Why me? von Soli ================================================================================ Der Anfang einer Freundschaft ----------------------------- Disclaimer: Alles meins! Persönlichkeit, Aussehen und Namen der Charaktere. Meine erste Shounen-Ai überhaupt! Es war Mal wieder einer der Tage, an dem ihn niemand in Ruhe lies. Oliver und seine Kumpels hatten es die ganze Zeit auf Thomas abgesehen. Man piesackte ihn bevor der Berufsschulunterricht begann, wenn Schluss war, in den Pausen und sogar in den Stunden. Warum hatten sie es, speziell Oliver, nur auf ihn abgesehen?!? Oliver ist groß, sehr groß sogar und ziemlich stark. Schließlich geht er jede Woche fünf Mal ins Fitnessstudio und zwei Mal zum Schwimmen. Man konnte seinen muskulösen Körper kaum übersehen. Seine Kumpels, Toni, Holger und Maik, bewunderten ihn. Oliver hat viele Verehrerinnen, die ihn umschwärmten, was seiner Freundin Sara ganz und gar nicht gefiel. Seit fast einem halben Jahr waren die beiden bereits ein Paar und Oliver hatte sie nicht einmal angefasst. Sie küssten sich nur in der Schule, um dort das "Traumpaar" aushängen zu lassen. Doch privat sahen sie sich kaum. Immer wenn er von seinem Sex mit Sara erzählte und damit prahlte, war alles frei erfunden. Niemanden hatte er bisher an sich gelassen. Mit seinen siebzehn Jahren war er noch Jungfrau. So sehr Sara auch versuchte ihm näher zu kommen, er lies es nicht zu. Immer wieder schob er den Sport vor. Außerdem musste er ja schön stark bleiben, damit er Thomas weiterhin quälen konnte. Thomas ist klein und schmächtig. Ein sehr zierlicher, dünner achtzehn Jähriger junger Mann, der fast zwei Köpfe kleiner als Oliver ist. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Thomas saß gerade im Unterricht, als eine von Oliver geworfene volle Wasserflasche ihn direkt am Rücken traf. Die Lehrerin war gerade nicht im Raum. Nicht nur, dass das Auftreffen der Flasche sehr weh tat, nein Thomas wurde auch mit dem ganzen Inhalt bespritzt. Wütend rannte er aufs Klo, um sich wieder einigermaßen trocken zu reiben. Natürlich wurde er auch nicht auf der Toilette in Ruhe gelassen, Oliver kam ihm nachgestiefelt. "Na Kleiner, bist schön nass geworden?", fragte er mit einem breiten, dreckigen Grinsen auf den Lippen und stellte sich an ein Pissoir, welches neben dem Handtrockner stand, an dem sich Thomas gerade abtrocknete. Als er sich umdrehte um zu kontern, blieb ihm vor Schreck der Mund offen stehen. Er hatte einen optimalen Blick auf Olivers bestes Stück. Ihn durchfuhr eine bekannte Hitze und in seiner Hose regte es sich verdächtig. Schnell rannte er in die nächstgelegene Kabine. "Na, Kleiner. Hat dich der Anblick überwältigt?" Olivers Grinsen wurde noch dreckiger. Geschockt sah Thomas auf die wachsende Beule in seiner Hose. // Toll ... jetzt bin ich klatschnass, von oben bis unten und hab ´nen Ständer ... super ... scheiß Tag! ...// Das Teil seines Peinigers kann ihn doch nicht so in Aufruhr versetzen?!! Er hatte doch schon so oft jemand anderes nackt gesehen! //Wieso macht mich das so geil?// Thomas lehnte sich mit der Stirn gegen die Wand. //Okay ... tief durchatmen ...// Thomas hörte erst den Wasserhahn und dann Oliver, der sich langsam der Kabine näherte. "Was ist denn mit dir los?" Olivers Stimme klang leicht besorgt. Sowohl er als auch Thomas wunderten sich darüber. //Mensch, warum interessiert es mich so, wie es dem Pimpf geht?!// "Nichts! Lass mich einfach in Ruhe!!", schrie Thomas. "Warum interessiert dich das überhaupt?" "Oh Gott! Dann fick dich doch!" Wütend polternd verlies Oliver das Klo. "Ja klar, werde ich machen!", flüsterte Thomas vor sich hin. Der Druck in seiner Hose hatte trotz des Gespräches nicht abgenommen. //Verdammt! ... Was soll ich tun?!// Unentschlossen sah er auf die Beule in seiner Hose. Nach kurzem Überlegen öffnete er sie und glitt langsam mit der rechten Hand hinein. Zart strichen seine Finger über sein festes Glied, bevor er es mit der ganzen Hand umschloss. //Scheiße, so steif war es seit Ewigkeiten nicht!//, fluchte Thomas gedanklich auf. //Ich habe doch nur seinen Penis gesehen!// Sofort schweiften Thomas Gedanken ab und er begann sein Glied zu massieren, während er sich vorstellte Oliver würde nackt vor ihm stehen und dasselbe tun. Er musste an Olivers muskulöse Arme denken und an seine männlichen Hände. Seinen rosa schimmernden Lippen und seinem strahlenden Lächeln. Wie oft er Oliver und Sara schon beim Küssen zu gesehen hatte, hatte er schon lange nicht mehr gezählt. Es zog jedes Mal magisch Thomas Blicke an. Er stellte sich vor, er würde an Saras Stelle sein und Olivers Arme würden ihn fest umschlossen halten. Und schon passierte es. Laut aufstöhnend ergoss er sich in seine Hand. Vorsichtig zog er seine beschmierten Finger aus der Hose. Mit der linken, unbefleckten Hand knöpfte er erst seine Hose zu und öffnete dann die Tür. Froh darüber, dass er als einziger im Jungenklo war, wusch er sich die Hände sauber. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Das ganze hatte fünfzehn Minuten gedauert. Sichtlich erleichtert, kehrte er in die Klasse zurück. "Was hat Sie denn so lange aufgehalten, Herr Richter?", fragte Frau Fricke, die Deutschlehrerin. "Herr Schilm hatte mich mit einer Wasserflasche beworfen und habe mich auf Toilette abgetrocknet.", antwortete er mit einem sarkastischen Unterton. Die Lehrerin sah Oliver daraufhin so scharf an, dass er rot anlief. Noch nie zuvor hatte eins seiner "Opfer" ihn beim Lehrer angeschwärzt, weil alle viel zu viel Angst vor ihm und seinen Kumpels haben. Aber wieso zum Teufel wurde er rot? "Nun ja, kommen wir zum Stoff zurück.", sagte Frau Fricke und wandte sich zur Tafel. Thomas drehte sich zu Oliver um und sah ihn schnippisch grinsend an, daraufhin streckte ihm Oliver den Mittelfinger entgegen. Als es nach zwölf Minuten Reststunde läutete, bat die Lehrerin Oliver und Thomas noch für ein Gespräch unter sechs Augen zu bleiben. Thomas stand grinsend vor der Lehrerin und Oliver sah genervt durch die Gegend. "Oliver, warum haben Sie Ihrem Mitschüler eine Flasche entgegen geworfen?" Wie schon in der Stunde sah die Lehrerin Oliver scharf an. "Thomas ist gerade erst einmal vier Wochen in dieser Klasse. Wieso lassen Sie ihm denn nicht Zeit zum Eingewöhnen?" Thomas lauschte interessiert, doch Oliver ließen diese Fragen unberührt. Er ignorierte die Lehrerin weiterhin. "Was halten Sie davon, sich bei Thomas zu entschuldigen?", fragte die Lehrerin fordernd. Plötzlich hatte Oliver das Desinteresse verloren. "Pah! Bei dem entschuldigen?!", konterte er frech und zeigte einen Vogel. Erzürnt verließ er das Klassenzimmer. "Warten Sie gefälligst!", rief sie ihm nach, doch Oliver ging unbeirrt weiter. "Ach, ist schon okay", sagte Thomas beschwichtigend. "Damit werde ich schon allein fertig!" "Wenn Sie meinen... Dann sind Sie somit entlassen." Diese Deutschstunde bei Frau Fricke war die letzte für heute gewesen. Außerdem war Freitag. Niemand war mehr auf dem Schulhof, bis auf Thomas, der diesen Frieden genoss und sich eine Zigarette anzündete. Er hatte zwar Schluss, aber wieso sollte er deshalb sofort nach Hause gehen? Seine Mutter würde ihn eh nur nerven und ausfragen. Eigentlich war sie ja ziemlich cool, es störte sie nicht, dass ihr einziges Kind Schwul ist und auch schon früher einen festen Freund hatte, aber seit sie erfahren hat, dass Oliver ihn des Öfteren ärgert, will sie immer alles genau wissen. Thomas hatte sich auf einer Bank in der prallen Sonne niedergelassen und die Augen geschlossen. Nach wenigen Minuten hatte sich ein großes Etwas vor ihn gestellt und verdeckte somit die Sonne. Als Thomas die Augen öffnete, entpuppte sich das große Etwas als Oliver. "Ey, du bist der absolut Erste, der mich je verpfiffen hat!", sagte er und lies sich neben Thomas nieder. "Was denn nun?! Plötzlich nett geworden, oder was?" Thomas war extrem verwirrt, lies es sich aber nicht allzu sehr anmerken. "Wenn du es keinem verrätst, aber irgendwie habe ich dich gern. Sehr sympathisch, dass du mir Kontra gegeben hast!" Oliver lächelte Thomas sanft an. Er spürte bei diesem Anblick einen zärtlichen Stich, der sein Herz durchfuhr. War er etwa dabei sich leicht aber sicher in Oliver zu verlieben? //Nein, das kann doch nicht sein!// Verlegen schnippte er seine Kippe weg und zog sich eine neue aus der Schachtel. "Hast du auch eine für mich?", fragte Oliver freundlich. Ohne Worte hielt Thomas ihm die Schachtel hin. So saßen sie nun beide in der heißen Sonne, auf dem einsamen Schulhof und rauchten. Thomas genoss es still neben Oliver zu sitzen, der so dicht neben ihm saß, dass sie sich berührten. Oliver durchbrach die Stille dieses friedlichen Moments. "Warum bist du vorhin auf dem Jungenklo plötzlich so verschreckt auf Toilette gerannt?", fragte er mit ernstem Gesicht. "Mensch, es passiert nicht alle Tage, dass jemand neben mir sein Ding auspackt!" Thomas mied seinen Blick. Oliver lachte auf. "Bist wohl verklemmt, was?" Er grinste weiterhin. "Nein, das nicht, aber ich war etwas überrascht!" Thomas sah Oliver so komisch an, dass der einen Lachanfall bekam und Thomas daraufhin noch verdutzter aus der Wäsche schaute. Als sich Oliver wieder gefangen hatte, fragte er: "Was machst du heute noch so? Hast du überhaupt schon Freunde hier gefunden?" "Nein, noch nicht.", antwortete Thomas. "Dann lass mich dein Erster sein!", sagte Oliver und streckte ihm die Hand entgegen. Was zog Oliver so an Thomas an, dass er ihm sogar ein Freundschaftsangebot macht? //Scheiße! Warum finde ich den Kleinen hier so sympathisch? Irgendwie finde ich ihn recht süß, obwohl er ein Junge ist. Diese großen, braunen Augen sind einfach unwiderstehlich. Und seine kleine, süße Nase...// Er hielt Thomas immer noch die Hand hin und betrachtete ihn intensiv. //Warum sieht er mich so an? Er brennt mir ja fast Löcher ins Gesicht mit seinen Blicken.// "Gut.", antwortete Thomas und besiegelte die neu gewonnene Freundschaft mit einem Händedruck. Olivers Hand war warm und weich, zu weich. Wieder durchfuhr ihn ein zärtlicher Stich durchs Herz. "Heute werde ich wie immer, ein bisschen Keyboard spielen", beantwortete Thomas die zweite noch offene Frage. "Wow! Spielst du mir gleich mal was vor? Ich darf dich doch mit nach Hause begleiten, oder?" "Okay, wenn's sein muss.." Oliver nickte und erhob sich zum gehen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* "Schickes Zimmer!", sagte Oliver und musterte den kahlen, weißen Kellerraum, in dem Thomas Keyboard stand. An einer Wand stand Thomas Bett und ein massiver Kleiderschrank stand daneben, ansonsten waren die Wände kahl. Es gab nur ein kleines Fenster. "Ist zwar nicht sonderlich großzügig eingerichtet, aber es gefällt mir!", sagte Oliver und setzte sich aufs Bett. "Dieses Zimmer ist schalldicht, das ist das einzige, was mir hieran gefällt!", sagte Thomas etwas genervt und stellte sich ans Keyboard. "Was möchtest du hören?" "Irgendwas." Oliver hatte es sich inzwischen im Schneidersitz bequem gemacht und starrte Thomas interessiert an. "Ich kann die Bitter Sweet Symphonie von The Verve. Ist zwar kein Keyboard Stück, aber ich habs mir selbst beigebracht." Oliver nickte und Thomas begann zu spielen. Oliver lauschte andächtig. Nachdem Thomas zu ende gespielt hatte, zündete er sich eine Zigarette an und setzte sich neben Oliver. Sie saßen ganz still nebeneinander und ihre Beine berührten sich, wie schon auf der Bank auf dem Schulhof. Thomas empfand es als sehr angenehm und war dabei einzudösen. "So, ich wird dann ma zum Sport.", sagte Oliver und stand vom Bett auf. Mit einem Auge schauend, machte Thomas eine Abschiedsgeste und Oliver verlies das Zimmer. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Vierzehn Tage später, früh am Morgen, kurz vor Schulbeginn. Thomas erwachte schweißgebadet, weil er erotisch von Oliver geträumt hatte. Seine Hand befand sich immer noch in seiner Unterhose. Grummelt stand er auf und duschte sich. Er hatte geträumt Oliver würde ihn berühren und küssen. Unbewusst hatte er sich im Halbschlaf dazu einen runter geholt. Es machte Thomas extrem fertig, dass Oliver ihn nach dem Nachmittag, an dem sie Freundschaft geschlossen hatten, anfing ihn komplett zu ignorieren. Heute würde es wahrscheinlich genauso sein. Nur mühsam zog er sich an und ging zur Schule. Zwar ärgerte ihn Oliver nicht mehr, aber ignorieren war weit aus schlimmer als das. Es ist sechs Minuten vor Stundenbeginn. Thomas genehmigt sich gerade eine Zigarette und bettet inständig, dass Oliver heute nicht wieder so umwerfend aussehen würde, wie an den Tagen zuvor. Wohl oder übel, so sehr es Thomas auch leugnen und bekämpfen wollte, aber er hat sich doch in Oliver verliebt. Er konnte nur noch an ihn denken. Wenige Augenblicke später betrat Oliver mit Sara und seinen Kumpels den Schulhof. Es klingelte zum Stundenanfang. Olivers Kumpels gingen schon mal voraus, er und Sara blieben noch draußen stehen und küssten sich heiß und innig. Thomas betrachtete die beiden. //Mist! Warum muss alles so unfair sein?!?// Er löste sich von diesen Anblick, bevor seine Gedanken zu weit abschweiften und ging in die Klasse. Nach einer Minute kam Oliver nach. Erste Stunde mit Herrn Sachs Sozialkunde. "So, meine Lieben jetzt schreiben wir eure heißersehnte Arbeit!", teilte der Lehrer mit und begann die Fragen an die Tafel zu schreiben. Ein Raunen ging durch die ganze Klasse. Thomas schreckte auf. Das hatte er völlig verdöst. Am Ende der neunzig Minütigen Stunde sammelte der Lehrer die Arbeiten ein. //Verdammter Mist! Das wird wieder eine sechs!//, dachte Thomas. //Und das alles wegen Oliver!!// Er konnte einfach an nichts anderes mehr denken. Jede Sekunde hingen seine Gedanken bei Oliver. Das hatte seinen Notendurchschnitt schon um eine Zensur verschlechtert. Thomas lies die Pause sausen und lernte stattdessen für Englisch, was sie in der nächsten Stunde hatten. Er hatte einfach auch keine Lust Oliver und Sara beim küssen zu zusehen. Welch ein Glück, dass Thomas diese halbe Stunde intensiv zum Lernen genutzt hatte, denn er kam als einziger in der Vokabelkontrolle dran. Am Ende der Stunde atmete er erleichtert auf. //Puh! Nur noch Deutsch und dann endlich Wochenende!!// Als Deutsch endlich geschafft war, war für Thomas aber noch nicht Schluss. Frau Fricke bat ihn für ein Gespräch zu ihr. Es ging um seine schlechten Noten. "Thomas, was halten Sie davon Nachhilfe zu nehmen? Ich habe für sie auch schon Oliver gefragt, ob er das machen würde. Ich meine jetzt wo sie beide das Kriegsbeil begraben haben. Außerdem ist Oliver sehr angetan von der Idee und hat sofort zugesagt. Um drei kommt er bei Ihnen vorbei!" "Was???" In Thomas Kopf gingen sofort die Alarmglocken los. Es hatte ihn schon halb wahnsinnig gemacht in Olivers Nähe zu sein. Aber die Vorstellung ihm ganz Nahe in seinem Zimmer, beim Nachhilfeunterricht zu sein, machte ihn erst recht fertig und lies das schon vorhandene, flaue Gefühl noch größer werden. "Nein, das möchte ich nicht! Schon gar nicht mir Oliver!", protestierte Thomas. "Wenn Sie in Ihrem Leben nicht die Antipathien gegenüber anderen Leuten übergehen, werden Sie nie weit kommen! Sie werden diese Nachhilfe nehmen und damit basta! Sonst verweise ich Sie der Schule. Sie haben die Wahl!" "Na gut", gab Thomas klein bei. Er will Oliver zwar nicht zu nahe kommen, aber ihn ganz aus den Augen verlieren auch nicht. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Nervös ging er in seinem Zimmer auf und ab. Es war schon viertel nach Drei und von Oliver fehlte jede Spur. Welch ein Unglück für Thomas, dass gerade jetzt seine Mutter das ganze Wochenende bei seiner Tante verbringt. Er würde ganz alleine mit Oliver sein. Kurz vor halb vier ertönte endlich das mehr oder weniger erwartete Klingeln an der Tür. Missmutig öffnete Thomas die Tür. Oliver stand nach Luftringend da. Wahrscheinlich, weil er den Weg gelaufen ist. Er trat ein und folgte Thomas in die Wohnung, nebenbei erläuterte er atemlos, warum er so spät aufgetaucht ist. "Ich musste noch schnell mein Schwimmtraining absagen. Also womit sollen wir beginnen? Frau Fricke meinte, du brauchst am dringenden Nachhilfe in Deutsch und Sozialkunde." "Ist mir doch egal! Setz du dich schon mal in die Küche." Thomas deutete nach vorne auf die linke Seite. "Ich muss nur eben kurz mein Zeug holen." Nach zwei Minuten saßen sie beide am Küchentisch einander gegenüber und Oliver diktierte Thomas einige Sätze zur Verbesserung der Rechtschreibung. Als er nach einer halben Stunde die Sätze kontrollierte, fragte er: "Hast du heute schon was vor? Ich geb ne Party und du bist herzlich eingeladen. So findest du auch ein paar mehr Freunde. Wenn die anderen erstma mitkriegen, wie cool du bist!" //Hab ich das gerade wirklich gesagt?!?//, dachte Oliver verschreckt. "Das ist nett von dir, aber ich habe keine sonderlich große Lust dazu!", antwortete Thomas gelangweilt. "Ach komm. Für nur nen halbes Stündchen, bitte... Um zehn beginnt es. Keine Widerrede!" "Wenn es sein muss!" Oliver nickte eindringlich. //Warum lasse ich mich immer nur überreden? Aber bei seinem Lächeln...// "So fertig. Gut gemacht, nur zwei Fehler!", sagte Oliver und reichte Thomas das Blatt. "Und jetzt noch Sozialkunde lernen." "Nee, erst ne Pause. Ich muss rauchen!", warf Thomas ein und stand vom Tisch auf. Er verließ die Küche und ging in sein Zimmer. Dort legte er sich aufs Bett und zündete sich eine Zigarette an. //Warum muss ich sofort in den verlieben, der mir nur etwas näher kommt?! Warum konnte ich mich nicht zusammenreißen? Warum immer dann, wenn der andere auch nur einen! Schritt auf mich zu macht?! Nie kann ich nur mit jemanden befreundet sein!!// Er wurde aus den Gedanken gerissen. "Nun komm wieder zurück. Es macht keinen Spaß allein in der verlassenen Küche zu sitzen!" Oliver betrat das Zimmer und warf Thomas einen vorwurfsvollen Blick zu. Thomas sah Oliver an, wie der ihn mit für Thomas einen unbeschreiblich umwerfenden Blick anschaute. Die Hände lässig in die Hüfte gestemmt, die Arme muskulös in Pose gesetzt. //Oh, mein Gott!//, schrie Thomas in Gedanken auf. //Würde er sich jetzt zu mir ins Bett legen, würde ich unvorstellbare Dinge mit ihm machen!// Eine unglaubliche Hitze schoss durch seinen Körper und wurde am gewaltigsten in seiner Lendengegend. Schnell drehte er seinen Körper zur Wand, damit Oliver das Zelt, welches sich in Thomas Hose bildete, nicht sah. "Hey, geht's dir nicht gut?", fragte Oliver und legte seine Hand behutsam auf Thomas Schulter. //Fuck! Muss er mich jetzt auch noch anfassen?!!// "Es geht gleich wieder! Geh bitte in die Küche, ich bin gleich da.", sagte er mit Leid verzerrter Stimme. Das Pochen in seinem Unterleib wurde fast schon schmerzlich, wofür unter anderem auch seine Jeanshose verantwortlich war. Oliver ging etwas verwirrt in die Küche. Als Thomas das Schließen der Tür hörte, rollte er sich zurück auf den Rücken. //Er stand doch nur vor mir. Ganz normal! Mensch, wieso kriege ich dabei eine Erektion?!? Das ist nicht mehr normal!// "Jetzt aber schnell!" Er knöpfte sich seine Hose auf und begann mit schnellen, harten Stößen sein Glied zu massieren. Es ging schnell, nach zwei Minuten war es auch schon passiert. Er betrachte die zähe, milchige Flüssigkeit, wie sie vom Handballen hinab zum Handgelenk lief. Welch ein Glück, dass in der Nähe des Bettes Taschentücher lagen. Schnell wischte er sich die Hände und sein Glied sauber. Ehe er in die Küche ging, wusch er sich vorsichtshalber auf Toilette noch die Hände. "Hast du das öfter, dass dir schlecht wird?", fragte Oliver, als Thomas die Küche betrat. "Ja, ziemlich oft.", log Thomas und setze sich an den Tisch. Nach einer Stunde Sozialkunde lernen, unterhielten sie sich noch ein bisschen miteinander. Sie redeten hauptsächlich über Musik, Filme und Sport, bis sie zu ihrer jetzigen Situation kamen. "Eine Frage. Warum tust du das für mich?", fragte Thomas und sah Oliver interessiert an. Oliver lächelte verspielt. "Wie ich schon mal sagte, Kleiner. Du bist mir sympathisch. Ich hatte dich aus reiner Langeweile geärgert. Du warst neu, neues Opfer, neuer Spaß. Sorry, jetzt wo ich dich ein bisschen kennen gelernt habe, lass ich dich auch in Ruhe." "Schön, dann bin ich ja beruhigt!" Der Sarkasmus in Thomas Stimme war nicht zu überhören. "So, ich muss jetzt los. Party vorbereiten!" Oliver packte seine Sachen zusammen. "Und du kommst!!", sagte er an der Haustür, zu der Thomas ihn brachte. Nach einer kurzen Verabschiedung war er verschwunden. Party, Unglück, Geständnisse ---------------------------- Disclaimer: Alles meins! Persönlichkeit, Aussehen und Namen der Charaktere. Nervös sitzt Thomas in einer Ecke von Olivers Wohnzimmer. Oliver hatte ihn nur kurz begrüßt und nun saß Thomas einsam in der Ecke mit einem Bier. Die ganze Klasse war hier und noch einige, die Thomas noch nie zuvor gesehen hatte. Alle sahen ihn komisch an und tuschelten. Schließlich ist er der Außenseiter der ganzen Schule und sie hatten nicht erwartet ihn hier anzutreffen! Alle dachten das gleiche: //Was fällt dem denn ein, her zu kommen!?// Die ersten Minuten auf dieser Party waren unerträglich für Thomas. Immer wieder kam jemand zu ihm, um ihn an zu pöbeln. Derweil saß Oliver kutschend mit Sara im Garten. Sie bedrängte ihn ziemlich und schob ihre Hände unter sein Hemd. "Gib mir ne Pause!", keuchte er. "Okay. In zwanzig Minuten in deinem Schlafzimmer!", strahlte sie und verschwand. //Unersättliches Biest!//, dachte Oliver. Er machte sich auf, um nach Thomas zu suchen. Er fand ihn auf dem Sofa, gleich neben den Getränken. Mit einer Flasche Korn gesellte sich Oliver neben Thomas. Wenn er an das dachte, was Sara mit ihm vorhatte, bekam er ein mulmiges Gefühl im Magen. Er war einfach noch nicht bereit seine Jungfräulichkeit zu verlieren. //Jetzt muss ich mir erstmal Mut antrinken!//, dachte er und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Eigentlich hasste er dieses Ekelzeug. Alkohol war nun wirklich nicht sein Ding. Aber um den Gedanken, Sex mit Sara, besser verkraften zu können, musste er einfach trinken. Vielleicht würde ihm ja so schlecht werden, dass sie von ihm ablässt! Nach wenigen Minuten und vielen Schlucken, war er mehr als angeheitert, man könnte sagen, schon reichlich angetrunken. "Hast du schon mal ne Freundin gehabt, die dich permanent bedrängt hat?", fragte er Thomas schon hörbar lallend. "Nein! Ich hatte noch nie eine Freundin.", antwortete Thomas. Trotz der vier Biere, die er seiner Ankunft getrunken hatte, war er nicht so angetrunken, wie Oliver. "Da kannst du echt froh sein!", sagte Oliver und nahm einen nächsten großen Schluck, ehe er weiter redete. "Nonstop will Sara, dass ich mit ihr schlafe. Bei ihr dreht sich alles um Sex. Sie kann einfach nicht verstehen, dass ich nicht mir ihr ins Bett will! Es interessiert mich auch nicht!! Nur irgendwann kann ich mich nicht mehr da vor drücken. Tja und wenn meine Kumpels erstmal herausbekommen, dass ich die ganzen Sexstorys nur erfunden habe, bin ich dran. Dann steck ich echt in der Klemme!" Oliver lachte kurz auf. Das Lachen klang heiser und verrückt. Thomas schwieg zu Olivers Aussagen, die er wie einen Monolog von sich gegeben hatte, so als würde ihm niemand zu hören. Obwohl Thomas schwieg, rasten seine Gedanken. //Warum muss Oliver mich so quälen und von seiner Freundin erzählen?! Unfair, alles so unfair!!!// Oliver war wieder still und trank immer mehr. Nach einer viertel Stunde war die anfangs noch volle Kornflasche schon fast geleert. Er hielt den letzten Rest, der sich noch in der Flasche befand, Thomas hin mit der Frage: "Auch was?" "Nee!", gab Thomas schroff zurück und drehte die Flasche aus seinem Blickfeld. "Das knallt schön rein!" So wollte Oliver Thomas zum Trinken ermuntern und wartete interessiert auf eine Antwort. "Nein, danke!", sagte Thomas etwas lauter als zuvor. Empört blickte er in Olivers Augen, denn dieser blieb mit verträumtem Blick auf seinem Gesicht hängen. "Wusstest du, dass du richtig süß bist? Erstrecht, wenn du dich ärgerst!", lächelte Oliver süffig und kniff Thomas in die Wange. Im ersten Augenblick realisierte Thomas nicht was Oliver sagte und schon gar nicht was darauf folgte. Doch dann ... es war keine Sekunde her, dass Oliver seine Hand an Thomas Wange führte und dann in diese kniff. Einfach so aus heiterem Himmel. Das schockte ihn mächtig. Er hielt es nicht mehr aus neben Oliver zu sitzen, der weiterhin süffig grinste. Immer noch geschockt lief er in den Garten. //Musste das jetzt sein?! Wieso sagt er mir so was! Wieso hat er mich angefasst??!!!!!!// Wütend stieß er gegen den Rasen. //Fuck!//, dachte er, als er sah, wie Oliver ihm nach getorkelt kam. "Ich habe mich noch nie zu Jemanden so hingezogen gefühlt, wie zu dir!", lallte dieser ihm entgegen. Wäre der Alkohol nicht gewesen, hätte Oliver nie so etwas gesagt. Er machte einen Schritt näher an Thomas heran und nahm ihn in die Arme. Da Thomas im Vergleich zu Oliver recht klein ist, reicht er ihm nur bis zur Brust. Oliver drückte Thomas Kopf ganz nah an seinen Körper, sodass Thomas Olivers Herzschlag hören und spüren konnte. Es war eine zarte Umarmung, aber es ging auch Kraft von ihr aus. Thomas war in seinen Gefühlen hin und her gerissen. Sollte er erwidern? Klar gefiel es ihm in den Armen von den Jungen, den er so begehrte, gehalten zu werden. Aber er fühlte sich dabei auch verdammt unwohl und ließ seine Arme hängen. Als jedoch Oliver nach einigen Minuten die Umarmung weder löste noch lockerte, schlang Thomas seine Arme ebenfalls um ihn. So standen sie nun alleine draußen im dunklen Garten und umarmten sich. Dann ganz plötzlich beugte Oliver seinen Kopf runter in Richtung auf Thomas Mund. Er würde es jetzt etwa nicht wagen und würde versuchen Thomas zu küssen?! Thomas Gedanken begannen zu rasen, er verstand die Welt nicht mehr. Oliver kam seinem Gesicht immer näher. Thomas konnte seinen Atem auf den Lippen spüren. Dann roch er den Alkohol. Im selben Augenblick wurde er sich bewusst, dass Oliver sicher nicht wusste, was er tat. Schnell schubste er ihn von sich, daraufhin fiel Oliver zu Boden. Er knallte hart mit dem Kopf auf und verlor das Bewusstsein. Geschockt über Olivers Sturz wusste Thomas im ersten Augenblick nicht was er tun sollte. Als er diesen Schock verdaut hatte, kniete er sich hin und beugte sich über Oliver. Er schüttelte ihn und gab ihm Ohrfeigen, damit er aufwachte. Doch nichts geschah. Nach zwei Minuten des Bangens öffnete Oliver seine Augen wieder. Alles drehte sich in seinem Kopf. Thomas wich schnell zurück, weil Oliver sich im großen Schwall übergab. "Es tut mir Leid, dass ich dich geschubst habe!", sagte Thomas und blickte reumütig auf Oliver, der wie ein Häufchen Elend vor ihm auf dem Gras lag und sich den Mund abwischte. "Ja ist gut, ich war selbst schuld. Weiß der Teufel, was in mich gefahren ist!", sagte Oliver mit inzwischen wieder gefestigter Stimme. "Hilf' mir lieber hoch, anstatt mich so dumm an zu starren!!" Thomas zog ihn am Arm hoch. Oliver stützte sich auf Thomas Schulter und sie gingen vorsichtig zurück ins Haus. "Wohin?", fragte Thomas, als sie im Wohnzimmer angekommen waren. "In mein Zimmer.", antwortete Oliver und ergänzte, als er Thomas ratloses Gesicht sah: "Die Treppe hoch und dann links die erste Tür." Sie kamen nur schleppend voran. Oliver war für Thomas ziemlich schwer. Als sie dann endlich vor der Zimmertür standen, riss Sara sie auf, bevor Thomas sie öffnen konnte. "Du kommst über zehn Minuten zu spät!", meckerte sie, ohne zu gucken. Als sie jedoch sah, dass Oliver von Thomas gestützt wurde, erschrak sie. "Was ist denn passiert und wieso ist der Clown bei dir?", fragte sie entsetzt. Sie wich von der Tür zurück und ließ beide passieren, die sofort aufs Bett zu steuerten. Nachdem Thomas Oliver aufs Bett gelegt hatte, ging er aber noch nicht. Er betrachtete Sara, wie sie sich über Oliver beugte und ihn darüber aus zuquetschen begann, was passiert war. "Reg' dich nicht so auf! Es ist nichts Schlimmes passiert!", sagte er hart. "Außerdem lass Thomas in Ruhe. Er ist kein Clown! Ohne ihn wäre ich nicht unbeschadet hergekommen!!" Daraufhin grinste Thomas amüsiert. //Schön, dass Oliver mich verteidigt!// Sein Grinsen wurde noch breiter. Oliver schloss die Augen, deshalb ließ Sara ihren Blick von ihm ab und bemerkte, dass Thomas immer noch im Raum stand. "Was grinst du denn so?! Hau endlich ab!!", zischte sie ihn an. "Ist schon gut, Sara.", sagte Oliver zur ihr gewannt und hob warnend die Hand. Dann wandte er sich an Thomas: "Danke, dass du mich hergebracht hast! Geh jetzt besser nach Hause. Wir sehen uns Montag in der Schule!" Als Thomas gegangen war, löste Sara für Oliver die Party auf. Sie stellte die Musik ab und verabschiedete die Gäste, die sie alle, ohne Ausnahme, kannte. Nachdem die alle weg waren, schloss sie alle Türen ab und ging zurück zu Oliver. Er hatte sich inzwischen bis zur Unterhose ausgezogen und lag schlafen in seine Bettdecke eingewickelt auf dem Bett. Leise schloss Sara die Tür und schlich langsam auf ihn zu. Sie setzte sich auf den Bettrand und strich unter der Decke über seinen nackten Oberkörper. Er wachte erst auf, als sie an seiner Brust herab küsste. "Sara, was machst du da?", fragte Oliver und hob leicht seinen Kopf an, um Sara besser sehen zu können. "Scht ..." Sie legte ihren Finger auf seine Lippen und drückte somit Olivers Kopf sachte ins Kissen zurück. Ganz intensiv sah sie in seine Augen, als ihre freie Hand langsam an Olivers Körper entlang glitt und langsam in seiner Shorts verschwand. Oliver musste schwer aufkeuchen, als Saras Hand über seine noch unerregte Männlichkeit strich. Sie streichelte und strich immer heftiger an seinem Penis entlang, nebenbei küsste sie ihn fordernd und leidenschaftlich. Nach nicht einmal einer Minute hatte sie es geschafft und seine Erektion ragte steil in die Höhe. "Jetzt kannst du nicht anders und musst mit mir schlafen!", hauchte sie ihm triumphierend ins Ohr. Oliver grinste geschlagen und bugsierte Sara mit einer schnellen Bewegung unter sich. Auch wenn er es im Grunde nicht wollte, aber sie hatte ihn so aufgestachelt, dass er jetzt einfach nur Dampf ablassen musste. Sein erstes Mal Sex. Er war ziemlich unbeholfen. Zu wild, zu lustvoll. Er wusste sich nicht recht zu bewegen in Sara. Zu schnell, zu ungesteuert, zu rabiat, ließ er seine Lust an ihr aus, die sich mit den plötzlichen Gefühlen, welche er bei der Umarmung mit Thomas gespürt hatte, vermischten. Während es ihn zum Höhepunkt brachte, dachte er unweigerlich an die kräftige, warme Umarmung. Als er sich das Gefühl zurück rief, wie es war sein Gesicht an Thomas' zu führen, passierte es endlich. Er hatte seinen ersten richtigen Orgasmus hinter sich. Wieder zum normal Befinden zurückgekehrt, drehte er sich erschrocken, von Sara runter, auf die Seite. "Nun hast du es hinter dir!", lächelte sie. "Ich liebe dich!" Sie kuschelte sich erschöpft an Oliver und schlief sofort ein. Oliver hatte ihre Worte gar nicht wahrgenommen, er starrte völlig entsetzt an die Wand. //Gott verdammt, NEIN! Ich habe doch gerade wirklich bei meinem ersten Sex an einen JUNGEN gedacht!!! Und das auch noch an Thomas! Diesem blöden, strangen Außenseiter!! Warum ... warum muss mir das passieren? Ich bin doch nicht schwul! Einer dieser verfluchten Schwuchteln, die sich gegenseitig in den Arsch ficken?!// Empört über seine eigenen Gedanken schüttelte Oliver den Kopf. //Was ist nur los mit mir? Warum habe ich ihn umarmt? Mensch, ich hätte ihn fast geküsst, wenn er mich nicht davon abgalten hätte! Ein Glück, konnte er noch klar denken! Was ist denn nur in mich gefahren??? Warum mag ich ihn, wie sonst niemanden? Es ist doch schon mehr, als NUR mögen! Aber Himmel noch mal, ich bin NICHT schwul!!!// Wütend stieg er aus dem Bett, zog sich etwas über und ging ins Badezimmer, welches sich am Ende des Flurs befand. Voller Abscheu sah er sein Spiegelbild an. //Ich hab doch alles, was ich mir nur wünschen kann. Eine liebe, hübsche Freundin, witzige Kumpels, gute Noten, ein glückliches Elternpaar, das sich innig liebt, auslastende Hobbys ... Warum zum Teufel, fühle ich mich zu jemand, wie Thomas, hingezogen? Er hat keinerlei Freunde, seine Noten sind zum Schrein, er hat keinen Vater ... Mann, scheiße...verfluchter Mist, aber es gibt, Gott verdammt noch mal, weit und breit keinen süßeren Jungen, als ihn!// Bei diesem törichten Gedanken biss Oliver sich hart auf die Unterlippe. Zornig drehte er den Wasserhahn auf und spritze sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Er muss sich so schnell wie möglich beruhigen, damit er nicht ausrastet. Und was hilft am schnellsten zur Beruhigung? Ganz klar eine Zigarette. Doch wo würde Oliver so schnell wie möglich eine auftreiben können? Er besaß keine und bis vor kurzem war er noch strikter Rauchgegner gewesen, doch seit er mit Thomas befreundet ist, hat er Gefallen am Rauchen gefunden. Hilflos stand er im Bad, bis ihm einfiel, dass seine Mutter immer eine Vorrats Packung im Badezimmerschränkchen aufbewahrte. Sie hatte erst vor fünf Wochen mit dem Rauchen aufgehört, aber zur Sicherheit ("Man weiß ja nie. Ein Rückfall kommt schneller als gedacht") blieb eine Schachtel im Bad. Gierig öffnete Oliver die Schublade und zog einen wunderbaren, orange-weißen Glimmstängel heraus. Welch ein Glück, dass ein Feuerzeug daneben lag. Schnell zündete er sich die Zigarette an und setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel. Tief und genüsslich zog er den Rauch ein. So wie er ihn auch wieder ausblies, so blies er auch all seine Gedanken fort. Nach wenigen Minuten kehrte er in sein Zimmer zurück und sank erschöpft in sein Bett, wo sich Sara sofort eng an ihn kuschelte. Die Müdigkeit holte ihn ein und er versank in einem tiefen Schlaf. Als Thomas nach Hause gekommen war, legte er sich auch gleich ins Bett. In seinen Gedanken ging er den ganzen Tag und vor allem dem Abend noch einmal durch. //Heute war einer der komischsten Tage überhaupt, seit ich hier wohne. Erst die verdammte Sozialkundearbeit, die ich eh verhauen habe! Dann diese blöde Fricke, die mir Nachhilfeunterricht aufdrückt, und das dann auch noch mit Oliver! Zur Krönung seine Party. Lädt mich ein, obwohl er ganz genau weiß, dass mich niemand ausstehen kann...// Thomas schloss die Augen und zog die Stirn kraus. Er wollte sich nicht an die Umarmung und den beinahe Kuss erinnern. Es erfüllte ihn mit Verzweiflung. //Da habe ich mich in den Schwarm der ganzen Schule verknallt, der vorgibt hundertprozentig hetero zu sein, und dann küsst er mich fast! Soll er sich einen anderen zum spielen und verarschen suchen! ... Dennoch ist er so nett zu mir und hat mich vor SEINER Freundin verteidigt ... Weiß er es schon, oder noch nicht, oder wird er sich niemals in mich verlieben? Ausgeschlossen ist es ja nicht, wenn ich mir seine Gesten und Worte so durchdenke. Ich muss ihn einfach nur auf den richtigen Weg führen. Es ist nicht abnormal Schwul zu sein! Das wird er bald erkennen. Ich werde ihn schon dazu bringen, dass er sich noch umgucken wird und nicht mehr weiß, ob er NOCH hetero ist oder nicht!!!// Mit diesem neu gefassten Entschluss schlief Thomas selig ein. Spät am Nachmittag wachten Sara und Oliver auf. Oliver hatte einen mörder Brummschädel. //Nie wieder Alkohol!!!//, schwor er sich selbst. "Hast du gut geschlafen?", fragte Sara süßlich und küsste ihn. "Es ging. Ich hab gestern eindeutig zu viel getrunken!", seufzte Oliver und drehte sich Sara entgegen, dass sie sich ansehen konnten. "Was genau ist gestern nun überhaupt passiert?, fragte sie mit besorgtem Blick nach. Es dauerte eine Weile ehe Oliver antworten konnte. Er musste die Gedanken in seinem Kopf erst einmal ordnen. Er konnte die ganze Geschichte nicht so erzählen, wie sie passiert war. Also musste er die ganze Sache etwas abwandeln. Nachdem er sich die richtigen Worte zurecht gelegt hatte, antwortete er ruhig und bedacht. "Nun, nachdem du weg gegangen bist, bin ich rein gegangen und hab mich zu Thomas gesetzt. Wir haben uns ein bisschen miteinander unterhalten ..." "Was magst du eigentlich an ihm?", warf Sara interessiert ein. //Gute Frage, nächste Frage!//, dachte Oliver gereizt. "Ich meine, der Typ ist schon etwas eigenartig. So still ... und wie der sich anzieht. Der passt absolut nicht zu uns!", unterbrach sie seine Gedanken. //Passen, zu UNS passen. Son Scheiß! An seiner Stelle würde ich mich auch nicht mit uns abgeben!//, dachte Oliver noch gereizter. Als er antwortete, klang seine Stimme jedoch völlig normal und gelassen. "Ach, wenn man sich dann mal mit ihm beschäftigt, merkt man, dass er ganz in Ordnung ist. Wir haben uns schon einige Male..." //Sehr gut, Oliver, einige Male! Zwei Mal und das nicht länger als zehn Minuten. Du redest Stuss!// Fies lachte er in seinen Gedanken auf. "...miteinander unterhalten. Er hat echt gute Ansichten und es macht Spaß mit ihm zu sprechen. Endlich mal jemand, mit dem man ernst reden kann und nicht so sinnlos, wie mit Maik oder Toni!" //Er denkt wie ich, das ist toll. Wenn die Andern doch nur wissen würden, was ich von ihrem Geschmack und Meinungen zu vielen Dingen halte... Mit ihm reden. Ja, Spaß macht es auch ... wenn er so herrlich bedöppelt guckt.// "Hey, ich rede noch mit dir!", stupste Sara ihn an. Sie hatte weiter gesprochen und Gedanken versunken wie er war, hatte er es nicht mit bekommen. "Was?", fragte er und seine Stimme klang ungewöhnlich rau. Er räusperte sich und fragte sie erneut, aber in einem gefühlvollen Ton, weil Sara ein leicht saures Gesicht bekommen hatte. "Ich sagte, dass es schon okay ist. Es ist schließlich deine Sache, Olli, mit wem du dich abgibst. Aber ich werde mich nun nicht mit ihm anfreunden, bloß weil du es bist!" Ihre Stimme war merkwürdig angespannt. "Das brauchst du auch nicht!", sagte er mit einem vorwurfsvollen Blick. Das kleine Kopfschütteln, bei dieser Aussage, entging ihr nicht. "Jaja, und was ist danach passiert?" Sara fragte, als ob sie wüsste, was dann passierte. "Du hast mir einen hammer Schrecken eingejagt, als ich dich sah." Kaum hörbar, stöhnte Oliver leicht genervt auf. Was bitteschön sollte er jetzt darauf antworten?! Er drehte seinen Kopf von ihr weg und starrte an die Decke. ´Umarmung, fast Kuss, Übergeben`, das machte immer wieder eine Schleife in seinem Kopf, wie eine kaputte Schalplatte. Er musste sich schnell eine gute Abwandlung des Geschehenen ausdenken, weil Sara schon ungeduldig wurde. //Den komischen Zwischenteil lass ich weg, der Rest stimmt und dann ist auch Nichts gelogen!//, dachte er und drehte seinen Kopf zu Saras zurück. "Danach bin ich mit ihm durch den Garten spaziert. Unglücklicher Weise bin ich gestolpert und hingefallen, und weil ich so viel getrunken hatte, hab ich mich übergeben. Mir ging es so sau schlecht, dass ich nicht mehr gehen konnte. Also hat Thomas mich gestürzt und mich zu meinem Zimmer getragen." "Armer Schatz!" Saras Stimme war von Mitleid erfüllt. "Dann ging es dir ja richtig schlecht!" Zärtlich streichelte sie Olivers Wange. "Und ich hab dich quasi auch noch gezwungen, mit mir zu schlafen." "Gezwungen nicht, aber überrumpelt.", lächelte er sie an. "Hat es dir überhaupt gefallen?", fragte sie und lächelte zurück. "Ja! Aber wie war es denn für dich? Ich meine, ich hab mich nicht sonderlich gut angestellt, oder?" "Ach es ging schon. Am Anfang ist keiner sofort Meister darin. Es wird von Mal zu Mal besser werden!", ermunterte Sara ihn. "Da bin ich beruhigt!", scherzte Oliver. Sie küssten sich zart. "Kann ich hier duschen?" , fragte Sara, nachdem sie sich von einander gelöst hatten. "Ja klar! Ich zeig dir das Bad. Ich muss nämlich auch dorthin.", antwortete Oliver. Er erhob sich vom Bett und ging mit ihr ins Badezimmer. Sie duschte und Oliver rauchte eine Zigarette, nachdem er seine Blase entleert hatte. "Seit wann rauchst du denn?", fragte Sara überrascht aus der Dusche. "Seit ungefähr einer Woche.", antwortete Oliver und musste kurz aufhusten. Er war es noch nicht gewöhnt zu reden, wenn sich der Rauch noch in seiner Lunge befand. "Und ich dachte immer, du seiest absolut gegens Rauchen. Bei dem Sport, den du machst. Das verträgt sich doch nicht.", sprach sie weiter. "Ich mach doch kein Schwimmtraining mehr. Ich bin dort ausgetreten, weil ich Thomas Nachhilfeunterricht gebe!", sagte Oliver und schmiss seine Kippe in die Toilette. "Was?!", fragte Sara zu tiefst entsetzt. "Seit ich dich kenne, gibt es für dich nichts wichtigeres, als dein Sport! Kaum braucht dieser Thomas deine Hilfe, schon gibst du das Schwimmen auf. Für mich hattest du dein Training nicht EINMAL verschoben! UND FÜR DEN TRITTST DU GLEICH AUS!!!" Sie schrie markerschütternd. Oliver zog vorsichtig den Duschvorhang zurück und sah sie ängstlich an. Sara liefen dicke Tränen an den Wangen hinab. Sie drehte sich von ihm weg. "Hey, so ist es nicht!", sagte Oliver liebevoll und berührte zart ihre Schulter. Er wollte sie umdrehen, ihr in die Augen sehen, ihr sagen, dass alles nicht so war, wie sie dachte. Doch Sara riss sich von Oliver los. Sie rannte nackt und nass wie sie war aus dem Bad, hinein in Olivers Zimmer. Dort sank sie weinend aufs Bett. Oliver lief ihr mit einem Handtuch nach. Schnell wickelte er es um ihren Körper und drückte sie tröstend an sich. "Sara, so wie du denkst, ist es doch gar nicht! Frau Fricke hat mich gefragt, ob ich das tun würde. Im Gegenzug hat sie angeboten, mir dafür drei Einsen und eine gute Beurteilung zu geben. Das ist etwas, was mir dringend gefehlt hat. So kriege ich in jedem Fach eine glatte Eins." Sara hörte nicht auf zu weinen. "Komm Sara, bitte beruhige dich!", flehte Oliver und legte ihren Kopf sanft an seine Brust. Sara so zu halten, erinnerte ihn stark an die Umarmung mit Thomas. Daran durfte Oliver jetzt keinesfalls denken. Er stritt sich gerade mit seiner Freundin, da dürfen seine Gefühle nicht abschweifen. Doch sie taten es. //Er hat mich zurück umarmt. So leidenschaftlich, so verzweifelnd. Er hat es erwidert. So willig. Ist er so eigenartig, weil er SCHWUL ist?? Was ist nur los? Mein Ruf wird leiden, wenn ich mit einem Homo befreundet bin!// Sara regte sich wieder. Durch ihre Bewegung zuckte Oliver leicht zusammen. "Ich werd besser nach Hause gehen!" Abrupt stand sie auf und ging schnellen Schrittes ins Bad, um sich an zuziehen. Oliver ging ihr nach, aber sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu. "Was ist mit Montag?", fragte er ängstlich. "Montag", schrie sie. "denkst du, dass ich mich mit dir abgebe, wenn ich sauer auf dich bin?!" Oliver stöhnte auf. //Scheiße! Und was sollen dann die anderen denken?// "Du kannst dich ja mit deinen Kumpels abgeben. Aber, ach ja,...", rief Sara spöttisch aus dem Bad. "...die sind ja mit meiner Clique zusammen, weil Holger und Kathrin ein Paar sind. Da hast du aber Pech gehabt. Dann musst du dich halt an >deinen< Thomas halten!" Inzwischen hatte sie sich abgetrocknet und angezogen. Sie stürmte aus dem Bad, an ihm vorbei, in sein Zimmer, um ihre restlichen Sachen zu holen. Oliver ging ihr hinterher. "Das kannst du mir nicht antun!!", brüllte er. "Ich war noch nie allein! Was muss ich tun, damit du mir verzeihst?" Ratlos blieb er vor ihr stehen. "Das kannst du dir ja bis Montag genauestens überlegen!", sagte sie im scharfen Ton und stürmte davon. Oliver war am Boden zerstört. "Warum solch eine Szene, für so eine Belanglosigkeit!!!", fluchte er laut und wütend auf. "Diese blöde Zicke! Was will die denn haben, damit sie mir wieder verzeiht?!" //Och, warum habe ich nur so eine bescheuerte Freundin abgekriegt? Ich hätte so einige haben können und wen nehm ich? Die aufdringliche Zicke vom Dienst!// Oliver fluchte und tobte. Um sie abzureagieren, beschloss er laufen zu gehen. Er zog sich passend an und joggte durch den nahe gelegenen Park. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Thomas wachte um kurz vor zwei auf. Das Kribbeln in seinem Bauch ließ sich kaum stoppen. Seit dem gestrigen Ereignis, war er nicht mehr nur leicht in Oliver verknallt, jetzt war es schon ein Gefühl, welches verdammt tief ging. //Toll, warum empfinde ich jetzt am Anfang schon mehr ihn, als ich damals am Anfang für Robert empfunden habe? Ihm war ich richtig nah! Der geilste Sex der Welt! Obwohl wir ein Liebespaar waren, war ich nicht richtig in ihn verliebt. Aber warum jetzt so in Oliver? Wir haben uns doch nur kurz umarmt. Warum bin ich so verknallt?// Nachdem sich Thomas im Bett gereckt und gestreckt hatte, wollte er etwas essen. Doch der Kühlschrank war fast leer. Weder Milch noch Butter. Also musste er das Geld, das ihm seine Mutter da gelassen hatte, anbrechen und einkaufen gehen. Als er vor die Tür trat, erschrak er. Er hatte das falsche angezogen. Draußen war es inzwischen schon richtig heiß geworden, immerhin war es schon Juni. Richtig bekleidet, machte Thomas sich dann auf zum Supermarkt. Er trug eine Hotpants und ein enges T-Shirt. Er liebte diese Hotpants. Trotzdem würde er sie niemals in der Berufsschule tragen. Es sollte schließlich niemand etwas mitbekommen von seiner Neigung zu diesen Hosen und zu Jungs! Um dorthin zu gelangen, musste er durch den Park gehen. Dort traf er Oliver, der sich gerade auf einer Bank ausruhte. Oliver sah Thomas schon von Weiten den Weg entlang trotten. Ihm lief es heiß/kalt den Rücken hinunter, als er sah, was Thomas trug. //Eine Hotpants??? Eigentlich ziemlich schwuchtelig. Aber bei ihm. WOW! Wie kann ein Junge nur sooo geil darin aussehen?!// Sein Blick klebte förmlich auf Thomas Unterleib. Zwei Meter vor der Bank, auf der Oliver saß, erkannte Thomas ihn. "Hi", hauchte er leise im Vorbeigehen Oliver zu. "Warte mal!", rief der. "Setzt dich doch kurz zu mir!" Thomas ließ sich das nicht zweimal sagen und setzte sich eiligst neben Oliver. "Wo willst du denn hin?", fragte er Thomas interessiert. "Ach, nur kurz einkaufen.", antwortete Thomas flau. Kurz schwiegen sie und betrachteten den Hund, der auf der gegenüberliegenden Wiese herumtollte. "Wie erging es dir gestern noch, nachdem ich gegangen bin?", fragte Thomas nach einiger Zeit. Seine Augen weiteten sich vor Interesse. "Ich hab nur noch geschlafen. Aber den Muskelkater, den ich jetzt habe, bringt mich fast um! Das hat sich schon ziemlich bemerkbar gemacht, dass ich fast nie was trinke." Oliver lehnte sich an die Bank zurück und ließ seinen Blick auf die Wiese schweifen. Schon waren sie in einem Gespräch verwickelt. Sie redeten über Olivers Kater und Thomas gab ihm Tipps, damit der schnell verging, darüber, wie Thomas Oliver zum Rauchen verführt hatte und über den Unterricht, sowie der Nachhilfe. Ihr Gespräch war ungewöhnlich locker, so als hätte es den Vorfall auf der Party nicht gegeben. "...ich komm dann am Dienstag um vier zur nächsten Nachhilfestunde.", sagte Oliver. Thomas nickte nur. Der Blick auf seine Uhr ließ ihn erstarren. Es war schon um drei. Wenn er sich jetzt nicht beeilt, macht der Supermarkt zu. Oliver sah in Thomas erschrockenes Gesicht. "Was ist denn nun?", fragte er leicht amüsiert. "Es ist schon so spät!", antwortete Thomas gehetzt. "Tschüß", rief er kurz angebunden und lief davon. "Tschüß", rief Oliver ihm hinterher. //Verrückter Kerl!//, dachte er schmunzelnd. Er schaute ihm nach. Thomas Hintern wackelte heftigst beim Laufen. Mit offenem Mund schaute Oliver auf diesen und wand seinen Blick erst ab, als Thomas außer Sichtweite war. //Was für ein geiler Arsch!//, huschte kurz durch Olivers Kopf. Als er sich den Anblick noch mal vors geistige Auge führte, spürte er ein kurzes Stechen in seinem Unterleib. //Was??// Schockiert riss er die Augen auf und blickte entsetzt auf die kleine Beule, die sich in seinem Schritt bildete. Erschrocken rannte er los. Er rannte so schnell, dass er Seitenstiche bekam. Nach einigen Runden im Park, kehrte er zurück nach Hause. Erschöpft brach er auf seinem Bett zusammen. Das Laufen hatte seine Erregung nicht bekämpft, also ging er kalt duschen. Der eiskalte Strahl, der auf seinen Körper nieder prasselte, kühlte seinen Körper aber nicht. Nachdem der erste Kälteschmerz abgeebbt war, erfüllte seinen Körper eine Hitzewelle. Ohne sich etwas über zu ziehen, geschweige dem sich abzutrocknen, ging er in sein Zimmer. Seine Erektion stand weit von seinem Körper ab. Während er aufs Bett zuging, konnte er den Blick nicht davon lassen. "Gegen dich werde ich nichts unternehmen!", flüsterte er seinem Unterleib zu. //Warum ist man mit siebzehn so Hormongesteuert! Wieso kann ich das nicht kontrollieren?// Und wie Oliver es seinem ^kleinen Freund^ schon verkündet hatte, tat er nichts gegen ihn. Nackt legte er sich auf sein Bett und bedeckte nur seine Lenden. Um sich abzulenken, las er ein Buch. Oliver hatte grade mal eine halbe Seite gelesen, da stürmte seine Mutter in sein Zimmer. Seine Eltern waren zu früh zurück aus dem Wochenendurlaub gekehrt. Eigentlich wollten sie erst gegen Abend am Montag wiederkommen. "Oliver, wie sieht es denn überall im ganzen Haus aus!", sagte sie vorwurfsvoll, als sie die Tür öffnete. Oliver hatte die Überreste der Party noch nicht beseitigt, das hatte er später vorgehabt. Zu Tode erstarrt blickte er auf seine Mutter. "O MEIN GOTT!!!", schrie sie, als sie auf ihren Sohn schaute und ihn entblößt auf dem Bett mit seiner noch harten Erektion liegen sah. Die Intrige ----------- Hallo, meine Lieben, jetzt ENDLICH hab ich es geschafft... War schwer ohne PC fertig zu schreiben! Aber jetzt hat es jetzt ja geklappt! Böse ist nur, dass ich schon über 1000 Wörter beim 4. Kapitel hatte und mein PC die Datei unwiederruflich gelöscht hat. *grummel* Ich bin zutiefst geschockt darüber, ich komm an die Datei nicht mehr ran und im Kopf hab ich kein einzelnes Wort mehr davon. Dabei lief es so gut! Die Story ist endlich voran getrieben worden und jetzt ist alles fürn Arsch. Aber was erzähl ich euch das hier, ihr könnt ja davon nichts lesen. Sorry, es wird wohl etwas dauern, bis ich einen Ersatz geschrieben habe. Sonst wäre das 4. Kapitel schon in der nächsten Woche gefolgt. Trotzdem erstmal viel Spaß mit Kapitel 3: Die Intrige Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Aus seiner Starre gelöst, schlang Oliver schnell die Bettdecke um sich und hielt zusätzlich das Buch vor seinem Unterleib. "Das konnte ich nicht wissen. Entschuldige!", stammelte seine Mutter und verließ mit hochrotem Kopf das Zimmer. Schnurstracks zog sich Oliver an. Dieser Schreck hatte ihn gänzlich abgekühlt. //Verdammt, warum muss mir mal wieder so eine Peinlichkeit passieren!//, dachte er und öffnete seine Zimmertür. Langsam ging er die Treppe runter und verweilte. Er belauschte seine Eltern, die sich gerade über ihn unterhielten. "...er lag nackt und erregt auf seinem Bett, Henry." "Ach, Gerda, er ist doch siebzehn, da ist so etwas normal. Ist eben in seinem Alter so. Außerdem war ich früher auch nicht anders!" "Aber trotzdem." "Nun komm, sei nicht so prüde!" "Ich bin aber seine Mutter. Auf so einen Anblick..." Sie verstummte. Oliver hatte das Gespräch seiner Eltern beendet, indem er in das Wohnzimmer trat. "Wie ich sehe, mein Junge, bist du wieder angezogen!", grinste sein Vater ihn an. Oliver nickte nur. Er hatte nichts anderes, als eine alte Shorts und ein weites Hemd gefunden, was er in der Eile allerdings vergessen hatte, zuzuknöpfen. Schnell tat er das, ehe er sich erkundete, warum seine Eltern schon so früh wieder da waren. "Deiner Mutter ging es nicht gut! Sie hatte einen starken Migräneanfall und deshalb mussten wir wiederkehren.", antwortete Olivers Vater für seine Frau, die das Zimmer inzwischen wieder verlassen hatte. "Ein kleiner Tipp am Rande...", sagte sein Vater und beugte sich zu seinem Sohn hinab. "...jag deiner Mutter das nächste Mal nicht wieder so einen Schreck ein, sonst bekommt sie nachher noch einen Herzanfall!" Beide lachten. Aber sofort wurde sein Vater ernst und streng. "Räum erstmal hier auf, bevor du dich anderen Dingen widmest, okay?" "Natürlich!", gab Oliver zurück. Sobald sein Vater gegangen war, um das Gepäck auszupacken, machte sich Oliver ans Werk und räumte alles was von der Party übriggeblieben war weg. Nachdem er damit fertig war, machte er sich auf dem Weg zu Sara, um sich bei ihr zu entschuldigen. Sie öffnete ihm erst gar nicht! Er klingelte noch einige Male, aber Sara ignorierte das eiskalt. Frustriert machte er sich auf dem Rückweg und schlenderte durch den Park. Dort setzte er sich wieder auf eine Bank und dachte über alles nach. //Blöder Thomas! Seit er da ist, bringt er mein ganzes Leben durcheinander!!// Oliver stütze sich mit den Ellenbogen auf seinen Knien ab und bettete das Gesicht in den Händen. Warum bekam er so ein komisch flaues Gefühl im Magen, wann immer er an Thomas dachte? Warum muss er, seit sie sich miteinander angefreundet haben, immer öfter an ihn denken? Warum war er ihm nicht egal? Innerlich schrie Oliver auf. Er war noch nie zuvor so verwirrt gewesen! Alles was er im Augenblick jetzt wollte, war sich endlich wieder mit Sara zu vertragen. //Warum sind Mädchen nur so kompliziert!!!//, seufzte er. //Was bringt es mir hier rumzusitzen. Ich sollte jetzt noch Mal zu ihr gehen!// Er stand auf und nach kurzem Gehen stand er wieder vor ihrer Tür. Als er klingelte, öffnete sie ihm endlich und trat vor ihm. Das erste, was sie tat, als sie ihn sah, war lachen. Oliver sah sie deshalb ziemlich verdutzt an. Nachdem sich Sara wieder etwas beruhigt hatte, brachte sie unter Lachunterbrechungen hervor: "Mensch Olli, wie siehst du aus?!" Sie lachte erneut. "Was denn?", fragte er noch verdutzter und schaute an sich herunter. "Das sieht lustig aus. So was hast du noch nie angehabt, so was ausgetragenes!", meinte sie und deutete auf sein Hemd. "Ähm, bist du denn jetzt noch sauer auf mich?", fragte Oliver etwas verlegen. "Wie könnte ich das denn, wenn du mich so zum Lachen bringst!", sagte Sara und trat einen Schritt vor. Sie beugte sich nach oben und küsste ihren Freund leidenschaftlich. Er genoss diesen Kuss in vollen Zügen. Als sich von einander lösten, zog sie ihn in die Wohnung bis hinauf in ihr Zimmer. Sie setzten sich auf Saras Bett. Nach einigen weiteren Küssen sah Sara Oliver eindringlich in die Augen. "Ganz hab ich dir noch nicht verziehen! Einen kleinen Gefallen musst du mir noch tun!", sagte sie verschwörerisch. "Und was genau?", fragte Oliver und hatte ein ungutes Gefühl dabei. Er ahnte, dass es sicherlich nichts harmloses war, was sich Sara ausgedacht hatte. "Ich möchte, dass du ...", begann sie. "... Thomas eine kleine Lektion verpasst!" Saras Augen funkelten boshaft. "Was??!" Oliver sprang entsetzt auf, und schaute sie fassungslos an. Sara redete weiter, als hätte sie seine Reaktion darauf nicht gehört. "So eine Aktion wie mit der Wasserflasche. Davon hat mir Holger erzählt. Allein schon zuhören war zum schreien. Aber etwas, was ihn seelisch trifft, wäre natürlich noch geiler!" Sie sah sinnierend zur Decke und grinste. "Das meinst du nicht ernst!", sagte Oliver abwehrend. "Da mach ich nicht mit! So etwas tu ich nicht!" "Doch! Und ob du das machst!", schrie Sara aufgebracht. Ihre Augen flirrten vor Zorn. "Wenn du dich weigerst, trenne ich mich von dir und ich werde den anderen einige Dinge über dich erzählen!!" Sie grinste überlegen und gehässig. Oliver rang mit sich. Er war einfach nicht zu fassen, was Sara da von ihm verlangte! Auf der einen Art wollte er Thomas nicht und vor allen nicht erneut nieder machen und auf der anderen Art wollte er nicht bloß gestellt werden. Außerdem wollte er Sara nicht verlieren, aber auch nicht Thomas. Was blieb ihn denn übrig? Seinen Stand bei seinen Freunden und seinen Bewunderern wollte er unbedingt behalten! Aber wollte er Thomas wieder etwas antun? Was würde der denken? Wie würde Thomas reagieren? Er würde dann doch Oliver für einen Heuchler halten. Er würde ihn verabscheuen, er würde ihm nie mehr ein Wort glauben. Und das will Oliver irgendwie in seinem Innersten nicht herbei führen. Nach einigen Minuten des Abwägens kam er zu einem Entschluss. Im Moment war ihm seine Freundin und vor allem SEIN Status wichtiger, als irgendein Freund. "Na gut, du hast mich überzeugt. Ich mache mit!", sagte er anschließend. "Hast du dir denn schon etwas genaues ausgedacht?" "Das ist deine Aufgabe. Gehört zum wiedergut machen!", antwortete Sara. Sie küsste Oliver kurz. "Schön, dass du dich so entschieden hast!" Sie grinste wieder. Innerlich zog Oliver eine Fratze, äußerlich zwang er sich zu einem Lächeln. "Muss ich das ganz alleine machen?", fragte er. Ihm wurde übel bei dem Gedanken. DAS würde alles noch schlimmer machen. "Im großen und ganzen, aber meine Clique und ich werden dir da schon helfen.", antwortete sie und zwinkerte ihm zu. Nach einigen Minuten des Schweigens redete Sara weiter. "Du kannst ihn ja anblaffen, ihm irgend etwas gemeines und verletzendes sagen und wir anderen tun den Rest. Was hältst du davon?" "Aber Worte tun doch viel mehr weh, als Taten.", meinte Oliver darauf hin. "Ja, darauf läuft es ja aus.", äußerte Sara. "Kann es sein, dass du absolut nicht damit klar kommst, dass ich mich mit ihm angefreundet habe?", fragte er, nachdem er die Grausamkeit der Worte erkannt hatte. "Ja, genau das, Olli!", offenbarte Sara. "Erst machst du ihn fertig, und dann freundest du dich mit ihm an. Wo ist da bitteschön der Sinn? Du hast mit ihm viel mehr Zeit verbracht, als mit mir!" "Bist du etwa auf einen JUNGEN eifersüchtig?", fragte Oliver interessiert. Ganz neue Gedanken keimten in ihm auf. Sara redete ihm ins Gewissen. "Du hast dich verändert, seit er da ist! Du bist viel ruhiger geworden! Mein Gott, es war nur eine Monat und ich hab schon deine Veränderung bemerkt." Oliver überlegte: War er wirklich etwas anders geworden, seit er mit Thomas Zeit verbracht hat? Was löste dieser Junge in ihm aus, dass er so selbstlos wurde? Hat für ihn das Schwimmen aufgegeben. Hat es riskiert, ihn auf seine Party einzuladen. Tausend mal schlimmer war, dass er es immerhin war, um den Olivers Gedanken kreisten, während er mit Sara das erste Mal schlief. Er hatte sich vielleicht, vermutlich sogar sicherlich etwas verändert, aber er wusste verflucht noch mal nicht warum! Er setzte sich zurück aufs Bett. "Willst du nicht bis Montag bei mir bleiben? Du hast schließlich noch einiges gut zumachen!", meine Sara und strich über Olivers Oberkörper. "Und jetzt wo dich endlich getraut hast, haben wir doch den besten Zeitvertreib gefunden. Sie grinste gierig. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Montag, sechs Uhr dreißig . Dröhnend riss der blöde Wecker Thomas aus dem Schlaf und ließ ihn aus einem seiner erotischen Träume aufwachen, die er des Öfteren von Oliver hatte. Schlaftunken suchte er nach dem Teil und schaltete es aus. Missmutig stand er auf und quälte sich unter die Dusche. Nach einem kurzem warmen Schauer sah die Welt doch viel Freundlicher aus! Seine Mutter war immer noch nicht von ihrer Schwester wieder gekehrt. Also konnte sich Thomas bequem in die Küche setzen und erstmal frühstücken. Zum Essen brauchte er immer zwanzig Minuten, die Schule begann erst um halb acht und der Weg dorthin dauerte nicht mal fünfzehn Minuten. Er hatte wie immer die Zeit perfekt eingeplant. Das erheiterte seine Laune noch etwas mehr. Er würde Oliver gleich wieder sehen. Seine Laune wurde überschwänglich. Glücklich strahlend schloss er die Haustür ab und machte sich benahe pfeifend auf den Weg zum Unterricht. Auf dem Schulhof angekommen, stellte er sich an seinem beliebten Platz außerhalb der nervenden Mitschüler und rauchte seine für den Tag erste "Schulhofskippe", wie er sie nannte. Zwei Minuten später kam Sara mit ihrer Clique und Oliver im Schlepptau an. Der sah verstimmt aus. Thomas lächelte ihm zu. Oliver sah mit einem entschuldigenden Blick zurück. Es war kurz vor Stundenbeginn. Thomas warf seine Kippe in den Ascher und ging ins Klassenzimmer. Vorher warf er noch mal einen Blick auf Oliver. Der stand inzwischen mit Sara alleine und sie redete mit ihm. "... erste Pause, okay? Und dann machen wir ihm die Hölle heiß!" Oliver nickte widerwillig. Ein kurzer Kuss und ihre Wege trennten sich. Oliver ging in seine Klasse, Sara in ihre. Die ersten beiden Stunden verliefen normal. Sie hatten Englisch, ein Fach, in dem Thomas immer eine Eins hatte. Er ist ein Sprachgenie. Schon früh hatte er sich damit auseinander gesetzt. Zum einem wegen der Texte, die er auf dem Keyboard nach spielte und sang und zum anderem, weil er selbst englische Songs und Gedichte schrieb. Nachdem es zur Pause geklingelt hatte, machte sich Thomas auf dem Weg zum Rauchen. Als er die Klassenzimmertür öffnete und Flur trat, rannte Sara in ihn hinein. "Pass doch auf, du Idiot!", raunte sie ihn an und stieß ihn von sich weg. Thomas taumelte einige Schritte nach hinten. "Entschuldige, dass ich zufälliger Weise aus MEINER Klasse gekommen bin!", sagte er ziemlich laut und im harten Tonfall zu ihr. Sara machte ein abfälliges Geräusch. Thomas ließ sich davon nicht beeindrucken und ging unbeirrt weiter. Er stellte sich in seine Ecke und steckte sich eine Zigarette an. Währendessen redete Sara erneut auf Oliver ein, der als einer von wenigen auf seinen Platz sitzen blieb. "Nun komm, it's Showtime!", sagte Sara und zog am Olivers Arm. "Wir haben doch noch zwei ganze Pausen vor uns!", meinte er darauf. "Mein Gott, Olli! Wie du dich verhältst! Ich bin deine Freundin. Tu endlich auch mal was für mich!!" "Ja, ja!" Oliver erhob sich. Sara durchquerte den Raum und er folgte ihr. Vor der Tür, die zum Schulhof führte, standen Olivers Kumpels, sowie Clique und warteten schon fast ungeduldig auf die beiden. Sie gingen alle zusammen auf den Schulhof. Während die anderen zielsicher auf Thomas zu steuerten, blieb Oliver stehen. Alles ging so hastig, dass Thomas nicht mehr reagieren konnte. Er wurde so schnell von Maik und Toni an den Armen gepackt, dass er gar nicht mehr realisierte was gerade abging. Sie hatten ihn fest im Griff und so sehr sich Thomas auch zu wehren versuchte, sie ließen nicht los. Sein Herz pochte heftigst gegen seinem Adamsapfel. Sara stellte sich lachend vor ihm. "Na, wie fühlt man sich denn SO?", fragte sie gehässig. Sie beschimpfte ihn und redete in Rage: "Seit du hier her gekommen bist, störst mich schon! Du hast es einfach nicht verdient zu uns zu gehören. Sieh dich doch mal an..." Während sie redete, ging sie auf und ab und hatte Thomas dabei eisern im Blick. Ihm blieb nichts übrig, als zu kontern, denn Toni und Maik hatten ihn nach wie vor hart im Griff. "Zu dir und deinen komischen Freunden möchte ich auch nicht gehören!" Er ließ sich nicht beschimpfen und wütete zurück: "Wenn ich mich mal angucken soll, wieso machst du es denn nicht auch ein Mal?" Darauf fand Sara keine Worte mehr, deshalb schubste sie ihn mehrere Male mit voller Kraft. Weil ihn die anderen beiden immer noch festhielten, wirkte sich Saras ganze Kraft auf seinen gesamten Körper aus. Es tat doppelt so sehr weh, weil er keine Möglichkeit hatte zurück zu federn. Oliver stand immer noch abseits und betrachtete das Szenario mit gemischten Gefühlen. So langsam brauchte Sara die Unterstützung durch ihren Freund, da bekam sie mit, dass er nicht bei ihr stand. Sie drehte sich zu ihm um und rief: "Mensch, Oliver! Komm endlich her und hau diesem Arschloch eins für mich rein!" Widerwillig rannte er los. Ratlos blieb er neben Sara stehen. "Nun mach schon!", sagte sie ungeduldig. "Hast du nicht gehört, wie er mich beleidigt hat?!" "Entschuldige!", flüsterte Oliver Thomas zu. Thomas sah voller Angst zu Oliver. Was hatte der nur vor, wofür er sich vorher entschuldigen musste? Er ahnte es, als er sah, wie Oliver mit der Faust ausholte, instinktiv schloss Thomas die Augen. Mit voller Wucht schlug Oliver in Thomas Magen. Thomas brach sofort zusammen und krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Oliver lief entsetzt über seine Tat ins Schulgebäude. An der erstbesten Wand sank er zusammen. Er war über sich selbst und das zum ersten Mal in seinem Leben! Er hatte schon oft Mitmenschen schikaniert und Gewalt angetan. Nur wieso war es dieses Mal anders? Oliver stand wieder auf. Er stellte sich ans Fenster und konnte geradewegs auf Thomas schauen. Der lag immer noch am Boden und Sara trat ihm mehrere Male in die Seite, ehe sie triumphierend mit den Jungs und ihrer Clique abzischte. Oliver starrte erschrocken auf Thomas. Er fühlte unglaubliche Schmerzen bei Thomas Anblick. Er hätte weinen, schreien, um sich schlagen können. Es tat ihm so verdammt weh in seinem Inneren. Er hörte, wie Sara mit den anderen amüsiert lärmend den Flur betrat. Sie klatschte sich mit ihren Freunden ab und ging alleine auf Oliver zu. "Das war cool!", lachte sie und hob ihre Hand, um sich auch mit Oliver abzuklatschen. Er reagierte nicht. "Ach, komm. Das war doch geil! Schade nur, dass du abgehauen bist. Das Beste kam ja noch!", sagte sie. "Wenn du meinst!", antwortete Oliver wütend. Entnervt stapfte er von ihr weg. Sie rannte ihm nach. "Wo ist dein Problem?", fragte sie und umfasste seinen Arm. Oliver riss sich los und schrie sie an: "Du bist nicht normal, Sara! Was hat dir jetzt der ganze Scheiß gebracht?" "Spaß!", antwortete sie schlicht. "Spaß", äffte er sie nach. "Hast du schon einen Gedanken daran verschwendet, wie es jetzt Thomas geht? Er könnte verletzt sein!" "Wen interessiert es schon, wie es dieser Made geht!", sagte Sara. Sie war auch wütend. "Wenn es dir so wichtig ist, wie der sich fühlt, dann geh doch raus und halt mit dem Händchen!" Schäumend vor Wut wandte sie sich von ihm ab. Oliver beruhigte sich wieder. Er hatte zwar zu bezwecken versucht in Sara ein schlechtes Gewissen und Verständnis hervor zu rufen, aber er wollte nicht, dass sie wieder sauer auf ihn wurde. Somit wären sie zur Anfangssituation zurück gerutscht. Zart berührte er sie an der Schulter. "Sorry!", flüsterte er und nahm sie in den Arm. "Ich weiß auch nicht warum ich plötzlich so ein Weichei geworden bin." Das Läuten zur Stunde riss sie aus ihrer Umarmung. Den restlichen Montag und den ganzen nächsten Tag tauchte Thomas nicht mehr in der Schule auf. Eigentlich war er sonst immer gegenüber solchen Angriffen standhaft gewesen und hatte sich nie von so etwas unterkriegen lassen. Doch dieses Mal ging es ihm im wahrsten Sinne des Wortes an die Nieren. Er verbrachte die Tage seines Fehlens in seinem Bett und weinte stundenlang vor sich hin oder er stand hinter dem Keyboard und ließ daran seine Wut ab. Warum hatte Oliver ihm das nur angetan? War seine Sympathie ihm gegenüber nur vorgetäuscht gewesen? Thomas zermarterte sich den Kopf. Noch nie zuvor hatte er so eine Gehässigkeit über sich ergehen lassen müssen! Je mehr er an Oliver dachte, um so größer wurde seine Wut über ihn. Er hatte sich durch Einfältigkeiten einhüllen lassen und hatte viel zu früh Vertrauen gefasst. Das war doch sonst nicht seine Art! Er hatte doch schon vorher "solche" Leute gekannt und gemieden. Thomas war über seine eigene Naivität erschüttert. Auch Oliver ließen Gedanken an Thomas nicht los. Zwar war wieder alles mit Sara in Ordnung, dafür war jetzt aber der Kontakt zu Thomas ins innerste erschüttert. Wollte er das? Nein, ganz und gar nicht! Diese Situation missfiel ihm zutiefst. Er musste es regeln, ohne dass Sara davon etwas mitbekam. Es musste doch zu vereinbaren sein, dass er mit beiden Kontakt haben konnte. Sara musste davon ja nichts wissen. Wie verrückt war das alles eigentlich? Diesen Gedanken schob Oliver beiseite. Er musste einfach zu Thomas gehen, und die ganze Situation klären. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Thomas hatte gerade seinen ganzen Frust am Keyboard ausgelassen, indem er wie verrückt spielte. Als er in der Küche stand und ein Glas Cola trank, klingelte es an der Tür. Ausgelassen, wie er jetzt war, dadurch, dass er seine Wut heraus gelassen hatte, stampfte er zur Tür. Als er sah wer dahinter stand, verfinsterte sich seine Miene. "Was willst du hier, Oliver?", fragte er gereizt. "Hast du Lust mir noch eine rein zu hauen?" "Nein!", antwortete Oliver eilig. "Ich muss dir die ganze Sache dazu erklären!" "Was gibt es denn da zu erklären? Du hast wieder einmal dein wahres Gesicht gezeigt! Und ich dachte auch noch, du seist anders beziehungsweise du hättest dich geändert!!!" "Aber so ist es doch gar nicht. Es ist ganz anders gewesen..." Das nächste, was Oliver sah, war eine Tür, die direkt vor seiner Nase mit viel Schwung zuknallte. Nachdem er diesen Schock verdaut hatte, klingelte er nochmals. Selbstverständlich öffnete Thomas nicht mehr. Er war hinter der Tür mit Tränen in den Augen zusammen gesackt. Oliver hämmerte gegen die Tür. "Mensch, Thomas! Lass es dir doch erklären!!", brüllte er. Er wurde immer wütender, weil Thomas unkooperiert reagierte. Wutentbrannt trat er einmal gegen die Tür. "Wenn du zu bescheuert bist, dir die Wahrheit anzuhören, dann hast du Pech gehabt!", rief er so laut, dass man es in der ganzen Straße hören konnte. Er beruhige sich wieder etwas. "Okay, deine Entscheidung, wenn du die Tür nicht aufmachst. Hass mich ruhig! Ich habs verdient!!" Olivers Stimme war wieder normal. Er warf noch einen letzten Blick auf die verschlossene Tür und ging. Thomas hatte inzwischen angefangen zu weinen. Mit solch einem Wutausbruch hatte er nicht gerechnet. Bei jeden Schlag, den Oliver gegen die Tür gemacht hatte, war Thomas zusammen gezuckt. Es wurde, bis es ganz still war. Thomas öffnete vorsichtig die Tür, aber Oliver war schon weg. "Verdammt!", fluchte Thomas und schloss sie wieder. //Es muss wohl einen besonderen Grund geben... Da ist er extra zu mir gekommen, um alles auf zu klären und ich brings auch noch fertig, dass er wütend wird! Trotzdem ist es schon gut, wenn er merkt, dass man mich nicht mit einer kleinen Entschuldigung abfertigen kann! Immerhin hat er mich geschlagen!!// Thomas war schon stark an der Wahrheit interessiert, weil es sich alles irgendwie merkwürdig anhörte, aber er hatte vor Oliver dennoch etwas zappeln zu lassen. Der Terror gegen Thomas endete nicht. Am Mittwoch ging er wieder zur Schule und begann Sara erneut ihn nieder zu machen. Als er den Schulhof betrat, traf er gleich auf sie und ihre Clique. "Na, kleiner, musstest du die letzten Tage erst einmal zu Hause verdauen?! Tja, MEIN Oliver kann schon ganz schön böse werden!", lachte Sara spöttisch. "Wenn du glaubst mich so gut zu kennen.", meinte Thomas kühl und ging an ihr vorbei. Damit kam sie nun ganz und gar nicht klar, dass IHR jemand den Rücken zukehrte. Dreist nahm sie Anlauf und schubste Thomas, sodass er nach vorne stolperte. Abrupt drehte er sich um. Ihr war der Ärger über Saras dummes Verhalten buchstäblich ins Gesicht geschrieben. "Wie wäre es, wenn ich einmal zurück schlagen würde?", stieß Thomas hervor. Sara sah ihn entgeistert an. Damit, dass er so etwas konterte, hatte sie definitiv nicht gerechnet gehabt. Gleich nach dem Thomas seinen Satz ausgesprochen hatte, setzte er seinen Weg fort und ließ die sprachlose Sara einfach stehen. Nach so einem "netten" Gespräch musste er eine rauchen. Kaum hatte seine Kippe in den Ascher geworfen, da ging Oliver entschuldigend guckend an ihm vorbei. Thomas sah sofort mit finsterer Miene weg. Das versetzte Oliver einen Schlag und er fühlte sich noch schuldiger, als er eh schon war. Aber was hatte er erwartet? Dass Thomas ihn diese Gemeinheit so einfach wieder verzieh durch einen Blick? Die erste Stunde begann. Frau Fricke wartete, bis alle auf ihren Plätzen waren, dann leitete sie den Unterricht mit folgenden Worten ein: "Nur noch eine Woche, meine Lieben, und habt ihr Sommerferien!" Sie blickte auf Thomas. "Herr Richter, da Sie recht zum Ende des Schuljahres zu uns gestoßen sind, bekommen Sie kein Zeugnis." Sofort buhten Toni und Maik scherzhaft. Ein scharfer Blick von Frau Fricke. "Meine Herren, beruhigen Sie sich!" Nach diesen beiden Stunden, war eine halbe Stunde Pause. Oliver fing Thomas ab und zog ihn in ein leeres Klassenzimmer. "Thomas, hör mir bitte zu.", sagte Oliver und ließ Thomas Arm langsam los, an dem er ihn mit sich gezogen hatte. "Du musst wissen, dass ich mit allem absolut nichts zu tun habe!" "Wieso sollte ich dir glauben?", fragte er zähneknirschend. "Weil es die Wahrheit ist!" Olivers Finger glitten fast zärtlich über Thomas Arm, ehe er danach griff. Thomas bekam eine Gänsehaut. "Der ganze Scheiß geht einzig und allein von Sara aus! Sie hat sich alles allein ausgedacht und mich gezwungen mitzumachen!" "Na und! Du hast mich trotzdem geschlagen!!" Thomas riss sich los und ging aus dem Raum. Oliver blieb zurück. Thomas war über seine Wahrheit verblüfft. Er musste sich diese Offenlegung erstmal durch den Kopf gehen lassen. Oliver war also doch nicht so gemein, wie er gedacht hatte, es war Sara. Jetzt hasste sie Thomas noch mehr. Nicht nur, weil sie mit Oliver zusammen ist, sondern jetzt noch mehr, weil sie sich gemeine Intrigen gegen ihn ausdachte. Er beschloss zurück zu Oliver zu gehen, was er auch tat. Oliver stand immer noch in dem Raum und sah sehr bedrückt aus. "Tut es dir Leid?", fragte Thomas leise. Er stand in der Tür und betrachtete Oliver. "Wie bitte?" Er wurde von Thomas aus den Gedanken gerissen. "Ich fragte dich, ob es dir Leid tut, was du mit mir gemacht hast, beziehungsweise hast machen lassen?", wiederholte er. "Ja, das tut es wirklich! Ich bedauere es, da mitgemacht zu haben!" Oliver ging die wenigen Schritte auf ihn zu. "Thomas, du glaubst gar nicht, wie weh mir das getan hat!" Er nahm ihn vorsichtig in den Arm. Thomas ließ dich fallen und genoss Olivers Nähe. Er hatte die Augen geschlossen und drückte seinen Körper unbewusst an dem ihm gegenüber. Etwas komisches passierte mit Oliver. Thomas Körper an seinem zu spüren, löste in ihm ein absolutes Wohlbefinden und Behagen aus. Noch nie hatte er solche Nähe zu jemanden empfunden, den er bisher umarmt hatte! Deshalb zog er Thomas noch enger an sich, sodass jedes einzelne Körperteil von ihnen sich aneinander presste. Es war nicht nur eine kleine Umarmung, es war viel intensiver. Olivers Hände, die zuvor noch an Thomas Schultern lagen, verweilten da nicht lange. Er begann an Thomas Rücken auf und ab zu streicheln. Ich hoffe, meine Lieben, es hat euch gefallen. Bitte um Kommis... An dieser Stelle, einen großen Dank an die bisherigen Leser und Kommisschreiber: littleblaze, Love-chan, Gerbil und _bloodangel_ Ich hoffe, das Kapitel hat eucren Erwartungen entsprochen! Liebe Grüße, eure Soli ;-)) Vertrauen zurück gewinnen ------------------------- Hi, da es mich ziemlich angekotzt hat, dass die ü, ä, und ß in diesem Ursprünglichen Kapitel nicht angezeigt wurden, und ich es auch nicht ändern konnte, hatte ich beschlossen es zu löschen. E voila hier wieder hochgeladen... Kapitel 4: Vertrauen zurück gewinnen Thomas Herz fing augenblicklich zu rasen an, es hämmerte förmlich gegen seine Brust. Oliver würde es sicher spüren, aber viel interessanter war, dass Thomas stattdessen Olivers Herz immer stärker pochen spüren konnte. Olivers Hände waren inzwischen an Thomas Armen entlang gestrichen, bis er die Umarmung löste und ihm intensiv in die Augen sah. "Seit du da bist, habe ich angefangen mich unbewusst immer mehr zu verändern. Ich..." Oliver stockte. "Ich mag dich ziemlich gerne!" Thomas musste hörbar schlucken. Ihm schossen sofort tausend Gedanken durch den Kopf. Sollte er vielleicht Oliver küssen, wo der sich ihm doch geradezu anbot? Thomas hielt inne und fixierte seine Augen. Oliver blickte sanft, außerdem hatte er seine Augen leicht geschlossen. Das dunkle Braun funkelte. Bruchteile von Sekunden wägte Thomas ab. Er sah es an Olivers Augen. Sie strahlten immer noch Freundschaft aus. Sofern Oliver auch zu einer Umarmung oder Berührung bereit war, aber diese Dinge gehörten irgendwie noch zu einer engeren Freundschaft. Und Thomas konnte nicht abstreiten, dass sich das gerade zwischen ihnen entwickelte. Langsam unterbrach er ihren Augenkontakt, ehe er sich ruhig aus Olivers Armen löste. Er fühlte sich sehr eigenartig, fast so, als hätte er diesen Moment ihrer intimen Berührung gebrochen. "Die Pause muss gleich vorbei sein, ich wollte vorher noch eine Rauchen.", sagte er, um die komische Leere in ihm zu verdrängen. Er konnte Oliver nicht mehr ansehen. Langsam drehte er sich um und verließ den Raum. "Kann ich heute zu dir kommen und alles genau erklären?", rief Oliver ihm nach. Thomas drehte sich um und nickte, dann verschwand er eilig auf dem Schulhof. Von Olivers Worten und Taten war ihm ganz schwindlig, So das er sich Ausnahmsweise mal auf eine Bank setzte und dort rauchte. Seine Welt war wieder in Ordnung und noch mehr sogar als vorher! Sara konnte ihm nichts mehr anhaben, jetzt, da er wusste, dass Oliver nicht hinter ihrem Tun stand. Nach wenigen Minuten sah er, wie Oliver auch auf den Schulhof ging und sich Freudestrahlend zu Sara stellte. Zu gerne hätte Thomas bei ihren Gesprächen gelauscht, da dies ja nicht möglich war, warf er seine aufgerauchte Zigarette weg und ging ins Gebäude. Sara hatte sich angeregt mit Kathrin unterhalten, als sich Oliver hinter ihr stellte. Sie drehte sich zu ihm um und legte ihre Arme um seinen Hals. "Warum so fröhlich, mein Süßer? Wo warst du überhaupt so lange?" "Hab was gegessen und danach war ich auf Klo.", antwortete Oliver. Er drückte Sara lächelnd einen Kuss auf die Lippen. Als sie sich an ihn schmiegte, schaute sie über seine Schulter und sah, wie Thomas wieder rein ging. "Mist!", fluchte sie und wandte sich an ihre Freunde. "Jetzt ist der da wieder nach drinnen gegangen." Ein Deut auf Thomas. "Dann müssen wir ihm halt nächste Pause eins reindrücken!" "Sara, das wird doch langsam langweilig! Dem macht das gar nichts mehr aus.", sagte Kathrin. "Ach, bloß weil er heute früh mal seinen Mund dazu aufgemacht hat? Das bedeutet noch lange nichts! Immerhin war er nach unserem kleinen Anschlag am Montag zwei Tage lang nicht zur Schule gekommen!" Es klingelte zum Unterricht. Zu einer nächsten Pause kam es jedoch nicht. Ab der vierten Stunde hatten Thomas und Olivers Klasse vorläufigen Unterrichtsschluss, weil der Lehrer verhindert war. Thomas ging gemütlich nach Hause. Oliver sagte Sara noch tschüß, sie hatte bis zur siebten, ehe er auch nach Hause ging. Zu Hause angekommen, ging er zur offenstehenden Balkontür rein. Im Flur traf er auf seine Mutter, die gerade Bilderrahmen abstaubte. Sie wurde weiterhin rot, wenn sie ihren Sohn sah. Immer noch, weil sie ihn vor wenigen Tagen knapp bedeckt mit einer Erektion gesehen hatte. Schnell ging Oliver an ihr vorbei, hinauf ins Bad. Dort zog er sich zügig aus und stellte sich unter die Dusche. Er machte die Brause an und ließ sich von dem Schauer einfangen. Als er fertig war mit Duschen, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüften. Er stellte sich vor dem Spiegel und betrachtete sich. Die Wassertropfen perlten ölig von seinem makellosen, muskelbepackten Körper ab. "Was machst du nur?", flüsterte Oliver seinem Spiegelbild fragend entgegen. "Für eine Freundschaft bist du bereit deine perfekte Beziehung zu riskieren, an der du hart gearbeitet hast, um sie so perfekt hinzukriegen! Was ist nur los mit dir?" Er schloss die Augen und biss sich auf seine Unterlippe. //Das ist doch verrückt! Alles verrückt! Aber verflixt noch mal ich werde schon das Richtige tun!!// Als er seine Augen wieder öffnete, sah er, dass er sich nicht mehr abtrocknen brauchte. Es war so heiß, dass die Wassertropfen auf seinem Körper von alleine verdunstet sind. Gleich nachdem er sich etwas Frisches angezogen hatte (eine blaue Jeanshose, die bis knapp über die Knie reichte und ein rotes weites Hemd), ging er zu Thomas. Mit jeweils einem Glas Cola setzten sich die beiden zum Reden in den kleinen Garten hinter dem Haus. "Als erstes: Hier die Sachen, die wir uns Montag und Dienstag aufgeschrieben haben." Oliver holte einige Hefter aus seinem Rucksack und reichte sie Thomas. "Danke!", sagte der sichtlich verblüfft und legte die Hefter neben sich auf den Stuhl. Oliver sah sein Gesicht und lachte." Immerhin war ich auch Maßgeblich daran Schuld, dass du diese Tage versäumt hast." Kaum den Satz gesprochen, wurde er sich dessen bewusst. Er nippte verlegen an seinem Glas Cola. Das was er gesagt hatte, war nicht lustig gewesen! Doch Thomas lächelte. "So hatte ich wenigstens mal Zeit, um die sturmfreie Wohnung hier zu genießen!", scherzte er. Oliver lächelte erleichtert zurück. Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, bis Oliver zum eigentlichen Grund seines Besuchs kam. "Es tut mir wirklich verdammt Leid dich geschlagen zu haben!", leitete er das Gespräch ein. "Aber ich hab mich von Sara dazu überreden lassen. Alles fing damit an, dass sie total sauer auf mich wurde. Am Morgen nach meiner Party hatte sie mitbekommen, dass ich, um dir Nachhilfe zu geben, beim Schwimmtraining ausgestiegen bin. Daraufhin ist sie total ausgerastet und hat so was gesagt, wie, ich hätte für sie im Laufe der Zeit nicht einmal das Training abgesagt und all so was. Sie war wirklich völlig durchgedreht und hat rumgeschrien und geweint. Na ja, dann wollte sie nicht mehr mit mir sprechen und mich auch nicht mehr sehen. Als ich es dann nach einigen rumversuchen endlich geschafft hatte, dass mir wieder verzeiht, hat sie diese Bedingung auf ersetzt. Die hieß, wenn ich unsere Beziehung retten will, dann soll ich dich ins offene Messer laufen lassen. Und dazu gehörte dann auch, dass ich dir etwas antue, weil sich dich absolut nicht leiden kann und du der Auslöser unseres Streits warst. Ich hatte also die Wahl, entweder ich mach was sie will, oder sie trennt sich von mir. Es ist mir unangenehm, Thomas, aber ich musste es tun." Oliver trank einen großen Schluck Cola. Er hätte nie gedacht, wie einfach es war Thomas dies alles anzuvertrauen! Thomas hatte still Olivers Worten gelauscht. "Aber wenn dir im Vorhinein bei der ganzen Sache schon so mulmig war, wieso hast du mich denn nicht darüber informiert? Dann hätte ich mich drauf einstellen können!", sagte er. Seine Mimik schwankte zwischen Wehmut und Unverständnis. "Oh!" Oliver stellte sein Glas auf den Tisch. "Daran habe ich gar nicht gedacht! Aber Sara hätte mich sowie so abgelenkt. Ich hatte den ganzen Tag bei ihr verbracht und aus den Augen hatte sie mich auch nicht gelassen! Ach, Thomas, jetzt fühl ich mich noch schuldiger!" "Das brauchst du nicht!" Thomas legte seine Hand beruhigend auf Olivers Knie. "Ich war schon sehr überrascht und auch geschockt, aber ich habs ja überlebt!" Er lächelte. Oliver lächelte ebenfalls. Zärtlich glitten seine Fingerspitzen über Thomas Hand, welche auf seinem Knie lag. "Ich bin so unendlich froh, dass du mir glaubst und nicht sauer auf mich bist!" "Trotzdem werde ich noch etwas brauchen, ehe ich wieder Vertrauen zu dir aufbauen kann!", meinte Thomas. Er schloss seine Hand um Olivers. Dieser nickte verschwiegen mit auf einander gepressten Lippen zu seiner Aussage. Sie hatten ihre Finger inzwischen in einander verschränkt. Kapitel 4: Vertrauen zurück gewinnen Thomas Herz fing augenblicklich zu rasen an, es hämmerte förmlich gegen seine Brust. Oliver würde es sicher spüren, aber viel interessanter war, dass Thomas stattdessen Olivers Herz immer stärker pochen spüren konnte. Olivers Hände waren inzwischen an Thomas Armen entlang gestrichen, bis er die Umarmung löste und ihm intensiv in die Augen sah. "Seit du da bist, habe ich angefangen mich unbewusst immer mehr zu verändern. Ich..." Oliver stockte. "Ich mag dich ziemlich gerne!" Thomas musste hörbar schlucken. Ihm schossen sofort tausend Gedanken durch den Kopf. Sollte er vielleicht Oliver küssen, wo der sich ihm doch geradezu anbot? Thomas hielt inne und fixierte seine Augen. Oliver blickte sanft, außerdem hatte er seine Augen leicht geschlossen. Das dunkle Braun funkelte. Bruchteile von Sekunden wägte Thomas ab. Er sah es an Olivers Augen. Sie strahlten immer noch Freundschaft aus. Sofern Oliver auch zu einer Umarmung oder Berührung bereit war, aber diese Dinge gehörten irgendwie noch zu einer engeren Freundschaft. Und Thomas konnte nicht abstreiten, dass sich das gerade zwischen ihnen entwickelte. Langsam unterbrach er ihren Augenkontakt, ehe er sich ruhig aus Olivers Armen löste. Er fühlte sich sehr eigenartig, fast so, als hätte er diesen Moment ihrer intimen Berührung gebrochen. "Die Pause muss gleich vorbei sein, ich wollte vorher noch eine Rauchen.", sagte er, um die komische Leere in ihm zu verdrängen. Er konnte Oliver nicht mehr ansehen. Langsam drehte er sich um und verließ den Raum. "Kann ich heute zu dir kommen und alles genau erklären?", rief Oliver ihm nach. Thomas drehte sich um und nickte, dann verschwand er eilig auf dem Schulhof. Von Olivers Worten und Taten war ihm ganz schwindlig, So das er sich Ausnahmsweise mal auf eine Bank setzte und dort rauchte. Seine Welt war wieder in Ordnung und noch mehr sogar als vorher! Sara konnte ihm nichts mehr anhaben, jetzt, da er wusste, dass Oliver nicht hinter ihrem Tun stand. Nach wenigen Minuten sah er, wie Oliver auch auf den Schulhof ging und sich Freudestrahlend zu Sara stellte. Zu gerne hätte Thomas bei ihren Gesprächen gelauscht, da dies ja nicht möglich war, warf er seine aufgerauchte Zigarette weg und ging ins Gebäude. Sara hatte sich angeregt mit Kathrin unterhalten, als sich Oliver hinter ihr stellte. Sie drehte sich zu ihm um und legte ihre Arme um seinen Hals. "Warum so fröhlich, mein Süßer? Wo warst du überhaupt so lange?" "Hab was gegessen und danach war ich auf Klo.", antwortete Oliver. Er drückte Sara lächelnd einen Kuss auf die Lippen. Als sie sich an ihn schmiegte, schaute sie über seine Schulter und sah, wie Thomas wieder rein ging. "Mist!", fluchte sie und wandte sich an ihre Freunde. "Jetzt ist der da wieder nach drinnen gegangen." Ein Deut auf Thomas. "Dann müssen wir ihm halt nächste Pause eins reindrücken!" "Sara, das wird doch langsam langweilig! Dem macht das gar nichts mehr aus.", sagte Kathrin. "Ach, bloß weil er heute früh mal seinen Mund dazu aufgemacht hat? Das bedeutet noch lange nichts! Immerhin war er nach unserem kleinen Anschlag am Montag zwei Tage lang nicht zur Schule gekommen!" Es klingelte zum Unterricht. Zu einer nächsten Pause kam es jedoch nicht. Ab der vierten Stunde hatten Thomas und Olivers Klasse vorläufigen Unterrichtsschluss, weil der Lehrer verhindert war. Thomas ging gemütlich nach Hause. Oliver sagte Sara noch tschüss, sie hatte bis zur siebten, ehe er auch nach Hause ging. Zu Hause angekommen, ging er zur offenstehenden Balkontür rein. Im Flur traf er auf seine Mutter, die gerade Bilderrahmen abstaubte. Sie wurde weiterhin rot, wenn sie ihren Sohn sah. Immer noch, weil sie ihn vor wenigen Tagen knapp bedeckt mit einer Erektion gesehen hatte. Schnell ging Oliver an ihr vorbei, hinauf ins Bad. Dort zog er sich zügig aus und stellte sich unter die Dusche. Er machte die Brause an und ließ sich von dem Schauer einfangen. Als er fertig war mit Duschen, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüften. Er stellte sich vor dem Spiegel und betrachtete sich. Die Wassertropfen perlten ölig von seinem makellosen, muskelbepackten Körper ab. "Was machst du nur?", flüsterte Oliver seinem Spiegelbild fragend entgegen. "Für eine Freundschaft bist du bereit deine perfekte Beziehung zu riskieren, an der du hart gearbeitet hast, um sie so perfekt hinzukriegen! Was ist nur los mit dir?" Er schloss die Augen und biss sich auf seine Unterlippe. //Das ist doch verrückt! Alles verrückt! Aber verflixt noch mal ich werde schon das Richtige tun!!// Als er seine Augen wieder Ãöffnete, sah er, dass er sich nicht mehr abtrocknen brauchte. Es war so heiß, dass die Wassertropfen auf seinem Körper von alleine verdunstet sind. Gleich nachdem er sich etwas Frisches angezogen hatte (eine blaue Jeanshose, die bis knapp über die Knie reichte und ein rotes weites Hemd), ging er zu Thomas. Mit jeweils einem Glas Cola setzten sich die beiden zum Reden in den kleinen Garten hinter dem Haus. "Als erstes: Hier die Sachen, die wir uns Montag und Dienstag aufgeschrieben haben." Oliver holte einige Hefter aus seinem Rucksack und reichte sie Thomas. "Danke!", sagte der sichtlich verblüfft und legte die Hefter neben sich auf den Stuhl. Oliver sah sein Gesicht und lachte." Immerhin war ich auch Maßgeblich daran Schuld, dass du diese Tage versäumt hast." Kaum den Satz gesprochen, wurde er sich dessen bewusst. Er nippte verlegen an seinem Glas Cola. Das was er gesagt hatte, war nicht lustig gewesen! Doch Thomas lächelte. "So hatte ich wenigstens mal Zeit, um die sturmfreie Wohnung hier zu genießen!", scherzte er. Oliver lächelte erleichtert zurück. Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, bis Oliver zum eigentlichen Grund seines Besuchs kam. "Es tut mir wirklich verdammt Leid dich geschlagen zu haben!", leitete er das Gespräch ein. "Aber ich hab mich von Sara dazu überreden lassen. Alles fing damit an, dass sie total sauer auf mich wurde. Am Morgen nach meiner Party hatte sie mitbekommen, dass ich, um dir Nachhilfe zu geben, beim Schwimmtraining ausgestiegen bin. Daraufhin ist sie total ausgerastet und hat so was gesagt, wie, ich hätte für sie im Laufe der Zeit nicht einmal das Training abgesagt und all so was. Sie war wirklich völlig durchgedreht und hat rumgeschrien und geweint. Na ja, dann wollte sie nicht mehr mit mir sprechen und mich auch nicht mehr sehen. Als ich es dann nach einigen rumversuchen endlich geschafft hatte, dass mir wieder verzeiht, hat sie diese Bedingung auf ersetzt. Die hieß, wenn ich unsere Beziehung retten will, dann soll ich dich ins offene Messer laufen lassen. Und dazu gehörte dann auch, dass ich dir etwas antue, weil sich dich absolut nicht leiden kann und du der Auslöser unseres Streits warst. Ich hatte also die Wahl, entweder ich mach was sie will, oder sie trennt sich von mir. Es ist mir unangenehm, Thomas, aber ich musste es tun." Oliver trank einen großen Schluck Cola. Er hätte nie gedacht, wie einfach es war Thomas dies alles anzuvertrauen! Thomas hatte still Olivers Worten gelauscht. "Aber wenn dir im Vorhinein bei der ganzen Sache schon so mulmig war, wieso hast du mich denn nicht darüber informiert? Dann hätte ich mich drauf einstellen können!", sagte er. Seine Mimik schwankte zwischen Wehmut und Unverständnis. "Oh!" Oliver stellte sein Glas auf den Tisch. "Daran habe ich gar nicht gedacht! Aber Sara hätte mich sowie so abgelenkt. Ich hatte den ganzen Tag bei ihr verbracht und aus den Augen hatte sie mich auch nicht gelassen! Ach, Thomas, jetzt fühl ich mich noch schuldiger!" "Das brauchst du nicht!" Thomas legte seine Hand beruhigend auf Olivers Knie. "Ich war schon sehr überrascht und auch geschockt, aber ich habs ja überlebt!" Er lächelte. Oliver lächelte ebenfalls. Zärtlich glitten seine Fingerspitzen über Thomas Hand, welche auf seinem Knie lag. "Ich bin so unendlich froh, dass du mir glaubst und nicht sauer auf mich bist!" "Trotzdem werde ich noch etwas brauchen, ehe ich wieder Vertrauen zu dir aufbauen kann!", meinte Thomas. Er schloss seine Hand um Olivers. Dieser nickte verschwiegen mit auf einander gepressten Lippen zu seiner Aussage. Sie hatten ihre Finger inzwischen in einander verschränkt. Wieder durchströmte Oliver ein Gefühl von tiefster Zufriedenheit und Glück. Er fühlte sich so wohl und geborgen in Thomas Nähe. Es machte ihm nichts aus, mit ihm quasi Händchenhaltend da zu sitzen. Nein, im Gegenteil er wollte die Berührungen fast noch vertiefen. Aber sein Verstand hielt ihn davon ab. Noch sah er in Thomas einen ganz normalen Jungen, er sah ihn wie einen besten Freund und als nichts weiter. Thomas fingerte gerade mit einer Hand an seiner Hosentasche und zog mit viel Mühe eine Schachtel Zigaretten hervor. Als er sie in der Hand hielt, ließ er instinktiv Oliver los und nahm die zweite zur Hilfe. Er steckte sich einem Glimmstängel in den Mund und bat nuschelt seinem Gegenüber auch eine an. Der nahm sie dankend entgegen. Zum Schluss zündete er ihm und sich die Zigarette an. Schweigend saßen sie da und betrachteten einander beim Rauch ausatmen. "Was Sara da abzieht, ist doch voll bescheuert! Jetzt muss ich unsere Freundschaft schon fast geheim halten. Und das alles wegen ihr!", sagte Oliver schroff und drückte seine Kippe im Aschenbecher aus, der neben ihm auf dem Tisch stand. "Wenn sie denkt, so über reagieren zu müssen!", meinte Thomas und tat es Oliver gleich. "Aber lass uns nicht über sie reden, das verdirbt uns noch die ganze Laune!" "Da geb ich dir vollkommen Recht. Manchmal regt sie mich vollkommen auf, weil sie Dinge tut, die ich nicht nach vollziehen kann!" Ihr Gespräch wurde unterbrochen, weil das Telefon laut aus dem Wohnzimmer ihnen entgegen dröhnte. "Entschuldigst du mich kurz?", fragte Thomas. Er stand auf und rannte schnell zum Hörer. Am anderen Ende der Leitung war seine Mutter. "Thomas, ich bleib noch zwei Wochen länger hier. Tante Bertha geht es nicht so gut. Sie braucht jemanden zum Reden." Des weiteren fragte sie ihren Sohn aus, ob es ihm auch gut ginge und wie es in der Schule laufe und so weiter. Nach geschlagenen zwanzig Minuten war das Telefonat beendet. Keuchend setzte sich Thomas zurück zu Oliver nach draußen. "Wer war denn dran, wenn ich fragen darf? Das Gespräch hat ja ziemlich lange gedauert.", wollte dieser wissen. "Meine Mutter. Sie ist vor einigen Tagen zu meiner Tante gefahren und bleibt jetzt noch länger da. Das heißt für mich weitere zwei Wochen alleine! So könnts immer laufen... Na ja, sie ist abgeschweift. Hat mich nen bissel ausgequetscht. Wie Mütter eben so sind." Beide lachten. "Ich kenn das.", sagte Oliver dann. "Meine denkt wirklich, dass ich meinen achtzehnten Geburtstag noch mit meinen Verwandten feiern möchte." "Wann wirst du denn Achtzehn?", warf Thomas ein. "Is nich mehr lange hin. Im September, genauer gesagt am zwölften.", antwortete Oliver. "Du kannst gerne auch kommen! Und wenn sich die Situation bis dahin nicht entspannt, dann mach ich eben zwei Partys. Eine nur mit dir und eine mit Sara und den anderen." Sie brachen beide in Lachen aus und sinnierten minutenlang, wie es wäre zwei Partys zu feiern, wenn die einen nichts von der zweiten wissen durften. Das mochte Oliver. Jemanden, mit dem er sinnlose Späße machen konnte, die keine Bedeutung hatten und zum kaputt lachen waren! Es berührte ihn zart Thomas so herzlich Lachen zu sehen. Wie er sich durch die Haare fuhr und so ausgelassen lachte, dass man seine schneeweißen Zähne sah. Oliver spürte ein aufgewühltes Kribbeln, welches durch seinen ganzen Körper glitt, als er Thomas fröhliches Gesicht betrachtete. Etwas löste dieser Junge in ihm aus. Er wusste noch nicht genau was, aber er war dem schon verdammt nah es heraus zu finden. Als sie sich wieder eingekriegt hatten, waren ihre Gläser schon leer. Thomas ging in die Küche und kam mit einer neuen Flasche Cola zurück. Nachdem die Gläser wieder aufgefüllt waren und ihr Durst gestillt war, redeten sie mit einander über die Ferien, die ja bald anfangen würden. "Und was hast du so vor?", fragte Oliver. "Ich dachte daran hier zu bleiben.", antwortete Thomas. "Meine Mutter fährt immer zur Nordsee und macht dort bei unseren Bekannten Urlaub. Aber ich hab dieses Jahr keinen Bock darauf. Und was steht bei dir an?" "Nun, es hängt von Sara ab, ob sie nun nach Spanien fährt oder nicht!" Oliver goss sich noch etwas in sein Glas ein. "Wenn sie hier bleibt, werde ich wohl die ganze Zeit bei ihr sein, beziehungsweise die ganze Zeit bei ihr verbringen müssen. Wenn sie allerdings nicht fährt, dann könnten wir ja etwas mit einander unternehmen. Was hältst du davon?" "Oh, ja, gerne!", meinte Thomas. "Dann wär ich nicht die ganze Zeit alleine. Das wird auf die Dauer ziemlich öde!" "Das stimmt! Magst du angeln?", fragte Oliver. "Hab ich noch nie gemacht!", gestand Thomas. "Es gibt immer ein erstes Mal!", grinste Oliver. Er schaute auf seine Uhr. "Upps, jetzt ist es zu spät, um noch zum Sport zu gehn." Er nahm einen Schluck Cola. "Aber um ehrlich zu sein, ich hatte eh nicht vor heute hin zu gehen!" "Apropos", warf Thomas ein. "Schwimmen hast du ja nicht mehr und was für Sport machst du sonst so?" "Fünf mal pro Woche gehe ich ins Fitnessstudio. Bin dort seit circa zwei Jahren Mitglied. Nen bissel Krafttraining und so was.", antwortete Oliver. "Wow!" Das verblüffte Thomas. "Jetzt weiß ich auch, wo deine Muskeln herkommen!", scherzte er. Oliver lachte. "Diesen Sommer wollte ich es eh reduzieren! Wenn wir uns des öfteren verabreden, hab ich eine gute Ablenkungsbeschäftigung. Das ist bei mir ja fast schon in einem Wahn ausgeartet! So was ist dann auch nicht gut für den Körper!!" "Na ja, trotzdem könnte ich mir eine Scheibe davon abschneiden!", meinte Thomas. "Ich mach ja absolut keinen Sport." "Wenn du mich fragst, brauchst du das auch nicht! Du bist doch in Form!" "Vielleicht äußerlich, aber körperlich bin ich doch eher schwach!", gab Thomas zu. "Dann nehm ich dich halt mal mit! Mit meinem Mitgliedsausweis kann ich eine Person auch mal kostenlos mittrainieren lassen." "Danke für das Angebot, aber ich würde dabei ziemlich ablosen!" Thomas und Oliver führten ihr lockeres Gespräch bis spät in den Abend hinein weiter. Zum Schluss saßen sie in Thomas Zimmer und er spielte Oliver ein Stück auf dem Keyboard vor. Dieses Mal war es das Lied 'Narcotic' von Liquido als Instrumental. "Du kannst wirklich gut spielen!", lobte Oliver. Er saß auf Thomas Bett und spielte mit einer Zigarette. "Das hab ich schon mit sechs gelernt und seitdem immer fleißig geübt.", sagte Thomas und spielte ausnahmsweise mal etwas Klassisches. "Was kannst du denn so alles spielen?", fragte Oliver. Er setzte sich gerade hin und zündete die Zigarette an, mit der er gerade noch gespielt hatte. "Quer Beet. Am liebsten aber Synthiepop aus den Achtzigern, wie Pet Shop Boys, Erasure, oder Depeche Mode.[1] Manchmal spiele ich auch gerne etwas alternativ Elektro wie Devision oder Celluloid.[2] Klassik ist auch dabei. Ich kann dir ja nen ander Mal auch paar einfache Sachen bei bringen," Thomas setzte sich neben Oliver aufs Bett und steckte sich ebenfalls eine Zigarette an. "Toll! Ich wollt schon immer mal was lernen, was mit Noten zu tun hat!", freute sich Oliver. Als sie beide aufgeraucht hatten, verabschiedete sich Oliver und ging nach Hause. Es war auch schon kurz vor halb elf gewesen. Thomas legte sich hundemüde ins Bett und schlief seelenruhig ein. Er fühlte sich erfüllt, weil er an dem Ziel, Oliver näher zu kommen, ein großes Stück heran gekommen ist. Oliver lag dagegen wach und kämpfte mit diesem Zustand. Er konnte einfach nicht einschlafen. Partout drehten sich seine Gedanken, um einfach alles, was Thomas betraf: Seine Blicke, seine Worte, seine Berührungen. Er konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Olivers Kreislauf war so in Wallung, sein Herz hämmerte. Er fühlte sich als hätte er einen einhundert Meter Lauf hinter sich, wo er doch eigentlich >nur< an Thomas dachte. Er drehte sich auf den Bauch, wieder zurück auf den Rücken, dann probierte er es mal auf der Seite - nichts klappte. Nach unzähligen Stunden schlief er endlich völlig erschöpft ein und nach knapp zwei Stunden wurde er wieder geweckt. Sein Wecker schepperte Mark durchdringend. Müde und schlapp quälte er sich aus dem Bett und schleppte sich regelrecht zur Schule. "Warum heute so niedergeschlagen, mein Süßer?", fragte Sara in der ersten großen Pause. Sie saß, ausnahmsweise mal alleine, mit Oliver auf einer Bank. "Ach, ich hab kaum drei Stunden geschlafen!", gähnte Oliver. Er machte es sich im Schneidersitz bequem. Mit dem Arm stützte er sich auf sein Knie ab und legte seinen Kopf in seine Hand. "Warum hast du denn so wenig geschlafen, Schatz?", fragte Sara weiter. Sie legte ihre Hand mütterlich auf sein Knie. //Warum plötzlich so fürsorglich?//, dachte Oliver gereizt und sah argwöhnisch aus den Augenwinkeln auf Saras Hand. Er erinnerte sich daran, wie Thomas am Tag zuvor seine Hand an der selben Stelle liegen hatte. Aber warum dachte er gerade jetzt daran? Vielleicht, weil es sich auf eine sehr eigenartigen Art und Weise viel schöner angefühlt hat? //Krieg dich mal wieder ein!//, schallte es durch seinen Kopf. //Vor dir sitzt deine Freundin!// "Ich war kaputt vom Training.", schwindelte Oliver. Um seine komischen Gedanken zu vertreiben, beugte er sich vor und küsste Sara voller Hingabe. Nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss war Sara ganz verblüfft. Sie beendete den Kuss und atmete schnell. Ihre Hand strich zu Olivers Wange, sie grinste spitzbübisch und war seinem Gesicht noch ziemlich nahe, als sie überrascht "Wow, so einen Kuss habe ich doch gar nicht verdient." hauchte. Obwohl Oliver das Gegenteil dachte, meinte er kurz und bündig "Und ob", ehe er sanft ihre Wange streichelte. In seinem Blick ihr gegen über lag viel Liebe. Doch irgendwie waren diese Gefühle gelogen und falsch. Längst war etwas mit ihm passiert. Aber Oliver ahnte es noch nicht genau. Für ihn war es noch ein undeutbares Gefühl. Sara grinsend vor ihm zu haben, gefiel ihm nicht mehr, er lehnte sich zurück und ließ seine Augen über den Schulhof schweifen. Dabei erhaschte er einen Blick auf Thomas, der nur wenige Meter weiter stand, an die Wand gelehnt und mit einer Zigarette in Hand. Sofort durchflutete ihn dieses wohlige warme Gefühl. Ein leichter Rotschimmer legte sich sogar auf seine Wangen. Als er an ihre gestrige Unterhaltung dachte, musste er verschmitzt lächeln. "Wollen wir wieder reingehen?", fragte Sara. "Mir ist ganz schön heiß geworden!" Sie zog an den Trägern ihres engen weißen Tops. Oliver nickte abwesend und starrte weiterhin unbewusst zu Thomas. "Nun komm!", sagte Sara ungeduldig, dennoch höflich und tippte auf Olivers Schulter. Er hatte nicht mitbekommen wie sie aufgestanden war und nun neben ihm stand. Auf dem Flur trennten sich ihre Wege. Sara ging die Treppe hoch am Ende des Flures und Olivers Klassenzimmer lag in der Mitte. Oliver setzte sich wie immer in die letzte Reihe seiner Klasse und schaute fast sehnsüchtig zur Tür. Als Thomas dann nach einigen Minuten durch die Tür kam, blickte Oliver schnell an die Tafel. Nachdem Thomas sich auf seinen Platz gesetzt hatte, legte Oliver seinen Kopf auf seine verschränkten Arme und sah verträumt in die Leere. Er bekam weder mit, dass die Lehrerin die Klasse betrat, noch, dass sie ihn anredete. Nachdem Holger ihn hart an stupste, konzentrierte er sich wieder auf das Geschehen um ihn herum. "Oliver, mein lieber, da Sie jetzt wieder Geistig anwesend in dieser Klasse sind, lesen Sie doch bitte Seite einhundertfünfundachtzig aus dem Lehrbuch vor." Oliver nahm sein Lehrbuch, blätterte die Seite auf und begann zu lesen. Zum Ende der Stunde gab Frau Fricke der Klasse einige Aufgaben für zu Hause mit, weil der restliche Unterricht für diesen Tag ausfiel. Oliver wartete in der Pause noch auf Sara, die mal wieder länger als er Schule hatte. Sie setzten sich wieder zu zweit auf die Bank. "Es ist gemein, dass du immer früher als ich Schluss hast!", meckerte sie und verzog eine Miene. "Meinst du", sagte Oliver lächelnd. "Ich hab so viele Hausaufgaben aufbekommen... Und nun verzieh nicht so das Gesicht!" Er stupste seiner Freundin an die kleine Nase. "Ja ja, möchtest du heute, wenn du alles erledigt hast, zu mir kommen? Du bist herzlich zum Abendessen eingeladen. Meine Eltern würden sich freuen." "Ach, ich weiß nicht." Oliver blickte auf dem Baum, der neben der Bank stand. Das Licht der Sonne brach sich durch den Olivgrünen Blättern. "Ich würde mich sehr freuen!", warf Sara ein. "Na gut." Oliver gab auf. Ohne triftigen Grund, ließ sich Sara noch nie ablehnen. Und dieses Mal wusste Oliver keine Ausrede mehr. "Am besten du kommst so gegen Acht vorbei. Und bring deine Sachen mit. Es wäre mal wieder schön, wenn du bei mir schläfst! Seit wir zusammen sind, hast du erst zweimal eine Nacht bei mir verbracht." "Ist gut. Ich komm dann lang. Und jetzt geh ich lieber nach Hause, damit ich meine Aufgaben noch schaffe." Oliver stand auf und Sara tat es ihm gleich. Beim Tor am Ende des Schulhofes verabschiedeten sie sich von einander. "Zieh dir auch was schönes an. Meine Eltern wären sonst gekränkt!" "Ja, Sara, werd ich machen." Ein inniger Kuss, den Sara Oliver gab und schon ging jeder der beiden seinen Weg. Gegen sieben Uhr abends war Oliver endlich mit seinen Aufgaben fertig. Danach badete er und zog sich etwas ordentliches an. Zum Schluss packte er sich Wechselsachen in seinen Schulrucksack und war fünf Minuten vor Acht vor Saras Haustür. Sie öffnete ihm und besah ihn von oben bis unten. Er trug eine saubere schlichte, aber dennoch elegante schwarze Jeans und dazu ein ordentlich gebügeltes weißes Hemd mit dünnen roten Streifen. "Du siehst echt gut aus, mein Süßer!", himmelte Sara ihn an und gab ihn einen dicken Begrüßungskuss. Als sie Oliver ins Esszimmer führte, sah er schon ihre Mutter, ihren Vater und ihre dreizehnjährige Schwester Benedikta (von allen nur Nedi genannt) am Esstisch sitzen. Während sie alle zusammen aßen, fragte ihn Saras Vater nahezu aus. Er wollte wissen, wie es seinen Eltern ginge, was die Schule mache, was er ihn den Ferien alles vorhatte und so weiter. Zum Schluss witzelte ihr Vater noch in der Art rum, ob Oliver auch gut zu Sara wäre. Dieser empfand diese Art von Witzen gar nicht gut und er fühlte sich in seiner Haut alles andere als wohl. Er war überglücklich, als er endlich alleine mit Sara in ihrem Zimmer war. Oliver schmiss sich genervt auf das Bett seiner Freundin. Sie kam etwas später als er ins Zimmer. Langsam schloss sie die Tür hinter sich und seufzte. "Sorry, dass du dir das antun musstest. In letzter Zeit spinnt mein Dad ein wenig." Oliver antwortete nichts. Er sah nur mit einem leichten Entsetzen, dass Sara auf ihn zu gepirscht kam, bereit zum Angriff. In dem Augenblick wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er nun gänzlich allein mit ihr war, ohne Fluchtweg. Doch zu seiner völligen Überraschung wollte sie nicht über ihn herfallen, sondern begann ein ganz normales Gespräch, wie Oliver es schon lange nicht mehr mit ihr hatte. Nur selten ließ sie von ihrer Überheblichkeit ab und vergas ihre Eingebildetheit. Sie konnte herzlich und völlig normal sein, aber das war sie nur verdammt selten. Oliver konnte sich glücklich schätzen, denn er war mit höchster Wahrscheinlichkeit der einzige Mensch, dem sich Sara so entblößte. Auch wenn das im Verhältnis dazu stand, dass er seit fast einen halben Jahr ihr fester Freund war. Sara setzte sich ganz normal neben ihm aufs Bett. "Ich werde mit nach Spanien fahren.", sagte sie. "Gleich nach der Zeugnisausgabe gehts los. Wir haben da noch nicht mal Zeit um uns von einander zu verabschieden!" "Oh, die Zeugnisausgabe ist ja schon Übermorgen..." Oliver traf diese Tatsache wirklich. Er mochte Sara doch irgendwie noch, sie war nicht nur da, um seinen Status zu bestärken. Aber geliebt hatte er sie nie richtig, trotzdem mochte er sie. Wenn sie sich öffnete und normal tat, war er sogar sehr gerne mit ihr zusammen. Aber sie war ganz selten so, zu oft war sie viel zu nervig und dann konnte sie Oliver echt an die Wand klatschen. "Wie lange bleibt ihr dort?", fragte er. "Meine Eltern haben glücklicherweise beide vier Wochen Urlaub bekommen, also werden wir auch solange weg bleiben.", antwortete Sara. "Olli, ich werde dich ganz doll vermissen!" Sie setzte sich ohne Vorwarnung einfach auf seinen Schoß. //Nun ist also der Zeitpunkt gekommen, an dem sie mehr will!