wünsche euch noch schöne Ferien und viel Lesespaß^^. Kuss, eure Maru. Kapitel 13: 13. Erinnerungen ---------------------------- 13. Erinnerungen Es war Dumbledore, welcher ebenso umsichtig den Raum betrat und die Tür leise wieder ins Schloss fallen ließ. Mit seinen so unglaublich hellen, blauen Augen blickte er ruhig den Jungen an, welcher leicht über Mariah gebeugt an ihrem Bett saß. Er sah genauso ruhig zurück und entfernte sich dabei langsam wieder von dem schlafenden Mädchen, als hätten die Augen des Schulleiters ihn dazu aufgefordert. "Guten Morgen, Professor." "Guten Morgen, Jason", erwiderte Dumbledore. Ruhsam ging er auf die beiden zu und schaute hinab auf Mariah und bemerkte das zaghafte Zucken ihrer Hände, welches ab und zu eintrat. "Ich dachte, Jason", sprach der alte Zauberer, ohne den Blick von ihr zu nehmen, "wir hätten uns in unserem langen Gespräch darauf geeinigt, dass du nicht versuchen würdest, ihre Erinnerung auf solch einem Wege wieder zurückzuholen -" "Ich habe nichts gemacht, Professor", warf Jason ruhig ein. "Und ich würde es sehr bedauern, mein Vertrauen an deinen Worten wieder ablegen zu müssen", erwiderte Dumbledore darauf. Jason atmete geräuschvoll ein und aus, als würde er sich auf eine gewisse Weise beherrschen wollen. "Ich bin dankbar für Ihr Vertrauen und für die Chance, die Sie mir mir gegeben haben", gestand er, "doch Sie können nicht von mir verlangen, dass ich all das erneut ertragen muss ... Jetzt, wo die Erinnerung an Allmewa zurückgekehrt ist und ..." Während seinen geflüsterten Worten hatte er seinen Blick nicht von Mariah genommen, die bei dem Namen Allmewa leicht zusammen gezuckt war. Dumbledore nichte andächtig. "Ich verstehe deinen Unmut." "Nein", beteuerte Jason, "Sie verstehen nichts davon. Sie wissen nicht, wie das ist ... von jedem vergessen zu werden ..." Sein eiserner Blick löste sich nun von Mariah und traf auf den sanftmütigen Dumbledores. "Ich bezweifle zutiefst, dass die Welt dich vergessen hat." Jason schnaubte leise, was eher nach einem spöttischen Lachen klang. "Mich kümmert nur, ob mich diejenigen in Erinnerung behalten haben, die mir am Herzen liegen." Damit sah er wieder zu Mariah. Noch immer schlief sie; tief in einem unruhigen Traum versunken. Doch ihre beiden Besucher wagten es nicht, sie zu wecken. Dafür sorgte dennoch beinahe die kräftig aufgeschlagene Tür, durch welche Harry und Laura einraten. Abrupt blieben sie stehen, als sie realisierten, wer an Mariahs Krankenbett stand. "Du?!", stieß Laura sofort aus. "Ah, Harry und Laura", sagte Dumbledore in diesem für ihn so typisch heiteren Ton. "Es trifft sich gut, dass ihr nun hier seid." Harry starrte den alten Mann ungläubig an, als könnte er nicht begreifen, warum sich dieser im Krankenflügel aufhielt. Laura hingegen ging mit einem wütenden Blick auf Jason zu. "Wann begreifst du es endlich?!", fuhr sie ihn an, achtete dabei kaum darauf, dass Mariah wach werden könnte. "Du hast schon lange keinen Platz mehr in ihrem Leben! Du hast kein Recht, dich in dieses einzumischen!" Jason näherte sich ihr mit einem Schritt, sodass die Schnallen ihrer Umhänge sich berührten. "Und du hast kein Recht, ihr diese Erinnerung vorzuenthalten!", sagte er drohend, kein Sanftmut lag mehr in seiner Stimme. "Was fällt Ihnen eigentlich ein, hier so einen Radau zu machen?!", polterte Madam Pomfrey, welche nun wie auch Remus, Sirius, Hermine und Ron den Raum betrat. "Professor Dumbledore, was hat das alles bitteschön zu bedeuten?" "Entschuldige bitte, Poppy, doch müssen wir uns nun ein wenig länger mit deiner jungen Patientin beschäftigen", erklärte Dumbledore. Die Krankenschwester war nicht gerade von diesem Vorhaben begeistert, doch nickte sie schließlich einsichtig uns sagte: "Nun gut, Professor, doch bitte lassen Sie alle der Patientin die nötige Ruhe." Sie wandte sich ab und begab sich in das kleine Zimmer nebenan. Sofort ging nun auch Remus auf Mariah zu und wirkte zutiefst besorgt. Ron, Hermione und Sirius hatten ihm zuvor insofern aufgeklärt, seit wann und warum sie hier lag, doch wollte auch er endlich wissen, was genau vorgegangen war. So wanderte sein fragender Blick zu Dumbledore, Jason und Laura. "Ich würde auch gerne wissen, was das alles hier soll, Albus", sagte er und wirkte alt und angeschlagen. Dumbledore nickte. "Ich weiß nicht, über was jeder einzelne hier bereits im Bilde ist, doch ist alles, was ihr zu wissen braucht, die Tatsache, dass Jason ein alter Bekannter von Mariah und Laura ist. Und die Erinnerung an die Begegnung mit ihm auf den gleichen Tag fällt, wie Archibald Allmewas Tod. Somit fehlt Mariah auch diese ... Doch jetzt, wo die Erinnerung an Allmewa zurückgekehrt ist, wird sie sich nun sicher auch wieder an Jason erinnern. Allerdings wollten wir eigentlich vermeiden, dass dies so rasch geschehen würde ..." "Weil er ihr die Erinnerung aufzwingen wollte!", beschuldigte Laura Jason. Der Junge verschränkte die Arme. "Mir sind lediglich die falschen Worte rausgerutscht", erklärte er den Umstand, weshalb Mariah nun im Krankenflügel lag, "und offenbar haben genau diese die Erinnerung an mir wieder geweckt." "Du hast mir versichert, du würdest dich von ihr fernhalten!", erinnerte Laura ihn wütend. "Ich habe dir versprochen, mich ihr nicht aufzugrängen -" "Wo liegt denn da nun bei dir der wahre Unterschied?!" Laura wies dabei auf die noch immer schlafende Mariah. "Aber ihr wurde doch nicht gezielt genau diese Erinnerung genommen", mischte sich nun Hermione ein. "Somit heißt es nicht, dass mit der zurückgekehrten Erinnerung an Allmewa auch die Erinnerung an ihn wieder da ist." "Das glaube ich auch, Hermione", stimmte Dumbledore ihr zu. "Die Erinnerung ist noch nicht vollkommen zurückgekehrt und daher halte ich es persönlich für das Beste, diesen Vorgang ein wenig zu beschleunigen." "Beschleunigen?", fragte Harry verwirrt und trat nun auch wieder an das Bett heran. "Ja, es bringt ihr nur überflüssige Schmerzen ein, wenn sie sich in den nächsten Wochen krampfhaft daran wagt, sich an Jason zu erinnern. Und daher werde ich nun wohl das vollziehen, was mir Jason selbst schon bei unserem ersten Gespräch vorschlug. Ich werde seine Erinnerungen an das Jahr, welches sie beide miteinander verbrachten, in mein Denkarium einlegen und sie in dieses hineinsehen lassen. So wird es sicher für diesen kurzen Moment sehr schmerzhaft für sie sein, doch folgt das Ende schneller, als wenn wir es bei diesem Zustand belassen -" "Sie dürfen doch aber nicht so einfach an ihrem Gedächtnis rumzaubern!", protestierte Laura. "Das tue ich auch nicht, Laura, ihr werden nur die Erinnerungen gezeigt und so hoffen wir auch, dass sie sich selbst erinnert und ihr Gedächtnis ab da nicht mehr lückenhaft ist." Laura schüttelte eindringlich den Kopf. "Trotz allem zwingen Sie ihr diese Erinnerung einfach auf, obwohl Sie ihr damit schreckliche Schmerzen sichern! Und dazu haben Sie kein -" "Ich würde es nicht tun, wenn es nicht nötig wäre", unterbrach sie der Schulleiter in einem nun eher ungewohnt ernsten Ton, der alle Anwesenden sofort kurz erschaudern ließ. "Wie alle hier, sorge auch ich mich um Mariah und möchte nicht dabei zusehen, wie sie in den folgenden Monaten die ganze Zeit über versucht, sich zu erinnern, woher sie ihren neuen Mitschüler wohlmöglich kennt. Und zudem habe ich tatsächlich das Recht, Entscheidungen zu Mariahs Wohl zu fällen." "Was?" Es war nicht nur Laura gewesen, welche so überrascht gesprochen hatte. "Wie es nur einigen bekannt ist, war Marianne, ihre Mutter, mein Patenkind, wobei ich natürlich nach dem Tod ihrer Eltern ihr Vormund wurde. Und da ihre Tochter keine weiteren lebenden Verwandten hat, geht das Sorgerecht so lange auf mich über, bis jemand anderes es rechtlich erwirbt", erklärte Dumbledore sanft. Flüchtig sah er zu Remus, dessen Hände sich in Mariahs Decke krallten. "Ja aber -" "Bitte Laura, ich möchte wirklich ungern, dass Madam Pomfrey dich hier rausschmeißen muss." Laura verstummte, schaute aber ziemlich verdrießt drein. Auch sah sie kurz zu Harry, doch dessen Blick hing an Jason, welcher nun selbst wieder zu sprechen begann. "Auch wenn es egoistisch klingen mag, ich musste oft genug ertragen, wie Mariah mich immer wieder vergaß und tat alles, damit sie sich wieder erinnerte. Nun nach vier Jahren, in denen wir uns nicht sahen, ist es verständlich, dass die ganze Sache nun um einiges schwieriger ist. Doch immerhin hat sie sich mittlerweile an Allmewa erinnert und somit ist es nur gerecht, wenn wir ihr die letzte Erinnerung zurückgeben. Ich sehe ansonsten nicht ein, was ihr vorenthalten werden muss ..." Laura biss sich auf die Unterlippe. "Und was ist, wenn sie sich nicht erinnern will?", fragte sie, wodurch alle Blicke wieder an ihr hafteten. Jasons Augen verengten sich für einen kurzen Moment. "Wie sie mit der Erinnerung schlussendlich umgeht, ist natürlich ganz und gar ihr überlassen. Und ich bin mir sicher, Mariah möchte unbedingt erfahren, weswegen sie im Krankenflügel gelandet ist. Außerdem ist es nun nicht mehr rückgängig zu machen, dass sie beginnt, sich langsam wieder zu erinnern", antwortete er darauf. Seinen Worten folgte eine schon beinahe ehrfürchtige Stille und im nächsten Moment ertönte das Rascheln von Dumbledores Umhang, unter welchem er eine silberne Schale mit tiefem Boden hervor holte. In ihr befand sich eine neblige, silberne Flüssigkeit, die in einem kleinen Strudel darin schwomm. Es war dasselbe Denkarium, welches Harry vor über einem Jahr im Büro des Schulleiters entdeckt und in diesem so manche interessante Dinge gesehen hatte. Dumbledore legte dieses vorsichtig auf Mariahs Schoß. Sie schlief noch immer und bemerkte nichts von der Aufregung um sie herum. Alle traten näher heran, um das seltene Schauspiel zu betrachten, welches nun vor ihren Augen vollzogen wurde. "Bist du bereit?", fragte Dumbledore und zückte seinen Zauberstab. Jason nickte und schloss seine braunen Augen. Er schreckte nicht zurück und rührte sich auch weiterhin nicht, als die Spitze des Zauberstabes seine Stirn berührte und im nächsten Moment einen dicken, rauchigen Strang aus dieser heraus zog. Der Strang leuchtete silbrig und hell auf und für einen kurzen Moment glaubte Harry, dass von dieser Erinnerung leise Stimmen ausgingen. Mit seinem Zauberstab führte Dumbledore den Silberstrang ins Denkarium, in welchem der Strom der Flüssigkeit an Stärke zunahm und kräftig zu leuchten begann. "Und nun", murmelte Dumbledore und rührte noch einmal mit seinem Zauberstab in der Gedankensuppe herum, "wecken wir sie erst einmal. Remus, bitte setze Mariah vorsichtig auf." Remus nickte, umfasste sanft Mariahs Oberarme und zog sie so behutsam wie möglich nach oben, so dass sie nun auf dem Bett mehr oder weniger aufrecht saß. Dumbledore hingegen schwang seinen Zauberstab über ihren Kopf und schon nach wenigen Sekunden öffnete sie benommen ihre Augen. Dumbledore verlor keine Zeit und schob sein Denkarium langsam ihrem Gesicht entgegen, welches sofort zur Hälfte in die Flüssigkeit eintauchte. "Halte sie gut fest, Remus", forderte Dumbledore auf. Sofort verstärkte Remus seinen Griff, denn tatsächlich schien das Denkarium zu versuchen, Mariah in sich hinein zu ziehen. Auch regte sie sich mittlerweile und versuchte anfangs, ihr Gesicht aus der silbrigen Flüssigkeit herauszuziehen. Doch nach wenigen Sekunden entspannte sie sich und seufzte ab und zu leise. Jason setzte sich nun wieder auf die Bettkante und rückte nah an Mariah heran. Harry besah dies mit großem Argwohn und wollte diesen Jungen soeben auffordern, sich da gefälligst wieder zu entfernen, als aus dem Denkarium auf einmal Mariahs Stimme hallend und dehnend und höher als sonst erklang. 'Wer ist da? Wer bist du?' Augenblicklich näherten sich Jasons Lippen ihrem Ohr und er flüsterte leise die Worte eines kleinen Jungen mit, welche als nächstes zu hören waren. 'Ich heiße Jason ... Kann ich dir helfen?' Diese Stimme klang unsicher, geradezu ängstlich und auch Jason sprach zitterig. Ein schmerzvolles Stöhnen folgte und Harry und seine Freunde waren sich nicht sicher, ob sie von der Mariah aus der Erinnerung stammte oder von ihr selbst, da sie sich leicht in Remus Armen wand, als hätte sie Schmerzen. Doch als nun auch Jason sie festhielt, wurde sie ruhiger. 'Sieh mich nicht an ... bitte tu mir nichts ...' Erneut flüsterte er ihr zu, was der kleine Junge nun im Denkarium erschrocken rief. 'Hey! Was ist mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen? Oh bitte, mach die Augen auf!' Wie gebannt sah Harry dieser ungewöhnlichen Szene zu und hörte nebenbei das bestürzte Schluchzen Hermiones, die sich offenbar gut vorstellen konnte, was diese Erinnerung enthielt. 'Wie kann ich dir helfen?! Bitte sag es mir!' 'Zu Lara ... Lara Laison ... in diese Richtung ...' 'Bitte bleib wach, sonst weiß ich nicht, wohin. Ich trage dich ...' Auf einmal erzitterte Mariah wieder heftig. Schon wenige Sekunden später erklang erneut Jasons Stimme im nun flüchtig aufleuchtenden Denkarium und diesmal war sie sanft und voller Wärme. Es musste sich um eine andere Erinnerung handeln, denn die ganze Anspannung war seiner Stimme entwichen. 'Ich bleibe bei dir und beschütze dich ...' Das Denkarium leuchtete kurz erneut auf und ließ die Umherstehenden eine weitere Erinnerung hören. 'Was haben sie getan?!', sprach der elfjährige Jason entsetzt. 'Heißt das etwa ... dass sie sich auch an mich nicht erinnern kann?' 'Es tut mir wirklich Leid ...' Dies war die Stimme einer Frau gewesen, durch welche Laura augenblicklich zusammenzuckte und zischend einatmete. Ebenso war auch für diesen kurzen moment sämtliche Farbe aus den Gesichtern von Remus und Sirius gewischen Erneut sprach die junge Mariah, diesmal verwundert und leicht verträumt. 'Wer bist du?' 'Ich bin Jason', kam die verbitterte und traurige Antwort. Ein letztes Mal leuchtete das Denkarium auf. 'Ich verspreche dir, wir sehen uns wieder ...' Dumbledore nahm die Schale nun von Mariah weg. Remus ließ sie los, so dass sie sich wieder hinlegen konnte, doch Jason hielt noch immer ihre Hand. Mariahs Gesicht war schrecklich blass und glänzte vom kalten Schweiß. Ihre Augen funkelten in einem seltsamen Glanz und sie drückte kräftig Jasons Hand. "Mariah?", wisperte er leise. Auf ihren Namen hin sah sie ihn an und seufzte noch einmal vor Erschöpfung. Sie streckte ihre freie, ebenso zitternde Hand nach ihm aus und fuhr jede Kontur seines Gesichtes nach. Jason lächelte sanft. "Jason ...", flüsterte Mariah und Tränen sammelten sich in ihren Augen. "Du bist es wirklich? Du bist wirklich wieder zurück?" Mit einem flauen Gefühl im Magen begriff Harry, dass Dumbledore kleines, offenbar schon länger geplantes Experiment geglückt war. Mit einem schnellen Blick in Lauras Richtung, entdeckte er außerdem das leichte Entsetzen in ihrem Gesicht, als wäre das eingetroffen, was sie so sehr hatte vermeiden wollen. Auf dem Weg zum Krankenflügel war sie ihm gefolgt und hatte ihn schließlich aufgehalten. Sie hatte ihm sofort klar gemacht, dass sie selbst es nicht anstreben würde, dass Mariah sich an Jason erinnerte; sonst hätte sie es bereits öffentlich gemacht, dass sie ihn einst kannte. Doch hatte sie ihren Beweggrund verschwiegen. "Ja, ich bin zurück", bestätigte Jason inzwischen Mariahs Frage. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein seeliges und doch unsicheres Lächeln aus. "Wie ... wie lange ist es her?", fragte sie. "Vier Jahre." "Vier Jahre", wiederholte Mariah leise, wobei ihr Griff um Jasons feine Finger schwächer wurde. "Das ist eine lange Zeit ..." Völlig erschöpft, doch noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen, schlief sie wieder ein. *** "So ist das also", murmelte Hermione, während Harry vor ihr auf und ab ging. Es war kurz vor Mitternacht und somit waren sie beide mitsamt Ron noch die Einzigen im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. "Jason hat sie kurz nach der Sache mit Allmewa gefunden und sie schließlich zu Laura und ihrer Mutter gebracht ... welche ja dann ihre Erinnerungen genommen hat. Und Jason hat das wirklich ein ganzes Jahr mitgemacht, obwohl Mariah sich immer wieder nicht an ihn erinnern konnte?" "Das sagte Laura", antwortete Harry monoton, ohne stehen zu bleiben. Hermione dachte weiter nach. "Nur warum hat sie dir das nicht schon am einunddreißigsten August nach der Verhandlung erzählt?" "Warum hat sie überhaupt verhindern wollen, dass Mariah sich wieder an Jason erinnert?", sagte Ron auf einmal. "Selbst Dumbledore hat sie es verbieten wollen ..." Harry blieb stehen und sah in das winzige Feuer, welches gerade noch zaghaft im Kamin flackerte. "Genau das habe ich sie auch gefragt, doch sie wollte es mir nicht sagen ..." Ron hob eine Augenbraue. "Da ist doch was faul. Warum sagt sie es uns denn nicht?" "Es muss noch etwas geben, was damals passiert ist", vermutete Hermione. Harry senkte den Blick. Nachdem Mariah wieder eingeschlafen war, hatte Madam Pomfrey sie praktisch aus dem Krankenflügel rausgescheucht. Dumbledore war ohne ein weiteres Wort mit Jason gegangen, vermutlich in sein Büro. Die Hände des Gryffindors ballten sich zu Fäusten. Er hatte nicht vergessen, was Dumbledore ihm und Mariah im vergangenen Schuljahr alles Wichtige verschwiegen hatte; ohne Rücksicht auf Verluste. Begann dies wohlmöglich von Neuem? "Ist Jason überhaupt schon in eurem Schlafsaal?", fragte Harrys beste Freundin. Ron nickte. "Ja, kurz vorm Abendessen ist er ins Bett gegangen. Er sah ganz schön erledigt aus und hat auch kein Wort gesagt." "Ich war vorhin noch einmal bei Madam Pomfrey und sie sagte mir, Mariah könnte morgen früh wieder zum Unterricht gehen", erzählte Hermione. "Am besten holen wir sie dann und warten ab, wie sie und Jason miteinander umgehen werden ... Denn ich denke, sie werden sich nun nach vier Jahren viel zu erzählen haben ..." *** Soeben hatte sich Mariah ihre Schuluniform, die gewaschen und gebügelt neben dem Krankenbett gelegen hatte, angezogen. Sie wandte sich schließlich um, als Madam Pomfrey auf sie zuging. "Überanstrenge dich am besten in den nächsten Tagen nicht zu sehr, Kind. Wann wirst du wieder Quidditch spielen?", erkundigte sich die Krankenschwester. "Wohl nächstes Wochenende. Geht das dann in Ordnung?" Madam Pomfrey nickte zuversichtlich. So verabschiedete Mariah sich von ihr und verließ den Krankenflügel. Draußen dann auf dem leeren Gang lehnte sie sich rückwärts gegen die Steinwand und seufzte leise. Sie fragte sich in diesem Augenblick, ob all dies, was sie angeblich am Vortag erlebt hatte, alles nur ein seltsamer Traum gewesen war. All diese vielen verschiedenen Bilder und Erinnerungen und die Gewissheit, woher sie Jason Flemming nun kannte ... Doch war er wohl der Grund gewesen, warum sie im Krankenflügel gelandet war, da sie in seiner Gegenwart einen solchen Ohnmachtsanfall durchlitten hatte wie während der Verhandlung vor nicht gerade mal einer Woche. Plötzlich ertönten Schritte und als Mariah aufblickte, wurde ihr klar, dass das alles tatsächlich kein Traum gewesen war. Denn die Erinnerungen kamen erneut in ihr hoch wie ein köchelnder Trank, als sie in Jasons zaghaft lächelndes Gesicht sah. "Guten Morgen", grüßte er sie. Es waren so einfache Worte, auf die es eine so einfache Erwiederung gab, dennoch war Mariah nicht dazu fähig, zu sprechen. Daher nickte sie nur. Jason lächelte noch immer und fragte: "Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang, um über ... alte Zeiten zu reden?" Bevor Mariah darauf antworten konnte, vernahm sie erneut Schritte und diese gehörten Harry, Ron und Hermione, die hinter Jason standen. Dieser sah sie ruhig und gelassen an, während sie in seiner Gegenwart eher angespannt wirkten. "Ähm, morgen, Mariah", begann Hermione zögernd. "Wir wollten dich gerne abholen und ..." Sie sah, wie Ron und Harry schon ununterbrochen, zu Jason. Dieser schaute jedoch nur erwartungsvoll zu Mariah, welche sich nun von der Wand entfernte. "Danke, aber ... Jason und ich wollten noch kurz draußen spazieren gehen", antwortete sie besonnen. Ihre drei Freunde glaubten offenbar nicht, was sie da eben gehört hatten, denn ihre zweifelnden Blicke wanderten von ihr zu Jason, welcher irgendwie erfreut wirkte. "Ähm - nun gut. Vergiss aber bitte nicht, dass Verteidigung gegen die dunklen Künste um neun Uhr beginnt", erinnerte Hermione Mariah unsicher. Diese nickte. "Ja, wir sehen uns ja dann", erwiderte sie und ging an Harry und seinen besten Freundin vorbei. Dabei lächelte sie ihm flüchtig zu und wurde schließlich von Jason eingeholt, welcher schweigend bis nach draußen am schwarzen See neben ihr lief. Gemächlich schritten sie durch das Gras, welches feucht vom Morgentau war. Der gesamte Himmel war von dicken Wolken bedeckt, die kaum etwas von dem Licht der gerade erst aufgehenden Sonne durchließen. Schließlich blieben sie stehen und beobachteten die kleinen Wasserwellen, wie sie bis zu ihnen ans flache Ufer gelangten und in den kieseligen Sand sickerten. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich auf den gestrigen Tag gewartet habe", gestand Jason schließlich nach dieser langen Stille. Mariah sah ihm direkt in die braunen Augen, welche das einzig Warme an diesem feuchten Morgen waren. "Ich denke", wisperte sie, "dass es mir auch so geht ..." Jasons Kopf neigte sich leicht zur Seite und sein Blick wirkte leicht verwundert. "Du 'denkst'?" Mariah errötete und wandte sich von ihm ab. Der morgendliche Nebel stieg langsam vom Wasser und Boden auf und gab dem See wie auch dem Schloss eine weitaus gespenstische Erscheinung. Auch ertönte die Schulglocke zur ersten Unterrichtsstunde. "Du musst verstehen", sprach Mariah zögernd weiter, "ich habe all die vier Jahre damit gelebt, dich nicht zu kennen, keine Erinnerung an dich zu haben. Und jetzt auf einmal scheint alles wieder da zu sein. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll ..." "Alles?", hakte Jason nach. "Nun ja, fast alles, wohl aber kaum Einzelheiten ... Aber du verstehst mich sicher, Jason, dass ich nicht weiß, wie ich mit all dem umgehen soll ..." Jason schwieg daraufhin kurz, bis er nahe an Mariah herantrat. Verwirrt sah sie ihm wieder ins Gesicht. "Du erinnerst dich sicher, dass wir gute Freunde waren", murmelte er. Obwohl diese Worte sie überraschten, lächelte Mariah. "Ja, ich erinnere mich gut daran ... Du hast mir das Leben gerettet, hast mich danach oft besucht und dir ständig Sorgen um mich gemacht." Nun lächelte auch Jason wieder. Mariah schien es so, als hätte auch er sich davor gefürchtet, dass alles, was gestern im Krankenflügel geschehen war, nichts Reales an sich gehabt hätte. "Warum bist du nach Hogwarts gekommen?", fragte sie nun wieder etwas ernster. "Weil ich dir damals ein Versprechen gegeben habe ...", antwortete Jason leise. Mariah nickte wissend. "Ja ... du hast mir versprochen, dass wir uns irgendwann wiedersehen ... Doch warum jetzt erst nach so langer Zeit?" "Wann denn sonst?", erwiderte Jason fast schon etwas rüde und nahm zum ersten Mal seinen Blick von ihr. Er ging näher ans Ufer heran, wobei seine Schuhe über dem nassen Gras leise quietschten und er beugte sich nach einen kleinen Stein, den er ins Wasser warf. "Die Todesser waren nach unserer Flucht noch lange hinter uns her. Kein Verräter wäre als Zeuge gefährlicher gewesen als wir. Einge von uns schnappten sie. Anne, Mary ...", erzählte er mit trübem Blick. Vor zwei Tagen hätten Mariah diese Namen wohl noch kalt gelassen, doch nun, wo ihre Erinnerungen diesen Namen auch Gesichter zuteilen konnten, überfiel sie eine Gänsehaut. "Wir standen förmlich zwischen den Stühlen ... Zurückgehen war reiner Selbstmord und sich zum Ministerium zu 'retten' war ebenso keine gute Idee -" "Aber sie hätten euch doch sicher geholfen", unterbrach Mariah ihn. Jason sah wieder zu ihr und lächelte dabei spöttisch. "Geholfen?", fragte er. "Hast du etwa schon vergessen, wie diese Ministeriumsanwälte mit dir, dem wohl größten Opfer dieser kranken Schweine, umgegangen sind? Und wie gleich ihnen unser Schicksal doch war, wo sie nur die Todesser hinter Gitter bringen wollten?" Entsetzten machte sich auf Mariahs Gesicht breit. "Dann -", keuchte sie, "dann warst du also diese vermummte Person bei der Verhandlung!" Jason schritt wieder auf sie zu. "Ja, ich war es, der dich aufgefangen und der Verhandlung beigewohnt hat", gestand er. "Aber - aber warum hast du dich nicht gleich gezeigt? Oder im Zug?" Ihr Atem war nach diesen Worten schnell und unkontrolliert. Sie konnte es nicht fassen, dass sie sich bereits bei der Verhandlung begegnet waren, ohne, dass sie gewusst hatte, wer er gewesen war. Jason sah sie nun schon fast bedauernd an. "Während der Verhandlung, fragst du? Wie wäre denn das bitte verlaufen? Du hättest nach meiner Offenbahrung ja wohl kaum noch aussagen können, da du dir sonst nur Gedanken über mich gemacht hättest. Und hättest du mir im Zug überhaupt geglaubt, wenn ich so einfach aus heiterem Himmel gesagt hätte, dass ich ein alter Freund von dir vor vier Jahren bin, an den du dich aufgrund eines Gedächtniszaubers überhaupt nicht mehr erinnern kannst?" Er stutzte, da er in ihren Augen auf einmal Tränen sah und sie auch leise anfing, zu schluchzen. "Ich ...", keuchte sie, "ich dachte, du wärst tot. Die Jungs haben in den Trümmern nach dir gesucht, dich aber nicht gefunden - du warst einfach so verschwunden -" "Hey ..." Jason hielt sie nun an den Schultern fest und strich sanft über diese. "Verzeih mir bitte, dass du dir Sorgen machen musstest ... und dass ich mich nicht früher gezeigt habe ..." Mariah schüttelte leicht ihren Kopf. "Nein, es ... ich bin einfach nur froh, dich wiederzusehen. Es freut mich, dass du hier bist", sagte sie ihm lächelnd. Nun färbten sich Jasons Wangen ein wenig rot, bevor auch er lächelte und sagte: "Ja, das bin ich auch." Mariah wischte sich die Tränen aus den trüben Augen. "Nun ... erzähl mir doch bitte, wie es dir in den vier Jahren erging", bat sie ihn. Jasons Lächeln verwandelte sich in ein vorfreudiges Grinsen. "Sehr gerne", erwiderte er. "Aber du hast mir sicher auch eine Menge zu erzählen. Wie ich schon sagte; der 'Tagesprophet' erzählte mir viel, doch ich höre es lieber aus deinem Mund." Mariah nickte und so setzten sie ihren Spaziergang fort. *** "Harry, du hast gerade deinen Speck in den Kürbissaft getunkt", machte Hermione ihrem besten Freund am Frühstückstisch klar. Sofort erwachte Harry aus seinem Tagtraum, zog hastig die Gabel mit seinem Speck aus dem Saft und warf dabei den vollen Becher um. "Das weiß ich selbst, verdammt!", fluchte er und stand schleunigst auf, damit ihm der Saft nicht auf Hose und Umhang tropfte. "Ja, das sehe ich", meinte Hermione zweifelnd, zog ihren Zauberstab und ließ die Sauerei verschwinden. Hary ließ sich langsam wieder auf seinen Platz nieder und bedankte sich bei ihr. "Sag mal, warum bist du denn so aufgebracht?" "Das ist doch wohl klar", antwortete Ron für Harry. "Seine Freundin spaziert draußen allein mit einem Jungen, mit dem sie vor einigen Jahren wohl eine innige Freundschaft pflegte und er weiß rein gar nichts von ihm. Wärst du an Mariahs Stelle, würde mich das auch nerven." Hermione errötete für einen Moment nach diesen Worten, doch dann räusperte sie sich und wand sich wieder Harry zu. "Harry, es ist doch verständlich, dass sie beide erstmal in Ruhe miteinander reden wollen, wo sie sich doch so lange nicht gesehen haben und Mariah sich noch nicht einmal an ihn erinnern konnte. Du brauchst dir da sicher keine Sorgen zu machen." Harry nickte, wirkte dennoch erneut abwesend und auch nicht gerade überzeugt von Hermiones Worten. Immerhin war nun schon fast eine Stunde vergangen und in nur zehn Minuten würde die zweite Unterrichtsstunde beginnen. In dieser Zeit hatte er versucht, sich all das zusammen zu reimen, worüber Mariah und Jason wohlmöglich gerade da draußen sprachen. Auch ging er nicht auf das nächste Gespräch ein, welches Hermione begann, um die bittere Stimmung etwas aufzulockern. "Wie dem auch sei, Hauptsache, sie kommen rechtzeitig zu Verteidigung gegen die dunklen Künste. Katie erzählte mir bereits, dass mit Mrs. Figg nicht gut Kirschen zu essen sind." "Ich habe gehört, dass viele hier sie nun schon alleine deswegen nicht nachts in den Korridoren antreffen wollen, da sie, als die Mutter einer Halbdruidin, wohl selbst eine reinblütige Druidin ist", gab Ron sein aktuelles Wissen preis. Nun beteiligte Harry sich flüchtig an diesem Gespräch. "Was haben sie eigentlich alle gegen Druiden?", wollte er wissen, denn obwohl ihm diese Frage innerhalb der Verhandlung so auf der Zunge gebrannt hatte, hatten gewisse andere Ereignisse mittlerweile seine Gedanken eingenommen. "Das erfährst du heute in Verteidigung gegen die dunklen Künste", antwortete Hermione etwas bitter, während sie den letzten Happen ihres Rühreis zu sich nahm. "Woher weißt du das denn?", fragte Ron konfus. "Es ist das erste Thema im neuen Schulbuch. Wenn ihr ab und zu auch mal in den Ferien, oder doch wenigstens mal während der Schulzeit in eure Bücher reinschauen würdet, wüsstet ihr von so was." "In den Ferien?" Ron sah sie an, als wäre sie verrückt. "Wir haben in denen sicher Besseres zu tun, als da schon das ganze Schuljahr vorzulernen -" "Das überzeugt die Lehrer sicher, wenn du das in deiner Abschlussprüfung am Rand deines leeren Blattes schreibst", kommentierte Hermione trocken. Ron erwiderte dies nur mit einem Murren. Harry sah nun schon zum wiederholten Male auf seine Uhr. "Noch fünf Minuten ... wir sollten vielleicht doch mal nachschauen, ob - Wah!" Doch Mariahs Arme, die sich um seinen Hals schlangen und ihre Lippen, die seine Wange küssten, unterbrachen ihn und brachten ihn erneut dazu, seinen Kürbissaft vor Schreck umzukippen. "Mein verspäteter Gutenmorgenkuss, verzeih mir", sagte Mariah und entschuldigte sich sogleich ebenso dafür, ihn offenbar so erschreckt zu haben. "Mundus!", sprach Hermione zum zweiten Mal an diesem Morgen den Reinigungszauber. "Du wirkst ja ziemlich gut gelaunt", bemerkte Ron sofort, denn Mariahs Wangen waren leicht gerötet von der Morgenluft und ihre Augen glänzten geradezu. Sie nickte daraufhin und griff eilig nach einem Brötchen. Ron sprach weiter. "Wo ... hast du denn Jason gelassen? Der hat wohl nie Hunger, was?" "Er hat schon sehr früh gegessen und ist bereits auf dem Weg zum Klassenraum", erklärte Mariah. Sie aß unbehelligt ihr kleines Frühstück und bemerkte dabei gar nicht die eindringlichen Blicke ihrer Freunde. "Und ..." Zum ersten Mal sprach Harry seit über vierundzwanzig Stunden mit ihr, was ihm auch erst in diesem Moment bewusst wurde. "... Habt ihr euch ... viel erzählt?" Mariah hielt während des Kauens inne und sah Harry, sowie auch Ron und Hermione verwundert an. Wie viel wussten sie? War ihnen Jasons Identität bekannt? Sie schluckte den Bissen Brot hinunter. "Ward ihr ... gestern ...?" "Ja, wir waren gestern dabei", antwortete Hermione. "Wir wissen, was es mit Jason auf sich hat." Mariah nickte verstehend und sagte: "Wir haben uns viel erzählt ... über all das, was in den letzten vier Jahren so geschehen ist ..." "Und du konntest dich wirklich nicht an ihn erinnern?", hakte Ron nach, wobei Mariah eindeutig einen Hauch von Misstrauen in seiner Stimme erkennen konnte. Sie sah nun in Harrys grüne Augen, welche ebenso Neugier und dasselbe Misstrauen in sich zu tragen schienen. Sofort erinnerte sie sich daran, wie