I don't want to miss a thing... von LeS (Seishirou und Subaru) ================================================================================ Und ich will gar nichts missen... --------------------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Der Tokyo-Tower erschien orange im Licht der untergehenden Sonne. War er sonst in tiefem Rot gehalten, so wirkten seine Konturen durch diesen besonderen Lichteinfall viel sanfter als üblicherweise. Der Sakurazukamori belächelte die Menschen, die sich den Weg auf die oberste Plattform bahnten. Seine Gedanken schweiften einen Moment ab, was er begrüßte. „Ob diese Attraktion noch lange stehen bleibt, ist wohl mehr als fraglich“, murmelte er, ein wissendes, überlegenes Grinsen auf den Lippen – das äußert schnell verschwand, als er wieder zu seinem Grundgedanken zurückfand. Der gestrige Tag, die gestrige Nacht. Der Fehler, den er begangen hatte. Er hatte lange darüber nachgedacht und war sich inzwischen sicher, dass es ein Fehler gewesen war. Oder doch nicht? Er ließ den Abend vom Vortag noch einmal Revue passieren. Ich könnte mich für immer In diesen Augenblick verlieren Subaru zog scharf die wenige Luft ein, die ihm noch vergönnt war. Langsam aber sicher schwanden seine Kräfte und Sinne. Anfangs hatte er noch gezappelt und sich so heftig gewehrt, wie es nur ging, doch inzwischen war er zu erschöpft, als dass er sich aus dem Griff hätte befreien können. Der Sakurazukamori hatte seinen Hals gepackt, ihn angehoben und fest zugedrückt. Erst als er bemerkte, dass Subaru kurz davor war, in Ohnmacht zu fallen, lockerte er den Griff um seinen Hals etwas. Es machte keinen Spaß, einen Schlafenden zu foltern. „Du bist süß, Subaru, wirklich“, wandte er sich mit zuckriger Stimme an den knapp dem Erstickungstod Entgangenen. Subaru keuchte erschrocken auf, als er abrupt losgelassen wurde. Er fiel zu Boden und der Stoff seiner Hose riss auf. Seine so entblößten Knie, die von dem Betonboden des Daches dieses Hochhauses aufgekratzt worden waren, hinterließen dünne Blutspuren. Ich will meine Augen nicht schließen Ich will nicht einschlafen Denn ich würde dich vermissen, Baby Und ich will gar nichts verpassen Subaru rieb sich die schmerzenden Stellen seines Halses und setzte sich langsam auf, vermied es aber, in Seishirous Richtung zu sehen. Er ignorierte ihn geflissentlich und schloss die Augen, die ihm nur noch ein verschwommenes Bild von Tokyo zeigen konnten. Seishirou beobachtete ihn währenddessen interessiert, kniete sich dann zu ihm und meinte lächelnd: „Geht es, Subaru?“ Subaru schnaubte verächtlich. Er würde ihm keine Antwort auf eine Frage geben, deren Antwort man deutlich sehen konnte, auch wenn man nur noch ein Auge hatte. „Schmoll doch nicht gleich...“ Subaru spürte die warmen Finger Seishirous an seinem Kinn, verhielt es sich jedoch, einfach ohne Vorwarnung wegzuzucken, obwohl er das zugegebenermaßen gern getan hätte. Sein Kopf wurde angehoben und schon war er dazu gezwungen, in das verzückt grinsende Gesicht Seishirous zu sehen. Dieser strich mit der blutverschmierten Hand über Subarus kühle, doch errötete Wangen und hinterließ dicke, klebrige Streifen auf dem sonst blassen Gesicht. „Lass das gefälligst“, fauchte Subaru, schaffte es aber aus Schwindel nicht, seinen Kopf wieder zu befreien. „Du bist ja ganz rot, Subaru?“ Während du weit fort bist und träumst Ich könnte mein Leben so verbringen In dieser süßen Hingabe Subaru nickte ihm zu, den Blick allerdings in die Ferne gerichtet. Anscheinend interessierte ihn das nächstbeste Werbeplakat mehr als der Mörder seiner Schwester, der ihn gerade triezte. Seishirou wusste natürlich, dass das nicht wirklich der Fall war. Seine Lippen, die bis dahin noch ein Grinsen gezeigt hatten, bildeten nun ein sanftes Lächeln, wie er es vor einigen Jahren oft gehabt hatte. Damals, als Hokuto noch gelebt hatte. Subarus Magen rebellierte. Dieses Lächeln wollte er nicht mehr sehen, es löste Brechreiz bei ihm aus. Oder den Drang, sich fallen zu lassen, den er momentan verspürte. Ihm wäre es lieber gewesen, sich auf den Mantel Seishirous erbrechen zu müssen. „Komm schon, nur noch ein kleines bisschen...“, kam es ungewöhnlich sanft von Seishirou. Ich könnte wach bleiben Nur um dich atmen zu hören Subaru, leicht geschockt und unfähig zu atmen, sah über die Schultern Seishirous, dessen Arme nun um ihm lagen. Er wurde umarmt, ganz ohne Grund – vom Mörder seiner Schwester. „... Subaru-kun.“ „Seit wann... benutzt du – nicht so fest! – Höflichkeitsfloskeln?“ „Oh, entschuldige bitte. Du bekommst doch so noch genug Luft?“ Subaru ließ ein undeutliches Grummeln hören, antwortete aber nicht auf die Frage. Es war unbequem, aber nicht unbedingt unangenehm. Nur dass der Beton sich weiter in seine wunden Knie bohrte, hätte Subaru gerne verhindert. „Seishirou...“ Ganz geheuer war es ihm nicht, dass ihm die Umarmung nichts ausmachte; er empfand sie sogar als ganz entspannend. Und ich frage mich Wovon du wohl träumst Frage mich, ob ich es bin Den du da siehst Subaru schüttelte sich unter der plötzlich aufgekommenen Gänsehaut. Seishirous Hände, auf Subarus Rücken ruhend, streichelten seine Schulterblätter entlang. „Bitte lass mich los, Seishirou.“ Subaru versuchte mit aller Kraft Seishirou von sich fortzuschieben, aber es gelang ihm nicht. Seine Hände waren unglücklicherweise dadurch, dass Seishirou ihn immer fester an sich drückte, auf dessen Brust gepresst und ließen sich nicht befreien. „Nein, mein Hübscher. Du bleibst schön hier.“ Subaru murmelte unverständliche Flüche vor sich hin, zappelte weiter in Seishirous Armen und wiederholte unbeirrt: „Lass mich los.“ Seishirous Antwort war immer die gleiche. Ein klares, bestimmtes Nein. „Leidest du an Echolalie, Subaru-kun?“, hakte Seishirou höflich nach. „Nicht dass ich wüsste. Lass mich los.“ Seishirou lachte leise und lockerte die Umarmung tatsächlich. Subaru hatte so keine Probleme mehr, sich zu befreien. Aber er tat es nicht. Er hatte den rasenden Puls bemerkt, den in dem Anderen schlug. Genau wie bei ihm selbst, nur dass Seishirou eigentlich keinen Grund für Herzklopfen hatte. Oder etwa doch? Ich will gar nichts missen Als Subaru den Kopf angehoben hatte, warteten die Lippen Seishirous schon auf seine. Erstaunt riss Subaru die Augen auf. Unter solchen Umständen seinen ersten Kuss zu bekommen, das hätte er sich auch nie vorstellen können. Einen kurzen Moment lang überlegte er, ob er sich nicht doch losreißen sollte. Er beschloss, es nicht zu tun. Subaru schloss die Augen, lehnte sich an Seishirou heran und verbannte für die Zeit, die der Kuss dauerte, all seine Gedanken aus seinem Kopf. Was Subaru nicht ahnen konnte, war: Seishirou tat nichts anderes. Denn selbst wenn ich von dir träume Würde sogar der süßeste Traum Mir niemals genug sein Ich würde dich immer noch vermissen, Baby „Lass mich heute Nacht nicht allein.“ Und ich will gar nichts missen Seishirou, der die Lippen gerade von Subarus gelöst hatte, um zu neuem Atem zu kommen, sah diesen verdutzt an. Doch wie immer war das undeutbare Lächeln weiterhin da. Als ob es über dem eigentlichen Gesicht läge, wie die Gummimaske eines Ungeheuers. Nur ganz langsam zerbröckelte diese Fassade, als Seishirou bemerkte, dass Subaru nicht vorhatte, die Augen zu öffnen. Er würde blind abwarten, bis Seishirou etwas sagte. Dessen Blick wurde ernst. Er zog Subaru nach oben, sodass er wieder fest mit beiden Beinen auf dem Boden stand. Subaru wankte erst einen Moment und Seishirou musste warten, bis er ihn gefahrlos loslassen konnte. „Lass mich nicht alleine. Nicht heute Nacht.“ Wenn ich neben dir liege Höre ich dein Herz schlagen Subarus Atem, bis eben noch rasend, normalisierte sich wieder. Wäre er nicht gestanden, hätte man denken können, er würde schlafen. Seishirou hörte interessiert zu. Hier oben waren die Geräusche des auch abends belebten Tokio nur dumpf, man konnte also auch leisere Töne ohne Probleme wahrnehmen, ohne dass man ein Hund war. Seishirou trat einen Schritt näher an Subaru heran und küsste seine geschlossenen Lider. Subaru sah ihn interessiert an. „Seishirou...?“ Dann küsse ich deine Augen Und danke Gott, dass wir zusammen sind Seishirou blinzelte unter den grellen Sonnenstrahlen, die ihn soeben geweckt hatten. Er gewöhnte sich nur langsam an die neue Helligkeit, die dieser Morgen mit sich gebracht hatte, und da war noch etwas anderes, das sehr ungewohnt war. Auf seiner Brust spürte er eine Schwere und einen sanften warmen Atem, der gleichmäßig ausgestoßen wurde. Als er wieder klare Sicht hatte, sah er hinab auf die Person, die halb auf ihm lag. Er strich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn des Jungen, der seinen Brustkorb als Kissen benutzte. Es war Subaru. Dein Lächeln zu betrachten Während du schläfst Seishirou konnte sich ein Schmunzeln nun nicht mehr verkneifen. Der zu einem Schmollen verzogene Mund Subarus und dessen ganze Art, zu schlafen, erinnerte an ein unschuldiges kleines Kind. Aber Subaru war schon lange kein kleines Kind mehr – und seit kurzer Zeit war er auch nicht mehr unschuldig. Dennoch sah er ganz danach aus. Wahrscheinlich würde er auch nie jemandem verraten, dass er es nicht mehr war. „Seishirou...“, flüsterte Subaru im Tiefschlaf. Seishirou lächelte, zwar nicht unschuldig, aber immerhin. Er würde sich wohl erst mal nicht bewegen können, ohne Subaru zu wecken, und so blieb er ruhig an Ort und Stelle liegen. Jeder Moment, den ich mit dir verbringe Ist ein Schatz Sie hatten tatsächlich die Nacht miteinander verbracht, und zwar nicht nur nebeneinander. Seishirou sah an die gräulich weiße Wand. Er hatte mit ihm geschlafen, mit Subaru. Seufzend, und ohne, dass es ihm bewusst war, kraulte er Subarus Nacken. Ob es ein Fehler gewesen war? Oder war der Grund, ihn damit unter Umständen noch mehr quälen zu können, ausreichend? Würde es denn funktionieren? Wieso hatte Subaru es überhaupt geschehen lassen? Natürlich, er war erschöpft gewesen, aber sicher nicht so sehr, als hätte er die Situation, so wie sie jetzt war, nicht verhindern können. Hatte das herzensgute Wesen, das noch tief schlummerte, es etwa bewusst so gewählt? Ich will gar nichts missen Right Kind of Wrong ------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Subaru hatte sich an diesem Tag zweimal schlafen gelegt. Einmal, als er erschöpft auf Seishirous Brust eingeschlafen war. Das zweite Mal war er gegen Mittag aufgewacht und hatte sich erst einmal geduscht, doch war er nun allein gewesen. Sein wacher Zustand hatte höchstens eine halbe Stunde gehalten, dann hatte er sich wieder in sein Bett verzogen und war unverzüglich zurück ins Reich der Träume entschwunden. Diese waren nicht gerade angenehmer Natur. Seishirou, der Subaru auszog. Seishirou, der Subaru küsste. Seishirou, der Subaru... Dich lieben ist wirklich etwas, das ich nicht tun sollte Ich sollte meine Zeit nicht mit dir verbringen wollen Ich sollte versuchen stark zu sein Subaru drehte sich grummelnd auf die andere Seite. Der Gedanke an die pikante Angelegenheit, die sich in dieser Nacht zugetragen hatte, hatte ihn aufgeweckt. Sex, mit seinem Todfeind – ausgerechnet dem hatte er sein erstes Mal geschenkt. Es als Nötigung anzusehen, war nicht möglich. Subaru war ehrlich, auch sich selbst gegenüber. Er hatte sich weder gewehrt, noch hatte es großartig wehgetan. Nur anfangs, aber das war bald vergangen. Widerwillig setzte sich Subaru auf, verzog aufgrund des stechenden Schmerzes kurz das Gesicht, und seufzte. „Das würde Hokuto gefallen“, murmelte er bitter, stand auf und suchte sich seine Kleidung zusammen, die überall verstreut im Raum lag. Zimperlich war Seishirou nicht gewesen. Weiß alles über – über deinen Ruf Und wie es eine Herzen brechende Situation werden wird Aber ich kann es nicht ändern, wenn ich hilflos bin Immer wenn ich da bin, wo du bist Er schnappte sich seine Hose, nahm ein frisches Hemd aus dem Schrank und starrte dann in den Spiegel. Subaru schnaubte wütend. Er hätte sich besser keinen Spiegelschrank holen sollen. Dann hätte er auch nicht gesehen, was er vor einigen Stunden nach dem Duschen wohl übersehen hatte. Flecke, auf Hals und Brust. Besonders die Haut über dem Schlüsselbein war vollständig rot angelaufen. Kurz war er versucht, das Glas zu zerschlagen, seine Hände waren schon zu Fäusten geballt, aber dann besann er sich wieder, zog sich an und machte sich auf den Weg in die Küche. So wenig Hunger er hatte, er musste jetzt etwas essen, wenn er nicht bald umklappen wollte. Der Gedanke, dass er den Sakurazukamori wahrscheinlich schon bald wieder treffen würde, beschlich ihn und bereitete ihm Übelkeit. Dich lieben ist wirklich etwas, das ich nicht tun sollte Ich sollte meine Zeit nicht mit dir verbringen wollen Ich sollte versuchen stark zu sein Aber, Baby, du bist die richtige Art von Falsch Die Zeichen auf seinen Händen glühten unablässig, aber er versuchte sie zu ignorieren. Das ging allerdings recht schlecht, wenn man bedachte, dass er das Brot, das er in Scheiben schnitt, sehen musste. Er schloss entnervt die Augen, holte tief Luft, öffnete sie wieder und beäugte die flackernden Pentagramme grimmig. Daraufhin stoppten sie ihren Lichttanz und ließen Subaru in Ruhe frühstücken. Mehr oder weniger. Das Blut unter den roten Malen pochte heftig gegen den Hals Subarus. Er schlug mit der flachen Hand dagegen und hatte für ein paar Minuten Ruhe. Weiß alles über – über deinen Ruf Und wie es eine Herzen brechende Situation werden wird Aber ich kann es nicht ändern, wenn ich hilflos bin Immer wenn ich da bin, wo du bist Nach dem Frühstück, mehreren aufgeklebten Pflaster, von denen er hoffte, dass sie das Pochen unterbinden würden, und den Nachrichten, packte Subaru die Lust auf einen Spaziergang. Er hoffte nur, dass er nicht Seishirou über den Weg laufen würde. Vielleicht hatte der ja auch gar kein Interesse daran und würde sich nicht in seiner Nähe aufhalten. Vielleicht – aber eigentlich schloss Subaru diese Möglichkeit aus. Dazu war die Gelegenheit, ihn aufzuziehen, viel zu gut, als dass Seishirou sie nicht ergreifen kommen würde. Seishirou war, auch wenn es zunächst nicht so wirkte, doch sehr einfach zu durchschauen. Hätte ich das nur eher gewusst, dachte Subaru verdrossen und machte sich auf den Weg. Sein Ziel war ein Park in der Nähe, in dem man besonders gut den Sonnenuntergang betrachten konnte, weil er auf einer Anhöhe lag. Weniger schön an dem Park war, dass dort einige Kirschbäume standen. Ich sollte versuchen wegzulaufen Aber wie mir scheint, kann ich nicht Gerade als er unter einem dieser Bäume stand, sich an die Rinde gelehnt hatte, rieselten von oben Blüten herab. Eigentlich wäre das zu dieser Jahreszeit nicht möglich gewesen, aber Subaru wusste natürlich, warum es hier ausnahmsweise doch ging. „Du immer mit deinen Illusionen.“ „Also ich finde sie schön.“ „Dann geh nach Hause und erfreu dich dort daran, anstatt andere Leute damit zu belästigen.“ „Wir sind hier alleine, Subaru. Außerdem möchte ich dich freundlich darauf hinweisen,“ Seishirou erschien direkt vor ihm, „dass ich zu arbeiten habe.“ „Du willst mir nicht gerade mitteilen, dass du hier jemanden getötet hast, oder?“, fragte Subaru mit entsetztem Unterton. Er hatte versucht, ihn zu unterdrücken, aber es war ihm nicht gelungen. „Irgendwie muss ich mir meine... Brötchen... verdienen. Aber etwas ganz anderes: Wie geht es dir?“ „Mir -... Was?“ Subarus Mund war vor Erstaunen weit aufgeklappt, und dieses Bild entzückte Seishirou. Seine Lippen kräuselten sich und ein feines, boshaftes Lächeln entstand. „Dir geht es doch hoffentlich gut? Nicht, dass ich zu grob war. Du weißt schon, heute Nacht, als wir ‚du weißt schon was’, wie du es ausdrücken würdest, getan haben“, erläuterte Seishirou süffisant und erfreute sich an Subarus vor Scham aufleuchtenden Wangen. „Wie könnte ich das vergessen“, murrte Subaru so leise er konnte. Ob Seishirou ihn tatsächlich nicht hören konnte, wusste er aber nicht. „Du bist blass“, meinte Subaru zu hören, bevor er eine kalte Hand spürte, die seinen Hals zu zerdrücken drohte. Weiß alles über – über deinen Ruf Und wie es eine Herzen brechende Situation werden wird „Weißt du, Subaru, ich hatte mich gefragt, warum das passieren musste“, flüsterte Seishirou, die Lippen nah bei Subarus Ohr. „Ich denke, ich weiß es jetzt.“ „Nein...“, keuchte Subaru. Hilflos wurde er gegen die Rinde des Baums gepresst, und er meinte zu spüren, wie alles Blut aus ihm wich, er blau anlief und kurz davor stand, die Besinnung zu verlieren. Da lockerte Seishirou seinen Griff wieder etwas. „Willst du es hören?“ „Nein...“, kam die krächzende Antwort, die übergangen wurde. Oh, ich weiß, dass ich gehen sollte Aber ich brauche deine verdammten Berührungen einfach so sehr Seishirou küsste ihn, wie schon am gestrigen Tag, auf eine sehr atemberaubende Art und Weise. Nicht, dass Subaru nicht ohnehin schon viel zu wenig Luft gehabt hätte. Gegenwehr kam allerdings keine. Subaru wollte lieber so lange wie möglich hinauszögern zu hören, warum Seishirou mit ihm ins Bett gegangen war. „Du wehrst dich ja gar nicht? Bin ich so gut?“ Subaru presste seine Lippen fest aufeinander, damit Seishirou ihm nicht noch einmal einen so tiefgehenden Kuss aufzwingen konnte und wartete gespannt ab. Sein sturer Blick wurde mit einem Lächeln kommentiert. „Du magst das, nicht wahr? Du liebst es, wenn ich dich anfasse. Du liebst es ebenso, wie wenn ich dir wehtue.“ „Das hättest du gerne“, schoss Subaru zurück. Sofort wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Seine Unachtsamkeit brachte ihm ein zweites Mal die Zunge Seishirous ein, die in seinem Mund herumwerkelte. Wie gut nur, dass er mich beinahe erwürgt, dachte Subaru, sonst würde ich das wahrscheinlich sogar noch genießen! Aber ich kann es nicht ändern, wenn ich hilflos bin Immer wenn ich da bin, wo du bist Subaru hustete heftig, als Seishirou wieder von ihm abließ. Auch die Hände an seinem Hals schwanden endlich; allerdings nur, um es sich auf seiner Hüfte bequem zu machen. „Oh, du weinst ja!“ „Das willst du doch sehen!“, fauchte Subaru. Natürlich liefen ihm Tränen über die Wangen. Aber nicht vor Trauer, wie Seishirou das gerne gehabt hätte, nein, vor Anstrengung. Sich vor dem Ersticken zu retten kostete einen Körper einiges an Energie. Aber Subaru zweifelte daran, dass sich Seishirou schon einmal in einer ähnlichen Situation befunden hatte. Daher konnte er das wohl auch kaum wissen. „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass du einen gewissen Reiz ausstrahlst, wenn du so verzweifelt bist, ja“, gab Seishirou zu. Subaru würdigte das Kompliment nicht als solches, sondern versuchte die Hände von sich zu schieben, was ihm nicht gelang. Immer, wenn er sie weggeschoben hatte, schnellten sie wieder zurück. „Schön... für... dich... lass mich endlich los!!“ „Nein, ich denke, das werde ich nicht tun. Mir gefällt es, wie es jetzt ist, weißt du... ich denke, dieses Spiel könnte lustig werden.“ „Ich kann Spiele aber nicht leiden, in denen du und ich mitspielen!!!“ Es gab einen Laut, wie wenn eine Glühbirne zersprang und Subaru sah entsetzt Seishirous Wange an, die sich langsam rot färbte. Du kommst, und meine Willenskraft läuft davon Sag meinen Namen und ich werde nicht mehr dagegen ankämpfen können Oh, ich weiß, dass ich gehen sollte Aber ich brauche deine verdammten Berührungen einfach so sehr „Das wollte ich nicht... es... es tut mir Leid...“, brachte Subaru atemlos hervor. Verdutzt sah er von seiner Hand zu dem roten Abdruck auf Seishirous Gesicht. Vollkommen verwirrt von dem, was er da getan hatte, schüttelte er den Kopf und bemerkte nicht, wie Seishirou sich an ihn heranpresste. „Ich hab deine Schwester ermordet, schon vergessen?“ Seishirou griff nach der Hand, mit der er eben geschlagen worden war und legte sie auf die wunde Stelle. Es brannte und prickelte, aber Haut auf Haut zu spüren, war angenehm, dagegen konnte er nichts sagen. „Nein, das habe ich nicht vergessen.“ „Ist das ein offizielles Eingeständnis, dass es dir doch gefällt?“ „Nein!“ „Du weißt schon, ich könnte noch einmal...“ „NEIN“, verkündete Subaru mit Nachdruck und einem kalten Blick in Seishirous Augen, ehe er seine Hand abrupt wegzog und sich fester gegen den Baum drückte, um möglichst weit weg von Seishirous Köper zu kommen. Seishirou seufzte, entfernte sich von Subaru und sein Körper begann sich von unten her in Kirschblüten aufzulösen. „Dann gehe ich jetzt wohl besser...“ Aber ich brauche deine verdammten Berührungen einfach so sehr „Warte.