Love before Time von Joanie ================================================================================ Kapitel 5: Der Ausflug - 1. Tag - --------------------------------- So sehr ich mich auch freute mich Alex unterwegs zu sein, einen Hacken hatte es doch. Es war tierisch heiß und das Auto hatte keine Klimaanlage. Also wurden die Fenster heruntergekurbelt. Das brachte nur leider bedingt was. Während der dreistündigen Fahrt redete Alex so gut wie gar nicht mit mir und ich kam mir reichlich dämlich in dem Moment vor. Deshalb beschloss ich, die meiste Zeit der Fahrt damit zu verbringen, dass ich schlafe. Was ich auch tat. Ich schlief zwar nicht besonders fest und bei jeder Gelegenheit wachte ich wieder auf, aber immerhin etwas. Die Wärme konnte ich so besser ertragen. Zwischenstopp machten wir nur einen. Er musste das Auto auftanken. Die Tankstelle war fast leer. Kaum Menschen da. Ich nutzte die Gelegenheit um mich kurz die Beine zu vertreten. Und Alex schwieg weiter. Vorhin, als er mich abgeholt hatte, da hatte er noch gute Laune. Aber jetzt? Er schwieg. In meiner ganzen Art sorgte ich natürlich auch wieder dafür, dass ich das nächste Fettnäppchen mitnahm. Der Besitzer der Tankstelle fand es gar nicht gut, dass ich dort etwas hin und her lief. Ehrlich gesagt ich wusste auch nicht wieso er was dagegen hatte. Manche Menschen sind schon komisch. Der dumme Typ blaffte mich nur an, dass ich doch entweder im Laden was kaufen solle oder wieder in den Wagen setzten sollte. Er duldet Rumlungerei nicht. Das konnte ich nicht auf mich sitzen lassen. Ich reagierte sehr gereizt und schnauzte ihn an, warum er mich hier so anmache. Ich hätte nichts getan und es ist doch nicht verboten, wenn man sich kurz die Beine vertreten würde. Bevor ich weiterreden konnte, griff mich Alex am Arm und schaute mich sehr böse an. "Ins Auto!" kommt nur in Befehlsform. Er ging mit dem Typen in den Laden und bezahlte. Dann fuhren wir weiter. Oh man. Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, dass Alex sauer war. "Aber sonst geht's noch oder was?" fuhr er mich an. Völlig verschreckt schaute ich ihn nur an. Ich war die ganze Zeit der Meinung, dass ich im Recht war. Was sollte das also? "Er hat aber angefangen. Ich lass mich nicht beschimpfen." Entgegnete ich energisch. "Na und. Aber trotzdem. Sei nicht so frech" Damit war das Thema gegessen. Er schaute weiter auf die Fahrbahn und hatte es damit abgeharkt. Nach noch endlos erscheinenden Stunden kamen wir endlich an. Er hielt vor einem sehr großen Haus. Einer alten und geheimnisvoll wirkenden Villa. Den Wagen stellte er unter einem Baum im Schatten ab. Ich selber stand mit meiner Tasche vor dem Eingang und bestaunte das Haus. Es wirkte etwas wie ein Spukschloss. Von der Erde aus rankelten Efeustränge nach oben und bedeckten das gesamte Mauerwerk. Da zwischen schauten immer mal ein paar Fenster raus, die aber alle vorgezogene Vorhänge hatten. An der Seite sah man dann das Grundgemäuer. Alter roter Backstein bis unter da Dach. Die Eingangstür, oder sollte man Tor sagen, war aus massiven Holz und sehr wuchtig. Die einzigsten Zierelemente waren die Metallscharniere. Ansonsten keine Kringel oder irgendwelchen Schnickschnack. Das Gefühl ein kleines Schloss vor sich zu haben wurde durch die kleinen Türmchen verstärkt, die hier und da herausragten. Ich stand da und schaute in die Höhe. Wow ein kleines Spukschloss, dachte ich. Ein lauter Schrei ertönte plötzlich aus meinem Mund. Von Alex wurde ich sehr ruckartig aus den