Sakura von -Hikki- ((Kagrra FF) one cherry blossom will fall.....fall in love with you?) ================================================================================ Kapitel 3: third cherry blossom ------------------------------- Traurig lächelnd betrachtete er den Blondschopf in seinen Armen. Nach einer Ewigkeit, so schien es zumindest ihm, hatte Shin sich endlich beruhigt und aufgehört zu weinen. Nun lag er einfach nur so da, weiterhin an Nao geklammert, sagte aber kein Wort. Auch Nao sprach nicht. Er wusste, dass Shin von sich aus anfangen musste zu reden. Wenn er versuchen würde, ihn dazu zu zwingen, würde er nur das Gegenteil erreichen. Dann würde er sich wieder vor ihm zurückziehen und sich ihm vielleicht nie wieder öffnen. Denn, dass er sich zumindest ein Stück weit ihm gegenüber geöffnet hatte, war nicht zu leugnen. Allein die Tatsache, dass er vor Nao zugab, dass er Kummer hatte, und sich von ihm trösten ließ, machte Nao ein kleines bisschen glücklich. Gleichzeitig aber wollte er unbedingt wissen, was ihn so traurig machte. Er machte sich ernsthafte Sorgen um Shin, und ehe es diesem nicht wieder besser ging, wollte er nicht aufgeben. Irgendwie musste man ihm doch helfen können, egal was ihn bedrückte. Noch immer sagte keiner von beiden ein Wort, doch Nao wusste genau, dass Shin nicht eingeschlafen war. Dafür war seine Atmung noch zu unruhig. Wahrscheinlich machte er sich jetzt wieder Gedanken, was passiert war, und bereute seinen Gefühlsausbruch. Doch warum stand er dann nicht sofort auf und stieß Nao von sich? Obwohl er immer mehr das Gefühl hatte, zu wissen, was in Shin vor sich ging, stieß er auch immer wieder auf Reaktionen des anderen, die er nicht deuten konnte. Dies ließ ihn auch etwas an sich selbst zweifeln, ob er wirklich Shin helfen konnte. Doch wenn er es nicht tat, wer würde es dann tun? Niemand schien sich um ihn zu kümmern außer Nao, und der wollte nicht abwarten bevor Shin vollkommen zugrunde ging. Denn, dass er auf dem besten Weg dahin war, musste Nao jedes Mal schmerzhaft erfahren, wenn er in seine traurigen Augen sah. Manchmal glaubte er, es wäre kein Leben darin. Da war es vielleicht sogar ganz gut, wenn er sie dazubrachte, ihn wütend anzublitzen. Die sich öffnende Tür riss sie beide aus ihren Gedanken, und bevor Nao überhaupt realisierte, was vor sich ging, hatte Shin sich schon aus seiner Umarmung befreit und hatte übereilt das Klassenzimmer verlassen. Einer ihrer Klassenkameraden sah ihm etwas perplex hinterher, ging aber dann ohne weitere Fragen an seinen Tisch und begann etwas zu schreiben. Wahrscheinlich irgendwelche Hausaufgaben. Hatte der überhaupt Shins gerötete Augen bemerkt? Sicherlich, aber er interessierte sich nicht dafür, ob der andere Probleme hatte oder nicht. Warum interessierte es keinen in seiner Klasse? Nao verzog verärgert sein Gesicht. Warum nur waren sie alle so oberflächlich?!? ~ * ~ "Kleiner?" etwas verunsichert wedelte der Schwarzhaarige mit einer Hand vor Akiyas Nase hin und her. "Haaallo?!? Bist du etwa vor Schiss zur Salzsäule erstarrt?" "Hä?" irritiert sah Akiya dem anderen nun ins Gesicht, nachdem er ihn von oben bis unten genauer gemustert hatte. Schiss? Vor was? Etwa vor dem Jungen?? "Puh! Dachte schon du wärst weggetreten, Kleiner!" meinte sein Gegenüber daraufhin grinsend. Akiya sah ihn immer noch verwirrt an, deutete dann auf den Boden und sagte gelassen. "Du bist kleiner als ich." "Was?" fragte der Schwarzhaarige entgeistert. "Ohne deine Schuhe wärst du kleiner als ich." erwiderte Akiya immer noch ruhig und