//, dachte Oliver und ließ sich von Sara bestimmt aufs Bett drücken. Sie küsste ihn und wurde dabei immer heftiger und herausfordernder. Sie ließ ihre Zunge in seinen Mund gleiten, spielte dort mit seiner Zunge und ließ dann nach einigen Minuten, auf äußerst lüsterne Art, ihre Zunge wieder aus seinem Mund gleiten, um eine feuchte Spur an seinem Kinn entlang zu ziehen. So hart war Sara noch nie rangegangen und das machte sich sofort in Olivers Unterleib bemerkbar. Es kribbelte in seiner Leistengegend und seine Erektion wollte befreit werden. Aber an dieser Stelle war Sara noch lange nicht, sie war erst mit Olivers Hals beschäftigt. Nachdem sie diesen ausgiebig geküsst und beleckt hatte, widmete sie sich seinem Oberkörper. Fast gewalttätig riss sie die Knöpfe seines Hemdes auf. Sie küsste seine gesamte Brust bis zum Bauchnabel hinunter. Oliver wälzte sich unter ihren Berührungen im Bett hin und her. Er war ein nie besonders sexueller Junge gewesen. Selten hatte er sich selbstbefriedigt und kannte dieses Gefühl richtig erregt zu sein kaum. Endlich, wie Oliver dachte, widmete Sara sich seinem Unterleib. Hastig öffnete sie seine Hose und zog sie ihm auch gleich ganz aus, wobei sie die Socken nicht außen vor ließ. Während sie ihm die Socken über die Füße zog, entledigte Oliver sich seines Hemdes komplett. Nun lag er nur noch in einer dunkelblauen Unterhose vor ihr auf dem Bett. Sara türmte sich vor Oliver auf und zog sich selbst in Blitzeseile komplett aus. Als dann auch die Unterhose von Olivers Körper verschwunden war, schliefen sie miteinander. Nach knapp fünf Minuten war der ganze Spaß beendet. Dieses Erlebnis hatte Oliver vollkommen ausgepowert. Seine Brust bebte auf und hab, die Luft verteilte sich fast schmerzhaft in seiner Lunge und er wollte nichts anderes als eine Zigarette in diesen Augenblick. Zum Glück hatte er sich auf dem Weg eine Packung gekauft, aber die lag in seiner Schultasche und diese stand immer noch im Flur unten. Unbekleidet durch ein fremdes Haus konnte er nicht laufen und er konnte seine Freundin so kurz nach dem Akt auch nicht allein lassen. Es dauerte fast endlose Minuten, bis Sara einschlief. Vorsichtig löste Oliver sich von ihr. Er zog sich sein Hemd und seine Jeans wieder an und ging ganz leise zu seiner Schultasche. Draußen vor der Tür rauchte er. Gerade als er wieder reingehen wollte, öffnete sich hinter ihm die Tür und Benedikta kam aus dem Haus geschlichen. Sie erschrak heftig als sie Oliver sah. "Oh, will sich hier jemand heimlich aus dem Haus stehlen, des Nachts, wenn alle schlafen?!", meinte Oliver lachend über Benediktas Reaktion. "Ähm, ja", antwortete sie schüchtern. "Olli, sags bitte keinem weiter! Bitte! Ich wollt mich mit meinem Freund treffen und keiner darf das erfahren, okay? Denn es weiß noch niemand, dass ich einen Freund habe. Versprichst du es mir?" "Ja, klar, Nedi! Das bleibt unser Geheimnis. Bleib aber nicht zu lange und mach keine unanständigen Dinge!" Benedikta nickte schüchtern und küsste Oliver scheu zum Dank auf die Wange. Hastig ging sie. Er sah ihr lächelnd kopfschüttelnd nach. Sie war von Anfang an wie eine kleine Schwester für Oliver gewesen. Dieses kleine schüchterne Mädchen war immer das komplette Gegenteil ihrer Schwester. Und wegen ihrer Natürlichkeit noch ein Stück hübscher und süßer als Sara. Und nun hatte sie mit dreizehn schon einen Freund. Wer es wohl sei und ob Oliver ihn kennen würde, geisterte durch seinen Kopf, bis ihm einfiel, dass er nicht so lange weg bleiben durfte, damit Sara nichts mitbekam. Wieder im Haus ging er sich noch schnell etwas waschen, ehe er sich erschöpft ins Bett zu seiner Freundin legte. Am nächsten Tag kamen Sara und Oliver Hand in Hand auf den Schulhof und zogen mal wieder alle, vor allem neidische Blicke auf sich. Solche Momente liebten beide total und stolzierten mit noch geschwellter Brust umher. Als Thomas jedoch an ihnen vorbei ging, wurde Oliver diese ganze umher tuerei ziemlich peinlich. Er besann sich wieder, wie fies doch Sara gewesen war und ließ ihre Hand los. Außerdem bemerkte er immer stärker seine neuen Gefühle, wenn immer Thomas auch nur in entferntester Nähe war. Er wurde wieder etwas ruhiger und verschlossener. Sara bekam von dem allem nichts mit, sie war viel zu sehr damit beschäftigt mit ihren Freundinnen abzulästern. In der ersten Stunde mussten alle ihre aufgetragenen Aufgaben abliefern. In der zweiten Stunde sprach Frau Fricke über die am nächsten Tag kommende Zeugnisausgabe. Sie würden nur zwei Stunden haben und dann in die wohlverdienten Sommerferien gehen. Zum Stundenende hin, bat sie Oliver und Thomas auf ein Gespräch zu sich. "Also", begann sie. "Herr Schilm, seit Sie Herrn Richter Nachhilfe geben, hat sich sein Notendurchschnitt erheblich gebessert. Auch wenn es nur knapp zwei Wochen waren, aber es hat sich schon sehr gezeigt. Ich bin ziemlich froh darüber. Und wie ich sehe, hat sich das Verhältnis unter Ihnen beiden auch stark verbessert, was mich natürlich mit am Meisten freut!" Sie sah beide herzlich lächelnd an. Oliver grinste und Thomas strahlte bis über beide Ohren. Er war glücklich Leistung bewiesen zu haben. Oliver war sehr stolz, dass seine Hilfe Erfolg gebracht hat. Frau Fricke sprach weiter. "Thomas, Ihnen habe ich auch gleich eine Eins eingetragen. Und Oliver, Sie bekommen die Einsen wie abgemacht auf Ihren Zeugnis!" Thomas und Oliver klatschen einander im Eifer der Euphorie ab. Auf dem Weg nach draußen redeten Thomas und Oliver ausgelassen miteinander. "Wir haben es geschafft!", sagte Oliver erleichtert. "Schön, dass du dich gut gemacht hast!" Er klopfte Thomas freundschaftlich auf die Schulter und ließ seinen Arm auf Thomas Schulter liegen. "Ja, danke für deine Hilfe! Sonst hätte ich es wohl kaum geschafft!" Thomas legte seinen Arm um Olivers Hüften, da er nicht so groß war. Sie redeten und lachten ausgelassen weiter, bis sie in der strahlenden Sonne standen. So vertieft in ihr Gespräch bekamen sie nicht mit, dass sie eng an einander geschlungen durch die Gegend gingen, fast so wie ein Liebespärchen. In Thomas beliebten Ecke zum Rauchen unterbrachen sie ihren Körperkontakt und stellten sich vor einander. Diesmal bat Oliver Thomas eine Zigarette an. Sie führten ihr Gespräch fort, ohne die anderen auf dem Hof wahrzunehmen. "Sara führt morgen nach Spanien. Wir haben vier Wochen der Ferien ganz für uns alleine!", strahlte Oliver. "Oh, schön!", freute sich Thomas. "Ja, find ich auch, dann können wir am Montag gleich mal angeln gehen. Was hältst du davon?" Oliver erzählte von dem Platz an dem er immer angeln ging. Sara hatte sich mit Kathrin über ihre Mitschüler ausgelassen, bis diese sie auf Thomas und Oliver aufmerksam machte. Sara wurde knall rot im Gesicht rasend vor Wut über dessen, was sie sah. Thomas und Oliver gingen die Arme um einander geschlungen, gemütlich, ohne sich auch nur von irgendjemanden ablenken zu lassen, über den Schulhof. So etwas konnte man mit Sara nicht machen. Und das auch noch, wo die anderen so freie Sicht auf die beiden hatten. Vor Wut brodelnd, bahnte sich Sara einen Weg auf ihren Freund. "Sag mal was fällt dir überhaupt ein!", schrie sie Oliver an und zog rabiat am seinen Arm um ihn zu sich zu drehen. "Was?", fragte dieser sichtlich verwirrt. Das Lächeln auf seinem Gesicht schwand, als er Saras Ausdruck sah. Sie zog ihn einige Meter von Thomas weg und hielt ihm erst mal eine Standpauke, wen er als Freundin hätte. Auch wenn sie einige Meter entfernt von Thomas standen, konnte der fast jedes Wort hören, so laut brüllte Sara. Nachdem sich Oliver ihren Vortrag stillschweigend angehört hatte, zog er sie in seine Arme. "Mach dir keine Sorgen, Sara. Er ist mein bester Freund!", flüsterte Oliver und küsste sie beruhigend. Sara beruhigte sich zwar schnell, doch fügte sie hinzu: "Ich möchte nicht, dass ihr befreundet seit!" "Liebst du mich, akzeptiertst du was ich möchte. Und ich möchte Thomas als Freund behalten!" "Aber..." "Nein, kein aber!" Zum ersten Mal wurde Oliver etwas lauter. "Entweder du akzeptierst es, oder ich trenne mich von dir!!!" Oliver hatte endlich ein Machtwort gesprochen. "Und jetzt möchte ich nicht weiter mit dir darüber reden!" Er ließ sie einfach so stehen. Sara sah ihm überrascht nach, ihr waren die Worte im Halse stecken geblieben. Oliver stellte sich wieder zu Thomas. "Wegen mir brauchst du dich aber nicht mit deiner Freundin streiten!", meinte Thomas verlegen. "Ach, da gibt es keine Diskussion. Sie hat sich mal wieder ohne Grund völlig dumm verhalten!" Oliver lachte unbeeindruckt. Sara hörte dies und ging total beleidigt zurück zu ihren Freundinnen. "Und?", fragte Kathrin interessiert. "Nichts und!", sagte Sara gereizt. "Der hat sie nicht mehr alle!!" Sara und Oliver redeten die restliche Zeit nicht mehr mit einander. Als die Zeugnisse am Freitag vergeben wurde, fuhr sie danach ohne sich von ihrem Freund zu verabschieden in die Ferien. Oliver begleitete Thomas nach Hause. Sie unterhielten sich über ihre Ferienplanung und was sie zusammen unternehmen wollten. Anschließend zeigte Thomas Oliver die Grundgriffe beim Keyboard spielen. [1] Ach, ich konnte meine Lieblinge auch mal wieder einbauen! *eg* [2] Leider hab ich da keine so große Ahnung. Ich hab einfach paar Namen genommen, die ich bei meinen Schwager gesehen habe. Angeblich sollen die so was Ähnliches wie depeche Mode machen. Sommerferien und ein unvergesslicher Grillabend ----------------------------------------------- Hallo! nachdem sich das letzte Kapitel so scheiße hochgeladen hat und ich es im Nachhinein nicht ändern konnte, habe ich hier jetzt aufgepasst. Ich hoffe, es ist lesbar. Nun viel Spaß, beim bis hierhin absolut spannensden Kapitel in der Whe Me??? Geschichte: Und bitte hinterlasst ein paar Komentare... *auf knien bettelt* In dem Sinne VIEL SPAß!!! 5. Kapitel: Sommerferien und ein unvergesslicher Grillabend Am ersten Tag der Ferien wachte Thomas super glücklich auf: Sara war weg, Oliver hatte ihre Freundschaft vor ihr verteidigt, es machte ihm nichts aus mit Thomas von den anderen gesehen zu werden, außerdem war es Oliver auch nicht komisch Thomas in irgendeine Weise näher zu berühren. Zu alledem war Thomas heute noch mit Oliver verabredet - kurzum der Tag war perfekt! Singend duschte Thomas. Für Frühstück war es schon viel zu spät, für Mittag eigentlich auch, immerhin war es schon bald drei, aber Thomas war zu hungrig. Er machte sich Nudeln, die er gemütlich draußen im Sonnenschein essen wollte. Er hatte schon so wenig an (außer seiner heißgeliebten schwarzen Hotpants nichts), dennoch war es ihm nach wenigen Momenten zu heiß und er verzog sich nach drinnen zum Essen. Zweiunddreißig Grad im Schatten waren einfach viel zu heiß! Kaum hatte er aufgegessen und war im Begriff sich ein T-Shirt überzuziehen (in seinem Zimmer war es recht kühl), klingelte auch schon Oliver an die Haustür. Schnell streifte sich Thomas das Shirt über den Kopf und nur nach wenigen Augenblicken öffnete er mit freudiger Miene die Tür. Oliver stand lächelnd vor ihm, das machte ihn unheimlich glücklich. "Hast du schon was gegessen?", fragte Thomas höflich und ging mit Oliver in die Küche. "Nee", sagte dieser. "Ich bin grad erst aufgestanden. Aber jetzt wo du es fragst, ich hab schon ziemlich Hunger!" "Da kommst du ja gerade recht. Ich hab mir vorhin was gekocht." Thomas tat Oliver etwas und sich einen zweiten Teller auf. Schweigend aßen beide. "Wow, du kannst ja echt gut kochen!", sagte Oliver und musste sich stark zusammen reißen, um nicht auch noch den Teller abzulecken. "Das kam von ganz alleine. Meine Mutter war oft weg, da hab ichs mir selbst beigebracht." Thomas nahm beide Teller und stellte sie in die Spülmaschine. Danach gingen sie in sein Zimmer und stellten sich hinters Keyboard. "Na mal sehen, ob du die Griffe, die ich dir gezeigt hab, noch kannst...", meinte Thomas und machte Oliver Platz zum Spielen. Sofort begann dieser die einzelnen Töne zu spielen, zwar etwas holprig, aber immerhin hatte er sich noch einiger Maßen drauf. Thomas lauschte und nach einigen Momenten musste er auflachen. "Was?", fragte Oliver auch lachend und sah Thomas von der Seite an. "Hab ich was falsch gemacht?" "Nein, das ist es nicht.", antwortete Thomas wahrheitstreu. "Du spielst sogar gut für einen Anfänger! Es ist nur, ich musste gerade daran denken, wie du mir Nachhilfe gegeben hast, und nun lernst du von mir etwas Keyboard spielen." "Na, da hast du allerdings recht. Das ist schon auf eine sehr ungewöhnliche Art lustig", lachte Oliver. Einige Zeit und zwei Zigaretten später versuchte sich Oliver an einem richtigen Lied. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Oliver schlicht mit Klassik anfangen sollte. Als der Morgen schon graute, fiel es den beiden erst auf, dass sie die ganze Nacht durch geübt hatten. Die Zeit war nahezu gerast, sie hatten sich unterhalten, den ein oder anderen Snack zwischendurch gegessen und natürlich voller Eifer gespielt. "Huch, nun sollte ich aber mal so langsam gehen.", sagte Oliver und blickte von seiner Uhr auf. "Es ist kurz vor fünf Uhr früh!" "W..", schreckte Thomas auf. Er lag auf seinem Bett. "Die Nacht ist schon rum? Das hab ich gar nicht bemerkt." "Ich auch nicht.", entgegnete Oliver und bewegte sich in Richtung Tür. "Bleib ruhig liegen, ich kenn den Weg. Na ja, dann tschüß, bis morgen!" Er warf noch einen kleinen Blick auf Thomas, der nickte und es sich dann bequem machte. Schließlich ging er nach Hause und nahm eine ordentliche Mütze voll Schlaf, genauso wie Thomas. Am nächsten Tag wurde Oliver von seiner Mutter schon um zwölf Uhr geweckt. Er musste mit im Haushalt helfen. Er half gerne, wenn auch grummelnd wegen der Schlafstörung. Nach dem Mittagessen fuhren seine Eltern einkaufen. Oliver nutzte die Zeit, um sich noch mal hinzulegen und in Ruhe auszuschlafen. Gegen späten Nachmittag besuchte er Thomas. Dieser hatte gerade den Rasen gemäht. Als Oliver den Schweiß an Thomas Gesicht und Hals hinunter laufen sah, wurde ihm ganz mulmig in der Magengegend und entschuldigte sich, um mal aufs Klo zu gehen. Auf der Toilette bemerkte er etwas seltsames an seinem Körper. Er hatte durch den bloßen Anblick, wie an Thomas der Schweiß glänzend hinunter lief, eine gewaltige Erektion bekommen. //Fuck, und was mach ich jetzt//, dachte er völlig verzweifelt und betrachtete das riesen Ding in seiner Hose. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass er wegen Thomas eine Erektion bekam. "Alles klar bei dir?", hörte er Thomas besorgte Stimme, nachdem Oliver schon an die zwanzig Minuten im Bad verbracht hatte. "Mir gehts gut!", presste er gequält hervor. "Spiel schon mal was, ich komm gleich nach." Tja, was würde nun gegen seinen Ständer helfen? Kaltes Wasser, oder sollte er sich wirklich hier in diesem Bad einen runterholen? Oliver überlegte angestrengt. Ihm ging Thomas Anblick nun auch nicht aus dem Kopf heraus und das half ihm absolut nichts. Nach einigen umher überlegen versuchte er es mit Wasser, das aber leider nicht so richtig kalt werden wollte. Das nützte ihm nicht viel. Er sah keinen anderen Ausweg mehr, als sich endlich durch Selbstbefriedigung seiner schon fast schmerzende Erregung, zu entledigen. Schließlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und zog seine Shorts bis zu den Knie hinunter. Da stand er nun, im Bad eines Jungen, wegen dem auch noch diese Erektion hatte, Unterleib entblößt und völlig geil. Er kam sich unendlich lächerlich vor, aber es half nichts. Schnell und heftig rieb er an seinem Glied. Er musste sich auf die Toilette setzen, so schummrig wurde ihm dabei. Laut keuchte Oliver, als ihm das Sperma aus seiner Eichel lief - vorsichtshalber in ein Stück Klopapier, welches er im letzten Augenblick noch gegriffen hatte. Nachdem er das Papier in der Toilette verschwinden ließ, wusch er sich die Hände und ging zu Thomas. Der stand nicht hinter dem Keyboard, sondern lag auf seinem Bett und zog an einer Zigarette. "Krieg ich auch eine?", fragte Oliver und setzte sich noch tief luftholend neben Thomas. Während sie rauchten, versuchte Oliver Thomas nicht anzusehen. Ihm war seine Tat von vor wenigen Minuten ziemlich unangenehm. Nach einigen Minuten wurde es Thomas zu dumm und er fragte nach dem Grund, warum Oliver plötzlich so verändert sei. Denn der saß (mit großen Abstand) neben ihm, sagte kein Wort und sah stur gerade aus. "Nichts ist los mit mir.", sagte Oliver leise und versuchte Thomas Blicken auszuweichen. "Mensch, Oliver, krieg dich verdammt noch mal wieder ein! Wenn du nur schweigen und nichts tun willst, dann geh nach Hause! Da kann ich auch gleich allein sein!!", sagte Thomas mit einem Anklang von Wut in seiner Stimme und ging zu seinem Keyboard. "Tut mir Leid!", meinte Oliver ehrlich. Er ging ebenfalls hinters Instrument und spielte zur Aufmunterung das Lied, welches er noch in den frühen Morgenstunden zu lernen angefangen hatte. Na ja, zumindest versuchte er es, denn es klang total schief und er vergas einige Töne. "Nicht so schlimm, wenn du dich mal verspielst!", ermunterte Thomas und zeigte alles noch mal. Die alte Chemie war zwischen ihnen wieder hergestellt. Das erfreute Thomas zu tiefst und Oliver versuchte wie vorher zu sein - unbefangen und aufgeschlossen. Sie hatten Spaß, alberten und lachten genauso wie vorher rum. "Was hältst du davon, wenn du mal zu mir vorbei kommst?", fragte Oliver etwas später am Abend. "Ich zu dir?", stellte Thomas als Gegenfrage. "Ja, dann können meine Eltern auch mal meinen besten Freund kennen lernen!" "Ich bin dein bester Freund?" Das Erstaunen war Thomas völlig ins Gesicht geschrieben. Oliver lachte bei diesen Anblick und nickte. "Morgen zum Beispiel. Wir grillen ein bisschen und anschließend kannst du noch bei mir schlafen. Sei aber spätestens um fünf da." "Okay", sagte Thomas. "Aber ich weiß nicht mehr wo du wohnst. Ich war so betrunken, ich habs vergessen!" Oliver erklärte ihm den Weg. Nach dieser kurzen Beschreibung spielten sie weiter. Oliver war über sich selbst extrem verwundert, erst hatte er sich wegen Thomas einen runtergeholt und dann lud er ihn auch noch zu sich ein, einschließlich des Übernachtens. So etwas passte nicht zu ihm. Erst im nachhinein wurde ihm so richtig unbehaglich bei dem Gedanken. Was würde wohl passieren? Unruhig drehte er sich in seinem Bett von der einen auf die andere Seite. Er träumte von Thomas. In einem Traum küssten sie sich, im nächsten befriedigte sich Oliver sogar vor Thomas Augen. Aus Thomas Gesicht wurde Saras. Schweißgebadet und nach Atem ringend wachte er auf. Verdammt, was ging nur mit ihm ab? Mit dem Ende des Traumes war auch seine Nacht zu Ende. In den frühen Morgenstunden geisterte er durchs Haus und machte sogar für seine Eltern Frühstück. Als seine Mutter, noch im Morgenmantel bekleidet, die Küche betrat, war sie ziemlich überrascht ihren Sohn beim Essen machen vorzutreffen. "Schatz, was hat dich denn schon so früh..." Sie sah auf die Küchenuhr. "Halb sieben. Aus dem Bett getrieben?" "Wenn dus genau wissen willst, Ma, schlechte Träume." Nachdem auch sein Vater, schon im Anzug bekleidet, am Tisch Platz nahm, aßen sie. "Wir grillen doch heute Abend", begann Oliver. "Ich hab meinen besten Freund Thomas eingeladen mitzuessen. Falls es euch natürlich nichts ausmacht." Ergänzte er schnell, als er sah, wie sein Vater die Augenbraue anhob. "Nein, das geht schon.", antwortete seine Mutter. "Aber ich dachte immer, Holger wäre dein bester Freund..." "Das hat sich eben geändert.", sagte Oliver vergnügt. "Thomas ist erst seit ungefähr zwei Monaten in meiner Klasse. Ich mag ihn viel lieber als Holger." "Ist ja schön, Oliver, dass du ihn in deinen Freundeskreis aufgenommen hast und dass du dich mit neuen Leuten so gut verstehst!", meinte seine Mutter und begann den Tisch abzuräumen. "So bin ich eben.", sagte Oliver und tänzelte aus der Küche. Sein Vater schmunzelte. "Manchmal ist er eigenartig! Grad in letzter Zeit!", meinte Frau Schilm zu ihren Mann. "Ach, Gerda, lass ihn. Er ist halt jung." Somit beendete Herr Schilm das Gespräch und fuhr zur Arbeit. Den halben Tag war Oliver damit beschäftigt sein Zimmer aufzuräumen. Am Nachmittag half er eifrig beim Grill vorbereiten und gegen fünf Uhr wartete er ungeduldig auf Thomas. Dieser kam dann auch pünktlich, in einem Schlabberlook, mit kurzer Hose und weitem T-Shirt. Oliver führte Thomas in den riesigen Garten. "Setz dich schon mal da drüben hin. Ich helf nur kurz meiner Mutter.", sagte Oliver und verschwand auch sogleich. Thomas setzte sich an die Seite des langen grünen Gartentisches, ebendort wo Oliver hingezeigt hatte. Kurz, nachdem er weggegangen war, kam er schon wieder, mit zwei Schüsseln Salat in den Händen. Diese stellte er ab und setzte sich rechts neben Thomas. "Meine Mutter dürfte gleich kommen.", flüsterte Oliver Thomas ins Ohr. Genau in diesen Moment kam Frau Schilm in den Garten. Sie sah gerade noch, wie Oliver seinen Kopf von Thomas wegzog. Innerlich erschrak sie fürchterlich über diesen Anblick. Es hatte auf den ersten Blick ausgesehen, als hätte Oliver Thomas geküsst. Aber nach kurzen Nachdenken kam sie zu dem Schluss, dass ihr Sohn bestimmt nie einen Jungen küssen würde! Sie hatte nur wenig Zeit den Schock zu verdauen, denn als Thomas sie bemerkte, stand er sofort von seinem Platz auf und trat auf sie zu. Höflich und zuvorkommend nahm er ihr das Tablett mit dem unfertigen Grillfleisch ab und stellte es neben den Grill. Nachdem er damit fertig war, stellte er sich Olivers Mutter anständig vor, indem er ihr die Hand hinhielt und seinen Namen nannte. Als diese Formalitäten beendet waren, betrat auch schon Olivers Vater den Garten und Thomas konnte sich erneut vorstellen. Nach dieser kleinen Vorstellungsorgie machte sich Olivers Vater ans Grillen, währenddessen hatten sie genug Zeit, um sich ausreichend mit Thomas zu unterhalten. "Thomas, du bist seit circa zwei Monaten in Olivers Klasse?", fragte Frau Schilm neugierig und goss jedem ein Glas Cola ein. "Ja, das stimmt.", nickte Thomas. "Und hast du dich schon gut eingelebt?", fragte sie weiter. "Es geht. Oliver ist der einzige, der mir dabei geholfen hat.", sagte Thomas und wich den Blicken von Herrn Schilm aus. "Was ist denn mit den anderen Jungen und Mädchen?" Noch während Thomas Luft holte, antwortete auch schon Oliver für ihn. "Ma, Sara mag Thomas nicht! Noch weniger mag sie, dass ich mit ihm befreundet bin. Leider stehen meine Freunde mehr zu meiner Freundin, als zu mir. Ich bin der einzige, der mit ihm befreundet ist!" Olivers Mutter musterte Thomas. "Ich kann mir aber nicht vorstellen warum!" Oliver zuckte mit den Schultern. "Dass du als einziger mit ihm befreundet bist, mein Schatz, ist ein großer Charakterzug von dir!", sagte Frau Schilm und ergriff die Hand ihres Sohnes. "Das sehe ich genauso!", sagte Herr Schilm und stelle den Teller mit dem fertigen Fleisch auf den Tisch. Sie fingen an zu essen. Währenddessen wurden kleine Gespräche geführt. Oliver unterhielt sich mit Thomas, genau in der gleiche Art, wie wenn sie alleine waren. Sie scherzten und lachten. Sie saßen sehr nahe bei einander - Knie an Knie und Arm an Arm und berührten sich einige Male unabsichtlich. Oliver musste schwer durchatmen. Er fühlte sich von Minute zu Minute mehr zu Thomas hingezogen. Gerade als sich Thomas etwas schräg über Oliver beugte, um ans Brot heran zu kommen, passierte es: Oliver, der seine Hand auf die Gartenstuhllehne legen wollte, verfehlte diese und legte seine Hand aus versehen genau auf Thomas Schritt. Geschockt sprang Oliver auf, so dass sein Teller mit dem Fleisch durch die Luft flog und die Getränke auf dem Tisch umkippten. Oliver rannte wie von der Tarantel gestochen ins Haus sofort ins Badezimmer. Eiligst verriegelte er die Tür hinter sich und setzte sich auf den Klodeckel. Die Stirn in Falten gelegt, stützte er seinen Arm auf dem Knie ab, die Wange in die Hand gelegt. Thomas war ebenso aufgesprungen, als er sich über Olivers Hand erschreckte. Er war mit Cola überschüttet. Frau Schilm versuchte noch mit Servietten Thomas abzutupfen, das half aber nicht. Ohne ein Wort zu sagen, rannte auch Thomas ins Haus. Als er den Türgriff zur Toilette herunter drückte, merkte er, dass sie verschlossen war. "Oliver, darf ich bitte reinkommen? Es ist doch nichts passiert!", sagte er sanft gegen die Tür. "Es ist mir aber peinlich!", ertönte Olivers Stimme leise. "Dir braucht nichts peinlich zu sein!", sagte Thomas im festen Ton. "Darf ich dann jetzt bitte ins Bad? Ich bin über und über mit Cola voll und die fängt langsam an mächtig zu kleben!" Als nächstes ertönte das Klicken des Schlosses und Oliver ließ Thomas ins Bad. Ehe Thomas sich daran machte sein T-Shirt auszuwaschen, stellte er sich Oliver gegenüber und sah ihm fest in die Augen. Als er erst einmal in Olivers Augen eingetaucht war, vergas er völlig, was er sagen wollte und hatte nur noch das dringende Bedürfnis Oliver zu umarmen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Frau Schilm war währenddessen dabei den Tisch zu säubern. Mit Servietten tupfte sie die Platte ab. "Was ist nur in die beiden Jungs gefahren, Henry?", seufzte sie verständnislos. "Erst springt der eine auf und dann der andere. Wie zwei besengte rennen sie davon. Da muss doch was nicht in Ordnung sein! Ich geh nachsehen!" Sagte sie, warf die Tücher auf den Tisch und machte sich auf loszugehen. "Halt, halt, halt, Gerda.", sagte Herr Schilm hektisch und hielt seine Frau an den Schultern zurück. Er drehte sich in ihre Richtung und sah sie eindringlich an. "Schatz, das machst du nicht! Du bleibst hier! Die beiden Jungs sind alt genug. Du brauchst dir nun wirklich keine Sorgen machen! Es sind zwei beste Freunde, die stellen schon nichts unanständiges an!!" "Ja denkst du denn, ich würde denken unser Sohn sei Schwul?", stieß Frau Schilm entsetzt hervor. "Wenn du ehrlich bist, dann hast du das schon öfter gedacht!", meinte Herr Schilm und sah seine Frau kritisch an. "Du warst heil froh, als er Sara als seine Freundin vorgestellt hat!!" "Du übertreibst!", sagte Frau Schilm aufgebracht und sah ertappt zu ihrem Mann hoch. "Ich hab recht! ... Na ja, wenn du nun nachsehen willst und deinem Sohn ein komisches Gefühl des Nicht-Vertrauens zu geben, na dann halt ich dich nicht ab. Du kannst zu ihm gehen!" Herr Schilm machte seiner Frau Platz und sie stürmte sofort auch gleich los. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Die Arme um einander geschlungen, die Blicke fest in einander verankert, standen Oliver und Thomas jetzt schon seit gut zwei Minuten im Bad. In Oliver hatte sich ein wohliges Gefühl der Geborgenheit breit gemacht. Sein Herz schlug ruhig, sein Atem verließ ebenso ruhig seine Lunge. Er hatte einen regelrechten Tunnelblick und sah nur noch Thomas braune Augen vor sich. Er tauchte in sie ein, als wären sie Seen aus Schokolade. Thomas sah ihn liebevoll an, ein flüchtiger Blick auf die Lippen seines Gegenübers, einen weiteren und nach kurzer Zeit hing sein Blick auf Olivers Mund. Dieser wechselte auch seinen Blick auf Thomas Mund. Langsam kamen sich ihre Gesichter immer näher, beide schlossen die Augen, spitzten leicht ihre Lippen. Wenige Millimeter trennten sie von einem Kuss, ihr Atem verteilte sich warm auf dem Gesicht des anderen... "Oliver, ist alles in Ordnung? Ist Thomas bei dir?", erschallte Frau Schilms aufgebrachte nervöse Stimme. Oliver fühlte sich, als würde er sehr tief fallen, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden und der Tunnel unter ihm wäre endlos lang. Ihm wurde schlecht und schwindlig. Abrupt riss er sich von Thomas los und taumelte einige Schritte zurück. Halt fand er auf dem Toilettendeckel. In gekrümmter Haltung verbarg er sein Gesicht hinter seinen Händen. "Oliver?", rief die panische Stimme seiner Mutter. "Ja, es ist alles okay!", brüllte Oliver wütend. Als er seinen Kopf erhob, wirkte er ernsthaft verzweifelt und tief getroffen. "Es tut mir Leid, Thomas! Was hier grad passiert ist, was mir draußen passiert ist... Es tut mir wirklich Leid! Ich hätte mich mehr beherrschen sollen!!!" Ohne Thomas anzusehen, stand er auf und ging bestimmt durch die Tür. Den ratlosen und verdutzen Thomas ließ er zurück, eilte an seiner gespannt drein guckenden Mutter vorbei, schnurstracks in sein Zimmer hoch. Thomas war wirklich verdammt verblüfft über Olivers Reaktion, aber noch mehr war er sprachlos über das, was eben beinahe zwischen ihnen passiert wäre. Ein Kuss. Oliver war bereit zu solch einem Kontakt zu einem Jungen. Er empfand etwas für ihn. Thomas musste unabwendbar ziemlich grinsen. Die ganze Welt hätte er umarmen können! Summend vor Freude zog er sich sein klebriges, nasses T-Shirt aus und begann es im Waschbecken auszuwaschen. Frau Schilm ließ Oliver erst einmal außer Acht, vielmehr war sie daran interessiert, von Thomas zu erfahren, was im Bad geschehen war. Und schon stand sie hinter ihm. "Was war denn los? Wieso hat Olli so übertrieben reagiert?", fragte sie triefend vor Neugierde. "Das weiß ich nicht.", sagte Thomas und schmunzelte. Er konzentrierte sich intensiver auf das Auswaschen seines T-Shirts. Unzufrieden mit der Antwort sah Frau Schilm Thomas ungeduldig beim Waschen zu. Nach einigen Minuten war es ihr zu dumm. Sie trat naher an Thomas heran. "Komm, gib mir dein Shirt. Das kann ich doch in der Maschine waschen. Du hast ja Wechselsachen mit.", sagte sie und nahm das Shirt aus dem Waschbecken und stopfte es sofort in die Waschmaschine. Thomas zog sich etwas neues an und auf seinen Rat hin, Oliver Zeit für sich zu lassen, gingen sie beide zurück in den Garten. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Nachdem die Tür seines Zimmer ins Schloss gefallen war, hatte sich Oliver an seinen Schreibtisch gesetzt, der an seinem Fenster stand. Minutenlang starrte er nach draußen und bemühte sich innerlich bewusst zu werden, was eben zwischen ihm und Thomas fast passiert wäre. Er versuchte seine Gefühle und Gedanken für Thomas zu ordnen. Dieser Junge war ihm auf Anhieb ins Auge gestochen. Auf den ersten Blick hatte er das Interesse in ihm geweckt. Aber warum nur? Oliver hatte schon (zu seinem eigenen Erschrecken) vor Thomas so einige Jungs als gut aussehend empfunden. (Dachten andere Jungs das gleiche oder sahen sie es auch schon so?, dachte Oliver unwahrscheinlich oft.) Aber bei Thomas war es doch noch etwas anderes. Erst als Oliver näher an Thomas heran kam, und ihn quasi vom nahem betrachten konnte, merkte er, wie hammer gut Thomas Aussehen auf Oliver wirkte. Er fand ihn genauso hübsch, wie er Mädchen hübsch finden würde. Aber mal abgesehen von dem Aussehen, waren da viele Gefühle, die Oliver für Thomas empfand: Geborgenheit, Nähe, Einigkeit, Vertrauen, Verständnis... Er fühlte, dass sie beide durch Interessen und Schwärmereinen mit einander verbunden waren. Aber da war noch etwas anderes, etwas was tiefer steckte. Aus miteinander Zeit verbringen wurde Freundschaft, daraus wurde beste Freundschaft... Oliver fühlte noch mehr. Tief grub er in seinen Erinnerungen, seinem Verstand und seinem Empfinden. Es war ein Gefühl, welches nichts mehr mit Freundschaft und bloßer Sympathie zu tun hatte. Es war viel stärker. In dem Augenblick, wie Oliver seine Gefühle gedeutet hatte, kniff er seine Augen so fest zusammen, als hätte die Sonne ihn geblendet. Wie ein Regenschauer überflutete es ihn. "Oh, verdammter Gott!!!", fluchte Oliver und schlug sich beim letzten Wort die Hand an die Stirn. //Nein, nein, nein, das kann nicht sein!//, dachte er und schlug sich immer wieder mit dem Handballen gegen seine vor Hitze glühende Stirn. Trauer, Wut und Verzweiflung strömten durch seinen Körper. Mit Tränen in den Augen stand er auf und schrie kurz vor Zorn laut auf. Mit einem einzelnen Schlag donnerte er den Schreibtischstuhl durch sein Zimmer. Er war so verdammt verärgert über sich selbst. Dann stand er plötzlich starr in seinem Zimmer und fing wie verrückt zu lachen an. Es war lächerlich. Er hatte sich in Thomas verliebt! "Wie blöd kann man nur sein, dass einem so etwas passiert?!", höhnte er zu sich. //Was erzähl ich Sara und vor allem Thomas? Ja, hi Thomas, was ich dir sagen wollte... Ich glaub ich bin schwul, weil ich mich in dich verliebt habe! Und wenn du genauso verquer wie ich bist, dann können wir ja eine Beziehung anfangen und das erste Schwulenpärchen unser STADT werden. Wir könnten Händchenhaltend vor allen rumspazieren und uns küssen. Es würde bestimmt niemanden stören!// Oliver stellte sich die ganze Szenerie im höchsten Spott vor. //Es ist wirklich zu tiefst lächerlich! Wie könnte es mir nur passieren? Bin ich jetzt bi, oder schwul? Aber was würde Thomas darüber denken? Will er nichts mehr mit mir zu tun haben, wenn er weiß, dass ich ihn liebe? Nun ja, ich muss es ihm ja weder zeigen noch sagen, aber trotzdem. Was mach ich denn jetzt nur? Wenn ich unsere Freundschaft beende, dann will er wissen warum. Das ist alles zu kompliziert!!!// Um sich mit etwas anderem zu beschäftigen, nahm Oliver eines seiner Angelmagazine von seinem Schreibtisch uns sah es sich an. Sein T-Shirt störte ihn, es klebte. Klar, denn Thomas hatte ich ja umarmt (vielmehr war beiden zur selben Zeit der Gedanke gekommen) und dieser war nass gewesen von der Cola. Durch ihren engen Körperkontakt, hatte Thomas Oliver ebenfalls mit Cola durchnässt, die nun getrocknet war. Das Shirt klebte total an Olivers Oberkörper. Angewidert zog er das Ding aus, warf es in den Wäschekorb und zog sich ein neues an. Er hatte genug gedacht und war zu lange allein in seinem Zimmer gewesen. So langsam musste er sich mal wieder unten blicken lassen. Den ganzen Mut auf einmal zusammen nehmend, begab sich Oliver auf den Weg in den Garten. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* ... "Ja, durch Olivers Hilfe haben sich meine Noten verbessert. Er ist ja wirklich interessiert in die Schule.", meinte Thomas. Herr Schilm nickte und stellte sein Glas mit Bier auf den Tisch, aus dem er eben getrunken hatte. "Von klein auf an hat Oliver sehr viel gelernt und nebenbei seinen Sport gemacht. Er ist sehr ehrgeizig!.." Frau Schilm fiel ihrem Mann ins Wort. "Er ist schon so lange oben in seinem Zimmer." Sie schaute auf ihre Uhr. "Ich frag mich, wo er bleibt!" "Da kommt er.", sagte Herr Schilm und deutete an seiner Frau vorbei hinter ihr. Sie und Thomas drehten sie um und tatsächlich, da kam Oliver auf sie zu. Ohne Worte und ziemlich eilig setzte er wieder zurück an seinen Platz neben Thomas. "Schatz, was war denn los?", fragte Frau Schilm und tätschelte die Hand ihres Sohnes. "Es war nichts. Ich musste mich außerdem umziehen." Oliver zog seine Hand weg. "Wir sollten weiteressen!" Herr Schilm und Thomas führten ihr Gespräch weiter: "Na ja, sonst wäre er jetzt ja auch nicht auf einem Fachgymnasium.", sagte Herr Schilm. "Olli war schon ziemlich enttäuscht, als gesagt wurde, dass es für dieses Ausbildungsfach keinen Sport geben würde.." "Ja Papa, aber ich konnte mich ja entscheiden, ob ich lieber Sportler oder Informatiker werden möchte.", meinte Oliver. "Ich war ja auch sehr zufrieden mit deiner Entscheidung." "Was machen Sie denn als Beruf, Herr Schilm?", fragte Thomas. "Ich bin Bankangestellter.", antwortete dieser. Während sich sein Vater mit Thomas unterhielt, betrachtete Oliver Thomas die ganze Zeit über. In seinem Kopf entstand kein Gefühl der Abscheu, dass er einen Jungen so betrachtete. Er gewöhnte sich an das Kribbeln in seinem Bauch, wenn er Thomas ansah und es gefiel ihm, dennoch versuchte er es stark zu verdrängen. Der Kampf mit sich selbst hatte gerade erst so richtig begonnen. Es wurde sich weiterhin unterhalten, gegessen und gescherzt - als wäre vorher nichts passiert. Als es dann schon dunkel wurde, halfen Oliver und Thomas noch beim Abräumen und sauber machen. Gleich danach begleitete Thomas Oliver hoch ins Zimmer. Oliver ging voran und beim ersten Blick in die Räumlichkeiten wäre Thomas fast umgekippt. Zwar war er schon einmal in Olivers Zimmer gewesen, am Abend der Party, aber er hatte wirklich nicht das geringste in und an diesem Raum realisiert! Nie hätte er Oliver so eingeschätzt, aber an den Wänden seines Zimmers hingen Poster von depeche Mode! Es war ein großer Raum, mit dunkel blauen Tapeten an den Wänden. Auf dem Boden war dunkel-braunes Parkett. An der Wand links neben der Tür war ein großes Fenster und davor stand ein riesiger Schreibtisch. Neben dem Schreibtisch stand eine blutrote Couch. Gegenüber der Tür war das (große) Bett Olivers an der Stirnseite zur Wand gestellt. Direkt darüber prangte ein solo Poster von Martin L. Gore, zusehen in schwarzgekleidet mit einem schwarzen großen Hut auf dem Kopf. So wie er oft in der Zeit zwischen 1988 und 1994 aussah. Ansonsten war der Raum mit zwei hübschen hellbraunen Regalen bemöbelt. Fernseher, Anlage, DVD- und Videorecorder standen auf einem kleinem Regal über diesem ein Poster von allen Mitglieder depeche Mode hing. Es war das Poster zur Exciter Tour 2001. Thomas kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Als Oliver seine Zimmertür schloss, war Thomas noch mehr überrascht, denn selbst an Olivers Tür hing ein Poster von dM. Es war von der Devotional Tour 1993 und zeigte unter anderem Alan Wilder, der zu der Zeit noch Mitglied der Band war. Während Thomas noch im Zimmer überrascht umherstarrte, hatte Oliver schon das Gästebett links neben seinem eigenen hingestellt. Das Bettzeug warf er auf sein Bett und kramte in der unteren Schublade seines Kleiderschrankes nach einem ordentlichen Bezug. Als er endlich was gefunden hatte, warf er es zu dem anderen Zeug und begann ein Laken auf dem Gästebett auszubreiten. Thomas, der endlich aus seinem Staunen herausgekommen war, sah wie Oliver ihm den Hintern entgegen streckte, als er das Laken glatt strich. Thomas biss sich auf die Lippe. Was für ein göttlicher Anblick es doch war. In seinem Kopf spielte er kurz die Szenerie durch Oliver zu packen, rücklings aufs Bett zu werfen und über ihn herzufallen. Fast wäre Thomas der Sabber aus dem Mund geflossen, so strich er (vorerst) den Wunsch aus seinen Gedanken und nahm sich schnell zur Ablenkung und weil es höflicher war, seinem Gastgeber nicht alle Arbeit auf zu laden, das Kissen und bezog es mit dem hübschen pastellgrünen Kissenbezug. Oliver bezog die dünne Sommersteppdecke, als er das Laken fertig hatte. Nachdem das Bett einladend in pastellgrün fertig her gerichtet war, setzten sich Oliver und Thomas auf die Couch und unterhielten sich ein bisschen. Draußen vor dem Fenster war allmählich tiefster Nachthimmel. Oliver schaltete etwas schummriges Licht an. Durch dieses intensive Licht bestärkt, verdeutlichten sich die versteckten Gefühle der beiden zu einander. Sehr dicht saßen sie beisammen und keiner konnte lange den Blick vom anderen abwenden. Olivers Hand lag auf Thomas Knie und Thomas streichelte über Olivers Arm. Thomas wurde etwas zudringlich. Erst glitten seine Finger noch federleicht über Olivers Handrücken, dann strich er mit mehr Druck an Olivers Arm entlang, bis er schließlich an Olivers Schulter und Brustkorb angelangt war und dort ziemlich intensiv und hart drüber strich. Oliver wurde indes durch diese besonderen Berührungen seines "besten" Freundes ziemlich nervös. Thomas sah ihm zudem auch noch wie elektrisiert an. Oliver hätte zu Butter werden können, aber er empfand diese Situation zu tiefst eigenartig. Er fühlte sich seltsam und gar nicht mehr wohl dabei. In einem klaren Moment wäre er vielleicht aufgeschreckt und hätte bemerkt wie bizarr und fremdartig das alles gerade war, aber selbst er war wie elektrisiert. Ein Gefühl von entsetzlicher Furcht machte sich in seiner Brust breit. Fast panikartig versuchte er scharf nachdenkend nach einer Lösung zu suchen dem zu entgehen, was Thomas eventuell vor hatte. Er rührte keinen Muskel - starr vor Angst. Innerlich suchte er verzweifelt nach einer Lösung. Erst heute hatte er erkannt, dass er sich in Thomas verliebt hat, genauso dass Thomas wohl auch etwas von ihm wollte und genau vor wenigen Minuten merkte er, dass Thomas eine ziemliche Absicht hatte und es anscheinend schnell wollte. Aber Oliver fühlte sich nicht bereit dazu. Das war alles schließlich noch verdammtes Neuland für ihn. Vor wenigen Tagen dachte er noch, er wäre hetero und mit seiner Freundin glücklich, na ja, mehr oder weniger. Jetzt wusste er es zwar besser, aber er hatte nie mit Thomas über Gefühle geredet. Wie konnte der ihn jetzt nur so berühren, wenn er doch gar nicht wusste, was Oliver darüber dachte? Hatten sie es schon zuvor so miteinander gemacht und war es Oliver nicht aufgefallen? Es war doch ziemlich merkwürdig. Sie waren doch von Anfang an nur Freunde gewesen, was sie immerhin noch waren, denn schließlich hatte Oliver keine Neigungen, oder doch gezeigt? Was ging denn plötzlich ab? Hatte er Thomas erlaubt ihn als Junge über die Brust zu streicheln? Lief da noch was falsch? Was dachte sich Thomas eigentlich? Wenn Oliver sich ihn so recht ansah bestimmt nicht mehr viel, denn er hatte schon seine Hand auf Olivers Wange und streichelte nun sanft darüber. //Was tun???//, dachte Oliver emphatisch. So, meine Lieben, das wäres wieder mal. Freut euch aufs nächste Kapitel, denn es kann noch spannender werden! Missvertrauen ------------- Hallo! Hier ist nun endlich nach langer Zeit das bisher spannenste Kapitel von "Why Me???" Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! 6. Kapitel: Missvertrauen Hastig drehte sich Oliver um und griff nach den Angelheften, die auf seinem Schreibtisch lagen. Sein Herz raste als er seinen Blick wieder auf Thomas wandte. Hatte er überstürzt gehandelt? Hatte er Thomas mit dieser abrupten Handlung verletzt? Offensichtlich, denn Thomas sah getroffen drein. Als Thomas gemerkt hatte, wie schnell sich Olivers Gesicht von ihm abwandte, ließ er enttäuscht seine Hand langsam in seinen Schoß gleiten. Oliver sah Thomas schuldig an und Thomas blickte bestürzt zurück. Für einen kurzen Moment bildete sich ein Sorry in Olivers Mund, doch er wagte es irgendwie nicht auszusprechen. Nach dieser kurzen Enttäuschung besann sich Thomas wieder. Vielleicht hatte Oliver doch keine Gefühle für ihn und deshalb konnte er jetzt keine Szene machen. Dann hatte er eben Pech gehabt! Er änderte seine Einstellung und versuchte normal zu wirken. Mit so viel Interesse, nach so einer Niederlage, wie er aufbringen konnte, fragte er, was Oliver denn vom Schreibtisch geholt habe. "Ich dachte mir, wir gehen nächste Woche angeln. Und deshalb wollte ich dich ein bisschen auf dieses Thema einstellen, indem ich dir mal ein paar Artikel dazu zeige.", antwortete Oliver und versuchte unbefangen zu wirken. Er merkte ganz genau, dass er Thomas gerade verletzt hatte und vielleicht sogar in ihm alle Träume zerschlagen hatte, obwohl er ja das gleiche fühlte, aber er war noch zu keinem näheren Schritt bereit! Es war zwischen ihnen noch nichts über Gefühle gesagt worden, also war es keine direkte Zurückweisung. Im eigentlichen Sinne wusste keiner von beiden genau was der andere wollte und fühlte. So sollte es zurzeit auch für Oliver bleiben! Oliver zeigte Thomas einige Artikel aus den Zeitungen und erzählte ihm viel über das Angeln. Beide waren nicht so recht beim Thema. Nach einer knappen halben Stunde zogen sie es vor lieber ins Bett zu gehen. Oliver zog sich in seinem Zimmer um und Thomas im Badezimmer. Obwohl es draußen noch um die 20°C waren, zogen sich beide ein T-Shirt und eine Boxer an. Ohne viel zu reden, legte sich jeder in sein Bett. Oliver schlief sofort ein, er war leicht wütend. Thomas kämpfte mit seinen Gedanken. //Wieso war ich so dumm gewesen? Ich bin quasi ins offene Messer gelaufen! Ich habe nie erfahren, wie sich eine Freundschaft zu einem anderen Jungen anfühlt. Seit dem Kindergarten war ich immer der Außenseiter! Und als ich fünfzehn war, kam sofort Robert. Bei ihm habe ich alles über Sex gelernt - wirklich alles. Robert war immer sehr offen gewesen. Eine wahrhaft extrovertierte Person... Ich kenne keinen Unterschied zwischen einer Freundschaft und einer Sexbeziehung. Woher sollte ich denn wissen, was an Berührungen zu intim wird?! Scheiße verdammt!!!// Thomas weinte sich langsam in den Schlaf. Am nächsten Morgen wachte Thomas schon früh auf. Er fühlte sich schon wieder besser, als am Abend. Er stand auf, ging auf Toilette, zog sich dort an und verzog sich dann in den Garten zum Rauchen. Seine erste Zigarette nach über dreizehn Stunden. Als er wieder ins Olivers Zimmer ging, war er gut drauf. Während er geraucht hatte, dachte er intensiv nach und kam zu dem Schluss sich zusammen zu reißen und wie vorher zu sein! Es war seine erste richtige Freundschaft und eine beste noch dazu. So etwas wollte er auf keinen Fall kaputt machen! Auch wenn er in seinen besten Freund verliebt ist, irgendwie muss er seine Gefühle herunter kurbeln können oder ganz abschalten. Thomas ging freudestrahlend zurück in Olivers Zimmer. //Er schläft immer noch!//, dachte Thomas genervt. Es war auch erst kurz vor sieben. Thomas konnte Oliver einfach noch nicht wecken und leider konnte er selbst nicht mehr schlafen. Wer kennt denn nicht dieses Phänomen, dass man in einer fremden Umgebung nie lange schlafen kann?! Um sich die Zeit zu vertreiben, nahm sich Thomas die Angelhefte vom gestrigen Abend noch einmal vor und las sie sich durch. Nach gut zwei Stunden wusste er nun wirklich alles darüber. In seinem Kopf dröhnte es schon und er konnte regelrecht die Hefte zitieren, also legte er sie zurück. Da Oliver immer noch keine Anstalten machte zu erwachen, baute Thomas schon mal sein Bett ab. Er zog das Bettzeug ab und legte alles ordentlich zusammen gefaltet vor den Schrank, wo es herausgeholt wurde. Thomas traute sich nicht den Schrank auf zu machen. So etwas gehört sich ja auch nicht. Als damit nun auch fertig war, hätte er ja Fernsehen können, aber selbst das traute er sich nicht. Also setzte er sich auf die Couch und sah Oliver beim Schlafen zu. Das T-Shirt war eng um Oliver geschlungen, weil er sich in der Nacht oft gedreht hatte, die Bettdecke lag locker auf ihm, nur bis zur Hüfte gezogen. Oliver lag mit dem Rücken zu Thomas. Der Blick von Thomas blieb auf Olivers Hintern hängen. Unwillkürlich leckte er sich über die Lippen. Gerade als seine Gedanken dahin abschweiften Oliver die Boxershorts vom Leib zu reißen, seine Beine gewaltsam auseinander zu drücken und..., da drehte sich Oliver langsam um. Er schlief seelenruhig. Wie ihm seine zerwühlten dunkelbraunen Haare ins Gesicht fielen, war ein besonders anregender Anblick. Durchs Drehen war ihm die Bettdecke noch weiter weg gerutscht. Thomas Augen wurden immer größer, ihm blieb der Atem stocken. Olivers Unterhose hing verdammt tief, viel zu tief. Thomas schloss die Augen, seinen Gedanken zogen davon. Seine Hand schickte er auf Wanderschaft über seinen Körper und dachte dabei es wäre Olivers Hand, nebenbei stöhnte er dessen den Namen. Intensiver und härter streichelte er über seinen Körper und wandte sich immer mehr seiner Unterhose zu. Seine Hand verschwand darin. Oliver öffnete langsam seine Augen, erst sah er alles verschwommen vor sich, dann wurde es klarer. Geschockt hielt er den Atem an, als er Thomas mit zusammen gekniffenen Augen und sich einer bewegenden Hand in der Hose vor sich sitzen sah. "Was tust du da???", fragte er entsetzt und richtete sich auf. Thomas fuhr zusammen auf, er war zu tiefst erschrocken. "Nichts! Nichts!", meinte er hastig. Er sprang vom Sofa auf. "Ich hab mich nur gekratzt!" "Das hat aber nicht so ausgesehen!", sagte Oliver und wickelte die Decke um sich. "Jungs, kommt Frühstückessen!", hallte Frau Schilms Stimme vom Flur ins Zimmer. Thomas sah erleichtert wegen der Ablenkung in Richtung Tür, Oliver behielt seinen Blick auf Thomas. "Na gut, es ist natürlich, dass wir Jungen so etwas machen, aber komm nächstens nicht mehr auf die Idee es direkt vor mir zu machen!", meinte Oliver etwas verärgert und ging zu seinem Kleiderschrank. "Du kannst ja schon mal runter gehen. Ich zieh mich nur in Ruhe an!" Thomas nickte und rannte aus dem Zimmer. Oliver schmiss seine Bettdecke auf sein Bett und zog sich das T-Shirt aus. Halb nackt stellte er sich vor den Spiegel im Kleiderschrank und betrachtete sich von der Seite. Ganz okay, dachte er, nur müsste er sich mal wieder die Brust rasieren. Der Bauch auch okay, alle Muskeln noch perfekt ausgeprägt. Und da, eine Latte, wann hatte er die denn bekommen? Na ja, zugegeben der Anblick wie sich Thomas einen runterholt, war schon erregend gewesen, aber dass das solche Ausmaße hat? Hatte er denn seinen Körper inzwischen so wenig unter Kontrolle. Klar, sicherlich gab es da noch die gute, alte Morgenlatte, aber die hatte er nun wirklich selten. Jedenfalls fühlte sich Oliver absolut nicht in der Stimmung um an sich rum zu rubbeln. Gemächlich suchte er sich ein frisches Shirt aus dem Schrank und eine kurze Hose, die recht luftdurchlässig war. Als er dann angezogen war, war auch seine Erregung verschwunden. So ging er auch runter zum Essen. Seine Mutter hatte den Gartentisch draußen wirklich hübsch gedeckt. Sogar eine Vase mit Sommerblumen stand darauf. Während sich Oliver Frecherweise schon an den Tisch setzte, half Thomas beim Aufdecken. "Du bist aber nicht nett, Olli, dass du unseren Gast mir helfen lässt, du dich selbst aber schön gemütlich hin setzt!", sagte Frau Schilm wütend und setzte sich. "Ach, macht doch nichts, ich habe gerne geholfen!", sagte Thomas beschwichtigend und setzte sich neben Oliver. Oliver zuckte nur mit den Schultern. "Wo ist Papa eigentlich?", fragte er und schnitt sein Brötchen auf. "Papa musste schnell in die Bank, er kommt heute Mittag erst zurück.", antwortete Frau Schilm. Sie drei fingen ganz ruhig zu essen an. "Hast du dir denn auch die Hände gewaschen?", raunte Oliver Thomas zu. "Nein, ich hab mir einen gewichst und hab es in deinen Orangensaft getan!", flüsterte Thomas zurück. Oliver trank gerade von seinem Saft, deshalb fiel es Thomas in dem Moment ein. Pustend spuckte Oliver seinen Saft aus und begann hysterisch zu lachen. Thomas stimmte dem Lachen mit ein. Frau Schilm zuckte zusammen, als es neben ihr plötzlich laut wurde. Kopfschüttelt sah sie die beiden von der Seite an. "Was ist denn nun in euch gefahren?" Oliver beruhigte sich schlagartig wieder: "Nichts, Mama!" Er und Thomas aßen in Ruhe weiter. Keinem von beidem war dieser Witz peinlich gewesen. Es war schon komisch, aber in dieser Richtung waren sich beide völlig gleich. So etwas hatte nicht mit heimlicher Liebe oder Sexualität zu tun. Diese Art von Witze machen auch "normale" Freunde miteinander. Nach dem Essen unterhielt sich Frau Schilm etwas mit Thomas. Sie wollte ihn ausquetschen und nebenbei vielleicht erfahren, ob ihr Sohn nicht irgendwelche homosexuellen Neigungen hatte. Natürlich stellte sie sich geschickt an und ging den indirekten Weg. Sie hatten sich schon eine ganze Weile unterhalten, bis Frau Schilm dieses interessante Thema anschnitt: "Da du keine Freunde hast, musst du ja richtig froh sein, dass du Oliver hast!", sagte Frau Schilm wissend. "Ihr scheint euch beide ja richtig gut zu verstehen! Olli muss die Zeit bei dir wirklich genießen! Das eine Mal kam er erst gegen Morgen wieder nach Hause... Was macht ihr denn immer so miteinander???" Thomas schaute sie verwirrt an, dann sah er zu Boden und musste kurz grinsen. Anscheinend dachte Frau Schilm ihr Sohn hätte etwas mit Thomas. Schön wäre es, aber es war nicht so. "Ähm, ja, wir spielen auf meinem Keyboard und unterhalten uns. Mehr machen wir eigentlich nicht. Obwohl wir noch etwas vor haben für diesen Sommer!", antwortete Thomas und unterdrückte krampfhaft ein Lächeln. "Das ist ja nicht gerade aufregend! Gibt es da denn nicht noch was anderes, mein lieber Thomas?" Frau Schilms Stimme triefte vor Neugier und gespielter Freundlichkeit. Sie ergriff Thomas Hand und drückte sie. "Nein!", sagte Thomas etwas verlegen geworden und befreite seine Hand aus ihrer. "Mir kannst du es doch sagen!" Sie wurde immer aufdringlicher. Genau im richtigen Moment kam Oliver dazu. "Ma, ich muss mit Thomas noch etwas spielen üben!", sagte er und zog Thomas am Arm zur Haustür. Dort stand auch schon Thomas Tasche, er nahm sie und verschwand schnell durch die Tür. Draußen atmete er kräftig durch. "Aber ich dachte, Thomas würde noch zum Mittag bleiben und außerdem dachte ich, du würdest hier bleiben und Thomas würde ALLEINE nach Hause gehen!" Sie stand im Türrahmen und sah ihren Sohn Tadelnd an. "Es sind Sommerferien. Gib mir doch bitte etwas Freiheit!", maulte Oliver. "Na gut!", sagte Frau Schilm grimmig. "Und komm bitte vor dem Morgengrauen zurück!" Auf dem Weg zu Thomas Haus rauchten beide und Oliver war über seine Mutter recht angepisst. "Hat die dich irgendwie belästigt oder so? Das sah nämlich fast so aus.", fragte er aufgebracht. "Es war noch okay, aber deine Ma scheint dir ja absolut nicht zu trauen!", antwortete Thomas und schaute recht gelangweilt. Im Grunde interessierte es ihn ungemein wie Olivers Antwort auf solche Feststellung war. "Ich weiß! Sie vertraut mir nicht und denkt ich hätte immer nur absonderliche Dinge im Kopf. Das ist verdammt frustrierend!" Olivers Aussage war in der Tat sehr interessant und vor allen Dingen aufschlussreich für Thomas. Es bedeutete, dass Olivers Mutter ein eigenartiges Verhalten an ihn entdeckt hatte. Eventuell dachte sie ja daran ihr Sohn wäre schwul... Schweigend gingen sie weiter. Thomas dachte daran, was alles beim Grillen erzählt wurde. Sie gingen einen kleinen Umweg durch den Park - quasi ein kleiner Spaziergang. Oliver erfreute sich an dem schönen Wetter und sah den Kindern auf der Wiese beim Spielen zu. Thomas war gänzlich in Gedanken versunken. Es war ein angenehmer Tag. Die Sonne war nicht ganz so heiß mehr und es wehte ein angenehmer frischer Wind. Oliver hatte die Hände in den Taschen und genoss die Luft ungemein. Bis Thomas ganz plötzlich leise zu sprechen anfing. "Weißt du mir war es gestern total unangenehm, als du vor deinen Eltern gesagt hast ich würde außer dir keine Freunde haben und dass mich niemand mag. Das war unerträglich für mich! Du hast mich bloß gestellt!" Oliver realisierte den Schmerz in Thomas Stimme. Es musste ihn anscheinend sehr weh getan haben, dass er dies sagte. "Thomas, es tut mir wirklich leid! Ich hab nicht gewusst..." Oliver sah Thomas an. Dieser sah niedergeschlagen aus. "Das hat mich verletzt!", flüsterte er und wandte sich von Oliver ab. Oliver ging um Thomas herum und nahm ihn einfach fest und aufmunternd in die Arme. Für einen kurzen Augenblick spürte Thomas eine warme, weiche und kräftige Umarmung, ehe sich Oliver auch schon wieder von ihm löste. Thomas genoss es immer so sehr in vollen Zügen von Oliver umarmt zu werden. Dieser große muskulöse Junge gab ihm so viel Geborgenheit. Er hätte in Olivers Armen einschlafen und nie wieder aufwachen können! "Alles wieder gut?", fragte Oliver und neigte sich etwas herab, um Thomas direkt ansehen zu können. Es wirkte fast so wie bei Mutter und Kind. Thomas nickte nur und sie setzten ihren Weg fort. Nach wenigen Minuten waren sie auch schon vor Thomas Haustür. Er schloss sie auf und sofort gingen sie in sein Zimmer. Thomas sah sich seine kahlen Wände an. "Wusstest du, dass ich auch Poster von depeche Mode habe?", fragte er Oliver. "Hast du?", stellte Oliver aufgeregt die Gegenfrage. "Aber wieso hast du die denn noch nicht aufgehängt?" "Weil ich noch keine Gelegenheit dazu hatte.", er ging in die Hocke und zog unter seinem Bett einen großen Karton hervor. "Hier sind die drin. Wenn du mir jetzt helfen könntest..." "Klar!", war Olivers Antwort und schon begann er die ihm gegebenen Poster auf zu rollen. Zum Vorschein kamen das gleiche Megaposter von Martin Gore, welches auch Oliver hatte, außerdem ein Posterset von 1984, das aus vier Poster besteht - alle vier Mitglieder zu der Zeit einzeln fotografiert: Das eine Poster zeigt Dave Gahan mit halb blondierten Vokuhila (vorne kurz hinten lang - wer kennt diese grässliche 80er Jahre Frisur nicht...), in einem blauen Hemd, welches offen ist und darunter Blick auf ein schwarzes T-Shirt gewährt. Das Hemd ziert eine sehr große einfache Brusttasche, die auf der linken Seite neben der Hemdknopfleiste ist. Dave stürzt sich links und rechts neben seinen Beinen ab. Das rechte Bein etwas höher abgestützt, doch die Kamera schneidet das Bild unterhalb seiner Taille ab und man sieht nur das halbe in dunkelblaue Jeans gehüllte rechte Bein des Sängers. Martin Gore wurde fotografiert mit einer schwarzen Ledermütze. Seine weißblond gefärbten Haare liegen auf seiner Stirn, während der Rest seines Kopfes, der nicht von der Mütze verdeckt wird, bis auf Zentimeter kahl rasiert ist. Er trägt eine Lederjacke mit hochgestellten Kragen, darunter ist ein schwarzes T-Shirt mit einem gelben Druck zu erkennen. Mit seinem rechten Arm stützt er sich auf sein vorgestrecktes linkes Knie ab. Eine lässig sitzende Pose. Er trägt eine hellblaue Jeans. An seinem rechten zur Kamera gewandten Arm sieht man ein schwarzsilbernes Armband. An dem Kleinen und an dem Ringfinger seiner rechten Hand glitzert jeweils ein Ring, der eine schwarz, der andere silbern. Andy Fletcher mit seinen etwas längeren, nach oben gestylten, karottenroten Haare wirkt sehr jung. Er stützt sich mit der Hand auf sein linkes Knie, die rechte Hand stützt er neben sich. Das Foto schließt knapp vor seinem Bauchnabel, deshalb kann man nur erahnen, ob er sich wirklich auf sein Knie abstützt. Andy trägt einen schwarzen Ledersamtpullover, der wie zerschnitten wirkt. Alle drei Mitglieder wurden vor ungefähr dem gleichen Hintergrund - einer lila-blauen Wand abgelichtet. Ein weiteres Poster zeigt Alan Wilder mit seiner "Brot"-Frisur. ([depeche Mode Insider Witz]) Er ist in einem offenen schwarzen Ledermantel gehüllt, darunter blickt ein schwarzes Hemd hervor. Außerdem ist er mit einer dunkelblauen Jeans bekleidet. Alan lehnt sich mit dem linken Arm gegen einen beigefarbenen Würfel, seine linke Hand hängt entspannt herunter. Sein rechtes Knie ist in einer hockenden Pose angewinkelt. Er sitzt als einziges Mitglied der Gruppe vor einer beigen Wand. Alle vier Männer richten ihren Blick nach rechts zur Seite und wurden frontal fotografiert, nur Alan schaut in die Kamera. Außer dem Megaposter von Martin und dem Posterset von 1984 hat Thomas auch noch ein Poster von den aktuell noch existierenden depeche Mode Mitgliedern. Martin Gore, Andy Fletcher und Dave Gahan. Das Bild wurde im Jahr 1998 gemacht. Zur Zeit von "Only When I Loose Myself" und der Single Tour zu den Singles 86-98. Alle drei Männer stehen vor einer gelblichen Wand, sie wurden frontal fotografiert und blicken den Betrachter direkt an. Dave Gahan steht in der Mitte. Er beugt sich nach vorne und sieht den Betrachter eindringlich an. * Alle drei Mitglieder der Band sind komplett in Schwarz gekleidet. Zusätzlich trägt Dave Gahan ein rotschattiertes Hemd. Das Foto wurde aus ungefähr 50 Zentimeter Entfernung aufgenommen. Dave Gahan hat einen leicht amüsierten Gesichtsausdruck. Man könnte seine Mimik auch als Forscherisch deuten. Andrew Fletcher wirkt konzentriert. Martin Gore sieht leicht gequält aus. Über Martin's grellblonden Locken, die an einen dunklen Haaransatz enden, prangt in einer Hautfarbe in Pünktchenform gestaltet: Depeche Mode. [1] "Du hast ja richtig schöne Poster!", meinte Oliver begeistert, während er mit Thomas das Bandposter von 98, welches die Maße von 80 cm x 60 cm hat, über Thomas Bett aufhängte. "Wir haben ja beide das selbe von Martin Gore.", bemerkte Thomas. "Wie kommt es eigentlich, dass ich es auf der Party bei dir nicht gesehen hab. Es ist so groß, dass es mir bestimmt aufgefallen wäre." "Ach, das kam daher, dass Sara depeche nicht mag und vor allem Martin Gore nicht, da er für sie ein verkappter Schwuler ist. Sie kann Menschen nicht ausstehen, die anders als sie sind." Thomas fühlte einen Stich in seiner Brust. Sara mochte nur deshalb Martin Gore nicht? Obwohl der gar nicht schwul ist und sogar drei Kinder hat. Das kann extrem heiter werden, wenn sich einmal herausstellt, dass Thomas schwul ist. Aber was ging ihn das an. Hauptsache Oliver steht dann immer noch zu ihm. Um aus seinen schlechten Gedanken heraus zu kommen witzelte er etwas herum. "Und kaum war sie weg, hast du die Poster wieder aufgehängt, was?" "Genau so!", sagte Oliver keck und schnippte einmal mit den Fingern. "Ich hab ja fast nur Tourposter." "Mein E..." Thomas stockte kurz, beinahe hätte er Exfreund gesagt. "alter Bekannter hatte auch Poster von dM. Aber er stand mehr auf diese Bilder, wo man die Band nicht sieht, sondern nur Ornamente oder Schrift, wie zum Beispiel der Kaktus beim "Exciter" Album. Ich mag diese Poster auch total gerne, aber sie erinnern mich zu sehr an die Freundschaft mit ihm!" "Wieso, was war denn passiert? Seit ihr nicht mehr mit einander befreundet?", fragte Oliver nach. "Nein. Es hat ein ganz dummes Ende gefunden!", seufzte Thomas und sank auf sein Bett. Geschickt zog er seine Zigaretten hervor und zündete sich eine an. "Was war denn passiert?" Oliver setzte sich neben Thomas, nahm die Zigarette an, die er ihm anbot und zündete sie an. "Auch wenn du mein bester Freund bist, Olli, werde ich das nicht sagen. Es ist zu privat!" Sie schwiegen und rauchten. Oliver dachte darüber nach, was wohl mit dieser Freundschaft passiert war, nichts ahnend, dass es um Thomas Exfreund Robert ging. In Thomas stiegen derweil traurige und unangenehme Erinnerungen auf. Er hatte Robert völlig vertraut, aber dieser hatte ihm eiskalt hintergangen und sehr verletzt. Er hatte ihn betrogen und das war der Grund ihrer Trennung gewesen. Thomas hatte ihn in flagranti mit einem anderen Kerl erwischt. Thomas war entsetzt und weinend weg gerannt, weil es in Roberts Wohnung in dessen Bett, dem Bett, wo Thomas auch oft bei ihm und mit ihm schlief passierte. Robert war ihm nackt hinter her gelaufen, sogar bis auf die Straße. Alles schreckliche Erinnerungen, die Thomas einfach nur vergessen wollte. Seitdem konnte er Niemanden mehr richtig vertrauen, bis eben jetzt auf Oliver. Thomas spürte Oliver dicht neben sich. Er fühlte das Vertrauen unter ihnen. Es machte ihn glücklich, wieder eine Person gefunden zu haben, die er vertrauen konnte. Oliver