Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 33: Und nur Asche ist, was bleibt ----------------------------------------- Lebenslinien Kapitel 33 Autor: Herzfinster Spoiler: Meine Fanfics "Ascended" und "Cursed" Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Naruto und Sasuke schlenderten gedankenverloren durch das Dorf. Tsunade hatte ihnen erlaubt frei umher zu laufen, doch durften sie die Grenzen von Konoha nicht überschreiten. "Sollen wir jetzt einfach warten, bis sie uns wieder gehen lassen?" fragte Naruto. Sasuke zuckte mit den Schultern. "Werden wir wohl müssen..." Sie schwiegen eine Weile. Ihr Weg führte sie wieder an der Akademie vorbei. Narutos blaue Augen wanderten über das Gebäude. "Ich mach mir Sorgen um Kiyoshi..." Sasuke warf ihm einen kurzen Blick zu. "Er sah schlecht aus..." "Hm." Naruto seufzte. "Sakura-chan... kaum zu fassen..." Sasuke schwieg dazu. Er wollte nicht darüber nachdenken. Wenn er es täte, dann... Er würde nur auf dumme Gedanken kommen, irrationale Gedanken, deprimierende... Er konnte nicht verhindern, dass vor seinem geistigen Auge Bilder auftauchten. Sakura - in ihrem eigenen Blut, Naruto - zerrissen und zerfetzt, Kakashi - ... Sasuke schüttelte den Kopf um diese Bilder zu vertreiben. Er wollte das nicht sehen! "Sasuke..." Naruto wies mit einem Nicken nach vorn. Sasuke blickte in die angezeigte Richtung. Einige Meter von ihnen entfernt stand eine Person, Uzumaki Naruto. Er stand mit ausdrucksloser Mine einfach nur da und sah zu ihnen herüber. Naruto und Sasuke waren stehen geblieben. Langsam setzte sich Naruto-kun in Bewegung und kam auf sie zu. "Sasuke hat mir von euch erzählt", sagte er ruhig. "Ihr kommt aus einer anderen Welt..." Naruto nickte. Sein Spiegelbild blieb vor ihm stehen und musterte ihn. "Du bist nicht ich", stellte er tonlos fest. "Kann sein, dass wir uns ähneln, aber... wir sind nicht gleich." Naruto schwieg. "Musst du nicht bei Kakashi sein?" mischte sich Sasuke schließlich ein. Naruto-kun sah ihn mit genauso gefühllosen Augen an wie Naruto. "Er hat uns früher gehen lassen - inoffiziell." Sasuke nickte. "Ja, Kiyoshi sieht schlecht aus, und Sasuke kann mir seiner Hand..." "Blödsinn", unterbrach ihn Naruto-kun. "Seine Hand ist längst wieder in Ordnung." Die Beiden warfen sich verwunderte Blicke zu. "Und wofür dann der Verband?" fragte Sasuke. Naruto-kuns Blick ging zu Boden. "Sasuke redet immer so groß daher... Als würde ihm das alles nichts ausmachen und er wäre so stark... Dabei leidet er noch viel mehr unter allem als Kiyoshi oder ich... Er erträgt den Anblick der Narbe nicht. Sie erinnert ihn an das, was in Kamikakushi geschehen ist..." Naruto blieb der Mund leicht offen stehen. Er musterte Sasuke von der Seite, der eine ausdruckslose Maske aufgesetzt hatte. So etwas hätte Naruto niemals vermutet... Naruto-kun schloss die Augen. "Er gibt sich die Schuld an allem - nicht nur an Sakura-chans Tod, sondern an allem, was passiert ist..." In Sasuke Augen flackerte kurz etwas. "Erzählst du es uns?" fragte Naruto plötzlich mit ungewohnt sanfter Stimme. Sein Spiegelbild musterte ihn kurz, dann nickte er knapp. "Kommt mit." Sie waren Naruto-kun auf die Aussichtsplattform über dem Hokage-Denkmal gefolgt. Er lehnte sich mit den Unterarmen auf das Geländer und lies den Blick über das Dorf schweifen, welches von der langsam untergehenden Sonne in ein rötliches Licht getaucht wurde. "Genauso hat es damals ausgesehen...", meinte er nach längerem Schweigen. "Die Sonne ging unter in einem Licht, als würde sie nie wieder aufgehen... und irgendwie... Sasuke hat wohl geahnt, dass nicht alle von uns sie wieder aufgehen sehen