deutete weiterhin auf die Plateaustiefel des (im Moment) Größeren. Der sah ihn zuerst an als hätte er ihm gerade gesagt, dass er in Wirklichkeit kein Mensch war, dann lachte er plötzlich laut los. Akiya musste sofort grinsen. Dieses Lachen war der totale Gegensatz zu seinem vorherigen ernsten Gesicht und machte mehr als deutlich, dass er nur halb so eitel war, wie er vielleicht den Halbstarken um sie herum vorspielte. "Du kennst mich nicht?" fragte er schließlich, als er sich wieder beruhigt hatte. "Nein..." Akiya zögerte und beäugte ihn misstrauisch. "Sollte ich?" "Ne Kleiner, nicht wichtig, nicht wichtig...." Dem Schwarzhaarigen schien diese Antwort zu gefallen. Jedenfalls blieb sein Grinsen erhalten, als er Akiya seine Hand entgegenstreckte. "Ich heiße Izumi. Und du? Hast du vielleicht etwas Lust mich zu begleiten?" "Akiya..." der Rotschopf überlegte lange, ehe er lächelnd nickte. "Ok, warum nicht...aber hast du nicht vorher von ner Strafe geredet?" Er beobachtete die Reaktion des anderen belustigt. "Strafe? Neee....musst du dich verhört haben! Außerdem bezweifle ich, dass du soviel mit den Vollidioten da zu tun hast." Er deutete in die Richtung, in die Akiyas Freunde verschwunden waren. "Wie man's nimmt...." murmelte Akiya leise zu sich selber. So sicher, dass es wirklich seine Freunde waren, war er sich längst nicht mehr. Sie unternahmen zwar öfters etwas mit ihm, aber im Grunde vertraute er keinem von ihnen und ihre Freundschaft war auch nie sehr tiefgründig gewesen. Ihn beschlich so langsam das Gefühl, dass er nur mit diesen Jungs etwas unternommen hatte, um nicht ganz allein zu sein. Und dadurch fühlte er sich nur noch mehr einsam. Schweigend folgte er Izumi, während dessen "Kameraden" sich nach und nach von ihnen trennten. Nur zwei begleiteten sie schließlich zu einem großen Haus, dass von noch größeren Mauren umgeben war. Akiya hatte gar nicht auf den Hinweg geachtete, sodass er sich plötzlich in einem Wohnviertel befand, dass ihm vollkommen unbekannt war. Doch er hatte so eine Ahnung, wo genau er sich hier befand....und die Ahnung gefiel ihm nicht besonders... ~ * ~ Warum nur? Warum?!? Habe ich nicht schon genug Probleme als dass ich „Freunde“ gebrauchen könnte?! Und doch...ein kleiner Teil in mir sehnt sich danach wieder dort drin bei ihm zu sein... Traurig sitze ich unter einem der wenigen Bäume auf unserem Schulgelände und blicke herüber zu dem weißen Gebäude. Meine Sicht ist verschwommen, denn noch immer stehen mir Tränen in den Augen, aber diesmal dränge ich sie zurück. Ich will mich nicht wieder dem Schmerz hingeben...nicht schon wieder... Ich weiß nicht genau, was da gerade mit mir passiert ist....normalerweise weine ich nicht vor anderen...eigentlich weine ich nicht einmal, wenn ich alleine bin. Aber nun habe ich in wenigen Tagen gleich zweimal weinen müssen und immer hat mich dieser Idiot dabei gesehen. Ich hasse ihn. Immer muss er um mich herum sein und so tun als würde er sich Sorgen machen. Immer sieht er mich so mitleidig an und ich fühle mich nur noch schlechter, kann meine Gefühle nicht mehr wirklich verdrängen. Er ist daran schuld, dass ich weine... Und doch....kann ich ihn nicht wirklich hassen. Denn ich weiß ganz genau, dass ich mir gerade Dinge einrede die nicht stimmen... Aber dies ist die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass ich Vertrauen zu ihm aufbaue...ich brauche keine Freunde. Am Ende stehe ich sowieso wieder alleine da und niemand hilft mir. Wozu also so tun als würde „Freundschaft“ etwas bringen... Weil er es verdient hätte, dass