“ Aber ich brauche deine verdammten Berührungen einfach so sehr Gegen den Mondschein kämpfen ---------------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Seishirou stoppte sein Verschwinden und ein Wirbelsturm aus Kirschblüten wartete darauf, dass Subaru weitersprach. Ohne den Grund zu wissen, warum er bleiben sollte, würde er gehen. Wenn Subaru aber so mutig wäre, es ihm zu beichten, dann würde er ihm den Wunsch natürlich erfüllen. „Ach, tatsächlich?“, hallte es von den Blüten. „Ich soll also wieder bei dir bleiben?“ Subaru sah den rosa Wirbel verzweifelt an, nickte und meinte: „Ja, ich denke schon, dass ich das will.“ Sein Blick wurde mit jedem Wort, das er sprach, fester. Das änderte allerdings nichts daran, dass sich Seishirou köstlich über ihn amüsierte. Die Blüten verschwanden und Seishirou erschien wieder auf der Bildfläche, ein hinterhältiges, anzügliches Grinsen auf den schmalen Lippen. Solltest du denken, dass du nicht fallen wirst Dann warte einfach, bis dahin Bis die Sonne untergeht Unter dem Sternenlicht, Sternenlicht Seishirou hatte zwar eigentlich erwartet, dass Subaru länger brauchen würde, um zu gestehen, war wegen der kurzen Zeitspanne auch überrascht gewesen, aber auf alle Fälle gefiel es ihm. Er hatte nie wirklich vorgehabt, Subaru in dieser Nacht allein zu lassen. Er musste doch überprüfen, ob das in der vorigen Nacht nicht nur ein schöner Albtraum gewesen war. Subaru ging langsam auf Seishirou zu, streckte die Hand aus und fuhr über die Wange, der er vorhin einen Schlag verpasst hatte. Seishirous Gänsehaut blieb unbemerkt. „Du solltest öfter so geständig sein, Subaru.“ „Ist es dir nicht lieber, wenn du mich so durchschauen kannst? Kommst du dir da nicht besser vor, als wenn ich dir alles beichten würde?“ „Was würde es denn noch alles zu beichten geben?“, hakte Seishirou interessiert nach. Subaru lächelte wissend. Da ist so ein richtig magisches Gefühl „So?“ Seishirous Hände lagen wieder, wo sie auch schon kurze Zeit zuvor gelegen hatten: auf der Hüfte Subarus. Dieses Mal wurden sie nicht fortgeschoben, sie durften bleiben, wo sie waren. Der Tastsinn Seishirous brachte ihn dazu, zu glauben, dass sein Gehirn einen elektrischen Schlag bekommen hätte. „Was ist ‚so’?“ „Nicht weiter wichtig. Lass uns lieber mit den angenehmen Dingen weitermachen...“, flüsterte Seishirou, ehe er mit einer seiner Hände unter das Hemd Subarus wanderte und dort über die weiche, kalte Haut strich. „Du solltest dich wärmer anziehen.“ Subaru lehnte die Stirn an Seishirous Brust und lächelte. Den ernsten Ausdruck auf Seishirous Gesicht bekam er somit nicht mit. Das dir heute Nacht dein Herz stehlen wird „Du riechst gut“, merkte Seishirou an, als Subaru weder um sich schlug, noch irgendetwas von sich gab. „Ich hab heute das Shampoo benutzt, das du mir damals zu meinem Geburtstag geschenkt hast. Wie gut, dass solche Dinge nicht ablaufen...“ „Du hast es bis jetzt nie benutzt?“ „Ich fasse die Dinge nicht mehr an, die du angefasst hast.“ „Wie wäschst du dich dann?“ Seishirous Grinsen wurde breiter. „Mein Körper ist kein Ding“, gab Subaru stur von sich. „Wie sicher bist du dir da, Subaru?“ Seishirou grinste nicht mehr. Zumindest nicht mehr überheblich – nein, er sah enttäuscht aus. Hätte es sich hier nicht um einen Serienkiller gehandelt, so hätte man sagen können, er sah traurig aus. Subaru, derweil verständnislos dreinblickend, reckte sich und legte seine Lippen auf Seishirous. „Wir sollten uns wirklich auf die mehr oder weniger angenehmen Dinge konzentrieren“, seufzte er und ließ Seishirou gewähren, ihm das Hemd über den Kopf zu ziehen. Aber du weißt – aber du weißt Dass du nicht gegen den Mondschein ankämpfen kannst Ganz ohne Oberbekleidung fror er bitterlichst und hatte somit nichts dagegen, sich wieder in Seishirous Umarmung zu schmiegen. Er hörte, wie Seishirous Herz heftig gegen dessen Brust schlug. Still zählte er die Schläge mit, die Abstände wurden kürzer, das Pochen heftiger. Konnte es sein, dass Seishirou, Meister darin Illusionen zu erschaffen und ein gefühlloser Bastard noch dazu, aufgeregt war? Subaru sammelte all seinen Mut und krächzte: „Sag mal, du wolltest mir gestern etwas sagen...“ „Fang doch nicht damit an.“ „Sag es mir.“ „Noch nicht... noch nicht, Subaru.“ Subaru ballte die Hände zu Fäusten, sah aber davon ab, noch einmal auszuholen und Seishirou zu schlagen. „Ich hasse dich.“ „Oh, Subaru... das weiß ich doch. Das brauchst du mir nun wirklich nicht noch öfter zu sagen, als du es bis dato schon getan hast.“ Du kannst versuchen, zu widerstehen Meinem Kuss zu entkommen Seishirou bemerkte erst nach einiger Zeit, während der seine Hände Subaru von dessen Hose befreit hatten, dass dieser die Luft anhielt. „Atme, atme. Vergiss das Atmen nicht“, beschwichtigte Seishirou ihn. Tatsächlich entspannte Subaru sich wieder und atmete tief ein und aus. Seishirou wartete einen Moment, bis Subaru nickte, und ließ sich dann auf das Gras sinken. Subaru sah ihm interessiert nach, doch er verstand nicht, was Seishirou vorhatte. Als er jedoch spürte, wie der empfindlichste Teil seines Körpers von Seishirous Mund umschlossen wurde, wusste er es. Sein Teint färbte sich von blass über hellrosa zu tiefrot. „Sei... Seishirou...?“ Dieser ließ sich nicht ablenken und Subaru musste sich nach kurzer Zeit an den Kirschbaum hinter ihm lehnen, um nicht zu Boden zu sacken. Er presste die Lippen fest aufeinander, um keinen Laut von sich geben zu müssen, aber er versagte kläglich. Es schien, als ob der Vollmond, der auf sie beide schien, ihn verhöhnen würde, mit seinem reinen weißen Licht. Sobald eine leichte Brise - Sobald eine leichte Brise - Mit ihrem Zauber über dein Herz streicht Seishirou hallte Subarus leiser Schrei noch eine Zeitlang in den Ohren nach. Als das anmutige Geräusch verschwunden war, stand er auf und sah Subaru an, der demonstrativ zur Seite sah. Sie atmeten beide schwer, nur hob sich Seishirous Brust nicht jedes Mal zitternd. Subaru verkrampfte sich bei jedem Einatmen und lockerte sich erst wieder, als er ausatmete. „Ganz ruhig, Subaru. Wir sind hier immerhin noch nicht ganz fertig.“ Subaru sah Seishirou nun doch an. Sein Blick war leicht glasig und Seishirou musste schmunzeln. Ihm gefiel die Wirkung, die er auf Subaru hatte. Er konnte ihm jegliche Mimik und Gestik entlocken, wenn er nur wollte, und wie er seit kurzem wusste, auch jeden vorstellbaren Laut. „Natürlich nicht...“, nuschelte Subaru, dem nicht entgangen war, dass Seishirous Hände schon längst wieder über seinen Körper wanderten. Und egal, was du denkst Es wird nicht lange dauern Bis du in meinen Armen liegst „Du solltest dich auch etwas freimachen, wenn du das vorhast, was ich denke, dass du... ich meine...“, räusperte er sich, „... wenn du mit mir...“ „Ja, da hast du wohl Recht. Aber da ich dir vorhin so nett geholfen habe, würdest du vielleicht...?“ Subaru starrte die Knöpfe des pechschwarzen Mantels an, dann begann er, sie einen nach dem anderen zu öffnen. Als er damit fertig war, strich er das schwarze Kleidungsstück von den breiten Schultern und ließ es, ebenso achtlos wie Seishirou es vor kurzer Zeit mit Subarus Hemd getan hatte, zu Boden fallen. „So geht es aber noch nicht.“ „Das weiß ich selbst“, murrte Subaru und ließ die Hände über Seishirous Schritt gleiten. Er spürte, wie sich dort etwas regte, auch wenn Seishirou deutlich damit beschäftigt war, sich zurückzuhalten. Subaru kräuselte die Lippen und öffnete den Reißverschluss, den Knopf und entblößte Seishirou nach und nach, bis sie beide, vollkommen nackt, im Mondlicht standen. Subarus Haut wirkte noch blasser, als sie es eigentlich war, und in Seishirous blindem Auge spiegelte sich die vom Mondlicht erhellte Umgebung, genauso wie Subarus Körper. Und niemand sonst wird da sein Solltest du denken, dass du nicht fallen wirst Dann warte einfach, bis dahin Bis die Sonne untergeht Subaru ließ sich bereitwillig von Seishirou auf das taunasse Gras betten, mit dem zusammengefalteten Mantel, der noch immer die Wärme des Besitzers ausstrahlte, unter seinem Becken liegend. Inzwischen raste Subarus Puls und das Atmen fiel ihm weitaus schwerer als noch vor wenigen Minuten. Es war ihm schon unangenehm gewesen, was Seishirou eben mit ihm getan hatte, doch was jetzt kommen musste, machte ihn nur noch unruhiger, denn er wusste, es würde nicht einfach nur beschämend werden, sondern auf eine körperlich schmerzhafte Weise unerfreulich. Er war sich sicher, dass Seishirou nicht ständig Gleitmittel bei sich trug. Obwohl, wenn das alles von ihm geplant worden war, dann war es schon möglich, dachte er, ehe ihm der Atem stockte. „Nicht so schnell!“, keuchte er, und Seishirou stoppte die Bewegungen seiner Finger, die sich schon tief in Subarus Körper befanden. „Oh, tut mir Leid“, entschuldigte sich Seishirou, doch sein süßlicher Ton verriet, dass er es eher amüsant fand, wie Subaru keuchend und verkrampft vor ihm lag und ihn anbettelte, noch zu warten. Freundlicherweise wartete er tatsächlich. In der tiefsten Dunkelheit Wirst du dein Herz ausliefern Du kannst der Liebe nicht entkommen Subaru, der die Arme um Seishirous Schultern gelegt hatte, zog diesen näher zu sich. Subarus Lippen strichen über die Schläfen Seishirous, jedes Mal, wenn er eine neue Silbe formte, die er ihm zuflüsterte. „Wieso...?“, kam es erstaunt von Seishirou. Subaru schüttelte den Kopf. „Es ist nicht wichtig. Mach einfach weiter.“ Unter dem Sternenlicht – Sternenlicht Da ist so ein richtig magisches Gefühl Das dir heute Nacht dein Herz stehlen wird Seishirou ließ sich den Befehl nicht ein weiteres Mal geben. Mit einem Fingerschnipsen erschien eine schwebende Tube. „Was ist denn... oh... Telekinese?“ „Ich kann mit meiner Magie nicht nur Leute umbringen, weißt du?“ „Nein, du kannst auch Gleitmittel hervorzaubern.“ Subaru rollte genervt mit den Augen und seufzte. „Ganz genau. Sei nicht so undankbar, oder möchtest du lieber, dass ich -...“ „Um Gottes Willen, nein!!!“ Seishirous Lachen, das auf den empörten Ausruf Subarus folgte, hörte sich ehrlich an. Subaru war sich aber nicht sicher, ob nicht auch „ehrliches Lachen“ zu den Schauspielkünsten des Sakurazukamori gehörte. „Keine Angst, ich will dich nicht verletzen.“ Subarus Augenbrauen hoben sich skeptisch an. Dann jedoch wandte er sich von Seishirou ab. Er fühlte Hände an einem Ort, wo sie normalerweise nicht hingehörten, mit einer kalten öligen Flüssigkeit, die ihn zusammenzucken ließ. Es wird nicht lange dauern Bis du in meinen Armen liegst Du kannst versuchen zu widerstehen Meinem Kuss zu entkommen Aber du weißt – aber du weißt Dass du nicht gegen den Mondschein ankämpfen kannst Oh nein, du kannst nicht gegen ihn ankämpfen „Atmest du auch brav?“ „Ich... versuche es...“ Subarus Atem stockte ab und an, und bei jedem Mal stoppte Seishirou seine vordrängende Bewegung. Nicht lange, aber dennoch konnte sich Subaru in dieser Zeit genug entspannen, um ihn weiter in sich gleiten zu lassen, bis er ihn beinah ganz in sich spürte. Nicht das angenehmste aller Gefühle, wie er für sich feststellte, aber es war auch nicht so schlimm. Nicht so schlimm, wie beispielsweise in der Nacht zuvor. „Du machst das gar nicht schlecht, Subaru, das muss man dir lassen.“ „Ich tue ja auch gar nichts.“ Er biss sich die Unterlippe auf, als Seishirou das erste Mal in ihn stieß. Es tat wirklich nicht gar so sehr weh, wie in der vorigen Nacht. Aber angenehm konnte man es unter keinen Umständen nennen. „Das muss man auch manchmal können“, hauchte Seishirou gegen den Hals Subarus, der immer wieder heftig schluckte. Seishirou bewegte sich nicht weiter. „Entspann dich endlich, Subaru. Entspann dich einfach...“ Es wird dein Herz erreichen Unter dem Sternenlicht, Sternenlicht Er konnte dem Befehl nicht sofort folgen, doch als einige Zeit vergangen war, entkrampften sich seine Muskeln. Seishirou fasste ihn an den Handgelenken, zog Subarus rechten Arm nach oben und küsste die Innenseite des Oberarmes, strich mit den Lippen darüber und, ganz langsam nur, begann er, sich wieder in Subaru zu bewegen. Mit geschlossenen Augen, von Tau benetzt, in einem ruhigen Takt und höchstens von Glühwürmchen beobachtet, schliefen sie miteinander. Keiner von ihnen dachte mehr daran, was eigentlich zwischen ihnen stand. Wir werden uns gänzlich im Rhythmus verlieren Das Licht des Mondes wird heute Nacht dein Herz stehlen In der tiefsten Dunkelheit Wirst du dein Herz ausliefern Denn du weißt – oh, du weißt Dass du nicht gegen den Mondschein ankämpfen kannst Subaru war froh, dass sie sich küssten, als er kam. Es war wohl niemand im Park, aber so fühlte er sich doch sicherer, dass niemand sein Stöhnen gehört hatte. Ausgenommen Seishirou natürlich, den er auch jetzt noch meinte in sich spüren konnte, obwohl er sich schon wieder aufgerichtet hatte und dabei war, sich anzuziehen. Subaru hielt die Augen geschlossen, um nicht mit ansehen zu müssen, dass er nun doch wieder allein gelassen wurde, und dass sein Bitten Seishirou nichts bedeutet hatte. Er errötete bei dem Gedanken, dass er Seishirou angefleht hatte zu bleiben. Dass das naiv gewesen war, war ihm klar, doch er hatte sich nicht beherrschen können. Um sich selbst zu schützen, gab er auch daran Seishirou Schuld. Solltest du denken, dass du nicht fallen wirst Dann warte einfach, bis dahin Bis die Sonne untergeht Vollkommen unerwartet warf Seishirou Subaru dessen Kleidung zu. „Komm mit – aber zieh dich vorher an, sonst verkühlst du dich noch.“ Subaru setzte sich auf und sah verwirrt zu Seishirou, der nur mit den Schultern zuckte: „Ich kann dich doch nicht so hier liegen lassen.“ „Aber wohin soll ich mitkommen?!“ „Mit zu mir.“ Unter dem Sternenlicht – Sternenlicht Da ist so ein richtig magisches Gefühl Das dir heute Nacht dein Herz stehlen wird „In Ordnung.“ Es wird dein Herz erreichen Please Remember --------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Subaru hatte reichlich gestaunt, als das riesige Haus des Sakurazukamori vor ihnen aufgetaucht war. Je näher sie ihm kamen, desto größer wurde es. Zunächst hielt er es für ein Hotel, doch als Seishirou unter einem Blumenkübel den Haustürschlüssel hervorzog, verschwand diese flüchtige Idee sofort wieder. Eingeschüchtert von dem riesigen Anwesen lief Subaru Seishirou nur widerwillig hinterher. Dass sie wenige Sekunden später im Schlafzimmer mit einem wahrlich großen Kingsize-Bett standen ermutigte Subaru nicht dazu, sich zu entspannen. Subaru unterdrückte nur knapp ein Prusten, als er sich auf das riesenhafte Bett setzte. Er widerstand dem Drang, sich deswegen über Seishirou lustig zu machen. Ein brennender Schmerz in seinem Arm erinnerte ihn daran, wie Seishirou ihm diesen einst gebrochen hatte. Er wollte nicht riskieren, dass das noch einmal geschah. Also ermahnte er sich selbst dazu, den Mund nach Möglichkeit zu halten. Auch wenn es zu verführerisch war, zu dem Haus einen Kommentar abzugeben. Nach wie vor war es im Besitz eines kaltblütigen Serienkillers, der mit Vorliebe Schwestern von Himmelsdrachen tötete. „Zieh deinen Mantel aus. Du hast dich vorhin an dem Baum aufgeschrammt, oder?“ „Auf so etwas achtest du? Erstaunlich“, sagte Subaru, während er sich seines Mantels und des Hemds entledigte. Seishirou nahm ihm die mit Blut beschmierten Klamotten sofort aus der Hand nur um sie dann achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Zeit, manchmal rennt die Zeit einfach so davon Und du wirst mit gestern allein gelassen Subaru schielte hinter sich, wo Seishirou gerade damit beschäftigt war, die Wunde zu desinfizieren. Es brannte, aber das störte Subaru nicht weiter. Er war zu beschäftigt damit sich zu wundern, warum Seishirou so gut darin war. Natürlich, er hatte damals eine Tierpraxis gehabt, aber die war nun nicht gerade für solcherlei Zwecke gebraucht worden. „Du gibst eine gute Krankenschwester ab“, konnte es sich Subaru nach ein paar Minuten und eine ausgerollten Mullbinde später nicht mehr verkneifen. „Meine Mutter, Setsuka Sakurazuka, hatte hin und wieder Wunden. Irgendjemand musste sich ja darum kümmern.“ Subaru verbarg sein erstauntes Gesicht, indem er es wieder von Seishirou abwandte und aus dem breiten, die ganze Wand entlanggehenden Fenster hinausschaute. Man konnte den Garten sehen, ein riesiger Kirschbaum stand in der Mitte, um ihn herum unzählbar viele verschiedene Blumen. Da es nun mal leider Nacht war, konnte man nicht so viel erkennen, als dass es sich gelohnt hätte, dort länger hinzusehen. So starrte Subaru seine eigenen Hände an, die er gefaltet in seinem Schoß liegen hatte. Die Stille ertrug er allerdings nicht lange. Seishirou ließ sich extra viel Zeit mit dem Verbinden und Subaru rutschte schon unruhig hin und her. Das Schmunzeln auf den Lippen Seishirous konnte er leider nicht erhaschen, da er weiterhin stur seine Hände anstierte. Allein gelassen mit den Erinnerungen „Früher hat mich immer Hokuto verbunden.“ Als Subaru bemerkte, dass das ein recht schlechtes Gesprächsthema war, war es schon zu spät. Seishirou klopfte ihm auf den Rücken, was Subaru husten und keuchen ließ. „Das kann ich mir nur schwerlich vorstellen.“ „Du darfst dich freuen, du bist darin tatsächlich um Welten besser als sie es gewesen ist“, seufzte Subaru. Seishirou, inzwischen vor Subaru sitzend, grinste hocherfreut. „Danke für das Lob.“ „Es passt nicht zu dir, dich zu bedanken.“ „Oh, jetzt machst du mich aber traurig, Subaru-kun!“ Und du wirst mit gestern allein gelassen Allein gelassen mit den Erinnerungen „Lassen wir das“, kam es erschöpft von Subaru. Er schaffte es gerade noch die Hand vor den Mund zu heben, ehe er gähnte. Er sah auf die Uhr an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Er war schon einige Zeit nach Mitternacht. Um diese Uhrzeit war er in seinem ganzen Leben bisher nur selten wach gewesen. „Du solltest schlafen.“ Subaru schielte das Bett an, auf dem er saß. „Hier?“, hakte er unsicher nach. „Wo denn sonst?“ Seishirou stand auf und sah Subaru erwartungsvoll an. Als dieser sich endlich dazu bereiterklärte, unter die Decke zu schlüpfen und sich in die Kissen zu kuscheln, wandte er sich zum Gehen. „Du hast noch einen Auftrag, oder?“ Die Bitterkeit in Subarus Stimme ignorierte Seishirou, als er ihm süffisant antwortete: „Ja, aber ich bin bald wieder da, Liebling...“ Das Kissen, das Subaru nach Seishirou warf, traf diesen nicht mehr. Er hatte sich schon längst unter schallendem Lachen in Blüten aufgelöst. Allein gelassen mit den Erinnerungen ~ Bitte erinnere dich Subaru wachte erst am späten Vormittag auf. Noch reichlich verschlafen zog er sich wieder an und durchsuchte die Wohnung nach Seishirou. Wie er an der zerwühlten anderen Seite des Bettes hatte sehen können, hatte er nachts nicht die ganze Zeit über alleine dort geschlafen. Die Tür hinaus in den Garten stand offen und so entschied sich Subaru, dort nach Seishirou zu suchen. Ihm kamen schon obskure Vorstellungen, wie er Seishirou entdecken könnte. Vielleicht begrub er gerade sein aktuellst ermordetes Opfer? Subaru hoffte nur, dass Seishirou doch nicht gar so makaber war. Dennoch, er traute ihm das durchaus zu. Weshalb er dann auch ziemlich erstaunt war, als er Seishirou entdeckte. Der wohl gefährlichste Magier der ganzen Welt, Psychopath erster Klasse, deckte einen niedlichen kleinen Gartentisch. Subaru fühlte sich unangenehm an den Film „Psycho“ erinnert, den er einst mit seiner Schwester angesehen hatte. Nicht ganz freiwillig, denn Hokuto hatte ihn dazu gezwungen. Er hatte sich damals, zu Tode verängstigt, eingenässt. Zwar war er damals nur knapp vier Jahre alt gewesen, aber dennoch... Der wunderbare Kirschduft, der in der Luft lag, entspannte ihn wieder. Ihm huschte ein kurzes Lächeln über die Lippen. „Entweder du riechst nach den Blumen hier, oder alle Blumen riechen wie du“, verkündete Subaru, während er sich in einen der Gartenstühle sinken ließ. Seishirou sah ihn verständnislos an. „So ausgelassen, obwohl du in der Basis des Feindes bist?“ „Der Feind hat mir Kaffee gemacht und feines Geschirr hingestellt“, konterte Subaru. „Im Garten des Feindes liegen trotzdem ein paar tote Menschen“, versuchte Seishirou sich dagegen zu wehren, dass er seine Fähigkeit angsteinflößend zu sein einbüßte. „Die Blüten hier sind nur deswegen so farbenprächtig wie ein gesunder Regenbogen, weil hier...“ „Ich weiß ja, ich weiß ja! Halt den Mund!!