er sie am Samstagmorgen noch gefragt hatte, ob sie Jason kennen würde. "Ich habe dich nicht belogen, Harry", flüsterte sie daher. "Ich konnte mich nicht an ihn erinnern und wusste so auch nicht, dass ich ihn einst kannte." Sie hielt seinem festen Blick stand und war zutiefst erleichtert, als er nickte und sie sanft anlächelte. Augenblicklich verkündete die Schulglocke das Ende der ersten Stunde und zeitgleich erhoben sich mehrere Schüler, darunter auch die Gryffindors der sechsten Klasse. Auf dem Weg zum Klassenzimmer im dritten Stock wirkten alle recht aufgeregt. Sie waren es gewöhnt, jedes Jahr einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu haben, doch noch nie war eine Druidin darunter gewesen. "Jetzt, wo das rausgekommen ist", äußerte sich Ron schließlich, "wundert es mich, dass das Ministerium noch nichts unternommen hat." "Wie meinst du das?", fragte Harry. "Dem Ministerium nach, dürfen keine Druiden irgendein Amt antreten in Großbritannien und ein Lehramt schon gar nicht", erklärte Hermione. "Dank Dumbledore ist hier aber sogar das möglich, wenn man da an Snape, Hagrid und Remus denkt." "Sowie an Laura und mich als Schüler", fügte Mariah leise hinzu. So folgte unter ihnen zuerst ein bitteres Schweigen, als sie schließlich im Klassenzimmer ankamen. Obwohl von Mrs. Figg keine Spur gab, konnten sie bereits eintreten. Jason saß bereits an einem Tisch in der dritten Reihe und sofort entfachte eine hitzige Diskussion zwischen Lavender und Parvati, wer wohl von beiden neben ihm sitzen dürfte. "Wie albern", kommentierte Hermione dies noch zusätzlich mit einem Kopfschütteln. Mariah nickte dazu mit einem leichten Lächeln. "Ich denke, er wird eh alleine sitzen wollen", fügte sie hinzu. Und tatsächlich endete der unsinnige Streit der beiden Gryffindormädchen abrupt, als Jason sich flüchtig zu den beiden begab und ihnen erklärte, dass er lieber alleine sitzen wollen würde. Betrübt setzten sie sich schließlich allein an einen Tisch in der vierten Reihe, was Mariah mit einem zarten Grinsen beobachtete. "Setzen Sie sich bitte allesamt - der Unterricht beginnt!", verkündete auf einmal die schnarrende Stimme von Mrs. Figg, welche nun den Raum betrat. Fristlos besetzten alle Schüler ihre Plätze und sahen erwartungsvoll nach vorne zum Lehrerpult. Sofort fiel ihnen auf, wie erschöpft ihre neue Lehrerin aussah. Ihr graues Haar lag in einem lockeren Knoten, so dass ihr unzählige Strähnen ins leicht faltige und blasse Gesicht hingen. "Guten Morgen, Klasse", begrüßte sie allesamt. "Guten Morgen, Professor Figg." "Ich begrüße Sie alle herzlich zu Ihrer ersten Doppelstunde in der vorangeschrittenen Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich bin ausreichend darüber informiert worden, inwiefern Ihr Unterricht in den letzten fünf Jahren aussah und kann Ihnen daher meine Beruhigung aussprechen, dass zumindest mein Kollege Professor Lupin Ihnen in zwei Jahren die praktischten Grundkenntnisse dieses Faches näher gebracht hat." Ihre tiefe, leicht kratzige Stimme erklang geradezu deutlich in der Stille, welche im Klassenzimmer herrschte. Ihre Hände, mit welchen sie sich soeben noch auf dem Pult abgestützt hatte, verschränkte sie nun hinter ihrem Rücken, während sie entlang der Sitzreihen nun langsam entlangschritt. "Dennoch können Sie sich sicher sein, dass Sie es in meinem Unterricht nicht mit kleinen blutrünstigen Tieren und kaum wirksamen Schockzaubern zu tun haben werden, sondern mit den mächtigsten Kulturen und Zaubern, mit welchen schwarze Magier in Berührung kommen. Ich selbst bin seit dreißig Jahren ausgebildete Aurorin und habe in dieser Zeit genug gesehen, um Ihnen versichern zu können, dass Sie alle mit ihrem bisherigen Wissen sicher nicht in der Lage sein werden, gegen wirklich mächtige Schwarzmagier zu bestehen." Ihre kleine Runde endete wieder vor ihrem Pult und sie wandte sich erneut der schweigsamen Klasse zu. "Sicher werden sich einige von Ihnen bereits gewundert haben, warum ich noch immer als zweite Lehrkraft für dieses Fach hier bin. Doch obwohl Voldemort (fast alle Schüler schreckten zusammen) besiegt wurde und die meisten seiner Anhänger nun in Azkaban schmorren werden, ist somit noch lange nicht das vollkommene Böse aus dieser Welt verschwunden. Die Gefahr eines neuen gefährlichen Zauberers oder einer Hexe wird immer bestehen und so sah Professor Dumbledore es ebenso als nötig an, dass ich euch und eure älteren Schulkameraden weiterhin unterrichte. Haben Sie bis jetzt irgendwelche Fragen?" Keiner sprach ein Wort, stattdessen starrte noch immer über die Hälfte der Klasse sie unsicher an. "Gut", fasste Mrs. Figg diese Reaktion so auf. "Wie ich bereits erwähnte, werden wir uns in diesem Schuljahr vor allem mit Kulturen befassen, welche in ihrem Umfang hauptsächlich aus schwarzer Magie bestehen. Bitte schlagen Sie Ihre neuen Bücher die Seiten vier bis fünf auf." Alle Gryffindors folgten ihrer Aufforderung und öffneten ihre eigenen Exemplare 'Der Ursprung der schwarzen Magie in den Völkern der gesamten Welt' von Isolda Greystone. Auf den angegebenen Seiten sprangen ihnen sofort die Abbildungen älterer Zauberer mit langen Bärten und verhüllt in langen, mit Runen verzierten Umhängen und Trachten ins Auge. Der dazugehörige Text bestand zum größten Teil aus runischen Anmerkungen. "Die Kultur der druidischen Völker", kündigte Mrs. Figg an, während eine schwebende Kreide dies an die Tafel schrieb, "wird uns in den nächsten Stunden beschäftigen. Zuerst möchte ich in Erfahrung bringen, wie viel Sie selbst bereits über sie wissen - ja, Miss Granger?" Hermione räusperte sich wie immer, bevor sie damit anfing, ihr angelesenes Wissen preiszugeben. "Druiden gehören zu den ältesten magischen Völkern und teilten sich schon sehr früh in verschiedene Stämme auf. Zu den bedeutendsten gehören die Kelten in Irland. Dabei besteht ein Stamm aus einem Meister und zehn Ratmitgliedern, sowie mehreren Familien. Ihre geheimen Zauber, welche bis jetzt kaum erforscht werden konnten, werden jediglich in der Familie und im engsten Kreise unterrichtet. Sie leben sehr verbunden mit der Natur und gelten als die Meister aller Heilzauber. Ebenso führen sie ihre Magie hauptsächlich ohne Zauberstäbe aus, beherrschen Rituale der Wahrsagerei und können sogar noch älter als Zauberer oder Hexen werden - so an die fast hundertsiebzig Jahre. Sie besitzen ebenso die Gabe mit magischen Wesen zu kommunizieren und die Sprache des Wassers, der Erde, des Feuers und des Windes zu deuten. Oft wird dem größten Urmagier Merlin nachgesagt, er wäre selbst ein Druide gewesen, weswegen sie ihn hoch verehren." "So ist es, zehn Punkte für Gryffindor", lobte Mrs. Figg sie. "Den Druiden werden, wie Sie Miss Grangers Worten gerade entnehmen konnten, große Kräfte und bemerkenswerte Gaben nachgesagt. Daher erscheint es Ihnen allen sicher etwas schleierhaft, warum wir gerade sie in unserem Unterricht behandeln. Können Sie mir vielleicht den Grund dafür nennen?" Hermione meldete sich erneut, jedoch auch andere ihrer Mitschüler wie Seamus, welchen Mrs. Figg auch rannahm. "Sie führen Rituale mit schwarzer Magie aus. So versuchen sie, Tote wieder zum Leben zu erwecken und außerdem hassen sie Muggel über alles -" "Das ist nicht wahr -", murmelte Mariah auf einmal, was nicht nur Harry neben ihr aufschnappte "Was sagten Sie, Miss Riddle?", fragte Mrs. Figg ruhig nach. Mariah biss sich auf die Unterlippe und antwortete: "Druiden hassen Muggel nicht; sie rechnen es ihnen eher schlecht an, dass diese mit ihren Schmutz machenden Erfindungen die Natur zerstören ..." "Nun", ergriff Mrs. Figg wieder das Wort, "Mr. Finnigan erhält fünf Punkte für Gryffindor und Miss Riddle vier für ihre kleine Ergänzung bezüglich des Konfliktes zwischen Druiden und Muggeln. Und dazu zwei Punkte Abzug, da sie Mr. Finnigan unterbrochen und sich nicht gemeldet hat." "Aber -" "Wollten Sie noch etwas zu der schwarzen Magie der Druiden hinzufügen, Mr. Potter?" Harry schwieg zuerst kleinlaut. "... Nein, aber -" "Dann melden Sie sich und sprechen dann erst, wenn Sie etwas zum Unterricht beitragen wollen", wies die Lehrerin ihn kühl an. Harry, wie auch die anderen Gryffindors waren ziemlich erstaunt über den rüden Ton, den diese Frau hier anschlug. Auch wirkte inbesondere Seamus sehr verstimmt, da Gryffindor durch Mariahs Verhalten und nicht durch Mrs. Figgs Strenge Punkte verloren hatte. "Tatsächlich hegten Druiden bereits zu Beginn der Weiterentwicklung der Muggel einen Hass auf deren Einfluss auf die Natur. Druiden beziehen alles aus dieser und sahen sich sofort von den Muggeln bedroht. So töteten sie schließlich auch einige, als diese ihre Gebiete betraten und dort Veränderungen vornahmen. Die wichtigsten Vorfälle dieser Art finden sie auf der Seite vierzehn vor." Mrs. Figg ging erneut durch die Reihen ihrer sitzenden Schüler, welche ihr auch diesmal mit wandernden Augen und aufmerksamen Ohren folgten. "Wie Sie sicher alle wissen, verstoßen solche Behandlungen von Muggeln gegen die Gesetze des Ministeriums. Ebenso Rituale mit Toten und generell die Anwendung schwarzer Magie. Ja, Miss Granger?", fragte sie, als Hermione ihre Hand hob. "Was genau sollen wir unter schwarzer Magie bei Druiden verstehen?", wollte sie wissen und verbarg dabei nicht einen gewissen ungläubigen Unterton. So war es nicht verwunderlich, dass die ältere Hexe an ihren Tisch, an welchem sie mit Ron saß, herantrat und ihre Schülerin eindringlich ansah. "Sie dürfen es unter schwarzer Magie verstehen, dass einige Druidenstämme Anhänger, welche ihre Kultur ablegen wollten oder andere in die magischen Geheimnisse einweihten, verfolgten und sie mit den Unverzeihlichen Flüchen bestraften. Ebenso können Sie es darunter verstehen, dass sie, wie Sie sicher selbst schon gelesen haben, einige Muggel lebendig von der Erde verschlucken ließen ..." Mrs. Figg entfernte sich nicht von dem Tisch, blickte jedoch wieder auf zu den restlichen Sechsklässlern. "Die Zauber und Gebräuche der Druiden sind bis heute kaum erforscht, da die Stämme diese so geheim wie möglich halten. Sie dürfen allein innerhalb von Familien von Generation zu Generation weitergegeben werden. Heiraten also gewöhnliche Hexen oder Zauberer oder gar Muggel den Angehörigen eines Stammes, so müssen sie sich zahlreichen Befragungen und Prüfungen durch den Stammesältesten stellen. Werden die Geheimnisse außerhalb des Stammes verraten, so wird man schwer bestraft. Unter anderem mit den Unverzeihlichen Flüchen und ähnlich grausamen Zaubern." Es folgte eine Pause und Harry war sich sicher, dass die Augen seines alten Kindermädchens auf einmal glasiger wirkten als sonst schon in ihrem Alter. Doch sprach sie bereits weiter. "Die Koorperation mit dem Ministerium war bis vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren nie besonders fest gewesen. Es gab ihnen zu dieser Zeit eine letzte Chance, diese Bräuche abzulegen und nach den Gesetzen der Zaubereigemeinschaft zu leben. Doch lehnten alle Stämme ab, weswegen sie in den hohen Norden verwiesen wurden; so geschah es auch mit wie Kobolden, Riesen, Vampieren und anderen magischen Wesen in der Geschichte. Seitdem leben nur noch wenige von ihnen auf ihrer Ursprungsinsel Irland oder untergetaucht in anderen Ländern", erklärte sie und sah schließlich auf zu einer Uhr an der Wand, deren Zahlen durch die kleinen miauenden Köpfe von verschiedenen Katzen ersetzt worden waren. "Nun, die erste Stunde ist gleich um. Ich bitte Sie alle, nun ein großes Blatt Pergament hervor zu nehmen und bis zum Ende der zweiten Stunde die ersten beiden Kapitel des Buches zu lesen und alles zusammen zu fassen. Gehen Sie dabei bitte gut darauf ein, inwiefern im Laufe der Geschichte die schwarze Magie in der Druidenkultur verankert ist." Sie hatte sich gerade wieder zu ihrem Tisch begeben wollen, als Hermione vor ihr auf einmal erneut die Hand hob, anstatt sich der Aufgabe zu widmen. "Ja, Miss Granger?", fragte sie erneut. "Haben Sie eine Frage zu der Aufgabe?" "Nein", antwortete Hermione und fügte sofort hinzu: "Ich würde gerne wissen, warum Sie das tun?" Verwirrtes Murmeln begann um sie herum und auch Mrs. Figg sah das Mädchen vor ihr etwas sprachlos an. "Warum ich was tue?", wollte sie wissen. "Warum schüren Sie solche Hetztereien gegen ein vom Ministerium zum größten Teil ausgelöschtes und diskriminiertes Volk, welches niemals Unverzeihliche Flüche angewendet hat, sondern eher komplizierte Illusionszauber und harmlose Mächte der Natur gegen die Zerrstörungswut der Muggel?", stellte Hermione ihre Gegenfrage. Mrs. Figg Augen verdunkelten sich plötzlich und Mariah erkannte diese Eigenschaft sofort als eine ihrer besten Freundin, wenn diese kurz davor war, ihre Beherrschung zu verlieren. "Ich verbreite hier ganz sicher keine Hetzereien und wenn Sie als Unwissende zumindest nur ansatzweise etwas über Druiden wissen würden, was nicht in irgendwelchen Büchern steht, wüssten Sie, was das für ein brutales Pack ist", murmelte die Lehrerin, während sie sich mit ihren Händen am Tisch abstützte und Hermione genau fixierte. Diese errötete abrupt, verlor dennoch nicht diesen trotzigen Blick, wenn sie sich doch so sicher war, dass sie Recht hatte. "Aber Sie sind doch selbst eine Druidin!", fuhr Mariah Mrs. Figg auf einmal an. "Wie können Sie dann so abwertend über -" Mit einem Schlag auf den Tisch von Hermione und Ron brachte ihre Lehrein sie zum Schweigen und ließ sie wie auch alle anderen heftig zusammen zucken. "Sie beide", ihr Blick wanderte von Mariah kurz zu Hermione zurück, "nehmen sich ganz schön viel heraus in dieser ersten Stunde bei mir ..." Sie entfernte sich mit ruhigen Schritten von dem Tisch vor ihr und näherte sich nun Mariah. "Mir ist klar, dass Sie durch die Geschichten meiner leider früh verstorbenen Tochter ein falsches Bild von den Druiden haben ... Und falls meine Enkelin Sie noch nicht darüber aufgeklärt hat, so möchte ich Ihnen gerne verraten, dass mein Mann, ihr Großvater Walbur Laison einem Druidenstamm angehörte und nicht ich ..." Sie sah wieder auf zu der gesamten Klasse und ängstigte sie mit einem anklagenden Blick, da sie offenbar sehr genau wusste, dass wohl alle aufgrund zahlreicher Gerüchte der Ansicht gewesen waren, dass sie als Lauras Großmutter angeblich selbst eine reinbltüige Druiden war. "Und jetzt schreiben Sie gefälligst Ihre Zusammenfassung und ich will bis zum Abklingeln der zweiten Stunde keinen Mucks mehr hören. Wenn doch, werden demjenigen ebenso zwanzig Punkte abgezogen, wie ich sie nun von Miss Riddle und Miss Granger für deren loses Mundwerk abziehe." *** "Das war wohl das erste Mal, dass Gryffindor wegen dir, abgesehen von Zaubertränke, Punkte verloren hat." "Ach, halt den Mund, Ron", schnappte Hermione genervt. "Und tu nicht so, als wäre ich rebellisch gewesen; du weißt ganz genau, dass all das Unsinn war, was sie erzählt hat." "Tu ich das?", fragte Ron verwundert. Hermione seufzte mit rollenden Augen. "Diese Isolda Greystone, die unser Schulbuch geschrieben hat, arbeitet im Ministerium. So ist es doch bereits klar, dass die meisten Dinge, die im Buch stehen, doch nur an den Haaren herbeigezogen wurden." "Dad erzählte mir, einige Druiden hätten Muggeldörfer nahe des Meeres überfluten lassen", erinnerte sich der Rotschopf, "und da bist ausgerechnet du auf deren Seite?" "Ich bin auf niemandes Seite; ich fnde es einfach nur ungerecht, das anders lebenden Menschen oder Kreaturen dumme Vorurteile angehängt werden. Außerdem zerstört die Industrie von uns Muggeln tatsächlich erheblich die Natur, worunter die Druiden natürlich sehr leiden mussten wie auch andere Wesen. Umweltverschmutzung und globale Erwärmung heißt das bei uns und darum streiten sich sehr viele. Meine Mutter und ich gehören schon seit Jahren einem Verein für den Umwelschutz in Londons Umgebung an -" "Und wahrscheinlich ist diese Sache genau solch ein Unsinn wie Belfer", gluckste Ron leise mit einem Grinsen an Harry und Mariah gerichtet, welche konzentriert an ihren Hausaufgaben saßen. Harry grinste zurück, doch Mariah sah Ron verständnislos an. "Ich stimme Hermione zu", erwiderte sie, "Figg hat die schlechten Gerüchte um Druiden vollkommen hochgeputscht." "Und Mariah muss es ja wissen, immerhin hat Lara Laison sie in die Geheimnisse der Druiden eingeweiht." Dies war von Jason gekommen, welcher sich zu den vieren an einem der kleinen Tische im Gryffindorgemeinschaftsraum geselllte. Harry und Ron tauschten sich bedenkliche Blicke aus, schwiegen dennoch. "Aber du wusstest nicht, dass Professor Figg keine Druidin ist?", fragte Hermione Mariah. Diese schüttelte den Kopf und meinte dazu, Laura hätte ihr davon noch nie etwas erzählt. "Wann wird sie wohl ihre erste Stunde bei ihr haben?", murmelte sie besorgt. "Sie wird das Thema mit ihr im Klassenraum sicher nicht gewählter durchnehmen ..." "Ist das Verhältnis zwischen ihnen so schlecht?", wollte Jason wissen. Mariah erzählte davon, wie Arabella Figg und Severus Snape sich lauthals um das Sorgerecht für Laura gestritten und sich diese schließlich für ihren Vater entschieden hatte. "Laura ist das Einzige, was ihnen noch von Lara Laison übrig geblieben ist", schlussfolgerte Hermione nach Mariahs Erzählung. "So ist es nachvollziehbar, dass ihre Großmutter das nicht gerade positiv aufnimmt. Dennoch kann sie einfach nicht über das herziehen, was Laura selbst zum Teil ist ... Hast du dich eigentlich inzwischen einigermaßen eingelebt, Jason?" Jason, wohl überrascht, da das Gespräch nun auf ihn fiel, sah zu ihr auf. "Ja, danke der Nachfrage. Es ist nur seltsam, nun täglich unter so vielen Menschen zu leben", antwortete er leicht lächelnd. "Kommst du überhaupt gut im Unterricht mit?" "Es geht; ich war am ersten Tag bei Professor McGonagall, die mit mir einen kleinen Test durchgeführt hat, wie weit ich bereits mit meinem Wissen bin. Offenbar hat es gereicht; sonst hätte ich wohl schon längst in den Schlafsaal unserer jüngeren Mitschüler umziehen müssen." "Und du schreibst dann auch mit uns die zu wiederholenden ZAGs?", fragte Ron, worauf ein Nicken folgte. "Wie können die uns das nur antun?! Fünftes und sechstes Schuljahr für die ZAGs! Die sind doch wahnsinnig -" "Wenn du Professor McGonagall in der heutigen Stunde richtig zugehört hättest, Ron, dann wüsstest du schon längst, dass das eine zweigeteilte Prüfung sein wird. Der erste Teil mit dem Wissen aus dem fünften Schuljahr im Dezember vor den Ferien und der zweite Teil mit einigen Themen des sechsten Jahres im Juni", wiederholte Hermione für ihn die Worte ihrer Verwandlungs- und Hauslehrerin. Mariah gab optimistisch hinzu: "Wir müssen daher nichtmal die Standartprüfungen für dieses Schuljahr schreiben." "Super", erwiderte Ron mit Ironie, "da freu ich mich ja." Hermione klappte nun laut ihr Buch zu; ein Zeichen für das Ende ihrer Geduld. "Ron, wir brauchen die ZAGs! Und da wir sie letztes Jahr nun einmal nicht schreiben konnten, gibt man uns eben diese neue Chance -" "Wie nett. Dabei tun die gerade so, als hätten wir damals nur gefaulenzt und wären nicht beinahe von Ihr-wisst-schon-wem umgebracht worden, der uns - hah - oh Merlin auch noch die ZAGs verdorben hat!" Harry und Mariah prusteten los, nachdem Ron diese Worte mit solch einer übertriebenen Dramatik ausgesprochen hatte. Hermione schüttelte nur den Kopf und schrieb an ihrem Aufsatz für Verwandlung weiter. Jason hingegen blieb ebenso ruhig und beobachtete seine drei Mitschüler, wie sie so ausgiebig lachten. "Gewöhn dich schon mal an dieses kindische Verhalten", murmelte Hermione ihm zu, als sie seinen Blick bemerkte. Jason grinste. "Ach, ich habe Mariah nur selten so lachen sehen", flüsterte er und fing sich so einen flüchtigen und eindringlichen Blick von Hermione ein. Das schallende Lachen blieb von ihren verwunderten Mitschülern nicht unbemerkt. Einige unter ihnen hatten einen Ausdruck auf dem Gesicht, als dürften ihrer Meinung nach Gryffindors nicht lachen, die wegen trotziger Aktionen zwanzig Punkte im Unterricht verloren hatten. Offenbar hatte sich die Geschichte bereits in der halben Schule ausgebreitet und allein die spottenden Slytherins und auch Ginny hatten Hermione zu ihrem ungewöhnlichen Verhalten gratuliert. In solchen Situationen wurde einem erst wirklich klar, wer ein wahrer Freund war und einen nicht wegen Punkteabzug ausschloss. *** Es geschah zu abendlicher Stunde, als es an Remus' Bürotür klopfte. "Herein", rief Sirius zur Überraschung des Besuchers, welcher sich beim Eintritt als Arabella Figg herausstellte. Sie sah sich genau im Raum um und schaute dann erst zu Sirius, welcher vor dem flammenden Kamin stand. "Wo ist Remus?", fragte Arabella, anstatt ihn zu begrüßen. "Im Ministerium", antwortete Sirius trocken. Arabella sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Schon wieder? So lange, wie das dauert, werden sie es ihm sicher nie gewähren -" "Wir müssen abwarten ..." "Wie auch immer, warum wolltest du mich sprechen?", wollte sie schon den ganzen Abend wissen, seit er ihr eine Nachricht hatte zukommen lassen. Sirius nickte leicht und wies auf einen kleinen Sessel vor den Kamin. Arabella schüttelte dennoch den Kopf, weswegen Sirius seufzte. "Wenigstens eine Tasse Tee?" "Meinetwegen." Sirius goss ihr etwas ein und übergab ihr die Tasse. Sie roch genüsslich daran, doch ihre misstrauischen Augen hingen noch immer an dem schweigenden Mann. "Da du noch immer nicht mit der Sprache rausrückst, kann ich mir schon denken, was du willst", sagte sie und genehmigte sich ihren ersten Schluck. "Es geht um deinen Unterricht -" "Siehst du, ich wusste es", erwiderte Arabella kühl und Sirius ergriff die Angst, sie würde nun den Raum verlassen. Doch sie blieb und ließ sich nun doch auf dem Sessel nieder. "Dumbledore war übrigens schneller als du. Gleich zehn Minuten nach dieser Doppelstunde hat er mich in sein Büro zitiert. In dieser Schule verbreiten sich solche Geschichten ja schneller als ein Laubfeuer." "Und du scheinst offenbar nicht zu bereuen, was du heute den Schülern erzählt hast", bemerkte Sirius vorsichtig. Arabella sah nachdenklich ins Feuer, während sie den Rest ihres Tees austrank. "Nein", sagte sie und besah für einen Augenblick ihre Handfläche, auf welcher ein schwarzes Symbol in Form eines Kreises um ein Kreuz abgebildet war. "Denn ich weiß, wie diese Mistgeburten wirklich sind ... und was sie mit Fremden anstellen ..." Ihre Hand ballte sich augenblicklich zur Faust, wobei ihre Fingernägel sich zitternd ins Fleisch drückten. Die alte Frau zuckte leicht zusammen, als Sirius' Hand tröstend über ihre Schulter strich. "Das weiß ich auch", versicherte er ihr. "Trotzdessen hat auch das Ministerium ihnen, wie auch anderen Völkern, großes Unrecht getan, nur weil sie nicht nach deren Pfeife tanzen wollten. Und dazu noch nährst du den Hass und das Misstrauen, was so viele Schüler für Laura ohnehin schon empfinden." "Ich will nur das Beste für sie, Sirius", räumte Arabella ein. "Auf diesem Wege?" "Einerseits ... sie ist nur zu einem Viertel Druidin, so kann sie von der Gesellschaft und von Ministerium akzeptiert werden. Lara hat ihr Märchengeschichten über diese Kultur erzählt, wie Walbur es schon bei ihr selbst getan hat. Ich werde ihr die Wahrheit zeigen ..." Sirius schwieg zuerst mit Bedenken, da er kein falsches Wort in den Mund nehmen wollte. "Ich kann immer noch nicht glauben ...", sprach Arabella schließlich leicht zitternd weiter, "dass sie sich für ihn entschlossen hat ... Ein dummer Fehler, wie Lara ihn bereits begangen hat ..." "Ich kann es auch nicht wirklich nachvollziehen, Bella, aber Laura ist inzwischen sechszehn und somit alt und reif genug für ihre Entscheidungen. Und da sie schon in weniger als einem Jahr volljährig ist, ist es doch eigentlich unnö -" "Darum geht es nicht!", unterbrach sie ihn harsch, weswegen er etwas erschrocken seine Hand von ihrer bebenden Schulter nahm. Auf dem Sessel wandte Arabella ihr Gesicht zu dem ehemaligen Gefangenen von Azkaban um. "Es geht darum, ihr eine vernünftige Zukunft zu sichern. Severus kann ihr das nicht bieten; er ist doch nur noch ein trauerndes Wrack. Er sieht in ihr nur Lara -" "Tust du das nicht auch?" Sirius schluckte leicht nach seinen Worten, denn damit hatte er sich zuviel zugetraut. Er hatte sich schon vielen Schrecken stellen müssen wie Dementoren, Todessern und hartnäckigen Ministeriumsangestellten. Und ein weiterer Schrecken für ihn waren die verletzten oder wütenden Augen dieser Frau, welche sich neben James Potter so gut um ihn gekümmert hatte, als er von zu Hause weggelaufen war. "Verzeih mir", stammelte er sofort. "Trotz all den Jahren in Azkaban hast du dein freches Mundwerk nicht verloren, Junge", presste sie zwischen ihren Lippen hervor. "Selbst Dumbledore hat damals nicht an deine Unschuld geglaubt, doch ich habe ständig nach beweisen gesucht, um -" "Ich sagte doch, es tut mir Leid", wiederholte sich Sirius im gequälten Ton. Er wich ihrem bohrenden Blick aus, den sie jedoch nach wenigen Sekunden wieder von ihm nahm. "Wie auch immer", wisperte sie. "Ich werde Laura zumindest nicht aufgeben ... Severus wird noch sein blaues Wunder erleben ..." Dieses durchaus komplizierte Gespräch endete abrupt mit einem weiteren Klopfen an der Tür. Arabella sah Sirius verwirrt an, als wolle sie von ihm hören, ob er noch jemanden hierher gebeten hatte. Doch dieser schüttelte nur den Kopf und bat denjenigen vor der Tür herein. Es waren Harry und Mariah, welche von Sirius mit einem Lächeln empfangen wurden. Derselbige Ausdruck auf ihren Gesichtern verschwand sofort, als sie Arabella Figg bei ihm entdeckten. Diese erhob sich augenblicklich und übergab Sirius die leere Tasse. "Danke für den Tee und das nette Gespräch, Sirius; wir sehen uns beim Abendessen", verabschiedete sie sich knapp und verschwand, ohne ihre beiden Schüler noch eines Blickes zu würdigen. Diese sahen ihr mit Unbehagen hinterher und wandten sich erst wieder Sirius zu, nachdem ihre Lehrerin den Raum und wohl auch den Korridor draußen hinter sich gelassen hatte. "Hey, ihr beiden", sagte Sirius erfreut und drückte beide kurz aber herzhaft. Sie erwiderten seine Umarmungen ebenso fest, denn beide, auch Mariah, hatten ihn sehr vermisst. Wo sie doch wochenlang mit ihm so jede Minute verbracht hatten, war ihnen in den letzten Tagen kaum eine Gelegenheit gekommen, um miteinander zu reden. "Wo ist Remus?", fragte nun auch Mariah zuerst und Sirius antwortete auf die gleiche Weise wie vor wenigen Minuten schon. Doch auch Mariah reagierte nicht anders als Arabella. "Schon wieder? Was macht er denn dort immer wieder?" Das wollte Harry auch gerne mal wissen, den es war doch nicht mehr normal, wie oft Remus in den letzten Wochen im Ministerium gewesen war und immer solche lapiden Antworten von sich gegeben hatte. Er fand es auch seltsam, dass Sirius Mariahs Blick auswich und die Tasse in seinen Händen auf ein Service auf dem Schreibtisch abstellte. "Es gibt wohl immer noch was wegen deinem Wohnaufenthalt bei Remus zu bereden", nuschelte er und trug das Teeservice ins anlegende Zimmer, in welchem Remus und er schliefen. Harry und Mariah sahen sich verwirrt an, doch dann folgten sie ihm. Noch nie waren sie in den Privatgemächern eines Lehrers gewesen, doch da es sich um die Räume ihrer beiden Freunde handelte, wurde ihnen diese große Bedeutung nicht bewusst. Das Zimmer war leicht verdunkelt und voll mit Bücherregalen und zwei Betten. "Sirius", begann Mariah, "allein in den Ferien war Remus zehnmal im Ministerium wegen dieser Sache und erst gestern und nun schon wieder? Was ist bitteschön so kompliziert, dass ich nun bei Remus und dir lebe?!" Das Teeservice klirrte und klapperte laut, als Sirius es auf einem kleinen Tisch abstellte. "Weil nicht er das Sorgerecht über dich verfügt, sondern Dumbledore", gab er preis. Mariah stockte im Gegensatz zu Harry, der dies seit dem Tag zuvor ja wusste. "Weil er der Patenonkel deiner Mutter war", erklärte er ihr daher. Mariah war verwundert über sein Wissen, nickte dennoch. "Aber Dumbledore hat euch beide doch selbst darum gebeten, dass ich bei euch leben darf." "Natürlich hat er das", bestätigte Sirius, "doch das Ministerium geht mit dem Thema sehr engstirnig um und wünscht ausdrücklich bei Familien, dass Minderjährige bei ihren Vormündern leben. Und da deine Vormundschaft eh schon wegen deiner ... Herkunft auf wackligen Beinen steht, ist das alles nicht so einfach ... Nun kommt aber, das Abendessen hat bereits begonnen." Mit diesen Worten scheuchte er seine beiden Schützlinge quasi aus den Räumen, so dass sie sich schließlich auf den Weg in die Große Halle machten. Währenddessen überschlugen sich Mariahs unheilvolle Gedanken. Wohin müsste sie gehen, wenn sie gar nicht mehr bei Remus leben dürfte? Würde sie dann wenigstens in Hogwarts über die Ferien bleiben dürfen? Oder würde man ihr ein ganz neues Heim zuweisen? Diese Vorstellung, all ihre Freunde, und vor allem Harry nicht mehr sehen zu können, bereitete ihr eine unvorstellbare Angst. Diese Angst flaute nicht wirklich ab, als sie in der Großen Halle schließlich wieder von all ihren Mitschülern umsäumt saß und dauernd angestarrt wurde. Schließlich lenkte Hermione sie von diesen stechenden Blicken ab. "Laura scheint offenbar einigermaßen gut drauf zu sein", bemerkte sie und nickte zum Slytherintisch. Mariah, Harry und Ron entdeckten Laura und Draco, welche wieder einmal weit weg von ihren Mitschülern saßen und sich lächelnd unterhielten. "Soweit ich gehört habe, hat die sechste Slytherinklasse erst morgen Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich hoffe doch sehr, dass Professor Figg sich dann zurückhält." "Das hoffe ich auch", stimmte Mariah Hermione leise zu. Denn Figgs Hetztiraden hatten in ihr selbst schon so eine unendliche Wut ausgelöst, da konnte sie sich nur zu gut vorstellen, wie Laura diesen Unterricht aufnehmen würde. Sie war stark und konnte sich gut über Argumente hinwegsetzen, doch war sie selbst zum Teil eine Druidin und dass sie somit eine Mistgeburt war, musste sie sich auch noch von ihrer eigenen Großmutter anhören... "Huch!", entfiel es auf einmal Ron. "Ganz schön spät für Post, was?" Alle sahen verwundert nach oben zur verzauberten Decke, an welcher transparente Wolken den abnehmenden Mond bedeckten. Dort flog eine Eule direkt auf den Gryffindortisch zu und landete schließlich vor Mariah. Vollkommen verdutzt sah sie das Tier an, welches ihr den Brief an ihrer Klaue entgegen hielt. Der Umschlag war scharlachrot und ohne Absender. "Das ist ein Heuler", erkannte Ron fassungslos. Viele Schüler waren inzwischen aufgestanden, um zu sehen, was diese Eule ihrer Empfängerin denn zu solch später Stunde noch überbringen wollte. Unsicher löste Mariah den Brief vom Eulenfuß; noch nie hatte sie solch einen bekommen. Und in der nächsten Sekunde riss der Umschlag von selbst auf und es ertönte eine schrille Stimme, die jeden Anwesenden in der Halle zusammen schrecken ließ. "VERSCHWINDE AUS HOGWARTS, DU SCHLAMPE!!!" Der überdemensional laute Ausruf erhallte immer wieder in den steinigen Mauern der Halle und brannte sich so wie ein böser Fluch in die Köpfe von allen ein. ***************************************************** Yeah, es ist endlich vollbracht *Arme zum Himmel (eher zur Decke) streck*! Es gibt viele Gründe, warum es mal wieder so lange dauerte *hust*. Einer davon dürfte mein neuer Freund sein, der mich in den bisherigen drei Monaten