hatte es oft genug bewiesen. Thomas war zufrieden! Grinsend sah er Oliver an. "Was?", fragte dieser und sah Thomas auch an. Je länger er in ansah, umso mehr musste er selbst auch grinsend. "Was?", fragte er noch mal und lachte. "Nichts!", antwortete Thomas und lächelte breit. "Ouch du!", sagte Oliver in einem gespielt ärgerlichen Ton. "Lass uns mal lieber noch etwas Keyboard spielen, als dass du mich hier so angrinst!" "Okay, aber erst, wenn wir alle Poster aufgehängt haben." Thomas schwang sich von seinem Bett und zog unsanft an Olivers Arm. Sie hängten die vier Bandposter an der kalkweißen Wand neben der Tür auf. Das Megaposter von Martin Gore fand Platz neben dem Fenster an der gegenüberliegenden Wand. Den restlichen Tag, bis zum Dämmern, verbrachten sie mit Keyboard spielen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Am Morgen, zwei Tage nach dem Grillen, frühstückte Oliver mit seiner Mutter in der Küche, weil draußen, selbst schon am Morgen unerträgliche Temperaturen herrschten. Sie führten eine angenehme Unterhaltung, bis Olivers Mutter auf Thomas zu besprechen kam: "Du scheinst dich sehr zu diesen Junge hingezogen zu fühlen, Olli!", sagte sie und sah ihren Sohn sehr ernst an. Sofort schwankte Olivers Stimmung um. Es berührte ihn, dass seine Mutter es gesagt hatte. Er fühlte sich auf eine unangenehme Weise wie ertappt, da er sich ja in Wirklichkeit sehr zu Thomas hingezogen fühlt. Er sah sie ebenfalls an und wurde total ernst, während sie ihre Vermutung weiter ausführte. Sie beugte sich zum ihm vor und sprach ruhig und gefasst weiter. "Es ist, wie du ihn ansiehst, wie du von ihm sprichst, wie ihr mit einander umgeht. Das ist alles schon ziemlich gewöhnungsbedürftig." Schneidend sah sie ihren Sohn an. "Olli, es ist sehr eigenartig!" Hätte sie die Betonung nicht so sehr auf die letzten Worte gelegt, hätte es Oliver nicht als Verdacht angesehen. Es machte ihn wütend, wie seine Mutter von ihm dachte. "Ich mag ihn mehr als andere Jungs, Mutter. Das hat NICHTS zu bedeuten!! Immerhin ist er mein bester Freund!", knirschte Oliver ihr hart entgegen. Sie erschreckte sich sogleich über seinen rauen und angegriffenen Ton. "Schatz, ich will dir nichts unterstellen...", sagte sie unruhig und wich zurück, als Oliver plötzlich aufstand und sie wütend ansah. "Du mir nichts unterstellen.", brüllte er rasend vor Wut. "Komm, Ma, wieso hast du denn hinter meinen Rücken Thomas bedrängt und ihn gefragt was wir alles so machen, he? Du denkst doch sonst was von mir, nicht wahr? Du denkst, ich wäre ein verfluchter Arschficker..." Er holte tief Luft. Sein Herz pochte gegen seinen Adamsapfel. Er wäre es sogar, wenn er sich eingestehen würde, dass er sich in Thomas verliebt hat. Es störte ihn soviel in diesem Augenblick. Er wollte nicht für eigenartig empfunden werden, er wollte nicht schwul sein, er wollte nicht, dass seine Mutter das von ihm dachte, er wollte es nicht, dass sie es dachte, er wollte es nicht... Erschrocken über seinen Ausbruch versuchte sie ihn zu beruhigen. "Schatz, ich denke so etwas nicht von dir!", sagte sie bestimmt. "Und ob du das denkst! Sonst würdest du es nicht fragen! Du weißt gar nicht, wie mich das verletzt! Du vertraust mir nicht. Und ich bin mir selbst meiner Gefühle nicht im Klaren und dann kommst du und machst es noch schlimmer!" Mehr konnte er ihr einfach nicht sagen. Wütend rannte er aus der Küche und ließ seine verwirrte Mutter zurück. Nach fünf Minuten hörte sie laute Musik durchs Haus, die aus Olivers Zimmer kam. Er hatte ganz laut seine Anlage aufgedreht und hörte Green Day, die ja ziemlich punkige Musik machen. Dazu sang er und baute dabei seinen Frust ab. Den ganzen Tag verließ er sein Zimmer nicht und seine Mutter störte ihn nicht. Am Abend, nachdem Herr Schilm nach Hause gekommen war, bat ihn seine Frau zu einem ernsten Gespräch unter vier Augen über ihren Sohn. Sie setzten sich ins Wohnzimmer. Als Oliver runter in die Küche gehen wollte, um sich etwas zu essen zu holen, bekam er zufälliger Weise das ganze Gespräch seiner Eltern mit. Er setzte sich vor die Tür und lauschte angestrengt, um jedes Wort zu verstehen. Herr Schilm saß seiner Frau gegenüber und sie begann relativ gefasst die Unterhaltung. "Henry, ich mache mir ernsthafte Sorgen um unseren Sohn. Irgendetwas läuft zwischen ihm und diesen Thomas nicht ganz normal!" "Wie genau meinst du das?", fragte Herr Schilm noch recht gelassen. "Es ist, wie sie mit sich umgehen. Es kommt mir zu zärtlich vor. Als ich beispielsweise in den Garten kam, bevor wir gegrillt haben, da sah ich wie Oliver seinen Kopf gerade von Thomas weg drehte. Es sah so aus, als hätte er ihn geküsst. Ihn geküsst, das musst du dir mal vorstellen. Unser Sohn!" Frau Schilms Gesicht war mit verzweifelten Falten unterlegt. Sie zitterte und schien ziemlich aufgeregt. Ihr Mann umarmte sie schnell und brauchte einige Minuten um sie zu beruhigen. Er nahm es sehr ernst, denn er sah, wie nah es seiner Frau ging. "Ich kann es mir aber nicht vorstellen. Oliver ist ein anständiger Junge. Er würde es nicht tun." Liebvoll strich er über die Wange seiner Frau und küsste sie. "Hast du noch mehr, was dich vermuten lässt?" "Ja, es ist, wie er von ihm redet und wie anders er dabei wird. Und auch, weil er so viel Zeit bei ihm zu Hause verbringt. Du hast es doch selber gesehen, wie sie sich miteinander unterhalten. Sie berühren sich und so weiter." "Liebling, das muss alles nichts bedeuten. Wir Männer gehen halt anders mit einander um. Viel Zeit mit seinem Freund verbringen hat nichts zu bedeuten. Jungen sehen so etwas nicht so eng. Ich denke, wenn du ihn gefragt hättest, ob er bestimmte Gefühle für diesen Thomas hat, dann wäre er sicherlich ausgerastet. Viel gehört ja zu einer Männerfreundschaft dazu, aber schwul ist man durch Zärtlichkeiten dennoch nicht." "Ich hab es heute beim Frühstück mit ihm besprochen und er ist tatsächlich ausgerastet. Er schrie mich an und beschimpfte mich, als würde ich denken, er sein ein Arschficker. Henry, so hat er es wirklich genannt." "Da siehst du doch aber, dass er diesen Gedanken eklig empfindet. Ich glaube nicht, dass unser Sohn eine homosexuelle Neigung hat!" Herr Schilm sah seiner Frau intensiv in die Augen. "Gerda, wenn du wirklich diesen Gedanken nicht abschütteln kannst, dann achte auf die beiden Jungen. Nur so kannst du dann damit anschließen! Ich bin mir sicher, dass alles Harmlos zwischen beiden ist - eine normale Freundschaft, eben." Frau Schilm entspannte sich wieder. Sie kuschelte sich an ihren Mann, sie saßen nun nebeneinander und er sprach weiter. "Ich weiß noch, was ich alles mit meinem besten Freund so gemacht habe. Wir haben vierundzwanzig Stunden täglich zusammen verbracht. Er und ich haben damals die selbe Lehre gemacht. Immer, wenn wir in die Kantine zum Essen gingen, hat der eine von uns das aufgegessen, was der andere nicht mehr mochte. Er hat oder ich hab dann von seinem Teller mit seinem Besteck gegessen. Da war nichts dabei. Jungen sind sich auf eine Art ziemlich nah und gehen manchmal tatsächlich zärtlich mit einander um, aber wenn du was von Homosexualität erzählst, finden sie das zu tiefst ekelig. Also, Schatz mach dir keine Sorgen!" Das Thema war beendet. Beide atmeten kurz durch, bevor Frau Schilm fragte, was ihr Mann am Tag erlebt hätte. An diesem Punkt verzog sich Oliver aus der Küche, ohne Essen. Er war darüber erschreckt, was seine Eltern für ein Gespräch über ihn führen. Was dachten sie denn? Gott verdammt noch mal! So würde er doch niemals zugeben können, dass er sich tatsächlich in Thomas verliebt hatte! Seine verfluchten Gefühle waren nun schon stressig genug, da brauchte er nicht auch noch angewiderte Eltern dazu! Oliver legte sich wütend schlafen. Als er am nächsten Morgen gegen dreizehn Uhr aufwachte war alles wie verflogen. Er fühlte sich unglaublich gut. Er zog sich an und machte sich auf dem Weg zu Thomas. * [1] Diese Stelle war der Grund, warum es solange mit dem Hochladen gedauert hat. Wochenlang habe ich an ihr herum getüftelt. Zwar bin ich jetzt immer noch absolut unzufrieden damit, aber wegen dieser kleinen Sache, kann die ganze Story doch nicht auf der Strecke bleiben. So meine Lieben, das war es wiedereinmal fürs Erste. Ich arbeite ja schon am 7. Kapitel, aber das wird aber noch sein eigenes Weilchen dauern, bis ich es fertig habe und damit zufrieden bin. Außerdem leide ich zurzeit an akuten Zeitmangel. Nichtsdestotrotz geht es irgendwann weiter... Ich hoffe, es hat euch gefallen. Warte gespannt auf KOMMIS eure Soli Gefühle ------- Hallo meine Lieben, hier ist nach nicht mal einem Monat schon das neue Kapitel von "Why Me???". Viel passiert nicht, aber das was passiert wird euch einiger Maßen überraschen. Es nimmt einen großen Vorsprung... Also dann los! Viel Spaß mit dem 7. Kapitel: Gefühle Thomas hatte beschlossen die Sonne dieses Sommers zu genießen und sich eine ordentliche Bräune zu verschaffen. Mit nichts außer seiner Hotpants bekleidet, hatte er sich in den Garten zum Sonnen gelegt. Ein Buch zur Unterhaltung und eiskalten Eistee zur Erfrischung - mehr brauchte er im Moment nicht. Nach etwas mehr als einer dreiviertel Stunde fing sein Magen zu knurren an. Kein Wunder, denn die Mittagszeit war bereits überschritten. Nur ungern verließ er seinen Platz an der Sonne, aber für Essen würde er sogar töten! Nachdem er sich eine riesen Pizza-Hawaii reingezogen hatte, plagte ihn die Langeweile. Vielleicht sollte er Oliver anrufen und sich mit ihm verabreden? Zuerst wollte er an den Postkasten. Seine Mutter hatte vorgehabt ihm eine Karte von seiner Tante Bertha aus zu schreiben, aber bisher war nichts angekommen. Ihr letzter Anruf lag auch schon einige Tage zurück... Als Thomas gerade etwas in die Knie ging und sich vorbeugte, um besser in den Postkasten sehen zu können, kam Oliver um die Ecke gebogen und blieb abrupt stehen. Er blinzelte ein paar Mal und realisierte den ihm gebotenen Anblick erst einige Sekunden später. Ihn durchflutete eine glühende Hitzewelle, so sehr überraschte es ihn Thomas zum ersten Mal "oben ohne" und sowieso nur in einer knappen und engen Pants zu sehen. Erst konnte er Thomas kleinen wohlgeformten Knackpo genießen, der sich ihm regelrecht entgegen streckte. Aber zu sehr konzentrierte er sich nicht darauf. Ein Unglück in seiner Hose wollte er schließlich vermeiden. Er erinnerte sich noch allzu gut an seine erste durch Thomas ausgelöste Erektion. Und die nur, weil er auf dessen Hintern gestarrt hatte. Und bevor sich Thomas umdrehte, konnte Oliver seinen Rücken betrachten. Er war absolut makellos. An seinen Hüften konnte man von hinten einen ganz leichten Bauchansatz sehen. Zwar sah man nicht direkt Thomas Wirbelsäule, aber dort wo sie war, war im Rücken eine tiefe Einkerbung. Thomas Schultern waren nahezu perfekt ausgeprägt - er verfügte über ein breites Kreuz. Auch wenn er um die Hüften rum nicht super schlank, sondern eher etwas dicklicher war, war er definitiv nicht übergewichtig. Halt nur nicht dürre. Bei ihm war alles richtig proportioniert. Das konnte Oliver begutachten, als sich Thomas umdrehte. Weil Thomas Hotpants ziemlich eng anlag, konnte Oliver einen Blick auf Thomas untere Region nicht verwehren. Seine Hose war richtig mächtig ausgefüllt. Ehe sich etwas in Olivers Hose so richtig ausfüllte, glitt sein Blick weiter nach Oben. Thomas Hüftknochen ragten aus seiner Haut und schauten spitz über seine Hotpants hervor. Zu Olivers Verblüffung hatte Thomas ein Tattoo neben dem linken Hüftknochen. Es zeigte einen kleinen tiefschwarzen Drachen. Wer hätte das von Thomas erwartet? Oliver jedenfalls nicht. Olivers Blick blieb einige Sekunden auf dem Drachen hängen, ehe er weiter aufwärts schaute und am Bauchnabel hängen blieb. Er war ziemlich rund und groß. So wie Oliver auf Thomas Bauch schaute, konnte er Thomas Atembewegungen richtig sehen. Der kleine Bauch schob sich vor und zurück. Olivers Blick glitt wiederum etwas höher. Thomas Brustkorb stand etwas vor. Seine Brustkasten war ziemlich spitz. Das verstärke den Eindruck, dass Thomas stabil aussah. Aber gerade das fand Oliver irgendwie sexy. Wie kann man nur einen Jungen sexy finden?, dachte er. Es kam ihm so seltsam vor! Thomas schien keinerlei Körperbehaarung zu besitzen, oder rasierte er sich wie Oliver? Einen kurzen Augenblick dachte Oliver darüber nach. Welche absurden Gedanken waren das überhaupt? Er schreckte auf. "Hi!", strahlte Thomas gut gelaunt. "Gleich hätte ich dich angerufen. Jetzt da du ja da bist, können wir gleich überlegen, was wir heute machen." "Hi!" Er ließ sich nichts anmerken, wie interessiert er doch an Thomas Körper war und verhielt sich wie immer. "Wenn ich mir das Wetter heute so ansehe, wäre ich dafür, dass wir schwimmen gehen." "Gute Idee! Ich such nur schnell meine Sachen zusammen.", sagte Thomas und machte den Postkasten wieder zu. Er ging zurück ins Haus und ließ die Tür hinter sich so weit offen, als Zeichen, dass Oliver ihm nachkommen sollte. Artig schloss Oliver die Tür hinter sich und folgte Thomas in dessen Zimmer. Thomas suchte in einem Olympiaverdächtigen Tempo seine Badesachen aus dem Schrank. Oliver schaute ihm dabei erstaunt zu. "Es ist heute aber wirklich viel zu heiß!", seufzte er und zündete sich eine Zigarette an. Da es die einzige Möglichkeit war, saß Oliver wie immer auf Thomas Bett. "Das hab ich auch gemerkt!", meinte Thomas sarkastisch. Seinen Rucksack stellte er vor dem Bett ab und setzte sich neben Oliver. "Rauch nicht zu viel! Das ist ungesund!", scherzte er mit Oliver und zog genüsslich an seiner Kippe. "Blödmann!", erwiderte Oliver und kniff Thomas in die Seite. "Ich kann dich ganz leicht verprügeln!" Sein Gesicht zierte ein diabolisches Grinsen. "Ich steh aber nicht auf SM!", lachte Thomas und schlang sein Bein um Olivers. Thomas trug ja noch die Hotpants, obwohl er sich inzwischen ein Shirt angezogen hatte und Oliver trug eine kurze Hose. Jedenfalls entging ihm das Gefühl nicht, welches die nackte Haut von Thomas Bein bei ihm auslöste. In Gedanken atmete er tief durch. Nach kurzer Zeit lag Thomas halb auf Oliver. "Hör mal, wollen wir nicht so langsam mal los?", fragte dieser zu seiner eigenen Verblüffung etwas schroff. "Ähm, ja.", antwortete Thomas irritiert über Olivers Reaktion. Schnell stand er vom Bett auf und drückte seine Zigarette aus. Während er seinen Rucksack schulterte, schaute er verwirrt auf Oliver, der wie versteinert immer noch auf dem Bett lag. Thomas schaute eine Minute lang auf den regungslosen Oliver, ehe er nachfragte. "Geht es dir nicht so gut? Ich mein, eben haben wir noch miteinander Späße gemacht und nun bist du wie ausgetauscht!" Oliver blickte hoch, direkt in die besorgten Augen von Thomas. Er sah ihn so besorgt mit seiner gerunzelten Stirn an. Oliver konnte es nicht ertragen. Wie konnte er ihn nur so anschauen? Warum berührte er ihn immer so liebevoll? Warum fasste er ihn generell immer so oft an? Oliver könnte ihn verfluchen! Er hatte sein Leben durcheinander gebracht! Er hatte ihn verändert. Hatte fremde und doch so intensive Gefühle in ihm hervorgerufen. Ihn völlig umgedreht. Oliver wollte das alles doch nicht. Er wollte sich niemals in einen Jungen verlieben, der dann auch noch so durchdringend auf ihn einging. Wie konnten diese ganzen Sachen jemals passieren? "Was ist mit dir?", fragte Thomas beunruhigt und setzte sich zurück neben Oliver. Er legte seine Hand sachte auf die des anderen. "Warum?", fragte Oliver mit bitterer, zittriger Stimme. "Warum fasst du mich immer so ... so ..." Plötzlich stand er vor Thomas, atmete schnell ein und aus, bevor die Worte eiskalt aus ihm herausschnellten. "... auf diese besondere Art und Weise an?" Er konnte seine Worte selbst nicht fassen. So wie es ihn selbst überraschte das ausgesprochen zu haben, saß Thomas da vor ihm und blickte wie erschlagen zu ihm hoch. Eine Sekunde lang sah er Thomas fordernd an, doch dann ging er gefassten Schrittes zum Fenster und schaute hinaus. Beide schwiegen. Thomas traute sich erst gar nicht etwas zu sagen, er schaute einfach nur völlig aus der Fassung gebracht zu Oliver, der wie starr am Fenster stand und ihm den Rücken zuwandte. Hatte er einen Fehler gemacht, dass Oliver plötzlich so reagierte? Wo es doch wie sonst auch immer ablief. Sofort hasste sich Thomas dafür. Er hatte doch mit aller Kraft versucht nicht an seine Gefühle zu denken. Minuten verstrichen und niemand machte auch nur ein Geräusch. Derweilen wurde draußen die Sonne von immer mehr Wolken bedeckt... Ganz plötzlich durchbrach Olivers Stimme die Stille. "Wir sollten jetzt los, ehe die Sonne ganz verschwindet!" Monoton rasselte er die Worte ab. Er drehte sich ruckartig um und ging wie automatisiert zur Tür. Thomas sprang auf und folgte ihm. Eiligst schloss Thomas die Haustür hinter sich ab und rannte Oliver hinterher, der schon großen Vorsprung hatte. Er hatte Mühe Oliver einzuholen, da der so schnell ging, als würde jemand ihn verfolgen. "Hey Oliver, es tut mir Leid! Musst du so rennen?" Oliver blieb abrupt stehen und drehte sich zu Thomas um. "Ich möchte nicht darüber sprechen, okay? Vergessen wir den ganzen Scheiß!" Thomas nickte resigniert. "Nun guck nicht so traurig! Du hast nichts falsch gemacht! Wenn du das denkst. Es liegt einzig und allein an mir!", meinte Oliver einfühlsam und nahm ihn völlig überraschend in den Arm. Thomas schmiegte mit geschlossenen Augen seinen Kopf an Olivers Oberarm. Oliver bettet kurz sein Kinn auf Thomas Kopf. "Gib dir an nichts die Schuld!" Seine Stimme wurde zärtlich. "Wenn ich doch nur wüsste, was ich fühlen soll!" Er drückte Thomas sanft von sich ab und küsste ihn auf die Wange. Es war wie ein Reflex. Ehe er sich versah, hatte er es getan. Dann passierte alles Schlag auf Schlag. Kaum hatten sich Olivers Lippen von Thomas Wange getrennt - er hatte ihn danach in die Augen gesehen - war Thomas automatisch vorgeschnellt bereit zum Kuss. Als Oliver jedoch den Atem, der heiß war und schnell ging, von Thomas auf seinen Gesicht spürte, erschrak er, stolperte beim Zurückweichen und plumpste auf seinen Hintern. Thomas schaute völlig verdattert auf Oliver. Oliver blickte hoch, sah Thomas Gesichtsausdruck, blickte nach unten, sah seine lächerliche Lage und fing wie wild zu lachen an. Thomas stimmte dem Lachen ein. Er hatte also keinen unverzeihlichen Fehler gemacht. Das erleichterte ihn. Wo er schon wieder kurz davor war, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es dauerte einige Minuten, ehe die beiden Jungs aus dem Lachen wieder heraus kamen. Thomas half Oliver auf und gemeinsam schlenderten sie gemütlich zum See. Der Strand war bei diesem heißen Wetter über und über voll mit allerhand Menschen: Paaren, Kindern, einigen Jungendlichen, aber nicht von ihrer Schule, und natürlich auch Rentnern. Alles bunt gemischt. Die älteren Leute saßen auf ihren Handtüchern unter ihren Sonnenschirmen und unterhielten sich. Die jungen Frauen lagen im Sand und ließen sich brutzeln, währen von einigen die Freunde anderen Frauen nachstarrten oder Volleyball spielten. Einige schwammen, andere spielten dabei Wasserball. Die Jugendlichen ärgerten sich untereinander und jagten sich, während einige Jungs, die so waren wie Oliver, ihre Muskeln spielen ließen oder sich auch schlicht und einfach brutzelten. Die kleinen Kinder buddelten im Sand. Jeder war mit sich beschäftigt. Thomas war über diese Masse von Menschen erstaunt. Oliver staunte auch. Muss denn heute jeder baden?, fragte er ärgerlich in Gedanken. Es gefiel ihm nicht, dass so viele da waren. So konnte er nicht in Ruhe mit Thomas die Zeit verbringen. Wenn er ihn wieder so anfassen würde, wäre das furchtbar peinlich für Oliver. So etwas konnte er nicht riskieren, also lotste er Thomas weiter, tiefer in den angrenzenden Wald, weg von allen Beobachtern. Er kannte eine abschüssige Stelle, umrahmt vom Wald, kein Weg in der Nähe, niemand, der sie stören könnte. Aber wollte Oliver das auch. Na ja, sicherlich um Peinlichkeiten zu entgehen, aber sie waren wirklich gänzlich allein. Ungestört. Er war Thomas sozusagen ausgeliefert. Aber auf irgendeine Art und Weise herrschte in Oliver der Drang allein mit Thomas zu sein. Auf eine Art wollte er ihm doch schon gerne seine Gefühle gestehen, wollte tief in Gedanken doch einen Kuss riskieren, aber auf der anderen Art konnte er sich noch nicht dazu überwinden. Es war zu schwer! Schnellstmöglich sollte er aus dieser Unentschlossenheit heraus kommen! Thomas schaute sich interessiert um. Es war ein lauschiges Plätzchen. Ringsum diese saftig grünen Bäume, schön schattig, was die Hitze erleichterte. Ihm wurde bewusst, dass sie richtig abgeschieden waren, als er die Gegend um sie herum musterte und sich umsah. Während Thomas sich noch umschaute, hatte Oliver schon angefangen sich umzuziehen. Schnell zog er sich das Shirt über den Kopf, er beugte sich runter, machte einen Buckel, um sich seine Turnschuhe auszuziehen. Seine beigen Socken warf er achtlos in den Sand. Nachdem er sich seiner Hose entledigt hat, lässt er seine Unterhose außen vor. Würde er diese mit seiner Badeshorts wechseln, würde das bedeuten, er müsste sich einmal ganz ausziehen. Das war ihm einfach zu riskant. Thomas war mit seinem Bestaunen fertig und schaute zu Oliver. Ihn durchfuhr ein heiß-kalter Schauer, als er auf dessen nackten Oberkörper blickte. Thomas sah an Olivers Hals hinab bis zum Schlüsselbein. Sein Blick wanderte über Olivers stark ausgeprägten Schultern, über seine muskulösen Armen. Er blieb mit den Augen kurz auf Olivers Brustwarzen hängen - die kleinen rosigen Knospen waren etwas aufgerichtet. Nach kurzen Verweilen ließ er den Blick darüber schweifen und betrachtete stattdessen Olivers trainierten Bauchmuskeln. Die feine, dunkle Haarspur, die sich unter Olivers kleinen Bauchnabel befand, verlor sich in dessen kurzer Hose. Thomas zog den Verlauf der Härchen mit seinen Augen nach. Ansonsten war Olivers Oberkörper frei von Haaren. Oliver hatte so einen traumhaften Oberkörper, schöner, als Thomas sich ihn in seinen Träumen hätte ausmalen können! Diese leicht gebräunte Haut, diese rosigen Hügel, diese feinen Härchen und nicht zu vergessen, diese wunderbar trainierten und stark ausgeprägten Muskeln an Olivers Armen und Bauch. In Thomas Bauch begann es gewaltig zu kribbeln. Oliver hatte Thomas Blicke bemerkt. Es hatte auch in seinem Bauch zu kribbeln begonnen. Thomas schaute in seine dunkelbraunen Augen. Oliver schaute zurück. Ihre Blicke verschmolzen. Wieder einmal passierte es mit ihnen. Das was schon auf Olivers Party passiert war, das was im Klassenzimmer, im Badezimmer von Olivers Eltern, auf Olivers Sofa, gerade eben noch auf der Straße, all die Situationen, in denen es immer wieder zwischen ihnen passiert war. Sie wollten einander nah sein. War Oliver jetzt bereit dazu? Konnte er jetzt Thomas küssen und ihm damit endlich seine Gefühle gestehen? Langsam näherten sich ihre Körper einander. Thomas platzierte seine Hände auf Olivers Hüften. Er legte seine Hände auf Thomas Schultern und zog ihn sanft zu sich heran. Oliver knickte seinen Oberkörper etwas ein, legte seinen Kopf ein eine Schräglage zur Seite und seine Lippen näherten sich Thomas. Ihre Unterkörper berührten sich leicht. Zaghaft berührten sich ihre Münder. Gerade, als sie diesen flüchtigen Kuss vertiefen wollten, leuchtete ein Blitz über ihre Köpfe und kurz darauf war ein lautes Donnergrollen zu hören. Sie erschraken heftig. Immer noch Arm in Arm schauten sie zum Himmel empor, Augenblick begann es wie aus Kübeln zu regnen. Als sie die Blicke wieder zu einander richteten, waren beide klitschnass. Oliver schaute durch seine tropfnassen, etwas längeren, dunkelbraunen Haare in Thomas Gesicht. Trotz dieses so erregenden Anblickes für Thomas und auch, wenn er seinen Arm sofort um Oliver geschlungen hätte, um ihn leidenschaftlich zu küssen, tat er es nicht. Er erkannte die Reue in Olivers Augen. Am liebsten hätte er diese leichte Berührung ihrer Münder rückgängig gemacht! Sie verstanden sich ohne Worte. Thomas strich eine nasse Haarsträhne aus Olivers Gesicht und nickte leicht. Oliver fiel Thomas in die Arme, er presste seinen Kopf gegen seine Halsbeuge und fing leise zu weinen an. "Es tut mir Leid! Ich weiß mit meinen Gefühlen nichts anzufangen. Ich habe Angst davor! Ich habe Angst dir näher zu kommen, gerade deshalb, weil du ein Junge bist!!" Er schluchzte laut und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Thomas schwieg, er streichelte einfach nur beruhigend sanft über Olivers Rücken. Oliver verlor die Kraft in den Beinen und sackte auf Thomas zusammen. Ein Glück, dass sie genau auf Olivers ausgebreitetes Handtuch standen. Oliver war zu schwer für ihn. Langsam in mehreren Schritten, brachte er sich und ihn in eine liegende Position. Oliver lag mit dem Kopf an Thomas Brust, gebettet in seinen Armen. Thomas streichelte über seine Haare und Oliver weinte immer noch leise vor sich hin, während der Regen in dieser malerischen Kulisse auf sie in dicken Tropfen nieder prasselte. Als Oliver am nächsten Tag in seinem Bett aufwachte, war ihn das unglaublich unangenehm. Nachdem sie über eine Stunde lang so gelegen haben und Oliver sich ausgeweint hatte, waren sie wieder aufgestanden. Er hatte Thomas kaum eines Blickes gewürdigt. Schnell hatte er seine Sachen zusammen gesucht und trat eiligst den Weg nach Hause an. Thomas wusste den Weg nicht und musste ihm folgen, als würde er ihm hinterher rennen. Oliver hatte sich kein einziges Mal umgedreht und brachte Thomas auch nicht nach Hause. Er war einfach nur stur seinen Weg zu sich gegangen. Als er an diese Geschehnisse des gestrigen Tages zurück dachte, erfüllte es ihn mit Scham. Er hatte sich wie ein Arschloch, wie ein Vollidiot vor Thomas verhalten. Aber er war so tief in seine Gefühle eingedrungen, hatte ihm fast seine Liebe gestanden. Er konnte es nicht fassen, wie offen er gewesen war. Und dann noch ihr Kuss. Sie hatten sich geküsst! Wenn auch nur flüchtig. Als er an diese kleine Berührung dachte, fühlte er wieder ein Kribbeln im Bauch. Thomas hatte ihm eindeutig seine Gefühle gezeigt. Und er hatte gezeigt, er würde auf ihn warten, solange wie möglich. Oliver hatte sich in eine missliche Lage gebracht. Obwohl er eine Freundin hat, hatte er sich in einem Jungen verliebt und dieser Junge hat sich auch in ihn verliebt. Welch ein Glück. Das konnte nach den Ferien heiter werden! Jetzt da Oliver wusste, dass Thomas das Selbe für ihn empfand, hatte er keinesfalls vor seine Gefühle zu leugnen. Er wollte Thomas nah sein, mit ihm eine Beziehung eingehen, aber nicht so schnell. Erst wenn er selbst es akzeptiert hat, könnte er alle Schritte einleiten. Warum hatte er gestern vor Thomas geweint? Es ging ihm immer wieder durch den Kopf. Warum? Machte ihn das ganze Thema über seine gespaltenen Gefühle innerlich so mürbe, dass er es kaum spürte? Aber es brachte ihm nichts stundenlang vor sich hin zugrübeln. Er musste sich für sein Fehlverhalten gestern entschuldigen. Er richtete sich aus seinem Bett auf, schlug die Bettdecke beiseite und ging nackt wie er war ins Bad und nahm eine ordentliche Dusche. Danach sah die Welt schon ganz anders aus. Mit einem orangenen Handtuch um die Hüften gewickelt, suchte er nach passenden Klamotten zum Anziehen. Schließlich entschied er sich für eine armeegrüne Shorts und einem blutroten T-Shirt. Um sich die Socken anzuziehen, setzte er sich aufs Bett. Als er die schwarzen Teile anhatte, klopfte seine Mutter leise an die Tür. Seit ihrem Missgeschick klopfte sie immer erst an. "Olli, mein Schatz, Papa und ich wollten heute einen kleinen zweitägigen Ausflug zur Nordsee machen. Kommst du mit?", fragte sie vorsichtig und streckte nur ihren Kopf durch die Tür. Oliver überlegte kurz. "Ja, klar!", meinte er dann strahlend. "Schön, ich freu mich!", lächelte seine Mutter zurück. "Pack dir ein paar Sachen ein. In zwanzig Minuten geht's los." Gedämpft schloss sie die Tür hinter sich. Oliver zog seine kleine blaue Reisetasche aus seinem Kleiderschrank hervor und machte sich ans Einpacken. Viel war es nicht. Drei T-Shirts, zwei kurze Hosen, vier Unterhosen, zwei paar Socken und natürlich seine Badehose. Seine Mutter würde bestimmt wie immer alle Handtücher in eine Extratasche einpacken. Zum Schluss packte er sein Pflegezeugs ein und einige Sachen zur Entspannung. Zwei Bücher, CDs, auch sein Lieblingsalbum von Green Day "Nimrod" und einen Discman, mit drei Ersatzbatterien. Jetzt war er fertig. Schnell noch die Flip-Flops in den Rucksack und ab nach unten. Als er abfahrtsbereit im Auto saß, fiel ihm Thomas ein. Er hatte sich ja noch nicht bei ihm entschuldigt. Bevor seine Mutter ihre Autotür zuschlug, stürmte er ins Haus. "Sieh dir den Jungen an, Henry! Er ist verrück. Rennt zurück ins Haus...", meinte sie kopfschüttelnd, während ihr Mann schmunzelte. Oliver hatte das graue Telefon im Flur erreicht. Thomas Telefonnummer hatte ihn vor ein paar Wochen Frau Fricke, ihre Lehrerin, gegeben, damit sie die Nachhilfestunden besprechen konnten. Eiligst tippte er die Zahlen ein. Nachdem Thomas nach Olivers Fehlverhalten Hause kam, war seine ganze kleine Welt in sich zusammen gefallen. Zwar hatte Oliver ihn geküsst, hatte es danach aber sofort bereut! Er hatte sich ihm zwar offenbart und geöffnet, auch dadurch, dass er unvermittelt danach seine Gefühle rausgelassen hatte und vor ihm geweint hat. Fakt ist aber, dass er Thomas nach dem ganzen Durcheinander wie einen Fremden behandelt hatte und vor ihm davon gerannt war! All dies erschütterte Thomas gewaltig. Er hatte sich auf sein Bett fallen lassen, laut die melancholischste Musik, die er hatte, laufen lassen und ebenso wie Oliver herzzerreißend geweint. Er wollte nur noch vor sich hinvegetieren, am liebsten sofort auf der Stelle sterben! Olivers Reaktion hatte ihn zu tiefst verletzt. Thomas weinte stundenlang vor sich hin, bis ihm die Augen und der Hals wehtaten - so sehr, wie sein Herz. Jetzt konnte er niemals mehr damit rechnen, dass Oliver jemals mit ihm zusammen sein wollte! Als Thomas am nächsten Tag aufwachte, hatte der ganze Schmerz seine Brust zugeschnürt, dass er kaum atmen konnte. Anfangs wollte er liegen bleiben, sehen, wie alles um ihn herum zerfallen würde. Nie mehr aufstehen, nie mehr auch nur einen Muskel bewegen. Aber er konnte nicht mehr. Zu stark waren seine seelischen Schmerzen, als dass er einfach nur so liegen bleiben könnte. Quälend langsam zog er sich selbst aus dem Bett. Unter der Dusche entledigte er sich seinen ganzen Frust. Er dachte dabei an Oliver. Zum Höhepunkt gekommen, schrie er laut auf und brüllte sich alles aus dem Leib. Scheißegal, was die Nachbarn denken! Kaum hatte er sich abgetrocknet und angezogen, klingelte auch schon das Telefon. Entnervt ging er ran. Oliver stutze im ersten Moment, als er Thomas angegriffenes "Ja" hörte. Doch was hatte er nach seiner Aktion vom gestrigen Tag auch erwartet?! Oliver überlegte kurz, ehe er ruhig verhalten, fast leise zu sprechen begann: "Hi Thomas. Hier ist Oliver." "Hallo!", flüsterte Thomas traurig zurück. Aller Ärger war vergessen, dafür kam sein Frust und die Trauer zurück. Oliver hatte Thomas Stimmungsschwankung bemerkt, schnell legte er sich eine neue Entschuldigung im Kopf zurecht. Es tat ihm selbst weh Thomas so angeschlagen zu hören. "Hör mal, Thomas.", sagte er sanft. "Es tut mir fürchterlich Leid! Es ist kaum zu verzeihen, wie ich mich gestern verhalten habe, aber du musst es verstehen. Bitte verzeih mir! Es tut mir so unendlich Leid!!" "Du hast mir wehgetan!", jammerte Thomas. Er war erstaunt, wie schnell die Tränen bei ihm erneut zu fließen begonnen hatten, als er Olivers Stimme hörte. Er wollte doch nicht schon wieder weinen. Oliver machte eine kleine Pause, um sich zu sammeln. Er konnte es nicht ertragen Thomas weinen zu hören. "Thomas, bitte wein' nicht! Es tut mir doch Leid. Ich werde versuchen mich zu bessern, aber kannst du mich nicht etwas verstehen? Es ist so hart für mich, zu begreifen, dass ich dich mehr mag, als jeden anderen! Thomas, es ist mir noch nie zuvor passiert! Ich... ich..." Oliver seufzte. Als er aufsah, starrte sein eigenes ihn Spiegelbild an. Aus Wut boxte er gegen das Telefontischen, weil er die richtigen Worte nicht finden konnte. Er atmete tief durch. "Wir sollten nicht am Telefon darüber sprechen, aber leider kann ich nicht zu dir kommen. Meine Eltern und ich fahren heute für zwei Tage an die Nordsee. Aber danach, danach werde ich alles besser machen! Das verspreche ich dir. Aber wir sollten nicht von null auf Hundert starten. Ich brauche Zeit. Bitte gib mir Zeit!", flehte er. "Okay! Danke, für deine Entschuldigung! Ich nehme sie an. Und bitte denke in den zwei Tagen über deine Gefühle nach. Wenn du wieder zurück bist, werde ich versuchen mich so neutral wie möglich zu verhalten. Ich werde dir soviel Zeit lassen, wie du brauchst. Hauptsache es klappt!" Thomas hatte inzwischen aufgehört zu weinen. In ihn erwachte ein Funken Hoffnung. "Danke, Thomas, danke! Und danke, dass du mir verzeihst! Es bedeutet mir viel. Ich werde über alles nachdenken." Kurz schwiegen beide. In Gedanken versunken. In Thomas keimte neuer Mut auf. Oliver war so fürchterlich erleichtert. "Wartest du auf mich?", fragte er schüchtern. "So lange wie möglich!", seufzte Thomas zufrieden. "Ach so, und viel Spaß an der Nordsee!" "Dankeschön! Ich melde mich bei dir! Bis dann." "Bis dann!" Beide Jungen legten Zeitgleich auf. Thomas ließ einen Freudenjauchzer los. Endlich konnte er wieder lachen. Nachdem Oliver den Hörer aufgelegt hatte, sank er in sich zusammen und weinte vor Erleichterung. Seine Schuldgedanken hatten ihn so zugesetzt. Wenige Minuten saß er mitten im Flur, den Kopf auf seine Knie abgelegt. Als er sich wieder beruhigt hatte, zog er sich am Tisch nach oben. Kaum hob er den Kopf starrte ihn sein Spiegelbild wieder an. Schnell wischte er sich die Tränen aus den Augen und musterte sein Gesicht, wie verweint er aussah. Alles war okay. Die ganze Situation war okay. Er grinste über seinen Erfolg und spurtete in Windeseile zum Auto. Das wäre wieder einmal das vorläufige Ende. Ich arbeite weiter eifrig an der Story. Um Kommis wird gebeten. Angelspaß --------- Hallo, meine lieben Stammleser und hoffentlich neue Leser, hier ist nun endlich nach 14 Wochen endlich ein neues Kapitel. Mach mich gleich ans Weiterschreiben, aber leider hab ich momentan akkuten Zeitmangel und bin deshalb leider nicht so schnell, wie ich es gerne sein würde. Nun denn... Viel Spaß! 8. Kapitel: Angelspaß Kurz nach der Mittagszeit, gegen vierzehnuhrdreißig erreichten Oliver und seine Eltern ihren Bungalow direkt an der Nordsee. Das kleine Sommerhaus hatte zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer und ein kleines Wohnzimmer mit integrierter Küche. Da Oliver nach der dreistündigen Fahrt ziemlich gerädert war, wollte er sich am Strand etwas Entspannung verschaffen. Sein Schlafzimmer war ein kleiner, verhältnismäßig trister Raum: In ihm standen nur ein großer Kleiderschrank aus tiefbraunem Holz, ein einfacher Stuhl und ein schmales Bett aus demselben Holz. Die Wände waren kalkweiß und der Boden war aus billig wirkendem Laminat. Oliver stellte seine blaue Reisetasche auf dem Bett ab, nachdem er sich im Zimmer umgesehen hatte und öffnete sie. Die zwei Tage, einschließlich diesem, die er hier verbrachte, brauchte er seiner Meinung nach nicht auszupacken. Er suchte nach seiner Badehose, die er so ziemlich oben auf seinen wenig eingepackten Sachen fand und zog sie sich unverzüglich an. Dann zog er sich die Sachen, die er vorher anhatte wieder darüber, danach nahm er seine Badetasche und packte sich dort sein Strandtuch, eine Unterhose und ein Buch ein. Bevor er an den Strand ging, brauchte er noch ein Handtuch um sich später auch abzutrocknen. Seine Mutter packte gerade die Pflegeartikel von ihr, ihrem Mann und Oliver im Bad aus. „Mama, kannst du mir ein Handtuch für den Strand geben?“, fragte er nachdem er an die Badtür geklopft hatte und eingetreten war. „Aber sicher mein Schatz.“ Sie reichte es ihm. „Möchtest du aber nicht zuvor mit uns noch richtig zu Mittag essen? Der kleine Hotdog von der Raststätte kann dir doch nicht gereicht haben. Papa und ich wollten gleich in ein Restaurant fahren.“ „Nein, danke. Das hat mir gereicht. Ich geh zum Strand!“, sagte Oliver barsch und schloss mit einem lauten ‚Rums’ die Tür. Er packte das Handtuch auch in seine Tasche und lief zum Strand. Alles war rappelvoll, so dass sich Oliver seinen Platz geradezu erkämpfen musste. Endlich einen freien Platz gefunden, breitete er sein orange/graues Strandtuch aus und legte sich rücklings darauf. Er schloss die Augen und musste prompt wieder an das Telefonat mit Thomas zurück denken. Die ganze Fahrt über hatte ihn der Gedanke daran schon nicht losgelassen. Wegen ihm hatte Thomas geweint. Er hatte ihn mit seinem ganzen verdammten Verhalten so traurig gemacht, dass er offen am Telefon geweint hatte. In Olivers Ohren hallte der Klang von Thomas Stimme nach, sie war von Enttäuschung und Kummer erfüllt gewesen. Oliver konnte den Gedanken daran nicht ertragen! Er konnte es nicht ertragen jetzt hier zu liegen und Thomas war alleine, ganz alleine, zu Hause mit seinem Schmerz. Nur zu gerne wäre er jetzt an seiner Seite bei ihm und würde alles ein für alle Mal klären! Klären, wie intensiv er sich inzwischen in Thomas verliebt hatte, dass er sich gestern sicher war, dass Thomas dasselbe für ihn empfand. Doch Oliver war hier ebenso alleine mit seinem Elend. Wie sollte es nur weitergehen, wenn er wieder nach Hause fuhr? Und schon wieder hingen seine Gedanken beim gestrigen Erlebnis. Ruckartig öffnete Oliver seine Augen. Er wollte nicht schon wieder daran denken! Kaum hatte er die Augen geöffnet, stach ihn die Sonne. Rasch drehte er sich auf die Seite und betrachtete das rege Treiben am Strand. Kleine nackte Kinder und Babys saßen halb im Wasser und buddelten an Sandburgen. Kaum einer sonnte sich. Es wurde gelacht, sich unterhalten, rumgetollt, Volleyball gespielt und natürlich gebadet und geschwommen, dabei Wasserball oder Fangen gespielt. Oliver schaute sich die vielen Menschen mit mittelmäßigem Interesse an. Unglücklicher Weise blieb sein Blick bei einem Jungen hängen, der ungefähr in seinem Alter war. Ein sehr sportlicher Typ, durchtrainiert, ähnlich, wie er selbst, dieselbe Statur, nur mit stoppeligen dunkelblonden Haaren, die durch seine Bräune kaum auffielen. Er trug eine dunkelgrüne Boxershorts als Badehose und spielte gerade wildgestikulierend mit anderen Jugendlichen Beachvolleyball. Es spielten auch einige Mädchen mit, doch komischer Weise interessierte sich Oliver nicht das Geringste für sie. Er musterte den Jungen eingehend und nach einigen Minuten wurde er sich dessen erst bewusst. >Hatte Oliver Schilm, Hetero aus tiefster Überzeugung und begehrtester Junge der gesamten Schule, der sich irgendwie sehr heimlich aber heftigst in seinen besten Freund verliebt hatte, eben wirklich in aller Öffentlichkeit über mehrere Minuten lang einem wildfremden Jungen intensiv auf den Körper gestarrt, während der voller Elan Volleyball spielte?? Nein, das konnte doch nicht sein! Oliver, senkte verlegen den Blick und malte mit seinem Zeigefinger kleine Figuren in dem Sand. Seine Gedanken glitten zu Thomas zurück. Wann war es überhaupt dazu gekommen, dass er sich in ihn verliebte? Oliver überlegte. *~*~*~*~*~ Rückblick ~*~*~*~*~* Oliver hatte Thomas das erste Mal gesehen, als er an einem kalten Morgen Anfang April die Klasse betrat. Thomas war erst vor einer Woche mit seiner Mutter in die Stadt gezogen. Es war Montag erste Stunde, Vertretung mit Frau Fricke. Als sie die Klasse betrat, folgte Thomas ihr leise und unscheinbar. Oliver, der gerade von einer seiner heißen und erlogenen, vergangenen Nacht mit Sara vor Holger, Toni und Maik prahlte, bekam Thomas unauffälliges Betreten der Klasse nicht mit, ebenso wie der Rest der gesamten Klasse. Thomas schaute nervös und etwas mit Furcht auf seine neuen Klassenkollegen. Zwar war er selbstbewusst, aber trotzdem hasste er diese Situationen mehr als alles. Er fühlte sich wie vorgeführt. Frau Fricke brachte die Klasse mit einem herrscherischen „Guten Morgen“ zum Schweigen. Alle sahen auf, sie waren recht überrascht, als Thomas ihnen als neuer Mitschüler vorgestellt wurde. Er wurde im Vorfeld nicht einmal gegenüber der Klasse erwähnt, wie denn auch, denn am Freitag, vor dieser Woche, wurde ihm dieser Ausbildungsplatz erst zugesichert. Während Frau Fricke ihn näher vorstellte, schaute Oliver flüchtig auf Thomas’ Gestalt. Neben der kleinen, dünnen Fricke stand ein ebenso kleiner, zierlicher, aber dennoch unbestimmt stabil gebauter, Junge. Thomas war ganz in Schwarz gekleidet, mit schwarzer Winterjacke usw. Selbst sein Haar war Schwarz. Es war recht voluminöses, kurzes Haar, welches ihm in die Stirn seines länglichen Gesichts hing und an den Seiten knapp unter seinen Ohren endete. Für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. *~*~*~*~ Rückblick Ende ~*~*~*~* War es etwa dieser Moment gewesen? Liebe auf den ersten Blick? Schon von Anfang an lag in ihren Blicken so viel Magie. Jedes Mal verschmolz Olivers Blick mit dem von Thomas. Oliver dachte weiterhin nach. Er hatte ihm danach nur noch sehr wenig in die Augen gesehen. Weil Sara sofort angefangen hatte ihn zu ärgern und zu erniedrigen, obwohl sie mit ihm noch nicht ein Mal gesprochen hatte. Das war gleich am ersten Tag in der Pause passiert, bei dem Oliver sofort mitmachte. Er konnte nachdenken soviel wie er wollte, denn im Grunde hatte er vom ersten Augenblick an nichts gegen Thomas gehabt! Trotz mehrmaligen Drehens wurde es Oliver nach einigen Stunden zu heiß in der Sonne, also ging er zwischendurch auch ins Wasser, um sich abzukühlen und ein Paar Runden zu schwimmen. Es war schon nach Einbruch der Dunkelheit, als er endlich zurück zu seinen Eltern in den Bungalow ging. Der Strand leerte sich auch so allmählich. Seine Mutter hatte ein üppiges Abendessen hergerichtet. Er half noch schnell den Rest auf zudecken. Sein Vater und er saßen schon, als seine Mutter den Ketchup als letztes auf den Tisch stellte und sich auch setze. Sie begangen gemütlich zu essen. Niemand sprach, bis sie schon fast fertig waren. „Zwar soll man nicht so spät essen, es ist schon nach zehn, aber dein Vater und ich kamen erst vor zwei Stunden von unserem Einkauf zurück und da wir dich nicht vom Strand wegholen wollten. Aber ich hätte dich eh gleich reingerufen, Oliver. Und wie war es am Strand, mein Hase?“ Frau Schilm legte ihre Gabel auf den leeren Teller, kreuzte die Hände und sah ihren Sohn interessiert an. Oliver blickte hoch sah sie ebenfalls an. „War schön!“, antwortete er leise murmelnd und blickte wieder auf seinen Teller. Er schob sich eine Gabel voll Bratkartoffeln in den Mund. „Hast du schon jemanden kennen gelernt?“ Er spürte regelrecht wie sie ihn durchdringend ansah. Oliver legte seine Gabel hin, hob langsam den Blick und sah ihr direkt in die tiefdringenden blauen Augen. „Mama, bleib doch realistisch. Ich war gerade einmal ein Paar Stunden am Strand!“ Er schüttelte leicht den Kopf. Wie kam sie nur darauf ihm solche absurden Fragen zu stellen? „Ach, ich dachte nur. Schließlich bist du doch so Kontaktfreudig! Immerhin hast du dich ja auch ziemlich schnell mit DIESEM Thomas angefreundet. Und da bestimmt genug Jungen dort draußen rumlaufen, mit denen du dich anfreunden kannst, dachte ich mir, du hättest sicherlich schon wieder einen neuen BESTEN Freund gefunden, den du mehr als andere magst!“ Sie funkelte ihren Sohn gefährlich an. Oliver öffnete entsetzt den Mund. War es seine Mutter, die gerade voller Hohn und Spott zu ihm redete und nebenbei Details aus einem intimen Gespräch zwischen ihnen ausplauderte? Oliver traute seinen Ohren kaum. Warum war sie plötzlich so gehässig zu ihm? Herr Schilm, mindestens genauso entsetzt, wie Oliver, über die Worte seiner Frau, griff dazwischen bevor sie noch Schlimmer werden könnte. „Gerda, liebes“ Bestimmt legte er seine Hand auf ihren Arm. „Achte bitte darauf was du sagst! Es gibt keinen Grund Oliver so anzufahren!!“ Beim letzten Satz verstärkte er die Kraft auf ihren Arm. Es waren Augenblicke, in denen niemand etwas sagte. Oliver starrte weiterhin entsetzt, mit offenem Mund seine Mutter an. Herr Schilm aß weiter. Ohne ein Wort, ohne einen bestimmten Gesichtsausdruck stand Frau Schilm vom Tisch auf und ging. Herr Schilm wollte sie noch am Arm aufhalten, als sie an ihm vorbei ging, aber sie ließ sich nicht aufhalten. Er schaute seiner Frau nach, wie sie ins Schlafzimmer ging und blickte dann zu Oliver, dem der Schock noch im Gesicht stand. „Olli, es tut mir ehrlich Leid, wie sich deine Mutter dir gegenüber verhält! Ich bin genauso entsetzt wie du, aber sie kann es weiterhin immer noch nicht begreifen, warum du dich so gut mit Thomas verstehst!“ In Oliver keimte sofort abscheuliche Wut für seine Mutter auf. Er ballte die Fäuste in seinem Schoß, so wütend war er. Dadurch, dass sein Vater auch noch mit ihm redete, als sei er höchst gefährlich, wurde seine Wut größer. „Ist es denn so Abnormal?!“, schrie er aufgebracht. Überstürzt stand er auf. Durch den Zorn, den er verspürte, als er aufstand, fiel sein Stuhl lautkrachend um. Zitternd vor Wut stand er vor seinem Vater. Er brachte kein Wort hervor, also rannte er wütend in sein Zimmer und ließ die Tür laut ins Schloss fallen. Herr Schilm stöhnte entnervt auf. Es ärgerte ihn, wie sich die zwei Menschen, die er am Meisten in seinem Leben liebte, nur so miteinander umgehen konnten! Schnell deckte er den Tisch ab, stellte den von Oliver umgewuchteten Stuhl wieder auf und ging zu seiner Frau. „Gerda, was ist nur los mit dir?“, fragte er halb verärgert, halb besorgt und setzte sich neben ihr aufs Bett. „Ach, Henry, es ist wegen Gestern!“ „Ist da etwas Außergewöhnliches passiert?“ „So ziemlich außergewöhnlich, würde ich sagen. Oliver wollte mit Thomas baden gehen. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass es später am Tag noch regen sollte und deshalb nicht zum Wasser gehen sollte. Ich hab ihm sogar erlaubt Thomas zu treffen. Jedenfalls hat er nicht auf mich gehört und ist trotzdem zum Strand gegangen. Später am Nachmittag hatte es tatsächlich angefangen zu regnen. Als dann Oliver nach Hause kam, war er Klitternass und total verstört. Er wirkte total abwesend. Es schien so, als könnte er nicht hören, was ich ihn fragte. Mit starren, verängstigten Blick ging er einfach an mir vorbei. Ich ging ihm nach. Er stand völlig entgeistert vorm Spiegel. Ich beobachtete ihn. Er hat sich immer wieder an den Mund gefasst, hat sich über die Lippen gestrichen. Er hat geweint und vor sich hin gemurmelt. Es wirkte so erschreckend! Henry, ich glaube dieser Thomas hat Oliver geküsst!“ Voller Angst in den Augen sah Frau Schilm ihren Mann an. Fassungslos schaute er zurück. „Glaubst du es wirklich? Hat Olli wirklich so etwas gemacht?“ „Da bin mir ziemlich sicher! Dieser Thomas wird Oliver irgendwann zerstören! WIR MÜSSEN ES VERHINDERN!!!“ „Schatz, du hast absolut Recht, aber wir müssen auch besonnen handeln! Lass uns nichts überstürzen!“, beruhigte Herr Schilm seine Frau wieder. Zwar war er genauso beunruhigt wie sie, aber er hatte nicht vor seinem Sohn vorzuschreiben was er tun dürfte! „Wir müssen Oliver in nächster Zeit etwas mehr unter Kontrolle haben, aber Verbieten können wir ihm nichts. Sind wir uns da einig?“ Frau Schilm nickte nach kurzem Zögern, aber da ihr Mann so entschlossen aussah, wollte aus Liebe nicht dagegen reden. Sie machten sich Bettfertig. Als sie dann aneinander gekuschelt dalagen, nahm Herr Schilm den Gesprächsfaden wieder auf, als wären sie durchs Umziehen nicht unterbrochen worden. „Ich weiß, wie du gleichgeschlechtlicher Liebe gegenüber stehst, aber was ist, wenn Oliver Thomas küssen wollte ?“ „Du hast nicht gesehen, was ich gesehen hab! Er war völlig geschockt. Sonst wäre ich auch nicht darauf gekommen, dass er nicht geküsst werden wollte. Du musst es dir genau vorstellen: unser Oliver beschmutzt von diesem Thomas. Dieser Gedanke bringt mich fast um!“ „Denk nicht soviel darüber nach! Deine Spekulationen rauben dir deinen Verstand. Wir müssen ihn mehr im Auge behalten, um heraus zufinden, ob da etwas nicht stimmt.“ Mit einem Kuss war das Gespräch beendet. Herr Schilm löschte das Licht. Sie kuschelt sich wieder an einander und schliefen ein. Oliver ahnte nichts von den Gedanken, die sich seine Eltern um ihn machten. Er lag auf dem Bett und starrte regungslos an die Decke. Um ihn herum war es stockfinster, denn nach Licht war ihm ganz und gar nicht zu Mute. Er dachte ununterbrochen an Thomas und an die Worte seines Vaters geisterten ihm durch den Kopf: „Sie kann es einfach nicht begreifen, warum du dich so gut mit Thomas verstehst!“. Was war daran nicht zu verstehen? Wie konnten sie beide nur so gemein zu ihm sein?! Was war nur verkehrt daran, dass er sich mit Thomas so gut verstand? Es lag vielleicht daran, dass Oliver in seinem Leben niemals einen anderen Menschen jemals so enthusiastisch vorgestellt hatte, er hatte nie jemanden wirklich so sehr gemocht. Er hatte kaum seine Freunde mit nach Hause gebracht und hatte seinen Eltern gezeigt, dass er einen netten Kumpel hatte. Aber vielleicht lag es auch nicht daran, denn seine Mutter hatte oft genug komische Andeutungen gemacht. Ahnte, spürte sie es etwa? Sie war schließlich seine Mutter, sie hatte ihn großgezogen. Eigentlich kannte sie alle seine Eigenheiten, sie kannte seinen Charakter genau. Wusste sie, dass er sich in Thomas verliebt hatte? Aber er selbst wusste es jedoch erst seit weniger als sieben Tagen. Konnte eine Mutter fühlen, ob ihr Sohn in seinem besten Freund verliebt war oder nicht?! Es quälte ihn die ganze Nacht hindurch. War es falsch? Ganz sicher nicht! Was konnte man für seine Gefühle. Bei Liebe ist es ganz egal, ob sie für einen Mann oder für eine Frau empfunden wird! Außerdem sollte man Liebe nicht verdrängen, besonders wenn die geliebte Person dasselbe empfindet! Als Oliver sich mit dieser Erkenntnis einigte, konnte er endlich schlafen. Am nächsten Tag wurde er zum Mittag geweckt. Wiederwillig saß er da und würgte sich das Essen runter. Zwischendurch merkte er immer wieder eigenartige und argwöhnische Blicke von der Seite, die seine Eltern auf ihn warfen. Außerdem hatten sie, seit er sich an den Tisch setzte, kein Wort mehr geredet. Er jedenfalls war seiner Mutter wegen gestern immer noch sauer, also genoss er die stille Atmosphäre um sich herum und versuchte sich nach dem Essen auch sofort zum Strand zu verdrücken. Seine Mutter hielt ihn auf. Mit einem leisen „Oliver, wir müssen reden.“, bat sie ihn zu sich. Ohne seinen Vater, der das Essen abräumte, gingen sie sich in sein Schlafzimmer. Oliver setzte sich aufs Bett, sie ihm gegenüber auf einem Stuhl. „Schatz, es tut mir Leid, wegen gestern Abend. Ich habe einfach überreagiert.“ „Ach, Mama.“, begann er etwas genervt und bemerkte dann, wie bedrückt sie ihn ansah, es war ihr mit dieser Entschuldigung ernst. Sofort fühlte er sich schuldig. „Es tut mir auch Leid.“ „Weißt du, ich hatte dich vorgestern beobachtet, als du wieder nach Hause kamst. Du standest völlig neben dir. Hatte es einen besonderen Grund gehabt? War es wegen Thomas?“ „Wie kommst du auf so was?“, fragte er erschrocken. „Du kannst mir alles erzählen.“ Sie stand auf, setzte sich neben ihm und nahm ihn in die Arme. „Ich bin doch deine Mutter. Oliver, wenn dich irgendetwas bedrückt, dann kannst du es mir verraten! Das meine ich ernst.“ Sie ließ ihn los und sah ihn an. Oliver bemerkte ihre Sorge. Für einen Augenblick überlegte er, ob es ihr nicht doch sagen sollte. Es war doch wirklich seine Mutter. Kein Gegner oder so was. Er konnte ihr doch alles erzählen. Aber so war es einmal gewesen. Jetzt war es anders, aber wirklich erst seit er Thomas kannte. Es hatte sein Wesen verändert. Würde er ihr sagen, dass er sich in Thomas verliebt hatte, würde sie ihm den Kopf anreißen. Er sah ihr in die Augen und beschloss es zu verschweigen. Er wollte ihr nicht wehtun. „Mama, da ist nichts Besonderes passiert! Es geht mir gut. Mich bedrückt nichts.“ Schnell stand er auf. „Ich wollte noch zum Strand, bevor wir wieder fahren!“ Eiligst griff er sich seine Badesachen und verschwand wortlos aus dem Zimmer. Nachdem Oliver gegangen war, steckte sein Vater den Kopf zur Tür rein. „Und, Gerda, hat er etwas verraten?“ „Nein, ich muss es weiter versuchen!“ *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Grübelnd saß Oliver am Strand. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht sich um zu ziehen. Er hockte einfach nur da und starrte aufs Wasser. Warum versuchte es seine Mutter jetzt auf diese Art? Es ließ ihn wieder nicht los, dass sie bizarre Gedanken über ihn hegte. Doch irgendwie schien es ihm im Augenblick nicht besonders zu beschäftigen. Er schob dieses Gespräch und seine Gedanken dazu in die hinterste Ecke seines Gehirns. Es gab gerade ein wichtigeres Gefühl, was in einholte. Er begann Thomas zu vermissen. Er vermisste ihn plötzlich so sehr, wie noch nichts in seinem Leben. Aber er hatte auch fürchterliche Angst davor zurück nach Hause zu fahren. Was würde ihn wohl erwarten? Er war doch noch zu nichts bereit. Es beunruhigte ihn, dass Thomas schon ein wenig von seinen Gefühlen für ihn wusste. Er bereute diesen Kuss dennoch irgendwie. Aber nicht, weil er ihn wollte (er hatte es aus tiefsten Herzen gewollt!), sondern, weil er noch nicht dafür bereit war. Und noch auf keine Beziehung mit Thomas eingestellt war, aber dadurch dass er ihn geküsst hatte, fühlte er sich, als hätte er sein Einverständnis dafür gegeben. Er sah ihn vor sich, kurz nach dem Kuss, wie zufrieden er ausgesehen hatte und dann sah er den Gesichtsausdruck danach vor sich, als er alles wieder zerschlagen hatte. Und wieder machte es Oliver so fertig. Aber vielleicht war es für die nächste Zeit das Beste ihn wie einen Freund zu behandeln. Er wollte ihn wieder sehen und zwar sofort. Kurzerhand ging er zum Bungalow zurück. Mit allen Mitteln versuchte er seine Eltern umzustimmen schon vor Anbruch der Nacht loszufahren und nach einigen Stunden hatte es geklappt. Leider war es schon so spät, dass sie erst nach zweiundzwanzig Uhr ankamen. Oliver legte sich murrend ins Bett. Als er endlich eingeschlafen war, verfolgten ihn schlechte Träume durch die Nacht. Zur selben Zeit, wenige Straßen weiter, schaltete Thomas die absolut hirnlose Komödie aus und schlurfte sich in sein Bett. Als er so da lag, musste er an Oliver denken und das hatte er seit zwei Tagen erfolgreich geschafft zu verdrängen. Morgen würde er wieder kommen und dieser Gedanke brachte Thomas Magen dazu Saltos zu schlagen. Um nicht an Oliver zu denken, hatte er sich heute und den Tag davor abgelenkt, indem er sein Zimmer aufgeräumt hatte. Er hatte sich Stühle besorgt und etwas Platz geschaffen. Aber die meiste Zeit hatte er damit verbracht vor dem Fernseher zu sitzen und sich irgendwelche sinnlose Sachen an zusehen. Aber nun kamen seine Gefühle zu Oliver intensiver denn je in seinen Sinn. Sicherlich hatte er ihn während der Zeit ziemlich vermisst, aber die Vorstellung ihn wenigen Stunden wieder zu sehen, brachte sein Herz zum hämmern. Er konnte es kaum erwarten und schlief deshalb sehr langsam ein. Er wachte am nächsten Tag erst nach dem Mittag auf und sprang sofort unter die Dusche. Nachdem er sich einen kleinen Imbiss genehmigt hatte (ein Tiefkühlbaguette), verbrachte er seine Zeit auf dem Sofa. Die schwüle Hitze von draußen breitete sich unaufhörlich im gesamten Haus aus, deshalb hatte er es sich nur mit seiner geliebten Hotpants bequem gemacht und schaute mal wieder seine liebste DVD. Es handelte sich dabei um einen Fantasy-Anime mit Drachen und Kriegern: Rekord of Lodoss War. Er liebte einfach diese Art von Filmen. Sein Ex-Freund Robert hatte ihn mit Japanischen Animes angesteckt. Oft hatten sie sich Filme über romantische, schwule Beziehungen angesehen. Doch dieses Mal war es einfach nur ein „normaler“ Anime. Er saß zwar gebannt vor dem Fernseher, aber die meiste Zeit schwirrten seine Gedanken um Oliver. Er erwartete unruhig jeden Augenblick, dass er endlich an der Tür klingeln würde. Endlich, dreiviertel des Filmes waren schon rum, als er endlich das heißersehnte Schellen der Haustürklingel hörte. Schnell eilte er zu Tür und öffnete sie erwartungsfroh. Seine Erwartungen wurden erfüllt, da stand Oliver, nur mit einer roten Hawaiishorts bekleidet, vor ihm und lächelte verlegen. Er hielt zwei Angeln und einen Eimer Köder in den Händen. Beide mussten im selben Moment an das gleiche denken: ihr Telefonat. Thomas war es peinlich vor Oliver am Hörer geweint zu haben und ihm jetzt wieder in die Augen sehen zu können. Er dachte aber ebenso an Olivers Worte. Er wollte, dass ihm mehr Zeit gegeben wird. Und genau deshalb hielt sich Thomas gerade mächtig zurück. In seinem Bauch kribbelte es gewaltig und er kämpfte gegen den Drang an Oliver zur Begrüßung zu umarmen. Jetzt standen sie fast schon zwei Minuten schweigend vor einander und sahen sich einfach nur in die Augen. Oliver war es leid jetzt über die Richtigkeit oder Falschheit seiner Gefühle nach zu denken, er spürte im Moment einfach nur das Bedürfnis Thomas in seine Arme zu schließen. Immerhin waren sie seit ihrem kleinen Badeausflug keine normalen Freunde mehr, aber mehr waren sie zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht, schließlich hatte Oliver mehr getan als nur darum gebeten. Er kam gedanklich zur momentanen Situation zurück. Keiner der beiden hatte bisher ein Wort gesagt. „Hi!