“ Subaru wollte die Geschichte nicht noch einmal hören. Seishirou schien es zu lieben, sie zu erzählen. Subaru hasste es, sie zu hören. Bitte erinnere dich Bitte erinnere dich Der Honig, der auf dem Tisch stand, weckte Erinnerungen in Subaru. Erinnerungen, die genauso bittersüß waren wie der Honig, der sie ausgelöst hatte. Seishirou wusste noch, was Subaru gerne aß. Merkte man sich solche Dinge, wenn man jemanden für unwichtig befand? Da der Honig schon angebrochen war, musste Seishirou ihn also schon seit einer Weile besitzen. Alleine schaffte man so viel nur in ein paar Wochen. Das Wasser war ebenfalls die Marke, die Subaru gerne trank, genau wie auch der Kaffee. Beides war mehrfach vorhanden, oder angebrochen wie der Honig. Subaru lächelte, als er sich eines der Brötchen mit Butter bestrich. Seishirou nippte nur an seiner Tasse pechschwarzen Kaffees und achtete nicht weiter darauf, was Subaru tat. Bitte erinnere dich Bitte erinnere dich Subaru, schon ein Brötchen vollends verschlungen und das nächste gerade streichend, besah sich den Kirschbaum genauer. Die Blüten waren blutrot. Ungewöhnlich für einen Kirschbaum. Normalerweise waren die Blüten nur leicht rosé, aber nicht so stark rot, dass man sie mit Tomaten verwechseln könnte. „Du liebst meinen Garten mehr als mich!“, bedauerte Seishirou seine Lage, denn Subaru hatte ihm seit Minuten keine Beachtung mehr geschenkt. „Seishirou“, zischte Subaru. Und du wirst allein gelassen mit den Erinnerungen Allein gelassen mit den Erinnerungen „Nun, das wundert mich aber auch gar nicht.“ „Wie meinst du das?“ Seishirou nickte in Richtung des Kirschbaums. „Na, es ist kein Wunder, dass du eine Anziehungskraft von diesem Baum aus wahrnimmst. Es hätte mich eher gewundert, wenn es nicht so wäre.“ Subaru fixierte den Baum. Die Blüten in der Nähe der Krone wippten im Mittagswind. Dann wanderte Subarus Blick weiter nach unten, zu den Wurzeln. ‚Sie ernähren sich von dem Blut der Menschen, die unter ihnen begraben liegen’, erinnerte sich Subaru an Seishirous Worte, die er schon so oft gehört hatte. Die Idee, die ihm dazu kam, wollte er schnellstens wieder abschütteln. Das Grinsen in Seishirous Gesicht, nachdem Subaru ihn ungläubig angesehen hatte, deutete ihm aber, dass seine Vermutung richtig sein musste. „Nein... das kann nicht sein.“ Subaru schüttelte den Kopf. Immer und immer wieder. Bitte erinnere dich An unsere gemeinsame Zeit Als die Zeit uns gehört hat „Oh doch. Unter diesem Baum ist deine geliebte Schwester gestorben. Ihr Körper verweilt noch immer hier; na ja, um sicher zu sein müsste ich wohl die Regenwürmer fragen. Was ihre Seele angeht...“ Seishirou hielt inne in seiner Rede. „... sag, weinst du etwa?“ Er erhob sich und kniete sich vor Subaru. Dass seine teure Hose dabei Grasflecken davontrug, interessierte ihn nicht. Das starre Gesicht, über das Tränen liefen, fesselte ihn dafür zu sehr. Er hatte Subaru bisher schon einige Male weinen gesehen, aber nie stumm und nie unter solchem Schock. Bitte erinnere dich Doch, das eine Mal, als er ihn hintergangen hatte. Bitte erinnere dich „Es ist doch ein schöner Ort zum Sterben, meinst du nicht? Meine Mutter liegt auch dort begraben.“ „Hast du die auch getötet?“ „Ja, das habe ich. Und sie liegt nun dort.“ „Genau wie Hokuto.“ „Ich wüsste nicht, von wem wir sonst gerade sprechen würden...“ Wie wir gelacht haben Wie wir gestrahlt haben „Schau, jetzt weißt du wenigstens, wo du hinkommen musst, wenn ihr Todestag ist.“ „Ich hasse dich. Ich hasse dich. Ich hasse dich.“ Seishirou seufzte und betrachtete enttäuscht Subarus Gesicht, das sich noch immer nicht in seiner Mimik verändert hatte. „Jetzt verfall doch nicht gleich in Echolalie, Subaru-kun.“ Lebewohl, es gibt kein traurigeres Wort zu sagen Und es ist traurig fortzugehen Seishirou schaffte es allerdings doch noch, Subaru dazu zu bringen, einen anderen Gesichtsausdruck aufzulegen. Er hob ihn hoch und trug ihn zu dem Baum. Auch wenn Subaru sich dagegen wehrte, so gut er es konnte, schaffte er den ganzen Weg dorthin, ohne dass er ihn auch nur einmal runterfallen ließ. Subaru rückte sofort von Seishirou ab, als dieser ihn endlich wieder heruntergelassen hatte. Unsicher sah er sich um. Es war nirgends zu sehen, wo genau die Grabstätten sein mochten. Wahrscheinlich hatte Seishirou die Leichen einfach von der Natur in den Boden „einarbeiten“ lassen. Angewidert verzog Subaru das Gesicht. Er saß tatsächlich an dem Ort, an dem vor wenigen Jahren seine Schwester ermordet worden war, direkt vor ihm der betreffende Mörder. Eben dieser Mörder küsste ihm auch die Tränen von den Wangen und Subaru wehrte sich noch nicht einmal dagegen. Er bereute es schon, als es geschah, aber dennoch kam von ihm kein Widerspruch. „Hokuto hätte sicher nicht gewollt, dass du weinst.“ „Sie kann es ja jetzt sowieso nicht mehr sehen“, flüsterte Subaru, dem die Stimme zu versagen drohte. Einzelne Blütenblätter fielen auf sie herab und hielten sich in dem pechschwarzen Haar Subarus fest. „Doch, das kann sie, sogar sehr gut.“ Als ich für dich da war Und du für mich da warst Subaru neigte den Kopf nach vorn, sodass er sich an Seishirous Brust anlehnen konnte. Seine Atmung, die über einige Zeit lang viel zu schnell gewesen war, beruhigte sich nun wieder. Wer weiß, was hätte sein können „Aber du hast ja Recht. Sie hätte mich wahrscheinlich einmal um die Erdkugel gejagt, wenn ich dich zum Weinen gebracht hätte.“ „Es tut mir Leid.“ Subaru löste sich wieder aus der selbstherbeigeführten Umarmung. Sein Blick war ernst und an Seishirous lebloses Auge geheftet. „Das erwähntest du letzte Nacht schon einmal...“ „Und du hast es weder jetzt noch damals verstanden“, schmunzelte Subaru. Es kam selten vor, dass er sich Seishirou überlegen fühlte. Jetzt war so ein Moment. „Das ist wohl wahr...“ Und wie die Welt uns gehört hat Und kein Traum unerreichbar war Ich war bei dir, du warst bei mir „Du verstehst es also wirklich nicht?“ „Ich sagte bereits: Ich verstehe es nicht. Oder habe ich mich missverständlich ausgedrückt?“ „Nein, nein... schon gut.“ Subarus sanftes Lächeln zeigte Enttäuschung, die Seishirou geflissentlich ignorierte. Zumindest versuchte er nach außen hin so zu wirken, als könne er das. Das unheimliche Gefühl, in einer schlechten Position zu sein, beschlich ihn schon, seit er Subaru mit sich genommen hatte. Es besserte sich nicht gerade dadurch, dass Subaru so oft lächelte. Auch die vorigen Tränen und das schockierte Gesicht hatten nicht dafür gesorgt, Seishirou in dieser Hinsicht Entspannung zu verschaffen. Obwohl wir jetzt getrennte Wege gehen Werde ich es nicht vergessen Also vergiss sie nicht Die Erinnerungen, die wir uns erschaffen haben Subaru erhob sich, klopfte sich den Dreck von seinem weißen Mantel und hauchte einen Kuss auf die tiefschwarze Rinde des Kirschbaumes. „Ich komme sicher bald wieder, Hokuto-chan.“ „Du gehst schon, Subaru-kun?“, kam es verdutzt von Seishirou, der noch immer am Boden saß. „Keine Sorge, ich bin mir sicher, wir sehen uns sehr bald wieder.“ „Freut mich zu hören.“ Wir haben jeden Tag zum Strahlen gebracht Wir haben unsere Namen in den Himmel geschrieben Wir sind so schnell und frei gerannt Und ich hatte dich und du hattest mich Subaru konnte den verständnislosen Blick Seishirous spüren, als er langsam auf die Wohnungstür zuschritt. Er hatte ihn verwirrt, und Subaru liebte es. Ein erster Sieg. „Danke dir, Hokuto-chan“, murmelte er, ehe er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Bitte erinnere dich The Greatest Reward ------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Die Umgebung Subarus war strahlend weiß und äußerst steril, daher war es auch nicht schwer für ihn herauszufinden, wo er sich befand. Ganz klar, er war in einem Krankenhaus. Warum wurde ihm klar, sobald er versuchte seine beiden Augen zu öffnen, es aber nur bei einem klappte. Ein brennender Schmerz und das Gefühl von Stoff veranlassten ihn dazu, sein Gesicht abzutasten. Die Erinnerung an den Grund für die Schmerzen kam schnell wieder zurück. ‚Weil es dein Wunsch ist’, hallte Fuumas Stimme in seinem Kopf wider, und Subaru ließ sich zurück in die Kissen sinken. Für Krankenhauskissen waren sie außerordentlich weich. Nur leider ebenso weiß wie die Wände und alles andere in dem Raum. Und die Berührung Deiner Hand, Du hast mich zu dem gemacht, was ich bin Er schloss sein intaktes Auge wieder und atmete langsam ein und aus. Vielleicht würde er noch einmal einschlafen können. Ausgeschlafen fühlte Subaru sich nicht gerade. Tatsächlich aber kam er nicht dazu, wieder einzuschlafen. Ein brennender Schmerz in seinem rechten Arm ließ ihn abrupt aufsitzen. Er griff nach der Spritze, die ihm in den Körper gestoßen worden war. Kalte Hände lagen um ihren Griff. Subaru kannte diese Hände sehr gut. Sie hatten ihn schon zu oft in allen möglichen Spielarten berührt, als dass er sie nicht hätte einordnen können. ‚Bitte nicht...’ „Einen wunderschönen guten Morgen, Subaru-kun!“, begrüßte Seishirou Subaru mit einem breiten Grinsen, das allerdings nicht erwidert wurde. Subaru schnaubte nur verächtlich und zerrte an Seishirous Fingern, um sie von der Spritze zu lösen und sie so endlich aus sich entfernen zu können. „Was willst du denn hier!?“, erboste Subaru sich, während Seishirou netterweise die Spritze aus seinem Arm zog. Subaru keuchte und presste seine Hand auf die Einstichstelle. „Ich wollte nach dir sehen, warum sollte ich denn sonst einen Krankenbesuch machen?“ „Und was sollte das eben mit der Spritze!?!“ Subaru betrachtete den Inhalt. Eine glasig-weiße Flüssigkeit schwamm in der Spritze. Nach Drogen sah es nicht aus, nach etwas Gesundem aber ebenfalls nicht. Subaru war erleichtert, dass er Seishirou davon hatte abhalten können, ihm den ominösen Inhalt in die Venen zu schießen. „Das? Oh, na ja, in der Spritze war etwas, von dem ich denke, dass es sehr gut zu dir passt, weißt du...?“ „Bitte? Etwas, das zu mir passt?“, wunderte sich Subaru, bekam aber keine Antwort. Ich habe mich verändert, In diesen Tagen Nach minutenlangem Schweigen gab Subaru resigniert auf. „Nun sag schon, weswegen du hier bist.“ „Das hab ich dir doch schon erzählt. Hörst du mir denn gar nicht zu?“, schmollte Seishirou. Subaru ließ das Mimenspiel kalt, zur großen Enttäuschung Seishirous. Schwungvoll setzte sich Seishirou auf die Kante von Subarus Krankenbett. Aus dem Schmollmund war ein liebliches Lächeln geworden. Subarus Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Sauer stierte er den ungebetenen Gast an. „Lüg mich nicht an.“ „Ich wollte nur nachsehen, wie es dir geht. Deine Rückgabegarantie ist nämlich leider schon abgelaufen. Ich wollte nur sehen, ob...“ „...du mich entsorgen kannst?“ „Oh, aber Subaru... sonst bist du doch nicht so!“, bedauerte Seishirou Subarus wissende Entgegnung. Oder unwissend, denn eigentlich war das nicht gewesen, was Seishirou hatte sagen wollen. Mit einem Lächeln hob Seishirou die Hand und fuhr die Kontur von Subarus Verband nach. Er lächelte auch weiterhin, als ihm Subaru seine Nägel in den Handrücken gerammt hatte. „Finger weg.“ Und solange wie ich leben werde Du hast mich zu dem gemacht was ich bin Und die Berührung deiner Hand, Du hast mich zu dem gemacht was ich bin „Das muss ja unheimlich wehgetan haben.“ „Du musst es ja wissen.“ Seishirou strich noch immer über den Verband Subarus, der sich dagegen nicht weiter wehrte, außer dass er seine Nägel weiter in das Fleisch von Seishirous Hand bohrte. Die größte Belohnung ist nun, das Leuchten in deinen Augen Subaru lehnte sich nach vorn, an Seishirous Brust. Der Trick funktionierte ganz hervorragend – Seishirou ließ von Subarus verletztem Auge ab und sah verwirrt hinab auf ein Bündel müder Unmut, das es sich an ihm gemütlich gemacht hatte. „Was wird das, Subaru?“ „Nichts weiter... wieso überhaupt?“ „So hab ich dich aber nicht eingekauft...“ „Kleinkind“, murmelte Subaru. Seishirou drückte ihn von sich weg und sah ihn streng, aber auch ratlos an. Subaru lächelte. Etwas, das in so einer Situation gar nicht zu ihm passen wollte. Doch das Lächeln wollte nicht verschwinden. Seishirou konnte es auf seinen Lippen spüren, als Subaru ihn küsste. Seishirou konnte die warmen, zitternden Hände Subarus an seinen Wangen spüren, wie die Daumen die Schläfen massierten und der Griff langsam fester wurde, sodass eine Befreiung aus der Umklammerung nicht mehr möglich war. Als Subaru den Kuss löste, nahm Seishirou, der die Augen geschlossen hatte, den süßlich riechenden Atem Subarus war. Ob es Medikamente gab, die das bewirkten? Oder war es einfach nur grundsätzlich so, dass Subaru gut roch? Ich gab mein Herz, Um zu zeigen, Es gibt sonst nichts „Bist du dazu nicht noch etwas zu krank?“, flüsterte Seishirou. Bei jeder Bewegung seiner Lippen streifte er Subarus. „Denkst du?“, schmunzelte Subaru, der sich schon wieder ganz fit fühlte. Ich dachte, Ich hätte alles Seishirou stand ohne weitere Warnung auf und schien sich, ganz plötzlich, furchtbar für den Medizinschrank zu interessieren. Subaru sah ihm einen Moment nach, schüttelte den Kopf und fixierte die schneeweiße Wand ihm gegenüber. „Was es nicht alles gibt!“ Subaru lehnte sich zurück, sah kurz zur Decke, rollte sich dann auf die Seite und schloss die Augen. Momentan war er zu erschöpft, um Seishirous „gewöhnliches“ Verhalten lange aushalten zu können. Seishirou entging nicht, dass Subaru ihn nun ignorierte. „Du scheinst müde zu sein... oh! Was ist denn das hier?!“ Seishirou hantierte mit den verschiedensten Medikamenten herum, hatte sich professionell ein Paar Handschuhe übergezogen und brachte Subaru einen Tabletten-Cocktail ans Bett. Die matschige Konsistenz in der Nierenschale sah besorgniserregend bunt aus. Seishirou nahm einen von den Löffeln, die noch auf dem Tablett vom Mittagessen lagen, und führte diesen inklusive etwas von dem Cocktail an Subarus Lippen. „Ein Löffelchen für den...“ Subaru schlug ihm den Löffel, mitsamt Schale, aus den Händen. „Du bist ein elender Psychopath.“ Ich habe mich verändert, In diesen Tagen Seishirous Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er sah zu, wie die zerstoßenen Tabletten sich auf dem Boden verteilten. Subaru hatte nicht reagiert, wie er es erwartet hatte. Das tat er schon seit einiger Zeit nicht mehr, und es gefiel Seishirou nicht besonders. Subarus hübsches Gesicht war vor Wut verzerrt. Aber auch, und das erleichterte Seishirou ungemein, konnte man Trauer in dem einen Auge erkennen, das frei lag. „Was bin ich eigentlich für dich? Ein Spielzeug, ein Gebrauchsgegenstand, eine...“ „Würdest du den Satz bitte zu Ende führen?“ „...Prostituierte?“ Seishirou bemühte sich den Drang zu unterdrücken, Subaru eine Ohrfeige zu verpassen. „Prostituierte?“, hakte er in einem sanften Ton noch einmal nach, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht verhört hatte. „Ja, Prostituierte.“ „Dazu bist du doch gar nicht professionell genug.“ So unerwartet, So stark Subaru schluckte ein paar Verzweiflungstränen hinunter und sprach möglichst ruhig weiter: „Was bin ich denn dann? Viel kommt ja nicht mehr in Frage.“ „Ich würde vorschlagen, du hältst jetzt mal den Mund“, erläuterte Seishirou, wie es nach seiner Vorstellung nun weitergehen sollte. Er drückte Subaru, der schon dabei gewesen war, sich wieder aufzusetzen, zurück in eine unbequeme Liegeposition. Subarus Hüfte war auf eine schmerzhaft unnatürliche Weise verdreht. Dass Seishirou sich auf ihn legte, ließ ihn daher auch zischend einatmen. Er fühlte sich, als ob sein Beckenboden in den nächsten Sekunden zertrümmert werden würde. Erleichtert stellt er fest, dass Seishirou ihm genug Luft zwischen ihren Körpern ließ, um sich wenigstens so hinzudrehen, dass er wieder einigermaßen angenehm liegen konnte. „Du weichst aus!“, fauchte Subaru. Er hielt Seishirous Hand, die gerade dabei gewesen war, unter Subarus Hemd zu gleiten, eisern fest. Der Klang deiner Stimme, Und die Berührung Deiner Hand „Du bist ja so niedlich, wenn du rot wirst“, amüsierte sich Seishirou über die hellrosa Wangen. Er schnappte sich die Verbandsschere, die auf Subarus Nachttisch lag. Mit einem breiten Lächeln schnitt er die Krankenhauskleidung Subarus der Länge nach auf, sodass dieser vollständig entblößt unter ihm lag. Subaru keuchte, als er Seishirous Lippen spürte, welche die Haut über seinem Schlüsselbein küssten. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und durch den restlichen Körper. Weder Schamröte noch Gänsehaut konnte er länger zurückhalten. Die größte Belohnung ist nun Die Liebe, die ich geben kann „Seishirou?“ Der Angesprochene hob den Kopf. Erfreut über die erneute Unterbrechung war er nicht, das konnte man ihm ansehen. Außer einem leicht fragenden Blick kam aber sonst keine Reaktion. „Mir ist egal, was ich für dich bin. Du kannst mich nennen, wie du willst und mich behandeln, wie auch immer du es möchtest. Aber, bitte, lass mich dir nicht egal sein. Und geh nie fort.“ „Wird das jetzt ein Fluch?“, gluckste Seishirou, der das nicht ganz so ernst nehmen konnte, wie Subaru es sich wünschte. „Du wirst mich nie allein lassen. Du wirst immer bei mir sein. Und ja, das ist ein Fluch.“ „Oh, und wie willst du das bewerkstelligen?“ „Es ist ein Fluch, und es ist eine Bitte. Der Fluch der dich trifft, ist, dass du meiner Bitte nachkommen wirst – freiwillig.“ Stille legte sich über den Raum und Seishirou ließ von Subarus Körper ab. Die Seele dessen, den er anfassen wollte, befand sich nicht mehr dort. Zumindest war sie nicht wach. Eine andere, sehr aufgeweckte Seele beherrschte momentan Subarus Körper. Eine, die ihm schon öfters Ärger bereitet hatte. „Hokuto, du kannst es nicht lassen, was? Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen.“ „Wieso denn nicht? Ihr braucht eben etwas Nachhilfe!“ „Wieso sagst du ihm nicht einfach...“ „...dass ich in ihm bin? Das würde er nicht verstehen. Er würde bloß versuchen wollen, mich irgendwie zurück ins Leben zu holen. Oder er würde mir sogar seinen Körper überlassen, das würde zu ihm passen, ja...“ ‚Wo sie Recht hat, hat sie Recht’, dachte Seishirou deprimiert und setzte sich in den Stuhl nahe dem Fenster, das eine trübe Aussicht auf einen riesigen Parkplatz bot. Die meisten Stellplätze waren frei. Er war wohl der einzige Besucher heute und ein Auto hatte er nicht gebraucht, um herzukommen. Ich stehe zu Dir, Mit Sicherheit So unerwartet, So stark, Weckt das Leben Dich auf Dinge ändern sich Seufzend bekräftigte Seishirou Hokutos Aussage: „Da hast du wohl Recht. Unsere kleine Mutter Theresa würde dir ohne Umschweife den Körper überlassen.“ Hokuto war schon bei einem ganz anderen Thema und plauderte munter weiter, ohne auf Seishirou zu achten, der Subarus verfremdeten Körper argwöhnisch betrachtete. Hokutos großartige Gesten passten in keiner Weise zu dem Originalbesitzer. „Ich war’s nicht, die eben diesen Fluch ausgesprochen hat, sondern Subaru. Insofern wird er auch seine Wirkung zeigen, ich wollte dich nur vorwarnen.“ „Wieso das denn?“ „Damit du mir keine Dummheiten anstellst, die sich nicht wiedergutmachen lassen.“ „Dummheiten? Ich weiß nicht, was du...“ „Oh, und ob du das weißt. Dein toller Wunsch.“ „Dir geht es doch sowieso nur um Subaru“, pikierte sich Seishirou. Hokuto schüttelte genervt den Kopf. „Seishirou...“, seufzte Hokuto. „Ich steh ja auf Hoffnung, aber bald kann ich sie, zumindest was dich betrifft, wohl aufgeben. Willst du nicht verstehen, oder kannst du wirklich nicht?“ „Ich...“, begann Seishirou, war aber zu langsam. Hokutos Geist hatte sich wieder schlafen gelegt. Subaru schaute verwirrt im Raum umher, verstand er doch nicht, wie er aus der sehr aufreizenden Stellung mit Seishirou plötzlich wieder allein im Bett war und aufrecht dasaß. Ich habe mein Bestes gegeben, Ich habe meinem Ruf gedient Die größte Belohnung ist nun Die Liebe, die ich geben kann Seishirou beschloss, Subaru etwas wärmen zu müssen, immerhin war dieser noch splitterfasernackt und auch das leichte Zittern war ein deutliches Anzeichen dafür, dass es nicht warm genug war. Somit positionierte sich Seishirou wieder auf Subaru, der, außer einem widerwilligen Schnauben, sonst nichts weiter verlauten ließ. „Anscheinend hast du etwas zu viel Baldrian bekommen. Aber keine Sorge, ich werde dich munter machen.“ „Ich bin hellwach. Du hast dich nicht verhört“, wollte Subaru das Gespräch wieder auf den ausgesprochenen Fluch lenken, „Menschen ändern sich nun mal. Etwas, das dir eine Heidenangst einjagt. Du willst dich ja auch nicht ändern. Wieso eigentlich nicht? Was bereitet dir so große Sorgen, dass du...?“ „Was redest du wieder für dummes Zeug, Subaru“, unterbrach Seishirou ihn. Er spürte, wie ungewöhnlich viel Blut in sein Gesicht schoss. „Vergiss am besten, was ich gesagt habe“, murmelte Subaru und legte die Arme um Seishirous Hals, um ihn in eine enge, wärmende Umarmung zu ziehen. „Vergiss es.