unserer Beziehung irgendwie von dieser schönen Sache ablenkte. Beschwerden bitte bei ihm einreichen *g*. Tja, nun ist die Katze aus dem Sack und Mariah erinnert sich wieder an Jason. Bitte denkt nicht, dass Jason nun zum Gespann der Gryffindors gehört, er bleibt immer distanziert. Er hat nie unter vielen Menschen gelebt und schätzt das auch nicht wirklich. Wie ihr vielleicht schon bemerkt hat, bezieht sich der Titel nicht nur auf Mariahs verlorene Erinnerung, sondern auch auf Arabellas Rückblicke, die sie mit Sirius in ihrem kleinen Gespräch teilte. Das mit den Druiden habe ich mir schön lange zusammen gereimt und nun konnte ich es endlich aufschreiben *freu*. Ich bin mir ehrlich gesagt noch etwas unsicher, wie ich die nächsten Kapitel gestalten soll, daher kann ich hier auch erstmal keinen Titel verraten. Ich muss meine ganzen Ideen erst einmal in Ruhe ordnen. Ihr wisst ja, was das heißt = Lange Lesewartezeit! Aufgrund einiger Kommentare zu den letzten Kapiteln möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich mich nur an die Ereignisse der ersten HP-Bände orientiere und da lange nicht bekannt war, warum Blaise Zabini im ersten Band weiblich war, ist er bei mir noch immer weiblich und lediglich eines von Pansys Schlägermädchen. In den Büchern hatte er eh keine tragende Rolle *lol*. Andere Übereinstimmungen mit den Büchern, wie, dass Ginny und Dean zusammen kamen, ist purer Planungszufall. Das Zeichen auf Arabellas Hand ist übrigens dasselbe wie auf den Händen von Lara und Severus *g*. Hier könnt ihr übrigens die bisherigen Ergebnisse für das Voting sehen: http://forum.harrypotter-xperts.de/thread.php?postid=763090#post763090 So, ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und eure Kommis folgen bald. Bis bald, eure Maru^^! Kapitel 14: 14. Hindernisse --------------------------- 14. Hindernisse Viele Schüler in der Geschichte von Hogwarts hatten schon einmal einen Heuler erhalten. Doch noch nie hatte einer wohl so viel Aufsehen erregt, wie jener, der Mariah vor genau fünf Tagen auf Übelste beschimpft hatte. Sie selbst hätte nie erwartet, dass die Blicke ihrer Mitschüler noch düsterer und noch fixierender sein konnten, wie sie seitdem nun an ihr hafteten. Demnach konnte es jeder gewesen sein, der den Heuler an sie geschickt hatte. Doch wer es tatsächlich gewesen war, hatten Harry, sie und die anderen bis jetzt noch nicht rausfinden können. Alle Hogwartsschüler, außer mal wieder die Slytherins, hielten sich zumindest mit Worten zurück. Demnach hatte Ron diese auch sofort verdächtig; Hermione wiederum war sich sicher, dass es jemand aus den anderen drei Häusern gewesen war. Die Slytherins konnten so fies wie eh und jeh sein, doch so etwas würden sie aufgrund der strengen Überwachung sicher nicht wagen. Harry vertrat ebenso diese Meinung und zu seinem Ärger hatten weder ihre Hauslehrerin noch der Schulleiter es für nötig empfunden, den Absender ausfindig zu machen. Als er Professor McGonagall am folgenden Morgen darauf angesprochen hatte, war ihr Gespräch auf die Tatsache eingegangen, dass es zu erwarten gewesen war, dass so etwas früher oder später passieren würde. In diesem Augenblick hatte Harry sich an Malfoys Worte erinnert, dass die Ablehnung im Ministerium erst der Anfang gewesen sei und er stimmte insgeheim und nur für sich dem Slytherin zu. Die zweite Schulwoche war nicht vergangen ohne weitere verstohlene Blicke auf den Gängen, in den Klassenzimmern, im eigenen Gemeinschaftsraum und in der Großen Halle. Harry war diesen nicht ausgewichen, hatte sogar versucht in den Augen seiner Mitschüler den Schuldigen zu finden, doch leider ohne Erfolg. Mariah selbst war am Montagabend eilig und mit dem Gesicht eines Gespenstes ins Bett gegangen und hatte in den nächsten zwei Tagen kaum ein Wort gesagt. Ohne, dass Harry, Hermione, Ron oder jemand anderes sie dazu ermutigt hatte, war ihre Stimme schließlich wieder in belanglosen Gesprächen erklungen und seitdem verlor sich auch der Gedanke an den Heuler und seinen Absender langsam. Es war mittlerweile Samstag und es herrschte ein wunderbares frühherbstliches Wetter. Es war angenehm warm und nur wenige Wolken zogen über die schottischen Ländereien vorbei. Viele nutzten diesen Tag, um sich nach draußen zu begeben; so auch Harry und Mariah, die an dem Stamm eines Baumes nahe am schwarzen See gelehnt saßen. "Was muss hinein, nachdem du die Gnomwarzen hinzugegeben hast?", fragte Harry sie mit einem Blick in das Zaubertrankbuch für Sechklässler. Mariah lehnte sich zurück gegen seine Brust und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. "Nieswurz - nein, es war Alraunenpulver, oder?" "Nein, das kommt erst nach den Flubberwürmern", erklärte Harry. Mariah seufzte enttäuscht, weshalb ihr Freund ihr liebevoll über den rechten Arm strich. "Hey, Snapes Test am Dienstag werden wir schon bestehen -" "Eine Unverschämtheit von ihm, uns sofort einen Test über Heiltränke und Krankheiten verursachende Tränke in der erst dritten Stunde schreiben zu lassen", beschwerte sich Mariah und verschränkte die Arme. Harry grinste bei dieser Geste. In den letzten Tagen, seitdem Mariah wieder zu sprechen begonnen hatte, hatte ihre freie Zeit zum größten Teil nur aus Lernen bestanden. Einerseits, weil ihnen die Lehrer nun wirklich eine Menge aufgaben, andererseits lenkte es von der bedrückenden Stimmung ab. Auf einmal drehte sich Mariah nach rechts um und stützte sich mit einem Arm über Harry ab, um zum Quidditchfeld sehen zu können. Aus dieser Ferne entdeckte sie eine Gestalt auf einem Besen, welche die drei vorderen Torringe freudig umflog. "Ron legt sich ja bereits richtig ins Zeug", sagte Mariah mit einem Lächeln. "Ich hoffe, er schafft es heute, ins Team zu kommen. Ebenso auch Ginny." "Ja, ich auch", erwiderte Harry knapp. Während sie so halb über ihm lehnte, blies ein leichter Wind durch ihr offenes Haar und trug einen wunderbaren Duft in Harrys Nase und er atmete tief ein. Mariah schrie leise vor Schreck auf, als er sie an den Schultern packte und zu sich heran zog. Er hielt sie in seinen Armen und sie lag mit einem verwunderten Blick auf seinem Schoß. "Hast du ein anderes Shampoo benutzt?", fragte er sie, wodurch sie ihn nun um noch eine Spur verwirrter ansah. "Äh ja, Zitrone", antwortete sie unsicher. Der schöne Glanz in Harrys smaragdgrünen Augen zog sie in einen seltsamen Bann. "Rose passt viel besser zu dir." Mit der einen Hand strich er ihr durch die Haare, die andere hielt sie sanft fest. Mariah schluckte. In den letzten Tagen, in denen sie zusammen fast nur gelernt hatten, waren sie so oft allein gewesen, doch nun wurde ihr erst klar, wie lange die letzte Berührung, der letzte Kuss und solch ein Austausch von lieblichen Blicken her war. Neben dem Lernen waren ihre Gedanken auch eher bei einer anderen Person verweilt... Doch nun lag sie hier in Harrys Armen, mit ihm ganz allein an einem wunderschönen, sonnigen Tag am See unter einem Baum, dessen Blätter sich langsam zu färben begannen. Mariah schloss zitternd ihre Augen, als Harry sie noch näher zu sich heranzog und küsste. Es war ein Gefühl, als wären Jahre vergangen, seit sich ihre Lippen das letzte Mal berührt hatten und daher ging Mariah mit all ihrer Sehnsucht darauf ein. "Ähem ..." Mariahs Magen zog sich zusammen und sie spürte, wie Harrys Lippen bebten, als sie sich voneinander lösten und er genervt aufseufzte. Beide sahen auf zu dem Störenfried, welcher sich als Hermione herausstellte. "Ähm ... verzeiht, dass ich euch störe, ich - die Quidditchspielerauswahl sollte aber allmählich mal beginnen; das Feld ist bereits voller Schüler -", stammelte sie verlegen. Mariah nickte zögernd und mit gerötetem Gesicht und sah wieder auf zu Harry, der immer noch sehr missmutig aussah "Okay", brummte er und so rafften sich die beiden auf und nahmen ihre Feuerblitze an sich, die die ganze Zeit neben ihnen im Gras gelegen hatten. Nebeneinander liefen sie einen schmalen Hügel herunter in Richtung des Verbotenen Waldes. "Denkt ihr, dass Ron diesmal eine Chance hat?", fragte Hermione hoffnungsvoll, als sie den Kiesweg zum Quidditchfeld erreichten. "Ich glaube schon", antwortete Mariah und klang sehr optimistisch. "Ein Treiber untersteht nicht solch einem hohen Druck wie ein Hüter, Jäger oder Sucher." "Es sind zumindest viele da, um in die Mannschaft zu kommen -" "Wie viele?", fragte Harry verwundert, da er nicht wirklich erwartet hatte, dass überhaupt jemand einem Team angehören wollte, dessen Kapitän er war. "Ungefähr zwanzig aus allen Klassen. Auch einige Erstklässler, die ich dann auch gleich wieder wegschicken werde." "Warum?" "Weil Erstklässler nicht in die Hausmannschaft dürfen, das weißt du doch." "Aber Harry war damals doch auch noch in der ersten Klasse, als er Sucher wurde", erinnerte sich Mariah. "Vielleicht finden wir ja auch diesmal wieder ein kleines Talent." "Das bezweifle ich doch sehr", murmelte Harry, als sie das Feld betraten. Wie Hermione schon erzählt hatte, waren etwa zwanzig Gryffindors anwesend und die Hälfte davon versuchte krampfhaft, überhaupt erst mit dem Besen in die Luft zu kommen. Anderen war dies bereits gelungen und sie warfen sich einen Quaffel zu, welchen sie wohl einfach schon ohne Erlaubnis aus der Kiste am Boden entwendet hatten. Harry holte seine Trainingspfeife hervor und mit einem lauten Pfiff erhielt er augenblicklich die volle Aufmerksamkeit seiner Mitschüler. Diejenigen, die über ihren Köpfen flogen, rutschten beinahe vor Schreck von ihren Besen und ließen dabei den Quaffel fallen. Er landete dabei direkt in Mariahs Hände und sie drückte ihn wie eine verkörperte schöne Erinnerung lächelnd an sich. So merkte sie auch nicht, dass die Blicke aller abwechselnd von ihr zu Harry wanderten. "Also", rief er und musterte alle Anwesenden flüchtig, wobei er dabei direkt in die brauen Augen von Jason sah, die trotz ihrer warmen Farbe eine gewisse Kälte ausstrahlten. "Ich freue mich, dass ihr euch alle dazu bereit erklären wollt, ein Mitglied der Gryffindormannschaft zu werden. Doch seid ihr euch sicher im Klaren, dass ich nur die Besten nehmen kann, die aber auch fähig dazu sind, zusammen zu arbeiten." Sein ermahnender Unterton war insbesondere an Ron und Ginny gerichtet. Neben ihr stand Dean, welcher offenbar gekommen war, um sie anzufeuern, da er im Gegensatz zu den anderen keinen Besen in der Hand hielt. Zu Harrys Überraschung aber war Seamus dabei und schaute seinen Schlafsaalgenossen noch immer wie schon seit Beginn des Schuljahres misstrauisch und doch zugleich kampflustig an. "Nun, zu allererst möchte ich Katie Bell bitten, uns zu beweisen, dass sie noch immer eine ausgezeichnete Jägerin wie in all den Jahren zuvor ist. Zeig, was du kannst Katie; Mariah, ab nach oben." Beide Mädchen nickten, bestiegen ihre Besen und begaben sich hoch nach oben in die Luft. Mariah warf Katie den Quaffel zu und nahm ihre Position vor den drei Torringen ein. Katie raste zuerst einige Zickzackrunden um das Feld, bevor sie die Tore in einer hohen Geschwindigkeit anvisierte und mit aller Kraft den Quaffel auf sie zuschleuderte. Mariah streckte eilig beide Arme aus und verfehlte den Quaffel nur knapp, welcher in das rechte Tor flog. Die Gryffindors applaudierten und Katie lächelte zufrieden. Sie fing den Quaffel auf, bevor dieser den fein gepflegten Rasen erreichte, setzte zu einem weiteren Schuss an und erzielte ein weiteres Tor. Auch den dritten Ball konnte Mariah nicht halten und Harry rief beide mit einem lauten Pfiff zurück nach unten. "Sehr gut, Katie", lobte er sie. "Damit hast du dir erneut einen Platz in der Mannschaft gesichert." Katies Gesicht zierte ein Siegeslächeln und sie bedankte sich bei ihrem Kapitän. Harry wandte sich wieder den anderen zu. "Okay - nun, ich selber weiß aus Erfahrung, dass Erstklässler durchaus in der Lage sind, Quidditch zu spielen, doch da dies erst genauer mit Professor McGonagall geklärt werden muss und es nicht allzu viele Verletzte geben soll, möchte ich jetzt nur welche aus der ersten Klasse sehen, die wirklich gut, wenn sogar einhändig fliegen können." Es überraschte ihn nicht wirklich, dass keiner vortrat, sondern eher die Blicke, die jeder nun wieder auf Mariah richtete. Ihr war das nicht entgangen und sie trat unsicher einen Schritt zu Harry heran. "Was ist los?", wollte dieser sofort wissen. Einige fühlten sich wohl ertappt durch seine Worte, da sie leicht zusammen gezuckt waren. Doch plötzlich trat einer unter ihnen, den Harry nur als einer aus der zweiten Klasse erkennen konnte, vor. "Warum wird auch sie nicht geprüft, ob sie noch im Team mitspielen kann?", fragte er und der schnarrende und abwertende Ton war kaum zu überhören. Viele wurden bleich, als sich Harrys aufsteigende Wut auf dessem Gesicht sichtbar machte, dennoch nicht der Junge, der wohl um fast einen Kopf kleiner war als der Sechszehnjährige und auf eine Antwort wartete. Harrys Stimme war eisig, als er sprach. "Es liegt in meinen Entscheidungen, wer oder wer nicht gut genug für das Team ist. Und Mariah ist gut genug, um weiterhin unsere Hüterin zu bleiben -" "Sie hat keinen einzigen Quaffel gefangen!", warf der Junge ein und aus dem Blickwinkel heraus sah Harry, wie ihm einige mit einem Nicken zustimmten. "Ich habe Katie geprüft und nicht Mariah und ich weiß, dass sie die Position beherrscht." Er durchbohrte jeden noch einmal mit einem warnenden Blick und fügte hinzu: "Und wenn es hier irgendjemanden nicht passen sollte, dass sie ein Mitglied des Teams bleibt, dann kann er hier sofort verschwinden." Empört sahen einige ihn an und es dauerte nicht wirklich lange, bis der Zweitklässler ein abfälliges Geräusch von sich gab und mit eiligen Schritt das Feld verließ. Viele folgten ihm wie einem märtyrerischem Anführer, dennoch nicht ohne lauthals zu tuscheln. "Wir hätten uns ja denken können, dass er seine Liebste bevorzugt -" "Ich hoffe ja fast schon, dass das, was er dann als unser Team bezeichnet, verliert -" "Ich geh mich bei McGonagall beschweren -" Zu denen, die gingen, gehörte auch Seamus, der Harry noch einmal einen leicht angewiderten Blick zuwarf, bevor er mit der kleinen Gruppe verschwand. Harry sah in die kleine Runde, die noch anwesend war und er musste schlucken. Wohl gerade mal sechs Leute waren noch anwesend. Er hoffte um alles auf der Welt, dass sie das Zeug hatten in die Mannschaft zu kommen, denn er würde bestimmt keinen von diesen Ignoranten zurückrufen und anbetteln. "Nun denn", er strich sich nervös durch das strubbelige, schwarze Haar, "wer möchte es als Treiber versuchen?" Ron, sowie ein braunhaariger Junge und ein drahtiges Mädchen hoben die Hände. "Verzeiht mir, aber nennt mir bitte noch einmal euren Namen und eure Klasse", bat Harry verlegen. Der Junge trat hervor und Harry erkannte, dass er im Besitz eines Nimbus 2000 war. "Robert Eggan, vierte Klasse", stellte er sich lächelnd vor. Das Mädchen hieß Peggy Vanstorm und besuchte wie Ginny den fünften Jahrgang. "Ich möchte immer zwei von euch abwechselnd sehen, wie ihr mit den Klatschern umgehen könnt. Ihr beide zuerst, Ron und Robert." Die Jungen verloren keine Zeit, schnappten sich die passenden Schläger für ihre angestrebte Position und als Harry die Klatscher losließ, schlugen sie diese in der Luft hin und her. Zwischen den beiden Gryffindors schien eine gewisse Harmonie zu herrschen und Ron wirkte tief beeindruckt darüber, dass der vierzehnjährige Robert solch eine Kraft besaß, um ihm die Klatscher so heftig um die Ohren zu pfeffern. Auch Harry war zufrieden mit Robert, was Ginny, welche nun ganz in seiner Nähe stand, bemerkte und zu ihm herantrat. "Ich sagte dir doch, Robert ist gut", flüsterte sie ihm zu. Harry wandte sich etwas überrascht zu ihr um und sah dabei direkt in ihre klaren Augen, deren Farbe zwischen hellem Grün und Gold lag. Er löste sich erst wieder von diesem Anblick, als er hörte, wie sein bester Freund vor ihm landete. "Puh, der Kleine hat echt was drauf", keuchte Ron und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Du hast offenbar die Richtigen vom Platz gescheucht." Harry erfreute diese Zustimmung und er fragte sich, ob es sich lohnen würde, auch Peggy noch einmal zu testen. Da er fair sein wollte, drehte er sich zu ihr um, doch diese war soeben dabei, mit einer eingeschüchterten Haltung vom Platz zu verschwinden. Harry sah wieder zu Ron, welcher nur ratlos die Schultern anhob. "Also?", fragte nun Robert, als auch er landete. "Bin ich dabei und mein Partner auch?" Harry wollte Katie und Mariah als Mitglieder der Mannschaft nicht von dieser Entscheidung ausschließen, doch sie bestätigten ihm sofort mit einem energischen Nicken, dass sie ihre neuen Treiber gefunden hatten. "Okay, willkommen im Team", verkündete Harry. Ron strahlte übers ganze Gesicht und schlug mit seinem neuen Spielpartner ein. "Toll gemacht, Ron!", entfuhr es der glücklichen Hermione, die Ron um den Hals fiel und ihm einen Kuss auf die Lippen drückte. Durch ihr dichtes Haar erkannte Harry Ron scharlachrotes Gesicht und als sich Hermione von ihm löste, sah sie, ebenfalls sehr rot, verlegen weg. Harry bemerkte außerdem, dass Mariah seinen Blick suchte und als er sich ihr zuwandte, entdeckte er auf ihrem zart gebräuntem Gesicht einen Ausdruck, welcher seine Gedanken wohl am besten beschrieben hätte. Trotz all dem, was in den letzten zwei Wochen geschehen war, so war es ihm keinesfalls entgangen, wie Ron und Hermione miteinander umgingen. Sie keiften sich an wie früher, gaben es dennoch schneller auf und waren recht distanziert zueinander. Bei jeder kleinen, selbst zufälligen Berührung erröteten sie zutiefst. Rons Worten nach, die er mit Harry vor der Verhandlung ausgetauscht hatte, waren sie beide ein Paar. Ein Paar wie Mariah und er. Doch keiner von ihnen benahm sich, als würden sie auch nur eine ähnliche Beziehung miteinander teilen. Denn diese Umarmung und der Kuss, waren das einzig Intime gewesen, welches Harry seit diesem Gespräch beobachtet hatte. Und Rons Überraschung nach, war es wohl auch das einzige gewesen. Auch schien niemand anderem aufgefallen zu sein, dass sie angeblich zusammen waren, obwohl einige, so auch Dean, schon recht verwundert nachgefragt hatten. Harry wurde aus seinen besten Freunden einfach nicht schlau. "Dann sind jetzt wohl die Jäger dran, was?", wurde er durch Ginnys Stimme erneut aus seinen Gedanken gerissen. Direkt neben ihr hatten sich die betreffenden Anwärter aufgestellt. Dazu gehörten Jason, ein hochgewachsener Siebtklässler, ein breitschultriger Fünftklässler und eine Drittklässlerin, die Harry schon die ganze Zeit über schmachtend ansah. Harry wandte sich dennoch erst wieder Mariah zu. "Du prüfst sie da oben, so wie bei Katie", beschloss er. Mariah wirkte unsicher. "Und wenn ich den Quaffel schon wieder nicht halte?", flüsterte sie so leise wie möglich. "Der Junge vorhin hatte Recht; ich bin wirklich schlechter geword -" "Unsinn", unterbrach Harry sie. "Ich weiß, dass du es kannst." Mariah ergab sich seinem aufmunternden Blick und flog mit ihrem Feuerblitz nach oben. "Und ich möchte, dass ihr alle da oben seid. Ihr werdet in verschiedenen Aufteilungen drei gegen drei spielen. Das heißt, ihr versucht, der gegnerischen Gruppe den Quaffel zu entreißen und Punkte zu erzielen. Wenn ich pfeife, wird gewechselt. Katie, du machst mit, damit wir sehen, mit wem du am besten spielen kannst. Alles verstanden? Dann los!" Harry selbst schwang sich auf seinen geliebten Besen, um das Chaos welches sich nun anbot, genauer zu betrachten. Zuerst steckte er Ginny, ihren Klassenkameraden und den Siebtklässler in eine Gruppe und dies war genauso eine ungesunde Kombination, wie ihre Gegner. Allein bestand darin der Unterschied, dass Jason gut mit Katie agieren konnte, wobei die Drittklässlerin im Tempo sowie im Passen nicht einmal ansatzweise mithalten konnte. Gegen Ginny hatten es Jason und Katie nicht leicht, denn ihr gelang es oft mit Geschick, ihnen den Quaffel zu entwenden und ein paar Tore zu schießen. Ihre zwei Mitspieler ließen den Ball sehr oft fallen oder verwechselten, wer gegen wen spielte. So entschloss sich Harry schnell zu einem Teamwechsel, so dass nun Jason, Katie und Ginny zusammen spielten. Ihre Pässe waren wunderbar und ihre Tore ebenso. Mariah legte sich sehr ins Zeug und fing auch oft den Quaffel, hatte es aber dennoch sehr schwer mit den dreien. Harry bemerkte sofort, dass Jason, trotz einiger Manöverprobleme auf seinem Besen ein perfektes Timing besaß, sowohl im Angriff als auch im Passen. Als Kapitän erfreute es ihn, doch in seinem Inneren wuchs ein tiefer Groll heran. So versuchte er, bei den anderen drei Gryffindors auch nur etwas auszumachen, was sie besser beherrschten als der mysteriöse neue Schüler, doch das konnte er nicht. Er wechselte das Team nicht noch einmal und pfiff nach ungefähr zehn Minuten ab. Alle waren sehr verschwitzt und sahen Harry erwartungsvoll an. Er wiederum überlegte sich, ob es ihm doch irgendwie gelingen konnte, Jason nicht in die Mannschaft aufzunehmen. Immerhin war er ja der Kapitän. "Nun, ihr habt euch alle gut geschlagen, doch kann ich neben Katie nur zwei von euch auswählen. Und ich begrüße zuerst Ginny in unserer Mannschaft." "Ja!", stieß sie triumphal aus und ihre Faust schoss hoch zum Himmel. Sie zwinkerte Dean zu, der sie stolz betrachtete und Ron erhielt von ihr eine spöttische Geste. Nun warteten alle gespannt darauf, wen Harry zum dritten Jäger ernennen würde und Harry bemerkte mit Ärger, dass alle, sogar die restlichen drei Gryffindors mit einem wissenden Blick zu Jason schauten, der wie immer sehr ruhig dastand und Harrys Entscheidung abwartete. Diese ließ jedoch erstaunlich lange auf sich warten, so dass Katie das Wort ergriff. "Harry, nun spann uns doch nicht unnötig auf die Folter", sagte sie und klopfte Jason leicht auf die Schulter. "Ernenne ihn schon zum dritten Jäger, denn er war wirklich gut." "Das finde ich auch", stimmte Ginny zu. "Ich weiß nicht", meinte Harry und tat dabei so, als würde er eindringlich überlegen. "Ich finde, Vincent kann besser und schneller fliegen und Jane kann korrekter passen ..." Seine Worte wurden allein mit ungläubigen Blicken erwidert. Vincent, der Siebtklässler schien erstaunt über seine angeblichen Fähigkeiten, genauso wie Jane, die Harry erfreut anlächelte. "Das ist doch nicht dein Ernst, oder?", mischte sich nun Robert ein. "Die drei haben gar nichts drauf (Vincent, Jane und der Fünfklässler warfen ihm beleidigte Blicke zu) und Jason agiert perfekt mit Ginny und Katie." Katie und Ginny nickten. Ron dennoch, der Harrys Gedanken sehr wohl erfasst hatte, hielt sich zurück. Jason sah Harry nach wie vor mit mäßigem Interesse an, als würde das ganze Gespräch nicht von ihm handeln. Harrys Herz fühlte sich sogleich an, wie von einer kalten Hand umklammert, als Mariah zu ihm herantrat und ihn bittend ansah. "Nun komm schon, Harry ... Jason hat wirklich was drauf und das Fliegen kann er doch noch üben. Bitte gib ihm diese Chance", sagte sie und setzte auch noch diesen Blick auf, durch welchem Harry ihr noch nie etwas abschlagen konnte. Er sah erneut zu Jason und in diesem entspannten Gesicht konnte er ganz deutlich die zarten Züge eines Lächelns voller Triumph entdecken. Der Groll in ihm brannte förmlich. "Na gut", gab er schließlich nach. "Willkommen in der Gryffindormannschaft, Jason." Jason lächelte und diese Freude in seinen Augen löste bei Harry das Verlangen aus, sich zu übergeben. "Ich danke dir, Harry", erwiderte der neue Jäger. Die restlichen neuen Mitglieder jubelten und beschlossen, das erste Training bereits am Mittwoch durchzuführen. Selbst, als Harry eine halbe Stunde später mit seinem neuen Team im Gemeinschaftsraum saß und mit ihnen mit einer großen Runde Butterbier anstoß, nagte an ihm das Gefühl, einen dummen Fehler begangen zu haben. *** Severus Snape, wie immer die meiste Zeit in Gedanken versunken, war überrascht, als am Samstagabend seine Tochter bei ihm im Büro auftauchte. Sie sah wie er angeschlagen und müde aus und als Severus seinen Blick kurz auf die Uhr richtete, begriff er, warum sie hier war. "Was möchtest du?", fragte er dennoch behutsam. Laura blieb im abgerundeten Türrahmen stehen, als befürchtete sie, er würde sie wieder wegschicken. Auch sie sah flüchtig zur Uhr, was Antwort genug war. Severus nickte verstehend, wodurch Laura nun endgültig den Raum betrat und mit einem Zauber schloss sich die Tür hinter ihr. Der Zaubertranklehrer erhob sich von seinem Stuhl und ließ seine Tochter darauf Platz nehmen. Aus einer seiner vielen Schubladen seines Schreibtisches holte er dieselbe Bürste von daheim hervor und begang damit zärtlich durch Lauras rabenschwarzes Haar zu bürsten. Sie schloss seufzend ihre Augen und lehnte sich entspannt zurück. "Ich dachte, du würdest dies nicht mehr tun wollen", sprach Severus seine Gedanken aus. Denn seit ihrem letzten gemeinsamen Abend in den Ferien waren nun zwei Wochen vergangen und seit Lauras Ankunft in Hogwarts hatten sie nicht mehr dieses eigene Ritual um neun Uhr abends vollzogen. Laura öffnete wieder ihre Augen und betrachtete nun das Foto ihrer Eltern als Jugendliche auf dem Schreibtisch. "Sonst wäre ich doch nicht hier, oder?", erwiderte sie. "Ich weiß nicht ... es kommt mir vor, als hättest du etwas auf dem Herzen." Laura zwang sich dazu, ihren Blick wieder von dem jungen lächelnden Gesicht ihrer verstorbenen Mutter zu nehmen. "Es war eine anstrengende Woche. Ich fand einfach nicht die Zeit, um zu dir zu kommen." "Ich verstehe ... Wie läuft es mit den Slytherins?" "Es gibt noch keine Toten", antwortete Laura trocken. "Das ist doch schon mal ein guter Einstieg." Severus lächelte zaghaft, was sie nicht bemerkte. "Also wirkt dieser Schutzzauber, ja?" Lauras Finger strichen über das Vertrauensschülerabzeichen. "Ja, Pansy hat gestern nicht schlecht geguckt, als der Furunkelzauber auf sie zurückprallte." "Sie hat dich angegriffen? Warum hast du mir oder Dumbledore das nicht mitgeteilt?" "Was bringt das? Sie lernt eh nicht daraus." "Wenn sie nach Azkaban kommt, bringt das ganz sicher was." "Sie ist nicht gefährlich und kann nicht einmal gut zaubern. Ich werde schon mit ihr fertig." "Das bezweifle ich auch nicht", sagte Severus. Laura hob gleichgültig die schmalen Schultern und versuchte, sich auf das wunderbare prickelnde Gefühl der Bürste durch ihre Haare zu konzentrieren. Doch schon die ganze Zeit über nagte etwas an ihr und schließlich konnte sie es nicht mehr für sich behalten. "Arabella hasst mich." Severus hielt inne und legte dabei die Bürste auf den Tisch. Seine Hände legte er auf ihre Schultern. "Wie kommst du denn darauf?" Laura drehte sich augenblicklich zu ihm um. "Wie ich darauf komme?!", fauchte sie. "Erzähl mir bitte nicht, dass du noch nicht davon gehört hast!" Sie sank leicht in sich zusammen, als sie wieder ihren gereizten Blick von ihm nahm und fortfuhr: "Sie redet nicht mehr mit mir, hat auf keinen meiner Briefe geantwortet, tut so, als wäre ich nicht da ..." Sie schluchzte leise, hielt aber ihre Tränen zurück. "Und ihr ... Unterricht ... weißt du, was sie da erzählt hat?" "Ja, das weiß ich." "Sie sagte, dass Druiden Missgeburten sind, die es lieben, zu morden und zu foltern", wisperte sie, als hätte sie die Worte ihres Vaters nicht gehört. "Sie sagte, es ist gut, dass das Ministerium sie fast vollkommen ausgerottet hat ... und das, wo ich doch im selben Raum war ..." Severus streichelte ihr liebevoll über den Kopf. Er selbst hatte sowohl von seinen Kollegen als auch von Dumbledore schon vor Lauras erster Stunde bei Arabella davon erfahren, wie diese alte Hexe das Thema Druiden behandelte. Und trotz aller Abscheu ihr gegenüber, verstand er, weshalb sie so voller Hass über das alte magische Volk sprach. Lara hatte ihm zu ihren Lebzeiten erzählt, wie Arabella in den Kontakt mit diesen eingetreten war... "Sie hat aber nicht dich oder deine Mutter damit gemeint", versuchte er, das aufgelöste Mädchen zu besänftigen. Er war sich unsicher, inwiefern er ihr von Arabellas Vergangenheit erzählen dürfte, ohne ihr zugleich einen schlechten Eindruck von ihrem Großvater zu geben. "Warum redet sie dann so abfällig über das Volk, von dem wir abstammen?", wollte sie wissen und griff nun nach dem Foto, was ihr Vater mit einem bitteren Blick beobachtete. "Sie wird es dir sicher bald sagen, Laura." "Aber sie redet doch nicht mit mir -" "Sie wird es sicher bald tun. Sie kann es wohl einfach nicht verkraften, dass du dich gegen sie entschieden hast." "Ich habe mich nicht gegen sie entschieden, nur weil ich bei dir wohnen wollte", versicherte Laura ihm und strich geistesabwesend mit ihren langen Fingern über das Glas. "Du hattest deine Gründe, bei mir leben zu wollen und auch sie hat ihre Gründe für ihr Verhalten", erklärte Severus ihr und griff wieder nach der Bürste. "Und ich selbst war überglücklich, dass du bei mir bleiben wolltest." Laura lächelte. Dieses kleine, aber vom Herzen ausgesprochene Geständnis trocknete ihre nicht vergossenen Tränen und sie stellte das Foto wieder auf seinen Platz. "Ich fühle mich auch sehr wohl bei dir." Ihre rechte Hand suchte nach seiner, welche die Bürste führte und strich sanft darüber. Severus wechselte die Bürste in die andere Hand und umfasste Lauras Handgelenk. "Ist es immer noch nicht besser?", fragte Severus mit einem besorgten Blick auf ihren Unterarm, um welchen frische Verbände fest gezogen worden waren. Sofort entzog Laura sich seinem Griff und umfasste ihren schon so oft verarzteten Arm. "Ich habe dir doch gesagt, wenn mein Trank nicht hilft, geh in den Krankenflügel -" "Madame Pomfrey bezieht ihre Heiltränke von dir", erinnerte Laura ihn. Severus legte die Bürste wieder in die Schublade. "Wenn es sich weiterhin nicht bessert, müssen wir eben ins St.