Gedanken gerissen, weil er mit in meinen Po gekniffen hatte. Er lachte. Es war ein ehrliches und sehr süßes Lachen. "Hab ich dich erschreckt?" fragte er mich immer noch lachend. "ja" gab ich etwas schmollend zurück und rieb mit der Hand über meinen Po. Man das tat weh. "Na so schlimm wird es schon nicht sein." erwiderte er. Er wuschelte durch meine Haare und schloss dann die Tür auf. Immer noch leicht schmollend betrat ich das Gebäude. Eine riesige Eingangshalle eröffnete sich uns. In die Höhe gehende Treppen winkelten sich an der Wand lang. Insgesamt war aber alles sehr schlicht gehalten wie auch von Außen. Einige wenige Bilder hingen an den Wänden. Scheinbar waren das ehemalige Besitzer dieses Gebäudes gewesen. "los komm" kommandierte Alex wieder. Wir stiegen einen Teil der riesigen Treppe hoch. Auf der Hälfte der Treppe fing ein riesiges Fenster an. Man konnte sehr weit rausschauen. Hinter der Villa war ein großer See, der von Bäumen umsäumt war. Still wie ein Spiegel lag der See da. Was für ein wunderbarer Blick das war. Dann rannte ich aber schnell wieder zu Alex, der einfach weitergegangen war. An einem Seitengang bogen wir dann ein. Viele Türe waren an der rechten Wand. Alle ähnlich wie die Eingangstür aus Holz mit Metallscharnieren. Der Gang war nicht besonders hell, da die Fenster an der linken Wand mit großen schweren Vorhängen abgedeckt waren. Nur kleine Lampen wiesen uns den Weg. "Hier ist das Badezimmer und das da ist deins" erklärte Alex mir kurz. Er holte einen Schlüssel raus und öffnete das Zimmer, in dem ich übernachten sollte. Nachdem in dem Zimmer Licht gemacht wurde, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. So ein riesiges Zimmer für mich alleine? Allein das Bett war schon so groß, dass drei Leute drin schlafen konnten. "Mein Zimmer ist nebenan." meinte er aber nur kurz und verschwand schon wieder. Ich kam gar nicht dazu was zu fragen. Aber das sollte jetzt erst einmal egal sein. Ich schloss die Zimmertür und ging zum Fenster, welches auch mit großen schweren Vorhängen verschlossen war. Die zog ich zur Seite und schaute direkt auf den See. Doch, es gefiel mir hier sehr gut. Ich packte meine Sachen aus und verstaute diese im Schrank. Wir sind zwar nicht lange hier, aber wozu ist der Schrank denn sonst da. Anschließend schnappte ich mir ein paar Sachen, ein Handtuch und mein Waschzeug. Nur noch unter die Dusche. War durchgeschwitzt genug. Jetzt brauchte ich erst mal ne Erfrischung. Ich stand im Flur vor meinem Zimmer und schaute mich um. Wo war jetzt das Badezimmer? Ich schaute mich um und seufzte leise. Langsam ging ich den Gang zurück und schaute auf jede Tür. Es stand doch sicher irgendwo dran, was das Badezimmer war. Das dachte ich jedenfalls. Nichts dergleichen. Toll! Ein ganzen Haufen Türen und keine Ahnung was das gesuchte ist. Ich wollte gerade weitergehen, als mich eine Hand packte. "Suchen wir was?" wurde mir in das Ohr geflüstert. Ich hatte mich so erschrocken, dass ich beinahe geschrieen hätte. Ruckartig drehte ich mich zu der Person. Am liebsten hätte ich ihn eine gescheuert. "ALEX!!!!" schrie ich nur. Mein Herz schlug wie wild und er grinste mich an. Na super. Verarschen kann ich mich dann doch noch alleine. "Was suchst du denn nu?" fragte er diesmal mit normaler Stimme. "Das Bad. Will duschen" bemerkte ich nur patzig. Er schnappte meine Hand und zog mich hinter ihn her. Kann er nicht mal vorher sagen, wenn er was will? Nein. Man schnappe sich meine hand und renne los. Wie immer. Mehr oder weniger