Gewalt ist keine Lösung - oder doch? von habit (Taito) ================================================================================ Kapitel 20: ... --------------- ~„Ich dachte du verstehst langsam, dass ich zu dir halte. Oder bist du wirklich so dumm?“~ Langsam glaubte ich wirklich, dass das einfach nicht in Matts Schädel ging. Wie konnte man nur immer so stur und unnachgiebig sein? Ich verstand es nicht. Der Angesprochene schien für einen kurzen Moment zu überlegen. „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten“ Der Standartspruch. So. jetzt reichts mir aber! „Ich kann mich nicht erinnern, dass du dich jemals über meine Hilfe beklagt hättest. Aber es kann doch nicht so weitergehen. Das musst du doch sogar selbst gemerkt haben!“ Wütend sah ich ihn an. Mehr oder weniger überrascht wurde ich am Kragen gepackt und gegen den Baum gedrückt. „Natürlich hab ich es schon selbst gemerkt, dass ich in der Scheiße sitze. Und das schon seit drei ganzen Jahren!“, erwiderte mir Matt gepresst. „Aber ob du es glaubst oder nicht, ich werde das schon alleine schaffen. Und ehrlich gesagt habe ich dabei auch nicht vor meinen Vater zu verlassen“ OK. Jetzt war er völlig übergeschnappt. Gerade wollte ich etwas erwidern, doch da meldete sich völlig Ungebetenerweise mein Magen zu Wort. Der knurrte nämlich lautstark. Genau der richtige Zeitpunkt. Super gemacht, Tai. Ich musste mich selbst loben. Etwas peinlich berührt schenkte ich Matt ein entschuldigendes Lächeln. „Tai, du Idiot“ Der Braunhaarige ließ mich los und verschränkte die Arme vor der Brust. Verstimmt sah er auf den Boden. „Tut mir leid. Ich kann nichts dafür. Ich hab heute noch überhaupt nichts gegessen“, war meine Antwort. „Du bist ein wirklicher Vielfraß, weißt du das?“ Ehe ich noch etwas kontern konnte, vernahm ich auch schon ein leises Lachen, dass von Matt ausging. Toll, wenn er sich jetzt auch noch über mich lustig macht. „Mit dir kann man einfach nicht ernst diskutieren“, schimpfte ich vor mich hin und setzte eine beleidigte Mine auf. „Mit mir kann man nicht ernst diskutieren?“ Er guckte mich mit großen Augen an. „Hat mein Bauch geknurrt oder deiner?“ Mist, gut gekontert. Und so wurde unsere hitzige Unterhaltung durch das erneute ertönen der Pausenglocke abgebrochen. Zusammen machten wir uns wieder auf den Weg, mein Klassenkamerad wieder etwas gefasster und mit angespannter Haltung. Doch mir war trotz Hunger schon wieder viel wohler. Ich hatte Matt irgendwie durch meine peinliche Aktion erreicht und ich hoffte, dass wir nach der Schule normal miteinander reden konnten. Großes Getöse brach nach dem finalen Schlussgong in unserer Schule aus, als alle aus ihren Klassen und ins Freie stürmten. „Matt? Bitte warte noch kurz auf mich!“, rief ich dem Braunhaarigen zu, da dieser schon alles gut in seiner Tasche verstaut hatte und sich auf den Weg machte. Ich dagegen war dabei den Inhalt meines Mäppchens wieder einzusammeln, dass ich aus lauter Hektik habe fallen lassen. Ein paar Klassenkameraden warfen einen überraschten Blick auf mich, dann auf Matt. Sie hatten wohl eher selten erlebt, dass sich jemand mit dem Größeren abgibt, geschweige denn ihn um etwas bittet. Umso glücklicher war ich dann auch, als der Angesprochene tatsächlich auf mich wartete und gemeinsam mit mir die Schule verließ. „Super, dass du auf mich gewartet hast. Hätte ich gar nicht gedacht“. Ich grinste vor mich hin und war total gut drauf. „Ich lass das auch sicher nicht zur Gewohnheit werden, Kleiner. Auf einen solchen Tollpatsch warte ich nicht gerne, verstanden?