-Mungo. Es ist nicht normal, dass die Wunde trotz all der Heiltränke nicht verschwindet." "Ach was", schnappte Laura unwirsch und erhob sich. "Seit ich den letzten Trank nehme, tut es immerhin nicht mehr weh und es ist auch schon ein wenig zurückgegangen." "Wirklich?", fragte Severus misstrauisch nach und Laura nickte. "Gut, dann nimm ihn weiterhin ein und teile es mir bitte mit, wenn es nicht besser wird." Laura nickte erneut, ging auf ihn zu und umarmte ihn. "Danke", sagte sie leise. Severus drückte sie an sich und küsste dabei ihre Schläfe. Er wusste, dass ihr Dank nicht nur für seinen Heiltrank, sondern vor allem für sein Zuhören und seine tröstenden Worte gewesen war. "Wie geht es eigentlich Draco?", fragte er. Laura löste sich von ihm und er erkannte Trübsinn in ihren dunklen Augen. "Er ist sehr angespannt", verriet sie. "Wartet jeden Morgen voller Aufregung auf den 'Tagespropheten' ..." "Er wartet auf die Urteilsverkündungen", verstand ihr Vater. "Der Rat wird sicher bald seine Entscheidungen treffen." "Apropos Rat ... Mum und du solltet wirklich noch ein Kind für Voldemort bekommen?" Nach dieser Frage blickte Laura erwartungsvoll zu ihm auf. Sie sah ihm seine Überraschung an, dass sie sich an diese Sache noch erinnerte und ihn nun damit konfrontierte. Doch diesen Ausdruck legte er sofort wieder ab. "Ja", sagte er leise. "Doch ich suchte schnell Rat bei Dumbledore, so dass es erst gar nicht dazu kam." "Hättet ihr, wenn sie damals mitgekommen wäre, noch eins haben wollen?" "Ich weiß es nicht. Vermutlich." Laura ließ ihn los. "Es wäre schön gewesen", gestand sie und schaute verträumt drein. Bevor damals vor vielen Jahren Mariah zu ihnen gekommen war, hatte sie sich Geschwister gewünscht. Mariah war seit ihrem ersten Treffen auch wie eine Schwester für sie, doch hatte sie ihre Wünsche betreffend einer großen und glücklichen Familie nicht verworfen. "Nun gut, ich gehe ins Bett. Gute -" Laura stockte und schaute etwas entsetzt über die Schulter ihres Vaters. "Was ist?", fragte er verwundert, ohne sich umzudrehen. "Nichts ...", hauchte Laura langsam. "Gute Nacht." "Gute Nacht. Ich würde mich freuen, dich morgen Abend wieder hier zu haben." Laura nickte knapp und verließ das Büro. Draußen vor der Tür überlegte sie noch einmal kurz, schüttelte dann aber ihren Kopf. Sie hatte es sich sicher nur eingebildet. Im Büro ihres Vaters trieben sich keine rauchförmigen Wesen herum. Und schon gar nicht welche, die wie eine schöne Frau aussahen... *** Draco durchblätterte den aktuellen 'Tagespropheten' und las sich dabei jeden einzelnen Artikel durch, um darin wenigstens irgendeine Andeutung für die Besprechungen des Rates zu finden. Seit der Verhandlung waren nun schon zwei Wochen vergangen und er verstand einfach nicht, was diese vier Personen so lange brauchten, um die Urteile über all diese Verbrecher zu fällen. Wo doch ihre abwertende Haltung ihnen gegenüber so offensichtlich gewesen war. Da es bereits so lange dauerte, befiel ihn immer mehr die Angst, ob der Rat nicht inzwischen seine Meinung geändert hatte und mittlerweile überlegte, einige Todesser oder ehemalige Mitschüler freizulassen. Doch bei der Erinnerung an Redstone, welcher dies sicher nie zulassen würde, war Draco klar, dass es gar nicht so weit kommen könnte. "Na, steht schon wieder nichts drin?" Draco war sich sicher gewesen, allein zu sein, doch diese leider bekannte Stimme und die Schritte, die ganz nahe ertönten, verrieten ihm das Gegenteil. Er ließ die Zeitung auf seinem Schoß nieder und sah nun in Pansys Gesicht. "Oh, Madam Pomfrey hat es also geschafft, die Furunkel zu entfernen", bemerkte er amüsiert und widmete sich wieder dem 'Tagespropheten'. Er spürte Pansys eindringlichen Blick an sich haften und hoffte, er hätte sie mit seiner Bemerkung vergrault. Doch stattdessen setzte sie sich neben ihm auf das schwarze Ledersofa. Das Polster knirschte leicht unter ihrem Gewicht. Draco las immer noch in der Zeitung weiter oder tat zumindest so. Es war ihm nie sonderlich schwer gefallen, dieses Mädchen zu ignorieren. "Draco", wisperte sie und er spürte, wie sie näher an ihn heranrückte. Es machte ihn nervös. Er konnte nicht von ihr wegrücken, da er direkt neben einer der breiten Armlehnen saß und er wusste, abweisende Worte würden sie diesmal auch nicht verjagen. "Draco", hauchte sie erneut seinen Namen, doch Draco reagierte noch immer nicht. "Dir ist doch sicher klar, dass deine Angst unbegründet sein könnte." Dracos Methoden, sie zu ignorieren, verloren nun alle Bedeutung nach diesen Worten und er ließ den Propheten sinken. "Wie bitte?", fragte er. Er bereute es fast schon, nachgefragt zu haben, denn nun lächelte Pansy leicht und rutschte noch näher zu ihm heran. "Du befürchtest, dass sie deinen Vater freilassen und er sich dann an dir rächen wird, nicht wahr?", erriet sie und traf dabei genau ins Schwarze. Draco bleib dennoch ruhig und ließ sich das nicht anmerken. "Nun hast du ihn tatsächlich zu fürchten, wo du doch gegen ihn ausgesagt und dich generell gegen den Dunklen Lord, gegen uns alle entschieden hast ..." "Voldemort ist tot", erwiderte Draco und er genoss es, dass sie bei dem Namen noch immer zusammen zuckte. "Nach ihm kann keiner mehr Todesser aus Azkaban zur Flucht verhelfen." "Das stimmt nicht so ganz, erinnere dich an Sirius Black -" "Worauf willst du hinaus, Pansy?", fragte Draco, der allmählich die Geduld verlor. Das Slytherinmädchen lächelte erneut und strich sich die zarten Locken ihres nun kürzer geschnittenen Haares hinter das Ohr. "Sollte es Lucius oder sonst jemandem gelingen, dann wirst du hier niemals sicher sein; egal, unter welchen Schutz Dumbledore dich und deine kleine Freundin stellt ..." Das Papier in Dracos Händen knisterte laut, als er sie zu Fäusten ballte. Dennoch tat er nichts, als Pansy sich ihm erneut näherte und es sogar wagte, sich seitlich auf seinen rechten Oberschenkel zu setzen. "Auch wenn du es nicht glauben magst, wir Slytherins bewundern dich in Wahrheit insgeheim dafür, dass du so viel Mut gegen deine Familie und unseren Herrn aufgebraucht hast", sagte sie leise. "Mein Vater gehörte für mich nie zur Familie", stellte Draco trocken klar. Pansy nickte mit einem verständnisvollen Blick. Nun stützte sie sich mit der einen Hand an seiner Schulter ab. "Die Sache ist die ... dein Vater könnte von einer Rache absehen, wenn du deinen wahren Platz wieder findest, und dich mit uns allen, deinen wahren Gefährten gegen die Regeln des Ministeriums erhebst; gegen diese dumme Überwachung und die drohenden Strafen ... Vielleicht vergibt er dir sogar, wenn du wieder so wirst wie früher ..." Ihre andere Hand strich nun über sein linkes Knie und dann die Innenseite seines Schenkels mit leichtem Druck entlang. "Und es wäre ein guter Anfang, wenn du zu mir zurückkommen würdest", säuselte sie und näherte sich langsam seinen Lippen. "Erinnerst du dich nicht mehr an unsere gemeinsame Nacht, nachdem du mit mir zum Weihnachtsball gegangen bist? An unsere schönen gemeinsamen Stunden? Wäre es für dich so ein großes Opfer, das zu wiederholen?" Sie glaubte, ihn in ihren Bann gezogen zu haben, als nur noch wenige Zentimeter ihre Lippen trennten, doch seine Hand, die sich auf einmal um ihren schmalen Hals schloss und die andere, welche ihre Schulter packte und sie vom Sofa zu Boden stieß, belehrte sie eines Besseren. Sie lag nun mit vor Schreck geweiteten Augen auf dem grünen Teppich; er mit seinen groben Händen direkt über ihr gebeugt. Sein Blick war eiskalt sein und sein Griff um ihren Hals sehr kräftig. "Wenn ich mich auch nur daran erinnere, könnte ich kotzen", knurrte er zornig. "Genauso bei deinem Vorschlag, mich meinem Vater wieder zu beugen ... Ich sterbe lieber, als das zu tun!" Pansy röchelte und die Panik ergriff sie, als er ihr die Luft abdrückte. "Und wage es nie wieder, mich auch nur einmal anzufassen, du Miststück!" Er ließ von ihr ab und erhob sich mit einem auf sie gerichteten verachtenden Blick. Keuchend hielt Pansy sich die Kehle und setzte sich langsam auf. "Dafür hätte ich eh gesorgt", ertönte plötzlich eine dunkle Stimme. Draco wirbelte herum zum Eingang, wo Laura stand und diese Szene mit kalten Augen betrachtete. Sofort suchte Pansy taumelnd das Weite, indem sie nach oben in den Mädchenschlafsaal flüchtete. Laura ging nun auf Draco zu, welcher sich zu dem 'Tagespropheten' hinunter beugte, der bei seiner plötzlichen Notwehr vom Schoß gefallen war. "Schade, dass der Schutzzauber dieses Weib nicht von so was abhalten kann", sagte er. "Ja, sehr schade", murmelte sie, wodurch Draco sie verwundert ansah. Ihre Augen waren noch immer sehr dunkel, was nicht an dem dämmrigen Licht hier weit unten im Kerker lag. "Was hast du?", fragte er sie. Laura näherte sich ihm mit einem weiteren Schritt und er spürte, die Magie, welche heiß und vibrierend von ihrem Körper ausging. Das war kein gutes Zeichen. "Wann hast du eigentlich vorgehabt, mir das zu sagen?" Draco war verwirrt. "Was zu sagen?" "Dass du mit der im Bett warst." Es folgte ein angespanntes Schweigen, während Draco merklich schluckte. Da er nicht antwortete, sprach Laura weiter. "Pansy kann sich vielleicht einbilden, dass ihr rosa Rüschenkleider stehen; wohl aber kaum, dass du es mit ihr getrieben hast. Du hast es ja noch nicht einmal abgestritten ..." Nun wusste Draco, wie lange Laura inzwischen schon anwesend war und was sie alles mitgehört hatte. Es war an der Zeit, zu sprechen, bevor sie ihn noch, wie vor einem Jahr, an die Wand schleudern würde. "Das war nichts Besonderes, eine einmalige Sache", erklärte er ihr. "Es war in unserem vierten Jahr, am Weihnachtsball." Laura erinnerte sich sofort daran, wie er ihr vor fast einem Jahr davon erzählt hatte, dass er sie einmal zum Weihnachtsball begleitet hatte. "Hmm, und nachdem sie dich so lange genervt hat, damit du mit ihr dahin gehst, hat sie dich wohl auch so lange genervt, bis du -" "Was willst du mir eigentlich vorwerfen, Laura? Das war, bevor wir uns kennen lernten!", fuhr Draco sie nun an, da er nicht wusste, warum sie so einen Aufstand machte. "Ich werfe dir vor, dass du mich angelogen hast!", schrie sie nun zurück und Draco spürte einen zarten Sog, als würde ein starker Wind ihn von ihr wegblasen wollen. Sie war wirklich sehr wütend. "Wann und wie habe ich dich bitte belogen?" "Damals in deinem Brief an mich, als du das Dunkle Mal erhalten solltest! Du hast geschrieben, unser Erstes Mal wäre auch dein Erstes Mal gewesen!" Draco stöhnte genervt. Er genoss es nicht gerade, sich hier lauthals mit seiner temperamentvollen Freundin mitten im Gemeinschaftsraum der Slytherins über ihr Sexleben und seine angeblichen Lügen zu streiten. "Das war es auch und zwar, wobei ich zum ersten Mal auch wirklich etwas gefühlt habe -" "Ach, komm mir doch nicht mit dem Mist!", unterbrach Laura ihn und setzte sich aufs Sofa. Draco blieb vor ihr stehen und sein Gesicht wurde zartrosa vor aufkommender Wut. "Das ist kein Mist, Laura, sondern mein Ernst! Hätte ich dir denn etwa erzählen müssen, was für Mädchen ich alle vor dir hatte?!" "Selbstverständlich." "Das ist Schwachsinn! Hast du mir denn erzählt, wen du alles vor mir hattest?!" "Denk mal scharf nach; ich hatte vor dir keine anderen, weil mir das gar nicht möglich war!" In diesem Moment verletzte Laura eher die Tatsache, das er dies vergessen hatte, als der Ausgangspunkt ihrer Diskussion. Auch war Draco sehr verlegen wegen seiner Worte. "Und außerdem", fügte sie hinzu, "würde ich dir davon erzählen, wenn es doch so gewesen wäre -" "Ja sicher", spottete Draco. "Solche Sachen würdest du mir erzählen, wo du mir doch nicht mal sagen willst, warum du nie wolltest, dass Mariah sich wieder an Jason erinnert! Es liegt doch nicht nur an -" Nun errötete auch sie leicht und Draco hatte das Gefühl, dass dies zumindest anfänglich nicht aus Zorn geschah. "Halt die beiden daraus; es geht hier nur um dich und mich ...", wich sie ihm etwas kleinlaut aus. "Siehst du, du verheimlichst mir selbst etwas, obwohl du mich hier ankreidest!" "Es geht hier nur um Dinge, die unsere Beziehung angehen -" "Nein, sondern um Vertrauen, was uns beiden wohl fehlt ...", erkannte er mit leiser Stimme. Laura sah ihn mittlerweile nicht mehr an, sondern betrachtete den Fußboden. "Das ist nicht wahr", murmelte sie leise vor sich hin. Draco seufzte ergeben und setzte sich neben sie. So nah bei ihr, bemerkte er, dass die Hitze um ihren Körper herum verschwunden war. Somit wagte er es, einen Arm um sie zu legen und sie lehnte es nicht ab. "Hör zu", begann er nach einer halben Minute zu sprechen, "ich weiß, dass es dir, vor allem wegen der Sache eben, nicht gefällt, dass ich was mit Pansy hatte. Ich bereue es auch schon seit eben diesem Tag, aber ich war vierzehn und dumm und wollte es einfach nur erleben ... Du hättest bei unserer ersten Begegnung wohl sicher auch kaum etwas anderes von mir erwartet, oder?" Laura stimmte ihm nicht zu, sondern sagte: "Und sie will dir was vom schlechten Geschmack erzählen ..." Draco grinste, denn er konnte sich auch nicht erklären, warum er ausgerechnet mit Pansy sein Erstes Mal erlebt hatte, wo es zu damaliger Zeit doch so viel hübschere Mädchen gegeben hatte. "Jedenfalls ... sah ich es einfach nicht als nötig an, sie zu erwähnen ... Immerhin blieb es eben nur bei einer Nacht und mir kommt bei der Erinnerung darin schon alles hoch. Mit dir aber war es etwas Besonderes." Er umfasste sanft ihr Kinn, so dass sie ihm nun in die graublauen Augen sah. "Ich habe Liebe empfunden und wünschte mir, am nächsten Morgen glücklich neben dir aufzuwachen. Doch dann kam ja die Maleinbrennung ... Ich hatte Angst, nie wieder zu dir zurückkommen zu können." Er wollte weiterreden, doch Laura legte ihren Finger auf seine Lippen und brachte ihn so zum Schweigen. "Und ich hatte Angst, dich nie wiederzusehen", gestand sie. Draco schaute sie perplex an, da er nicht erwartet hatte, sie würde sich so schnell wieder beruhigen. Doch dann lächelte er leicht und umarmte sie liebevoll. "Ich ... habe wohl überreagiert", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Entschuldige ..." "Ist schon gut." Eine Weile saßen sie so da, während das Holz im Kamin langsam vollkommen verbrannte und Laura schließlich wieder sprach. " ... Wen hattest du denn noch vor mir?" Draco löste sich mit einem ungläubigen Blick von ihr. "Ich möchte es nur gerne wissen", erklärte sie ihm. Draco brauchte nicht lange, um sich daran zu erinnern, mit welchen Mädchen er vor Laura ein intimes Verhältnis hatte. "Vor Pansy war da nicht wirklich jemand; nur Flirten. Zwei Monate nach dem Weihnachtsball ..." "Ja?", hakte Laura nach. "Da hatte ich für drei Wochen ... so was wie eine Affäre ... mit Johanna Kitten", ergänzte er noch. Hinter Lauras Stirn begann es zu arbeiten. "Johanna Kitten ...", murmelte sie, "war das nicht diese Hufflepuff, die letztes Jahr ihren Abschluss machte?" Draco nickte knapp. "Davon wusste niemand etwas. Bis auf dich nun." Laura nickte und war innerlich froh, dass es nur zwei Frauen vor ihr gegeben hatte. Dass Pansy eine davon gewesen war, ließ ihre anfängliche Wut nicht ganz verrauchen. Ebenso nicht das Thema, welches Draco erneut aufgriff. "Wo ich nun offen und ehrlich zu dir war ... was ist nun mit Jason? Warum misstraust du ihm so sehr? Du meintest doch selbst, es liegt nicht nur daran dass -" "Ich habe dir doch schon klargemacht, ich möchte nicht darüber reden", erinnerte sie ihn und in ihrer Stimme hörte er den warnenden Unterton heraus. Draco war enttäuscht, äußerte sich dazu aber nicht, wo er es doch gerade erst geschafft hatte, den Konflikt zu beenden. Laura sah überrascht auf, als er erneut seine Arme um sie legte und sie anzüglich ansah. "Wie wäre es, meine Liebste, wollen wir jetzt zu unserem Raum und uns ein wenig von der Woche erholen?", fragte er. Laura nickte und als sie beide auftanden, sagte sie trocken: "Ja, aber heute Nacht bleibst du auf deiner Seite des Bettes." Damit löste sie sich von ihm und ging inzwischen schon vor zu ihrem Geheimraum. Draco folgte ihr mit einem genervten Gesichtsausdruck. Er hätte ahnen müssen, dass der Streit trotz 'Versöhnung' nicht ganz ohne Folgen bleiben würde. *** Vor Mariahs Augen war es viel zu finster, um zu erkennen, wo sie sich befand. Doch unter ihren nackten, zitternden Füßen spürte sie kaltes Gestein und ein zart pfeifender Wind ertönte wohl durch einen langen Tunnel. Ab und zu knirschte Kies unter ihren zögernden Schritten, sie kam kaum voran vor Unsicherheit. Sie wusste überhaupt nicht, wo sie war, hatte dennoch das Gefühl, aus einem gewissen Grund hier zu sein. "Kommt ..." Abrupt blieb sie stehen und erzitterte heftig, als sie die Stimme erneut hörte. Sie vibrierte regelrecht in ihren Ohren und ging ihr durch Mark und Bein. "Kommt ... zu mir ..." Mariah drehte sich um; wusste nicht einmal ob dort, woher sie gekommen war, es einen sicheren Ort zur Flucht gab. Sie rannte einfach nur, als würde der Tod ihr nachjagen, welcher erneut schaurig und laut nach ihr rief. "Kommt zu mir!" Mariah riss die Augen auf und sah sich mit hektischem Atem um. Über ihr war dennoch nur der rote Stoff ihres Himmelbettes und ihr war nicht mehr kalt, sie lag unter einer warmen Decke. Erschrocken fuhr sie erneut zusammen, als etwas Feuchtes rau über ihre Wange strich. Sie neigte den Kopf nach rechts und sah in das Gesicht einer kohlrabenschwarzen Katze, die sich direkt neben ihrem Gesicht niedergelassen hatte. In ihren goldfarbenen Augen spiegelte sich der Vollmond, welcher durch die Fenster hineinschien. "Nanu", flüsterte Mariah geschwächt, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, "was machst du denn hier?" Sie erkannte diese Katze sofort, sie gehörte Jason. Sie streichelte diese zärtlich, bis sich das Tier auf einmal erhob und zur leicht geöffneten Tür hinaus rannte. Mariah sah ihr verwundert nach, vor allem, als die Katze zurückkam und mit ihren Kopf hinaus nickte. Sie wartete, bis Mariah aufgestanden und ihr zur Tür gefolgt war und rannte dann wieder die Treppe nach unten in den Gemeinschaftsraum. Als Mariah durch den Türspalt blickte, entdeckte sie Jason am Ende der Treppe. "Hey", begrüsste er sie lächelnd, "ich wollte dich nur fragen, ob du Lust auf einen Spaziergang hättest?" Mariah sah ihn konfus an. "Äh ... wie spät ist es überhaupt?" "Kurz vor elf. Keine Sorge, es wird uns schon niemand sehen", versicherte Jason ihr. Mariah zögerte zuerst mit Bedenken und schaute unsicher zu Hermione, die jedoch tief schlafend in ihrem Bett lag. Sie wandte sich wieder Jason zu und nickte, bevor sie sich eilig etwas überzog und schließlich zu ihm nach unten ging. Er lächelte erfreut über ihre Entscheidung und sie begaben sich mit aller Vorsicht durch das Portrait der ebenso schlafenden Fetten Dame. So leise wie möglich schlichen sie durch die Gänge, blieben dann aber, bereits im zweiten Stock angekommen, abrupt stehen, als ein hohes Miauen ertönte. "Mrs. Norris", flüsterte Mariah und hielt Jason davon ab, um die nächste Ecke zu gehen. Dennoch riskierten beide einen kurzen Blick auf die rotäugige, schmutzige Katze des Hausmeisters, welche ganz genau nach nächtlichen Rumtreibern Ausschau hielt. Beide Gryffindors erschraken leicht, als plötzlich Jasons schwarze Katze an ihrer Seite auftauchte und sich Mrs. Norris näherte. Filchs Gefährtin fauchte laut, doch ihr Gegenüber starrte sie nur an. Daher wunderte es Mariah zutiefst, dass Mrs. Norris nach wenigen Sekunden auf einmal ein ängstliches Miauen von sich gab und dann in der Dunkelheit verschwand. Jason ging auf ihre Retterin zu und nahm sie auf den Arm. "Gut gemacht", lobte er sie. Mariah näherte sich ihm und streichelte der Katze über den Kopf. "Wie heißt sie eigentlich?", wollte sie doch endlich erfahren. "Noir", antwortete Jason, "die alte Frau, bei der ich lebte, gab sie mir mit auf dem Weg. Damit ich nicht ganz so allein bin." Mariah lächelte. "Dabei hat sie mich schon oft in Schwierigkeiten gebracht. Wäre sie nicht gewesen, wäre ich sicher auch nicht in den letzten Waggon zurückgerannt. Andererseits ... hätte ich dir dann nicht helfen können." Jason sah auf, direkt in Mariahs graue Augen. Diese wurde auf einmal sehr unsicher und konnte seinem Blick nicht standhalten. Stattdessen wand sie sich wieder Noir zu. "Dann ... sollte ich wohl auch vor allem dir danken, was, Noir?", sagte sie. "Dafür, dass du deinem Herrchen ungern gehorchst." Jason lachte trocken. "Sie war aber die ganze Zeit im sicheren Teil des Zugs und fuhr einfach ohne mich nach Hogwarts." Noir miaute lauthals und sprang aus seiner Umarmung. So setzten sie ihren Weg fort und liefen erneut wie vor einer Woche um den ruhigen See herum. Auch in ihm spiegelte sich nun der wunderschöne Vollmond. "Ich danke dir übrigens", sagte Jason auf einmal. Mariahs verträumter Blick wanderte vom Wasser zu ihm. "Wofür?" "Für deinen Einsatz heute bei der Quidditchwahl. Ich denke, Harry hätte mich nicht ins Team genommen, wenn du ihn nicht noch extra darum gebeten hättest." "Ach was", winkte Mariah ab, doch war sie sich sicher, dass Jason Recht hatte. Ihr war nicht entgangen, dass Harry sehr wohl hatte versuchen wollen, Jason trotz seiner Spielqualitäten nicht ins Team zu nehmen. Auch nach der Wahl war er sehr nachdenklich, fast schon niedergeschlagen gewesen. "So wie es aussieht, mag er mich wohl nicht", sprach Jason genau ihre Gedanken aus. Darüber war sie mehr als überrascht. "Das ... das glaube ich nicht", belog sie sich auch selbst. Sie sah Jason an, welcher ihr ein leicht spöttisches Lächeln schenkte. Sie konnte ihm eben nichts vormachen. "Es tut mir Leid, dass Harry -" "Ach, es ist schon in Ordnung", versicherte er ihr. "Wusste er eigentlich ... schon vor Voldemorts Auftauchen und der Verhandlung über deine Vergangenheit Bescheid?" Mariah nickte knapp. "Es ist gut, dass ausgerechnet er trotz allem zu dir gehalten hat", gestand Jason. Mariah lächelte zustimmend. Sie war froh, mit ihm in dieser schönen Nacht hinaus gegangen zu sein. Es war so wunderbar beruhigend nach solch stressigen Tagen. Obwohl er selbst ein Teil ihrer Vergangenheit war, so fühlte sie in seinem Beisein eine gewisse Ruhe und als ob alle Sorgen von ihr abfallen würden. Zumindest für diese seltenen Momente, in denen sie allein waren. Ihr war aufgefallen, wie Jason in der Schule einerseits mit Furcht, aber auch mit Bewunderung aufgenommen worden war. Aufgrund Dumbledores Ansprache hatte keiner ihn wegen seinen vergangenen Jahren befragt. Und wenn, dann waren eher Harry, die anderen und selten sie selbst mit neugierigen Fragen bombardiert worden. Er selbst pflegte kaum mit jemanden engeren Kontakt. Er redete mit seinen Mitschülern nur, wenn es sein musste und hielt sich immer in der Nähe von Mariah und ihren Freunden auf. "Ihr habt immer noch nicht rausgefunden, wer dir den Heuler geschickt hat, was?", fragte Jason sie, als sie den See fast vollkommen umrundet hatten. Mariah blieb stehen und sie spürte deutlich, wie das Gefühl der Sorglosigkeit sie wieder verließ. Zurück blieb ein bitterer Schmerz. "Nein", antwortete sie ruhig. "Und es ist mir eigentlich egal ... so lange sie mich einfach nur in Ruhe lassen. Würden mich meine Freunde nicht daran hindern ... wäre ich schon längst gegangen." "Und wohin?", fragte Jason ebenso ruhig. Mariah wusste nicht, warum sie auf einmal ihre Gedanken, die so lange vor anderen verborgen gewesen waren, offen aussprach. Und warum klang Jason so, als würden ihn ihre Worte nicht allzu sehr überraschen? Vielleicht, weil er sie verstand? "Dort, wo ich niemand bin. Ohne diesen Namen, ohne diese Vergangenheit, ohne diese Erinnerungen ..." Jason trat zu ihr heran. "Sei froh, dass du hier sein kannst ... bei deinen Freunden. Sie sind glücklich darüber, dich zu haben." Mariah wandte sich erneut von ihm ab, wollte nicht, dass er ihre Verlegenheit in ihrem Gesicht sah. Er hatte einfach Recht, denn sie schätze es nicht wirklich, wie gern ihre Freunde sie hatten. Sie taten so viel für sie, mussten ebenso all diese misstrauischen Blicke und Bemerkungen ertragen. Ihre ohnehin schon schlechten Gefühle wurden nun von dem Wunsch überspielt, zum Gemeinschaftsraum zurück zu gehen. Wieder zurück zu ihren Freunden. Doch bevor sie den Weg zurück zum Schloss einschlagen konnten, zerbrach die nächtliche Stille augenblicklich durch ein lautes Heulen. Ein kalter Schauer durchfuhr Mariahs Körper und sie sah sich wie Jason hektisch um. "Das kann nicht sein", flüsterte Mariah panisch zu sich selbst, "er hat sich doch so lange nicht mehr verwandelt -" "Von wem redest du?", wollte Jason wissen, welcher weiterhin jeden Winkel absuchte und schließlich stockte, als es in den Büschen direkt vor ihnen laut raschelte. Der Junge zog seinen Zauberstab, mit der anderen Hand schob er Mariah hinter sich, um sie im Ernstfall zu beschützen. Jason war kurz davor, einen Fluch auszusprechen, doch plötzlich sprang etwas großes, Schwarzes aus dem Gebüsch und blieb vor den beiden stehen. "Sirius!", rief Mariah erleichtert aus. Der schwarze Hund verwandelte sich sofort in seine menschliche Gestalt und näherte sich den beiden Jugendlichen mit schnellen Schritten. "Was bei Merlins Bart habt ihr beide hier draußen um diese Zeit zu suchen?!", fuhr er sie an. Mariah und Jason konnten nicht antworten, da ein erneutes Heulen erklang. "Was ist das, Sirius?", fragte Mariah voller Angst. "Ist es etwa -" "Verschwindet sofort und geht ins Bett!", befahl Sirius nur und zog sie an den Oberarmen mit sich. Mariah sträubte sich dennoch vehement. "Was ist los mit Remus?!" "GEHT INS SCHLOSS!" Doch schon wurde er von den beiden weggerissen, als eine riesige Gestalt sich auf ihn stürzte. Sofort verwandelte sich Sirius zurück in den schwarzen Hund und biss dem großen Wolf über ihn ins dichte, graubraune Fell. Der Wolf jaulte auf, ließ von ihm ab und als er Mariah und Jason erblickte, wollte er auch sie angreifen. Doch Sirius sprang auf seinen Rücken, biss ihm in den Nacken uns drückte ihn so zu Boden. "Schnell weg hier!" Jasons packte Mariahs Hand und zog sie mit sich. Dabei stieß er auf heftige Gegenwehr, denn Mariah rief ständig Remus' Namen und wollte zu ihm. Doch schließlich gelang es dem Gryffindor, sie bis in die Eingangshalle zu zerren, wo sie auf eine wütende McGonagall im schottischen Schlafgewand trafen. "Was machen Sie um diese Zeit hier und was soll auch noch dieser Lärm?!" Sie musterte ihre beiden Schüler, wie sie gehetzt und keuchend vor ihr standen. "Professor - Remus - er", presste Mariah nur zitternd hervor. Augenblicklich wurde McGonagall blass. "Hat er sich etwa wieder -?" "Ja", antwortete Jason, "Sirius Black versucht gerade, ihn in Schach zu halten." "Gehen Sie in Ihre Schlafsäle zurück - sofort!" Mit diesen Worten wandte sich die Verwandlungslehrerin von ihnen ab und begann stattdessen ein Gemälde an der Wand anzusprechen, in welchem eine verschlafene alte Frau mit einem Krug im Arm sie anblinzelte. "Informieren Sie sofort Professor Dumbledore darüber, dass Remus Lupin als Werwolf draußen auf den Ländereien unterwegs ist -" Die alte Frau nickte und verschwand aus dem Bild, bevor auch McGonagall sich mit einem gezückten Zauberstab nach draußen begab. Jason, der Mariah noch immer festhielt, zog sie nun etwas sanfter mit sich, wo sie nun sicher sein konnte, dass Remus geholfen werden würde. Eilig liefen sie die Treppen nach oben bis zum siebenten Stock, wo sie die Fette Dame nach dem Nennen des Passwortes einließ. Dort standen bereits einige ihrer Mitschüler in ihren Morgenmänteln und sahen die beiden zutiefst verwundert an. "Wo seid ihr gewesen?", wurden sie von Hermione gefragt. "Und was war das für ein Heulen?" Mariah sah ihre Freundin hilflos an und entdeckte im nächsten Moment Harry und Ron, die soeben die Treppe nach unten kamen. Als Harry Mariah an der Seite von Jason entdeckte, der auch noch ihre Hand umklammert hielt, erkannte sie auf seinem Gesicht wieder dieses Misstrauen. "Was ist denn passiert?", fragte Ron gähnend. "Remus ... er hat sich wieder verwandelt ...", flüsterte Mariah. Sie bemerkte, wie nicht nur Harry sie entsetzt ansah, sondern wohl alle anderen, die ihre Worte gehört hatten. Erschrocken machten Jason und Mariah sofort den Weg frei, als sich hinter ihnen erneut das Portrait öffnete und nun ihre Hauslehrerin wieder vor ihnen stand. "Was hatten Sie beide da draußen zu suchen?", wiederholte sie ihre Frage an die beiden Schüler. Mariah blickte verlegen zu Boden und wollte antworten, doch Jason kam ihr zuvor. "Es ist meine Schuld, Professor. Ich habe sie zu einem Spaziergang gebeten, es war also meine Idee." "Ihr Einsatz ist löblich, Mr. Flemming, doch Miss Riddle hätte Ihre Bitte auch abschlagen können. Daher muss ich Gryffindor, so Leid es mir auch tut, zwanzig Punkte abziehen." Mariah sah noch immer beschämt zu Boden. Nun würden ihre Mitschüler, die hinter ihr empört und enttäuscht seufzten, einen weiteren Grund haben, sie zu hassen. "Wie geht es Remus, Professor?", fragte nun Harry, der zu den dreien herantrat. McGonagall räusperte sich. "Wir konnten dafür sorgen, dass er sich beruhigt und schläft. Bis zu seiner Rückverwandlung verbleibt er in einem sicheren Raum und wird morgen in den Krankenflügel gebracht -" "Und Sirius?", wollte Mariah wissen. "Er ist nicht schwer verletzt und befindet sich bereits im Krankenflügel - Nein, Sie beide können ihn jetzt nicht sehen!", ermahnte McGonagall Harry und Mariah, als sie an ihr vorbei wollten. "Sie können die beiden morgen besuchen und werden jetzt wie Sie alle hier wieder ins Bett gehen. Und sollte nur einer von ihnen noch einmal um diese Zeit außerhalb dieses Turmes rumschleichen, werden Gryffindor fünfzig Punkte abgezogen und dem Schuldigen blühen deftige Strafarbeiten." Nach dieser Drohung verschwand sie ohne weitere Worte nach draußen und ließ ihre eingeschüchterten Schüler zurück. Diese verzogen sich murrend und mit einem wütenden Blick auf die nächtlichen Rumtreiber wieder in ihre Schlafsäle. Jason hielt noch immer Mariahs Hand und sagte leise zu ihr: "Tut mir Leid." Damit ließ er sie los und ging ebenso wieder nach oben. Mariah sah ihm trübsinnig nach und ging dann zu einem der schmalen Fenster des Raumes. Sie hörte, wie Harry, Hermione und Ron sich ihr näherten. "Alles in Ordnung mit dir?", fragte Harry behutsam. Mariah nickte und schaute durch das Glas hinauf zum Vollmond, der in ihren Augen nun kein wunderschöner Anblick mehr war und es wohl auch nie wieder sein würde. ********************************************************************************** Wie gut es doch getan hat, die alten Potter-Filme mal wieder zu schauen^^. Eben die perfekte Inspiration. In letzter Zeit gab es viele Klausuren und auch Ideen zu anderen Geschichten, daher verzeiht mir bitte (mal wieder) die lange Wartezeit. Nun wird die Handlung endlich wieder spannender. Die Ruhe vor dem Sturm verschwindet langsam. Meine Lieblingsszene war die mit Draco und Pansy^^. Darauf habe ich ewig gewartet, das zu schreiben *g*. Der hat sich gut rausgeredet bei Laura, was? Nein, nein, er meinte alles ernst, was er sagte. Ich liebe es außerdem, die Szenen mit Jason und Mariah zu schreiben. Denn genau darauf habe ich hingearbeitet, als ich mir sagte, dass ich eine Fortsetzung schreibe. Und ich freue mich schon auf die letzte Szene zwischen den beiden; ich habe sie bereits ganz genau im Kopf. In ihrem Gespräch am See ist auch ein kleiner Hinweis darauf versteckt^^. Doch ich bin mir ziemlich sicher, den werdet ihr erst am Ende der Fortsetzung bemerken. Hach, ich bin so froh, euch alle als Leser und Begleiter über all diese Zeit zu haben. Ich danke auch den Schwarzlesern (*g* Ich bin selbst einer), dass sie meine Geschichte als Favoriten eingestellt haben. Ich möchte euch, da ich ihn heute mit meinem Vater noch sehe, gerne meine liebste Szene aus HP5 oder aus allen Teilen verraten. Und zwar, als Voldemort versucht, von Harry Besitz zu ergreifen. Und Harry kämpft dagegen an und sagt: "You're the weak one and you'll never know love or friendship. And I feel sorry for you." Es ist genial auf Englisch und dieses Mitleid und nicht so Spöttische in Harrys Stimme *schmach*. Und ich liebe die Szene, wo Harry sich daran erinnert, wie er seine Eltern im Spiegel Nerhegeb sah und dort auf einmal Snape auftaucht. Da schaut der kleine Harry dann so verwundert und verträumt auf *.