ich ihm eine Chance gebe? Weil er vielleicht anders ist als die anderen? Weil er es wirklich ernst meint? Nur...wegen ihm?! Dazu müsste ich ihm vertrauen.... Aber tue ich das nicht schon unbewusst, wenn ich vor ihm weine? Wenn ich ehrlich bin... Als er sagte, er würde mich wirklich mögen...da habe ich mich gefreut...aber gleichzeitig hatte ich Angst, denn ich wurde schon so oft belogen und verraten. Sagte nicht auch mein Vater früher immer, wie gern er mich hat....?! Und was ist nun! Er verachtet mich, weil ich seinen Vorstellungen nicht entspreche. Und Mutter?! War nicht sie es, die immer für mich da sein wollte? Sie hat ihre ganzen früheren Worte vergessen...mich vergessen....genauso wie mein Bruder....Ich weiß noch, als bei uns zu Hause noch alles in Ordnung war, waren wir unzertrennlich....Jetzt bin ich ihm genauso egal wie all die Frauen, die er nachts fickt, bevor er sie am nächsten Tag wieder verlässt.... Und Akiya? Akiya....er wollte mich nicht verlassen. Dass er nicht mehr bei mir ist, daran bin ich selber schuld....wäre ich nicht so ekelhaft ihm gegenüber gewesen, wären wir jetzt bestimmt noch Freunde...er war eigentlich der einzige, der mir noch etwas bedeutet hatte. Darum habe ich ihn von mir gestoßen....ich wollte nicht, dass ich ihn irgendwann noch mehr verletze, sollte ich einmal so werden wie der Rest meiner Familie...Denn wie soll man eine richtige Freundschaft aufbauen, wenn man gelernt hat, dass Vertrauen nur gebrochen wird? Ich kann niemandem mehr vertrauen....deshalb bleibe ich lieber allein....auch wenn mich die Einsamkeit zerstört.... Es raschelt neben mir und kurz darauf setzt sich jemand direkt neben mich. Ich muss nicht einmal den Kopf wenden, um zu wissen, wer es ist.... „Du musst mir nicht von heute auf morgen vertrauen...aber...du könntest versuchen es zu lernen...ich weiß, Vertrauen braucht Zeit, und bei dir wahrscheinlich noch viel, viel mehr...trotzdem...ich würde dich nicht allein lassen....“ Seine Stimme klingt so ehrlich und angenehm....Ja, ich würde ihm gerne vertrauen können... Ich schließe meine Augen und seufze leise. Die Äste über uns werden leicht vom Wind gestreift und es hört sich an wie die Melodie eines traurigen Liedes, dass ich vor langer Zeit gehört habe....Warum ich ausgerechnet jetzt wieder daran denken muss? Wahrscheinlich, weil mein Herz soeben beschlossen hat nicht auf ewig kalt zu bleiben.... Leicht lehne ich mich an Nao, lege meinen Kopf an seine Schulter. Kurz darauf bin ich auch schon eingeschlafen.... ~ * ~ Akiya stand währenddessen in einem geräumigen Zimmer eines Teenagers und sah sicher verwundert um. Das ganze Haus, ja das ganze Grundstück hier schrie geradezu das Wort „Yakuza“...aber dieses Zimmer sah ganz anders aus als die anderen Räume, durch die sie gelaufen waren. Zwar war das Zimmer genauso ordentlich, doch statt wertvollen, traditionellen Möbeln, standen hier Möbel, die stark an Ikea erinnerten, an den Wänden hingen keine Gemälde, sondern Poster von Rockbands und das Zimmer war vollgestopft bis in die letzte Ecke. Grinsend ließ sich Izumi auf seinem roten Sofa nieder und bedeutete Akiya es ihm gleichzutun. Dieser folgte der Aufforderung, konnte es aber nicht lassen weiterhin die Poster zu begutachten, denn die meisten der Bands waren ihm vertraut. Anscheinend hatte der Schwarzhaarige den gleichen Musikgeschmack wie er. „Nun....warum ich dich eigentlich mit zu mir genommen habe....“ unterbrach Izumi Akiyas Gedanken, sodass er ihn ansah. „Ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten.“ „Aha...und der wäre?