The Saint von -Az- (Manus sanguinea) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Die Nacht war ungewöhnlich kühl für diese Jahreszeit und er zog seinen Mantel enger. Die Schatten waren tief und man konnte meinen, dass sie sich bewegten. Aber das störte ihn nicht. Die Nacht war seine Gefährtin und der Schatten er selbst. Mit einer tödlichen Zielstrebigkeit ging er durch die nächtlichen Straßen, ohne jemandem aufzufallen. Er wusste genau, wo er hinwollte und auch warum. Deswegen dauerte es auch nicht lange bis er vor einer kleinen Baracke stand, vor der sich einige leichte Damen lümmelten und ihm verführerische Blicke zuwarfen. Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit... Die Neonschrift des "Come Inn" beleuchtete den Eingang der Kneipe mit einem grünen Licht. Hier war er richtig. Er betrat die schäbige Absteige und sah sich um. Trotz der späten Stunde waren noch viele Leute hier, zumeist betrunken und mit irgendwelchen schwerwiegenden Problemen, die sie im Alkohol zu ertränken versuchten. Was ihnen nicht gelingen würde...Es war keine Lösung...Eine Lösung für so manches Problem kostete Geld, aber das war das letzte, was die Kerle hier hatten. Sie trugen ausnahmslos schäbige Kleidung und passten ganz wunderbar in das Ambiente des Pubs. Zigarettenrauch hüllte sie ein und vor ihnen standen bereits eine ganze Reihe leerer Gläser. In einer Ecke hing ein Mann, zusammengesunken und offenbar am Schlafen...die Wodkaflasche erklärte auch warum... Er grinste. Was sie wohl ausgerechnet in dieser Kneipe wollte...Vielleicht würde er es noch erfahren, wenn nicht, dann eben nicht... Er ließ sich an einem Tisch in einer schlecht beleuchteten Ecke nieder, bestellte einen Drink und wartete...Wartete wie ein Raubtier auf seine Beute. Und er musste geduld beweisen, aber davon mangelte es ihm nicht. Er sah immer wieder auf die Uhr. Gleich eins...lange konnte es nicht mehr dauern... Eine junge Frau betrat den Pub,in ihrer Begleitung zwei junge Kerle,die allem Anschein nach auch nicht mehr ganz nüchtern waren. Die Frau war eine wahre Schönheit, die in dieser Kaschemme recht fehl am Platze wirkte. Sie hatte langes, lockiges und pechschwarzes Haar, was ihr leicht um die Schultern fiel. Ihre recht blasse Haut ließ die roten Lippen noch stärker leuchten und ihr rotes Kleid vervollständigte das Bild noch. Er betrachtete sie lange. Wirklich wunderschön... Sie setzte sich mit den beiden Männern an einen Tisch in seiner Nähe, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ausgelassen feixten die drei und lachten über die lahmsten Witze. Die beiden Männer hingen wie gebannt an ihren Lippen und spendierten ihr einen Drink nach dem anderen. Eine ganze Weile ging dass so weiter, doch dann meinte die Frau: "Hey! Jungs! Ich geh grad Eine rauchen! Ihr haltet hier die Stellung und bestellt mir noch etwas nettes!" meinte sie und stand auf. Die beiden lachten glucksend über die Formulierung, welche die Frau gewählt hatte, um ihnen zu sagen sie sollten sitzen bleiben, gehorchten aber wie einfältige Hunde. Sie zwinkerte den beiden zu und ging zum Ausgang. Was sie nicht bemerkte, war der Schatten, der ihr folgte. Draußen war der Hof vollkommen verlassen. Die Damen hatten sich getrollt und suchten nun woanders ihr Glück. "hm...diese Idioten..." murmelte Camilla und zog an ihrer Zigarette. "Glauben doch ernsthaft, dass sie mich ins bett kriegen würden..." Sie lachte leise bei dem Gedanken an die zwei Trottel drinnen in der Bar. Ihr Blick wanderte zum Himmel und sie blickte die Sterne an. "Eine wunderschöne Nacht heute, nicht wahr?" fragte eine Stimme hinter ihr dicht an ihrem Ohr. Camilla fuhr zusammen und sprang zur Seite. "Was zum..." Sie starrte in ein paar wundervoller Augen und vergaß sofort, was sie sagen wollte. "Wer sind sie?" fragte sie leise und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Der