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Vampir sein- nur für sie!

Nur noch ein Ende für den zweiten Act fehlt, mal sehen ob es dannach noch weitergeht...*mhm*
von

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Act 1

"And you'll be in my heart", summte Janina leise vor sich hin. In ihren Gedanken war sie längst zuhause und lag im Bett. Es war momentan keine einfache Zeit, denn die Schule wurde unaufhörlich immer anstrengender. Sie kam beständig ihrer Matura (=so was wie Abitur) entgegen und die Nervosität hierzu machte sich bereits jetzt bemerkbar. Dies stand nur leider im Gegensatz zu ihrer Faulheit zu lernen. Zumindest für manche Gegenstände. Wie zum Beispiel Chemie...wichtig war es vielleicht, aber die Schlaftablette brachte den Stoff einfach so rüber, wie sein Spitzname ihm geheißen. Sie trommelte kaum merklich im Takt zu dem Lied, als sie plötzlich Prof. Neumann ansprach. "Wie bitte?", sagte sie verwirrt, da sie weder wusste, was die Frage noch wie die mögliche Antwort lautete. "Ich...", stotterte sie zaghaft. "Wie lautet die Antwort auf meine Frage?" "Ja...Nein...Vielleicht...Ich weiß es nicht...eh können sie die Frage wiederholen?", fragte sie vorsichtig, wusste aber innerlich, dass mit der Antwort, die sie gegeben hatte, bereits alles verloren war. Prof. Neumann schüttelte den Kopf und zückte einen Stift um sich etwas in seiner Mappe zu vermerken. In diesem Augenblick, genau eine Minute zu spät, erlöste die Schulglocke sie aus ihren Qualen. Genervt kramte sie ihre Zettel zusammen und verließ neben ihrem besten Freund Marc den Chemiesaal. "Das war so gemein von ihm", beschwerte sie sich. Marc lächelte kaum merklich, sagte aber nichts dazu. Wieder in der Klasse packte Janina ihre Sachen zusammen und blickte sich nach Marc um. Doch er war bereits gegangen. Verwundert ging sie nach Hause. Seit ein paar Tagen verhielt sich Marc höchst eigenartig. Sie seufzte traurig und ging alleine nach Hause, so wie in den letzten Tagen. Was war nur mit ihm geschehen, und wann? Janina konnte es nicht in Worte fassen. Sie kannte ihn seit sie ein kleines Kind gewesen war, sie hatten zusammen in der Sandkiste gespielt. Es schmerzte sie, wie Marc sich in letzter Zeit ihr und allen anderen gegenüber verhielt, doch konnte sie nichts tun. Als sie ihn einmal darauf angesprochen hatte, war er so wütend geworden, wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Beinahe wäre ihm sogar die Hand ausgeruscht, doch er hatte sich zurück gehalten. Janina weinte eine einzige Träne, die sie schnell wegwischte und ging etwas schneller. Die Erinnerungen taten weh, doch nicht so weh, wie die Gegenwart.
 

"Du bist spät...", hallte eine Stimme in der Gruft wieder. Marc äffte die Worte belustigt nach und ging weiter die Stufen hinab. Unten angekommen empfing ihn eine in schwarze Kutten gehüllte Person. Marc lächelte glücklich, als die Person ihre Kapuze herab nahm und ihn mit gelben Augen ansah. "Schön wie eh...", sagte Marc und zog das Mädchen näher an sich um sie zu küssen. Das ebenholz- gelockte Haar fiel ihr über die Schultern, als Marc anfing sie aus dem Umgang zu schälen. Als er mit dem darunter liegenden Oberteil weitermachen wollte, schlug sie ihm auf die Hand. Beleidigt zog er seine Arme zurück und stieß sie von sich weg. "Was soll das, wofür bekomme ich dich, wenn nicht dafür. Du bist zu nichts zu gebrauchen.", schrie er. Das Mädchen schien verletzt und drehte sich von ihm weg. Marc bereute seine Worte und umarmte sie von hinten. "Verzeih...mein Tag war sehr ermüdend", erklärte er leise flüsternd. "Ich weiß...es ist nicht einfach für dich... dich so zu verstellen.", sie drehte sich wieder ihm zu um die innige Umarmung noch fester spüren zu können. "Ja...dieses nette Gehabe...es ist anstrengend... heute war es beinahe unerträglich..." Sie schob sich sanft aus seiner Umarmung und lächelte. "Du kannst mir alles erzählen", versicherte sie ihm. Marc nickte und streichelte ihr über die Wange. "Ja ich weiß", hauchte er und küsste sie.

Als sich Diane, sein Morph, zurückgezogen hatte, setzte sich Marc erschöpft auf einen Sarg. Seine Gedanken flogen nur so um ihn herum und er konnte sie nicht fassen. Diane zu küssen war kein Ersatz dafür, was er wirklich wollte. Sie tat fast alles für ihn. Im Gegensatz zu anderen Morphs hatte sie etwas wie Stolz und Schamgefühl. Marc wusste, er würde sofort einen neuen Morph bekommen, wenn er sich bei Fiend melden würde. Morphs konnte man so leicht ersetzten wie ein paar Socken, doch der menschliche Teil in Marc lies dieses Verhalten nicht zu. Vieles widersprach seinem menschlichen Teil. Eigentlich wollte er nicht so sein, doch er wusste, dass er in seinen "Anfangstagen" laufend unter Beobachtung der hohen Vampire stand. Er seufzte. Ihm brach es das Herz, so zu Janina sein zu müssen, wo er doch... Er beendete den Gedanken nicht und überlegte, wie er es schaffen könnte, gleichzeitig von den Vampiren und den Menschen die ihm etwas bedeuteten anerkannt zu werden, doch er kam zu keinem Schluss. Offenbar gab es keine Lösung...er entschied sich dafür Janian die Wahrheit zu sagen und... auch diesen Gedanken vollendete er nicht. Mit einem tiefen Seufzen stand er auf, da er noch auf die Jagd gehen musste.
 

Die Nacht war dunkel, kaum ein Stern war zu sehen, denn alle wurden von einer Wolkendecke vollständig verhüllt. Selbst der Mond hatte Schwierigkeiten sein Licht durch die Schwaden fallen zu lassen. Tritte waren zu hören, ein Knirschen auf Kieselsteinen. Leiser Atem war zu vernehmen. Die Schatten schienen sich zu einem Punkt zu sammeln, als wollten sie sich vereinigen. Dem Jungen blieb der Atem stehen, als sich die Schatten zu einer Silhouette zusammenschlossen und eine Person aus dem Schattenspiel emporstieg. "Wer...bist...du!", hauchte der Junge. "...ich habe nach dir gesucht Marc...", flüsterte die Gestalt.

"Wer...was wollen sie...", flüsterte er. "Das weißt du doch...du hast nach mir gerufen.", meinte der Mann. Sein Schatten hatte sich endgültig zu einem Wesen geformt. Die Haare waren silbern, die Haut so bleich wie die...eines Vampirs. Marc schluckte bei dem Gedanken einem Vampir gegenüber zu stehen. Unbewusst versuchte er spitze Eckzähne zu erkennen, doch die Dunkelheit lies es nicht zu. Das Gewand der Gestalt war schlichtes schwarz. "Ich soll dich gerufen haben...?", fragte Marc nach. Der vermeindliche Vampir nickte. "Hast du dir nicht gewünscht, endlich alles zu bekommen, was du willst? Wie war noch gleich deine Formulierung...Hilf mir, dass sich alles zu meinen Gunsten wendet...", zitierte der Vampir. "Aber...", stotterte Marc, "Ich habe gebetet! Ich habe keine düsteren oder satanistischen Rituale veranstaltet-" "Verwechsle unsereins nicht mit Satanisten!", unterbrach ihn der Mann. "Wir sind keine Menschen..." - Marc schluckte nochmals -"Wir waren es einmal." "Du bist ein Vampir", entfuhr es Marc nun. Der Mann nickte. Alles drehte sich um Marc, sodass er sich auf eine Bank am Rande des Kieselweges des Parks setzten musste. "Aber ich habe doch zu Gott...", murmelte Marc vor sich hin. "Mag sein, doch Wünsche, die Gott aufgrund Prinzipien nicht erfüllen kann gelangen entweder in den Abfall oder zu uns...versteh das nicht falsch- er schenkt sie uns nicht", er lachte kurz auf, "...aber wir haben gewisse Verbindungen." "Wer bist du...?", fragte Marc nochmals. "In dieser Gestalt nennt man mich Fiend." "In dieser Gestalt?" Fiend deutet auf seinen Körper "In meiner...", er zögerte kurz, ""menschlichen" Form...Ich gehöre zum höchsten Rang der Vampire." Marc nickte etwas verwirrt. "Solltest du dich entschließen zu uns zu gehören, kann ich dir mehr darüber erklären.", versprach Fiend. Marc ordnete kurz seine Gedanken. "Ja...ich möchte es...ich will einer von euch werden...", flüsterte Marc. Er hatte so viele Wünsche, die er sich ohne Hilfe wohl nie erfüllen konnte.
 

Erschöpft von den Mühen, die ihr der Tag gebracht hatte, lag Janina in ihrem Bett und beschäftigte sich damit die Sterne an ihrer Decke anzusehen. Als sie noch mit ihrem letzten Freund zusammen gewesen war, hatte er ihr diese im dunkel leuchtenden Sterne geschenkt und an die Decke geklebt. Sie versuchte sich krampfhaft an die schönen Zeiten mit ihm zu erinnern, doch immer wieder tauchte Marc in ihren Gedanken auf. Die Sorge um ihn brachte sie beinahe zum Wahnsinn. Ihr Kopf begann zu schmerzen und sie richtete sich langsam auf. Schnell fühlte sie ihre Stirn, doch sie hatte kein Fieber. Seufzend sank sie wieder auf die Matratze. Gerne hätte sie morgen auf die Schule verzichtet- mit welcher Ausrede auch immer. In diesem Augenblick vernahm sie ein leises Geräusch. Sie blickte sich um. Da war es wieder. Sie stand auf und ging zum Fenster, denn von hier vermutete sie den Laut. Wieder! Ein kleiner Kiesel war gegen das Fenster geflogen. Neugierig öffnete sie das Fenster und blickte in die hiesige Nacht hinaus. "Marc?", fragte sie verwundert konnte die Freude in ihrer Stimme aber nicht unterdrücken. "Komm mal runter...ich muss mit dir reden...Bitte", flüsterte er gerade so laut, dass Janina es verstehen konnte. Sie nickte und schloss das Fenster wieder. Unter dem Vorwant frische Luft schnappen zu gehen ging sie aus dem Haus, hinaus zu Marc. Er strahlte als sie schließlich vor ihm stand.

"Was gibt es?", fragte sie. Sie beabsichtigte ihrer Stimme einen desinteressierten Unterton verleihen, doch es wollte ihr nicht gelingen. "Komm mit.", er hatte es kaum ausgesprochen, da nahm er sie schon am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. "Was? Aber wo gehen wir hin?", fragte sie verwirrt. "Es ist eine Überraschung", sagte er.
 

Ein Vampir rannte nervös durch die Tür zur Gruft. "Wir haben ein Problem!" Fiend sah verwundert von einem Buch hoch. Ein paar andere Vampire würdigten ihm nicht mal eines Blickes. Wieso sollten sie auch, er gehörte zum niederen Rang. "Was ist los?", fragte Fiend gelangweilt, wodurch zumindest auch ein paar andere des ersten Ranges die Köpfe zu ihm umdrehten. "Wer ist das?", fragte ein Vampir flüsternd zum anderen. "Der Kleidung nach...fünfter Rang...", vermutete er. Vampire des zehnten bis zweiten Ranges trugen grundsätzlich schwarz und unterschieden sich nur durch kleine Details. Dieser hier trug zum Beispiel einen schwarzen Mantel- typisch für den fünften Rang. "Ein Vampir des zweiten Ranges ist dabei die Regeln zu brechen!", sagte er nervös. Nun wurden auch die letzten hochrangigen Vampire hellhörig. Regeln gehörten zum Leben als Vampir, wer sich nicht daran hielt wurde getötet. Sollte der Regelbruch zu drastisch sein, konnte es passieren, den Vampir an die Finsternis zu verlieren. Gefallene Vampire waren sehr gefährlich, auch für andere Vampire. Fiend schickte den Boten hinfort um sich mit den anderen zu beraten.
 

Fiend beugte sich über ihn. Marc konnte sehen, wie er seine Eckzähne zum Vorschein kommen lies. Dann sah er nur noch sein silbernes Haar. Der heiße Atem von Fiend lies Marc eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Als sich die Zähne in seinen Hals gruben biss er die Zähne zusammen. Ein leichtes Gefühl von Ohnmacht wollte sich in ihm breitmachen, doch er kämpfte dagegen an. Fiend hörte auf zu trinken und richtete sich auf. Er zog einen Dolch aus seiner Kutte und fuhr sich damit leicht über den Daumen. Schon quoll Blut heraus. Fiend deute Marc zu trinken. Leicht angewidert kostete Marc von dem Blut. Verwundert stellte er fest, dass es ihm zusagte. Urplötzlich änderte sich seine Wahrnehmung. Ein Schwindelgefühl übermannte ihn und er musste sich an Fiend festhalten, der ihn hilfsbereit stützte. Er fühlte wie seine Zähne wuchsen. Als er die Augen öffnete, konnte er viel mehr sehen, als hätte er Katzenaugen. Fiend half ihm auf. Marc drehte es noch kurz, dann nahm er alles wieder klar und deutlich war. "Nun werde ich dich in unsere Regeln einweihen.", begann Fiend. Marc horchte auf. "Erstens: Die Erst nach 100 Jahren ist es dir erlaubt, selber Vampire zu schaffen. Zweitens: Du hast Schweigepflicht gegenüber deinem Vampirdasein. Und Drittens: Befolge die Regeln. Es sind einfach Regeln und wenn du sie nicht einhältst, kann ich für nichts garantieren." Marc nickte. "Du wirst dem zehnten Rang zugeteilt. Bestehst du dort die dir auferlegte Aufgabe, kannst versuchen die Aufgabe des neunten Ranges zu meistern, und so weiter. Schaffst du die Prüfungen nicht, bleibst du in diesem Rang. Ab dem zweiten Rang erhältst du einen Morph." Marc nickte nochmals. "Was ist ein Morph?", fragte er dann. Fiend grinste. "Es kann vieles sein. Dein Gehilfe, deine Geliebte, dein Diener. Sie gehorchen dir aufs Wort und sind wunderschöne Schattenwesen. Ebenholzes Haar, gelbe Augen und ob nun männlich oder weiblich, sie könnten sogar Engel in ihrer Schönheit übertreffen." Marc war beeindruckt und hoffte die Prüfungen bis zum zweiten Rang zu bestehen. "Nun mein Sohn begleite mich in unser Reich...", sagte Fiend und verschwand im Dunkeln. Marc folgte ihm schnell.
 

"Marc ich kann nicht mehr!", keuchte Janina erschöpft, doch Marc zerrte sie weiter hinter sich her. "Wir sind gleich da...", versicherte er ihr. Janina betrachtete ihn von hinten. Er hatte sich auch äußerlich verändert, sofern Janina auch nicht sagen konnte, was genau nicht mehr wie früher war. Nach ein paar weiteren Minuten waren sie offenbar endlich am Ziel. Es war eine alte Ruine, die Nahe dem Stadtrand vor sich hin vegetierte. Janina war noch nie hier gewesen, doch hatte sie unheimliche Geschichten von diesem Ort gehört. Angeblich tummelten sich hier Vampire und Werwölfe. Janina musste aber zugeben, dass es eher eine romantische Wirkung hatte. Efeu wuchs an den Steinmauern hoch. In der Mitte der Ruinen war ein Lagerfeuer entzündet worden. "Setze dich...", deutete ihr Marc. Janina nickte und setzte sich auf eine Decke, die neben dem Feuer lag. Marc legte ihr eine weitere über die Schultern. "Damit du nicht frierst.", meinte er warm. Dankend kuschelte Janian sich in die Baumwolldecke und betrachtete Marc, der sich neben sie setzte. "Ich habe sehr lang nachgedacht und...", begann Marc leise stotternd. Janina sah ihn gespannt an. Vielleicht würde sie jetzt erfahren, was in letzter Zeit mit ihm los war. "Es ist so...", stotterte er weiter. Als das Feuer in Marcs Gesicht Schatten warf, konnte Janina sehen, was sich verändert hatte. Er war blass wie eine Leiche. Marc druckste weiter herum, so legte Janina ihm die Hand auf seine. Erschrocken zogen beide gleichzeitig ihre Hände zurück, beide aus dem gleichen Grund. ,Er ist...kalt...eiskalt...als wäre er tot...', dachte Janina geängstigt. "Was hast du? Ist dir kalt?", fragte sie vorsichtig. Er sah sich gehetzt um, was sollte er nun sagen. Nochmals nahm Janina seine Hand. Er wusste nicht wieso, aber er konnte nicht länger so dasitzen. Vielleicht war es ein Nebeneffekt des Vampirdaseins, vielleicht hatte er einfach nur schon so lange etwas vorgespielt und konnte seine Gefühle nicht länger hinter einer Fassade aus Freundschaft verstecken. Langsam beugte er sich zur verstörten Janina vor. Sein Mund kam ihrem Hals immer näher. Janina hielt den Atem an. Ihre Gedanken rasten. ,Er ist eiskalt...totenbleich...und...er kann kein Vampir sein ...er wird das nicht tun', versuchte sie sich selbst zuzureden. Janina glaubt an Vampire, da sie schon Erfahrungen mit diesen Wesen gemacht hatte...lange war es her.

"Sollen wir eingreifen?", fragte Gul, ein Vampir des dritten Ranges. "Nein...", meinte ein anderer, erster Rang. "Solange er nichts gemacht hat, können wir ihm nichts vorwerfen...", fügte er erklärend hinzu. Fiend saß starr hinter den beiden im Gebüsch und betete, dass sein Schüler und (auch wenn er es nicht zugab) momentaner Lieblingssohn abbrechen würde. Er würde nichts für ihn tun können wenn er nun die Regeln brach. Würden sie ihn sofort erwischen, müssten sie ihn töten. Andernfalls bestand die Gefahr er würde getötet werden.
 

Marc sah sich in der düsteren Gruft gespannt um. Hier war alles nach seinem Geschmack. Auch vor seinem neuen Dasein mochte er alles Schwarze und dunkle. Nach ein paar verwirrenden Gängen kamen sie in einen großen Saal. Hunderte Vampire saßen hier an großen Tischen. "Brüder, Schwestern, Kinder!", rief Fiend. Es hallte lauter durch die Halle, als Marc erwartet hatte. Sofort verstummten alle und wandten ihren Blick zu Fiend und Marc. Dieser warf einen genauen Blick auf die verschiedenen Tische. An fast immer jeweils drei Tischen, saßen Vampire mit dem beinahe exakt gleichen Gewand. Marc schätzte, dass es mit den Rängen zu tun hatte, von denen ihm Fiend schon erzählt hatte. "Lasst uns ein neues Mitglied in unseren Kreisen begrüßen. Dies hier ist Marc." Marc nickte kurz schüchtern, da er fand, jegliche andere Geste wäre hier unpassend. "Er wird dem zehnten rang zugeteilt. Lasst eure Aufgaben hören!" Marc wurde in die Mitte des Saales geführt, wo ein Pentagramm auf den Boden gemalt war. In der Mitte stand eine Frau in schwarzem Gewand und einem roten Tuch um den Hals. "Ich bin Abigail, Höchste zehnten Rangs und stelle dir deine Aufgabe.", ein weiterer Mann mit rotem Tuch kam aus den Reihen. "Das ist Cares. Besiege ihn in einem Kampf und wir können dich in unsere Kreise aufnehmen." Marc nickte. Fiend hatte ihm vorhin schon erzählt, dass die meisten Ränge einen Kampf als Aufgabe wählten. Marc hatte Glück, dass er sportlich war und viele verschiedene Kampfsportarten ausprobiert und gelernt hatte. Cares griff ihn plump an, indem er sich auf ihn stürzen wollte. Marc kickte ihm in den Bauch und verwendete darauf einen Judowurf, der Cares die Luft aus den Lungen schießen lies. Keuchend lag er am Boden. Sofort drückte ihm Marc auf die Halsschlagadern, wodurch er kaum fünf Sekunden später das Bewusstsein verloren hatte. Abigail applaudierte als erste, dann setzen die anderen ein. Cares wurde weggetragen, während Fiend zu Marc ging und laut rief. "Neunter Rang!", rief er. So ging es weiter bis er vorm Kämpfer des dritten Ranges stand. Zum Glück hatte er nur geringe Probleme. Glücklich stellte er sich der Kämpferin des zweiten Rangs. Sie war wunderschön. Schwarze Haare und blaue Augen. Eine Haut so weiß wie Schnee. Von ihrer Schönheit bezaubert passte Marc nicht auf und wurde von ihr besiegt- er musste allerdings zugeben, auch keine Chance gegen sie gehabt zu haben, hätte er aufgepasst. Sie reichte ihm den Arm, als er aufstehen wollte. Dankend nahm er sie an. Fiend trat wieder zu ihm und rief. "Marc wird dem zweiten Rang zugeteilt", ein höflicher Applaus ging durch die Runde. Nun deutete Fiend auf das Pentagramm. Es begann zu leuchten und bildete einen Schatten in der Mitte, der sich langsam zu einem Menschen formte. Als es vollendet war, erkannte Marc, dass es kein Mensch, sondern ein Morph war. So wunderschön wie Fiend sie beschrieben hatte. Sie hatte leicht gelocktes Haar und war sehr zierlich. Langsam trat sie vor Marc, verbeugte sich und sah ihm tief in die Augen. "Ich bin Diane.", stellte sie sich vor.
 

Janina zitterte leicht, als Marc sanft mit seinem Mund an ihrem Hals auf und ab fuhr. Es fühlte sich angenehm an, beinahe berauschend, doch trotzdem war es eigenartig. Würde er sie nun beißen? Janina hatte Angst. Sollte er tatsächlich ein Vampir sein, würde er sicher nicht widerstehen können, sie zu beißen.

Im Gebüsch wurde Fiend langsam nervös, was für jemanden wie ihn sehr ungewöhnlich war. Er schluckte und schloss die Augen, betend, dass Marc sich noch besann- oder noch besser- nie etwas derartiges vorgehabt hatte und einfach...er stockte. Hoffnungsvoll klammerte er sich an den Gedanken und sah angespannt zu Marc und dem Mädchen.
 

Fiend führte ihm zu einem Tisch wo viele Vampire des ersten und zweiten Rangs zusammen saßen. Er deute ihm sich zu setzten und tat es ihm dann gleich. Diane stand brav still hinter ihm. "Marc?", die schwarzhaarige die ihn besiegt hatte sprach ihn freundlich an. "Ja?", fragte er. "Ein Tipp, den wir dir alle ans Herz legen. Beginne dich von deinem bisherigen Leben zu trennen, am besten mit Unfreundlichkeit. So geht es am einfachsten. Du wirst bald merken, dass es gefährlich für deine Identität als Vampir ist unter Mensche zu leben." Alle anderen pflichteten ihr bei. Marc wollte schon widersprechen, denn was sollte das ganze, wenn er das aufgeben musste, wofür er doch "gebetet" hatte. Doch Fiend stieß ihn mit dem Ellbogen in die Hüfte, so blieb er still. Irgendwie wollte er den Vampiren gefallen und Anerkennung erlangen, doch dafür sein Leben aufgaben? Er war sich nicht sicher, ob ihm das gefallen würde.
 

"Marc ich...", wisperte Janina kaum hörbar. Marc hielt inne und sah ihr in die Augen. "Du bist...du bist doch ein...ein...", stotterte sie.

Gul wurde nun auch nervös, wenn auch aus anderen Gründen. "Was wenn sie ihn enttarnt?", fragte er. "Dann müssen wir sie beseitigen...entweder sie schließt sich uns an, oder sie muss sterben...", meinte Fiend bitter.

Marc war sich dessen bewusst und hielt Janina beschwichtigend den Finger auf die Lippen. Janina verstummte. "Ich bin ein was?", fragte er und beugte sich wieder zu ihrem Hals. Bevor Janina etwas sagen konnte spürte sie seine Lippen. Sie biss die Zähne zusammen.

Fiend sackte enttäuscht in sich zusammen und Gul und der andere, genannt Noren machten sich bereit Marc zu töten, doch jemand hielt sie fest. Sie blickten sich um. Eine Frau mit dunkelbraunen Haaren und blauen Augen sah beide streng an. Sofort entspannten sich deren Körper wieder. "Seht!", flüsterte sie. Sie blickten nach vorne.

Janina hatte die Augen geöffnet und entspannte langsam ihren Körper, als der stechende Schmerz ausgeblieben war und Marc lediglich zart ihren Hals liebkoste. Sie schloss die Augen wieder und genoss seine Küsse und Berührungen. Ihre Gedanken rasten in ihrem Kopf. Was war nur los? Noch nie hatte sie sich so wohl bei jemand gefühlt. Ihr Bauch kribbelte, als würden Fledermäuse in ihm fliegen. Sie zitterte, obwohl ihr nicht kalt war. Marc küsste sich langsam an ihrem Hals empor und knabberte zärtlich (und vor allem vorsichtig) an ihrem Ohr. Zögernd legte Janina eine Hand auf seinen Kopf und fuhr ihm durchs schwarze Haar.

Fiend atmete unterdessen erleichtert aus. Die Frau lächelte. Gul und Noren drehten sich zu ihr um und verbeugten sich kurz. "Wir ziehen uns zurück...", sagte sie. Gul und Noren nickten. Fiend sah die Frau estimierend an. "Danke, Marlée." Sie lächelte freundlich- was bei ihr selten vorkam. Die Vampire verwandelten sich in Schatten und schlichen durch die Nacht davon.
 

Auf halbem Weg zum Friedhof zurück blieb Marlée stehen. "Noren!", rief sie. Noren drehte sich um. "Ich möchte, dass du und dein Morph ihn im Auge behaltet, nur um sicher zu gehen, dass er nicht doch einmal in Versuchung kommt die Regeln zu brechen." Noren nickte und wollte wieder los. "Kann ich das nicht machen?", bat sich Fiend an. Marlée sah ihn zweifelnd an. "Er ist dein Sohn. Ich denke du könntest nicht urteilen ohne Gefühle ins Spiel zu lassen" "Dann gehe ich mit Noren...der Morph ist hierzu nicht nötig.", schlug er weiter vor. Damit war Marlée einverstanden und deutete den beiden nun loszuziehen. Sie und Gul schwebten weiter Richtung Friedhof um alle von dem falschen Alarm in Kenntnis zu setzte.
 

Diane betrachtete ihren Herrn interessiert, als er ruhig im offenen Sarg schlief. Sie hatte sich in ihn verliebt, das wusste sie. So wie sie wusste, dass es ihr verboten war sich in ihren Meister zu verlieben. Sie genoss die Zeit mit ihm, vor allem wenn er gerade Zuneigung einforderte. Womöglich waren es auch diese Gefühle, die ihr ein gewisses Ehr und Schamgefühl eingeflößt hatten. Nie würde sie es anderen Morphs gegenüber zugeben, doch sie lies Marc nicht alles gewähren, was er von ihr wollte. Oft war es zwar verletzend, denn er ärgerte sich darüber und sie hatte auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn er sich danach bei ihr entschuldigte, doch trotzdem konnte sie nicht dagegen tun. In diesem Moment erwachte Marc. Sie setzte sich auf und wartete bis Marc aufgestanden war. Er lächelte ihr zu und strich ihr kurz durch das Haar wie einem Hund. Diane genoss die Berührung, auch wenn sie nur kurz war. "Ich bin müde... würdest du auf die Jagd gehen?", fragte er sie. Diane liebte ihn dafür, dass er es ihr nicht befahl, obwohl er wusste, dass sie es machen musste. Sie nickte und stand auf. Bevor sie die Tür verließ wartete sie kurz, ob sie einen Abschiedskuss bekommen würde, doch er blieb aus. Etwas enttäuscht ging sie von dannen und ließ Marc alleine. Dieser setzte sich kurz hin und streckte seine Glieder. Seit einem Tag war er ein Vampir... es war kein allzu schlechtes Leben, sofern man es nun noch so nennen konnte. Unsterblichkeit. Das Wort hörte sich so lange an. Er seufzte. Er musste in die Schule...er wusste, wie er sich verhalten musste. Traurig stand er auf, mit dem Gedanken, dass er Janina wohl sehr verletzten würde. Und dieser Gedanken fügte ihm mehr Schmerz zu, als er sich hätte vorstellen können.
 

"Dir liegt sehr viel an diesem Jungen...", meinte Noren. Von einem untergestellten Vampir hätte sich Fiend eine derartig freche Frage nicht gefallen lassen, doch Noren war in seinem Rang. Er konnte ihn zwar nicht besonders leiden, aber er hasste ihn auch nicht. Er war ihm eigentlich ziemlich gleichgültig. Fiend zuckte lediglich mit den Schultern. Noren grinste. "Das Mädchen bei ihm war ziemlich süß, findest du nicht?", meinte er dann. "Ja...", sagte Fiend knapp. "Schmeckt sicher gut...ihr Blut", überlegte Noren nun laut. "Wenn du keine Probleme mit Marc, Marlée oder mir bekommen willst, solltest du besser die Finger von ihr lassen.", riet ihm Fiend leise, da sie wieder im Gebüsch angekommen waren. Das Bild hatte sich kaum verändert, es waren ja auch nur ein oder zwei Minuten vergangen. Marc war dabei die andere Seite ihres Halses zu küssen. "Wie er es nur aushält nicht rein zubeißen...", überlegte Noren laut. Fiend nickte, und musste ihm zum ersten Mal zustimmen. Der Anblick eines Halses war sehr verführerisch. Fiend glaubte nicht widerstehen zu können, wäre er an Marcs Stelle. "Wer weiß...", flüsterte er. "Vielleicht ist das Liebe..." Noren sah ihn kurz an, beobachtete dann wieder Marc und Janina. "Vielleicht".