* Nun denn, ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen, ebenso, wie es hoffentlich auch die nächsten tun werden. Bis dann, eure Maru ^-^. Kapitel 15: 15. Ängste ---------------------- 15. Ängste Es war für alle eine harte Nacht gewesen, die schon früh von Remus Verwandlung erfahren hatten. Und ebenso wollten sie Antworten finden, warum es überhaupt soweit gekommen war. Insbesondere, da seine letzte Verwandlung fast schon ein ganzes Jahr zurücklag. Dazu gehörten natürlich auch Harry, Mariah, Ron und Hermione, welche sich an diesem Sonntagmorgen bereits auf den Weg zum Krankenflügel machten. Auch Jason hatte sich ihnen angeschlossen, da auch er natürlich wissen wollte, wie es Remus Lupin und Sirius Black ging, wo er sie beide doch in der letzten Nacht beim Kämpfen erlebt hatte. Über diese Begleitung war Harry nicht wirklich erfreut. Vor allem, da Mariah durch Jason in Schwierigkeiten geraten war und ihre Mitschüler für sie nun noch mehr Groll hegten. Mariah machte ihm dafür keine Vorwürfe und das ärgerte Harry nur noch mehr. Trotz der zahlreichen Besucher, ließ Madam Pomfrey sie ein und führte sie zu Remus' Bett. An diesem saß bereits Sirius, dessen Arme bis hinauf zu den Schultern verbunden waren. "Sirius", kündigte Harry sich an, als er sich seinem Patenonkel näherte. Dieser sah verwundert auf und lächelte glücklich über den Besuch. "Hey", murmelte er und strubbelte durch Harrys schwarzes Haar. Daraufhin blickte er zu Mariah und Jason. "Ich bin froh, dass ihr nicht verletzt seid", gestand Sirius. "Doch was hattet ihr denn letzte Nacht draußen zu suchen?" "Wir waren spazieren", antwortete Mariah kleinlaut. "Um diese Zeit?" "Es war meine Idee und ich entschuldige mich auch dafür", erklärte Jason. Er wurde von Sirius streng gemustert, bis schließlich Remus' müde Stimme hinter ihm erklang. "Lass es gut sein, Sirius, sie konnten nicht wissen, dass es passieren würde. Hauptsache, es geht ihnen gut ..." Mit einem besorgten Blick trat Mariah zu Remus ans Bett heran und sah in seinem Gesicht hässliche Kratzer. "Wie geht's dir?", fragte sie. Remus lächelte matt. "Es geht einigermaßen. Ehrlich gesagt hatte ich schon fast wieder vergessen, wie schmerzhaft es ist." "Du hast dich so lange nicht verwandelt", sagte Harry. "Warum passiert es nun wieder?" "Lauras Druidenmagie", antwortete Sirius, weswegen ihn ihre jungen Besucher verwirrt ansahen. "Erinnert euch; sie hat sich mit dieser vor einem Jahr vor mir geschützt, als ich sie angegriffen habe. Ihre Kräfte haben den Werwolfsfluch die ganze Zeit in mir unterdrückt. Doch Magie hält leider nicht ewig", bedauerte Remus. "Aber kann man dir nicht helfen?" "Nur der Wolfsbann-Trank und diesen braut Snape gerade für mich." "Der genießt es mal wieder, dass du auf seine Hilfe angewiesen bist", schnaubte Sirius. Remus sah seinen besten Freund erschöpft an. "Das ist doch wohl egal, was er davon hat. Hauptsache, meine nächsten Verwandlungen sind unter Kontrolle." Madam Pomfrey näherte sich der Gruppe und übergab Remus ein kleines Tablett mit Frühstück, da er ja in seinem Zustand nicht aufstehen und in die Große Halle konnte. "Sie sollten wissen, Mr. Black, dass die Salbe, die gerade Ihre Wunden heilt, ebenso von Professor Snape ist", informierte sie ihren Patienten. Sirius knurrte leise und kratzte an seinem Verband rum, was Madam Pomfrey und Remus mit einem Kopfschütteln kommentierten. "Ach Mr. Lupin, nach all diesen schwierigen Jahren, hatte ich gehofft, Sie wären endlich von diesem Fluch erlöst", sagte die Krankenhexe; welche ihn in seiner Schulzeit so oft zur Heulenden Hütte begleitet hatte. "Könnten Sie Miss Laison denn nicht darum bitten, Ihnen erneut zu helfen?" "Sie haben wohl die Einzelheiten vergessen, Poppy", sagte Remus trocken, während er seinen warmen Gries aß. "Lauras Magie wurde nur aktiv, weil sie sich vor mir als Werwolf schützen wollte. Und ich bin lieber mein Leben lang so, bevor ich sie absichtlich angreife, nur um etwas daran zu ändern." "Aber Druiden können doch ihre Magie bündeln", warf Hermione ein. "Laura ist zwar nur zu einem Viertel Druidin, aber sie könnte es doch lernen." "Ich werde sie gleich mal fragen, wenn ich sie sehe." "Nein, Mariah -" "Warum nicht? Sie würde dir auf jeden Fall helfen wollen", war Mariah sich sicher. "Und ich denke nicht, dass du -" Sie verstummte schlagartig, als ihr die Anwesenheit der vier Männer bewusst wurde, die soeben den Krankenflügel betraten. Einer davon war Dumbledore, der ein wenig besorgt Remus und auch Mariah musterte. Neben ihm traten der Zaubereiminister Cornelius Fudge, wie auch ein großer, schlaksiger Mann mit einem hohen Hut und ein eher kleiner, pummliger Herr mit wenig Haar und einer goldenen Taschenuhr in den Raum ein. Als Remus begriff, wer Fudges Begleiter waren, wurde er noch blasser, als er ohnehin schon war. "Verzeihen Sie uns bitte , dass wir Ihre morgendliche Ruhe stören, Mr. Lupin", entschuldigte Fudge sich teils bei dem Angesprochenen, teils bei Madam Pomfrey, welche wieder einmal erbost über so viele Leute im Krankenflügel war. "Aber wir haben vor wenigen Stunden erfahren müssen, dass Sie in der letzten Nacht eine unkontrollierte Verwandlung vollzogen haben." Remus nickte nur knapp, denn dass er verletzt in einem Krankenbett lag, war Bestätigung genug. Der schlaksige Mann holte ein Klemmbrett hervor und trat zu Remus' Bett heran. "Dürfte ich Ihnen dazu vielleicht einige Fragen stellen?" Remus nickte erneut. Der Mann besah nun seine Aufzeichnungen genau. "Seit Ihrem sechsten Lebensjahr sind Sie inzwischen ein Werwolf ... Vor drei Jahren unterrichteten Sie doch schon einmal hier und verwandelten sich am Ende des Schuljahres ohne Kontrolle, weswegen Sie Hogwarts auch wieder verließen. Ebenso auch letztes Jahr -" "Woran dennoch Peter Pettigrew Schuld war", fügte Dumbledore hinzu. Fudge funkelte ihn gereizt an und forderte den Beamten dazu auf, fortzufahren. Dieser machte sich mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck ein Häkchen auf sein Pergament und wandte sich wieder Remus zu. "Wer sind die beiden?", flüsterte Harry Sirius zu. "Tondes Ralin, Abteilung für magische Tierwesen", verriet er so leise wie möglich und nickte zu dem drahtigen Mann, der sich während seiner Befragung weiterhin eifrig Notizen machte. "Wurde jemand verletzt, Schuldirektor?", wollte er wissen. "Nein, Sirius Black, sowie das Schulkollegium haben sofort dafür sorgen können, dass Professor Lupin niemanden verletzen konnte. Es blieb somit alles unter Kontrolle." "Gut, Dumbledore", fuhr Fudge spitz dazwischen, "aber wie oft wird das noch gut gehen?" Er sah flüchtig zu Remus, welcher dem herabsetzenden Blick beschämt auswich. "Halbriesen, Werwölfe, ehemalige Todesser ... Das Ministerium hat Ihnen bis jetzt zahlreiche Freiheiten gelassen -" "Diese Unterhaltung hatten wir mehr als einmal, Cornelius", erwiderte Dumbledore trocken. "Und ich erinnere Sie gerne daran, dass Rubeus Hagrid, Remus Lupin und Severus Snape all ihre Möglichkeiten nutzten, um diese Welt vor Voldemort zu verteidigen." "Was blieb ihnen sonst übrig, um nicht selbst von Sie-wissen-schon-wem getötet zu werden? Trotz allem, was sie bewirkt haben, Mr. Lupin ist und bleibt eine Gefahr für die Schüler von Hogwarts, sollte er hier noch weiter unterrichten." "Zumal es laut dem Ministerium kein angemessener Beruf für einen Werwolf ist", ergänzte Ralin mit erhobenem Finger. Harry, seine Freunde und Sirius durchbohrten diesen Mann mit zornigen Blicken, da er von Remus tatsächlich so sprach, als wäre er nur ein gefühlloses Monster. Dumbledore trat nun einen Schritt auf Fudge zu, der auch leicht zusammenzuckte und dabei versuchte, seinen kleinen Schreck unbemerkt zu lassen. "Solch ein Vorfall wie in der letzten Nacht wird nicht wieder vorkommen", versicherte der Schuldirektor. "Vielleicht nicht hier in Hogwarts", sprach auf einmal der pummlige Mann. "Doch was wird bei ihm daheim sein, wenn Professor Snape ihm keinen Trank mehr brauen kann? So wären die Menschen um ihn herum eindeutig gefährdet. Und glauben Sie mir, Mr. Lupin, so werden Sie unsere Genehmigung auf Ihren Antrag nie erhalten." Harry und Mariah sahen fragend zu Remus, als könnte dieser ihnen erklären, was dieser Mann, dessen Name Sirius ihnen leider nicht verraten hatte, überhaupt meinte. Doch das zerkratzte Gesicht des Werwolfes wirkte verzweifelt und er wandte sich ihnen zu. "Geht jetzt bitte, ihr zwei", bat er sie. "Warum?!", sprachen beide empört aus. Zudem sahen sie, wie auch Ron und Hermione ihn verständnislos an. Ralin und sein Kollege schauten nun zu den Jugendlichen, als hätten sie sie erst in diesem Moment bemerkt. "Minister ...", wisperte Ralin auf einmal und erzitterte plötzlich so sehr, so dass ihm fast sein Klemmbrett aus den ebenso dünnen und langen Fingern fiel. "Was, Tondes?", fragte Fudge minder interessiert. "Se-sehen Sie nur!" Der verwunderte Zaubereiminister folgte dessen Blick und traf somit auf den von Jason, welcher abwertend zurück schaute. Ungläubig kniff Fudge seine glasigen Augen leicht zusammen und erschrak schließlich, als er das feine Gesicht erkannte. "Da-da-das ist u-unmöglich!", japste er und vergaß nun vollkommen seine Manieren, indem er auf den Jungen zeigte. "Ist etwas nicht in Ordnung, Herr Minister?", fragte Dumbledore höflich. Fudge wirbelte zu ihm herum, sein Gesicht war vor Wut verzerrt. "Wie-wie konnten Sie sich das erlauben, Dumbledore?!", fuhr er den alten Zauberer an. Der pummlige Mann näherte sich indessen Jason und besah ihn ganz genau mit einem kritischen Blick. "Ja ...", murmelte er. "Es besteht kein Zweifel, er ist es tatsächlich ..." "Sie -", Fudge kam gar nicht dazu, sich zu beruhigen und holte tief Luft, "sie haben die ganze Zeit über einen seit fünf Jahren verschollenen Jungen als Schüler in Hogwarts, OHNE das Ministerium davon unterrichtet zu haben?!" "Das stimmt so nicht ganz", äußerte sich Jason ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. Fudge sah ihn noch immer an, als wäre er ein Geist. "Ich bin erst seit dem ersten September hier." "Ja aber - wo um alles in der Welt waren Sie nur in all den Jahren?", wurde er von Ralin gefragt, der ebenso nicht begreifen konnte, wer da vor ihm stand. "Und warum haben Sie, Dumbledore", fauchte Fudge erneut drauflos, "uns auch nicht am besagten ersten September darüber Bescheid gegeben?!" Dumbledore wirkte keineswegs angeklagt, sondern wie so oft ruhig und gelassen. "Warum hätte ich Sie zusätzlich darüber einweihen müssen, dass Jason Flemming nun einer meiner Schüler ist, wo er Ihnen doch vor bereits einem Monat einen aufklärenden Brief über seinen Verbleib in den letzten Jahren und seinen Zukunftsplänen schickte?" Fudge und sein Anhängsel waren zutiefst verwirrt über diese Frage und sahen dementsprechend zu Jason, dessen Augen leichte Verachtung wiederspiegelten. Er seufzte und begann erneut zu sprechen. "Der Brief, den ich an das Ministerium schickte, trug den Absender einer Squib namens Arikson. So erklärt sich wohl, warum Ihnen dieser entgangen zu sein scheint ..." Fudge errötete leicht, sagte dazu aber nichts. "Und wie Professor Dumbledore bereits erwähnte, steht in diesem Brief alles drin, was Sie wissen müssen. Somit entschuldigen Sie mich bitte." Jason wandte sich von den Männern ab, um den Krankenflügel zu verlassen und so irgendwelchen Fragen zu entgehen. Doch der kleinere von Fudges Beamten war äußerst schnell und schnitt dem Jungen so buchstäblich den Weg ab. "Oh nein, Mr. Flemming. Sie können doch jetzt nicht einfach verschwinden, ohne uns und auch einigen anderen zuständigen Mitarbeitern des Ministeriums die wichtigsten Fragen über Ihre Entführung und die Täter beantwortet zu haben." "So sehe ich das auch", mischte Fudge sich ein. "Falls Ihre Entführer noch frei herum laufen, müssen Sie uns deren Namen verraten. Zudem wären viele daran interessiert, wie es Ihnen in dieser schrecklichen Zeit erging." "Und es muss geklärt werden, wer sich bis zu Ihrer Volljährigkeit um Sie kümmern wird", fügte der pummlige Herr hinzu. "Also werden wir uns am besten so schnell wie möglich mit Ihrer Mutter in Verbin -" "NEIN!", herrschte Jason ihn, wie auch den Zaubereiminister an. Diese schreckten daraufhin gänzlich zurück. Mariah hatte sich bereits selbst schon gefragt, ob das Ministerium überhaupt wusste, dass Jason noch am Leben und sogar in Hogwarts war. Sie hatte auch solch eine Reaktion von dem Zaubereiminister befürchtet. Ihr Freund aus einer schweren Zeit hatte ihr auch deutlich seinen Standpunkt zum Ministerium klar gemacht, doch hätte sie solch ein aufbrausendes Verhalten nicht erwartet. Daher war auch sie ein wenig erschrocken über seinen rüden Ton. Er hatte sie förmlich erzittern lassen. Wie auch alle anderen wartete sie erwartungsvoll auf seine nächsten Äußerungen. "Ich habe Ihnen bereits gesagt, in meinem Brief steht alles, was Sie wissen müssen; mehr auch nicht. Und ich werde Ihnen keine zusätzlichen Informationen geben. Außer, dass sich in dem Umschlag auch ein Antrag für die Übernahme der Vormundschaft auf Mrs. Arikson, die sich in den letzten Jahren um mich gekümmert hat, befindet", sagte er nun im ruhigeren, aber dafür kalten und distanzierten Ton. "Aber Ihre Mutter -" Jason lachte höhnisch. "Sie können sie ruhig aufsuchen. Sie wird Sie eh sofort wieder rausschmeißen. Also sparen Sie sich diesen ganzen Aufwand und lassen Sie mich in Ruhe." Diesmal konnte der pummlige Mann ihn nicht aufhalten, denn Jason schubste ihn leicht aus dem Weg, so dass dieser wankte und stürzte. Fassungslos sahen alle dem Jungen nach, als er den Raum verließ. Der Gestürzte versuchte sich aufzurichten, stellte sich dabei aber als so hilflos wie eine Schildkröte heraus, weshalb Ralin ihm aufhalf. "Meine Güte", nuschelte Fudge, "was sich die Jugend von heute herausnimmt ..." Er richtete seinen Bowler Dumbledore räusperte sich. "Wenn Sie an Mr. Lupin keine weiteren Fragen mehr richten wollen, dann möchte ich Sie bitten, ihm nun seine Ruhe zu lassen", bat er die drei Männer. Diese wandten sich völlig verstreut zu Dumbledore und dann zu Remus um, welcher müde und erschöpft in seinem Bett lag. "Äh nein", erwiderte Ralin und ließ sein Klemmbrett mit einem Zauber verschwinden. Er hatte offenbar wegen Jason vollkommen vergessen, wozu er überhaupt gekommen war. Fudge jedoch nicht. "Glauben Sie ja nicht, dass das kein Nachspiel mit sich ziehen wird, Dumbledore", versicherte er ihm und verschwand mit seinen Beamten. *** Es war mittlerweile Mittwochnachmittag und Mariah suchte unter dem Bett nach ihrem Feuerblitz, denn das Quidditchtraining würde in fünf Minuten beginnen. "Was machst du denn noch hier?", hörte sie auf einmal Hermione, die den Schlafsaal betrat. "Ich dachte, ihr wolltet heute das erste Training abhalten." "Wollen wir auch - nun komm schon - ja!" Triumphierend holte sie ihren leicht verstaubten Besen hervor. "Lange nicht mehr geflogen, was?" Mariah nickte wehmütig. Harry und sie hatten in den gerade mal zwei Schulwochen keine Zeit mehr gefunden, ihre geliebten Wettflüge zu machen. Sie erhob sich, um ihre Haare wenigstens noch schnell zusammenzubinden, doch auch Hermione hinderte sie noch einmal kurz daran, pünktlich zu erscheinen. "Ich habe übrigens was gefunden", flüsterte sie, als befürchtete sie, dass sie beide nicht allein waren. Sie übergab Mariah einen herausgerissenen Artikel aus einer Zeitung. "Es ist nicht viel, aber das Einzige, was ich unter allen Artikeln finden konnte." Mariah begutachtete das Stück Papier, auf welchem der elfjährige Jason abgebildet war und ihr die Überschrift 'Die große Suche nach Jason Flemming' ins Auge sprang. Sie hatte Hermione noch am Sonntagabend darum gebeten, in alten Zeitungsartikeln nach irgendeiner Erwähnung von Jasons Mutter zu suchen. Hermione hatte ihr nämlich erzählt, dass sie schon vorher über Jasons Identität recherchiert hatte. Eilig überflog sie die einzelnen Zeilen und seufzte enttäuscht. "'Um zusätzliche Informationen zu seinem Aufenthalt zu erfahren, wurde Fenrad Flemmings ehemalige Gemahlin und Jasons Mutter Katherine zur Ünterstützung aufgesucht'", las Mariah vor, "'Dennoch weigerte sie sich vehement, sich an der Suche zu beteiligen'..." "So wie es ausschaut, waren seine Eltern wohl geschieden", vermutete Hermione. "Und er hat dir früher oder überhaupt nie was erzählt?" Unbewusst legte Mariah den Artikel in die Schublade ihres Nachtschrankes. "Nein, er hat immer nur von seinem Vater gesprochen; er hat ihn sehr verehrt ..." "Warum fragst du ihn nicht?" Mariah sah sie unsicher an. Seit dieser Auseinandersetzung mit Fudge und dessen Beamten, hatte sie Jason nur im Unterricht oder ab und zu in der Großen Halle gesehen. Im Gegensatz vor noch einigen Tagen, als er gerne ihre Nähe gesucht hatte, schien er ihr nun aus dem Weg zu gehen. Stattdessen, so hatte sie beobachtet, schien er allmählich Kontakt mit anderen Mitschülern geknüpft zu haben. Er verstand sich inzwischen gut mit einigen Ravenclaws und auch mit ihrem Hauskameraden Dean Thomas. Mit den Mädchen, die ihm gerne oft auf den Gängen hinterher blickten, führte er ab und zu kleine Gespräche. Egal mit wem; es missfiel ihr irgendwie, dass er sich lieber nun mit anderen beschäftigte und sie vollkommen ignorierte. Ob dies sogar Eifersucht war, wollte sie nicht weiter vertiefen. Zudem hatte Fudge wohl auch der lästigen Presse von Jasons Wiederkehr erzählt, wodurch viele Zeitungen fast täglich davon berichtigten. Natürlich war nirgendwo zitiert worden, dass dem Ministerium bereits seit einem Monat ein Brief des so lange verschollenen Jungen vorlag. Auch hatten einige Reporter versucht, ins Schloss zu kommen, um mit Jason zu sprechen, doch durch Dumbledore war ihnen dies nicht möglich gewesen. "Äh, Mariah, du solltest jetzt wirklich losgehen", erinnerte Hermione sie nach langem Schweigen daran, dass das Quidditchtrainig inzwischen begonnen hatte. Diese erschrak dementsprechend und beschloss daher, die Abkürzung mit dem Besen durch das Fenster zu nehmen. Sie öffnete dieses, schwang sich auf den Stiel und wandte sich noch einmal Hermione zu. "Schaust du uns dann gleich zu?" Hermione winkte ab. "Nein, ich wollte eigentlich in Ruhe für Verwandlung lernen -" "Ron würde sich freuen", versicherte Mariah ihr mit einem Lächeln. Sie sah noch, wie Hermione leicht errötete, bevor sie schließlich hinaus an die frische Luft und dann zielgerichtet zum Quidditchfeld flog. Dort sah sie bereits ihre Teammitglieder, die auf sie warteten, und viele neugierige Zuschauer stehen. Sie landete vor ihrem Kapitän, der sie zugleich lächelnd und auch tadelnd ansah. "Verzeihung, ich wurde aufgehalten", entschuldigte sie sich. "Schon gut", erwiderte Harry und bat sie darum, sich schnell umzuziehen, damit sie endlich anfangen konnten. So rannte sie förmlich zur Umkleide und schlüpfte in ihre Ausrüstung. Soeben schnürte sie sich die braunen Drachenlederschuhe fest, als sie wahrnahm, wie jemand das Zelt betrat. Zuerst dachte sie, es wären Ginny oder Katie, die sie zur Eile antreiben wollten, doch stattdessen war es Jason. Mariah war zutiefst überrascht, zugleich aber auch erfreut. "Das ist die Umkleide für Mädchen", ermahnte sie ihn jedoch. "Ich weiß", erwiderte er nur ruhig. Dies veranlasste Mariah, zu lächeln. Irgendwie war es angenehm, Jasons Stimme nach diesen schweigsamen Tagen zu hören. "Und was willst du hier?", fragte sie. Jasons Schuhe scharrten leicht über den sandigen Boden, auf welchen er für kurze Zeit blickte. "Ich habe dir nie etwas über meine Mutter gesagt, weil ich nicht das Bedürfnis dazu hatte", erklärte er ihr kurz und knapp. In Mariah kamen erneut all die Fragen hoch, die sie seit dem Vorfall im Krankenflügel quälten, doch verstand sie auch und nickte. "Okay", erwiderte sie daher nur. "Nicht heute ... doch irgendwann erzähle ich es dir", versicherte Jason ihr. "Okay." Nun lächelte auch Jason dadurch, dass Mariah all dies als selbstverständlich aufnahm. "Warum bist du mir überhaupt aus dem Weg gegangen?", wollte sie jedoch wissen. Bedauern mischte sich nun in Jasons Lächeln und ließ es bitter wirken. "Das wollte ich nicht ... Ich glaubte wohl ... du würdest es nicht gutheißen, dass ich dir nie von ihr erzählt habe ..." "Ich nehm es dir nicht übel", schwur Mariah eindringlich. "Ja, das hätte mir klar sein müssen", sah Jason ein, dessen Lächeln nun wieder warm wurde. Nun grinste Mariah. "Und warum wolltest du das jetzt ausgerechnet vor oder eher während des Trainings mit mir klären?" "Nun ja, ich wollte es nicht mehr allzu lange aufschieben und ohne Klärung hätte ich das Training wohl vollkommen versaut. Und ich bin nicht darauf aus, gleich wieder aus dem Team geworfen zu werden." Es überraschte Mariah irgendwie, dass auch Jason kaum mit diesem Schweigen hatte umgehen können. Doch nun war offenbar alles geklärt und sie war froh darüber. "Komm endlich in die Gänge, Mariah, wir können nämlich nicht ohne di -" Verwundert wandten sich Jason und Mariah dem Zelteingang zu, wo nun eine verwirrte Ginny stand. Abrupt setzte Jason sich in Bewegung, um das Zelt zu verlassen. "Das hier ist die Mädchenumkleide!", zischte Ginny ihn empört an. "Ich weiß", erwiderte er erneut trocken und ging und ging an ihr vorbei hinaus ins Freie. Ginny sah ihm perplex hinterher. "Na sie mal einer an, er weiß es", murmelte sie ungläubig und linste nun zu Mariah rüber, die mit dem Feuerblitz in der Hand vor ihrer Mitschülerin und Freundin stand. "Was wollte er denn hier drin?" "Reden", antwortete Mariah knapp. Kurz war sie Ginnys misstrauischem Blick ausgesetzt, doch dann traten auch sie beide wieder hinaus aufs Spielfeld. Dort erwartete sie jedoch bereits die nächste Verzögerung. Robert Eggan diskutierte mit einem Mädchen aus Slytherin, welche sie als Laura herausstellte. Sofort näherte Mariah sich den beiden. "Slytherins sind hier nicht erwünscht!", betonte Robert. "Und die feste Freundin des Kapitäns von Slytherin erst recht nicht!" Laura baute sich drohend vor ihm auf. "Lass mich durch, du Meckerzwerg, ich will euch hier nichts abschauen -" "Es ist schon in Ordnung, Robert", mischte sich nun Mariah ein, "Harry hat auch nichts dagegen." Robert schnaubte leicht und begab sich wieder zu seinem Team. Mariah schenkte ihrer besten Freunden noch ein entschuldigendes Lächeln und folgte dem Viertklässler. "Können wir dann nun endlich beginnen?", fragte Harry in die Runde, als alle Teammitglieder anwesend waren. "Gut. Heute werden wir eure zu einem richtigen Spiel benötigten Fähigkeiten üben. Wir machen es so wie beim letzten Mal, nur dass diesmal zwei Jäger gegeneinander spielen; und zwar Jason gegen Ginny." Die beiden nickten. "Versucht euch den Quaffel zu entreißen und ein Tor zu erzielen. Katie, du begibst dich in das andere Tor, damit die beiden auch das ganze Spielfeld für sich nutzen." Nun sah Harry zu seinen beiden neuen Treibern. "Und ihr zwei kennt ja eure Aufgabe; haut uns die Klatscher so gut wie ihr könnt um die Ohren. Und gib auch du dein Bestes", sagte er zuversichtlich zu Mariah, die ebenso mit Bestreben nickte. "Gut, ich werde alles beaufsichtigen. Dann los!" Das erste Quidditchtraining verlief besser als erwartet. Harry wurde schnell klar, dass er wahrhaftig die beste Besetzung für sein Team zusammen gestellt hatte. Das musste er sich vor allem in Bezug auf Jason eingestehen, dem es trotz Ginnys List immer wieder gelang, ihr den Quaffel zu entreißen. Sein Tor war jenes, welches von Mariah bewacht wurde und sie hielt seine kräftigen Schüsse fast immer. Ihm war beinahe so, als hätte sie irgendwann in den letzten Tagen geübt, wo sie bei der Auswahl doch eher mittelmäßig gespielt hatte. Dazu hatte sie auch genug Gelegenheiten gehabt, denn Harry war natürlich nicht entgangen, dass Jason bis zum heutigen Tag die Nähe zu ihm und den anderen gemieden hatte. Vor allem aber war er, zur Freude des Gryffindors, von Mariah ferngeblieben. Hermione hatte ihm am selben Abend dann auch ihre Ahnung mitgeteilt, dass sich Jason offenbar wegen seiner Vergangenheit und seinem folglichen Eklat mit dem Ministerium irgendwie schämte. Nach zwanzig Minuten pfiff er schließlich ab und teilte seinen erschöpften Teammitgliedern seine Bewertung mit. "Erst einmal Respekt, Katie, als Hüterin schlägst dich ebenso sehr gut. Du übst dann als nächstes mit Ginny und Jason das Passen. Ron, achte bitte darauf, dass Robert, trotz seiner Stärke, jünger ist als du; passe dich ihm also besser an." Er wandte sich Ginny und Jason zu. "Sehr gut, ihr beiden, aber bei dir, Ginny, möchte ich gerne mehr Einsatz sehen. Versuche den Quaffel durch gute Flug- und Angriffsmanöver zu bekommen; nicht nur dadurch, indem du Jason endlos nachjagst." Mariah erhielt von ihm eine sehr gute Bewertung, indem sein Daumen nach oben zeigte und er ihr zuzwinkerte. "So, fünfzehn Minuten Pause, dann geht es weiter!" Alle seufzten zufrieden und ruhten sich aus. Harry und Mariah flogen in einem langsamen Tempo nebeneinander um das Spielfeld und ließen sich vom zarten Gegenwind abkühlen. "Ich freu mich schon auf unser erstes Spiel. Gegen welches Team treten wir dann überhaupt an?" "Ravenclaw", antwortete Harry. "Hast du auch schon gehört, dass wir dieses Wochenende bereits nach Hogsmeade dürfen?" "Wirklich?" Erfreut flog Mariah einen Looping. Harry grinste und während sie nun mit dem Rücken auf dem Besen unter ihm förmlich schwebte, sank er langsam und direkt über sie herab, nun Auge in Auge blickend. "Dir scheint es ja wieder besser zu gehen", stellte er fest. Mariah sah ihn verwundert an. "Ging es mir denn schlecht?" "Allerdings ... das mit Jason hat dir doch zu schaffen gemacht ..." Sie hatte mit niemanden über ihre bedrückenden Gefühle geredet. Auch nicht mit Laura, die sie außerdem nur noch selten sah aufgrund ihrer neuen Pflichten als Vertrauensschülerin und dem Schulstress überhaupt. Doch offenbar war sie für andere, zumindest für Harry wie ein offenes Buch gewesen; die Gedanken auf ihrem Gesicht so leicht ablesbar. Harry streckte ihr nun sein Gesicht entgegen und küsste sie, wodurch sie aus eben diesen Gedanken wieder aufwachte. Er löste sich schnell wieder von ihr und lächelte sie an. "Aber so wie es aussieht, ist nun alles wieder in Ordnung", flüsterte er. Mariah sah ihn zuerst schweigend an, bis sie schließlich, ebenso lächelnd, nickte. Sie setzte sich nun wieder aufrecht auf ihren Feuerblitz und erhaschte so einen Blick auf die Gryffindors, die gekommen waren, um ihrem neuen Team zuzusehen. Darunter waren vor allem diejenigen, die Harry damals vom Platz gescheucht hatte. Doch auch standen dort viele Damen wie Parvati und Lavender und ... "Schau nur!", sagte sie aufgeregt zu Harry, der nun auch nach unten sah und im nächsten Moment etwas überrascht schien. "Ron!", rief Mariah den neuen Treiber, der sich verwundert mitten im Flug zu ihr umdrehte. "Schau mal, wer da ist!" Ron blickte in die Richtung, in die sie zeigte und entdeckte dort auf der Tribüne Hermione, die stolz zu ihm hinauf sah. "Nun geh schon zu ihr", ermutigte Mariah ihn. Ron nickte knapp und begann nun, mit seinem Besen zu landen. "Wunderbar", seufzte Harry, "schon hast du unseren Treiber dazu gebracht, dass er sich nicht mehr konzentrieren kann." Mariah streckte ihm frech die Zunge raus und begab sich nun selbst zur Tribüne, um ein paar Worte mit ihrer besten Freundin zu wechseln. Laura lächelte Mariah beeindruckt an. "Also so gut wie ihr euch anstellt, muss ich mir wohl doch überlegen, Draco nicht ein wenig in punkto Quidditch zu unterstützen und ihm etwas zuzuflüstern ..." Mariah setzte sich neben sie und grinste. "Danke für das Kompliment, doch zum Wohle meines Teams bitte ich dich darum, zu schweigen." Laura hob gleichgültig die Schultern. "Ich hatte es eh nicht vor. Obwohl wir es nötig hätten, denn die einzigen, die wohl überhaupt dazu fähig waren zu spielen, hocken nun in Azkaban." "Wird es überhaupt eine neue Mannschaft geben?", fragte Mariah besorgt. "Innerhalb eines Monat müssen wir zumindest eine haben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Parkinson sich gleich freiwillig meldet, wenn Draco die Auswahl bekannt gibt." Lauras Stimme war finster gewesen, als sie Pansys Namen ausgesprochen hatte. "Ist sie immer noch hinter Draco her?" Mariah erinnerte sich amüsiert daran, was für eine Bedrohung diese in Laura gesehen hatte, als sie beide in Hogwarts aufgetaucht waren. "Ja", brummte Laura und dachte an das letzte Wochenende. "Und nun weiß ich auch, dass ich mir zurecht Sorgen machen sollte ..." "Warum das?" "Vor zwei Jahren hatten sie was miteinander." Mariah war schockiert. "Er .. hat mit ... ihr ...?" Laura nickte. Ihr Ausdruck war kalt, doch in ihrem Inneren brodelte noch immer ihre Wut bei dem Gedanken, dass Draco ausgerechnet mit dieser Zicke ein Verhältnis hatte. "Hat er es dir selbst erzählt?" "Mehr oder weniger ... nachdem sie sich an ihn rangemacht und selbst daran noch einmal erinnert hat ..." "Hui ... da solltest du aber gut deine Augen offen halten", schlug Mariah vor. "Darauf kannst du dich verlassen. Versteh mich nicht falsch, ich vertraue Draco. Er hat sie ja auch abgewiesen, bevor er mich überhaupt bemerkt hat. Doch diese Schlampe ... die gibt nicht so leicht auf." Mariah nickte zurückhaltend. Sie ging eher vorsichtig mit dieser Bezeichnung um. Zumal sie vor einiger Zeit von einem Heuler so beschimpft worden war und dies mit Harrys Stimme auf ihrer gefährlichen Reise nach Hogwarts gehört hatte. Wo sie sich nun wieder daran erinnerte, dachte sie darüber nach, ob sie ihn nicht doch darauf ansprechen sollte ... und auf diese Sache mit dem Irrwicht ... "Geht es Remus eigentlich wieder besser?", fragte Laura auf einmal. Mariah war froh über die Wendung dieses Gespräches, welche sie eine wichtige Sache wieder einfallen ließ. "Ja, er darf heute auch den Krankenflügel verlassen", erzählte sie, "Harry und ich gehen heute Abend auch zu Sirius und ihm." Laura war zufrieden über diese Information. Doch zugleich stieg in ihr die Wut an, als sie zu Jason schaute, der sich mit einigen Gryffindormädchen aus den verschiedenen Jahrgängen unterhielt. Sie wusste ganz genau, dass er Mariah in dieser Vollmondnacht mit nach draußen genommen hatte. Natürlich hatte er nicht von Remus Lupins Schicksal gewusst, aber dennoch, hatte er ihre beste Freundin in Schwierigkeiten gebracht. "Wo du gerade Remus erwähnst ...", begann Mariah zögernd und knibbelte mit ihren Fingern, "wir wissen wohl, warum er sich wieder zurückverwandelt ..." Laura sah sie äußerst interessiert an, weswegen Mariah fortfuhr. "Du erinnerst dich doch an meinem Geburtstag im letzten Jahr ... damals hat er sich verwandelt und deine Druidenmagie hinderte ihn daran, dich anzugreifen und verwandelte ihn auch noch zurück." Laura begriff sofort und sie fühlte eine ungewohnte Unruhe in sich. Es war lange her, wohl bald ein halbes Jahr, seitdem sie ihre Kraft offen gezeigt hatte. Doch spürte sie diese ebenso deutlich in letzter Zeit; tief in ihrem Inneren, wenn sie zornig war. In den letzten Wochen war dies auch nicht selten gewesen. In diesen Momenten hatte sie versuchen müssen, sich zusammen zu reißen, um niemanden unabsichtlich zu verletzen. Denn abgesehen von ihrem Schutz vor Remus, hatte die Magie der Druiden, die in ihr ruhte, nur zerstört. "Du willst, dass ich mit meiner Magie ihn erneut davon erlöse", fasste sie Mariahs unausgesprochenen Wunsch zusammen. Mariah war nicht überrascht, dass Laura sie so schnell durchschaut hatte. "Aber Remus hat dich sicher nicht gebeten, mich auf diese Möglichkeit anzusprechen." "... Nein ... aber ... es ist doch möglich, oder?" Laura lächelte. "Ich kann Remus kaum dazu zwingen, dass er meine Hilfe annimmt. Denn die würde ich ihm gerne erteilen ... nur ..." "Was?" "Ich bin nur eine Vierteldruidin ..." "Aber es reichte doch, um ihn für fast ein Jahr zu heilen", redete Mariah auf sie ein. "Und dann noch Lucius - die Dementoren -" Laura schüttelte den Kopf. "Der Unterschied zwischen einem vollblutigen Druiden und seinen Nachkommen, die das Blut von Außenseitern in sich tragen, ist, dass es schwieriger wird, die Magie in sich zu wecken. Mit jeder neuen Generation geht die Fähigkeit immer mehr