Zerbrochene Seelen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Verfolgung --------------------- "Draco?" Harry entfuhr ein erschrockenes Keuchen, als er Draco weglaufen sah, der Junge, der seinen Namen mit solch einer wärme aussprach, das es ihm kalt den Rücken runterlief. "Nein...!" Schnell rannte er durch die staubigen Straßen. Draco war Richtung London gelaufen. Er schlug den selben Weg ein. Immer Schneller führte ihn sein Weg durch die teils engen, teils vollen Straßen der Londoner Innenstadt, die Augen geöffnet, wandernd, nach ihm suchend. Seine Lunge schien bersten zu wollen, schmerzend von der ungewohnten Anstrengung, heiß von der nun scheinbar ewigen Suche. Er spürte, wie ein Kloß seine Kehle zuschnürte und sein Herz zu schmerzen begann, weil er ihn nicht finden, nicht erreichen, nicht beschützen konnte. Schwer atmend blieb Harrystehen, er musste sich ausruhen. Erschöpft lehnte er sich gegen die raue Häuserwand hinter sich. Er seufzte. Verwirrt drehten sich einige Passanten zu ihm um, zeigten jedoch kein wirkliches Interesse. Er spürte, wie ihre Blicke abschätzend wie kleine eklige Insekten über ihn wanderten. Lohnte es sich wohl über ihn nachzudenken? Harry interessierte das herzlich wenig. Was ihn im Moment interessierte war ausschließlich Draco.... er musste ihn einfach finden. Mit einem kurzen Ruck stieß er sich von der Wand hinter sich ab und lief weiter. Folgte seinem Weg, der ihn wie er hoffte am Ende zu Draco führen würde. Warum war Draco vor ihm geflüchtet? Was hatte er ihm getan? Hatte er überhaupt etwas getan? Was quälte ihn nur so? Oder besser wer quälte ihn so? Wer hatte ihm all diese Wunden zugefügt? Oh Draco, warum kann ich dich nicht beschützen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er an die Traurigkeit des jungen Mannes dachte, die ihn fast zu erdrücken schienen und ihn in ein tiefes Loch der Verzweiflung zu ziehen drohten... gefolgt von Harry selbst. Warum konnte er ihn nicht davor bewahren? Es gab nichts auf der Welt, dass er sich sehnlicher wünschte, dafür würde er sogar bei den Dursleys leben bleiben. "Verdammt!!!" Erneut drehten sich Passanten um, musterten ihn mit ihren missbilligenden Blicken. Er hatte sich doch tatsächlich erdreistet in der Öffentlichkeit zu fluchen. Oh ja, welche Sünde! Ein hämisches Grinsen kroch über seine sonst so sanften Gesichtszüge. Eine Geste, die man sonst er von dem Menschen kannte, denn er so sehnsüchtig suchte. Sie hatten sich im laufe der bisherigen Schulzeit alle verändert... zum Guten, zum Schlechten, oder auch gar nicht. Aber was zählte das schon? Bald würde sich sowieso alles ändern, schließlich war Voldemort zurückgekehrt und niemand schien wirklich etwas gegen ihn zu unternehmen, weil ihm Harry niemand glaubte. Lucius Malfoy hatte ihn einfach zu gut versteckt. Der Name Malfoy weckte die Erinnerungen an den Morgen, den Grund seiner Verzweiflung, die ihn langsam von innen auffraß, der Grund für seine Sorgen um Draco Der Grund, warum sein Herz langsam in Stücke zeriss. Flashback: "Malfoy? Bist du das?" Harry war hin und hergerissen. Zum einen war Harry auf der Hut, schließlich war Draco der Sohn eines der einflussreichsten Todesser und die wollten ihn Tod sehen, andererseits verlor er sich in den eisblauen Augen seines Gegenübers und war überrascht als er die vielen blauen Flecken und Striemen auf dem schönen Gesicht entdeckte. Draco wirkte so verletzlich und nicht wie sonst kühl und herablassend. Seine Stimme unterstich diesen Eindruck, auch wenn sie eine zärtlichen und warmen unterton hatte, verbag sie nicht das ängstlich zittern, als Draco "Harry!" flüsterte. Er hob den Kopf. Harrys Blick lag auf Draco, dessen schönen blauen Augen trostlos wirkten und irgendwo in die Ferne blickten. "Was machst du hier?", Harry machte vorsichtig einen Schritt auf ihn zu und hob