Janina war schon richtig schwindlig vor lauter Glück und Bauchkribbeln. Schwankend hielt sie sich an Marc Schultern fest, welcher sofort aufhörte sie zu küssen und sie besorgt ansah. "Alles in Ordnung?", fragte er fürsorglich. Sie nickte. "Mir ist nur schwindlig...", erklärte sie. Marc nahm sie in die Arme, damit sie Halt hatte. Ihr Herz pochte bei dem Gefühl. Marc hatte wie so oft ein schwarzes Hemd an. Es war nicht sehr dick so konnte Janina seinen Herzschlag spüren. Er ging regelmäßig und ruhig. Sie schloss die Augen um sich ganz diesem Pochen hinzugeben. Innerlich kämpfte sie noch leicht mit sich. Das hier war so grotesk, Marc, ihr bester Freund, mit dem sie immer über alles geredet hatte, egal ob es Probleme in der Schule oder Zuhause waren, hatte sie geküsst- wenn auch nicht auf den Mund und teilte derartige Berührungen mit ihr. Sogar in die meisten Aktivitäten ihrer bisherigen Beziehungen hatte sie ihn immer eingeweiht- er wusste wohl mehr über sie alles jeder andere Mensch auf dieser Welt, mehr als jedes Tagebuch über andere Menschen wissen konnte. Sie hatte nie geglaubt mehr für ihn zu fühlen als Freundschaft und doch waren da plötzlich diese Empfindungen. Dazu kam, dass sie sich ziemlich sicher war, dass er ein Vampir geworden war. Das Schwindelgefühl war verflogen sie richtete sich auf und sah Marc dankend an. Er lächelte zärtlich und streichelte ihr über die Wange. Sie fühlte eine Gänsehaut und wollte nichts mehr, als ihn zu küssen. Langsam beugte sie sich zu ihm. Marc wurde nervös. Wenn er sie am Hals küsste, konnte sie seine Eckzähne kaum spüren, doch so wären sie sofort aufgedeckt. Was sollte er nur tun.

Fiend erkannte die Situation sofort und bewegte sich etwas mehr. Sofort hielt Janina erschrocken inne, als sie das Rascheln aus dem Gebüsch vernahm. Auch Marc drehte sich, wenn auch mehr erleichtert als erschrocken um. "Was war das?", fragte Janina etwas ängstlich. Marc stand auf um nachzusehen. Fiend und Noren verwandelten sich schnell in zwei Mäuse und piepsen leise vor sich hin, als Marc das Geäst zu Seite schob. "Nur zwei Mäuse...", stellte Marc zu Janians Erleichterung fest und kehrte wieder zu ihr zurück. "Es ist spät... Willst du schlafen?", fragte Marc. Janina nickte gähnend. Sie war zu müde um noch nach Hause zu gehen, so kuschelte sie sich einfach an Marc, in der Hoffnung er würde hier bei ihr bleiben und sie nicht nach Hause bringen. Marc legte sich zu ihr und deckte sie noch mehr zu bevor er das Feuer löschte. Er brauchte keine Wärme, doch wollte er nicht, dass Janina zu kalt wurde. Dann legte er sich endgültig zu ihr und schloss sie in seine Arme.

Fiend und Noren hatten sich wieder zurück verwandelt. "Wie nachlässig von ihm...", murmelte Noren nervös. "Wenn die Sonne aufgeht, wird er fast blind sein." Fiend hatte gleiche Sorgen und nickte. Er sah sich um. "Schaffen wir sie ins Innere der Ruinen...die werden sicher nicht einstürzen, aber Marc ist vorerst von der Sonne geschützt." Noren nickte und mit gemeinsamen Kräften brachten sie die beiden in die Ruine. Sie selber verwandelten sich in Mäuse um Unterschlupf in der Nähe der beiden zu finden.
 

Marc ging etwas nervös in die Schule. Er wusste noch nicht, wie er sich Janina gegenüber verhalten sollte. Die Schulglocken läuteten als Marc das Klassenzimmer betrat und sich neben Janina setzte, welche ihn aufmunternd entgegenlächelte. "Guten Morgen!", begrüßte sie ihn. "Jaja...", meinte Marc nur genervt. Es war leichter als er gedacht hatte. "Alles ok?", fragte sie vorsichtig. "JA!", fuhr er sie nun an. In diesem Moment kam der Lehrer in die Klasse, so konnte Janina ihm keine weiteren Fragen stellen.

In den Pausen ging Marc grundsätzlich alles aus dem Weg, hielt sich meist im Schatten auf und trug eine Sonnenbrille. Er überlegte, ob er sich nicht selbst am Auge verletzten sollte, um die Brille auch während des Unterrichts tragen zu dürfen. Plötzlich wurde er von hinten and er Schulter berührt. Er drehte sich um und sah Janina ins Gesicht. "Was willst du?", fragte er schroff. Janina schluckte und zwang sich ein Lächeln auf. "Mit dir die Pause verbringen...wie immer..." "Lass mich doch einfach in Ruhe!", fauchte Marc. "Aber..." "Ich sagte lass mich in Ruhe! Verschwinde!", schrie er. Janinas Augen füllten sich mit Tränen, sie drehte sich um und verschwand. Marc sah ihr traurig nach.
 

Die Vögel weckten Janina aus ihrem Schlaf. Vorsichtig befreite sie sich aus Marcs Umarmung. Sie stellte fest, dass Marc die ganze Nacht ohne Decke geschlafen hatte, damit sie nicht fror. Hätte sie nicht gewusst, dass er ein Vampir war, hätte sie deswegen ein schlechtes Gewissen bekommen. Sie sah ihn lange an. In der Nacht war sie aufgewacht und hatte ihm einen Kuss geben wollen, doch sie hatte die Zähne entdeckt. Sie wusste nicht wieso, doch der Gedanke einen Vampir zu lieben erschien ihn keinesfalls abnormal. Sie fühlte sich in gewissermaßen sogar noch mehr zu ihm hingezogen als wäre es nicht so. So wusste sie auch, dass Marc jetzt sicher noch lange schlafen würde. Sie blickte sich um. Erst als sie zwei kleine schlafende Mäuse entdeckte setzte sie sich in Bewegung. Sie nahm eine der Mäuse am Schwanz und zog sich hoch. Diese quiekte kurz erschrocken. Schnell ging Janina aus der Ruine und lies die Maus auf den Boden fallen, welche sich sofort in einen Vampir zurück verwandelte. Schützend hielt Noren die Hände vors Gesicht um nicht in die Sonne blicken zu müssen. "Sieh an...", lächelte Janina süß. Noren sah erschrocken zu ihr hoch. Wie hatte sie das wissen können? Was war das für ein Mädchen? "Ich möchte, dass du mich zu Marlée führst...", sagte sie. Noren nickte und verwandelte sich schnell in einen Hund um die Strahlen der Sonne nicht ganz so stark zu spüren. Janina ging schnell in die Ruine und hinterließ Marc einen Zettel, er solle hier warten, sie müsse nur etwas erledigen. Dann folgte sie dem Hund Richtung Friedhof.
 

Marlée sah das kleine Mädchen traurig und in gewisser Maßen ehrfürchtig an. "Wo sind meine Eltern!" Verloren blickte die junge Vampirdame des ersten Ranges in die Runde ihrer Freunde. Sie hatten eben die Eltern des kleinen Mädchens hier getötet um sich von ihnen ernähren zu können. Nun taten ihr die Handlungen sehr Leid, ebenso wie den anderen. Das war ungewohnt, denn normalerweise wurden Kinder genauso getötet, doch dieses Kind war anders. "Ihr habt sie umgebracht!", rief das Mädchen, vielleicht 10 Jahre alt. Vampire mussten Menschen töten um zu leben. Es war kein Akt von Hass, sofern die Vampire nicht auf der Seite der Finsternis standen. "Ich...", stotterte Marlée. "Wieso?", das Mädchen begann zu weinen. "Wir sind Vampire!", sagte plötzlich ein anderer Vampir. Marlée sah ihn böse an. Es war verboten, das Gesetzt zu brechen. "Ich weiß! Aber wieso meine Eltern?", weinte sie weiter. "Es tut uns Leid...", entschuldigte sich Marlée. "Macht sie wieder lebendig!" Ein paar Vampire sahen sich auf die Forderung des Mädchens hin unruhig an. "Tut es...", schrie sie. Zwei Vampire knieten sich zu den zwei Menschen und tranken einen geringen Teil ihres Blutes. Dann gaben sie ihnen einen Teil des ihren. Kaum zwei Minuten später erwachten die Eltern des Mädchens zum "Leben".
 

Noren sah sich unsicher um. Er wusste nicht ob es nicht ein Fehler war das Mädchen hier her zu bringen. Doch wenn sie Marlée kannte, musste sie bereits etwas über Vampire wissen. Marlée war einer der höchsten Vampire, sie war keinem Rang zugeteilt und genoss eine gewisse Immunität gegenüber manchen Regeln. Janinas Blick streifte die Gruft, in der sie der Vampire geführt hatte. Es sah alles etwas übertrieben aus- zu prunkvoll für eine Gruft. Die Wände wurden von goldenen Kronleuchtern geziert, von denen nur vereinzelte Kerzen brannten. Am Boden lag ein roter Teppich und an manchen Wänden hingen noch Bilder vergangener hochrangiger Vampire. Noren führte sie zu einem Sarg und bat sie etwas entfernt zu warten. Janina nickte und lies ihn vorgehen. Nervös klopfte Noren auf den Sarg. Kaum fünf Sekunden später bewegte sich der Sargdeckel. Zwei Hände schoben ihn zur Seite und eine wunderschöne Frau mit gelockten dunkelbraunen Haaren erhob sich. Sie sah erst ärgerlich auf Noren, doch bevor sie ihn tadeln konnte entdeckte sie Janina. Ihr Atem stockte und sie schien bleicher zu werden, als sie es schon war. "Du...", hauchte sie. Janina bewegte keinen Muskel und sah Marlée starr an.
 

"Mama! Papa!", rief das Mädchen glücklich und lief ihren Eltern in die Arme. "Wieso haben wir das getan?", fragte ein Vampir Marlée. "Ich weiß es nicht...dieses Kind scheint die Macht zu haben uns nicht nur zu verunsichern, sondern auch unser Handeln zu beeinflussen", vermutete sie, "Von solche Menschen gibt es sehr wenige...sie können uns wenn sie wollen auch unterwerfen...seien wir froh, dass sie lediglich ihre Eltern wiederhaben wollte." "Aber was wenn sie mehr haben will...?", fragte er nach. Marlée zuckte mit den Schultern. "Hoffen wir, dass das nicht passiert." "Vielleicht können wir sie auf unsere Seite ziehen..." "Mach dich nicht lächerlich!", schnauzte Marlée ihn an, "Sie ist noch ein Kind."

"Mama, Papa, ich bin so froh!", schluchzte sie. Die Eltern nahmen ihr Kind in die Arme sahen sich danach unsicher an. "Wir können dich nun nicht mehr bei uns haben... und du sollst nicht das gleiche Schicksal wie wir erleiden..." Das Mädchen nickte verständnisvoll. "Das weiß ich...aber ihr seit wenigstens nicht tot... zumindest nicht ganz..." Marlée war beeindruckt aufgrund der Reife des kleinen Mädchens. "Wir werden einen Unfall vortäuschen...die Leichen aus unseren Vorräten müssen so gut verbrennen, dass man nur noch am Nummernschild des Autos erkennen kann, wer die Insassen waren", überlegte Marlée laut. Das Mädchen und ihre Eltern nickten. "Wir werden uns vielleicht nie wieder sehen...", meinte die Mutter. "Schon ok..." Sie umarmten sich noch einmal und gingen los um alles vorzubereiten.

Drei Tage später stand in der Zeitung ein Artikel über den tragischen Autounfalls eines Elternpaares.
 

Marc gähnte. Er streckte seine Glieder und richtete sich vorsichtig auf. Er erwartete Sonne, doch das gleißende Licht blieb aus. Verstört sah er sich um, bis er festgestellt hatte, dass er nun IN der Ruine lag. Er wollte aufstehen, doch dann entdeckte er die Nachricht von Janina. Er überflog sie und legte sich wieder hin. Er war noch müde, die Sonne würde erst in ein paar Stunden untergehen, so beschloss er noch einmal einzuschlafen.
 

"Du erkennst mich noch?", fragte Janina leicht beeindruckt. Marlée stand aus ihrem Sarg auf und deutete Noren zu gehen. Er verbeugte sich kurz und verließ mit schnellen Schritten die Gruft. Er musste sofort Fiend davon in Kenntnis setzte. Marlée ging auf Janina zu und blieb eine Armlänge vor ihr stehen. "Natürlich tue ich das...Sag, was willst du? Wie geht es dir? Willst du zu deinen Eltern?", fragte sie. Janina lächelte und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Marlée deutete auf einen mit rotem Samt umfassten Ohrensessel. Dankend setzte sich Janina und wartete bis Marlée sich auf gesetzt hatte. "Tu doch nicht so überrascht. Ich weiß alles über euch Vampire. Du wusstest doch längst, dass ich bald hier aufkreuzen würde." Marlée grinste verschmitzt und nickte etwas ertappt. "Es war nicht anders zu erwarten. Du hast dich lange nicht gemeldet...das ist wohl Schicksal.", griente sie. Janina sah sie böse an. "Das denke ich nicht. Wie kann es sein, dass ihr jemanden zum Vampir macht, der zufälligerweise mein bester Freund ist?" "Ich weiß nicht wovon du redest", spielte Marlée. "Doch das weißt du ganz genau! Marc! Ich weiß, dass er einer der euren ist." Marlée seufzte. "Lüg mich nicht an!", befahl Janina. Marlée blickte weg, konnte sich dem Befehl aber nicht widersetzten. "Ja...", sagte sie kurz. "Wieso er...", fragte Janina, diesmal etwas traurig. Marlée sah sie mitfühlend an. Janina und sie hatten viel zusammen durch gestanden. Als vor fünf Jahren das Geheimnis der Vampire in Gefahr kam gelüftet zu werden, war er Janina, die Marlée gute Tipps zum verdecken des Vampirdaseins gab. Die beiden führten eine ehrfürchtige Beziehung zu einander. Jede respektierte die andere und keine legte der anderen Steine in den Weg. "Ich bin nicht über alle Aktivitäten aller Vampire informiert. Die Vampire des ersten Ranges erschaffen Vampire ohne mein Wissen und sie dürfen es auch. Und Marc...wollte es..." Janina horchte auf. "Tatsächlich...?", sie wurde leise, "Das ist natürlich etwas anderes." Wieder konnte Marlée nicht anders als sie teilnehmend anzusehen. "Tut mir Leid...ist es so schlimm..." Janina schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich wollte sicher gehen, damit er mich nicht beißt...die Befürchtung hattet ihr doch auch, nicht war?", Janina zwinkerte ihr zu. "Du hast uns bemerkt.", stellte Marlée überflüssigerweise fest. "Wäre ich nicht dabei gewesen hätte sich Noren und Fiend wohl auf euch gestürzt." Janina versuchte sich an einen der Namen zu erinnern, es gelang ihr aber nicht. "Sie waren vor sieben Jahren nicht dabei...", erklärte Marlée, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. Janina sah sie überrascht an. "Nur Zufall...", versicherte ihr Marlée lachend. ((Janina war ein Bacchant oder auch Nachtschwärmer genannt. 0,00012 Prozent der Menschheit waren Bacchanten. Sie hatten die Fähigkeit über Vampire zu bestimmen. Zum Glück der Vampire, hatten diese meistens weniger Kontakt mit ihnen, da kaum Menschen an Vampire glaubten. Es kam vielleicht einmal in 100000 Jahren vor, dass ein Bacchant auf Vampire traf)) Eine Fähigkeit der oberen Ränge war es, Gedanken zu lesen. Allein die der Nachtschwärmer konnten sie nicht lesen. "Was wirst du jetzt tun?", fragte Marlée neugierig. "Ich werde wohl lange darauf warten können, bis er es mir sagt. Beißen wird er mich wohl auch nicht...", überlegte Janina laut. "Wie willst du ihn dann küssen?", fragte Marlée belustigt, aber auch ernst, denn auch sie wusste wie es um die Regeln bestellt war. "Da lass ich mir noch was einfallen...", versicherte sie und stand auf. "Ich sollte jetzt gehen." Marlée nickte und begleitete sie noch zum Ein und Ausgang der Gruft.
 

Noren war mittlerweile wieder in der Ruine angekommen, doch konnte er Fiend nicht finden, bereits zwei stunden suchte er nach ihm. Er hörte Schritte und versteckte sich schnell. Janina war zurückgekommen. Sie beugte sich über Marc und küsste ihn auf die Wange. Gähnend richtete er sich auf und blinzelte Janina müde ins Gesicht. Sie musste lachen, als sie ihn so sah. "Guten Nachmittag...", lachte sie. Marc grinste. "Hier", sie reichte ihm einen Erdbeer-Kiwi Eistee von Rauch und ein bisschen Gebäck. Marc hatte das sehr gerne gegessen, als er noch ein Mensch war, doch jetzt hatte er eher Blutdurst. Er sagte nichts und nippte kurz vom Eistee. Stockend nahm er die Flasche wieder herab und begutachtete sie. Es schmeckte etwas nach Blut- nach Schweinsblut. "Tut mir Leid, es ist schon etwas älter... ich weiß nicht wie es schmeckt.", spielte Janina unschuldig, tatsächlich aber hatte sie etwas Blut hinzugemischt. Marc schüttelte schnell den Kopf. "Nein, nein, es schmeckt noch sehr gut." Das Gebäck hielt er Janina hin, welche es dankend nahm und aß, während Marc seine Blutgier stillte. Nachdem beide satt waren lächelte Janina Marc frech an. "Was denn?", fragte er vorsichtig. "Wieso hast du mir nicht früher gezeigt, was du fühlst?" Marc überlegte kurz, wurde etwas rot und wollte beginnen zu reden, doch Janina war mittlerweile neben ihn gerutscht und sah ihm tief in die Augen. "Weil du...ich...wir...", stotterte er unsicher. "Gestern warst du aber nicht so schüchtern...", meinte sie frech. Marcs Röte war wieder aus dem Gesicht gewichen und er war blass wie eh. "Ach ja?", er beugte sich über sie und wollte ihren Hals küssen, sie jedoch wich etwas zurück und nahm seinen Kopf in die Hände. Verwirrt blickte er sie an.

"Wo warst du?", piepste Noren unwirsch. "Schlafen?", meinte Fiend piepsend zurück. "Ich muss dir was Wichtiges erzählen." "Nicht jetzt. Marlée ruft uns alle zurück." "Sollen wir die beiden nicht weiter beobachten...", gab Noren zu bedenken. Fiend blickte zu den beiden vor ihnen. "Erm..."

Marc spürte wie Janinas Lippen langsam von seinem Hals zu seinem Mund wanderten. Er wusste, dass sie ihn küssen wollte, doch wahrscheinlich würde er das nicht aushalten- schließlich war er auch nur ein Mann. Vorsichtig beugte er sich weiter über Janina und öffnete die dunkelrote Bluse die sie anhatte. Er dachte, sie würde es nicht erlauben, doch sie ließ es geschehen.

Janina hatte indessen innegehalten. Sie wollte Marc nicht nervös machen, indem er unter der Panik, dass sie sein Geheimnis aufdecken könnte, litt. Ihr Herz schlug immer schneller. Sie wusste was er wollte, oder zumindest dachte sie es zu wissen. In gewisser Weise flößte es ihr aber Unbehagen ein. Sie war zwar keine Jungfrau mehr, doch bei Marc war es etwas anderes. Sie war nervös- nicht mal bei ihrem ersten Mal war sie das gewesen. Also wieso jetzt?

Marc streifte ihr die Bluse nun von den Schultern und legte sie vorsichtig neben sie auf die Decke. Er begann sie an den Schultern zu küssen wieder dem Hals entgegen, während er sich an ihrer Hose und ihrem BH zu schaffen machte.

"Eh...Fiend..." "Ja...ich denke auch wir sollten gehen...hier müssen wir keine Sorgen machen, dass er sie beißt", meinte der Vampir etwas benommen. "Wieso hab ich nur nie eine Kamera dabei, wenn ich eine brauche!", ärgerte sich Noren. Fiend tadelte ihn mit einem Blick und flitzte in Mausgestalt davon. Noren folgte ihm langsam.

Die hasserfüllten Augen, die in der Dunkelheit glühten bemerkte niemand.
 

Marc küsste Janina auf die Stirn als sie nebeneinander gekuschelt ruhig dalagen. "Es war sehr schön", hauchte Janina und schmiegte sich noch näher an ihn. "Ja...Janina ich...", begann Marc, doch plötzlich erschütterte ein Beben die Ruine. Erschrocken standen beide auf und zogen sich etwas an. "Was war das?", fragte Janina als sie dem Ausgang entgegen gingen. "Ich weiß es nicht...", gab Marc zu. Als sie durch den Rundbogen gehen wollten, der sie nach draußen führte erbebte die Ruine ein zweites Mal. Um den Ausgang bildete sich eine schwarze Wolke. Erschrocken wichen beide zurück. Der Schatten vibrierte und formte sich zu einem Morph den Marc nur zu gut kannte. "Diane?", fragte er. "ein Morph...", entkam es Janina, wodurch ihr Marc einen verwunderten Blick zuwarf. "Woher...?", eher er weiternden konnte erzitterte di Ruine ein drittes Mal. Marc wandte sich Diane zu. "Hör auf!", befahl er, doch er musste feststellen, dass es wirkungslos war. Ihre Augen waren rot und ihr Gesicht hatte etwas Irres. "Was...", Marc hatte keinen Einfall was er tun sollte. In diesem Moment stürzte sich Diane auf Janina. Überraschte landete Janina am Boden auf dem Rücken. Die Wucht des Aufpralls lies ihr die Luft aus den Lungen schießen. Sie schnappte nach Luft, als der Morph anfing sie zu würgen. Marc wollte einschreiten, doch ein dunkler Schutzschild umgab Diane. Er konnte nicht durchdringen. Janina wurde langsam blau. Diane ließ los, brach Janina das Genick, und biss ihr die Handschlagader auf. Das Blut spitze in alle Himmelsrichtungen und Marc hob die Arme um sich zu schützen. Starr blickte er auf Diane die sich nun von Janina löste und auf Marc zuging. "Sie wird dich mir nicht wegnehmen!", hauchte sie. "Nein!", schrie er. "Stirb!", mit diesem Worten trennte er ihren Kopf mit einer Handbewegung vom Hals. Dunkelgrünes Blut vermischte sich mit dem roten. Marc kniete sich zu Janinas Körper. Tränen flossen über seine Wange. Mit letzter Kraft bohrte er seine Zähne in Janinas Hals und trank. Als er fertig war biss er sich die Hand auf und gab ihr sein Blut. In diesem Moment kamen drei oder vier andere Vampire herein. Sie wollten Marc von ihr reisen, doch er hatte sich bereits in Schatten aufgelöst und Janina mit sich genommen. Marlée blickte ungläubig auf das hiesige Chaos. "Ein Desaster...", flüsterte sie. Fiend sah sich um. "Nur wegen eines Morphs der nicht ordnungsgemäß funktionierte haben wir einen Vampir an die Finsternis verloren.", wisperte Gul. Fiend kniete sich in die Mitte des Blutbades und nickte traurig.

Act 2

Janina sah sich unruhig um. Sie spürte Marcs Anwesenheit, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Auch wenn sie versuchte sich vor ihm zu verstecken, er fand sie immer wieder. Die Dunkelheit, in die er sie gebracht hatte war sein Zuhause. Sie fühlte bereit seine Hand auf ihrer Schulter.

"Janina...", flüsterte er.

"Marc bitte...lass mich gehen!", flehte sie. Marc formte sich aus der Dunkelheit. Er trat vor Janina und strich ihr sanft mit der Hand über die Wange.

"Nein...du wirst mich nie verlassen", er zog sie zu sich und küsste sie. Janina liefen die Tränen hinab als Marc anfing sie gegen ihren Willen auszuziehen. Sie konnte sich nicht wehren, es war als würde die Dunkelheit sie lähmen.

"Bitte...", hauchte sie.

"Lass mich doch einfach gehen" Marc sah sie ernst an. Ihre Tränen machten ihm nichts aus.

"Du wirst mich nicht verlassen!" In diesem Augenblick der Unaufmerksamkeit verschmolz Janina mit der Dunkelheit. Marc sah kurz auf die leere Stelle in der Dunkelheit zuckte dann mit den Schultern und grinste.

"Ich werde dich finden, wo auch immer du dich versteckst!"
 

In einem dunklen großen Raum wuselten kleine Wesen hin und her. Sie hatten große Augen, schwarzes oder graues Fell und sahen eigentlich nur aus wie kleine Bälle. Piepsend bahnten sie sich ihren Weg durch den Raum, quiekten immer, wenn sie mit einem anderen Fellball zusammenstießen, fingen manchmal an zu streiten oder wuselten einfach weiter. Sie trugen verschiedenfarbige Kristalle von verschiedenen Löchern zu anderen Löchern. Am Ende des Raumes saß eine Gestalt in einen dicken Umhang gehüllt. Die Hände waren alt und wirkten gebrechlich, wie sie sich um die Lehnen des Marmorthrons festhielten. Unter einer Kapuze sah man nur eine große alte, offenbar schon öfter gebrochene, Nase hervorlugen. Plötzlich knallte die Tür. Die kleinen Fellknäuel blieben alle auf einmal stehen und drehten sich zur Tür. Eine Vampirdame war eingetreten. Ihr Gesicht wirkte müde und angespannt.

"Marlée...", hauchte die mysteriöse Gestalt leise, trotzdem hallte es laut in der Halle, als hätte sie geschrieen. Marlée verbeugte sich tief, doch die Person winkte lästig ab. Marlée ging durch das Meer aus wuselnden, tuschelnden Knäueln, die sie misstrauisch beäugten, ihr aber den Weg freimachten. Vorne angekommen, verbeugte sie sich noch mal und wartete auf eine Reaktion. Die Fellbälle betrachteten alles piepsend.

"Seit wann machen wir Pausen?", donnerte die Gestalt plötzlich einschneidend. Die Knäuel knallten kurz erschrocken gegen einander, bis sie wieder dem üblichen Trott verfallen waren und irgendwelche Kristalle herumschleppten.

"Erheb dich...", befahl die Person nun Marlée und stand gleichzeitig aus dem Sessel auf. Die Arme zitterten als sie sich mühsam vom Thron hochstemmte. Marlée richtete sich gerade auf als der Vampir ihr gegenüber die Kapuze zurückschob. Die Augen, die Marlée entgegenstarrten waren wach und misstrauisch, strahlten aber trotzdem Fürsorge und Vertrauen aus. Das lange weiße Haar lag schlaff a auf den Schultern.

"Meister Rem O'deil, ich wende mich in der wohl schlimmsten Lage an euch...", begann sie, doch er unterbrach sie mit einer Handbewegung, wobei er sie traurig betrachtete. Sie hatte viel ihrer ehemaligen Schönheit verloren. Die Augen strahlten nicht mehr die Wärme aus, wie sie es einst getan hatten, sondern waren voller Angst, Müdigkeit und Anspannung. Ihr Gesicht war bleicher als sonst, beinahe gräulich. Die Wangenknochen standen sehr hervor, sie schien schon lange nicht geschlafen oder gegessen zu haben.

"Ich verstehe...", sagte er plötzlich. Er sah sehr erzürnt, aber auch verwirrt drein. Marlée verbeugte sich, im Bewusstsein, dass er schlicht ihre Gedanken gelesen hatte.

"Das ist sehr beunruhigend...", er machte eine kurze Pause. "Wieso seit ihr nicht eher zu mir gekommen", fragte er nun scharf.

"Meister, ich...", er erhob wieder die Hand, ehe sie antwortete. Sein Gesicht nahm mit einem Mal wütende Züge an.

"Was fällt denen ein!", donnerte er. Die Knäuel erschraken und manche ließen verstört ihre Kristalle fallen. Plötzlich schien der Vampir wieder jung zu werden. Die Kraft, die in ihm zu sein schien wurde klar deutlich. Mit erhobenem Haupt schritt er durch die Bällchen aus Fell, die ihm verstört nachpiepsten. Mit jedem Schritt veränderte er sein Aussehen. Als er am Ende der Halle angekommen war, stand dort nicht mehr der alte Mann, dem Marlée die Nachricht überbracht hatte, sondern ein Mann Mitte 20. Das Haar hatte eine dunkle Farbe angenommen und die Augen waren unnatürlich hellblau.

"Du wirst hier bleiben, bis ich jemanden schicke, der dich ablöst!", befahl er Marlée noch. Sie verbeugte sich, ebenso wie die Knäuel, die verstanden hatten, dass sie kurzzeitig der Vampirdame zu gehorchen hatten. Die Tür knallte laut hinter ihm zu und Marlée atmete erleichtert auf. Ein wenig kopflos blickte sie nun auf die Knäuel.

