Manchmal braucht die Liebe einen zweiten Versuch von Wo_Ai_Ni (...geht weiter) ================================================================================ Kapitel 40: Vielleicht... ------------------------- Seto bog um die Ecke. Was hatte das eben gesollt? Was war in ihn gefahren? Hatte er sich tatsächlich Sorgen um sie gemacht? Er würde sich nie um jemand anderen als sich selbst und Mokuba sorgen. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto sonderbarer wurde sein eigenes Verhalten. Sein Verhalten ergab keinen Sinn mehr und dennoch schien es kein Zufall zu sein. Er konnte nicht mehr leugnen, dass sie ihn interessierte. Ihr Verhalten, ihre Handlungen, er konnte sie nicht nachvollziehen. Sie war nervtötend auf der einen Seite und ein unbegreifliches Rätsel auf der anderen. Noch nie hatte sich so vehement um ihn bemüht. Sie suchte ständig das Gespräch mit ihm, lief ihm gezielt über den Weg, und nicht zuletzt diese unwirkliche Äußerung von vor einiger Zeit. Langsam glaubte er wirklich, es wäre ihr ernst. Aber konnte das sein? Hegte sie wirklich diese Gefühle für ihn? Es war so irreal, unglaublich, irgendwie bescheuert. Er hatte sie nie in irgendeiner Weise nett behandelt oder ihr das Gefühl gegeben, dass er sie mochte. Und in Anbetracht dessen, wie gemein und kalt er zu ihr gewesen war, musste sie entweder vollkommen verrückt oder eine Masochistin sein, was irgendwie auf dasselbe hinaus zu laufen schien. Fu blieb für sich allein. //Warum nur...warum nur kann ich nicht aufhören ihn zu lieben? Warum muss ich mir selbst so weh tun? Wieso ausgerechnet er?// Es waren nicht mir die Schmerzen in ihrem Arm, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Wieder einmal hatte ihr Herz sich bemerkbar gemacht und ihr mit aller Intensität vor Augen geführt, wie sehr sie Seto Kaiba liebte und egal, aus welchen Fetzen sie Hoffnungen schöpfte, sie doch nur enttäuscht würde. Er hatte sie dieses Mal nicht beleidigt und auch nicht übersehen. Nein, er hatte sogar mit ihr gesprochen. Aber diese kleine Annäherung, oder was es auch immer war, hatte nur noch größere Schmerzen verursacht. Besser sollte er sie beleidigen, dann konnte sie wenigstens wütend auf ihn sein und konnte für einen Moment diese Gefühle verdrängen. Ihr Leben war nur noch kompliziert und verrückt. Alles was sie tat, alles was sie sagte, es drehte sich nur um ihn. Sie wusste, sie musste sich irgendwie entlieben, aber wenn das Herz einmal an jemanden verloren gegangen war, konnte man es so schnell nicht wieder finden. Außerdem, wer hatte diesen Unsinn von Entlieben überhaupt erfunden? Der müsste doch gemerkt haben, dass das nicht funktioniert. „Du verdammtes Herz! Hör doch endlich auf so weh zu tun!“, fluchte sie, in dem sicheren Glauben, sie sei alleine. Doch dem war nicht so. Seto, der einen Moment nachgedacht hatte, und gerade dabei war zu gehen, hörte die Worte der jungen Chinesin und blickte verwundert um die Ecke. Es schien so, als würde sie sich die Tränen aus den Augen wischen. Was war mit ihr los? Hatte sie etwa solche Schmerzen in ihrem Arm? Für einen winzigen Moment fühlte er sich schuldig, für den Bruchteil einer Sekunde hatte er Mitleid mit ihr. Doch einen Bruchteil später hatte er diese seltsamen Gedanken schon wieder vertrieben und war verschwunden. Auch Fu verließ wenige Minuten später das Schulgelände auf dem Weg zu einem Arzt. Kaiba befand sich in seiner Firma. Er testete gerade eine Demoversion eines