verloren. Die Magie ist in ihnen allen gleich groß. Sie zu wecken, ist die Herausforderung. Mir gelang es allein durch Wut und Angst. Und das weiß Remus, weshalb er sich überhaupt weigert, mich um Hilfe zu bitten." Enttäuscht ließ Mariah den Blick senken und umschloss ihren Feuerblitz nun mit einem kraftlosen Griff. "Es tut mir Leid", entschuldigte sich Laura, deren Lächeln nun traurig wirkte. *** Ron landete direkt vor Hermione, stolperte jedoch fast beim Abstieg die schmalen Holztreppen hinunter. Er hörte Parvati und Lavender unweit kichern. "... Wollen wir spazieren gehen?", murmelte er mit roten Ohren. Hermione lächelte erfreut und nahm seine freie Hand. Sie verkniff sich das Lachen, als sie flüchtig ihre beiden Mitbewohnerinnen sah, wie ihre Kinnladen weit nach unten klappten und zog stattdessen Ron sanft von der Tribüne. Sie entfernten sich ein wenig von dem lauten Getümmel und schritten zunächst schweigend einen schmalen Kiesweg rund um das Spielfeld entlang. "Schön, dass du gekommen bist, um uns zuzusehen", brachte Ron schließlich heraus. "Nun ja, ich wollte ja gerne sehen, wie du dich anstellst", erwiderte Hermione, "und dich im Notfall auch anfeuern und ermutigen." "Ach, dachte da etwa jemand, Harry hätte den falschen für den Treiberposten gefunden?" Hermione war erschrocken. "Nein, nein! Ich -" "Das war ein Witz, Hermione", lachte Ron. Hermione errötete und sah nun zu Boden, während sie weitergingen. Fast die gesamte Trainingspause hindurch verlief ihr Spaziergang schweigend, doch schließlich platzte es aus Hermione heraus. "Ron", sagte sie und blieb stehen. Ihre Hand hielt noch immer seine und so stoppte auch er direkt vor ihr. "Was ist das nun zwischen uns?" Der Rotschopf sah sie an, als hätte er diese Frage so lange gefürchtet. So fand er auf diese nicht sofort eine Antwort. "Ron", sprach Hermione erneut und konnte nun nicht mehr anders, als sich mit ihren zitternden Händen an seinen Quidditchumhang festzuklammern. Sie wollte auf keinen Fall, dass er verschwinden würde, um diesem Gespräch auszuweichen. "Du ... hast damals zwar ..." Ihre Stimme zitterte nun ebenso. "... einer Beziehung mit mir zugestimmt ... Aber warum gehst du mir dann mit solch einer Mühe aus den Weg?" Ron gelang es kaum, standhaft in ihre Augen zu sehen. Denn in ihnen erkannte er, wie verletzt sie war durch sein abweisendes Verhalten. Ja, er war ihr aus den Weg gegangen, war unsensibel mit ihr umgegangen und das aus Gründen, die eher oft seiner Einbildung entsprungen waren. In einer Beziehung mit ihr hatte er immer nur etwas gesehen, was ihm zutiefst Angst eingejagt hatte. Doch dieser würde er sich nun stellen. Er hielt sie nun an ihren Schultern fest, so dass sie verwundert zu ihm aufsah. "Ich denke", wisperte er und zog sie vorsichtig näher zu sich heran, "ich hatte einfach Angst." "Angst wovor?", hauchte Hermione. Ron errötete erneut leicht. "Dass ... du es nicht ernst mit mir meinst ..." Hermiones Gesicht zeigte deutlich, wie diese Antwort sie entsetzte. "Aber -" "Du siehst ihm immer noch so an wie damals." Mit 'ihn' war natürlich nur der schwarzhaarige Junge gemeint, den sie aus ihren Augenwinkeln heraus zwischen den Torringen fliegen sehen konnten. "Ich liebe nur dich, Ron", flüsterte Hermione. "Ich würde dir das gerne glauben", erwiderte Ron ruhig. Ein erschöpftes Seufzen ihrerseits folgte und der Versuch, es ihm zu erklären. "Trotz allem ... ist da noch immer ... so eine Faszination, wenn ich ihn sehe ..." Dementsprechend blickte sie auf zu Harry, doch Ron umfasste auf einmal sanft ihr Gesicht und sah sie mit seinen blauen Augen eindringlich an. "Sieh ihn nicht mehr an. Sieh den an, der dich liebt." Genau dieser küsste sie nun mit all seiner Sehnsucht der letzten Wochen, Monate oder gar Jahre. Hermione ergriff diese Chance, auf die sie ebenso sehr lange gewartet hatte und erwiderte seinen Kuss. Erinnerungen an ihren ersten Kuss kehrten zurück, wie auch an die damaligen komplizierten Umstände. Nun jedoch spürten beide, dass eine schöne gemeinsame Zeit vor ihnen lag. Denn beide waren über ihren Schatten gesprungen und nun wirklich dazu bereit, ein Wagnis einzugehen. Dieser wunderbare Moment endete so unerwartet, als Ron einen heftigen Schlag gegen seinen Hinterkopf erhielt und so mit Hermione böse zusammen prallte. Mit schmerzverzerrten Gesichtern hielten sich beide Mund und Nase und sahen auf zu dem Störenfried. Ginny flog mit ihrem Besen über den beiden und hielt Rons Treiberschläger in der Hand. "Du sollst Klatscher schlagen und nicht rumknutschen! Das Training geht weiter!", fauchte sie Ron an und hielt ihm den Schläger entgegen. Mit Zorn in den Augen und einem noch immer schmerzenden Hinterkopf nahm er ihr den Schläger ab und wirkte für einen Moment so, als hätte er sie damit am liebsten vom Besen geschleudert. Doch er beherrschte sich und gab Hermione noch einen kurzen Kuss, bevor er sich zurück zum Spielfeld begab. Ginny flog ihm nach, ohne der Freundin ihres Bruders aber nicht noch einen drohenden Blick gewidmet zu haben. Doch Hermione war nun viel zu glücklich, um sich von dieser Göre Angst einjagen zu lassen. Tänzelnd ging auch sie zurück, um weiterhin dem Training zuzuschauen. *** "Ah, es geht weiter", teilte Sirius seinem besten Freund mit. Mit Begeisterung schaute der ehemalige Gryffindor am Fenster des Krankenflügels hinaus zum Quidditchfeld, wo er nun erneut wieder seine Schützlinge mit ihren neuen Teammitgliedern fliegen und trainieren sah. Remus warf sich seinen zerflickten Umhang um die Schultern und beobachtete Sirius mit einem amüsierten Grinsen. "Wenn du ihnen so gerne richtig zuschauen möchtest, dann geh ruhig." "Nein", lehnte Sirius abrupt ab und entfernte sich wieder vom Fenster, "ich habe dir versprochen, dich heute abzuholen, also tu ich das auch." Remus dankte ihm, wirkte aber im nächsten Moment sehr besorgt. "Harry und Mariah wollen heute Abend ja zu uns kommen ..." "Ja", stimmte Sirius zu. "Was ist ... wenn sie Fragen stellen ... über Quaplec?" Mit einem ernsten Gesichtsausdruck ging Sirius auf Remus zu und umfasste dessen schlaffe Schultern. "Ich habe den beiden nicht verraten, wer das war", beruhigte er ihn, "und ich bezweifle auch, dass sie ihn je gesehen haben." "Aber wenn sie verstanden haben, worauf Ralin da ansprach, dann -" "Das glaube ich nicht; sie waren doch viel zu sehr besorgt um dich und auch die Sache mit Jason Flemming hat sie davon abgelenkt. Aber egal, wie es weitergehen wird, irgendwann musst du Mariah einweihen." Der Ausdruck von größter Angst zeichnete sich auf Remus' Gesicht ab, als er den Gedanken daran vertiefte. "Ich will es mir gar nicht ausmalen", wisperte er, "wie enttäuscht sie dann sein wird ..." "Noch haben sie nichts entschieden!", machte Sirius ihm mit Nachdruck klar. "Wenn du jetzt aufgibst, wirst du sie auf jeden Fall enttäuschen. Was lange wärt, wird endlich gut." Remus nickte, denn der ehemalige Gefangene von Azkaban wusste sehr genau, wovon er sprach. Immerhin hatte er zwölf lange Jahre lang unschuldig im Zaubereigefängnis leiden müssen. Doch nun führte er wieder ein normales, wunderbares Leben, da er in dieser Zeit nie zugelassen hatte, den Verstand zu verlieren und somit aufzugeben. "Ich werde mir gleich für morgen einen neuen Termin verschaffen", beschloss Remus. Sirius nickte erfreut. *** Der September neigte sich langsam seinem Ende zu, so dass an diesem Wochenende ein wolkenreiches und beinahe eisiges Wetter herrschte. Die Hogwartsschüler ab der dritten Klasse zogen ihre Winterumhänge fest um ihre zitternden Leiber, als sie die schmale Straße nach Hogsmeade einschlugen. In diesem kleinen, friedlichen Dorf, welches das einzige in Großbritannien war, das nur von Hexen und Zauberern bewohnt wurde, öffneten sich allmählich die Türen der vielen einzigartigen Geschäfte. Sieben Schüler, darunter fünf Gryffindors und zwei Slytherins, liefen eilig an ihnen vorbei. Ein Rotschopf unter ihnen lief hektisch voraus. "Ich versteh das nicht", murmelte Ron und lief schon zum dritten Mal an dem 'Honigtopf' vorbei, der seit Harrys und Mariahs gewaltsames Eindringen während der Jagd nach Petter Pettigrew bereits eine neue Tür besaß. "Er muss doch hier irgendwo sein." "Ron", keuchte Hermione, die wie die anderen versuchte, mit ihm Schritt zu halten. "Sie haben doch gesagt, dass sie ihren Laden erst im Oktober eröffnen -" "Trotzdem müssen sie doch bereits ein Gebäude bezogen haben", meinte Harry. An seiner Hand lief Mariah, die über ihrer Schulter Jason einen entschuldigenden Blick zuwarf wegen dieser Rumrennerei. Immerhin war dies sein erster Besuch in Hogsmeade und sie hätte ihm gerne alles in Ruhe gezeigt. Andererseits war auch sie sehr neugierig auf den Scherzartikelladen der Weasleyzwillinge Fred und George. Die zwei Slytherins, welche die Gryffindors begleiteten, waren natürlich Laura und Draco. Draco war alles andere als begeistert von dieser Tatsache. "Warum zum Henker können wir uns nicht alleine umsehen?", fragte er seine Freundin. "Weil ich auch neugierig bin, wie der Laden so ist", antwortete sie und sah ihn beschwichtigend an. "Außerdem ... fühl ich mich wohler, wenn ich weiß, wie er sich aufführt ..." Misstrauisch schaute sie zu Jason, dessen Blick die ganze Zeit über an Mariah haftete, während Ron sie alle kreuz und quer durch das Dorf scheuchte. Schließlich blieb dieser auf einmal vor dem Laden 'Zonkos' stehen und blinzelte ins Schaufenster. "Da drin ist George!", rief er aus und öffnete sofort die Tür. Stirnrunzelnd folgten ihm die anderen und standen dann doch tatsächlich vor George Weasley. "Na so was", begrüßte er sie erfreut, "schön, dass ihr uns jetzt schon besucht." "Gehört euch jetzt etwa der 'Zonkos'?", fragte Harry verblüfft. Aus einer Ecke des Ladens ertönte das heitere Lachen des bekannten Besitzers Zacharias Zonkos, welcher nun mit Fred Weasley zu den ersten Besuchern des Tages herantrat. Seit Gesicht war vernarbt durch die Explosionen bei unzähligen Experimenten mit seinen Scherzartikeln und seine Hände sahen so aus, als wären einige Finger am falschen Platz angezaubert worden. "Nein, nein", sagte Mr. Zonkos, "die verehrten Herrn Weasley sind meine neuen Partner. Gemeinsam werden wir noch bessere Scherzartikel auf den Markt bringen." "Hat das Geld denn nicht für einen eigenen Laden gereicht?" "Oh doch, Harry, aber als Starthilfe fanden wir es besser, uns mit einem bereits bestehenden Scherzartikelkonzern zusammen zu tun. Außerdem brachten wir es nicht über uns, mit unserem Lieblingsladen zu konkurrieren", erklärte Fred. "Oh, mit euren guten Ideen hättet ihr mich wahrhaftig in den Ruin getrieben", stimmte Mr. Zonkos zu. Nun begannen Harry und die anderen erst, ihre Blicke durch den Laden schweifen zu lassen. Viele Regale, in denen einst der seltsamste Schabernack gelegen hatte, waren nun zum größten Teil ausgeräumt und auf dem Boden standen zahlreiche Kisten. "Wir haben vor, alle alten Artikel zu verbessern und diese könnt ihr dann alle im Oktober bestaunen. Wenn ihr möchtet, könnte ihr aber ruhig schon einige beschnuppern", bot George an. "Und euren Mitschülern könnt ihr dann von der Neueröffnung berichten", sagte Mr. Zonkos zwinkernd. Mit etwas förmlicher Zurückhaltung nahmen sich die Jugendlichen nun einige Kisten vor und durchsuchten neugierig den Inhalt. Dabei stießen sie wahrhaftig auf die wundersamsten Dinge. Dazu gehörten auch diverse Süßigkeiten und bei diesem Fund stellte sich heraus, dass 'Zonkos' nun auch enger mit dem 'Honigtopf' zusammen arbeitete. "Hier, Mariah", sagte Fred und fischte aus dem Glas, welches das Mädchen gerade in der Hand hielt, einen lilafarbenen Bonbon mit grünen Flecken heraus. "Wenn du so einen isst, erlebst du jedes Mal, sobald du in einen Spiegel schaust, eine nette Überraschung." Da sie den Zwillingen traute, nahm sie den Bonbon in den Mund und lutschte diesen sachte. Er schmeckte nach scharfer Minze. Sofort erhob sie sich, um sich in einem Spiegel, welcher an der Wand hing, zu bewundern. Sie schrie auf vor Schreck, als sie nun in ihrem lila Gesicht mit grünen Flecken sah. "Wow", sagte sie anerkennend und drehte sich zu Harry um, welcher sie verwundert ansah. "Was hast du denn da gesehen?", fragte er. Mariah war irritiert und das noch mehr, als Fred und George lachten. "Dieser Bonbon bewirkt, dass nur dein Spiegelbild diese Erscheinung hat", erklärten sie ihr. "Ach so", murmelte Mariah fasziniert und bewunderte im Spiegel noch einmal ihren ungewohnten Anblick. Harry trat zu ihr heran und konnte nun ebenso die Wirkung dieser rätselhaften Süßigkeit bestaunen. "Es ist perfekt für Personen, die anderen einreden wollen, dass sie krank oder gar nicht so schön sind, wie sie immer tun." "Und wann lässt die Wirkung nach?", fragte Mariah. "So eine Stunde, nachdem du ihn aus den Mund genommen oder ganz aufgelutscht hast." Da der Bonbon sehr gut schmeckte und ihr das neue Spiegelbild sehr gefiel, lutschte sie genüsslich weiter. "Das wollt ihr also auch verkaufen?" Alle sahen zu Hermione, welche den Puppenkopf eines Kobolds an einer langen Schnur hervorholte. Dabei sah sie die Zwillinge ermahnend an. "Ja und du kannst doch selbst am besten beurteilen, dass es perfekt funktioniert hat", erwiderte George mit einer reinen Unschuldsmiene. "Allerdings." Mit diesem im scharfen Ton gesprochenen Wort stopfte sie den Kopf wieder in die Kiste. "Hey, geh nicht so grob mit unserer Ware um", bat Fred sie. "Immerhin erhalten wir davon etwas für den Haushalt unserer Familie." "Nötig wäre das ja", murmelte Draco leise, weswegen sofort böse Blicke auf ihm ruhten. Fred holte nun eine Schachtel mit braunen Drops hervor. "Hier hätten wir eine nette Erfindung für Großmäuler wie unseren werten Malfoy Junior. Ein Drop, der den Esser um mindestens eine Stunde zum Schweigen bringt." "Darf ich eine ganze Packung vorbestellen?", fragte Harry mit einem auffordernden Grinsen in Dracos Richtung. Dessen graublaue Augen waren nun eisig und stechend. Die Zwillinge lachten heiter und klopften Harry auf beide Schultern. "Für dich, Harry, ist alles möglich und natürlich kostenlos. Immerhin hast du uns das alles erst ermöglicht." Harry war sichtlich überrumpelt. "Ja aber -" "Natürlich nur, wenn du immer brav den Gutschein dabei hast, den wir dir zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt haben", fügte Fred grinsend hinzu. Harry war froh, dass er sich noch erinnern konnte, wo genau er den Gutschein verwahrt hatte. "Und was ist mit Familienmitgliedern?", fragte Ron hoffnungsvoll. "Da die Familie von unserem Gewinn profitiert, gibt es für dich auch keine Sonderbegünstigung", antwortete George schlicht. "Na toll", kommentierte Ron beleidigt. Mr. Zonkos räumte währenddessen einige von den Kartons in die Regale ein, um Platz zu schaffen. "Unzählige Sonderbegünstigungen können wir uns auch nicht leisten", sagte er. "Sonst kommen wir mit unserem Geschäft nie in die Winkelgasse." "In die Winkelgasse?", fragte Laura verwundert. "Ja, wir wollen dort eine zweite Filiale eröffnen, um weiträumig Erfolg zu haben." In der nächsten halben Stunde sahen sich alle weiterhin um, wobei Mariah nicht anders konnte, als ständig in den Spiegel zu schauen und über ihre lilagrüne Haut zu lachen. Bald schon verabschiedeten sich die Hogwartsschüler jedoch wieder von den nun drei Besitzern des 'Zonkos' und begaben sich wieder nach draußen, wo die herbstliche Kälte sie beinahe schmerzhaft umklammerte. "So, da ich nun weiß, in welchen Laden ich hier sicher nie wieder reingehen werde, können wir uns nun endlich in Ruhe umsehen?", schlug Draco vor. Laura behielt es für sich, ihn zu ermahnen und kuschelte sich an seinen Arm. "Wohin willst du denn hin?" "Zu 'Zauberhafte Geschenke und Utensilien'. Ich möchte dort nach einem Geburtstagsgeschenk für Mutter suchen. Da habe ich ja auch deine Kette gekauft." Draco umfasste grinsend ihren Einhornanhänger. "Oh, ich komme mit", sagte Mariah, "Harry hat mir dort auch meine Schnatzkette geholt." So kam es dazu, dass die Gruppe aus sieben Leuten zu Dracos und Harrys Groll weiterhin bestand und zu dem genannten Laden ging, der bereits voll von vor allem weiblichen Kunden war. Laura, Mariah und Hermione bestaunten sofort sämtliche Ketten und Ringe, die so wunderbar schlicht und doch schön waren. Draco begutachtete einige Ohrringe mit blauen Kristallen und selbst der so desinteressiert erscheinende Jason sah sich ein wenig um. "Das ist so was von unfair", brummte Ron. Harry wusste, worauf diese Äußerung bezogen war und sah seinen besten Freund beschämt an. "Tut mir Leid", sagte er zu Rons Verwunderung, "ich kann mir bei unserem nächsten Besuch ja was für dich mit aussuchen -" "Nein, nein, vergiss es bitte wieder", bat Ron ihn, da es dumm gewesen war, seinen Ärger auszusprechen. "Was wollen denn die jungen Herren?", wurden die beiden von dem rundlichen Verkäufer freundlich gefragt. "Äh, wir wollen uns nur umschauen." Der Mann nickte und begab sich zu Draco, um ihn zu beraten. Nun entdeckte Harry an der Wand hinter der Kassentheke ein Plakat auf welchem zwei goldene Ringe mit wunderschönen Verzierungen abgebildet waren. Darunter stand in ebenso goldenen Lettern: 'Ringe aus echtem Koboldgold - auf ewig werden sie zwei Liebende miteinander verbinden.' "Entschuldigen Sie", rief Harry dem Verkäufer zu, der sofort zu ihm kam. "Wie viel kosten diese Ringe und wann könnten Sie sie bestellen?" Er hatte extra leise gesprochen, damit Mariah nicht mitbekam, dass er vorhatte, ihr ein kleines Geschenk zu besorgen. Doch sie war noch immer damit beschäftigt, die Vielzahl der Schmuckstücke zu bewundern. Der Verkäufer sah zu dem Plakat auf und lächelte dann wissend. "Rund neunzehn Galleonen", antwortete er. "Und wenn ich heute eine Bestellung aufgebe, könnten die Ringe bis Februar fertig sein." Harry war enttäuscht, da er gehofft hatte, sie Mariah schon zu ihrem nahenden Geburtstag schenken zu können. "Koboldgold ist heutzutage schwer erhältlich und braucht zudem lange, um perfekt bearbeitet zu werden", erklärte der Mann die lange Wartezeit. Harry überlegte und erkannte schließlich, dass er Mariah die Ringe ebenso am Valentinstag am vierzehnten Februar schenken könnte. Daher willigte er ein und bezahlte bereits im Voraus. Er bemerkte dabei, wie Rons wehmütiger Blick an ihm haftete und fragte ihn daher, was denn los sei. Er zuckte mit den Schultern. "Nun ja ... ich würde Hermione auch gerne so etwas schenken", nuschelte er undeutlich und wandte sich ihr auch zu. Sie legte sich soeben ein Rosenarmband um, was ihr offenbar sehr gefiel. "Es ist ihr doch nicht wichtig, ob du ihr irgendwas schenkst ..." "Mag sein ... aber ich würde es halt gern." "Dieses Armband kostet nur zehn Knuts", verriet der Verkäufer dem rothaarigen Jungen. Dieser war erfreut und holte sofort zehn Knuts hervor. Danach ging er zu Hermione. Harry sah noch einmal den Verkäufer an, der zufrieden lächelte, "Wie viel kostet das Armband in Wirklichkeit?", wollte Harry wissen. "Zehn Knuts, wie ich schon sagte", antwortete der Mann mit einem breiten Grinsen. Harry lächelte dankbar. An seine Seite trat schließlich Draco und bezahlte für die Ohrringe vier Galleonen. "So, wir können gehen", verkündete er seiner Freundin. Auf dieses Kommando hin befreiten Laura, Mariah und Hermione sich von sämtlichen Schmuckstücken, die sie angelegt hatten. Als Hermione auch das Rosenarmband abnehmen wollte, hielt Ron sie davon ab. "Behalte es ruhig", sagte er. "Ja aber es ist doch nicht meins", empörte sie sich. "Doch, ich habe es dir gekauft." Hermione war sprachlos über diese liebevolle Geste. Doch dann lächelte sie erfreut und umarmte Ron dankbar. "Wo wollen wir als nächstes hin?", fragte Mariah. "In den 'Drei Besen' vielleicht?" "Ich wollte noch kurz nach Hause, um etwas zu holen", erwiderte Laura bedauernd. "Stimmt, du wohnst ja mit deinem Vater hier in Hogsmeade, oder?" Laura nickte auf Rons Frage. "Kann ich mitkommen?", bat Mariah. "Ich wollte doch immer wissen, wie das Haus aussieht, in welchem du lebst." Mit einem Blick in die Runde bemerkte Laura, dass auch die anderen, insbesondere Harry und Ron, neugierig darauf waren, wie ihr verhasster Zaubertranklehrer wohl lebte. Sie blickte zu Jason, den sie am liebsten jetzt aus dieser Gruppe ausgeschlossen und nicht gerne mit zu ihrem Zuhause genommen hätte. Er nahm dies auch sofort wahr und lächelte herausfordernd. "Ich würde auch gerne sehen, wie du nun lebst", sagte er zu ihr, "und ich bin sicher, du bist nicht weniger gastfreundlich als es deine Mutter war." Laura sah ihn kalt an, erwiderte dennoch nichts. Stattdessen ging sie voran, so dass die anderen ihr folgten. Draco war auch diesmal sichtlich genervt, noch immer nicht mit Laura allein sein zu können. Die junge Slytherin führte sie zu ihrem neuen Heim, welches ruhig und abseits von der Hauptstraße lag. Noch immer und vor allem an diesem bewölkten Tag wirkte es düster und geradezu unheimlich. "Oh ja, das passt", kommentierte Ron. Laura verdrehte die Augen und strich über das Türschloss bis es klickte und sie hineingingen. Ihr neues Heim wurde auch sichtlich bestaunt. Vor allem Hermione war fasziniert von den vielen Büchern im Wohnzimmer. "Nicht schlecht", sagte Mariah beim Blick auf die schönen, älteren Möbel. "Ja, Snape hat Geschmack", gestand auch Draco. "Und wie sieht es mit deinem Zimmer aus?" Laura grinste, da sie gleich wusste, dass er am liebsten allein mit ihr nach oben gegangen wäre. Doch diese Chance wollte sie ihm nicht geben. "Ich geh nur schnell nach oben, um was zu holen und dann gehen wir auch wie -" Sie verstummte abrupt, als in der Küche Geräusche erklangen. Auch die anderen hörten diese und sahen Laura unsicher an. Diese legte einen Finger an ihre Lippen und näherte sich mit langsamen Schritten der Küche. Die anderen folgten ihr und zogen, außer Mariah, zur Sicherheit ihre Zauberstäbe. Vor der Tür angekommen, öffnete Laura diese sofort und stand nun einem kleinen, pummligen Mann gegenüber, der von der Schublade, die er soeben inspiziert hatte, zu dem Mädchen aufsah. "Was tun Sie hier bitte? Und wer sind Sie?", fragte Laura. Der Fremde verbeugte sich. "Hallo Miss Laison. Mein Name ist Oclo Quaplec und ich gehöre der Sorgerechtsabteilung des Ministeriums an", stellte er sich vor. Nun traten auch die anderen in die Küche ein. "Sie?, fragten Harry und Mariah zugleich mit Erstaunen. "Ah, guten Tag, Mr. Potter und Miss Riddle. Oh, und Sie sind auch hier, Mr. Flemming." Jason sah Quaplec schweigend und auch verachtend an. Laura war jedoch vollkommen verwirrt. Was wollte dieser Mann hier und woher kannten die anderen ihn? "Ich frage erneut: Was wollen Sie hier?" "Oh, verzeihen Sie", entschuldigte sich Quaplec. "Ihre Großmutter Mrs. Arabella Figg hat mich beauftragt, Ihr neues Heim ein wenig zu begutachten. Immerhin muss doch sicher gestellt werden, dass es Ihnen bei Ihrem Vater auch gut geht." Laura wirkte wie vom Blitz getroffen. Sie und auch die anderen konnten nicht glauben, was dieser Mann da gerade gesagt hatte. "Meine Großmutter?", wisperte Laura fassungslos. "Ja, sie hat gestern einen Antrag eingereicht, in dem sie darum bat, das Sorgerecht für Sie zu erhalten. Daher bin ich hier, um Anlässe dafür auszumachen, dass Ihr Vater nicht mehr Ihr Vormund sein da -" "Raus ...", flüsterte Laura. Sie wollte nicht noch mehr hören. "Ja aber -" "RAUS!", schrie die Slytherin nun, so dass alle vor Schreck zusammen zuckten. "Es gibt keinen Grund für Sie, hier zu sein! Bei meinem Vater habe ich es sehr gut und daher muss ihm sicher nicht das Sorgerecht entzogen werden!" Quaplec brauchte einen Moment, um seinen Schreck zu überwinden und setzte sich dann seinen Hut auf. "Nun gut", sagte er leise und sah kurz auf seine große Taschenuhr. "Ich muss eh zurück ins Ministerium. Aber ich gehe dem Antrag nach, bis ich weiß, ob Sie bei Ihrem Vater auch wirklich so gut aufgehoben sind, wie Sie glauben, Miss Laison." Somit begab er sich ins Wohnzimmer und holte eine Hand voll Flohpulver aus seiner Tasche. "Daher werde ich auch noch ein Gespräch mit Ihnen und Ihrem Vater führen. Einen schönen Tag noch." Mit diesem Abschied entfachte er ihm Kamin ein grünes Feuer und verschwand mit diesem. Ratlos stand Laura inmitten ihrer Freunde nun da. Sie konnte nicht fassen, dass sie nun in einem Sorgerechtsstreit zwischen ihrem Vater und ihrer Großmutter festsaß. "Sie hat dich also gar nicht eingeweiht in ihr Vorhaben?", fragte Mariah vorsichtig. Laura schüttelte den Kopf. "Wie denn? Sie hat dieses Schuljahr noch kein Wort mit mir gewechselt ..." Laura war klar, sie musste so schnell wie möglich mit beiden Parteien reden. Vielleicht war ihr Vater ja längst eingeweiht und hatte ihr dies nur verschwiegen, um sie aus diesem Chaos rauszuhalten. Doch immerhin hatte sie selbst ja wohl auch ein Wort da mitzureden. Sie spürte, wie Draco tröstend ihre Hand nahm und war froh über diesen Beistand. Denn durch diese unerwarteten Neuigkeiten fühlte sie sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen entrissen. Alle erschraken zutiefst, als plötzlich ein bekanntes Kreischen ihre Ohren peinigte. Es erklang irgendwo von draußen und weckte in so manchen Personen böse Erinnerungen und eine heftige Angst... "Was ist das denn?", fragte Jason und hielt sich die Ohren. "Doch nicht etwa ...", begann Hermione zu murmeln und rannte mit erneut gezücktem Zauberstab zur Haustür. Die anderen folgten ihr und an der frischen Luft dann suchten sie zwischen den riesigen Tannen den Himmel ab. Das Kreischen ertönte erneut und diesmal von der Hauptstraße aus. "Hermione!", rief Ron entsetzt seiner Freundin nach, die nun in die besagte Richtung eilte. Sofort liefen ihr die anderen nach, denn sollte es sich wirklich um das handeln, was sie befürchteten, so konnten sie die Gryffindor nicht allein lassen. Hermione stand atemlos da, als sie sie einholten und sie blickten die Straße entlang. Sie glaubten nicht was sie sahen. Einige ihrer Mitschüler brüllten sich an und schubsten sich sogar gegenseitig. Hatten sie dieses Kreischen nicht gehört? Und warum benahmen sie sich so aggressiv? "Das sagst du nicht nochmal zu mir!", schrie Hannah Abbott ihre Hausgenossin und beste Freundin Susan Bones an. Diese hingegen war einfach nur verwirrt. "Was meinst du? Ich habe gar nichts zu dir gesagt!" Hannah schnaubte wütend und zog an Susans Haaren, die dadurch aufschrie. "Hey, hört gefälligst auf damit!", ermahnte Hermione die beiden. Dies wiederholte sie bei einigen anderen wie zum Beispiel Seamus Finnigan, der Colin Creevey damit drohte, ihn zu schlagen. Doch es half nichts. Erst als erneut ein Kreischen ertönte, hielten sie inne und sahen erschrocken zum Himmel auf. Harry und die anderen taten es ihnen gleich und erblickten nun einen riesigen Knochenvogel, der sich mit aufgerissenen Schnabel auf sie stürzte. "Seelenpeiniger!", schrie Harry und zog Mariah an der Hand mit sich, um mit ihr in irgendeinem Geschäft Schutz zu suchen. Auch die anderen nahmen nun die Beine in die Hand und rannten um ihr Leben. Riesige Schatten bedeckten den Boden und verrieten ihnen so, dass nicht nur ein Seelenpeiniger über ihnen war. Diese stürzten sich auf die verängstigten Schüler und dabei schafte es einer, Harry und Mariah mit den Klauen zu packen und auf den sandigen Boden zu pressen. Sie schrien auf, als die riesigen Krallen ihre Umhänge aufrissen und sahen mit geweiteten Augen zu dem Seelenpeiniger auf, der weiterhin laut kreischte, anstatt nach ihnen zu schnappen oder sie sonst irgendwie anzugreifen. Harry suchte in seinem Umhang nach seinem Zauberstab und Mariah schoss bereits einen Fluch auf das Wesen über ihnen ab. Das Kreischen verstummte dadurch kurz, setzte dann aber fort. Auch ließ er sich dabei nicht von den Flüchen stören, die in diesem Moment Hermione und Jason auf ihn abfeuerten. Harry griff nach Mariahs Hand und versuchte mit ihr unter dem riesigen Vogel irgendwie zu entkommen, doch dieser hielt sie eisern fest und kreischte weiterhin so laut, so dass sie glaubten, sie würden taub werden. Und tatsächlich ... wurde es immer leiser, empfand Mariah ... Das Kreischen klang so langgezogen, wurde höher und verstummte allmählich. Stattdessen vernahm sie eine Stimme ... Harrys Stimme. Überrascht sah sie zu ihm auf und erschrak zutiefst, als sie ein Gesicht sah, das nur aus Abneigung und Belustigung bestand. "Na, du kleine Schlampe", flüsterte er. Mariah erblasste. "Es is ein ekliges Gefühl, so hilflos zu sein wie jetzt, nicht wahr?" Harry nickte mit Verständnis. "Aber sei beruhigt. Mir gefällt es, wenn du so bist." Er legte seine Arme so gut wie es ging um sie und zog sie grob zu sich heran. "Nein ... bitte nicht", flüsterte sie panisch. "Oh doch ... ich bin es Leid ... Du stellst dich so was von an." Diese Verachtung in seiner Stimme war wie ein Pfeil, der sich in ihr Herz bohrte. "Was denkst du, was mich sonst noch bei dir hält?" Er umfasste ihr Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. "Mit dir zusammen zu sein, hat alles zerstört ... ich werde von der ganzen Schule gehasst ... Und dann schaffst du es noch nicht mal, deine beschissene Angst zu überwinden und mich ranzulassen. Dafür finde ich doch überall was viel Besseres -" "Nein ... nein ..." "Dann sag mir doch, was ich noch mit dir soll? Was soll ich mit solch einem Flittchen, das mir als ihren festen Freund nicht einmal die Beine breit machen kann?" "Lass mich los ...", flehte sie ihn an. "Nein, denn ich hole mir noch, was mir zusteht ..." "NEIN", schrie sie nun und kämpfte gegen seine feste Umarmung an. "LASS MICH LOS!!" *** Harry drückte Mariah an sich, da er dieses laute Gekreische des Seelenpeinigers kaum noch ertragen konnte. Er hoffte so sehr, dass ihnen bald geholfen werden würde, dass irgendwelche Lehrer gerufen werden würden. "Du dummer Feigling", hörte er auf einmal Mariah nah an seinem Ohr flüstern. Verwundert sah er in ihr Gesicht, wo er ein hämisches Lächeln vorfand. "Das soll also der große Harry Potter sein, der meinen Vater bereits zweimal besiegt hat?" Harry war zutiefst erschrocken. Genau diese spöttischen Worte hatte er damals im Tunnel vernommen, als er die Seelenpeiniger zum ersten Mal gesehen hatte. "Warum sagst du das?", wollte er mit bebender Stimme wissen. Mariah lachte. "Es wäre wirklich so einfach, dich endlich zu beseitigen. Ich sollte das tun, wofür ich wirklich nach Hogwarts kam ..." Harry sah sie geschockt an. Das konnte nicht ihr ernst sein. "Du-du bist nach Hogwarts gekommen, um mich zu beschützen", wiederholte er ihre Worte, die sie während der Verhandlung gesprochen hatte. "Du hast nie in Voldemorts Auftrag gehandelt -" Er umfasste ihr Kinn, um die Wahrheit in ihren Augen zu finden. Doch diese waren eiskalt. "Ach nein?", fragte sie ihn voller Hohn und wollte sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest, was sie erneut zum Lachen brachte. "Du wertloses Halbblut", nannte sie ihn kalt, "du glaubst tatsächlich, ich, die Tochter von Lord Voldemort, würde dich lieben? Wie kannst du nicht das sehen, was so viele andere bereits erkannt haben? Nämlich, dass wir sicher nicht zusammen gehören ... dass ich immer nur genießen wollte, wie du vor mir kriechst und schließlich zerbrichst. Ich hasse dich so sehr, du kannst es dir gar nicht vorstellen ..." "Nein ..."presste er zwischen seinen zitternden Lippen hervor. "Du-du lügst!" "Mach endlich die Augen auf -" "Nein!", zischte er und drückte sie fest an sich. Sie versuchte, ihn von sich zu