“, flüsterte Oliver leise. „Es ist schön, dich wieder zu sehen!“ Thomas wurde durch diese Worte zärtlich in die Gegenwart zurückgeholt. „Hi, schön, dass du wieder da bist!“, flüsterte er zurück. Und plötzlich konnte Oliver nicht mehr anders. Er fühlte sich, als hätte Thomas ihn wieder in seinem Bann gezogen. Er stellte die Angelsachen ab und trat auf Thomas zu. Er schlang seine Arme um den kleinen Körper vor ihm und zog Thomas Oberkörper sanft zu seinen heran. Als sich ihre nackte Haut berührte, hätte Oliver am liebsten sofort laut aufgeschrieen. Es fühlte sich so verdammt gut an. Und er fühlte kleine Blitze, die seinen Körper durchströmten. Thomas seufzte genießerisch an Olivers nackter Brust auf. Er hatte die Augen geschlossen und fühlte gerade nur Olivers Haut auf seiner. Durch Thomas Bauch sprühten Funken. Langsam, aber viel zu schnell für Thomas löste Oliver die Umarmung wieder. Er schaute verlegen zu Thomas, direkt in seine hellbraunen Augen. Thomas schaute lächelnd zurück. Ohne zu sprechen gingen sie ins Haus. Oliver ließ seine Angelsachen vor der Haustüre stehen. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. „Ich hab grad ferngesehen.“, sagte Thomas und ließ sich aufs Sofa fallen. Er schaltete die DVD nicht wieder ein, sondern den Fernseher. Es fühlte sich plötzlich so komisch an Oliver wieder in seine Nähe zu haben. Irgendwie musste er seine Gefühle unterbinden. Oliver ließ sich neben Thomas nieder. Es war für ihn wie immer. Sie redeten normal miteinander und Thomas verhielt sich auch wie sonst. Das machte Oliver so glücklich, dass Thomas seinen Wunsch akzeptierte. Lächelnd sah er ihn an. Thomas schaute erst noch auf den Fernseher, doch einigen Minuten hielt er es nicht mehr aus und drehte sich zu Oliver um. „Meinst du nicht, es wäre bei diesem Wetter unangebracht vor dem Fernseher zu sitzen? Wollten wir nicht Angeln gehen?“, fragte er schelmisch lachend. „Sicherlich!“, grinste Oliver zurück. *~*~*~*~*~*~*~*~*~* „Jetzt sind schon bald drei Stunden rum, und wir haben noch nichts gefangen!“, murmelte Thomas gelangweilt und schnippte seinen Zigarettenstummel ins Wasser. Anfangs hatte er noch richtig Lust gehabt mitzumachen, aber da hatte sich Oliver ja auch noch richtig mit ihm unterhalten. Sie hatten über die zwei Tage ihrer Trennung geredet. Demnach also was Oliver an der Nordsee getrieben hatte und was Thomas gemacht hatte. Oliver hatte sich richtig in die Sache eingefunden und war hoch konzentriert beim Angeln. Seit Minuten hatte er mit Thomas kein Wort mehr gewechselt. Thomas langweilte sich zu Tode. Er befestigte seine Angel an den Rand des Bootes, in dem er mit Oliver auf der Mitte des Sees schwamm, und legte sich zurück. So auf dem Rücken liegend, betrachtete er die Wolken, die am Himmel schwebten. Bald wurde ihm zu heiß. Er hatte sich bevor sie losgingen noch schnell ein T-Shirt angezogen, was er nicht wirklich bedacht hatte, denn in der Sonne herrschten locker um die Fünfunddreißig Grad. Das war ihm jetzt doch viel zu heiß, also zog er es hastig aus und benutzte es als Kopfkissen. Nach wenigen Minuten döste er ein. Oliver hatte ohne hinsehen bemerkt, wie sich Thomas hingelegt hatte. Minutenlang kämpfte er gegen den Reiz an zu Thomas zu sehen, bis er es nicht mehr aushielt und einen verstohlenen Blick auf Thomas warf. Er drehte sich zu ihm hin und sah ihn vor sich hin dösen. Er versank förmlich in Thomas Anblick, wie er so ruhig neben ihm lag. Seine Arme lagen auf seinem Bauch und seine Beine waren leicht angewinkelt. Sein Gesichtsausdruck wirkte so entspannt. Oliver zeichnete jede Kontur von Thomas Gesicht nach. Als er auf den Mund blickte, zog sich ein berauschendes Kribbeln durch seinen Bauch, während er daran dachte, dass er diese Lippen mit seinen schon mal berührt hatte. Seine Konzentration aufs Angeln ging gänzlich den Bach runter. Die Angel rutsche so langsam immer lockerer werdend aus seiner Hand. Er hätte sich am liebsten dazu gelegt. Er schaute verträumt auf den schlafenden Thomas und beugte sich ihm immer mehr entgegen. Er spürte den Wunsch, das Verlangen Thomas zu sich zu ziehen und endlich richtig zu küssen. Er beugte sich immer weiter zurück, bis es plötzlich heftig an seiner Angel zu zucken begann. Schnell konzentrierte er sich wieder darauf. Hatte er nicht gerade noch die Nähe von Jemandem gespürt, oder hatte er sich das eingebildet? Verwirrt öffnete Thomas die Augen und musste blinzeln. Er spürte wie Oliver neben ihm ziemlich zappelte. Er hörte einen euphorischen Schrei und richtete sich rasch auf. Er sah, wie Oliver an seiner Angel zog und zerrte. Dran hing ein riesiger Fisch, der sich partout weigerte aufs Boot gezogen zu werden. Außerdem sah er, dass ihm die Angel ja fast schon aus der Hand geglitten war. „Hilf mir mal!“, stöhnte Oliver. Obwohl er so stark war, reichte seine Kraft nicht mehr aus. Thomas sprang sofort auf und zog mit Oliver gemeinsam an der Angel, um den Fisch aufs Boot zuziehen. Da sie beide nur eine kurze Hose trugen, berührten sie sich überall. Oliver konnte Thomas nackte Brust spüren, wie sie sich gegen seinen Rücken drückte. Sein Herz hämmerte, ebenso wie Olivers. Thomas Arme waren um Olivers Arme geschlungen und überall dort, wo sie sich berührten, kribbelte ihre Haut so stark, dass sie sich kaum noch beherrschen konnten. Oliver hatte drei Stunden in der Sonne gesessen, seine Haut war angenehm heiß, Thomas Haut war angenehm kühl. Ihre Gefühle machten Saltos. Beide bekamen eine Gänsehaut. Bei beiden glitten die Gefühle ab. Sie waren schon lange nicht mehr beim Fisch, den sie krampfhaft an der Angel hielten. Sie bekamen beide das das dringende Gefühl sich endlich ausgiebig zu küssen. Aber Oliver konzentrierte sich nun wieder stärker auf den Fisch. Schließlich hatten sie es mit vereinter Kraft geschafft. Ruckartig fielen sie rücklings ins Boot. Durch den Aufprall, entglitt ihnen die Angel aus den Händen und der Fisch schwamm davon. Oliver stürzte auf Thomas. Dieser spürte einen stechenden Schmerz in seinem Rücken und auch an der Vorderseite. Er fiel ja nicht nur hart aufs Holz des Bootes, Oliver fiel auch noch mit seinem gesamten Gewicht auf ihn. Thomas musste heftig husten. Oliver drehte sich ihm entgegen, sodass sie sich ansehen konnten und lag Bäuchlings, Gesicht zu Gesicht auf Thomas. Thomas Körper, seine Haut, alles fühlte sich so weich für Oliver an „Hab ich dir weh getan?“, fragte er ängstlich und strich über Thomas Wange. „Ja!“, keuchte der. Er griff nach Olivers Hand, die sich an seiner Wange befunden hatte und nahm sie in seine. Mitfühlend sah Oliver Thomas in die Augen und er schaute wehleidig zurück. Und plötzlich hielt Oliver nichts mehr zurück. Er beugte sich vor und drückte seinen Mund auf Thomas. Zaghaft strichen ihre Lippen auf einander. Endlich ließen beide ihren Gefühlen freien Lauf und küssten sich leidenschaftlich. Es dauerte endlose Minuten, für Thomas aber nicht endlos genug. Schon bald löste Oliver den Kuss wieder. Etwas verlegen blickte er in Thomas großen hellbraunen Augen. Ohne Worte stürzte er sich neben Thomas ab und stand auf. Dann zog er ihn am Arm zu sich hinauf und küsste ihn noch einmal. Diesmal benutzte er seine Zunge und ließ seine Hände zusätzlich an Thomas Körper ab und wieder hoch gleiten. Thomas staunte nicht schlecht, dass Oliver nach soviel Abwehr plötzlich so mutig geworden war. Er ließ sie genüsslich in den Kuss ziehen und kostete ihn völlig aus. Als sie sich wieder von einander lösten, schauten sie sich noch Minutenlang einfach nur in die Augen, bis Thomas Oliver sanft in eine Umarmung zog. „Danke!“, flüsterte er tränennahe. Er war Oliver wirklich dankbar und zwar für alles. Oliver tätschelte zärtlich über Thomas Rücken und legte seinen Kopf zaghaft an dem von Thomas. „Ich müsste dir noch viel mehr Danken!“, flüsterte er in einem beruhigenden Ton zurück und drückte einen vorsichtigen Kuss auf Thomas Stirn. „Ich hab grad genug vom Angeln. Wollen wir nicht zurück zu dir gehen?“, fragte er in einem fast kindlichen Ton. Er drückte Thomas zart von sich weg und blickte ihm auffordernd in die Augen. Thomas nickte und lächelte kurz darauf. Sie ruderten den Weg zum Ufer gemächlich zurück. Sie redeten kein Wort, sie sahen sich ab und zu nur verträumt an. Auf dem Weg zu Thomas Haus gingen beide Arm in Arm. Oliver war in so einer mitreißend glücklicher und übermenschlich verliebten Stimmung, dass es ihn nicht im Geringsten störte. Als Thomas die Haustür aufschloss, hörten sie schon das Telefon einvernehmlich klingeln. Thomas hastete hin, Oliver folgte ihm langsam. Als Oliver ihm näher kam, sah er, dass Thomas einen ziemlich steinernen Gesichtsausdruck hatte. Geduldig wartete er auf das Ende des Gesprächs und bemerkte unruhig, dass Thomas Mimik einen traurigen und geschockten Ausdruck währenddessen annahm. Außerdem hatte er nur knappe Aussagen gegeben. Nach dem Auflegen des Hörers, sah Oliver Tränen in Thomas Augen. Er fiel ihm in die Arme und sackte augenblicklich fast zusammen. Oliver spürte, dass er zitterte und weinte. Mit Mühe und Not konnte er ihn auf den Beinen halten. „Was ist passiert, wer war am Telefon?“, fragte er völlig perplex und besorgt. Thomas löste sich wieder von ihm und wischte sich kurz über die Augen. „Meine Mutter liegt in Berlin im Krankenhaus. Sie hatte einen Autounfall!“, stammelte Thomas schluchzend. Oliver riss entsetzt die Augen auf. So, nun seid ihr gefragt. Wie hat euch die Wendung in der Geschichte gefallen? Ich bin immer für dich da! -------------------------- Hallo, nach knapp 3 Monaten ist es endlich geschafft. Puh! War ne harte Arbeit, aber ich bin stolz auf mich! Da ich noch kein Wort weiter geschrieben habe, wird es wohl etwas dauern, bin ich mein Werk fortsetzen kann. Bitte habt Geduld. Doch hier erst mal das neunte Kapitel: Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 9: Ich bin immer für dich da Thomas brach augenblicklich zusammen. Oliver hastete vor und zog ihn in seine Arme. Er weinte bitterlich. Sein ganzer Körper zuckte. Oliver hatte es schwer ihn zu beruhigen. Immer wieder küsste er seine Stirn und streichelte ihm zärtlich übers Gesicht. „Meine Mutter wollte anfangs nur für ein paar Tage zu meiner Tante, dann hatte sie sich gemeldet, dass sie noch länger bleibt. Aber in den letzten Wochen hab ich nichts mehr von ihr gehört!“ Thomas schluchzte und lehnte seinen Kopf gegen Olivers Brust. Er presste sein Gesicht an die Haut. Es roch so angenehm. Es war der Duft, der inzwischen schon so vertraut für ihn war, immerhin waren sie sich schon so oft nahe gekommen. Er liebte ihn. Oliver überlegte angestrengt, dann fiel es ihm ein. „Sie ist doch schon vor über einem Monat weggefahren!“, sagte er tief bestürzt. Thomas nickte schniefend. „Wir hatten uns gerade erst kennen gelernt. Ich weiß noch, als wir hier im Garten gesessen haben und ich mich bei dir entschuldigt habe, da hatte sie doch angerufen und gesagt, dass sie noch länger bleibt.“ „Ja!“, flüsterte Thomas mit brechender Stimme. „Da war ihr letzter Anruf gewesen...“ Oliver drückte Thomas noch fester an sich, weil er einen erneuten Weinkrampf bekam. Es dauerte seine Zeit, bis Thomas zu weinen aufgehört hatte. Er löste sich von Oliver und stand schwankend auf. „Ich werde gleich nach Berlin fahren. Immerhin braucht sie mich!“ Er wirkte so kraftlos. „Ich komme mit! Ich begleite dich!!“, sagte Oliver fest entschlossen und stand ebenfalls auf. Sie sahen sich in die Augen. „Meinst du das ernst? Kommst du wirklich mit mir mit?“, fragte Thomas hoffnungsvoll. „Natürlich! Schließlich brauchst du mich doch auch!“ Oliver lächelte sanft und zog Thomas zu sich. Zärtlich küsste er dessen Lippen, die durchs Weinen salzig schmeckten. „Aber unter einer Bedingung: Ich fahr nur als dein BESTER Freund mit!“ Thomas nickte, während in diesem Augenblick ein kleines Stück seines Herzens abbrach. Frau Schilm erschrak fürchterlich, als die Tür vom Wohnzimmer aufsprang und Oliver gehetzt und außer Atem, dicht gefolgt von Thomas, auf sie zugerannt kam. Thomas setzte sich mit seiner dicken Reisetasche aufs Sofa und blickte ungeduldig zu Oliver. Er war etwas unter Schock. Oliver stand aufgeregt vor seiner Mutter, die mit einer Tasse Tee und angezogenen Beinen auf dem Sessel saß. „Es ist etwas Schreckliches passiert! Thomas Mutter liegt im Krankenhaus. Sie hatte einen Autounfall. Wie müssen sofort zu ihr hinfahren. Aber sie ist in Berlin...“ „Oliver, beruhige dich! Setz sich hin!“, forderte Frau Schilm ihren Sohn auf. „Wie willst du da überhaupt hinkommen?“, fragte sie Thomas. Oliver konnte seinen Ohren nicht trauen. Thomas Mutter ging es schlecht und Thomas war völlig aufgelöst und seine Mutter bemerkte es nicht? Wie konnte sie ihn nur in so einem nüchternen, desinteressierten Ton so etwas fragen? „Mama, wir müssen sofort dahin!“, erklärte er ihr in einem fast hysterischen Ton. „Thomas hat niemanden, der ihn fährt!“ „Oliver, du weiß, dass ich keinen Führerschein habe!“, sagte sie in einem leicht aggressiven Ton. „Dann muss uns eben Papa dahin fahren!“ „Erstens ist Papa auf Arbeit. Er kommt erst gegen Mitternacht zurück. Und zweitens fährst du nirgendwo hin!“ „Wir müssen da aber hin! Mama, ich kann Thomas nicht alleine lassen! Seine Mutter ist womöglich schwer verletzt. Es ist dringend!! Wir können auch nicht auf Papa warten!“ Oliver schrie schon fast vor Verzweiflung. Endlich besann sich seine Mutter. „Okay, wenn es wirklich so schlimm ist...“ Sie nahm ihre Handtasche, die neben ihr lag und holte etwas Geld heraus. „...hier hast du zweihundert Euro. Zufällig weiß ich, dass heute um achtzehnuhrdreißig ein Zug nach Berlin fährt.“ Oliver nahm das Geld und fiel seiner Mutter um den Hals. „Danke, Mama, das werde ich dir nie vergessen!“, flüsterte er. Als er auf die Uhr schaute, wandte er sich an Thomas. „Es ist kurz nach sechs. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch rechtzeitig!“ Sie eilten in sein Zimmer hoch. Oliver nahm sich seinen Reisekoffer und warf seine Klamotten achtlos hinein. Nach zwei Minuten hatte er fertig „gepackt“. Der Stadtbus, der zum Bahnhof fuhr, kam viertel vor halb. Genau um achtzehn Uhr neunundzwanzig ereichten sie den Bahnsteig. Über die Lautsprecher tönte: „Werte Fahrgäste: Der Zug nach Berlin Mitte fährt in einer Minute auf Gleis zwei ab...“ Thomas und Oliver rannten. Als sie das Gleis erreichten, sahen sie, dass der Zug schon zu rollen begonnen hatte. Allerdings sah der Schaffner, wie die beiden neben dem Zug herliefen. Er verständigte sich mit dem Zugführer. Sofort ging die Tür auf, neben der Oliver und Thomas herliefen und sie sprangen in den Zug. Viele Abteile waren frei. Die beiden suchten sich eins weiter hinten aus, wo niemand weit und breit in der Nähe war. Erschöpft ließ sich Thomas auf das braune Leder nieder. Oliver verstaute ihre Taschen auf der Ablage über ihren Köpfen und setzte sich neben Thomas, der sich sofort an ihn schmiegte. „Ich bin so froh, dass du mit mir gekommen bist...“, flüsterte er geschwächt. Oliver streichelte Thomas Wange und bemerkte, dass er, kaum den Satz zu Ende gesprochen, eingeschlafen war. Sicherlich würde bald der Fahrkartenkontrolleur kommen, also legte Oliver ein weiches T-Shirt von sich auf den Sitz und ließ Thomas darauf gleiten. Kaum war dies geschehen, klopfte der Kontrolleur auch schon an der Tür und schaute ins Abteil. Oliver bezahlte zwei Karten und setzte sich dann zurück neben Thomas. Er nahm ihn in den Arm und spürte glücklich, dass sich Thomas an ihn kuschelte. Er legte seinen Kopf auf Thomas’ und sog den Duft seiner Haare tief in sich auf. In diesem Augenblick bemerkte er, wie sehr er sich doch in ihn verliebt hatte. Er wollte alles für diesen Jungen tun. Er wollte ihn beschützen, nie mehr allein lassen. Und doch war er so dumm gewesen und hatte ihm kurz vor der Fahrt noch eine Abfuhr erteilt. „Ich fahr nur als dein bester Freund mit“. Was für ein Quatsch. Wieso ließ er sich jedes Mal wieder und wieder von seiner Angst überwältigen! Er empfand tiefste Zuneigung für ihn, aber sein Verstand machte es ihm immer wieder streitig. Drei Stunden Zugfahrt zogen schnell vorbei. Während Thomas still in seinen Armen geschlafen hatte, hatte Oliver nichts anderes getan, als ihn dabei zu beobachten und zu belauschen. Es hatte ihn selbst von seiner Furcht Abstand gewinnen lassen. Der Zug kam scheppernd zum Stehen. Thomas erwachte und als er aufblickte, konnte er direkt in das trauriglächelnde Gesicht von Oliver sehen. Thomas streckte sich Oliver entgegen und berührte kurz mit seinen Lippen dessen Mund. Schweigend nahmen sie ihre Sachen und verließen den Zug. Es war nun schon nach zweiundzwanzig Uhr. Im Krankenhaus war schon lange keine Besuchszeit mehr. Aber es beruhigte Thomas schon ungemein in der gleichen Stadt wie seine Mutter zu sein. Sie suchten sich ein Hotel in der Nähe des Krankenhauses und nahmen sich ein Zimmer. Es war ein kleiner Raum mit zwei kleinen Betten. Seit der Zug zum Stehen gekommen war, hatten sie schon kein Wort mehr gesprochen. Das einzige, was Oliver geredet hatte, war ein kurzes Gespräch mit der Empfangsdame an der Rezeption gewesen. Oliver schaute zu Thomas, der seine Sachen gerade ablegte. Er tat es ihm gleich. Das Schweigen bereitete ihm Magenschmerzen, aber er ahnte, dass es für Thomas genau das Richtige im Moment war. Wenn er reden wollte, sollte er auch aus freien Stücken damit beginnen. Während Thomas seine Kleidung aus seiner Tasche in den Schrank räumte, zog sich Oliver ins Bad zurück. Er machte sich Bettfertig. Als er nach einer dreiviertel Stunde zurück aus dem Bad kam, bekleidet mit einer Boxershorts, sah er Thomas traurig vor sich hin starrend auf dem Bett sitzen. Er setzte sich neben ihm und streichelte zärtlich über seinen nackten Arm, Thomas trug auch nur noch eine Hose für die Nacht. „Wir sollten jetzt ins Bett gehen.“, sagte er sanft. „Damit wir morgen ausgeschlafen sind“ „Du hast Recht!“, lächelte Thomas, drehte sich um und sah Oliver in die Augen. Oliver bemerkte, wie Rot Thomas Augen doch waren. Hatte er die ganze Zeit geweint? Haltlos fielen sie sich in die Arme. Nach einer langen Umarmung legte sich jeder der beiden Jungs in ein eigenes Bett. Oliver lag keine zwei Minuten angespannt da, nachdem er das Licht gelöscht hatte, da begann Thomas auch schon zu reden. „Ich habe so große Angst!“, seufzte er in die Dunkelheit. Durch Olivers Körper zog sich sofort ein schmerzhaftes Stechen. Er konnte nicht antworten, es erging ihm genauso. Schweigend lag er da und hörte sich Thomas Worte an, die immer bedrückter wurden. „Ich könnte es nicht verkraften, wenn sie sterben würde! Nicht noch einmal! Mein Vater ist an vorzeitigem Herzversagen gestorben. Das ist jetzt sieben Jahre her.“ Thomas Stimme zitterte heftigst beim Sprechen. „Er war einfach immer toll zu mir. Er war ein erfolgreicher Schwimmprofi und hat unzählige Wettbewerbe gewonnen. In manchen Momenten erinnere ich mich an ihn zurück. Aber noch nie hat es mir so sehr weh getan an ihn zu denken, wie jetzt! Meine Mama hatte ihn so lieb gehabt. Wenn sie jetzt… Sie darf auch nicht einfach sterben!“ Oliver hörte Thomas weinen. Das bewegte ihn endlich dazu, auf zustehen und zu Thomas zu gehen. Ohne besonders viel Sehen zu können, tastete er nach seinem Freund und nahm ihn in die Arme. Thomas schluchzte qualvoll gegen seine Schulter. Sein Körper zitterte heftig. Sie lösten sich nach unendlichen Minuten von einander. Als Oliver versuchte in Thomas Augen zu blicken, liefen ihm ebenfalls die Tränen am Gesicht entlang. Ohne Worte, er war nicht im Stande auch nur ein angemessenes Wort Thomas entgegen zu bringen, dass die Trauer besänftigt hätte, tat er das einzige, zu dem er in dieser Situation Kraft hatte – er küsste ihn. Er küsste ihn lange und heftig. Er drückte ihn ins Kissen zurück und legte sich halb neben, halb auf ihn. Und auf eine ziemlich abgedrehte Art und Weise beruhigte Thomas diese Tat und er ließ sich fallen. Sein Körper lockerte sich, seine Gedanken befreiten sich von der Angst. Als Oliver Thomas in die Augen blickte, merkte er, dass die Situation für den Augenblick wieder okay war. Er kuschelte seinen Kopf an Thomas Brustkorb und umarmte ihn fest. Schon war Thomas in einen ruhigen Schlaf gefallen. Sanft löste sich Oliver von ihm und kletterte in sein Bett zurück. Die Stunden verrinnen. Oliver wälzte sich unruhig im Bett herum. Es war auch viel zu schwül zum Schlafen und er war viel zu sehr in Gedanken versunken, als dass er schlafen könnte. Dass Thomas von seinen Vater geredet hatte, ließ ihn nicht los. Es war so traurig. Thomas hatte ihm unendliches Vertrauen gezeigt. Oliver drehte sich stöhnend auf dem Bauch und krallte sich ins Laken. Eine schmerzliche Gefühlswelle überflutete seinen Körper. Er hörte Thomas zitternde Stimme in seinen Gedanken. >Vorzeitiges Herzversagen!< Seine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. //Ich bin siebzehn. Meine Eltern sind gerade mal Anfang vierzig. Er ist achtzehn. Vor sieben Jahren war er elf. Sein Vater war, als er starb, bestimmt noch nicht mal Ende dreißig! Wie grausam muss es ein, so früh zu sterben??? Und wie schrecklich muss es sein, seinen Vater mit elf zu verlieren?// Noch nie zuvor an den Tod gedacht, wurde sich Oliver zum ersten Mal in seinem Leben bewusst, was das Wort eigentlich zu bedeuten hatte. Es schmerzte ihn sogar so sehr darüber nachzudenken, dass er nicht mal mehr im Stande war zu weinen. Bis früh in den Morgen drehte er sich unruhig im Bett, bis ihn die Müdigkeit einholte und er erschöpft in einen unruhigen Schlaf glitt. Um sieben wurden sie beide durch das unerbärmliche Geräusch von Olivers klingelndem Handywecker geweckt. Im Halbschlaf konnte Oliver sehen, wie Thomas ins Bad ging. Wenige Sekunden später konnte er die Dusche hören und war auch schon wieder eingeschlafen. Für ihn waren es nur Momente eines schönen Schlafes gewesen. Zärtlich wurde er geweckt. Thomas hatte ihm sanft über die Wange gestrichen. Oliver öffnete die Augen und konnte keinen Thomas sehen, da richtete er sich auf und erblickte ein üppiges Frühstück vor seinen Füßen. Gemeinsam aßen sie. „Du solltest dich so langsam anziehen!“, meinte Thomas streng, nachdem sie gegessen hatten. Murrend stand Oliver auf und schwankte ins Bad. Um neun Uhr machten sie sich auf dem Weg ins Krankenhaus. Oliver stand beunruhigt neben Thomas, der gerade mit der Empfangskrankenschwester redete. „…Carla Richter... Hm. Sie liegt im vierten Stockwerk. Gehirnverletzungen...“ Thomas öffnete geschockt den Mund. In diesem Augenblick griff Oliver sicherheitshalber nach Thomas Hand, der sie sofort fest drückte. „... am Besten, sie reden mit ihrem Arzt, Herrn Doktor Uhllich. Ich werde ihn schnell anpiepen. Wenn Sie hier kurz warten würden.“ Sie deutete auf die Stuhlreihe, die sich an der Wand vor dem Schalter befand. Thomas und Oliver setzten sich. Sie sahen wie die Frau telefonierte. Sie wirkte so locker, wo doch Thomas Eingeweide wie verknotet waren. Er konnte vor Anspannung kaum noch sitzen. Was um alles in der Welt machte seine Mutter auf der Station für Gehirnverletzungen? Thomas war so elend zu Mute, er musste sich stark beherrschen, um nicht laut vor Verzweiflung zu schreien. Doch Olivers kräftige Hand, die seine Hand festhielt, spendete ihn unglaublich viel Trost. Er hatte sie nicht losgelassen, jetzt wo jeder sehen konnte, dass sie Hand in Hand hatten. Als Thomas einen großen Mann Mitte Vierzig in Arztkleidung, mit Brille, kurzen schwarzen Haaren und einem schwarzen Bart, um die Ecke kommen sah, sprang er sofort auf und ging dem Mann entgegen. „Doktor Uhllig?“, rief er. „Ah, Sie müssen Carlas Sohn sein, Thomas, nehme ich an.“, meinte der Doktor. Thomas nickte hastig. „Was ist mit meiner Mutter?“ Thomas merkte Oliver hinter sich. Automatisch griff er wieder nach seiner Hand. „Ihr Freund?“, fragte der Arzt freundlich. Thomas nickte erneut. „Nun ja, Ihre Mutter hatte einen Autounfall vor gut zwei Wochen und erlitt dabei einen Schädelbasisbruch und einige andere Verletzungen. Ihr Gehirn war aber nur leicht beschädigt worden. Sie war bis vor zwei Tagen bewusstlos. Ihre Tante hatte es durchaus schwerer erwischt. Sie liegt mit starken Hirnblutungen im künstlichen Koma. Jedenfalls hatten Ihre Mutter und Ihre Tante keinerlei Papiere bei sich. Als dann Ihre Mutter vor zwei Tagen erwachte, wussten wir endlich ihre Namen und konnten Sie benachrichtigen. Seither ist Ihre Mutter auf dem Weg der Besserung.“ Der Arzt lächelte. „Wenn Sie wollen, bring ich Sie beide zu ihr.“ Thomas grinste. Am liebsten hätte er vor Erleichterung laut aufgeschrieen. Oliver und er fielen sich vor Freude in die Arme. Wären sie alleine gewesen, hätte Thomas Oliver nur zu gerne geküsst, aber respektierte die Situation. Der Arzt wartete ein bisschen, ehe er sich umdrehte und auf dem Fahrstuhl zuging. Oliver und Thomas folgen ihm eilig. Gerade als er aufs Fahrstuhlsymbol drückte, vibrierte sein Pieper. Mit krausgezogener Stirn starrte er darauf. „Entschuldigen Sie mich bitte. Ein Notfall. Ihre Mutter ist im vierten Stock im Zimmer Nummer elf.“, sagte der Arzt und verschwand. Die Türen des Aufzugs sprangen mit einem klingenden Geräusch auf. Thomas zog Oliver hastig in den Aufzug und schlang sofort seine Arme um ihn. „Ich bin so unglaublich froh, dass es ihr gut geht!“, flüsterte er erleichtert gegen Olivers Brust. „Ich auch!“, flüsterte Oliver zurück. Er versuchte mir seiner Hand Thomas Wange zu streicheln. Sie sahen sich in die Augen. Oliver beugte sich vor, Thomas streckte sich zeitgleich und schon versanken sie in einen zarten Kuss. Sie umarmten sich fester. Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem „Bing“ und schon hatten sie den vierten Stock erreicht. Etwas erschrocken gingen beide mit etwas Abstand aus dem Fahrstuhl in die Richtung des Zimmers mit der Nummer elf. Thomas öffnete nach einem leisen Klopfen vorsichtig die Tür. In einem kleinen tristen Zimmer lag seine Mutter im Bett, das eine Bein bandagiert auf einer Stütze und aß gerade einen roten Wackelpudding zum Frühstück. „Hallo, Mami!“, sagte Thomas überglücklich. „Hi, mein Hase!“, flüsterte seine Mutter zurück. Sie stellte den Pudding beiseite und umarmte ihren Sohn herzlich zur Begrüßung. Über Thomas Schulter hinweg musterte sie Oliver. „Ist das ein Freund von dir?“, fragte sie mit heller Stimme. „Ja, das ist mein Freund Oliver!“, sagte Thomas stolz. Er zog einen Stuhl nahe an das Bett und setzte sich neben seiner liegenden Mutter. Oliver trat in den Raum und schloss die Tür. Es war das absolut erste Mal, dass er Thomas Mutter sah. Trotz der vielen Schläuche und Verbände, die sich um sie herum und an ihr befanden, war sie eine sehr hübsche Frau. Sie hatte langes rabenschwarzes Haar. Ihre Augen waren von so einem klaren und hellen Blau, dass sich fast leuchteten. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Falten, so wie Oliver es bei seiner Mutter kannte. Hatte Thomas nicht schon mal erwähnt, dass sie ihn mit sechszehn bekommen hatte. Dann war sie jetzt vierunddreißig, sie sah aber wie gerade einmal Mitte zwanzig aus. Sie war sehr dünn, wenn nicht sogar dürre. Oder kam das wegen dem langen Krankenhausaufenthalt? Oliver konnte es nicht einschätzen, denn jetzt wo er dicht vor ihr stand, sich vorstellte und ihr sie Hand schüttelte, bemerkte er, wie kränklich sie doch aussah. „Setz dich doch, lieber Oliver.“, meinte sie freundlich. Oliver setzte sich neben Thomas, der einen zusätzlichen Stuhl heranzog. „Ihr seid also Freunde?!“ Sie lächelte den beiden verständnisvoll zu. Thomas schaute fragend zu Oliver, der seinen Blick verlegen auf den Boden gerichtet hatte. „Wir sind seit einigen Wochen mit einander befreundet. Wir gehen in eine Klasse.“ Oliver nickte zustimmend. „Wir sind beste Freunde!“, ergänzte er mit einer noch verlegeneren Miene. So sanft und einfühlsam, aber auch bedrückt, dieses Gespräch angefangen hatte, so wurde es auch fortgesetzt. Oliver lauschte während dieser ausführlichen Unterhaltung die meiste Zeit über, schließlich hatten Mutter und Sohn sich genug zu erzählen. Es waren knapp zwei Stunden seit ihrer Ankunft vergangen, als der Arzt Thomas zu einem kleinen Gespräch vor die Tür bat. Thomas folgte dem Arzt unverbindlich. Kaum war die Tür hinter ihm zugeschnappt, fühlte Oliver eine tiefe Beklemmung in ihm aufsteigen, die sich langsam ausbreitete. Nervös wanderten seine Augen im Zimmer umher. Frau Richter legte sich erschöpft ins Kissen zurück. Wenn man sie genauer betrachtete, bemerkte man zwar, dass sie sich unendlich freute ihren Sohn bei sich zu haben, aber man merkte auch, dass es sie unendlich viel Kraft kostete. „Es ist schön, dass Thomas endlich wieder jemanden hat. Lange Zeit hatte er niemandem, dem er sich hätte mitteilen können. Er war ziemlich einsam. Ich dachte, dass mit diesem Umzug neue Lebensgeister in ihm geweckt werden würden. Tja, und sieh an, dann kamst du und schon... Ich hab ihn schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr so fröhlich gesehen.“ Sie seufzte und schloss die Augen. Oliver bemerkte mit Unbehagen die Trauer in ihrer Stimme. Diese kleine Familie wirkte auf ihn so bekümmert. Thomas hatte seine Mutter und sie hatte ihn, das war das einzige, was sie noch hatten - einander. Doch jetzt hatte Thomas ja auch noch ihn und er würde ihn nicht mehr so schnell verletzen! Eine stumme Träne lief an Olivers Wange hinab. Der Gedanke machte ihn so traurig. Er erschrak kurz und lautlos, als die Tür leise hinter ihm geöffnet wurde. Oliver wischte sich schnell über die Wange und drehte sich vorsichtig um. „Sie ist gerade eingeschlafen!“, flüsterte er. Thomas schloss behutsam die Tür und ging langsam auf das Bett seiner Mutter zu. „Okay, dann gehen wir jetzt besser.“, flüsterte er leise zurück. „Ich schreib ihr nur schnell eine Nachricht.“ Oliver nickte und verließ geräuschlos den Raum. Draußen vor der Tür lehnte er sich mit dem Gesicht gewand gegen die Wand und fing still zu weinen an. Seine Gefühle schienen ihn zu überwältigen. Nach wenigen Minuten trat Thomas aus dem Krankenzimmer. „Oliver, weinst du etwa?“, fragte er verwirrt und überrascht. Sofort bemerkte Oliver, wie sich Thomas Arme tröstend um ihn schlangen. Er nickte. Sein tiefes Luftholen endete in einem zittrigen Seufzen. Er drehte sich in der Umarmung um, so, dass sie sich ansehen konnten und legte ebenfalls seine Arme um Thomas. Er drückte sich ganz fest an ihn. „Wieso macht es mich so traurig?!“ Seine zittrige Stimme war voller Verzweiflung. Er kuschelte seinen Kopf an Thomas Schulter und schloss die Augen. Sie waren einander so nah und ruhig, dass sie ihre Herzen schlagen spüren konnten. Einige Minuten verweilten sie so. „Danke!“, flüsterte Oliver und blickte in Thomas Augen, ehe er ihn wieder an sich zog und liebevoll küsste. Er bemerkte wie viel Hingabe Thomas in den Kuss legte und am liebsten gar nicht mehr aufhören wollte, dass es ihm ganz leicht ums Herz wurde. Er nahm Thomas Hand und umfasste sie mit seiner. „Wo wollen wir jetzt hingehen?“, fragte er. „Hauptsache erst einmal hier raus!“, antwortete Thomas. Sie benutzen erneut den Fahrstuhl. „Hör mal“, meinte Thomas ernst und löste ihre Hände von einander. „Du brauchst nicht mit mir in aller Öffentlichkeit Händchenhalten, wenn es dir unangenehm ist.“ „Wieso kommst du auf diesen Gedanken? Ich mach es doch von mir aus. Oder ist es dir etwa unangenehm?“ „Es macht mich unglaublich glücklich, wenn du das tust! So wie es mich glücklich macht, wann immer du mich küsst!“ Thomas wurde etwas rot und schaute verlegen an Oliver vorbei. Ehe Oliver antworten oder etwas machen konnte, ging die Fahrstuhltür wieder auf. Etwas verunsichert gingen beide aus dem Krankenhaus auf die offene Straße. „Und was machen wir nun?“, fragte Thomas und strahlte Oliver wie ein kleines glückliches Kind an. „Wie wäre es, wenn wir etwas essen? Guck mal, dort ist ein Asiatisches Restaurant.“ „Schön, ich hab zuletzt vor einer halben Ewigkeit gebratene Nudeln gegessen.“ Sei betraten das Lokal und suchten sich einen etwas abgeschiedenen Platz aus, wo sie niemand belauschen konnte. Nachdem der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte, hatten Thomas und Oliver etwas Zeit, um das, was im Krankenhaus passiert war zu verdauen. Auch wenn es Thomas nicht so zeigte, aber es hatte ihn sehr mitgenommen, seine Mutter in so einer Situation gesehen zu haben. Oliver bemerkte seine bedrückte Stimmung, ihm erging es auch nicht viel besser dabei. Trotzdem war er hier, um Thomas etwas aufzumuntern. „Hey!“ Zärtlich drückte er mit seinem Daumen Thomas Kinn höher, sodass er ihm in die Augen blickte. Seine andere Hand griff nach der von Thomas. „Immerhin geht es ihr wieder gut. Sie ist nicht schwer verletzt oder so. Und da sie jetzt weiß, dass du hier bist, wird sie sicher wieder ganz schnell gesund!“ Thomas lächelte, aber trotzdem kullerte eine kleine Träne an seiner Wange hinunter. Oliver wischte sie weg und streichelte dabei einmal ganz zärtlich über Thomas Gesicht. „Ich bin dir so unendlich dankbar dafür, dass du hier bist.“, flüsterte er und ließ einen kleinen leisen Schluchzer hören. „Ich kann dir nicht oft genug dafür danken!“ Oliver lächelte sanft. Gerade als er sich vorbeugen wollte, um Thomas zu küssen, gingen einige Gäste laut redend an der Trennwand vorbei, hinter der sie saßen. Hastig ließ Oliver Thomas Hand los und lehnte sich verschämt in seinen Stuhl zurück. Ein stechender Schmerz zog sich sofort durch Thomas Brust. Betrübt sah er zu Oliver. Warum konntest du mich jetzt nicht küssen? Du Dummkopf! Scheiß doch auf diese Menschen. Die werden wir nie wieder treffen. Warum stehst du hier plötzlich wieder nicht mehr zu mir???, dachte er zu tiefst enttäuscht und schaute Oliver dabei durchdringend an. Oliver mied es Thomas ins Geicht zu blicken. Er wusste, dass er gerade einen sehr verletzenden Fehler gemacht hatte. Sie saßen keine Minute so da, als auch schon der Kellner mit den Getränken kam. Er stellte die zwei Colas vor den beiden Jungen hin und ging zurück in die Küche. Oliver hatte jeden Handgriff des Kellners beobachtet, nur um nicht auf Thomas blicken zu müssen. Dadurch fühlte sich Thomas unglücklich, gleichzeitig ließ es eine Wut auf Oliver in ihm aufkommen. „Würdest du mich kurz entschuldigen? Ich möchte schnell auf die Toilette gehen!“, sagte er steif und erhob sich. Glücklicherweise war niemand auf der Männertoilette. Thomas war plötzlich so wütend auf sich, auf Oliver, auf alles, sodass er einmal fest gegen die pastellgrün gekachelte Wand trat. Durch seinen festen Tritt stolperte er rückwärts und knallte mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand. Mit dieser festen Wand in Rücken ließ er sich in die Hocke gleiten und begann leise zu weinen. Es waren Tränen, voller Schmerz, Wut und Enttäuschung, wegen seiner Mutter, wegen ihrem Umstand, wegen Oliver und wegen seiner verdammten Gefühle für ihn. Die Tür der Toilette wurde langsam geöffnet. Thomas erschrak und stand sofort wieder auf. Hastig ging er zum Waschbecken und wollte sich gerade waschen, als er Olivers Gesicht im Spiegel erkennen konnte. „Thomas, es tut mir verdammt Leid was ich gerade getan habe! Ich wollte es nicht. Ich würde dir doch nie mit Absicht wehtun! Es war wie ein Reflex.“ Seine Stimme klang voller Reue. Thomas spürte, wie Leid es Oliver tat, dennoch drehte er sich nicht um. Stattdessen drehte er den Wasserhahn auf. „Thomas, bitte!“, flehte Oliver. Er packte Thomas an der Schulter und drehte ihn sanft zu sich um. Bei diesem schuldbewussten Anblick kam es wie von selbst, dass Thomas in Oliver Arme sank. Sie umarmten sich ganz fest. „Es ist einfach verdammt schwer für mich, wenn ich dich vor anderen küssen oder umarmen müsste. Es geht einfach noch nicht!“, flüsterte Oliver mit geschlossenen Augen und drückte seine Arme stärker an Thomas Körper. Bevor sie zu ihrem Tisch zurückgingen, gaben sie sich einen zärtlichen langen Kuss. Es dauerte zehn Minuten bis ihr Essen kam. Oliver hatte sich gebackenes Hühnchen bestellt und Thomas bekam seine gewünschten gebratenen Nudeln. Selbst beim Essen mussten sie an Thomas Mutter denken. „Ob deine Mama auch etwas ordentliches zu Essen bekommt?“, fragte Oliver und legte sein Besteck für eine kurze Weile beiseite. „Na ja, ich hab noch nie im Krankenhaus gelegen. Aber ich denke schon, immerhin liegt sie in einer sehr guten Klinik. Und zum Frühstück hatte sie ihren geliebten roten Wackelpudding. Ich denke mal, die wissen, was gut für sie ist!“ „Ich hab mal in einem gelegen, weil ich mir beide Beine angestaucht hatte.“, erzählte Oliver mit einem leicht verbissenen Ausdruck im Gesicht. „Das hat echt wehgetan und aufs Klo konnte ich auch nicht alleine gehen.“ „Was? Wie ist dir das denn passiert?“, fragte Thomas interessiert und legte sein Besteck ebenfalls beiseite. „Im Sportunterricht in der vierten Klasse. Wir hatten Hochsprung und ich bin ...“ Nachdem beide gegessen hatten, rauchten sie noch eine Verdauungszigarette und verließen dann das Lokal. „Ob sie schon aufgewacht ist?“, fragte Thomas besorgt und sah auf seine Uhr. „Ich würde sie nämlich gerne noch mal besuchen!“ „Selbstverständlich! Na ja, es ist schon um zwölf. Ich denke sie ist schon wach. Lass uns doch einfach nach sehen!“ Oliver und Thomas überquerten die Straße und waren schon beim Krankenhaus. Als sie am Empfangsbereich vorbei gingen und auf die Fahrstühle zu steuerten, rief sie die Krankenschwester zurück. „Hey, ihr beide, Besuchszeit ist erst um eins!“ Sie deutete auf das Schild schräg hinter ihr. „Ihr müsst solange warten!“ Thomas stöhnte genervt auf. Es blieb den beiden nichts anderes übrig als die sechzig Minuten zu warten. Glücklicher Weise hatten die Krankenhauscafeteria und der Kiosk geöffnet. Sie verbrachten die Zeit damit Kaffee zu trinken, sich so einige Zeitschriften an zusehen und hin und wieder vor dem Gebäude eine Kippe durch zu ziehen. „Noch sieben Minuten. Lass uns noch eine rauchen!“, meinte Thomas und pfefferte eine Zeitung über den Tisch. „Mir ist langweilig!“ Oliver nickte und legte die Angelzeitschrift, die er eifrig studiert hatte, ordentlich hin, da Thomas gerade eine Anfuhr bekam („Gehen Sie mit den Sachen anständiger um, sonst lass ich sie hier rauswerfen!“). Und schon standen die beiden, bedächtig Schweigend, wieder in der Ecke vor dem Krankenhaus, wo sie auch schon einige Male zuvor standen und rauchten stumm vor einander hin. Oliver beobachtete einen Arzt, der wie sie auch gerade rauchte. Da fiel es ihm plötzlich wieder ein… „Was wollte eigentlich der Arzt vorhin von dir, als er dich aus dem Zimmer geholt hat?“ „Achso, ja. Er hat mit mir beredet, was in den nächsten Wochen noch auf meine Mama zukommt. In ihrem Bein hatten vom Knöchel bis zum Oberschenkel Glassplitter gesteckt…“ Oliver zog Luft scharf durch seine Zähne. Allein es sich vorzustellen, tat ihm schon weh. „… Und sobald ihr Gehirn wieder ganz gesund ist, muss sie eine Reha machen, um wieder laufen zu lernen. Die Splitter hatten ihr nämlich den Knochen gebrochen und den Nerv schwer verletzt. „Scheiße!“, fluchte Oliver. „Wo kommt sie dann zur Reha?“ „Der Arzt meinte, dass es eine hier in der Nähe gebe. Das Angebot von denen klingt ziemlich gut! Ich werde es gleich mal mit ihr besprechen!“ Oliver streichelte sanft über Thomas Wange. „Es wird besser!“, flüsterte er seinem Freund einfühlsam entgegen. Sie beeilten sich und rauchten schnell zu Ende. Vor dem Krankenzimmer klopfte Thomas vorsichtig an die Tür. Als sie eintraten, sahen sie mit Erleichterung, dass Thomas Mutter wieder wach war. „Hallo Mami!“, strahlte Thomas und umarmte seine Mutter. Sie verzog angewidert das Gesicht. „Thomas, du hast gerade geraucht! Warum kannst du nicht endlich damit aufhören!?“ „Okay, ich werde es versuchen.“, sagte Thomas mit Leidensmiene und setzte sich. „Hallo, Frau Richter!“, begrüßte Oliver sie und gab ihr sie Hand. „Hallo. Hat er dich etwa damit angesteckt oder hast du schon vorher geraucht?“, fragte sie gespielt entsetzt und streichelte liebevoll über seinen Handrücken. „Ja, hat er!“ Oliver sah feixend zu Thomas. Alle drei lachten. Sobald sich Oliver gesetzt hatte, begann Thomas auch schon seine Mutter von der Reha zu überzeugen. Nach zwanzig Minuten hatte er es geschafft und sie willigte erschöpft ein. „Entschuldigt mich kurz!“, sagte Oliver nach einigen Minuten des Schweigens und ging auf die Toilette. Thomas Mutter nutzte sofort die Gelegenheit, um mehr über Oliver herauszufinden. „Oliver und du scheint euch ja sehr gut zu verstehen. Seid ihr wirklich NUR beste Freunde?“ „Ähm, nein. Ich hab mich hoffnungslos in ihn verliebt!“ Thomas atmete tief durch und blickte erleichtert an die Decke. Endlich konnte er jemandem seine Gefühle mitteilen. „Das freut mich sehr für dich, mein Schatz!“, sie streichelte zärtlich über den Arm ihres Sohnes. „Ich hab dich schon lange nicht mehr so glücklich gesehen!“ „Wir haben uns auch schon geküsst! Aber ich kann mir seiner Gefühle nicht sicher sein! Es ist so kompliziert zwischen uns. Er hat eine Freundin. Und ist auch schon so das komplette Gegenteil von mir!“ Einen Moment lang schwiegen beide. Frau Richter ging die ganze Situation im Kopf nach. Am Ende ihrer Gedanken beugte sie sich zu Thomas vor und flüsterte ihm ins Ohr. „Thomas, er ist hier, das hat schon sehr viel zu bedeuten! Denk mal darüber nach!“ Lächelnd ließ sie sich ins Kissen zurück sinken und kaum eine Sekunde später wurde die Tür geöffnet und Oliver war zurück. Sie lächelte Oliver warm entgegen. Die beiden Jungen verbrachten noch einige Stunden bei ihr. Um drei kam die Krankenschwester ins Zimmer. Thomas und Oliver verabschiedeten sich herzlich und versprachen am nächsten Tag wieder vorbei zukommen. So meine lieben, das war es auch schon wieder von mir. Kommentare sind bestens erwünscht! @ Nathera: Ich bin deinem Wunsch nachgegangen und bewege die beiden gerade dazu mit dem Rauchen aufzuhören. *lach* @ Eisblume: Danke, für deinen Kommentar! Leider musst du dich noch etwas gedulden, bis Robert auf der Matte steht, aber in den nächsten Kapiteln wird er dann seinen wohlverdienten Auftritt haben. *grins* Wünsche euch noch eine schöne Zeit, bis wir uns an dieser Stelle mit dem 10. Kapitel wieder sehen. Es bleibt spannend! Immerhin sind die Ferien irgendwann zu Ende und außerdem weiß man nie, ob alte Bekannte mal vorbei schauen… Offen gelegt ------------ Endlich, ich hab es doch fertig bekommen! Ich hatte das große Glück, dass ich irgendwo noch einen Zettel gefunden habe, wo die Hälfte des Kapitels drauf stand. So musste ich mir wenigstens nur ein Teil neu ausdenken. Da war doch jemand wirklich gnädig zu mir. Werd jetzt eifrig weiterschreiben und immer schön ausdrucken, damit mir nie wieder so etwas passiert. @ inulin: danke noch mal für deinen lieben Komentar. Das hat mich unteranderem bewegt alles zu durchsuchen und auch ohne weiter zuschreiben. Danke! Na ja, nun denn, Viel Spaß!! Kapitel 10 Offen gelegt Schweigend gingen Thomas und Oliver den Weg zu ihrem Hotel neben einander her. Die Luft hatte sich auf angenehme zwanzig Grad abgekühlt und es wirkte, als wenn es gleich anfangen würde zu regnen. Oliver verringerte seinen Abstand zu Thomas und griff vorsichtig nach dessen Hand, um sie in seine zu nehmen. Sofort strahlte Thomas vor Glück und alles um ihn herum bewegte sich in Zeitlupe. Was war nur passiert, das Oliver so verändert hatte? Dieser Junge war so beliebt, viele hatten großen Respekt vor ihm. Er war groß, muskulös und gut aussehend. Kaum ein Mädchen hätte ihn abgelehnt und niemand hätte es für möglich gehalten, dass er sich nicht für Mädchen interessierte. Aber er war hier an seiner Seite und er hatte ihn begleitet. Er hielt augenblicklich mit ihm Händchen, es bedeutete so viel, obwohl sie doch eigentlich nur „beste“ Freunde waren. Als Thomas und Oliver den Eingang ihres Hotels erreichten, fielen auch schon die ersten lauwarmen Regentropfen vom Himmel. Beim Aufschließen ihrer Zimmertür ertönte das erste tiefe Donnergrollen. Kaum waren sie durch die Tür getreten, zuckte ein greller Blitz vor dem Fenster und kurz darauf war ein erneutes Donnergrollen zu hören. Schnell zogen beide Jungs ihre Schuhe aus. Oliver ging sogleich ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Er mochte den typischen Krankenhausgeruch nicht so gerne. Als er wieder kam, stutzte er, da Thomas mit einem glasigen Blick vor dem Fenster saß, den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt und verträumt nach draußen sah. Es hatte inzwischen in dicken schweren Tropfen zu Regnen angefangen. „An was denkst du?“, fragte Oliver sanft und kniete sich neben Thomas nieder. „An unseren ersten Kuss!“, flüsterte Thomas. Daraufhin wandte Oliver ebenfalls seinen Blick nach draußen. Es erinnerte ihn auch an ihren ersten Kuss. Danach hatte es wie aus Kübeln geregnet. Durch Olivers Adern rauschte ein sanftes Kribbeln. Er sah wieder zu Thomas, der immer noch verträumt in den Regen starrte und begann zärtlich über dessen Wange zu streicheln. Schon trafen sich ihre Blicke und sie versanken darin. Oliver rutschte näher an Thomas, dieser legte seine Hände an Olivers Hüfte und zog ihn näher zu sich. Mit einer Hand an Thomas Wange, mit der anderen Hand auf der Sessellehne abgestützt, ließ sich Oliver in einen sanften Kuss ziehen, der so unschuldig, wie ihr erster war. Mit heftig klopfenden Herzen lösten sie sich wieder von einander. „Ich hab mich nach unserem Kuss so verdammt mies verhalten. Es tut mir so unendlich Leid!“, hauchte Oliver verlegen. „Aber ich komme immer noch nicht mit meinen Gefühlen zurecht. Es ist so komisch. Jahrelang dachte ich, ich könnte nur was für Mädchen empfinden. Aber durch dich hat sich alles geändert! Zwar war ich noch nie richtig verliebt gewesen, aber trotzdem hätte ich nicht gedacht…“ Er verstummte. Mit beiden Händen auf der Fensterbank gestützt, schaute er in den Regen. Nach einem kurzen Schweigen redete er weiter. „Ich hab mich nie besonders für Mädchen interessiert. Die haben mich alle immer nur umschwärmt und angehimmelt. Das hat mich schon stolz gemacht, aber ich wollte keine von ihnen. Und du kennst ja meine Mutter. Sie hat es beunruhigt, dass ich kein Interesse gezeigt habe. Da hab ich einfach Sara gewählt, um ALLE ruhig zu stellen. Ich mochte sie sehr. Außerdem ist sie das beliebteste Mädchen und ich der beliebteste Junge der Schule. Als Paar unschlagbar. Aber bei dir Thomas…“ Oliver flüsterte den letzen Satz, während er sich zu Thomas umdrehte und ihm in die Augen schaute. „Ich weiß, was ich für dich empfinde, aber hab ich diese Art von Gefühlen nur für dich? Kann ich auch für andere Jungs so empfinden? Aber selbst, wenn ich es wüsste, meine Situation ist schon schwer genug. Meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie erfährt, dass wir uns schon geküsst haben!“ Oliver sank in die Hocke. Thomas legte seine Hand behutsam auf Olivers Nacken. Zärtlich streichelte er über die feinen Härchen. Augenblicklich legte Oliver seinen Kopf auf Thomas Knie. Ein greller Blitz erhellte ihre Gesichter. Der markdurchdringende Donner ließ beide zusammen zucken. „Weißt du, dass ich all diesen Stress nie hatte.“, sagte Thomas dicht an Olivers Nacken und hinterließ einen zarten Kuss an der Wirbelsäule, bevor er dort weiterstreichelte. „Schon seit dem Kindergarten wusste ich, dass ich anders empfand. Von meinem ersten Freund hatte ich mich kurz vor dem Umzug getrennt. Ich war fast drei Jahre lang mit ihm zusammen.“ „Du hattest schon mal einen Freund?“, fragte Oliver überrascht. „Ja, Robert. Er hatte mich betrogen. Von ihm hatte ich dir erzählt, als wir die Poster aufgehängt haben.“ „Ach, der.“, fiel es Oliver nach kurzem Überlegen wieder ein. Thomas nickte. „Wir hatten eine wunderbare Beziehung! Durch ihn wurde ich so richtig in die Schwulenszene eingeführt. Im Grunde genommen war er ein außerordentlicher Typ. Wenn wir alleine waren, war er unglaublich zärtlich zu mir und vor allem fürsorglich. Aber wenn andere dabei waren, war er wie ausgewechselt. Seine Lieblingsbeschäftigungen neben Sex waren Partymachen und Spaßhaben. Dafür hat er sich immer extrem aufgestylt. Seine blutroten, kurzen Haare hatte er sich immer zu Stacheln hoch gegelt und dazu stechendblaue Kontaktlinsen getragen. Dadurch fiel er sehr auf und jeder schwule Kerl war hinter ihm her. Aber er hat mich angesprochen und sich mit mir verabredet. Und plötzlich ging alles so schnell und ich steckte in einer richtigen Beziehung. Ich habe ihn sehr geliebt und er mich auch, aber trotzdem war er in der Gegenwart von anderen manchmal sehr kalt zu mir und hat wild rumgeflirtet. Das hat sehr wehgetan.“ Auch wenn diese Beziehung hinter Thomas lag, schmerzte es Oliver ihn darüber sprechen zu hören, gleichzeitig fühlte er Eifersucht in sich auflodern. „Aber das ist jetzt Vergangenheit. Ich bin froh, dass ich dich habe. Niemals hätte ich gedacht, dass wir einmal so zusammen sein würden! Ich hätte mir bei dir nie Chancen ausgerechnet.“ Oliver hob seinen Kopf und sah Thomas innig an. Sanft strich Thomas ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Durch ihren Blick verstanden sie sich wortlos. Der Regen vor dem Fenster wurde stärker. Oliver legte seinen Kopf wieder auf Thomas’ Knie und schloss die Augen. Er genoss in vollen Zügen die zärtlichen Brührungen seines Freundes. Thomas streichelte unablässig über Olivers Nacken und schaute dabei auf die tanzenden Regentropfen an der Glasscheibe. Eine halbe Ewigkeit saßen sie so da, bis das Klingeln von Olivers Handy sie aus dieser Trance riss. Mühsam rappelte sich Oliver hoch und ging mit genervter Miene zum Telefon. „Meine Mutter!“, stöhnte er auf, bevor er den Anruf entgegen nahm. Kaum hatte Oliver „hallo“ gesagt, konnte Thomas auch schon die durchdringende, aufgeregte Stimme von Frau Schilm hören. Oliver merkte sofort, dass Thomas nicht dabei sein wollte, sein Gesicht hatte sich verfinstert, und so verzog sich zum Reden ins Badezimmer. Nach einer halben Stunde kam er recht aufgebracht wieder. Thomas saß immer noch vor dem Fenster und schaute ihn interessiert an. „Diese Frau malträtiert mich!“, stieß entnervt Oliver hervor. „Sie war scheiß neugierig. Andere Mütter hätten gefragt, wie es deiner Ma geht und ob ihr etwas Schlimmes passiert wäre, aber nein, meine Mutter interessiert sich nur dafür, was wir miteinander machen!“ Oliver sprach zwar deutlich und gefasst, aber seine Gefühle sprangen zwischen Wut und absolutem Unverständnis hin und her. „Sie fragte mich als erstes, ob auch alles in Ordnung sei, da habe ich schon gedacht, sie meint dich und deine Ma, aber sie meinte, ob es mir auch gut ginge und wir anständig bleiben. Das musst du dir mal vorstellen! Sie hat es nicht witzig gemeint, sondern todernst.“ Oliver schüttelte angewidert den Kopf. „Dann wollte sie wissen, ob wir in >einem< Hotelzimmer schlafen. Und dann fragte sie noch, ob wir nur ein Bett haben. Schließlich meinte sie, ich solle auf mich aufpassen!“ Er knirschte mit den Zähnen und setzte sich vor Thomas aufs Fensterbrett. Thomas stand auf und nahm seinen Freund in den Arm. Oliver schloss die Augen, legte seinen Kopf auf Thomas Schulter und presste seinen Oberkörper an ihn. Liebevoll streichelte Thomas über Olivers Kopf und Nacken. „Meine Mutter weiß, dass ich schwul bin und sie hat keine Probleme damit! Na ja, jedenfalls nicht mehr. Als sie raus bekam, dass ich mit Robert zusammen war, war sie doch ganz schön geschockt. Sie musste erst einmal verdauen, dass ihr einziger Sohn nie ein Mädchen mit nach Hause bringen würde. Aber als sie gesehen hatte, wie glücklich ich mit ihm war, akzeptierte sie es. Damals sagte sie mir, Liebe sei das reinste und aufrichtigste Gefühl, das man einem anderen Menschen entgegen bringen könnte und dabei sei es egal, ob man es für ein Mädchen oder für einen Jungen empfindet!“ „Das sind wirklich schöne Worte!“, flüsterte Oliver. „Oliver, unsere Gefühle sind nicht falsch! Wenn deine Mutter sieht, wie gut wir uns verstehen, wird sie ihre Meinung schön ändern!“, meinte Thomas zuversichtlich. Wie ein eiskalter Schauer durchfuhr es Oliver. Als er und seine Eltern an der Nordsee waren, eskalierte plötzlich die Situation zwischen ihnen während des Abendessens. Dieses Gespräch prasselte wieder auf ihn ein. Seine Mutter war so ungerecht, gehässig und beleidigend gewesen. Und sein Vater hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Gerade da lag ja das Problem, seine Mutter konnte es einfach nicht ergründen, warum sich Oliver so gut mit Thomas verstand. Das hatte sie ihm deutlicher als deutlich gemacht und selbst sein Vater hatte es ihm unmissverständlich klar gemacht. Wie könnte sie jemals ihre Meinung ändern? Sicherlich wusste sie, dass Oliver mehr für Thomas empfand. Aber wovor hatte sie Angst und warum machte sie sich so große Sorgen darum? War Thomas etwa nicht gut genug für ihren Jungen? Fragen über Fragen geisterten durch Olivers Kopf. „Hast du was?“, fragte Thomas leicht verstört und blickte Oliver an. Oliver merkte selbst, wie starr und angespannt sein Körper geworden war. Er schaute direkt in Thomas’ hellbraunen Augen. Ein tiefer, warmer Schauer durchströmte ihn. „Nein!“, log er und lächelte. Er umschloss mit seinen Händen Thomas Gesicht und küsste ihn. Hauchzart strichen seine Lippen über Thomas’ leicht geöffneten Mund. Thomas schlang seine Arme um Oliver. Sachte saugte er an Olivers Unterlippe. Beide Jungs konnten einander atmen spüren. Vielleicht hätte Oliver die Wahrheit sagen sollen, aber er konnte es nicht. Thomas hatte so voller Überzeugung und Hoffnung gesprochen, dass er sie nicht zerstören wollte. Außerdem wollte er ihre zarte Beziehung nicht auch noch zusätzlich belasten. Oliver beendete nach einigen Minuten ihren leidenschaftlichen Kuss und legte seinen Kopf erneut an Thomas Hals. Er musste sich erst einmal beruhigen. Er war völlig ausgepowert. Seine Brust bebte auf und ab, es war, als könnte er nur schlecht Luft holen, außerdem waren seine Knie wie aus Pudding. Sie kuschelten sich aneinander. Thomas vergrub sein Gesicht in Olivers Haaren. Olivers Atem beruhigte sich etwas und so genoss er den Duft, der von Thomas ausging. Er war betörend. Sowieso hätte Oliver ewig diesen warmen, weichen Körper an sich drücken können. Seine Gefühle waren inzwischen so unglaublich tief für Thomas. Er begehrte ihn, er genoss seine Nähe, seine Berührungen. Aber trotzdem schwang bei all dem noch eine gewisse Angst mit. Als sich beide wieder gefasst hatten, kuschelten sie sich zu zweit auf den Sessel und beobachteten das regnerische Treiben vor dem Fenster. Die Stunden verrinnen. Es war inzwischen dunkel geworden. Die Lichter der Stadt erhellten das Zimmer. Thomas streckte sich und gähnte. Davon angesteckt gähnte Oliver ebenfalls. „Gehen wir ins Bett. Es ist schon spät. Ich bin Müde!“, sagte Oliver und stand auf. Thomas nickte. „Mach dich schon mal fertig. Ich möchte hier noch etwas sitzen bleiben.“, meinte er und machte es sich noch mal auf dem Sessel bequem. Oliver lächelte und beugte sich zu Thomas runter, um ihn einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. Dann machte er sich mit einer neuen Unterhose auf ins Bad. Thomas schaute ihm hinterher. Der Sessel war an der Stelle angenehm warm, an der Oliver gesessen hatte. Es roch sogar etwas nach ihm. Thomas kuschelte sich an diese warme Stelle und schloss die Augen. Mit nichts, als einer frischen Unterhose bekleidet, kam Oliver nach wenigen Minuten aus dem Bad zurück. Während Thomas dabei war, sich umzuziehen und zu waschen, kam Oliver eine Idee, die ihn verschmitzt lächeln ließ. Als Thomas, ebenso knapp bekleidet aus dem Bad kam, war er überrascht, als er Oliver neben den Betten stehen sah. „Was meinst du, wollen wir sie zusammen schieben?