Spiels, dass kurz vor der Fertigstellung war, als in dem Spiel die Prinzessin eine Träne für den abreisenden Ritter vergoss. Plötzlich schien die Videospielfigur das Gesicht von Fu anzunehmen, wie sie vor wenigen Stunden auf dem Schulgelände gestanden hatte. Erschrocken wich Seto zurück. Hatte er sich das eingebildet? Natürlich hatte er das. Aber warum? Er hielt inne. Das alles ergab doch keinen Sinn. Doch je mehr er die Gedanken zu verdrängen suchte, desto stärker kamen sie durch. Was war mit ihm los? Warum verhielt er sich plötzlich so komisch? Warum dachte er plötzlich an sie? Hatte er sich wirklich Sorgen gemacht, als sie heute Morgen ,an ihrem bereits verwundeten Arm, verletzt worden war? Hatte er wirklich Mitleid mit ihr empfunden und sich vielleicht sogar schuldig gefühlt, für die Tränen, die sie vergoss? Das war doch alles absurd! Ergab keinen Sinn und überhaupt, warum sollte er sich für jemanden wie sie interessieren? Es war ihm doch egal, was sie tat. Oder war es das plötzlich nicht mehr. Aber wieso so plötzlich? Fu war nervtötend, unbelehrbar und nicht gerade die Hellste. Sie war aufdringlich und tollpatschig. Das einzige, was sie gut zu können schien, war Kochen und Singen. Und für keine der beiden Eigenschaften hatte er etwas übrig. Sie mischte sich in alles ein, musste überall ihre Meinung dazu geben. Aber vielleicht tat sie das alles ja tatsächlich nur, um bei ihm zu sein, wie sie es gesagt hatte. Vielleicht hatte sie wirklich diese Gefühle für ihn. Sie ließ sich weder von ihm, noch von jemand anderem unterkriegen. Zur Not verteidigte sie ihr Leben unerbittlich, wie er gemerkt hatte. Und genau das waren doch Eigenschaften, die er eigentlich schätzte, Willensstärke, Durchhaltevermögen und unerbittlichen Kampfgeist. Sie war außerdem unbelehrbar in ihrem Verhalten, ließ sich von niemandem etwas sagen und nahm kein Blatt vor den Mund. Charakterstärke und Ehrlichkeit, ebenfalls Eigenschaften, die er auch besaß. Und dennoch, in all ihrem Bemühen, ein Mensch zu sein, den er respektierte, scheiterte sie immer wieder. Sie war alles andere als perfekt, und das wusste sie auch. Eigentlich war sie wie jeder andere Mensch, und doch ganz eigen. Aber warum beschäftigte sie ihn nun, wo sie ihm früher so egal war. Hatte sie sich schon so sehr in sein Leben gedrängt, dass er gar keine andere Wahl mehr hatte? Abrupt wurde Seto aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Roland betrat nach kurzem Warten den Raum. „Was wollen Sie?“, versuchte Kaiba in strengem Ton zu sagen, doch aufgrund seiner Verwirrung klang es eher gedankenverloren. „Entschuldigen Sie Herr Kaiba, aber die Limousine ist da.“, antwortete Roland. „Und was soll ich jetzt damit?“, fragte Kaiba, nun doch in der beabsichtigten Tonlage. Roland schien über diese Antwort sehr verwirrt. Nur zögernd antwortete er. „Verzeihen Sie, aber Sie haben doch jetzt einen Termin.“ Schlagartig fiel es Kaiba wieder ein. Seine Gedankenverlorenheit hatte ihn tatsächlich diesen wichtigen Termin vergessen lassen. Er ärgerte sich sehr über sich selbst und war schon fast verlegen, dass er, weil er Gedanken an dieses Mädchen verschwendet hatte, seine Arbeit vergaß. Was passierte nur mit ihm? Es schien, als habe ihn ein Blitz getroffen, so schlagartig hatten sich diese Gedanken in seinen Kopf geschlichen. Gestern war er noch normal, und heute schien es, als wolle man ihm eine Gehirnwäsche verpassen. Eines war sicher. Das alles musste aufhören. Es