“ Ich gab mein Herz Um zu zeigen Es gibt sonst nichts „Nimmst du die Leute eigentlich immer so schnell in den Arm?“ „Wenn du das so sagst, hört es sich so an, als ob ich wirklich eine Prostituierte wäre.“ „Wenn schon, dann Prostituierter!“, berichtigte Seishirou ihn. „Zumindest gibt es einige Beweise dafür, dass du keine Frau sein kannst. Hier zum Beispiel, Subaru-kun...“ Seishirous Hände waren Subarus Bauch hinabgewandert und lagen nun ruhig zwischen dessen Beinen. Seishirou selbst rutschte ebenfalls weiter hinunter und ließ seinen Mund sich zu seinen Händen gesellen. Subaru keuchte und wand sich. Ein vergeblicher Versuch, Seishirou zu entkommen. „Lass das!“ „Gerade eben wolltest du noch.“ „Mag ja sein, aber...“ „Aber? Was ‚aber’? Bring deine Sätze bitte zu Ende, Subaru. Sonst versteht man ja nicht, was du willst.“ „Als ob dich das interessieren würde“, seufzte Subaru und zog Seishirou zu sich nach oben, nur, um ihm einen kurzen Kuss zu geben. Mit seinem mehr oder minder freiwillig gegebenem Einverständnis ging der Kuss in die Verlängerung. Die größte Belohnung ist nun Die Liebe, die ich geben kann Alles, was ich tue... --------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Subarus Atem ging ruhig, sein Puls war nur leicht beschleunigt und auch die aufgekommene Gänsehaut hatte sich wieder verzogen. Er hatte lange überlegt, ob er Seishirou gewähren lassen sollte. Er hatte sich nun für ein klares „Ja“ entschieden. Zunächst einmal war er erschöpft, und sich gegen Seishirou zu wehren, kam so gar nicht in Frage. Es hätte ohnehin nichts gebracht. Wahrscheinlich nicht einmal, wenn Subaru hellwach gewesen wäre. Seishirou war nicht nur riesig, sondern auch schwer. Ihn von dem Bett herunterzustoßen würde also eine gewisse Kraft brauchen – eine, die Subaru nicht vorzuweisen hatte. Ganz nebenbei gab es da noch einen weiteren Grund, warum er ihn nicht von sich stieß, den er aber in Gedanken als unwichtig abstempelte. Nur schlecht fühlte es sich nicht an, von Seishirou berührt zu werden. Im Gegenteil. Seishirou war erstaunt, wie ruhig Subaru sich verhielt. Natürlich musste er müde sein, aber dass er nicht einmal Widerworte gab, war doch etwas, das nicht sehr oft vorkam. Eigentlich hatte Seishirou es noch nie erlebt, zumindest nicht, seit er Hokuto getötet hatte. So gut es ging ignorierte er, dass Subaru sich ihm sogar hin und wieder entgegenlehnte. Er hätte sonst kaum sein Staunen verbergen können. Sieh in dein Herz Du wirst erkennen, es gibt nichts, vor dem man sich verstecken muss Nach einiger Zeit fühlte sich die Stille bedrückend an. Inzwischen hatte Seishirou es zwar geschafft, Subaru dazu zu bringen, Töne von sich zu geben, doch waren es keine Worte. Schnell aufeinanderfolgende Atemzüge, Keuchen und unterdrücktes Stöhnen. Gesprochen hatte er aber schon seit Minuten nicht mehr. Subaru machte keine Anstalten, irgend etwas zu tun, außer vielleicht ab und an den Hals zu strecken, den Rücken durchzudrücken und sich mit den Händen in das weiche Kissen zu krallen. Seishirou war sich nicht sicher, ob das zu seinem Vorteil war, also brach er die Stille, mit einer bewusst unnötigen Frage. „So still heute? Möchtest du denn gar nicht, dass ich aufhöre?“ Nimm mich, wie ich bin Nimm mein Leben, ich würde alles geben Subaru antwortete nicht, folgte aber nun mit dem Auge welches nicht unter einem Verband steckte, Seishirous Bewegungen. Nur, weil er eine Frage gestellt hatte, hatte Seishirou noch lange nicht mit seinen Aktivitäten aufgehört. Das wäre zugegebenermaßen auch eine unentschuldbare Zeitverschwendung gewesen. Seishirou konnte es nicht leiden, wenn Zeit verschwendet wurde. Das war etwas, dessen sich Subaru gewiss war. Eine sehr rare Sache, wenn es um Seishirou ging, und wie dieser wirklich war. Daher gab alles, bei dem sich Subaru in Sachen Seishirou sicher sein konnte, ihm ein Gefühl von Zufriedenheit. Ich würde mich opfern „Ich habe mich wohl lange geirrt“, murmelte Subaru, die Augen wieder fest geschlossen, während sich Seishirou an seiner Halsbeuge zu schaffen machte. Als Subaru seine Worte wiederholte, hob Seishirou jäh den Kopf und starrte ihn verdrossen an. „Bis eben war es so wundervoll ruhig, und jetzt machst du alles zunichte.“ Er legte ihm einen seiner langen schlanken Finger auf die Lippen, fuhr die Konturen nach und genoss, wie regelmäßig Subarus Atem seine Kuppen strich. „Ganz trocken. Du bist dehydriert, hm...?“, nuschelte Seishirou, den Kopf an Subarus Stirn gelehnt. Subaru leckte sich über die Lippen, um sie zu befeuchten, berührte dabei Seishirous Finger kurz und schlug darauf sein Augenlid halb auf. Er nahm die Hand Seishirous und küsste die Innenfläche. „Ich-...“, begann er stockend. „Ich habe dich immer... vielleicht...“ „Was?“, fragte Seishirou. Seine Stimme klang heiser, er krächzte schon beinah. Sieh in dein Herz Du wirst erkennen, es gibt nichts, vor dem man sich verstecken muss „Ich“, lachte Subaru unter Tränen, „auch wenn du meine Schwester getötet hast... und mir immer wieder zeigst, wie unwürdig ich bin; ich habe dich nie gehasst. Nicht wirklich.“ Er verfluchte innerlich die Medikamente dafür, dass sie ihn so gefährlich und unpassend offen werden ließen. Die Tränen, die seine Wangen hinabrannen, schmeckten nicht salzig, wie Seishirou bemerkte, als er sie fortküsste. Er fand, sie schmeckten nach Honig. Süß, rein und sterblich. „Sag jetzt bitte nichts“, flehte Subaru. Er schluckte und schnappte nach Luft. Die Furcht zu hyperventilieren hatte ihn gepackt. Seishirou schüttelte lächelnd seinen Kopf. „Ganz wie du wünschst.“ Subaru starrte ihn verwirrt an, noch immer schwer atmend. Ein Teil von ihm sagte sich, dass er sich irren musste, doch ein anderer sagte ihm, dass das Lächeln Seishirous bitter war. Sieh in meine Augen Es interessierte Subaru brennend, was Seishirou bedrückte. Falls er sich denn nicht in seiner Empathie irrte, ihm seine Spiegelneurone etwas Falsches vorspiegelten und Seishirou nur wieder seine Schauspielkünste unter Beweis stellte. Aber vielleicht gab es ja doch etwas, das auch den Sakurzukamori trauern lassen konnte, ihn unsicher werden ließ? Subaru biss sich auf seine Unterlippe, zog ein Stück der Lippenhaut ab und kaute nervös darauf herum. Er war irritiert, und er konnte diese Verwirrung nicht durch eine Frage verschwinden lassen. Denn, selbst wenn er sich getraut hätte, nachzufragen, so konnte man wohl davon ausgehen, dass keine Antwort kommen würde. Keine zufriedenstellende Antwort; sicher nicht von ihm. Subaru zuckte verschreckt zusammen, als Seishirou ihm das Blut von den Lippen leckte. Es brannte, aber es brannte nicht so sehr, wie die Frage, die ihm auf dem Herzen lag. Ich kann mir nicht helfen Es gibt nichts, was ich mehr will Subaru schlang die Arme um den Oberkörper Seishirous und tastete sich die Rippen entlang, weiter nach innen zur Wirbelsäule vor. Dort spürte er eine längliche Verkrustung, die sich wohl dank einer noch gar nicht so alten Verletzung gebildet hatte. „Das hier... das brennt sicher auch. Oder?“ Seishirou grummelte etwas Unverständliches und bewegte sich langsam und beständig weiter. Subarus Atem ging flach im Rhythmus dieser Bewegungen, und schaukelte sich mit ihnen nach oben, in schnellere, höhere Gefilde. Subaru hoffte, er würde sich nicht zu sehr nach einer quietschenden Maus anhören. „Ist das bei einem deiner... Aufträge passiert?“ Seishirou antwortete nicht. Sag mir nicht, es hätte keinen Wert es zu versuchen Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht wert wäre dafür zu sterben Es war ihm unangenehm, schätzte Subaru. Perfekte Killer, wie Seishirou, wurden nicht verletzt. Ja, sie wurden nicht einmal berührt, wenn sie es nicht ausdrücklich wünschten. Aber selbst zugefügt hatte er sich die Wunde wohl kaum... Nachfragen konnte Subaru nicht. Mitnichten weil er sich immer noch nicht richtig traute, sondern weil Seishirou ihn so innig küsste, dass er keine Chance hatte, sich genug von ihm zu lösen, um sprechen zu können. Subaru lächelte in den Kuss und ließ seine Hände wieder weiter hinaufwandern, um in das weiche schwarze Haar zu fassen. Seishirou machte diesen einen, besonderen Fehler. Er konnte alle durchschauen, alle seine Opfer. Doch war er sich zu sicher, dass er selbst nicht zu durchschauen wäre. Sieh in dein Herz Du wirst erkennen, es gibt nichts, vor dem man sich verstecken muss Subaru murrte leise. Den Medikamenten sei Dank schmerzte es nicht. Nein, ganz im Gegenteil, dank ihnen spürte er überhaupt nichts. Er fragte sich nicht, ob Seishirou dies wusste. So langsam, wie dieser sich bewegte, und alles nur unnötig in die Länge zog, war es wohl pure Absicht. Subaru rollte genervt die Augen nach oben und richtete seinen Blick auf Lampenschirm. Er war genauso weiß wie alles andere im Krankenhaus, nur dreckiger. Es sah so aus, als hätte man ihn extra mit Flüssigkeiten bespritzt, dann mit einem Lappen lasch abgewischt und wieder hingehangen. Seishirou hob seinen Kopf an und blinzelte. „Ist die Decke so interessant? Wie unhöflich, wo ich mir hier solche Mühe gebe!“ Er stockte einen Moment, und sprach dann leiser weiter: „Sieh mich an.“ Sieh in meine Augen Du wirst sehen, was du mir bedeutest Vielleicht war es besser, dass er nichts spüren konnte. Die Schmerzen beim ersten und auch zweiten Mal waren ihm fast unerträglich erschienen. Noch dazu der Gedanke, dem Mörder seiner Schwester „Zugang“ gewährt zu haben, der selbst dann nicht zu brennen nachließ, wenn die eigentliche Aktion längst beendet war. Und dieses merkwürdig erregende und irritierende Gefühl, ihm in die Augen zu sehen, und sich dabei einzubilden zu sehen, dass man doch nicht wertlos war. Du weißt, dass es wahr ist Alles was ich mache, ich mache es für dich Subaru seufzte leise. Wenn es nicht so sehr gegen seinen Charakter gesprochen hätte, gegen seine von der Großmutter eingebläute Höflichkeit, so hätte er Seishirou gerne gesagt, dass dieser sich verdammt noch mal beeilen sollte. Die Medikamente machten ihn schlapp, der beißende Geruch von Desinfektionsmittel verursachte ihm Kopfschmerzen; und dann war da noch dieser berühmt-berüchtigte Serienkiller, der anscheinend nicht vorhatte, in den nächsten paar Sekunden oder Minuten sein Werk zu vollenden. Doch das hatte Subaru nun davon, dass er ihm jahrelang hinterhergejagt war, ihn noch einmal sehen wollte, um seines Wunsches willen. Statt dessen Erfüllung hatte er nun eine eigenartige sexuelle Beziehung. Innerlich verfluchte Subaru sich für seine Unfähigkeit, Seishirou zu vergessen. Äußerlich versuchte er, Seishirou dazu zu bewegen, sich zu beeilen. Viel brachte es nicht. Er wollte nicht angesehen werden, nicht berührt, und er wollte erst recht nicht zulassen, dass sich nur noch mehr Erinnerungen an Seishirou bildeten. Wie jedes schlimme und jedes gute Ereignis, jedes noch so belanglose, wollte er ihn nicht vergessen. Sieh in dein Herz Du wirst erkennen, es gibt nichts vor dem man sich verstecken muss Es waren nicht Seishirous Kirschblüten, nicht die Pentagramme auf Subarus Händen, nicht der Mord an seiner Schwester. Nichts von alledem machte Seishirou aus. Auch hatte er nicht die Macht, jemanden zurückzuhalten. Niemanden; außer vielleicht sich selbst. Möglicherweise, dachte Subaru, waren die Kirschblüten nur ein Zeichen für Seishirous Lügen sich selbst gegenüber, und für die Eigenart der Menschen, sich an ihren zu laben, um sich in Sicherheit zu wiegen, auch wenn um sie herum alles in Scherben liegt. Sag mir nicht, es hätte keinen Wert es zu versuchen Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht wert wäre dafür zu sterben Subaru erinnerte sich an die Worte des kleinen Geistermädchens: „Menschen, die etwas Böses tun, sind vielleicht alle traurig, nicht wahr?“, und stimmte ihr still zu, dass es nicht nur vielleicht so war. Ja, ich würde für dich kämpfen, ich würde für dich lügen Ich würde für dich auf einem schmalen Seil balancieren Ja, ich würde für dich sterben Du weißt, dass es wahr ist „Es... tut mir Leid.“ Subaru spürte, wie der Herzschlag Seishirous einen Moment aussetzte, nur um dann beschleunigt wieder einzusetzen. Da Seishirou seinen Kopf in Subarus Schultern vergraben hatte, konnte dieser nicht sehen, welcher Gesichtsausdruck im Verborgenen bleiben sollte. Seishirou räusperte sich, und fragte in seiner, wenn auch heiseren Stimme: „Was? Dass ich hier die ganze Arbeit machen muss, während du faul herumliegst?“ Subaru lächelte. „Auch das.“ Sag mir nicht, es hätte keinen Wert es zu versuchen Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht wert wäre dafür zu sterben „Auch das tut mir Leid, dass ich jetzt nichts empfinden kann, dass ich müde bin und denke, dass mir das hier zuviel ist, dass ich lieber schlafen würde. Ich weiß, dass dir wichtig ist, dass ich etwas fühle – und wenn es auch Schmerzen sind. Ich weiß auch, dass ich dir... wehgetan habe.“ Subaru dachte nur kurz daran, wie lächerlich das Wort „wehgetan“ in Bezug auf die Situation wirkte. „Weil du dachtest, ich würde es bemerken. Diese Wette. Du hast sie mit mir abgeschlossen, weil du gehofft hast, ich wäre es. Du hast gehofft, ich könnte erkennen, was du bist und brauchst, was du dir wünschst, wie du fühlst. Du warst, und wahrscheinlich bist du es noch immer, wütend auf mich, nicht wahr? Du warst und bist enttäuscht von mir... habe ich dir den letzten Glauben an die Menschheit genommen?“ Dass Seishirou weiterhin schwieg, störte Subaru nicht, er musste auch nicht antworten. Auch wenn eine ehrlich Antwort erleichternd gewesen wäre, allein schon, dass er ihm zuhörte war Subaru genug Anlass zur Freude. Dass er ihn nicht mit einem seiner trockenen Witze unterbrochen hatte. Such in deinem Herzen, such in deiner Seele Und wenn du mich dort gefunden hast Dann wirst du nicht länger suchen müssen „Soll ich jetzt Mitleid mit dir haben?“ Seishirou zog sich zurück, verweilte mit dem Kopf aber weiter auf Subarus Brust. Es hatte ohnehin keinen Spaß gemacht, mit ihm zu schlafen, so lustlos wie er unter ihm gelegen war, und es über sich hatte ergehen lassen – wie stets auch alles andere. Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht wert wäre dafür zu sterben „Ständig entschuldigst du dich. Selbst wenn du keine Schuld trägst. Irgendwann wird es langweilig.“ „Aber in diesem Fall ist es doch zu Recht, oder? Wenn jemand leidet-...“ Wenigstens zu etwas waren die Schmerzmittel gut. So spürte Subaru nun kaum, wie Seishirou die Nägel in seine Oberarme stieß. „Ich leide nicht. Meine Opfer tun es, wenn auch nicht lange, weil...“ „Das stimmt nicht, und das weißt du.“ Subaru sah zur Uhr. Bald würde er seine Medikamente für die Nacht bekommen... es verwunderte ihn, wie egal es ihm war, dass sie zusammen gesehen werden konnten, noch mehr aber, dass er die Uhr nur verschwommen sah. Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht wert wäre dafür zu sterben Anstatt die Tränen einfach fortzuwischen, ließ er sie über seine brennend trockenen Wangen hinunterlaufen. Sonst war es ihm immer wichtig gewesen, dass Seishirou sie nicht zu sehen bekam. Zumindest wenn er nicht so sehr unter Schock stand, dass er nicht mal mehr seine Umwelt wahrnehmen konnte und sich sein gesamter Körper taub anfühlte. Er hatte Jahre nicht mehr für irgendjemanden geweint. Nur wegen Seishirou, und nun auch für ihn. Anderer Menschen wegen und vor allem für konnte er nicht mehr weinen. Sie waren ja auch nicht so wichtig. „Die Schwester wird bald kommen“, stellte Seishirou trocken fest. Er hob den Kopf und strich mit der Wange über Subarus. „Ich gehe dann besser mal.“ Es war kein Grinsen zu sehen. Eher ein bitterer Gesichtsausdruck, von dem Subaru nicht ausmachen konnte, was genau er zu bedeuten hatte. Etwas von „Ich will flüchten, ich muss hier weg“, konnte Subaru aber ohne weiteres in dem Blick erkennen. Subaru spürte Seishirous kühle Lippen auf seiner Wange, die hinabglitten und sich auf seine legten. Seishirou verweilte kurz in dem Kuss, erhob sich dann und ließ Subaru allein. Nur ein paar Kirschblüten ließ er zurück. Keine Liebe ist wie deine Liebe Und kein Anderer könnte mir mehr Liebe geben Die Stunden vergingen, ohne dass etwas Aufregendes geschah. Subaru dankte allen Göttern der Welt dafür. Das, was heute geschehen war, war aufregend genug gewesen für ein gesamtes Jahrzehnt. Vielleicht auch ein ganzes Jahrhundert. Da es so schön ruhig war, konnte Subaru auch problemlos noch einmal in Gedanken das ganze Gespräch durchgehen. Mehrmals dachte er darüber nach, doch er kam immer zum gleichen Schluss: Dass er so sentimental gewesen war, musste an den Tabletten gelegen haben. Nie, nie hätte er sich sonst so offenbart. Was Seishirous Reaktionen betraf... die konnte man nicht auf Tabletteneinfluss schieben. Außer dieser war im Geheimen drogenabhängig, aber das schloss Subaru eigentlich aus. So psychopathisch Seishirou auch war, dumm war er ganz sicher nicht. Ein guter Schauspieler war er zwar auch, doch konnte man wirklich so gelassen schauspielern? Wenn man eine Maske aufsetzte, spannte sich der Körper nicht wenigstens etwas, ging der Atem dann nicht anders? Subaru wusste es nicht. Was das Schauspielern betraf, hatte er keinerlei Ahnung. Möglicherweise war das auch besser so. Zu wissen, wann Seishirou log, würde unter Umständen schmerzhafter sein, als schlichte Unwissenheit. Sieh in dein Herz Du wirst erkennen, es gibt nichts vor dem man sich verstecken muss Selbst als es Mitternacht wurde, Geisterstunde, dachte Subaru immer noch über das Gespräch nach. So unwillig er dem Gedanken gegenüber auch war, in seinem Inneren wuchs immer mehr die Gewissheit heran, dass er womöglich nicht falsch gelegen hatte. Dass er, hätte er schon damals gewusst, was Seishirou ihm bedeutete, wenn er selbstbewusster gewesen wäre, wenn er geschrieen hätte, wenn er sich nicht hätte von seinen Gefühlen hätte abbringen lassen, wenn er mehr Vertrauen in die Weisheit seiner Schwester gehabt hätte; dass dann, wenn auch nur vielleicht, Hokuto noch am Leben wäre. Und dass sie alle zusammen leben würden. Mehr oder minder glücklich, sah man ab von der Prophezeiung mit den Erd- und Himmelsdrachen. So, wie es war, war nicht Seishirou ein Sünder, sondern Subaru. Ein unverzeihlicher Sünder. Nimm mein Leben, ich würde alles geben Ich würde mich opfern Subaru rieb sich über seine vom Weinen geschwollenen Augen – beziehungsweise das eine Auge, das nicht unter einem Verband lag, und noch vollständig funktionsfähig war. Ob es einen Weg gab, all seine Sünden auszulöschen? Ob es noch ein Zurück gab? Eines, das nicht in seinem eigenen Tod lag? Seufzend wandte Subaru sich um. Er strich über die Blüte, die direkt neben seinem Gesicht auf dem Kissen lag. „Es muss einen Weg geben.“ Es ist alles Nirgendwo solange du nicht da bist Für immer und ewig Dass noch jemand anderes schmunzelnd seine Gedanken verfolgt hatte, wusste Subaru nicht. Er glitt sanft in den Schlaf, in der Faust fest umschlossen das Blütenblatt. Ja, ich würde für dich sterben Die letzte Nacht auf Erden -------------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Subaru stand vor der Treppe, die zur Unterführung führte, die ihn wiederum zum Bahnhof bringen würde. Heute war er endlich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Seishirou hatte es nicht noch ein mal gewagt, ihn zu besuchen. Was, nachdem Subaru von einer der Schwestern erfahren hatte, dass dieser ihm beinahe flüssigen Zucker gespritzt hätte, wohl auch besser für seine Gesundheit gewesen war. Ganz zu schweigen für seine Nerven. Es hatte morgens noch geregnet, aber jetzt schien ihm die Sonne grell entgegen. Er war froh, dass er seinem übriggebliebenen Auge in der U-Bahn gleich etwas Ruhe gönnen konnte. Er ließ den Stummel der Zigarette zu Boden fallen und machte sich auf den Weg nach unten. Die Stufen schienen endlos zu sein, aber schlussendlich kam er doch an seinem Ziel, dem Gleis Nummer vier, an. Er lehnte sich an einen der Pfeiler und ließ seinen Blick schweifen. Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre. Er befand sich mitten in Tokio, doch keine Menschenseele war hier, wo doch sonst immer Massen von ihnen anzutreffen gewesen waren. Die Luft erschien ihm zu schwer und körperlich, um sie einatmen zu können. Ohne Zweifel war er nicht allein, auch wenn es sicher kein Mensch war, der ihm Gesellschaft leistete. Als wäre es die letzte Nacht auf Erden Er seufzte und ging weiter in den leeren Raum hinein, in dem seine Schritte ungleich widerhallten, als ob etwas das Echo zurückhalten würde. Subaru blieb einige Minuten still stehen und starrte an die Decke, dann wandte er sich um und fixierte die spiegelnde Oberfläche einer Reklametafel. Das fröhliche Gesicht einer jungen Frau, augenscheinlich keine Asiatin, da sie hellblondes Haar und freche, grüne Augen hatte, sah ihm leblos entgegen. Er wartete ab, was passieren würde und nach kurzer Zeit geschah in der Tat etwas. Die Haare des Models wurden kürzer, ein Kichern war zu hören, wie er es vor vielen Jahren das letzte Mal vernommen hatte. Dann färbten sich die Haare schwarz. Ihm wurde schlecht, aber er unterdrückte den Drang sich zu erbrechen erfolgreich. Das Mädchen, das jetzt für Orangensaft warb, schien keine Geringere zu sein als seine verstorbene Zwillingsschwester... getötet von jemandem, der ihn jetzt mit süßen Lebensmitteln verglich. Wenn der morgige Tag niemals kommt, will ich, dass du jetzt weißt, dass ich... Subaru spürte einen warmen Windhauch an seiner Wange und zuckte verschreckt zusammen. Ein leises Seufzen war zu hören. „Nicht doch, Subaru, ich bin es doch nur... und sag jetzt ja nicht, du hast mich vergessen!“ Er schüttelte den Kopf. Nein, natürlich hatte er das nicht. Wie sollte er auch je seine geliebte Zwillingsschwester vergessen? Hokutos Körper materialisierte sich vor seinen Augen, zwar nicht gänzlich, aber immerhin konnte man ihre Konturen klar erkennen. Er wunderte sich insgeheim, was sie nun war, traute sich aber nicht zu fragen. Dennoch, war sie ein Engel, ein Geist, eine herumirrende Seele, die wütend war, auf das, was ihr geschehen war? Er konnte es, auch wenn er Meister seines Faches war, nicht ausmachen. „Ich habe es mir ein wenig in dir gemütlich gemacht, weißt du... aber jetzt denke ich, ist es an der Zeit, dass ich ausziehe.“ Sie zwinkerte ihm zu, während Subaru sie nur weiter verständnislos anblinzelte. Er wusste nicht, was sie von ihm wollte, wusste ja noch nicht mal, was sie überhaupt war. Es ist nie genug - egal wie viele Meilen zwischen uns stehen, das ist Liebe „Wenn ich es nicht tue, dann wird ganz sicher das eintreten, was ich schon seit jeher zu verhindern versucht habe“, sie sah ihn streng an, was Subaru eindrücklich klar machte, dass er nicht nachfragen sollte, was es war, das sie verhindern wollte. „Es muss dich wirklich nicht interessieren, was das ist. Sonst wirst du vielleicht das Falsche tun.“ „Ich weiß noch nicht mal, auf was du hinauswillst. Und was heißt es, dass du in mir warst? Ich meine... seit deinem Tod hast du in mir weitergelebt?“ Hokuto klatschte in die Hände – natürlich hörte man nichts. „Schlaues Kerlchen! Genau. Ich dachte, so könnte ich verhindern, dass du dumme Sachen machst. Aber leider hat es nicht ganz so geklappt... na ja, teilweise schon, immerhin bist du keine Jungfrau mehr.“ Subarus Gesicht lief tiefrot an, und sein Mund stand sperrangelweit weit offen. „Du... Ich...“ „Mund halten und zuhören! Ich habe nicht besonders viel Zeit. Auch ich will jetzt endlich mal ein wenig Ruhe haben und mich nicht ständig um dich kümmern müssen. Du bist doch eigentlich alt genug, um das alleine zu schaffen... außerdem möchte ich noch jemandem einen letzten Besuch abstatten...“ Die letzte Nacht auf Erden Es ist die letzte Nacht auf Erden vor der großen Trennung Subaru war zu beschäftigt, seine Gedanken zu ordnen, als dass ihm gekommen wäre zu fragen, wem sie einen letzten Besuch abstatten wollte. „Subaru, hör zu... ich habe dir geholfen, indem ich dir die Worte über die Lippen gebracht habe, die du sagen wolltest, dir die Möglichkeiten gegeben zu tun, was du tun wolltest. Aber auch ein Geist hat keine unbegrenzte Zeit. Zumindest nicht auf Erden. Und ich glaube auch, dass es keinen Geist gibt, der hier ewig verweilen möchte.“ Er nickte und hörte ihr zu. Die Röte in seinem Gesicht war zwar noch nicht ganz verschwunden, aber er wollte diese kostbare Zeit um keinen Preis verschwenden. „Du liebst ihn. Er liebt dich. Aber er hat Angst. Größere Angst als du, größere Angst, als du sie dir für einen Menschen vorstellen kannst. Vielleicht ist er ja auch gar kein Mensch, aber darüber hab ich jetzt ehrlich gesagt nicht so viel nachgedacht, und...“ „Du sprichst von Seishirou?“ Hokuto nickte leicht. Sie blickte ihn mit mütterlicher Güte an. „Subaru, sei nicht so naiv. Sei stärker als er. Sei so stark, wie es ein Sumeragi sein sollte.“ Er schüttelte entsetzt den Kopf. Wenn sie nur mit ihm redete, um ihm zu sagen, dass er Mitleid mit Seishirou haben sollte, dann wollte er doch nicht mehr anhören, was sie zu sagen hatte. „Sei für ihn stark. Er braucht dich. Lass ihn nicht so sterben. Sein Geist wird zu viel bereuen und vielleicht nicht dorthin kommen, wo er hinsollte... ganz abgesehen davon, dass ich ihn dann im Himmel nicht aufziehen könnte, was eine Schande wäre!“ „Ich...“ „Willst du den letzten Wunsch deiner geliebten Schwester verwehren?“ „... nein.“ „Dann tu doch einfach mal, was ich dir sage.“ Meine Hände zittern - Die Zeit war nie auf unserer Seite Und so etwas wie einen schönen Abschied gibt es nicht „Seishirou ist ein Mensch, der unendlich leidet und nicht stark genug ist, um sich selbst zu helfen. Aber er wusste schon damals, als er dir das hier verpasst hat, dass...“ Sie nahm Subarus Hände in die ihren. Auch wenn sie nicht lebte war ihm, als ob er sie spüren, riechen und ihren Puls fühlen konnte. „... du derjenige bist, der ihn heilen kann. Und du hast ihn enttäuscht, weil du so naiv agiert hast... oder auch nur, weil er dich nicht verstanden hat. Er hatte Angst, er ist geflüchtet. Er hat dir nicht die Zeit gelassen, ihm deine Gefühle zu erklären. Weil er Angst hatte, dass du ihm vielleicht die falsche Beichte abliefern würdest, oder dass alles nur schlimmer werden würde. Deswegen hat er die Wette auch nicht eingelöst – er wollte sich diese Möglichkeit offen halten, so lange er lebt. Aber das hat sich nun auch geändert... dummerweise.“ Sie biss sich auf ihre geisterhaften Lippen und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht“, entgegnete ihr Subaru nach vielen, langen Minuten. „Selbst wenn du Recht haben solltest, was soll ich machen?“ „Liebe ihn, sag ihm, dass du ihn liebst und beweise es ihm. Das sind doch nur drei Wörter... das... ist ganz einfach, verstehst du? Ich kann dir auch noch ein paar Übersetzungen besorgen, wenn du möchtest!“ „Dein letzter Wunsch ist, dass ich deinem Mörder sage, ich würde ihn lieben?“ „Würde? Du tust es doch, du Vollidiot!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und schwebte ein Stück weiter nach oben um bedrohlicher zu wirken. Deine Finger auf meiner Haut - nur du kannst meine Angst spüren Nur du kannst mir helfen zu heilen Ihre Stimme, die sich eben noch überschlagen hatte, wurde nun wieder sanfter. Sie legte die Arme um Subaru, der den Kopf gesenkt hatte. „Subaru, mein Bruderherz, mein lieber Subaru...“ Er spürte ihre heißen Tränen an seinen Wangen. Vorsichtig hob er seine Hände und legte sie um die halb durchsichtige Gestalt seiner Schwester. Sie strich ihm über sein Haar und lächelte ihm matt in sein verzweifeltes Gesicht. „Ich hab dich lieb. Ich will nicht, dass du weinen musst, Subaru. Deswegen, weil ich dich so lieb habe, tu was ich dir sage. Sei ehrlich. Was fühlst du?“ „Ich hasse ihn dafür, dass er dich getötet hat, aber... ich kann ihn nicht hassen. Ich weiß es nicht...“ Hokuto küsste seine Stirn. „Hass ihn nicht meinetwegen. Das ist es nicht wert.“ „... aber... ich glaube, hätte er wirklich eine Wahl gehabt, hätte er dich nicht getötet, hätte er niemanden getötet. Aber... er hatte keine. Richtig? Er hatte von Anfang an keine Wahl, keine Chance einen anderen Weg einzuschlagen. Nicht alleine...“ „... und er war immer allein.“ Sie nickte ihm aufmunternd zu. „Er braucht jemandem, der ihm sagt, dass es in Ordnung ist, wenn er tut, was er will?“ „Richtig. In der Hinsicht seid ihr euch sehr ähnlich, meinst du nicht auch? Ohne mich wärt ihr nie miteinander ins Bett gegangen!“ „Hm... mag sein“, grummelte Subaru. Er starrte auf die kalten Fliesen, in denen sich sein Gesicht wiederspiegelte. Von Hokutos Geist war, wie auch nicht anders zu erwarten, keine Spur. Langsam wandte er sich wieder aus seiner Starre und sah sie fragend an. Sie war nach wie vor seine Schwester und er zweifelte nicht an ihr. Doch in dieser Hinsicht konnte er nicht anders als misstrauisch zu sein. Das alles hörte sich etwas zu paradiesisch an. „Er braucht jemanden, der ihm seine Hand hält. Er ist ein Kleinkind. Ihr seid es eigentlich beide... und solange nicht einer von euch erwachsen wird, werdet ihr nicht glücklich werden.“ An einem gewöhnlichen Tag habe ich tausendmal um dich gebeten Es ist nie genug Egal wie oft ich versucht habe, dir diese Liebe zu gestehen Subaru überlegte sich, ob er etwas dazu sagen sollte, doch ihm fiel nichts ein, das er darauf hätte erwidern können. Ob sie richtig lag wusste er nicht, aber es war wahrscheinlicher, dass sie Recht hatte und er nicht. Immerhin hatte sie einen objektiveren Blickwinkel. Vor lauter Wut und Enttäuschung hatte er nie länger über Seishirou nachgedacht. Zwar schon über den Mörder und Lügner, aber nicht an seine Person, nicht an ihn als Menschen. Nur an Seishirou, den Mörder seiner Schwester. Den er hasste, hassen musste und töten sollte... oder jetzt vielleicht auch nicht mehr. Nein, er würde ihn jetzt ganz sicher nicht mehr töten. Denn, wie es zumindest schien, war das nicht im Sinne seiner Schwester. „Ich glaube, du hast verstanden, um was es mir geht. Dann kann ich ja jetzt los. Ich hab nämlich noch ein Date, weißt du, du bist nicht der Einzige, der ein Liebesleben hat! Oh, und keine Sorge, bis ich mir sicher bin, dass alles glatt gelaufen ist, werde ich noch mehr oder weniger hier verweilen.“ Ihr nebliger Körper begann sich von den Beinen ab aufzulösen. Sie schenkte Subaru noch ein Lächeln, dann war sie auch schon verschwunden. Der Raum schallte vor Stimmengewirr. Subaru wurde gegen eine der Bänke gestoßen und strauchelte, konnte sich aber halten. Verwirrt sah er auf, um erkennen zu können, an was er sich da festhielt – und fiel, als er die Person erblickt hatte, dann doch vor Schreck zu Boden. Einen Groschen für deine Gedanken Ein Bild, damit sie andauern „Seishirou!?!“ Der Angesprochene – oder Angeschrieene – hievte Subaru aus seiner kläglichen Haltung am Boden wieder hoch. „Na na, das hier ist ein öffentlicher Ort, da brüllt man nicht so.“ Subaru sah ihn kalt an. Wie immer hatte er nichts anderes erwartet, wenn auch etwas vollkommen anderes erhofft. Er war verwirrt, ihn hier zu treffen, jetzt, wo er doch gerade mit Hokuto gesprochen hatte. Hatte Seishirou es mitangesehen, oder war er eben erst gekommen? Leider war er ein Mensch, dem man ebenso wenig ansehen konnte was er dachte, als auch was er wusste. „Dann tauch eben nicht so plötzlich vor mir auf.“ „Wer ist denn in mich reingerannt?“ „Du bist doch nur hergekommen, weil du gemerkt hast, dass ich beinahe auf die Schienen gefallen wäre!!“ Seishirous Lächeln wurde um einiges kühler. War es ihm peinlich? Wenn sich Subaru nicht sehr verschätzte und Hokuto richtig lag, dann lag er wohl damit ebenso richtig. Es ist nie genug Egal wie oft ich versucht habe, dir diese Liebe zu gestehen „Natürlich. Ich überlasse mein Lieblingsspielzeug doch nicht dem Spielzeug von ein paar Technikern.“ Subaru seufzte und schüttelte den Kopf. Das musste er sich nicht anhören. Nach dem, was heute alles passiert war, war er dazu auch viel zu erschöpft. „Natürlich.“ Nur kurz spürte er die Zeichen auf seinen Handrücken aufglühen, dann legte sich etwas noch viel Wärmeres auf sie. Seishirous Finger verschränkten sich mit seinen und Subaru sah keinen Grund, ihnen das zu verwehren. Sein Herz schlug heftig und er hatte das Gefühl, er würde Fieber bekommen. Er fragte sich, ob das Seishirous Magie war, oder er selbst, der nervös war. Seishirou strich über Subarus Fingerkuppen und ließ ihn näher zu sich kommen. „Hokuto ist weg...?“ Subaru nickte geistesabwesend. Das, was er jetzt fühlte, war um so vieles intensiver, als die Gefühle gewesen waren, während Hokuto noch in ihm geschlummert hatte. „Und du bist trotzdem noch so zutraulich?“ Er nickte ein weiteres Mal. „Hm... warum auch nicht...“ Seishirous Atem war nah an Subarus Wange. Unsicher, ob er damit zu weit ging, lehnte Subaru sein Gesicht an das Seishirous. Dieser zuckte zwar kurz und kaum merklich zusammen, tat es dann aber Subaru gleich. Wenn der morgige Tag niemals kommt, will ich, dass du jetzt weißt, dass ich... Dass ich dich lieben werde bis zu meinem Tod „Ich werde heute nicht mehr zu den anderen Himmelsdrachen gehen...“ Subaru schloss die Augen; er musste lächeln. „Und du denkst jetzt, dass ich dich netterweise bei mir übernachten lasse?“ Die U-Bahn war endlich angekommen, mit 10-minütiger Verspätung, und die Menschen strömten gehetzt hinein. Alle wollten so schnell wie möglich nach Hause, zum Einkaufen oder zur Arbeit. Subaru öffnete sein eines Auge und sah Seishirou an, noch immer mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Er hob seinen Kopf an und küsste sein Gegenüber zärtlich, was dieses sichtlich durcheinander brachte. „Und dafür soll ich dich durchfüttern?“ „Nur für eine Nacht... bitte...“ „Manchmal erinnerst du mich sehr an diese kleinen Computerwesen, Subaru, die die Kinder so gern haben... sagen auch nach jedem Satz „bitte“.“ „Das heißt also ja?“ „... ja, das heißt es.“ Das Abendrot Der Horizont Die Schatten fallen „Ich danke dir von ganzem Herzen, Seishirou.“ Skeptisch sah Seishiro zu Subaru, der so unvermittelt etwas gesagt hatte. Noch dazu etwas, das keinen Sinn ergab. „Für was bedankst du dich jetzt schon wieder? Du bist dir sicher, dass du noch etwas anderes kannst, als Danke und Bitte sagen, oder?“ „Ich wüsste da schon noch was. Auch wenn ich darin nicht professionell bin“, sagte Subaru, und amüsierte sich über Seishirous kritisch zusammengezogene Augenbrauen. Seishirou kramte ungeduldig nach dem Schlüssel für die Haustür. Es wunderte Subaru etwas, dass er sie nicht einfach mit Magie öffnete. War es vielleicht so, dass Seishirou so wenig wie möglich darauf zurückgreifen wollte, weil er sie mit etwas Negativem verband? Subaru schnippte kurzerhand mit den Fingern und öffnete damit die Tür. Ohne dass Seishirou es ihm anbot, ging er gleich hinein. Doch er blieb mitten im Flur abrupt stehen, woraufhin Seishirou mit ihm zusammenprallte. „Subaru? Was bleibst du einfach so stehen?! Hast du ein Gespenst gesehen?“ Er wandte sich zu Seishirou um und sah ihn fragend an. War das jetzt wirklich das Richtige? Subaru beschloss, alles auf Hokutos Verantwortung hin zu tun. Würde es ein schlimmes Ende nehmen, konnte er sich dann immer noch bei ihr beschweren. „Ich liebe dich, Seishirou. Ich liebe dich.“ Wirst du immer noch mein sein? Wirst du immer noch mein sein? Ich frage, ob du noch immer mein sein wirst? My Hero ------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Ich bin so groß, ich kann den Himmel hören Ich bin so groß, ich kann den Himmel hören Oh, aber der Himmel, nein, der Himmel hört mich nicht Subaru schloss die Tür hinter ihnen und lehnte sich an den Rahmen. Seishirou stand mit gesenktem Kopf vor ihm, das Gesicht abgewandt. Es wirkte nicht so, als ob er sich demnächst umdrehen würde. Sie schwiegen beide. Aber es war nicht Subaru, der für die schwere Stille sorgte, die sich über den Eingangsflur gelegt hatte. Er wusste, dass Seishirou darauf wartete, dass Subaru etwas sagte. Irgendetwas, mit dem er ihn aufziehen könnte, die Situation wieder so hinbiegen, dass es für ihn von Vorteil war – nicht für Subaru. Er wollte, dass etwas gesagt wurde, mit dem er ihn ärgern könnte. Doch eigentlich wusste er, dass sich das Blatt, von ihm zu spät bemerkt, angefangen hatte zu wenden. Oh, aber der Himmel, nein, der Himmel hört mich nicht Subaru schwieg auch nach fünf, zehn und fünfzehn Minuten noch. Er hatte nicht vor, derjenige zu sein, der Schwäche zeigte. Seishirou seufzte und wandte sich langsam zu Subaru um. Er sah ihn lange an, um sich zu vergewissern, dass nicht doch noch etwas kommen würde und es nicht er sein musste, der ein Gespräch begann. Subaru sagte nur leider nichts. Einzig seine Lippen hoben sich zu einem Lächeln. Es war kein unschuldiges oder gar trauriges Lächeln. Ein komplett untypisches, in Seishirous Augen fast gehässig wirkendes. „Nun, Subaru... du... bist sicherlich müde?“ Subaru blieb stumm. Die einzige Bewegung, die er machte, war dazu gedacht, es sich bequemer zu machen. Er legte den Kopf zur Seite und spielte mit der Türklinke. Seishirou versuchte das „Pling“ zu überhören, das jedes Mal ertönte, wenn Subaru die Klinke wieder nach oben schnellen ließ. „Wir sollten wohl ins Bett gehen... denke ich.“ Seishirou räusperte sich. Für gewöhnlich hätte er Subaru einfach einen Arm um die Schultern gelegt und ihn ins Schlafzimmer bugsiert. Heute ließ er es sein. Er hatte das Gefühl, wenn er ihn berührte, würde er sich die Finger an der grinsenden Grusel-Version von Subaru verbrennen. Oh, aber der Himmel, nein, der Himmel hört mich nicht Subaru hob die Arme an und legte sie um Seishirous Hals. Dieser wehrte sich nicht, als Subaru ihn so zu sich zog und ihn küsste. Verwundert registrierte Seishirou, wie Subaru ihm den Zeigefinger belehrend auf die Lippen legte, um ihn davon abzuhalten, noch etwas zu sagen. Subaru war es, der ihn ins Schlafzimmer schob und ihn aufs Bett schubste. Dabei war das stets seine Aufgabe gewesen. Es war seine Berufung gewesen, das zu tun. Jetzt tat es Subaru. „Ins Bett zu gehen, ist eine hervorragende Idee, Seishirou. Müde bin ich allerdings nicht.“ Dieses Mal war es Seishirou, der stumm blieb. Allerdings nicht aus freien Stücken. Subaru hatte sich auf ihn gelegt und ihn mit einem Kuss zum Schweigen gebracht. Irritiert ließ er es geschehen und beschloss abzuwarten, was Subaru vorhatte. Sollte er freiwillig für ihn die Beine breit machen wollen, dann wäre das auch in Ordnung. Und sie sagen, ein Held kann uns retten Subaru hatte allerdings nichts dergleichen vor. Etwas in der Art war es, und doch vollkommen anders. Er schmunzelte und schob sich zwischen Seishirous Beine. Der blieb starr unter Subaru liegen. „Stimmt etwas nicht, Seishirou-chan?“ „Subaru, du weißt doch, Drogen sind nicht gesund...“ Die Stimme des ach so gefährlichen Serienkillers wirkte nicht so belustigt wie sonst, hielt aber den sarkastischen Ton. Es fragte sich, wie lange noch. „Ich habe keine Drogen genommen – oh, aber wenn es dir helfen würde, dich zu entspannen, könnte ich dich mit meiner Magie natürlich in einen Rauschzustand bringen.“ „Wozu soll ich mich entspannen?“ „Na ja, du bist noch Jungfrau?“ Seishirous Augen verengten sich zu Schlitzen. Zu äußert schmalen, kritischen Schlitzen. Der Versuch, Subaru von sich hinunterzuschmeißen, scheiterte kläglich daran, dass Subaru Seishirous Finger mit den eigenen verschränkt hatte. „Wie genau meinst du das?“ „Oh, das wirst du gleich sehen... oder spüren.“ Subarus Hände wanderten an Seishirous Seiten hinab, direkt in seinen Schritt. Die kalten langen Finger suchten sich den Weg unter den Stoff und Seishirou keuchte auf. „Also... ich glaube nicht, dass du dich das traust.“ „Wir werden sehen... wir werden sehen...“ Ich werde nicht hier rumstehen und warten Seishirous überlegenes Lächeln wich langsam, als Subaru begann, ihn zu entkleiden. Er selbst behielt den Großteil seiner Kleidung an. Vielleicht, weil er darauf wartete, dass Seishirou ihn auszog, was dieser aber nicht vorhatte. Er würde sich nicht von einem seiner Opfer „nehmen“ lassen. Das war nur ein Spiel von ihm, mit seinem Besitz. Er würde ihn nachher vom Bett schmeißen und quälen... mit irgendetwas quälen. Wäre nur das sanfte Saugen an seinem Hals nicht, dachte sich Seishirou, dem langsam die Sinne schwanden. Ich werde mich an den Flügeln der Adler festhalten Sieh uns zu, wie wir alle davonfliegen „Du magst das, hm?“ Subaru schmiegte den Kopf in Seishirous Halskuhle. Er küsste sein Schlüsselbein und blieb einen Moment unbewegt liegen. Er wartete auf Seishirous Antwort. Es kam keine. „Oh, natürlich. Du würdest nie antworten. Es ist dir peinlich, richtig? Es ist dir unangenehm, wie empfindlich du bist. Du warst sicher als kleines Kind sehr sensibel, hm? Wann hat dir deine Mutter erzählt, dass du ein Killer werden wirst? Dass du irgendwann Leute aufschlitzen musst? Dass du nie jemanden haben wirst, der dich liebt!? Wie alt warst du?