freiwillig folgte ich ihn. Er ging den Gang wieder in die Richtung, wo auch mein Zimmer lag. Eine Tür vorher blieb er stehen. "Bitte schön. Also da kann man sich nun wirklich nicht vertun." Mein Herz schlug immer noch wie verrückt. Ich hatte mich mal wieder total blamiert. "da ... danke" stotterte ich nur kurz und verschwand schnell im Badezimmer. Alex ging dann ebenfalls wieder weg. Das Duschen tat sehr gut. Schnell war die Hitze vergessen. Angenehm rieselte das kühle Wasser über meinen Körper. Es hatte das Gefühl von Befreiung. Aber auch weckte es wieder Erinnerungen. Ich setzte mich auf die Erde und lehnte mich gegen die Wand. Die Kälte der Fliesen ergaben ein wunderbares Gefühl. Die Beine habe ich an mich gezogen, die Arme drum herum geschlungen und den Kopf auf diese gelegt. Ich hatte das Gefühl, nur noch heulen zu müssen. Dabei hatte ich mich so sehr auf diese Fahrt gefreut. Was Mutter wohl gerade macht und ob Vater wieder einen Tobsuchtanfälle hat? So viele Gedanken schossen durch meinen Kopf. Leise weinte ich vor mich hin. Es tat einfach zu weh. Alles. Alles was bisher passiert ist. Ich weiß nicht wie lange ich da war. Jedenfalls ne ganze Weile. Irgendwann merkte ich nicht mal mehr das Wasser. Die Gedanken hielten mich einfach zu sehr fest. Nur schwerfällig erhob ich mich. Hatte immer wieder das Gefühl, dass mich etwas runterzieht. Ich kletterte aus der Dusche und trocknete mich ab. Anschließend wurde ein Handtuch um die Hüfte gewickelt. Mein Blick spiegelte sich in den leicht beschlagenen Spiegelschrank. Wie elendig ich doch aussah. Knallrot um die Augen und total verheult. Schnell versuchte ich das wegzubekommen. Eine leichte Panik beschlich mich. Was Alex wohl davon halten würde, wenn ich mit verheulten Augen aus der Dusche komme? Nein, das wollte ich lieber nicht wissen. Hecktisch schüttelte ich den Kopf. Nein. Vergiss den Gedanken jetzt und zieh dich an. Was ich dann auch machte. Aber der Gedanke ließ sich trotzdem nicht verdrängen. Bevor ich das Badezimmer verließ, schaute ich nochmals in den Spiegel. Es ging, sagte ich mir und ging dann hinaus. Meine Haare waren noch etwas nass und hingen nur so herunter. Schnell brachte ich die dreckigen Sachen in mein Zimmer. Ein prüfender Blick wanderte noch mal durch das Zimmer und dann ging ich raus. Immer den langen Gang lang bis zur großen Treppe. Alles lag so einsam. Keine Menschenseele schien da zu sein. Wie ein Geisterhaus. Langsam ging ich die Treppe runter. Ich schaute mir alles an. Die wenigen Sachen, die da waren. Unten in der großen Halle angekommen, versuchte ich erst mal rauszubekommen wo ich überhaupt lang musste. Ich wollte zu der Terrasse. Die lag hinter dem Haus. Das hatte ich aus dem Fenster gesehen. Aber wie bitte komme ich da hin? Hier sollte jemand echt mal ein Verkehrsleitsystem einbauen. Das war das reinste Labyrinth. Meine Orientierung an fremden Orten war ja echt schon gleich null. Ein Wunder, dass ich mich zu Hause noch nicht verlaufen hatte. Nach einigen Suchen fand ich dann endlich den Ausgang. Die Terrasse war groß. Umsäumt mit roten und weißen Rosen, die in voller Blüte standen. Alles sah so gepflegt aus. Auf der Terrasse stand ein weißer Tisch mit weißen Stühlen. Diese sahen aus wie Blumenranken. Leicht kitschig aber sehr schön. Es passte zu den Rosen. Um ehrlich zu sein, hatte ich so was nun doch nicht erwartet. Auf einen der Stühle saß Alex und las ein Buch. Er schien mich nicht bemerkt zu haben. Auf dem Tisch hatte er zwei Gedecke und eine Kanne zu stehen. Etwas