war schlichtweg abnormal und nervend, raubte Zeit und passte so ganz und gar nicht zu ihm. Und dennoch, eine Stimme, die immer lauter zu werden schien, wollte diese Gedanken gar nicht loswerden. Und sie schien schon so laut zu sein, dass Kaiba die Idee des Gedanken-Loswerden schon wieder vergessen hatte. Es war halb zwei nachts und Kaiba betrat gerade den Hausflur seiner Villa. Diese Uhrzeit war nichts Ungewöhnliches für ihn. Er stieg die Treppen hinauf und bog in den langen Korridor, der letztlich zu seinem Zimmer führte. Lautlos öffnete er die große Eichentür und schloss sie hinter sich wieder. Das Zimmer war dunkel, bis auf den Halbmond, der hell durch das riesige Fenster schien. Seto legte seinen silbernen Aktenkoffer auf den Schreibtisch und zog seinen Mantel aus. Er legte sich auf sein Bett. Hin und wieder musste schließlich auch ein Seto Kaiba schlafen. Er hatte es gar nicht bemerkt, da war er schon eingeschlafen. Kaiba träumte nicht oft und fast 90 Prozent der Träume, die er hatte, vergaß er kurz nach dem Erwachen. Doch diese Nacht hatte er einen seltsamen Traum. Er befand sich in seinem Büro und arbeitete. Eigentlich wusste er nicht woran er arbeitete, denn der Laptopbildschirm war weiß, die Tastatur völlig schwarz. Dennoch tippte er irgendetwas darauf, und bemerkte nicht einmal, dass es sinnlos war. Plötzlich vernahm er ein Geräusch, das von der Tür kam, die unnatürlich weit weg war. Doch auch das störte ihn in diesem Moment nicht. Er versuchte die Person, die eingetreten war zu erkennen. Doch nur schemenhaft war es ihm möglich, zu erkennen, dass die Person lange Haare hatte und eine weibliche Statur. Langsam wurden ihre Züge genauer und er konnte erkennen, was er doch schon gewusst haben sollte. Es handelte sich um Fu Chan, die seltsamer Weise sehr real erschien in diesem Traum. „Du schon wieder!“, blaffte er sie an, stand auf und ging um den Schreibtisch herum. „Ja, ich. Du wolltest mich doch sehen.“, gab sie zur Antwort und kam auf ihn zu. „Ich? Daran könnte ich mich erinnern.“ „Kann man sich denn immer an alles erinnern?“Sie lächelte sanft, doch Seto war diese Situation alles andere als angenehm. „Was willst du hier?“ „Ich will dich kennen lernen, wie du wirklich bist. Ich will einfach...bei dir sein.“ Etwa einen Meter vor ihm hielt sie an und sah ihm in die Augen. Seto wollte etwas sagen, doch, wie das ja immer in Träumen ist, versagte seine Stimme. „Und vielleicht...vielleicht möchtest du ja auch mich kennen lernen.“ „Ganz bestimmt nicht...“, versuchte er noch zu sagen, doch der Traum begann sich aufzulösen. Die Wände in seinem Büro verschwanden und auch der Schreibtisch. Zuletzt verschwamm die Gestalt von Fu. Seto schreckte auf. Was für ein verwirrender Traum. Als ob es heute nicht schon genug gewesen sei. Langsam ging er sich selbst auf die Nerven. Es waren nur zwei Stunden vergangen seit er eingeschlafen war. Der Mond schien noch und die Standuhr in seinem Zimmer tickte. Eine Weile saß er da, den Kopf in die Hände gestützt. „Vielleicht....“ Fu schreckte aus dem Schlaf. „Hat da gerade jemand an mich gerufen?“, fragte sie in die Stille hinein. Doch es kam keine Antwort. //Seltsam. Es war mir gerade so, als habe mich jemand gerufen, oder nein vielmehr, als wollte mich jemand etwas fragen.// Schweigend saß sie in ihrem Bett, sich in ihren Gedanken verlierend. //Ich werde verrückt....und alles nur...wegen ihm.// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)