“ fragte Akiya unsicher. „Ich suche ein Mädchen und Gerüchten zufolge geht sie seit diesem Schuljahr auf eure Schule. Ich bräuchte deine Hilfe, um sie ausfindig zu machen....“ „Warum kannst du sie denn nicht alleine finden? Ich mein...du hast doch sicherlich genug Leute und Mittel, die dir dabei helfen könnten.“ „Theoretisch schon....nur leider möchte mein Vater nicht, dass man nach ihr sucht. Und egal, wie sehr ich auch die Leute unter Kontrolle habe....mein Vater steht immer noch über mir und sie gehorchen ihm bedingungslos. Bitte, du musst mir helfen!“ „Sag mal...“ Akiya ließ seinen Blick wieder durch den Raum schweifen, bevor er seine Gedanken aussprach. „Warum bittet der Sohn einer Yakuzafamilie so sehr um einen Gefallen?“ "Vielleicht weil ihm das Mädchen sehr wichtig ist?" Izumi wirkte leicht verlegen, als er Akiya ohne zu zögern antwortete. "Liebst du sie?" Der Rotschopf betrachtete einige der Bilder, die auf dem Nachtisch standen. Eines einer erwachsenen Frau mit klassischer japanischer Schönheit, und eines eines jungen Mädchens, das gedankenverloren vor einem Fenster stand und den Anschein erweckte, den Fotographen nicht bemerkt zu haben. "Wie bitte?" "Du hast mich richtig verstanden. Liebst du sie?" Akiya sah sein Gegenüber ernst an. "Wenn du dich für sie deinem Vater widersetzen willst, kann es doch nur das sein, oder?" "Wahrscheinlich..." meinte Izumi mit einem kleinen Lächeln. "Erzähl mir, wer sie ist...vielleicht kann ich sie wirklich für dich finden." Izumi lachte erleichtert auf und reichte Akiya die Hand. "Danke Kleiner, wirklich!" strahlend erwiderte er Akiyas freundlichen Blick, wandte sich dann aber kurz zu seiner Uhr um. "Aber ich glaube das verschieben wir lieber auf das nächste Mal, wenn du nicht zu spät zum Unterricht kommen willst..." "Was?!?" Akiya sprang erschrocken auf. "Scheiße, Schule hab ich völlig vergessen!" "Nicht aufregen, ich fahr dich hin." beruhigte ihn Izumi und zog ihn nach draußen auf den Flur. "Dann kannst du mir auch noch kurz deine Telefonnummer aufschreiben, damit wir weiterhin in Verbindung bleiben können..." ~ * ~ Ich weiß noch, dass ich geträumt habe, während wir dort nebeneinader sitzen. Es ist nicht wie sonst einer der Träume, in denen ich das Gefühl habe zu fallen oder zu ertrinken. Nein, dieser Traum ist anders. Er ist schön und hat etwas Beruhigendes und Zauberhaftes für mich. Und doch, obwohl er sich mir scheinbar tief ins Gedächtnis gebrannt hat, kann ich mich nun, da ich wach bin, nicht mehr an ihn erinnern. Ich versuche es eine Weile, aber es will mir einfach nicht gelingen. Also öffne ich schließlich langsam meine Augen. Das Sonnenlicht, dass vereinzelte durch die Äste hindurch scheint, blendet mich sofort und ich muss blinzeln. Neben mir höre ich es leise kichern und ohne dass ich es wirklich will schleicht sich mir ein kleines Lächeln auf die Lippen. Ja, ich kann tatsächlich wieder lächeln. Ob das an dem Traum liegt, oder... "Hey Schnarchnase, wir müssen so langsam wieder zurück zum Unterricht!" begrüßt mich auch schon mein braunhaariges Kissen und stupst mich in die Seite. Ich versuche ihn böse anzugucken, aber in Anbetracht, dass mir vom Schlaf noch die Haare wirr vom Kopf abstehen, bewirkt es eher das Gegenteil: Er lacht schon wieder. Schmollend drehe ich mich weg, während er anfängt meine Haare zurecht zu zupfen. "Sei doch nicht gleich beleidigt! Sah nur einfach....süß aus..." sagt er entschuldigend. Zum Glück kann er nicht sehen, wie rot ich im Moment bin... Ich atme tief durch und drehe mich dann wieder zu ihm