fremde war recht groß, gut gebaut und irgendwie geheimnisvoll...Er lächelte. "Ein Name spielt keine Rolle...nicht bei einer so wunderschönen Frau wie sie es sind!" sagte er mit leiser und betörender Stimme... Camilla lachte leise. "Nun, Fremder...wenn Sie meinen..." Sie sah ihn an. Er war faszinierend! "Was führt Sie in eine Kneipe wie diese?" fragte sie lächelnd. Er seufzte traurig. "Die Einsamkeit eines Mannes...eines Mannes, der sich nach etwas sehnt, was er vor vielen Jahren verloren hat..." Er blickte zu den Sternen und wusste, dass sie angebissen hatte. Camilla kam langsam auf ihn zu. "Nun...vielleicht kann man da Abhilfe schaffen?" Die beiden Trottel hatte sie vollkommen vergessen...Dieser Mann...er war einfach der Wahnsinn! Sie lächelte ihn kokett an und kam noch näher. Er seufzte und drehte sich ein wenig weg. "Nicht..." murmelte er leise, aber so, dass es nicht nach Widerstand klang. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und säuselte ihm ins Ohr: " Warum so schüchtern? Ich dachte Sie sind einsam, Fremder!" Er sagte nichts, ließ sie aber machen. Camilla drehte ihn jetzt zu sich und sah ihm tief in die Augen. Er erwiderte ihren Blick und wenige Augenblicke später schlossen sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Der kalte Stahl fuhr sanft in ihr Herz. Camilla versteifte sich, aber ihr entfuhr nicht der geringste Laut. Als ihre Arme runtersanken, löste er den Kuss ,hielt sie aber weiter fest. Ihr Blick war verwirrt und eine Mischung aus Angst und Schmerz standen darin geschrieben. Ihre Dunklen Augen hefteten sich in die seinen und er lächelte. "Es ist gleich vorbei..." murmelte er beruhigend. "Was..." Ihr Blick erlosch und sie sank mit einem beinahe erlösend klingenden Seufzen zusammen. Erst jetzt zog er das Messer aus ihrer Brust und ließ sie sanft zu Boden gleiten. Er ging neben ihr in die Knie und schloss ihr sanft die Augen. Mögest du in Frieden ruhen...In nomine patris et filii et spiritu sancti. Amen. » Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, faltete ihre Hände und säuberte ihre Wunde. Wieder sah sie aus, als würde sie schlafen. Der Mond beschien ihre ebenen Gesichtszüge und ihre Lippen glänzten in seinem Licht. Er steckte das kleine silberne Messer wieder ein, faltete die Hände um seinen Rosenkranz und betete leise für die junge Frau, die nun kalt und leer neben ihm lag. Wenige Augenblicke später deutete nichts mehr auf die Anwesenheit des Mannes hin. Camilla hielt in ihren Händen eine einzige weiße Lilie, deren Blütenblätter sich sanft an ihr Kinn schmiegten. Ihr Gesicht sah friedlich aus und nur die kleine Stichwunde über ihrem Herzen und das mit Blut gezeichnete Kreuz auf ihrer Stirn verriet der Polizei, die am nächsten Morgen eintraf, dass sie es mit Mord zu tun hatten. Claire wachte mitten in der Nacht auf. ihr war, als hätte sie etwas gehört. Reglos lag sie wach und lauschte. War da nicht ein Geräusch? „Connor!“ flüsterte sie, bekam aber keine Antwort. Sie drehte den Kopf und runzelte die Stirn. Er lag nicht neben ihr...Sein Bett war aufgewühlte, aber leer. Noch einen Moment lag sie still, dann stand sie leise auf, zog sich ihren Morgenmantel über und schlich zur Tür, die, wie ihr jetzt auffiel, offen stand. Claire schlich leise in den Flur. Die Geräusche schienen aus der Küche zu kommen. merkwürdig. Sie schluckte und schlich weiter. Auch die Tür der Küche stand einen Spalt breit offen und helles, weißes Mondlicht fiel durch den Spalt. Sie blickte hindurch und was sie sah, verwunderte Claire. Sie schob die Tür auf und betrat die Küche. Irgendetwas störte sie an dem Bild. „Connor?“ fragte sie und blickte ihren Freund an, der am Küchentisch saß, in Mondlicht getaucht, und scheinbar gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Er fuhr leicht zusammen und drehte sich um. „Claire! Du bist wach?