"Nun...weitermachen", sagte sie unsicher. Manche piepsten schrill als würden sie lachen, die meisten aber setzten sich in Bewegung.

"Na los!", sagte sie nun etwas fester, woraufhin sich alle wieder der Arbeit zuwandten, wobei Marlée sich nicht sicher war, was genau sie da machten. Sie setzte sich unwohl auf den großen Thron während sie die Wuseldinger zu ihren Füßen beobachtete. Sie hoffte, nein sie wusste, das Richtige getan zu haben...
 

"Was zum Teufel macht ihr da!", schrie Noren ein paar Vampire an, sie vergebens versuchten eine Spur zu identifizieren.

"Helft gefälligst den anderen!", befahl er. Nörgelnd und mit bösen Blicken verzogen sich die Vampire zu einem Haufen anderer. Noren rieb sich genervt die Schläfen. Hatte er es hier nur mit Idioten zu tun. Als er eine Tür hinter sich öffnen hörte, wandte er den Blick von den arbeitenden Vampiren ab.

"Oh Marlée...", sagte er gleichgültig. Sein Desinteresse macht sie noch wütender als sie es schon war.

"Was fällt dir ein!", donnerte sie und befahl als nächstes den Vampiren aufzuhören. Kurz ließen alle ihre Werkzeuge sinken und sahen sich verwirrt an.

"Macht weiter!", schnauzte Noren. Tatsächlich nahmen viele ihre Arbeit wieder auf, ein paar andere schienen noch nicht sicher, wer den Kampf gewinnen würde.

"Was zum Henker! Wie kannst du es wagen! Was soll das?", fauchte sie. Noren lächelte höhnisch...

"Das war doch zu erwarten, oder?", fragte er scharf. Marlée zuckte unerwartet zusammen. "Du bist selbst an deinem Unglück schuld!", blaffte er. Nun setzten auch die letzten Vampire ihre Arbeit fort. "Du hattest deine Chance!", mit einer Handbewegung schleuderte Noren Marlée aus dem Raum.
 

Ein paar Monate zuvor...
 

Fiend trat ruhig und mit steinerner Miene vom Blut zurück. Sein Sohn und Freund, war vor seinen Augen in die Dunkelheit gezogen worden. Er konnte sich nichts schlimmere vorstellen und nun war es passiert. Sein Körper schien zu beben, als er Richtung Ausgang ging. Marlée sah ihm traurig nach, als er an ihr vorbeischritt und sich in einen Schatten verwandelte. Marlée spürte wie Tränen über den Verlust einer Freundin in ihre Augen stiegen. Sie wunderte sich. Hatten Janina und sie sich auch seit so langer Zeit nicht gesehen, schien sie auf ewig ein gewisses Band zu verbinden. Sie hatte seit Jahren nicht mehr geweint und wunderte sich nun über eine Träne, die ihre Wangen hinunterlief. Schnell wischte sie diese weg, doch schienen bereits viele Vampire es registriert zu haben und tuschelten nun verwundert. Noren stand ruhig da, verzog keinen Muskel und schien angestrengt nachzudenken. Nach einer gewissen Weile durchbrach ein Vampir das eiserne Schweigen.

"Wo ist Fiend hin?", fragte er einen Vampir neben ihm, doch als dieser nur mit den Schultern zuckte, antwortete Marlée.

"Es ist ein sehr großer Verlust", sie hielt kurz inne, "für ihn", fügte sie leise hinzu. Just in diesem Moment, erbebte die Erde. Marlée hielt sich erschrocken an der Wand fest. Ein paar ihrer Kameraden waren gestürzt. Schnell machte sich Marlée einen Überblick. Die Wände bekamen Risse und aus den entstehenden Ritzen nieselte Sand hinab. Mit lauten Knacksen bahnte sich der Spalt seinen Weg zum Boden. Voller Panik blickte sie auf das Schauspiel vor ihren Augen. Die Erde spaltete sich. Nachdem ein weiteres Beben alle erschüttert hatte, sprangen die meisten vorausdenkend in die Luft und schwebten. Einer der Vampire rettete sich gerade noch davor hinabzustürzen, indem er einen Satz zurück sprang. Ein Riss durchfuhr mittlerweile den Boden und wurde immer größer. Die Steine der Ruine bröckelten hinunter ins Nichts. Nach ein paar Sekunden blieb es kurz ruhig, ehe die Erde eine Art blau-schwarze Lava empor spie, dessen Kälte, doch gleichzeitige Hitze, Marlée kurz den Atem zuschnürte. Als der Lavaballen wieder hinabstieg, wie in einen übergehenden Kessel, blieben ein paar eigenartige Fetzen in der Luft hängen. Nach ein paar Sekunden formten sich die Fetzen zu Geisterähnlichen Gestalten. Sie waren vollkommen schwarz mit roten Augen. Ihr Gewand flatterte im windstillen Raum. Die Hände, oder besser Krallen schienen nach Halt, oder nach etwas was sie fassen und vernichten konnten, zu suchen. Marlée keuchte entsetzte, ein paar anderen rangen nach Luft. Die Wesen funkelten auf die Vampire hinab. Einem Vampir entfuhr ein entsetzlicher Schrei, woraufhin sich ein paar der Schatten seiner zuwandten. Erbleicht starrte er auf die Wesen, die im gleichen Moment, in welchen er sich in einen Schatten verwandeln wollte, auf ihn hinabstürzten. Manche fuhren durch seinen Körper, den es unnatürlich nach hinten riss und einer von ihnen drang durch seinen, vor Entsetzten geöffneten Mund in ihn ein. Die anderen Vampire waren wie gelähmt, als die Adern des Vampirs zu einer sehr ungesunden Größe anschwollen. Marlée dachte, ihm würde es gleich den Körper zerreisen, doch der Druck ließ höllisch nach. Seine Haut zog sich an seine Knochen, als schien kein Fleisch oder Blut mehr in seinem Körper zu fließen. Die Augen wurden in die Aughöhlen gezogen, seine Hände wurden so dürr, dass man glaubte, sie würden bald ganz abbrechen. Er schrie unter Todesqualen, als die Wesen ihn wieder freiließen und somit sein gesamtes Blut aus ihm schoss. Marlée hielt sich angewidert und entsetzte die Hand vor den Mund, als der Vampir anfing sich zu übergeben. Denn nicht nur das Blut das er getrunken hatte, auch seine eigenen Eingeweide würgte er heraus, während Blut aus Ohren, Augen, Nase und unter den Nägeln hervorquoll. Viele Vampire wandten den Blick ab, vermochten aber nicht zu fliehen. "Verschwindet!", befahl Marlée in diesem Moment. Doch keiner konnte sich rühren. Die Wesen hatten durch den Ruf ihre Aufmerksamkeit nun auf Marlée gerichtet. Mit einem Wink erschuf Marlée ein Schutzschild um alle Vampire. Vollkommend erleichtert sich wieder bewegen zu können, verwandelten sie sich und verschwanden in Schattenform aus den Ruinen. Marlée überzeugte sich, dass alle gegangen waren, ehe sie das selbe tat.
 

Als sie ins Leere faste, trat sie schnell einen Schritt zurück, doch auch dort war nichts. Verschreckt und wütend blickte Janina sich um. Es war lächerlich, was er da tat. Er hatte sie offensichtlich schon längst wieder aufgespürt und machte sich jetzt über sie lustig. Würde sie einen falschen und unüberdachten Schritt machen, hätte er sie für ewig in der Dunkelheit verschlingen können. Normalerweise war es so, dass Janina selbst entscheiden konnte, wann wo etwas nachgab und wo sie hingehen wollte. Eigentlich war es unnötig, denn alles war schwarz, doch solange sie selbst entschied, wo etwas nachgab, wusste sie dass Marc nicht in ihrer Nähe war.

"Du kannst mir nicht ewig entkommen!", hörte sie Marc rufen, als sie sich erneut in einen Schatten verwandelte. Die Zeit, die sie seit dem Ereignis hier verbrachte, schien ihr wie viele Jahre vorzukommen. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier war.

"Wie komme ich hier nur wieder raus...", dachte sie traurig und wie all die Male davor hatte sie keine Antwort darauf. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und lies sich in die Dunkelheit fallen. Solange bis sie wieder aufgefangen werde wollte, doch sie wollte nicht. Dies hier, die Finsternis, würde ihr auf Dauer den Verstand rauben. Sie fühlte sich eingezwängt in dieser Dunkelheit aus Nichts. Vor ihrem inneren Auge spielten sich verschiedene Szenarien ab. Vampire die um ihr Leben rannten. Sie hörte ihre Schreie. Ihre Eltern waren unter ihren. Auch Marlée. Eigenartige Figuren aus Dunkelheit schwebten um sie und schienen sie zu Tode zu quälen. Janina hielt sich verkrampft den Magen, als würde sie die Schmerzen jedes einzelnen spüren.

"Muss ihnen helfen...", flüsterte sie noch, ehe sie ohnmächtig wurde.
 

Janina blinzelte ins Licht.

"Licht!", rief sie und fuhr mit einem Ruck hoch. Sie schlug mit dem Kopf hart gegen ein Glas und sank sofort stöhnend wieder in ein weiches Lager. Verwirrt sah sie sich um. Um sie war reines Glas. "Ein Sarg aus Glas...", schoss es ihr durch den Kopf. Panisch versuchte sie den Sarg zu öffnen. Als plötzlich eine Gestalt neben sie trat unterbrach sie ihre Gebärden. Ein Mann mit dunklen langen Haaren und hellblauen Augen schob den Deckel des Glassarges zur Seite und bot Janina eine Hand an. Etwas skeptisch nahm sie diese an und lies sich aufhelfen.

"Wer...wo...?", begann Janina leise und verwirrt.

"Mein Name ist Cyan...", er lächelte. Janina blickte sich um, um sich die zweite Frage selbst beantworten zu können. Rund um den Sarg waren viele Blumen und Kerzen wie zu einem Ritual aufgestellt wurden. Cyan sah sie einen Moment lang sehr verblufft an, hatte sich aber genauso schnell wieder gefangen.

"Wie komme ich hier her...?", fragte sie vorsichtig.

"Durch mich...", meinte Cyan nur kurz. "Ich wollte es so", fügte er hinzu, als würde das alles rechtfertigen und keine weiteren Fragen mehr aufwerfen. Janina starrte ihn misstrauisch an. Wer war er?
 

"Wo bist du!", donnerte es in der Dunkelheit. Alles schien in gewisser Weise zu verschwimmen. Die Dunkelheit zog sich zusammen und breitete sich wieder aus. Irgendwo im Nichts materialisierte Marc sich. Sein Gesicht war wutverzerrt, doch auch in gewisser Weise verstört und ängstlich.

"Sie hat dich verlassen...", flüsterte plötzlich eine Stimme.

"Wer ist da?", schrie Marc prompt. Tatsächlich erschien eine Gestalt vor Marc. Sie war in eine schwarze aber stark zerrissene Kutte gehüllt. Gelbe Augen stachen aus dem Gesicht und ebenholzfarbige Haare waren zu einem wilden Pferdeschwanz gebunden. Der junge Mann grinste zynisch, als Marc ihn nur hasserfüllt anstarrte und Anstalten machte sich auf ihn zu stürzten. Für einen kurzen Moment wurde ihm klar, wer er einst war und wem er sein Unglück zu verdanken hatte.

"Beruhig dich...", bat sein Gegenüber.

"Niemals...du dreckiger Morph!", er benutze es wie ein Schimpfwort und spuckte ihm vor die Füße. Der Morph schüttelte mitfühlend den Kopf.

"Was dir geschehen ist, wird nie aus deinem Gedächtnis verschwinden können... Unserem Herrscher ist bewusst, dass es einer der Unseren war, dem du das hier verdankst, und er bietet dir eine Wiedergutmachung an." Tatsächlich hob Marc den Kopf und sah den Morph interessiert, doch trotzdem argwöhnisch an.

"Mein Name ist Aal", stellte er sich nun höflich vor und verbeugte sich leicht.

"Wie du heißt weiß ich natürlich", fügte er hinzu, als Marc keine Anstalten machte irgendetwas darauf zu erwidern.

"Was ist das für eine Wiedergutmachung?", fragte er scharf.

"Er bietet dir ein Leben in deiner alten Welt, die Macht deine Triebe zu unterdrücken und eine gewisse...sagen wir Autorität über sämtlichen Morphs", zählte Aal auf. Marc entkam etwas wie ein Lachen.

"Ich bin ein Vampir, der in die Finsternis gefallen ist", fauchte er, sich seines Daseins wohl bewusst, "Kein Idiot oder naiver kleiner Junge! Für das was mir dein Meister bietet, will er doch sicher eine-"

"Gegenleistung?", unterbrach ihn Aal fragend. Er schüttelte lächelnd den Kopf, als würde er mit einem sturen kleinen Kind sprechen.

"Aber nicht doch! Die Qualen der Dunkelheit sind damit gleichzusetzen...", er wartete kurz,

"Wir dulden hier keine Vampire!", sagte er ernst und etwas angewidert. Marc wunderte sich. Waren es nicht die Vampire, die über die Morphs herrschten?

"Jeder Vampir, der in die Dunkelheit übergeht, erliegt irgendwann den Qualen, denen er hier ausgesetzt ist. Wer glaubst du ist dafür verantwortlich?", fragte Aal wütend. Marc hatte nie in Frage gestellt, woher die Morphs kamen, oder ob es einen Herrscher unter ihnen gab. Offensichtlich hatte dieser hier, schlechte Erfahrungen mit Vampiren gemacht und verachtete sie.

"Du scheinst unsere Art zu verabscheuen...", stellte Marc fest.

"Wieso also solltest gerade du mir helfen wollen?" Aal schien sich zu fangen.

"Nicht ich, sondern mein Meister... und in gewisser Weise kann ich es nachvollziehen. Auch ich bin sehr zufrieden mit der Art, wie du mit Diane umgegangen bist, bevor...", er beendete den Satz nicht,

"So etwas war noch nie da. Deshalb ist es uns sehr unangenehm, dass sie es in gewisser Weise war, die dich hier her getrieben hat." Marc nickte

"Ich verstehe", meinte er nur.

"Jedenfalls...kann er nicht verhindern, dass du den Qualen hier erliegst...nur das du zurückkehren kannst...aber", er hielt kurz inne. Marc hatte eine Bedingung gewartet, sagte aber nichts.

"...du wirst nicht mehr der Alte sein...du wirst nicht in deine alten Verhaltsmuster zurückfallen. Die Dunkelheit hat dich zu sehr geprägt"

"Verstehe...", sagte Marc erneut und überlegte kurz,

"Was genau waren das noch mal für Angebote?" Aal lächelte erfreut.
 

Marlée stand vor dem Eingang eines riesigen Frieshofs. Sie hatte tiefe Augenringe und schien sehr übermüdet. Angestrengt legte sie einen Schutzbann um den Friedhof. Hinter ihr standen ein paar Vampire, auch kleine Kinder waren unter ihnen, was eigentlich sehr ungewöhnlich war. Doch trotzdem kam es hin und wieder vor, dass sich zwei Vampire unter sich vermehrten.

"Notre maison...", schluchzte ein kleiner Junge. Ein Mädchen zerrte am Rockzipfel ihrer Mutter und fragte vorsichtig:

"Ou est-ce qu'on va maintenant?".

"Je ne sais pas chérie...", meinte ihre Mutter müde. Marlée schien fertig mit ihrem Ritual zu sein und drehte sich zu den anderen Vampiren um.

"Wo sollen wir denn jetzt hin...", fragte die Mutter der Kinder nun. Marlée sah sie traurig an.

"Es gibt in der Nähe von Paris einen Unterschlupft, indem sich alle Vampire aus Frankreich getroffen haben...", sagte sie leise. Die Mutter nickte und flüsterte etwas zu ihrem Partner. Marlée konnte Norens Namen fallen hören, aber sie tat so, als hätte sie es nicht gehört. Sie war zu müde um sich um Noren Gedanken zu machen. Ihr war wohl bewusst, dass er hinter ihrem Rücken alle Schuld auf sie schob, und den Vampiren ein besseres Leben anbot. Unter seiner Führung versteht sich. Marlée hatte schon so lange und so viel geredet, doch die Vampire glaubten nicht, dass sie die Lage in Ordnung bringen konnte. Viele hatten sich Noren schon angeschlossen. Marlée dachte verärgert daran, wie er sie aus dem Unterschlupf der Vampire in Bulgarien gestoßen hatte, daran, wie die Vampire tatsächlich ihm gehorcht hatten...
 

Marlée erwachte aus ihren Erinnerungen und betrachtete gelangweilt die Wuschel, als sie auf dem großen unbequemen Thron saß. Mittlerweile wusste sie, das Richtige getan zu haben, als sie Rem O'deil eingeweiht hatte. Eigentlich hätte sie es viel früher machen sollen, gleich nach der Tragödie mit Marc und Janina. Die Schatten hatten sich seit diesem Ereignis aus allen Grüften erhoben. Die Vampire hatten fliehen müssen. Keiner von ihnen rechnete es ihr an, dass sie sich um den Schutz der Menschen, anstatt den der Vampire gekümmert hatte. Jeder Friedhof der Welt war mit einem Bann geschützt. Die Schatten konnten nicht hervordringen. Nur musste die Vampire fliehen. Die meisten hatten Unterschlupf unter der Erde gefunden, in Höhlen in den Bergen oder Ähnlichen. Marlée seufzte traurig. Wie Noren es geschafft hatte, sie von ihrer erhobenen Stelle zu stoßen, war ihr nicht unklar. Zwar war er immer noch ein Vampir des ersten Ranges, nicht mehr, und viele Vampire, die ebenfalls dem ersten Rang angehörten, gehorchten ihm nicht, doch hatte er die schwächeren schutzsuchenden Vampire vollkommen unter seinem Einflussbereich. Ein Fellknäuel begann plötzlich aufgeregt mit einem anderen zu streiten.

"Aufhören!", rief Marlée. Ihre einzige Aufgabe hier bestand darin, den Wuscheldingern zu befehlen, nicht zu streiten. Alles andere erledigte sich von selbst. Ihr war vollkommen unklar, wie Rem O'deil dieses Leben aushalten konnte. Er war sehr mächtig, konnte seine Gestalt beliebig verändern, und beherrschte atemberaubende magische Rituale, doch das konnte ihm doch alles nichts gegen diese Langeweile helfen. Sie seufzte nochmals gelangweilt und hoffte er würde bald jemanden zu ihrer Ablösung schicken.
 

Janina war aus dem Sarg gestiegen und überzeugte sich, ob sie wirklich in ihrer Welt war. Sie atmete tief ein und tatsächlich drang kühle, klare Luft in ihre Lungen. Glücklich drehte sie sich im Kreis bis ihr Blick auf Cyan hängen blieb, der sie belustigt beobachtete.

"Was denn?", fragte Janina widerwillig grinsend.

"Das muss der Elan der Jugend sein", stellte er glucksend fest und setzte sich auf einen Schemel. Janina betrachtete ihn verwirrt. Er war doch kaum älter als sie.

"Ich steige nicht oft aus der Dunkelheit auf...", meinte sie nur.

"Glaub mir, das tun im Allgemeinen nicht viele...", versicherte er ihr.

"Wieso hast du mich geholt?", fragte sie noch mal. Cyan hob die Augenbraunen. Das Mädchen vor seinen Augen verwunderte ihn von Sekunde zu Sekunde mehr. Sie musste, seinen Informationen nach ein Vampir sein, doch hatte sie keine spitzen Eckzähne, ihre Haut hatte eine natürliche Farbe und sie genoss das wenige Sonnenlicht, dass in die weiße Halle fiel. Er sah sie kurz angestrengt an, doch wieder schien ihm irgendetwas zu stören und seine Züge veränderten sich wieder für den Bruchteil einer Sekunde. Nur diesmal hatte Janina es bemerkt.

"Was sollte der Blick?", fragte sie etwas verstimmt.

"Du müsstest doch ein Vampir sein...", lenkte er ab. Unwillkürlich griff sich Janina an den Hals. Die Bissspuren von Marc waren verheilt, alleine die Narbe von Dianes Angriff war noch zu sehen.

"Mhm...ja...eigentlich...", begann sie. Sie hatte sich nie wirklich Sorgen gemacht ein Vampir zu werden. Selbst wenn, dann hätte sie wenigstens mit Marc zusammensein können. Beim Gedanken an Marc spürte sie einen leichten Stich in der Magengegend. Sie drehte sich weg.

"Du bist ein sehr eigenartiges Mädchen...",meinte Cyan. Janina warf ihm über die Schulter einen klanglosen Blick zu und bemerkte in diesem Augenblick, dass er keine spitzen Vampir typischen Eckzähne hatte.

"Und du?", fragte sie dann. Cyan hob wieder die Braunen.

"Du müsstest doch auch ein Vampir sein...", fügte sie hinzu. Er nickte nur.

"Und wieso hast du keine Eckzähne?" Cyan grinste.

"Das müsste ich doch dich fragen", gab er nur zurück.

"Welch zufriedenstellende Antwort...", murmelte sie leicht beleidigt. Sie sah sich nun weiter in der Gruft um, welche sehr untypisch eingerichtet war. Alles weiß, voller Blumen und Bildern, auf denen grüne Wälder, saftige Wiesen und tiefblaue Seen abgebildet waren. Während sie sich umsah, betrachtet Cyan sie aufmerksam. Sie verunsicherte ihn. Er konnte ihre Gedanken nicht lesen, und sie hatte nicht die typischen Eigenschaften, die ein Vampir haben musste. Großteils beschäftigte ihn aber ersteres. Er war in der Lage jegliche Gedanken aller Lebewesen dieser Erde zu lesen, wenn er dies wünschte, außer bei... Er stockte und betrachtete das Mädchen erneut. Dass er nicht sofort auf diese Möglichkeit gekommen war, belustigte ihn sogar ein bisschen. Sie musste ein Bacchant sein. Natürlich! Das erklärte, wieso sie kaum Zeichen eines Vampirs trug. Er überlegte, ob so ein Fall jemals vorgekommen war, verneinte seine Frage aber kurz darauf wieder. In seiner gesamten Laufbahn war das nicht vorgekommen. Mit wachsendem Interesse verfolgte er Janina mit seinem Blick. Das Mädchen stellte keinerlei Bedrohung für ihn dar, doch sie faszinierte ihn ungemein. Janina drehte sich in diesem Moment wieder ihm zu.

"Eine sehr eigenartige Gruft...", stellte sie fest.

"Nicht war?", er gluckste erneut.

"Um jemanden aus der Dunkelheit zu befreien braucht man viel Licht und viele Gegenstände, die Licht ausstrahlen", erklärte er grinsend.

"Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum ich hier bin...", bohrte sie ein drittes Mal nach.

"Der Zeitpunkt dir das zu sagen, ist noch nicht gekommen...", meinte er nur und stand auf.

"Lass uns jetzt gehen" Janina folgte ihm verwirrt. Sie war es als Nachtschwärmer gewohnt, dass Vampire ihr immer alles sagten, sobald sie es verlangte. Mochte es daran liegen, dass sie nun irgendwie auch ein Vampir war? Sie beschloss sich später Gedanken darüber zu machen und stieg Cyan nach.
 

Noren sah sich unschlüssig in der großen gemütlichen Halle um. Viele Vampire wuselten ein Stockwerk unter ihm hin und her, unterhielten sich lautstark oder versuchten bei dem Lärm, der herrschte zu schlafen. Er konnte ein paar Kinderschreie vernehmen, ein paar empörte Rufe und viel Gelächter. Er atmete erleichtert auf. Offenbar gab es im Moment nichts zu tun. Endlich konnte er sich sich selbst zuwenden. Er hatte hart und lange auf diese Position zugearbeitet. Im Stillen versteht sich. Weder Marlée noch Fiend hatten es bemerkt, wie er beständig Vampire auf seine Seite gezogen hatte. Das "Drama", wie es viele Vampire nannten, mit diesem Marc aus dem 2ten Rang und seiner kleinen Menschenfreundin, hatte ihm mehr eingebracht, als er hätte sich erträumen lassen. Das Fiend sich nach diesem Desaster auch noch aus jeglichen Umgang mit anderen Vampiren zurückzog schien ein weiterer Glücksfall in seiner Kariere. Und Marlée... Er lachte kurz belustigt. Sie war weiß Gott keine Gefahr für ihn. Sie war nicht so stark wie sie sich gab, auch wenn ihre Fähigkeiten beeindruckend waren. Sein ganzes Streben nach Macht wurde erfüllt. Er war zwar immer noch nur ein Vampir des ersten Rangs, aber er hatte eine beinahe immune Vampirdame von ihrem Posten gestoßen, und es war leichter als er gedacht hatte. Er lachte laut auf...
 

"Dummer Kerl...er hat keine Ahnung...", meinte Cyan finster. Janina warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Vergiss es...", fügte er schnell hinzu. Janina sah ihn misstrauisch an. Seit sie aus der Gruft gestiegen waren hatte er kein Wort gesagt. Sie hatte sehen können, dass seine Sinne vollkommen auf den Friedhof gerichtet waren, auch wenn sie es nicht unbedingt nachvollziehen konnte. Die Vorstellung eines Vampirs, der Angst vor Friedhöfen hatte erschien ihr sehr absurd. Jedoch... sie hatte keine Ahnung, was seit ihrem Verschwinden geschehen war. Gerade wollte sie etwas sagen, doch Cyan hob die Hand und deutete ihr ruhig zu sein. Ehe sich Janina wundern konnte, stieß Cyan sie hinter ein Grab. Sie wollte sich beleidigt aufbauen, doch eine schreckliche Explosion erschütterte die Erde. Janina kreischte hoch auf und zog den Kopf unter dem Grabstein ein. Keine Sekunde zu spät, den eine gewaltige Feuerwelle schoss über und um den Grabstein an Janina vorbei. Vollkommen aufgewühlt hielt sie sich die Hand vors Gesicht und kauerte sich noch mehr an das Grab. Sie spürte ihr Herz hart gegen ihren Brustkorb schlagen und hustete, als sich immer mehr Rauch am Boden ansammelte. Sie spürte durch ein Schwindelgefühl, dass die Luft knapper würde. Sie riss sich einen Stofffetzen ihrer bereits zerrissenen Kleidung ab und hielt es sich an den Mund. Hilflos sah sie sich nach Cyan um, doch durch die Feuerfontäne konnte sie nichts erkennen, außer ein paar schwarze Schatten. Tränen stiegen ihr in die Augen, als der Rauch immer dichter wurde und die Hitze schien unerträglich zu werden. Wer waren die? Ging es Cyan gut? Was passierte hier? Ihre Gedanken überschlugen sich und sie kippte leicht zur Seite. Bevor sie am Boden aufschlug realisierte sie wieder alles und gab sich selbst eine Ohrfeige um nicht ohnmächtig zu werden. Natürlich war ihr bewusst, dass hier bald keine Luft zum atmen mehr war. Der Platz an dem keine Flammen um sich schlugen betrug weniger als einen Quadratmeter. Hustend versuchte sie sich zu beruhigen...sie durfte jetzt nicht zusammen brechen. Womöglich brauchte Cyan ihre Hilfe. In diesem Moment erloschen die Flammen. Als hätte sie auf heißen Kohlen gesessen sprang sie auf. Cyan lebte noch, was Janina ungemein beruhigte, doch er war ziemlich angeschlagen. Seine Kleidung war teils verbrannt, teils zerrissen und von Blut durchtränkt.

"Verflucht!", sagte Jemand. Schnell wandte Janina ihren Blick auf die Angreifer. Fünf in Schwarz gehüllte Gestalten standen verwundet und wacklig auf den Beinen vor Janina und Cyan.

"Lauf weg!", rief Cyan in Janinas Gedanken. Sie schreckte hoch und blickte zu ihm. Über seine Schläfen rann Blut und er hatte plötzlich kürzere Haare, die etwas angesenkt aussahen.

"Aber...", begann Janina unsicher.

"Keine Widerrede!", befahl er, doch Janina rührte sich nicht vom Fleck. In diesem Moment der Unachtsamkeit stürzte sich einer der Gegner, wie eine Katze auf Beutefang, auf Cyan.

"Nein!", schrie Janina erschrocken, trat einen Schritt vor und hob ihren Arm, als könnte sie den Angreifer mit dieser lächerlichen Geste aufhalten. Cyan hatte einen abwehrbereiten Standpunkt eingenommen, doch er musste sich nicht zu verteidigen. Verwirrt blickte er auf den Angreifer, der wie zur Salzsäure erstarrt war. Fassungslos suchte er nach der Ursache der Erstarrung seines Gegners. Sein Blick blieb auf Janina hängen und seine Augen weiteten sich...
 

"Beruhig euch doch!", rief Marlée, doch die Fellknäuel leisteten ihrem Befehl keine Folge. Sie wuselten aufgeregt hin und her, stießen gegeneinander, schrieen und quietschten als würden sie unter Todesängsten leiden. Vollkommen überfordert sank sie auf den Boden. Sie wusste weder, was in die Wesen gefahren war, noch wie sie die Kleinen beruhigen konnte. Ob Rem O'deil etwas zugestoßen sein könnte? Sie verneinte die Frage so schnell, wie sie sich diese gestellt hatte. Er war das Oberhaupt aller Vampire in dieser Welt. Er war unbesiegbar!! Auch den Herrscher der Morphs hatte er bezwungen. Marlée konnte sich nicht vorstellen, wie ihr unsterbliches Leben ohne ihn aussehen würde. Womöglich würden dann die Morphs über die Vampire herrschen. Bei dem Gedanken schauderte ihr. Sie selbst hatte es immer abgelehnt einen Morph zu besitzen und seit dem Vorfall mit Marc hatten beinahe alle Vampire ihre Morphs getötet oder freigelassen. Marlée wusste dieses Verhalten nicht zu schätzen. Die Morphs waren unter der Herrschaft der Vampire unter Kontrolle zu halten. Aber jetzt... Womöglich würden sie Rache nehmen wollen.
 