“, fragte Oliver höflich. Thomas nickte eifrig. Gemeinsam räumten sie die Nachtschränkchen um und schoben die Betten zu eins zusammen. Oliver kletterte ins Bett, legte sich auf die Seite und streckte seinen Arm aus. Thomas nahm diese Geste dankend entgegen und legte sich zu Oliver, seinen Kopf auf dessen Arm. Ihre Körper schmiegten sich dicht aneinander. Sie sahen sich an. Oliver streichelte sanft über Thomas’ Wange. Minuten vergingen, in denen sie sich nur in die Augen blickten. Bis sich Oliver langsam vorbeugte und einen hauchzarten Kuss auf Thomas Mund hinterließ. Er sah ihm wieder in die Augen. Thomas blickte überrumpelt zurück. Er war sichtlich überrascht. War das wirklich Oliver, der so frei von Hemmungen handelte? Er kam ihm erneut näher. „Vergiss alles schlimme, was ich dir je angetan habe!“, flüsterte er gegen Thomas’ Lippen, bevor seine darauf legte und sie wieder von ihnen trennte. „Ich will alles tun, damit es dir gut geht!“ Olivers leicht verschleierter Blick, strahlte vor Liebe. Zum wiederholten Mal schloss er die letzten Zentimeter, die sie trennten und küsste Thomas ein drittes Mal. Minuten lang ließ er all seine Gefühle, all die Leidenschaft, die er für Thomas empfand in diesen Kuss fließen. Keuchend lösten sie sich. Oliver suchte Thomas’ Blick. Er sah ihm ganz fest in die Augen. In diese wundervollen klaren hellbraunen Augen. Es überkam ihn so plötzlich, das er es nicht mehr zurück halten konnte. „Ich liebe dich!“, flüsterte er so sanft, so leise, dass Thomas eine Gänsehaut bekam. Thomas brauchte einige Sekunden, um diese herrlichen Worte zu realisieren. Doch dann durchströmte ihn ein überwältigendes Glücksgefühl. „Ich liebe dich auch!“, stammelte er hastig. Oliver atmete erleichtert auf. Sie versanken in einen leidenschaftlichen Kuss. Oliver presste sich vor Glück fest an Thomas, schon lag er auf ihm und drückte ihn ins Kissen zurück. Ihre nackte Haut rieb auf einander. Oliver keuchte erschrocken auf und löste den Kuss. Er spürte deutlich, dass es recht hart in Thomas Hose geworden war, bei ihm war es nicht anders. Augenblicklich wurde er rot und rutschte wieder an Thomas’ Seite. Thomas richtete sich auf und sah ihm ins Gesicht. Er fand keine Worte dafür, also gab er Oliver einen kleinen Gutenachtkuss und kuschelte sich wieder an ihn. Oliver schloss die Augen. Thomas schloss ebenfalls seine Augen. Eine Ewigkeit verstrich während sich keiner der beiden auch nur bewegte. Oliver versuchte nur diese Peinlichkeit zu vergessen und schnell einzuschlafen. Thomas konnte im Augenblick auch keinen Schlaf finden. Nach einiger Zeit spürte er jedoch, dass Oliver eingeschlafen war und leise atmend neben ihm lag. Thomas konnte einfach nicht zur Ruhe kommen. Oliver hatte ihm seine Liebe gestanden, endlich. Nun hatte sich alles verändert, nichts konnte sie so schnell mehr trennen. Keine Sara, keine Mutter, niemand mehr. Aber eine andere Sache hinderte Thomas beträchtlich beim Einschafen. Es war die Beule in seiner Hose. Was sollte er nur dagegen machen? Aber nach einer Weile hatte er die beste Lösung dafür gefunden und konnte dann endlich auch friedlich einschlafen. Am nächsten Morgen, wie schon am Tag zuvor, klingelte Olivers Handywecker um Sieben Uhr früh. Sie erwachten in der gleichen Position, in der sie eingeschlafen waren. Thomas blickte Oliver lächelnd an und zog ihn in einem Kuss, bevor er ins Bad ging. Ausgiebig duschte er sich. Er hatte es auch bitter nötig, da er an einer Stelle ziemlich klebte. Während Thomas duschte, nutzte Oliver die Zeit und machte es sich im warmen Bett so richtig gemütlich. Er streckte alle viere von sich und da bemerkte er es. Erschrocken richtete er sich auf und zog misstrauisch die Decke vom Bett. Da war er, direkt neben ihm, ein steifer Fleck im Bettlaken. War es etwa Sper…? Oliver mochte gar nicht darüber nachdenken. Entsetzt rückte er von dem Fleck weg. Schlimm genug schon, dass er gestern Nacht so fordernd geworden war, dass es sich selbst in seiner Hose geregt hatte. Er versuchte schnell alle Gedanken davon abzuschütteln. Es war ihm zwar klar, dass Thomas ganz normale sexuelle Empfindungen wie jeder andere auch hatte, aber noch nie war es ihm so bewusst, wie im Augenblick. Er musste in Zukunft vorsichtiger sein, denn jetzt waren alle Türen in ihrer Beziehung offen. Sicherlich fand Thomas ihn sexuell attraktiv, aber vor deutlicheren Handlungen fürchtete sich Oliver dennoch. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Thomas aus dem Bad kam. Oliver starrte Thomas mit offenem Mund an und wurde unheimlich nervös. Provozierte er ihn? Es war, wie Thomas den Bademantel trug: schlampig zugemacht, der nackte vor Wasserrückständen glänzende Oberkörper schaute verlockend heraus, die tropfnassen Haare vielen ihm ins Gesicht. Olivers Herz setzte kurz aus. „Hey, raus aus dem Bett. Ich möchte meine Mama nicht warten lassen!“, sagte Thomas und schloss seinen Bademantel ordentlich. Erleichtert atmete Oliver aus. Thomas war wie immer, er hatte es nicht mit Absicht getan. Schnell stand er auf, griff sich neue Sachen und verschwand im Bad. Nachdem sie eine Kleinigkeit bei einem Bäcker gefrühstückt hatten, waren sie halb neun am Zimmer von Thomas Mutter. Thomas klopfte ordnungsgemäß und trat zusammen mit Oliver ein. Doktor Uhllich und eine Krankenschwester waren gerade dabei Frau Richter zu untersuchen. Als Oliver und Thomas ins Zimmer traten, blickte der Arzt auf. „Guten Morgen, Thomas!“, begrüßte er ihn freundlich. „Würden Sie und Ihr Freund bitte noch einen Augenblick vor der Tür warten. Ich bin gleich fertig mit der Untersuchung.“ Thomas und Oliver nickten stumm und verließen eilig das Zimmer. Vor der Tür warteten sie. Oliver war an die Wand gelehnt und Thomas stand ihm gegenüber. Irgendwie herrschte eine eigenartige Anspannung zwischen ihnen. Oliver traute sich kaum seinen Freund in die Augen zu blicken. „Hör mal Oliver, wegen gestern Nacht“, sagte Thomas, der diese Spannung nicht ertragen konnte. „Es ist nichts Schlimmes passiert. Dass du mir deine Liebe gestanden hast, hat mich unendlich glücklich gemacht.“ Er lächelte Oliver warm an. „Ich mache dir auch keinen Vorwurf, als du plötzlich von mir zurück gesprungen bist. Ich weiß, dass das alles komplettes Neuland für dich ist. Und ich kann es verstehen, wenn du Angst vor dem nächsten Schritt hast!“ „Wirklich?“, fragte Oliver leise und blickte vorsichtig zu Thomas. Dieser nickte. „Wirklich!“, bestätigte er. Von Oliver fiel alle Last ab. Er lächelte und fiel Thomas um den Hals. Sie küssten sich kurz und umarmten sich danach wieder. Plötzlich ging die Tür auf und die Krankenschwester dicht gefolgt vom Doktor kamen aus dem Zimmer. Oliver wurde knallrot und löste die Umarmung. Der Arzt lächelte Oliver wissend zu und war auch schon im Aufzug verschwunden. Oliver blinzelte, aber schon hatte ihn Thomas in den Raum gezogen. „Guten Morgen, Mami!“, sagte Thomas fröhlich und umarmte seine Mutter. „Guten Morgen, ihr beiden. Habt ihr gut geschlafen?“ Oliver nickte und setzte sich immer noch etwas verwirrt auf einen Stuhl. „Wie geht es dir heute?“, fragte Thomas und setzte sich ebenfalls hin. „Sehr gut. Der Arzt meint, ich kann nächste Woche schon mit der Rehabilitation anfangen!“ „Das sind ja tolle Nachrichten!“, freute sich Thomas. Sie unterhielten sich den ganzen Vormittag lang über all die Dinge, die sie am vorherigen Tag vergessen hatten. Thomas erzählte von seinen Verbesserungen in der Schule und so weiter. Bis sie aufs Rauchen zu sprechen kamen. „Und, habt ihr seit gestern schon eine wieder geraucht?“, fragte Thomas’ Mutter interessiert. „Nein und komischer Weise war mir die ganze Zeit auch nicht nach einer Zigarette.“, meinte Thomas etwas über sich selbst verwundert. „Ist doch schön. Besser als ein schlimmer Entzug. Wenn du es jetzt durchhältst, bin ich ganz stolz auf dich!“ „Ich werde schon dafür sorgen!“, sagte Oliver überzeugt. „Ähm, ich geh mal kurz auf die Toilette.“ Beide sahen Oliver nach, wie er das Zimmer verließ. „Er ist ein wirklich toller Junge!“, sagte Frau Richter anerkennend. „Er ist höflich, charmant und sehr lieb. Viel besser, als dieser Robert. Ich hoffe, du hältst ihn dir warm!“ „Auf jeden Fall. Ich bin so überglücklich mit ihm. Mama, gestern Nacht hat er mir seine Liebe gestanden und wir haben in einem Bett zusammen geschlafen!“, erzählte Thomas freudestrahlend. „Das freut mich sehr für dich!“ Mutter und Sohn umarmten sich herzlich. „Hast du eigentlich schon Tante Bertha besucht? Ich denke jede Sekunde an sie. Gerne würde ich sie besuchen, aber ich kann nicht. Sie liegt im künstlichen Koma und ihr soll es jeden Tag schlechter ergehen.“ Thomas senkte reuevoll den Kopf. „Noch nicht.“, flüsterte er schuldhaft. „Es tut mir Leid. Ich werde sie nachher besuchen gehen!“ „Das solltest du. Sie ist immerhin die Einzige Verwandte von deinem Vater. Sie sind sich so ähnlich. Ich würde es nicht ertragen, wenn sie auch sterben…“ Beide schwiegen. Ihre traurigen Erinnerungen hatte sie eiskalt erwischt. Oliver war inzwischen von der Toilette zurückgekehrt. Er hörte vor der Tür beide erzählen und stockte in seinen Bewegungen. Stumm belauschte er ihre letzten Worte. Der Schmerz, den er raushörte, ergriff ihn. Unbewusst fing er an zu weinen. Nein, in so einem Moment konnte er nicht stören, also riss sich Oliver zusammen, wischte seine Tränen weg und beschloss solange einen kleinen Spaziergang zu machen. Es dauerte eine Weile, bis Thomas und seine Mutter sich wieder gefangen hatten. „Wie seid Oliver und du überhaupt hier her gekommen?“, fragte Frau Richter mit schon wieder gefestigter Stimme. „Na ja, seine Mutter hatte uns Geld gegeben und wir sind dann mit dem Zug hergekommen. Wir wohnen im Hotel gleich hier in der Nähe.“ „Schatz, so geht das aber nicht! Du kannst doch nicht auf Kosten von Olivers Eltern leben! Geh, am besten gleich zur Schwester und lass dir den Schlüssel zu meinen persönlichen Sachen geben. Nimm dir so viel Geld wie du brauchst. Hast du mich verstanden?“ „Ja, okay, Mami.“, antwortete Thomas und stand vom Stuhl auf. Er umarmte seine Mutter zum Abschied. „Richte Oliver einen lieben Gruß von mir aus!“, sagte sie und verwuschelte ihrem Sohn die Haare. „Morgen braucht ihr nicht so früh kommen. Außerdem möchte ich nicht, dass ihr eure gesamten Ferien hier verbringt.“ „Okay, Mami. Ich hab dich lieb!“, sagte Thomas und öffnete die Tür. „Ich dich auch!“ Frau Richter warf ihren Sohn noch eine Kusshand zu und schon hatte Thomas die Tür hinter sich geschlossen. Wo steckte Oliver nur? Schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Er war doch vor über einer halben Stunde auf Klo gegangen? Aber er hatte jetzt wichtigere Dinge zu erledigen. Als erstes ging Thomas zum Schwesternzimmer, um nach den Sachen seiner Mutter zu fragen. Nach Oliver suchen, konnte er nachher auch noch. Die Krankenschwester, die auch schon vorhin im Zimmer seiner Mutter gewesen war, gab ihm bereitwillig den Schlüssel für die persönlichen Sachen. Thomas fand das große, hellblaue Portmonee seiner Mutter recht schnell. Dreihundert Euro in Bar waren darin. Erst wollte Thomas nur die Hälfte nehmen, aber er durfte ja so viel nehmen, wie er brauchte. Seit er mit seiner Mutter alleine lebte, hatten sie immer auf ihr Geld aufpassen müssen. Nie konnte er das haben, was er sich wünschte, immer hatte er viel weniger Taschengeld gehabt, als die anderen Kinder. So viel hatte sich für die kleine Familie nach dem Tod des Vaters verändert. Durch Oliver hatte er andere Standards erfahren. Er hatte noch nie so ein großes Zimmer gehabt und erst recht nicht eo viel Technischen Kram. Aber im Moment spielte das keine Rolle. Thomas brauchte das Geld, immerhin würde er noch ziemlich lange ohne seine Mutter auskommen müssen. Und wenn er erstmal zurück war, brauchte er unbedingt einen Ferienjob. Als Thomas der Schwester den Schlüssel zurück brachte, erkundigte er sich auch gleich wo das Zimmer seiner Tante war. Fünfter Stock, Neurochirurgie. Mit einem flauen Gefühl im Magen fuhr Thomas mit dem Aufzug nach oben. Als er das Krankenzimmer seiner Tante betrat, stockte ihm der Atem. Da waren so viele Schläuche und überall piepste es. Thomas setzte sich an ihr Bett und streichelte zärtlich über der Hand, wo keine Schläuche hingen. „Du musst wieder gesund werden! Du darfst nicht sterben! Du musst kämpfen!“, flüsterte Thomas ihr Minutenlang entgegen. Lange konnte Thomas nicht bei ihr sitzen bleiben, ihm tat das alles so weh. Außerdem musste er noch nach Oliver suchen. Mit Tränen in den Augen verließ er das Zimmer. Wo sollte er anfangen zu suchen? Die Cafeteria fiel ihm sofort ein und prompt hatte er da Glück. Oliver saß mit einer halbausgetrunkenen Tasse Kaffe an einem der Tische. „Wo warst du solange?“, war seine erste Frage, kaum hatte er sich gesetzt. „Na ja, ich hab zufällig dich und deine Mutter belauscht. Es ging um deinen Vater. Da wollte ich nicht stören und deshalb bin ich hier ein bisschen umhergewandert.“ „Lieb von dir! Das Gespräch war auch nicht grade leicht. Es hat traurige Erinnerungen geweckt. Weißt du, meine Mama hält sehr viel von dir!“ „Ja? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin doch ganz gewöhnlich!“ „Nein, bist du nicht, du bist mein Oliver!“, lächelte Thomas und griff unter dem Tisch nach Olivers Hand. Oliver lächelte zurück und umfasste Thomas’ Hand ganz fest. Es störte ihn nicht. Als der Kaffee getrunken war, Thomas hatte sich auch einen bestellt, gingen die beiden zurück ins Hotel. „Hast du auch so viel Hunger wie ich?“, fragte Oliver aus dem Bad und rieb sich den Bauch. „Jep! Dann lass uns doch zusammen was kochen. Hier ist ne schöne Küche drin.“, antwortete Thomas. Er war gerade dabei, seine Spuren von letzter Nacht zu beseitigen. Am Empfang hatte er nach neuer Bettwäsche gefragt und eine hübsche babyblaue Garnitur bekommen. „Worauf hast du denn Hunger?“ „Ach, das ist mir egal. Hauptsache es gefällt dir!“, sagte Oliver und kam aus dem Bad zurück. Er stellte sich hinter Thomas, der als Abschlusshandlung des Bettenbeziehens noch die Decke glatt zog und umarmte ihn von hinten. „Dann sollten wir am besten sofort einkaufen!“ Thomas drehte sich in Olivers Armen um und schaute ihm liebevoll in die Augen. Er beugte sich nach oben und drückte seinen Lippen zärtlich auf Olivers Mund. Durch Olivers Körper flutete eine warme Welle. Er zog Thomas enger zu sich und verstärkte den Druck ihres Kusses. Thomas öffnete seinen Mund und strich mit seiner Zunge sanft über Olivers Lippen. Olivers Herzschläge wurden heftiger. Allein diese kleine Geste erregte ihn. Warum war er plötzlich so empfindlich? Besiegt öffnete er seine Lippen und ließ Thomas’ Zunge seinen Mund erforschen. Thomas bemerkte überrascht etwas Hartes an seinem Schenkel und beendete völlig unerwartet den Kuss. Oliver war ihm einiger Maßen dankbar dafür. Er war puterot im Gesicht und drehte sich eiligst weg. „Hey, das muss dir nicht peinlich sein!“, beschwichtigte Thomas. Zärtlich strich er über Olivers Schulter. „Gibst du mir ein paar Minuten, bevor wir gehen?“, fragte Oliver dumpf. „Sicher!“, antwortete Thomas. Und schon war Oliver im Bad verschwunden. Dort schüttete er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Seine Wangen brannten. Ihm war überhaupt so unendlich heiß. Jetzt war es schon das zweite Mal gewesen, dass er durch Thomas Berührungen so erregt wurde, dass sich sogar sein kleiner Freund meldete. Früher hatte er solche Probleme nicht gehabt. Er setzte sich auf den Klodeckel und versuchte sich abzulenken. Wenn er heute und in Zukunft auch nicht Thomas nicht mehr berühren würde, hätte er auf einen Schlag keine Probleme mehr. Aber er brauchte sie, jede einzelne, so oft und so intensiv, wie Thomas sie ihm nur geben konnte. //Er hat mich doch nur geküsst, das ist jetzt aber schon einige Minuten her. Er ist noch nicht mal in diesem Raum, also wieso sollte ich noch länger erregt sein?// Diese Gedanken halfen ihm. Wenige Minuten später waren die beiden auf dem Weg zum einkaufen. Ganz normal, als sei nichts passiert. Sie kauften einige Leckereinen ein und einigten sich darauf Reis mit Geschnetzelten in Rahmsoße zu essen. Während sie kochten, waren sie die ganze Zeit über am Rumalbern. Im Kochen war Thomas richtig gut, dass Oliver viel von ihm lernen konnte. Aber nicht nur wenn es ums Kochen ging. ^^ ^^ Ach ja, an dieser Stelle konnte ich mir einfach nicht nehmen einen kleinen zweideutigen Witz zu machen. ----- Wenn es euch gefallen hat, hinterlasst doch einen Komentar... Weinen, lachen, lieben ---------------------- „Puh!“, stöhnte Thomas laut auf und stellte seinen Leergeputzten Teller auf den Tisch. „Ich hätte nicht so viel essen sollen!“ „Tja, wenn es unglaublich lecker schmeckt, kann man sich kaum zügeln!“, meinte Oliver lachend. Er stand auf und stellte ihre Teller ins Spülbecken. Thomas hatte sich inzwischen aufs Bett fallen lassen, sodass sich Oliver zu ihm legte. „Und, was hast du so für die nächsten Tage geplant?“, fragte er und küsste Thomas auf die Wange. Er legte sich zurück und schaute an die Decke. „Ach, na ja, wir könnten uns doch vielleicht die Stadt ansehen. Bissel rumschlendern oder so“, antwortete Thomas. Er drehte sich auf die Seite, stützte seinen Kopf auf seinen Arm und schaute Oliver interessiert an. „Was meinst du?“ „Klingt gut! Ich war zwar schon öfters hier, aber so richtig hab ich mich hier noch nie umgesehen.“ Oliver erwiderte Thomas Blick. „Gut, dann wissen wir ja schon, was wir morgen machen. Aber was wollen wir die nächsten Tage unternehmen?“ „Thomas, ich möchte zwar nicht böse klingen, aber ich habe keine große Lust hier meine gesamten Ferien zu verbringen…“ „Ja, ich kann das schon verstehen. Meine Mama hatte das heute auch schon zu mir gemeint.“, sagte Thomas etwas zerknirscht. „Aber irgendwie mag ich es hier zu sein. Ich glaube sonst wären wir uns niemals so nahe gekommen!“ „Findest du?“, fragte Oliver, woraufhin sich Thomas an ihn kuschelte und seinen Kopf auf seinen Brustkorb legte. „Hier sind wir einfach ungestört.“, antwortete Thomas. „Deine Mutter ist nicht in der Nähe und du musst auch nicht irgendwann nach Hause, weil sie wütend werden könnte. Wir können einfach ungestört jede Minute miteinander verbringen. Ich wünschte, es würde immer so bleiben!“ Oliver durchfuhr ein tiefes Kribbeln. „Das wünsche ich mir auch!“, flüsterte er. Beide schauten sich in die Augen. Thomas krabbelte weiter nach oben. Olivers Hände umschlangen zärtlich seinen Nacken. Langsam kamen sich ihre Gesichter näher. Ihre Lippen berührten einander leicht. Oliver hielt den Atem an. Seine Handflächen begangen zu schwitzen, sodass er seine Hände von Thomas Nacken löste und sie über seinen Rücken gleiten ließ. Die Berührung ihrer Lippen wurde deutlicher und schon versanken sie in einen sanften, sehr intensiven Kuss. Es dauerte lange, bis sie sich wieder von einander lösten. Sie sahen sich an. „Ich hab dich furchtbar lieb!“, nuschelte Thomas. „Ich dich auch!“, antwortete Oliver. Eine Weile lagen sie aneinander gekuschelt auf dem Bett und dösten, voll gegessen wie sie waren, vor sich hin. „Ach, ich könnte jetzt echt gut ne Zigarette vertragen…“, träumte Thomas vor sich hin. „Tja, wir haben ja schlagartig damit aufgehört. Hast du noch welche übrig? Mir wäre nämlich auch danach. Ausnahmsweise Mal.“ Begeistert sprang Thomas auf und wühlte im Schrank nach der angebrochenen Schachtel. Kurz darauf saßen Oliver und er genüsslich rauchend auf dem Bett. „Das hat mir jetzt aber gut getan!“, sagte Thomas und atmete den letzten tiefen Zug der Zigarette aus. Oliver nickte zu dieser Aussage. Ihre aufgerauchten Kippen spülte Thomas in der Toilette runter. Oliver hatte sich zurück aufs Bett gelegt. Thomas kuschelte sich wieder zu ihm. „Nachdem ich bei meiner Mutter war, habe ich meine Tante besucht.“ „Wie geht es ihr?“, fragte Oliver und streichelte zärtlich über Thomas Rücken. „Ich war geschockt! Sie liegt im künstlichen Koma und überall, wirklich überall um sie herum und an ihr sind Schläuche. Sie war so unendlich blass im Gesicht. Fast schon so, wie eine Leiche. Aber sie muss einfach wieder gesund werden!“ Thomas klang so verzweifelt. Ihm tropfte eine heiße Träne auf Olivers Brust. Dieser merkte es sofort und war erschüttert. Es schmerzte ihn, weil es Thomas so wehtat. Und kaum eine Sekunde später hielt Oliver Thomas so tröstend fest in den Armen, dass Thomas all seine Angst an diesen starken Schultern ausweinen konnte. „Die Ärzte werden sie schon hinbekommen! Du wirst sehen, spätestens in einem halben Jahr wird sie uns mal besuchen kommen!“, flüsterte Oliver ermutigend. Irgendwie müssen die beiden eingeschlafen sein, denn Oliver wachte durch das Klingeln seines Telefons auf. Vor dem Fenster war es schon dunkel und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es schon halb elf war. Wieder einmal war sein Mutter dran. „Hallo Olli-Schatz! Wo warst du denn? Ich hatte schon viermal versucht dich anzurufen.“, meldete sie sich mit unruhiger Stimme. „Hallo Mama. Ich hab geschlafen und deshalb das Telefon nicht gehört.“ Es regte ihn jetzt schon auf. Hatte sie denn nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn mit Anrufen zu bombardieren?! „Ist dieser Thomas etwas auch noch bei dir?“, fragte sie in so einem angewiderten Ton, dass Oliver innerlich fluchte und gegen seine Tasche trat. „Wo sollte er denn sonst sein!“, antwortete er mit unterdrückter Wut. „Na ja, ich dachte… Aber gut. Wann kommst du wieder zurück?“ Wütend schloss Oliver die Augen und atmete tief und zischend ein. „In den nächsten Tagen, wenn’s recht ist! Mama ich hab jetzt keine Lust weiter zu reden. Tschüß“ Und prompt legte er auf. Das Handy stelle er auf lautlos und legte es weit weg neben den Herd. Warum schaffte sie es nur ihn immer wieder so dermaßen wütend zu machen. Sein Blick fiel aufs Bett, in dem Thomas friedlich schlief. Sofort war seine Wut verflogen. Thomas sah so entspannt aus. Sein Gesicht war so unschuldig, wie das eines Engels. Olivers Blick verschleierte sich etwas. Genau diesen Jungen liebte er. Leise schlich er zum Bett und setzte sich vorsichtig darauf. Langsam rutschte er an Thomas heran, bis er mit dem Gesicht direkt über ihm war und schaute ihn an. Minutenlang beobachtete er ihn, wie er sanft ein und aus atmete. Zärtlich strich Oliver die wirren, schwarzen Haare aus Thomas Stirn. So langsam fühlte sich Oliver auch wieder schläfrig und legte sich behutsam neben seinen Freund. Wenige Minuten verstrichen, in denen Oliver neben Thomas lag, ihn immer noch anschaute und übers Gesicht streichelte, da wachte Thomas auf. Sie lächelten einander warm an. „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Thomas mit rauer Stimme. „Dreiviertel elf ungefähr.“, antwortete Oliver. „Meine Mutter hat gerade angerufen.“ „Was wollte sie denn?“ „Ach, der übliche blöde Scheiß! Ich hab einfach aufgelegt. Heute will ich nicht mehr gestört werden!“ Thomas nickte zustimmend und zog ihn zu sich. Sie küssten sich innig. Nach dem Kuss kuschelten sie sich aneinander und schliefen selig ein. Durch ein sanftes Pusten, das sich auf seinem Gesicht verteilte, wachte Oliver auf. Über ihm war Thomas gebeugt und lächelte ihn an. Durch das Sonnenlicht, das sie von der Seite blendete, leuchteten Thomas Augen wie Bernsteine auf. Schmunzelnd gab er Oliver einen Kuss. „Ich werde duschen gehen!“, sagte er und verschwand auch gleich im Bad. Draußen musste eine Hitze herrschen, denn allein im Hotelzimmer war es sehr heiß. Oliver schwitzte jetzt schon. Keine so guten Voraussetzungen für einen langen Besichtigungstag durch die Stadt. Aber da sie das gestern schon beschlossen hatten, tat es Olivers Freude keinen Abbruch. Er dachte mit einem glücklichen Lächeln daran, wie er gerade geweckt wurde. „Warum kann man dich nur so schlecht aus dem Bett kriegen!“, hörte er Thomas leicht mürrisch eine viertel Stunde später sagen. „Olli, es ist schon um 12!“ Oliver richtete sich auf. Thomas stand schon fertig umgezogen vor ihm. „Sorry, ich werde mich beeilen.“, sagte Oliver und rannte ins Bad. Nach einer halben Stunde waren sie Aufbruchbereit. Wie vermutet war es draußen siedend heiß. „Wo wollen wir heute essen?“, fragte Thomas, als sie aus dem Hotel traten. „Na ja, eigentlich könnten wir ja gleich Frühstück und Mittag miteinander verbinden.“, antwortete Oliver. „Und wo?“, fragte Thomas noch einmal. „Hm…“ Oliver schaute die Straße suchend rauf und runter. „Ah, guck mal.“ Er deutete quer über die Straße. „Da ist ein italienisches Café. Da gibt es doch immer so leckere Sachen!“ Also setzten sich Thomas und Oliver in das kleine schnuckelige Café. Es gab sehr außergewöhnliche Kaffeesorten. Thomas trank einen Latte macchiato mit Karamellgeschmack und aß dazu ein mit Rucola, Mozzarella und Tomaten belegtes Ciabattabrötchen. Oliver trank ebenfalls einen Latte macchiato mit Karamellgeschmack und aß einen stattlichen mediterranen Salat. Ordentlich gestärkt, gingen sie zu Thomas Mutter. Zehn Minuten mussten sie noch warten, bis die Besuchszeit anfing, die Thomas nutzte, um seiner Mutter noch schöne Blumen für ihr Krankenzimmer zu besorgen. Frau Richter freute sich ordentlich über das Mitbringsel ihres Sohnes. In eine Terrakotta Vase gestellt, strahlten die weißen Tulpen so richtig. Oliver fiel auf, dass Frau Richter viel gesünder aussah, als bei seinem aller ersten Besuch. Anscheinend tat ihr die Nähe ihres Sohnes sehr gut. Thomas fiel es ebenfalls auf, denn gerade schnitt er die Sache an. „Mama, du siehst heute richtig gut aus!“ „Danke, mir geht es auch schon bedeutend besser. Heute früh wurde mein Bein neu verbunden und ich durfte sogar aus dem Bett. Im Rollstuhl konnte ich endlich Tante Bertha besuchen. Auch bei ihr zeigt sich endlich Erfolg. Scheint so, als hätten die Medikamente endlich angeschlagen!“ „Gott sei Dank!“, flüsterte Thomas überglücklich und schloss seine Mutter in die Arme. Irgendwie tut die Nähe von Thomas nicht nur seiner Mutter, sondern auch seiner Tante gut, dachte Oliver und lächelte. „Ihr solltet sie nachher auf jeden Fall auch noch kurz besuchen!“ „Selbstverständlich!“, sagte Thomas, wobei ihm Oliver nickend zustimmte. „Habt ihr schon zum Mittag gegessen? Ihr kamt ja heute so spät.“ „Nein, wir haben nur was Kleines zum Brunch gegessen. Olli kam heute einfach nicht aus dem Bett…“, neckte Thomas in Richtung seines Freundes. „Ach, hören Sie gar nicht auf ihn. Immerhin sind Ferien!“, gab Oliver eingeschnappt zurück. Frau Richter lachte beide an. Gespielt verärgert streckte Thomas Oliver die Zunge raus. Oliver tat es ihm nach und brach in einen Lachanfall aus. Feixend stand Thomas auf und ging auf Oliver zu. „Du willst mich wohl ärgern, was?“, lachte er. „Wohl er du!“, sagte Oliver ebenfalls lachend. Aus heiterem Himmel, so empfand es jedenfalls Oliver, küsste Thomas ihn. Und das auch noch vor Frau Richter. Oliver fühlte sich so peinlich berührt, dass er verlegen auf den Boden starrte. „Oliver, mein Schatz“, sagte Frau Richter einfühlsam. „Es braucht dir nicht peinlich sein! Ich habe schon so oft gesehen, wie Thomas einen anderen Jungen vor meinen Augen küsst. Es ist doch ganz normal.“ „Wirklich?“, fragte Oliver schüchtern nach. „Ich meine, ich hab mich noch nicht... Das ist alles noch so neu. Ich hab ja eigentlich noch eine Freundin und außerdem würde mich meine Mutter umbringen, wenn sie das wüsste.“ „Vor mir kannst du ganz offen sein. Es würde mich nie stören, dass ihr beide euch liebt!“ „Es tut sehr gut, das einmal zu hören! Vielen Dank, Frau Richter!“ Oliver war sehr erleichtert und fühlte sich sehr bestärkt. Er war Thomas Mutter so sehr Dankbar, dass sie ihn aufbaute. „Komm her!“, meinte sie und winkte Oliver zu sich heran. „Und hör endlich auf, mich Frau Richter zu nennen. Du gehörst jetzt zur Familie. Also sag ruhig Carla und lass das alberne Sie sein!“ Oliver nickte und umarmte Thomas Mutter kraftvoll. Thomas hätte Schwören können, dass im Augenwinkel seiner Mutter eine kleine Träne schimmerte. „Ist es mit deiner Mutter wirklich so schlimm?“, fragte sie besorgt nach, als sich Oliver gesetzt hatte. „Ja, ist sie, Ma!“, antwortete Thomas für ihn. „Du müsstest sie mal kennen lernen. Eine fürchterliche Frau. Sorry Olli“, fügte er hinzu. „Ernsthaft?“, fragte sie fürsorglich. Oliver nickte. „Sie ist von irgendetwas besessen. Sie wird ganz hysterisch, nur bei dem Gedanken daran, dass ich Thomas auch nur etwas mehr mögen könnte. Und das war zu den Zeitpunkt, als noch überhaupt nichts zwischen uns lief.“ „Scheiße, wenn ich das mal so sagen darf. Schade, dass ich sie in nächster Zeit nicht kennen lernen werde. Ich würde zu gerne ein Gespräch von Mutter zu Mutter mit ihr führen! Na ja, klingt auf jeden Fall ziemlich fest gefahren. Erst einmal solltet ihr genau abschätzen, wie sie reagieren würde, wenn ihr es ihr sagt.“ „Ich glaub, dazu wird es nie kommen. Ich bin doch nicht verrückt! Sie würde ausrasten.“ „Ja, aber, Oliver, du kannst sie doch nicht ewig belügen. Sie ist deine Mutter und auch sie hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie ihr Sohn wirklich fühlt. Ich war damals erleichtert, als Thomas es mir gebeichtet hat. So würde sie aufhören sich falsche Sachen einzubilden! Ihr solltet ihr unbedingt die Augen öffnen. Aber an eurer Stelle würde ich alles was mit näheren Zärtlichkeiten zu tun hat komplett verschweigen. Das wird es ihr sicherlich leichter machen!“ „Ich würde ihr sowieso nie im Leben erzählen, was ich schon mit Thomas gemacht habe und was noch nicht.“ „Ja, hat schließlich auch was mit Diskretion zu tun!“, sagte Frau Richter. Es klopfte an der Tür und Doktor Uhllich kam herein. Er lächelte Frau Richter fröhlich zu. Sie wurde zartrosa im Gesicht. „Oh, Sie haben gerade Besuch. Dann komme ich später wieder…“, sagte er und war auch schon verschwunden. Frau Richter lächelte immer noch zartrosa im Gesicht und schaute etwas verlegen auf ihre Bettdecke. Thomas hatte die Szenerie mit offenem Mund beobachtet. „Läuft da was zwischen euch?“, fragte er mit schriller Stimme. „Und wenn? Hast du das was dagegen?“, fragte sie und sah wie ein schüchternes Schulmädchen aus. „Aber er ist dein Arzt! Das ist e…“ „Doktor Uhllich ist sehr aufmerksam mir gegenüber. Er hilft mir sehr und gibt mir Tipps. Außerdem ist er sehr nett!“ Sie lächelte verspielt. „Das ist ja noch okay, aber ich will nicht, dass ihr was mit einander anfangt.“, sagte Thomas leicht säuerlich. „Nun mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand. Wir haben uns erst kennen gelernt. Wir finden uns bisher nur nett!“ Oliver lauschte dem kleinen Streit von Thomas und seiner Mutter mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Es klang nicht wie Mutter und Sohn, sondern eher wie Vater und Tochter. Oliver konnte sich vorstellen, dass Herr Richter vor seinem Tod einmal seinen Sohn darum gebeten hatte auf seine Mutter auf zu passen und dass sich Thomas diese Bitte stark zu Herzen genommen hatte. So jedenfalls wirkte es. Nach einer Weile verabschiedeten sich die beiden von Thomas Mutter. Bevor sie ihre Besichtigungstour durch die Stadt antraten, besuchten sie noch kurz Thomas Tante. Oliver war nicht minder geschockt, als Thomas, als er sie das erste Mal sah. Das Wetter war immer noch unglaublich heiß. Die Sonne strahlte unerbittlich. Zur Abkühlung leckten Thomas und Oliver genüsslich ein Eis. „Deine Mama ist ja unglaublich cool!“, sagte Oliver beeindruckt, als sie gerade über den Alexander Platz schlenderten. „Findest du?“, fragte Thomas und blinzelte zu Oliver hinüber. „Ja! Sie geht mit den Dingen so locker um. Sie ist nicht so verbohrt, wie andere Eltern. Sie ist einfach nur cool!“ „Stimmt schon, aber sie kann auch ziemlich nerven!“ Thomas machte eine kleine Pause und redete dann nachdenklich weiter. „Glaubst du auch, dass da was zwischen ihr und diesem Doktor ist?“ „Im Grunde wäre es doch sehr schön für sie, oder nicht? Nach sieben Jahren darf sie sich doch neu verlieben.“ „Dagegen hab ich ja auch nichts. Bloß ich hab Angst davor, dass ihr jemand wehtun könnte!“ „Thomas, das ist wirklich sehr einfühlsam von dir, aber sie ist erwachsen.“ Er blieb stehen und zog Thomas am Arm, dass er auch stehen blieb. Liebevoll blickte er ihm in die Augen. „Denk nicht darüber nach, sie wird schon wissen, was das Beste für sie ist!“ Zärtlich schloss Oliver Thomas in den Arm. Thomas drückte sich halt suchend an ihn. Vielleicht, weil nicht so viele Leute um sie herum waren, oder weil er sich einfach damit abgefunden hatte, jedenfalls störte es Oliver nicht diese innige Geste mitten auf offener Straße zu tun. Dann passierte etwas sehr verwunderliches. Thomas beugte sich nach oben, um Oliver zu küssen und anstatt diesen Kuss abzuwehren, wie die ganzen Male zuvor, ließ es Oliver dieses Mal einfach geschehen. Thomas war selbst so überrascht, dass er Oliver verdutzt anblickte. „Irgendwas nicht okay?“, fragte Oliver, der sich über die plötzliche Unterbrechung wunderte. „Ähm, nein, nein!“, antwortete Thomas. „Ich wundere mich nur, dass du dich wirklich von mir küssen lässt.“ „Aber nur, weil uns hier niemand kennt!“, gab Oliver offen zu. „Außerdem hat mir deine Mutter etwas die Augen geöffnet.“ Still dankte Thomas seiner Mutter. Er beugte sich wieder vor und schon versanken sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Thomas kostete diese sehr einzigartigen Sekunden voll und ganz aus. Glücklicher als je zuvor, schlenderten sie anschließend gemütlich durch die Straßen und schauten sich die üppigen Auslagen der Schaufenster an. Am Abend aßen sie in einem kleinen Restaurant, scherzten und unterhielten sich ungezwungen miteinander. Es war schon weit nach Mitternacht, als sie im Hotel ankamen. Erschöpft seufzend schwang sich Oliver aufs Bett und warf seine Schuhe quer durch das Zimmer. Thomas ließ sich ebenfalls erschöpft aufs Bett fallen. Ächzend rieb er sich die Füße. „Guck mal, ich hab sogar zwei Blasen!“, sagte er gequält zu Oliver. Behutsam nahm Oliver Thomas Fuß in die Hände und massierte ihn liebevoll. „Besser so?“, fragte er nach einigen Minuten und hinterließ einen sanften Kuss auf Thomas Fußrücken. „Viel besser. Danke!“, seufzte Thomas genießerisch und setzte sich auf. „Ich geh mich duschen.“ Auf dem Weg ins Bad entkleidete er sich. Oliver sah ihm nach. Er hörte die Dusche prasseln, legte sich zurück und dachte nach. Inzwischen war schon so viel zwischen ihm und Thomas passiert. Wie sollte ihre Beziehung nur zu Hause weitergehen? Immerhin konnten sie dort leider nicht so unbeschwert mit einander umgehen. Wie sollte sich Oliver seiner Mutter gegenüber verhalten, ohne Thomas zu kränken? Er mochte nicht darüber nachdenken. Um sich abzulenken, richtete er sich auf und begann sich auszuziehen. Da er mit dem Rücken zur Tür stand, merkte er nicht, dass Thomas ihn aus dem Türrahmen heraus mit großem Genuss beobachtete. Als Oliver nur noch seine Unterhose anhatte, schlich Thomas langsam auf ihn zu. „Das Bad ist jetzt frei. Also wenn du jetzt auch duschen möchtest...“, flüsterte er in Olivers Ohr. Oliver durchfuhr ein heißer Schauer. Er drehte sich um und schlang seine Arme um Thomas. Sie küssten sich. Thomas Bademantel löste sich etwas und sein nackter Oberkörper kam zum Vorschein. Als sich ihre nackte Haut berührte, zog sich eine unglaubliche Hitze durch Olivers gesamten Körper. Thomas legte seine Hände an Olivers Steiß und zog ihn näher zu sich. Ihre Unterleiber berührten sich. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher. Thomas presste seinen Körper heftig gegen Olivers, während seine Hände über jeden Millimeter von Olivers Rücken strichen. Dadurch wurde Oliver immer unruhiger. In seiner Leistengegend kribbelte es zunehmend. Er spürte, wie Thomas aufgerichtetes Glied sich an seinem rieb. Das war zu viel für ihn. Er nahm einen halben Meter Abstand von Thomas und schaute ihn mit glühendem Gesicht an. „Es tut mir Leid! Aber ich kann nicht.“, stammelte er atemlos und rannte ins Badezimmer. Schwer atmend setzte er sich auf den Klodeckel. Kopfschütteln betrachtete er seinen kleinen steifen Freund. Was war das gerade? Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück. Er brauchte einige Zeit, um zu sich etwas zu beruhigen. Thomas war nicht minder geschockt über den Ausgang ihres Kusses. Er hatte ihn keinesfalls provozieren wollen, aber wenn er erst einmal in Fahrt war, konnte er sich kaum zügeln. Seine Erregung hinderte ihn am Denken. Im Augenblick wollte er nichts mehr, als sich ihrer zu befreien, um klar mit Oliver reden zu können. Also legte er sich aufs Bett und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Nach einigen verstrichenen Minuten, beschloss Oliver duschen zu gehen. Er stellte das Wasser an, zog seine klamme Unterhose aus und stellte sich unter den angenehmen Strahl. Im heißen Dampf des Wassers machte sich seine Erregung schmerzlich bemerkbar. Leider war sie immer noch da. Sanft umschloss er sie und begann die Haut langsam auf und ab zu bewegen. Um den Halt nicht zu verlieren, musste er sich mit der einen Hand an der Duschwand abstützen, während seine andere unermüdlich und fest an seinem Glied massierte. Mit einem unterdrückten Stöhnen kam er schließlich. Wenige Minuten später kam Oliver mit nassen Haaren und leicht geröteten Wangen aus dem Badezimmer. Thomas lag heftig atmend und der Hand im Bademantel verschwunden auf dem Bett. Seine Augen waren halb geschlossen, deshalb nahm er nur schemenhaft wahr, dass Oliver in den Raum kam. Oliver sah ihn und drehte sich sofort weg. Er konnte genau erkennen, womit Thomas gerade fertig geworden war. Sofort plagten ihn Schuldgedanken. Thomas war genauso erregt gewesen und er hatte nichts Besseres zu tun, als sich alleine im Bad einen abzuwedeln, anstatt es hier mit ihm zusammen zu tun. Er hasste seine gottverdammte Angst. Er hatte doch auch schon mit Sara geschlafen. Mit einem Jungen konnte es doch nicht viel anders sein. Er wollte sich entschuldigen, also ging er zum Bett und setzte sich an Thomas Seite. Vorsichtig streichelte er ihm über die Wange. „Es tut mir Leid!“, nuschelte er und küsste Thomas Stirn. „Was?“, verwirrt öffnete er seine Augen und blickte Oliver an. „Das was gerade passiert ist.“, klärte Oliver noch mal auf. „Ach so. Ähm, kannst du mich kurz entschuldigen? Ich muss nur noch mal aufs Klo.“, sagte Thomas und richtete sich auf. Oliver nickte stumm. Während Thomas sich im Bad die Hände wusch, zog sich Oliver eine neue Unterhose an und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Nach wenigen Minuten kam Thomas aus dem Bad zurück. Schnell zog er sich ebenfalls eine neue Hose an. Da Oliver auf dem Bett saß, setzte er sich ihm gegenüber. „Mir tut es ebenso Leid wie dir!“, sagte er und schaute Oliver in die Augen. „Aber mein Körper hat auf dich reagiert und wenn ich gereizt werde, kann ich schlecht aufhören.“ Oliver lächelte verlegen. Plötzlich kam ihm alles so lächerlich vor. „Lass es uns vergessen und schlafen gehen!“, meinte er und zog Thomas zu sich. Sie küssten sich und kuschelten sich ins Bett. „Manchmal bist du undurchschaubar!“, flüsterte Thomas und schmiegte seinen Kopf an Olivers Brust. Einen Moment später war er eingeschlafen. Oliver ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen und versank kurze Zeit später auch ins Reich der Träume. Am nächsten Morgen erwachte Oliver ausnahmsweise einmal früher als Thomas. Überglücklich betrachtete er ihn. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so geborgen und ungezwungen gefühlt. Bald würden sie in ihren Alltag zurückkehren und bald würde auch die Schule wieder anfangen. Oliver mochte gar nicht daran denken. Es war doch überhaupt erst wenige Tage her, dass sie sich das erste Mal geküsst haben. In diesen Tagen war so viel Aufregendes passiert. „Warum hab ich nicht schon viel früher erkannt, dass ich mich in dich verliebt habe?!“, flüsterte Oliver verträumt lächelnd Thomas entgegen. Er küsste ihn sachte. Sofort wachte Thomas auf und blinzelte seinen Liebsten verschlafen an. „Was wollen wir heute machen?“, fragte Oliver freudig. Gähnend, mit einem zerknautschten Gesichtsausdruck, rieb sich Thomas über die verschlafenen Augen und streckte sich. Er brachte einige Sekunden um zu antworten. „Entspannen!“, war seine knappe Aussage, ehe er sich an Oliver kuschelte. Oliver lächelte. Entspannen war genau nach seinem Geschmack. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass eine weitere Stunde Schlaf nicht das Verkehrteste war. Er schlang seinen Arm um Thomas Körper und war Sekunden später wieder eingeschlafen. Setsame Träume ließen ihn nach einiger Zeit hochschrecken. Er hatte von seiner Mutter geträumt, wie sie verletzt und krank im Bett lag, ebenso wie Thomas Mutter. Er hatte seinen Vater gesehen, der ihn dafür verantwortlich gemacht hatte. Aber er hatte auch von Thomas geträumt, der sich liebevoll seiner Probleme angenommen hatte. Ein sehr komischer Traum. Oliver schüttelte verwirrt den Kopf. Er hatte keine Lust mehr zu schlafen. Sachte löste er sich von dem noch schlafenden Thomas, betrachte ihn eine Weile, ehe er aufstand und sich anzog. Er hoffte, dass es noch dauerte, bis Thomas aufwachen würde und machte sich auf den Weg in die nächste Bäckerei, um Brötchen und Kaffee zu besorgen. Auf dem Weg machte er noch kurz halt in einem kleinen Geschäft und kaufte ein bisschen Aufschnitt. Als er wieder kam, saß Thomas schon ungeduldig auf ihn wartend im Sessel und das, obwohl er sich doch so beeilt hatte. „Wo warst du?“, fragte Thomas leicht vorwurfsvoll. „Ich hab nur Brötchen geholt.“, antwortete Oliver und hielt zum Beweis die Tüte hoch. „Schön!“, strahlte Thomas. „Ich hab auch schon mächtig Hunger!“ Gemeinsam machten sie auf die etwas andere Art und Weise ihr Essen. Thomas belegte nämlich Olivers Brötchen und Oliver belegte wiederum das seines Freundes. Zum Abschluss ihres Frühstücks rauchten beide verbotener Weise die letzten zwei Zigaretten, die Thomas noch hatte. „Von nun an, ist Schluss mit der ganzen Raucherei!“, verkündete Thomas feierlich und zerknüllte am Schluss die leere Schachtel. „Wenn du mich davon abhältst mir neue zu kaufen, kommen wir gar nicht mehr in Versuchung.“ „Tja… dann musst du mich aber auch davon abhalten!“ Beide lachten. Olivers Blick wurde magisch von Thomas weißen Zähnen angezogen. Er erinnerte sich an den Nachmittag, als sie in Thomas Garten saßen und Oliver sich bei ihm für den Schlag auf dem Schulhof entschuldigt hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren sie nur normale Freunde gewesen und doch hatte er schon irgendwie Gefühle für ihn gehabt. Damals wäre es noch undenkbar für ihn gewesen, aber heute sehnte er sich danach. Unerwartet beugte er sich vor und küsste Thomas. Er liebte diesen roten, weich geschwungenen Mund, dass er ihn am liebsten pausenlos liebkosen wollte. Überrumpelt, aber lächelnd schaute ihn Thomas danach an. „Du machst mich ganz verrückt mit deinem Lachen!“, flüsterte Oliver. Ein Kribbeln breitete sich in ihm aus. „Wenn’s so ist…“ Thomas lachte erneut, dass sich seine schönen Zähne zeigten während er sich ihm entgegen beugte und zärtlich Oliver küsste. Woraufhin Oliver ungeduldig seine Hände an Thomas Wangen legte und ihn in einen überschwänglichen und wilderen Kuss zog. Dieses heftige Verlangen nach Thomas Lippen überkam ihn so plötzlich, dass er kaum mit seinen stürmischen Gefühlen umzugehen wusste. Nach einem langen und leidenschaftlichen Kuss löste er sich schwer atmend wieder von Thomas. Wobei er am Schluss mit seinem Daumen noch einmal über Thomas Lippen fuhr. Beide hatten am ganzen Körper eine Gänsehaut. „Entschuldige!“, keuchte Oliver und schaute verlegen auf seine Knie. „Irgendwie werden meine Gefühle zu dir immer mehr.“ „Also ich finde das wunderbar!“, strahlte Thomas und streichelte über Olivers Wange, der daraufhin aufblickte. „Ich natürlich auch!“, sagte er nicht minder strahlend. Sie küssten sich erneut. Einige Zeit später kuschelten sie sich zusammen auf den Sessel. „Als ich vorhin am Empfang vorbei ging, hat man mich gefragt, ob wir länger bleiben wollen, da wir unser Zimmer nur bis morgen bezahlt haben. Heute Abend müssen wir deshalb bescheid sagen.“, erzählte Oliver und betrachte seine und Thomas Hand, die sie ineinander verschränkt hatten. „Wie wäre es denn, wenn wir dann einfach morgen früh zurück fahren würden?“, fragte Thomas mit einem treuen Blick. Weil Oliver nur irritiert schaute, sprach er weiter. „Ich meine, es wäre doch unsinnig jetzt noch neu zu bezahlen. Meiner Mutter geht es wieder besser und außerdem möchte ich wieder mal nach Hause. Auch wenn es hier zusammen mit dir einfach nur traumhaft ist.“ Augenblicklich fühlte sich Oliver geschmeichelt. „Danke“, flüsterte er verlegen. „Ähm, tja, dann sollten wir am besten heute noch unsere Fahrkarte kaufen.“ Thomas nickte. Ein kalter Windstoß brach durchs offene Fenster und ließ Oliver und Thomas frösteln. Plötzlich war es so kalt draußen geworden. Wieder einmal hatte sich Regen angekündigt. Die letzten warmen Sonnenstrahlen wurden von dem kalten Grau der Wolken umschlossen und erloschen. Der erste große Regentropfen klatschte auf das Fensterbrett. Dumpfes Grollen war fern zu hören. „Scheiß Sommer!“, schimpfte Thomas während er eiligst das Fenster schloss und sich zurück zu Olivers kuschelte. „So unbeständig! Erst unerträgliche Hitze, dann wieder Regen und Gewitter. So langsam kotzt es mich an.“ Oliver hörte kaum ein Wort, von dem was Thomas sagte. Er war viel zu sehr in seinen Gedanken versunken. Nun war die Rückfahrt greifbar nahe und es beunruhigte ihn. Wollte er wirklich diese Unbeschwertheit, diese schöne Zeit alleine mit Thomas einfach so hinter sich lassen? Wann würde denn noch einmal solch eine Gelegenheit kommen, um ganz ungestört bei Thomas sein zu können? Er hatte keine Lust mehr auf die bohrenden Blicke und Fragen seiner Mutter. Vorher konnte er diese noch leicht abtun, aber jetzt, da er nun wirklich mit Thomas zusammen war, zweifelte er daran. Wie sollte er jetzt nur vor ihr seine Liebe zu Thomas verbergen. Er hatte sich inzwischen doch schon so weit auf Thomas eingelassen, dass es sicherlich nicht mehr ganz so leicht sein würde ihn plötzlich wieder wie einen normalen Freund zu behandeln. Außerdem war die Gefahr viel zu groß erwischt zu werden. Er hatte Angst davor, aber er konnte sich auch nicht vorstellen auf Streicheleinheiten oder Küsse zu verzichten. Wie es dann wohl sein wird Thomas nicht mehr in seiner ständigen Nähe zu wissen? Hier gab es nur ihn und Thomas und zu Hause waren sie durch Räumlichkeiten getrennt. Wenn sie zurück waren, konnte er es nicht riskieren zu oft bei Thomas zu übernachten. Es würde auffallen. Er durfte sich nicht anmerken lassen, dass ihn dieser Aufenthalt so verändert hatte. Geistesabwesend betrachtete er ihre ineinander verschlungenen Hände. Wie schön es sich doch anfühlte hier so innig mit Thomas zu sitzen. Das kam nicht mal annähernd den Gefühlen nahe, die er je gehabt hatte. Er hatte von Anfang an diese Vertrautheit zu Thomas gespürt. Sobald er ihm näher ins Gesicht geschaut hatte, hatte er ihn als süß empfunden. Er hatte schon recht früh das untergründige Gefühl verspürt ihn zu berühren. Eine schmerzliche Welle durchtränkte Oliver. Warum hatte er seine Gefühle so spät erkannt? „Was ist denn los mit dir?“, fragte Thomas besorgt. Er hatte aufgehört zu reden und schaute Oliver ängstlich an. Oliver schaute traurig in die Leere. „Warum musste erst so viel Zeit vergehen, ehe ich gemerkt habe, dass ich dich liebe?“, fragte er wehmütig und versuchte zu lächeln. Mitfühlend zog Thomas die Stirn kraus und rutsche unruhig herum. „Mensch, Oliver, mach dir doch darüber keine Sorgen! Besser zu spät als nie! Sei doch froh, dass es überhaupt passiert ist!“ Er küsste Oliver. „Bin ich auch!“, flüsterte Oliver in den Kuss. „Aber trotzdem mache ich mir um noch etwas anderes Gedanken.“, sagte er nach einigen Minuten. „Ich hab Angst zurück zu fahren.“ „Die hatte ich auch schon“, sagte Thomas verständnisvoll. „Am besten hilft darüber nicht nachzudenken. Wir werden die Zeit hiernach auch schaffen.“ „Ich hab auch Angst davor meiner Mutter unter die Augen zu treten. In ihrer Nähe müssen wir alles anders machen.“ „Olli, ich schwöre dir, in ihrer Nähe nichts unüberlegtes zu machen. Das verspreche ich dir! Ich kann deine Angst nachvollziehen. Ich hab auch keine so große Lust, dass vor ihren Augen die Bombe platzt. Ich will nicht, dass durch sie unsere Beziehung ein vorzeitiges Ende nimmt!“ Es war, als würde ein großer Stein von Olivers Herzen fallen. Thomas fühlte doch genauso wie er und wie hatte er jemals auch nur mit einem kleinen Gedanken daran zweifeln können, dass er in diesen Fall mal nicht so wie er dachte. „Danke. Ich hab dich lieb!“ Als Antwort drückte Thomas seinem Schatz einen dicken Kuss auf die Lippen. Als sich das Wetter beruhigt und es zu Regnen aufgehört hatte, gingen sie Mittag essen. Wohl gestärkt, besuchten sie noch kurz Thomas Mutter. Sie saß aufrecht im Bett und schaute fern, als sie eintraten. Nach der üblichen Begrüßungszeremonie, führten sie ein Gespräch über ihren weiteren Genesungsweg. Am kommenden Mittwoch sollte sie in die Rehaklinik verlegt werden. Als es plötzlich klopfte, erschraken sie, da sie völlig im Thema vertieft waren. Ohne auf Antwort zu warten, trat wenige Sekunden später Doktor Uhllich ein. „Hallo“, sagte er mit seiner tiefen angenehmen Stimme. „Ich wollte noch schnell nach der Wunde sehen.“ Mit leicht federnden Schritten ging er aufs Krankenbett zu. Thomas konnte genau sehen, wie Mädchenhaft Schüchtern seine Mutter wurde. Der Doktor beugte sich über ihr verletztes Bein und begutachtete die Wunde unter dem Verband. „Sieht sehr gut aus.“, murmelte er. „Morgen kann er ab!“ Sein Blick wanderte nach oben, suchte ihren und blinzelte sie an. Sie strahlen einander zu. Ob zufällig oder beabsichtigt, jedenfalls strich seine Hand über ihre, bevor er in Seelenruhe den Raum verließ. Vorher schaute er noch zurück und lächelte. Thomas, etwas geschockt, saß stumm da. Seine Mutter wandte sich ihnen verschmitzt lächelnd zu. „Er hat mich zu sich eingeladen, sobald ich wieder alleine laufen kann. Wir duzen uns sogar schon.“, sagte sie glücklich. „Schön!“, freute sich Oliver mit. „Mach den Mund zu!“, sagte er lachend zu Thomas. Thomas hatte wirklich verblüfft, mit offenem Mund, dagesessen. „Ähm, na ja, wir werden dann auch mal so langsam gehen.“, sagte Oliver nach einer Weile. „Thomas und ich wollen noch unsere Fahrkarten kaufen.“ „Ja, stimmt“, sagte Thomas und schüttelte wie aus einer Trance erwacht seinen Kopf. „wir fahren morgen.“ Beide Jungs erhoben sich. Bevor Oliver den Raum verließ, damit sich Thomas in Ruhe von seiner Mutter verabschieden konnte, umarmte er sie noch einmal innig und versprach auf Thomas aufzupassen. Als Thomas mit seiner Mutter alleine im Raum war, zog sie ihn in eine lange Umarmung. „Es hat mir unglaublich viel Kraft gegeben, dass du hier warst! Und ich bin mir sicher, dass du es zu Hause auch ohne mich schaffen kannst. Sobald ich diesen Mist hier hinter mir habe, bin ich wieder für dich da. Aber ich denke mal Oliver wird dir eine gute Stütze sein! Wenn du Sorgen oder Nöte hast, kannst du jederzeit hier im Krankenhaus anrufen und wenn ich in die Reha komme, werde ich dich sofort anrufen. Ich bin mir sicher, du packst das alles zu Hause auch alleine, schließlich bist du schon so erwachsen. Thomas, ich fühle mich so schuldig, dass du das alles alleine machen musst…“ Inzwischen war sie den Tränen nahe. „Mama, wie gesagt, ich packe das schon!“, beschwichtigte Thomas und sah ihr in ihre Tränennassen Augen. „Die Rechnungen für die Miete und dem Strom werden von meinem Konto abgezogen. Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Nimm dir am besten meine Geldkarte. Viel ist zwar nicht drauf, aber wenn die Rechnungen erstmal abgezogen sind, reicht es noch etwas für Essen.“ „Nein Mama, das Geld brauchst du selbst!“ Thomas wischte ihr eine Träne von der Wange. „Ich werde mir einen Job suchen.“ „Oh, mein kleiner Junge. Was ich dir alles antun muss…“ Sie weinte nun unaufhörlich. Mit ganz viel Trost zu sprechen, schaffte es Thomas seine Mutter nach einiger Zeit wieder aufzumuntern. Es dauerte, bis er sich von ihr lösen konnte und etwas später hatte auch er sich von ihr verabschiedet. Wenige Minuten später ging er recht aufgelöst zu Oliver, der immer noch vor dem Krankenzimmer wartete. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, atmete er tief durch. Oliver sah sofort, dass er ihn jetzt dringend brauchte und schloss ihn fest in die Arme. „Hey, es wird alles wieder gut!“, flüsterte Oliver, nachdem sich Thomas minutenlang an ihn geklammert hatte. „Stimmt.“, plötzlich lachte Thomas wieder. „Immerhin hab ich ja dich!“ Sie küssten sich und verließen das ungemütliche Krankenhaus. Mit einem Taxi fuhren sie zum Bahnhof und kauften sich für den kommenden Tag um elf Uhr früh zwei Tickets. Schneller als erwartet war es auch schon abends. Auf dem Weg in ihr Zimmer hielten sie noch kurz am Empfang an, um wegen ihrer Abreise bescheid zu sagen. Kaum hatte Thomas die Zimmertür hinter sich verschlossen, stürmte Oliver sogleich ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Thomas ließ sich erschöpft aufs Bett sinken. Als Oliver aus dem Bad kam, war er schon halb weg gedöst. Oliver betrachtete ihn mit einem kleinen Schmunzeln. Leise schlich er sich aufs Bett zu und setzte sich neben Thomas. „An unserem letzten Abend hier kannst du doch jetzt noch nicht schlafen!“, neckte er und beugte sich über Thomas, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. „Ich wollte nur kurz meine Augen ausruhen“ Oliver lachte auf und zwickte Thomas kräftig in die Seiten, sodass er Aufsprang. „Komm, lass uns essen gehen.“ Sie fanden ein lauschiges Plätzchen im Hoteleigenen Restaurant. Alles lag im Rotgetauchten Dämmerlicht. So, wie zu ihrem Dinner dazugehörend, tranken sie Rotwein. Oliver war nach einer halben Flasche schon ziemlich angeduselt. Als sie aufgegessen hatten und auf dem Weg ins Zimmer waren, ging er wankend neben Thomas her. Oliver betrachtete Thomas die ganze Zeit mit einem entrückten Ausdruck. Gemeinsam setzten sie sich aufs Bett. Oliver konnte nicht mehr an sich halten, grinsend beugte er sich vor und hinterließ einen sanften Kuss auf Thomas’ Lippen. Er säuselte etwas Unverständliches und schon war er an Thomas’ Schulter eingeschlafen. Thomas schüttelte lachend den Kopf, legte Oliver aufs Bett und zog ihm die Schuhe von den Füßen. Oliver lag ganz ruhig da, fast so wie ein Kleinkind. Thomas nutzte die Zeit, um auf die Toilette zu gehen. Als er wiederkam, lag Oliver genauso selig schlafend da wie zuvor. Thomas streichelte ihm die Haare aus dem Gesicht. Seine Hand ging auf Wanderschaft. Erst streichelte er einige Male über Olivers Wangen, bevor er sich der Brust widmete. Eine Erregungswelle durchflutete seinen Körper. Plötzlich hatte er diesen unbändigen Drang Oliver intensiver zu berühren. Seine Hand strich hart über Olivers Brust. Mit Überraschung sah er, wie sich dessen Brustwarzen verhärteten. Die Hitze, die durch Thomas Körper spülte, wurde größer. Lange hatte er seine Gefühle und die Leidenschaft, die er für ihn empfand in den Hintergrund geschoben. Er hatte ihm schließlich versprochen sich so gut wie möglich zurückzuhalten. Aber er konnte es kaum noch ertragen. Immer näher waren sie einander gekommen. Es war schrecklich für ihn Oliver alle Dinge allein machen zu lassen. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er schon früher eingegriffen und diese Dinge beschleunigt. Er konnte es nicht mehr aushalten und einfach nur daliegen, um abzuwarten, wie weit Oliver ging. Er wollte endlich nach seinem Tempo verfahren. Sanft schob er Olivers T-Shirt hoch und betrachtete seinen nackten Bauch. Zärtlich strich er über diese weiche Haut. Von Neugier getrieben beugte er sich vor und küsste zärtlich genau die Stelle über dem Hosenbund, wo normaler Weise der Schamansatz beginnen würde. Er musste sich stark zusammen reißen, um nicht noch weiter zu gehen. Er krabbelte wieder etwas nach oben und rüttelte Oliver sanft an den Schultern wach. „An unserem letzten Abend hier, kannst du doch nicht schon schlafen!“, wiederholte er, was Oliver vorhin noch zu ihm gesagt hatte. „Tut mir leid!