“ „Sie hat gesagt, dass mich irgendwer lieben wird, weil derjenige mich...“ Subaru hob den Kopf. Er hatte sich damals, mit sechzehn, in die klare, starke Stimme Seishirous verliebt. Er hatte es geliebt, ihm zuzuhören. Jetzt war nur ein heiseres Krächzen zu hören, das wirkte, als ob jemand die größte Mühe damit hatte, sich richtig zu formulieren. Es klang nicht nach dem Sakurazukamori. Jemand sagte mir, Liebe würde uns alle retten Aber wie kann das sein? „Weil?“ Subaru wusste, dass Seishirou nicht weitersprechen würde, wenn er ihm ins Gesicht sähe. Er strich durch das dichte schwarze Haar, bettete seinen Kopf auf der Schulter Seishirous, schloss die Augen und lauschte seinen Worten. „Das kann ich dir nicht sagen. Wenn es nicht... du bist, dann... wäre es... so... falsch. So furchtbar falsch.“ Subaru spürte eine Hand in seinem Nacken. Er ließ sich bereitwillig kraulen. „Es kann nicht falsch sein, wenn dir...“ „Dein Herz sagt, dass es richtig ist? Oh, Subaru... Subaru, Subaru, Subaru...“ Sieh dir an, was Liebe uns gegeben hat. Eine Welt voll Töten und Blutvergießen, diese Welt endet nie „So heiße ich.“ Subaru lächelte und küsste Seishirou abermals. „Aber Namen sind Schall und Rauch.“ „Nur... finde ich es dennoch schön, dass ich einen habe.“ „Warum das?“ „Weil du mich sonst nicht rufen könntest.“ Die weichen Lippen des Sumeragi und seine sanften Berührungen waren etwas, das sich der Sakurazukamori selbst nie erlauben konnte zu geben. Doch könnte er es sich ja ausnahmsweise erlauben, so etwas wenigstens als Geschenk anzunehmen und zu genießen. Und sie sagen, ein Held kann uns retten Ich werde nicht hier rumstehen und warten Ich werde mich an den Flügeln der Adler festhalten Sieh uns zu, wie wir alle davonfliegen Subaru kramte im Nachtschränkchen von Seishirou, der geflissentlich zur Seite sah. Er ahnte, was Subaru vorhatte und war noch immer nicht davon begeistert. Immerhin war er „der Sakurazukamori“ und Subaru „seine Beute“. Doch unter dem einlullenden Einfluss von Subarus weicher Haut und innerer Güte sah er sich nicht imstande, sich dem entgegenzusetzen, was Subaru mit ihm vorhatte. So naiv es ihm vorkam und so unverständlich er es fand, hoffte er in diesem Moment inständig, dass Subaru ihm nichts heimzahlen wollte. Plötzlich fand er, dass er viel zu grob zu ihm gewesen war. Auch wenn er sich noch so sicher war, dass Subaru nicht der Typ Mensch war, der mit anderen rücksichtslos umging, war sich Seishirou jetzt nicht sicher, ob er nicht doch einem Racheakt zum Opfer fallen würde. Der letzte Wortteil des „Racheakts“, der Akt, schwirrte ihm im Kopf herum, bis er etwas kaltes und feuchtes am hinteren Teil seines Unterleibs spürte. „Ich bin so nett, und verwende etwas Handelsübliches anstatt Blut. Ich hätte auch gar kein Blut zur Hand, muss ich hinzufügen.“ Subaru lächelte süßlich, während Seishirou angespannt lachte. „Das ist wirklich zu gütig, Subaru.“ Diese Welt geht jetzt nicht unter, es ist Liebe, die ich dir schicke Es ist nicht die Liebe eines Helden, so fürchte ich, es könnte nicht reichen Seishirou verzog angewidert das Gesicht. Zu zeigen, dass er Gefallen daran fand, kam ohnehin nicht in Frage. Doch war es in der Tat schmerzhafter, als er es sich immer vorgestellt hatte, jemanden in seinen Körper eindringen zu lassen. „Nicht so verkrampft... oder tue ich dir weh?“ „... alles in bester Ordnung.“ Subaru konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Es war ein interessantes Gefühl, das zu tun. Obwohl er keine passenden Worte dafür fand. Er schlief mit dem Sakurazukamori – nicht, dass er das nicht schon getan hätte – und dieses Mal war nicht er es, der dabei Schmerzen zu ertragen hatte, sich in einer peinlichen Lage befand und keine Chance hatte, abzuhauen. Es war Seishirou, der versuchte sein Gesicht zu verstecken, damit Subaru ihn nicht ansehen konnte. Subaru suchte nach seinen Lippen und fand sie schließlich. Der Kuss wurde zunächst widerwillig, dann leidenschaftlich erwidert. Anscheinend gab Seishirou seine Verteidigung langsam auf. „Hm... so fühlt es sich also an, wenn jemand „Butter unter den Händen“ wird, ja?“ Seishirous Kopf lehnte an Subarus rechter Schulter. „Könnte... sein.“ „Gefällt mir. Aber ich glaube, nur bei dir.“ Diese Welt geht jetzt nicht unter, es ist Liebe, die ich dir schicke Es ist nicht die Liebe eines Helden, so fürchte ich, es könnte nicht reichen Seishirou, der endgültig kapituliert hatte, legte die Arme um Subaru und presste ihn an sich. Er hatte zwar die Befürchtung, dass es amüsant auf Subaru wirken könnte, doch konnte er sich nicht vollständig zurückhalten. Er versuchte ja schon, weder zu keuchen noch zu stöhnen. Es fiel mit jeder Berührung und jeder Bewegung schwerer. Subaru amüsierte sich jedoch nicht über ihn. Er hatte nicht über ihn gelacht, als er scharf die Luft eingezogen hatte, als er eingedrungen war. Er hatte nicht gelacht, als Seishirou kurz seine Beherrschung verloren hatte und beinahe die drei magischen Worte gesagt hätte. Er lachte auch jetzt nicht und Seishirou dachte daran, was für ein schönes Gefühl es war, einen Menschen zu haben, bei dem man wusste, dass man sich fallen lassen konnte. Ganz ohne ausgelacht zu werden. Ob seine Mutter sich bei ihm auch so wohl gefühlt hatte? Oder war er einfach nicht dazu geboren, für jemanden so besonders zu sein? Und sie sagen, ein Held kann uns retten Ich werde nicht hier rumstehen und warten Ich werde mich an den Flügel der Adler festhalten Sieh uns zu, wie wir alle davonfliegen „Guten Morgen... gut geschlafen?“ Seishirou wurde mit einem sanften Kuss auf die Stirn geweckt. Als er die Augen öffnete, sah er Subaru, der neben ihm lag. Grummelnd bemerkte er, dass er in seinen Armen lag, nicht andersherum, wie es sich gehört hätte. Als er von der Erinnerung an die Nacht übermannt wurde, verdrehte er genervt die Augen. „Ja, wenn man es so nimmt...“, murmelte er. „Hast du was gesagt?“ Subaru strahlte. Etwas, das Seishirou so bei ihm noch nie gesehen hatte. Bei Hokuto, ja, und für einen Moment fragte er sich, ob ihn seine Magie nicht getäuscht hatte und das alles was gestern Nacht geschehen war, nicht doch an ihr lag. Aber nein, es war tatsächlich Subaru, der neben ihm lag und ihn angrinste – mit dem er die Nacht verbracht hatte, die ihm wider Erwarten gut gefallen hatte. „Nein, nichts. Hast du Hunger?“ „Kannst du aufstehen?“ „Werd nicht frech, verstanden? Nur weil ich so nett war, und...“ „... mich von dir hab durchnehmen lassen? Wolltest du das sagen?“ Seishirou sprang auf, schnappte sich seine Hose, zog sie schnell an und verschwand in den Flur. „Bleib wo du bist“, sagte er in genötigt bösartigem Ton. „Ich mache Frühstück.“ Und sie schauen uns zu (schauen zu) Schauen, wie wir alle davonfliegen Subaru nickte und kuschelte sich in die weichen Daunenkissen. Er fühlte sich nun wahrhaftig, als hätte er Drogen intus, allerdings war er sich sicher, dass das nicht der Fall war, ausgenommen, man konnte Kirschblüten als solche werten. Eigentlich hätte er sich bemüht, das Ganze in seinem Kopf richtig zu ordnen, doch in diesem Moment war er erfüllt mit einem Gefühl, das er beim besten Willen nicht hätte beschreiben können. Betrunken, geliebt, verliebt, himmelhochjauchzend – und in keiner Weise zu Tode betrübt –, unbesiegbar und am Ende eines Alptraums, das den Beginn eines Wunders einläutete. Und sie schauen uns zu (schauen zu) Schauen, wie wir alle davonfliegen Seishirou balancierte mit dem Tablett in der Hand durch das Schlafzimmer, auf dessen Boden verstreut immer noch ihre Kleider lagen. Als er das Tablett abstellte, schnappte sich Subaru sofort den Honig. „Wehe du fasst da jetzt mit deinen dreckigen Fingern rein. Vorm Essen Händewaschen, verstanden?“ Subaru ignorierte ihn und tippte mit drei Fingern in den Honig. Er bot Seishirou an, diese wieder zu säubern. „Kinder“, seufzte Seishirou. Dennoch nahm er Subarus Hand, zog ihn in eine Umarmung und ließ die mit Honig beschmierten Finger in seinen Mund wandern. Erst als auch die hauchdünne Haut zwischen den Fingern gesäubert war, ließ er Subaru wieder gehen, dessen Gesicht die Farbe eines Flamingos angenommen hatte. „Wie niedlich. Der große „Vollstrecker“ ist rot geworden.“ „Tu nicht so. Ich war ganz lieb. Ich kann nichts dafür, dass du so empfindlich bist. Überleg dir bitte mal, was du ständig mit mir anstellst... halt, angestellt hast. Ich werde jetzt nicht mehr zulassen, dass du einfach machst, was du für am besten hältst. Ich werde dir jetzt beibringen, was besser ist.“ „Sollte ich jetzt Angst haben?“ „Nein. Ich bin nicht du. Vielleicht kann ich dir nicht vertrauen, aber du mir. Da kannst du dir ganz sicher sein.“ Und sie schauen uns zu (schauen zu) Schauen, wie wir alle davonfliegen Seishirou verspürte den Drang, Subaru, der mit festem Blick vor ihm saß, nochmals zu umarmen. Er tat es auch und zwar so, dass Subaru die Luft wegblieb. Anscheinend machte es ihm nichts aus, kurz vor dem Ersticken zu stehen. Er erwiderte die Umarmung und lehnte das Gesicht an den Oberkörper des Anderen. „Seishirou? Ich... bekomm so keine Luft mehr...“ „Ist der ganze Sinn der Sache“, erwiderte er und, anstatt Subaru nun loszulassen, drückte ihn fester an sich. „Seishirou?“ „Mal bekommst du kein Wort raus, dann redest du wie ein Wasserfall.“ „Bin ich dir wichtig?“ „Vielleicht...“ Und sie schauen uns zu (schauen zu) Schauen, wie wir alle davonfliegen „Bin ich dir egal?“ „... ich fürchte, die Antwort lautet nein.“ Und sie schauen uns zu (schauen zu) Schauen, wie wir alle davonfliegen Wunderschön ----------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Ein kleiner schwarzhaariger Junge von vier Jahren sauste den Flur seines Zuhauses entlang. Er riss eine Tür nach der anderen auf. Der Junge suchte nach seiner Mutter, die von ihrem allabendlichen Spaziergang anscheinend noch nicht zurück war. Dabei hatte er solchen Hunger! Er erreichte die Haustür. Seine Mutter hatte er nicht gefunden, also war sie wohl noch unterwegs. Er setzte sich auf den Boden und starrte erwartungsvoll die Türe an. Vielleicht, wenn er sie lange genug so ansah, würde sie irgendwann aufgehen und seine Mutter würde hereinkommen und ihm etwas zu essen machen. Heute hatte er noch nichts in den Magen bekommen. Schau mich nicht an Mm, mm, Yeah, oh, ooh Nach einer guten Stunde knarrte auf einmal die Tür. Der Junge schoss hoch und setzte sich gerade hin. Sollte seine Mutter mitbekommen, dass er auf dem Fußboden eingeschlafen war, so würde sie sicher schimpfen. Das wollte er nicht riskieren. Sonst fiel vielleicht das Essen aus und das würde er nicht ertragen können. Jeder Tag ist so wundervoll Und plötzlich fällt das Atmen schwer Eine sanfte Stimme ertönte. „Hallo, mein Kleiner.“ Die Stimme seiner Mutter. Er fiel ihr um den Hals, als sie sich hinunterbeugte um ihre Schuhe auszuziehen. Sie lachte hell auf und tätschelte ihm den Kopf. „Du hast mich vermisst, was? Ach, Seishirou. Wann wirst du nur erwachsen?“, neckte sie ihn. „Mama...!“, er knuffte sie grob in die Seite. „Ich habe Hunger. Los, mach was!“ Da sie das Quengeln ihres Kindes nicht ertragen konnte und natürlich auch nicht wollte, dass ihr kleiner Liebling verhungerte, nahm sie ihn auf den Arm und trug ihn in die Küche. Seishirou reckte den Kopf, um sehen zu können, was in den Schränken war. „Nudeln, ich mag Spaghetti, bitte.“ „In Ordnung.“ Sie setzte ihn auf dem Tisch ab, von dem Seishirou sofort wieder hinunterrutschte und sich daran machte selbigen zu decken. Ab und zu werde ich unsicher „Ich kann froh sein, dass ich so einen guten Hausmann hier habe, hm?“ Sie beobachtete ihn, wie er mit seinen kleinen dürren Ärmchen die im Vergleich zu ihm riesigen Teller und das Besteck auf den Tisch hievte. Er musste stets auf einen der Stühle klettern, wobei sie jedes Mal fürchtete, ihm würde das Geschirr aus den Händen gleiten. Es geschah, Gott sei Dank, nichts. Nicht, dass es um das Geschirr schade gewesen wäre. Sie machte sich nichts aus solcherlei Dingen. Nein, ihre Sorge galt ihrem Sohn. Sie wollte nicht, dass er sich an Scherben und Splittern verletzte, wenn irgendetwas kaputtging. Dank all den Schmerzen Fühle ich mich so klein „Mama, fertig!“ Seishirou strahlte und deutete auf den gerichteten Tisch. „Jetzt musst du dich aber beeilen, damit du hinterherkommst. Du bist viel langsamer als ich.“ „Ich muss ja auch mehr tun als du. Kochen dauert nun mal seine Zeit. Immerhin werden die Nudeln nicht von einer Sekunde auf die andere weich.“ Ein erfreutes Schmunzeln umspielte ihre tiefroten Lippen. Seishirous Blick blieb an ihnen hängen, wanderte zur Seite und seine Augen weiteten sich erstaunt. „Mutti, du hast den Lippenstift verschmiert.“ Er deutete auf ihre rechte Wange. Seine Mutter berührte ihr Gesicht und als sie bemerkte, was ihr Junge da für Lippenstift gehalten hatte, ging sie schnellen Schrittes ins Bad und wusch sich. Ich bin wunderschön, egal was sie sagen Worte können mich nicht runterziehen Wenige Minuten später kam sie wieder, komplett umgezogen. Sie hatte einen ihrer Lieblingskimonos an. „So, jetzt ist es wieder gut, oder?“ „Schminkst du dich eigentlich auch mal ab?“ Seishirou betrachtete seine Mutter skeptisch. Das konnte ja nicht gesund sein, ständig zugekleistert mit irgendwelchem Zeug, dachte er. „Ich bin abgeschminkt, mein Kleiner.“ Seishirou tippte sich mit dem Zeigefinger seiner linken Hand ans Kinn – seine übliche Geste, wenn er über etwas nachdachte oder sich nicht sicher war, ob ihn jemand anlog. Ich bin wunderschön auf jede Art und Weise Oh nein, Worte können mich nicht runterziehen, oh nein Also wirst du mich heute nicht runtermachen Seine Mutter beugte sich zu ihm herunter, und ging in die Knie, als sie bemerkte, dass sie sich so noch nicht klein genug machen konnte, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. „Schau nach. Mein Gesicht ist sauber.“ Seishirou streckte seine Hand aus und fuhr langsam mit seinen langen feinen Fingern über ihre weiche Haut. Tatsächlich war keine Spur von Make-up mehr an ihr. „Das ist voll toll! Du siehst ohne Schminke aus, als ob du welche drauf hättest. Also bist du immer wunderschön!“ Er lächelte und schmiegte sich an sie, als sie ihre Arme weit öffnete und ihn umarmte. „Wenn du das sagst, dann muss es stimmen.“ Für all deine Freunde bist du verrückt So beschäftigt mit deinem düsteren Schicksal Versuchst die ganze Leere zu füllen Die Teile sind aufgebraucht Lass das Puzzle unfertig Es ist halt wie es ist, nicht wahr? „Natürlich stimmt das.“ Seishirou hauchte seiner Mutter einen Kuss auf ihre perlmuttfarbene Wange. Sie sah aus wie eine Puppe, fand er. Ihr Gesicht war kindlicher als seines und in ihren Augen lag eine unheimliche Unschuld. Sie war mindestens genauso gruselig wie die Porzellanpuppen, die er immer in dem Geschäft sah, an dem er vorbeilief, wenn er von der Schule nach Hause kam. „Ja, natürlich.“ Sie stand wieder auf und wandte sich der kochenden Tomatensoße zu. Erschrocken stellte sie fest, dass die Nudeln im Topf daneben an dessen Wänden festklebten. In Windeseile schnappte sie sich den Löffel und kratzte sie herunter. „Was machst du nur für Sachen, Mama.“ Seishirou schüttelte den Kopf und betrachtete sie streng. Setsuka Sakurazuka konnte sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen. Seishirou schmollte daraufhin. „Du bist blöd.“ „Ich weiß. Und du gehst dir jetzt die Hände waschen und setzt dich dann – das Essen ist nämlich fertig.“ Es ist egal was wir tun (Egal was wir tun) Es ist egal was wir sagen (Egal was wir sagen) Seishirou brauchte nicht lange im Bad. In dieser Hinsicht ähnelten sich Sohn und Mutter wohl am meisten, denn sie benötigten beide kaum Zeit für ihre Schönheit und Hygiene. Trotz des geringen Aufwandes sahen sie stets picobello aus. Seine Mutter saß bereits an ihrem angestammten Platz und auch Seishirou setzte sich. Ihm lief schon das Wasser im Munde zusammen. Er liebte Nudeln wirklich über alles, ganz besonders aber Spaghetti Bolognese. Ich bin wunderschön, egal was sie sagen Worte können mich nicht runterziehen Ich bin wunderschön auf jede Art und Weise Oh nein, Worte können mich nicht runterziehen, oh nein Also wirst du mich heute nicht runtermachen Setsuka lud ihm eine große Portion Spaghetti auf den Teller, bei der Soße fischte sie extra nach den Hackfleischsstücken. Sie sagte stets zu ihm, sie sei auf Diät und da wäre das sogar gut, dass sie ihm alles geben konnte. Natürlich war das eine glatte Lüge. Sie liebte es einfach nur, ihrem einzigen Sohn eine Freude nach der anderen zu bereiten. Immerhin waren es nur noch etwa zehn Jahre und dann würde er so schnell nichts mehr von ihr bekommen können. Sie versuchte, ihm die Zeit bis dahin so wundervoll wie möglich zu machen. Anscheinend hatte sie ein gutes Händchen dafür. Sie belächelte ihr Kind, wie es glücklich dasaß und seine Spaghetti aß. Der Bereich um den Mund färbte sich langsam rot und auch das Kinn bekam ein paar Spritzer ab. Es sah ein wenig nach Blut aus. Wir sind der Text zwischen den Zeilen (yeah, oh yeah, yeah, yeah, yeah) Angereichert mit wundervollen Fehlern Setsuka schüttelte gedankenverloren ihren Kopf und konzentrierte sich darauf, die Spaghetti so auf ihren Löffel zu rollen, dass sie nicht mehr hinunterfielen. Seishirou beobachtete sie, was sie allerdings nicht bemerkte. Aufmerksam studierte er, wie seine Mutter die Gabel benutzte, um die Spaghetti als kleinen Turm auf den Löffel zu drehen, damit sie dann eine größere Portion auf einmal hinunterschlucken konnte. Er machte es ihr nach und schon bald gelang es ihm fast genauso gut wie ihr. Als ihm eine Portion wieder platschend auf den Teller zurückfiel, bemerkte Setsuka zum ersten Mal, dass ihr Sohn da gerade dabei war, etwas Neues zu lernen. „Was machst du denn mit den Nudeln?“ „Das machst du doch auch“, gab er zurück. Und überall wo wir hingehen (Wo wir hingehen) Wird die Sonne immerzu scheinen (Wird immer, immer scheinen) „Wirst du mir immer alles nachmachen?“ „Ja. Aber ich werde bestimmt in allem besser werden als du!“ Setsuka seufzte, griff nach einer Serviette und wischte dem kleinen Dreckspatz den Mund ab. „Ich weiß gar nicht, ob ich das will.“ „Wieso nicht? Willst du nicht, dass ich mal ganz toll werde?!“ „Wenn du mir wirklich alles nachmachen wirst und darin noch besser werden wirst, als ich es bin, dann... dann möchte ich das lieber nicht.“ Sie lächelte matt. Aber morgen könnten wir im Jenseits erwachen „Das ist doch doof.“ Seishirou schmollte. Wie es Kleinkinder nun mal taten, wenn man ihnen etwas verwehrte. Setsuka hoffte nur, dass ihr Sohn es irgendwann einmal verstehen würde. Sie zweifelte allerdings daran. Sie liebte ihren Sohn, ihr einziges Kind. Aber sie konnte ihn trotzdem objektiv einschätzen. Er war schon immer etwas merkwürdig gewesen. In dem Job, den er später würde übernehmen müssen, würde ihm das sicherlich helfen. Zumindest äußerlich. Innerlich würde es ihn zerstören, da war sie sich sicher. Ausgenommen... ja, ausgenommen, er würde jemanden finden. Sie wusste, was sie als letzten Wunsch, als Todesgebet, gen Himmel schicken würde: Gib meinem Kind den Menschen, den es am meisten liebt und mach diesen Menschen zu dem, der mein Kind am meisten liebt. Denn wir sind alle wunderschön, egal was sie sagen Ja, Worte werden uns nicht fertig machen, oh nein Wir sind wunderschön auf jede Art und Weise Seishirou war inzwischen fertig mit dem Essen und hatte den Kopf auf den Tisch gebettet. Setsuka hatte ihm schon tausendmal gesagt, dass er das nicht tun sollte. Jegliche Versuche waren vergebens und so mühte sie sich jetzt nicht ab, ihn aufzufordern, sich gerade hinzusetzen. „Bist du traurig, Mama?“ „Was? Oh... nun ja, vielleicht ein bisschen.“ „Der Vogel war auch traurig.“ „Wovon redest du, Seishirou?“ „Da lag ein Vogel im Garten. Neben dem großen Kirschbaum. Er hat getschilpt.“ Setsuka lauschte ihrem Sohn, der mit verträumten Blick neben ihr saß und nach draußen sah. Die Terrasse stand im Grunde vierundzwanzig Stunden am Tag offen. „Er ist wohl aus dem Nest gefallen. Hast du versucht, ihn wieder zurückzubringen?“ „Nein. Es war doch nur ein Vogel...“ Die Augen seiner Mutter lagen neugierig auf ihm. Sie wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Sie ahnte allerdings Schlimmes. „Hast du ihm wehgetan, Seishirou?“, forderte sie ihn dazu auf, weiterzusprechen. „Tut es ihnen weh?“ „Was hast du gemacht?“ „Ich hab ihm die Flügel ausgerissen.“ Seishirous Miene hatte sich nicht verändert, aber Setsuka hatte Schwierigkeiten ihre letzte Portion Nudeln hinunterzuwürgen. Und überall wo wir hingehen (Wo wir hingehen) Wird die Sonne immerzu scheinen (Wird immer, immer scheinen) Aber morgen könnten wir im Jenseits erwachen „Du hast ihn getötet?