seine Hand um sich die Haare aus der Stirn zu schieben. Besorgt sah er wie Draco zusammen zuckte und seine Hände vors Gesicht zog. Was war ihm nur passiert? Sein Blick lag immer noch auf Draco. Besorgt stellte er fest, das dieser sich nicht mehr rührte. "Draco ist alles in Ordnung? Was ist mit dir? Warum hast du die Hände vor dem Gesicht? Und woher kommen all diese Verletzungen?" Er sah sich deutlich Dracos blaue Augen vor sich, die wie unter einem Schleier lagen. Warum antwortete er nicht? Merkte er denn nicht, wie sehr er sich um ihn sorgte? Wie sehr es ihn verletzte Draco so zu sehnen? Das war nicht der Draco, den er kannte. Nichts erinnerte mehr an die eigentlich fröhliche Person. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Schulter des Jungen. "Lass mich los!", die Kälte, die in diesem Satz mitschwank ließ ihn zurück zucken. Schnell zog er seine Hand zurück, als wenn er sich verbrannt hätte. Was sollte das? Hatte er ihm irgendwas getan? Wie durch einen dichten Nebel drang das Geräusch von Schritten zu ihm durch. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet und der eben gehörte Satz schoss erneut durch seinen Kopf. Dann nahm er die Verfolgung auf. Flashback ende. Immer noch lief er, auf der Suche nach ihm. Er ignorierte die Leute um sich herum und blendete ihre Kommentare aus. Ohne es zu wissen nährte er sich stetig seinem Ziel. Ein lautes Schluchzen ließ ihn hellhörig werden. Diese Stimme, selbst wenn sie von einem klagenden Ton der Trauer verzerrt war, trieb ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. Mit einem ruck drehte er sich um, so dass der Staub unter seinen Füßen aufwirbelte. Da war er! Er wusste, wie erschrocken Ron und Hermine sein würden, wenn sie ihn jetzt so sehen könnten und wie wütend sie wären, wenn sie von seinen Gehfühlen erfuhren. Und das nur, weil sie nicht sehen konnten, was er im Moment sah. Sie konnten die zart leuchtenden Flügel, die sich wie zum Schutz um den zarten Körper gelegt hatten nicht sehen. Sie sahen nicht die verletzte Seele, die ihn dermaßen in ihren Bann gezogen hatte. Sie sahen einfach nicht... wie Draco wirklich war. Das eigentlich helle Licht der Sonne beleuchtete die kleine Gestallt am Boden nur sehr spärlich, trotzdem zeichneten sich die Tränenspuren deutlich auf den roten Wangen des Jungen ab. Sie zogen einen hellen, fast silbernen Streifen über das schöne Gesicht und rissen ein großes Loch in Harrys Herz. Als der Junge ganz leise zu flüstern begann, schreckte Harry aus seinen Gedanken hoch. Er saugte jedes Wort in sich auf, das schwach und brüchig über die blassen Lippen des Jungen kam. "Wieso?" erstaunt blickte Harry zu Draco, hatte er ihn etwa doch bemerkt? Sein Blick ruhte starr auf dem Jungen am Boden. Die Spannung des Augenblicks durchfloss ihn wie glühende Lava. "Wieso muss ich ausgerechnet dich so lieben, Harry?" Harrys Augen weiteten sich vor lauter Verwunderung über diese unerwartete Geständnis. Gleichzeitig zog sich sein Herz zusammen, aus Hoffnung, aber auch aus Angst. Was sollte er tun? Sollte er etwas sagen oder doch lieber schweigen? Unendlich viele Fragen schossen ihn durch den Kopf, ließen ihm keine Ruhe mehr, nur durch diesen einen Satz aufgescheucht. "Draco?" Harrys Stimme war nur ein Flüstern, in dem deutliche Furcht mitschwang. Furcht, sich vielleicht doch geirrt zu haben, die furcht, das alles nur ein Traum gewesen ist, geleitet von seinen Hoffnungen und der gleich, wie eine Seifenblase zerplatzen würde. Die Furcht davor, dann in den tiefen Abgrund der Verzweiflung zu stürzen. Wie hypnotisiert sah er in die verweinten Augen Dracos. "Nein...!" die eisblauen Augen waren schreckensweit geöffnet und doch voller Gefühle. Gefühle, die sich nun ihren Weg an die Oberfläche suchten. Würden sie erwidert werden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)