Marc sah sich interessiert um. Er atmete tief ein, Luft füllte seine Lungen, streckte seine Glieder der Sonne zu und seufzte glücklich. Er musste lächeln. Glücklich..., er lies das Wort in Gedanken so lange wiederhallten bis es keinen Sinn mehr zu machen schien. Bedächtig schritt er zum Teich vor ihm. Aal hatte ihn zu einem Sumpfgebiet gebracht.

"Wasser ist der Eintritt in unser Reich...", hatte er gemeint. Marc war sich nicht sicher, ob er es verstanden hatte, doch eigentlich war es ihm auch egal. Er kniete sich nieder und fuhr mit den Fingern durch das hohe Gras. Es war kalt und noch mit Tau benetzt. Er lies seine Hand in die Erde fahren, zog einen großen Ballen Gras, Wurzeln und Erde heraus und lies es durch seine Finger hindurch rieseln.

"Jetzt werde ich dich wiederfinden...", hauchte er und wollte sich in einen Schatten auflösen, doch plötzlich spürte er eine Macht hinter sich. Mit einem eleganten Ruck stand er auf und drehte sich den ungebetenen Gästen zu. Zwei in schwarze Kutten gehüllte Gestalten standen vor ihm. Marc konnte weder ihr Gesicht, noch sonst etwas ihres Körpers erkennen. Es war, als würde Dunkelheit deren Antlitz verdecken.

"Wer seit ihr?", fragte Marc misstrauisch. Einer von ihnen hob seine Hand und ein Feuerstrahl schoss heraus. Mit einer einfachen Geste lenkte Marc den Angriff ab. Das Feuer schlug etwa fünf Meter neben ihnen in ein paar alte Bäume und verbrannte sie. Die Gestalten machten erschrockene beinahe entsetzte Gesten und traten beide einen Schritt zurück. Das Holz knisterte im Feuer, als es sich auf weitere bereits tote Bäume ausbreitete. Panisch feuerte die Gestalt, die ihn bereits angegriffen hatte, ein paar weitere Feuerstrahlen ab, doch jede prallte von Marc ab, da ihn plötzlich eine schwarze Aura, die wohl wie ein Schutzschild wirkte, umgab.

"Hör auf!", befahl die andere Gestalt und hielt Marcs Widersacher mit dem Arm zurück. Marc lauschte dem Zischen und Knistern des Holzes. Sie waren nun von reinen Flammen umgeben, kaum noch etwas grünes hatte die Angriffe überlebt. Verwunderlich, denn waren sie nicht noch immer in einem Sumpf. Was für eine Magie musste das sein, die Feuer Wasser verbrennen lies. Traurig sah er sich um. All das grün war verschwunden und wurde nun von lodernden Flammen ersetzt. Die Hitze nahm er kaum war, auch der Rauch störte ihn nicht. Wie konnten die es wagen, diesen Ort zu zerstören? Er spürte, wie sein Gesicht dunkle Züge annahm. Er wusste nicht, welche Macht von ihm Besitz ergriffen hatte. Eine Macht, die das Feuer einfach hatte abprallen lassen, doch sie gefiel ihm. Neugierig herauszufinden, was er nun zu tun vermochte hob er leicht den Kopf und blitze die Eindringlinge boshaft an.

"Ich habe viel gelernt...", meinte er. Seine Gegenüber sahen ihn skeptisch an.

"In der Dunkelheit hat man viel Zeit zum nachdenken...", bei diesen Worten fuhr ein eigenartiges Lächeln über sein Gesicht. Etwas schreckliches, wahnsinniges schien von ihm Besitz ergriffen zu haben.

"...vertraue niemandem..." Mit diesen Worten lief er auf die Gestalten zu und fuhr mit seiner Hand durch den Körper des einen, der ihn attackiert hatte. Dunkelgrünes Blut schoss aus seinem Körper, als Marc die Hand wieder zurück zog. Keuchend sank das Wesen zusammen und löste sich kurz darauf in Luft auf. Marc riss die Kapuze des anderen herunter. Aal kam zum Vorschein und sah ihn entsetzt an. Sein Gesicht war kreidebleich und kalter Schweiß lief seine Stirn hinab.

"Ihr hättet mich nicht unterschätzen dürfen...", flüsterte Marc leise. Aals Körper bebte. Wie hatte sein Herrscher nicht wissen können, dass Marc derartige Kräfte besaß? Oder wusste er es und hatte es ihm nur nicht gesagt, ihn also in den sicheren Tot geschickt, als er ihm, den Auftrag, zur Tötung von Marc gab?

"Sag deinem Herrscher, dass es ein Fehler war, mich hintergehen zu wollen!", mit diesen Worten riss er Aal mit einem gewaltigen Hieb den Arm ab. Schreiend ging dieser zu Boden, warf Marc noch einen hasserfüllten aber auch verängstigten Blick zu und verwandelte sich in einen Schatten. Marc blickte starr auf die Stelle wo Aal gerade noch gestanden hatte und fing im nächsten Moment hysterisch zu lachen an. Zynisch grinsend ging er in die Knie, doch da verschwand aller Wahnsinn. Seine Augen wurden klar, Schweiß rann über seine Stirn. Er fuhr sich ausgelaugt durch das schwarze Haar, bemerkte dann erst das Blut. Vollends entkräftet setzte er sich auf das, von Blut durchflossene, Gras. Sein Atem ging schnell.

"Wer bist du...", keuchte er. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig, sein Körper bebte.

"Was bist du...", zitternd versuchte er sich auf zu richten.

"Ich werde nicht zulassen, dass du mich beherrscht!", ehe er aus Erschöpfung zusammenbrach verwandelte er sich in einen Schatten und entschwand dem verwüsteten Sumpf.
 

Cyans Blick ruhte immer noch auf Janina. Er konnte weder glauben noch beschreiben, was er sah. Ihr blondes Haar wehte, obwohl es windstill war. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht. Ihr unsicherer Stand hatte sich verfestigt und um ihren erhobenen Arm floss eine silber- weißliche Aura. Die in schwarze Kutten gehüllte Gestalt, die Cyan hatte angreifen wollen, stand immer noch still da. Die anderen beobachteten das Geschehen sprachlos. Plötzlich senkte Janina ihren Arm und ihre Augen normalisierten sich wieder. Schwindlig griff sie sich auf die Stirn und musste sich im nächsten Grabmahl abstützen. Sie konnte sich nicht mehr an die letzte Minute erinnern und wunderte sich über das berauschende Gefühl, das sie taumeln lies, bis sie ein erschauderndes Geräusch von brechenden Knochen vernahm und erschrocken auf sah. Cyan hatte die Verwirrung noch rechtzeitig genutzt und hatte seinen Angreifer getötet. Janina blickte angeekelt weg, da dessen Gliedmaßen unnatürlich von seinem Körper abstanden. Die anderen sahen ein letztes Mal zwischen Cyan und Janina hin und her, wobei sie Janina eines längeren Blicks bedachten. Dann lösten sie sich in Schatten auf. Cyan machte eine Handbewegung, wodurch die Gedärme der Leiche aus seiner Brust platzen. Janina unterdrückte einen Brechreiz, doch zu ihrem Glück löste sich die Gestalt im nächsten Augenblick in Luft auf. Cyan sagte eine, wie es ihr vorkam, geschlagene Minute kein Wort und Janina wagte es nicht, etwas zu sagen. Dann richtete er sich auf und ging auf sie zu. Seine Augen strahlten Besorgnis, Wärme, Verwirrung und Müdigkeit auf einmal aus. Als er einen Meter vor ihr stehen blieb, warf Janina einen besorgten Blick auf seine Wunden. Er schien tatsächlich mit ein paar Brand und Schürfwunden, sowie einer Platzwunde am Kopf davon gekommen zu sein.

"Das ist nichts...", beschwichtigte er sie, als er ihren Blick bemerkte. Mit einer eigenartigen Handbewegung und einem Wort, das Janina nicht verstand, verschwanden sämtliche Wunden und seine Kleidung sah wieder aus wie neu. Janina wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, so blickte sie ihn nur beeindruckt an.

"Gekonnt...ist gekonnt...", grinste Cyan bei Janinas Anblick. Sie lächelte nicht recht überzeugend, woraufhin Cyan seine Hand erhob und ihr über die Schulter fuhr. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als sie ein Ziehen auf der Haut spürte.

"Du hast Einiges abbekommen...", meinte er besorgt, woraufhin sich Janina sich selbst zuwandte und feststellen musste, dass ihr ganzer Körper mit Brandwunden überseht war. Wieder führte er das eigenartige Ritual durch und die Wunden verschwanden.

"Danke...", meinte sie kurz, "Was ist passiert?", fügte sie fragend hinzu.

"Ich bin mir nicht sicher...", begann er, stockte dann aber.

"Aber es macht dir Angst?", es war weniger eine Frage, als eine Feststellung. Cyan antwortete nicht, doch Janina war sich sicher, dass sie Recht hatte. Müde fuhr er sich durch das verbrannte kurze Haar und seufzte tief. Man konnte sehen, dass ihm der Kampf viel abverlangt hatte.

"Wer waren die?", fragte Janina. Cyan hob seinen Blick und sie spürte ein Stechen in ihrer Brust. Sein aussagloser Blick lies sie erschaudern, sie hatte das Gefühl, etwas Furchtbares getan zu haben.

"Was ist passiert?", ihre Stimme bebte und sie fühlte, wie ihre Knie zu zittern begannen.

"Kannst du dich denn an nichts erinnern...", fragte Cyan leise und müde. Janina schüttelte schuldbewusst den Kopf.

"Du hast eine sehr alte spirituelle Energie benutzt...zumindest denke ich das...", antwortete er ihr nach einer längeren Pause. Janina wusste, dass sie ihm jegliche Information aus der Nase ziehen musste, so baute sie sich ein weiteres Mal auf und holte tief Luft.

"Und das ist schlecht, oder?", ihre Stimme war weniger selbstbewusst, als sie es wollte. "Diese Kraft...können nur Vampire erhalten, die in der Finsternis ihr Wesen entdeckt haben...", erklärte er, doch Janina schüttelte nur den Kopf.

"Das verstehe ich nicht...", ihr Stimme wurde unsicherer aber auch lauter.

"Ich werde es dir später erklären...", versprach er und Janina merkte sofort, dass seine Kräfte nachließen. Offensichtlich hatte ihm sein Heil-Ritual viel Kraft gekostet.

"Wir müssen zu Marlée...", wisperte er noch, ehe er ihre Hand nahm, und sich und sie in Schatten auflöste.
 

Misstrauisch und mit einer Fliegenpatsche bewaffnet stand Marlée auf dem Thron von Rem O'deil. Ihre blauen Augen huschten über die Fellknäuelherde, bereit sich zu verteidigen. Man konnte es kaum glauben, doch die Dinger hatten sie tatsächlich angegriffen. Mittlerweile hatten sich viele wieder beruhigt, doch ein paar standen zu den Füßen des Throns und knurrten Marlée an, was sich aber eher wie ein Brummen anhörte.

"Kusch!", zischte sie wütend, wodurch eines der Knäuel den Thron rammte. Vollkommen überrumpelt durch die Kraft des Wesens und die Erschütterung des Throns, hielt sie sich schwankend an der Lehne fest. Da schlug die Tür auf, und die Knäuel wandten sich von Marlée ab. Als sie ihren Meister erkannten, piepsten sie glücklich und wuselten alle zu ihm hin. Marlée sank erleichtert in den Thron, fuhr aber sofort hoch, als sie bemerkte, in was für einen Zustand sich Rem O'deil befand. Sie lies die Fliegenklatsche fallen und rannte ihrem Herrscher entgegen, der sich dankend an ihrer Schulter abstützte. "Ich ziehe mich kurz in meine Gemächer zurück...", mit diesen Worten löste er sich ein weiteres Mal in einen Schatten auf und verschwand durch die Decke. Die Knäuel piepsten enttäuscht. Ein paar unter ihnen wuselten nun die Decke hoch und verkrochen sich durch ein paar Ritzen in das Stockwerk über ihnen, die anderen arbeiteten weiter. Jetzt erst fiel Marlées Blick auf die Person, die Rem O'deil begleitet hatte.

"Hallo...", sagte Janina leise, doch es hallte in der großen Halle.

"Du lebst...", war alles war Marlée nach einer Schweigeminute herausbrachte.

"Na ja, leben ist vielleicht das falsche Wort...", meinte Janina nur unsicher. Eine Weile sahen sich die Beiden unsicher an, dann trat Marlée einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Nach der ersten Verwunderung aufgrund dieser unerwarteten Herzlichkeit, schloss auch Janina die Arme um die alte Bekannte.

"Ich wusste nicht, was er als Erstes unternimmt...", sagte Marlée, als sie sich von Janina löste.

"Ich dachte er würde erst zu Noren gehen", sie lächelte, auch wenn er kein bisschen glücklich aussah. Wieder viel Janina ein, wie viel sie doch verpasst hatte. Sie wusste bis jetzt nicht, aus welchen Gründen Cyan sie in diese Welt zurückgeholt hatte.

"Was ist passier?", fragte sie vorsichtig.

"Lass uns nach oben gehen...", auch diesmal schien Marlée Lächeln nicht echt,

"Dort lässt es sich besser reden" Zumindest vermutete sie das, da sie noch nie "oben" gewesen war. Sie verwandelten sich in Schatten und schwirrten zur Decke.

In den Gemächern angekommen stutzen beide einen Augenblick. Um sie stapelten sich die Bücher in Meter hohen Regalen, Bücher lagen am Boden und auf Tischen. Durch ein paar verhüllte Fenster trat etwas Licht und Kerzenleuchter verliehen dem Raum eine melancholische Atmosphäre. Marlée und Janina setzte sich auf zwei bequeme Lehnsessel, wobei Janina erst drei Bücher auf einen kleinen Tisch stellen musste.

"Ich versuche es dir so einfach und kurz wie möglich zu erklären.", begann Marlée ohne weitere Umschweife.

"Nach eurem Verschwinden hat sich Fiend, Marcs Lehrmeister, vollkommen zurück gezogen. Ein paar Eigenartige Wesen terrorisieren seit damals sämtliche Friedhöfe. Die Vampire mussten fliehen...", sie stockte kurz, "Und Noren hat mich gestürzt." Sie sah angeschlagen zur Seite, offensichtlich schämte sie sich.

"Wer ist er?", fragte Janina.

"Er hat dich damals zu mir in die Gruft gebracht...", antwortete Marlée nachdenklich. Janina nickte. Sie konnte sich an den Vampir erinnern, allerdings schien er ihr nicht sehr mächtig vorgekommen zu sein. Sie hätte ihn eher als einen Feigling eingeschätzt.

"Fiend und ich waren die Einzigen, die ihm noch im Weg standen... Ich hätte viel früher erkennen müssen, dass er nur scharf auf einen hohen Posten war...", ihre Stimme wurde wütender.

"Und ich habe ihm die Vampire in seine Arme getrieben, indem ich sie von ihrem Zuhause habe trennen müssen...nur um diese Menschen", Janina hatte noch nie jemanden dieses Wort mit solcher Verachtung sagen hören, "vor diesen Kreaturen zu beschützen...", sie machte eine kurze Pause. Janina starrte sie nur an, sie hielt es nicht für klug sie zu unterbrechen.

"Dann habe ich Rem O'deil um Hilfe gefragt... und er hat dich befreit...", sie lächelte und zum ersten Mal war es ehrlich.

"Nein...das war Cyan...", sagte Janina nun leicht verwirrt. Marlée nickte.

"Ja, das ist sein richtiger Name...", sie lächelte wieder. "Rem O'deil nennen wir unsere Herrscher... Das kommt von einer sehr alten Vampirsprache aus Transsilvanien. Es bedeutet soviel wie... Herrscher, oder Hirte. Aber es wundert mich, dass er dir seinen Namen verraten hat... Diese Ehre erhalten nicht viele", sie stockte, da sie Janinas ungläubigen Gesichtsausdruck registriert hatte.

"Wo ist denn die Küche... ich bräuchte ein Glas Wasser...?", stotterte Janina verwirrt. Marlée deutete auf eine Tür.

"Da durch die linke Tür." Janina fragte nicht, woher sie das wissen wollte, wenn sie doch angeblich noch nicht hier gewesen war und stand auf.
 

Janina ärgerte sich , denn es gab eine Masse an linken Türen, doch trotzdem wollte sie nicht noch einmal zurück gehen und fragen. So hatte sie ihre Neugier bis jetzt in eine Besenkammer, ein Klo und einen Raum, den sie nicht definieren konnte geführt. Es war alles blau gewesen und kein einziges Möbelstück hatte den Raum geziert. Langsam etwas entmutigt öffnete sie die vierte linke Tür, welche sich knarrend öffnete. Vorsichtig trat sie ein, wobei sie gegen etwas hartes am Boden stieß. Sie formte mit dem Mund einen Schmerzensschrei und hielt sich danach Zähne zusammen beißend an der Wand an, während sie sich mit der anderen Hand den Fuß rieb. Die Wand war sehr kalt und aus groben Steinen, wie der Rest der "Wohnung", errichtet worden. Sie kniff die Augen zusammen, um zumindest Silhouetten in der Dunkelheit wahrnehmen zu können. Irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, hier nicht sein zu dürfen, doch trotzdem tastete sie sich langsam vor. ,Wieso kann ich eigentlich nichts im Dunkeln sehen, wenn ich doch ein Vampir bin...irgendwie...?', dachte sie genervt, als sie gegen ein weiteres Hindernis stieß und es natürlich sofort verfluchte. Nach ein paar weiteren Schritten stieß sie erneut gegen etwas, doch diesmal erkannte sie sofort was es war. Ein Bett- eindeutig. Sie konnte eine flauschige Decke unter ihren Fingern spüren, die... sich bewegte. Angeekelt zog sie die Hand zurück, und hörte kurz darauf ein verschlafenes Piepsen. Erleichtert dachte sie an die Wollknäuel, die sie unten in der Halle gesehen hatte. Durch ein Kitzeln an den Knöcheln registrierte sie, wie sich viele von ihnen wieder verzogen. Sie merkte wie einer von ihnen etwas länger an ihren Füßen schnüffelte, dann erfreut aufpiepste und seinen Kameraden folgte. Trotz des kleinen Irrtums, war sie richtig in der Annahme gelegen, ein Bett vor sich zu haben. Nun strichen ihre Finger über den Samt. Sie sah sich kurz verstohlen um, ehe sie langsam in das bequeme Bett stieg. Sie wusste nicht, wie lange sie nicht mehr geschlafen hatte, doch es schien ihr eine Ewigkeit gewesen zu sein. Gähnend kuschelte sie sich in die warme Decke und schlief auch kurz darauf ein.
 

Marc sah sich um. Hier war alles...hell. Er konnte sich nur schwer erinnern, jemals in einem solch hellen Raum gewesen zu sein. Doch trotzdem war es auch dunkel. In gewisser Weise konnte er es nicht genau sagen. Die zwei Extremen schienen um ihre Vorherrschaft zu streiten. Plötzlich formten sie sich zu zwei Gestalten, und die Umgebung verfärbte sich in ein neutrales Grau. Zwei menschlich geformte Wesen standen vor Marc. Während die aus weißem Licht einen Fluchtweg suchte, schien sie die andere festhalten zu wollen. Doch plötzlich kam ein Mensch hinzu, ein Mädchen.

"Janina!", rief Marc glücklich, doch sie schien ihn nicht zu hören. Das weiße Wesen wirkte überglücklich und fuhr im nächsten Moment in Janinas Körper. Kaum eine Sekunde später waren sie beide verschwunden. Marc und das dunkle Wesen blieben zurück, da wandte sich der Geist ihm zu und fuhr in seinen Körper.

Erschrocken wachte Marc auf.

"Nur ein Traum", stellte er erleichtert fest. Er brauchte einen Moment, um sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Das hier war eine Hütte, eindeutig. Und zwar keine besonders große. Alles schien in einem Raum untergebracht zu sein. Durch ein paar schmutzige Fenster fiel kaltes Licht und Eiskristalle hatten sich darauf gebildet. Als Marc aufstehen wollte, wurde die Tür geöffnet und eine in einen dicken Wintermantel gehüllte Person trat ein. Sie schmiss ein totes Reh auf den Boden und bemerkte Marc, als sie ihren Mantel auszog.

"Du bist wach...", stellte sie dann fest, der Stimme zu urteilen, war es ein Mann. Silbernes Haar kam unter einer großen Kapuze zum Vorschein und wache Augen blickten Marc an. Diesem hatte es die Sprache beim Anblick seines Gegenüber verschlagen.

"Erkennst mich wohl nicht wieder was?", er lachte, als er Marcs Gesicht sah.

"Doch natürlich...", Marc stand mit einem Rück auf. "Fiend...ich...freue mich, dich wiederzusehen." Fiend hob die Braunen und gluckste.

"Wir werden sehen, ob es auf Gegenseitigkeit beruht. Ich hab dich am Fuße des Berges gefunden...scheinst dich ein bisschen verirrt zu haben", stellte Fiend belustigt fest.
 

Eine weitere Tür des dunklen Zimmers wurde geöffnet. Mit schnellen Schritten war Cyan an seinem Bett angelangt und streckte seine Glieder. Die Dusche hatte ihm gut getan, auch die Meditationen, doch nun war er müde. Mit einer schnellen Handbewegung lies er die Kerzen in seinem Gemach aufflammen. Kurz darauf stockte er. Seine strengen Gesichtszüge verfeinerten sich und ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Janina so unschuldig in seinem Bett liegen sah. Vorsichtig und bedacht, sie nicht zu wecken, setzte er sich neben sie auf sein Bett und strich ihr fürsorglich über die Haare. Sie lag da wie ein kleines Kind, ein unschuldiger Mensch. Das Mädchen war ein Geheimnis, das er lüften wollte. Wohl war es seine unstillbare Neugierde, die immer wieder sein Interesse für diese junge Frau erweckte. Normalerweise schliefen Vampire kerzengerade und mit den Händen auf den Bauch gefaltet, doch sie lag da wie ein Baby. Die Knie hatte sie nah an ihren Oberkörper gezogen und ihr Kopf wurde zusätzlich zum Kissen, noch von ihren Händen abgestützt. ,Sie sieht so süß aus...', dachte er und streichelt ihr nochmals über die Haare.

"Was fühlst du?", sprach plötzlich jemand in Cyans Kopf.

"Oh nein, bitte nicht jetzt, Vater...", dachte er genervt und schloss die Augen.

"Was heißt: ,Nicht jetzt?'?! Ich muss doch einschreiten, wenn du einen Fehler begehst!", meinte die Stimme entrüstet.

"Was für einen Fehler sollte ich begehen!", dachte Cyan nun gereizt.

"Du verliebst dich!", kam die probte Antwort in seinem Kopf.

"Unsinn...!", dies sagte Cyan laut.

"An sich ja nicht schlecht...ungewohnt, vor allem für jemanden wie dich...du bist ein Rem O'deil..."- "Du solltest der Letzte sein, der über so etwas Ratschläge erteilt", Cyan war wütend aufgestanden,

"Wie viele hattest du?"

"Aber ich war in keine verliebt... vor allem in keine, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantworten kann."

"Außerdem bin ich nicht in sie verliebt! Du redest Unsinn! Lass mich in Ruhe und ruhe in Frieden!", Cyan wurde immer ärgerlicher. Sein alter Herr sprach immer dann zu ihm, wenn er es nicht gebrauchen konnte.

"Warst du denn glücklich...?",dachte Cyan nun ruhiger. Sein Vater antwortete ihm nicht.

"Ich wusste es...", auch dies sagte Cyan laut, wobei er eher murmelte. Er wandte seinen Blick wieder Janina zu. Verliebt? Er? Er war noch nie in seinem ganzen unsterblichen Leben verliebt gewesen. Er hatte so viel gesehen, so viel erlebt, und womöglich wurde er auch noch viel vor sich haben. Aber verliebt? Das war tatsächlich absurd. Er musste über die Gedanken eines alten Greises, der längst verstorben war grinsen.
 

"Wie kommst du hierher?", fragte Fiend und trank einen Schluck des heißen Tees. Marc nippte nachdenklich an seiner Tasse, bevor er aufsah und mit den Schultern zuckte. Fiend nahm einen weiteren Schluck, dann wärmte er sich die Hände an der warmen Tasse.

"Ich habe nur daran gedacht, zu jemanden zu wollen, dem ich vertrauen kann", fügte Marc dann noch hinzu.

"Du wolltest wohl zu ihr?", die Art, wie er das "Ihr" betonte, lies keinen Zweifel daran, dass er wusste, zu wem Marc wollte. Dieser zuckte nur wieder mit den Schultern und schlürfte weiter seinen Tee.

"Mich kannst du ja doch nicht belügen", meinte Fiend, "Sag mir eines...wie bist du der Dunkelheit entkommen?" Der weise Vampir wusste wohl über seine Gefühle zu herrschen. So bedachte er Marc einem misstrauischen Blick nach dem anderen. Man kam nicht so von heute auf morgen aus der Finsternis hinaus, nicht wenn man eine Regeln gebrochen hatte. Und diese Tatsache verdrängte jegliche Vatergefühle.

"Ich hatte Hilfe...", wich Marc seiner Frage aus.

"Und deine kleine Freundin?", fragte Fiend weiter. Ein weiteres Mal zuckte er mit den Schultern und betrachtete interessiert die kleinen Wellen, die sein Tee in der Tasse schlug.

"Wer hat dir geholfen...?", Fiends Stimme wurde von einem scharfen Unterton begleitet.

"Das willst du nicht wissen...", meinte Marc ruhig, doch als er Fiends verärgerten Blick sah wurde er leicht unruhig.

"Ich...", stotterte er, "Es...", er merkte wie sein Herz schneller schlug. Doch ehe er es ihm beichten konnte durchfuhr ein stechender Schmerz seinen Körper und vor allem sein Herz. Die Tasse zersprang auf dem Holzboden und sein Stuhl kippte nach hinten. Marc atmete schnell und fasste sich an die Brust.

"Marc!", rief Fiend erschrocken. Auch er war aufgesprungen. Ehe er Marc helfen konnte, fuhr dessen Hand an seine Kehle und hob ihn in die Luft.

"Marc, was zum...", Fiend stockte, als er in Marcs ausdrucklose Augen blickte und seine Züge reinen Wirrsinn und Zynismus wiederspiegelten.

"Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!", donnerte Marc. Er holte mit der Hand aus. Seine Finger verkrampften sich zu sitzen Dornen und er lachte hysterisch auf.
 

"Ah!", machte Marlée und stand auf, als Cyan das Bücherzimmer betrat. Er winkte nur wie immer lästig ab und setzet sich dann ihr gegenüber auf den bequemen Stuhl, indem vorhin Janina gesessen hatte.

"Ich habe Norens Gedanken gelesen, kurz nachdem ich Janina befreit habe.", fing er ohne Umschweife an. Er hatte ihre Gedanken nicht lesen brauchen, um zu verstehen, dass Marlée enttäuscht war, dass sich Cyan nicht zuerst um Noren gekümmert hatte.

"Er ist ein Narr!", fügte er leicht ärgerlich hinzu. "Die Schatten, die nun auf den Friedhöfen ihr Unwesen treiben, sind genug Grund zur Beunruhigen, doch es scheint ihn nicht zu stören. Ich denke, er verlässt sich auf deine Beschwörungen...nur", er machte eine kurze Pause. Marlée schluckte unwillkürlich.

"Leider sind die Schatten nicht länger unser größtes Problem.", Marlée sah richtig, wie ihr Meister angestrengt nachdachte.

"Die Morphs?", vermutete sie. Cyan nickte nur. Er schien es sich noch etwas bequemer in seinem Sessel zu machen. Dann grinste er.

"Sie wollen ihre alte Macht zurück, vermute ich...aber wir haben eine Kraft auf unserer Seite, denen sie nichts entgegenbringen können..." Marlée konnte ihrem Herrn nicht folgen, so sah sie ihn nur fragend an, doch er gab ihr keine Antwort sondern stand auf.

"Genug für heute. Wir sollten uns schlafen legen", sagte er müde und verschwand durch die Tür, durch die er gekommen war.

Cyan trat in sein Zimmer ein. Janina schlief noch immer. Lächelnd ging er zu ihr und setzte sich neben sie.

"Nein!", schrie Janina und fuhr mit einem Ruck hoch. Erschrocken sprang auch Cyan auf. Ihr Blick war gehetzt. Sie sah sich ängstlich um, bis sie Cyan entdeckte. Tränen rannten über ihre Wangen und sie schloss weinend ihre Arme um Cyan.

"Tu es nicht!", flehte sie. Er sah sich nur zerstreut um. Sie träumte wohl.

"Er tötet ihn!", schluchzte Janina plötzlich. Verwirrt legte er ihr die Hand auf die Schulter.
 

Marc ließ erschrocken von Fiend ab, dessen Körper auf den Boden aufschlug. Seine Augen normalisierten sich schnell und seine Krallen verschwanden. Ungläubig sah er seine Hände an. Dann auf den Körper am Boden. Ohne zu wissen, was er getan hatte, schlug er sich die Hände auf den Kopf und ging schreiend zu Boden.