“ „Ja... ich nehme an.“ Setsuka lehnte sich zurück und sah nun ebenfalls hinaus. „Tut es ihnen weh?“, fragte er noch einmal nach. „Du sprichst in Rätseln, Seishirou. Was tut wem weh?“ „Ich weiß nicht genau...“ „Dann kann ich dir leider keine Antwort geben. Aber: Töte nie wieder ein Tier. Nicht solange ich lebe.“ „Wie lange lebst du noch?“ Nun hatte sich Seishirou endlich wieder seiner Mutter zugewandt. Sein Blick verriet nicht, mit welcher Absicht er diese Frage gestellt hatte. Setsuka hoffte nur, dass er damit meinte, ob sie noch lange leben würde und er sie lieb haben konnte und sie ihn. Sicher, dass es das war, was er im Hinterkopf hatte, war sie sich aber nicht. „Noch ein Weilchen. Keine Sorge. Es wird bis dahin noch Vögel geben, ganz sicher.“ Denn wir sind alle wunderschön, egal was sie sagen Ja, Worte werden uns nicht fertig machen, oh nein Wir sind wunderschön auf jede Art und Weise Ja, Worte können uns nicht runterziehen, oh nein Also wirst du mich heute nicht runtermachen Seishirou erwiderte darauf nichts mehr, sprang vom Stuhl und ging in Richtung Badezimmer. „Ich geh dann ins Bett, ja?“ Er lächelte und schloss die Tür hinter sich. Setsuka hörte, wie Wasser in die Wanne gelassen wurde. Es war ja auch Badetag, erinnerte sie sich. Was für ein braves Kind sie hatte – und eines, das unschuldigen Spatzen-Küken die Flügelchen ausriss. Möglich, dass dieses noch nicht mal Federn gehabt hatte. Auch wenn sie selbst eine Assassine war, der Gedanke daran, dass ihr vierjähriger Sohn ein wehrloses Tier brutal getötet hatte, jagte ihr einen kalten Schauder über den Rücken. Obwohl es später vielleicht auch etwas Positives haben könnte. So würde sie ihm nicht erst beibringen müssen, zu töten. Anscheinend hatte er jetzt schon eine gewisses Gespür für solcherlei Erledigungen. Setsuka räumte den Tisch ab und das Geschirr in die Spülmaschine. Ihre zarten Hände würde sie nie den austrocknenden Spülmitteln aussetzen. Du wirst mich heute nicht runtermachen Yeah, yeah, ooh, Du wirst mich heute nicht runtermachen Seishirou war, wie gewohnt, schneller aus der Badewanne als gedacht. Ihm lag nichts an Entspannungsbädern, Dinge wie Duftkerzen verpönte er. Das war als Knirps ja auch sein gutes Recht. Wahrscheinlich würde sich das auch im Erwachsenenalter nicht ändern. Sie betete nur inständig darum, dass er dann wenigstens die Vögel in Ruhe lassen würde. Sonst würden die Sakurazukamori ihren Ruf gegebenenfalls verlieren. Serienkiller, die es liebten in ihrer Freizeit Tierkinder zu töten, würden von der Oberklasse der Gesellschaft mit Sicherheit nicht gebucht werden, und die Politiker würden sich erst recht nicht mehr an sie wenden. Seishirou hatte aber noch etwas Zeit, um diese Jugendsünde abzulegen. Zehn bis zwölf Jahre noch, dachte Setsuka. Das würde reichen. Dann wäre Seishirou so weit, ihren Platz als Sakurazukamori zu übernehmen. Er würde auch keine Wahl haben – sie würde keine haben. Irgendwann würde Seishirou sie ohnehin töten. Ob das nun auf ihren Befehl hin geschah, oder ob er sie hinterrücks meuchelte, das konnte sie wenigstens etwas beeinflussen. Hoffte sie. Es ist egal was wir tun (Egal was wir tun) Es ist egal was wir sagen (Egal was wir sagen) Spät in der Nacht, Setsuka kam von ihrer heutigen dritten „Erledigung“ zurück, schlief Seishirou tief und fest in seinem Bettchen. Er hielt einen seiner Lieblingsbildbände umklammert. „Mein kleiner Liebling“, sagte sie leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Vorsichtig nahm sie ihm das Buch aus der Hand und legte es auf seinen Nachttisch. Sie ließ sich auf der Bettkante nieder und betrachtete, wie die Brust Seishirous sich ruhig hob und senkte. Sie legte sich neben ihn und zog ihn in ihre Arme. „Ich liebe dich, Seishirou.“ Ihr Sohn grummelte und kuschelte sich an sie. Er liebte es, sich während des Schlafens an eine Wärmequelle zu schmiegen. Setsuka war sehr warm, allerdings klebte auch noch Blut an ihr. In ihren Haaren, an ihrem Kimono und auch ihr Gesicht war nicht verschont geblieben. Einen Moment überlegte sie, ob sie sich nicht besser noch schnell duschen und umziehen sollte. Dann dachte sie an den Vogel, den sie auf dem Nachhauseweg gesehen hatte, und ließ es bleiben. Wir sind der Text zwischen den Zeilen (yeah, oh yeah, yeah, yeah, yeah) Angereichert mit wundervollen Fehlern Und überall wo wir hingehen (Wo wir hingehen) Wird die Sonne immerzu scheinen (Wird immer, immer scheinen) Aber morgen könnten wir im Jenseits erwachen I will always love you ---------------------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Das Parlamentsgebäude war noch hell erleuchtet, als Subaru die Eingangstür aufschlug. Prinzessin Hinoto hatte ihn gerufen – anscheinend war die Rainbow-Bridge und damit der zugehörige Bannkreis kurz davor, von einem der Erddrachen zerstört zu werden. Hinoto hatte ihm erklärt, dass einer der Erddrachen bald dort auftauchen würde. Ihr Lächeln, das er gesehen hatte, als er sich noch einmal umgewandt hatte, hatte ihn etwas verwirrt. Er maß der Sache jedoch keine weitere Bedeutung zu. Subaru überlegte einen Moment, bevor er die Türe hinter sich ins Schloss fallen ließ. Hatte Seishirou ihm nicht morgens gesagt, er hätte heute bei der Rainbow-Bridge einen Auftrag zu erfüllen? Wenn ich bleiben würde, Wäre ich dir nur im Weg Also gehe ich, aber ich weiß Ich werde bei jedem Schritt an dich denken Subaru schüttelte abwesend den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. Es war die letzte in dieser Packung. Vielleicht sollte ich aufhören, dachte er. Er schnippte den Glimmstängel fort und machte sich auf den Weg zur Brücke. Dabei musste er an den Streit denken, den er am vorigen Tag mit Seishirou gehabt hatte. Es war kein richtiger Streit gewesen. Subaru hatte Seishirou nur überreden wollen, mal etwas Anderes anzuziehen als seine üblichen dunklen Klamotten. Er dachte gerne an das Geplänkel. Wundervolle Normalität, sich auf diese Art zu streiten. Auch wie sie sich vertragen hatten, war wundervoll gewesen, aber daran dachte er nicht ganz so gerne, denn wenn er daran dachte, konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Subaru lächelte dem hellen Vollmond entgegen. In Vollmondnächten wie diesen hatte er noch nie gut schlafen können, aber seit ein paar Tagen hatte er damit kein Problem mehr. Wie damals, als er und Hokuto im gleichen Bettchen geschlafen hatten, nach gruseligen Filmen. Nur war es nun Seishirou, der ihn Vampire und die anderen Ungeheuer vergessen ließ. Du, mein Liebling, du Bittersüße Erinnerungen Die Rainbow-Bridge war nicht, wie sonst stets, gut befahren. Die gesamte Umgebung war menschenleer. Ganz wie ausgestorben, lag es Subaru auf der Zunge. Er verdrängte den Gedanken. Ansonsten hätte er auch daran denken müssen, dass es vielleicht bald eine Leiche geben würde. Eine, die nicht Seishirou auf dem Gewissen hatte. Subaru hoffte nur, dass nicht er sondern der Erddrache diese Leiche sein würde. Gerade jetzt, wo es doch ganz so schien, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Nicht perfekt, aber gut. Bittersüße Erinnerungen Sind alles, was ich mitnehme Er betrat die Brücke und sah, etwa in der Mitte, ein helloranges Glimmen. Von einer Zigarette, wie er erkannte, als er näher kam. Subaru schloss die Augen und blieb neben der Person stehen, die er nun zweifelsfrei identifizieren konnte. Sogar mit geschlossenen Augen. Der Geruch von Kirschblüten lag in der Luft. „Was tust du hier? Warum ausgerechnet DU?!“ „Nun, ich sollte wohl froh sein, dass du das nicht gesagt hast, als du heute morgen nackt neben mir aufgewacht bist.“ Seishirou umarmte Subaru und ließ die Zigarette fallen. Subaru öffnete die Augen wieder und sah zu, wie langsam die Glut erlosch und sie im Dunkeln standen. Zumindest wenn man die Lichter Tokios gedanklich ausblendete. Auch wenn die Versuchung groß war, sich loszureißen, ließ es Subaru bleiben. Seishirou küsste die kühle Haut, die Subarus Halsschlagader bedeckte und genoss einen Moment das Gefühl zu spüren, wie seinen Lippen der Puls entgegenschlug. Als er fühlte, wie Subaru sich an ihn heranpresste, ließ er ihn los und entfernte sich ein paar Schritte. Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben „Sag es mir, bitte. Was tust du hier?“ „Ich habe nur einen Auftrag erledigt, nichts weiter...“ Erst jetzt fiel Subaru auf, dass an Seishirous rechter Hand Blut hinuntertröpfelte. Angewidert wandte er seinen Blick ab und starrte den Boden an. Dort lag noch immer die abgekühlte Zigarette. Er hob sie auf und schmiss sie ins Meer. Seishirou beobachtete ihn dabei. „Nur einen Auftrag also, ja?“ Subaru lehnte sich ans Geländer der Brücke und suchte den Himmel nach dem Sternbild ab, dem er seinen Namen verdankte. „Ja. Ein Auftrag. Du weißt schon. Serienkiller-Kram und so.“ „Sehr amüsant.“ Seishirou trat wieder näher an Subaru heran. Er tat es ihm gleich und lehnte sich an, sah zum Himmel und schwieg eine Weile. Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich hoffe, das Leben behandelt dich gut Und ich hoffe, du wirst alles bekommen, wovon du träumst „Seishirou... sag... hast du je... bereut, was du getan hast?“ „Mit Hokuto? Oder mit dir? Oder meinst du das eher allgemein?“ Subaru zuckte die Achseln und lehnte den Kopf an Seishirous. Dieser überlegte einen Moment, was er antworten könnte. Ihm fiel nicht sofort etwas ein, was er Subaru hätte sagen können. Es schien ihm alles zu hart und kalt. „Ich weiß es nicht. Was ist schon Reue? Was ist das überhaupt?“ „Nun ja, Reue ist, wenn man... wenn man... denkt, man hätte etwas nicht tun sollen.“ „Aber dann würde ich das Leben leugnen und das Leben ist mir zuviel wert, als dass ich es leugnen könnte.“ Subaru lauschte ihm aufmerksam. „Das passt gar nicht zu dir...“ „Du kennst mich nicht besonders gut, würde ich eher sagen.“ Subaru senkte den Blick und betrachtete das von der Nacht geschwärzte Wasser unter ihnen. „Mag sein, aber vielleicht...“ „Nichts da, kleiner Himmelsdrache. Willst du mich nicht davon abhalten, den Bannkreis zu zerstören?“ Du, mein Liebling, du Bittersüße Erinnerungen Sind alles, was ich mitnehme Subaru sprang ein paar Meter von ihm weg. „Das ist es also, was du willst? Mit mir kämpfen, wegen eines dummen, nutzlosen Bannkreises!?“ „Aber Subaru... wer wird denn da die Bannkreise so böse beschimpfen?“ „Du bist ein Verfluchter.“ „Bitte was?“ Für einen Moment war Seishirou verwirrt gewesen, doch er konnte den weißen Tauben ausweichen, die ihm Subaru auf den Hals hetzte. „Du bist verflucht, sage ich. Du bist traurig... und du denkst auch, du seiest verflucht dazu, dass es dein Schicksal wäre, traurig zu sein, aber...“ Seishirou holte aus. Er lächelte kühl. Seine Augen verrieten ihn allerdings. Für einen Moment glänzten sie. Ähnlich Augen, aus denen Tränen treten. „Es ist genug, Subaru-chan.“ Als nächstes spürte Subaru, wie sein Unterarm in etwas feststeckte, was er Sekunden später als Seishirous Torso erkannte. Wenn ich bleiben würde, Wäre ich dir nur im Weg Also gehe ich, aber ich weiß Ich werde bei jedem Schritt an dich denken „Was...?“, keuchte Subaru. Er zog seinen Arm aus Seishirous Brustkorb und fing den dem Tode nahen Körper auf. „Es tut mir Leid, Subaru. Aber ich bin nicht so stark wie du.“ Ich hoffe, das Leben behandelt dich gut Und ich hoffe, du wirst alles bekommen, wovon du träumst Und ich wünsche dir Freude und Glück Aber vor allem wünsche ich dir Liebe Subaru hörte zu, wie Seishirou ihm alles erläuterte. Der Fluch Hokutos, ihr Todestag. Aber ihm schien es nicht so wichtig in diesem Moment. „Warum hast du das getan?“ „Du hast ein sehr schönes Lächeln, Subaru.“ „Das ist doch jetzt...“ „Ich mochte es sehr. Aber wenn du weinst, bist du auch sehr schön.“ „Seishirou...“ „Ich konnte mich nie richtig entscheiden. Tränen oder Lachen?“ „Seishirou!“ „Weißt du Subaru, du warst der Einzige, den ich immer...“ Du, Liebling, ich liebe dich Oh, ich werde dich immer, immer lieben Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich – ich werde dich immer lieben Subaru schrie auf. Er ließ den leblosen Körper nicht los. Kamui und Sorata hatten einiges zu tun, ihn von dem toten Seishirou wegzuzerren. Schlussendlich schafften sie es dann aber doch. Als sie auf einem Dach einige Kilometer entfernt landeten, betrachteten sie gemeinsam den Einsturz der Brücke. Subaru weinte stumm, während Sorata und Kamui sich erst einmal etwas von ihm entfernten. Einige Male sah er sich versucht, wieder dorthin zurückzugehen. Er hatte Seishirous Körper nicht mitnehmen können. Für den Moment lang beschloss er, Kamui zu hassen. Du, mein Liebling, du Bittersüße Erinnerungen Sind alles, was ich mitnehme Also auf Wiedersehen Doch bitte weine nicht Als die Brücke vollständig in sich zusammengestürzt war, gingen sie. Kamui wollte zwar die Nacht über bei ihm bleiben, doch Subaru schickte ihn fort und auch Sorata war der Ansicht, dass es besser wäre, den Trauernden allein zu lassen. Doch bitte weine nicht Oh, bitte weine nicht Subaru konnte in dieser Nacht nicht schlafen, und es lag nicht am Vollmond. Auch nicht an den vielen Streifenwagen, die Richtung Rainbow-Bridge fuhren und deren abwechselnd rotes und blaues Geblinke einen in den Wahnsinn treiben konnte. Das letzte Mal, dass er so geweint hatte, erinnerte er sich, war, als Seishirou sein eines Auge verloren hatte. Selbst bei Hokutos Tod hatte er nicht so sehr geweint. „Also wirklich, Subaru. Das ist aber nicht nett, so was zu denken!“ Hokuto war hinter ihm aufgetaucht. Wäre er ansonsten verschreckt aufgesprungen, blieb er jetzt teilnahmslos sitzen. Seine Schwester seufzte und setzte sich vor ihm auf den kühlen Teppichboden. Subaru linste zu ihr. Er würde sich sicherlich nicht aus seinem bequemen Sessel herausbewegen. „Ich wusste, dass es so kommen würde. Ihr habt ja nicht auf mich gehört...“ „ICH habe auf dich gehört. Er hat...“ „Er hat alles kaputtgemacht. Ich weiß.“ Sie legte ihre Arme um Subaru und obwohl er wusste, dass er eigentlich nichts hätte spüren dürfen – immerhin war sie nur ein Geist –, fühlte er sich binnen Sekunden gewärmt und behütet. Wir wissen beide ich bin nicht das, was du – was du brauchst Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben „Warum hat er das gemacht!?“ „Hat er dir die Antwort denn nicht gegeben?“ Subaru musterte Hokutos Gesicht. Durch sie hindurch konnte er den Wandspiegel sehen und somit sich selbst. Sein blindes Auge stach nicht so sehr heraus, wie es das sonst tat. Seine Haut war so bleich wie das Auge weiß. „Du meinst, als er sagte, es tue ihm Leid und er sei zu schwach?“ Hokuto nickte leicht. „Das ist eine Lüge gewesen.“ „Menschen lügen nicht, bevor sie sterben. Glaub mir.“ „Tatsächlich?“ „Er sicher nicht. Oder hast du ihm auch hier wieder nicht zugehört?“ Ich werde bei jedem Schritt an dich denken Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Subaru dachte nach. Doch, Seishirou hatte ihm etwas über das Leben gesagt. Wie wichtig er es fände. „Ja... dann hat er wohl nicht gelogen?“ „Er hat die Wahrheit gesagt. Bis zum letzten Atemzug.“ Sie lächelte und gab ihm einen geisterhaft kühlen Kuss auf die Stirn. Er schloss die Augen und nickte sich selbst zu. Er wusste, wenn er die Augen aufmachte, wäre seine Schwester verschwunden. „Du warst auch der Einzige, den ich immer... geliebt... habe...“ Vor allem wünsche ich dir Liebe Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich – ich werde dich immer lieben Du, Liebling, ich liebe dich Oh, ich werde dich immer, immer lieben Subaru schlug die Augen auf und sah, dass seine Annahme richtig gewesen war. Hokuto war verschwunden, wie er ebenfalls nur zu gut wusste, für immer. Er quälte sich aus den Stiefeln und zog die Knie an seine Brust heran. Die gesamte Nacht verharrte er so eingekrümelt im Sessel, wach und frierend, mit der Kleidung, auf der langsam aber sicher auch der letzte Tropfen Blut trocknete. Ich hoffe, das Leben behandelt dich gut Und ich hoffe, du wirst alles bekommen, wovon du träumst Und ich wünsche dir Spaß und Glück Aber vor allem wünsche ich dir Liebe Irgendwann, als der Mond schon wieder der Sonne Platz machen wollte, fiel er dann doch noch in einen unruhigen Schlaf. Traumlos und in einer unbequemen Haltung schlief er bis in den späten Nachmittag hinein. Als er aufwachte, spürte er zunächst einen stechenden Schmerz im Nacken und als er aufstand wankte er kurz umher. Ihm war unglaublich schwindlig und übel, aber er kämpfte sich bis zum Badezimmer vor – nach dem Duschen zog er allerdings die alte Kleidung wieder an. Des Weiteren hatte er darauf geachtet, alle Körperregionen auszusparen, die Seishirou vor seinem Tod noch einmal berührt hatte. Ich werde bei jedem Schritt an dich denken Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Gedankenverloren setzte er sich zurück in seinen Sessel und starrte nach draußen. Es wurde schon wieder dunkler, aber auf den Straßen Tokios herrschte reges Treiben. Wie jeden Tag, wie jede Stunde, Minute und Sekunde. Vierundzwanzig Stunden lang pulsierte das Leben in dieser Metropole und so abgedroschen die Phrase war, anders konnte man es nicht gut genug beschreiben. Subaru stand auf und näherte sich dem Fenster. „Was will ich noch hier... hier ist... nichts von ihm. Und von mir auch nicht.“ Wenn ich bleiben würde, Wäre ich dir nur im Weg Er schaffte es, noch vor Anbeginn der Nacht vor dem Anwesen des Sakurazukamori zu stehen. Unschlüssig stand er vor dem Koloss. Jetzt ist es wohl mein Anwesen, dachte er verbittert. Er schloss die Tür hinter sich und suchte sich seinen Weg durch die geräumige Wohnung hindurch zum Garten. Dort erwartete ihn schon jemand. „Der Kamui der Erddrachen? Was suchst du hier?“ „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Subaru lehnte sich an den Stamm des Kirschbaums, unter dem Hokuto getötet worden war. „Das interessiert mich nicht.“ „Natürlich. Jetzt interessiert dich gar nichts mehr. Ich weiß, ich weiß. Dennoch...“ Der Anführer der Erddrachen reichte ihm ein Kästchen. Skeptisch beäugte Subaru es und gab es ihm dann wieder zurück. „Was soll ich damit?“ „Darin befindet sich das intakte Auge des Seishirou Sakurazuka.“ Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Subaru horchte interessiert auf. „Wenn du es annimmst, das sollte dir klar sein, übernimmst du auch seinen Platz bei den Erddrachen, den er freigelassen hat.“ Subaru zögerte nicht und nahm den Behälter wieder an sich. „Das geht in Ordnung.