“, säuselte Oliver. Sie blickten sich an. Thomas sah genauso aus, wie sich Oliver fühlte. Seine Wangen wurden von einem satten Rot umspielt. Beide glühten vor Hitze. Mit einem erregten Funkeln in den Augen sah Thomas Oliver an. Er atmete hörbar und Oliver fühlte, dass Thomas ein gewisses Bedürfnis verspürte. Ihm wurde ganz mulmig. Thomas rote Lippen reizten ihn so sehr und bevor er drüber nach dachte, küsste er ihn schon. Lustvoll erwiderte Thomas. Sie versanken immer mehr in ihren Kuss, der zunehmend leidenschaftlicher wurde. Eine erneute Welle der Erregung durchflutete Thomas Körper. Oliver spürte einen wachsenden Druck von Thomas kleinem Freund an seinem Oberschenkel und es erregte ihn ungemein. Seine Brust bebte, sein Körper fing ganz leicht zu zittern an. Durch diese Signale, die Thomas sehr stark wahrnahm, presste er seinen Unterkörper gegen Olivers, bis dieser aufstöhnte. Oliver genoss es, wie sich Thomas gegen sein ebenfalls aufgerichtetes Glied rieb. Das war alles völlig unerwartet gegenüber dem, wie er sich sonst verhalten hatte, dass es nicht nur Thomas, sondern vor allem ihn selbst ziemlich überraschte. Seine Gedanken rasten und irgendwie war er auch gar nicht mehr bei der Sache. Sein Verstand hatte ausgesetzt, der sonst immer so im Konflikt mit seinen Gefühlen stand. Seine Lust überrannte ihn und er hatte längst die Kontrolle über die Dinge verloren. Thomas war inzwischen so richtig bei der Sache. Es gefiel Oliver, was Thomas machte, aber mit einem Mal wurde es ihm zu viel. Es ging viel zu schnell. Fahrig löste er den Kuss. Verschreckt rutschte er ein Stück von Thomas weg und blickte ihn keuchend an. Seine Verwirrtheit war ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Thomas atmete heftig und konnte absolut nicht verstehen, was gerade in Oliver gefahren war. Inzwischen hatte sich Oliver aufgesetzt, um sich zu beruhigen. Seine Erregung ebbte nicht ab, das verwirrte ihn noch mehr. Er sah Thomas perplexen Ausdruck und es tat ihm leid. In Olivers Unterleib kniff es und seine Erregung wollte raus gelassen werden und wenn er Thomas so anblickte, der immer noch stark keuchte, wollte er viel mehr, als nur küssen, aber er wollte es nicht so schnell und vor allem nicht so heftig. Thomas betrachtete Oliver aufmerksam. Endlich begriff er, warum Oliver plötzlich so reagiert hatte. Er konnte nun genau sehen, wie aufgewühlt und unschlüssig Oliver war. Oliver wusste nicht mit seinen Gefühlen um zu gehen. Jetzt wo er es verstanden hatte, hätte er vor Erleichterung laut lachen können. „Möchtest du mehr?“, fragte er einfühlsam. Oliver überlegte verzweifelt. Er hatte doch so verdammte Angst davor. „Ja!“, antwortete er heiser. Er wollte mehr. „Bitte sei vorsichtig!“, bat er ängstlich. „Keine Sorge!“, hauchte Thomas und zog Oliver sanft auf seinen Schoß. Er blickte ihm liebvoll in die Augen und strich zärtlich eine störende Strähne aus Olivers Gesicht. Oliver hielt die Luft an, als er Thomas heißen Atem auf seinem halb geöffneten Mund spürte. Und kurz darauf Thomas feuchte Lippen, die mit seinen verschmolzen. Er erschauderte und sein Atem beschleunigte sich. Sofort flammte die Leidenschaft wieder in ihm auf. Von dieser Leidenschaft mitgerissen umarmten sie sich fest. Ihre Körper, vor allem in der unteren Gegend, pressten sich aneinander, während der Kuss nicht enden wollte. Langsam begann Thomas Oliver auszuziehen. Vorsichtig knöpfte er ihm das Hemd auf. Wie praktisch es doch war, dass Oliver oft Hemden trug. Sie lösten den Kuss, schnell entledigte sich Thomas seines Shirts und schon küssten sie weiter. Das Öffnen von Olivers Hose war gar nicht so leicht, da beide saßen. Als Thomas sie etwas herunter gezogen hatte, ließ sich Oliver zögernd nach hinten sinken und zog Thomas mit sich. Nun lagen sie auf einander. Die erhitzte Haut ihrer nackten Oberkörper presste sich aneinander. Sich immer noch küssend, öffnete Thomas Knopf für Knopf ganz langsam Olivers Jeans. Seine Finger glitten in den Hosenbund und strichen sachte an Olivers Seiten entlang, bevor er bestimmt die Hose herunter schob. Er löste den Kuss, um Oliver die Hose ganz auszuziehen. Erst zog er sie gemächlich bis zu den Knien, um sie dann mit einem Ruck ganz von Olivers Beinen zu streifen und ließ sie anschließend auf den Boden fallen. Eiligst zog er auch seine Hose aus und legte sich dann wieder komplett auf Oliver. Jetzt, da sie nur noch ihre Unterhosen anhatten, spürten sie ihrer Erregung noch deutlicher. Thomas schaute Oliver mit einem verschleierten Blick an. Oliver bekam bei diesem Anblick eine Gänsehaut. Seine Hände schlangen sich um Thomas Oberkörper. Sie fielen erneut in einen leidenschaftlichen Kuss. Wie automatisch begangen ihre Unterleiber sich aneinander zu reiben. In immer größer werdenden Wellen zuckten heftige Blitze durch Olivers Körper. Er keuchte und stöhnte in den Kuss, während er sich unter Thomas forsch streichelnden Händen wand. Eben waren Thomas Hände noch an Olivers Seiten und schon streichelten sie ihm über den Steiß, bevor sie sich sanft in Olivers Boxer schoben. Oliver keuchte immer heftiger in den Kuss, als Thomas hart über seinen Hintern strich. Er zuckte kurz zusammen und schon verteilten sich die ersten Lusttropfen in seiner Unterhose. Seine Erregung war kurz davor sich zu entladen. Thomas Hände strichen wieder nach vorne und streichelten ihm nun über die Brust. Seine Zunge glitt zart in Olivers Mund hinein und wieder hinaus. Er leckte an seinem Hals entlang. Oliver war fast kaputt von seiner steigenden Lust. Thomas küsste jeden Millimeter von Olivers Oberkörper, zusätzlich berührte er jede Stelle kurz nachdem er sie geküsst hatte. Bis er am Bund von Olivers Boxer angelangt war. An dieser Stelle hinterließ er besonders Hauchzarte Küsse, während seine Hände neckisch in der Unterhose steckten und sie Millimeter für Millimeter nach unten schoben. Er knabberte vorsichtig an der weichen Haut. Oliver atmete so laut und war so erregt, dass sich Thomas ziemlich wunderte, warum er bisher noch gar nicht gekommen war. Als Robert es damals bei ihrem ersten Körperkontakt genauso mit Thomas gemacht hatte, war es bei ihm bis zu diesem Zeitpunkt schon zweimal passiert. Oliver schien sich sehr gut unter Kontrolle zu haben, jedoch hatte er auch schon Sex gehabt und für Thomas war es damals die erste Erfahrung überhaupt gewesen. Sehr nervös wandte sich Thomas endlich Olivers Unterleib zu. Ganz vorsichtig glitt seine Hand in die feuchte Boxershorts und umfasste zärtlich Olivers steifes Glied. Oliver zuckte zittrig zusammen. Thomas griff nach Olivers Handgelenk und zog seine Hand bestimmt an seinem Körper entlang. Als sie am Bund von Thomas Boxer angelangt war, verstand Oliver den Wink. Er sollte bei ihm dasselbe tun. Etwas ängstlich fuhr Olivers Hand in Thomas Unterhose und umschloss ebenfalls dessen steifes Glied. Schon begann Thomas Hand fest an Olivers Glied auf und ab zu fahren und er tat es ihm gleich. Thomas warme Hand machte unbeschreibliche Dinge mit ihm. Es fühlte sich so unglaublich schön an, dass er sich stark beherrschen musste, um nicht zu vergessen dasselbe bei Thomas auch zu tun. Es war so ungewohnt und wenn er für kurze Zeit seine Augen öffnete, konnte er Thomas Lustverzerrtes Gesicht sehen. Thomas wollte mehr von Oliver spüren. Behutsam tastete er nach Olivers freier Hand und nahm sie in seine. Mit einem Mal lag Oliver auf der Seite und Thomas presste sich von hinten an ihn. Er konnte seinen keuchenden Atem nah an seinem Ohr hören. Von seiner Erregung eingefangen, drückte er seinen Kopf gegen Thomas und bewegte seinen Unterkörper im Rhythmus von Thomas reibenden Hand mit. Dieser Rhythmus wurde immer schneller und stärker. „Ohhhlli“, keuchte Thomas voller Lust. Er löste kurz ihre ineinander geschlungenen Hände, um nach Olivers Kinn zu greifen. Er drückte Oliver Kopf herum und sah ihm aufgewühlt in die Augen. Er war ganz rot im Gesicht und seine Augen glühten vor Leidenschaft. Er drückte seinen Oberkörper an Olivers und küsste ihn voller Verlangen. Oliver keuchte in den Kuss. Thomas Hand bewegte sich immer schneller. Olivers Finger der freien Hand krallten sich ins Thomas Handrücken. Er spürte, wie sich eine unglaubliche Hitze in seinem Körper sammelte und stöhnte gequält auf. Sein ganzer Körper zuckte, als er kam. Thomas spürte wie sich Olivers heißer Saft über seiner Hand ergoss und konnte auch nicht mehr an sich halten. Sein Mund war ganz nah an Olivers Ohr, als er mit einem heiseren Stöhnen ebenfalls seinen Höhepunkt erreichte. Völlig außer Atem lagen sie neben einander. Ihrer beider Brust bebte. Eine erhebliche Menge von Thomas Sperma hatte sich auf Olivers Hand verteilt, dass er sich gar nicht taute sie aus der Unterhose zu ziehen. Nach einigen Minuten beugte sich Thomas über Oliver und sah ihn an. Dessen Gesicht war knallrot und vor nachebbender Lust immer noch verzerrt. Er hatte die Augen geschlossen. Thomas streichelte behutsam über seine Wange. Oliver blinzelte ihn an. „Alles okay?“, flüsterte Thomas und kam Olivers Gesicht näher. Oliver nickte. Sie küssten sich erschöpft. Behutsam zog Thomas seine befleckte Hand aus Olivers Boxershorts und zog damit Olivers Hand aus seiner Unterhose. Er spielte mit ihr und vermischte ihre Säfte mit einander. „Jetzt kann uns keiner mehr trennen. Wir haben uns gegenseitig markiert und damit verbinde ich uns!“, flüsterte Thomas. Er hatte ihre Hände in ihr beider Blickfeld gezogen und drückte demonstrativ Olivers Hand. Er kletterte auf Oliver und lag nun auf ihm. Sie hatten ihre beiden Hände in einander verschlungen. Dass sie nun ihre befleckten Hände aufs Bettlaken drückten und es damit beschmutzen, störte sie nicht. Thomas küsste Oliver noch etliche Male, bevor er sich völlig erschöpft und befriedigt an Olivers Brust kuschelte und einschlief. Oliver lag noch einige Zeit wach. Zwar war er nicht minder erschöpft, aber all das alles war so aufregend gewesen, dass sein Herz immer noch wie wild klopfte. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Als er sie wieder öffnete, schaute er mit einem ungewöhnlichen Gefühl auf Thomas herab. Er hätte niemals erwartet, dass es sich so wundervoll anfühlen würde einem Menschen so nahe zu sein, den man liebt. Erst jetzt bemerkte er wie stark ihre Beziehung zu einander geworden war. Sein plötzlicher Gefühlsausbruch hatte endlich alles besiegelt. Aber dennoch fühlte er sich unschlüssig bei diesem Gedanken. Die Tatsache blieb, dass Thomas ein Junge genauso wie er war, aber er liebte ihn wirklich. Und es fühlte sich komisch an. Besonders die Situation, dass sein Körper sich anscheinend mit dem ganzen ziemlich gut abgefunden hatte, aber sein Kopf nach wie vor noch mit Bedenken kämpfte. Nun hatte er sich Thomas geöffnet und ihn nah an sich heran gelassen. Das war ein berauschendes Gefühl und Oliver fühlte sich so glücklich, wie noch nie zuvor. Mit einem Bauch voller Schmetterlinge versuchte er einzuschlafen. Sicherlich würden ihre Hände morgen verdammt kleben, dachte er noch, bevor er im Schlaf versank, aber wollte seine auch nicht von Thomas lösen, es fühlte sich zu schön an. Der Morgen brach an und die Sonnenstrahlen verteilten sich hell glitzernd im Zimmer. Oliver erwachte durch einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen. Thomas lag ihm gegenüber und lächelte ihm verschlafen zu. Er wollte über Thomas Wange streicheln, aber es war nicht so einfach. Wie von ihm befürchtet, klebten ihre Hände aneinander. Er lachte peinlich berührt auf, als er es endlich geschafft hatte, ihre Hände von einander zu lösen. „Das passiert…“, lächelte ihm Thomas schelmisch entgegen. Oliver wurde rot und schmunzelte verlegen. Sie küssten sich kurz und sahen sich wieder an. Es war Zeit für eine anständige Dusche. „Wollen wir beide duschen gehen?“, fragte Thomas nach einigen Minuten. „Ja, gerne!“, antwortete Oliver. Beide stiegen langsam aus dem Bett. Thomas griff nach Olivers Hand und zog ihn ins Bad bis vor die Dusche. Es war schon seltsam, denn sie hatten sich bisher noch nie voreinander komplett ausgezogen. Schnell zogen beide ihre Unterhosen aus und stellten sich in die Dusche. Thomas machte das Wasser an. Schüchtern schaute Oliver auf Thomas’ Lendengegend, während Thomas ohne Scham einfach draufstarrte. „Guck da nicht so hin!“, protestierte Oliver. „Aber das ist genau das, worauf ich stehe.“, erwiderte Thomas offen. „Idiot!“, flüsterte Oliver. „Wasch mir lieber den Rücken.“ Oliver stellte sich mit dem Gesicht zur Wand. Thomas grinste bei dem Anblick, dem ihm Olivers knackiger Hintern bot, nahm eine ordentliche Menge Duschgel und begann langsam Olivers Rücken einzuseifen. Genüsslich strich er über dessen Schultern und massierte ihm kurz den Nacken. Seine Hände strichen angenehm hart über die weiche Haut. Oliver schloss genießerisch die Augen. Er drehte sich um und Thomas seifte ihm die Brust ein. Mit geschlossen Augen genoss er diese zarten Berührungen. Viel zu früh war Thomas fertig, aber Oliver übernahm mit Freude die Aufgabe nun auch ihn einzuseifen. Als Oliver über Thomas’ Bauch strich, merkte er wie erregend das für seinen gegenüber war. Sanft griff Thomas nach Olivers Hand und führte sie zu seinem Glied. Kurz hielt Oliver inne, doch dann ließ er sich mitreißen. Er streichelte ein paar Mal vorsichtig darüber. Sie küssten sich. Als Oliver merkte, wie steif Thomas’ Glied in seiner Hand wurde, fasste er sich Mut und begann seine Hand immer wieder auf und ab zu bewegen. Thomas lehnte sich an die Wand hinter ihm und legte seinen Kopf auf Olivers Schulter. Er atmete heftig und laut. Oliver machte seine Sache verdammt gut und im Hinterkopf hatte sich Thomas schon die ideale Belohnung dafür ausgedacht. Minuten später kam Thomas mit einem durchdringenden Seufzer. Sein Sperma sprenkelte sich über Olivers Beine. Einige Augenblicke zur Beruhigung klammerte er sich heftig atmend an seinen Freund. Als sie sich in die Augen sahen, waren beide Gesichter leicht gerötet. „Danke!“, hauchte Thomas. Oliver lächelte verlegen. Sie küssten sich leidenschaftlich. Inzwischen konnte Thomas Olivers aufgerichtetes Glied deutlich spüren. „Jetzt bist du dran!“, flüsterte er und drückte Oliver sachte an die Duschwand. Thomas ging in die Hocke. Oliver blieb der Atem stocken. Seine Gedanken wirbelten wild umher. Schon spürte er einen leichten Kuss an seinem Schamansatz und wurde zittrig. Sanft legten sich Thomas Finger um Olivers Männlichkeit. Ganz vorsichtig schloss sich Thomas’ Mund um die feuchte Eichel. Oliver stöhnte heiser. Dieses Gefühl war so unglaublich intensiv, wie er es sich niemals hätte vorstellen können! Als Thomas auch noch anfing seinen Kopf zu bewegen, hätte Oliver durchdrehen können. Nach Halt suchend klammerte er sich an die Seitenwände. Er war schon lange nicht mehr Herr der Lage. Er fühlte sich, wie in einem ekstatischen Traum und war halb weggetreten. Was Thomas da mit seinem Mund machte, war durch nichts zu überbieten. Seinen Höhepunkt erlebte er so heftig, wie noch nie. Als Thomas wieder vor ihm auftauchte, lächelte er ihn erschöpft an. Oliver war leicht geschockt. Eine feuchte, weißliche Spur schlängelte sich an Thomas’ Kinn entlang. Die Tatsache, dass das von ihm kam, war Oliver etwas peinlich. Thomas wischte sich das Kinn ab und umarmte Oliver, zärtlich schaute er ihm dabei in die Augen. „Ich liebe dich!“, flüsterte er, woraufhin sie sich lange und innig küssten. Ehe sie die Dusche verließen, spülten sie sich noch einmal gründlich ab. Ein Blick auf die Uhr ließ sie gewaltig aufschrecken. Es war kurz schon vor zehn und ihr Zug fuhr um elf. Schleunigst trockneten sie sich ab und zogen sich an. Fix packten sie ihre Koffer, zum Aufräumen war keine Zeit mehr. Bevor Oliver die Hoteltür zuschloss, ließen er und Thomas noch einmal den Blick durchs Zimmer schweifen. Dieser Ort hatte sehr viel im Vorankommen ihrer Beziehung bewirkt. Hier hatte sich Oliver so frei wie noch nie verhalten. Beide schauten ein letztes Mal mit Wehmut auf Bett. Hastig liefen sie durch die Hotelflure. An der Rezeption gab Oliver schnell die Schlüssel ab, während Thomas vor der Tür nach einem Taxi winkte. Dank eines ausgezeichneten Taxifahrers waren sie eine viertel Stunde vor Abfahrtszeit am Bahnhof. Sie suchten sich ihren Bahnsteig. Thomas setzte sich schon mal auf eine der Bänke, während Oliver ihre Fahrkarten am Schalter kaufte. Der Zug kam pünktlich um elf. Oliver und Thomas kleines Abteil befand sich relativ hinten im Zug. Und schon fuhren sie los. Beide machten es sich nebeneinander gemütlich. „Es war wirklich schön hier!“, sagte Thomas betrübt und legte seinen Kopf auf Olivers Schulter. „Ich werd es tierisch vermissen morgens neben dir aufzuwachen!“ „Ja!“, murmelte Oliver. Seine Hand tastete nach Thomas’ und umfasste sie zart. „Ich werde versuchen mich zu Hause nicht anders zu verhalten als hier. Insofern das möglich ist!“ Thomas suchte Olivers Blick. „Das wäre wundervoll!“, flüsterte er und küsste Oliver dankend. „Ich kann mir vorstellen, dass meine Mutter ziemlich ausrastet, sobald ich da bin. Immerhin hab ich sie am Telefon ziemlich abgefertigt.“ Er grinste. „Oh ja, das kann ich mir auch ziemlich gut vorstellen!“, lachte Thomas. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und erschraken heftig, als die Abteiltür aufgeschoben wurde. Der Fahrkartenkontrolleur kam rein. Von ihrem Schreck gelöst, fingen Thomas und Oliver vor Erleichterung laut zu lachen an. Missmutig knipste der Kontrolleur ihre Fahrkarten ab und verließ das Abteil schnellstmöglich wieder. Daraufhin lachten Thomas und Oliver noch lauter, weil er so ein griesgrämiges Gesicht gemacht hatte. Als sie sich wieder beruhigt hatten, kuschelten sie sich aneinander und verbrachten den Rest der Fahrt schweigend. Beide waren in ihren Gedanken versunken und dösten leicht vor sich hin. Oliver graute es vor seiner Mutter. Sie würde ihm sicherlich den Kopf abreißen, wenn sie wüsste, was er getan hatte. Mit aller Macht hatte sie zu verhindern versucht, dass sich Oliver und Thomas näher kamen. Tja, und jetzt war es doch passiert. Fünf Tage ohne ihre Gegenwart hatten gereicht. Wenn sie niemals nach Berlin gefahren wären, hätte es sicherlich Wochen oder Monate gedauert, ehe Oliver Thomas näher an sich heran gelassen hätte. Es wird verdammt schwer werden so offen zu bleiben, das wusste Oliver jetzt schon. Aber er nahm es sich vor, sowohl Thomas als auch ihm zuliebe. Noch ahnte er nichts von den ganzen Schwierigkeiten, die sich ihnen noch in den Weg stellen werden. Um kurz vor drei weckte Oliver seinen Freund sanft. Gleich waren sie wieder zu Hause. Thomas reckte sich und strahlte Oliver glücklich an. Am Bahnhof angekommen, zog Thomas Oliver zu einem dieser Kästen, wo man Fotos machen konnte. „Was hältst du von ein paar Fotos?“, fragte er freudig strahlend. „Schöne Idee!“, stimmte Oliver zu. Sie quetschten sich zu zweit in die enge Kabine. Oliver warf ein paar Münzen ein und schon ihre Fotosession los. Das Ergebnis waren sechs Bilder, auf denen sie sich umarmten und küssten. Glücklich betrachteten die beiden die Bilder und teilten sie auf. „Hoffen wir, dass die niemals jemand falsches in die Hände bekommt!“, sagte Oliver und packte seine ins Portmonee. Thomas schmunzelte und zog Oliver noch einmal in die Kabine zurück, wo sie sich innig küssten. „Willst du gleich zu dir fahren?“, fragte Thomas, als sie auf dem Weg zur Bushaltestelle waren. „Auf gar keinen Fall!“, antwortete Oliver. „Ich hatte eher daran gedacht noch so ein zwei Tage bei dir zu bleiben. Meine Mutter braucht ja noch nicht zu wissen, dass wir wieder zurück sind.“ „Wunderbar! Ich hab da auch schon ein paar Ideen, was wir so anstellen könnten.“, sagte Thomas mit einem dreckigen Grinsen. Er fing an zu rennen. „Du Idiot.“, rief Oliver und lief ihm nach. An der Bushaltestelle hatte er ihn eingeholt. Der Bus kam erst in zwanzig Minuten. In der Bäckerei nebenan genehmigten sich die beiden ein Stück Torte, da sie noch nichts gegessen hatten. Im Bus alberten sie ausgelassen herum, was einige ältere Mitfahrer störte. Auf dem Weg zu Thomas machten sie ihre Scherze über die ältere Frau, die sie ganz missbilligend angesehen hatte. Ausgelassen kamen sie vor dem kleinen Haus an und wurden sofort aus ihrer heilen Welt gerissen. In der Einfahrt stand ein metallicblaues, Tiefergelegtes Auto. An Thomas’ Haustür lehnte ein Gutaussehender junger Mann. Sein auffälliges rotes Haar hatte er zu Stacheln hoch gegelt. Er trug eine weiße kurze Hose und ein schwarzes T-Shirt ohne Ärmel. „Tom!“, rief der junge Mann und kam Thomas und Oliver entgegen. Als Thomas realisiert hatte, wer der Fremde war, lief er auch schon auf ihn zu. Oliver blieb verdutzt stehen. „Mensch Robert, was machst du denn hier?“, fragte Thomas überrascht und fiel dem Unbekannten freudig in die Arme. Sie umarmten sich vertraut. Oliver stockte der Atem. Wer war das?! Er lief schnell zu den beiden hin. Nachdem sie sich umarmt hatten, musterte der Fremde Thomas von oben bis unten. „Siehst gut aus!“, sagte er und drückte Thomas einen Kuss auf die Wange. Das war zuviel für Oliver. Er machte mit einem starken Räuspern auf sich aufmerksam. Thomas schreckte auf. Anscheinend hatte er Oliver schon ganz vergessen. „Wer ist denn die Trantüte?“, flüsterte der Fremde fragend in Thomas Ohr. Ganz vertraut kniff Thomas ihm in die Seite. „Hör auf. Das ist mein Freund Oliver!“, erklärte er mit strahlender Miene. Oliver war von der Situation ganz überfordert. „Und wer ist das?“, fragte er leicht gereizt. „Ach so, ähm das ist Robert, mein Exfreund!“ Erste Streitigkeiten -------------------- Kapitel: 12/20 Disclaimer: Alles meins Review: Dringend benötigt Langsam beginnt alles auseinander zu laufen. Dieses Kapitel wird der Auftakt zum Höhepunkt von "Why Me". Na ja, es wird immer spannender. Viel Spaß! Kapitel 12: Erste Streitigkeiten Oliver klappte der Mund auf. Das war also Robert. Thomas’ Ex, von dem er ihm so viel erzählt hatte. Das gab es doch nicht. Endlich lief einmal etwas richtig gut in ihrer Beziehung, da taucht dieser Angeber hier auf. Oliver konnte es nicht fassen. „Und was willst du hier?“, fragte er sichtlich verärgert. „Geht dich doch nichts an, mein Kleiner.“, feixte Robert. Oliver stöhnte genervt auf. „Hey!“, versuchte Thomas zu beschwichtigen. „Kein Streit.“ Oliver rollte mit den Augen, Robert grinste ihm frech entgegen. Thomas schloss die Haustür auf. „Bring doch schon mal unsere Sachen rein, Oliver. Ich muss mit dem hier kurz was bereden!“ Missmutig ging Oliver ins Haus. Die ganze Sache gefiel ihm nicht. „Unterlass bitte den ganzen Scheiß, okay!“, wandte sich Thomas an Robert. „Ich möchte, dass du dich Oliver gegenüber anständig verhältst. Er ist mein Freund, also sein nett zu ihm!“ „Wie du meinst“, sagte Robert gleichmütig. „Es ist mir ernst!“, sagte Thomas klar. „Ich will es mir mit ihm nicht verderben. Wartest du hier kurz, damit ich mit ihm sprechen kann?“ „Ich wollte eh noch meine Sachen holen.“, antwortete Robert und ging zu seinem Auto. Thomas schaute ihn hinterher. Er konnte es noch gar nicht fassen, dass er hier war. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Das würde noch mächtig Stress geben. Als er sich von Roberts Anblick abwenden konnte, ging er auch ins Haus. Er fand Oliver sitzend auf seinem Bett und setzte sich zu ihm. „Du darfst Robert nicht ernst nehmen.“, meinte Thomas gefühlvoll und nahm Olivers Hand in seine. „Er hat eine ziemlich provozierende Art an sich. Lass dich nicht von ihm reizen!“ „Was will der hier? Der macht uns doch alles kaputt!“, sagte Oliver verzweifelt. „Ich weiß es auch nicht. Mir passt es genauso wenig wie dir, dass er hier ist. Aber was soll ich machen?!“ „Dann schick ihn doch wieder weg!“, meinte Oliver hoffnungsvoll und schaute Thomas an. „Das kann ich nicht. Er hat extra den weiten Weg gemacht.“ Enttäuscht wandte Oliver den Blick auf die Bettdecke. Er verstand die Welt nicht mehr. Was war nur mit ihm los? Früher war er dominanter gewesen. Da hätte er sich Robert entgegengestellt und hätte klar gemacht, wer hier das sagen hat. Aber inzwischen hatte er sich verändert. „Ich war einmal anders.“, nuschelte Oliver. „Ich werde jetzt wohl nach Hause gehen und euch alleine lassen!“ Er stand auf und nahm seine Tasche. „Nein!“ Thomas griff nach seiner Hand. „Es lassen sich andere Wege finden. Und wenn er im Garten schläft, dich lass ich nicht mehr gehen!“ „Wirklich?“, fragte Oliver und schaute Thomas ängstlich an. „Ja!“, bestätigte Thomas fest. „Das ist zwar nicht ganz die gemütliche Zweisamkeit, die ich mir vorgestellt habe, aber besser so als gar nichts!“ Er lächelte und zog Oliver zu sich heran. Mit einem dumpfen Geräusch schlug Olivers Tasche auf dem Boden auf, als sich die beiden Jungen küssten. Doch nach wenigen Augenblicken wurden sie schon unterbrochen, als Robert das Zimmer lautstark betrat. „Ah, hab ich euch gestört?“, fragte Robert sarkastisch. „Tut mir Leid“ Oliver war peinlich berührt und hatte sofort ein bisschen Abstand von Thomas genommen. „Wo kann ich denn mein Zeug abstellen, Tom?“, fragte Robert munter drauf weiter. „Ähm ja“ verwirrt kratzte Thomas sich am Kopf. „Erstmal hier. Du kannst ja in meinem Bett schlafen. Olli und ich nehmen solange das Zimmer meiner Mutter.“ Oliver blickte perplex zu Thomas. Er wollte diesen Verrückten wirklich in seinem Bett schlafen lassen? Oliver hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Er mochte Thomas’ Zimmer sehr gerne und hatte sich, nach all dem was in diesem Raum passiert war, gerne gewünscht mit Thomas geheime Stunden zu zweit zu verbringen. Auch Thomas hatte diesen Gedanken gehegt, obwohl es in seiner Fantasie weitaus schmutziger aussah, als in Olivers, aber er musste jetzt nun mal Robert unterbringen. „Ah, du hast das Keyboard noch!“, sagte Robert und stürmte drauf los. Er begann zu spielen. Es klang perfekt. Darauf hin beugte sich Oliver mit hochgezogener Augenbraue zu Thomas. „Was soll das jetzt?“, fragte er skeptisch. „Er hat mir das Ding mal zum Geburtstag geschenkt.“, flüsterte Thomas leise in Olivers empörtes Gesicht. „Wir haben mithilfe dieses Teils viele Stunden zusammen verbracht, in denen ich dich kennen gelernt hab und nun sagst du mir, es kommt von ihm?!“ Thomas nickte mit einem „kann man nicht ändern“ Blick. Oliver schnaubte. Robert der die beiden beobachtete, freute sich über den Erfolg seiner Provokationen. Schließlich gehörte Thomas ihm und nur ihm. „Ich spiel ja schon lange, aber ich hab mir nie so ein gutes Keyboard leisten können, da hat er es mir geschenkt.“ „Is ja eh egal“, zischte Oliver und ließ sich aufs Bett fallen. „Mensch!“, seufzte Thomas. Er ließ von Oliver ab und packte seine Tasche aus. Während Thomas auspackte, spielte Robert unablässig auf dem Keyboard und Oliver saß eingeschnappt auf dem Bett. Nach fast einer halben Stunde, in der kein Wort gesprochen wurde, wandte sich Thomas an die anderen beiden. „Wir müssen noch einkaufen. Es ist nichts mehr im Haus.“, sagte er und blickte abwechselnd von Oliver zu Robert. Oliver nickte und stand vom Bett auf. „Äh, kann ich hier bleiben?“, fragte Robert. „Ich hab jetzt wirklich keine Lust irgendwo durch Regalreihen zu laufen!“ „Ja klar!“, nickte Thomas und ging aus dem Zimmer. Oliver folgte ihm. „Du lässt ihn wirklich hier alleine?“, fragte er verwundert. „Warum nicht.“, antwortete Thomas und schloss die Haustür. „Ich war mit ihm drei Jahre lang zusammen. Ich vertraue ihm!“ Oliver spürte einen schmerzlichen Stich durch sein Herz. „Wie war es mit ihm zusammen zu sein?“ „Er ist ganz anders, als du ihn gerade kennen lernst. Die drei Jahre waren schön, aber das Ende war grausam. Oliver, du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Ich liebe dich! Ich bin gerne mit dir zusammen! Und bloß weil er jetzt hier ist, wird sich daran nichts ändern.“ Thomas lächelte Oliver liebevoll an. „Das ist es doch nicht.“, flüsterte Oliver verlegen. „Aber der Gedanke, dass ihr drei Jahre ein Paar ward, tut weh!“ Beide waren stehen geblieben. „Das liegt für mich schon ewig zurück!“, sagte Thomas und zog Oliver in eine Umarmung. „Nicht hier!“, flüsterte Oliver warnend und löste sich aus der Umarmung. „Hier wohnt der Chef meines Vaters.“ Er deutete auf das große hellblaue Haus auf der linken Straßenseite. Sie setzten ihren Weg fort. Da es schon nach fünf war, mussten sie sich beeilen, da der Supermarkt um sechs schloss. „Tut es weh, mit einem Jungen zu schlafen?“, fragte Oliver so plötzlich, dass Thomas ins Stolpern kam und fast hinfiel. „Was? Wie kommst du jetzt darauf?“, fragte Thomas, als er wieder Gleichgewicht hatte. „Seit gestern Abend kann ich nicht aufhören daran zu denken. Du und Robert hattet bestimmt auch Sex miteinander, auch wenn ich es mir nicht vorstellen mag. Wie fühlt es sich an?“ „Wie fühlt es sich denn an, mit einem Mädchen zu schlafen?“, stellte Thomas lachend als Gegenfrage. „Es ist feucht und glitschig. Und eng und warm.“, antwortete Oliver. „Mit einem Jungen ist es auch nicht viel anders. Ohne Gleitcreme läuft aber nichts.“ „Tut es weh?“ „Nein, aber nur, wenn man sich sehr viel Zeit für seinen Partner nimmt. Man muss sich vertrauen und sehr geduldig sein. Wenn’s eins der ersten Male ist, funktioniert es nicht sofort. Robert war sehr zärtlich zu mir und hat mir sehr viel Zeit gegeben. Bei meinem ersten Mal hat die Vorbereitungszeit ungefähr eine Dreiviertelstunde gedauert.“ „Lang!“, staunte Oliver. „Sara hat nicht mal eine Minute gebraucht.“ „Wenn man öfter mit einander Sex hatte, kann es genauso schnell gehen.“ Sie waren am Supermarkt angekommen und beendeten ihr Gespräch. Eilig machten sie ihren Einkauf und waren nach kurzer Zeit mit drei schweren Tüten auf dem Weg zurück. Diesmal gingen sie durch den Park. An einer der Bänke machte Thomas halt. Der Einkauf war schwer, sodass er kurz ausruhen musste. Oliver setzte sich neben ihn. Im Park war es wirklich angenehm. Niemand war in der Nähe und gelegentlich wehte ein laues Lüftchen. Oliver schaute auf die satte Wiese und verfiel in Erinnerungen. „Weißt du noch, als ich hier auf der Bank saß und du vorbei kamst. Du hast dich zu mir gesetzt und wir haben uns unterhalten. Da hattest du eine Hotpants an.“, sagte Oliver nachdenklich. Thomas überlegte. Als es ihm wieder einfiel, nickte er Oliver zu. „Tja, an dem Tag hatte ich wegen dir zum ersten Mal eine Erektion!“, schmunzelte Oliver. Thomas riss die Augen auf. „Ernsthaft?“, fragte er ungläubig nach. „Wir haben uns doch kaum gekannt.“ „Ja, aber es ist trotzdem passiert. Ich hab dir auf den Hintern geguckt, als du gelaufen bist, da ist es passiert.“ Thomas lachte herzlich. „Durch und durch schwul, was?“, grinste er und beugte sich zu Oliver hin. „Nicht hier!“, flüsterte dieser und drehte sich weg. „Lass uns da zwischen die Bäume gehen, da wird uns niemand sehen!“ Sie nahmen die Tüten und gingen zwischen die Bäume. Sie stellten sich an einen abgelegenen schattigen Platz. Der Einkauf fiel unbeachtet zu Boden. Oliver lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum. Langsam kam ihm Thomas näher. Thomas’ Hände legten sich um seine Taille, ihre Hüften berührten sich. Oliver schloss die Augen und schon versanken sie in einem heißen Kuss. Für beide war es ziemlich erregend so versteckt zwischen den Bäumen zu stehen. Sekunde um Sekunde wurde ihr Kuss leidenschaftlicher. Genießend legte Oliver seinen Kopf in den Nacken, als Thomas seinen Hals küsste. Thomas Hände wanderten inzwischen unter Olivers Shirt und strichen dort über die zarte Haut. Oliver zitterte bei jedem Millimeter, den Thomas das Shirt weiter nach oben schob, um die Haut darunter zu berühren. Schon hing es ihm unter den Achseln und sein starker Oberkörper war frei gelegt. Thomas küsste und streichelte über die feinen Bauchmuskeln. Oliver drückte sich fiebrig an den Baum hinter ihm und genoss keuchend die Liebkosungen seines Freundes. Als Thomas plötzlich an seinem Hosenbund herumfummelte, zog Oliver ihn schnell rauf in einen heißen Kuss. Thomas umschloss ihn ungeduldig und drückte seinen Unterleib fest an Oliver. Er war schon mächtig erregt und begann sich an Oliver zu reiben. Nach einigen Sekunden konnte Oliver nicht mehr und löste den Kuss atemlos. „Thomas, bitte hör auf dich an mich zu reiben. Du machst mich noch ganz fertig!“, keuchte er. Wir haben doch erst heute Morgen!“ „Ich könnte ständig. Seit du dazu bereit bist, kann ich nicht anders.“, stöhnte Thomas zurück. „Du bist so geil!“ „Was?“, stockte Oliver. „Ja, ich kann mich kaum noch zurück halten, wenn ich dich sehe. Darf ich?“, fragte Thomas rau und stieß noch einmal gegen Olivers Unterleib. „Zu Hause sind wir nicht mehr ungestört, wegen Robert.“ Der Gedanke, dass Robert in so einer Situation stolpern könnte, ließ es Oliver eiskalt den Rücken runter laufen. Er stimmte nickend zu und schon küssten sie sich wieder. Zwanzig Minuten später waren beide quietsch vergnügt und tief befriedigt auf dem Nachhauseweg. Robert hatte auf der Couch gelegen und sich eine kitschige Serie angeschaut, während Thomas und Oliver einkaufen waren. Kaum hörte er sie zurückkommen, sprang er eilig auf und huschte in die Küche zu den beiden Jungen, die gerade angefangen hatten auszupacken. „Da seid ihr ja wieder!“, grinste Robert und lugte über Thomas Schulter in die eine Tüte. „War langweilig hier. Habt ihr was Schönes mitgebracht?“ Oliver schickte einen eiskalten Blick in Roberts Richtung. „Nichts für dich.“, antwortete Thomas und schaute von Oliver auf Robert. „Hättest ja mitkommen können. Aber ich mach gleich Abendessen.“ „Freut mich, Tom.“, lächelte Robert und griff sich frech ein Eis. Er verschwand wieder im Wohnzimmer. Oliver sah ihm genervt nach. „Warum nennt er dich immer Tom?“, fragte Oliver verständnislos. „Gefällt dir das etwa?“ „Er fand schon immer, dass so ein trockener Name wie Thomas nicht zu mir passen würde, also hat er mich von Anfang an Tom genannt. Ich hab mich mit der Zeit daran gewöhnt.“ Thomas fing an zu kochen. Ausnahmsweise half Oliver, obwohl er Kochen absolut verabscheute, aber das war ihm lieber, als die Zeit mit Robert zu verbringen. Nach einer dreiviertel Stunde hatten sie eine leckere Reispfanne mit Zucchini und Putenfleisch gezaubert. Hungrig aßen die drei. Nach dem Essen zündete sich Robert wie selbstverständlich eine Zigarette an. Thomas schaute ihm begierig dabei zu. „Möchtest du auch eine?“, fragte Robert, der Thomas leidigen Blick nicht ertragen konnte und hielt ihm die Schachtel hin. „Na ja, eigentlich darf ich nicht. Ich hab aufgehört. Aber eine kann ja nicht schaden…“ Er nahm sich eine, die ihm Robert grinsend anzündete und nahm einen tiefen Zug. Oliver schaute ihn verärgert an. Schließlich hatte er wegen seiner Mutter aufgehört und nun rauchte er wieder eine, nur wegen diesem Volldeppen. Oliver konnte es nicht verstehen. Er nahm seinen Teller, stellte ihn in die Spüle und verließ die Küche. „Olli, was hast du?“, fragte Thomas entgeistert. Er drückte die grad eben angezündete Zigarette wieder aus und ging ihm hinterher. Kurz vor seinem Zimmer erreichte er ihn. „Hey?“ Er berührte sanft Oliver Schulter. „Wie kannst du das nur, wo du es doch deiner Mutter zuliebe aufgegeben hast?“, fragte Oliver kopfschüttelnd. Er drehte sich absichtlich nicht um. „Seinetwegen vergisst du alles? Du lässt dir doch alles von ihm gefallen!“ „Das stimmt nicht!“, widersprach Thomas trotzig. „Wegen der einen Kippe. Ich hab Jahrelang geraucht, da ist es nicht einfach, wenn er neben mir anfängt. Du musst mich auch verstehen!“ „Trotzdem. Ich mag ihn nicht und ich will ihn nicht hier haben!“ „Ich werde ihn nicht weg schicken, bloß weil dir es nicht passt. Mich verbindet eben viel mit ihm. Das musst du akzeptieren. Ich finde es schön, dass ich ihn nach Monaten wieder sehe.“ „Es tut aber weh!“, sagte Oliver traurig. „Ihr seid so vertraut mit einander, dass es schmerzt.“ „Ich liebe dich! Vergiss das nicht!“, sagte Thomas und nahm seinen Freund endlich in den Arm. Es ergriff ihn, dass Oliver so reagierte. „Kommst du wieder in die Küche? Du kannst auch eine mitrauchen, wenn du magst.“ „Okay, aber ich nehm' keine. Ich sollte wieder anfangen zu trainieren. Das vorhin im Park hat mich schon alle gemacht.“ Er grinste. Thomas grinste zurück. Sie küssten sich innig und gingen Arm in Arm zurück in die Küche. Robert hatte sich inzwischen Thomas ausgedrückte Zigarette auch noch hinter gezogen. Er bot Thomas wieder eine an, die er willig entgegen nahm. Oliver betrachtete die beiden aufmerksam. Robert hatte eine Art an sich, dass ihm das Schaudern kam. „Wo ist deine Ma eigentlich?“, fragte Robert beiläufig. Thomas’ Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Sofort ergriff Oliver das Wort für ihn. „Da kommen wir gerade her. Sie liegt in Berlin im Krankenhaus.“ „Was?“, fragte Robert eilig und nahm seinen Blick nicht von Thomas. „Ja, meine Mutter hatte mit meiner Tante Bertha einen Autounfall. Sie ist aber fast wieder ganz gesund!“, sagte Thomas, als sich Robert entsetzt die Hand vor dem Mund schlug. „Wie Oliver schon sagte, waren wir bis heute bei ihr. Sie hatte einen Schädelbasisbruch und einige Scherben im Bein. Die Splitter haben ihre Knochen gebrochen und den Nerv schwer verletzt. Bald fängt sie mit der Reha an. Meine Tante hat’s schwerer erwischt. Sie wurde ins künstliche Koma versetzt, weil sie starke Hirnblutungen hat. Aber auch bei ihr hat sich Besserung eingestellt.“ „Das tut mir fürchterlich Leid!“, meinte Robert ernst. „Ich hoffe, sie erholen sich bald wieder.“ Man merkte, dass es Robert auch nahe ging, was wiederum ein erneuter Stich für Oliver war. Er betrachtete beide argwöhnisch. Dieser Robert streichelte doch ernsthaft sanft über Thomas’ Arm und schaute ihn zudem auch noch liebevoll an. Die Spitze des Eisberges jedoch war, dass Thomas ebenso liebevoll zu Robert zurückblickte. In Oliver kochte die Eifersucht hoch. Das ging eindeutig zu weit. Er räusperte sich laut. Thomas erschrak. Er erkannte selbst, was er hier gerade falsch machte und lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück, weg von Roberts vertraut gefühlvoller Hand. „Und warum bist du hier, Rob?", fragte er ernüchtert. „Wie hast du mich überhaupt gefunden?“ „Ähm, ja“ Robert setzte sich aufrecht hin. „Ich hab Lisa gefragt. Sie hat mir eure Adresse gegeben. Dann hab ich gleich meine Sachen gepackt und bin losgefahren. Ich wollte dich gerne wieder sehen, weil ich dich nämlich schrecklich vermisse.“ Thomas lächelte Robert warm an. „Wie geht es ihr?“, fragte er. „Sie war ziemlich traurig, dass wir weggezogen sind, aber hier hat meine Mutter einfach den besseren Job bekommen.“ „Na ja, sie ist immer noch traurig.“, antwortete Robert. „Ich soll euch von ihr grüßen. Außerdem meinte sie, ihr solltet euch mal wieder bei ihr melden.“ Oliver fühlte sich von diesem Gespräch völlig ausgeschlossen und das gefiel ihm überhaupt nicht. „Wer ist Lisa?“, warf er an Thomas gewandt dazuwischen. „Sie ist die ehemalige Arbeitskollegin meiner Mutter.“, klärte Thomas auf und schaute Oliver an, als hätte er eben erst entdeckt, dass er da war. Er schaute auch schon zurück zu Robert, was Oliver überaus ärgerte. Er konnte es nicht fassen von seinem Freund wie Luft behandelt zu werden. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete sich auf seinem Stuhl eingesunken mit teilnahmsloser Miene die Deckenvertäfelung. Thomas bekam Olivers Reaktion nicht mit und wandte sich nun wieder interessiert an Robert. „Und wie lange möchtest du hier bleiben?“ „Erst einmal so paar Tage, bevor ich herziehe.“ Olivers Oberkörper sackte nach vorne. „Herziehen???“, fragte er laut und richtete sich schnell auf. „Die Mietpreise in der Gegend sind sehr, sehr hoch. Ich glaub kaum, dass es hier freie Wohnungen gibt.“ „Da lässt sich bestimmt was machen.“, antwortete Robert kühl. Er wandte sich an Thomas und redete viel sanfter und wärmer. „Wäre das für dich okay, Tom?“ „Ähm, nun. Na ja, ich weiß nicht.“, druckste Thomas rum. „Du bist bei mir selbstverständlich immer sehr willkommen, aber gleich herziehen… Ich freu mich eigentlich ziemlich auf die gemeinsame Zeit alleine mit Oliver. Wir hatten kaum die Gelegenheit nur zu zweit zu sein. Sei mir also bitte nicht böse, aber ich glaub, dass das keine so gute Idee wäre.“ Oliver strahlte triumphierend. Robert war enttäuscht. „Gut, dann bleib ich eben länger, so paar Wochen vielleicht!“, sagte er schlagfertig. Oliver strahlende Miene sank augenblicklich in sich zusammen, wie ein missglücktes Souffle. „Genug des ganzen. Lasst uns abräumen!“, sagte Thomas mit ausgestreckten Armen. Er konnte den beiden Streithähnen nicht mehr zu sehen. Er stand auf, räumte das Geschirr ab und stellte es in die Spülmaschine. Sie gingen in Thomas’ Zimmer. Robert stellte sich sofort hinters Keyboard und begann zu spielen. Oliver setzte sich auf einen von Thomas’ neuen knuddeligen Sitzsäcken, während Thomas sein Bett abzog und neues Bettzeug drauf zog. Danach unterhielten sich die drei intensiv bis spät in die Nacht hinein, auch wenn Oliver nicht oft zu Wort kam. Ausgesprochen müde ließen Thomas und Oliver Robert um weit nach zwei alleine und gingen ins Schlafzimmer von Thomas’ Mutter. Der Raum war groß und hell. In der Mitte stand ein schmales Doppelbett, bei dem der Rahmen aus schwarzem reich verziertem Metall hergestellt war. Schnell bezog Thomas auch dieses Bett neu, während sich Oliver nebenbei für die Nacht bis zur Unterhose auszog. Anschließend kuschelte er sich in die kühlen Kissen. „Wie steht deine Mutter eigentlich zu Robert?“, fragte Oliver neugierig und betrachtete Thomas beim Ausziehen. „Sie kann ihn ehrlich gesagt auf den Tod nicht ausstehen! Damals hat sie den ganzen Hickhack zwischen ihm und mir sehr genau mitbekommen. Sie hat es genauso getroffen, wie mich, wenn er mir mal wieder wehgetan hatte. Für sie würde es grausam sein, würde er hier wohnen. Sie findet dich unglaublich toll und ist glücklich darüber, dass wir zusammen sind.“ Thomas lächelte Oliver verliebt zu und legte sich zu ihm ins Bett. „Ihre Kollegin Lisa hingegen fand, dass er und ich ein richtiges Traumpaar wären. Sie mag ihn unwahrscheinlich gerne. Ebenso fand Roberts Schwester Karina, dass wir super zusammen gepasst haben. Auch, wenn sie manchmal meinte, dass ich zu gut für ihn sei.“ Er lachte herzlich. „Morgen jedenfalls werde ich gleich mal bei meiner Ma und bei Lisa anrufen.“ Nach einem erschöpften Gähnen legte er seinen Kopf auf Olivers Brust und zeichnete mit dem Finger kleine Kreise auf die Haut. „Das kitzelt!“, lachte Oliver und nahm Thomas Hand in seine. Sie sahen sich in die Augen. „Lass uns so viel spaß haben, als sei Robert gar nicht da.“, flüsterte Thomas und drückte Olivers Hand. Oliver nickte zustimmend und sie gaben sich einen ordentlichen Gutenachtkuss. Thomas war kurz danach eingeschlafen. Oliver versuchte nicht an die leichten Schmerzen in seinem Rücken zu denken, die er seit der Aktion im Park hatte und schaffte es nach einiger Zeit auch ins Land der Träume zu flüchten, wo kein Robert zu finden war. Am nächsten Morgen wurden sie überschwänglich von Robert geweckt. Er hatte Frühstück gemacht. Dafür war er extra losgefahren und hatte frische Brötchen und leckeren Aufschnitt gekauft. Hungrig aßen sie. Robert und Thomas unterhielten sich eifrig. Oliver saß unausgeschlafen da und lauschte beiden. „Was wollen wir heute machen?“, fragte Thomas vergnügt und bestrich seine Brötchenunterhälfte mit Butter. „Es sollen fünfunddreißig Grad werden.“, sagte Robert. „Da könnten wir doch eigentlich Baden gehen. Habt ihr hier einen schönen Strand?“ „Oh, ja, haben wir!“, nickte Thomas. „Der wird dir gefallen. Das ist wirklich eine gute Idee!“ Plötzlich läutete es unerwartet an der Tür. Alle erschraken heftig. Thomas legte sein Brötchen hin und ging aufmachen. Der jenige, der vor der Tür stand, war ziemlich ungeduldig, denn er klingelte immer wieder. Thomas beeilte sich, um zügig an die Tür zu kommen. Als er sie endlich erreicht hatte und öffnete, fiel er fast aus allen Wolken, denn vor ihm stand Olivers Mutter. Sie war wutentbrannt. „Wo ist mein Sohn?“, schrie sie. Thomas schaute sie vor Schreck ganz verdutzt an. „Mein Sohn!“, rief sie erneut voller Ungeduld. Thomas brauchte gar nicht mehr nach Oliver rufen, weil der seine Mutter nämlich schon gehört hatte. Seine Mimik war ihm in dem Augenblick entgleist. Robert starrte ihn grinsend an. Mit einem flauen Gefühl im Magen erhob sich Oliver vom Stuhl. Er versuchte über Roberts Schadenfreude hinweg zu sehen. Ihm war so flau im Magen, als müsste er sich gleich übergeben, als er langsam zur Tür ging. Ängstlich trat er vor ihr. Sie polterte sofort los. „Oliver Henry Schilm, was fällt dir ein dich tagelang nicht bei mir zu melden!? Ich musste erst von unserer Nachbarin Frau Giebelow erfahren, wo du steckst. Sie hat mir heute erzählt, dass sie dich gestern Abend beim Einkaufen gesehen hat. Weißt du wie peinlich mir das war? Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte. Außerdem, solltest du noch einmal nur einmal am Telefon so mit mir reden, dann kannst du was erleben. Hast du mich verstanden?! Bloß weil du in Berlin warst, heißt das noch lange nicht, dass du einer Strafe entgehst.“ Sie holte tief Luft und sprach eindringlich. „Ich verlange von dir, dass du mit dem hier“ Sie deutete mit ihrem langen Zeigefinger abfällig auf Thomas. „nichts mehr zu tun hast. Ich will, dass du dich in Zukunft von ihm fernhältst! Hast du verstanden. Ich hab doch gemerkt, wie du dich ins Schlechtere verändert hast, seit du mit ihm befreundet bist. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Ihr hört auf euch zu treffen!“ Heiße Tränen stiegen in Olivers Augen. Das konnte einfach nicht wahr sein. Das passierte gerade nicht. „Nein!“, protestierte er laut und schüttelte wie verrückt den Kopf. „Das kannst du mir nicht verbieten!“ Er sah sich Hilfe suchend nach Thomas um, der sich wie erstarrt an die Wand hinter ihm drückte. „Nein!“, sagte er erneut und blickte sie an. „Und ob!“, erwiderte sie bestimmend. „Du kommst jetzt mit nach Hause! Du hast einen Monat lang Hausarrest.“ „Nein! Ich bliebe hier! Verdammt noch mal!“, widersprach Oliver laut und trat einen gewaltigen Schritt von ihr zurück. „Du hast zu machen was ich dir sage!“, schrie seine Mutter. Sie tat einen Schritt nach vorn und packte Oliver mit einer unglaublichen Schnelligkeit am Arm. Ihr Griff war grob und unverzeihlich. Sie zog wie eine Wildgewordene Furie an seinem Arm. „Du kommst jetzt mit mir mit!“, dröhnte sie. Oliver wehrte sich mit allen Kräften. Es war deutlich, dass er um längen stärker war als seine Mutter. „Spinnst du?!“, brüllte Oliver. „Lass mich gefälligst los, du blöde Kuh!“ Endlich hatte er sich von ihr losgerissen. Ehe er sich versah, gab sie ihm eine gepfefferte Ohrfeige, die eine so große Wucht hatte, dass Oliver rückwärts taumelte. Hätte Thomas nicht blitzschnell reagiert und sich hinter ihn gestellt, wäre er hingefallen. Thomas’ Hände lagen Schutz gebend auf Olivers Schultern. Oliver hielt sich seine schmerzende Wange und schaute voller Abscheu zu seiner Mutter hoch. Es war totenstill. Frau Schilm war über ihren Ausbruch so geschockt, dass sie sich erstmal fangen musste. Noch nie in ihrem Leben hatte sie die Hand gegen ihr Kind erhoben. Nicht einmal einen kleinen Klaps hatte er jemals bekommen. Die Situation stand für einen kurzen Augenblick still. Als sie wieder zu reden begann, war ihr Stimme ruhig und kontrolliert. „Oliver, ich bitte dich mit mir mit zu kommen. Alles Weitere besprechen wir zu Hause. Du kannst in Ruhe deine Sachen zusammen packen. Ich warte so lange vor der Tür.“ Ohne auf Olivers Reaktion zu warten ging sie nach draußen und zog dir Tür ins Schloss. Oliver starrte völlig entsetzt auf die geschlossene Tür. „Lass mal sehen.“, sagte Thomas und berührte sanft Olivers Wange, die feuerrot war. „Hat es sehr wehgetan?“ „Es geht schon!“, sagte Oliver ziemlich aufgewühlt und löste sich von Thomas. Er drehte sich um und sah ihn an. „Viel schlimmer ist doch, was die dumme Ziege hier abgezogen hat! Blamiert mich. Und mehr konnte sie ja nicht zeigen, wie sie dich hasst. Kann sie vergessen, dass ich jemals den Kontakt zu dir abbreche. Niemals!“ Eine kleine Träne kullerte an seiner Wange entlang. „Is doch okay!“, flüsterte Thomas und umfasste Olivers Oberarme. „Beruhige dich. Das ist es alles nicht wert!“ Oliver befreite sich von Thomas und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Es tat ihm weh in Thomas’ warmen hellbraunen Augen zu sehen, die immer noch Optimismus ausstrahlten. So ging er den Flur entlang ins Schlafzimmer von Thomas’ Mutter und begann eilig seine Sachen zusammen zu packen. Thomas blieb im Flur stehen. Er wusste, dass Oliver diesen Moment für sich allein brauchte. Mit seinem fertig gepackten Rucksack kehrte Oliver einige Minuten später in den Flur zurück. Er ging langsam auf Thomas zu und sah ihm unglücklich in die Augen. „Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich aus der Sache wieder rauskomme...“ Thomas schlang seine Arme um Olivers Taille. „Ich weiß, dass du den Kontakt zu mir nicht abbrechen würdest!“, sagte Thomas und beugte seinen Kopf dem von Oliver entgegen. Oliver lächelte mit sorgenvoller Miene. „Versprichst du mir eines… ich bitte dich darum, lass dich bitte, bitte, bitte nicht allzu sehr von Robert einwickeln!“, flüsterte er und wandte seinen traurigen Blick ab von Thomas’ zuversichtlichen Augen. „Ja, ich verspreche es!“ „Danke!“, flüsterte Oliver leise und lächelte Thomas erleichtert an. Sie legten ihre Stirnen an einander und schwiegen einen kleinen Augenblick, bevor sie sich wieder ansahen. „Und wenn ich eben jeden Tag und jede Nacht unter deinem Fenster schlafen müsste. Dadurch lassen wir uns doch nicht unterkriegen!!“ sagte Thomas und grinste. Oliver grinste kopfschüttelnd zurück. Sie gaben sich einen sehr zärtlichen Kuss, bevor sie sich schweren Herzens von einander lösten. Oliver schulterte seinen Rucksack, warf einen letzten wehmütigen Blick auf Thomas und verschwand lautlos aus der Haustür. Thomas blickte noch einige Sekunden lang auf die geschlossene Tür, ehe er tief durchatmete und in die Küche zu Robert zurückging. Diese war jedoch leer. Thomas machte sich keine weiteren Gedanken dazu und räumte lieber den Esstisch frei. Als er sich von der Spüle zum Tisch wieder umdrehte, erschrak er heftig. Robert stand splitterfasernackt vor ihm. Thomas klappte der Mund auf. „Wie wär’s mit einem Bad?“, fragt Robert verführerisch. Thomas Hirn begann zu rattern. Das war ein verlockendes Angebot. Sollte er annehmen oder nicht? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Zukünftig werde ich mich bemühen schneller zu sein. Immer dran denken: Mehr Reviews -> mehr Motivation! Wut --- Hallo, sage und schreibe ACHTZEHN Monate ist das letzte Kapitel her! Ich wollte zwar hier weiter schreiben, aber der Anfang und das ganze Drumherum meiner Geschichte gefällt mir nicht mehr. Deshalb hatte ich in der Zwischenzeit angefangen die Geschichte komplett neu zu interpretieren. Das läuft auch wirklich gut. Ärgerlich ist nur, dass ich Thomas unbenannt habe (weil mein großer hetero Bruder so heißt) und jetzt bekommt meine Schwester ein Kind und will es so nennen, wie ich meinen Charakter umbenannt habe. Also darf ich mir zum zweiten Mal einen neuen Namen ausdenken. [Könnt ihr mir dabei nicht helfen? Vorschläge werden immer gebraucht!] Weil ich aber keine unfertigen Sachen mag, hab ich ständig (über ein Jahr!) gegrübelt, wie die Geschichte an dieser Stelle zu Ende bringen kann. Dann plötzlich, vor einigen Tagen, kam mir aus heiterem Himmel eine Idee. Falls alles so gut bleibt, wie es momentan ist, werde ich dieses „Why Me“ hier noch (hoffentlich zufrieden stellend) beenden. Mit den versprochenen 20 Kapiteln, bestenfalls. Und hier nun das spannende 13. Kapitel: Kapitel 13: Wut Wie durch weiche Federn kam Thomas auf die Erde zurück geschwebt. Neben ihm ein warmer, nackter Körper. Thomas schlug die Augen auf und fuhr zusammen. Da lag nicht Oliver, sondern Robert. Er versuchte sich zu bewegen, aber alles tat ihm weh, besonders an einer intimen Stelle. Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf. Nachdem Oliver gegangen war, war Robert plötzlich nackt vor ihm gestanden und hatte ihn auf ein Bad eingeladen. Erst hatte er noch versucht dem ganzen zu widerstehen, aber spätestens als Roberts Lippen auf seinen lagen, konnte er nicht mehr an sich halten. All seine vergessenen und versteckten Gefühle für seinen Exfreund waren in dem Moment wieder aufgelodert. Sie hatten sich minutenlang heftig geküsst, dann hatte Robert ihn noch im Flur ausgezogen und ihn oral befriedigt. Anschließend hatten sie mehrere Male leidenschaftlichen, fast gewaltsamen, Sex miteinander in Thomas’ Bett. Der Tag war noch nicht vorüber. Es war Abend und die Dämmerung breitete sich langsam aus. Während Thomas mit Grauen über seine Tat nachdachte, bemerkte er überrascht, dass ihm das die ganze Zeit über gefehlt hatte. Zwar bereute er es schrecklich, aber gleichzeitig wurde er sich seiner alten Gefühle für Robert immer bewusster. Ganz in Gedanken versunken, bekam er erst mit, dass Robert auch erwacht war, als dieser sanft mit seinen Fingerkuppen gegen Thomas weiche Haut tippte. Thomas zuckte kurz zusammen, schon hatte sich Roberts Hand um seinen Oberschenkel gelegt und Roberts Kopf hatte sich in seiner Halsbeuge vergraben. Er leckte über Thomas’ Ohrläppchen, der davon eine intensive Gänsehaut bekam. Gleich nachdem seine Mutter mit ihm zu Hause angekommen war, hatte sie ihrem Sohn das Mobiltelefon angenommen. Er bekam Fernseh-, Telefon- und Computerverbot und musste in seinem Zimmer belieben, bis sein Vater von der Arbeit kam. Dann sollte er von beiden erfahren, wie es mit ihm weiter gehen sollte. Am frühen Nachmittag kam Olivers Vater dann nach Hause. Viel eher als sonst. Schon bald danach wurde Oliver ins Wohnzimmer gerufen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging er langsam die Treppen runter. Seine Eltern saßen nebeneinander auf dem Sofa. Sie hatten einen sehr ernsten, aber auch besorgten Gesichtsausdruck. „Setz dich doch, bitte.“, bat seine Mutter und deutete auf den Sessel vor ihnen. Mit einem deutlich mulmigeren Gefühl setzte sich Oliver hin. Er fühlte sich wie ein Verurteilter vor Gericht. Mit einer ruhigen, tiefen Stimme begann Olivers Vater zu sprechen. „Deine Mutter und ich haben festgestellt, dass du außergewöhnlich viel Zeit mit Thomas verbringst. Diese Tatsache gefällt uns gar nicht. Wir machen uns Sorgen um dich.“ „Oliver, Schatz“, ergriff nun seine Mutter das Wort. „Wir finden, dass dieser Thomas einen sehr schlechten Einfluss auf dich ausübt. „Aber, er hat nie...ich hab nicht...wir...“, stammelte Oliver dazwischen. Er war dermaßen baff über die Dinge, die seine Eltern sagten, dass er keine vernünftigen Worte dafür fand. „Diese Freundschaft tut dir nicht gut. Oliver, wir bitten dich inständig, dass du jeglichen Kontakt zu diesem Jungen abbrichst.“ Oliver schluckte und riss entsetzt die Augen auf. „Das ist ein Scherz, oder? Ihr macht doch Witze? Das könnt ihr unmöglich von mir verlangen.“ Ungläubig wechselte Olivers Blick zwischen seiner Mutter und seinem Vater hin und her. „Wir meinen es ernst. Du darfst ihn nicht mehr treffen und du darfst auch nicht mehr mit ihm reden. Am besten streichst du ihn ganz aus deinem Kopf! Versprich uns das.“, sagte sein Vater mit fester Stimme. „Nein, das mache ich nicht. Ich werde das nicht tun. Ihr könnt mich nicht zwingen. Ich bin siebzehn und kein Kind mehr!“, sagte Oliver entschieden, wenn auch mit einer gewaltigen Portion Angst in der Stimme. „Wir haben dich höflich drum gebeten, weil wir uns wirklich ernsthafte Sorgen um dich machen. Wenn du unserer Bitte nicht nachkommst, müssen wir dich zu härteren Mitteln greifen, um dich zu überzeugen. Du wirst sehen, dass alles nur zu deinem Wohl passiert. Denn, wenn du es wirklich nicht machst, müssen wir dich wohl oder übel in ein Internat stecken. Was wir eigentlich schon früher vorgehabt hatten.“ Schlagartig drückte sich Oliver in den Sitz zurück. „Nein!“, kam wie aus der Pistole geschossen aus seinem Mund. Energisch schüttelte er mit dem Kopf. „Nein, nein, das könnt ihr mir nicht antun!“ „Liebling, es ist zu deinem Besten!“, sagte seiner Mutter und streichelte über seine Hand. Tränen begannen sich in Olivers Augenwinkeln zu sammeln. Er konnte es nicht glauben. Fassungslos blickte er zu seinem Vater. „Nein Papa, nein. Bitte nicht...“, flehte er, als ginge es um sein Leben. „Lass das Kasperletheater! Du hast die Wahl. Entweder entscheidest du dich für oder gegen uns.“, sagte sein Vater streng. Tränen hatten noch nie bei ihm gewirkt, aber im Augenblick konnte Oliver nicht gegen sie ankämpfen. Oliver versuchte zu überlegen, aber irgendwie schien sich kein vernünftiger Gedanke in seinem Kopf zu bilden. „Und? Wie entscheidest du dich?“, fragte sein Vater nach einigen Minuten ungeduldig. „Darf ich hoch in mein Zimmer, um richtig drüber nachzudenken?