“ fragte er und wirkte ehrlich überrascht. „Es ist halb vier morgens!“ Sie lachte leise, aber vollkommen humorlos. „Dasselbe kann, glaube ich, auch ich dich fragen, oder?“ Sie musterte ihn. „Connor? Warum bist du angezogen?“ Jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, fiel ihr auch auf, was sie an seinem Erscheinungsbild gestört hatte. Er saß da, eine Flasche Whiskey auf dem Tisch und ein Glas, in dem sich noch ein Schluck des Getränkes befand, in der Hand. Connor trug seine Lederjacke, hatte eine Jeans an und sogar noch seine Schuhe. Man konnte meinen er wäre gerade erst nach Hause gekommen. Als er auch nach einer geschlagenen Minute nicht antwortete, wurde sie misstrauisch. „Connor! was ist los mit dir?“ Sie kam nicht näher, sondern blieb auf Distanz. irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Connor. Er seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen, nachdem er das Glas abgestellt hatte. „Claire...ich...konnte nicht schlafen und bin einmal um den Block gegangen...“Es klang selbst in seinen Augen wie eine billige Ausrede. „Es ist die Arbeit...im Moment habe ich einfach...so viel zu tun!“ Er blickte sie müde an. „Ich glaube ich brauche Urlaub...“ Sie sah ihn weiter an. „Ich glaube, du solltest dich jetzt ganz schnell wieder hinlegen und noch ein wenig schlafen! Wolltest du nicht morgen mit Sean und Jake surfen gehen?“ Er lächelte. „Ja...willst du mit?“ fragte er nach, aber sie schüttelte den Kopf. „Nein...nutz die Zeit mit deinen Freunden...ich bin nicht so der Surfertyp, dass weißt du.“ Sie hatte beschlossen, ihm erst mal zu glauben, was er sagte. Manchmal hatte er eine Eigenart an sich, dass er Dinge tat, die sie nicht verstand. Aber sie hatte aufgegeben zu sehr nachzufragen, da er dann meistens gereizt reagierte und der Tag dann gelaufen war. und solche Situationen konnte sie nicht ertragen. Sie ging nun doch zu ihm und legte ihre Arme um seinen Hals. „Komm, Schatz...du musst schlafen...“ hauchte sie in sein Ohr und küsste ihn auf die Wange. Dann löste sie sich wieder von ihm, nahm Flasche und Glas und räumte beides weg. „Dass du immer noch dieses widerliche zeug trinken musst...“ Claire schüttelte den Kopf. Sie verabscheute Whiskey und Alkohol überhaupt. Connor seufzte und stand auf. „Na schön...wenn Missy das meint, dann will ich mal nicht so sein...“ Er war unübersehbar froh, dass sie nicht weiter nachfragte. Gemeinsam verschwanden sie im Schlafzimmer und Connor bekam immerhin noch vier Stunden, wenn auch unruhigen, Schlaf. Der nächste Morgen kam nicht so grausam, wie der vorherige. Die Strahlen der Morgensonne kitzelten Connors Nase und als Claire ihm einen sanften Kuss auf selbige warf, schlug er die Augen auf. „Morgen, mein Engel!“ meinte er lächelnd und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Sie erwiderte sein Lächeln aufrichtig. „Guten Morgen, Süßer!“ Sie gab ihn noch einen innigen Kuss, diesmal auf seine Lippen, löste sich dann aber von ihm. „Was hältst du von Frühstück?“ fragte sie ihn grinsend. Connor lachte leise. „Du bist mir also wieder zuvorgekommen! Irgendwann wird ich dir auch mal Frühstück machen!“ Sie lachte hell. „Nein! Solange du dich nachts sonst wo rumtreibst, wird das wohl nie passieren!“ meinte sie scherzhaft. Dann piekste sie ihn in die Seite. „komm schon, ich hab extra Croissants geholt!“ Er setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Claire war schon aufgestanden und lief gut gelaunt in die Küche. Connor blickte zum Fenster raus. Was war nur wieder los gewesen... Schließlich stand er auf und genoss mit Claire zusammen ein herrliches Frühstück auf ihrer Terrasse. Es war ein perfekter Tag zum Surfen. Es ging ein leichter Wind. Die Wellen würden schön groß sein! Schade, dass Claire nicht so gerne zum Surfen ging. das hätte den Tag noch perfekter gemacht. Aber er hatte es versucht, hatte sie immer wieder mit hingeschleppt, aber sie wollte es nicht und er wollte sie zu nichts zwingen. Nach dem Frühstück zog er sich an und kramte seine Sachen zusammen. Claire half ihm, da er wie immer den Überblick schon nach wenigen Minuten verloren hatte. Sie alberten rum und vertrödelten so noch mehr Zeit. Aber schließlich verabschiedete sich Connor mit einem Kuss von ihr. „Viel Spaß, Schatz!