"Nein! Nein!", er schlug ein paar Mal selber auf sich ein.

"Nein!", Tränen rannten über seine Wangen, hinunter auf den kalten Holzboden und zerbarsten dort in kleine Wassertropfen. Er fuhr sich schluchzend und tief einatmend durch das kurze schwarze Haare. Für einen kurzen Moment blieb er ruhig. Dann richteten sich seine Augen wutentbrannt gen Himmel.

"Was willst du von mir? Du Ungeheuer! Lass mich in Ruhe! Verachtenswertes Geschöpf!", schrie er. Seine Stimme versagte bei dem letzten Wörtern und endete in einem krächzend hohen Kreischen.

Weinend stand er auf und wankte zur Tür

"Es tut mir Leid...ich...", japste Marc.

"Dafür ist es zu spät", hörte Marc eine Stimme in seinem Ohr. Er fuhr herum, doch niemand war um ihn.

"Was zum Teufel sollte das?", schrie die Stimme ihn an. Die Frucht erregende krächzende Stimme hallte tausendfach wieder.

"Ich...weiß nicht...es tut mir Leid", wieder liefen Tränen über sein Gesicht.

"Ich werde dich nicht verfluchen. Ich kann dir nur einen Rat geben. Du solltest diesen Geist in dir unter Kontrolle halten lernen"

"Aber wie...", rief Marc, "Wie soll ich das machen?"

"Finde den Grund, der ihn nicht ruhen lässt!", erklärte die Stimme.

"Den weißen Geist...", seine Hände begannen zu zittern, als seine Gedanken an den immer noch klaren Traum in sein Gedächtnis zurück kehrten.

"Ich weiß, wo ich ihn finde...", flüsterte er und ein wirres Lächeln fuhr über sein Gesicht.
 

"Bitte nicht!", schrie sie. Cyan schob sie unsanft von sich weg.

"Janina! Komm zu dir!", er rüttelte sie leicht, doch sie schien ihn nicht wahrzunehmen. Er zögerte kurz, ehe er ihr eine schallende Ohrfeige verpasste. Janinas Kopf schnellte zur Seite und einen Moment lang blieb sie ruhig.

"Verzeih mir", Cyan lies von ihr ab.

"Schon in Ordnung...danke", hörte er dann ihre Stimme leise wispern. Vorsichtig drehte er sich wieder ihr zu. Seine hellblauen Augen fixierte sie, sie hingegen sah immer noch zur Seite.

"Hattest du einen Alptraum?", fragte er, als Janina keine Anstallten zu machen schien, ihm irgendetwas erklären zu wollen.

"Ja...",flüsterte sie. Behutsam setzte sich Cyan zu ihr.

"Willst du nicht darüber reden?", wollte er wissen. Janina drehte sich ihm zu. Tränen liefen immer noch über ihre Wangen.

"Ich hab ihn gespürt...", flüsterte sie, versuchend den wimmerten Ton ihrer Stimme zu unterdrücken.

"Erst war da...diese weiße Gestalt aus Licht...und sie sah aus wie ich. Sie hat mir die Hand gegeben, aber dann war da plötzlich eine schwarze Gestalt- sie erwürgte jemanden...und", sie stockte. Es schien ihr schwer zu fallen weiter zu reden. Cyan sagte nichts.

"und er war im Körper eines Menschen, eines... Vampirs...es war...", sie konnte nicht länger und brach erneut in Tränen aus.

"er... ich hab ihn gespürt...er ist wieder hier in dieser Welt, und er wird mich suchen!" Cyan sah sich betreten um, doch niemand wollte ihm zu Hilfe kommen. Tränen... er hatte noch nie geweint. Und auch noch nie gelacht. Eifersucht, Neid, Hass, Trauer, und Liebe. Wie sehr wünschte er sich all diese Gefühle herbei, nur um sie besser verstehen und trösten zu können. Was würde ein Mensch jetzt tun? Vorsichtig legte er seine Arme um sie. Er erwartete eine empörte Geste, doch sie wehrte sich nicht. Nach ein paar Sekunden aber kam er sich dumm vor und wollte sie wieder loslassen, doch in genau diesem Moment umschlang sie seinen Hals wodurch ihr Körper noch näher an seinen gepresst wurde. Ihm würde heiß und kalt zugleich. Er merkte, wie seine Hände zu zittern begannen, als er ihre zarte Haut spüren konnte und seine Lippen nah an ihrem Hals lagen. Sie schluchzte nicht mehr, doch er spürte jede einzelne ihrer Tränen, die ihre Wangen hinab liefen. Liebevoll streichelte er ihr übers Haar, und für einen kurzen Moment versiegte der Tränenstrom. Sein Herz bebte als sie ihren Kopf etwas zurücklehnte und ihm in die Augen sah. Die übrig gebliebenen Tränengänge ließen sie verletzlich aussehen, doch ihre Augen spiegelten Stärke wider.

"Ich werde nicht zulassen, dass er dich findet", Cyan war sich nicht sicher, ob es richtig war dies zu sagen, doch er konnte das Schweigen nicht ertragen, nicht solange sie ihn so ansah. Sie nickte nur und drückte sich sanft aus seiner Umarmung. Cyans Herz sprang empört auf, als sich Janina seinen Armen entzog, doch er lies es sich nicht anmerken.

"Danke...", meinte sie kurz und lächelte verlegen. "Ich werde jetzt wohl besser gehen...", sie stand auf und sah sich nicht mehr nach Cyan um.

Knackend fiel die Tür ins Schloss. Sie lehnte sich kurz an ihr an und sah betreten zu Boden. Es war alles viel schwieriger, als es sich dieser Vampir Herrscher dachte. Marc war mehr als nur ein Vampir, genau wie sie. Cyan würde nicht viel gegen Marc ausrichten können, denn sie befürchtete, dass selbst die Macht dieses Herrschers, nichts gegen die, ihres ehemaligen besten Freund und geliebten Partner, war. Schweren Herzens beschloss sie sich Marc zu stellen. Niemand sollte hier hineingerissen werden. Es war allein ihre Angelegenheit. Langsam ging sie in Richtung einer Tür, von der sie dachte, sie würde ihr Zimmer sein können.

Tatsächlich betrat sie ein gemütliches, großes, elegantes Zimmer. Die Wände waren in einem smaragdgrün gestrichen, über das sich goldene Verziehrungen verschnürten. Die Möbel des Zimmers, waren aus einem edlen Holz, das ebenfalls mit Gold verzieht und rotem samt bespannt war. Vorsichtig ließ sie ihre Finger über den weichen Stoff fahren. Auch das große Himmelbett war mit rotem und grünem Samt beseht und aus, sie wagte es nicht zu denken, purem Gold. Das muss ein Traum sein, dachte Janina, die als ein Kind in weniger reichen Verhältnissen aufgewachsen war. Eine kurzer Geistesblitz durchfuhr sie. Traurig dachte sie an ihre Eltern. Ob sie wohl auch feste Anhänger von Noren waren? Als sie merkte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, schluckte sie und presste die Lippen zusammen, während sie versuchte, die Tränen weg zublinzeln. Sie schob vorsichtig den goldenen Leinen Vorhang des Bettes zur Seite und legte sich in das weiche Bett. Sie wusste, was sie tun musste- wie sie es anstellen wollte, war ihr noch nicht klar. Sie musste sich mit dem weißen Wesen unterhalten. Doch wie könnte sie Verbindung zu diesem aufnehmen? Tief durchatmend schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf das, was sie wollte.

Als sie die Augen wieder öffnete, war sie von weißem Licht umgeben. Verwundert über den schnellen Erfolg, sah sie sich um. Ihr Blick verharrte auf ihr- dem weißen Mädchen, dass ihr so ähnlich sah.

"Du hast mich gefunden...endlich", wispere die Gestalt. Ihre Stimme hatte einen mystischen Unterton, doch sie war weich und sehr freundlich.

"Ich muss unbedingt mit dir reden...ich verstehe das alles nicht...", Janina trat einen beherzten Schritt auf sie zu. Das Mädchen ihr gegenüber lächelte traurig.

"Es ist so schrecklich, in was ich dich hineingeführt habe...wegen mir wiederholt sich das Geschehen...", Tränen stiegen ihr in die Augen, "Nur weil ich so Angst hatte..."

"Bitte du musst es mir erklären...", flehte Janina. Das Mädchen nickte bestürzt und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
 

Regen strömt in Eimern vom Himmel auf das Weingut. Zwischen den austreibenden Weinstauden versuchte sich eine junge Dame ihren Weg durch den erweichten Boden zu bahnen. Ihr hellblondes, beinahe weißes Haar, das wohl einmal zu einem elegantem Knoten gebunden worden war, klebte in vielen Strähnen an ihrem Gesicht , andere wehten durch die starken Windböen in der Luft. Das Kleid aus rotem Stoff war befleckt mit Erde und durchnässt. Es war lang und fächerte am Rock auf. Den Saum hatte sie angehoben um besser laufen zu können. Plötzlich blieben ihre hohen Absätze im Schlamm stecken. Schnell bückte sie sich, um die Schuhe auszuziehen. Dann rannte sie weiter. Hin und wieder drehte sie sich um. Ihr Atmen ging schnell und ihre Gedanken rasten. Wie hatte das nur geschehen können? Kurz vor ihrer Verlobung, nein, was hatte sie nur getan?

"Farina! Bitte warte!", ein junger Mann hielt sie am Arm fest. Sie drehte sich Tränen überströmt zu ihm um.

"Jercas... Bitte... wir schaffen es nicht!", der Regen ließ sie noch Mitleids erregender wirken, als sie es schon war. Das er sie eingeholt hatte, schien ihr keine Angst zu machen, doch viel ihr Blick immer wieder hinter ihn, Fackeln machten sich am Horizont deutlich sichtbar.

"Lass mich!", sie riss sich los.

"Bitte! Ich liebe dich!", schrie er ihr verzweifelt durch den strömenden Regen zu. Tränen vermischten sich mit dem Wasser, dass über sein Gesicht rann. Seine dunkelblauen Augen schimmerten voller Trauer, Liebe und Sehnsucht nach dem Mädchen ihm gegenüber. Seine eleganten Kleider wirkten durch den Regenguss nicht minder Mitleides erweckend wie das ihre. Sein Kragensaum hatte Risse und viele Abzeichen für besondere Verdienste waren mit Erde bedeckt. Auch der grüne Frack mit den goldenen Streifen war voller brauner Erde, wohl war er zu Boden gestürzt, als er Farina gefolgt war. Sie strich ihm liebevoll über die Wange,

"Ich liebe dich doch auch...aber", ehe sie ihren Satz beenden konnte, nahm er sie in seine Arme. Sie fühlte sein Herz schlagen und wie ihr Verlangen nach ihm immer stärker wurde. Sie lockerte die feste Umarmung und sah ihm tief in die Augen. Ihre hellblauen, wohl eher grauen Augen schimmerten in der Dunkelheit. Ihre Gesichter näherten sich bis ihre Lippen sich berührten. Jercas drückte sie fester an sich und sie fuhr ihm leidenschaftlich durch das kurze schwarze Haar. Langsam nahm sie Rufe war. Verschreckt lies sie von ihm ab und wollte weiter rennen, doch er hielt sie auf.

"Wir können ja doch nicht davon laufen...", seine Stimme klang traurig und schuldbewusst. Er wusste, dass mit ihrer Liebe die Ehre ihrer Familien zerstört war. Er wurde bald heiraten und sie hätte sich heute verloben sollen. Weinend fiel Farina ihm in die Arme. Er streichelte ihr über den Kopf und wartete.
 

Cyan sah müde aus dem Fenster. Es regnete- er hasste Regen- missmutig wollte er den Vorhang wieder zuziehen, als sein Blick auf eine im Regen stehende Gestalt fiel. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er konnte nicht erkennen, wer da unten stand, doch er wusste, dass nur ein mächtiger Vampir die Pforten seines Schlosses durchdringend konnte. Alarmiert sah er sich um. Die Fellknäuel in seinem Zimmer waren aufgewühlt, wenn sie auch noch keine Laute von sich gaben. Er blickte wieder aus dem Fenster. Die Person trat gerade ein paar weitere Schritte auf das Schloss zu. In diesem Moment begannen die Knäuel zu schreien. Es waren keine der Töne, die sie normalerweise von sich gaben, kein freundliches oder ärgerliches Piepsen. Sie hörten sich an wie kleine Sirenen. Aus den Gemälden an der Wand, welche die ihm vorangegangenen Rem O'deils porträtierten, alles seine Vorväter, floss eine dunkle, nebelartige Rauchmischung und umhüllte die Knäuel. Unter pulsierenden Bewegungen formte sich etwas daraus. Cyan beobachtete das Spektakel. Einerseits war es faszinierend und er hatte es in seinem Leben, zu seinem Glück, erst zweimal beobachtet, doch andererseits war dies das Unverfehlbahre Anzeichen für wirkliche große Schwierigkeiten. Geschwind stürmte er an dem sich bildenden Wesen vorbei, hinaus aus seinem Zimmer in den Flur. Marlée war beinahe gleichzeitig aus ihrem Zimmer getreten, sie sah sehr zerstreut aus.

"Die Knäuel, sie haben plötzlich geschrieen, und dann sind dunkle Schwaden herbeigezogen und...", begann Marlée verwirrt und deutete in ihr Zimmer. Cyan nickte nur.

"Du musst sofort zu den Vampiren! Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können!", befahl er ihr bestimmt. Marlée erkannte in seinem Gesicht, dass er keine Widerrede duldete und auch, dass Gefahr im Anmarsch war.

"Die Morphs?", fragte sie noch schnell, schließlich musste sie die Vampire, die ihr hoffentlich helfen wollten, einweihen.

"Ich weiß es noch nicht...das oder etwas noch schlimmeres...", befürchtete Cyan und deutete Marlée erneut sich zu beeilen. Sie nickte gehorsam und verwandelte sich in einen Schatten. Cyan schritt schnell auf Janinas Zimmer zu. Er riss die Tür auf und schmiss sie im nächsten Moment wieder zu.

"Sie schläft...", stellte er erleichtert fest. Mit ein paar Worten versiegelte er ihr Zimmer mit einem Bann und machte sich dann auf den Weg in die große Halle.
 

"Ich habe Angst", flüsterte Farina. Jercas nahm sie noch fester in den Arm. Plötzlich verfinsterte sich sein Blick. "Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antun...", versprach er leise, doch seine Stimme klang sehr erst. Sie drückte sich von ihm weg.

"Was hast du vor?", fragte sie zweifelnd, dann weiteten sich ihre Augen, "Nein... Jercas...du kannst nicht, Nein", doch schon wurden seine Augen schwarz, eine dunkle Aura umgab ihn und seine Eckzähne wuchsen. Farina ließ erschrocken von ihm los und hielt sich schluchzend die Hand vor den Mund, während sie langsam zu Boden sank.

"Nein,...", rief sie, doch ihre Hand und der Regen erlöschten ihren Ruf. Ihre Familien hatten sie eingeholt. Allesamt sahen sie wütend aus, besonders Farinas Verlobter und Jercas Angetraute, doch als sie Jercas erblickten, wandelten sich ihre Blicke in Verwirrung, bei manchen in Panik.

"Jercas, tu das nicht. Wir bestrafen die kleine Hure, dir wird nichts passieren!", rief seine Mutter entsetzt, dann fuhr sie Farina an, "Du kleines Miststück. Hast du ihn gezwungen seine Kräfte einzusetzen?", fauchte sie und wollte auf sie zustürmen, doch Jercas hielt sie auf.

"Du wirst ihr nichts antun!", rief er wütend und die dunkle Aura umschloss die Gefolgschaft. Farina schien ein unsichtbares Schild zu schützen, nicht lange, doch sie sah, wie all ihre geliebten Menschen vor ihren Augen dahin starben. Viele röchelten, als würden sie ersticken. Anderen schoss das Blut aus den Augen und sie brachen zusammen. Dann spürte auch sie ein erstickendes Gefühl. Japsend hielt sie sich die Hände an den Rachen und ging noch mehr zu Boden. In diesem Moment beruhigte sich Jercas. Panisch wandte er sich zu Janina, als er ihren Zustand bemerkte.

"Das hättest du nicht tun dürfen...", krächzte sie, "Du hast mir versprochen deine Kräfte nicht einsetzen..." Jercas schüttelte verwirrt den Kopf.

"Du wirst nicht sterben!", er biss ihr in den Hals und gab ihr kurz darauf etwas seines Blutes. Doch in diesem Augenblick tauchte eine Gestalt aus den Schatten. Sie schritt auf Jercas und Farina zu.

"Das war gegen die Regeln...ich muss dich vernichten...", sprach die Person ruhig. Jercas sah ihn wütend an.

"Nein...Herrscher...Rem O'deil...Cyan!", flehte er. Cyan schob seine Kapuze zurück.

"Wieso hast du das getan...", fragte er traurig, "Alter Freund...ich muss das tun, versteh mich bitte"

"Du bist auch nur gegen unsere Liebe!", schrie Jercas. Farina schien ihr neues Bewusstsein zu erlangen, doch Jercas verwandelte sich und sie in einen Schatten. Cyan sah gebannt auf den Fleck Erde, wo eben noch sein Freund mit seiner Geliebten gestanden hatte. Mit einer schnellen Handbewegung verbannte er das Erlebte, die Gedanken und Erinnerung und Sehnsüchte an Farina, aus seinem Gedächtnis, für immer, und verschwand.
 

"Aber was...", hauchte Janina, als sie aus der Erinnerung auftauchten. "Jercas...er sieht aus wie...wie Marc" Farina nickte traurig.

" Uns ist, wenn auch auf andere Art, das gleiche widerfahren wie euch beiden...doch wir schafften es nicht der Dunkelheit zu entkommen...unsere Körper schwanden der Dunkelheit. Nur unsere Seelen, unsere Macht überlebte.", Farina sprach sehr ruhig, obwohl man ihr ansehen konnte, was ihr diese Erinnerung für Gefühle hervorgerufen hatte.

"Ich bin immer wieder vor ihm geflohen...ich habe meine eigene Art der Magie erschaffen. Eine die der besonderen von Jercas gleichwertig war...und so konnte ich immer wieder vor ihm entkommen....bis zu meinem Tod", sie machte erneut eine kurze Pause, " Doch dann kamst du. Du und Marc...meine und Jercas Wiedergeburten, deren bin und war ich mir sicher. Ich konnte mich in deinem Körper für eine kurze Zeit vor Jercas verstecken, und dann plötzlich entschwandest du der Dunkelheit...", sie musste lächeln, " durch genau den, den ich einst so geliebt habe..." Ihr Blickt wurde noch trauriger, als er es bis jetzt gewesen war.

"Cyan...", flüsterte Janina leise. "Es tut mir so Leid...", begann Janina, die sich nun das Verhalten dieses Herrschers erklären konnte, und sich nun lächerlich vorkam, bei der Einbildung, dass sie und Cyan...sie beendete diesen Gedanken nicht.

"Das muss es nicht...uns verband eine Zeit lang etwas, doch seine Arbeit war ihm wichtiger... verständlich. Doch als normal Sterbliche konnte ich nicht auf ihn warten. Ironie dass ich mich kurz darauf in einen anderen Vampir verliebt habe.", erneut hielt sie inne.

"Doch nun ist es an der Zeit, dass wir uns ihnen stellen, du Marc und ich Jercas. Wie ich ihn kenne, versucht Jercas Marc zu besitzen, nicht mit ihm zu kommunizieren. Ich werde dir meine Macht schenken, so kommst du gegen ihn an. Aber du musst bedenken: Wenn du sie einsetzt um Jercas zu töten, wird auch Marc sterben... und er wird wahrscheinlich durch den erneuten Eintritt in diese Welt, wieder der Mensch sein, den du einst..." "Das will ich gar nicht hören!", unterbrach sie Janina wirsch, doch sie spürte einen Stich in der Herzensgegend.

"Dann ist es an der Zeit aufzuwachen..."
 

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"Was soll das heißen? Er hatte eigenartige Kräfte!", hallte eine laute, kalte Stimme wütend in einer großen dunklen Halle. Aal wagte es nicht zu antworten, oder seinem Herrscher in die Augen zu sehen. Er hatte versagt, er wusste was ihn deswegen erwartete, doch erhoffte er sich Vergebung.

"Cleo!", rief der Herrscher nun. Im Gegensatz zu den anderen Morphs hatte er kein sehr angenehmes Erscheinen. Stämmig richtete er sich aus seinem Thron auf. Seine Gesicht war von markanten Gesichtzügen geprägt, das eine Auge mit einem Narbe versehen, ein von Kriegen gealterter und gepeinigter Mann, dessen Ehrerbietung und Respekt durch sein starkes und Furcheinflößendes Auftreten erzeugt wurden. Er schritt ein paar Schritte auf Aal zu, als eine Frau zu ihm stieß.

"Du hast gerufen Lex!", sie verbeugte sich tief. An ihrem Gürtel hing ein Dolch und auch sie schien viele Kämpfe bestritten zu haben. Aal sah kurz auf. Die, in ihren Klassen, hoch angesehen Morphdame, war eine der weniger, die ihren Herrscher beim Vornamen ansprachen durften, denn war sie neben einer starken Kriegerin auch noch seine Geliebte und Mutter vieler Morphs, die nun unter seinem Kommando einen Angriff gegen die Vampire vorbereiteten. Ehe Lex ihr etwas befehlen konnte stürmte ein junger Morph in den Raum. Sein Gesicht war voller Angst, er war beinahe noch ein Kind, trotzdem trug er eine elegante strahlende Robe und seine Stirn war mit einem Diadem geziert. Lex wandte sich ihm sofort zu.

"Was gibt es?", fragte er aufgeregt. Der Kleine war Sohn des Wahrsagers, und auch dessen Laufbote.

"Die Vampire versammeln sich!", schoss es ihm sofort heraus. Lex verzog verärgert das Gesicht und deutete dem Kleinen, dass er sich zurück ziehen durfte, was dieser auch begeistert tat- augenscheinlich hatte er gebührliche Angst vor seinem Herrscher.

"Ihr wisst was das heißt!", sagte er an Aal und Cleo gewandt. Aal wagte kurz aufzusehen. Lex drehte sich ihm vollends zu.

"Du bleibst hier und wirst dich in meinem Abwesenheit um alles kümmern!", befahl er und erlaubte Aal mit einer Handbewegung auf zustehen. Vollkommen überwältigt von dieser Ehre erhob er sich. Lex sah ihn traurig an.

"Du hast einmal versagt, enttäusche mich kein zweites Mal, mein Sohn!", er legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und verschwand durch eine große Tür am Ende des Saales. Aal blickte überwältigt zu Cleo. Sie lächelte und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange.

"Pass auf dich auch Mutter...", flüsterte er ihr noch ins Ohr. Sie nickte noch kurz freundlich, dann verwandelte sich ihr mütterlicher Ausdruck wieder in den einer Kriegerin.
 

"Lasst mich durch!", fauchte Marlée zwei Vampir des fünften Ranges an. Augenblicklich machten sie ihr den Weg frei und sahen ihr verblüfft nach. Bevor sie aus ihrem Blick entschwand, drehte sie sich zu ihnen um.

"Ihr solltet euch auch anhören, was ich zu sagen habe.", schnalzte sie feixend. Ohne irgendwelche Bestrafungen oder Gefahren in Betracht zu ziehen, liefen ihr die beiden Vampir hinterher.

Marlée bog um viele Ecken des verwinkelten Weg, der sie ins Hauptlager sämtlicher Vampire führte. Sie wusste genau, welche Abzweigungen sie nehmen musste, obgleich sie hier erst einmal gewesen war. Damals hatte ihre Bewegung mit Noren in einem Rausschmiss geendet, doch dieses Mal würde sie diesem Verräter die Stirn bieten, wenn nötig auch bekämpfen und bei O'deil sie würde ihn besiegen. Die Vampire, die ihren Weg streiften waren teils sehr überrascht und verwundert, aber allesamt erfreuten sie sich an dem, ihnen in alten Zeiten so bekannten, wütendem Blick, ihrer ehemaligen Führerin. Sie folgten ihr, ohne dass Marlée sie darum anherrschen brauchte. Hinter ihrem Rücken tuschelten sie und Marlée fühlte sich mit einem Mal erneut von Stärke ergriffen, die sie bereits seit langer Zeit nicht mehr empfunden hatte. Endlich war sie in der großen Halle angekommen. Augenblicklich verstummen Stimmen, erloschen Gespräche und Tätigkeiten wurden zur Seite gelegt. Sämtliche Augen richteten sich auf sie und ihr Herz sprang erfreut auf. Ein kleines Kind stürmte übermütig auf sie zu und ließ sich in Marlées Arme fallen.

"Endlich bist du wieder da...", lachte das Mädchen. Marlée erkannte sie sofort. Janette war eine der wenigen, die Marlée näher kannten, sie und ihre Familie verständlich.

"Ja und ich brauche euch!", rief sie nun in die große Halle. Alle horchten noch genauer auf, doch plötzlich wurde eine Tür geknallt. Noren stand genau hinter ihr und er sah nicht sehr freundlich aus.

"Verschwinde von hier!", fauchte er und hob die Hand, doch seine mickrige Magie schlug um Marlée herum und der Windhauch fegte nur ein paar neugierige Vampire um sie zu Boden. Verwirrt blickte er Marlée an. Als er diese Magie das letzte Mal gegen sie angewandt hatte, war sie zu Boden gegangen.

"Du kannst mir nichts anhaben...", meinte sie spöttisch und wandte sich wieder ihren Vampirfreunden zu.

"Rem O'deil schickt mich!", sprach sie laut und klar. Noren schien sich hinter ihr zu verschlucken und hustete gepresst.

"Wir brauchen euch für einen Krieg! Gegen die Morphs und wahrscheinlich noch viel Schlimmeres...", viele sahen sich betreten an. Sie hatten schon etwas dieser Art vermutete und schämten sich nun, ihrer Feigheit, nichts getan zu haben. Die Welt wie sie sie kannten, war seit langen nicht mehr in Ordnung.

"Kinder und Frauen, die nicht kämpfen können bleiben hier! Alle anderen wird befohlen mir zu folgen!", rief sie, doch es war nicht nötig es ihnen zu befehlen. Die Entschlossenheit strahlte aus den Gesichtern jedes einzelnen, und die kleinen sahen enttäuscht aus, dass sie nicht mit durften.

"Wir sind bereit!", rief die Menge. Marlée war so gerührt, dass ihr beinahe Tränen in die Augen stiegen. Noren war kein guter Führer, das war ihr klar, offensichtlich hatten die Vampir unter ihm gelitten. Sie war überglücklich ihr Vertrauen wieder erlangt zu haben. Ohne weiter auf Noren zu achten verließen die Vampire geschlossen, bewaffnet und bereit ihr Versteck, mit der Absicht für ihre Freiheit zu kämpfen, für immer zu verlassen. Als sie die frische Luft betraten stand ihnen eine jemand gegenüber, den Marlée nur zu gut kannte. Fiend grinste sie verschmitz an.

"Wolltet ihr ohne mich los?", fragte er beleidigt.

"Es geht dir gut...", stellte sie erleichtert fest, schließlich hatte sie schon lange nichts mehr von ihm gehört.

"Dank dir...", er lächelte gequält, "Du hast mir beigebracht meine Seele für kurze Zeit von meinem Körper zu trennen...hätte ich das nicht geschafft...naja, das kannst du dir sicher denken", jetzt lachte er ehrlich.

"Die Morphs?", fragte Marlée böse, blickte allerdings verwirrt, als Fiend den Kopf schüttelte.

"Etwas viel schlimmeres...", flüsterte er. Trotz Marlées fragendem Blick verriet er nicht mehr.
 

"Bleib stehen!", rief Cyan düster. Tatsächlich machte die Gestalt kurz halt.

"Ich will nichts von dir...", meinte die Gestalt, offensichtlich männlich, nur. Cyan machte einen wütenden Schritt auf ihn zu.

"Geh mir aus dem Weg!", donnerte die Person und fegte Cyan mit einer Handbewegung von den Füßen. Überrascht über den Angriff, aber auch verärgert, den Gegner unterschätzt zu haben, richtete sich Cyan auf. Der Kerl war beinahe bei ihm, so griff Cyan nach seinem Schwert. Mit einer schnellen Schwung fuhr er nach dem Eindringling, welcher aber geschickt auswich.

"Das was du suchst ist nicht hier!", feixte Cyan.

"Doch!", der schwarzhaarige junge Mann sah Cyan ausdruckslos an. "Alle beide!", flüsterte er mit einer unnatürlichen düsteren Stimme.

"Jercas...", knurrte der Herrscher der Vampir leise. Marc lachte wahnsinnig.

"Ja, alter Freund! Du hast mich noch nie töten können!", fauchte er. Cyan warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Marc, den Jungen, den Janina so fürchtete, konnte er nicht fühlen. Offenbar hatte Jercas schon vollkommen von ihm Besitz ergriffen. Mit einem Mal waren all die schrecklichen Erinnerung an eine schreckliche Zeit zurück in sein Gedächtnis gekehrt. Er erinnerte sich an seine Freundschaft mit Jercas, an das schöne Menschenmädchen, Farina, in das er sich so unsterblich verliebt hatte, und daran, wie sie ihn verließ, weil er nie Zeit für sie hatte und mit Jercas ins ewige Dunkle gezogen wurde.

"Du hattest sie nie verdient!", schrie Cyan wütend.