zögernd näherte ich mich ihn. Irgendwie hat er mich dann doch bemerkt. "kommst du auch schon mal? Ich warte seit 2 Stunden mit dem Kaffee." Grummelte er und schlug das Buch zu. Dann dreht er sich zu mir und schaute mich mit einem sehr ernsten Blick an. Er wartete seit zwei Stunden? Mit Kaffee? War ich denn solange unter der Dusche? Dann viel mir plötzlich wieder ein, dass meine Augen wahrscheinlich immer noch total rot waren. Ich dreht den Kopf hastig weg. Schitt. Das war wohl zu auffällig. Ich schloss panisch die Augen. Wollte in dem Moment nichts sehen. Gar nichts. Ich spürte, wie die Tränen wieder in die Augen vordrangen. Schnell wollte ich diese wegwischen, was es nur verschlimmerte. Ich stand da wie so ein kleines Kind, was seine Mama verloren hat. Total beschissen fühlte ich mich. "Hei was denn los?" meinte Alex nur noch. Er stand auf und ging auf mich zu. Unbewusst wich ich ihn aus. Irgendwas machte mir Angst. Oder war es einfach die Angst vor mir selbst? Ich wusste es einfach nicht. Jedenfalls zog er mich mit seinen armen an sich heran und umarmte mich. Jetzt ist es auch schon egal, dachte ich und lehnte den kopf gegen seine Brust. Die Tränen waren nicht mehr aufzuhalten. Sie kullerten nur so die Wange runter. Irgendwie tat es auch gut. Endlich konnte ich mal heulen, ohne das mich jemand auslacht. Liebevoll streichelte mir Alex durch die Haare. Es beruhigte sehr. Es dauerte aber trotzdem eine ganze Weile bis ich wieder ruhiger wurde. In dem Moment war ich so froh, dass er bei mir war. Seine Nähe war ein wunderbares Gefühl. Aber es hielt nicht lange an. Mein ganzer Körper wurde schwer und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Was ich dann nur noch spürte, war nicht mehr viel. Ich erinnerte mich daran, dass ich zusammensackte. Dann wurde mir schwarz vor Augen. In der Ferne hallte noch der besorgte Ruf von Alex nach. Dieses unendlich dunkle Loch. Völlig schwarz. Kein Funken Licht. Kein Oben. Kein Unten. Alles kalt. Keine Wärme. Ich fühlte mich von dieser angezogen. Oder sollte man sagen ich schwebte darauf zu? Diese Leere nahm fast vollständig von mir ein. Es übermannte mich total. Mein Körper fror. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich das Gefühl von Wärme um mich herum spürte. Langsam kam ich wieder zu mir. Auch wenn ich noch alles verschwommen sah, schaute ich mich um. Ich lag auf meinem Bett und um mich herum war nur sehr schwaches Licht. Als ich zur Seite schaute sah ich Alex. Er saß vor dem Bett auf der Erde. Mit dem Rücken zum Bett. Ob er schlief? Vorsichtig drehte ich mich so, dass ich näher an ihn herankam. Meine Arme legten sich von hinten um seinen Hals. Den Kopf lehnte ich gegen den Rücken. Ich merkte sofort, das er nicht schlief. Er reagierte gleich, als ich ihn umarmte. "Tut mir leid." Flüsterte ich. Ich hoffte sehr, das er nicht allzu böse war. Das er sehr launisch sein konnte, das hatte ich ja schon bemerkt. Er befreite sich aus der Umarmung und stand auf. Noch nicht mal angeschaut hatte er mich. "wenn dir das nächste mal schlecht ist, sag bitte gleich was." Er verließ das Zimmer. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Trotzdem tat es sehr weh. Ich wollte nicht, das er sauer auf mich ist. War denn alles nur ein Spiel für Ihn? Wieso macht er das? Ich merkte wie heiße Tränen über die Wange kullerten. Schnell rollte ich wieder zurück und kuschelte mich in die Decke ein. Nach kurzer Zeit und unter vielen Tränen schlief ich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)