“ meinte sie noch und sah ihm nach, wie er sich in den Taxi setzte und zum Strand runterfahren ließ – inklusive Brett, was etwas schwierig war, aber mit ein wenig mehr Trinkgeld für den Fahrer dann doch ging. Dann schloss sie die Tür wieder und setzte sich wieder an den Küchentisch. Dort schmierte sie sich ein weiteres Brötchen und stellte das Radio an. „...gefunden. keine weiteren Spuren wurden am Tatort hinterlassen. So, wie auch bei den anderen Morden. Die Polizei tappt weiterhin im Dunkeln und bittet die Bevölkerung um Hinweise auf einen möglichen Täter. Außerdem werden besonders junge Frauen gebeten, gut auf sich aufzupassen, da alle Opfer des Mörders zwischen 20 und 30 Jahre alt und weiblich waren. New York...“fuhr der Sprecher fort. Claire blickte nachdenklich über die Dächer der Stadt. Schon wieder ein Mord. Die wievielte war es? Die Siebte? Oder Achte? Sie konnte es nicht glauben, dass sie noch immer keine Spur von dem Mörder gefunden hatten. Irgendwann musste er doch einen Fehler machen! Schließlich war er sicher auch nur ein Mensch! Sie stellte das Radio wieder ab, stand dann auf, um sich ebenfalls anzuziehen. Sie hatte sich heute mit einer Freundin verabredet, um für Connor ein Geburtstaggeschenk zu kaufen, da er in einer Woche 28 wurde. Ein halbe Stunde später verließ sie die Wohnung, schloss ab und machte sich, diesmal zu Fuß, auf den Weg in die Innenstadt. Der Weg war nicht weit und sie ging ihn gern. Er führte durch den Park an einem kleinen See oder eher Teich entlang. Man konnte zwar auch wesentlich schneller zu der Einkaufsmeile gelangen, aber so war es einfach schöner. So lief Claire auch heute wieder den gewohnten Weg entlang. Die Sonne schien herrlich warm auf ihre haut. Es war nicht viel los und nach etwa zwanzig Minuten erreichte sie den Treffpunkt, den sie mit ihrer Freundin ausgemacht hatte. Anna wartete auch bereits und gemeinsam machten sie sich also auf, einzukaufen. Ihr weg führte sie auch an einer etwas abgelegeneren Ecke vorbei. Dort gab es einen versteckten kleinen Laden, in dem man aber wunderschöne Accessoires kaufen konnte. „Lass uns da hingehen!“ meinte Claire und Anna stimmte zu. Als sie den laden erreicht hatten, viel Claire etwas auf. Sie blieb stehen und blickte den Gegenstand an, der in der Ecke lag und ihr fast nicht aufgefallen wäre. Es handelte sich um eine Blume. Claire ging näher heran, bückte sich und hob die schneeweiße Lilie auf, die dort im Straßendreck lag. „Was hast du da?“ fragte Anna und kam ebenfalls näher. Ihr Gesicht hellte sich auf. „Wow! Die sieht ja toll aus!“ meinte sie und strich über die Blütenblätter der Blume. Das tat sie wirklich. Die Farbe war makellos weiß und schien in der Sonne ein wenig zu glitzern. Auch das grün des Stängels war frisch und kräftig. Die musste erst vor kurzer zeit jemand hier verloren haben. „Die nehm ich mit!“ meinte Claire grinsend. Da die beiden so ziemlich alles gefunden hatten, was sie heute hatten kaufen wollen, machten sie sich auf den Rückweg. Claire verabschiedete sich von Anna und ging, die Lilie in der Hand nach Hause. Dort stellte sie die Blume in eine Vase mit Wasser und diese auf den Tisch im Wohnzimmer. Sie machte sich wirklich gut! Gut gelaunt widmete sie sich dem restlichen Tageswerk. Die Bedeutung der Blume schien vollkommen belanglos zu sein und Claire dachte nicht weiter drüber nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)