"Du hattest doch nie Zeit für sie! Dauernd auf Monsterjagd, immer nur den Pflichten bedacht! Sie war immer alleine!", rief Marc beziehungsweiße Jercas zurück.

"Aber du hast sie umgebracht!", Cyan schien sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, doch seinem Gegenüber schien es ähnlich zu ergehen.

"Ich habe sie geliebt!", tobte Jercas und stürmte mit seinem Schwert auf Cyan zu, welcher allerdings gekonnt parierte.
 

"Verflucht!", Janina hämmerte gegen die große Tür. Jemand hatte sie eingesperrt. Verzweifelnd rüttelte sie am Türgriff, doch nichts tat sich. Sie spürte Marc, ohne Zweifel, er war in ihrer unmittelbarer Nähe. Und wie sie Cyan einschätzt lieferten sie sich längst einen blutigen Kampf. Sie nahm etwas Abstand von der Tür, atmete kurz tief ein und aus und spurtete dann auf das Hindernis zu. Ein Pochen wurde laut, als Janinas Schulter schmerzhaft gegen die Tür knallte, diese aber keinen Zentimeter aufging. Sie biss sich auf die Lippen und hielt sich die wehe Schulter, als sie zu Boden ging. Was sollte sie nur tun? Ein Beben erschütterte das Schloss und sie hörte, dass etwas hinter der Tür explodierte, oder zerbrach. Wie auf Kohlen fuhr sie hoch und lauschte an der Tür.

"Verteilt euch in die Zimmer! Tötet alles und jeden was ihr findet!", befahl eine dunkle Stimme. Janian hielt den Atem an. Als hätte sie nicht schon genug Probleme mit Marc und seinem ehemaligem Ich Jercas, jetzt stürmten auch noch Eindringlinge das Schloss. Verzweifelt sah sie sich nach einem Versteck um und ihr Blick blieb am Bett hängen. Schnell huschte sie darunter, kaum ein paar Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, sodass Janina kurz erschrocken zusammen zuckte. Sie biss sich am Gedanken fest, dass man sie nicht sehen konnte, doch ihre Hoffnung wurde zerstört, als das Bett mit einem Tritt zur Seite geschoben wurde. Fieberhaft richtete sich Janina auf und sah in den Antlitz eines Morphs. Er war so wunderschön wie alle seiner Art. Sie bemerkte, wie er sie kurz eines gierenden Blickes bedachte, bevor er die Tür mit einem Hieb zuschmiss, ehe einer seiner Freunde eindringen konnte.

"Darum kümmere ich mich!", rief er, sodass jemand der offenbar draußen gewartete hatte mit lauten Schritten weiterlief. Grinsend trat er auf Janina zu, die mit jedem der seinen einen Schritt zurück trat. Ihr Blick streifte kurz das ganze Zimmer, doch sie konnte keinen einzigen Gegenstand ausfindig machen, der ihr in irgendeiner Weise als Waffe hätte dienen können. Sie konzentrierte sich wieder auf den Morph, als sie hinten gegen das Bett stieß. Ehe sie weiter zu Seite gehen konnte, stürmte der Morph auf sie zu. Janina wollte ausweichen, doch er riss sie mit sich auf das Bett. Grinsend hielt er ihre Arme fest. Sein Körper schien viel schwerer, als er aussah, oder war es ein Zauber, der Janina plötzlich lähmte.

"Du gefällst mir...", flüsterte der Morph und küsste Janina. Angewidert verzog sie den Mund und wollte ihn von sich stoßen, doch ihre ganze Kraft schien aus ihr gewichen zu sein, selbst als er sich aufrichtete konnte sie sich keinen Zentimeter rühren. Langsam fuhr ihr der Morph unter ihr Top und küsste ihren Hals. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sollte so ihr Tod aussehen? Tod nach einer Vergewaltigung? Als der Morph sich ausziehen wollte, flog die Tür mit einem Knall durch das Zimmer. Erschrocken sprang der Morph auf und auch der Zauber war von Janian genommen worden. Ihr Blick fiel natürlich sofort auf die Tür und es ließ ihr die Sprache verschlagen.

Ein riesiger, sie würde es Hund nennen, stand in der Tür. Die Zähne hatte das Tier gefletscht, seine roten Augen blitzten angrifflustig. Das schwarze Fell war lang und um den Hals war ein rotes Halsband gelegt. Das Tier öffnete sein Maul und als würde es eine Art Luftstoß abfeuern, flog der Morph durch das Fenster rücklings aus dem Schloss. Die Scheibensplitter rieselten in die Nacht. Janina wusste nicht genau was sie sagen sollte, als das Tier seinen Blick auf die richtete. Es hatte ihr geholfen, doch stand es auf ihrer Seite? Langsam schritt der Hund auf sie zu und nickte kurz, als wollte er ihr seine Dienste anbieten. Vorsichtig und mit pochendem Herzen streckte sie die Hand nach dem Wesen aus. Es lief sich streicheln, sie bildete sich sogar ein, dass es zufrieden brummte. Dann drehte es sich zu Seite und bellte kurz tief. "Ich soll auf deinen Rücken steigen?", fragte sie verblüfft. Der Hund nickte. Unsicher streckte sie ihre Arme nach dem Rücken des Tieres aus und schwang sich mit einem Ruck hinauf. Er bellte kurz und sie hielt sich gerade noch rechtzeitig an seinem Fell fest, denn im nächsten Moment preschte er durch die Tür mit ihr davon.
 

Das Klirren von eisen und blitzende Funken waren in der Nacht zu erkennen. Jercas und Cyan lieferten sich einen unerbittlichen Kampf. Wenn der eine zu lange wartete, startete der andere einen Angriff, es war wie eine nie endende Schleife, da sie gleich stark zu wirken schienen. Erneut schlugen die Schwerter aneinander, und beide versuchten den anderen wegzustemmen.

"Ich werde nicht zulassen, dass du Farina etwas antust!", flüsterte Cyan seinem Gegner zu, doch dieser schenkte ihm nur ein amüsiertes Lächeln. Wütend über diese Geste sammelte Cyan seine Kräfte und stieß Jercas von sich weg. Ehe diese sein Gleichgewicht fangen konnte, stürmte Cyan auf ihn zu und schlug ihm mit einem gekonnten Hieb dessen Schwert aus den Händen. Es flog ein paar Meter, bis es klirrend an einem Stein zerbarst.

"Gib auf! Farina will dich lange nicht mehr!", Cyan hielt sein Schwert fest in der Hand, breit ihn zu töten, jedoch auch bereit jegliche Art der Magie abzuwehren.

"Ach?", gluckste Jercas, doch ehe er etwas weiteres sagen konnte schien sich etwas in ihm zu regen. Er hielt sich erschrocken die Brust, die Stelle wo sein Herz saß.

"Nein, nicht jetzt! Dummer Junge!", rief er noch, ehe er verkrampft zu Boden ging. Cyan konnte sich das eigenartige Verhalten einfach erklären. Marc kämpfte um die Herrschaft seines Körpers. Jercas war genau genommen nur ein Parasit, der in seiner, offensichtlich eindeutigen, Wiedergeburt zu überleben versuchte. Tief nach Luft schnappend richtete sich Marc, oder Jercas auf. Cyan sah, dass sein Blick klar war- es musste sich also um Marc handeln.

"Hier geht es nicht um Farina!", rief Marc wütend. Cyan sah ihn irritiert an. Was wollte ihm dieser alberne kleine Vampir damit sagen.

"Farina ist tot!", rief er Cyan zu, doch er schien es auch Jercas mitteilen zu wollen.

"Farina ist längst gestorben, und wenn sie tatsächlich Janinas ehemaliges Ich ist, dann ist sie eine gute Seele, die nur Schutz vor Jercas sucht. Sie wird nie ins Leben zurückkehren! Und ich werde nicht zulassen, dass einer von euch in Janina jemanden sehen will, der sie nicht ist!", wieder ging Marcs Körper in die Knie und Jercas schien wieder die Oberhand zu erlangen.

"Eigenartig...", meinte er belustig und ließ sein Genick knacksen.

"Er scheint stärker zu werden", fügte er verwundert hinzu. Dann wandte er sich wieder Cyan zu, den Marcs Worte wohl mehr beeindruckt hatten.

"Was ist los mit dir? Willst du Farina nicht zurück? Dann lass mich durch!", feixte er.

"Farina sucht genauso Schutz vor dir, wie Janina vor Marc, du musst doch genau wissen, dass sich das Geschehen von über 100 Jahren wiederholt hat." Darauf schien Jercas nichts zu sagen zu wissen.

"Ich kann und werde dich nicht passieren...", ehe Cyan seinen Satz beendet konnte spürte er einen heißen Windhauch direkt neben sich. Gerade noch rechtzeitig wich er einen Schritt zur Seite und wurde von einem Feuerstrahl nur um Haaresbreite verfehlt. Auch Jercas ging überrascht in Deckung. Sofort wandten sich beide um. Beim Schloss standen eine Horde von Morphs und schienen sich ziemlich zu ärgern, die beiden Vampire verfehlt zu haben.

"Oh nein...", flüsterte Cyan verärgert, "Das hat mir noch gefehlt, dass sie gerade jetzt angreifen müssen..." Jercas Blick fiel fragend zu Cyan.

"Was soll das denn? Seit wann greifen Morphs Vampire an?" Cyan lächelte sarkastisch.

"Tja, du hast viel verpasst...", er stockte erschrocken.

"Was?", fragte Jercas alarmiert.

"Janina...ich habe sie in ihrem Zimmer eingesperrt!", flüsterte Cyan leise, und musste im nächsten Augenblick einen Feuerstrahl abwehren, was sich nicht als sonderlich schwer erwies, die Morph, die ihm gegenüberstanden, waren nicht besonders stark.

"Du hast WAS", fauchte Jercas und wehrte ebenfalls einen Angriff ab.

"Wir müssen da rein!", rief Cyan ihm zu, "Das sind kleine Fische für uns!", er grinste. Das Gefühl, plötzlich mit Jercas zusammen zu arbeiten, erinnerte ihn an die alten Zeiten. Auch Jercas setzte ein zynisches Lächeln auf, doch ehe die beiden einen Angriff starten konnten, wurden sie Morphs durch eine Luftflut weggefegt. Cyan erkannte ein paar Vampire des dritten und zweiten Ranges, die hinter den Morphs aus dem Schloss gekommen waren.

"Was für ein Timing!", rief Cyan erfreut. "Marlée hat es geschafft!" Jercas Blick wurde unsicher.

"Marlée...?", fragte er, als hätte er Angst vor der Antwort. Cyans Gesicht wurde eisern.

"Ja...deine Tochter!", meinte er böse, "Sie wurde nach ihrer Geburt von ihrer Familie verstoßen, als klar wurde, dass sie wie ihr Vater war. Sie ist talentiert und meine Stimme zu den anderen Vampiren, so wie du es einst warst", ohne Jercas eines weiteren Blickes zu würdigen ging er zu den Vampiren, die ihnen geholfen hatten. Der verwirrte Jercas blieb einen Moment wie angewurzelt stehen. Mit seiner Frau hatte er immer diskutiert, wie ihre Kinder einmal heißen sollten. Marlée oder Romas. Wenn er gewusst hätte, dass sie schwanger gewesen war, er hätte doch nie... In diesem Moment der mentalen Schwäche, versuchte Marc wieder seinen Körper zu gewinnen.

"Nicht jetzt! Ich habe mehr Macht aus du!", feixte Jercas und tatsächlich ließ Marc nach. Dann lief Jercas Cyan nach.
 

Als der schwarze Hund um eine Ecke bog lieferte er Janina einen Anblick der sie erschaudern ließ. Morph, tausende, kämpften gegen Vampire. Das Blut, dass den Boden und die Wände bedeckte war großteils grün, doch trotzdem sah sie viele Vampire die schon sehr am Ende zu seien schienen. Janina stellte fest, hier noch nie gewesen zu sein. Es war eine Art Eingangshalle, wie es sie in jedem guten Schloss gab. Zwei Treppen führten an den hinteren Seiten in einen höher liegenden Stock und genau dort oben stand Janina mit dem Hund, dem sie insgeheim Baldur genannt hatte. Es war ein unsinniger Kampf um Leben und Tod. Irritierend, da sowohl Vampire als auch Morphs unsterblich waren. Verwundert entdeckte sie unten auch noch ein zweites Wesen. Es glich am ehesten einem riesigen Tiger, doch hatte es ein Horn, riesige Fangzähne und stählerne Flügel. Das graue Fell war mit grünen Blut bedeckt, und die hervorstechenden blauen Augen funkelten genauso angrifflustig wie die von Baldur.

"Ist das dein Bruder?", fragte Janina, obwohl sie sich dabei etwas dumm vorkam. Baldur nickte.

"Du solltest ihm helfen!", sie stieg von seinem Rücken, doch Baldur blieb stumm neben ihr stehen. Die Vermutung, dass Baldur sie beschützen sollte wurde langsam immer stärker. Einer der Morphs hatte gerade einen Vampir zu Fall gebracht und sah sich nach einem weiteren Opfer um. Sein Blick blieb auf Janina hängen. Mit schnellen Schritten hechtete er die Treppe hoch. Baldur fletschte seine Zähne, als ihnen der Morph gegenüberstand, während Janina ein paar Schritte hinter ihm in Deckung ging.

"Süßen Schoßhund hast du da...", lachte der Morph. Ehe Janina etwas erwidern konnte, war Baldur dem Morph an die Kehle gesprungen. Grünes Blut spritzte bis zu Janina und als der schwarze Hund sich umdrehe, lief das grüne Blut auch an seinem Maul hinab. Janina wollte erleichtert aufatmen, doch ein Pfeil durchschoss plötzlich ihren Beschützer. Sie schrie erschrocken auf, doch anstatt, dass Blut aus der Wunde tropfte zerbarst der Hund in tausend Teile, die sich unter wildem Gewusel schnell wieder zu dem Hund bildeten. Der Hund bestand aus tausend schwarzen Knäuel, die, welche Janina in der großen Halle gesehen hatte. Offensichtlich waren sie die Beschützer des Schlosses. Alleine ein Knäuel blieb übrig. Es lag bewegungslos am Boden und fiepte leise. Janina kniete sich nieder und hob es hoch. Offensichtlich wurde bei jedem derartigen Treffer eines der Wuschel verwundet. Vorsichtig strich sie dem Wesen über das Fell, doch es hatte bereits zu atmen aufgehört.

"Nein...", flüsterte sie leise und unterdrückte die Tränen. Baldur sah traurig auf den Knäuel, doch im nächsten Moment stürmte er los und riss alle Morphs in den Tod, die ihm im Weg standen. Vorsichtig legte Janine das Knäuel auf den Boden und blieb in der Hocke am Boden sitzen. Durch das Treppengeländer beobachtete sie den grausamen Kampf. Es schien, als würden die Vampire gewinnen, obwohl die Morphs in der Überzahl waren. Als eine große Türe schwungvoll aufgerissen wurde, schreckte Janina hoch.
 

Marlées Blick streifte das Tor nur kurz, denn sie war vollends mit einer Morphdame beschäftigt. Mit einem schnellen Hieb hatte sie diese beseitigt und wandte sich nun doch länger denen zu, die durch das Tor gestürmt waren. Sie vermutete die Vampire, die sie losgeschickt hatte, um den Außenhof des Schlossen zu säubern. Sie lag richtig, doch zu ihrer Überraschung konnte sie auch Cyan und Marc erkennen. Sie erstarrte. MARC? Er war doch ein dunkler Vampir geworden. Doch da Janina wieder zurück gekehrt war, wieso nicht auch er? Zu ihrem Bedauern hatte sie keine Zeit sich darüber weiter große Gedanken zu machen. Jemand war mit seinem Rücken gegen ihren gestoßen. Mit schnellen Blick erkannte sie die Person als Fiend und bemerkte daraufhin die Scharr von Morphs welche sich um sie gebildet hatte. Wie kam es zu diesem plötzlichen Machtwechsel?
 

Auch Janina blickte verwirrt auf das Geschehen, die Anzahl der Morphs war plötzlich drastisch gestiegen, als wären sie aus dem Nichts erschienen.

"Eine Falle!", schoss es ihr durch den Kopf. Die bisher kämpfenden Morphs waren nur eine schwache Vorhut, doch alle anderen schienen den Vampiren ebenbürtig oder überlegen zu sein. Sie wusste nicht was sie tun sollte, da Farina ihr nicht gesagt hatte, wie sie ihre Kräfte entfachen konnte. Gehetzt hielt sie nach Baldur und seinem Bruder Ausschau. Sie machte die beiden aneinander gedrängt, von mindestens 20 Morphs eingekreist, ausfindig. Auf dem Boden lagen schon mehrere Knäuel, die durch Angriffe verletzt worden waren. Sie spürte einen unheimlichen Luftzug hinter sich und wich gerade noch rechtzeitig einem Schwert aus, dass sich daraufhin in das Steingeländer verschlug. Erschrocken blickte sie zu dem Angreifer und versuchte im Sitzen etwas Abstand von ihm zu gewinnen. Sie musste es schaffen in den nächsten Sekunden auf die Beine zu kommen, oder sie war verloren. Der Morph war viel größer, muskulöser und beängstigender, als die, welche sie bis eben noch unten kämpfen gesehen hatte. Auf seinen Schultern lag ein schwer wirkender schwarzer Umhang. Kräftige Hände umschlossen ein großes Langschwert, dass den Eindruck erweckte noch mehr zu wiegen als der Koloss selbst. Sein Gesicht war gekennzeichnet von Hass, Krieg und Wut. Über sein Augen erzog sich eine sichelförmige Narbe.

"Wen haben wir hier... was sollst du den darstellen?", meinte er belustigt. "Teils Vampir, teils Bacchant,...und teils bist du längst tot?", der eher weniger schöne Morph schien gewaltige Kräfte zu haben. Anders konnte sich Janina sein schnelles Analysieren ihrer selbst nicht erklären. Der Morph sah belustigt auf die Szenerie unter ihnen. Unterdessen richtete sich Janina auf um einem weiterem Angriff besser ausweichen zu können. Der Morph bemerkte es, tat aber nichts.

"Ich empfehle dir, dich nicht zu bewegen...", meinte er nur und Janina tat was er sagte. In diesem Augenblick schien er etwas entdeckt zu haben, was ihn sehr erfreute, denn seine Augen blitzen erregt auf. Vorsichtig folgte Janina seinem Blick.

"Nein!", entfuhr es ihr, woraufhin sie sich sofort den Mund mit der Hand verschloss, doch dem Morph schien es egal zu sein. Dort unten waren Cyan und Marc. Marc! Wieso war er hier? Und wieso mit Cyan? Sie konnte es nicht verstehen. In diesem Moment schien Cyan auch den Morph wahrgenommen zu haben, was zur Folge hatte, dass er auch Janina sah.

"Lex! Lass sie in Ruhe!", brüllte er wütend über den Lärm des Kampfes. Der Morph, der offensichtlich Lex hieß, lachte belustigt. Wie auf ein Stichwort verstummte der Kampf. Alle Augen waren auf Cyan und Lex gerichtet.

"Farina...", flüsterte Jercas und machte einen Schritt nach vorn, doch Cyan hielt ihn auf.

"Nicht du Dummkopf!", zischte er wütend. Janina sah beängstig zu Marc hinab, ihm genau in die Augen, wandte den Blick aber sofort wieder ab. Lex begutachtete hin dessen Janina etwas genauer. Von oben bis unten.

"Ist sie dein Mädchen?", entfuhr es Lex belustigt. Auch viele andere Morphs lachten. Jercas Gesicht verzog sich ärgerlich, wogegen Cyan Lex nur voller Hass ansah. Janina war sich nicht ganz sicher, ob sie etwas darauf erwidern sollte, entschloss sich dann aber dagegen. Offensichtlich war dieser stämmige Mann der Herrscher der Morphs, was sie auch keineswegs verwundern würde.

"Was soll das hier Lex?", fragte Cyan wütend.

"Wir sind nicht länger euer Untertan!", donnerte der Herrscher der Morphs.

"Das kann man doch auch anders klären! Die Vampire haben doch längst beschlossen euch alle frei zu geben. Was sie nicht gemusst hätten, schließlich wart ihr es, die den Kampf verloren hatten!", erwiderte Cyan.

"Außerdem wart ihr es die gegen die Regeln verstoßen habt!", rief plötzlich Marc dazwischen, ehe Lex etwas erwidern konnte. Cyan sah wütend zu, wie er glaubte, Jercas. Doch als er den verkrampften Körper von ihm sah, erkannte er, dass es sich um Marc handeln musste.

"Du bist doch der Junge, der Diane ermordet hat...nachdem sie...deine Freundin...", Lex stockte und warf einen weiteren Blick auf Janina. "Ich verstehe..." Lex wartete kurz. "Wir ziehen uns zurück!", ohne Widersprüche verschwanden alle Morphs aus dem Raum. "Aber ich erwarte 4 von euch in meinem Räumen...auf einen fairen Kampf...und nur um sicher zu gehen, dass ihr auch kommt...", er machte eine Handbewegung, mit welcher sich Janina in graue Teilchen auflöste. "Nehme ich sie mit...", kaum hatte er dies ausgesprochen verschwand auch er. Cyan sah wütend auf den leeren Punkt.
 

Janinas Augen waren trüb Speichel tropfte aus ihrem Mund. Voller Unbehagen bäumte sie ihren Oberkörper hoch als ein weiterer Hieb ihren Rücken strafte. Ein quälender Schmerzensschrei durchfuhr die dunklen Gänge, dann verlosch jeglicher Laut. Erst nach ein paar Minuten wurden klackende Trittgeräusche hörbar. Eine Fackel, von der Morph Dame Cleo getragen erhellte die modrigen Wände. Ihr Weg führte sie zur Zelle mit der Gefangenen. Sie bliebt neben dem Gitter stehen und ihr Kopf drehte sich lediglich zur Seite.

"Wieso hörst du auf?", fuhr sie den Peiniger an. Seine von Blut besprenkelten Muskelberge spielten aufgebracht und er schnaubte durch seinen Schnurrbart, der dadurch vibrierte. Mit der um seine Hand grollten Peitsche deutete er auf das Mädchen.

"Weil sie ohnmächtig geworden ist", schnappte er wütend. Cleo schien nicht besonders begeistert zu sein und ihre Augenbrauen zogen sich enger zusammen.

"Wie soll sie unsere Schmerzen ertragen wenn sie ohnmächtig ist!", fauchte sie wütend und schritt weiter. Der Folterer tat nichts und schnalzte nur ein paar Mal in die Luft, was ein ähnliches Geräusch erzeugte, wie das einer Peitsche auf nackte Haut. Janina blinzelte unterdessen mit den Augen. Zusammengekauert saß sie da, unmöglich irgendeine Bewegung auszuführen. Sie spürte die Hiebe auf ihrem Rücken und das Blut, das aus den Wunden trat, welches sie mit einem wohligen Genuss befriedigte. Wie gern wäre sie ohnmächtig, oder gar tot. Sie konnte nicht schlucken, ihr Hals brannte zu sehr. Sie konnte die Augen nicht offen lassen, da ein brennender Rauch den Boden bedeckte.

"Glaubst du ich weiß nicht, dass du das spielst?", flüsterte der Morph. Janina machte sich nicht die Mühe darauf zu antworten.

"Ich foltere hier seit ich denken kann... ich sehe, wann jemand wirklich ohnmächtig wird...oder stirbt", Janina hörte das Schleifen von Stoff auf Leder. Offensichtlich putzte der Morph seine Peitsche.

"Du bist viel zu schön um dich zu foltern. Sei du froh, dass ich bis jetzt nicht richtig zu geschlagen habe", meinte er nur, was Janina in keiner Weise glücklich schätzte. Wie sehr würde sie es sich wünschen, wenn dieser Morph nur zu reden aufhören würde. Sie atmete stoßweise, wobei sie bei beinahe jedem Zug husten musste. Sie wollte sich irgendwie aufrichten, da nahm sie der Morph am Arm und zog sie hoch. Ein stechender Schmerz zog sich von ihrem anderen Arm zur Schulter hoch. Da ihre Hände hinter ihrem Rücken fest verbunden waren, verriss ihr diese ruckartige Bewegung beinahe den Arm, doch sie wagte es nicht zu schreien. Er schleuderte sie im nächsten Moment auf irgendetwas, was weicher war als der harte Steinboden. Sie hatte nicht die Kraft sich anders, bequemer hinzu legen, doch sie vernahm den Geruch von Stroh. Er war betörend und sie wurde langsam müde. Plötzlich hörte sie kurze kleine Schritte. Wie vorher, wagte sie nicht auf zusehen.

"Loard?", fragte der Peiniger verdutzt.

"Ich soll ihnen sagen, dass Gulan und ich uns um sie kümmern sollen!", Janina erschreckte innerlich. Die Stimme gehörte einem kleinen Jungen, unverkennbar. Ihre Augen tränten durch den Rauch und ihre Haut juckte durch das Stroh. Der Folterer schien sich zwar zu ärgern, doch er schien zu zustimmen, denn im nächsten Augenblick fühlte sich Janina sehr leicht.
 

"Wie konntest du das geschehen lassen!", schrie Jercas Cyan an. Die Vampire waren dabei das Schloss zu säubern. Alleine Marlée, Fiend, Cyan und Jercas saßen in der Bibliothek umringt von den erschöpften Wollknäuel. Cyan ignorierte den Wutausbruch des aufbrausendem Vampirs völlig. Sein Blick ruhte im Nichts. Er fühlte etwas, er hatte schon lange nichts derartiges Gefühlt. Angst jemanden zu verlieren. Und er dachte dabei nicht an Farina... seine Gefühle erschreckten ihn so sehr, dass der aufgebrachte Jercas keinerlei Reaktion von ihm zu erwarten hatte.

"Beruhig dich doch endlich!", fuhr in stattdessen Fiend an. Sein grau silbernes Haar war vom Blut getränkt, doch sonst schien er wohl auf zu sein. Marlée saß ebenfalls nur da und starrte ins Leere.

"Ich will mich aber nicht beruhigen!", fauchte Jercas. Spucke spritzte aus seinem Mund und er hatte beide Hände zu Fäusten geballt. "Ich werde Farina retten! Ich alleine, wenn ihr mir nicht folgt! Wer weiß, was sie mit ihr machen!", schrie er wütend. Kaum hatte er das ausgesprochen ging er mit einem qualvollem Stöhnen zu Boden. Cyan hob kurz den Blick. Marlée hatte ihn zu Boden gestreckt und schien eine Magie auf ihn anzuwenden. Ihm war es nur Recht. Er war die Nörgeleien dieses Geistes satt! Die Vampirdame schien genau zu wissen was sie tat, obgleich Jercas schrie als würde er Qualen durchleben. Fiend sah Marlée recht skeptisch an. Er hatte diese Art der Magie noch nie gesehen. Sie war von einer dunkelgrauen Aura umhüllt, ihre Augen strahlten gelb und langsam schien sich etwas von dem Körper unter ihr zu lösen. Dann ging alles sehr schnell. Etwas schwarzes flog aus Marcs Körper in die Luft, wurde dort noch zweimal herumgewirbelt und schließlich von Marlée in einem Fläschchen verstaut. Der Körper ging unterdessen zu Boden und blieb dort liegen.

"Pu... das hat genervt!", meinte Marlée wütend und schüttelte das kleine nun schwarze Fläschchen in ihrer Hand. Fiends Augen weiteten sich.

"Was hast du getan?", entfuhr es ihm. Beim Gedanken daran, was sie womöglich getan hatte erfreute sich jeder Organismus in seinem Körper.

"Der Junge war offensichtlich besessen...ich habe ihm den Geist ausgetrieben und hier gefangen!", erklärte sie, als wäre das selbst verständlich. Cyan, der sich bis eben noch mit seiner Hand den Kopf abgestützt hatte rutschte der Elbbogen weg und sein Kopf sackte ein paar Zentimeter nach unten.

"Woher kannst du das?", fragte Cyan vollkommen überrascht.

"Naja, wie diese Wesen die Friedhofe heimgesucht hatten, haben sie teilweise unsereins befallen und versucht zu kontrollieren", erklärte Marlée. Cyan hechtete mit großen Schritte zu ihr und umarmte sie, wobei sie nicht ganz wusste wie ihr geschah. Triumphierend nahm er das Fläschchen und schüttelte es wild. Fiend starrte Marlée einfach nur weiter an. Er wusste, wie mächtig sie war, doch das übertraf sogar seine kühnsten Erwartungen.

"Janina...", sagte plötzlich jemand hinter ihnen. Sie fuhren beinahe gleichzeitig herum und starrten Marc an. Er stand aufrecht vor ihnen. Er sah noch recht mitgenommen aus, jedoch sehr klar und vor allem freundlich gesinnt.

"Bitte...wir müssen sie retten...schließlich ist alles meine Schuld...", er flüsterte diese Worte so leise, dass er sie selbst kaum verstand. Ihm schien das Sprechen noch sehr schwer zu fallen.

"Du konntest nichts dafür...", meinte Cyan nur. Er wusste noch nicht Recht, was er von diesem Jungen halten sollte.

"Du warst besessen...", bestätigte Fiend, doch sein Schüler schüttelte nur den Kopf.

"Ich hätte stärker sein müssen...", tatsächlich bildeten sich Tränen in seinen Augen, etwas wofür ihn Cyan beineidete. Gefühle...

"Und jetzt ist sie....", Marc sprach nicht weiter, da ihm schwindlig wurde und er sich in einer der bequemen Lehnstühle setzte. Der Samt umschloss ihn und er schien eingeschlafen zu sein.