zerren, und zwar mit aller Kraft. Doch er hielt sie fest. "Es ist Lüge ... alles Lüge ... alles Lüge ...", murmelte er immer wieder. "Es ist Wahrheit ... Ich hasse dich ... Oder nein ... nicht einmal das tu ich. So wenig bist du mir wert, ich fühle nicht einmal das." "Lüge - LÜGE!!" *** Plötzlich sah Mariah ein rotes Licht vor sich und das Gekreische des Seelenpeinigers übertönte fast Harrys lauten Ausruf, den sie noch mitbekam. Doch im nächsten Moment wurde es auf einmal so unendlich heiß und das Licht blendete sie so stark, so dass sie das Bewusstsein verlor. Alles wurde schwarz und endlich war es ruhig. ****************************************************** Fünfzehn Kapitel, Menschenskinder. Ich denke, fast fünfzig Prozent der Handlung sind somit abgeschlossen. Das war ein langer Weg bis hierhin^^. Dieses Kapitel habe ich fast vollständig an meinem Laptop getippt, den ich zu Weihnachten erhielt *freu*. Nun kommt die Handlung wieder ordentlich ins Rollen. Ihr freut euch sicher, dass Ron und Hermione endlich in die Puschen kommen. Zeitgleich geschehen aber auch schon Dinge, die ihnen später Probleme bereiten werden... Meine Lieblingsszene in diesem Kapitel ist die Stelle, wo über Jasons Mutter geredet wird. Oh ja, da habe ich mir mal wieder eine Figur erdacht ... Diese wird übrigens erst im letzten Kapitel auftauchen. Ich schreibe auf keinen Fall nur dafür, aber es ist etwas schade, dass immer mehr Leser mir kein Statement mehr abgeben. Ich weiß, es ist anstrengend, regelmäßig ein Kommi zu schreiben, aber dennoch würde ich gerne wissen, ob euch die Geschichte immer noch zusagt oder was verbesserngsnötig ist. Wie gesagt, ich schreibe weiter, selbst wenn gar nichts mehr folgt. Aber ich schreibe ja auch gerne mit euch über die FF und HP allgemein :-). Übigens könnt ihr euch bald meine erste veröffentliche Kurzgeschichte unter www.machtwortverlag.de bestellen. Meine Geschichte heißt 'Zauberhafte Weihnacht' und ist unter der ISBN-Nummer 978-3-86761-413-9 zu bestellen. Hier ist das Cover von Lena Grossman: http://datamexx.onlinewelten.com/himitsu/e8ae93638d15aa4a99a10d483a8bc9ca/47960871/mitglieder/bilder/0/4/2587640.gross.jpg Das nächste Kapitel wird den Titel 'Zwischen den Fronten' tragen. Bis demnächst, eure Maru^^. Kapitel 16: 16. Zwischen den Fronten ------------------------------------ 16. Zwischen den Fronten "Meine Güte, Dumbledore! Haben Sie den armen Jungen schon wieder gegen Drachen kämpfen lassen?! Wenn ich mir das so anschaue, sind mindestens zwanzig Prozent seiner Haut verbrannt ... Ein Wunder, dass Miss Riddle nur leicht verletzt wurde." Mariah blinzelte leicht, als sie Madam Pomfreys aufgeregte Stimme vernahm. "In Hogsmeade sind Seelenpeiniger aufgetaucht, Poppy ..." "Was?! Noch schlimmer als Drachen!" "Schlimmer?", ertönte Rons Stimme im Unglauben. "Oh ja, viel, viel schlimmer", bestätigte Madam Pomfrey. "Lassen Sie mich mal bitte hier ran, Miss Granger -" "Ja, Verzeihung - Aber warum sind Seelenpeiniger denn so viel gefährlicher als Drachen?" "Ich wunder mich doch sehr, Hermione, dass du noch nichts über sie gelesen hast." "Ich habe es versucht, Professor, aber die einzigen Bücher über sie gibt es nur in der Verbotenen Abteilung. Und soweit ich weiß, kommen sie am Ende der sechsten oder gar in der siebenten Klasse erst im Unter - Oh, Mariah!" Erst in diesem Moment öffnete Mariah ihre Augen, was durch Hermiones erfreuten Aufschrei auch sofort jeder wahrnahm. Wie allein schon Madam Pomfreys Anwesenheit es erklärte, lag sie im Krankenflügel und direkt an ihrem Bett standen Laura, Draco und Jason, welche zutiefst besorgt aussahen. Remus, Sirius, Hermione, Ron sowie auch die Krankenhexe samt Dumbledore waren bei Harry, der im Bett neben ihr lag. Sie erschrak zutiefst, als sie seinen verkohlten Umhang sah und die freigelegte Haut, welche rot und fleischig glänzte. Er war nicht bei Bewusstsein. "Wie geht es dir?", fragte Laura. Doch Mariah überhörte sie und versuchte aufzustehen, was Jason verhinderte, indem er sie mit sanfter Gewalt festhielt und wieder aufs Bett zog. "Was ist mit ihm passiert?", fragte sie fassungslos. "Weißt du gar nicht mehr, was passiert ist?" Mariah schüttelte leicht den Kopf. "Ich weiß nur noch ... dass die Seelenpeiniger uns angriffen ... und dann ..." Wie eine mächtige Welle schlugen wieder all die Worte, die Harry zu ihr gesagt hatte, in ihrer Erinnerung auf sie ein. Dementsprechend wurde sie leichenblass und begann auch, leicht zu zittern. Er hatte sie einfach nicht loslassen wollen und ihr auch noch solche widerlichen Dinge ins Ohr geflüstert. Es war genau wie ... Warum nur hatte er das getan und auch noch, als sie in solch einer Gefahr geschwebt hatten? "Mariah", sagte Remus leise und ging auf sie zu. Behutsam nahm er ihre Hand und sah sie eindringlich an. "Was auch immer du gehört haben magst, es ist nicht wahr." Vollkommen verwirrt sah sie den Mann an. Woher wusste er davon und wie meinte er es, sie solle Harrys Worte nicht ernst nehmen? "Das, was du da angeblich gehört hast, war bloß deine pure Angst. Durch das Kreischen der Seelenpeiniger hast du wie in einer Illusion nur das gehört, wovor du dich am meisten fürchtest." Zuerst konnte Mariah gar nicht so recht begreifen, was Remus ihr da soeben erklärt hatte. Doch wenn sie sich an all diese Dinge in letzter Zeit zurückerinnerte, erkannte sie, dass sie an diesem Vormittag tatsächlich ihre größte Angst gehört und gesehen hatte. Diese Erkenntnis nahm eine schwere Last von ihr, weswegen sie erschöpft seufzte. "Wie meinen Sie das?", wollte Laura wissen und sie war nicht die Einzige, die nicht so recht verstand, wie die Seelenpeiniger so etwas in einen auslösen konnten. "Das klingt doch eher nach Dementoren", erkannte Draco. "Und nach Irrwichten", ergänzte Hermione. "Ja, das hat auch einen gewissen Grund", seufzte Dumbledore leicht. "Vor unzähligen Jahren, als das Ministerium noch nicht eine solche Kontrolle über jedes Geschöpf unserer Welt hatte, haben Schwarzmagier rätselhafte Rituale mit schmarzmagischen Wesen durchgeführt. Einer von ihnen setzte sich das Ziel, ein neues Monster aus Irrwichten und Dementoren zu erschaffen ..." "Was ihm ja mit Bravur gelungen ist", murmelte Ron. Dumbledore nickte. Hermione verarbeitete schnell diese neuen Informationen und begriff so sehr schnell, welch einer Gefahr sie wirklich ausgesetzt gewesen waren. "Ich verstehe ... Seelenpeiniger rufen in einem die größten Ängste hervor ... so wie ein Irrwicht sie erkennt. Und das Kreischen der Seelenpeiniger lässt uns diese hören wie ein Dementor uns unsere schrecklichsten Erinnerungen wieder hören lässt ... Das ist einfach nur schrecklich ... Die Seele wird nicht 'nur' ausgesaugt ... Sie wird gequält und stirbt qualvoll", wisperte sie. Erschlagen von dieser Erkenntnis folgte eine angespannte Stille. Doch es gab noch einige ungelöste Rätsel. "Aber was war denn mit Hannah und Susan? Hannah hörte ja angeblich, wie sie von ihr beleidigt wurde, aber ob das ihre größte Angst war ...", bezweifelte Hermione. "Und dann auch noch Seamus und Collin - die beiden haben kaum etwas miteinander zu tun." "Es kommt darauf an, in welchem Umfeld man sich bei einem Angriff der Seelenpeiniger befindet und auch in welch einem seelischen Zustand. Dann hören Menschen fürchterliche Beschimpfungen von jemanden, den man kaum kennt. Und das Gekreische lässt den Hass rapide ansteigen. Dies wurde sogar schon bei Tieren beobachtet, die sonst ganz friedlich miteinander umgingen, sich dann aber in der Nähe von Seelenpeinigern geradezu zerfleischten", erklärte Remus. Hermione und Mariah wurden blass nach dieser Schilderung. "Was tun sie hier überhaupt? Sagten Sie uns nicht, dass sie vom Ministerium im Norden kontrolliert werden?" "Ja, Mr. Weasley, das ist seine Aufgabe", bestätigte Dumbledore ruhig. "Und entweder hat Fudge es geheim gehalten, dass die Überwachung an einigen Wachposten versagt hat oder er wusste es tatsächlich nicht. Immerhin sind sie bereits seit einem Monat frei von der Kontrolle." "Wo sind sie überhaupt hin?", wollte Mariah erfahren, da sie ja von ihrer Ohnmacht an nicht wusste, was geschehen war. "Sie sind verschwunden", erklang Sirius' Stimme nun. Er hatte fast die ganze Zeit über seinen Blick nicht von seinem Patensohn genommen, der schweratmend auf dem Bett lag. Madam Pomfrey hatte inzwischen seine ebenso verletzten Arme verbunden und trug nun mit aller Sorgfalt eine Salbe auf seine restlichen Brandwunden auf. Sie war eisblau und bei jedem Kontakt mit dieser seufzte Harry leise auf. "Einer hat Harrys Angriff auch nicht überlebt ..." Mariahs Augen weiteten sich. "Harrys ... Angriff?" "Ja", sagte Laura, "was denkst du, woher deine Verletzungen stammen?" Abgesehen von ihrer großen Erschöpfung registrierte Mariah erst in diesem Augenblick, dass auch sie verletzt war und einige Verbände um ihre Hände trug. Auch spannte stark ihre Haut am Oberkörper, am Hals und auch leicht am Gesicht. Sie blickte sich um zu einem Spiegel auf dem kleinen Tisch neben dem Krankenbett und entdeckte dort ihr mit geringen Brandmalen gezeichnetes Gesicht. Auch besaß es noch einen Hauch von Lila. Die Wirkung des Bonbons klang nun erst vollkommen ab. "Nach meiner Behandlung wird nichts mehr zu sehen sein, Miss Riddle", beruhigte Madam Pomfrey das Mädchen. Sie blickte wieder erwartungsvoll zu Dumbledore auf. "Was ist da mit uns passiert? Waren das die -" "Nein, Mariah. Seelenpeiniger beherrschen nicht die vier Elemente. Nur wenige besitzen die Macht und die Gabe dazu. Zu diesen gehörte einst auch Godric Gryffindor." Langsam glitt Mariahs ernster Blick wieder zu Harry. Sie konnte es kaum glauben, dass er wirklich solch eine Kraft ausgelöst und sie beide so sehr verletzt hatte. "Aber ... warum?", flüsterte sie. Remus, welcher noch immer ihre Hand hielt, beantwortete ihr auch diese Frage. "Nun, es gibt nur wenige Möglichkeiten, Seelenpeiniger zu vertreiben. Zum einen natürlich mit überaus mächtiger Magie, wie Harry sie durch Godric Gryffindor tief in sich verbirgt. Oder aber auch, wenn man die Illusionen als eine Lüge erkennt und auf sein eigenes Gefühl vertrauen kann. Harry konnte dies offenbar und somit entlud sich seine gesamte Energie auf einmal und völlig unkontrolliert. Er muss vollkommen überzeugt gewesen sein, dass das, was er gehört hat, nicht wahr ist." "Jetzt versteh ich auch, warum er währenddessen so laut 'Lüge' geschrien hat", murmelte Hermione nachdenklich und sah zu Mariah. "Und auch, warum du so hysterisch warst. Erst dachte ich, es wäre wegen des Seelenpeinigers über euch gewesen, aber nun ..." Der nachdenkliche Blick ihrer Freundin löste in Mariah ein unbehagliches Gefühl aus. "So, da Sie sie nun über die Situation aufgeklärt haben, sollte sie sich endlich ausruhen", bat Madam Pomfrey alle Beteiligten. Dumbledore, sowie die anderen nickten. "Wie lange müssen wir denn hier bleiben?", fragte Mariah. "Sie können morgen bereits wieder raus, aber Mr. Potter behalte ich lieber noch drei Tage hier", antwortete sie und schaute besorgt zu dem ohnmächtigen Harry. "Gewöhnliche Brandwunden kann ich eigentlich in wenigen Sekunden heilen, aber bei magischen Feuern ist dies anders." "Wir kommen heute Abend nochmal vorbei", versprach Remus Mariah, als er sich vom Bett erhob und mit den anderen den Krankenflügel verließ. Dass sie im nächsten Moment mitsamt der Krankenhexe und Harry allein war, drang nicht so recht zu ihr durch. Sie legte sich bald hin und verkrümelte sich mit einem Kloß im Hals unter der Bettdecke. Mit Scham graute ihr der Moment, an dem Harry davon erfahren würde, dass sie im Gegensatz zu ihm den Illusionen der Seelenpeiniger Glauben geschenkt hatte. *** "Gehen wir in unseren Raum, Süße?", fragte Draco zugleich, nachdem er mit allen den Krankenflügel verlassen hatte. Laura hörte jedoch nicht auf ihn, sondern wandte sich Remus zu. "Wissen Sie vielleicht, wo mein Vater und meine Großmutter sind?", fragte sie ihn. "Severus ist in eurem Haus, um einige Proben des getöteten Seelenpeinigers zu untersuchen", erinnerte sich Remus. "Und Arabella müsste in ihrem Büro sein." Laura bedankte sich und sah Draco daraufhin entschlossen an. "Ich gehe jetzt zu ihr, um die Sache mit dem Sorgerecht zu klären." Draco war etwas überrascht. Er sah ganz genau, wie erschöpft seine Freundin von dem Angriff der Seelenpeiniger und der Sorge um Harry und Mariah war. Und doch wollte sie sich erneut mit einem weiteren Problem befassen. "Willst du dich nicht erst ein wenig ausruhen? Oder lieber warten, bis dein Vater wieder hier ist, damit du es gleich mit den beiden klären kannst?" Laura schüttelte den Kopf. "Falls er es noch nicht weiß und es auf diese Art erfährt, dann wird ein Donnerwetter folgen ... Und vielleicht kann ich das auch schnell mit ihr klären, bevor alles ausartet." "Soll ich lieber mitkommen?" Draco wusste sehr gut, dass Laura ihre Probleme lieber allein löste, doch wollte er ihr, so gut wie er konnte, beistehen. "Darum wollte ich dich eh bitten", gestand sie ihm zu seiner Überraschung und offenbahrte ihm somit, wie sehr sie sich vor diesem ersten Gespräch seit langem mit ihrer Großmutter fürchtete. Draco nahm sanft ihre leicht zitternde Hand. "Dann gehen wir." Während sie sich einige Stockwerke nach unten zu Arabellas Büro begaben, überlegte Laura eifrig, wie sie dieses Gespräch überhaupt beginnen sollte. Vielleicht gleich mit der Tür ins Haus fallen oder es lieber langsam angehen? Immerhin wollte sie das Annäherungsgespräch nach solch einer langen Schweigezeit nicht zu einem Streit werden lassen. "Schatz, wir sind da", ertönte schließlich Dracos Stimme und sie standen tatsächlich bereits vor der Bürotür. Da Laura sich vor Nervosität nicht rührte, klopfte Draco an. "Herein." Die Stimme der alten Frau klang erschöpft und genervt, weswegen Laura zögerte, die Tür zu öffnen. Auch dies übernahm nun Draco für sie, so dass sie endlich eintraten. Arabella saß an ihrem Schreibtisch und blickte nicht zu ihren beiden Besuchern auf, sondern durchblätterte seelenruhig ein dickes Buch vor sich. Laura sah noch einmal unsicher Draco an, welcher zustimmend nickte. "A-Arabella?" Nun schaute die ältere Hexe auf zu ihrer Enkelin und wirkte dementsprechend leicht überrascht. Insbesondere auch über ihre Begleitung. Sofort schlug sie ihr Buch zu und erhob sich. "Kind", flüsterte sie und ging auf Laura zu. "Ich weiß, dass auch du heute in Hogsmeade warst; geht es dir gut?" Dafür, dass ihre Großmutter sie in den letzten Wochen fast vollkommen ignoriert hatte, war diese plötzliche Besorgnis doch sehr ungewöhnlich für die junge Slytherin. "Ja ... mir ist nichts passiert, aber dafür wurden Harry und Mariah angegriffen." Schon wandte sich Arabella wieder von ihr ab und stellte das Buch, dessen Cover mit Runen beschriftet war, zurück in das dazugehörige Regal. "Ja, die beiden hatten großes Glück. Dieses tote Vieh habe ich auch schon bewundern dürfen." Sie huschte zu einem kleineren Regel und zog aus einer vollen Akte flink die Skizze eines Seelenpeinigers hervor. "Ihr hattet wirklich Recht", murmelte sie. "Kaum zu glauben, dass Fudge solch eine Gefahr entgangen ist. Und es ist seltsam, dass sie ausgerechnet immer eure kleine Gruppe aufsuchen -" "Es ist auch seltsam, wem wir heute bei Professor Snape daheim begegnet sind", unterbrach Draco sie auf einmal. Zum zweiten Mal nahm Arabella ihren Blick von ihrer Arbeit und richtete ihn auf den Slytherin. Laura hingegen sah ihn ermahnend und ungläubig zugleich an. "Ach, wen denn?" "Oclo Quaplec ... Ich denke, der Name sagt Ihnen was." Dracos Stimme klang ruhig, doch seine Augen wirkten kalt und feindselig. Arabella legte die gerade noch so wichtige Skizze zur Seite und schürzte die Lippen. "Er ist der Leiter der Sorgerechtsabteilung im Ministerium", antwortete sie schlicht. Nun trat Laura vor. "Warum beanspruchst du auf einmal das Sorgerecht für mich?", fragte sie. Schweigend sah Arabella das Mädchen an. Ihre Augen wirkten auf den ersten Blick ausdruckslos, doch als sie schließlich antwortete, erkannte man in ihnen die selbe Bitternis wie in ihrer Stimme. "Auf einmal? Ich habe mich von Anfang an um dich bemüht ... Doch du hast mir ja deutlich gezeigt, dass du mich ablehnst und dich für deinen Vater entschieden ... " Arabella schnaubte abfällig wie ein alter Drache. "Und ich habe euch beiden versichert, dass das letzte Wort damit nicht gesprochen sei." Laura schauderte erneut durch den kalten Ton in ihrer Stimme, den sie insbesondere in ihrem hetzerischen Unterricht ausgeliefert gewesen war. "Was bezwecken Sie eigentlich damit? In weniger als einem Jahr wird Laura volljährig sein und bei ihrem Vater hat sie es bis dahin und darüber hinaus gut. Wollen Sie jetzt etwa, bloß, weil sie offenbar Ihren Stolz angekratzt hat, einen Kleinkrieg mit den beiden beginnen?", schnarrte Draco seine Lehrerin an. Entgeistert starrte Laura ihn an. Sie hatte ihn als Beistand gebraucht, nicht als jemanden, der die ohnehin schon angespannte Situation noch mehr anheizte. Sie hätte nach eineinhalb Jahren Beziehung wissen müssen, dass Draco sein Mundwerk nichtzügeln konnte. Arabella hingegen vollbrachte nun das Phänomen, einen strengeren Blick als Professor McGonagall und Snape zugleich aufzusetzen. Draco hielt diesem jedoch eisern stand. "Ich glaube ja kaum, dass diese Angelegenheit Sie irgendetwas angeht, Mr. Malfoy", entgegnete die Hexe und betonte dabei seinen Namen ganz genau. Eben dies ließ ihn nicht ruhig bleiben. "Sollte etwas Lauras Wohl betreffen, geht es mich auf jeden Fall etwas an!" "Ich weiß, wie es um ihr Wohl steht und dass sie es bei ihrem Vater sicher nicht gut hat!", fauchte sie Arabella zurück. Erst hatte sie Draco gerade davon abhalten wollen, ihre Großmutter weiter zu provozieren, da platze nun auch Laura der Kragen. "Wie kannst du wissen, was für mich gut ist, wenn du mich fast drei Monate lang wie Luft behandelt hast?!", schrie sie nun ihren Schmerz und ihre Wut aus, welches sich über diese Zeit in ihr angestaut hatte. Die beiden Streitenden wandten sich zu ihr um. Draco wirkte zufrieden über ihre Direktheit, Arabella hingegen etwas unsicher. So wusste sie auch keine wirkliche Antwort auf die Frage ihrer Enkelin. Auch Draco wartete auf eine Antwort und war bereit für einen erneuten verbalen Gegenschlag, sollte diese nicht einmal annähernd zu seiner Zufriedenheit ausfallen. "Ich ... war wirklich sehr enttäuscht darüber, dass du dich gegen mich entschieden hast ..." "Das habe ich doch gar nicht", widersprach Laura. "Hätte ich mich gegen dich entschieden, hätte ich dir keine Briefe geschrieben oder deine Nähe gesucht." Diese Worte zauberten ein sanftes aber auch trauriges Lächeln auf das Gesicht der älteren Hexe. Erneut näherte sie sich Laura um einige Schritte und nahm ihre Hände. "Ich denke, wir sollten uns darüber in Ruhe und (Sie sah noch einmal flüchtig und scharf zu Draco) allein darüber reden. Wie wäre es mit morgen Abend bei einer Tasse Tee?", bot sie ihr an. Draco konnte nicht glauben, dass diese Frau auf einmal solch ein unverschämtes Ablenkungsmanöver startete. Ebenso auch nicht Lauras Antwort. "Okay", sagte sie nun wieder gefasst. "Aber dann erklärst du mir alles." "Versprochen", erwiderte Arabella mit einem zufriedenen Lächeln. "Ich muss mich nun leider weiter mit den Studien über die Seelenpeiniger beschäftigen." Laura verstand und nickte. Sie nahm Draco an der Hand und musste ihn mit einem kleinen Kraftaufwand aus dem Raum mit sich ziehen, da für ihn dieses Gespräch noch nicht vorbei war. Bevor er ihrer Großmutter aber noch weitere harte Worte an den Kopf werfen konnte, drückte sie ihre Nägel kräftig in seinen Arm. So konnte sie ihn zum Schweigen bringen, bis sie das Büro verlassen hatten und einige Schritte gegangen waren. Schließlich ließ sie ihn los. "Was sollte das denn?", fuhr er sie prompt an. "Das könnte ich dich fragen!", keifte sie zurück. "Was fällt dir eigentlich ein, vor ihr solch ein Theater zu veranstalten?!" Beleidigt verschränkte Draco seine Arme vor der Brust. "Du hast mich doch darum gebeten, dir beizustehen -" "Erstens, ich habe dich nicht darum gebeten, du hast es mir angeboten", verbesserte sie ihn. "Zweitens, solltest du mir mental beistehen und nicht meine Großmutter beleidigen!" "Beleidigen?! Ich habe doch nur das ausgesprochen, was du selbst die ganze Zeit sagen wolltest! Ohne mich hättest du dich doch vollkommen von ihr einschüchtern lassen." Dass Draco Recht hatte, wollte sie ihn nicht wissen lassen. Denn ihre Großmutter machte sie jedes Mal extrem nervös und unsicher. Ihr kalter Ton konnte sie zum Schweigen bringen, ihr Blick konnte in ihr Innerstes eindringen und ihre direkten und gut gewählten Worte konnten sie schnell von etwas überzeugen. Noch nie, egal wie autoritär jemand auch war, hatte dies bisher geschafft. Manchmal hatte sie in deren Nähe sogar das Gefühl, an körperlicher Kraft zu verlieren. Es war geradezu unheimlich. "Sie will dich deinem Vater wegnehmen", sagte Draco auf einmal ernst. "Wann willst du ihm diese Tatsache mitteilen?" Lauras Gesicht verzog sich leicht. "Morgen gehe ich zu ihr und kläre das. Ich bringe sie dazu, den Antrag zurückzunehmen und somit muss Dad nichts erfahren. Ich löse das Problem also, bevor es zu einem unnötigen Streit kommt." Draco legte sanft seine Arme um ihren angespannten Körper. "Mein Schatz, ich weiß sehr wohl, dass dir vieles gelingt, aber diese Frau umzustimmen, gehört sicher nicht dazu." Perplex sah sie in seine Augen, in denen ein gewisses Amüsement funkelte. "Und außerdem ... hast du vergessen, dass Quaplec auch deinen Vater sprechen möchte? Was ist, wenn er bereits morgen früh hier auftaucht? Deine Großmutter hat erst gestern ihren Antrag eingereicht und schon heute hat er eurer Haus gefilzt. Er scheint recht flink zu sein." Missmutig senkte Laura ihren Blick. Es gefiel ihr überhaupt nicht, diese Situation nicht unter Kontrolle bekommen zu können. Draco stupste ihre Schläfe leicht mit seiner Nase an. "Weihe ihn am besten so schnell wie möglich ein", riet er ihr. "Sollte er nämlich erfahren, dass du so etwas Wichtiges vor ihm verheimlicht hast, dann wird er auf euch beide wütend sein. Außerdem soll er doch die Chance haben, für sein Recht einzutreten, dein Vormund zu sein." Es gab etwas, was sie mehr hasste, als selbst nicht die Zügel in den Händen zu halten. Nämlich, dass andere im Gegensatz zu ihr Recht hatten. Egal, ob es Draco war oder jemand anderes. Sie war wirklich zu stur für diese Welt. Mit einem Nicken und Seufzen gab sie schließlich nach. "Ich gehe gleich los nach Hogsmeade zu ihm", sagte sie. "Sie gehen jetzt nirgendwo hin, Miss Laison", erklang die strenge Stimme von Professor MGonagall, welche gerade auf ihre beiden Schüler zuging. "Trotzdessen, was heute geschehen ist, müssen Sie Ihren Pflichten als Vertrauensschüler nachgehen. Sie haben die Angehörigen Ihres Hauses heute nicht nach dem Angriff nach Hogwarts geleitet." "Aber Harry und Mariah wa -" "Beide wurden schnell ohne Ihr Einwirken versorgt, demnach standen Ihre Pflichten damit an erster Stelle. Die Slytherins hätten vom Schulgelände weglaufen können, was ihnen zum Glück aus Angst vor den Seelenpeinigern nicht einmal einfiel. So dürfte ich sie dann sicher hierher bringen. Dafür muss ich Ihrem Haus fünfzehn Punkte abziehen." Draco und Laura schwiegen verbissen. "Und nun suchen Sie all Ihre Hausgenossen zusammen und bringen sie in den Gemeinschaftsraum", ordnete die Lehrerin nachträglich an. "Aber Professor, ich muss dringend mit meinem Vater sprechen!", beharrte Laura. "Ich werde höchstens für eine Stunde bei ihm in Hogsmeade sein und dann -" "Nein, werden Sie nicht", erwiderte McGonagall. "So lange niemand weiß, wohin die Seelenpeiniger verschwunden sind und wann sie wohlmöglich erneut angreifen, ist es allen Schülern verboten, dass Schulgelände zu verlassen. Somit sind auch die nächsten Hogsmeadewochnenenden gestrichen." "Könnte ich denn nicht mit dem Kamin -" "Nein!", donnerte die Hexe nun. "Sie und Mr. Malfoy werden sich jetzt um Ihre Mitschüler kümmern!" Ergeben nickten die beiden Vertrauensschüler von Slytherin, so dass die Verwandlungslehrerin sie nun endlich wieder allein ließ. "Schau heute Abend am besten in seinem Büro vorbei", schlug Draco vor, als sie sich auf die Suche nach ihren Hausgenossen begaben, die sicher ewig dauern würde. "Heute Abend taucht Quaplec sicher noch nicht auf. So schnell ist kein Beamter des Ministeriums." "Doch, wenn es darum geht, 'uns' das Leben zu erschweren", sagte Laura trocken. *** Harry biss die Zähne zusammen, als er nun endlich aus seinem tiefen Schlaf erwachte und sogleich das schreckliche Brennen auf fast seinem gesamten Körper wahrnahm. Auch war er kaum in der Lage, sich zubewegen, da feste Verbände ihn daran hinderten. Dennoch schaffte er es mit Mühe, sich ein wenig aufzusetzen und erblickte somit Mariah, deren Kopf mit verschränkten Armen auf seiner Bettkante lag. Als er bei ihr keine Verletzung erkennen konnte, lächelte er glücklich. Ihr war zum Glück nichts bei dem Angriff geschehen. Es war Tag und draußen herrschte ein wunderbares, wolkenloses Wetter. Madam Pomfrey war nirgends zu sehen. Geistesabwesend strich seine Hand liebevoll durch Mariahs Haare, wodurch sie schließlich aufwachte und leicht benommen zu ihm aufblickte. "Harry!", rief sie hoch erfreut und umarmte ihn zugleich, was ihn dazu brachte, vor Schmerzen aufzustöhnen. Erschrocken ließ sie sofort wieder von ihm ab. "Oh, verzeih mir!" "Schon gut", keuchte er. "Wie lange liege ich schon hier?" "Erst seit gestern und wohl noch bis übermorgen", teilte sie ihm bedauernd mit. "Habe ich mich so sehr verletzt?" Harry konnte es kaum fassen und schüttelte leicht den Kopf. "Nun ja, wenigstens geht es dir gut." Mariah biss sich auf die Unterlippe und entschloss sich, ihm nicht zu erzählen, dass sie am frühen Morgen noch neben ihm gelegen hatte. Es war nicht wichtig und zudem ein Versehen gewesen, dass er sie verletzt hatte. Mit Madam Pomfreys Erlaubnis war sie nach ihrer Entlassung bei Harry geblieben. Da sie in der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatte, war sie an seinem Bett schließlich eingenickt. "Sind noch andere verletzt worden?" "Nein, höchstens ein paar Prellungen und Kratzwunden. Die meisten haben sich das alles bei ihren Streitereien selbst zugefügt." Harry erinnerte sich nun wieder an das seltsame Verhalten seiner Mitschüler in Hogsmeade direkt vor dem Angriff der Seelenpeiniger. "Was war eigentlich mit ihnen los?", wollte er wissen. Zuerst zögerte Mariah, doch dann erzählte sie ihm all das, was sie am vorigen Tag über die Seelenpeiniger erfahren hatte. Während sie dies tat, erkannte sie die Erkenntnis, die sich auf sein Gesicht schlich. Als sie ihre Schilderung beendet hatte, blickte Harry nachdenklich auf seine weiße Decke. "Es waren also wirklich nur Lügen ... Illusionen ..." "Ja ... zum Glück", murmelte Mariah und konnte es nun nicht mehr ertragen, in Harrys aufrichtige Augen zu sehen. Er bemerkte natürlich sofort ihr seltsames Verhalten. "Was ist denn los?", fragte er sie behutsam und nahm ihre Hand. Sie schluckte schwer und spürte Tränen in ihren Augen. "Ich schäme mich so ...", brachte sie schließlich kaum hörbar hervor. Harry war vollkommen verwirrt. "Für was denn?" "... Dafür ... dass ich diesen Illusionen geglaubt habe ..." Nun schluchzte sie. "Dabei hätte ich wissen müssen, dass du niemals ... solche Dinge sagen würdest ..." Eine unbändige Neugier entbrannte in dem Gryffindor. Was hatte sie für Illusionen erlebt? Was hatte er in diesen zu ihr gesagt? Was für Ängste hatte sie in Bezug auf ihn? Doch er riss sich zusammen. Er selbst wollte nicht aussprechen, was er alles gehört und gesehen hatte, um so wohlmöglich seine tiefsten Ängste zu offenbaren. Auch von ihr konnte er das einfach nicht verlangen. "Mariah", flüsterte er sanft, weswegen sie ihn wieder ansah. "Ich selbst hätte den Dingen, die ich von dir gehört habe, auch fast geglaubt. Es hat mich, wie du siehst, selbst meine seltsamen Kräfte gekostet, um den Willen aufzubringen, daran zu glauben, was mein Herz mir sagte. Ich könnte von wirklich niemanden erwarten, dass er dem Zauber der Seelenpeiniger entgehen kann. Dafür, dass auch du es nicht konntest, brauchst du dich nicht zu schämen." Seine Hand glitt ihrem Arm hinauf und streichelte schließlich liebevoll ihre Wange. "Vergessen wir das und seien wir lieber froh darüber, dass nichts Schlimmeres passiert ist", bat er sie. Mariah umfasste seine Hand, die noch immer auf ihrer Wange ruhte und lächelte erleichtert. Sie war froh darüber, dass er sie nicht über ihre Illusionen ausfragte. Doch war auch sie erpicht darauf, zu erfahren, was er gehört und gesehen hatte. Würde sie ihn dies jedoch fragen, würde er sicher von ihr erwarten, dass sie es ihm gleichtun würde. Und das wollte sie nicht. Sie wollte es wirklich nur schnell wieder vergessen. "Hermione, Ginny, er ist wach!" Verwundert wanderten ihre Blicke zur Tür, durch welche Ron, Hermione und Ginny mit erfreuten Gesichtern eintraten. "Endlich bist du wach, Alter", sagte Ron lächelnd. "Wie geht es dir?", fragte Hermione. "Einigermaßen. Es ist nur ärgerlich, dass ich bis übermorgen hier bleiben muss. Dabei ist morgen unser nächstes Quidditchtraining." "Das lassen wir aber nicht ausfallen, oder?", warf Ginny ein. "Wir können es sicher auch ohne dich durchführen." Harry nickte, war aber enttäuscht darüber, am nächsten Tag nicht mit seinem Team trainieren zu können. "Aber gibt mir dann danach Bericht, wie es war und ob es Fortschritte gab." Ron, Ginny und Mariah nickten. "Hat Mariah dich schon über die Seelenpeiniger aufgeklärt?", fragte Hermione ihren besten Freund. Harry nickte. "Warum habt ihr eigentlich nichts Schlimmes gehört?", wollte Ginny von Hermione und Ron wissen. Sie erinnerte sich, dass diese beiden während des Angriffes klar bei Verstand gewesen waren. Ebenso auch Laura, Draco und Jason. "Das liegt daran, dass wir in diesem Moment nichts anderes im Kopf hatten, als Harry und Mariah von dem Seelenpeiniger zu befreien", erklärte Hermione. "Remus erzählte mir gestern noch, dass Menschen nur anfällig für diese Illusionen sind, wenn ihre Ängste gerade sehr stark sind und einen Großteil ihrer Gedanken einnehmen. Umso erstaunlicher finde ich es, wie gut du diesen Angriff abwehren konntest, Harry. Andere Menschen wurden von Seelenpeinigern in den Wahnsinn getrieben." "Nur hast du es ganz schön übertrieben", murmelte Ron und betrachtete Harrys Verbände um fast den gesamten Körper. "Und dann hast du auch noch dieses Vieh verbrannt." "Ich wusste ja auch nicht, was ich tat", rechtfertigte Harry sich. "Und ehrlich gesagt, habe ich kein gutes Gefühl dabei, dass ich diese Kräfte nicht kontrollieren, sie nicht einmal einschätzen kann." "Sicher wird Dumbledore dafür sorgen, dass sich das bald ändert", meinte Hermione. "Wie denn?", fragten Harry und Ron zugleich. "Ich vermute, durch Konzentrationsübungen und dergleichen. Er wird nicht zulassen wollen, dass so etwas wie gestern erneut geschieht. Wenn nämlich das Ministerium von dieser Sache erfährt, werden sie ihr waches Auge wieder vor allem auf dich richten, Harry." "Diese Dummköpfe haben auch nichts Wichtigeres zu tun", murmelte Harry verärgert. Im nächsten Moment ertönte ein kräftiges Klopfen gegen einer Fensterscheibe. "Oh, da draußen ist Hedwig!", bemerkte Ginny und tatsächlich flatterte vor dem geschlossenen Fenster Harrys wunderschöne