“, fragte Oliver leise. „Okay, wir geben dir bis zum Abendessen Zeit.“, antwortete sein Vater. „Lieber nicht!“ Oliver schüttelte den Kopf. „Ich hab keinen Hunger. Können wir nicht morgen früh weiter darüber reden?“ Herr Schilm wechselte einen angespannten Blick mit seiner Frau. Sie nickte kaum merklich. „Okay, mein Sohn.“, räumte er ein. „Du kannst aber jederzeit zu uns kommen. Zum Abendessen bist du trotzdem herzlich eingeladen!“ Oliver nickte dankbar und verschwand eilig in sein Zimmer. Als Oliver aus der Tür war, wandte sich Frau Schilm zu ihrem Mann. „Hast du gesehen, wie sehr ihn das mitnimmt? Das kann doch nicht normal sein. Dieser Junge ist ungesund für ihn!“ „Man kann es doch kaum übersehen. Ich möchte gerne wissen, was an Thomas so einen starken Einfluss auf ihn ausübt? Wir können wir nur beten, dass er sich in Zukunft von ihm fernhalten wird. Was meinst du wohl, wie er sich entscheiden wird?“ „Ich hoffe doch für das richtige...“ Kaum war Oliver durch seine Tür getreten, wäre er am liebsten zusammen gebrochen. Er konnte kaum begreifen, was gerade eben passierte. Noch nie hatten seine Eltern zu solchen drastischen Mittel gegriffen. Völlig perplex setzte er sich auf sein Bett und kramte in seiner Geldbörse nach den Fotos von ihm und Thomas. Er betrachtete Thomas’ Gesicht eindringlich. Immer mehr Tränen begannen sich in seinen Augenwinkeln zu sammeln. Nein, er wollte Thomas nicht verlassen. Stunden über Stunden grübelte er über die Konsequenzen nach. Alleine kam er aber mit der Entscheidung nicht weiter. Oliver musste Thomas sehen, um mit ihm zusammen über diese ungeheuerliche Neuigkeit zu diskutieren. Vorsichtig ging er zu seinem Fenster und öffnete es leise. Ihm blieb nichts anderes übrig, als heimlich und sehr schnell zu Thomas zu schleichen. Ein schwieriges und halsbrecherisches Unterfangen. So behutsam wie nur möglich kletterte Oliver still aus dem Fenster. Da sich sein Zimmer im Zweiten Stock des Hauses befand, war der Abstieg nicht gerade einfach. Aber mit viel Geschick hatte er es bis auf die Erde geschafft ohne eine Geräusch zu machen oder sich zu verletzen. Kaum auf sicher auf dem Boden rannte er auch schon los. Als er an Thomas’ Haus ankam, war es inzwischen dunkel geworden. Im Hausinneren brannte seltsamerweise nirgendwo Licht. Oliver war sich aber sicher, dass Thomas nicht weg sein konnte und außerdem stand Roberts Wagen unberührt in der Auffahrt. Beim Gedanken an Robert kam ihm das kalte Kotzen. Aber im Moment hatte er wichtigere Dinge im Kopf. Nachdem er so gut wie es ging, behindert durch den Gartenzaun, um das Gebäude herum geschlichen war, fasste er sich den Entschluss einfach rein zu gehen. Also trat Oliver an die Haustür und drückte die Klinke herunter, ohne vorher zu klingeln. Glücklicherweise war nicht abgeschlossen und schon stand er im stockfinsteren Flur. Dumpfe Geräusche erreichten seine Ohren. Da er den Lichtschalter nicht auf Anhieb fand, tastete er sich einfach an den Wänden den Flur entlang. Je weiter er ging, desto besser waren die Geräusche zu hören. Als sie am lautesten zu vernehmen waren, war er am Ende des Flurs angekommen und stand vor Thomas’ geschlossener Zimmertür. Die Geräusche die er hörte, ließen ihn erschrecken. Durch die Tür drang gedämpftes Stöhnen und das unverwechselbare Geräusch von einem im Rhythmus knarrendem Bett. Rings um den Türrahmen glimmte dämmriges Licht. Oliver erstarrte, als er tiefes und heiseres Stöhnen hörte, dass ganz nach Thomas klang. Was ging darin nur ab? Bevor sein Gehirn nachdenken konnte, handelte seine Hand schon und stieß die Tür mit so enormer Wucht auf, dass sie gegen die Wand bretterte. Die zwei sich Liebenden im Bett blieben vor Schreck kurz in ihren Bewegungen erstarrt. Oliver klappte vor Entsetzen der Mund auf. Thomas und Robert nackt zusammen im Bett. Robert war mit seinem sehnigen Körper tief über Thomas gebeugt, dessen Beine auf fast groteske Art und Weise in die Luft gespreizt waren. Während Oliver und Thomas vor Entsetzen gelähmt waren, ließ sich Robert davon kaum ablenken. „Hau ab, du Idiot, ich war gerade dabei zu kommen!“, schrie er wütend und bewegte sich weiter. Thomas starrte mit einem schockierten Gesicht zu ihm hoch und begann schnell zu handeln. Er schubste Robert von sich, aber es war schon zu spät gewesen, Oliver torkelte rückwärts aus dem Zimmer. Thomas sprang vom Bett, zog die Bettdecke mit sich und hastete ihm nach. Oliver sackte vor der Küchentür in sich zusammen. Für ihn war es doppelt erschütternd gewesen. Zum einen, weil er Thomas in flagranti beim Betrügen erwischt hatte und zum anderen, weil er zum ersten Mal Sex zwischen zwei Männern live gesehen hatte. Das Thema Homosexualität war immer noch etwas befremdlich für ihn. Thomas rannte in den Flur und schaltete das Licht an. Die Beine an sich herangezogen kauerte Oliver auf dem Boden, mit dem Rücken zur Küchentür und weinte bitterlich. Thomas’ Herz zerriss in dem Augenblick. Wie hatte er ihm das nur antun können. Langsam kniete er sich neben Oliver hin und legte behutsam eine Hand auf seine Schulter. „Warum? Liebst du ihn noch?“, fragte Oliver gequält und schaute ihn mit Tränenunterlaufenen Hundeaugen an. Thomas schluckte. Er war kurz davor auch loszuweinen. „Ich weiß es nicht.“, flüsterte er bitter. Oliver schloss die Augen und atmete zitternd durch. „Sag es ruhig, es wird es mir leichter machen.“, bat er. „Vielleicht, aber meine Gefühle zu dir sind viel stärker! Er hat meine Schwäche ausgenutzt!“ Oliver schüttelte den Kopf. „Lüg, lüg mich an, bitte!“ „Was???“ Thomas schaute völlig irritiert in Olivers Augen. „Das macht alles besser und ich brauche mir keine Sorgen mehr machen! Meine Eltern, sie…“ Oliver vergrub sein Gesicht in Thomas’ Schoß und brach in einen heftigen Weinkrampf aus. Thomas streichelte völlig perplex über Olivers Hinterkopf. Seine Reaktion überforderte ihn. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht, dass er jemals wollen würde, dass er ihn in Bezug auf seine Gefühle anlügen sollte. Mehrere Minuten vergangen in denen Oliver mit seiner Fassung rang. Er musste alles so schnell wie möglich aufklären, damit seine Abwesendheit zu Hause nicht auffiel. Als er sich endlich beruhigt hatte, richtete er sich auf und schaute Thomas fest in die Augen. Zwar weinte er nicht mehr, aber sein Gesichtsaudruck war von Schmerz gezeichnet. Nach tiefem Durchatmen, begann er mit zitternder Stimme zu erzählen. „Meine Eltern sind ganz schön ausgerastet. Sie wollen mir den Kontakt zu dir verbieten!“ Thomas riss die Augen auf. Er holte Luft, um etwas zu sagen, aber Olivers Finger strichen langsam und vorsichtig über Thomas’ Lippen und ließen ihn verstummen. So ungeahnt wie er ihn berührt hatte, so schnell zog er seine Hand auch wieder zurück. „Meine Gefühle zu dir haben mich in ziemliche Schwierigkeiten gebracht. Eigentlich würde ich mit dir zusammen gegen sie kämpfen, weil mir ihre Meinung ehrlich gesagt total egal ist, aber ich kann nicht mehr! Du hast mein Leben so durcheinander gebracht! Das habe ich nicht freiwillig gewählt. Vorher war alles so viel leichter gewesen. Wenn du dich für Robert entscheiden würdest, müsste ich mir keine Gedanken mehr machen. Alles wäre so wie vorher!“ „Sag so etwas nicht!“, presste Thomas hervor und krallte sich in Olivers Schultern. „Ich liebe DICH!“ „Aber es bringt uns nur Ärger!“, flüsterte Oliver. „Ich liebe dich auch, aber will dich nicht mehr lieben!“ „Nein!“, schrie Thomas und sprang auf. „Robert bedeutet mir nichts! Er weiß genau die richtigen Methoden um mich zu manipulieren. Er darf uns nicht auseinander bringen!“ „Es sind aber auch alle anderen, die das machen!“, schrie Oliver und war blitzschnell auch auf den Beinen. „Alle sind gegen uns. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Das ist so schwierig. Damit komme ich nicht klar. Ich habe keine Kraft dafür! Außerdem weiß ich nicht mal, ob unsere Liebe das alles Wert ist!“ Robert erschien diabolisch lachend hinter ihnen. Er trug eine knappe Unterhose und sah sehr entspannt aus. „Kommt der kleine Hetero nicht damit klar, dass du ihn schwul gemacht hast?“, gluckste er gehässig. In Oliver kochte es über. Er nahm Anlauf, rannte auf Robert zu und riss ihn mit voller Wucht zu Boden. Dann schlug er blind auf ihn ein. Robert schrie vor Schmerzen. Blut spritzte, Knochen knackten. Thomas rannte dazwischen und versuchte beide auseinander zu bringen. Dabei steckte er auch eine ordentliche Portion Schläge ein. „Schatz, lass es sein! Du wirst es nur noch schlimmer machen!“, rief Herr Schilm und rannte seiner Frau hinterher. Sie war flink unterwegs, doch er war schneller. Kurz vor dem Haus der Richters erreichte er sie und griff ihre Arme. „Ich steh auf deiner Seite, aber wie soll Oliver sich jemals auf unsere Wünsche einlassen, wenn du ihn behandelst wie einen Häftling!“ „Er hat gegen unsere Regeln verstoßen! Ich will nicht, dass er hier bei diesem missratenen Jungen ist!“, brüllte Frau Schilm hysterisch. „Der hat ihn verdorben! Ich muss Oliver daraus holen!“ Sie riss sich los und stürmte auf die Haustür zu. Diese stieß sie auf und verschwand im Flur. Als sie einen markerschütternden Schrei ausstieß, rannte Herr Schilm ihr hastig hinterher. Seine Frau war entsetzt mitten im Flur erstarrt und deutete auf etwas. Herr Schilm blickte erst zu ihr und dann irritiert auf die Stelle auf die sich zeigte. Ihm klappte die Kinnlade herunter. Thomas saß nackt, mit einer um seinen Körper gewickelten Bettdecke auf dem Boden und hielt sich blutende Nase und Kinn. Neben ihm lagen Oliver und ein unbekannter Junge und rangen miteinander. Überall war Blut. Der fremde Junge trug nur eine Unterhose, die, so wie sein Oberkörper, mit dunklem Blut getränkt war. Oliver, der über dem Jungen kniete und immer zu auf ihn einboxte, sah nicht besser aus: sein Auge war verquollen und seine Augenbraue aufgerissen. Sein Blut tropfte dem anderen Jungen auf den Hals. Selbst der spitze Schrei von Frau Schilm hatte sie nicht auseinander gebracht. Herr Schilm handelte schnell und warf sich auf Oliver. Er zerrte ihn von dem Jungen weg, riss ihn auf die Beine und stellte sich zwischen sie. Robert stand zitternd auf und sackte auch schon wieder in sich zusammen. „Ruf schnell einen Arzt!“, rief er und kümmerte sich um Robert. Oliver konnte glücklicherweise alleine stehen. Er war ja auch nicht der gewesen, der die meisten Schläge eingesteckt hatte. „Telefon?“, fragte Frau Schilm panisch. „Wohnzimmer. Die Tür hinter Ihnen!“, keuchte Thomas kraftlos. Sie verschwand kurz. „Wie geht es dir?“, fragte Oliver und kniete sich neben Thomas. Er war noch ziemlich fit, trotz des Kampfes. „Ich wollte dich nicht erwischen!“ „Das weiß ich doch!“, keuchte Thomas erneut. Oliver sah wie es munter aus Thomas’ Nase und Mund tropfte. „Warte kurz.“, sagte er und ging ins Bad. Er kam mit einigen Handtüchern zurück. Drei warf er seinem Vater hin und mit einem kümmerte er sich um Thomas. Liebevoll und behutsam tupfte er ihm das Gesicht sauber. Als Frau Schilm vom Telefonieren zurückkam und das sah, wurde ihr schlecht. Auffälliger konnte es nun wirklich nicht mehr sein, dass Thomas und ihr Sohn etwas miteinander hatten. Sie kniff die Augen kurz zusammen und atmete einmal tief durch. Auch wenn es sie schmerzte ihren Sohn so mit einem Jungen zu sehen, durfte sie sich jetzt nicht da herein steigern. „Der Notarzt ist gleich da!“, sagte sie mit gefestigter Stimme und ging zu ihrem Mann. Robert war inzwischen weggetreten. Er sah ziemlich übel aus. Herr Schilm hatte ihn auf ein Handtuch gelegt und in die stabile Seitenlage gebracht. „Er muss dringend ins Krankenhaus!“, murmelte er und wandte sich an seinen Sohn. „Da hast du dir mächtigen Ärger eingefahren, Oliver! Du hast diesen Jungen krankenhausreif geprügelt. Sein Gesicht ist völlig gebrochen! Was zum Teufel ist nur in dich gefahren???“ Er sah Oliver wütend an und erhob die Hand. Frau Schilm ging dazwischen und griff nach der Hand von ihrem Mann. „Henry!“, ermahnte sie ihn. Herr Schilm wandte sich ab und schlug gegen den Türrahmen. So zornig hatte Oliver seinen Vater noch nie erlebt. Als er sich wieder umdrehte, wirkte er wieder gefasst. „Wenn dieser Junge dich verklagt, Oliver, ist dein Leben im Eimer! Wir können nur hoffen! Ich muss sofort meinen Anwalt anrufen! Thomas, darf ich kurz das Telefon benutzen?“ Thomas nickte erschöpft. Herr Schilm würdigte seinen Sohn keines Blickes mehr und verschwand im Wohnzimmer. Frau Schilm folgte ihrem Mann, wenn auch etwas hin und her gerissen, weil sie Thomas und Oliver ungern allein lassen wollte. Die Wohnzimmertür ließ sie offen. Oliver konnte ihren Rücken sehen. Wahrscheinlich belauschte sie beide mit einem Ohr, aber das war Oliver jetzt egal. Ihm war plötzlich alles egal geworden. Sein Vater hatte Recht! Wenn Robert ihn anzeigte, was so ziemlich sicher war, dann war er echt geliefert! „Ich wollte das alles nicht, aber mir ist einfach die Sicherung durchgebrannt!“, entschuldigte er sich bei Thomas. „Man kann es jetzt nicht mehr ändern. Aber ich will, dass du weißt, dass ich immer auf deiner Seite stehen werde! Trotz der fürchterlichen Dummheit, die ich heute begannen habe!“ Thomas sah Oliver liebevoll an. Oliver blutete noch ganz schön heftig. Thomas griff nach einem unbenutzten Handtuch neben sich und hielt es an Olivers aufgeplatzter Augenbraue. „Ich nehme alles zurück, was ich vorhin zu dir gesagt habe! Es tut mir leid! Ich liebe dich! Du gehörst nicht zu diesem Mistkerl!“ Olivers Mutter hörte die Worte und traute kaum ihren Ohren. Als sie zu beiden spähte sah sie, wie beide mehrere flüchtige Küsse austauschten. Sie griff sich vor Entsetzen ans Herz und wurde kalkweiß. Herr Schilm, der soeben den Telefonhörer auf die Gabel legte, bemerkte es und konnte gerade noch seine Frau auffangen. Sie zeigte fassungslos geradeaus. Herr Schilm erblickte mit Schaudern, wie sein Sohn einen Jungen küsste. Ein schmerzhafter Stich fuhr durch seinen Körper. „Ich hatte so recht!“, flüsterte sie erstickt und rappelte sich wieder hoch. Die schrillende Sirene vom Krankenwagen ließ beide zusammen fahren. Herr Schilm atmete tief durch und versuchte seine Ruhe zurück zu gewinnen. „Wir werden nachher noch genug Zeit haben, um mit ihm darüber zu reden!“, sagte er gefasst und trat mit seiner Frau an der Hand in den Flur. Dann ging alles ganz schnell. Die Notfallkräfte stürmten mit einer Barre ins Haus. Robert wurde auf diese gehievt und nach draußen abtransportiert. „Wie ist der Name des Verletzten?“, fragte der Notarzt. „Robert. Kain. Robert Kain.“, krächzte Thomas. Der Arzt notierte es und ging nach zum Wagen nach draußen. „Drinnen sind noch zwei Verletzte!“, sagte er zu einem Kollegen. Zwei weitere Rettungsassistenten kamen ins Haus. Sie hatten einen großen Koffer und Decken dabei. Thomas und Oliver wurden schnell vor Ort behandelt. Anschließend konnte Thomas sich etwas überziehen. Weil beide aber nicht gut aussahen, mussten sie für eine genauere Untersuchung mit ins Krankenhaus. In Decken gehüllt betraten beide, zusammen mit den Rettungskräften die Straße. Olivers Eltern folgten ihnen. Vor dem Haus war richtig viel los. Zwei Krankenwagen waren mit stummem Blaulicht da und sogar ein Polizeiauto war gekommen. Der eine Krankenwagen, in dem Robert lag, fuhr mit Sirene davon. Während Oliver schon ins zweite Notfallauto stieg, schloss Thomas schnell die Haustür ab. Dann stieg er ebenfalls ins Auto, wo auch schon Olivers Eltern saßen. Mit Vollgas und heulender Sirene fuhren sie ins Krankenhaus. Thomas fühlte sich so unwohl in seiner Haut. Er saß auf der linken Seite des Krankenwagens auf einer Barre, neben ihm der Rettungsassistent, während Oliver, zwischen seinen Eltern, auf der anderen Seite auf an der Wand befestigten Klappstühlen saß, wie man die aus alten Kinos kannte. Seine Mutter hatte die Arme um ihren Sohn geschlungen, sein Vater hatte mit seiner Hand Olivers Arm umfasst. Die Situation war mehr als absurd! Der begleitende Rettungsassistent gab derweil die Namen der Beteiligten per Funk ans Krankenhaus weiter. Nach wenigen Minuten erreichten sie das Stadtkrankenhaus. Während Olivers Eltern in der Wartezone bleiben mussten, wurden Thomas und Oliver in ein Untersuchungszimmer gebracht. Ein Arzt und eine Schwester warteten schon auf sie. „Oliver Schilm und Thomas Richter - Schlägerei“, verkündete der Rettungshelfer, der sie zum Zimmer gebracht hatte und ging. Der Arzt stellte sich als Doktor Schäfer vor, dann begutachtete er beide kurz und entschied sich dafür zu erst Oliver zu handeln. Thomas’ Nase hatte inzwischen aufgehört zu bluten. Der Doktor forderte Oliver auf sich auf eine Liege zu setzen, er selbst saß schon auf einem Drehhocker davor. Als Oliver saß, startete der Arzt die Untersuchung. „Name?“, fragte er. „Oliver Schilm“, antwortete Oliver unbehaglich. Die Schwester begann auf ein Klemmbrett zu kritzeln. Der Arzt betrachtete Olivers aufgeplatzte Augenbraue. „Cut über linke Augenbraue. 1,5 Faden, Betäubung, Wundspülung, Salbe und Pflaster vorbereiten, bitte!“ Die Schwester nickte. Erst schrieb sie alles auf, dann holte sie alle Utensilien aus den umstehenden Schränken heraus und gab sie dem Arzt. Dieser spülte zuerst die Stelle, was ziemlich ziepte, dann betäubte er die Region mit einer kleinen Spritze und in Windeseile hatte er die Wunde auch schon zugenäht. Zum Abschluss schmierte er etwas Salbe drauf und klebte ein Pflaster auf die Naht. Danach räumte die Schwester alles wieder weg. Anschließend zog der Arzt eine Stiftlampe aus seiner Brusttasche und leuchtete Oliver damit in die Augen. „Sehen Sie auf meinem Finger.“, bat er und fuhr mit dem Zeigefinger langsam in der Luft von links nach rechts und von oben nach unten. „Alles okay!“, sagte er zur Schwester. „Trotzdem soll ein CT veranlasst werden!“ Erneut dasselbe Spiel. Die Krankenschwester nickte, schrieb es wieder auf und ging zusätzlich zum weißen Telefon, welches sich neben der Tür an der Wand befand und telefonierte mit einem anderen Arzt. „Wer von Ihnen war der Angreifer?“, fragte der Doktor nüchtern, während er Olivers Oberkörper abtastete. „Ich.“, gab Oliver leise preis und musste heftig aufkeuchen. Sein Schlüsselbein schmerzte höllisch, als der Arzt ihn dort berührte. „Vermutlich Klavikulafraktur!“, raunte der Arzt der Schwester zu und war auch schon fertig mit der Untersuchung. „Zusätzlich Röntgen zur Versicherung.“ Die Schwester nickte zum dritten Mal, schrieb nochmals alles auf und ging abermals zum Telefon. „Sie können dort warten.“, sagte er zu Oliver und deutete auf einen Stuhl neben der Tür. „Gleich kommt eine Schwester und holt Sie zum CT ab.“ Oliver nickte und setzte sich auf den Stuhl. Der Arzt deutete vor sich und forderte Thomas stumm auf zu ihm zu kommen. Thomas setzte sich auf die Barre. „Name?“ „Thomas Richter“ Die Krankenschwester nahm ein neues Klemmbrett und schrieb. Der Arzt untersuchte Thomas’ Gesicht. „Waren Sie direkt im Kampf verwickelt?“, fragte er, während er Thomas’ Nase untersuchte. „Nein.“, antwortete er dumpf. „Ich wollte dazwischen gehen und bekam einen Ellbogen ins Gesicht.“ Der Doktor wiederholte die Untersuchung mit der Stiftlampe. „Waren Sie kurz bewusstlos?“, fragte er. Thomas schüttelte den Kopf. Während die Schwester wieder alles aufschrieb, schaute der Arzt mit einem sehr seltsamen Instrument in Thomas’ beider Nasenlöcher. „Nase nicht gebrochen! Auch das Kinn ist unverletzt. Sie können von Glück sprechen, dass es nur ein leichter Stoß war. Ein bisschen Blut, mehr nicht! Einmal spülen.“ Die Schwester reichte dem Arzt eine neue Wundspülung und mehrere Tupfer. Er reinigte Thomas Gesicht. „So das wäre es dann. Sie können, wenn Sie wollen, nach Hause gehen. Herr Schilm muss noch für weitere Untersuchen bleiben.“ „Muss ich gehen, oder darf ich bei ihm bleiben?“ „Wie Sie wollen…“, sagte der Doktor, zog sich die Handschuhe aus und warf sie in einen großen Metallabfalleimer mit Deckel. Die Krankenschwester reichte ihm beide Klemmbretter und er zeichnete sie ab. Dann erhob er sich, reichte Thomas und Oliver die Hände und verschwand aus dem Raum. Die Krankenschwester blieb bei beiden. Lange mussten sie nicht warten, da kam auch schon ein Krankenpfleger und brachte beide zur Röntgenstation. Während Oliver geröntgt und in die Röhre geschoben wurde, wartete Thomas vor der Tür auf ihn. Alles in allem dauerte knapp eine Stund. Oliver fühlte sich schrecklich mit seiner von oben bis unten mit getrocknetem Blut bedeckten Kleidung. Aber auch für Thomas war alles mehr als zermürbend. Als sämtliche Untersuchungen beendet waren, wurden die Jungs zu einem Krankeneinzelzimmer gebracht, in dem Olivers Eltern schon sehnsüchtig auf ihren Sohn warteten. Eine Tasche mit frischer Kleidung stand auf dem Bett. Diese hatte Frau Schilm schnell geholt, während ihr Mann die meiste Zeit mit Papierkram zugebracht hatte. Beide waren unangenehm überrascht, als sie sahen, dass Thomas noch in seiner Nähe war. Als sie Oliver in die Arme zogen, hatten beide einen äußerst angespannten und erschöpften Gesichtsausdruck. Oliver sollte über Nacht zur Beobachtung da bleiben. Die Untersuchungsergebnisse sollten bald vorliegen, solange durfte er noch Besuch haben. Gleich nachdem Herr und Frau Schilm ihren Sohn umarmt hatten, brach die wichtigste Frage aus ihm heraus. „Wisst ihr, wie es um Robert steht?“, fragte Oliver ungehalten. „Das hast du wirklich sehr gut hingekriegt, mein Sohn!“, sagte Herr Schilm sarkastisch. „Der Junge liegt mit mittelschwerem Schädelhirntrauma auf der Intensivstation. Du hast ihn wirklich bewusstlos geprügelt! Gratuliere dir!“ Oliver und Thomas wechselten einen panischen Blick. „Die Ärzte haben ihn ruhig gestellt, aber sobald er morgen wieder zu sich kommt, warten eine Menge Fragen auf euch beide! Die Polizei konnten wir für heute abwimmeln, aber morgen werden sie ein hartes Wort mit euch zu sprechen haben!“ Thomas und Oliver nickten betreten. „Zuhause haben wir allerdings auch noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen“, drohte Olivers Vater wütend. Er warf sich auf einen der Sessel und starrte mit verschränkten Armen vor sich hin. Seine Frau stellte sich neben ihm und streichelte beruhigend über seine Schultern. Die Minuten schritten voran, während Oliver und Thomas stumme Blicke austauschten. Es war schon fast elf Uhr und die Besuchszeit war lange vorbei. Thomas traute sich kaum ein Wort zu sagen, da er das Gefühl hatte, dass er nur knapp geduldet wurde. Als die Uhr halb zwölf schlug, kam Doktor Schäfer mit den Untersuchungsergebnissen. Eine Schwester begleitete ihn mit einem rollbaren Behandlungswagen. Olivers Eltern gingen wissbegierig zum Arzt und hörten ihm aufmerksam zu. „Also, Herr Schilm, die gute Nachricht ist, dass Sie keine Gehirnerschütterung haben. Leider hat sich mein Verdacht auf eine Schlüsselbeinfraktur durch die Röntgenaufnahmen erhärtet. Diesen werden wir jetzt gleich behandeln. Wenn Sie alle jetzt bitte kurz draußen warten würden.“ Thomas und Olivers Eltern gingen vor die Tür. Währenddessen wurde Oliver ein straffer Rucksackverband angelegt. Als der Arzt mit der Schwester gegangen war und die drei zurück ins Zimmer gingen, um sich zu verabschieden, lag Oliver gut bandagiert und im Patientenhemd im Bett. Thomas hatte vor der Tür tapfer den ganzen feindlichen Blicken von Olivers Eltern standgehalten. Als sich seine Eltern von ihm verabschiedeten, stand Thomas deplaziert in der Ecke. Herr Schilm ging recht kühl mit seinem Sohn um. Nach wenigen Minuten waren sie fertig und wandten sich zur Tür. Oliver zeigte Thomas per Handzeichen, dass er endlich zu ihm kommen durfte. Versteinert blieben Olivers Eltern im Türrahmen stehen und betrachteten die beiden. Thomas hatte seine Hand mit Olivers fest verschränkt und streichelte ihm über den Kopf. Sie teilten einen innigen Blick. „Mach dir bloß keine Sorgen um Robert!“, flüsterte Thomas und war im Begriff sich runter zu beugen, um Oliver auf die Stirn zu küssen, da fuhr Frau Schilm dazwischen. „Jetzt ist aber gut!“, kläffte sie hysterisch. „Geh besser nach Hause, Junge und ruh dich aus!“ Thomas nickte demütig und schritt eilends aus dem Zimmer. „Ma!“, protestierte Oliver. „Sei still!“, dröhnte sein Vater. „Du hast genug Schaden angerichtet! Überleg dir lieber, was du morgen der Polizei erzählen willst!“ Oliver hatte genug und sank mit Tränen in den Augen in sein Kissen zurück. Herr und Frau Schilm verließen wütend das Zimmer. Als Thomas zu Hause ankam, war es schon weit nach Mitternacht. Obwohl er ziemlich müde und ausgelaugt war, konnte er es sich nicht leisten sich einfach schlafen zu legen. Der Flur war voll mit übel riechendem, halbgetrocknetem Blut. Die benutzen Handtücher lagen mittendrin. Auch wenn er kaum noch die Augen offen halten konnte, sammelte er alle Handtücher ein und steckte sie in die Waschmaschine. Dann nahm er sich Schrubber und Eimer und putze fast eine Stunde lang alles blitz sauber. Als er sich anschließend ausgiebig geduscht hatte, sank er völlig erschöpft ins Bett seiner Mutter und schlief auf der Stelle ein. In seinem Bett wollte er nach der Misere mit Robert vorerst nicht mehr schlafen. ------++++++++------ Review erwünscht Konsequenzen ------------ Es war gerade kurz vor Acht Uhr morgens. Der Tag hatte schon bis jetzt noch angenehme vierundzwanzig Grad erreicht. Thomas war längst nicht ausgeschlafen, überhaupt hatte er sehr schlecht geschlafen und schreckliche Alpträume gehabt. Mit seinem Fahrrad war er gerade auf den Weg zum Stadtkrankenhaus. Die Fahrt dauerte knapp zehn Minuten von ihm zu Hause bis zum Krankenhaus. Vielleicht hatte er ja Glück und war vor Olivers Eltern bei ihm. Ohne Umschweife ging er direkt in Olivers Krankenzimmer und sah erleichtert, dass Oliver alleine war und essend im Bett saß. Die Krankenschwestern hatten ihn früh und unbarmherzig geweckt. Als er Thomas erblickte, breitete sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht aus. Thomas huschte schnell in den Raum und setzte sich auf die Bettkante vom Krankenbett. „Waren deine Eltern schon hier?“, fragte er ohne Umschweife. Oliver stellte sein Tablett beiseite und musterte Thomas. „Ja, sie machen grad ihre Aussage bei der Polizei.“ Thomas stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen. „Keine Sorge. Mit mir haben sie noch nicht gesprochen. Beide noch nicht.“, beschwichtigte Oliver und streichelte kurz über Thomas’ Hand. „Wir müssen unbedingt unsere Aussagen absprechen!“, nuschelte er durch seine Finger hindurch. „Weißt du irgendwas von Robert?“ „Mir verrät hier keiner was.“, antwortete Oliver gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust. Thomas schaute bei seinem Ton abrupt auf. „Hey!“, flüsterte er und legte seine Hand behutsam an Olivers Wange. Oliver wandte sich ab und begann verstimmt zu reden. „Robert ist ein Arsch. Ich bereue es absolut nicht, dass ich ihm eine rein gehauen habe! Im Bezug auf ihn hab ich dir verziehen. Aber trotzdem hast du mich betrogen. Es ist scheiße, was wir grad deswegen durchmachen müssen, aber wenn man das alles abzieht, weiß ich nicht, ob ich wie vorher mit dir umgehen kann. Ich hab die ganze blöde Nacht darüber nachgedacht! Ich habe keine Lust der Polizei und meinen Eltern zu sagen, dass ich diesen Mistkerl vermöbelt habe, weil mein Freund mit ihm fremdgegangen ist! Es ist schlimm genug, dass ich mich jetzt vor allen rechtfertigen muss, weil ich mich in dich verliebt habe! Thomas, ich weiß grad echt nicht mehr, was ich über dich fühlen soll! Der ganze Kampf, den ich durchgemacht habe, nur um zu merken, dass ich auf Jungs stehe und kaum lass ich dich außer Augen, betrügst du mich! Ich wollte nie so werden, aber du hast mich davon überzeugt, dass unsere Liebe etwas bedeutet und dann…“ Oliver brach ab und sank in sich zusammen. Thomas atmete tief durch und kämpfte gegen seine Tränen an. Er durfte jetzt nicht im Selbstmitleid untergehen. Von ihnen beiden musste er jetzt einen klaren Kopf bewahren, auch wenn er an allem Schuld war. Er stand vom Bett auf und begann im Raum umherzugehen. „Ich muss das wieder geradebiegen!“, sagte er nach einigen Minuten gefasst. „Als erstes müssen wir wissen, was mit Robert ist. Meinst du, wir haben noch so viel Zeit, dass ich mit ihm zuerst reden kann?“ Oliver schwieg kurz, bis er langsam und leise ja sagte. Durch Thomas fuhr ein schmerzhafter Stich. Was hatte er da nur angerichtet! Zögernd ging er auf Oliver zu und sah ihm demütig in die Augen. Liebevoll umfasste er seine Wange. „Oliver, ich kann…“ Oliver schloss die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sofort verstummte Thomas. „Ich liebe dich trotzdem noch, du Schuft!“, flüsterte Oliver zaghaft. Thomas zog sein Gesicht nah an sich heran. Sie gaben sich einen kurzen zärtlichen Kuss. Thomas wollte sich nicht von Oliver lösen, aber sie hatten kaum noch Zeit. Seufzend wandte er sich ab und verließ den Raum. Oliver legte sich erschöpft ins Bett zurück. Vor der Tür atmete Thomas kurz durch, bevor er sich auf den Weg zur Rezeption des Krankenhauses machte. Hinterm Empfangstresen saß niemand. Der angrenzende Warteraum war gerappelt vor. Thomas schaute sich ratlos um, bis er ein kleines Schild am Fenster angeklebt sah: Hier bitte klingeln“. Daneben war eine Klingel in die Wand eingelassen, so wie eine normale Hausklingel. Thomas drückte zweimal beherzt darauf. Wahrscheinlich würde jetzt ein Signal im Schwesternzimmer ertönen. Bei ihm war es jedenfalls still. Nach einigen Sekunden kam eine zierliche dunkelhaarige Schwester in rosa Kleidung den Gang entlang geschwebt. Sie war recht hübsch und schien nicht älter als Mitte zwanzig zu sein. Sie lächelte Thomas freundlich an. „Ja?“, fragte sie charmant. Thomas wunderte sich sofort, dass sie bei der wartenden Menschenmasse so gelassen sein konnte. „Ähm, ich möchte gerne jemanden besuchen.“ „Name?“, fragte sie, ging hinter den Tresen und tippte an einem PC rum. „Robert Kain. Er wurde gestern Abend nach einer Schlägerei eingeliefert.“ Thomas fummelte verlegen an seiner Hosentasche rum. „Kain.“, murmelte die Schwester und tippte schneller. Ihre Augen huschten über den Bildschirm. „Ah, hier.“, sagte sie nach einigen Sekunden. „Da können Sie von Glück sagen, dass er nicht mehr auf der Intensivstation liegt. Heute früh wurde er auf die Neurochirurgie verlegt. Zimmer zweihundert siebzehn. Soll ich Ihnen den Weg erklären?“ Thomas nickte dankend und versuchte sich alles zu merken. Er folgte ihr den Gang entlang. Sie bogen nach links ab und dann wieder nach rechts. Sie standen vor einer breiten, grauen Steintreppe. Thomas musste zwei Treppen zum nächsten Stockwerk hochgehen, danach durch die Tür rechts und schon war er bei den Patientenzimmern. Einmal bog er ab, bis er die Nummern Zweihundert elf bis Zwei hundertzwanzig erreichte. Roberts Zimmer befand sich auf der rechten Seite. Niemand war in Sichtweite. Thomas öffnete die schwere Tür und trat ein. Es war ein Zweimannzimmer. Das vordere Bett war leer. Robert lag hinter einem Vorhang an der Fensterseite. Die Hälfte der Fensterfront war verdunkelt. Robert war wach und sah grässlich aus. Er lag bandagiert und grün/blau im Gesicht reglos im Bett. Seine beiden Augen waren übel geschwollen und seine Unterlippe aufgesprungen. Thomas wurde ziemlich mulmig bei diesem Anblick. Dagegen hatte sogar seine Tante gesünder ausgesehen. Zögernd setzte sich Thomas. Robert registrierte schwach, dass er da war. „Wie geht es dir?“, fragte er schüchtern. Ein undeutliches und schwaches Schnauben kam von Robert. „Bin total mit Schmerzmitteln zugepumpt!“, nuschelte dieser mit brüchiger Stimme. „War die Polizei schon bei dir?“ „Du brauchst dir keine Sorgen machen! Ich werde deinen Schatzi nicht anzeigen!“, sagte Robert schon klarer und vor allem deutlicher. Von Thomas’ Herz fiel ein riesiger Brocken. „Dein Ollilein hat mir ziemlich deutlich gemacht, wie er drauf ist. Auf diese Scheiße kann ich ziemlich verzichten! Mann, noch nie hat mich jemand so verprügelt!“ „Du hast es aber auch ganz schön provoziert! Findest du nicht auch?“ „Ja!“, sagte Robert und hielt kurz inne. „Ich hab meine Lektion gelernt! Werde ruhig glücklich mit diesem Idioten. Sobald ich wieder gesund bin, siehst du mich nie wieder!“ „Aber…“ Robert sah Thomas intensiv in die Augen. „Vergessen wir’s, klar! Ich hab echt noch nie jemanden erlebt, der so ausgeflippt ist. Dein Ollilein sollte mal einen Antiaggressionskurs machen! Ich denke mal, er will genauso wenig Stress haben wie ich, also halte ich besser die Klappe. Außerdem steht’s zwei gegen einen.“ Roberts Blick wurde weicher. „Es war schön, dich mal wieder gesehen zu haben! Und du im Bett, hui. Das werde ich echt vermissen! Meld dich bei mir, wenn du wieder solo bist!“ Er grinste. Thomas konnte nicht anders als auch mit zu grinsen. Sie tauschten einen zärtlichen Blick und Thomas drückte Roberts Hand einmal fest, bevor dieser unterbrach. „Und jetzt geh wieder, bitte. Ich muss mich echt ausruhen!“ Thomas nickte und erhob sich. Er hatte Robert schon den Rücken zugewandt, als dieser noch was nachschob. „Ach so, und ich melde mich bei dir, bevor ich fahre. Außerdem sind ja noch meine Klamotten und mein Auto bei dir. Da fällt mir sowieso ein: Könntest du mir ein paar Wechselsachen herbringen. Ich hab kein Bock hier nackt heraus zu spazieren!“ „Klar!“, nickte Thomas. Er beobachtete besorgt, wie Robert nach dem ganzen Erzählen ausgelaugt die Augen schloss. Kurz betrachtete er ihn, bevor er sich leise aus dem Raum schlich. Der Zimmernachbar von Robert war inzwischen zurückgekehrt. Thomas überlegte kurz wie viel derjenige von ihrem Gespräch mitbekommen hatte. Aber im Grunde interessierte es ihn nicht. Der Besuch bei Robert hatte eine halbe Stunde gedauert. Als Thomas in Olivers Zimmer zurückging, war dieser leider nicht mehr allein. Seine Eltern hatten sich wie Wachen um sein Bett postiert, als Thomas hereinkam. Sofort warfen Olivers Eltern ihm einem feindseligen Blick zu. Oliver schaute interessiert und gleichzeitig besorgt. Thomas wappnete sich und ging mutig aufs Bett zu. Oliver ergriff das Wort. „Ma, Pa, ich weiß, dass ich nichts zu sagen habe, aber was ich mit Thomas zu besprechen habe, ist verdammt wichtig. Bitte, wenn ihr mich lieb habt, lasst ihr uns kurz alleine.“ Frau Schilm wandte den Blick von Thomas und sah ihren Sohn wütend an. Herr Schilm berührte sie beruhigend an der Schulter und teilte einen stummen, bedeutungsschwangeren Blick mit ihr. Sie seufzte und verließ den Raum. Oliver war erstaunt und misstrauisch zugleich. Welche Pläne heckten sie über ihn aus?! „Ich gebe euch zehn Minuten!“, sagte Herr Schilm streng und ging, nachdem er beide noch mal ernst ansah. Als beide aus dem Raum waren, atmeten Oliver und Thomas gleichzeitig durch. Thomas setzte sich an Olivers Seite. „Nun sag schon.“ Oliver konnte vor Aufregung kaum an sich halten. „Er war wach und sieht total grausam aus! Du hast ihn wirklich heftig vermöbelt! Er war zwar ziemlich schwach, aber ich konnte mit ihm sprechen. Er zeigt dich nicht an.“ Vor Erleichterung fiel Oliver Thomas um den Hals. Alle Sorgen fielen jäh von ihm ab. Sie umarmten sich fest. Oliver hatte seine Hände in Thomas’ dichten Haarschopf vergraben. Thomas traute sich kaum seinen Freund so fest an sich zu drücken, wie er es gerne gehabt hätte. Schließlich wollte er ihm nicht wehtun. Den Verband spürte er zu deutlich. Nach einigen Augenblicken lösten sich ihre Körper von einander. Olivers Hände fuhren zu Thomas’ Wangen und er legte seinen Mund bebend auf den des anderen. Thomas ließ sich mitreißen und küsste Oliver so leidenschaftlich wie nie zuvor. Minuten verstrichen. Als sie sich heftig atmend von einander lösten, legten sie ihre Stirnen an einander. „Ich kann dir trotzdem nicht ganz verzeihen! Aber ich bin so heilfroh, dass dieses ganze Übel nicht in einer Katastrophe endet!“, flüsterte Oliver atemlos. Thomas suchte seinen Blick. „Ich werde das mehr als wieder gut machen!“, versprach er, ebenfalls atemlos. Einige Minuten blieben sie so aneinander gelehnt, bevor sie sich wieder von einander lösten. Oliver legte sich ins Bett zurück. Als er die Matratze berührte, zuckte er kurz vor Schmerz zusammen. „Hast du starke Schmerzen?“, fragte Thomas besorgt, der sich auf einen Stuhl am Bett gesetzt hatte. „Es geht.“, antwortete Oliver gelassen. „Die Schmerzmittel hier sind gar nicht mal schlecht, aber wenn was direkt an den Bruch kommt, tut’s doch weh.“ „Glaubst du, die Polizei wird trotzdem mit uns sprechen wollen, auch wenn Robert keine Anzeige macht?“, fragte Thomas nachdenklich. Wie aufs Stichwort kamen zwei Uniformierte Beamte mit Olivers Eltern im Schlepptau ins Zimmer. Automatisch waren Thomas und Oliver angespannt. „Guten Morgen!“, grüßte der große stämmige Polizist mit einer tiefen, Respekteinflößenden Stimme und nahm seine Mütze ab. Sein Kollege tat es ihm gleich und zog außerdem ein Notizbuch aus seiner Brusttasche. „Herr Schilm und Herr Richter“, sagte er und gab beiden die Hand. „Mein Kollege Sandner und ich waren gerade zur Zeugenbefragung beim Herren Kain, zwecks einer gestern gemeldeten Prügelei. Eine Anzeige wurde nicht aufgegeben, aber fürs Protokoll brauchen wir von Ihnen noch eine Aussage.“ Der Kollege mit dem Notizblock setzte sich an den sich im Zimmer befindenden Tisch, legte seinen Notizblock vor sich und wartete ungeduldig auf die Zeugenaussagen. Der große Polizist sah beide aufmunternd an und wartete ebenfalls, dass einer von beiden anfing zu erzählen. Oliver und Thomas atmeten durch und erzählten einander ergänzend wie es zur Schlägerei gekommen war. Obwohl sie sich letztendlich doch nicht abgesprochen hatten, ließen beide den ungemütlichen Teil weg. Nach ihren Aussagen ereignete es sich so, dass Robert Oliver provoziert hatte und Oliver daraufhin überreagierte. Glücklicherweise hatte Robert es auch so erzählt und anstandslos die gesamte Schuld auf sich genommen. Am Ende ergab sich, dass sich die Sache in Luft aufgelöst hatte. Niemand hatte etwas zu erwarten. Oliver und Thomas konnten kaum ihr Glück fassen. Nachdem die Polizisten alles noch mal abgesichert hatten, gingen diese nach einer höflichen Verabschiedung. Olivers Eltern waren über den Ausgang der ganzen Sache nicht minder überrascht als die beiden Jungs. Leider stand jetzt erst der unangenehme Teil für sie an. Frau Schilm saß inzwischen auf einem Besucherstuhl in der Ecke neben der Tür. Jetzt wo sie alleine waren, ging Herr Schilm mit den Händen an der Taille abgestützt auf die beiden zu. „Da hattest du aber verdammt viel Glück, mein Junge!“, sagte er angespannt. „Die ganze Situation kommt mir ziemlich seltsam vor. Ihr könnt froh sein, dass nur ihr drei wisst, was wirklich passiert ist! Jedenfalls will ich nie wieder was davon hören. Ich betone nochmals, dass wir alle überaus glücklich über den Ausgang sein können. Ich hoffe, du bist dir im Klaren darüber, was du diesem Jungen angetan hast! Auch, wenn die Polizei dich nicht zur Rechenschaft zieht, verlange ich von dir, dass du für die Kosten, die du verursacht hast, aufkommst! Ich werde von deinem Ersparten den Krankenhausaufenthalt des Jungen bezahlen. Mit der Krankenhausverwaltung habe ich das schon abgesprochen. Das ist das Mindeste!“ Oliver nickte demütig. Er wusste, dass das von seinem Vater sogar noch milde war. Gerade, als er weiterreden wollte, kam Herr Doktor Schäfer mit einer Schwester ins Zimmer. Olivers Vater stöhnte einmal genervt auf. „Wie auf dem Bahnhof!“, murmelte er seiner Frau entgegen. Der Doktor schaute kurz irritiert zu Herrn Schilm bevor er sich an Oliver wandte. „Gute Nachrichten, Oliver, Sie sind hiermit entlassen. Sie können wieder nach Hause gehen. Die Entlassungspapiere sind am Empfang. Außerdem habe ich schon eine Überweisung an ihren Hausarzt ausgeschrieben. Bitte melden Sie sich in spätestens drei Tagen zur Weiterbehandlung bei ihm.“ Er lächelte. „So schauen wir uns noch kurz Ihren Verband an und dann können Sie gehen.“ Nach einer kurzen Untersuchung war der Arzt mit der Schwester auch schon wieder aus dem Zimmer verschwunden. „Großartig!“, sagte Olivers Vater. „Dann zieh dich jetzt an. Wir warten vor der Tür!“ Olivers Gesichtszüge entglitten. Er hatte höllische Angst vor dem, was zu Hause auf ihn wartete. Olivers Vater wandte sich an seine Frau. „Komm, Gerda.“, sagte er und nahm ihre Hand, doch Frau Schilm wollte sich nicht vom Platz bewegen. „Willst du die beiden alleine lassen?!“, fragte sie hysterisch und deutete brüsk auf Thomas und Oliver. „Lass sie sich ruhig von einander verabschieden. Es wird das letzte Mal für sehr lange Zeit sein, dass sie sich sehen! Komm.“ Frau Schilm ging missmutig mit ihrem Mann mit. Als Oliver und Thomas die Worte von Herrn Schilm gehört hatten, sahen sie einander panisch an. „Nein!“, heulte Thomas auf, als die Tür ins Schloss gefallen war. „Wir finden einen Weg!“, beschwichtigte Oliver. Beide überlegten, bis ein Geistesblitz durch Thomas fuhr. Er begann in seiner Hosentasche herum zu suchen und zog plötzlich zwei Mobiltelefone heraus. „Ich hätte ja nie gedacht, dass sich das mal rentieren würde…“, murmelte er. Oliver starrte erstaunt auf die zwei Telefone in seiner Hand. Schnell fing er sich wieder und fiel Thomas um den Hals. Er küsste ihn stürmisch auf die Wange. Gleich darauf sahen sie sich wieder an. „Die Nummern sind drin. So können wir wenigstens reden. Ruf mich immer an, wann du Gelegenheit hast und vor allem wenn ich vorbei kommen kann!“ „Was denkst du denn!“ Sie teilten noch einen innigen Blick, als auch schon Olivers Vater einmal kräftig von draußen gegen die Tür klopfte. Schnell begann Oliver sich umzuziehen. Als er alles zusammen gepackt hatte, standen er und Thomas sich an der Zimmertür gegenüber. „Ich komm aus der Sache schon raus!“, flüsterte Oliver. „Mach dir bloß nicht zu viele Gedanken. Egal, was deine Eltern sagen, es ist nichts schlimmes daran schwul zu sein!“ Oliver nickte annehmend. Sie kamen sich langsam näher und küssten sich innig. „Ich liebe dich!“, hauchte Oliver und strich eine Haarsträhne aus Thomas’ Gesicht. Thomas atmete seinen Duft tief ein. „Ich liebe dich noch mehr!“, antwortete er und gab Oliver noch einen Kuss. Während sie sich liebevoll küssten, hielten sie einander fest an den Händen. Als sie den Kuss lösten, hielten sie sich immer noch fest. Oliver griff zur Türklinke. Thomas ließ seine Hand erst los, als Oliver schon halb draußen war. Mit einem schmerzhaften Blick trennten sie sich von einander. Oliver trottete unwillig seinen Eltern hinterher. Am Empfang unterschrieben er und sein Vater die Entlassungspapiere. Den Überweisungsschein steckte seine Mutter in ihre Handtasche. Als sie vor der Tür waren und der laue Sommerwind in Olivers Gesicht wehte, fragte er sich innerlich, ob das jetzt das letzte mal für längere Zeit war, dass er an der frischen Luft war. Den kurzen Weg nach Hause überlegte er, wie sein Sommer bisher abgelaufen war. Wie aufregend doch alles gewesen war und nun sollte er die letzten zwei Wochen eingesperrt zu Hause verbringen. Leise fluchte er. Er hatte die Zeit doch gar nicht genießen können. Viel zu spät hatte er sich seine Gefühle für Thomas eingestanden, dann kam Berlin dazwischen und dann kam auch schon Robert. Beim Gedanken an ihn wurde Oliver ziemlich wütend. Noch nie zuvor hatte ihn jemand so rasend vor Wut gemacht! Diese Person hatte alles zwischen Thomas und Oliver zum erschüttern gebracht. Den Ärger mit der Schlägerei hatten sie hinter sich gelassen. Aber über das wirklich schmerzhafte hatte er sich nicht mal annähernd mit Thomas aussprechen können. Es schmerzte so sehr, aber im Sinne ihrer Beziehung war diese Unterhaltung mehr als wichtig! Sie kamen zu Hause an. „Gleich nach dem Mittag treffen wir uns im Wohnzimmer und besprechen alles. Bis dahin kannst du dir ja schon was überlegen.“, sagte sein Vater und ging sich umziehen. Olivers Mutter nickte und folgte ihrem Mann. Oliver spurtete in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Etwas im Zimmer hatte sich verändert, das bemerkte Oliver sofort. Der Schlüssel zu seiner Tür war entfernt worden und an seinen Fenstern hatte sich auch was verändert. Er öffnete sie ganz und staunte nicht schlecht, als er ein festgeschraubtes Gitter davor sah. Na toll, jetzt konnte er sich nicht mehr einschließen und abhauen konnte er auch nicht. Wie nett von seinen Eltern. Würden sie ihn nachts auch noch einschließen?! Schnell musste er diese Neuigkeit an Thomas weitergeben, also zog er das Handy aus seiner Hosentasche und rief seinen Freund an. Thomas war nicht minder entsetzt darüber, aber zusammen würden sie schon ein Hintertürchen finden. Auch berichtete Oliver gleich, dass das große Gespräch mit seinen Eltern nach dem Mittag stattfinden würde. Beiden machten aus, dass Oliver ihm schnell eine SMS schreiben sollte, wenn das große Gespräch begann. Als sie sich von einander verabschiedeten, versteckte Oliver das Telefon an einem sicheren Platz. Er legte es zwischen seinen Angelheften, der einzige Ort, den seine Mutter nie anrührte. Als er das erledigt hatte, ging er ins Bad, um den Krankenhausgeruch von seinem Körper zu waschen. Durch den Verband und mit den dazugehörigen Schmerzen, war das gar nicht mal so einfach. Leider konnte er auch nicht duschen. Eine halbe Stunde später (so lange brauchte er nicht mal zum Baden) lag er umgezogen auf seinem frisch bezogenen Bett und legte sich die richtigen Argumente für seine Eltern zurecht. Als ihn seine Mutter zwei Stunden später zum Essen rief, machte er sich missmutig auf den Weg in die Küche. Schweigend schlang er sein Essen herunter. Gleich würde es soweit sein. Panik, Ungeduld und Anspannung wirbelte wie ein Tornado durch seinen Körper. Bevor das große Gespräch begann, entschuldigte er sich aber noch kurz, um auf zu Toilette zu gehen und vor allem Thomas zu informieren. Thomas hatte gleich nachdem sie sich von einander getrennt hatten Robert die Wechselsachen ins Krankenhaus gebracht. Danach war er damit beschäftigt gewesen das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Die restlichen Sachen von Robert hatte er in dessen Auto gelegt und den Schlüssel ans Schlüsselbrett gehängt. Dann hatte er die Küche aufgeräumt und geputzt. Nach dem Telefonat mit Oliver widmete er sich dem Zimmer seiner Mutter. Er tauschte die Bettwäsche aus, genauso wie in seinem Zimmer. Am Ende seiner Putzerei sah sein Zimmer wieder wie vor dem Besuch von Robert aus. Thomas hatte jede kleine Stelle mit der er in Berührung gekommen war gesäubert. Zum Schluss erinnerte nur noch sein Autoschlüssel (und natürlich das nicht zu übersehbare Auto vor der Tür) daran, dass er sich in der Stadt befand. Als Thomas geduscht hatte, machte er sich Mittag und versuchte wieder zu einem normalen Tagesrhythmus zurück zu kehren. Aber gab es überhaupt noch einen normalen Tagesablauf? Seit Ferienbeginn stand doch alles auf dem Kopf. Apropos Ferien. In knapp zwei Wochen würden diese auch vorbei sein. Einige Minuten blieb Thomas an diesem Gedanken hängen, bevor ihn eine kleine Rauchwolke unterbrach. Mist, jetzt war auch noch sein Mittagessen angebrannt. Der Rauch trieb aus der Küche in den Flur, wo sogleich ein schrilles Piepen des Feuermelders ertönte. Thomas hielt sich die schmerzenden Ohren. Dieser Lärm war unerträglich. Mit einem Stuhl bewaffnet ging er in den Flur. Umständlich mit nur einer Hand versuchte er das elende Teil auszumachen, während in der Küche sein Essen munter weiter vor sich hin verbrannte und qualmte. Nach einer halben Ewigkeit hatte er es endlich geschafft und pfefferte das Teil in die Ecke. Der Krach hatte bestimmt die ganze Straße aufgeweckt! Hastig rannte er zur Pfanne zurück und wäre beinahe über seine Füße gestolpert. Beherzt nahm er nach den heißen Griff und zog die Pfanne unter den Wasserhahn. Als dieses Problem getilgt war, riss er alle Fenster in der Nähe auf. In kürzester Zeit war der kleinen Küche eine Räucherstube geworden. Das Essen konnte er nun vollends vergessen. Die kläglichen Überreste zog er aus der Spüle und beschloss sie in der Mülltonne im Garten zur Ruhe zu betten. Als er an seiner metallenen Mülltonne stand und das schwarze rauchende Etwas, das mal sein Schnitzel gewesen war, hinein pfefferte, sah er aus dem Augenwinkel die alte Dame von nebenan kopfschüttelnd in der Tür stehen. „Erst die Polizei und jetzt das...“, murmelte sie vor sich hin. Thomas warf ihr einen fiesen Blick zu, woraufhin sie eilig wieder in ihr Haus verschwand. Thomas hätte die verkrustete Pfanne am liebsten auch gleich in die Mülltonne geworfen, aber seine Mutter hing an dem Teil. Also ging er zurück ins rauchige Haus und begann das Ding fluchend zu putzen. Nebenbei hingen seine Gedanken bei Oliver. Es konnte jetzt jederzeit soweit sein und das machte Thomas madig. Am liebsten wäre er bei seinem Freund gewesen... Nach einiger Zeit war die Pfanne wieder blitzblank und Thomas immer noch hungrig. Durch seine Gedanken außerdem noch zerfressen, musste er sich schleunigst Ablenkung suchen und beschloss daraufhin in die nächstgelegene Pizzeria zu fahren. Er hatte nach ihrem Umzug öfters mit seiner Mutter dort gegessen. Ein kleiner lauschiger Zweiertisch in der hinteren Ecke des Restaurants war ihn Stammplatz geworden. Gleich als er sich gesetzt hatte, begann der Kellner ihn mit Fragen zu löchern, wo Frau Richter abgeblieben war und warum sie so lange nicht mehr vorbei gekommen waren. Thomas bestellte eine Pizza Napoli mit Sardellen, Oliven und Kapern. Das Restaurant lief super, weil die Preise klein waren, alles frisch und per Hand zubereitet wurde und weil es zudem noch sehr schnell ging. Nach zehn Minuten warten, hatte Thomas auch schon die dampfende, runde Leckerei vor sich und begann schnell zu essen. Als er bezahlt hatte und gerade das Lokal verließ, brummte das Telefon unheilvoll in seiner Hosentasche. Erschrocken fuhr er in sich zusammen. Die Nachricht war kurz und prägnant. „Jetzt! Drück mir die Daumen.“, stand da. Thomas musste nicht lange überlegen. Schon schwang er sich auf sein Fahrrad und fuhr zu Olivers Haus. Die große Standuhr im Wohnzimmer hatte gerade ihre Schläge für fünfzehn Uhr beendet, als sich Familie Schilm im Wohnzimmer einfand. Olivers Eltern setzten sich aufs Sofa, Oliver ließ sich auf den angrenzenden Sessel sinken. Jetzt konnte der ganze Spaß beginnen... Olivers Mutter zog einen Zettel aus ihrer Hosentasche und gab ihn ihrem Mann. „Also, wir haben uns einige Stichpunkte gemacht, über die wir jetzt mit dir sprechen wollen.“, begann er. „Wir müssen noch mal ganz vorn beginnen. Vor einer Woche bist du überstürzt mit Thomas nach Berlin abgehauen. Deine Mutter war ziemlich nett, dass sie dich einfach so gehen ließ. Die zweihundert Euro zahlst du selbstverständlich zurück! Nach einem nicht so ganz freundlichen Gespräch am Telefon hast du einfach deine Mutter abgewürgt und hast dich daraufhin ganze vier Tage nicht mehr bei uns gemeldet.“ „Ich war fast krank vor Sorge!“, warf Olivers Mutter energisch ins Gespräch ein. Oliver schaute betreten zu Boden. Sein Vater nahm das Wort wieder an sich. „Durch unsere Nachbarin haben wir überhaupt erfahren, dass du wieder hier warst.“ Oliver fasste sich Mut, um sich zu verteidigen. „Aber wir sind an dem Tag auch erst wieder hergekommen.“ „Das tut nichts zur Sache. Weil du dich eh nicht bei uns gemeldet hättest, nicht wahr?“ Oliver nickte flüchtig und schaute wieder schuldig zu Boden. „Durch diese Sache hattest du dir ja schon Hausarrest, Fernseh-, Telefon- und Computerverbot eingehandelt. Was jetzt noch ausgeweitet wird, weil du den Jungen verprügelt hast. Die Kosten des Jungen sind nicht gerade billig gewesen, deshalb bekommst du festgesteckte Aufgaben, um deine Schuld abzuarbeiten! Schatz, reichst du mir bitte Block und Stift?“ Frau Schilm griff neben sich nach den Dingen und reichte sie ihrem Mann. Herr Schilm nahm es dankend entgegen und begann sofort zu schreiben. „Aufgaben“, schrieb er als erstes und unterstrich das Wort. Dann legte er die Aufgaben fest und schrieb sie darunter. „Rasenmähen, Autowaschen, Zaunstreichen, Geschirrspüler ein- und ausräumen, Staubsaugen und Müll raus bringen kam dabei zusammen. Hinter gewissen Aufgaben schrieb er noch einen Tag und eine Uhrzeit. So musste Oliver das Auto immer samstags um elf Uhr waschen. Als das alles erledigt war, kamen Olivers Bedingungen zur Sprache. „Du hast ab heute für zwei Monate Hausarrest. Das bedeutet, dass du nur in den Garten darfst, Verabredungen und Besuche von Freunden sind untersagt. Wenn du Schule wieder begonnen hat, musst du den schnellsten Weg hin und zurück nehmen. Du hast sicherlich schon die Gitter an deinen Fenstern gesehen. Deinen Zimmerschlüssel behalten wir auch fürs Erste. Nachts wird die Haustür abgeschlossen, damit du nicht wieder abhauen kannst. Wenn wir schon dabei sind, gib mir bitte deinen Haustürschlüssel.“ „Den auch noch?“, fragte Oliver abweisend. Sein Vater nickte streng. Widerspenstig legte ihn Oliver auf den Wohnzimmertisch. „Bitte halte dich an alles. Der Grund ist keine lächerliche Albernheit! Du hast einen Menschen körperlich schwer verletzt! Wie haben nie erlebt, dass du so ausgerastet bist...“ „Olli, was ist nur in dich gefahren?“, fragte seine Mutter verzweifelt. „Ich war zutiefst erschrocken, als ich das gesehen habe! Versprich uns bitte, dass du nie wieder so etwas machst!“ Oliver begann zu stottern. Ihm war es so unangenehm. „Es tut mir Leid, dass ihr das gesehen habt. Mehr sage ich dazu nicht!“, antwortete er schließlich. Sein Herz klopfte bis zum Hals. „Das ist das einzige, was du dazu zu sagen hast?“, fragte Herr Schilm skeptisch. „Hört mal, das ist wirklich eine Sache zwischen mir und dem Typen. Ich bin gerne dazu bereit, den Schaden, den ich bei euch deswegen gemacht habe, wieder in Ordnung zu bringen, aber der Rest ist meine Angelegenheit. Es hätte nie passieren dürfen!“ „Okay, das hört sich schon besser an. Dabei blieben wir.“ Oliver nickte dankend. „So, jetzt kommen wir zum unangenehmen Teil. Die Sache zwischen dir und Thomas.“ Oliver versteifte sich sofort. Ihm wurde eiskalt. „Aber ich würde sagen, bevor wir damit weitermachen, es fällt uns besonders schwer, gönnen wir uns alle eine kleine Verschnaufpause.“ Herr Schilm sah zur Uhr. Eine dreiviertel Stunde war schon vergangen. „In einer viertel Stunde treffen wir uns wieder hier!“ Oliver war mehr als dankbar und eilte aus dem Zimmer. In der Küche genehmigte er sich ein Glas eiskalte Cola und rannte anschließend in sein Zimmer rauf. Mit seinem Schreibtischstuhl verbarrikadierte er die Tür und zog anschließend Thomas’ Handy unter den Angelheften hervor. Schnell war die Nummer gewählt. Nach nur zweimal Klingeln ging Thomas schon ran. „Wie ist es gelaufen?“, fragte er ungehalten, bevor Oliver zu Wort kam. „Es ist noch nicht vorbei. Wir machen grade eine Pause. Über dich haben wir noch gar nicht gesprochen. Deshalb bin ich jetzt auf das, was jetzt noch kommt, noch aufgeregter. Ich wünscht, du wärst bei mir!“ „Glaub mir, ich noch viel mehr. Oliver, bleib konzentriert. Du musst beiden unseren Standpunkt deutlich machen. Wir lieben uns und das ist nichts Abnormales! Sie können uns nicht trennen! In wenigen Wochen bist du achtzehn und dann können sie dir gar nichts mehr!“ Beide hielten kurz inne. Oliver sah auf die Uhr. Noch fünf Minuten. „Ich wünschte wirklich du wärst hier!“, sagte Oliver noch einmal. „Ich bin vor eurem Haus!“, entgegnete Thomas. „Wirklich? Ähm, kannst du versuchen zum Badfenster im ersten Stock zu kommen. Ich mach es für dich auf.“ „Ich werde es versuchen!“ „Rechts neben dem Eingang, direkt an der Seite, da ist ein kleiner Durchgang in der Hecke. Kannst du dich ums Haus schleichen? Neben dem Fenster müsste noch eine Leiter vom Baumschneiden stehen. Ich warte auf dich.“, sagte Oliver hastig und machte sich schnell auf den Weg ins Bad. Nach zwei Minuten erschien Thomas am Fenster. Er krabbelte eilig durch. Zusammen beugten sie sich aus dem Fenster und rückten die Leiter wieder vom Fenster weg. Anschließend fielen sie sich um den Hals. „Gott, es hat sich angefühlt, als wären wir seit Tagen getrennt gewesen und nicht erst seit fünf Stunden!“, flüsterte Thomas atemlos und küsste Oliver. Oliver erwiderte den Kuss zaghaft. Gemeinsam schlichen sie in Olivers Zimmer. Jetzt blieb keine Zeit mehr. Es war schon um vier. „Warte hier auf mich.“, bat Oliver und gab Thomas einen winzigen Kuss zum Abschied. „Immer!“, entgegnete Thomas. „Hoffentlich geht’s gut aus!“ Oliver machte sich auf den Weg nach unten und setzte sich wieder zu seinen Eltern ins Wohnzimmer. Beide sahen sehr angespannt aus. Es war deutlich, dass sie die ganze Zeit angestrengt diskutiert hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)