"Armer Junge...", meinte Marlée. Cyan konnte diese Gefühle nicht mit ihr teilen. Gerade jetzt, wo der Junge wieder der war, den Janina so liebte, war er mehr Konkurrent denn je. Cyan verwirrten seine Gefühle zu diesem Mädchen, und doch stimmten sie ihn glücklich. Er musste sie retten, das war im bewusst und dann würde er sie für sich gewinnen.
 

Janina blinzelte erneut. Ihr Magen verkrampfte sich und sie musste sich übergeben. Wohin war ihr egal, es musste einfach nur raus. "Uh....wie widerlich...", hörte sie eine Mädchenstimme. Im nächsten Moment wurde sie brutal hochgestemmt ein paar Meter die ihr wie Meilen vorkamen geschleift und spürte plötzlich kaltes Wasser auf ihrer Haut. Es rann an ihren Haaren entlang über ihre Augenlider und Lippen, ihren Hals hinab über ihre Brust und Beine und fiel dann zu Boden wo er zerbarst. Sie nahm den wohltuenden Geruch von Seife war und registrierte wie sie von oben bis unten gewaschen wurde. Doch ehe sie irgendetwas realisieren konnte nickte sie wieder ein.
 

Als sie erwachte fühlte sie einen sehr angenehmen Stoff, der ihren Körper umhüllte. Sie blinzelte noch etwas verschlafen und richtete sich auf. Sie lag in einem kleinen Holzbett. Das Zimmer indem sie sich befand war von kleinen Stehlampen erhellt, Fenster gab es keine und sie konnte auch keine Tür entdecken. Sie drehte sich kurz, wobei ihr Rücken sofort schmerzte. Wimmernd legte sie sich wieder hin.

„Bist du wach?“, hörte sie plötzlich eine Mädchenstimme, sodass sie sich wieder aufrichtete. Ein Mädchen, sicher nicht viel älter als sie saß ihr gegenüber auf dem Bett. Sie musste eben erst hier erschienen sein. Das Morphmädchen hatte glatte Haare und die typischen ebenholzfarbene Haare und gelbe Augen.

„Ja...“, Janina war sich nicht sicher, ob das Mädchen überhaupt eine Antwort erwartete hatte. Gegen Janinas schlechtes Gefühl lächelte ihre Gegenüber.

„Schön... ich bin Gulan und werde mich um dich kümmern, bis zu abgeholt wirst.“, erklärte Gulan.

„Abgeholt? Von wem?“, fragte Janina unsicher. Sie sah das Mädchen genauer an. Sie war sehr zierlich, womöglich eine Dienstmagd und im Gegensatz zu den Morphs die Janina bis jetzt getroffen hatte wirkte sie sogar richtig freundlich.

„Von den Soldaten, sie bringen dich zu unserem Herrscher“, erklärte Gulan. Der Name Lex funkelte in Janinas Gedanken auf und erzeugte ein Gefühl von Hass und Übelkeit.

„Ich werde dich und deine Wunden pflegen, bis du bereit bist vor den Herrscher zu treten“, mit einer sehr eleganten Handbewegung brachte Gulan Janina dazu sich auf den Rücken zu drehen.

„Telekinese...“, flüsterte Janina. ‚Dieses Mädchen ist mächtiger als ich angenommen hatte, sie ist keineswegs nur eine Dienstmagd’, dachte Janina.

„Ja richtig Telekinese.“, bestätigte Gulan und wollte sich Janinas Wunden zuwenden. Sie entfernte das Nachthemd und betrachtete verwirrt die Peitschwunden. Sie schlossen sich vor ihren Augen und schienen zu heilen. Es ging zwar langsam vor sich, doch die Wunden verblassten. ‚Dieses Mädchen ist mehr als nur eine einfache Gefangene, wie ich erst angenommen hatte...’, dachte Gulan und verrieb trotzdem eine Wundsalbe auf ihrem Rücken, die höllisch brannte, doch Janina sagte nichts. Sie fühlte wie Farina ihre Kraft benutzte um die Wunden zu heilen und spürte wie sie erneut müde wurde.

„Schlaft“, sagte Gulan. „Niemand erwartete von euch das Gegenteil“, mit diesen Worten zog sich das Morph Mädchen zurück und überlies Janina ihrer Müdigkeit.
 

„Mein Vater?“, fragte Marlée noch einmal nach und betrachtete das Glasdöschen in ihrer Hand. Cyan nickte. Fiend und Marc, der wieder erwacht war hatten seiner Erzählung gelauscht, auch wenn Marc vieles davon schon geahnt hatte.

„Dann ist Marc die Wiedergeburt meines Vaters?“, fragte sie sicherheitshalber nach, da es ihr recht komisch vorkam. Cyan nickte wieder. Marlée verzog kurz das Gesicht und blickte zu Marc, dieser schien ihrem Blick allerdings auszuweichen.

„Sehr...interessant“, meinte Marlée dann und verstaut das Glasfläschchen auf einem Regal.

„Wenn Janina Farina in sich trägt, müsste das bedeuten, dass sie auch ihre Kräfte nutzen kann. Also brauchen wir uns keine allzu großen Sorgen um sie machen“, meinte Fiend nachdenklich.

„Ja, sofern sie die Kräfte nutzen kann“, fügte Cyan ebenso nachdenklich hinzu. Marc betrachtete die drei hohen Vampire, die nur in der Gegend standen.

„Ich werde auf jeden Fall versuchen Janina zu retten!“, warf Marc in die Stille und erhielt dafür zwei traurige Blicke von Marlée und Fiend.

„Du bist ohne Jercas als Parasit, nicht stark genug um uns zu begleiten“, meinte Marlée. Marc schnaubte.

„Er sagte, wir müssen zu viert sein. Lex... wollte das auch Marc, oder Jercas zu ihm kommen“, sagte Cyan nachdenklich und ihm schien der Gedanke nicht zu gefallen. Marc jedoch war glücklich über diese Tatsache.

„Für den Fall der Fälle nehmen wir Jercas mit und lassen ihn frei wenn es zu gefährlich wird. Wir wissen ja jetzt, wie wir ihn von Marc trennen können“, fügte Cyan dann hinzu. Kurzes Schweigen herrschte. Marlée resignierte und nahm das Fläschchen vom Regal.

„Wann brechen wir auf?“, fragte sie.
 

Janina betrachtete sich in einem Spiegel, der in ihrem Zimmer stand. Ihre Wunden waren binnen von 2 Stunden völlig verheilt. Sie bewegte vorsichtig ihre Schulter. Kein Schmerz. Erleichtert ging sie zu ihrem Bett zurück und setzte sich. In diesem Moment erschien Gulan zusammen mit Loard, dem Jungen der sie aus der Folterkammer geholt hatte. Er betrachtete sie verwirrt.

„Es ist beeindruckend, dass du bereits sitzen kannst“, meinte er während Gulan ihr Nachthemd bis zu den Schultern zog um die Wunden zu begutachten. Sie stockte. Auch Loards Augen weiteten sich.

„Wie kann das sein?“, fragte Loard. „Ich habe ihr Wunden gesehen, sie hätten mehrere Wochen zum heilen benötigt.“

„Sie ist etwas Besonderes...“, meinte Gulan lächelnd. „Unser Herrscher muss es gespürt haben.“ Loard sagte nichts dazu. Von seinem Vater dem Wahrsager wusste er, dass Lex dieses Mädchen nur mitgenommen hatte um es als Druckmittel gegen Cyan zu verwenden, und möglicherweise für etwas anderes, was sein Vater ihm aber nicht sagen wollte, da er angeblich noch zu jung dafür war. Er schnaubte.

„Ich komme gleich zurück, sorg dafür, dass sie bis dahin etwas passendes anhat“, mit diesen Worten verschwand der kleine Junge wieder.

„Er ist recht herrisch für sein Alter“, meinte Janina als Gulan ihr ein paar Kleidungsstücke zu Recht legte. Das Morphmädchen sah auf.

„So wird er von seinem Vater erzogen. Er ist der Sohn des Wahrsagers. Vor allem Frauen gegenüber hat er keinen Respekt“, Gulan schien nicht viel von dem kleinen Jungen zu halten. „Und was ist deine Stellung hier?“, fragte Janina vorsichtig. Gulan hielt inne und sah sie kurz an.

„Meine Stellung...“, flüsterte Gulan sarkastisch amüsant und wandte sich von Janina ab, damit sie sich umziehen konnte. Janina resignierte und zog das Kleid, was Gulan ihr hingelegt hatte über. Der Stoff war leicht auf der Haut und es sehr eng geschnitten. Gulan half ihr den Reisverschluss zu schließen, dann betrachtete sich Janina im Spiegel. Das Kleid war schwarz und kurz. Gulan legte ihr von hinten einen breiten Gürtel und ein braunes Lederhalsband um. Dann deutete sie auf ein paar brauner Knöchel hoher Stiefel und einen schwarzen Umhang. Sie betrachtete sich um Spiegel. Freiwillig hätte sie sich nie derartig angezogen. Sie fühlte sich wie eine Prostituierte. Gulan packte sie an der Hand.

„Hab keine Angst“, sagte sie und löste sich zusammen mit Janina auf.
 

Sie materialisierten sich wieder an einem Ort, der auf Janina sehr kolossal und prächtig wirkte. Eine große Halle aus Stein, mit vielen Säulen und Bannern machte sich vor ihr auf. Gulan deutete ihr auf die Knie zu gehen, wie sie es tat, da in diesem Augenblick eine große Tür vor ihr geöffnet wurde. Lex kam mit einer beachtlichen Gefolgschaft von Morphs in den Raum. Er ging an ihr vorbei und setzte sich auf einen Thron, von dem Janina hatte schwören können, dass er bis eben noch nicht da gewesen war. Gulan sah unruhig zu Janina hoch, die sich immer noch nicht auf die Knie geworfen hatte. Doch sie konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass Janina auch nichts dergleichen vorhatte. Die übrigen Morphs, die zusammen mit Lex den Saal betraten hatten stellten sich an die Ränder des riesigen Saales. Janina kam sich vor wie in einem Ballsaal in einem Schloss, nur das der Anlass hier weniger amüsant werden würde.

„Nun den“, durchbrach Lex ihre Gedanken, sodass ihr Blick zu ihm wanderte. Lex sah zu Gulan, dann zu Janina.

„Wie mir scheint, schmerzen dich deine Beine. Oder kannst du mir einen Grund nennen, dass ich dich nicht in dieser Position vorfinde?“, fragte er und deutete auf Gulan.

„Ich verbeuge mich nur vor denen, die meinen Respekt haben“, erwiderte Janina patzig. Sie war sich sicher, dass Lex ihr nichts antun würde, bis die anderen hier waren um sie zu befreien. Tuscheln durchdrang den Saal. Eine derartige Respektlosigkeit hatte es bisher hier nie gegeben.

„Du scheinst nicht zu wissen, mit wem du redest“, meinte Lex ruhig.

„Dann sagt mit bitte, mit welchen ruhmreichen Taten ihr euren Status schmückt?“, fragte Janina und wunderte sich, dass sie derartig altmodisch redete.

„Ich bin Herrscher über die Morphs! Und hätte ich es mir nicht anders überlegt wärst du jetzt tot, vielleicht wäre etwas Respekt doch angebracht“, meinte Lex. Als Janina immer noch keine Anstalten machte sich zu verbeugen, erhob er sich wütend und veranlasste Janina mit einer Handbewegung auf den Boden zu sinken, bis ihre Stirn den kalten Steinboden berührte.

„Es geht doch!“, meinte Lex lachend. Die anderen Morphs fielen in das Gelächter ein, nur Gulan schwieg.

„Ich schätze du denkst, dass ihr dich nicht töten würde, da mir sonst mein Druckmittel abhanden gekommen wäre“, sagte der Herrscher plötzlich. Janina zuckte unwillkürlich zusammen.

„Du solltest dich besser nicht darauf verlassen“, er zog sie an den Haaren hoch, so dass sie schmerzerfüllt aufschrie.

„Denn es gibt noch viel schlimmere Schicksale als den Tod“, fügte er hinzu und fuhr ihr mit seiner rauen großen Hand über die Wange.

„Sie sind verachtenswert“, presste Janina unter Schmerzen hervor.

„Verachtenswert?“, er gluckste, „Du magst es vielleicht so nennen“, er lies sie los. Sie musste sich mit den Händen abstützen um nicht schmerzhaft auf dem Boden zu fallen.

„Gulan!“, Lex sprach sie zum ersten Mal an.

„Ja Herr!“, ihre Stirn berührte immer noch den Steinboden.

„Bring sie in mein Gemach“, meinte er bösartig und lüstern. Janina überkam ein furchtbarer Schauer, als Gulan sie an der Hand nahm und sie nur noch den Lachen als der Halle leise in ihrem Hinterkopf wahrnahm.
 

„Wieso können wir uns nicht einfach dort hin teleportieren?“, fragte Marc, der hinter Fiend als letzter durch den engen Gang marschierte.

„Weil die Welt der Morphs ebenso wie unsere Friedhöfe von einer Barriere umgeben sind, die es Feinden nicht ermöglich sich dort zu materialisieren“, erklärte Cyan genervt.

„Wir sind bald dort“, fügte Fiend hinzu. Marc schob ein Spinnennetz zur Seite und versuchte nach vorne auf Cyan zu blicken. Er konnte verstehen, was dieser Vampir gegen ihn hatte, jedoch füllte es ihn mit Wut. Janina gehörte zu ihm. Cyan drehte sich wütend zu Marc um. Marc erschrak. Er hatte vergessen, das Cyan seine Gedanken lesen konnte.

„Das klären wird noch“, knurrte Cyan und ging weiter. Marlée und Fiend sahen sich verwirrt an, während Marcs Blick am Boden heftete.

„Wir sind da!“, hörte Marc Cyan sagen und blickte auf. Eine alte morsche Holztür stand vor ihnen und machte den Eindruck bei der kleinsten Berührung zu Holzspänen zu zerfallen. Cyan berührte sie und sprach etwas aus, was Marc nicht verstand. Kaum war Cyan fertig wandelte sich alles um sie herum, es wurde hell, als dem engen Gang wurde eine Halle aus Steinen. Als sich alles fertig gewandelt hatte standen außerdem ein Dutzend Morphs um sie, bewaffnet und grinsend, jedoch bewusst, dass sie gegen Cyan keinerlei Chance haben würden, würden sie jetzt angreifen.

„Ich will zu eurem Herrscher!“, sprach Cyan laut. Cleo schritt zu ihm.

„Im Moment ist er beschäftigt, aber er wird euch bald empfangen. Wartet solange hier“, mit diesen Worten verscheuchte sie alle Morphs mit einer Handbewegung. Die meisten waren enttäuscht, sie hätten gerne zugesehen, sollte ein Kampf entbrennen.

„Womit ist er beschäftig, wenn er doch Krieg will?“, fragte Fiend scharf. Cleo grinste.

„Er hat sich mit einer Dame in sein Gemach zurück gezogen“, erklärte sie und ging nun auch aus der Halle.

„Was fällt dem ein! Verlangt uns her, uns ist dann mit seinen Frauengeschichten beschäftigt“, schnaubte Marlée. Fiend war auch wütend, sagte jedoch nichts. Hingegen Marc und Cyan waren blass geworden. Marc blickte nervös zu Cyan, dieser nickte um zu sagen, dass er den gleichen schrecklichen Gedanken hatte.

„Ich bin bald zurück!“, rief Cyan und verwandelte sich in einen Schatten.

„Ich dachte man kann sich hier nicht teleportieren?“, fragte Marc, hoffte jedoch dass es Cyan gelingen würde.

„Er ist ein O’deil“, meinte Marlée.

„Soviel ich weiß sind die beiden Herrscher nicht von diesen Barrieren abzuhalten“, fügte Fiend hinzu, womit die beiden allerdings falsch lagen.
 

Janina pochte gegen die große Tür des Gemachs. Es war eindeutig eines dieser Gemächer, wie man sie aus Filmen kannte, die derartig hohen Tieren nur dazu diente ihre neuen Errungenschaften zu verführen. Bereits fünfmal hatte sie versucht sich in einen Schatten zu verwandeln und zu fliehen, doch umgab das Gemach eine Art Barriere die sie nicht durchdringen konnte. Sie schlug ein weiteres Mal gegen die stämmige Tür. Resignierend ging sie zu Boden und unterdrückte die Tränen, die in ihr hochstiegen.

„Cyan...“, sie schluchzte leise. „Bitte beeilt euch...“

„Auf diesen Möchtegern eines Herrschers kannst du lange warten“, sagte jemand hinter ihr. Sie fuhr wie von einer Hornisse gestochen hoch und drehte sich um. Lex stand in der Mitte des Zimmers und entledigte sich der vielen Armreife und Ketten. Janina sah sich nach etwas brauchbaren zur Verteidigung um und packte einen Kerzenhalter. Lex lachte mehr als amüsiert auf.

„Du wirst das Juwel in meiner Sammlung werden“, meinte er grinsend.

„Kommen sie mir ja nicht zu nahe!“, fauchte Janina. Lex konnte nur grinsen.

„Weißt du ich kann sie alle haben. Jedes Morphmädchen würde ihr Herz dafür geben um eine Nacht mit mir zu verbringen. Es ist die höchste Ehre die man als Frau und Morph erreichen kann.“

„Wenn sie alle haben können, wieso wollen sie dann mich?“, sie hielt den Kerzenhalter wie ein Schwert. „Jede Morphdame die ich gesehen habe übertrifft mich in Schönheit“ Lex betrachtete Janina wieder von oben bis unten.

„Du stellst dein Licht in den Schatten“, meinte er und streifte nun den Umhang von seinen Schultern. „Nebenbei ist ein Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen ein Juwel zwischen den Steinen aus ebenholz und Gelb.“ Lex zog nun seine Stiefel aus und ging auf Janina zu.

„Glaub mir es wird dir gefallen.“, er wollte ihr den Kerzenhalter aus der Hand nehmen, doch sie schlug damit nach seinem Gesicht, traf jedoch nur die Hand, die den Schlag abwehrte. Lex blickte bitter auf die nun verbrannte Stelle.

„DAS wirst du bereuen“
 

Cyan sah sich nervös um. Er hatte lediglich die große Halle verlassen können, alle anderen Räume waren mit Barrieren ausgestattet die es ihm unmöglich machten hindurch zu kommen. In diesem Moment kreuzte ein Morphmädchen seinen Weg. Erschrocken hielt sie inne.

„Du!“, Cyan ging auf sie zu.

„Du musst mir helfen! Wie komme ich zum Gemach eures Herrschers?“, fragte er flehend. Das Mädchen sah Cyan verwirrt.

„Bitte!“
 

Janina sah ängstlich in das wütende Gesicht des Herrschers. Sie musste irgendwie aus seiner Reichweite gelangen. Sie stieg ihm so schnell und kräftig wie möglich auf die nur noch mit Socken vermummten Füße. In Gedanken bedankte sie sich bei Gulan für die Stöckelschuhe und brachte sich schnell aus Lexs Reichweite während er noch fluchend seinen Fuß rieb. Janina suchte gehetzt hinter einem Tisch Zuflucht. Lex warf seinen Blick wütend auf sie.

„Du solltest mich nicht derartig reizen!“, brummte er leise aber sehr wütend. Mit einer Handbewegung schleuderte er den Tisch durch Telekinese zur Seite. Es donnerte als der Tisch am anderen Ende des Zimmers in dutzend Teile zerbarst.

‚Die Morphs beherrschen viel mehr Magien als die Vampire...’, kam es Janina und sie baute eine Lichtbarriere um sich auf. Farinas Kräfte kamen ihr hier im Reich der Morphs sehr zu Gute. Lex sah sie nun verwundert an und schritt auf die Lichtbarriere zu, die es ihm tatsächlich bei Berührung nicht erlaubte hindurch zu fassen.

„Beeindruckend“, gestand er und musterte Janina erneut.

„Derartige Kräfte hätte ich dir nicht zugetraut, nur werden sie dir auch nichts nützen“, er hob seine Hand in welches sich sofort eine Flamme bildetet die er auf die Barriere abfeuerte, welche den Angriff allerdings absorbierte. Lex hob die Braunen erneut.

„Du bist sehr geheimnisvoll. Ich kann sehr gut verstehen, was Cyan an dir findet“, er grinste. Janina stieg kurz etwas Röte ins Gesicht. Cyan sollte tatsächlich etwas für sie empfinden? Das war lächerlich. Er war ein Rem O’deil.

„Du kannst mir ruhig glauben!“, lachte Lex als hätte er ihre Gedanken gelesen und berührte mit seiner Hand erneut die Barriere. Er versuchte durch sie zu durchbohren, sodass Blitze entstanden die den Morph begannen an zu greifen. ‚Was sind das nur für Mächte’, dachte Lex ehrfürchtig fuhr mit seiner Hand aber immer weiter in den Bannkreis. Ehe Janina versuchen konnte einen neuen Schutz aufzubauen hatte Lex sie am Arm ergriffen, wodurch der Bann erlosch.

„Na also“, er grinste und zog Janina an sich.

„Lassen sie mich los!“, sie schlug mit der freien Hand auf ihn ein, doch er schien es nicht einmal zu spüren.

„Deine Widerspenstigkeit macht dich nur verführerischer“, hauchte Lex ihr ins Ohr. Plötzlich schoss Janina ein Gedanke ein. Lexs Hals war zum beißen nahe. Sie grinste, schließlich war sie doch irgendwie auch ein Vampir. Schnell schlug sie ihre Zähne in seinen Hals und biss so kräftig wie sie konnte zu. Lex erschrak und stieß Janina von sich, die dadurch unbequem auf ihrem Steißbein landete, welches ihr dadurch natürlich schreckliche Schmerzen zufügte. Tränen schossen in ihre Augen, jedoch spuckte sie erst so schnell wie möglich das Blut aus, dass sie Lex entzogen hatte, bevor sie ihr Steißbein rieb. Es schmeckte widerlich.

„Du kleines Miststück!“, fluchte Lex und wischte sich das grüne Blut vom Hals. „Du wirst meine Trophäe sein!“, murmelte er böse und schritt wieder zu Janina. Diese versuchte sich so gut wie möglich unter den Schmerze aufzurichten und baute erneut eine Lichtbarriere auf, die allerdings in Lexs Wut sehr einfach von ihm gebrochen werden konnte. Er fasste sie an den Schultern und löste den Umhang, der zu Boden fiel und durch seine Schwere einen dumpfen Klang erzeugte. Janina machte sich nicht die Mühe ihre Tränen zu verbergen und trat mit aller Kraft nach Lex, der aber gekonnt auswich und anschließend zu einem Schlag ausholte. Janina wollte ausweichen, doch traf sie die Faust des muskulösen Mann im Magen. Sie schnappte erschrocken nach Luft als sie zu Boden ging und ihren Bauch verkrampft festhielt. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte Lex ihr die Stiefel ausgezogen und sie in eine andere Ecke geschmissen. Er hockte sich zu Janina und wollte, solange die Schmerzen noch anhielten, den Reisverschluss des Kleides lösen, jedoch verwandelte sich Janina in einen Schatten und tauchte am anderen Ende des Raumes wieder auf. ‚Wenigstens kann ich mich innerhalb des Raumes teleportieren’, dachte sie erleichtert und sah zu Lex. Er war mittlerweile mehr als nur wütend. Janina konnte sich gut vorstellen, dass er darauf verzichten würde sie zu vergewaltigen sondern sie einfach töten würde, und eigentlich wäre ihr das sogar lieber gewesen, wäre da nur nicht.... In diesem Augenblick der Unachtsamkeit fesselte Lex sie mit einer Magie. Janina spürte wie ihre Glieder steif wurden. Erst konnte sie ihre Beine nicht bewegen, dann zog sich die Taubheit langsam bis zum Hals hinauf. Sie versuchte sich zu teleportieren, jedoch gelang es nicht. Sie sah erschrocken zu Lex. Er schien die gleiche Magie zu verwenden, die einst auch der Morph in Cyans Schloss an ihr angewandt hatte.

„Na endlich“, seufzte Lex sehr erleichtert, „Das hätte ich wohl von Anfang an tun sollen“, er schritt gelassen auf sie zu. Mit zwei Handbewegungen und der Macht der Telekinese lies er Janina aufstehen.

„Egal was sie tun! Ich werde immer nur Abscheu für sie empfinden“, knurrte Janina. Lex sah sie recht ausdruckslos an.

„Irgendwann wirst auch du mir verfallen, spätestens wenn ich deinen Geliebten umgebracht habe“, meinte er nur, während er den Gürtel von Janina öffnete und zur Seite legte.

„Ich habe keinen“, meinte sie nur patzig. Lex lachte.

„Cyan wird es sicher treffen wenn ich ihm das sage“, er lachte und drehte Janina mit einer Handbewegung in de Luft um, um ihren Reisverschluss zu öffnen. Janina versetzte diese Antwort tatsächlich einen Stich.

„Und nachdem ich ihn vernichtet habe... wirst du mich beginnen zu achten“, meinte er sicher und drehte Janina wieder sich zu.

„Sie werden ihn nicht besiegen können“, knurrte sie. Lex lachte schallend auf, „Denn wenn sie ihm etwas antun, ihm oder irgend einem anderen meiner Freunde, werde ich sie vernichten!“, versprach sie finster. Lex sah sie ungläubig an.

„Ach ja? Du kannst dich ja nicht mal selbst verteidigen, wie willst du dann andere beschützen“, meinte er nur und wollte ihr das Kleid abstreifen. In diesem Moment wurde die Tür des Gemachs aufgeschlagen. Lex wandte sich wütend um.

„Ich sagte, ich will nicht gest-“, ehe er weiter reden konnte, wurde er durch eine unsichtbare Macht durch die Luft gewirbelt und schlug hart gegen die Wand. Mit einem Stöhnen ging er zu Boden und verlor wohl sein Bewusstsein. Als dies passierte löste sich Janinas Erstarrung. Geistesgegenwärtig wollte Janina die Situation nützen und fliehen, jedoch spürte sie wie sie sich nicht durch ihr Eigenwirken in einen Schatten verwandelte und durch den Raum flog. Als sie sich wieder materialisierte spürte sie einen starken Arm, der sich um sie legte und eine warme Brust gegen die sich ihr Kopf drückte. Sie sah auf und erkannte Cyan, dessen Gesicht sehr wutverzerrt war. Janina war sehr erleichtert ihn zu sehen und fühlte wie ihr Herz vor Glück aufsprang. Sie drückte sich noch näher an ihn.

„Danke!“, hauchte sie. Cyan fühlte wie sein Herz stärker schlug, doch hatten sie keine Zeit hier zu verweilen.

„Flüchte zu den anderen“, sagte er zu ihr und drückte sie sanft von sich.

„Nein, ich will dir helfen!“, begehrte sie auf. Cyan schüttelte nur den Kopf, „Außerdem weiß ich nicht, wie ich zu ihnen kommen kann, hier sind überall Barrieren“

„Das ist mit schon klar! Renn die Stufen dort hinunter, von dort kannst du in die große Halle teleportieren, dort warten die anderen. Marlée kennt den Weg zurück. Und jetzt geh!“, herrschte er sie an.

„Aber...“, sie hielt sich unsicher an seinem Arm fest.

„Los verschwinde!“, rief er wütend. Janina fühlte Tränen die ihr hochstiegen und ein Klos der sich in ihrem Hals bildete, jedoch nickte sie und verschwand die Treppen hinunter. Cyan sah ihr nach bis er sicher war, sie war weg und verschloss dann die Tür von innen.

Janina rannte die Stufen immer weiter nach unten. Als sich keine Stufen mehr vor ihr aufmachten versuchte sie sich auf die große Halle zu konzentrieren, in der sie mit Gulan gewesen war und verwandelte sich in einen Schatten.
 

Marc sah interessiert auf das Morphmädchen, dem er die Geschichte nicht ganz glaubte. Sie behaupte, dass sie Cyan geholfen hatte und er ihr erlaubt hatte mit ihnen zu gehen. Marlée unterhielt sich mit dem Mädchen, welches sich als Gulan vorgestellt hatte und Fiend schien sehr angespannt. In diesem Augenblick materialisierte sich Janina neben ihnen. Sie erschrak zwar innerlich, als sie sah, dass auch Marc hier war, doch war hierfür keine Zeit.

„Janina!“, riefen Marlée und Gulan erfreut.

„Wir sollen sofort von hier verschwinden!“, sagte Janina nur schnell und beschloss später zu fragen, was Gulan hier sollte.

„Cyan?“, fragte Fiend.

„Er will es so“, meinte Janina bitter.

„Er wird wissen was er tut“, bestätigte Marlée und formte einen Kreis mit ihren Händen. Dann sagte sie zwei unverstehbare Worte bevor sich um sie die Umgebung wieder in den engen modrigen Gang verwandelte.

„Oh nein...“, hauchte Gulan. Marlée und die anderen sahen sie unsicher an.

„Was ist?“, fragte Marlée jedoch bemerkte sie es in diesem Augenblick selber, genau wie Marc und Fiend.

„Wo ist Janina?“, fragte Marc nervös.
 

Janina beeilte sich, die Stufen wieder hochzusteigen, sie spürte wie ihre Knie langsam immer schwerer wurden. Oben angekommen wackelten ihre Knie wie Pudding, doch sie raffte sich auf und lief zu der Tür, hinter der sich das Gemach von Lex befand. Sie musste Cyan helfen. Vor der Tür standen Cleo und Aal, die versuchen die Tür aufzubrechen, nur schienen sie keinerlei Erfolg dabei zu haben. Janina stieß zu ihnen und hämmerte gegen die robuste Tür. Cleo erschrak, als sie Janina neben sich auftauchen sah.