würden..." Sasuke schwieg, rührte sich nicht von der Stelle, während Naruto sich auf eine alte Bank setzte. "Du hast vorhin etwas von Kamikakushi gesagt..." Naruto-kun nickte. "Wisst ihr, was das ist?" "Nein", erwiderte Naruto. Sein Spiegelbild drehte sich um und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen das Geländer. "Kamikakushi war ein Außenposten von Konoha, der eines Tages plötzlich verschwand - und irgendwann genauso plötzlich wieder auftauchte..." Sasuke zog skeptisch die Augenbrauen hoch. "Verschwand?" Naruto-kun nickte. "Wir konnten es auch nicht glauben... und sind gegen Sonnenuntergang hingeschlichen... Sasuke hat versucht uns aufzuhalten - und Sakura-chan auch... Doch wir Idioten sind trotzdem..." Er biss sich auf die Lippen. "Sie wollten uns nicht alleine gehen lassen... und dann..." Zögerlich setzte sich Sasuke neben Naruto. Dies würde eine längere Geschichte werden... "Wir... wir wollten uns nur umsehen, ehrlich... und dann ganz schnell wieder verschwinden..." Naruto-kuns blaue Augen schienen wie in eine andere Welt zu sehen. "Es war wirklich unheimlich dort... alles war dunkel... Kiyoshi schaffte es das Licht einzuschalten - doch auch etwas Anderes schaltete sich ein, völlig ohne unser Zutun." Er stockte, als müsse er nach den passenden Worten suchen. "Die... Wissenschaftler in Kamikakushi forschten an Möglichkeiten Menschen von einem Ort zum anderen zu transportieren..." Sein Blick verdüsterte sich. "Doch sie haben... sich da gewaltig überschätzt! Sie transportierten sich selbst mit dem ganzen Gebäude in eine andere.... eine andere Dimension... und als sie wieder zurückkamen, da... Sie waren alle tot. Die ganze Mannschaft war tot... wir haben nur... Fetzten gefunden..." Naruto verzog das Gesicht, Sasuke zeigte keine Regung. "Doch da war noch etwas anderes... Etwas war mit Kamikakushi geschehen... Der ganze Stützpunkt war... regelrecht zum Leben erwacht - und war hinter uns her... Wir kamen nicht hinaus!" Naruto-kun hatte leicht zu zittern begonnen, während er sprach und auch seine Stimme klang zittrig und schwach. "Ihr hattet sicher Angst...", flüsterte Naruto. Sein Gegenüber schnaufte. "Soll das ein Witz sein?" erwiderte er. "Wir hatten eine Scheißangst! Verdammt, eine Scheißangst! Ich..." Sein Blick huschte unruhig umher und er legte den Kopf in den Nacken. "Ich hab Sasuke noch nie so... fertig gesehen..." Naruto-kun blinzelte heftig, kämpfte offenbar mit den Tränen. "Das war... ich meine... - Er hatte genau solche Angst wie wir, doch... Sasuke als unser ,Teamleiter'... Er hat die ganze Zeit die Fassung bewahrt, versucht uns Mut zu machen und... tat als hätte er alles unter Kontrolle und wir hätten wirklich... wirklich eine Chance... wollte uns nicht spüren lassen, wie hilflos er sich eigentlich fühlte..." Naruto-kun senkte den Blick. Naruto sah Sasuke schweigend von der Seite an, doch dieser erwiderte den Blick nicht. "Ich nehme an, dass Sasuke so spurt, wenn Tsunade pfeift, hängt auch damit zusammen", meinte er stattdessen. Naruto-kun wischte sich mit dem Handrücken über die nassen Augen. "Ja... das stimmt", antwortete er und atmete kurz durch. "Wir... Tsunade hat uns natürlich nicht ohne Strafe einfach gehen lassen... Sie hat uns für die nächsten drei Jahre für die Chu-Nin-Prüfung gesperrt und... Wir sind praktisch auf Bewährung... alle drei..." Narutos Augen weiteten sich. "Bewährung?" Sein Spiegelbild nickte. "Bewährung... - und damit sind wir noch sehr, sehr glimpflich davon gekommen..." Sasuke senkte den Blick. Naruto neben ihm seufzte leise. "Und Kiyoshi gibt sich die Schuld an allem?" fragte er. Naruto-kun zog scharf die Luft ein. "Die