um. "Denk bloß nicht, nur weil ich dich als Freund dulde, werd ich ab sofort nett zu dir sein! Mein Verhalten dir gegenüber wird sich in keinster Weise ändern!" gebe ich trotzig von mir. Aber ich meine es ernst. Selbst, wenn ich ihm vertrauen könnte...wenn er mein Freund bleiben könnte...ich möchte nicht von vorne rein sagen, dass es mir etwas bedeutet. Lieber bewahre ich mir noch eine Zeit lang meinen Schutzwall. Vielleicht tut es dann auch nicht so sehr weh, sollte er mich doch einmal fallenlassen... "Schon ok, wäre ja auch langweilig! Wie soll ich dich denn sonst auf die Palme bringen, wenn du dir alles von mir gefallen lässt!" Er zwickt mich herausfordern in die Backe und grinst mich an. "Boah! Duuuu....!" Gespielt wütend will ich mich auf ihn stürzen, aber er weicht schnell genug aus und ehe ich das laute "Aaaah!" registrieren kann, liege ich auch schon auf dem Boden, auf mir drauf ein rothaariges Etwas. Nicht der auch noch... Genervt verdrehe ich die Augen und schubse ihn leicht von mir runter. "Gomen Shin, konnte nicht mehr ausweichen..." meint Akiya entschuldigend und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Eigentlich müsste ich mich ja bei ihm entschuldigen... Nicht wegen unserem Sturz. Sondern wegen unserer Freundschaft, die ich damals einfach zerstört habe. Wäre ich zu der Zeit anders gewesen, wäre er vielleicht jetzt an Naos Stelle. Aber ob er das überhaupt noch will...wahrscheinlich nicht...doch das ändert nichts daran, dass es mir leid tut, was ich getan habe... "Akiya...kann ich dich nach der Schule mal kurz sprechen?" frage ich unsicher und er nickt nur verwundert. Sicherlich verwirrt ihn das jetzt. Dass ich plötzlich wieder mit ihm rede, nachdem ich ihn so lange ignoriert habe... Vom Schulgebäude aus erklingt der Schulgong und Nao greift und auf einmal beide am Handgelenk und zieht uns wieder auf die Beine. "Los Leute, wir kommen sonst zu spät!" ruft er lachend, während er uns hinter sich her zieht. Stolpernd folgen wir ihm und ich kann nicht anders als bei seinem und Akiyas glückichem Anblick mich in Gedanken zu fragen, ob das nicht einfach so bleiben könnte... ~ * ~ Die nächsten drei Schulstunden hatte Akiya mehr als genug zum Nachdenken; wobei es in seinen Gedanken meistens nicht um das jeweilige Unterrichtsfach ging... Die Begegnung mit Izumi hatte ihn verwirrt. Er wusste nicht, was er von dem Jungen halten sollte, trotzdem glaubte er ihm. Aber diese Geschichte mit dem Mädchen...Akiya wüsste zu gerne, was es mit ihr auf sich hatte. Warum hatte ihm Izumi nicht gleich gesagt, was das für ein Mädchen war? Und warum war sie überhaupt verschwunden? War sie wirklich an seiner Schule? Akiyas Neugier wurde mit jeder dieser Fragen, die er sich selber stellte, noch größer. Schließlich entschloss er sich, das Thema erst einmal auf sich beruhen zu lassen bis ihm Izumi mehr zu dem Mädchen gesagt hatte. Wenn er nun aber dachte, er hätte nichts mehr zum Nachdenken, dann hatte er sich getäuscht... Shin hatte sich verändert, das konnte er deutlich sehen. In den wenigen Tagen, in denen Nao an ihrer Schule war, hatte er scheinbar das geschafft, was Akiya vergeblich versucht hatte. Und nun wollte Shin mit ihm reden. Was er wohl wollte...? Das einzige, was Akiya auf diese Frage einfiel, war, dass Shin vielleicht wieder mit ihm befreundet sein wollte. Es wäre fast schon ein Wunder...und er wusste nicht, was er dann tun sollte. Shin hatte ihn damals sehr verletzt, als er ihm erklärt, dass ihm ihre Freundschaft nichts bedeutete. Akiya hatte es ihm nicht geglaubt, konnte