„Was willst du hier?“, fragte sie misstrauisch und bereitete sich für einen Kampf vor.

„Ich will da rein, wie ihr!“, fauchte sie, baute aber sicherheitshalber eine Barriere auf.

„Die Tür ist von innen versperrt und sie ist Magie und Schlagdicht!“, erklärte Aal.

„Ja, es ist unmöglich von außen einzudringen“, fügte Cleo hinzu, lies Janina allerdings nicht aus den Augen. Diese legte ihr Ohr an die Tür. Von innen waren Kampfgeräusche zu hören. Schwerter die gegeneinander schlugen, Holz das zerbarst.

„Cyan bitte bleib am Leben“, flüstere sie leise.

„Hah, träum weiter. Dein Herrscher wird von Lex zerschlagen werden und dann bist du an der Reihe!“, lachte Cleo.

„Wieso töten wir sie nicht gleich?“, fragte Aal. Janina würdigte ihn keines Blickes. Sie war sich sicher, dass die beiden nie ihre Barriere durchbrechen konnten.

„Diese Ehre gebührt Lex alleine!“, fauchte Cleo ihren Sohn an. Dieser nickte beschämt.

„Haltet die Klappe ich kann nichts hören!“, keifte nun Janina. Cleo und Aal verstummten und drückten ebenfalls ein Ohr gegen die dicke Tür.
 

„Du bist noch viel mächtiger geworden“, schnaubte Lex als ihre Schwerter erneut aneinander schlugen und beide dagegen drückten.

„Und ich werde immer stärker!“, meinte Cyan erschöpft. Lex grinste.

„Wenn die mich tötest, werden meine Untertanen Rache nehmen“, versprach Lex.

„Gleichfalls!“, flüsterte Cyan und stieß Lex von sich. Die beiden Herrscher atmeten schwer und schnell. Lex Augen huschten zur Türe. Er begann zu grinsen.

„Wenn du mich umbringst, wird deine kleine Freundin getötet“, kicherte er siegessicher.

„Wovon redest du?“, fragte Cyan gereizt.

„Es scheint, dass dein Mädchen trotz deines Befehls hier geblieben ist“, er nickte in Richtung Tür. Cyans Augen weiteten sich erschrocken. Wenn Janina noch hier war, musste er seinen Plan neu ordnen. Eigentlich wollte er nach dem Sieg über Lex das Reich der Morphs dem Erdboden gleich machen und verschwinden. Nun musste er sich aber um Janina kümmern. Wütend, dass sie ihm nicht gehorcht griff er fester nach seinem Schwert.

Draußen hatte Janina ebenso wie die beiden Morphs Lexs Worten gelauscht.

„Pff... der glaubt wohl ihr beiden könntet mich erledigen“, meinte Janina. Cleo sah sie wütend an.

„Reize mich ja nicht du Wurm eines Vampirs“, knurrte sie wütend. Janina ignorierte sie und versuchte erneut die Türe auf zu bekommen. Als sie an der Klinke rüttelte hörte sie von innen einen Schrei, das durch Mark und Bein ging. Ein Schwert hatte sich durch Fleisch gestoßen. Doch welcher der beiden war der Verletzte? Auch Cleo und Aal blickten erschrocken auf die Tür und versuchten nun ebenfalls wieder die Tür auf zubekommen.

‚Cyan... bitte sei wohlauf...’, hoffte Janina und ging nun ein paar Schritte von der Tür weg.

‚Farina, ich weiß, du siehst was ich sehe. Bitte leih mir deine Macht... Ich muss da hinein’, dachte Janina angestrengt in der Hoffnung Verbindung mit Farina aufbauen zu können. Dann fühlte sie, wie sie sich in weißes Licht auflöste und durch eine Barriere aus Schatten hindurch drang. Auf der anderen Seite der Tür verbanden sich die Lichtfunken wieder. Janina sah sich um und ihr Herz hörte für Sekunden auf zu schlagen. Cyan lag am Boden, um ihn hatte sich ein Lack aus Blut gebildet.

„Nein...“, hauchte sie kaum merklich und hielt sich die Hand vor den Mund. Lex stand an das Bett gelehnt erschöpft da und schien ebenfalls stark zu bluten. Janina hatte aber keine Zeit um sich um den Herrscher der Morphs zu kümmern. Sie rannte zu Cyan und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Erleichtert stellte sie fest, dass die Wunde „nur“ den Oberschenkel getroffen hatte. Doch wieso lag er wegen einer derartigen Verletzung am Boden.

„Mein Knochen wurde durchbohrt“, keuchte Cyan. Janina schrak hoch und Tränen liefen über ihr Gesicht.

„Du lebst...“, mehr brachte sie nicht hervor. Sie drückte Cyan an sich und weinte bitterlich. In diesem Augenblick spürte sie einen Luftzug. Schnell errichtete sie eine Barriere an der Lexs Schwert abprallte.

„Du wirst mein Gewinn sein, in diesem Kampf“, hauchte Lex.

„Du hast noch lange nicht gewonnen...“, flüsterte Janina. Cyan sah erschrocken zu ihr auf. Er spürte es. Sie verwendete wieder diese Kraft. Um sie bildete sich eine weiß, gräuliche Aura. Ihre Augen wurden vollkommen schwarz und ihre Haare begannen zu wehen. Langsam legte sie Cyan auf den Boden und stand auf. Die Barriere um sie begann angespannt Funken in alle Richtungen um sie zu schießen. Lex Augen hatten sich geweitete und er war ein paar Schritte vor Janina zurück gewichen. Er machte sich bereit und feuerte einen gleißenden Feuerstrahl auf sie ab. Dieser prallte jedoch an der Barriere ab und schlug ein Loch in die Decke. Janina hob ihren Arm und richtete ihn auf Lex.

„Was ist das für eine Macht!“, brüllte Lex, der Todesängste durchlitt. In diesem Moment verkrampften sich alle Glieder seinen Körpers. Er fühlte wie sich seine inneren Organe zusammen zogen. Janina drehte ihre gespreizte Hand um 45° und Lex schrie unter höllischen Qualen auf und sackte zusammen. Cyan beobachtete das Geschehen ehrfürchtig wie verängstigt. Das war nicht das Mädchen, in das er sich verliebt hatte. Er sah kurz irritiert ins Nichts. Hatte er dies gerade tatsächlich gedacht? Verliebt? Sein Blick fuhr zu Janina.

„Farina hör auf!“, brüllte er. In diesem Moment ballte Janina ihre Hand zu einer Faust und spreizte sie im nächsten Augenblick wieder. Die Haut von Lex wurde an seine Knochen gezogen um kurz danach in alle Windrichtungen durch das Zimmer zu fliegen. Grünes Blut schoss durch den Raum, Eingeweide klatschten an Möbelstücke.

„Farina! Schluss!“, schrie Cyan, doch er konnte den Geist nicht beruhigen. Janina hob ihre Arme und formte ein Zeichen in der Luft. Dann schwang sie beide Arme schnell zur Seite und warf ihren Kopf in den Nacken. Um sie herum schossen Flammen aus der Erde und begannen alles zu zerstören. Von draußen hörte man Todesschreie und Cyan schlug der ekelhafte Geruch von verbrannter Haut in die Nase. Janina wandte sich nun an Cyan. Dieser erschrak. Wollte sie ihn nun auch töten? Sie kniete sich zu ihm nieder. Durch die Barriere gelang das Feuer nicht zu ihnen, jedoch wurde es unerträglich heiß. Sie strich mit der Hand über seine Wunde, die sich darauf hin schloss. Cyan spürte wie sein Knochen sich schmerzvoll wiederherstellte, doch er verzog nicht einmal das Gesicht.

„Ist dieses Blutbad nötig?“, fragte Cyan ernst und erschrocken über Farinas Kräfte. Janinas Haare lagen wieder auf ihren Schultern und die Aura war verschwunden, jedoch waren ihre Augen immer noch schwarz. Sie nahm Cyans Kinn in ihre Hand und richtete sein Gesicht dem ihrem zu. Cyan sah sie verwirrt an, doch ehe er etwas sagen konnte, hatte sie ihre Lippen auf seine gedrückt. Ein warmes Gefühl durchdrang Cyans Körper, jedoch nur für ein paar Sekunden. Er drückte sie von sich weg.

„Was? Wieso weißt du mich ab? Wo du mich doch so sehr liebtest!“, Janinas Stimme hatte einen eigenartig wieder hallenden Unterklang.

„Du bist Farina?“, fragte Cyan nur um sicher zu gehen. Das Mädchen nickte und wollte ihn erneut küssen, doch er drückte sie von sich und richtete sich aus dem Liegen auf und setzte sich hin.

„Du bist längst tot...“, meinte Cyan. Farina sah ihr verstört an.

„Aber... ich kann diesen Körper kontrollieren... wir können zusammen sein!“, versuchte sie ihn zu überzeugen. Cyan sah sie wütend und erschrocken an.

„Willst du so sein wie Jercas? Janina hat dir geholfen vor ihm zu fliehen und du dankst es ihr, indem du ihre Seele unterdrücken willst“, rief er wütend. Farinas Gesicht verfinsterte sich.

„Du willst lieber sie als mich, hab ich Recht?“, rief sie ebenso wütend. Cyan sagte nichts dazu sondern sah sie nur mitleidig an. Farina ballte die Fäuste.

„Ich habe dich gerettet, dich und alle Vampire!“, fauchte sie.

„Was ist nur los mit dir?“, rief Cyan ebenso verärgert, „Wer bist du? Du bist nicht die Frau in die ich mich damals verliebt hatte! Du bist genau wie Jercas... die Dunkelheit hat auch dich verschlungen und geschändet“, Cyan hatte sich wieder beruhigt und sah traurig zu Boden.

„Sie wird dich nie so lieben wie ich...“, sagte Farina leise. Cyan sah sie traurig an und schüttelte den Kopf.

„Wie du willst“, sagte sie und wurde wieder wütend, „Ich verlasse diesen Körper! Sie zu wie du von alleine von hier weg kommst!“, fauchte sie. Cyan wollte noch etwas sagen, doch der Körper des Mädchens klappte augenblicklich zusammen. Reaktionsschnell fing er sie auf. Sie rührte sich nicht. Cyan blickte sich gehetzt um. Die Barriere um sie flackerte zwar und wurde dünner, doch sie verschwand nicht. Er sah auf Janina. ‚Kann es sein, dass sie die Barriere aufrechterhält?’, überlegte Cyan. Schließlich war sie ja die Wiedergeburt einer mächtigen Frau. Cyan seufzte und beschloss zu warten bis sich das Feuer legen würde.
 

„Wieso tust du nichts?“, fauchte Marc wütend. Marlée schenkte ihm einen verärgerten Blick.

„Wag es nicht noch einmal, derartig mit mir zu reden!“, gab sie gereizt zurück.

„Wir können nicht zurück! Auf der anderen Seite muss etwas passiert sein!“, fügte sie hinzu.

„Flammen...“, hauchte Gulan. Alle wandten sich ihr zu, „Alles steht in Flammen“, sie sprach sehr leise.

„Ob das Cyan war?“, fragte Marc. Fiend schüttelte den Kopf.

„Cyan würde nie eine ganze Rasse vernichten...“, meinte er. Marlée überlegte.

„Vielleicht hat Lex alles in Flammen gesetzt und die Morphs sind davor alles geflohen“, vermutete sie. Gulan schüttelte den Kopf.

„Nein...“, flüsterte sie, „Ich spüre keinen einzigen Morph mehr...“ Die drei Vampire sahen sie erschrocken an.

„Wieso sind sie nicht geflohen? Morphs können doch wohl aus ihrem Zuhause teleportieren?“, meinte Marc. Gulan zuckte mit den Schultern.

„Womöglich hat jemand eine Teleportiersperre um das gesamte Morphreich errichtet“, meinte Marlée.

„Das kann nur Lex, und ich glaube nicht, dass er sein gesamtes Volk selbst vernichten würde... Cyan allerdings hat keinen Einfluss auf die Barrieren unseres Reiches“, meinte Gulan.

„Aber wenn Lex es nicht war, und Cyan es nicht kann, wer war es dann?“, fragte Marc. Schweigen umhüllte die Gruppe.

„Lasst uns gehen... Ich bin mir sicher, dass es Cyan und Janina gut geht. Sie werden sicher bald nachkommen“, schlug Fiend vor. Marlée nickte und auch Gulan war einverstanden. Allein Marc widerstrebte der Gedanke, Janina alleine mit Cyan zurück zu lassen, doch er war überstimmt.
 

Um sie herum begann alles zu zerbröckeln und einzustürzen. Die Barriere die Janina aufrechterhielt wurde nun auch von Cyans Barriere unterstützt, da er mittlerweile wieder zu Kräften gekommen war. Seine Barriere war zwar nicht so kraftvoll wie die Farinas, jedoch konnte sie zusammen mit Janinas Kraft alle Felsbrocken die herab fielen und Flammen die sie umgaben von ihnen abhalten. Cyan seufzte erneut und blickte zu Janina, deren Kopf er auf seinen Schoss gelegt hatte. Er strich ihr sanft über die Wange und betete, dass sie bald ihr Bewusstsein wieder erlangen würde. Er machte sich Sorgen. Als Farina das letzte Mal derartig ihren Körper übernommen hatte, war Janina sofort wieder zu sich gekommen, als Farina sich wieder untergeordnet hatte. Just in diesem Moment rührte sich Janina, sie presste die Augenlieder zusammen und öffnete sie kurz darauf. Als sie die Hitze um sich spürte fuhr sie erschrocken hoch.

„Feuer!“, hauchte sie. Cyan betrachtete sie aufmerksam. Sie schien sich auch wie beim letzten Mal nicht an die Übernahme von Farina zu erinnern.

„Woran erinnerst du dich?“, fragte Cyan. Janina wandte sich zu ihm.

„Ich...habe Farina gebeten mir ihre Kraft zu leihen, damit ihr zu dir kann... dann hab ich dich hier gesehen...du hattest eine Beinwunde und Lex wollte mich angreifen...“, fasste sie kurz zusammen.

„War ich das etwa?“, fragte sie unsicher und sah wieder auf das Desaster was dem Ende der Welt gleich kam. Cyan schüttelte den Kopf.

„Nur indirekt...Farina hat die Kontrolle über deinen Körper übernommen und Lex besiegt...anschließend hat sie hier alles in Flammen gesetzt“, meinte er müde. Janina sah ihn an.

„Was...warum?“, sie hätte ihrem ehemaligen Ich eine derartig blutrünstige Tat nicht zugetraut. Cyan zuckte mit den Schultern. Janina sah traurig zu Boden.

„Es tut mir Leid...“, sagte sie leise. Cyan sah sie ausdruckslos an.

„Wäre ich nicht zurückgekommen, hättest du dir keine Gedanken um mich machen müssen und hättest wahrscheinlich gewonnen... dann wäre all dies...“

„Es wäre trotzdem passiert“, unterbrach sie Cyan, „Ich hatte etwas Ähnliches vor... nur mit weniger Blutvergießen“, gestand er. Janina blickte zu ihm. Seine Worte waren nicht unbedingt das was sie erwartete hatte zu hören. Sie hätte mit Vorwürfen gerechnet.

„Was tun wir jetzt?“, fragte sie nach einer kurzen Schweigeminute.

„Warten bis es sicher ist...“, meinte Cyan. Janina sah ihn verstört an.

„Bist du böse auf mich?“, fragte sie nach einer weiteren kurzen Pause. Cyan blickte aus den Augenwinkeln zu ihr. Sie hatte die Beine an den Körper gezogen und diese mit den Armen umschlangen. Ihr Blick ruhte auf einem Punkt am Boden.

„Nein...“, sagte Cyan knapp, „Ich muss nur nachdenken.“ Janina nickte verständnisvoll, jedoch schien Cyan diese Geste recht gekünstelt, aber er sagte nichts. Nach einer weiteren Minute des Schweigens seufzte er.

„Weißt du... ich war sehr wütend, als mir Lex sagte du wärst zurück gekommen... gegen meinen Befehl!“, begann er. Janina gefiel seine Wortwahl zwar nicht, doch sie verstand was er meinte.

„Wieso bist du zurückgekommen Gegen meinen Willen und gegen dein Wohlergehen!“, seine Stimme hatte sich leicht erhoben, sie hörte wie er langsam wütend wurde.

„Ich...“, begann Janina leise, „Ich konnte dich nicht alleine zurück lassen...“, sagte sie leise. Cyan schüttelte verständnislos den Kopf.

„Ich bin euer aller Herrscher! Traust du mir nicht zu, dass ich hätte siegen können? Hältst du mich für schwach?“, er war mittlerweile tatsächlich wütend geworden. Janina sah ihn erschrocken an.

„Nein...“, stotterte sie eingeschüchtert.

„Wieso hast du dann nicht getan was ich dir gesagt habe? Du hast mich und dich nur unnötig in Lebensgefahr gebracht!“, fuhr Cyan sie an.

„Ich...“, stotterte sie weiter und unterdrückte einen Klos in ihrem Hals.

„Du hättest umkommen können und du hast nicht nur mich sondern auch mein gesamten Volk in Gefahr gebracht! Wenn ich gestorben wäre hätten die Morphs das mit meinem Volk gemacht“, er deutete energisch auf das Feuer um sie. Janina kämpfte gegen die Tränen.

„Es tut mir Leid...“, ihre Stimme versagte und endete in einem Krächzen.

„Wieso hast du das gemacht?“, seine Stimme verlor jeden wütenden Ton und klang lediglich bedrückt. Janina konnte die Tränen nicht mehr halten.

„Ich...ich...“, sie brachte keinen Satz mehr zustande. Cyan sah sie an und spürte ein grauenhaftes Stechen in seiner Brust als er Janina weinen sah. Wegen ihm! Sein Herz schlug schneller, Schuldgefühle schlichen sich in seine Gedanken und am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und sich entschuldigt. Doch alles was er gesagt hatte, meinte er ernst. Er fand Janinas Verhalten einfach nur verantwortungs- und kopflos.

„Ich konnte dich nicht zurück lassen“, sagte sie erneut unter Tränen, „Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir wegen mir etwas zugestoßen wäre“, presste sie heraus und unterdrückte ein Schluchzen.

„Zu diesem Kampf wäre es ganz sicher gekommen, mit oder ohne dein Mitwirken“, antwortete Cyan.

„Auch wenn sie mich nicht entführt hätten, ich hätte dich bei diesem Kampf trotzdem nicht alleine gelassen“, schrie sie. Cyan zuckte unwillkürlich zusammen. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er sah keinen Grund sich zu entschuldigen. Damit würde er seinen Standpunkt verleugnen. So sah er einfach nur auf Janina. Sie hatte aufgehört zu weinen, doch waren ihre Augen leicht rötlich. Keiner der beiden wagte es ein Wort zu sagen. Das Feuer um sie herum knisterte. Es schien nicht kleiner zu werden und Janina hatte das Gefühl das nach fünf Minuten eine Stunde vergangen war. Sie fühlte sich wie der größte Idiot auf Erden. Sie war doch nur zurückgekommen um ihm zu helfen. Und das doch nur weil sie... Sie sah kurz zu Cyan welcher starr in die entgegen gesetzte Richtung von Janina blickte.

‚Ich dachte tatsächlich, dass er etwas für mich empfindet...’, überlegte sie und musste wieder gegen die Tränen ankämpfen. Sie vergrub ihren Kopf in dem Hohlraum den Arme und angezogene Knie bildeten und weinte lautlose Tränen.

‚Wieso tut es nur so weh? Wieso macht es mir etwas aus?’, ihre Gedanken rasten. Wie konnte das nur passiert sein? Hatte sie sich tatsächlich in den Herrscher über die Vampire verliebt?

Cyans Blick schweifte über die Flammen, die einfach nicht kleiner wurden. Dann fiel sein Blick auf Janina und obwohl sie keinen Laut von sich gab hörte er ihre Tränen. Sein Herz sprang schmerzvoll auf. Er wollte sie so gerne in seine Arme nehmen und ihr sagen was er für sie empfand. Nur schnürte ihm die Angst vor Ablehnung jede Bewegung zu. Er schluckte kräftig ehe er tief ein und ausatmete.

„Es tut mir Leid...“, sagte Janina in diesem Augenblick noch einmal. Cyan schloss den Mund wieder, denn genau diese Worte hatte er an sie richten wollen. Sie hob den Kopf und Cyan stach es erneut schmerzhaft in der Brust als er sie derartig am Boden zerstört sah.

„Ich bin zurückgekommen, weil ich dich nicht verlieren wollte...“, hauchte sie. Cyans Herz stach erneut, nur diesmal war es ein angenehmer Schmerz.

„Ich wollte nicht dass du zurück kommst, weil ich dich nicht verlieren wollte“, sagte Cyan so leise, dass Janina seine Worte nicht genau verstehen konnte.

„Was?“, fragte sie nach. Cyan sah kurz zu Boden und dann in ihr makellos schönes, allein von den Tränen verschmiertes Gesicht. Wieder wandte er den Blick gen Boden. Er wusste nicht was er tun sollte. Er hatte das Gefühl wieder 100 Jahre zu sein. Er hatte schreckliche Angst. In diesem Moment spürte er Janinas Körper der sich an seinen drückte. Die Arme hatte sie um seinen Hals geschlungen, ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter. Zitternd hob Cyan die Arme und schlang sie um ihre Tailie. Sie setzte sich auf seinen Schoss und drückte sich noch fester an ihn. Cyan spürte sein Herz bis in den Hals schlagen. Er zitterte und war nicht fähig irgendeine weitere Bewegung durch zu führen. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Er atmete den Geruch ihrer Haare und ihres Körpers ein. Gerüche die in ihm etwas Beruhigendes auslösten. Sein Körper hörte auf zu zittern und sein Herzschlag tat nicht mehr weh, obgleich es immer noch kräftig gegen seinen Brustkorb klopfte. Er spürte ihren Atem auf seinem Hals und ihren Herzschlag an seiner Brust.



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  Muffin-sama
2009-08-24T21:01:41+00:00 24.08.2009 23:01
also DAS nenn ich mal ein langes kapitel ^^ hab mir am anfang gedacht : schade, nur zwei kapitel, dan hab ich bemerkt, das kapitel 2 allein schon 55 seiten hat XD
aufjedenfall find ich diese ff einfach toll, man hat einfach eine schöne mischung von love, action und fantasy. einfach eine hammer, geile, tolle, ... ff ♥ ♥

deine schreibweise find ich auch sehr angenehm, man konnte sich einfach alles so vorstellen, wies sein soll.

hoffe du schreibst i-wann mal weiter ♥

lg
muffy
Von:  Muffin-sama
2009-08-23T20:57:39+00:00 23.08.2009 22:57
wow, echt tolle ff... find ich echt spitze , eine tolle mischung ♥
ich bin nunmal nicht ein mensch, der viel kritik auszusetzen hat an ff's, daher belass ichs auf nen EINFACH TOLL ♥ ^^ (sehr kreativ, ich weiß ^^' )
aber schade, dass janina tot is (und dan noch so brutal) aber das macht die sache noch spannender ;)

lg
muffy


Von:  mizuchi_akkaku
2006-09-24T08:25:10+00:00 24.09.2006 10:25
wow ... was für eine Geschichte ...
Ich fand ja schon das erste Kapitel super spannend und war ziemlich enttäuscht, dass es an einer so spannenden Stelle aufgehört hat.
Beim 2. Act graute es mir zwar schon bei der hohen Wortzahl, aber das hat sich ratz fatz wieder erledigt gehabt, als ich erst mal angefangen habe. Ich habe den gesamten Act regelrecht verschlungen und das passiert mir nicht so oft.
Du schaffst es aber wirklich den Leser zu fesseln und die Spannung aufrecht zu erhalten!

Was mich innerlich zum verzweifelten NEIN rufen gebracht hat, war allerdings, dass sich Janina in Cyan zu verlieben begonnen hat, weil ich Marc irgendwie süßer finde. Aber das ist meine Meinung. Und ich fand's ja schon schön, wie du sie in den tobenden Flammen alleine gelassen hast und sie dann zusammen gefunden haben ... aber ich fänd Marc doch irgendwie besser ... ach hör nicht auf mich ...

Dein Schreibstil ist super und selbst, wenn mein Kommi längst nicht so objektiv und konstruktiv ist, wie das von Hölli, werde ich doch auf jeden Fall weiter dran bleiben ... ich will ja wissen, wie es weiter geht!
Weiter so!

Mizu ^-^
Von:  Kashiwagi
2006-08-19T15:59:07+00:00 19.08.2006 17:59
So, damit du die Kommis voll hast ;)
Hab mich jetzt nicht durch jede einzelne Seite durchgewurschtelt, aber von dem was ich gelesen habe, finde ich deinen Schreibstil wirklich nicht schlecht.
Hier machst du deine Absätze auch eigentlich richtig, soweit ich das gesehen habe. Was mir noch ein wenig gefehlt hat, wäre die Beschreibung der Atmossphäre bzw. der Umgebung, das hat mir bis jetzt ein wenig gefehlt (in deinem andere, welches ich kommentiert habe, war die Atmo viel besser).
Viel Spaß beim Weiterschreiben. ^_^
Von:  mizuchi_akkaku
2006-08-10T12:43:53+00:00 10.08.2006 14:43
Also ich muss echt zugeben, dass die Geschichte super spannend ist ... ich bin generell immer ein bisschen Skeptisch, was neue Geschichten angeht, aber die erste Seite hat mich schon so fasziniert, dass ich eifach weiter lesen musste!!!!
Einfach super spannend! Aber ich habe ja bis jetzt nur act1 gelesen und ich bin schon so gespannt, was da noch so alles kommt, weil das ja offensichtlich erst der Anfang ist (wenn ich mir da mal die Wörterzahlen so ansehe ...)
Aber leider erst, wenn ich mal wieder Zeit habe ... *sorry*

mizuchi ^.^
Von: abgemeldet
2006-08-04T17:41:42+00:00 04.08.2006 19:41
hi!

hier bin ich wieder!du hast mir ja nen eintrag ins gästebuch gemacht,also bin ich gleich hergekommen und hab weiter gelesen, was du neu geschrieben hast!

und ich muss sagen:gefällt mir sehr gut!!!lass dir noch nen kuhlen schluss einfallen und dann ist deine story echt perfekt!ich freu mich schon riesig!denk nur ordentlich nach!

machs aber bitte nicht so auf die art:cyan und janina verließen die bruchstücke des ehemaligen morphschlosses und gelangten ins sichere zu hause, wo alle sie erwarteten und um ihr leben bangten.jetzt lebten alle glücklich und zufrieden bis an ihr lebensende(hahaha...bei vampiren..)

ok?das wär zu schnell und zu...abgehakt...aber machs wie du willst.ich wollt nur meine meinung sagen,oki?

aber sonst einmalige spitze!!!!

bis bald,eluan!!^^
Von: abgemeldet
2006-07-12T14:14:51+00:00 12.07.2006 16:14
hi!also ich muss sagen,zuerst war ich nicht so begeistert,aber die story hat mich interessiert also hab ich weiter gelesen...und ich muss sagen:
gefällt mir!denk dir nix dabei,wenn ich jetzt kein überschwängliches lob von mir gebe,aber ich liebe deine geschichte!ich hab sie zu meinen favoriten gegeben und hoffe ehrlich sehnlichst,dass du weiter schreibst.ich schreibe selbst ja auch,aber die geschichten,die ich hier veröffentlicht habe,sind eigentlich relativ alt,bis auf "Cookie" und "Das Leben".und das sind auch nur so sachen..
aber mir gefaällt dein schreibstil echt gut.es hat mich an meinen lieblingsautor erinnert,bei dem ich mich immer selbst zwingen muss,mit deem lesen aufzuhöre,weil es mich so fesselt.weil der stil einfach so gut ist.noch dazu kommt die geile story.ich bin sowieso ein absoluter vampir-fan,also damit hast du schon mal was getroffen,dem ich nicht widerstehen kann!!!

ich hoffe sehr,dass du weiter schreibst,denn es interessiert mich brennend,wie das ausgeht...vorallem,ob janina jetzt mit marc oder cyan zusammenkommt und was mit...ich hab vergessen wie er heißt...der frühere geliebte von fanina...irgendwas mit jer...naja,hoffe du schreibst weiter.das würde mich wirklich richtig freuen.ich hab deine story heute in einem stück gelesen,weil ich nciht mehr aufhören konnte!!!

gutes gelingen,Betty(eluan)
Von: abgemeldet
2006-05-04T07:36:16+00:00 04.05.2006 09:36
he Schnapp... du solltest dringenst weiter schreiben... so wie ich das mitbekommen habe, hast du ziemlich viele anhäner!! außerdem würde es mich auch interessieren, wies weiter geht ;)

bussi, Schnappi (Muftili)
Von:  Sanya
2006-04-28T13:13:58+00:00 28.04.2006 15:13
Also bei deiner Fanfic kann man glatt süchtig werden!
Schön das es leute gibt, die besser schreiben als ich...
Also mach weiter so!
Ich freu mich auf weitere teile!

Sanya
Von:  TAsmodina
2006-04-26T14:07:36+00:00 26.04.2006 16:07
wenn das nicht so schnell wie möglich geschriebeb wird, dann . . . *idee* dann heul ich die ganze zeit! (dumme Idee.)


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