Schuld... In gewisser Weise... Wisst ihr, Kiyoshi ist... etwas anders als wir - in so ziemlich jeder Hinsicht..." Sasuke blickte auf. "Wie meinst du das?" Naruto-kun wiegte unschlüssig den Kopf hin und her. "Kiyoshi... Er ist als Ninja nicht so der... Überflieger... Er ist zwar Sasukes Bruder, doch... Er ist eher technisch begabt als in Ninjakünsten..." Naruto sah ihn erstaunt an. "Hä? Trotz des Sharingan? Sasukes Zwilling soll so ne Niete sein?!" Sein Spiegelbild verzog das Gesicht und wich seinem Blick aus. "Ah.... Das ist es ja... Sie sind keine Zwillinge - und eigentlich sind sie auch keine Brüder..." Sasuke und Naruto sahen sich ratlos an. "Wie darf ich das verstehen?" hakte Sasuke nach. "Du sagtest doch selbst..." "Ja. Offiziell ist er Sasukes Bruder, doch... Kiyoshi ist... ein Klon." Sasuke blieb der Mund offen stehen. "Wie...?" "Was?" fragte Naruto. "Ein was?" "Ein... Klon", erwiderte Sasuke. "Er ist eine Kopie von ihm... eine genetische Kopie..." Naruto-kun nickte. "Ja, eine beinah genaue Kopie... Nur hat er das Sharingan nicht, aber das ist auch alles..." Narutos Blick wanderte fragend zwischen Sasuke und seinem Gegenüber hin und her. "Eine... Kopie? Wie? Was? Aber... wieso?" Naruto-kun seufzte und machte eine vage Geste mit der linken Hand. "Das ist... eine lange Geschichte... eine sehr lange, lange Geschichte..." Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust. "Gut. Je eher du anfängst, desto schneller bist du fertig..." Naruto-kun sah ihn an, als hätte Sasuke gerade etwas sehr dummes gesagt, sagte jedoch nichts dazu. "Also schön... Kiyoshi wurde im Auftrag von ein paar weisen Spinnern erschaffen, die schon verdammt lange tot sind. Sie wollten seinen Körper dazu benutzen um ihr... Bewusstsein hinein zu... packen. So wollten sie wieder lebendig gemacht werden, aber wir nahmen ihn mit und... Sasuke hat diesen Typen in Grund und Boden geprügelt..." Sasuke senkte den Blick. Naruto rutschte ein wenig unruhig auf seinem Platz hin und her. "Er sah schlecht aus...", murmelte er. "Weißt du, wo er ist? Vielleicht können wir ihm ja helfen..." Naruto-kun seufzte leise. Ihm helfen? Welch frommer Wunsch... "Falls du dieses abgemagerte, bleiche Skelett meinst, dem seine eigene Haut viel zu weit geworden ist... dann ja. Hinter dir." Überrascht hob Sasuke den Blick und beide drehten sich um. Wie ein Schatten war Kiyoshi hinter ihnen aufgetaucht, sah sie unverwandt an. Naruto sprang auf. "Kiyoshi, hallo..." Sasuke erhob sich etwas langsamer, musterte sein Gegenüber. Aus der Nähe fiel ihm auf, dass er und sein ,Bruder' nicht hundertprozentig gleich aussahen. Kiyoshi hatte kürzeres Haar, welches genauso wirr abstand wie Narutos - doch wohl eher, weil er äußerst ungekämmt aussah - andere Augen als er, größere und ein wenig hellere, wirkte irgendwie schmaler und auch ein wenig größer. Naruto-kun trat von hinten an die Gruppe heran. "Kiyoshi, hast du heute eigentlich schon etwas gegessen? Oder diese Woche überhaupt?" Der Junge sah Naruto-kun schweigend an. Naruto wollte etwas sagen, doch Kiyoshi ging einfach schweigend an ihnen vorbei. Am Geländer blieb er stehen, legte seine Hände darauf. Eine Weile standen sie alle schweigend da, bis Naruto einige Schritte auf Kiyoshi zuging. "Kiyoshi... können wir dir irgendwie... irgendwie helfen?" Kiyoshi rührte sich nicht. Sein Blick ruhte auf Konoha, doch eigentlich sah er das Dorf unter ihnen gar nicht. Naruto fühlte sich unbehaglich. "Ich meine... wir können dir..." "Weißt du, wie es ist, wenn deine Hoffnung stirbt?" fragte Kiyoshi da plötzlich. Naruto hielt inne. Er sah, wie Kiyoshis Finger sich fest um den Handlauf des Geländers