“ Schmollend beobachtete ich ihn, wie er sich eine Zigarette ansteckte. „Trotzdem hast du es getan und darüber bin ich froh“ Eine zeitlang sagte niemand von uns beiden ein Wort und wir gingen nur stumm nebeneinander her. „Was machst du jetzt?“, fragte ich schließlich und schluckte. „Was soll ich jetzt machen?“, war die Gegenfrage. Ich ließ mir etwas Zeit mit meiner Antwort. „Gehst du jetzt nach Hause?“ Matt nahm einen kräftigen Zug von der Kippe und behielt den Rauch lange in den Lungen. Natürlich würde ich auf diese Frage keine Antwort bekommen, doch einen Versuch war es wert. „Nein, wahrscheinlich nicht“ Etwas überrumpelte warf ich ihm einen Seitenblick zu. „Willst du mit zu mir?“ Eine einfache Frage und doch so schwer. „Nein“, war die knappe Antwort. Das hätte ich mir denken können. Wahrscheinlich hätte ich an seiner Stelle genauso reagiert. „Ich werd mir schon irgendwie die Zeit vertreiben“ Da war ich mir auch ziemlich sicher, nur hoffte ich auch, dass das eine Beschäftigung war, die ihn nicht gleich wieder auf irgendeine schwarze Liste brachte. „Ich komm mit dir mit“, erwiderte ich, hakte mich bei ihm unterm Arm ein und sah etwas verlegen zu Boden. Matt sagte daraufhin nichts. Vielleicht war es ihm wirklich lieber, wenn er jetzt alleine wäre und ich konnte das auch sehr gut nachvollziehen, aber ich wollte ihn einfach nicht alleine lassen. Und so schlugen wir, wie ich schon sooft vorher den Weg zu dem alten Haus ein. Matts Zufluchtsort. „Warum magst du diesen Platz hier eigentlich so gerne?“ Ich betrat den weiten Platz hinter dem Braunhaarigen und schloss die Tür. „Ist eher schwer ihn nicht zu mögen, oder?“ Lächeln nickte ich und legte meine Hände auf das kalte Geländer. „Ich hasse den Winter. Dann ist es mir selbst hier viel zu kalt. Es geht nämlich immer ein starker Wind, der dich hier voll erwischt“, erzählte er weiter und ich hörte aufmerksam zu. „Erst im Frühjahr kann man hier wieder hoch, dann ist es auch wenigstens nicht mehr so kalt. … Ich hasse Kälte“ Innerlich musste ich ihm zustimmen, denn ich mochte diesen kalten Wind auch nicht sonderlich, doch trotzdem freute ich mich jedes Jahr auf diese Jahreszeit. „Der Winter hat sicherlich Nachteile, dafür aber auch Vorteile. Magst du denn keinen Schnee?“ Fragend sah ich ihn an. „Nein, ich mag keinen Schnee“, sagte der Angesprochene etwas bitter. „Und was ist mit Weihnachten? Plätzchen? Lebkuchen?“ „Nein, auch auf das bin ich nicht sonderlich scharf“ Pause „Denkst du eigentlich immer nur ans Essen?“ Wieder sah ich ihn gespielt böse an. „Schon gut. War nur ein Witz“ Matt wehrte lächelnd ab. Aha. Seit wann machte der denn Witze? „Weihnachten und Plätzchen sind mir eigentlich immer ziemlich egal. Nur die Kälte, die hasse ich“ Wieder schwiegen wir und genossen die schöne Aussicht. Wirklich schade, dass es hier im Winter so unerträglich sein sollte wie Matt erzählt hat. Das werde ich sicher vermissen. Aber gut. „Für die Kälte hast du ja dann mich“, grinste ich ihn an. Zuerst guckte er etwas verwirrt, doch dann verstand er … und lächelte! „Stimmt, da hab ich dann dich“, antwortete er und ehe ich mich versah, hatte er mich auch schon in eine Umarmung gezogen und fest an sich gedrückt. Mein Herz machte einen riesigen Sprung und in meinen Bauch begann es wieder angenehm zu kribbeln. Was eine einzige Umarmung nur mit einem Menschen anstellen konnte. „Du erdrückst mich ja“, brachte ich etwas außer Atem hervor. Sofort lockerten sich die Arme um meinen Körper etwas und Matt sah mir etwas verlegen in die Augen. „Hatte ich nicht vor. Schließlich brauche ich dich ja noch“ Und in diesem Moment war ich wirklich glücklich und ich glaube, Matt war es auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)