Schneeeule und trug eine Zeitschrift bei sich. Ginny ließ sie herein und im selben Moment tauchte Madam Pomfrey im Zimmer auf. "Keine Eulen oder andere Tiere im Krankenflügel!", schrie sie sogleich erbost. Hedwig landete auf einem der Bettpfosten und streckte Harry ihren Fuß mit dem 'Tagespropheten' entgegen. "Verzeihung, Madam Pomfrey", entschuldigte Harry sich und nahm seiner Eule mit leichten Schmerzen die Zeitung ab. "Aber Hedwig hat mich wohl gesucht, da ich ja nicht in der Großen Halle war." Er entfaltete die Zeitung und betrachtete die Titelseite. Sofort weiteten sich seine smaragdgrünen Augen. *** In der Großen Halle herrschte wie immer ein großes Getümmel. Berichte wie auch Gerüchte wurden noch am Tag nach dem Angriff ausgetauscht und dabei mit abenteuerlichen Übertreibungen ausgeschmückt. Die Einzigen, die wohl nicht über dieses Thema sprachen, waren Laura und Draco, welche in Ruhe ihr Frühstück genossen. Fast bis in die Nacht hatten sie sich noch mit ihren störrischen Mitschülern auseinandersetzen müssen, so dass der folgende Schlaf wie eine Erfüllung für sie gewesen war. So hatte Laura auch nicht mehr die Zeit dazu gefunden, ihren Vater im Büro aufzusuchen. Dies würde sie nach dem Essen nachholen. "Und dann gehe ich in den Krankenflügel. Mariah ist ja bei Harry geblieben und vielleicht ist er ja schon aufgewacht", kündigte sie Draco an, der nur desinteressiert nickte und sein Omelett weiter aß. Bald aber erklang das hohe Heulen und Kreischen der Eulen, welche unter der mit einem klaren, blauen Himmel strahlenden Decke hinab zu den Schülern flogen und ihnen ihre Post überbrachten. Unter anderem auch Dracos abonnierte aktuelle Ausgabe des 'Tagespropheten'. In diesem Fall legte er sie jedoch zur Seite, um sein wohlverdientes Frühstück ungestört fortzuführen. Von diesem sah er jedoch langsam auf, als in der gesamten Halle mit der Zeit alle Gespräche verstummten. Es folgte ein geducktes Murmeln und unsichere Blicke wanderten zu dem Slytherin. Dieser sah flüchtig zu Laura, bevor er hastig nach der eben noch ignorierten Zeitung griff. Laura rückte so nah wie möglich zu ihm heran und gemeinsamen betrachteten sie die Titelseite. Auf eben dieser befand sich ein großes, bewegliches Foto von Peter Pettigrew. Auf seinem Schädel waren nur noch wenig Haare und seine Wangen waren leicht eingefallen. Er jammerte wie ein armes Tier, welches bald zur Schlachtbank geführt werden sollte und wirkte so hilflos und erbärmlich, so dass die kräftigen Ketten um seinen rundlichen Körper unnötig erschienen. Nach dieser eindringlichen Betrachtung, widmeten sich Lara und Draco nun dem dazugehörigen Artikel. WAS LANGE WÄRT; WIRD ENDLICH RECHT! Vor mittlerweile rund drei Wochen wurden die ehemaligen Anhänger des Unnennbaren vom Rat der höchststehenden magischen Justiz mit den Gesetzten der Zaubereigemeinschaft konfrontiert. Dazu gehörte auch Peter Pettigrew, welcher dem gefürchtesten schwarzen Magier nach Grindelwald zu neuer Macht verhalf und zudem Sirius Black den Verrat von James und Lily Potter, wie auch den Mord an zwölf Muggeln und an sich selbst anhing. Für diese und weitere schwere Verbrechen verhängte der Rat über ihn die Höchststrafe: den Kuss der Dementoren. Dieser wird am folgenden Samstag, dem 28. September, um 11 Uhr erfolgen. Für einige Angeklagte stand dennoch bis zum gestrigen Tage aufgrund neuer Aussagen während der Verhandlung eine endgültige Verurteilung offen. Für jeden wurde diese nun festgelegt. Lucius Malfoy wurde nun offiziell als einziger neben Pettigrew zu einer weiteren einmonatigen Haft in Azkaban mit den anschließenden Kuss der Dementoren verurteilt. In beiden Epochen der Terrorherrschaft des Unnennbaren, war er dessen rechte Hand gewesen und hat unter anderem ... Weiterlesen konnte Laura den Artikel nicht, da Draco sich, mit dem 'Tagespropheten' in den Händen, nun ruckartig von seinem Platz erhob und hinaus aus der Halle das Weite suchte. Seine Mitschüler sahen ihm teils mitfühlend, teils mit einer gewissen Genugtuung nach. Laura zögerte nicht lange dabei, ihrem Freund mit dem sicheren Wissen, wo er hin wollte, zu folgen. Sie hatte ihn schnell verloren, rannte aber dennoch hoch zu dem Wandteppich. "Schlangenring!", rief sie das neue Passwort, welches Draco und sie mit Dumbledore vereinbart hatte und betrat hinter dem gewebten Stoff durch eine nun geöffnete Tür den Raum. Das durch das riesige Fenster eindringende Sonnenlicht blendete sie für einen kurzen Moment, doch erkannte sie die Umrisse ihres Liebsten. Er starrte hinaus in den so wunderschönen Tag und zeigte keine Reaktion auf ihr Erscheinen. So näherte sie sich ihm mit bedachten Schritten und setzte sich ihm gegenüber auf die steinernde Fensterbank. Seine schönen Augen waren kalt; eine Mauer, die seine Emotionen vor der Außenwelt versteckte und am Ausbrechen hinderte. Doch all diese erkannte sie an seinen Händen , die krampfhaft den 'Tagespropheten' umfassten. Auch zitterten sie leicht; gierten danach, zu zerstören, die ganze Wut auszutoben. Laura sagte nichts zu ihm, denn sie wusste, wenn er reden wollte, würde er von selbst damit beginnen. Bis dahin verlief auch nicht viel Zeit. "Ich bin froh", flüsterte er und atmete dabei schwer, "... ehrlich froh ... Nach diesem Tag ... werde ich endlich wieder ruhig schlafen können ..." Er hielt inne und schien mit sich um seine Worte zu ringen. "Doch ... Ach scheiße!" Seufzend ließ er die Zeitung fallen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Laura rückte etwas näher zu ihm heran. "Draco", wisperte sie. Sein Gesicht offenbarte sich ihr wieder. Auf diesem zeichnete sich ein Kampf der Gefühle ab. "Ich hasse ihn!", zischte er; wollte keinen Zweifel daran bestehen lassen. "Nie habe ich jemanden so sehr gehasst wie ihn - werde ich auch nie wieder tun ..." Erneut hielt er inne und atmete tief ein. "Aber ich ... Warum empfinde ich ..." "Trauer?" Draco mied ihren Blick. "Er ist dein Vater, Draco ..." "Nein!" Wie ein aufgeschrecktes Tier sprang er auf und lief in einem unruhigen Gang im Zimmer herum. "Dieses Scheusal war nie mein Vater! So oft habe ich versucht, es mir einzureden - Mutter hat mich ständig angefleht, auf ihn zu hören und ihn zu respektieren - er selbst prügelte es mir ein - Nie war er mein Vater!!" Laura griff in seinen Wutausbruch ein, indem sie aufstand, auf ihn zulief und ihn festhielt. Ihre zarten Hände legten sich auf seine Oberarme und sie spürte sein Zittern nun ganz genau. Noch immer brachte er es nicht über sich, sie anzusehen. "Verzeih mir, Laura ..." Verwundert trat sie nach diesen Worten noch näher zu ihm heran und erschrak leicht bei dem Anblick seiner Tränen. Zum zweiten Mal sah sie ihn nun so. Ausgelöst durch ein und den selben grausamen Menschen. Er sprach weiter, dazu leise und gemischt mit Schluchzern. "Verzeih mir, dass ich um dieses Schwein trauere ... Ich will das nicht, aber dieser ... Schmerz verschwindet einfach nicht ..." Laura umarmte ihn und zog ihn dabei sanft aufs Bett, wo sie sich aneinander kuschelten. Laura wusste nichts zu seinen Worten zu sagen. Trotz ihres Hasses auf Lucius Malfoy verstand sie Draco. Sie erkannte in seiner Fähigkeit, um diesen Mann zu trauern, die Hoffnung eines kleinen Jungen wieder, der sich sein ganzes Leben lang eine liebevolle Familie gewünscht hatte. Sein Vater würde seine Seele innerhalb eines Monats verlieren und bald darauf sein Leben lassen. Er hatte Draco den Wunsch nach Liebe nicht erfüllt und würde es nun auch nie mehr tun können. *** Sirius besah das Foto seines ehemaligen Freundes mit Bitternis und Verachtung. "Ihr werdet es nicht glauben", sagte er und faltete Harrys Ausgabe des 'Tagespropheten' wieder zusammen, "aber das Ministerium hat mir heute eine Nachricht zukommen lassen. Sie bieten mir tatsächlich an, bei der Vollstreckung dabei zu sein. Offenbar denken sie, es wäre eine passende Wiedergutmachung, wenn ich zusehe, wie dieser Feigling seine Seele verliert." Ungläubig sahen ihn Harry, Ron, Hermione und Mariah an. Es war inzwischen Mittag und Remus und Sirius waren vorbeigekommen, um nach Harry zu sehen. Ginny hatte den Krankenflügel bald wieder verlassen, um sich mit Dean zu treffen. "Wie kommen sie bitte darauf, dass du so etwas gerne siehst?", äußerte sich Hermione fassungslos. Sirius zuckte mit den Schultern. "Sie mögen es vielleicht, bei sowas zuzusehen, doch ich gebe ihnen sicher nicht solch ein Bild von mir. Außerdem habe ich dieses Schauspiel in meinen Jahren in Azkaban oft genug hören und sehen müssen. Nein, das will ich nicht noch einmal erleben." "Er erhält seine gerechte Strafe und das ist alles, was zählt", meinte Remus dazu. "So auch nun die anderen", murmelte Mariah. Sie war froh, dass sie endlich die Gewissheit hatte, dass ihre Peiniger nie wieder freikommen würden. Doch etwas bereitete ihr Sorgen. "Doch das mit Lucius Malfoy ... wie wird Draco nun damit umgehen?" "Als er heute morgen den Propheten erhalten hat, ist er aus der Halle gerannt. McGonagall berichtete mir auch, dass Laura und er wieder ihren Vertrauensschülerdienst geschwänzt haben", erzählte Remus. "Vermutlich haben sie sich zurückgezogen, um das ganze zu verarbeiten. Egal was war, Malfoy lässt es sicher nicht vollkommen kalt, dass sein Vater nun ebenso von den Dementoren geküsst werden soll ..." Nach Hermiones Worten nickten alle zustimmend. Es war wieder einmal Madam Pomfrey, welche mitten in ein Gespräch reinplatzte. "So, Mr. Potter, es wird Zeit für Sie, ein wenig zu schlafen", ordnete sie an und rückte extra sein Kissen zurecht. "Aber ich habe einen ganzen Tag geschlafen und -" "Sie brauchen die nötige Ruhe, damit Sie auch wirklich übermorgen wieder den Unterricht besuchen können. Oder wollen Sie noch länger hier liegen?" Harry schüttelte ergeben den Kopf. Ron und Hermione erhoben sich von ihren Stühlen, doch Mariah blieb bei ihm sitzen. "Auch Sie, Miss Riddle, müssen nun gehen", ordnete die Krankenhexe an. Mariah wollte protestieren, doch Harrys Hand auf ihrer hinderte sie daran. Sie sah in sein lächelndes Gesicht. "Geh ruhig", bat er sie. "Wenn du mir nur beim Schlafen zusiehst, zieht doch der ganze Tag an dir vorbei. Und dabei ist Sonntag." "Du irrst dich", sagte sie grinsend, "ich habe viel davon, wenn ich dir beim Schlafen zusehe." Harry errötete, was Sirius und Ron zu einem leisen Lachen brachte. Mariah beugte sich zu ihm runter und gab ihm noch einen liebevollen Kuss. "Wir kommen heute Abend nochmal vorbei", versprach sie und somit ließen sie ihn allein. Hermione, Ron und Mariah begaben sich sofort zum Gemeinschaftsraum. Mariah wäre lieber ein wenig um den See herum spazieren gegangen oder hätte einen kleinen Flug auf dem Quidditchfeld gemacht, doch durch die nun erhöhte Sicherheit aufgrund des Angriffes würde dies nicht möglich sein. Und wenn morgen das Quidditchtraining sein würde, müsste ein Lehrer sie zum Spielplatz begleiten. Allein auf den riesigen Innenhöfen des Schlosses dürften sie sich vorerst aufhalten. Und dies war nicht genug, um das schöne Wetter an diesem Tag auszukosten. Im Gemeinschaftsraum angekommen, holte Hermione schnell einige Aufzeichnungen aus dem Mädchenschlafsaal. "Ich gehe noch in die Bibliothek", erklärte Hermione auf Rons und Mariahs fragende Blicke hin. "Ich möchte gerne noch etwas über die Seelenpeiniger herausfinden. Remus hat mir extra eine Erlaubnis für das Betreten der Verbotenen Abteilung gegeben." "Ich komme mit", bot Ron ihr an, was sie und auch Mariah ein wenig überraschte. Dennoch lächelte Hermione auch sehr erfreut, nahm seine Hand und kletterte mit ihm wieder durch das Portraitloch. Verloren stand Mariah nun im Gemeinschaftsraum. Sie wäre eigentlich auch gerne mit in die Bibliothek gegangen, doch war ihr klar, dass die beiden sicher etwas alleine sein wollten. Dies war sicher auch der Grund gewesen, warum Ron freiwillig mit in die Bibliothek ging. Obwohl sie gerade erst bei ihm gewesen war, vermisste sie Harry. Wie gerne hätte sie es sich in diesem Moment mit ihm auf dem großen, roten Sofa bequem gemacht und mit ihm gekuschelt und geredet. "Hey, endlich zurück?" Sie wirbelte herum und blickte in Jasons freundlich lächelndes Gesicht. Doch wirkte er auch ein wenig angeschlagen. Unter seinen Augen erkannte sie dunkle Ringe und er war etwas blass. Ihr fiel zudem ein, dass sie ihn seit gestern nicht mehr gesehen hatte, als er an ihrem Krankenbett gesessen und wie die anderen darauf gewartet hatte, dass sie aufwachte. "Ist Harry inzwischen aufgewacht?", fragte er. "Ja, heute früh schon. Das Training morgen müssen wir leider ohne ihn machen." "Wer wird das Training dann koordinieren?" "Katie, vermute ich, denn immerhin hat sie die beste Erfahrung." Um ihr Gespräch gemächlich fortzuführen, ließen sie sich auf dem roten Sofa nieder. Außer ihnen war niemand im Gemeinschaftsraum. Und dies war auch angenehm für Mariah, da somit keine neugierigen oder misstrauischen Blicke an ihr hafteten und sie sich nach mehreren Tagen mal wieder ungestört mit Jason unterhalten konnte. "Für mich und die anderen war es schrecklich, Harry und dir nicht helfen zu können", gestand er ihr, als sie wieder auf den Angriff der Seelenpeiniger zu sprechen kamen. "Was hättet ihr auch machen können?", erwiderte sie und strich sich durchs offene Haar. "Gewöhnliche Zauber und Flüche können nichts gegen sie ausrichten." "Daran denkt niemand, wenn man einen Freund um jeden Preis retten will." Seine Worte berühten sie sehr, so dass ihre Wangen ein wenig rot wurden. "Da hast du Recht. Man würde alles versuchen, egal, wie hoffnungslos es wäre." Jason nickte und sah sie nun wieder so eindringlich an, dass es Mariah wieder ganz nervös machte. "Was ist?" "Die Illusionen des Seelenpeinigers scheinen sehr schlimm gewesen zu sein ..." Schon war es ihm wieder gelungen, die ruhige und angenehme Atmosphäre mit einem einzigen Satz zu zerstören. Erneut versuchte er, in ihr Inneres vorzudringen und traf dabei immer einen wunden Punkt. "Ja, waren sie ...", antwortete sie leise. "Willst du darüber reden?" Mit einem Kopfschütteln verneinte sie. Sie wollte das alles einfach nur so schnell wie möglich vergessen. "Wenn deine Feinde deine größten Ängste mithilfe solcher Wesen gegen dich verwenden können, dann solltest du sie beseitigen oder wenigstens mindern. Und das geht nur, indem du darüber redest." Mariah starrte schweigend ins Feuer. Egal, ob er Recht hatte, und so war es leider; sie wollte nicht mit Harry darüber sprechen. Wie würde er denn sonst von ihr denken? Und vor allem hatte sie doch sogar geglaubt, was sie gehört hatte. "Vor allem tauchen Ängste ja nicht einfach so auf", fuhr Jason vorsichtig fort. "Man hat sie nie ohne Grund." Diese Worte verunsicherten Mariah irgendwie. Harry würde sie nie zu etwas zwingen, was sie nicht wollte; das hatte er ihr nach dem Vorfall am See selbst versprochen. Doch immer, wenn er sie küsste und sie im Arm hielt, kam es ihr wirklich so vor, als müsste er selbst an sich halten, nicht weiterzugehen. Wenn sich ihre Lippen berührten, fühlte sie ihn leicht zittern. Und immer, wenn sich ihnen die Gelegenheit bot, ganz allein zu sein, wollte er ihr immer ganz nahe sein. "Hey ..." Sie erschrak etwas, als Jasons Hand sanft über ihre Wange strich und sie so aus ihren Gedanken herausholte. "Tut mir Leid, dass ich damit angefangen habe", entschuldigte er sich. "Wenn du nicht darüber reden willst, musst du es natürlich nicht." Nun strich seine Hand ebenso durch ihr Haar. "Solltest du aber doch mal mit mir über was reden wollen ... ich höre dir immer zu." Und wieder gelang es ihm auch, sie trotz dem eben so ernstem Gespräch wieder zum Lächeln zu bringen. Denn dieses Angebot schätze sie wirklich sehr. "Ich bin aber auch ganz Ohr, solltest du über deine Probleme reden wollen", sagte sie. Jason zog seine Hand wieder zurück. "Ich danke dir. Aber nun zu einem angenehmeren Thema: Was wünschst du dir denn zu deinem Geburtstag?" Mariah war verwirrt. "Mein Geburtstag?" "Ja, du hast doch in fast einem Monat, am einunddreißigsten Oktober Geburtstag." "Das weißt du noch?", wunderte sich die Gryffindor grinsend. Dieses steckte Jason dazu an, ebenso zu grinsen. "Klar. Lara hat dir doch damals eingeredet, Halloween wäre nur dazu da, dich vor den bösen Geistern in der Welt zu beschützen. Nur deswegen würden alle Menschen Kürbisse auf ihre Veranda stellen und all das." "Ja, stimmt", erinnerte sich Mariah und war auf einmal sehr aufgeregt, als sie so viele kleine, aber auch angenehme Erinnerungen über sie kamen. "Und du hast doch auch daran geglaubt und ihr dabei geholfen, fast hundert Kürbisse auszuschnitzen. Danach hatten wir wochenlang genug Kürbissaft und Kürbiskuchen." "Und was willst du nun zum Geburtstag haben?" "Ich will gar nichts haben. Außerdem hast du doch kein Geld für Geschenke." "Doch, sobald das Verlies meines Vaters für mich geöffnet wird." "Aber wie ich schon sagte, du musst mir nichts schenken." "Ich möchte aber", erwiderte er ihr und zwinkerte. "Und somit werde ich es auch tun." Mariah schüttelte seufzend den Kopf. Ihr wurde nun auch klar, dass Jason immer seinen eigenen Kopf gehabt hatte. Noch lange schwelgten sie in ihren gemeinsamen Kindheitserinnerungen und ließen sich dabei auch nicht, von ihren Mitschülern stören, die im Laufe des Nachmittags den Gemeinschaftsraum betraten und die beiden neugierig beobachten. *** Im Zimmer war es bereits vollkommen finster. Laura und Draco hatten sich nicht den schlichten Umstand gemacht, die Kerzen anzuzünden. Den ganzen Tag über waren sie in ihrem Raum geblieben und hatten kuschelnd auf dem Bett gelegen. Nur kurz war Laura nach unten in die Küche gegangen, um für sie beide eine Kleinigkeit zu essen zu holen. Doch nun war bereits Abend und am nächsten Morgen würden sie raus in den Unterricht gehen müssen. Laura strich verloren in ihren Gedanken durch Dracos blondes Haar, bis dieser nach einer Ewigkeit des Schweigens zu ihr flüsterte: "Du solltest bald mal losgehen, oder nicht?" "Hm?" Laura hielt in ihrer Tätigkeit inne. "Du wolltest dich doch heute mit deiner Großmutter zum Tee treffen." Die Slytherin seufzte. "Das habe ich ganz vergessen", gestand sie. Draco setzte sich auf und sah ihn ihr so weißes Gesicht, welches in der Dunkelheit förmlich erstrahlte. "Tut mir Leid, dass ich dir den Tag gestohlen habe ..." Seine Entschuldigung ließ ihre Stirn runzeln. "Red keinen Unsinn. Für dich würde ich alles beiseite legen." Draco gab ihr für diese lieben Worte einen Kuss. "Sie wird aber sicher sauer sein, wenn du nicht zu ihr gehst, wie du es ja eigentlich mit ihr ausgemacht hast." Erneut seufzte Laura, als sie sich erhob und leicht den Rücken durchbog. "Ich habe Dad noch immer nicht eingeweiht ..." Draco zog sie noch einmal sanft zu sich auf das Bett und umarmte sie innig. "Dann versuche jetzt, dieses Problem wenigstens mit einer der beiden Fronten zu klären." "Du redest, als wäre das ein Krieg", scherzte sie. "Vielleicht ist es auch einer", erwiderte er beiläufig. Laura schüttelte den Kopf und zog sich ihren Umhang über. "Kann ich dich denn jetzt allein lassen?", fragte sie ihn besorgt. Sein Gesicht wurde nun sehr ernst. "Wenn du wiederkommst, dann ja." Laura lachte und verließ den Raum. Draco sah ihr betrübt nach und dachte mit Grauen trotz des Urteils an die Drohung seines Vaters zurück. *** Mit dem beruhigenden Wissen, dass Harry es im Krankenflügel noch immer gut erging und seine Wunden schnell verheilten, hatte sich Remus nach unten in den Kerker begeben und klopfte nun an die Tür von Snapes Büro an. Dessen tiefe, düstere Stimme erlaubte ihn, einzutreten. "Guten Abend, Severus", begrüßte er freundlich seinen Kollegen und ehemaligen Mitschüler. Jener stand vor einem riesigen, pechschwarzen Kessel, in welchem ein moorgrünes Gebräu kräftig brodelte. "Lupin", murmelte Snape, "Ihr Trank ist fertig." Remus trat zu ihm heran und bewunderte die Meisterleistung, welche der Zaubertranklehrer in so wenigen Tagen vollbracht hatte. "Ich danke dir. Immerhin hattest du ja mit den Proben des Seelenpeinigers zu tun. Ein Glück für die Zaubertrankkunde, nun welche erlangt zu haben. Es ist wirklich kaum zu glauben, dass Teile ihrer Körper so heilsame Kräfte haben." Snapes Zauberstab, welcher soeben noch den Wolfsbanntrank umgerührt hatte, flog nun wieder in dessen Hand. "Ja, die Erforschung ist um Längen wichtiger als Ihr kleines Problem." Er sah Remus spöttisch an, doch dieser verzog keine Miene. Er kannte dieses Verhalten des Hauslehrers von Slytherin nicht anders. "Dennoch muss die Sicherheit der Schüler gewährleistet werden." "Eben darum bemühe ich mich auch", beharrte Remus ruhig. Der Spott, sichtbar in Snapes harten Gesichtszügen nahm zu und ein flüchtiges, kaltes Lachen entwich ihm. "Umso gedankenloser, geradezu dumm von Ihnen, geglaubt zu haben, sich nie wieder verwandeln zu müssen." Beschämt senkte Remus seinen Blick. Mit einer weiteren Bewegung seines Zauberstabes minderte Snape das Feuer unter dem Kessel etwas, so dass das Gebräu weiterhin leicht brodelte. "Laras Magie hat Sie damals für lange Zeit von dem Fluch befreit und doch waren Sie vorsichtig und versteckten sich weiterhin bei Vollmond", sprach Snape weiter und begab sich zu seinem Schreibtisch, wo er dem Foto von ihm und Lara einen kurzen Blick widmete. "Doch Laura ist nur eine Vierteldruidin; somit hätte es Ihnen klar sein müssen, dass Sie sich was vormachen." "Ja", flüsterte sein Gegenüber einsichtig, "das hätte ich tun sollen ..." Snape stütze sich nun auf seinem Schreibtisch ab und sah stechend in Remus braune Augen. "Und ich warne Sie ... sollten Sie auch nur daran denken, meine Tochter um eine magische Heilung zu bitten, dann -" "Das würde ich nie tun, Severus", erwiderte Remus gelassen. "Ich weiß sehr wohl, dass Lauras Magie sich allein durch Angst und Wut zeigt. Nichts davon wage ich, heraufzubeschwören." Der soeben noch Drohende setzte sich nun auf seinen Stuhl und seine schwarzen Augen sprühten erneut nur so voller Spott. "Ihr Glück. Sie irren sich dennoch, denn Laura könnte, würde man sie einer vernünftigen Ausbildung unterziehen, lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Doch das Ministerium würde eine Förderung von Druidenmagie nie durchgehen lassen." Remus hätte das Gegenteil auch sehr gewundert. "Höchstens, wenn sie lernen würde, ihre Magie auch in Extremsituationen zurückzuhalten", ergänzte er. "Aber nicht einmal das sollte geschehen, denn es ist ihr bester Schutz." "Ich beschütze sie", schnarrte Snape. Remus lächelte leicht. "... Das weiß ich ... Und ich weiß auch, dass du dies ebenso tun würdest, wenn Arabella das Sorgerecht erhalten würde." Noch nie hatte er Snape so schockiert gesehen. Wohlmöglich doch einst, als er als Werwolf den Slytherin einst angegriffen hatte, aber daran konnte sich Remus so gut wie gar nicht mehr erinnern. Auf jeden Fall hatte er wohl etwas gesagt, was ihm niemals hätte rausrutschen sollen. "... Wovon reden Sie da, Lupin?", flüsterte der Mann im schwarzen Umhang. Remus wich aus einem inneren Instinkt heraus einen Schritt zurück. "Ähm ..." Etwas Klügeres bekam er nicht heraus. Er zuckte leicht zusammen, als Snape seine Hände auf den Tisch schlug und sich erhob. "Sagen Sie mir sofort, was dieses Weibsbild nun schon wieder im Schilde führt!", zischte er gefährlich wie eine Schlange. Remus schluckte und flüserte schließlich: "Sie hat vor zwei Tagen das alleinige Sorgerecht für Laura beantragt." Zum zweiten Mal und das wohl nur innerhalb von drei Minuten sah er in das Gesicht eines geschockten Severus Snape. Der sonst immer so blasse Mann war nun völlig ohne Farbe im Gesicht und seine schwarzen Augen besaßen ein seltsames Flackern. War dies Wut? Verzweiflung? Oder auch beides? "Ich habe es von Oclo Quaplec erfahren, als er mich im Ministerium beraten hat ...", erklärte Remus sein Wissen vorsichtig. "Ich vermute, er sucht Gründe dafür, dass du kein guter Vater für Laura bist ..." Snape senkte bald seinen so offenen Blick. "Gehen Sie", wisperte er. Besorgt und mitfühlend, näherte Remus sich seinem Gegenüber. "Severus ..." Snape sah wieder zu ihm auf und das Flackern war verschwunden. Seine Fassung war dagegen zurück. "Ich sagte, gehen Sie", wiederholte er beherrscht. "Ihren Trank werde ich Ihnen in den nächsten Tagen vorbei bringen." Remus war nicht wohl bei der Sache, seinen Kollegen nun allein zu lassen, doch auf dessen Wunsch hin ging er, nachdem er sich bedankt hatte. Kaum war Severus allein, ließ er sich wieder auf seinen hohen Stuhl nieder. Sein Blick haftete an dem lächelnden Gesicht Laras, welches sein so junges liebevoll mit Küssen bedeckte. Aus dieser Liebe war einst ihre Tochter Laura entstanden. Sie war ihr Glück, ihre Hoffnung in der Zeit als die Knechte Lord Voldemorts gewesen. Und nachdem ihm Lara genommen wurde, passierte dies nun schon seit zwei Tagen unbemerkt aber direkt vor seinen Augen mit Laura. Arabella wollte sie ihm wegnehmen. Aus Rache dafür, dass er ihre Tochter ihren besitzergreifenden Klauen entzogen hatte. "Hinterlistiges Weib", presste er zwischen seinen zusammen gedrückten dünnen Lippen hervor und erhob sich zugleich. Wenn sie wirklich glaubte, er wäre nicht in der Lage, um seine Tochter zu kämpfen, dann täuschte sie sich. Er verlor keine Zeit und begab sich mit schnellen Schritten nach oben zu ihrem Büro. Dabei sammelte er alle möglichen Verwünschungen in seinen Gedanken zusammen und ohne anzuklopfen, griff er schon nach der Klinke, um die Tür zu öffnen. Doch auf einmal ertönte von innen her eine sanfte Stimme, die ihn von diesem Vorhaben abhielt. Er traute seinen Ohren nicht, denn dies war eindeutig Lauras Stimme. Was machte sie bei Arabella, die doch all die Monate den Kontakt zu ihrer Enkelin gemieden hatte? Gegen seine Prinzipien lehnte er sich leicht vor und schmiegte sein Ohr an die Tür, um so dem Gespräch der beiden zu lauschen. "Wirst du den Antrag für mein Sorgerecht nun zurücknehmen?" "Nein." "Warum nicht? Ich sagte dir doch, es geht mir gut bei Dad -" "Ich hätte wohl kaum einfach nur einen Antrag gestellt, um mich für irgendetwas zu rächen. Severus ist nicht dazu in der Lage, sich richtig um dich zu kümmern." "Wie kommst du darauf? Und selbst wenn, ich bin doch mittlerweile eh selbstständig genug." "Ja, das bist du, mein Kind. Aber verrate mir doch mal bitte, wie er mit dem Tod deiner Mutter umgeht." "... Er tut sich sehr schwer damit ... Als wir in den Ferien auch zu unserem Haus gereist sind, hat er bei ihrem Anblick geweint. Ich habe ihn vorher nie weinen sehen ... Ich habe auch das Gefühl, er redet im Schlaf mit ihr ..." "Kommst du damit zurecht?" " ... Nicht so wirklich ... Ich selbst habe einige Zeit gebraucht, um über ihren Tod hinweg zun kommen. Es ist unangenehm für mich, so immer wieder daran erinnert werden zu müssen ..." "Weiht er dich denn ab und zu in die schwarze Magie ein?" "Nein, aber er hat einige Bücher darüber daheim ... Das wird Quaplec sicher schlecht bewerten, oder?" "Sicher." "Das erfreut dich, was?" "Warum sollte es mich erfreuen, dass du darunter leidest?" "Das tut es nicht." "Sei ehrlich zu mir, Laura ... hast du nie in Betracht gezogen, bei mir leben zu wollen?" "... Doch, das habe ich. Nach diesem Eklat vor den Ferien sehr oft sogar." "Was hindert dich daran? Weil du ihm näher stehst?" "Das kann ich nicht so sagen, weil ich dich ja eigentlich kaum kenne. Daher ist er mir ja schon näher." "Es wäre also auch schön für dich, wenn wir uns näher kennen lernen?" "Ja, sonst wäre ich heute ja nicht zu dir gekommen." "Wenn wir uns besser kennen, glaubst du, es würde dich stören, bei mir zu leben?" "... Ich weiß nicht ..." "Zudem könntest du noch viel über deine Mutter lernen, immerhin war sie meine Tochter. In meiner Wohnung in London ist ihr ehemaliges Zimmer unverändert geblieben. Es würde dir sicher gefallen." "Wenn du das Sorgerecht bekommen würdest, was für Einschränkungen könnte ich da erwarten?" "Keine, du bist ein freier Mensch." "... Das klingt wirklich gut ..." Mehr konnte Severus nicht ertragen. So stieß er sich von der Tür ab und begab sich mit hastigen Schritten wieder nach unten zu seinem Büro. Seine Gefühle spielten verrückt, so dass ihm schwindelig wurde und ein eiskalter Schmerz entfachte in seinem Herzen. Seine Tochter dachte daran, bei dieser hinterhältigen Hexe zu leben, welche sie doch so grausam ignoriert hatte. Eben sie hatte er vor Laura noch vor ungefähr zwei Wochen verteidigt, da er wusste, welches Leid diese Frau einst durch die Druiden erleben musste. Und nun wollte diese seine Tochter für sich haben. Und diese ließ es auch noch zu. Sie fühlte sich unwohl bei ihm durch seine tiefe Trauer um seine Geliebte. Und sie wusste von Arabellas Antrag um das Sorgerecht und hatte es nicht einmal für nötig gehalten, ihn einzuweihen. Er war zutiefst verletzt. *** Unter den Gemäuern der Zauberschule lief mittlerweile eine heimliche und bösartige Besprechung zwischen allein zwei Personen ab. Beide verhüllt und umgeben von Hass und Gier standen sie sich gegenüber. Der Eine verbeugte sich wehmütig vor dem Anderen. "Ich habe versagt", murmelte sein Herr vor ihm mit gesengtem Haupt. "Ich habe diese Macht unterschätzt ... Es war, als wäre er selbst dagewesen ... Als wäre er selbst in diesem Moment wieder auferstanden." Sein Diener erhob sich wieder. "Ihr habt Eurer Bestes gegeben, Herr", versicherte er ihm. "Doch nun wissen wir, dass es wahrlich wirkungsvoller sein wird, ihn von innen her zu vernichten. So kommen wir an all unsere Ziele zugleich." "Ich gebe dir Recht ... Deine Arbeit verrichtest du sehr zufriedenstellend ... Obwohl es mir lieber wäre, du würdest endlich in die Offensive gehen ..." Die etwas kleinere Person verbeugte sich erneut. "Versteht doch, Herr, es muss mit Vorsicht angegangen werden, damit der Erfolg gesichert ist. Zudem wird es auch euch gefallen, die Macht eures Feindes langsam und quälend schwinden zu lassen." Sein Herr erhob sich, ging auf ihn zu und umfasste dessen Gesicht. "Es ist eine Schande, dass du mein Blut nicht in dir trägst. Doch solltest du deine Arbeit gutmachen, wird sich das schon bald ändern. Somit erhälst du deinen Lohn, den ich dir bei unserem ersten Treffen versprach." "Ich danke Euch, mein Herr." ************************************************** Oho, das Böse liegt in der Luft *g*. All meine Figuren reden aneinander vorbei, was zu vielen Problemen führt. Anders ist es in der Realität ja kaum. Ich musste Jason endlich mal wieder einbringen, denn er kam ein wenig zu kurz. Ich möchte ihn auch nicht ständig in den Vordergrund stellen wie einen Garry Stu O.o. Meine Lieblingsszene in diesem Kapitel ist Dracos Trauer um seinen Vater. Er hat sich immer gewünscht, von diesem Liebe zu erfahren und fühlte in seinem Inneren somit auch eine Zuneigung zu Lucius. Diese bricht nun aus, da er seine Seele verlieren wird. Laura steckt nun richtig in der Zwickmühle. Sie liebt ihren Vater, doch ist sie neugierig auf ein Leben bei ihrer Großmutter. Sie ahnt dennoch nicht, was für einen Hass ihre Mutter für diese Frau einst hegte. Dass sie es irgendwann erfahren wird, versichere ich euch. Ich kann euch diesmal nicht sagen, wie der Titel des nächsten Kapitels lautet, da ich noch mit mir ringe, wie ich die Zeit bis zum Weihnachtsball, ab welchem es dann so richtig losgehen wird, gestalten soll. Ihr werdet es ja dann lesen^^. Ich freu mich auf eure Kommentare! Kuss, eure Maru ^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)