schlossen. "Wenn.... du von innen erfrierst und dir nicht mal die Traurigkeit bleibt..." Ein unterdrücktes Schluchzen war zu hören. "Wenn... du selbst und das Leben sind deine größten Feinde...." Naruto-kun machte langsam einige Schritte auf ihn zu. "Kiyoshi..." Dieser schüttelte energisch den Kopf. "Lasst mich!" schluchzte er. "Erzählt mir nichts! Erzählt mir bloß nicht, dass das alles vorbei geht und... das die Zeit alle Wunden heilt... oder die Liebe..." Naruto biss sich auf die Lippen. "Liebe kann vieles...", erwiderte Sasuke ruhig. "Doch manchmal ist Liebe nicht genug..." "Sasuke!" "Er hat doch Recht...", flüsterte Kiyoshi. "Es ist schwachsinnig zu hoffen und zu warten... Es wird nicht besser, nein... nur anders..." Naruto-kun zog scharf die Luft ein. "Hör auf so einen Unsinn zu reden!" erwiderte er. "Hör auf zu reden, als wärst du völlig alleine und keiner wäre da, dem du etwas bedeutest!" "Genau", stimmte Naruto zu. "Du hast deine Freunde! Und deinen Bruder! Und..." Kiyoshi regte sich nicht. "Ihr habt doch keine Ahnung." Er atmete tief durch. "Naruto-kun... Nachdem wir aus dem Krankenhaus kamen... Kakashi musste Sakuras Mutter die Nachricht überbringen... das ihre Tochter tot ist... Ihr... Sie hat so verzweifelt geweint... Wir standen unter dem Fenster..." Er schluchzte laut. "Sie hat uns so ausdruckslos angesehen... Sie hat nichts gesagt, nichts getan, nur... nur geschwiegen... Das war schlimmer als alles andere..." In diesem Moment bemerkte Sasuke eine Bewegung hinter sich und drehte sich um. Sein Spiegelbild näherte sich schweigend der Gruppe. "Kiyoshi..." Kiyoshi drehte sich zu seinem Bruder um. "Es tut mir leid, Nii-san...", sagte er und lächelte traurig. "Aber ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr..." Sasuke-kun öffnete den Mund, sagte jedoch nichts. Hilflosigkeit und Furcht spiegelten sich in seinem Blick wieder. Kiyoshi atmete tief durch. Er hob den Kopf gen Himmel und schloss die Augen. "Sakura... Ich fühl wie du... du bist mein Leben... Und das wird niemals anders sein...." Er breitete die Arme aus und noch bevor irgendjemand reagieren konnte, lies er sich rückwärts über das Geländer fallen. "KIYOSHI!!!" schrie Sasuke-kun und lief auf das Geländer zu. Doch Naruto-kun hielt ihn zurück. "Nein, Sasuke! Tu dir das nicht an..." Sasuke-kun versuchte sich zu befreien, doch sein Freund hielt ihn fest. Zögerlich trat Naruto an den Rand der Plattform heran und warf einen Blick nach unten. Sasuke stand einfach nur da, schweigend, weiß wie ein Laken. "Kiyoshi! Kiyoshi!" schrie Sasuke-kun immer wieder. Er zitterte heftig und hielt sich an seinem Freund fest. "Kiyoshi..." Ein gellender Schrei, geboren aus Schmerz und Verzweiflung entrann seiner Kehle und seine Knie gaben nach. "Sasuke...", hauchte Naruto-kun und Tränen traten in seine Augen. Naruto betrachtete sie traurig. Sasuke stand einfach nur steif da, drehte sich dann auf Absatz um und lief davon. "Sasuke!" rief Naruto und rannte hinterher. Sasuke lief quer durch das Dorf, durch das Tor hinaus. Der wachhabende Shinobi rief ihm etwas hinterher, doch er hörte es nicht. Er rannte einfach weiter. Weiter und weiter, durch den Wald, zurück zu dem verlassenen Haus, ohne anzuhalten, ohne sich umzuschauen. Die Luft schmerzte in seinen Lungen, doch er achtete nicht darauf. "SASUKE!" schrie Naruto hinter ihm, doch auch ihn beachtete er nicht. Er stieß die Tür auf und sprintete die Treppe nach oben. Naruto hastete ihm hinterher in das kleine Zimmer am Ende des Korridors, packte ihn gerade noch am Ärmel, bevor sich Sasukes Hand auf die Spiegelfläche legte. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)