“ Er presste den kleinen Kasten an sich. Kamui beobachtete ihn eingehend. Er wusste, bald würde der größte Wunsch des Sumeragi in Erfüllung gehen. Aber noch war es nicht an der Zeit dafür. Doch schon sehr bald würde womöglich alles anders aussehen. Nur war das dann nicht mehr seine Sache. Er ging und ließ Subaru mit sich selbst, dem Kirschbaum und dem Auge des ehemaligen Sakurazukamori allein. Ich hoffe, das Leben behandelt dich gut Und ich hoffe, du wirst alles bekommen, wovon du träumst Und ich wünsche dir Spaß und Glück Aber vor allem wünsche ich dir Liebe Und ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich werde dich immer lieben Ich – ich werde dich immer lieben Du, Liebling, ich liebe dich Oh, ich werde dich immer, immer lieben Wegen dir --------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Subaru rieb sich den Schlaf aus den geröteten Augen. Auch heute hatte er keine ruhige Nacht gehabt. Er konnte einfach nicht schlafen. Nicht in diesem Bett, in dem er vor wenigen Wochen noch mit Seishirou gelegen hatte. Gemeinsam mit ihm, nicht nur mit einem Augapfel von ihm in sich selbst. Obwohl nicht von der Hand zu weisen war, dass etwas von Seishirou in ihm gewesen war – und auch umgekehrt. Subaru schmunzelte. Wenigstens das hatte er vor des Sakurazukamoris Tod noch erleben dürfen. Er hatte es geliebt die Oberhand zu haben und es war spannend gewesen zu sehen, wie sich Seishirou verhalten hatte, als er sich kurz fallen ließ. Jetzt war er schon seit drei Wochen tot und Subaru wohnte seit dieser Zeit in seinem Haus. Als neuer Sakurazukamori, alleine. Ausgenommen das fremde Auge, das in ihm war und ihm Gesellschaft leistete. Ich habe zugesehen, wie du starbst Ich habe dich jede Nacht im Schlaf weinen hören Er drehte sich zur Seite und starrte die Wand an. Der digitale Wecker, den er sich besorgt hatte, warf die Uhrzeit an die Decke. Es war schon Mittag und er hatte heute noch einen Auftrag zu erledigen. Inzwischen hatte er sich schon daran gewöhnt, Mensche zu töten. Es war nicht schwer gewesen. Er liebte das dumpfe Gefühl, dass es in ihm auslöste. All das Blut, das ihm entgegenspritzte, wenn er jemandem die Kehle durchschnitt, ließ ihn wenigstens für einen Moment vergessen, was er alles in seinem Leben verloren hatte. Dachte er später darüber nach, spürte er keine Reue. Zum ersten Mal verstand er Seishirou und dafür war er dankbar. Zum ersten Mal verstand er, wie bitter und tot Seishirou gelebt haben musste. Zum allerersten Mal bemerkte er, wie kalt es Seishirou Nacht für Nacht gehabt haben musste. Die Unlust das fremde Blut abzuwischen. Die Bitterkeit, keinen anderen Sinn zu haben, keine andere Möglichkeit und kein anderes Gefühl, als die schöne Dumpfheit. Ich will nicht die selben Fehler machen, die du gemacht hast Ich werde es nicht zulassen Meinem Herz so viel Elend zuzumuten Ich will nicht zerbrechen, wie du Vielleicht – nein, sogar wahrscheinlich – hatte Hokuto Recht gehabt. Du hättest dir mehr Mühe geben sollen, ihn zu retten, dachte Subaru in einem Anflug von neuerlicher Verzweiflung, wie sie ihn seit einiger Zeit öfters überrollte. Andererseits dachte er auch, dass es unfair von Seishirou gewesen war, soviel zu verlangen und so wenig zu geben. Nur jetzt, da er tot war, hatte er ihm etwas gegeben – die Erkenntnis, wie furchtbar eintönig und kalt der Beruf eines Serienkillers war. Wie viel Tränen es gab, die nicht geweint werden konnten, weil niemand da war, der die Traurigkeit gesehen hätte. Du bist so tief gefallen Ich habe es auf dem harten Weg gelernt, Es nicht soweit kommen zu lassen Subaru seufzte und setzte sich auf. Er sah den Spalt des Rollladens an, unter dem das Sonnenlicht hindurchstrahlte. Guten Mutes stand er auf und zog den Rollladen nach oben. Die Sonne blendete ihm direkt ins Gesicht, sodass er die Augen fest zusammenpresste. Das fremde Auge schien zu pulsieren. Es dauerte eine Weile, bis er sich an das helle Licht gewöhnt hatte. Als er die Augen wieder öffnete, sah er Tokio. Nicht mehr ganz so schön wie früher, hatte der Kamui der Erddrachen doch schon das Seinige dazu getan, dass es dem Ende zuging. Bald wäre der Tag des Versprechens, Tag X. Jetzt, da er dank Seishirous Auge ein Erddrache war, konnte auch er es spüren. Wegen Dir Weiche ich nicht zu weit vom Weg ab Wegen Dir Habe ich gelernt auf der sicheren Seite zu stehen, um nicht verletzt zu werden Subaru streckte sich und machte sich auf den Weg ins Bad. Das Wasser war kalt, geradezu eisig, aber er mochte es so. War er früher jemand gewesen, der ein heißes Schaumbad einer Dusche vorzog, so pflegte er jetzt, sich einen eisigen Wasserstrahl über den Körper zu jagen. Das erinnerte auch nicht so sehr an menschliche Berührungen. Wegen Dir Finde ich es schwer nicht nur mir zu vertrauen, sondern auch allen um mich herum Wegen Dir Habe ich Angst Er strich über sein Augenlid – das Auge, das vorher Seishirou gehört hatte. Es schmerzte hin und wieder, wie auch in diesem Moment, in dem er unter der Dusche stand und eine Gänsehaut bekam. Fast war es, als hörte er Seishirou, wie er ihm zuflüstern würde, er solle doch das Wasser wärmer stellen. Er würde sich sonst sicher erkälten. Subaru lehnte sich an die Duschwand und suchte nach dem Shampoo. Letztens hatte er etwas davon in die Augen bekommen und es war auch da so gewesen, als ob er gehört hätte, wie Seishirou empört aufschrie. Natürlich konnte das nicht sein, vielleicht waren es auch Wahnvorstellungen, aber in jedem Fall war es tröstend. Man fühlte sich gleich nicht mehr so einsam, mit einem schimpfenden Augapfel an der Seite. Ich verliere meinen Weg Und es wird nicht lange dauern, bis du mir das klarmachst Ich kann nicht weinen, Denn ich weiß, das ist Schwäche in deinen Augen Ich werde gezwungen, alles zu fälschen, Das Lächeln, das Lachen, jeden Tag in meinem Leben Wie immer war Subaru schon nach zehn Minuten fertig mit der allmorgendlichen Wäsche. Hatte er einen Auftrag, wusch er sich manchmal auch abends noch. Ihm war es zwar egal, dass das Blut an ihm klebte, aber Seishirou hätte es sicher unhygienisch gefunden. Also achtete er darauf, stets sauber ins Bett zu gehen, damit das Auge nichts zu beanstanden hatte. Subaru zog sich den schwarzen Mantel an, der ihm etwas zu groß war. Immerhin hatte er vorher Seishirou gehört, also war das nicht weiter verwunderlich. Subaru liebte es, sich mit Dingen zu umgeben, die Seishirou gehört hatten. Das Haus, die Kirschbäume und Subaru selbst waren sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Sie hatten alle Seishirou gehört. Sie alle vermissten ihn jetzt. Mein Herz kann unmöglich zerbrechen, Wenn es nicht einmal von Beginn an ganz war Subaru öffnete die Tür und ihm kam ein warmer Windhauch entgegen. Die Sonne stand nicht mehr ganz an ihrem höchsten Punkt, aber es dauerte noch, bis sie unterging. Er konnte sich also noch etwas Zeit lassen, bis er zu dem Ort musste, wo sein heutiges Opfer auf ihn warten würde. Die Regierung hatte ihn gebeten, diese Person zu eliminieren. Anfangs hatte er das Wort „eliminieren“ im Zusammenhang mit der Tötung eines Menschen für komisch gehalten, aber jetzt wusste er nur zu gut, dass dieser unterkühlte Begriff genau passte. Schlafen, essen – Leute töten. Mein Herz kann unmöglich zerbrechen, Wenn es nicht einmal von Beginn an ganz war Subaru linste um die Ecke. Das Restaurant, dessen Besitzer noch in dieser Nacht sterben würde, war gerade geöffnet worden. Er kam also zum richtigen Zeitpunkt. Als er eintrat, ertönte die Klingel und er schrak kurz zusammen. Subaru erinnerte sich, wie lang er schon nicht mehr in ein Restaurant gegangen war. Seit Hokutos Tod nicht mehr. Seit Seishirous Verrat. Aber jetzt gehörte all das mehr oder weniger der Vergangenheit an. Er setzte sich an einen der Tische, die tief in einer der Ecken versteckt lagen und schon bald kam eine Bedienung, die seine Bestellung aufnehmen wollte. „Orangensaft, bitte. Aber kalt. Ein kleines Glas“, sagte er träge. Seit dem Gespräch mit dem Kamui der Erddrachen hatte er keine Unterhaltung mehr geführt. Er war froh, dass die alte Frau, die ihn bediente, ihn nicht zum Smalltalk zwingen wollte. Wegen Dir Finde ich es schwer nicht nur mir zu vertrauen, sondern auch allen um mich herum Wegen Dir Habe ich Angst Er nippte an seinem Glas und beobachtete, wie sich der Laden langsam füllte. Familien und Paare suchten sich die Plätze aus, die ihnen am besten gefielen. Die Pärchen bevorzugten, genau wie Subaru selbst, die Eckplätze. Dort konnten sie sich ungestört miteinander vergnügen. Subaru spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als er sah, wie sich das jugendliche Paar, das eben eingetreten war, begann zu küssen. Schnell wandte er seinen Blick ab, nahm noch einen Schluck von seinem Saft und starrte dann betreten auf das dunkle Holz des Tisches, an dem er saß. Draußen hatte es begonnen zu regnen. Er hörte, wie die Familie, die einen Tisch weit entfernt von ihm Platz genommen hatte, sich gemeinsam darüber wunderte, dass es auf einmal schlechtes Wetter gab. Wo die Sonne doch den ganzen Tag so schön geschienen hatte. Ich war so jung Du hättest es besser wissen sollen, als dich auf mich zu stützen Du dachtest nie an irgendjemand Anderen Du sahst nur deinen eigenen Schmerz Subaru störte sich nicht an diesem Wetter. Den Kirschbäumen würde es gut tun und darüber freute er sich. Die letzten Tage war es viel zu trocken gewesen, da kam der Regen gerade richtig. Dass die Familie darüber nicht erfreut war, konnte er aber auch nachvollziehen. Sicher machten die Eltern sich Sorgen, ihre Kinder könnten krank werden und die Kinder waren traurig, weil die Eltern sie nicht draußen spielen lassen würden. Er seufzte. Draußen spielen war etwas gewesen, was ihm seine Großmutter früher nur sehr selten erlaubt hatte, selbst bei Sonnenschein. Er fragte sich, ob es an ihm gelegen hatte oder nur daran, dass er Stammhalter war. Nicht, dass er nicht wusste, dass seine Großmutter ihn liebte, aber damals, in der Zeit, als sie ihm die Handschuhe gegeben hatte, war es wohl doch etwas Anderes gewesen, als die Angst vor einer Erkältung, die sie ihn im Haus behalten ließ. Wegen Dir Weiche ich nicht zu weit vom Weg ab Wegen Dir Habe ich gelernt auf der sicheren Seite zu stehen, um nicht verletzt zu werden Wegen Dir Der letzte Schluck war getan und das leere Glas wurde in Windeseile von der Bedienung entfernt. Sie schien enttäuscht, als Subaru nicht sagte, dass er bezahlen wolle. Sie hielt ihn wohl für einen ziemlich merkwürdigen Kauz. Das bin ich ja auch, dachte Subaru und ein Lächeln trat auf seine Lippen. Ob sie wohl ihren Job verlieren würde, wenn er den Besitzer erst mal getötet hatte? Wahrscheinlich schon. Es tat ihm etwas Leid um die gute Frau. Auch wenn sie ihn skeptisch beäugte, war sie doch so nett gewesen, ihm keine Fragen zu stellen oder ihn hinauszuscheuchen. Das hielt er ihr zugute. Selbst die Leute, die er im Begriff war zu töten, stellten ihm oft noch Fragen. Fragen, die er nie im Leben beantworten würde. Niemandem. Fragen, die man normalerweise nicht stellte. Ob es Seishirou genau so gegangen war? Und jetzt weine ich mitten in der Nacht, Aus dem selben, verdammten Grund Subaru warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon recht spät geworden. Genau die richtige Uhrzeit, um einen Mord zu begehen. Er stand auf und hinterließ reichlich Trinkgeld. Seit er Sakurazukamori war, achtete er nicht mehr so sehr auf das Geld. Er wusste nicht wieso, aber es war so. Es hatte sich so eingestellt. Ganz langsam war es ihm immer mehr egal gewesen. Nicht nur, weil das Ende der Welt bevorstand, zumindest da war er sich gewiss. Er fragte sich manchmal, ob Seishirou es schlimm fände, wie Subaru mit dem Geld seiner Familie umging. Aber vielleicht, wenn die Möglichkeit auch noch so verschwindend gering war, war Seishirou, wo auch immer er nun verweilte, ja froh darüber, dass Subaru das Geld ausgab und wenigstens auf materieller Basis ein gutes Leben führte. Auch wenn sein Todeswunsch nach wie vor existierte. Stärker noch als vor Seishirous Ableben. Das Auge zuckte zusammen und Subaru schob die Suizidgedanken beiseite. Dazu war nun auch wirklich nicht die richtige Zeit. Immerhin würde er gleich jemanden ermorden. Ich gebe mein Bestes, um das Alles zu vergessen Wegen Dir Ich weiß nicht, wie ich mich irgendjemand Anderem öffnen soll Wegen Dir Das Blut war warm und dickflüssig. Wie immer. Es war hellrot, auf weißen Kleidungsstücken, dunkelrot auf schwarzen. Subaru wischte sich die Flüssigkeit aus dem Gesicht und schloss mit einer gekonnten Handbewegung die Augen des Restaurantbesitzers. Er hatte keine dummen Fragen gestellt. Er hatte wissend gelächelt und gemeint: „Wenigstens werde ich von einem hübschen Menschlein umgebracht.“ Dann hatte er noch ein letztes Mal gelacht, ehe Subaru ihn, mit der gleichen Technik, mit der er schon Seishirou – wenn auch in dessen Fall unfreiwillig – getötet hatte, niederstreckte. Ein kurzes Keuchen und dann war es vorbei. Wie immer, wenn man, wenn er tötete. Subaru seufzte gelangweilt und machte sich auf den Weg zurück nach Hause. Das Haus des Sakurazukamori. Des kalten Killers der die Macht einer Organisation hatte. Des kalten Killers, der wohl am allermeisten eines gewesen war: Unglaublich leer, auf der Suche nach einer warmen Füllung. „Wärst du nur nicht so ein verdammter Feigling gewesen, Seishirou.“ Wegen Dir Schäme ich mich meines Lebens, denn es ist leer Wegen Dir Habe ich Angst Wegen Dir Wegen Dir Unbreak my heart ---------------- Es war später Herbst, bald würde Winter sein. Die Blätter hatten sich inzwischen alle verfärbt und kalter Wind zog hin und wieder auf. Am heutigen Abend war es allerdings warm. Man hätte meinen können, es handele sich um die letzten Sommertage. Das war aber nicht der Fall, und ohnehin war es nicht mehr weiter wichtig, was für ein Wetter in welcher Jahreszeit herrschte. Der Großteil Tokios war zerstört. Ganz Japan glich einer riesigen Müllhalde für den Schutt, der aus Tokio herausgewirbelt war, als es in die Luft geflogen war. Oder sollte man besser sagen: Der Schutt, der Japan jetzt bedeckte und zu ersticken drohte, und einmal Tokio, die Hauptstadt des Landes, gewesen war? Lass mich nicht allein mit all diesem Schmerz Lass mich nicht allein im Regen stehen Komm zurück und bring mir mein Lächeln wieder Komm zurück und lass diese Tränen verschwinden Subaru gähnte herzhaft. Obwohl es kaum noch Menschen geben konnte, so fanden irgendwelche zwielichtigen Gestalten immer noch Aufträge für ihn, die er, aus reiner Langeweile schon, annahm. Die meiste Zeit über meuchelte er die letzten paar korrupten Anwälte und Politiker nieder, die noch überlebt hatten, da sie es sich hatten leisten konnten, sich evakuieren zu lassen. Hinoto schien ihre Finger da mit im Spiel gehabt zu haben, doch genaueres wusste Subaru nicht. Es interessierte ihn auch nicht, so lange er dadurch etwas zu tun bekam. Er lehnte sich in dem Gartenklappstuhl zurück und betrachtete seinen Garten, den Garten der Familie Sakurazukamori. Er errötete leicht als er daran dachte, dass er quasi durch den Mord an Seishirou hier „eingeheiratet“ hatte. Der Gedanke gefiel ihm. Der Garten gefiel ihm ebenfalls. Hier blühte noch alles. Jede einzelne Blume blühte und der Rasen war kräftig grün. Wie Subaru inzwischen wusste, lag das am Blut der Menschen, die unter diesem wundervollen Garten begraben lagen. Es störte ihn nicht. Früher hätte er die Pracht sicher nicht bestaunen können, mit solch einem Hintergrundwissen, aber jetzt konnte er es – und er genoss es auch in vollen Zügen. Bring die Freude zurück in mein Leben Lass mich nicht hier, mit diesen Tränen Die leichten, rosa Blüten des großen Kirschbaumes, der inmitten des Gartens stand, wiegten sich in der sanften Brise, die im Herbst oft herrschte. Subaru hatte sie nie für besonders befunden und er hatte nie alleine wegen ihr die Augen geschlossen, um besser genießen zu können, wie der Wind seine Wangen streichelte. Heute ließ er sich Zeit dazu. Ob es davon kam, dass er durch seine Aktivität als Killer eine neue Einsicht ins Geheimnis des Lebens bekommen hatte? Sicher. So wie Seishirou diese eigenartige Weise hatte, über das Leben und das Sterben und die Liebe und den Hass zu sprechen, so war Subaru nun auch eigenartig geworden. Nur fand er es äußerst bitter, dass er das Seishirou nicht mitteilen konnte. Allerdings war er an dieser Tatsache ja selbst Schuld. Mehr oder minder hatte er Seishirou in den Tod getrieben. Er lächelte. Hätte Seishirou mich nicht geliebt, dachte Subaru, dann hätte er sich nicht von mir töten lassen wollen und dann würden wir beide noch leben. Aber dann hätte ich wahrscheinlich zu viel nie kennen gelernt und Seishirou vielleicht auch nicht, schloss er seine Gedankengänge ab und lehnte sich an den wichtigsten Baum hier im Garten. Der große, makellose Kirschbaum. Der, der am meisten Blut brauchte, um voll aufzublühen, dafür aber auch am schönsten war. Komm und küss diesen Schmerz hinfort Ich kann den Tag, an dem du gegangen bist, nicht vergessen Die Zeit ist so hart Und das Leben ist furchtbar, ohne Dich, hier an meiner Seite Subaru küsste die kalte Rinde, die sich verschnörkelt um das weiche Holz rankte, das innerhalb des Stammes zu finden sein würde, wenn man ihn irgendwann fällte. Sollte die Welt heute untergehen, dann wäre das natürlich nicht mehr nötig und es würde dem Baum auch sicher nicht so wehtun, wie eine Axt, von Menschenhand geführt. Ich brauche jetzt deine Arme, die mich halten Die Nächte sind so kalt Bring diese Nächte wieder, als ich dich neben mir in meinen Armen hielt Mach mein Herz ungebrochen Er war schon seit der Früh auf, hätte es noch Hähne in der Nähe gegeben, sie hätten sogar noch geschlafen, aber dass ihn jetzt so eine gewaltige Müdigkeit überrannte, verdutzte ihn doch. Seit er Mörder war, schlief er ohnehin viel zu viel. Aber er hatte ja sonst auch nichts zu tun, ausgenommen, Leute zu killen, von denen er höchstens mal etwas in der Zeitung gelesen hatte und ihren Namen wieder vergessen, nachdem Hokuto ihm ins Ohr gebrüllt hatte. Irgendetwas. Hokuto war es auf Inhalt nicht so sehr angekommen, wenn es darum gegangen war, ihren Zwilling verlegen zu machen. Das hatte sie sehr gut gekonnt. Seishirou ebenfalls. Doch inzwischen dachte Subaru, dass auch er Seishirou einige Male verlegen gemacht haben konnte. Zumindest das eine Mal ganz sicher. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er ließ sich auf den Boden fallen. Subaru kniete auf der Stelle, an der Seishirou damals, vor vielen Jahren, Hokuto getötet und vergraben hatte. Das Schicksal hatte hier schon einmal getötet und vielleicht hatte es das getan, um das bestmögliche aus einer unmöglich komplizierten Situation zu machen. „Es wäre so schön, würde es das heute wieder tun“, murmelte Subaru gegen die Wurzeln des Baumes. Inzwischen saß er geduckt da, den Kopf auf den untersten Teil des Baumes gestützt, der in die Erde überging. Tränen rannen ihm über die Wangen. „Heute geht die Welt unter. Willst du mich so sterben lassen?“ Mach mein Herz ungebrochen Sag mir, dass du mich wieder lieben wirst Mach diesen Schmerz ungefühlt, den du verursacht hast, Als du gingst, Und aus meinem Leben verschwandest Mach diese Tränen ungeweint Ich habe so viele Nächte geweint Mach mein Herz ungebrochen, mein Herz Nimm dieses traurige Wort, „Good-Bye“, zurück Bring die Freude zurück in mein Leben Lass mich nicht hier, mit diesen Tränen Komm und küss diesen Schmerz hinfort Ich kann den Tag, an dem du gegangen bist, nicht vergessen Die Zeit ist so hart Und das Leben ist furchtbar, ohne Dich, hier an meiner Seite Die Blüten und Blätter über ihm raschelten im Takt. Subaru fragte sich einen Moment, ob sie tanzten und sich über ihn lustig machen wollten. Er verwarf den Gedanken, denn inzwischen hatte er sich mit diesem Baum angefreundet. Selbst für den Kamui der Erddrachen hatte sich das abstrus angehört, als Subaru es ihm während eines Gesprächs offenbart hatte. Selbst diesem durchgeknallten Amokläufer bin ich unheimlich, dachte er und ein leichtes Lächeln, das auf seinen Lippen gelegen hatte, formte sich zu einem Grinsen. Oh, oh Lass mich nicht allein mit all diesem Schmerz Lass mich nicht allein im Regen stehen Bring diese Nächte wieder, als ich dich neben mir in meinen Armen hielt „Ich denke, es reicht jetzt.“ Subaru hob den Kopf an und sah sich verwirrt um, woher die tiefe, angenehme Stimme gekommen sein mochte, die er meinte gehört zu haben. Ebenfalls hatte er das Gefühl, dass er diese Stimme kannte. Äußerst gut. Eine Stimme, die er sich vor einiger Zeit eingeprägt hatte, als sie ihre vermeintlich letzten Worte gesprochen hatte. „Der Baum, Subaru. Ich hatte eigentlich mehr von dir erwartet, aber gut.“ Subaru blinzelte, rieb sich die Augen und betrachtete den Kirschbaum, an dem sich äußerlich nichts verändert hatte, aus dem aber eindeutig Seishirous Stimme zu hören war. „Falls jetzt die Frage kommt, hier die Antwort: Nein, du bist nicht vollkommen übermüdet. Aber ich denke, ein ewiger Schlaf würde dir langsam mal gut tun.“ Mach mein, Mach mein Herz ungebrochen, oh Baby Komm zurück, und sag mir, dass du mich liebst Mach mein Herz ungebrochen, „Sweet Darling“ „Das denke ich auch, Seishirou.“ Subaru schmiegte sich an den Baum wie an ein weiches Daunenkissen und schloss die Augen. War es ihm eben noch kalt gewesen, so spürte er im nächsten Moment schon Arme um sich, die ihn wärmten. „Da bist du ja, du Möchtegern-Killer.“ „Schwächling.“ „Das können wir später klären...“ Subaru hielt die Augen weiterhin geschlossen. Er spürte wie sein Oberkörper angehoben wurde, ein Finger unterm Kinn, welches sich von selbst nach oben bewegte und dann weiche Lippen, die er auf seinen spürte. „Das ist also der Himmel.“ „Ich zeige dir später alles...“, Seishirou atmete tief ein, als ob er sich aus dem Nichts Mut zusammensaugen wollte, „Schön, dass du endlich da bist. Ich glaube, ich hab dich ziemlich vermisst, weißt du?“ Subaru nickte und öffnete endlich die Augen. Er konnte Seishirou sehen. Lebendig sah er aus. Auf die Umgebung achtete er nicht. „Das hört man gern.“ Ohne dich kann ich nicht weiterleben, Nicht weiterleben A/N: Ein ganz großes Dankeschön an alle Leser, die so lange dabei geblieben sind! Natürlich auch an ninnive (Livejournal), die mir als Beta bei dieser Story sehr geholfen hat. :) Auf Wiedersehen! Denn wer weiß, vielleicht liest man sich ja mal wieder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)