aber nichts daran ändern, dass der Blonde sich immer mehr von ihm distanzierte und ihn schließlich wie jeden anderen behandelte. Gleichgültig. Er hatte Akiya verletzt wo es nur ging, um ihn von sich zu schieben. Irgendwann hatte er dies auch erreicht... Trotzdem...Akiya dachte nicht, dass er etwas anderes tun könnte, als ihm zu verzeihen, sollte er die Möglichkeit dazu bekommen. Denn egal wie sehr ihn Shin verletzt hatte, für ihn war er immer noch sein bester Freund von damals. Und diese gemeinsame Zeit hatte nichts kaputt machen können. Dies hatte niemand ersetzen können. Ersetzen... Ja, wenn er an seine anderen "Freunde" dachte, dann würde ihm da wahrscheinlich auch bald viel Ärger bevorstehen. Sie hatten es bestimmt satt, dass er ihnen immer versucht hatte klarzumachen, wie blöd sie sich manchmal aufführten. Und wenn er sich wieder mit Shin abgab, dann war er für sie sicherlich gestorben... Also war auch in dieser Hinsicht für ihn im Moment kein Aufatmen. Doch was die Sache mit dem Mädchen betraf...da hatte er eine Idee, was er jetzt schon tun konnte, um sie zu finden. Als der Gong die nächste Pause ankündigte - Akiyas letzte für diesen Tag - beeilte er sich schnell aus dem Klassenzimmer zu kommen. Er lief die überfüllten Gänge entlang, quetschte sich an einer Horde Fünftklässler die Treppe hoch und steuerte dann zielsicher auf ein Klassenzimmer zu, in dem gerade andere aus seiner Stufe Unterricht hatten. Kurz spähte er in den Raum, dann hatte er auch schon zwischen all den Schwarzhaarigen ein braunhaariges Mädchen entdeckt. "Hey Ino!" rief er ihm laut zu und winkte den Angesprochenen zu sich. "Was gibt's Aki?" fragte sie fröhlich, als sie zu ihm kam und lächelte ihn freundlich an. Sayuri Ino war ein eher untypisches japanisches Mädchen. Frech, schusselig, vorlaut und alles andere als zurückhaltend oder schüchtern. Aber durch ihre herzensgute Art und ihre Hilfsbereitschaft mochte sie jeder und sie war fast einstimmig zur Stufensprecherin gewählt worden. Dies war auch der Grund, weshalb Akiya sie nun aufsuchte... "Du, ich bräuchte da deine Hilfe..." eröffnete er ihr unsicher, "ich soll einer der neuen Schülerinnen etwas von unserem Deutschlehrer geben, aber er hat mir den Namen nur schnell gesagt und ich konnte ihn mir nicht merken...Du hast doch sicherlich als Stufensprecherin eine Liste der neuen Schülerinnen...Könntest du mir die bitte leihen? Vielleicht erinnere ich mich, wenn ich den Namen wieder lese...Ich will nicht unbedingt unseren Lehrer noch mal fragen, weißt du..." "Na ja..." sie grinste verschmitzt, "eigentlich darf ich solche Listen ja nicht rausgeben..." "Du hast auch was bei mir gut, bitte!" warf er ein. "Ok...aber nur unter einer Bedingung..." meinte sie und wirkte auf einmal ungewohnt schüchtern. "Du gehst mit mir nächsten Samstag aus, ja?" Zuerst sah er sie total perplex an. Er hatte ja mit allem gerechnet, aber mit dem...Er lächelte und nickte. "Klar, kann ich machen." "Danke!" erwiderte sie daraufhin strahlend und rannte schon wieder zurück ins Klassenzimmer. Als sie zurückkam, hielt sie Akiya ein Blatt unter die Nase. "Morgen krieg ich es aber wieder, sonst bekomme ich noch Ärger, wenn es jemand sucht..." "Ist in Ordnung!" antwortete er lächelnd, "Ich ruf dich dann an wegen Samstag..." Damit drehte er sich um und verschwand wieder in Richtung seines eigenen Kursraumes. Um sich endlich einmal auf den Unterricht zu konzentrieren…oder…um sich noch weitere Gedanken zu machen, als er die Liste betrachtete…. ~ * ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)